Die Idyllen Von Johann Heinrich Voß. Idylle Als Poetologisches Modell Politischer Lyrik
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http://dx.doi.org/10.18778/7525-820-2 Małgorzata Kubisiak – Lehrstuhl für Literatur und Kultur Deutschlands Österreichs und der Schweiz, Universität Łódź, 90-114 Łódź, ul. Sienkiewicza 21 REZENSENT Andrea Rudolph REDAKTION Elżbieta Marciszewska-Kowalczyk SATZ AGENT PR EINBANDGESTALTUNG Barbara Grzejszczak © Copyright by Uniwersytet Łódzki, Łódź 2013 Alle Rechte vorbehalten Wydane przez Wydawnictwo Uniwersytetu Łódzkiego Wydanie I. 6020/2012 ISBN 978-83-7525-820-2 Wydawnictwo Uniwersytetu Łódzkiego 90-131 Łódź, ul. Lindleya 8 www.wydawnictwo.uni.lodz.pl e-mail: [email protected] tel. (42) 665 58 63, faks (42) 665 58 62 Oprawa i druk: Quick Druk INHALT 1. Einleitung ........................................................................ 5 1.1. Johann Heinrich Voß: ein ‚schwieriger‘ Autor zwischen aufklärerische und klassisch-romantischer Tradition ...................................... 5 1.2. Idyllen als eine ‚schwierige‘ Gattung: Realität versus Idealität ........... 11 1.3. Die politische Dimension der Vossischen Idyllik ........................... 21 2. Die Idyllen von Johann Heinrich Voß im gattungsgeschichtlichen Kon- text .............................................................................. 32 2.1. ‚Unser teutscher Theokrit‘. Die Idyllen von Johann Heinrich Voß und das Vorbild Theokrits ....................................................... 32 2.2. Das antike Muster: Theokrits Eidyllien ................................... 38 2.3. Salomon Geßner: Die Entdeckung der Natürlichkeit im Zeichen The- okrits ........................................................................ 44 2.4. Die frühen Idyllen von Johann Heinrich Voß im Kontext der Dichtung in der Göttinger Zeit ......................................................... 50 2.5. Die Idylle in der Nachfolge Klopstocks: Selmas Geburtstag und Der Morgen ....................................................................... 63 3. Idyllische Praxis: sozialkritische und ‚ländliche‘ Idyllen .................... 71 3.1. Das Landdichter-Projekt: Die Pferdeknechte und Der Ährenkranz (1776) ........................................................................ 71 3.2. Der Bettler (1777) ........................................................... 82 3.3. Das Ständchen (1778) ...................................................... 84 3.4. Der Riesenhügel (1779) .................................................... 91 3.5. Plattdeutsche Idyllen: Der Winterawend [Der Winterabend] (1777) und Die Geldhapers [Die Geldhamsterer] (1778) .............................. 95 3.6. Ländliche Idyllen: Die Bleicherin (1777) und Der Hagestolz (1778) ...103 3.7. Der Abendschmaus (1779) ................................................. 110 4. Die‚ Nachahmung‘ der Antike: Idylle als politischer Raum ...............114 4. 1. Kunst als Erzieherin zur Humanität: Lyrische Gedichte .................... 114 4. 2. Das Vorbild der Antike in bildungspolitischer Praxis .......................122 4. 3. Vossens Bild der Antike am Beispiel der Übersetzungen von Vergils Bukolika (10. Ekloge) .......................................................128 4. 4. Zur Interpretation der Antike: Johann Heinrich Voß in seiner Auseinan- dersetzung mit der Mythologie ..............................................138 4. 5. Johann Heinrich Voß und die Französische Revolution: Zusammen- schluss von Idylle und Politik ................................................148 4 5. Abschluss: Der bukolische Raum als Politikon: Die Idylle Philemon und Baucis .....................................................................170 Anhang ..............................................................................177 Übersetzungen aus Theokrit von Johann Heinrich Voß (Einzelveröffen- tlichungen) .....................................................................177 Übersetzungen antiker Autoren von Johann Heinrich Voß ....................177 Vorbemerkung zur Zitierweise .....................................................178 Literaturverzeichnis .............................................................. 178 Texte und Quellen ...................................................................178 Forschungsliteratur ................................................................. 180 Von der Redaktion .................................................................192 Man sucht einen Gleichgewichtspunkt, in dem das Pastorale die lebhaften Farben der Wirklichkeit annähme, ohne auf seinen klaren Himmel zu verzichten. Jean Starobinski1 1. EINLEITUNG 1.1. JOHANN HEINRICH VOß: EIN ‚SCHWIERIGER‘ AUTOR ZWISCHEN AUFKLÄRERISCHER UND KLASSISCH- ROMANTISCHER TRADITION Johann Heinrich Voß (1751–1826), Schriftsteller, Übersetzer und Philologe, ist einem breiteren Publikum heutzutage fast ausschließlich als Homer-Übersetzer bekannt; Vossens Übertragungen der Odyssee und der Ilias behaupten sich immer noch neben neueren Versuchen, Homer dem deutschen Publikum in einer dem Ori- ginal angemessenen sprachlichen Form bekannt zu machen: Die neueste Homer- Ausgabe in Vossischer Übersetzung – 2010 im Reclam-Verlag Stuttgart erschie- nen und mit einem ausführlichen Nachwort des versierten Voß-Forschers Günter Häntzschel versehen – belegt diesen Tatbestand mit einem kräftigen Akzent.2 Aus dem literarischen Werk Vossens ragen einzelne Texte hervor: Das Kleinepos Lui- se, das Goethe zu seiner Hermann und Dorothea angeregt haben soll3, ist bekannt; 1 Jean Starobinsky: Die Erfindung der Freiheit, Frankfurt a. M. 1988, S. 159. 2 Homer: Ilias. Odyssee, übers. von Johann Heinrich Voß, mit Nachworten von Ernst Heitsch und Günter Häntzschel, Stuttgart 2011. Zu Vossens Homer-Übersetzungen vgl. Günter Häntzschel: Johann Heinrich Voß. Seine Homer-Übersetzung als sprachschöpferische Leistung, München 1977; ders.: Der deutsche Homer im 19. Jahrhundert, in: Antike und Abendland 29 (1983), S. 49–89; Volker Riedel: Ein ‚Grundschatz aller Kunst‘. Goethe und die Vossische Homer-Übersetzung, in: ders.: Literarische Antikerezeption zwischen Kritik und Idealisierung. Aufsätze und Vorträge, Bd. 3, Jena 2009, S. 188–228. Zu Vossens übersetzerischer Praxis vgl. auch: Manfred Fuhrmann: Von Wieland bis Voss: Wie verdeutscht man antike Autoren, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, hrsg. von Christoph Perels, Tübingen 1987, S. 1–22. Eine Bibliographie der Homer-Übersetzungen in der Neuzeit bietet: Hans-Joachim Jakob: Deutsche Homer-Übersetzungen seit der frühen Neuzeit. Bibliographische Übersicht, in: Homer und die deutsche Literatur. Text + Kritik. Sonderband, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold in Zusammenarbeit mit Hermann Korte, München 2010, S. 290–298. 3 Vgl. Friedrich Sengle: „Luise“ von Voss und Goethes „Hermann und Dorothea“. Didak- tisch-epische Form und Funktion des Homerisierens, in: Europäische Lehrdichtung. Festschrift für Walter Naumann zum 70. Geburtstag, hrsg. von Hans Georg Rötzer u. a., Darmstadt 1981, S. 209– 223 [wiederabgedruckt in: Friedrich Sengle: Neues zu Goethe. Essays und Vorträge, Stuttgart 1989, 6 zu den anderen wenigen Ausnahmen zählen die sozial-kritische Anti-Idylle Die Pferdeknechte (1776) und die bürgerliche Idylle Der siebzigste Geburtstag (1781). In der in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzenden Neuentdek- kung der Idylle als Forschungsgegenstand der Germanistik gehört der Autor Voß freilich keinesfalls zu den vergessenen Autoren des 18. Jahrhunderts: Die Neuent- deckung der Gattung geht mit der Neuentdeckung Vossens einher.4 Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kontroversen über sein Werk ein Ende gefunden haben: Voß gilt bis in die neueste Zeit als ein schwieriger Autor: „schwierig sein Umgang (mit S. 49–68]; Heidi Ritter: „So ist […] der Weg zu verfolgen den uns Voß in seiner Luise so schön gezeigt hat.“ Goethe, Johann Heinrich Voß und das homerische Epos, in: Aufklärung und Weimarer Klassik im Dialog, hrsg. von Andre Rudolph und Ernst Stöckmann, Tübingen 2009, S. 147–158; Günter Häntzschel: Idyllisch-bürgerliche Epen homerischer Provenienz, in: Homer und die deutsche Literatur, S. 198–207; Volker Riedel: Zum Antikeverhältnis zweier deutscher Schriftsteller um 1800, in: ders.: „Der Beste der Griechen“ – „Achill das Vieh“. Aufsätze und Vorträge zur literarischen Antikerezeption II, Jena 2002 ( = Jenaer Studien, hrsg. von Günter Schmidt, Bd. 5), S. 107–122. 4 Zur Neuentdeckung der Idylle und der Neuentdeckung Vossens als Idyllendichter gleichermaßen vgl. Renate Böschenstein-Schäfer: Idylle, 2., durchgesehene und ergänzte Aufl., Stuttgart 1977 (zuerst 1967); Gerhard Kaiser: Die Phänomenologie des Idyllischen in der deutschen Literatur, in: ders.: Wandrer und Idylle. Goethe und die Phänomenologie der Natur in der deutschen Dichtung von Geßner bis Gottfried Keller, Göttingen 1977, S. 11–106; ders.: Idyllik und Sozialkritik bei Johann Heinrich Voß, in: ders.: Wandrer und Idylle, S. 107–126 (Erstveröffentlichung in: Literaturwissenschaft und Geschichtsphilosophie, Festschrift für Wilhelm Emrich, hrsg. von Helmut Arntzen u.a., Berlin/New York 1975, S. 302–319); Helmut J. Schneider: Bürgerliche Idylle. Studien zu einer literarischen Gattung des 18. Jahrhunderts am Beispiel von Johann Heinrich Voss, Bonn 1975; ders.: Johann Heinrich Voss, in: Benno von Wiese (Hrsg.): Deutsche Dichter des 18. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk, Berlin 1977, S. 782– 815; ders.: Die sanfte Utopie. Zu einer bürgerlichen Tradition literarischer Glücksbilder, in: Idyllen der Deutschen. Texte und Illustrationen, hrsg. von Helmut J. Schneider, Frankfurt a. M. 1981 (zuerst 1978); ders.: Naturerfahrung und Idylle in der deutschen Aufklärung,