„ERLEBE SOL” Sonntag, 4
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3. ABO-KAMMERMUSIKKONZERT „ERLEBE SOL” Sonntag, 4. Oktober 2020, 11:00 Uhr Rathaussaal Vaduz Werke von Beethoven und Schubert Quartetto di Cremona, Streichquartett: Cristiano Gualco, Violine Paolo Andreoli, Violine Simone Gramaglia, Viola Giovanni Scaglione, Violoncello IMPRESSUM Stiftung Sinfonieorchester Liechtenstein Zollstrasse 16, FL-9494 Schaan Stiftungsrat: Dr. Ernst Walch, Präsident Michael Gattenhof, Vizepräsident Dr. Elena Klien, Vertreterin des Freundeskreises Gabriele Ellensohn-Gruber, Vertreterin des Orchestervorstandes Orchestervorstand: Aleksandra Lartseva, Vertreterin der hohen Streicher Markus Schmitz, Vertreter der tiefen Streicher Adrian Ionut Buzac, Vertreter der Holzbläser samt Harfe Wolfgang Bilgeri, Vertreter der Blechbläser samt Schlagwerk Gabriele Ellensohn-Gruber, Orchestervertreterin Geschäftsstelle des Sinfonieorchesters Liechtenstein: Alemannenstrasse 23, FL-9485 Nendeln Intendant: Dražen Domjanic´ Künstlerisches Betriebsbüro: Florian Thierbach Tel.: 00423 262 63 51 • Fax: 00423 262 63 54 offi[email protected] • www.sinfonieorchester.li Konzeption und Realisation: DraDoVision Est., Nendeln www.dradovision.com Lektorat: Uta Pastowski Druck: Gutenberg AG, Schaan © 2020 Sinfonieorchester Liechtenstein 2 Programmänderung vorbehalten PROGRAMM Ludwig van Beethoven (1770–1827) Streichquartett Nr. 11 in f-Moll, op. 95 (22’) I. Allegro con brio II. Allegretto, ma non troppo III. Allegro assai vivace, ma serioso IV. Larghetto espressivo – Allegretto agitato – Allegro Franz Schubert (1797–1828) Streichquartett Nr. 13 in a-Moll, D 804, op. 29 („Rosamunde“) (38’) I. Allegro ma non troppo II. Andante III. Menuetto. Allegretto IV. Allegro moderato Quartetto di Cremona: Cristiano Gualco, Violine Paolo Andreoli, Violine Simone Gramaglia, Viola Giovanni Scaglione, Violoncello 3 Ludwig van Beethoven (1770–1827) Getauft wurde Ludwig van Beethoven am 17. Dezember 1770 in Bonn, begraben wurde er am 29. März 1827 in Wien. An diesen beiden Orten spielte sich, unter ständigen Wohnungswechseln, sein Leben ab. Bereits in Bonn wurde sein musikalisches Talent ge- fördert. 1782 wurde erstmals ein Werk von ihm gedruckt und 1783 wurde er Mitglied der Hofkapelle. 1792 übersiedelte er mit einem Stipendium seines Dienstherrn, dem Kurfürsten von Köln, zum Stu- dium nach Wien, um „Mozarts Geist aus Haydns Händen zu emp- fangen“. Mit Haydn unzufrieden, nahm er weiteren Unterricht – sogar noch als 30-Jähriger beim Hofkapellmeister Antonio Salieri. Bei dem Geiger Ignaz Schuppanzigh erhielt er Geigenstunden. Entscheidend für seine Karriere wurde die Förderung durch die wichtigsten Wiener Adelsfamilien. Auch wenn sich seine Hoffnung auf eine Anstellung nie erfüllte, verpflichteten sich 1809 Erzherzog Rudolph und die Fürsten Kinsky und Lobkowitz zu einer lebens- langen Rente. Ab 1795 setzte ein Gehörleiden ein, das bis 1819 zur völligen Taubheit führte. Bereits zu Lebzeiten setzte eine reiche Legen- denbildung ein, die ihn einseitig zum heroisch mit dem Schicksal ringenden Genie stilisierte. Seinen Trauerzug sollen 10.000 Men- schen begleitet haben. Franz Grillparzer verfasste die Grabrede und Franz Schubert war einer der Fackelträger. 4 Franz Schubert (1797–1828) Das Leben des am 31. Januar 1797 im Wiener Vorort Lichtental ge- borenen Franz Schubert spielte sich zum grössten Teil im Umkreis von Wien ab. Als Sohn eines Lehrers erlernte er Geige, Klavier und Orgel. 1808 trat er als Sopranist in die kaiserliche Hofkapelle und das dazugehörende Konvikt ein. Als er 1813 aufgrund des Stimm- bruchs die Hofkapelle verlassen musste, unterrichtete ihn Hofka- pellmeister Salieri privat weiter. Um 1810 sind die ersten Kompositionen Schuberts nachweisbar, darunter bereits Streichquartette fürs häusliche Musizieren mit der Familie. Zur Absicherung besuchte er die Lehrerbildungsan- stalt und arbeitete ab 1814 vier Jahre lang als Schulgehilfe seines Vaters. Danach lebte er, vielfach von Freunden unterstützt, als freier Künstler. 1818 und 1824 verbrachte er das Sommerhalbjahr als Musiklehrer bei der Familie Esterházy im heute slowakischen Zeliezovce. Ab 1824 stieg seine Reputation neben der Liedkunst auch in der Instrumentalmusik. Dabei beschritt er harmonisch und formal ei- genständige Wege. Öffentliche Aufführungen nahmen zu, etwa in Amsterdam, Berlin, Hannover und Graz. Am 26. März 1828 bestritt Schubert erstmals ein Konzert ausschliesslich mit eigenen Werken, aber bereits am 19. November verstarb er an einer Typhusinfek- tion. 5 Zum Programm land für grosse Kompositionen erhalten würde.“ Es ist das einzige Streichquartett Neben dem nüchtern kalkulie- Franz Schuberts, das zu seinen renden Geschäftssinn spricht Lebzeiten zur Gänze öffentlich durchaus künstlerische Selbst- aufgeführt wurde: das Streich- reflexion. Beethoven war sich quartett in a-Moll, D 804. Des- bewusst, mit seinem Streich- halb konnte ihm die Leipziger quartett in f-Moll, op. 95, die Allgemeine musikalische Zeitung Konventionen – wieder einmal – nach der Wiener Premiere vom gebrochen zu haben. Die Er- 14. März 1824 attestieren, es fahrung, dass er damit seine sei „als Erstgeburt nicht zu ver- Zeitgenossen überforderte, hatte achten“. Der Rezensent konnte er schon gemacht. Und auch, das Dutzend Vorgänger dieses dass das Publikum dies nicht 13. Quartetts nicht kennen. Sie goutierte. waren nur im privaten Rahmen Bereits im Mai 1814 – mehr als zu hören gewesen. zwei Jahre vor der Drucklegung – Gegen eine Wiederholung die- hatte das Schuppanzigh-Quar- ser Aufführung hätte sich Schu- tett bei seinen beliebten Mor- bert wohl nicht gesträubt. Lud- genmusiken im Wiener Prater wig van Beethoven wünschte dieses elfte Streichquartett Beet- es für sein Opus 95 anscheinend hovens einer breiteren Öffent- anders: „NB. Das Quartett ist lichkeit zu Gehör gebracht. Die für einen kleinen Kreis von Con- Partitur, die Beethoven für diesen noisseurs bestimmt und darf Anlass geschrieben hat, nennt niemals öffentlich aufgeführt als Entstehungsdatum den Ok- werden“, schrieb er im Oktober tober 1810. Zu diesem Zeitpunkt 1816 an Sir George Smart nach lag vermutlich eine Urfassung London. vor. Skizzenbücher zeigen, dass Ein verblüffendes Aufführungs- Beethoven ab Mai 1810 intensiv verbot für ein Werk, das Beet- an dem Werk gearbeitet hat – hoven einen Monat zuvor gleich- für seine Verhältnisse eine er- zeitig in Wien bei Steiner und staunlich kurze Entstehungszeit. in London bei Clementi hatte Wieder typisch für Beethoven: publizieren lassen. Die nächsten Noch 1811 war er damit be- Zeilen des Briefes lassen den schäftigt; tiefgreifende Revisio- gern zitierten Satz aber eher als nen erfolgten für die Aufführung Kniff des gewieften Verkaufs- 1814 sowie für die Drucklegung strategen Beethoven erscheinen: 1816. Das Ergebnis ist das kür- Sollte sich der einflussreiche zeste, konzentrierteste und im englische Dirigent Quartette für Ausdruck radikalste aller 16 öffentliche Aufführungen wün- Streichquartette Beethovens. schen, würde er ihm gelegentlich Es scheint, als sei bei jedem Ar- welche zu diesem Zweck kom- beitsschritt die Musik noch radi- ponieren. Beethoven schliesst: kaler reduziert und aufs Wesent- „Ich erwähne, dass ich gerne lichste eingedampft worden. Kein regelmässige Aufträge aus Eng- langsamer Satz, extrem überlap- 6 pende Strukturen, abrupte Kon- Atmosphäre mit einem elegi- traste – die klassische Formen- schen Thema aus. Doch die Brat- lehre scheint hier ausser Kraft sche bringt mit einer chromati- gesetzt, auch wenn die wichtigen schen Fuge eine gedrückte Stim- Elemente vorhanden sind. Da mung ins Spiel. Ohne Unterbre- endet ein Abschnitt eigentlich chung leitet ein verminderter viel zu früh, gleichzeitig hat der Septakkord zum dritten Satz nächste schon längst begonnen. „Allegro assai vivace, ma serioso“ Und dann gibt es Passagen, die über. Im Manuskript von 1814 gleich mehrere Funktionen im überschreibt Beethoven das gan- regulären Formschema abde- ze Opus 95 als „Quartetto cken. Dazu komprimiert Beet- serioso“ – einer der wenigen hoven im Zuge der Verarbeitung authentischen Werktitel. derart, dass die Motive oft nur Seinen herben Charme bezieht mehr angerissen werden. So ver- das „ernsthafte Quartett“ mög- selbständigt sich beispielsweise licherweise aus wenig aufmun- gleich schon der allererste Schlen- ternden Lebensumständen zur ker des Eröffnungsmotivs – von Entstehungszeit. 1810 heiratete allen vier Instrumenten unisono die schon lange angebetete Jo- in den Raum gestellt – und treibt sephine von Brunswick zum zwei- als beständig brummender Motor ten Mal einen anderen Mann, den ersten Satz an. Zügige Tempi und die frische Bekanntschaft dominieren; das einzig wirklich mit Antonie Brentano weckte Langsame ist die Larghetto-Ein- offensichtlich nicht erfüllbare leitung zum vierten Satz. Aber Hoffnungen. Vor allem aber lern- auch sie löst sich schon nach sie- te Beethoven im März die Fa- ben Takten in ein nervöses Alle- milie seines neuen Hausarztes gretto agitato auf. Dr. Malfatti kennen. Im April Ein weiteres tragendes Element widmete er der 18-jährigen Toch- ist der Umgang mit Kontrasten. ter Therese das Klavierstück „Für Beethoven lässt sie unvermittelt Elise“. Im Mai begann er mit hart aufeinanderprallen. Das ver- Hochzeitsvorbereitungen, doch stärkt den äusserst schroffen Therese Malfatti lehnte seinen Charakter des Streichquartetts, Antrag ab. Diese drei Damen op. 95. Als „vielleicht das un- gelten als potenzielle Adressa- wirscheste Stück, das Beethoven tinnen des „Briefs an die Un- überhaupt geschrieben hat“ wur- sterbliche Geliebte“. Wie dieser de etwa der erste Satz bezeich- Brief