Das Monatsmagazin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion · November 2016

Startups – Wachstumsmotor für Deutschland Abgeordnete der Unionsfraktion auf #startuptour durch Berlin Landleben hat Zukunft Keine Fraktion bekennt sich so sehr zu den ländlichen Regionen wie die Union © Getty Images Inhalt

3 12 19 22 Der Monat Die Themen Die Bilder Die Zahlen Startups – Wachstumsmotor für Deutschland 20 23 4 Die Fraktion Der Gast Die Meinung 16 Engagierte Parlamentarier Roland Jahn zur Aufarbeitung Michael Grosse-Brömer Das Gespräch für starke Kommunen – der SED-Diktatur zum Thema Die AG Kommunalpolitik 5 Glaubensfreiheit im Portrait 23 Die Fakten Impressum 18 21 6 Die Themen Die Antworten 24 Der Brennpunkt Weniger Flüchtlinge Fragen und Antworten zum Das Zitat Gleiche Chancen für die als angenommen Bundesverkehrswegeplan Menschen auf dem Land 2030

6 Keine andere Bundestagsfraktion kümmert sich so sehr um die wirtschaft- liche Zukunft der ländlichen Regionen wie die CDU/CSU-Fraktion. © Getty Images 12 Startups sind ein Wachstumsmotor für Deutschland. Abgeordnete der Unionsfraktion haben eine Reihe von Gründern innovativer

© Getty Images Unternehmen besucht.

18 Die Zahl der Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, nimmt ab. Das zeigt, dass die Maßnahmen zur Begrenzung

© Picture Alliance © Picture des Zuzugs wirken. Der Monat 3

Liebe Leserinnen und Leser,

zentrales Ziel unserer Politik ist es, die Zu- kunftschancen unseres Landes zu sichern. Deutschland muss it bleiben, um sich weiter im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Unser Wohlstand muss immer wieder neu er- arbeitet werden. Der Erfolg von gestern ist kei- ne Garantie für den Erfolg von morgen. Deutschland muss vor allem die Her- ausforderungen der Digitalisierung meistern. Dabei ist mir nicht bange, dass die großen Un- ternehmen den Sprung in das neue Zeitalter

© Laurence Chaperon © Laurence der »Industrie 4.0« schafen werden. Doch eine Führungsposition in den neuen Ferti- Volker Kauder gungsmethoden wird nicht ausreichen. Die Wirtschaft muss die Erfolgsprodukte Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an sich weiterentwickeln. So wird das Auto der Zukunft nicht mehr viel mit dem der Gegenwart zu tun haben. Aber nicht nur die bekannten Flaggschife unserer Wirtschaft sollten spit- ze bleiben. Es müssen möglichst viele neue Unternehmer mit kreativen Ideen hinzukommen. Je ausgeprägter die sogenannte Startup-Szene bei uns ist, desto besser wird sich unsere Wirtschaft auf den Weltmärkten behaupten können. Wir brauchen auch hierzulande viele Silicon Valleys. Vor diesem Hintergrund war es ein wichtiges Signal, dass Abgeordnete un- serer Fraktion kürzlich bei der ersten Startup-Tour eine Reihe von innovativen Firmen besucht haben. In diesem Heft werden Sie Interessantes über die Aktion in Berlin erfahren. Wir wollen diese jungen Unternehmer noch besser unterstüt- zen. Erste Schritte, die Kapitalausstattung der Firmen zu erleichtern, wurden be- reits unternommen. Das andere Schwerpunktthema dieses Magazins widmet sich den ländli- chen Räumen. Deutschland wird nur dann auf der Erfolgsspur bleiben, wenn die ländlichen Räume nicht veröden. Die meisten Menschen leben nach wie vor nicht in den Städten. Deutschlands Stärke war immer darauf zurückzuführen, dass die Wirtschaft über das ganze Land verteilt ist. Unser Ziel ist klar: Es muss auch in den nächsten Jahrzehnten attraktiv sein, auf dem Land zu leben. Vieles – wie zum Beispiel die lächendeckende Breitband-Verkabelung – ist auf den Weg gebracht. Aber der Erhalt von verlässli- chen Strukturen im Gesundheitsbereich und in der Bildung außerhalb der Städte wird eine Daueraufgabe bleiben.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 4 Die Meinung Deutschland braucht starke Nachrichtendienste Kontrolle und Eizienz gehören zusammen

ie Ereignisse der vergangenen Wochen haben er- Doch die Union hat sich immer dagegen gewehrt, nachrichten- neut deutlich gemacht, wie sehr Deutschland auf dienstliche Tätigkeit unter Generalverdacht zu stellen oder Dstarke und handlungsfähige Nachrichtendienste pauschal zu verurteilen. Das wäre auch nicht gerechtfertigt. angewiesen ist. Beim Verfassungsschutz ging der Mit der BND-Reform hat die Koalition in der zurück- entscheidende Hinweis auf den mutmaßlichen Terroristen liegenden Sitzungswoche einen klaren Rechtsrahmen für die Dschaber al-Bakr ein – und zwar von der hierzulande oft ver- strategische Fernmeldeaufklärung geschafen. Die Überwa- teufelten NSA. Ohne eine funktionierende und vertrauensvolle chung der Telekommunikation von ausländischen Staatsbür- Zusammenarbeit mit dem US-Nachrich- gern, die sich nicht in Deutschland aufhal- tendienst hätte in Deutschland ein ver- »Wenn sich Extre- ten, wird künftig durch das Bundeskanzler- heerender Terroranschlag gedroht. amt angeordnet und durch ein neues Aber auch von anderer Seite ist die misten vernetzen, »Unabhängiges Richtergremium« über- Bedrohung unserer freiheitlichen Gesell- prüft. Zugleich haben wir die rechtlichen schaftsordnung gestiegen. Es gibt klare müssen die Dienste Grundlagen für die Kooperationen mit aus- Hinweise darauf, dass sich Russland mit ländischen Diensten geklärt und somit den Geheimdienst-Methoden in den amerika- Paroli bieten.« grenzüberschreitenden Kampf gegen ter- nischen Präsidentschaftswahlkampf ein- roristische Bedrohungen gestärkt. Wenn mischt. Dass der Kreml nicht davor zurückscheut, die Öfent- sich Islamisten und andere Extremisten international vernetzen, lichkeit anderer Länder mit illegal gewonnenen Informationen müssen die Dienste dieser Herausforderung Paroli bieten. zu beeinlussen und zu manipulieren, hat sich auch schon an- Die ebenfalls in der vergangenen Sitzungswoche be- derswo gezeigt. schlossene Reform des Parlamentarischen Kontrollgremiums Angesichts der vielfältigen Bedrohungen von innen und (PKGr) stärkt dieses wichtige Gremium. Für die CDU/CSU-Frak- außen muss der deutsche Rechtsstaat wehrhaft sein. Politik tion gehört beides untrennbar zusammen: die Eizienz der und Polizei sind auf die nachrichtendienstliche Gewinnung von Nachrichtendienste und ihre Kontrolle durch die gewählten Erkenntnissen über die außen-, innen- und sicherheitspoliti- Volksvertreter. Das neu geschafene Amt eines Ständigen Be- sche Lage angewiesen. Gerade in Deutschland trugen die De- vollmächtigten wird als »verlängerter Arm« des PKGr fungieren batten, die von den Enthüllungen Edward Snowdens ausgelöst und nur in dessen Auftrag tätig werden. Zugleich wird der Mit- wurden, oft hysterische Züge. Wo es Missstände oder rechtli- arbeiterstab innerhalb der Bundestagsverwaltung, der das che Lücken gab, musste selbstverständlich gehandelt werden. PKGr bei seiner Arbeit unterstützt, im notwendigen Umfang vergrößert. In kaum einem anderen Land werden die Nachrichten- dienste parlamentarisch so genau kontrolliert wie in Deutsch- land. Das ist wichtig und richtig. Doch im Gegenzug verdienen unsere Nachrichtendienste auch das Vertrauen und die Unter- stützung der Politik. Dafür stehen CDU und CSU.

Michael Grosse-Brömer Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion © Laurence Chaperon © Laurence Die Fakten 5

…die Reform der Erbschaftsteuer Unternehmen und Arbeitsplätze erhält?

Viele Familienunternehmer wollen ih- ren Betrieb für die nächste Generation erhalten und stellen sich mit Sorge die Frage: Was passiert mit meinem Unter- Wussten Sie, dass… nehmen, wenn ich sterbe? Wird es durch die Erbschaftsteuer in seiner Exis- tenz geährdet? Gehen Arbeitsplätze ver- …die Flexi-Rente loren? Diese Unsicherheit ist jetzt vor- bei. und Bundesrat haben kommt? nach langen und schwierigen Verhand- …derzeit rund 3.300 lungen eine Neuregelung der Erbschaft- Auf Initiative der Union hat der Bun- steuer auf den Weg gebracht. Damit ha- destag jetzt die Flexi-Rente beschlos- Bundeswehr-Soldaten ben die Unternehmen endlich wieder sen. Das ist ein schöner Erfolg für die im Auslandseinsatz Planungssicherheit. Fraktion, denn mit der Neuregelung Das Erreichte trägt die Hand- werden gleich mehrere wichtige Ziele sind? schrift der Union. Auch in Zukunft erreicht. Der Übergang vom Arbeitsle- können Unternehmen steuerlich be- ben in den Ruhestand wird sich in Zu- Seit mehr als einem Vierteljahrhun- günstigt an die nächste Generation kunft sehr viel individueller gestalten dert ist der Kalte Krieg vorbei, doch die weitergegeben werden. Voraussetzung lassen als bisher. Niemand muss, aber Welt ist nicht friedlicher geworden. ist, dass der Betrieb über eine be- jeder kann in Zukunft länger berufstä- Für die Bundeswehr sind Auslands- stimmte Mindestzeit fortgeführt wird tig bleiben und seine späteren Ren- einsätze zur Konliktverhütung und und die Arbeitsplätze in einem be- tenansprüche weiter aubessern. Teil- Krisenbewältigung inzwischen fast stimmten Umfang erhalten bleiben. zeitarbeit und Teilrentenbezug zwi- Normalität. Rund 3.300 Soldaten neh- Für größere Vermögen gelten dabei schen dem 63. und 67. Lebensjahr men an 16 internationalen Einsätzen strengere Regelungen. Insbesondere können sehr viel lexibler gehandhabt mit Bündnispartnern und befreunde- ist es gelungen, die der Besteuerung werden als bisher. Das Gesetz bringt ten Nationen teil – die meisten von zugrunde liegende hohe Bewertung damit einen Gewinn sowohl für Ar- ihnen in Afghanistan und im Kosovo, von Unternehmen auf einen realitäts- beitnehmer als auch für Arbeitgeber. viele aber auch im Rahmen ver- gerechten Stand zu bringen. Die von Jedes Mitglied der gesetzlichen schiedener Missionen in Afrika, im Teilen der SPD und den Grünen gefor- Rentenversicherung wird zielgenau Mittelmeer und im Nahen Osten. Neu derten lächendeckenden Steuererhö- darüber informiert werden, welche hinzu kam im Oktober die NATO- hungen wird es nicht geben. Das stärkt Gestaltungsmöglichkeiten es für den Marinemission »Sea Guardian«. die Ertragskraft der Unternehmen und Übergang vom Erwerbsleben in den Die neue Mission, die vom sichert Arbeitsplätze. Was viele nicht Ruhestand gibt und wie sich Verände- NATO-Gipfel im Juli beschlossen wor- wissen: Etwas über die Hälfte der in rungen beim Rentenbeginn auf die den war, dient der Bekämpfung des der Privatwirtschaft beschäftigten Per- inanziellen Leistungen auswirken. internationalen Terrorismus und sonen arbeitet in eigentümergeführ- Weil Anreize zur Frühverrentung ver- des Schleusertums im Mittelmeer. ten Familienunternehmen. Die Re- mieden werden sollen, bleiben Hin- Deutschland beteiligt sich daran mit form der Erbschaftsteuer trägt der Be- zuverdienstgrenzen bei vorgezogenen bis zu 650 Soldaten. Ziel ist es, ein La- deutung, die diese Unternehmen für Altersrenten bestehen. Das Hinzuver- gebild zu erstellen und bei Terrorver- die deutsche Wirtschaft haben, Rech- dienstrecht wird aber wesentlich ver- dacht Schife zu kontrollieren oder zu nung. einfacht. Durch ein präventives Reha- durchsuchen. Die NATO-Schife un- Konzept soll darüber hinaus die Zahl terstützen somit die EU-Mission »So- derjenigen, die frühzeitig in Rente ge- phia«, die ebenfalls dazu dient, den hen müssen, dauerhaft verringert Menschenschmuggel vor der liby- werden. schen und der italienischen Küste zu verhindern. »Sea Guardian« löst die NATO-Operation »Active Endeavour« ab, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ins Leben gerufen worden war.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 6 Der Brennpunkt

Gleiche Chancen für die Menschen auf dem Land Keine Fraktion bekennt sich so sehr zu den ländlichen Regionen wie die Union – Lebensverhältnisse regional stark unterschiedlich

b auf einer Hallig, im Allgäu oder in der Sächsischen Schweiz, ob im Harz, im Bergischen Land oder in einer der vielen anderen Regionen Deutschlands: Mehr als die Hälfte der Deutschen, rund 47 Millionen OMenschen, leben auf dem Land. Etwa 90 Prozent der Fläche Deutsch- lands ist ländlich geprägt. »Der Reiz unseres Landes liegt in seiner Vielfalt«, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, (CDU). »Wer in der politischen Diskussion nur auf die großen Städte setzt, hat den Charakter unserer Heimat nicht verstanden.« Auch das Grundgesetz schreibt eine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in allen Regionen Deutschlands vor – unabhängig davon, ob es sich um städtische Ballungszent- ren oder dünn besiedelte Gebiete handelt. Bund und Länder »Der Reiz Deutsch- sind gleichermaßen verplichtet, diese Gleichwertigkeit so weit wie möglich herzustellen. lands liegt in seiner Keine andere Bundestagsfraktion bekennt sich so klar zu den ländlichen Regionen wie die Abgeordneten von CDU und Vielfalt.« CSU. Dabei ist die Ausgangslage für viele Gebiete unterschied- lich. Manche müssen mit einem starken Bevölkerungsrückgang kämpfen, so dass sich immer drängender die Frage stellt, welche öfentlichen und privaten Dienstleistungen noch in welchem Maße aufrechterhalten werden können. Andere Regionen stehen blendend da – mit einem dichten Netz von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die oft Weltmarktführer sind und für das entsprechende Steueraukommen sorgen. Was machen die wohlhabenden Kommunen anders als die ärmeren? Ist vor allem die geographische Lage ausschlaggebend, die Nähe zu städtischen Bal- lungszentren oder zu guter Verkehrsinfrastruktur? Oder sind es eher politische Entscheidungen in Bund, Land und auf lokaler Ebene, die Wohl und Wehe einer Region bestimmen? Über diese und andere Fragen diskutierte die Fraktion im September mit Fachleuten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. »Star- ke ländliche Räume – heute und in Zukunft«, lautete der Titel des Kongresses. Der Brennpunkt 7

Eine bessere Infrastruktur bringt die ländlichen Regionen voran. © Fotolia

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 8 Der Brennpunkt

Gute Internetverbindungen sind von herausragender Bedeutung

Einigkeit herrschte darüber, dass sowohl für die einzelnen Menschen wie auch für die Unternehmen in einer Region gute Internetverbindungen von herausra- gender Bedeutung sind. Während sich die Telekommunikationsunternehmen in Großstädten einen heftigen Wettbewerb um Kunden liefern, gibt es in vielen Dörfern oft nur schwache Verbindungen ins Netz. »Der Anschluss an moderne Datenautobahnen ist unverzichtbar, um die Wettbewerbsähigkeit der örtlichen Unternehmen zu sichern und um junge Menschen in der Region zu halten«, sagt Fraktionschef Volker Kauder (CDU). »Jede Region muss faire Entwicklungschan- cen haben.«

Um die drohende digitale Spaltung Deutschlands zu verhindern, gibt das von (CSU) geführte Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in dieser Legislaturperiode vier Milliarden Euro für den Breit- bandausbau aus. Von den Unternehmen der Netzallianz kommen jedes Jahr noch weitere acht Milliarden dazu. Bisher wurden nach Angaben des BMVI 120.000 Kilometer Glasfasernetze neu verlegt. Ziel ist es, bis 2018 allen Haus- halten schnelles Internet von mindestens 50 Megabit pro Sekunde zur Ver- fügung zu stellen. Der lächendeckende Breitbandausbau ist auch Vorausset- zung dafür, um Möglichkeiten wie Telemedizin, E-Learning oder E-Government

Fit für die Gigabit-Gesellschaft Schnelle Breitbandnetze lächendeckend ausbauen – Kosten durch Mitnutzung anderer Rohre senken

ur mit flächendeckend ausge- schnelle Internet aus: vom Personen- grammen der Länder kombinierbar ist, bauten schnellen Breitband- nahverkehr über die Gesundheitsversor- kann der Förderanteil auf bis zu 90 Pro- Nnetzen bleibt Deutschland in gung bis zum Bildungswesen. Aber auch zent gesteigert werden. Die Kriterien der digitalen Welt wettbewerbsfähig. Unternehmer, Selbstständige und Krea- für die Vergabe sind transparent. Die Besonders wichtig ist die schnelle tive sind auf leistungsfähige und Zuschläge werden nach einem Punkte- Internetanbindung für die ländlichen schnelle Breitbandnetze angewiesen, system vergeben. Regionen, damit die Menschen dort wenn sie sich auf dem Land niederlassen Mit dem sogenannten DigiNetz- ebenso gut leben und arbeiten können wollen. Neben Erdverkabelung sind sta- Gesetz, das der Bundestag vor der Som- wie in den Städten. Mit einem Förder- bile Funkverbindungen eine gute Mög- merpause verabschiedete, sollen die programm in Höhe von vier Milliarden lichkeit, den Zugang zum Netz zu Kosten für den Ausbau von Hochge- Euro leistet der Bund erstmalig einen gewährleisten. schwindigkeitsnetzen gesenkt werden. erheblichen Beitrag zum Breitbandaus- Bislang ungenutzte öfentliche Versor- bau. Die Kosten des Breitbandausbaus Erste Förderbescheide gungsnetze für Telekommunikation, sollen durch Mitnutzung bestehender bereits vergeben Gas, Strom, Fernwärme und Abwasser und zu verlegender Rohre gesenkt sowie Straßen, Schienen und Wasser- werden. Die ersten Förderbescheide für Netz- wege, Brücken, Häfen und Flugplätze Bis zum Jahr 2018 soll die Grund- ausbauprojekte von Kommunen und sollen so für den Breitbandausbau nutz- versorgung mit einer Übertragungsge- Landkreisen wurden bereits im Früh- bar gemacht werden können. In Neu- schwindigkeit von 50 Megabit pro jahr vergeben. Der Fördersatz beträgt baugebieten und bei Straßenbauarbei- Sekunde im ganzen Land gewährleistet in der Regel 50 Prozent der zuwen- ten müssen Leerrohre für künftige werden. Weiße Flecken auf der Land- dungsfähigen Kosten. Der Höchstbe- Glasfaserleitungen von vornherein ver- karte darf es künftig nicht mehr geben. trag pro Projekt liegt bei 15 Millionen legt werden. Denn gerade das Aufreißen Denn in der Gigabit-Gesellschaft kommt Euro. Da das Bundesprogramm in Höhe der Straßen verursacht rund 80 Prozent kein Daseinsbereich mehr ohne das von vier Milliarden Euro mit Förderpro- der Kosten für den Breitbandausbau. Der Brennpunkt 9

Breitbandversorgung in den ländlichen Räumen im Jahr  Anteil der Haushalte in ländlichen und halbstädtischen Räumen mit Breitbandversorgung nach Übertragungsgeschwindigkeit (in Prozent)

%

Anteil der Haushalte mit mehr als  Mbit/s ,  , % , , , Anteil der Haushalte , mit  – Mbit/s

% , , Anteil der Haushalte , mit  – Mbit/s , , , , , ,

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 , , , , , , , ,  , , , ,

, , ,  , ,  , , , , Quelle: BMVI, TÜV Rheinland Daten- erhebung zur Breitbandversorgung in Deutschland, Stand Mitte ˆ (De‰nition städtisch/ländlicher Raum durch BMEL ˆ), BMEL ˆ

anzubieten. Nur wenn das Internet gut funktioniert, kön- sagt Gröhe. Wenn etwa ein Schlaganfallexperte noch in der nen Behördengänge und Einkäufe per Mausklick erledigt Notaufnahme sofort über eine Videokonferenz für die Be- werden, worauf die Menschen auf dem Land oft ganz handlung zugeschaltet werden kann und direkt überspielte besonders angewiesen sind. Computertomographie-Bilder innerhalb weniger Sekun- den zur Verfügung stehen, kann einem Patienten oft sehr Digitale Revolution im Gesundheitswesen viel schneller und wirksamer geholfen werden als ohne solche Möglichkeiten. Das Anfang des Jahres in Kraft getre- Das gilt auch für die Telemedizin, die nach Überzeugung tene »E-Health-Gesetz« sieht vor, dass zur Förderung der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Telemedizin die telekonsiliarische Befundbeurteilung von gerade für den ländlichen Raum in Zukunft von größter Be- Röntgenaufnahmen ab April 2017 und die Online-Video- deutung sein wird. »Es ist faszinierend, was durch Teleme- sprechstunde ab Juli 2017 in die vertragsärztliche Versor- dizin möglich wird, zum Beispiel bei einem Schlaganfall«, gung aufgenommen werden. Vernetzung, Telemedizin und

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 10 Der Brennpunkt

neue Therapien – Gröhe spricht von einer »digitalen Revolution im Gesund- heitswesen«, von der ländliche Regionen stark proitieren können. Das bereits in der vergangenen Legislaturperiode beschlossene Versorgungsstrukturgesetz sieht zudem vor, dass junge Mediziner besonders gefördert werden, wenn sie sich auf dem Land niederlassen und dort die medizinische Versorgung sichern.

Großes Interesse an Telemedizin Inwieweit können Sie sich vorstellen, die folgenden Verfahren im Krankheitsfall zu nutzen?

Würde ich auf jeden Fall Kann ich mir vorstellen in Anspruch nehmen in Anspruch zu nehmen

Telemedizinische Überwachung des eigenen Gesundheitszustands † ‡† 

Operationen, die von Spezialisten aus der Ferne unterstützt werden † † 

Online-Sprechstunde mit dem Arzt ˆ† † 

Quelle: Bitkom Research, verö entlicht am .., Basis: . Deutsche ab  Jahren

Menschen schätzen die Gemeinschaft auf dem Land

In der Langzeitstudie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirt- schaft »Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel« geben immerhin 90 Prozent der Befragten an, dass sie mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden sind. Als besondere Vorteile des Lebens auf dem Land werden vor allem die Gemeinschaft und das Wohnumfeld aufgeführt. Doch es werden auch Deizite benannt. So empinden mehr als 18 Prozent die Nahversorgungssituation – wie Einkaufs- möglichkeiten und auch die medizinische Versorgung – als unzureichend. Auch das Fehlen von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche wird kritisiert. »Das Herzstück des Landlebens ist der Zusammenhalt und das Engage- ment der Menschen in den Dörfern«, sagt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU). Die Initiative der Menschen vor Ort ist auch unverzichtbar, um die Herausforderungen des demograischen Wan- dels zu meistern. Wenn die Bus- oder Zugverbindung eingestellt wird, weil es zu wenige Fahrgäste gibt, können zum Beispiel örtliche Fahr- »Bauernhöfe sind der gemeinschaften weiterhelfen. Und wenn der Bäcker oder der Lebensmittel-Laden schließt, weil zu wenig Kunden wirtschaftliche Motor kommen, können sich ebenfalls Gruppen bilden, um Ein- käufe für alle zu erledigen. Nummer eins auf »Chancengleichheit zwischen Stadt und Land« ist auch ein zentrales politisches Anliegen von Fraktionsvize dem Land.« Connemann. Sie verlangt, alle Förderprogramme des Bun- des darauf zu durchleuchten, ob sie diesem Anspruch gerecht werden. Als Herzstück des ländlichen Raums sieht sie die landwirt- schaftlichen Höfe. »Diese Branche ist mit allen vor- und nachgelagerten Berei- chen immer noch der wirtschaftliche Motor Nummer eins auf dem Land«, so Connemann. »Unsere Kulturlandschaften werden von unseren Bauern geplegt.« Ihre Familien und ihre nachhaltige Lebensweise seien »eine gesellschaftliche Säule in vielen Dörfern«. Connemann beklagt, dass den Landwirten »die gebüh- rende gesellschaftliche Wertschätzung« versagt wird und landwirtschaftliche Produkte zudem nicht angemessen entlohnt werden. Mit jedem Hof, der auf- geben muss, verliere nicht nur eine Familie ihre Existenz. »Es stirbt ein Stück unserer Identität, unserer Kultur.« Nicht zuletzt deshalb wird die Union weiter alles daran setzen, den ländlichen Raum zu fördern und zu stärken. Der Brennpunkt 11

Der Reiz des ländlichen Raums wächst Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik, , über wirtschaftliche Chancen der ländlichen Regionen

err Liebing, wie kann man die Landlucht stoppen? sorgt für eine nachhaltige Stärkung der wirtschaftlichen Ent- Liebing: Seit 2014 sind Medienberichten zufolge mehr wicklung. Eine Konzentration allein auf Landwirtschaft und HMenschen aus großen oder größeren Städten in den Tourismus reicht nicht aus. ländlichen Raum gezogen als diesen verlassen haben. Ich würde jetzt noch nicht von einer Trendumkehr sprechen. Aber der Reiz Stichwort Energie: Sind Biomasse, Solarfelder oder Wind- der Großstadt scheint zumindest nicht weiter gewachsen zu sein. parks die Zukunft der ländlichen Räume? Wichtig ist, dass im ländlichen Raum attraktive Angebo- Liebing: Die Energiewende bietet den ländlichen Räumen zu- te für eine hohe Lebensqualität vorhanden sind. Damit meine sätzliche Chancen. Sicherlich indet man hier mehr Biogasanla- ich nicht nur Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, eine gen und Windparks als in städtischen Ballungszentren – das gute medizinische Versorgung sowie schnelles Internet oder liegt in der Natur der Sache. Es geht aber um mehr, denn der eine ausreichende ÖPNV-Anbindung. Genauso wichtig ist es, ländliche Raum hat viel mehr zu bieten. Seine Zukunft liegt in ein positives Lebensgefühl zu vermitteln, damit ein »Leben auf einem bunten, lebendigen Mix, in wirtschaftlicher Vielfalt, die dem Land« nicht als Makel, sondern als Bereicherung empfun- getragen wird von einem guten Lebensgefühl. Die Zukunft des den wird. Dabei geht es nicht nur darum, dass man auf dem ländlichen Raums liegt in den Familien und deren Kindern. Wer Land gut wohnen kann. Es geht auch darum zu verdeutlichen, sich als Kind auf dem Land wohl gefühlt hat, ist eher bereit, als dass dort ausreichend Ausbildungs- und Arbeitsplätze zur Ver- Erwachsener wieder aufs Land zu ziehen. fügung stehen. Gerade junge Menschen, die vereinzelt zur Ausbildung oder noch häuiger zum Studium den ländlichen Raum verlassen, können darüber wieder zurückgewonnen werden.

Reichen Landwirtschaft und Touris- mus als wirtschaftliche Standbeine aus? Liebing: Nein, absolut nicht. Der Mittel- stand insgesamt ist ein unerlässliches wirtschaftliches Standbein der ländli- chen Räume – sowohl das Handwerk als auch der Einzelhandel und die Dienst- leistungsunternehmen. Viele mittelstän- dische Unternehmen im ländlichen Raum suchen händeringend Mitarbeiter. Wenn es gelingt, ein attraktives Wohn- umfeld zu schafen, kann man auch freie Arbeitsplätze langfristig besetzen. Das

Ingbert Liebing Vorsitzender der Arbeits- gemeinschaft Kommunal- politik der CDU/CSU-

Bundestagsfraktion Chaperon © Laurence

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 12 Die Themen Startups – Wachstumsmotor für Deutschland Abgeordnete der Unionsfraktion auf #startuptour durch Berlin

Mitarbeiter eines Startup-Unter- nehmens im Großraumbüro Die Themen 13

erlin ist eine der wichtigsten Startup-Metropolen und hätten ein enormes wirtschaftliches Potenzial, sagt Deutschlands und auch Europas. Alle 20 Stunden Schön. Die Union sei sich dieses Potenzials bewusst und wird ein neues Startup gegründet. Die Gründer- wolle sich daher noch intensiver mit der Szene auseinan- Bszene ist dementsprechend vielältig, das wirt- dersetzen. schaftliche Potenzial enorm. Nadine Schön, stellvertreten- Für die Politikerin ist klar: »Startups erkennen Chan- de Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, sieht das so: »Start- cen und nutzen sie. So bringen sie Innovationen hervor, ups gehen mutig neue Wege. Sie sind innovativ; sie sind schafen Arbeitsplätze und sichern Wohlstand. Wir als Poli- schon jetzt ein Wachstumsmotor für Deutschland und der tiker müssen die richtigen Rahmenbedingungen setzen, da- Mittelstand von morgen.« mit unser Land wettbewerbsähig bleibt.« Leitgedanken der In dieser Einschätzung sieht sich die Digitalpolitike- Tour waren daher: Welche Chancen bietet die Digitalisie- rin nach der von ihr initiierten Startup-Tour der Fraktion rung? Wie steht es um den Standort Deutschland? Mit wel- bestätigt. Ende September besuchten zahlreiche Abgeord- chen Herausforderungen haben Gründer zu kämpfen? Wie nete Gründerinnen und Gründer von zehn jungen innova- kann Politik sie unterstützen? Die thematische Spannbreite tiven Unternehmen, um sich über ihre Arbeit auszutau- der besuchten Unternehmen reicht dabei vom Hardware- schen. Startups seien Seismografen des digitalen Wandels Accelerator über Wahlprognosen und E-Health, Mobilität und Finanztechnologie, 3D-Drucker und Landwirtschaft bis zur elektronischen Vermittlung von Kita-Plätzen.

Mit Risikokapital Innovationen fördern

Die Union setzt sich schon lange dafür ein, die Rahmenbe- dingungen für junge und innovative Unternehmen weiter zu verbessern, gerade im Bereich von Venture Capital. Mit Erfolg: Es gibt KfW-Förderdarlehen, Investitionszuschüsse, High-Tech-Gründerfonds und Gründerstipendien. »Der di- »Der digitale Wandel gitale Wandel birgt eine Riesenchance für uns«, ist Nadine Schön überzeugt. Die Politik dürfe sich daher nicht auf den birgt eine Riesen- bereits ergrifenen Maßnahmen ausruhen. »Wir brauchen die Startup-Szene, wenn wir auch künftig erfolgreich sein chance für uns.« wollen, das heißt: digitale Bildung, Bürokratieabbau, mehr Wagniskapital, gute Netzinfrastruktur und insgesamt ein besseres Gründungsklima.« Der CSU-Wirtschafts- und Digitalpolitiker Hansjörg Durz betont: »Deutschland kann mit der digitalen Revolution nur Schritt halten, wenn unsere starke mittelständische Wirtschaft in Innovation und Forschung investiert.« Ihm vermittelte das Unternehmen BigRep eindrucksvoll, wie der 3D-Druck die industrielle Produktion revolutionieren wird. Sein Fraktionskollege (CDU) hob her- vor: »Es ist bemerkenswert, wie junge Unternehmen, die auf moderne Technologien setzen, für Innovation und mehr Wettbewerb in der Branche sorgen.« Gerade diese jungen Unternehmen brauchen Un- terstützung. Daher plädiert die Union beispielsweise für eine Weiterentwicklung der Verlustrechnung bei Körper- schaften. Verlustvorträge aus Startups sollen so nicht mehr verloren gehen, wenn Anteile am Unternehmen veräußert werden. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist in der parlamentarischen Beratung. Nadine Schön und der digi- talpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, , sind sich einig: »Diese Erleichterung beim Venture Capital wäre ein großer Durchbruch in der Start- © Getty Images Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 14 Die Themen

Innovative Ideen entstehen oft in Teamarbeit. © Getty Images

up-Finanzierung und ein wichtiges »Das automatisierte Fahrt mit einem Shuttlebus per App, Signal für den Gründungs- und Digi- werden abgeholt und teilen sich den talstandort Deutschland.« Fahren wird den Bus mit anderen Fahrgästen. Ein Al- Die Digitalisierung durch- gorithmus berechnet den schnellsten dringt auch den für Deutschland Verkehr grundlegend Weg durch die Stadt – das spart Zeit. wichtigen Verkehrssektor. »Die Mobi- Im Bereich der Elektrofahrzeu- lität der Zukunft wird bahnbrechende verändern.« ge ist die nach wie vor dünne Ladein- Veränderungen mit sich bringen«, ist frastruktur problematisch. Hier bietet Thomas Jarzombek (CDU) überzeugt. »Das automatisierte das Startup Ubitricity eine Lösung an: Strom soll überall dort Fahren etwa wird den Verkehr grundlegend verändern.« getankt werden können, wo sich Systemsteckdosen instal- Jarzombek besuchte das Mobilitäts-Startup Allygator Shut- lieren lassen, zum Beispiel in Straßenlaternen. Dafür haben tle. Die Gründer wollen mit ihrem Fahrdienst attraktive Alter- die Gründer ein intelligentes Ladekabel entwickelt, das die nativen zum eigenen Auto bieten. Passagiere bestellen ihre Strommenge beim Laden genau erfasst und abrechnet. Für Die Themen 15

junge Unternehmen sei es oft schwie- rig, den regulatorischen Dschungel zu durchblicken, erklärte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses Digitale »Wir brauchen Agenda, (CDU), nach dem Termin und forderte, Politik und Startups dürften sich bei der Lösung mehr Gründergeist« von gesellschaftlichen Herausforde- rungen nicht gegenseitig blockieren: Die stellvertretende Vorsitzende der »Hier sind wir als Politik gefragt, um Entwicklungen anzuschieben.« CDU/CSU-Bundestagsfraktion,

Flächendeckender Ausbau des Nadine Schön, zum Thema Startups schnellen Internets

Wie Digitalisierung im Agrarbereich rau Schön, die Startup-Tour der Unionsfraktion geht auf Ihre Initi- aussieht, das sogenannte Smart Far- Fative zurück. Welche Bilanz ziehen Sie nach der Tour? ming, zeigte das Startup trecker.com. Schön: Es ging ja darum, Politiker näher mit der Startup-Szene zusam- Trecker.com will die Landwirtschaft menzubringen und einen intensiven Austausch über Chancen sowie Herausfor- digitalisieren und so eine Leistungs- derungen der Branche zu ermöglichen – das ist gelungen. Die Abgeordneten steigerung generieren. Klar ist jedoch: waren zudem durchweg begeistert von der Innovationskraft der Gründerinnen Hierfür braucht es im ländlichen und Gründer. Raum lächendeckend schnelles In- ternet. Der Digitalpolitiker Maik Beer- Die Rahmenbedingungen für Startups haben sich bereits verbessert. mann (CDU) erklärt dazu: »Damit es Was muss noch geschehen – für Startups, aber auch grundsätzlich im hier vorangeht, hatte sich die Union Hinblick auf die Digitalisierung? bereits bei der Konzeption des Bun- Schön: Für die Digitalisierung müssen wir den Weg zur Gigabit-Gesellschaft eb- des-Förderprogramms zum Breit- nen. Das erfordert eine leistungsfähige Infrastruktur. Der Bund investiert dafür bandausbau für eine verstärkte Förde- allein in dieser Legislaturperiode vier Milliarden Euro. Wir müssen außerdem rung des Netzausbaus im ländlichen die Digitalkompetenz der Menschen stärken. Das fängt bei den Schülern an, Raum eingesetzt.« hört aber im Erwachsenenalter nicht auf – Digitalisierung erfordert lebenslan- Gründer wagen viel und müs- ges Lernen. Viele Gründer beklagen hohe bürokratische Hürden, hier sollte das sen daher auch den Mut zum Schei- Prinzip »One-Stop-Shop« unser Ziel sein – also die Möglichkeit für Gründer, alle tern haben. Das sei jedoch schwierig bürokratischen Erfodernisse an einer Stelle erledigen zu können. für jemanden, der beispielsweise Ver- antwortung für Kinder trägt, indet Wie steht es aus Ihrer Sicht um den Standort Deutschland? die Familien- und Digitalpolitikerin Schön: Deutschland ist mittlerweile ein attraktiver Standort für internationale Christina Schwarzer (CDU). »Wir müs- Inves toren. Unternehmen fehlt es in der Wachstumsphase aber häuig noch am sen viele Instrumente zur Vereinbar- nötigen Venture Capital. Hier müssen wir besser werden. Das Bundesinanz- keit von Familie und Beruf noch bes- ministerium plant einen ser auf Gründer ausrichten. Das ängt zehn Milliarden schweren beim Elterngeld an und hört bei einer »Tech Growth Fund« für lexiblen Kinderbetreuung noch lange Gründer, das wäre ein Quan- nicht auf.« tensprung. Unsere Gesell- Konkrete Hilfe im Familienall- schaft braucht aber vor tag bietet Little Bird. Das Startup hilft allem mehr Gründergeist. bei der Vermittlung von Betreuungs- Wir müssen den Mut zum plätzen. »Little Bird entlastet die Gründen und zum Wieder- Kommunen und gibt ihnen gleichzei- aufstehen, zur zweiten tig neue Analysemöglichkeiten an die Chance, honorieren. Hand. Eltern wiederum proitieren von einem einfachen System, das den Stress bei der Suche nach einem Betreuungsplatz deutlich reduziert«, resümiert der Digital- und Rechtspoli- Nadine Schön tiker (CDU) nach sei- Stellvertretende Vorsitzende

ner Tour. Wichtig sei dabei, dass auch © Ole Westermann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion die Digitalisierung der Verwaltung vorangetrieben werde.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 16 Das Gespräch

»Öfentlicher Druck hilft« Der Vorsitzende des Stephanuskreises, Heribert Hirte, über den Einsatz für Glaubensfreiheit

rstmals hat die Bundesregierung einen Bericht zur Glaube einen wichtigen Platz im Leben. Mit dem Bericht haben weltweiten Lage der Religions- und Weltanschau- wir nun erstmals von der Bundesregierung das Zepter in die ungsfreiheit vorgelegt. Auf 72 Seiten legt sie dar, wie Hand gelegt bekommen, um selbstbewusster für die Religions- und wo Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt, be- freiheit einzutreten – nicht nur im Bundestag, sondern auch in Edroht oder bedrängt werden. Im September befasste sich der den persönlichen Gesprächen, die wir Abgeordnete weltweit Bundestag damit. »Fraktion direkt« sprach nun mit dem Vorsit- führen. zenden des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion, Heribert Hirte, über die Bedeutung der Religionsfreiheit. Sind Sie zufrieden mit dem, was die Bundesregierung vorgelegt hat? Herr Hirte, die Initiative zu dem Bericht ging von der Hirte: Ich inde schon, dass der Bericht einen Mehrwert bietet. CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus. Wozu braucht es Anders als die bekannten Länderanalysen des US-Außenminis- diese umfassende Analyse, wenn das Problem doch be- teriums oder des christlichen Hilfswerks Open Doors beschreibt kannt ist? dieser Bericht anhand verschiedener Kategorien, wie die Reli- Hirte: Das Problem mag bekannt sein, es wird aber meiner Mei- gionsfreiheit weltweit eingeschränkt wird. Allerdings würde ich nung nach unterschätzt. Nur weil Religion hierzulande immer mir wünschen, im nächsten Bericht mehr über die Situation weniger Bedeutung hat, wäre es falsch anzunehmen, das sei von Christen zu lesen. Das wäre für unsere Arbeit im Stepha- überall in der Welt so. Bei den meisten Menschen hat der nuskreis der CDU/CSU-Fraktion hilfreich.

Pakistanische Christen protestieren gegen die Zerstörung christlicher

© Picture Alliance © Picture Straßenzüge in Islamabad. Das Gespräch 17

Der Stephanuskreis

Der seit 2010 bestehende Stephanuskreis ist ein überkon- fessionelles Gesprächsforum innerhalb der CDU/CSU-Frak- tion. Er tritt für Toleranz und Religionsfreiheit ein und küm- mert sich um die Situation verfolgter Christen in aller Welt. Benannt hat er sich nach dem ersten christlichen Märtyrer, dem sowohl Katholiken als auch Protestanten gedenken. Der Stephanuskreis steht allen Abgeordneten der CDU/CSU- Bundestagsfraktion ofen. Derzeit umfasst er 88 Mitglieder.

In erster Linie bietet der Stephanuskreis Betrofenen ein Forum, um von ihren Erfahrungen und Problemen zu berich- ten. Darüber hinaus können Nichtregierungsorganisationen und Hilfswerke ihre Arbeit vorstellen, unabhängige Exper- ten ihre Erkenntnisse darlegen. Die daraus entstehenden Initiativen ließen in die parlamentarische Arbeit der Frak- tion ein.

Heribert Hirte Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion © Tobias Koch © Tobias

Religionsfreiheit ist nicht das einzige Menschenrecht, Hirte: Absolut. Herrschte auf der Welt mehr Religionsfreiheit, das viele Staaten ihren Bürgern verwehren. Warum le- gäbe es weniger Flucht und Vertreibung. Bundesentwicklungs- gen Sie darauf ein besonderes Augenmerk? minister Gerd Müller hat neulich wieder betont, dass Religio- Hirte: Wenn wir uns für die Religionsfreiheit stark machen, nen wichtige Partner in der Entwicklungspolitik sind. Ohne heißt das nicht, dass wir andere Menschenrechte wie die Mei- Frieden unter den Religionen gibt es keinen Frieden unter den nungsfreiheit links liegen lassen. Im Gegenteil: Überall dort, wo Nationen. die Menschen nicht frei ihre Religion leben können, sind auch andere Menschenrechte eingeschränkt. Der Glaube an einen Was können Parlament und Regierung oder gar einzel- Gott oder an sonst irgendeine spirituelle Kraft ist so persönlich, ne Politiker tun, um den Betrofenen zu helfen? ist so essenziell, dass dieses Recht im Hirte: Unsere Wafe ist das Wort. Das wahrsten Sinne des Wortes das Herz- »Glaubensfreiheit heißt, wir Abgeordnete schreiben stück unserer Freiheitsrechte ist. Appelle an Regierungen, die die Religi- ist das Herzstück der onsfreiheit missachten, wir machen in Was sind die Ursachen dafür, dass den Medien auf das Thema aufmerksam es um die Religionsfreiheit welt- Freiheitsrechte.« und wir stehen im engen Austausch mit weit immer schlechter bestellt ist? christlichen Glaubensgemeinschaften Hirte: Es ist eindeutig eine Rückkehr zu totalitären Regimen zu aus verschiedenen Ländern. Vor zwei Jahren haben sich Parla- erkennen. Diese Regime versuchen, der einen religiösen Wahr- mentarier unterschiedlichster Parteien und Glaubensrichtungen heit zum Durchbruch zu verhelfen, indem sie die Menschen aus rund 60 Ländern zu einem Netzwerk zusammengeschlos- einfach zwingen, sich zu ihr zu bekennen. Anhänger einer sen, das bereits zwei Kongresse zur Glaubensfreiheit veranstal- anderen Religion – wie zum Beispiel Christen – werden in die- tet hat: vergangenes Jahr in New York und dieses Jahr auf Ein- sen Ländern oft mit der politischen Opposition gleichgesetzt. ladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der CDU/ Aber nicht nur staatliche Akteure, auch gesellschaftliche Grup- CSU-Fraktion in Berlin. pen versuchen, die Religion zu instrumentalisieren, um die Auf EU-Ebene haben wir mit Jan Figel seit kurzem einen Son- nationale Identität in ihrem Sinne zu bestimmen. derbotschafter für die Religions- und Glaubensfreiheit. Auch das ist ein wichtiger Schritt. Öfentlicher Druck von allen Seiten Religiöse und ethnische Auseinandersetzungen vermi- hilft! Kein Staat der Welt möchte ewig am Pranger stehen. schen sich in einzelnen Ländern. Setzen Sie mit der Glaubensfreiheit den richtigen Hebel an?

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 18 Die Themen Weniger Flüchtlinge als angenommen Bundesinnenminister legt Zahlen für 2015 und 2016 vor – Maßnahmen zur Begrenzung des Zuzugs wirken

ie Zahl der Flüchtlinge, die seit 2015 nach . Die Einführung eines gemeinsamen IT- Deutschland gekommen sind, liegt niedriger als Systems von Bund und Ländern zur Registrierung der Asyl- zunächst angenommen. Bundesinnenminister suchenden habe hierfür die Grundlage geschafen. DThomas de Maizière gab Ende September be- Die Personalien jedes Flüchtlings, der die Grenze kannt, dass im vergangenen Jahr 890.000 Schutzsuchende nach Deutschland passiert, speist die Bundespolizei in das nach Deutschland gekommen sind. 2016 sind es bislang System ein. Von den 890.000 Flüchtlingen, die 2015 hier rund 210.000 Personen. Das zeigt, dass die Maßnahmen der ankamen, wurden laut Bundesinnenministerium 600.000 Koalition zur Begrenzung des Zuzugs Wirkung zeigen. inzwischen erkennungsdienstlich behandelt. Von ihnen gibt es neben einem Lichtbild auch einen Fingerabdruck, der mit den Daten der Sicherheitsbehörden abgeglichen werden kann.

Auswertung von Mobiltelefonen gefordert

Stephan Mayer unterstrich, dass es mit der Registrierung al- leine nicht getan sei. »Viele der zu uns kommenden Perso- nen verfügen nach eigenen Angaben über keine Ausweispa- piere.« Selbst wenn Identitätsdokumente vorhanden seien, gebe es bislang wenig Möglichkeiten, die Angaben zu verii- zieren. »Daher ist nach wie vor eine umfassende Sicher- heitsüberprüfung aller bereits zu uns gekommenen und noch zu uns kommenden Personen erforderlich«, sagte er. Das schließe auch die Auswertung der Mobiltelefone ein, die anders als Ausweispapiere oftmals vorhanden seien. Dass es unerlässlich ist, Flüchtlinge, die mit krimi- nellen Absichten nach Deutschland kommen, herauszuil- tern, zeigt der Fall des mutmaßlichen IS-Terroristen Dscha-

© Picture Alliance © Picture ber al-Bakr. Er war von den deutschen Sicherheitsbehörden aufgespürt worden, konnte aber zunächst entkommen. Ein Polizist befragt einen Flüchtling mit Hilfe einer Dolmetscherin. Später wurde er von syrischen Flüchtlingen an die deut- schen Behörden ausgeliefert und erhängte sich dann in sei- ner Zelle. Gleichwohl sind die Zahlen zu hoch, wie der stellvertreten- Der CDU-Innenpolitiker verlangte de Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan eine strengere Überprüfung der Menschen, die aus Kriegs- Harbarth, betonte. Eine Situation wie im vergangenen Jahr gebieten nach Deutschland kommen und deren Vergangen- dürfe sich nicht wiederholen, mahnte er. heit unklar ist. »Wir möchten wissen, ob sie möglicherwei- Ursprünglich war man von 1,1 Millionen Flüchtlin- se an Verbrechen in ihrem Heimatland beteiligt waren oder gen für das Jahr 2015 ausgegangen. So viele Schutzsuchen- welcher Kriegspartei sie vielleicht angehört haben.« Dies de wurden im Erfassungssystem der Bundesländer, dem lasse sich mithilfe des Verfassungsschutzes deutlich besser sogenannten Easy-System, registriert. Da die Länder und ermitteln, als wenn die lokale Polizei alleine Nachfor- Behörden aber nicht untereinander vernetzt waren, wur- schungen anstellen müsse. den Menschen mehrfach gezählt. Auch wurde nicht erfasst, In diesem Zusammenhang begrüßte Mayer die wenn Flüchtlinge in andere EU-Länder weiterreisten. Ankündigung der EU-Kommission, im November einen Die Unionsfraktion begrüßt, dass es nun Klarheit Vorschlag für ein europäisches Reiseinformations- und über die Flüchtlingszahlen gibt. »Wir sind beim Ordnen der Genehmigungssystem vorzulegen. Nur so könnten die Lage einen guten Schritt vorangekommen«, erklärte der in- Sicherheitsbehörden lückenlos feststellen, wer in den EU- nenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Schengen-Raum ein- und wieder ausreist. KolumnentitelDie Bilder 19

Pilgerreise nach Armenien

Der Kardinal-Höfner-Kreis und sein Vorsitzender Karl Schiewer- ling besuchten mit Prälat Karl Jüsten Anfang Oktober das älteste christliche Land der Welt: Armenien. Die Bundestagsabgeordne- ten pilgerten zum Kloster Geghard, das zum UNESCO-Weltkultur- erbe gehört. In der Hauptstadt Eriwan trafen die Bundestagsabge- ordneten den Staatspräsiden- ten, den Parlamentspräsiden- ten und den Außenminister. Mit dem Dekan der theolo- gischen Fakultät, Bischof Anuschawan Zhamkochyan (Bild Mitte), diskutierte der Kreis über die Armenier-Reso- lution des Deutschen Bundes- tages und die Rolle der Staats- kirche in Armenien.

Grenzer- fahrungen © Friederike Frücht © Friederike Der Erste Parlamenta- rische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundes-

tagsfraktion, Michael © Joachim Riecker Grosse-Brömer, war Anfang Oktober zu politischen Gesprächen in Südkorea Deutsch-japanische und hat dabei auch die Grenze zu Nordkorea in Panmun- Freundschaft jeom besucht. Das Foto zeigt ihn vor einem Grenzzaun mit Fraktions- und Botschaftsmitarbeitern und einem Schwei- Der Fraktionsvorsitzende Volker Kauder hat bei zer General der neutralen Beobachterkommission, die die seinem letzten Besuch in Japan im März 2016 Einhaltung des Wafenstillstands zwischen Süd- und Nord- zwei Studentinnen und zwei Studenten der priva- korea überwacht. ten christlichen Kwansei Gakuin University in der Nähe von Osaka für zwei Wochen als Gäste der Fraktion nach Berlin eingela- den. Die vier Studenten bekamen Einblick in die Arbeitsweise der Fraktion und trafen zahlreiche Politi- ker. Bundeskanzlerin nahm sich am Rande einer Fraktionssitzung Zeit für ein Gruppenfoto mit den Studenten. © Tobias Koch Koch © Tobias

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 20 Die Fraktion Engagierte Parlamentarier für starke Kommunen 57 Prozent aller Unionsabgeordneten sind Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik

Mitglieder der AG Kommunalpolitik im Gespräch. V.l.n.r.: , Barbara Woltmann, Ingbert Liebing, Jörg Hellmuth und

In engem Kontakt mit Spitzenverbänden

Kommunalpolitische Kompetenz ist für die CDU/CSU-Fraktion von zentra-

© Steven Rösler © Steven ler Bedeutung. Diese Kompetenz zu bündeln gehört zu den Hauptaufga- tarke Kommunen sind die Grundlage für ein star- ben der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik. Sie steht kes Deutschland. Kommunale Selbstverwaltung dabei in engem Kontakt zu den kommunalen Spitzenver- gewährleistet eine hohe Lebensqualität für alle bänden, der Kommunalpolitischen Vereinigung von CDU SMenschen in unserem Land. Wenn die kommuna- und CSU (KPV) sowie anderen interessierten und interes- len Strukturen funktionieren, so bringt das Stabilität, santen Verbänden und Gruppen. Wohlstand und Sicherheit. Um die Anliegen der Städte, Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion setzt sich dafür Landkreise und Gemeinden kümmert sich auf Bundes- ein, dass die Belange der Kommunen ausreichend in den ebene die Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik der CDU/ Vorhaben des Bundes berücksichtigt werden. Durch die CSU-Bundestagsfraktion. breite personelle Verankerung der Arbeitsgemeinschaft 184 Abgeordnete und damit über 57 Prozent der Par- Kommunalpolitik in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ge- lamentarier der Unionsfraktion sind Mitglieder der Ar- lingt es, die verschiedenen Facetten kommunalpolitischer beitsgemeinschaft. Sie wird geleitet von Ingbert Liebing Bezüge der Bundespolitik efektiv in die tägliche Arbeit der aus Schleswig-Holstein und seinem ersten Stellvertreter parlamentarischen Beratungen zu integrieren. Dies unter- aus Bayern. Weitere stellvertretende Vorsitzende streicht eindrucksvoll die Bedeutung, die die Kommunen sind Christian Haase, Eckhard Pols, und und ihre Belange auch für die Bundesebene haben. Carola Stauche. Auch in der 18. Wahlperiode des Deutschen Bundes- Mehr Rückhalt im Wahlkreis tages waren und sind viele Aufgaben zu bewältigen, die durch Einsatz für die Kommunen direkte, aber auch indirekte Auswirkungen auf die Kommu- nen haben. Dabei geht es nicht nur um inanzielle Ent- Die AG Kommunalpolitik sorgt mit eigenen Initiativen und lastung und Unterstützung durch den Bund sowie die För- bei Initiativen anderer für die Berücksichtigung der kom- derung kommunaler Investitionen. Der Strauß an Themen munalen Belange in allen Fraktionsgremien, Ausschüssen ist bunt und vielältig: von der Umsetzung der Flüchtlings- und im Plenum des Deutschen Bundestages. Sie leistet da- politik vor Ort über energiewirtschaftliche Aspekte und mit einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsähigkeit der umweltpolitische Belange bis zu sozialpolitischen Fragen. Kommunen und somit auch für den Rückhalt eines jeden Darüber hinaus geht es um den Ausbau der Breitbandver- Abgeordneten in seinem Wahlkreis. sorgung in den Kommunen sowie um Leitlinien einer Die kommunalen Themen sind bei der CDU/CSU- nachhaltigen Siedlungspolitik, um die Besteuerung inter- Fraktion in guten Händen. Die Mitgliedschaft in der kommunaler Zusammenarbeit und die sozialrechtliche Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik ist kostenfrei, aber Behandlung von Aufwandsentschädigungen aus kommu- nicht umsonst. Im Gegenteil: Sie zahlt sich mehrfach aus. nalem Ehrenamt. DieKolumnentitel Antworten 21

Eine Milliardenspritze für die Verkehrsnetze Fragen und Antworten zum Bundesverkehrswegeplan 2030

Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) alle zehn Jahre erstellte Bundesver- Grundsätzlich hat der Erhalt von Ver- ist das zentrale Element der Infrastruk- kehrswegeplan mit seinen Ausbauge- kehrswegen Vorrang vor Neubaupro- turplanung des Bundes. Mit ihm wer- setzen für Fernstraßen, Schienenwege jekten. In solche Erhaltungsmaßnah- den die Weichen für die Modernisie- sowie Wasserstraßen. men werden daher gut 141,4 Milliarden rung der Verkehrswege und ihre Euro investiert, also rund 69 Prozent. Vernetzung bis 2030 gestellt. Der Plan Welche Kernziele werden verfolgt? Beim BVWP 2003 waren es noch 56 umfasst rund 1.000 Projekte und hat Nach dem BVWP müssen Investitions- Prozent. Vom Investitionsvolumen in ein Volumen von rund 269 Milliarden mittel dorthin ließen, wo sie die größte Höhe von 98,3 Milliarden Euro für den Euro. Nach einer breiten Beteiligung Gesamtwirkung entfalten. Im Wesentli- Aus- und Neubau gehen 50,9 Milliar- der Öfentlichkeit wird nun das Parla- chen geht es darum, die Mobilität im den Euro (52 Prozent) in die Straße, ment die Projekte in den Bereichen Personenverkehr – auch in ländlichen 42,5 Milliarden (43 Prozent) in die Fernstraßen, Schienen sowie Wasser- Regionen – zu erhöhen, den Güterver- Schiene und 4,9 Milliarden (5 Prozent) straßen verbindlich festlegen. kehr leistungsfähiger zu machen, die in die Wasserstraßen. Verkehrssicherheit zu verbessern und Warum ist der BVWP 2030 zugleich Klima-, Umwelt- sowie Lärm- Wie wurde die Öfentlichkeit so wichtig für Deutschland? schutz zu gewährleisten. Die Mittel ste- einbezogen? In Deutschland hängen Wachstum und hen sowohl für Erhalt und Ersatz der Erstmals wurde die Öfentlichkeit an Wohlstand eng mit einer guten Ver- bestehenden Infrastruktur als auch für der Erstellung des Plans umfassend kehrsinfrastruktur zusammen. Das Ausbau- und Neubauprojekte zur Ver- beteiligt. Jeder Bürger hatte die Mög- ständig wachsende Verkehrsaufkom- fügung. Finanz- und Projektvolumen lichkeit, sich auf den Webseiten des men und die Entwicklung hin zu einem müssen immer in einem soliden Ver- Bundesverkehrsministeriums über die digitalisierten Verkehrssektor erfordern hältnis zueinander stehen. geplanten Projekte zu informieren. jedoch eine grundlegende Modernisie- Rund 40.000 Stellungnahmen von Bür- rung der Infrastruktur. Die öfentlichen Wie verteilt sich das gern und Organisationen gingen beim Mittel, die dafür bereitstehen, müssen Investitionsvolumen? Ministerium ein. Nach ihrer Auswer- verantwortungsvoll eingesetzt werden. Das Finanzvolumen des BVWP 2030 tung wurde der Plan entsprechend Es gilt also herauszuinden, welche Ver- umfasst laut Kabinettsbeschluss vom überarbeitet. Im Herbst entscheidet das kehrsinvestitionen am sinnvollsten und August 269,6 Milliarden Euro – der Parlament verbindlich über alle Stra- am dringendsten sind. Das entspre- jährliche Bedarf wird voraussichtlich ßen-, Schienen- und Wasserstraßenpro- chende Instrument hierfür ist der etwa rund 15 Milliarden Euro betragen. jekte des Bundes bis zum Jahr 2030.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 22 Die Zahlen Der deutschen Wirtschaft geht es gut. Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizie- ren ein Wachstum von 1,9 Prozent für dieses Jahr. Das wäre das größte Plus seit 5 Jahren. Dieses wiederum ist Garant für eine stabile Beschäftigungslage. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind im August 43,74 Millionen Menschen erwerbs- tätig gewesen, 506.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Arbeitslosen ist im September laut Bundesagentur für Arbeit kräf- tig gesunken auf 2,6 Millionen. Das ist der niedrigste Stand seit 25 Jahren. Die Arbeitslosenquote sank dabei um 0,2 Punkte auf 5,9 Prozent. Zudem werden Überschüsse der Haushalte von Bund, Län- dern, Kommunen und Sozialversicherungen in Höhe von 20 Milliarden Euro erwartet. Der Gast 23 Aufarbeitung von Unrecht darf kein Verfallsdatum haben Von Roland Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen

ie kann man den Stand der Aufarbeitung send aufarbeiten wollen, müssen wir unseren Horizont der SED-Diktatur im Herbst 2016 beschrei- über die Stasi hinaus erweitern. Es geht um die Betrachtung ben? Vorangekom- der gesamten Gesellschaft in der Wmen. Gelungen. DDR. Von der bestimmenden Rolle Oder vielleicht doch noch am An- der Partei, der SED, bis hin zur fang? Auf der Habenseite ist vieles Volksbildung. Es geht auch um die zu vermerken und vieles erreicht. deutlichere Würdigung von Opposi- Und dennoch hängt ein deutliches tion und Widerstand. Urteil immer auch von der Position Und wir brauchen Verbesse- des Betrachters ab. Aus meiner Sicht rungen, die konkret spürbar sind heißt Aufarbeitung in erster Linie, für die Opfer. Wir brauchen bessere den Opfern des SED-Unrechts ge- Bedingungen für die Anerkennung recht zu werden. von Haftfolgeschäden. Mitte September lud mich Wir brauchen Rentengerech- die »Union der Opferverbände« tigkeit für Republiklüchtige, Ausge- (UOKG) zu einer Veranstaltung zum reiste und freigekaufte Häftlinge.

Thema »Zwangsadoptionen in der © BStU/RBB Und nicht zuletzt brauchen wir die DDR« ein. Obwohl ich eigentlich in Entfristung für Anträge zur Rehabili- erster Linie für die Stasi-Akten zuständig bin, wurde ich tierung von politisch Verfolgten. Es darf nicht sein, dass die- von den Betrofenen ausdrücklich gebeten, mich ihres The- se Frist 2019 endet. Die Menschen leben und leiden weiter. mas anzunehmen. Aufarbeitung von Unrecht darf kein Verfallsdatum haben. »Ich habe nach über 30 Jahren zum ersten Mal einen Es gilt, die Opfer in angemessener Weise zu würdi- Brief von meinem zwangsadoptierten Sohn bekommen. gen, die Öfentlichkeit über Ursachen und Folgen der SED- Und er schreibt mir, dass er mich nicht sehen will, dass er Diktatur aufzuklären und das Bewusstsein für den Wert der die Geschichte ruhen lassen will. Was soll ich da jetzt ma- freiheitlichen Demokratie und der Menschenrechte zu chen? Ich will erfahren, wie es möglich war, dass die DDR- stärken. Behörden mir meinen Sohn weggenommen haben. Ich will, Das ist leichter gesagt als getan. Sich mit Geschich- dass endlich festgestellt wird, dass Unrecht geschehen ist.« te zu beschäftigen sollte man nicht verordnen. Aber wenn Die Worte der betrofenen Mutter fanden im Saal Zu- ich mit den Bundestagsabgeordneten gerade auch aus der stimmung, denn Viola Greiner steht nicht allein. Unter CDU/CSU-Fraktion zu Gast dem Dach der UOKG hat sich ein Verein für die Opfer der in Schulen bin, merke ich Impressum Zwangsadoptionen in der DDR gegründet. Ein Verein zur an den Nachfragen und Selbsthilfe, der an seine Grenzen stößt. Und dabei geht es Diskussionsbeiträgen, wie Herausgeber Michael Grosse-Brömer MdB nicht nur um die Einzelälle, sondern auch um grundsätz- junge Menschen mit dem MdB liche Fragen bei der Auklärung der Vergangenheit. Der Blick in die Vergangenheit CDU/CSU-Bundestagsfraktion Blick ins Stasi-Unterlagen-Archiv reicht oft nicht aus. Denn ihre Sinne schärfen wol- Platz der Republik 1 11011 Berlin es gibt viele Schicksale, die nicht in Stasi-Akten stehen. len für die Gegenwart. Un- Schicksale, die Auklärung brauchen, weil das erlittene Un- ser aller Aufgabe ist es, in- V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack Redaktion: Claudia Kemmer recht die Menschen bis heute quält und Familien auseinan- teressante Angebote zu (verantw.) machen, die eine zeitge- der hält. T 030. 227-5 30 15 Wir brauchen besseren Aktenzugang in die Archive mäße Auseinanderset- F 030. 227-5 66 60 der Jugendämter, damit die Opfer der Zwangsadoption ihr zung mit der SED-Diktatur [email protected] Schicksal auklären und Verantwortliche benennen kön- ermöglichen. nen. Unrecht in der DDR, das geschah nicht nur durch das Den Opfern gerecht Diese Veröfentlichung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wirken der Geheimpolizei. Es gibt nicht nur die Opfer der werden, aber auch eine dient ausschließlich der Infor- Stasi. Es gibt viele weitere Opfergruppen der SED-Diktatur. Brücke in die nächste Ge- mation. Sie darf während eines Relegierte Schüler, exmatrikulierte Studenten, beschädigte neration schlagen – das ist Wahlkampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung verwendet Berufskarrieren, Zwangsausgesiedelte, Zwangsarbeiter, po- unsere Herausforderung werden. litische Häftlinge. Wenn wir das Unrecht in der DDR umfas- jetzt und in Zukunft.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – November 2016 24 Kolumnentitel Das Zitat

»Deutschland ist ein demokratischer Staat. Sicher nicht perfekt, aber gewiss in besserer Ver- fassung als jemals zuvor.« Bundestagspräsident in seiner Dresdner Rede zum Tag der Deutschen Einheit © Getty Images

Die Fraktion im Internet und den sozialen Medien »Fraktion direkt« bestellen Termine Die Webseite der Fraktion: www.facebook.com/ »Fraktion direkt – Das Monatsmagazin« 7. November 2016 www.cducsu.de cducsubundestagsfraktion erscheint jeweils am Ende eines Monats. Kongress »Frauen als Motor Bestellen können Sie das Heft unter der Integration« Der Blog der Fraktion: www.youtube.com/cducsu [email protected] 9. November 2016 blogfraktion.de Fachgespräch »Religiöse Vielfalt Über die aktuellen Entwicklungen infor- in Deutschland« Frakion direkt: twitter.com/cducsu miert Sie wöchentlich »Fraktion direkt – 10. November 2016 www.cducsu.de/fd Der Newsletter«. Den elektronischen Fachgespräch »Verbot von Newsletter können Sie abonnieren unter Kinderehen in Deutschland« www.instagram.com/ www.cducsu.de/newsletter-abo. Sie 28. November 2016 cducsubt erhalten dazu auch die PDF-Ausgabe von 8. Energiepolitischer Dialog »Fraktion direkt – Das Monatsmagazin«. 30. November 2016 Kongress »E-Partizipation»