Ernst Langthaler Ländliche Gesellschaft im Nationalsozialismus als »Lebenswelt« – am Beispiel der Erbhofgerichtsbarkeit St. Pölten 2013 Rural History Working Papers 17 Papers Working RuralHistory Publikationsort dieses Aufsatzes: Dietmar von Reeken/Malte Thießen (Hg.), "Volksgemeinschaft" vor Ort? Neue Forschungen zur sozialen Praxis im Nationalsozialismus, Paderborn 2013. Herausgeber: Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) Kulturbezirk 4, 3109 St. Pölten, Österreich Telefon: +43-(0)2742-9005-12987 Fax: +43-(0)2742-9005-16275 E-Mail:
[email protected] Website: www.ruralhistory.at Ländliche Gesellschaft im Nationalsozialismus als »Lebenswelt« – am Beispiel der Erbhofgerichtsbarkeit Von Ernst Langthaler Forschungsparadigmen zwischen »System« und »Lebenswelt« Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie sich die Geschichtswissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten die Agrarpolitik, Landwirtschaft, ländliche Gesellschaft und dörfliche Kultur im Nationalsozialismus angeeignet hat, lassen sich drei – oder, präziser, zweieinhalb – Paradigmen der Forschung unterscheiden. Das erste, für die 1970er und 1980er Jahre charakteristische, im Kontext der Strukturgeschichte gebildete Paradigma, hob ab auf die nationalsozialistische Durchdringung von Agrarpolitik und Landwirtschaft auf nationaler und internationaler Ebene und deren Auswirkungen auf die ländliche Gesellschaft; ich nenne es das Nazifizierungs- Paradigma. Bevorzugte Forschungsgegenstände bildeten etwa die »Blut und Boden«-Ideologie, der Reichsnährstand, die Marktordnung, die