J OÖW - Bibliothek ! L Handbibliothek Sc}Lweq>Unkt: Kathdlischer Widerstand

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J OÖW - Bibliothek ! L Handbibliothek Sc}Lweq>Unkt: Kathdlischer Widerstand j OÖW - Bibliothek ! l Handbibliothek Sc}lweq>unkt: KathDlischer Widerstand \1 Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes JAHRBUCH 1991 Redaktion: Siegwald Ganglmair VIZEKANZLER A. D. DR. FRITZ BOCK VIZEPRÄSIDENT DES DÖW ZUM 80. GEBURTSTAG (26. 2. 1991) © 1991 by Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien Printed in Austria Umschlaggestaltung: Atelier Fuhrherr, Wien Satz: Michael Kosz Hersteller: Plöchl-Druckgesellschaft m. b. H. & Co. KG„ 4240 Freistadt ISBN 3-901142-02-9 Fritz Bock 5 4 Fritz Bock schüchteru?g.smaß~ahmen, sondern, so paradox es klingen mag, Mittel, die DÖW-VIZEPRÄSIDENT DR. FRITZ BOCK - 80 JAHRE propagandistisch wrrken. Dem war seitens der Vaterländischen Front nichts anderes entgegenzusetzen als die Abhaltung von Versammlungen der Druck von mehr oder minder guten oder schlechten Plakaten und Flug­ Unter den 151 Namen der Transportliste des sogenannten Prominenten­ schriften." transports vom 1. April 1938 ins KZ Dachau findet sich neben vielen bekann­ Ein letzter verzweifelter Versuch, die Unabhängigkeit Österreichs zu ten Persönlichkeiten der Ersten Republik und des Ständestaates auch der retten, war der Gedanke einer Volksbefragung über die österreichische junge Funktionär der Vaterländischen Front Dr. Fritz Bock. Die Zu­ U~a~hängigkei~. Am 9. März 1938 verkündete Bundeskanzler Schuschnigg sammenstellung des Transports hatte, wie aus dem Begleitschreiben hervor­ bei emer Rede m Innsbruck, daß diese Volksbefragung am 13. März statt­ geht, mangels "diesbezüglicher Erfahrungen" der Gefangenhausverwaltung finden solle. Die führenden Propagandafunktionäre der Vaterländischen "einiges Kopfzerbrechen und Arbeit" bereitet. Front, unt~r ihnen Fritz Bock, hatten bereits einige Zeit vorher den Auftrag Als Stellvertretender Bundeswerbeleiter der Vaterländischen Front hatte erhalten, em Konzept für diesen auf wenige Tage beschränkten Werbefeld­ sich Bock im Kampf gegen die Anschlußbestrebungen der Nationalsoziali­ zug zu entwerfen. Bock beschreibt diese Tage als eine Zeit des Enthusiasmus sten, und hier vor allem bei der Vorbereitung der geplanten Volksbefragung, und der fieberhaften Arbeit. Aufrufe, Kundmachungen und Plakate mußten in - wie sich zeigen sollte - gefährlichem Maße exponiert. Die zweifelhafte produziert werden, viele davon zeichnet Fritz Bock als presserechtlich Ver­ Ehre der Einreihung unter die "Prominenten" kam also trotz Bocks Jugend antwortlicher. nicht ganz unerwartet. Diese Vorbereitungsarbeiten liefen auch noch am 11. März auf höchsten Fritz Bock wurde am 26. Februar 1911 als Sohn einer, wie er selbst sagt, Touren. Fritz ~-ock.: "Das letzte, was wir in der Werbeabteilung produzierten, "typisch österreichischen" Familie geboren. Die Familie des Vaters, eines ~ar der.Text fur emen Flugzettel, der am Sonntag von Flugzeugen in ganz höheren Postbeamten, stammte aus dem Tiroler Unterinntal, die Mutter Oster~eich abg~worfen werden sollte. Als das entsprechende Manuskript wiederum kam aus einer alteingesessenen Wiener Familie. Bock besuchte v?n mIT abgezeichnet und für den Druck freigegeben wurde - es war halb die Volksschule in Hietzing und Penzing und kam dann in das Gymnasium sieben Uhr abends-, meldete der Rundfunk eine Ansprache des Bundes­ in der Fichtnergasse, wo er sich im Alter von fünfzehn Jahren der Kat~oli­ kanzlers. So erfuhr ich erst zu diesem Zeitpunkt, dem letzten Augenblick der schen Mittelschülerbewegung anschloß. Dieser weltanschaulichen Ausnch­ Ersten Republik, daß alles zusammenbrach. Man hatte uns vorher weder tung blieb der Student der Rechts- und Staatswissenschaften als aktives eine Information noch - was wichtiger gewesen wäre - eine Warnung zukom­ CV-Mitglied treu. Ab 1929 arbeitete Bock auch als Funktionär der Aktionen men lassen." "Jugend in Not" und "Jugend in Arbeit" in der Betreuung und Schulung __ Fritz Bock veranlaßte die Einstellung der Arbeit und die sofortige arbeitsloser Jugendlicher - eine Tätigkeit, die ihm tiefe Einblicke in die Raumung des Gebäudes der Propagandaleitung der Vaterländischen Front. sozialen Probleme dieser Krisenzeit gewährte. Der 1933 erfolgte Eintritt in Er selbst - "es war mir schon klar, daß das eine höchst gefährliche Zeit für die Vaterländische Front war nur eine logische Konsequenz aus Fritz Bocks m!ch sein. würde und daß man sich doch möglichst nicht im ersten Augen­ politischen und weltanschaulichen Überzeugungen. Nach seiner Promotion blick eTWischen lassen sollte" - versuchte unterzutauchen. Als die Gestapo zum Dr. jur. arbeitete Bock als Stellvertretender Bundeswerbeleiter haupt­ allerdings als Druckmittel die Verhaftung des Vaters androht stellt sich beruflich im Dienste dieser Organisation. Die Abwehr der nationalsoziali­ Fritz Bock. Nach einer zehntägigen Dunkelhaft im stischen Propagandaoffensive stellte die österreichischen Behörden vor Polizeik~mmissariat !fietzing, ~ie ?ur durch Verhöre unterbrochen war, erfolgt die Überstellung größte Probleme, die durch den Abschluß des Juliabkommens von 1936 nur m d~s P~bzeigefangenhaus an der Elisabethpromenade. Hier befand sich noch verstärkt wurden. Bock selbst spricht davon, daß man bemüht ~~eh bereits eme große Zahl von politischen Häftlingen, unter ihnen viele von habe, mit einer "schwachen Propaganda dieses Land vor der Uberflutung Bocks Freunden und Mitarbeitern. Der Aufenthalt im Polizeigefangenhaus aus dem Norden zu retten", ein Unterfangen, das letztlich an den "ungleichen war nur von kurzer Dauer. Fritz Bock: "In den Abendstunden des 31. März Waffen" der Kontrahenten scheitern mußte. Der Versuch, der NS-Propa­ ~.938 erfolgte plötzlich die Verladung in den 'Grünen Heinrich', den Polizei­ ganda Gleichwertiges entgegenzusetzen, mißlang, denn, so Fritz Bock, die Uberstellungswagen, und die Fahrt ging mit zunächst unbekanntem Ziel los. Nationalsozialisten "haben in der Vorwegnahme von Terror als politischem W~hrend wir über die Ringstraße fuhren, rätselten wir herum, wohin die Propagandamittel damals schon Bomben geschmissen, Attentate verübt und Reise wohl führe. Als wir dann in die Mariahilfer Straße einbogen, meinten wirtschaftliche Boykottmaßnahmen ergriffen. Das alles sind nicht nur Ein- Fritz Bock 7 6 Fritz Bock einige der etwa 20 Leidensgefährten im Wagen, daß es sich w~hrscheinlich Bock im Laufe seiner langen politischen Laufbahn bekleidete, vollständig um eine Überstellung in die Stiftskaserne handeln würde, die damals a~s aufzuzählen. 1949 erfolgte sein Einzug in den Nationalrat, dem er bis zum Zentralgefängnis für die politischen Gefangenen eingerichtet war. Aber die Jahre 1962 angehören sollte, 1952 wurde er als Staatssekretär im Bundesmi­ Fahrt ging an der Stiftgasse vorbei, und plötzlich sagt~ je~and das Wo!t nisterium für Handel und Wiederaufbau in die Bundesregierung berufen, 'Dachau'. Uns befiel, obwohl wir keine Ahnung hatten, wie es m Dach.au s~m 1956 Bundesminister für Handel und Wiederaufbau, später Bundesminister würde lähmendes Entsetzen. Und mit Recht! Denn kaum waren wir beim für Handel, Gewerbe und Industrie. In der Regierung Klaus fungierte Fritz Westb~hnhof angelangt, da wurde die Tür aufgerissen, und ein~ Stimm_e Bock schließlich von 1966 bis 1968 als Handelsminister und Vizekanzler. Die brüllte: 'Heraus, ihr Hunde!' Dann gab es einen Spießrutenlauf, bei dem wir ~angjährige :äti~eit Fri~z Bo~ks in de~ österreichis~.hen Bundesregierung mit dem Gewehrkolben geprügelt wurden, bis wir bei den Sonderwaggons ist auf ~anru~altige ~eise nut dem _Wiederaufbau 9sterreichs verknüpft, angelangt waren. Ic~ befand mich in dem sogenannten 'Pro~inententr~ns­ auch smd seme Bemuhungen um die Integration Osterreichs in Europa port' der ersten 151 Osterreicher für das KZ Dachau. Es war die ents~tzl~ch­ besonders hervorzuheben. Als langjähriger Präsident des Donaueuropä• ste Nacht meines Lebens. Als wir in den Morgenstunden des 1. Apnl, emes ischen Instituts gelang es Fritz Bock, Wien im Zuge der west-östlichen strahlenden Frühlingstages, vor dem Konzentrationslager zum Appell antre­ Wirtschaftsbeziehungen stärker in den internationalen Dialog einzubinden. ten mußten, kannten wir einander kaum wieder, so zerschlagen waren unsere Sein Ausscheiden aus der aktiven Politik bedeutete allerdings noch lange nicht das Ende seiner öffentlichen Tätigkeit; so hatte er beispielsweise seit Gesichter." Die Haft in Dachau so schwer sie auch zu ertragen war, zerstörte in Fritz 1969 als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Creditanstalt-Bankverein eine Bock nicht den Glaub~n an die Zukunft eines unabhängigen Österreich, im bedeutende Position im österreichischen Wirtschaftsleben inne. Weiters Gegenteil, dieser Glaube hielt ihn, wie manch anderen politi~che~ Häftling, wirkte Fritz Bock als Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission zur aufrecht. Anfang 1939 wurde Fritz Bock wegen Haftunfäh1gke1t aus d~m Erforschung der Geschichte der Republik Österreich. Konzentrationslager entlassen. Die Rückkehr in den Alltag gesta_ltete ~ic~ Neben seinen bedeutenden politischen Ämtern fand Fritz Bock immer schwierig, da Fritz Bock weiterhin strengen Kontrollen dur~h die ~ohze1 ~.uch Zeit für die Anliegen der Opfer des NS-Regimes. Als Funktionär der unterworfen war. Das über ihn verhängte Berufsverbot zwang ihn gleichsam OVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten, deren Bundesobmann er bis zur Schwarzarbeit, bis er endlich eine provisorische Berufs?ewilligun~ als 1?55 war, se~zte er sich für die Belange der Opferfürsorge ein; als Vizeprä• Wirtschaftstreuhänder erhielt. Dies bedeutete allerdings kemeswegs emen sident und emes der aktivsten Vorstandsmitglieder des Dokumentationsar­
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