Informationen Der Gesellschaft Für Politische Aufklärung Wer- Dickicht Erscheinen (3)

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Informationen Der Gesellschaft Für Politische Aufklärung Wer- Dickicht Erscheinen (3) *HVHOOVKDIW INFORMATIONEN DER IU GESELLSCHAFT FÜR 32/,7,6&+( POLITISCHE AUFKLÄRUNG $8)./b581* 1U0lU] ALLES SCHON ENTSCHÄDIGT? ZUSAMMENENFASSENDE BEMERKUNGEN ZUR RÜCKSTELLUNGS– UND ENTSCHÄDIGUNGSGESETZGEBUNG IN ÖSTERREICH Brigitte Bailer Der öffentliche Diskurs rund um von NS-Opfern - wie Zwangsarbei- Rückstellung aber recht enge Entschädigungsforderungen vor al- ter, politisch Verfolgte, Roma und Grenzen gesetzt. Mehr als zwei lem jüdischer NS-Opfer wurde seit Sinti, Homosexuelle u. a. - bleiben Drittel der Betriebe jüdischer 1945 stets von historischer Legen- in der öffentlichen Debatte ausge- Eigentümer waren nicht weiter- denbildung, antisemitischen Res- blendet. geführt, sondern liquidiert wor- sentiments und dem Wunsch, es Wurde nun seit dem Ende der NS- den und damit nicht mehr vor- möge einmal "Schluss" sein mit der Herrschaft wirklich "alles" zurück- handen. Kunstgegenstände, Mö- Aufarbeitung der Vergangenheit, gegeben? Seit 1999 arbeiten mehr bel, Hausrat, Sammlungen hatten begleitet. Dieser Grundtenor konn- als hundert HistorikerInnen an For- seit der Entziehung möglicher- te in den fünfziger Jahren genauso schungsprojekten zur Klärung der weise mehrfach den Besitzer ge- festgestellt werden wie er gegen- Frage nach Vermögensentzug in der wechselt, waren in größere wärtig im Zusammenhang mit dro- NS-Zeit und Rückstellung nach Sammlungen einverleibt, verstei- henden Sammelklagen und Restitu- 1945. Die Ergebnisse dieser Arbei- gert oder verschenkt worden und tionsverhandlungen wieder zutage ten werden wertvolle Aufschlüsse blieben damit nach 1945 für ihre tritt. Der Inhalt der historischen Le- zu diesem Problem geben, eine oft- früheren Besitzer oder deren Er- genden änderte sich zwar über die mals gewünschte quantifizierte Art ben oftmals unauffindbar, wo- Jahrzehnte hinweg, die grundlegen- von Bilanz - Vermögensentzug auf durch sie auch der Rückstellung de Zielsetzung der Schuldabwehr der einen, Ausmaß der Rückgabe entzogen waren. Die auf Druck und Rechtfertigung blieb hingegen auf der anderen Seite - wird aller- der Alliierten nach dem Staats- gleich. Betrieben verantwortliche dings trotzdem aus verschiedensten vertrag durchgeführten Entschä- Politiker in den vierziger Jahren die Gründen nicht möglich sein. Doch digungen für eingezogene Bank- Externalisierung der Verantwortung bereits vor Beginn der Arbeit der konten, Wertpapiere und diskri- nach außen - "die Deutschen" hätten Kommission war klar, dass keine minierende Steuern (Abgel- die NS-Verbrechen verursacht und Rede davon sein konnte, dass alles tungsfonds 1961) sowie verfol- wären daher ausschließlich zur Ver- Unrecht der NS-Zeit "wieder gut gungsbedingt verloren gegange- antwortung zu ziehen-, wird fünfzig gemacht" wurde. nen Hausrat und Geschäftsein- Jahre später einfach behauptet, es Dem standen mehrere Faktoren ent- richtungen (Kriegs- und Verfol- wäre ohnehin schon "alles den Ju- gegen: gungssachschädengesetz 1958) den" zurückgegeben worden, deren 1. Infolge der österreichischen fanden in engen Grenzen statt. Forderungen seien daher unver- Grundposition, nicht für die NS- Größere Verluste wurden nur in ständlich und eigentlich unver- Verbrechen verantwortlich zu einem bestimmten Prozentsatz schämt. Dabei wird - mit Absicht sein, blieb die Abgeltung der entschädigt, anspruchsberechtigt oder aus Unwissenheit? - die ge- materiellen Verluste bis nach waren nur Betroffene bis zu ei- samte Frage der sogenannten dem Staatsvertrag 1955 auf Na- nem bestimmten Jahreseinkom- "Wiedergutmachung" als ein aus- turalrestitution beschränkt. Es men, womit hier wieder eine ka- schließlich jüdisches Problem dis- konnte aufgrund der Rückstel- ritativ-soziale Komponente ins kutiert, was die Abwehr dieser For- lungsgesetze nur jenes Eigentum Spiel gebracht wurde. derungen mit antisemitischen Refle- zurückgegeben werden, das tat- 2. Die (ehemaligen) Profiteure der xen ermöglicht. Gleiche oder ähnli- sächlich noch auffindbar und Enteignungen stellten gegenüber che Ansprüche anderer Gruppen vorhanden war. Damit waren der den überlebenden Opfern das 1 weitaus größere WählerInnenpo- halbjährlich verlängerte Fristen. reichs lebenden, große Verbitterung tential dar. Mehr als 500.000 Man muss sich gedanklich in die und Enttäuschung. Sie fühlten sich ehemaligen Nationalsozialisten Situation eines/einer ehemaligen um ihre berechtigten Ansprüche ge- standen wenige Tausende jüdi- ÖsterreicherIn im Mittelwesten prellt, waren gezwungen, sich mit sche oder politische NS-Opfer der USA, einem israelischen kleinen Teilen des ehemals entzoge- gegenüber. In dieser Konkur- Kibbuz oder einer Stadt in Aust- nen Eigentums zufrieden zu geben renzsituation entschieden die ralien versetzen (um nur einige oder aber erhielten überhaupt keine maßgeblichen Politiker beider Beispiele zu nennen) und sich Entschädigung. Inwieweit die nun damaliger Regierungsparteien vorstellen, wie diese/r es wohl beschlossene Regelung hier wird (ÖVP und SPÖ) sich zugunsten schaffen sollte zu wissen, wann, Abhilfe schaffen können, bleibt ab- der Mehrheit und zulasten der bei welcher Behörde und wie er/ zuwarten. Opfer, wie besonders gut in der sie seine Entschädigungsansprü- Frage der Nicht-Rückstellung che geltend machen konnte. Zu- Anmerkungen von Mietwohnungen gezeigt sätzlich erfolgte die Vollziehung werden kann.(1) Ein Rückstel- dieser Gesetze, insbesondere des (1)Siehe dazu den 2000 vorgelegten Bericht lungsgesetz für die 1938 und da- 3. Rückstellungsgesetzes, man- der Historikerkommission zur Entziehung und Nichtrückstellung von Mietwohnungen, nach "arisierten" mehr als ches Mal reichlich restriktiv, an- derzeit nur abrufbar: www.historikerkom- 60.000 Mietwohnungen in Wien dere Fußangeln waren im Gesetz mission.gv.at. Druck wird vorbereitet. lag zwar in mehreren Entwürfen selbst verankert. dem Nationalrat vor, wurde von (2) Eine Auflistung der wichtigsten Gesetze diesem aber - trotz heftigen Aus allen diesen Problemen, die findet sich auf der in Fußnote 1 erwähnten Homepage der Historikerkommission. Drucks vor allem der US- hier nur kurz skizziert werden kön- Besatzungsmacht - nie verab- nen, resultierte bei vielen Betroffe- (3)Ein treffender Vergleich von Dieter Stie- schiedet. Damit lebten noch An- nen, vor allem den außerhalb Öster- fel. fang der fünfziger Jahre heimge- kehrte ehemals vertriebene öster- reichische Juden in Notquartie- ren, während in vielen Fällen ihre Wohnungen nach wie vor Spenden von den ehemaligen "Ariseuren" bewohnt waren. Wie jedes Jahr, appellieren wir auch heuer wieder in der März- 3. Neben den sieben Rückstellungs- Ausgabe an die Spendenbereitschaft unserer Leser/innen. gesetzen (2) gab es noch drei Hilfsfonds, den Abgeltungs- Bereits 2000 wurde unsere Unterstützung seitens der öffentlichen fonds, ein Entschädigungsgesetz Hand massiv gekürzt, für 2001 haben wir noch keinerlei Informatio- für Lebensversicherungen (be- nen über mögliche öffentliche Unterstützungen. fristet auf ein Jahr!), das Kriegs- und Verfolgungssachschädenge- Das heißt, dass wir – wenn wir unsere Aktivitäten in gewohntem setz, Beamtentschädigungs- und Umfang aufrecht erhalten möchten – in absehbarer Zeit an die Gren- Opferfürsorgegesetz, um nur die zen der Finanzierbarkeit stoßen. wichtigsten zu nennen. Für die Umso mehr sind wir auf private Spenden angewiesen. Betroffenen war es sehr schwer bis nahezu unmöglich, die Über- Eindringlicher als bisher möchten wir Sie deshalb ersuchen, sicht zu bewahren, vor allem je- uns – im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten – zu unter- nen außerhalb Österreichs muss- stützen. te diese Vielzahl von Maßnah- men wie ein undurchdringliches Die Informationen der Gesellschaft für politische Aufklärung wer- Dickicht erscheinen (3). Zusätz- den vierteljährlich publiziert und nach wie vor gratis an knapp 5.000 lich waren die Ansprüche nach Personen verschickt (davon etwa 10% ins Ausland). Wir sehen es als allen diesen Gesetzen bei unter- eine unserer Aufgaben, die Informationen der Gesellschaft für politi- schiedlichen Behörden geltend sche Aufklärung auch jenen Interessent/innen zusenden zu können, zu machen (Rückstellungskom- für die selbst relativ kleine Beträge große Lücken im Alltagsbudget missionen, Finanzlandesdirektio- hinterlassen würden. nen, Geschäftsstellen der Fonds, Sozialressorts) und für die An- Spenden an die Gesellschaft für politische Aufklärung sind steu- meldung der Ansprüche galten erlich absetzbar (Bescheid der Finanzlandesdirektion für Tirol; unterschiedliche, manchmal 70.157-7/97, 7.8.1997) 2 “KEINE ABGELTUNG VON LEID, ABER EIN WICHTIGES ZEICHEN” (Parlamentskorrespondenz 01/31.01.01/ Nr. 63) Reinhold Gärtner Einstimmig beschloss der Nationalrat ten aber – im Gegensatz zu den er- Rechtsanspruch auf Leistungen. am 31.01.2001 das Entschädigungs- wähnten Intentionen – zu weiteren Auch ist die Möglichkeit der An- fondsgesetz und die Novellierung des Verzögerungen bzw. Problemen füh- tragstellung befristet: Die Anträge BG über den Nationalfonds der Re- ren. müssen innerhalb von 2 Jahren an publik Österreich für Opfer des Nati- • Zum einen ist nicht richtig, das – den Fonds gestellt werden (§ 8). onalsozialismus. wie im Antrag erwähnt – die IKG • Falls nun eine Forderung bereits NAbg. Gusenbauer (SPÖ) betonte in die “Gemeinsame Erklärung” un- früher gestellt worden war und seiner Rede, dass damit die Aufarbei- terzeichnet habe. Präsident Muzi- abschlägig entschieden wurde, tung der Geschichte ein weiteres kant hat wiederholt auf seine Ein- besteht für den/die Antragsteller/ Stück vorangetrieben und gleichzei- wände hingewiesen und seine Be- in nur dann die Möglichkeit,
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