Thüringer Gesetz Zur Freiwilligen Neugliederung Kreisangehöriger Gemeinden Im Jahr 2019 Und Zur Anpassung Gerichtsorganisatorischer Vorschriften
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THÜRINGER LANDTAG Drucksache 6/6960 6. Wahlperiode 20.03.2019 Gesetzentwurf der Landesregierung Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreis- angehöriger Gemeinden im Jahr 2019 und zur Anpas- sung gerichtsorganisatorischer Vorschriften A. Problem und Regelungsbedürfnis Die Gebietsreformen in Thüringen in den 1990er Jahren haben sich über- wiegend als Schritt in die richtige Richtung erwiesen. Der demografische Wandel wird in den Gemeinden jedoch zu einem wei- teren Absinken der Einwohnerzahlen führen, wobei das Durchschnitts- alter steigen und der Anteil von Personen im erwerbsfähigen Alter deut- lich zurückgehen wird. Im Jahr 1990 lebten in Thüringen noch 2,61 Millionen Einwohner, im Jahr 2035 werden es nach der am 7. September 2015 veröffentlichten 1. regi- onalisierten Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes für Sta- tistik auch unter Berücksichtigung der erhöhten Zuwanderungszahlen vo- raussichtlich weniger als 1,88 Millionen Einwohner sein. Dabei wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von aktuell 1,3 Millionen Einwoh- nern um etwa 350.000 Einwohner zurückgehen. Im Jahr 2035 werden etwa 34 Prozent der Einwohner Thüringens mindestens 65 Jahre alt sein. Gleichzeitig ist aufgrund der demografischen Entwicklung auf Seiten des Landes mit Einnahmeausfällen sowie mit veränderten Ausgabebedar- fen zu rechnen. Dies wird die finanziellen Spielräume des Landes ein- schränken und sich auf die Höhe der angemessenen Finanzausstattung der Kommunen auswirken. Darüber hinaus müssen die Gemeinden den stetig steigenden Anforderungen an die kommunale Daseinsvorsorge und den Erwartungen der Bürger gerecht werden, mit der IT-Entwick- lung Schritt halten und über ausreichend spezialisiertes Personal ver- fügen, dessen Gewinnung im Zuge des demografischen Wandels zu- nehmend schwieriger wird. Auf die veränderten Rahmenbedingungen muss das Land mit seinen noch immer überwiegend kleinteiligen kommunalen Gebietsstrukturen reagieren. Eine Beibehaltung des Status quo ist zur Bewältigung der He- rausforderungen der Zukunft keine dauerhafte Handlungsoption. Die Gemeinden haben umfangreiche Aufgaben im eigenen und im über- tragenen Wirkungskreis zu erfüllen, die ihnen durch Gesetze und Ver- ordnungen zugewiesen sind. Hierfür müssen sie als eigenständig hand- lungsfähige Selbstverwaltungskörperschaften umfassend leistungsfähig Vorabdruck verteilt am 20. März 2019 Druck: Thüringer Landtag, 1. April 2019 Drucksache 6/6960 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode sein. Sie sollen ohne Drittbeteiligung, insbesondere der Aufsichtsbehör- de, in einer rechtsstaatlichen, zweckmäßigen und hinreichend spezia- lisierten Verwaltung sachgerecht ihre Aufgaben wahrnehmen können. Diesen Anforderungen entsprechen die Gemeinden in der Regel umso mehr, je größer ihre Einwohnerzahl ist. Der Verfassungsgerichtshof hat das Vorschaltgesetz zur Durchführung der Gebietsreform in Thüringen vom 2. Juli 2016 (GVBl. S. 242) in dem Verfahren der abstrakten Normenkontrolle auf Antrag der CDU-Frakti- on wegen eines Verstoßes gegen die Anhörungspflicht nach Artikel 91 Abs. 4 der Verfassung des Freistaats Thüringen durch Urteil vom 9. Juni 2017 (Az. VerfGH 61/16) für formell verfassungswidrig und nichtig erklärt. Darauf folgend hat der Landtag am 13. Dezember 2017 den Beschluss "Eckpunkte des Leitbildes und der Leitlinien für die Neugliederung der Gemeinden in Thüringen unter Berücksichtigung des Urteils des Verfas- sungsgerichtshofs vom 9. Juni 2017" gefasst (Drucksache 6/4876). Mit diesem Beschluss soll den Gemeinden ein verlässlicher Rahmen für ihre freiwilligen Neugliederungsbestrebungen gewährleistet werden. Leitbild und Leitlinien für die Neugliederung werden in Form wesentlicher Eck- punkte zur Verfügung gestellt, wobei mit diesen Eckpunkten wesentli- che im Vorschaltgesetz zur Durchführung der Gebietsreform in Thürin- gen enthaltene Vorgaben für die flächendeckende Neugliederung der Gemeindeebene erneut aufgegriffen und bestätigt werden. Dabei soll der Freiwilligkeit bei der erforderlichen Stärkung der Gemein- destrukturen eine hohe Bedeutung eingeräumt werden. Mit dem Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöri- ger Gemeinden im Jahr 2018 vom 28. Juni 2018 (GVBl. S. 273) wurden Strukturänderungen von Städten und Gemeinden auf den Weg gebracht, die bereits sehr frühzeitig in der Freiwilligkeitsphase der 6. Legislaturperi- ode ihre Neugliederung beantragt hatten. Hieran anschließend wurde mit dem Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreis angehöriger Gemeinden im Jahr 2019 vom 18. Dezember 2018 (GVBl. S. 795) das umfangreichste Neugliederungsvorhaben auf der Gemeindeebene in der 6. Legislaturperiode umgesetzt. Der vorliegende Gesetzentwurf beinhaltet alle weiteren Neugliederungs- anträge, die aus Sicht der Landesregierung dem öffentlichen Wohl ent- sprechen und noch in der 6. Legislaturperiode umgesetzt werden sollen. Von den nachfolgend genannten Städten und Gemeinden liegen über- einstimmende Beschlüsse zur Schaffung kommunaler Verwaltungs- strukturen vor, die einer Steigerung der kommunalen Leistungs- und Verwaltungskraft dienen sollen. Die Angaben zu den Einwohnerzahlen beziehen sich auf den vom Landesamt für Statistik zuletzt ausgewiese- nen Stand vom 31. Dezember 2017. Soweit Einwohnerzahlen für das Jahr 2035 angegeben werden, ergeben sich diese aus der am 5. April 2016 veröffentlichten Vorausberechnung des Landesamtes für Statis- tik für die kreisangehörigen Gemeinden ("Die Bevölkerung Thüringens 2014 und 2035, sowie Fläche 2014 nach Gemeinden - Bevölkerungs- vorausberechnung -"). Im Landkreis Gotha haben die Gemeinde Leinatal (3.582 Einwohner) sowie aus der Verwaltungsgemeinschaft "Apfelstädtaue" die Mitglieds- gemeinden Georgenthal/Thür. Wald (2.664 Einwohner), Hohenkirchen (698 Einwohner) und Petriroda (305 Einwohner) ihre Auflösung und den Zusammenschluss zur Landgemeinde "Georgenthal" beschlossen und 2 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Drucksache 6/6960 beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 5.647 Einwohner. Im Landkreis Greiz haben die Stadt Greiz (20.517 Einwohner) und die Gemeinde Neumühle/Elster (420 Einwohner) die Auflösung der Gemein- de Neumühle/Elster und ihre Eingliederung in die Stadt Greiz beschlos- sen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Einwoh- nerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 14.999 Einwohner. Im Ilm-Kreis haben die Gemeinden Amt Wachsenburg (7.713 Einwohner) und Rockhausen (279 Einwohner) die Auflösung der Gemeinde Rock- hausen und ihre Eingliederung in die Gemeinde Amt Wachsenburg be- schlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Ein- wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 7.646 Einwohner. Im Kyffhäuserkreis haben die Stadt Ebeleben (2.609 Einwohner) und die Gemeinde Thüringenhausen (111 Einwohner) die Auflösung der Gemein- de Thüringenhausen und ihre Eingliederung in die Stadt Ebeleben be- schlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Ein- wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 2.507 Einwohner. Im Kyffhäuserkreis haben unter dem Dach der Verwaltungsgemein- schaft "Greußen" die Städte Greußen (3.557 Einwohner) und Großeneh- rich (2.356 Einwohner) sowie die Gemeinde Wolferschwenda (140 Ein- wohner) ihre Auflösung und den Zusammenschluss zur Landgemeinde "Greußen" beschlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 voraus- berechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 4.774 Einwohner. Im Saale-Orla-Kreis haben die Stadt Neustadt an der Orla (8.143 Einwoh- ner), die Gemeinde Linda b. Neustadt an der Orla (376 Einwohner) sowie zwei von 14 Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft "Seen- platte", die Gemeinden Dreba (229 Einwohner) und Knau (718 Einwoh- ner), die Auflösung der Gemeinden Linda b. Neustadt an der Orla, Dreba und Knau sowie ihre Eingliederung in die Stadt Neustadt an der Orla be- schlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Ein- wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 8.048 Einwohner. Im Saale-Orla-Kreis haben die Stadt Schleiz (8.842 Einwohner) und die Gemeinde Burgk (88 Einwohner) die Auflösung der Gemeinde Burgk und ihre Eingliederung in die Stadt Schleiz beschlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantrag- ten Gemeindestruktur beträgt 8.041 Einwohner. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen haben die Stadt Meiningen (24.267 Einwohner) und die Gemeinde Stepfershausen (626 Einwoh- ner) beschlossen und beantragt, die Gemeinde Stepfershausen aufzu- lösen und in die Stadt Meiningen einzugliedern. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur be- trägt 24.551 Einwohner. Im Landkreis Sömmerda haben unter dem Dach der Verwaltungsgemein- schaft "Straußfurt" die Gemeinden Straußfurt (1.742 Einwohner) und Henschleben (328 Einwohner) die Auflösung der Gemeinde Henschle- ben und ihre Eingliederung in die Gemeinde Straußfurt beschlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur beträgt 1.774 Einwohner. 3 Drucksache 6/6960 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Im Landkreis Sömmerda haben aus der Verwaltungsgemeinschaft "Köl- leda" die Stadt Kölleda (6.455 Einwohner) und die Mitgliedsgemeinden Großneuhausen (651 Einwohner), Kleinneuhausen (415 Einwohner) und Ostramondra (471 Einwohner) die Auflösung der Gemeinden Großneu- hausen, Kleinneuhausen und Ostramondra sowie ihre Eingliederung in die Stadt Kölleda beschlossen und beantragt. Die für das Jahr 2035 vo- rausberechnete