Samstag, 13. September 2008 Europäischer Tag des Denkmals

Winterthur-Wülfl ingen Von Bauern, Müllern und Schlossherren

Alt und Neu stimmungsvoll vereint Wohnen in renovierten Bauernhäusern Schloss Wülfl ingen Tag der offenen Tür nach der umfassenden Renovation Die Wespimühle Ein spannendes und einzigartiges Industriedenkmal 2 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Inhalt

Herzlich willkommen zum Tag des Denkmals Stadtrat Walter Bossert, Vorsteher Departement Bau 3

Programmübersicht 4

Aktuelles aus der Denkmalpfl ege Dr. Daniel Schneller, Denkmalpfl eger Stadt Winterthur 6 Projektbegleitungen 2007/2008 6 Das historische Fenster – ein gefährdetes Bauteil am Baudenkmal 8 Energiesparen bei Baudenkmälern 9 Auf Spurensuche in Wülfl ingen Heinz Pantli 10

Kurzbiografi en wichtiger Baudenkmäler in Winterthur-Wülfl ingen 12

Alt und Neu stimmungsvoll vereint Ina Hirschbiel Schmid 14

Wohnen im Baudenkmal Ina Hirschbiel Schmid 16

Wohnen im ehemaligen Bauernhaus Ina Hirschbiel Schmid 18

Sind historische Baustoffe heute noch zeitgemäss? Katrin Zehnder 20

Kurzführer Reformierte Kirche Wülfl ingen 24

Mittagskonzert 25

Schloss Wülfl ingen: Räumliche und atmosphärische Stimmigkeit schaffen Michael Ammann 26

Die Landwirtschaftliche Schule Wülfl ingen Emmanuelle Urban 28

Das Landwirtschaftliche Kompetenzzentrum «Strickhof» in Wülfl ingen Sylvia Minder-Keller 29

Schlusskonzert 30

Auf den Spuren des Wülfl inger Rebbaus Heinz Pantli 31

Die Wülfl inger Trotte gestern und heute Marie Bräuning 32

Die Wespimühle – ein einzigartiges Industrie-Ensemble Sylvia und Dr. H.P. Bärtschi sowie R. Stahel 33

Das Kloster Mariazell auf dem Beerenberg Felicia Schmaedecke und Dr. Renata Windler 35

«Auf Joggelis Spuren» Kurt Münch 37

Die Brücken an der Töss Urs Widmer 38

Fotowettbewerb «Wülfl ingen entdecken» für Kinder und Jugendliche 39

Wo ist was? Die Veranstaltungsorte auf einen Blick 40

Titelfoto Impressum Blick von der Oberdorfstrasse auf die reformierte Kirche Herausgeberin: Wülfl ingen. Rechts ehemaliges Vielzweckbauernhaus von Stadt Winterthur, Departement Bau, Denkmalpfl ege 1609-1610. Das ehemalige Bauernhaus links stammt im Redaktion: Kern aus der Zeit um 1600 und wurde im 19. Jahrhundert Michael Ammann, Kommunikationsberatung, Winterthur als Wohnhaus umgebaut. und Dr. Daniel Schneller, Denkmalpfl eger Stadt Foto: Christian Schwager, Winterthur Winterthur Druck: Ziegler Druck- und Verlags AG, Winterthur Bezugsquelle Stadt Winterthur, Denkmalpfl ege Technikumstrasse 81, Postfach, 8402 Winterthur Telefon 052 267 54 62, denkmalpfl [email protected] 3

Herzlich willkommen zum Europäischen Tag des Denkmals

Der Europäische Tag des Denkmals 2008 ist in Winterthur dem Stadtteil Wülfl ingen gewidmet. Wülf- lingen ist ein geschichtsträchtiger Ort mit bedeutenden Baudenkmälern und trägt wesentlich zur Identität un- serer Stadt bei. Damit das auch in Zukunft so bleibt, braucht es denkmalgerechte Pfl ege. Früher war Wülfl ingen ein stattliches Bauerndorf. Einige sehenswerte Bauernhäuser erinnern noch heu- te daran. Andere wurden leider nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen: so zum Beispiel das Bauern- haus Wülfl ingerstrasse 264 aus dem Jahre 1749, ein Blockbau mit bemalten Fallläden oder das Bauernhaus Wülfl ingerstrasse 260 aus der Zeit um 1600 mit seinem imposanten Krüppelwalmdach. Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen wertvollen Bauernhäuser zu er- halten. Die Denkmalpfl ege der Stadt Winterthur hat in den letzten zwei Jahren drei Renovationen von Wülfl inger Bauernhäusern an der - und Oberdorfstrasse begleitet. Am diesjährigen Tag des Denkmals können diese besichtigt werden. Alle drei zeigen beispielhaft auf, wie ein Bauernhaus zurückhaltend und sinnvoll renoviert werden kann, damit Wohnen nach heutigen Bedürfnissen möglich wird. Das Schloss Wülfl ingen kann am Tag des Denk- mals erstmals seit der Renovation besichtigt werden. schätzen. Der Europäische Tag des Denkmals bietet Führungen geben am Denkmaltag unter anderem am 13. September Gelegenheit zum Entdecken und Einblick in die reformierte Kirche mit den Chorstüh- Kennenlernen der Wülfl inger Kulturdenkmäler. Auf len, die von wichtigen Familien gestiftet wurden oder den folgenden Seiten können Sie sich über das viel- die Wespimühle mit ihren historischen Industrieanla- fältige und spannende Programm informieren. Über gen, die noch in Betrieb sind. Ebenso besichtigt wer- Ihren Besuch freue ich mich zusammen mit den Mit- den kann die landwirtschaftliche Schule, die in einem arbeitenden der städtischen Denkmalpfl ege und der schlossähnlichen Gebäude untergebracht ist, das für Kantonsarchäologie. den Neuaufbruch der Zürcher Landwirtschaft in den 1920er-Jahren erstellt wurde. Für die Identifi kation der Bevölkerung mit un- Stadtrat Walter Bossert, Vorsteher Departement Bau serer Stadt ist es mir wichtig, dass wir diese bedeu- tenden Kulturgüter und Zeitzeugen erhalten und wert- 4 | Europäischer Tag des Denkmals 2008 Programmübersicht Samstag, 13. September 2008

Begrüssung Informationsstände

9.30–10.15 Uhr 9–16 Uhr 11–16 Uhr Eröffnung mit anschliessendem Apéro Informations stand Denkmalpfl ege Sumpfkalk, Ölfarbe und Holzfenster: in der reformierten Kirche Wülfl ingen Winterthur und Kantonsarchäologie Handwerker geben Auskunft über Begrüssung: : Vor dem Kirchgemeindehaus, historische Baumaterialien Regierungsrat Dr. Hans Hollenstein Lindenplatz 14 Sumpfkalk und Sandstein: Einleitung zum Tag des Denkmals: Martin Germann, Corti AG, Winterthur Dr. Renata Windler, Kantonsarchäologie und Ölfarbe und andere historische Farben: Dr. Daniel Schneller, Erich Landolt, Landolt Maler AG, Denkmal pfl eger Stadt Winterthur Winterthur Holzfenster und Sanierung historischer Fenster: Daniel Steinmann, Steinmann AG, Winterthur Historische Ziegel: Jürg Beyeler, Willy Beyeler & Söhne AG, Winterthur : Vor dem Kirchgemeindehaus, Lindenplatz 14

Führungen

Wülfl ingen Bauernhaus Bauernhaus Bauernhaus Rundgang: Reformierte Schloss ent decken Oberdorfstrasse Wülfl inger- Oberfeldstrasse Sumpfkalk, Kirche Wülfl ingen strasse Öl farbe und Wülfl ingen Holzfenster

11.00 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 12.00 13.00 14.00 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 15.00 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 16.00 : Heinz Pantli : Nina Lippuner : Urs Huggen- : Rudolf Weiss : Katrin Zehnder : Dr. Renata : Peter Furrer und Johannes berger und Reto Bieli Windler Wick : Vor dem Kirch- : Teilnehmer- : Teilnehmer- : Teilnehmer- : Vor dem Kirch- : Reformierte : Parkplatz gemeindehaus zahl aus zahl aus zahl aus gemeindehaus Kirche Wülf- hinter dem Wülfl ingen, Platzgründen Platzgründen Platzgründen Wülfl ingen, lingen Schloss Wülf- Lindenplatz 14 beschränkt. An- beschränkt. An- beschränkt. An- Lindenplatz 14 lingen meldung am In- meldung am In- meldung am In- formationsstand formationsstand formationsstand erforderlich. erforderlich. erforderlich. 5

Konzerte Tag der offen Tür

12.30–13.30 Uhr 17–18 Uhr Durchgehend freie Besichtigung: Mittagskonzert: Schluss konzert: 11 - 17 Uhr Barockmusik in der reformierten Volksmusik der «Region Winterthur» Schloss Wülfl ingen Kirche Wülfl ingen aus der Sammlung Hanny Christen : Das Schloss Wülfl ingen wurde in Werke von J.C.F. Bach, J.S. Bach, W.A. Hannelimusig den letzten beiden Jahren vollständig Mozart, C. Schaffrath und F. Geminiani : Speisesaal der renoviert. Thomas Schmid, Cembalo und Landwirtschaftlichen Schule, 11 - 15 Uhr Regina Kobe, Barockcello Wülfl ingen, Riedhofstrasse 62 Trotte der landwirtschaftlichen Schule

Landwirtschaft- Trotte der Wespimühle Kloster Mariazell Wülfl ingen Brücken in Wanderung: liche Schule landwirtschaft- auf dem Beeren- mit der Kamera Wülfl ingen Auf den Spuren lichen Schule berg (Ruine) entdecken von J. C. Heer

11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11–12.30 Uhr 11–12 Uhr 11–12 Uhr 11.00 12.00 13.00 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14–15 Uhr 14.–15.30 Uhr 14–15 Uhr 14–16 Uhr 14.00 15.30–16.30 Uhr 15.30–16.30 Uhr 15.00 16.00 : Emmanuelle : Marco Tiziani : Reinhard : Annamarie : Martin : Urs Widmer : Kurt Münch Urban und und Marie Stahel und Matter Bachmann Sylvia Minder Bräuning Dr. H.P. Bärtschi : Vor dem Kirch- : Vor dem Kirch- : Fussgänger- : Vor dem : Haupteingang : Vor der Trotte : Vor dem gemeindehaus gemeindehaus steg - Kirchgemeinde- Landwirtschaft- an der - Mühlegebäude Wülfl ingen, Wülfl ingen, strasse, gegen- haus Wülfl ingen, liche Schule, strasse 147 Wieshof str. 105 Lindenplatz 14 Lindenplatz 14 über Schlosstal- Lindenplatz 14 Riedhofstr. 62 strasse 172 : Shuttlebus : Fotokamera (Bus Nr. 8 bis : Gutes ab Lindenplatz, mitbringen. Haltestelle Schuhwerk anschliessend Fotowettbewerb «Fachschule») und allenfalls Wanderung von für Kinder und Regenschutz ca. 15 Minuten. Jugendliche. mitbringen.

Zeichenerklärungen: : Leiterin oder Leiter der Führung : Treffpunkt oder Veranstaltungsort : Wichtige Information zur Veranstaltung 6 Aktuelles aus der Denkmalpfl ege der Stadt Winterthur

Projektbegleitungen 2007/2008 Mit Begleitung der Denkmalpfl ege konnten in jüngs- derhergestellt werden konnte. Das Schwimmbad Wol- ter Zeit verschiedene Renovationen von Baudenk- fensberg wurde auf Initiative des «Vereins zur Hebung mälern erfolgreich abgeschlossen werden. Als Part- der Volksgesundheit» 1935 vom Architekturbüro Furrer nerin von Architekt und Bauherrschaft konnte die & Merkelbach, dem Nachfolgebüro von Rittmeyer & Denkmalpfl ege bei den Renovationen ihre Anlie gen, Furer (Robert Rittmeyer liess sich 1934 pensionieren), Anregungen und ihr Wissen für die Baudenkmäler erstellt. Es ist ein gut gestalteter Bau der beginnenden gewinnbringend einbringen. Moderne in der Stadt Winterthur. In den Jahren nach der Erbauung erfolgten diverse Veränderungen, insbe- Minergiestandard in Altstadthäusern sondere in den 1970er-Jahren, die nicht immer Rück- sicht nahmen auf die qualitätsvolle Gestaltung der Er- Die Optimierung des Energieverbrauchs war Thema bauungszeit. bei der Renovation der beiden Wohn- und Geschäfts- Bei der Neufestsetzung des kommunalen Inven- häuser an der Technikumstrasse 96 und 98. Beide Häu- tars durch den Stadtrat Winterthur wurde im Jahre ser wurden an prominenter Lage nahe beim Bahnhof 2006 das Schwimmbad als schutzwürdiges Baudenk-

Strassenseitiges Wohnzimmer im Haus Technikumstrasse 96. Renovation 2007 bis 2008. Foto: Architekturbüro Patrick Frei, Winterthur

1893 und 1895 im Stil des Historismus erbaut. Schwimmbad Wolfensberg: Ziel der Renovation war es, die beiden Häuser 1935 erbaut vom Architektur- nach dem Minergiestandard zu erneuern und die von büro Furrer & Merkelbach. der Denkmalpfl ege als schutzwürdig bezeichnete Sub- Renovation 2007. Bei der Reno- stanz zu erhalten. Die neuen Fenster sorgen zusam- vation ist die ursprüngliche Ge- men mit der sorgfältig eingebauten integrierten Lüf- staltung und Farbgebung der tung dafür, dass die Bewohner eine hohe Wohnqualität 30er-Jahre soweit wie möglich geniessen und der Strassenlärm abgedämpft wird. Da wieder hergestellt worden. die Altstadthäuser wie Reihenhäuser aneinanderge- Fotos: Amt für Städtebau, Stadt Winterthur baut sind, hält sich der Energieverlust über die Aus- senfassaden in Grenzen. In diesem Fall bewährt sich diese traditionelle Bauweise, die auch schon früher aus energetischen Gründen gewählt wurde, bis in die heutige Zeit. Der Minergiestandard wurde ohne zu- sätzliche Aussendämmung der Fassaden erreicht. mal bezeichnet. Das Ziel der Renovation 2007 war, möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten und die «Neues» altes Schwimmbad Wolfensberg gestalterische Idee von Furrer & Merkelbach wieder erlebbar zu machen. Störende Aufbauten im Bereich Die Renovation des Schwimmbads Wolfensberg darf des Sonnendecks wurden beseitigt; das Dach des ori- als besonderer Erfolg bezeichnet werden, da die ur- ginalen Garderobentrakts auf der Nordseite saniert sprüngliche gestalterische Idee der Architekten wie- und die Holztüren der Kabinen wiederhergestellt. Eine 7

grosse Herausforderung war die Rekonstruktion des der Liftanlage überzeugen. Sie begleitete gemeinsam ursprünglichen Farbkonzeptes. Zwar zeigten die Un- mit dem Architekten, der städtischen Liftkontrolle und tersuchungen, dass die Fassadenfarbe in einem Gelb- privaten Liftbauern ein Projekt zu deren Modernisie- ton gehalten war, doch unklar blieb die Farbe der Gar- rung. Eine vor Kurzem in Luzern erfolgte denkmal- derobetüren. Schliesslich empfahl die Denkmalpfl ege gerechte Sanierung einer historischen Liftanlage aus gelbe Türen, wie sie auf einer Visualisierung des Archi- dem frühen 20. Jahrhundert diente dabei als Vorbild. tekturbüros aus der Bauzeit zu sehen sind.

Schindlerlift von 1919/1920 Rittmeyer zurückgewinnen

Ein besonders spannendes Projekt begleitet die Denk- Gemeinsam mit der Abteilung Hochbauten und den malpfl ege derzeit an der Archstrasse 6, im Verwal- Ar chitekten Brunner & Larocha wird derzeit ein Re- tungsgebäude des Milchverbandes von 1919/1920. novationskonzept für das Schulhaus Wülfl ingerstrasse Im Inneren des Geschäftshauses ist ein Lift aus der von Rittmeyer & Furrer erarbeitet, das die verlorene

Historische Aufnahme des Treppenhauses im Schulhaus an der Wülfl ingerstrasse, das 1905/1906 von Rittmeyer und Furrer erstellt worden ist. Foto: Sondersammlungen, Stadtbibliothek Winterthur

Schindlerlift im Haus Arch- strasse 6, Verwaltungsgebäude des Nordostschweizerischen Milchverbandes von 1919/1920. Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur Innengestaltung von 1905/1906 mindestens teilweise wiederherstellen soll (Farbfassungen, Oberfl ächen- strukturen an den Wänden im Treppenhaus). Damit wäre die ursprüngliche Gestaltungsidee eines wich- tigen Monumentalbaus von Rittmeyer in Winterthur wieder besser erlebbar.

Dr. Daniel Schneller, Denkmalpfl eger der Stadt Winterthur

Bauzeit erhalten. Es handelt sich um einen der ältes- ten Schindlerlifte der Schweiz, die noch erhalten und betriebsfähig sind. Der Lift besitzt eine schön gestalte- te Holzkabine mit Spiegeln und einer hinunterklapp- baren Sitzbank sowie eine für die Bauzeit hochmoderne technische Ausrüstung. Die Denkmalpfl ege konnte die Bauherrschaft von der Bedeutung und der Erhaltung 8 Aktuelles aus der Denkmalpfl ege der Stadt Winterthur

Das historische Fenster – ein gefährdetes Bauteil am Baudenkmal Das historische Fenster ist ein wichtiger Teil des rische Fenster zu sanieren und zu modernisieren: Ein- Baudenkmals. Bei vielen Umbauten werden die al- fachverglasungen können in Kastenfenster integriert ten Fenster ersetzt. Das historische Fenster prägt oder zu Doppelverglasungen umgebaut werden. Der aber nicht nur die Fassade, sondern auch die Stim- Aufwand und die Kosten können unter Umständen mung eines Raumes. Heute gibt es aber Möglich- gleich hoch wie bei einem Ersatz durch neue Fenster keiten, auch alte Fenster an moderne Energie- und sein. Das Resultat ist aber in der Regel befriedigender. Schallanforderungen anzupassen. Die Stadt Winterthur unterstützt eine sinnvolle Sanierung von wertvollen historischen Fenstern am Soll und kann ein hundert- oder gar mehr als hundert- Baudenkmal mit Beiträgen. Wenn sich die historischen jähriges Fenster in der heutigen Zeit noch erhalten Fenster in einem Zustand befi nden, der keine Sanie- werden? Mit dem zunehmenden Bewusstsein für die rung erlaubt, lohnt es sich, die Ersatzfenster als sorg- Bedeutung des Energiesparens verschwinden histo- fältige Nachbauten der alten Fenster mit modernem rische Fenster zunehmend und werden nicht immer Standard anfertigen zu lassen (weitere Informationen durch adäquat gestaltete neue Metall- oder Plastikfens- zur Sanierung eines historischen Fensters im Interview mit Schreinermeister Steinmann auf Seite 20).

Fenster an Bauten in Kernzonen «Haus zum Grauen Wind», Steinberggasse 45. Bei der Auch bei Bauten in den Ortsbildschutzzonen (Kernzo- Renovation wurden die nen) sind Fenster wichtige Bauteile, die nicht nur die barocken Vorfenster erhalten Fassade mitgestalten, sondern auch den Charakter der und auf der Innenseite neue Kernzone mitbestimmen. Dabei ist nicht nur die Ge- Fenster montiert, die heutigen staltung des Fensters entscheidend, sondern auch das Schallschutz- und Energiean- Material, aus dem es konstruiert wird. Einem alten Bau- forderungen genügen. ernhaus werden Sprossenfenster gerechter als spros- Foto: Denkmalpfl ege senlose. Holz als Material hat eine andere Oberfl ächen- Stadt Winterthur wirkung und altert anders als Plastik oder Metall. Wer an einem Bau in der Kernzone Fenster erset-

zen möchte, muss ein Gesuch für eine Fassadenreno- vation einreichen. Gemäss Praxis des Bauausschusses der Stadt Winterthur werden Holzfenster in der mit-

telalterlichen Altstadt und in den bäuerlichen Kernzo- «Tambürlihaus», Trottenstrasse 2. Die histo- nen bewilligt. Bei Bauten der Nachkriegszeit, die der rischen Fenster wurden bei der Moderne verpfl ichtet sind, können in der Altstadt auch Renovation 1996 repariert und Metallfenster passend sein. In der Kernzone Wartstras- wieder eingesetzt. se, deren Bebauung aus der Zeit nach 1860 stammt, Foto: Denkmalpfl ege sind gut gestaltete Holz-Metallfenster möglich. Stadt Winterthur Dr. Daniel Schneller, Denkmalpfl eger der Stadt Winterthur

Fakten zur Denkmalpfl ege Winterthur

Gesamtgebäudebestand in Winterthur: 18‘317 (100%) Inventar der Baudenkmäler von kommunaler Bedeutung: 1‘148 (6,2%) ter ersetzt. Damit verändert sich nicht nur das Aus- davon kommunale Schutzobjekte: 140 (0.7%) sehen einer Fassade, sondern auch die Stimmung und

Qualität einer Innenraumgestaltung. Von der Denkmalpfl ege bearbeitete Geschäfte insgesamt Historische Fensterbeschläge und die Feinheit (Beratungen, Stellungnahmen zu Baugesuchen, der Schreinerarbeit an den Fensterrahmen tragen oft Baubegleitungen usf.): 508 wesentlich zur Gestalt eines Raumes im Baudenkmal davon von der Denkmalpfl ege beurteilte Baugesuche: 150 bei. Es gibt heute eine Reihe von Möglichkeiten, histo- 9

Energiesparen bei Baudenkmälern Die Umsetzung von adäquaten Energiesparmass- Eine besondere Herausforderung stellen jene Baudenk- nahmen ist eine grosse Herausforderung bei der mäler dar, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit neuen Renovation von Baudenkmälern: Genügen traditi- Baumaterialien und in industrieller Bauweise erstellt onelle Bauweisen den modernen Anforderungen? worden sind. Wie bei einem solchen Objekt vorgegan- Wie steht es um die Energiebilanz in Baudenkmä- gen werden kann, möchte die Denkmalpfl ege in Zu- lern aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sammenarbeit mit einem privaten Architekturbüro und man sparsam mit den Baumaterialien umging? einem Bauphysiker modellhaft an einem konkreten Objekt studieren. Die Arbeitsgruppe «Energieeffi zienz Die Frage, wie ein historisch wertvolles Baudenkmal am Baudenkmal» will bis Mitte 2009 eine Broschüre energetisch sinnvoll zu sanieren ist, beschäftigt Bau- vorlegen, die gute Beispiele von renovierten Baudenk- herrschaften, Architekturbüros und die Denkmalpfl e- mälern beschreibt und darstellt, bei denen auch die ge. Die Aussenisolation eines wertvollen Baudenkmals Energiebilanz verbessert werden konnte. Ausserdem bedeutet den Verlust der originalen Verputze, Fenster- wird die Stadt Winterthur gemeinsam mit dem Haus- und Türgewände und anderer Details der originalen eigentümerverband Winterthur und Umgebung am

Die Häuser Technikumstrasse 96 und 98 wurden 2007 bis 2008 nach Minergiestandard saniert. Da die Reihenhäuser nur eine geringe Fassadenab- wicklung aufweisen, konnte auf eine Aussenisolation verzichtet werden. Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur

Ehemaliges Armenhaus, Aus- serdorfstrasse 13. Eine Aussen- isolation hätte das Fachwerk Fassade. Ferner werden die Proportionen des Hauses 11. No vember 2008 eine Veranstaltung zum Thema «Um- und die historischen Fenster- gegenüber dem ursprünglichen Aussehen verfälscht. bauen und Energie sparen» durchführen, die auch das gewände zum Verschwinden Ausserdem ist die neue „Haut“ des Hauses nach dem Vorgehen bei Baudenkmälern thematisieren wird. gebracht und den Charakter Eingriff unter Umständen nicht mehr massiv, sondern des Hauses grundlegend ver- Dr. Daniel Schneller, Denkmalpfl eger der Stadt Winterthur ein „weiches“ Isolationsmaterial. ändert. Die bauphysikalische Kann der energetische Nutzen einer Aussenisola- Untersuchung anlässlich der tion auch mit anderen Massnahmen erreicht werden? Renovation 2002/2003 hat Auf Initiative der städtischen Denkmalpfl ege hat der gezeigt, dass das bestehende Bauausschuss der Stadt Winterthur eine Arbeitsgruppe Mauerwerk gute Vorausset- aus Energiefachleuten, Architekten und dem Denk- zungen mitbringt und mit gezielten Massnahmen Ver- malpfl eger eingesetzt, die dieser Frage nachgehen und Weiterführende Informationen besserungen erreicht werden Empfehlungen für Bauherrschaften erarbeiten soll. In konnten (Innenisolation). ersten Diskussionen der Arbeitsgruppe hat sich ge- Webseite der Stadt Winterthur: Foto: Denkmalpfl ege zeigt, dass folgende Kriterien bei der Sanierung eines www.stadt.winterthur.ch Stadt Winterthur historischen Baudenkmals wichtig sind: Welche alter- Inventar Baudenkmäler: nativen Energieträger stehen zur Verfügung (Fern- www.bau.winterthur.ch wärme, Erdwärme usf.)? Welche Vorteile bietet das

Baudenkmal aufgrund seiner Bauweise (Zeilenhaus Denkmalpfl ege Stadt Winterthur: mit geringen Fassadenabwicklungen, dicke Mauern)? www.bau.winterthur.ch (Amt für Städtebau/Aufgaben- Welches ist das meinem Haus angemessenste Konzept bereiche/Denkmalpfl ege) zur Verringerung des Energieverbrauchs? 10 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Historische Postkarte: Wülfl ingen vom Brühlberg aus gesehen um 1900. Die Miniatu- ransichten zeigen neu erstellte Wohn- und Industriebauten und das Schulhaus Ausserdorf vor der Aufstockung 1906. Auf der Ansichtskarte ist kein einziges Bauernhaus zu sehen. Wülfl ingen wird um 1900 als «moderner» und aufstrebender Ort präsentiert. Foto: Winterthurer Bibliotheken, Sondersammlungen

Auf Spurensuche in Wülfl ingen

Von Heinz Pantli, ibid Altbau AG, Winterthur

Als «Wulvilinga» erscheint das Dorf Wülfl ingen, schloss, sind die Schulhäuser Hohfurri und Talhofweg heute Teil der Stadt, erstmals um 897 nach Christus sowie die Katholische Kirche St. Laurentius, erbaut in einer Urkunde des Klosters St. Gallen. Der Orts- zwischen 1957 und 1959. name leitet sich vom Vornamen Wolf ab und zählt Der Kirchhügel und Lindenplatz zur frühesten Form germanischer Ortsnamen in der In der Mitte des Dorfes erhebt sich auf einem kaum Schweiz. Eine spannende Spurensuche. mehr wahrnehmbaren, fl achen Geländesporn die Kir- Die Namensforschung datiert Orte mit der En- che mit dem Pfarrhof. An seinem südwestlichen Fuss dung «-ingen» in das 5./6. Jahrhundert. Nach den bau- dehnt sich zur Eulach hin der Lindenplatz aus. Kirch- geschichtlichen Befunden zu urteilen, erreichte das hügel und Platz, geistiges und weltliches Zentrum des Dorf im 17./18. Jahrhundert die Ausdehnung des heu- Dorfes, bilden gleichsam eine Nabe, um welche sich tigen historischen Ortskerns. Um 1813 zählte der Sied- die Siedlung nach allen Richtungen entwickelt. Gegen lungskern rund 100 Bauten. Obwohl in der Gemeinde Nordosten und Südosten, von der Eulach getrennt, das Wülfl ingen an der Grenze zu Pfungen der erste Indus- sogenannte Oberdorf, gegen Westen und Norden das triebetrieb des Landes entstand, ist keine bedeutende Hinterdorf und südlich der Eulach das Ausserdorf. Der Siedlungserweiterung vor der Mitte des 19. Jahrhun- dreieckige Lindenplatz erhielt seinen Namen von der derts festzustellen. Auch die Begradigung der Wülfl in- 1404 an diesem Ort erwähnten Gerichtslinde. gerstrasse in den Jahren 1837 bis 1839 brachte vorerst Die heutige Linde stammt aus dem Jahr 1945. Ob- keine nennenswerte Neubautätigkeit im alten Dorf. wohl sich die Geschichtsschreibung über die Details Diese setzte entlang der Strasse erst ab 1870 ein. der Funktion des Lindenplatzes ausschweigt, könnte In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Wülf- auf dem Platz das Niedergericht stattgefunden haben. lingen 184 Landwirte, 160 Fabrikarbeiter und 142 Das Hoch- und Blutgericht urteilte mutmasslich auf Handwerker. An der Verteilung der Berufsgattungen dem Lantig, gut eineinhalb Kilometer nördlich des lässt sich der in der äusseren baulichen Struktur des Dorfes. Auf diesem Platz traten ursprünglich alle Dorf- Dorfes kaum fassbare Wandel zum Industriedorf be- genossen, später die 24 Richter der Herrschaft unter legen. Bis in die frühe Nachkriegszeit vermochte das dem Vorsitz des Gerichtsherrn zusammen. Wie lange Dorf indes das Aussehen eines Acker- und Weinbau- in Wülfl ingen Gericht unter freiem Himmel gehalten erndorfes zu bewahren. Bedeutende Zeugen des frü- wurde, ist nicht bekannt. hen Nachkriegsbaubooms, welcher das Feld zwischen Die Holzkirche von Wülfl ingen Wülfl ingen und den Neuwiesen westlich der Altstadt 1972, anlässlich der letzten Renovation der reformierten 11

Flugaufnahme um 1952. Noch Mitte des 20. Jahrhun- derts ist Wülfl ingen mehr oder weniger ein Bauerndorf geblieben – trotz der Nähe zur Stadt und der 1920 erfolgten Eingemeindung. Foto: Winterthurer Bibliotheken, Sondersammlungen

Kirche, konnten erstmals frühmittelalterliche Spuren vor dem Haus befi ndet sich der einstige Tränkebrunnen im Dorf ausgegraben werden. Eine forschungsge- des Oberdorfs mit Haupttrog aus den 1870er-Jahren. schichtliche Sensation war damals die erstmalige Frei- Weitere erwähnenswerte Bauten sind das Vielzweck- legung von Spuren einer Holzkirche in der Schweiz. Zu bauernhaus Oberdorfstrasse 11, mit Kern von 1566, jener Zeit vermutete die Forschung noch, dass hierzu- und Oberdorfstrasse 15/17 aus dem 16./17. Jahrhun- lande kaum Reste von Holzkirchen zu fi nden seien. In- dert, neben weiteren ehemaligen bäuerlichen Bauten zwischen ist diese These widerlegt, wurden doch nach des 17. bis 19. Jahrhunderts. Das Oberdorf südlich der 1972 schweizweit gut zwei Dutzend Holzkirchen frei- Eulach hatte wie der Dorfteil nördlich der Eulach viel gelegt, vier davon im Raum Winterthur und im Töss- von seiner bäuerlichen Vergangenheit bewahrt. tal. Die Holzkirche von Wülfl ingen besass einen Saal, Das Hinterdorf und Ausserdorf der in seiner Ausdehnung von fünf mal sieben Metern Das Hinterdorf, westlich und nördlich des Linden- einer grossen Stube entsprochen hat. Zum Saal ge- platzes, besitzt einen eigenen dreieckförmigen Dorf- sellte sich im Osten ein kleinerer, wohl quadratischer platz beim Restaurant «Bären». Dieser zeigt einen Chorraum mit Altar. Aufgrund der Ähnlichkeiten mit bemerkenswerten Tränkebrunnen von 1828. Die den Führung: den anderen im Raum Winterthur freigelegten Holz- Platz umsäumenden Häuser besitzen zum Teil noch Wülfl ingen entdecken kirchen wird die Kirche ins 7./8. Jahrhundert datiert. Kernsubstanz des 16./17. Jahrhunderts. Im südlichen Wohl bereits im 8. Jahrhundert wurde sie durch Dorfteil an der Eulach befi ndet sich das älteste Schul- 13. September 2008 einen Massivbau gleicher Dimension ersetzt, dem gebäude Wülfl ingens, 1844 erstellt anstelle eines 11.00, 14.00, 15.30 Uhr wahrscheinlich im 11. Jahrhundert eine etwas grös- Schul- und Gemeindehauses von 1793. Im Gegensatz : Heinz Pantli, sere Kirche folgte. Nach einem vermuteten Brand um zu den übrigen Dorfteilen wird das Ausserdorf in erster ibid Altbau AG, 1200 oder im frühen 13. Jahrhundert wird diese Kir- Linie von Bauernhäusern und Bauten mit Wohn- und Winterthur che durch einen Neubau ersetzt. Der Platz nördlich der Gewerbenutzung aus dem 18. und 19. Jahrhundert be- Kirche mit Pfarrhaus wurde 1958/59 durch den Bau stimmt. Die bauliche Gestaltung dürfte auch durch die : Vor dem Kirchge- des grossen Kirchgemeindehauses Lindenstrasse 14, Eröffnung der Bahnlinie Winterthur-Koblenz im Jahr meindehaus Wülfl ingen, an Stelle der Pfarrscheune, und des Sigristenhauses 1876 beeinfl usst worden sein. Lindenplatz 14 Lindenplatz 12 umgestaltet, nachdem der Friedhof be- Nordöstlich des alten Dorfes, am Fuss des Wol- reits 1901/02 an den Dorfrand verlegt worden war. fensberg, fi ndet sich an der Wülfl ingerstrasse das Das bäuerliche Oberdorf kunstgeschichtlich bedeutendste Gebäude Wülfl in- Als Oberdorf geläufi g ist der Dorfteil östlich der Kirche gens, das Gerichtsherrenschloss. 1644 bis 1647 von mit der 1619 erwähnten Zehntenscheune (Oberdorf Hans Hartmann Escher als Ersatz des alten Gerichts- 24). Der Strassenraum der Oberdorfstrasse wird ein- herrensitzes auf der Burg Alt-Wülfl ingen errichtet, ist drücklich von den Vorgärten und Hofsituationen der das Schloss der bedeutendste Bau Winterthurs aus dem einstigen Bauernhäuser geprägt, worunter der Stän- 17. Jahrhundert. Das vom Abbruch bedrohte Gebäude derbohlenbau Oberdorfstrasse 42/44 mit mächtigem wurde 1907-1908 auf private Initiative renoviert und Halbwalmdach von 1610 besonders hervortritt. Östlich 1911 der Stadt geschenkt. 12 | Europäischer Tag des Denkmals 2008 Kurzbiografi en wichtiger Baudenkmäler in Winterthur-Wülfl ingen

1 | Rankstrasse 6, 3 | Wülfl ingerstrasse 250, Bauernhaus, 1569 Wirtschaft „Zur alten Das Vielzweckbauern- Post“, 1752 haus mit zwei Stallteilen Das Gasthaus wurde und Scheune trägt eine gemäss Inschrift am Inschrift am Fachwerk Segmentbogensturz der des Vordaches mit südseitigen Haustüre dem Baujahr 1569. Die 1752 erbaut. Der Kernbau Ständerkonstruktion des von 1752 ist an den noch Wirtschaftsteils besitzt sichtbaren Eckquadrie- sowohl Bohlenwände als rungen abzulesen. Im 19. auch Kantholzfüllungen. Jahrhundert wurde der Das Dach im Ökonomieteil Bau an der Ostseite erwei- stützt sich auf Flugpfet- tert. Bis 1903 war hier die ten, deren eine in Form Post untergebracht. eines Drachenkopfes erhalten ist. 10

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4 | Eulachstrasse 6, Bauernhaus, 1830 Das zweigeschossige 1 2 | Oberdorfstrasse Vielzwechbauernhaus 42-44, Bauernhaus, 1609- entstand um 1830 in 1610 klassizistischem Stil. So- Das ehemalige Vielzweck- wohl der Wohn- als auch bauernhaus ist ein der Ökonomieteil sind in Ständerbau der dendro- Massivbauweise erstellt. chronolgisch in die Jahre Das Gebäude hat mit 8 9 1609-1610 datiert wurde. seiner Gestaltung einen Beim substanzschonend durchaus repräsentativen 1975/1976 renovierten Anspruch. Haus ist der bäuerliche Charakter erhalten geblie- ben. Der Ökonomieteil 7 wurde zu einem Atelier umgenutzt. Das Dach ist mit alten Klosterziegeln eingedeckt.

Reproduziert mit Bewilligung des Vermessungsamtes der Stadt Winterthur vom 13.8.2008 13

5 | Eulachstrasse 2, Schul- 6 | Wülfl ingerstrasse 239, 7 | Lettenstrasse 17, 9 | Hohfurristrasse 98, haus an der Eulach, 1844, ehemaliges Gemeinde- Wohnhaus, 1895 Wohnhaus „Zum Bergli“, Zimmermeister Jakob und Posthaus, 1876 Beim Chaletbau an der 1913, Fritschi & Zangerl Bosshard Das ehemalige klassizis- Lettenstrasse dürfte es Das zweigeschossige Das viergeschossige Schul- tische Gemeindehaus sich um den ältesten Wohnhaus mit hohem haus im klassizistischen wurde 1903 als Posthaus Bau dieser Art auf Win- Satteldach im Reformstil Stil wurde 1843/1844 als umgenutzt. Aus dieser terthurer Stadtgebiet wurde vom namhaften monumental wirkender Zeit stammt der Wind- handeln. Chaletbauten Winterthurer Architektur- würfelförmiger Bau in fang an der Westfassade. kamen im 19. Jahrhundert büro Fritschi & Zangerl für Massivbauweise erstellt. Die Post zog Mitte des in Mode und wurden den Inhaber der Fuhrhal- Liegende Lüftungs- und letzten Jahrhunderts in als Fertigbauten in der terei Schenkel erbaut. Lichtöffnungen verleihen einen Neubau auf der Schweiz produziert und in Besonders beachtenswert dem Erdgeschoss die Er- gegenüberliegenden Seite ganz Europa vertrieben. sind die Fassadenmale- scheinung eines Sockels. der Wülfl ingerstrasse. Das Das Haus wurde 2008 reien. Die grosszügigen Fenster- sorgfältig renovierte Ge- unter Schutz gestellt. öffnungen betonen die bäude zeigt heute wieder würdevolle Aufgabe des die Originalfarbgebung Baus als Schulhaus. der Bauzeit.

10 | Lindenplatz 14, Kirchgemeindehaus Wülf- 8 | Wieshofstrasse 59, lingen, 1957, Architekt Schulhaus Ausserdorf, Peter Germann 1897 und 1906. Das Kirchgemeindehaus 1897 baute Wülfl ingen das wurde anstelle der alten Schulhaus Ausserdorf in Pfarrscheune und des klassizistischem Stil. Kei- Sigristenhauses erstellt. ne 10 Jahre später musste Der langgestreckte, das Schulhaus erweitert zweigeschossige Bau mit werden und wurde von Satteldach schliesst den Hermann Siegrist-Allweyer Kirchhof gegen Norden ab aufgestockt. Das Schul- und bildet einen Bestand- haus wurde 2008 aussen teil der zwischen 1957 renoviert: Es erhielt dabei und 1960 neu gestalteten wieder die Farbgebung Kirchhofanlage. von 1906.

: | Informationen zu weiteren Baudenkmälern in Wülfl ingen: «Schutzwürdige Bauten der Stadt Winterthur, Winterthur 2006» Zu beziehen in Winterthurer Buchhandlungen oder bei der Denkmalpfl ege der Stadt Win- terthur. 14

Das ehemalige Bauernhaus an der Oberdorfstrasse geht in seinem Kern bis in die Zeit um 1600 zurück. Im 19. Jahrhun- dert wurde es als Wohnhaus umgenutzt. Foto: Christian Schwager

Alt und Neu stimmungsvoll vereint

Von Ina Hirschbiel Schmid, Architektin und Journalistin

Eine junge Familie wohnt in einem restaurierten Seit November 2007 wohnt die Familie Wiesli Bauernhaus. Das Konzept von Alt und Neu funktio- Mutter im restaurierten 200-jährigen Bauernhaus an niert. der Oberdorfstrasse in Wülfl ingen, nur wenige Schritte von der Kirche entfernt. «Am Schluss ist alles so ge-

worden, wie wir es haben wollten», freut sich die Bau- Im Korridor ist ein Tonplatten- boden aus dem frühen herrin. «Wir hatten ein Haus zum Umbauen gesucht. 19. Jahrhundert erhalten. Um Unsere Idee war, Alt und Neu zu verbinden, um mit 1900 wurde der Boden mit Komfort in einer gemütlicheren Atmosphäre zu woh- gemusterten Zementplatten nen, als das in einem Neubau häufi g der Fall ist. Dass erneuert. Bei der Renovation unser Haus so alt und dazu noch denkmalgeschützt ist, wurden die Unebenheiten des hat sich eher zufällig ergeben, doch waren wir von An- Bodens bewusst beibehalten. fang an davon fasziniert.» Die Liegenschaft war zuletzt Foto: Christian Schwager in städtischem Besitz und wurde erst beim Verkauf an die private Bauherrschaft unter Denkmalschutz ge- stellt. Bis der fachgerechte Umbau im Inneren so weit war, fanden zahlreiche Sitzungen mit dem städtischen Denkmalpfl eger, Daniel Schneller, und Nina Lippu- ner und Johannes Wick vom Zürcher Architekturbüro «nijo» statt, welche den Umbau planten und leiteten. Samfter Eingriff im Ökonomieteil Für das neue Zuhause der jungen Familie passte die Zusammenlegung der beiden Geschosswohnungen zu einem Wohnhaus. Der sanfte, architektonische Eingriff fokussierte dabei auf den ehemaligen Ökonomieteil im Erdgeschoss, in welchem eine grosszügige Küche zum Zentrum des Hauses wurde. Im Obergeschoss wurde die Küche zugunsten eines neuen Bades entfernt. Die Erhaltung der historischen Bausubstanz und Wahrung des ursprünglichen Grundrisskonzeptes waren die Europäischer Tag des Denkmals 2008 | 15

Stube mit Täfer und Fischgratparkett, Mitte des 19. Jahrhunderts. In der einstigen Werkstatt wurde die moderne Küche mit Essplatz eingebaut. Kachelofen von 1917. | Foto: Christian Schwager | Foto: Christian Schwager

Vorgaben der Denkmalpfl ege. So ist die eigentliche den Architekten wichtig waren. Der Stolz der Wohn- historische Zweiteilung des Hauses in Wohnbereich stube ist ein grüner Kachelofen. Die Täferdecke, Wand- und Scheune heute noch gut lesbar. Beim Einbau der täferungen und eingebauten Wandschränke wurden neuen Küche mit Essplatz wurde auf möglichst weni- restauriert und mit weisser Ölfarbe gestrichen, die ge Berührungspunkte zur alten Bausubstanz geachtet. glänzenden Oberfl ächen refl ektieren das Licht und Die bestehende mattweisse Gipsdecke wurde ergänzt, ergeben eine angenehme helle Raumstimmung. Im teilweise ist die alte Balkenkonstruktion an der Decke hinteren Stubenbereich wurde das Fischgratparkett noch sichtbar. Ein neues Wandsims ergänzt die alten ergänzt, durch das rötliche Beizen konnte der Farbton Wandtäferungen, das Sims nimmt die Höhenlinie der vom neuen Tannenholz an den Bestand angeglichen Küchenzeile auf und wird zur selbstverständlich wir- werden. Eine neue Treppe aus geöltem Tannenvoll- kenden Verbindung von Alt und Neu. Das ergänzte holz führt ins Obergeschoss. Die Treppe ist gleichzeitig Wandelement proportioniert gleichzeitig die grosszü- ein Beispiel für einen Kompromiss zwischen Bauherr- gige räumliche Situation, das weisse Holz im unteren schaft und Denkmalpfl ege. Dabei näherten sich beide Wandbereich, der darüberliegende Sumpfkalk-Verputz Seiten an, sodass die gestalterische Umsetzung der Führung: erscheint in einem intensiven Grün. Die Malerarbeiten gefundenen Lösung sich als solides Bauteil gut in den Bauernhaus an allen verputzten Wänden wurden in Mineralfarben Bestand einfügt. Im oberen Geschoss wurde ein neues Oberdorfstrasse gebürstet, das Holzwerk mit einer natürlichen Ölfarbe Bad eingebaut, ansonsten gab es bisher in den Schlaf- mit leichtem Glanz gestrichen. Der neue Boden in der zimmern nur eine teilweise Pinselrenovation. 13. September 2008 Küche besteht aus geölten Tannenriemen. Ins Schwärmen geraten 11.00, 14.00, 15.30 Uhr Mit Sumpfkalk verputzt Im ganzen Haus ist eine durchdachte stimmungs- : Nina Lippuner und Jo- Der pittoreske Plattenboden im quer durchs Haus ver- volle Raumgestaltung zu spüren; dazu tragen die hannes Wick, Architekten, laufenden Korridor wurde freigelegt. Ein Detail, das harmonische Farbwahl, moderne, teils spielerische Zürich dem Bauherrenpaar sehr am Herzen lag und bei dem Elemente, die sorgsam restaurierten Details und die die beiden selbst in Handarbeit die Mörtelschicht vom materialgerechte Behandlung von Oberfl ächen bei. : Teilnehmerzahl aus historischen Untergrund abstemmen halfen. Die qua- Alt und Neu verbinden sich zu einem Miteinander und Platzgründen beschränkt. dratischen Tonplatten sind teilweise mit sternförmigen verleihen dem Bauernhaus einen besonderen Charme. Anmeldung am Informa- Ornamenten verziert, die zerbrochenen Platten wur- Denkmalpfl eger Daniel Schneller weiss den sensiblen tionsstand erforderlich. den durch vor Ort gegossenem eingefärbtem Mörtel Umgang der Architekten und Handwerker mit der Bau- ersetzt. Obwohl der Boden offenporig ist, hat er heute substanz zu schätzen und kommt fast ins Schwärmen, durch die Pfl ege einen Glanz, das Putzmittel macht ihn wenn er sich an die Umbauzeit erinnert: «Da waren ei- zudem wasserabweisend. Die Wände im Flur sind mit gentliche Koryphäen am Werk. Die Handwerkerinnen Sumpfkalk verputzt und in einem warmen Grauton ge- und Handwerker leisteten hervorragende Arbeit und strichen. Man spürt schon beim Betreten des Hauses gleichzeitig ausgezeichnete Beratung bei der Material- die besondere Aufmerksamkeit für Kleinigkeiten, die wahl und hatten immer wieder weiterführende Anre- beim Umbau des Objektes für die Bauherrschaft und gungen für die Restaurierung.» 16 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Das Haus an der Wülfl ingerstrasse ist der Rest eines Bauernhauses aus der Zeit um Die hofseitige Fassade ist die ruhigere Seite des Hauses mit viel Wohnqualität. 1600. Der Wohnteil wurde zugunsten des Postgebäudes abgebrochen. | Fotos: Christian Schwager

Wohnen im Baudenkmal

Von Ina Hirschbiel Schmid, Architektin und Journalistin

Ein Mehrfamilienhaus in Wülfl ingen zeigt auf ein- um das heutige Postgebäude zu errichten. Vor der Sa- drückliche Weise, dass es sich lohnt, die ursprüng- nierung der Liegenschaft im Jahr 2006 erkannte das lichen Strukturen der Liegenschaft wieder sichtbar baugeschichtliche Gutachten den Denkmalwert des zu machen. Grundlage ist ein Gutachten der Denk- historischen Gebäudes, welches in Ständerbauweise malpfl ege. mit Wandausfachungen in Bohlen erbaut wurde. Aus- schlaggebend für die Werterhaltung war unter ande-

rem die ausgewogene Gestaltung der Südfassaden in Im Dachstuhl wurde eine klassizistischer Art mit den Sprossenfenstern und dem Maisonette-Wohnung eingebaut. über 400 Jahre alten erhalten gebliebenen Dachstuhl. Foto: Christian Schwager Fünf Wohneinheiten Die Winterthurer «Architektengruppe 4», die ein eige- nes Architekturbüro betreibt, wurde zwischenzeitlich Eigentümerin der Liegenschaft und sanierte das Haus mit dem Ziel, die ursprünglichen Strukturen wieder hervorzuholen. Da eine einheitliche Farbgebung ge- wählt wurde, erscheint das Gebäude von aussen als kompakter Baukörper. Die verputzten Fassaden sind in einem hellen Gelb gestrichen, die Holzfensterläden in einem hellen Blau. «Für ein Restaurierungskonzept nach den Farben des ursprünglichen Vorbildes gab es Das markante Mehrfamilienwohnhaus im Dorf- in diesem Fall zu wenige Befunde», urteilt Reto Bie- kern von Wülfl ingen ist die verbliebene Hälfte eines li von der städtischen Denkmalpfl ege. Im Innern ist um 1600 erbauten Doppelbauernhauses mit je einem die Unterteilung der einst unterschiedlich genutzten Wohnhaus und einer Stallscheune. Die Scheunen Hausbereiche klar zu erkennen: Die fünf Wohnein- wurden nach und nach, wahrscheinlich im Zuge heiten verteilen sich auf drei Reihenhäuser, ein wei- von Erbteilungen, zu Wohnhäusern ausgebaut. An teres Haus ist in zwei Geschosswohnungen unterteilt. die Oberdorfstrasse angrenzend wurde im Jahr 1839 Im äusseren Reihenhaus, angrenzend an das wuch- eine Wohnraumerweiterung realisiert. Der östliche tigere Wohngebäude mit der Poststelle, erkennt man Gebäudeteil ist vor 50 Jahren abgebrochen worden, an den Geschosshöhen und den Holzstützen noch die 17

In der Wohnung von 1892 wurde beim Umbau 2006 die Küche direkt mit der Stube verbunden. Foto: Christian Schwager

ehemalige Scheune. Daneben wurde eine grössere Garten wertet eine begrünte Pergola den Aussenraum Wohneinheit für einen Mehrgenerationenhaushalt zur Wülfl ingerstrasse auf. ausgebaut. Die Liegenschaft mit der Hausnummer 53 Rücksicht und Toleranz unterteilt sich für zwei Familien auf eine untere Wohn- Für das Zusammenleben mehrerer Familien unter etage mit Gartenanteil und eine obere Wohnung mit einem Dach ist grundsätzlich nachbarschaftliche To- Dachterrasse. Dazu durfte der seitliche Dachvorsprung leranz gefragt. Ist die Bauweise eher verwinkelt und zur Oberdorfstrasse hin entfernt werden, um auf dem kreuzen sich die alltäglichen Erschliessungswege der kleinen Hausanbau ein begehbares Flachdach als Er- Bewohner, dann fördert dies die sozialen Kontakte weiterung der Wohnfl äche zu ermöglichen. In der sa- untereinander. Gleichzeitig nimmt man gegenseitig nierten Kleineinheit wurde ein Einpersonen-Haushalt Rücksicht aufeinander. Bei der heutigen Eigentümer- eingerichtet. Dieses Ineinandergreifen von räumlichen gemeinschaft gehören der Hof mit einer Bierbrauerei Situationen ist charakteristisch für ein Wohnen in Alt- im ehemaligen Werkstattgebäude und die als Atelier baustrukturen und ermöglicht die beliebten idyllischen vermietete Scheune zu den gemeinschaftlichen Parzel- Nischen inmitten der Stadt. len. Um das gemeinschaftliche Wohnen im Baudenk- Führung: Respekt vor baulichen Eingriffen mal klar zu arrangieren, hat Architekt Urs Huggen- Bauernhaus Die Massnahme, eine zusätzliche Dachterrasse zu berger beim Verkauf an die einzelnen Eigentümer ein Wülfl ingerstrasse schaffen, ist bezeichnend für den Spagat, den die Ar- Nutzungs- und Verwaltungsreglement ausgearbeitet. chitekten beim Umbauen in denkmalgeschützter Die Stockwerkeigentümer sind nicht Alleineigentümer 13. September 2008 Substanz zu leisten haben. Um ein attraktives Wohn- ihrer Liegenschaft, Bodenanteile und Gebäudeteile 11.00, 14.00, 15.30 Uhr projekt zu schaffen, müssen auf der einen Seite die for- bleiben Miteigentum der ganzen Eigentümergemein- : Urs Huggenberger, mulierten Wünsche der Nutzer berücksichtigt werden, schaft. Als Teil der Gemeinschaft ist man der Gemein- Architekt, Winterthur die sich an modernen Wohnansprüchen orientieren. schaftsordnung verpfl ichtet. Das Reglement dient dazu, Auf der anderen Seite soll der Respekt vor Eingriffen den Umfang der gesetzlichen Befugnisse und Pfl ichten : Teilnehmerzahl aus in die historische Substanz bewahrt werden. Um ein der Stockwerkeigentümer genauer festzulegen. Es ent- Platzgründen beschränkt. bewohnbares Dachgeschoss zu ermöglichen, wurden hält Richtlinien für das Zusammenleben und regelt die Anmeldung am Informa- Schleppgaupen ins Dach eingebaut und durch Dach- Benutzung der gemeinschaftlichen Bereiche. Die Auf- tionsstand erforderlich. fl ächenfenster ergänzt. Dazu machte die Denkmal- schlüsselung der anteilmässigen Kosten für die Pfl ege pfl ege Gestaltungsvorgaben: Die neuen Dachlukarnen und den Unterhalt ist im Reglement festgeschrieben, nehmen die Proportionen der Fenster in den unteren ebenso die Aufteilung der Erträge aus der Vermietung Geschossen auf. Der bestehende Dachstuhl wurde ge- der gemeinsamen Räumlichkeiten. reinigt und blieb sichtbar erhalten, darüber wurde eine neue Dachkonstruktion erstellt: eine Holzkonstruktion mit aussteifenden Holzplatten als Untersicht, die Wär- medämmung liegt zwischen den Sparren. Das Dach wurde neu mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Im 18 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Im ehemaligen Ökonomieteil kommt die grosszügige Raumstruktur zur Geltung. Die Ehemalige Stube im Wohnteil des Bauernhauses. Zur Gewinnung von Raumhöhe Bücherwand bildet die Trennung zwischen Tenn- und Stallteil. | Foto: Karl Fülscher wurde der Boden abgesenkt. | Foto: Karl Fülscher

Wohnen im ehemaligen Bauernhaus

Von Ina Hirschbiel Schmid, Architektin und Journalistin

Im ältesten noch erhaltenen Bauernhaus an der milie Romer, die nach einem Haus mit Wohnqualität Oberfeldstrasse in Wülfl ingen lässt es sich zeitge- gesucht hatte, zufrieden in ihrem ganz speziellen Ei- nössisch und komfortabel wohnen. Ein gelungenes genheim. Das Objekt war zuvor in städtischem Besitz. Experiment. Beim Verkauf war der Schutzkatalog, der die Aufl agen bezüglich Restaurierung vorschreibt, Teil der Vertrags-

bedingungen. Der alte Hauseingang liegt direkt neben dem Scheunentor. Alt und Neu kombiniert Hinter diesem befi ndet sich Im Entree des sanierten Bauernhauses wird man von eine Verglasung, so dass es einem Ambiente modernen Wohnens mit zeitgenös- geöffnet werden kann. sischem Komfort empfangen. «Wir strebten eine Kom- Foto: Karl Fülscher bination von Alt und Neu an, gleichzeitig wollten wir auch unsere Vorstellungen von Raumgefühl realisie- ren», sagt Hermann Romer. Im Haus spielen mehrere unterschiedliche Raumhöhen miteinander. Der Ein- bau einer Galerie – gleichzeitig das Zwischenpodest der Treppenkonstruktion – funktioniert als Drehschei- be des Hauses und verbindet die unterschiedlichen Ni- veaus der Obergeschosse beider Hausteile. Die Philo- sophie der Sanierung zeigt sich auch in den gewählten Materialien, die in ihrem Rohzustand eingesetzt wur- Das kleine Bauernhaus an der Wülfl inger Oberfeld- den: der Boden aus Hartbeton, die Treppe aus Zink- strasse stammt aus dem 17. Jahrhundert. «Als Ein- stahl, die denkmalgeschützten Balken der Primärkon- zelobjekt ist es ein wichtiges Zeugnis der Zimmer- struktion im Naturzustand, teils sogar ungehobelt. Die mannsbaukunst nach dem Dreissigjährigen Krieg: Fassadenfarben entsprechen den letzten Anstrichen der Riegelbau des Wohnhauses mit russgeschwärztem des Bestandes. Es wurde einzig die schokoladenbrau- Dachstuhl in spätmittelalterlicher Bautradition und ne Farbe der Fensterläden und Laibungen durch einen die Scheune mit barocker Bautradition», hält das bau- freundlicheren, graublauen Ton ersetzt. Dadurch hat geschichtliche Gutachten von 2004 fest. Seit Februar das Haus überraschend an Frische und Klarheit ge- 2008 wohnt – nach einem Jahr Umbauzeit – die Fa- wonnen. 19

Das Bauernhaus an der Ober- feldstrasse wurde nach dem 30-jährigen Krieg im 17. Jahr- hundert erstellt. 2008 wurde es renoviert und umgebaut. Foto: Karl Fülscher

Spannend und lehrreich niert, die mit Holz getäferte Decke ist noch alte Bau- Die ursprüngliche Nutzungsverteilung des Gebäu- substanz und wurde restauriert, die Wandtäfer sind des ist von innen und von aussen nach wie vor zu neu ergänzt worden. Um die Raumhöhe anzupassen, erleben. So wurde das Scheunentor in der strassen- wurde der Boden ein wenig abgesenkt. Worin liegen seitigen Holzfassade belassen, und eine dahinterge- die hauptsächlichen Schwierigkeiten, um aus einem stellte, grossfl ächige Verglasung schliesst den neuen solchen historischen Bauobjekt ein bewohnbares Haus Wohnbereich im einstigen Ökonomieteil ab. Für die zu machen? «Das Objekt stand vor dem Umbau längere vier hochformatigen neuen Fenster in der Westfassade Zeit leer und war in stark vernachlässigtem Zustand. zeigte sich die städtische Denkmalpfl ege kompromiss- Die ursprüngliche Substanz unter mehreren im Lau- bereit. Der Bauherr bezeichnet die Zusammenarbeit fe der Zeit übereinander gewachsenen Schichten war als einen guten Prozess. Architekt Rudolf Weiss (Weiss kaum erkennbar», erinnert sich der Architekt. «Ob- & Schmid Architekten, Winterthur) erinnert sich: «Die wohl Aufnahmepläne zur Verfügung standen, sorgte kontroversen Diskussionen über denkmalpfl egerische das Objekt stetig für neue Überraschungen. Plane- und architektonische Standpunkte waren zwar span- rische Entscheide mussten oftmals revidiert werden. Führung: nend und lehrreich, aber auch sehr zeitraubend. Dass Ein Hauptproblem waren die für heutige Wohnbedürf- Bauernhaus letztlich immer wieder Lösungen gefunden wurden, ist nisse extrem niedrigen Raumhöhen. Dazu kamen un- Oberfeldstrasse vor allem auch dem Verständnis und der Toleranz der günstige Voraussetzungen für eine Tageslichtnutzung Bauherrschaft zu verdanken.» Der ehemalige Schopf durch grosse Vordächer und wenige oder zu kleine 13. September 2008 vor der Südwestfassade wurde abgebrochen und ein Fassadenöffnungen.» Der Aufwand für solche Baupro- 11.00, 14.00, 15.30 Uhr neues angepasstes Volumen unter dem Schleppdach jekte ist für alle Beteiligten sehr hoch. Was reizt einen : Rudolf Weiss, Architekt, als Holzständerkonstruktion errichtet, in dem die of- erfahrenen Architekten, an Bauaufgaben dieser Art Winterthur und fene Küche eingebaut wurde. «Das Gebäude sollte sich mitzuarbeiten? «Der Aufwand ist in der Tat enorm und Reto Bieli, Denkmalpfl ege seinem Sinn und Zweck entsprechend weiterentwi- kann in vollem Umfang gar nie in Rechnung gestellt Stadt Winterthur ckeln. Wir wollten die verschiedenen Bauschichten im werden», sagt Weiss. «Es muss also etwas ganz Beson- Verlauf der Jahrhunderte zeigen, aber auch Akzente deres sein, das mich immer wieder reizt. Vielleicht die : Teilnehmerzahl aus setzen für die heutige Nutzung als Wohnhaus», erläu- Erfahrung, dass besonders schwierige Aufgaben oft Platzgründen beschränkt. tert der Bauherr. Die ursprüngliche Südfassade wurde zu einzigartigen Resultaten führen. Denn je enger die Anmeldung am Informa- als Riegelfassade wieder freigelegt, sie ist heute von Rahmenbedingungen sind, umso häufi ger gilt es, auf tionsstand erforderlich. der angebauten Küche und vom Essplatz aus als innen übliche Konventionen zu verzichten, und es entstehen liegende Wand im Haus erlebbar. neue, kreative Freiräume. Fasziniert bin ich auch vom Wandtäfer neu ergänzt Entdecken und Erforschen unserer sozialen und kultu- Die Stube wurde im Eckzimmer zur Strasse und nicht rellen Vergangenheit, der Spurensuche und Neugier.» zur Sonne hin ausgerichtet, was den gewünschten so- zialen Kontakten der damaligen Bewohner entsprach. Beim Umbau wurde der Raum zum Büro umfunktio- 20

Historische Fenster mit Vor- fenstern an der Steinberggasse 41, «Haus zum ». Die alten Fenster tragen zum Charakter der Fassade und des Gassenzuges bei. Die feinen Profi le und Sprossen zeugen von sorgfältigem Handwerk. Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur

Sind historische Baustoffe heute noch zeitgemäss?

Von Katrin Zehnder, Denkmalpfl ege Winterthur

Vier Winterthurer Unternehmer äussern sich über sie sich mit den historischen Materialien vertragen. den Umgang mit modern gebliebenen historischen Unter Umständen können aus einer falschen Anwen- Baustoffen, ihren Handwerkerstolz, gesteigertes dung von Materialien gravierende Schäden resultie- Perfektionsdenken und die Zukunftsaussichten in ren. Werden an einem alten Gebäude nach und nach ihrer Branche. Ein spannender Tour d’Horizon. alle Bauteile durch neue Bausubstanzen ersetzt, ver- Wohnen innerhalb historischer Dorfkerne ist liert das Objekt seine Geschichte. Die Örtlichkeit wird derzeit sehr beliebt. Neben nahe gelegenen Einkaufs- zunehmend charakter- und identitätslos. möglichkeiten und einer ruhigen Wohnlage sind auch Bei Sanierungen und Umbauten ist auf die Ver- die gepfl egten Bauerngärten und malerischen Häuser wendung von Materialien zu achten, welche in ihrer ausschlaggebend für die Wahl der Wohngegend. Sie Beschaffenheit und Gestaltung auf das Bestehende tragen dazu bei, dass man sich an einem Ort zu Hause Rücksicht nehmen. fühlt. Viele historische Dorfkerne stehen heute als Anlässlich eines Gesprächs erläutern vier Fach- Kernzonen unter Ortsbildschutz. Damit können diese handwerker ihre Erfahrungen im Altbau-Bereich. jahrhundertealten Dörfer auch für unsere Nachkom- men erhalten werden. Bauten und Bausubstanzen ha- ben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts rasant verän- Sind historische Baustoffe und Bautechniken heute dert. Aus diesem Grund bedarf das bauliche Kulturgut noch zeitgemäss? heute eines besonderen Schutzes. Bei Sanierungs- oder Umbauvorhaben ist es sinn- Martin Germann (Corti AG, Bauunternehmung): voll und angezeigt, wenn der Eigentümer frühzeitig Bindemittel wie Sumpfkalk, Sand und Kies haben sich die Denkmalpfl ege und spezialisierte Handwerker bei- über Jahrhunderte bewährt. Sie können auch in der zieht. Diese Fachleute helfen, die Geschichtsspuren heutigen Zeit verwendet werden, wenn man sie richtig eines Gebäudes zu deuten und können ihre eigenen einsetzt und ihre Vor- und Nachteile kennt beziehungs- Erfahrungen für einen fachgerechten Umgang mit der weise richtig einschätzt. historischen Substanz einbringen. Die bauphysika- lischen Verhältnisse in einem Altbau sind anders als Erich Landolt (Landolt Maler AG): in einem Neubau. Wer moderne Materialien bei einem Historische Baustoffe sind heute mehr denn je zeitge- Altbau verwendet, muss darüber Kenntnis haben, ob mäss. Sie sind in bauphysikalischer Hinsicht und häu- Europäischer Tag des Denkmals 2008 | 21

Von Hand gestrichene Biberschwanzziegel. Sie dienen heute als Wetterschutz an Hohlziegel auf dem Dach eines Ökonomiebaus der Wespimühle. Diese Ziegelform einer Westwand eines Bauernhauses in Wülfl ingen. | Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur geht bis ins Mittelalter zurück. | Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur

fi g auch ökologisch nachhaltiger als herkömmliche Es gibt auch neue Produkte mit guter Qualität für den Baustoffe. Das historische Baumaterial muss jedoch Bau. Wichtig ist, dass man den Kunden auf die Vor- und abgestimmt werden auf den bestehenden Bauträger Nachteile hinweist. Spannend fi nde ich die gleichzei- und die Gesamtsituation. tige optimale Anwendung neuer und historischer Pro- dukte. Daniel Steinmann (Steinmann AG Schreinerei): In ökologischer Hinsicht ist das Holzfenster nach wie Jürg Beyeler: Bei mir kommt Handwerkerstolz auf, vor erste Wahl. Holzfenster sind zudem immer noch wenn ich ein speziell gestaltetes Dach auch ästhetisch etwas günstiger als Holz-Metall-Fenster. Da heute die einwandfrei eindecken kann. Damit kann ich mich Emissionen stärker sind, ist bei Holzfenstern auf eine auch abheben von anderen Konkurrenten. gute und dauerhafte Oberfl ächenbehandlung zu ach- ten. Ölfarbe etwa ist weniger spröde als Kunstharzfarbe, Erich Landolt: Während der Handwerker im Mittelalter was beim Schwinden und Quellen des Holzes relevant gleichgestellt war mit einem Lehrer oder Arzt, hat sich sein kann. Bei der Wahl des Holzes als Ausgangsma- der Malerberuf mit dem Aufkommen industriell herge- terial ist Wert auf gute Qualität zu legen. Dabei spie- stellter Produkte vor etwa 50 Jahren stark gewandelt. len Lagerung, Trocknungszeit und das Schnittalter des Obwohl die Beschäftigung mit historischen Materialien Baumes eine Rolle. auch ökologisch sinnvoll ist, fehlt heute oft die dazu notwendige Ausbildung. Wir dürfen neue Materialien Jürg Beyeler (Willy Beyeler & Söhne AG, Bedachungen): nicht verteufeln. Aber man muss sie am richtigen Ort Teilweise werden heute noch die gleichen Ziegelarten und zielgerichtet einsetzen. Da die Technik des Malers verwendet wie vor 100 Jahren. Für die historischen einfach ist, erweist sich die Auseinandersetzung mit Techniken benutze ich jeweils ein Dachdeckerbuch historischen Baustoffen tatsächlich als Konkurrenzvor- von 1931, welches nach wie vor gilt und bei Arbeiten an teil, weil diese auf viel Erfahrung beruht. spezielleren Bauteilen sinnvoll genutzt werden kann. Daniel Steinmann: Als Schreiner kenne ich die Vorteile Weshalb haben Sie sich im Bereich historischer eines Holzfensters. Mit stichhaltigen Argumenten kann Bautechniken spezialisiert? Was fi nden Sie beson- ich viele Kunden von den Qualitäten eines Holzfensters ders spannend daran? überzeugen. Während meiner Ausbildung zum Meister konnte ich auch Vorlesungen in Kunstgeschichte besu- Martin Germann: Ich hatte das Glück, dass ich die his- chen. Bei einer Reise nach Rom wurde mein Interesse torischen Techniken bereits während meiner Maurer- an historischen Gebäuden geweckt. Seither bemühe lehre erlernen konnte. Diese Arbeitsweise ist faszinie- ich mich, ein Bauteil wenn möglich zu erhalten. Es ist rend, kann aber manchmal dem heutigen Preisdruck ein Beitrag zur Leistung unserer Vorfahren, welche nicht standhalten. Aus diesem Grund mache ich die ausserordentlich war. Kunden auf mögliche Alternativprodukte aufmerksam. 22 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Welche Schäden treffen Sie häufi g an, und was sind fenster jedoch ein hohes Alter erreichen. Besser, man deren Ursachen? kontaktiert den Fachmann lieber zu früh, das heisst bei den ersten Anzeichen, als zu spät. Wir weisen die Kun- Martin Germann: Falsche, nicht atmungsaktive An- den auf die Problematik der West- und Südseite hin. In striche auf einem weichen Putz können zu gravie- diesem Bereich sind Fenster stark exponiert. renden Schäden führen. Kalkanstriche haben eine sehr gute Atmungsaktivität und zudem ein natürliches Erich Landolt: Durch kostenlose Kontrollen können Alterungsverhalten. Zu harte Verputze im Sockelbe- wir bei den ersten Alterungsanzeichen frühzeitig rea- reich führen zu kapillar aufsteigender Feuchtigkeit, gieren und einen grösseren Schaden vermeiden. Auf- was direkte Auswirkungen auf die Bausubstanz unter grund eines gesteigerten Perfektionsdenkens in ästhe- tischer Hinsicht werden heute mineralisch aufgebaute

Verputze jedoch häufi g mit Silikonharzfarbe überstri- Der Erhalt historischer Fenster wird diskutiert. Mit chen, was markante Bauschäden nach sich ziehen ihren Beschlägen und der Holz- kann. Dieses Phänomen ist mit dem Aufkommen neu- maserierung bilden sie oft eine er Materialien signifi kanter geworden, da mit solchen Einheit mit der historischen Materialien ästhetische Ungenauigkeiten besser elimi- Innenausstattung. niert werden können. Die Qualität der Materialien ist Foto: Steinmann AG, Winterthur heute gleich bleibender und berechenbarer als vor 100 bis 150 Jahren. Dies ist eine Chance. Wir müssen aber bereit sein, Fehlresultate in Kauf zu nehmen und aus diesen für die Zukunft zu lernen. Auf die Ausbildung von Lehrlingen im historischen Bereich wird zu wenig Wert gelegt. Dadurch wird das Wissen mehr und mehr verwässert, und es besteht die Gefahr, dass für spätere Generationen möglicherweise nicht genügend qualifi -

zierte Fachleute zur Verfügung stehen. Fenster aus dem 19. Jahr- hundert mit Dreholive. Alte velisisi. Fenster weisen oft schön gestaltete Beschläge auf. Foto: Steinmann AG, Winterthur

Rundgang: Sumpfkalk, Ölfarbe und Holzfenster

13. September 2008 11.00, 14.00, 15.30 Uhr dem Verputz hat. Beispielsweise können sich der Ver- : Katrin Zehnder, putz und das Mauerwerk zersetzen, oder ein Riegel- Denkmalpfl ege Stadt werk verfault. Winterthur

: Vor dem Kirchge- Jürg Beyeler: Bei Nutzungsänderungen der Dachräume meindehaus Wülfl ingen, können Bauschäden auftreten. Wenn der technische Lindenplatz 14 Aufbau der Dämmschicht nicht exakt ausgeführt wur- de, kann es zu Kondenswasser-Schäden kommen.

Daniel Steinmann: Bei Fenstern entstehen Schäden durch fehlenden Unterhalt. Auf der West- und Südseite haben wir starke Einwirkungen wie Regen und Sonne. Aufgrund eines defekten Farbanstrichs kann das Holz Risse bekommen, was schliesslich einen Teilersatz des Fensters notwendig macht. Durch eine regelmässige Kontrolle von Anstrich und Kittfugen können Holz- 23

Historische Produktion von Sumpfkalk

Sumpfkalk war über Jahrtausende das wichtigste Mörtel- und Verputzmaterial. Erst im Laufe des 19. Jahr- hunderts wurde in Mitteleuropa der Zement üblich. Heute wird Sumpfkalk in modernen Öfen gebrannt. Die Bilder zeigen die Rekonstruktion eines historischen Herstellungsprozesses: Die Kalksteine werden im Ofen bei ca. 950 ºC mit Holz gebrannt, dabei verliert der Kalkstein das gebundene Wasser. Nach dem Brand wird der gebrannte Kalk mit Wasser gelöscht. Dabei entsteht ein Kalkbrei. Dieser wird gesiebt und in einer Grube eingesumpft. Der mit Wasser gelöschte Kalk muss immer mit Wasser bedeckt bleiben, um den Kon- takt mit Sauerstoff zu verhindern, da er sonst abbinden und hart werden würde.

1. Brennofen 2. Gebrannter Kalk wird zum Löschen in eine Wanne geschüttet.

3. Löschen des gebrannten Kalks mit Wasser. 4. Einsumpfen des gelöschten Kalks in einer Grube. | Fotos: Denkmalpfl ege Winterthur 24 | Europäischer Tag des Denkmals 2008 Reformierte Kirche Wülfl ingen Kurzführer

Die Kanzel Das Chorfenster Der Taufstein Die barocke Kanzel von Das Glasgemälde im grossen Auch der Taufstein aus Sand- 1681 besteht aus einem mit Rundbogenfenster im Chor stein stammt von 1681. Das Säulen geschmückten acht- schuf 1975 der Kunstmaler Wappen und die Initialen eckigen Korb, der auf einer Heinrich Bruppacher (*1930). auf dem Taufbecken weisen gedrehten Säule steht. Über Es stellt das Thema «Licht den Wülfl inger Gerichts- der Kanzel ist ein Schallde- und Auferstehung» dar. herrn Gottfried Nüscheler ckel angebracht. als Stifter aus.

Das Schiff der reformierten Kirche Wülfl ingen wurde 1681 vollständig neu erbaut. Aus dieser Zeit stammt der grösste Teil der noch erhaltenen historischen Innenausstattung. Die Wände werden von Pilastern, die ein Gebälk tragen, geschmückt. Sie stellen eine elegante Aufl ockerung der sonst kahlen Wandfl ächen dar. | Fotos: Reformierte Kirchgemeinde Wülfl ingen Die Glasfenster Das linke Glasgemälde wurde 1681 von der Stadt Winterthur gestiftet. In der Mitte der Scheibe befi ndet sich das Stadt- wappen. Die rechte Scheibe wurde vom Wülfl inger Müller Hans Jacob Bodmer gestiftet. Bodmer war Inhaber der Wespi- mühle und verwaltete als Säckelmeister das Gemeindegut. 25

Mittagskonzert

Von Thomas Schmid, Organist und Cembalist, Muttenz

Ein halbes Jahr vor seinem Tode „übersandte“ Jo- sonate in D-Dur. Christian Friedrich Daniel Schubart hann Sebastian Bach seinen damals siebzehnjährigen (1739-1791) charakterisiert diese Tonart als „Ton des zweitjüngsten Sohn Johann Christoph Friedrich an den Triumphes, des Hallelujas, des Kriegsgeschrey’s, des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe nach Bücke- Siegesjubels.“ Wir lassen diesen Jubel antworten auf burg mit dem Wunsch, „daß er im Stande seyn möge, Sätze aus der 70 Jahre älteren Cellosuite von J. S. Bach Ew. Hoch-Reichs-Gräfl ichen Gnaden vollkommene Sa- in derselben Tonart. Mozarts Mittelsatz steht in A-Dur. tisfaction zu verschaffen.“ Der junge Bach avancierte Dieser Ton enthält nach Schubart „Erklärungen un- bald vom Hofcembalisten zum Kapellmeister und blieb schuldiger Liebe, Zufriedenheit über seinen Zustand, in Bückeburg bis an sein Lebensende. Einfl ussreich auf ... jugendliche Heiterkeit und Gottvertrauen.“ Vom Vi- Bachs Schaffen waren 1771-76 die Tätigkeit des Hof- olinisten Francesco Geminiani geht das Gerücht, dass predigers Johann Gottfried Herder in Bückeburg und er Italien verlassen habe aufgrund der Demütigungen, 1778 eine Bildungsreise mit seinem Sohn nach Lon- die er erfuhr, weil er im Orchester das Tempo nicht hal- don, wo er seinem jüngeren Bruder Johann Christian ten konnte. Die Cellosonaten erschienen 1746 in den begegnete. Auch Bachs 1789 entstandene Cellosonate Haag, die Volksliedvariationen als „Rules for playing in ist „leicht, in dem neuesten Geschmack gesetzt,“ wie er a true Taste“ einige Monate später in London. Gemini- ihn in London kennen gelernt hatte. Das Interesse am anis „true Taste“ zeichnet sich aus durch reiche Har- Volkslied, wie es sich in den Variationen im Schlusssatz monie, viele Verzierungen und häufi ge Tempowechsel, äussert, mag durch Herder geweckt worden sein. Im die die wechselnden Gefühle der menschlichen Natur selben Jahr 1789 schrieb Mozart seine letzte Klavier- anzusprechen und mitzureissen suchen.

Die Musiker: Musik zum Geniessen für Violoncello und Cembalo Mittagskonzert: Barockmusik in der Regina Kobe schloss 1995 Reformierten Kirche bei Markus Stocker am Joh. Christoph Friedr. Bach (1732 - 1795) Wülfl ingen Konservatorium Win- Sonata per il Cembalo e Violoncello obligato 13. September 2008 terthur ihr Studium mit Allegro 12.30 bis 13.30 Uhr dem Konzertreifediplom Larghetto ab. Es folgte ein Barock- Rondo (Romanze von den Schneidern) : Thomas Schmid, Cem- cellostudium bei Christo- balo und Regina Kobe, phe Coin an der Schola Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) Barockcello Cantorum Basiliensis so- Suite Nr. 6 D-Dur à cinq cordes BWV 1012 : Reformierte Kirche wie diverse Meisterkurse. 1. Präludium Wülfl ingen Die Kammermusik bildet den Schwerpunkt ihrer Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) regen Konzerttätigkeit. Klavier-Sonate D-Dur KV 576 1. Allegro Thomas Schmid studierte Sarabande und Gavotte I/II BWV 1012,4-6 historische Tastenin- Adagio KV 576,2 strumente an der Schola Allemande BWV 1012,2 Cantorum Basiliensis bei Allegretto KV 576,3 Jean-Claude Zehnder. Er ist Organist an der Arbo- Francesco Saverio Geminiani (1687 - 1762) gastkirche in Muttenz, Sonata VI pour le Violoncelle et Basse Continue Korrepetitor und wirkt als Adagio - Allegro assai - Grave Cembalist. Allegro Variationen über «Ann thou were my ain Thing» Cantabile Allegro Allegro moderato Allegro 26

Restauratoren an der Arbeit in der Salomon Landolt-Stube. Die Ausmalung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Foto: Karl Fülscher

Schloss Wülfl ingen: Räumliche und atmosphärische Stimmigkeit schaffen

Von Michael Ammann, Kommunikationsberatung, Winterthur

Zwischen Herbst 2007 und Sommer 2008 wurden die äusseren Schlichtheit des Schlosses und seinem inne- Stuben und Bankettsäle des Schlosses Wülfl ingen ren Reichtum wieder besser erlebbar machen. renoviert und restauriert. Baufachleute, die Denk- Verwendung von hochwertigen Materialien malpfl ege und die Stadt Winterthur waren dabei Die Natursteinspezialisten ersetzten im Eingangsbe- vor eine grosse Aufgabe gestellt: die einmalige At- reich die im vergangenen Jahrhundert verlegten Ke- mosphäre des Schlosses zu erhalten und gleichzeitig ramikplatten durch Buchberger Sandsteinplatten und den Anforderungen an einen modernen Restaurati- in der Diele im ersten Stock tauschte der Parkettier onsbetrieb Rechnung zu tragen. das aufgedoppelte Ahornparkett gegen schwellenlos Bevor mit den Renovationsarbeiten begonnen verlegte Eichenriemen aus. Grossen Wert legten die werden konnte, war eine intensive Auseinanderset- Verantwortlichen auf die Verwendung von hochwer- zung mit historischen Dokumenten früherer Restau- tigen Materialien, die schön altern. Die Maler verwen- rierungen notwendig. Es galt, die unterschiedlichsten deten ausschliesslich natürliche Farben und die Gip- Materialien vor Ort zu analysieren und die einzelnen ser brachten reinen Kalkverputz auf. Für die Vorhänge Arbeitsschritte und Massnahmen mit den Architekten, wurden assortierte Leinen- und Seidenstoffe ausge- der Denkmalpfl ege und den verschiedenen Baufach- sucht; für die Leuchten liess man mundgeblasene Glä- leuten abzusprechen und zu koordinieren. Als Refe- ser anfertigen und für den Polsterbezug der Stühle und renz und Orientierungshilfe diente die Zeit von 1907 Sessel verwendete man traditionellen Rosshaarstoff. bis 1925. Damals war das Schloss umfassend renoviert Dies ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern und restauriert worden. In den Jahrzehnten danach heute, das Schloss mit allen Sinnen zu erleben. wurden Ein- und Umbauten vorgenommen, die nun zu Aufwendige Restaurierungsarbeiten einem grossen Teil wieder rückgängig gemacht wur- Einige der sechs historischen Turm- und Kachel- den, weil sie zu atmosphärischen Einbussen und zu öfen des Schlosses waren vor der Renovation in einem erheblichen funktionalen und strukturellen Behinde- schlechten Zustand. Ecken und Kanten waren abge- rungen auch für den Restaurantbetrieb geführt hatten. schlagen; tiefe Risse zogen sich durch die Kacheln, Allen Beteiligten ging es darum, die sieben Stuben und zahlreiche Zeichnungen und Malereien waren und Säle mit ihren einzigartigen Malereien und präch- beschädigt. Die Restauratorin kittete, füllte Fugen auf tigen Innenausstattungen wieder voll zur Geltung zu und retouchierte wo nötig mit feinem Pinsel. Die res- bringen und die Wege dorthin wieder frei zu räumen. taurierten Stellen sollten zwar nicht auf den ersten Gleichzeitig wollte man die Spannung zwischen der Blick, bei näherer Betrachtung aber durchaus als sol- Europäischer Tag des Denkmals 2008 | 27

Herrenstube. Der Ofen stammt von 1647, das Täfer datiert ebenfalls aus der Restauratorin bei der Arbeit am Turmofen von 1686 in der Oberen Gaststube. Der Bauzeit 1645. | Fotos: Karl Fülscher Ofen stammt ursprünglich aus dem Haus «Zum Engel», Metzggasse 12 in Winterthur.

che erkennbar sein. sowie Einbauten in der Pächterwohnung und im Ge- Nach dem gleichen Prinzip ging der für die Holz- wölbekeller entfernt. arbeiten zuständige Restaurator vor. Bei seinen Ar- Dank des kubischen Anbaus an der Rückseite beiten standen die Erhaltung und Bewahrung der des Schlosses konnten der ganze sanitäre Bereich und historischen Kostbarkeiten, der 300 Jahre alten Buf- Teile der Lüftungstechnik, ein Personenlift sowie der fets, Täfelungen, Kassettendecken und Riemenböden Notausgang aus dem Obergeschoss an ein und dem- im Vordergrund. An verschiedenen Kassettendecken selben Ort untergebracht werden. Im Schloss selbst brachte er lose Profi le in ihre ursprüngliche Lage zu- entstand so mehr Platz für den Einbau einer zeitge- rück; für die Buffets schnitzte er fehlende Rosetten und mässen Kücheninfrastruktur, die sich über drei Stock- Kapitelle nach; an den Wandtäfelungen ergänzte er werke verteilt. Pfl anzenornamente, Leisten und Profi le. Für die Nuss- Gefährlicher Dachstock baumtäfelung der Herrenstube fertigte er eine ganze Als eigentliche Problem- und Gefahrenzone stellte Füllung an, um jene Stelle abzudecken, die vor der Re- sich der gesamte Dachbereich heraus. Seit dem 18. novation als offener Lüftungsschacht gedient hatte. Er Jahrhundert war das Dach immer wieder umgebaut, Führung: verwendete hochwertige, alte Hölzer – und leistete so verändert, ergänzt und dadurch erheblich geschwächt Schloss Wülfl ingen seinen Beitrag zur Wiederherstellung eines originalge- worden. Der zuständige Bauingenieur kam nach ein- treuen Ambientes. gehender Untersuchung zum Schluss, dass die Sta- 13. September 2008 Eine der wichtigsten Arbeiten der für die Restau- tik und somit die Tragsicherheit nicht mehr gegeben 11.00, 14.00, 15.30 Uhr rierung der Malereien zuständigen Expertinnen und seien und dringender Handlungsbedarf bestand. Dank : Peter Furrer, Hoch- Experten war es, den gelbbraunen Firnis (Lack) in verschiedener Verstärkungen und Verstrebungen aus bauten Stadt Winterthur der Gerichts- und der Salomon-Landolt-Stube zu ent- Stahl und Holz kann heute die Sicherheit im und ums fernen, ohne die darunter liegenden Wandmalereien Schloss wieder vollumfänglich gewährleistet werden. : Parkplatz hinter dem zu beschädigen. Mit sorgfältig ausgewählten Lösungs- Vor der Renovation hätte die Pächterfamilie des Schloss Wülfl ingen mitteln entfernten die Restauratorinnen Schicht um Schlosses im Falle eines Brandes ihre Wohnung im Schicht, bis die graublauen Farbtöne der ursprüng- zweiten Obergeschoss über das Dach und eine Strick- lichen Grisaillemalerei wieder zum Vorschein kamen. leiter verlassen müssen. Zum Glück ist dieser Fall nie Danach galt es, zu retouchieren, zu ergänzen und auf- eingetreten. Und es wird auch in Zukunft nicht dazu zufrischen. Heute herrschen sowohl in der Gerichts- kommen, denn heute hat es auf allen Stockwerken re- wie auch in der Salomon-Landolt-Stube wieder die ur- gelkonforme Fluchtwege. sprünglichen frischen Blau- und Grautöne vor. Zehn Monate dauerte die aufwendige Renova- Mehr Platz für den Gastrobetrieb tions- und Bauzeit. Rund 200 Handwerker, Restaura- Um die Grosszügigkeit des ehemaligen Herrschafts- toren und Restauratorinnen, Ingenieure, Architekten sitzes wieder zur Geltung zu bringen und mehr Platz sowie andere Spezialistinnen und Spezialisten waren für den Restaurantbetrieb zu schaffen, wurden ver- im Einsatz. Sie alle trugen dazu bei, dass das Schloss schiedene, über das Schloss verteilte sanitäre Anlagen heute wieder mit allen Sinnen erleb- und erfahrbar ist. 28

Wie ein Schloss steht die 1927 erbaute Landwirtschaftliche Schule am Fusse des Reb- berges. Architekt war Kantons- baumeister Hermann Fietz. Foto: Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Wülfl ingen

Die Landwirtschaftliche Schule Wüfl ingen

Von Emmanuelle Urban, Architektin ETH, Zürich

Das Schulhaus der Landwirtschaftlichen Schule in 1853 in Zürich der «Strickhof» als landwirtschaftliche Wülfl ingen zeigt sich als «monumentales Bürger- Jahresschule – ab 1897 mit zusätzlicher Winterschu- hausschloss» in ländlicher Umgebung. Die Fassa- le – gegründet. Aufgrund der wachsenden Nachfrage dengestaltung weist eine Verbindung von Heimat- wurde 1905 in Winterthur dem «Strickhof» eine weitere stil und Neoklassizismus in klarer Formensprache Winterschule angegliedert, aus der 1927 die eigenstän- und Gliederung auf. dige Land- und Hauswirtschaftliche Schule in Wülfl in- gen mit eigenem Schulhaus entstand.

Architekturgeschichtliche Modernität Eines der zeitgemäss einge- richteten Klassenzimmer am Das Schulhaus, entworfen und ausgeführt vom Zür- «Strickhof». cher Kantonsbaumeister Hermann Fietz, zeigt sich als Foto: Landwirtschaftliche Schule «monumentales Bürgerhausschloss» in ländlicher Um- Strickhof, Wülfl ingen gebung mit Hauptbau und rückwärtigem Nebenfl ügel, dessen Fassadengestaltung eine Verbindung von Hei- matstil und Neoklassizismus in klarer Formenspra- che und Gliederung aufweist. In starkem Kontrast zur konservativ, traditionell gehaltenen Fassadengestal- tung steht der Innenausbau in schlichter, moderner Architektur mit nüchterner und sachlicher Formen- sprache. Vor allem die Treppenhausgestaltung zeugt von architekturgeschichtlicher Modernität, einzig die Speisesaalausstattung spiegelt die Tendenz zum Hei- Der 1842/43 entstandene «Verein für Landwirtschaft matstil und Neoklassizismus wider. Die Anordnung und Gartenbau» schuf 1847 die gesetzliche Grundlage und Dispositionen der Räumlichkeiten innerhalb des zur Gründung einer Landwirtschaftlichen Schule, mit Gebäudes zeugen von einer modernen Funktionalität dem Hintergrund, die Bauern für eine innovationsof- und Zweckbestimmtheit, die den Ansprüchen und dem fene, wachstumsorientierte Landwirtschaft zu gewin- geforderten Raumprogramm von damals und bis heute nen. Sie sollten zu zweckrational wirtschaftenden, entsprechen. wachstumsorientierten Unternehmern nach dem Vor- bild der Industrie «erzogen» werden. In der Folge wurde Europäischer Tag des Denkmals 2008 | 29

Die prächtige Südfassade des «Strickhof»-Hauptgebäudes von 1927. Ein Auszubildender der Landwirtschaftlichen Schule «Strickhof» bei der Arbeit. | Foto: Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Wülfl ingen | Foto: Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Wülfl ingen

Das landwirtschaftliche Kompetenz- zentrum «Strickhof» in Wülfl ingen

Von Sylvia Minder-Keller, Lehrgangsleitung Strickhof

Waren es ursprünglich Ausbildungsangebote im bietet die ideale Grundlage für eine weitere berufl iche Bereich Landwirtschaft und bäuerliche Hauswirt- Entwicklung, immer mit dem Ziel und im Bewusstsein, schaft, so wird heute am Landwirtschaftlichen Qualitätsprodukte für die Schweizer Bevölkerung zu Kompetenzzentrum «Strickhof» eine breite Palette produzieren. an Ausbildungslehrgängen angeboten. Die Schule Bäuerinnenschule aktuell und praxisnah hat sich den veränderten Verhältnissen kontinuier- Bereits ein Jahr nach der Gründung der Schule wurde lich angepasst. ein Lehrgang für Bäuerinnen angeboten. Heute be- Auch wenn die Fassade des Hauptgebäudes seit fi ndet sich die Bäuerinnenschule im Gebäudeteil aus Führung: dem Bau im Jahr 1927 praktisch unverändert ist, so hat dem Jahr 1985. Das Ausbildungsprogramm stützt sich Landwirtschaftliche sich das Angebot der Schule doch stetig verändert. Wohl auf die zwei inhaltlichen Schwerpunkte «Zeitgemässe Schule ist die Ausbildung im Bereich Landwirtschaft und bäu- Haushaltführung» und «Landwirtschaft/Betriebswirt- erliche Hauswirtschaft nach wie vor das Kerngeschäft schaft». Nach wie vor wird grosser Wert auf praktische 13. September 2008 der Schule. Sie hat aber mit der rasanten Entwicklung Tätigkeiten gelegt. «Gerade wegen dieses Praxisbe- 11.00, 14.00, 15.30 Uhr in der Landwirtschaft Schritt gehalten und präsentiert zugs macht sich im Haus nicht der typische Schulhaus- : Emanuelle Urban, Archi- sich heute als attraktive und vielseitige Ausbildungs-, geruch bemerkbar, sondern oft ein Duft von frisch ge- tektin und Sylvia Minder, Weiterbildungs- und Dienstleistungsinstitution für den backenem Brot, von Erdbeerkonfi türe oder Sommer- Leiterinnen Bäuerinnen- viertgrössten Landwirtschaftskanton der Schweiz. Un- blumen», erinnern sich ehemalige Absolvierende der schule ter dem Namen «Strickhof» wird an den beiden Stand- Schule. orten in Lindau und Wülfl ingen Wissen generiert und Ein Ort der Bildung für alle : Haupteingang Land- weitergegeben. Dort, wo sich einst das Familienleben des Schulleiters wirtschaftliche Schule, Ausbildung zum Landwirtschaftsunternehmer abspielte, erteilt heute die Fachstelle Spezialkulturen Riedhofstrasse 62 Nach wie vor ist die Ausbildung zur Landwirtin bezie- unterschiedlichste Auskünfte, etwa zu Kartoffelkrank- hungsweise zum Landwirt ein intensiver Lehrgang. heiten, Traubenerträgen oder Feuerbrand. Im Neubau Themen wie Tierbetreuung, Kartoffel- und Getreide- unterstützt die Fachstelle «Haushalt und Betrieb» mit produktion sowie Gemüseanbau setzen Schwerpunkte. Weiterbildungsangeboten zu «kreativer Milchverarbei- Es steht den Lernenden dabei offen, sich für die kon- tung» oder «Optimierung der eigenen Website» Land- ventionelle oder biologische Anbaumethode zu ent- wirte und Bäuerinnen. scheiden. Die breite Ausbildung im Bereich Naturwis- senschaft, Technik und kaufmännische Fertigkeiten 30 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Schlusskonzert mit der «Hannelimusig»

Manchmal sind andere Länder um ihr reiches in der Schweiz» (GVS/SMPS) eine wichtige Unterstüt- Volksmusikerbe zu beneiden. Ungarn zum Beispiel: zung und wurde schliesslich mit der Veröffentlichung Volksmusikforscher und -sammler wie Bartók und Ko- einer zehnbändigen Anthologie im Frühling 2002 ab- dály haben eine Unzahl von Melodien zusammengetra- geschlossen. gen, die weit zurück in die Vergangenheit reichen. In Abgeschlossen? Ohne Frage ist dieser Meilenstein der Schweiz kennen wir zumindest die Musik unserer für unsere Volksmusik erst ein Anfang. Eine bunte Zu- Grosseltern: die in den Zwanzigerjahren aufkom- sammenstellung von bestens bekannten Grössen aus mende und von den damals neuen Medien (Radio und der Volksmusikszene bringt diese Musik nun wieder Schallplatte) propagierte «Ländlermusik». Diese Musik zum Klingen: Johannes Schmid-Kunz, versierter Gei- konnte sich bis heute halten und weiterentwickeln. ger verschiedener Formationen, Ueli Mooser, Multi- Doch was tanzten unsere Urgrosseltern? Seit instrumentalist, langjähriger Querdenker der Volks- Kurzem wissen wir mehr. Denn auch in der Schweiz musikszene (gehörte zum Bearbeitungsteam der gab es eine unermüdliche Sammlerin, die in der ers- Sammlung), Christoph Mächler, ebenfalls Multiinstru- ten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Schweiz durch- mentalist und Bassist bei verschiedenen Formationen, wanderte, alles zusammentrug was sie vorfand und Fabian Müller, Komponist, Cellist und Verleger und über 12 000 (!) Melodien niederschrieb. Sie hiess Han- schliesslich Sergej Simbirev, Akkordeon. ny Christen, wurde von den Musikanten liebevoll «Mu- Diese Musik wird keineswegs in verstaubter, mu- sighanneli» genannt, stammte aus Liestal und lebte von sealer Weise dargebracht, sondern frisch und unge- 1899-1976. Nach ihrem Tod schlummerte ihr Nachlass zwungen gespielt und kommentiert, und im zweiten 25 Jahre unbeachtet im Keller der Universitäts-Bibli- Teil des Konzertes werden auch musikalische Wün- othek Basel in Kartonschachteln verpackt, bis sich un- sche des Publikums berücksichtigt. ter der Leitung des Komponisten und Verlegers Fabian Müller ein kleines Trüppchen an die Bearbeitung die- ser Sammlung machte. Das Projekt wuchs heran, fand mit dem Patronat der «Gesellschaft für die Volksmusik

Schlusskonzert: Volksmusik aus der «Region Winterthur» neu entdeckt Volksmusik der «Re- gion Winterthur» aus Volkstänze aus der Sammlung Hanny Christen (1899 - 1976) der Sammlung Hanny Winterthurer Tanz (Schottisch) Christen Zürcher Tänze überliefert durch Heinrich und Hermann Rüegg, Rüti/Gibswil und Fägswil 13. September 2008 Klettgauer Tänze überliefert durch Hans Stamm und Heinrich Bächtold, 17.00 -18.00 Uhr Schleitheim und Stein am Rhein : Hannelimusig Musiker: Johannes Schmid-Kunz (Geige), Ueli Mooser (Multiinstrumen- : Speisesaal der Land- talist), Christoph Mächler (Multiinstrumentalist und Bass), Fabian Müller wirtschaftlichen Schule, (Cello), Sergej Simbirev (Akkordeon) Wülfl ingen, Riedhofst. 62

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Traubenverkauf bei der Trotte der landwirtschaftlichen Schule. Historische Aufnahme von 1959. Foto: Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Wülfl ingen

Auf den Spuren des Wülfl inger Rebbaus

Von Heinz Pantli, ibid Altbau AG, Winterthur

Vergleichende Sprachuntersuchungen lassen die sind Kerne der Edelrebe aus den bronzezeitlichen Wiege der Weinkultur in Vorderasien vermuten. Siedlungsschichten von Auvernier bekannt. Im 9./10. Wer sich über den Ursprung des Wülfl inger Rebbaus Jahrhundert dürfte der Rebbau auch in den Raum Win- informieren will, greift am besten zu alten Karten terthur gelangt sein. Im Spätmittelalter hat er sich vor aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Eine spannende allem im Bereich der Altstadt kontinuierlich ausge- Spurensuche. dehnt. Als erste Bildquelle zeigt die Kantonskarte von Rebbesitz und Bewirtschaftung Murer aus dem Jahr 1566 die Rebberge nördlich von Den höchsten Rebanteil mit etwa 45 bis 50 Prozent am Wülfl ingen und Veltheim und an den Südhängen des gesamten Landwirtschaftsland im Kanton Zürich hatte Wolfensbergs und des Lindbergs. Die Kantonskarte von 1760 bis 1790 die Gemeinde Töss. Da für den Raum Gygers von 1667 gibt genauer Auskunft über die Aus- Winterthur in einer Zunft organisierte «Rebleute» be- dehnung des Rebbaus in Wülfl ingen. Im Rebhang des kannt sind, ist zumindest für den städtischen Bereich Wolfensbergs fi nden sich zu jener Zeit drei, im Schloss- von hauptberufl ichen Winzern auszugehen. Im Herbst tal zwei und im Rebhang unter Hochwülfl ingen eine führten die Rebleute die gelesenen Trauben mit Fuhr- Flurtrotte. Bis 1960 ging die Weinanbaufl äche bis auf werken zu den Trottgebäuden. In Wülfl ingen wurden drei Hektaren zurück. Seither ist sie wieder angestie- im Jahr 1813 18 Trottgebäude im Register der Brand- gen auf rund acht. Damit stehen im Ortsteil Wülfl ingen versicherung erfasst. Bis in die Mitte des 19. Jahrhun- etwas mehr als ein Drittel aller Winterthurer Reben. derts verwendete man Baumtrotten zum Pressen der Auf den Spuren des Wülfl inger Rebbaus lohnt sich Trauben. Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie durch ein Abstecher Jahrtausende Jahre zurück. Es darf an- handlichere, weniger Platz beanspruchende Joch- genommen werden, dass schon in vorgeschichtlicher oder Spindelpressen verdrängt. Die Winterthurer Win- Zeit die fl eischigen Trauben der Wildrebe gesammelt zer hatten der Obrigkeit – sozusagen als Steuer – einen und gegessen wurden. Teil ihres Ertrages abzugeben. Der Weinzehnte wurde Vergleichende Untersuchungen lassen die Wie- in der Regel direkt ab der Trotte an den Zehntherrn ab- ge der Weinkultur in Vorderasien, im Zweistromland, gegeben. Ein Trottmeister wurde von der Zehntherr- vermuten. In Ägypten reichen die ältesten Daten zum schaft bestimmt und vereidigt. Während der Zeit des Weinbau in die Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus Kelterns hatte er sich Tag und Nacht über in der Trot- zurück. In vielen Kulturen des Mittelmeerraumes gilt te aufzuhalten, nach dem Rechten zu sehen und den der Weinstock als Baum des Lebens. In der Schweiz Zehntwein ordnungsgemäss abzumessen. 32 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Die Trotte der Landwirtschaftlichen Schule Wülfl ingen von 1939. Aushub für die Trotte der Landwirtschaftlichen Schule. Historische Aufnahme von | Foto: Denkmalpfl ege Winterthur 1939. | Foto: Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Wülfl ingen

Die Wülfl inger Trotte gestern und heute

Von Marie Bräuning, Landwirtschaftliche Schule Wülfl ingen

Bei der Arbeitsweise im Rebberg hat sich vieles ver- Ziele sind der Erfahrungsaustausch unter Winzerkol- ändert. Das idyllische Erscheinungsbild der Trotte legen, die Aus- und Weiterbildung sowie die Förde- ist aber erhalten geblieben. rung von naturnahem Arbeiten im Rebberg. Das Reb- 1929 wurde in Winterthur-Wülfl ingen, am Süd- baukommissariat nutzt den Weinberg zu Studien- und hang oberhalb der Landwirtschaftlichen Schule Strick- Beobachtungszwecken und bietet verschiedene Kurse hof, das erste Stück Rebberg angelegt. Zehn Jahre für die Schüler am «Strickhof» sowie für Fachleute und später fand der Spatenstich zum Bau der Trotte statt. Weinliebhaber an. Führung: Seither hat sich sowohl bei der Arbeitsweise im Reb- Beliebte Weine Trotte der Landwirt- berg als auch im Weinkeller vieles verändert. Das idyl- Alle vier Jahre reisen Interessierte aus der ganzen schaftlichen Schule lische äussere Erscheinungsbild der Trotte blieb aber Schweiz nach Wülfl ingen, um die neuesten Wein- erhalten, und es werden dort bis heute Trauben ver- bergmaschinen in der Praxis zu erleben. Durch den 13. September 2008 arbeitet. Rebberg führt ein beschilderter Lehrpfad. Auf einem 11.00, 14.00 Uhr Auf der 4,5 Hektar grossen Anbaufl äche wächst Spaziergang werden Besucherinnen und Besucher mit : Marco Tiziani, ibid Alt- Blauburgunder (Pinot Noir) und Riesling-Silvaner den Arbeiten im Weinberg vertraut gemacht. Bei der bau AG, Winterthur und (Müller-Thurgau). Ergänzt wird die Palette durch die Trotte befi ndet sich eine Tafel mit einer Übersicht über Marie Bräuning, Landwirt- pilztoleranten Neuzüchtungen Solaris und Regent, den den Rebberg und dessen Entstehungsgeschichte. Die schaftliche Schule (noch unbekannten) Piroso, den Dornfelder sowie die Weine der Wülfl inger Trotte sind in der Winterthurer Spezialitäten Garanoir und Gewürztraminer. Wer die Gastronomie beliebt und bei ausgesuchten Händlern : Vor der Trotte an der Treppen des Weinbergs hinaufsteigt, fi ndet linker Hand zu fi nden. Für Direktverkauf, Degustationen und Bera- Weinbergstrasse 147 eine Reihe mit Rebsorten aus aller Welt. In Zusam- tung ist die Trotte an der Weinbergstrasse am Donners- menarbeit mit dem Freiburger Weinbauinstitut (D), tag von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Auf Anfrage sind Besu- Rebveredlern der Region und Agroscope, Changins- cher auch ausserhalb der Öffnungszeiten willkommen. Wädenswil, wurde ein Vergleichsgarten mit verschie- Jährliche Höhepunkte sind unter anderem am 1. Mai denen Ausprägungen des Blauburgunders angepfl anzt. die traditionelle Öffnung des Weinkellers für Degusta- Der Rebberg dient der Anschauung für die Arbeit mit tionen und Führungen, Ende August der Stand an der dem Rebstock. Das Team der Wülfl inger Trotte un- Wülfl inger Dorfet sowie jeden ersten Sonntag im Okto- terstützt den Zürcher Weinbau durch Rebsorten- und ber der «Suser-Sonntig». Kontakt: Strickhof Wülfl ingen Pfl anzenschutzversuche sowie mit Schulungen und (Tel. 052 224 28 60 / Trotte; 052 224 28 28 ). steht in regem Austausch mit Zürcher Weinberatern. 33

Riemenantrieb des Sackliftes | Foto: H.P. Bärtschi Putzereimaschine mit Riemenantrieb | Foto: H.P. Bärtschi

Die Wespimühle – ein einzigartiges Industrie-Ensemble

Von Sylvia und Dr. H.P. Bärtschi, ARIAS Industriekultur, Winterthur sowie Reinhard Stahel, Präsident Verein «Pro Wespimühle»

Schon im Mittelalter hat an der Töss eine Mühle ge- fert: Im Inneren befi ndet sich eine funktionstüchtige standen. Sie war damals im Besitz der Gerichtsherr- Maschinerie, die aus den Jahren ab 1892 stammt. Das schaft Wülfl ingen, die den Betrieb jeweils einem Industriedenkmal liegt am mittleren Tösswasserfall in Lehenmüller übertragen hat. Heute ist die Mühle Winterthur. Den oberen Fall besetzte das Kloster Töss gefährdet. Ein Verein setzt sich deshalb für ihre Er- (heute Rieter), den unteren die erste mechanische haltung ein. Eine Chronologie von Fakten zu einer Spinnerei der Schweiz in der Hard. Der mittlere Töss- wechselvollen, jahrhundertealten Geschichte. 1428 gehörte die Mühle «Zum Steg an der Töss», Wespimühle um 1830 mit Was- wie sie damals geheissen hat, Herzog Friedrich von serradantrieb und hölzerner Österreich. Die Mühle ist zu Beginn des 16. Jahrhun- Brücke über die Töss. derts zu einem Monopolbetrieb geworden. Sie wurde Foto: Winterthurer Bibliotheken, per Gesetz vor der Konkurrenz geschützt und mit Vor- Sondersammlungen rechten ausgestattet. Mit Alban Erb, der 1588 bis 1598 den Betrieb geführt hat, ist eine eher beschauliche Zeit zu Ende gegangen. Bis zur Mitte des 17. Jahrhun- derts sind zahlreiche Wechsel in der Betriebsführung erfolgt. Erst 1650, als Hans Bodmer die Mühle an der Töss kaufen konnte, sind wieder stabilere Verhältnisse eingetreten. Während rund 200 Jahren war die Müh- le im Besitz der Familie Bodmer und hat in der Folge den Namen «Bodmermühle» erhalten. Seit dieser Zeit lassen sich die Besitzer anhand der steinernen In- wasserfall, der Mühlekanal, die maschinelle Ausstat- schriftentafeln am heutigen Mühlegebäude, die über tung und die Bauten machen die Anlage zum Denk- den Bögen angebracht sind, ermitteln. malpfl egeobjekt von überkommunaler Bedeutung. Viele Mühlenbauten erhalten In der Schweiz und im Kanton Zürich sind viele Die Winterthurer Wespimühle ist intakt erhalten mit Mühlenbauten erhalten geblieben. Allerdings gibt es Produktions-, Ökonomie- und Wohngebäuden. Als Be- nur noch sehr wenige Getreide verarbeitende Betriebe sonderheit ist nicht nur das bauliche Ensemble mit mit einer originalen historischen Maschinerie. Die Baubereichen aus einem halben Jahrtausend überlie- Wespimühle besass im Verlaufe ihrer wechselvollen 34 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Wehranlage mit Kegelgetriebe für das Bewegen der Schützentafeln, welche den Kraftübertragung für die Putzereimühle mit Hilfsantrieb | Foto: H.P. Bärtschi Wasserdurchlass regeln. | Foto: H.P. Bärtschi

Geschichte bis zu neun Wasserräder. Diese wurden heitsamt Mängel beanstandet, die behoben werden 1890-1892 durch eine neue Kraftübertragung, ausge- müssen, zum andern kamen Aufl agen der Feuerpoli- hend von einer einzigen Turbine, ersetzt. Sie ist noch zei hinzu. Bevor erneut Veranstaltungen durchgeführt heute in Betrieb und erzeugt die Energie für den Müh- werden können, müssen sowohl bauliche als auch be- lenbetrieb. Ihre Kraft liefert sie mechanisch über eine triebliche Aufl agen erfüllt werden. Der Verein selber vertikale Übertragung ins Mühlengebäude am Töss- kann nur für kleinere betriebliche Anpassungen die ufer («Putzerei») und über ein Umlenkgetriebe in das fi nanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Sollte der Ei- zweite, ältere Mühlengebäude. Hier stehen acht Wal- gentümer die baulichen Aufl agen nicht erfüllen, bleibt zenstühle verschiedener Jahrgänge und Fabrikate. Sie die Mühle für Anlässe geschlossen, was den gesamten mahlen das Korn und die Zwischenprodukte, die in Betrieb in Frage stellen würde. den Obergeschossen mit Sichtern gesiebt und wieder Land in Sicht? auf die Mahlmaschinen verteilt werden. Die Putze- Im vergangenen Jahr zeichnete sich eine erfreuliche rei ist die Vorstufe für diesen Mahlprozess. Hier wird Lösung ab: Ein neuer Investor und interessierter Führung: das Mahlgut von fremden Bestandteilen gereinigt. Die Mühlenliebhaber ist am Kauf der Mühle oder an de- Wespimühle ganze Produktion ist bis 1972 modernisiert worden und ren Übernahme im Baurecht und an der Erstellung funktioniert bis heute als Mühle für Nischenprodukte. eines neuen Kleinkraftwerks interessiert und schloss 13. September 2008 Gefährdung des Mühlenbetriebs zu diesem Zweck mit dem Vereinsvorstand einen Zu- 11.00, 14.00, 15.30 Uhr Im April 1997 musste die Wespimühle Konkurs an- sammenarbeitsvertrag ab. Allerdings erklärte sich der : Reinhard Stahel, Präsi- melden. Mehrmals drohte die Stilllegung des Betriebs. Eigentümer des Betriebs nicht zur Kooperation bereit. dent pro Wespimühle und Heute gehört das Ensemble, das vom Müllerehepaar Inzwischen hat er den Auftrag für ein Projekt zur Nut- Dr. H.P. Bärtschi, ARIAS In- Hablützel betrieben wird, der Bauunternehmung zung der Wasserkraft und für den Bau eines Kleinkraft- dustriekultur, Winterthur L+B AG. Die Familie Hablützel vertreibt ihr vielsei- werks erteilt, mit dem Ziel, Energie aus der Töss zu tiges Sortiment in der eigenen Verkaufsstelle, der gewinnen und diese dann als Ökostrom zu verkaufen. : Vor dem Mühlegebäude «Wespimüller’s-Mälhandlig». Um den Betrieb fi nanzie- Am Erhalt der Mühle selber besteht kein Interesse. Wieshofstrasse 105 ren zu können, fanden bis vor Kurzem in der Mühle Der Verein «Pro Wespimühle» hat bereits im letz- verschiedene Events und Jazzkonzerte statt, und die ten Jahr das Gespräch mit der städtischen Denkmal- Räumlichkeiten wurden für Festanlässe vermietet. pfl ege, dem Zürcher Heimatschutz und der kantonalen Damit der Mühlebetrieb aufrechterhalten wer- Denkmalpfl ege gesucht. Das geplante neue Kraftwerk den kann, wurde 2005 der Verein «Pro Wespimühle» und ein Baugesuch des Eigentümers für den Ausbau gegründet. Im ersten Jahr konnten vor allem dank Ver- des Silos haben Letztere inzwischen auf den Plan ge- einspräsident alt Stadtrat Reinhard Stahel jahrelange rufen. Sie will eine für alle Beteiligten zweckmässige Kompetenzstreitigkeiten beigelegt und ein neuer, un- Lösung anstreben. Die Präsentation der Wespimühle befristeter Mietvertrag für das Ehepaar Hablützel aus- am europäischen Tag des Denkmals 2008 ist für den gehandelt werden. Unterdessen fi nden in der Mühle Verein eine Chance, die Öffentlichkeit auf die Gefähr- keine Anlässe mehr statt. Zum einen hat das Gesund- dung des Mühlenbetriebs aufmerksam zu machen. 35

Die Klosterkirche war im 17. Jahrhundert eine romantische Ruine und für Künstler ein lohnendes Objekt. Der Stich von David Herrliberger zeigt den Blick von Südosten auf die hoch aufragenden Chor- mauern, die wegen der Lage am Hang besonders tief gegründet werden mussten. Foto: Kantonsarchäologie Zürich

Das Kloster Mariazell auf dem Beerenberg

Von Felicia Schmaedecke und Dr. Renata Windler, Kantonsarchäologie Zürich

Ein Blick zurück lohnt sich: Neue und spannende die ersten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts eine kurze Erkenntnisse zur Lage und Geschichte des früheren Blütezeit. Mit der Lockerung der Disziplin, dem Ab- Klosters bei Wülfl ingen. bruch der Beziehungen zum Mutterkloster im Elsass Westlich von Wülfl ingen entstand im 14. Jahr- und dem Verlust der Unterstützung durch die habsbur- hundert auf dem Rücken des Beerenbergs zwischen gischen Gönner setzte dann der Niedergang ein. Um der Burg alt Wülfl ingen und Pfungen das Kloster Ma- 1480 war der Höhepunkt der Krise erreicht, die man riazell. Begründet wurde es von den Franziskanern. Sein Standort befand sich auf einem Plateau über dem Das Fragment eines Kopfes steil abfallenden Osthang des Bergs (rund 140 Meter einer männlichen Heiligenfi gur über der Töss). Er war wegen seiner Abgeschiedenheit aus gebranntem Ton zeugt von wie geschaffen für die Einsiedelei, die hier im Jahr einer qualitätsvollen Ausstat- 1318 durch den Laienbruder Stephan Rheinauer von tung des Klosters. Winterthur mit Erlaubnis des Herzogs Leopold I. von Foto: Kantonsarchäologie Zürich, Österreich gegründet wurde. Der Waldbruder durfte Martin Bachmann. Gefährten aufnehmen. Seine Tage verbrachte er mit Beten, Wachen, Fasten und guten Werken. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Einsiedelei zu einem Kloster ausgebaut. Nachdem der Franziskanermönch Heinrich von Linz mit vier Brüdern 1355 einen Drittordenskonvent eingerichtet hatte, wurde die Gemeinschaft im Jahr 1362 durch den Konstanzer Bischof als Kloster «Unser Frowen Zelle im durch eine Reform und den Einzug neuer Mönche ver- Berraberg» anerkannt. Der habsburgische Erzherzog gebens zu bewältigen versuchte. Im Zuge der Refor- Rudolf IV. machte 1364 das Areal zur Schenkung. 1365 mation erfolgte 1527 die Aufhebung des Klosters. Der trat die Gemeinschaft zu den Augustinerchorherren Zürcher Rat überführte 1528 die Klostergüter in den über. Da deren Mutterkloster an der Steige bei Zabern Staatsbesitz und verkaufte 1530 die Gebäude an Hans im Elsass lag, hiessen die Kanoniker auch Steiger oder Steiner von Cham, Gerichtsherr zu Pfungen, der hier Steigerherren. bis zu seinem Tod 1543 wohnte. Das Kloster erlebte nach seiner Gründung bis in Ab 1650 dokumentieren zahlreiche Zeichnungen 36 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Blick auf die Kirchenmauern von Osten. Im Vordergrund sind die tiefen Fundamente der Chormauern freigelegt; die quer dazu verlaufende Mauer vorne in der Mitte gehört zur Kapelle der Einsiedelei. Im Hintergrund die noch über Bodenniveau erhaltenen Lett- ner- und Schiffsmauern. Foto: Kantonsarchäologie Zürich.

und Stiche das Aussehen der Klosterkirche, die im 17. lag das ältere Konventhaus, das umgebaut und weiter und 18. Jahrhundert zunehmend verfi el, beschleu- genutzt wurde. Vermutlich hat hier der Prior gewohnt. nigt durch die zeitweilige Nutzung als Steinbruch. Um Der nördlich angrenzende, weitläufi ge Klosterhof 1900 war nur noch wenig Mauerwerk zu erkennen. Es oder -garten war ummauert. An die Aussenseite der wurde von Johann Rudolf Rahn, einem bedeutenden Nordmauer hatte man eine Häuserzeile angebaut, von Pionier der Denkmalpfl ege und Kunstgeschichte in der nur noch die Fundamente erhalten waren. Hier der Schweiz, vermessen. Rahn fertigte auch eine ein- dürften die Chorherren gewohnt haben. drückliche Rekonstruktionszeichnung der Kirche an. Neben dem Klosterportal in der Klostersüdmauer 1930 wurden die Mauerreste geschützt, indem man sie stand ein Gebäude mit einem gut erhaltenen Backofen. mit Erde überdeckte. 1970-72 wurde die Ruine nahe- Auf der anderen Seite des Portals befand sich ein an die zu vollständig ausgegraben, anschliessend konserviert Umfassungsmauer angebautes quadratisches Haus, und als Ausfl ugsziel hergerichtet. dessen Mauern zum Hang hin noch bis zu 4,5 Meter Die Ergebnisse der archäologischen For- Höhe erhalten geblieben waren. Der anfänglich durch- Führung: schung gehende Innenraum wurde später in mehrere kleine Kloster Mariazell auf dem Bei den Ausgrabungen fanden sich unter den Mau- Räume unterteilt und wohl auch mit einem Kachelofen Beerenberg (Ruine) erresten der Kirche die Grundmauern der Kapelle der ausgestattet, von dem sich verzierte Ofenkachelfrag- Einsiedelei, ein rechteckiger Steinbau von 5 x 15 Meter mente fanden. Es handelt sich wahrscheinlich um ein 13. September 2008 lichter Weite. An der Nordseite wurde später ein gegen ehemaliges Wirtschaftsgebäude, das später auch für 11.00 und 14.00 Uhr Nord-Süd gerichtetes Gebäude angebaut, das durch Wohnzwecke genutzt wurde. : Annamarie Matter, Kan- eine Tür mit der Kapelle verbunden war. Es umfasste Nach der Aufhebung des Klosters kamen als Er- tonsarchäologie Zürich zwei Erdgeschossräume mit Lehmböden und einen am gänzung nur kleinere Nebenbauten hinzu wie ein Ab- Nordende gelegenen Keller. Eine Herdplatte dürfte zur ort über dem Nordkreuzgang und ein Anbau an den : Vor dem Kirchge- Küchenausstattung gehört haben. Vermutlich handelt Backofen. Die Kirche wurde als Steinbruch genutzt. meindehaus Wülfl ingen, es sich hierbei um das Wohnhaus der Brüder von Linz, Das Gebäude neben der Kirche, in welchem ein Ka- Lindenplatz 14 die ab 1355 den Konvent bildeten. Das Areal südlich chelofen eingebaut wurde, diente Richter Steiner of- : Shuttlebus ab Lin- der Kapelle war mit einer Mauer eingefasst. fenbar als Wohnhaus. Auch das Gebäude neben der denplatz, anschliessend Über der abgebrochenen Kapelle entstand nach Klosterpforte wurde weiter genutzt. Wie verschiedene kleine Wanderung auf der Mitte des 14. Jahrhunderts die monumentale Klos- Keramikfunde aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhun- Waldstrasse (je ca. 15 Mi- terkirche. Sie bestand aus einem grossen dreischiffi gen derts zeigen, müssen die Gebäude auch nach dem Tod nuten hin und zurück). Langhaus und einem von Seitenkapellen begleiteten des Besitzers noch bewohnt gewesen sein. Dauer der Führung insge- Chorraum, in dem der Hauptaltar stand. Südlich der samt 1,5 Stunden. Kirche lag der Friedhof, der nicht ausgegraben wurde. An der Nordseite schloss sich der Kreuzgang an, bei dem es sich um einen schlichten, wohl nur durch ein Pultdach geschützten Gang handelte. An der Westseite 37

Die Burg Alt-Wülfl ingen und der alte Schlosshof. Gemälde von J.J. Biedermann, um 1800 Foto: Winterthurer Bibliotheken, Sondersammlungen

«Auf Joggelis Spuren»

Von Kurt Münch, Wülfl ingen

Auf den Spuren von J. C. Heer: Die etwas andere Art, derung sind zum Ort passende Textstellen aus dem den berühmten Schriftsteller kennenzulernen. «Joggeli» zu hören – Einblicke in das Leben des Dich- Als besondere Attraktion zum Tag des Denkmals ters und Reminiszenzen an die geschichtliche Ent- lockt eine literarische Wanderung auf den Spuren wicklung seiner engeren Heimat: Ihr und dem damals Joggelis, des heranwachsenden künftigen Schriftstel- erfolgten Wandel vom Bauerndorf zum Industrievorort lers J. C. Heer. Unterwegs kommt es zu spannenden hat Heer mit seinem «Joggeli» ein Denkmal gesetzt. und informativen Begegnungen mit Denkmälern, die Jakob Christoph Heer (1859-1925) ist heute vor Wanderung: zum Lauschen, Staunen, Nachdenken (Denk mal!), zur allem als Autor erfolgreicher Heimatromane bekannt. Auf den Spuren von Freude oder möglicherweise gar zu empörtem Kopf- Seine Werke erreichten hohe Aufl agenzahlen. Meh- J. C. Heer schütteln Anlass geben. Bewegt werden jedenfalls, frei rere davon wurden verfi lmt. Die Wanderung auf den nach Pestalozzi, Kopf, Herz und Fuss. Spuren des Dichters dauert rund zweieinhalb Stun- 13. September 2008 Heers Jugendroman beginnt mit den Worten: «Es den. Dabei geht es bergauf und bergab. Als Ausrüstung 14 .00 bis ca. 16.00 Uhr war einmal ein Büblein, das hiess Joggeli. Sein Hei- empfi ehlt sich ein passender Witterungsschutz, ein an- : Kurt Münch, Wülfl ingen matdorf nannte sich Krug (= Töss), der kleine Fluss, gemessener Sonnenschutz, eine einfache Sitzgelegen- an dem es liegt, die Krug. Sie tritt im Süden des brei- heit (zum Beispiel ein leerer Kehrichtsack) und etwas : Vor dem Kirchge- ten offenen Tales aus dem Waldgebirge, zieht wie ein zum Trinken. Ziel der Wanderung ist der Gedenkstein meindehaus Wülfl ingen, silbernes Schlänglein um den Ort und verschwindet für J. C. Heer am Waldrand, nahe dem höchstgele- Lindenplatz 14 wieder zwischen malerischen Wald- und Rebenhügeln genen Punkt auf dem Brühlberg – mit einer prächtigen : Gutes Schuhwerk und am Fuss der Burgruine Alt-Nebelfi ngen (= Wülfl ingen). Aussicht über das frühere Dorf Töss und das an seinem allenfalls Regenschutz Das Wappen von Krug ist das Winzermesser, und an Rand angesiedelte Industrieareal. mitbringen. der breiten Landstrasse, die das Dorf durchschneidet und Stadt mit Stadt verbindet, wohnte damals in weit- verzweigten Familien und Sippen friedlich und schied- lich eine ausgeruhte Bauernschaft mit vielen starken, aufrechten Männern und selbstbewussten, anmutigen Frauen. In die Stille ihres Tagwerks, in die Freudigkeit ihrer Ernten klang das Gehämmer einer rasch aufblü- henden Industrie.» An mehreren Stationen dieser literarischen Wan- 38 | Europäischer Tag des Denkmals 2008

Der Fussgängersteg bei der Schlosstalstrasse über die Töss wurde 1932 vom Ingenieur Mit einem eleganten Schwung führt die Brücke von 1932 über die Töss. Walter Pfeiffer erstellt. | Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur | Foto: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur

Die Brücken an der Töss

Von Urs Widmer, ehemaliger Stadtpräsident Winterthur

Der Töss entlang sind auf Stadtgebiet von Win- Schlosstalstrasse. Die vier Stützen sind exzentrisch an- terthur bislang über 20 Brückenbauten erstellt wor- geordnet, so dass die Mittelspannweite auf 52 m redu- den. Im Bereich des Ortsteils Wülfl ingen befi nden ziert werden konnte. Der Durchlaufträger ist sowohl sich drei davon, die aus dem 20. Jahrhundert stam- längs wie quer vorgespannt und hat eine Konstruk- men. Sie spiegeln die jüngste Brücken- und Ver- tionshöhe von 2 m. Am 17. Oktober 1966 begann man kehrsgeschichte. mit dem etappenweisen Betonieren der Brücke. Kurz Mit dem Aufkommen des armierten Betons Ende vor Abschluss der Betonierungsarbeiten stürzte das Führung: des 19. Jahrhunderts entwickelte der Ingenieur Robert Lehrgerüst am 27. Oktober ohne ein Vorzeichen ein. Brücken in Wülfl ingen Maillart (1872 - 1940) seine berühmten Betonbrücken – Die Ursache des Lehrgerüst-Einsturzes lag in einer so die Salginatobelbrücke (1930) bei Schiers oder örtlichen Überbelastung der Kreuzungsstelle zwischen 13. September 2008 die Schwandaubrücke (1933) bei Schwarzberg. Das Stahlträger und Stahlstütze, was ein plötzliches Aus- 11.00 Uhr führte dazu, dass der Winterthurer Stadtrat 1932 das knicken der ganzen Abstützung zur Folge hatte. : Urs Widmer, ehemaliger Ingenieurbüro W. Pfeiffer mit dem Bau eines Fuss- Die Mühlebrücke bei der ehemaligen Bodmers- Stadtpräsident gängersteges über den Fluss beauftragte. Die von ihm mühle, der heutigen Wespimühle, bestand 1870 nur Winterthur projektierte Brücke mit einer Bogenstärke von 14 cm aus Holz. Sie wurde durch das Hochwasser von 1876 so und dem Versteifungsträger von 54 cm stiess bei der schwer beschädigt, dass eine neue Brücke notwendig : Fussgängersteg Bauverwaltung zunächst auf Skepsis. Erst ein Gutach- wurde. Mit einer Spannweite von 28 m wurde für da- Schlosstalstrasse, gegen- ten von Robert Maillart vermochte die Bedenken zu mals 32 000 Franken eine Stahlfachwerkkonstruktion über Schlosstalstrasse 172 beseitigen. Gleichsam als Krisenbekämpfungsaktion von 3 m Breite gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg (Bus Nr. 8 bis Haltestelle entwickelte Pfeiffer den Brückenbau weiter und innert wurde dann 1950 eine neue Wespimühlebrücke er- «Fachschule») zwei Monaten erfolgte die Errichtung der Brücke durch baut. Das neue Projekt weist eine Fahrbahn von 6 m die A.-G. Baugeschäft Wülfl ingen im Jahre 1933. und zwei Gehwege von je 1,5 m Breite auf. Als Die Brücke wurde vor acht Jahren umfassend vom Brückenkonstruktion ist ein Eisenbetonrahmen ge- Ingenieurbüro Deuring und Oehninger unter Beglei- wählt worden, weil ein solcher die einfachste Funda- tung der städtischen Denkmalpfl ege saniert. Vor allem tion ermöglichte und damit für diese Verhältnisse die der stark korrodierte Beton musste erneuert werden, wirtschaftlichste Lösung ergab. die Oberfl ächen wurden neu aufmodelliert. Weiter fl ussabwärts überspannt eine 163 m lange Autobahnbrücke in leichtem Bogen die Töss und die 39

Bauernhäuser an der Oberdorfstrasse Der Wandbrunnen an der Turnhalle des Schulhauses Wespimühle Ausserdorf, erstellt 1925 von Kasimir Kaczorowski.

Brunnen vor dem Kirchgemeindehaus von 1957 mit dem Bauernhäuser an der Wülfl ingerstrasse Riegelbau an der Riedhofstrasse. Löwen als Symbol des Evangelisten Markus. | Fotos: Denkmalpfl ege Stadt Winterthur

Fotowettbewerb «Wülfl ingen entdecken» für Kinder und Jugendliche

Im Rahmen des internationalen Fotowettbewerbs prämierten Fotos aus ganz Europa abgedruckt und an für Kinder und Jugendliche zum Europäischen Tag den Bieler Fototagen 2009 präsentiert. Zudem erhalten des Denkmals wird von der Kantonsarchäologie die Gewinnerinnen und Gewinner eine Auszeichnung Zürich und der städtischen Denkmalpfl ege Win- des Europarates. terthur ein Fotowettbewerb mit dem Thema «Wülf- lingen entdecken» ausgeschrieben. Die Motive der Fotografi en sollen aus Wülfl ingen stammen und die Fotos historische Baudenkmäler oder den alten Teilnahmebedingungen: Führung: Ortskern in origineller Weise einfangen. Teilnahmeberechtigt sind Kinder und Jugendliche bis 21 Wülfl ingen mit der In Wülfl ingen gibt es vieles zu entdecken: das Jahre Kamera entdecken Schloss oder die Kirche, die historischen Gassen und Hochformat (18 cm x 13 cm), analog oder digital im Format Häuser im Ortskern, die landwirtschaftliche Schule, 13. September 2008 jpg (mindestens 300 dpi) auf CD (1 Aufnahme pro Teilneh- die Wespimühle oder die Ruinen Alt-Wülfl ingen und 11.00 und 14.00 Uhr merin oder Teilnehmer) Beerenberg und die Burgstelle Hoh-Wülfl ingen. Angaben zum Motiv (Name, Adresse) : Martin Bachmann, Foto- Die Teilnehmer der Führung „Wülfl ingen mit der Angaben zur Person (Name, Vorname, Adresse, Telefon, graf, Kantonsarchäologie Kamera entdecken“ können ihre Aufnahmen bis zum E-Mail und Geburtsdatum, evtl. Schulhaus, Schulklasse) Zürich Montag, 22. September an die Kantonsarchäologie einschicken. Die eingereichten Fotos werden von ei- : Vor dem Kirchge- Einsendeschluss: ner Jury prämiert. Die zehn besten Aufnahmen wer- meindehaus Wülfl ingen, Montag, 22. September 2008 den ausserdem im Internet präsentiert. Der erste Preis Lindenplatz 14 ist eine Führung für die gesamte Schulklasse auf der Die Fotos sind einzureichen an: : Fotokamera mitbrin- Kyburg, der zweite Preis ein Monatsabo für das frisch ARV Amt für Raumordnung und Vermessung gen. Fotowettbewerb für renovierte Schwimmbad Wolfensberg, der dritte Preis Kantonsarchäologie Kinder und Jugendliche. eine Fahrt für vier Personen mit der Dampfbahn Zür- z.H. Renata Windler cher Oberland. Stettbachstrasse 7 Alle in Winterthur eingereichten Fotos nehmen 8600 Dübendorf anschliessend am nationalen Fotowettbewerb teil. Die E-mail: [email protected] zwei besten nationalen Bilder werden an der gesamt- Tel. 043 343 45 20 europäischen Ausstellung gezeigt, im Katalog mit allen Samstag, 13. September 2008 Europäischer Tag des Denkmals

Wo ist was? Die Veranstaltungsorte auf einen Blick

Winterthur-Wülfl ingen

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5 Reproduziert mit Bewilligung des Vermessungsamtes der Stadt Winterthur vom 13.8.2008 Reproduziert mit Bewilligung des Vermessungsamtes

Veranstaltungsorte

1 Infostände vor dem Kirchgemeindehaus, Lindenplatz 14 7 Landwirtschaftliche Schule

2 Reformierte Kirche Wülfl ingen 8 Fussweg Lindenplatz – Landwirtschaftliche Schule – Trotte 3 Schloss Wülfl ingen

4 Wespimühle Erreichbarkeit Winterthur-Wülfl ingen 5 Fussgängersteg Schlosstalstrasse Mit dem Bus Nr. 2 ab Winterthur HB, 6 Trotte der Landwirtschaftlichen Schule Haltestelle Lindenplatz