20 Jahre Militärhistorische Denkmalkommission 1994 – 2014 Eine Bilanz Impressum

Amtliche Publikation der Republik Österreich Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

Medieninhaber und Hersteller: Republik Österreich/Bundesminister für Landesverteidigung und Sport BMLVS, Roßauer Lände 1, 1090 Wien

Herausgeber: Dieter A. Binder und Heidemarie Uhl im Auftrag der Militärhistorischen Denkmalkommission des BMLVS

Redakteur: Roland Schaffer BMLVS/Österreichische Militärbibliothek

Lektorat: Manfred Weissenbacher

Titelbild: Bundesheer/Günther Pohl

Satz und Layout: Axel Scala BMLVS/Heeresdruckzentrum

Druck: BMLVS/Heeresdruckzentrum 9999/14

Erscheinungsjahr: 2014

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, ISBN: 978-3-9502653-3-0 BMLVS/Heeresdruckzentrum, UW-Nr. 943 Inhalt

Dieter Anton Binder Nachdenken über Tradition und Militär...... 7

Dieter Anton Binder Die Militärhistorische Denkmalkommission Zur Arbeit der Kommission ...... 18

Heidemarie Uhl Auf dem Weg zu einer neuen militärischen Gedenkkultur Die Militärhistorische Denkmalkommission im Kontext der Transformationen des österreichischen Gedächtnisses ...... 45

Roland Schaffer Traditionspflege – Denkmalkommission ...... 53

Roland Schaffer Ein Zeichen der Erinnerung...... 58

Roland Schaffer Insignien als identitätsstiftendes Element Das Ehrenmal für Österreichs Kavallerie und Versorgung...... 62

Geschäftsordnung der Militärhistorischen Denkmalkommission...... 68

Richtlinien und weiterführende Literaturhinweise zur Traditionspflege im Bundesheer ...... 70

Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenverzeichnis ...... 72

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Vorwort des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport Foto: Parlamentsdirektion/Wilke Foto:

Nach Inkrafttreten der ersten Geschäfts- Öffentlichkeit noch zugänglicher gemacht ordnung der Militärhistorischen Denk- und die Krypta ein besonderer Ort des malkommission am 30. Juni 1994 beraten Gedenkens werden wird. Gleichzeitig soll der nunmehr seit über 20 Jahren namhafte His- große historische Hintergrund nicht verschö- torikerinnen und Historiker sowie Offiziere nert, sondern das Denkmal und sein Stand- des Österreichischen Bundesheeres den ort Heldenplatz in ihrer gesamten Ambi- Verteidigungsminister in allen Angelegen- valenz – mit all den positiven und negativen heiten der Überlieferungspflege sowie bei der Seiten – gezeigt werden. Dem ewiggestrigen Errichtung und Erhaltung von militärischen Gedankengut darf darin und vor allem im Gedenkstätten. Österreichischen Bundesheer kein Raum In den letzten Jahren konnten wir – nicht geboten werden. zuletzt aufgrund der Vermittlung durch die Die nunmehr vorliegende »Bilanz der Kommission – zahlreiche Akzente für eine letzten 20 Jahre« bietet den Leserinnen und Erneuerung im Umgang mit der Vergangen- Lesern einen interessanten Einblick in das heit setzen. Besonders möchte ich hier die umfangreiche Tätigkeitsfeld der Kommis- Mahnwache des Österreichischen Bundes- sion. heeres vor der Krypta am Wiener Helden- Ich möchte an dieser Stelle allen meinen platz sowie das Forschungsprojekt »Helden- Dank aussprechen, die an der Erstellung denkmal neu denken« hervorheben. dieser Broschüre mitgewirkt haben. Mein Die Mahnwache wird seit 2013 jährlich besonderer Dank gilt aber jenen Damen und am 8. Mai – dem Tag der Befreiung vom Herren, die in den vergangenen 20 Jahren als Nazi-Regime – zum Gedenken an die Opfer Mitglieder der Militärhistorischen Denkmal- des Faschismus abgehalten. Dadurch wird kommission an der historischen Aufarbei- ein sichtbares Zeichen des Bundesheeres, als tung unserer spannenden Geschichte mitge- Teil der Republik Österreich, gegen Gewalt wirkt haben. und Faschismus gesetzt. Unter der Federführung des Bundes- ministeriums für Landesverteidigung und Sport wird derzeit an der Umgestaltung der Gedenkstätten des Österreichischen Helden- denkmals im Äußeren Burgtor gearbeitet. Mag. Gerald Klug Fest steht für mich, dass dieser Platz der

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Dieter Anton Binder

Nachdenken über Tradition und Militär

Kaum eine andere Einrichtung eines Staates im »Großen Vaterländischen Krieg« han- ist weltweit so intensiv mit historisch konno- delt. Systembrüche können dabei ignoriert, tiertem Erinnern, mit Traditionspflege »belas- unterstrichen oder still übergangen werden: tet«, wie die jeweilige Armee. Es scheint, dass Die britische Armee des 21. Jahrhunderts Traditionspflege auch in modernen Armeen repräsentiert sich bei diesen Anlässen in zum Habitus des Militärs in einer technokra- den Uniformen des längst untergegangenen tischen Zeit zählt, wobei anzumerken ist, dass Empires, die russische Armee tritt als Zitat die Traditionspflege auch die Grundwehrdie- der sowjetischen Armee auf, die US Army ner erreicht. agiert in der Tradition der Nordstaaten und Systemimmanente Rituale wie Angelo- überlässt die Traditionspflege der Konföde- bungen, Vereidigungen, Ausmusterungen, rierten in einigen Zitaten Ausbildungsstät- Totengedenken, das Erinnern an Einsätze, an ten, die französische Fremdenlegion imagi- Siege, wohl auch an Niederlagen, sind hier niert in Versatzstücken ihres Fahnenzuges ebenso anzuführen, wie die Bereitschaft, his- die Aufstellungszeit. torische Zitate bei Uniformen oder Uniform- Der Systembruch von 19891 beschert der teilen mitzutragen. Darin wird nicht nur ein tschechischen, der ungarischen, der Zerfall gruppendynamischer Effekt der Armee oder Jugoslawiens der kroatischen Präsidenten- einzelner Einheiten, sondern auch die Reprä- garde historisierende Uniformen, während sentationsbereitschaft des jeweiligen politi- das Gardebataillon des Bundesheeres eine schen Systems sichtbar. mit Doppeladler versehene Fahne, ihre Offi- Die jeweilige bewaffnete Macht ist unab- ziere Reitstiefel und Breeches, die Truppe hängig von ihren konkreten Aufträgen und selbst über lange Zeit weiße Gamaschen und Einsätzen Symbol des Gewaltmonopols, den mit Biberfell besetzten Tornister getra- gleichgültig ob es sich um die Schweizer gen hat und damit der wechselvollen mili- Garde im päpstlichen Hofstaat, das Troo- tärischen Geschichte des Raumes zitierend ping the Colour britischer Garderegimenter Referenz erweist. aus Anlass des königlichen Geburtstages, Für den Staat ist die Armee seit dem die Teilnahme am 14. Juli an den Feierlich- 19. Jahrhundert zunehmend über den keiten des französischen Staates oder die Kampfauftrag hinaus Schule der Nation2 jährlich sich wiederholende Parade der rus- und dominantes Symbol seiner Souveränität sischen Armee zum Gedenken an den Sieg geworden. Als sich aus der Konkursmasse der

1 In diesem Kontext fand vom 17. bis 19. Oktober 2011 ein Symposion zur »militärischen Traditions- SÁHJHLPLQWHUQDWLRQDOHQ9HUJOHLFK©LQ5HLFKHQDXVWDWWGDVVHLWHQVGHU0+'.IHGHUIKUHQGYRQ +HLGHPDULH8KOPLWJHVWDOWHWZXUGH9JOLQGLHVHP.RQWH[WDXFK+XEHUWXV7UDXWWHQEHUJ*HUKDUG 9RJO7UDGLWLRQVSÁHJHLP6SDQQXQJVIHOGGHU=HLWJHVFKLFKWHLQgVWHUUHLFKLVFKH0LOLWlULVFKH=HLW- VFKULIW    9JO-RVHI&%\VWULFN\'LHVWDDWVEUJHUOLFKH(U]LHKXQJLP%XQGHVKHHU²HLQ7HLOGHUJHLVWLJHQ /DQGHVYHUWHLGLJXQJ6DO]EXUJ

7 Doppelmonarchie die Nachfolgestaaten for- hatte, als er von österreichischen Soldaten in mierten, stellte die eben ausgerufene Repub- österreichischen Uniformen sprach. lik unter Karl Renner mit der Volkswehr ihre Das 1955 dem »embryonalen Bundesheer« bewaffnete Macht auf, während daneben die zur Verfügung stehende Material muss als alte k. u. k. Armee in einem noch längere Zeit »Sammelsurium« verschiedener »Handfeuer- anhaltenden bürokratischen Prozedere liqui- waffen, Maschinengewehre, Kampf- und diert wurde. Die Kreation eines neuen Staa- Schützenpanzer, Propeller-Schulflugzeuge tes spiegelt sich in der Adjustierung ebenso sowie großer Reservebestände an Uniformen wie das politische Selbstverständnis des Staa- und Mannesausrüstung« aus den Geschen- tes zum Ausdruck kam. Auf das Schwarz- ken der abziehenden Alliierten begriffen gelb der alten Armee folgte die rot-weiß-rote werden, deren Buntheit Generalmajor Kokarde, dem lagerübergreifenden Willen Mario Duić im Alltagsbild der damit ausge- zum Zusammenschluss mit dem Deutschen rüsteten Armee signifikant zusammenfasste3 Reich huldigte man im Bundesheer unter und auch optisch das Auftreten des Bundes- Carl Vougoin, dem langjährigen Verteidi- heeres bis in die 1960er Jahre beherrschte: gungsminister, im Schnitt der Uniformen. Der Großteil der Truppe führte die ame- Diesem spezifischen Revisionismus folgte in rikanische Rifle und den amerikanischen der rückwärtsgewandten Utopie des »autori- Karabiner, während die Versorgungstruppe tären Ständestaates« eine partielle Rückkehr mit russischen Gewehren ausgestattet war zur Adjustierung der habsburgischen Armee. und die Zugs- und Gruppenkomman- Als im April 1945 unter Karl Renner die danten der Schützenkompanien russische Republik Österreich wiedererstand, wurde Maschinenpistolen ausfassten.4 Handfeu- in der Person von Franz Winterer als Unter- erwaffen waren sowohl russischer als auch staatssekretär für die Landesverteidigung ein amerikanischer Provenienz, Maschinen- symbolischer Akt für den Souveränitätsan- gewehre stammten aus der amerikanischen spruch der provisorischen Regierung gesetzt, Armee und deutsche Maschinengewehre der jedoch sehr rasch seitens der Alliierten (MG 42) kamen als Geschenk der franzö- beseitigt wurde. Erst mit dem Staatsvertrag sischen Armee; amerikanische und deutsche 1955 erhielt der Staat die volle Souveränität Stahlhelme wurden getragen, Panzer unter- und damit die Möglichkeit zur Aufstellung schiedlichster Bauart aus amerikanischen einer eigenen Armee, deren Nukleus die mit und sowjetischen Schenkungen sowie auch 1. August 1952 aus Alarmbataillonen gebil- Schulflugzeuge ergänzten die Rüstung. Das dete B-Gendarmerie werden sollte. Mit der bunte Bild wurde noch durch die Uniform- Aufstellung des Bundesheeres der 2. Repu- varianten gesteigert. Hubertus Trauttenberg blik 1955 und der Bildung eines eigenstän- fasste nach seiner Einrückung in die spätere digen Ressorts 1956 wurde das Bundesheer Wallenstein-Kaserne in Götzendorf eine öffentlich sichtbar, wiewohl die Ansprache US-amerikanische Weltkriegsuniform aus, des neu ernannten Verteidigungsministers die mit amerikanischen Wappen versehene Ferdinand Graf anlässlich der ersten Parade Knöpfe hatte und ihm auch im EF-Ausbil- in Wien 1956 nur beschränkt Gültigkeit dungszug in Imst erhalten blieb.5

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 Die erste Auflage des »Ruef«6 – »Der der ersten Verbände des neuen Heeres aktu- Dienst im Bundesheer« – von 1967 spricht ell.«8 Die politischen Konfrontationen der eine deutliche Sprache und illustriert diesen Zwischenkriegszeit ließen das Bundesheer meritorischen Hinweis auf eine moderne der Ersten Republik kaum als Basis für die Variante von »Wallensteins Lager«; noch Traditionspflege zu, wiewohl 1983 mit der in der Waffenlehre zur 7. Auflage von 1979 Angelobungsfeier in der Gedenkstätte Maut- musste der »Ruef«7 Maschinenpistolen und hausen und 1984 mit jener im Karl-Marx- Maschinengewehre dieser Herkunft in die Hof in Wien markante Ansätze sichtbar wur- Erläuterungen aufnehmen. Derartige Beob- den.9 achtungen lassen sich naturgemäß in ähnli- Mit dem Wiederaufbau des Heeres- cher Intensität und teilweise mit weit dra- geschichtlichen Museums und dessen Ein- matischeren Defiziten in allen Bereichen des gliederung in das Bundesheer 1955 bzw. mit Bundesheeres anstellen. der Übersiedlung der Offiziersausbildung Angesichts der spezifischen militärischen in die Wiener Neustädter Burg und deren Rituale, des gruppendynamischen Effekts Deklaration als Theresianische Militärakade- und der staatlichen Repräsentationsfunktion mie,10 davor war die Ausbildung wie in der stellten sich umgehend Fragen der direkten Zwischenkriegszeit bis 1934 in Enns, setzte oder indirekten Traditionspflege eingebettet man zwei starke Zeichen für ein Anknüp- in die Fragmentierungen der generationsspe- fen an die »alte« Armee. So erhielt die Mili- zifischen politischen Geschichte Österreichs. tärakademie bereits am 17. Juli 1957 in Enns Der österreichische »Habt-Acht-Marsch« jene Fahne, die am 23. Mai 1880 – hundert (Ausfallschritt) versus deutscher »Parade- Jahre nach der Weihe der ersten Fahne – der schritt« (preußischer Stechschritt), der nach Theresianischen Militärakademie im Beisein dem Ende der Nazi-Herrschaft nicht nur in von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Eli- der Nationalen Volksarmee der Deutschen sabeth übergeben worden war und als Aka- Demokratischen Republik weiterlebte, muss demiefahne bis zum November 1918 diente. hier ebenso erwähnt werden wie die »altös- Ab 1934 führte diese Fahne die Heeresschule terreichische« Feldkappe. »Die Frage, inwie- in Enns bzw. die Theresianische Militär- weit alte Traditionen übernommen werden soll- akademie in Wiener Neustadt als Feldzei- ten, war schon sehr bald nach der Aufstellung chen, ehe sie nach dem März 1938 an das

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9 Heeresmuseum in Wien abgegeben wurde.11 der traditionsstiftenden Ankerpunkte fest- »Aber auch in den Fahnen der B-Gendarmerie gestellt werden, wiewohl gerade bei den hatte sich die Tradition der alt-österreichischen Kasernenbenennungen einerseits in die Fahnen erhalten und an diese lehnte sich auch Zukunft weisende Neuansätze, anderer- die Regelung an, die ab 1961 hinsichtlich des seits auch zu hinterfragende Grauzonen Aussehens und Führens der Feldzeichen des sichtbar wurden: So wurden Kasernen Bundesheeres getroffen wurde, ganz abgesehen nach österreichischen Offizieren benannt, davon, dass einzelnen Truppenkörpern über- die als Angehörige des Widerstandes von haupt das Führen alter Traditionsfahnen gestat- der NS-Unrechtsjustiz ermordet wurden tet wurde.«12 Bereits im Mai 1961 wurde im (z.B. Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne), Erlasswege ein »Merkblatt über das Führen während andererseits Kasernen nach hoch- und Aussehen der Feldzeichen« publiziert,13 dekorierten Offizieren der k. u. k. Armee das durch ein »Merkblatt über das Führen und benannt wurden, gleichzeitig stellte man Aussehen der Fahnen, Standarten, zugehörigen aber deren Namen den Dienstgrad in der Bänder, Ehrensignalhörner und Ehrentrompe- Deutschen (z.B. Windisch- ten des Bundesheeres«14 ergänzt wurde: Neben Kaserne) voran. Im Traditionserlass des den neuen Fahnen, die aus einem »doppelt« Bundesministeriums für Landesverteidi- gearbeiteten Fahnenblatt mit rot-weißer gung vom 5. Dezember 2001 werden folge- Flammenbordüre bestanden und auf deren richtig als »traditionsbildende Elemente im rechten Seite das Staatswappen, auf deren Bundesheer« festgehalten: linker Seite das Landeswappen gestickt »Ausgehend von dem Grundsatz, dass Tradi- erschien, blieben auch aus der k. u. k. Armee tion wertbezogene Auswahl aus der Geschichte stammende Feldzeichen weiter in Verwen- ist, bieten sich für das Bundesheer als tradi- dung. tionsbildende Elemente folgende Bereiche der Mit 26. Oktober 1966 wurde vom Ver- österreichischen Militärgeschichte an: teidigungsminister Georg Prader die Auf- t Das Bundesheer der Zweiten Republik (ein- nahme der Traditionspflege durch das Bun- schließlich der B-Gendarmerie) mit seinen desheer verfügt,15 ausdrücklich wurde dabei nationalen und internationalen Einsätzen, auf das Erinnern an die k. u. k. Armee und t die Streitkräfte der Ersten Republik, das Bundesheer der Ersten Republik ver- t die k.(u.)k. Armee, wiesen, wobei die detaillierte Regelung dem t die Garnison, die Waffengattung und das Traditionserlass vom 25. November 1967 Bundesland. vorbehalten blieb,16 der die Grundlage für Das Dritte Reich als ein Unrechtsregime und die Zuteilung der Überlieferungspflege, Tra- die Deutsche Wehrmacht als dessen missbrauch- ditionsmärsche und Gedenktage an einzelne tes Instrument können Tradition im Bundes- Truppenkörper bildete. Kurz davor wurde heer nicht begründen, da sich der Dienst in in einem eigenen Erlass seitens des Minis- den österreichischen Streitkräften der Zweiten teriums die Kasernenbenennung im Sinne Republik an den Grundprinzipien der öster- der Traditionspflege geregelt.17 Dabei kann reichischen Verfassung und des Völkerrechtes insgesamt ein deutlicher k. u. k. Überhang orientiert. Wohl können aber vorbildhafte und

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Um »das Zusammengehörigkeitsgefühl inner- Zwar setzte das Bundesheer ein markan- halb einzelner Truppenteile zu festigen«,19 wurde tes Zeichen in der Erneuerung des Toten- mit Wirkung vom 1. Jänner 1968 einzelnen gedenkens 2012, bei dem am 26. Oktober Truppenteilen, den Akademien und Schulen erstmals die Kränze des Bundespräsidenten Abzeichen (Wappen) verliehen, die davor und der Bundesregierung in der Krypta auf Eigeninitiative bei einzelnen Verbänden des Heldendenkmales in Wien nicht mehr bereits angedacht worden waren. Die diversen vor dem Epitaph für die Toten des Ersten Umgliederungen und auch modische Reflexe Weltkrieges, in dessen Sockel ein 1935 vom führten zu einem reichen Fluss in dieser Sym- Bildhauer Wilhelm Frass verstecktes Nazi- bolwelt, sodass hier häufig eine gewisse Belie- Pamphlet gefunden worden war, sondern bigkeit festzustellen ist, während spezifische vor der Gedenktafel für die in Ausübung Sonderformen (z.B. Jahrgangsnamen und des Dienstes ums Leben gekommenen -abzeichen an der Militärakademie bzw. an Angehörige des Bundesheeres niederge- der Unteroffiziersakademie) zumindest grup- legt wurden.20 Das Heldendenkmal an sich penspezifische Wirkung besitzen. ist das einzige Denkmal in der Gesamt-

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12 )RWR+%)-XOLD:HLFKVHOEDXP ,QGHU.U\SWDGHVlX‰HUHQ%XUJWRUHVLQ:LHQEHÀQGHWVLFKGLH6NXOSWXUGHVª*HIDOOHQHQ .ULHJHUV©EHUGLH-DKU]HKQWHODQJGDV*HUFKWYRUKHUUVFKWHXQWHULKUVHLHQ%RWVFKDIWHQ GLHGHP1DWLRQDOVR]LDOLVPXVKXOGLJWHQYHUVWHFNWZRUGHQZXUGHHLQH0HWDOOKOVHPLWHL- QHU%RWVFKDIWGHV%LOGKDXHUV:LOKHOP)UDVVXQGHLQHUZHLWHUHQYRQVHLQHP0LWDUEHLWHU$OIRQV 5LHGHOJHIXQGHQ verantwortung der Republik, das sowohl ter Grundstücke und damit verbunden zur auf die Toten des Ersten und des Zweiten Errichtung eines Gedenkhaines (z.B. Mas- Weltkrieges sowie der im Dienst getöteten sengräber aus der Endphase der Naziherr- Angehörigen des Bundesheeres der Zweiten schaft am Truppenschießplatz Feliferhof, in Republik in der Krypta gedenkt, während der Belgier-Kaserne in Graz),21 bzw. zur Ver- man den Angehörigen des österreichischen fremdung von Fresken, die aus der Nazizeit Widerstandes gegen den Nationalsozialis- stammten (z.B. Khevenhüller-Kaserne in mus den Weiheraum dieser Anlage gewid- Klagenfurt).22 Dabei wird die gesellschafts- met hat. Bei dieser Anlage, die in der Obhut politische Verantwortung des Bundesheeres der Burghauptmannschaft steht, wurde auf dieser Ebene besonders akzentuiert, da markant auch auf die nationalsozialistische diese Form der Gedenkarbeit nicht nur nach Belastung von Liegenschaften hingewiesen. innen, sondern auch bewusst nach außen Derartige Belastungen führten zu spezifi- wirken soll. Selbst bei Liegenschaften, die schen Gedenksteinen vor und in Kasernen im Zuge der Umstrukturierung des Bundes- des Bundesheeres, zur Abklärung belaste- heeres zum Verkauf anstehen, wird seitens

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13 )RWR+%)*XQWHU3XVFK $XI$QUHJXQJGHU0+'.ZXUGHDQGHU+HHUHVXQWHURIÀ]LHUVDNDGHPLHLQ(QQVHLQ/HKUVDDO QDFK)HOGZHEHO$QWRQ6FKPLGEHQDQQW6FKPLGUHWWHWHLP*HWWRYRQ:LOQD]DKOUHLFKHQ-XGHQ GDV/HEHQLQGHPHUVLHPLWIDOVFKHQ3DSLHUHQDXVVWDWWHWH'DIUZXUGHHU]XP7RGH YHUXUWHLOWXQGKLQJHULFKWHW des Ressorts Verantwortung übernommen, mit dem Nationalsozialismus in den Vorder- wiewohl derartige Akzentsetzungen nicht grund, es sei auf die Errichtung des Gedenk- unbedingt traditionsstiftend zu lesen sind. steins für Oberstleutnant i. G. Robert Ber- Innerhalb der Traditionspflege trat ab nardis an der Heeresunteroffiziersakademie 2003 zunehmend die Auseinandersetzung in Enns (2004),23 die feierliche Umbe-

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14 nennung des Nordhofes (Hof III) in Szo- Der charakteristische Überhang des Erin- koll-Hof24 im Bundesministerium für Lan- nerns an die k. u. k. Armee war nach der Auf- desverteidigung, der Roßauer Kaserne,25 die stellung des Bundesheeres der notwendigen Anbringung einer Gedenktafel auf dem letz- scharfen Grenzziehung zu den Traditionen ten Wohnhaus des von den Nazis verfolg- der deutschen »Wehrmacht« geschuldet, wie- ten und ermordeten Feldmarschallleutnants wohl gerade in der Aufbauphase im Kader Johann Friedländer, die Benennung eines der neuen Armee vielfach kriegsgediente und Hörsaales an der Heeresunteroffiziersakade- geformte Offiziere und Unteroffiziere Dienst mie nach Feldwebel Anton Schmid,26 oder versahen. Hinzu kam, dass das Bundesheer auf schon zitierten künstlerischen Interven- der Ersten Republik vielfach als partei- tionen Richard Kriesches verwiesen.27 Der- politisch instrumentalisiertes Instrument artigen Aktivitäten gingen vielfach ressor- und als »Bürgerkriegsarmee« empfunden tinterne Studien voraus.28 Andererseits ist worden war, der es an »traditionswürdigen« es evident, dass traditionsbildende Maßnah- oder »traditionsbildenden« Elementen fehlte. men nur beschränkt auf die B-Gendarmerie Charakteristisch für eine derartige Sichtweise und auf die Geschichte des Bundesheeres sind die Jahrgangsnamen der Theresiani- der Zweiten Republik zurückgreifen. Wäh- schen Militärakademie: Lissa (1966), Isonzo rend Auslandseinsätze des Bundesheeres im (1967), Prinz Eugen (1968), Radetzky internationalen Raum, Grenzsicherungs- (1969), Malborghet (1970), Schwarzen- einsätze angesichts politisch-militärischer berg (1971), Payer-Weyprecht (1972), Auseinandersetzungen im Grenzbereich der Starhemberg (1973), Khevenhüller (1974), Republik (1956, 1968, 1991) oder Kata- Hötzendorf (1975), Andreas Hofer (1976), stropheneinsätze zunehmend das »histori- Tegetthoff (1977), Flitsch-Tolmein (1978), sche Gedächtnis« der Truppe ausmachen, Pasubio (1979), Montecuccoli (1980), Erz- bleibt diese durchaus aktuelle »Welt« eines herzog Johann (1981), Laudon (1982), Erz- Militärs, das durch den Paradigmenwechsel herzog Karl (1983), Daun (1984), Coldilana von 1989 einen völlig anderen und wohl (1985), Troyer (1986), Predil (1987), auch realistischeren Einsatzbereich erhalten Ortler (1988), Rodkowski (1989), Ban- hat, weitgehend auf das private Erinnern field (1990), Montenuovo (1991), Novara beschränkt. (1992), Kolin (1993), Kinsky (1994), Kaiser

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Maximilian (1995), Wellington (1996), lediglich mit einem Offizier, Georg Ludwig Ritter von Trapp (1997), Sterneck (1998), von Trapp, wurde ein Mann geehrt, der 1938 Monte Piano (2000), Liechtenstein (2001), eindeutig gegen den Nationalsozialismus Sachsen-Coburg (2002), Reichsgraf Hadik Stellung bezog und schließlich in die USA (2003), Kaiserjäger (2004), O’Donell emigrierte; allerdings wurde ihm die Ehre als (2005), Graf Salm (2006), Esterházy (2007), Korvettenkapitän jenes U-Bootes, das den Colloredo-Mansfeld (2008), Erzherzog Alb- französischen Panzerkreuzer Léon Gambetta recht (2009), Novak von Arienti (2010), Rit- am 25. April 1915 versenkte, zuteil. ter von Lehmann (2011), Freiherr von Lehar Nach lang anhaltender Kritik resümieren (2011), Hauptmann Hermann Kirchner Hubertus Trauttenberg und Gerhard Vogl (2012), Hackher zu Hart (2013), Freiherr diese Form einer unreflektierten Traditions- von Trauttenberg (2014). Die Spannbreite pflege scharf: »Die eingeführten Jahrgangs- reicht chronologisch von Kaiser Maximilian, abzeichen der Theresianischen Militärakademie dem letzten Ritter, bis zum Ende des Ersten gehen auf einen Truppenbesuch an der franzö- Weltkrieges, thematisch vom Kampf gegen sischen Militärakademie zurück, wo den Besu- das Osmanische Reich, vom spanischen Erb- chern aus Österreich das Abzeichen des damali- folgekrieg zu den Kämpfen mit Friedrich von gen Ausmusterungsjahrganges als Gastgeschenk Preußen, von den napoleonischen Kriegen überreicht wurde. Schon der erste Jahrgang zu den Revolutionskriegen 1848/49, Kriegen trug einen Namen, der angesichts der Tatsa- unter dem jungen Kaiser Franz Joseph unter che, dass Österreich seit 1918 keinen Anteil besonderer Berücksichtigung der Seeschlacht am Meer und dementsprechend keine Marine von Lissa und schließlich zum Ersten Welt- mehr besitzt, etwas skurril wirkt: Zur Erinne- krieg unter besonderer Berücksichtigung der rung an die Schlacht der österreichischen Flotte Süd-Front. Allein mit Julius von Payer und am 2. Juli 1866 nannte man sich »Jahrgang Carl Weyprecht wurden zwei Armeeangehö- Lissa«. Später folgte noch der Name des Vizead- rige für eine Forschungsleistung, der Nord- mirals Sterneck. In dieselbe Kategorie fallen der polexpedition von 1872 bis 1874, geehrt, Jahrgang »Payer-Weyprecht«, zur Erinnerung

 an jene Nordpolexpedition, die das Franz-Jo- seph-Land entdeckte, oder »Wellington« zur Erinnerung an den Sieger über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo, einen englischen Hoch- aristokraten aus der Zeit des Absolutismus. Bei Wellington lässt sich der Bezug zur österreichi- schen Heerestradition und zum demokratischen Bundesheer nur mehr schwer begründen. Am wenigsten wurde damit der Sinn einer derar- tigen Aktion erfüllt, den jungen Offizieren ein gültiges Vorbild für ihren künftigen Lebensweg zu geben. Am ehesten greifen noch die Namen des Jahrgangs 1990 »Banfield« in Erinnerung an Linienschiffsleutnant Gottfried von Ban- field, der als erfolgreichster Marineflieger der k. u. k. Kriegsmarine die Bombardierung von Triest verhinderte, oder »Andreas Hofer« für den Jahrgang 1976. Der Jahrgangsname »Con- rad von Hötzendorf« ist schon problematischer, hat er doch die Aufklärung des Spionagefalls des Obersten Redl unterbunden, was Tausende österreichischer Soldaten das Leben kostete.«29

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17 Dieter Anton Binder

Die Militärhistorische Denkmalkommission Zur Arbeit der Kommission

In der ersten Sitzung der Militärhisto- menhänge« unterstrich.2 Ausdrücklich wurde rischen Kommission hielt Verteidigungs- dabei auch der Bereich »Wehrmacht und minister Dr. Werner Fasslabend 1995 fest, Widerstand« angesprochen, da dieser Aspekte dass »die Grundidee für die Schaffung« dieser des Traditionsauftrages beinhalten könnte. beratenden Einrichtung die Erarbeitung »his- Unabhängig davon wurde besonders darauf torisch-wissenschaftlich fundierte[r] Entschei- hingewiesen, dass die »Zeit von 1938 – 1945 dungshilfen« in »strittigen Fällen« sein sollte.1 für das […] Bundesheer in Bezug auf Traditi- Ausdrücklich wurde dabei festgehalten, dass onen […] sehr sensibel« ist und an sich nicht derartige Fälle aus der »gebrochene[n] mili- traditionsstiftend sein kann.3 tärische[n] Tradition«, die sich aus Öster- Der Tätigkeitsbereich der Kommission reichs Geschichte ergäbe, entstehen könnten. umfasst neben dem Bundesheer und sei- Gleichzeitig unterstrich der Minister eine nen Gliederungen alle Liegenschaften des anzustrebende Betonung der »eigenständigen Ressorts4 und jene Bereiche, in denen dem Tradition des Bundesheeres der 2. Republik«. Bundesheer eine tragende Rolle zukommt.5 Die Kommissionsmitglieder legten unter Für Anträge, die auf Umbenennungen von der Leitung ihres ersten Vorsitzenden, Hofrat Liegenschaften des Ressorts abzielten, kam Dr. Johann Christoph Allmayer-Beck, unter man grundsätzlich überein, äußerst sensibel Fortführung dieses Ansatzes die »Grundsätze vorzugehen und Umbenennungen nur dann der zukünftigen militärischen Traditions- zu forcieren, wenn die bisherige Namensge- pflege« aus ihrer Sicht fest, wobei erneut die bung nicht zielführend oder dem Ansehen »durchgehende Tradition« des Bundesheeres des Bundesheeres abträglich ist.6 ab 1955/56 hervorgehoben wurde und man Die Militärhistorische Denkmalkommis- gleichzeitig »allgemein gültige Grundwerte« sion wird im Regelfall nicht von sich aus sowie die »Wahrung großer historischer Zusam- aktiv, wiewohl gerade in der jüngsten Zeit

1 Gedächtnisprotokoll der 1. Sitzung der Militärhistorischen Denkmalkommission (MHDK) vom 3. Oktober 1995, Tagesordnungspunkt (TOP) 1.2. 2 Gedächtnisprotokoll der 1. Sitzung der MHDK vom 3. Oktober 1995, TOP 2. 3 Ergebnisprotokoll der 2. Sitzung der MHDK vom 12. November 1997, TOP 2. 4 Aus diesem Grund wurden Anregungen, die nicht bundesheereigene Liegenschaften betreffen, sei- tens der Kommission stets bei berechtigten Anliegen an zivile Behörden weiterverwiesen. So etwa wurde ein Antrag des Rates der Veteranen der ehemaligen 5. Gardeluftlandedivision »Swenigorod- ka« zum Gedenken an die Kampfhandlungen 1945 im Raum Melk und Amstetten ein Denkmal zu errichten, an die »politische (zivile) Verwaltung« weiter empfohlen. Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000, TOP 3. 5 In der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000 (Ergebnisprotokoll, TOP 3) wurde außerdem festgehalten, dass »die Errichtung von Denkmälern, die keinen Bezug« zum Bundesheer haben, selbst wenn sie auf militärische Vorgänge verweisen, nicht in die Agenden der Kommission fallen. 6 Ergebnisprotokoll der 2. Sitzung der MHDK vom 29. Oktober 1997, TOP 3.

18 einzelne Tagesordnungspunkte durch das Heeresunteroffiziersakademie in Enns, wo Einschreiten von Kommissionsmitgliedern, Bernardis selbst als Soldat des Bundesheeres allen voran Generalleutnant Mag. Chris- gedient hatte, anzubringen. Seitens des Bun- tian Ségur-Cabanac und Dr. Peter Pirker, zu desheeres existierte zum damaligen Zeit- Stande gekommen sind. Neben Anregungen, punkt nur eine Broschüre von Karl Glaubauf, die aus dem tagespolitischen Diskurs (Bernar- einem Mitarbeiter des Heeresgeschichtlichen dis, Szokoll, Heldendenkmal) im Wege des Museums, die sich mit dem Leben und Wir- Kabinetts an die Kommission herangetragen ken des »österreichischen Stauffenberg« ausein- wurden, waren es vor allem solche, die von andergesetzt hatte.9 Truppenkörpern, aktiven und pensionierten Im Diskussionsprozess verständigten sich Angehörigen des Ressorts und Zivilpersonen die Mitglieder der Kommission, weder eine ausgingen. Kasernenbenennung noch eine Gedenktafel Als inhaltliche Rahmenrichtlinie dient der zu empfehlen. In der Begründung verwies jeweils geltende Erlass zu den Grundsätzen man auf die ungeklärte »Mitgliedschaft« von der militärischen Traditionspflege.7 Zweifel- Bernardis im illegalen »Nationalsozialistischen los muss konstatiert werden, dass sich die Soldaten-Ring« und auf dessen Verständnis Arbeits- und Sichtweise der Kommission erst als »großdeutscher Widerstandskämpfer«, der im Zuge der konkreten Arbeit an einzelnen davon ausging, »daß Österreich ein Teil des Fällen etabliert und ausgeformt hat, wobei Deutschen Reiches« zu bleiben hätte.10 festzustellen ist, dass Kommissionsentschei- Im Sinne dieses Standpunktes hatte der dungen sich nicht immer mit den Vorstel- damalige Verteidigungsminister auf eine lungen der Ressortleitung deckten, so dass Anfrage des Bundesrates Albrecht Konecny gelegentlich Spannungsmomente zu konsta- (SPÖ) unter Berufung auf die Kommission tieren waren. dezidiert ablehnend reagiert, worauf sei- tens des Bundesrates Vincenz Liechtenstein (ÖVP) auch auf außerparlamentarischer Die Bernardis-Diskussion Ebene heftig protestiert wurde.11 Schließ- lich trat Liechtenstein direkt an den Bun- Einen wesentlichen Beitrag zum Lernpro- desminister für Landesverteidigung heran, zess der Kommission bildete die Anregung das Amtsgebäude Garnisonstraße in Linz Simon Wiesenthals und des Dokumentati- auf »Oberstleutnant im Generalstab Ber- onszentrums des Bundes jüdischer Verfolgter nardis-Kaserne« umzubenennen.12 Ange- des NS-Regimes, nach Oberstleutnant im sichts der anhaltenden Diskussion über eine Generalstab Robert Bernardis (1908 – 1944) Ehrung von Bernardis relativierte Richard und Feldmarschallleutnant Johann Friedlän- Plaschka in einem subtilen Referat am der (1882 – 1945) Kasernen zu benennen.8 11. Dezember 2000 die bisherigen Einwände Unabhängig von dieser Anregung hatte der Kommission, indem er deutlich machte, nahezu zeitgleich der damalige Adjutant dass durch die Teilnahme von Bernardis am des Herrn Bundespräsidenten, Divisionär Widerstand seine frühere NS-affine Haltung Hubertus Trauttenberg, vorgeschlagen, eine via facti widerrufen wäre und die Teilnahme Gedenktafel für Bernardis im Bereich der am Aufstandsversuch absolut zu würdigen

7 Gedächtnisprotokoll der 1. Sitzung der MHDK vom 3. Oktober 1995, TOP 4. 8 Ergebnisprotokoll der 2. Sitzung der MHDK vom 29. Oktober 1997, TOP 1. 9 Karl Glaubauf: Robert Bernardis, Österreichs Stauffenberg. Wien 1994. 10 Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000, TOP 5. 11 Vgl. Stenographische Protokolle des Nationalrates 2556/J XX.GP. 12 Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000, TOP 3.

19 Foto: HBF/Gunter Pusch HBF/Gunter Foto: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Verteidigungsminister Günther Platter enthüllten im 2NWREHUDP*HOlQGHGHU+HHUHVXQWHURIÀ]LHUVDNDGHPLHLQ(QQVHLQ'HQNPDOLP Gedenken an den österreichischen Widerstandskämpfer Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis. Er beteiligte sich am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 und bezahlte dies mit seinem Leben. sei.13 Die Kommission schloss sich einheitlich symbolisch gewürdigt werden, denn der Natio- den Ausführungen Plaschkas an und trat für nalsozialismus zählt zu den dunkelsten Kapi- die Errichtung einer Gedenktafel ein, deren teln in der österreichischen Geschichte. […] Ich Realisierung erst nach dem Amtsübergang habe in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden von Verteidigungsminister Herbert Scheibner der Militärhistorischen Denkmalkommission, auf Verteidigungsminister Günther Platter in Univ.-Prof. Dr. Dieter Binder, vereinbart, dass Angriff genommen wurde. Angefragt wegen die Kommission einen Text für die Gedenkta- der noch immer ausstehenden Gedenktafel fel empfehlen wird […] Auch der Ort, wo die für Bernardis erklärte Verteidigungsminister Tafel angebracht wird, werde von der Denkmal- Platter am 21. Juli 2004 via APA: »Ich habe kommission empfohlen […] Im Rahmen einer gestern, am sechzigsten Jahrestag des Attentats Gedenkveranstaltung wird die Gedenktafel auf Adolf Hitler, entschieden, in Erinnerung an enthüllt. […] Es ist notwendig, dass die Öster- Robert Bernardis eine Gedenktafel anfertigen reicher, die an diesem Attentat beteiligt waren, zu lassen […] Die Rolle von Soldaten aus Öster- in Österreich gewürdigt werden. Ich habe des- reich im Widerstand gegen Hitler soll damit halb die Landesverteidigungsakademie mit der

 9JO5LFKDUG3ODVFKND$YDQWJDUGHGHV:LGHUVWDQGV0RGHOOIlOOHPLOLWlULVFKHU$XÁHKQXQJLPXQG 20. Jahrhundert. Wien-Köln-Graz 2000, Bd. 2, 210f.

20 Durchführung eines zeithistorischen Symposi- Die österreichische Bundesregierung (oder) Die ums beauftragt […] Die Soldaten haben eine Republik Österreich«.17 sehr schwierige Entscheidung treffen müssen. Am 11. Oktober 2004 wurde das Denkmal Es waren Männer von Überzeugung. Sie sind schließlich in Anwesenheit von Bundespräsi- ihrem Gewissen gefolgt.«14 dent Dr. Heinz Fischer, Verteidigungsminister Im Zuge der Vorbereitung der Errichtung Günther Platter und der Witwe von Robert eines Gedenksteines für Bernardis und im Bernardis, Hermine Bernardis, enthüllt.18 Hinblick auf ein Symposium des Heeres- Der endgültige Text lautet: »Im Gedenken geschichtlichen Museums (30. November an Oberstleutnant i.G. Robert Bernardis (1908 bis 1. Dezember 2004) wurde seitens der – 1944). Er bezahlte seine Teilnahme am Auf- Kommission angeregt, in einem einleitenden stand des 20. Juli 1944 gegen den National- Block »Widerstandsrecht, Widerstandspflicht sozialismus mit dem Leben. Mit Bernardis und Widerstandsethik« ebenso zu behandeln ehren wir den Widerstand gegen den verbre- wie den österreichischen Aspekt des Wider- cherischen Nationalsozialismus. Die Republik standes um den 20. Juli 1944.15 Österreich«.19 Der gesamte Vorgang war von Als Aufstellungsort des Gedenksteines einer breiten öffentlichen Diskussion beglei- wurde seitens der Kommission die Heeresun- tet, in der einerseits die späte Ehrung thema- teroffiziersakademie vorgeschlagen, nachdem tisiert, andererseits gegen das Denkmal und bei einer Begehung der Liegenschaft »vis à für eine Kasernenbenennung Stellung bezo- vis der Eingangstreppe bzw. des Fahnenmas- gen wurde. tes«16 ein öffentlich wirksamer Ort ausge- macht werden konnte, und der Text für den Gedenkstein erarbeitet. Bernardis war am Gedenktafel für Johann Friedländer 25. September 1932 in Enns als Leutnant ausgemustert worden. Auf Simon Wiesenthals Anregung hin Der Textvorschlag der Kommission, in beschäftigte sich die Kommission auch mit der sich die kommissionsinterne Diskussion der Frage eines würdigen Gedenkens an spiegelt, lautete: »Im Gedenken an Oberstleut- jenen hohen österreichischen Offizier, der nant i.G. Robert Bernardis, 7. August 1908 – als Opfer rassistischer Verfolgung 1945 in 8. August 1944, der seine Laufbahn als Offi- den letzten Tagen der nationalsozialistischen zier in diesem Hause begann. Verstrickt in die Herrschaft auf einem der Todesmärsche nach Irrtümer seiner Zeit, wandte er sich schließlich der Räumung des Vernichtungslagers Ausch- vom mörderischen Nationalsozialismus ab und witz ermordet wurde. nahm als enger Mitarbeiter von Oberst i.G. Johann Friedländer, Sohn eines jüdischen Claus Schenk Graf von Stauffenberg am Auf- Gymnasiallehrers und dessen katholischer stand des 20. Juli 1944 teil. Dieser Versuch, Gattin, diente als Generalstabsoffizier im Ers- das Recht wieder herzustellen, scheiterte. Ber- ten Weltkrieg sowohl an der Ost- als auch an nardis wurde ein Opfer der Rache des Regimes. der Südfront, wo er schwer verwundet wurde.

14 APA-Meldung vom 21. Juli 2004, http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20040721_OTS0043/ platter-gedenktafel-fuer-bernardis (eingesehen am 12. Juni 2014). 15 Ergebnisprotokoll der 7. Sitzung der MHDK vom 19. August 2004, TOP 1,c. 16 Ergebnisprotokoll der 7. Sitzung der MHDK vom 19. August 2004, TOP 1,a und 1,d. 17 Ergebnisprotokoll der 7. Sitzung der MHDK vom 19. August 2004, TOP 1,a. 18 Presseaussendung des Österreichischen Bundesheeres, Bericht der Redaktion Militärkommando Oberösterreich vom 11. Oktober 2004, http://www.bmlv.at/organisation/regional/common/artikel. php?region =ooe&ID=1235 (eingesehen am 12. Juni 2014). 19 Ebd.

21 Foto: HBF/Gunter Pusch HBF/Gunter Foto: In der Wiener Wenzgasse wurde in Anwesenheit von Verteidigungsminister 0DJ1RUEHUW'DUDERVHLQH*HGHQNWDIHODQGHQHKHPDOLJHQ2IÀ]LHUGHUNXN$UPHH und des Bundesheeres der Ersten Republik Feldmarschallleutnant Johann Friedländer angebracht. Er wurde 1945 von den Nationalsozialisten als Auschwitz-Häftling ermordet.

Unter Julius Deutsch wirkte er im Hee- Wucht der Verfolgung traf. Gemeinsam mit resministerium und war am Aufbau der seiner Frau wurde er zunächst in Wien 1942 Volkswehr beteiligt, bevor er als ehemaliger gettoisiert und schließlich Ende März 1943 Kommandant des Infanterieregiments 2 zum nach Theresienstadt deportiert, wohin kurz Chef der Ausbildungsabteilung des Bundes- danach auch seine Frau verbracht wurde, die heeres 1932 berufen wurde. 1937 wurde er im Mai 1944 ums Leben kam. zum Feldmarschallleutnant befördert und aus Im Oktober dieses Jahres wurde Friedlän- Altersgründen in den Ruhestand versetzt. der schließlich nach Auschwitz deportiert und Nach dem »« wurde Friedländer nach der Räumung des Vernichtungslagers auf als »Mischling 1. Grades« eingestuft, konnte einem der Todesmärsche am 20. Jänner 1945 zunächst geschützt von ehemaligen Kamera- in der Nähe von Wodzisław ermordet.20 den mit seiner jüdischen Ehefrau weiter in sei- In einer ersten Diskussionsrunde wurde ner Wiener Wohnung leben, ehe auch ihn die seitens der Kommission die Schaffung eines

 0DUWLQ6HQHNRZLWVFK)HOGPDUVFKDOOHXWQDQW)ULHGOlQGHU²(LQYHUJHVVHQHU2IÀ]LHUGHV Bundesheeres. Wien 1995 (Publikation des Bundesministeriums für Landesverteidigung); Arno Lustiger: »Der Feldmarschall hat zwei Kugeln bekommen«. Zum Holocaust Gedenktag: Das Schicksal Österreichs und der Juden im Spiegel dreier Leben, in: Die Welt, http://www.welt.de/ welt_print/kultur/literatur/article5950928/Der-Feldmarschall-hat-zwei-Kugeln-bekommen.html (eingesehen am 13. Juni 2014).

22 Gedenkbuches für »alle Opfer der NS-Zeit Oberstleutnant Josef Ritter von Gadolla aus dem militärischen Bereich« angedacht, in der jene Angehörige des Bundesheeres auf- Der von Außen herangetragenen Anre- genommen werden sollten, die in der Nazi- gung Josef Ritter von Gadolla im Fliegerhorst Zeit Verfolgungen ausgesetzt waren.21 Dabei Nittner in Graz einen Gedenkstein zu setzen, wurde die Verpflichtung angesprochen, aller» wurde seitens der Kommission zu einem sehr Gefallener und aller Opfer der NS-Zeit zu frühen Zeitpunkt sofort zugestimmt und gedenken«. auch rasch umgesetzt. Durch ein Einschreiten von Außen wurde Die Begründung der Kommission für 2008 erneut die Diskussion über ein Geden- die Gedenktafel thematisierte die Frage der ken an Friedländer für die Kommission virul- Befehlsverweigerung aus Gewissensgründen, ent, wobei die Kommission neuerlich ihren da Gadolla den »Augenblick« erkannt hatte, Standpunkt bekräftigte, aller »aus politischen das »eigene Gewissen über einen Befehl« zu und rassistischen Gründen« 1938 aus dem stellen, um »den für einen Soldaten gültigen Bundesheer/der Wehrmacht Entlassener zu moralischen Ansprüchen« zu genügen.24 gedenken.22 Josef Ritter von Gadolla (1897 – 1945) Im konkreten Falle wurde ein Vorschlag diente nach seiner Ausmusterung aus der für die Anbringung einer Gedenktafel an Technischen Militärakademie in Hainburg jenem Haus vorgeschlagen, in dem Fried- als Leutnant im Ersten Weltkrieg, wurde länder bis zu seiner Vertreibung durch die nach dem Zusammenbruch der Monarchie Nationalsozialisten gewohnt hatte. Offiziersoldatenrat in der Grazer Volkswehr Der Textvorschlag lautete: »In diesem und schließlich Angehöriger des Grazer Hause lebte von 7. Mai 1937 bis 21. Oktober Alpenjäger-Regiments 9. 1942 Feldmarschallleutnant Johann Friedlän- Mit der Aufstellung einer eigenen öster- der (1882 – 1945). Als Opfer rassistischer Ver- reichischen Luftwaffe wurde er Mitte der folgung wurde er aus der Armee ausgeschieden 1930er Jahre Kommandant einer Flieger- und als KZ-Häftling von Auschwitz auf einem werftkompanie am Flughafen Thalerhof. Transport ermordet.« 1938 in die Deutsche Luftwaffe übernom- Nachdem die Hauseigentümerin ihr Ein- men, wurde Gadolla 1943 nach Gotha ver- verständnis gegeben hatte und die notwen- setzt und am 1. Februar 1945 zum »Kampf- digen behördlichen Genehmigungen für das kommandanten« dieser thüringischen Stadt Anbringen einer Gedenktafel an der Außen- bestellt. mauer des Wohnhauses eingeholt waren, Angesichts der Sinnlosigkeit, die Stadt wurde diese am 15. Oktober 2008 in Anwe- gegen die anrückende amerikanische Armee senheit von Verteidigungsminister Mag. zu verteidigen, nahm er Kontakt mit den Norbert Darabos enthüllt.23 US-Truppen auf, um die Stadt kampflos zu übergeben. Bei der Rückkehr von dieser Parlamen- tärsfahrt, die Stadt hatte schon weiße Fah- nen aufgezogen, wurde er von einer Streife gestellt und am 4. April 1945 wegen seiner

21 Ergebnisprotokoll der 2. Sitzung der MHDK vom 29. Oktober 1997, TOP 2. 22 Ergebnisprotokoll der 12. Sitzung der MHDK vom 24. Oktober 2007, TOP 3. 23 Darabos enthüllt Gedenktafel für NS-Opfer, in: http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=4310 (eingesehen am 13. Juni 2014). 24 Ergebnisprotokoll der 4. Sitzung der MHDK vom 4. Oktober 2001, TOP 3.

23 Foto: Bundesheer/Kommando Luftunterstützung Bundesheer/Kommando Foto: Aufgrund der bevorstehenden Schließung der militärischen Liegenschaft in Graz-Thalerhof wurde im September 2011 die Gedenktafel für Josef Ritter von Gadolla auf den Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg verlegt.

Befehlsverweigerung, die Gotha vor weiteren Pfarrkirche (Graz-Münzgraben) eine Replik Zerstörungen bewahrte, hingerichtet.25 der Gothaer Gedenktafel aufgestellt.26 Mit dem auf dem Fliegerhorst Nittner Angesichts der angestrebten Veräußerung in unmittelbarer Nachbarschaft zum zivilen der Liegenschaft »Fliegerhorst Nittner« muss- Grazer Flughafen aufgestellten Gedenkstein ten Schritte zur Sicherung des Denkmales wurde erstmals 2002 ein Offizier auf einem gesetzt werden. Nach Rücksprache mit dem Areal des Bundesheeres geehrt, der sein Flughafendirektor des zivilen Flughafens Gewissen über einen Befehl gestellt hatte. Graz-Thalerhof zeichnete sich die Möglich- Bereits 1946 wurde eine Straße in Gotha keit ab, auf diesem Areal das Denkmal für nach Gadolla benannt, 2005 wurde am eine breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Gothaer Schloss eine Gedenktafel für ihn Allerdings widerrief der Flughafendirektor enthüllt, 1997 folgte eine Straßenbenen- seine Zustimmung, worauf das Denkmal im nung in Graz und 2013 wurde vor seiner Einvernehmen mit der Familie Gadollas auf

 (JRQ(KUOLFK-RVHI5LWWHUYRQ*DGROODHLQ|VWHUUHLFKLVFKHV2IÀ]LHUVOHEHQLQGHUNXN$UPHHLP Bundesheer und der Wehrmacht. Wien ²2000 (Bundesministerium für Landesverteidigung); Helga 5DVFKNH(LQ*UD]HU2IÀ]LHUª«GDPLW*RWKDOHEWPXVVLFKVWHUEHQ©-RVHI5LWWHUYRQ*DGROODXQGGLH letzten Kriegstage in Gotha. Gotha 2007. 26 Karl A. Kubinzky; Astrid M. Wentner: Grazer Straßennamen. Graz ²1998; Gadolla, Josef Ritter von, in: -Forum, http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Gadolla,_Jo- sef_Ritter_von (eingesehen am 13. Juni 2014); Hans Werner Scheidl: Josef Gadolla: Märtyrer in Wehrmachtsuniform, in: Die Presse http://diepresse.com/home/politik/zeitgeschichte/1382499/ Josef-Gadolla_Maertyrer-in-Wehrmachtsuniform (eingesehen am 13. Juni 2014).

24 den Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg Offiziers des ersten Bundesheeres und der verlegt wurde, da Gadollas Laufbahn auch Wehrmacht. einen engen Bezug zu dieser Liegenschaft Seitens der Kommission wurde ein zweitei- aufwies. Daneben wäre anzumerken, dass an liger Text für die Anbringung im Innenhof des der Heeresunteroffiziersakademie ein Hörsaal Bundesministeriums für Landesverteidigung den Namen Gadollas trägt und ein Lehrsaal beschlossen: »Zur Erinnerung an Major Carl in der Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß in Szokoll (1915 – 2004), der am 20. Juli 1944 Steiermark diesen Namen erhalten soll.27 am Versuch, die Herrschaft Hitlers zu beseitigen, beteiligt war, und im April 1945 einen Aufstand vorbereitete, der eine Schlacht um Wien verhin- Carl-Szokoll-Hof dern sollte.« Dieser Text wurde durch ein Zitat aus einem autobiographischen Buch Szokolls29 Verteidigungsminister Günther Platter ergänzt: »[...] Gibt es jedoch über dieses Recht hatte im Zuge seiner Presseaussendung zum hinaus nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Gedenken an Bernardis dezidiert festgehalten: Pflicht des Widerstandes? Ja …Vielleicht nicht »Es ist notwendig, dass die Österreicher, die an als geschriebenes, staatstragendes Gesetz, son- diesem Attentat beteiligt waren, in Österreich dern als Maxime für das Handeln jedes einzel- gewürdigt werden. […] Die Soldaten haben nen seiner Bürger – denn allein diese Pflicht des eine sehr schwierige Entscheidung treffen müssen. Widerstandes gegen den das Unrecht befehlenden Es waren Männer von Überzeugung. Sie sind Gewalthaber sichert den Fortbestand unserer ihrem Gewissen gefolgt.«28 Demokratie.«30 Am 25. August 2005, dem ers- 2005 wurde die Kommission vom Kabinett ten Jahrestag des Todes des Widerstandskämp- des Bundesministers beauftragt, ein entspre- fers, wurde in einem Festakt der Innenhof des chendes Gedenken an Major Carl Szokoll zu Amtsgebäudes Roßau in Wien durch Vertei- entwickeln, der im Jahr davor gestorben war. digungsminister Günther Platter als Carl-Szo- Dabei war auf Szokolls aktive Teilnahme am koll-Hof benannt und die Gedenktafel ent- 20. Juli 1944 und an dessen Bemühungen um hüllt, die von der »Gewissens-Skulptur« des eine rasche Übergabe Wiens an die vorrük- Tiroler Bildhauers Richard Agreiter flankiert kende sowjetische Armee im April 1945, um wird.31 Der damalige Nationalratspräsident weitere Zerstörungen der Stadt zu verhindern, Andreas Khol unterstrich die Bedeutung die- Bezug zu nehmen. Das Kabinett reagierte ses Aktes: »Wir sind stolz auf unser Bundesheer einerseits auf Interventionen unterschiedlicher und darauf, dass dieser zentrale Hof des Ministe- Gruppierungen, die eine breite mediale Wir- riums nach einem Mann des Widerstands gegen kung hatten, und andererseits auf ein längeres den Nationalsozialismus benannt wird.«32 Gespräch zwischen dem Verteidigungsmini- Carl Szokoll, der in einem Ehrengrab ster und Szokoll anlässlich der Konferenz des der Stadt Wien beigesetzt wurde, war in der Heeresgeschichtlichen Museums zum Wider- medialen Auseinandersetzung um ein wür- stand 2004 kurz vor dem Tod des ehemaligen diges Gedenken auch als Namensgeber für

27 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 15. 28 APA-Meldung vom 21. Juli 2004, http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20040721_OTS0043/ platter-gedenktafel-fuer-bernardis (eingesehen am 12. Juni 2014). 29 Carl Szokoll: Der gebrochene Eid. Wien-München-Zürich 1985, 427f. 30 Ergebnisprotokoll der 8. Sitzung der MHDK vom 15. März 2005, TOP 1. 31 Innenhof des Ministeriums nach Widerstandskämpfer Szokoll benannt, Presseaussendung vom 25. August 2005, http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=2388 (eingesehen am 13. Juni 2004). 32 Khol würdigt Widerstandskämpfer Carl Szokoll, http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2005/ PK0643/index.shtml (eingesehen am 13. Juni 2014).

25 Foto: HBF/Andy Wenzel Foto: Das BMLV würdigte das Lebenswerk von Major a. D. Carl Szokoll (1915 – 2004) mit der Benennung des Innenhofes des Amtsgebäudes Roßauer am 25. August 2005 nach dem Namen des Widerstandskämpfers. Damit erhielt er seinen feststehenden Platz in der 7UDGLWLRQVSÁHJHGHV%XQGHVKHHUHV

26 eine Liegenschaft, insbesondere des Amts- Scheibner fasste die Kommission 2003 einen gebäudes Roßau vorgeschlagen worden. Aus Beharrungsbeschluss, der mit der breiten dieser Diskussion ging schließlich die Benen- Zustimmung, unter anderem hatte auch der nung einer Verkehrsfläche in unmittelbarer Bürgermeister von Korneuburg sein Einver- Umgebung des Verteidigungsministeriums ständnis zum Ausdruck gebracht, begründet als Carl-Szokoll-Platz durch die Gemeinde wurde, wobei man den Kompromissvor- Wien hervor. In weiterer Folge kam es zu ent- schlag des Kommandanten der ABC-Ab- sprechenden Benennungen in Leibnitz und wehrschule, Brigadier Norbert Fürstenhofer, in Wiener Neustadt.33 der ABC-Abwehrschule den Traditionsna- men Lise Meitner zu gewähren, als nicht unbedingt zielführend erachtet hatte. Lise Meitner als Namenspatronin Im November 2003 wurde erneut die Umbenennung in Lise-Meitner-Kaserne Trotz der Zurückhaltung, Kasernen seitens der Kommission auf Antrag der umzubenennen, erfolgte bereits 2001 über ABC-Abwehrschule einstimmig beschlossen, Antrag der ABC-Abwehrschule der ein- wobei angeregt wurde, nach dem bisherigen stimmige Beschluss der Kommission, die Namenspatron der Kaserne einen Hör- oder Dabsch-Kaserne in Korneuburg als künfti- Lehrsaal der Liegenschaft zu benennen und gen Garnisonsort der ABC-Abwehrschule in in einer Würdigung auch auf seine frühere Lise-Meitner-Kaserne umzubenennen.34 Funktion als Namensgeber der Kaserne hin- Begründet wurde die Zustimmung mit zuweisen.35 der militärischen Bedeutungslosigkeit des Schlussendlich kam es am 4. Mai 2007 bisherigen Namensgebers der Leobendorfer zu einem schon früher angedachten Kom- Kaserne, der herausragenden Leistungen promiss, in dem der ABC-Abwehrschule Lise Meitners, die 1938 von den National- der Traditionsnamen Lise Meitner verliehen sozialisten aus Österreich vertrieben wurde, wurde.36 als Kernphysikerin und mit ihrem Eintreten Damit wurde innerhalb der Traditionskul- für eine friedliche Nutzung der Atomenergie. tur des Bundesheeres ein völlig neuer Schritt Als weitere Entscheidungsgrundlage gesetzt, da die Namensgeberin in keinem per- diente der Hinweis, dass auf diese Art auch sönlichen Verhältnis zum Bundesheer stand, eine Frau als traditionsstiftende Persönlich- jedoch auf Grund ihrer Bedeutung als Wis- keit für die Soldatinnen des Bundesheeres senschafterin und als Gegnerin des Einsatzes zur Verfügung stünde, da bisher nur durch von Atomenergie zu Kriegszwecken Vorbild- Maria Theresia eine Namenspatronin vor- wirkung für die Einheit besitzt. Gleichzeitig handen wäre. Angesichts der Ablehnung die- zeigt dieser Fall die große Bedeutung der ser Empfehlung durch Verteidigungsminister engagierten Mitwirkung durch den jeweili-

33 Rede des Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer beim Festakt anlässlich der Benennung des »Carl-Szokoll-Parks« in Wiener Neustadt am 29. Mai 2009, http://www.bundespraesident.at/ newsdetail/artikel/rede-beim-festakt-anlaesslich-der-benennung-des-carl-szokoll-park-in-wiener-neu- stadt-29-05/ (eingesehen am 13. Juni 2014). 34 Ergebnisprotokoll der 4. Sitzung der MHDK vom 4. Oktober 2001, TOP 2. Am Tag danach zog ein Mit- glied der Kommission, das in der vorangegangenen Diskussion für eine Namensgebung nach Erwin Schrödinger eingetreten war, seine Zustimmung zurück, da die strikte Ablehnung von Atomwaffen durch Lise Meitner bei einem »möglichen Beitritt Österreichs zur NATO« zu Komplikationen führen könnte. 35 Ergebnisprotokoll der 6. Sitzung der MHDK vom 20. November 2003, TOP 3. 36 ABC-Abwehrschule feiert neuen Traditionsnamen, 4. Mai 2007, http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel. php?ID =3351 (eingesehen am 13. Juni 2014).

27 gen Truppenkörper, um so zu einer wirklich genschaft lehnte die Kommission ein Denk- gelebten Traditionspflege zu gelangen.37 mal ab und verwies den Einbringer auf eine in der Nähe befindliche Gedenkstätte, den Karner in Feldkirchen bei Graz. Daraufhin Belastete Liegenschaften kam vom Einschreiter in Verbindung mit dem Militärkommando Steiermark die Anfrage, Einen lang anhaltenden Prozess stellt die ob beim jährlich in der Garnison Graz statt- Auseinandersetzung der Kommission mit findenden Totengedenken oder beim jährlich historischen Belastungen von Bundesheer- vom Militärkommando Steiermark durchge- liegenschaften dar. Zweifellos sind derartige führten »Tag der Menschenrechte« das ehe- Belastungen im engeren Sinn nicht Bestand- malige Internierungslager einbezogen werden teil der Traditionspflege. Sie werden jedoch kann. Die Kommission empfahl einstimmig, seitens des Ressorts als staatsbürgerliche am »Tag der Menschenrechte« alternierend Pflicht und als Beitrag zu einer modernen am Schießplatz Feliferhof, in der Belgier-Ka- Gedächtniskultur angesehen, die das Selbst- serne (Orte von NS-Verbrechen) und beim verständnis einer Armee eines demokrati- Karner in Feldkirchen militärisch gestaltete schen Staates prägen muss. Dieser Aspekt Gedenkfeiern abzuhalten.40 kann auch durch vorhandene oder neugestal- Die Liegenschaft des Fliegerhorstes wurde tete Gedenktafeln relevant werden.38 am Tag der Menschenrechte 2007 plakativer Bestandteil des öffentlichen Diskurses, wobei dies in der Schlagzeile »Wo Flugzeuge über Thalerhof Gräber rollen«41 gipfelte. In dieser Bericht- erstattung wurde die Behauptung aufge- Im Jahr 2006 wurde durch einen engagier- stellt, dass die in Massengräbern verscharrten ten pensionierten Offizier des Bundesheeres, Opfer des Internierungslagers immer noch Oberst Manfred Oswald, das Ministerium im Bereich des Flugfeldes vorhanden wären. aufgefordert, auf dem Areal des Fliegerhorstes Angesichts dieser Berichterstattung erteilte Nittner bei Graz ein Gedenkzeichen für die Bundesminister Norbert Darabos dem Vor- Opfer des »Zivilinterniertenlagers aus der heu- sitzenden der Denkmalkommission Dieter tigen Ukraine« zu setzen, die nach Ausbruch Binder den Auftrag, die Liegenschaft einer des Ersten Weltkrieges als potentielle »russische historischen Analyse zu unterziehen und Spione« ohne Rechtsgrundlage auf dem Areal letztlich die Frage nach den Massengräbern des Fliegerhorstes gefangen gehalten wurden zu klären. und massenhaft getötet worden wären.39 Ange- Da ein derartiges umfangreiches For- sichts des bevorstehenden Verkaufs dieser Lie- schungsprojekt die ehrenamtlichen Mitglie-

37 Einen vergleichbaren Fall stellt die Umbenennung des Schießplatzes Felixdorf in »Schießplatz Feld- zeugmeister Lenk« dar. Ergebnisprotokoll der 21. Sitzung der MHDK vom 14. Mai 2014, TOP 2. 38 Anlässlich der Intervention eines Einbringers gegen die Gedenktafel für Alexander Löhr in der Stiftskirche, die der Aero-Club 1955 gestiftet hatte, musste die Kommission feststellen, dass die Stiftskirche dem Militärvikariat zugeordnet ist und sich daher dem Zuständigkeitsbereich der Kommission entzieht. Gleichzeitig wurde aber von der Kommission festgehalten, dass beim Denkmal in der Theresianischen Militärakademie der Name Löhr mit dem Zusatz »Hingerichtet am 26.02.1947« zu ergänzen wäre. Gleichzeitig schritt die Kommission bei den dort 1.451 ange- führten Namen von Absolventen der Akademie ein, da im Zuge der Renovierung des Denkmals der Dienstgrad Walter von Ecchers 1989 von Major auf »Sturmbannführer« geändert worden war. Vgl. Ergebnisprotokoll der 6. Sitzung der MHDK vom 26. Jänner 2011, TOP 2. 39 Ergebnisprotokoll der 10. Sitzung der MHDK vom 19. Juni 2006, TOP 5. 40 Ergebnisprotokoll der 11. Sitzung der MHDK vom 25. Jänner 2007, TOP 7.

28 der der Kommission zeitlich überforderte, Räumung dieser Gräber erfolgte im Zuge des wurde am 2. Jänner 2008 unter der Leitung Ausbaues des Fliegerhorstes in Graz 1936. des Verfassers ein vom Ministerium finan- In der Endphase des Ersten Weltkrieges ziertes Projektteam, dem Georg Hoffmann, wurde das Lager, nachdem die letzten Zivil- Nicole-Melanie Goll und Philipp Lesiak internierten entlassen worden waren, als Seu- angehörten, beauftragt, innerhalb eines hal- chenlazarett für italienische Kriegsgefangene, ben Jahres einen fundierten Bericht zum die an Tuberkulose erkrankt waren, genutzt. Lager zu erarbeiten. Die in dieser Phase verstorbenen und beige- Die Autoren des Berichtes waren und setzten Soldaten wurden im Zuge des weiteren sind Mitglieder des kurz zuvor gegründeten Ausbaues des Fliegerhorstes 1938 geborgen Centers for Military Studies, das im Umfeld und in einem von militärischem Zeremoniell des Instituts für Geschichte der Karl-Fran- begleiteten Akt an die Armee des Königreiches zens-Universität Graz angesiedelt und dessen Italien übergeben. Der Schlussbericht konnte Leiter, Universitätsprofessor Dr. h.c. mult. in der vom Verfasser in Kooperation mit sei- Dr. Harald Heppner, auch Vorsitzender des nen Kollegen Georg Kastner (Wien-Buda- historischen Fachbereiches in der Wissen- pest) und Arnold Suppan (Wien-Budapest) schaftskommission des Bundesministeriums herausgegebenen Reihe »Mitteleuropäische für Landesverteidigung ist.42 Studien« mit Zustimmung des Bundesmi- Nach der Sichtung und Auswertung von nisteriums für Landesverteidigung, ohne dass Beständen aus 18 Archiven in Österreich und diesem Druckkosten entstanden, publiziert England konnten nach Ablauf der zur Verfü- werden.43 gung stehenden Zeit in einem umfassenden Die umsichtige Recherche widerlegte Endbericht einerseits die plakative Behauptung, dass 1. die Geschichte des Lagers Thalerhof doku- Flugzeuge über Massengräber starten, dass es mentiert, in diesem Lager zu Massentötungen gekom- 2. die präzisen Opferzahlen vorgelegt, men wäre, wie der Einschreiter behauptet 3. die Massengräber lokalisiert sowie hatte, und dass es sich auch nicht um einen 4. die Bergung und Überführung 1936 bzw. geplanten Genozid gehandelt hatte, wie sei- 1938 der Bestatteten in den Karner bei tens russischer und ukrainischer Medien Feldkirchen, auf den Friedhof der Israeliti- behauptet worden war. Es konnten ledig- schen Kultusgemeinde Graz und auf einen lich vereinzelt tödliche Übergriffe festgestellt italienischen Militärfriedhof nachgewie- werden. Andererseits konnte exemplarisch sen werden. aufgezeigt werden, dass in der Hysterie der Die unterschiedlichen endgültigen Bei- militärischen Fehlschläge im Osten 1914 setzungsorte ergeben sich aus dem Faktum, Staatsangehörige Österreich-Ungarns ohne dass die überwiegende Mehrheit der Opfer Rechtsgrundlage inhaftiert und unter kata- unierte bzw. orthodoxe Christen waren, deren strophalen Umständen interniert worden Überreste in dem eigens dafür errichteten Kar- waren. Das auf freiem Felde ohne Infra- ner in Feldkirchen bei Graz beigesetzt wurden, struktur errichtete Lager, dessen notwendi- während die jüdischen Ruthenen, die in einem gen Einrichtungen erst im Laufe der ersten eigenen Massengrab im Lager rituell bestattet Monate mühselig geschaffen wurden, provo- worden waren, auf den Friedhof der Grazer zierte förmlich eine Seuchenepidemie, an der jüdischen Gemeinde übertragen wurden. Die 1914/15 1.324 Personen starben, während in 41 Kleine Zeitung vom 10. Dezember 2007. 42 http://www.militarystudies.at 43 Georg Hoffmann; Nicole-Melanie Goll; Philipp Lesiak: Thalerhof 1914-1936. Die Geschichte eines vergessenen Lagers und seine Opfer. Herne 2010 (Mitteleuropäische Studien IV).

29 den Jahren 1915 bis 1917 443 Todesopfer zu onspflege zu stehen hat und somit Bezüge auf beklagen waren. Die ab 1917 ins Lager ver- Truppenkörper des NS-Regimes grundsätzlich legten italienischen Kriegsgefangenen hatten zu unterbleiben haben.«46 324 Todesopfer zu beklagen.44 Das charakteristische Schweigen über den Im »Steirischen Herbst« wurde 2013 am genuin österreichischen Anteil am Natio- Grazer Schauspielhaus das Auftragsstück nalsozialismus wurde im öffentlichen Dis- »Thalerhof« des polnischen Autors Andrezej kurs ab 1986 durchbrochen. Dies führte zu Stasiuk zur Uraufführung gebracht, wobei im bewussten Interventionen, sobald derartige Stück selbst und in der vom Schauspielhaus Überreste dem »Vergrabensein« entrissen initiierten Begleitausstellung Forschungser- und öffentlich wurden. Öffentliche Interven- gebnisse auf der Basis des publizierten End- tionen, u.a. durch das Mauthausen-Komitee berichtes zum Tragen kamen. Im Rahmen- unter Universitätsprofessor Dr. Peter Gstett- programm zu dieser Uraufführung wurde in ner von der Universität Klagenfurt, führten Kooperation der Akademie Graz, des Schau- dazu, dass die Militärhistorische Denkmal- spielhauses Graz und der Karl-Franzens-Uni- kommission von Verteidigungsminister Nor- versität in der Veranstaltungsreihe »Zugabe« bert Darabos beauftragt wurde, u.a. das Areal vom Verfasser ein Vortrag zum Lager Thaler- der nunmehrigen Khevenhüller-Kaserne zu hof gehalten. analysieren und entsprechende Vorschläge zu erarbeiten. In einem ersten Schritt wurde 2007 Khevenhüller-Kaserne im Eingangsbereich ein Gedenkstein, der jener Menschen gedachte, die als KZ-Häft- In der Sitzung der Denkmalkommission linge in einem Nebenlager auf diesem Areal am 15. März 2005 wurden über Einschrei- unter dem Nationalsozialismus gelitten hat- ten des Militärkommandos Kärnten die ten,47errichtet, und zwei markante Fresken Beratungen über die Khevenhüller-Kaserne (2007/2008) wurden reflektierend in den aufgenommen, da es zu öffentlicher Kritik nationalsozialistischen Sinnzusammenhang am dortigen Traditionsraum und Überresten gestellt. aus der NS-Zeit, in der diese Liegenschaft Die NS-Emblematik nutzt abseits der als SS-Junker-Schule errichtet worden war Herrschaftssymbolik (Hakenkreuz, Hoheits- und auch als KZ-Außenlager gedient hatte, abzeichen, SS-Runen etc.) Bilder allgemeiner gekommen war. Akzeptanz, markiert Tugenden und Ideale Da die Unterlagen nicht aussagekräftig als zentrale Aussage nationalsozialistischer waren, wurden der Vorsitzende sowie Minis- Ideologie. Entkleidet man diese Bilderwelt terialrat Dr. Hubert Zeinar beauftragt, einen des nationalsozialistischen Sinnzusammen- Lokalaugenschein durchzuführen.45 hanges, negieren vielfach unbestrittene Ideal- Dies führte zu einem Bericht an das Mili- vorstellungen den mörderischen Charakter, tärkommando Kärnten, in dem die Denk- ohne den dieses Regime nicht denkbar ist. malkommission ausdrücklich darauf verwies, Eine klassische Selbstdarstellung ist die dass die »Gestaltung des Traditionsraumes im Auswahl der Bilder in den Katalogen zu den Einklang mit den Grundlagen der Traditi- »Großen Deutschen Kunstausstellungen« im

44 Hoffmann; Goll; Lesiak: Thalerhof, 177, 181. 45 Ergebnisprotokoll der 8. Sitzung der MHDK vom 15. März 2005, TOP 8. 46 Ergebnisprotokoll der 9. Sitzung der MHDK vom 18. Oktober 2005, TOP 9. 47 Darabos enthüllt KZ-Gedenktafel in der Klagenfurter Khevenhüller-Kaserne. Bericht des Militärkom- mandos Kärnten vom 17. September 2007, http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=3595 (eingesehen am 13. Juni 2014).

30 Foto: Bundesheer/Arno Pusca Foto: Nach eingehenden Diskussionen wurde das Fresko im Speisesaal der Khevenhüller-Kaserne erhalten, durch den Grazer Künstler Richard Kriesche »verspiegelt« und durch den Text konter- kariert.

31 »Haus der Deutschen Kunst« in München, Die Idylle lügt: Der Kasernenbau steht die den jeweiligen Standard nationalsozialis- nicht für die Landesverteidigung, sondern der tischer Propagandabilder spiegeln. Von den Angriffskrieg ist zum Zeitpunkt der Erbau- 55 Bildern, die im Katalog abgedruckt sind, ung evident. Der Soldat, der Bauer und der sind 1938 acht dem »Bauernstand«, vier der Arbeiter sind Bestandteil einer militärischen »Industrie« (Arbeiterschaft), vier dem »Sol- Strategie, die nicht den Schutz der Heimat datentum« und drei den »Müttern« gewid- zum Inhalt hat, sondern auf eine rassistisch met. 1939 spiegeln unter 52 Bildern zwölf motivierte Welteroberung abgestimmt ist. die »Bauernschaft«, sechs das »Soldatentum«, Längst ist die Frau nicht mehr auf die Mut- vier die »Industrie« und eines die »Familie«. terrolle beschränkt, sondern Bestandteil der Im Jahr darauf reflektieren unter 53 Bildern Kriegswirtschaft als »Soldatin der Heimat- elf das »Bauerntum«, sieben das »Solda- front«. tentum«, zwei die »Industrie« und zwei die Die Intervention Kriesches48 verhindert »Familie«, indem Frauen mit Kindern gezeigt das »Vergraben« der Fresken, das Abschlagen, werden. Schließlich finden sich 1941 unter das Übermalen oder Verhängen. Sie erhält 52 Bildern vierzehn militärische Genres, vier die Bilder ohne Einschränkungen, welche die bäuerliche und zwei industrielle. Der Familie Geschichte des mörderischen Nationalsozi- sind zwei Bilder zugeordnet. In dem Ausmaß, alismus bis zum Ende im Mai 1945 erzäh- in dem die Rüstung und schließlich der Krieg len: Der Krieg trifft letztlich jene, denen das dominieren, gehen die Familienbilder, das NS-Regime vorgegaukelt hat, dass dieser Bild der Frau als Hüterin des Nachwuchses Krieg ihnen nützen würde. zurück, während gleichzeitig der weibliche Da das heutige Bundesheer ein integraler nackte Körper vielfach sexistisch zur Schau Bestandteil der demokratischen Republik ist gestellt wird. und seine Kasernen sowohl militärische Infra- Das Triptychon in der von den Nazis struktur als auch öffentlicher Ort sind, macht erbauten Kaserne zitiert das »Bauerntum« die jeweilige spezifische Baugeschichte und als den »Nährstand« der Nation mit Sichel deren politisches Umfeld eine Kaserne auch und Pflug, die liebende Mutter bei der »Auf- zum Gedächtnisort der Republik, umso mehr zucht« der Kinder, wobei der Sohn den künf- als die internationalen Verpflichtungen Öster- tigen Soldaten mit einem Holzschwert mar- reichs das Bundesheer auch zu friedens- und kiert, während die Tochter mit einer Puppe menschrechtsschützenden Einsätzen führt. die künftige Mutterrolle vorwegnimmt. Im 2009 fasste das Ressort diese Bemühun- Zentrum aber steht der marschbereite Sol- gen in einer detaillierten Presseaussendung dat, dem ein kraftvoller Schmied die Rüs- zusammen: »Seit seiner Gründung setzt sich tung vorbereitet. Das »Bauerntum« und der das Bundesheer auch intensiv mit der Vergan- »Arbeiterstand« sind bewusst vorindustrielle genheit der österreichischen Streitkräfte ausein- Chiffren, denn die Moderne zerstörte diese ander. Die Traditionspflege spielt dabei für die »Einheit der Volksgemeinschaft«, die der Soldaten eine große Rolle. Eines der wichtigsten Nationalsozialismus tödlich ausgrenzend ein- Anliegen für das Heer von heute ist es, jene Epo- fordert. Der Mann sorgt für die Nahrung, che aufzuarbeiten, in der es in Österreich gar er schafft die Technik und er verteidigt das kein Bundesheer gab: Die leidvolle Zeit der NS- Land, während die Frau das »Leben wei- Diktatur. […] tergibt«. Die Krönung des Mannes erfolgt Viele verschiedene Projekte und Veran- durch den Stahlhelm (vgl. Seite 16). staltungen haben die NS-Zeit und ihre Aus-

48 Vgl. Richard Kriesche: Die Kunst mit der Kunst des Nationalsozialismus. Wien 2012; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Künstlerhaus Wien 2012/13.

32 wirkungen auf österreichische Soldaten und welcher aus dem nationalsozialistischen Widerstandskämpfer in den letzten Jahren neu »Getto von Wilna« Juden die Flucht ermög- beleuchtet. Einige Beispiele: lichte und für sein humanitäres Engagement t Das Bundesheer hat mehrere Kasernen nach hingerichtet wurde.52 Österreichern benannt, die sich gegen die Diktatur Hitlers stellten. So erinnern die Wiener Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne Belgier-Kaserne und Feliferhof und die Heckenast-Burian-Kaserne49 an Offiziere, die für die Rettung Österreichs ihr 2005 trat Oberleutnant der Reserve, Karl Leben ließen. Auch die Zehner-Kaserne in Haitzmann, dessen Vater in den letzten Ried/Innkreis (OÖ) sowie die Jansa-Kaserne Tagen des Krieges als Widerstandskämpfer in in Felixdorf (NÖ) tragen Namen von Solda- der damaligen SS-Kaserne Graz-Wetzelsdorf, ten, die für ihre Gesinnung einstanden und der heutigen Belgier-Kaserne, ermordet wor- dem Nationalsozialismus die Stirn boten. den war, im Wege des Militärkommandos t Der Innenhof des Verteidigungsministeriums Steiermark an die Denkmalkommission ist offiziell nach Major Carl Szokoll benannt. heran, eine Gedenktafel für die 166 Opfer Eine Gedenktafel und die »Gewissens-Skulp- der Kriegsendzeit-Verbrechen im Bereich der tur« erinnern im Hof an den mutigen Belgier-Kaserne anzubringen. Widerstandskämpfer, der sich am gescheiter- Die Kommission empfahl die Anbrin- ten Attentat auf Adolf Hitler beteiligte und gung einer solchen Gedenktafel, verwies 1945 für die kampflose Übergabe der Stadt aber gleichzeitig auf die schlechte For- Wien an die sowjetischen Kräfte sorgte. schungslage. t Für Oberstleutnant Robert Bernardis wurde Die in der Kaserne von der SS Ermorde- im Oktober 2004 in der Heeresunteroffiziers- ten wurden zunächst in Bombentrichtern ver- akademie in Enns eine Gedenktafel errichtet. scharrt, von der SS wieder ausgegraben und Auch Bernardis war am Attentat auf Adolf auf dem Feliferhof erneut verscharrt. Bei der Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt und wurde Exhumierung dieser Toten wurde bereits 1945 dafür zum Tode verurteilt. festgestellt, dass sichtlich nicht alle Opfer von t Regelmäßig besuchen Soldaten im Rahmen der Kaserne auf den Feliferhof verbracht wor- ihrer Ausbildung die Gedenkstätte am Feli- den waren. ferhof. Auf dem Schießplatz der Garnison Die Kommission empfahl eine entspre- Graz erinnert ein Mahnmal an 142 Opfer, chende Gedenktafel.53 Nachdem das Kabinett die dort gegen Ende des Krieges von Natio- des Bundesministeriums für Landesverteidi- nalsozialisten ermordet wurden.«50 gung und Sport die Anbringung der Tafel im Weiters wäre in diesem Kontext auf jene An- Eingangsbereich der Kaserne genehmigt hatte, regungen zu verweisen, die den Feldwebel erging unter anderem auch von Haitzmann der Deutschen Wehrmacht, Anton Schmid, die Anregung, auf dieser Tafel auch der dort in Form einer Lehrsaal-Benennung ehrt,51 ermordeten Juden zu gedenken.

49 Vgl. dazu Ergebnisprotokoll der 18. Sitzung der MHDK vom 11. September 2012, TOP 3; Ergeb- nisprotokoll der 17. Sitzung der MHDK vom 22. Februar 2012, TOP 4. 50 »Niemals vergessen«: Wie geht das Bundesheer mit der Vergangenheit um? Presseaussendung des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport vom 13. Februar 2009, http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID =3575 (eingesehen am 14. Juni 2014). 51 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 2. 52 Vgl. Erika Weinzierl: Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938-1945. Graz-Wien- Köln ²1985, 131-134. 53 Ergebnisprotokoll der 8. Sitzung der MHDK vom 15. März 2005, TOP 6.

33 Foto: Bundesheer/Wolfgang Grebien Bundesheer/Wolfgang Foto: Eine Historikerkommission im Auftrag des BMLVS fand heraus, dass in der Belgier-Kaserne in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 bis zu 219 Menschen ermordet wurden. Erst durch diese Forschungsarbeit konnte das volle Ausmaß der Gräueltaten nachgewiesen werden.

Da genaue Opferzahlen zu diesem Zeit- der dortige am 13. Juni 2000 gesetzte Gedenk- punkt nicht bekannt waren, schlug die stein als ungenügend empfunden wurde. Kommission einen Text ohne zahlenmäßige Da sich bereits seit der Diskussion um die Zuordnung der Opfer vor: »Unmittelbar vor Gestaltung der Gedenktafel im Eingangs- Kriegsende wurden in dieser Kaserne Wider- bereich der Belgier-Kaserne gezeigt hatte, standskämpfer und Kriegsgefangene durch die dass die 2001 publizierte Auftragsstu- SS ermordet. Sie starben im Kampf gegen die die keine Klärung der Verbrechen in der NS-Gewaltherrschaft. Gleichzeitig gedenken wir damaligen SS-Kaserne erbracht hatte,55 der Ungarn, die in Folge des Rassenwahns hier beauftragte der Bundesminister für Lan- ihr Leben ließen.«54 Die Gedenktafel wurde am desverteidigung und Sport, Mag. Norbert »Tag der Menschenrechte« am 12. Dezember Darabos, den Verfasser als Vorsitzenden der 2005 enthüllt. Denkmalkommission, ein professionelles Bereits 2009 erfolgte von unterschiedlichen Forschungsteam zusammenzustellen, das Einbringern die Anregung, ein Denkmal für die Vorgänge im Bereich der Kaserne und die Opfer auf dem Feliferhof zu errichten, da des Feliferhofes klärt.

54 Ergebnisprotokoll der 9. Sitzung der MHDK vom 18. Oktober 2005, TOP 5. 55 Stefan Karner; Harald Knoll: Der Feliferhof. Graz 2001.

34 Foto: Bundesheer/Patrick Paier Bundesheer/Patrick Foto: Das Bundesheer nimmt den Internationalen Tag der Menschenrechte zum Anlass, um auf einer NS- Hinrichtungsstätte, dem Schießplatz Feliferhof in Graz, an Opfer von Terror und Gewalt zu erinnern. Im Mittelpunkt des Gedenkens am Feliferhof stehen jene Menschen, die hierorts in den Jahren 1941 bis 1945 durch Soldaten der Waffen-SS hingerichtet wurden.

Auftragsnehmer für dieses Forschungs- Geschichte der Karl-Franzens-Universität projekt waren Georg Hoffmann und Nicole- Graz angesiedelten Projekt über die Ermor- Melanie Goll vom Center for Military dung von alliierten Bomberfliegern, die den Studies.56 Ein zusätzlicher Synergieeffekt Absturz ihrer Maschinen überlebten, in der ergab sich aus dem Umstand, dass beide Phase der Krieg-Endzeitverbrechen enga- Personen in einem ebenfalls am Institut für giert waren.

56 Gedächtnishain der Belgier-Kaserne. In mahnender Erinnerung an nationalsozialistische Verbre- chen, die 1945 in der damaligen SS-Kaserne Wetzelsdorf begangen wurden. Folder des Österreichi- schen Bundesheeres, Graz 2014.

35 Im Zusammenwirken von , Gau- dessen Inschrift den Gedächtnishain erklärt: leiter Uiberreither und Angehörigen der SS »Um den Toten ihre Würde zurückzugeben und wurden zwischen 2. April und 2. Mai 1945 die Lebenden zu mahnen, stets für Freiheit und mehr als 200 Personen ermordet: 150 jüdische Menschenwürde einzutreten.« In Anwesenheit Ungarn, die auf den Todesmärschen in Graz des Ministers wurde am 12. Dezember 2011 ausgesondert worden waren, 27 österreichi- der Hain der Öffentlichkeit übergeben.59 sche Widerstandskämpferinnen und Wider- Da dieser Hain innerhalb der Kaserne liegt, standskämpfer, 19 sogenannte »Ostarbeiter« wurde seitens der Kommission ausdrück- vor allem aus dem KZ-Nebenlager Peggau, lich festgehalten, dass dieser an bestimmten 11 sowjetische Kriegsgefangene, 2 britische Tagen (Tag der Menschenrechte, jüdische Kriegsgefangene und vermutlich 1 US-ame- Feiertage, nationale Feiertage Österreichs rikanischer Kriegsgefangener. Durch die Aus- und der Länder, aus denen die Opfer stamm- wertung von US-amerikanischen Luftbildern, ten) bzw. nach Voranmeldung frei zugänglich die jeweils nach den Bombenangriffen auf sein soll und eine entsprechende Broschüre Graz aufgenommen worden waren, konnte aufgelegt werden soll. der Nachweis erbracht werden, dass nur ein Teil, nämlich 142 der Ermordeten von der SS aus den Bombentrichtern geborgen und auf Liegenschaften als historische den Feliferhof verbracht worden waren. Die 9HUSÁLFKWXQJ übrigen Leichen befinden sich nach wie vor in Bombentrichtern auf dem Areal der Kaserne. Wiewohl die Truppenkörper des natio- Der überwiegende Teil dieser Opfergruppe nalsozialistischen Regimes bzw. militärische ist zweifellos den aus rassistischen Gründen Vorgänge des Zweiten Weltkrieges nicht ermordeten Ungarn zuzurechnen.57 traditionsbildend für das Bundesheer sein In Absprache mit den Vertretern der können, gibt es neben dem Gedenken an Israelitischen Kultusgemeinde wurde seitens den Widerstand gegen den Nationalsozialis- der Kommission empfohlen, keine Exhu- mus, der in die Traditionsstiftung einfließt, mierungen durchzuführen, um die Toten- auch die Verpflichtung, das Gedenken an ruhe zu gewährleisten.58 Da mit Hilfe der Opfer des Nationalsozialismus zu pflegen, Aufklärungsbilder aus US-amerikanischen soweit dies mit Liegenschaften, die ab 1955 Archiven die Lage der Bombentrichter ein- in Verwendung des Bundesheeres stehen, deutig festgestellt werden konnte, wurde im verknüpft ist. Das Ressort hat unabhängig Zusammenwirken mit dem Bundesministe- davon deutlich gemacht, dass historische rium für Inneres, der Israelitischen Kultusge- Ereignisse durchaus Anlass zur Zeichen- meinden Wien und Graz, den Vertretungen setzung sein können.60 Es wäre in diesem der Staaten aus denen die Opfer stammten, Kontext auf die Erinnerungssteine im Ein- sowie im Auftrag des Bundesministers für gangsbereich der Belgier-Kaserne in Graz Landesverteidigung und Sport, Mag. Nor- und der Khevenhüller-Kaserne Klagenfurt bert Darabos, ein Gedächtnishain gestaltet, zu verweisen, die jeweils Ausgangspunkt für der das Areal der Massengräber sichert und weitere Maßnahmen gewesen sind. Dies gilt

57 Die Drucklegung des Endberichts ist in Vorbereitung. 58 Ergebnisprotokoll der 16. Sitzung der MHDK vom 26. Jänner 2011, TOP 6. 59 Darabos begeht Tag der Menschenrechte in Graz. Ein Bericht des Militärkommandos für Steier- mark vom 12. Dezember 2011, http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=5875 (eingesehen am 14. Juni 2014). 60 Es sei in diesem Kontext auf die Angelobungen von Rekruten am 12. Februar 1984 und 12. Februar 2014 im Karl-Marx-Hof in Wien bzw. auf jene im KZ Mauthausen 1984 verwiesen.

36 ebenso für die missbräuchliche Verwendung artigen Liegenschaften ermordet wurden.64 des Hoheitsabzeichens des Bundesheeres auf Erschwerend kommt hier hinzu, dass vielfach privaten Erinnerungstafeln auf der Gedenk- von den Einbringern historisches Grundla- stätte Ulrichsberg bzw. der Verlegung der genmaterial zum Anliegen nicht aufbereitet dort befindlichen Gedenksteine.61 In Parent- wird, so dass seitens der Kommission Nach- hese wäre darauf hinzuweisen, dass unter bereitungen eingefordert bzw. selbst durch- Bundesminister Darabos die logistische geführt werden müssen.65 Ein anderer Aspekt Unterstützung für das jährlich stattfindende wird dort sichtbar, wo die Liegenschaft nicht »Ulrichsbergtreffen« durch das Bundesheer ausschließlich in der Nutzung des Bundes- eingestellt worden ist. Charakteristisch für heeres steht und man seitens der Denkmal- die angesprochene Abgrenzung der Tradi- kommission den Standpunkt vertritt, dass alle tionspflege gegenüber Truppenteilen des Nutzer gemeinsam dieser Verpflichtung zum Nationalsozialismus ist die einstimmige Erinnern nachzukommen haben.66 Ablehnung der Kommission, im Kontext Vergleichbar mit den Fresken in der Khe- des Deutschmeister-Denkmals in Wien im venhüller-Kaserne sind andere, aus der Zeit Weichbild des Amtsgebäudes Roßau eine stammende Erinnerungszeichen, die es zu Gedenktafel für die Gefallenen des Infante- erhalten gilt. Im Zuge von Sanierungsar- rieregiments 134 »Deutschmeister« zu unter- beiten wurden im Umzäunungsbereich des stützen, wobei nicht nur auf das Faktum, dass Offizierskasinos dieser Kaserneeingravierte » das Denkmal nicht auf einer ressorteigenen Schriften und Symbole aus der Bauzeit«, die Liegenschaft steht, sondern ausdrücklich auf auf die Opfer innerhalb dieses Areals verwei- den Traditionserlass (GZ 35.100/8-3.7/00 sen, entdeckt, worauf die Kommission auf vom 8. Oktober 2001, Verlautbarungsblatt I »Grund der Sensibilität« des Areals die Kon- Nr. 117/2001) verwiesen wurde, »der eine servierung durch die Anbringung eines »spe- Bezugnahme auf Einheiten der Deutschen ziellen Witterungsschutzes« angeregt hat.67 Wehrmacht nicht vorsieht.«62 Nur indirekt mit der nationalsozialisti- Einen spezifischen Bereich decken jene schen Vergangenheit ist die Gedenktafel für Erinnerungstafeln ab, die der Opfer in Kriegs- das Flüchtlingslager »Givat Avoda« in der gefangenenlagern des Nationalsozialismus, Wallner-Kaserne in Saalfelden verbunden, die in bzw. im Umfeld heutiger Kasernen die über Antrag der Stadtgemeinde Saalfel- bestanden haben, gedenken.63 Gleiches gilt den und der Israelitischen Kultusgemeinde für Menschen, die Opfer der nationalsozialis- Salzburg errichtet wurde. Diese gedenkt jener tischen Unrechtsjustiz waren und die auf der- 3.500 jüdischer Überlebender des National-

61 Ergebnisprotokoll der 13. Sitzung der MHDK vom 18. Juni 2008, TOP 5. 62 Ergebnisprotokoll der 10. Sitzung der MHDK vom 19. Juni 2006, TOP 4. 63 Ergebnisprotokoll der 13. Sitzung der MHDK vom 18. Juni 2008, TOP 5; Ergebnisprotokoll der 17. Sitzung der MHDK vom 22. Februar 2012, TOP 2; Ergebnisprotokoll der 18. Sitzung der MHDK vom 11. September 2012, TOP 2 und 4, Krobatin-Kaserne in St. Johann im Pongau und Türk-Kaserne in Spittal an der Drau. 64 Vgl. Ergebnisprotokoll der 14. Sitzung der MHDK vom 18. März 2009, TOP 5, Schießplatz Glanegg; Ergebnisprotokoll der 15. Sitzung der MHDK vom 16. März 2010, TOP 1. 65 Vgl. Ergebnisprotokoll der 16. Sitzung der MHDK vom 26. Jänner 2011, TOP 8, 7UXSSHQEXQJVSODW]7UHIÁLQJEHL/LQ] 66 Ergebnisprotokoll der 19. Sitzung der MHDK vom 6. März 2013, TOP 3 und TOP 1; Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 1; hier wird ein gemeinsames Gedenken des Bundesministeriums für Inneres und des Bundesminis- teriums für Landesverteidigung und Sport auf dem Areal des Amtsgebäudes Roßau im Hinblick auf die Opfer der NS-Militärjustiz innerhalb dieser Liegenschaft angeregt. 67 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 4.

37 sozialismus, die als »Displaced Persons« in Eine 2011 aufgelegte Broschüre des Bun- dieser Kaserne unter US-amerikanischer desministeriums für Landesverteidigung und Verwaltung lebten und von hier aus vielfach Sport unter dem Titel »Das österreichische nach Palästina bzw. Israel emigrierten.68 Heldendenkmal« fachte die Diskussion im öffentlichen Raum erneut an, insbesondere wurde seitens der Israelitischen Kulturge- Heldendenkmal meinde die Frage gestellt, ob man ausschlie- ßen könnte, dass unterhalb der Gedenkplatte Im Dezember 2000 wurde die Kommis- mit dem gefallenen Soldaten 1935/36 nicht sion von der Absicht der Militärkommandos eine Nazi-Botschaft des Bildhauers Wilhelm Wien informiert, »die Steinplatte über dem Frass deponiert worden wäre.71 Grabmal des Unbekannten Soldaten in der Angesichts dieser Fragestellung wurde der Krypta des Heldendenkmales – Äußeres Burgtor Kontakt mit dem Bundesdenkmalamt aufge- heben zu lassen, um darunter ossale Überreste nommen, ob bei der seinerzeitigen Restaurie- österreichischer Soldaten, die im 1. und 2. Welt- rung dahingehende Beobachtungen gemacht krieg sowie im Zuge von Einsätzen des 1. und worden wären. 2. Bundesheeres ums Leben gekommen sind, Danach überschlugen sich die Ereignisse, dort einzubringen.«69 Gegen dieses Vorhaben da festgestellt wurde, dass ein Zivilbediens- nahm die Kommission entschieden Stellung, teter der SS namens Josef Vallaster, der ob da man darin einen »unnötigen und maka- seiner Unmenschlichkeit von KZ-Häftlingen bren […] Aktionismus« erblickte. Im Zuge erschlagen worden war, als Kriegsgefallener der Diskussion um die Ehrung der Person in den Totenbüchern des Schwarzen Kreuzes Johann Friedländers schlug die Kommission Aufnahme gefunden hatte.72 die Anbringung einer Gedenktafel im Wei- In der darauf folgenden Sitzung der Kom- heraum des Heldendenkmales vor, die dem mission berichtete Sektionsleiter General- Andenken rassistisch verfolgter Angehöriger leutnant Mag. Christian Ségur-Cabanac von des Bundesheeres zu widmen wäre.70 Diese den Vorgängen: »Nach einer Begehung vor Ort Empfehlung wurde nicht realisiert, wobei am 18. Mai 2012 durch den Leiter der S IV/ grundsätzlich festzuhalten ist, dass das Hel- BMLVS73 und den zuständigen Abteilungslei- dendenkmal an sich nicht dem Bundesheer, ter wurden am 4. Juni 2012 die Totenbücher, sondern der Burghauptmannschaft Öster- mit Ausnahme des Buches VORARLBERG reich untersteht. 2. Weltkrieg, aus dem Seitenraum der Krypta Insgesamt haben die immer wiederkeh- entfernt und in den Bereich des BMLVS ver- renden Diskussionen über die Gestaltung des bracht. Bis 8. Juni 2012 erfolgte die Entfer- Weiheraums und der Krypta innerhalb des nung aller Kränze, Kranzschleifen, des elektro- Heldendenkmals im Äußeren Burgtor einen nischen Totenbuches der Polizei und diverser Handlungsbedarf thematisiert, da man mit Gegenstände aus den Vitrinen und Räumlich- der Gestaltung und der von der Militärdiö- keiten der Krypta und des Weiheraumes. Der zese verlegten Broschüre zunehmend unzu- »Vorzeigekranz« mit beschrifteten Lorbeerblät- frieden war. tern, an Hand dessen die seinerzeitige Finan-

68 Ergebnisprotokoll der 10. Sitzung der MHDK vom 19. Juni 2006, TOP 3. 69 Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000, TOP 7; Ergebnisprotokoll der 4. Sitzung der MHDK vom 4. Oktober 2001, TOP 3. 70 Ergebnisprotokoll der 12. Sitzung der MHDK vom 24. Oktober 2007, TOP 3. 71 Ergebnisprotokoll der 17. Sitzung der MHDK vom 22. Februar 2012, TOP 11. 72 http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Vallaster (eingesehen am 1. Juli 2014). 73 Einsatzsektion des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport.

38 Foto: Bundesheer/Christian Johannes Foto: Mit der Streichung des SS-Kriegsverbrechers Josef Vallaster durch Bundesminster 0DJ1RUEHUW'DUDERVDXVHLQHPLQGHU.U\SWDGHV+HOGHQSODW]HVDXÁLHJHQGHQ7RWHQEXFKZXU- de 2012 ein symbolischer Akt zur Umgestaltung der Krypta am Wiener Heldenplatz gesetzt. zierung der Gedenkstätte im Äußeren Burgtor befindlichen Büchern hinzugefügt. […] Nach erklärt werden soll, wurde dem Heeresgeschicht- Beauftragung durch S IV/BMLVS wurden lichen Museum (HGM) zur Restaurierung am 2. Juli 2012 durch KdoEU74 die Vitrinen übergeben. Am 17. Juni 2012 wurde durch aus dem Vorraum und dem linken Seitenraum Bundesminister Norbert Darabos im Beisein der Krypta abgebaut und entfernt sowie die des Berichterstatters der Name ›Josef Vallaster‹ Elektroinstallationen für deren Beleuchtung aus dem verbliebenen Totenbuch gestrichen am 3. Juli rückgebaut. Seitens BMLVS wurde und dieses den bereits im Bereich des BMLVS die Burghauptmannschaft Österreich ersucht,

74 Kommando Einsatzunterstützung.

39 Foto: HBF/Julia Weichselbaum Foto: Die im Juli 2012 unter der Skulptur des »Gefallenen Kriegers« in der Krypta am Wiener Heldenplatz gefundenen Schriftstücke wurden an das Heeresgeschichtliche Museum über- geben. An der Übergabe nahmen unter anderem Generalleutnant Mag. Christian Ségur- Cabanac, die Präsidentin des Bundesdenkmalamtes Dr. Barbara Neubauer, die stellvertre- tende Leiterin der Militärhistorischen Denkmalkommission, Universitätsdozentin Dr. Heide- marie Uhl, sowie der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Dr. M. Christian Ortner teil. (v.l.n.r.) die Untersuchung des Denkmals ›Gefallener den die unter dem Denkmal aufgefundenen Krieger‹ sowie die anschließende Renovierung Gegenstände kommissionell unter Hinzuzie- der Krypta in die Wege zu leiten. Am 18. Juli hung von Experten des HGM und in Anwe- erfolgten die Hebung des Denkmals, die Auf- senheit der stellvertretenden Vorsitzenden der findung einer Hülse, die Entnahme von zwei MHDK, Frau Doz. Uhl, begutachtet und Blättern mit den Botschaften der Bildhauer deren Authentizität festgestellt. Nach Ent- sowie die gesicherte Verwahrung der Fundge- scheidung der Kommission erfolgte daraufhin genstände. die Wiederversetzung des Denkmals ›Gefal- Alle Tätigkeiten wurden durch eine Kom- lener Krieger‹. In einer Pressekonferenz am mission geleitet, von einem Notar begleitet selben Tag wurden durch den Bundesminister und mittels Video und Fotos dokumentiert. Norbert Darabos und dem Berichterstatter […] Mit der Burghauptmannschaft wurde die Ergebnisse der Hebung der Öffentlichkeit gleichfalls die ins Auge gefasste Montage von präsentiert. Am 24. Juli 2012 fand ein erstes 6 Handläufen im Bereich Säulen und Trep- Gespräch von Vertretern des Österreichischen pen im Weiheraum besprochen. Ziel der bei- Schwarzen Kreuzes (ÖSK), des BMLVS und den Maßnahmen ist die Vorbereitung auf eine des Staatsarchivs zur Übergabe der Totenbü- mögliche Zugänglichmachung des Weiherau- cher statt. […] Am 27. August 2012 erfolgte mes für die Öffentlichkeit. Am 19. Juli wur- eine abschließende Begehung von Krypta und

40 Weiheraum durch Vertreter der MHDK, der Vorsitzenden der Kommission ein Plan erar- Burghauptmannschaft Österreich, des Bun- beitet und vom Bundesminister Mag. Gerald desdenkmalamtes sowie des BMLVS. […] Die Klug genehmigt, der im Wesentlichen neben Krypta bleibt bis zum 26. Oktober für die der historischen Aufarbeitung des Denk- Öffentlichkeit gesperrt.«75 malkomplexes unter der Leitung von Frau An diesem Tage wurde die neugestaltete Dr. Uhl die Neugestaltung der gesamten Krypta erstmals der Öffentlichkeit zugäng- Anlage als Gedächtnisort der Republik bis lich gemacht, nachdem die Kranznieder- zum Herbst 2015 vorsieht. Nach einer Dis- legung durch den Bundespräsidenten erstmals kussion internationaler Spezialistinnen und vor dem Gedenkstein für die Angehörigen des Spezialisten in Fragen der Gedächtniskultur Bundesheeres, die in Erfüllung ihrer Dienst- im Sommer 2014 werden deren Ergebnisse in pflicht ums Leben kamen, erfolgt war. die Ausschreibung der künstlerischen Neuge- Aufbauend auf den Bericht von Sektions- staltung (geplant Herbst 2014) unter Berück- leiter Ségur-Cabanac empfahl die Kommis- sichtigung des Denkmalschutzes einfließen. sion die Totenbücher des Ersten Weltkrieges Die Kommission ist in den Diskussions- an das Staatsarchiv/Kriegsarchiv und die des prozess durch Frau Dr. Uhl und den Verfasser Zweiten Weltkrieges an das Staatsarchiv/ eingebunden, wobei das Kommissionsmit- Bestandsgruppe Deutsche Wehrmacht abzu- glied Ministerialrat Dr. Zeinar als militärischer geben. Weiters wurden die Fundgegenstände Fachbeirat zur Verfügung steht.77 aus der Krypta, das NS-affine Schriftstück Die Koordination erfolgt über eine des Bildhauers Frass und das pazifistisch Ad-hoc-Kommission, in der Vertreter der orientierte Schreiben des Bildhauers Alfons Bundespräsidentschaftskanzlei – unter Riedl dem Heeresgeschichtlichen Museum diesen ist das Mitglied der Denkmal- übergeben. kommission, Generalmajor Gregor Keller Gleichzeitig vertrat die Kommission die – des Nationalratspräsidiums, des Bundes- Ansicht, dass das Heldendenkmal an sich kanzleramtes, der Bundesministerien für weiterhin als Gedächtnisort der Republik Finanzen, für Inneres, für Justiz, für Bildung beibehalten werden sollte. Daher regte man und Frauen, für Wissenschaft, Forschung an, das Heldendenkmal in seiner Historizi- und Wirtschaft sowie des Bundesdenkmal- tät wissenschaftlich aufzuarbeiten und bei amtes unter der Federführung des Bundes- der Neugestaltung von Krypta und Weihe- ministeriums für Landesverteidigung und raum inhaltlich mit dem Dokumentations- Sport kooperieren. archiv des Österreichischen Widerstandes zu Um die Öffentlichkeit über die Neu- kooperieren. Im Zuge der weiterführenden gestaltung des Heldendenkmals zu infor- Diskussion über die Gestaltung des Helden- mieren, wurde vom Bundesministerium für denkmals wurde seitens der Kommission im Landesverteidigung und Sport ein Folder Einvernehmen mit dem Ressort festgehalten, herausgegeben, der von der stellvertreten- dass dieses nicht allein Sache des Bundeshee- den Vorsitzenden Heidemarie Uhl, dem res sein kann, sondern in der Gesamtverant- vom Ministerium gestellten Mitarbeiter wortung der Republik liegt.76 Dr. Richard Hufschmid und vom Verfas- In Absprache mit dem Ressort wurde von ser erarbeitet wurde und das Forschungs- der stellvertretenden Vorsitzenden Universi- projekt »Heldendenkmal neu denken. Die tätsdozentin Dr. Heidemarie Uhl sowie dem Gedenkstätten des Österreichischen Helden-

75 Ergebnisprotokoll der 18. Sitzung der MHDK vom 11. September 2012, TOP 8. 76 Ergebnisprotokoll der 19. Sitzung der MHDK vom 6. März 2013, TOP 5. 77 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 13.

41 denkmals im Äußeren Burgtor der Wiener der Unvollständigkeit oder der Notwendig- Hofburg«78 vorstellt. Dieses Projekt macht keit des Nachtrages aus jeweils aktuellen auch die Kooperation zwischen dem Res- Gründen auf namentliche Nennungen zu sort, der Österreichischen Akademie der verzichten.80 Wissenschaften (Uhl) und der Universität Im Kontext individueller Ehrungen, wie Graz (Binder) sichtbar. etwa der Anbringung von Gedenktafeln im oder an Wohnhäusern verstorbener hoher Offiziere, suchte die Kommission nach Kri- 7UDGLWLRQVSÁHJH]ZLVFKHQDOWHU$UPHH terien, um aus derartigen Anlässen keine Prä- und Bundesheer zedenzfälle für eine überbordende Tafelflut zu schaffen.81 Zweifellos hat die Traditionspflege des Dies suchte man durch eine entsprechende Bundesheeres seit 1955 einen Überhang an Textierung etwa der Gedenktafeln im Haus Orientierung an Personen und Ereignissen, Uraniastraße 4 (Wien I.) zum Ausdruck zu die sich an der Armee der untergegangenen bringen, indem man General der Artille- Monarchie orientiert, wobei es gerade hier rie Emil Liebitzky (1892 – 1961) als einen auch wiederum zu NS-belasteten Querver- der »Gründerväter der B-Gendarmerie« und bindungen kam, da mit der Nennung von als »maßgeblich[en]« Gestalter »am Aufbau Maria-Theresien-Rittern aus dem Ersten des Bundesheeres der 2. Republik« benannte, Weltkrieg auch Personen geehrt wurden, die während General Emil Spannocchis (1916 – im Nationalsozialismus Karriere gemacht 1992) als dem »erste[n] Armeekomman- hatten.79 dant[en] des Bundesheeres der 2. Republik« Andererseits war von Beginn an zu beob- gedacht wurde. achten, dass seitens der Truppe ein deutliches Damit suchte die Kommission deutlich Bedürfnis signalisiert wurde, jenen Kamera- zum Ausdruck zu bringen, dass derartige den, die im Einsatz ums Leben gekommen Ehrungen »für die jeweils ranghöchsten Gene- waren, ein Gedenken zu setzen bzw. heraus- räle der 2. Republik« vorbehalten wären.82 ragende Leistungen einzelner Truppenkörper Etwas erweitert wurde diese programmati- zu würdigen. So wurde die Kommission erst sche Einschränkung, indem in diesem Haus während eines Beschaffungsvorganges für zwei weitere Gedenktafeln angebracht wur- eine Gedenktafel aller »im Dienst« verstor- den, wobei die eine auf den ersten Bundes- bener und verunglückter Generalstabsoffi- minister für Landesverteidigung der Zwei- ziere in die Beratungen eingebunden, wobei ten Republik Ferdinand Graf (1907 – 1969) die Kommission grundsätzlich für derartige als einem der »Gründungsväter der B-Gen- Gedenktafeln vorschlug, mit allgemeinen darmerie« und die andere auf Feldmarschall- Texten zu operieren und wegen der Gefahr leutnant Alfred Jansa (1884 – 1963)83 als

78 Österreichisches Heldendenkmal im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg. Geschichte und Neu- konzeption. Amtliche Publikation des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport, Wien 2014. 79 Im Hinblick auf diese Personen laufen Überprüfungen, deren Abschluss zu Umbenennungen führen kann. Vgl. Ergebnisprotokoll der 9. Sitzung der MHDK am 18. Oktober 2005, TOP 2; Ergebnisproto- koll der 16. Sitzung der MHDK vom 26. Jänner 2011, TOP 4.; Ergebnisprotokoll der 19. Sitzung der MHDK vom 6. März 2013, TOP 2. 80 Ergebnisprotokoll der 3. Sitzung der MHDK vom 11. Dezember 2000, TOP 4. 81 Ergebnisprotokoll der 8. Sitzung der MHDK vom 15. März 2005, TOP 4. 82 Ergebnisprotokoll der 9. Sitzung der MHDK am 18. Oktober 2005, TOP 6. 83 Vgl. Peter Broucek (Ed.): FML Alfred Jansa. Ein Österreicher gegen Hitler. Erinnerungen. Wien-Köln-Weimar 2011.

42 »Schöpfer des Abwehrplanes gegen den Ein- penkörpers Kommando Einsatzunterstützung marsch Hitlerdeutschlands in Österreich« ver- wurde das Amtsgebäude Schwenkgasse nach wies.84 einem einstimmigen Beschluss der Kommis- Den nationalen und internationalen Ein- sion wiederum in Heckenast-Burian-Kaserne sätzen des Bundesheeres wurde seitens der rückbenannt, um den aus dem Bundesheer Kommission stets eine identitätsstiftende Sig- kommenden Widerstandskämpfern Franz nifikanz zugewiesen, wobei man dies durch Heckenast (1889 – 1939), der 1938 als Oberst eine entsprechende Würdigung im Umfeld des bei der Eingliederung des Bundesheeres in die »Heldendenkmals« in Wien zum Ausdruck zu Deutsche Wehrmacht den Eid auf Adolf Hit- bringen suchte.85 Die identitätsstiftende Kom- ler verweigert hatte und 1939 im KZ Buchen- ponente kommt auch durch die »Errichtung wald ums Leben gekommen war,89 sowie Karl eines Gedenksteins für die im Auslandseinsatz Burian (1896 –1944), der im Herbst 1938 als ums Leben gekommenen Soldaten«86 innerhalb österreichischer Widerstandskämpfer verhaf- einer Kaserne zum Ausdruck. tet und 1944 hingerichtet wurde,90 ein anhal- Diese Orientierung auf das Bundesheer der tendes Erinnern zu setzen.91 Zweiten Republik wird durch die Verleihung Da Kasernenschließungen auch zu Verlus- von Traditionsnamen durchbrochen, die auf ten von Namen führen können, die aber wei- ältere Muster der Traditionspflege zurückgehen terhin als Bestandteil der Traditionsbildung und stark regionale Bezüge aufweisen. Es wäre angesehen werden, wurde seitens Generalleut- auf »Kopal« beim Jägerbataillon Niederöster- nants Mag. Christian Ségur-Cabanac angeregt, reich, auf »Erzherzog Rainer« beim Jägerba- dass nach der Schließung der Prinz-Eugen-Ka- taillon Salzburg, auf »Erzherzog Johann« beim serne in Stockerau der Name der Landesver- Jägerbataillon Steiermark, auf »Hoch- und teidigungsakademie zugeordnet werden sollte, Deutschmeister« beim Jägerbataillon Wien 1 wobei die Kommission einstimmig dieser und auf »Maria Theresia« beim Jägerbataillon Anregung beitrat.92 Verteidigungsminister Wien 2 zu verweisen.87 Eine deutliche Aus- Mag. Norbert Darabos, stimmte zwar der nahme bildet hier der Traditionsname »Lise Umbenennung in »Landesverteidigungsaka- Meitner« für die ABC-Abwehrschule und der demie Prinz Eugen« zu93 – unter anderem aus Traditionsname »AUTCON/UNDOF« für Kostengründen wurde davon jedoch Abstand die Auslandseinsatzbasis.88 genommen. Das redatierende Element der Mehrheit Einen speziellen Bereich bilden Gedächt- der hier angeführten Traditionsnamen kommt nisorte innerhalb von Kasernen, die aus dem auch bei Kasernen- oder Liegenschaftsnamen Bedürfnis der dort garnisonierten Truppen- zum Ausdruck, wobei es hier unterschiedliche teile entspringen, wobei die Kommission gele- Typen zu beachten gilt. Über Antrag des Trup- gentlich in etwas überbordende Gestaltungs-

84 Ergebnisprotokoll der 11. Sitzung der MHDK vom 25. Jänner 2007, TOP 9; Ergebnisprotokoll der 12. Sitzung der MHDK vom 24. Oktober 2007, TOP 8b. 85 Ergebnisprotokoll der 13. Sitzung der MHDK vom 12. Juni 2008, TOP 6. 86 Ergebnisprotokoll der 15. Sitzung der MHDK vom16. März 2010, TOP 1. 87 Ergebnisprotokoll der 17. Sitzung der MHDK vom 22. Februar 2012, TOP 7. 88 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 7. 89 Wolfgang Neugebauer: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945. Wien ²1984, Bd. 3, 394. 90 Neugebauer, 129f., 395. 91 Ergebnisprotokoll der 15. Sitzung der MHDK vom 16. März 2010, TOP 1. 92 Ergebnisprotokoll der 13. Sitzung der MHDK vom 18. Juni 2008, TOP 9. 93 Ergebnisprotokoll der 15. Sitzung der MHDK vom 16. März 2010, TOP 1. 94 Ergebnisprotokoll der 6. Sitzung der MHDK vom 20. November 2003, TOP 1; Ergebnisprotokoll der 19. Sitzung der MHDK vom 6. März 2013, TOP 6.

43 absichten eingreift.94 Grundsätzlich steht die Kommission aber dabei auf dem Standpunkt, dass gelebte Traditionen, die aus Einheiten des Bundesheeres kommen, zu fördern sind. Gleichzeitig unterstreicht aber die Kom- mission ihr Anliegen, dabei auf die »jüngere Geschichte« des Bundesheeres zu achten.95 Völlig neues Terrain wird zurzeit ausge- lotet. Die Namensgebung der Innsbrucker Kaserne nach Feldmarschall Conrad von Hötzendorf wurde seitens der Kommission auf Grund eines externen Einschreitens, das im Wege des Kabinetts des Bundes- ministeriums für Landesverteidigung und Sport an die Kommission herangetragen wurde, kritisch hinterfragt. Dabei wurde seitens der Kommission festgehalten, dass der Namenspatron in der Julikrise 1914 und davor als wesentlicher »Kriegstreiber« anzusehen wäre. »Zahlreiche Fehleinschät- zungen am Beginn des 1. Weltkrieges, fehlende Fürsorge für die ihm anvertrauten Soldaten Foto: HBF/Regina Aigner HBF/Regina Foto: durch Inkaufnahme hoher Verluste« veranlass- Verteidigungsminister Mag. Gerald Klug setzte ten die Kommission zur Feststellung, dem am 2013 einen neuen Akzent und ein klares Bundesminister für Landesverteidigung und politisches Signal in der österreichischen Sport, Mag. Gerald Klug, zu empfehlen, die (militärischen) Gedenk-Kultur, indem das Kaserne nach General Emil Spannocchi zu Bundesheer erstmals eine Mahnwache zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus benennen, da Hötzendorf zweifellos nicht als am Äußeren Burgtor stellte. »Damit bringt Vorbild für eine Armee einer demokratischen auch das Österreichische Bundesheer als Republik angesehen werden kann, während Institution der Republik Österreich, die den Spannocchi von überragender Bedeutung für GHPRNUDWLVFKHQ :HUWHQ YHUSÁLFKWHW LVW NODU das Bundesheer und auch ein Symbol für die und deutlich zum Ausdruck, wofür dieses Traditionspflege auf der Basis der nunmehr Datum steht. Aus unserer Sicht ist der 8. Mai über fünfzig Jahre bestehenden Armee der ein Tag mit zwei Gesichtern. Einerseits wollen Zweiten Republik sein könnte.96 wir der Opfer gedenken, darum gibt es die Angesichts der hohen Sensibilität eines sol- Mahnwache. Andererseits ist es ein Tag der chen Vorganges wurden in die Vorbereitung Freude. Wir feiern die Befreiung von einem der Entscheidungsfindung der Kommission Regime, das ganz Europa in Schutt und Asche mit Universitätsprofessor Dr. Michael Gehler gelegt und Millionen Menschen ermordet hat« so Verteidigungsminister Klug. (Universität Hildesheim und Österreichische (v.l.n.r.: Brigadier Mag. Kurt Wagner, Akademie der Wissenschaften, Wien) und Bundesminister Mag. Gerald Klug, Brigadier Generaldirektor Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Mag. Friedrich Schrötter) Maderthaner (Österreichisches Staatsarchiv) zwei externe Fachleute einbezogen.

95 Ergebnisprotokoll der 20. Sitzung der MHDK vom 15. Oktober 2013, TOP 2. 96 Ergebnisprotokoll der 21. Sitzung der MHDK vom 14. Mai 2014, TOP 2.

44 Heidemarie Uhl

Auf dem Weg zu einer neuen militärischen Gedenkkultur

Die Militärhistorische Denkmalkommission im Kontext der Transformationen des österreichischen Gedächtnisses

Die Einrichtung der Militärhistorischen nalrat 1991 zum Ausdruck. Er bekannte sich Denkmalkommission ist – wie Dieter Binder »zur Mitverantwortung für das Leid, das zwar in seinem Beitrag zeigt – ein Indikator dafür, nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dass das Bundesheer zunehmend in Debat- dieses Landes über andere Menschen und Völker ten um eine zeitgemäße Erinnerungskultur gebracht haben«. involviert wurde. Der Wendepunkt im öster- Dass die konstituierende Sitzung der Mili- reichischen Gedächtnis – dem Umgang von tärhistorischen Denkmalkommission im Staat und Gesellschaft mit den Jahren 1938 Jahr 1995 erfolgt ist, ist wohl kein Zufall. bis 1945 – war allerdings bereits Mitte der Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährte sich 1980er Jahre erfolgt. In Österreich wurden 1995 zum 50. Mal, stand allerdings unter – ebenso wie in vielen anderen europäischen gänzlich anderen Rahmenbedingungen als in Ländern – die nach 1945 ausgeblendeten den Jahrzehnten zuvor. Jahre der NS-Herrschaft nun auf breiter Die Ära des Kalten Krieges war Geschichte. gesellschaftlicher Basis beleuchtet und disku- Der Zerfall der kommunistischen Staatenwelt tiert. in Gefolge der »samtenen Revolutionen« des Dieser neue Blick auf die NS-Vergangen- Jahres 1989, die damit verbundene Wieder- heit richtet sich nicht mehr allein auf die vereinigung der beiden deutschen Staaten, Ebene des Staates, sondern auf die Gesell- der Beitritt Österreichs und weiterer Staaten schaft. Die Verbrechen des NS-Regimes zur Europäischen Union 1994/95 hatten die konnten nur mit breiter personeller und ins- politische Landkarte Europas grundlegend titutioneller Unterstützung verübt werden umgestaltet. – bis hin zu den Eisenbahn-Unternehmen, Entscheidend für die Neuorientierung der die die Transporte in die Vernichtungslager militärischen Erinnerungskultur war aber vor durchgeführt hatten. allem der bereits erwähnte gesamteuropäi- An der Erkenntnis, dass die eigene Gesell- sche Paradigmenwechsel im Umgang mit der schaft mitverantwortlich für den Holocaust NS-Vergangenheit. Damit sollte sich auch und die Menschheitsverbrechen des NS-Re- der Blick auf die Wehrmacht grundlegend gimes war, zerbrach der politische Nach- verändern. kriegsmythos von Österreich als »erstem In den Nachfolgestaaten des Dritten Rei- Opfer« des Nationalsozialismus. Bundes- ches – Deutschland und Österreich – wurde kanzler Franz Vranitzky brachte den neuen nun die Frage nach der Mitverantwortung Grundkonsens in der Haltung zur NS-Ver- der Wehrmacht für die Verbrechen des gangenheit bei einer Rede vor dem Natio- NS-Regimes in neuer Form gestellt.

45 Dabei ging es nicht primär um einzelne Die Tätigkeit der Kommission entwickelte Kriegsverbrechen, sondern um planmäßig sich, wie Dieter Binder resümiert, in der kon- durchgeführte Maßnahmen – vor allem den kreten Beschäftigung mit den Anliegen, die Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion an sie herangetragen wurden und den Akti- und die Beteiligung an der Ermordung der vitäten, die sie im Auftrag des Verteidigungs- jüdischen Bevölkerung in den besetzten Län- ministers entfaltete. dern. Rückblickend lässt sich ein Prozess Im März 1995 wurde die Ausstellung der Neupositionierung der militärischen »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehr- Gedenkkultur erkennen, der durch die macht 1941 bis 1944« eröffnet, die mit gesellschaftliche Debatte um die NS-Ver- einer Vielzahl von Beispielen die Legende gangenheit entscheidend angestoßen wurde. von der »sauberen Wehrmacht« widerlegte. Gerade in der Haltung zu den Jahren 1938 Die sogenannte Wehrmachtsausstellung war bis 1945 wurde nach 1986 die »Diskrepanz ursprünglich nur für das 1995-Veranstal- zwischen der zivilen und der militärischen tungsprogramm des Hamburger Instituts Wertekultur« besonders schlagend. für Sozialforschung konzipiert, sie tourte Paradoxerweise sollte gerade das kon- als Wanderausstellung schließlich durch fliktreiche Feld der Erinnerungskultur die 34 deutsche und österreichische Städte. In Selbstisolierung des militärischen Bereichs dieser und ihrer Folge-Ausstellung wurde durchbrechen und die »Öffnung gegenüber auch dokumentiert, dass sich - der Gesellschaft« vorantreiben. angehörige verbrecherischen Befehlen ver- Im Folgenden sollen jene Argumente skiz- weigerten, ihrem Gewissen gefolgt waren ziert werden, die dafür relevant wurden. und Widerstand gegen die Vernichtungspoli- tik des NS-Regimes geleistet hatten. Vor dem Hintergrund dieser veränderten Waldheim-Debatte 1986: Sichtweise auf den Zweiten Weltkrieg traten Die Haltung zum Kriegsdienst in der Tendenzen der Verharmlosung, wenn nicht Wehrmacht als Sollbruchstelle des Rechtfertigung der nationalsozialistischen österreichischen Gedächtnisses Kriegspolitik durch problematische Krie- gerdenkmäler, Gedenkfeiern, Gedenktafeln, Die Routinen der Nachkriegs-Erinne- Ehrengräber etc. nun umso deutlicher her- rungskultur sollten in Österreich – und darü- vor. Immer wieder entzündeten sich Debat- ber hinaus in praktisch allen Staaten, die von ten und Konflikte, auf lokaler, regionaler wie NS-Herrschaft, Krieg und Holocaust betrof- auf staatlicher Ebene. fen waren – am Ende des 20. Jahrhunderts Damit kam nun auch das Bundesheer ins gravierend in Frage gestellt werden. In Öster- Spiel. In »strittigen Fällen« – so der damalige reich markiert die Waldheim-Debatte 1986 Verteidigungsminister Werner Fasslabend bei den Bruch mit dem bisherigen Selbstver- der Gründungssitzung – sollte die Militär- ständnis von Österreich als »erstem Opfer« historische Denkmalkommission, bestehend des Nationalsozialismus. Diese Formulierung aus Vertretern des Bundesheeres und Histo- aus der Moskauer Deklaration des Jahres rikern (weibliche Mitglieder wurden erst ab 1943 wurde durch die Unabhängigkeitser- 2006 aufgenommen), beratend tätig werden. klärung vom 27. April 1945 zur Grundlage Die Agenda der Kommission sollte sich in für die Zweite Republik – und damit auch der Folge nicht nur in der Reaktion auf Kri- für die Ausblendung der Jahre 1938 bis 1945 tik von außen beschränken, ebenso konnten aus dem offiziellen Geschichtsbild. Anregungen – auch von Seiten des Militärs – Die wohl anschaulichste bildliche Dar- aufgenommen und unterstützt werden. stellung der Opferthese befand sich in

46 Foto: Peter Larndorfer Peter Foto: Das »Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau« umfasst die Reste der Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz II – dem eigentlichen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die Gedenkstätte erinnert an die Morde und die Lager während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg. der soeben abgebauten österreichischen Soldat erfüllt.« Diese Aussage machte schlag- Gedenk-Ausstellung im Staatlichen Museum artig den zentralen Widerspruch des österrei- Auschwitz-Birkenau: In der großformatigen chischen Gedächtnisses bewusst: Wie konnte Eingangsgrafik zertreten die Stiefel des preu- sich Österreich als Opfer des Nationalsozia- ßischen Militarismus am 11. März 1938 den lismus definieren und zugleich den Kriegs- österreichischen Staat. dienst in der Wehrmacht als »Pflichterfül- Bemerkenswerterweise entzündete sich lung« würdigen? die Waldheim-Debatte gerade am funda- mentalen Gegensatz zwischen der offiziellen Opferthese einerseits und der weitverbreite- Kritik an »Heldengedenken« ten Haltung zum Kriegsdienst in der Wehr- macht andererseits. Kurt Waldheim hatte Dieser Widerspruch, der 1986 zur Soll- sich im Präsidentschaftswahlkampf 1986, bruchstelle des österreichischen Gedächtnis- konfrontiert mit dem Vorwurf der Beteili- ses werden sollte, war allerdings nicht über- gung an Kriegsverbrechen auf dem Balkan, raschend, überraschend war vielmehr, dass er mit den Worten gerechtfertigt: »Ich habe im bis 1986 kaum aufgefallen war. Denn diese Krieg nichts anderes getan als Hunderttausende Gegenerzählung zur offiziellen Opferthese andere Österreicher, nämlich meine Pflicht als stand in Form der Kriegerdenkmäler, die

47 sich in praktisch allen Dörfern und Städten vante Zeichen eines Geschichtsbewusstseins, an zentraler Stelle befinden, alltäglich vor das sich auf lokaler und regionaler Ebene Augen. Der Kommentar über die »Helden- durchgesetzt hat, obwohl es in entscheiden- denkmäler«, den Andreas Maislinger 1982 den Punkten im Gegensatz zum Selbstver- in der »Furche« publizierte, sollte zunächst ständnis der Republik Österreich steht: noch ohne Echo bleiben. »Die Darstellung des 2. Weltkriegs, die »Bei der alljährlich stattfindenden sogenann- zumindest indirekt in die Kriegerdenkmäler ten Kriegerehrung steht der österreichische Bun- einfließt, widerspricht im Regelfall ganz ein- desheersoldat vor einem Kriegerdenkmal mit deutig und unversöhnlich der ›Philosophie‹ der Aufschrift: ›Heimat, gedenke: Sie gaben der 2. Republik. Nichts von der Befreiung ihr Leben für das Vaterland‹. Glaubt er etwa Österreichs durch die Alliierten und durch daran, dass die Männer seines Ortes für das den österreichischen Widerstand; nichts von Vaterland gefallen sind? Für welches? der Besetzung Österreichs durch Deutschland. Der Spruch meint Groß-Deutschland. Die ›Helden‹ der Kriegerdenkmäler sind in Irgendwie weiß der junge Soldat davon, aber er Deutscher Uniform gefallen, für die Kriegsziele fragt nicht danach. Er hat sich hingestellt, weil des Großdeutschen Reiches, für die Ziele des es ›dazugehört‹. Um in einigermaßen geregel- Nationalsozialismus. Und diese Problematik ten Einklang mit seiner engeren Umgebung zu wird durch die Kriegerdenkmäler verdrängt, leben, unterstützt er diese Lüge. Denn für viele verschwiegen.« dieser Männer blieb das Vaterland Österreich, Formeln wie »Heimat« und »Vaterland« für das nazistische Groß-Deutschland hatten sie würden der Verschleierung dieser histori- in Russland nicht zu fallen. Sie gaben nicht ihr schen Tatsachen dienen, mit diesen »missver- Leben für das Vaterland, die Heimat soll daher ständlichen Begriffen« werde eine unzulässige ihrer anders gedenken. Kontinuität »zwischen dem alten Österreich, Anders, aber eben doch ähnlich wie in tota- dem Großdeutschen Reich und dem neuen litären Staaten, geht es nicht um die Wahrheit. Österreich fingiert«. Diese wäre: Sie starben einen sinnlosen Tod. Der unter anderem von Seiten des Kame- In meiner Heimatgemeinde waren die meis- radschaftsbundes vorgebrachte Einwand, mit ten dagegen, die anderen von Hitlers Glanz der Kritik an Kriegerdenkmälern und Tradi- getäuscht. Will man ihnen ein Denkmal setzen, tionen des Gefallenengedenkens werde die die Aufschrift müsste doch eher heißen: ›Den individuelle und familiäre Erinnerung dis- Getäuschten und Opfern des Krieges‹. kreditiert, greift zu kurz. Kriegerdenkmäler Jetzt, 37 Jahre nach Beendigung des Zweiten sind nicht primär Orte privater Trauer, wie Weltkrieges, denken doch die meisten Österrei- etwa Soldatengräber oder Gedenkinschriften cher so. Und trotzdem stehen in allen Orten auf Familiengräbern. Sie wurden zumeist von unseres Landes diese ›Heldendenkmäler‹.« Veteranenvereinen errichtet, auch die Krie- Erst nach der Waldheim-Debatte wurden gerdenkmalweihen standen ganz im Zeichen Kriegerdenkmäler und »Heldenehrungen« von Kameradentreffen. Als »Identitätsstif- zum Thema. 1992 setzte sich der renom- tungen der Überlebenden« sagen Krieger- mierte Politikwissenschafter Anton Pelinka denkmäler somit »mehr über die Zeit ihrer in der ersten österreichischen Publikation Errichtung aus als über die Vergangenheit, zu diesem Thema grundsätzlich mit dem auf die sie sich beziehen«. Geschichtsbild, das Kriegerdenkmäler vermit- Insofern sind die seit Beginn der 1950er teln, auseinander. Die bislang von Öffentlich- Jahre errichteten bzw. um die Namen der keit und Wissenschaft weitgehend unbeachte- Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erweiter- ten Objekte im öffentlichen Raum erscheinen ten Kriegerdenkmäler vor allem auch politi- dabei in neuem Licht, nämlich als höchst rele- sche Zeichensetzungen. Kriegerdenkmäler

48 repräsentieren ein Bild der Wehrmacht, das zu ihren im härtesten Kampf gefallenen Söh- explizit im Gegensatz zur Geschichtsauffas- nen bekennt«. Viele weitere Beispiele für diese sung der Opferthese des Jahres 1945 steht. Sinngebung von Kriegerdenkmälern in den Unmittelbar nach Kriegsende wurden die 1950er Jahren könnten angeführt werden. Wehrmachtssoldaten noch als Opfer der nati- onalsozialistischen Kriegspolitik gesehen. In der Unabhängigkeitserklärung vom 27. April Auf dem Weg zu einer Neuausrichtung 1945 heißt es, »dass die nationalsozialistische der militärischen Gedenkkultur Reichsregierung Adolf Hitlers […] das macht- und willenlos gemachte Volk Österreichs in einen Die Errichtung von örtlichen Krieger- sinn- und aussichtslosen Eroberungskrieg geführt denkmälern ging zumeist auf eine Initiative hat, den kein Österreicher jemals gewollt hat, von Kameradschaftsverbänden zurück. Das jemals vorauszusehen oder gutzuheißen instand 1955 begründete Bundesheer war in die gesetzt war, zur Bekriegung von Völkern, gegen »Heldengedenkfeiern« eingebunden. Die die kein wahrer Österreicher jemals Gefühle der landläufige Praxis militärischer Traditions- Feindschaft oder des Hasses gehegt hat, in einen pflege beschreiben Hubertus Trauttenberg Eroberungskrieg, der von den Eisfeldern des und Gerhard Vogl folgendermaßen: hohen Nordens bis zu den Sandküsten Afrikas, »Schon bald nach Aufstellung des Bundes- von der stürmischen Küste des Atlantiks bis zu heeres fanden sich Militär, Kirche und Kame- den Felsen des Kaukasus viele Hunderttausende radschaftsbund im gemeinsamen Totenkult der Söhne unseres Landes, beinahe die ganze zusammen. Man gedachte gemeinsam, meist Jugend- und Manneskraft unseres Volkes, beden- zu Allerseelen, der ›Helden‹, womit für Hei- kenlos hingeopfert hat.« mat und Vaterland in ganz Europa bis zum Am Ende der 1940er Jahre zeichnet sich Ural gefallene Soldaten gemeint waren – eine eine Zäsur in der Denkmallandschaft ab. andere Motivation wie etwa der Widerstand Während Denkmäler für den Widerstand war aus dem Opfermythos nicht zulässig. gegen den Nationalsozialismus kaum noch Zwar legen am Nationalfeiertag der Bundes- realisierbar sind, entstehen die ersten Krie- präsident und die Bundesregierung in dem gerdenkmäler. Sie sind Zeichen für die 1965 [im Österreichischen Heldendenkmal Durchsetzung eines Geschichtsbildes, das die im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg, Wehrmachtssoldaten nicht mehr als Opfer, Anm. d. Verf.] errichteten Weiheraum für die sondern als Helden sieht. Exemplarisch wird Opfer im Kampf um Österreichs Freiheit einen diese Wende in einem Zeitungskommentar Kranz nieder. Bei den rein militärischen Fei- zum Totengedenken aus dem Jahr 1949 zum ern des Bundesheeres nimmt dieses vom Weihe- Ausdruck gebracht. »Von nun an« würden die raum keinerlei Notiz.« Gefallenen des Zweiten Weltkrieges »auch im Das Bundesheer unterscheidet sich aber in Gedächtnis unseres Volkes einen Ehrenplatz ein- einem entscheidenden Punkt von Vereinen nehmen«, und zwar nicht als Opfer des Krie- (wie dem Kameradschaftsbund) oder Religi- ges – »es ist nicht wahr, daß all die Hunderttau- onsgemeinschaften: Das Heer repräsentiert sende nur durch ein raffiniertes System in den die Republik Österreich, seine Präsenz ver- Tod getrieben« wurden –, sondern als »Helden leiht damit einerseits Gedenkakten eine offi- der Pflichterfüllung und der Tapferkeit«. Die zielle Legitimation. Welcher Eindruck dabei Weihe eines 1951 im Soldatenfriedhof des erweckt wird, zeigt ein Bericht über eine Grazer Zentralfriedhofs errichteten Krieger- »Kretafeier«: denkmales wurde als Zeichen gesehen, dass »Die Bilder scheinen bei einer offiziellen Bun- sich »die Heimat durch die Erneuerung und desheerfeier entstanden zu sein: Junge Rekruten Neugestaltung von Kriegerdenkmälern wieder schreiten in Uniform zur Kranzniederlegung,

49 vorbei an älteren Herren in Habtachtstellung. die das partikulare Gedächtnis gesellschaft- Doch was im oststeirischen Gniebing auch licher Teilgruppen bzw. Akteure zum Aus- gefeiert wurde, waren Kampfhandlungen der druck bringen, repräsentiert das Bundesheer Wehrmacht. Konkret wurde von den Veranstal- die Republik Österreich. Die Grenzziehung tern – Veteranenvereinen – des »heldenhaften zu Gedenkformen, die wegen ihres Mangels Kampfes« gegen Österreichs Befreier im Früh- an klarer Abgrenzung zur Kriegspolitik des jahr 1945 und des Überfalls der Wehrmacht Nationalsozialismus in der öffentlichen Kri- auf Kreta 1941 gedacht. Zu den Befehlen, die tik stehen, sollten in der Folge in weiteren Hitlers Soldaten auf Kreta auszuführen hatten, Fällen bekräftigt werden. gehörten Massenerschießungen, das Nieder- Es ging aber nicht nur um Abgrenzung zu brennen von Ortschaften und die Ausrottung problematischen Gedenkfeiern, sondern auch der männlichen Bevölkerung.« um die aktive Einbeziehung von Opfern des Vor allem die Beteiligung bei den umstrit- Nationalsozialismus in das Totengedenken. tenen Ulrichsbergfeiern am 1959 errichteten Erste einzelne Initiativen sind bereits Anfang »Heimkehrerdenkmal« am Kärntner Ulrichs- der 1980er Jahre zu verzeichnen, Eingang in berg sorgte immer wieder für Kritik. Die die offizielle Traditionspflege fanden sie erst Unterbindung von Unterstützungsleistungen Mitte der 1990er Jahre. des Bundesheeres durch Verteidigungsminis- Einige Beispiele aus dem Militärkom- ter Norbert Darabos im Jahr 2009 wurde als mando Wien: Am 7. April 1995 nahm das deutliches Signal für ein neues Verständnis in Militärkommando Wien erstmals mit mili- der Traditionspflege aufgefasst, das der staats- tärischen Ehren an einer Gedenkfeier für politischen Bedeutung des Bundesheeres Major , Hauptmann Alfred Rechnung trägt. Denn anders als die Vetera- Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke am nenverbände und andere Gruppierungen, Floridsdorfer Spitz teil. Foto: Bundesheer/Militärkommando Wien Bundesheer/Militärkommando Foto: Am 7. April 1995 nahm das Militärkommando Wien erstmals mit militärischen Ehren an einer Gedenkfeier für Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke am Floridsdorfer Spitz teil.

50 Foto: Bundesheer/Militärkommando Wien Bundesheer/Militärkommando Foto: Gedenkfeier für Major Biedermann, Hauptmann Huth und Oberleutnant Raschke am Florids- dorfer Spitz, 7. April 1995. Links im Bild: Carl Szokoll; rechts: der Bezirksvorsteher von Florids- dorf, Ing. Heinz Lehner. Foto: Bundesheer/Militärkommando Wien Bundesheer/Militärkommando Foto: Ehrenwache bei der Gedenkfeier am Floridsdorfer Spitz, 7. April 1995.

51 Im Jahr 1999 wurde am 5. Mai, dem österreichischen Verfassung und des Völker- Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus und rechtes orientiert. Wohl können aber vorbild- für die Opfer des Nationalsozialismus, am hafte und im Einzelfall zu prüfende Verhal- Jüdischen Kriegerdenkmal im Wiener Zen- tensweisen von Österreichern in der Deutschen tralfriedhof eine Gedenktafel enthüllt: »In Wehrmacht und von Männern und Frauen des würdiger Erinnerung an die jüdischen Solda- proösterreichischen Widerstandes ein Element ten der k. u. k. Armee und des Bundesheeres der Traditionspflege sein.« der 1. Republik, die Opfer der Shoah gewor- Mit welcher Entschiedenheit die Führung den sind.« Seither finden dort regelmäßig des Bundesheers den neu definierten Leit- Gedenkfeiern statt. linien folgt, sollte sich 2012 zeigen, als das In der Steiermark wurde der Tag der Österreichische Heldendenkmal im Äußeren Menschen rechte als neuer historischer Burgtor der Wiener Hofburg wieder einmal Bezugspunkt eingeführt. Jährlich fin- im Mittelpunkt von Kontroversen stand. den am 10. Dezember Gedenkfeiern und Nachdem im Juni 2012 in den dort auf- Kranzniederlegungen statt, alternierend am liegenden Totenbüchern der Name eines Militärschießplatz Feliferhof, am Karner in Kriegsverbrechers nachgewiesen wurde, Graz-Feldkirchen und an der Gedenkstätte wurden sämtliche Objekte der militärischen in der Belgierkaserne. Traditionspflege aus dem Heldendenkmal Das Gedenken an den militärischen entfernt. Wo sich bislang Gedenktafeln, Widerstand gegen das NS-Regime zählte zu Standarten, Kranzschleifen, Ehrenzeichen den ersten Anregungen, die an die Kommis- und die Totenbücher für die Gefallenen des sion herangetragen wurden. Ersten und Zweiten Weltkrieges befanden, In den Nachkriegsjahrzehnten fand der waren nun leere Wände und Vitrinen zu militärische Widerstand keine Würdigung, sehen. »im Gegenteil: man sah im Widerstand eine Die Leere der Krypta wurde zum Symbol Verletzung zweier elementarer Pflichten des Sol- des Bruchs mit problematischen Traditionen, daten: des Gehorsams und des geleisteten Eides«. aus denen der geschichtspolitische Geist der 2005 wurde der Hof des Landesverteidi- Nachkriegszeit spricht. gungsministeriums in der Roßauer Kaserne Mit dem darauf folgenden Beschluss zur feierlich als »Carl-Szokoll-Hof« benannt und Neugestaltung des Österreichischen Hel- eine Gedenktafel enthüllt. dendenkmales setzt das Bundesheer einen Die Würdigung eines Vertreters des mili- entscheidenden Impuls für die Einrichtung tärischen Widerstands an diesem Ort von einer Gedenkstätte der Republik Österreich, zentraler Symbolik für das Bundesheer kann die einem gegenwarts- und zukunftsorien- als programmatische Positionsbestimmung tierten Selbstverständnis verpflichtet ist. aufgefasst werden. Das Projekt hat Signalcharakter – nach Damit wurde auch ein jener Passus der außen und nach innen: Das Bundesheer Neufassung des Traditionserlasses aus dem hat sich die Entwicklung von zeitgemäßen Jahr 2001 umgesetzt, der die Integration des Formen des Erinnerns und Gedenkens zur Widerstandes in die Traditionspflege explizit Aufgabe gemacht, die einem Heer, das in der vorsieht: transnationalen, an der Gewährleistung der »Das Dritte Reich als ein Unrechtsregime Menschenrechte orientierten Verteidigungs- und die Deutsche Wehrmacht als dessen miss- und Sicherheitspolitik in Europa verankert brauchtes Instrument können Tradition im ist, angemessen sind. Bundesheer nicht begründen, da sich der Dienst in den österreichischen Streitkräften der Zwei- ten Republik an den Grundprinzipien der

52 Roland Schaffer

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Unter Tradition wird ein immaterielles leben einer Armee, etwa in Form von Veran- Kulturgut verstanden, das – ausgehend von staltungen, Kasernenbenennungen, Denk- historischen Bezügen – Neues zu integrieren mälern oder Traditionstruppenkörpern. weiß. Damit wird Tradition als ein dynami- Militärische Feiern (z.B. Angelobungen, scher Prozess des »Weitergebens und Han- Auszeichnungen, Beförderungen, Gedenk- delns« gesehen, welcher die Kontinuität und tage, Flaggenparaden, Kranzniederlegungen, den Wandel zu nutzen versteht. Kommandoübergaben oder Verleihungen »Die Welt erfindet sich nicht jeden Tag von von Insignien) sind eine der sichtbarsten Grund auf neu. Menschen werden in eine und im Bundesheer gelebten Anwendungen Gemeinschaft hineingeboren oder aufgenom- der Tradition. Diese »Rituale« und »Zeremo- men und lernen in ihrer Sozialisation die nien« befördern in einem gruppendynami- Spielregeln einer Gesellschaft. Wir ändern oder schen Prozess das Gruppenbewusstsein und umgehen sie, wenn sich die Umstände verän- damit den Zusammenhalt der Soldaten. dern, aber wir orientieren uns dabei an dem, Besonders beim Militär, wo es auf ein ein- was wir schon wissen und verinnerlicht haben. gespieltes, organisiertes und vereintes Han- Dieses verinnerlichte Erfahrungswissen ermög- deln unter extremen Bedingungen ankommt, licht es uns, Lösungsstrategien zu entwickeln, stellt dies eine absolute Notwendigkeit dar. um mit Herausforderungen im Leben erfolg- Wie Dieter Binder und Heidemarie Uhl reich umgehen zu können. Dementsprechend in ihren Beiträgen skizzieren, ist die Benen- kann auch immaterielles Kulturerbe nicht in nung von militärischen Liegenschaften (z.B. der Zeit eingefroren werden. Es besteht gerade Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß in Stei- deswegen, weil es übernommen, den momenta- ermark), das Anbringen von Gedenktafeln nen Lebensumständen angepasst und weiterge- und -steinen (z.B. Gedenktafel für den ersten geben wird.«1 Bundesminister für Landesverteidigung der Die konkrete, sichtbare und lebendige Zweiten Republik Ferdinand Graf in dessen Beschäftigung mit dieser Tradition im Bun- Wohnhaus) oder die Errichtung von Denk- desheer ist Bestandteil der »Traditionspflege«. mälern (siehe den Beitrag »Ein Zeichen der Bei kaum einer Einrichtung (sieht man viel- Erinnerung«, Seite 58ff.) eine weitere Anwen- leicht von den Religionsgemeinschaften ab) dung der Traditionspflege im Bundesheer. wird diese und deren Anwendung derart Zur Erinnerung an Truppenkörper oder »kultiviert« und in den Alltag eingebunden Organisationseinrichtungen der österrei- wie beim Militär. Dies gilt nahezu für alle chischen Militärgeschichte werden den Armeen weltweit. Auch wenn dies oftmals Einheiten des Bundesheeres seit 1967 Tra- nicht deutlich als »Teil der Traditionspflege« ditionstruppenkörper, Gedenktage und erkannt wird, stößt man auf diese im Alltags- Traditionsmärsche zugewiesen. Damit wird

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53 Auszeichnungen oder das Treuegelöbnis einen festen Platz. Ihre Bedeutungen wer- den auch in der militärischen Ausbildung erklärt und gelebt. Dieser Bereich umfasst auch das Geden- ken an die Opfer des menschenverachtenden Nationalsozialismus, da dieses im Selbst- verständnis der demokratischen Republik Österreich und damit deren Armee einen signifikanten Platz einnimmt. Fest steht, dass die Auseinandersetzung mit der Tradition nicht »befohlen«, sondern nur »gefördert« und »unterstützt« werden kann. Die Verantwortung liegt damit vor allem in den Händen der Kommandantin- nen und Kommandanten sowie Leiterinnen und Leiter der jeweiligen Organisationsein- heiten. Damit die Traditionspflege von den Bediensteten angenommen, verstanden und erkannt wird, muss danach getrachtet wer-

)RWR+%) den, dass die Tradition ein lebendiger Teil %XQGHVPLQLVWHU'U:HUQHU)DVVODEHQG des Militärs bleibt. Das ist aber kein einfaches Unterfangen – die Geschichte Österreichs und seines Mili- die Identifikation der Angehörigen mit den tärs ist umfangreich und komplex. Nicht jeweiligen Verbänden gehoben und dient zuletzt deshalb wurde vor nunmehr 20 Jah- durch die Hervorhebung besonderer Leistun- ren beschlossen, namhafte Historikerinnen gen letztendlich der Motivation. Es sei auf das und Historiker sowie Offiziere für die Bera- Beispiel der Landesverteidigungsakademie in tung in Fragen der Überlieferungspflege, bei Wien verwiesen, welche den »Militär-Inten- der Errichtung und Erhaltung von militäri- danzkursen«, der »k. k. Kriegsschule«, der schen Gedenkstätten zu gewinnen. »Höheren Offizierskurse« des Ersten Bun- Gemäß § 8 des Bundesministeriengesetzes desheeres sowie des »Kommandos höherer 1986 wurde von Bundesminister für Landes- Offizierslehrgänge« (1956 – 1961) und der verteidigung Dr. Werner Fasslabend im Jahr Stabsakademie (1961 – 1966) gedenkt. Als 1994 das beratende Organ mit der Bezeich- Gedenktag wurde der 14. Februar 1852, der nung »Militärhistorische Denkmalkommis- Tag der Errichtung der »k. k. Kriegsschule« sion« eingerichtet. und als Traditionsmarsch der »Militärmarsch Die Kommission besteht (inklusive dem Nr. 1« von Franz Schubert festgelegt. Vorsitzenden) aus neun Mitgliedern, wel- Traditionen brauchen auch Symbole und che auf die Dauer von fünf Jahren durch Zeichen, welche zwar die Werte nicht erset- den Bundesminister für Landesverteidigung zen können, aber als deren Ausdruck dar- und Sport bestellt werden. Derzeit ist die auf verweisen und dazu beitragen, diese zu Kommission im Referat Militärhistorie der bewahren. Unter anderem haben im Bun- Abteilung Einsatzführung der Einsatzsektion desheer Staatssymbole und -wappen, Bun- (S IV) des Bundesministeriums für Landes- deshymne, Insignien, Ehrenwachen, Flag- verteidigung und Sport angesiedelt. In den genparaden, Kranzniederlegungen, tragbare 20 Jahren ihres Bestehens waren insgesamt

 )RWR+%) 9HUWHLGLJXQJVPLQLVWHU*QWKHU3ODWWHUEHGDQNWVLFKEHL'U-RKDQQ&KULVWRSK$OOPD\HU%HFN IUVHLQODQJMlKULJHVXQGYHUGLHQVWYROOHV:LUNHQDOV9RUVLW]HQGHUGHU.RPPLVVLRQ

18 Expertinnen und Experten als Mitglieder Diese werden über das Referat Militärhisto- tätig. rie an die Kommission herangetragen und Zum ersten Vorsitzenden wurde der ehe- bei den Arbeitssitzungen oder im Wege von malige Direktor des Heeresgeschichtlichen Umlaufbeschlüssen behandelt. Nach einge- Museums, Hofrat i. R. Dr. Johann Christoph hender Begutachtung werden dazu Stellung- Allmayer-Beck eingesetzt. nahmen und Empfehlungen erstellt, welche Nach seinem Rücktritt 2004 wurde durch nach einer internen Abstimmung dem Ver- den Verteidigungsminister (mit einer ein- teidigungsminister als Entscheidungsgrund- stimmigen Empfehlung der Kommission) lage vorgelegt werden. Univ.-Prof. Dr. Dieter Anton Binder zum Die einzelnen Bereiche der behandelten neuen Vorsitzenden ernannt. Themen lassen sich wie folgt gliedern: Neben zahlreichen Einzelexpertisen, Fach- t Gedenk- und Erinnerungssteine: 28 % gesprächen und Beratungen wurden bisher t Denk- und Mahnmale: 18 % in 22 Arbeitssitzungen über 190 Eingaben t Allgemeine historische Themen: 16 % abgearbeitet. t Kasernen-, Objekt- und Lehrsaalbenen- Die Anfragen erfolgen unter anderem nungen: 16 % vom jeweiligen Verteidigungsminister t Sonstige Traditionspflege: 14 % selbst, von Privatpersonen, Dienststellen t Belange der Kommission: 8 % und Ressortangehörigen sowie anderen 2006 wurde von der Militärhistorischen privaten und öffentlichen Einrichtungen Denkmalkommission ein Buch über den (z.B. Dokumentationsarchiv des Österrei- Amtssitz des Bundesministers für Landes- chischen Widerstandes oder Gemeinden). verteidigung aufgelegt.

55 )RWR%XQGHVKHHU6HEDVWLDQ5HLFK 0LWGHP$XVODXIHQGHU$PWVSHULRGHLP-DKUZXUGHQHLQLJHYHUGLHQWH0LWJOLHGHUGHU 0+'.YHUDEVFKLHGHW'HU.RPPLVVLRQVYRUVLW]HQGH8QLY3URI'LHWHU%LQGHUEHGDQNWHVLFK XQWHUDQGHUHPEHL*HQHUDOPDMRUL5+HLQULFK6FKPLGLQJHU*HQHUDOL5'LSO9Z/RWKDU %URVFK)RKUDKHLPVRZLH*HQHUDOL53URI6LHJEHUW.UHXWHU YOQU IUGLH0LWDUEHLW

Unter dem Titel »Das Amtsgebäude Roßau – ein Haus mit Geschichte« erschien der repräsentative Band 2011 in einer adaptier- ten zweiten Auflage. Vor allem in der nunmehrigen Amts- periode (2009 – 2014) ist eine verstärkte Einbindung der Denkmalkommission in das Bundesministerium für Landesverteidi- gung und Sport festzustellen, wurden doch mehr als die Hälfte aller bisherigen Eingaben in dieser Zeit behandelt. Die Mitglieder der Kommission werden weiterhin die vermehrte Berücksichtigung der militärischen Überliefe- rungspflege bei der Errichtung, Umgestaltung und Erhaltung militärischer Gedenkstätten fördern und das Ressort in all jenen Belan- gen unterstützen, in denen es um einen ver- antwortungsbewussten Umgang mit der spe- zifischen österreichischen Geschichte, deren Bruchlinien und Verwerfungen geht, um so die Traditionspflege des Militärs in einer modernen Erinnerungskultur zu verankern.

56 'LH0LWJOLHGHUGHU0+'.

6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 0LWJOLHG 0LWJOLHG 0LWJOLHG 0LWJOLHG 0LWJOLHG 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 6LW]XQJ² 3,5.(53HWHU +$$6&ODXGLD =(,1$5+XEHUW 0LWJOLHG 6833$1$UQROG 0LWJOLHG .(//(5*UHJRU 0LWJOLHG 8+/+HLGHPDULH 0LWJOLHG .5(87(56LHJEHUW 0LWJOLHG /(,',1*(5+DQQHV %,1'(5'LHWHU$QWRQ 0LWJOLHG 9RUVLW]HQGHU +$6(/67(,1(5+RUVW 0LWJOLHG %58&.0h//(5(UQVW .5,(&+%$8(55REHUW 0LWJOLHG 6&+0,',1*(5+HLQULFK 0LWJOLHG 3/$6&+.$5LFKDUG*HRUJ 0LWJOLHG 75$877(1%(5*+XEHUWXV 6e*85&$%$1$&&KULVWLDQ NRRSWLHUWHV0LWJOLHG %526&+)2+5$+(,0/RWKDU 0LWJOLHG $//0$<(5%(&.-RKDQQ&KULVWRSK 9RUVLW]HQGHU 0LWJOLHG

 Roland Schaffer

Ein Zeichen der Erinnerung

Das Ehrenmal für Österreichs Kavallerie und Versorgung

Denkmäler, Erinnerungstafeln, Mahn- Kasernengeschichte« von den ersten Regimen- male und dergleichen stellen manifestierte tern in der Liegenschaft bis zur heutigen Zeit Zeichen der Erinnerung und Orte des zu spannen, befinden sich vorne auf der lin- Gedächtnisses dar. Eines dieser »Zeichen« ken Seite die Kopfbedeckungen der Kavalle- wurde an der Heeresversorgungsschule in rie (Dragonerhelm, Tschakko und Tschapka) der Wiener Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne und am rechten Flügel die entsprechenden gesetzt. Anlässlich des Jubiläums »101 Symbole der Versorgung (gekreuzte Kano- Jahre Kavalleriekaserne« wurde 2003 von nen, Merkurstab, Zahnrad und Lenkrad). Das der Denkmalkommission dessen Bau zuge- Relief in der Mitte ist ein Abguss des Original- stimmt.1 reliefs über dem ehemaligen Einfahrtstor. Als 1902 – 1903 wurde die »Kaiser Franz »Mahnung für die Lebenden und zur Ehre der Joseph Kavalleriekaserne« als ein moder- Toten«2 befindet sich im Giebel ein Kreuz. ner Musterbau für ein Kavallerieregiment Auch rückwärtig wurden Gedächtnistafeln errichtet. Diese spiegelt(e) aber auch das angebracht. Auf der linken Seite wird auf Zusammenleben der vielen Völker wider, die hierorts im Laufe der Geschichte unter- waren doch Soldaten aus den verschiedens- gebrachten Soldaten erinnert. Die rechte ten Teilen der Monarchie in dieser Kaserne Inschrift entspricht der Widmung des Denk- stationiert (auch heute noch wird durch die males »Zu Ruhm und Ehre der Versorgungs- hier untergebrachte Heereslogistikschule soldaten des Österreichischen Bundesheeres«. die internationale Zusammenarbeit voran- Die folgende »visualisierte Baugeschichte« getrieben). stellt in einer Bilderfolge exemplarisch dar, Der, durch private Sponsoren monetär wie ein Denkmal errichtet werden kann. getragene Bau, wurde von Mitarbeitern der Diesem Zeichen der Erinnerung einen Inhalt Heeresversorgungsschule in Zusammenarbeit zu geben, wie natürlich jedem anderen auch, mit der BAUAkademie Wien – Lehrbauhof war und ist Aufgabe der Kommandanten Ost sowie dem Technologischen Gewerbe- und Bediensteten vor Ort. Denn ansonsten museum errichtet und in einem würdigen wird die Traditionspflege zu einer leeren Festakt 2004 eingeweiht. Hülse und Denkmäler in Form von Ehren- Das historisch gestaltete Denkmal befin- oder Mahnmälern und stellen nur noch Zei- det sich am Südostrand des Appellplatzes im chen der Erinnerung, respektive Orte des Zentrum der Kaserne. Um »den Bogen der Gedächtnisses, ohne Empathie dar!

1 Ergebnisprotokoll der 6. Sitzung der MHDK vom 20. November 2003, TOP 2. 2 Roland Schaffer; Günther Voitic: Für Kaiser, Ross und Ehr’. Die k.u.k. Kavallerie um 1900. Wien 2004, 19.

58 Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Von Berufsschülern und Lehrern der BAUAkademie Wien – Lehrbauhof Ost sowie Mitarbeitern der Heeresversorgungsschule wurde im Frühjahr 2004 nach der Grundsteinlegung mit dem Bau des Ehrenmals in der Wiener Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne begonnen.

59 Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Bereits vorgefertigten Betonelemente wurden millimetergenau und auf das zuvor errichtete Fundament eingepasst. Die Architektur spiegelt einerseits die Historie der Kaserne und ande- rerseits die Geschichte seiner darin untergebrachten Einheiten und Soldaten wider.

60 Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Foto: Bundesheer/Günther Pohl Foto: Das im Sommer 2004 fertig gestellte Ehrenmal ist aber nicht »nur« ein klassisches Krieger- denkmal. Es bezieht die Geschichte der Soldatinnen und Soldaten ebenso mit ein, wie die viel- fältigen Besonderheiten des Dienstes an der Logistik des Bundesheeres.

61 Roland Schaffer

Insignien als identitätsstiftendes Element

Ein sichtbares Zeichen, »Tradition als Sol- zum Symbol der militärischen Ehre und dat« zu leben, sind die Insignien. Der Begriff Treue. Die Fahne an den Feind zu verlieren, leitet sich vom lateinischen »Insignis« ab und führte zu einer Orientierungslosigkeit der bezeichnet Symbole von Macht und Würde. Truppen. Die Ordnung wurde aufgelöst und Zu verstehen sind darunter alle an Truppen- damit die Einheiten für ihre Kommandanten körper verliehenen Zeichen staatlicher Auto- nicht mehr führbar. Daher stammt eigent- rität. lich der Kult und Ehrenkodex, welcher um Im BMLVS definiert das Verlautbarungs- den Begriff der Fahne betrieben wurde und blatt bezüglich der »Bestimmungen über das teilweise nach wie vor wird. Die Fahnen und Führen von Insignien des Bundesheeres, ihr Standarten »sind ein sichtbarer Ausdruck der Aussehen, ihre Verwendung und Verwahrung tiefen Verbundenheit unseres Heeres mit dem sowie deren Verleihungs- und Annahmebestim- österreichischen Vaterland und seiner Bevölke- mungen«1 die grundsätzlichen Regelungen. rung. […] [Sie] sind auch heute noch Symbole Als Insignien gelten demnach der Treue und Tapferkeit, Tugenden, die öster- t Fahnen (motorisierte Truppen), reichische Soldaten zu allen Zeiten ausgezeich- t Standarten (mechanisierte Truppen), net haben.«2 t Stifterbänder zu Fahnen und Standarten, Mit Übernahme des Heerwesens durch t Erinnerungsbänder zu Fahnen und Stand- den Staat im 18. Jahrhundert wurde das Aus- arten, sehen der Fahnen und Standarten vereinheit- t Ehrensignalhörner mit und ohne Wappen- licht. Dies sollte die Macht und Autorität des tücher sowie Umhängeschnüren (motori- Staates in Form von Insignien verdeutlichen. sierte Truppen zur Fahne) und Fahnen wurden von den Fußtruppen t Ehrensignaltrompeten mit und ohne getragen. Heute werden Fahnen ausschließ- Wappentüchern sowie Umhängeschnüren lich von motorisierten Truppen als Nachfol- (mechanisierte Truppen zur Standarte). ger der Fußtruppen (Infanterie) geführt. Die Standarten der berittenen Truppe waren ähn- lich ausgeführt, nur etwas kleiner. In dieser Fahnen und Standarten Tradition werden von den mechanisierten Truppen Standarten verwendet. Fahnen dienten im Kampf als Erken- Im Wesentlichen haben sich die Bestand- nungs- und Richtungssignal für die Solda- teile der Fahne seit dem Beginn des ten. Durch diese enge Bindung der Truppe 20. Jahrhunderts kaum verändert: »Die an die Fahne entwickelte sich ihre Bedeutung Fahne besteht aus dem Fahnenblatt, der Fah-

1 BMLV/Verlautbarungsblatt I 30. Folge 2000 – Nr. 58. 2 Adolf Polivka-Treuensee: Die Feldzeichen des österreichischen Bundesheeres. (In: Truppendienst 5/1975) Wien 1975, 421.

62 Foto: HBF/Livio Srodic Foto: %HYRUGLH,QVLJQLHQEHLP%XQGHVKHHU9HUZHQGXQJÀQGHQZHUGHQGLHVHYRQ*HLVWOLFKHQ gesegnet. nenstange und dem Krönlein; ferner gehören gente (UN-Emblem mit den Wappen der hier ein Überzug, ein Kronenbeutel und ein Bundesländer auf der Reversseite) sowie für Futteral«3 dazu. die Traditionsfahnen (Theresianische Mili- Dieser Definition aus dem Jahre 1910 sind tärakademie und Garde). Das 21 cm hohe im heutigen Sinne nur mehr der Fahnenring Krönlein (Fahnen- bzw. Standartenspitze) sowie ein Beilagentuch hinzuzufügen. Die aus vergoldetem Messing zeigt auf der Vor- Größe der Fahnen und Standarten ist mit derseite ein eingraviertes Bundeswappen 132 × 156 cm bzw. 63 × 75 cm normiert. und auf der Rückseite die Abkürzung der Umrahmt wird das aus weißer Seide gearbei- Bezeichnung des jeweiligen Truppenkörpers. tete Blatt von einer 12 cm breiten Bordüre Der im vexillologischen Sinn überholte aus roten und weißen Flammen. Grundsätz- Begriff der Traditionsfahne bezeichnet eine lich sind im Bundesheer Fahnen und Stand- nicht mehr in Verwendung stehende Fahne arten mit einem Fahnen- bzw. Standarten- älteren Musters. Diese werden ausschließlich blatt zu führen, an welchen auf dem Avers von der Militärakademie sowie der Garde das Bundeswappen bzw. auf dem Revers das geführt. Umrahmt sind alle Fahnen- bzw. jeweilige Landeswappen (des führenden Ver- Standartenblätter mit roten und weißen bandes) abgebildet ist. Ausnahmen bestehen Flammen. nur für die Fahne des Streitkräfteführungs- kommandos (Bundesadler am Avers; am Revers sind die Wappen aller österreichischen Bundesländer angebracht), der UN-Kontin-

3 Normalverordnungsblatt für das k.u.k. Heer, 38. Stück, 1910.

63 Foto: HBF Foto: 'LH*DUGHXQGGLH7KHUHVLDQLVFKH0LOLWlUDNDGHPLHVLQGGLHHLQ]LJHQEHLGHQ7UXSSHQN|USHU des Bundesheeres, welche eine Traditionsfahne führen.

64 Foto: HBF/Flora Scheibenbauer Foto: Das Stifterband (mit Schleife) wird bei jedem Ausrücken mitgeführt. Bis zu drei Erinnerungs- bänder können – je nach Anlass – zusätzlich an der Fahne angebracht werden. (v.l.n.r. Briga- GLHU0DJ'LHWHU-RFKDP*HVFKlIWVIKUHU)UDQ]2UWQHU

Beigaben standen, welche Fahnen und Standarten unter bestimmten Voraussetzungen gewidmet werden Nach der Ablöse der regimentsspezifischen können. Diese Bänder werden als Fahnen- oder durch einheitliche Fahnen bürgerte sich im Standartenbänder bezeichnet.«5 18. Jahrhundert unter Joseph II. ein, dass Das zweiteilige Stifterband (mit Schleife) Fahnen und Standarten mit Fahnenbän- weist eine ungleiche Schenkellänge auf und dern versehen wurden. Darauf wurden jene ist heute bei jedem Ausrücken mitzuführen. Wahlsprüche und Inschriften angebracht, die Zumeist trägt der obere (kürzere) Schenkel auf den »Einheitsfahnen« keinen Platz mehr den Namen des Stifters oder der Fahnenpatin. fanden.4 »Unter Beigaben werden Bänder ver- Der untere (längere) Teil kann zum Beispiel

4 Vgl. Alfred Mell: Die Fahnen der österreichischen Soldaten. Wien 1962, 45. 5 BMLV/Verlautbarungsblatt I 30. Folge 2000 – Nr. 58.

65 die Bezeichnung des Truppenkörpers, das Feldzeichen Datum der Stiftung oder einen Wahlspruch enthalten, ist aber grundsätzlich an keine fah- Hingewiesen sollte hier der Vollständig- nenkundlichen Vorgaben gebunden. Erinne- keit halber auch auf jenen irreführenden rungsbänder sind einteilig und je nach Anlass Bedeutungswandel werden, welchen der zu gestalten bzw. mitzuführen (maximal drei Begriff »Feldzeichen« durchgemacht hat. Stück gleichzeitig). Aus vexillologischer Sicht Ursprünglich für Erkennungsmerkmale im wird dazu jedoch keine Vorgabe gemacht. Feld verwendet, wird die Bezeichnung nun- mehr im militärischen Jargon – eigentlich fälschlicherweise – für die Benennung von Ehrensignalhörner und Ehrentrompeten allen Insignien angewendet. Bevor eine gleiche, allgemeine Adjustie- Das erste Ehrensignalhorn der österrei- rung eingeführt wurde, war die Unterschei- chischen Armee wurde 1849 dem Feldjäger- dung der einzelnen Truppen oft nur schwer bataillon Nr. 10 in Anerkennung der beson- durchführbar. Die Freund-Feind-Kennung deren Tapferkeit bei der Erstürmung des war oft nicht möglich, weshalb nicht sel- Monte Berico in der Schlacht um Vicenza ten Freund-Freund-Duelle stattfanden. Zur (1848) verliehen. Es trägt den Wahlspruch Unterscheidung der Truppenteile wurde etwa »Monte Berico – Kopal ruft!«6 und befindet 1525 in der Schlacht bei Pavia den Soldaten sich heute im Bestand des Heeresgeschicht- Kaiser Karls V. befohlen, Hemden über ihre lichen Museums. Diesem Signalhorn waren Rüstung anzuziehen.7 durch kaiserliche Entschließung dieselben Als Erkennungsmerkmale dienten in Ehrenbezeugungen wie der Fahne zu leisten. Folge unter anderem Feldbinden, Schärpen, In dieser Tradition stellen Ehrensignal- aber vor allem auch Tannenreisig, Lorbeer- hörner (geführt von Truppen, welchen eine blätter bzw. Eichenlaub. Eine Adjustierungs- Fahne verliehen wurde) bzw. Ehrentrompe- vorschrift für das k.u.k. Heer aus dem Jahre ten (geführt zu Standarten) gemeinsam mit 1910 definiert klar, dass eine Fahne oder den Wappentüchern und Umhängeschnü- Standarte kein Feldzeichen ist. »Das Feldzei- ren eine Einheit dar. Hörner (gestimmt in chen hat aus Eichenlaub, in dessen Ermange- F) sowie Trompeten (in G gestimmt – mit lung aus Tannenreisern zu bestehen […]. Das aufsteckbarer F-Schnecke) sind aus versil- Feldzeichen wird befestigt, u. zw.: an der Fahne bertem Messingblech hergestellt. Die jeweils (Standarte) bei der Fahnenspitze«8 oder an der 41 × 25 cm großen Wappentücher aus wei- Kopfbedeckung. ßer Seide sind mit einer rot-weiß geflamm- Auch in anderen Ländern wurden unter ten Bordüre von 3cm Breite umrahmt. Auf Feldzeichen diese Erkennungszeichen der rechten Seite des Tuches ist wiederum genannt. Die schwedische Artillerie etwa das Bundeswappen und auf der Linken das kannte in der Mitte des 17. Jahrhunderts jeweilige Landeswappen aufgestickt. Im Zweige, Halstücher und Stroh als Feldzei- Unterschied zu Fahnen und Standarten kön- chen.9 nen an den Wappentüchern Wahlsprüche Nachdem die Feldzeichen in die Vorschrif- (Avers) oder Widmungsinschriften (Revers) ten des Ersten bzw. Zweiten Bundesheeres angebracht werden. kaum mehr Eingang gefunden haben, wur-

 $QP'HU%DWDLOORQVNRPPDQGDQW2EHUVW.DUOYRQ.RSDOVWDUELQ)ROJHVHLQHULQGHU6FKODFKWHUOLWWH- nen Verletzungen. 7 Vgl. Hubert Zeinar: Vom Zauber der Montur. Wien 2005, 97. 8 Normalverordnungsblatt für das k.u.k. Heer, 38. Stück, 1910.  9JO5LFKDUG%U]HQ]LQVNL5LFKDUG+RRN'LH$UPHH*XVWDY$GROIV.|QLJVZLQWHU

66 Foto: HBF/Robert Hotovy Foto: %HLP$EVFKUHLWHQGHU)URQWSUlVHQWLHUWGLH*DUGHGLH,QVLJQLHQ .RPPLVVLRQVPLWJOLHG*HQHUDOPDMRU0DJ*UHJRU.HOOHU6WDDWVSUlVLGHQW6KLPRQ3HUHVXQG %XQGHVSUlVLGHQW'U+HLQ])LVFKHU YOQU EHLP*U‰HQGHU)DKQH²GHU(KUHQEH]HXJXQJ 30. März 2014. den diese nur mehr »inoffiziell« bei Paraden Truppe stellen die Insignien ein beständiges und Ausrückungen verwendet. Da das Feld- und sichtbares Zeichen dar, die »Tradition zeichen an der Fahne (!) befestigt wurde, wer- als Soldat zu leben«, und sind daher auch im den heute fälschlicherweise die Insignien als 21. Jahrhundert keineswegs aus dem Bild des Feldzeichen benannt. Soldatenlebens wegzudenken. »Unter Feldzeichen wurden ursprüng- lich jene Abzeichen verstanden, die auf dem Gefechtsfeld zur Unterscheidung vom Feind dienen sollten […]. Dieser Begriff wurde später fälschlicherweise für Fahnen und Standarten verwendet. Er gilt heute als überholt.«10 Derzeit werden von den Verbänden des Bundesheeres ca. 50 Fahnen und ebenso viele Standarten, 100 Stifterbänder, ca. 270 Erin- nerungsbänder sowie in etwa 50 Ehrensignal- hörner bzw. -trompeten geführt. Gerade in Zeiten der laufenden Umgliederungen der

10 BMLV/Verlautbarungsblatt I 30. Folge 2000 – Nr. 58.

67 Geschäftsordnung der Militärhistorischen Denkmalkommission

Einrichtung Zusammensetzung der Kommission

§ 1. (1) Gemäß § 8 des Bundesministerien- § 3. (1) Die MHDK besteht aus neun Mit- gesetzes 1986 wird beim Bundesministeri- gliedern inklusive dem Vorsitzenden. um für Landesverteidigung und Sport eine (2) Die Mitglieder der Kommission wer- Kommission für Fragen der Errichtung, den durch den Bundesminister für Landes- Umgestaltung und Erhaltung von militäri- verteidigung und Sport bestellt und abberu- schen Gedenkstätten mit der Bezeichnung fen. »Militärhistorische Denkmalkommission« (3) Zu Mitgliedern der Kommission wer- (MHDK) eingerichtet. den Personen ernannt, die über entsprechen- (2) Der Zweck der MHDK ist die ver- des militärhistorisches Fachwissen verfügen mehrte Berücksichtigung der militärischen und von denen die erforderliche Objektivität Überlieferungspflege bei der Errichtung, bei der Beurteilung historischer Ereignisse Umgestaltung und Erhaltung militärischer erwartet werden kann. Gedenkstätten, insbesondere der für in (4) Ein Mitglied der Kommission ist vom Kampfhandlungen gefallenen Soldaten. Bundesminister für Landesverteidigung und Sport zum Vorsitzenden und ein weiteres zu dessen Stellvertreter zu bestimmen. Aufgaben (5) Jedes Mitglied der MHDK kann wäh- rend der Tätigkeitsdauer der Kommission § 2. Der MHDK kommen in enger Zusam- ausscheiden und ist gemäß § 3 Abs. 1 und 2 menarbeit mit der Abteilung Einsatzführung nachzubesetzen. (EFü) folgende Aufgaben zu: (1) Beratung des Bundesministers für Lan- desverteidigung und Sport in Angelegenhei- Aufgaben des Vorsitzenden, des ten der Vertretung der Ressortinteressen im Stellvertreters und der Mitglieder Hinblick auf die militärische Überlieferungs- pflege bei der Errichtung, Umgestaltung und § 4. (1) Der Vorsitzende führt die Geschäfte Erhaltung militärischer Gedenkstätten. der Kommission. Er wird hierbei durch sei- (2) Erstattung von Gutachten und Stel- nen Stellvertreter unterstützt bzw. vertreten. lungnahmen auf Ersuchen des Bundesminis- Der Vorsitzende vertritt die MHDK nach ters für Landesverteidigung und Sport in den Einbindung der Abteilung EFü nach außen. im Abs. 1 genannten Angelegenheiten. Insbesondere obliegen ihm die Eröffnung, (3) Erstattung von Gutachten und Stel- Leitung und Schließung der Sitzungen sowie lungnahmen im Hinblick auf die militärische die Diskussionsleitung der einzelnen einge- Überlieferungspflege auf Ersuchen der für brachten Themen. Die Vorbereitung, Ein- die Errichtung, Umgestaltung und Erhaltung berufung und Evidenzhaltung eingelangter von militärischen Gedenkstätten zuständigen Anliegen obliegt in Absprache mit dem Vor- Behörden, Dienststellen und Organisationen sitzenden der Abteilung EFü. mit Zustimmung des Herrn Bundesministers (2) Dem stellvertretenden Vorsitzenden für Landesverteidigung und Sport. obliegt die Vertretung des Vorsitzenden bei

68 dessen Verhinderung sowie die Unterstüt- Protokoll zung des Vorsitzenden bei dessen Geschäfts- führung. § 7. (1) Über jede Sitzung ist ein Protokoll (3) Die Mitglieder haben die Erfüllung zu führen. Das Protokoll hat die Namen der der Kommissionsaufgaben nach Kräften zu Anwesenden, die beratenen Gegenstände unterstützen, an den Sitzungen teilzuneh- (Tagesordnung) und die von der MHDK men und Beschlüsse zu fassen. Im Falle ihrer gefassten Beschlüsse zu enthalten. Dem Pro- Verhinderung haben sie dies dem Vorsitzen- tokoll sind allfällige schriftliche Minderheits- den bzw. der Abteilung EFü rechtzeitig vor berichte anzuschließen. Das Protokoll ist der Sitzung bekannt zu geben. Sie üben ihre vom Vorsitzenden zu fertigen und den Kom- Tätigkeit ehrenamtlich aus. missionsmitgliedern, dem Herrn Bundes- minister für Landesverteidigung und Sport sowie den von diesem allenfalls bestimmten Einberufung zu Sitzungen Stellen zuzuleiten. (2) Gegen das Protokoll können Einwen- § 5. (1) Die Sitzungen finden nach Bedarf dungen erhoben werden. Diese Einwendun- statt. Sie sind beim Bundesministerium für gen sind binnen zwei Wochen nach Zustel- Landesverteidigung und Sport abzuhalten. lung dem Vorsitzenden schriftlich bekannt Der Sachaufwand (Reisekosten und Verpfle- zu geben. Soweit diese Einwendungen nicht gung) ist von der Abteilung EFü aus dem anderweitig bereinigt werden können, sind Traditionsbudget zu tragen. sie in der nächstfolgenden Sitzung zu behan- (2) Die Sitzungen sind von der Abteilung deln. Werden keine Einwände erhoben, gilt EFü in Absprache mit dem Vorsitzenden das Protokoll als genehmigt. mindestens zwei Wochen im Voraus unter Bekanntgabe der Tagesordnung schriftlich einzuberufen. Administrative Belange (3) Auf Verlangen des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport oder von min- § 8. (1) Die administrativen Belange der destens drei Mitgliedern hat der Vorsitzende MHDK werden von der Abteilung EFü zum ehestmöglichen Zeitpunkt eine Sitzung wahrgenommen. einzuberufen. (2) Diese Belange umfassen insbesondere: (a) die Vorbereitung von Sitzungsunterlagen, (b) die Erstellung und Versendung der Einla- Beschlussfassung dungen zu Sitzungen, (c) die Protokollführung sowie die Ausferti- § 6. (1) Für die Beschlussfassung genügt die gung und Versendung des Protokolls. einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen bei Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Mitglieder. Bei Stimmengleichheit entschei- Befristung det die Stimme des Vorsitzenden. (2) Die Stellungnahme der bei der Abstim- § 9. Die Tätigkeit der MHDK endet mit Ab- mung in der Minderheit gebliebenen Mit- lauf des Jahres 2014. Das Ansuchen um Ver- glieder ist auf deren Verlangen im Protokoll längerung der Tätigkeitsdauer der MHDK festzuhalten. erfolgt durch EFü.

69 Zusammengestellt von Roland Schaffer

Richtlinien und weiterführende Literaturhinweise ]XU7UDGLWLRQVSÁHJHLP%XQGHVKHHU

Verlautbarungsblätter des Bundesministeriums für Landesverteidigung (und Sport)

Verlautbarungsblatt 14. Folge 1966 – Nr. 85. Tagesbefehl des Herrn Bundesministers anläßlich des österreichischen Nationalfeiertages am 26. Oktober 1966. Verlautbarungsblatt 18. Folge 1967 – Nr. 199. Anordnungen über die Traditionspflege im Bundesheer. Verlautbarungsblatt 18. Folge 1967 – Nr. 200. Erlaß über die Benennung der Kasernen des Bundesheeres. Verlautbarungsblatt 6. Folge 1968 – Nr. 49. Weisungen für die Einrichtung von Traditionsräumen. Verlautbarungsblatt 5. Folge 1970 – Nr. 38. Anordnungen über die Traditionspflege im Bundesheer, VBl. Nr. 199/1967, und Erlaß über die Benennung der Kasernen des Bundesheeres, VBl. Nr. 200/1967; Berichtigung. Verlautbarungsblatt 52. Folge 1975 – Nr. 202. Anordnungen über die Traditionspflege im Bundesheer, VBl. Nr. 199/1967; Erweiterung auf die ehemalige B-Gendarmerie. Verlautbarungsblatt 17. Folge 1979 – Nr. 67. Traditionspflege im Bundesheer; Anpassung der besonderen Überlieferungspflege an die Heeresgliederung 1972 – vorläufige Regelung. Verlautbarungsblatt I 65. Folge 1987 – Nr. 168. Anordnungen über die Traditionspflege im Bundesheer und weitere Bestimmungen zur Durchführung der Überlieferungspflege – Wiederverlautbarung. Verlautbarungsblatt I 53. Folge 2001 – Nr. 117. Anordnungen für die Traditionspflege im Bundesheer – Neufassung. Verlautbarungsblatt I 97. Folge 2010 – Nr. 97. Anordnungen für die Traditionspflege im Bundesheer.

Weitere Literaturhinweise

Allmayer-Beck, Johann Christoph: Tradition darf kein Rückspiegel sein. (in: Die Presse, 21./22. Jänner 1978) Wien 1978. Allmayer-Beck, Johann Christoph: Ein Heer zwischen Geschichte und politischer Bildung. (in: Truppendienst, 6/1979) Wien 1979. Binder, Dieter A.: NS-Kunst, Denkmalschutz und die Traditionspflege des Österreichischen Bundesheeres. (in: Kriesche, Richard: Die Kunst mit der Kunst des Nationalsozialismus) Wien 2012.

70 BMfHW: Überlieferungspflege im Bundesheer. Wien 1931. BMLV: Traditionspflege im Bundesheer. Wien 1968. Brixel, Eugen; Martin, Gunther: Das ist Österreichs Militärmusik. Von der »Türkischen Musik« zu den Philharmonikern in Uniform. Graz 1982. Bystricky, Josef C.: Die staatsbürgerliche Erziehung im Bundesheer. Ein Teil der geistigen Lan- desverteidigung. Salzburg 1966. Bystricky, Josef C.: Traditionspflege im österreichischen Bundesheer. (in: Truppendienst, 4 und 5/1968) Wien 1968. Bystricky, Josef C.; Sutter, Berthold: 350 Jahre Österreichische Armee. Wien 1968. Dirrheimer, Günther: Traditionspflege im neuen Bundesheer. (in: Allmayer-Beck, Christoph: Die Streitkräfte der Republik Österreich) Wien 1968. Goll, Nicole-Melanie: »Glück ab, gut Land« – Traditionsverständnis und -pflege beim Öster- reichischen Bundesheer am Beispiel der Österreichischen Luftstreitkräfte 1955-2005/06. Univ. Dipl.-Arb., Graz 2007. Höbelt, Lothar: Traditionspflege jenseits des Klischees der Vergangenheitsbewältigung. (in: Österreichische Militärische Zeitschrift, 2/2008) Wien 2008. Hoy, Matthias: Tradition und Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer. (in: Zum Schutz der Republik Österreich ...) Wien 2005. Klug, Michael: Die Garnison Straß und ihre Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer. Univ. Dipl.-Arb., Graz 2010. Lackner, Hannes: Studien zu Signaltrompete und militärischer Signalmusik Österreich-Un- garns und Beispiele ihrer Übernahme in die Kunst- und Blasmusik von ca. 1750 bis 1918. Univ. Diss., Wien 1997. Lagler, Monika: Traditionspflege im Bundesheer der Ersten Republik. Univ. Hausarbeit, Wien 1983. Mell, Alfred: Die Fahnen der österreichischen Soldaten. Wien 1962. Patera, Herbert: Unter Österreichs Fahnen. Graz 1960. Pleiner, Horst: Eine Wertevorstellung zwischen Gestern und Morgen. (in: Der Offizier 1/2007) Wien 2007. Polivka-Treuensee, Adolf: Die Feldzeichen des österreichischen Bundesheeres. (in: Truppen- dienst 5/1975) Wien 1975. Rameis, Emil: Die österreichische Militärmusik. Von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918. (Alta Musica; 2) Tutzing 1978. Regele, Oskar: Taschenbuch der Militärgeschichte Österreichs. Wien 1963. Sollfelner, Anton Othmar; Glanz, Christian: Die österreichische Militärmusik in der 2. Repu- blik 1955-2000. Eine Chronologie. Graz 2000. Trauttenberg, Hubertus; Vogl, Gerhard: Traditionspflege im Spannungsfeld der Zeitgeschichte. (in: Österreichische Militärische Zeitschrift 4/2007) Wien 2007. Urrisk, Rolf M.: Die Traditionspflege des österreichischen Bundesheeres 1918-1998. Gnas 1997. Zeinar, Hubert: Das Bild vom Offizier. (in: Truppendienst 4 und 5/1997) Wien 1997. Zeinar, Hubert: Symbol und Abwehrzeichen auf Fahne, Waffe und Uniform. Univ. Diss., Wien 1994. Zeinar, Hubert: Der Traditionstag des Österreichischen Bundesheeres. (in: Truppendienst 4/2002) Wien 2002. Zeinar, Hubert: Vom Zauber der Montur. Wien 2005.

71 Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenverzeichnis

Univ.-Prof. Dr. Dieter Anton Binder Vorsitzender der Militärhistorischen Denkmalkommission, Karl-Franzens-Universität Graz, Andrássy Universität Budapest

MinR Dr. Matthias Hoy Referat Militärhistorie/Abteilung Einsatzführung/Sektion IV – Einsatz/BMLVS

Axel Scala Heeresdruckzentrum/BMLVS

Dr. Roland Schaffer,Oberstleutnant des höheren militärfachlichen Dienstes Österreichische Militärbibliothek/BMLVS

Univ.-Doz. Dr. Heidemarie Uhl Militärhistorische Denkmalkommission, Österreichische Akademie der Wissenschaften

OStR Prof. Dr. Manfred Weissenbacher, Oberst BG/BRG Judenburg

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