Ausg. Nr. 30 • 7. Feber 2005 Unparteiisches, unabhängiges und – derzeit noch – kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in zwei pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Widerstand 1938-1945 Nationalratspräsident Andreas Khol lud, gemeinsam mit dem Verteidigungs- ministerium, der Politischen Akademie der ÖVP, dem Renner-Institut, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands und der katholischen Kirche, zur Tagung »Widerstand in Österreich 1938 - 1945«. Foto: Parlament / Gregor Zeitler

ie Tagung „Widerstand in Österreich zur Eröffnung des Symposions. Es gehe dar- Identifikation mit ihm sei lange nicht so D1938 – 1945“ fand im Rahmen der Auf- um, mit scharfem Blick auch die Schatten- stark gewesen, wie dies wünschenswert ge- taktveranstaltungen zum Jubiläumsjahr 2005 seiten unserer Vergangenheit ins Auge zu wesen wäre, klagte Khol. Viele Widerstands- statt. In einer Reihe von Vorträgen wurden fassen, meinte Khol und erinnerte daran, daß gruppen seien auch in der Bevölkerung iso- verschiedene Aspekte des Widerstands be- im Jänner 1945 die Mordmaschine des NS- liert gewesen und es habe lange gebraucht, leuchtet. Abgeschlossen wurde die Veranstal- Regimes noch voll im Gange war. Das KZ bis der Widerstand vom 20. Juli 1944 auch tung mit einer Podiumsdiskussion zum Mauthausen war noch in Betrieb, Todes- in Österreich Anerkennung gefunden und in Tagungsthema, an der auch hochrangige urteile wurden verhängt und vollstreckt, seiner Bedeutung für Österreich erkannt Wissenschafter und Zeitzeugen teilnahmen. Menschen an Laternenpfählen aufgehängt. wurde. Der Angriffskrieg der Nationalsozia- Es habe aber auch Hoffnung gegeben – den listen war kein österreichischer Krieg, man Nationalratspräsident Widerstand unter dem Titel „Walküre“ in hat sich daher nicht mit dem Aufstand dage- Dr. Andreas Khol Wien, die Aktionen in Innsbruck, das befreit gen identifiziert. übergeben werden konnte und die Tätigkeit Das Jahr 2005 sei kein Jubeljahr, sondern der Widerstandsgruppe 05. Inhaltsverzeichnis Seite 3 ein Gedankenjahr, sagte Nationalratspräsi- Der Widerstand sei in Österreich nicht Impressum Seite 49 dent Dr. Andreas Khol in seiner Ansprache ohne Ambivalenz gesehen worden, die ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 2 Innenpolitik Inzwischen habe man gelernt, die Verant- Bundespräsident Hitler-Armee ein und hielt die Forderung für wortung für die Taten der Österreicher im Dr. Heinz Fischer berechtigt, trotz der so genannten Befreiungs- Dienste des Nationalsozialismus zu tragen, amnestie von 1946, alle Urteile der Wehr- aber man würdige auch unbefangener den Bundespräsident Dr. Heinz Fischer be- machtsjustiz und vergleichbarer Sonderge- tapferen Widerstand, den Österreicher dage- zeichnete Gedenktage als Marksteine der hi- richte wegen Desertion, Wehrdienstverwei- gen leisteten, wie Robert Bernardis, dem die storischen Entwicklung mit Relevanz für die gerung, Fahnenflucht, Hochverrat etc. durch Republik spät aber doch ein Denkmal gesetzt Zukunft. Es sei daher wichtig, das Jubi- einen demonstrativen Akt des Gesetzgebers habe. Auch Carl Szokoll wird am 6. April läumsjahr 2005 nicht als eine „Choreogra- aufzuheben. Als einen der vielen guten phie des Jubels“ zu sehen, sondern nach- denklich und lernbereit auf das Erreichte zurückzublicken. Das erfordere auch, in die dunkle Zeit der nationalsozialistischen Dik- tatur hinabzutauchen, als es ein Verbrechen war, sich Österreich als einen eigenen Staat zu wünschen, Jude zu sein oder eine auslän- dische Radiostation zu hören. Daher müßten wir nach den Menschen forschen, die ihren Glauben an andere Werte unter Gefahr ihres Lebens aufrecht erhalten und oft auch mit ihrem Leben und dem ihrer Angehörigen bezahlt haben. Zudem gelte es, jene in unse- re Rückbesinnung einzubeziehen, die die- sem Regime den Dienst verweigerten und gegen dieses Regime tätig wurden, den Widerstand in- und außerhalb Österreichs, Foto: Parlament / Gregor Zeitler Foto: Parlament / Gregor Zeitler den Widerstand in der und den NR-Präsident Dr. Andreas Khol: »Das Widerstand des Gewissens. BP Dr. Heinz Fischer: »Der Mut dieser Jahr 2005 ist kein Jubeljahr, sondern Männer und Frauen, gegen das Un- ein Gedankenjahr« Warum so viele Jahre verstreichen mußten, rechtsregime des Nationalsozialismus bis angemessene Antworten auf Fragen nach aktiv zu werden, verdient Anerkennung« durch eine Geste geehrt, ein Hof in der Ros- dem militärischen und zivilen Widerstand sauerkaserne wird nach ihm benannt werden. gegeben wurden, sei schwierig zu beantwor- Gründe dafür nannte Fischer, daß der Aus- Papst Leo XIII. habe schon im 19. Jahrhun- ten. Der Übergang von einer so brutalen druck „Befreiungsamnestie“ auf einen Gna- dert die Frage nach dem Widerstandsrecht mit Diktatur wie der NS-Herrschaft zu einer de- denakt hinweise, der in diesem Zusammen- dem Satz beantwortet, der heute von allen mokratischen Mehrparteienrepublik sei ein hang unpassend sei, weil es nicht um Amne- akzeptiert wird: „Wenn aber die Staatsge- komplexes Ereignis mit Hunderttausenden stierung eines begangenen Unrechts, sondern setze sich offen gegen das göttliche Recht Einzelentscheidungen gewesen, die nach- um eine neue Sicht auf den Widerstand in auflehnen, dann ist Widerstand Pflicht“. träglich nicht einfach zu beurteilen seien. In der Hitler-Armee geht. Desertion aus der Im Rahmen der Eröffnung des Sympo- diesem Zusammenhang zitierte der Bundes- Hitler-Armee könne mit der Desertion aus sions begrüßte der Nationalratspräsident ne- präsident Solschenizyn, der einmal schrieb, der Armee eines demokratischen Staates ben den Referenten eine Reihe von promi- die Grenze zwischen gut und böse ginge oft nicht verglichen werden, hielt der Bundes- nenten Gästen, an der Spitze Bundespräsi- mitten durch das Herz ein und desselben Men- präsident fest. dent Dr. Heinz Fischer, dazu Bundeskanzler schen. So sei die Grenzziehung zwischen de- In seinen weiteren Ausführungen machte Dr. Wolfgang Schüssel, die Zweite National- nen, die trotz politischer Verfehlungen wie- der Bundespräsident darauf aufmerksam, ratspräsidentin Barbara Prammer, den ehema- der voll und ganz in unser demokratisches daß im Widerstand Menschen unterschied- ligen Ministerpräsidenten der Slowakei, Jan Gemeinwesen integriert werden konnten, lichster Wertehaltungen vereint waren, Carnogursky, die Bundesministerinnen Elisa- und jenen, wo das nicht hätte stattfinden dür- Kommunisten, Sozialdemokraten, Liberale, beth Gehrer und Dr. Ursula Plassnik, den fen, außerordentlich schwierig. Auf der an- Christdemokraten und Monarchisten. Sie Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes deren Seite haben sich nicht wenige bildeten zunächst nur eine kleine Min- Dr. Karl Korinek und den Präsidenten des Widerstandskämpfer nach 1945 nicht akzep- derheit, hatten später aber mehr Zulauf und Versöhnungsfonds, Ludwig Steiner. tiert und oft ausgegrenzt gefühlt oder sich wurden nach dem Fehlschlag des 20. Juli Die unter der wissenschaftlichen Leitung zumindest um eine Anerkennung ihrer 1944 mit besonderer Brutalität verfolgt. Der von Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner stehende Tätigkeit im Widerstand gebracht gefühlt. Mut dieser Männer und Frauen, gegen das Veranstaltung wurde von der Politischen Viele, die Hab und Gut, Verwandte und Unrechtsregime des Nationalsozialismus Akademie der ÖVP, dem Karl Renner Freunde zurückgelassen haben, um in der aktiv zu werden, verdiene Anerkennung, Re- Institut, dem Dokumentationsarchiv des Emigration ihr Leben zu retten, haben nach spekt und dankbare Aufmerksamkeit, sagte österreichischen Widerstandes und der ka- dem Krieg vergeblich auf eine Einladung zur Bundespräsident Heinz Fischer und erinner- tholischen Kirche mit Unterstützung des Rückkehr in die alte Heimat gewartet. te seinerseits daran, daß den in der Moskauer Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegs- Der Bundespräsident ging dann speziell Deklaration vom Oktober 1943 angespro- folgenforschung veranstaltet. auf die Gruppe der Deserteure aus der chenen eigenen Beitrag Österreichs zu seiner ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 3 Innenpolitik

Befreiung vor allem jene Österreicherinnen und Österreicher geleistet haben, die im Widerstand waren. Ihr Ziel, ein unabhängi- ges Österreich, ist Wirklichkeit geworden. Es sei daher gut und richtig, daß wir uns ge- rade heute, im Gedenkjahr 2005 auch zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus bekennen und damit beschäftigen, so Fischer.

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel stellte seinen Ausführungen zum Widerstand 1938 bis 1945 den Gedanken voran, Sich- Nicht-Erinnern würde heißen, vor der Ver- gangenheit zu fliehen und könnte bedeuten, Gegenwart und Zukunft zu verspielen. Im Mittelpunkt der Tagung, die gemeinsam von SPÖ und ÖVP unter aktiver Teilnahme der v.l.n.r.: NR-Präsident Dr Andreas Khol, BP Dr. Heinz Fischer, BK Dr. Wolfgang anderen Parteien veranstaltet werde, stehe Schüssel, Mag. Dr. Brigitte Bailer-Galanda vom Dokumentationsarchiv des öster- die Frage, was damals eigentlich geschehen reichischen Widerstandes, Dr. Stefan Karner, Leiter des Ludwig-Boltzmann- Instituts für Kriegsfolgen-Forschung in Graz, und Mag. Karl Duffek, Direktor des sei. In den ersten vier Monaten des Jahres Renner-Instituts Foto: Parlament / Gregor Zeitler 1945 habe das NS-Regime noch brutale Vergeltungsschläge gegen den Widerstand sten getragen, sagte Schüssel und hob insbe- Bundeskanzler und machte darauf aufmerk- geführt, sagte der Bundeskanzler und leitete sondere den Oberösterreicher Franz Jägerstät- sam, daß es nach 1945 wenig Haß und Rache dann zur Würdigung des Beitrags über, den ter hervor, der sich aus religiösen Gründen gab, sondern vielmehr den Versuch, den der Widerstand für die Befreiung Öster- weigerte, den Wehrdienst zu leisten. Wider- Minderbelasteten die Hand zu reichen und reichs leistete, obwohl die Schwierigkeiten stand sei auch keine Frage des Standes, des die Gruppen, die im Widerstand vereinigt enorm waren. Denn das NS-Regime besaß Alters und des Geschlechts gewesen: Ar- waren, als Nukleus eines gemeinsamen neuen Zugriff auf alle Institutionen und hatte beiter, Bauern, Künstler, Priester, Aristo- Österreich zu nehmen. Der Bundeskanzler bereits im Jahr 1938 die führenden Politiker kraten, Junge und Alte, Männer und Frauen schloß mit einem Zitat Emile Ciorans, der Österreichs in Konzentrationslager gebracht. haben sich am Widerstand beteiligt. Die Gott bat, ihn vor dem „großen Haß“ zu Lange Zeit sei in der historischen Be- Wehrdienstverweigerung ist ebenso zu nen- bewahren sowie darum, einen „Strahl“ in die trachtung die Opferrolle Österreichs im nen wie der Schutz, den Menschen auf eige- Nacht des Hasses zu schleudern. Dies sei die Vordergrund gestanden. Tatsächlich haben ne Gefahr Verfolgten gaben. eigentliche Botschaft des österreichischen auch Österreicher Schuld auf sich geladen, Der ersten Regierung Figl haben zwölf Widerstandes, ein positiver Lichtstrahl, der was erst später ins Zentrum der Betrachtung maßgeblich Verfolgte angehört, erinnerte der in eine sehr schwierige Zeit gefallen sei. „ gerückt wurde. Heute werde dies offen aus- gesprochen. Es sei aber auch wichtig, sich Aus dem Inhalt die positive Mitverantwortung vor Augen zu Auftakt zum Jubiläumsjahr 2005 3 Chronik 33 halten und an den österreichischen Wider- »Österreich-Konvent« 13 Bundespräsident betont gutes stand zu denken, da die Alliierten in der Österreich u. d. Tsunami-Opfer 15 Verhältnis von Kirche und Staat 36 Moskauer Deklaration festgehalten haben, Personalia 37 daß Österreich für die Teilnahme am Krieg SOS-Kinderdorf: Bilanz einen Monat nach der Flut 16 Auf den Spuren des Lebens 39 an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verant- Europa Club Wien 19 BOKU-Absolventen wortung trage, „der es nicht entrinnen kann“, gründen Dachverband 42 und daß anläßlich der endgültigen Abrech- Kommission bewertet aktual. österr. Stabilitätsprogramm 20 "Das neue Österreich" - Ausstellung nung Bedacht darauf zu nehmen sein werde, Industriedynamik schwächt ab 22 zum Staatsvertragsjubiläum 43 wie viel Österreich selbst zu seiner Befrei- JADE – Stein des Himmels. 50 ung beigetragen habe. Gewerbe und Handwerk starten Exportoffensive 23 ÖJ Buchtips 52 Der Bundeskanzler würdigte die Gewis- Österr. Tourismus 2004 in Zahlen 24 Architektur: Passagen aus Prag 53 sensentscheidung der Widerstandskämpfer, Wofür geben Österreicher 2005 Gebührender Platz für Schubert 55 ihren Mut, ja ihre Tollkühnheit, sich gegen ihr Geld aus 26 Musik im Riesen 56 die NS-Mordmaschine zu stellen. Der öster- Glücklich, aber eher besorgt 27 »Im klanen Beisl wisawi« 57 reichische Widerstand sei kein Monopol Entwicklungsachse U2 Nord 28 bestimmter Gruppen gewesen, er wurde von ÖJ CD-Tips 58 Kommunisten, Sozialdemokraten, bürgerli- Salzburg: Große Universitätsaula ÖJ Reisetip fertiggestellt 31 Winterlehrpfad für Enkerln 59 chen Gruppen, Monarchisten und Legitimi- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 4 Innenpolitik Gedanken zur Bedeutung des österreichischen Widerstands

In Abrundung der wissenschaftlichen Ta- die Wiedererrichtung Österreichs ein und habe, wofür er auch entsprechend verfolgt gung zum Thema kam dann Abend eine dankte allen an dieser Veranstaltung Betei- worden sei. Besonders setzte sich Stillfried Gruppe von Wissenschaftlern und Zeitzeu- ligten für ihre Arbeit und Mühe. Die Wider- dabei mit den Ereignissen des Juli 1944 in gen zu einer Podiumsdiskussion zusammen, standskämpfer seien keine Opfer, sondern Wien und mit der Gründung der „Wider- um die zuvor in den Vorträgen und Referaten vielmehr Täter gewesen, denn sie wollten standsgruppe 05“ auseinander, wobei er auch aufgeworfenen Fragen einer eingehenden etwas tun, um den NS-Terror zu beenden. die Rolle seines Onkels würdigte. und vertiefenden Debatte zu unterziehen. Hier müsse also zwischen den Opfern der General Hubertus Trauttenberg fokus- Die wissenschaftliche Leiterin des Do- Nazis und jenen, die aktiv gegen den Natio- sierte auf die Rolle der österreichischen kumentationsarchivs des Österreichischen nalsozialismus gekämpft hätten, unterschie- Armee zu Beginn des Jahres 1938. Das Bun- Widerstandes (DÖW), Mag. Dr. Brigitte den werden. desheer wäre zum Widerstand gegen die Bailer-Galanda, wies darauf hin, daß derzeit Deutschen bereit gewesen, wenn die Politik ein Projekt zur namentlichen Erfassung der diesen zugelassen hätte. Einem solchen Wi- Opfer des Widerstandes durchgeführt werde, derstand wäre eine wichtige Bedeutung zu- sodaß man hoffe, bald konkrete Daten und gekommen, wie auch den Aussagen von Zahlen zu diesem Thema vorlegen zu können. Admiral Canaris zu entnehmen sei. Sodann ging sie auf die Widerstands- Weiters thematisierte Trauttenberg den rezeption in der Zweiten Republik ein. Da- militärischen Widerstand während des Juli bei sei festzustellen, daß die Republik lange 1944 und im Rahmen der „Widerstands- Zeit einen sehr engen Widerstandsbegriff gruppe 05“. Der Widerstand des Militärs hochhielt, wodurch viele Personen nach dem gipfelte dabei in den Handlungen zu Kriegs- Opferfürsorgegesetz nicht anerkannt wurden. ende, so namentlich in Wien, in Innsbruck Zudem sei bemerkenswert, daß die Politik bei und in der Steiermark. Die Republik habe jeder Maßnahme, die zugunsten der Opfer fast 60 Jahre gebraucht, um diesen Wider- gesetzt wurde, auch den ehemaligen National- stand anzuerkennen, beklagte der General. sozialisten Bonitäten zukommen ließ. Schließ- Erst jetzt habe man Oberstleutnant Robert lich betonte Bailer-Galanda, daß die Wider- Bernardis ein Denkmal gesetzt und nach standsforschung unterfinanziert sei und hier Carl Szokoll einen Hof im Vertei- entsprechende Verbesserungen wünschens- digungsministerium benannt. wert wären. Gerhard Vogl sprach gleichfalls über Dr. Kurt Scholz, Restitutionsbeauftragter Widerstand: Hinrichtung von K. Bieder- den militärischen Widerstand und warf dabei der Stadt Wien, ging darauf ein, wie sich die mann (mit A. Huth und R. Raschke) die Frage auf, weshalb sich das Heer nach am 8. April 1945 in Wien-Floridsdorf, Thematik Widerstand an den Bildungsein- Am Spitz. 1945 so schwer getan habe, die Aktivitäten richtungen der Republik durchgesetzt habe. Foto: Presseamt der Niederösterreichischen von Bernardis, Szokoll und anderen entspre- Hier könne man von einer Erfolgsgeschichte Landesregierung, Wien (heute Niederöster- chend zu würdigen. Dabei wies Vogl auf die reichischer Landespressedienst, St. Pölten sprechen, wofür nicht unmaßgeblich das besonderen Schwierigkeiten hin, vor denen DÖW und sein Gründer Herbert Steiner sowie der militärische Widerstand von österreichi- das Engagement der Zeitzeugen verantwort- Der Widerstand, den er kennen gelernt scher Seite gestanden sei. Es sei zu hoffen, lich gewesen seien. Zudem habe die österrei- habe, sei keineswegs parteipolitisch motiviert daß im Bundesheer künftig mit Aspekten des chische Politik Worte zu diesem Thema gewesen, vielmehr sei man von dem Willen Widerstandes offener umgegangen werde. gefunden habe, die einen stolz machten. getragen gewesen, „Hitler loszuwerden“. Botschafter a.D. Ludwig Steiner wür- Bei den Taten sehe es freilich noch etwas Dieser aktive Widerstand habe zwei Phasen digte in seiner abschließenden Rede das „durchwachsen“ aus, sodaß gesagt werden gehabt: jene der Wut und der Verzweiflung Symposion als klares Bekenntnis der Repu- müsse, hier könne weit mehr geschehen. über den Anschluß und jene, die der Mos- blik zum Widerstand und als Ausdruck des Konkret kritisierte Scholz, daß die Arbeit kauer Deklaration zu verdanken sei, durch Respekts gegenüber den Frauen und Män- des DÖW von der Politik in völlig ungenü- die man wieder Hoffnung schöpfen und nern, die diesen Widerstand getragen haben; gender Weise finanziell unterstützt werde. glauben durfte, man könne einen Beitrag zur ein so klares Bekenntnis habe es in den Nur 0,002 Prozent des heimischen Bildungs- Befreiung leisten. 60 Jahren der Zweiten Republik noch nicht budgets würden für das Dokumentations- Sektionschef Bernhard Stillfried schil- gegeben. Die Diskussion über dieses Thema archiv aufgewendet, hier müsse also drin- derte seine Erfahrungen in der Zeit des Na- könne damit aber nicht abgeschlossen sein, gend eine Kurskorrektur vorgenommen wer- tionalsozialismus und ging dabei besonders sondern müsse weiter geführt werden. Dafür den, forderte Scholz. auf die Aktivitäten seines Vaters ein, der müßten allerdings die Voraussetzungen – Der Verleger Fritz Molden ging auf sie- aktiv Widerstand geleistet und sich für die auch materieller Art – geschaffen und einge- ben Jahre des Kampfes um die Freiheit und Wiedererrichtung Österreichs eingesetzt fordert werden, betonte Steiner. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 5 Innenpolitik

Steiner nannte dann einige Punkte, die tion Rote Hilfe in den Betrieben und Grup- man Scholz, Jakob Kastelic und Karl Lede- weiterer Betrachtung bedürften: So habe die pen des Kommunistischen Jugendverbandes rer die größte Bedeutung erlangten. Zu den Haltung der Staatenwelt beim Anschluß wurden geschaffen bzw. reaktiviert. Ins- frühesten österreichischen Widerstands- Österreichs an Hitlerdeutschland bei vielen besondere in der antinazistischen Propagan- gruppen gehörte die aus ehemaligen Mit- Österreichern den Eindruck hinterlassen, das da, durch Verbreitung von Flugblättern und gliedern des Österreichischen Jungvolks, des Großdeutsche Reich habe Österreich und Zeitungen, waren die KommunistInnen die Studentenfreikorps und der Marianischen später das Sudetenland „legal erworben“ und aktivste Kraft im Widerstand. Verhaftungen, Studentenkongregation zusammengesetzte „die ganze Welt“ habe das so zur Kenntnis KZ-Einweisungen und Todesurteile konnten genommen. Weiter zu untersuchen gelte es zwar Organisationen zerstören, aber nicht auch, weshalb keine wirkliche Exilregierung den Widerstand brechen. zu Stande gekommen sei. Schließlich müsse man bedenken, daß man vor dem Jahr 1938 Katholischer und ansetzen müsse, nämlich beim Jahr 1918 legitimistischer Widerstand und den Umständen, unter denen die Re- Die zahlreichen Verhaftungen bekannter publik entstanden sei. Der Weg zum heuti- Politiker und Funktionäre der Vaterländi- gen österreichischen Selbstverständnis sei weit gewesen. Es gehe darum, „die Dinge dar- zustellen, wie sie sind“, bei moralischen Be- Hedwig Bodenstein wurde als Mitglied wertungen aber Zurückhaltung zu üben. der Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsbewegung am 6. 12. 1943 vom Volksgerichtshof in Wien zu zwei Beginn des Widerstandes Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt Kommunistischer Widerstand In seiner ersten Erklärung am 12. März 1938 hatte das in Prag befindliche Zentral- komitee der kleinen, aber schon seit 1933 im politischen Untergrund erfahrenen und gut

Dr. Jakob Kastelic wurde als Verantwortlicher der Widerstandsgruppe Großösterreichische Freiheitsbewegung am 1. 3. 1944 zum Tode verurteilt und am 2. 8. 1944 hingerichtet

Heinz Mayer aus Innsbruck wurde als Mitglied der Widerstandsgruppe Freies Österreich im Oktober 1938 von der verhaftet, durchlief mehrere Haftstätten, bis er im Juni 1943 ins KZ Der kommunistische Funktionär Bruno Buchenwald überstellt wurde, wo er bis Dubber wurde 1941 wegen Hochver- zur Befreiung 1945 verblieb rats verurteilt und starb 1944 in der Fotos: Wr. Stadt- und Landesarchiv / DÖW Haft Foto: Wr. Stadt- und Landesarchiv / DÖW Jugendgruppe Frei-Jungdeutschland. Auch organisierten KPÖ die Parole des aktiven Karl Burian, Leiter d. legitimistischen die monarchistische Studentenverbindung Widerstandes gegen das NS-Regime ausge- Vereinigung und Widerstandsgruppe Ottonen ging nach ihrer Auflösung im März geben. Der „Anschluß“ wurde bedingungs- der Ottonen, wurde am 9. 12. 1943 1938 in die Illegalität; ihr Senior Hauptmann zum Tode verurteilt und am 13. 3. los abgelehnt und die Wiederherstellung 1944 hingerichtet Karl Burian wurde 1944 hingerichtet. Otto eines freien und demokratischen Österreich Fotos: Wr. Stadt- und Landesarchiv / DÖW Habsburg, der in Paris scharf gegen die Be- gefordert, wobei revolutionäre und klassen- setzung Österreichs protestiert hatte, war kämpferische Positionen in den Hintergrund schen Front und die (vorübergehend) prona- nicht nur für die Legitimisten eine wichtige traten. Die Wucht der Ereignisse des März zistische Haltung der Bischöfe, aber auch die politische Leitfigur. Antinazismus, Katholi- 1938, Flucht und Verhaftung vieler Funktio- fehlende konspirative Erfahrung erschwerten zismus und ein Österreich-Patriotismus, der näre führten zu Unterbrechungen in der orga- die Organisierung des Widerstands in die- meist großösterreichisch-habsburgisch orien- nisatorischen und propagandistischen Tätig- sem Milieu. Nach dem Aufbrechen der tiert war, prägten die Ausrichtung dieser keit; vor allem aus dem Ausland zurückkeh- Konflikte zwischen NS-Regime und katholi- Widerstandsgruppen. rende Funktionäre bemühten sich um den scher Kirche ab Sommer 1938 formierten Wiederaufbau der Organisationen. Eine zen- sich größere Widerstandsorganisationen, von Sozialistischer Widerstand trale Wiener Leitung, Kreis- und Bezirks- denen die drei (später vereinigten) Österrei- Die in den Jahren 1934 bis 1945 als organisationen, die Unterstützungsorganisa- chischen Freiheitsbewegungen um Karl Ro- Nachfolgepartei der verbotenen Sozialdemo- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 6 Innenpolitik kratie im Untergrund wirkenden Revolutio- sung hieß jedoch nicht Rückgängigmachung großdeutschen Tradition und orientierten nären Sozialisten (RS) konnten ihre zentrale des „Anschlusses“, sondern Umwandlung sich auf die Wiederherstellung eines (demo- Parteiorganisation unter den Bedingungen des des nationalsozialistischen in ein sozialisti- kratisch-sozialistischen) Österreich in einem NS-Terrors nicht aufrechterhalten. Beson- sches Deutschland. Erst im Laufe des Krie- freien Europa. „ ders verhängnisvoll wirkte sich die Tätigkeit ges lösten sich die Sozialisten von ihrer Quelle: http://www.doew.at von Spitzeln und Verrätern wie dem ehema- ligen Arbeiter-Zeitungs-Redakteur Hans Pav aus, der zahlreiche seiner GenossInnen der Das Dokumentationsarchiv des Gestapo auslieferte. Die weiter aktiven Funktionäre, darunter bemerkenswert viele österreichischen Widerstandes Frauen, konzentrierten ihre Tätigkeit auf die Das DÖW wurde 1963 von ehemaligen von Hitlers Aggressionspolitik), sondern Hilfe für Flüchtende und auf die Unter- Widerstandskämpfer/inne/n und Verfolgten dem Bemühen um Selbstdarstellung der sowie von einigen engagierten Wissen- Widerstandskämpfer/innen und Verfolgten schaftlern gegründet. Diese relativ späte und deren Selbstbehauptung gegen Igno- Gründung – 18 Jahre nach Kriegsende – ranz und Verdrängung. Erst 1983 wurde hängt damit zusammen, daß das innenpoli- neben dem privaten Verein DÖW eine tische Klima Österreichs in den vierziger Stiftung ins Leben gerufen, die von der und fünfziger Jahren nicht von den Wi- Republik Österreich (Wissenschaftsmini- derstandskämpfern, von Verfolgten, Vertrie- sterium) und der Stadt Wien getragen wird. benen und Antifaschisten, sondern von den Bis heute wirken Widerstandskämpfer und Weltkriegsteilnehmern und ehemaligen NS-Opfer im DÖW mit, nicht zuletzt als NS-Anhängern geprägt wurde. Auf die In- Zeitzeugen und bei Führungen für Jugend- teressen und Einstellungen dieser Kriegs- liche, und diese menschliche Komponente generation nahmen die tragenden politi- unterscheidet das DÖW ein wenig von nur schen Kräfte Rücksicht, sie wurde keiner aus Büchern und Akten bestehenden Bi- Die Amerikanerin Muriel Gardiner half geistig-politischen Entnazifizierung unter- bliotheken und Archiven. gemeinsam mit ihrem späteren Gatten zogen, und nicht wenige ihrer Angehörigen Joseph Buttinger, Obmann der Revolutionären Sozialisten seit 1935, verharrten in alten Vorstellungen und Denk- In der Anfangsphase des DÖW, unter dem zahlreichen gefährdeten Sozialisten, mustern. Diese zahlenmäßig starken Be- Zwang des Unter-Beweis-Stellens des Wi- Österreich zu verlassen völkerungsgruppen standen dem Wider- derstandes gegenüber gehässigen Anfech- stand skeptisch bis feindselig gegenüber; tungen, mußte es vorerst darum gehen, se- Widerstandskämpfer wurden als „Eid- riöse archivalische und wissenschaftliche brecher“, als „Feiglinge“ und „Verräter“, Grundlagen zu schaffen, auf denen die Wi- als „Verbrecher“ und „Mörder“ angesehen derstandsforschung aufbauen konnte. 1970 (bzw. nicht selten auch offen bezeichnet); wurde mit den Arbeiten für die Reihe der österreichische Widerstand wurde an- Widerstand und Verfolgung in den österrei- gezweifelt, bagatellisiert oder geleugnet. chischen Bundesländern begonnen, in der mittlerweile insgesamt 13 Bände (Wien, „Dokumentationsarchiv eines in Wirklich- Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Nieder- keit doch niemals existent gewesenen österreich, Salzburg) erschienen sind. österreichischen Widerstandes“, höhnte der Später wurden diese Dokumenteneditionen Rosa Jochmann wurde im Zuge der meistgelesene Kolumnist Österreichs, „Sta- durch ein Oral-history-Projekt ergänzt, von Verhaftungsaktion vom 22. August berl“, noch 1971 in der „Kronen Zeitung“. dem inzwischen über 2.600 Kassetten von 1939 von der Gestapo inhaftiert und Anerkennung fanden die Widerstands- 830 Interviews vorliegen und vier Bände am 22. März 1940 ins kämpfer bestenfalls in Sonntagsreden von (über Arbeiterbewegung, katholisch-kon- Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie bis zur Befreiung des Politikern, oder sie dienten als Argument servatives Lager, Juden, Kärntner Slowe- Lagers 1945 verbleiben mußte für außenpolitische Zwecke, etwa zum Be- nen) publiziert sind. Fotos: Wr. Stadt- und Landesarchiv / DÖW weis für Österreichs „eigenen Beitrag zur Befreiung“ (im Sinne der Moskauer Dekla- Über den politischen Widerstand hinaus stützung von Verfolgten und deren Angehö- ration von 1943) bei den Staatsvertrags- hat das DÖW von Anfang an auch alle For- rigen; die schon seit 1934 bestehende Sozia- verhandlungen mit den Alliierten. men der NS-Verfolgung in seiner Arbeit listische Arbeiterhilfe (SAH) wurde gleich- Das DÖW und die von ihm ausgehende berücksichtigt und insbesondere zu den sam zum Ersatz für die Parteiorganisation. Widerstandsforschung entsprangen nicht Themen Juden- und Zigeunerverfolgung in Die mit den Organisationen im Land bis der vom offiziellen Österreich vertretenen Österreich die ersten wissenschaftlichen zum Kriegsausbruch in Verbindung stehende „Opfertheorie“ (Österreich als erstes Opfer Arbeiten geliefert. Auslandsvertretung österreichischer Sozia- listen in Paris rief zwar zum Nein-Stimmen Quellen: http://www.parlament.gv.at / http://www.doew.at bei der Hitler-Volksabstimmung auf und di- Zusammenfassungen der Beiträge aus der Wissenschaft haben wir hier zusammengestellt: stanzierte sich vom Ja Karl Renners; ihre Lo- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2005/0105/W3/32001pk.htm ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 7 Innenpolitik Auftakt zum Jubiläumsjahr 2005 Im Jahr 2005 feiert Österreich nicht nur 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft, sondern begeht auch zahlreiche andere Jubiläen. Zum Auftakt dieses Jubiläumsjahrs fand im historischen Sitzungssaal des Parlaments eine Festsitzung statt. Foto: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA Historischer Sitzungssaal des Parlaments in Wien mit Bundespräsident, Regierung, Abgeordneten und Ehrengästen

er historische Sitzungssaal im Hohen Zusammenhang auch von Trauer über die DHaus an der Wiener Ringstraße war am Toten, Dank an die Helfer, Hoffnung für die 14. Jänner Ort des Gedenkens der Opfer der Vermißten und Mitleid für die Angehörigen Flutkatastrophe in Südost-Asien. Dabei ha- der Opfer, „deren Schmerz wir verstehen, ben – musikalisch umrahmt von der „Jungen aber nicht wirklich lindern können.“ Philharmonie Wien“ – Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, Nationalratspräsident Aus einem Land, Dr. Andreas Khol, Bundeskanzler Dr. Wolf- das keiner wollte … gang Schüssel, Vizekanzler Hubert Gorbach, Bundesratspräsident Georg Pehm und die … sei „Österreich ein Staat geworden, den Klubobleute der vier Parlamentsparteien An- alle wollen“, so Khol. Österreich sei „zur sprachen gehalten. Nation geworden, an die seine Bürgerinnen Nach der Präsentation eines kurzen ORF- Nationalratspräsident und Bürger glauben, die sie lieben“. Wenn Videos zur aktuellen Lage in Südostasien Dr. Andreas Khol acht Millionen Menschen in einem Europa wandte sich Nationalratspräsident Khol mit Foto: Parlament/Mike Ranz der 500 Millionen „als Kultur- und Schick- einer Trauerrede an die Teilnehmerinnen und salsgemeinschaft bestehen wollen, so brau- Teilnehmer des Gedenkaktes. „Was wir als Stunde.“ Der Nationalratspräsident weiter: chen sie den Grundkonsens aller Kräfte in vermeintliche Herren der Welt, der Technik, „Einem Naturereignis dieser Dimension ste- einer reich gegliederten Bürgergesellschaft“. der planbaren Vorgänge allzu gerne verdrän- hen wir Menschen alle gleichermaßen hilflos Österreich komme „aus den Ruinen des gen, ist uns grausam vor Augen geführt wor- gegenüber. Wir werden niemals eine Erklä- Jahres 1945, den Trümmern unserer Städte den: die Naturgewalten haben wir nicht im rung, einen Sinn in diesem Leid finden, viel- und Dörfer, aus den Trümmern unserer Ge- Griff. Naturkatastrophen sind unabwendbar: leicht gewinnen wir aber eine neue Soli- sellschaft nach Wirtschaftszusammenbruch Wir kennen nicht den Tag und nicht die darität in der Welt.“ Khol sprach in diesem und Bürgerkrieg, dem Ende der Demokratie ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 8 Innenpolitik und den Verbrechen des Nationalsozialis- daß Österreich vor wenigen Tagen das erste müsse. Die Zukunft sei mit Anstrengungen mus“, sagte Präsident Khol. Österreich heute Jahrzehnt seiner Mitgliedschaft in der Euro- und Unsicherheiten verbunden. „Unsere Auf- sei „ein Staat geworden, den alle wollen. Die päischen Union vollendet hat. Ganz beson- gabe und unser Recht ist es, aus der Vergan- Bürgerinnen und Bürger, alle politischen ders wichtig sei die historische Tatsache, daß genheit zu lernen und daraus den Mut zur Kräfte, haben ihn gemeinsam erarbeitet“. Zukunft zu schöpfen. Unsere Aufgabe ist es Dieser Staat sei gestaltet von einer parlamen- auch, Risken richtig einzuschätzen und nach tarischen Demokratie, die auf dem Grund- Möglichkeit zu begrenzen.“ konsens aller beruhe und die „im Wertefunda- Mit den Jubiläen, mit den Gedenkver- ment einer blühenden und vielfältigen Bür- anstaltungen und Feiern im Laufe des Jahres gergesellschaft verankert ist. Wirtschaftlich 2005 werde man letztlich nur dann zufrieden erfolgreich steht die Republik mit ihrer sein, wenn man den Rückblick in den Dienst Lebensqualität für alle an der Spitze der der Zukunft stelle und wenn man den richti- Welt“. Österreich sei zur Nation geworden, gen Maßstab für die Beurteilung von Ver- an die seine Bürgerinnen und Bürger glau- gangenheit, Gegenwart und Zukunft findet, ben, die sie lieben. Als Mitglied der EU habe sagte Fischer. Österreich seine Rolle gefunden. „Heute Das alles könne aber nicht das Werk ein- können wir stolz sagen, daß wir zu jedem zelner Personen, einzelner Parteien oder ein- unserer Nachbarstaaten so gute Beziehungen Bundespräsident zelner Institutionen sein. Es könne nur gelin- Dr. Heinz Fischer haben wie nie zuvor in der Geschichte.“ Foto: Parlament/Mike Ranz gen, wenn sich alle gemeinsam bemühen und Zur Zukunft übergehend, betonte Khol, gemeinsam daran arbeiten. „Um diese Ge- „im Viereck von niedriger Geburtenrate, die Zweite Republik heuer auf einen erfolg- meinsamkeit darf ich Sie bitten, aus Respekt gefährdeter Integration, steigender Neubür- reichen und friedlichen Weg von genau vor den großen Leistungen der Wiederauf- gerrate und notwendiger Homogenität müs- sechs Jahrzehnten zurückblicken könne. Der baugenerationen, aber auch aus Respekt vor sen die Antworten für eine weiter bestehen- Bundespräsident wies darauf hin, daß es im der Größe der vor uns liegenden Aufgaben. de gesellschaftliche Kohäsion ständig erar- Verlaufe dieses Jahres noch weitere wichtige Unserer Heimat, der Republik Österreich, beitet werden“. Österreich müsse seinen Bei- Jubiläen geben wird, nicht zuletzt das halbe und damit Ihnen allen wünsche ich eine gute trag zum Frieden vor der Haustür – Khol Jahrhundert seit dem Abschluß des Staats- und friedliche Zukunft.“ nannte den Kosovo und die Balkanstaaten – vertrages, seit der Beschlußfassung über das bestimmen. Der Wirtschafts- und Arbeits- Neutralitätsgesetz und seit dem Beitritt zu Österreich wurde geholfen standort müsse „laufend verbessert“ werden; den Vereinten Nationen. und Österreich hilft Ziel sei ein menschengerechter Weg, geprägt Ausgangspunkt der friedlichen und posi- durch eine Synthese von Markt und Ge- tiven Entwicklung der Zweiten Republik sei meinwohl. Und Nationalratspräsident Khol die Wiedergeburt eines demokratischen Ge- schloß: „Vieles ist zu bedenken im Gedenk- meinwesens im Frühjahr 1945, also vor 60 jahr 2005, das heute beginnt. Tun wir es inten- Jahren, gewesen. Voraussetzung dafür war siv und gemeinsam: gewappnet für das Uner- das Ende des grausamen und leidvollen Krie- wartete, bereit zur Veränderung, mit gemein- ges. Auch das Ende der Gewaltherrschaft samen Werten als Kompaß unseres Tuns." des Nationalsozialismus stehe mit diesem Datum in Verbindung und daher auch das Aus der Ende der Konzentrationslager und das Ende Vergangenheit lernen … des Anschlusses, erinnerte der Bundesprä- sident. „Vor 60 Jahren gab es gewissermaßen Auch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer den Triumph der rot-weiß-roten-Fahne über ging zunächst auf die Flutkatastrophe in das Hakenkreuz, den Triumph der Demo- Bundeskanzler Südost-Asien ein. Er habe mit Dankbarkeit kratie über die Diktatur.“ Alle danach fol- Dr. Wolfgang Schüssel zur Kenntnis genommen, wie sehr die Re- genden innen- und außenpolitischen Erfolge Foto: Parlament/Mike Ranz publik Österreich mit einem Herzen fühlt, in der Zweiten Republik wären nicht mög- mit einem Kopf denkt und auch gemeinsam lich gewesen ohne die im Jahr der Wie- Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel handelt, wenn es um die Anteilnahme am dergeburt der Republik gemeinsam gelegten leitete seine Rede mit der Frage ein, ob es ver- Schicksal der Katastrophenopfer, am Leid Grundsteine. messen sei, „wenn sich angesichts der Bilder ihrer Angehörigen und um Hilfe für die Be- Man dürfe sich aber nicht in Versuchung aus den Katastrophengebieten die Erinnerung troffenen gehe. Er wolle sich als Bundesprä- führen lassen, die Erfolge der Vergangenheit an die Ruinenlandschaft vor 60 Jahren in sident bei allen Helferinnen und Helfern für als Garantieschein für eine bequeme Zukunft Österreich, in Wien im besonderen, auf- ihren enormen Einsatz ganz ausdrücklich zu betrachten, gab der Bundespräsident zu drängt? Ich denke nicht.“ Aber wo Gefahr bedanken. Und er bedanke sich auch für jede bedenken. Der Blick auf eine positive sei, wachse das Rettende auch, heiße es, und einzelne Spende und für jeden einzelnen Vergangenheit sei natürlich ein Grund zur damals wie heute habe man gespürt, „daß die Euro. Freude, aber der Blick in die Zukunft sei Menschen zusammenstehen, daß die Men- Sodann kam Fischer auf das „Jubiläums- etwas anderes, allein schon deshalb, weil die schen einander helfen nicht nur in der Re- jahr 2005“ zu sprechen. Er erinnerte daran, Zukunft immer in Varianten gedacht werden gion, sondern eine beispiellose Woge der ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 9 Innenpolitik

Solidarität weltweit aufgebrochen ist. Österreich wurde geholfen und Österreich hilft in diesen Tagen, in diesen Stunden. Ich danke daher allen, die spenden, allen, die geholfen haben, allen die Mut und Trost gegeben haben, denn das ist genauso wichtig wie eine materielle Hilfe.“ „Österreich war und ist nie eine Insel der Seligen gewesen. Denn alle politischen Be- ben auf diesem Kontinent haben auch uns erreicht, manchmal waren wir sogar beinahe das Epizentrum: Zwei Weltkriege, ein müh- samer Wiederaufbau, der ungarische Be- freiungskampf 1956 – damals nahmen wir rund 200.000 Flüchtlinge auf, das sollte man auch in Stunden nicht vergessen, wo manch- mal sehr kleinlich gestritten wird um die Aufnahme und die Verteilung von Flücht- lingen. Der Bau der Berliner Mauer, die Auswirkungen der Niederschlagung des Prager Frühlings, des Polnischen Kriegs- rechts, der Wirren in Bukarest, die Folgen der Balkankrisen und -kriege – all dies muß- te bewältigt werden und wurde bewältigt. Und dabei hat uns eine besondere Fähigkeit geholfen, die vielleicht hier etwas besser wächst als bei den Großen, nämlich die Kunst der Improvisation, also jene Kreativi- tät, mit der man in Gefahr rasch das Richtige tut, getragen vom Mitfühlen und der Soli- darität unserer Bevölkerung.“ „Österreich und seinen politischen Reprä- sentanten aus allen politischen Parteien ist es immer wieder gelungen – manchmal erstaun- licherweise gelungen, im Nachhinein be- trachtet – den rechten Zeitpunkt, den rechten Foto: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA

Oben: Im »historischen Sitzungssaal« des Parlaments tagte ursprünglich das Abgeordnetenhaus des ehemaligen Reichsrates und ist einer der historisch symbolträchtigsten Orte Österreichs. Im »Reichsratssitzungssaal«, wie er kurz genannt wird, trafen Ende April 1945 die Mitglieder der Provisorischen Staatsregierung unter dem Vorsitz von Karl Renner zu ihrer ersten Sitzung zusammen; in dicken Mänteln, wie die Photos zeigen, weil an eine Beheizung des schwer beschädigten Parlaments- gebäudes damals nicht zu denken war. Ebenfalls in diesem Saal konstituierte sich am 19. Dezember 1945 der erste Nationalrat der Zweiten Republik und nahm seine gesetzgeberische und kon- trollierende Arbeit für die wiederer- standene Republik auf.

Unten: Regierungserklärung von Bundeskanzler Dr. Leopold Figl vor

dem Nationalrat 1945 Foto: Karl von Vogelsang-Institut ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 10 Innenpolitik Augenblick zu erfassen und zu nützen. Mit- nach Harmonie, nach Menschlichkeit und Mag. Wilhelm Molterer, ten im Kalten Krieg, während sich etwa die Augenmaß. Und nicht nur Dichter üben sich ÖVP weltpolitischen Fronten verhärtet haben, hat oft in treffsicherer Selbstkritik, manchmal Österreich Plattformen aufgebaut, die zu auch scharfer Ironie, mit der unsere Gesell- Kontakten und Verhandlungen genutzt wur- schaft, unsere Lebensumstände, auch die po- den um die globalen Gefährdungen zu ver- litischen Verhältnisse in jeder Zeit reflektiert mindern, die immerhin damals Atomgefahr, und hinterfragt werden müssen.“ Atomkriegs-Gefahr hießen. ,Koexistenz‘ „Wir sprechen heute oft von der schlep- hieß damals das Zauberwort.“ penden Auseinandersetzung mit der Vergan- „Bertha von Suttner wurde – wie Stefan genheit. Die heutige Generation, die heutige Zweig uns in Erinnerung ruft – lange Zeit als Zeit versteht nicht leicht, warum vieles nicht unbequeme, ja weltfremde Idealistin ver- von Anfang an klar und deutlich, klarer und kannt, manchmal auch belächelt und ver- deutlicher, ausgesprochen wurde: Die Taten lacht. Doch wirkte ihr Programm, dieser der NS-Vertreibung, Enteignung, Ermordung scheinbar schlichte Imperativ ,Die Waffen jüdischer Bürger, aber auch von Kranken, nieder‘, für den sie vor genau 100 Jahren den Homosexuellen, von Roma und Sinti, von ÖVP-Klubobmann Friedensnobelpreis erhielt, geradezu als Menschen anderer politischer und religiöser Mag. Wilhelm Molterer Staatsmaxime der Zweiten Republik. Denn Überzeugung, deren Wirken so viel zur For- Foto: Parlament/Mike Ranz die österreichische Neutralität war ja nie- mung unseres Österreichtums beigetragen mals ein Produkt der Gleichgültigkeit, son- hat. Erst sehr spät ist es uns nach ersten meinte, es sei „eine Fügung des Schicksals“, dern Auftrag und Friedensmission – etwa in Ansätzen in den frühen Jahren gelungen, daß der Begriff des Gedankenjahres das Jahr der Vermittlung zwischen Ost und West, einen Beitrag zur Linderung seelischen und 2005 präge. „Unsere Gedanken sind bei den zwischen Israel und der Arabischen Welt materiellen Leids zu leisten.“ Angehörigen, das Gedenken gilt den Op- oder etwa auf dem Balkan. Wien ist einer der „Die historischen Wundspuren reichen fern“, sagte er, aber der Auftrag heiße wenigen Amtssitze der Vereinten Nationen noch viel weiter zurück, bis in die Jahre vor eigentlich „hoffen und helfen“. Für Molterer und gerade für diese Dinge besonders be- 1914. Vieles wurde versäumt, doch die große hat der Begriff „Nachbar in Not“ durch die deutsam. Zu den positiven Inhalten der bei- Richtung stimmt letztlich: Der Wiederauf- Flutkatastrophe in Südostasien eine ganz den Begriffe ,Friede und Integration‘ zählt ja bau der Demokratie, die Absage an jede Art neue Bedeutung bekommen. auch das Bemühen um aktive und produkti- Totalitarismus, das Mißtrauen gegenüber Molterer gab zu bedenken, daß für seine ve Toleranz – etwa gegenüber Minderheiten platten Parolen.“ Generation und die Generation der Kinder oder anderssprachigen Volksgruppen. Denn „Lassen Sie mich einen hier nennen: Fritz Friede, Freiheit, Demokratie und Wohlstand – das vergißt man leicht – auch nach dem Wotruba, der im Jahr 1945 Folgendes gesagt selbstverständlich seien, für die Generation Untergang der Donaumonarchie ist Öster- hat: ,Wir stehen auf einem Trümmerhaufen … seiner Eltern und Großeltern sei dies aber bei reich in gewisser Hinsicht ein ,Vielvölker- Wir fangen an wie das Menschengeschlecht weitem nicht so gewesen. Er sieht es als eine staat‘ geblieben, der seine Erfahrungen und nur je angefangen hat. Aber wir haben eine der Hauptaufgaben des „Gedankenjahrs 05“, Kompetenzen heute in den europäischen In- Kostbarkeit, die unsere Urväter und -mütter Selbstverständlichkeiten nicht als Selbstver- tegrationsprozeß einbringen kann.“ nicht besessen haben: Die Erfahrung. Ihr ständlichkeiten zu betrachten, sondern dar- „Natürlich ist es beeindruckend, wie Öster- sind wir verpflichtet. Wir dürfen uns um um zu ringen, daß „das uns Selbstverständ- reich durch den Einsatz seiner Menschen am nichts herumdrücken … Bleiben wir acht- liche“ auch tatsächlich selbstverständlich Rande der westlichen Welt zunächst heute sam, von Beginn an.‘ bleibe. zu wirtschaftlichen Spitzenrängen aufgestie- Sicherheit, Wohlstand und Freiheit kön- Österreich habe nach dem Schrecken des gen ist. Und unsere Klein- und Mittelbe- nen nur dann auf Dauer bestehen, wenn wir Zweiten Weltkrieges und des nationalsozia- triebe haben Österreich krisenfester gemacht uns in einem gemeinsamen, starken Europa listischen Regimes eine zweite Chance be- als andere Volkswirtschaften, sind gleichsam bewähren, an dem wir ja jetzt seit zehn Jah- kommen, unterstrich Molterer. „Unsere Vor- ein unverwundbar machendes Kettenhemd ren mitbauen. Vielleicht eröffnet sich gerade väter haben diese zweite Chance genutzt“. für uns. Eine weltweit neue, damals einzig- im Gedankenjahr 2005 auf diesem gefestig- Die Zweite Republik sei geprägt vom Grund- artige Form des Dialogs zwischen Gewerk- ten Standpunkt eines Europas mit Österreich konsens der Demokratie und der Marktwirt- schaften und Arbeitgebern bewährte sich als nicht am Rand, sondern im Zentrum – die schaft. Das „Österreich ist frei“ habe dem Basis unseres Aufschwungs. Diese Sozial- Chance, das vergangene Jahrhundert öster- Land einen eigenbestimmten Weg ermög- partnerschaft ermöglichte sozialen Frieden reichischer Geschichte in seinem gesamten licht, einen eigenbestimmten Weg zu Wohl- und zugleich heikle politische Entscheidun- Zusammenhang zu lesen, neu zu verstehen, stand und sozialem Frieden, zu einem selbst- gen; und nicht zu vergessen: Der Beitrag der offen zu debattieren – und eine künftige bewußten Leben und in ein integriertes Bauern und Gewerkschafter besonders unter Heimat neu zu entdecken und zu gestalten: Europa. Franz Olah in der staatsbedrohlichen Krise unsere klein gewordene Welt, unser größer Daß Österreich eine Insel der Seligen sei, des Jahres 1950 im Kampf für Freiheit und werdendes Europa und unser geliebtes Öster- „wie wir uns über viele Jahrzehnte eingere- Demokratie gegen totalitäre kommunisti- reich“, so der Bundeskanzler abschließend. det haben“, wies Molterer als falsch zurück. sche Bedrohungen.“ Anschließend kamen die Klubobmänner Vielmehr stehe Österreich im Wettbewerb. „Das österreichische Wesen mag enträt- der vier im Parlement vertretenen Parteien Daraus resultiert für ihn die Verpflichtung, seln wer das kann. Aber es drängt jedenfalls zu Wort: Österreich als Teil Europas zu begreifen und ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 11 Innenpolitik

Globalisierung nicht zu erdulden, sondern „unser Haus Österreich“ auch Risse be- zu machen und eine nie vorher gekannte Zeit auf Grund der eigenen Wertebasis zu gestal- kommen habe, mahnte Gusenbauer und wies des Friedens und Wohlstands möglich zu ten. Das Motto für die Zukunft leitete der darauf hin, daß heute 300.000 Menschen in machen. ÖVP-Klubobmann aus der dritten Strophe akuter Armut lebten, über 300.000 Men- Man dürfe darob aber nicht vergessen, der Bundeshymne ab: „Mutig in die neuen schen eine Arbeit suchten und viele Öster- daß es seit 1945 weltweit 180 Kriege mit 40 Zeiten!“. reicherinnen und Österreicher Zukunfts- Millionen Toten gegeben habe. Hier liege ängste hätten. Er hält es für die Aufgabe der Verantwortung für Österreich in einer globa- Dr. Alfred Gusenbauer, Politik, dafür zu sorgen, jenen Menschen, lisierten Welt, so Scheibner. Dieses Jahr 2005 SPÖ die heute leben, ähnliche Zukunftsperspek- werde Österreich Gelegenheit geben, neben tiven zu bieten wie den vorherigen Gene- der Aufarbeitung der Vergangenheit auch rationen. den Blick in die Zukunft zu schärfen, um künftige Aufgaben zu meistern. Und wenn es Herbert Scheibner, FPÖ gelinge, dies alles gemeinsam zu tun, „dann hat dieses Jahr auch seine Nachhaltigkeit“.

Dr. Alexander Van der Bellen, Grüne

SPÖ-Klubobmann Dr. Alfred Gusenbauer Foto: Parlament/Mike Ranz befaßte sich zunächst mit der Flutkatastro- FPÖ-Klubobmann phe in Südostasien und betonte, es sei her- Herbert Scheibner vorragend, wie sich die österreichische Be- Foto: Parlament/Mike Ranz völkerung in dieser Situation verhalten habe. Die enorme Bereitschaft zur Hilfe und zum erklärte, das Jubiläumsjahr 2005 sei auch zu Klubobmann der Grünen Spenden sei die Fortsetzung eines der besten einem Gedankenjahr geworden, man solle Dr. Alexander Van der Bellen Teile der österreichischen Geschichte seit nicht nur jubilieren und feiern, nicht nur der Foto: Parlament/Mike Ranz 1945, unterstrich er. Zu jeder Zeit, wenn Verdienste und Schattenseiten der Vergan- Menschen in Not gewesen seien, hätten die genheit gedenken, man solle sich auch den erinnerte daran, daß man ursprünglich ledig- Österreicherinnen und Österreicher geholfen Herausforderungen der Gegenwart und der lich ein Feierjahr zur Erinnerung an fast 60 und seien solidarisch gewesen. Das zeichne Zukunft stellen. Die furchtbare Flutkatastro- Jahre Frieden in Österreich habe beginnen das Aufbauwerk seit 1945 aus. phe in Asien habe diesen Bedarf auf sehr lassen wollen. Nun aber stünde man noch Gusenbauer erinnerte daran, daß man drastische Weise unter Beweis gestellt, ver- unter dem Schock der Flutwelle und trauere nach 1945 Krieg, Faschismus und Barbarei wies Scheibner auf die zahllosen Toten, un- mit den Kindern, die ihre Eltern, und mit den verhindern habe wollen, ebenso wie eine ter denen auch Österreicher gewesen sind. Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Man Spaltung der Gesellschaft. Genau aus diesem Dies alles zeige uns die Grenzen der werde helfen, soweit dies gehe, als Indivi- Grund sei Österreich das geworden, was es menschlichen Macht, zeige, daß man die duen, als karitative Organisationen und als heute sei. Zum Aufstieg des Landes haben Natur verändern, ja sogar vielleicht zerstö- Menschen mit politischer Verantwortung, seiner Meinung nach nicht zuletzt die einfa- ren, aber nicht beherrschen könne. und zwar mit einem Gefühl der Dankbarkeit chen Leute, die, so Gusenbauer, „mit un- Man könne den Angehörigen der Opfer für diese fast 60 Jahre Frieden, mit dem glaublichem Fleiß und unglaublicher Einsatz- das Leid nicht nehmen, aber man habe die wachsenden Wohlstand, der damit einherge- bereitschaft Österreich aufgebaut haben“, Verantwortung, ihnen die nötige und mögli- gangen sei. beigetragen. che Hilfestellung zu geben, betonte der Vor fast 60 Jahren haben die Alliierten Es sei ein großes Glück, zur richtigen Klubobmann. Man habe sich aber auch endlich den Sieg über das aggressive Hit- Zeit am richtigen Ort leben zu können, be- jenen Katastrophen zu stellen, die mensch- lerdeutschland errungen, erinnerte Van der tonte Gusenbauer weiter. Österreich sei seit lich verursacht sind, kam Scheibner auf den Bellen, vor fast 60 Jahren sei die Nazi- 1945 ein richtiger Ort, „ein guter Ort zum Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Dies sei eine herrschaft zu Ende gegangen, eine Herr- Leben“. Als politische Leistungen der menschliche Katastrophe mit 60 Millionen schaft, an der leider auch Österreicher betei- Zweiten Republik hob er unter anderem das Toten. Man werde der Opfer, der Vertrie- ligt waren – von Hitler abwärts bis zum letz- Erringen von Freiheit und Unabhängigkeit, benen, der Verfolgten – auch in der Nach- ten kleinen Blockwart, der seine Nachbarn die großen Reformen der Kreisky-Ära und kriegszeit – gedenken, man werde sich freu- verraten und denunziert hat. So ambivalent die europäische Integration hervor. en, daß es gelungen sei, dieses Land wieder- sei die Geschichte jedes Volkes, auch die des Man dürfe aber nicht übersehen, daß aufzubauen, die Demokratie unumkehrbar österreichischen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 12 Innenpolitik

Heute sei es eigentlich ein wenig früh, des Krieges beigetragen haben. Vielfach um mit dem Feiern zu beginnen, denn heute sogar mit ihrem Leben; und darauf baue Jubiläumsjahr 2005: vor 60 Jahren wurde die Zweite Republik diese Republik auf. Die politischen Parteien Wer, was, wann? noch nicht geboren, vielmehr war heute vor bildeten durch die Unterzeichnung der Un- 60 Jahren das KZ Mauthausen noch in voll- abhängigkeitserklärung gleichermaßen einen 10 Jahre Beitritt zur EU lem Betrieb, wurden dort Menschen von Eckpfeiler wie die Bundesländer, die durch (01. Jänner 1995) anderen Menschen geschunden und gequält, ihre Anerkennung der provisorischen Staats- 50 Jahre Staatsvertrag und heute vor 60 Jahren wurden in vielen regierung eine weitere wesentliche Voraus- (15. Mai 1955) Dörfern Österreichs Bauern erhängt oder setzung für das Entstehen der einheitlichen 60 Jahre Zweite Republik erschossen, bloß, weil sie verschreckten, jun- Republik geschaffen haben. (27. April 1945) gen Deserteuren geholfen hatten, sagte Van Von den ersten Stunden bis heute verbin- der Bellen. An diese Schrecken sollte man de alle Österreicher dieselbe Überzeugung: 1 Jahr EU-Erweiterung auch denken, genauso wie an das Gute, an „Österreich ist eine Demokratie und muß (1. Mai 2004) das Revolutionäre der Erklärung der Wieder- eine Demokratie bleiben. Österreich ist eine 15 Jahre Pariser Charta erstehung Österreichs und an das Anknüpfen föderalistische Republik und muß eine föde- für ein neues Europa (21. November) an die Verfassung der Ersten Republik. ralistische Republik bleiben“. Aber viel- 30 Jahre Helsinki-Schlußakte Daran ersehe man, daß das Jahr 1945 sich leicht müsse Österreich – noch mehr als bis- (01. August) nicht auf einen Tag, sozusagen die Stunde her – eine „Republik der Menschen“ werden, 45 Jahre Österreichische Teilnahme Null, reduzieren lasse. Vielmehr müsse man meinte Pehm. „Eine Republik der Menschen, an friedenserhaltenden Missionen die Vorgeschichte mitdenken, sonst könne die an der Kassa eines Einkaufszentrums ar- 50 Jahre Aufnahme in die Vereinten man die österreichische Nachkriegsge- beiten oder Autos reparieren, die Kinder Nationen (14. Dezember 1955) schichte nicht verstehen. erziehen oder Kranke pflegen, die noch die und in der Folge Man solle sich also erinnern, aber mit Schulbank drücken oder bereits in Pension Beitritt zum Europarat einem scharfen Blick auf die Vergangenheit, 50 Jahre Wiedereröffnung der schloß Van der Bellen, der auf die besonde- Staatsoper (05. November 1955) ren Verdienste von Julius Raab, Leopold Figl, Adolf Schärf und Bruno Kreisky hin- 50 Jahre Wiedereröffnung der wies, welche zum Abschluß des Staatsver- Spanischen Hofreitschule (26. Oktober 1955) trags geführt hätten. Daher solle man auch darüber nachdenken, worin die Leistungen 50 Jahre Neutralitätsgesetz der aktuellen Generation bestehen können: (26. Oktober) „Denn die Verantwortung für die gute 50 Jahre Wiedereröffnung des Nachrede über uns, die tragen wir allein.“ Burgtheaters (15. Oktober 1955) 50 Jahre Fernsehen Schlußworte des (1. öff. Versuchssendung 01. August) Bundesratspräsidenten 50 Jahre Bundesheer Bundesratspräsident (7. September 1955) Es sei wichtig darüber nachzudenken, „wie Georg Pehm 60 Jahre Befreiung Mauthausen unser Österreich das werden konnte, was es Foto: Parlament/Mike Ranz (05. Mai 1945) heute ist: Denn, nur wer weiß, woher er kommt, kann die Richtung seines weiteren 60 Jahre ÖGB Weges auch beibehalten“, meinte Bundesrats- sind.“ Diese Menschen seien es nämlich, die (15. April) präsident Georg Pehm, der seit 1. Jänner 2005 das Fundament der Republik bilden und um 85 Jahre Österreichische Verfassung turnusgemäß dieses Amt inne hat. deren Leben es in der Politik gehen müsse. 100 Jahre Friedensnobelpreis Gerade sein Heimatland stehe in beson- Ihre Möglichkeiten, die Republik der Men- an Bertha von Suttner derer Weise für den Aufstieg der Republik schen gestalten zu können, müsse gesichert Ausstellungstermin: und seiner Bundesländer. Das Burgenland und ausgebaut werden. Und das sei „schließ- „ Das neue Österreich“ habe sich nämlich vom einstigen „Armen- lich der Weg, den wir künftig beibehalten ab 16. Mai im Belvedere haus Österreichs“, das an einer toten Grenze wollen“, schloß Pehm. Im Marmorsaal des Oberen Belvedere lag, zu einer selbstbewußten Region mit aus- Der Festakt klang sodann mit der unterzeichneten am 15. Mai 1955 die gezeichneten Zukunftschancen im neuen gemeinsam gesungenen Bundeshymne aus. Außenminister der vier Siegermächte Europa entwickelt. Und gerade die Jüngeren Für das musikalische Rahmenprogramm sorg- den Österreichischen Staatsvertrag. wüßten auch, daß sie vielen Frauen und ten die Mitglieder der Jungen Philharmonie Am historischen Schauplatz im Männern der Aufbaugeneration zu Dank unter der Leitung von Michael Lessky mit Belvedere spürt die Ausstellung verpflichtet sind, unterstrich Pehm. Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Lud- „Das neue Österreich“ der wechsel- Schon am Ausgangspunkt der Zweiten wig van Beethoven und Anton von Webern. vollen Geschichte und den künst- Republik seien es zunächst Bürgerinnen und Das Orchester vereinigt die besten österrei- lerischen Entwicklungen Österreichs Bürger gewesen, die auf unterschiedlichste chischen Nachwuchsmusiker/innen im Alter im 20. Jahrhundert nach. Weise zur Überwindung der Diktatur und von 15 bis 25 Jahren. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 13 Innenpolitik »Österreich-Konvent« Nach eineinhalb Jahren ist der Konvent zur Erarbeitung einer neuen Verfassung zu Ende gegangen, ohne zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Nun wird das »Zwischenergebnis« dem Parlament zur weiteren Debatte zugeführt.

er Chefverhandler der ÖVP im Öster- Nach dem „Feinschliff“ stelle sich dann Der gf. Klubobmann Dr. Josef Cap, Ju- Dreich-Konvent, Nationalratspräsident die Frage, ob es ein „parteiübergreifendes stizsprecher Dr. Hannes Jarolim und Ver- Univ. Prof. Dr. Andreas Khol, sieht den nach Wollen“ für eine gemeinsam erarbeitete fassungssprecher Dr. Peter Wittmann von eineinhalb Jahren vorliegenden Textvor- neue Verfassung gebe. „Die Regierungspar- der SPÖ stellten in einer gemeinsamen Pres- schlag, den der Konventspräsident Dr. Franz teien wollen das Eisen schmieden, solange sekonferenz fest, es sei der ÖVP und ihrer Fiedler erarbeitete, als „eine taugliche Grund- es heiß ist“, sagte Khol. Die Opposition wol- Unbeweglichkeit vorzuwerfen, daß das Ziel lage für die Weiterführung der Reform im le aber keine Entscheidung im Vorwahl- einer gemeinsamen Verfassung beim Öster- Nationalrat.“ Die bestehende Verfassung sei klima. Khol zeigte sich dennoch überzeugt, reich-Konvent nicht erreicht werden konnte. ein Torso, der sich zwar bewährt habe, Khol daß sich keine Partei eine gemeinsam erar- Cap schlug vor, im Verfassungsausschuß wünscht sich dennoch eine „bessere weiterzudiskutieren, „dann könnte das Verfassung mit Kopf und Gesicht, die Eine oder Andere zur Beschlußfassung auch von der Bevölkerung befürwor- gelangen“. tet wird“. Cap präsentierte ein 300 Seiten star- Der Konvent sei mit einem be- kes Werk, das die 113 Vorschläge und achtlichen Erfolg zu Ende gegangen. Initiativen der Sozialdemokratie bein- Bei der weiteren Vorgangsweise sei haltet. „Eine beachtliche Sammlung, nun das Parlament am Zug. Er, Khol, mit welcher sich der Elan, der Einsatz schlage vor, daß auch Bundesratsmit- und die Begeisterung mitzuwirken glieder mit beratender Stimme einbe- dokumentieren läßt“, so Cap. Leider ist zogen werden. Khol zeigte sich zuver- es trotzdem zu keinem praktikablen sichtlich, daß alle Parteien dem „Fahr- Ergebnis gekommen. „Und über den plan“ zustimmen werden. Konvents- Rettungsversuch Fiedlers hat Khol präsident Fiedler, der hervorragende selbst gesagt, daß er zu 85 Prozent Arbeit geleistet habe, werde bis zum nichts Neues enthält.“ 23. Februar die Wortmeldungen der Die SPÖ aber hatte von vornherein abschließenden Sitzung einarbeiten. das Prinzip dargelegt, entweder eine Dann werde der Entwurf den „Kräf- große Reform zu machen, oder lieber ten, die im Konsens den Konvent bei der alten Verfassung zu bleiben. getragen haben“ übergeben (Bundes- „Die Frage ist, was bringt ein allfälli- präsident, Bundeskanzler, Nationalrats- ger Entwurf einer neuen Verfassung sowie Bundesratspräsident, Landtag- den Bürgerinnen und Bürgern?“, so spräsidenten und Landesregierungen). Cap. „Wolkige Formulierungen zur Anschließend werde sich der Minister- Selbstbeweihräucherung“ könnten nicht rat mit dem Bericht auseinandersetzen, das Ziel sein. Bürgernähe, Transparenz, dann bekomme der Nationalrat den Am 30. Juni 2003 traten die Mitglieder des Österreich- Durchsetzbarkeit von Grundrechten; Entwurf vorgelegt. Die Präsidialkonfe- Konvent zur konstituierenden Sitzung im Bundesrats- „Wie können wir Verfassung leben, ist renz werde dann die Zuweisung an saal im Parlament in Wien zusammen. wichtig, nicht, ob honorige Personen einen Ausschuß beraten, die endgülti- Foto: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA sich wiederfinden“, betonte Cap. ge Zuweisung erfolge durch den Nationalrat. beitete neue Verfassung „als Feder an den Neben der inhaltlichen Arbeit sei die SPÖ Der Ausschuß entwickle einen Arbeitsplan, Hut“ stecken könne. Lediglich jene Bereiche auch bereit gewesen, punktuell auf die Zwei- um dem „Rohdiamanten“ (Entwurf) den Fein- zusammenzufassen, in denen Konsens erzielt Drittel-Mehrheit zu verzichten. „Aber auch schliff zu geben. Die wesentlichen Gebiete wurde, und die offenen Fragen auszuklam- das wurde nicht aufgegriffen“, bedauerte seien die Aufgabenverteilung zwischen mern, sei für ihn nur die „drittbeste Lösung“. Cap, der einen eklatanten Widerspruch zwi- Bund und Ländern, der Verwaltungsaufbau Ziel müsse es sein, eine Verfassung zu erar- schen den Sonntagsreden der ÖVP und ihrer sowie formelle Aspekte. Letzteres sei eine beiten, zu der alle „Ja“ sagen können – ob Tätigkeit im Konvent feststellte: „Es ist eine „Herzensangelegenheit von Karl Korinek“ 2006 oder 2007. Er selbst sei „optimistisch“ verlorene Chance“. Das ursprüngliche Vor- (Präsident des Verfassungsgerichtshofes, und wolle „einen objektiven Anstoß als Na- haben, „man macht ein Gesamtkunstwerk Anm. d. Red.), der sich für eine einheitliche tionalratspräsident“ geben. „Alle haben sich und läßt es im Jubeljahr abstimmen, hat es Urkunde mit möglichst wenigen Paragra- dazu bekannt, daß es weitergehen soll. Ich nicht gegeben“. Das Ergebnis sei, so faßte phen und nur wenigen Nebengesetzen einge- kann mir nicht vorstellen, daß das nicht der Cap zusammen, daß die ÖVP nicht über ihren setzt habe. Fall sein wird“, sagte Khol. langen konservativen Schatten springen ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 14 Innenpolitik konnte. Die regierungstragende Partei habe schubladisiert und erst in der nächsten einen anderen Gesellschaftszugang als die Legislaturperiode wieder herausgeholt wür- Sozialdemokratie. Während die ÖVP kon- den, sei der Konvent wirklich gescheitert. servative, autoritäre und rückschrittliche Ge- Scheibner schlug einen Unterausschuß sellschaftsvorstellungen habe, sei die SPÖ in des Verfassungsausschusses vor, der sich mit ihrem Gesellschaftsbild weltoffen und libe- dem Bericht des Konvents befasse. Davor ral. „Die beiden sind faktisch nicht unter sollten sich die Spitzen der politischen Par- einen Verfassungshut zu bringen“, so Cap. teien gemeinsam mit dem Nationalratspräsi- FPÖ-Klubobmann Herbert Scheibner denten und dem Konventsvorsitzenden zu- bezeichnete die Arbeit auf Expertenebene sammensetzen und die weitere Vorgangs- als sehr positiv. Es habe hervorragende Ana- weise festlegen. Die FPÖ sei bereit, aktiv lysearbeit gegeben, Wege für die Lösung ver- mitzuwirken. schiedener Probleme seien aufgezeigt worden. Die stv. Bundessprecherin der Grünen, Der Bericht sowie der Vorschlag Fiedlers Dr. Madeleine Petrovic, resümierte, „für die seien eine taugliche Verhandlungsgrundlage notorische Absenz der Entscheidungsträger für die Arbeit im Nationalrat. Konvents-Vorsitzender Dr. Franz Fiedler aus den Ländern im Österreich-Konvent“ Kritik übte Scheibner an der Opposition, Foto: Österreich-Konvent / D. Hartl bekomme die ÖVP nun die Rechnung prä- und hier insbesondere an der SPÖ. „Deren sentiert. Die Grünen orten einen massiven Bedürfnis nach einem Erfolg des Konvents Konflikt innerhalb der ÖVP im Zusammen- ist schon seit Herbst stark im Abnehmen hang mit der Verfassungsreform. Die media- gewesen. Immer wieder ist versucht worden, le Selbstdarstellung von NR-Präsident Khol Gründe zu finden, um von einem Konsens könne über diese Kluft nicht hinwegtäu- wieder abzuspringen“. Hier würden wieder schen. einmal die Parteizentralen regieren. Das Ver- Die Grünen erwarten sich eine ernsthafte antwortungsbewußtsein für Österreich und Auseinadersetzung mit den von ihnen einge- für eine moderne zukunftsorientierte Verfas- brachten Vorschlägen: „Der Vergleich mit sung lasse bei der SPÖ stark zu wünschen dem Rohdiamant mag gut klingen, ist aber in übrig. Offenbar fürchte sie, daß eine Zu- diesem Zusammenhang fehl am Platz. Es stimmung als Erfolg für die Bundesregie- geht nicht um Feinschliff, sondern um fun- rung gewertet werde. Eine neue Verfassung damentale Unterschiede“, so Petrovic. „Die zu schaffen sei aber „unser aller Aufgabe“. Kluft innerhalb der ÖVP zwischen Bund und Vor dieser Verantwortung solle sich keine Länder läßt eine Verfassungsreform in weite Partei und keine Interessensgruppe drücken. Stv-Vorsitzender Dr. Peter Kostelka Ferne rücken. Jetzt ist der Weg in die Klau- Aus freiheitlicher Sicht gebe es viele Foto: Österreich-Konvent / I. Spreitzer sur, nicht in öffentlichen Schuldzuweisun- positive Aspekte, so etwa der praktisch ab- gen angesagt.“ „ geschlossene Grundrechtekatalog und das klare Bekenntnis zu einem Inkorporierungs- Info gebot, was bedeute, daß es in Zukunft keine Das geltende österreichische Bundesver- Verfassungszersplitterung mehr geben dürfe. fassungsrecht besteht aus einem im Großen Weniger glücklich zeigte sich Scheibner bei und Ganzen funktionierenden Verfas- den Regelungen über die Kompetenzver- sungskern und zusätzlich aus einem selbst teilungen. Hier sollte man mehr Mut an den für Experten kaum durchschaubaren Wild- Tag legen, wenn es gelte, die Aufgaben zwi- wuchs von rund 1000 besonderen Verfas- schen Bund und Ländern nach dem Ver- nunftprinzip neu zu verteilen. So sei eine sungsbestimmungen. Landeskompetenz beim Baurecht und beim Die derzeitige österreichische Verfassung Dienstrecht nicht einzusehen. NR-Präsident Dr. Andreas Khol und die wurde in ihrer ursprünglichen Form 1920 Die FPÖ vermißt außerdem eine offensi- stv. Vorsitzende, oö. Landtagspräsiden- vor allem vom Rechtswissenschafter Hans vere Beteiligung der Länder bei der Bun- tin Angela Orthner Kelsen erarbeitet und gilt in der Fassung Foto: Österreich-Konvent / I. Spreitzer desgesetzgebung. So sollten im Bundesrat von 1929 bis heute. Allerdings wurde die Landtagsabgeordnete als echte Länderver- österreichische Verfassung bisher über 80 treter mitwirken, Handlungsbedarf sieht Schutz und die Förderung der altösterreichi- Mal geändert. Sie besteht heute aus über Scheibner auch im Bereich der direkten schen Minderheiten, vor allem für Südtirol, 1000 Verfassungsbestimmungen und ist Demokratie. So solle ein Volksbegehren, das sei bis jetzt nicht ausreichend verankert. dementsprechend unübersichtlich. eine qualifizierte Anzahl von Unterschriften Auch die Verankerung der Sicherheitspolitik Um diese Unübersichtlichkeit zu bereini- erhalte, also 500.000 oder 600.000, verpflich- ist der FPÖ zu wenig. gen wurden am 30. Juni 2003 der Öster- tend zumindest einer Volksbefragung unter- Wenn der politische Wille vorhanden sei, reich-Konvent und in der Folge zehn Aus- zogen werde. Auch die Festlegung der könne man eine Lösung finden, meinte schüsse eingesetzt. österreichischen Verantwortung für den Scheibner. Wenn die Ergebnisse jetzt aber ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 15 Österreich, Europa und die Welt Österreich und die Tsunami-Opfer Noch immer ist unklar, wieviele Österreicherinnen und Österreicher in der Flutkatastrophe in Südost-Asien ums Leben gekommen sind. Mit Ende Jänner galten immerhin noch 97 als vermißt, 13 sind ums Leben gekommen

ußenministerin Dr. Ursula Plassnik teil- sondern vielmehr darum, im Rahmen der Kennung und Identifikation. Nun gehe es Ate dem Außenpolitischen Ausschuß am geplanten Zielsetzung eine Fokussierung auf vor allem darum, die wirtschaftlichen Pro- am 27. Jänner mit, daß immer noch 97 den Bereich Krisenmanagement zu errei- jekte mit politischen Rahmenbedingungen ÖsterreicherInnen nach der Flutkatastrophe chen. zu begleiten, denn in manchen Gebieten in Südostasien vermißt werden, und beziffer- drohe der Zerfall des Gesamtstaates. te die Zahl der bestätigten Todesopfer aus 50 Millionen Euro Österreich mit 13. Die Ministerin, die in einer für den Wiederaufbau aktuellen Aussprache den Abgeordneten Re- 27,5 Millionen Euro de und Antwort über die österreichische Re- Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel an »Nachbar in Not« aktion auf die Tsunami-Katastrophe stand, erklärte am 2. Feber in der Fragestunde des wies Kritik zurück, wonach ihr Ministerium Bundesrats, mit allen Landeshauptleuten, Die Spendenfreudigkeit der Österreiche- der Aufgabe nicht gewachsen gewesen sei. Städten und dem Gemeindebund seien 50 rinnen und Österreicher ist nach wie vor Bei einer Katastrophe dieses Ausmaßes habe Millionen Euro inklusive der Ersthilfe von ungebrochen. Die vom ORF initiierte Spen- es zwar naturgemäß auch Engpässe und acht Millionen Euro für den Wiederaufbau denaktion „Nachbar in Not“ hat unmittelbar Pannen gegeben, ihr Team habe aber alles vereinbart worden. Damit sind wir durchaus nach dem Eintritt der Katastrophe massiv Menschenmögliche geleistet, um den öster- unter den führenden Geberländern. Mit dem um Spenden aufgerufen und in vielen einzel- reichischen Touristen zu helfen und Ver- EU-Nettozahleranteil Österreichs kämen nen Veranstaltungen eine Million nach der mißte ausfindig zu machen. noch weitere elf bis zwölf Millionen Euro anderen „zusammengetragen“. Nach dem Die Außenministerin berichtete von ihrem dazu. Österreich habe außerdem einen Aktionstag des ORF am 12. Jänner, Promi- Besuch in Sri Lanka, wo sie die zuständigen Schuldenerlaß angeboten. Alleine Indone- nente und Künstler stellten sich zur Spen- Regierungsbehörden getroffen und mit den sien hätte in den nächsten beiden Jahren 370 denannahme und für kostenlose Auftritte zur verantwortlichen Stellen gesprochen hatte. bis 380 Millionen Euro zurückzahlen müs- Verfügung, hatte die aktuelle Spendensum- Die österreichischen Helfer haben sich, wie sen. Das bringe für Österreich einen Bud- me insgesamt 23,5 Millionen Euro betragen. sie sagte, hervorragend in die regionalen getausfall von etwa 70 Millionen Euro zusätz- Inzwischen sind wieder mehr als vier Millio- Hilfsorganisationen eingefügt und Vertrauen lich. Es werde deshalb eine Budgetfinanz- nen Euro für Südasien gespendet worden. aufgebaut. Plassnik sprach vor allem das novelle geben, die am 1. März im Minister- Rund sechs Millionen Euro sind, wie die Ausmaß der menschlichen Tragödie an und rat sein und dann dem Parlament zugeleitet Aktion vermeldete, bereits an die Hilfsorga- betonte, es gehe nun vorrangig darum, den werde. nisationen vergeben worden. Doch es wird traumatisierten Personen zu helfen, ihnen Erst am Tag zuvor habe er ein Gespräch noch viel Geld für die Überbrückungshilfe fixe Unterkünfte bereitzustellen und die mit dem Koordinator für Wiederaufbau, dem und den Wiederaufbau benötigt werden. Infrastruktur wieder zu reparieren. Ex-Innenminister Dr. Ernst Strasser, über die Auch Hilfslieferungen (56 Tonnen Medi- Transparenz und Kontrolle bei der Ver- Verwirklichung der Projekte geführt. Die kamente) wurden in die Krisenregion ge- wendung der Spendengelder seien auch für Außenministerin sei ja kürzlich in Sri Lanka liefert, weitere sollen folgen. Viele der trans- sie oberste Priorität, unterstrich Plassnik. gewesen und habe sich über die Projekte portintensiven Güter, wie zum Beispiel Jede Möglichkeit von Mißbrauch müsse be- informiert. Schüssel wies zudem auf die Decken oder Material für die Notunterkünf- kämpft werden. neben von der öffentlichen Hand zugesagte te, werden direkt vor Ort gekauft, um auch Klar war für die Ministerin auch, daß aus Summe von privater Seite von schätzungs- die Umsätze der dortigen Wirtschaft zu- Problemen beim Krisenmanagement nun die weise mindestens 30 Millionen, „sodaß wir kommen zu lassen. Lehren gezogen werden müssen. Zur Kritik in Summe ausreichend Geld für den Wieder- Wir sind nicht in der Lage, hier auch nur am Einsatz von Grundwehrdienern meinte aufbau zur Verfügung haben“. Es gebe eine annähernd die vielen Initiativen zu erwäh- sie aber, es sei am Nachmittag des Stefani- Fülle von Aktivitäten, und es sei dies ein nen, die Tag für Tag mit großem Einsatz für tages realistischerweise nicht möglich gewe- „rot-weiß-rotes Gesamtprojekt“ – frei von die Opfer sammeln: Es wäre fast einfacher sen, 40 ausgebildete Psychologen an die Kri- jeder Diskussion zwischen den Parteien. aufzulisten wer sich nicht daran beteiligt hat. sentelefone zu setzen. Der Vorschlag, auf Österreichs Leistungen seien in den Kata- Stellvertretend wollen wir über Hermann europäischer Ebene schnelle Einsatzkräfte strophengebieten außerordentlich geschätzt, Gmeiners „SOS Kinderdorf“ berichten, wo für humanitäre Hilfe heranzuziehen, fand die verwies der Kanzler unter anderem auf die man auch in höchster Professionalität an die Zustimmung Plassniks. Dabei gehe es nicht österreichische Wasseraufbereitungsanlage Lösung der ärgsten Probleme der betroffe- um die Entwicklung von Parallelstrukturen, oder das Know-how Österreichs zur DNA- nen Kinder herangegangen ist. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 16 Österreich, Europa und die Welt SOS-Kinderdorf: Bilanz einen Monat nach der Flut Nachhaltige Hilfe und neue Existenz für 2000 Familien

inen Monat nach der Flutkatastrophe in ESüdostasien und nach den raschen Not- hilfemaßnahmen der ersten Tage und Wo- chen setzt SOS-Kinderdorf nun den Fokus auf nachhaltige Wiederaufbauhilfe. In Süd- indien und Sri Lanka werden in den nächsten Monaten 2000 Familien, die durch die Flut alles verloren haben, beim Wiederaufbau ihrer Existenzen unterstützt. Indien: Die Arbeiten zum Wiederaufbau dreier verwüsteter Fischerdörfer in den Distriktregionen Karaikal, Kanyakumari und Nagapattinam sind in vollem Gange. In Phase 1 werden Übergangsunterkünfte für 1000 Familien errichtet (300 sind bereits fer- tig) – später werden stabile dauerhafte Häuser gebaut. Die Familien bekommen Kochutensilien und Nahrungsmittel, werden bei der Wiederanschaffung von Fischerboo- ten unterstützt und auch medizinisch ver- sorgt. Damit sich die Erwachsenen – darun- ter auch viele alleinstehende Mütter und Großmütter, deren Männer bzw. Söhne ihr Leben im Tsunami verloren haben – ganz zur Bewältigung ihrer Traumata. wo Teilgebiete von tamilischen Rebellen kon- dem Neu-/Wiederaufbau ihrer Lebensgrund- Sri Lanka: Hier sind die SOS-Kinderdörfer trolliert werden, und in Küstengebieten des lagen widmen können, werden ihre Kinder vor allem in der südlich Colombos gelegenen Südostens. Auch dort liegt der Schwerpunkt und Enkelkinder in „SOS-Child Activity Stadt Galle tätig, in der es bereits ein SOS- bei der Wiederaufbauhilfe für ca. 1000 Fami- Centers“ umfassend betreut, einschließlich Kinderdorf gibt, sowie im von der Flut be- lien. Im Fischerdorf Morakattanchenai (nahe therapeutischer und psychologischer Hilfe sonders schwer getroffenen Osten des Landes, der Stadt Batticaloa, wo seit dem Vorjahr ein SOS-Sozialzentrum und Kindergarten be- steht), sowie den Dörfern Iraalodei und Ko- mari werden in mehreren „SOS Child Activity Centres“ rund 1500 Kinder betreut. Es wird vor allem in Iraalodei und Komari versucht, in behelfsmäßigen Räumen wieder einen gere- gelten Schulunterricht, vor allem der Grund- schulstufen, anzubieten und die Kinder mit therapeutischer Hilfe zu begleiten. Indonesien: In der Region um Banda Aceh steht die rasche Nothilfe noch im Vorder- grund. Zwei Teams von SOS-Kinderdorf mit rund 20 Personen sind unterwegs, um in den zahlreichen Nothilfecamps vor allem Kin- der, die ihre Eltern und Familien verloren haben, psychologisch zu unterstützen. Sie erhalten Spielzeug, Bücher, Zeichenblöcke, Schreibutensilien und Malfarben sowie Un-

Alle Fotos: SOS Kinderdorf International terrichtsmaterialien. Psychologen und Sozial- Kreative Beschäftigung: Zeichnen kann mithelfen, die Belastung durch die trauma- arbeiter versuchen durch Spielen und Malen tischen Erlebnisse der Kleinen ein wenig zu linden den Kindern bei der Bewältigung ihrer trau- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 17 Österreich, Europa und die Welt matischen Erlebnisse zu helfen und ihnen schaftliche Ausbildung. 1995 startete SOS- eine alters- und kindgerechte Tagesstruktur Kinderdorf Sri Lanka spontan ein Nothilfe- zu bieten. programm im Norden des Landes, um tami- Für SOS-Kinderdorf-Präsident Helmut lischen Flüchtlingen zu helfen, die durch Kutin haben die „familienstützenden und politische Auseinandersetzungen heimatlos stärkenden Programme“ derzeit absolute geworden waren. 2003 entstand ein Sozial- Priorität. „Nur wenn es gelingt, die Familien zentrum in Batticaloa, im krisengeschüttel- beim Wiederaufbau ihrer Häuser, Dörfer und ten Nordosten des Landes. Existenzen nachhaltig zu unterstützen, ha- Zur Zeit gibt es in Sri Lanka fünf SOS- ben auch die Kinder wieder Hoffnung und Kinderdörfer, vier SOS-Jugendeinrichtungen, Zukunft. Und dann können auch ihre Eltern/ fünf SOS-Kindergärten, eine SOS-Hermann- Angehörigen neue Kraft schöpfen und mit Gmeiner-Schule, drei SOS-Berufsbildungs- neuer Zuversicht in die Zukunft blicken“, so zentren und sechs SOS-Sozialzentren. Kutin. Für Kinder, die alle Angehörigen ver- loren und wirklich niemand mehr haben, SOS-Patenschaft/Tsunami werden in der dritten Phase auch neue SOS- Kinderdörfer errichtet bzw. sie in bestehende Werden Sie SOS-Pate/Tsunami! Mit die- SOS-Kinderdörfer aufgenommen. ser Patenschaft unterstützen Sie symbolisch die Kinder und bedürftigen Familien in den SOS-Kinderdorf- Krisengebieten. Mit 15 Euro monatlich hel- Arbeit in Sri Lanka zeichnet. Zwei Jahre später ging die bislang fen Sie ein halbes Jahr lang den Opfern der einzige SOS-Hermann-Gmeiner-Schule Sri Flutkatastrophe. Im März 1980 gelangte durch Siddhartha Lankas in Betrieb, und ermöglicht seither Es geht ganz einfach. Klicken Sie auf der Kaul, Repräsentant von SOS-Kinderdorf In- Kindern aus der näheren Umgebung des SOS- Internet-Seite http://www.sos-kinderdorf.at ternational, die Idee Hermann Gmeiners von Kinderdorfes eine gute Schulausbildung. auf „Jetzt Pate werden!“ und füllen Sie das Da viele Mütter tagsüber einer Arbeit Formular aus. Die SOS-Patenschaft/Tsunami nachgehen, entstanden bald SOS-Sozialzen- kostet 15 Euro pro Monat und ist auf ein hal- tren, die Kindertagesstätten und medizini- bes Jahr befristet. Jede Hilfe zählt und nach- sche Behandlung umfassen. Die den Kinder- haltige Hilfe, die längerfristig immer wieder dörfern entwachsenen SOS-Jugendlichen be- Mittel für das gerade Allernötigste zur Ver- wohnen seit 1991 SOS-Jugendeinrichtungen. fügung stellt, wirkt ganz besonders. Dort lernen sie, ein selbständiges Leben zu Spendenkonto: PSK 1.566.000 führen und werden bei ihrer Arbeitssuche Blz: 60 000 unterstützt. Im SOS-Berufsbildungszentrum Nach fünf Monaten bekommen Sie von Malpotha, welches von den SOS-Jugend- dort einen Bericht über die aktuelle Lage im lichen 1991 eigenhändig aufgebaut wurde, Katastrophengebiet und darüber, wie dank absolvieren sie eine fundierte landwirt- Ihres Beitrages geholfen werden konnte. „

Indien nach Sri Lanka. Ein Regierungsab- kommen kam noch im selben Jahr zustande und bereits im November 1981 besiedelten die ersten SOS-Kinder mit ihren Müttern das SOS-Kinderdorf Piliyandala in der Nähe der Hauptstadt Colombo. Der große Bedarf an geeigneten Unter- bringungsmöglichkeiten für verlassene und verwaiste Kinder und der Mangel an finan- ziellen Mitteln im Land führten zur Errich- tung einer Anzahl von weiteren SOS-Kinder- dörfern und Zusatzeinrichtungen. Die den Kinderdörfern angeschlossenen Kindergär- ten werden von SOS-Kinderdorf-Kindern und von Kindern aus der Nachbarschaft ge- meinsam besucht und von der Bevölkerung sehr geschätzt. 1983 wurde mit dem Unterrichtsministe- rium ein Abkommen zur Errichtung einer SOS-Hermann-Gmeiner-Schule in der Nähe Ein von SOS Kinderdorf betreutes Flüchtlingslager als erste Anlaufstelle für medi- des SOS-Kinderdorfs Piliyandala unter- zinische Hilfe und Lebensmittel ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 18 Österreich, Europa und die Welt

präsentiert die Veranstaltungsserie: Gala-Konzert Ehrensache!!! … wir helfen 6. März 2005, 15 Uhr 20. März 2005, 15 Uhr Haus der Begegnung, 2., Haus der Begegnung, 20., Praterstern 1 Raffaelgasse 16

16er-Buam – Horst Chmela – Duo Franz Pelz-Norbert Beyer Duo Hojsa-Emersberger – Hans Ecker-Trio – Kurt Girk Prof. Leopold Grossmann – Otto Hablit – Gerhard Heger Prof. Walter Heider – Trude Mally – Victor Poslusny Prof. Marika Sobotka – Harry Steiner – Roland Sulzer Trio Wien – Wiener Blue(s) – Willy Lehner haben spontan zugesagt, teils sogar bei mehreren Terminen kostenlos auf- zutreten, ebenso die beiden Moderatoren Harry Prünster und Joschy Völkel

Spenden Sie für das SOS-Kinderdorf Sri Lanka Alle Informationen zur Bestellung von Zählkarten und zu weiteren Terminen finden Sie unter http://www.daswienerlied.at

In Zusammenarbeit mit dem Nachrichtenportal http://www.oe-journal.at forum „daswienerlied.at“ z Märzstraße 168/3 z 1140 Wien ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 19 Österreich, Europa und die Welt Europa Club Wien Priorities of the Luxembourg EU Presidency

er erste Europa Club des Jahres 2005 am Grundlage der Beratungen über die Fort- Mit der Ukraine wird ein möglichst enges D24. Jänner war dem Thema „Priorities of führung des Lissabonner Prozesses wird der nachbarschaftliches Verhältnis angestrebt. the Luxembourg EU Presidency“ gewidmet. Bericht der hochrangigen Arbeitsgruppe unter Mit den USA soll eine „balanced partner- Die Ausführungen des Botschafters des Groß- Wim Kok bilden, der für die erste Februarhälf- ship“ eine neue Ära der Zusammenarbeit ein- herzogtums Luxemburg, Dr. Paul Faber – die te 2005 erwartet wird. Dem Bericht zufolge leiten, wobei dem Besuch Präsident George Moderation hatte der stellvertretende Leiter der soll sich die europäische Staatengemeinschaft W. Bushs in Brüssel im Februar besondere Vertretung der Europäischen Kommission in Bedeutung zukommen wird. Österreich, Marc Fähndrich, übernommen – Die strategische Partnerschaft mit Rußland und die wichtigsten Ergebnisse der anschlies- wird Gegenstand eines Gipfeltreffens im Mai senden Publikumsdiskussion lassen sich wie 2005 bilden. folgt zusammenfassen: Der Nahost-Friedensprozeß soll auf der Luxemburg gehört zu den Gründerstaaten Grundlage der „road map“ eine neue Dynamik der Europäischen Gemeinschaft, stellte bereits erfahren: Luxemburg hat bereits mit den ver- zweimal den Präsidenten der Kommission und schiedenen Partnern vorbereitende Gespräche hat in den vergangenen 50 Jahren eine außer- aufgenommen. ordentlich positive Rolle gespielt. Die 500.000 Auf dem Gebiet der Asyl-, Flüchtlings- Einwohner bedienen sich dreier Amtsspra- und Immigrationspolitik wird an einer Intensi- chen – Deutsch, Französisch und Luxembur- vierung der grenzüberschreitenden Zusammen- gisch. Das Eurobarometer weist die luxembur- arbeit gearbeitet, um dem Ziel eines gemeinsa- gische Bevölkerung gegenüber der EU als in men Raumes für Freiheit, Sicherheit und hohem Maße positiv eingestellt aus. Gerechtigkeit näher zu kommen. Die reichen Erfahrungen Luxemburgs in Zur Frage der Position der Nettozahler der Geschichte des europäischen Integrations- wurde festgehalten, daß Luxemburg den prozesses – seit 1958 nimmt das Großherzog- Foto: Alexander Ch. Wulz „Brief der Sechs“ nicht mit unterzeichnet hat, tum bereits zum elften Mal den EU-Vorsitz S.E. Botschafter Dr. Paul Faber nicht zuletzt im Hinblick auf seine Vorsitz- wahr – werden auch der Arbeit an allen priori- (li.) und Marc Fähndrich rolle. Luxemburg hofft jedoch, daß ein grund- tären Problemkreisen zugute kommen. sätzlicher politischer Kompromiss zwischen Premierminister und Finanzminister Jean- auf fünf Hauptziele – Bildung und Ausbil- den Forderungen der sechs Nettozahler er- Claude Juncker hat das Motto der Präsident- dung, Vervollständigung des Gemeinsamen reicht werden kann. (Bisher gilt als allgemei- schaft mit den Worten „Serve with Marktes, Umwelt, Arbeitsmarkt und nachhal- ne Obergrenze für diesen Beitrag 1,24 Prozent determination and passion“ („Diene Europa tige Entwicklung - konzentrieren. des Bruttonationaleinkommens. Die jähr- mit Entschlossenheit und Leidenschaft“, Anm. Auf dem Gebiete der Erweiterung sollen lichen Haushaltansätze liegen allerdings weit d. Red.) zum Ausdruck gebracht. zunächst die Beitrittsverträge mit Rumänien darunter, sodaß die nationalen Regierungen Für alle diese Herausforderungen bringt und Bulgarien am 25. April 2005 auf Außen- praktisch nur ca. 1 Prozent für den Brüsseler Premierminister Juncker, er ist seit 10 Jahren ministerebene unterzeichnet werden. Haushalt einplanen mußten. Anm. d. Red). Regierungschef, als Finanzminister Vorsitzen- Die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien Die größte Sorge gilt den Referenden über der des ECOFIN und für zwei Jahre Vorsit- werden am 17. März 2005 unter der Vor- die neue EU-Verfassung, wobei zu erwähnen zender der EURO-Gruppe – die erforderlichen aussetzung beginnen, daß Kroatien bereit ist, ist, daß in Österreich keine Volksabstimmung Erfahrungen mit. Luxemburg wird während mit dem UN- Strafgerichtshof in Den Haag vorgesehen ist. des EU-Vorsitzes im 1. Halbjahr 2005 zusätz- zusammenzuarbeiten. Die Veranstaltung erbrachte sohin einen liche Anstrengungen unternehmen, um eine Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei breiten Überblick über die wichtigsten The- Neugestaltung des Stabilitäts- und Wachstums- werden in der zweiten Jahreshälfte 2005 mit men, denen sich die Europäische Union der- paktes zu erzielen. Die Adaptierung des Sta- einer gemeinsam zu erarbeitenden Orientie- zeit gegenübersieht, wofür der Bank bilitäts- und Wachstumspaktes soll, aufgrund rung für die konkrete Durchführung der Ver- Creditanstalt – für ihre bewährte Gastgeber- der Erfahrungen von fünf Jahren, erörtert und handlungen („road map“) beginnen. rolle – wie Botschafter Faber und Moderator das Resultat der noch bevorstehenden intensi- Die Entwicklung auf dem Balkan – Fähndrich zu danken ist. ven Gespräche im Juni 2005 dem Europäi- Saloniki-Prozeß – Assoziationsabkommen mit schen Rat vorgelegt werden. Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien Botschafter i.R. Dr. Wolfgang Wolte Im Ringen um einen Finanzrahmen für die und Montenegro, Entscheidung über den Mitglied des Vorstands der Österreichischen Jahre 2007–2013 wird eine kompetente Mode- Status von Kosovo – wird ebenfalls einen Gesellschaft für Europapolitik ratorenrolle von Luxemburg zu erfüllen sein. hohen Grad an Aufmerksamkeit erfordern. http://www.euro-info.net ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 20 Österreich, Europa und die Welt Kommission bewertet aktualisiertes österr. Stabilitätsprogramm 2003-2007

ie Europäische Kommission hat am Das makroökonomische Szenario der Entwicklung, die nur zum Teil auf die D7. Jänner 2005 eine Empfehlung an den Fortschreibung erscheint im Großen und Wachstumsverlangsamung zurückzufüh- Rat zum aktualisierten österreichischen Sta- Ganzen plausibel, dürfte jedoch etwas ren sein dürfte. Im Lichte der bis Ende bilitätsprogramm für den Zeitraum 2003-2007 optimistisch sein. November verfügbaren Zahlen schließt beschlossen, das am 18. November 2003 vor- die Kommission in ihren Berechungen gelegt wurde. Dies entspricht der Verordnung nicht aus, daß das Defizitergebnis im Jahr des Rates über den Ausbau der haushaltspo- 2003 geringer als veranschlagt ausfallen litischen Überwachung und der Überwachung könnte. und Koordinierung der Wirtschaftspolitiken.  Nach einer vorübergehenden Verbesse- Gemäß den plausibel erscheinenden Projek- rung im Jahr 2004 wird bedingt durch tionen des Programms wird sich das Wirt- umfangreiche Einkommensteuersenkun- schaftswachstum von 0,9% im Jahr 2003 auf gen mit einem deutlichen Anstieg des rund 2½% ab dem Jahr 2005 beschleunigen, Defizits auf 1,5% im Jahr 2005 gerech- so daß im Zeitraum 2003-2007 eine durch- net. Danach wird sich das Defizit vor- schnittliche jährliche Wachstumsrate von aussichtlich allmählich auf 1,1% des BIP 2,0% erzielt wird. Die öffentliche Finanzlage im Jahr 2006 und 0,4% des BIP bis 2007 verschlechterte sich im Jahr 2003 beträcht- verringern. Wegen des diskretionären lich von einem nahezu ausgeglichenen Haus- Charakters der das steuerliche Ergebnis halt auf ein projiziertes Defizit von minde- beeinflussenden Faktoren folgt das kon- stens 1,0% des BIP. Die Wachstumsverlang- junkturbereinigte Defizit der Entwick- samung war nur zum Teil für diesen Defizit- lung der nominalen Zahlen und verbes- anstieg verantwortlich, der vor allem durch sert sich erst 2007 um den nötigen ½ diskretionäre Maßnahmen verursacht wurde. Prozentpunkt auf 0,5% des BIP. In der Fortschreibung des Stabilitätspro-  Der haushaltspolitische Kurs des aktuali- gramms werden für den gesamten Pro- Der Hüter des Stabilitätspakts, Pedro sierten Programms sollte einen ausrei- Solbes Mira, Währungskommissar in grammzeitraum Defizite projiziert, die in der Ära Romano Prodi (1999-2004) chenden Spielraum lassen, um zu verhin- drei der fünf Jahre 1% des BIP überschrei- Foto: European Commissions 2005 dern, daß die Defizitobergrenze von 3% ten. Insbesondere wird für 2005 mit einem des BIP bei einem normalen Konjunktur- deutlichen Anstieg des Defizits gerechnet, abschwung überschritten wird. Jedoch da die geplante erhebliche Steuerentlastung  Die Fortschreibung des Stabilitätspro- dürfte das Ziel eines nahezu ausgegliche- nur zum Teil von einer entsprechenden Aus- gramms hält an den Haushaltszielen des nen Haushalts unter vernünftigen makro- gabenzurückhaltung begleitet sein wird. vorigen Programms fest. Für den gesam- ökonomischen und haushaltspolitischen Nach der Aufwärtsrevision der Zahlen für ten Programmzeitraum sind Defizite pro- Annahmen im Programmzeitraum nicht 2001 und 2002 dürften die Schuldenquoten jiziert; diese werden voraussichtlich in erreicht werden. Auch wenn sich die den neuesten Projektionen zufolge erst bis drei der fünf Jahre 1% des BIP über- makroökonomischen Abwärtsrisiken und 2007 unter den Referenzwert von 60% zu- schreiten, so daß sie im Durchschnitt der die Wahrscheinlichkeit eines besseren als rückgeführt werden. Jahre 2003-2007 bei 1,0% des BIP liegen des für 2003 erwarteten Haushaltsergeb- Die Empfehlung der Kommission wurde dürften. Die Defizitvorausschätzungen be- nisses, dessen positive Auswirkungen in auf Initiative des für Wirtschaft und Wäh- ruhen auf der unveränderten Haushalts- den Folgejahren spürbar werden dürften, rung zuständigen Kommissionsmitglieds strategie, erhebliche strukturelle Einspa- die Waage halten dürften, sind die Ri- Pedro Solbes beschlossen. rungen in Verbindung mit umfangreichen siken bezüglich der erwarteten Einspa- Die wichtigsten Schlußfolgerungen der Steuersenkungen zu erreichen, und so die rungen auf Bundesebene und der Über- Kommission zur Fortschreibung des öster- Abgabenquote bis zum Jahr 2006 von schüsse auf den unteren staatlichen reichischen Stabilitätsprogramms lauten: ihrem Spitzenwert – 45,4% im Jahr 2001 Ebenen nicht unerheblich. Sollten die an-  Das makroökonomische Szenario, von – auf 43% des BIP zu senken. gekündigten Ausgabenkürzungen nur dem ausgegangen wird, beruht auf der  Für 2003 wird den Projektionen der teilweise durchgesetzt oder nicht wie Annahme, daß sich das jährliche BIP- Fortschreibung zufolge eine zunehmend geplant realisiert werden, so könnte sich Wachstum von 0,9% im Jahr 2003 auf angespannte öffentliche Finanzlage zu vor allem die geplante vorübergehende 2½% im Jahr 2005 und den Folgejahren verzeichnen sein. Das im Jahr 2002 ver- Abweichung von dem mittelfristigen beschleunigt, so daß sich bezogen auf den zeichnete geringfügige Defizit von 0,1% Zielwert verstetigen. gesamten Programmzeitraum ein durch- des BIP wird sich voraussichtlich auf  Um ein derartiges Risiko zu vermeiden, schnittliches Wachstum von 2,0% ergibt. 1,3% des BIP im Jahr 2003 erhöhen, eine sollte die geplante Steuerreform von ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 21 Österreich, Europa und die Welt

einer weiteren Ausgabenzurückhaltung bedingungen wachstumsfreundlicher zu Nach dem vom Europäischen Rat im Juni begleitet sein. Dies würde Österreich in gestalten, sollte eine Reduzierung der 1997 in Amsterdam beschlossenen Stabilitäts- die Lage versetzen, schneller als vorgese- Einnahmen von einer entsprechenden und Wachstumspakt müssen die an der hen wieder zu einem nahezu ausgegliche- Ausgabenzurückhaltung begleitet sein. Eurozone teilnehmenden Länder jährlich nen Haushalt zurückzukehren. Außerdem Bezüglich der Länder und Gemeinden aktualisierte Stabilitätsprogramme vorlegen. ist eine erheblich stärkere Rückführung gibt es in der Fortschreibung keinerlei Diese Programme geben Aufschluß darüber, der Ausgaben auf regionaler und lokaler Angaben zu den „strukturellen Einsparun- wie die Länder die Ziele des Pakts, und ins- Ebene erforderlich. Die bisherigen Erfah- gen (auch) auf den unteren staatlichen besondere das Ziel eines nahezu ausgegli- rungen haben gezeigt, daß eine riskante Ebenen“, die gehalten sind, dauerhaft chenen Haushalts oder Haushaltsüberschus- Strategie gefahren wird, wenn die Steu- Überschüsse zu erzielen. ses erreichen wollen. „ ern gesenkt werden, ohne gleichzeitig eine angemessene Ausgabenzurückhal- tung sicherzustellen.  Der öffentliche Bruttoschuldenstand wird voraussichtlich von 66,7% des BIP im Jahr 2002 auf unter 59,9% im Jahr 2007 abgesenkt werden. Diese Vorausschätzung Eröffnung des »EU-Japan-Jahres hängt entscheidend von optimistischen Annahmen bezüglich des BIP-Wachs- der Begegnung 2005« in Österreich tums und beträchtlichen Erlösen aus den geplanten Privatisierungen ab. Sollte einer m MAK-Museum für angewandte Kunst anstaltungen, die dem näheren Kennenlernen dieser Faktoren auch nur geringfügig hin- Ifand am 1. Februar Abend die Eröffnung in den Bereichen kulturelle Tradition, Wis- ter den Erwartungen zurückbleiben, so des „EU-Japan-Jahres der Begegnung 2005“ senschaft und Forschung, Bildungswesen, würde die Schuldenquote auch noch im statt. Die Veranstaltung stand unter dem Eh- Jugend, Sport, Wirtschaft sowie Zeitgenös- Jahr 2007 oberhalb des Referenzwertes renschutz von Bundesministerin Dr. Ursula sischem dienen. Japan soll damit in Europa verharren. Plassnik, Bundesministerin Elisabeth Gehrer als entferntes, fremdes Land entmystifiziert  Nach der Rentenreform von 2003 befin- und Staatssekretär Franz Morak. werden. Umgekehrt soll auch Europa mit det sich Österreich offensichtlich in einer seinem kulturellen und wissenschaftlichen beträchtlich besseren Ausgangsposition, Reichtum den Japaner/innen – ab von vor- um die durch die Bevölkerungsalterung herrschenden Klischees – nähergebracht entstehenden Haushaltsbelastungen auf- werden. Der Nachhaltigkeit der eingegange- zufangen. Diese Einschätzung muß je- nen Projektkooperationen kommt eine doch durch die tatsächlichen Entwicklun- besondere Bedeutung zu. gen bestätigt werden. Erstens gehen die Österreich beteiligt sich mit mehr als Projektionen von einer reformbedingten 50 Projekten an dem kulturellen Dialog mit starken Erhöhung der Erwerbsquoten Japan und stellt damit neben Großbritannien aus. Zweitens macht die Deckelung der im gesamten EU-Raum die größte Zahl an Einbußen bei den Rentenleistungen im Veranstaltungskooperationen. „Ziel unserer Vergleich zur vorherigen Situation die Auslandskulturarbeit muß es sein, neben den langfristigen budgetären Auswirkungen wichtigen Schwerpunkten in der Nachbar- eher ungewiß. Außerdem werden die ent- schaft und in Europa, gerade den Dialog mit lastenden Auswirkungen auf die öffent- großen asiatischen Staaten nicht nur wirt- Botschafter Dr. Emil Brix lichen Finanzen durch eine unverhältnis- Leiter der Kulturpolitischen schaftlich zu intensivieren, sondern auch die mäßig lange Übergangszeit für die Sektion im Außenministerium gegenseitige kulturelle Kenntnis zu stärken“, Aufhebung der Regelung zur vorzeitigen betonte der Leiter der Kulturpolitischen Pensionierung unnötig verzögert. Foto: Martha Hermann © HOPI-MEDIA Sektion im Außenministerium, Botschafter  Die in der Fortschreibung dargelegten Dr. Emil Brix. wirtschaftspolitischen Maßnahmen sind Die Regierungschefs der Mitgliedsstaaten Gerade mit dem japanischen Raum beste- nur zum Teil mit den in den Grundzügen der Europäischen Union haben zusammen hen seit dem Beginn der Moderne und den der Wirtschaftspolitik enthaltenen Emp- mit der japanischen Regierung beschlossen, Einflüssen für den Wiener Jugendstil tradi- fehlungen vereinbar. So wird eine „nahe- 2005 zum „Japan-EU-Jahr der Begegnung“ tionelle Kontakte im Kunstleben. Dem zu ausgeglichene konjunkturbereinigte zu erklären um dadurch das beiderseitige Österreichischen Kulturforum in Tokio steht Haushaltsposition“ nur teilweise erreicht. Verständnis zu verbessern. 2005 ein höheres Projektbudget für die ope- Außerdem wird im Jahr 2005 die gene- Hauptsächliches Ziel des Japan-EU-Jahres rative Tätigkeit zur Verfügung. relle Vorgabe, „eine prozyklische Politik ist die Förderung von Kontakten zwischen Informationen über das Gesamtprogramm zu vermeiden“, nicht beachtet. Auch wenn der EU und Japan sowie der Verbesserung und die in Österreich vorgesehenen Veran- die geplante Reduzierung der hohen des Verstehens der europäischen und japani- staltungen des „EU-Japan-Jahres der Begeg- Abgabenbelastung grundsätzlich ein an- schen Kultur und Gesellschaft. Realisiert nung 2005“ sind im Internet zu finden unter gemessener Schritt ist, um die Angebots- werden sollen besonders Projekte und Ver- http://www.at.emb-Japan.go.jp „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 22 Wirtschaft Industriedynamik schwächt ab Nach sensationellem Jahr 2004 schwächt sich Industriedynamik ab – weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen für 2005 schlechter – Inlandsnachfrage verstärkt sich dank Arbeitsmarkterholung und expansiver Budgetpolitik

er Konjunkturindikator der Bank Austria DCreditanstalt (BA-CA) lag im Dezem- Bank Austria Creditanstalt Konjunkturindikator Österreich ber mit 2,2 genauso hoch wie im November, und damit erneut unter dem Wert vom Oktober 2004. „Damit zeigt der BA-CA Konjunkturindikator, daß die Phase der stärksten Dynamik für die österreichische Wirtschaft vorüber ist“, sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA. Ausgelöst wur- de der Rückgang durch die sinkende Stim- mung der Industrie sowohl in Österreich als auch im Euroraum. Daß sich die Stimmung der österreichischen Industrie wieder etwas verschlechterte, ist nach Meinung der Öko- nomen der BA-CA, nach dem sehr dynami- schen ersten Halbjahr 2004 und der sich abkühlenden Weltwirtschaft zu erwarten ge- wesen. Österreichs Industrie konnte von der starken Weltwirtschaft 2004 deutlich profi- tieren und dürfte mit einem Wachstum der Industrieproduktion 2004 von rund 7 Pro- erzielen, aber auch in China. Marktanteilsver- durch den starken Anstieg der Mieten ausge- zent die dynamischste Industrie aller EU-15 luste mußte Österreich jedoch in der Schweiz löst. Dies wird direkt und indirekt – durch Länder gehabt haben. Sie wuchs damit fast und in den neuen EU-Mitgliedern hinneh- die Bindung der Mieten an den Verbraucher- dreimal so schnell wie der EU-15 Durch- men. Preis-Index – zu Realeinkommensverlusten schnitt. Österreichs Industrie konnte zwar Diese hohe Dynamik wird sich jedoch führen. nicht so dynamisch wachsen wie etwa Polen nach Meinung der BA-CA Ökonomen 2005 Laut Marianne Kager wird es Österreichs (16 Prozent), ließ aber immerhin die Indu- nicht fortsetzen. Dafür sprechen die sich Wirtschaft trotzdem 2005 fast schaffen, die strie der Slowakei oder Sloweniens hinter 2005 verschlechternden Rahmenbedingun- nachlassende Auslandsnachfrage durch die sich. Mit Abstand war dabei die Fahrzeug- gen. So wird das Wachstum der wichtigsten Belebung der Inlandsnachfrage auszuglei- industrie mit einem Plus von 31 Prozent, ge- Exportregionen 2005 niedriger als 2004 lie- chen. Mit 1,9 Prozent erwarten die Ökono- folgt von Erdöl, Maschinenbau sowie Eisen- gen. „Die nachlassende Weltwirtschaft zu- men der BA-CA nur ein geringfügig niedri- und Metallwaren am dynamischsten. sammen mit dem starken Euro werden geres Wachstum als 2004 (2 Prozent). Ris- „Die Dynamik der Industrie war in erster Österreichs Konjunktur 2005 dämpfen“, so ken für ihre Prognose sehen die Ökonomen Linie dem Export zu verdanken“, so Marian- Bruckbauer. Daher kommt der sich beleben- der BA-CA in der Entwicklung von Euro ne Kager. Nach ihrer Einschätzung waren den Inlandskonjunktur nach Meinung der und Öl. „Ein Eurokurs von 1,40, wie wir ihn Österreichs Exporte mit 11 Prozent 2004 BA-CA die entscheidende Bedeutung zu. 2005 erwarten, kostet Österreichs Wirtschaft ebenfalls deutlich dynamischer als jene an- Hier erwarten die Ökonomen der BA-CA im Vergleich zu 2005 fast 0,5 Prozent derer EU-Länder (EU-15 Durchschnitt 7 Pro- deutlichere Impulse als 2004. Dazu sollten Wachstum“, so Stefan Bruckbauer. In einem zent). Dabei waren die USA, Slowenien und die verbesserte Beschäftigungssituation, die Extremszenario mit einem Eurokurs von Rußland unter den wichtigsten Exportlän- verbesserte Stimmung und nicht zuletzt auch 1,60 und einem Ölpreis von 80 USD würde dern Österreichs. Der Zuwachs bei den Ex- die expansive Fiskalpolitik durch die Er- Österreich nur mehr 0,7 Prozent wachsen. porten nach Deutschland lieferte den größten höhung des öffentlichen Defizits um 0,5 Pro- Größer noch als einen extrem starken weite- Beitrag zum gesamten Wachstum. zent des BIP beitragen. ren Euro- oder Ölpreisanstieg beurteilen die Nach Meinung der BA-CA Ökonomen Dämpfend wirkt sich nach Meinung der Ökonomen der BA-CA jedoch die Gefahr hat Österreichs Industrie damit sogar über- Ökonomen allerdings die deutlich gestiege- einer spürbaren Abkühlung im Euroraum, proportional von der Weltwirtschaftserholung ne Inflation aus, wobei Österreich zu Jah- allen voran in Deutschland. Allerdings profitieren können. „Österreichs Industrie resende erstmals seit drei Jahren wieder eine erwarten dies die Ökonomen nicht in ihrer konnte 2004 ihren Weltmarktanteil erhöhen“, höhere Inflation als der Euroraumdurch- Prognose. Stattdessen gehen sie nach einem so Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Deut- schnitt aufwies. Der deutlich stärkere An- schwachen ersten Halbjahr im Euroraum liche Marktanteilsgewinne konnte Öster- stieg der Inflation in Österreich wurde nicht von einer Beschleunigung des Wachstums reich dabei in Deutschland und in den USA durch die Energiepreise sondern vor allem im zweiten Halbjahr und 2006 aus. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 23 Wirtschaft Gewerbe und Handwerk starten Exportoffensive Gemeinsames Maßnahmenpaket mit der AWO – Konjunktur: Optimistische Erwartung für 1. Quartal 2005 – Weiterhin stabile Beschäftigungslage

anz im Zeichen des Exports soll das GJahr 2005 aus Sicht von Gewerbe und Handwerk stehen. Georg Toifl, Obmann der Bundessparte, sowie Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO), haben ein entsprechendes Maßnahmenpaket präsentiert. Das Ziel: Bis 2010 soll das Ex- portvolumen der Sparte auf 10 Prozent ver- doppelt werden. Derzeit gehen rund 5 Pro- zent des Spartenumsatzes von über 44 Mrd. Euro in den Export. „Wir wollen mit dieser Offensive vor allem jene Betriebe anspre- chen, die derzeit den Export-Profis durch ihre Zulieferungen den Rücken stärken. Diese Betriebe, die derzeit in keiner Export- statistik aufscheinen, wollen wir und ihre http://www.bilderbox.com Leistung in die Auslage stellen“, so Toifl. über einen speziellen Fragebogen die Be- melden zwar immer noch mehr Unterneh- AWO-Chef Koren zählt auf die Gewerbe- dürfnisse der Exporteure und Neuexporteure men Umsatzrückgänge als Umsatzsteigerun- und Handwerksbetriebe, weil diese einen erfragt und dann in entsprechende Umset- gen, die Trendwende wurde aber bestätigt. wichtigen Beitrag leisten können, um das zung gebracht werden. Zudem am Programm: Für das I. Quartal 2005 sind die Unter- Ziel, bis 2007 auf gesamt 30.000 exportie- Marktsondierungsreisen und Wirtschaftsmis- nehmerinnen und Unternehmer relativ zu- rende Unternehmen zu kommen, zu errei- sionen sowie ein spezieller Branchenfokus versichtlich und die Erwartungen sind auch chen: „Dieses Potential müssen wir heben!“ um erfolgreiche Nischenpolitik betreiben zu besser als im Vorjahr. In den investitionsgü- Hintergrund der Initiative ist, daß sich können. Als Beispiele nannte Koren etwa ternahen Gewerbe- und Handwerksbranchen seit der Erweiterung die Zahl der Exportan- das Baugewerbe, die Umwelttechnik oder erwarten 16 % der Betriebe (Vorjahr: 15 Pro- fragen unter den Betrieben der Sparten ge- den Sektor der Alters- und Pflegeheime. zent) eine positive Entwicklung im I. Quar- häuft haben. Rund 15 Prozent der Betriebe, In Sachen Konjunktur bewertet das Ge- tal. 68 Prozent (Vorjahr: 67 Prozent) rechnen rund 11.000, verfügen laut den aktuellen werbe die Entwicklung leicht positiv: Die mit gleich bleibenden Auftragseingängen; Statistiken über Exportaktivitäten, die aber, aktuellen Ergebnisse der Konjunkturbeob- 16 Prozent (Vorjahr: 18 Prozent) befürchten so Toifl, teilweise nicht näher einzugrenzen achtung für das IV. Quartal 2004 zeigen, so Rückgänge. In den konsumnahen Branchen sind. Deshalb soll in der zweiten Jahreshälf- Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung ist der Anteil der Optimisten von 18 Prozent te eine entsprechende Export-Analyse vor- Austria, eine anhaltend positive Entwick- (im Vorjahr) auf 19 Prozent gestiegen, der liegen, die Aufschluß über den tatsächlichen lung im österreichischen Gewerbe und Anteil der Pessimisten, die Umsatzeinbußen Außenhandel der Gewerbe- und Hand- Handwerk. Die Geschäftslage wird besser im I. Quartal befürchten, ist mit 17 Prozent werksbetriebe liefern soll. „Auf Grundlage beurteilt als im IV. Quartal 2003 und die konstant geblieben. Unveränderte Umsätze dieser Untersuchung wollen wir 2006 ge- Beschäftigtenzahl (Durchschnitt Jänner bis werden von 64 Prozent der Betriebe pro- meinsam mit der AWO eine verfeinerte und November) ist um 1,3 Prozent höher als im gnostiziert (Vorjahr: 65 Prozent). noch besser abgestimmte Exportpolitik für Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Trend 80 Prozent der Gewerbe- und Hand- unsere Mitglieder verfolgen“, betont der aus den letzten Quartalen wird damit bestä- werksbetriebe werden den Beschäftigten- Spartenobmann. tigt. In den investitionsgüternahen Branchen stand in den kommenden Monaten halten. Das Maßnahmenbündel der AWO ist auf ist der durchschnittliche Auftragsbestand im 7 Prozent der Betriebe beabsichtigen, Perso- die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Vergleich zum IV. Quartal 2003 um 3,6 Pro- nal einzustellen und 14 Prozent befürchten, Gewerbebetriebe maßgeschneidert und reicht zent gestiegen. Ausschlaggebend dafür war den Beschäftigtenstand reduzieren zu müs- von einem „Exportfittest“ über ein Export- die positive Entwicklung der privaten Nach- sen. Die insgesamt – vor allem saisonbe- startpaket mit einem „Export ABC“. In den frage (+7 Prozent), während Impulse seitens dingt – geplante Reduzierung des Personal- Landeskammern der WKÖ werden weiters der öffentlichen Hand nach wie vor ausblie- stands im Zeitraum Jänner bis März 2005 spezielle Kurse zu den Grundzügen des Ex- ben (-11 Prozent). (-4,5 Prozent) dürfte jedenfalls geringer aus- ports (steuerliche Fragen, Zoll usw.) geboten. Auch im konsumnahen Bereich hat sich fallen als im Vorjahr. (-5,6 Prozent). „ Über die Landeskammerzeitungen sollen die Situation weiter verbessert. Per Saldo http://wko.at/awo/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 24 Wirtschaft Österreichs Tourismus 2004 in Zahlen Leicht steigende Gästezahlen, aber erstmals seit 1997 weniger Nächtigungen

aut Statistik Austria wurden im De- künfte: -0,6%) geringer als im selben Lzember 2004 rund 7,8 Mio. Übernach- Vorjahreszeitraum, die Ausländernächtigun- tungen gezählt, das entspricht im Vergleich gen fielen um 7,7% (Ankünfte: -4,0%). zum Dezember des Vorjahres einem Minus Nach Bundesländern wurden – abgesehen von 8,9%. Ausländische Touristen nächtig- von Niederösterreich (+2,9%) und Ober- ten in Österreich um 10,4% weniger, ebenso österreich (+1,0%) – durchwegs Nächtigungs- – wenn auch in geringerem Ausmaß – inlän- verluste festgestellt, die höchsten in Tirol mit dische Gäste (-2,9%). Auch die Anzahl der -9,9%, die geringsten in Wien mit -0,7%. Gäste war rückläufig (-4,4% bei den Ankünf- Das nächtigungsstärkste Herkunftsland ten), wobei vor allem die ausländischen Gäste Deutschland verbuchte mit 4,6 Mio. Nächti- (-5,3%) ausblieben (Inländerankünfte: -1,6%). gungen um 10,8% weniger, als im Ver- Die negative Dezember-Bilanz dürfte auf gleichszeitraum November und Dezember die allgemein schlechte Schneelage in den 2003, ebenso die holländischen Gäste näch- Wintersportorten, aber auch auf die im Ver- tigten um mehr als ein Viertel weniger gleich zu Dezember 2003 ungünstigere Feier- (-28,4%). Die Gästenächtigungen aus tagskonstellation (jeweils an Wochenenden) Frankreich (+9,8%), aus den USA (+10,8%) zurückzuführen sein. Auch die konjunktu- und aus dem Vereinigten Königreich rellen Probleme des wichtigsten Herkunfts- (+4,0%) bilanzierten hingegen positiv. landes Deutschland (Nächtigungsanteil im Im Kalenderjahr 2004 wurden insgesamt Dezember: 48%) dürften die Reisefreudig- 117,2 Mio. Nächtigungen gemeldet, das ent- keit entsprechend negativ beeinflußt haben spricht gegenüber 2003 einem Minus von (-13,1%). 0,6%; damit wurde die positive Serie bezüg- Die Abnahme im Ausländertourismus war lich Jahresnächtigungsbilanzen erstmals primär durch Gäste der nächtigungsstärksten unterbrochen, wobei zuletzt das Kalender- Herkunftsländer Deutschland (-13,1% auf jahr 1997 rückläufig war (-3,4%). Sowohl 3,7 Mio.) und Niederlande (-29,4% auf In- als auch Ausländernächtigungen bilan- 484.800) bedingt. Unter den weiteren wich- zierten mit -1,0% bzw. -0,5% negativ. Die tigen Herkunftsländern waren für Gäste aus Zahl der Gäste (=Ankünfte) erreichte hinge- dem Vereinigten Königreich (+3,0%), aus gen ein Plus von 1,1% (28,4 Mio)., wobei der Schweiz (+1,0%) oder für Gäste aus den jene der Inländer um +0,3% (9,1 Mio.), jene USA (+10,6%) Nächtigungszunahmen zu der ausländischen Gäste um +1,5% (19,4 beobachten. Mio.) zulegen konnte. Dementsprechend Von den im Dezember 2004 nächti- liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gungsstärksten Bundesländern wiesen Tirol bei 4,1 Tagen, wobei sich damit der Trend zu (3,1 Mio. Übernachtungen; -13,2%) und rückläufigen Aufenthaltsdauern weiter fort- Salzburg (1,7 Mio. Übernachtungen; -5,4%) setzt (2003: 4,2 Tage). gegenüber dem Vorjahr einen rückläufigen Analysiert man das Kalenderjahr 2004 Trend auf. Auch in den übrigen Bundeslän- näher, so ist der Rückgang vorwiegend auf dern wurden – abgesehen von Niederöster- drei Faktoren zurückzuführen: die negative reich (+1,4%) – durchwegs Nächtigungsver- Sommerbilanz 2004 (-2,1%), das schlechte luste festgestellt, die höchsten in der Steier- Dezemberergebnis (-8,9%) und der Rück- mark mit -13,2%, die geringsten in Wien mit http://www.bilderbox.com gang bei den Gästen aus dem wichtigsten -1,3%. Entsprechend der rückläufigen Touris- Herkunftsland Deutschland (-3,5%; Nächti- Das Nächtigungsaufkommen in Hotelbe- musbilanz im Dezember fällt die bisherige gungsanteil: 43,5%). Darüber hinaus wurde trieben der 5-/4-Stern-Kategorie nahm um Wintersaison 2004/05 (November und De- aber das Kalenderjahr 2004 insbesondere 2,9% ab, in 3-Stern-Betrieben lag die Ab- zember 2004) gleichfalls negativ aus, wobei durch die erfolgreiche Wintersaison 2003/04 nahme bei -11,5%, in 2-/1-Stern-Betrieben die Anzahl der Nächtigungen insgesamt um (+2,2%) und durch den boomenden Städte- bei -10,4%. Auch Privatquartiere und priva- 6,2% auf 10,9 Mio. zurückging, jene der An- tourismus (+4,8%) „gerettet“, was zu einem te Ferienwohnungen mußten zweistellige künfte um 2,9% auf 3,2 Mio. Die Anzahl der „moderateren“ Rückgang führte. Bei den Abnahmen hinnehmen (-15,4% bzw. -15,5%). Inländernächtigungen waren um 1,9% (An- nächtigungsstärksten Herkunftsländern wie ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 25 Wirtschaft

Deutschland und den Niederlanden wurden Nächtigungsrückgänge von -3,5% bzw. - Neuer Finanzausgleich 0,8% verzeichnet, das insgesamt um 1,9 Mio. und Stabilitätspakt Nächtigungen weniger bedeutet als 2003. Im Gegensatz dazu konnten insbesondere Gäste nde 2004 wurden für den Zeitraum 2005 schaften vor. Einige der ausschließlichen aus den USA (+13,4%), aus Frankreich Ebis 2008 ein neuer Finanzausgleich und Bundesabgaben werden in gemeinschaftli- (+7,7%) oder aus dem Vereinigten König- ein neuer Stabilitätspakt für Österreich ver- che Bundesabgaben umgewandelt. Für die reich (+6,9%) zulegen. einbart. Der neue innerösterreichische Sta- meisten gemeinschaftlichen Bundesabgaben Trotz insgesamt rückläufiger Ergebnisse bilitätspakt zielt auf die Rückführung des wird ein einheitlicher Aufteilungsschlüssel konnten die Nächtigungen in Hotels der 5- Maastricht-relevanten gesamtstaatlichen De- festgelegt. Wohnbauförderung und Kosten- /4-Stern-Kategorie – aufgrund der positiven fizits von 1,9% des BIP 2005 auf ein ersätze für die Landeslehrer bleiben weitge- Bilanz im Städtetourismus – zulegen: +3,2% „Nulldefizit“ im Jahr 2008. Das Defizit des hend unverändert. Die Länder erhalten jähr- auf 35,6 Mio. Nächtigungen. Die Anzahl der Bundes soll von 2,4% des BIP auf 0,75% des lich zusätzlich 12 Mio. Euro für die Finan- Nächtigungen in 3-Stern-Betrieben (-2,2%) BIP sinken. Länder und Gemeinden sollen zierung des Personalaufwands der Landes- und in 2-/1-Stern-Betrieben (-3,3%) war hin- Überschüsse erwirtschaften, die von 0,6% lehrer. Zur Krankenanstaltenfinanzierung gegen rückläufig, ebenso in Privatquartieren auf 0,75% des BIP steigen sollen. wurde ein Finanzierungspaket im Umfang (-6,2%) und in privaten Ferienhäusern/-woh- Vor allem auf Landes- und Gemeindeebe- von 300 Mio. Euro beschlossen, dem Ein- nungen (-1,0%). ne sind die Defizitvorgaben des Stabilitäts- sparungen im gleichen Volumen (Gesund- Nach Bundesländern war mit Ausnahme paktes als ambitioniert einzuschätzen. Die heitsreform) gegenüberstehen sollen. von Niederösterreich (+3,6%), Salzburg Überschüsse der vergangenen Jahre beruhen Länder und Gemeinden erhalten je 100 (+0,9%) und Wien (+6,2%) die Nächti- zum Teil auf einmaligen Sondermaßnahmen Mio. Euro jährlich an zusätzlichen Bedarfs- gungsbilanz negativ. Die diesbezüglich bzw. der gezielten Gestaltung von Budget- zuweisungen. Für die kleinsten Gemeinden höchsten Einbußen wurden in Kärnten transaktionen (z. B. Aus- und Umgliederun- wird der Vervielfacher für den abgestuften (-4,3%), die geringsten in Vorarlberg (-0,3%) gen, Verkauf von Liegenschaften und Betei- Bevölkerungsschlüssel erhöht; sie erhalten verzeichnet. In den übrigen Bundesländern ligungen, Leasing-Transaktionen). Diese damit mehr Mittel aus dem horizontalen schwankten die Veränderungen zwischen Konsolidierungsstrategie dürfte langfristig Finanzausgleich. Das FAG 2005 verringert -0,5% in Oberösterreich und -4,2% in der an Grenzen stoßen. Wachstumspolitisch pro- die starke Transferabhängigkeit der Länder Steiermark. Die Zahl der Gäste nahm – blematisch ist, daß auf Gemeindeebene die nicht. Auch wird die Steuerautonomie von abgesehen von der Steiermark (-4,4%) und Investitionstätigkeit zunehmend einge- Ländern und Gemeinden – eine weitere Kärnten (-3,4%) - hingegen in fast allen schränkt wurde. Voraussetzung für eine effizienzsteigernde Bundesländern zu, wobei Niederösterreich Das Finanzausgleichsgesetz 2005 sieht Zusammenführung von Finanzierungs- und mit +4,9% den höchsten, Tirol den gering- keine grundlegenden Änderungen der Finanz- Aufgabenverantwortung – nicht vergrößert. sten Zuwachs (+0,4%) verzeichnete. „ beziehungen zwischen den Gebietskörper- Quelle: WIFO, Margit Schratzenstaller

Österreichische Ansiedlungspolitik Tiroler international im Spitzenfeld Messefrühling

ie exzellente Arbeit der Austrian Busi- Wirtschaftstandortes Österreich nahe brin- iele Neuerungen bei der Tiroler Früh- Dness Agency (ABA) kann man nicht nur gen. Der in diesem Vergleich unserer Web- Vjahrsmesse 2005 sind das Resultat der an der Zahl der neuen Betriebsansiedlungen site zuerkannte 1. Platz mit der Qualifizie- Fusion von Congress Innsbruck und Messe erkennen, sie wurde auch soeben in einer rung ,World Leading Agency‘ ist wohl der Innsbruck zur „Congress & Messe Innsbruck Benchmark-Studie bewiesen. Der dritte Platz beste Beweis dafür.“ GmbH“ im Jahr 2004. Von den Synergie- unter 178 Investment Promotion Agencies ist Die internationale Studie „IPA Perfor- Effekten, dem gebündelten Know-how der der beste Beweis dafür, daß die österreichi- mance Benchmarking 2004“ untersuchte ins- Mitarbeiter und dem flexibel einsetzbaren sche Ansiedlungspolitik international Aner- gesamt 178 Betriebsansiedlungsagenturen technischen Equipment profitieren sowohl kennung findet“, erklärte Wirtschafts- und auf allen fünf Kontinenten. Die Ansiedlungs- Aussteller als auch Besucher durch ein aus- Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein zu agenturen wurden mit einem simulierten In- gebautes Service- und Informationsangebot. der jüngst veröffentlichten Studie des briti- vestitionsprojekt kontaktiert und im Hin- Etwa 470 Aussteller präsentieren ihre Pro- schen Unternehmens GDP Global und der blick auf Kundenfreundlichkeit, Schnellig- dukte und Dienstleistungsangebote. Damit ist Weltbank-Tochter MIGA. Der Geschäftsfüh- keit, Inhalte und Nachhaltigkeit analysiert. die Tiroler Frühjahrsmesse voll ausgebucht. rer der zum Wirtschafts- und Arbeitsmini- Die ABA erreicht in dieser globalen Studie Neben den traditionellen Themenschwer- sterium ressortierenden Betriebsansied- insgesamt den 3. Platz. Den ersten Platz tei- punkten, wie z. B. der „proBau“ als größter lungsagentur, Dr. Rene Siegl, sieht den Kurs len sich die Ansiedlungsagenturen Invest in Baufachmesse Westösterreichs, dem Tiroler seiner Arbeit mit dieser Klassifizierung be- Sweden und die City of Melbourne. An der Autosalon, den Präsentationen der Mode- stätigt: „Wir arbeiten konsequent an unserem Benchmarking-Studie beteiligten sich renom- branche und vielen anderen Highlights, wird professionellen Auftreten, mit dem wir po- mierte Agenturen, aber auch neuere Kon- die Tiroler Frühjahrsmesse zum Event- und tenziellen Investoren die Qualitäten des kurrenten. http://www.aba.gv.at s „ Erlebnisraum für die ganze Familie. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 26 Wirtschaft Wofür geben Österreicher 2005 ihr Geld aus Junge Menschen investieren mehr in Wohnen, Sparen und Bildung. Männer deutlich ausgabefreudiger als Frauen

ofür planen die ÖsterreicherInnen W2005 mehr Geld auszugeben? Wie aus einer aktuellen Studie der Generali hervor- geht, darf sich vor allem die Gesundheits- branche auf ein gutes Geschäftsjahr 2005 einstellen. Auch die Branchen rund ums Wohnen sowie die Versicherungen und Fi- nanzdienstleister können mit einem starken Jahr rechnen. Denn für die Gesundheit, fürs Wohnen und Sparen wollen die Österrei- cherInnen heuer tiefer in die Tasche greifen. Die repräsentative Umfrage wurde im Auftrag der Generali vom Meinungsfor- schungsinstitut market unter 400 Personen ab 16 Jahren durchgeführt. Spitzenreiter bei den Mehrausgaben sind Aktivitäten im Be- reich Gesundheit/Wohlbefinden/Sport. Fast ein Viertel der Befragten plant dafür im angelaufenen Jahr mehr Geld auszugeben. Aber auch der Trend zum „Homing“ dürfte sich 2005 fortsetzen. Mehr als ein Fünftel der Befragten möchte in die eigenen vier Wände mehr Geld investieren. An dritter Unter 30jährige beson- che Differenz von zehn Prozentpunkten gibt Stelle auf der Ausgaben-Liste der Österrei- ders investitionsfreudig es auch im Bereich Sparen: Während 23 Pro- cherInnen rangiert das Sparen mit 18 Pro- zent der Männer 2005 mehr sparen möchten, zent. Faßt man das Sparen und die Alters- Die Ausgabeabsichten der Österreiche- planen dies nur 13 Prozent der Frauen. Bei vorsorge zusammen, so plant insgesamt rInnen unter 30 Jahre liegen in fast allen den Anschaffungen im Wohnbereich liegt knapp ein Drittel der Befragten 2005 mehr Bereichen deutlich über dem Gesamtschnitt. der Unterschied bei neun Prozentpunkten: Geld für ihre Zukunft zu reservieren. Nur im Bereich Bekleidung/Schuhe wollen 26 Prozent der Männer und nur 17 Prozent die Jüngeren nicht so viel ausgeben wie der Frauen wollen hier höhere Investitionen Finanzielle Vorsorge hat Österreicher über 30 Jahre. 36 Prozent der tätigen. Einer Meinung sind Herr und Frau großen Stellenwert jungen Leute planen 2005 mehr fürs Woh- Österreicher allerdings, was die Ausgaben nen auszugeben, 30 Prozent wollen mehr für den Gesundheitsbereich (jeweils 24 Zwölf Prozent der Befragten wollen 2005 sparen und 27 Prozent mehr in die Aus- und Prozent wollen mehr ausgaben), den Urlaub mehr in ihre Altersvorsorge investieren. Weiterbildung investieren. Verständlich ist (jeweils 17 Prozent) sowie die Pflegevorsor- „Besonders erfreulich an diesem Ergebnis ist der Wunsch der 16- bis 30jährigen nach ge (jeweils 6 Prozent) anbelangt. „ der große Stellenwert der Vorsorge bei den mehr Mobilität: 21 Prozent wollen für ein jungen ÖsterreicherInnen unter 30 Jahren“, Auto in diesem Jahr mehr ausgeben, wäh- Die Generali Group erklärt dazu Dr. Hans Peer, Vorstandvorsit- rend dies die Österreicher insgesamt (über ist eine Versicherungs- und Finanzdienstlei- zender der Generali Versicherung. „Immer- alle Altersgruppen) nur zu 10 Prozent vorha- stungsgruppe zentraleuropäischer Dimen- hin knapp ein Drittel der jungen Menschen ben. Frauen sind sparsamer sion. Die börsennotierte Generali Holding denkt daran, heuer wieder mehr auf die hohe Auch zwischen den Geschlechtern sind Vienna AG, Wien, umfaßt mehr als 40 Un- Kante zu legen. Aber auch für die Altersvor- deutliche Unterschiede bei den Ausgabeplä- ternehmen in Österreich und Zentralosteuro- sorge wollen 18 Prozent der unter 30jährigen nen 2005 zu erkennen. Frauen zeigen sich pa. Dabei handelt es sich um Versicherungs- künftig mehr Geld in die Hand nehmen“, so zumeist deutlich sparsamer als Männer. Die gesellschaften, aber auch um Immobilien-, Peer. Die Notwendigkeit für eine Pflegevor- größten Unterschiede liegen bei der Freizeit Beteiligungs-, Finanz- und Kapitalanlagege- sorge wird allerdings noch nicht erkannt. und den Hobbys. Hier planen 22 Prozent der sellschaften sowie Serviceunternehmen, Nur 6 Prozent der Befragten wollen hier Männer, jedoch nur 8 Prozent der Frauen Leasingfirmen, Pensionskassen und um eine 2005 eine Ausgabensteigerung vornehmen. mehr Geld auszugeben. Eine ebenso deutli- Bank. http://www.generali.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 27 Chronik Glücklich, aber eher besorgt Die Österreicher sind mit ihrem Leben zufrieden und glücklich, jedoch eher besorgt über die Zukunft, so eine Studie, die kürzlich von der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen veröffentlicht wurde.

ie Österreicher sind mit ihrem Leben Tabelle 1: Subjektives Wohlbefinden: Österreich im Vergleich Dglücklicher und zufriedener als der optimistisch durchschnittliche Europäer. Dies geht aus der Lebenszufriedenheit in Bezug Europäischen Erhebung zur Lebensqualität insgesamt (1) Glück (2) auf die Zukunft(3) (EQLS) hervor, die von der Europäischen Stif- Österreich 7,7 7,9 17 % tung zur Verbesserung der Lebens- und Ar- Durchschnitt EU-15 7,2 7,6 19 % beitsbedingungen durchgeführt wurde. Zudem Höchster Wert EU-15 8,4 (DK) 8,3 (DK) 51 % (DK) stufen die Österreicher die Qualität ihrer Niedrigster Wert EU-15 6,0 (PT) 7,3 (FR) 9 % (FR) Wohnsituation sowie ihres Sozial- und Ge- Durchschnitt 10 neue MS 6,1 6,9 18 % sundheitssystems als eine der höchsten in Durchschnitt 3 Kandidatenländer 5,6 6,6 26 % allen 28 europäischen Ländern ein. (1) Alles in allem, wie zufrieden sind Sie heute mit Ihrem Leben? Nichtsdestotrotz zählen die Österreicher Durchschnitt auf einer Skala von 1 bis 10. zu den Europäern, die im Hinblick auf die (2) Für wie glücklich würden Sie sich auf einer Skala von 1 bis 10 einstufen? Zukunft in Europa am wenigsten optimistisch Durchschnitt auf einer Skala von 1 bis 10 sind. Diese Tendenz wurde insbesondere (3) Ich blicke optimistisch in die Zukunft: a) trifft uneingeschränkt zu; b) trifft bedingt zu; c) trifft unter älteren Menschen festgestellt. Darüber nicht unbedingt zu; d) trifft überhaupt nicht zu; e) weiß nicht. - Basis: trifft uneingeschränkt zu hinaus nennt eine relativ große Zahl von Österreichern Spannungen zwischen den Tabelle 2: Materielle Bedingungen: Österreich im Vergleich Generationen, und wenige haben wirklich Kann mir keinen Haushalt schuldet Gefühl der sub- Vertrauen in das staatliche Pensionssystem. einwöchigen Jahres- Rechnungen aus jektiven Die Untersuchungen der Stiftung zur urlaub leisten (1) Versorgungs- wirtschaftlichen Lebensqualität in Europa auf der Grundlage leistungen (2) Leistung (3) von 26 000 Einzelbefragungen in 28 europäi- Österreich 14 % 3 % 4 % schen Ländern geben Aufschluß über Le- Durchschnitt EU-15 24 % 7 % 10 % bensbedingungen und subjektives Wohlbefin- Höchster Wert EU-15 59 % (PT) 22 % (GR) 28 % (GR) den sowie darüber, wie die Gesellschaft von Niedrigster Wert EU-15 8 % (LU) 3 % (AT, DK) 3 % (LU) Einzelnen wahrgenommen wird. Die Ergeb- Durchschnitt 10 neue MS 61 % 21 % 39 % nisse dieser Erhebung vermitteln ein einmali- Durchschnitt 3 Kandidatenländer 70 % 25 % 47 % ges Bild von der Lebensqualität im erweiter- ten Europa. (1) Können Sie sich einen einwöchigen, nicht zu Hause verbrachten Jahresurlaub leisten (nicht bei „Zwar bestehen innerhalb der Euro- Verwandten)? (2) Konnte Ihr Haushalt in den vergangenen 12 Monaten Rechnungen für Versorgungsleistungen päischen Union erhebliche Unterschiede in wie Strom, Gas oder Wasser nicht fristgerecht begleichen? den Lebensbedingungen, doch die Werte und (3) Ein Haushalt kann über verschiedene Einkommensquellen verfügen, und mehr als ein Mitglied Prioritäten, die die Lebensqualität ausmachen, kann zu dem Haushalt beitragen. Kommt Ihr Haushalt angesichts seines monatlichen unterscheiden sich nicht wesentlich – es gibt Gesamteinkommens über die Runden? a) problemlos; b) leicht; c) vergleichsweise leicht; d) mit eigentlich keinen Grund, von uns und den einigen Schwierigkeiten; e) schwer; f) sehr schwer; g) weiß nicht. - Basis: schwer oder sehr anderen, von West und Ost zu sprechen“, so schwer Willy Buschak, der amtierende Direktor der Quelle: „Erhebung zur Lebensqualität“ der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- Stiftung. „Um jedoch die Kohäsion in einer und Arbeitsbedingungen, 2003 größeren und heterogeneren Europäischen Union zu fördern und unterschiedliche wirt- es den Österreichern im Vergleich zu den der Österreicher hat in den vergangenen schaftliche Entwicklungen und Lebensstan- meisten Europäern allgemein gut geht: Nur zwölf Monaten an einem Aus- bzw. Fort- dards anzugleichen, müssen die politischen 14 Prozent der Österreicher können sich kei- bildungskurs teilgenommen – auch dieser Entscheidungsträger und Akteure der Zivil- nen einwöchigen Jahresurlaub leisten und Wert liegt über dem EU-Durchschnitt (21 Pro- gesellschaft vor allem nicht nur wissen, wie lediglich 3 Prozent haben das Gefühl einer zent). Nur 5 Prozent der Österreicher geben die Menschen leben, sondern auch wie sie starken subjektiven wirtschaftlichen Be- an, Angst zu haben, in den nächsten sechs ihre Lebenssituation wahrnehmen und wie lastung. Diese Zahlen liegen weit unter dem Monaten ihren Arbeitsplatz zu verlieren. In die individuelle Lebensqualität bewertet wird. europäischen Durchschnitt. Die Erhebung den früheren EU-15-Ländern sind es im Ver- Wir meinen, daß wir dieses Wissen mit unse- zeichnet außerdem ein Bild der Stabilität des gleich dazu durchschnittlich 8 Prozent, in den rem Bericht vermitteln können.“ Alle maß- österreichischen Arbeitsmarktes und des neuen Mitgliedstaaten 17 Prozent und in den geblichen Indikatoren deuten darauf hin, daß Vertrauens in diesen. Ein Viertel (27 Prozent) Kandidatenländern 27 Prozent. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 28 Chronik Entwicklungsachse U2 Nord Siegerprojekte für Einkaufszentrum Stadion und Bürohochhaus Krieau

m Bereich zwischen dem Wiener Pra- Iterstern und Handelskai/Donaustadtbrücke leben so viele EinwohnerInnen wie in Eisen- stadt, und das gesamte Gebiet weist ein enor- mes Entwicklungspotenzial auf. Mit der Verlängerung der U-Bahnlinie U2 Richtung Donaustadt verfügt das Gebiet in Zukunft über einen enormen Standortvorteil: Durch den Anschluß an das U-Bahnnetz eignet sich das Gebiet zwischen Praterstern und der Do- nauquerung besonders für neue Büros, Woh- nungen und Hotels, Entertainment, Technolo- gie sowie für Service, Geschäfte und Gastro- nomie. Für zwei Projekte – das Einkaufszen- trum Stadion sowie ein neues Bürohochhaus im Bereich Trabrennstraße – fanden in den vergangenen Monaten Architekturwettbe- werbe statt, deren Siegerprojekte am 10. Jän- ner in einem Mediengespräch mit Planungs- stadtrat DI Rudolf Schicker, Bezirksvorste- her Gerhard Kubik sowie den Geschäftsfüh- rern der U2 Stadtentwicklung Ges.m.b.H., Luftaufnahme des Areals in der Leopoldstadt, wo das Stadion-Viertel entstehen wird Ing. Hermann Klein, Mag. Michael Gries- Foto: U2 Stadtentwicklung GmbH mayr sowie Dr. Otto Schimpf, präsentiert wurden. Das Siegerprojekt für das EKZ Sta- dion stammt von Arch. DI Regina Frei- müller-Söllinger, den Wettbewerb für das Bürohaus Krieau hat das ArchitektInnen- Duo Henke/Schreieck gewonnen.

Fußball-EM 2008 Die Fußball-Europameisterschaft 2008 rückte dieses Gebiet verstärkt in den Blick- punkt der Öffentlichkeit und ist auch aus- schlaggebend für die nunmehr rasche Um- setzung der Projekte. Noch rechtzeitig vor der EM müssen – nicht zuletzt auch aus Sicherheitsaspekten – alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Der relativ restriktive zeitliche Horizont war auch ausschlagge- bend für die Gründung der U2 Stadtent- wicklung Ges.m.b.H., um alle Maßnahmen „unter einem Dach“ koordinieren zu können. Foto: Pressefoto Votava Mag. Michael Griesmayr, StR. DI Rudolf Schicker, Dr. Otto Schimpf, BV Gerhard Rahmenplan für die weitere Entwicklung Kubik und Ing. Hermann Klein (vlnr.) präsentieren die Siegerprojekte des Gebietes ist das „Leitbild U2“, das im Herbst 2003 vom Wiener Gemeinderat be- für die weiteren Entwicklungen in diesem „Die vorhandenen Entwicklungspoten- schlossen wurde. „Dieses Leitbild wurde auf- Gebiet. Die präsentierten Projekte, wie das tiale bedeuten einen enormen Impuls für die bauend auf den Erkenntnissen von städte- Einkaufszentrum Stadion sowie das Hoch- Leopoldstadt. Mit der Errichtung der ,Messe baulichen Sondierungsverfahren, Strukturplä- haus Krieau sind mit diesem Leitbild kom- neu‘ 2004 wurde der erste wichtige Schritt nen, Verkehrskonzepten und den Überlegun- patibel und entsprechen auch den Vorgaben gesetzt, die nunmehr präsentierten Projekte gen zu den übergeordneten Rahmenbedin- der Stadt“, unterstrich Planungsstadtrat bringen nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze gungen erarbeitet und bietet die Grundlage Rudolf Schicker. im Bezirk, sondern leisten auch einen wich- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 29 Chronik

Auch für den Individualverkehr ist vorge- sorgt. Beim Bau übersiedeln die Parkplätze aufs Dach und in die Tiefgeschosse des neuen Einkaufszentrums. Keine Parkplätze gehen verloren, sie stehen den Stadion- Besuchern auch in Zukunft zur Verfügung.

Und wann ist das EKZ Stadion fertig? Der Spatenstich erfolgt heuer im Herbst, die Fertigstellung ist für September 2007 an- gestrebt – deutlich vor dem Anpfiff zur Fußball-EM 2008. Ing. Hermann Klein, Geschäftsführer der

Modell Einkaufszentrum Stadion Foto: U2 Stadtentwicklung GmbH U2 Stadtentwicklung GmbH und IG Immo- bilien GmbH: „Mit all seinen Funktionen tigen Beitrag zu Stärkung der Nahversor- nerstädtisches Einkaufszentrum. Diese unter- wird unser Einkaufszentrum neue Maßstäbe gung in bislang damit nur schlecht ausge- scheiden sich von den anderen Einkaufszen- für das Stadion-Viertel, die Leopoldstadt statteten Bereichen. Im Gebiet soll ein mo- tren in zwei fundamentalen Punkten: Sie hal- und ganz Wien setzen. Und auch architekto- derner, neuer Stadtteil entstehen, der einen ten die Kaufkraft im Zentrum und damit in nisch wird es sich von der üblichen Shop- dynamischen Akzent für die gesamte Stadt- der Stadt bzw. im Bezirk. Und vor allem er- ping Center-Architektur abheben.“ entwicklung darstellt“, betonte Bezirksvor- füllen nur sie die wichtigen Funktionen der steher Gerhard Kubik dazu. Nahversorgung. Bürohochhaus Krieau Das Einkaufszentrum Stadion ist ein ganz Einkaufszentrum Stadion wichtiger neuer Wirtschaftsfaktor für den Eine wichtige Voraussetzung für die er- Bezirk. Den zukünftigen Käuferinnen und folgreiche Entwicklung des Gebietes entlang Die U2 Stadtentwicklung GmbH baut Käufern wird in 60 Geschäften auf insge- der neuen Übertag-Trasse der U2 von der zwischen der neuen U2 und dem Radstadion samt 21.000 m² ein ausgewogener Bran- Messe über Krieau und Stadion bis zur Do- auf einem Teil der Stadion-Parkplätze das chen-Mix mit Schwerpunkt Sport geboten. nauquerung ist die Bereitstellung von mo- Einkaufszentrum Stadion. Die operative Fe- Damit werden sich auch internationale dernen Arbeitsplätzen. Zu diesem Zweck derführung wird bei der IG Immobilien Sport- und Mode-Labels einmieten, die bis müssen im Messe- und Stadionviertel in den GmbH liegen. Das neue Einkaufszentrum ist dato im 2. Bezirk nicht vertreten waren. nächsten Jahren hochwertige Büroflächen absolut notwendig, qualitativ hochwertig Außerdem finden im neuen Einkaufszen- entstehen. und architektonisch interessant. trum 1000 Menschen einen Arbeitsplatz. Das Stadion-Viertel und die ganze Leo- Das Einkaufszentrum Stadion ist der poldstadt brauchen ein angemessenes Ein- Partner der Einkaufsstraßen im Bezirk, nicht kaufszentrum. Schon heute – also noch ohne ihr Gegner. Das neue Einkaufszentrum ver- zusätzliche Flächen – ist die Situation im steht sich nach Prater- und Taborstraße als Viertel, was das Einkaufen angeht, alles an- die dritte Einkaufsstraße des Bezirks. Alle dere als rosig: 13.000 Menschen in der un- drei haben die Zusammenarbeit im Verein mittelbaren Umgebung sind ohne effiziente „Die Wirtschaft im Zweiten“ beschlossen, Nahversorgung. Und der ganze Bezirk – er um den Einkaufsstandort Leopoldstadt zu- wäre mit seinen 93.000 Bewohnern die siebt- sätzlich zu beleben. größte Stadt Österreichs – hat keinen großen, Das Einkaufszentrum bringt durch her- hochwertigen Supermarkt. vorragende Verkehrsanbindung neues Leben Das Einkaufszentrum Stadion wird auch in die Leopoldstadt. Die Verkehrs-Anbindung architektonisch ein starkes Signal setzen. für die zukünftigen Benutzer ist öffentlich Verantwortlich dafür zeichnet das Team um und individuell optimal und stellt für die der- die Architektin Dipl.-Ing. Regina Freimüller- zeitigen Anwohner keine schwerwiegende Söllinger. Ihr Projekt hat Anfang November zusätzliche Belastung dar. Die neue U2- Modell Bürohochhaus Krieau den eigens ausgeschriebenen Wettbewerb Station „Stadion“ wird einen direkten Zugang Foto: U2 Stadtentwicklung GmbH zur Gestaltung der Fassade gewonnen. Das zum Einkaufszentrum haben. Das ist wäh- Spiel mit dem Licht ist ein wichtiges Ele- rend der Geschäftszeiten für die vielen Kon- Schlüsselprojekt in diesen Überlegungen ment des Sieger-Entwurfes. Der Außenfas- sumenten bequem, am Abend ist es ein An- ist das Grundstück bei der künftigen U2-Sta- sade wird ein Netz übergestülpt. Die Außen- reiz für alle, die den großzügigen Gastrono- tion Krieau. Hier soll an der Vorgartenstraße/ haut wirkt leicht, als würde sie schweben, mie-Bereich mit rund 2000 m² genießen Ecke Trabrennstraße ein Bürohochhaus mit gleichzeitig ist sie Lichtträger in der Nacht. möchten. Die Lokale werden bis Mitternacht einer der unverwechselbaren Umgebung ent- Das Einkaufszentrum Stadion ist ein in- offen halten. sprechenden Architektur entstehen. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 30 Chronik

Um diese Vorgaben zu realisieren, hat die und für die Umsetzung dieses Projektes ver- U2 Stadtentwicklung GmbH neun Architek- antwortlich: „Sowohl das überwältigende St. Pölten wuchs ten zu einem Wettbewerb eingeladen. In der Äußere des Gebäudes als auch die Grund- auch 2004 kräftig Jury unter Vorsitz von Architekt Dipl.-Ing. risse und die Flächenwirtschaftlichkeit haben Heinz Neumann saßen renommierte Archi- uns absolut überzeugt.“ ie niederösterreichische Landeshaupt- tekten und Vertreter der Stadt Wien sowie Dstadt verzeichnete auch im Jahr 2004 die Geschäftsführer der U2 Stadtentwick- Bürowelt Handelskai einen kräftigen Bevölkerungsanstieg. An- lung, die auch als Projektentwickler fungiert. fang 2005 hatten 50.554 Personen ihren Die Entscheidung war nicht einfach, aber Die Nord-Verlängerung der U2 biete mit Hauptwohnsitz in St. Pölten. Mit einem An- doch sehr eindeutig. ihren Standortvorteilen zudem so hervorra- teil von 52 Prozent bilden die Frauen klar in Im November 2004 ging das Architekten- gende Entwicklungsmöglichkeiten, so Stadt- der Mehrheit. duo henke und schreieck als Sieger aus dem rat Schicker und Bezirksvorsteher Kubik, Die 50.554 Personen bedeuten einen anonymen Wettbewerb für das neue Wahr- daß neben dem EKZ Stadion und dem Büro- neuen Einwohnerrekord für St. Pölten, seit- zeichen der Krieau hervor. Die gelungene hochhaus Krieau der neue Stadtteil durch dem mit 1. Jänner 1982 neun kleinere Orte Linienführung und Form steht für 80 Meter weitere attraktive Büroprojekte ergänzt wer- um Gerersdorf ausgemeindet wurden. 2004 Höhe, 23 Geschosse und 22.000 m² vermiet- den kann. So sind derzeit im Gebiet vor der stieg die Bevölkerung um 406 Personen oder bare Fläche mit Blick auf den Prater, die Donauquerung der U2 um die künftige Sta- um 1 Prozent. Der Anstieg war damit ähn- Innere Stadt und die Donau. tion „Handelskai/Donaustadtbrücke“, die lich hoch wie im Jahr zuvor. Den stärksten „Wir haben eine Form kreiert, die Raum 2009 eröffnet werden soll, weitere Büropro- Zuwachs gab es im Monat Oktober mit 110 bildet und nicht besetzt. Die konkav-konve- jekte in Überlegung. Einige Grundstücke im Personen. Hier dürfte sich der Beginn des xe Figur generiert eine platzräumliche Situa- Bereich Handelskai/Wehlistraße sind opti- Studienjahres der Fachhochschule nieder- tion. Der weiche geschwungene Körper steht mal geeignet, dort eine „Welt der Büros“ ent- schlagen. im Kontrast zur rationalen Struktur des stehen zu lassen, die sich an den Bedürf- Die vorläufige Geburtenbilanz war mit Messe-Areals und bildet ein signifikantes nissen der Menschen orientiert und die nach 494 Geburten und 510 Sterbefälle wie auch Entree zum geplanten Quartier der Krieau“ diesen Maßstäben gebaut wird, also mit Ge- in den Vorjahren leicht negativ. Die verstärk- so Architekt Mag. Dieter Henke vom Sieger- schäften, Gastronomie- und anderen Service- te Zuwanderung nach St. Pölten macht aber Büro. betrieben sowie der dazugehörigen Infra- die negative Geburtenbilanz wieder wett. Ins- Mit dem Bau soll Ende 2005 begonnen struktur. Unter anderem kann durch eine gesamt zogen 2.768 Personen nach St. Pöl- werden. Im Jahr 2008 – rechtzeitig zu dem Handelskai und damit der Donau zuge- ten zu, 2.346 verlegten ihren Wohnsitz weg. Fußball-EM und der Eröffnung der U2 Ver- wandte Hochhausbebauung (mit einer Höhe Neben den 50.554 Hauptwohnsitzern längerung – können bereits die ersten Fir- von maximal 75 m mit Dachausbau und mit hatten Anfang 2005 noch 3.321 Personen men in das außergewöhnliche Bürohaus ein- maximal 22 Geschossen) eine neue „land- ihren Nebenwohnsitz in der Stadt. Innerhalb ziehen. mark“ gesetzt werden. Angestrebt wird eine der Stadt wurden 3.858 Ummeldungen vorge- Mag. Michael Griesmayr, einer der standortadäquate und attraktive Bebauung nommen, womit immerhin jeder 15. St. Pölt- Geschäftsführer der U2 Stadtentwicklung mit gemischten Nutzungen. „ ner innerhalb der Stadtgrenzen umzog. „

»Anglerboom« in Linz 30 Jahre Casino Bregenz Wappen für Pöchlarn ngeln wird als Freizeitbeschäftigunge us Anlaß seines 30jährigen Bestehens ie NÖ Landesregierung genehmigte am Aimmer beliebter. So wurden von der Ahat das Casino Bregenz einen Wettbe- D18. Jänner den Bescheid über die Be- Stadt Linz 2004 insgesamt 520 Fischerkarten werb ausgeschrieben. Kreative Vorarlberger stätigung des Wappenrechts, die Besserung ausgestellt, das sind doppelt so viele wie im waren eingeladen, einen 50 cm großen Jubi- des Wappens und die Feststellung der Ge- Jahr zuvor. Die Gesamtzahl der Petrijünger läums-Jeton mit der Zahl 30 zu gestalten. meindefarben für die Stadtgemeinde Pöch- in der oberösterreichischen Landeshaupt- Das Casino Bregenz hat 1975 als neuntes larn. „Wappen und Gemeindefarben sind für stadt stieg damit auf 14.500 an. österreichisches Casino seinen Spielbetrieb jede Stadt und Gemeinde ein wichtiger Teil Drei Viertel der begehrten Fischerausweise aufgenommen. Seither wurde mehrmals aus- der Identität, sie sind aber ebenso der Aus- wurden im Bürgerservice Center im Neuen und umgebaut, das Spielangebot laufend er- druck einer langen Geschichte und Tradition Rathaus ausgegeben, der Rest in den Bürger- weitert und machten über 6,5 Millionen – und damit ein Beitrag zur Stärkung der servicestellen in den Stadtbibliotheken. Gäste ihr Spiel am Bodensee. Gemeinde“, zeigte sich Landeshauptmann- Bei der Antragstellung müssen ein Licht- Von Anbeginn spielte die Kultur eine stellvertreterin Heidemaria Onodi über den bildausweis, zwei Fotos und 46,60 Euro für große Rolle im und um das Casino. Ar- Beschluß des Landes erfreut. Verwaltungsabgaben mitgebracht werden. chitektonisch gestaltet wurde der Spielbe- Die Stadt Pöchlarn im Bezirk Melk zählt Voraussetzung ist auch ein Nachweis über trieb von namhaften österreichischen Künst- rund 3.500 Einwohner. Die Region um die den Besuch eines Fischereikurses sowie ein lern und wurde eine enge Zusammenarbeit heutige Stadtgemeinde kann auf eine 6000-jäh- Mindestalter von 12 Jahren. mit den Bregenzer Festspielen vereinbart. rige Siedlungsgeschichte zurückblicken. Pöch- In Linz gibt es insgesamt 55 Fischge- Seither ist das Casino Bregenz bedeutender larn ist geprägt durch die malerische Lage wässer. Am beliebtesten sind die Donau und Kultursponsor im Ländle und Ort zahlrei- direkt an der Donau und als Nibelungenstadt die Traun. „ cher kultureller Begegnungen. „ beliebtes Ausflugsziel. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 31 Chronik Große Universitätsaula fertiggestellt Die Große Universitätsaula Salzburg erstrahlt in neuem Glanz

it der Fertigstellung der Renovierungs- Marbeiten an der Großen Universitäts- aula verfügt die Universität Salzburg über einen Festsaal, der sich sowohl für akademi- sche Feiern als auch für kulturelle Veran- staltungen hervorragend eignet“, betonte Rektor Heinrich Schmidinger. „Im Jahre 1767 hat hier die Uraufführung von Mozarts Jugendwerk Apollo und Hyazinth stattge- funden“, so Schmidinger. Aus diesem Grun- de wurde bei der Eröffnung der Aula die Oper zu Ehren von Jeanne und Donald Kahn kon- zertant aufgeführt. Das Ehepaar Kahn konn- te vom Generalsekretariat Mozart 2006 als Exklusivsponsor für die Aula gewonnen werden, das Foyer der Großen Universitäts- aula wurde nach Jeanne Kahn benannt. „Für die Universität war die Große Universitäts- aula immer schon von zentraler Bedeutung“, so Rektor Schmidinger. „An der 1622 ge- gründeten Benediktineruniversität war sie

Ort jener Aufführungen, die Salzburg bereits Die neu renovierte Große Universitätsaula Foto: Universität Salzburg/Gabriele Pfeifer im 17. und 18. Jahrhundert zu einem Zen- trum des Musiktheaters machten.“ ter Beweis zu stellen und sich als eine der Große Universitätsaula Kultur- und vor allem Musikhauptstädte der Teil des Mozartjahrs 2006 Welt zu behaupten“, so Burgstaller. Im Zuge der Generalrenovierung nach den Plänen des Salzburger Architekten Franz Der Umbau der Großen Universitätsaula Weitere bauliche Fonatsch wurde der Bühnen- und Hinterbüh- ist auch Teil des Gesamtkonzepts für das Maßnahmen nenbereich vergrößert und Künstlergardero- Mozartjahr 2006. Der Festsaal befindet sich ben eingerichtet.Besuchern steht eine groß- in der Altstadt, inmitten des Festspielbe- Eine der vier programmatischen Säulen, zügige Garderobe und erstmals auch ein zirks, offen hin zu Furtwängler-Park und so Burgstaller, (neben den Veranstaltungen, behindertengerechter Zugang zur Verfügung. Max-Reinhardt-Platz und dient als feierli- dem Kinder- und Jugendprogramm und dem Die große Universitätsaula als authentische cher Rahmen für Promotionen, Sponsionen Aufbau eines internationalen Netzwerks) Mozart-Spielstätte erhielt außerdem eine und akademische Veranstaltungen. Sie bietet würden die baulichen Maßnahmen im Zuge verbesserte Akustik und durch ansteigende mit einer perfekten Akustik auch einen des Mozart-Jahres 2006 bilden. Hier habe Zuschauerränge eine optimale Sicht auf die attraktiven Ort, besonders für bühnenorien- sich Salzburg viel vorgenommen. „Mit dem Bühne. tierte Veranstaltungen. Umbau des Kleinen Festspielhauses in das „Die Große Universitätsaula hatte vor Er- Für Landeshauptfrau Mag. Gabi Burg- „Haus für Mozart“ (29 Mio. Euro, Eröff- richtung der Universitätskirche eine Doppel- staller ist das Mozart-Jahr 2006 zugleich nung: 26. Juli 2006 mit „Le Nozze di Fi- funktion“, erläuterte Architekt Franz Fo- Auftrag, Herausforderung und Chance für garo“ unter Nikolaus Harnoncourt), dem Um- natsch. Sie sei einerseits für Gottesdienste Salzburg: „Auftrag, weil sich Salzburg als bau der Neuen Residenz für das Salzburger und andererseits für Theateraufführungen Geburtsort des großen Komponisten und Museum Carolino Augusteum (22 Mio. verwendet worden. Entsprechend der histo- Zentrum der Mozart-Pflege eines besonders Euro, Eröffnung am 26. Jänner 2006 mit der rischen Anordnung der Aula wurde daher großen internationalen Interesses sicher sein Ausstellung „VIVA! Mozart“ sponsored by die Bühne von der Südseite wieder an die kann. Herausforderung, weil wir uns auch in Reber), dem Neubau der Universität Mo- Nordseite verlagert. „Die Wiedererrichtung budgetär schwierigen Zeiten das Ziel gesetzt zarteum (34 Mio. Euro, Eröffnung Sommer einer Bühne- bzw. Hinterbühne wie in der haben, ein qualitativ hochwertiges und breit 2006), dem Neubau des Musikums in der Vergangenheit war auf Grund der heute gel- gefächertes Programm auf die Beine zu stel- Schwarzstraße (5,2 Millionen Euro, geplante tenden Baugesetze und der beengten Raum- len, das auch dem Ziel der Nachhaltigkeit Eröffnung Herbst 2006) und eben dem Um- situation nicht mehr möglich“, so Fonatsch. entspricht. Und Chance, weil Salzburg die bau der Großen Universitätsaula (6,6 Mio. Der Südtrakt wurde im Erdgeschoß und Möglichkeit eröffnet wird, weltweit einmal Euro) setzen wir gewichtige Zeichen“, so die im ersten Obergeschoß zum neuen Foyer mehr seine Kompetenz als Mozart-Stadt un- Landeshauptfrau. umgestaltet. Im Erdgeschoß wurden im Be- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 32 Chronik

reich des bestehenden großen Hörsaals die Garderobe und die Sanitärbereiche für die Aula errichtet. Damit Stuckdecke und Wände wieder atmen können, wurde die beim letzten Um- bau vor rund 25 Jahren aufgebrachte und längst vergilbte Dispersionsfarbe entfernt. Die alte Akustikdecke im Mittelbereich wur- de abgenommen. Eine neue macht zusamm- men mit anderen akustischen Maßnahmen aus dem ursprünglichen Kirchenraum einen Konzert- und Theatersaal, der allen heutigen Ansprüchen genügt.

Neuer Eingang im Festspielbezirk Durch die Verlagerung der Bühne von der Rektor Heinrich Schmidinger, Jeanne und Donald Kahn und Mag. Inge Brodil von Süd- auf die Nordseite mußte ein neuer »Mozart 2006« Foto: Manfred Siebinger Eingangsbereich geschaffen werden. Dieser wurde in Form eines gläsernen Vorbaus durch die Architekten Georg Huber und Karl Meinhart von one room im Furtwängler- Park verwirklicht. Dadurch öffnet sich die Aula zum Festspielbezirk hin. Außerdem wird durch den neuen Zugang auch eine Trennung des Veranstaltungsbereichs vom universitären Betrieb möglich. Wie bisher werden in der Aula Sponsio- nen, Promotionen, Ehrungen und Vorträge stattfinden, darüber hinaus ist sie als Spielstätte für Konzerte und Theaterauffüh- rungen geeignet. Die Große Universitäts- Aula erhält insgesamt 624 Sitzplätze, wovon die vorderen 5 Reihen (120 Plätze) beweg- lich sind und abmontiert werden können. Wie zu Mozarts Zeit erstrahlt die Aula wie- der im ursprünglichen Weiß. Das prachtvolle »Jeanne-Kahn-Foyer« Foto: Universität Salzburg/Gabriele Pfeifer „Durch den neuen Zugang vom Furt- wängler-Park aus wird die Aula auch optisch Festspielsommer mit vier Konzerten. 2006 führt wurde, auf dem Programm. Außerdem in den Festspielbezirk integriert. Program- steht Mozarts erste Oper ,Apollo et Hya- werden die Salzburger Festspiele das geistli- matisch passiert das bereits im heurigen cinthus‘, die hier am 13. Mai 1767 uraufge- che Singspiel ,Die Schuldigkeit des ersten Gebotes‘, ,Il Re pastore‘ sowie ,Il sogno di Scipione‘ 2006 in der Aula spielen.“ so die Landeshauptfrau.

Kosten Donald und Jeanne Kahn konnten seitens des Landes Salzburg als Mäzene gewonnen werden, die 1.162.765 Euro zur Verfügung gestellt haben. Als Dank für die Großzügig- keit wird der Eingangsbereich „Jeanne-Kahn- Foyer“ genannt. Weitere rund 218.000 Euro steuerte das Land Salzburg für den Umbau bei, damit diese authentische Mozart-Spiel- stätte rechtzeitig zum Mozart-Jahr 2006 als zeitgemäßer Veranstaltungssaal dem Salz-

Foto: Büro für Public Relations der Universität Salzburg burger Kulturleben zur Verfügung steht. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 33 Chronik Vertragsunterzeichnung für Therapiezentrum MedAustron in Wiener Neustadt

lich gezielter als bisher behandelt werden können. Eine große Erleichterung soll diese Einrichtung auch für krebskranke Kinder darstellen. Konzipiert ist das Zentrum für rund 1200 Patienten pro Jahr, dazu sollen 400 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Investitionskosten für das Zentrum belaufen sich auf rund 117 Millionen Euro. 70 Millionen Euro davon fließen in den medizinischen Bereich und rund 47 Mil- lionen Euro in die Forschungsinfrastruktur, wobei 41 Millionen Euro vom Bund und sechs Millionen Euro vom Land Nieder- österreich sowie der Stadt Wiener Neustadt

Foto: NLK / Johann Pfeiffer getragen werden. Die Unterzeichnung der Bundesministerin Elisabeth Gehrer, Dkfm. Theodor Krendelsberger, Landeshaupt- „MedAustron“-Vereinbarung zwischen Land mann Dr. Erwin Pröll, Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, Bürgermeisterin und Stadt erfolgte bereits am 10. Dezember Traude Dierdorf und Projektleiter Dr. Erich Griesmayer (v.l.n.r.) 2004 in Wiener Neustadt. „ as Krebsforschungszentrum MedAustron Din Wiener Neustadt nimmt immer kon- kretere Formen an: Bundeskanzler Dr. Wolf- Opernballwein: Imageträger und gang Schüssel, Landeshauptmann Dr. Erwin Botschafter des Burgenlandes Pröll und Wiener Neustadts Bürgermeisterin Traude Dierdorf unterzeichneten am 31. Jän- ner im Bundeskanzleramt in Wien den Ver- trag zwischen Bund, Land Niederösterreich und der Stadt Wiener Neustadt. „Damit hat das neunjährige Tauziehen endlich ein Ende. Dieses Zentrum für Ionen- therapie ist das größte Forschungsprojekt Österreichs und bedeutet für die ehemalige Industriestadt Wiener Neustadt einen regio- nalpolitischen Quantensprung“, betonte Pröll. MedAustron habe auch große Be- deutung für Niederösterreich und sei Anlaß, die Forschungsarbeit über die Landesgren- zen hinaus anzulegen. Dieses Projekt sei zudem ein Vorzeigebeispiel für die gelunge- ne Zusammenarbeit aller maßgeblichen Landtagspräsident Walter Prior, Opernballweinwinzer Johann Sommer, Bundes- präsident Heinz Fischer, Bürgermeister Peter Vargyas, LH Hans Niessl und Ge- Kräfte. meindevorstand Walter Halwax (v.l.n.r.) Foto: Bgld. Landesmedienservice Bundeskanzler Schüssel meinte, Med- Austron leite eine neue Ära in der Medizin- it dem ,Opernballwein‘ zeigt Mörbisch kreiert. Er wird aus der Rebsorte Welsch- forschung ein. Eine eigene „Heimstätte“ für Mauf, daß Wein nicht nur ein wichtiger riesling unter Einhaltung strengster Vorschrif- die Forschung sei wichtig. Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein ganz ten und Richtlinien gekeltert. Seit 1986 wer- Bundesministerin Elisabeth Gehrer wichtiger Imageträger und Botschafter des den die Mörbischer Weinbauern eingeladen, erklärte, es sei notwendig, die Forschung fit Burgenlandes ist“, sagte Landeshauptmann ihre Weine beim Opernball zu präsentieren. zu machen und die so genannte „Wissens- Hans Niessl bei der Übergabe des Opernball- Auch heuer wurden wieder fünf Top-Weine gesellschaft“ zu forcieren. weines 2005 an Bundespräsident Dr. Heinz für den diesjährigen Opernball produziert. Bürgermeisterin Dierdorf erläuterte, daß Fischer am 13. Jänner in der Wiener Hofburg. Bürgermeister Peter Vargyas überbrachte aus Wiener Neustadt eine Forschungs- und Begleitet wurde der Landeshauptmann von mit Mörbischer Winzern einen Weinkorb in Technologiestadt geworden sei. Das Projekt Landtagspräsident Walter Prior und dem der Wiener Hofburg. Dabei bekräftigte der werde sich positiv auf die Stadt auswirken. Mörbischer Bürgermeister Peter Vargyas. Mörbischer Ortschef, daß der Wiener Opern- Bei MedAustron handelt es sich um ein Der Mörbischer Opernballwein wurde von ball Jahr für Jahr eine gute Gelegenheit ist, Therapiezentrum, in dem Tumorpatienten den Winzern der Weinbaugemeinde Mör- Mörbisch und seine Spitzenweine internatio- mit Hilfe einer neuen Ionentherapie wesent- bisch für den Ball in der Staatsoper eigens nal zu präsentieren. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 34 Chronik Neue Tourismuschancen Fit und Gesund müssen genützt werden im Jahr 2005

er Katalog „Gesund 2005“ des Ober- Dösterreich Tourismus umfaßt 27 Seiten . Und jede einzelne davon strotzt vor heilen- der Kraft. Jeder der OÖ Gesundheitspartner – die führenden Gesundheitsanbieter in Oberösterreich – präsentiert seinen indivi- duellen Heilschatz, von der Schwefelquelle bis zu belebenden Kneipp-Güssen. Auf diese Stärken abgestimmt sind die attraktiven Pau- schalangebote, die helfen, den Körper wie- Foto: Kärnten Werbung Die wunderschönen Kärntner Seen haben wesentlichen Anteil am Tourismusangebot

it neuesten Informationen, Trends und dabei auf die Ansiedlung internationaler Un- MAngeboten wurden am Abend des 27. ternehmen im Technologiebereich. Daß dies Jänner im Pörtschacher Congress Center auch im Tourismus möglich sei, beweise der Touristiker aus ganz Kärnten im Rahmen der Elektronikkonzern AT&S, der am Wörther- Tourismus-Enquete 2005 versorgt. Landes- see nun auch in ein Gesundheitszentrum hauptmann Dr. Jörg Haider präsentierte in investiere, so Haider. Wichtig für den weite- seinem Impuls- Referat Kärnten als dynami- ren touristischen Aufschwung des Landes schen Wirtschaftsstandort, hob die Touris- sind laut Haider auch die derzeit in Angriff mus-Offensive des Landes in den letzten genommenen Hotelprojekte auf dem Naß- Jahren hervor und sah im Ausbau von Ganz- feld, dem Katschberg, in Ossiach und am der in Schwung zu bringen. „Fitness für jahresangeboten bzw. im Ausbau der Nied- Wörthersee. Allein 200 Millionen Euro Faule“ gibt’s etwa im Vier-Sterne Thermen- rigpreisfluglinien am Flughafen Klagenfurt seien in den letzten dreieinhalb Jahren in die hotel Bad Ischl. Der Preis ab 717,– Euro pro eine enorme Chance. Tourismusoffensive geflossen, so Haider. Person beinhaltet unter anderem sieben Der Landeshauptmann strich die ausge- „Kärnten wird in den nächsten Jahren im Übernachtungen mit Halbpension, Benutzung zeichnete wirtschaftliche Entwicklung Kärn- Tourismus noch dynamischer und aktiver der Kaiser Therme Bad Ischl u.v.a. „ tens in den letzten Jahren hervor und verwies werden“, so Haider. „ http://www.thermenhotel-badischl.at

Zwölfjähriger präsentierte sein Werk

eine Hobbys und Interessen sind vielfältig: Am 27. Jänner war es dann soweit: das SSo spielt der zwölfjährige Raffael Elis Buch des jungen Steirers wurde vor rund Gitarre, fährt leidenschaftlich gerne Straßen- 200 Schülern im Weißen Saal der Grazer bahn, singt im Grazer Opernchor und spielt Burg und im Beisein von Landeshauptmann den jungen Falco in „Falco meets Amadeus“ Waltraud Klasnic feierlich präsentiert. Auf in , Klagenfurt und demnächst in Graz. die Frage wie viel Geld er schon mit seinem Mit zehn Jahren verfaßte Raffael den Band Buch verdient hätte, antwortete Raffael gar „Sagen aus Graz und der Steiermark“ und nicht verlegen: „Bis jetzt noch gar keines, illustrierte ihn mit selbst gemalten Zeich- aber ich hoffe, daß ich nach dieser Veranstal- nungen. tung welches verdiene.“ „ „Raffael war nicht mehr zu halten“, erzählt sein stolzer Vater, Dr. Karlpeter Elis, Dr. Karlpeter Elis, Raffael Elis mit Lan- deshauptmann Waltraud Klasnic, mit der mit Raffael auch zu vielen „Original- steirischen Schülern im Weißen Saal

schauplätzen“ gefahren ist. der Grazer Burg (v.l.n.r.) Foto: Gerhard Dusek ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 35 Chronik Obergurgl-Hochgurgl gewinnt Auszeichnung als schneesicherster Wintersportort der Alpen

inen großen Erfolg verzeichnet die EWintersport-Hochburg Obergurgl-Hoch- gurgl im hinteren Ötztal dank einer besonde- ren Spitzenplatzierung: der Große Falk Skiatlas kürte die Region im Jahr 2005 als schneesicherstes Skigebiet im gesamten Al- penraum. 171 Tage Schneesicherheit zeichnen die Wintersportregion Obergurgl-Hochgurgl (1800 bis 3080 m) als Nummer eins der Alpen aus – denn länger surren die Lifte alpenweit nur in reinen Gletschergebieten. Dank dieser Top-Platzierung und dem frü- hesten Winteropening der Saison (erfolgte bereits Mitte November) bestätigt das Ski- dorado auch heuer seinen hervorragenden Ruf als schneesicherster Treffpunkt für echte Wintersportfans. Fotos: TVB Obergurgl-Hochgurgl

Bodensee: Sturmwarndienst mit hoher Treffsicherheit

ie Sturmwarnungen auf dem Bodensee Niveau stabilisiert. Mit dem vorgelegten Zah- „Wir freuen uns sehr über diesen ersten Dhaben sich auf hohem Niveau stabili- lenmaterial ließ sich zudem die Absenkung Platz und werden auch in Zukunft dafür sor- siert. In den letzten Jahren ist die Falsch- der Falschalarmrate belegen. Das von den gen, unseren zahlreichen Gästen optimale alarmrate kontinuierlich zurückgegangen. Wetterdiensten gezogene positive Ergebnis Pistenverhältnisse anzubieten“, sagt Hubert Das bedeutet für alle Seebenutzer ein zusätz- bestätigten auch die Polizeistellen und Ret- Koler, Geschäftsführer des Tourismusverban- liches Maß an Sicherheit“, freut sich Lan- tungsdienste. Die in den letzten fünf Jahren des Obergurgl-Hochgurgl. Auch der Online- deshauptmann Herbert Sausgruber. kontinuierliche Verbesserung bei der Falsch- Dienst Snow-Online bewertete die Region in Die „Arbeitsgruppe Sturmwarndienst am alarmrate wurde von vielen Seebenutzern seinem Skigebiets-Check mit neun von zehn Bodensee“ traf sich kürzlich in Konstanz bemerkt. möglichen Punkten in der Rubrik Schnee- zum 41. Mal. Ziel war, die Windwarnungen Gründe für diese erfreuliche Entwicklung sicherheit. Sämtliche 110 Pistenkilometer auf dem Bodensee zum Nutzen der Wasser- gibt es viele, etwa die vor einigen Jahren ein- der Wintersportregion liegen über 1800 m sportler weiter zu verbessern. An der Tagung geführte verfeinerte Aufteilung des Boden- Seehöhe, 90 Prozent davon sind bei Bedarf nahmen Vertreter der Wetterdienste, der See- sees von zwei auf drei Warnregionen und auch beschneibar. Diese exzellenten Voraus- und Wasserschutzpolizei sowie weitere für -schwellen sowie Verbesserungen bei der setzungen garantieren den Besuchern Jahr den Warndienst verantwortliche Behörden- Nutzung der Wetterradarinformationen, aber für Jahr pures Urlaubsvergnügen und stehen vertreter aus allen drei Anrainerstaaten teil. auch Fortschritte in den für die Prognosen gleichzeitig für die einzigartigen Qualitäten In dieser Sitzung wurde auch Bilanz über wichtigen Modellen. der gesamten Region. die Qualität der Starkwind- und Sturm- Als Aufgabe für dieses Jahr wird ein ver- 4 Kabinenbahnen, 12 Sessellifte und warnungen des Vorjahres gezogen. Dabei stärkter Dialog zwischen dem Wetterdienst 7 Schlepplifte stehen den Wedelfans hier zur konnte auf Grund der vom Deutschen Wet- Bregenz (ZAMG - Zentralanstalt für Meteo- Verfügung, genauso wie 12 km Langlaufloipe terdienst (DWD, Regionalzentrale Stuttgart) rologie und Geodynamik) und der See- und Winterwanderwege für kraftvolle Aus- detaillierten Statistik eine erfreuliche Bilanz gendarmerie in Hard ins Auge gefaßt. Ziel dauersportler. Den aktuellen Schneebericht über den Erfolg der Windwarnungen gezo- ist, daß nach dem Abflauen der Starkwind- kann man unter http://www.obergurgl.com gen werden: die Trefferrate für den Boden- situation die Sturmwarnleuchten im Ostteil abrufen. „ see hat sich auf allen Seeteilen auf hohem nicht zu lange eingeschaltet bleiben. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 36 Religion und Kirche Bundespräsident betont gutes Verhältnis von Kirche und Staat

ie gute Entwicklung des Verhältnisses „Auf das Ziel einer kinderfreundlichen Kirche besinnt sich auf Dvon Kirche und Staat unterstrich Bun- Gesellschaft und der Bewahrung der Würde das Evangelium despräsident Heinz Fischer am Samstag, dem des Menschen können wir uns gemeinsam 22. Jänner, in der Wiener Hofburg bei einem zubewegen“. Kardinal Schönborn betonte in seinen Mittagessen aus Anlaß des 60. Geburtstages Dankesworten seinerseits die Verbesserung von Kardinal Christoph Schönborn. Dieses des Kirche-Staat-Verhältnisses in Österreich. Verhältnis habe sich so gut entwickelt, wie Der Wiener Erzbischof räumte ein, dass die die „vorvorige Generation“ der Zwischen- Kirche durch „schwierige Zeiten“ gehe, das kriegszeit es nie erträumt und die „vorige stehe im Vordergrund der öffentlichen Auf- Generation“ – Kardinal Franz König und merksamkeit. Der Hinweis darauf, daß sich Bruno Kreisky – es erstrebt und erhofft hät- Institutionen heute generell schwerer tun, ten. Der Bundespräsident dankte dem Kar- solle von den Auseinandersetzungen „um die dinal für die „gute, offene und vertrauens- Kirche und in ihr“ nicht ablenken. Es gebe volle Zusammenarbeit“. aber eine positive Lektion: Die Kirche be- In den letzten zehn Jahren seit seiner Er- sinne sich auf das, was ihr Motor sein soll, nennung zum Wiener Erzbischof habe das Evangelium. Wörtlich sagte Kardinal Schönborn „in immer höheren Ausmaß“ im Schönborn: „Wo das Evangelium ausdrück- Kardinal Christoph Schönborn Hinblick auf „richtige und angemessene Erzbischof von Wien lich oder implizit gelebt wird, dort ist Au- Reaktionen“, auf seine „Sensibilität“, die Foto: Erzdiözese Wien thentizität und dort ist viel Zustimmung zu Fähigkeit, „Trost zu geben“, aber auch „Zu- finden“. In diesem Zusammenhang erinnerte kunftsperspektiven“ aufzuzeigen, Zustim- An der Feier in der Hofburg nahmen mit der Wiener Erzbischof an die vielen Helfer, mung gefunden, betonte der Bundespräsi- der Mutter und dem jüngeren Bruder des die in den von der Flutkatastrophe in Süd- dent. In seiner sehr persönlichen Laudatio Kardinals Vertreter des öffentlichen und asien betroffenen Gebieten im Einsatz sind. verwies Fischer insbesondere auch auf den kirchlichen Lebens teil: Unter ihnen der Es gebe ein großes Potenzial, das gemein- Beitrag des Kardinals zum Gespräch mit den Apostolische Nuntius, Erzbischof Georg sam gefördert werden müsse. jüdischen Mitbürgern und zur Aussöhnung Zur, Nationalratspräsident Andreas Khol, In bewegenden Worten dankte der Kar- mit ihnen, ebenso wie auf die Anteilnahme Bundesratspräsident Georg Pehm, die Bun- dinal seinen Eltern, die in schwerer Zeit des Wiener Erzbischofs am Schicksal der desminister Hubert Gorbach, Elisabeth Geh- „trotz oder wegen einer dramatischen Situa- Vertriebenen, von dem auch Schönborns Fa- rer und Ursula Plassnik, der Wiener Bür- tion“ beherzt „Ja zum Leben“ gesagt hätten. milie betroffen war. Der Bundespräsident germeister Michael Häupl, SP-Vorsitzender Auch heute gehe es darum, den Menschen betonte, er habe auch bei allen Äußerungen Alfred Gusenbauer sowie die Wiener Weih- Mut zu machen, dieses „Ja“ zu sagen. „ des Wiener Erzbischofs zur Fristenregelung bischöfe Helmut Krätzl und Ludwig http://www.stephanscom.at (Wir danken der „genau zugehört“; wörtlich meinte Fischer: Schwarz. Erzdiözese Wien für diesen Beitrag, Red.)

Kirchenaustritte: Evangelische Kirche gegen den Trend

ber einen Rückgang der Austrittszahlen „Ich bin sehr froh, daß die Austrittszahlen „Sehr erfreulich“ sei die Situation in der Üim Jahr 2004 freut sich die Evan- in der Evangelischen Kirche nach Vorliegen Großstadt Wien, wo die Austritte um 11 Pro- gelische Kirche in Österreich. Unter den von fast 60 Prozent der Meldungen abneh- zent zurückgegangen sind. Da hier bereits Zahlen – etwas mehr als die Hälfte der Pfarr- men“, so der evangelisch-lutherische Bischof 92 Prozent der Pfarrgemeinden erfaßt sind, gemeinden konnte mit Stand vom 18. Jänner Mag. Herwig Sturm in einer ersten Reaktion rechnet Sturm kaum mehr mit Verände- ausgewertet werden – zeigt sich ein deut- gegenüber epd Ö. Einen Einbruch gebe es rungen. Beeindruckt zeigt sich der Bischof licher Trend mit regionalen Unterschieden: allerdings in Niederösterreich, wo die Aus- auch von der Entwicklung im Burgenland: weniger Austritte, in manchen Diözesen eine tritte um fast 30 Prozent im Vergleich zum Dort sind die Eintritte um 41 Prozent gestie- starke Zunahme der Eintritte. In Summe sind Vorjahr gestiegen sind (absolut: 237 Aus- gen, die Austritte um knapp 30 Prozent zu- nach den bisherigen Meldungen im vergan- tritte 2004; 183 Austritte 2003; 61 Prozent rückgegangen. Die Diözese Salzburg/Tirol – genen Jahr 2255 Personen aus der Evan- der Pfarrgemeinden ausgewertet). Für Sturm knapp zwei Drittel der Pfarrgemeinden sind gelischen Kirche ausgetreten. Im Vergleich ein Hinweis, „daß sich die Probleme der gro- hier bisher erfaßt – freut sich über 57 Pro- zu 2003 bedeutet dies einen Rückgang der ßen katholischen Kirche auch bei uns aus- zent mehr Eintritte, wobei auch 12 Prozent Austritte um 1,4 Prozent. wirken“. mehr Austritte zu verzeichnen sind. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 37 Personalia »Groß Gold« für Susi Nicoletti und Michael Heltau Wolfgang Porsche von der Stadt Wien ausgezeichnet

ulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hervor: Sie habe mit großer Hingabe ihr Küberreichte am 26. Jänner im Wiener Wissen weitergegeben und nicht nur Diszi- Rathaus das „Goldene Ehrenzeichen für Ver- plin und Technik vermittelt, sondern auch dienste um das Land Wien“ an Burgtheater- Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Susi Nico- Doyen Michael Heltau und Kammerschau- letti war glücklich, zur Karriere ihrer Schü- spielerin Susi Nicoletti, „zwei Persönlichkei- lerinnen und Schüler beizutragen. ten, die Wiener Theatergeschichte geschrie- Dipl-Ing. Sepp Unterkircher bezeichnete ben haben und die die hohe Kultur des Wie- Michael Heltau in seiner Laudatio als Grenz- Foto: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA undeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel Büberreichte Dr. Wolfgang Porsche, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Porsche Holding Gesellschaft in Salzburg, am 2. Fe- bruar das „Große Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich“. „Wolfgang Porsche ist eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit. Sein wirtschaft- liches Engagement ist für Salzburg und Österreich von großer Bedeutung“, betonte der Bundeskanzler. Foto: Media Wien „Die Porsche-Gruppe ist ein wichtiger StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny (li.), Susi Nicoletti und Michael Heltau Arbeitgeber, der allein in Österreich mehr als 5000 Mitarbeiter beschäftigt.“ Porsche ner Theaterlebens vermitteln“. Susi Nicoletti gänger und Grenzüberschreiter, „der die wurde 1943 in Stuttgart geboren und promo- und Michael Heltau seien Träger einer euro- hohe Kunst gesucht und mit Inhalt gefüllt vierte 1973 an der Hochschule für Welt- päischen Kultur. hat“. handel in Wien. Seine berufliche Laufbahn Die Stimmung im Stadtsenatssitzungs- In ihren Dankesworten erzählte die Nico- begann er bei Daimler-Benz, ehe er 1978 in saal war überwältigend: Zahlreiche Freunde letti, sie sei 1939 nach Wien gekommen und die Porsche AG Stuttgart eintrat. Seit 1988 und KollegInnen waren gekommen, um zu habe sich auf Anhieb in diese Stadt verliebt. ist er in leitender Funktion in der Porsche gratulieren, u. a. Hannes Androsch, Georg Nach dem Tod ihres Mannes habe sie kurz Holding Salzburg tätig, wo er für den Wirt- Springer, Lotte Tobisch, Hilde Sochor, Karl- überlegt, nach Amerika zu gehen; aber sie schaftsstandort Österreich wesentliche Ak- heinz Hackl, Adi Hirschal, Julia Stemberger, wisse, sie gehöre hierher nach Wien. zente setzt. 2003 wurde das Teilevertriebs- Alfons Haider, Heinz Marecek und Peter Michael Heltau sagte, daß er sich sehr zentrum in Wals-Siezenheim erweitert, das Hofbauer. über die Auszeichnung von Wien freut: „Es über 440.000 Ersatzteile für die Marken Dany Sigel hob in ihrer Laudatio auf Susi gibt mit Sicherheit keinen besseren Platz für VW, Audi, Seat, Skoda und Porsche lagert. Nicoletti besonders die Schauspiellehrerin die Schauspielkunst als Wien“. „

»Stanglwirt« zu führendem Hotelier gekürt

ine vom angesehenen Branchenmagazin Rang drei an Dkfm. Elisabeth Gürtler (Hotel E„FM“ auserwählte, zwölfköpfige Jury Sacher, Wien + Österr. Hof Salzburg). In der prominenter Touristiker führte aktuell eine Kategorie „Österreichs Top 50 des Touris- Bewertung der 400 herausragenden Touristi- mus“ belegte Hauser mit hohen Sympathie- ker, Gastronomen und Hoteliers in Öster- und Kompetenzwerten Platz 16. „ reich durch. In der Kategorie „Hotellerie“ wurde „Stanglwirt“ Balthasar Hauser (Bio- »Stanglwirt« Balthasar Hauser hier mit hotel Stanglwirt in Going/Tirol) auf Platz Entertainer und Skilegende Hansi Hinterseer (r.) bei der Präsentation des eins gereiht. Rang zwei ging an Ulrich Peter hauseigenen Quellwassers, wurde zu

Leeb (Hotel Hochschober, Turracherhöhe), Österreichs führendem Hotelier gekürt Foto: pro.media/jasiutyn ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 38 Personalia Silbernes Komturkreuz Außenministerin Dr. Plassnik gratuliert für Botschafter Türk neuem Präsidenten des EU-Rechnungshofs

ußenministerin Dr. Ursula Plassnik gra- nungshof seit 1995 an. Zuvor war er 25 Jahre Atulierte am 17. Jänner dem neuen Prä- lang für den österreichischen Rechnungshof sidenten des Europäischen Rechnungshofs, tätig gewesen. dem Österreicher Hubert Weber. „Weber ist Plassnik unterstrich, daß der Nettozahler seit 1971 in nationalen und internationalen Österreich stets großen Wert auf einen spar- Kontrollorganen tätig. Seine Wahl zum samen und effizienten Einsatz der EU-Mittel Präsidenten des EU-Rechnungshofs ist eine lege. Einer genauen Prüfung der Haushalts- Anerkennung seiner beeindruckenden Ex- führung der EU durch den Europäischen pertise.“ Rechnungshof komme dabei große Bedeu- Weber war am 14. Jänner von den Mitglie- tung zu. Der Rechungshof dringe zu Recht dern des EU-Rechungshofs für eine Amts- immer wieder darauf, daß mit den Steuer- zeit von drei Jahren zu ihrem Präsidenten ge- geldern der EU-Bürger optimal umgegangen wählt worden. Er gehört dem EU-Rech- werde. „

Heinz Havelka Tirols Landeshauptmann

Foto: Niederösterreichische Landeskorrespondenz ist verstorben van Staa Nummer eins andeshauptmann Dr. Erwin Pröll über- it Heinz Leo Havelka verliert die Wirt- ine vom angesehenen Branchenmagazin Lreichte im NÖ Landhaus in St. Pölten Mschaftskammer auf tragische Art und EFM (Fachmagazin für Touristik, Gastro- dem zukünftigen österreichischen Botschaf- Weise eine verdienstvolle und besonders en- nomie und Hotellerie) auserwählte, zwölf- ter beim Heiligen Stuhl in Rom, Dr. Helmut gagierte Funktionärspersönlichkeit“, rea- köpfige Jury führte kürzlich eine Bewertung Türk, am 25. Jänner das „Silberne Komtur- gierte der Präsident der Wirtschaftskammer der 400 herausragenden Touristiker, Gastro- kreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Österreich, Dr. Christoph Leitl, mit tiefer nomen und Hoteliers in Österreich durch. Verdienste um das Bundesland Niederöster- Betroffenheit auf das Ableben des langjähri- Ergebnis: Der Tourismusreferent in der Tiro- reich“. gen Obmannes des Bundesgremiums Fahr- ler Landesregierung, LH DDr. Herwig van „Wir freuen uns, heute einen Mann be- zeughandel der Wirtschaftskammer Öster- Staa, ist in der Kategorie Landesorganisatio- grüßen zu dürfen, den die Welt kennt“, meinte reich. nen auf Platz eins gereiht. Pröll. Die Verleihung eines der höchsten Havelka habe sich in den vergangenen In diesem Ranking wurden die Per- Ehrenzeichen des Bundeslandes Nieder- Jahrzehnten vehement und unermüdlich für sönlichkeiten aus der Tourismusbranche in österreich erfolge an einen verantwortungs- die Anliegen „seiner“ Branche und darüber Kompetenz, Sympathie und Leistung mit vollen Diplomaten, der „seinen kreativen hinaus für viele Bereiche des öffentlichen Noten zwischen 0 und 10 Punkten bewertet. Kopf und seinen wachen Geist“ stets auch in Lebens eingesetzt. „Er hat stets gesagt: Je- Dabei wurde Mit 202 Punkten belegte den Dienst Niederösterreichs gestellt habe. der, der zu unseren Themen etwas wissen LH van Staa in dieser Kategorie vor dem Das Land brauche viele solche Partner für will, kann und soll mich persönlich anru- die Zukunft, da Niederösterreich im Zuge fen.“ Havelka habe die Interessenvertretung der EU-Erweiterung aus einer europäischen mit großem Engagement wahr genommen Randlage in den Mittelpunkt Europas ge- und sei stets fest in seiner Überzeugung und rückt sei. Der Landeshauptmann zeichnete nachhaltig in der Argumentation gewesen, den Lebensweg Türks nach und würdigte schildert der WKÖ-Chef. „Der Verlust trifft seine Verdienste als Diplomat. In all seinen aber nicht nur die WKÖ schwer. Unser be- Funktionen hätte er stets sein Wissen und sonderes Mitgefühl gilt Familie und Ange- Können unter Beweis gestellt. „ hörigen“, schloß Präsident Leitl. „

Mailath-Pokorny zum Tod von Hans Gratzer

ief betroffen reagierte Wiens Kultur- lern, sein untrügliches Gespür für neue Landeshauptmann Tstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny Themen und Texte haben das Theater nach- DDr. Herwig van Staa auf den Tod von Hans Gratzer am 19. Jän- haltig weiterentwickelt. Er gab jungen und Foto: Amt der Tiroler Landesregierung ner: „Hans Gratzer war ein ganz großer, kre- unbekannten Autorinnen und Autoren eine ativer und mutiger Theatermensch. Er hat in Chance und förderte Produktionen auch niederösterreichischen Tourismuslandesrat den letzten vier Jahrzehnten im Theater so dann, wenn sie riskant waren. Was mich be- Ernest Grabmann (193 Punkte) und dem viel bewegt wie kaum ein anderer. Die sonders für ihn einnahm, war eben dieser Mut Salzburger Tourismusreferenten LHStv. Werkstatt im Theater am Kärntnertor, das zum Risiko. Die Theaterwelt verliert mit ihm Wilfried Haslauer (128 Punkte) klar den Schauspielhaus, seine Autorenpflege, sein einen ihrer engagiertesten, enthusiastischsten ersten Platz. Somit zählt LH van Staa zu den menschlicher Umgang mit den Schauspie- und liebevollsten Persönlichkeiten. „ Spitzen im heimischen Tourismus. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 39 Wissenschaft und Technik Auf den Spuren des Lebens Neues »Christian Doppler-Labor für Proteomanalyse« - Christian Doppler-Gesellschaft und Institut für Molekulare Pathologie fördern neues Labor am Vienna Bio Center Foto: Christian Doppler Forschungsgesellschaft

ach der Entschlüsselung des Genoms Aufgaben hat es in der Zelle? Mit welchen plexen und den mit ihnen wechselwirkenden Nkonzentriert sich das Interesse der For- anderen Proteinen arbeitet es zusammen? Partnerproteinen zu bestimmen“, erklärte schung zunehmend auf das „Proteom“, die Wann und unter welchen Bedingungen wird der Leiter des neuen CD-Labors, Univ.-Prof. Protein-Ausstattung eines Organismus, und es gebildet? Wie wird es noch nachträglich Dr. Gustav Ammerer. Das ist nicht einfach, sein Verhalten. Denn es sind die Proteine, verändert? Ein entscheidendes Verfahren zur denn die Proteine sind nicht nur ungebunden welche fast alle Vorgänge des Lebens steuern. Beantwortung dieser Fragen ist die Mas- und frei beweglich in der Zelle zu finden, Das Zusammenspiel zehntausender verschie- senspektrometrie, eine Analysemethode, die sondern gehen komplizierte Wechselwirkun- dener Eiweiße in den Zellen zu ergründen, es erlaubt, aus kleinsten Probenmengen die gen und Verbindungen ein – manche For- ist die nächste große Herausforderung. Die- Masse verschiedener Moleküle zu bestimm- scher sprechen sogar von einem „sozialen sem Ziel hat sich das neue „Christian Dopp- men und damit Rückschlüsse auf ihre che- Verhalten“ der Proteine. ler-Laboratorium für Proteomanalyse“ ver- mische Struktur zu ziehen. schrieben, das vom Kuratorium der Chri- Soziales Verhalten stian Doppler-Gesellschaft (CDG) geneh- Massenspektrometrie der Proteine migt wurde und in Kürze seine Arbeit auf- »Nobelpreiswürdige nehmen wird. Um funktionierende Werkzeuge zu fomen, Eingerichtet wird das CD-Labor am Analysemethode« schließen sich mehrere Proteine in dynami- Department für Biochemie der Universität Im Jahr 2002 wurden der US-Forscher scher und komplizierter Weise zusammen. Wien, einem Mitglied der Max Perutz Labo- John Fenn und der Japaner Koichi Tanaka So entstehen regelrechte Proteinmaschine- ratorien am Vienna Bio Center (VBC). In- für die Entwicklung neuer Methoden zur Ana- rien für die verschiedenen biologischen Pro- dustriepartner ist das ebenfalls am VBC situ- lyse großer Biomoleküle mit dem Chemie- zesse. Zusätzlich werden oft noch chemische ierte Forschungsinstitut für Molekulare Nobelpreis geehrt. Sie haben die Massen- Veränderungen an den Proteinmolekülen Pathologie (IMP), eine Tochter des Pharma- spektrometrie so weiterentwickelt, daß da- vorgenommen, etwa durch Anfügen von konzerns Boehringer Ingelheim. Dem Labor mit auch Proteinfragmente bzw. ganze Pro- Phosphat-, Methyl- oder Acetylgruppen, die – insgesamt bereits das 38. CD-Labor der teine analysiert werden können. Nun soll in bestimmen, mit welchen Partnern dieses Ei- Christian Doppler-Gesellschaft – stehen dem neuen CD-Labor das Verfahren so opti- weiß dann interagieren kann. jährlich 500.000 Euro zur Verfügung. miert werden, daß auch die dynamischen Die Wissenschafter am CD-Labor wollen Die aus verschiedenen Aminosäuren auf- biologischen Vorgänge in der Zelle unter- nun wissen, wieviel des Gesamtproteins einer gebauten Proteine sind die Arbeiter in den sucht werden können. Zelle frei vorhanden ist, wieviel davon in Zellen, sie bewerkstelligen alle Aufgaben, „Unser Ziel ist es, quantitative Methoden Proteinkomplexen eingebunden ist, wie das die in und außerhalb der Zelle anfallen. Bei zur Massenspektroskopie auszuarbeiten, die Verhältnis der verschiedenen Komponenten der Erforschung des Proteoms stellen sich dazu geeignet sind, die genaue Zusammenset- zueinander ist, und wie es sich ändert, wenn dabei für jedes Protein Fragen wie: Welche zung und den Zustand von Multiproteinkom- sich beispielsweise eine Zelle differenziert ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 40 Wissenschaft und Technik oder veränderten Umweltbedingungen aus- zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ihr Forschungsinstitut für gesetzt ist. Und sie wollen feststellen, wel- vorrangiges Ziel ist die Förderung der an- molekulare Pathologie IMP che chemischen Gruppen zu welcher Zeit an wendungsorientierten Grundlagenforschung. ein Protein angehängt werden und welche Dazu werden nach Begutachtung im Rah- Das IMP betreibt in Wien Grundlagenfor- Funktionen diese Anhängsel dann haben. men eines Peer-Review-Verfahrens vor schung für den internationalen Firmenver- Ein Problem, mit dem die Wissenschafter allem an Universitäten CD-Laboratorien für band Boehringer Ingelheim. Seit 1988 bildet dabei konfrontiert werden ist, daß es sich um maximal sieben Jahre eingerichtet. Die Fi- es den Kern des heutigen Campus Vienna überaus dynamische Systeme handeln kann. nanzierung der einzelnen CD-Labors erfolgt Biocenter. Mit über 200 Mitarbeitern aus Viele wichtige Wechselwirkungen sind nur durch die CDG, die wiederum ihre Mittel je 28 Nationen widmet sich das IMP der Auf- flüchtiger Natur und von relativ schwacher zur Hälfte von den Mitgliedsfirmen und klärung von molekularen Vorgängen bei der Bindung bestimmt. Um ein möglichst realis- öffentlichen Fördergebern, allen voran dem Entwicklung von Organismen und der Ent- tisches Bild dieser Prozesse zu erhalten, sol- Wirtschaftsministerium, bezieht. stehung von Krankheiten. „ len an dem neuen CD-Labor die massen- spektroskopischen Methoden so verbessert werden, daß entsprechende Messungen mit weniger Material, dafür häufiger und trotz- Innsbrucker »Schadstoff-Nase« dem mit erhöhter relativer Genauigkeit durch- Erfolgreiches Produkt eines Uni-Spin-off’s geführt werden können. Labor-Leiter Ammerer geht dabei primär chadstoffbelastungen der Luft sind spe- untersuchung als wichtigste Diagnoseform, von zwei biologischen Fragestellungen aus, Sziell im Winter ein Thema. Transit und könnte sich das in Zukunft ändern. Die Pa- die auch schon bisher Schwerpunkte der Ar- Hausbrand gelten als Verursacher. Um die tienten müßten lediglich in ein Röhrchen beit des Uni-Instituts und des IMP waren: Belastungen genau messen zu können, wur- blasen. Anhand der Abweichungen von einerseits die Untersuchung von Streßantwor- de am Institut für Ionenphysik der Uni Inns- sonst üblichen Spurenkomponenten kann ten und Wachstumssignalen von Zellen, bruck ein Analyseverfahren namens PTR- dann auf eine Krankheit rück geschlossen andererseits die Frage, wie bestimmte Pro- MS entwickelt. Vom 29. Jänner bis 3. Februar werden. teinkomplexe das Teilungs- und Entwick- fand in Obergurgl ein Erfahrungsaustausch lungsmuster von Zellen beeinflussen (z. B wie zwischen 80 AnwenderInnen statt wird bestimmt, ob eine Zelle zur Haut- oder Die Analysemethode „Protonen-Tausch- Nervenzelle wird?). Reaktions-Massen-Spektrometrie“ (PTR- MS) wurde vor zehn Jahren von Ionenphysi- Medikamenten- kerInnen der Uni-Innsbruck entwickelt und entwicklung als Fernziel wird seither erfolgreich eingesetzt. „Was man normalerweise riecht, kann man mit Solche Fragestellungen sind nicht nur für unserer Technik auch in Echtzeit sichtbar die biologische und biomedizinische Grund- machen“, erklärt Prof. Armin Hansel vom lagenforschung von zentraler Bedeutung, der Institut für Ionenphysik die Arbeitsweise der sich das CD-Labor primär widmen wird. „Schadstoff-Nase“. Die Innsbrucker Firma Auch die pharmazeutische Forschung inter- Ionicon Analytik GmbH – ein Spin-off Un- essiert sich brennend dafür, entstehen doch ternehmen der Universität Innsbruck – ver- viele Krankheiten, wenn das Wechselspiel treibt das Gerät weltweit und setzt es für ent- der Proteine gestört ist oder Eiweiß-Stoffe sprechende Untersuchungen ein. nicht in der richtigen Menge zur Verfügung Mittels der PTR-MS Analyse können stehen. organische Moleküle in wenigen Sekunden Foto: Universität Innsbruck Die PTR-MS- Apparatur wurde am In- Massenspektroskopische Methoden kön- in der Atem-, Raum- oder Außenluft quanti- stitut für Ionenphysik vom Team rund nen hier zur Identifizierung neuer potenziell- tativ aufgespürt werden. Das Verfahren um Prof. Armin Hansel und Vizerektor ler Zielmoleküle für die Medikamentenent- ermöglicht daher, anders als bei der Gas- Prof. Tilmann Märk entwickelt und wird bereits erfolgreich in der Industrie ein- wicklung (drug targets) eingesetzt werden. Chromatographie, Untersuchungen in „Echt- gesetzt Umgekehrt ist es denkbar, daß diese Analyse- zeit“. Speziell bei Regulierungsmaßnahmen Methoden auch vermehrt dazu verwendet zur Schadstoffreduktion, wie z.B. Fahrver- Ziel der 2. PTR-MS-Konferenz am Uni- werden, die Wirkungen von pharmazeuti- bote hat das Echt-Zeit-Verfahren den Vorteil, versitätszentrum Obergurgl war der freie schen Wirkstoffen auf Protein-Ebene zu daß unmittelbar Maßnahmen zur Luftrein- Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwi- untersuchen, um dadurch möglichen Neben- haltung getroffen werden können. Das Ver- schen WissenschafterInnen und Industriean- wirkungen auf die Spur zu kommen. fahren läßt sich auch zur Qualitätskontrolle wenderInnen. 80 TeilnehmerInnen aus 15 Na- bei Lebensmitteln einsetzen. Charakteristi- tionen, zum größten Teil AnwenderInnen der Die Christian sche Aromamuster geben Auskunft über PTR-MS Technik trafen sich im Rahmen der Doppler-Gesellschaft Qualität und sogar über die Herkunft der Le- Konferenz. Hier fand ein Ideenaustausch bensmittel. zwischen Forschenden und Anwendenden Die Christian Doppler-Gesellschaft (CDG) PTR-MS könnte aber auch die Medizin über die verschiedenen Anwendungsberei- hat eine in Österreich einzigartige Position revolutionieren. Gilt heute noch die Blut- che und Disziplinen hinweg statt. „ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 41 Wissenschaft und Technik Grazer Mikrofon misst Innsbrucker Forscherin löst Töne von Titan »Erbgutverpackung« in Zellen in kleiner, beinahe unscheinbarer Sensor Emißt Töne aus einer fremden Welt, wel- er Innsbrucker Molekularbiologin Ale- Die Erforschung zur „Verpackungs“-Struk- che die Menschen auf der Erde in großes Dxandra Lusser ist ein wesentlicher Schritt tur namens Chromatin hat sich in den ver- Staunen versetzen. Entwickelt und gebaut zum besseren Verständnis des menschlichen gangenen Jahren sehr stark weiterentwickelt. wurde dieser Akustiksensor am Grazer Erbgutes gelungen: Die Forscherin hat ge- Viele der Faktoren, die für die Modulation Institut für Weltraumforschung (IWF). meinsam mit Wissenschaftlern der Uni- der Chromatinstruktur verantwortlich sind, Der Akustiksensor (siehe Abbildung) ist versity of California in San Diego ein spe- werden mit der Entstehung einer großen An- Teil von HASI (Huygens Atmospheric zielles Protein identifiziert, das für die zahl von Krebserkrankungen wie Leukämien, Structure Instrument), einem der sechs In- „Verpackung“ des Erbguts in der Zelle von Brust- und Lungenkrebs aber auch Erb- strumente an Bord der ESA-Landesonde entscheidender Bedeutung ist. Besondere Be- krankheiten wie dem Williams-Syndrom in Huygens, die am 14. Jänner 2005 erfolgreich deutung haben die Erkenntnisse für das bes- Verbindung gebracht. Die Prozesse, die die zum Saturnmond Titan hinabgeschwebt ist sere Verständnis von Krebs und Erbkrank- Packung der DNA und Histone regulieren, und eine Bilderbuchlandung hingelegt hat. heiten, berichtet die Innsbrucker Universität. spielen eine zentrale Rolle bei der Verdoppe- Als lange Kette betrachtet kann die DNA lung der Chromosomen, bei Transkription, mehrere Meter lang sein. Im Zellkern ist der Reparatur von DNA-Schäden und bei der aber nur sehr wenig Platz, deshalb muß die Rekombination des genetischen Materials. DNA „verpackt“ werden. Basische Proteine Lusser ist es gemeinsam mit Forscher- namens Histone, die um die DNA herumge- kollegen gelungen, ein molekulares Motorpro- wickelt werden, können die Länge um das tein, CHD1, zu identifizieren und zu charak- 50.000-Fache verkürzen. Außerdem wird auf terisieren, das die Packung der DNA und diese Weise eine übergeordnete Ebene der Histone im Reagenzglas beschleunigt, so Regulation geschaffen, die all jene Prozesse daß Chromatin entsteht, das dem natürlichen Foto: Institut f. Weltraumforschung beeinflußt, die Zugang zur DNA benötigen. Chromatin der Zelle sehr ähnlich ist. „ Die vom Akustiksensor aufgenommenen Audio-Daten liefern Töne aus einer 1,5 Mrd. Kilometer entfernten Welt. In dem beigefüg- ten wav-File sind die Geräusche während Superschnelle Texteingabe für des Abstiegs zu hören. Was diese Geräusche behinderte Menschen nun wirklich bedeuten, wird sich erst aus der Auswertearbeit der nächsten Monate erge- ie Geschwindigkeit von Emus haben die Ein Blick in das „Innenleben“ von EMU ben. Bisher weiß man nur, daß sie weitaus DWissenschafter an der Technischen Uni- zeigt dessen Leistungsfähigkeit: Ein generi- lauter sind als ähnliche Geräusche auf der versität Wien vor Augen gehabt, als sie das scher Algorithmus – also ein Algorithmus, Erde. gleichnamige Programm zur superschnellen der sprachunabhängig ist und nur die Daten HASI ist ein multifunktionelles Instru- Texteingabe für behinderte Menschen ent- die verschiedenen Sprachen unterscheiden – ment zur Untersuchung der Titanatmosphäre wickelt haben. Die Schnelligkeit bei der stellt sicher, daß das Programm mit vielen und –oberfläche, das von Instituten aus sie- Texteingabe wird durch die Vorhersage von Sprachen (z. B. Deutsch, Französisch, Italie- ben verschiedenen europäischen Ländern Worten oder Wortgruppen ermöglicht. EMU nisch, Niederländisch, Schwedisch, ?) zusam- gebaut wurde, darunter das IWF und die TU ist im Vergleich zu herkömmlichen Textvor- menpaßt. Voraussetzung dafür ist nur, daß Graz. Eines der Teilexperimente von HASI hersageprogrammen wesentlich innovativer die entsprechenden Wörterbücher und Sprach- ist PWA (Permittivity, Wave and Altimetry und extrem einfach zu bedienen. beschreibungen pro Sprache generiert werden Analyser), das der Untersuchung der elektri- EMU ist besonders einfach zu installie- müssen. EMU arbeitet mit nahezu allen Pro- schen Leitfähigkeit und Feldstärke, der elek- ren, auch behinderte Personen können mit grammen auf einem Computer zusammen, tromagnetischen Aktivitäten, des Schalls und Hilfsmitteln wie Screenreader oder Spezial- da die von EMU generierten Zeichen von der Oberflächenrauigkeit dient. Es besteht tastaturen die Installation selbst durchfüh- Tastatureingaben nicht unterscheidbar sind. aus vier verschiedenen Sensoren, darunter ren. Was EMU so vorhersagestark macht, ist Personen, die mit EMU arbeiten, steht ein auch der Akustiksensor. die Berücksichtigung der Grammatik bei der allgemeines Wörterbuch mit ca. 170.000 Ein- Der am IWF Graz entwickelte und ge- Textvorhersage und die Möglichkeit, zusam- trägen (Deutsch) zur Verfügung. Darüber baute Akustiksensor ist ein differentieller mengesetzte Hauptwörter vorzuschlagen. Im hinaus können ganz individuell beliebig viele Drucksensor, der Schallwellen bis ca. 6 kHz Vergleich zu bisherigen Textvorhersage- Wörterbücher selbst erstellt werden. Die mißt. Die besondere Herausforderung bei der systemen für behinderte Menschen lassen Erstellung von individuellen Wörterbüchern Entwicklung war, daß der Sensor Temperatu- sich mit EMU Texte auch dann vorhersagen, ist für den Anwender sehr einfach. Die An- ren von +80 °C bis -200 °C aushalten muß. wenn der Anwender die Eingabemarke mit zeige der Wortvorschläge kann individuell Dazu war eine spezielle Kalibrierung über Hilfe von Maus oder Cursor verschiebt. eingestellt werden, Töne und künstliche den gesamten Temperaturbereich notwendig. Selbst ein bereits vorhandener Text in einem Sprachausgabe unterstützen den Anwender Am IWF wurde dafür eigens eine Tieftem- Fenster wird vom Programm automatisch er- zusätzlich. peraturanlage gebaut. „ kannt und für die Vorhersage verwendet. http://www.is.tuwien.ac.at/emu ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 42 Wissenschaft und Technik BOKU-Absolventen gründen Dachverband

Josef Schwarzböck (Landwirtschaftskammer), Rektor Hubert Dürrstein, Peter Preindl (Alpine Mayreder), Brigitte Mang (Bundes- gärten), Heinrich Scherfler (Sandoz), BM Josef Pröll, Andreas Geisler (Tirol Milch), Andreas Steidl (Ja! Natürlich) v.l.n.r.

sterreichs Universitäten sehen sich in ment paßt sich die BOKU neuen Anforde- schreibt Alumni-Geschäftsführerin Dr. Gu- ÖZeiten grundlegender Reformen mit rungen an. drun Schindler. Fachvorträge erfreuten sich immer neuen Aufgaben konfrontiert: Dazu „Es ist wichtig, daß das Studienangebot besonderer Beliebtheit. „Hier erwarten wir - gehört auch ein starkes Netzwerk zu den laufend auf die Bedürfnisse der Gesellschaft wie beim Thema EU-Wasserrahmenricht- Absolventen und hin zur Wirtschaft. Mit der abgestimmt wird. Dazu ist ein gut organi- linie – bis zu 250 Teilnehmer pro Veranstal- Gründung des Absolventen-Dachverbandes sierter Austausch von Information und Er- tung“. Das Programm richte sich natürlich „BOKU Alumni“ werden nun auf der Uni- fahrung die entscheidende Voraussetzung“, speziell an Absolventen bzw. Studenten der versität für Bodenkultur in Wien Aufgaben so BOKU-Alumnus Bundesminister Dr. Josef BOKU, stehe aber bei Interesse auch für wie Networking, Jobvermittlung und Weiter- Pröll. Mit der Alumni-Jobvermittlung und Personen anderer Fachbereiche offen. bildung zentral geplant und koordiniert. dem Alumni-Beirat schaffe die BOKU auch Im November 2004 wurde von den ein- „Gleich auf Anhieb konnten prominente eine ideale Plattform für Absolventen und zelnen Fachabsolventenverbänden die Grün- Unterstützer wie Landwirtschafts- und Um- Unternehmen, um so wechselseitig noch bes- dung des BOKU Alumni-Dachverbandes weltminister Dr. Josef Pröll, der ehemalige ser auf Entwicklungen reagieren können. beschlossen. Jetzt tritt der neue Absolven- EU-Kommissar Dr. Franz Fischler, Kammer- Nach einer dreijährigen Aufbauphase ge- ten-Verband in Aktion und dient als Platt- chef Dr. Josef Schwarzböck, Bundesgärten- meinsam mit dem Zentrum für Berufspla- form für Absolventen (rund 400 pro Jahr) Direktorin Dr. Brigitte Mang oder Sandoz- nung an der WU-Wien übernimmt BOKU und Unternehmen, sowie als Servicedienst- Vorstandsvorsitzender Dr. Heinrich Scherfler Alumni ab sofort eigenständig die Jobver- stelle und zentrale Anlaufstelle für Studen- gewonnen werden“, erzählt BOKU-Rektor mittlung für die Studienabgänger. Schon bis- ten. Aufgaben sind unter anderem die Dr. Hubert Dürrstein, Obmann des Alumni- her konnten pro Jahr 120 Stellen besetzt wer- Jobvermittlung, Weiterbildungsprogramme, Dachverbandes. Insgesamt startet der Ver- den, das entspricht einer erfolgreichen Ver- Kollegensuche für Absolventen, E-Mail- band mit rund 250 Mitgliedern. Diese sind mittlungsquote von 50 Prozent. Überhaupt Newsletter, eine neue Zeitung und die Er- im Durchschnitt 30 Jahre alt und zu 70 Pro- agiert der Verband schwerpunktmäßig in der stellung eines Jahrbuchs. Im Alumni- zent männlichen Geschlechts. Rolle eines Servicevereines für Studenten, Vorstand sind unter der Leitung von BOKU- Seit 1985 zählt die BOKU schon über Absolventen und die Wirtschaft. Dazu pas- Rektor Dr. Hubert Dürrstein alle bestehen- 6500 Absolventen, 400 sind es heute durch- sen Aufgaben wie Kollegensuche für Ab- den Absolventenverbände vertreten. Der schnittlich pro Jahr. Ihre Berufsfelder liegen solventen, Herausgabe einer neuen Zeitung, Mitgliedsbeitrag beträgt 35 Euro pro Jahr, für beispielsweise in der Biotechnologie, indus- E-Mail-Newsletter, die Erstellung eines Jahr- Studenten 15 Euro. Derzeit zählt der Verband trieller Landwirtschaft (Dünger, Saatgut, buches und die Organisation von Seminaren 250 Mitglieder. Im Alumni-Beirat, der ein Pflanzenschutz), Lebensmittelindustrie, Land- und Vorträgen. bis zweimal im Jahr zusammentrifft, sollen schaftsplanung, Naturschutz, Tiefbau, Ver- „Im Aufbaujahr 2004 waren es schon 150 Information und Erfahrungen ausgetauscht kehrsplanung oder der Forst- und Holzwirt- bis 200 Interessierte, die an den weiterbil- werden, um so die Studiengestaltung noch schaft. Mit neuen Studienrichtungen wie denden Seminaren teilgenommen haben. effizienter auf die Bedürfnisse von Ge- Weinbau, Önologie (aus dem griechischen Das Angebot deckt Themen wie Verhand- sellschaft und Wirtschaft abstimmen zu „Die Lehre vom Wein“) und Weinwirtschaft lungstechnik, Moderation, Atem- und Sprech- können. „ oder Bio- und Umweltressourcenmanage- technik und Projektmanagement ab“, be- http://alumni.boku.ac.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 43 Kultur

»Österreich ist frei!« Balkonszene im Schloß Belvedere in Wien am 15. Mai 1955. Von links: Harold Macmillan (britischer Außen- minister), Llewellyn Thompson (britischer Botschafter), John Foster Dulles (Außenminister der USA), Antoine Pinay (französi- scher Außenminister), Leopold Figl, Adolf Schärf, Wjatscheslaw Molotow (Außenminister der UdSSR), Julius Raab Foto: BPD

m Marmorsaal des Oberen Belvedere un- 2. Weltkriegs und der Besatzungszeit darge- ten Weltbildes erschüttert. Die politischen, Iterzeichneten am 15. Mai 1955 die Außen- stellt. Ein weiter Bogen führt von der Neu- sozialen, kulturellen und moralischen Kon- minister der vier Siegermächte Frankreich, bildung des demokratischen Österreich, über stanten waren verloren gegangen, eine Ge- Großbritannien, der Sowjetunion und der die Jahre des Wiederaufbaus und wirtschaft- waltrhetorik des Krieges bestimmte Denken Vereinigten Staaten von Amerika, sowie von lichen Aufschwungs, des Kalten Krieges und und Handeln. Der Anschluß an das Deutsche Österreich, den Österreichischen Staatsver- der Bedrohung durch den Eisernen Vorhang Reich brachte Leid, Zerstörung, Vertreibung, trag. Anschließend wurde das Dokument, zum heutigen, neutralen Österreich, Mitglied Verfolgung und Widerstand. Österreich war das Österreichs Freiheit bedeutete, vom Bal- der Vereinten Nationen und der Europäi- Opfer der Nationalsozialistischen Aggres- kon des Oberen Belvedere den jubelnden schen Union. Im Zentrum stehen dabei die sionspolitik. Zugleich waren zahlreiche Menschen präsentiert. Zeit der alliierten Besatzung von 1945 bis Österreicher in die Verbrechen des NS-Re- Am historischen Schauplatz im Belve- 1955 und die Unterzeichnung des Österrei- gimes involviert und wurden dadurch zu dere, in einem der schönsten Barockschlös- chischen Staatsvertrags. Mittätern. Das Jahr 1945 bedeutete für Öster- ser Europas, spürt die Ausstellung „Das neue Mit dem Zerfall der Donaumonarchie zur reich die durch die alliierten Truppen herbei- Österreich“ der wechselvollen Geschichte Neuorientierung gezwungen, scheiterte das geführte Befreiung, der die zehnjährige Be- und den künstlerischen Entwicklungen Öster- zum Kleinstaat gewordene Österreich am satzung durch die vier Alliierten folgte, ehe reichs im 20. Jahrhundert nach. Ausgehend Gegeneinander der gesellschaftlichen Ent- Österreich seine volle Souveränität zurück vom Zerfall Österreich-Ungarns und der da- würfe. Der Erste Weltkrieg hatte die Funda- erlangte. In dem Jahrzehnt der Besatzungs- mit verbundenen Neuorientierung, werden die mente des europäischen und damit auch des zeit nutzten die extrem divergierenden, poli- schweren Jahre der Zwischenkriegszeit, des österreichischen, vom Humanismus gepräg- tischen, ökonomischen, sozialen und kultu- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 44 Kultur rellen Kräfte in beispielhafter Weise gemein- sam ein „window of opportunity“ zur Un- terzeichnung des Österreichischen Staatsver- trags. Das neue Österreich erlebte einen un- geahnten wirtschaftlichen und sozialen Auf- schwung und zugleich in der Zeit des Kalten Krieges als östlichstes Land des Westens die Bedrohung durch den Eisernen Vorhang. Das neutrale Österreich nahm die Heraus- forderungen an und half während des Un- garn-Aufstandes, des Prager Frühlings, des Kriegsrechts in Polen oder des Zerfalls Jugoslawiens. Seit 1. Jänner 1995 ist Österr- reich Mitglied der EU, zu deren vorrangigen Aufgaben im 21. Jahrhundert die Weiter- entwicklung und Festigung der gesamteuro- päischen Integration zählt. Die Ausstellung „Das neue Österreich“, die im Titel an die erste Nachkriegszeitung „Neues Oesterreich. Organ der demokrati- schen Einigung“ erinnert, übersetzt mit tech- nisch innovativer und interaktiver Insze- nierung und im Dialog mit der bildenden Kunst die komplexen wissenschaftlichen Robert Fuchs: »Die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Mar- und kulturellen Themen in ein vielfältiges morsaal des Oberen Belvedere« 1956; Öl auf Leinwand © Bundeskanzleramt, Foto: AVA Bild vom Werden Österreichs. Der Titel steht für die Erfolggeschichte der sich, „daß der historische Ort des Belvederes Finanzierung Zweiten Republik. Kristallisationspunkt ist diese Ausstellung beherbergt und daß es mit und Organisation der Staatsvertrag – jenes Dokument, das Mitteln des Bundes gelungen ist, den Mar- unserem Land die Freiheit und volle Sou- morsaal, also jenen historischen Ort der Das Budget der Ausstellung beträgt 2,1 veränität zurückgegeben hat. Die 60jährige Staatsvertragsunterzeichnung, generalzusa- Mio. Euro. Diese Summe wird zu je einem Wiederkehr der Errichtung der Republik ist nieren.“ Drittel vom Bund, der Stadt Wien und einer ein wichtiger Anlaß, den Wiederaufbau „Das neue Österreich“ ist ein zentrales privaten Sponsorengruppe, angeführt von Österreichs nach den Verwerfungen des Na- Ausstellungsvorhaben im Rahmen der Ver- Dr. Hannes Androsch, aufgebracht. Die tionalsozialismus und aus den Trümmern anstaltungen des Jubiläumsjahres. Die Aus- Österreichische Galerie Belvedere organi- des Krieges Revue passieren zu lassen. Ge- stellung soll aber nicht nur Rückschau hal- siert die Ausstellung. Ihr obliegt im Wesent- zeigt wird aber die Entwicklung unseres ten, sondern auch den Blick nach vorn len- lichen die Durchführung dieses historisch Landes im 20. Jahrhundert insgesamt. Auch ken und ausgehend von der eigenen Ge- wichtigen Projektes. Das Museum stellt da- Kontinuitäten und Brüche. Wie ein roter schichte den Blick auf Österreichs Rolle im für nicht nur die Räumlichkeiten im ersten Faden zieht sich ein rot-weiss-rotes Farb- zukünftigen Europa werfen“, so Morak. Stock, sondern auch die gesamte Infrastruk- band durch die Ausstellung. Das innovative tur des Hauses zur Verfügung. museumsdidaktische Konzept ist für das Begegnung findet Stadt Wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung Erlebbarmachen der Geschichte unseres ist HR Dr. Günter Düriegl, dem ein interdis- Landes von großer Bedeutung. Die Stadt Wien hat ihre Aktivitäten zum ziplinäres Team hochqualifizierter Wissen- Besonders wichtig erscheint mir dabei, Jubiläumsjahr 2005 unter das Motto „Be- schafter zur Seite steht. daß das Ausstellungsprojekt eine gemeinsa- gegnung findet Stadt“ gestellt. Wiens me Initiative des Bundes, des Personenko- Bürgermeister, Dr. Michael Häupl, erklärte, Gedankenjahr 2005 mitees von Hannes Androsch – dem für sein Wien wolle kein Jubeljahr veranstalten, „aber besonderes Engagement ausdrücklicher Dank durchaus mit Stolz auf die Entwicklungen, Zentrales Anliegen des Gedankenjahres gebührt – und der Stadt Wien ist. Diese brei- die die Stadt Wien in den letzten 50 Jahren 2005 ist es, eine lebendige Diskussion auf te Trägerschaft und das große Team an genommen hat, zurückschauen. Dabei ist es Basis differenzierter Standpunkte zu initiie- Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, unser Ziel, möglichst vielen Wienerinnen ren. Vielfältige Sichtweisen auf Grund einer die an diesem Projekt mitarbeiten, ist auch und Wienern, aber auch Wien-BesucherIn- institutionellen, zivilgesellschaftlichen und ein Signal dafür, daß die Ausstellung „Das nen deutlich zu machen, daß es nicht selbst- erlebnisgesellschaftlichen Auseinanderset- neue Österreich“, die Geschichte und Zu- verständlich ist, wie die Stadt heute da steht. zung mit den zahlreichen Jubiläen gilt es kunft unseres Landes breit darstellt, analy- Daher stellen wir nicht Feierlichkeiten in dabei anzuregen. siert und diskutiert. den Vordergrund, sondern die inhaltliche Die Ausstellung „Das neue Österreich“ Kunststaatssekretär Franz Morak erklärte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. leistet dazu einen ganz wesentlichen Beitrag. anläßlich einer Pressekonferenz, er freue Veranstaltet bzw. unterstützt werden rund ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 45 Kultur

100 unterschiedliche Ausstellungen, Sympo- sien, Fachveranstaltungen, Projekte und Publikationen – sie alle wenden sich an mög- lichst breite und vielschichtige Publikums- schichten. In diesem Sinn werden auch Ak- tivitäten im öffentlichen Raum gesetzt und bestimmte Zielgruppen wie beispielsweise Jugendliche und Frauen gesondert angespro- chen.“ Die Stadt Wien sei sofort bereit gewesen, diese Initiative der Proponenten, allen voran Dr. Hannes Androsch, Prof. Pe- ter Weiser und Dr. Herbert Krejci zu unter- stützen. Häupl: „Es liegt in unser aller In- teresse, daß sich möglichst viele Menschen mit diesem Jubiläum befassen und die Aus- stellung besuchen. Deren Aufgabe ist dann erfüllt, wenn BesucherInnen ihr Österreich- Bild nachhaltig bereichern können – denn:

nur wer sich mit der Vergangenheit und der Foto: Wiener Presse-Bilderdienst / Votava Geschichte auseinandersetzt, kann auch Die Unterzeichnung des Staatsvertrages im Marmorsaal des Oberen Belvedere zuversichtlich in die Zukunft gehen.“

Die Staatsvertragsausstellung Als im Spätherbst 2003 eine schon bud- getär vorgesehene Staatsvertragsausstellung aus finanziellen Gründen abgesagt wurde, traten Dr. Hannes Androsch, Prof. Herbert Krejci und Prof. Peter Weiser öffentlich dafür ein, daß man sich als Staatsbürger mit politischer Verantwortung damit nicht abfin- den dürfe. Einige hundert Briefe an interess- sierte Bürger zeigten ein positives Echo, so daß knapp vor Weihnachten die Initiative realisiert werden konnte: Nach Gesprächen der drei Proponenten mit den Spitzen der Bundesregierung und der Stadt Wien wurde Einigung über eine Finanzierung auf Drit- telbasis – Bund, Wien und eine private Sponsorengruppe – erzielt, so daß die Arbeit

zügig aufgenommen werden konnte. Man Foto: Wiener Presse-Bilderdienst / Votava kann hier von einer erfolgreichen private Jubelnde Menge vor dem Oberen Belvedere nach der Unterzeichnung public partnership sprechen. Die Träger der Ausstellung „Das neue urteilen verbunden werden muß. Österreich eindrucksvoll optisches und akustisches Österreich“ sind sich über eines einig: Die hat allen Grund, auf die Leistungen und Zeitkolorit vermitteln. Ausstellung ist weder „rot“ noch „schwarz“, Erfolge der ersten 50 Jahre der Zweiten Die Initiatoren hoffen, daß die Ausstel- weder „rechts“, noch „links“, sie ist österrei- Republik stolz zu sein, wie aber andererseits lung Erfahrungen vermitteln wird, die auch chisch. Die Gestalter der einzelnen histori- auch dunkle Seiten der Vergangenheit nicht auf dem Weg unseres Landes in eine große schen Abschnitte sind durch hohe fachliche verschwiegen oder beschönigt werden soll- europäische Staatengemeinschaft bestimm- Kompetenz ausgewiesene Persönlichkeiten, len. Der zeitliche Abstand und die Fülle mend sein können. die ihre Aufgabe in voller Unabhängigkeit, mittlerweile gewonnener Erkenntnisse und Ein demokratischer Staat braucht die geleitet nur von ihrer wissenschaftlichen Einsichten sollten es leichter machen, sich aktive Teilnahme seiner Bürger am politi- Verantwortung, wahrnehmen. einem ebenso dramatisch-leidvollen wie schen Geschehen, Toleranz, den Willen zu Ebenso besteht Einigkeit darüber, daß es ermutigenden Zeitabschnitt zu nähern. sachlicher Zusammenarbeit, eine dynami- nicht zu einer Verklärung historischer Ent- Mit der Ausstellung soll vor allem die sche Wirtschaft mit sozialer Sicherheit und wicklungen kommen darf, sondern daß sach- junge Generation Österreichs angesprochen Weltoffenheit. Die Zeit, da Österreich als liche Information mit kritischer Selbstre- werden. Die Präsentation wird daher nach „Versuchsstation für den Weltuntergang“ flexion, aber ohne Scherbengericht aus Vor- modernsten Techniken gestaltet werden, die bezeichnet wurde, liegt hinter uns. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 46 Kultur Themen der Ausstellung

Lange war vom unvermeidlichen Krieg gesprochen worden. 1914 wurde er entfes- selt. Nach der Ermordung des österrei- chisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajevo wollte Österreich einen Rachefeldzug gegen Serbien führen. Doch aus einem begrenzten Krieg wurde ein Weltkrieg. Acht Millionen Soldaten kämpften allein auf österreichisch- ungarischer Seite. Die Wirtschaft der Habs- burgermonarchie wurde ganz in den Dienst des Krieges gestellt. Um nicht zu unterliegen, schlossen sich Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich immer enger zusammen. Ende 1916 starb Kaiser Franz Joseph I. Sein Nachfolger, Kai-

ser Karl I., versuchte vergeblich Frieden zu Foto: Bundeskanzleramt schließen, doch er konnte weder die Nie- Vom Radio übertragene Weihnachtsansprache von Bundeskanzler Leopold Figl im derlage noch den Zerfall Österreich-Ungarns schwer beschädigten Bundeskanzleramt (Dezember 1945) verhindern. Im November 1918 bat Österr- reich-Ungarn um Waffenstillstand. Auf dem Gebiet der alten Donaumonarchie entstan- den neue Nationalstaaten – einer davon wurde die Republik Deutsch-Österreich. Die Periode der Zwischenkriegszeit um- faßt die zwei Jahrzehnte von der Gründung der Ersten Republik im November 1918 bis zur Besetzung Österreichs im März 1938 durch deutsche Truppen. Diese Zeit war durch zwei verschiedene politische Systeme gekennzeichnet. Die Erste Republik basierte bis 1933/34 auf einer demokratischen Ver- fassung mit einem Parteienpluralismus. Von 1934 bis 1938 war Österreich ein autoritärer Staat mit einem politischen Monopol der Vaterländischen Front. Dieser „Ständestaat“ war durch Engelbert Dollfuß begründet und nach dessen Ermor- dung 1934 von Kurt Schuschnigg weiterge- führt worden. Der politische Grundkonsens für ein demokratisches Österreich wurde Foto: Karl von Vogelsang-Institut durch die tiefen Brüche zwischen den poli- Uniformierte der vier Besatzungsmächte in Wien tisch-weltanschaulichen Lagern, verstärkt durch die wirtschaftliche Instabilität und die Jahren nicht nur Freiheit und Unabhän- Biografien gezeigt: in Österreich selbst, das seit 1929 rasch wachsende soziale Not, sowie gigkeit, sondern vor allem Hunderttausende als Land und Name nicht mehr existierte, durch die auch von außen (Italien, Deutsch- Menschen: Verfolgte, Vertriebene, im Krieg und im Exil, wo Österreich als Erinnerung land) geförderten antidemokratischen Tenden- Gefallene, in den KZs Ermordete, im Bom- und Hoffnung weiterlebte. zen zerstört. Der Bürgerkrieg vom Februar benkrieg Umgekommene. In den letzten Wochen des Zweiten Welt- 1934 bedeutete das Ende der Demokratie. Aber die NS-Zeit bedeutete nicht nur kriegs wurde Österreich von der Roten Ar- Die sieben dunklen Jahre von März 1938 Verfolgung, Krieg und Terror. Sehr viele mee sowie von französischen, amerikani- bis zum Kriegsende 1945 waren und sind die Österreicher erlebten sie zunächst als Chan- schen und britischen Truppen befreit. Noch Achse, um die sich die österreichische und ce, aus der wirtschaftlichen Not herauszu- Anfang April 1945 wurde Karl Renner von europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts kommen, aufzusteigen, neue Karrieren zu Stalin mit der Bildung einer provisorischen dreht: ohne die NS-Zeit keine Spaltung Eu- beginnen. Wie tief das Regime das Leben Staatsregierung betraut, und am 27. April ropas, kein Kalter Krieg, keine Nachkriegs- prägte, veränderte und kontrollierte und wel- 1945 wurde Österreichs Unabhängigkeit aus- ordnung, kein Staatsvertrag, keine Euro- che Handlungsspielräume die Menschen hat- gerufen. Doch war Österreich nicht nur be- päische Union. Österreich verlor in diesen ten, wird entlang einer Reihe exemplarischer freit, sondern auch besetzt und geteilt worden. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 47 Kultur

Bis 1955 gab es eine amerikanische, eine britische, eine französische und eine russi- sche Besatzungszone. Die Regierungen Renner und danach Figl und Raab setzten alles daran, den Abzug der Alliierten zu erreichen. Sie sahen sich als Vertreter eines neuen Österreich. Das Neue war vor allem die Einigkeit, die durch die alliierte Besatzung erzwungen worden war. Die politische Unabhängigkeit erreichte Österreich aber erst mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955 und dem Abzug der alliierten Truppen. Zentrales Ereignis der Ausstellung ist der Österreichische Staatsvertrag, der am 15. Mai 1955 im Marmorsaal des Oberen Belvedere unterschrieben wurde. Das Original des Staatsvertrages befindet sich heute im Mos- kauer Außenministerium. 1947 begannen zwar bereits die ersten Verhandlungen, aber

erst nach mehr als 200 Verhandlungsrunden Foto: Karl von Vogelsang-Institut mit vielen Unterbrechungen und nach Öster- Letzte feierliche Wachablöse auf dem Wiener Heldenplatz (30. April 1955) reichs Absichtserklärung, neutral zu werden, einigten sich die alliierten Besatzermächte mit Österreich auf einen gemeinsamen Text. Der umfassende Vertrag regelte u. a. die Anerkennung Österreichs als unabhängigen Staat, den Abzug der Alliierten, das Verbot eines Anschlusses an Deutschland, die An- erkennung der Menschenrechte und die Rechte slowenischer und kroatischer Min- derheiten in Österreich. Nach der Unter- Foto: Österreichisches Staatsarchiv Österreichisches Bundesheer (1955): die neue Gardemusik am Ballhausplatz

zeichnung des Vertrages, der am 27. 7. 1955 bescheidene Mittel in die militärische in Kraft trat, verkündete Außenminister Absicherung seiner Neutralität. Leopold Figl: „Österreich ist frei!“ Dafür betrieb Österreich eine aktive Nachdem sich die österreichische Bun- UNO- und Neutralitätspolitik, die mit den desregierung im April 1955 gegenüber der Namen Bruno Kreisky und Kurt Waldheim Sowjetunion zu einer „Neutralität nach dem (von 1971 bis 1981 UN-Generalsekretär) Muster der Schweiz“ verpflichtet hatte, verbunden ist. Ab 1960 beteiligte sich Öster- konnte der Österreichische Staatsvertrag im reich an zahlreichen Frieden sichernden UN- Mai 1955 unterschrieben werden. Nach dem Einsätzen und mit dem Bau der UNO-City Abzug der Besatzungstruppen beschloß das wurde Wien dritter UNO Standort. Außenmi- österreichische Parlament am 26. Oktober nister Bruno Kreisky brachte 1960 im Auf- 1955 das Neutralitäts-Gesetz. Anders als die trag der Bundesregierung die Südtirol-Frage Schweiz trat Österreich am 14. 12. 1955 den vor die UNO. 1992 konnte Außenminister

Foto: Karl von Vogelsang-Institut Vereinten Nationen (UNO – United Nations Alois Mock vor der Generalversammlung Abzug russischer Soldaten (1955) Organization) bei und investierte immer nur die Erklärung zur Streitbeilegung abgeben. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 48 Kultur

Österreich lag 44 Jahre lang am Ende der „freien Welt“, am Eisernen Vorhang, der imaginären Front des Kalten Krieges. Der Osten war vom Westen durch ein mörderi- sches Abriegelungssystem getrennt, Berlin durch eine Mauer geteilt. Das neutrale Österreich lag zwischen den Blöcken der NATO (North Atlantic Treaty Organization) und des Warschauer Pakts. Es diente den Supermächten als Begegnungsort, als Dreh- scheibe für Spionage und als Schachbrett für strategische Gedankenspiele. Der Ungarn- aufstand 1956 und die Wiederbesetzung der Tschechoslowakei 1968 bedeuteten eine un- mittelbare Bedrohung für Österreich. Nu- klearwaffen zementierten die politische Foto: AKG-Bilderdienst Unterzeichnung der Schlussakte in Helsinki am 1. August 1975. Der deutsche Erstarrung der Welt. Bundeskanzler Helmut Schmidt neben dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Das Gleichgewicht des Schreckens und Honecker, dem amerikanischen Präsidenten Gerald Ford, Bundeskanzler Bruno die Angst vor dem atomaren Ernstfall be- Kreisky und dem belgischen Ministerpräsidenten Leo Tindemans stimmten die internationale Politik. Die Unterzeichnung der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit) – Schluß- akte von Helsinki 1975, worin sich auch die kommunistischen Regime zu Menschen- rechten und Grundfreiheiten bekannten, lei- tete eine neue Ära ein. Durch den Reform- kurs Michail Gorbatschows kam es zur Entspannung in Rüstungsfragen und letztlich zur Implosion des Ostens. Im Juni 1989 durchtrennten der österreichische und der ungarische Außenminister den Eisernen Vor- hang, der 1065 Opfer gefordert hatte.

Identität – was ist das?

Foto: Hopi-Media Identität ist Wesenseinheit. Österreichi- Durchschneidung des Eisernen Vorhanges an der österreichisch-ungarischen sche Identität ist also die Übereinstimmung Grenze durch Außenminister Alois Mock und seinen ungarischen Amtskollegen der Österreicher mit ihrem Land, ihrem Gyla Horn (27. Juni 1989) Staat. Alles klar? Nicht ganz. Mann und Frau, Arm und Reich, Jung und Alt, Professoren und Kreuzelschreiber, Eingebürgerte und Alteingesessene – sie alle bekennen sich zu Österreich auf je verschiedene Art. Wenn sie sich überhaupt zu Österreich bekennen. Wie stellt man das dar? Wie stellt man das aus? Indem man zeigt, was war und zeigt, was ist, indem man zeigt, was gelitten und geschaff- fen wurde, indem man das Große nicht über- treibt und das Grauen nicht verschweigt. Die Dichterin Bachmann: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Der Staatsvertrag wurde uns nicht ge- schenkt. Wir haben ihn uns zumindest im Nachhinein verdient. Das wäre ein Grund, sich zur Zweiten Republik zu bekennen. In Foto: HOPI-Media EU-Gipfeltreffen auf Korfu: Unterzeichnung des Beitrittsvertrags zur Europäischen Wesenseinheit. Alles klar? Union mit Wirkung 1. Jänner 1995, im Bild rechts Bundeskanzler Franz Vranitzky Klischee bedeutet Abklatsch. Etwas, das und Außenminister Alois Mock (24. Juni 1994) durch zu häufigen Gebrauch abgedroschen wirkt. Typisches Österreich – Klischee: der ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 49 Kultur Foto: Presse-Bilderdienst Votava Außenminister Leopold Figl zeigt den eben unterzeichneten Österreichischen Staatsvertrag vom Balkon des Oberen Belve- dere den jubelnden Menschen. Wien 15. Mai 1955

Lederhosenträger mit Steirerhut. Weitere Kli- zeß, der Österreich schließlich in das Spit- vertrag – am 24. Juni 1994 unterzeichnet schees: Salzburger Nockerln, Kaiser Franz zenfeld der wohlhabenden Länder in Europa werden konnte. Österreich gehörte ab 1995 Joseph, das süße Mädel, der Heurige, die führte. auch dem Europäischen Währungssystem an. blaue Donau, das Weiße Rössl am Wolf- Wachsende Arbeitsproduktivität, innova- Österreichs EU-Bilanz ist von wirtschaft- gangsee und Küss‘ die Hand. Die Wirk- torische Leistungen der Unternehmen und licher Integration, höheren Auslandsinvesti- lichkeit: die Kinderdörfer und „Nachbar in das konstruktive Wirtschaftsklima, geprägt tionen, aber auch stärkerem Konkurrenz- Not“, die Sauberkeit und Sicherheit der von der Sozialpartnerschaft, waren die we- druck, Insolvenzen sowie zunehmender Ar- Städte, die Stopfenreuther Au, der Wohl- sentlichen Faktoren für diesen Erfolg. Heute beitslosigkeit geprägt. stand und die Caritas, die Hospize und der steht die Wohlstandsgesellschaft neuen Chan- Die Österreichische Galerie Belvedere soziale Wohnbau. cen und Herausforderungen gegenüber: die mit ihrer einzigartigen Sammlung von Bil- Aber auch: die Bürokratie, der Einsturz Rolle in der erweiterten Europäischen Union dern und Plastiken des Mittelalters bis zur der Reichsbrücke und die Seilbahnkatastro- und der Standortwettbewerb in einer globali- Gegenwart ist das wichtigste Museum öster- phe von Kaprun, die Bausünden, die Frem- sierten Wirtschaft, aber auch wachsende reichischer Kunst. Nach der NS-bedingten denfeindlichkeit der meisten und die Ober- Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungs- Schließung des Museums im Belvedere war flächlichkeit so vieler. Läßt sich das, inklusi- verhältnisse und die sich vertiefende Kluft die Wiedereröffnung in den Jahren unmittel- ve Hermann Maier, Romy Schneider, Hel- zwischen Arm und Reich. bar vor Unterzeichnung des Staatsvertrags mut Qualtinger, Elfriede Jelinek und Arnold Bereits 1922 hatte Richard Coudenhove- ein politisches Signal in Hinblick auf die er- Schwarzenegger unter einen Hut bringen? Kalergi in Wien die Paneuropa-Union be- sehnte Wiederherstellung der Souveränität. Ja. Wir haben nämlich einen Zaubertisch. gründet. Österreich wurde 1948 Mitglied der Im Rahmen der Ausstellung „Das neue Die wirtschaftliche Entwicklung nach OEEC (Organization for European Eco- Österreich“ werden ausgewählte Meisterwer- 1918 führte Österreich vom „krisengeschüt- nomic Cooperation), 1956 des Europarats ke des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung telten“ zu einem „reichen“ Land. Die Erste und 1960 der EFTA (European Free Trade der Österreichischen Galerie Belvedere, er- Republik (1918-1934) konnte das Erbe der Association), konnte sich nicht mit der EWG gänzt durch Leihgaben, in einen neuen Monarchie wirtschaftlich noch nicht nutzen. (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) as- Kontext gestellt. Durch eine Kette von Krisen – galoppierende soziieren, dafür aber 1972 Zoll- und Han- Die Werke von Gustav Klimt und Egon Inflation, Depression sowie fehlender gesell- delsverträge mit der EG abschließen. Am 17. Schiele, Friedensreich Hundertwasser, Maria schaftlicher Konsens und politische Radika- Juli 1989 stellte Österreich den EG-Beitritts- Lassnig und Arnulf Rainer bis hin zu Ver- lisierung in den 1930er Jahren, Zweiter antrag. treterInnen des Wiener Aktionismus und der Weltkrieg – verlor Österreich gegenüber Die Verhandlungen 1993/94 brachten jüngsten Kunst begleiten als eigenständige dem westeuropäischen Wohlstandsniveau Einigung bei Transit, Landwirtschaft, Um- „Kunstspur“ die historischen Themen. Sie deutlich an Terrain. Der Zweiten Republik weltstandards sowie Neutralität. 1994 stimm- schaffen ein optisches Pendant und inhaltli- gelang hingegen aus dem völligen Zusam- te Österreich für die EU-Mitgliedschaft, so ches Gegenüber. „ menbruch 1945 ein erstaunlicher Aufholpro- daß der Beitrittsvertrag – der zweite Staats- http://www.belvedere.at

Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postanschrift: A-1090 Wien, Harmoniegasse 1; ISSN 1605-1130 Für den Inhalt verantwortlicher Her- ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; jede Art der Veröffentlichung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt, um Übersendung eines Belegexemplars wird gebeten! ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 50 Kultur JADE Stein des Himmels. Bis 29. Mai 2005 im Landesmuseum Kärnten.

ie Jade ist eines der am längsten be- Heute bezeichnet „Jade“ zwei nach struk- Dkannten Schmuckmaterialien. Besonders turellem Aufbau und Chemismus mineralo- in China waren und sind Jade und ähnlich gisch klar zu unterscheidende Materialien. verwendbare Steinmaterialien kulturell fest Es handelt sich bei beiden um Silikate, einer- verankert und wurden als „Yu“ – „der schöne, seits um ein en Pyroxen bzw. eine Pyroxen- der kostbare Stein, der Stein des Himmels“ Jade (Jadeitit oder Jadeit-Jade) und anderer- bezeichnet. Die Chinesen beherrschten die seits um einen Amphibol bzw. eine Amphibol- Technik der Steinbearbeitung schon in der Jungsteinzeit und verwendeten dabei haupt- sächlich verschiedene Serpentinite, Talk (Speckstein) und Pyrophyllit sowie Nephrit. Die heute hauptsächlich verwendete Jadeit- Jade war in China bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts praktisch unbekannt. Erst unter den Manchu-Kaisern (Qing- Dynastien, 1644–1911) erreichte die Verar- beitung von Jadeit-Jade nach und nach eine Hochblüte. Diese wunderschönen Jade-Ar- beiten spielten mit ihren oft beziehungsvollen Ausdrucksformen, von anderen Kunstformen praktisch unerreicht, in China eine große Rolle in Ethik, Religion, Ideologie, Kultur und Politik sowie in der Wirtschaft. Der Be- sitz von Jade war Ausdruck der gesellschaft- lichen Stellung und so waren bestimmte Ja- den zunächst auch nur bestimmten Personen vorbehalten. Nuancen in Material, Form und Farbe haben auch heute noch für Chinesen und »bi-Scheibe« – sie ist das Symbol für den Himmel. Südchina 200 v. Chr. einige andere asiatische Völker eine Vielfalt Menschliche Figur, die einen betenden Priester darstellt; um 400 v. Chr. an Bedeutung, Wert und sozialem Prestige, Sammlung Peitscher die für Europäer kaum nachvollziehbar und Jade (Nephrit, feinfilzigeAktinolith-/Tremolit- damit oft unverständlich ist. Der mystische und in Europa, verwendet. So fanden sich Jade). Dazu kommen noch zahlreiche Imita- Stellenwert der Jade wird auch daraus etwa Beile aus Nephrit und Jadeitit an ver- te und Unterschiebungen aus verschiedensten ersichtlich, dass der höchste Gott im volks- schiedenen prähistorischen Siedlungsplätzen Naturmaterialien, die im Handel meist mit tümlichen Himmel des Taoismus als der Europas. Und es war der portugiesische Arzt dem Zusatz „Jade“ angeboten werden. Als „Jadekaiser“ (yu-huang-di) bezeichnet wird. M. Monardes, der 1569 von „Piedra de la Beispiele sollen hier nur „Burgenländische Jadeit-Jade und Nephrit wurden aber auch Yjada“, dem „Lendenstein“ der mittelameri- Jade“, „Kalifornische Jade“ (auch Californit), in vielen anderen frühen Kulturen, wie etwa kanischen Kulturen, berichtete, ein Begriff, „Hsiu-Yen-Jade“, „Pilbara-Jade“, „Queens- in Nord- und Mittelamerika, in Neuseeland aus dem später das Wort „Jade“ wird. land-Jade“ und „Transvaal-Jade“ genannt werden. Ein Teil der Ausstellung ist diesen Materialien gewidmet und soll dem Laien Hilfestellung bei der mineralogisch korrek- ten Zuordnung von „Jade“-Objekten geben. Die „echte“ Jade ist in China nach wie vor das Juwel des Himmels, Brücke vom Leben zur Unsterblichkeit, Symbol für viele vornehme menschliche Tugenden, Schmuck- objekt und mystischer Stein für das Diesseits und das Jenseits. Aber nicht alles, was heute im Handel unter der Bezeichnung „Jade“ Stilisiertes Schwein als Symbol für Wohlstand in diesem und im nächsten Leben; angeboten wird, ist tatsächlich Jade! „ 3. Jahrhundert v. Chr. Alle Fotos: Landesmuseum Kärnten http://www.landesmuseum-ktn.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 51 Kultur Graz: »Stadtmuseum neu« Luft & seine Welt as Grazer Stadtmuseum steht im Zei- as Stadtmuseum Klosterneuburg be- Dchen des Umbruchs. Auf Basis einer Dginnt die Ausstellungssaison mit einer von externen Experten durchgeführten „Eva- umfassenden Werkschau von Volker E. Maria luation der Organisations- und Rechtsform Luft. Der studierte Architekt und Kunsthi- sowie die Neupositionierung des Stadtmu- storiker widmet sich seit den 1980er Jahren seums Graz“ sollen Änderungen sowohl der voll und ganz der „Kunst der Zeichnung“. Rechtsform als auch der Positionierung des Diese präsentiert er als Wanderausstellung Stadtmuseums Graz erfolgen. Ein – nach er- unter dem Titel „Volker E. Maria Luft und folgtem Beschluß – vakanter Geschäftsfüh- seine Welt“. Die Personale im Stadtmuseum rerInnen-Posten soll ausgeschrieben werden. wird die letzte Station dieser „Reise“ und zu- Die Experten empfehlen der Stadt Graz gleich wohl auch die letzte Großausstellung die Neupositionierung des Stadtmuseums. des Grafikers sein, der sich künftig ungestört Es solle ein Ort des kollektiven Gedächtnis- vom „Ausstellungsrummel“ seiner Kunst wid- ses, eine Plattform des Diskurses über Ge- men will. Zu sehen bis 28. März 2005. „ genwart und Geschichte des kulturellen http://www.klosterneuburg.at/stadtmuseum/ Selbstausdruckes der Stadt werden, sozusa- gen „als Fenster in die Geschichte und als Fenster in die Zukunft etabliert werden“, er- klärte Kulturstadtrat Mag. Dr. Christian Buch- mann. „ Foto: Stadt Graz/Stadtmuseum

Rückkehr der Stifterin

m niederösterreichischen Stift Altenburg, im Winter 2002 im Fußboden der Stiftskir- Iwo seit 1144 die Mönche nach der Regel che. Nach wissenschaftlicher Untersuchung des Hl. Benedikt „ora et lege et labora“ und Restaurierung fand die Schatulle nun leben, kehrte kürzlich die Schatulle mit den ihren bleibenden Platz im „Nepomuk-Altar“, sterblichen Resten der „wohledlen Frau dem Seitenaltar der Stiftskirche. Dieser Hildburg von Poigen“ („nobilissima domina Altar befindet sich genau über jener Stelle Hildburch“), der Stifterin, in die Stiftskirche im Fußboden, wo man bei der Barockisie- zurück. rung der Stiftskirche im 18. Jahrhundert Entdeckt worden war die eiserne Scha- auch das Grab der Stifterin des Klosters

tulle bei den archäologischen Ausgrabungen berücksichtigt hat. „ Foto: Stadtmuseum Klosterneuburg zur Vorbereitung der Kirchenklimatisierung http://www.stift-altenburg.at Luft: Erschaffung der Erde, Ölkreide »Mozarthaus Vienna« wird im Jänner 2006 eröffnet

ürgermeister Michael Häupl, Kultur- Pforten öffnen und auf rund 1000 m² auf ins- Bstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Mo- gesamt sechs Stockwerken Leben und Werk zartjahr-Intendant Peter Marboe und Wien- des Musikgenies würdigen. Zusätzlich zu Holding-Generaldirektor Peter Hanke prä- der vom Wien Museum adaptierten Mozart- sentierten das Gestaltungskonzept und das wohnung wird in einer komplett neu gestal- Arbeitsteam für das Mozarthaus Vienna, das teten Präsentation im 2. und 3. Stock des zum Auftakt des Mozartjahres 2006 als Hauses in einer umfassenden und zeitgemä- neues Zentrum zu Leben und Werk des Mu- ßen Form Einblick in Leben und Werk dieses sikgenies unter Einbeziehung der histori- einzigartigen Musikgenies geboten. Im Mit- schen Mozartwohnung eröffnet werden telpunkt der Präsentation werden Mozarts wird: Am 27. Jänner 2006 wird das Gebäude zehn Wiener Jahre stehen, die den Höhe- mit der einzigen in Wien erhaltenen Woh- punkt seines Schaffens umfassen. nung Mozarts als „Mozarthaus Vienna“ in Das Café im Erdgeschoß, der Museums- der Domgasse 5 in der Inneren Stadt seine shop und ein Veranstaltungsbereich in den Kellergeschoßen (kofinanziert von der Euro- päischen Union) vervollständigen das Ange- Detailansichten der Bausituation im Innenhof und Stiegenhaus Mozart- bot des Mozarthauses Vienna. „

Hauses in Wien, Domgasse 5 Foto: Mozarthaus Vienna/Votava/PID http://www.mozarthausvienna.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 52 ÖJ Buchtips

Helga Peham Robert Schediwy / Thomas Mally (Hg.) Frank Stronach – Eine Erfolgsstory Städtebilder „Die Mythen, die den Multimilliardär Frank Stronach umranken, sind Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik so prall und rund wie die Riesenkugel, die er so gern in Ebreichsdorf Dieses Buch stellt spannende, nicht alltägliche Fragen zum Thema im Südgürtel Wiens errichten möchte. Stadtentwicklung: Darf man Kathedralen Weit verbreitet sind auch die Erzählungen wie Gaudís Sagrada Familia „fertig bauen“? vom Pferdenarren, der so zwischen 500 und Wieso erhob sich schon gegen den Bau des 700 Rennpferde sein Eigen nennt, drüben Petersdoms in Rom eine „Bürger-initiati- in Amerika. Schier endlos ist die Liste von ve“? Sind New Yorks Art Deco-Hochhäu- Meldungen über immer neue, spektakuläre ser einfach Produkt einer Abtreppungsvor- Projekte des bekennenden Bewunderers schrift der Bauordnung? Was sagen uns die des Mickey-Mouse-Schöpfers Walt Disney, Sportheroen von Mussolinis Foro Italico die bis zur geplanten Gründung einer Lu- über den „faschistischen Menschen“? Wie xus-Fluggesellschaft namens Magna-Air kam es zum Untergang und zur Wieder- reicht“, schrieb Anfang 1998 Johannes auferstehung von Moskaus Christ-Erlöser- Steiner in der Zeitung „Die Presse“. Kathedrale? Wo liegen die städtebaulichen Wir leben in einer Zeit, in der vor allem junge Menschen nach Vorbil- Chancen und Risken der heute beliebten Umgestaltungen alter Hafen- dern suchen. In Sachen Management und wirtschaftlichem, visionä- anlagen? Wie funktional ist die Transparenzmode der Architektur rem Denken kann Frank Stronach als ideales Vorbild fungieren. seit 1990? Ein eigener Abschnitt ist den Wiener Stadtbildverände- Frank Stronach selbst möchte die Welt ein wenig besser verlassen, rungen der jüngsten Vergangenheit gewidmet. als er sie vorgefunden hat. Dieses Buch schildert seine außerge- Robert Schediwy, geb. 1947, Dr. jur., ist Sozialwissenschaftler (Uni- wöhnliche Erfolgs- und Lebensgeschichte. versität Kuopio, Finnland) und Kulturpublizist. Zahlreiche Publi- Helga Peham studierte an der Universität Wien Geschichte, Angli- kationen zu Fragen der zeitgenössischen Architektur. stik, Psychologie (Dr. phil.), Politikwissenschaften, Publizistik und Thomas Mally, geb. 1943, Übersetzer und Polyhistor in Wien. Ex- Kommunikationswissenschaften – an der Management-Akademie der perte für Computerschach. Universität Salzburg Management und Unternehmensführung. Robert Schediwy / Thmas Mally (Hg.): „Städtebilder – Reflexionen Helga Peham: „Frank Stronach – Eine Erfolgsstory“; 208 S., geb., zum Wandel in Architektur und Urbanistik“; 400 Seiten, broschiert; Schutzumschlag, 19 Euro; Ibera ISBN 3-85052-182-6 19,90 Euro; ISBN 3-8258-7755-8

ORF / Walter Köhler (Hg.) / Redaktion Marchello La Speranza ORF Universum Buch Bomben auf Wien Zweimal pro Woche fasziniert die ORF-Sendereihe UNIVERSUM Knapp 60 Jahre sind seit den Luftangriffen und dem Kriegsende ver- ein Millionenpublikum und das schon seit nunmehr fast zwei gangen. Die Zeitzeugen, die diese schreckliche Zeit miterlebten, stehen Jahrzehnten. Und zum bereits siebenten heute in der letzten Phase ihres Lebens. Mal erscheint nun das Universum-Buch. Im vorliegenden Buch schildern sie ihre persön- In diesem prächtig bebilderten Band, der lichen Schicksale und Erlebnisse in den fast ausschließlich Fotos nutzt, die auf den Luftschutzkellern während der Luftangriffe im zahlreichen Filmtrips entstanden sind, ent- Zweiten Weltkrieg. führt Universum in zehn Etappen auf eine Auch die heute noch vorhandenen Luftschutz- Reise zu den großen und kleinen Natur- bunker legen beredtes Zeugnis für die Tragödien wundern unseres Planeten: „Schwein ge- ab, die sich während der alliierten Luftangriffe habt“, „Die Insel“, „Die Drachen der Ka- abgespielt haben. naren“, Geheimnisvolle Adria“, „Insel im Für die Weltmacht Amerika war der 11. Sep- Taifun“, „Der erste Flug“ u. a. tember 2001 ein Schock. Die Amerikaner hat- Das Universum-Buch ist eine bewußte Ergänzung zum Fernseh- ten diesbezüglich keine Erfahrungen. Bei vielen Europäern weckten angebot: TV-Bilder sind flüchtig, die atemberaubenden Bilderbögen diese Bilder jedoch schmerzliche Erinnerungen. Während des Zweiten sprechen vor allem unsere Emotionen an. Die wissenschaftliche In- Weltkriegs wurden zahlreiche europäische Städte, wie Warschau, formation allerdings gerät leicht in Vergessenheit. Dem soll dieser Rotterdam, Belgrad, London, Hamburg, Berlin, Dresden, und auch Band abhelfen. In leicht lesbarer Form faßt er einige der faszinierend- Wien durch Luftschläge schwer in Mitleidenschaft gezogen. sten Universum-Filmabenteuer zusammen Das Buch soll zwar auch Marchello La Speranza wurde 1964 in Wien geboren, Studium der an die grandiosen Bilder erinnern, die sich in die Köpfe des Publikums Geschichte an der Universität Wien. Forschungsarbeiten zu histori- eingeprägt haben. Vor allem aber bietet es Hintergrundinformation schen Festungsanlagen, diverse Publikationen mit dem Schwerpunkt und wissenschaftliche Facts, gepaart mit fantastischen Fotografien. Bunkerarchäologie. Buchveröffentlichungen: „Hakenkreuz im Fami- Zum Nachschlagen, zum Schmökern oder einfach zum Genießen. lienalbum. Zur Fotoarchäologie Wiens 1938-1945“, Wien 1998. ORF, Köhler Walter (Hg.) / Redaktion; „ORF Universum Buch“; 208 Seiten, zahlr. farbige Abbildungen, gebunden mit Schutzum- Marchello La Speranza: „Bomben auf Wien“; 328 Seiten, geb., schlag; 34,90 Euro; ISBN: 3-900323-80-1 Schutzumschlag, 25 Euro; Ibera ISBN 3-85052-169-9 ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 53 Architektur Passagen aus Prag Die Veranstaltungsreihe »Architektur im Ringturm« präsentiert bis 11. März die Metropole Prag als »Stadt der hundert Passagen«

esonders im Zuge der Modernisierung František Weyr), verbunden durch einen Bim 20. Jahrhundert sind in Prag eine Garten mit dem Palais Sylva-Taroucca. Die Vielzahl von Passagen und Durchhäusern barockreiche Frontseite mit Mansardendach von einzigartiger architektonischer Qualität und formenreichen Giebeln kündigte Ele- entstanden. Die Ausstellung präsentiert die mente des Art Déco an. In der Passage mit architektonisch wertvollsten Passagen in der Kassettendecken und Mosaikfußboden be- Alt- und Neustadt. fanden sich Kino, Kasino und Kabarett. „Man kann durch ganze Stadtteile Prags Die Passage des Palais Koruna (1914) gehen, ohne die offene Straße zu etwas ande- mit Perlkrone und mystischen Statuen stellte rem als zum bloßen Überschreiten zu benut- eine Art weltliche Basilika mit Läden, Woh- zen,“ so Egon Erwin Kisch in seiner „Mono- nungen und Plätzen zum Verweilen dar. grafie der Durchhäuser“. Architekt Antonin Pfeiffer holte sich für Palais und Passage Anregungen in Paris, Wesen einer Passage Brüssel, Budapest und Prag und schuf ein Prunkstück der tschechischen Moderne und Der Durchgang oder das Durchhaus – be- einen der landesweit ersten Stahlbetonbau- reits aus dem Mittelalter bekannt – erfüllt ten im geometrisierenden Jugendstil. Das eine einfache innerstädtische Verbindungs- Palais barg Geschäfte, Büroräume, ein Café funktion (meist für Fußgänger). Durchgänge mit Galerie, unter der Erde sogar ein Licht- – jahrhundertelang an der Stelle der späteren spielhaus und eine Schwimmhalle. Passagen stehend – bildeten in der Altstadt Prager Passagen waren Ausdruck einer Prags ein dichtes Netz. Koruna Passage 1911–14; Antonín neuen Ästhetik, in der sich vielfach Naivität Die Prager Passage ist ein Durchgang Pfeiffer (1879–1938) © Pavel Štecha mit intellektueller Kultiviertheit mischte. Pas- durch ein Stadthaus oder eine Blockbebau- sagenräume wurde zum festen Bestandteil ung und auf private oder öffentliche Zwecke des Architekturtyps Stadtpalais und fügten ausgerichtet, wie Wohnen, Handel, Kultur sich ins Stadtbild ein. Das berühmte Kauf- und Geselligkeit. Im Tschechischen werden haus U Nováku (1904) wurde in den 1920er diese Stadthäuser – charakterisiert durch ver- Jahren zum Musterbeispiel eines großstädti- schiedene Funktionen und meist mehrstöckige schen Palais. Es wurde von Architekt Osvald Innenfassaden mit Glasdächern – „Palais“ Polívka, Koryphäe der tschechischen Jugend- genannt und entsprechen der französischen stilarchitektur, umgebaut und kombinierte „Galerie“. Gastronomie, Kommerz und Kultur. Die Stadthäuser wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet, um die ausge- Blütezeit dehnten Parzellen der von Karl IV. gegrün- deten Neustadt nicht allein an ihren Be- In der Blütezeit glänzten die Prager Pas- bauungsrändern öffentlich zu nutzen. Man- sagen von Pracht, Einfallsreichtum und Inno- che Passagen – vor allem in den Außenbe- vationen. Das Palais Lucerna im historisch- zirken – wurden durch Mietshäuser angelegt synthetischen Stil mit maurischen Elementen und mit einer Ladenstraße kombiniert. (1907-21, Vácslav Havel, Stanislav Bechyne) Die Prager Passagen standen im Zeichen gab sich vornehmlich als Kulturtempel mit der rasanten Entwicklung auf dem Gebiet Kabarett, Lichtspielhaus mit den ersten Ton- der Architektur, des Handels und der Kultur. filmvorführungen Prags und einem ebenso Aus der reinen Ladenstraße wurde die Pro- bekannten Musiksaal. Der Erbauer Vácslav minade und in der Folge der Vorplatz zu den U Novaku-Passage 1901–28; Osvald Havel, Großvater des Ex-Präsidenten, wollte Tempeln der Unterhaltungskultur: Kabarett, Polívka (1859–1931) © Rudolf Duda diesen Bau als Palais im Sinne des modernen Theater, Konzert und Kino. gesellschaftlichen Lebens gestalten. Einzig- ein. Durch den Umbau des einstigen Roß- artig im Großen Saal ist die Aufhängung der Zeit der Moderne marktes zum Wenzelsplatz entstanden neue Eisenbetondecke von Stanislav Bechyne. Häuser und erste Passagen in der Neustadt, Durch die Vernetzung der Passagen Ro- Zu Anfang des 20. Jahrhunderts setzte in wie etwa die Passage des Hotels Ambassa- koko, Lucerna und U Nováku entstand das Prag der Wandel in eine moderne Metropole dor (1912-14, Richard Klenka z Vlastimilu, ausgedehnteste Palastlabyrinth Prags. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 54 Architektur

In den 1920er Jahren, der Zeit der neuge- fließen. In Eugen Rosenbergs Merkur-Pas- stimuliert und die Entstehung neuer Kultur- gründeten Ersten Republik, wurde der Ron- sage (1037-38) harmonierte die Ästhetik der formen begünstigt. Die junge Filmkunst dokubismus als Nationalstil ins Leben geru- Vergangenheit mit der technischen Invention: brauchte Lichtspielhäuser und Passagen fen. Verbreitung fand auch Art Dèco. In der eine Kombination kühler Materialien wie schienen dafür wie geschaffen. So befand Außengestaltung des Palais Adria (1922-25, Marmor, Chromstahl und Glas, Markisen sich eines der ersten Prager Kinos (1909) im Josef Zasche, Pavel Janák) verschmelzen die und Hallen mit Stahlbetongewölben. An das Palais Lucerna. Passagen zeichneten sich Nachempfindung eines italienischen Palazzo Durchhaus mit mittelalterlichem Kern erinn- aber nicht nur durch ästhetische Reize aus – pubblico mit Formen des Nationalstils zu nert ein kleines Renaissanceportal. es gab Kaffeehäuser, Kabaretts und Theater. einem wirksamen Ganzen. Sein Schöpfer, In der Adria-Passage befanden sich die Pavel Janák, zeichnete 1929 auch für die Lichtspiele, das berühmte Theater Laterna Spiegelpassage verantwortlich, angeregt Magica und der Klub der Filmemacher, die durch „Lichtwunder der Gegenwart“. Das zur Legende wurden. Palais prunkte von außen z. B. mit bossierten Bis 1938 entstanden in Prag 40 Passagen. Pfeilern und antikisierenden Pilastern und Mit der Zeit änderte sich aber auch die So- innen mit Luxusgeschäften. In der sinnbetö- ziologie der Besucher: hedonistische Lebens- renden Passage flimmerte es in gold und künstler wurden in der Zeit der wirtschaft- weiß auf Grund zart weißer Opaxitflächen lichen Rezession von Hektikern verdrängt. und Spiegelfassungen aus Messing. Ein Beispiel für diesen Wandel ist die Ko- Die nüchterne Signatur des frühen funk- runa-Passage, eine der bekanntesten Adressen tionalistischen Konstruktivismus mit detail- der Stadt. Das Barockhaus mit Kaffehaus, in betonten Formen kam im Palais Fénix mit dem tschechische Intellektuelle in der Zeit der gleichnamigen Passage (1927-29, Fried- der nationalen Emanzipation verkehrten, rich Ehrmann, Josef Goc(ár) zum Ausdruck. wich einem Jugendstilpalais mit Passage und In den 1930iger Jahren erlebte der Funk- Kaffeehaus, das in der konjunkturschwachen tionalismus mit seinen Glas- und Stahlbeton- Zeit zum „Automat“, einem ersten Schnell- bauten seine Hochblüte. Den Auftakt bilde- imbiß, umfunktioniert wurde. Der Architekt ten die Häuser Lindt (1927) und Bat’a L. Machon wurde durch diese Apotheose des (1928-30). Ludvík Kysela schuf die seiner- maschinellen Funktionalismus dermaßen zeit fortschrittlichsten, mit Passagen ausge- berühmt, dass er den Auftrag für ein ähnli- statteten Bauten Prags. Er wandte bahnbre- ches Bauvorhaben in London erhielt. Das chend die Stahlbetonskelettbauweise an und glänzende technizistische Prager Wunder schuf Glasfassadenaufgänge für die Kauf- wurde mit den Jahren blind. Der „Automat häuser Lindt und Bat’a. Koruna“, heute nur mehr eine literarische Neue Häuser lösten in jener Zeit alte Passage Tschechische Nationalbank Legende, fiel dem Ausbau der Prager U- 1935–38; František Roith (1876-1942) Baudenkmäler ohne Sentimentalität ab. So © Petr Zhor Bahn zum Opfer. entstand etwa die – inzwischen wieder ge- schlossene – Bat’a Passage an der Stelle des Die 1990er Jahre zeigen nach einer histo- Die Ausstellung barocken Bürgerhauses „Zum weißen Hahn“ risch bedingten Zäsur von beinahe fünfzig mit modernen Errungenschaften: kleine Jahren wieder freien Unternehmergeist und Die Ausstellung „Passagen aus Prag“ Trinkwasserbrunnen und einem damals sel- große Baulust. Manche Passagen wurden mit zeigt die Lage der Passagen in Übersichts- tenen öffentlichen Telefon. unterschiedlichem Maß an Pietät renoviert. plänen. Jede Passage wird mit mehreren Den Höhepunkt des Funktionalismus bil- Die Rathpassage (A.D.N.S., Václav Alda, Fotos und Texten ausführlich dargestellt. Ein deten dann die Passage Broadway mit Schau- Petr Dvorák, Martin Nemec, Jan Stempel, großes Modell gibt Einblick in die städte- fenstern in verchromten Rahmen, Spiegelflä- 1996) etwa stellt eine gelungene Kombina- bauliche Lage wichtiger Verbindungen. chen und gerundeten Eckfenstern (1936-38, tion von Überlieferung und Innovation dar. Antonín Cerný, Bohumí Kozák) und die Neu gebaute Handels- und Verwaltungszen- Katalog Passage „Zur Schwarzen Rose“ (1928-32, tren orientieren sich an der Architektur der Oldrich Tyl) im Kaufhaus Bondy – eine Perle passagenreichen Stadtpalais. Auch die neu (in tschechischer und deutscher Sprache): des Prager Konstruktivismus (drei Etagen gebaute Hrzán-Geschäfts-Passage (Pavel Prager Passagen. Begleiter für Flaneure, und Hallen mit Umgängen, preußische Kap- Bocek, Jan Kasl, A-projekt, 1996) mit seiner Passanten und/oder Touristen; Michaela pen und Glasbetonsteine mit Glasscheiben). barocken Frontseite besticht durch die Brozová, Ivo Hanel; „Euro Art“, Prag 2000; Für die beginnenden 1930er bis 40er Jah- Harmonie historischer Elemente und moder- 88 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; re steht etwa das Kunstgewerbehaus (1934- ner Formen. Preis: 12 Euro. 38, Oldrich Starý, František Zelenka). Der Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9.00 bis 18.00 Palast verkörperte die Ideale der Zeit: Die vielen Gesichter Uhr, Do bis 19.30 Uhr; freier Eintritt Transparenz, Schwerelosigkeit, maschinelle der Passagen Schönheit. Elegant glatte Wände der Pas- Architektur im Ringturm sagenhalle, Lichteffekte und Verglasung Die Existenz von Passagen hatte von An- A-1010 Wien, Schottenring 30 lassen Außen- und Innenraum ineinander fang an insbesondere das ästhetische Denken http://www.wienerstaedtische.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 55 Musik Gebührender Platz für Schubert Ein Festival für Franz Schubert. Ihm den gebührenden Platz neben Mozart und Beethoven einzuräumen, war die Idee der ersten Schubertiade, die 1976 von Hermann Prey in Hohenems gegründet wurde.

chnell entwickelte sich das unscheinbare SVorarlberger Städtchen Hohenems zu einem der renommiertesten Festspielorte und wurde zum alljährlichen Treffpunkt für ein internationales Publikum, welches das außer- gewöhnliche Kulturerlebnis sucht: die Be- gegnung mit hervorragenden Künstlern in- mitten einer reizvollen Landschaft. Und das anstelle eines beliebig austauschbaren Al- lerwelts-Festivalprogrammes klare Defini- tionen vorfindet: das kompromißlose Be- kenntnis zu Franz Schubert. Heute ist die Schubertiade mit jährlich rund 70 Veranstaltungen und mehr als 30.000 Besuchern das bedeutendste und re- nommierteste Schubert-Festival weltweit. Die »Neue Zürcher Zeitung« bezeichnete die Akustik des Angelika-Kauffmann-Saales Nirgendwo sonst steht innerhalb kürzester als »schlechthin ideal« Foto: Schubertiade Schwarzenberg Zeit eine derart große Anzahl von Lieder- abenden mit den besten Sängern der Welt auf trifft, so kann das Festival auf eine im wahr- Presse zeigte sich beeindruckt. In der „Frank- dem Programm. Kammerkonzerte und Kla- sten Sinne des Wortes bewegte Geschichte furter Allgemeinen Zeitung“ wurde der An- vierabende auf höchstem Niveau bilden zurückblicken. Als der Palast in Hohenems gelika-Kauffmann-Saal nun gemeinsam mit einen weiteren Schwerpunkt. Ergänzt wird 1991 für eine Landesausstellung renoviert dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses das Programm durch einzelne Orchester- wurde und der Schubertiade für eine Saison und dem Salzburger Mozarteum zu den drei konzerte, Lesungen und Meisterkurse. Fern- nur mehr in sehr eingeschränkter Form zur besten Kammermusiksälen Österreichs ge- ab des sonst üblichen Festspielrummels ge- Verfügung stehen sollte, wanderte das Festi- zählt, die Berliner Tageszeitung „Die Welt“ hört es aber zum Stil der Schubertiade, den val zur Gänze ins benachbarte Feldkirch ab. verglich ihn mit der Londoner Wigmore Hall, intimen Charakter zu wahren und die Ener- Dort war bereits in den Jahren zuvor immer und die „Neue Zürcher Zeitung“ bezeichnete gie auf das zu konzentrieren, worauf es an- wieder ein wesentlicher Teil des Programms die Akustik des Angelika-Kauffmann-Saales kommt, nämlich musikalische Darbietungen durchgeführt worden. Von 1994 bis 2000 als „schlechthin ideal“. Daß dieser hervorra- in höchster Qualität zu bieten. Und so kommt wurden neben den Konzerten in Feldkirch gende Konzertsaal zudem in einer Bilder- die Liste derer, die bei der Schubertiade auf- auch sogenannte „Landpartien“ durchgeführt. buchlandschaft steht, erhöht noch zusätzlich treten, einem „Who-is-Who“ der Lied- und Diese führten das Publikum an landschaftlich den Konzertgenuß. Kammermusikszene gleich. Daneben fördert äußerst reizvolle Plätze wie in die Propstei Dem Besucher öffnen sich überall Blicke die Schubertiade aber auch junge Talente, St. Gerold im Großen Walsertal, auf das im ins Grüne, auf angrenzende Wiesen und die am Beginn ihrer Karriere stehen, und romantischen Argental gelegene Schloß Wälder und auf die umliegenden Berge. bietet dem Publikum somit die Möglichkeit, Achberg nördlich von Lindau und nach Lin- Dennoch ist das Dorfzentrum von Schwarzen- neue Entdeckungen zu machen. dau selbst (1997-1999). Schwarzenberg im berg nur wenige Gehminuten entfernt. Vor Bregenzerwald war ebenfalls seit 1994 jähr- Konzertbeginn und in den Pausen versam- Das Unternehmen licher Veranstaltungsort einer „Landpartie“ melt sich das Publikum auf dem Vorplatz des »Schubertiade GmbH« und hat sich seit dem Umbau des Angelika- Saales, auf der Aussichtsterrasse, die einen Kauffmann-Saales im Jahre 2001 als fixer direkten Zugang zur Galerie hat, oder Und auch in finanzieller Hinsicht ist das Schubertiade-Schauplatz etabliert. stimmt sich auf einem der lauschigen Plätze Festival etwas Besonderes: als rein privat- Mit dem umgebauten Angelika-Kauff- rund um den Saal herum auf das bevorste- wirtschaftlich geführtes Festival kommt die mann-Saal in Schwarzenberg steht dem Festi- hende Konzerterlebnis ein. Anstelle eines Schubertiade ganz ohne öffentliche Gelder val nun ein Veranstaltungsort zur Verfügung, Pausensignals rufen zwei Hornisten mit aus. Für die Leitung des Festivals zeichnet der keine Wünsche offen läßt. Der in schlich- Duos von Franz Schubert zum Beginn. Er- seit Anfang der 80er Jahre Gerd Nachbauer, ter Holzbauweise errichtete Saal besticht gänzend zu den Konzerten im Angelika- der bereits seit der Gründung als Geschäfts- durch seine einzigartige Akustik, die von Kauffmann-Saal finden pro Saison 2 bis 3 führer tätig war, verantwortlich. Künstlern und Publikum mit großer Begeiste- Konzerte im benachbarten Bezau statt. „ Was die Schauplätze der Schubertiade be- rung aufgenommen wurde. Und auch die http://www.schubertiade.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 56 Musik Musik im Riesen Die Swarovski Kristallwelten laden von 25. bis 29. Mai 2005 zum zweiten Mal zum Festival »Musik im Riesen« nach Wattens.

ammermusik auf höchstem Niveau, die KVerbindung von Literatur und Musik sowie eine Personale des französischen Pianisten Pierre-Laurent Aimard, Lesungen des ungarischen Nobelpreisträgers Imre Ker- tész und ein Liederabend mit Bariton Matt- hias Goerne sind die Höhepunkte. In seinen Anfängen als ganzjährige Reihe von Einzelkonzerten konzipiert, besticht das fünftägige Festival seit 2004 mit einer dich- ten Vernetzung der einzelnen Veranstaltun- gen untereinander und der Möglichkeit, einen Künstler in allen Facetten seines Kön- nens vorzustellen. 2005 ist die Personale dem französischen Pianisten Pierre-Laurent Aimard gewidmet, einem der vielseitigsten Interpre- ten der heutigen Musikszene. Aimard, der bereits als Jugendlicher den Internationalen Wettbewerb „Olivier Messiaen“ gewann, machte sich vor allem mit Aufführungen und Foto: Swarovski Kristallwelten Einspielungen zeitgenössischer Musik einen Die Verbindung von Literatur und Musik Festival auch der Begeisterung Pierre-Lau- Namen, ist aber ein ebenso herausragender ist seit den Anfängen von „Musik im Riesen“ rent Aimards für ihr Können und ihre Krea- Interpret des klassischen Repertoires. Bei ein zentrales Element der Veranstaltungen. tivität zu verdanken ist. So wie er mit Aimard „Musik im Riesen“ tritt er sowohl als Solist 2005 wird dieser Schwerpunkt zum einen in den Liederabend am 28. Mai gestaltet und und Kammermusiker als auch als Lied- zwei (Konzert)Lesungen des ungarischen Imre Kertész seinen „Roman eines Schick- begleiter auf, und er widmet sich in fünf Imre Kertész am 25. und 27. Mai, jeweils 20 sallosen“ im Wechselspiel mit moderner Konzerten den Werken der Klassik und Ro- Uhr, fortgeführt. Kertész, der selbst als Ju- Klaviermusik am 25. Mai liest, so interpre- mantik ebenso wie der zeitgenössischen gendlicher die Konzentrationslager Auschwitz tiert Erich Höbarth am 27. Mai, 20 Uhr, zu- Klavierliteratur: Am 25. Mai, 20 bzw. 22.15 und Buchenwald überlebte, liest aus „Roman sammen mit Pierre-Laurent Aimard Ludwig Uhr, stehen mit Arnold Schönberg, György eines Schicksallosen“ und „Liquidation“, die, van Beethovens „Sonate für Violine und Ligeti, John Cage und György Kurtág einige wie auch seine anderen Romane, den Holo- Klavier G-Dur, op. 96“. Darüber hinaus tritt der berühmtesten Vertreter der Musik des caust zum Thema haben. Zum anderen fin- der Geiger am 29. Mai, 20 Uhr, als Mitglied 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt. den Text und Musik in zwei Liederabenden des „Quatuor Mosaïques“ in Wattens auf. Am 27. Mai, 20 Uhr, erschließen Aimard mit Elena Vassilieva (Sopran) und Matthias Nach dem „Hilliard Ensemble“ 2004 ist das und der Klaviertechniker Stefan Knüpfer Goerne (Bariton) zueinander. György Kur- Quartett ein weiteres wesentliches Ensemble mittels „Autopsie eines Klavieres“ das In- tágs Liederzyklus „Sprüche des Péter Borne- bei „Musik im Riesen“, das sich der authen- nenleben des Tasteninstrumentes. Im An- misza“ (25. Mai, 22.15 Uhr), in denen der tischen Interpretation der Musik aus Barock schluß daran führt der Pianist mit Werken von Komponist Texte des ungarischen Barock- und Klassik verschrieben hat. In diesem letz- Claude Debussy und Ludwig van Beet- dichters vertonte, bildet das Gegenstück zu ten Konzert von „Musik im Riesen 2005“ hoven, am darauf folgenden Tag mit Lieder- seinen im vergangenen Jahr aufgeführten wird mit Ludwig van Beethovens Streich- zyklen von Ludwig van Beethoven und Franz „Kafka-Fragmenten“; anhand von Ludwig quartett f-Moll op. 95 nicht nur ein kleiner Schubert noch weiter in die Vergangenheit van Beethovens „An die ferne Geliebte“ und Beethoven-Schwerpunkt beim Festival ver- zurück. Und schließlich verbinden Aimard, Franz Schuberts „Schwanengesang“ (28. Mai, vollständigt, auch der größere zeitliche die Pianistin Tamara Stefanovich und die 20 Uhr) zeichnet Matthias Goerne die Bogen, der von den aktuellen Klavier- Schlagzeuger Peppie Wiersma und Daniel Entwicklung des Kunstliedes von schlichter stücken Harrison Birtwistles und Marco Ciampolini am 26. Mai, 20 Uhr, beide musi- Schönheit zu verfeinerter romantischer San- Stroppas am 26. Mai und den Werken der kalischen Welten miteinander – mit Wolf- geskunst nach. Avantgardisten Cage und Ligeti am 25. Mai gang Amadeus Mozarts „Sonate für zwei Matthias Goerne, nach Ian Bostridge und zu Debussy (27. Mai), Schubert (28. Mai) Klaviere D-Dur, KV 448“, Béla Bartóks Juliane Banse ein weiterer Vertreter der jun- und Mozart (26. Mai) führt, findet hier mit „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug gen Gesangssolistengeneration, der in den Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ Sz 110“ sowie Musik aus der zweiten Hälfte Swarovski Kristallwelten gastiert, ist einer seinen stimmigen Abschluß. „ des 20. Jahrhunderts. jener Künstler, deren Mitwirkung beim http://www.swarovski.com/kristallwelten ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 57 Musik »Im klanen Beisl wisawi« Das Hans Ecker Trio spielt das erste Wiener Beisl-Musical von Josef Köber und Walter Schwanzer

es einen, Josef Köbers, Passion ist der DWiener Dialekt, wie schon seine vier diesbezüglichen Bücher beweisen. Des an- deren, Walter Schwanzers, Kapellmeister, Arrangeur und Komponist, Passion ist die Musik. Das kongeniale Paar setzte sich zu- sammen und schuf etwas typisch Wiene- risches. Was dabei herauskam, ist das erste Wiener Beisl-Musical „Im klanen Beisl wisawi“. Und dieses Beisl-Musical vertraute das Paar dem Hans Ecker Trio an.

Worum geht es nun im klanen Beisl? Es ist schlicht und einfach eine Milieu- Studie. Das kleine Beisl, wie es an jeder Straßenecke sein könnte, hat auch schon bessere, turbulentere Zeiten erlebt. Heute sind außer dem Wirt nur zwei Gäste anwe- send. Der eine (Rudi Bichler) ist Musiker und hat wie jeden Tag seine Ziehharmonika mit. Er trinkt relativ wortkarg ein oder auch mehrere Bierchen und bringt mit Feuereifer seine Quetschn zum Klingen, wenn einer der Das »Hans Ecker-Trio« am »Set«: Gitarrist Peter Jägersberger, Hans Ecker him- Gäste etwas zum Besten geben möchte. self und Akkordeon-Profi Rudi Bichler (v.l.n.r.). Mehr erfahren Sie über die drei Hans Ecker, der andere Gast, ebenfalls ein auf http://www.daswienerlied.at Beide Fotos: Franz Crepaz Wirt, der heute Ruhetag hat, besucht seinen Kollegen (Peter Jägersberger) und frischt Er- innerungen auf. Aber er erzählt nicht nur, er schlüpft in deren Rollen. Nein, er ist jeder einzelne der fast ein Dutzend Typen, über die er berichtet. Er ist nicht nur der Opern- sänger Tristan Tonverächter, der Maurer Maxl Mörtelwerfer, der Pompfineberer Leo- pold Leichenbitter, nein, er ist auch die Poli- tesse (der Duttlsheriff Maria Mistelbacher) und die Prostituierte Beatrix Bettverziehrer. Und fast jeder der Gäste kämpft mit einer heimtückischen WC-Stufe, wenn er zur „Claudia“ muß. Und da war noch etwas mit einem verloren gegangenen Autoschlüssel. Nun Schluß! All zu viel soll noch nicht verraten werden. Eines noch: Es gibt ein gutes Dutzend neuer schwungvoller, wun- derbarer Wienerlieder in diesem Stück, interpretiert auf die für das Hans Ecker Trio Der Autor und der Komponists: Josef Köber und Walter Schwanzer typische Weise! Was jedoch gerne verraten wird, ist fol- im Vorstadtbeisl Selitsch, Konstanziagasse den? Sichern Sie sich schon jetzt Ihre Karten gendes: Die Wiener Premiere findet am 17, 1220 Wien, statt. Wo könnte ein Beisl- unter ++43 / (0)1 / 282 32 73!!! „ Samstag, dem 12. März 2005, um 19.30 Uhr Musical sonst das erste Mal aufgeführt wer- http://www.schwanzer.at/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 58 Musik / ÖJ CD-Tips Riesennachfrage für Marc Pircher: »Zum Nordpol und zurück« »Carmen« in St. Margarethen um Nordpol und zurück“ heißt das neu- Zeste Album von Mark Pircher und knüpft qualitativ an das Erfolgsalbum aus 2004 nahtlos an, welches in Österreich be- reits IFPI-Gold erreicht hat. Die ausgewoge- ne Mischung aus Titeln aller Gattungen zeichnen die neue Produktion aus. „Zum Nordpol und zurück“ ist eine ausgewogene Mischung, harmonisch arrangiert und eines Grand Prix-Siegers überaus würdig! Gleichzeitig er- scheint eine DVD mit Foto: Opernfestspiele St. Margarethen dem Titel „Weil i a Das Bühnenbild nach einem Entwurf von Manfred Waba, Artwork Bernhard Kratzig Zillertaler bin“. Vom ufgrund der starken Nachfrage für die Römersteinbruch St. Margarethen zu ermög- Grand Prix-Sieger- AAufführungen von Georges Bizet’s lichen.“ Titel „Hey Diandl, Meisterwerk „Carmen“ im Rahmen der Die Wiederaufnahme der Kinderoper spürst es so wie i“ bis Opernfestspiele St. Margarethen 2005, die „Der gestiefelte Kater“, nach der wunderba- hin zu seinem Hit „Sieben Sünden“ sind all vom 13. Juli bis 28. August im Römer- ren Musik von César Antonovich Cui, steht seine Hits der letzten Jahre auf dieser DVD steinbruch stattfinden, werden vier weitere vom 27. Juni bis zum 10. Juli zehn Mal auf vertreten. Marc Pircher führt zu den schön- Zusatztermine eingeschoben – somit stehen dem Spielplan. Die Veranstaltungen am 27., sten Plätzen des Zillertals und dazu ein ganz bereits 39 (!) Opernabende (inklusive Ge- 28., 29. und 30. Juli sind als Schulveranstal- persönliches Interview inkl. einer großen Bil- neralprobe) am Programm. Ab 31. Jänner tungen angesetzt und beginnen um 10 Uhr. dergalerie. Die CD und DVD sind im Handel 2005 stehen nunmehr 179.000 Tickets zur Die Vorstellungen am 1., 2., 3., 8., 9. und 10. erhältlich. „ Verfügung – 130.000 Karten wurden hievon Juli starten um 17 Uhr mit dem Grimm- bereits verkauft. Die zusätzlichen Auffüh- Märchen. »Best of Album« rungen werden an folgenden Tagen ange- Auch die Veranstaltungsreihe „Römer- von Slavko Avsenik setzt: steinbruch Exklusiv“ findet mit zwei außer- Dienstag, 2. August 2005 gewöhnlichen Abenden seine Fortführung. ber 50 Jahre beeinflußte Slavko Avse- Mittwoch, 3. August 2005 Am 11. Juni gastiert der Entertainer Udo Jür- Ünik mit seinen Original Oberkrainern mit Dienstag, 9. August 2005 gens mit einem Solo-Konzert – das bereits seinen Melodien die Mittwoch, 10. August 2005 ausverkauft ist – auf der idyllischen Natur- Volksmusik. Unzähli- bühne im Römersteinbruch. Die Festspiel- ge Aufnahmen von „Der Kartenverkauf schlägt alle Rekorde, saison beendet Walter Haupts Inszenierung dieser erfolgreichen wir haben bereits mehr Karten im Verkauf der Carmina Burana, eine Monumental Oper Gruppe wurden zu als im Vorjahr bei „AIDA“ verkauft wurden, die am 3. September aufgeführt wird. Somit unvergessenen Hits. freut sich Intendant Wolfgang Werner. „Un- erklingt an 50 Tagen Opernmusikvom Fein- 33 Alben wurden ver- ser Ziel ist es, allen Opernfans an 39 Aben- sten im Römersteinbruch. „ goldet und insgesamt über 31 Millionen den ein unvergessliches Opernerlebnis im http://www.ofs.at Tonträger verkauft. Jeder einzelne Titel des Best of-Albums „Das Beste“ hat seine eige- ne Geschichte und zählt zu den Bestsellern Chortage 2005: Spaß an der Stimme der Volksmusik: „Hirtenlied“, „Tante Mizzi“ „Wisch Wasch Polka“, „Trompetenecho“, m 26. Jänner präsentierten junge, enga- gen StimmakrobatInnen zwischen 7 und 18 „Ein Feuerwerk der Musik“ und noch viele Agierte Chöre ihr Können: ohne Lei- Jahren absolvierten in ihrer Freizeit ein in- mehr. „ stungsdruck, aber mit viel Spaß und Freude tensives Stimm- und Ausdruckstraining. am Singen. Das Landesjugendreferat Wien Unterstützt werden sie von ihren Chorlei- Wienerlied CD-Versand ermöglicht diese Aktion in Kooperation mit terInnen. dem Stadtschulrat seit zehn Jahren. Die Band- Zur Unterhaltung der kleinen Teilneh- „Radio Wienerlied“ von Erich Zib, Pro- breite der ausgewählten Musikstücke er- merInnen wurde ein Workshop der Kinder- duzent und Moderator der Wienerlied-Sen- streckt sich von englisch- und deutschspra- opergruppe „piccolino“ angeboten. Mit Ge- dung „Ein Gruß aus Wien“, hat auf seinen chigen Popliedern bis zu Traditionals und sang zu jazzigen Rhythmen wurden Sän- Internetseiten Wienerlied-CDs und Bücher Volksliedern. Erlaubt ist was gefällt. gerInnen aus weiterführenden Schulen unter zusammengestellt und bietet diese zum Ver- Schul- und Klassenchöre aus zehn ver- Leitung von Martina Petz belohnt. Alle Chor- sand mit verschiedenen Zahlungsmöglichkei- schiedenen Wiener Schulen bereiteten sich leiterInnen erhielten während der Workshops ten an. Reinschauen lohnt sich sicher! „ über Wochen auf die Chortage vor. Die jun- Feedback über den Auftritt ihres Chores. „ http://www.heurigenmusik.at (Shop) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 59 ÖJ Reisetip Winterlehrpfad für Enkerln Wo Oma und Opa wieder Schneeburgen bauen dürfen. Von Gunther Dressnandt.

Ein Tal zum Verlieben: das urig gebliebene Gosautal im Süden Oberösterreichs Alle Fotos: LVT OÖ

enn der Gosau-Bach anschwillt, sein soll auch die Schneesicherheit der Skiregion rierten Pisten, Beschneiungsanlagen und WWasser milchig wird, dann erinnern Dachstein-West kommen, die nicht nur für Schneesicherheit im familienfreundlichen sich die urig gebliebenen Gosauer der Sage den exzellenten Pistenflitzer ideale Hänge Skigebiet. des Dachsteinkönigs. Einst wurde dem als bietet – auch für den „Großen Vater“ und der Als Opa und Oma konnten wir mit unse- Knecht verkleideten Bergregenten Speis und „Großen Mutter“ mit ihren Enkerln. Da herr- ren Enkerln Doris und Markus – ihre Eltern Trank auf einer Dachstein-Alm verweigert, schen dann garantiert sieben Tage Urlaubs- „durften“ auch mitmachen – wieder so rich- da rief er mit donnernder Stimme: sonnenschein. Auch wenn es in dem Hochtal tig kindisch sein. Ehrlich, wann haben Sie einmal trüb sein sollte – die Knirpse sorgen die letzte Schneeburg mit Ritterfahne, den Dem Dachsteinkönig habt ihr Rast ver- schon für Sonnenstrahlen. Mensch und letzten Schneemann mit Karottennase ge- wehrt, Natur wachsen hier zusammen, Generatio- baut? Sind Sie mit der Rodel talwärts zum So sei euch künftig Hab und Gut zerstört! nensprünge spielen in dieser fast unver- Bäcker um Semmerl geflitzt? Haben Sie mit Der Schnee bedeck’ euch und Alm und schämt schönen Berglandschaft keine Rolle. Skischuhen einen Kuhstall besucht? Logisch, Herden, Dieses Sacktal hat seine Jahrhunderte alte daß eine Pferdeschlittenfahrt, ein Freiluft- Und nie mehr soll´s hier oben aper werden! Eigenart bewahrt! bad, ein Kasnock‘n-Essen, Flutlichtrodeln, Wir sind glücklich, den Anschluß an so ein Besuch beim Märchenonkel … nicht feh- Ja, und seit diesem Fluch soll es das ewi- übermoderne Skiorte wie Kitzbühel oder len durften. Und wollten Mama, Papa nicht ge Eis auf dem vergletscherten Dreitausen- Saalbach verpaßt zu haben“, hebt Gosau- mehr allein auf der Piste flitzen, rutschten der Hoher Dachstein geben, den Traumblick Tourismus-Experte Franz Hubner hervor, wir als Sextett mit den Skiern herum – oder vom glitzernden Weiß hinüber zum bizarren verweist aber stolz auf „seine“ 32 Bahnen es lockten die traumhaft schönen „Foxi“- Kletter-Eldorado des Gosaukamms. Daher und Lifte mit insgesamt 65 Kilometer präpa- Langlaufloipen. Der Tag wurde uns zu kurz. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 30 / 07. 02. 2005 60 ÖJ Reisetip

Wir fühlten uns wie auf einem Enkerl- Winterlehrpfad – und um einige Jahrzehnte Informationen jünger. Lage/Anreise Da es keine Ballungszentren gibt, können Gosau liegt im Salzkammergut/Ober- Kinder mit nur „einem Auge“ bewacht wer- österreich, nur wenige Kilometer von den. Zerstörungswut, Hektik und Profitgier der Kaiserstadt Bad Ischl entfernt, nahe gehören nicht zum Sprachschatz der „Go- dem prähistorischen Ort Hallstatt, an der singer“. Das bedeutet aber nicht, daß Après- Westseite des höchsten Berges der nörd- Skispaß oder Discos verpönt sind, daß es lichen Kalkalpen (Hoher Dachstein, nicht in Tennis und Squashhallen, Schwimm- 3000 m). Mit dem Auto aus Salzburg bädern fröhlich zugeht, die moderne Zeit im kommend in Richtung Wolfgangsee, Gosautal hinweggeweht – aber typischer ist Bad Ischl, Hallstättersee – aus Wien/ es, mit der Bevölkerung Kontakt aufzuneh- Linz kommend Autobahnabfahrt Regau men. Nicht „g‘schamig“ sein, setzen Sie sich über Gmunden, Bad Ischl … Mit der ruhig zum Sepp, Franz, Hans mit ihren Gams- Bahn bis Steeg-Gosau oder Golling und bärten, Lederhosen und Goiserer-Schuhen. mit dem Bus weiter bis Gosau. Das „Du“ und die Anrede mit dem Vor- namen sind Selbstverständlichkeiten. Aber Skiregion Dachstein-West nehmen Sie nicht alle Wilderer-Geschichten, Hauptort ist Gosau, größere Orte Ruß- Sagen und Schauermärchen ernst – doch es bach und Annaberg. Zwei Seil-, 9 Ses- lohnt sich, andächtig und genussvoll zuzu- Rodelspaß für Alt und Jung in Gosau selbahnen, 25 Schleppliftanlagen führen hören. Übrigens: Gewildert wird nach wie vom Talboden (750 m) auf rund 2000 m vor und gilt unter den Einheimischen trotz abfahrt der Ostalpen/11 Kilometer) und die (Zwieselalm, Gosauer Hornspitz). 65 km strengsten Androhungen als Kavaliersdelikt. Kaiserstadt Bad Ischl. Es herrscht der sanfte Skiabfahrten, Beschneiungsanlagen und Auch die Kultur kommt nicht zu kurz: Im Tourismus vor. In Haubenlokalen, Landho- sämtliche international üblichen Einrich- weltberühmten Ammoniten-Museum etwa tels, Bauernhöfen, Privat-Pensionen, Ferien- tungen. Die Region gehört zu den größ- finden sich versteinerte Schnecken. Hier wohnungen, Gasthöfen, Skihütten – je nach ten zusammengeschlossenen Skigebieten beeindrucken Vogelfänger-Riesenkäfige, Laune und Geldbörse. Und überall ist genü- Österreichs. evangelische und katholische Kirche und gend Raum für Kinder, für gefahrloses Spie- natürlich die nahegelegenen Orte Hallstatt len. Wir genossen diese Woche Sonnenschein Skilanglauf (4500 Jahre alte Ausgrabungen), Bad Goisern für drei Generationen in vollen Zügen, Hab‘ Drei Loipen (Doppelspur, Gesamtlänge (Volksmusik-Hochburg, mehrere Museen), Dank, zorniger Dachsteinkönig, für das ewi- 40 km) für Jedermann und Rennläufer. Obertraun/Krippenstein (mit längster Ski- ge Eis und den Schnee! „ Ihr Kennzeichen ist Fuchs „Foxi“.

Skischule Egger/Naubacher bei der Hornspitzbahn. 30 Skilehrer, Kinderskischule, Gästeren- nen, permanente Rennstrecke mit auto- matischer Zeitnehmung, Snowboard und Langlaufkurse.

Wanderwege 40 Kilometer geräumte Ortsspazier- und Wanderwege.

Après-Ski Discos, Bars, Siglu, Steinbistro, Erleb- nisrestaurant, Heurigenlokal, Brauchtums- veranstaltungen, Pizzeria und viele Ski- hütten …; Rodelbahnen, Pferdeschlitten, Tennis-Squashhallen, Fitneß-Studios, Eisstock-Kegelbahnen …

TVB Inneres Salzkammergut, A-4822 Bad Goisern, Kirchengasse 17 Telefon: ++43 / (0)6135 / 8329 Telefax: ++43 / (0)6135 / 8329-74 http://www.salzkammergut.at König Dachstein und seine »Untertanen« – die Pistenflitzer