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GEMEINDE

FLÄCHENNUTZUNGSPLAN MIT INTEGRIERTEM LANDSCHAFTSPLAN

ERLÄUTERUNGSBERICHT

Entwurf Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 2

BEARBEITUNG:

BfL Heuer & Döring Landschaftsarchitektur und Bauleitplanung Kilsbacher Straße 9 64395 Brensbach Tel.: 06161/912233 Fax: 06161/912244 [email protected]

Stand Juni 2010 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 3

Inhaltsverzeichnis 1. Einführung...... 9

2. Planerische Rahmenbedingungen...... 9

2.1 Rechtliche Vorgaben für Flächennutzungsplanung und Landschaftsplanung...... 9

2.2 Verfahrensablauf und Rechtsgrundlagen...... 10

2.3 Übergeordnete Planungsvorgaben...... 13

2.3.1 Ziele der Raumordnung sowie der Landes- und Regionalplanung...... 13

2.3.1.1 Landesentwicklungsplan (LEP 2000)...... 13

2.3.1.2 Regionalplan...... 14

3. Räumliche Lage und (natur-)räumliche Planungsbedingungen...... 17

3.1 Lage im Raum und Nutzungsstruktur...... 17

3.2 Naturräumliche Gliederung...... 17

3.3 Boden...... 18

3.4 Klima...... 20

3.5 Ortsgeschichte...... 20

3.6 Landschaftsgeschichte...... 21

3.7 Demographische Strukturdaten und Arbeitsmarkt...... 23

3.7.1 Bevölkerungsentwicklung...... 23

3.7.2 Arbeitsmarkt...... 24

4. Bestandsaufnahme und Bewertung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit

des Naturhaushaltes...... 24

4.1 Abiotische Faktoren...... 24

4.1.1 Boden...... 24

4.1.2 Wasser...... 28

4.1.2.1 Grundwasser...... 28

4.1.2.2 Oberflächengewässer...... 30

4.1.3 Klima/Luft/Lärm...... 32

4.1.3.1 Klimafunktionen ...... 32

4.1.3.2 Lufthygienische Situation...... 32

4.1.3.3 Lärm...... 33

4.2 Arten und Lebensgemeinschaften...... 33 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 4

4.2.1 Potenzielle natürliche Vegetation...... 33

4.2.2 Flora und Vegetation...... 34

4.2.3 Fauna...... 37

4.2.4 Biotop- und Nutzungstypen...... 45

4.2.4.1 Erfassungs- und Bewertungsmethodik...... 45

4.2.4.2 Erfassung der gemäß § 30 BNatSchG geschützten Lebensräume

und Landschaftsbestandteile...... 46

4.2.4.3 Beschreibung und Bewertung der vorgefundenen Biotope...... 46

4.3 Erholungsvorsorge...... 56

4.3.1 Geopark Bergstraße-Odenwald...... 58

4.3.2 Beeinträchtigungen der Erholungseignung...... 58

4.3.3 Konflikte zwischen verschiedenen Erholungsnutzungen...... 58

4.3.4 Beeinträchtigungen von Arten und Lebensgemeinschaften durch Erholung ...... 58

5. Flächen und Objekte mit rechtlichen Bindungen...... 59

5.1 Naturschutzgebiete...... 60

5.2 Landschaftsschutzgebiete...... 61

5.3 Naturdenkmale...... 61

5.4 Flora-Fauna-Habitatrichtlinie und Vogelschutzrichtlinie...... 62

5.5 Ersatzflächen im Rahmen der Eingriffsregelung und der Bauleitplanung...... 64

5.6 Förderflächen nach dem Hessischen integrierten Agrarumweltprogramm (HIAP)...... 65

6. Planungs- und Maßnahmenteil...... 66

6.1 Entwicklungsgrundsätze...... 66

6.2 Schutz-, Pflege und Entwicklung der Potenziale Boden, Wasser, Klima/Luft...... 68

6.2.1 Bodenpotenzial...... 68

6.2.2 Wasserpotenzial...... 71

6.2.3 Klima, Luft und Lärm...... 74

6.3 Städtebaulicher Bestand und städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen...... 75

6.3.1 Nutzungsbeschränkungen und Nutzungshinweise...... 75

6.3.1.1 Altablagerungen...... 75

6.3.1.2 Landschaftsplanerische Hinweise zur Siedlungsentwicklung...... 76

6.3.2 Bauflächen – Schwerpunkt Wohnen...... 78 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 5

6.3.2.1 Bauflächen – Schwerpunkt Wohnen – Bestand ...... 78

6.3.2.2 Wohnbauflächen – Planung ...... 79

6.3.3 Gewerbeflächen...... 80

6.3.3.1 Gewerbeflächen – Bestand ...... 80

6.3.3.2 Gewerbeflächen - Planung...... 81

6.3.4 Sonderbauflächen...... 81

6.3.4.1 Sonderbauflächen – Bestand ...... 81

6.3.4.2 Sonderbauflächen – Planung ...... 82

6.3.5 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf...... 82

6.3.5.1 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf – Bestand ...... 82

6.3.5.2 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf – Planung ...... 84

6.3.6 Technische Infrastruktur...... 84

6.3.6.1 Wasserversorgung...... 84

6.3.6.2 Wasseraufbereitung...... 84

6.3.6.3 Abwasserableitung und -behandlung...... 84

6.3.6.4 Niederschlagswasser...... 84

6.3.6.5 Gasversorgung...... 85

6.3.6.6 Stromversorgung...... 85

6.3.6.7 Kommunikationswesen...... 86

6.3.6.8 Abfallbeseitigung...... 86

6.3.6.9 Erneuerbare Energien...... 87

6.3.6.10 Zusammenfassende Bewertung...... 87

6.3.7 Immissionsschutz...... 87

6.3.8 Denkmalschutz...... 88

6.3.8.1 Baudenkmäler...... 88

6.3.8.2 Bodendenkmäler...... 89

6.3.9 Verkehr...... 90

6.3.9.1 Motorisierter Individualverkehr...... 90

6.3.9.2 Ruhender Verkehr ...... 90

6.3.9.3 Öffentlicher Personennahverkehr...... 91

6.3.9.4 Anschluss der Gemeinde Biebesheim an das S-Bahn-Netz...... 91 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 6

6.3.9.5 Fuß- und Radwege...... 91

6.3.10 Rohstoffgewinnung...... 92

6.3.10.1 Sande und Kiese...... 92

6.3.10.2 Gas...... 92

6.3.11 Grünflächen...... 92

6.3.11.1 Grünflächen - Nutzungsbestand...... 93

6.3.11.2 Grünflächen – Planung ...... 94

6.3.11.3 Durchgrünungskonzeption...... 94

6.3.12 Flächen für die Landwirtschaft ...... 95

6.3.12.1 Flächen für die Landwirtschaft – Acker ...... 95

6.3.12.2 Flächen für die Landwirtschaft - Dauergrünland...... 96

6.3.13 Waldflächen...... 96

6.3.13.1 Waldflächen – Bestand...... 96

6.3.13.2 Waldflächen - geplant...... 96

6.3.14 Naherholung...... 96

6.3.14.1 Entwicklungsmaßnahmen...... 96

6.3.14.2 Restriktionen, Kontrollen und Pflegemaßnahmen...... 97

6.3.15 Wasserwirtschaft...... 98

6.3.15.1 Grundwasserbewirtschaftung...... 98

6.3.15.2 Hochwasserschutz ...... 98

6.3.16 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von

Natur und Landschaft...... 99

6.3.16.1 Biotoverbundkonzept...... 99

6.3.16.2 Biotopentwicklungs- und Biotoppflegemaßnahmen...... 100

6.3.16.3 Flächen für Maßnahmen zur Entwicklung - Flächenpool...... 110

7. Flächenbilanz...... 112

8. Zusammenfassung...... 114

Quellen...... 115 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 7

Karten / Abbildungen / Tabellen Karten

Flächennutzungsplan (1 : 5.700)

Karte 1 Bestandsplan (Biotop- und Nutzungstypen, 1 : 5.700)

Karte 2 Bodenpotenzial (1 : 20.000)

Karte 3 Wasserpotenzial (1 : 20.000)

Karte 4 Klimapotenzial / Luft / Lärm (1 : 20.000)

Karte 5 Landschaftsbild und Landschaftsgebundene Erholung (1 : 20.000)

Karte 6 Biotopverbundkonzept (1 : 20.000)

Abbildungen

Abbildung 1 Naturräumliche Gliederung

Abbildung 2 Bodenkarte 1 : 50.000

Abbildung 3 Biebesheim am Rhein um 1900

Abbildung 4 Biebesheim am Rhein 1959

Abbildung 5 Biebesheim am Rhein 1973

Abbildung 6 Flächenbilanz in Biebesheim am Rhein

Tabellen

Tabelle 1 Themenbereiche der Regionalplanung und ihre Behandlung im Flächennutzungsplan

Tabelle 2 Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche in Biebesheim am Rhein laut Regionalplan Südhessen 2000 in der Zeit von 1990 - 2010

Tabelle 3 Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche in Biebesheim am Rhein laut Entwurf 2009 Regionalplan Südhessen in der Zeit von 2002 - 2020

Tabelle 4 Flächennutzung im Gemeindegebiet

Tabelle 5 Güteklassensystem der Fließgewässer und Güte der Fließgewässer im Gemeindegebiet (HLUG 2000)

Tabelle 6 Im Gemeindegebiet festgestellte gefährdete und gesetzlich geschützte Pflanzen

Tabelle 7 Im Gemeindegebiet vorkommende Ampihibienarten

Tabelle 8 Im Gemeindegebiet vorkommende Heuschreckenarten

Tabelle 9 Im Gemeindegebiet vorkommende Vogelarten

Tabelle 10 Im Gemeindegebiet vorkommende Fische

Tabelle 11 Im Gemeindegebiet vorkommende Reptilienarten Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 8

Tabelle 12 Beschreibung der Gebiete mit sehr hoher und mit höherer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften

Tabelle 13 Kurzcharakteristik der im Gemeindegebiet vorhandenen NATURA 2000-Gebiete

Tabelle 14 Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse und streng geschützte Arten (Anhänge II und IV der FFH-RL und Brutvögel Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) in Biebesheim am Rhein

Tabelle 15 Altablagerungen auf dem Gemeindegebiet von Biebesheim am Rhein

Tabelle 16 Bebauungspläne der Gemeinde Biebesheim am Rhein

Tabelle 17 Geplante Wohnbauflächen in Biebesheim am Rhein

Tabelle 18 Baudenkmäler in Biebesheim am Rhein

Tabelle 19 Archäologische Denkmäler in Biebesheim am Rhein

Tabelle 20 In der Aufstellung befindliche Bebauungspläne für Anlagen im Außenbereich in Biebesheim am Rhein

Tabelle 21 Ausprägung von Biotoptypen in den beiden Naturräumen in Biebesheim am Rhein

Tabelle 22 Mögliche Artenhilfsmaßnahmen in Biebesheim am Rhein

Tabelle 23 Flächenbilanz in Biebesheim am Rhein

Fotos

Foto 1 Kantenlauch in der Rheinaue

Foto 2 Kopfweide im Nahbereich der Großen Bütt

Foto 3 Obstwiesengebiet am Rhein

Foto 4 Blick von Norden auf das Gewerbegebiet im Osten von Biebesheim am Rhein im Jahr 2006

Foto 5 Radweg am Rhein

Foto 6 Strand am Rhein Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 9

1. Einführung Der derzeit gültige Flächennutzungsplan wurde am 25.11.1992 vom Regierungspräsidium genehmigt. Seitdem hat es mehrere Flächennutzungsplanänderungen gegeben, wei- tere Änderungen hätten angestanden. Aus diesem Grund wurde beschlossen, den Flächen- nutzungsplan neu aufzustellen.

Mit der Bearbeitung des Flächennutzungsplans wurde im Jahr 2006 begonnen. Parallel erfolgte die Erstellung eines neuen kommunalen Landschaftsplans nach den Vorschriften des Hessi- schen Naturschutzgesetzes. Die Arbeiten am Landschaftsplan der Gemeinde Biebesheim wur- den begonnen, bevor es zu rechtlichen Änderungen hinsichtlich der Integration des Land- schaftsplans in den Flächennutzungsplan durch die Novellierung des HENatG im Dezember 2006 kam. Der Landschaftsplan wurde in der Form erarbeitet, wie es § 4 HENatG alt vorsieht, und zwar als ein Naturschutzfachgutachten ohne eigene rechtliche Verbindlichkeit.

Bei Vorliegen des Entwurfes, im Frühjahr 2008, wurde entschieden, dass der Landschaftsplan entsprechend der Neuregelung im § 11 HENatG aufgestellt werden soll. § 11 HENatG sieht vor, dass die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf der Grundlage des Landschaftsprogramms in Landschaftsplänen als Bestandteile der Flä- chennutzungspläne im Benehmen mit den Naturschutzbehörden darzustellen sind. Durch die Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspflege (Bundesnaturschutzge- setz - BNatSchG) vom 29. Juli 2009, in Kraft getreten am 01. März 2010, hat das Bundesrecht im Verhältnis zum Hessischen Naturschutzrecht Anwendungsvorrang. Dies hat zur Folge, dass ab dem 1. März 2010 die Vorschriften des BNatSchG anzuwenden sind, soweit es eine Rege- lung trifft. Die Vorschriften des HENatG gelten weiter, soweit das BNatSchG keine Regelung enthält oder wenn dies im Rahmen einer Öffnungsklausel möglich ist. Für die Landschaftspla- nung gelten die §§ 9 - 11 BNatSchG. Die im § 11 Abs. 1 Satz 1 HENatG vorgesehene Integra- tion der Landschaftspläne in Flächennutzungspläne gilt fort (Einführungserlass zum Inkrafttre- ten des BNatSchG des Hess. Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz v. 10.2.2010).

Landschaftspläne sind aufzustellen, sobald und soweit dies im Hinblick auf die Umsetzung der konkreten Ziele und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege erforderlich ist, insbesondere weil wesentliche Veränderungen von Natur und Landschaft im Planungsraum ein- getreten, vorgesehen oder zu erwarten sind. Die Zuständigkeit und das Verfahren der Aufstel- lung der Landschaftspläne sowie deren Durchführung richten sich auch weiterhin nach Landes- recht. Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beabsichtigt die Aufstellung eines Ausführungsgesetzes zum BNatSchG zum Herbst 2010.

2. Planerische Rahmenbedingungen

2.1 Rechtliche Vorgaben für Flächennutzungsplanung und Landschaftsplanung

'Die Bauleitpläne sollen eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirt- schaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künfti- gen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienen- de sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwür- dige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen Klimaschutz, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln' (§ 1 Abs. 5 BauGB).

Grundlage für die Erstellung des Flächennutzungsplans bilden § 2a und § 5 BauGB. Im Flä- chennutzungsplan ist für das Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 10

Gemeinde für eine Geltungsdauer von ca. 15 Jahren in den Grundzügen darzustellen. Gemäß § 5 Abs. 4 BauGB sollen Planungen und sonstige Nutzungsregelungen, die nach anderen gesetz- lichen Vorschriften festgesetzt sind, z.B. nach dem Wasserrecht, nachrichtlich in den Flächen- nutzungsplan übernommen werden.

Nach § 11 Abs. 3 BNatSchG sind die Inhalte der Landschaftspläne in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 BauGB zu berücksichtigen und können als Darstellungen nach § 5 BauGB in den Flä- chennutzungsplan übernommen werden.

Die Landschaftspläne sollen Angaben enthalten über

1. den vorhandenen und zu erwartenden Zustand von Natur und Landschaft

2. die konkretisierten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege (vgl. § 1 BNatSchG)

3. die Beurteilung des vorhandenen und zu erwartenden Zustands von Natur und Land- schaft nach Maßgabe dieser Ziele einschließlich der sich daraus ergebenden Konflikte

4. die Erfordernisse und Maßnahmen zur Umsetzung der konkretisierten Ziele des Natur- schutzes und der Landschaftspflege. soweit dies für die Darstellung der für die örtliche Ebene konkretisierten Ziele, Erfordernisse und Maßnahmen erforderlich ist. Abweichende Vorschriften der Länder zum Inhalt von Land- schaftsplänen sowie Vorschriften zu deren Rechtsverbindlichkeit bleiben unberührt (§ 11 Abs. 1 BNatSchG).

Bei der Aufstellung des Landschaftsplanes sind die Ziele der Raumordnung zu beachten. Die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung sind zu berücksichtigen (§ 11 Abs. 1 BNatSchG).

Der Flächennutzungsplan ist behördenverbindlich, d.h. öffentliche Planungsträger haben ihre Planungen dem Flächennutzungsplan insoweit anzupassen, als sie diesem Plan nicht wider- sprochen haben (§ 7 BauGB).

Gegenüber dem Bürger entwickelt der Flächennutzungsplan keine unmittelbare Rechtswirkung. Aus seinen Darstellungen sind weder Rechtsansprüche, wie etwa auf eine Baugenehmigung für ein bestimmtes Grundstück, noch Entschädigungsansprüche, z. B. aus einer dargestellten Flä- chen-Umwidmung herzuleiten. Die im Flächennutzungsplan getroffenen Darstellungen sind nicht in jedem Fall parzellenscharf.

Dem Entwurf des Flächennutzungsplans ist eine Begründung beizufügen. In ihr sind die Ziele, Zwecke und wesentlichen Auswirkungen des Plans und in einem Umweltbericht die auf Grund der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten und bewerteten Belange des Umwelt- schutzes darzulegen. Der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung.

2.2 Verfahrensablauf und Rechtsgrundlagen

Die Erarbeitung des Landschaftsplans erfolgte von Januar 2006 bis Juni 2008 nach altem Recht (§ 4 HENatG alt). Folgenden Institutionen wurde Gelegenheit gegeben, zum Entwurf des Land- schaftsplanes Stellung zu nehmen und an der Arbeitsgruppensitzung zum Landschaftsplan-Ent- wurf, die am 08. April 2008 stattfand, teilzunehmen:

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 11

● Amt für den ländlichen Raum beim Landkreis Darmstadt-Dieburg

● Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen e.V.

● Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - Landesverband bzw. Kreisverband Groß-Gerau

● Deutsche Gebirgs- und Wandervereine - Landesverband Hessen e.V.

● Hessenforst - Forstamt Groß-Gerau

● Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. - Kreisverband Groß- Gerau

● Hessischer Bauernverband e.V. - Regionalverband Starkenburg, Ortsbauernverband

● Hessischer Waldbesitzerverband e.V.

● Kreisausschuss des Landkreises Groß-Gerau - Untere Naturschutzbehörde

● Landesjagdverband Hessen e.V.

● Landesverband Deutscher Sportfischer e.V.

● Naturschutzbund Deutschland e.V. - Landesverband bzw. Kreisverband Groß-Gerau

● Ortslandwirt der Gemeinde Biebesheim am Rhein

● Regierungspräsidium Darmstadt - Obere Naturschutzbehörde

● Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Hessen e.V.

● Verband Hessischer Fischer e.V.

● Wasser-, Boden- und Landschaftspflegeverband Hessen - Ortsverband.

Der Aufstellungsbeschluss für den Flächennutzungsplan mit gemäß § 11 HENatG integriertem Landschaftsplan erfolgte am 03. Juni 2008.

Die Beteiligung der Öffentlichkeit zum Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan gemäß § 3 Abs. 1 BauGB hat durch öffentliche Auslegung im Rathaus von Biebesheim am Rhein der Zeit vom 30.03.2009 bis einschließlich 30.04.2009 stattgefunden. Die Bekanntma- chung der Auslegung erfolgte am 20.03.2009. Die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, wurden mit Schrei- ben vom 16.03.2009 gemäß § 4 Abs. 1 BauGB unterrichtet und zur Äußerung auch im Hinblick auf den erforderlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB aufgefordert.

Die öffentliche Auslegung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB erfolgte vom ... bis zum ... im Rathaus von Biebesheim. Die Bekanntmachung der Auslegung fand am ... im ... statt. Mit Schreiben vom ... wurden Die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 zur Stellung- nahme zum Planentwurf aufgefordert.

Die im Rahmen der öffentlichen Auslegung, des Scoping-Verfahrens und der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eingegangenen Äußerungen und Stellungnahmen wurden in die Planung bzw. die Abwägung eingestellt. Dem Flächennutzungsplan wird gemäß § 6 Abs. 5 BauGB eine Erklärung darüber beigefügt, wie die Umweltbelange und die Ergebnisse der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung in dem Flächennutzungsplan berücksichtigt wurden.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 12

Der Flächennutzungsplan setzt sich zusammen aus:

● dem Planwerk FNP mit integriertem Landschaftsplan im Maßstab 1 : 5.700

● dem Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan

● den Karten 1 – 6 mit landschaftsplanerischen Inhalten

● dem Umweltbericht zum Flächennutzungsplan

● der Erklärung zum Flächennutzungsplan.

Rechtsgrundlagen

Baugesetzbuch (BauGB) i. d. F. der Bekanntmachung vom 23.09.2004 (BGBl. I 2004, S. 2414), zuletzt geändert durch Art. 4 G v. 31.7.2009 I 2585

Baunutzungsverordnung (BauNVO) i. d. F. vom 23.01.1990 (BGBl. I 1990, S. 132), zuletzt geändert am 22.04.1993 (BGBl. I 1993, S. 466)

Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) v. 25.02.2005 (BGBl. 258 (896)

Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) ) i. d. F. vom 26.09.2002 (BGBl. I, 2002, S. 3830), zuletzt geändert durch Art. 2 G v. 11.8.2009 I 2723

Einführungserlass des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Inkrafttreten des BNatSchG 2010 vom 10. Februar 2010 (Az. Vi 7 B - 103a 06.01-1/2010)

Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) i. d. F. der Bekanntmachung vom 25.06.2005 (BGBl. I 2005, S. 1757, 2797), zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 11.8.2009 I 2723

Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Alt- lasten (BBodSchG) vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502) zuletzt geändert durch Art. 3 G v. 09. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3214)

Gesetz zum Schutze der Kulturdenkmäler (Denkmalschutzgesetz) in der Fassung vom 5. September 1986 (GVBl.1269) zuletzt geändert durch Artikel 19 des Gesetzes vom 15. Dezember 2009 (GVBl. I S. 716, 726)

Gesetz zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspflege (BNatSchG) vom 29. Juli 2009; in Kraft getreten am 01. März 2010, BGBl. 2009 I Nr. 51 S. 2542

Hessische Bauordnung (HBO) i. d. F. vom 18.06.2002 (GVBl. I 2002, S. 274), zuletzt geändert durch Artikel 8 des Gesetzes vom 15. Dezember 2009 (GVBl. I S. 716, 721)

Hessische Gemeindeordnung (HGO) vom 25. Februar 1952 (GVBl. S. 11), geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 15. November 2007 (GVBl. I S. 757)

Hessische Kompensationsverordnung (KV) – Verordnung über die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen, Ökokonten, deren Handelbarkeit und die Festsetzung von Ausgleichsabgaben vom 1. September 2005 (GVBl. I S. 624)

Hessisches Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (HENatG) i. d. F. Vom 04.12.2006 (GVBl. I 2006 619), zuletzt geändert am 12.12.2007 (GVBl. I 2007, S. 851, 854)

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 13

Hessisches Gesetz zur Ausführung des Bundes-Bodenschutzgesetzes und zur Altlas- tensanierung (Hessisches Altlasten- und Bodenschutzgesetz – HAltBodSchG) vom 28. September 2007 (GVBl. I S. 652)

Hessisches Forstgesetz vom 10. November 1954 (GVBl. S. 211) in der Fassung v. 10. September 2002 (GVBl. S. 582), geändert durch Gesetz vom 7. September 2007 (GVBl. I S. 567)

Hessisches Wassergesetz (HWG) i. d. F. Vom 06.05.2005 (GVBl. I 2005, S. 305), zuletzt geändert durch Gesetz vom 4. März 2010 (GVBl. I S. 85)

NATURA 2000 – Verordnung vom 7. März 2008 (GVBl. I S. 30)

Planzeichenverordnung (PlanzV 90) vom 18.12.1990 (BGBl. I 1991, S. 58)

Verordnung über das Naturschutzgebiet “Kühkopf-Knoblochsaue” vom 17. April 1998 (StAnz S. 1299)

Verordnung über das Naturschutzgebiet “Schmalwert von Biebesheim” vom 17. Sep- tember 1990 (StAnz S. 26)

Verordnung über die Feststellung des Überschwemmungsgebietes der Modau (II. Abschnitt) in den Städten Darmstadt und sowie den Gemeinden Biebesheim und Stockstadt vom 28. November 2002. Mit Erläuterungstext und Karten

Verordnung zum Schutz von Landschaftsteilen in Landkreisen Bergstraße und Groß- Gerau im Darmstadt – Landschaftsschutzgebiet “Hessische Rhei- nuferlandschaft“ vom 21. März 1978 (StAnz S. 743), geändert durch Verordnung vom 06. Oktober 1992 (StAnz S. 2830) und vom 14. November 1997 (StAnz S. 3954)

Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 31.07.2009. In Kraft getreten am 01.03.2010, BGBl I 2585.

Stand April 2010

2.3 Übergeordnete Planungsvorgaben 2.3.1 Ziele der Raumordnung sowie der Landes- und Regionalplanung

2.3.1.1 Landesentwicklungsplan (LEP 2000)

Bauleitpläne sind gemäß § 1 Abs. 4 BauGB den Zielen der Raumordnung anzupassen. Aufgabe der Raumordnung ist die Koordinierung der raumbedeutsamen öffentlichen Planungen. Die Gemeinde Biebesheim liegt innerhalb der Rhein-Main-Region, die laut Landesentwicklungsplan Hessen 2000 auf Grund ihrer modernen Wirtschafts- und Verkehrsstruktur, ihrer ausgeprägten Wirtschaftskraft und finanzwirtschaftlichen Dynamik nicht nur eine besondere Rolle in Hessen und in Deutschland hat, sondern auch eine Metropolfunktion von zentraler europäischer Bedeu- tung übernimmt. Gleichzeitig ist die Region jedoch vom Strukturwandel der Wirtschaft und den Auswirkungen globaler Entwicklungen besonders betroffen. Die polyzentral ausgebildete Sied- lungsstruktur im Verdichtungsraum Rhein-Main ist gegenüber anderen europäischen Metropol- regionen ein gewichtiger Entwicklungsvorteil. Die Vielfalt der Siedlungsstruktur ist deshalb zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Im Wirtschaftsbereich ist eine Entwicklung zu stützen, die zur Erhaltung und Stärkung der Viel- falt der Wirtschaftsstruktur führt. Dazu ist eine ausgeprägte Bestandspflege und Weiterentwick- lung von vorhandenen Arbeitsplätzen im produzierenden Bereich, im Handwerk und in den wirt-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 14

schaftsorientierten Dienstleistungsbranchen erforderlich.

Grundprinzip aller Vorgaben des Landesentwicklungsplans ist, den Regionen und auch den kommunalen Gebietskörperschaften ausreichenden Spielraum zukommen zu lassen, um eigen- verantwortlich die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung anzustreben. In einem ökonomisch, ökologisch und sozial verträglichen Rahmen wird der Bewahrung der Vielfalt regionaler Verschiedenheiten und räumlicher Gestaltungsvorstellungen sowie der Stärkung dezentraler Strukturen ausreichender Entwicklungsraum gelassen.

Auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro wurde von 178 Unterzeichnerstaaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, ein Dokument – die Agenda 21 – verabschiedet, in dem sich die Staaten auf das Ziel einer dau- erhaft-umweltgerechten Entwicklung in allen wesentlichen Politikbereichen festlegen. Es wird dabei angestrebt, Wirtschaft und soziale Belange nachhaltig mit dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und dem kulturellen Erbe in Einklang zu bringen. Ein weiterer zentraler Aspekt der Agenda 21 ist die Forderung an die Politik, die Schritte hin zu einer dauerhaft- umweltgerechten Entwicklung auf lokaler Ebene voranzutreiben. Der Landesentwicklungsplan unterstützt diese Zielsetzung.

Die Siedlungsstruktur ist so zu gestalten, dass sie in geeigneter Weise – unter Erhaltung der Funktionsfähigkeit der natürlichen Lebensgrundlagen – die Wahrnehmung der Daseinsgrund- funktionen Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Bildung, Erholung und Freizeit gewährleistet. Sie soll dazu beitragen, Nachteile der Verdichtungsprozesse insbesondere in dem Ordnungsraum Rhein-Main/Rhein-Neckar zu mindern.

2.3.1.2 Regionalplan

Der Regionalplan ist ein fachübergreifendes, abgestimmtes, behördenverbindliches Ordnungs- und Entwicklungskonzept für die Region. Für die Flächennutzungsplanung Biebesheims rele- vante Inhalte des Regionalplans betreffen die in Tabelle 1 aufgeführten Themenbereiche. Die auf die Gemeinde Biebesheim bezogenen Inhalte des Regionalplans werden, mit Ausnahme der 'Raum- und Siedlungsstruktur' (s.u.), jeweils in Zusammenhang mit den entsprechenden Themenfeldern behandelt.

Gültigkeit hat der Regionalplan Südhessen 2000. Der Regionalplan befindet sich zur Zeit in der Phase der Neuaufstellung. Sofern der Regionalplan Entwurf 2009 für die künftige kommunale Planung relevante geänderte Planungsaussagen enthält, sind diese jeweils kursiv dargestellt.

Themenbereich Kapitel im Themenbereich Kapitel im FNP FNP

Raum- und Siedlungsstruktur 2.3.1.2 Forstwirtschaft 6.3.13

Verkehr 6.3.9 Freiraumsicherung und –ent- 6.3.14 wicklung

Rohstoffsicherung 6.3.10 Gewässerschutz und Wasser- 6.3.15.2 wirtschaft

Landwirtschaft 6.3.12 Natur und Landschaft 4.2.4.3

Tabelle 1 Themenbereiche der Regionalplanung und ihre Behandlung im Flächennutzungsplan Biebesheim

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Raum- und Siedlungsstruktur

Biebesheim liegt in dem Ordnungsraum, der den Verdichtungsraum Rhein-Main umgibt. Der Ordnungsraum übernimmt Ergänzungs- und Entlastungsfunktionen für den Verdichtungsraum. Negative Verdichtungsfolgen sind hier zu vermeiden und die Naturpotenziale sind zu erhalten. Ordnungsinstrumente sind die Lenkung der Siedlungsentwicklung auf die Mittelzentren hin, die Schaffung von leistungsfähigen Verkehrsverbindungen durch attraktive Angebote insbesondere des schienengebundenen ÖPNV, der Schutz von zusammenhängenden Freiräumen und die Verbesserung ihrer Funktionen für Natur- und Landschaftsschutz, Erholung, Land- und Forst- wirtschaft.

Im gültigen Regionalplan Südhessen wird keine Zuordnung von Biebesheim zu einem Klein- oder Unterzentrum vorgenommen. Es wird jedoch im Regionalplan darauf hingewiesen, dass die Aufstufung von Biebesheim (zusammen mit ) als Mittelzentrum von der Genehmi- gung des Regionalplans ausgenommen worden ist.

Unterzentren sind Standorte für Einrichtungen der überörtlichen Grundversorgung. Ihre Funkti- on für Wohnen und Arbeiten ist für ihren Nahbereich zu sichern und auszubauen. Der Grundver- sorgung zuzurechnende Einrichtungen in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Freizeit, Sport und Gesundheit sollen erhalten, erforderlichenfalls ausgebaut oder neu angesiedelt wer- den. In Unterzentren im Verlauf von Nahverkehrs- und Straßenachsen, die ein ausreichendes Flächenangebot aufweisen, kann eine über die Eigenentwicklung hinausgehende Siedlungstä- tigkeit stattfinden. Das Verkehrsangebot soll so gestaltet werden, dass die Unterzentren die Funktion von Verknüpfungspunkten im ÖPNV erfüllen können. Kleinzentren sind ergänzende Standorte für Einrichtungen der überörtlichen Grundversorgung.

Im Entwurf 2009 des Regionalplans Südhessen wird Biebesheim am Rhein den Kleinzentren zugeordnet. Unter- und Kleinzentren werden unter dem Oberbegriff Grundzentren zusammen- gefasst. Unterzentren sollen das volle Spektrum von Einrichtungen des täglichen Bedarfs anbieten, Kleinzentren ergänzende Funktionen erfüllen.

Dies entspricht aus Sicht der Gemeinde nicht der strukturellen Bedeutung von Biebesheim am Rhein. Biebesheim erfüllt zusammen mit der Nachbarstadt Gernsheim zahlreiche Anforderun- gen, die üblicherweise an Mittelzentren zu stellen sind. In unterschiedlichen Bereichen wird ein gemeindeübergreifendes Angebot dargestellt. Zu nennen sind Bildungseinrichtungen, die Alten- pflege, Sporteinrichtungen, die großflächigen Gewerbe- und Industriegebiete mit zahlreichen Arbeitsplätzen, der Standort der hessischen Industriemüllverbrennungsanlage HIM in Bie- besheim am Rhein sowie der Standort der Polizeistation und des Hafens in Gernsheim.

Im gültigen Regionalplan Südhessen 2000 wurden der Gemeinde Biebesheim für den Zeitraum 1990 bis 2010 die in Tabelle 2 dargestellten maximalen Siedlungsflächen zugeordnet.

Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche ha 1990 - 2010

Wohnsiedlungsfläche 12

Flächen für Gewerbe 35

Tabelle 2 Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche in Biebesheim am Rhein laut Regionalplan Südhessen 2000 in der Zeit von 1990 - 2010

In der Regel wird ein Flächenbedarf größer als 5 ha im Regionalplan als 'Siedlungsbereich Zuwachs' dargestellt. Kleinere Flächen unterhalb der Darstellungsgrenze von 5 ha sind in den „Bereichen für Landschaftsnutzung und -pflege“ enthalten. Sind die in den 'Siedlungsbereichen, Bestand und Zuwachs' vorhandenen Flächenreserven für Wohnsiedlungszwecke nicht nutzbar oder verfügbar, können die Gemeinden durch Flächentausch andere für Wohnsiedlungszwecke

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geeignete Flächen in Anspruch nehmen. Dieser Flächentausch setzt voraus, dass die Flächeni- nanspruchnahme keine anderen Ziele des Regionalplans verletzt und die Werte in Tabelle 2 eingehalten werden. Diese Werte können überschritten werden, wenn ein konkreter Wohnungs- bedarf vorliegt.

Die bauleitplanerische Ausweisung von Industrie- und Gewerbegebieten hat innerhalb der 'Bereiche für Industrie und Gewerbe, Bestand und Zuwachs' stattzufinden. Sind die in den „Bereichen für Industrie- und Gewerbe, Bestand und Zuwachs“ vorhandenen Flächenreserven gewerblich nicht nutzbar oder verfügbar, können die Gemeinden durch Flächentausch andere für gewerbliche Zwecke geeignete Flächen in Anspruch nehmen. Dieser Flächentausch setzt voraus, dass die Flächeninanspruchnahme keine anderen Ziele des Regionalplans verletzt und die Werte in Tabelle 2 eingehalten werden. Diese Werte können überschritten werden, wenn ein konkreter betrieblicher Bedarf vorliegt.

Der Entwurf 2009 des Regionalplans sieht die in Tabelle 3 wiedergegebenen Flächengrößen für Wohnsiedlungs- und Gewerbeflächen vor.

Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche ha 2002 - 2020

Wohnsiedlungsfläche 14

Flächen für Gewerbe 38

Tabelle 3 Maximaler Bedarf an Siedlungsfläche in Biebesheim am Rhein laut Entwurf 2009 Regionalplan Südhessen in der Zeit von 2002 - 2020

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3. Räumliche Lage und (natur-)räumliche Planungsbedingungen

3.1 Lage im Raum und Nutzungsstruktur

Die im Landkreis Groß-Gerau gelegene Gemeinde Biebesheim am Rhein ist 1.868 ha groß und hat 6.503 Einwohner (Stand 31.12.2006). Die Gemeinde befindet sich an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, die vom Rhein gebildet wird. Nachbargemeinden sind auf hessischer Seite Gernsheim, und Stockstadt (alle Landkreis Groß-Gerau). Auf rheinland-pfälzischer Seite grenzt die Gemeinde Eich an (Landkreis Alzey-Worms).

Aus Tabelle 4 gehen die Hauptnutzungstypen und ihr Flächenbedarf im Gemeindegebiet hervor.

Flächennutzung Flächengröße Flächengröße ha % Gesamtfläche 1.868 100,00 Landwirtschaftliche Fläche 1.198 64,10 Wald 59 3,20 Gebäude- und Freifläche 238 12,80 Verkehrsfläche 127 6,80 Wasserfläche 184 9,80 Flächen sonstiger Nutzung 62 3,30

Tabelle 4 Flächennutzung im Gemeindegebiet (Stand 2005 (Interneteinsicht 4/10), Hessisches Statistisches Landesamt)

Die Bevölkerungsdichte beträgt 348 Einwohner / km². Der Durchschnitt in Hessen lag am 31.12.2006 bei 288 Einwohner / km² (Statistisches Landesamt Hessen).

3.2 Naturräumliche Gliederung

Die Angaben zur naturräumlichen Gliederung entstammen im Wesentlichen Klausing (1988). Das Gebiet der Gemeinde Biebesheim befindet sich innerhalb des Nördlichen Oberrheintieflan- des (Naturraum 22). Das innerhalb des Oberrheingrabens gelegene Nördliche Oberrheintiefland ist ebenso wie das Mittlere und Südliche Oberrheintiefland durch Randgebirge scharf begrenzt und zeigt in einem ost-westlichen Querschnitt eine Dreigliedrigkeit in Stromniederung, Terras- senebenen und Randhügel. Dieser Gliederung folgend können drei Untereinheiten unterschie- den werden:

222 Nördliche Oberrheinniederung

225 Hessische Rheinebene

226 Bergstraße.

Im Gemeindegebiet von Biebesheim sind die ersten beiden Einheiten relevant. Bei der Nördli- chen Oberrheinniederung, die von Westen her bis an die Ortslage Biebesheim heranreicht (s. Abbildung 1), handelt es sich um die stromnahe Eintiefung des Rheins im Bereich seiner frühe- ren Aue. Gegenüber der im Osten anschließenden Hessischen Rheinebene ist sie durch eine Geländestufe geringer Höhe deutlich abgesetzt. Die Höhe über dem Meeresspiegel liegt im Gemeindegebiet bei ca. 85 bis 90 m.

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In sich ist die Nördliche Oberrheinniederung durch Altarme und verlandete Flussschlingen des Rheins sowie durch trockene Flugsandgebiete und Düneninseln im Kleinrelief stark gegliedert. Infolge der Rheineinschneidung und Melioration ist das ursprünglich aus dem Auwald hervorge- gangene Grünland zunehmend ackerfähig geworden.

Die östlich anschließende Hessische Rheinebene umfasst den Hauptteil der rechtsrheinischen Niederterrasse zwischen den heutigen Mündungen von Main und Neckar. Sie bildet zusammen mit dem hessischen Teil der Nördlichen Oberrheinebene das sogenannte 'Hessische Ried'. Die Hessische Rheinebene setzt sich aus einer sandigen Niederterrasse mit Flugsand- und Dünen- gebieten, ausgedehnten Flächen, die mit Neckarschwemmlehm bedeckt sind und der Rinne des Altneckarbettes zusammen. Im Bereich trockener Flugsand- und Dünengebiete wird der Naturraum durch Kiefernwälder geprägt (außerhalb des Gemeindegebietes). Im übrigen Gebiet herrscht Ackerbau vor.

Abbildung 1 Naturräumliche Gliederung: Im Westen die 'Nördliche Oberrheinniederung', im Osten die etwas höher gelegene 'Hessische Rheinebene' (BfL nach Klausing 1988 und Bodenkarten 1 : 50.000)

3.3 Boden

Der Planungsraum kann dem Quartär des Oberrheingrabens zugeordnet werden. Der Ober- rheingraben ist im Tertiär durch einen tektonischen Grabenbruch entstanden. In der Tiefe des Grabeninneren befinden sich Schollen älterer Gesteine, wie sie in den angrenzenden Mittelge- birgen vorkommen. Im Eiszeitalter wurde das Grabeninnere mit fluviatilen und fluvioglazialen Schottern und Sanden aus dem Alpengebiet überschüttet, die eine durchschnittliche Mächtigkeit von 100 – 200 m haben. Diese wurden in der Eiszeit und der Nacheiszeit durch Oberflächen- wasser und Wind stark zergliedert. Der Oberrheingraben ist auch heute noch nicht stabil.

Die Angaben zum Vorkommen und zur Verteilung der Böden im Planungsraum entstammen der

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Bodenkarte von Hessen im Maßstab 1 : 50.000 (HLUG 2002, 2002a). Bei der Unterscheidung der Bodentypen wird zwischen Grundwasserböden (blaue und violette Farbtöne in Abbildung 2), Landböden (rötliche und graue Farbtöne) und Mooren (grün) unterschieden. Bei den weißen Flächen handelt es sich um durch menschliche Tätigkeit, z.B. Bebauung oder Kiesabbau, über- prägte Bereiche.

Abbildung 2 Bodenkarte 1 : 50.000, Blätter 6316 Worms und 6116 Darmstadt-West (HLfB 2002 und 2002a)

Grundwasserböden im Gemeindegebiet sind insbesondere die Auenböden der Rheinniederung. Die Auenböden stehen oder standen unter dem Einfluss von Grundwasser. Die Grundwasser- stände können im Laufe des Jahres starken Schwankungen unterliegen. Die Landböden im Gemeindegebiet entstanden aus sandigen, schluffig-lehmigen und aus tonigen Hochflutsedi- menten. Sie stehen nicht mehr unter dem ständigen Einfluss von Grundwasser und/oder Über- flutungen und konnten sich zu Pseudogleyen (grau), Parabraunerden (orange) und Pelosolen (rot) entwickeln.

Parabraunerden entstehen durch Tonverlagerung. Ausgangsböden sind häufig Braunerden. Parabraunerden weisen in Abhängigkeit von Gestein und Verwitterungsgrad hohe bis mäßige Nährstoffreserven auf. Sie gehören zu den verbreitetsten Böden der gemäßigt humiden Klima- gebiete Eurasiens und Amerikas. Parabraunerden sind im Allgemeinen günstige Ackerstand- orte. Unter dem Einfluss von Staunässe und damit verbundener starker Tonverlagerung kann die Weiterentwicklung der Parabraunerden zu Pseudogley-Parabraunerden und zu Pseudo- gleyen führen. Pelosole sind Böden tonreicher Ausgangssubstrate. Bei den Mooren im Pla- nungsraum handelt es sich um Rheinschlingen, in denen im Zuge der Gewässerverlandung Niedermoore entstanden.

Zu anthropogenen Veränderungen der Böden kommt es seit rund 150 Jahren durch Abflussre- gulierung der Flüsse, flächenhafte Entwässerungsmaßnahmen, Grundwasserentnahmen, Bewässerung und durch Bodenversiegelung.

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3.4 Klima

Die Vegetationsperiode (als Zeitraum mit einer mittleren Tagestemperatur von mindestens 5 °C definiert) beginnt im Gemeindegebiet im Mittel zwischen dem 10. und dem 15. März. Das Ende der Vegetationsperiode liegt im Mittel zwischen dem 15. und dem 20. November. Mit einer Dau- er der Vegetationszeit von im Mittel mehr als 250 Tagen ist Biebesheim ein klimatisch begüns- tigter Raum in Hessen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt ca. 560 mm. Das Hessische Ried gehört damit zu den niederschlagsarmen Regionen Deutschlands.

Hauptwindrichtung ist Südsüdwest mit einem Nebenmaximum Nordnordost (HMILFN 1998). Biebesheim liegt innerhalb einer Zone, die dem Rheintal folgt und die als bioklimatisch belas- tend eingeschätzt wird. Das Klima wird als bioklimatisch belastend empfunden, wenn hohe Temperaturen zusammen mit hohem Wasserdampfgehalt der Luft und geringen Windgeschwin- digkeiten auftreten. Diese Schwülebelastung besteht im Rhein-Main-Gebiet an durchschnittlich 30 Tagen im Jahr (Deutscher Wetterdienst 1981).

Zur ökologischen Beurteilung des Klimas im Gemeindegebiet wurde die Karte der Wuchsklima- gliederung von Hessen herangezogen (Ellenberg & Ellenberg 1974). Die Wuchsklimakarte beruht auf dem Vergleich der Entwicklung gleicher Pflanzen zum gleichen Zeitpunkt an ver- schiedenen Orten. Durch ein dichtes Beobachtungsnetz können einzelnen Geländeabschnitten phänologische Zustandsstufen zugeordnet werden. Dabei werden für ganz Hessen 11 Wärme- summen-Stufen von kalt bis sehr warm unterschieden. Im Gemeindegebiet von Biebesheim sind hiervon die Stufen sehr mild bis sehr warm relevant.

3.5 Ortsgeschichte

Die Angaben zur Ortsgeschichte entstammen im Wesentlichen Hinweisen des Landesamtes für Denkmalpflege in Wiesbaden (brfl. 2006) sowie Hefermehl (2006).

In unmittelbarer Nähe des heutigen Ortskernes von Biebesheim sollen zwei Ansiedlungen gele- gen haben: Niederlochheim und Oberlochheim. Beide entstanden etwa zur gleichen Zeit wie die großen römischen Heerstraßen, die vom Rhein in den Odenwald führten. Zur Zeit der Völker- wanderung wurden die Römer verdrängt und die Burgunder siedelten sich in der Region an. Die Legenden dieser Zeit sind im Nibelungenlied überliefert.

Die Ersterwähnung von 'Biebesheim' erfolgte im Jahr 1209. Auf dem Gelände des heutigen Bie- besheim siedelten bereits im Mittelalter die Franken. Grabfunde aus der Merowingerzeit im 6. und 7. Jahrhundert weisen auf eine Besiedlung hin. Im 13. Jahrhundert gehörte die Ansiedlung teilweise zum Kloster Lorsch, teilweise zum Kloster Eberbach. Zu den wichtigen Daten in der Geschichte des heutigen Biebesheim gehört das Jahr 1433. Damals schlossen Graf Johann von Katzenelnbogen und verschiedene Dörfer und Höfe, darunter Biebesheim, einen Vertrag über den Ausbau des Landdeiches. Im Jahr 1479 starben die Katzenelnbogener aus und die Grafschaft fiel an Hessen. 1535 wurde Biebesheim reformiert und die katholische Kirche wurde von da an als evangelisch-lutherisches Gotteshaus genutzt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Biebesheim fast ganz zerstört und die Bevölkerungszahl nahm von 560 im Jahr 1628 auf weniger als 90 im Jahr 1635 ab.

Biebesheim hatte in seiner Geschichte immer wieder unter Hochwasserkatastrophen zu leiden. 1789 durchbrach der Rhein den Landdeich an fünf Stellen gleichzeitig. Die Bauwerke, die der Sicherung des Ortes vor Hochwasser dienen, sind teilweise im Original erhalten und stehen unter Denkmalschutz (s. Kapitel 6.3.8). In der Biedermeierzeit begannen die Arbeiten an der Rheinregulierung. Am 31. März 1828 nahmen die Arbeiter aus Biebesheim und angrenzenden Gemeinden die Arbeiten am Rheindurchstich am 'Geyer' auf. Ziel der Arbeiten, für die der Ober- baudirektor Geheimrat Dr. Klaus Kröncke verantwortlich war, war die Verkürzung des Wasser-

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weges, um die Schifffahrt zu beschleunigen und das Rheinwasser schneller ablaufen zu las- sen. Am 28. Februar 1829 wurde der Neurhein eröffnet. Die Insel Kühkopf war entstanden.

Bis zum Jahr 1829 war die Bevölkerungszahl auf 1.156 angewachsen. Neben dem Rhein bekam Biebesheim am 15. April 1869 mit der Bahn einen weiteren überregionalen Anschluss an das Verkehrsnetz. Es wurde Bahnstation an der Bahnlinie Darmstadt-Gernsheim. Täglich rollten fünf Züge von Darmstadt über Biebesheim nach Worms und wieder zurück. Zu den wichtigen Daten in der Geschichte der Gemeinde gehört auch die Gründung der Firma Böttiger und Co. Eisen und Drahtwarenfabrik am 4. Mai 1907. Das Wohnhaus des Firmengründers an der Gernsheimer Straße 80 steht unter Denkmalschutz (s. Kapitel 6.3.8).

1939 hatte Biebesheim 2.710 Einwohner. 229 Einwohner fielen im Zweiten Weltkrieg (fast 10 %). Bis 1950 nahm die Bevölkerungszahl, u.a. durch Zuzüge von Flüchtlingen, auf 3.952 Ein- wohner zu (Statistische Angaben zur Bevölkerungsentwicklung 2006). Viele der Neubürger sie- delten sich mit Hilfe der Baugenossenschaft 'Ried' in Biebesheim an. Neu gebaut wurden damals auch die Schule, das Spritzenhaus am Marktplatz, die Einsegnungshalle am Friedhof und die katholische Kirche.

Seine kommunale Selbständigkeit behielt Biebesheim bei der Gemeindereform im Jahr 1977.

3.6 Landschaftsgeschichte

Im Zusammenhang mit der Landschaftsplanung ist die geschichtliche Entwicklung von Nutzun- gen des Planungsraumes von Interesse, da aus ihr Planungshinweise abgeleitet werden kön- nen. Ausgewertet wurden topographische Karten (1 : 25.000) der Jahre 1899 – 1901, 1959 und 1973 (s. Abbildung 3 – 5).

Biebesheim war ursprünglich vor allem ein Bauerndorf (Hefermehl 2006). Der sukzessive Aus- bau des Deichsystems verminderte die durch Hochwasser überfluteten Flächen, ermöglichte die Rodung von Auwald und die landwirtschaftliche Nutzung der Rheinaue. Die Anfang des 19. Jahrhunderts begonnene 'Rheinkorrektur' hatte eine weitere Verstärkung des Hochwasserab- flusses und eine Absenkung des Grundwasserstandes zur Folge. Das aus dem Auwald hervor- gegangene Grünland mit seinen überwiegend fruchtbaren Böden wurde zunehmend ackerfähig. Weitere Maßnahmen der Binnenentwässerung folgten, wodurch das Hessische Ried zu einem intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereich wurde.

Um 1900 wurden die Niederungsbereiche im Westen von Biebesheim noch größerflächig als Grünland genutzt. Die Grünlandbänder waren jedoch schon von Ackerflächen unterbrochen. Im Osten des Planungsraumes herrschte Ackerbau vor. Eingelagert gab es hier, insbesondere im Nahbereich der Bahnlinie (1869 fertiggestellt), Obstwiesen. Modau und Fanggraben verliefen bereits überwiegend geradlinig. In Ziegeleien und einer 'Kiesanlage' wurden westlich von Bie- besheim Bodenschätze gewonnen bzw. verarbeitet. In Gernsheim gab es mit einer Zuckerfa- brik, einer Chemischen Fabrik, einer Stärkefabrik und einer Malzfabrik industrielle Produktions- zweige. Die Bahnlinie hatte eine Haltestelle in Biebesheim und einen Bahnhof in Gernsheim.

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Abbildung 3 Biebesheim am Rhein um 1900 (Höhenschichtkarte von Hessen 1 : 25.000, 1899 – 1901)

Bis 1959 nahm der Grünlandanteil westlich von Biebesheim weiter ab. Westlich des Winterdei- ches nahmen Obstwiesen jedoch noch große Flächen ein. Auch östlich der Bahnlinie gab es weiterhin ausgedehnte Obstwiesen. Der Ort Biebesheim hat sich bis zur Bahnlinie ausgedehnt und ist auch in Richtung Süden gewachsen. Eine größere Fabrik ist am nördlichen Ortsrand von Biebesheim entstanden.

Abbildung 4 Biebesheim am Rhein 1959 (Topographische Karte 1 : 25.000)

Bis 1973 ist der Ort Biebesheim nochmals stark gewachsen. Östlich von Biebesheim, jenseits der Bahnlinie, gibt es weitere Fabriken und Ansiedlungen von Aussiedlerhöfen. Der räumliche Abstand zwischen den Orten Biebesheim und Gernsheim hat sich durch die Ansiedlung von

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Gewerbe- und Industriebetrieben weiter verringert. Westlich der Ortslage sind größere Abbau- gewässer entstanden. Die Obstwiesen sind zugunsten von Ackerland zurückgegangen. Das Grünland konzentriert sich im Wesentlichen auf die Bereiche 'Schmalwert' und 'Große Bütt'. Die Entwicklung bis heute kann der Biotoptypenkarte (Karte 1) entnommen werden. Weiter zurückgegangen sind Grünland und Obstwiesen. Flächenmäßig zugenommen haben Feldge- hölze und Wälder.

Abbildung 5 Biebesheim am Rhein 1973 (Topographische Karte 1 : 25.000)

3.7 Demographische Strukturdaten und Arbeitsmarkt

3.7.1 Bevölkerungsentwicklung

Von 1950 bis zur Volkszählung am 25. Mai 1987 nahm die Biebesheimer Bevölkerung um 2.055 Einwohner auf 6.007 Einwohner zu. Danach kam es bis Ende 2004 zu einer weiteren Bevölke- rungszunahme um 582 auf 6.589 Einwohner. Die höchste Bevölkerungszahl wurde mit 6.648 Einwohnern 1998 erreicht. Seit dem kam es zu leichten Schwankungen und einem Bevölke- rungsrückgang auf 6.379 Einwohner (Stand September 2009). Der Anteil an Bewohnern mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft betrug Ende 2007 ca. 11 %.

Für den Landkreis Groß-Gerau wird für den Zeitraum 2002 bis 2020 ein Bevölkerungsrückgang von ca. 1,6 % erwartet (Entwurf 2009 Regionalplan Südhessen), da der Geburtenrückgang durch Zuzüge nicht mehr ausgeglichen wird.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 24

3.7.2 Arbeitsmarkt

Im Jahr 2005 gab es in Biebesheim 1.923 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer. Diese Zahl setzt sich zusammen aus Beschäftigten in

. Land- und Forstwirtschaft 0 0%

. Gewerbe 918 46,1 %

. Handel 578 29,0 %

. Finanzen 95 4,8 %

. Dienstleistungen 400 20,1 %

2.347 sozialversicherungspflichtige Einwohner leben in Biebesheim, 1.409 Arbeitnehmer pen- deln ein und 1.878 Arbeitnehmer pendeln aus (Stand 2007).

4. Bestandsaufnahme und Bewertung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes

4.1 Abiotische Faktoren

Abiotische Faktoren, die im Rahmen der Landschaftsplanung relevant sind, sind Boden, Was- ser, Klima / Luft / Lärm. Die Themenbereiche sind textlich und in Karten bearbeitet worden. The- matisch dem Kapitel 4.1 zugeordnet sind die Karten 2, 3 und 4.

4.1.1 Boden

Ziel des Bodenschutzes ist es, den Boden vor quantitativ und qualitativ schädlichen Bodenver- änderungen zu bewahren. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen so weit wie möglich vermieden werden. Bodenschutz kann vorsorgend (Erhalt der Bodenfunktionen durch schonende Inanspruchnahme), reparierend (z.B. Bodenent- siegelung) und gestaltend (z.B. flächensparendes Bauen) erfolgen.

Lebensraumfunktion/Biotopentwicklungspotenzial

Die Voraussetzungen für die Entwicklung von Lebensräumen mit besonderer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften hängt neben der Nutzung, Geologie und dem Klima vom Bodentyp ab. Bestimmende Faktoren sind vor allem die Nährstoffgehalte, Carbonat- und Basengehalte sowie der Wasserhaushalt. Heute seltene und gefährdete Pflanzenarten sind vor allem jene, die auf besondere, oft extreme Standortbedingungen angewiesen sind. Hierzu zäh- len die feuchten bis nassen, die trockenen, die sehr sauren und basenreichen, die salzigen und die nährstoffarmen Standorte. Diese Standortfaktoren sind für eine land- oder forstwirtschaftli- che Nutzung weniger geeignet und deshalb im Zuge von Meliorationsmaßnahmen häufig besei- tigt worden. Heute wird ihre Nutzung oft aufgegeben. Standorte mit Abweichungen vom fri- schen, nährstoffreichen 'Normalstandort' können sich bei Durchführung geeigneter Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen oder auch bei ungelenkter Sukzession zu wertvollen Lebensräumen entwickeln.

Die in Abbildung 2 in Blau- und Violetttönen dargestellten Bereiche der Nördlichen Oberrhein-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 25

niederung werden in der 'Standortypisierung für die Biotopentwicklung' (HLUG 2002b und 2002c) als Flächen im potenziellen Überflutungsbereich von Auen, zum Teil mit dauerhaftem Grundwassereinfluss dargestellt. Weitere Standorte mit Biotopentwicklungspotenzial sind die Niedermoore. Sie gelten als extrem wasserbeeinflusst. Eingeschränkt wird das tatsächliche Biotoptentwicklungspotenzial durch Winter- und Sommerdeich, die Überflutungen ganz bzw. teilweise verhindern sollen.

Trockenstandorte (Dünen) sind im Gemeindegebiet nicht vorhanden.

Schutzwürdige Geotope

Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Kenntnisse über die Ent- wicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschafts- teile. Schutzwürdig sind diejenigen Geotope, die sich durch ihre besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Schönheit auszeichnen. Die Dokumente sind für Wissen- schaft, Forschung und Lehre sowie für Natur- und Heimatkunde von besonderem Wert. Geoto- pe sind in der Regel nicht wiederherstellbar. Gefährdungen von Geotopen können von Abgra- bungen, Verfüllungen, Rekultivierungen, Baumaßnahmen, Verwitterung oder Bewuchs ausge- hen.

Das Naturschutzgebiet 'Kühkopf-Knoblochsaue' war im Jahr 2004 Geotop des Jahres im Euro- päischen und Nationalen Geopark Bergstraße-Odenwald. Im Naturschutzgebiet 'Kühkopf-Kno- blochsaue' kann die Entwicklung des Rheintales nachvollzogen werden. Weitere erkennbare Geotope im Gemeindegebiet sind ein Altarm und das Niedermoor im Bereich des NSG 'Schmal- wert'.

Produktionsfunktion

Eine Kenngröße, die geeignet ist, die Bodeneigenschaften eines Standortes zu beschreiben und zu bewerten, ist die nutzbare Feldkapazität im durchwurzelbaren Bodenraum (nFKdB). Als zusätzliches Bewertungskriterium wird der Einfluss des Grundwassers herangezogen.

In Biebesheim liegen aufgrund der sehr differenzierten Bodenverhältnisse kleinräumig wech- selnde Produktionsbedingungen vor. Westlich der Ortslage schwankt die nFKdB zwischen sehr gering und sehr hoch. Durch den fast flächendeckend vorhandenen schwachen bis mittleren Grundwassereinfluss liegt das Ertragspotenzial des Bodens bei Ackernutzung bei gering - mittel bis sehr hoch. Vorherrschend sind hier überdurchschnittliche Ertragspotenziale bei Ackernut- zung. Dies bedingt, dass die gemittelten Ertragspotenziale für andere Nutzungen, z.B. Grünland oder Wald, ebenfalls überdurchschnittlich hoch sind.

Östlich von Biebesheim liegt die nFKdB ebenfalls zwischen sehr gering und sehr hoch. Der Grundwassereinfluss ist hier flächenmäßig geringer ausgeprägt. Das Ertragspotenzial des Bodens bei Ackernutzung liegt hier zwischen sehr gering (kleinflächig) und sehr hoch (ebenfalls kleinflächig). Vorherrschend ist ein mittleres bis hohes Ertragspotenzial bei Ackernutzung (HLUG 2002d, 2002e).

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Regelungsfunktion

Die Regelungsfunktion des Bodens umfasst seine Eigenschaft, Stoffe zu speichern und zurück- zuhalten.

Nitratrückhaltevermögen des Bodens

Die Verlagerung von Nitrat mit dem Sickerwasser in das Grundwasser ist ein wesentlicher Grundwassergefährdungsfaktor und einer der wichtigsten Indikatoren für die anthropogene Beeinflussung des Grundwassers. Der Nitrateintrag steigt mit der Sickerwasserrate, die sich vor allem aus dem jährlichen Wasserbilanzüberschuss ergibt und verringert sich mit der Verweil- dauer des Wassers im Boden durch den dadurch vermehrten pflanzlichen Nitratentzug. Die Ver- weildauer des Wassers im Boden hängt vor allem von der Feldkapazität (Wasserspeicherfähig- keit) des durchwurzelten Bodenraumes ab. Sie steigt mit Zunahme der Feldkapazität.

Die Austragsgefährdung wird bei stauwasserbeeinflussten Standorten durch potenzielle Denitri- fikation, längere Verweilzeit des Stauwassers im Wurzelraum (erhöhter Entzug durch die Pflan- zen) und einen nicht quantifizierbaren seitlichen Nitrateintrag bzw. –austrag beeinflusst. Durch Stauwasser beeinflusste Standorte werden insgesamt als um eine halbe Stufe geringer nitrateintragsgefährdet eingestuft. In tonreichen Böden, die zur Bildung von Trockenrissen nei- gen, kann es trotz hoher Feldkapazität nach längeren Trockenzeiten zu einer Nitratverlagerung kommen. Hierdurch steigt die Nitrateintragsgefährdung um eine bis zwei Stufen.

Böden aus organogenen Substraten, im Planungsraum sind dies die Niedermoorstandorte, haben, sofern sie nicht entwässert sind, ein hohes Rückhaltevermögen. Aufgrund ihres Minerali- sationspotenzials ist jedoch eine Grundwassergefährdung bei Melioration gegeben. Bei der Betrachtung des Nitratrückhaltevermögens in einer 5-stufigen Skala von sehr gering bis sehr hoch bleibt die aktuelle Bodennutzung unberücksichtigt, betrachtet wird das Gefährdungspoten- zial, das bei der Bodennutzung zu beachten ist.

Im Planungsraum herrschen Böden mit sehr hoher und hoher Feldkapazität im durchwurzelba- ren Bodenraum vor. Stauwassereinfluss ist selten, die Neigung zu Trockenrissen jedoch ver- breitet. Hieraus folgt, dass die potenzielle Nitrateintragsgefährdung in weiten Teilen des Pla- nungsraumes trotz hoher bis sehr hoher nFKdB mittel ist. Eine mittlere – hohe und eine hohe potenzielle Nitrateintragsgefährdung treten kleinflächig z. B. im Bereich Allmen (Wald) und nörd- lich des Heegstücksees (Acker) auf (HLUG 2002f, 2002g).

Nitrateinträge in das Grundwasser sind z.B. dann zu erwarten, wenn auf hoch und sehr hoch eintragsgefährdeten Standorten eine ackerbauliche oder gärtnerische Nutzung stattfindet. Dies ist im Gemeindegebiet nur kleinflächig der Fall.

Empfindlichkeiten

Bewertet wird die Empfindlichkeit des Bodens gegenüber potenziellen Belastungen.

Bodenerosion durch Wasser

Die aufgrund der natürlichen Standortverhältnisse gegebene Erosionsgefährdung (potenzielle Erosionsgefährdung) durch Niederschläge hängt im Wesentlichen vom Relief und von der Bodenart ab. Die Beurteilung der Erosionsgefährdung im Gemeindegebiet basiert auf der Standortkarte von Hessen (HMLFN 1991). Danach gibt es im Planungsraum keine Erosionsge- fährdung durch Niederschläge oder durch Wind.

Es liegt vor dem Winterdeich sowie in den Bereichen 'Schmalwert' und 'Große Bütt' jedoch eine Überschwemmungsgefährdung vor.

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Vorhandene Belastungen

Schadstoffbelastung von Böden

Biebesheim ist Standort der Sonderabfallverbrennungsanlage (SVA) der Hessischen Industrie- müll GmbH (HIM). Als weitere lokale Emissionsquellen liegen ca. 40 genehmigungsbedürftige Industrieanlagen im Umkreis von ca. 10 km um die SVA. Aus diesem Grund erfolgte die Durch- führung eines Biomonitoring-Programms im Raum Biebesheim, das die Belastungssituation von Böden, landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und Kuhmilch erfasst (HMILFN 1998). Die Untersu- chungsergebnisse werden hier zusammengefasst wiedergegeben, soweit sie sich auf den Boden beziehen.

Bis auf die Überflutungsbereiche des Rheins bewegen sich die Schwermetallgehalte der Böden auf dem Niveau des sogenannten 'Hintergrundwertes', der eine 'multifunktionale Nutzung' erlaubt. Überschreitungen dieses Wertes treten bei einem geringen Anteil der Proben bei Arsen, Blei und Vanadium auf. Für Chrom, Blei und Zink wurde eine Akkumulationstendenz im Oberbo- den festgestellt.

Hinweise auf bevorzugte Eintrittspfade konnten nicht festgestellt werden. Es wird vielmehr eine Abhängigkeit von den Bodentypen und dem Einfluss des Rheinauenbereichs deutlich. Die Aus- waschungsgefahr für Schwermetalle wird als gering eingeschätzt, da eine gute Kalkversorgung und hohe pH-Werte vorliegen, die die Mobilität der Schwermetalle begrenzen. Eine erhöhte Mobilität von Cadmium ist bei Niedermoorböden und bei Böden mit hohem Grundwasserstand nicht auszuschließen.

Die Bodenbelastung mit organischen Schadstoffen liegt meist unterhalb toxikologisch begründe- ter Richtwerte. Erhöhte Belastungen wurden im Überflutungsbereich des Rheins festgestellt.

Altflächen

Altflächen umfassen bekannte Standorte mit Abfallablagerungen (Altablagerungen, Kap. 6.3.1.1) und ehemalige Gewerbestandorte, von denen Kontaminierungen ausgehen können (Altstandorte). Altablagerungen und Altstandorte wurden bzw. werden in Hessen systematisch auf der Grundlage des Altlastengesetzes erfasst und hinsichtlich ihres Gefährdungspotenziales eingestuft. Die Einschätzung des Gefährdungspotenzials erfolgt in Hessen in, je nach Gefähr- dungspotenzial, bis zu fünf Stufen:

● Ermittlung der Altflächen

● Einzelfallrecherche zur Ermittlung der altlastenverdächtigen Flächen

● Untersuchung der altlastenverdächtigen Flächen zur Ermittlung der Altlasten

● Sanierungsplanung

● Sanierung.

Die Angaben zu den Altflächen im Gemeindegebiet stammen aus dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (2006).

Altstandorte

Die systematische Erfassung der Altstandorte erfolgt in Hessen seit 1990. Für Biebesheim wur- den vom Hessichen Landesamt für Umwelt und Geologie (2006) 40 Altstandorte mitgeteilt. Es

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 28

handelt sich z.B. um ehemalige Standorte von Tankstellen, Wäschereien, Sattlereien, Malerbe- trieben, Reifen-, Baustoff-, Brennstoff- und Oelhandel.

Auf zwei ehemaligen Firmenstandorten wurden auf insgesamt acht Flurstücken Altlasten festge- stellt. Hiervon sind sechs zwischenzeitlich aufgehoben bzw. saniert worden.

Versiegelung

Durch Überbauung und sonstige Bodenversiegelung wird der Boden als Lebensraum, Produkti- onsstandort, Filter und Wasserspeicher zerstört. Folgen von Versiegelung sind:

● Zerstörung des Oberbodens ● Beschleunigter Oberflächenabfluss ● Verringerte Grundwasserneubildung ● Entwässerung (Dränwirkung von Leitungsgräben, Kellertrockenlegung) ● Verkleinerung und Zerschneidung von Freiräumen ● Einschränkung der Verdunstung und damit der positiven klimatischen Wirkungen von Vegetation.

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Gemeindegebiet beträgt ca. 20 %. Der Versie- gelungsgrad innerhalb der Ortslage ist sehr unterschiedlich und wechselt zwischen überwie- gend starker Versiegelung in den Gewerbegebieten über mittlere bis hohe Versiegelungsgrade im alten Ortskern und den neueren Wohngebieten bis zu vergleichsweise geringen Versiege- lungsgraden innerhalb von stärker durchgrünten Mehrfamilienhausgebieten und im Bereich sozialer oder kirchlicher Einrichtungen.

4.1.2 Wasser

4.1.2.1 Grundwasser

Potenzial: Grundwassermenge

Voraussetzung für eine hohes Grundwasserdargebot ist eine hohe Speicherfähigkeit des Grundwasserleiters. Um diese festzustellen erfolgen Pumpversuche im Grundwasserstockwerk. Ermittelt wird die Lieferung in Liter pro Sekunde. Die Bewertung erfolgt 5-stufig von sehr gering (0 – 2 l/s) bis sehr groß (> 50 l/s). Das Ergebnis ist in der Hydrogeologischen Karte im Maßstab 1 : 50.000 wiedergegeben (HMLF 1986). In Biebesheim liegt überwiegend eine große Grund- wasserergiebigkeit vor. Östlich der Ortslage Biebesheim ist die Grundwasserergiebigkeit sehr groß.

Im Hessischen Ried erfolgt eine Grundwasserbewirtschaftung durch den Wasserverband Hessi- sches Ried. Im Wasserwerk Biebesheim wird Rheinwasser entnommen, zu Trinkwasserqualität aufbereitet und im Hessischen Ried eingebracht. Diese Maßnahme dient dem Ausgleich klimati- scher Schwankungen. Hierdurch sollen insbesondere in trockenen Jahren Grundwasserabsen- kungen durch Trinkwassergewinnung vermieden werden (Wasserverband Hessisches Ried 2003).

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 29

Empfindlichkeit: Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers

Die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers wird im Wesentlichen durch Art und Mächtigkeit der den Grundwasserleiter vor oberirdischen Verunreinigungen schützenden Deck- schichten bestimmt und/oder durch die Eigenschaften des Grundwasserleiters (z.B. Sorbtions- kapazität). Die Bewertung erfolgt in der o.g. Hydrogeologischen Karte in fünf Stufen von gering bis groß. Die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers im Gemeindegebiet ist danach überwiegend gering – mittel und mittel. Im Westen des Gemeindegebietes gibt es Bereiche mit mittlerer bis großer Verschmutzungsempfindlichkeit (s. Karte 3).

In zahlreichen Abbaugewässern unterschiedlicher Größe wurde das Grundwasser im Gemein- degebiet freigelegt. Hier besteht aufgrund der fehlenden schützenden Deckschicht eine große Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers.

Belastung: Beispiel Nitrate im Grundwasser

Nitrate und das Umwandlungsprodukt Nitrit werden mit dem Trinkwasser und mit Lebensmitteln, vor allem mit Gemüse, aufgenommen. Beide wirken im Körper toxisch. Die aus Nitriten gebilde- ten Nitrosamin-Verbindungen gelten als Krebs erregend. Nitrate im Grundwasser stammen häu- fig aus ackerbaulicher oder gärtnerischer Nutzung, bei denen es zur Verlagerung von Nitraten mit dem Sickerwasser in das Grundwasser kommen kann. Der Nitratgrenzwert der Trinkwasser- verordnung beträgt 50 mg/l. Der EU-Richtwert liegt bei 25 mg/l. In der Gemeinde Biebesheim gibt es Angaben zu zwei Messstellen, von denen eine (direkt am Rhein gelegen) mit 25 - 50 mg/l den EU-Richtwert überschreitet (Gemittelte Werte 1990 – 1996, Umweltatlas Hessen).

Grundwassermessstellen

Im Geltungsbereich des FNP der Gemeinde Biebesheim befinden sich einige Grundwasser- messstellen (GWM) im Eigentum der Hessenwasser. Die GWM sind überwiegend dem Wasser- werk Pfungstadt und teilweise unserem Wasserwerk Allmendfeld zuzuordnen. Die GWM der Hessenwasser beginnen mit dem Kürzel 'HW...'. Daneben befinden sich im Gebiet der Gemeinde Biebesheim noch GWM des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie, die mit dem Kürzel 'LHE...' beginnen. Die GWM sind im FNP mit integriertem Landschaftsplan dar- gestellt. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass alle Messstellen in der Örtlichkeit erhalten bleiben und der Zugang und die Funktion jederzeit gewährleistet ist. GWM, die durch die Arbeiten selbst oder Nebentätigkeiten, wie Materialanlieferung oder -lagerung beschädigt werden können, sind zu schützen. Im Falle einer Beschädigung ist die Hessenwasser GmbH & Co KG unverzüglich zu informieren und der entstandene Schaden durch den Verursacher zu ersetzen. Falls GWM ent- fernt werden müssen oder so stark beschädigt werden, dass eine Wiederherstellung nicht mehr möglich ist, sind diese nach Absprache mit der Hessenwasser auf Kosten des Verursachers fachgerecht nach Formblatt W 135 DVGW rückzubauen und an anderer, mit der Hessenwasser abzustimmender Stelle auf Kosten des Verursachers unter Einhaltung der aktuellen technischen Richtlinien (insbes. DVGW) neu zu errichten.

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4.1.2.2 Oberflächengewässer

Fließgewässer im Gemeindegebiet sind Rhein, Altrhein, Modau, Fanggraben und Altbach. Die Modau (Gewässer II. Ordnung) entspringt im Odenwald und fließt zum Altrhein (Kühkopf). Der Fanggraben (Gewässer III. Ordnung) wird aus Odenwaldbächen gespeist und fließt nahe der Gemeindegrenze zu Stockstadt in die Modau. Der Altbach (Gewässer III. Ordnung) mündet in den Eingangsgraben, der zur Modau fließt. Das Gewässer führt nur in regenreichen Zeiten Wasser, das meist schnell versickert. Außer den genannten Fließgewässern gibt es im Gemein- degebiet ein Grabensystem, das der Binnenentwässerung dient. Ein Hochwasserpumpwerk, das den Wasserstand in den Gräben reguliert, befindet sich im Bereich des Eingangsgrabens.

Weitere Oberflächengewässer im Gemeindegebiet sind zahlreiche Teiche (künstliche Gewäs- ser), die überwiegend durch den Abbau von Kiesen und Sanden entstanden sind.

Gewässergüte der Fließgewässer (Biologischer Gewässerzustand)

Die Gewässergüte der einzelnen Fließgewässer ist für ihre ökologische Bedeutung neben ihrer Strukturqualität entscheidend. Zur Erfassung der Gewässergüte erfolgt eine Bestandsaufnahme bestimmter Arten des Makrozoobenthos und der Mikrofauna und -flora der Gewässer. Auf der Basis dieser biologisch-ökologischen Bestandsaufnahmen wird eine abschnittsweise Einord- nung in verschiedene Qualitätsstufen (Saprobienstufen, s. Tab. 5) vorgenommen. Physikalisch- chemische Messungen werden nur als Ergänzung und als Interpretationshilfe herangezogen.

Güteklasse Saprobienindex Grad der organischen Belastung / Gewässer im Gemeindegebiet

I 1,0 - < 1,5 Unbelastet bis sehr gering belastet

I – II 1,5 – < 1,8 Gering belastet

II 1,8 - < 2,3 Mäßig belastet / Rhein und Altrhein

II – III 2,3 – < 2,7 Kritisch belastet / Modau

III 2,7 - < 3,2 Stark verschmutzt / Fanggraben

III – IV 3,2 - < 3,5 Sehr stark verschmutzt

IV 3,5 - < 4,0 Übermäßig verschmutzt

Tabelle 5 Güteklassensystem der Fließgewässer und Güte der Fließgewässer im Gemeindegebiet (HLUG 2000)

Ziel der Landesregierung ist eine Gewässergüte von mindestens II in sämtlichen Gewässern. Der Kläranlagenbau und –ausbau der vergangenen Jahren hat zu einer deutlichen Qualitätsver- besserung geführt. Die Grenzen der technischen Gewässerreinigung werden dort deutlich, wo trotz moderner Reinigungstechnik die Gewässergüte I – II nicht erreicht wird, da eine Gewäs- serbelastung durch diffuse Einträge, z.B. aus der Bodennutzung, von Oberflächenabflüssen oder über die Luft, vorhanden ist. Hinzu kommen Strukturdefizite an den Gewässern, die zu ver- minderter Selbstreinigungsleistung führen.

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Gewässergüte der Fließgewässer (Chemischer Gewässerzustand)

Ein Indikator für den chemischen Gewässerzustand ist der Gehalt an Schwermetallen in den Schwebstoffen der Fließgewässer. Schwermetalle werden in vielfältiger Weise technisch genutzt und gelangen durch Produktionsabfälle, durch Produktanwendungen und durch Abfall- entsorgung in die Umwelt. Schwermetalle sind nicht abbaubar. Die Giftigkeit der einzelnen Metalle ist sehr unterschiedlich und hängt zudem von der jeweils vorkommenden chemischen Bindungsform ab. In Gewässern lagern sich die Schwermetalle bevorzugt an Feststoff-Teilchen an. Sie liegen daher größtenteils an Schwebstoffe gebunden vor.

Dem Hessischen Umweltatlas wurden hierzu Informationen mit dem Stand 2002 entnommen. In Karten sind die Gehalte der Schwermetalle Quecksilber, Cadmium, Blei, Arsen, Kupfer, Zink, Chrom und Nickel für die Fließgewässer Rhein und Modau dargestellt. Die Zielwerte der Län- derarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), die der Gewässergüte II in Tabelle 5 entsprechen, wer- den im Rhein (auf Höhe von Biebesheim) bei keinem der genannten Metalle überschritten und nur bei Kupfer und Zink erreicht. Für die Modau, die in den Altrhein mündet, sehen die Messer- gebnisse ungünstiger aus: Bei den Metallen Kupfer, Zink, Chrom und Nickel werden die Ziel- werte überschritten. Bei Kupfer und Zink werden häusliche Abwässer als Ursache angenom- men. Für Chrom wird gewerblich/industrielles Abwasser als Quelle vermutet.

Strukturgüte der Fließgewässer

In Hessen erfolgte eine landesweite Kartierung der Fließgewässer-Strukturgüte, deren Ergeb- nisse den Gemeinden in so genannten Defizitkarten im Maßstab 1 : 10.000 zur Verfügung gestellt wurden (HMULF 1999). Bewertet wurde der ökologisch-morphologische Gewässerzu- stand von Sohle, Ufer und Gewässerumfeld. Die Bewertung der Hauptparameter Laufentwick- lung, Längsprofil, Querbauwerke, Sohlenstruktur, Querprofil, Uferstruktur und Gewässerumfeld wurden zu einer Gesamtbewertung für jeweils 100 m lange Gewässerabschnitte zusammenge- zogen. Dabei wird zwischen sieben Qualitätsstufen unterschieden:

1. naturnah/unverändert 5. stark verändert

2. gering verändert 6. sehr stark verändert

3. mäßig verändert 7. vollständig verändert

4. deutlich verändert

In einem Erläuterungsbericht werden die landesweit ermittelten Qualitätsergebnisse zusam- menfassend beschrieben. Danach erreichen landesweit 22,8 % der Gewässer die Qualitätsstu- fe 3 und besser, während 77,2 % der Stufe 4 und schlechter zuzuordnen sind. Auf der Ebene des Landkreises Groß-Gerau sind die Ergebnisse mit einem Anteil von 2,6 % Qualitätsstufe 3 und besser und 97,4 % Stufe 4 und schlechter noch negativer ausgefallen.

Die im Gemeindegebiet von Biebesheim ermittelten Ergebnisse der Gewässerstrukturgütekar- tierung wurden in die Themenkarte zum Wasserpotenzial aufgenommen. In Biebesheim erreicht keines der kartierten Gewässer (Rhein, Altrhein, Modau, Fanggraben und Entwässerungsgrä- ben) die Strukturgüte 4 (deutlich verändert).

Landesweites Entwicklungsziel ist der Erhalt der naturnah bis mäßig veränderten Gewässer und die Verbesserung der weniger gut ausgeprägten Gewässer auf die Stufe 3 (mäßig verän- dert) in der freien Landschaft und auf die Stufe 5 (stark verändert) in den Ortslagen.

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4.1.3 Klima/Luft/Lärm

4.1.3.1 Klimafunktionen

Grundlage für Aussagen zu den Klimafunktionen im Planungsraum bildet die Klimafunktionskar- te für Hessen im Maßstab 1 : 200.000 (HMWVL 1997). Die Karte ermöglicht es, klimaökologi- sche Potenziale, Defizite und Funktionen zu erkennen und daraus planerischen Schlussfolge- rungen zu ziehen.

Die Gemeinde Biebesheim liegt innerhalb einer potenziell hoch aktiven Ventilationsbahn. Dieser Bereich umfasst die Niederung des Rheins mit sehr geringem Rauigkeitswiderstand gegenüber einer Überströmung. Auch bei windschwachen Wetterlagen wird im Rheintal Kalt- und Frischluft nicht nur zu produziert, sondern weitergeleitet. Frischluft produzierende Flächen sind Wälder und sonstige Gehölzflächen. Ihr geringer Flächenanteil im Gemeindegebiet wird in Karte 4 deut- lich.

Der Ort Biebesheim wird in der Karte als 'Potenziell überwärmter Stadtraum' dargestellt. Hierbei handelt es sich um größere, zusammenhängende städtische Wohn- und Gewerbebereiche, die durch hohe Versiegelung, mittlere Durchgrünung und vergleichsweise dichte Baustrukturen geprägt sind.

Kleinklimatische Erscheinungen haben im Planungsraum aufgrund der geringen Reliefenergie und der Überprägung durch die Ventilationsbahn des Rheins eine untergeordnete Bedeutung.

4.1.3.2 Lufthygienische Situation

Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie betreibt ein landesweit ausgerichtetes Messnetz mit kontinuierlich arbeitenden Luftmessstationen. Gemessene Parameter sind Schwefeldioxyd, Kohlenmonoxyd, Stickstoffmonoxyd, Stickstoffdioxyd, Summe der Kohlenwas- serstoffe (ohne Methan), Ozon und Schwebstaub. Die am nächsten zum Planungsraum gelege- ne Messstation befindet sich in Riedstadt. Sie gehört zum Typ der ländlichen Stationen ohne besondere Belastungen durch Verkehrsemissionen.

Die folgenden Aussagen beruhen auf dem Lufthygienischen Jahresbericht 2004 (HLUG 2005). Die Schwefeldioxyd-Belastung liegt seit einigen Jahren auf sehr niedrigem Niveau. Auch bei Kohlenmonoxyd, Stickstoffmonoxyd, Stickstoffdioxyd und Kohlenwasserstoffen gibt es gleich- bleibende bis abnehmende Tendenzen. Beim Ozon ist nach wie vor eine eher zunehmende Tendenz festzustellen. 2004 gab es hessenweit an 20 von 27 Messstationen, darunter Ried- stadt, Zielwertüberschreitungen. Der Luftschadstoff belastet jedoch eher die Reinluftgebiete mit höherem Waldanteil, da hier die Konzentration an ozonzerstörenden Reaktionspartnern (wie Stickstoffmonoxyd und Staub) geringer ist.

Nun ist Biebesheim jedoch keine rein ländlich geprägte Gemeinde. Dem Emissionskataster Industrie (Stand 2000, Umweltatlas Hessen) ist zu entnehmen, dass in der Gemeinde Biebes- heim jährlich 2,5 bis 5 t / km2 Stickstoffoxyde emittiert werden. Dies ist eine mittlere Position auf einer sechsstufigen Skala. Die gleiche Position nehmen z.B. Gernsheim und Groß-Gerau ein, während die Emissionsmengen in den Gemeinden Riedstadt oder Bürstadt wesentlich niedriger liegen. Bei den flüchtigen organischen Verbindungen (ohne Methan) werden im Osten von Bie- besheim im Übergang zu Gernsheim ebenfalls mittlere Werte erreicht (2,5 – 10 t/km2/a).

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Straßenverkehr

Eine nicht unerhebliche Emissionsquelle sind die stärker befahrenen Straßen (62 % der Stick- stoffoxide gehen auf den Kfz-Verkehr zurück). Die Hauptverkehrsstraßen sind daher in der The- menkarte zum Klima dargestellt worden.

4.1.3.3 Lärm

Das Land Hessen hat im Jahr 2004 eine landesweite repräsentative Befragung zur Belästigung durch Lärm durchführen lassen. Danach fühlen sich 48 % der Befragten von Lärm belästigt ('etwas' bis 'äußerst' gestört oder belästigt). Etwa 12 % der Befragten fühlen sich 'stark' oder 'äußerst' durch Lärm gestört oder belästigt. Die größte Belästigung erfahren die Befragten durch Straßenverkehrslärm, gefolgt von Fluglärm und - in größerem Abstand - von Nachbar- schaftslärm. Am wenigsten werden die Befragten durch Lärm von Industrie- und Gewerbe, Sport- und Freizeitanlagen belästigt. Mit Ausnahme der Belästigung durch Fluglärm, die in Hes- sen höher liegt, entsprechen diese Ergebnisse dem Bundesdurchschnitt.

Differenziert nach den drei hessischen Regierungsbezirken löst in Südhessen der Fluglärm die größte Belästigung aus, während in den übrigen Regierungsbezirken der Straßenlärm als am stärksten belästigend eingestuft wird. Die Gesamtlärmbelästigung liegt in Südhessen mit ca. 50 % etwas über dem Landesdurchschnitt. Die höchsten durchschnittlichen Lärmbelästigungswer- te Hessens werden in am Main gefolgt vom Main-Taunus-Kreis und vom Landkreis Groß-Gerau erreicht (ZEUS GmbH 2004).

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass bei Planungen mit dem Thema Lärm sensibel umzuge- hen ist. In der Gemeinde Biebesheim sind alle in der Befragung zur Sprache gekommenen Lärmquellen relevant.

Da die Bundesstraße 44 östlich der Ortslage Biebesheim verläuft und den von Pfungstadt / Darmstadt kommenden Verkehr aufnimmt, der nicht den Ort Biebesheim zum Ziel hat, ist der Ort vom Durchgangsverkehr entlastet. Auch die Gewerbeflächen liegen überwiegend abseits der Wohngebiete. Relevante Lärmquellen für die Wohngebiete in Biebesheim sind

• die Bahnlinie am Ostrand des Ortes

• der verbliebene Durchgangsverkehr im Ort

• die Landesstraße L 3361 im Süden

• vom Rhein ausgehender Schiffs- und Motorsportlärm (vgl. Karte 5).

4.2 Arten und Lebensgemeinschaften

4.2.1 Potenzielle natürliche Vegetation

Die potenzielle natürliche Vegetation (pnV) ist die Vegetation, die sich einstellt, wenn der menschliche Einfluss auf die Vegetation unter den gegebenen Standortbedingungen ausbliebe. Die pnV ermöglicht es, den Grad des menschlichen Einflusses auf die Vegetation sowie das Entwicklungspotenzial einer Landschaft für den Arten- und Biotopschutz und die Erholung ein- zuschätzen.

In der 'Standortkarte von Hessen' (BFANL et al. 1986) im Maßstab 1 : 200.000 wird für die noch verbliebenen Waldflächen in Rheinnähe (Kühkopf) als potenzielle natürliche Vegetation der

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Eichen-Ulmenwald mit Erle, Esche und Schwarzpappel angegeben. Dies ist der zentraleuropäi- sche Hartholzauwald der großen Flüsse. In naturnahem Zustand handelt es sich um einen Vegetationskomplex aus Gebüschen und Wäldern. Die Wälder sind im Idealfall artenreiche, vielschichtige, lianenverhangene und urwaldähnliche Vegetationsformen. Vorgelagert ist eine Weichholzaue mit Weidendominanz zu erwarten. In den Niedermoorbereichen bilden Erlenwäl- der die potenzielle natürliche Vegetation. In den höher gelegenen aber grundwassernahen Bereichen wird die potenzielle natürliche Vegetation von Hainbuchen (Buchen)-Stieleichenwäl- dern und bei fehlendem Grundwassereinfluss von artenreichen (Eichen-)Buchenwäldern gebil- det.

4.2.2 Flora und Vegetation

Geologie, Boden, Relief, Klima und die menschlichen Nutzungen bedingen die Ausprägung von Flora und Vegetation. Insbesondere der anthropogene Einfluss ist in Kulturlandschaften von entscheidender Bedeutung. Durch Ent- und Bewässerung, Düngung und Kalkung ist die Ein- flussnahme auf die natürlichen Standortfaktoren groß. Insgesamt kam es zu einer Angleichung der Standortverhältnisse auf einem mittleren Niveau. Die so genannten Sonderstandorte mit nassen, trockenen und nährstoffarmen Verhältnissen gingen hierdurch zurück. Dies hat Auswir- kungen auf die Vielfalt der Flora gehabt. Die so genannten 'Roten Listen', die den Gefähr- dungsgrad der einzelnen Pflanzenarten dokumentieren, enthalten vor allem Arten der Moore, Gewässer, Feuchtgrünländereien und der Trockenrasen.

In der Roten Liste der Gefäßpflanzen Hessens (HMILFN 1996) erfolgt eine Regionalisierung. Auf der Grundlage der Naturräumlichen Gliederung Hessens wurde der Gefährdungsgrad der einzelnen Pflanzenarten jeweils in vier Regionen getrennt bewertet. Biebesheim liegt in der Region Südwest.

Von den in Hessen vorkommenden Pflanzenarten galten 1996 34,1 % als gefährdet oder aus- gestorben. Im Naturraum Südwest (Oberrheinische Tiefebene) ist der Anteil mit 33,5 % gering- fügig niedriger.

In der Roten Liste werden die Hauptursachen für den Rückgang der Pflanzenarten benannt. Diese werden im Folgenden aufgeführt, soweit sie für den Planungsraum von Relevanz sind:

● Trockenlegung von Grünland und nachfolgende Nutzungsintensivierung oder Umwand- lung in Ackerland Folgen: Rückgang von Arten des wechselfeuchten und nassen Grünlandes vor allem in Auen ● Aufgabe der Grünlandwirtschaft auf ertragsschwachen oder schwierig zu bearbeitenden Böden Folgen: Verbrachung und später Verbuschung von magerem oder nassem Grünland ● Aufgabe der Landwirtschaft in dörflichen Siedlungen, Einstellung der Kleintierhaltung, Umwandlung von Nutz- in Ziergärten Folgen: Rückgang ehemals verbreiteter “Dorfpflanzen” wie dem Guten Heinrich (Cheno- podium bonus-henricus) ● Eingriffe in Fließgewässer Folgen: Rückgang der Arten der Altwässer, Schlamm- und Schotterbänke und der Auwälder. ● Entwässerung und Abbau von Mooren (hier: Niedermoore) Folgen: Rückgang der moortypischen Flora und Fauna (hier: in Seggenriedern und Röh-

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richten). Im Gemeindegebiet sind einige Arten der Roten Liste Hessens gefunden worden bzw. ihr Vor- kommen ist aus den Gutachten für die Naturschutzgebiete bekannt. In Tabelle 6 werden die Arten und ihre Hauptlebensräume benannt. Lebensräume gefährdeter Arten im Gemeindege- biet sind vor Feuchtgebiete (Feuchtgrünland, Gewässer, Auen, Röhrichte) und schwach gedüngte und im Sommer trockene Lebensräume (Grünland, Magerrasen).

Foto 1 Kantenlauch in der Rheinaue (Foto BfL 2006)

Deutscher Botanischer Hauptlebensraum BArt RL RL RL Fundort (Quelle) Name Name Sch D HE SW VO

Blasensegge Carex vesica- Großseggenbestände an - - V V NSG Schmalwert ria Ufern, Bächen und Gräben, (PÖNL 1993) auf zeitweise überschwemm- ten Torfschlammböden Braunes Cyper- Cyperus fus- Gewässerufer - - V V Im Bereich Große Bütt gras cus (BfL 2008)

Echtes Tännel- Kickxia ela- Äcker - - 3 V Im Bereich Allmen auf kraut tine Ackerbrache (BfL 2009) Feld-Mannstreu Eryngium Magere Weiden, Dämme und § - V - zwischen Bahn- und campestre Säume auf kalkreichen Merckgelände (BfL Böden, wärmeliebend 2009) Fuchssegge Carex vulpina Nasswiesen und Flutmulden - 3 3 3 Ruderale Schilffläche der Strom- und Talauen, nordwestlich des Ortes wechselnd sickernassen (BfL 2006) Lehm- und Tonböden Gewöhnlicher Legousia Äcker - 3 2 2 Im Bereich Allmen auf Frauenspiegel speculum- Ackerbrache (BfL veneris 2009) Gewöhnliches Briza media Magere Wiesen und Weiden - - V V Extensiv genutztes Zittergras auf mäßig trockenen bis Grünland im Bereich wechselfeuchten Ton- und Büttendämmchen (BfL Lehmböden 2005)

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Hühnerbiss Cucubalus Auewälder und Auengebüsche - - 3 3 Rheinaue (BfL 2006) baccifer (= auf sickernassen, zeitweise Silene bacci- überfluteten Lehm- und fera) Schlickböden, Stromtalpflanze Kantenlauch Allium angu- Moor- und Nasswiesen auf § 3 2 2 Grünland am Kühkopf losum wechselnassen Lehm- und innerhalb und außer- Tonböden, Stromtalpflanze halb des NSG, Große Bütt (BfL 2006, 2009) Kleines Quell- Montia fon- Pioniergesellschaften auf - - 3 D Im Bereich Große Bütt kraut tana feuchten Böden (BfL 2008)

Tauben-Ska- Scabiosa Magere Wiesen auf mäßig tro- - - V V Extensiv genutztes biose columbaria ckenen Lehmböden Grünland im Bereich Büttendämmchen (BfL 2005) Roter Wassereh- Veronica Stromtäler, nährstoffreiche - - V V Im Bereich Große Bütt renpreis catenata Schlammböden, Röhrichte, (BfL 2008, 2009) Gräben Spießblättriges Scuttelaria Stromtäler, Moorwiesen, Ver- - 2 2 2 Im Bereich Große Bütt Helmkraut hastifolia landungsgesellschaften (BfL 2008)

Spreizender Ranunculus Nährstoffreiche Gewässer - - 3 3 Im Bereich Große Bütt Wasserhahnen- circinatus (BfL 2008) fuß Schwanen- Butomus Nährstoffreiche Gewässer mit - - V 3 Angelteich (BfL 2006), blume umbellatus stark wechselnden Wasser- im Bereich Große Bütt ständen, Pionierpflanze im of- (BfL 2008) fenen Uferröhricht, wärmelie- bend Sumpfschwertilie Iris pseuda- Röhrichte, Wiesensümpfe, § - - - Feuchtgrünland in der corus Gräben und Ufer auf nassen, Rheinaue (BfL 2006) zeitweise überschwemmten Supfhumus-Böden Wiesen-Alant Inula britan- Stromtalpflanze, Ufer, Gräben, - - 3 3 Im Bereich Große Bütt nica Wegränder (BfL 2008, 2009) Weiden-Alant Inula salicina Halbtrockenrasen, Moorwie- - - V V Im Bereich Große Bütt sen, Gebüschsäume auf (BfL 2008) wechselfeuchten Böden Zwerg-Schne- Medicago Sand- und Kalkmagerrasen, - 3 3 - Reitplatz am NSG ckenklee minima Dünen, Felsköpfe, wärmelie- Schmalwert (PÖNL bend 1993)

§ gemäß BArtSchVO (Bundesartenschutzverordnung 2005) geschützte Art

RL D Rote Liste Deutschland RL HE Rote Liste Hessen RL SW Rote Liste Hessen Region Südwest 2 stark gefährdet 3 gefährdet V zurückgehende Art (Vorwarnliste) D Daten mangelhaft

Tabelle 6 Im Gemeindegebiet festgestellte gefährdete und gesetzlich geschützte Pflanzen (Gefähr- dungsgrade nach Korneck et al. 1996 und HMUlRV 2008, BArtSchVO 2005, Lebens- räume: Oberdorfer 1990)

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4.2.3 Fauna

Für die Bearbeitung des Flächennutzungsplans mit integriertem Landschaftsplan erfolgten kei- ne eigenen faunistischen Kartierungen. Beobachtungen und Funde im Rahmen der Geländear- beiten im Jahr 2006 wurden in die Untersuchung eingearbeitet. Ausgewertet wurden außerdem Gutachten zu den Naturschutzgebieten und Hinweise von vor Ort aktiven Personen bzw. Ver- bänden.

In den Tabellen werden für die Fundortangabe Abkürzungen verwandt (z. B. GrB für den Gemarkungsteil ‚Große Bütt‘, Sw für das NSG Schmalwerth, HE für Hessen).

Weitere benutzte Abkürzungen: Gefährdungsgrad Rote Liste Deutschland und Rote Liste Hessen 1 Art vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet V Vorwarnliste R Arten mit geogr. Restriktion § nach BArtSchVO geschützte Art Angaben zum Brutvogel-Status: BP Brutpaare BV Brutvogel uBV nur in manchen Jahren im Gebiet brütende Art, eBV ehemals im Gebiet brütende Art

Amphibien (Frosch- und Schwanzlurche)

Die aktuelle Liste der in Hessen gefährdeten Amphibien (Jedicke 1995) führt alle 18 heimischen Arten als in ihrem Bestand gefährdet an. Selbst früher weit verbreitete und in großen Beständen vorkommende Arten wie Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch werden zumindest in einer Vorwarnliste (= zurückgehende Art) angeführt.

Im Gemeindegebiet nachgewiesen wurden sechs Froschlurch-Arten und zwei Schwanzlurch- Arten, wobei der sog. “Grünfrosch-Komplex” nicht in die drei Arten / Klone (Kleiner Teichfrosch, Seefrosch und Wasserfrosch) unterschieden wurde. Erdkröte, Grasfrosch und 'Grünfrosch' stel- len den Hauptanteil der nachgewiesenen Froschlurche. Von den Schwanzlurchen kommen Teichmolch und Kammmolch (in Hessen vom Aussterben bedroht) im Gemeindegebiet vor.

Wichtige Bereiche für die Vorkommen von Amphibien sind die rheinnahen Auen mit (Abgra- bungs-)Teichen und Altarmrelikten, aber auch die siedlungsnahen Kleingewässer und Teiche.

Artname Wiss. Name BArt SchVO RL-D RL-H Nachweis im Gebiet

Erdkröte Bufo bufo § - V Verbreitet

Gelbbauchunke Bombina variegata §, FFH-Art 2 2 Vorkommen südlich an das Gemeindegebiet angrenzend (Zettl mdl. 2006)

Grasfrosch Rana temporaria § V V Verbreitet

“Grünfrosch” R. esculenta-Kom- § ** *** Verbreitet, an allen größeren plex Gewässern

Kammmolch Triturus cristatus §, FFH-Art 3 2 in geeigneten Gewässern (Zettl, mdl. 2006)

Kreuzkröte Bufo calamita § 3 2 GrB, PÖNL 1993, im Auenbereich

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(Zettl mdl. 2006)

Moorfrosch Rana arvalis § 2 1 GrB, PÖNL 1993

Wechselkröte Bufo viridis § 2 1 GrB, PÖNL 1993, im Altrheinbe- reich (Zettl mdl. 2006)

Teichmolch Triturus vulgaris § - V verbreitet

** RL-D: Seefrosch (R. ridibunda) 3, Kl. Wasserfrosch (R. lessonae) G (=Gefährdung anzunehmen) *** RL-H: beide Arten G und D (= Gefährdung anzunehmen, Daten mangelhaft)

Tabelle 7 Im Gemeindegebiet vorkommende Ampihibienarten (RL-D: Beutler et al. 1997, RL-H: Jedicke 1995)

Heuschrecken

Für Hessen gelten laut der aktuellen Roten Liste von den 55 noch vorkommenden Arten 28 Arten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht (Grenz & Malten 1995). Berücksichtigt man noch die Arten, die in der Roten Liste wegen ihres deutlichen Bestandsrück- ganges in einer Vorwarnliste stehen und diejenigen Arten, von denen nur unzureichende Daten vorliegen, bei denen man aber von einer Gefährdung ausgeht, so sind in Hessen 35 Heu- schreckenarten, fast 2/3 der vorkommenden Arten, in ihrem Bestand zumindest gefährdet. Ins- besondere Arten mit Präferenz für trockene Lebensräume (xerophile Arten) und solche mit einer Präferenz für Feuchtlebensräume (hygrophile Arten) sind in ihrem Bestand gefährdet.

Im Gemeindegebiet wurden insgesamt 13 Heuschreckenarten nachgewiesen. Weit verbreitete, wenig spezialisierte Arten wie das Große Heupferd (in Hochstaudenfluren und Gebüschen), Nachtigall-Grashüpfer und Gemeiner Grashüpfer (auf Wiesen) oder die gewöhnliche Strauch- schrecke (an Hecken und Waldrändern) wurden im Gemeindegebiet mit teilweise großen Vor- kommen beobachtet bzw. verhört.

Typische Arten der feuchten Lebensräume im Untersuchungsgebiet sind die Langflügelige Schwertschrecke (in langgrasigen Fluren und in Binsenbeständen) und die Sumpfschrecke (auf feuchten, nicht zu hohen Wiesen), die beide in Hessen als gefährdet gelten. Die Langflügelige Schwertschrecke wurde im NSG Schmalwert und in der Rheinaue bzw. auf dem Kühkopf nach- gewiesen. Ebenfalls in der Rheinaue und auf dem Kühkopf in großen Beständen nachgewiesen wurde die Lauchschrecke (BfL 2006).

In ihrem Bestand rückläufig sind Arten, die magere Grünlandbereiche, Wege und Säume nut- zen. Mit dem Wiesen-Grashüpfer (Schmalwert, PÖNL 1993, Rheindeich BfL 2006) und dem Feld-Grashüpfer (im Nahbereich des NSG Schmalwert, PÖNL 1993) wurden zwei dieser in Hessen als gefährdet eingestuften Arten nachgewiesen.

Von den Bereichen im UG, die aufgrund ihrer Biotopstrukturen und -qualitäten das Vorkommen von seltenen Heuschreckenarten wahrscheinlich machen, ist nur das Naturschutzgebiet Schmalwert gut untersucht. In klimatisch günstiger Lage sind durchaus weitere, für thermophile Heuschrecken attraktive Biotope (z. B. Deiche) im Untersuchungsgebiet vorhanden.

Für Heuschrecken wertvolle Bereiche finden sich vor allem in den Auen des westlichen Gemeindegebietes (hier vor allem für feuchteliebende Arten). Während in den Auen die gefähr- deten Arten z. T. noch in größeren Vorkommen nachgewiesen wurden, ist der Bestand der wär- meliebenden Arten auf wenige, räumlich eng begrenzte Biotope beschränkt.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 39

Artname Wiss. Name BArtSchVO RL- RL-H Nachweis im Planungsraum D

De Geers Grashüp- Chorthippus albomargi- - - - Verbreitet, BfL 2006 fer natus

Gemeiner Grashüp- Chorthippus parallelus - - - Verbreitet, BfL 2006 fer

Gewöhnliche Pholidoptera griseoap- - - - Schmalwert, PÖNL 1993, an Säumen Strauch-schrecke tera verbreitet, BfL 2006

Großes Heupferd Tettigonia viridissima - - - Verbreitet, BfL 2006

Langflügelige Conocephalus discolor - - - Schmalwert, PÖNL 1993 Schwerts-schrecke

Lauchschrecke Parapleurus alliaceus - 2 1 Schmalwert, Rheinaue und Kühkopf, BfL 2006

Nachtigall-Grashüp- Chorthippus biguttulus - - - Schmalwert, PÖNL 1993, verbreitet, BfL ferr 2006

Roesels Beißschre- Metrioptera roeselii - - - Schmalwert, Rheinaue verbreitet, BfL cke 2006

Sowerbys Dorn- Tetrix undulata - - - Schmalwert, PÖNL 1993 schrecke

Sumpf-Grashüpfer Chorthippus montanus - 3 V Schmalwert, PÖNL 1993

Sumpfschrecke Stethophyma grossus - 2 3 Rheinaue, Kühkopf, BfL 2006

Weinhähnchen Oecanthus pellucens - - 3 Verbreitet, BfL 2006

Wiesen-Grashüpfer Chorthippus dorsatus - - 3 Schmalwert, PÖNL 1993, Rheindeiche, BfL 2006

Tabelle 8 Im Gemeindegebiet vorkommende Heuschreckenarten (RL-D: Ingrisch & Köhler 1997, RL-H: Grenz & Malten 1995)

Vögel

Zum Vorkommen von Vögeln im Gemeindegebiet liegen keine vollständigen Kartierungen zur Brut und derzeitigen Verbreitung der einzelnen Arten vor. Vergleichsweise gut untersucht ist das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue. Öfter von Ornithologen aufgesucht wurden auch das NSG Schmalwert und die nahe gelegene Große Bütt. Für die Untersuchung ausgewertet wurden Angaben aus Kartierungen und Gutachten vergangener Jahre (PÖNL 1993) sowie Infor- mationen der Verbände HGON und NABU (mdl. Angaben Herr Zettl, schriftliche Stellungnahme zum Landschaftsplan-Entwurf NABU Gruppe Ried, April 2008). Eigene Beobachtungen aus dem Jahr 2006 wurden eingearbeitet.

Unter den als Brutvögel bekannten Arten sind zahlreiche Arten in der aktuellen Roten Liste für Hessen aufgeführt. Mit Braunkehlchen, Wendehals, Grauammer, Haubenlerche und Kiebitz sind darunter fünf Hessen vom Aussterben bedrohte Arten. Drei weitere Arten, die im Gemein- degebiet brüten (Wiesenpieper, Rebhuhn und Rohrweihe), gelten in Hessen als stark gefährdet. Hinzu kommen zahlreiche gefährdete Arten sowie Arten, bei denen künftig mit einer Gefährdung zu rechnen ist.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 40

Unter den gefährdeten Arten sind vor allem Vögel der offenen Agrarlandschaft (Grauammer, Rebhuhn) vertreten, es finden sich aber auch Kulturfolger (Mehl- und Rauchschwalbe) und stö- rungsempfindliche Arten (Baumfalke).

Bedrohte Arten der Feuchtwiesen fehlen heute als Brutvögel im Gebiet fast ganz. Unstet gewor- den ist das Vorkommen des Kiebitz (unregelmäßig brütend im Bereich Große Bütt / Schmal- wert). Der Große Brachvogel, der in den ausgewerteten Gutachten noch als Brutvogel angege- ben wurde, fehlt heute.

Auch wenn nur ein geringer Teil des Gemeindegebietes von Wald bedeckt ist, kommen mit dem Mittelspecht (in Hessen auf der Vorwarnliste), dem Kleinspecht und dem Schwarzspecht typische Waldarten als Brutvögel vor.

Auf dem Kühkopf und im südlich angrenzenden Rheinauenbereich nutzen der Baumfalke und der Wespenbussard (gefährdet bzw. Vorwarnliste), der Rotmilan und der Schwarzmilan (Vor- warnliste), aber auch der Pirol Überhälter und alte Pappeln als Horstbäume. Mit nur wenigen Brutpaaren kommen im Gemeindegebiet Habicht und Sperber vor, häufiger sind Mäusebussard und Turmfalke.

Anziehungspunkt für viele Vogelarten ist das NSG Schmalwert. Die räumliche Nähe zum Küh- kopf sorgt für den Besuch von dort brütenden Graureihern und Schwarzmilanen. Im NSG brüten regelmäßig Beutelmeise und Blaukehlchen (beide gefährdet) sowie Neuntöter.

In den ausgedehnten Obstwiesenbereichen in der Rheinaue brütet, wenn auch unregelmäßig, der Wendehals (in Hessen vom Aussterben bedroht). Weitere seltenere Brutvögel sind hier: Gelbspötter, Grünspecht und Steinkauz (gefährdet) sowie der Grauspecht (Vorwarnliste) und der Kuckuck (Vorwarnliste).

In den Bereichen rings um Große Bütt und Schmalwert kommen typische Offenland-Arten vor, wie die Feldlerche (Vorwarnliste) und die Schafstelze. Hier finden sich auch noch einzelne Brut- paare von Rebhuhn (in Hessen stark gefährdet) und Wachtel (Vorwarnliste).

In den südlich an das NSG Kühkopf angrenzenden Flächen (rings um das NSG Schmalwert) machen in den Wintermonaten zahlreiche Rastvögel Station, vor allem für Kornweihen und Milane ist dieser Bereich ein wichtiger Überwinterungsbereich (Zettl, mdl. 2006).

Im Siedlungsbereich sind neben den typischen Gartenvögeln auch Kulturfolger wie Schleiereu- le, Mehl- und Rauchschwalbe vertreten. In den westlichen Ortsrandbereichen brütet in den Obstbaumbeständen der Gartenrotschwanz (in Hessen gefährdet).

In den strukturreicheren Bereichen am westlichen Ortsrand finden sich außerdem die charakte- ristischen Brutvögel der kleingliedrigen Kulturlandschaft. Neben noch häufigen Arten wie den Grasmücken (Garten-, Mönchs- und Dorngrasmücke), Drosseln und Goldammer brüten in die- sen Bereichen der Gartenrotschwanz, der Neuntöter, Baumpieper (gefährdet) und die Klapper- grasmücke (Vorwarnliste).

Die im Gemeindegebiet vorkommenden Brutvogelarten sind der nachfolgenden Tabelle zu ent- nehmen.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 41

Artname Wiss. Name RL-D RL-H Nachweis im Untersuchungsgebiet

Amsel Turdus merula - - BV verbreitet

Bachstelze Motacilla alba - - BV

Baumfalke Falco subbuteo 3 3 uBV, Nahrungsgast

Baumpieper Anthus trivialis V 3 BV

Beutelmeise Remiz pendulinus - 3 uBV (Schmalwert)

Bläßhuhn Fulica afra - - BV / Überwinterung

Blaukehlchen Luscinia svecica - 3 BV (Schmalwert / Kühkopf)

Blaumeise Parus caerulens - - BV verbreitet

Bluthänfling Acanthis cannabina V V BV

Braunkehlchen Saxicola rubetra 3 1 uBV (Schmalwert)

Buchfink Fringilla coeleps - - BV verbreitet

Buntspecht Dendrocopus maior - - BV

Dompfaff Pyrrhula pyrrhula - - BV

Dorngrasmücke Sylvia communis - - BV (Schmalwert)

Elster Pica pica 3 - BV

Fasan Phasanius colchicus - - BV

Feldlerche Alauda arvensis V V BV

Feldschwirl Locustella naevia - - BV

Feldsperling Passer montanus V V BV verbreitet

Fitis Phylloscopus trochilus - - BV

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla - - BV

Gartengrasmücke Sylvia borin - - BV

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus V 3 BV, Durchzug

Girlitz Serinus serinus - V BV, Durchzug

Goldammer Miliaria calandra - - BV

Grauammer Milaria calandra 2 1 uBV

Graugans Anser anser - 3 BV

Grauschnäpper Muscicapa striata - - BV

Grauspecht Picus canus V V BV Obstwiesen / Kühkopf

Großer Brachvogel Limosa limosa 2 1 eBV (Schmalwert), Durchzug

Grünfink Carduelis chloris - - BV verbreitet

Grünspecht Picus viridis V - BV Obstwiesen / Kühkopf

Feldlerche Alauda arvensis V V BV

Feldsperling Passer montanus V V BV

Habicht Accipiter gentilis - V BV

Haubenlerche Galerida cristata 2 1 BV

Haubentaucher Podiceps cristatus - V BV / Nahrungsgast

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros - - BV

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 42

Haussperling Passer domesticus V V BV

Heckenbraunelle Prunella modularis - - BV

Hohltaube Columba oenas - V BV

Kanadagans Branta canadensis - - BV

Kiebitz Vanellus vanellus 2 1 uBV (1992 noch 5 BP Schmalwert)

Klappergrasmücke Sylvia curruca - V BV

Kleiber Sitta europea - - BV

Kleinspecht Dryobates minor - - BV

Kohlmeise Parus maior - - BV verbreitet

Kuckuck Cuculus canorus V V BV

Mauersegler Apus apus V V BV

Mäusebussard Buteo buteo - - BV

Mehlschwalbe Delichon urbica V 3 BV

Misteldrossel Turdus viscivorus - - BV

Mittelspecht Dendrocopus medius V V BV, Eichenbestände

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - - BV

Nachtigall Luscinia megarhynchos - - BV

Neuntöter Lanius collurio - - BV (Schmalwert, Kühkopf)

Pirol Oriolus oriolus V V BV

Rabenkrähe Corvus corone - - BV / Nahrungsgast

Rauchschwalbe Hirundo rustica - 3 BV

Rebhuhn Perdix perdix 2 2 BV

Ringeltaube Columba palumbus - - BV

Rohrammer Emberiza schoeniclus - 3 BV

Rohrweihe Circus aeruginosus - 2 uBV (Schmalwert 1 BP, Zettl, mdl.)

Rotkehlchen Erithacus rubecula - - BV verbreitet

Rotmilan Milvus milvus V - Nahrungsgast, uBV (Kühkopf)

Schafstelze Motacilla flava V - BV

Schilfrohrsänger Acroceph. schoenobaenus 2 1 eBV

Schleiereule Tyto alba - V eBV

Schwanzmeise Aegithalos caudatus - - BV / Durchzug

Schwarzkehlchen Saxicola torquata - 3 BV

Schwarzmilan Milvus migrans - V Nahrungsgast, uBV (Kühkopf)

Schwarzspecht Dryocopus martius - V BV, Wälder

Singdrossel Turdus philomelos - - BV

Sperber Accipiter nisus - - BV

Star Sturnus vulgaris - - BV

Steinkauz Athene noctua 2 3 eBV (Obstwiesen)

Stieglitz Carduelis carduelis - V BV

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 43

Stockente Anas platyrhynchos - 3 BV

Sumpfmeise Parus palustris - - BV

Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris - - BV (Schmalwert)

Teichhuhn Gallinula chloropus V V BV / Überwinterung

Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaeus - V BV (Schmalwert)

Türkentaube Streptopelia decaocto V 3 BV

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca - - BV

Turmfalke Falco tinnunculus - - BV

Turteltaube Streptopelia turtur V V BV

Wachtel Coturnix coturnix - V BV (Schmalwert, Gr. Bütt)

Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix - 3 BV

Waldohreule Asio otus - V BV, vereinzelt

Weidenmeise Parus montanus - - BV

Weißstorch Ciconia ciconia 3 3 ‚Nahrungsgast‘ bzw. ‘Brutvogel‘

Wendehals Jynx torquilla 3 1 uBV

Wespenbussard Pernis apivorus - V BV, DZ, ÜW

Wintergoldhähnchen Regulus regulus - - BV

Wiesenpieper Anthus pratensis - 2 uBV, Durchzug

Zaunkönig Troglodytes troglodytes - - BV

Zilpzalp Phylloscopus collybita - - BV

Tabelle 9 Im Gemeindegebiet vorkommende Brutvogelarten (RL-D: Witt et al 1996, RL-H: 9. Fassung, Stand 7/ 2006 – Vorabdr. Staatl. Vogelschutzwarte)

Seit 1981 bemüht sich der 'Vogelpark Biebesheim' erfolgreich um die Wiederansiedlung des Weißstorches unter anderem durch die Errichtung von Nisthilfen.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 44

Fische

Der Landesverband Deutscher Sportfischer Hessen e.V. hat mit Schreiben vom März 2008 eini- ge Angaben zu den Fischvorkommen im Rhein, die Hegeplänen und Statistiken der Fischerei entstammen, übermittelt.

Deutscher Name Wiss. Name RL D RL H

Aal Anguilla anguilla 3 V

Aland Leuciscus idus 3 G

Bachforelle Salmo trutta f. fario 3 3

Barbe Barbus barbus 2 3

Groppe Cottus gobio 2 3

Hecht Esox lucius 3 2

Karpfen Wildform Cyprinus carpio 2 2

Lachs Salmo salar 1 0

Meerforelle Salmo trutta 2 1

Meerneunauge Petromyzon marinus 2 1

Rapfen Aspius aspius - -

Rotfeder Scardinius erythrophthalmus - 3

Schlammpeitzger Misgurnus fossilis 2 1

Schleie Tinca tinca - 3

Steinbeißer Cobitis taenia 2 1

Tabelle 10 Im Gemeindegebiet vorkommende Fische (Gefährdungsgrade nach Adam et al. 1996, Bless et al. 1998; G = Gefährdung anzunehmen)

Säugetiere

Die ausgewerteten Gutachten nennen nur Zufallsbeobachtungen von im Planungsgebiet sicher- lich verbreitet und häufig vorkommenden Arten (Reh, Fuchs, Dachs, Steinmarder). Zu den sel- teneren (und auch gefährdeten) Arten im Planungsgebiet zählt der Baummarder.

Im Winter 2006 wurde ein Winterbau des Feldhamsters im östlichen Gemarkungsbereich fest- gestellt (Gall 2007). In der von Gall u. Godmann (HMUlRV 2003) erstellten Verbreitungskarte für Hessen wird ein Gebiet zwischen Crumstadt und Gernshein als ‚historisches Verbreitungsge- biet‘ für den Hamster angegeben. Bei einer Kartierung im Frühjahr und im Sommer 2007 (Gall 2007a) konnte kein Feldhamster nachgewiesen werden.

Fledermäuse

In die aktuelle Rote Liste Hessens (Kock & Kugelschafter 1995) wurden alle in Hessen vorkom- menden Arten aufgenommen. Grund hierfür ist der drastische Bestandsrückgang aller Fleder- maus-Arten. Derzeit liegen für das Gemeindegebiet nur wenige Nachweise vor (Zwergfleder- maus, Pipistrellus pipistrellus, RL Hessen: gefährdet, Rheinaue / Kühkopf; Herzig mdl. 2006). Bedingt durch die Vielzahl von Wasserflächen ist auch ein Vorkommen der Wasserfledermaus (Myotis daubentoni, RL Hessen: gefährdet) wahrscheinlich. Im nördlich an das Gemeindegebiet angrenzenden Teil des NSG Kühkopf-Knoblochsaue wurden in den vergangenen Jahren 13 Fle-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 45

dermausarten nachgewiesen (Herzig 2002).

Reptilien

Die heimischen Reptilienarten sind durchgehend im Bestand rückläufig (Joger 1995). Selbst bislang als nicht gefährdet eingestufte Arten wie Blindschleiche, Ringelnatter und Waldeidechse wurden in der aktuellen Roten Liste für Hessen zumindest in die sogenannte Vorwarnliste auf- genommen, um auf den Negativtrend, der vor allem auf die Gefährdung der Lebensräume die- ser Arten zurückzuführen ist, aufmerksam zu machen.

Schon aus methodischen Gründen ist die Kartierung von Reptilienvorkommen aufgrund der ver- steckten Lebensweise der meisten Arten problematisch. Die ausgewerteten Gutachten nennen in der Regel Zufallsbeobachtungen (PÖNL 1993). Weitere Hinweise auf Reptilienvorkommen ergaben sich während der Geländearbeiten im Sommer 2006.

Artname RL-D RL-H Nachweis im Gebiet

Blindschleiche Anguis fragilis - V wohl verbreitet

Ringelnatter Natrix natrix - V Im westlichen Gemeindegebiet, im Bereich Kühkopf (PÖNL 1994)

Wald- o. Berg- Lacerta vivipara - V einzelne Ex. im Bereich Kühkopf (BfL 2006) eidechse

Zauneidechse Lacerta agilis - 3 warme (Bahn-) Böschungen u. Säume, u.a. Schmalwert u. Rheindeiche (BfL 2006)

Tabelle 11 Im Gemeindegebiet vorkommende Reptilienarten (RL D: Beutler et al. 1997, RL H: Joger 1995)

4.2.4 Biotop- und Nutzungstypen

4.2.4.1 Erfassungs- und Bewertungsmethodik

Im Sommer 2006 erfolgte im Gelände eine flächendeckende Kartierung der vorhandenen Lebensräume und Nutzungen sowie der gemäß § 30 BNatSchG geschützten Bereiche.

Bei den Geländearbeiten erfolgte zugleich eine Erfassung der floristischen Artenzusammenset- zung der Biotoptypen, ihrer für die Fauna relevanten Biotopstruktur und vorhandener Beein- trächtigungen und Gefährdungen. Das Ergebnis der Biotop- und Nutzungstypenkartierung ist in Karte 1 dargestellt.

Die Bewertung der im Gelände erfassten Biotope hinsichtlich ihrer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften bildet die Grundlage für Planungsaussagen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung der Biotope und zu ihrer Vernetzung.

Bewertungskriterien sind

● das Vorkommen seltener landschaftsspezifischer Biotoptypen, z.B. Feuchtlebensräume, Trockenbiotope

● das Vorkommen von Arten mit enger Standortbindung, z.B. Magerkeitszeiger

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 46

● das Vorkommen gefährdeter Arten und Pflanzengesellschaften

● die Nutzungsintensität und das Vorliegen von Beeinträchtigungen

● die Strukturvielfalt (z. B. Baum- und Strauchschicht im Wald)

● die Regenerierbarkeit bzw. die Ersetzbarkeit von Biotopen (z.B. alte Baumhecken im Vergleich zu Gebüschen).

Das Ergebnis ist eine Einteilung der Biotope in solche mit sehr hoher, mit hoher, mit mittlerer und mit geringer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Bereiche mit einer Häufung von wertvollen Biotopen wurden in der Biotoptypenkarte gekennzeichnet. Dabei wird zwischen 'Bereichen mit sehr hoher Bedeutung' und 'Bereichen mit höherer Bedeutung' für Arten und Lebensgemeinschaften unterschieden. Die Unterscheidung zwischen Biotopkomplexen unter- schiedlich hoher Wertigkeit beruht auf der Ausprägung der oben aufgeführten sechs Bewer- tungskriterien, der Größe der Gebiete, ihrer der Geschlossenheit und der Beeinträchtigungsin- tensität.

4.2.4.2 Erfassung der gemäß § 30 BNatSchG geschützten Lebensräume und Landschaftsbestandteile

Der § 30 Bundesnaturschutzgesetz stellt bestimmte Lebensräume unter den unmittelbaren Schutz des Gesetzes. Diese rechtliche Bestimmung bewirkt eine Schutzqualität ähnlich der des Naturschutzgebietes, erfordert jedoch kein Ausweisungsverfahren. Geschützt sind z.B. Sümpfe, Röhrichte, Altarme, naturnahe Bach- und Flussabschnitte, Ufergehölze, Seggen- und binsenrei- che Feucht- und Nasswiesen. Nach hessischem Landesrecht zusätzlich geschützt sind Alleen und Streuobstwiesen im Außenbereich (Einführungserlass des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Inkrafttreten des BNatSchG 2010 vom 10.02.2010).

Der § 30 BNatSchG untersagt alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erhebli- chen Beeinträchtigung der geschützten Lebensräume führen können. Von dieser Bestimmung kann die untere Naturschutzbehörde auf Antrag eine Ausnahme zulassen, wenn die Beeinträch- tigungen ausgeglichen werden können.

4.2.4.3 Beschreibung und Bewertung der vorgefundenen Biotope

Wälder

Das Gemeindegebiet ist gering bewaldet. Der Wald befindet sich wasserseitig des Winterdeiches und wird folglich bei Hochwasser überschwemmt. In den letzten Jahren sind Aufforstungen mit heimischen Laubgehölzen an der Modau im Norden sowie in Rheinnähe im Süden des Gemeindegebietes vorgenom- men worden (in Karte 1 als 'Vorwald' dargestellt).

Bei den älteren Wäldern handelt es sich um

• einen strukturreichen Bestand mit Hartholzauencharakter aus Eiche, Esche, Bergahorn und Pappeln (Heegstück)

• um Pappelbestände, mit Erle in der zweiten Baumschicht, mit gut entwickelter Strauchschicht und Nitrophyten sowie teilweise auch Schilf in der Krautschicht sowie um

• die Weichholzaue des Rheins. Letztere ist (noch) nicht durchgehend als Wald anzusprechen. Es han- delt sich um reich strukturierte Flächen, die sich aus (Kopf-) Weidenbeständen, Pappeln, Gebüschen,

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 47

Röhrichten und zeitweise trockenfallenden Altarmen des Rheins zusammensetzen. Sie waren früher zumindest zum Teil Bestandteil der genutzten Kulturlandschaft, was an den heute nur noch zum Teil gepflegten Kopfweiden erkennbar ist.

Wälder haben im Allgemeinen aufgrund ihrer geringen Nutzungsintensität und ihres Strukturreichtums eine höhere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Dies gilt insbesondere für die Waldbestän- de, die aus standortgerechten heimischen Baumarten zusammengesetzt sind, da diese einer höheren Anzahl heimischer Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten können (Waldbestände mit hoher Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften). Von besonderer Bedeutung für Arten und Lebensge- meinschaften sind diese Wälder dann, wenn sie bereits ein höheres Alter aufweisen. Alte Laubwälder können auch den heute selteneren Lebensgemeinschaften alter Wälder einen Lebensraum bieten und enthalten oft einen höheren Totholzanteil.

Für Arten und Lebensgemeinschaften von sehr hoher Bedeutung sind im Gemeindegebiet Waldgesell- schaften, die sich auf nassen Standorten, zeitweise überfluteten Standorten entwickelt haben, da diese Standorte weniger verbreitet und für bestimmte an sie angepasste Tier- und Pflanzenarten bedeutsam sind. Im Gemeindegebiet handelt es sich um Hart- und Weichholzauenwälder im Bereich des Rheins. Sie sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt. Sonstige wertvolle Lebensräume im Bereich der Wälder sind Still- gewässer im Bereich des Pappelwaldes südwestlich der Ortslage.

Beeinträchtigungen der Wälder im Gemeindegebiet sind örtlich eine nicht der pnV entsprechende Baumartenwahl (Pappel) sowie Trittbelastung der Vegetation und Störung der Fauna durch Erholungssu- chende in Rheinnähe (s. Karte 1). Der Kleinflächigkeit der Wälder und randlichen Einflüssen, die vom Ackerbau ausgehen, wurde durch Aufforstungen bereits entgegengesteuert. Hier liegen Ansätze für wei- tere Entwicklungsmaßnahmen.

Waldränder

Einflüsse randlicher Nutzungen können sich bis in den Bestand hinein auswirken und ein Waldinnenklima kann sich erst weit im Waldesinneren ausbilden, wenn dem Wald ein Waldmantel als Sträuchern fehlt. Aufgrund des Strukturreichtums der Wälder im Gemeindegebiet sind die Waldränder überwiegend besser ausgeprägt als es üblicherweise der Fall ist. Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Waldrand des Pappelbestandes im Bereich 'Allmen'.

Feldgehölze

Feldgehölze sind flächige Gehölzbestände von geringerer Größe als Wälder. Sie setzen sich aus Bäu- men und Sträuchern zusammen. Ihr Rand wird idealerweise aus einem Strauchmantel und einem Saum gebildet. Den älteren Feldgehölzen kommt eine hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften zu. Jüngere Bestände haben eine mittlere Bedeutung und sind wichtige Trittsteinbiotope im Biotopver- bundsystem.

Im Gemeindegebiet gibt es, mit Ausnahme zweier Pappelbestände, keine älteren Feldgehölze. Meist han- delt es sich um jüngere Anpflanzungen aus heimischen Bäumen und Sträuchern, wie sie insbesondere im Osten den Gemeindegebietes angelegt wurden. Diese Feldgehölze tragen erheblich zur Verbesserung der Biotopvernetzung bei. Das verbindende Element zwischen ihnen ist östlich der Ortslage der Fanggra- ben, der hier beiderseits mit Gehölzen bestanden ist.

Gebüsche

Gebüsche sind meist kleine, aus Sträuchern zusammengesetzte Gehölze. Typische Straucharten von (älteren) Gebüschen sind in Biebesheim Weiden, Holunder, Schlehen und Weißdorn. Gebüsche auf Nor- malstandorten haben eine mittlere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Die Gebüsche in der Rheinaue wurden der Weichholzaue (s. unter Wälder) zugeordnet. Sie haben als Bestandteil des Biotop- komplexes eine sehr hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Gebüsche als Einzelelemen- te der Kulturlandschaft sind Trittsteine im Biotopverbundsystem. Sie sind im Planungsraum eher selten,

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 48

da außerhalb von Feuchtlebensräumen Verbrachungstendenzen keine große Bedeutung haben.

Hecken

Die Übergänge zwischen Gebüschen und Hecken sowie Hecken und Feldgehölzen sind fließend. Hecken sind linear ausgeprägt und kommen im Gemeindegebiet entlang von Verkehrswegen, in der Feldflur, als Abgrenzung von Grünanlagen, an Böschungen und Dämmen vor. Sie sind unterschiedlich breit und set- zen sich überwiegend aus heimischen Sträuchern, oder aus heimischen Bäumen und Sträuchern unter- schiedlichen Alters zusammen. Entsprechend vielfältig sind ihr Erscheinungsbild und ihre Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften.

Einzelne Hecken haben aufgrund ihres Alters, ihrer Länge und Breite und ihrer Lage innerhalb von Bio- topkomplexen eine hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften, den meisten kommt eine mitt- lere Bedeutung zu. Hecken sind besonders bedeutsame Biotopverbundelemente für Vögel, Säuger und Insekten.

Im Gemeindegebiet sind einzelne Heckenstrukturen besonders bemerkenswert, und zwar die aus alten Eichen und Sträuchern (Holunder, Weißdorn, Schlehe) zusammengesetzten Bestände parallel zum Win- terdeich im Westen des Gemeindegebietes (teilweise im Naturschutzgebiet 'Kühkopf' gelegen).

Beeinträchtigungen der Hecken gehen entlang von Straßen vor allem von den Verkehrseinflüssen (Salzeintrag) aus. In der Agrarlandschaft kann es im Zuge der landwirtschaftlichen Nutzung zu Beschädi- gungen durch Wenden oder Pflügen kommen. Häufig besitzen die Hecken keine ausreichende beidseiti- ge Saumzone.

Ufergehölze

Ufergehölze begleiten im Planungsraum Altarme des Rheins und einige naturnahe Teiche. Es handelt sich um standortgerechte Lebensräume, die meist aus Baum- und Strauchweiden zusammengesetzt sind und eine sehr hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften haben. Naturnahe Ufergehölze sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Die Gehölzsäume am Rhein und am Fanggraben sind nicht geschützt, da die enge Verzahnung zwischen Gewässer und Gehölzstruktur fehlt bzw. die Artenzusammensetzung nicht naturnah ist (Pappeln am Rhein).

Einzelbäume, Baumreihen, Alleen

Die Bedeutung von Bäumen für Lebensgemeinschaften, z.B. für Vögel und Insekten, hängt vor allem von der Baumart, dem Alter und von ihrer Lage im Biotopverbund-system ab. Häufige Gehölzarten im Pla- nungsraum sind Baumweiden, Eichen, Pappeln, Obst- und Walnussbäume.

In Karte 1 wurden die 'Kopfweiden' hervorgehoben. Hierbei handelt es sich um regelmäßig zurückge- schnittene Baumweiden, die für Insekten und für Höhlenbewohner unter den Vögeln sowie für Fleder- mäuse von besonderer Bedeutung sind. Sie waren früher in Auen Bestandteil der Kulturlandschaft. Der Kopfweidenschnitt ist als traditionelle Nutzungsform der Korbflechter von kulturhistorischer Bedeutung. Kopfweiden waren früher im Gemeindegebiet häufig. Ihre Nutzung spielt heute keine wirtschaftliche Rolle mehr, so dass zu ihrem Erhalt aufwändige 'Pflegeschnitte' erforderlich werden, die nicht immer gewähr- leistet sind. Erhalten geblieben sind jedoch bis heute einzelne Kopfweiden insbesondere im Bereich des NSG 'Schmalwert' und wasserseitig des Winterdeiches. Einen gepflegten 'Kopfweidenhain' gibt es am Neuen Weg am Winterdeich.

Für Arten und Lebensgemeinschaften ebenfalls bedeutsam sind die zahlreichen alten Baumweiden, die im Bereich von Fließgewässern, Gräben und Röhrichten zur Arten und Strukturvielfalt der Landschaft bei- tragen.

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Pappeln bilden westlich der Ortslage Baumreihen entlang von Gräben. Im Vergleich zu heimischen Laub- bäumen ist ihre Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften jedoch häufig geringer, da sie weniger Tierarten als Nahrungs- und Wirtspflanze dienen und ein geringeres Alter erreichen.

Ebenfalls westlich der Ortslage gibt es Obstbaumreihen und eine Obstbaumallee. Letztere ist gemäß § 31 HENatG gesetzlich geschützt. Bei den im Gemeindegebiet gepflanzten (älteren) Obstbäumen handelt es sich häufig um Halbstämme, die für Tierarten aufgrund ihres geringeren Stammdurchmessers und ih- res geringeren Lebensalters weniger Bedeutung haben als Hochstämme.

Foto 2 Kopfweide im Nahbereich der Großen Bütt (Foto BfL 2006)

Streuobstbestände und Halbstammobstwiesen

Als Streuobstbestände werden flächige Obstbaumbestände mit Dominanz von Hochstämmen über Grün- land oder Acker verstanden. Die Bedeutung von Streuobstbeständen für Arten und Lebensgemeinschaf- ten hängt von ihrem Alter, ihrer Nutzungsintensität, ihrer Größe und ihrer Vernetzung ab. Sie können wichtige Lebensräume für Höhlenbrüter, z.B. Fledermäuse und Steinkauz, Nahrungshabitate für Vögel, z.B. den Grünspecht und bei extensiver Unternutzung wertvolle Insektenlebensräume sein. Extensiv genutzte, aus Hochstämmen zusammengesetzte Streuobstbestände sind im Außenbereich (nach § 35 BauGB) gemäß § 31 HENatG geschützt. Obstbaumreihen fallen nicht unter den gesetzlichen Schutz, da sie nicht den typischen Bestandescharakter auszubilden vermögen. Geschützt sind auch Neuan- pflanzungen. Nicht geschützt sind Bestände in denen Halb- und Niederstämme dominieren. Letztere haben für die Fauna eine geringere Bedeutung und werden häufig intensiver genutzt.

Obstwiesen am Ortsrand, wie sie anderenorts häufig sind, gibt es in Biebesheim mit einer Ausnahme nicht (mehr). Auch in den übrigen Gemeindeteilen ist der Lebensraumtyp, mit Ausnahme der Rheinaue, selten. Im Gemeindegebiet herrschen bei den älteren Beständen Halbstammobstwiesen vor. Bei Neu- pflanzungen werden zunehmend Hochstämme verwandt.

Gefährdungen bzw. Beeinträchtigungen von Obstbeständen im Gemeindegebiet sind vor allem Nutzungs- aufgabe, Kleinflächigkeit und Isolation.

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Foto 3 Obstwiesengebiet am Rhein (Foto BfL 2006)

Grünland und Flutrasen

Die Bedeutung von Grünland für Arten und Lebensgemeinschaften hängt von den Standortverhältnissen, der Nutzungsart und -intensität und der Flächengröße ab. Bei der Biotopkartierung im Planungsraum wird zwischen dem am weitesten verbreiteten mesophilen Grünland auf 'Normalstandorten', Feuchtgrünland (inkl. Flutmulden) und Magerem Grünland unterschieden. Einsaaten von Futtergräsern (Weidelgras) wer- den den Äckern zugeordnet.

Seggen- und binsenreiche Feucht- und Nasswiesen sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt. Beeinträchti- gungen und Gefährdungen von Grünland und Flutrasen sind die Umwandlung in Ackerland, die Intensi- vierung ihrer Nutzung (z.B. Dränage, häufige Mahd, intensive Düngung) sowie Nutzungsaufgabe.

Grünland ist im Planungsraum nicht mehr weit verbreitet. Es kommt vor allem in den Niederungen von Rhein und Modau sowie im Naturschutzgebiet 'Schmalwert' vor. Ein im Zusammenhang mit der Biotop- vernetzung wichtiges 'Grünlandband' ist der Winterdeich.

Feucht- und Nasswiesen gibt es im Planungsraum im Naturschutzgebiet 'Schmalwert' und in der Rhein- aue. Besonders Arten- und strukturreich ausgeprägt sind einige der Stromtalwiesen des Rheins. Aufgrund ihrer Reliefvielfalt treten hier nebeneinander Flutmulden, Feuchtwiesen, trockene Magerwiesen und Obst- bestände in enger Verzahnung auf. Floristisch bemerkenswert ist z.B. das Vorkommen von Arten wie dem Kantenlauch (Allium angulosum, Rote Liste Hessen 2), der Gelben Wiesenraute (Thalictrum flavum), der Sumpfbinse (Eleocharis palustris) und der Wiesensilge (Silaum silaus).

Im Naturschutzgebiet 'Schmalwert' muss wegen des Betretungsverbotes auf bereits vorhandene Gutach- ten zurückgegriffen werden (Lauer & Licht 1989 in PÖNL 1993). Das Feuchtgrünland im NSG ist arten- arm ausgeprägt. Kennzeichnende Arten sind Sumpfsegge (Carex acutiformis), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) und Schilf (Phragmites communis).

Die trockenen Magerwiesen haben ihren Verbreitungsschwerpunkt ebenfalls in der Rheinaue wassersei-

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tig des Winterdeiches und auf dem Winterdeich selbst. Kennzeichnend ist das Vorkommen von Wiesen- salbei (Salvia pratensis), Odermennig (Agrimonia eupatoria), Echtem Labkraut (Galium verum) und Wie- sen-Flockenblume (Centaurea jacaea). Auf dem Deich treten Arten trocken-magerer Hochstaudenfluren wie Eisenkraut (Verbena officinalis), Nachtkerzen (Oenothera spec.), Königskerzen (Verbascum div. spec.) und Reseda (Reseda lutea) hinzu.

Ruderal- und Hochstaudenfluren

Ruderal- und Hochstaudenfluren setzen sich aus Gräsern und Stauden zusammen. Sie unterliegen kei- ner regelmäßigen Nutzung und entstehen in Baulücken, als Säume entlang von Wegen, Gleisanlagen und Gräben, bei längerem Brachliegen von Gärten, Grünland und Äckern. Auf entsprechenden Flächen stellt sich eine Vegetation ein, die in der Regel nährstoffliebend und häufig durch einen besonderen Blü- tenreichtum gekennzeichnet ist. Typische Pflanzenarten sind Brennessel (Urtica dioica), Beifuß (Artemi- sia vulgaris), Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Schwarznessel (Ballota nigra).

Je nach ihrer Größe und Lage können Hochstaudenfluren und Ruderalflächen z.B. für Vögel und Insek- ten, wärmere, trockene Standorte auch für Reptilien bedeutsam sein. Im Allgemeinen haben sie eine mitt- lere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften.

Größerflächige Ruderalfluren gibt es im Gemeindegebiet insbesondere in den Baulücken des Gewerbe- gebietes östlich der Bahnlinie, auf dem Bahngelände selbst sowie entlang des Rheins (hier meist in Ver- bindung mit Pappeln). Ein wichtiges verbindendes lineares Element sind die trockenen Entwässerungs- rinnen mit ruderaler Hochstaudenvegetation.

Beeinträchtigungen und Gefährdungen von Ruderalflächen sind Überbauung, häufige Mahd und Verbu- schung.

Röhrichte / Feuchte Hochstaudenfluren

Röhrichte und Feuchte Hochstaudenfluren bilden sich in Gewässerrandbereichen, Gräben sowie in feuchten Senken. Sie setzen sich im Gemeindegebiet vorwiegend aus Schilf (Phragmites communis) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) zusammen. Ihre Bedeutung, vor allem für Insekten und Vögel, ist von ihrem Wasserhaushalt, ihrer Größe und Ungestörtheit abhängig. Röhrichte sind bei flächiger Ausbil- dung gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Feuchte Hochstaudenfluren kommen auf feuchten bis nassen Standorten vor. Sie enthalten Arten der Sümpfe und Rieder, im Planungsraum z.B. Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Sumpf- schwertlilie (Iris pseudacorus) oder Blutweiderich (Lythrum salicaria). Sie können wertvolle Amphibienle- bensräume sein. Feuchte Hochstaudenfluren sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Größerflächige Röhrichte aus Schilf entwickelten sich nach Nutzungsaufgabe vor allem im Naturschutz- gebiet 'Schmalwert'. Diese Entwicklung führt bei weiterem Fortschreiten zu einer Artenverarmung, da das Mosaik aus Röhrichten und verschiedenen Grünlandgesellschaften von der Dominanzgesellschaft des Schilfes abgelöst wird. Das Schilf ist außerdem verbreitet im Uferbereich der naturnahen Teiche, in der Weichholzaue des Rheins, als Unterwuchs in Pappelbeständen, es dringt vor in Ruderalfluren und in Äcker. Feuchte Hochstaudenfluren gibt es in Rheinnähe als Folge des Brachfallens von Grünland.

Lineare Röhrichtbestände gibt es in Gräben (i. d. R. aus Schilf aufgebaut) und in der Modau (meist aus Rohrglanzgras aufgebaut).

Gefährdungen von Röhrichten und Feuchten Hochstaudenfluren sind vor allem Nutzungsintensivierun- gen, Entwässerung und die Entwicklung zu Gebüschen und Wäldern.

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Saumbiotope (Wegraine, unbefestigte Wege, Grabenränder)

Saumbiotope bilden Übergänge und Verbindungselemente zwischen verschiedenen Biotoptypen. Im Pla- nungsraum sind sie durch Wegraine, Krautsäume entlang von Gehölzstrukturen und Grabenränder reprä- sentiert. Unbefestigte, grasbewachsene Wege werden aufgrund ähnlicher Ausprägung und Funktion ebenfalls hierher gestellt. Säume sind in Abhängigkeit vom Nährstoff- und Wasserhaushalt unterschied- lich ausgeprägt. Im Planungsraum sind sie meist nährstoffreich und frisch. Die Saumvegetation wird von Arten verschiedenster Lebensräume gebildet. So kommen hier Arten der Grünländereien, Magerrasen, Hochstaudenfluren, Trittgesellschaften und der Äcker vor. Bäume und Sträucher können eingestreut sein. Die Bedeutung der Säume für Arten und Lebensgemeinschaften hängt im Wesentlichen von ihrer Breite, ihrer Pflege und den angrenzenden Nutzungen ab. Säume können, insbesondere für Insekten, aber auch für Vögel, z.B. Wiesenpiper und Feldlerche, bedeutende Lebensräume und Nahrungshabitate sein. Im Biotopverbundsystem sind sie von besonderer Bedeutung, da sie aufgrund ihrer bandartigen Struktur ver- schiedene Lebensräume miteinander verbinden. Im Allgemeinen haben Säume eine mittlere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften.

Beeinträchtigungen von Säumen sind das schon erwähnte unter den Pflug nehmen, zu häufige und zu frühe Mahd. Die Mahd unterbindet die Samenbildung, so dass wichtige Winternahrung z. B. für Vögel ver- loren geht. Durch die gleichzeitige Mahd von Säumen über weite Strecken kommt es darüber hinaus zu einer Strukturverarmung und zum Verlust von Winterquartieren für Insekten.

Fließgewässer und Altarme

Die Bedeutung von Fließgewässern und Altarmen für Arten und Lebensgemeinschaften ist vor allem von ihrem Natürlichkeitsgrad und von ihrer Gewässergüte abhängig. Natürliche und naturnahe Fließgewässer und Altarme sind reich an unterschiedlichen Strukturen wie Gleit- und Prallufern, unterschiedlichen Sohl- substraten, Gehölzen und Gebüschen, Röhrichten, Seggenriedern, Hochstaudenfluren und Schlammufer- fluren. Natürlicherweise sind Gewässer und Aue eng miteinander verzahnt und bilden wertvolle Biotop- verbundelemente. Aufgrund des Reichtums an Strukturen und ihres meist kleinräumigen Wechsels bieten natürliche und naturnahe Fließgewässer und Altarme sehr vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebens- raum.

Bäche und Altarme sind bei naturnaher Ausprägung gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Fließgewässer im Planungsraum sind Rhein, Modau, Altbach und Fanggraben. Sie sind im Gemeindege- biet aufgrund von Gewässerausbau und Eindeichung nicht naturnah ausgeprägt. Das Rheinufer wurde durch eine Steinschüttung befestigt, wodurch die Gewässer - Land - Beziehung gestört ist. Die Fließge- wässer haben jedoch eine wichtige Funktion im Biotopverbundsystem und ein Biotopentwicklungspoten- zial. Der Rhein ist darüber hinaus bedeutsam für den Wasserhaushalt der Rheinaue und als Lebensraum für Fische und Vögel. Er wurde daher als Lebensraum mit hoher Bedeutung für Arten und Lebensgemein- schaften gekennzeichnet.

Ein Altarm des Rheins ist im Bereich der Allmenteiche als Relikt erhalten geblieben. Er ist naturnah aus- gebildet und gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Gräben

Der Planungsraum ist westlich der Bahnlinie von zahlreichen Gräben durchzogen. Ihre Bedeutung für Arten- und Lebensgemeinschaften hängt von der Wasserführung, der Wasserqualität, der Unterhaltungs- intensität, der Breite randlicher Säume und dem Grad der Beschattung ab. In der Regel haben Gräben eine mittlere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften.

Die Gräben im Planungsraum weisen bei regelmäßiger Wasserversorgung eine Röhrichtvegetation auf und können Amphibienlebensräume sein. Die trockeneren Gräben sind sie durch eine ruderale Hochstau- denvegetation gekennzeichnet oder wurden mit Gehölzen bepflanzt. Typisch für den Planungsraum sind die Pappelreihen, die entlang von Gräben gepflanzt wurden.

Die Gräben im Planungsraum stellen ein wichtiges Verbindungselement innerhalb des Biotopverbundsys-

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tems dar.

Stillgewässer (ohne Altarme)

Stillgewässer im Gemeindegebiet sind im Zuge von Bodenabbau entstandene Teiche. Die Bedeutung von Stillgewässern für Arten und Lebensgemeinschaften hängt im Wesentlichen von der Uferstruktur, dem Vorhandensein unterschiedlicher Wassertiefen, dem Grad der Beschattung und der Wasserqualität ab. Wesentlichen Einfluss hat auch die Nutzungsintensität des Gewässers und seiner Randzonen. Bei flacher Uferausprägung und Besonnung können sich Röhrichte, Seggenrieder, Schlammuferfluren, Sand- und Kiesufer sowie Ufergehölze mit artenreicher Flora und Fauna ausbilden. Naturnahe Stillgewässer sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt.

Die Teiche im Gemeindegebiet weisen

zum Teil naturnahe Uferbereiche mit Ufergehölzen aus Weiden und Röhrichten auf (beide gemäß § 30 BNatSchG geschützt), auch Wasserpflanzenbestände aus Laichkräutern und Tausendblatt sind zu beob- achten. Insbesondere am Wechselsee gibt es kiesige Flachuferzonen. Einige der Teiche bilden Bestand- teile von schutzwürdigen Biotopkomplexen (Gebiete 1, 3 und 7 in Karte 1 und in Tabelle 12).

Beeinträchtigungen vieler Teiche im Planungsraum sind zu steile Ufer, zu intensive Pflege der Uferzonen innerhalb von gartenartig gepflegten Anlagen sowie Erholungseinflüsse (Lärm, Tritt, Störungen, Fischbe- satz).

Äcker

Die Ausstattung von Äckern mit Ackerwildkräutern und einer typischen Ackerfauna ist von den Standortei- genschaften und der Nutzungsintensität abhängig. Bei extensiver Düngung und Verzicht auf Herbizide stellt sich auf nährstoffärmeren, sauren und carbonatreichen Böden eine typische, heute seltene Flora ein. Entsprechende Flächen oder Randstreifen wurden im Planungsraum nicht festgestellt. Allerdings kann sich dies bei einer Änderung der Anbaumethoden von einem Jahr auf das nächste ändern, da das Samenpotenzial lange im Boden erhalten bliebt. Ackerflächen werden heute in der Regel intensiv genutzt, so dass ihre Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften im Allgemeinen gering ist.

Foto 4 Blick von Norden auf das Gewerbegebiet im Osten von Biebesheim am Rhein (Foto BfL 2006)

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Kleingärten

Kleingärten können strukturreich sein und Vögeln, Insekten und Kleinsäugern einen Lebensraum bieten. Sie haben im Allgemeinen eine mittlere Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften. Im Planungs- raum kommen Kleingärten (wenn sie Teiche aufnehmen bzw. ein gepflegter Zustand vorherrscht 'Teich- gärten' genannt) vereinzelt in der Landschaft vor. Größere Kleingartengebiete gibt es in Bahnhofsnähe, am westlichen Ortsrand sowie im Bereich 'Steckenlöser' im Westen des Gemeindegebietes.

Lebensräume des Siedlungsraumes

Im Siedlungsraum sind für die Lebensraumbewertung andere Maßstäbe anzusetzen als in der freien Landschaft. Alle mäßig bis gering beeinflussten Biotope im Siedlungsraum sind erhaltenswert. Die Bedeutung von Freiflächen im Siedlungsraum für Arten und Lebensgemeinschaften ist abhängig von ihrer Größe, ihrer Ausstattung mit Bäumen, Sträuchern und Wiesenflächen, von ihrer Nutzungs- bzw. Pflegein- tensität, von ihrem Alter und von ihrer Anbindung an andere Grünflächen und an die offene Landschaft. Potenziell bedeutsame Lebensräume im Siedlungsbereich sind öffentliche Grünflächen, Gärten und Abstandsgrün sowie Ruderalflächen.

Im alten Ortskern mit überwiegend ländlicher, aber recht dichter Baustruktur und einem engen Wechsel verschiedener Nutzungen unter Einschluss von Landwirtschaft, Wohnen, Kleingewerbe und Handel sind vor allem alte Ställe und Scheunen, Dachböden, Gärten und Obstgärten Lebensräume für Fledermäuse, Schwalben und Schleiereulen, Steinmarder, Mauswiesel, Spitzmäuse und Igel. In den Gärten finden sich Blindschleichen, Kröten und Eidechsen sowie viele (auch überwinternde) Vogelarten.

In den Wohngebieten älteren und neueren Datums mit überwiegend kleinen Gärten und einem mittleren Durchgrünungs- und Versiegelungsgrad sind vor allem die Hausgärten mit den typischen Gartenvögeln, aber auch mit Vorkommen von Igel und Blindschleiche als Lebensräume von Bedeutung.

In den Gewerbegebieten können die ausgedehnten Ruderalfluren Lebensräume für Hochstauden Klein- säuger und Vögel sein.

Eingeschränkt wird die Bedeutung der Ortslage für Tiere dadurch, dass verbindende Elemente zwischen Ort und Umland (z. B. Baumreihen, Alleen oder unverrohrte Fließgewässer), mit Ausnahme des Bahnge- ländes und von Straßenbegleitgrün im Süden des Ortes, nicht vorhanden sind. Auch die früher um Dörfer üblichen fließenden Übergänge zwischen bebauter Ortslage und Landschaft sind in Biebesheim nur am westlichen Ortsrand teilweise erhalten (Friedhof, Sportanlage, Kleingärten, Vogelpark und Grünland).

Beschreibung schutzwürdiger Biotopkomplexe

In Tabelle 12 werden die im Gemeindegebiet vorhandenen schutzwürdigen Biotopkomplexe mit sehr hoher und mit höherer (mittlerer bis hoher) Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften beschrieben. Ihre Abgrenzung geht aus der Biotoptypenkarte (Karte 1) hervor.

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Nr. Bezeichnung Beschreibung Schutzstatus Beeinträchtigungen Schutz-, Pflege- und Ent- und Gefährdungen wicklungsmaßnahmen Lage

1 Rhein und Rhein- Fließgewässer und dessen z.T. FFH- Gewässerausbau, Was- Fortsetzung der Bemü- aue reich strukturierte Aue bis Gebiet serverschmutzung hungen um sauberes zum Sommerdeich mit Hart- Wasser im Rhein und um und Weichholzauwäldern, Alt- z.T. Vogel- Erholungseinflüsse einen naturnahen, stand- armen, naturnahen Teichen, schutzgebiet (Camping, Baden, An- ortgemäßen Auen-Was- Kopfweidenbeständen, geln, Motorboote) serhaushalt Stromtal-, Obst- und Mager- z.T. NSG wiesen, Alteichen Nutzungsaufgabe von Konzentration der Erho- z.T. LSG Grünland und Kopfwei- lungsnutzung innerhalb den des LSG und Information der Besucher über rück- 13 ND sichtsvolles Verhalten Lebensraum für seltene und (Eichen) Baumartenwahl in älteren gefährdete Tier- und Pflan- Beständen (Pappel), An- zenarten (Kantenlauch, Sicherstellung der Nut- zahlreiche pflanzung von Halbstäm- Hühnerbiss, Gelbbauchunke , men auf Obstwiesen zung / Pflege von Kultur- Pirol) nach § 30 biotopen BNatSchG geschützte Lebensräume Fortsetzung von Auffors- tungs- und sonstigen Maßnahmen zur Förde- teilweise ohne rung des Biotopverbundes Schutzstatus

2 Schmalwert nord- Verlandete Altarmschlinge Überwiegend Ackernutzung Extensivierung der land- westlich der Orts- des Rheins (Niedermoor) mit Naturschutz- wirtschaftlichen Nutzung lage Feuchtgrünland, Schilfröh- gebiet Brachfallen von Grünland auf Ackerflächen richt, Weidengehölzen Nach § 30 Sicherstellung einer exten- Lebensraum für seltene und BNatSchG ge- siven Grünlandnutzung gefährdete Tier- und Pflan- schützte Le- zenarten (Ufersegge, Blasen- bensräume Verbesserung der Einbin- segge, Kornweihe (Rastge- dung in das Biotopver- biet), Neuntöter, Sumpfrohr- Vogelschutz- bundsystem sänger, Rohrweihe u.a.) gebiet

3 Teichanlage im Strukturreiches Teichgebiet Vogelschutz- Pappelanpflanzung Anbindung des Gebietes Bereich 'Große mit Ufergehölzen, Schilfflä- gebiet an das Naturschutzgebiet Bütt' nordwestlich chen, Grünland und Gehölz- randliche Ackernutzung “Kühkopf-Knoblochsaue” der Ortslage flächen Nach § 30 und Isolation und an das Naturschutz- BNatSchG ge- gebiet “Schmalwert” über Lebensraum von Grauammer, schützte Le- die Umwandlung von Kornweihe (Rastgebiet), bensräume Ackerflächen in Grünland, Schafstelze und Wachtel Röhrichte und Gehölzflä- chen

4 Wald- und Offen- Pappelwald mit Stillgewäs- Pappelanpflanzung Umwandlung des Pappel- landlebensräume sern, Aufforstungsfläche, waldes in einen Hart- im Bereich 'All- Rheinufer mit Pappeln und Zum Teil Beschattung der holzauwald aus Esche, Ei- men' Ruderalfluren, Grünland und Stillgewässer che, Ulme unter Freistel- Obstwiese im Überflutungs- lung der Stillgewässer bereich des Rheins randliche Ackernutzung Fortsetzung der Bemü- Amphibienlebensraum hungen um eine Verbes- serung des Biotopverbun- des im Bereich “Allmen” und eine Verringerung stö- render randlicher Einflüs- se

5 Reste einer Verbliebene und neu ange- - Kleinflächigkeit und Isola- Vergrößerung und Verbes- Rheinschlinge im legte extensiv genutzte Le- tion, randliche Ackernut- serung der Einbindung in Bereich 'Ste- bensräume im Bereich einer zung das Biotopverbundsystem ckenlöser' ehemaligen Rheinschlinge: Grünland, Feldgehölze, Gar- Möglichst naturnahe Gar- ten mit Teich ten- und Teichgestaltung

Alte Kopfweiden am Teich

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6 Winterdeich mit Auf kleinem Raum reich - Kleinflächigkeit, randliche Vergrößerung, Pflege der begleitenden Le- strukturierter linearer Bereich Ackernutzung Kopfweiden bensräumen im aus Magergrünland auf dem Bereich 'Gerech' Winterdeich, Kopfweidenhain, Gebüsch, Grünland mit Obst- bäumen und Schilfgraben

Kopfweidenhain mit kulturhis- torischer Bedeutung

7 Teiche und Grün- Grünlandreste, überwiegend Gemäß § 30 Unzusammenhängendes Vergrößerung und Verbes- land westlich der extensiv gepflegte Teiche mit BNatSchG ge- Gebiet, randliche Acker- serung des Biotopverbun- Ortslage Ufergehölzen, kleinen Röh- schütztes nutzung, massive Störun- des, Verbesserung der richtbeständen und Wasser- Uferröhricht gen durch Erholungsein- Gewässerstruktur, Kon- pflanzenvegetation, am flüsse, schlechte Ufer- zeption zur Beruhigung Wechselsee flache Kiesufer struktur von Teilbereichen

Lebensräume von Amphibien

Vorkommen der gefährdeten Schwanenblume

8 Niederungsgebiet Rest einer Niederungsland- Gemäß § 30 Kleinflächigkeit, Ausbau- Fortsetzung der Bemü- an der Modau schaft mit Grünland, Hecken, BNatSchG ge- zustand der Modau hungen um die Verbesse- Aufforstung, Obstwiesenbra- schützte rung der Struktur- und der che und Feldgehölzen an der Streuobstwie- Gewässergüte der Modau Modau se (brach)

Tabelle 12 Beschreibung der Gebiete mit sehr hoher und mit höherer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften

1 - 3 Bereich mit sehr hoher Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften

4 - 8 Bereich mit höherer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften

Im Regionalplan (RP Darmstadt 2000) sind weite Bereiche des Planungsraumes als 'Bereich für Schutz und Entwicklung von Natur und Landschaft' dargestellt worden. Es handelt sich um die Flächen wasser- seitig des Winterdeiches (außerhalb von Waldzuwachsflächen) sowie um die Bereiche 'Schmalwert' und 'Große Bütt'. Im Bereich der 'Großen Bütt' wurde ein geplantes Naturschutzgebiet abgegrenzt, dessen Ausweisung jedoch zur Zeit nicht weiterverfolgt wird (RP Darmstadt mdl. Auskunft 2005).

4.3 Erholungsvorsorge

Grundlagen für planerische Aussagen zum Thema Erholung sind eine flächendeckende Bewer- tung des Landschaftsbildes, eine Bestandsaufnahme vorhandener Beeinträchtigungen der Erholungseignung sowie der für die ruhige Erholung vorhandenen Infrastruktur. Die Wertungen gehen vom Empfinden eines für die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege aufge- schlossenen 'Durchschnittsbetrachters' aus. Erfasst werden darüber hinaus durch Erholungs- nutzungen entstandene Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes. Das Ergebnis der Analyse und Bewertung geht aus Karte 5 hervor.

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Foto 5

Radweg am Rhein (Foto BfL 2006)

Betrachtet man das Gemeindegebiet insgesamt, so ist der im Gemeindegebiet liegende Aus- schnitt des Naturraums 'Hessische Rheinebene' im Osten (vgl. Abbildung 1) aufgrund seiner Strukturarmut, Nutzungsintensität und vorliegender Beeinträchtigungen von geringer Eignung für die landschaftsgebundene Erholung.

Der im Gemeindegebiet liegende Ausschnitt des Naturraums 'Hessische Oberrheinniederung' im Westen ist in sich nicht homogen. Er hat überwiegend eine geringe bis mittlere Eignung für die landschaftsgebundene Erholung. Eine hohe Eignung haben die Bereiche 'Schmalwert' mit 'Großer Bütt' und Ortsrandbereiche. In Rheinnähe und in der Modauniederung liegt eine hohe bis sehr hohe Eignung für die landschaftsgebundene Erholung vor.

Fluss und Flussufer sind reich strukturiert. Die Eigenart der Landschaft wurde hier durch Gewässerausbau, Kiesabbau, Pappelanpflanzungen und den Campingplatz vermindert, doch hat der Landschaftsausschnitt entlang des Rheins insgesamt den Charakter einer Auenland- schaft mit Hart- und Weichholzwäldern, Grünland, Obstwiesen und charakteristischen Einzel- bäumen (Baumweiden, Kopfweiden und Eichen) bewahrt.

Eine Besonderheit des Landschaftsausschnittes westlich des Ortes ist seine Lage abseits von Verkehrsstraßen. Dieser Teil des Gemeindegebietes gehört zu einem 'Unzerschnittenen Raum' mit einer Gesamtgröße von > als 100 km2. Unzerschnittene Flächen in dieser Größe gibt es in Hessen nur drei, und zwar in der Nördlichen Oberrheinniederung, im Taunus und im Naturraum Kellerwald. Die drei Flächen zusammen umfassen 1,6 % der hessischen Landesfläche (Stand 2002, HLUG 2005a).

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4.3.1 Geopark Bergstraße-Odenwald

Der Geopark Bergstraße-Odenwald erstreckt sich auf einer Fläche von 3.200 km2 zwischen Rhein, Main und Neckar. Im Oktober 2002 wurde dem Geopark das internationale Prädikat 'Europäischer Geopark' verliehen. 2004 wurde er in das 'Global Network of Geoparks' der UNESCO aufgenommen. Damit verpflichten sich die Mitglieder des Geoparks, zu denen die Gemeinde Biebesheim am Rhein gehört, zum Erhalt des erdgeschichtlichen Erbes, zur Bildung, Kommunikation und Information sowie zur Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. Vom Hessischen Ried im Westen über den Kristallinen Odenwald im Zentrum bis zum Buntsand- stein-Odenwald mit seinem Übergang zum Bauland im Osten bietet die Region vielfältige Mög- lichkeiten, Einblick in die Erdgeschichte zu nehmen. Zahlreiche vom Geopark angebotene Ver- anstaltungen verbinden Information mit Landschaftserleben.

4.3.2 Beeinträchtigungen der Erholungseignung

Beeinträchtigungen der Erholungseignung gehen im Gemeindegebiet von den größeren Stra- ßen und von der Bahnlinie aus. Sie führen zu einer Zerschneidung der Landschaft sowie zu akustischen Störungen. Weitere linienhafte Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind die das Gemeindegebiet durchziehenden Hochspannungsleitungen.

Diese Beeinträchtigungen konzentrieren sich auf den östlichen Teil des Gemeindegebietes, der für die landschaftsgebundene Erholung von geringerer Bedeutung ist.

Die Eignung des Rheins als Badegewässer war jahrelang durch Gewässerverschmutzung stark beeinträchtigt bzw. nicht mehr gegeben. Inzwischen wird wieder vereinzelt im Rhein gebadet. Geblieben ist die aufgrund von Uferverbau überwiegend abweisende Uferstruktur des Rheins.

4.3.3 Konflikte zwischen verschiedenen Erholungsnutzungen

Konflikte zwischen verschiedenen Erholungsnutzungen treten im Gemeindegebiet am Rhein, am Wechselsee, durch schnelles Fahren auf dem Neuen Weg sowie im Bereich der Motocross- Anlage auf. Sie werden durch Lärm und durch Müll verursacht, der von Badegästen zurückge- lassen wird. Lärm und Müllablagerungen in der Landschaft stehen in Konflikt mit dem Land- schaftsgenuss, der insbesondere von Spaziergängern und von Radfahrern in der Landschaft gesucht wird. Der Verringerung des Konfliktes im Zusammenhang mit der Motocross-Anlage dient eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Verein, der das Gelände nutzt, hin- sichtlich zeitlicher Nutzungsbeschränkungen.

4.3.4 Beeinträchtigungen von Arten und Lebensgemeinschaften durch Erholung

Gegenstand der Naturschutzgesetze von Bund und Ländern sind sowohl der Erholungswert der Landschaft als auch seine Tier- und Pflanzenwelt. Nutzungskonflikte zwischen diesen beiden Anforderungen an die Landschaft sind in Biebesheim besonders ausgeprägt.

Biebesheim befindet sich in einer dicht besiedelten Region, in der ein großer Bedarf an land- schaftsgebundenen Erholungsmöglichkeiten besteht. Zugleich bietet das Gemeindegebiet mit dem Rhein und mit Abbaugewässern zum Angeln und für den Wassersport gut geeignete Berei- che, die aktuell, zumindest aber potenziell auch für Arten und Lebensgemeinschaften bedeut- sam sind. Hieraus ergeben sich Konflikte zwischen den Belangen der landschaftsgebundenen Erholung und den Belangen des Naturschutzes.

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Von den Beeinträchtigungen durch Erholungsnutzungen ist vor allem das Landschaftsschutzge- biet 'Hessische Rheinuferlandschaft' betroffen. Im Naturschutzgebiet 'Kühkopf-Knoblochsaue' wurden (innerhalb des Gemeindegebietes) keine Störungen beobachtet und auch in die sensi- bleren Bereiche 'Schmalwert' und 'Große Bütt' sind nur randlich bzw. aus größerer Entfernung von Erholungsnutzungen (Radwege, Motocross-Anlage) betroffen. Der geplante Geopfad Süd (s. Karte 5, Stand März 2008) verläuft nah am Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue. Je nach Frequentierung kann er zu einer Zunahme von Störungen des Gebietes führen.

Foto 6

Strand am Rhein

5. Flächen und Objekte mit rechtlichen Bindungen

Rechtliche Bindungen auf der Basis des Bundesnaturschutzgesetzes sind zum einen die Flä- chen- und Objektschutzkategorien und zum anderen die im Rahmen der Eingriffsregelung und der Bauleitplanung festgesetzten Kompensationsflächen.

Im Gemeindegebiet vorhandene Schutzkategorien nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Naturdenkmale und gemäß § 30 BNatSchG Besonders geschützte Biotope. Die Gebiete und Objekte werden nachrichtlich im Flächennut- zungsplan dargestellt. Auf die Besonders geschützten Biotope wird in Kap. 4.2.4.2 einge- gangen.

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5.1 Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiete (NSG) werden von der oberen Naturschutzbehörde durch Rechtsverord- nung ausgewiesen. NSG werden

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten,

2. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder

3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit. unter Schutz gestellt (§ 23 BNatSchG). Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädi- gung oder Veränderung des Naturschutzgebiets oder seiner Bestandteile oder zu einer nach- haltigen Störung führen können, sind nach Maßgabe näherer Bestimmungen verboten. Hierzu gehört üblicherweise z.B. das Beseitigen, Beschädigen oder Verändern von Pflanzen- und Tier- lebensräumen, das Verändern des Wasserhaushaltes, das Betreten außerhalb von Wegen sowie Störungen des NSG durch Lärm und Erholungsnutzungen. Die Verbote und Gebote sind im Einzelnen in der jeweiligen Schutzgebietsverordnung geregelt.

In Biebesheim gibt zwei Naturschutzgebiete. Bei den rechtskräftig geschützten Gebieten han- delt es sich um das Naturschutzgebiet 'Kühkopf-Knoblochsaue' und das Naturschutzgebiet 'Schmalwert von Biebesheim'.

NSG 'Kühkopf-Knoblochsaue'

Das Naturschutzgebiet ist mit einer Gesamtgröße von ca. 2.369 ha das größte Naturschutzge- biet Hessens. Es umfasst die Rheininsel Kühkopf, den Stockstadt-Erfelder Altrhein, eine Uferzo- ne südlich des Altrheins, die Knoblochsaue und den Schusterwörther Altrhein. 90 ha des Schutzgebietes liegen auf Biebesheimer Gemeindegebiet.

Zweck der Unterschutzstellung ist das Rheinauenökosystem für auentypische Pflanzen- und Tiergemeinschaften und deren Lebensstätten sowie aus wissenschaftlichen und naturgeschicht- lichen Gründen und wegen der besonderen Eigenart und herausragenden Schönheit zu erhal- ten. Der Schutz gilt insbesondere den typischen Auenlebensräumen wie Auwald, Grünland, Hochstaudenfluren, Röhrichten, Seggenriedern und Wasserpflanzengesellschaften. Schutz- und Pflegeziel sind die Begründung und naturnahe Weiterentwicklung der Auwälder, eine exten- sive Nutzung des Grünlandes, die Sicherung von möglichst ungestörten Vogelrast- und Über- winterungsgebieten sowie eine Förderung der natürlichen Auenverhältnisse und die Gewähr- leistung überwiegend ungestörter natürlicher Entwicklungsprozesse (§ 2 der Schutzgebietsver- ordnung vom 17.04.1998).

Innerhalb des Schutzgebietes ist es u.a. untersagt, bauliche Anlagen zu errichten, Gewässer zu verändern, das Gebiet außerhalb gekennzeichneter Wege zu betreten, mit Wasserfahrzeugen aller Art die Altarme zu befahren, mit motorgetriebenen Fahrzeugen auf dem Stockstadt-Erfel- der Althrein zu fahren und mit Wasserfahrzeugen aller Art außerhalb genehmigter Liegeplätze zu ankern oder anzulanden, Grünland umzubrechen oder Pflanzenschutzmittel anzuwenden.

NSG 'Schmalwert von Biebesheim'

Die Tieflandwiesen einer ehemaligen Rheinschlinge nordwestlich von Biebesheim sollen in dem 36,95 ha großen Naturschutzgebiet als Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, insbesondere als Brut- und Nahrungs- und Rastbiotop für zum Teil bestandsbedrohte Vogelar- ten erhalten und durch Entwicklungsmaßnahmen, vor allem die Erhöhung des Grünlandantei-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 61

les, langfristig gesichert werden (§ 3 der Schutzgebietsverordnung vom 17. September 1990).

In dem Gebiet ist es u.a. untersagt, bauliche Anlagen zu errichten, Gewässer zu verändern, Bäume und Sträucher zu entfernen, das Gebiet außerhalb von Wegen zu betreten, zu reiten, zu lagern oder zu zelten, Grünland umzubrechen, Pflanzenschutzmittel auszubringen und Hunde frei laufen zu lassen.

5.2 Landschaftsschutzgebiete

Landschaftsschutzgebiete (LSG) werden von der oberen Naturschutzbehörde durch Rechtsver- ordnung ausgewiesen. Die rechtliche Grundlage ist § 26 BNatSchG, danach werden LSG

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten,

2. wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder

3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung ausgewiegen. Im Gemeindegebiet befindet sich ein Teil des Landschaftsschutzgebietes 'Hessi- sche Rheinuferlandschaft' (Verordnung vom 21. März 1978). Die Gesamtgröße des Gebietes beträgt ca. 2.800 ha. Es setzt sich aus vier Teilgebieten zusammen. In dem Landschaftsschutz- gebiet sind Änderungen, die die Natur schädigen, den Naturgenuss beeinträchtigen oder das Landschaftsbild verunstalten, verboten. Genehmigungspflichtig sind u. a. bauliche Anlagen, das Beschädigen von Teichen, Tümpeln und Sumpfwiesen sowie das Einbringen von nicht heimi- schen Gehölzen. Von den Vorschriften der Verordnung unberührt bleiben z.B. die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Jagd und Fischerei.

5.3 Naturdenkmale

Naturdenkmale (ND) gemäß § 28 BNatSchG werden von der unteren Naturschutzbehörde durch Rechtsverordnung ausgewiesen. Naturdenkmäler sind rechtsverbindlich geschützte Ein- zelschöpfungen der Natur oder entsprechende Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz

1. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder

2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist. In Biebesheim gibt es 14 Bäume, die als Naturdenkmale ausgewiesen wurden. Es handelt sich um

. 7 Eichen im Bereich Heegstücksee

. 6 Eichen im Bereich der Allmen-Teiche

. 1 Eibe in der Kirchstraße 19.

Bei den Eichen handelt es sich um etwa 200 bzw. 230 Jahre alte Relikte der ehemaligen Hart- holzauenwälder des Rheins (schrftl. Mitteilung der UNB über den Stand der Ausweisung am 28. Februar 2006).

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5.4 Flora-Fauna-Habitatrichtlinie und Vogelschutzrichtlinie

Die Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie) aus dem Jahr 1992 (Richtlinie 92/43 EWG) ist ein europäisches Rahmengesetz, das dem Aufbau des europaweiten kohärenten ökologischen Schutzgebietssystems 'NATURA 2000' dienen soll. In der Richtlinie werden Lebensraumtypen benannt, die das Schutzgebietssystem aufbauen sollen. Die FFH-Richtlinie nimmt darüber hin- aus Bezug auf die Vogelschutzrichtlinie (VRL) und fordert ein Schutzgebietssystem, das sich aus

. Besonderen Schutzgebieten, die zum Schutz der Vogelarten und Unterarten des Anhangs I der VRL und der wandernden Vogelarten sowie

. FFH-Gebieten zusammensetzt (Bundesamt für Naturschutz 1998).

Vogelschutzrichtlinie

Die Richtlinie des Rates der EU vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) betrifft die Erhaltung sämtlicher wildlebender Vogelarten, die im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten heimisch sind (Artikel 1). Danach haben die Mitgliedstaaten für alle diese Vogelarten eine ausreichende Flächengröße der Lebensräume zu erhalten oder wieder herzustellen (Artikel 3).

Konkrete Schutzgebietsempfehlungen ergeben sich aus Artikel 4 (1) für Vogelarten des Anhanges I der Vogelschutzrichtlinie, wobei für diese in der Regel besonders bedrohten Arten die “zahlen- und flächen- mäßig geeignetsten Gebiete” zu Schutzgebieten zu erklären sind. Außerdem bestehe nach Artikel 4 (2) auch für alle nicht im Anhang I aufgeführten, regelmäßigen Zugvogelarten die Verpflichtung hinsichtlich ihrer Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie der Rastplätze in ihren Wanderungsge- bieten entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (vom 30. April 1998) wurde die FFH-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. Die Bundesländer haben danach geeignete Gebiete auszuwählen und an das für den Naturschutz zuständige Bundesministerium zu melden. Die nach einem Abstimmungsprozess zwischen den Bundesministerien ausgewähl- ten Gebiete werden der Europäischen Kommission vom Bundesumweltministerium benannt. Das Bundesumweltministerium macht abschließend die Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeu- tung bekannt.

Im Anhang II der FFH-Richtlinie werden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Inter- esse benannt, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Diese Schutzgebiete sollen der Ergänzung der Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse dienen.

In einem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung sind alle Vorhaben, Maßnahmen, Verände- rungen oder Störungen, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen führen können, unzulässig.

Neben den Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie, für deren Erhaltung besondere Schutzge- biete ausgewiesen werden müssen, werden im Anhang IV 'Streng zu schützende' Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse genannt.

Das Land Hessen hat innerhalb des Planungsraumes zwei Gebiete als FFH- bzw. Vogelschutz- gebiete gemeldet. Die Verordnung für die NATURA 2000-Gebiete ist am 07. März 2008 in Kraft getreten.

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Gebiet-Nr. Flä- Gebietscharakter/Schutzgrund Sonstiger Schutz- und Name cheha status

VS-Gebiet 6.236 Stromtallandschaft mit Altwasserarmen, naturnaher Vege- 100 % Überschnei- tation mit Auenwäldern, Auenwiesen, Großseggenriedern, dung mit NSG 'Küh- 6116-450 Röhrichten, Schlammfluren, Kopfweiden sowie intensiv kopf-Knoblochsaue' 'Hessisches bewirtschafteten Grünland- und Ackerflächen und dem NSG Ried mit 'Schmalwert von Kühkopf- Überregionale Bedeutung als Brut-, Nahrungs-, Rast- und Biebesheim' Knobloch- Überwinterungsgebiet für Vogelarten saue' 100 % Überschnei- Alte Kulturlandschaft, heute bestimmt von intensiver landw. dung mit FFH-Ge- Nutzung sowie Sand- und Kiesabbau biet 6116-350 'Küh- kopf-Knoblochsaue' Entwicklungsziel: Erhaltung der Auenwälder und Auenwie- sen, Sicherung der Überflutungsdynamik, extensive Nut- zung des Grünlandes, Schutz der Habitate der Arten der VS-RL

FFH-Gebiet 2.369 Stromtallandschaft mit Altwasserarmen, naturnaher 100 % Überschnei- Ufervegetation und Auenwäldern, Feuchtwiesen, Großseg- dung mit NSG 'Küh- 6116-350 genriedern, Röhrichten (ca. 200 ha), Kopfweiden (ca. 280 kopf-Knoblochsaue' 'Kühkopf- ha) Kno- 100 % Überschnei- blochsaue' Vorkommen seltener und gefährdeter Tier und Pflanzenar- dung mit VS-Gebiet ten bzw. –gesellschaften, überregionale Bedeutung als 6116-450 'Hess. Brut-, Nahrungs- und Rastplatz für Vögel, alte Kulturland- Ried mit Kühkopf- schaft Knoblochsaue'

Gefährdungen: Wasserverschmutzung, Besucherverkehr, Anpflanzungen standortfremder Gehölze

Entwicklungsziele: Schutz und Erhalt der Auenwälder durch Sicherung der Überflutungsdynamik, extensive Nut- zung des Grünlandes, Schutz der Habitate der Arten der VS-RL/ FFH-RL

Tabelle 13 Kurzcharakteristik der im Gemeindegebiet vorhandenen NATURA 2000-Gebiete

Im Gemeindegebiet ist das Vorkommen von Pflanzenarten der Anhänge II und IV nicht bekannt. Die bekannten Vorkommen von Tierarten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie und des Anhanges I der Vogelschutzrichtlinie gehen aus nachfolgender Tabelle hervor.

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Tierart Lebensraum Anhang Blaukehlchen Große Bütt, Schmalwert, Kühkopf I VS-RL Grauspecht Obstwiesen, Kühkopf I VS-RL Groppe Rhein II FFH-RL Kammmolch in geeigneten Gewässern (Zettl mdl. 2006) II FFH-RL Lachs Rhein II FFH-RL Kreuzkröte Große Bütt, Rheinaue IV FFH-RL Meerneunauge Rhein II FFH-RL Mittelspecht Eichenbestände I VS-RL Moorfrosch Große Bütt IV FFH-RL Neuntöter Große Bütt, Schmalwert, Kühkopf I VS-RL Rapfen Rhein II FFH-RL Rohrweihe Große Bütt, Schmalwert I VS-RL Rotmilan Kühkopf I VS-RL Schlammpeitzger Rhein II FFH-RL Schwarzmilan Große Bütt, Kühkopf I VS-RL Schwarzspecht Wälder I VS-RL Steinbeißer Rhein II FFH-RL Wechselkröte Große Bütt, Altrhein IV FFH-RL Weißstorch Agrarlandschaft I VS-RL Zauneidechse u.a. Schmalwert und Rheindeiche IV FFH-RL Zwergfledermaus Rheinaue einschließlich Kühkopf IV FFH-RL Tabelle 14 Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse und streng geschützte Arten (Anhänge II und IV der FFH-RL und Brutvögel Anhang I der Vogelschutzrichtlinie) in Biebesheim

5.5 Ersatzflächen im Rahmen der Eingriffsregelung und der Bauleitpla- nung

Im Rahmen der Aufstellung von Bebauungsplänen, von Planfeststellungsverfahren und sonsti- gen mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbundenen Vorhaben, erfolgt die Festsetzung von Flächen, auf denen Ersatzmaßnahmen durchzuführen sind. Sie werden nachrichtlich im Flä- chennutzungsplan dargestellt

Ebenfalls als rechtliche Bindungsflächen dargestellt werden Flächen, auf denen mit Mitteln der Ausgleichsabgabe sowie für das Ökokonto Biotopentwicklungsmaßnahmen durchgeführt wor- den sind. Die Daten wurden im Juni 2007 von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Groß-Gerau übermittelt.

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5.6 Förderflächen nach dem Hessischen integrierten Agrarumweltprogramm (HIAP)

HIAP ersetzt seit 2007 das Programm HELP. Bestehende HELP-Verträge laufen weiter. Alle Verträge in der Gemeinde Biebesheim haben eine extensive Grünlandnutzung zum Ziel (keine Düngung, Mahd ab dem 15. Juni und teilweise kein Walzen und Schleppen nach dem 15. März). HIAP-Verträge gibt es für Ackerland (z.B. Anlage von Blühflächen und Schonstreifen, 5- jährige Verpflichtung auf Einzelflächen bezogen), Grünland (z.B. extensive Mahd- und Weide- verfahren, 5-jährige Verpflichtung), Besondere Lebensräume und Habitate (z.B. Trockenrasen, 1-jährige Verpflichtungen auf Einzelflächen bezogen), Ökologische Landwirtschaft (gesamtbe- triebliche Verpflichtung) und Weinbau. Kriterien für die Flächenauswahl sind die Gebietskulis- sen, die im Rahmen des Regionalen Agrarumweltkonzeptes gebildet werden.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 66

6. Planungs- und Maßnahmenteil

6.1 Entwicklungsgrundsätze

Abgeleitet von den überörtlichen Planungsgrundsätzen und -zielen geht die planerische Kon- zeption vorrangig von dem Ziel aus, die Standortvorzüge der Gemeinde Biebesheim am Rhein innerhalb des Rhein-Main-Gebietes für die Sicherung des Ortes als Wohn- und Gewerbestand- ort zu wahren und zu verbessern. Neben der infrastrukturellen Lagegunst gehört die unmittelba- re Nachbarschaft zum überregional bedeutsamen Erholungsgebiet 'Rheinniederung' zu den Standortvorzügen der Gemeinde. Diese Vorzüge gilt es, durch geeignete Maßnahmen und Kon- zepte zu sichern und zu verbessern. Zugleich ist die Lage der Gemeinde am Rhein mit einer besonderen Verantwortung für den Schutz, die Pflege und die Entwicklung des Rheinauenöko- systems verbunden.

Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:

● Um die örtliche Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen, ist im Ortskern die Ange- botsdichte an Einrichtungen für den täglichen Bedarf zu erhalten.

● Die Attraktivität als Wohnort mit engen Beziehungen zum Rhein-Main- und Rhein- Neckar-Raum ist weiter zu entwickeln.

● Ausreichende Gewerbeflächen zur Entwicklung und Sicherung von Arbeitsplätzen für die Gemeinde und das Umland sind zu entwickeln. In der verbindlichen Bauleitplanung sind Konzepte zur Folgenutzung von Gewerbebrachen zu erarbeiten.

● Die Entwicklung der innerörtlichen Grünzüge mit ihren positiven Wirkungen auf das Ortsklima, die Sicherung und Entwicklung der Qualitäten der ortsnahen Freizeit- und Erholungsgebiete sowie die Entwicklung der naturräumlichen Eigenart der umgebenden Landschaft werden weiterverfolgt.

● Fortsetzen der Maßnahmen zur städtebaulichen Erneuerung mit Mitteln aus dem Lan- desprogramm 'Einfache Stadterneuerung' in das Biebesheim im Jahr 2004 aufgenom- men wurde

● Umsetzung des landschaftsplanerischen Leitbildes:

In landschaftsplanerischen Leitbildern wird der aus Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege angestrebte Zustand beschrieben, der in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen von 10 - 20 Jahren umsetzbar sein sollte.

Basis für die Leitbilder sind die in Kap. 3.2 genannten Naturräume sowie der Siedlungsraum. Für die drei Teilräume wird nachfolgend jeweils der angestrebte Charakter mit den zu bewahrenden und zu entwickelnden Qualitäten beschrieben.

Siedlungsraum und Ortsränder

Die Ortslage Biebesheim bleibt auch in Zukunft in ähnlicher Art und Weise wie im Jahr 2006 (s. Bestandskarte) konturiert und grenzt sich deutlich von der umgebenden Landschaft ab. Wo immer möglich bleiben öffentliche Grünflächen und extensive landwirtschaftliche Nutzungsformen sowie Gehölzstrukturen in Ortsrandbereichen erhalten bzw. werden entwickelt. Strukturreiche Ortsränder bilden einen gut erreichbaren attraktiven Übergang zwischen Siedlungsraum und Landschaft.

Die innerörtliche Durchgrünung mit Straßenbäumen und Plätzen wird von den bereits vorhandenen Grünflächen aus zu den Ortsrändern hin weiterentwickelt. Es entstehen angenehme innerörtliche Wegeverbindungen mit Anbindung an die umgebende

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Landschaft. Im Bereich vorhandener und zu entwickelnder Gewerbeflächen werden bestehende Möglichkeiten zur Verbesserung der Durchgrünung und Einbindung in die Landschaft genutzt.

Offenlandschaft und Wald - Nördliche Oberrheinniederung

Der durch Niederungsbereiche geprägte Landschaftscharakter wird durch den Erhalt und die Entwicklung von extensiv genutztem Grünland (z.B. Stromtalwiesen), Obstwiesen, Röhrichten, Weidengebüschen und Kopfweidenbeständen, naturnahen (Au-)Wäldern und landschaftsgerechten Einzelgehölzen gestärkt. Landschaftsausschnitte mit offenem Landschaftscharakter bleiben dabei erhalten, um die Erlebbarkeit der Kulturlandschaft zu gewährleisten und um eine Wiederansiedlung von Arten der Auen-Kulturlandschaft, z.B. von Wiesenvögeln (Kiebitze u.a.) zu ermöglichen.

Für Arten und Lebensgemeinschaften wertvolle Bereiche in den Rheinauen vor dem Winterdeich werden mit wertvollen Flächen hinter dem Winterdeich durch Biotopentwicklungsmaßnahmen (z.B. Grünland, Röhricht, Wälder) verbunden.

Ein attraktiver Fernradweg ermöglicht ein Erleben der Landschaft. Lenkungsmaßnahmen sorgen dafür, dass Erholungsnutzungen sich in attraktiven Landschaftsausschnitten konzentrieren, so dass ruhige Landschaftsteile, insbesondere in der Rheinaue im Nahbereich des NSG bzw. des FFH-Gebietes Kühkopf- Knoblochsaue, erhalten bleiben.

Offenland - Hessische Rheinebene

Vorhandene Ansätze für eine Strukturierung der Landschaft, insbesondere im Bereich des Fanggrabens, werden weiterentwickelt. So entsteht ein lockeres Netz von Lebensräumen, das zugleich einen Biotopverbund und landschaftliche Qualität gewährleistet.

Die landwirtschaftliche Nutzungsstruktur ist kleinteilig ausgeprägt und bietet den Tieren der Agrarlandschaft (z.B. Feldhase, Rebhuhn, Feldlerche, Schafstelze, Grauammer) einen Lebensraum.

Radwegeverbindungen werden durch Gehölzpflanzungen aufgewertet und tragen zu einer Verbesserung des Biotopverbundes bei.

Boden- und Wasserhaushalt

Die Bodennutzung findet in einer Art und Weise statt, die die Bodenfruchtbarkeit dauerhaft erhält und fördert. Einträge von Düngemitteln, Pestiziden und sonstigen potenziell schädigenden Stoffen in das Grundwasser und in die Luft werden durch sachgemäßen Umgang soweit als möglich vermieden.

Die im Flächennutzungsplan dargestellten landschaftsplanerischen Maßnahmen können von den verschiedenen im Gemeindegebiet tätigen Personen und Institutionen im Rahmen ihrer Zuständigkeit bzw. ihres Flächenzugriffs und ihrer Finanzierungsmöglichkeiten umgesetzt werden.

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6.2 Schutz-, Pflege und Entwicklung der Potenziale Boden, Wasser, Klima/Luft

6.2.1 Bodenpotenzial

Sicherung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit

Die Böden im Gemeindegebiet sind großflächig für die landwirtschaftliche Produktion von besonderer Bedeutung. Die langfristige Sicherung von Böden mit guter Eignung für Ackerbau für eine Produktion von Nahrungsmitteln ist daher ein Planungsziel.

Maßnahmen

Laut Bundes-Bodenschutzgesetzes haben Grundstückseigentümer und -nutzer eine rechtlich verbindliche Vorsorgepflicht gegenüber schädlichen Bodenveränderungen. Im § 17 des Bun- des-Bodenschutzgesetzes ist näher ausgeführt, wie der Vorsorgepflicht Rechnung zu tragen ist:

Bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung wird die Vorsorgepflicht durch die 'gute fachliche Praxis' erfüllt. Grundsätze der guten fachlichen Praxis sind insbesondere:

● eine standortgemäße Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterungsverhält- nisse

● ein Erhalt oder eine Verbesserung der Bodenstruktur

● eine Vermeidung von Bodenverdichtungen

● eine Vermeidung von Bodenerosion

● ein Erhalt von Hecken, Feldgehölzen und anderen Landschaftsbestandteilen

● ein Erhalt oder eine Förderung der biologischen Bodenaktivität durch entsprechende Fruchtfolgen

● ein Erhalt des standorttypischen Humusgehaltes.

Im § 5 BNatSchG wurden die Anforderungen an die landwirtschaftlichen Nutzung folgenderma- ßen formuliert:

Es sind neben den Anforderungen, die sich aus den für die Landwirtschaft geltenden Vorschriften und aus § 17 Absatz 2 des Bundes-Bodenschutzgesetzes ergeben, insbesondere die folgenden Grundsätze der guten fachlichen Praxis zu beachten:

1. die Bewirtschaftung muss standortangepasst erfolgen und die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit und langfristige Nutzbarkeit der Flächen muss gewährleistet werden;

2. die natürliche Ausstattung der Nutzfläche (Boden, Wasser, Flora, Fauna) darf nicht über das zur Erzielung eines nachhaltigen Ertrages erforderliche Maß hinaus beeinträchtigt werden;

3. die zur Vernetzung von Biotopen erforderlichen Landschaftselemente sind zu erhalten und nach Möglichkeit zu vermehren;

4. die Tierhaltung hat in einem ausgewogenen Verhältnis zum Pflanzenbau zu stehen und schädliche Umweltauswirkungen sind zu vermeiden;

5. auf erosionsgefährdeten Hängen, in Überschwemmungsgebieten, auf Standorten mit hohem Grundwasserstand sowie auf Moorstandorten ist ein Grünlandumbruch zu unterlassen;

6. die Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hat nach Maßgabe des landwirtschaftlichen Fachrechts zu erfolgen; eine Dokumentation über den Einsatz von Dünge-

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und Pflanzenschutzmitteln ist nach Maßgabe des § 7 der Düngeverordnung ... und § 6 Absatz 4 des Pflanzenschutzgesetzes ... zu führen.

Umsetzung

Die Grundsätze sollen den Landwirten durch die nach Landesrecht zuständigen Beratungsstel- len vermittelt werden. Im Bereich der Wälder ist der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ein Ziel, das von den in der Forstwirtschaft Tätigen vor allem beim Maschineneinsatz auf nassem Boden zu beachten ist.

Vermeidung von unnötigen Versiegelungen

'Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen ... soweit wie möglich vermieden werden.' So weit ein Auszug aus § 1 des Bundesbodenschutzge- setzes. Im Regionalplan 2000 wird betont, dass Versiegelung, Abtrag und Zerstörung von Böden vermieden oder auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt werden sollen. Im Zusammenhang mit dem Thema Versiegelung bedeutet dies, dass zu prüfen ist, wie Bodenver- siegelungen auf ein Mindestmaß zu beschränken und wo Entsiegelungen möglich sind.

Maßnahmen

Das Ziel, unnötige Versiegelungen zu vermeiden, kann z.B. im Zusammenhang mit Straßen- und Wegebau oder im Zusammenhang mit der künftigen baulichen Entwicklung im Gemeinde- gebiet umgesetzt werden, indem z.B. flächensparendes Bauen in den Bebauungsplänen festge- setzt wird. Hierbei sind allerdings das genannte Ziel und eine sozial, optisch und klimatisch wünschenswerte Ortsdurchgrünung miteinander in Einklang zu bringen. Im privaten und im öffentlichen Bereich besteht ein Potenzial für Entsiegelungen (z.B. Innenhöfe, Schulhöfe, Stell- plätze).

Umsetzung

Möglichkeiten der Vermeidung von Versiegelungen sind:

● Staffelung der Abwassergebühren nach dem Versiegelungsanteil der Grundstücke

● Nutzung von Baulücken vor weiterer Baulanderschließung

● Um- und Wiedernutzung von Gebäuden

● Festsetzungen in Bebauungsplänen

● Festsetzung von Entsiegelungsmaßnahmen als Kompensation im Rahmen der Eingriffs- regelung

● Information und Beratung durch das für den Umweltschutz zuständige Ministerium, durch den Landkreis und durch die Gemeinde

● Aufgreifen der Thematik im Rahmen eines Agenda-Projektes.

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Erhalt und Nutzung des Biotopentwicklungspotenzials der Böden

Im Planungsraum kommen im Naturraum Nördliche Oberrheinniederung großflächig Standorte mit besonderem Biotopentwicklungspotenzial vor. Es handelt sich dabei vor allem um Stand- orte, die sich aufgrund ihres Wasserhaushaltes für die Entwicklung von Biotopen mit Bindung an einen höheren Wasserstand eignen. Im Regionalplan 2000 wird im Kapitel Bodenschutz aus- geführt, dass naturnah belassene Böden und extensive Bodennutzungen erhalten und gesichert werden sollen.

Maßnahmen

Im Planungsraum sollten die wassergeprägten Böden mit hohem Biotopentwicklungspotenzial vor nachhaltigen Bodenveränderungen durch Entwässerung bewahrt werden. Biotopentwick- lungsmaßnahmen sollten vorrangig in die Bereiche mit vorhandenem Biotopentwicklungspoten- zial gelenkt werden.

Umsetzung

● Verzicht auf Drainage von Feuchtstandorten

● Nutzungsextensivierung in Niederungsbereichen

● Einbindung der Standorte mit besonderem Biotopentwicklungspotenzial in das Biotop- verbundsystem.

Verringerung der Erosion von Böden durch Wasser

Im Planungsraum sind Erosionserscheinungen im Zusammenhang mit Überschwemmungen relevant.

Maßnahmen

Maßnahmen zum Schutz vor Erosion durch Überschwemmungen zielen darauf ab, den Boden möglichst ganzjährig mit einer Vegetationsschicht zu bedecken, damit die Pflanzenwurzeln den Boden festhalten. Auch eine Förderung des Bodenlebens wirkt der Erosion entgegen. Wün- schenswert in Überschwemmungsgebieten ist Grünlandnutzung oder Wald. Maßnahmen im Rahmen des Ackerbaus sind z.B. Zwischenfruchtanbau, Untersaaten, Wintersaaten, Schutz- streifenanbau, reduzierte Bodenbearbeitung, Erhalt bzw. Wiederherstellung der bewachsenen Feldraine.

Umsetzung

● Beachtung im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung

● Biotopentwicklungsmaßnahmen inkl. Aufforstungen

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6.2.2 Wasserpotenzial

Schutz der Grundwasserqualität

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (2000), die in nationales Recht übernommen wurde, sieht vor, dass eine Verschlechterung des Zustands aller Grundwasserkörper verhindert wird und dass die Mitgliedstaaten alle Grundwasserkörper schützen, verbessern und sanieren und ein Gleichgewicht zwischen Grundwasserentnahme und -neubildung garantieren, mit dem Ziel, möglichst 15 Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie einen guten Zustand des Grundwassers zu erreichen. Die das Grundwasser betreffenden Inhalte der Wasserrahmenrichtlinie wurden durch die am 16. Januar 2007 in Kraft getretene Europäische Grundwasserichtlinie ergänzt (RICHTLI- NIE 2006/118/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 12. Dezember 2006 zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung und Verschlechterung).

Maßnahmen

Ein achtsamer Umgang mit wasserschädigenden Stoffen, wie Ölen, Pestiziden und Düngemit- teln ist bei gewerblicher, gärtnerischer, land- und forstwirtschaftlicher Nutzung erforderlich. In Wäldern sollte auf eine Bodendüngung verzichtet werden. Bei der Nutzung und Pflege von Gär- ten und öffentlichen Anlagen sollte soweit als möglich auf den Einsatz von Pestiziden, insbeson- dere von Unkrautvernichtungsmitteln verzichtet werden.

Möglichkeiten, die Stickstoffdüngung dem tatsächlichen Pflanzenbedarf anzupassen, und so Nitrateinträge in das Grundwasser zu vermeiden, sollten ausgeschöpft werden. Beispiele sind die Führung von Düngeaufzeichnungen in Schlagkarteien, die Bestimmung von Reststickstoff- mengen im Boden vor der Düngung, die Gabe mehrerer kleinerer Stickstoffmengen und die Beachtung der Gülleverordnung. Gartenbesitzer sollten, z.B. durch die Gartenbauvereine, über standortangepasste Düngemethoden informiert werden. Pflanzenschutzmittel sollten in der Land- und Forstwirtschaft nur bei unabweisbarem Bedarf sparsam und sachgerecht verwandt werden.

Umsetzung

Für die Umsetzung der genannten Maßnahmen ist in erster Linie die Landwirtschaft zuständig, aber auch Bürger und die Gemeinde können dazu beitragen, durch den achtsamen Umgang mit wassergefährdenden Stoffen bzw. durch den Verzicht auf deren Nutzung, das Grundwasser zu schützen.

Schutz und Entwicklung der Fließgewässer und Auen / Hochwasserschutz

Fluss- und Bachauen kommt für den Hochwasserschutz im besiedelten Bereich eine hohe Bedeutung zu.

Maßnahmen

● Erhalt und Entwicklung der Fließgewässer-Auen als Hochwasserretentionsräume mit vorherrschender Grünland- und Waldnutzung zur Vermeidung von Oberbodenverlusten und Gewässerverunreinigungen

● Gewässer- bzw. Grabenverrohrungen sollten vermieden werden. Möglichkeiten der Gewässerrenaturierung, der Verbesserung der Gewässerdurchgängigkeit und der Auf- hebung von Verrohrungen sollten geprüft werden

● nicht naturnah ausgebaute natürliche Gewässer sollen so weit wie möglich wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt werden, wenn überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen (§ 6 Abs. 2 WHG).

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● keine zusätzliche Bodenversiegelung in Auebereichen, damit Überschwemmungswasser versickern kann

● keine Verwendung und Lagerung wassergefährdender Stoffe

● Beachtung von § 38 Abs. 4 WHG zum Schutz von Uferbereichen entlang von Fließge- wässern und Gräben. Im Gewässerrandstreifen mit einer Breite von 5 m im Außenbe- reich sind verboten: 1. die Umwandlung von Grünland in Ackerland, 2. das Entfernen von standortgerechten Bäumen und Sträuchern, ausgenommen die Ent- nahme im Rahmen einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft, sowie das Neuanpflanzen von nicht standortgerechten Bäumen und Sträuchern, 3. der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, ausgenommen die Anwendung von Pflanzen- schutzmitteln und Düngemitteln, soweit durch Landesrecht nichts anderes bestimmt ist, und der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in und im Zusammenhang mit zugelassenen Anlagen, 4. die nicht nur zeitweise Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern können oder die fortgeschwemmt werden können. Umsetzung

● Beachtung der Vorschriften für Überschwemmungsgebiete und Uferbereiche

● Erhöhung des Grünland- und des Waldanteils in Überschwemmungsgebieten

● Nutzungsextensivierung bzw. Biotopentwicklungsmaßnahmen in Überschwemmungsge- bieten.

Sicherung und Verbesserung der Gewässergüte der Fließgewässer

Eine weitere Verbesserung der Wasserqualität der Fließgewässer sollte angestrebt werden. Hierbei stehen die Förderung der Selbstreinigungskraft der Gewässer und die Vermeidung von Einträgen über das Oberflächenwasser im Mittelpunkt.

Maßnahmen

● Förderung der Selbstreinigungskraft der Fließgewässer durch Biotopentwicklungsmaß- nahmen an ihren Ufern und in ihren Auen, z.B. örtlich Erhöhung der Beschattung durch Gehölzpflanzungen

● Förderung der Selbstreinigungskraft der Fließgewässer durch schonende Gewässerun- terhaltung und den Erhalt natürlicher Gewässerstrukturen

● Umwandlung von Ackerflächen in Grünland in Überschwemmungsbereichen

● Bedarfsgerechte Düngung auf Ackerflächen und Grünländereien sowie in Privat- und Kleingärten

● Verzicht auf die Anwendung von Pestiziden in Gärten und öffentlichen Anlagen

● Beachtung der Allgemeinen Grundsätze der Gewässerbewirtschaftung (§ 6 WHG) wonach die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Gewässer als Bestandteil des Natur- haushalts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten und zu verbessern ist

● Schutz der Uferbereiche gemäß § 38 Abs. 4 WHG (s.o.)

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Umsetzung

● Flächenankauf entlang der Fließgewässer

● Durchführung von Kompensationsmaßnahmen in Auen

● schonende Gewässerunterhaltung

● standortangepasste Nutzung durch die Landwirtschaft.

Gewässerunterhaltung

Bei der Unterhaltung ist der Erhaltung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaus- halts Rechnung zu tragen; Bild und Erholungswert der Gewässerlandschaft sind zu berücksich- tigen (§ 39 WHG).

Die Unterhaltung der Fließgewässer und Gräben sollte so schonend wie möglich und nur bei tatsächlichem Bedarf durchgeführt werden. Dazu gehört auch der Einsatz der nach dem techni- schen Stand schonendsten Geräte. Uferlinie und Gewässerboden sind zu schonen und eine einheitliche Gewässerbehandlung sollte zugunsten einer punktuellen aufgegeben werden. Wei- tere Anforderungen an eine umweltschonende Gewässerunterhaltung sind:

● Abschnittsweise Durchführung der Maßnahmen zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar eines Jahres (vgl. § 39 Abs. 5 Ziffer 2 und Ziffer 3 BNatSchG)

● Orientierung an den Lebensrhythmen der Gewässerlebewesen bei der Wahl des Unter- haltungszeitpunktes

● Erhalt von Steil- und Flachufern

● Röhrichte sollten nur gemäht oder entnommen werden, wenn sie den Abfluss erheblich behindern; geeignete Monate sind Oktober und November

● Räumungen und Entkrautungen der Gewässersohle sollten nur punktuell erfolgen

● Entfernen von Sand- und Krautbänken von Hand

● Böschungsmahden sollten wechselseitig oder abschnittsweise in einem 2 bis 5-jährigen Rhythmus ab Mitte September mit einem Balkenmäher durchgeführt werden

● Entfernung des Mähgutes aus dem Gewässer und von den Böschungen

● Räum- und Mähgut sollte mindestens eine Woche am Gewässerrand verbleiben, damit entnommene Tiere zurück in das Gewässer gelangen können

● Kein Einsatz von Grabenfräsen, schonender ist der Einsatz von Schaufelbaggern (vgl. § 39 Abs. 5 Ziffer 4 BNatSchG).

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 74

6.2.3 Klima, Luft und Lärm

Sicherung und Verbesserung der lufthygienischen Situation

Aufgrund seiner räumlichen Lage im Rhein-Main-Gebiet liegt in Biebesheim am Rhein eine gewisse lufthygienische Belastung vor. Die Luftqualität kann durch folgende landschaftsplaneri- sche Maßnahmen in positiver Weise beeinflusst werden:

Maßnahmen

● Erhalt der Waldflächen im Gemeindegebiet und Förderung ihrer Vitalität durch die Beachtung der Grundsätze naturnahen Waldbaus

● Erhöhung des Waldanteils.

Verbesserung des innerörtlichen Klimas

Das Gemeindegebiet ist klimatisch durch ein mildes Klima begünstigt. Für die hier lebenden Menschen bedeutet dieses Klima in den Sommermonaten bei fehlendem kühlen Wind eine Belastung durch Wärme und Schwüle. Der Erhalt und die Entwicklung der kaltluftproduzieren- den innerörtlichen Durchgrünung haben daher eine hohe planerische Bedeutung.

Maßnahmen

● Erhalt innerörtlicher Klein- und Privatgärten sowie der öffentlichen Grünanlagen

● innerörtliche Entsiegelungs- und Pflanzmaßnahmen im öffentlichen und privaten Bereich (z.B. auf Parkplätzen, Höfen und Garagenzufahrten)

● Pflanzung von Großbäumen (z.B. nachträgliches Einbringen von Straßenbäumen).

● Fassaden- und Dachbegrünungen.

Umsetzung

● Darstellung von Kleingärten und Grünanlagen im Flächennutzungsplan als Grünflächen (§ 5 Abs. 2 Nr. 5 BauGB)

● Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen sowie von Fassaden- und Dachbegrünungen

● Pflanzung von Bäumen durch die Gemeinde, durch sonstige öffentliche Träger und durch Gartenbesitzer

● Entwicklung von Grünverbindungen.

Lärmvermeidung und Lärmschutz

Im Flächennutzungsplan erfolgt eine Beschränkung auf Hinweise zu Maßnahmen, die plane- risch vorbereitet werden können. Hierzu gehören Verkehrsvermeidung durch die Förderung der Erholungseignung des Gemeindegebietes für die Feierabend- und Wochenenderholung sowie Lärmschutzmaßnahmen.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 75

Maßnahmen und Umsetzung

● Sicherung und Entwicklung der Infrastruktur für das Spazierengehen, Wandern und Radfahren in der Landschaft

● Förderung der Erholungseignung des Gemeindegebietes durch Biotopentwicklungsmaß- nahmen, die zugleich der Entwicklung des Landschaftsbildes dienen

● Entwicklung des Wohnumfeldes durch die Förderung der innerörtlichen Durchgrünung

● Anordnung der Flächen im Flächennutzungsplan, z.B. von Gewerbeflächen

● Anordnung von Gebäuden in Bebauungsplänen, z.B. Festsetzung von Flächen für lärm- abweisende Garagen.

6.3 Städtebaulicher Bestand und städtebauliche Entwicklungsmaßnah- men

6.3.1 Nutzungsbeschränkungen und Nutzungshinweise

Da im Rheinauenbereich mit weichem Auenlehm und Torf zu rechnen ist, werden aus ingenieur- geologischer Sicht Baugrunduntersuchungen empfohlen (Hinweis des Hess. Landesamtes für Umwelt und Geologie, mitgeteilt mit Schreiben vom 15. April 2009).

6.3.1.1 Altablagerungen

Die im Gemeindegebiet bekannten Altablagerungen wurden im Flächennutzungsplan mit dem Planzeichensymbol gekennzeichnet. Es handelt sich um Flächen, auf denen Firmenabfälle, Erdaushub und Bauschutt oder Hausmüll abgelagert wurden. Bei der Altablagerung im Natur- schutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue handelt es sich um eine ehemalige Deponie für Erdaus- hub.

Lfde Lagebezeichnung Art der Altablagerung Zeitraum Rechts- und Hoch- Nr. wert

1 Mittagsweide Firmeneigene Deponie unbekannten 1940 - 1971 3461010 - 5516590 Inhalts

2 Bauschuttdeponie Erdaushub und Bauschutt bis 1978 3461870 - 5517450 Biebesheim an der B 44

3 Mülldeponie Bie- Hausmüll bis Ende 3461100 – 5517050 besheim der 1980er Jahre

4 Rheinhalle Erdaushub und Bauschutt 3460940 – 5516720

5 Stockstadt – Erfel- Erdaushub, Erd- und Sandschlämme 3458415 - 5517575 der Altrhein

6 Vogelpark Auffüllung mit HCH 3461064 - 5515557

Tabelle 15 Altablagerungen auf dem Gemeindegebiet von Biebesheim am Rhein (ALTIS des HLUG, übermittelt durch RP Darmstadt mit Schreiben vom 28.04.2009) Nähere Untersuchungen an Altablagerungen erfolgen, wenn eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit zu besorgen ist. Dies ist z.B. innerhalb der Zone II von Wasserschutzgebieten

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 76

und auf Kinderspielplätzen regelmäßig der Fall. Werden Beeinträchtigungen nachgewiesen, erfolgt die 'Feststellung einer Altlast' durch das Staatliche Umweltamt beim Regierungspräsidi- um in Darmstadt. Nähere Untersuchungen der Altablagerungen erfolgten in Biebesheim am Rhein nicht.

Bei allen Baumaßnahmen, die einen Eingriff in den Boden erfordern, ist auf organoleptische Auffälligkeiten zu achten. Werden diese festgestellt, ist umgehend das RP Darmstadt Abt. Arbeitsschutz und Umwelt Darmstadt (Dezernat 41.5) zu informieren. Bei Baugenehmigungs- verfahren, die Altflächen, schädliche Bodenveränderungen und/oder Grundwasserschäden betreffen, ist das RP Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt, Dez. IV/Da 41.5 (zustän- dige Bodenschutzbehörde) zu beteiligen.

6.3.1.2 Landschaftsplanerische Hinweise zur Siedlungsentwicklung

Der Beschreibung des Siedlungsbestandes und der geplanten Siedlungsentwicklung in Biebes- heim am Rhein werden landschaftsplanerische Hinweise zur Siedlungsentwicklung vorange- stellt. Sie sollen dazu beitragen, Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes durch künftige Planungen zu vermeiden.

Standortwahl

Der Vermeidung von Beeinträchtigungen durch die künftige Siedlungsentwicklung dient vor allem eine Standortwahl, die landschaftsplanerische Aspekte berücksichtigt. Gebiete bzw. Flä- chen, die aufgrund vorhandener gesetzlicher Bestimmungen nicht für die künftige Siedlungsent- wicklung in Anspruch genommen werden sollten, sind

● die vorhandenen Landschafts- und Naturschutzgebiete

● Überschwemmungsgebiete

● gemäß § 30 BNatSchG geschützte Biotope

● Lebensräume seltener geschützter Tier- und Pflanzenarten.

Gebiete bzw. Flächen, die darüber hinaus aus landschaftsplanerischer Sicht nach Möglichkeit nicht für die künftige Siedlungsentwicklung in Anspruch genommen werden sollten, sind Klein- gartenanlagen, öffentliche Grünflächen, Grünländereien und Obstwiesen an den Siedlungsrän- dern.

Vermeidung von Flächenverbrauch

Der Flächenverbrauch durch Bebauung ist in der Regel irreversibel. Folgende Maßnahmen kön- nen, unter Beachtung der Anforderungen an die Ortsdurchgrünung, der Reduzierung der über- bauten Flächen bzw. der effektiven Ausnutzung von zur Verfügung stehenden Bauflächen die- nen:

● Nutzung von vorhandenen Flächenreserven im Baubestand durch Dachausbau, Aufsto- ckung von Gebäuden, Baulückenschließung, Nutzung von leer stehenden landwirt- schaftlichen Gebäuden, Instandsetzung u.ä.

● Vermeidung von unnötigen Versiegelungen auf den Baugrundstücken sowie Ermögli- chung der Nutzung von Sonnenenergie auf dafür geeigneten Dachflächen

● Verringerung von Flächen für den Individualverkehr durch flächensparende Erschlie-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 77

ßung.

Umsetzung

● Festsetzung des Maßes der baulichen Nutzung (Grundflächenzahlen und Geschossflä- chenzahlen, § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB)

● Festsetzung der Bauweise, der überbaubaren und nicht überbaubaren Grundstücksflä- chen sowie der Stellung der baulichen Anlagen (§ 9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB)

● Mindest- und Höchstmaße für die Größe, Breite und Tiefe von Baugrundstücken (§ 9 Abs. 1 Nr. 3 BauGB)

● Ausschluss von Nebenanlagen (§ 23 Abs. 5 BauNVO).

Vermeidung von Beeinträchtigungen des Wasserhaushaltes

Eingriffe in den Grundwasserhaushalt durch Grundwasserabsenkungen sollten nach Möglich- keit vermieden werden. Die Möglichkeiten der Regenwasserversickerung sollten ausgeschöpft werden. Möglichkeiten hierzu sind Wasserrückhaltung, Versickerung und Brauchwassernutzung durch

● begrünte Dächer

● den Bau von Zisternen, in denen das Wasser aufgefangen und als Brauchwasser zur Verfügung steht

● die Anlage von Teichen und Mulden in öffentlichen Grünanlagen oder Straßenseitenflä- chen

● wasserdurchlässige Befestigungen von Wegen und Parkflächen.

Die Umsetzung von Maßnahmen zur Wasserversickerung kann im Rahmen der Bauleitplanung über die Festsetzung von 'Flächen für die Abfall- und Abwasserbeseitigung, einschließlich der Rückhaltung und Versickerung von Niederschlagswasser, sowie für Ablagerungen' (§ 9 Abs. 1 Nr. 14 BauGB) erfolgen. § 9 Abs. 1 Nr. 20 ermöglicht die Vorgabe, Wege, Stellplatz- und Hofflä- chen, Terrassen u.ä. im Bebauungsplangebiet wasserdurchlässig zu befestigen sowie die Anla- ge von Versickerungsflächen.

Vermeidung von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes

Neue Baugebiete und auch Bauten im Außenbereich sollten in ihrer Höhe, Abmessung und Farbgebung so gestaltet werden, dass sie sich in die Landschaft einfügen. Zur landschaftlichen Einbindung eignen sich vor allem Gehölzpflanzungen aus heimischen Laubgehölzen. Wo Lärm- schutzmaßnahmen erforderlich werden, sind begrünte Lärmschutzwälle Lärmschutzwänden vorzuziehen.

Durchgrünung von Baugebieten

Die Durchgrünung von künftigen Baugebieten sollte, aufbauend auf den natürlichen Gegeben- heiten und in Anbindung an bestehende Ortsteile und an die Landschaft durch 'Grünverbindun- gen' erfolgen. Die Qualität eines Wohngebietes und das innerörtliche Kleinklima hängen dar-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 78

über hinaus wesentlich von dem Grad der Durchgrünung ab. Das BauGB bietet zahlreiche Mög- lichkeiten der Integration vorhandenen und geplanten Grüns in Baugebiete:

● Festsetzung von öffentlichen und privaten Grünflächen (§ 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB)

● Festsetzung von Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft (§ 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB)

● Festsetzungen für das Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzun- gen und Bindungen für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen und Sträu- chern und sonstigen Bepflanzungen sowie von Gewässern (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 a und b BauGB). Diese Regelung schließt die Möglichkeit, Dach- und Fassadenbegrünungen festzusetzen, ein.

Die Länder können durch Rechtsvorschrift bestimmen, dass auf Landesrecht beruhende Rege- lungen in den Bebauungsplan als Festsetzung aufgenommen werden und inwieweit auf diese Festsetzungen die Regelungen des BauGB Anwendung finden. Diese eröffnet die Möglichkeit, nach § 9 Abs. 4 BauGB in Verbindung mit den örtlichen Bauvorschriften nach § 81 der Hessi- schen Bauordnung (HBO) in den Bebauungsplan bauordnungsrechtliche Gestaltungsvorschrif- ten bindend aufzunehmen. Möglich sind z.B.

● die Begrünung von baulichen Anlagen sowie die Nutzung und Gestaltung (§ 81 Abs. 1 Nr. 5 HBO)

● die Notwendigkeit, die Art sowie die Gestaltung und Höhe von Einfriedungen; hierzu können auch Anforderungen an die Bepflanzung gestellt und die Verwendung von Pflanzen, insbe- sondere Hecken, als Einfriedung verlangt werden (§ 81 Abs. 1 Nr. 3 HBO)

● die äußere Gestaltung baulicher Anlagen zur Verwirklichung von Zielen des rationellen Umgangs mit Energie und Wasser (§ 81 Abs. 1 Nr. 1 HBO).

6.3.2 Bauflächen – Schwerpunkt Wohnen

6.3.2.1 Bauflächen – Schwerpunkt Wohnen – Bestand

In Biebesheim am Rhein beträgt die überwiegend dem Wohnen dienende Fläche (MD, MI, W, WA, WR) ca. 108 ha (ca. 5,8 % der Gemeindefläche). In der folgenden Tabelle werden die vor- liegenden rechtskräftigen Bebauungspläne mit Festsetzungen von Wohnbauflächen tabellarisch aufgelistet.

In Gebieten, in denen auf die Belange landwirtschaftlicher Betriebe und ihrer Entwicklungsmög- lichkeiten vorrangig Rücksicht zu nehmen ist, werden im Flächennutzungsplan 'Dorfgebiete' (MD) dargestellt.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 79

Name Rechtskraft Größe Festsetzungen ha 'Falltorstraße 46' BE 0,34 MI 25.12.2009 'Flochheimer Weg' BE ca. 0,2 WR/N Reines Wohngebiet mit Nutzungsbeschränkungen 13.03.2009 'Westliches Kleines Rams- BE ca. 1,5 MI, Grünfläche (Angelteich) loch' 24.03.2006 'Hügel' BE ca. 4,5 WA, Kindergarten, Feuerwehr 26.03.1996 Ortsmitte II 'Beune' BE ca. 5,6 WA, MD 08.03.1982

Ortsmitte IV 'Stuprich' BE ca. 2,8 MI, MD 26.03.1982 'Langwatt I' BE 4,3 WR 07.09.1973 1. Änderung BE 22.05.1981 'Süd' GE ca. 9,2 11.05.1976 1. Änderung WA, MI, Spielplätze 'Anglerweg II' GE ca. 2,2 MI, GE 19.04.1967 'Nord' GE ca. 2,7 WA, MI 19.04.1961 Tabelle 16 Bebauungspläne der Gemeinde Biebesheim am Rhein

GE Genehmigung

BE Bekanntmachung

6.3.2.2 Wohnbauflächen – Planung

Bedarfsermittlung

Die Bevölkerungsentwicklung in Biebesheim am Rhein ist seit einigen Jahren leicht rückläufig. Die Gemeinde Biebesheim am Rhein steuert dieser Entwicklung durch die Ansiedlung von Gewerbe, insbesondere im Bereich 'Nördlich der Waldstraße' entgegen. Insgesamt ist hier auf ca. 23 ha die Ansiedlung von Gewerbebetrieben vorgesehen. Ca. 16 ha der Gewerbefläche wurden im Jahr 2007 rechtsverbindlich ausgewiesen. Der Bebauungsplan für die übrige Fläche befindet sich im Verfahren. Bei der Ausweisung von Flächen für die Neuansiedlung von Indus- trie, Gewerbe und Dienstleistungseinrichtungen sollen Wohnbauflächen in räumlichem und zeit- lichem Zusammenhang bereitgestellt werden (Regionalplan Südhessen 2000 und Entwurf 2009 Regionalplan Südhessen).

Infolge der Entwicklung des Flughafens Frankfurt am Main und den damit verbundenen Sied- lungsbeschränkungen in weiten Teilen des Kreises Groß-Gerau ist mit einer Zunahme der Nachfrage nach Wohnbaugebieten im Südkreis Groß-Gerau zu rechnen. Im Ortskern von Bie- besheim am Rhein stehen Wohnbauflächen nur noch in relativ geringem Umgang zur Verfü- gung.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 80

Die weitere Siedlungsentwicklung soll laut Entwurf 2009 Regionalplan Südhessen vorrangig in Städten und Gemeinden im Verlauf der Verkehrsachsen stattfinden. Insbesondere die überörtli- chen Nahverkehrs- und Siedlungsachsen stellen ein räumliches Raster für eine mit dem schie- nengebundenen öffentlichen Regional- und Nahverkehr abgestimmte Siedlungsentwicklung dar. Biebesheim liegt an der 'Regionalachse' Frankfurt – Groß-Gerau – Gernsheim – (Worms/Mannheim) sowie an der 'Überörtlichen Nahverkehrs- und Siedlungsachse' Frankfurt – Groß-Gerau – Gernsheim – Bürstadt – – (Mannheim).

Vor der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens ist für alle geplanten Baugebiete in Biebes- heim am Rhein die Relevanz der Seveso II-Richtlinie zu prüfen. Da im näheren Umkreis meh- rere Betriebe ansässig sind, die der Störfallverordnung unterliegen, könnte es in den einzelnen Bereichen zu Siedlungsbeschränkungen kommen, die im Rahmen des jeweiligen Bauleitplan- verfahrens zu beachten sind.

Beschreibung der Standorte

Die Gemeinde Biebesheim am Rhein plant drei neue Wohnbauflächen mit einer Gesamtgröße von ca. 14,5 ha. Die drei Flächen werden in der nachfolgenden Tabelle hinsichtlich ihrer Lage, derzeitigen Nutzung und der planerischen Vorgaben beschrieben.

Nr. Name / Darstellung im Darstellung ROP Darstellung Entwurf Derzeitige Größe Lage gültigen FNP 2000 2009 ROP Nutzung ha 1 'Ramsloch' Geplante Wohn- Siedlungsbereich Vorranggebiet Sied- Acker, Grün- 6,1 am nördli- baufläche Zuwachs lung – Planung land mit chen Orts- Gehölzen rand 2 'Westlich Vorhandenes Bereich für Land- Vorbehaltsgebiet für Acker, Gewer- 2,9 der Heinrich Gewerbegebiet, schaftsnutzung Landwirtschaft bebrache, Erd- von Kleist- geplante Gemis- und Pflege Vorranggebiet für den ablagerung mit Straße' am chte Baufläche vorbeugenden Hoch- Ruderalvege- westl. Orts- wasserschutz tation rand Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunk- tionen 3 Sportgelän- Grünfläche - Bereich für Land- Vorranggebiet Sied- Sportstadion 5,5 de am südli- Stadion schaftsnutzung lung – Planung chen Orts- und Pflege, 1 rand Regionaler Grün- zug

Tabelle 17 Geplante Wohnbauflächen in Biebesheim am Rhein

6.3.3 Gewerbeflächen

6.3.3.1 Gewerbeflächen – Bestand

Durch seine sehr guten verkehrlichen und funktionsräumlichen Verflechtungen und die Lage in der Rhein-Main-Region stellt Biebesheim am Rhein einen günstigen Standort für Gewerbe dar. Die Gemeinde verfügte im Jahr 2009 über ca. 145 ha Gewerbeflächen. Die Gewerbeflächen lie-

1 Bis zur Einleitung des Bebauungsplanverfahrens ist die Errichtung von Bauten, die dem Betrieb der Sportanlage dienen, zulässig.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 81

gen vor allem im Osten der Ortslage Biebesheim mit direkter Anbindung an die B 44, die den Rhein-Main-Raum mit dem Rhein-Neckar-Raum verbindet. In Biebesheim am Rhein gibt es mehr als 500 Gewerbe- und Industriebetriebe. Die Hessische Industriemüll GmbH ist mit 240 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Kommune. In Biebesheim ansässig sind außerdem u.a. Unternehmen der chemischen Industrie, der Papierindustrie sowie Logistikunternehmen.

Bei einer Bestandsaufnahme der in Biebesheim innerhalb von Gewerbegebieten noch verfüg- baren Flächen ergaben sich folgende Flächenreserven (Stand Dezember 2007):

● Eine ca. 3 ha große Fläche auf einem privaten Firmengelände ● ca. 9 ha innerhalb des im Jahr 2007 ausgewiesenen Gewerbegebietes 'Nörd- lich der Waldstraße – Teilbereich 1' ● ca. 15 ha unbebaute Flächen in den sonstigen Gewerbe- bzw. Industriegebie- ten.

Die Reserveflächen in den sonstigen Gewerbe- bzw. Industriegebieten teilen sich in sechs zusammenhängende Einzelflächen mit Größen von ca. 1 ha bis ca. 7 ha unterschiedlicher Erschließ- und Verfügbarkeit auf. Für einen Teil des Gewerbegebietes südlich der Waldstraße wurde die Aufstellung eines Bebauungsplans, der die Gebietsnutzung regeln soll, beschlossen.

6.3.3.2 Gewerbeflächen - Planung

Es ist vorgesehen, das Gewerbegebiet 'Nördlich der Waldstraße – Teilbereich 1' durch die Auf- stellung eines Bebauungsplans um den westlich angrenzenden Teilbereich 2 mit einer Größe von ca. 7 ha zu erweitern und so den im Regionalplan Südhessen 2000 nördlich der Waldstraße dargestellten 'Bereich für Industrie und Gewerbe, Planung' für die Ansiedlung von Firmen mit größerem Flächenbedarf zu nutzen. Die Aufstellung des Bebauungsplans befindet sich im Ver- fahren.

An der Gernsheimer Straße soll das Firmengelände der Merck KGaA um ca. 2,4 ha in Richtung Norden erweitert werden. Konkrete Planungsabsichten auf der Basis des § 34 BauGB (Zuläs- sigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile) liegen vor (Erschlie- ßung, Parkplätze, Fremdfirmenareal). Zwischen der Gemeinde Biebesheim am Rhein und der Merck KGaA soll vertraglich vereinbart werden, dass der nördlich daran anschließende Bereich zum Schutz vor Immissionen nicht bebaut wird. Vorgesehen ist die Anpflanzung von Gehölzen. Der Flächennutzungsplan stellt hier Waldentwicklung dar.

6.3.4 Sonderbauflächen

6.3.4.1 Sonderbauflächen – Bestand

Sonderbauflächen sind im Gemeindegebiet

● der Vogelpark (ca. 3 ha), der in einer parkartig gestalteten Anlage Vögel aus allen Teilen der Erde zeigt. Das Sondergebiet wurde im Bebauungsplan 'Tier und Garten' (Bekannt- machung am 24.12.2003) festgesetzt.

● ein Sondergebiet für die 'Nachhaltige Gewinnung erneuerbarer Energien und die Kom- postierung organischer Abfälle' im Bereich des Brunnenhofes am nordöstlichen Rand des Gemeindegebietes (ca. 4 ha). Das Sondergebiet wurde im Bebauungsplan 'Brun- nenhof – Teilbereich A' (Bekanntmachung am 16.11.2007) festgesetzt.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 82

Der Vorhabenbezogene Bebauungsplan 'Brunnenhof' soll den Bestand der vorhandenen Kompostierungsanlage über eine Flächenerweiterung langfristig sichern und darüber hinaus Möglichkeiten der Energiegewinnung und -nutzung aus Biomasse und Sonnen- energie schaffen.

● ein Vereinsgelände südlich der Kläranlage (ca. 0,5 ha). Das Sondergebiet wurde im Bebauungsplan 'Tier und Garten' festgesetzt.

● Das Gelände einer Gaststätte, das in den Rheindeich integriert ist

● eine Freizeiteinrichtung an der Dammstraße (festgesetzt im Bebauungsplan 'Tier und Garten').

6.3.4.2 Sonderbauflächen – Planung

Vorgesehen ist die Erweiterung des Sondergebietes für die 'Nachhaltige Gewinnung erneuerbarer Energien und die Kompostierung organischer Abfälle' um ca. 3,5 ha in Richtung Süden. Die Aufstellung des Bebauungsplans 'Brunnenhof' wurde von der Gemeindevertretung der Gemeinde Biebesheim am Rhein am 08. Juni 2006 beschlos- sen. Die Aufnahme des Teilbereiches B in den Regionalplan wurde im Jahr 2007 bean- tragt.

6.3.5 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf

6.3.5.1 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf – Bestand

Gemeinbedarfseinrichtungen sind Einrichtungen und Anlagen zur Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des öffentlichen und privaten Bereichs. Das Angebot an diesen Institutionen und Einrichtungen ist ein bedeutender Faktor zur Bewertung der Attraktivität eines Wohnortes. Die in Biebesheim am Rhein vorhandenen Einrichtungen werden nachfolgend mit Stand 2008 beschrieben.

Die Gemeinbedarfsflächen sind im Plan, soweit sie kleiner als 0,5 ha sind, in der Regel nicht flä- chig, sondern durch ein Symbol dargestellt.

Schulen

In Biebesheim befindet sich eine Grundschule für die 1. bis 4. Klasse. Zusätzlich werden bei Bedarf Vor- klassen eingerichtet. Es besteht ein Förderverein der Grundschule. Schulträger ist der Landkreis Groß- Gerau. In Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Gemeindeverwaltung wird vormittags und nach- mittags eine Schulkinderbetreuung angeboten.

Kindertagesstätten

Die Gemeinde Biebesheim verfügt über zwei gemeindliche und eine evangelische Kindertagesstätte.

Die 'Evangelische Kindertagesstätte' verfügt in drei Gruppen über 75 Plätze.

Die Kindertagesstätte 'Im Langwatt' betreut in zwei Gruppen 50 Kinder. Es stehen 12 Plätze für Kinder ab dem 2. Lebensjahr zur Verfügung. Seit September 2007 gibt es eine zusätzliche Krippengruppe mit 12 Plätzen zur Betreuung von Kindern ab dem 1. Lebensjahr.

Die Wilhelm-Jockel-Kindertagesstätte verfügt über vier altersgemischte Gruppen für bis zu 100 Kinder und seit dem Jahr 2009 über 6 Plätze ab dem 2. Lebensjahr.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 83

Kirchen

Kirchen haben in Biebesheim die evangelische und die katholische Gemeinde, die Evangelische Freikir- che und die Neuapostolische Kirche Hessens, außerdem gibt es einen türkisch-islamischen Kulturverein. Der evangelischen Kirche räumlich zugeordnet sind die Aussegnungshalle und der Friedhof.

Jugendhaus

Das Jugendhaus befindet sich in der Heidelberger Straße. Von der Gemeindevertretung, den Kirchenge- meinden und der in Biebesheim ansässigen Sozialagentur Fortuna GbR wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet. Seit November 2007 gibt es im Jugendhaus wieder regelmäßige Angebote.

Seniorenwohnanlage

In Rheinnähe befindet sich in der Heidelberger Straße eine Seniorenwohnanlage mit 74 Einzel- und Dop- pelapparatements. Eine Erweiterung der Seniorenwohnanlage befindet sich in der Umsetzungsphase.

Wohnanlage für Behinderte Menschen

Ebenfalls in Rheinnähe betreibt der Verein 'Lebenshilfe für geistig und mehrfach Behinderte e.V.' ein Wohnheim für Behinderte.

Kulturhalle

Die Kulturhalle befindet sich in der Ludwigstraße. Hier stehen ein Saal mit 450 Sitzplätzen und ein Restaurant mit 60 Sitzplätzen für Veranstaltungen zur Verfügung.

Rheinhalle

Die Rheinhalle dient der Durchführung von Sport- und Kulturveranstaltungen sowie von Ausstellungen. Sie befindet sich 'Am Schüttengrund' am nördlichen Ortsrand. Hier werden vor allem Ballspiele ausgetra- gen. Eine Sitztribühne für 400 Zuschauer und eine Bewirtungsstätte für 50 Gäste stehen zur Verfügung.

Im Außenbereich der Rheinhalle befinden sich eine Grillhütte sowie eine Skateboard-Anlage.

Auktionshalle

Die Auktionshalle befindet sich neben der Rheinhalle. Die Halle wurde ursprünglich für landwirtschaftliche Viehauktionen konzipiert. Inzwischen hat sich das Nutzungsspektrum erheblich ausgeweitet. Über das Jahr verteilt finden dort neben Auktionen für Rinder Ausstellungen und Hochzeiten mit bis zu 800 Gästen statt.

Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Biebesheim hat ihre Räumlichkeiten im Flochheimer Weg.

Museum und Gemeindebücherei

In der Rheinstraße befindet sich das Museum, das vom Heimat- und Geschichtsverein betreut wird. Hier werden für die Orts- und Volksgeschichte bedeutsame Objekte ausgestellt und es finden Kunstausstellun- gen statt.

Im gleichen Haus befindet sich die Gemeindebücherei.

Die vorhandenen und ausgewiesenen Gemeinbedarfsflächen sind zu sichern. Die künftige Auf- gabe besteht vor allem darin, den vorhandenen Bestand an Einrichtungen zu pflegen und gege- benenfalls am Standort zu ergänzen. In der Regel kann damit die Qualität der Einrichtungen bedarfsgerecht entwickelt werden.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 84

6.3.5.2 Flächen und Einrichtungen für Gemeinbedarf – Planung

Für den Lagerplatz des Kommunalen Bauhofes wird zu Zeit der Bebauungsplan 'Mittagsweide' aufgestellt. Der Platz befindet sich, eingebettet in eine Grünanlage, südlich der Rheinhalle.

6.3.6 Technische Infrastruktur

6.3.6.1 Wasserversorgung

Die Wasserversorgung in der Gemeinde liegt in den Händen der Hessenwasser GmbH & Co. KG mit Sitz in Groß-Gerau. Netzbetreiber ist die HEAG Südhessische Energie AG (HSE). Die Hessenwasser wurde 2001 als Gemeinschaftsunternehmen der Mainova AG, der HEAG Süd- hessische Energie AG und der Riedwerke Kreis Groß-Gerau gegründet. Seit Oktober 2004 ist die ESWE Versorgungs AG als vierter Gesellschafter an der Hessenwasser beteiligt. Die vor- handenen Wasserleitungen wurden im Plan verzeichnet.

6.3.6.2 Wasseraufbereitung

Am Südrand des Gemeindegebietes betreibt der Wasserverband Hessisches Ried (Geschäfts- führung Hessenwasser GmbH & Co. KG Groß-Gerau) seit 1989 ein Wasserwerk. Hier wird dem Rhein entnommenes Wasser aufbereitet. Es dient der Infiltration zur Stabilisierung der Grund- wasserverhältnisse im Hessischen Ried und der landwirtschaftlichen Beregnung.

Der Wasserverband Hessisches Ried hat die Aufgabe, die landwirtschaftliche Beregnung sicherzustellen und auf eine Verbesserung der Grundwasserverhältnisse hinzuwirken. Für die landwirtschaftliche Beregnung und für die Infiltration hat er alle zweckentsprechenden Maßnah- men zur Erschließung von Oberflächen- und Grundwasser sowie zu deren Aufbereitung, Spei- cherung, Verteilung und zur Grundwasseranreicherung durchzuführen.

Ein Wasserentnahmepumpwerk befindet sich im Bereich der Gernsheimer Straße an der südli- chen Gemeindegrenze.

6.3.6.3 Abwasserableitung und -behandlung

Die Biebesheimer Abwasserbehandlungsanlage besteht aus einer mechanischen Reinigungs- stufe (Rechen und Sandfang). Der Umbau der Kläranlage (Druckkanal zur Kläranlage der Fa. MERCK Gernsheim, Pumpstation und die mechanische Vorreinigung) wurde 2000 fertiggestellt. Zeitgleich wurde die biologische Abwasserreinigung durch die Kläranlage der Fa. MERCK über- nommen. Abwasserpumpwerke befinden sich bei der Rheinhalle, nördlich der Waldstraße und in der Dammstraße .

Mit der Firma MERCK wurde eine Reinigungsleistung für ca. 14.000 Einwohnergleichwerte (EW) vereinbart.

6.3.6.4 Niederschlagswasser

Soweit Niederschlagswasser nicht auf den Grundstücken selbst versickert oder ungeordnet der Vorflut zugeführt wird, wird es über eine Mischkanalisation erfasst (mit Ausnahme der Bauge- biete 'Westl. Kleines Ramsloch', 'Falltorstraße 46' und von Teilen im Baugebiet 'Hügel'). Die Kanalleitungen wurden auf Schäden geprüft. Ihre Sanierung erfolgt ab 2005. Neubaugebiete

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 85

sollen, soweit technisch umsetzbar, mit einer Trennkanalisation ausgestattet werden. Die Abwasseranlage Biebesheims verfügt über zwei Regenüberlaufbecken mit Pumpwerken, ein Niederschlagshebewerk am Rheindamm, zwei Regenüberläufe und einen Staukanal.

6.3.6.5 Gasversorgung

Von versorgungstechnischer Bedeutung sind für die Gemeinde zwei Gasleitungen der HEAG Südhessische Energie AG (HSE): eine von Gernsheim kommende Pipeline, die der Sicherung der Versorgung im Biebesheimer Gewerbegebiet dient und eine von Wixhausen kommende Lei- tung mit Endpunkt in Biebesheim am Rhein.

Bei den Gasfernleitungen handelt es sich um

● Leitungen der E.ON Ruhrgas AG im Osten des Gemeindegebietes

die Ferngasleitungen der E.ON Ruhrgas AG liegen in der Mitte eines Schutzstreifens. Nicht zulässig sind innerhalb des Schutzstreifens von 8 bzw. 14 m die Errichtung von Gebäuden aller Art sowie von Mauern parallel über bzw. unmittelbar neben den Fern- gasleitungen, die Einleitung aggressiver Abwässer und sonstige Einwirkungen, die den Bestand oder den Betrieb der Leitung gefährden oder beeinträchtigen können. Nähere Hinweise zur Berücksichtigung von Fernleitungen im Rahmen der Bauleitplanung sind dem Merkblatt 'Berücksichtigung von unterirdischen Ferngasleitungen bei der Aufstel- lung von Flächennungsplänen und Bebauungsplänen' der E.ON Ruhrgas AG Essen zu entnehmen.

● eine Gasleitung der Gas Union und SETG zwischen Mannheim und Rüsselsheim

● eine Erdgasleitung aus dem Gewinnungsgebiet Eich in Rheinhessen mit einer Rheinun- terdückerung in Höhe der Kieslöcher im Wörth (Flur 21, nicht mehr in Betrieb)

● eine Ethylenleitung von nach Ludwigshafen (BASF). Innerhalb des 6 m brei- ten Schutzstreifens dürfen Baulichkeiten nicht erstellt oder sonstige Einwirkungen, die den Bestand, die Unterhaltung oder den Betreib der Leitung beeinträchtigen oder gefährden, nicht vorgenommen werden. Bäume und tiefwurzelnde Gehölze dürfen im Schutzstreifen nicht gepflanzt werden (Näheres s. Anweisung zum Schutz der Ethylen- Fernleitung Ludwigshafen - Kelsterbach, BASF SE, WLS/RB - C013, 67056 Ludwigsha- fen)

Die Leitungen wurden im Plan verzeichnet.

6.3.6.6 Stromversorgung

Die Versorgung der Gemeinde mit Strom erfolgt über das Netz des Überlandwerkes Groß- Gerau. An der L 3361 befindet sich ein Umspannwerk der RWE. Zwei Überlandleitungen mit jeweils 110 KV, von Nord bzw. Nordost kommend, versorgen die Schaltstation (Trassen Berkach – Rüsselsheim - Schönauer Hof und Biebesheim-Pfungstadt (RWE)).

• Die bestehende Hochspannunsfreileitung der RWE ist durch beschränkt persönliche Dienstbarkeiten grundbuchlich gesichert. • In den Dienstbarkeiten ist vereinbart, dass die entsprechenden Grundstücke für den Bau, den Betrieb und die Unterhaltung von Hochspannungsfreileitungen mit dazugehöri- gen Masten und ihrem Zubehör einschließlich Fernmeldeluftkabel in Anspruch genom- men und betreten werden dürfen. Im Schutzstreifen ist die Errichtung von Bauwerken

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 86

unstatthaft. • Bäume und Sträucher dürfen die Leitungen nicht gefährden, auch Montage- und Unter- haltungsarbeiten sowie Arbeitsfahrzeuge nicht behindern. Entfernung und Kurzhaltung der die Leitungen gefährdenden Bäume und Sträucher ist zulässig, auch soweit sie in die Schutzstreifen hineinragen. Die Ausübung dieses Rechts kann einem Dritten über- tragen werden. Leitungsgefährdende Verrichtungen ober- und unterirdisch müssen unterbleiben. • Alle Planungsmaßnahmen im Bereich der RWE-Hochspannungsfreileitungen sind recht- zeitig abzustimmen. Insbesondere sind die in den DIN VDE-Bestimmungen festgelegten Mindestabstände einzuhalten.

Die Leitungen wurden im Plan verzeichnet.

6.3.6.7 Kommunikationswesen

Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit allen derzeit relevanten und künftig denk- baren Möglichkeiten der Telekommunikation gilt als wichtige Voraussetzung für die Konkurrenz- fähigkeit einer Region. Im Flächennutzungsplan werden daher nachrichtlich dargestellt:

● Flächen / Anlagen der Telekommunikation (Mobilfunk) befinden sich im Bereich 'An der Hohen Straße' und 'Winkelgraben' sowie im Bereich der Umspannanlage Flur 11 Nr. 34/1 (Funkmast der EWR Netz GmbH)

● Richtfunkstrecken.

Richtfunktrassen werden nachrichtlich im Flächennutzungsplan dargestellt. Sie wurden aus dem vorhergehenden FNP übernommen und aufgrund von Stellungnahmen von Richtfunkbe- treibern überarbeitet. Es handelt sich um die Trassen

• Riedstadt 1 – Bad Dürkheim 2 (123 – 142 m über NN)

• Riedstadt 1 – Edenkoben 6 (112 – 118 m über NN)

• Darmstadt 2 – Bad Dürkheim 2 (162 m über NN)

• 2 Richtfunkstrecken E-Plus (GHmax = 25 bzw. 30 m)

• Richtfunktstrecke EWR Netz GmbH (GHmax = 50m, Breite ca. 40 cm)

• Richtfunkstrecke SWR Weinheim-Mainz-Kastel (GH max = 40 m)

Die in Klammern angegebenen Zahlen bedeuten die oberen Baugrenzen für die, mit einer Aus- nahme, 200 m breiten Schutzstreifen der Richtfunktrassen. Diese Bauhöhenbeschränkungen gelten auch für Baukräne und Ausleger.

6.3.6.8 Abfallbeseitigung

Die Pflichten des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers obliegen dem Zweckverband Ried- werke Kreis Groß-Gerau. Die Städte und Gemeinden des Landkreises sind für die Einsamm- lung der in ihrem Gebiet angefallenen Abfälle, den Transport dieser Abfälle im Hol- und /oder

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 87

Bringsystem und die Abgabe an den Entsorgungspflichtigen zuständig. Eine Ausnahme bildet die Sonderabfall-Kleinmengen-Sammlung, die vom Zweckverband Riedwerke Kreis Groß- Gerau organisiert wird. Die Entsorgung dieser Abfälle erfolgt bei der HIM GmbH. Die örtliche Abfallentsorgung wird durch die Firma Umwelt und Entsorgungsdienste Südhessen GmbH (SUED) mit Sitz in Gernsheim durchgeführt.

Im Rahmen der kreislichen Müllentsorgungskonzeption werden in der Gemeinde Biebesheim am Rhein keine Deponieflächen benötigt, so dass sich aus diesem Infrastruktursektor keine weiteren Anforderungen an die Flächennutzungsplanung ergeben.

Im Nordosten des Gemeindegebietes befindet sich eine Kompostierungsanlage für organische Abfälle. Im Jahr 2007 wurde über die Ausweisung eines Sondergebietes für die 'Nachhaltige Gewinnung erneuerbarer Energien und die Kompostierung organischer Abfälle' der Bestand der Kompostierungsanlage über eine Flächenerweiterung langfristig gesichert. Vorgesehen ist die Erweiterung des Sondergebietes um ca. 3,5 ha in Richtung Süden.

6.3.6.9 Erneuerbare Energien

Am Nordostrand des Gemeindegebietes wurde 2007 ein Sondergebiet für die 'Nachhaltige Gewinnung erneuerbarer Energien und die Kompostierung organischer Abfälle' festgesetzt (Teil- bereich A ca. 4 ha). Der Vorhabenbezogene Bebauungsplan 'Brunnenhof' soll den Bestand der vorhandenen Kompostierungsanlage über eine Flächenerweiterung langfristig sichern und dar- über hinaus Möglichkeiten der Energiegewinnung und -nutzung aus Biomasse und Sonnen- energie schaffen.

6.3.6.10 Zusammenfassende Bewertung

Ausreichende technische Ver- und Entsorgung sind entscheidende Parameter für die geordnete städtebauliche Entwicklung der Gemeinde. Sie sind außerdem ein Hauptausgabeposten der kommunalen Haushalte. Damit sind die technischen Netze ein Schwerpunkt der Gemeindeent- wicklung.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Kapazitäten der Medien den Anforderungen der Pla- nungen des Flächennutzungsplanes gerecht werden können.

6.3.7 Immissionsschutz

In der Gemeinde Biebesheim am Rhein liegt aufgrund der historischen Mischung aus Wohn-, gewerblichen und anderen Bauflächen ein hohes immissionsschutzrechtliches Potenzial vor. Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen sind daher mögliche Unfallgefahren zu berücksichti- gen, die auf das Baugebiet einwirken können.

Hierbei sind die Richtlinie 2003/105/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2003 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen (Seveso-II-Richtlinie) und ihre Umsetzung durch § 50 Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) zu berücksichtigen. Danach sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnah- men, die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen und von schweren Unfällen im Sinne des Artikels 3 Nr. 5 der Richtlinie 96/82/EG in Betriebsbereichen hervorgerufene Auswirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete, insbesondere öffentlich genutzte Gebiete, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 88

unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes besonders wertvolle oder besonders empfindliche Gebiete und öffentlich genutzte Gebäude, so weit wie möglich vermieden werden.

Dabei sind alle möglichen, im Bundesimmissionsschutzgesetz genannten Immissionen, wie Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Umwelteinwirkungen zu berücksichtigen. Dies ist durch eine Abstufung zwischen Gebieten unterschiedlicher Nutzung und ausreichender Abstände zwischen sich gegenseitig beeinträchti- genden Bauflächen oder, wenn das nicht möglich ist, durch Festsetzung von Ersatzmaßnahmen zu erreichen.

6.3.8 Denkmalschutz

Kulturdenkmäler sind als Quellen und Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung zu schützen, zu erhalten und in die städtebauliche Entwicklung, Raumordnung und Landschafts- pflege einzubeziehen (§ 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz).

Schutzwürdige Kulturdenkmäler sind Objekte, an deren Erhaltung aus künstlerischen, wissen- schaftlichen, technischen, geschichtlichen oder städtebaulichen Gründen ein öffentliches Inter- esse besteht.

6.3.8.1 Baudenkmäler

Zu den typischen Bauformen im Kern Biebesheims gehört die fränkische Hofreite, wie an eini- gen Gebäuden noch zu erkennen ist. Die denkmalwerte Bausubstanz besteht in Biebesheim am Rhein zum großen Teil aus Einzelbauten, wie etwa dem alten Rathaus, der Schule, den bei- den Kirchen, dem Bahnhof und einigen Wohnhäusern. Sie stammen aus unterschiedlichen Epo- chen. Baulich zusammenhängende Ensembles existieren nicht mehr (Landesamt für Denkmal- pflege Wiesbaden brfl. 2006). Kulturdenkmäler dürfen ohne Genehmigung weder zerstört noch beseitigt oder umgestaltet werden (§ 16 Abs. 1 HDSchG).

Anschrift Objekt Bahnhofstraße 12 Wohnhaus (1867), ehemalige Synagoge Fl. 1, Flst. 95 Eisenbahnstraße Fl. 1 Bahnhof (1905) in der Tradition der südhessischen Landhäuser Flst. 209/7, 214/4 Eisenbahnstraße 1 Wohnhaus (1908), Biebesheims erste Apotheke, Einfluss der Jugendstilarchitektur der Darmstädter Fl. 1, Flst. 221 Künstlerkolonie Falltorstraße 10 Ehemaliges Schulhaus (1882/1883), 1908/1909 aufgestockt, erhaltenswert ist auch die Einfriedung Fl. 2, Flst. 79 Gernsheimer Straße 80 Wohnhaus (1929), typisches Landhaus der späten 1920er Jahre, stilistisch zum Haus passend: Einfrie- Fl. 16, Flst. 5 dung und “Gartentempel” Jahnstraße/Ludwigstr. Katholische Kirche (1957) von Jan Hubert Pinand Fl. 13, Flst. 95/39 Kirchgasse 1 Ehemaliges Kolonial- und Gemischtwarengeschäft in der Tradition der südhessischen Landhäuser Fl. 1, Flst. 20/2 Kirchgasse 2 1818, hinter dem Putz wird intaktes Fachwerk vermutet Fl. 2, Flst. 112 Kirchgasse 16 Fachwerkhaus (1794), bemerkenswertes Zierfachwerk Fl. 2, Flst. 101/4 Kirchgasse 22 Evangelische Pfarrkirche (1770 – 1773) im barocken Stil vom Darmstädter Baumeister Johann Martin Fl. 2, Flst. 96/3 Schuhknecht im barocken Stil erbaut unter Einbeziehung des spätgotischen Westturms, die Orgel stammt vom Orgelbauer Bernhard Dreymann (1834) Kirchgasse Grabmale auf dem Friedhof, 19. und frühes 20. Jahrh. unmittelbar nördl. u. westl. d. Kirche. In der aus Fl. 2, Flst. 96/3 Bruchsteinen gefügten Südmauer sind Grabkreuze und Fragmente alter Grabdenkmäler eingemauert Kirchgasse 26 Verputztes Fachwerkhaus (um 1852)

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 89

Fl. 2, Flst. 90 Kirchgasse 27 Verputztes Fachwerkhaus (um 1859) Fl. 1, Flst. 36 Krummgasse 1 Spätklassizistisches Wohnhaus (1879) , das 1994/1995 saniert wurde. Restauriert wurde auch der Gar- Fl. 1, Flst. 104/1 ten, der Pavillon wurde dem alten Vorbild nachgebaut, zum Wohnhaus gehört die Einfriedung: eine Bruchsteinmauer als Feldsteinen und ein Lanzettenzaun auf Bruchsteinsockel Rathausstraße 1 Ehemaliges Rathaus (1658) mit fränkischem Fachwerk Fl. 1, Flst. 13/1 - 3 Sturmglocke auf dem Dach des Hauses von 1741, sie diente bis zum 2. Weltkrieg als Warnsignal Rheinstr./Bahnhofstraße Mahnmal (1907) vom Wiesbadener Bildhauer Karl Roth, den Kriegsteilnehmern 1870/71 gewidmet, Fl. 13, Flst. 384 Einfassung aus Pfosten und Metallband im geometrischen Jugendstil Rheinstraße 19 Hinter der verputzten Fassade des zweistöckigen Renaissancehauses (1566) wird Fachwerk vermutet, Fl. 13, Flst. 328/4 ältestes erhaltenes Haus der Gemeinde, Teil einer historischen Hofreite, erhaltenswert ist auch die Ein- friedungsmauer zur Rheinstraße hin Rheinstraße 37 Gut erhaltene Hofanlage aus mehreren Bauepochen: Wohnhaus (1893) mit Stilmerkmalen des Spät- Fl. 1, Flst. 43/1 klassizismus und der Gründerzeit, Stall (um 1863), bauliche Abrundung durch die querstehende Scheu- ne, drei typisch klassizistische Sandsteinpfosten am Hoftor Rheinstraße 39 Fränkische Hofreite aus dem 18. Jahrhundert, unter dem Putz des Wohnhauses wird intaktes Fachwerk Fl. 1, Flst. 44 vermutet Rheinstraße 42 Gut erhaltenes Fachwerkhaus aus der Zeit des Barock, Wohnhaus der ehemaligen Schmiede Fl. 1, Flst. 483 Rheinstraße 44 Ehemalige kommunale Schule (1805, Erweiterungen bis 1907), typisches Beispiel ländlicher Schular- Fl. 1, Flst. 482/1 chitektur, Nutzung als Schule bis 1950, heute Sitz des Heimatmuseums Rheinstraße 68 Fachwerkhaus (1712) Fl. 2, Flst. 26/2 Rheinstraße 77 Hinter der verputzten Fassade des Wohnhauses (1. Hälfte 19. Jahrh.) wird Fachwerk vermutet Fl. 1, Flst. 161 Rheinstraße 79 Typ des ländlichen Tagelöhnerhauses, ähnliche Häuser sind in einigen anderen Kreisgemeinden erhal- Fl. 1, Flst. 163/1 ten geblieben, allerdings selten so intakt. Hinter der verputzten Fassade des Wohnhauses (1. Hälfte 19. Jahrh.) befindet sich eine Fachwerkkonstruktion. Rheinstraße 82 Fachwerkhaus (um 1730), Teil einer fränkischen Hofreite Fl. 2, Flst. 17/1 Winterdamm Aus Ziegeln gemauertes Pumpwerk und Sandsteinschleuse am Eingangsgraben; sie dienen bis heute Fl. 31, Flst. 14 der Entwässerung (1931, Typ aus den 20er Jahren) Winterdamm Dammwachthäuschen 'Auwört' (1891/1892) mit Dammwachstein (Sandstein mit Aufschrift). Der Ortsge- Fl. 24, Flst. 1 schichte nach ist diese Gegend die Heimat der Auwörts Greth, einer örtlichen Sagengestalt

Tabelle 18 Baudenkmäler in Biebesheim am Rhein (Landesamt für Denkmalpflege, Stand 2006)

6.3.8.2 Bodendenkmäler

Darüber hinaus sind in Biebesheim 19 archäologische Denkmäler bekannt (Landesamt für Denkmalpflege Abt. Archäologie schrftl. 20.02.2006). Es handelt sich um Grabhügel, Gräberfel- der, einen bronzezeitlichen Bestattungsplatz, ein Hügelgrab, jungsteinzeitliche, römische und mittelalterliche Siedlungsstellen bzw. Befestigungsanlagen und eine Straße unbekannter Zeit- stellung. Die Objekte befinden sich überwiegend westlich der Bahnlinie. Die Bodendenkmäler sind gesetzlich geschützt (§ 19 HDSchG).

Die ungefähre Lage der Bodendenkmäler wurde im Plan verzeichnet.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 90

Nr. Art des Denkmals Nr. Art des Denkmals

1 Mittelalterliche Fundstelle, evtl. 11 Siedlungsspuren verschiedener Epo- chen Befestigungsanlage

2 Grabhügel 12 Grabhügel

3 Grabhügel 13 Römische Siedlungsstelle

4 Grabhügel 14 Bronzezeitlicher Bestattungsplatz

5 Grabhügel 15 Grabhügelfeld

6 Jungsteinzeitliche Siedlung 16 Vorgeschichtliche Siedlungsstelle

7 Römische Siedlungsstelle 17 Bronzezeitliche Siedlungsstelle

8 Vermutlich Gräberfeld 18 Hügelgrab

9 Siedlungsspuren verschiedener Epochen 19 Straße unbekannter Zeitstellung

10 Siedlungsspuren verschiedener Epochen

Tabelle 19 Archäologische Denkmäler in Biebesheim am Rhein (Landesamt für Denkmalpflege Abt. Archäologie, Stand 2006)

6.3.9 Verkehr

6.3.9.1 Motorisierter Individualverkehr

Biebesheim liegt an der Bundesstraße 44. Hierbei handelt es sich laut Regionalplan Südhessen 2000 um die in Nord-Süd-Richtung verlaufende 'Regionalachse' Frankfurt – Groß-Gerau – Gernsheim – (Worms/Mannheim). Regionalachsen dienen dem 'Leistungsaustausch' innerhalb der Region sowie der Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz (hier insbesondere: A5, A 67). Die Auffahrten auf die A 67 befinden sich in ca. 5 km Entfernung (Pfungstadt-Hahn) und in Gernsheim.

Die Regionalachse wird von der 'Überörtlichen Nahverkehrs- und Siedlungsachse' Frankfurt – Groß-Gerau – Gernsheim – Bürstadt – Lampertheim – (Mannheim) überlagert. Die überörtli- chen Nahverkehrs- und Siedlungsachsen dienen der verkehrlichen Vernetzung zwischen Ober- zentren und ihrem Umland. Die Anbindung an Pfungstadt / Darmstadt erfolgt über die Landes- straße 3361 bzw. die B 426.

6.3.9.2 Ruhender Verkehr

Größere Parkplätze gibt es insbesondere im Bereich von Gewerbeflächen am südlichen Orts- rand, im Bereich des Sportstadions, am Vogelpark, an der Rheinhalle, an der Kulturhalle, im Bereich von Rathaus und Ortskern, bei der Feuerwehr sowie im Außenbereich in der Nähe der 'Natorampe'.

Im Zuge einer möglichen Verlagerung des Sportstadions sind neue Parkplätze einzurichten.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 91

6.3.9.3 Öffentlicher Personennahverkehr

Durch Biebesheim am Rhein verläuft in Nord-Süd-Richtung die Bahntrasse Frankfurt – Mann- heim mit einem Haltepunkt im Regionalverkehr. Die Bahnlinie hat neben ihrer Funktion für den ÖPNV Bedeutung für den Güterverkehr. Über ein gemeindeeigenes Stammgleis im Gewerbe- gebiet wird ein Teil der Transporte abgewickelt. In Gernsheim befindet sich ein Containerhafen für den Güterumschlag von der Straße auf den Rhein. Die Entfernung zum Flughafen Rhein- Main beträgt ca. 35 km.

Biebesheim ist in die Buslinien des Rhein-Main-Verkehrsverbundes eingebunden, und zwar mit der Linie Darmstadt – Biebesheim – Gernsheim – Klein-Rohrheim.

6.3.9.4 Anschluss der Gemeinde Biebesheim an das S-Bahn-Netz

Mit Ausnahme der Gemeinden , Biebesheim am Rhein, der Stadt Gerns- heim sowie der Gemeinde Groß-Rohrheim sind alle Kommunen auf der Achse Frankfurt / Mannheim an ein S-Bahn-Netz angeschlossen.

Durch die geplante ICE-Neubaustrecke Frankfurt -Mannheim mit dem geplanten Anschluss der Stadt Darmstadt ergibt sich aus Sicht der Gemeinde mittelfristig die Möglichkeit eines S-Bahn- Anschlusses auch der genannten vier Kommunen. Dies wird von der Gemeinde Biebesheim am Rhein insbesondere in Hinblick auf den starken Pendlerverkehr als wichtig angesehen. Gespräche der Gemeinde mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar haben eine grundsätzliche Bereitschaft erkennen lassen, diese Sachverhalte intensiv zu prüfen. In den Regionalplan-Entwurf 2009 wurde der 'Anschluss der Gemeinde Bie- besheim am Rhein an das S-Bahnnetz' aufgenommen.

6.3.9.5 Fuß- und Radwege

Fuß- und Radwege – Bestand

Radwege entlang von Verkehrsstraßen gibt es auf der Südseite entlang der Waldstraße in Rich- tung Osten bis Fanggraben. Häufig werden befestigte Feldwege als Radverbindungen auch zwischen Wohnort und Arbeitsplatz genutzt.

Das Gemeindegebiet wird vom Rhein-Neckar-Radwanderweg (R6) gequert (s. Darstellung FNP). Der Weg verläuft vom Neckar (Lampertheim) über den Rhein bis nach Bad Arolsen bzw. Diemelstadt in Nordrhein-Westfalen (403 km). Der Weg hat Anschluss an die überregionalen Radwege R3 (Mittelrheintal – Rhön), R8 (Bergstraße – Edersee) und R9 (Rhein – Unter- franken).

Der Ort Biebesheim am Rhein ist in das örtliche und regionale Erholungswegesystem gut einge- bunden: Auf befestigten und wenig befahrenen Wegen ist es bequem möglich, vom Ort aus die attraktiven Landschaftsbereiche am Rhein und an der Modau oder auch im Bereich 'Schmal- wert' und 'Große Bütt' zu erreichen.

Fuß- und Radwege – Planung

Eine Verlängerung des vorhandenen Radweges entlang der L 3361 bis zur 'Bruchmühle' auf dem Gemeindegebiet von Riedstadt mit Anbindung an den Radweg Gernsheim-Pfungstadt ist geplant.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 92

In Biebesheim am Rhein liegt ein Abschnitt des geplanten Geopfades Süd, der, von Informati- onstafeln begleitet, durch die Rheinauenlandschaft führt. Der geplante Geopfad folgt zum Teil dem Rhein-Neckar-Radweg und zum Teil dem Winterdeich (s. Darstellung FNP)

6.3.10 Rohstoffgewinnung

6.3.10.1 Sande und Kiese

Westlich der Ortslage Biebesheim ist im Regionalplan Südhessen 2000 ein 'Bereich oberflä- chennaher Lagerstätten' (Entwurf 2009 Regionalplan 'Vorbehaltsgebiet oberflächennaher Lagerstätten') dargestellt. Hierbei handelt es sich um Bereiche, in denen abbauwürdige und genehmigungsfähige oberflächennahe Lagerstätten vorhanden sind oder vermutet werden. Es handelt sich in Biebesheim um Kiese und Sande. Anderweitige Nutzungen der Flächen sind nicht zulässig, wenn hierdurch ein künftiger Abbau unmöglich gemacht oder unzumutbar erschwert würde.

Westlich der ehemaligen Kiesabbauflächen 'Weideteich' und 'Ellenloch' gibt es darüber hinaus im Regionalplan Südhessen 2000 (Entwurf 2009 Regionalplan – entfallen) die Darstellung 'Bereich für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten < 10 ha'. Hier hat der Abbau von Lager- stätten Vorrang vor anderen Nutzungsansprüchen.

Bodenabbauvorhaben sind im Gemeindegebiet nicht geplant. Eine Darstellung im Plan wird nicht vorgenommen. Die Darstellungen des Regionalplan 2000 wurden nachrichtlich in den Flä- chennutzungsplan übernommen.

6.3.10.2 Gas

Im Osten des Gemeindegebietes befinden sich Anlagen zum Transport und zur Speicherung von Erdgas. Die vorhandenen Leitungen der BEB Transport und Speicher Service GmbH (nach Brigitta Elwerath Betriebsführungsgesellschaft mbh) mit Sitz in Hannover wurden im Plan dar- gestellt.

6.3.11 Grünflächen

Vielen Bürgern steht heute deutlich mehr Freizeit zur Verfügung als in der Vergangenheit. Dies hat eine sich verändernde Freizeitumwelt, veränderte Erholungsansprüche und - möglichkeiten und damit auch eine sich ändernde Qualität und Struktur der öffentlichen Grünflächen bewirkt. Eine freizeitgerechte Umwelt wird in zunehmendem Maße zum Bewertungsmaßstab eines Wohnortes. Die Qualität der Gemeinde Biebesheim am Rhein als Wohnort wird also auch durch seine Freiflächen sowie Sport- und Spielflächen bestimmt.

Die im Gemeindegebiet vorhandenen Grünflächen wurden im Flächennutzungsplan dargestellt. Es handelt sich um Spiel- und Bolzplätze, Sportanlagen, Dauerkleingärten, Freizeitgärten, Gra- beland, zwei Campingplätze, den Zeltplatz der Gemeinde, um Surf- und Angelgewässer sowie um den örtlichen Friedhof.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 93

6.3.11.1 Grünflächen - Nutzungsbestand

Spiel- und Bolzplätze

Die Gemeinde verfügt über sieben öffentliche Spielplätze, die sich insbesondere im Zentrum und im Süden der Ortslage befinden.

Sport- und Tennisplätze

Ein großzügiges Sportstadion befindet sich am südlichen Ortseingang. Die Gemeinde plant die Verlage- rung dieser Anlage an den Nordrand des Ortes und die Umwidmung des Stadiongeländes (ca. 5,5 ha) in eine Wohnbaufläche.

Tennisplätze befinden sich östlich der Rheinhalle (Festgesetzt im Bebauungsplan 'Über dem Schütten- grund I', bekanntgemacht am 18.09.1992).

Reithallen

Eine vom Reit- und Fahrverein Biebesheim 1948 e.V. betriebene Reithalle befindet sich östlich der Rhein- halle (Festgesetzt im Bebauungsplan 'Über dem Schüttengrund I', bekanntgemacht am 18.09.1992). Der Reithalle zugeordnet befindet sich ein Reitplatz, der auch vom 1. Pferdesport- und Zuchtverein 1987 Bie- besheim e.V. genutzt wird. Die gepachtete Reithalle des 1. Pferdesport- und Zuchtvereins Biebesheim e.V. liegt in der Kirchgasse. Ein vom Biebesheimer Reitsportclub genutztes Reitzelt befindet sich in im Bereich 'Wiesgärten'.

Campingplatz

Zwei Vereins-Campingplätze und der Zeltplatz der Gemeinde mit insgesamt ca. 4,5 ha Größe liegen ca. 2 km westlich des Ortes in ruhiger Umgebung direkt am Rhein. Die Plätze werden von Osten her von PKW angefahren. Ein Parkplatz steht zur Verfügung.

Surf- und Angelgewässer

Durch Kies- und Sandabbau sind im Gemeindegebiet zahlreiche Stillgewässer entstanden, die überwie- gend von örtlichen Angelvereinen genutzt werden und die der Naherholung dienen.

Friedhof

Der Friedhof ist ca. 2 ha groß. Nördlich grenzt eine Erweiterungsfläche mit einer Größe von ca. 0,5 ha an. Der Friedhof befindet sich am westlichen Rand des alten dörflichen Ortskerns.

Kleingärten und Grabeland

Kleingärten gibt es in Biebesheim nördlich und südlich des Vogelparkes (gesichert über den Bebauungs- plan 'Tier und Garten') sowie entlang der Bahnlinie mit einer Gesamtflächengröße von ca. 2,7 ha.

Grabeland mit einer Größe von ca. 0,3 ha (festgesetzt im Bebauungsplan 'Tier und Garten') befindet sich am Ortsrand westlich des alten Ortskerns.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 94

6.3.11.2 Grünflächen – Planung

Mit der Aufstellung der Bebauungspläne 'Steckenlöser', 'Mittagsweide', 'Schmalwert', 'Weingär- ten' und 'An den Rödern', deren Aufstellung in den Jahren 2002 und 2003 beschlossen wurde und die im Entwurf vorliegen, beabsichtigt die Gemeinde die Legalisierung von Bauten bzw. Anlagen im Außenbereich. Einbezogen wurden teilweise Landschaftselemente, die über den Bebauungsplan gesichert werden sollen:

Bebauungsplan Ziel Größe

'Steckenlöser' Festsetzung von Freizeitgärten, Siche- 7,5 ha rung eines Feldgehölzes und von Grün- land

'Schmalwert' Festsetzung von Freizeitgärten und ca. 6 ha einer Reitanlage, Sicherung von Grün- land

'Mittagsweide' Festsetzung des Lagerplatzes des ca. 2 ha kommunalen Bauhofes, eines Bolzplat- zes, der zeitweilig als Festplatz genutzt wird und einer Grünanlage

'Weingärten' Festsetzung eines Freizeitgartens und ca. 3,5 ha einer Motocross-Strecke

'An den Rödern' Festsetzung eines Freizeitgartens ca. 3 ha Sicherung eines Feldgehölzes

'Kleine Weide' Erhalt vorhandener Baulichkeiten ca. 1,5 ha

Tabelle 20 In der Aufstellung befindliche Bebauungspläne für Anlagen im Außenbereich

Freizeitgärten können durch den Eigentümer selbst oder durch einen Pächter genutzt werden. Sie liegen einzeln oder in zusammenhängenden Gartengebieten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Siedlungsgebiete.

Im Zusammenhang mit der Umwidmung des Sportstadions im Süden des Gemeindegebietes ist die Neuanlage von Sportanlagen mit einer Größe von ca. 7,5 ha im Nahbereich der Rheinhalle geplant. Im gültigen Flächennutzungsplan ist der Bereich als

● Grünfläche - Sportplatz - geplant

● Fläche für den Gemeinbedarf - Reitsportanlage – geplant

● Landwirtschaftliche Fläche – Acker (ca. 2,5 ha) dargestellt. Der Regionalplan Südhessen 2000 stellt hier 'Bereich für die Landwirtschaft' und 'Regionaler Grünzug' dar, der Entwurf des Regionalplans 2009 'Vorbehaltsgebiet für die Land- wirtschaft', 'Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen' und 'Vorbehaltsgebiet für vorbeu- genden Hochwasserschutz'.

6.3.11.3 Durchgrünungskonzeption

Die vorhandenen Verbindungen zwischen Grünanlagen z. B. über begrünte Verkehrswege, heckengesäumte Graswege, gut durchgrünte Wohngebiete oder verkehrsberuhigte Pfade wur- den in Karte 5 eingetragen.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 95

Lücken im Verbindungsnetz gibt es insbesondere im Ortskern. Verbindungsansätze in Ost- West-Richtung sind vorhanden. Die straßenbegleitenden Grünflächen an der Gernsheimer Stra- ße haben eine eingeschränkte raumbildende Funktion, da solitäre Laubbäume fehlen.

Die vorhandenen innerörtlichen Verbindungsansätze sollen zu zusammenhängenden Grünver- bindungen weiterentwickelt werden, die geeignet sind, attraktive Fuß- und Radwegeverbindun- gen abseits der Verkehrsstraßen aufzunehmen. Geeignete Maßnahmen sind Baumpflanzun- gen im Straßenbereich, Erhalt und Entwicklung kleiner Grünanlagen sowie Begrünungen an Gebäuden, wo der Platz für intensivere Begrünungen nicht ausreicht.

Durch die Umsetzung des Rahmenkonzeptes der Einfachen Stadterneuerung in Verbindung mit Rückbaumaßnahmen an der ehem. B 44 im Ortskern gewinnt der Ortsmittelpunkt an gestalteri- scher Qualität.

6.3.12 Flächen für die Landwirtschaft

Aufgrund der günstigen Boden- und Klimabedingungen und der Nähe zu Absatzmärkten findet im Planungsraum eine intensive landwirtschaftliche Nutzung statt. Die Daten zur Landwirtschaft wurden der jeweils aktuellen Hessischen Gemeindestatistik (Interneteinsicht 2006) entnommen. Mehr als 50 % des Gemeindegebietes werden landwirtschaftlich genutzt. Dabei herrscht der Ackeranbau deutlich vor. Hauptanbaufrüchte sind Getreide (vorwiegend Gerste), Rüben und Gemüse. Der Grünlandanteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche beträgt ca. 20 %. Grö- ßere zusammenhängende Grünlandflächen befinden sich im Naturschutzgebiet “Schmalwert” und in der Nähe der Rheins.

Die landwirtschaftliche Produktion im Gemeindegebiet erfordert aufgrund vergleichsweise gerin- ger Niederschlagsmengen bei gleichzeitig hohen Temperaturen eine Beregnung. Die gesamte ackerbaulich genutzte Fläche im Gemeindegebiet ist beregnungstechnisch erschlossen. West- lich von Biebesheim erfolgt die Wasserversorgung über Flachbrunnen, östlich der Bahnlinie über eine Beregnungsanlage des Wasserverbandes Hessisches Ried.

Die Landwirtschaft wird in Biebesheim von 17 Betrieben ausgeführt. Hiervon bewirtschaften 14 Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) von unter 100 ha und drei Betriebe eine Fläche von > 100 ha (Hessisches Statistisches Landesamt, Stand 2007). Die gepachteten Flä- chenanteile liegen im Landkreis Groß-Gerau bei durchschnittlich über 70 % (Hessischer Bau- ernverband 2004).

Die im Flächennutzungsplan dargestellte 'Fläche für die Landwirtschaft' (Acker und Dauergrün- land) beträgt ca. 1.061 ha. Dies entspricht ca. 57 % der Gemeindefläche. Im Regionalplan Süd- hessen 2000 sind 'Bereiche für die Landwirtschaft' ausgewiesen worden, in denen die landwirt- schaftliche Bodennutzung auf Grund der günstigen Produktionsbedingungen Vorrang vor ande- ren Nutzungsansprüchen hat. Im Planungsraum liegen entsprechende Bereiche westlich, nörd- lich und östlich der Ortslage Biebesheim.

6.3.12.1 Flächen für die Landwirtschaft – Acker

Etwa 909 ha wurden im Flächennutzungsplan als 'Fläche für die Landwirtschaft – Acker oder Grünland' dargestellt. Es handelt sich um die im Jahr 2006 im Rahmen der Bestandsaufnahme für den Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan festgestellten Ackerflächen soweit nicht andere Planungen für diese Flächen vorgesehen sind. Dies entspricht einem Anteil an der 'Fläche für die Landwirtschaft' in Höhe von ca. 86 %.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 96

6.3.12.2 Flächen für die Landwirtschaft - Dauergrünland

Etwa 152 ha wurden im Flächennutzungsplan als 'Fläche für die Landwirtschaft – Dauergrün- land' dargestellt. Dies entspricht einem Anteil an der 'Fläche für die Landwirtschaft' in Höhe von ca. 14 %. Es handelt sich um die Flächen, die bei der Bestandsaufnahme für den Flächennut- zungsplan mit integriertem Landschaftsplan im Jahr 2006 (BfL 2008) als Grünland und Exten- sivgrünland kartiert wurden sowie um zwischenzeitlich angesäte Kompensationsflächen. Ziel ist, das im Gemeindegebiet nach Meliorationen noch verbliebene Grünland aus Gründen des Boden-, des Wasser- und des Artenschutzes (z.B. Wiesenvögel) sowie zur Sicherung der Erho- lungseignung der Landschaft dauerhaft zu erhalten. Abbildung 3 zeigt den um das Jahr 1900 bereits rückläufigen Grünlandanteil im Gemeindegebiet.

6.3.13 Waldflächen

6.3.13.1 Waldflächen – Bestand

Das Gebiet der Gemeinde Biebesheim am Rhein ist mit < 5 % Waldanteil sehr gering bewaldet (Waldanteil Hessen 42 %, Waldanteil Deutschland 30,5 %). Es handelt sich um Staats- und Kommunalwald.

Im Flächennutzungsplan werden ca. 64 ha Waldfläche dargestellt. Es handelt sich dabei z.B. um die Waldbestände 'Heegstück' und 'Allmen' sowie um eine Aufforstungsfläche im Bereich der Modau.

Das 'Heegstück' ist Kommunalwald und setzt sich überwiegend aus 41 bis 100 Jahre alten Eichen, Eschen und Bergahorn zusammen. Bei den 'Allmen' handelt es sich um einen jüngeren Hybridpappelbestand mit Erlen im Unterwuchs, der ebenfalls der Gemeinde gehört. Der Umbau des Pappelbestandes befindet sich in der Umsetzungsphase. Im Nahbereich wurden auf Flä- chen der Gemeinde Biebesheim Aufforstungen vorgenommen, deren Zielbestockung vor allem die Eiche ist.

6.3.13.2 Waldflächen - geplant

Etwa 6 ha werden im Flächennutzungsplan als 'Waldfläche – geplant' dargestellt. Die Flächen befinden am südlichen Rand der Gemeinde. Ihre Darstellung wurde, abzüglich zwischenzeitli- cher Veränderungen, aus dem alten Flächennutzungsplan übernommen. Die Darstellung erfolgt insbesondere aus Gründen des Immissions- und Klimaschutzes.

In den Flächennutzungsplan übernommen wurde die regionalplanerisch abgestimmte Waldzu- wachsfläche, die sich östlich des 'Heegstück' bis zum Winterdeich erstreckt (Regionalplan Süd- hessen 2000), soweit sie nicht für naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen anderwei- tig überplant wurde.

6.3.14 Naherholung

6.3.14.1 Entwicklungsmaßnahmen

Die Oberrheinniederung im Westen von Biebesheim am Rhein ist aufgrund ihrer Nähe zum Rhein, der vorhandenen Stillgewässer (insbesondere Wechselsee, Weideteich, Ellenloch und Steinwegsee), des Radwegesystems, sonstiger Erholungsinfrastruktureinrichtungen sowie der auentypischen Landschaft ein attraktiver Raum für die Naherholung.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 97

Der Flächennutzungsplan sieht den Erhalt und die Entwicklung dieser Qualitäten über die Dar- stellung von Waldflächen, von Dauergrünland und von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft vor.

Die Priorität im Zusammenhang mit der Entwicklung der Erholungseignung des Gemeindege- bietes haben Maßnahmen in den Bereichen, die bislang nur eine geringe oder mäßige Erho- lungseignung haben. Die Attraktivität dieser Landschaftsausschnitte, die sich sowohl westlich als auch östlich der Ortslage Biebesheim befinden (vgl. Karte 5), können durch folgende Maß- nahmen verbessert werden:

● Pflanzung von Einzelbäumen an markanten Stellen, z.B. Linden an Wegegabelungen

● Pflanzung von weiteren Obstbaumreihen aus Hochstämmen entlang von Wegen

● Verbreiterung von Wegsäumen und Entwicklung blütenreicher Hochstaudenfluren

● Pflanzung von Hecken und Feldgehölzen.

Erhalt reich strukturierter Ortsränder

An den Ortsrändern Biebesheims vorhandene Grünflächen, Kleingärten und Grünlandflächen sollten erhalten bleiben. Sie dienen der Feierabenderholung und binden den Ort in die Land- schaft ein. Gemäß Regionalplan sollen strukturreiche oder naturnahe Freiräume an Siedlungs- rändern für die wohnungsnahe Erholung gesichert und von entgegenstehenden Nutzungen frei- gehalten werden.

Biebesheim am Rhein liegt fast vollständig innerhalb eines Regionalen Grünzuges. In Ord- nungsräumen sollen zusammenhängende, ausreichend große, unbesiedelte Freiräume lang- fristig von Besiedlung freigehalten und als wesentliche Gliederungselemente der Landschaft gestaltet werden. Diese Freiräume sind im Regionalplan 2000 als 'Regionale Grünzüge' ausge- wiesen worden. Planungen und Vorhaben, die zu einer Zersiedelung, einer Beeinträchtigung der Gliederung von Siedlungsgebieten, des Wasserhaushaltes oder der Freiraumerholung oder der Veränderung der klimatischen Verhältnisse führen können, sind in den Regionalen Grünzü- gen nicht zulässig. In den Regionalen Grünzügen hat jede weitere Siedlungstätigkeit zu unter- bleiben. Sie sind durch Entwicklungsmaßnahmen zu positiv gestalteten Landschaftselementen aufzuwerten.

Ortsrandeingrünung

Eine Maßnahme, die vor allem der Entwicklung des Landschaftsbildes dient, zugleich aber auch Arten und Lebensgemeinschaften fördert, ist die Einbindung bislang mangelhaft eingegrünter Ortsränder in die Landschaft durch die Vorpflanzung von Hecken, Gebüschen oder Einzelgehöl- zen. Verbessert werden sollte insbesondere die Eingrünung von Gewerbeflächen am östlichen Ortsrand von Biebesheim am Rhein.

6.3.14.2 Restriktionen, Kontrollen und Pflegemaßnahmen

Ökologisch sensible Landschaftsteile sollten nicht über das bisherige Maß hinaus für die Erho- lung erschlossen werden. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Kühkopf-Knoblochsaue, Schmalwert und die Große Bütt.

Bei den größeren Gewässern sollten Teilbereiche zu weitgehend ungestörten Zonen entwickelt

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 98

werden. Hier sollte die Pflege der Uferbereiche nur extensiv erfolgen, keine Angelstellen ange- legt und nicht gebadet werden. Im Bereich der Großen Bütt wäre es wünschenswert, wenn in einzelnen Teichen kein Fischbesatz erfolgen würde.

Regelmäßige Kontrollen durch eine 'Landschaftswacht' insbesondere in den Frühjahrs- und Sommermonaten könnten dazu beitragen, dass Erholungssuchende sich gegenüber anderen Erholungssuchenden und gegenüber der Natur rücksichtsvoller verhalten.

Ein- bis zweimal jährlich könnte z.B. von Seiten der Gemeinde oder eines örtlich aktiven Natur- schutzverbandes eine öffentliche Müllsammelaktion im Außenbereich (insbesondere für die Bereiche Bahnlinie, Wechselsee, Fanggraben und Rheinufer) organisiert werden. Aktiv auf die- sem Gebiet sind derzeit bereits z.B. die örtlichen Angelvereine.

6.3.15 Wasserwirtschaft

6.3.15.1 Grundwasserbewirtschaftung

Das Gemeindegebiet liegt im Geltungsbereich des Grundwasser-Bewirtschaftungsplanes 'Hes- sisches Ried' vom 09.04.1999 (RP Darmstadt). Dieser ist als Bewirtschaftungsplan ein Instru- ment der wasserwirtschaftlichen Fachplanung zur raumübergreifenden Steuerung wasserrecht- licher Entscheidungen. Er ist die Grundlage einer ökologisch orientierten Grundwasserbewirt- schaftung und bildet damit die Voraussetzung für eine langfristig gesicherte Wasserversorgung im Ballungsraum Rhein-Main.

Im Rahmen der Umsetzung dieser wasserwirtschaftlichen Fachplanung sind teilweise großflä- chige Grundwasserspiegelanhebungen beabsichtigt, die im Rahmen einer künftigen Bebauung zu beachten sind. Maßgeblich sind dabei jeweils die langjährigen Messstellenaufzeichnungen des Landesgrundwasserdienstes und speziell die Richtwerte der Referenzmessstellen des Grundwasser-Bewirtschaftungsplanes zu berücksichtigen.

Wasserschutzgebiete sind im Gemeindegebiet nicht vorhanden.

6.3.15.2 Hochwasserschutz

Das Abflussgeschehen des Rheins ist unausgeglichen. Hochwässer treten vor allem im Früh- jahr und im Sommer auf. Aufgrund der Verkleinerung der Hochwasserretentionsräume im Ver- laufe des Stromes können Hochwässer des Rheins heute zu starken Schäden führen. Die vor dem Winterdeich gelegene Aue des Rheins ist Überschwemmungsgebiet gemäß § 76 WHG. Die Abgrenzung des Überschwemmungsgebietes wurde im Plan dargestellt. Sie folgt dem Win- terdeich.

In Überschwemmungsgebieten ist gemäß § 78 Abs. 1 WHG

1. die Ausweisung von neuen Baugebieten in Bauleitplänen oder sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch, ausgenommen Bauleitpläne für Häfen und Werften

2. die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 des Bauge- setzbuchs

3. die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen quer zur Fließrichtung des Wassers bei Überschwemmungen

4. das Aufbringen und Ablagern von wassergefährdenden Stoffen auf dem Boden, es sei denn, die Stoffe dürfen im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 99

5. die nicht nur kurzfristige Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern oder die fortgeschwemmt werden können

6. das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche

7. das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen, soweit diese den Zielen des vorsorgenden Hochwasserschutzes entgegenstehen

8. die Umwandlung von Grünland in Ackerland

9. die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart verboten.

Das im Jahr 2002 vom Regierungspräsidium Darmstadt für die Modau ausgewiesene Über- schwemmungsgebiet betrifft auf kleiner Fläche das Gemeindegebiet von Biebesheim am Rhein. Bei der Abgrenzung des Überschwemmungsgebietes wurden die Flächen einbezogen, die sta- tistisch einmal in 100 Jahren überschwemmt werden. Geplant ist ein Überschwemmungsgebiet im Bereich des Fanggrabens (RP Darmstadt schrftl. 2006). Bei den Überschwemmungsgebie- ten handelt es sich zugleich um die im Regionalplan ausgewiesenen 'Bereiche für den Schutz oberirdischer Gewässer' an Rhein, Modau und Fanggraben.

Das Regierungspräsidium Darmstadt hat im Oktober 2002 eine Karte mit den hochwasserge- fährdeten Gebieten entlang des Rheins veröffentlicht (sog. Risiko-Überschwemmungsgebiete). Bei der Einschätzung der Überflutungshöhen wird von der Geländetopographie und einem Hochwasser ausgegangen, wie es statistisch alle 200 Jahre auftreten kann. Bei einem Versa- gen des Winterdeiches kann danach bei entsprechendem Hochwasserstand das gesamte Gemeindegebiet von Hochwasser betroffen sein. Bereiche, die bei einem Versagen der Deiche (Bruch oder Überströmen) überflutet werden können, sind in Raumordnungs- und Bauleitplänen darzustellen. Eine Sanierung des Winterdeiches in Biebesheim am Rhein befindet sich seit 2008 in der Umsetzung und in der Planung.

In der Dammstraße hat die Deichmeisterei des Wasserwirtschaftsamtes Darmstadt ihren Sitz. Ein Wasserpumpwerk befindet sich im Bereich der Gernsheimer Straße.

6.3.16 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft

6.3.16.1 Biotoverbundkonzept

Dem Biotopverbundkonzept liegt der Gedanke zugrunde, die in der Landschaft vorhandenen Lebensräume von Pflanzen und Tieren, die häufig durch intensive Nutzungsformen voneinander getrennt sind, durch die Entwicklung geeigneter Biotope so miteinander zu verbinden, dass ein Austausch von Arten zwischen den Lebensräumen (wieder) ermöglicht wird.

Das Grundgerüst des Biotopverbundsystems bilden im Gemeindegebiet

● die Naturschutzgebiete

Wie aus einem Vergleich der Grenzen vorhandener Schutzgebiete mit den für Arten und Lebensge- meinschaften wertvollen Bereichen hervorgeht, beziehen die Schutzgebiete nicht alle wertvollen Bereiche ein. Dies gilt für östlich an das NSG Kühkopf-Knoblochsaue angrenzende Grünlandflächen und Obstwiesen sowie für den Hartholzauwald zwischen Kühkopf und Allmen. Hier sollte bei Bedarf mit dem Mittel Vertragsnaturschutz für einen Erhalt der Lebensräume Sorge getragen werden.

● die FFH-Gebiete

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 100

● die sonstigen vorhandenen wertvollen Biotopkomplexe (Bereiche mit sehr hoher und mit hoher Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften, s. Karte 1).

Diese Bereiche sind durch geeignete Maßnahmen miteinander zu einem Biotopverbundsystem zu verbinden.

Karte 6 bildet das Biotopverbundkonzept im Maßstab 1 : 20.000 ab. Der Zeithorizont für die Umsetzung liegt bei 10 – 20 Jahren. Deshalb sind Bereiche mit Entwicklungsprioritäten abge- grenzt worden, die sich über das Gemeindegebiet verteilen. Es wird zwischen Biotopent- wicklungsgebieten erster, zweiter und dritter Priorität unterschieden.

Erste Priorität hat:

● die Verbindung zwischen dem Gebiet Kühkopf-Knoblochsaue mit der Großen Bütt und dem Bereich Schmalwert.

Zweite Priorität haben:

● ein Teilbereich zwischen Sommer- und Winterdeich, der in Teilen noch intensiv genutzt wird, jedoch eine hohes Biotopentwicklungspotenzial besitzt.

● die Erweiterung des Bereiches Schmalwert / Große Bütt.

Dritte Priorität hat:

● die Erhöhung der Dichte vorhandener extensiver genutzter Bereiche westlich des Ortes Biebesheim und nördlich des NSG 'Schmalwert von Biebesheim'.

Der Schwerpunkt des Biotopverbundes liegt in feuchten Niederungen wegen des hier vorhande- nen standörtlichen Entwicklungspotenzials. In den Niederungsbereichen zu entwickelnde Lebensräume sind vor allem Grünland unterschiedlicher Nutzungsintensität und Feuchtegrade sowie ungenutzte Röhrichte, Seggenrieder und feuchte Hochstaudenfluren sowie Auwälder. Die Abgrenzung der prioritären Räume schließt die Durchführung geeigneter Maßnahmen außer- halb dieser Räume nicht aus, wenn das standörtliche Potenzial für eine Biotopentwicklung gegeben ist. Hinweise hierzu gibt Karte 2 (Bodenpotenzial).

In den aufgrund der guten standörtlichen Voraussetzungen ackerbaulich dominierten Bereichen (ohne besonderes Biotopentwicklungspotenzial) sieht das Biotopverbundsystem eine Anreiche- rung der Landschaft mit Grünland, Säumen, Hochstaudenfluren, Einzelgehölzen und Hecken vor.

Aussagen übergeordneter Planungsebenen mit konkretem Raumbezug, wie das Regionale Agrarumweltkonzept (RAK) bzw. das Regionale Landschaftspflegekonzept, der Landschaftsrah- menplan Südhessen 2000, der Regionalplan Südhessen 2000 und der Forstliche Rahmenplan Südhessen (1997) wurden bei der Erstellung des Biotopverbundkonzeptes herangezogen.

6.3.16.2 Biotopentwicklungs- und Biotoppflegemaßnahmen

Die Biotopentwicklungsmaßnahmen und Biotoppflegemaßnahmen konkretisieren die Biotopver- bundkonzeption. Im Flächennutzungsplan werden die Maßnahmen dargestellt. Die Darstellun- gen sind aufgrund des Darstellungsmaßstabes von 1 : 5.700 nicht flächenscharf. Sie können auf der Ebene des Flächennutzungsplanes nicht flächenscharf sein, da die Umsetzung an Flä- chenverfügbarkeit gebunden ist und eine Freiwilligkeit der Beteiligten voraussetzt. Die Maßnah- menvorschläge sollen es der Gemeindeverwaltung, Naturschutzverbänden und sonstigen Insti- tutionen ermöglichen, die aus Naturschutzsicht geeigneten Maßnahmen auszuwählen und um- zusetzen.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 101

Die folgende Tabelle gibt Hinweise zu geeigneten Biotopentwicklungsmaßnahmen indem sie aufzeigt, welche Biotoptypen in den Naturräumen des Gemeindegebietes häufig und gut ausge- prägt vertreten sind und welche Biotoptypen jeweils fehlen bzw. schlecht ausgeprägt vorkom- men, obwohl sie für den jeweiligen Naturraum typisch sind.

Naturraum Nördliche Oberrheinniederung Hessische Rheinebene

Biotoptypen

Wald ◧ □

Einzelgehölze (Bäume, Baumreihen, Büsche) ◧ □ Gebüsche und Feld- + gehölze ◧ Hecken ◧ +

Streuobstbestände ◧ □

Grünland ◧ -

Röhrichte und Seg- _ genrieder ◧

Hochstaudenfluren, □ Säume ◧ Fließgewässer ◧ □

Stillgewässer _ _

_ Tümpel und Flutrasen ◧

■ Repräsentativer Biotoptyp, d.h. häufiges Vorkommen in überwiegend guter Ausprägung – Schutz- und Pflegemaßnahmen vorrangig

◧ Repräsentativer Biotoptyp mit gegenwärtigem oder historischem Rückgang in Verbreitung bzw. Ausdehnung – Entwick- lungsmaßnahmen vorrangig

□ Defizitärer Biotoptyp, d.h. für den Naturraum typischer Biotoptyp ist in seiner Verbreitung stark zurückgegangen – Ent- wicklungsmaßnahmen vorrangig + Zunahme bzw. naturnähere Ausprägung durch Biotopentwicklungsmaßnahmen – weitere Förderung des Biotoptyps wün- schenswert - Der Biotoptyp hat in dem Naturraum keinen Verbreitungsschwerpunkt oder kommt hier von Natur aus nicht vor – Entwicklungsmaßnahmen sind nicht vordringlich Tabelle 21 Ausprägung von Biotoptypen in den beiden Naturräumen in Biebesheim am Rhein

Aus Tabelle 21 können für die Planung folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

● Die Pflanzung von Gehölzstrukturen ist in geringer strukturierten, überwiegend acker- baulich genutzten Bereichen sinnvoll. Die Entwicklung von 'Heckenlandschaften' sollte vermieden werden, da diese für die Naturräume im Gemeindegebiet untypisch sind und den Lebensraum von Brut- und Rastvögeln der Äcker einschränken würden.

● Bei den Streuobstbeständen sind Neuanlagen wünschenswert.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 102

● Wünschenswert ist die Umwandlung von Ackerland in Grünland oder in Auwald in der Nördlichen Oberrheinniederung

● Röhrichte und Seggenrieder sollten durch Nutzungsextensivierungen und Nutzungsver- zicht vor allem in der Nördlichen Oberrheinniederung entwickelt werden

● Hochstaudenfluren, z.B. breitere nutzungsfreie Säume entlang von Gräben und Wegen, sollten in beiden Naturräumen erhalten und (wieder) entwickelt werden.

● Zeitweilig wasserführende Gewässer (Tümpel und Flutrasen) sind typische Lebensräu- me der Auen. Auch sie sind durch die Intensivierung der Nutzungen stark zurückgegan- gen und sollten in der Nördlichen Oberrheinniederung entwickelt werden.

Im Folgenden werden für die im Planungsraum vorhandenen für Arten und Lebensgemeinschaf- ten wichtigen Biotoptypen die erforderlichen Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sowie deren Umsetzungsmöglichkeiten benannt.

Wald

Die Qualität der Wälder als Lebensraum sollte im Rahmen ihrer forstlichen Nutzung berücksich- tigt und nach Möglichkeit gesteigert werden. Die im Folgenden genannten Maßnahmen haben zum Teil bereits Eingang in die Waldbewirtschaftung gefunden.

Geeignete Maßnahmen

● Erhalt und Aufbau standortgerechter, gebietsheimischer, struktur- und artenreicher Wald- bestände

● Anwendung der Grundsätze des naturnahen Waldbaus. Wichtige Grundsätze sind eine Bevorzugung der natürlichen Verjüngung und soweit als möglich die Vermeidung des Einsatzes von Bioziden

● Erhaltung der gemäß § 30 BNatSchG geschützten Lebensräume im Wald, z.B. von natürlichen Stillgewässern

● Verzicht auf Kalkung von gemäß § 30 BNatSchG geschützten Biotopen im Wald

● Erhalt von Standorten, die durch Feuchtigkeit und Nässe geprägt sind, durch einen Ver- zicht auf Entwässerung von Waldbeständen

● Vermeidung von Bodenverdichtungen im Rahmen der Bewirtschaftung

● Berücksichtigung des Vorkommens von seltenen und/oder gefährdeten Pflanzenarten im Wald

● Bei der Endnutzung von Altbeständen sollte auf die Nutzung aller Zielbäume verzichtet werden. Angestrebt wird ein Altholzanteil von mindestens 10 %. Höhlen- und Horst- bäume sind aus Gründen des Artenschutzes zu erhalten

● Belassen von mindestens 10 % stehendem und liegendem Totholz im Wald, z.B. Stümp- fe abgebrochener Bäume, Baumstubben. Die Berücksichtigung der Bedeutung des Tot- holzes im Rahmen der Nutzung fördert somit die Struktur- und Artenvielfalt der Wälder

● Bewirtschaftung eines Wildbestandes, der eine natürliche Verjüngung der Hauptbaumar- ten ohne Zaun gewährleistet

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 103

● Aufbau von Waldaußen- und Waldinnenrändern zum Schutz der Waldbestände vor randlichen Einflüssen und als Lebensraum für die Fauna. Der Aufbau und die Pflege von Waldrändern entspricht idealerweise der von Feldgehölzen. Ihre Breite wird in der Litera- tur mit bis zu 30 m angegeben. Solche Waldränder sind aus Platzgründen und wegen des Pflegeaufwandes äußerst selten. Das Waldinnenklima, die Ungestörtheit im Wald und der Strukturreichtum können jedoch auch durch die Vorpflanzung schmalerer Strauchmäntel erheblich gesteigert werden. Besonders wichtig sind Waldmäntel an den wind- und sonnenexponierten Seiten. Vorhandene gut betraufte Waldränder sollten nicht zum Zwecke der Waldrandentwicklung geöffnet werden. Für Waldinnenränder sollte jeweils entlang von Wegen bei der Bestandsbegründung ein mindestens 5 m breiter Streifen der freien Sukzession überlassen werden, sofern die Lichtverhältnisse im Wald eine Waldrandentwicklung zulassen

● Erhalt und Schaffung von Krautsäumen entlang der Waldaußen- und Waldinnenränder

● Erhalt von Pionierbaumarten wie Birken, Zitterpappeln und Weiden zur Förderung der Arten- und Strukturvielfalt wo immer es möglich ist

● Verbesserung der Einbindung von Wäldern in das Biotopverbundsystem.

Möglichkeiten der Umsetzung

● Berücksichtigung der Hinweise im Rahmen der forstlichen Nutzung

● Entsprechende Beratung durch das betreuende Forstamt

● Gemeinde, Jagdpächter, Forstverwaltung und die untere Jagdbehörde setzen sich für eine Lösung der “Wildproblematik” ein. Mittel sind ausreichend hohe Abschusszahlen und deren Erfüllung, Verzicht auf Wildfütterung außer der in Notzeiten gesetzlich vorge- schriebenen und die Förderung der wirtschaftlich uninteressanten Pionierbaumarten als “Ablenkungsfutter”.

● Verzicht auf zusätzliche Drainagen in Waldrandbereichen im Rahmen der landwirtschaft- lichen Nutzung

● Anlage von Waldmänteln im Zuge von Waldentwicklung und Waldverjüngung

● Anlage von Waldmänteln im Zusammenhang mit Flächenankauf und Durchführung von Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung

● Beachtung der Waldanbindung bei Biotopentwicklungsmaßnahmen.

Waldentwicklung

Das Gemeindegebiet hat einen unterdurchschnittlichen Waldanteil. Im Flächennutzungsplan wurden für die Waldentwicklung besonders geeignete Bereiche abgegrenzt. Bei der Auswahl von eventuellen weiteren Waldentwicklungsflächen sind aus landschaftsplanerischer Sicht fol- gende Bereiche auszuschließen:

● Besonders geschützte Lebensräume gemäß § 30 BNatSchG, sofern diese durch eine Aufforstung gefährdet werden, z.B. Feuchtgrünland, Streuobstwiesen

● sonstige für den Biotop- und Artenschutz bedeutsamen Fläche, sofern deren Funktion durch eine Aufforstung gefährdet wird, z.B. mageres, artenreiches Grünland

● landschaftsbildprägende Freiflächen und landschaftstypische Strukturen, z.B. wegbe-

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 104

gleitende landschaftsbildprägende Gehölze, strukturreiche auentypische Landschafts- ausschnitte (s. Darstellung im FNP)

● Bereiche mit einem Potenzial für die Entwicklung von auentypischen Elementen der Kul- turlandschaft z.B. Niedermoorbereiche, Geländesenken.

Feldgehölze

Die Neuanlage von Feldgehölzen ist ein Instrument des Biotopverbundes. Sie ist besonders in größerflächig ackerbaulich genutzten, wenig strukturierten Bereichen geeignet, die Strukturviel- falt zu erhöhen.

Maßnahmen

● Die vorhandenen und geplanten Feldgehölze sollten von ackerbaulicher Nutzung durch mindestens 3 m breite Krautsäume getrennt sein

● Feldgehölze mit Dominanz nicht standortgerechter Bäume, z.B. von Nadelbäumen oder Pappeln, sollten in naturnahe Bestände umgewandelt werden. Bei den Pappeln ist ihre mögliche Funktion als Horst- oder Höhlenbäume zu beachten.

● Neuangelegte Feldgehölze sollten so gepflegt werden, dass eine völlige Verschattung des Kernbereiches verhindert wird.

Umsetzung

● Eigeninitiative von Grundeigentümern

● Anlage von Feldgehölzen durch die Jägerschaft

● Durchführung als Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Flächennutzungsplan.

Hecken

Eine Neuanlage von Hecken ist in überwiegend ackerbaulich geprägten Bereichen sinnvoll. Dichte Heckennetze sollten vermieden werden, um die Bedeutung der ackerbaulich genutzten Bereiche in Biebesheim für Brut- und Rastvögel nicht zu beeinträchtigen. Hecken sollten min- destens dreireihig und möglichst lang sein. Besonders tierartenreich sind Hecken beiderseits von Wegen sowie solche mit Verzweigungen. Hecken sollten aus heimischen, standortgerech- ten Gehölzen aufgebaut sein und beiderseits eine mindestens 3 m breite Krautzone aufweisen. Bei der Auswahl geeigneter Gehölze kann eine Orientierung an den jeweils vorhandenen Hecken erfolgen. Zur Vermeidung von Schattenwurf auf angrenzende Ackerflächen sollten vor- wiegend die West- und Südränder von Wegen oder Grabenparzellen bepflanzt werden.

Maßnahmen

● Anlage von Hecken als Verbundelemente vor allem zwischen Wäldern, Feldgehölzen und Hecken

● Erhalt und Schaffung von mindestens 3 m breiten beidseitigen Krautsäumen entlang von Hecken

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 105

● Schonende, abschnittsweise Heckenpflege durch ein “Auf den Stock setzen” im Abstand von ca. 10 – 20 Jahren.

Umsetzung

● Eigeninitiative von Grundeigentümern

● Anlage durch die Jägerschaft

● Durchführung als Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Flächennutzungsplan.

Einzelbäume, Baumreihen und Alleen

Die Pflanzung von Einzelbäumen, Baumreihen und Alleen ist vor allem in überwiegend acker- baulich genutzten Bereichen ein geeignetes Instrument, den landschaftlichen Strukturreichtum zu erhöhen.

Geeignete Baumarten für markante Einzelbäume und für Alleen sind Obstbäume und Walnüsse sowie z.B. Baumweiden, Stieleiche, Linde, und Esche. Insbesondere Eschen und Baumweiden können die im Gemeindegebiet vorhandenen Pappelreihen ersetzen.

Geeignete Maßnahmen

● Pflanzung von Bäumen an Weg- und Straßenrändern sowie an besonders markanten Punkten in der Landschaft, z.B. an Wegekreuzungen

● Pflanzung weiterer Obstbaumreihen entlang von Feldwegen

● Ersetzen von Pappeln z.B. durch Eschen, Eichen und Baumweiden.

Möglichkeiten der Umsetzung

● Anlage durch die Träger der Straßenbaulast

● Anlage durch die Gemeinde

● Initiative von Grundeigentümern.

Streuobstbestände

Streuobstwiesen sind ein Element der traditionellen Kulturlandschaft. Extensiv genutzte Hoch- stamm-Obstwiesen sind durch einen hohen Arten- und Individuenreichtum, vor allem der Fau- na, gekennzeichnet.

Maßnahmen

● Keine Inanspruchnahme von Streuobstwiesen für Bebauung und Kleingärten

● Sicherung der Pflege vorhandener Obstwiesen: Erziehungsschnitt in den ersten fünf Jahren und regelmäßiger Pflegeschnitt im Abstand von 5 – 10 Jahren um ein vorzeitiges Vergreisen und Auseinanderbrechen zu verhindern, nur extensive Düngung der Baum- scheiben und kein Pestizideinsatz, höchstens zweimalige jährliche Mahd (im Juni/Juli

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 106

und im September/Oktober) oder extensive Beweidung mit Baumschutz, nach Möglich- keit Abräumen des Mähgutes, keine Einzäunung

● Anlage von Streuobstwiesen.

Umsetzung

● Einsatz von HIAP-Mitteln für Baumpflanzungen und Baumschnitt sowie für die Grünland- pflege

● Anlage von Streuobstwiesen als Kompensationsmaßnahme im Rahmen der Eingriffsre- gelung

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Flächennutzungsplan.

Grünland

Grünland prägte früher die Niederungen in der Nördliche Oberrheinniederung. Extensiv genutz- te Grünlandgesellschaften sind floristisch vielgestaltig und u.a. für (Wiesen-)vögel, Falter und Heuschrecken wertvoll.

Maßnahmen

● Keine Intensivierung der Grünlandentwässerung

● Nach Möglichkeit Aufhebung von Drainagen in Auebereichen zur Förderung der (Wie- der-)Entwicklung von Feuchtgrünland

● Keine Veränderung des Kleinreliefs, so dass sich Flutmulden zu wertvollen Kleinlebens- räumen für Amphibien entwickeln können

● Grünlandentwicklung im Naturraum Nördliche Oberrheinniederung

● Extensivierung der Grünlandnutzung mit dem Ziel der Entwicklung von mageren, arten- reichen Grünlandgesellschaften.

Umsetzung

● Einsatz von HIAP-Mitteln für Grünlandextensivierung

● Grünlandentwicklung als Kompensationsmaßnahme im Rahmen der Eingriffsregelung

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Flächennutzungsplan.

Röhrichte, Seggenrieder und feuchte Hochstaudenfluren

Im Naturraum Nördliche Oberrheinniederung gibt es ausgedehnte Bereiche mit einem Potenzial für die Entwicklung von Röhrichten, Seggenriedern und feuchten Hochstaudenfluren. Im Zusammenhang mit der aus landschaftsplanerischer Sicht anzustrebenden Nutzungsextensivie- rung in Niederungsbereichen können Röhrichte, Seggenrieder und feuchte Hochstaudenfluren in enger Verzahnung mit Grünland unterschiedlicher Nutzungsintensität, mit Weidengehölzen und Gräben entwickelt werden.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 107

Geeignete Maßnahmen

● Verzicht auf Entwässerung in den Niederungsbereichen

● Entwicklung von Röhrichten, Seggenriedern und feuchten Hochstaudenfluren in Niede- rungsbereichen durch Nutzungsaufgabe

● Entwicklung von Röhrichten, Seggenriedern und feuchten Hochstaudenfluren im Rand- bereich von Fischteichen durch die Herstellung von Flachwasserzonen

● Einbindung der Feuchtlebensräume in das Biotopverbundsystem.

Möglichkeiten der Umsetzung

● Durchführung als Kompensationsmaßnahmen

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Flächennutzungsplan

● Durchführung von Biotopentwicklungsmaßnahmen z.B. durch die örtlichen Angelvereine.

Saumbiotope, Hochstaudenfluren und Ruderalflächen

Saumbiotope sind Weg- und Straßenränder, Grabenränder sowie die Krautsäume entlang von Wäldern, Hecken und Feldgehölzen. Sie können als wertvolle linienhafte Biotope verschiedene Lebensräume miteinander verbinden.

Geeignete Maßnahmen

● Erhalt und Wiederherstellung von Säumen mit einer Breite von mindestens 3 m

● Anlage von Säumen bei Biotopneuschaffungen

● Extensive und unter Artenschutzgesichtspunkten optimierte Pflege von Säumen, Stra- ßenrändern und Deichen

● Erhalt der unbefestigten Wege sowie von Wegen mit alten Pflasterungen in der Agrar- landschaft. Wegebaumaßnahmen sollten auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden.

● Aussparung der Wege und Säume bei der Ausbringung von Düngern und Pestiziden.

● Entwicklung bzw. Duldung von Hochstaudenfluren im Bereich von Baulücken und auf sonstigen nutzungsfreien Flächen.

● Förderung von Ruderalpflanzen durch Verzicht auf intensive Pflege von Pflasterritzen, durch Verzicht auf Herbizideinsatz und unnötige Versiegelungen in Gärten, im Straßen- raum und in öffentlichen Grünanlagen

● Entsiegelungsmaßnahmen.

Möglichkeiten der Umsetzung

● Einplanen von Säumen bei Biotopneuanlagen, z.B. an Wäldern, Feldgehölzen und Hecken

● Berücksichtigung der Hinweise zur Weg- und Straßenrandpflege

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 108

● Verzicht auf zusätzliche Wegebefestigungen

● Durchführung von Entsiegelungsmaßnahmen als Kompensationsmaßnahme im Rah- men der Eingriffsregelung.

Fließgewässer und Gräben

Im Jahr 2000 ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in Kraft getreten, die die Mitgliedstaa- ten dazu verpflichtet, die Oberflächengewässer zu schützen, zu verbessern und zu sanieren mit dem Ziel, möglichst 15 Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie einen guten Zustand der Oberflä- chengewässer zu erreichen. Die Richtlinie ist durch Änderungen im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und im Hessischen Wassergesetz in nationales Recht übernommen worden. Hierzu werden von den hessischen Regierungspräsidien zurzeit die Bewirtschaftungspläne mit Maß- nahmenprogrammen aufgestellt. Für Maßnahmen, wie die Umgestaltung oder die Renaturie- rung von Gewässern sind jeweils Genehmigungsverfahren durchzuführen.

Geeignete Maßnahmen

● Darstellung von Flächen für Maßnahmen zur Entwicklung – Maßnahmen an Gewässern

● weitere Maßnahmen s. Kap. 6.2.2.

Stillgewässer (Teiche)

Wünschenswert sind eine naturnähere Gestaltung und Nutzung der vorhandenen Fischteiche, damit sie in stärkerem Maße als Lebensraum für Pflanzen und Tiere dienen können.

Geeignete Maßnahmen

● Vermeidung von Stoffeinträgen

● Vermeidung von Überbesatz

● Schaffung ungestörter Flachwasserzonen. Hier können sich Schlammuferfluren und Röh- richte als Laichhabitat für Amphibien, zur Erhöhung der Selbstreinigungskraft des Gewäs- sers sowie zur Verbesserung der Vernetzung des Gewässers mit seinem Umland entwickeln

● Verzicht auf Fischbesatz in einzelnen Gewässern.

Möglichkeiten der Umsetzung

Auf freiwilliger Basis durch die Nutzer der Fischteiche

Tümpel und Flutmulden

Tümpel und Flutmulden sind zeitweise vorhandene Gewässer. Sie entstehen z.B. in Fahrspu- ren, im Wurzelbereich umgestürzter Bäume oder durch Überschwemmungen. Aus landschafts- planerischer Sicht ist eine aktive Entwicklung von Tümpeln und Flutmulden in den Auen und ihre Duldung bei einer Entstehung durch Überschwemmungen anzustreben.

Geeignete Maßnahmen

● Entwicklung und Duldung von Flutmulden

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 109

● Einbindung der Gewässer in das Biotopverbundsystem.

Möglichkeiten der Umsetzung

● Anlage auf geeigneten Flächen z.B. durch Naturschutzverbände. Bei der Anlage von Flut- mulden ist eine Beeinträchtigung von Feuchtgrünland sowie von Röhrichten und Seggenrie- dern zu vermeiden.

● Durchführung als Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung.

Lebensräume des Siedlungsraumes

Lebensräume für Tiere und Pflanzen innerhalb des Siedlungsraumes sind vor allem öffentliche Grünflächen sowie Privat- und Kleingärten. Die Bedeutung dieser Bereiche für Tiere und Pflan- zen kann durch eine extensive Pflege gefördert werden.

Maßnahmen hierzu sind z.B.:

● Erhalt und Pflanzung von Laubbäumen

● Reduzierung der Mahdintensität auf Rasenflächen, die nicht genutzt oder betreten wer- den

● Keine unnötige Flächenversiegelung

● Kein Pestizideinsatz

● Weitestgehender Verzicht auf Streusalze, stattdessen Verwendung von Sand oder Splitt.

● Pflanzung von Kletterpflanzen an Pergolen, Lauben und Mauern.

In der Bestandskarte (Karte 1) wird innerhalb der Ortslage Biebesheim zwischen drei verschie- denen Siedlungstypen unterschieden für die jeweils bestimmte Maßnahmen besonders geeig- net sind:

Gut durchgrünte und mittel bis gut durchgrünte Bereiche - Durchgrünung erhalten und fördern

● Erhalt alter Gebäude und Mauern, Berücksichtigung von Artenschutzbelangen bei Gebäudesanierungen

● Vermeidung von unnötigen Versiegelungen im privaten und im öffentlichen Bereich

● Förderung von Fassadenbegrünungen

● Erhalt und Entwicklung des Baumbestandes

● Erhalt von Gärten, Obstwiesen, Ruderalvegetation

● Erhalt und Entwicklung von Grünzügen

Siedlungsbereiche mit überwiegend geringer Durchgrünung - Durchgrünung verbessern

● Laubbaumpflanzungen vor allem im Straßenraum

● Vermeidung von unnötigen Versiegelungen im privaten und im öffentlichen Bereich

● Grundstückseinfassungen durch Hecken und Gebüsche

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 110

● Dach- und Fassadenbegrünungen

Möglichkeiten der Umsetzung

● Darstellung von Grünflächen im Flächennutzungsplan

● Umsetzung der Maßnahmen durch Hausbesitzer und Kleingärtner

● Gehölzpflanzungen durch die Gemeinde und Privatpersonen.

Artenhilfsmaßnahmen

Einem Erhalt bestimmter Arten oder ihrer Wiederansiedlung können Artenhilfsmaßnahmen die- nen. Hierbei werden (sinnvollerweise in engem Zusammenhang mit Maßnahmen zum Biotop- schutz) technische Hilfen für bestimmte Arten oder Artengruppen initiiert. Beispiele hierfür sind der Schutz von Ameisenburgen oder das Anbringen von Nistmöglichkeiten. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über mögliche Aktivitäten im Bereich Artenschutz im Gemeindegebiet.

Artbezug Strategien Mitwirkende Fledermäuse, Anbringen von Quartieren, Kästen und Kotbrettern, Hausbesitzer, Kirche, Naturschutzver- Schleiereule, Verzicht auf giftige Holzbehandlung, Offenhalten bände, Gemeinde, Naturschutzbehörden Schwalben von Dachböden Steinkauz Anbringen von Niströhren Naturschutzverbände, Obstgärtner, Natur- schutzbehörden Hummeln, Wild- Aufstellen von Nistmöglichkeiten an warmen Gartenbesitzer, Imker, Kleingärtner, Natur- bienen Böschungen ('künstliche Nester', 'Insektenwand') schutzverbände Insekten, Vögel Reduzierung der Beleuchtungsintensität ('Lichtfal- Firmen, Hausbesitzer, Gemeinde, Vereine len'), Verzicht auf Laserstrahler Höhlenbrüter Sichern von Höhlenbäumen, Anbringen von Nist- Forstamt, Naturschutzverbände, Waldbe- kästen sitzer, Naturschutzbehörden Amphibien Schaffung von Laichmöglichkeiten, Sicherung von Angelnutzer, Gemeinde, Natur- Laichwanderwegen schutzbehörden, Naturschutzverbände, Unterhaltungsverband Fische Wiederansiedlung von Arten Angelnutzer, Naturschutzverbände, Was- ser- und Naturschutzbehörden Verbesserung der Durchgängigkeit der Fließge- wässer Niederwild, Erhalt und Verbreiterung der nicht bewirtschafteten Landwirtschaft Vögel der Wegseitenränder, Beibehaltung einer kleinteiligen Ackergebiete Nutzungsstruktur Vögel der Grün- Schaffung von zusammenhängenden, extensiv Naturschutzverbände, Gemeinde landgebiete genutzten Grünländereien

Tabelle 22 Mögliche Artenhilfsmaßnahmen in Biebesheim am Rhein

6.3.16.3 Flächen für Maßnahmen zur Entwicklung - Flächenpool

Der Flächenpool stellt eine Auswahl an Flächen dar, die für eine Inanspruchnahme als Kompen- sationsflächen für Eingriffe im Planungszeitraum von 10 – 20 Jahren besonders geeignet sind. Auswahlkriterien waren insbesondere

● die Vorgaben im Regionalplan 2000

● die Entwicklungsmöglichkeiten der Flächen in Hinblick auf Natur und Landschaft, wie sie in

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 111

der Bestandsaufnahme und Bewertung ermittelt worden sind

● die für Natur und Landschaft im Planungs- und Maßnahmenteil dargestellten Entwicklungs- grundsätze und Maßnahmenvorschläge.

Im Regionalplan 2000 werden im Gemeindegebiet von Biebesheim am Rhein 'Bereiche für Schutz und Entwicklung von Natur und Landschaft' abgegrenzt. Hier haben die Ziele des Natur- schutzes und Maßnahmen, die dem Aufbau, der Entwicklung und Gestaltung eines regionalen ökologischen Verbundsystems dienen, Vorrang vor entgegenstehenden oder beeinträchtigen- den Nutzungsansprüchen: 'In den 'Bereichen für Schutz und Entwicklung von Natur und Land- schaft' sind bestehende wertvolle Biotope zu erhalten und Flächen zur Vergrößerung und Ver- netzung der Biotope zu entwickeln'. Entsprechende Bereiche sind in Biebesheim: Die Flächen vor dem Winterdeich, Schmalwert und der Bereich um die Große Bütt.

Der künftige Bedarf an Kompensationsflächen wurde überschlägig auf der Basis der Hessi- schen Kompensationsverordnung vom 01. September 2005 ermittelt. Dabei wurde, von ungüns- tigen Voraussetzungen ausgehend, ein potenzieller Flächenbedarf für kommunale und sonstige Eingriffe von bis zu 45 ha Kompensationsfläche errechnet. Da die Flächenverfügbarkeit nicht immer gewährleistet sein wird, werden im Flächennutzungsplan ca. 58 ha als 'Flächenpool' dar- gestellt. Dabei wird der in der Kompensationsverordnung vorgesehene Vorrang von NATURA 2000-Gebieten bei der Auswahl von Kompensationsflächen berücksichtigt.

Für die einzelnen Flächen des Flächenpools wird im Flächennutzungsplan durch Buchstaben gekennzeichnet, welche Biotoptypen, in Abhängigkeit von den Standortverhältnissen und der räumlichen Lage der Flächen, entwickelt werden sollten. Zielbiotoptypen sind Wald, Feldgehöl- ze, Grünland, Hochstaudenfluren, Röhrichte und Rieder sowie Streuobstwiesen.

Die Inanspruchnahme von Flächen für Kompensationen kann durch die Durchführung von Ent- siegelungen und Gewässerrenaturierungen vermindert werden. Anlage 2 der Kompensations- verordnung (die für die Bauleitplanung allerdings nicht bindend ist) sieht unter Ziffer 4.2 vor, dass für entsprechende Maßnahmen der Kostenansatz (ohne Bodenwert) zur Ermittlung des Kompensationsbeitrags herangezogen werden kann.

14.06.10 Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein 112

7. Flächenbilanz

Flächennutzung Flächengröße Flächenanteil (ha) (%)

Wohnbauflächen – Bestand (MD, MI, WA, W, WR) 108,3 5,8

Wohnbauflächen – Planung (W, MI) 14,5 0,8 Gewerbliche Baufläche - Bestand 144,9 7,8 Gewerbliche Baufläche - Planung 9,4 0,5 Sonderbaufläche - Bestand 7,7 0,4 Sonderbauflächen - Planung 3,5 0,2 Gemeinbedarfsfläche - Bestand 11,9 0,6 Gemeinbedarfsfläche - Planung 0,3 0,01 Verkehrsflächen (Straßen, Parkplätze, Bahnanlagen, Wege) - 122,2 6,6 Bestand Verkehrsflächen (Straßen, Parkplätze, Bahnanlagen, Wege) - Pla- 1 0,05 nung Versorgungsanlagen - Bestand 10,3 0,6 Grünflächen – Bestand 41 2,2 Grünflächen – Bauleitplanung vorgesehen 16,6 0,9 Fließgewässer + Gräben 132,8 7,1 Wald – Bestand 64 3,4 Wald – Planung 6,2 0,3 Flächen für die Landwirtschaft - Acker oder Grünland 909,1 48,7 Flächen für die Landwirtschaft – Dauergrünland (z.T. Kompensati- 152 8,1 onsflächen /Ökokontoflächen) Flächen zum Schutz von Natur und Landschaft (Erhalt von nicht oder 112,3 6 extensiv genutzten Lebensräumen, incl. NSG und § 30 BNatSchG) Summe 1868

Tabelle 23 Flächenbilanz in Biebesheim am Rhein

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Abbildung 6 Flächenbilanz in Biebesheim am Rhein (nicht dargestellt: Gemeinbedarfsflächen geplant und Verkehrsflächen geplant mit zusammen 0,06 % Flächenanteil)

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8. Zusammenfassung

Der Flächennutzungsplan der Gemeinde Biebesheim am Rhein stellt die vorhandene Art der Bodennutzung und die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung in ihren Grundzügen dar. Abgeleitet von den überörtlichen Planungsgrund- sätzen und -zielen und den strukturellen Gegebenheiten geht die planerische Konzeption vor- rangig von dem Ziel aus, die Standortvorzüge der Gemeinde Biebesheim am Rhein innerhalb des Rhein-Main-Gebietes für die Sicherung des Ortes als Wohn- und Gewerbestandort zu wah- ren und zu verbessern. Neben der infrastrukturellen Lagegunst gehört die unmittelbare Nach- barschaft zum überregional bedeutsamen Erholungsgebiet 'Rheinniederung' zu den Standort- vorzügen der Gemeinde. Der Verantwortung der Gemeinde für die Sicherung und Entwicklung der Potenziale Boden, Wasser, Klima/Luft, Arten und Lebensgemeinschaften und Erholung wur- de durch eine umfassende Integration landschaftsplanerischer Inhalte in den Flächennut- zungsplan Rechnung getragen.

Der Flächennutzungsplan sieht die Ausweisung von zusätzlichen Wohnbauflächen in einer Grö- ßenordnung von ca. 14,5 ha vor. Weitere Planungen mit Flächenwirkung sind die Erweiterung des Gewerbegebietes 'Nördlich der Waldstraße - Teilbereich 2' um ca. 7 ha, die Ergänzung eines Sondergebietes für die 'Nachhaltige Gewinnung erneuerbarer Energien und die Kom- postierung organischer Abfälle' um ca. 3,5 ha, die Erweiterung der Geländes der Merck KGaA um ca. 2,4 ha sowie die Errichtung einer neuen Sportanlage mit einer Größe von ca. 7,5 ha.

Für die Kompensation von Eingriffen geeignete Flächen werden insbesondere in der Nördlichen Oberrheinniederung dargestellt. Hier soll die Landschaft durch geeignete Maßnahmen in ihrer Bedeutung für die landschaftsgebundene Erholung und für den Naturschutz aufgewertet wer- den. Der Flächennutzungsplan würdigt und sichert die Bedeutung des Gemeindegebietes für die Produktion von Nahrungsmitteln und organischen Rohstoffen. Der Anteil an 'Flächen für die Landwirtschaft' am Gemeindegebiet beträgt ca. 57 %.

Der Sicherung und Entwicklung Biebesheims als Wohnstandort dient neben der Erhaltung und Pflege von Gemeinbedarfseinrichtungen und von öffentlichen Grünanlagen auch die Fortset- zung der Maßnahmen zur städtebaulichen Erneuerung und der innerörtlichen Durchgrünung.

Ausreichende technische Ver- und Entsorgung sind entscheidende Parameter für die geordnete städtebauliche Entwicklung der Gemeinde. Die technischen Kapazitäten der Ver- und Entsor- gung werden in Biebesheim am Rhein den Anforderungen der Planungen des Flächennut- zungsplanes gerecht.

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