KLT Programm
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17. Silser Kunst- und LiteraTourtage «Genius loci?» - Teil II Welche Rolle spielen Orte bei der Entstehung von Literatur und Kunst? 26. — 29. August 2021 «Genius loci?» - Teil II Welche Rolle spielen Orte bei der Entstehung von Literatur und Kunst? Bereits die letztjährigen Kunst- und LiteraTourtage hatten sich mit der Frage beschäftigt, warum das Engadin, und speziell Sils, seit jeher für Intellektuelle und Künstler aus nah und fern Inspirationsquelle, Orte des Austausches und der kreativen Arbeit sind. Der Facettenreichtum des Themas hat die Organisatoren dazu bewogen, ihm eine weitere Ausgabe der dreitägigen Veranstaltung zu widmen, wobei diesmal neben der bildenden Kunst besonders die Musik im Fokus steht. Die Teilnehmenden werden den Engadiner Spuren von Claudio Abbado, Artur Schnabel, Richard Strauss, Richard Wagner und anderen mehr nachgehen können. Und sie werden Genaueres zur Entstehungs- und Erfolgsgeschichte der «Engadiner Konzert- wochen» erfahren, die im Juli 1941 ins Leben gerufen wurden, sich seither in der internationalen Musikwelt einen hervorragenden Ruf erworben haben und den Engadiner «genius loci» seit nunmehr 80 Jahren auch in einem musikalischen Sinne bewähren. Zur Mitwirkung an den Kunst- und LiteraTourtagen 2021 konnten die Initianten Mirella Carbone und Joachim Jung wieder hochkarätige ReferentInnen und KünstlerInnen gewinnen: die Musikexpertin Marianne Zelger-Vogt und den Autor Iso Camartin, die Sopranistin Rachel Harnisch, den Musiker Rudolf Lutz sowie Heinz Kern, Musikpublizist und ehemaliger Leiter der Konzertgesellschaft Zürich. Die Veranstaltung findet – es ist inzwischen Tradition – in dem einmaligen Ambiente des Hotel Waldhaus statt. Als Veranstalter zeichnen das Kulturbüro KUBUS, das Hotel Waldhaus Sils und Sils Tourismus. 2 Programm Do, 26. August 17.00 Uhr Apéro und Einführung ins Programm durch Dr. Mirella Carbone und Joachim Jung. 17.30 - 18.45 Uhr Locus iste! – Das ist der Ort! Wie man Orte der Inspiration und Kreativität findet. S. 4 Vortrag von Iso Camartin. Fr, 27. August 09.30 - 11.00 Uhr Richard Wagner und Richard Strauss im Engadin. Vortrag mit Illustrationen und Musikbeispielen S. 5 von Joachim Jung. 11.15 - 12.15 Uhr Not Vital, ein Welt-Künstler zwischen Sent, Beijing und Rio de Janeiro. S. 6 Vortrag mit Illustrationen von Mirella Carbone. 21.15 - 22.30 Uhr Gipfeltreffen in Höhenluft. Musiker im Engadin. Die Sopranistin Rachel Harnisch im Gespräch mit Marianne Zelger-Vogt S. 7 (mit kleinem Gesangsprogramm). Sa, 28. August 09.15 - 18.00 Uhr Tagesexkursion nach Tarasp. Führung durch das Schloss Tarasp, seit 2016 im S. 8 Besitz von Not Vital. Anschliessend Orgelkonzert mit Rudolf Lutz. 21.15 - 22.15 Uhr Symphonie «Aus der Neuen Welt» von Antonín Dvořák mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan S. 9 Filmkonzert mit Einführung durch Rudolf Lutz. So, 29. August 10.00 - 11.30 Uhr Die Eminenz im Hintergrund - Eine Würdigung des Komponisten und Konzertagenten Walter Schulthess, Mitbegründer der Engadiner Konzert- S. 10 wochen, anlässlich seines 50. Todesjahres. Vortrag mit historischen Musikbeispielen von Heinz Kern. 11.30 - 11.45 Uhr Schlussworte der Organisatoren. 3 Detailprogramm Locus iste! – Das ist der Ort! Do, 26. Aug. Wie man Orte der Inspiration und Kreativität findet. 17.30 Vortrag von Iso Camartin. Heilige können an jedem Ort der Welt beten und ihr Gotteslob anstimmen. Künstlerinnen und Künstler sind direkter an materielle Gegebenheiten gebunden, die sie in ihrem Schaffen motivieren und inspirieren. Aber auch da gibt es himmelweite Unterschiede, was die eine oder den anderen stimuliert. Einige brauchen ringsum florierende Geselligkeit, um den Gedankenfluss zu öffnen. Andere flüchten in die Einsamkeit und brauchen absolute Stille, um ihren Einfallsreichtum anzukurbeln. Rätselhaft sind die Orte, die kreative Menschen sich suchen, um in ihren Gedanken und Gefühlen auf Touren zu kommen. Man nennt solche Orte auch «Kraftorte», welche die seltsame Wirkung in sich zu haben scheinen, dass Menschen dort zu Höchstständen ihrer emotionalen und intellektuellen Anlagen gelangen. Der Vortrag geht solchen geographischen und klimatischen Bedingungen für Kreativitätsschübe nach, aus der Nähe und in der Ferne, in Geschichte und Gegenwart. Hat nicht jeder das Recht zu erfahren, wie man einen Glücksort auf unserem Planeten für das eigene Schaffen und Sein finden kann? Das Oberengadin von Muottas Muragl aus, Postkarte 4 Richard Wagner und Richard Strauss im Engadin. Fr, 27. Aug. Vortrag mit Illustrationen und Musikbeispielen von Joachim Jung. 09.30 Während Richard Wagners Engadin-Aufenthalt im Juli/August 1853 einmalig blieb, zog es Richard Strauss zwischen 1900 und 1948 nachweislich mindestens 7 Mal für einen längeren Winter- oder Sommeraufenthalt in dieses Hochtal. Wagner hoffte in der «schönen und wilden Einsamkeit» von St. Moritz auf die stärkende Wirkung einer Trinkkur in Verbindung mit kräftigenden Gebirgswanderungen. Müde und nervlich erschöpft reiste er aus seinem Zürcher Exil an. Dort hatte er wenige Monate zuvor einem begeisterten Publikum an 4 Abenden die gesamte 700seitige Handschrift des «Ring» vorgetragen. Nun lag die ungeheure Aufgabe vor ihm, zum Text die Musik zu schaffen. Konnte die «fast gewaltsam beschwichtigende Ruhe» der Engadiner Hochgebirgswelt ihm helfen, sich dieser Aufgabe gewachsen zu fühlen? Die Briefe, die hingegen Richard Strauss aus dem – mittlerweile «Hotel-Eldorado» – Engadin versendet, spiegeln nicht das Bedürfnis nach tiefem Ausruhen vor einem neuen Werk, sondern zeigen Strauss in fortgesetzter kompositorischer Arbeit und musikdramaturgischem Gedankenaustausch mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal, was uns spannende Einblicke in seine Künstlerwerkstatt gewährt. Richard Wagner und Richard Strauss 5 Detailprogramm Not Vital, ein Welt-Künstler zwischen Sent, Beijing & Rio de Janeiro. Fr, 27. Aug. Vortrag mit Illustrationen von Mirella Carbone. 11.15 Not Vital, 1948 in Sent (Unterengadin) geboren, ist nicht nur in mehreren Kunstgattungen – Grafik, Malerei, Bildhauerei und Architektur – zuhause, sondern auch an mehreren Orten der Welt. Aktuell lebt und arbeitet er abwechselnd in Beijing, Rio de Janeiro und Sent, früher waren auch Agadez und New York wichtige Schaffensorte des Kosmopoliten, der das Verbindende zwischen den Kulturen sucht. Die Engadiner Heimat bleibt dabei aber seine Hauptinspirationsquelle. Man denke z.B. an die wunderschönen ‹Tschinch Muntognas›, jene fünf Berge im Grenzgebiet zwischen dem Engadin und Südtirol, die Not Vital in der Kindheit täglich vor Augen hatte und im Jahr 2001 als fragile Strukturen aus Eisendraht und Gips realisiert hat. Die Verbundenheit des Künstlers mit seiner Heimat äussert sich auch in seinem Engagement für den Schutz der Engadiner Kultur: Not Vital erwarb 2016 das Schloss Tarasp, damit dieses bedeutende mittelalterliche Kulturgut weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Not Vital, Piz Linard, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers 6 Gipfeltreffen in Höhenluft. Musiker im Engadin. Fr, 27. Aug. Die Sopranistin Rachel Harnisch im Gespräch mit 21.15 Marianne Zelger-Vogt (mit kleinem Gesangsprogramm). «Wir schlürfen die Luft der Gemsen wie französischen Champagner». Nicht nur Richard Strauss, der diese Worte 1947 aus Pontresina an sei- nen Biografen Willi Schuh schrieb, fühlte sich von der Champagnerluft des Engadins inspiriert. Seit dem Aufkommen des modernen Tourismus hat das Bündner Hochtal Komponisten und ausübende Musiker als Erholungs- wie Schaffensort angezogen. Während das Hotel Waldhaus in Sils zu einem Treffpunkt der künstlerischen und intellektuellen Elite wurde, bevorzugte der Dirigent Herbert von Karajan das mondäne St. Moritz, Claudio Abbado dagegen zog sich in die Einsamkeit des Fextals zurück. Die Sopranistin Rachel Harnisch war mit Abbado durch eine enge künstlerische Partnerschaft verbunden. Im Gespräch zwischen ihr und Marianne Zelger-Vogt soll die Faszination, die die Bergwelt auf Musikschaffende ausübt, thematisiert werden. Begleitet von Rudolf Lutz, wird Rachel Harnisch eingangs drei Kompositionen vortragen, die alle einen Bezug zum Engadin haben: «Abendlandschaft» von Artur Schnabel sowie «Frühling» und «Im Abendrot» aus den Vier letzten Liedern von Richard Strauss. Der Dirigent Claudio Abbado 7 Detailprogramm Tagesexkursion nach Tarasp. Sa, 28. Aug. Führung durch das Schloss Tarasp, seit 2016 im Besitz von 09.15 Not Vital. Anschliessend Orgelkonzert mit Rudolf Lutz. 09.15 Uhr Treffpunkt beim Postplatz Sils Maria (Bushaltestelle). Fahrt mit eigens gemietetem Bus nach Tarasp. 11.30 Uhr Ankunft in Tarasp-Fontana. Leichte Wanderung am Taraspsee vorbei zum Schloss Tarasp. Mittagsverpflegung aus dem Lunchpaket. 13.00 - Führungen durch die imposante mittelalterliche Burg. 14.00 Uhr Zahlreiche Werke Not Vitals sind im Schloss zu sehen. 14.00 - Vorführung der pneumatischen Schlossorgel, ein Werk 14.45 Uhr des Dresdner Orgelbauers Jehmlich, durch Rudolf Lutz, mit anschliessendem Orgelkonzert. 15.15 - Leichte Wanderung nach Tarasp-Fontana. 16.15 Uhr 16.15 - Rückfahrt mit eigens gemietetem Bus nach Sils Maria 18.00 Uhr Posta. Die leichte Wanderung bedingt gutes Schuhwerk. Das Schloss Tarasp, erbaut um 1040 8 Symphonie «Aus der Neuen Welt» von Antonín Dvořák Sa, 28. Aug. mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung 21.15 von Herbert von Karajan. Filmkonzert mit Einführung durch Rudolf Lutz. Historische Aufnahme der Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 «Aus der Neuen Welt» von Antonín Dvořák, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung