Gemeinsames Positionspapier

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste!

Vorschläge zur Entwicklung des Unterelberaums

Haken- A 23 Gelb- sand sand B 5 Itzehoe Nordergründe Nord-Ostseekanal B 5 Stör Neuwerk A 20 (zu ) Medemsand Brunsbüttel B 431 Neufeldersand Schleswig- Medem- grund Stör Logistik- und Holstein A 7 Freiburg Umschlagflächen B 73 A 23 Otterndorf Oste Wischhafen 400 m Glückstadt Industrie- Wischhafenergebiet Süderelbe B 431 Elmshorn B 495 Industrie- gebiet A 27 Krückau Pagen- sand

Pinnau A 23 Niedersachsen Pinneberg

Schwinge B 73 Oste Wedel Hamburg Bremen A 22 Stade Lühe Este Bremerhaven A 26

A 7 A 22 Buxtehude Hamburg A 27 B 73

Vorschläge zur Entwicklung des Unterelberaums Gemeinsames Positionspapier

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste!

Vorschläge der Handelskammer Hamburg, der IHK Schleswig-Holstein und der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum zur Entwicklung des Unterelberaums Federführende Bearbeitung: Dr. Julia Körner Adolphsplatz 1 | 20457 Hamburg Postfach 11 14 49 | 20414 Hamburg Telefon 040 36138-353 Telefax 040 36138-325 [email protected] www.hk24.de

Alle Abbildungen außer 3 und 11 © Handelskammer Hamburg, IHK Schleswig-Holstein und IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum

Stand: Dezember 2009 Vorwort

Die Industrie- und Handelskammern haben den gesetzlichen Auftrag, die Gesamtinteressen der gewerblichen Wirtschaft ihrer Region gegenüber der Politik und der Verwaltung zu vertreten. Die Handelskammer Hamburg, die IHK Schleswig-Holstein und die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum stellen sich der Herausforderung, mit dem vorliegenden Positionspapier Entwicklungsperspektiven für die Region entlang der Unterelbe aufzuzeigen.

Unser Ausgangspunkt: die Renaissance der Küste als Standort für Unternehmen des Verar- beitenden Gewerbes mit hoher Ex- und Importabhängigkeit. Angesichts einer immer größer wer- denden Störanfälligkeit der Landverkehrsträger ist für die international aufgestellte deutsche Industrie das Kriterium der kostengünstigen Erreichbarkeit von zunehmender Bedeutung bei Standortüberlegungen. Dies verschafft dem Standort Küste immense Standortvorteile gegenüber dem Binnenland. Als besonders attraktiv gestalten sich Ansiedlungen an den Anlegestellen in den Küstenstandorten mit direktem Zugang zu seeschifftiefem Wasser und in unmittelbarer Nähe zu diesen Häfen, wie es der frühere Hamburger Wirtschaftssenator Helmuth Kern in den 1960er- Jahren mit dem „Vorhafen Scharhörn“ vorgedacht hat. So lässt sich möglichst viel des relativ teuren Landtransports in der Logistikkette einsparen.

Wir sehen die Zukunft der Unterelbe mit Hamburg als Wachstumskern einer wachsenden Region in der Ansiedlung von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, die für ihre Güterim- und -exporte den wassergebundenen Transport nutzen. Wir wollen dabei helfen, die Voraussetzungen zu schaffen, damit die deutsche Wirtschaft diese Vorteile nutzen kann. Hierfür setzen wir uns gemeinsam ein.

Handelskammer Hamburg

Frank Horch Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz Präses Hauptgeschäftsführer

IHK Schleswig-Holstein

Margarete Böge Prof. Dr. Bernd Rohwer Präsidentin Hauptgeschäftsführer

IHK Stade für den Elbe-Weser Raum

Lothar Geißler Jörg Orlemann Präsident Hauptgeschäftsführer

Inhaltsverzeichnis

I. Perspektiven des „Wirtschaftsraums Unterelbe“ 7

1.1 Globalisierung und Welthandel 7 1.2 Produktionsstandort und Transportkosten im see- und landgebundenen Verkehr 7 1.3 Internationale Verflechtungen der deutschen Industrie 12 1.4 Renaissance der Küste als Industriestandort 13 1.5 Häfen als Standorte des Verarbeitenden Gewerbes – Beispiel Rotterdam 14

II. Wirtschaftsraum Unterelbe als Industrie- und Logistikstandort – Bestandsaufnahme 17

2.1 Ausgangssituation 17 2.2 Bestehende Industrieschwerpunkte im Wirtschaftsraum Unterelbe 18 2.3 Infrastruktur und Lebensqualität 22

III. Chancen des Wirtschaftsraums Unterelbe – Handlungsempfehlungen 24

3.1 Gewerbeflächenentwicklung 24 3.2 Branchenfokus für Unternehmensansiedlungen an der Unterelbe 26 3.3 Branchenbezogene Forderungen 26 3.4 Infrastrukturentwicklung und Lebensqualität 29

IV. Fazit 33

Anhang 34

Abbildungsverzeichnis 34 Tabellenverzeichnis 34

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 5

I. Perspektiven des „Wirtschaftsraums Unterelbe“

1.1 Globalisierung und Welthandel legte im gleichen Zeitraum jährlich um Unsere moderne Wirtschaft fußt auf inter- 9,7 Prozent zu.1 Dies führt zur „Drei-mal- nationaler Arbeitsteilung: Zunehmend zer- eins-Regel“ bei den Steigerungsraten der teilte Wertschöpfungsketten – gerade auch Weltwirtschaft: in der industriellen Produktion – verstärken Weltsozialprodukt x 2 = Welthandel die internationale Arbeitsteilung und bringen Weltsozialprodukt x 3 = Weltcontainer- Wohlstand und Beschäftigung für die betei- verkehr ligten Länder. Ein wachsendes Weltsozialpro- dukt wird von einer mehrfachen Zunahme des Welthandelsvolumens begleitet. Leistungsfä- hige Transportketten ermöglichen entschei- 1.2 Produktionsstandort und dend die Globalisierung. Transportkosten im see- und landgebundenen Verkehr Die kontinuierlich steigende Intensität des internationalen Handels und des weltweiten Unternehmen ziehen für ihre einzelwirt- Transportaufkommens spiegeln den Grad der schaftliche Standortentscheidung vor allem internationalen Arbeitsteilung wider. Unab- Informationen über interne Kosten wie Bau- hängig von den gegenwärtigen konjunkturel- und Betriebskosten heran sowie Transport- len Problemen wird sich diese Entwicklung kosten im Zuliefer- wie auch im Absatzbe- weiter intensivieren. reich. Der Degression der Transportkosten über alle Verkehrsträger in den vergangenen Volkswirtschaften können sich nur speziali- Jahrzehnten stehen heutzutage die zuneh- sieren und internationalen Handel betreiben, mend steigenden Kosten des Landtransports wenn der Im- und Export von Waren schnell, gegenüber. zuverlässig und kostengünstig erfolgen kann. Das „Fließband“ des Welthandels ist der See- Der Seeverkehr verursacht relativ niedrige verkehr. Mehr als 90 Prozent der weltweit ge- Transportkosten und kommt für einen gerin- handelten Güter werden über den Seeweg gen Anteil der Seefrachtkosten an den Ge- transportiert – bei einem Anteil der Meere an samtkosten der Produkte auf: ein Zeichen der Erdoberfläche von über 70 Prozent eine seiner hohen Effizienz. Der landseitige Trans- Notwendigkeit. Die Seehäfen übernehmen in port bewirkt deutlich höhere Kosten als der diesem System die Funktion von Schnittstel- Seetransport, beispielsweise durch kontinu- len und Drehkreuzen, ohne die diese intensive ierlich steigende Treibstoff- und Staukosten. wirtschaftliche Verflechtung und die Erhö- hung der weltweiten Güterproduktion nicht Die Kosten des Landtransports lassen sich be- möglich wären. ziffern (vgl. Abbildung 1). So entstehen bei- spielsweise auf dem Weg von München über Hamburg nach Hongkong etwa 80 Prozent Welthandelsvolumen und der gesamten Transportkosten an Land und Weltcontainerverkehr nur 20 Prozent auf See.

Der Welthandel ist in den letzten 15 Jah- Bei einem Transport von Asien nach Europa ren mit durchschnittlich 6,5 Prozent pro liegt der Kostenanteil des Seetransports an Jahr doppelt so schnell gewachsen wie das den Gesamtkosten eines Fernsehers bei etwa weltweite Bruttosozialprodukt (3,4 Prozent). 1,5 Prozent, bei Lebensmittelkonserven sogar Der seewärtige Welthandel hat während- nur bei 1 Prozent. Der Transport eines Contai- dessen durchschnittlich um 6 Prozent zu- ners, und damit von durchschnittlich 12 Ton- genommen, der Weltcontainerumschlag 1 Institut für Seeverkehr und Logistik (ISL)

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 7 Kostenaufteilung in der Transportkette München–Hamburg–Hongkong

Hinterlandtransport Hongkong München–Hamburg (ca. 800 km) Hamburg/Bremerhaven Kostenanteil 80 % ca. 800 km auf ca. 3,4 % der Gesamtstrecke München

Seetransport ca. 10 000 sm Hamburg–Hongkong (ca. 10 0000 sm, Nordsee– Mittelmeer–Suezkanal–Indischer Ozean–Gelbes Meer) Kostenanteil 20 % auf ca. 96,6 % der Gesamtstrecke

Quelle: HHLA AG, eigene Berechnungen bezogen auf das Jahr 2008.

Abbildung 1 nen Fracht, von Asien nach Europa kostet nehmenslogistik zunehmend zu Flaschenhäl- nicht mehr als ein Flug in der Economy Class sen. Gleichzeitig führt moderne Just-in- für einen Flugpassagier auf derselben Stre- Time-Produktion in den Unternehmen zu ei- cke. ner Reduktion der Lagerhaltung und zu einer erhöhten Abhängigkeit von zuverlässiger Gü- Zur Veranschaulichung der Aufteilung auf teranlieferung. Land- und Seetransport dient die Abbildung 2a. Exemplarisch sei eine Fabrikationsstätte Der Deutsche Industrie- und Handelskammer- mit einer Entfernung von 500 Kilometern von tag (DIHK) hat für Deutschland im Februar der Küste angenommen, deren Vorleistungs- 2009 einen Stauatlas herausgegeben.2 Auf produkte größtenteils aus Übersee importiert 976 Autobahnkilometern stockt regelmäßig werden. Der Export der Endprodukte wieder- der Verkehr. Das entspricht 8 Prozent des Ge- um erfolgt gleichfalls zu großen Teilen an samtnetzes von zurzeit 12 531 Kilometern. Standorte in Übersee. Die Anlieferung der Auf weiteren 215 Kilometern des Autobahn- Vorleistungsprodukte wie auch die spätere netzes besteht schon jetzt die Gefahr eines Zustellung der Endprodukte erfordert einen Verkehrsinfarktes. Transport über Land zu den Seehäfen (Abbil- dung 2a). Noch deutlicher werden die Übersichten, die der Allgemeine Deutsche Automobilclub Zu den Kosten des Landtransports zählen Deutschland e. V. (ADAC) regelmäßig heraus- auch Staukosten. Ausgelastete und teilweise gibt. Vor allem zu Stoßzeiten wie Feiertagen deutlich überlastete Infrastrukturen führen und Ferienbeginn zeigen die Verkehrsprogno- zu Engpässen, Staus und damit zu steigenden Zeit- und Materialkosten im Landtransport. 2 Die Broschüre „Stauatlas Deutschland. Engpässe beseitigen – Gütertransporte im Landverkehr – auf Straße Wachstumschancen nutzen“ (DIHK Februar 2009) unter wie auch auf Schiene – werden für die Unter- http://www.dihk.de/inhalt/download/stauatlas.pdf.

8 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Schematische Darstellung bisheriger Unternehmensstandorte und Transportaufteilung auf Land und See bei internationaler Im- und Exporttätigkeit (IST-Situation) Export von SeeSee Fertigprodukten

Import von Vorleistungsprodukten 500500 kmkm DistanzDistanz LandtransportLandtransport

Binnenland Fabrikationsstätte Transport von Vorleistungs- Anteil teurer Landtransport am Transport und Fertigprodukten von Vorleistungs- und Fertigprodukten

Quelle: Handelskammer Hamburg, eigene Darstellung

Abbildung 2a

Schematische Darstellung von Unternehmensstandorten und Transportaufteilung auf Land und See bei internationaler Im- und Exporttätigkeit (SOLL-Situation)

Export von SSeeee Fertigprodukten

Import von Vorleistungsprodukten

Fabrikationsstätte

BinnenlandBinnenland

Transport von Vorleistungs- und Fertigprodukten

Quelle: Handelskammer Hamburg, eigene Darstellung

Abbildung 2b

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 9 Abbildung 3: Stauatlas Deutschland des ADAC (Juli/August 2009) Quelle: ADAC (www.adac.de)

10 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste sen deutlich die Überlastung des deutschen sendungen ausschließlich über See. Das Un- Autobahnnetzes (vgl. Abbildung 3) an. ternehmen spart so die Kosten für die ange- nommenen 500 Kilometer Landtransport. Als Die Europäische Kommission beschreibt das Konsequenz reduzieren sich unter anderem Straßentransportnetz in der Europäischen Uni- Treibstoffkosten, Stauzeiten und Kosten für on und viele Straßen der Städte und Gemein- die Bereithaltung zusätzlicher Fahrzeuge, den bereits heute als überlastet. Und der Ver- während gleichzeitig die Zuverlässigkeit bei kehr wird weiter zunehmen: Bis zum Jahr der Anlieferung steigt und damit Produkti- 2025 wird mit einem Wachstum des Perso- onsabläufe verlässlicher geplant werden kön- nenverkehrs um 19 Prozent und des Güter- nen. verkehrs um 70 Prozent gerechnet. Die ent- stehenden Staus kosten Europa schon heute 2 Prozent des BIP.3 Beispielsweise für Spediti- Fazit onsunternehmen schlägt eine Stunde Stau vor dem Elbtunnel oder auf der A1 mit rund Die Schwächen im landgebundenen Ver- 100 Euro pro Lastkraftwagen zu Buche – zu- kehr sind die Stärken der Standorte mit züglich der Beträge, die Kunden wegen Ver- Zugang zu seeschifftiefem Wasser: Je hö- spätungen abziehen.4 Nach Berechnungen her die Kosten beim Landtransport, desto des Bundesverbandes der Deutschen Indus- attraktiver sind Standorte an der Küste für trie (BDI) belaufen sich in Deutschland die Unternehmen mit hoher Im- und Export- Gesamtkosten durch Staus auf 102 Milliar- quote. den Euro pro Jahr. Verschärfend wirkt, dass der nötige Infrastrukturausbau von Schiene und Straße nicht mit dem Verkehrswachstum Schritt hält, kostenintensiv ist und einem Seetransport und Umweltschutz langfristigen Planungsvorlauf unterliegt. Der Seetransport bietet neben ökonomi- Der Stau auf der Straße ist ein Vorteil für den schen auch ökologische Vorteile und trägt Seeverkehr und darauf bauende Unterneh- maßgeblich zum Umwelt- und Klimaschutz mensansiedlungen an der Küste: Ankunfts- bei: Mehr als 90 Prozent aller Waren wer- zeiten im Seeverkehr sind weitgehend genau den weltweit auf dem Seeweg transpor- planbar, während steigende Verkehrszahlen tiert. Dennoch ist die Seeschifffahrt ledig- im Binnenland dazu führen, dass Landtrans- lich für rund 3 Prozent der weltweiten und porte zunehmend zeitlichen Risiken unterlie- etwa 30 bis 40 Prozent der CO2-Emissi- gen. onen des Gütertransportsektors verant- wortlich. Dies liegt an den geringen CO2- In Anbetracht der mit dem Landverkehr ver- Emissionen der Schiffe pro transportierter bundenen Kosten ist es für Unternehmen mit Tonne. Bei gleichem Transportvolumen hohem Internationalisierungsgrad rational, und gleicher Transportstrecke liegen der Standorte zu wählen, bei denen die Trans- CO2-Ausstoß und der Energieverbrauch portleistungen für Vorleistungs- und Fertig- eines Lkw fast viermal so hoch wie bei güter keine oder nur kaum Landtransporte einem Schiff – ein weiteres Argument für nach sich ziehen. Eine entsprechende sche- kurze Landtransportwege. matische Darstellung enthält die Abbildung 1b: Unabhängig von kostenintensiven Land- Die vom Verkehr verursachten Schadstoff- transporten erfolgen Zulieferungen und Ab- emissionen kosten Europa nach Berech- nungen der Europäischen Kommission 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder 3 Die Europäische Kommission unter http://ec.europa.eu/ 360 Euro pro Einwohner jährlich. Daher research/leaflets/surface_transport/article_2770_de.html 4 Thomas Rackow, Geschäftsführer des Verbandes für Güter- zielen vielfältige politische Bemühungen verkehr und Logistik (VGL) in Neumünster, in den Lübecker darauf ab, Transporte vom Land auf das Nachrichten am 30. August 2009 (http://www.ln-online.de/news/schleswig_holstein/2648537/ Wasser zu verlegen. Staus_kosten_Spediteure_ü%3Bber_100_Milliarden.htm)

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 11 CO2-Emissionen nach Transportmittel

500

400

300

200

100

0 8 000 TEU- Bahn Lkw Containerschiff

Gramm je Container-Kilometer (TEU)

Quellen: Institut für Energie und Umweltschutz (ifeu), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Deutsche Bahn AG.

Abbildung 4

Im Jahr 2008 enthielten die deutschen Waren- 1.3 Internationale Verflechtungen exporte durchschnittlich 44,8 Prozent aus- der deutschen Industrie ländische Wertschöpfungsanteile,7 im Jahr 1995 waren es nur 31,1 Prozent.8 So stamm- Der Vorteil geringer Transportkosten im See- ten beispielsweise bei den Exporten von verkehr im Vergleich zum Landtransport chemischen Erzeugnissen 53,3 Prozent der kommt bei Unternehmen zum Tragen, die Wertschöpfungskette aus dem Ausland (bei- über intensive internationale Austauschbe- spielsweise Vorleistungsgüter), während der ziehungen5 auf der Vorleistungs-6 wie auch Importanteil von Kraftwagen und Kraftwa- auf der Abnahmeseite verfügen. Schließlich genteilen mit 40,9 Prozent etwas unter dem verkürzt eine Ansiedlung an der Küste die Durchschnitt aller Exportwaren lag. Wege im Im- und Export, aber verlängert sie gegebenenfalls zum Heimatmarkt. Daher Die Tabelle 1 listet die Wirtschaftszweige des können nicht alle Branchen gleichermaßen Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland auf, entsprechende Vorteile generieren. Im Fokus die besonders hohe Exportquoten aufweisen der weiteren Betrachtung stehen die Bran- (Exportquote als Anteil des Auslandsumsat- chen und Unternehmen mit hohen Import- zes am Gesamtumsatz). und Exportquoten. Detailliertere Angaben zu untergeordneten Wirtschaftszweigen, ausgewiesen auf der so- genannten 4-Steller-Ebene der Branchen- 5 Insgesamt spricht man dann von den „im Export enthaltenen klassifikation der amtlichen Statistik, finden ausländischen Wertschöpfungsanteilen“, der Summe aus sich in Kapitel 3.2 (Seite 27). den ausländischen Handelswaren, den zur Lohnveredelung eingeführten Waren und den bei der Produktion der Export- waren eingesetzten importierten Vorleistungen. 6 Bei den Importen kommen zu den Vorleistungsgütern 7 Erfassung in Wertgrößen. Handelswaren hinzu und Produkte, die zur Lohnveredelung 8 Alexander Loschky/Liane Ritter: „Konjunkturmotor Export“; vorübergehend nach Deutschland eingeführt werden. in: „Wirtschaft und Statistik“ 5/2007.

12 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Tabelle 1: te. Ähnlich agierte Japan, als es Ende des 19. Exportquoten (EQ) von Branchen des Verarbeitenden Jahrhunderts mit seiner Strategie der „nassen Gewerbes in Deutschland im Jahr 2008 (Gliederung der Branchen gemäß WZ 2008 auf 2-Steller-Ebene) Fabriken“ als rohstoffarmes Land industrielle Fertigung dank Zu- und Abgängen über Was- ser aufbaute. Bereits in den 1960er-Jahren Branche EQ griff der damalige Hamburger Wirtschafts- Sonstiger Fahrzeugbau 67 % senator Helmuth Kern diese Idee wieder auf und warb bei den norddeutschen Küstenlän- Herstellung von dern für einen gemeinsamen „Tiefwasserha- pharmazeutischen Erzeugnissen 61 % fen“9 auf einer vor Neuwerk aufzuschwem- Maschinenbau 60 % menden „Hafeninsel“ mit modernen Um- schlagseinrichtungen, hochwassergeschütz- Herstellung von Kraftwagen tem Damm für die landgebundene Infrastruk- und Kraftwagenteilen 60 % tur und vielfältigen Industrieansiedlungen Herstellung von („Vorhafen Neuwerk/Scharhörn“).10 Als ein Er- chemischen Erzeugnissen 57 % gebnis entstanden die Industrieansiedlungen in Brunsbüttel. Heute erfordern die hohen Herstellung von DV-Geräten, Kosten und die Übernutzung von Straße und elektronischen und optischen Schiene im Hinterland, die Küste als Produk- Erzeugnissen 55 % tionsstandort wiederzuentdecken. Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) Durch die wirtschaftliche und verkehrliche Entwicklung bergen Standorte für Unterneh- Fazit men des Verarbeitenden Gewerbes, die einen hohen Internationalisierungsgrad in den Vor- Sowohl auf der Importseite (Vorleistun- leistungsgütern und/oder in den Endproduk- gen) als auch auf der Exportseite (End- ten haben, deutliche Vorteile vor Standorten produkte) weisen einzelne Branchen des im Binnenland (vgl. auch Abbildung 2a und Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland 2b): Die Ansiedlung direkt an den Anlegestel- einen hohen Grad an internationaler Ver- len in Seehäfen oder in unmittelbarer Hafen- flechtung auf. nähe ist attraktiv, um möglichst viel des relativ teuren Landtransportes in der Logistikkette einzusparen. Ausgehend von dem Container- hub Hamburg muss deshalb notwendiger- 1.4 Renaissance der Küste weise ein ergänzendes „Güternahverkehrs- als Industriestandort konzept“ auf der Unterelbe diesen Ansatz unterstützen. Dies gilt für die bereits an der Die hohe weltwirtschaftliche Verflechtung ein- Küste angesiedelten Unternehmen wie auch zelner Branchen, die damit einhergehende für Neuansiedlungen. Eine gewerbliche Flä- internationale Arbeitsteilung und die modu- chenentwicklungspolitik wie auch die Ak- laren Wertschöpfungsketten stellen immer hö- quisitionsstrategie zur Gewinnung neuer Un- here Anforderungen an die logistische Pla- ternehmen sollten diesem Ansatz Rechnung nung in den Unternehmen. Gleichzeitig bieten tragen und gleichzeitig die touristische und die steigenden Transportkosten im landge- naturräumliche Qualität der Region erhalten. bundenen Verkehr, wie dargelegt, für im Bin- nenland ansässige Unternehmen den Anreiz, Ansiedlungsentscheidungen zu überdenken. 9 vgl. u. a. Dr.-Ing. Hans Laucht: „Neuwerk/Scharhörn Industriehafen am tiefen Wasser“, Schriftenreihe der Behörde für Wirtschaft und Arbeit der Freien und Im 19. Jahrhundert profitierte Hamburg von Hansestadt Hamburg, Heft 10, Herbst 1970. 10 Helmuth Kern: „Ein Modell für die wirtschaftliche Entwick- der deutschen Industrialisierung, als sich – lung der Region Unterelbe“, Schriftenreihe der Behörde für damals noch aus Mangel an ausreichend ver- Wirtschaft und Arbeit der Freien und Hansestadt Hamburg, Heft 9, Oktober 1970 (1. Auflage 1970, 3. Auflage 1972). fügbaren Überlandtransportsystemen – die Als Folge entstanden vor allem die Industrieansiedlungen Schwerindustrie direkt an der Küste ansiedel- in Brunsbüttel und Stade-Bützfleth.

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 13 Diese Strategie bringt Chancen für die regio- 1.5 Häfen als Standorte des nale Entwicklung mit sich, weil die Fertigung Verarbeitenden Gewerbes – Wertschöpfungspotenziale in der Region hält Beispiel Rotterdam und neue Wertschöpfungspotenziale erschließt. Sie ist zudem ökonomisch rational und zeigt Der Hafen Rotterdam ist der größte Hafen Weitblick bei der Frage eines verantwor- Europas und einer der größten Häfen der tungsvollen Umgangs mit knappen (Flächen-) Welt. Im Rhein-Maas-Delta an der Rhein- Ressourcen. mündung gelegen, betrug der Güterumschlag im Jahr 2008 420 Millionen Tonnen. Er liegt In Ansätzen findet sich die Umsetzung dieser an einer dicht befahrenen Wasserstraße und Idee heute in Deutschland wieder. Ebenfalls ist von Schiffen bis 24 Meter Tiefgang an- historisch gewachsen sind die Industriean- fahrbar. Das Hafengebiet reicht knapp 40 siedlungen entlang des Mittellandkanals, de- Kilometer von der Rotterdamer Innenstadt ren Standorte wegen der Transportmöglich- bis an den Hoek van Holland und nimmt etwa keiten via Binnenwasserstraße gewählt wur- 100 Quadratkilometer Fläche ein. Zum Ver- den. Flächen im Industriehafen Stade-Büth- gleich: Die Unterelbe umfasst von ihrer fleth nutzen unter anderem Unternehmen Mündung bis Hamburg etwa 120 Kilometer. der Aluminium- und Chemieindustrie. Das Spiegelt man zum Vergleich den Bereich des aktuelle Projekt Stade 202111 bringt eine neue Rotterdamer Hafens auf die Unterelbe, wird qualitative Komponente ein, in dem nun ein deutlich, welches – geografische und wirt- Gesamtkonzept für die Entwicklung der Ge- schaftliche – Potenzial die Region bietet (vgl. werbeflächen des Stader Raumes – und ins- Abbildungen 5a und 5b). besondere für die der Industrieflächen – erstellt wird. Exemplarisch ist auch die An- Vom Rotterdamer Hafen bis zur Nordsee bil- siedlung der Airbus A380-Fertigungslinie in den die rund 40 Kilometer des Rhein-Maas- Hamburg-Finkenwerder zu nennen. Gerade Deltas ein in sich geschlossenes Industrie- im Vergleich mit Toulouse punktet Hamburg areal. Die Vorteile liegen auf der Hand: Nur über den kostengünstigen Wassertransport. begrenzt durch die Kapazitäten an den Anle- Oder die Fertigung von Offshore-Windener- gestellen, sind sowohl dem Handel über See gieanlagen in Cuxhaven: Die Kapazitäten für als auch dem Verarbeitenden Gewerbe kaum die Produktion der Fundamentbauteile ent- Grenzen gesetzt. Unterstützt von einem in- standen direkt an der – teilweise neu ange- telligenten Logistiksystem nutzen die ansäs- legten – Anlegestelle. Weiteres Beispiel: Am sigen Unternehmen für die gewerbliche und Nord-Ostsee-Kanal wird eine Fertigungsan- Industrieproduktion die Vorteile von Zuliefe- lage für Offshore-Windenergieanlagen er- rungen und Abtransporten über Wasser ohne richtet, um den Wassertransportweg zu nut- lange Landtransportwege – der Hafen selbst zen. Hierfür entsteht direkt am Kanal bei spricht auf seiner Internetseite vom „Rotter- Rendsburg ein Schwerlasthafen mit ange- damer Hafen- und Industriekomplex“. schlossenem Gewerbegebiet. Dabei ist diese Struktur Ergebnis eines langen und erfolgreichen Entwicklungsprozesses, Fazit der im Jahr 1868 mit der Mannheimer Akte, die die freie Rheinschifffahrt aller Anrainer- Küstenstandorte stellen die Zukunft für staaten festlegte, seinen Anfang fand. Im Unternehmen des Verarbeitenden Gewer- Jahr 1957 wurde zwischen Rotterdam und bes mit hohem Internationalisierungsgrad der ehemaligen Insel Rozenburg der Botlek- dar. Komplex für Verarbeitendes Gewerbe fertig- gestellt, 1967 dann der Eemhaven.

Die Hafenerweiterungsfläche „Maasvlakte“ 11 Die laufenden bzw. geplanten Ausbaustufen des Stader (Maasfläche) ist ein großes, in der Nordsee Hafens sehen im ersten Schritt zusätzlich vier Hektar Industrie- und Hafenerweiterungsfläche vor. In einer zweiten angelegtes Hafen- und Industriegebiet aus Stufe werden weitere rund 40 Hektar hinzukommen. den 1960er-Jahren. Derzeit befindet sich das

14 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Industrie- und Hafengebiet von Rotterdam

ROTTERDAM

Quelle: IHK Kiel , eigene grafische Darstellung

Abbildung 5a

Größenvergleich des Industrie- und Hafengebiets von Rotterdam mit der Unterelbregion

HAMBURG

Quelle: IHK Kiel, eigene grafische Darstellung

Abbildung 5b

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 15 direkt an die Maasvlakte anschließende Ha- fenerweiterungsprojekt Maasvlakte 2 im Bau, dessen erster Abschnitt voraussichtlich im Jahr 2013 fertiggestellt sein wird. Insgesamt umfasst dieses Areal eine Bruttofläche von 2 000 Hektar; hiervon steht etwa ein Drittel für das Verarbeitende Gewerbe zur Verfügung – wovon 40 Prozent der Flächen bereits heu- te an Unternehmen vermietet sind.

Primär lag die Hauptfunktion des Rotterda- mer Hafens im Umschlag von Massengütern, insbesondere von Mineralöl und Erzen. In sei- ner sekundären Funktion als Industriehafen ist er Standort von Raffinerien, Chemiefabri- ken und Lagerhäusern (vgl. Abbildung 6). Und diese Funktion ist richtungsweisend für den Rotterdamer Hafen. Niedergelassen haben sich Firmen wie Exxon, Texaco, BP und KPC (Raffinerien) sowie die Chemiekonzerne AKZO/ NOBEL, ICI, ARCO, BASF und Kemira. Der Rot- terdamer Hafen hat somit eine herausragen- de Bedeutung für die niederländische Wirt- schaft. Durch die Industrialisierung der Ha- fenregion werden eine höhere Wertschöp- fung erzielt und Arbeitsplätze geschaffen. Der Hafen erwirtschaftet 7,5 Prozent des nie- derländischen Bruttosozialprodukts und be- schäftigt 7 Prozent der Arbeitnehmer in den Niederlanden. Dabei sind 70 000 Jobs direkt mit der Hafenfunktion verbunden, während allein 300 000 Arbeitsplätze im Verarbeiten- den Gewerbe angesiedelt sind.

© Port of Rotterdam Authority. © Port Quelle: www.portofrotterdam.com/en/about_port/port_maps/port_area/portmap2.jsp Abbildung 6: Rotterdam – Hafen- und Industriegebiet (Differenzierung nach Branchen) mit Verkehrserschließung

16 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste II. Wirtschaftsraum Unterelbe als Industrie- und Logistikstandort – Bestandsaufnahme

Umschlag in den Seehäfen entlang der Unterelbe im Jahr 2008 in Prozent

100 Glückstadt 0,1 % 90 Cuxhaven 1,4 % 80 Stade 4,0 % 70 Brunsbüttel 6,0 % 60 Hamburg 88,5 % 50 40 30 20 10 0

Quelle: „Hafenkonzept Unterelbe“ des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, Behörde für Wirtschaft und Arbeit der Freien und Hansestadt Hamburg, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (August 2009)

Abbildung 7

2.1 Ausgangssituation Jahr 2008 insgesamt 158,2 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen (vgl. Abbildung 7). Die Die Unterelbe von Hamburg bis zur Elbmün- Häfen stehen dabei im Dienst der gesamten dung, ein Abschnitt von rund 120 Kilometern, deutschen Wirtschaft. Allein über den Ham- stellt die Zufahrt zum Hamburger Hafen dar burger Hafen wird rund ein Viertel des deut- und gewährt am nördlichen Ufer der Elbmün- schen Außenhandels über See abgewickelt. dung den Zugang zum Nord-Ostsee-Kanal.12 Wichtig dabei: Je weiter die Container über Fast drei Millionen Menschen leben in der den Seeweg in das Binnenland hinein trans- Region, die die Landkreise Dithmarschen, portiert werden, desto stärker die Reduktion Steinburg und Pinneberg in Schleswig-Hol- der Transportkosten und des C02-Ausstoßes stein, die Landkreise Cuxhaven, Stade und (vgl. Informationskasten Seite 11). Harburg in Niedersachsen sowie die Stadt Hamburg umfasst. Das entspricht 352 Ein- Diese Seehäfen haben im zweiten Halbjahr wohnern pro Quadratkilometer.13 Rund 1,54 2009 vereinbart, künftig verstärkt zusam- Millionen Erwerbstätige finden hier ihr Aus- kommen, darunter rund 1,12 Millionen sozi- 12 Von der Staustufe bis zur Mündung sind es alversicherungspflichtig Beschäftigte bei ei- 145 Kilometer. 13 14 Dabei entfällt mit 1,77 Millionen Einwohnern ein Anteil von nem relativ hohen Anteil von Fernpendlern. 59 Prozent auf die Stadt Hamburg, in der 2 344 Einwohner pro Quadratkilometer leben. 14 Daten mit Stand 31.12.2007 (Bevölkerung) und 30.06.2008 In den fünf Seehäfen Brunsbüttel, Cuxhaven, (Beschäftigte) aus „Zahlen 2007/2008“ der Handelskammer Glückstadt, Stade und Hamburg wurden im Hamburg, Kapitel 17: Metropolregion Hamburg.

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 17 menzuarbeiten. Diese vor allem operative Ko- starken, arbeitsplatz- und wissensintensiven operation soll künftig dazu führen, dass Ge- Schwerpunkten zukunftsorientiert aufgestellt. schäfte in der Unterelberegion gehalten und In den Bereichen Maritime Industrie, Chemie, Potenziale des Seeverkehrswachstums für die Luft- und Raumfahrt sowie Logistik verfügt Region gesichert werden. Sie ist ein Instru- die Region in Teilen über Clusterstrukturen ment für die Unterstützung des Wettbewerbs und damit über Fühlungsvorteile. mit anderen Hafenregionen wie etwa Rotter- dam und Antwerpen. Die Zusammenarbeit konkretisiert sich durch regelmäßigen Infor- 2.2 Bestehende Industrieschwer- mations- und Wissensaustausch, zum Bei- punkte im Wirtschaftsraum spiel bezüglich Unternehmensansiedlungen Unterelbe und Flächenvergabe, durch gemeinsame Marketinginitiativen und durch gemeinsa- Luft- und Raumfahrzeugbau mes Eintreten für Verkehrsinfrastrukturan- liegen. Darüber hinaus fehlt es aber an der Die Metropolregion Hamburg nimmt weltweit Umsetzung eines Güternahverkehrskonzepts die dritte Stelle als Standort für zivilen Flug- (Barge-Konzept) und damit der systemati- zeugbau sowie Flugzeugausrüstung und -war- schen Nutzung strategischer Vorteile, die der tung ein. Im Zentrum dieser innovationsstar- Hamburger Hafen als weltweit anerkannter ken Wachstumsindustrie steht der weltgröß- Containerhub bietet. te Hersteller von zivilen Verkehrsflugzeugen, die Airbus Deutschland GmbH, die allein zwei Durch Hafenstandorte an seeschifftiefem Was- Fabriken an der Unterelbe betreibt (Hamburg ser mit Gewerbeausweisungen bietet die Un- und Stade),17 die Lufthansa Technik AG und terelbe vorteilhafte Standortbedingungen für der Flughafen Hamburg. In enger Kooperati- das Verarbeitende Gewerbe mit internationa- on bieten die Unternehmen alle Produkte und ler Verflechtung – für bestehende wie auch Dienstleistungen der Wertschöpfungskette neu anzusiedelnde Unternehmen:15 Bereits des Luftfahrzeugbaus vom Entwurf bis zur heute verfügen die Seehäfen an der Unterel- Endmontage an. Zudem entwickeln und er- be vielfach über verfügbare Gewerbeflächen, proben sie neue Technologien wie das welt- teilweise mit fachlicher Präqualifikation.16 weit erste pilotengesteuerte und ausschließ- Allerdings besteht die Gefahr, dass die Reali- lich mit Brennstoffzellen angetriebene Flug- sierung von Effizienzgewinnen aufgrund der zeug, das auf der Basis der Lufthansa Technik internen Struktur in den Gewerbe- und In- stationiert ist. dustriegebieten hinter den Möglichkeiten zu- rückbleibt. Diese Zusammenarbeit trägt Früchte. So setz- te sich der Luftfahrtstandort Norddeutsch- Entlang der Unterelbe befinden sich – pro- land mit dem Konzept „Neues Fliegen“ beim duktabhängig – vor allem küstenorientierte Spitzenclusterwettbewerb der Bundesregie- Unternehmen aus dem Bereich des Schiff- rung im September 2008 unter 38 Wett- baus und seiner Zulieferbetriebe. Gleiches gilt bewerbern durch. Für die Jahre 2009 bis 2013 für die Mineralölverarbeitung, die Chemische stehen insgesamt 40 Millionen Euro zur Ver- Grundstoffindustrie, die Nicht-Eisen-Metall- fügung, um mit dem Ansatz „Neues Fliegen“ erzeugung (Kupfer, Aluminium, Zink und Blei) die zivile Luftfahrt ökonomischer, ökologi- sowie Teile der Energiewirtschaft. Die Wirt- scher, komfortabler, zuverlässiger und flexib- schaftsstruktur ist teilweise mit innovations- ler zu gestalten. Wichtiger Baustein dabei: die Entwicklung von kohlenstofffaserver- stärkten Kunststoffen (CFK), der sich die Un- 15 Hinzu kommt, dass das Verarbeitende Gewerbe heutzutage nicht nur Produkte herstellt, sondern als ein Entwickler ternehmen des Kompetenznetzwerks „CFK- von (innovativen) technologischen Lösungen agiert. Diese Entwicklungen tragen wiederum zu Spillover-Effekten in andere Wirtschaftsbereiche und damit zu einer Stärkung 17 Nicht unmittelbar in der Unterelberegion, aber in räumlicher des Standortes bei. Nähe zählen auch die beiden Luftfahrzeugbaustandorte 16 Flächen in den hier betrachteten Seehäfen werden bereits Varel und Nordenham unter dem Dach der Premium Aerotec in unserem Sinne für industrielle Produktion (vgl. auch GmbH (ehemals Airbus zughörig) mit zum relevanten Netz- Kapitel 2.2) genutzt. werk in Norddeutschland.

18 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Unternehmensdichte im Luft- und Raumfahrzeugbau in den Gemeinden an der Unterelbe

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersachsen Legende Anzahl der Unternehmen Unternehmenszahlen in den Gemeinden je Gemeinde – Luft- und Raumfahrtindustrie – Insgesamt 246 Unternehmen, ein 11 bis 25 davon 207 im Handelsregister 2 bis 5 26 bis 100 eingetragene Unternehmen 6 bis 10 ab 101 (darunter 62 außerhalb Hamburgs).

Quelle: Daten aus IHK Musis (Branchen 265, 303, 721900, 721901, 7735), eigene grafische Darstellung (Stand September 2009)

Abbildung 8

Valley Stade e. V.“ verschrieben haben (siehe Schiff erfolgen kann. Auch in Nordenham auch 2.2.4 Chemie). Das Center of Excellence und Stade liegen industrielle Anlagen direkt VTP (Vertical Tail Plane) am Airbus-Standort am seeschifftiefen Fahrwasser. Stade ist einer der größten europäischen Fertigungsstandorte für Leichtbaustrukturen Eine Übersicht über die Verteilung der Unter- aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststof- nehmen der Luft- und Raumfahrt auf die Ge- fen. Mit der Inbetriebnahme der deutsch- meinden an der Unterelbe bietet Abbildung 8. landweit ersten Anlage zum Recycling von kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen zeigt Chemie das Kompetenznetzwerk, wie das drängende Entsorgungsproblem bei CFKs innovativ ge- Zu den wichtigen Standorten der Chemischen löst werden kann. Ziel der Pilotanlage ist es, Grundstoffindustrie in Deutschland gehören bis zum Jahr 2010 ein großindustrielles Ver- Stade und Brunsbüttel, die jeweils bewusst fahren zur stofflichen Wiederaufbereitung mit direktem Zugang zu den internationalen von CFKs zu etablieren. In Hamburg ist im Juli Seewegen angesiedelt wurden. Sie sind bran- 2009 das ZAL – Zentrum für angewandte chenbezogen organisiert über den Verein Luftfahrtforschung gegründet worden, um Chemcoast e. V., einen länderübergreifenden die Kooperation zwischen Luftfahrtindustrie Verbund der norddeutschen Chemiestandorte und Wissenschaft zu stärken. Wilhelmshaven, Stade, Seelze, Walsrode und Brunsbüttel.18 Den Entwicklungen in der Ma- Der Flugzeugbau nutzt den Seetransport inten- terial- und Kunststoffforschung tragen das siv. Die Entscheidung des Flugzeugherstellers CFK-Valley Stade e. V. und das Forschungs- Airbus für einen Ausbau des Standortes Ham- zentrum CFK Nord Rechnung. burg-Finkenwerder fiel unter anderem, weil 18 Die vorhandenen Flächen im Industriehafen Stade-Büthfleth so der Transport von Teilkomponenten für die werden unter anderem auch von der Aluminium- und Airbus-Fertigung bei Übergröße auch per Chemieindustrie genutzt.

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 19 Durch den Bau einer 54 Kilometer langen ponente im sinnvollen Energiemix. Während Ethylen-Pipeline von Brunsbüttel nach Stade die Nutzung der Sonnenenergie nur in wurden im Jahr 2007 die Standorte an das begrenztem Maße zum Energiebedarf in deutsche Pipelinenetz angeschlossen und ei- Deutschland beitragen kann – in Neu Wulms- ne Rohstoffvernetzung der norddeutschen torf und Stade wurden gleichwohl wegwei- Petrochemiestandorte von Heide über Bruns- sende Projekte für die Photovoltaiktechno- büttel, Stade und Böhlen bis nach Tschechien logie in Betrieb genommen – kommt aktuell erreicht. der Offshore-Windkraft eine immer größere Bedeutung zu. Eine Übersicht über die Verteilung der Unter- nehmen der Chemischen Industrie auf die Ge- Im Jahr 2030 sollen rund 25 000 Megawatt meinden an der Unterelbe bietet Abbildung 9. Leistung durch Offshore-Windparks auf ho- her See – in Nord- und Ostsee weht es ganz- Maritime Industrie jährig ausreichend – installiert sein. Deutsch- lands erster Windpark (GROWIAN) entstand Trotz eines weltweiten Konsolidierungspro- im Jahr 1987 in der Nähe von Marne. Die zesses im Schiffbau ist es in den letzten Jah- weltweit größte Windenergieanlage wurde im ren norddeutschen Werften gelungen, statt in Jahr 2005 in Brunsbüttel in Betrieb genom- den Massensegmenten in den technologisch men. Seit November 2009 steht Deutsch- anspruchsvollen Marktsegmenten tätig zu lands erster Offshore-Windpark, alpha ven- sein. Hierunter fallen unter anderem Kreuz- tus, und liefert aus der Nordsee Strom für das fahrtschiffe für internationale Reedereien, deutsche Netz. Megajachten, Gastanker, Containerschiffe und brennstoffzellenbetriebene U-Boote für die Im Jahr 2005 hat die Windenergienutzung in Marine. Deutschland bereits rund 24 Millionen Ton- nen CO2 eingespart. Bis zum Jahr 2025 soll Der innovative Kern der maritimen Wirtschaft nach Vorstellung der Bundesregierung der stellt in Unternehmen wie auch Forschungs- Anteil der Windenergie an der Stromerzeu- einrichtungen beständig neue Herausfor- gung bezogen auf den heutigen Stromver- derungen an Forschung und Entwicklung. In brauch auf 25 Prozent steigen. Dies allein Zukunft voraussichtlich weiter steigende An- würde die deutschen Kohlendioxid-Emissio- forderungen an Sicherheits- und Umwelt- nen bereits um 10 Prozent verringern. standards bieten gerade für Zulieferunterneh- men entlang der Unterelbe Chancen, durch Die Windenergie bietet Ansatzpunkte für Ha- hohe Technologieintensivität weiterhin im fenstädte, die Komponenten der Windkraft- Wettbewerb zu bestehen. Zu den vorrangigen anlagen nicht nur für den seeischen Trans- Innovationsfeldern zählen die Erhöhung der port vorbereiten, sondern auch Zulieferern Energieeffizienz in der Schifffahrt, die Redu- und Herstellern von Offshore-Windenergie- zierung der Emissionen sowie die Sicherheit anlagen Ansiedlungsmöglichkeiten eröffnen, im Seeverkehr. wie es die Häfen Cuxhaven und Stade zeigen. In Cuxhaven vervollständigt der Offshore- Eine Übersicht über die Verteilung der Unter- Terminal, eingeweiht im Januar 2009, die nehmen der Maritimen Wirtschaft auf die Offshore-Basis Cuxhaven, an der sich neben Gemeinden an der Unterelbe bietet Abbil- branchenspezifischer Infrastruktur Produkti- dung 10. onsstätten für Offshore-Windenergieanlagen und Offshore-Türme für Windenergieanlagen Erneuerbare Energien befinden. Für weitere Produktionskapazitä- ten und Ansiedlungen von Unternehmen der Erneuerbare Energien sind in Anbetracht Windenergiebranche soll das Entwässerungs- steigenden Energieverbrauchs bei gleichzei- siel Baumrönne verlegt werden. Entsprechen- tiger Ressourcenknappheit und der mit dem des Ansiedlungs- und Umschlagspotenzial Verbrauch insbesondere fossiler Brennstoffe bietet auch der Hafen Brunsbüttel. verbundenen Emissionen eine wichtige Kom-

20 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Unternehmensdichte in der Chemischen Industrie in den Gemeinden an der Unterelbe

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersachsen Legende Anzahl der Unternehmen Unternehmenszahlen in den Gemeinden je Gemeinde – Chemische Industrie – Insgesamt 306 Unternehmen, ein 11 bis 25 davon 289 im Handelsregister 2 bis 5 26 bis 100 eingetragene Unternehmen 6 bis 10 ab 101 (darunter 106 außerhalb Hamburgs).

Quelle: Daten aus IHK Musis (Branchen 19, 201, 202, 203, 205, 206, 222), eigene grafische Darstellung (Stand September 2009)

Abbildung 9

Unternehmensdichte in der Maritimen Industrie in den Gemeinden an der Unterelbe

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersachsen Legende Anzahl der Unternehmen Unternehmenszahlen in den Gemeinden je Gemeinde – Maritime Industrie – Insgesamt 1 953 Unternehmen, ein 11 bis 25 davon 1 689 im Handelsregister 2 bis 5 26 bis 100 eingetragene Unternehmen 6 bis 10 ab 101 (darunter 197 außerhalb Hamburgs).

Quelle: Daten aus IHK Musis (Branchen 03, 102, 301, 5222, 5224, 522990, 52292, 52291, 721900, 721901, 721902, 721904, 7734), eigene grafische Darstellung (Stand September 2009)

Abbildung 10

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 21 2.3 Infrastruktur dem Jahr 2013 wird nach dem Lückenschluss und Lebensqualität bei Itzehoe zudem der Bau der A 23 von Hei- de nach Hamburg abgeschlossen sein. Der Der Verkehrsweg Unterelbe ist elementarer Flughafen Hamburg ist zudem ein weiteres Bestandteil eines großräumigen Netzes aus Tor zur Welt für die gesamte Region (vgl. Binnenwasser-, Schienen-, Luftfahrt- und auch Abbildung 13, Seite 29). Straßeninfrastruktur. Angefangen bei den Nordseehäfen Brunsbüttel, Cuxhaven, Glück- Für eine nachhaltige wirtschaftliche Ent- stadt, Hamburg und Stade-Bützfleth schlägt wicklung muss Energie langfristig planbar, zu der Nord-Ostsee-Kanal die Verbindung in den wettbewerbsfähigen Preisen, umweltschonend Baltischen Raum. Die Niederelbebahn verbin- und sicher zur Verfügung stehen. Eine stabile, det Hamburg und Cuxhaven, die Marschen- ausreichend dimensionierte Energieinfrastruk- bahn führt die schleswig-holsteinische West- tur hat aber nicht nur regional Bedeutung für küste entlang. die langfristige Gewährleistung der Versor- gungssicherheit. Aufgrund der Liberalisierung Zu den wichtigsten Straßenmagistralen zäh- der Energiemärkte muss das Höchstspannungs- len die Autobahnen A 23 und A 27 sowie die übertragungsnetz zunehmend Transportka- Bundesstraßen B 5, B 73 und B 74. Der seit pazitäten für den verstärkten Stromhandel November 2008 laufende sechsspurige Aus- im europäischen Verbundnetz bereitstellen. bau der A 1 zwischen Bremer Kreuz (A 27) Vor diesem Hintergrund eines zunehmenden und dem Autobahndreieck Buchholz (A 261) europäischen Elektrizitätsaustausches sorgt ist ein wichtiger Schritt, um dringend benö- der Ausbau des deutschen Netzes auch für tigte Kapazitäten für die Verkehre zwischen die Erhaltung der Systemstabilität in den an- den skandinavischen Ländern, den deutschen grenzenden Staaten. Zudem macht die zu- Seehäfen und den süd- und südwesteuropä- nehmende Nachfrage nach Energie in allen ischen Wirtschaftsräumen zu schaffen. Ab EU-Mitgliedsstaaten die Erhöhung des Ver-

n.n. Energieinfrastruktur: Bestehende und geplante Kraftwerke an der Unterelbe

Schleswig-Holstein 21 23 10 11 12 13 19 26 16 14 27 Hamburg 7 8 9 35 36 25 17 20 (blau) Bestehende Kraftwerke: Niedersachsen 14 Stade/Erdgas (gelb) 19 Brokdorf/Kernenergie Geplante Kraftwerke mit 20 Krümmel/Kernenergie mittlerer Realisierungschance: 21 Brunsbüttel/Kernenergie 7 Stade/Steinkohle 23 Brunsbüttel/Biomasse 8 Stade/Steinkohle und Gas 25 Geesthacht/Wasserkraft 9 Stade/Steinkohle 26 Wedel/Steinkohle Bremen 10 Brunsbüttel/Steinkohle (rot) 27 Wedel/Erdgas (grün) 11 Brunsbüttel/Steinkohle Geplante Kraftwerke mit 35 Hamburg-Moorburg/Erdgas Kraftwerk genehmigt und in Bau: 12 Brunsbüttel/Steinkohle schlechter Realisierungschance: 36 Hamburg-Tiefstack/Steinkohle und Erdgas 17 Hamburg-Moorburg/Steinkohle 13 Brunsbüttel/Druckluft und Gas 16 Bremerhaven/Steinkohle

Quelle: IHK Nord Abbildung 11

22 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste bundgrades zwischen den EU-Ländern drin- Steuer-, Regel- und Messtechnik. Das Stader gend notwendig. Hinzu kommt eine zumeist Transferzentrum Elbe-Weser ist vorwiegend in fluktuierende Windenergieeinspeisung in das den Technologiefeldern Kommunikation/Infor- Höchstspannungsübertragungsnetz. mation, Elektronik und Energie/Umwelt tätig. In Hamburg existieren acht außeruniversitäre Einen Überblick bestehender und geplanter Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Ge- Kraftwerksstandorte an der Unterelbe liefert sellschaft sowie der Leibniz- und Helmholtz- Abbildung 11.19 Gemeinschaft.

Die Entwicklung von Unternehmen und Bran- chen hängt auch wesentlich von der Leis- tungsfähigkeit der Forschungs- und Bildungs- einrichtungen ab und ist essenziell, um eine wissensbasierte, international wettbewerbs- fähige Wirtschaftsstruktur zu erhalten und weiterzuentwickeln. Auch ziehen qualifizier- te Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitge- bers nicht nur die reinen fachlichen Aspekte mit ins Kalkül, sondern entscheiden auch auf Basis der weichen Standortfaktoren wie Schulwesen und weiterführende Ausbildung.

Neben dem international anerkannten Uni- versitätsstandort Hamburg mit seinen 17 Hoch- schulen prägen vor allem die betriebswirt- schaftlich orientierten Fachhochschulen die Landkreise der Unterelbe. Viele der Hoch- schulen und Forschungseinrichtungen haben eine den regionalen Wirtschaftsschwerpunk- ten entsprechende wissenschaftliche Exper- tise entwickelt. Die Fachhochschulen in We- del und Heide oder auch die von der Wirt- schaft gegründete und getragene „Nordaka- demie“ mit Ausbildungsstätten in Pinneberg und Elmshorn offerieren zum Beispiel Be- triebswirtschaftslehre, Wirtschaftsingenieur- wissenschaften und Wirtschaftsinformatik. Die Hamburg School of Business Adminis- tration in Hamburg und die Hochschule21 gGmbH in Buxtehude sind private Fachhoch- schulen, die auf ein Duales Studium setzen.

Das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechno- logie (ISIT) in Itzehoe erbringt als eines der europaweit führenden Forschungs- und Ent- wicklungszentren für Mikroelektronik und Mi- krosystemtechnologie auch anwendungsori- entierte Dienstleistungen für Unternehmen. Das Institut für anwendungsnahe Technologie- entwicklung in Wedel arbeitet im Bereich der

19 Abbildung in Anlehnung an die Kraftwerkskarte der IHK Nord (www.ihk-nord.de, Dokument-Nr. 49844).

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 23 III. Chancen des Wirtschaftsraums Unterelbe – Handlungsempfehlungen

3.1 Gewerbeflächenentwicklung des Wirtschaftsraums Unterelbe anwendbar20 und stellt keine Abkehr von naturschützeri- Wir sehen für den Wirtschaftsraum Unterel- schen Zielen dar. Vielmehr können die Vorga- be vor allem die Perspektive, die Vorteile von ben des Naturschutzes auch bei diesem Kon- Gewerbeflächen an seeschifftiefem Wasser für zept zu einem Flächenengpass führen. Sie das Verarbeitende Gewerbe mit hoher Im- und/ verdeutlichen einmal mehr die Notwendig- oder Exportorientierung verstärkt zu nutzen. keit, Flächen abgewogen und durchdacht be- Ausgehend vom Seehafen als Ort der An- reitzustellen, um industrielle und natur- landung der Güter via wassergebundenem schützerisch-touristische Nutzungen in Ein- Transport schlagen wir in direktem Anschluss klang zu bringen, zumal die Unterelbe nahezu zuerst Logistikflächen vor, denen sich Indus- lückenlos als Flora-Fauna-Habitat- oder Vo- trie- und Gewerbeflächen anschließen. gelschutzgebiet ausgewiesen ist. Daher ste- hen neue Ansiedlungen außerhalb bestehen- Direkt an der Anlegestelle befinden sich multi- der Standorte nicht im vornehmlichen Fokus funktionale Hafenanlagen, die jede Form von dieser Betrachtung. Deshalb ist eine Konzen- Ladung – von Containern über Schüttgut bis tration der Industrie- und Gewerbeansied- hin zur Projektladung – abfertigen. Eine Aus- lungen an ausgewählten Standorten mit richtung auf die Bedürfnisse nur eines oder Zugang zu seeschifftiefem Wasser erforder- weniger Unternehmen ist zu vermeiden, um lich, und selbst Erweiterungen bestehender langfristig flexibel auf die Bedürfnisse aller, Standorte unterliegen hohen fachlichen An- auch potenzieller Kunden eingehen zu können. forderungen.21 Ein entsprechender multifunk- tionaler Hafen- und Logistikstandort kann Die Logistik- und Umschlagsfazilitäten, kon- mehrere Gewerbe- und Industriegebiete in zipiert als Multi-Purpose-Anlagen, nutzen seiner Umgebung bedienen und so helfen, alle (ansässigen) Unternehmen. Europäische Transportkosten sowie Emissionen und Be- Vergleiche leistungs- und wettbewerbsfähi- lastungen durch Landtransport zu reduzieren. ger Hafensupra- und -infrastrukturen haben gezeigt, dass hierfür eine Pierfläche in einer Wir denken vor allem an bestehende Auswei- Tiefe von 400 Metern zielführend ist. sungen in Brunsbüttel, Cuxhaven, Hamburg und Stade. Eine konsequente Integration von Die Gewerbe- und Industrieflächen wiederum Industrie- und Gewerbeflächen in die Seehä- verbinden Schwerlasttrassen und Straßen mit fen über Restrukturierung vorhandener Aus- den Hafen- und Logistikanlagen. Zudem ist ein weisungen bildet den Ausgangspunkt für landseitiger Verkehrsinfrastrukturanschluss er- die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Hier forderlich, um sowohl den Zufluss von Gütern können auch die vorhandenen Siedlungs- über Land als auch Zu- und Ablauf von Mitar- strukturen in Kombination mit unserem Vor- beitern, Geschäftspartnern und Kunden zu sichern. schlag zur Gewerbeflächenentwicklung eine

Zusätzlich zu den Logistik-, Industrie- und Ge- 20 Unser Konzept stellt einen fachlichen Vorschlag dar und werbeflächen an den Anlegestellen ist es wei- keine Konkurrenz zum Leitprojekt „Zusammenarbeit in der Gewerbeflächenentwicklung der Metropolregion Hamburg“ terhin sinnvoll, in räumlicher Nähe, aber mit der Metropolregion Hamburg. In dessen Rahmen wird ein Gut- guter Verkehrsanbindung an die Anlegestellen achten zur zukünftigen Gewerbeflächenentwicklung erstellt, weitere Gewerbestandorte zu erschließen, um wobei es um eine konkrete Verortung von Flächen geht. Er- gebnisse des Gutachtens sind im Sommer 2010 zu erwarten. auch hier über eine seeseitige Versorgung den 21 Bereits der Hamburgische Wirtschaftssenator Helmuth Kern, Anteil des Landtransports gering zu halten. geistiger Vater des „Vorhafens Neuwerk/Scharhörn“, beschwor in den 1970er-Jahren seine Amtskollegen, im Watt bei Brunsbüttel von Industrieansiedlungen abzusehen und auf Dieses Konzept ist – unter Beachtung beste- der anderen, niedersächsischen Elbseite nicht Produktions- stätte an Produktionsstätte zu reihen, weil solche Band- hender Nutzung (zum Beispiel Natura 2000- verbindung für die Umwelt lebensbedrohend sei (gemäß Gebiete) – theoretisch an allen Standorten „Der Spiegel“, Ausgabe 44/1974 vom 24. Oktober 1974).

24 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Schematische Darstellung eines Mustergewerbegebiets

Einz Wohnen, elha emittierendesndel, n Gewerbe Industrie- und icht Gewerbegebiet BAB Logistik Industrie Elbe Mündung Gewerbegebiet - u nd DB

Int erna BAB tion ale Co nta ine rsc hi fff ah rt Industrie- und Logistik Hamburger Ha Gewerbeg Indust E ebiet lbe rie- u -F Gew nd ee erbegebiet de r fen

Wohnen, Einzelhandel, nicht emi ttier Gewerb endes DB e

BAB

DB

Quelle: Handelskammer Hamburg, eigene Darstellung

Abbildung 12a

Detaildarstellung eines Mustergewerbegebiets

Multifunktionale Elbe Hafenanlagen

Logistik- und Umschlagflächen m

400

Industrie- gebiet Industrie- gebiet

Quelle: Handelskammer Hamburg, eigene Darstellung

Abbildung 12b

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 25 Insbesondere Hamburg ist aufgrund der res- Handlungsempfehlungen triktiven Flächenpolitik zu einem Umdenken in der Gewerbeflächenentwicklung aufgefordert. Im Wettbewerb um Tonnage und Umschlag kann der Hamburger Hafen – als Die Realisierung unseres Konzepts kon- internationaler Zentralhafen mit Ausstrahl- kretisiert sich im Einzelnen im Wettbe- wirkung auch Motor für die Entwicklung in werb der lokalen Wirtschaftsförderer um den umliegenden Landkreisen – nur beste- die Ansiedlung von Unternehmen zur Re- hen, wenn ausreichend Flächen für Gewerbe naissance des Industriestandorts Küste. und Industrie zur Verfügung stehen – mehr Dazu fordern wir die Anrainer-Kommunen Flächen als bislang. Wir fordern daher, zu- der Region auf, sätzlich zu dem im „Masterplan Industrie“22 vereinbarten, ab dem Jahr 2009 ständig • Gewerbeflächen in Nähe der Standorte sofort verfügbaren Vorrat an städtischen mit seeschifftiefem Wasser auszuweisen, Gewerbe- und Industriegebietsflächen in einer Größenordnung von 110 Hektar auch • bestehende Gewerbe- und Industrie- geeignete Flächen im Hafen mit Zugang zu gebiete an den Standorten Brunsbüttel, seeschifftiefem Wasser zu erschließen und Cuxhaven, Hamburg und Stade angebotsorientiert bereitzuhalten. entsprechend unseres Konzepts umzustrukturieren, 3.2 Branchenfokus für • Hafenfunktionen sowie Logistik- und Unternehmensansiedlungen Umschlagsfazilitäten multifunktional an der Unterelbe zu gestalten, Zieht man die Exportquoten in Branchen des • Flächen direkt an der Kaimauer als all- Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland gemeine Logistikflächen vorzuhalten, heran, lassen sich a priori Wirtschaftszweige identifizieren, für die sich vor dem Hinter- • verfügbare Flächen für Gewerbean- grund ihrer Zuliefer- und Abnehmerstruktur siedlungen angebotsorientiert bereit Produktionsstandorte in Küstennähe anbieten. zu halten und Einen detaillierteren Blick in die amtliche • Logistik- und Gewerbeflächen an Statistik auf Basis der Branchenklassifikation Standorten mit seeschifftiefem Wasser auf 4-Steller-Ebene bietet Tabelle 2. Gelistet auszuweisen. sind die Branchen des Verarbeitenden Gewer- bes entsprechend ihrer Exportquoten in ab- steigender Reihenfolge, wobei Branchen mit weitere wirtschaftliche Dynamik unterstüt- weniger als 45 Prozent Exportquote nicht zen. Zudem entlastet eine Verlagerung von mehr aufgeführt sind. Ziel der zukünftigen Transport auf den Seeweg durch unter ande- Ansiedlungsbemühungen sollten Unterneh- rem geringere C02-Emissionen und verringer- men der Wirtschaftsbereiche mit mindestens ten Lärmpegel die Umwelt (vgl. Informations- 60 Prozent Exportanteil sein. kasten auf Seite 8).

Schematische Darstellungen finden sich in 3.3 Branchenbezogene Forderungen den Abbildungen 12a und 12b. Unser Konzept soll der bisherigen Gewerbeflächenentwick- Ergänzend zu unserem Konzept der Gewerbe- lung im Wirtschaftsraum Unterelbe neue Im- flächenentwicklung als Leitidee für die Neu- pulse geben und helfen, der Akquisitionsstra- ausrichtung von Gewerbegebieten, für Er- tegie neue Potenziale zu erschließen. weiterungen und Ansiedlungen sollten die bereits an der Unterelbe tätigen Unterneh- 22 „Masterplan Industrie“ der Freien und Hansestadt Hamburg, der Handelskammer Hamburg und des Industrieverbands men des Verarbeitenden Gewerbes nicht aus Hamburg e. V. den Augen verloren werden. Für alle Branchen

26 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste Tabelle 2: Exportquoten (EQ) und Anzahl der Betriebe ausgewählter Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Jahr 2008 (Gliederung der Branchen gemäß WZ 2008 auf 4-Steller-Ebene)

Branche Export- Anzahl d. quoten Betriebe Herstellung von Bestrahlungs- und anderen elektromedizinischen Geräten 84 % 36 Herstellung von Maschinen für die Textil- und Bekleidungsherstellung, Lederverarbeitung 78 % 100 Luft- und Raumfahrzeugbau 76 % 62 Herstellung von Maschinen für Metallerzeugung, Walzwerkseinrichtung usw. 76 % 27 Herstellung von Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen 73 % 132 Herstellung von pharmazeutischen Grundstoffen 72 % 22 Herstellung von handgeführten Werkzeugen mit Motorantrieb 72 % 30 Herstellung von Schneidwaren und Bestecken aus unedlen Metallen 70 % 24 Herstellung von synthetischem Kautschuk in Primärformen 69 % 4 Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen 68 % 98 Herstellung von Chemiefasern 68 % 39 Herstellung von Musikinstrumenten 68 % 23 Herstellung von Maschinen für die Papiererzeugung und -verarbeitung 68 % 45 Herstellung von elektronischen Bauelementen 67 % 129 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenmotoren 67 % 92 Herstellung von Schädlingsbekämpfungs- und Desinfektionsmitteln 67 % 18 Herstellung von Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Straßenfahrzeuge usw.) 67 % 149 Herstellung von Maschinen für die Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk 67 % 115 Herstellung von Maschinen für Nahrungsmittelerzeugnisse und ähnliche, Tabakverarbeitung 67 % 120 Herstellung von Uhren 66 % 18 Herstellung von keramischen Erzeugnissen für sonstige technische Zwecke 64 % 19 Herstellung von ätherischen Ölen 64 % 19 Herstellung von feuerfesten keramischen Werkstoffen und Waren 63 % 43 Herstellung von sonstigen organischen Grundstoffen und Chemikalien 63 % 120 Herstellung von Pumpen und Kompressoren, a.n.g. 63 % 155 Herstellung von Vliesstoff und Erzeugnissen daraus (ohne Bekleidung) 62 % 32 Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten 61 % 37 Herstellung von sonstigen Werkzeugmaschinen 61 % 159 Herstellung von Kunststoffen in Primärformen 61 % 134 Herstellung von sonstigen nicht WZ-spezifischen Maschinen, a.n.g. 61 % 442 Herstellung von Holz- und Zellstoff 61 % 4 Herstellung von pharmazeutischen Spezialitäten und sonstigen Erzeugnissen 61 % 206 Herstellung von Leder- und -faserstoff, Zurichten und Färben von Fellen 61 % 15 Herstellung von pyrotechnischen Erzeugnissen 61 % 15 Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige, a.n.g. 60 % 546 Gewinnung von Steinen und Erden, a.n.g. 60 % 3 Herstellung von Tapeten 60 % 8 Schienenfahrzeugbau 59 % 63 Herstellung von sonstigen chemischen Erzeugnissen, a.n.g. 58 % 171 Herstellung, Veredlung und Bearbeitung von sonstigem Glas und technischen Glaswaren 57 % 43 Herstellung von sonstigen anorganischen Grundstoffen und Chemikalien 57 % 54 Herstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Apparaten und Materialien 56 % 326 Herstellung von technischen Textilien 56 % 63 Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln 55 % 298 Reparatur und Instandhaltung von Schiffen, Booten und Yachten 54 % 21 Herstellung von Sanitärkeramik 54 % 8 Herstellung und Runderneuerung von Bereifungen 54 % 23 Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations- und ähnlichen Instrumenten und Vorrichtungen 54 % 495 Herstellung von nicht elektrischen Haushaltsgeräten 54 % 24 Herstellung von Schleifkörpern und Schleifmitteln auf Unterlage 53 % 41 Herstellung von Glasfaserkabeln 53 % 9 Herstellung von gewirktem und gestricktem Stoff 53 % 23 Herstellung von Waffen und Munition 53 % 29 Herstellung von Büromaschinen (ohne DV-und periphere Geräte) 52 % 27 Herstellung von Papier, Karton und Pappe 52 % 152 Herstellung von Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung 51 % 313 Herstellung von Dampfkesseln (ohne Zentralheizungskessel) 51 % 24 Herstellung von Klebstoffen 51 % 26 Weberei 51 % 87 Herstellung von hydraulischen und pneumatischen Komponenten 51 % 120 Herstellung von Isolatoren und Isolierteilen aus Keramik 51 % 9 Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten 50 % 74 Herstellung von Armaturen, a.n.g. 50 % 185 Herstellung von Platten, Folien usw. aus Kunststoffen 50 % 374 Legende: a.n.g. für „andere nicht genannte“ Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Online-Datenbank Genesis des Statistischen Bundesamtes (Destatis) unter https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon, Tabellennummern 42111-0004

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 27 gilt, dass die infrastrukturelle Anbindung der jeweiligen Standorte verbessert werden muss. • Nutzung elektronischer Verkehrs- Daneben ist die Vernetzung von Unternehmen steuerungssysteme im Umfeld der und wissenschaftlichen Einrichtungen weiter Häfen, um den Zu- und Ablauf zu zu intensivieren und dem Fachkräftemangel den Terminals präziser und effizienter durch konsequente Qualifizierungsmaßnah- abzuwickeln men zu begegnen. Die Entwicklung von län- derübergreifenden Clusterstrukturen sollte aktiv gefördert werden, um der wirtschaftli- chen Verflechtung der Region gerecht zu wer- Luft- und Raumfahrzeugbau den. Über administrative Grenzen hinweg sind hierfür im gesamten Wirtschaftsraum wachs- • Fortführung des Luftfahrtforschungs- tums- und innovationsfreundliche Rahmen- programms der Bundesministerien bedingungen zu schaffen. für Bildung und Forschung sowie für Wirtschaft und Technologie Darüber hinaus besteht zur Stärkung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie • Weitere Stärkung der angewandten auch der bestehenden und möglichen zu- Luft- und Raumfahrzeugforschung, künftigen Wirtschaftsschwerpunkte folgen- zum Beispiel über die finanzielle und der spezifischer Handlungsbedarf für Unter- personelle Ausstattung des Zentrums nehmen und Politik: für Angewandte Luftfahrtforschung

• Beteiligung am europäischen Raum- Hafenwirtschaft und Logistik fahrtprogramm. Deutschland ist führend in der Satellitentechnologie und sollte • Erstellung eines wassergebundenen daher bei Projekten der European Space Güternahverkehrskonzepts (Barge- Agency die Führerschaft übernehmen, Konzept) bezogen auf den Container- etwa im Weltraumüberwachungspro- hafen Hamburg für die Unterelbe gramm Space Situational Awareness zur verstärkten Nutzung des Güterzu- oder in der Erdbeobachtung innerhalb und -ablaufs (in Analogie zum von GMES Sentinel Feederkonzept für die Ostsee)

• Verabschiedung eines „Planungs- beschleunigungsgesetzes Seehäfen“: Chemie Die Trägheit der Bundesverkehrswege- planung und der Planungsvorläufe ist • Ausdehnung der bestehenden Cluster- mit der dynamischen Entwicklung im strukturen im Rahmen des CFK-Valleys Seeverkehr nicht vereinbar. Hier muss Stade auf den gesamten Wirtschafts- der Gesetzgeber schneller reagieren raum Unterelbe

• Konsequenter Ausbau der Abfertigung rund um die Uhr (24/7-Betrieb) in der Hafenwirtschaft. Gleichzeitig sind die Maritime Industrie anderen an der Transportkette betei- ligten Akteure – vor allem verladende • Prüfung eines Bundesländergrenzen- Wirtschaft, Speditionen und Depots, übergreifenden Clusters „Maritime aber auch die Zollverwaltung und die Wirtschaft“ Veterinärkontrollen – gefordert, durch flexiblere Öffnungszeiten an den • Aufnahme der Maritimen Technologien Laderampen zu einer Entzerrung der in die „Hightech-Strategie für Verkehrsströme beizutragen Deutschland“

28 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 3.4 Infrastrukturentwicklung Erneuerbare Energien und Lebensqualität

• Kontinuierliche Anpassung von Voraussetzung für erfolgreiche Regionen ist Anlagen der Hafeninfrastruktur in eine leistungsfähige Infrastruktur an Verkehrs-, Cuxhaven und Brunsbüttel an die Energie- und Informationstechnologienetzen. Erfordernisse zur Verschiffung von Während Energienetze überhaupt erst wirt- Großkomponenten für Windkraft- schaftliche Aktivitäten vor Ort und, zweitens, anlagen (insbesondere Offshore) Exporte von Energie, Technologie und Gütern ermöglichen, stellen Verkehrs- sowie Infor- • Verbindung der Offshore-Energieerzeu- mations- und Kommunikationsnetze eine gungsstandorte mit den Verbrauchs- notwendige physische Verbindung zwischen schwerpunkten in Mittel- und Süd- Räumen dar. deutschland durch Erweiterung des 380-Kilovolt-Höchstspannungsnetzes Generell ist zu unterscheiden zwischen mit- telbar und unmittelbar für die Region not- • Erweiterung der Netzkapazitäten, um wendigen Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. die fluktuierenden Windenergieeinspei- Hierbei fordern wir grundsätzlich eine Re- sungsmengen unter Spitzenlast auf- form der Bundesverkehrswegeplanung. Statt nehmen und transportieren zu können die Investitionsmittel ausschließlich nach Länderquoten zu verteilen, sollten zumindest • Bundesweite Umlage der Kosten 25 Prozent des Verkehrshaushaltes für Infra- für Netzausbau und Regelenergie- strukturprojekte von nationaler Bedeutung ausgleich, um nationale Wettbewerbs- reserviert werden. Dass hierzu die Seehäfen gleichheit zu gewährleisten der Unterelbe gehören, zeigt ihre Rolle für den deutschen Außenhandel: Allein über den

Für die Unterelbe bedeutendeSch leüberregionaleswig VerkehrsinfrastrukturPuttgarde n A 7 kanal RendsburgRendsburg OldenburgOldenburg i.i. HHst.st. A 210 KielKiel A 1 HeideHeide ostsee- A 215

Nord- A 23 Rostock NeumünsterNeumünster A 21 BadBad Lübeck-Lübeck- Bruns-Bruns- SegebergSegeberg TravemündeTravemünde WismaWismar büttelbüttel Nord- ItzehoeItzehoe Cuxhaven A 20 WismarWismar B 5 A 20 LübeckLübeck Elbe Kalten-Kalten- A 21 Glück- kirchenkirchen A 20 stadt A 1 B 73 Bargte-Bargte- RatzeburgRatzeburg A 27 heideheide Elbe-Lübeck- SchwerinSchwerin A 21 ScSchwerin Wilhelmshaven Stade Kanal A 24 SchwarzenbekSchwarzenbek A 24 BremerhavenBremerhaven HamburgHaH A 24 A 20 A 22 A 26 A 25 A 21* A 261 WinsenWinsen GeesthachtGeesthacht A 22 StelleStelle A 1 A 250 LudwigslustLudwigslust BAB – Bestand A 252 Westerstede SittensenSittensen Weser BAB – Neu- oder Ausbaubedarf A 7 LüneburgLüneburg Elbe A Bundesstraßen27 – Neu- oder Ausbaubedarf LauenbrückLauenbrück A 14 A 1 A Wichtige228181 SchienenstreckenBremenBremen (Bestand) Oldenburg RotenburgRotenburg A 39 Schienenstrecken – Wittenberge Neu- bzw. Ausbaubedarf SoltauSoltau Elbe-Seitenkanal Vissel-Vissel- Cloppenburg 29 Ausbau von Wasserstraßen hövedehövede A 1 VerdenVerden A 27 UelzenUelzen SalzwedelSalzwedel A7 B19

Quelle: Handelskammer Hamburg Walsrode

Abbildung 13 Quelle: Handelskammer Hamburg

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 29 Hamburger Hafen wird bereits jetzt ein Vier- tel des deutschen Außenhandels über See ab- • Fertigstellung der A 26 und Ausbau der gewickelt. B 73 mit autobahnähnlichem Charakter

Zur Förderung und Stärkung vor allem auch • Dreispuriger Ausbau der B 5 zwischen für die hier bereits ansässigen Unternehmen Itzehoe und Brunsbüttel und Unternehmen mit geringerer internatio- naler Verflechtung ist eine Verbesserung der • Verbesserung der Bahnverbindung see- und landseitigen Erreichbarkeit der See- zwischen Cuxhaven und Hamburg häfen. Dazu gehört insbesondere eine zügige durch eine zweigleisige Erweiterung Umsetzung der Fahrrinnenanpassung der Un- der Ostebrücke und durch Elektrifizie- terelbe. rung auf der gesamten Strecke

Ein zentrales Straßenverkehrsprojekt ist der • Leistungsfähige und zukunftssichere Bau der Autobahn A 20 einschließlich Elbque- Anbindung des Seehafens Stade über rung bei Glückstadt mit Fortführung als A 22 die Schiene auf niedersächsischer Seite. Dieses Infrastruk- turprojekt hat eine bedeutende Raumerschlie- ßungswirkung und wird enorme Impulse für In Norddeutschland droht eine Stromlücke ab die Entwicklung der gesamten Region liefern. dem Jahr 2020, weil bis dahin voraussichtlich Durch die Realisierung der A 21 im Osten von rund 90 Prozent der 35 Kraftwerke vom Netz Hamburg würde der Wirtschaftsraum Unterel- gehen werden. Der gesetzlich festgeschriebe- be außerdem von reinen Transitverkehren be- ne Ausstieg aus der Kernenergie sowie das freit, was dringend benötigte Kapazitäten für Alter des bestehenden Kraftwerkparks einer- den Wirtschaftsverkehr der Region schafft. seits und die unsichere Realisierung bei mehr als der Hälfte der in Planung befindlichen Neben einer allgemeinen Stärkung der Hinter- Kraftwerkneubauten sind die Gründe für die landanbindungen (beispielsweise durch die drohende Stromlücke. Y-Trasse, ein „Planungsbeschleunigungsge- setz Seehäfen“ oder den Ausbau des Nord- Um einen wirtschaftlich sinnvollen Energiemix Ostsee-Kanals durch Kurvenbegradigung und sicherzustellen und damit auch Vorausset- Expressschleuse) sind folgende Projekte für zungen für die Ansiedlung von Industrieun- die verkehrliche Erreichbarkeit der Unterel- ternehmen an den Anlegestellen der Unterelbe beregion vordringlich: zu schaffen, fordern wir folgende Maßnahmen:

Verkehrsinfrastruktur Energieinfrastruktur

• Bau der Hafenquerspange (A 252) • Sicherstellung der Energieversorgung als ausgewogenen Mix mit Anteilen • Zügige Fortführung der A 20 von konventioneller Energie einschließlich Lübeck bis Glückstadt mit Elbquerung Kernenergie und regenerativer Energie. als A 22 auf niedersächsischer Seite Die Laufzeitverkürzung der Kernkraft- zwischen Stade und Westerstede mit werke muss daher zurückgenommen Anschluss an den Wesertunnel werden

• Anbindung der A 26 an Hamburg • Vergabe von staatlichen Forschungs- (über die A 7) und an Schleswig- geldern an alle im Energiemix Holstein (über Elbquerung und A 20) vertretenen Energieträger

• Bau der A 21 zur Entlastung des • Durchsetzung der geplanten Verkehrsknotenpunkts Hamburg Kraftwerkneubauten

30 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste tionskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Un- • Bau neuer Höchstspannungsleitungen ternehmen im Wirtschaftsraum Unterelbe wie die Trasse Hamburg/Nord–Dollern sind daher zunächst folgende Schritte erfor- zur Überlaufentlastung bei Ausfall des derlich: 220-Kilovolt-Stromkreises Hamburg/ Nord–Stade Bildung, Wissenschaft und • Verstärkung der Verbindungen Technologietransfer zwischen Dänemark und Deutschland (TEN-E), zum Beispiel Verbindungs- • Schaffung eines transparenten und leitung Kassø–Hamburg effizienten Technologie- und Innovationstransfers in der Unter- • Verlegung beziehungsweise Verstärkung elberegion, beispielsweise über eine der Kabeltrassen zu Offshore- und Transfer-Erstanlaufstelle, wie sie Onshore-Windkraftanlagen von der Handelskammer Hamburg für die Hansestadt im Jahr 2008 vorgeschlagen worden ist Gerade mithilfe moderner Kommunikations- technologien rücken Räume wie auch Unter- • Stärkung der Zusammenarbeit der nehmen und Wissenschaftseinrichtungen en- Hochschulen im Unterelbebereich ger zusammen. Die Kosten der Distanzüber- durch Kooperationsprojekte in windung sinken für Daten wie auch für Güter. Verbindung mit den regionalen Diese neue Nähe ermöglicht einerseits neue Wirtschaftsschwerpunkten Formen der intra- wie auch der interregionalen Kooperation, andererseits intensiviert sie den Wettbewerb zwischen den Regionen. „Schnel- Daneben müssen auch die administrativen les Internet“ zählt daher zu den entscheiden- Strukturen den ökonomischen Verflechtungen den Standortfaktoren für Unternehmen. der Region über die Landesgrenzen hinaus gerecht werden. Verwaltungskooperationen sind hier anzustreben. Auch wenn beispiels- Informations- und Kommunikations- weise statistische Angaben zu Wirtschafts- infrastruktur leistung, Pendlerbeziehungen und Arbeits- marktdaten den kommunalen beziehungs- • Nutzung der durch die Breitbandinitia- weise föderalen Grenzen folgen, so ist diese tive der Bundesregierung zur Verfügung Sichtweise für die wirtschaftliche und räum- stehenden Ressourcen durch die liche Entwicklung von Regionen nicht mehr Kommunen in der Unterelberegion zeitgemäß. Wirtschaft macht nicht an Lan- desgrenzen halt. Kooperationen auf über- • Verstärkte Anstrengung für eine flächen- kommunaler Ebene, regionale Vernetzung deckende, hochwertige Versorgung der und E-Government-Lösungen tragen daher Unterelberegion mit schnellen Infor- zu einer Verbesserung der Rahmenbedingun- mations- und Kommunikationsnetzen gen für Unternehmen bei. Die Verwaltungen im Wirtschaftsraum Unterelbe sollten ihre Kooperation daher mit folgenden Schritten Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der verstärken: Unternehmen bedarf es nicht nur gut ausge- bildeter Fachkräfte, sondern auch Einrichtun- gen der anwendungsorientierten Forschung Handlungsempfehlungen für Verwal- und des Technologietransfers: Häufig sind tungsmanagement Unternehmen aber durch die Vielzahl der möglichen beziehungsweise zuständigen An- • One-Stop-Shop für ansiedlungs- sprechpartner in den unterschiedlichen Ein- interessierte Unternehmen richtungen irritiert. Zur Stärkung der Innova-

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 31 tät der Bevölkerung. Familienfreundlichkeit • Arbeitskräftevermittlung für die in Verbindung mit hoher Lebensqualität – er- Region kennbar unter anderem auch durch hohe tou- ristische Attraktivität – stellt einen Wettbe- • Weiterbildung und Qualifizierung werbsvorteil für Unternehmen wie auch für über Bundesländergrenzen hinweg Regionen dar. Daher muss sich die Region auf die Folgen des Demografischen Wandels im • Ausbau von E-Government-Lösungen engen Schulterschluss über administrative für die Betriebe und föderale Grenzen hinweg positionieren.

• Stärkere Bündelung der öffentlichen Mittel zur Förderung von Einrichtun- Demografischer Wandel und gen der Daseinsvorsorge Lebensqualität

• Engere Kooperation der Gebiets- • Flächendeckende Einführung ganztägi- körperschaften bei der Bereitstellung ger (schulischer) Betreuungsangebote von Einrichtungen der öffentlichen und schulischer Bildungsangebote in Daseinsvorsorge den Schulferien

• Intensivierung der Kooperation von Wirtschaft und Schule, beispielsweise Als Vorbild für eine Verwaltungskoopera- durch Patenschaftsprogramme mit tion kann das Thames Valley dienen, in Unternehmen dem die drei britischen Counties Berkshire, Buckinghamshire und Oxfordshire inte- • Ausbau der Berufsorientierung griert sind. Zu den Erfolgsfaktoren der an Schulen, beispielsweise durch wirtschaftlichen Entwicklung zählen die Berufsberatung, Lehrer- und enge Kooperation der drei Counties und Schülerpraktika die damit verbundene Überwindung der kommunalen Grenzen und der natürlichen • Vergrößerung des Erziehungs- und Barriere der Themse. Hierdurch konnte der Betreuungsangebots in Wirtschaft Strukturwandel von traditionellen Indus- und Gesellschaft – von Krippen und trien hin zu wissensbasierten Sektoren er- Kindertagesstätten über Kinderhorte folgreich gestaltet und beschleunigt wer- bis hin zu Ganztagsschulen und den. Die Kooperation mündete 1997 in der (unternehmensübergreifenden) Gründung der „Association of Councils of Betriebskindergärten – in Verbindung the Thames Valley Region“. Inzwischen mit der Forderung nach einer verfügt das Thames Valley über gemeinsa- Verbesserung der Zeitsouveränität me administrative Strukturen (Polizei, für die Mitarbeiter Feuerwehr, Schule), die Thames Valley- Universität und Wirtschaftsorganisatio- • Anpassung der Verlängerung der nen wie die Thames Valley Chamber of Öffnungszeiten von Erziehungs- Commerce und das Thames Valley Econo- und Betreuungseinrichtungen sowie mic Partnership, das sich auf das Manage- von medizinisch-pflegerischen ment der Wirtschaftscluster der Region Versorgungs- und Vorsorgeangeboten spezialisiert hat. an die Arbeitszeiten berufstätiger Eltern, beispielsweise durch Einbindung unternehmerischen Die ersten Anzeichen eines Bevölkerungs- Engagements rückgangs in peripheren Gebieten zeichnen sich ab, während gleichzeitig die Bevölkerung altert. Zudem führt Zuwanderung aus dem Ausland zu einer zunehmenden Heterogeni-

32 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste IV. Fazit

Durch die Wiedervereinigung und die Oster- und Logistikstandort kann mehrere Gewerbe- weiterung der Europäischen Union ist der nord- und Industrieareale in seiner räumlichen Nä- deutsche Küstenraum aus einer Randlage in he bedienen und so helfen, Transportkosten eine günstige Zentrallage gerückt. Dies gilt wie auch Emissionen aufgrund von Land- für Hamburg und sein unmittelbares Hinter- transport zu reduzieren. land wie auch für die Seehäfen entlang der Unterelbe, zumal durch die zunehmende welt- Um den Gebietskörperschaften der Unterelbe- wirtschaftliche Arbeitsteilung der Warenaus- region eine Hilfestellung zu geben, haben wir tausch und damit der Hafenumschlag weit ein Mustergewerbegebiet konzipiert. Durch stärker zunehmen als die Wirtschaftsleis- dessen Multiplikation innerhalb der Unterelbe- tung. Mit dem Welthafen Hamburg als Kern region könnte sich diese zum Industriestand- muss es das Ziel sein, die Entwicklungsimpul- ort der Zukunft und damit zum Wachstums- se Hamburgs zum gegenseitigen Nutzen in motor Norddeutschlands entwickeln. Mit einem die Unterelberegion ausstrahlen zu lassen. initiativen Vorgehen schaffen die Entschei- dungsträger in der Region neue Verhältnisse Die Unterelbe ist vor allem als Scharnier des und können so Entwicklungen maßgeblich Welthandels von Bedeutung: Sie verbindet beeinflussen. die Güterströme aus der Wachstumsregion Asien mit den Güterströmen aus dem dyna- mischen Ostseeraum und ist Tor zur Welt für die gesamte deutsche im- und exportierende Wirtschaft.

Ein Großteil der deutschen Industrie, die nicht an der Küste domiziliert, weist hohe Ex- und Importquoten auf. Durch Kostensenkungen im Seeverkehr (Containerisierung) und Kos- tensteigerungen im Landverkehr (Treibstoff- und Staukosten) ist der Landverkehr von und zu den Seehäfen für diese Firmen zum Eng- passfaktor geworden. Diese Unternehmen könnten Kosten sparen und gleichzeitig die Umweltbelastung senken, würden sie ihre Produktion in unsere Seehäfen oder in deren Nähe verlagern beziehungsweise dort neue Produktionsstätten aufbauen.

Dies wird nur möglich sein, wenn die Küsten- standorte hierfür die infrastrukturellen Vor- aussetzungen schaffen. Darunter fallen ins- besondere Restrukturierungen entsprechend des von uns vorgeschlagenen Konzepts in be- stehenden Gewerbegebietsausweisungen wie auch Ausweisung neuer Industriegebiete in der Nähe der Seehafenumschlagsfazilitäten. Um eine industrielle und naturschützerisch- touristische Nutzung in Einklang zu bringen, kann eine Konzentration der Gewerbe- und Industrieflächen an ausgewählten Standorten zielführend sein: Ein multifunktionaler Hafen-

Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste 33 Anhang

Abbildungsverzeichnis

1 Kostenaufteilung in der Transportkette München–Hamburg–Hongkong 8 2a Schematische Darstellung bisheriger Unternehmensstandorte und Transportaufteilung auf Land und See bei internationaler Im- und Exporttätigkeit (IST-Situation) 9 2b Schematische Darstellung zukünftiger küstennaher Unternehmensstandorte und Transportaufteilung auf Land und See bei internationaler Im- und Exporttätigkeit (SOLL-Situation) 9 3 Stauatlas Deutschland des DIHK 10 4CO2-Emissionen nach Transportmittel 12 5a Industrie- und Hafengebiet von Rotterdam 12 5b Größenvergleich des Industrie- und Hafengebiets von Rotterdam mit der Unterelberegion 12 6 Hafen- und Industriegebiet Rotterdam (Differenzierung nach Branchen) mit Verkehrserschließung 16 7 Umschlag in den Seehäfen entlang der Unterelbe im Jahr 2008 (in Prozent) 17 8 Unternehmen des Luft- und Raumfahrzeugbaus an der Unterelbe 19 9 Unternehmen der Chemischen Industrie an der Unterelbe 21 10 Unternehmen der Maritimen Industrie an der Unterelbe 21 11 Energieinfrastruktur: Bestehende und geplante Kraftwerke an der Unterelbe 22 12a Schematische Darstellung eines Mustergewerbegebietes 25 12b Detaildarstellung eines Mustergewerbegebietes 25 13 Für die Unterelbe bedeutende überregionale Verkehrsinfrastruktur 29

Tabellenverzeichnis

1 Exportquoten (EQ) von Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Jahr 2008 (2-Steller) 13 2 Exportquoten (EQ) ausgewählter Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Jahr 2008 (4-Steller) 27

34 Industriegebiete im Zeitalter der Globalisierung: Die Zukunft liegt an der Küste

Herausgeber: Handelskammer Hamburg IHK Schleswig-Holstein IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum Adolphsplatz 1 | 20457 Hamburg Postfach 11 14 49 | 20414 Hamburg Telefon 040 36138-138 Fax 040 36138-401 [email protected] www.hk24.de

Herstellung: Wertdruck GmbH & Co. KG, Hamburg

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier

Dezember 2009