Begleitheft Sonderausstellung.Pdf
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Städsches Museum Hann. Münden NEU ENTDECKEN! Gustav H. Eberlein (1847 - 1926) Begleitheft zur Ausstellung Anlässlich des 170. Geburtstages von Gustav Eberlein ehren die Stadt Hann. Mün- den und die Gustav-Eberlein-Forschung e.V. einen ihrer bedeutendsten Künstler. Der Bildhauer, Maler und Poet Gustav Eberlein gehört zu den wohl bekanntesten und auch produktivsten Künstlern im Deutschland der Kaiserzeit. Er war Mitglied der Kö- niglichen Akademie der Künste zu Berlin, wurde 1893 zum Professor ernannt und war um 1900 mit Reinhold Begas der meist beschäftigte Künstler der Berliner Bild- hauerschule. Das Städtische Museum von Hann. Münden beherbergt im Schloss einen bedeuten- den und umfangreichen Bestand von Eberleins Werken, überwiegend kostbare fragi- le Gipsunikate. In der Ausstellung werden neben Gemälden eine Reihe dieser Gip- sunikate gezeigt, ebenso Exponate aus anderen Materialien wie Mamor und Bronze. Es wird ein Begleitprogramm geben, welches das umfangreiche Schaffen des Künst- lers in vielen Facetten zeigen wird. 3 Kunst. Wohl mag es sein, so kündet die Geschichte, Daß uns ein Großer neue Bahnen zeigt, Wohl mag es sein, daß leuchtend im Gedichte Ein Genius bis zu den Sternen reicht, Ein Künstler in der Phantasie Gesichte Für alle Zeit Unsterbliches erzeugt. Doch glaubt, auch Werke, die schon längst versunken, Stehn wieder auf und sprühen Himmelsfunken . Gustav Eberlein 4 Gewidmet Eberleinforscher und -experte Prof. Rolf Grimm Heimatforscher Günther Kaerger † Bildhauer und Maler Erhard Joseph, die die Werke Gustav Eberleins zu neuem Leben erweckt haben. 5 Danksagung Wir bedanken uns bei allen herzlich, die es uns ermöglicht haben, sowohl die Dauer- ausstellung neu zu gestalten als auch die Sonderausstellung durchzuführen. Wir danken den zahlreichen Helfern, die im „Hintergrund“ gearbeitet und unsere Ideen und Vorstellungen in die Tat umgesetzt haben. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Rolf Grimm, den Begründer der Gustav-Eberlein- Forschung e.V. und über 30 Jahre erster Vorsitzender derselben. Er hat uns wäh- rend der gesamten Vorbereitungszeit mit zahlreichen Informationen versorgt, viele Fragen zum wiederholten Mal beantwortet und uns damit an seinem enormen Wis- sen teilhaben lassen. Weiterhin möchten wir Frau Krug, Museumsleiterin des Städtischen Museums Hann. Münden, danken. Sie hat uns während der häufigen Arbeitsgruppen -Treffen in den letzten Monaten inspirierend zur Seite gestanden. In den 1980er Jahren hat der Bildhauer und Maler Erhard Joseph an der Restaurie- rung von Eberleinwerken viele Jahre gearbeitet. Seither gilt er als „Eberlein- Restaurator“ regional und überregional. Aus den abertausenden Scherben hat er Eberleins Werke wieder zum Leben erweckt. Dafür danken wir ihm ebenfalls herz- lich. In unseren besonderen Dank schließen wir alle Leihgeber aus Hann. Münden, Han- nover, Essen, Hemmingen, Oldenburg und Leibniz in Österreich ein. Mit ihrer Hilfe können wir der Öffentlichkeit viele bisher nicht ausgestellte Eberleinwerke jetzt vor- stellen. Elgard Steinmüller Geschä%sf!herin Gustav-Eberlein-Forschung e.). 6 Grußwort von Bürgermeister Harald Wegener Zum 170. Geburtstag von Prof. Gustav Heinrich Eberlein, gratu- liere ich stellvertretend dem Vorstand der Gustav-Eberlein- Forschung e.V. zu einer gelungenen Jubiläumsausstellung in unserem Städtischen Museum. Aus vielen Berichten ist bekannt, dass der Künstler Eberlein seine Heimatstadt Münden geliebt hat und noch heute besitzt unser Museum einen der größten Originalbestände an Werken eines in aller Welt bekannten Künstlers. Viele Ehrenamtliche, Künstler und auch die Verantwortlichen in Politik und Verwal- tung haben sich immer wieder das Ziel gesetzt, ein neues Bewusstsein für den be- rühmten Bildhauer, Maler und Poeten Gustav Heinrich Eberlein zu schaffen. Einen großen Teil meiner Anerkennung für die unermüdliche Restaurierungsarbeit spreche ich allen Mitgliedern im Vorstand der Gustav-Eberlein-Forschung e.V. aus. Ihnen und auch unserer Museumsleiterin Frau Martina Krug sage ich Dank für eine umfangreiche Arbeit der Vorbereitung dieser besonderen Ausstellung. Drehen wir die Parkbänke und unsere Blicke mit Stolz hin zu den Kunstwerken, die uns im alltäglichen Leben unserer Stadt, in unserem Museum und im Eberleinzim- mer auf der Tillyschanze jetzt wieder neu bewundert werden können. Mein Dank gilt der Sparkasse Münden, durch deren Unterstützung die Gestaltung dieser Sonderausstellung gefördert worden ist. Ich wünsche uns allen, wie es auch in der Einladung steht, dass diese Ausstellung für viele in unserer Stadt zu einer Wiederbelebung des Ansehens Gustav Eberleins sorgt. Den Veranstaltern wünsche ich viele Besucherinnen und Besucher, ein gut besuch- tes Begleitprogramm und viel Freude am weiteren Tun zu Gunsten des Künstlers Gustav Heinrich Eberlein. Harald Wegener Bürgermeister 7 Inhaltsverzeichnis Scherben 9 Biografie 13 Künstlerisches Schaffen 14 Die fünf Schwerpnkte der Ausstellung 15 (Museumsplan) - Lebensumfeld des Künstlers 16 - Denkmäler und Bauplastik 23 - Christliche Themen 33 - Inspirationsquelle: Mythologie 40 - Dauerausstellung 48 Werke in Hann. Münden und Umgebung 56 Quellenverzeichnis 58 8 Scherben So titelte am 05.08.1997 die Hannoversche Allgemeine. Was waren die Hintergründe? Die jetzt ausgestellten Werke stellen höchstens ein Drittel der ehemals im Museum vorhandenen Skulpturen und Gemälde dar. Vernichtet sind überwiegend die größe- ren, teilweise überlebensgroßen Skulpturen, wie Fotoaufnahmen des Museums im Jahr 1898 und 1931/37 sowie die Museumskataloge von 1905 und 1931 bestätigen. Die größten Verluste musste das Museum hinnehmen, als im Frühjahr 1960 bei der Erneuerung des Fußbodens im Dachraum des Schlosses eine Vielzahl von überwie- gend sehr qualitätsvollen Skulpturen, die im Wege standen, entfernt und andere zu einer Fußbodenpacklage zerkleinert wurden. Die Bergung und Restaurierung dieser 1982 von dem Verein auf dem Dachboden über dem Museum im Schloss aufgefundenen Gipstrümmer von Originalmodellen sowie von beschädigten Gemälden ist dem Engagement von Prof. Rolf Grimm und dem Flurnamenforscher Günther Kaerger zu verdanken. 1982 wurden in einer Art "Geheimaktion" von Mitgliedern der Gustav-Eberlein- Forschung die ersten Bodendielen auf dem Dachboden im Schloss aufgenommen. 1983 nahm sich dann die Stadt Hann. Münden organisatorisch der Sache an, nach- dem der Gustav-Eberlein-Forschung ein Zuschuss in Höhe von DM 2000,- vom Nie- dersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur für die Bergung der Scher- ben in Aussicht gestellt war. Zwischen 1983 und 1993 konnten unter der Leitung von Prof. Grimm von den Res- tauratoren Erhard Joseph und Bernd Eger, den Kunsthistorikerinnen Ute Hoffmann und Heidi von Pein sowie Herrn Kaerger und ihm selbst insgesamt 69 Skulpturen der auf dem Dachboden beschädigt aufgefundenen Werke, teilweise mit einem Gewicht von bis zu 8 Zentnern, sowie 10 Gemälde durch den Restaurator Manfred Lausmann wiederhergestellt werden. Reste von 92 Skulpturen wurden gesichert und zum Teil für eine Restaurierung vorbereitet. Der Wert der durchgeführten Arbeiten betrug rd. 630.000,- DM. Die Kosten wurden überwiegend durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und durch das Kulturelle- Zonenrandföderungs-Programm (KZP) gedeckt. Die Sparkasse finanzierte im Ver- bund mit der Nds. Sparkassenstiftung die Restaurierung des 7x3 m großen Ölgemäl- des "Die Macht des Meeres", das heute im Rittersaal des Schlosses hängt. Einen Anteil im Wert von rd. 130.000,- DM brachten Prof. Grimm mit 2.800 und Herr Kaer- 9 ger mit 600 Arbeitsstunden in der Restaurierungswerkstatt für die Gustav-Eberlein- Forschung e.V. ehrenamtlich ein. Die Stadt Hann. Münden beteiligte sich mit rd. 90.000,- DM. Den Hauptanteil trugen der Bund und das Land Niedersachsen, - "korrekterweise" die Steuerzahler. Die Scherbenhaufen auf dem Dachboden des Schlosses „Eva an der Leiche Abels“ (siehe S. 38) 10 Prof. Rolf Grimm, ermattet von Günther Kaerger setzt die Skulptur der Scherbensuche „Der Tanz“ (siehe S. 44) zusammen Erhard Joseph restauriert den Ute Sellmer (ehem. Ute Hoffmann) „Liebestraum“ präsentiert die „Nachtwandlerin“ (siehe S. 50) 11 „Der versteckte Köcher“ Kaiser Wilhelm I - Reiterdenkmal (siehe S. 43) (siehe S. 32) Das Kolossalgemälde „Die Macht des Meeres“ wird gesichert Prof. Rolf Grimm, Ute Sellmer (ehem. Ute Hoffmann), Heidi von Pein 12 Biografie Gustav Heinrich Eberlein 1847 wird in Spiekershausen, einem 1887 wird zum ordentlichen Mit- kleinen Dorf an der Fulda gebo- glied der Königlichen Akade- ren. Sein Vater war Grenz- mie der Künste in Berlin ge- aufseher, seine Mutter eine Bau- wählt . erntochter. 1891 se ine Ehe wird geschieden. 1855 verbringt seine Schulzeit und die Lehrzeit als Goldschmied in Hann. 1892 seine zwe ite Ehefrau wird die Münden, in der Radbrunnenstraße junge Künstlerin Gräfin Maria Nr .40. von Hertzberg. 1864 abso lviert die Gesellenzeit in 1893 wird zum Professor ernannt . Be- Hildesheim und Kassel . wohnt in Berlin am Lützowufer 29 ein Haus mit einem großen Atelier und lässt sich 1893 in Hann. Mün- 1866-1869 studiert an der Kunstge- den die "Eberburg" als Sommersitz werbeschule in Nürnberg unter sowie 1903 das "Weserkastell" August von Kreling. Diese Aus- bauen. Er unterhält Werkstätten in bildung wird durch Gönner er- Rom, New York und Buenos Aires . möglicht . 1918-1923 verliert durch die Inflation 1870 geht danach nach Berlin und ge- nach dem Ersten Weltkrieg sein winnt e in St ipendium für eine Stu- Vermögen . Seine Kunst findet dienzeit in Italien . Aufenthalte in keine Käufer mehr. Er arbeitet Venedig , Florenz