NUMMER 10-11-12/2017, 2 EURO

Bundeskonferenz: Neues Statut und neuer Vorstand 100 Delegierte aus (fast) allen Bundesländern – in Vorarlberg haben wir keinen Landes- verband – trafen sich am 18. November im Veranstaltungszentrum Catamaran in Wien zu unserer alle vier Jahre tagenden Bundeskonferenz. Ein Bericht von Gerald Netzl.

nossin Thekla Schwantner präsentierte unsere seit einem Jahr bestehende Facebook-Seite, die bereits 844 Follower zählt. Das zeigte Ihre politische Wirkung, besonders an unserer Mo- bilisierung gegen Rot-Blau (mehr als 11.000 Interaktionen!).

Bewegend war ein Telefonat mit unserem Besonders erfreulich: Unter den Delegierten langjährigen Funktionär und Ehrenmitglied waren auch viele junge Genossinnen und des Bundesvorstands Peter Lhotzky. Peter ist Genossen. krankheitsbedingt nicht mobil. Das Gespräch Johannes Schwantner und der neue zwischen Johannes Schwantner und Peter Als letzter Redner fungierte beim Tagesord- Bundesvorstand wurden mit breiter Mehrheit war über den Lautsprecher für alle Delegier- nungspunkt „Allfälliges“ unser Gen. Rudi gewählt. Die Redaktion gratuliert herzlich! ten mitzuhören. Gelbard. Die Konferenz endete kurz vor 16:30 Uhr mit der „Internationale“. Einzig bedauer- strid Rompolt, stellvertretende Bezirks- Wahl und engagierte Diskussion lich war, dass viele Genossinnen und Genos- vorsteherin des zweiten Bezirkes, und sen wegen der Bundeskonferenz nicht an der Avida-Bundesgeschäftsführer Bernd Alle KandidatInnen wurden in geheimer am gleichen Tag stattfindenden Gedenkver- Brandstetter adressierten Grußworte an die Wahl mit breiter Mehrheit gewählt, die meis- anstaltung an die von den Nationalsozialisten Konferenz. Stadtrat Michael Ludwig dankte ten einstimmig. Ein Drittel der Mitglieder des ermordeten Roma und Sinti in Lackenbach wie seine VorrednerInnen für unseren Ein- Bundesvorstands bzw. der Rechnungsprü- teilnehmen konnten.  satz. Er erinnerte an die Diskussionen An- fung sind neu. Genosse Schwantner dankte fang der 1980er-Jahre, ob sich unser Bund den ausgeschiedenen Genossinnen und Ge- für junge Menschen und Nachgeborene öff- nossen. nen solle. Die damalige Entscheidung zur Höchste Auszeichnungen Öffnung war richtig. Sie gewährleistet das Auf der Bundeskonferenz wurden Anträge Fortbestehen der Organisation und deren Ak- zu folgenden Themen beschlossen: Nicht minder feierlich war die Verlei- tivitäten in Gegenwart und Zukunft. Wie ein • Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 15,- im Jahr hung der Otto-Bauer-Plakette und der roter Faden zogen sich Warnungen vor den • Einberufung einer Enquete mit dem Ziel Rosa-Jochmann-Plakette. Erstere er- Sozialabbauplänen der erwarteten ÖVP/FPÖ- eine Stelle zu schaffen, die den betreuten hielten Richard Wadani, Stichwort „De- Bundregierung durch die Konferenz. Seitens Ausstieg aus der Rechtsextremismus-Sze- serteursdenkmal“ auf dem Ballhaus- der Bundes-SPÖ und der SPÖ-Frauen be- ne unterstützt platz, und Gin. Christine Beyerknecht grüßten wir Genossin Andrea Brunner. Kurt • Belebung der österreichischen Friedens- (Laudator Harald Ludwig), langjährige Scholz, Vorsitzender des Zukunftsfonds der bewegung Funktionärin im Landesverband Nieder- Republik Österreich, war ebenfalls zu Gast. • Keine Koalition mit der FPÖ, unter gar österreich und Mitglied des Bundesvor- SJÖ-Verbandssekretärin Sara Costa war sogar keinen Umständen stands. Peter Weidner hielt die Laudatio unter den Delegierten. • Schaffung einer breiten österreichweiten auf Richard Wadani, der in seinen be- Plattform gegen Faschismus und Rechts- eindruckenden Dankesworten u. a. von Bundesvorsitzender Johannes Schwantner extremismus Begegnungen mit und verwies auf den vorliegenden umfassenden • Forderung nach einem jährlichen Verfas- Paula Wallisch nach dem Februar 1934 schriftlichen Tätigkeitsbericht (dieser kann sungsberichts zu Rechtsradikalismus berichtete. Die steirische Landtagspräsi- gerne im Bundessekretariat angefordert wer- • Errichtung eines Grabmals in Maly Trostinec dentin Bettina Vollath (Laudator Werner den). Er betonte die gute Zusammenarbeit Anzenberger), sowie Barbara Serloth, mit ÖVP-Kameradschaft und KZ-Verband so- Dabei zeigten sich die Delegierten überaus Klubsekretärin im SPÖ-Parlamentsklub wie die guten Vernetzungen (DÖW etc.) und engagiert. Nach einstündiger Diskussion wur- und Autorin, und AK-Präsident Rudi Arbeit in der Opferfürsorgekommission. Aus- de ein neues Statut, das vom Bundesvorstand Kaske wurden für ihr antifaschistisches drücklich dankte er , Josef vorgeschlagen und von sieben Landesverbän- Engagement und Aktivitäten ausge- Ostermayer und Gerhard Schmid für deren den mitgetragen wird, mit der nötigen Zwei zeichnet. Ohne BündnispartnerInnen in Unterstützung als sie noch in ihren zentralen Drittel-Mehrheit beschlossen. Der Landesver- wichtigen Schaltfunktionen wären die Funktionen waren, was die Festkultur des offi- band Tirol hat im Statut vier abweichende vielfältigen Initiativen unseres Bundes ziellen Österreich betraf, Auszeichnungen und Punkte identifiziert, mit diesen muss sich der nicht möglich. Ehrungen für verdiente AntifaschistInnen. Ge- neugewählte Bundesvorstand befassen.

1 ORGANISATION

In der Bundeskonferenz vom 18. November 2017 gewählter Bundesvorstand

Bundesvorsitzender: Prof. Johannes SCHWANTNER Stv. Bundesvorsitzender: Dagmar CASAGRANDE, Prof. MMag. DDr. Werner ANZENBERGER, GR a.D. Harald LUDWIG, Dr. Gerald NETZL, GR Stv. Laurien Janina SCHEINECKER Finanzreferent: BezVorst. a.D. Kurt HEINRICH Stv. FinanzreferentIn: Matteo GEBHART, Ing. Johanna HRONICEK Schriftführer: LAbg. Dr. Gerhard SCHMID Stv. Schriftführerin: Annemarie HOPFGARTNER, BezRat a.D. Magda SCHMID Beisitzer: Margarete BENEDICS, GR Mag. Klaus BERGMAIER, Bgm. a.D. Werner BURG, GRin Angi EBERL, Prof. Rudolf GELBARD, LAbg. a.D. Volkmar HARWANEGG, NR a.D. Anton HEINZL, Ernst JARITZ, Ronny JESENKO, Prof. Alfred KOHLBACHER, NR a.D. Katharina KUCHAROWITS, GR a.D. LAbg Marina HANKE, Peter Ulrich LEHNER, StR Dr. Michael LUDWIG, Gerhard MACHER, Jessica MÜLLER, Lt.Präs. a.D. Ernst OUTOLNY, Dr. Brigitte PELLAR, Werner PIKALO, Gabriele PUSCH, Samuel PUTTINGER, Andreas SARKÖZI, Theo MAIER, LAbg. Dr. Günther SIDL, Mag. Dr. Ute SONNLEITNER, Prof. Dr. NR a.D. Johann STIPPEL, Marcus STROHMEIER, GR a.D. Mag. Gabi TREMMEL, Hannelore WALLNER, Peter WEIDNER RechnungsprüferInnen: Kurt CIZEK, BezRat Kira-Raffaela HÖFENSTOCK, Prof. Vinzenz JOBST, Helga MAIER, Dr. GV Susanna STEIGER-MOSER Ehrenmitglieder: Heribert HARING, Peter LHOTZKY, LAbg. a.D. RegR. i.R. Herta SLABINA, LAbg. a.D. Gertrude SPIESS Redaktion Kämpfer: Mag. Martin OPPENAUER Redaktion/Homepage: Henri SCHREIBER Redaktion/Facebook: MA Thekla SCHWANTNER

Wir gratulieren: Oktober bis Dezember 2017

97. Geburtstag: Flieger Margareta - Waidhofen/Thaya; Brainin Charlotte, Pospichal Berta - Wien; 96. Geburtstag: Faderny Helene - Wien; 95. Geburtstag: Kaplan Johann, Kölnberger Walther - Wien; 94. Geburtstag: Kratzer Herta, Wald Gertrude - Wien; 93. Geburtstag: Brainin Hugo, Pfauser Leopoldine - Wien; 92. Geburtstag: Ehmann Franz - Haid; Spevak Anna, Krenn Erika - Wien; 91. Geburtstag: Plattner Leo - Innsbruck; Blamhofer Barbara - Schwechat; Häring Franz - Steinberg; Frasl Ernestine - Wien; 90. Geburtstag: Mraz Hedy, Suttner Reinhold - Wien; 85. Geburtstag: Trofer Othmar - Bad Fischau- Brunn; Urban Leopold - Biedermannsdorf; Sillober Franz, Hörtnagl Hugo - Innsbruck; Schneider Helga, Wildauer Herbert - Wien; 80. Geburtstag: Wagner Rosa - Eisenstadt; Wöginger Helmut - Golling/Erlauf; Peyerl Karl - Inzersdorf - Getzersdorf; Obermayr Margit - Linz; Rauch Felix - Ollersdorf; Vranitzky Franz, Cizek Kurt, Anderl Helene, Munk Peter, Weihsmann Elisabeth, Suchacek Eleonore - Wien; 75. Geburtstag: Kiermaier Günter - Amstetten; Scheidl Wolfgang - Bisamberg; Votruba Traude - Felixdorf; Schachner- Blazizek Peter - Graz; Schneider Hans - Gumpoldskirchen; Kreuzer Herbert - Heidenreichstein; Schnalzer Erna - Kapfenberg; Kubica Manfred - Krems; Battisti Erich, Proleb, Sablik Karl - Spillern; Fabian Dagmar, Wester Dietmar, Kronawetter Ernst - St. Pölten; Frank Elfriede, Joachimsthaler Friederike, Frank Franz, Hable Gerhard, Sisa Gertraud, Heilingsetzer Eduard, Schleifer Christine, Haselbach Anneliese, Ehrlich Karl, Kochmann Günther, Lacina Ferdinand - Wien.

2 ORGANISATION

Hilfe für unsere Opfer des Faschismus Wie wir unseren Opfern des Faschismus konkret helfen, mögen ganz selbstverständlich für sie Umfeld, versetzen sie in Angst folgende Zeilen von Genossen Peter Weidner skizzieren. als Kind, sie habe es ja nicht an- und Panik. Sie erlebte auch den ders gekannt. Ihr Vater habe im- Zwiespalt der Zeitzeuginnen 2016 starb die von den oberös- Freiheitskämpfer/innen betreut mer sehr viel erzählt, sie wollte und Zeitzeugen – einerseits die, terreichischen Freiheitskämp- wird – an, bot ihr unsere Hilfe auch alles vergessen. Wichtigkeit des Weitergebens fer/innen betreute Sintiza und an. Sie erzählte mir, dass sie beim und Auseinandersetzens, an- Auschwitz-Überlebende Frieda Begräbnis ihrer Tante Frieda nach Ihre persönliche Beziehungs- dererseits die sehr belastende Horvath. Etwa 180 Menschen schwallartigem Erbrechen mit geschichte war belastend und ständige Konfrontation mit den einem Herzinfarkt zusammenge- dramatisch. Alle vier Ehemänner Gräueln dieser Zeit. brochen war und sofort ins Kran- starben. Ihr erster Mann, mit dem kenhaus geführt wurde. Die Rede sie eine Tochter hat, verstarb mit Zurück zur rechtlichen Situati- des Pfarrers, der viel vom Lei- 26 Jahren bei einem Arbeitsun- on („keine Verschlechterung!“): densweg und den KZ-Erfahrun- fall. Erst ab ihrem 50. Lebensjahr Das erste fünfseitige Gutachten gen von Frieda Horvath erzählt sei ihr die Belastung durch die vom Facharzt für Psychiatrie hatte, hat alles in ihr ausgelöst. grausame Geschichte des Fa- und Neurologie kann man mit schismus zunehmend persönlich seinem Satz „Die Behinderung Die von uns Betreute kam im zugänglich geworden. Sie will durch die verbrechenskausa- Lager Lackenbach zur Welt. Ihr aus diesem Grund nicht nament- le Position ist unverändert 50 Vater war zuvor in den Konzen- lich erwähnt werden und möchte Prozent“ zusammenfassen. Die trationslagern Mauthausen und nicht, dass sich ihre Tochter und oberösterreichischen Freiheits- Peter Weidner leistet unverzicht- Dachau. Ihre Eltern lernten sich ihre Enkelin als Sinti deklarieren. kämpfer/innen beschlossen bare Arbeit in der Opferfürsorge. im Konzentrationslager Dachau darauf ein Gegengutachten ein- kennen. Ihre zwei älteren Ge- Sie erzählte mir, wie es ihr ge- zuholen und dieses auch zu ihrer Volksgruppe verabschie- schwister wurden 1941 und 1942 sundheitlich geht. Immer mehr bezahlen. Die Kernaussage der deten sich von ihr auf einem im Lager geboren und starben im haben sich Schlafstörungen ent- Psychiaterin in diesem Gutach- Linzer Friedhof. Ein Pfarrer er- gleichen Jahr. Zwei ihrer Onkel wickelt, seien die Bilder von frü- ten: „… Auch, wenn Frau … die zählte vom Leidensweg der KZ- entkamen dem Lager, indem sie her gegenwärtig, die Inhalte der therapeutische Begleitung weiter Überlebenden. Während seiner sich zur Wehrmacht meldeten, Erzählungen in ihren Gedanken wahrnehmen wird und der Ver- Rede brach in den vorderen Rei- sie mussten dafür die Zwangs- lebendig geworden. Erst von such einer medikamentösen Be- hen eine Frau zusammen und sterilisation in Kauf nehmen. ESRA habe sie erfahren, dass gleitung thematisiert wird, ist aus wird aus dem Saal getragen. Ein sie psychologische Betreuung meiner Sicht eine Verschlechte- paar Monate später bekamen Nach der Befreiung der Lager haben könne, die sie dankbar rung der Befindlichkeit, die kau- die ehrenamtlichen Mitglieder lebte die Familie in einer Ba- in Anspruch nahm. ESRA ist sal mit dem Erlittenen verknüpft der Opferfürsorge-Kommission racke in Linz in sehr beengten ein psychosoziales Zentrum in ist, klar festzustellen. …“ folgende Mitteilung: „Laut Sach- Verhältnissen, aber mit intensi- Wien, das 1994 für NS-Überle- verständigengutachten … ist das ven Sozialkontakten. Sie erin- bende eingerichtet wurde. Aufgrund dieses Gutachtens wur- anerkannte Leiden unverändert nert sich, dass bis in die späte den ihr dann 60 Prozent zuge- – keine Verschlechterung!“ Nacht hinein die Erwachsenen In den letzten Jahren mache standen und die Opferrente auf sich von den Grauen und De- ihr der Alltagsrassismus zuneh- monatlich 352,60 Euro erhöht. Ich rief die betroffene Frau – eine mütigungen und Erfahrungen mend Angst, die vielen Äuße- Für eine Ausgleichszulagenbezie- Sintiza, die schon lange von uns dieser Zeit erzählten. Das war rungen, sogar im unmittelbaren herin sehr viel Geld.  Otto Bauer-Plakette an Gerda Neudecker verliehen

m 14. November wurde Genossin Gerda Neudecker bei ih- rer Bezirkskonferenz die Otto Bauer-Plakette verliehen. Als Alangjährige Vorsitzende unserer Bezirksgruppe Margareten und Mitglied des Wiener Landesvorstands gestaltete Gerda die Ar- beit unseres Bundes wesentlich mit – etwa durch die Februarfeier im Reumannhof sowie gemeinsame Veranstaltungen mit der Seli- ger Gemeinde und der SPÖ-Bildung. Die Anwesenheit von Sandra Frauenberger (Vorsitzende), Susanne Schaefer-Wiery (Bezirksvorste- herin), Andrea Hallal-Wögerer (BV-Stellvertreterin) und Wolfgang Mitis (Bezirksparteisekretär) zeigten die hohe Wertschätzung durch die SPÖ Margareten. An diesem Abend fand auch ein Generations- wechsel statt: Gerda übergibt eine gut aufgestellte Bezirksgruppe an Arijana Segalo.  Von links nach rechts: Kurt Heinrich, Susanne Schaefer-Wiery, Gerda Neudecker, Gerald Netzl, Arijana Segalo, Sandra Frauenberger und Wolfgang Mitis. Angelina Tomei

3 ORGANISATION

Trauer um Stefan Schemer (1928 - 2017) Genosse Wilhelm Soucek, Freiheitskämpfer/innen-Bezirksvorsitzender der Donaustadt, hat einen Nachruf auf Stefan Schemer verfasst.

när der SPÖ. Im Laufe seiner Freiheitskämpfer/innen, der des Austrofaschismus und der jahrzehntelangen Tätigkeit Victor-Adler- und der Otto- „Hitlerei“, wie er es nannte, ein bekleidete er viele Funktio- Bauer-Plakette. wesentliches Element seiner nen und Mandate für die Ar- politischen Tätigkeit sei. Seine beiterInnenbewegung. Vom Seine tiefe antifaschistische humane und demokratische Fürsorgerat über Bezirksrat, Überzeugung führte ihn schon Einstellung versuchte er in al- Gemeinderat und Landtags- früh zu den Freiheitskämpfer/ len seinen Handlungen nicht abgeordneten bis zum Ab- innen. Stefan bekleidete meh- nur zu leben sondern auch geordneten zum Nationalrat rere wichtige Funktionen in weiterzugeben. reichten seine politischen unserer Bezirksgruppe. Als Mandate. Darüber hinaus war langjähriger stellvertretender Wie immer kommt es erst Parlament er Bezirkssekretär der SPÖ- Vorsitzender und in seinen mit der Endgültigkeit uns An- In der Nacht vom 6. auf den Donaustadt und in weiterer letzten Lebensjahren als Kas- deren ins Bewusstsein, wie 7. Juni 2017 verschied un- Folge deren langjähriger Be- sier-Stellvertreter. Er betonte selten man den Gegangenen ser Genosse Stefan Schemer zirksparteivorsitzender. Er immer wieder, dass er kein „Danke“ zu Lebzeiten gesagt im 88. Lebensjahr. Genosse war Träger hoher staatlicher Widerstandskämpfer im „klas- hat. Stefan Schemer wird für Schemer, geboren am 19. Au- Auszeichnungen und des sischen“ Sinne aufgrund seines die Bezirksgruppe Donau- gust 1928, war seit dem Jahr Goldenen Abzeichens des Alters war, aber die Erinnerung stadt immer im ehrenden Ge- 1949 Mitglied und Funktio- Bundes sozialdemokratischer sowie das „Niemals wieder“ denken verankert bleiben. Rosa-Jochmann-Plakette an Erich Hackl verliehen m Rahmen der Sitzung des Wiener Landesvor- an Rosa Jochmanns Einsatz für KZ-Überlebende stands am 18. Oktober kam es zu einem festli- und den tiefen Eindruck, den unsere Rosa auf Ichen Ereignis: Wir verliehen dem Schriftsteller ihn gemacht hatte. Als Hackl sprach, spürten die Erich Hackl die 2015 geschaffene Rosa-Joch- 30 Genossinnen und Genossen im Sitzungssaal mann-Plakette. Marina Hanke verlas die Begrün- in der Löwelstraße förmlich Rosa Jochmann. dung, warum wir Erich Hackl auszeichnen: Sein Werk ist geprägt von seiner antifaschistischen Abschließend dankte Silvia Dinhof-Cueto Einstellung. Zu nennen sind etwa „Abschied vom Gedenkverein der Republikanischen von Sidonie“, „Die Hochzeit von Auschwitz“, mit Spanier in Österreich ihm und unserem Hans Landauer „Album Gurs“, mit Hans Landau- Bund. Hackl ist stellvertretender Schriftführer er „Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer dieses Vereins, gegründet von ehemaligen 1936–1939“, „Im Kältefieber. Februargeschichten spanischen Häftlingen des Konzentrationsla- 1934“ und „So weit uns Spaniens Hoffnung trug. gers Mauthausen, die nach der Befreiung we- Kira-Raffaela Höfenstock Kira-Raffaela Erzählungen und Berichte aus dem Spanischen gen des Weiterbestehens der Franco-Diktatur V. l. n. r.: Johannes Schwantner, Hannes Har- Bürgerkrieg“. in Österreich blieben, ihren Angehörigen und wanegg, Gerald Netzl, Cristina Timón Solinis FreundInnen.  (Gattin von Erich Hackl), Silvia Dinhof-Cue- Seine Bücher sind gelebtes „Niemals verges- to, Erich Hackl, Marina Hanke und Dagmar sen!“ In seinen Dankesworten erinnerte Hackl Webtipp: Infos und Beitritt www.grsoe.at Casagrande. Hilfe für Peter Palme eter Palme ist seit Jahrzehnten Mitglied „Identitären-Bewegung Österreich“, die vom der SPÖ, war 17 Jahre Angestellten-Be- Dokumentationsarchiv des österreichischen Ptriebsratsvorsitzender der Firma Necker- Widerstandes und PolitikwissenschafterInnen mann und befindet sich derzeit in Pension. Seit klar dem Rechtsextremismus zugeordnet wird. Jahren recherchiert er mit Gleichgesinnten in rechtsextremen Kreisen und fotografiert bei Der Prozess ging aufgrund unglücklicher Um- deren Veranstaltungen. stände für Peter Palme verloren. Dies mit der Konsequenz, dass er nunmehr ca. 15.000 Euro Im Zusammenhang mit einem Vorfall beim an Kosten zu tragen hat. Die Landesorganisati- „Akademikerball“ in Wien im Februar 2017 on Steiermark hat daraufhin eine Spendenakti- wurde Peter Palme von Martin Sellner wegen on gestartet und selbst einen Beitrag geleistet. übler Nachrede und Kreditschädigung geklagt. Insgesamt konnte aufgrund der hohen Soli- V.l.n.r.: Gerhard Macher, stellvertretender Martin Sellner ist Burschenschaftsmitglied, darität unserer Mitglieder an Peter Palme ein Landesvorsitzender, Peter Palme, Werner An- wurde vom bekannten Neo-Nazi Gottfried Küs- Prozesskostenzuschuss von 4.500 Euro über- zenberger, Landesvorsitzender und Leo Stöhr, sel sozialisiert und ist leitender Funktionär der wiesen werden.  Initiator der Spendenaktion.

4 GEDENKEN

Novembergedenken 2017 Wie in den letzten Jahren gedachte am 1. November der Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen am Zentralfried- hof der Opfer des Kampfes gegen Austrofaschismus und den Na- tionalsozialismus. Ein Bericht von Claus Michl-Atzmüller.

em Aufruf folgten Manda- dem Jahr „der Durchlüftung“ tarInnen und VertreterIn- 1968 folgte in der Ära Kreisky Dnen der SPÖ, der Wiener eine Periode der Modernisie- SPÖ-Bildung, der SPÖ-Frauen, rung und sozialen Reformen. der Sozialistischen Jugend, der Heute ist nationalistische und Jungen Generation, der Roten rassistische Politik im Vor- Falken und des VSSTÖ. Der marsch. Rechtspopulistische Gedenkmarsch war mit mehre- Parteien stellen offen die Eu- ren hundert TeilnehmerInnen ropäische Menschenrechtskon- SJ Wien stärker besucht als in den letz- vention infrage. Es herrscht eine Angeführt wurde das heurige Novembergedenken am Zentralfriedhof ten Jahren. Politik der Angst und Xenopho- von 50 SJlerInnen im Blauhemd und mit roter Fahne. bie. Die Sozialdemokratie muss In seiner Begrüßung führte der geschlossen solidarisch mit den „Am Spiegelgrund“ folgte der na Herzog. Sie fand auch kritische Wiener Landesvorsitzende Ge- „Sündenböcken“ sein und der Aufruf, dass unter Schwarz- Worte für die Sozialdemokratie. rald Netzl den hohen Zuspruch steigenden Fremdenfeindlich- Blau Gedenkarbeit dringender Diese hätte ein Glaubwürdigkeits- auf das schockierende Ergebnis keit entgegentreten. denn je sein werde. Nicht Neid, problem, weil sie sich mit dem der Nationalratswahl zurück – Hass und Hetze, sondern Soli- Kapital versöhnt habe. Rechtsex- die Sozialdemokratie rücke en- Bei der Gedenkstätte für die darität und Gemeinschaft müs- treme brauchen ihre Ideologie ger zusammen. Opfer der NS-Justiz und der NS- sen bestimmend sein. nicht mehr zu verstecken. ÖVP Kindereuthanasie in der Grup- und FPÖ seien idente Parteien. Beim Mahnmal der Stadt Wien pe 40 sprach die stv. Landesvor- Die Abschlussrede im Ehrenhain Die Sozialdemokratie müsse wie- für die Opfer für ein freies Ös- sitzende LAbg. Marina Hanke für die Februar- und Spanien- der zur Alternative gegen rechts terreich 1934-1945 sprach Stadt- Worte des Gedenkens. Der An- kämpfer hielt die Vorsitzende der werden und rechtem Gedanken- rat Jürgen Czernohorszky. Mit teilnahme an die Gräueltaten Sozialistischen Jugend Wien Fio- gut Paroli bieten.  Gedenkkundgebung in Hartheim Am 1. Oktober fand im Schloss Hartheim eine Gedenkkund- gebung für die Opfer der von den Nationalsozialisten getöteten Menschen statt. Ein Bericht von Theodor Maier, Vorsitzender der Freiheitskämpfer/innen Hietzing.

ie Freiheitskämpfer/innen Häftlinge aus den KZ Mauthau- Hietzing fuhren mit ei- sen, Gusen und Dachau sowie Dnem Bus nach Hartheim ZwangsarbeiterInnen. und nahmen mit interessierten GenossInnen an dieser Veran- Die Gedenkfeier wurde mit staltung teil. Hartheim war eine mahnenden und würdigen Re- von sechs T4-Tötungsanstalten den begangen. Besonders be- im „Dritten Reich“. In diesen eindruckend und berührend Anstalten wurden insgesamt waren Präsentationen der Schü- NMS Alkoven etwa 260.000 ermordet. Den lerinnen und Schüler der Neuen Die SchülerInnen der Neuen Mittelschule Alkoven leisteten einen Bei- Praktiken der Tötungsanstalt Mittelschule Alkoven, die sich trag zum Gedenken und trugen selbst verfasste Texte vor. Hartheim fielen zwischen 1940 intensiv mit den schrecklichen und 1944 rund 30.000 Men- Ereignissen befasst haben. Im Lern- und Gedenkorts Schloss 1995 wurde der Verein „Schloss schen zum Opfer. Durch Ärzte fand eine Kranz- Hartheim. Hartheim“ gegründet, dessen und Pfleger, die vorher auf diese niederlegung aller Nationen Ziel es ist, im Schloss einen Ort Tätigkeit psychologisch vorbe- von Opfern am Friedhof beim Im Schloss Hartheim geht es der Erinnerung, des Gedenkens reitet wurden, Menschen, wel- Schloss statt. Bereits im Som- sowohl um eine Dokumenta- und der gesellschaftlichen Aus- che nach den Vorstellungen der mer hatten die SchülerInnen tion der Geschehnisse im Na- einandersetzung zu schaffen. Nazis nicht in den „gesunden das Grabmal für die Opfer im tionalsozialismus als auch um 1997 fasste die oberösterrei- Volkskörper“ passten, oder jene Schloss neu gestaltet. „Sie haben die Aufarbeitung und Darstel- chische Landesregierung den die für die „Volksgemeinschaft“ die Oberfläche des Grabmals lung von Ideen, die in immer Beschluss, das Schloss zu reno- keinen Nutzen mehr erbringen erneuert und mit Donaukiesel wieder neuen Ausformungen vieren. 2003 wurde mit der Ge- konnten - sogenannte „Ballaste- bedeckt. Kein Stein gleicht dem entstehen und wirksam wer- denkstätte für die Opfer der NS- xistenzen“. Dazu gehörten Pa- anderen, sie stehen symbolisch den können. Die Ermordung Euthanasie und der Ausstellung tientInnen aus psychiatrischen für die unterschiedlichen Men- von Menschen mit Behinderung „Wert des Lebens“ der „Lern und Anstalten und BewohnerInnen schen, die in Hartheim umge- durch das Nazi-Regime steht Gedenkort Schloss Hartheim“ von Behinderteneinrichtun- bracht worden sind“, sagte Flo- als mahnendes Beispiel dafür, eröffnet. Eine sehr sehenswer- gen und Fürsorgeheimen, teils rian Schwanninger, Leiter des wo Ausgrenzung enden kann. te Ausstellung. 

5 GEDENKEN

Die Anfänge der Erinnerungskultur in Salzburg Das Gedenken an die Opfer des Faschismus am 1. November am Kommunalfriedhof hat in Salzburg eine lange Tradition. Diese symbolische Würdigung ist für uns eine wichtige Verpflichtung – in der unmittelbaren Nachkriegszeit war dies jedoch keine Selbstverständlichkeit. Alexander Neunherz über die Anfänge der Erinnerungskultur in Salzburg.

m 15. Juli 1946 wurde von- Franz-Rehrl-Platz“ umbenannt. seiten des SPÖ-Gemein- Der ehemalige christlich-soziale Aderatsklubs der Stadt Salz- Landeshauptmann wurde im burg der Antrag gestellt, „dass Jahr 1938 abgesetzt und über- bei Neu- und Umbenennungen von lebte später die unmenschlichen Straßen und öffentlichen Plätzen in Strapazen im Berliner Zellenge- erster Linie den Opfern des Faschis- fängnis Lehrter Straße. Für vie- Alexander Neunherz mus Rechnung getragen wird“. Man le Genossinnen und Genossen Das Mahnmal am Salzburger Kommunalfriedhof bei der jährlichen trat auch dafür ein, dass das blieb Rehrl in guter Erinnerung, Gedenkfeier der Freiheitskämpfer/innen. „alte Unrecht aus 1934“ wieder setzte er sich doch nach dem 12. gutgemacht werden müsse. So Februar 1934 für die Freilassung krankheitsbedingt zurücktreten. Nationalen und Freiheitlichen.“ gab es den Wunsch, die Gene- der inhaftierten sozialdemokrati- Es folgten Jahre des Streits. , zu dieser Zeit ÖVP- ral-Dankl-Straße in Maxglan in schen Gefangenen ein. Landeshauptmann, ließ sich bei Rosa-Hofmann-Straße und die Schließlich einigte man sich auf der Feier überhaupt vertreten. Kaiserschützenstraße in August- Besonders in den ersten Jahr- einen schlichten Marmorblock Gruber-Straße umzubenennen. zehnten nach Kriegsende war mit der Aufschrift: „Dem Geden- Heute sind solche Konflikte der die Erinnerungskultur geprägt ken der Opfer für Freiheit und Nachkriegsjahre beinahe in Ver- Im darauffolgenden Jahr wur- von Konflikten und Ausein- Menschenwürde.“ Die Opfer gessenheit geraten. Diese in Er- den dann auch zwei namenlose andersetzungen um die Deu- erhielten darauf keine Namen – innerung zu rufen, erscheint da- Wege nach August Gruber und tungsmacht über die Vergan- ein zeitlicher Bezug fehlte. Am her wichtig. Sehr viel wichtiger Valentin Aglassinger benannt. genheit. In Salzburg kann dafür 31. Dezember 1955 wurde das ist jedoch, dass sich weiterhin Beide Männer verloren während die Entstehungsgeschichte des Mahnmal schließlich eingeweiht. bis zu 100 Sozialdemokratinnen der Naziherrschaft ihr Leben. Al- Mahnmals am Salzburger Kom- Die FPÖ legte einen imposanten und Sozialdemokraten jährlich lerdings musste der Salzburger munalfriedhof exemplarisch he- Kranz nieder, auf dessen Schlei- am Mahnmal treffen, um den Gemeinderat im Herbst 1946 rangezogen werden. fe doppeldeutig zu lesen stand: Opfern des Faschismus zu ge- feststellen, dass es aufgrund der „Dem Gedenken der Opfer – der denken.  hohen Anzahl an Opfern prak- Zunächst wurde diese Gedenk- tisch nicht möglich war, so viele stätte vom überparteilichen KZ- Straßen und Plätze umzubenen- Verband und den sozialistischen Quellen nen. Die Idee, stattdessen einen Freiheitskämpfern gleicherma- • Vgl. Kerschbaumer, Gert (2005). Widerstand und Verfolgung „Befreiungsplatz“ zu schaffen ßen genutzt. Schon zu Beginn in der Stadt Salzburg: 1934 - 1938 - 1945, in: Kulturabteilung und dort an die Opfer zu erin- auffällig: Zu Allerheiligen wur- der Landeshauptstadt Salzburg (Hg.): Antifaschistisches Mah- nern, scheiterte jedoch nach ei- den zwei separate Gedenk- nen und Gedenken in Salzburg. Das Mahnmal auf dem Süd- nigen Bemühungen. veranstaltungen für die Opfer tirolerplatz im Kontext, S. 6-7. abgehalten. Zu dieser Zeit war • Vgl. Kerschbaumer, Gert (2005). Gedenken und Mahnen in Nach den Kriegswirren wur- das Ehrenmal lediglich mit ei- der Stadt Salzburg: 1945 - 2005, in: Kulturabteilung der Lan- de Franz Rehrl eine besonders nem Holzkreuz versehen. SPÖ- deshauptstadt Salzburg (Hg.): Antifaschistisches Mahnen und Ehre zuteil: Wenige Monate vor Bürgermeister Anton Neumayr Gedenken in Salzburg. Das Mahnmal auf dem Südtirolerplatz seinem Ableben im Jänner 1947 wollte dies im Jahr 1950 ändern, im Kontext, S. 24-25. wurde der Karolinenplatz in „Dr.- musste jedoch ein Jahr später Gedenkreise der ARGE der NS-Opferverbände ie Vernichtung des polnischen Juden- ÖVP-Kameradschaft und Sozialdemokratische tums durch die Nazis und ihre Helfer ist Freiheitskämpfer/innen an die ehemaligen Dunter dem Namen „Aktion Reinhardt“ Orte des Mordens. Unter fachkundiger Beglei- bekannt. Über zwei Millionen Jüdinnen und tung und Information durch MitarbeiterInnen Juden sowie etwa 50.000 Roma wurden in den der Gedenkstätte Majdanek konfrontierten drei Massentötungsorten Belzec, Sobibor und sich die TeilnehmerInnen mit der schreck- Treblinka sowie dem KZ Lublin-Majdanek er- lichen Geschichte. Ein kurzer Aufenthalt in

mordet. Im September fuhren zwanzig Mitglie- Warschau ermöglichte den Besuch des beein- Ottlyk Wolfgang der der drei in der ARGE der NS-Opferverbän- druckenden neuen Museums der Geschichte Die österreichischen AntifaschistInnen legten de und WiderstandskämpferInnen Österreichs der polnischen Juden (www.polin.pl/en). Nie- in der Gedenkstätte Majdanek einen Kranz verbundenen Organisationen KZ-Verband, mals vergessen!  für die Opfer des Nazi-Terrors nieder.

6 GEDENKEN

70 Jahre ÖLG Ravensbrück m 28. September feierte die Österreichische Lagergemeinschaft Ra- vensbrück und FreundInnen im Festsaal des Amtshaus Leopoldstadt Aden 70. Jahrestag ihrer Gründung. An die 100 Besucherinnen und Be- sucher folgten dem abwechslungsreichen politischen und künstlerischen Programm, das, wenig überraschend dafür umso bemerkenswerter, aus- schließlich von Frauen getragen wurde. Von Beginn ihrer Tätigkeit woll- te die Lagergemeinschaft das Gedenken fördern und den überlebenden

Frauen die Rückkehr erleichtern. Wir Freiheitskämpfer/innen wünschen (ÖLGR/F)] Stoff Hannelore alles Gute zum Geburtstag und weiterhin eine erfolgreiche Tätigkeit!  Ehrengäste: die Ravensbrück-Überlebende Josefine Oswald (2.v.l.) und der Sohn von Irma Trksak, Ludwig (4.v.l.). Käthe Webtipp: www.ravensbrueck.at Sasso musste aus gesundheitlichen Gründen leider absagen. Mauthausen Komitee warnt vor Gefahr für Österreich er neue Nationalrat trat wehrlose jüdische Minderheit nung des Nationalsozialismus allerdings für eine ganz andere am 9. November erstmals angegriffen haben. „Das Datum und auf der Erinnerung an das Symbolik: Auf ihrer Liste ziehen Dzusammen - dem Jahres- der Konstituierung des Natio- Leid seiner Opfer beruht“, sagt so viele Mitglieder deutschnati- tag der „Reichspogromnacht“, nalrats könnte ein Symbol dafür Willi Mernyi, der Vorsitzende onaler und rechtsextremer Ver- in der die Nationalsozialisten sein, dass unsere Republik auf des Mauthausen Komitees Ös- bindungen in den Nationalrat 1938 mit größter Brutalität die der bedingungslosen Ableh- terreich (MKÖ). „Die FPÖ sorgt ein wie noch nie.“  25 Jahre Lichtermeer Am 23. Jänner 1993, vor bald 25 Jahren, ereignete sich die größte chen wurde mit 416.531 Unter- der Menschenwürde und gegen Demonstration der Zweiten Republik auf dem Wiener Helden- schriften nur ein mäßiger Erfolg. Rassismus, für Gleichberech- platz. Claus Michl-Atzmüller lässt das „Fest der Anständigkeit“ Die FPÖ hatte mehr als eine Mil- tigung und Chancengleichheit für unsere LeserInnen Revue passieren. lion Stimmen angepeilt. aller Menschen. Der Initiative schlossen sich KünstlerInnen, Tönen und einer Obwohl die Hauptforderungen Intellektuelle, Gewerkschafte- neuen Welle der der FPÖ nach einem Zuwande- rInnen und Kirchenvertreter an. Ausländerfeind- rungsstopp und nach einer Ver- Xenophobie und ihre populis- lichkeit gegenüber. fassungsbestimmung, wonach tische Ausbeute durch die FPÖ Österreich kein Einwanderungs- sollten eine moralische Ächtung Rund 250.000 bis land sei, nicht umgesetzt wur- in der Öffentlichkeit erfahren. 300.000 Teilneh- den, folgten Restriktionen in der Trotzdem gewann die FPÖ unter merInnen setzten Migrationspolitik. Fremden- und Jörg Haider bei Wahlen massiv 1993 mit Kerzen Sicherheitspolizeigesetze wur- an Stimmen. Sie steht nach der und Fackeln unter den verschärft. Im Fokus der Nationalratswahl 2017 erneut dem Motto „An- Kritik stand vor allem das neu vor einer Regierungsbeteiligung. Nach dem rassistischen Volksbegehren der ständigkeit zuerst“ geschaffene Aufenthaltsgesetz, FPÖ („Österreich zuerst“) kam es 1993 zur ein massives Zei- welches erstmals Quoten für den Die große Sozialdemokratin, mit 250.000 Teilnehmern größten Demonst- chen gegen Aus- Zuzug nach Österreich einführte. Antifaschistin und Freiheits- ration der Zweiten Republik. länderfeindlichkeit kämpferin Rosa Jochmann, die SOS Mitmensch/Kaufmann und Intoleranz, Eine prominent besetzte Platt- damals bereits 91 Jahre alt war, it dem massiven Rechts- aber auch gegen die Asyl- und form hatte sich im Dezember hatte beim Lichtermeer ihren ruck der FPÖ beendete Zuwanderungspolitik der gro- 1992 aus Protest gegen das letzten bedeutenden Auftritt MBundeskanzler Franz ßen Koalition von SPÖ und Volksbegehren der FPÖ zusam- und bleibt mit ihrer Rede vielen Vranitzky 1986 die kleine Koali- ÖVP. Das Lichtermeer war eine mengefunden. Das erste Treffen Teilnehmerinnen und Teilneh- tion der SPÖ mit der FPÖ. Franz Protestaktion, welches auch in fand im Haus von André Heller mern in ewiger Erinnerung. Vranitzky betonte in histori- den Landeshauptstädten zu Soli- statt. Friedrun und Peter Hue- schen Reden die Mitverantwor- daritätsbekundungen führte und mer, Willi Resetarits, Josef Has- Der Erfolg des Lichtermeers tung Österreichs an den natio- sich gegen das Volksbegehren linger, Helmut Schüller und Ru- lag darin, dass in Teilen der nalsozialistischen Verbrechen. der Haider-FPÖ „Österreich zu- dolf Scholten waren bei dieser Zivilgesellschaft ein intensives Doch schon bald standen nach erst“, das sogenannte „Auslän- Geburt von SOS Mitmensch mit Menschenrechtsbewusstsein dem Mauerfall diese Aussagen dervolksbegehren“ richtete. Das dabei. SOS Mitmensch engagiert entstanden ist. Dieses gilt es zu Vranitzkys neuen rassistischen Volksbegehren der Freiheitli- sich seither für die Stärkung bewahren und auszubauen. 

7 ZEITGESCHEHEN

Abzeichengesetz – Gesetz gegen NS-Symbole Nicht zuletzt aus dem Staatsvertrag ergibt sich die kompro- misslose Ablehnung des Nationalsozialismus durch die Zweite Republik. Das wichtigste Gesetz zu diesem Zweck ist das Ver- botsgesetz, zur Seite gestellt ist diesem unter anderen das 1960 beschlossene Abzeichengesetz.

ährend das Verbots- Als Verwaltungsstrafgesetz ist gesetz NS-Wiederbe- für den Vollzug in den Statu- Wtätigung und das Uni- tarstädten die Landespolizeidi- form-Verbotsgesetz das Tragen rektion, sonst die Bezirkshaupt- der Wehrmachtsuniform unter mannschaften, zuständig. Die Strafe stellte, fehlten bis zum Strafen reichen bis 4.000 Euro Beschluss des Abzeichengeset- und umfassen auch den Verfall zes den Sicherheitsbehörden des Objekts. Das Gesetz geht oftmals Möglichkeiten gegen davon aus, dass die NS-Symbo- NS-Symbole vorzugehen. Im le eine „propagandistische und Auge hatte man hier sowohl den Geist der Organisation ver- Originale aus der NS-Zeit aber pflanzende Wirkung“ aufwei- auch „frisches“ Propaganda- sen – eine Einschätzung, die material (etwa auf Streuzettel), (leider) nicht an Relevanz ver- Nachdrucke und „Ersatzsym- loren hat. So findet das Gesetz bole“. Das Gesetz verbietet das heute Anwendung auf Floh- Zeigen, Verbreiten und Ver- märkten, im Internet und in kaufen von NS-Symbolen, egal sonstiger digitaler Kommunika- auf welchen Objekten sie sich tion, bei rechten Aufmärschen befinden. Um die Umgehung aber auch bei Denkmälern, die zu erschweren fallen auch durch ihre Symbole einen NS- Ersatzsymbole weitreichend Bezug herstellen. unter das Gesetz, für Aufklä- rungs- und Dokumentations- Wenn auf Flohmärkten Objekte zwecke sieht das Gesetz hin- mit Nazi-Symbolen auftauchen, gegen Ausnahmen vor. wird meist zum Verbotsgesetz gegriffen. Mag es auch Fälle Wenn auch die Haltung zu den geben wo das Sinn macht, so NS-Symbolen eindeutig war, stellt in den allermeisten Fäl- sorgte beim Gesetzesbeschluss len das Abzeichengesetz das Österreich wird auch die Bemühungen fortsetzen, aus dem österreichi- schen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben alle Spuren die Frage der Wehrmachtsor- effektivere Gesetz dar. Dies des Nazismus zu entfernen (...)“ (Staatsvertrag, Art. 9). den für Streit. Ein Verbot dieser schon allein, weil ein Vorsatz konnten die Kameradschafts- zur NS-Wiederbetätigung/Leug- Völkermarkt/Velikovec) eines Gastautor Mathias Lichtenwagner verbände in letzter Sekunde er- nung der NS-Verbrechen kaum Symbols der 13.Waffen-SS-Divi- arbeitet am Institut für Staatswis- folgreich verhindern: In Folge vorliegt oder beweisbar ist. Ver- sion und am Ulrichsberg (Stadt senschaft der Universität Wien. Er ist wurde nur das Tragen jener Or- waltungsstrafe und der Verfall Klagenfurt/Celovec) eines Sym- u.a. an den Projekten den der Wehrmacht verboten, des Objekts, bei mehrmaliger bols des XV. SS-Kosaken-Kaval- „re_map “ sowie „Politics of die das Hakenkreuz aufweisen Strafe wohl schlussendlich auch lerie-Korps. Während in Feld- Remembrance“ beteiligt. – was zu Protest der Opfer- der Entzug der Genehmigung bach kürzlich (zu Allerheiligen) und Widerstandsorganisationen für den Marktstands, stellt dafür ein rechtskonformer Zustand Eine Literaturliste des Autors findet führte. eine adäquate und ausgewoge- hergestellt wurde, steht eine sich auf ne Reaktion dar. solche Reaktion in den beiden http://porem.univie.ac.at/team/ma- Dass die Ausarbeitung des Ge- anderen Fällen noch aus.  thias-lichtenwagner. setzes und die Novelle 1980 in Erstaunen mag, dass Symbole enger Absprache mit den Op- verbotener NS-Organisationen ferverbänden und dem Doku- noch immer auch öffentlichen mentationsarchiv des österrei- Denkmälern zu finden sind. Das Hinweise chischen Widerstands (DÖW) DÖW hat zusammen mit den stattfand verdeutlichen etwa jeweiligen Landesverbände des • Abzeichengesetz – „Kleines Verbotsgesetz“ verschollen die auf antifaschistische Auf- KZ-Verbands bzw. der Sozialde- im Verwaltungsstrafrecht? Geschichte, Judikatur und klärungsarbeit gerichteten Aus- mokratischen Freiheitskämpfer Anwendungsprobleme. In: Juridikum, 2/2017. nahmebestimmungen – ohne im Sommer 2016 drei solche • Veranstaltung/Diskussion: 15. 1. 2018, 13:00 - 19:30 Uhr, die es eine DÖW-Dauerausstel- exemplarische Fälle nach dem Juridicum Dachgeschoß: lung mit Originalen nicht geben Abzeichengesetz angezeigt: In „…um alle nazistische Tätigkeit könnte – oder die Redebeiträ- Feldbach (Bez. Südoststeier- und Propaganda in Österreich zu verhindern.“ – Verhältnis ge erklärter Antifaschisten wie mark) die Verwendung eines und Konkurrenz von Verbotsgesetz, Abzeichengesetz Abg. Nedwed während der De- Symbols der 14.Waffen-SS-Divi- und Verwaltungsstrafrecht. batte im Nationalrat. sion, in Bleiburg/Pliberk (Bez.

8 WORT & BILD

Das gut lesbare Buch ist in 15 Großkapitel unterteilt, darunter Opfer – Täter – Gegner z. B. „Wien 1918 – 1938“, „NS- Machtübernahme: Begeisterung n der Jugendsachbuchreihe sondern ergänzen den Text in- und Verfolgung“, „Jugend und „Nationalsozialismus in den haltlich. Die Bände richten sich Schule“, „Verfolgung homose- Bundesländern“ erschien vor I vor allem an junge Leserinnen xuell orientierter Menschen“, kurzem der achte Band, der und Leser, aber auch an inter- „Widerstand“. Diese Kapitel sind sich Wien widmet. Die Bände essierte Erwachsene: als Nach- wiederum in knappe, leicht ver- behandeln auf dem neuesten schlagewerk, aber auch zum ständliche und mit zentralen Fra- Forschungsstand die wesentli- Einsatz im Schulunterricht und gen eingeleitete Themenberei- chen Themen zum Nationalso- in der Erwachsenenbildung. che untergliedert. Dabei bleibt zialismus, jeweils zu den einzel- der Blick durchgängig auf die im nen Bundesländern, wenn 2018 Der vorliegende Band hebt ne- Untertitel des Buches genannten jener über Niederösterreich er- ben den bekannten zwei oft Opfer, TäterInnen und Gegne- scheint, ist die Reihe komplett. vergessene Opfergruppen her- rInnen gerichtet, die durch aus- Studienverlag Kurzbiografien spiegeln exem- vor: Die tschechische/slowaki- gewählte biografische Rekons- plarisch die Handlungsweisen sche Minderheit in Wien und truktionen dargestellt werden. Reihe: Nationalsozialismus in von Menschen und die Konse- die „Kinder vom Spiegelgrund“. Lesenswert! .  den österreichischen Bundes- quenzen nationalsozialistischer Beide Gruppen, mit ihrer spezi- ländern (Band Nr. 8), Politik für die/den Einzelne/n fischen Verfolgungsgeschichte, Albert Lichtblau & Martin Krist: Studienverlag, Wien, 2017, wider, die zahlreichen Abbil- werden im Buch ausführlich Nationalsozialismus in Wien. ISBN: 978-3-7065-5321-6, dungen illustrieren nicht nur, erwähnt. Opfer. Täter. Gegner. 448 Seiten, € 24,90

fährt man Neues, zum Teil wird Altbekanntes wiedergegeben. Orte – Täter – Opfer Bedauerlich, dass etwa auf die ie Autoren Robert dokumentiert seit über 30 Jah- Außenlager des KZ Mauthausen Bouchal und Johannes ren geschichtsträchtige Orte in in Wien vergessen wurde. Ein DSachslehner zeichnen ein Österreich. Johannes Sachsleh- leider fehlerhaftes Lektorat tut Bild von der Stadt im Zeichen ner ist Verlagslektor, Historiker dem gut gemeinten Buch zusätz- des Hakenkreuzes. Sie besuch- und Autor zahlreicher Bücher lich großen Abbruch. Schade, da ten Orte, die im Brennpunkt zu historischen und kulturhis- wäre mehr drin gewesen!  der NS-Herrschaft standen, und torischen Themen. erzählen von den Wienern und Johannes Sachslehner und Ro- Wienerinnen: von Profiteuren, Besonders die ersten Kapitel bert Bouchal: Handlangern und Mördern, von sind fast ausschließlich mit Origi- Das nationalsozialistische Wien. Mitläufern und Opfern. nalpropagandaaufnahmen illust- Orte - Täter – Opfer. riert, sodass man den Eindruck Molden Verlag, Wien, 2017, Robert Bouchal ist Höhlenfor- gewinnt, ein Nazi-Bilderbuch in ISBN 978-3-222-15002-9,

scher, Fotograf und Autor und Händen zu halten. Zum Teil er- 240 Seiten, € 26,90 Buchverlage Styria

Unwahrheiten über alle Regeln der Fairness hinwegsetzt. An- Stille Machtergreifung hand belegbarer Zahlen, Da- ten und Fakten zeigt Scharsach ans Henning Scharsach hat Propagandamärchen von der auf, was Österreich droht, wenn nach seinem Buch „Strache „sozialen Heimatpartei“ der ton- deutschnationale, schlagende im braunen Sumpf“ nun angebenden Burschenschaften H Burschenschafter an die Macht ein weiteres vorgelegt: „Stille sind rechtlich unangreifbar und kämen. Machtergreifung – Hofer Stra- sind ein wichtiges Informations- che und die Burschenschaften“. material für uns Freiheitskämp- Wissenschaftliche Arbeiten Scharsach, ein unermüdlicher ferInnen bei unserer antifaschis- belegen, dass sich die elitär antifaschistischer Spurensucher, tischen Aufklärungsarbeit. agierenden Burschenschaften durchleuchtet mit diesem Buch nie aus den Traditionen des akribisch die neonazistischen Hans-Henning Scharsach unter- Nationalsozialismus befreit ha- Wurzeln und Traditionen der sucht die engen Verflechtungen ben. Als intellektuelle Speer- deutschnationalen, schlagenden Norbert Hofers, Heinz-Christian spitze der FPÖ bestimmen Burschenschaften und ihren Straches und ihrer Weggefährten sie die Propaganda und die & Scheriau Kremayr wachsenden ideologischen Ein- mit den Burschenschaften. Sei- Wahlkämpfe nach historischen Hans Henning Scharsach: fluss auf Strategie und Taktik der ne akribische Recherche taucht Mustern, mit Hasskampagnen Die Stille Machtergreifung – Hofer, FPÖ. Alle seine aufgedeckten tief in deren antisemitische und gegen Feindbilder und Sün- Fakten über den Deutschnatio- nationalsozialistisch geprägte denböcke (Volksfremde, Aus- Strache und die Burschenschaften, nalismus, die Demokratie- und Geschichte ein. Er analysiert ihr länder, Flüchtlinge und Linke) Verlag Kremayr & Scheriau, Verfassungsfeindlichkeit, den politisches Instrumentarium, das und setzen sich über alle Re- 2017 Wien, Antisemitismus und die Frem- sich mit Hasskampagnen und geln von Anstand, Fairness und ISBN 978-3-218-01084-9, denfeindlichkeit sowie die systematischer Verbreitung von Mitmenschlichkeit hinweg.  239 Seiten, € 22,00

9 WORT & BILD

RS-Verräter und –Spitzel entlarvt Der Historiker Hans Schafranek, Verfasser wichtiger Arbeiten zu Wi- stellvertreter des Burgenlandes, Die stellenweise einem Kri- derstand, Stalinismus und NS-Bewegung, zeichnet in seiner profunden Dr. Ludwig Leser, stand zwar mi gleichende Publikation Studie ein detailreiches, präzises und erschreckendes Bild der Durch- mit RS-Funktionären im Ausland stellt einen wichtigen Beitrag dringung großer Teile des österreichischen Widerstandes durch V-Leu- in Verbindung; aus seinen sehr sowohl zur Widerstandsfor- te der . Ein Beitrag von Wolfgang Neugebauer. allgemein gehaltenen Berichten schung als auch zur Aufarbei- an die Gestapo geht aber nicht tung des NS-Repressionssys- s ist für Sozialdemokraten gen vor weiteren Aktivitäten. hervor, dass dadurch Personen tems dar.  schmerzhaft zu erfahren, Seinem Wirken fiel die gesamte zu Schaden kamen. Edass auch die Revolutio- zentrale RS-Organisation zum nären Sozialisten (RS) – so wie Opfer. Unter den von Pav ver- Auch in die von Jo- die kommunistische Bewegung ratenen GenossInnen befand hann Cäsar geleitete und zahlreiche konservati- sich auch die am 30. Mai 1938 Meidlinger RS-Gruppe ve und legitimistische Wider- von der Gestapo festgenomme- wurde bereits 1940 standsgruppen – von Verrätern ne Käthe Leichter, die in das KZ ein Gestapospitzel mit und Spitzeln durchsetzt waren. Ravensbrück kam und 1942 in dem Decknamen „Vo- der Euthanasieanstalt Bernburg gel“ eingeschleust, den Die Gestapo Wien setzte nach ermordet wurde. Hans Schafranek als den Recherchen Schafraneks Max Vozihnoj identi- insgesamt sieben V-Leute ge- Als Verräter par excellence er- fizierte. Dieser ehe- gen die RS ein. Für die Orga- wies sich der von Schafranek maligen Bezirksleiter nisierung des sozialistischen als V-Mann „Edi“ identifizierte der RS-Meidling war Widerstandes 1938/39 war es Lehrer Eduard Korbel, der als im Zuge der zentralen besonders verhängnisvoll, dass Schutzbundführer des Kreises Verhaftungsaktion im ein führender Funktionär, der West im Februar 1934 zum August 1939 in das KZ ehemalige Sportredakteur der Dollfuß-Regime übergelaufen, Buchenwald gekom- Arbeiter-Zeitung und RS-Orga- aber schon bald nach dem „An- men und im März 1940 nisationsleiter Hans Pav, zum schluss“ in den Dienst der Ge- moralisch gebrochen Verräter wurde. Der deswegen stapo getreten war. Von diesem entlassen worden. In 1947 zu 15 Jahren Kerker verur- Spitzel liegen 47 Berichte aus Agent Provocateur- teilte Pav war wie andere RSler der Zeit vom Mai 1938 bis Ok- Manier versuchte Vo- im März 1938 verhaftet worden tober 1940 vor, aufgrund derer zihnoj als Gestapo-V- und hatte sich sehr bald unter zahlreiche GenossInnen festge- Mann die Meidlinger

dem psychischen Druck der nommen wurden, u. a. der im Widerstandsgruppe Verlag Czernin Gestapo bereit erklärt, Spitzel- KZ Buchenwald umgekommene zu radikalisieren und dienste zu leisten. Als Agent und der nachmali- zu Gewalttaten aufzustacheln. Hans Schafranek: Provocateur trat Pav mit vielen ge Handelsminister Josef Stariba- 1943 wurden neun RS-Aktivis- Widerstand und Verrat. Gestapo- GenossInnen zwecks Aufbaues cher, der ein Jahr im KZ Buchen- tInnen von der Gestapo festge- spitzel im antifaschistischen Un- der RS in Verbindung, traf sich wald verbringen musste. Der erst nommen und einige KZ einge- tergrund 1938–1945, mit führenden RS-Funktionären vor einigen Jahren als (bezahlter) wiesen. Vozihnoj erhielt 1947 Czernin Verlag, Wien, 2017, wie Josef Buttinger im Ausland V-Mann der Gestapo enttarnte 15 Jahre Kerker, 1953 wurde er ISBN: 978-3-7076-0622-5, und ignorierte deren Warnun- ehemalige Landeshauptmann- entlassen. 503 Seiten, € 29,90

Camaradas as Buch fasst die Ergebnisse eines Symposiums vom Oktober 2016 in Graz zusam- men. Im Rahmen der gedächtnispolitischen Debatte um den Stellenwert des Bürger- Dkriegs in der spanischen und europäischen Geschichte werden in 17 Kapiteln The- menkomplexe wie die künstlerische und literarische Verarbeitung, der Beitrag der Frauen, ideologische Aspekte innerhalb der Internationalen Brigaden oder die Teilnahme von Ös- terreichern auf Seiten der aufständischen Generäle behandelt. Titel und Inhalte der Bei- träge sind abwechslungsreich und z. T. sehr spezifisch („Die republikanischen Spanier in Mauthausen 1940 – 1945“, „Moskau, die kommunistische Bewegung und die Interbrigaden“, „Dolmetschen bei den Internationalen Brigaden“, „Lokalgeschichte und Weltliteratur – Die drei Kühe“. In einzelnen Beiträgen finden sich interessante Informationen, besonders die Fußnoten und die hervorragende Bibliografie zeichnen das Buch aus. 

Camaradas. Österreicherinnen und Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939, herausgegeben von Georg Pichler und Heimo Halbrainer, Clio Graz, Graz, 2017, ISBN 978-3-902542-56-4, 348 Seiten, € 25,00 Clio Graz

10 WORT & BILD

Kollaboration, Widerstand und Vergeltung In den vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Ländern osteuropa gab es oft gleichzei- und in den verbündeten Staaten verliefen die Grenzen zwischen passi- tig mehrere Aggressoren und ver Anpassung, aktiver Kollaboration und Widerstand ebenso fließend verschiedene Besatzungsmäch- wie jene zwischen Rache und Vergeltung im und nach dem Krieg. te und dort standen die zu- künftigen Kollaborateure meist us unterschiedlichen nen Themen „Kollaboration“, vor der Entscheidung, welchem Gründen unterstützten In- „Anpassung“, „Widerstand“ Okkupanten sie dienen woll- A dividuen, Gruppen und/ und „Vergeltung“. Dieses Buch ten. Diejenigen, die sich einem oder lokale Behörden in den schließt diese Lücke und zeigt bestimmten Besatzer anschlos- besetzten Gebieten die Besat- länderspezifisch, was während sen, starben mit größerer Wahr- zer, erduldeten ihre Anwesen- des Zweiten Weltkriegs in Eu- scheinlichkeit als diejenigen, heit oder lehnten sich dagegen ropa geschah. die fähig waren, sich flexibel auf. Passive Anpassung fiel in und pragmatisch auf die Seite Nord- und Westeuropa, wo die Als einziges britisches Gebiet des jeweils gerade Herrschen- Besatzungstruppen in der Regel waren die Kanal-Inseln von den zu schlagen. Es gab aller- gemäßigt agierten, leichter als der Wehrmacht von 1940 bis dings keine Garantie und das in den rücksichtslos unterdrück- Kriegsende besetzt. Es war eine Überleben war eher dem Glück ten Ländern Ost- und Südosteu- friedvolle Besetzung, die sogar zu verdanken als einem beson- ropas. Dort gingen Besatzung, 900 britisch-deutsche Babys deren Talent für Servilität oder Böhlau Verlag Widerstand und Befreiung oft hervorbrachte. Ganz anders Intrige. mit Bürgerkriegen, Genoziden verlief das Besatzungsregime István Deák: und „ethnischen Säuberungen“ in Jugoslawien und Griechen- Das gut lesbare Buch geht oft Kollaboration, Widerstand und einher. Dabei spielte die Be- land, geschweige denn in den ins Detail, etwa beim Umgang Vergeltung im Europa des Zwei- satzungsmacht mitunter eine „Bloodlands“ (Copyright Timo- der Nachkriegsgesellschaften ten Weltkriegs, geringere Rolle als verschiede- thy Snyder). Diese Länder wa- mit echten und vermeintlichen aus dem Ungarischen übersetzt ne lokale Gruppierungen. Bis ren religiös und ethnisch hete- Kollaborateuren, was hier im von Andreas Schmidt-Schweizer, heute gibt es keine umfassende rogen, die Menschen dort viel Artikel aus Platzgründen leider Böhlau Verlag, Wien, 2017, wissenschaftliche Aufarbeitung kampfbereiter als in West- und nicht wiedergegeben werden 978-3-205-20218-9, der vier miteinander verwobe- Nordeuropa! In Ost- und Süd- kann.  367 Seiten, € 34,99

leitete die Wiener Organisation Durch die von Hitler bei der mit Hilfe von Franz Pfannen- Berchtesgadener Unterredung RS-Verhaftungswelle stiel aus Währing weiter. Es mit Schuschnigg geforderte po- wurde zunächst ein allgemei- litische Amnestie wurden auch In den vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Ländern nes Sitzungsverbot ausgegeben, die verhafteten Revolutionären und in den verbündeten Staaten verliefen die Grenzen zwischen passi- die Zirkelarbeit wurde stillge- Sozialisten am 17. Februar 1938 ver Anpassung, aktiver Kollaboration und Widerstand ebenso fließend legt und jedem Vertrauensmann freigelassen. Vielen von ihnen wie jene zwischen Rache und Vergeltung im und nach dem Krieg. aufgetragen, sich mindestens sollten bald nach dem Anschluss m 27. November 1937 für den „Informationsdienst“, vier Wochen lang so wenig wie von der Gestapo verhaftet wer- verhaftete die Polizei das Arbeitsplätze, Aufbewahrungs- möglich zu betätigen. Nur Zei- den. Tschürtz, geb. 1905, wurde Zentralkomitee, die Wie- stellen, Zusammenkunftsorte, tung und Informationsdienst am 17. Juni 1938 verhaftet und A erschienen weiter. Buttinger am 19. Jänner 1939 in Buchen- ner Leitung, die Länderleitung, Zentraldepots und sonstige Ein- die Führung der Betriebsor- richtungen der Führung ausge- erneuerte die zerstörte Ver- wald ermordet. Pfeffer wurde ganisationen, die Häupter der hoben. Auch die Schreibkräfte bindung zu den Bundeslän- am 2. März 1940 ins KZ Sach- Sozialistischen Arbeiterhilfe, aller Leitungsmitglieder wurden dern mit Hilfe von Ferdinand senhausen deportiert und dort, des Schulungsausschusses und damals verhaftet. Dagegen stan- Tschürtz und dem Salzburger ebenfalls 33-jährig, am 28. Jänner der Zellenorganisation, ferner den die unteren Organisationen Landesleiter Josef Pfeffer, der 1945 ermordet. Roman Felleis die Leiter des gesamten Techni- unbeschädigt da, auch die Dru- im Juli 1937 wieder in Freiheit starb am 24. August 1944 im KZ-  schen Apparates und alle wich- ckerei wurde nicht entdeckt. gesetzt worden war. Buchenwald. tigen zentralen Hilfskräfte. Karl Hubeny, ein sozialistischer Jugendführer aus dem Alser- Unter den Verhafteten waren: grund, fuhr sofort in die ČSR Josef Podlipnig, Manfred Acker- und holte die Druckplatten der mann, Hans Pav (er wurde spä- „Arbeiter-Zeitung“, die dort il- ter Gestapo-Spitzel und verriet legal hergestellt werden muss- mehrere Genossinnen und Ge- ten (die tschechoslowakische nossen), Franz Fleck, Karl Czer- Regierung hatte den Druck der netz, Erich Sladky, Franz Olah, AZ in Brünn Ende 1936 verbo- Roman Felleis, der „kleine“ Otto ten), druckte die Nummer in Bauer, Wilhelmine Moik, Ru- Wien und lieferte sie aus, als ob dolfine Muhr, Anni Stein, Maria nichts geschehen wäre. Pokorny, Helene Potetz, Poldi Moll, später Karl Maisel mit den Joseph Buttinger und Karl Ho- Kollegen vom Vorstand der ille- loubek waren der Verhaftung Nach dem rassistischen Volksbegehren der FPÖ („Österreich zuerst“) galen Metallerer-Gewerkschaft. entgangen und führten die ille- kam es 1993 zur mit 250.000 Teilnehmern größten Demonstration der Es wurden der Herstellungsort gale Tätigkeit weiter. Holoubek Zweiten Republik.

11 WORT & BILD

Die FPÖ – Partei der Reichen it dem Buch „Die FPÖ - Partei der Akribisch weist er auch darauf hin, dass die Reichen“ legt Michael Bonvalot ein FPÖ allein im Jahr 2017 fünfmal die Höhe Mumfassendes Werk über die Wirt- des geforderten Mindestlohns änderte und schafts- und Sozialpolitik der Freiheitlichen unterstreicht damit auch die Ambivalenzen vor. Während die FPÖ sich als „soziale Hei- im freiheitlichen Lager. Die Stärke des Wer- matpartei“ inszeniert, macht der Autor, mit kes liegt nicht nur darin, dass die einzelnen Verweis auf diverse FPÖ-Publikationen, dem Positionen der FPÖ sehr detailliert darge- Abstimmungsverhalten im Parlament und stellt und aufbereitet werden, sondern auch zahlreichen anderen Quellen deutlich, wie darin, dass die entsprechenden wirtschafts- es die FPÖ mit dem Sozialstaat hält. Das fast und sozialpolitischen Belange und Folgen 70 Seiten starke Kapitel zum Wirtschaftspro- verständlich erklärt werden. Das Buch kann gramm der Strache-FPÖ kann als Herzstück als Versuch gewertet werden, die Wirt- gesehen werden. Hier gibt Bonvalot einen schaftspolitik der FPÖ ins Scheinwerferlicht klaren Einblick in die ökonomischen und der Öffentlichkeit zu ziehen, denn sie selbst sozialpolitischen Implikationen der Partei- vermeidet dies tunlichst. Schließlich ist es

positionen. So will die FPÖ im Sozialbereich die FPÖ, die in Verteilungsfragen stets auf mandelbaum 3,8 Milliarden Euro kürzen und in der Ar- der Seite der Reichen steht. Michael Bonvalot: beiterkammer stimmten die freiheitlichen Die FPÖ - Partei der Reichen, Delegierten gegen einen Antrag, der die 30 Tina Rosenberger, Vorsitzende der SJ Lie- mandelbaum Verlag, Wien, 2017, Stundenwoche bei vollem Einkommensaus- sing und Mitglied des Bezirksvorstandes ISBN: 9-783-85476-672-8, gleich als Ziel hatte. der Freiheitskämpfer/innen Liesing.  232 Seiten, € 14,00 Es gibt keinen Abschied Im Jahr 1953 unter dem Pseudonym „Margarete Rainer“ erstmals auf schaltung des Parlaments, ehe- literarische Ergänzung zur ei- Deutsch erschienen, ist der Roman ein Zeugnis von Gerda Lerners malige sozialdemokratische genen politischen Autobiogra- schriftstellerischem Schaffen, das sie zugunsten der wissenschaftlichen Nationalrat Dr. Bergschmidt fie „Feuerkraut“ . Karriere aufgab. Ein Beitrag von Christoph Schribl. seinen Sohn Gustl und wendet sich, n ihrem Roman von 1953 be- Opfern der Februarkämpfe ge- einem NSDAP schreibt Gerda Lerner das Le- sammelt wurde. Anwalt zu, da er Iben in Wien von 1934 begin- keine Anbindung nend mit den Februarkämpfen Gerda Lerner arbeitet in ih- mehr an den sozi- auf den Straßen Wiens bis 1938. rem Roman ihre persönlichen aldemokratischen Dabei teilt die Autorin ihre ei- familiären Verhältnisse und Widerstand findet, genen autobiographischen Er- Erlebnisse anhand des Cha- der sich im Aus- fahrungen, die sie während der rakters „Leni“ mit ein. Leni ist land formiert. Der Februarkämpfe gemacht hat, eine junge Frau im Alter von 15-jährige Franz mit dem Leser. Gerda Lerner ist 18 Jahren, die aus gut betuch- Gruber, dessen Va- renommierte Historikerin und tem Hause stammt und sich ter bei den Kämp- Pionierin der Frauenbewegung, über die Welt und ihre Pro- fen sein Leben ihre schriftstellerischen Ambi- bleme nicht allzu sehr den verlor, der sich tionen gab sie zugunsten ihrer Kopf zerbricht. Erst als ihr den Heimwehren wissenschaftlichen Tätigkeit Kindesfreund Gustl im Zuge anschließt, da- auf. der Februarkämpfe von 1934, mit seine Familie an welchen er als Schütze Verpflegung und Gerda Lerner wurde 1920 in und Sanitäter im Karl-Marx- finanzielle Unter- Wien als Tochter von Robert Hof teilnimmt, festgenommen stützung erhält. und Ilona Kronstein geboren wird und für ein Jahr ins Ge- und wurde durch die Erfah- fängnis muss, erwacht Leni Gerda Lerner zieht rungen der Februarkämpfe von aus dem Dornröschenschlaf den Leser in ihrem 1934 politisch geprägt. Die Au- der bürgerlichen Gleichgültig- Roman „Es gibt torin wurde Ohrenzeugin der keit und begreift, dass das Le- keinen Abschied“ Kampfhandlungen in Wien und ben wie sie es lebt einer Fikti- in das Wien von entwickelte durch das Belügen on der Wenigen entspricht. 1934 hinein und

der Öffentlichkeit durch die lässt einen die Ge- Verlag Czernin Regierungsnachrichten im Ra- „Es gibt keinen Abschied“ fühlswelt und die Zerrissen- Gerda Lerner: dio ihr politisches Bewusstsein. beschreibt zu welch unter- heit der Protagonisten miter- Es gibt keinen Abschied, Sie begann Untergrundzeitun- schiedlichen Entscheidungen leben. Der Leser wird Zeuge aus dem Englischen von Elisa- gen zu lesen und zu verteilen Menschen gelangen, wenn sie wie familiäre Bande reißen beth Rosenstrauch-Königsberg, und trat der Roten Hilfe bei, vor scheinbare alternativlose und sich neue Verbunde fin- Czernin Verlag, Wien, 2017, in deren Rahmen Geld für den Situationen gestellt werden. So den. Gerda Lerner schafft mit ISBN: 978-3-7076-0610-2, Unterhalt von Familien von verstößt der, durch die Aus- dem vorliegenden Roman eine 352 Seiten, € 24,90

12 ZEITGESCHICHTE

Demokratie, Diktatur und die Sozialdemokratie Das Demokratieverständnis der Sozialdemokraten in der Ersten Republik. Ein Beitrag von Hanno Rebhan.

ereits 1868 wurde im „Ma- nifest an das arbeitende BVolk in Österreich“ – noch vor der Gründung der Sozial- demokratischen Arbeiterpartei – auf dem V. Arbeitertag gefor- dert, dass ein demokratischer Staat auf der Basis des allge- meinen, direkten Wahlrechtes sowie der Vereins-, Versamm- lungs- und Pressefreiheit wie auch der Redefreiheit und der Freiheit der Schrift etabliert werden müsse. Sobald das ge- samte Volk in den legislativen Körperschaften sitze, könne der Arbeiter die Produktion selbst übernehmen und sich vom „Ka- pital“ emanzipieren.

Dieses Konzept der Etablierung der politischen Demokratie, um zur sozialen Demokratie und letztendlich auch zur Klassenlo- sigkeit der Gesellschaft zu kom- men, in welcher die proletari- protestwanderweg.at sche Klasse nicht mehr von der Wahlplakat von 1920. bourgeoisen, kapitalistischen Klasse ökonomisch abhängig die Sozialdemokraten per se demokratischen Republik, zu kennen, dass die Sozialde- sei, wurde in der Folge auch in demokratisch sei, da jegliche einer Diktatur des Proletariats mokratie zwar die politische/ das Hainfelder Programm von Klassengesellschaft und damit oder einer Rätediktatur liegt laut proletarische Demokratie als 1888/89 aufgenommen. Die verbundene ökonomische Un- Renner in der Tatsache, dass die Kampfboden bevorzugte, um politische Revolution sei not- gleichheiten neben den politi- Machtergreifung auf nicht de- den Sozialismus zu erreichen, wendig für die soziale Besser- schen nicht mehr existierten. mokratischer Grundlage erfolge. doch müsse dies in einer Dik- stellung des gesamten Volkes, tatur des Proletariats erledigt insbesondere der Arbeiterklas- Die ideologische Führungs- Dagegen beabsichtigte die So- werden, sofern die Bourgeoisie se. Zuerst müsse also die „po- persönlichkeit Otto Bauer ging zialdemokratie die absolute sich in einer proletarischen De- litische Demokratie“ etabliert davon aus, dass eine Diktatur Mehrheit mittels Wahlen zu ge- mokratie gegen die Reformen werden, damit schließlich die des Proletariats nur dort mög- winnen. Wenn das Proletariat wehren sollte. Eine vollständige Arbeiter die „soziale Demokra- lich sei, wo eine Mehrheit des herrsche, existiere die „proleta- Distanzierung von der Dikta- tie“ bzw. den Sozialismus ent- Proletariats existiere, wie z.B. rische Demokratie“, in der jene tur war in der Sozialdemokra- wickeln könnten. in Wien. Eine Herrschaft des Maßnahmen und Reformen tie nicht zu erkennen. Auf der Proletariats gemeinsam mit den ergriffen würden, die notwen- anderen Seite zeigte sich aber Die Sozialdemokratische Ar- Bauern in einer Rätediktatur sei dig seien, um die soziale De- auch mit dem Aufstieg der fa- beiterpartei musste sich 1918 in Deutschösterreich ebenfalls mokratie bzw. den Sozialismus schistischen Heimwehren und – wie die anderen politischen nicht möglich, da das Bauern- zu erreichen. Doch beinhaltete der deutlicher werdenden po- Parteien – mit Ausrufung der tum zu wenig revolutionär sei. das Linzer Programm von 1926 litischen Polarisierung ein ver- demokratischen Republik in ei- Außerdem würde eine Diktatur auch die Vorstellung, dass eine stärktes Engagement der Sozial- nem neuen politischen System die Neuentfachung des Krieges Gegenrevolution der Bourgeoi- demokraten zur Erhaltung der zurechtfinden. Zwar setzten bedeuten, da diese Regierungs- sie – nachdem das Proletariat vorhandenen demokratischen sich die Sozialdemokraten be- form zwangsläufig ein Bündnis mit demokratischen Mitteln Ordnung, welche letztendlich reits Ende Oktober für die Eta- mit Sowjetrussland nach sich die Macht erreicht hatte – nur von der Regierung Dollfuß blierung der demokratischen ziehe. Die demokratische Repu- mittels Bürgerkrieg bekämpft 1933/34 gesprengt wurde.  Republik im neu gegründeten blik war für Bauer die bessere werden könne. Der Widerstand Staat Deutschösterreich ein, Möglichkeit, den Sozialismus der Bourgeoisie gegen die ge- Hanno Rebhan, diplomierter His- doch existierte insbesondere zu verwirklichen, wobei dieser sellschaftlichen Umwälzun- toriker und Politikwissenschaftler, 1919 die Debatte, ob eine „Dik- mithilfe der politischen Demo- gen, welche eine proletarische schreibt gerade an seiner Disserta- tatur des Proletariats“ oder eine kratie nur im Deutschen Reich Herrschaft herbeiführen werde, tion zum Thema „Die Demokra- „Rätediktatur“ die geeignetere etabliert werden könne, da dort könne nur mit den Mitteln der tieverständnisse der politischen Regierungsform wäre, um das das Proletariat die Mehrheit in Diktatur gebrochen werden. Parteien in der Ersten Republik wichtigste Ziel, den Sozialis- der Bevölkerung ausmache. 1918–1933“ am Institut für Zeit- mus, zu erreichen, welcher für Der Unterschied zwischen einer Es ist somit deutlich zu er- geschichte Wien.

13 SCHWERPUNKT

Die österreichische Diktatur – Ein faschistisches Gewaltregime? Prof. MMag. DDr. Werner Anzenberger, Jurist und Historiker, ist Vorsitzender des Landesverbandes Steiermark unseres Bundes. Der Erstabdruck dieses Beitrages erfolgte in der Fachzeitschrift HISTORICUM N. F. III–IV (2017), Seite 42–51. Wir danken dem Autor sehr herzlich für die Abdruckgenehmigung und freuen uns, den Artikel an dieser Stelle ungekürzt abdrucken zu dürfen.

weiterhin ohne Mitwirkung der erfüllt die Kriterien des Faschis- neu geschaffenen legislativen mus. Andererseits greift Stanley Körperschaften Gesetze zu be- Payne, der im Ergebnis seiner schließen. umfangreichen Analyse des Faschismus als „europäischer Das Wesen des Regimes veror- Bewegung“ nur den National- tet Wohnout zwischen Stände- sozialismus und Italien unter staat und Austrofaschismus. Die Mussolini eindeutig als „faschis- treffendste Bezeichnung des tisch“ identifiziert, schlussend- Herrschaftssystems 1933 bis lich zu kurz. Um dies näher zu 1938 sei „Regierungsdiktatur“ erläutern, ist vorab die Frage oder noch besser: „Kanzlerdik- zu stellen, ob sich Faschismus tatur“. Dabei wird berücksich- in beiden Haupttypen der Dik- tigt, dass in der Realverfassung tatur – nämlich der totalitären der Bundespräsident keine und der autoritären – verwirk- politische Rolle gespielt und lichen kann. sich der Herrschaftsanspruch auf den Kanzler konzentriert Als diktatorische Herrschafts- hat. Letztere Bezeichnung hat form strebt der Totalitarismus ÖNB auch der damalige Vorsitzende im Gegensatz zum autoritären Trabrennplatzrede am 11. September 1933. der Österreichischen Volkspar- System danach, in alle sozialen tei, Reinhold Mitterlehner, an- Verhältnisse hinein zu wirken. ie historische, staatswis- tete und welches Ausmaß der lässlich der 70-Jahre-Feier der Totalitäre Diktatur fordert von senschaftliche und ideo- staatliche Terror in Österreich Partei übernommen. Die Zu- den Beherrschten eine äußerst Dlogische Einordnung des zwischen der Ausschaltung ordnung ist durchaus stimmig, aktive Beteiligung am Staats- Herrschaftssystems 1933 bis der Demokratie und dem „An- wenn auch eine „Kanzlerdik- leben sowie ein „Formenlas- 1938 bereitet nach wie vor er- schluss“ an das Deutsche Reich tatur“ den „Austrofaschismus“ sen“ im Sinne der Schaffung hebliche Schwierigkeiten. Das angenommen hat. nicht notwendig ausschließt. eines „neuen Menschen“ und Dollfuß/Schuschnigg-Regime Denn schlussendlich war der vorgegebenen Ideologie. scheint sich allen herkömm- Der Faschismus auch das nationalsozialistische Im Gegensatz dazu beschränkt lichen Kategorien mehr oder Deutschland eine „Kanzlerdik- sich der Autoritarismus, den weniger zu entziehen. Wohl Der ursprüngliche Plan des Re- tatur“ mit dem „Führer-Kanzler“ von ihm vorgegebenen Status unbestritten ist, dass die Regie- gimes, mit der Verfassung am Hitler an der Spitze, wobei am quo aufrechtzuerhalten. Ideo- rungsform in Österreich nach 1. Mai 1934 einen „Ständestaat“ faschistischen Charakter dieses logie und die Entwicklung zu dem Verfassungsbruch 1933/34 einzurichten, der eine einge- Staates wohl kein Zweifel sein einem „neuen Menschen“ sind „demokratischen Prinzipien schränkte (Pseudo)Mitbestim- kann. Programm, treten aber eher in widersprach“. Auf diese For- mung des Volkes ermöglicht den Hintergrund. mel als kleinsten gemeinsamen hätte, ist in der Theorie und Im Übrigen wird in der ge- Nenner einigte sich das offiziel- Praxis klar gescheitert. Das samten neueren Literatur zum Payne scheint die Auffassung le Österreich – Sozialdemokra- Herrschaftssystem 1933 bis Thema die Qualifikation des zu vertreten, dass nur totalitä- ten, Christdemokraten, Grüne 1938 war in seinen Merkma- Herrschaftssystems als „Dik- re Diktaturen den (staatlichen) und schlussendlich auch Frei- len eine völlig durchgebildete Rahmen für einen vollwertigen tatur“ nicht mehr ernsthaft in heitliche – im Aufhebungs- und Diktatur, wie zuletzt Emmerich Faschismus bilden können. Frage gestellt. Dennoch scheint Rehabilitierungsgesetz 2011. Tálos und Helmut Wohnout Helmut Konrad schließt sich die kritiklose Übernahme der Die Hauptfrage, inwieweit die detailliert dargelegt haben. So dem an. In seiner Analyse ge- euphemistischen und völlig ir- Bezeichnung „faschistisch“ – beschreibt Wohnout das Regie- langt er zum Schluss, dass Fa- rigen Selbstbezeichnung des wie sie der überwiegende Teil rungssystem in seinen wesent- schismus eine totalitäre Dikta- Regimes als „Ständestaat“ in der wissenschaftlichen Auto- lichsten Charakteristiken und tur voraussetze. So wenig man Medien und wissenschaftlichen rinnen und Autoren zu diesem lässt dabei keinen Zweifel, dass von einem „Austrototalitaris- Beiträgen unbeseitigbar. Thema und immer öfter und es sich um ein „zutiefst autoritä- mus“ sprechen kann, so wenig unbefangener auch die Medien res System“ handelte, das dem könne man von einem „Austro- verwenden – für dieses System Bundespräsidenten und dem Autoritarismus und faschismus“ sprechen. Sicher angebracht ist, bleibt bislang Bundeskanzler eine „überra- Totalitarismus wäre das Dollfuß/Schuschnigg- offen und heiß umfehdet. Die- gende Stellung sowohl inner- Regime gerne faschistisch ge- ser Beitrag will sich mit der halb der staatlichen Verwaltung Nicht jedes – rechtsgerichtete wesen, die Mittel reichten aber Berechtigung des Begriffs „Aus- als auch gegenüber den Ge- – Regime, schon gar nicht jede nur zu einem Imitationsfaschis- trofaschismus“ ebenso ausein- setzgebern und Körperschaften Geistesströmung, die antidemo- mus. Die korrekte Bezeichnung andersetzen wie mit der Frage, einräumte.“ Das sogenannte kratisch, antipluralistisch, anti- für das Herrschaftssystem 1933 welche Intensität diktatorischen Ermächtigungsgesetz eröffnete liberal, antirechtsstaatlich und bis 1938 müsse daher lauten: Handelns das System entfal- dem Regime den Weg, auch antisozialistisch ausgerichtet ist, Die Regierungsform war eine

14 SCHWERPUNKT

antimoderne, imitationsfaschis- terdrücken, sondern fordert un- 1933 bis 1938 nicht nur mit ein- nicht mit dem Wollen gleichset- tische Diktatur. bedingte Loyalität ein und übt zelnen Dimensionen, sondern zen. Es ist festzuhalten, dass Fa- Druck auf die Menschen aus, insgesamt zu bestimmen. Tut schismus nicht immer die Revi- Dieser Definition ist viel abzu- sich aktiv an der Gestaltung der man dies, gelangt man wie Gün- sion der Friedensverträge nach gewinnen, zumal völlig außer Diktatur zu beteiligen. ter Rieger zum Schluss, dass sich dem Ersten Weltkrieg im Auge Streit steht, dass die österrei- Faschismus auch in autoritären haben musste, wenn man etwa chische Diktatur von ihrer kon- Dass auch der Autoritarismus in Systemen verwirklichen kann. an Spanien denkt. kreten Ausprägung klar eine der Lage ist, faschistische Struk- autoritäre, keine totalitäre war, turen aufzubauen, zeigt das itali- Elemente Die Grundausstattung der rech- wenn es auch totalitäre Ein- enische Herrschaftssystem unter ten Diktatur als Gegensatz zu sprenkelungen gab. Mussolini. Ob dieses nun tat- Eine allgemein gültige Defi- demokratischen, pluralistischen sächlich totalitär oder autoritär nition von „Faschismus“ ist und liberalen Werten, – wie Als ein Beispiel für die – zeit- war, ist vielfach umstritten. Ge- schwierig zu treffen. Weder oben dargestellt – erfüllt das weise – Neigung der öster- rade die Anfänge waren sicher- sagt der Begriff an sich etwas österreichische Herrschaftssys- reichischen Diktatur zum lich nicht totalitär ausgeprägt. über sein Wesen aus, noch ha- tem 1933 bis 1938 gänzlich. Totalitarismus können die Ist nun Italien – wenn man der ben die meisten europäischen Was näher zu beleuchten sein Trauerfeierlichkeiten für Doll- Eingrenzung des Faschismus Bewegungen der Zwischen- wird, sind sein Anspruch ei- fuß nach dessen Tod beim Ju- auf Totalitarismen folgen woll- kriegszeit, die allgemein als fa- ner „Volksgemeinschaft“, seine liputsch der Nationalsozialisten te – als Prototyp des Faschismus schistisch bezeichnet werden, Ideologie und seine (Massen) dieses Wort als Selbstbezeich- Basis. nung verwendet. Will man Fa- schismus eng auslegen, gelangt Das Konstrukt der man wie Bernd Martin zum Schluss, dass Faschismus als Volksgemeinschaft übergeordneter Gattungsbegriff nur die Herrschaftssysteme in Geht man vom „originalfaschis- Deutschland, Italien und – au- tischen“ System Mussolinis aus, ßereuropäisch – Japan umfasst. fällt auf, dass dieses unter ande- Dieser Ansatz greift freilich zu rem darauf zielt, die bäuerliche kurz. Vielmehr wird man unter und kleingewerbliche Lebens- „faschistisch“ rechtsgerichtete, form zu verherrlichen, einen nationalistische und nach dem eng gefassten Nationalismus zu Führerprinzip organisierte anti- entfachen, Demokratie, Sozia- liberale Bewegungen und Herr- lismus und Liberalismus zu be- schaftssysteme zu verstehen ha- kämpfen und den Hass der Mas- ben, die sich auf den Anspruch sen auf Minderheiten – Juden, einer mehr oder weniger Kommunisten, Intellektuelle geschlossenen Volksgemein- etc. – zu lenken. Es verwirklicht

ÖNB schaft und Ideologie stützen. sich in einem Herrschaftssys- Kundgebung der Vaterländischen Front auf der Schmelz 1936. Zeitweise wird auch die Rea- tem, das die Vorrechte der Be- lisierung rechtskonservativer sitzer beschützt, die Opposition im Juli 1934 dienen. Angesichts tatsächlich gar nicht faschistisch Ideen im Rahmen einer – von unterdrückt und in möglichst des starken Widerstandspoten- gewesen? Oder Spanien: Konrad einer politischen Einheitspartei allen Lebensbereichen das Füh- zials gegen den Staatskult für bezeichnet das Franco-Regime gelenkten – Massenbewegung rerprinzip durchsetzen will. Im den „Führer-Kanzler“ – wie Lu- definitiv – und ganz zu Recht als Grundelement des Faschis- „Vollausbau“ greift Faschismus cile Dreidemy darlegt – scheute – als faschistisch. Spanien im mus genannt. Doch hat Roger zur Erreichung seiner Ziele auf das Regime nicht vor scharfen Franquismus war aber in weiten Griffin zu Recht darauf hinge- Kampf- und Herrschaftsmetho- Zwangsmaßnahmen zurück, Teilen kein totalitärer, sondern wiesen, dass das Element der den zurück, die Terror und Pro- um das Bild einer geschlos- ein autoritärer Staat. Massenbasis im Sinne einer paganda – obwohl keine kons- senen Trauergemeinschaft zu Gesamtbetrachtung in seiner titutiven Elemente – verbinden, erzeugen und somit auch den Auch Emmerich Tálos scheint Bedeutung für den Faschismus um politische Gegner auszu- Eindruck einer Massenmobili- Zweifel zu haben, ob sich der zurücktreten kann. schalten, die Massen zum Ge- sierung hinter dem Regime zu Faschismus in autoritären Dik- horsam zu bringen und Kampf- erwecken. So forderte die Va- taturen vollwertig entwickeln Eine aggressiv-revisionistische bereitschaft zu erwecken. terländische Front alle Haus- könne. Er weist aber zutreffend Außenpolitik, wie sie Dieter besitzer und Parteien auf, ihre darauf hin, dass idealtypisch Binder bei der Bewertung des In der autoritären österreichi- Häuser mit Trauerfahnen zu konstruierte wissenschaftliche österreichischen Herrschafts- schen Diktatur waren einzel- beflaggen und am Abend alle Raster der Herrschaftsformen systems 1933 bis 1938 an- ne Merkmale dieser Definition Straßenfenster mit Kerzen zu wie das österreichische Regime spricht, ist nicht Grundvoraus- schwächer ausgeprägt. Das Re- beleuchten. Auf Anordnung 1933 bis 1938 eine „merkbare setzung für den Faschismus. gime, das in seiner Paradoxie war auf diejenigen, die den Engführung“ nach sich zöge. Zwar hat Binder völlig recht, sowohl als Schrittmacher als Anweisungen nicht folgten – Zentrale Aspekte wie der Ent- wenn er anmerkt, dass sich die auch als Alternative des Natio- wörtlich – „starker Druck aus- stehungszusammenhang, die Außenpolitik der österreichi- nalsozialismus wirkte, lavierte zuüben“. Hier zeigt sich der Träger des Regimes, deren Zie- schen Diktatur im Hinblick auf zwischen eigenen autoritär- teilweise totalitäre Charakter le und Gestaltungsanspruch die von den Alliierten im Staats- faschistischen Versatzstücken des Regimes, wie ihn Emmerich oder die gesellschaftlichen und vertrag von St. Germain gezo- und totalitär-nationalsozialisti- Tálos in seiner jüngsten Mo- politischen Auswirkungen ei- genen Grenzen in keiner Weise schen Impulsen. nografie auch aufgezeigt hat. nes Herrschaftssystems blieben – etwa im Hinblick auf Südti- Es begnügt sich nicht, offene ausgeblendet. Vielmehr gehe es rol – revisionistisch gestaltete, Dazu kommt, dass faschisti- Widerstandshandlungen zu un- darum, das Herrschaftssystem doch möge man das Können sches Gedankengut in den

15 SCHWERPUNKT

konservativen Bewegungen tischen Lagern Adam Wandrus- hätten.“ Antisemitische Über- geschlossenen Gesellschaft als und bei den Protagonisten, zkas, von denen die Christ- griffe allerdings hielten sich in Kernelement des Faschismus die schließlich die Diktatur er- lichsozialen ebenso wie die engen Grenzen, auch wenn die hat die österreichische Dikta- richtet und getragen haben, in Deutschnationalen voneinander österreichischen Wurzeln des tur – Dollfuß sprach von einem unterschiedlichsten Gewichten abgegrenzt die Sozialdemokra- völkischen Rassismus, der im „Bauernhaus“ – nicht nur erho- vorhanden war. Betrachtet man ten bekämpft hätten, verwirft Nationalsozialismus zum Wahn ben, sondern in vielen Aspek- die Proponenten Heimwehren, auch Janek Wasserman: „This ausgeartet ist, nicht unterschätzt ten erfüllt. Optisch brachte dies Landbund und Christlich-Sozia- emphasis on difference over werden dürfen. das mit Kruckenkreuzfahnen le, die schließlich in der Vater- similarity, particolarly between verhüllte und mit Dollfuß-Pla- ländischen Front zusammenge- Chirstian Social and German na- So hat das jüdische Museum kat verzierte Republiksdenkmal führt werden sollten, zeigt sich, tionalist camps, stems primarily unlängst in seiner Ausstellung zum Ausdruck. dass die Heimwehren in ihrem from a post-1945 tendency to Die Universität. Eine Kampfzo- Anspruch das faschistische Ide- exculpate non-Nazi conservati- ne die Drangsalierungen der jü- Ideologie, Führerkult al nahezu zur Gänze erfüllten. ves and German nationalists of dischen Studenten und Lehren- und Massenbasis their pre-1938 misdeeds.“ Die den durch eine „Koalition aus Florian Wenninger hat zu Recht Verantwortung für die Vorberei- deutschnationalen und christ- Will man Ideologie als eine darauf hingewiesen, dass die tung der beiden Diktaturen 1938 lich-sozialen Antisemiten“ an Weltanschauung definieren, Annahme eines gewissermaßen bis 1945, somit insbesondere der Universität Wien aufgezeigt. die einen hohen Anspruch auf urwüchsigen deutschnationalen auch der nationalsozialistischen, Antijüdische Strategien wurden Wahrheit erhebt und für Kritik Lagers einerseits, das schluss- tragen demnach vor allem kon- aus der Monarchie übernom- und abweichende Anschauun- endlich zum Nationalsozialismus servative Intellektuelle im Wien men und vor und nach Errich- tung der Diktatur intensiviert gen nicht offen ist, hat die ös- und radikalisiert. Dollfuß war terreichische Diktatur eine sol- daran als Studentenvertreter che in doch bemerkenswertem und CV-Funktionär prominent Umfang entwickelt. Die Ideolo- beteiligt. 1920 wörtlich: „Hier gie nahm starken Bezug auf die hilft kein Herumdoktern, weg katholische Soziallehre, insbe- mit allen fremden Juden aus sondere auf die Enzykliken der dem Osten, Beschränkung aller Päpste Leo XIII. und Pius XI., Lehrer, die diesen den Weg vor- und wollte den politischen Ka- bereitet haben, der sogenann- tholizismus schon während der ten bodenständigen Juden, auf demokratischen Ersten Republik die ihnen nach dem Friedens- zur Vollendung führen. Vielfach vertrag zustehenden Rechte, wurde in Verbindung mit der auf die ihnen nach ihren Köp- (teilweisen) Erfüllung übriger fen gebührende Zahl!“ hier diskutierter Voraussetzun- gen der Begriff „Klerikal-Fa- Diese Abgrenzung ist als wich- schismus“ verwendet. Sehr deut- tiges Element der „sozialen liche Anklänge gab es auch an Volksgemeinschaft“, zu begrei- andere stark religionsbezogene wikipedia/Günter Tuder wikipedia/Günter fen, das eine wesentliche Basis (faschistische) Systeme wie den Außenansicht des Dollfuß-Museums in Texingtal. für (faschistische) Rechtsdikta- Estado Novo in Portugal und turen darstellt. Ziel dieses Ide- den Franquismus in Spanien. abdriftete, und die Interpretation der Zwischenkriegszeit: „Their als, das in der rechtskonser- der Heimwehren als eigenstän- debates in favor of authoritaria- vativen politischen Ideenwelt Ein weiteres Kernelement der diger politischer Faktor, der auf nism, fascism, and anti-Semitism seit Ende des 19. Jahrhunderts Ideologie in der österreichi- eigene Faust die Faschisierung paved the way for Hitler - an entwickelt worden ist, ist eine schen Diktatur war das erklärte des Staates vorangetrieben hat, inconvenient truth that was lost weitgehend konfliktfreie har- Ziel, die Errungenschaften der schlichtweg nicht der histori- when conservatives themselves monische Gesellschaft, die Aufklärung und der Moderne schen Realität entspreche. Eine became victims.“ Klassenschranken und insbe- zu egalisieren. Vor allem den solche Vorstellung sei vielmehr sondere den – sozialistischen Entwicklungen seit der Franzö- ein Konstrukt der Zweiten Repu- Was die volksdefinierende Ab- Bewegungen zugeordneten sischen Revolution, insbeson- blik, in der einzelne politische grenzung von Minderheiten – Klassenkampf hinter sich dere der Erklärung der Men- Kräfte das Dollfuß/Schuschnigg- und insbesondere das Tatbe- gelassen hat. „Soziale Volksge- schen- und Bürgerrechte von Regime zu einem Abwehrpro- standselement „Rassismus“, also meinschaft“ wird definiert als 1789, wollte man entschieden jekt gegen den Nationalsozia- vor allem das Verhalten gegen patriarchalische, führerorien- mit Programmen entgegentre- lismus verherrlichen wollten. die Juden betrifft, gab sich die tierte Ordnung, ohne Oppo- ten, die teilweise im Mittelalter Ziel dieser Verschleierung sei österreichische Diktatur keines- sition, ohne unabhängige Ar- wurzelten. Als „wissenschaftli- die Kreation des Faschisten als falls zurückhaltend. So tadelte beitnehmerorganisationen und cher“ Unterbau diente unter an- „prototypischen Alien“, mit dem die gleichgeschaltete „Christli- anderen Interessenvertretun- derem die – Stände und Zünf- die christlich-soziale Bewegung che Arbeiter-Zeitung“ die Deut- gen, die gesellschaftliche Frag- te betonende – Ideenwelt von nichts zu tun habe. Eine solche schen als „Maulantisemiten“ mentierungen der Moderne Othmar Spann. Es lohnt sich „Externalisierung von Bewegun- und Versager und hielt fest: zum Ausdruck bringen hätten immer wieder, in diesem Zu- gen“ sei abzulehnen, vielmehr „Wir machen die obige Feststel- können. Die öffentliche Mei- sammenhang Engelbert Doll- wurzelten die Faschisten in Ös- lung besonders gegenüber den nung als unabhängiger politi- fuß´ Trabrennplatzrede vom 11. terreich tief in einem gemein- österreichischen Nationalso- scher Faktor wird ausgeschlos- September 1933 ins Gedächtnis samen, wenn auch zerklüfteten zialisten, die trotz der bitteren sen, vielmehr für das eigene zu rufen, mit der der Kanzler bürgerlichen Milieu. Erfahrung ihrer deutschen Brü- Ziel instrumentalisiert. auf seinem Weg zur Diktatur – der noch immer tun, als ob sie als „Führer in höchster Not“ – Das Modell von den drei poli- den Antisemitismus gepachtet Den Anspruch einer solchen antrat, das Haus Österreich neu

16 SCHWERPUNKT

aufzuführen: „Ständischer Neu- werde endgültig dann verwirk- deiner Führung wird ein neues Heilslehre“ war wohl zu we- bau ist die Aufgabe, die uns […] licht sein, wenn „sie beide“ wohlgeordnetes, selbständiges, nig auf Veränderung, zu wenig gestellt ist. Der Berufsstand ist ‚Herr und Knecht‘ „noch nach katholisches Österreich entste- revolutionär ausgerichtet, um die Ablehnung klassenmäßiger Feierabend zum Rosenkranz hen! […] Heil unserem Dollfuß, die Masse der Bevölkerung zu Zusammenfassung des Volkes. sich niederknien“ und damit dem Führer!“ Das „Führertum“ begeistern und im Sinne einer Berufsauffassung besagt die „ihr Verhältnis noch verschö- im österreichischen Kontext flächendeckenden Bewegung gemeinsame Arbeit, die Men- nern“ und ihr „Zusammenge- der frühen 1930er Jahre stellte auf den neuen Kurs einzu- schen einigt.“ „[…] Und so ste- hörigkeitsgefühl“ in Eintracht eine allgemein politisch-kultu- schwören. Die Massenbasis he ich vor euch mit der Bitte und Rechtgläubigkeit demons- relle Leitkategorie dar, die fast blieb damit gegenüber dem ita- […] seid euch dessen bewusst, trieren. alle Bereiche des öffentlichen lienischen Vorbild zurück. Die dass wir die Aufgabe haben, Lebens mit „Führern“ ausstat- Diktatur reagierte, indem sie die Fehler der letzten 150 Jahre Zu dieser mit klaren Linien aus- tete. Es gelang aber, das Füh- versuchte, in Anlehnung an Ita- unserer Geistesgeschichte gut- geführten Konstruktion einer rerprinzip – wie auch in Italien lien – zutreffend auch die Be- zumachen und auf neuen We- „sozialen Volksgemeinschaft“, und im nationalsozialistischen zeichnung „Imitationsfaschis- gen unserer Heimat ein neues in der unter den autoritären Deutschland – als wesentliches mus“ oder „Vertikalfaschismus“ Haus zu bauen, und dass jeder Vorgaben des „Führer-Kanz- faschistisches Element staats- – ein faschistisches System von einzelne die Pflicht hat, an die- lers“ sich eine enggliedrige rechtlich mit der Verfassung oben zu etablieren. sem Neubau mitzuarbeiten.“ Hierarchie und Geschlossen- vom 1. Mai 1934 zu verankern. heit gestaltet, wurde ein neu- Daraus entstand – auch durch Wertung Der programmatische An- es Österreichbild entworfen, die Inaktivität des Bundespräsi- spruch der Verfassung von das deutsch, ja deutschnational denten – eine „nahezu unein- Wenn man im Lichte dieser 1920, durch die anzustrebende geprägt sein sollte, nämlich in geschränkte Dominanz“ des Aspekte eine Gesamtbetrach- Gleichheit aller Bürger einen dem Sinne, dass dem national- umfassenden Emanzipations- sozialistischen Deutschland ein prozess der Gesellschaft einzu- zweites – wahres – Deutsch- leiten, habe in eine Sackgasse land entgegengesetzt wird. Dies geführt. Österreich sei daher führte zu einem paradoxen, das nach dem Modell des Bauern- Deutschtum betonenden Ös- hauses – nach feudalen, vorre- terreich-Obskurantismus, der volutionären Hierarchien – zu von einer – von Verfassungs- gestalten, wo den Menschen patriotismus und republikani- von Stand und Herkommen ein schem Nationsverständnis im fester Platz zugewiesen wird. Sinne gemeinsamer Werte wie Der alte Herr-Knecht-Topos Demokratie und Grundrechte dient als Transmissionsriemen, geprägten – Willens- und Ge- um das Rad der Geschichte 150 schichtsnation der fortgeschrit-

Jahre zurückzudrehen: „Der tenen Zweiten Republik weit -forum.org Mensch will im Betriebe nicht entfernt lag. Schließlich prägte Das „Freiwillige Schutzkorps“ (FS) von . nur eine Nummer sein, sondern die Ideologie der österreichi- will auch als Mensch gewertet schen Diktatur ein Totenkult, „Kanzlerdiktatoren“ Dollfuß auf tung anstellt, wird man zu dem und behandelt werden“, sag- der trotz der Übernahme der rechtlicher und realpolitischer – nicht überraschenden, weil te Dollfuß und meinte damit, Regierungsgeschäfte durch Kurt Ebene. vielfach getroffenen – Schluss dass die formale Gleichheit im Schuschnigg den im Juli-Putsch gelangen, dass das Herrschafts- Hause Österreich mit Identitäts- 1934 ums Leben gekommenen Nach Dollfuß´ Tod wandelte system 1933 bis 1938 zumin- verlust verbunden sei. Nur das Dollfuß imaginär an die Spit- sich das diktatorische Herr- dest teilfaschistisch war. Es alte Synallagma zwischen der ze dieses „idealen“ österreich- schaftsmuster zu einem dualis- stellt sich somit die Frage, wie Fürsorge des Herrn und der deutschen Staates setzen sollte tischen Führerprinzip, indem viel Faschismus der österreichi- Treue des Dieners könnte die – „ein Toter führt uns an“. Dies Kurt Schuschnigg Führer der schen Diktatur konkret zukam. Probleme dieses – ideologisch in erster Linie zu dem Zweck, Regierung und Ernst Rüdiger In Anlehnung an Otto Bauer verunsicherten – Jahrhunderts die immer wieder auftreten- Starhemberg Führer der Vater- sprechen Gerhard Botz, Ernst lösen: „Ständische Auffassung den Schwächen des Staates – ländischen Front wurden. Nach Hanisch und Kurt Bauer von berechtigt und verpflichtet den und der angestrebten „sozialen Zurückdrängen der Heimwehr, „Halbfaschismus“. Will man wie Herrn ebenso wie den Knecht. Volksgemeinschaft“ zu überde- die den Ausbau ihrer Macht- Roger Griffin auf die konkrete Wir werden daher wieder zu- cken. position vorangetrieben hatte, Ausgestaltung einer Massenba- rückgreifen müssen auf ältere konzentrierte sich der Perso- sis als grundlegendes Element Formen, aber nicht nur forma- Wie stark das Führerprinzip nenkult nicht etwa auf den verzichten, war der Anteil des listisch, sondern es muss uns ausgestaltet war, hat Lucile tatsächlichen Führer Schusch- Faschismus im österreichischen zum Bewusstsein kommen, Dreidemy dargelegt. Bereits nigg, sondern blieb der einzige System wohl wesentlich höher dass die Arbeit die Menschen mit der Ausschaltung des Nati- offizielle Staatskult dem „toten und wird an einen „Vollfaschis- einigt. Im Bauernhaus, wo onalrats im März 1933 kam es Führer“ Dollfuß vorbehalten. mus“ heranreichen. Wolfgang der Bauer mit seinen Knech- zu einer unverwechselbaren Bis zum Ende der österreichi- Wippermann setzt das autori- ten nach gemeinsamer Arbeit Konzentration des Führerbe- schen Diktatur unterstrich den täre System in Österreich den abends am gleichen Tisch aus griffs auf die Person Dollfuß als Führerkult ein Totenkult. eindeutig als faschistisch iden- gleicher Schüssel seine Sup- den Führer, wie etwa an der tifizierten Diktaturen in Süd-, pe isst, da ist berufsständische Wortwahl der christlich-sozia- War also einerseits die Ideo- Ost- und Mitteleuropa vor dem Zusammengehörigkeit, berufs- len Partei in einer unmittelbar logie mit ihrem Führerkult Zweiten Weltkrieg gleich, die ständische Auffassung.“ nach der Ausschaltung des Par- geeignet, die Kriterien des Fa- er als „Normalfaschismen“ – lamentarismus veröffentlichten schismus zu erfüllen, gelang es im Gegensatz zum deutschen Der „neue“ – „antimoderne“ – Propagandabroschüre bereits nicht, ihr eine Massenbasis zu „Radikalfaschismus“ – bezeich- geistige Hegemonieanspruch deutlich ersichtlich wird: „Unter verschaffen. Die neue „Retro- net. In jedem Fall ist es aber

17 SCHWERPUNKT

gerechtfertigt, selbst unter der dächtigen – unabhängig von versuche unternahm, an deren Biographien der Opfer. Sie lit- Annahme, dass nicht alle Fa- der gerichtlichen Ahndung – Folgen er starb. ten unter dem Freiheitsentzug schismuselemente zur Gänze zusätzlich hohe Verwaltungs- und unter der Trennung von erfüllt sind, den Begriff „Aus- strafen ausgesprochen. Gegen die Folterungen wur- ihren Angehörigen, die nach trofaschismus“ zu verwenden. den – wie in Diktaturen üblich Wegfall des in der Regel Allein- Er weist treffend auf die Beson- In den Räumlichkeiten der – keine staatlichen Gegenmaß- verdienstes oft hungerten und derheiten der österreichischen Wachkörper wurde immer wie- nahmen ergriffen, solche Poli- delogiert wurden. Variante hin. der auf körperliche Gewalt zu- zeimethoden waren durchaus rückgegriffen, so manches „Ge- erwünscht. Die Anzahl der bis- Den Gewaltexzess der bür- Die Gewalt ständnis“ unter Folter erpresst. herigen erforschten und in der gerkriegsähnlichen Auseinan- Als Beispiele können die wegen Literatur dargestellten Folterun- dersetzung im Februar 1934 Eine besondere Intensität der eines Sprengstoffdelikts vor das gen und ihre Systematik blieben hat das Regime zur Gänze zu staatlich entwickelten Gewalt, Standgericht gebrachten jungen in der Relation gewiss hinter verantworten. Zum einen war die über jene hinausgeht, die Sozialdemokraten Josef Gerl den Polizeistaatsmethoden des nach dem Verfassungsbruch in einem demokratischen und und Rudolf Anzböck angeführt Nationalsozialismus zurück. In 1933 ausschließlich der opposi- rechtstaatlichen Gemeinwesen werden, die angaben, dass sie einzelnen Fällen ist aber kein tionelle Widerstand – in seinem vorgesehen ist, ist nicht konsti- gefoltert worden seien, um zu Unterschied zu den brutalen verzweifelten und aussichtslo- tutives Element des Faschismus. gestehen. Im Fall Gerl bestätigt Misshandlungen in den Gesta- sen Aufbäumen – legitimiert, Dennoch soll hier anhand eini- dies der dem Gerichtsakt bei- po-Verliesen festzustellen. zu den Waffen zu greifen, auch ger Beispiele der Frage nach- liegende ärztliche Befund, der wenn das Ziel, den verfas- gegangen werden, welches erhebliche Blutunterlaufungen Wer in die Mühlen der nicht sungsmäßigen Zustand wieder Ausmaß der Staatsterror in der im Gesicht, am Rücken, an der mehr demokratisch und rechts- herzustellen, nicht explizit for- staatlich kontrollierten Autoritä- muliert war. Zum anderen hatte ten geriet, lief nicht nur Gefahr, das Regime den Aufstand mit gefoltert und unverhältnismäßig der Intention provoziert, die hart bestraft zu werden, er verlor letzten Reste der Demokratie auch postwendend den Arbeits- samt der für die Wiederher- platz. Die Arbeitgeber wurden stellung des verfassungsmä- per Bescheid verpflichtet, die Be- ßigen Rahmens eintretenden troffenen unverzüglich aus dem Sozialdemokratie endgültig zu Arbeitsverhältnis zu entlassen. beseitigen. Von dieser Gesamt- einschätzung unberührt bleibt Willkür und mangelnder allerdings die Frage, inwieweit Rechtsschutz zeigten sich auch auch einzelne Widerstands- bei der Einweisung in die so- kämpfer durch Verletzung des genannten „Anhaltelager“. Vor Verhältnismäßigkeitsgebots – allem in Fällen, wo die Erfül- das aufgrund der prinzipiellen lung strafrechtlicher Tatbestän- Legitimität ihres Handels groß- de nicht nachzuweisen war zügiger auszulegen ist als bei und nur Verdachtsmomente Bundesheer und Exekutive, die

ÖNB vorlagen, aber auch zusätzlich auf Seite der Diktatur standen – Jung Vaterland, die Jugendorganisation der Vaterländischen Front. bei bereits verhängten Polizei- bei der Gewaltausübung indivi- und Gerichtsstrafen, wurde die duelle Schuld auf sich geladen österreichischen Diktatur an- Hüfte und am Gesäß feststellte, Lagerhaft verfügt. Ohne Urteil haben. Eine Aufrechnung – die genommen hat und inwieweit die von schweren Misshandlun- wurden in diesen Lagern – Wöl- im Übrigen an die Aufrechnung er jenem in anderen (faschisti- gen herrührten. Johann Nosko lersdorf, Kaisersteinbruch u. a. der nationalsozialistischen schen) Regimen vergleichbar ist. und Alexander Kögel, die wegen – eine beträchtliche Anzahl von Gräuel gegenüber einzelnen Beteiligung am Februaraufstand Menschen festgehalten und den unbestreitbaren Kriegsverbre- Politisch Andersdenkende oder in Wien vor das Standgericht ge- Anmaßungen und Drangsalie- chen der Alliierten erinnert – ist auch nur Bürgerinnen und Bür- stellt worden waren, widerriefen rungen des Aufsichtspersonals allerdings unzulässig. ger, die dafür gehalten wurden, die beim Polizeiverhör erwirkten ausgeliefert. Die Heimwehr bekamen die volle Repression Aussagen. Johann Nosko wies spielte zwar bei der Errichtung Das verwerflichste Element des des Regimes zu spüren. Die Po- darauf hin, dass er durch Schlä- der Anhaltelager eine dominie- „Bürgerkriegs“ war wohl die lizei und die – spätestens nach ge so weit gebracht worden sei, rende Rolle, jedoch gelang es „Blutjustiz“ des Regimes. Noch der Niederschlagung des Auf- zu allem „Ja“ zu sagen, was ihm ihr nicht – im Unterschied zur während der Kampfhandlun- standes der Sozialdemokraten vorgelesen wurde. Die Angaben SS im Deutschen Reich – die gen arbeiteten die Standgerich- gleichgeschalteten – Justizappa- im Polizeiprotokoll – im Übrigen Lager zu ihrem Herrschaftsin- te schnell und „effizient“. 21 rate gingen zweigleisig vor. Für ohne besonderen Eindruck auf strument auszubauen. Das ös- Sozialdemokraten wurden im ein und dasselbe „Delikt“ konn- das voreingenommene Gericht – terreichische Lagersystem blieb Standrechtsverfahren zum Tod te man doppelt verurteilt wer- revidierte auch Alexander Kögel, fest in den Händen der Admi- verurteilt, neun tatsächlich hin- den, die Strafen waren teilweise „weil er vorher am Polizeikom- nistration und der Exekutive gerichtet. Die Regierung Dollfuß drakonisch. In einzelnen Fällen missariat geschlagen wurde und als „traditionelle Machtträger“. hatte es zwar nicht gewagt, die wurde die Todesstrafe verhängt. daher aus Angst vor neuen Schlä- Dies war wohl mit ein Grund, Todesstrafe nach ihrer Abschaf- Da die gerichtlichen Strafen den gen diese Angaben machte.“ Der weshalb die österreichischen fung am Beginn der Ersten Repu- politisch Verantwortlichen of- kommunistische Arbeiter Franz Anhaltelager in keiner Weise an blik im ordentlichen Verfahren fenbar zur Abschreckung und Szydzina aus Wien-Brigittenau, die Brutalität der Konzentrati- mit Verfassungsänderung durch Ausschaltung der Opposition dem man eines Terroranschlags onslager im Dritten Reich her- „Notverordnung“ wieder einzu- nicht ausreichend erschienen, verdächtigte, wurde in der Poli- anreichten. Dessen ungeachtet führen. Doch aktivierte sie das wurden in fast jedem Fall einer zeihaft derartig misshandelt, dass hinterließ die Lagerhaft selbst- Standrecht, vorgeblich um zu- Festnahme von politisch Ver- er im Juni 1936 zwei Selbstmord- verständlich tiefe Spuren in den nehmenden NS-Gewalttaten ent-

18 SCHWERPUNKT

gegenzutreten, wohl aber auch Deutschland zeigen, sind da- mit dem Hintergedanken, einem von etwa auch die spanische möglichen (militärischen) Wider- Diktatur oder die DDR umfasst. stand der demokratischen Oppo- Will man das tun, wird auch die sition gegen die Verfestigung der österreichische Diktatur unter Diktatur durch Abschreckung zu diesen Begriff fallen. begegnen. Sowohl dieser Be- Ohne die Debatte – die im Üb- schluss als auch die Verhängung rigen noch tiefere Forschung des Standrechtes im Februar 1934 waren wie jede – nicht nur über das Ausmaß der Repressi- normsetzende – Handlung der on und die Willkür der Rechts- Regierung illegitim und damit anwendung bedarf – abschlie- rechtswidrig, nicht zuletzt, weil ßen zu wollen, kann man die sie sich nach der Ausschaltung Auffassung vertreten, dass die des Nationalrates der parlamen- Qualifikation der Urteile und tarischen Kontrolle, insbesonde- Bescheide der Diktatur gegen re einer allfälligen Abberufung Andersdenkende im Aufhe- durch ein Misstrauensvotum, bungs- und Rehabilitierungsge- entzogen hatte. ONB/Hilscher setz 2011 als „Unrecht im Sinne Verhülltes Republikdenkmal 1934. des Rechtsstaates“ stimmig ist Die Bezeichnung „Hinrichtung“ und vorerst zureicht. für die Exekution der im Zusam- juristisch schärfsten Vorsatz, schadete damit wieder indirekt menhang mit der Verhängung nämlich Absichtlichkeit – her- der Wirtschaft. Resümee des Standrechtes während des beigeführte rechtswidrige Tö- Aufstandes im Februar 1934 Ver- tung aus niederen Motiven, die Über Austeritätspolitiken wäh- urteilten ist im Sinne der vorsätz- Dollfuß gemeinsam mit dem rend einer Wirtschaftskrise kann In der österreichischen Diktatur lichen Tötung durch hoheitlich Justizminister Kurt Schuschnigg man trefflich streiten. Im Rah- wurde willkürlich gedemütigt befugte Personen sicherlich kor- zu verantworten hat. Rudolf men einer Demokratie bei De- und misshandelt, in Anhaltela- rekt. In Anbetracht der mangeln- Neck spricht zu Recht von ei- ckung durch parlamentarische ger gesperrt, gehenkt und ge- den verfassungsrechtlichen Le- nem „Mordauftrag von oben“, Beschlüsse ist sie zulässig. In der foltert. Die angestrebte Wirkung gitimität des Herrschaftssystems den die Justiz als „allzu williges österreichischen Diktatur hinge- der Gewaltmaßnahmen blieb und des enormen politischen Werkzeug“ ausgeführt hat. gen hatten die Betroffenen keine weitgehend aus, sie trugen viel- Druckes, der auf die Standge- Möglichkeit, sich gegen die Än- mehr zu einer noch schärferen richte zur Erwirkung der Todes- Legistische Gewalt derung der Rechtslage zu ihren Ablehnung des Regimes bei strafen ausgeübt wurde, scheint Lasten mit ihrem (geänderten) dessen politischen Gegnerin- aber auch das Schlagwort „Jus- Der unmittelbare Staatsterror Wahlverhalten oder Streiks und nen und Gegnern bei ,destabi- tizmorde“ nicht unangebracht. In wurde begleitet durch zahlrei- Demonstrationen zu wehren. lisierten das System zusätzlich besonderer Weise zeigte sich dies che legistische Maßnahmen, Aus diesem Grunde sind die bei der „Justifizierung“ von Josef die ebenfalls unter dem Begriff Maßnahmen eindeutig diktatori- und schwächten den Abwehr- Stanek und Koloman Wallisch in Gewalt subsumiert werden kön- scher Gewalt zuzuordnen. willen gegenüber dem natio- der Steiermark. Der Grazer Ge- nen. Die Verschärfung der Straf- nalsozialistischen Deutschland. werkschafts- und Arbeiterkam- rechtslage zur Unterdrückung Ein Unrechtsstaat? Das vom Herrschaftssystem mersekretär Stanek wurde nach der Opposition wurde bereits 1933 bis 1938 entwickelte und den Kämpfen in Graz hingerich- angesprochen, daneben sei bei- Ein „Unrechtsstaat“ ist nach skrupellos realisierte staatliche tet, obwohl ihm nicht nachgewie- spielhaft die Wirtschafts- und gängiger juristischer Definition Gewaltpotenzial war zwar – sen werden konnte, eine Waffe Sozialgesetzgebung genannt, ein Staat, der sich systematisch sieht man von einzelnen Ge- überhaupt in die Hand genom- die erhebliche – negative – Aus- über das Recht hinwegsetzt waltexzessen ab – nicht mit men zu haben oder in besonde- wirkungen auf weite Teile der und Bürgerinnen und Bürger dem deutschen Faschismus rer Weise in die Organisation des Bevölkerung hatte. Durch die staatlichem Unrecht schutz- vergleichbar. Es reichte aber Aufstandes eingebunden gewe- Reduzierung der „Lohnneben- los preisgibt. Nach dem deut- – wenn schon nicht quantita- sen zu sein. Die Tötung Staneks kosten“ auf Druck der Wirtschaft schen Generalstaatsanwalt und war wohl der unausgesproche- wurden langjährige Forderun- Rechtstheoretiker Fritz Bauer tiv, so doch von seiner grund- nen Vorgabe des Regimes ge- gen der Unternehmen erfüllt, fallen in diese Definition nur sätzlichen Systematik – an den schuldet, in jedem Gerichtsspren- allerdings zu Lasten der sozialen das nationalsozialistische Deut- spanischen Faschismus und gel, in dem es zum Aufstand Sicherheit. Leistungen aus der sche Reich und die stalinisti- mehr noch an den italienischen gekommen war, exemplarisch Kranken-, Unfall- und Arbeits- sche Sowjetunion, beides tota- heran. Insgesamt ist es daher zumindest einen Aufständischen losenversicherung wurden er- litäre Systeme. durchaus angebracht, die Dik- an den Galgen zu bringen. heblich gekürzt. Durch die Aus- tatur als österreichspezifisch- schaltung der demokratischen Wenn man aber den Begriff faschistisches Gewaltregime zu Und speziell für Koloman Wal- Gewerkschaften nach dem Auf- „Unrechtsstaat“ weiter – näm- bewerten.  lisch, den Abgeordneten zum stand im Februar 1934 hatten lich als Gegenteil von Rechts- Nationalrat, der den Aufstand in die Unternehmer freie Hand, die staat nach heutigem Verständ- Bruck an der Mur begleitet und Kollektivverträge wurden auf- nis mit seiner Verbürgung von Hinweis danach in das steirische Rand- gekündigt und zu schlechteren Grundrechten, Garantie der Dem Originaltext ist ein um- gebirge geflohen war, ließ man Bedingungen abgeschlossen. Gewaltenteilung, der Bindung fassender Anmerkungsapparat das Standrecht bis 19. Februar Die Verschärfung der „sozialen von Verwaltung und Rechtspre- angeschlossen. Der Autor ist aufrecht, obwohl die Kampf- Schieflage“ führte zu einer wei- chung an Gesetz und Recht gerne bereit, auf Anfrage handlungen längst beendet teren finanziellen Auspowerung und die Unabhängigkeit der ([email protected]) waren. Seine Hinrichtung war der Arbeiterschaft, reduzierte Richter – auslegen möchte, wie diesen zur Verfügung zu stellen. eine anbefohlene – mit dem Kaufkraft und Nachfrage und die Diskussionen vor allem in

19 ZEITGESCHICHTE

Jännerstreik 1918 Im Jänner 1918 wurde die Habsburger-Monarchie von einer ge- waltigen Streikbewegung erfasst. Inspiriert von der russischen Revolution, wollten die österreichischen Arbeiterinnen und Ar- beiter den Krieg mit revolutionären Mitteln beenden. Mit der Erinnerung an diese Ereignisse startet der Sozialdemokratische Kämpfer eine Reihe von Beiträgen für das intensive Gedenkjahr 2018. Ein Beitrag von Claus Michl-Atzmüller.

ei Ausbruch des Krieges 9, Währingerstraße das Flug- trat Victor Adler für die blatt „Arbeitendes Volk“ der BAnnahme der Kriegskre- Linksradikalen gefunden, Ver- dite (Kriegsanleihen) ein, da fasser waren Franz Koritscho- er Österreich-Ungarn in einem ner und Leo Rothziegel. Die Verteidigungskrieg sah. Der lin- Linksradikalen, die sich im ke Flügel der Sozialdemokrati- Winter 1915/16 als „Aktions- schen Arbeiterpartei kritisierte komitee der Linksradikalen“ klahrgesellschaft.at diese Position als „Burgfriedens- gebildet hatten, erlebten mit Am 20. Jänner 1918 befanden sich in der österreichisch-ungarischen politik“. Doch brachte der Hun- der russischen Oktoberrevoluti- Monarchie 750.000 IndustriearbeiterInnen im Ausstand, um für die gerwinter 1916/17 die Wende. on einen starken Aufschwung. Beendigung des Krieges, für Frieden und Brot zu kämpfen. Soziale Härte ließ die Stimmung Die Propagierung des Rätege- in der ArbeiterInnenschaft kip- dankens stand im Mittelpunkt demonstrierten die Arbeiterin- Anarchie drohe. Am 24. Jänner pen. Kommissionen - wie etwa der linksradikalen Aktivitäten. nen und Arbeiter sämtlicher 1917 nahmen die letzten noch die Brot- und Mehlkommission Am 30. Dezember bildeten sie Fabriken vor der Bezirkshaupt- verbliebenden Streikenden die – waren von den übergeordne- den illegalen Arbeiterrat, an mannschaft. Die Linksradikalen Arbeit wieder auf. Der Jänner- ten Behörden angehalten, bei dem sich bald auch Soldaten verteilten in Wien und Nieder- streik war nach zehntägiger der Ausgabe von Lebensmittel- anschlossen (z.B. Egon Erwin österreich ihr Flugblatt „Das Dauer beendet. Zwei Wochen karten Strenge walten zu lassen. Kisch, Fränkel, Wertheim). Volk steht auf“. später erschien das Flugblatt Victor Adler rückte von seiner „Verraten und verkauft!“ von bisherigen Haltung ab und Am 14. Jänner 1918 brach der Die Streikwelle breitete sich dem untergetauchten Linksradi- schloss sich den Forderungen Jännerstreik in den Daimler- weiter aus, so in der Steiermark. kalen Leo Rothziegel. nach Frieden an. Motorenwerken in Wiener aber auch in Krakau, Mährisch- Neustadt aus. Anlass war eine Ostrau, Brünn, Triest und Bu- Viele Linke bedauerten die Rol- Ab März 1917 kam es immer 50-prozentzige Kürzung der dapest streikten die Massen. le der Sozialdemokratie wäh- wieder zu Streiks. Der neu er- Mehlration. Wiener Neustadt Im Habsburger-Reich waren es rend der Streiktage, da sie sich wachte Radikalismus der indus- war geprägt von einer hohen rund 750.000 Streikende. Aus gegen einen revolutionären triellen Unterschichten setzte Konzentration der ArbeiterIn- den leidenschaftlich geführten Umsturz entschieden hatte. Die die Regierung unter starken nenklasse und einer starken Streikversammlungen gingen Vorgangsweise der Parteispitze sozialen Druck und zwang sie Präsenz der Armee. Es ist daher sogenannte Arbeiterräte her- rund um Victor Adler wurde vermehrt, auf die Sozialdemo- nicht verwunderlich, dass die vor. Noch am ersten Tag des aber auch vielfach gelobt, da kratie als Stabilisierungsfaktor Streikbewegung in dieser Stadt Wiener Streiks hatte der sozi- sie die Streikbewegung unter und Ordnungsmacht zu setzen. ihren Ausgang fand. aldemokratische Parteivorstand Kontrolle gebracht hatte, indem Dieses Faktum wurde ganz Forderungen an die Regierung die Arbeiterräte in die Parteior- besonders während des Jän- Der Jännerstreik nahm bereits formuliert, die vom Arbeiterrat ganisation integriert und letzt- nerstreiks 1918 deutlich – ein am nächsten Tag den Charakter akzeptiert wurden. Ministerprä- lich ein Streikabbruch erreicht revolutionärer Massenstreik, eines politischen Massenauf- sident Graf Czernin sagte um- wurden. der vor dem Hintergrund der standes an, der einen raschen fangreiche Reformen zu. In der deutschen und österreichischen Friedensschluss und ein Ende Nacht vom 19. auf den 20. Jän- Der Umgang mit dem Jänner- Verhandlungsführung in Brest der Militarisierung der Betrie- ner werde das Verhandlungser- streik stärkte die Autorität der Litowsk ausbrach. be forderte. Am 16. Jänner gebnis des Wiener Arbeiterrates Sozialdemokratie und stellte 1918 erreichte die Streikwelle gebilligt und den Streikenden sich zugleich richtungsweisend Am Samstag des 12. Jänners auch Wien und weite Teile von die Wiederaufnahme der Ar- für den Weg in die Erste Re- 1918 wurde am Abend in Wien Niederösterreich. In Mödling beit empfohlen, weil sonst die publik heraus.  Webtipp: oesterreich100.at lt-Bundespräsident gab läumsjahr sei ein Staatsakt am 12. Novem- senschaftliche Arbeiten, Kooperationen mit in seiner Funktion als Regierungsbe- ber in der Wiener Staatsoper geplant. Schulen und anderen Bildungseinrichtun- Aauftragter für das Gedenk- und Erin- gen geben. nerungsjahr 2018 einen ersten Ausblick auf Geplant sind zahlreiche Ausstellungen – die geplanten Veranstaltungen und Feier- auch in zwei neuen Museen, im Haus der Auf der Website www.oesterreich100.at lichkeiten anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums Geschichte in Niederösterreich und im werden in einer Event- und Publikations- der Republik Österreich. Die Auftaktveran- Haus der Geschichte auf Bundesebene in Datenbank Veranstaltungen, Ausstellungen, staltung werde am 11. Jänner im Wiener Wien. Darüber hinaus soll es Symposien, Medienereignisse und Publikationen aufge- Rathaus stattfinden, als Höhepunkt im Jubi- Jugendwettbewerbe, Publikationen, wis- listet. 

20 ZEITGESCHICHTE

Buttinger und Gardiner: Flüchtlingshilfe par excellence Beobachtet man die heutige Flüchtlingssituation, sollte man solche Affidavits war es nicht men von Schweden nach New nicht vergessen, dass es auch Zeiten gab, als viele ÖsterreicherIn- möglich vom amerikanischen York. Der Sozialist und Rechts- nen auf der Flucht waren. Ein Beitrag von Günter Bischof. Konsulat in Wien ein US-Visum anwalt Ernst Lachs saß mit Frau zu ergattern. Gardiner unter- und Kind in Zürich fest. Die ach den Februarkämpfen getrieben, tauchte er unter und stützte auch zahlreiche Flücht- Buttingers und Adolf Sturmthal 1934 trieb das Dollfußre- lernte die US-amerikanische linge finanziell, um ihnen die besorgten ihnen Affidavits, um Ngime tausende von Sozi- Medizinstudentin Muriel Gardi- Reise und den Aufenthalt im ein Visum zu ergattern. aldemokratInnen auf die Flucht ner kennen. Gardiner stammte Ausland überhaupt möglich zu oder in den Untergrund. Der aus einer wohlhabenden Fa- machen. Nach dem Ende des 2. Welt- junge Aktivist Joseph Buttin- milie in Chicago und hatte die krieges kamen die Buttingers ger war bei der Gründung der Mittel, Buttinger und RS-Leute Im Sommer 1938 zog Gardiner nach Europa zurück um Flücht- Revolutionären Sozialisten (RS) im Untergrund in ihrer Wiener selbst nach Paris. Dort setzte lingen („Displaced Persons”) mitbeteiligt und wurde im Fe- Wohnung Unterschlupf zu bie- sie ihre Arbeit für politische über das „International Rescue bruar 1935 deren Vorsitzender. ten und zu versorgen. Flüchtlinge aus Wien fort. Nach Committee” zu helfen. Sie be- Von Dollfuß’ Polizeischergen Frankreichs Kriegseintritt wur- sorgten Tausenden von DPs Nach dem „An- den solche Flüchtlinge (auch Papiere, um aus dem kriegszer- schluss“ im März Buttinger) im schrecklichen La- störten Europa rauszukommen. 1938 flüchtete But- ger Meslay interniert und zwar Von 1945 bis 1948 schickten tinger nach Paris, als „feindliche Ausländer.” Un- sie jeden Monat 100 verschie- wo er zum Chef ter den Internierten befanden denen Familien in Österreich der Sozialisten im sich die Antifaschisten Otto und Deutschland CARE-Pa- französischen Exil Leichter und der „kleine” Otto kete. Das waren persönliche („Auslandsvertre- Bauer (Gründer des „Bundes „Liebesgaben” – die notwen- tung der Öster- religiöser Sozialisten”). Seine digsten Lebensmittel, um ein reichischen Sozi- Frau holte Buttinger aus dem Überleben in schlimmster Not alisten”) wurde. Lager raus. Gardiner hatte ihn zu erlauben. Zahlreiche Brie- Gardiner blieb in inzwischen geheiratet, um ra- fe im Buttinger-Nachlass des Wien und schloss scher an Einreisepapiere für Dokumentationsarchiv des Ös- ihr Medizinstudi- Buttinger zu kommen, und terreichischen Widerstandes in um ab. Gleichzei- zwar nach der Intervention von Wien legen Zeugnis von der tig wurde sie in der niemand geringerem als dem überschwänglichen Dankbar- Flüchtlingshilfe ak- früheren sozialistischen Premi- keit der so Beglückten ab. „Joe” tiv. Sie beschaffte er Leon Blum und im Beisein Buttinger machte seine Arbeit zahlreichen Öster- von Friedrich Adler. Im Novem- in der Flüchtlingshilfe zur Kar- reicherInnen (vor ber 1939 zogen sie nach New riere. 1954 flog er für das „In- allem Sozialde- York. ternational Rescue Committee” mokratInnen und nach Saigon um vietnamesi- JüdInnen) die not- In New York setzten die But- schen Flüchtlingen, die nach wendigen Papiere tingers ihre intensive Tätigkeit der Trennung des Landes aus Joseph Buttinger wurde 1938 in Paris auf Vor- zur Flucht ins Aus- in der Flüchtlingshilfe fort. Sie dem Norden in den Süden ge- schlag von Friedrich Adler zum Obmann der land. Unter ihrem veranlassten die Roosevelt- flüchtet waren, zu helfen. 1956 neuen „Auslandsvertretung der österreichi- Korsett schmug- Regierung in Washington auf kam er zurück nach Wien, um schen Sozialisten“ (AVÖS) gewählt. gelte sie gefälsch- Frankreich Druck auszuüben, den ungarischen Flüchtlingen dasrotewien.at te Reisepässe von die unmenschlichen Internie- zu helfen, von denen 30.000 Brünn nach Wien. rungslager zu schließen. Sie be- dann in den USA Zuflucht fan- Sie bettelte bei sorgten weiterhin Affidavits und den.  amerikanischen Visa für Flüchtlinge aus Europa. Freunden und Fa- Sie unterstützten in New York Günter Bischof, gebürtiger Vor- milienmitgliedern angekommene Flüchtlinge fi- arlberger, hat an der Harvard- für „Affidavits” – nanziell, besorgten Unterkünfte Universität promoviert und un- Bestätigungen von und boten Vertriebenen in ihrer terrichtet seit 1989 amerikanische amerikanischen eigenen Wohnung Unterschlupf und europäische Zeitgeschichte an Staatsbürgern, dass an. Sie hätten auch ein Visum, der Universität von New Orleans, sie Einwanderer in Reisespesen und $ 600 Lebens- wo er auch ein Österreichzentrum die USA unterstüt- haltungskosten für ein Jahr für leitet. Die Langversion seines Arti- zen werden und besorgt, der aber kels findet sich in der Festschrift des diese nicht der vorzog im schwedischen Exil DÖW für Winfried Garscha anläss- Muriel Gardiner Buttinger betätigte sich in öffentlichen Hand zu bleiben. Rudolf Anzböck lich seines 65. Geburtstages im Mai der Flüchtlingshilfe und im politischen Wider- zur Last zu fallen und Alfred Stern nahmen die 2017 sowie seiner bevorstehenden stand. thejewniverse.com werden. Ohne Hilfe der Buttingers an und ka- Pensionierung im Sommer 2018.

21 ZEITGESCHICHTE

Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg Die Achsenmächte Deutschland und Japan begingen in den von Wochen mindestens 200.000 und dem stark ausgeprägten, ihnen besetzten Gebieten brutale Verbrechen an der Zivilbevöl- Zivilisten und Kriegsgefangene meist willkürlichen Unterdrü- kerung. Gerald Netzl beschäftigt sich in diesem Beitrag mit der ermordet sowie rund 20.000 ckungssystem, das sich gegen Ermordung von Millionen Menschen während des Zweiten Welt- Mädchen und Frauen vergewal- Widerstandsgruppen richtete, krieges durch das japanische Regime. tigt.) oder im Verlauf von Kämp- führte dies zu mehreren Hun- fen wie 1945 in Manila. Die Art gerkatastrophen, die Millionen ie Deutschen und ihre gewonnen, im Ersten Weltkrieg der Tötungen war unterschied- Menschenleben forderten. In Helfer haben sechs Milli- war das Kaiserreich Teil der lich. Zivilisten (Kinder und Vietnam starben allein bei der Donen Juden und 20 Milli- Entente Cordiale. Dabei ver- Kleinkinder eingeschlossen) Hungerkatastrophe 1944 - 1945 onen Sowjetbürger getötet; die lor die kaiserliche Armee (wie und Kriegsgefangene wurden etwa zwei Millionen Menschen, Japaner haben 30 Millionen schon seit über hundert Jahren) zu Tausenden mit dem Bajonett was etwa 10 % der Gesamtbe- Filipinos, Malaien, Vietname- kein einziges bedeutendes Ge- erstochen, erschossen, geköpft, völkerung entspricht. sen, Kambodschaner, Indone- fecht. Das daraus resultierende ertränkt und lebendig begra- sier und Birma (mindestens Überlegenheitsgefühl vermisch- ben. Außerdem starben Milli- Zwangsprostitution 23 Millionen von ihnen waren te sich zusammen mit Japans onen Menschen in Zwangsar- ethnische Chinesen) getötet. wachsendem Bedarf an Roh- beitslagern und bei - durch das Der Begriff „Trostfrauen” ist ein Beide Staaten plünderten die stoffen zu einem zunehmenden japanische Besatzungssystem Euphemismus für Frauen, die besetzten Länder rücksichtslos Nationalismus. Die anderen verursachten - Hungerkatastro- in Bordellen des japanischen aus. Beide Eroberer haben Mil- asiatischen Völker wurden als phen (vor allem in Indonesien Militärs während des Zweiten lionen Menschen als Zwangsar- minderwertig (unter dem eige- und Indochina). Die Chinesen Weltkrieges zwangsprostitu- beiter versklavt und ausgebeu- nen stehend) empfunden. nannten später solche Gräuel- iert wurden. Bereits mit dem tet - im Falle der Japaner auch taten die „Dreistrahlenpolitik“ Einfall in China 1932 wurde als Prostituierte für die Front- Die Verbrechen geschahen aus bzw. „Drei-Alles-Strategie“. Da- die Rekrutierung junger Frau- truppen. Richten wir unseren unterschiedlichen Motiven und mit war gemeint: töten, aus- en als „Trostfrauen“ systemati- europazentrierten antifaschisti- oft auf Anweisung der Vorge- plündern und niederbrennen. siert. Jede Frau musste Tag für schen Blick nach Osten. setzten. Bei japanischen Ein- Tag etwa 30 bis 40 Soldaten zu märschen in sich ergebende Während des Krieges forschten Diensten sein. Viele starben an Das Kaiserreich Japan war An- Städte kam es zu großen Mas- mehrere japanische Armeever- Krankheiten, Folter oder Hun- fang des 20. Jahrhunderts die sakern wie auch im Dezember bände unter großem Aufwand ger noch vor dem Kriegsende. einzige Industrienation Asiens 1937 bei Nanking (Den Proto- an Massenvernichtungswaffen In den letzten Kriegswochen und spielte eine Rolle in der kollen der Kriegsverbrecher- und setzten diese in China bei wurden Tausende der „Trost- Weltpolitik. 1905 wurde der rus- prozesse nach dem Krieg zufol- zahlreichen Gelegenheiten ein. frauen“ ermordet, nur etwa sisch-japanische Krieg siegreich ge wurden in sechs bis sieben Diese Einheiten setzten bei 30 Prozent überlebten den mehreren Operationen chemi- Krieg. Schätzungen gehen von sche und biologische Waffen 100.000 bis 300.000 betroffenen sowohl gegen feindliche Trup- Mädchen und Frauen aus. pen als auch gezielt zur Mas- sentötung von ZivilistInnen ein. In Japan selbst wurden und Etwa 20.000 japanische Ärzte werden die einzelnen Ereignis- machten pseudomedizinische se oder auch Einzelheiten von Experimente an Menschen. Kriegsverbrechen oft von japa- Opfer waren hauptsächlich nischen Nationalisten bestritten. chinesische, aber auch philip- Was bis heute fehlt ist eine Ges- pinische, indonesische und vi- te Japans ähnlich der von Bun- etnamesische Zivilisten und US- deskanzler Willy Brandt im Jahr amerikanische, britische und 1970 am Denkmal für die jü- australische Kriegsgefangene. dischen Opfer des Warschauer Ghettos. Ein Verbotsgesetz ge- gen Wiederbetätigung oder ein Hungerkatastrophen in dem Bundesentschädigungsge- besetzten Ländern setz entsprechendes Gesetz ist im japanischen Rechtswesen Die japanische Besatzung beu- nicht existent. Daher wird in tete die besetzten Gebiete rück- Japan die Leugnung der japa- sichtslos aus um ihren Bedarf nischen Kriegsverbrechen nicht an Rohstoffen zu decken. Dazu strafrechtlich verfolgt, während zählte die Zwangsarbeit von Mil- in Österreich, in Deutschland lionen Menschen sowie die lo- und in einigen anderen europä- gistische Beschlagnahmung von ischen Ländern, die Holocaust- Lebensmitteln ganzer Länder. leugnung ein Straftatbestand Der hungernden Zivilbevölke- ist. Die Japaner erinnern sich

wikipedia rung wurde jegliche humanitäre heute nicht an einen Holocaust, Hsuchow, China, 1938: Ein Graben mit Leichen chinesischer Zivilis- Hilfe verweigert. In Verbindung sondern an einen militärischen ten, getötet von japanischen Soldaten. mit den Zwangsarbeitslagern Konflikt. 

22 ZEITGESCHICHTE

Rudi Sarközi – niemals vergessen! Die städtische Wohnhausanlage Springsiedelgasse 32 in Wien Die historische Aufarbeitung kennung der Roma und Sinti als wurde am 9. Oktober nach unserem am 12. März 2016 verstor- des Genozids an den europäi- österreichische Volksgruppen ist benen früheren Bundesvorstandsmitglied und Gründer des Kul- schen Roma und Sinti war ihm der Erfolg seines beharrlichen turvereins österreichischer Roma benannt. 52 Jahre lebte Rudi in zeitlebens eine Herzensangele- Einsatzes. Er gilt nach wie vor der Wohnhausanlage, die nun seinen Namen trägt. genheit. Zahlreiche Mitglieder weit über die Grenzen Öster- seiner Familie, darunter seine reichs hinaus als Brückenbauer udi Sarközi setzte sich fe- Vorbereitung des Nationalratsbe- burgenländischen Großeltern, für Toleranz und gegenseitiges derführend für die Aner- schlusses beteiligt, der die Roma wurden in Vernichtungslagern Verständnis“, hielt Wohnbau- Rkennung der Roma und und Sinti als österreichische ermordet. Die 1993 im Parla- stadtrat Michael Ludwig in sei- Sinti als österreichische Volks- Volksgruppe anerkannte. Im Jän- ment einstimmig erfolgte Aner- ner Rede fest.  gruppen ein. Er war der erste ner 1995 rief Sarközi das Roma Rom, der in Österreich in ein Dokumentations- und Informati- politisches Amt gewählt wurde, onszentrum in Wien Döbling ins von 2001 bis 2010 war er Be- Leben, das 1996 feierlich eröffnet zirksrat in Wien-Döbling. wurde. Auf Rudis Initiative hin wurden an mehreren Orten, so Rudi wurde am 11. November etwa in Lackenbach, Mauthausen 1944 im Konzentrationslager La- und OŚwięcim, Mahnmale und ckenbach geboren und wuchs Gedenkstätten zur mahnenden im südlichen Burgenland auf. Als Erinnerung an die Vernichtung Rom diskriminiert, blieb ihm ein der Roma durch die Nationalso- Lehrplatz verwehrt, weswegen er zialisten und ihre Helfer errich- als Hilfsarbeiter tätig war. 1964 tet. Sohn Andreas führt Rudis Ar- zog er nach Wien, wo er 1980 beit in unserem Bund in seinem als Kraftfahrer in den Dienst der Sinn weiter. Stadt Wien trat. Er engagierte sich schon früh für die Anerken- „Rudolf Sarközis ganzes Leben nung seiner Volksgruppe. 1991 galt dem Einsatz gegen Ausgren- gründete er den Kulturverein zung, Intoleranz und Rassismus. österreichischer Roma, dem er Unermüdlich und entschlossen V.l.n.r.: Volkmar Harwanegg, Johannes Schwantner, Christian Klippl als Obmann vorstand. Er war trat er gegen die Diskriminie- (KV Roma), Helga und Andreas Sarközi (Gattin bzw. Sohn), Michael außerdem federführend an der rung von Roma und Sinti auf. Ludwig. – Niemals vergessen! Gerald Netzl widmet sich in diesem Beitrag dem Gedenken an größte soziale Ruhmestat, die onale, die gegen die Unterstüt- Robert Danneberg, der vor 75 Jahren von den Nazis ermordet Wiener Wohnbausteuer. zung der Kriegspolitik im Ersten wurde. Weltkrieg kämpfte. Nach 1918 Wenig bekannt ist seine große wurde er Mitglied des Parteivor- ahrscheinlich am 12. feststellbar. Mit tausend ande- Bedeutung für den Verein ju- standes, 1922 Parteisekretär und Dezember 1942 töteten ren jüdischen Häftlingen, un- gendlicher Arbeiter und damit 1920 – 1932 Präsident des Wie- Wdie Nazis Robert Dan- ter ihnen viele österreichische die Sozialistische Jugend. Der ner Landtages. Er war einer der neberg im Lager Auschwitz- Sozialisten, ist er im Oktober Parteitag 1907 beschloss auf Wenigen, der zugleich Abgeord- Birkenau. Ob er in den Gas- 1942 von Buchenwald abtrans- Antrag Dannebergs einstimmig, neter zum Wiener Landtag und kammern erstickt wurde oder portiert worden. Als er „auf folgenden Passus in das Statut zum Nationalrat (1919 – 1934) im Revier durch eine Injektion Transport ging“ hatte er bereits aufzunehmen: „Die Lokalor- war. 1932 übernimmt er das Amt ermordet wurde, ist nicht mehr viereinhalb Jahre Konzentra- ganisationen sind verpflichtet, des Stadtrates für Finanzen als tionslager hinter sich. Robert nach Kräften dafür zu sorgen, Nachfolger Hugo Breitners. Danneberg war der eigentliche dass die Jugend der Arbeiter- Architekt des Roten Wien. klasse im Geiste des Sozialis- Nach den Februarkämpfen 1934 mus erzogen und mit Klas- wurde er acht Monate in Un- Es war seine Idee, Wien als senbewusstsein erfüllt werde. tersuchungshaft gehalten, war eigenes Bundesland von Nie- Überall, wo es die Verhältnis- dann Mittelsmann zwischen derösterreich abzutrennen, und se zulassen, sollen zu diesem Otto Bauer und den illegalen Re- er hat das auch durchzusetzen Zweck eigene Jugendorganisa- volutionären Sozialisten. Robert gewusst. Die Rolle des Roten tionen gegründet werden.“ Danneberg wurde beim Grenz- Wien wurde dadurch erst mög- übergang in die Tschechoslowa- lich. Er war der Schöpfer der Geboren am 23. Juli 1985 als kei Opfer eines unglücklichen neuen Wiener Gemeindever- Sohn eines wohlhabenden Zufalls – die genauen Ereignis- fassung, er führte die Neuord- Kaufmannes, wurde er Jurist. se wurden verschieden darge- nung der Verwaltung des Wie- Mit 22 Jahren wandte er sich stellt – und fiel in die Hände ner Magistrats durch, er schuf ganz der politischen Arbeit zu, der Gestapo. Anfang April 1938 die Institution der amtsführen- wurde Sekretär der Jugendin- kam er mit dem ersten Trans-

VGA den Stadträte und begründe- ternationale und gehörte zum port politischer Häftlinge nach Robert Danneberg um 1905. te schließlich, dies war seine linken Flügel der II. Internati- Dachau. 

23 DIE LETZTE SEITE

Schreiberlinge aller Bundesländer,…! Unsere Zeitung lebt von den Berichten der vielfältigen antifaschistischen Unseren Mitgliedern Aktivitäten in den Bundesländern und Bezirken sowie von den Rezensionen und Analysen zu aktuellen Entwicklungen. Mit unserer Zeitung informieren wir und AbonnentInnen innerhalb und außerhalb der Sozialdemokratie über unsere Arbeit und leisten einen wichtigen Beitrag zum antifaschistischen Diskurs. Die Redaktion freut sich ganz besonders über Beiträge aus den Strukturen. Fühlt euch daher herzlich ein erfolgreiches eingeladen, im „Kämpfer“ einen Bericht oder eine Rezensionen zu veröffentlichen (am besten mit Bild an [email protected] oder [email protected])! Jahr 2018 Einsendeschluß für 2018: Heft 1/2018: 09. März 2018 Heft 2/2018: 08. Juni 2018 Heft 3/2018: 07. Sept. 2018 Heft 4/2018: 30. Nov. 2018 wünscht Artikellängen: ganze Seite (+Bild): 4.500 - 5.000 Zeichen (mit Leerzeichen) halbe Seite (+Bild): 2.500 Zeichen die Redaktion drittel Seite: 1.500 Zeichen

Hermann Langbein-Symposium: Internationale Sommerakademie: 16.-20. April 2018, Linz 18.-24. August 2018

Ziel dieses Seminars zu „Ideologie und Wirklichkeit Dieses Fortbildungsseminar der Pädagogischen des Nationalsozialismus“ ist es, über die Anmeldungen LehrerInnen: Hochschule Wien und des Auschwitz- Birkenau Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären Staatsmuseums eröffnet die Möglichkeit einer und umfassendes Wissen und Informationen Mag. Michael WIERY, BEd intensiven und gleichzeitig persönlichen Telefon +43 1 601 18-3620 für die antifaschistische Aufklärungsarbeit für Beschäftigung für Lehrerinnen und Lehrer [email protected] Lehrkräfte aller Schultypen anzubieten. Die mit vielfältigen Themen über und rund um Nähe des Seminarorts zu den Gedenkstätten die Gedenkstätte Auschwitz. Im Zuge der Sonstige Anmeldungen Mauthausen und Hartheim ermöglicht im Rahmen Seminarreihe an der Gedenkstätte Auschwitz und Informationen: von Exkursionen die Einbeziehung dieser werden Vorträge und Workshops zum Thema Gedenkorte und ihrer Vermittlungsangebote. Das Thea Schwantner, Mas, Msc, Medu angeboten. Ebenfalls vorgesehen ist eine Seminar ist offen zugänglich und es können auch [email protected] Besichtigung der Stadt Krakau. Mitveranstalter einzelne Vorträge besucht werden. ist die AK Wien.

Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe: Ingrid Antes, Werner Anzenberger, Günter Bischof, Ali Kohlbacher, Mathias Lichtenwagner, Theodor Maier, Claus Michl-Atzmüller, Gerald Netzl, Wolfgang Neugebauer, Alexander Neunherz, Martin Oppenauer, Hanno Rebhan, Tina Rosenberger, Christoph Schribl, Willi Soucek, Peter Weidner Lektorat: Irini Tzaferis Grafische Gestaltung: Helmuth Hockauf / Wien Work - Digital Media Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 1. Dezember 2017 Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 9. März 2018

Österreichische Post AG Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Bund Sozialdemokratischer MZ GZ02Z033355M Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifa- schist/inn/en. 1014 Wien, Löwelstraße 18, Telefon: 01/534 27-277, Fax: Dw. 258, E-Mail-Adresse: [email protected], Internetadresse: www.freiheitskaempfer.at. Fotos: Wenn nicht anders vermerkt: Redaktion Freiheitskämpfer Hersteller: Wien Work - Digital Media, 1220 Wien Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Information über neofaschis-tische und rechtsextremistische Bewegungen, Vereinsnachrichten, Informationen der Opfer des Faschismus. Die im „Kämpfer“ veröffentlichten Artikel und Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion oder des Bundesvorstandes wieder. Zlnr.: GZ 02Z033355M

24