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VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente

1. Ein erster Anlauf zum Sansibar-Stoff? Eine Landschaftsskizze des jungen Andersch

Alfred Andersch: Anblick der Nordsee (Husum), 30.8.1943 Im Hafen macht sich der kleine Dampfer, der den Verkehr zwischen den Halligen und dem Festland vermittelt, zur Abfahrt fertig. Es riecht nach Holz, Brackwasser und ge- trockneten Fischen. Ich gehe den Deich entlang, der seewärts führt. Wenn ich mich um- drehe, sehe ich den flimmrig-grauen Strich der Stadt unter dem Himmel liegen. Unter- wegs überholt mich der Dampfer, eine Kette klirrt und die Bugwelle wirft einen Strudel der Frische auf. In der Weite, in die er steuert, wird er langsam kleiner. Es ist die Weite der See. Der Deich schwingt sich dem Meer in einer mächtigen, weit ausholenden Bewegung entgegen. Dort ruht es still, rosagraue Wolken spiegelnd oder blausanft bis in die Ferne hin. Zwischen Himmel und Wasser schwebt die Insel, langgezogen und violett. Schafe beweiden den Deich, ich höre ihr Knabbern. Stille sonst. Möwengekreisch.

Manuskript, Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Konvolut: Kurzprosa, die norddeutsche Landschaft beschreibend (1939–1943), Nr. 80.583 Vgl. dazu den Beitrag von Volker Wehdeking in diesem Band.

N. Ächtler (Hrsg.), Alfred Andersch, DOI 10.1007/978-3-476-05482-1, © 2016 J. B. Metzler Verlag GmbH, Stuttgart 2. Im Geist der »offenen Diskussion« – Anderschs Rundfunk-Konzept

Alfred Andersch: Das Mitternachtsstudio (1948)

Alfred Andersch /M., den 1. August 1948

DAS MITTERNACHTSSTUDIO

Gesichtspunkte und Vorschläge

Die nachstehend vorgetragenen Gesichtspunkte zur zentralen Wortsendung von Radio Frankfurt stellen meine persönliche Meinung dar und sollen die kritische Stellungnah- me herausfordern.

1. Qualität: Das MNS steht hinsichtlich Qualität, Niveau und Zumutungen an das Mitge- hen der Hörer ausserhalb der beliebten Diskussion über »Rücksicht auf den Hörer« etc. Voraussetzung einer »Sendung für Anspruchsvolle« ist gerade die Zumutung höchster Ansprüche. Niveau hat natürlich nichts zu tun mit esoterischem Quatsch oder uferlosem »geisteswissenschaftlichen« Geschwätz.

2. Aktualität: Das MST steht in stärkstem Masse unter dem Gesetz der Aktualität. Die Aktualität wissenschaftlicher und literarischer Sendungen von hohem Niveau muss aber genau definiert werden: sie ist eine Zeitnähe auf der ihnen eigenen Ebene. Aus- gangspunkt ist der Mensch, und zwar nicht der Mensch »an sich«, sondern der Mensch in der Nachkriegswelt des 2. Weltkrieges mit all ihren Problemen und künstlerischen Formtendenzen. Nur eine Bezugnahme auf den konkreten Menschen unserer Zeit kann diese Sendung[en] tiefer und wirklicher legitimieren und ihnen gleichzeitig eine echte Wirkung verschaffen. Abzulehnen sind jene Fluchttendenzen, die mit den Begriffen des »Ewigen« und »Überzeitlichen« operieren; sie waren im 3. Reich sinnvoll, weil in ihnen sich eine Distanz zum System ausdrückte; heute würden sie einen Verzicht auf die erre- gende Diskussion bedeuten. Das »Ewige« muss sich daraus ergeben, dass die Aktualität mit den höchsten Masstäben gemessen wird.

3. Inhalt: Die Themata des MST ergeben sich aus dem unter 2 Gesagten. Die Sendun- gen sollen funkische Konkretionen dessen sein, was im wissenschaftlichen und künst- lerischen Bereich »in der Luft liegt«. Es muss den Hörer »existentiell« (um ein übles Modewort zu gebrauchen) angreifen, und es muss die Hand auf alle neuralgischen Punkte der Zeit legen. Dabei gibt es für die Darstellungsart zwei Gefahrenquellen: das Parvenuhaft-Modische und den tierischen Ernst. Zwischen diesen Extremen muss das MST sachlich und humorvoll geführt werden und sich damit das Vertrauen der Hörer erwerben. Es muss den geistig und künstlerisch interessierten Menschen in unserer Zeit fesseln und erregen, darf daher nie langweilig sein, muss ihn aber gleichzeitig die Subs- tanz echten Wissen[s] und echter Werte spüren lassen, die Verantwortung also, mit der hier die Dinge zur Diskussion werden. Im Geist der »offenen Diskussion« – Anderschs Rundfunk-Konzept 341

Die Themen umfassen den gesamten Bereich des geistigen Lebens und lassen sich in zwei grosse Abschnitte gliedern

a) Wissenschaftliche (soziologische) Sendungen b) Literarische Sendungen

Es muss die grösst-mögliche gegenseitige Durchdringung von Soziologie und Ästhetik angestrebt werden. Die in der Anlage gegebene graphische Darstellung zeigt den von mir vorgeschlagenen Zusammenhang von allgemeiner Aufgabenstellung und einzelner Sendung. Sie versucht, das MST in seinem Gesamtzusammenhang zu zeigen, in seiner geistigen »Linie«, die, konsequent durchgeführt, von hohem erzieherischen Wert sein könnte, gerade weil hier nicht »erzogen«, sondern eine offene Diskussion gepflogen wird, veranstaltet von Men- schen, die in der gleichen Situation stehen wie das Publikum, an das sie sich wenden.

In der Praxis werden sich literarischer und wissenschaftlicher Bereich, wie auch die ein- zelnen Probleme und Formkreise ständig überschneiden.

Beispiel: Eine Darstellung des Künstlers Sartre kann im Rahmen der Existentialis- mus-Sendung erfolgen. – Das Köstler-Porträt greift ebensosehr ins Politische wie ins Literarisch-Künstlerische. – Die Sendung »Europäische Avantgarde« berührt nicht nur die Problematik neuen Denkens, sondern auch die Frage der Stellung des Menschen zur Politik usw.

4. Musik: Der musikalische Teil des MST wurde hier nicht eigens behandelt. Das MST ist seiner Natur nach in erster Linie Wortsendung. Doch braucht die Musik hier nicht nur eine illustrierende oder auflockernde Funktion auszuüben. In der dargebotenen Musik muss der Geist der Epoche in seinen traditionalistischen wie in seinen revolutionären Strömungen ebenso spürbar sein wie im gesprochenen Wort. Einzelne Sendungen (Re- portage Kranichstein, die Jazz-Sendung) können der Musik allein vorbehalten werden.

5. Funkform: Das MST steht allen funkischen Darbietungsformen (Hörspiel, Lesung, Gespräch etc.) grundsätzlich offen. Der besondere Inhalt macht aber auch das funkische Experiment zur Pflicht und man kann nur hoffen, dass sich für das MST ein ihm eigener Stil entwickelt. Aus der Mischung von Reportage, freiem Gespräch, Spielszene und Le- sung und der damit verbundenen Musik müsste eigentlich ein solcher Stil zu entwickeln sein. Doch wäre dies ein Optimalergebnis, das hier nur angedeutet werden kann, weil es experimentell erarbeitet werden muss.

6. Mitarbeiter: Die Aufgaben, die das MST sich stellt, können ohne einen Kreis quali- fizierter und freier Mitarbeiter nicht erfüllt werden. Die Beschaffung des wissenschaft- lichen und literarischen Materials ist ohne solche »Spezialisten« nicht möglich. Über- haupt kann das MST nicht die Leistung eines Einzelnen sein, sondern muss in einer Art aufgeschlossenem und lebendigem »team-spirit« geschaffen werden. Ideal wäre es, wenn für die Gesprächsführung mit Menschen aller Lebensschichten, wie sie meine Vor- schläge vorsehen, ein Reporter von hohem geistigen Volumen und grösster Lebendigkeit gefunden werden könnte. 342 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente

Anlage 1: Schema Mitternachtsstudio Im Geist der »offenen Diskussion« – Anderschs Rundfunk-Konzept 343

Alfred Andersch Anlage 2 zu »Das Mitternachtsstudio«

Vorschläge für Sendungen

Hier sind nur diejenigen Sendungen näher erläutert, deren Inhalt aus der graphischen Darstellung nicht ohne weiteres ersichtlich ist. Sämtliche Titel sind vorläufige Arbeitsti- tel.

Der Sprung in das Nichts. Eine Existentialismus-Sendung. Wir organisieren eine muntere Debatte mit Prof. Bollnow, Mainz, Prof. Gadamer, Frank- furt, Dr. Clemens Münster und unbekannten Sprechern (Studenten usw.), die »existenti- elle« Fragen stellen. Diese Debatte montieren wir mit illustrierenden Texten von Heideg- ger, Jaspers, Marcel, Aron, Sartre, Camus, Jünger u. a. Künstlern und Philosophen und schliessen evtl. mit einer Szene von Sartre. Spezieller Mitarbeiter: Egon Vietta.

Europäische Avantgarde. Ein zum reportagehaften Gespräch geformter Querschnitt durch meine im Herbst bei den »Frankfurter Heften« erscheinende Anthologie mit Texten von: Köstler, Denis de Rougemont, Vercors, Camus, Sartre, Simone de Beauvoir, Kahler, Malraux, Spender, Ko- gon u. a., die einen Querschnitt durch die europäische Situation ergeben wird.

Die Gesellschaft verändert sich. Der wirtschaftlich-gesellschaftliche Strukturwandel, dargestellt in Gesprächen mit Prak- tikern der Wirtschaft und Arbeitern, die das Phänomen der Entstehung neuer Klassen (der Manager- und Spezialisten-Kategorien) beleuchten sollen. Dazu Texte von Schum- peter, Sering, Hilferding, Burnham, Röpke, Ortlieb, Sternberg, Welty, Nell-Breuning. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Minssen, München.

Mann und Frau 1948. Eine Reportage aus Gesprächen mit Heimkehrern, Studenten, jugendlichen Schwarz- händlern, Geistlichen, Ärzten, berufstätigen Frauen, jungen Mädchen, Amerikanern usw. Dazu Versuche aus der jüngsten Literatur, die eine Vertiefung der faktischen Ge- sprächs-Feststellungen geben.

Staat in der Krise. Wir schildern die Krise, in die der Mensch, und inbesondere der Deutsche, in seiner Einstellung zum Staat geraten ist, in Gesprächen mit Menschen aller Lebensschichten. Es wird dabei besonders um die Frage der »staatsfreien Sphären« gehen. Dazu Zitate aus Teynbee, Denis de Rougemont, Huizinga u. a.

Die Neu-Entdeckung des lieben Gottes. Eine aus Planck, Pascual Jordan, Ravink, Lenin, Mach, Jeans, de Broglie, Huxley u. a. montierte Diskussion über das Thema des Verhältnisses von Naturwissenschaft (beson- ders der neuen Physik) zur Religion. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Clemens Münster, Frankfurt. 344 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente

Technik – Fluch oder Segen? Ein Querschnitt durch die heutige Diskussion des technischen Problems in Wissenschaft und Kunst (Veit, F. G. Jünger, Spengler, Jaspers, Saint-Exupery u. a.) verbunden mit Ge- sprächen mit Arbeitern, Technikern, Ingenieuren, amerikanischen Fliegern usw. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Clemens Münster, Frankfurt.

Deutsche in London und New York. Eine Verbindungssendung mit der politischen und künstlerischen Emigration unter Mitwirkung von Hans Wallenberg, New York, und Hans Jaeger, London, für die politi- sche, Friedrich Torberg, New York, und Wilhelm Unger, London, für die künstlerische Emigration. Dazu Darstellung, wie wir in Deutschland das Problem der Emigration se- hen.

Deutsche und Franzosen – 3 Jahre nach dem Krieg. Gespräche mit und zwischen politischen und künstlerischen Persönlichkeiten der bei- den Länder zum Verhältnis Frankreich – Deutschland. Teilnehmer: Kogon, Emmanouel Mounier, Schneider-Lengyel, Redaktion »Documents«, Graf Keller (französischer Ge- schäftsträger in München), Carl August Weber (Direktor der französischen Bibliothek in München), Jean Schlumberger, Graf d’Harcourt, Vercors. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Walter M. Guggenheimer, München.

Wie sie den Krieg sahen. Die Spiegelung des Erlebnisses von Weltkrieg II in der Dichtung der beteiligten Natio- nen. Hier bestände eine interessante Möglichkeit, durch Gegenüberstellungen die Unter- schiede zur Kriegsliteratur des 1. Weltkrieges zu zeigen.

Realismus und Glaube. Ein Querschnitt durch die religiösen Strömungen in der modernen Literatur Frank- reichs und Englands mit Beispielen aus Bernanos, Mauriac, Claudel, V. Sackville-West, Graham Greene, Evelyn Waugh und weiteren. Spezieller Mitarbeiter: Rüdiger Proske, Redaktion Frankfurter Hefte.

Was bleibt vom Expressionismus? Ein Versuch, aus der deutschen expressionistischen Literatur vor und nach dem 1. Welt- krieg das Bleibende zu finden und für unsere Zeit fruchtbar zu machen. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Walter Mannsen, Preetz/Holstein.

Die letzten Ritter. Deutung und Darstellung des Werks von T.E. Lawrence, Henry de Montherlant, Ernst Jünger, Antoine de Saint-Exupery, Alexander Lernet-Helonia, Garcia Lorca. Wie bei allen literarischen Sendungen soll auch hier das analysierende Wort nur sehr sparsam verwendet werden. Spezieller Mitarbeiter: Dr. Gunter Groll, München.

Auf dem Weg zum Realismus. Am Werk von Wolfgang Borchert und Elisabeth Langgässer wird die Haupttendenz der deutschen Literatur heute, der Realismus, gezeigt, zu dem sowohl die traditionalisti- schen wie die jüngeren Kräfte drängen. Im Geist der »offenen Diskussion« – Anderschs Rundfunk-Konzept 345

Die Zauberbüchse der Surrealisten. Eine »magische« Sendung, in der die zauberhaften Einfälle der surrealistischen Literatur gleich funkisch verarbeitet werden. Texte von Bréton, Eluard, Aragon, Stramm, Kreuder, Sebastian Grill und vielen anderen.

Frankfurt/M., 1. August 1948

Typoskript, Historisches Archiv des Hessischen Rundfunks. Vgl. dazu den Beitrag von Hans Sarkowicz in diesem Band. 3. »Eine komplexe Bemühung des Werdens« – Andersch als Herausgeber der deutschen Nachkriegsliteratur

Sorgen eines Herausgebers oder: Was mir an der studio-frankfurt-Reihe nicht gefällt. Freimütig eingestanden von Alfred Andersch (1953)

Andersch: »Auf der Frankfurter Buchmesse 1952 tauchten sie zum erstenmal auf – schlanke, schmale Bände von 50–100 Seiten Umfang, kartoniert und cellofaniert, die Einbände sehr farbig, sehr – wie man so sagt – ›modern‹, – die Bände der studio-frankfurt-Reihe der Frankfurter Verlagsanstalt. Ich bin ihr Herausgeber. Das kam so: Im Winter fragte mich der Cheflektor der Frankfurter Verlagsanstalt Dr. Walter Maria Guggenheimer, was man machen könne: Sie bekämen manchmal ausgezeichnete Erzählungen zugeschickt, die aber nicht umfangreich genug seien für ein ›richtiges Buch‹. Unter einem ›richtigen Buch‹ versteht man im deutschen Buchhandel einen Roman von mindestens 300 Seiten, und man behauptet, das deutsche Publikum kaufe keine Erzählungsbände, sondern nur Romane. Aber, so meinte Dr. Guggenheimer, die Erzählungen seien so gut, daß man sie unbedingt drucken müsse. Bon, sagte ich, dann machen wir eine Reihe. Aber in die Reihe dürfen nicht nur Erzählungen rein, das wäre langweilig, sondern praktisch alles, womit sich die jüngeren deutschen Schriftsteller beschäftigen, also Theaterstücke, Hörspiele, Tagebücher, Gedichte, Essays, philosophische Manuskripte, politische Traktate, Repor- tagen. Auch die Verbindungslinien zur Musik und bildenden Kunst hinüber müßten ge- zogen werden, meine ich. Die Idee, mit der ich, wie Sie, meine Hörer, bereits bemerkt ha- ben, den Mund ziemlich voll nahm, schlug mächtig ein. Die Frankfurter Verlagsanstalt ist ein ziemlich munterer Verlag. Es geht dort nicht so still und vornehm und ausgeruht zu wie eine Treppe tiefer bei Herrn Suhrkamp, was gar keine Sottise gegen Herrn Suhr- kamp sein soll – er hat den besten und schönsten literarischen Verlag Deutschlands und ist ein Mann, der nur auf Qualität schaut – ohne Rücksicht aufs Geschäft. In der Frank- furter Verlagsanstalt hingegen sind die Leute ständig überarbeitet, abgehetzt und nervös, weil ihr Leiter, der Professor Egon Kogon, ein Mann der tausend Unternehmungen ist, ein unruhiger Geist, dessen ganzer Spaß es ist, dem Unmöglichen neue Stücke des Mög- lichen zu entreißen. Kogon, Guggenheimer und ich – wir setzten uns also zusammen und beschlossen, die studio-frankfurt-Reihe zu machen, eine Buchreihe in der ›es passie- ren‹ sollte, wie wir unter uns das, was wir vorhatten, zugleich bescheiden und großspurig benannten. Als vierte kam meine Frau hinzu. Meine Frau ist Malerin, eine, wie man so sagt, ›moderne‹ Malerin. Für die Ausstattung der Reihe brauchten wie jemand, der das Neue, das in den Büchern stecken sollte, auf durchaus neue Weise präsentieren konnte. Da wir von dem Gedanken der Kunst ausgingen, mußten auch die Einbände ›Kunst‹ sein, nicht ›Gebrauchsgrafik‹. Die Reihe sollte dem suchenden, neuartigen und experi- mentierenden Schaffen einer Generation dienen, die erst nach dem zweiten Weltkrieg begonnen hat, zu schreiben, und dementsprechend mußte für die Ausstattung jemand gefunden werden, der als bildender Künstler dieser Generation angehörte, der noch ›auf dem Wege war‹. Meine Frau hat, diesem Auftrag entsprechend, keine Bucheinbände ge- macht, sondern sie hat für jedes Buch ein ihm mehr oder weniger entsprechendes Bild gemalt, und das haben wir dann auf den Einband gedruckt. Die Gebrauchsgrafiker übri- »Eine komplexe Bemühung des Werdens« 347 gens waren darüber garnicht böse, sondern sie haben diesen Zuwachs sehr freundlich in ihre Reihen aufgenommen. Führende Grafiker und Buchhändler haben die Bände in die Auswahl der ›50 schönsten Bücher des Jahres‹ aufgenommen und auf Ausstellungen in London, Paris und Italien gezeigt. Im Anfang, als meine Frau noch garnichts von Druck- technik verstand, hat sie fünf-, sechs- ja siebenfarbige Entwürfe geliefert. Teure Späße, und der Hersteller des Verlags, Herr Nunnemann, raufte sich die Haare. Inzwischen hat er ihr beigebracht, ein wenig haushälterischer zu sein und die Einbände sind dadurch nicht schlechter geworden. Ja, das war die Crew um die studio-frankfurt-Reihe, und nun begannen meine Sorgen als Herausgeber. Wieso Sorgen? werden Sie fragen. Hier liegt doch ein außerordentli- cher Glücksfall vor. Sie, Herr Andersch, haben unter hundert Verlegern den einen ge- funden, der so etwas riskiert – eine Sache, die absolut notwendig ist, die aber nicht nur nichts einbringt, sondern bei der der Verlag auch noch draufzahlt. Natürlich, das stimmt. Aber, wie immer, wenn ein schönes Projekt in das Stadium der Verwirklichung eintritt, bekommt man doch mächtige Manschetten. Würde ›es‹ wirklich ›passieren‹? Wer war eigentlich ›es‹? Ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, diese Frage zu beantworten. Ich will es ver- suchen, Ihnen, meine Hörer, zunächst mit einer kleinen Statistik klarzumachen, was ich meine. Wir haben bis jetzt 12 studio-frankfurt-Bände herausgebracht. Davon sind

4 Erzählungsbände 2 Gedichtbände 1 Hörspiel 1 Opernlibretto mit Partitur-Auszügen 1 Reportage 1 Tagebuch eines Malers 2 Essay-Bände.

Einer der Essay-Bände, nämlich Eickerts ›Der kluge Portugiese‹, enthält Prosa-Stücke, die man ebenso gut als Erzählungen betrachten kann, auch Werner Helwigs Bericht über den sizilianischen Banditen Giuliano ist eigentlich mehr eine Erzählung als eine Repor- tage. Damit würde sich die Zahl der Erzählungsbände sogar auf 6 erhöhen. Mit anderen Worten: Die Reihe bewegt sich, bis jetzt, im Rahmen der Literatur im engeren Sinne, im Bereich der Dichtungsformen von der Prosa bis zur Poesie. Mir hat aber ursprünglich etwas anderes vorgeschwebt. Die Dichtung sollte zwar der innerste Kern des Unterneh- mens sein, aber um diesen Kern aus Kunst sollte sich das Fleisch einer Literatur in viel weiterem Sinne ansetzen. Der Umfang der Bände eignet sich zum Beispiel ausgezeich- net für gründliche und fesselnde Reportagen, und ich hatte mir vorgestellt, ein junger Schriftsteller würde sich mal auf den Weg nach Friedland machen und mir darnach ein Manuskript anbieten: ›Gespräche mit Heimkehrern aus Rußland‹, ein Manuskript, das mit der üblichen Zeitungsberichterstattung über dieses Thema aufräumen würde. Es ist ja furchtbar, wie gleichförmig und langweilig die deutschen Zeitungen diesen vielleicht fesselndsten Stoff behandeln. Aber ich nenne dieses Thema unter tausend anderen – es läßt auch Möglichkeiten der künstlerischen Gestaltung zu. Überfällig wäre auch eine kritische Reportage über das deutsche Schulwesen, über die Ostzone, über das Leben der Arbeiter und Angestellten und über den Zustand der deutschen Industrie, dargestellt an speziellen Ausschnitten, aber ich bekomme Gedichte, Gedichte, Gedichte. Auch bildete ich mir ein, junge Historiker würden zu mir kommen, um für die studio-frankfurt-Reihe 348 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente neue Arbeiten über Bismarck oder Stresemann oder eigenwillige Untersuchungen zur jüngsten deutschen oder fremden Geschichte zu schreiben, Studien über Dinge, die uns bewegen und denen man anmerkt, daß die Schreibenden von ihnen bewegt wurden. Was für die Historiker gilt, gilt auch für die Soziologen, Psychologen, Geografen und Naturwissenschaftler jeglicher Observanz. Wir stehen zwischen den Trümmern einer untergegangenen Welt und wundern uns, daß sie wiederaufgebaut wird, statt daß man etwas Neues baut. Aber die jüngere Generation der deutschen Wissenschaft nimmt das einfach hin und blickt brav und bewundernd zu ihren alten Lehrern auf. Ich kenne kein einziges Werk eines jüngeren deutschen Historikers, welches das überlieferte deutsche Geschichtsbild auch nur anhand einer Einzelstudie in Frage stellen würde. Es gibt da nicht einmal Bücher, die im engeren Sinne ›interessant‹ oder aus irgendeinem Grunde aufregend wären. In Frankreich ist es der Ehrgeiz jedes jungen Mannes, der die Sorbon- ne hinter sich hat, möglichst schnell ein Werk zu veröffentlichen, das durch neue Aspek- te, neue Erfahrungen und neue Theorien auffällt. Zugegeben, daß dabei viel Blendwerk herauskommt – aber es weht eben doch ein lebendigerer und schärferer Wind als bei uns in Deutschland, wo jeder Dozent bis zu seinem vierzigsten Lebensjahre der ergebene Assistent seines Doktor-Vaters bleibt. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, – ich nenne hier nur Max Bense –, fehlt bei uns der Typ des jungen, revolutionären Wissen- schaftlers, sodaß schließlich die alten Herren selbst gezwungen sind, ein paar neue As- pekte beizutragen, und sich der groteske Zustand ergibt, daß eine neue Schrift von Ernst Niekisch, Carl Schmitt oder Ernst Robert Curtius wesentlich frischer wirkt und mehr Staub aufwirbelt als die fleißigen Bemühungen der Jüngeren, die sich offenbar auf das Prinzip der ›nordischen Spätreife‹ kaprizieren. Es sieht nun beinahe so aus, als bliese ich in dasselbe Horn wie Hermann Kesten. Die- ser emigriert gewesene deutsche Schriftsteller zieht seit einiger Zeit herum und erklärt, die jüngeren deutschen Schriftsteller seien mutlos, restaurativ, nur mäßig begabt, und würden von der ›gewiß überragenden älteren Generation‹ – wie er seine eigene bezeich- net – glatt in die Tasche gesteckt. Ich möchte hier nicht die Frage aufwerfen, worin denn das ›überragende‹ dieser älteren Generation eigentlich bestehe. Für mich ist es – mit Ver- laub gesagt – eine Generation, die das deutsche Unglück namens Hitler entweder direkt unterstützt oder so miserabel gegen es gekämpft hat, daß sie es nicht verhindern konnte und emigrieren mußte. Aber lassen wir das. Ich möchte hier nur genau definieren und sagen, daß meine Kollegen im engeren Sinne, die Literaten und Dichter, sich scharf von den jungen Wissenschaftlern und Denkern unterscheiden. In den Werken von Autoren wie Heinrich Böll, Wolfgang Weyrauch, , Milo Dor, oder Wolfgang Koeppen, – die meisten von ihnen sind auch in der studio-frankfurt-Rei- he vertreten, und ich könnte noch viele Andere nennen –, findet sich jener kritische Mut, den ich bei den jüngeren Journalisten und Wissenschaftlern vermisse. Das ist der Grund, warum die Reihe sich, – wie ich schon gesagt habe –, im Rahmen der Literatur im engeren Sinne, im Bereich der Dichtungsformen von der Prosa bis zur Poesie bewegt. Die Dichter haben ein genaues Gespür für die innersten Tendenzen unserer Zeit und sie spüren, daß es keine guten Tendenzen sind. So bilden sie die Kritik daran aus – Hein- rich Böll in seiner bestürzenden Satire ›Nicht nur zur Weihnachtszeit‹, Arno Schmidt in der geradezu grimmigen Sprach-Revolution der ›Umsiedler‹, Wolfgang Weyrauch in der grandios-skeletthaften Vision vom Untergang Hitlers in den Schächten der Berliner U-Bahn. Hören Sie, um zu verstehen, was ich meine, eine Probe: den schon berühmt gewordenen ›Stiefel-Appell‹ aus Wolfgang Weyrauchs ›Bericht an die Regierung‹:« »Eine komplexe Bemühung des Werdens« 349

Weyrauch: »Der Ausbilder sagte zu meinem Nebenmann: wie halten Sie mir denn die Dinger da hin? Mein Nebenmann hatte dem Ausbilder seine Stiefel so hingehalten, daß er die Fin- ger in die Schlaufen im Innern der Stiefel steckte. Falsch, antwortete mein Nebenmann, aber ich sah ihm an, daß er nicht wußte, wie es richtig war. Der Ausbilder warf die Stiefel dem Rekruten vor die Füße. Der Rekrut wollte sich danach bücken. Liegenlassen, sagte der Ausbilder. Aber ich habe sie so schön geputzt, antwortete der Rekrut, je länger sie im Sand liegen bleiben, desto schmutziger werden sie. Ich zähle, sagte der Ausbilder, ich zähle bis drei, ich zähle drei abenteuerliche Verstöße gegen alles, was Soldat heißt, der Herr Rekrut sprechen, ohne gefragt zu sein, der Herr Rekrut denken, Denken ist Glücks- sache, Herr, und damit aller guten Dinge drei sind, haben der Herr seine Stiefel geputzt, geputzt, putzen können Sie die Monatsbinde Ihres Fräulein Braut, der Soldat putzt seine Stiefel nicht, er reinigt sie. Was macht der Soldat mit seinen Stiefeln? fragte der Ausbil- der. Er reinigt sie, antwortete mein Nebenmann. Wer reinigt seine Stiefel? fragte der Ausbilder. Der Soldat reinigt seine Stiefel, antwortete der Rekrut. Haben Sie Ihre Stiefel gereinigt? fragte der Ausbilder. Ich habe meine Stiefel gereinigt, antwortete mein Neben- mann. Warum zeigen Sie sie nicht vor? fragte der Ausbilder, wissen Sie nicht, daß Appell ist? Der Rekrut bückte sich, hob seine Stulpenstiefel hoch und hielt sie dem Ausbilder so hin, wie es sich gehört: an den Absätzen angefaßt, die Hacken aneinander, die Spitzen so weit auseinander, daß die Stiefel fast im rechten Winkel zueinander standen. Was ha- ben Sie mit den Stiefeln gemacht? fragte der Ausbilder. Ich habe meine Stiefel gereinigt, antwortete der Rekrut. Warum? fragte der Ausbilder. Weil Appell war, antwortete der Rekrut. Sonst reinigen Sie Ihre Stiefel nicht? fragte der Ausbilder. Doch, sagte der Rekrut, jawohl. Erzählen Sie einmal, sagte der Ausbilder, wie Sie Ihre Stiefel gereinigt haben. Ich habe sie eingefettet, antwortete der Rekrut. Ganz? fragte der Ausbilder. Nein, antwortete der Rekrut, bloß das Oberleder. So, fragte der Ausbilder, das war alles? Jawohl, antwor- tete der Rekrut. Was das wirklich alles? fragte der Ausbilder. Jawohl, antwortete der Re- krut. Wirklich? fragte der Ausbilder. Nein, antwortete der Rekrut, ich habe noch Wasser in die Schuhe geschüttet. Wer hat hier etwas von Wasser gesagt? fragte der Ausbilder. Ich, antwortete der Rekrut. Ich habe nichts gehört, sagte der Ausbilder. Schütze Behrendt, antwortete der Rekrut. Haben Sie etwas zu sagen? fragte der Ausbilder. Nein, antwortete der Rekrut. Wer hat hier etwas zu sagen? fragte der Ausbilder. Sie, antwortete der Rekrut. Wer bin ich? fragte der Ausbilder. Der Herr Stabsfeldwebel, antwortete der Rekrut. Hat sonst noch einer hier etwas zu sagen? fragte der Ausbilder. Sonst keiner, antwortete der Rekrut. Das war Ihr Glück, antwortete der Ausbilder. Jawohl, antwortete der Rekrut. Antworten Sie nur, sagte der Ausbilder, wenn Sie gefragt werden. Der Rekrut schwieg. Warum antworten Sie nicht? fragte der Ausbilder. Ich bin nicht gefragt worden, antwor- tete der Rekrut. Ich werde Sie schon dorthin kriegen, sagte der Ausbilder, wohin ich Sie haben will. Der Rekrut schwieg. Wohin will Sie haben? fragte der Ausbilder. Ich weiß es nicht, antwortete der Rekrut. Weiß ich nicht, sagte der Ausbilder, weiß ich nicht, das, was Sie wissen sollen, wissen Sie nicht, und das, was Sie nicht wissen sollen, das wissen Sie. Wohin will ich Sie haben? fragte der Ausbilder, zu einem anständigen Menschen, fuhr er fort, aber Sie werden nie ein anständiger Soldat, wenn Sie Ihre Stiefel verschimmeln las- sen. Was, unterbrach er sich, habe ich, Mensch, gesagt? Sie machen mich ganz verrückt, Mensch. Wozu will ich Sie machen? fragte der Ausbilder, zu einem anständigen Men- schen oder zu einem anständigen Soldaten? Zu einem anständigen Soldaten, antwortete der Rekrut. Was macht ein anständiger Soldat nicht? fragte der Ausbilder. Wasser in seine Stiefel schütten, antwortete der Rekrut. Falsch, sagte der Ausbilder, sich nicht dabei 350 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente erwischen lassen, ist richtig, anders kann man die Stiefel nicht in Ordnung bringen, denn wie muß alles sein? In Ordnung, antwortete der Rekrut. Nicht in Ordnung ist, antwortete der Ausbilder, wenn von Fett die Rede ist, und es wird von Wasser gesprochen. Der Teil der Sohle zwischen eigentlicher Sohle und Absatz muß auch noch eingefettet werden, sagte der Rekrut. Und die eigentliche Sohle? fragte der Ausbilder, was ist damit? Sie muß gebürstet werden, antwortete der Rekrut. Was ist mit den Absätzen? fragte der Ausbil- der. Sie müssen gebürstet werden, antwortete der Rekrut. Warum? fragte der Ausbilder. Damit sie sauber sind, antwortete der Rekrut. Damit es so aussieht, antwortete der Aus- bilder, als ob sie sauber wären. Sie lernen es nie.«

Andersch: »Ich stehe nicht an, Stücke wie dieses als große Prosa zu bezeichnen, mag auch der deut- sche Bildungsspießer, der sich an seinem Ernst Wiechert und Rudolf G. Binding erbaut, darob entsetzt sein. Aber solchen Wagnissen der Schriftsteller antwortet vorläufig noch keine große geistige Bewegung. Noch verharrt die Literatur im klassischen Sinne, wie etwa Ranke sie noch als Gesamtheit der intellektuellen Äußerungen einer Nation oder Epoche definiert hat, im Zustande der Unbeweglichkeit. Als Herausgeber einer Buchrei- he, die den ausgesprochenen Zweck hat, dem Neuen und Werdenden zu dienen, wäre es mein höchster Wunsch, den deutschen Geist nicht nur auf dem Gebiet der Dichtung in Bewegung geraten zu sehen. Übrigens habe ich den Eindruck, daß sich auch die Dichter ein wenig zu sehr auf die Dichtung eingrenzen. Ich muß auch hier wieder das französische Beispiel heranziehen. Ein junger französischer Schriftsteller, – nehmen wir Albert Camus –, wird sich nie- mals scheuen, zu Fragen des Tages Stellung zu nehmen oder sich rein denkerisch zu äußern, wenn ihm das zur Klärung der Begriffe und der Realität notwendig erscheint. Ernst Schnabel, Heinrich Böll oder Ingeborg Bachmann aber kommen bei uns garnicht auf die Idee, eine politische Schrift oder eine philosophische Studie zu schreiben. Of- fenbar fühlen sie sich dafür nicht zuständig. Das ist schade, denn die Literatur ist eine universale Angelegenheit, und es ist besser, wenn ein ausgezeichneter Schriftsteller rich- tige Gedanken gut niederschreibt, als wenn ein schlechter Philosoph falsche Gedanken in miserablem Deutsch zu Papier bringt. In Fragen des Geistes gibt es keine Trennung nach Ressorts. Immerhin – auf dem Gebiet der Literatur passiert etwas in Deutschland, und es pas- siert auch und einigermaßen systematisch in der studio-frankfurt-Reihe. Weil die Reihe auf die Avantgarde der deutschen Schriftsteller eine ziemliche Anziehungskraft ausübt, weil sie zu so etwas wie einem Kristallisationspunkt experimentierenden Schreibens ge- worden ist, droht ihr eine Gefahr, die meine zweite Hauptsorge bildet. Es ist die Gefahr, mit Hilfe des Etiketts ›avantgardistisch‹ klassifiziert und ad acta ge- legt zu werden. Da ich selbst eben den Ausdruck ›Avantgarde der deutschen Schriftstel- ler‹ gebraucht habe, erscheint es als Widerspruch, wenn ich mich gegen das Adjektiv ›avantgardistisch‹ wende – und doch möchte ich diese Unterscheidung machen. In jeder Literatur jeder Epoche hat es eine Avantgarde gegeben – ein paar Schriftsteller, die neue Inhalte gefunden und neue Techniken ausprobiert haben. ›Avantgardismus‹ als Stilrich- tung aber gibt es nicht. Übersetzen wir uns das Wort ins Deutsche, um seine Absurdität zu ermessen: es gibt Künstler, die den anderen voran gehen – aber gibt es einen ›Vora- nismus‹? Ein Vorangehen um des Vorangehens willen? Ein vorne an sein, das das vorne an sein zum Inhalt hat? Wenn es das überhaupt gibt, so ist es die Angelegenheit literarischer Snobs. Und »Eine komplexe Bemühung des Werdens« 351 nun gibt es allerdings Leute, die die studio-frankfurt-Reihe gerne als Angelegenheit li- terarischer Snobs abtun möchten, sie als ›avantgardistisch‹ im Sinne des Modischen abstempeln wollen. Ich möchte mich hier in keine Auseinandersetzung über das Wort ›Snobismus‹ einlassen, dem man ja nicht nur eine negative, sondern auch eine positive Bedeutung geben kann. – Gebrauchen wir es ruhig im üblichen Sinne, also negativ. Schon aus meinen vorhergegangenen Ausführungen muß eigentlich klar sein, daß die Reihe alles Andere als snobistisch sein will. Sie zielt vielmehr ganz bewußt auf gesellschaftskri- tische und metaphysische Inhalte hin, sie versucht, die kritische und bewegende Funk- tion, die die Literatur innerhalb der Gesellschaft haben soll, zu erfüllen. Und wenn ich – in dieser Hinsicht – etwas an den bisher in der studio-frankfurt-Reihe erschienenen Arbeiten auszusetzen habe, dann, daß sie diese Tendenz noch nicht genug erfüllen und daß sich die Autoren noch zu sehr im Formalen, oder sagen wir es ruhig: im Formalis- tischen, verfangen. Doch ist das wiederum verständlich: Neue Inhalte bedürfen neuer Formen – etwas wirklich Neues kann nicht in Formen ausgesagt werden, die für das Äl- tere gefunden wurden, als es noch das Neue war. Nun kann man natürlich der Meinung sein, es gäbe überhaupt nichts Neues unter der Sonne, und in gewissem Sinne stimmt das sogar, – vermutlich läßt sich die gesamte Weltliteratur auf ein Dutzend Grundfabeln und die gesamte Philosophie auf ein Dutzend Grundgedanken reduzieren. Jedoch hat die Menschheit offenbar das fatale Bedürfnis, sich in jeder Epoche und in tausend Va- riationen neu mit diesen Grundfabeln und Grundgedanken auseinanderzusetzen, und diese Auseinandersetzung schlägt sich in Werken der Kunst und des Denkens nieder. Das ist der Grund, warum Picassos ›Guernica‹ nicht überflüssig ist, nur weil dasselbe schon einmal in Goyas ›Desastres de la Guerra‹ gezeigt wurde. Der Versuch, neue For- men zu finden, (hinter dem sich das Ringen um die erneuerte Erkenntnis der Wahrheit verbirgt) schafft aber für jede Epoche ein verändertes Klima. Dieses veränderte Klima, das sich in allen Lebensformen ausprägt, vom Stuhl bis zum Bild, von der Krawatte bis zum Staatsgedanken, ist aber das, was wir als das ›Moderne‹ bezeichnen. Das Moderne im Künstler ist im Grunde nichts weiter als ein Gefühl für Klima-Veränderungen. Als Stilprinzip hingegen gibt es das ›Moderne‹ ebensowenig wie das ›Avantgardistische‹ – wenn man unter Stilprinzip mehr versteht als nur das Formale (das es für sich allein überhaupt nicht gibt, auch wenn Gottfried Benn das Gegenteil hartnäckig behauptet.) Wenn jede Epoche – was ich für wahr halte – unmittelbar ist zu Gott, so ist die zu Gott unmittelbare Kunst einer Epoche modern, Kunst und Modernität sind dann identisch, während die Wiederholung von Kunst-Mustern einer vergangenen Epoche eben keine Kunst ist, sondern die Tätigkeit von Kopisten. Die Traditionalisten, die diese Tatsachen erregt leugnen, sind es daher, die versuchen, das Neue mit den verächtlich ausgespro- chenen Schematisierungen von ›Avantgardismus‹ und ›Modernismus‹ zu diskreditieren. Kein wirklicher Künstler wird solche Bezeichnungen für sich in Anspruch nehmen: er ist auf so selbstverständliche Weise modern, wie das Gras grün ist. Kunst, die nicht modern ist, ist so wenig Kunst, wie Gras, das nicht grün ist, noch Gras ist. Man nennt es dann Heu und führt es den Wiederkäuern als Winternahrung zu. Es ist eben eine meiner Hauptsorgen als Herausgeber, daß Sie, meine Hörer, sich die studio-frankfurt-Reihe nicht durch reaktionäre Kritiker als etwas ›Modern-verrücktes‹ verekeln lassen, als einen Tummelplatz ›avantgardistischer‹ Experimente um ihrer selbst willen. Die Bände der studio-frankfurt-Reihe wollen keine vollendeten Kunstwerke prä- sentieren, obwohl ich persönlich die Prosa von Arno Schmidt oder ein paar Gedichte von Ingeborg Bachmann oder einige Partiturseiten von Hans Werner Henze als voll- endet empfinde, – aber darüber kann man streiten –, worauf es uns, dem Verlag, den 352 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente beteiligten Schriftstellern und dem Herausgeber ankommt, ist, Ihnen die Arbeit heuti- ger Künstler und, wie ich immer noch hoffe, heutiger Publizisten, Wissenschaftler und Denker, als eine komplexe Bemühung des Werdens darzustellen, als ›Work in progress‹, wie es vor 30 Jahren James Joyce so unvergleichlich und unübersetzbar formuliert hat. Lassen Sie mich mit einem Prosastück aus dem studio-Band des noch ganz unbekannten Carl. H. Eickert schließen. Es wird Ihnen auf ganz andere Weise, als ich es versucht habe, sagen, was wir wollen.«

Eickert: »Laßt uns, Freunde – so seid Ihr? –, diesen sonderbaren Menschen beschreiben. Gerüch- te gehen, daß er sich seine zwei Finger an einem Mastbaum oder einer Kanone zerschla- gen, daß er in seiner Jugend im Leichenkeller einer Klinik gearbeitet habe, und andere mehr. Wie häufig hat man nicht an diesem dürren Ort über ihn gelacht! Wir alle haben gelacht, he? Da kommt er, die breiten Schultern vorgehängt und die Zähne entblößend, drängender Energien voll, die ihn nicht lächeln, sondern lachen machen, kantig, schrill, groll. Er hat alles erfahren, alles gelesen, alles gesehen. Das flackernde Dasein, das zu dieser Zeit zu gehören scheint und das uns zwischen Auflodern und Erlöschen hin und her treibt, er hat wie alle teil an ihm, er paßt sich mit Katzenhaftigkeit seinen veränderten Lagen an, unschuldig-schuldig, schuldig-unschuldig, automatenhart, automatenblank, triumphie- rend, vielleicht in ausweglosem, über ihn wie ein Gesetz verhängtem Selbstbetrug. Die Stände sind zerschmolzen, die Ordnungen zerflossen, die Worte verweicht, die Taten zerlaugt von zuviel Macht und zuviel Ohnmacht, beidem; die Fahnen steigen und sinken, Apparate drohen und verfallen, überholt, überzählig gemacht durch nüchterne- re; die Vergangenheit verschwimmt in den Schwaden unerhörter Anstrengungen, die Zukunft zeigt Gesicht und Glieder grausam (wäre es nur Sprödheit!) verhüllt. O Erde, die uns alle geboren hat! Durchgrabene, besäte, bepflanzte, schutzgewährend häuserbebaute, alte, warme, dämmernd heimelige Erde! Nimm ihn freundlich auf, wenn er zu sterben kommt, hörst du, den alten tollen, kreuz und quer versponnenen, von aber- tausend Dingen und Gedanken umgarnten, stierschädlig rechthaberischen Rätselsteller. Man klagt darüber, daß es jetzt an Persönlichkeiten fehle. Ist er keine, so ist er doch – was meint ihr, Freunde? – ein rührendes (ja, rührendes!) Zerrbild davon, – in Umstän- den, die der Entfaltung (eine andere Art der Freiheit gibt es nicht) des Menschen, des Einzelnen und seiner Kräfte nicht günstig zusein scheinen, und wo schon der Anblick einer deutlichen Skurrilität und eines buntscheckigen Starrsinns als Befreiung gelten muß. Wedekind, du hättest ihn vielleicht ergriffen und auf eine wirbelnde Bühne gestellt, als den polternd-überlegenen Gouverneur einer Insel, den dennoch alle betrügen, oder den grimmigen Aufseher über eine schwarze Arbeiterkolonie, über den sie im geheimen ihre ehrfurchtslosen Späße machen. Gott im Himmel, Du weißt es am besten, wie Schlagwetter-Ängste und schwelende, schwärzende Einsamkeit den anonymen Menschen dieses trommelnd verstockten Jahr- hunderts der schnell überschätzten Energien und der endlos paroligen Worte bedrü- cken. Hilf uns, Deinen Söhnen, und hilf den nach uns Kommenden, daß sie eines lernen: richtig zu leben, richtig, richtig, richtig, richtig zu leben, hörst Du, zu leben, zu leben!«

Absage »Eine komplexe Bemühung des Werdens« 353

Funkskript (ca. 1953), Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Nr. 78.4827, Sendung nicht nachgewiesen. Vgl. dazu die Beiträge von Andreas Solbach und Norman Ächtler/Peter Erismann in diesem Band. 4. »Schwere Unterlassungssünden« – Andersch und die Gruppe 47

Alfred Andersch: Betrifft: Die Gruppe 47 (1963)

Cases wirft in seiner glänzenden Provokation1 der Gruppe 47 vor, sie sei zu weich, zu un- entschieden, in ihrem Anti-Ideologismus praktisch haltungslos. Ueber dieses Problem habe ich immer wieder mit Hans Werner Richter diskutiert. Eine Zeit lang habe ich ver- sucht, ihn zu irgendeiner Art von programmatischer Erklärung zu bewegen, zu einem politischen oder aber literarischen Programm – vergebens! Heute glaube ich, dass seine Strategie, die Gruppe nicht an ein Programm zu binden, richtig gewesen ist. * Ein literarisches Programm wäre in den Jahren 1947–1950 das Programm eines asze- tischen Realismus gewesen, wie es, ausserhalb der Gruppe, von Wolfgang Weyrauch in seinem Manifest des »Kahlschlags« tatsächlich formuliert worden ist. Eine solche Festle- gung hätte es mindestens den folgenden Schriftstellern unmöglich gemacht, der Gruppe 47 beizutreten: Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Günter Eich, Hans Magnus Enzens- berger, Günter Grass, Helmut Heissenbüttel, , Walter Höllerer, Walter Jens, Klaus Roehler, Martin Walser. * Das Ueberraschende in der Entwicklung der Gruppe war, dass in ihr nicht die Vertreter eines zeitbedingten Realismus die literarische Führung übernahmen, sondern Schrift- steller, die hartnäckig an den Sprachformen arbeiteten und die in Deutschland noch unbekannten europäischen Tendenzen aufnahmen, insbesondere die Schreibweisen des Surrealismus. Die Gruppe, ursprünglich auf ein sehr vordergründiges Engagement an- gelegt, in dem die Metaphysik Sartres nur oberflächlich begriffen war, besass Qualitäts- gefühl genug, ihre Preise denen zu geben, die das Thema der Zeit ergriffen, ohne es an sprachliche Klischees zu verraten. * Tatsächlich wurde das Problem des Zeitstücks und des Zeitromans in den Jahren, die unmittelbar auf den Zusammenbruch der Schreckensherrschaft folgten, nicht bewältigt. Alle Versuche dazu blieben hinter der Realität zurück. Die Gestalt der Epoche wurde nur in einigen kurzen lyrischen und Prosa-Texten sichtbar, für die stellvertretend das Gedicht »Todesfuge« von Paul Celan genannt sei. Wenn, wie Celan schrieb, der »Tod ein Meister aus Deutschland« ist, so war er mit den Mitteln des Zeitromans des Zeit-Thea- ters nicht aus unserem Lande zu verjagen. Sowohl Brecht wie Thomas Mann haben das gewusst. *

1 Vgl. Cesare Cases: Il »Gruppo 47« dopo quindici anni: un gruppo non una letteratura, in: L’ E u r o p a Letteraria 4 (1963), H. 19, 88–93. »Schwere Unterlassungssünden« – Andersch und die Gruppe 47 355

Es ist interessant, festzustellen, dass erst jetzt in den Versuchen, die Zeitgeschichte lite- rarisch zu formulieren, Ergebnisse auftauchen, die zu neuen sprachlichen Aggregat-Zu- ständen führen: hochstilisiert bei Uwe Johnson, präzis, hell-wach und dokumentarisch bei Alexander Kluge. * Eine persönliche Korrektur an Cases’ Text sei mir erlaubt: ich habe niemals, und zwar aus den oben geschilderten Gründen, einen Kriegsroman geschrieben. * Um mich mit Cases über den Begriff der Zeit-Literatur verständigen zu können, muss ich erklären, dass ich in der europäischen Nachkriegsliteratur nur ein einziges, spontan aus der Zeit-Situation heraus geborenes Werk von künstlerischem Rang kenne: Elio Vit- torinis »Uomini e no«. (Ich weiss sehr wohl, dass ich damit allen Büchern unrecht tue, die ich nicht kenne.) * Vielleicht hätte sich das Bild, das die literarische Entwicklung der Gruppe 47 ergibt, in einigen Zügen verändert, wenn es der Gruppe gelungen wäre, die folgenden Namen zu integrieren: die Prosaschriftsteller Wolfgang Koeppen und Arno Schmidt, den Roman- cier und Dramatiker Max Frisch, den Lyriker Paul Celan, die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Bense, den Soziologen Eugen Kogon. Es hat jedoch keinen Sinn, his- torische Conditionalsätze zu bilden. Ich weise auf solche Namen nur hin, um daran zu erinnern, dass die Gruppe 47 die deutsche Literatur nicht allein vertritt, und dass sie schwere Unterlassungs-Sünden begangen hat. * Wenn die Gruppe also mit keinem literarischen Programm auftreten konnte, weil die deutsche Literatur, vielleicht mehr als alle anderen europäischen Literaturen, nach dem Kriege ein »work in progress« war, so war ihr politisches Programm doch von allem Anfang an völlig klar: die wenigen literarischen Anhänger der westdeutschen Regie- rungspolitik, die es in der Bundesrepublik gibt, wurden aus der Gruppe sorgfältig fern- gehalten. Die offizielle westdeutsche Politik wegen ihrer Tendenz zum militärischen Machtstaat abzulehnen, ist die unausgesprochene (weil selbstverständliche) Vorausset- zung aller Schriftsteller, die an Tagungen der Gruppe teilnehmen. Von dieser einzigen Bedingung abgesehen, ist die Gruppe ein Sammelsurium aller Spielarten des Nonkon- formismus, von der privaten Anarchie bis zum strengen Marxismus, von der Neigung zur angelsächsischen Demokratie bis zum Linkskatholizismus. * Die anarcho-demokratische geistige Verfassung der Gruppe 47 macht sie für die An- hänger des Adenauer-Staates zur Hydra der destruktiven Kritik. In der Tat ist sie, nach dem taktischen Verzicht der Sozialdemokraten auf Grundsatz-Opposition, die nahezu einzige oppositionelle Kraft in Deutschland. Sie steht jedoch nicht gänzlich allein; eine Reihe von Zeitschriften operiert von der gleichen Basis aus. Allerdings fehlt der Gruppe die von Cases mit Recht eingeforderte eigentlich literarische Zeitschrift. Ich kann nicht verstehen, dass Kritiker vom Rang eines Enzensberger und Walser, eines Jens, Reich-Ra- nicki, Kaiser und Hans Mayer nicht einen Teil ihrer gewiss kostbaren Zeit dieser Aufgabe 356 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente opfern, nachdem die von mir geleiteten »Texte und Zeichen«, – die ihre Aufgabe übri- gens nur ungenügend erfüllten –, vor vier Jahren dem kapitalistischen Rentabilitätsden- ken zum Opfer fielen. * Immerhin entstehen aus dem eigentümlichen inneren Klima der Gruppe heraus immer wieder politische Aktionen von grosser Kraft, auch wenn sie nicht von allen Schriftstel- lern, die ihr angehören, mit ihren Namen gedeckt werden. Die letzte dieser Aktionen war die Resolution aus Anlass der »Spiegel«-Affäre. Mit ihr haben die unterzeichnenden deutschen Schriftsteller ein Zeugnis ebenso grossen Mutes gegeben, wie ihre französi- schen Freunde in der berühmten Deklaration der »121« – und zwar in der gleichen Pro- blemstellung: in der Frage des Landesverrats. * Ich benutze die Gelegenheit, um daran zu erinnern, dass die deutschen Konzentrations- lager von 1933 bis 1939 ausschliesslich mit Deutschen gefüllt waren. * Ich lebe vorübergehend in Rom. Es fällt mir auf, dass meine italienischen Schriftstel- ler-Freunde mit ihren deutschen Kollegen eines gemeinsam haben: die Ratlosigkeit. Aber die italienischen Schriftsteller leben in einer Tradition der humanen Vernunft und des scharfen analytischen Denkens, und so unterscheidet sie von den Deutschen auch wieder dies: sie können ihre Ratlosigkeit besser formulieren.

Typoskript (ca. 1963), Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Nr. 78.4776. Erstdruck in italienischer Übersetzung u.d.T: Alfred Andersch: Dibattito sul «Gruppo 47», in: L’Europa Letteraria 4 (1963), H. 21/22, S. 27–30. Vgl. dazu die Einleitung zu diesem Band. 5. Nachkriegsliteratur und antifaschistischer Widerstand – Andersch als Brückenbauer nach Italien

Alfred Andersch: Die andere Achse (1964) Man staunt immer, vernimmt man, irgendein Film belaste die deutsch-italienischen Be- ziehungen. Das wird dann hochgespielt, führt zu Pressegezänk, diplomatischen Demar- chen gar, und zwingt die vorzüglichen römischen Korrespondenten unserer Zeitungen zu aufklärender, erläuternder Sisyphus-Arbeit. Immer noch treibt der Nationalismus seine kranken Spiele, Empfindlichkeit wuchert ins Ressentiment, Unbildung wirft sich in die Brust. Es handelt sich dabei immer um Mißverständnisse. Sie sind jedoch Symptome, Zeug- nisse einer großen Differenz zwischen der italienischen und der deutschen Auffassung von dem, was in unseren beiden Völkern geschehen ist. Als die faschistische Epoche in Deutschland zur Repräsentation des Staates gelangte, hatten die Italiener bereits ein Jahrzehnt faschistischer Erfahrung hinter sich. Das System war scheinbar konsolidiert; in Wirklichkeit war es vom italienischen Geist bereits verurteilt. Die Deutschen haben die Gunst der langen Gewöhnung an einen Staatsstreich und seine Folgen nicht gehabt. Aus einem Zustand völliger ökonomischer Verwirrung und geistiger Verzweiflung stürzte sich die Nation in eine Gewalttat, deren Träger das staatliche Leben ins absolute Verbrechen pervertierten. Eine noch meßbare historische Erscheinung, der Faschismus, transzendierte ins metaphysisch Böse, wurde von einem Dämon, wie ihn die Weltge- schichte nicht kennt, mit besessener Schnelligkeit in die unerhörtesten Greuel getrieben. Gramsci, Rossi, Parri, Vinciguerra, die in ihren Gefängniszellen und Verbannungsorten wenigstens noch schreiben konnten, Benedetto Croce, der von Neapel aus noch weiter- wirken durfte – solche Bilder kann man sich für Deutschland nicht vorstellen. Das Bild Deutschlands in jenen Jahren ist das Foto, welches Carl von Ossietzky im Konzentrati- onslager zeigt. Infolgedessen trat der italienische Geist intakter in die Welt nach dem Kriege ein als der deutsche. Italien hatte sich bereits gesammelt. Es konnte sich auf eine Tradition des Widerstands berufen, und es berief sich auf sie. Das geistige Deutschland, das überrannt worden war, das im Zustand nach einem Schock lebte, glaubte sich auf seine Geschichte des Exils, des Schweigens und der Opfer nicht berufen zu dürfen. Seine politischen Re- präsentanten waren zu opportunistisch, um die Welt und ihr Volk daran zu erinnern, daß die Konzentrationslager bis 1939 ausschließlich von Deutschen gefüllt gewesen wa- ren. Während es in Italien einen lebendigen und allgemeinen Stolz auf die Resistenza gibt, verschweigt man in Deutschland eher den Opfergang deutscher Arbeiter, deutscher Juden, deutscher Schriftsteller und deutscher Offiziere. Erst spät und fast unwillig hat man wenigstens auf die fatale Diskussion über das Recht des 20. Juli verzichtet; das uner- hörte Heldentum eines viel umfassenderen deutschen Kampfes gegen Hitler bleibt einst- weilen noch außerhalb des öffentlichen Bewußtseins. Daraus resultieren die Mißverständnisse. Eine lebendige, eine denkende, eine unbe- fangen polemische Nation steht einer schwermütigen, tüchtigen, in einem harten Gewis- senskonflikt lebenden und überdies geteilten Nation gegenüber. Die lange Geschichte der italienisch-deutschen Beziehungen ist freilich immer die Geschichte produktiver Reibungen gewesen. Aber sie war eigentlich nie die Geschichte einer Feindschaft und sie 358 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente ist es auch heute nicht. Nirgendwo versteht man die deutschen Schwierigkeiten besser als in Italien. Der italienischen Intelligenz eignet ein paradoxer Zug: sie ist zugleich zynisch und strahlend freundlich. Kalte Analyse paart sich mit Liebe zu ihrem Objekt, beson- ders, wenn es sich um ein deutsches Objekt handelt. Und man studiert den Gegenstand genau – die sorgfältige Kenntnis deutscher Vorgänge ist eine der größten Überraschun- gen, die man im Umgang mit italienischen Intellektuellen erlebt. Sie sind informiert, und weil sie informiert sind, kritisieren sie manchmal einen ihrer Filme viel besser, als wir es können; aber sie leben, im Unterschied zu uns, in einer großen liberalen Tradition des Widerstandes, und deshalb reagieren sie auf manche Dinge, die sie bei uns beobach- ten, mit Mißbehagen. Ihr Urteil über den Gebrauch, den gewisse deutsche Politiker von gewissen deutschen Fremdworten – dem Wort »Intellektueller« etwa – schon wieder machen, ist einhellig. Welchen Gebrauch sie selbst von der deutschen Kultur gemacht haben und in Zukunft machen möchten, zeigt unser Symposium, das ein kleiner Glücksfall ist. Der Gedanke von Lavinia Jollos-Mazzucchetti, es anzustiften, zeigt den impulsiven Geist dieser größ- ten Germanistin Italiens, die eine obstinate Antifaschistin war. So kann nur eine ent- schlossene und zierliche alte Dame die verfahrenen Verhältnisse entwirren. Man spürt, wie bereitwillig Argan und Cantoni, Castellani und Rognoni – berühmte Sachkenner und genaue Vermittler deutscher Dinge in den Süden – ihrer Intention folgten. Das Buch ist weiter nichts als eine Anregung, wie es eine Geschichte von Anregungen ist. Es ent- stand aus einer Radio-Sendung. Aber es hat für uns in Deutschland einen unschätzbaren Wert: es zeigt uns von außen. Wir blicken einmal nicht in einen Spiegel, in dem wir ja doch nur unser Bild sehen, wie wir es kennen, sondern wir hören hier die Leute im Nebenzimmer über uns reden. Und wir hören überraschenderweise nicht, was der Lau- scher an der Wand sonst hört, – das, was das Sprichwort meint. Sondern wir hören unser Lob. Wir hören, was wir noch wert waren, als scheinbar niemand mehr von uns noch ein Stück Brot nehmen wollte. Das kühle Gespräch im Nebenzimmer bekommt immer wieder einen enthusiastischen Ton. Unversehens wurde uns ein Buch der Freundschaft gewidmet.

Erstdruck u. d. T.: Alfred Andersch: Nachwort, in: Die andere Achse. Italienische Resistenza und geistiges Deutschland, hg. von Lavinia Jollos-Mazzucchetti, 1964, S. 118–121. Vgl. dazu die Einleitung sowie den Beitrag von Joanna Jabłkowska in diesem Band. 6. »Erzählen in kleinen und kleinsten Abschnitten« – Anderschs »pointillistische« Schreibweise

Alfred Andersch: Disposition zu Winterspelt (1971)

Schematische Darstellung zu vorläufiger Kapitelgliederung und Handlungssträngen 360 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente

Schematische Darstellung zu vorläufiger Kapitelgliederung und Handlungssträngen »Erzählen in kleinen und kleinsten Abschnitten« 361

Feingliederung der Handlungsabschnitte im vorläufig zweiten Romankapitel

Manuskript (ca. 1971), Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Nr. 78.4840. Vgl. dazu die Beiträge von Klaus R. Scherpe und Norman Ächtler in diesem Band. 7. »Auch in unserer fast totalen Bürokratie ist es noch die Person, die Einfluss nehmen kann.« – Andersch und die Berufsverbote

Alfred Andersch, Peter Glotz und der ›Fall Peitsch‹ (1979/80) a) Protestadresse der Teilnehmer des Hauptseminars »Alfred Andersch« an die Personalkommission der Freien Universität Berlin

SOLIDARITÄT MIT HELMUT PEITSCH!

Als Teilnehmer des HS »Alfred Andersch«2 und des PS »Faschismus in autobiographi- scher Prosa 1945–49« wollen wir unsere Betroffenheit und Empörung über das drohen- de Berufsverbot für unseren Dozenten Helmut Peitsch öffentlich zum Ausdruck bringen. Helmut Peitsch ist wissenschaftlicher Assistent an der FU, seine Schwerpunkte sind Literatur des 18. Jahrhunderts und Gegenwartsliteratur. Seine wissenschaftliche Quali- fikation hat er u. a. durch seine Dissertation über Georg Forster bewiesen, die mit Aus- zeichnung benotet wurde. Seit dem 1.4.78 lehrt er am FB 16 (Germanistik) – dieses Se- mester möglicherweise zum letzten mal! Für alle, die es immer noch nicht wissen, hier noch einmal eine kurze Darstellung seines Falls:

Am 27.7.76 bewirbt sich Helmut Peitsch um eine Assistentenstelle an der FU. Der Präsi- dent teilt ihm mit, daß er beabsichtigte, ihn einzustellen – »vorbehaltlich der Überprü- fung der politischen Treuepflicht.« Das Einstellungsverfahren wird jedoch aufgrund der durch die Routinefrage beim Verfassungsschutz gewonnenen »Erkenntnisse« verschleppt (Kandidatur für die ADSG als Studentenvertreter bei Fachbereichswahlen, Aufruf zur Wahl der SEW (1971), ein Zeitungsartikel in »Die Wahrheit«); die Vorbehalte der Einstellungsbehörde werden begründet mit der »Tatsache, daß Helmut Peitsch sich auf Artikel 13 der Berliner Ver- fassung berief und mit dem Hinweis auf die Rechtsauffassung der GewerkschaftÖTV die Frage nach der Parteimitgliedschaft als verfassungswidrig zurückwies.« Am 25.1.77 erhebt Helmut Peitsch Klage auf Einstellung beim Arbeitsgericht. Er verliert den Pro- zess, legt Berufung beim Landesarbeitsgericht ein und gewinnt in der 2. Instanz. Am 1.4.78 wird er eingestellt; 3 Wochen später stellt die Personalkommission der FU einen Revisionsantrag beim Bundesarbeitsgericht mit folgender Begründung: »Das Landesar- beitsgericht schränkt ... den Umfang der von einem öffentlichen Bediensteten zu erbrin- genden Treuepflicht unzulässig ein.« ... »Zu Recht haben ... viele Entscheidungen festge- stellt, daß Zweifel an der dienstrechtlich geforderten Verfassungstreue von Bewerbern nicht dadurch ausgeräumt werden, daß der Bewerber die freiheitliche demokratische Grundordnung in seiner bisherigen Tätigkeit im öffentlichen Dienst nicht angriff. Diese Entscheidungen werden verständlich, wenn man in Rechnung stellt, daß der öffentlich

2 Das Hauptseminar fand unter der Leitung von Helmut Peitsch und Klaus R. Scherpe im WiSe 1979/80 statt. »Auch in unserer fast totalen Bürokratie …« 363

Bedienstete seiner Treuepflicht nur nachkommt, wenn er in Krisenzeiten zu diesem Staat und seiner Verfassung steht, und wenn er diese – z. B. als Lehrer – als hohen Wert, für den einzusetzen sich lohnt, darstellt. Dagegen kann die – in bezug auf die Treuepflicht – bislang klagfreie Tätigkeit allenfalls bedeuten, daß der Kläger in seiner dienstlichen Tätigkeit nicht negativ aufgefallen ist.« Kurz vor Weihnachten ’79 erfährt Helmut Peitsch wider Erwarten, daß seine Ver- handlung vor dem Bundesarbeitsgericht schon am 20.2.80 stattfinden wird im Rahmen einer Reihe von ähnlich gelagerten Fällen.

Wir wenden uns schärfstens gegen die von der Personalkommission beantragte Revisi- on, zumal die Verfolgung eines solchen Falles inzwischen jeglicher Grundlage entbehrt, wurde doch aufgrund öffentlicher – auch internationaler – Proteste gegen Gesinnungs- schnüffelei und Berufsverbote die Routinefrage am 1.8.79 abgeschafft. Die Argumenta- tion der Personalkommission ist für uns völlig unannehmbar. Hier wird gerade jemand, der sich auf seine verfassungsmäßig garantierten Rechte beruft[,] als Verfassungsfeind behandelt, seine bisherige einwandfreie dienstliche Tätigkeit soll also offenbar nur Tar- nung gewesen sein, wird ihm doch eine Gesinnung unterstellt, die sich in »Krisenzeiten« möglicherweise gegen die Verfassung richten werde. Und das alles passiert zu einer Zeit, wo doch angeblich eine »Liberalisierung« der Überprüfungs- und Berufsverbotspraxis durchgesetzt worden ist ... Die Folgen eines Berufsverbots wären für Helmut Peitsch nicht nur der Verlust der Möglichkeit zu weiterer wissenschaftlicher Forschungsarbeit an der FU, sondern seine Existenz wäre insgesamt bedroht, da er nach einem für ihn negativen Urteil schwerlich eine andere, seiner Qualifikation entsprechende Stelle finden wird. Für uns würde es nicht nur eine Einschränkung der Wahlmöglichkeit unter verschie- denen Lehrinhalten und wissenschaftlichen Methoden und damit eine Einschränkung der Lernfreiheit bedeuten, sondern die Folgen solcher Berufsverbotspraxis sind schon spürbar in dem herrschenden Klima der Anpassung, in wachsender Angst vor Mei- nungsäußerung und sich verbreitender Passivität. Dagegen meinen wir mit Alfred An- dersch: 364 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente

artikel 3(3)

1. und ihren die existenz niemand darf wegen mitläufern ihrer mitglieder seines geschlechtes betreibt schon wieder zerstören kann seiner abstammung seinen lieblingssport eigentlich waren seiner rasse die hetzjagd auf die nazis seiner sprache kommunisten ehrlicher seiner heimat und herkunft sozialisten zugegeben seines glaubens humanisten die neue methode ist seiner religiösen oder dissidenten cleverer politischen linke anschauungen 5. benachteiligt oder 3. dreißig jahre später bevorzugt werden wer rechts ist gibt es wieder grinst sagen wir 2. zehntausend ein volk von 4. die verhören ex-nazis beispielsweise die neue gestapo wird eine partei zugelassen damit man wehrt euch

IN DIESEM SINNE FORDERN WIR DIE PERSONALKOMMISSION DER FU AUF, DEN REVISIONSANTRAG GEGEN HERRN DR. HELMUT PEITSCH BIS ZUM 31.1.1980 ZURÜCKZUZIEHEN!

abgedruckt in: Treuepflicht auch in »Krisenzeiten« – Dokumentation zum Fall Helmut Peitsch, Berlin 1980, S. 25 f., Privatarchiv Helmut Peitsch. »Auch in unserer fast totalen Bürokratie …« 365 b) Alfred Andersch: Brief an Peter Glotz (27.1.1980)

27.1.1980

An den Senator für Wissenschaft + Forschung Herrn Dr. Peter Glotz Berlin

Sehr verehrter Herr Senator, in Berlin gibt es eine Freie Universität. In der Freien Universität gibt es einen Fachbe- reich Germanistik. In dem Fachbereich Germanistik gibt es, – aber das weiss ich erst seit gestern –, ein Hauptseminar Alfred Andersch. »Ick fühle mir betroffen«, wie die Berliner sagen.

Eine ganze Masse der freien berliner Universitäts-Germanisten führt nun schon seit dem Sommer 1976 einen hartnäckigen Kampf um die Einstellung eines Herrn Dr. Peitsch, – ich kenne ihn nicht –, als wissenschaftlichen Assistenten. Der juristische Guerilla-Krieg tobt zwischen Professoren und Studenten einerseits und irgendwelchen Behörden (ei- ner ›Personalkommission‹, diversen Gerichten etc.) und wird in einem Deutsch geführt, dass man als deutscher Schriftsteller nur leise weinend über diesen Texten brüten kann. Die Substantivierung von Verben sollte vielleicht doch gesetzlich verboten werden …

Sie kennen den Fall sicherlich besser als ich. Der Herr Dr. Peitsch soll also keine Uni- versitäts-Laufbahn einschlagen dürfen, weil er es ablehnt, die Frage zu beantworten, ob er Mitglied der SEW ist oder nicht. Ich mische mich da nicht ein. Es ist das doch alles einfach zu blöd. Aber selbstverständlich verwende ich mich für die Sache von Herrn Dr. Peitsch. Und das tue ich in der Form, dass ich Sie bitte, diesen ganzen Unfug einfach abzustellen. Sie sind in dieser Angelegenheit die oberste Instanz. Ein Wink von Ihnen genügt … mit solchen Aussage-Sätzen gebe ich Ihnen geradezu das Stichwort, auf das Sie mir antworten können: Sie täuschen sich, Andersch, Sie sind ein Naivling, ich bin doch kein Potentat, der in das Räderwerk der Justiz eingreifen kann – aber: verehrter Herr Dr. Glotz, ich habe ihr Buch ›Die Innenausstattung der Macht‹ gelesen, und zwar sorgfältig, ich verdanke ihm wesentliche Erkenntnisse, und ich weiss daher, dass es auch heute noch, in unserer fast totalen Bürokratie, die Person ist, die Einfluss nehmen kann.

Lassen Sie mich noch ein paar Sätze lang über einen Fall wie den des Herrn Dr. Peitsch meditieren. Nehmen wir mal an, Peitsch sei überzeugter Kommunist. (Aus Einzelheiten, die so winzig sind wie diese Chinoiserie, die Frage, ob er Mitglied der SEW sei – sie verrät ja, dass wir heute in einem eigentlichen Mandarinen-System leben – schliesse ich, dass er es nicht ist.) Aber was wäre denn dann? Bräche deshalb die Welt zusammen? Ich fände es ausgezeichnet, wenn im Hauptseminar A.A. eine marxistische Analyse und Kri- tik meiner Bücher geleistet würde. Es gibt ja auch katholische und liberale, rationalisti- 366 VI Alfred Andersch: Texte und Dokumente sche und hermeneutische Interpretationen meiner opuscula. – Die Formel ›überzeugter Kommunist‹ greift ja auch gar nicht mehr. Wann, wo, wie ist einer denn überhaupt dieses Fabelwesen? Grammatisch ist das bloss eine adverbiale Konstruktion (Adverbiale des Zweckes). Doch das ist nun wirklich ein weites Feld, ich geb’s zu.

Leider bin ich seit ein paar Jahren ein schwer kranker Mann, kann nicht nach Berlin kommen, um mit Ihnen zu sprechen. Ich kann nur an Ihre Vernunft und an Ihren Geschmack appellieren. Beenden Sie doch, wenn es Ihnen irgend möglich ist, dieses grausame Spiel von Subalternen!

Mit freundlichen Grüssen bin ich

(Alfred Andersch)

Typoskript-Durchschlag, Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Nr. 78.4984. »Auch in unserer fast totalen Bürokratie …« 367 c) Peter Glotz: Antwortbrief an Alfred Andersch (4.2.1980)

Dr. Peter Glotz Bredtschneiderstrasse 3 Senator für Wissenschaft 1000 Berlin 19 und Forschung Fernruf 30 32 316

4. Februar 1980 Herrn Alfred Andersch

CH-6611 Berzona

Sehr verehrter Herr Andersch, vielen Dank für Ihren Brief vom 17. Januar. Der »Fall Peitsch« – in der Bürokratie wer- den Menschen leicht zu Fällen – wird am 6. Februar 1980 in der von Ihnen schon in Anführungsstriche gesetzten Personalkommission verhandelt; ich habe veranlaßt, daß mein Vertreter in dieser Kommission dafür votiert, daß der Revisionsantrag niederge- schlagen wird. Da ich aufgrund eines Gespräches mit dem Innensenator weiß, daß auch er dieser Linie folgen wird, kann man davon ausgehen, daß der Herr Peitsch nicht mehr zu einem Fall wird.

Ich habe im übrigen schon vor knapp zwei Jahren für die Einstellung von Herrn Peitsch gestimmt; damals hatte aber einer der Vertreter der Universität gemeinsam mit anderen Behörden gegen die Einstellung votiert, so daß Herr Peitsch erst durch eine Gerichts- entscheidung angestellt werden konnte. Das mit dem Wink, der genügt, ist oft ein Irr- tum. Aber ich will auch nicht bestreiten, daß unsereiner sich oft einmal auch hinter der eigenen Machtlosigkeit versteckt. Winke genügen nicht, aber man kann etwas tun. Seit 1977 hat sich die Berliner Einstellungspraxis in den Universitäten jedenfalls ziemlich grundlegend geändert. Es lag im Zug der Zeit und war nicht nur meine Heldentat; aber ich habe daran mitgewirkt.

Ich habe mich über Ihren Brief gefreut. Ich hoffe, daß wir einmal über einen erfreuliche- ren Gegenstand wieder in Verbindung kommen.

Mit herzlichen Grüßen Ihr

Typoskript, Nachlass Alfred Andersch, DLA Marbach, Nr.78.5415. Vgl. dazu den Beitrag von Klaus R. Scherpe in diesem Band. Beiträgerinnen und Beiträger

Norman Ächtler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Jus- tus-Liebig-Universität Gießen. Janelle Blankenship ist Professorin für Filmwissenschaft an der University of Western Ontario/ Kanada. Peter Erismann war Ausstellungsleiter an der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern sowie freier Kurator und Herausgeber. Seit September 2015 ist er Geschäftsfüh- rer des Aargauer Kuratoriums. Sascha Feuchert ist Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Uni- versität Gießen und Honorarprofessor an der Eastern Michigan University/ USA. Carsten Gansel ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Germanisti- sche Literatur- und Mediendidaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Joanna Jabłkowska ist Professorin am Lehrstuhl für deutschsprachige Literatur und Kul- tur an der Universität Łódź/Polen. Joachim Jacob ist Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Markus Joch ist Associate Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Keio University Tokyo/Japan. Tobias Nagl ist Professor für Filmwissenschaft an der University of Western Ontario Lon- don/Kanada. Arndt Niebisch ist Universitätsassistent am Germanistischen Institut der Universität Wien. Jan Philipp Reemtsma ist Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das er bis 2015 leitete, und Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Ham- burg. Hans Sarkowicz ist Leiter des Ressorts Literatur und Hörspiel beim Hessischen Rund- funk sowie Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Klaus R. Scherpe ist Professor em. für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Kulturwis- senschaft und Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Andreas Solbach ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Johannes-Guten- berg-Universität Mainz. Matthias Schöning ist Akademischer Oberrat und Privatdozent für Neuere Deutsche Li- teratur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Christian Sieg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster ›Religion und Poli- tik‹ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Jan Robert Weber ist Studienrat in Hessen. Volker Wehdeking ist Professor em. für Gegenwartsliteratur und Medien an der Hoch- schule der Medien Stuttgart.

N. Ächtler (Hrsg.), Alfred Andersch, DOI 10.1007/978-3-476-05482-1, © 2016 J. B. Metzler Verlag GmbH, Stuttgart Personenregister

A Bernanos, Georges 15, 46, 240, 323, 344 Achternbusch, Herbert 276 Bertram, Ernst 186f. Adenauer, Konrad 25, 27, 54, 85, 162, 246, 279, Bienek, Horst 14, 22, 116, 120 329, 355 Bill, Max 298, 302f. Adorno, Theodor W. 29, 36, 118, 160, 231, 240, Binding, Rudolf G. 350 250, 274f., 298, 355 Birkhoff, George 252 Ahlsen, Leopold 282, 284 Bloy, Léon 46, 140f. Aicher, Otl 298, 303 Boehlich, Walter 58 Aichinger, Ilse 354 Böll, Heinrich 13, 18, 33, 43–50, 59, 75, 85, 88, Albee, Edward 55 116f., 143, 150, 189, 191, 193, 212, 255, 266f., Albers, Hans 284 293, 295, 348, 350 Albert, Fritz 12, 26, 32, 97, 99, 219, 224f. Borchert, Wolfgang 44, 52, 175, 344 Albertazzi, Giorgio 280 Bosboom, Martin 272, 308 Améry, Jean 28–30, 106f., 113, 116–118, 128, Brandt, Willy 182f., 327, 330 163f., 179, 193f., 299f. Brazzi, Rossano 280 Andersch, Angelika, geb. Albert 4, 13, 49, 94, Brecht, Bertolt 31, 44, 56, 160, 188, 206, 271, 96, 150, 213, 216, 221, 226, 289f., 302, 314 317, 354 Andersch, Gisela, geb. Groneur 13, 39, 42, 150, Bresson, Robert 276 249, 253, 289–312 Breton, André 344 Andersch, Martin O. 226, 293 Brinkmann, Rolf Dieter 23, 120, 149, 154f., 157 Antonioni, Michelangelo 22, 55f., 151f., 160f., Brook-Shepherd, Gordon 166 272, 279f., 286, 298 Bucharin, Nikolai Iwanowitsch 241 Aragon, Louis 345 Burroughs, William S. 37, 252–268 Arp, Hans 298 Büscher, Lutz 272 Astel, Arnfrid 185–188, 192, 194 Astruc, Alexandre 38, 275f., 287 C Camus, Albert 50, 52f., 56, 235, 240, 343, 350 B Cappello, Carmelo 298 Bachmann, Ingeborg 23, 33, 53, 85, 117, 148, Carné, Marcel 283 150, 154f., 158, 231, 294, 348, 350f., 354 Casparius, Carlheinz 272, 278 Baky, Joseph von 284 Celan, Paul 28, 354f. Balázs, Béla 277, 295 Chagall, Marc 298 Balestrini, Nanni 56f., 261f. Chaplin, Charlie 273 Barlach, Ernst 2, 18f., 39, 137, 218, 284, 292, 301 Chomsky, Marvin J. 189 Barth, Karl 18 Churchill, Winston 261 Barthes, Roland 113f., 117, 119, 123, 130 Claudel, Paul 46, 344 Bassani, Giorgio 28, 56, 58, 106, 118, 151, 200f. Cliff, Montgomery 280 Bazin, André 38, 269–288 Cocteau, Jean 276 Beauvoir, Simone de 43, 52, 117, 235, 343 Conrad, Joseph 69 Becher, Johannes R. 205, 321f. Conrady, Karl Otto 299 Becker, Jürgen 125, 130 Cummings, E.E. 263 Beckett, Samuel 15, 33, 52, 55, 57, 166, 200 Curtius, Ernst Robert 348 Beckmann, Eberhard 231–251 Beimler, Hans 108 D Benjamin, Walter 31, 58, 69, 153, 179, 183, 200, Davis, Miles 37, 263, 272 288, 310 Dean, James 37, 254f., 263–266, 272 Benn, Gottfried 33, 56, 79, 240, 242, 299, 323, 351 Deleuze, Gilles 271, 281 Bense, Max 37, 252–268, 301, 308, 348, 355 Delius, Friedrich Christian 57, 179 Bergengruen, Werner 23, 150, 153, 155 Dickens, Charles 167, 337

N. Ächtler (Hrsg.), Alfred Andersch, DOI 10.1007/978-3-476-05482-1, © 2016 J. B. Metzler Verlag GmbH, Stuttgart 372 Personenregister

Dirks, Walter 35, 293 Greene, Graham 47, 344 Döblin, Alfred 271 Groll, Gunter (Pseudonym: Sebastian Grill) 344 Dor, Milo 348 Grünbein, Durs 150, 153f. Dos Passos, John 37, 263f., 272 Gründgens, Gustav 53 Duras, Marguerite 55, 200 Guggenheimer, Walter M. 344, 346 Dürrenmatt, Friedrich 283 Gysin, Brion 255 Dutschke, Rudi 52, 57 H E Hallstein, Walter 246 Eggebrecht, Axel 193, 240, 243 Handke, Peter 79, 120, 285 Ehrenburg, Ilja 117 Hegel, G.W.F. 253 Eich, Günter 3–7, 41, 50, 85, 137, 242, 354 Heidegger, Martin 22, 36, 52f., 133, 242, 319, 343 Eisenstein, Sergej 265 Heisenberg, Werner 251 Ekberg, Anita 274 Heißenbüttel, Helmut 1, 33, 36, 128, 191f., 251, Eliot, Thomas Stearns 44 298, 310, 333 Éluard, Paul 345 Helwig, Werner 347 Enzensberger, Hans Magnus 25, 33, 58, 60, 117, Hemingway, Ernest 22, 50, 52, 68, 108, 323 169, 178, 193, 231, 251f., 257, 296f., 320, 333, Hermlin, Stephan 193, 197–199, 247 354f. Henze, Hans Werner 351 Herzfeld-Wüsthoff, Günther 20, 49, 94f. F Hesse, Hermann 204f., 285 Fabri, Albrecht 56, 299 Hildesheimer, Wolfgang 33, 193, 304f., 354 Faulkner, Wiiliam 22, 47, 50, 52, 55, 72, 200 Hilsbecher, Walter 242 Fechtner, Eberhard 272, 278 Himmler, Gebhard 69, 196–211 Fellini, Federico 151, 273–275, 298 Hitler, Adolf 12, 45–47, 71, 212f., 221, 224, 239, Fetscher, Iring 193 242, 273, 286, 314, 317, 348, 357 Fichte, Hubert 117 Hitzer, Friedrich 44, 52, 202f. Figdor, Karl 269 Hochhuth, Rolf 29, 174 Foucault, Michel 69, 77, 111f., 116, 229 Hölscher, Eberhard 295, 301 Frankenfeld, Peter 237 Hofmannsthal, Hugo von 240, 317 Fried, Erich 33, 116f., 193 Hoger, Hannelore 179 Friedrich, Caspar David 308f. Höllerer, Walter 114, 120, 354 Friedrich, Heinz 239, 248, 250 Höpfner, Otto 237 Frisch, Max 2–5, 13, 41, 43–50, 55f., 75, 127, Horkheimer, Max 36, 231, 240, 250 164, 252, 285, 303, 355 Huch, Friedrich 204 Husserl, Edmund 121, 125 G Gadamer, Hans-Georg 240, 343 J Gadda, Carlo Emilio 160, 162 Jeffers, Robinson 263 Gassman, Vittorio 280 Jens, Walter 6, 124, 354f. Gaulle, Charles de 17, 67f., 119 Johannes XXIII. 162, 173 Giacometti, Alberto 298 Johnson, Uwe 196f., 202–204, 210, 337, 354 Gide, André 83, 241 Jollos-Mazzucchetti, Lavinia 24, 358 Ginsberg, Allen 263f. Joyce, James 55, 200, 352 Giraudoux, Jean 44 Jünger, Ernst 15, 33, 40f., 47f., 59, 63, 65, 68, Glotz, Peter 17, 60–72, 192, 362–367 240, 243, 313–331, 343f., Godard, Jean-Luc 55, 274f., 277, 280 Jünger, Friedrich Georg 316, 319, 344 Goertz, Hartmann 238–240 Goethe, Johann Wolfgang von 23, 32, 49, 79, K 94, 103, 148–150, 153–155, 161, 202, 211, 236, Kafka, Franz 33, 114, 117, 240, 259 288, 307, 369 Kahler, Erich von 235, 343 Goldmann, Lucien 113f. Kaiser, Joachim 1, 355 Gottschalk, Hans 282 Kalow, Gert 144f. Goya, Francisco de 351 Kantorowicz, Alfred 35 Grafe, Frieda 273 Karina, Anna 280 Grass, Günter 5f., 31, 50, 116, 197–199, 202, Kaschnitz, Marie Luise 23, 150, 156–158 212–215, 217, 228, 327, 354 Kaupisch, Wolfgang 243–245 Personenregister 373

Käutner, Helmut 38f., 53, 269–288 Martelli, Otello 280f. Kehlmann, Michael 272 Marx, Karl 52, 241 Kesten, Hermann 348 Mauriac, François 67, 344 Kierkegaard, Sören 15, 186 Mauthner, Fritz 206 Kitzmiller, Johnny 273 May, Karl 335 Klee, Paul 39, 70, 292, 303, 305 Mayer, Hans 116f., 249, 325, 355 Klostermann, Vittorio 325 Merleau-Ponty, Maurice 121, 123 Kluge, Alexander 60–72, 276, 354 Michel, Karl Markus 58 Klüger, Ruth 11, 26, 28, 32, 43, 163, 165 Michelmann, Gottfried 247f., 250 Koeppen, Wolfgang 17, 23, 33, 41, 46f., 65–67, Mitscherlich, Alexander 240 70, 72, 85, 116, 135f., 150f., 153, 158, 212, 218, Mohler, Armin 1, 319 313f., 348, 355 Mondrian, Piet 39, 294, 302, 304 Koestler, Arthur 15, 63, 235, 241 Monnet, Jean 246 Kogon, Eugen 28, 35, 175, 233, 235, 240, 243, Montherlant, Henry de 344 293, 320, 332, 343f., 346, 355 Moravia, Alberto 151, 160f. Kohl, Helmut 285 Moreau, Jeanne 280 Kohlhaase, Wolfgang 285 Morin, Edgar 272 Kolbenhoff, Walter 46, 142, 242 Mounier, Emmanuel 235, 344 Krawehl, Ernst 335, 337 Müller, Heiner 256 Kreuder, Ernst 142, 345 Muschg, Adolf 179 Kubli, Guy 272, 278 Musil, Robert 204 Kuby, Erich 35, 318f., 322 Mussolini, Benito 150, 153, 161 Kulenkampff, Hans-Joachim 237 N L Nebel, Gerhard 318–322 La Motta, Jake 264 Negt, Oskar 60–62 Landauer, Gustav 205f. Niekisch, Ernst 35, 316, 330, 348 Lange, Hans Joachim 248f. Nietzsche, Friedrich 240, 323 Langgässer, Elisabeth 142, 344 Nono, Luigi 37, 44, 55–57, 252–268, 300f. Lattuada, Alberto 273 Lawrence, Thomas Edward 344 O Lehmbruck, Wilhelm 301 Ophüls, Max 276 Lenin, Wladimir Iljitsch 92, 241, 343 Ossietzky, Carl von 25, 357 Lenz, Siegfried 124, 231 Lernet-Holenia, Alexander 344 P Leuwerik, Ruth 279–281 Pasolini, Pier Paolo 160f. Lévi-Strauss, Claude 112, 116 Patalas, Enno 273 Lichtenstein, Roy 275 Patchen, Kenneth 263 Lissitzky, El 55 Pavese, Cesare 151 Lorca, Federico García 344 Petzold, Christian 272 Lowry, Robert 37, 263–265 Picasso, Pablo 39, 298, 351 Luhmann, Niklas 78, 196f., 207–209 Platschek, Hans 298 Lukács, Georg 119f., 275 Prager, Gerhard 132, 144–147 Luther, Martin 103, 322 Proske, Rüdiger 235, 344 Proust, Marcel 44, 52, 200 M Maihofer, Werner 182, 191 R Malewitsch, Kasimir 55 Raddatz, Fritz J. 1f., 4f. Malle, Louis 37, 272 Rams, Dieter 252 Malraux, André 15, 135, 235, 343 Ranke, Leopold von 20f., 91, 94–99, 102–104, 350 Mann, Golo 190 Rauschenberg, Robert 275 Mann, Heinrich 162 Reed, Carol 282 Mann, Thomas 33, 37, 47f., 63, 95, 151, 204, Regler, Gustav 33 216, 235f., 240, 317, 323, 335, 354 Reich-Ranicki, Marcel 1f., 117f., 163f., 194, Marcel, Gabriel 15, 52, 343 283, 355 Marcuse, Herbert 212 Reifferscheid, Eduard 296f. Marek, Kurt 85 Resnais, Alain 55, 200f. 374 Personenregister

Rexroth, Kenneth 263 Stifter, Adalbert 68 Richter, Hans Werner 8, 16, 25, 34, 36f., 42, 46, Stolte, Dieter 184 53, 117, 142f., 200, 241–243, 315, 354 Stramm, August 345 Rilke, Rainer Maria 49, 94, 97, 153, 204 Straub, Jean-Marie 179 Rinser, Luise 5, 50 Strauß, Emil 204 Robbe-Grillet, Alain 21f., 52, 111–131, 274 Strittmatter, Erwin 7, 31, 197–199, 210 Robinson, Ray 264f. Roehler, Klaus 354 T Roosevelt, Franklin D. 51, 261 Tati, Jacques 298 Rossellini, Roberto 22, 273, 276 Thiess, Frank 235 Roth, Joseph 285 Thoreau, Henry David 306 Rougemont, Denis de 235, 343 Torberg, Friedrich 204, 235, 344 Rühle, Günther 185, 188f. Tracy, Spencer 283 Trott zu Solz, Werner von 35 S Trotzki, Leo 241 Sachs, Nelly 28, 33, 58, 118 Truffaut, François 38, 55, 275f. Saint-Exupéry, Antoine de 344 Twain, Mark 284, 288 Sarraute, Nathalie 114, 117 Tzara, Tristan 255f. Sartre, Jean-Paul 14–16, 21, 35, 40, 43f., 48, 50–55, 56f., 59, 111f., 114f., 117, 120, 128, U 135, 147, 220–223, 229, 235, 240, 298f., 323, Unger, Wilhelm 235, 344 341, 343, 354 Schapp, Wilhelm 22, 111–131 V Schenk, Heinz 237 Valenti, Italo 39, 55f., 58, 200, 299f. Schlink, Bernhard 29, 164, 176f. Vallone, Raf 280 Schlöndorff, Volker 179 Vercors 56, 343f. Schlumberger, Jean 344 Visconti, Luchino 273 Schmidt, Arno 18f., 33, 40f., 46, 50f., 60, 218, Vitti, Monica 280 231, 294, 320, 332–338, 348, 351, 355, Vittorini, Elio 151, 355 Schmitt, Carl 36, 63, 242, 319, 330, 348 Schnabel, Ernst 36, 232, 241–243, 248, 350 W Schneider-Lengyel, Ilse 296, 344 Wallenberg, Hans 235, 344 Schnurre, Wolfdietrich 115f., 142, 242 Wallenstein, Albrecht W.E. von 94 Scholochow, Michail 117 Walser, Martin 126, 231, 282, 301, 332, 354f. Schröder-Jahn, Fritz 136, 279, 281 Warnach, Walter 294 Schulz, Max Walter 190 Waugh, Evelyn 344 Schuman, Robert 36, 245–248 Weiss, Peter 28f., 34, 60, 71f., 121, 172f., 176, Schwartz, Delmore 263 193, 252, 286, 288 Schwitzke, Heinz 144f. Wellershoff, Dieter 120 Sebald, Winfried Georg 4f., 7f., 11f., 32, 48–50, Welles, Orson 276, 280 55, 61, 73–90, 163, 165, 184, 196f., 202, 211, Weyrauch, Wolfgang 64, 242, 322, 348f., 354 212–230 Wickert, Erwin 145 Seghers, Anna 55, 283 Wicki, Bernhard 38, 269–288 Shaw, George Bernard 46 Wiechert, Ernst 318, 350 Sica, Vittorio de 159, 276, 282 Wilder, Thornton 108, 243 Sichowsky, Richard von 293, 297 Wirth, Peter 282 Silone, Ignazio 56, 235, 241 Wolf, Christa 3f., 6, 12 Simonow, Konstantin 30 Wolf, Friedrich 37 Sonderborg, Kurt 298 Wolf, Konrad 285 Spender, Stephen 235, 343 Wolffhardt, Rainer 38, 269–288 Spiecker, Carl 35 Wolgensinger, Miggel 298 Staeck, Klaus 179 Woolf, Virginia 166, 269 Stalin, Josef 241, 315, 322 Steinberg, Saul 298 Z Steltzer, Theodor 35, 233, 240 Zahl, Peter Paul 72 Stemmle, Robert 273 Zinnemann, Fred 283 Stendhal 94 Zuckmayer, Carl 37, 44