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Keine Jugend­ =~ Robert Johnson - Ein echter Draufgänger beeinträchtigung• frei verkäuflich Memphis Minnie - Die Königin des Country- 18072 Die Geschichte der Resonatorgitarre u. v. m. 0 inhalt

● storys 8 Robert Johnson: Ein echter Draufgänger Seite 16 16 Memphis Minnie: Memphis Minnie: Die Königin des Country-Blues Die Königin des 24 Interview: Eric Sardinas Country-Blues 26 History: Die Resonatorgitarre

● workshops 32 Workshops zum Mitspielen: 30 Perlen aus Rainers Blueskiste

● gear 124 Crafter DG Maho Plus (Westerngitarre) 126 Martin 000-18E Retro (Westerngitarre) 128 Cuntz CWG23s Oveng Custom (Westerngitarre) 130 Alvarez AP70 & AP66SB (Westerngitarre) 132 Joe Striebel 00 12-Fret (Westerngitarre) 134 Peters Resonators Slingerland Maybell (Resonatorgitarre) 136 Andreas Seefeldt S-1008 King Bee (Westerngitarre) 138 Roland AC-40 (Verstärker) 140 Benk Cube Natural One (Verstärker)

● rubriken 3 Editorial 22 Aboanzeige 144 CD-Booklet 145 So geht’s leichter 146 Letzte Saite/Anzeigenindex/Impressum

126 130 Test: Alvarez AP70

138 Test: Roland AC-40 Seite 8 Story: Robert Johnson: Ein echter Draufgänger

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● S. 32 – 122: Workshops zum Mitspielen

Big Joe Williams J. B. Lenoir Rory Gallagher She Left Me a Mule to Ride Down in Mississippi Unmilitary Two-Step Track 01 – 02 Track 23 – 25 Track 42 Seite 32 Seite 64 Seite 96

Black Ace Jim Jackson Ry Cooder I Am the Black Ace I’m Going to Kansas City Vigilante Man Track 03 – 04 Track 26 – 27 Track 43 – 46 Seite 36 Seite 66 Seite 98

Blind Blake Sister Rosetta Tharpe Rope Stretching Blues TV Mama Don’t Take Everybody Track 05 – 06 Track 28 to Be Your Friend Seite 38 Seite 70 Track 47 – 48 Seite 102 Blind Willie Johnson Josh White Seite 26 Dark Was the Night One Meatball Son House History: Die Resonatorgitarre Track 07-11 Track 29 – 30 Depot Blues Seite 42 Seite 72 Track 49 – 51 Seite 106 Bo Carter Leadbelly Country Fool When I Was a Cowboy Son House Track 12 – 13 Track 31 My Black Mama Seite 46 Seite 76 Track 52 – 57 Seite 108 Brownie McGhee Memphis Minnie Backwater Blues Nothing in Rambling Taj Mahal Track 14– 15 Track 32 – 33 Fishing Blues Seite 48 Seite 80 Track 58 – 59 Buddy Moss Seite 110 Going to Your Funeral Country Blues in a V-8 Ford Track 34 – 35 Tommy Johnson Lonesome Home Blues Track 16 – 17 Seite 84 Track 60 – 62 Seite 52 Pink Anderson Seite 112 Danny Barker Greasy Greens Save the Bones Track 36 – 37 Tommy Johnson Big Fat Mama Blues Seite Track 18 Seite 88 24 Track 63 – 64 Interview: Eric Sardinas Seite 56 Robert Johnson Pt. I Seite 114 Eugene Powell & Mississippi They’re Red Hot/ Matilda Drunken Hearted Man William Brown Hard Working Woman Track 38 – 39 Mississippi Blues Track 19 – 20 Seite 90 Track 65 – 66 Seite 58 Seite 118 Robert Johnson Pt. II Henry Thomas Dust My Broom/Stones William Harris Goin’ Up the Country in My Passway Bullfrog Blues Track 21 – 22 Track 40 – 41 Track 67 – 68 Seite 62 Seite 93 Seite 120

Rainer Wöffler ist Sammler und Fachmann für akustische Saiten- instrumente aller Art. Mit seiner Band Sons Of The Desert spielt er gut 100 Mal im Jahr den Aku-Blues mit Pickings und Bottlenecks – und unterrichtet nebenbei für die Mediterranean Music School. Seite 84 WS: Muddy Waters: Country-Blues

Best of Bluescafé II 5 Story Robert Johnson Foto: Scott Olson/Getty Images Foto:

8 Best of Bluescafé II Story Robert Johnson

Robert Johnson Ein echter Draufgänger

Was ist dran am „König des Delta-Blues“, der als erster Blueser sein Repertoire von Platten gelernt hat? Son House sang intensiver, hatte mehr Grooves zu bieten, Lonnie Johnson war der elegantere Spieler, Skip James klang unheimlicher, und der angebliche Deal mit dem Teufel ist eindeutig Tommy Johnson zuzuschreiben. Warum schaffte es die Robert- Johnson-Box 1990 in die Billboard-Pop-Charts und errang Platin, während andere Blues- Veröffentlichungen in den Läden vergammeln?

eboren wurde Robert Johnson 1911 Pfosten der Veranda, befestigt einen Draht oder Son House taucht auf in Hazlehurst, Mississippi. Er wuchs eine Angelschnur und spannt das Ganze mit Mit 19 heiratete er die junge Virginia Travis, Gin ziemlich instabilen Familienver- einer Coladose. Dann schlägt man mit einem die allerdings bereits kurz darauf im Kind- hältnissen auf. Weder mit seinem leiblichen Stock den Groove und slidet mit einer Glasfla- bett verstarb. Man kann sich vorstellen, dass Vater noch mit seinen beiden Stiefvätern kam sche ein Riff. Robert soll sich sogar gleich ein ihn dieser Verlust in so jungen Jahren ein- er klar. Mal lebte mal bei der Mutter, mal bei dringlich geprägt hat. Zu jener Zeit, also um den Vätern. So lernte er schon früh das Stadt- 1930 herum, tauchte Son House in Robin- leben in Memphis kennen, kehrte aber dann Roberts erstes sonville auf. Er sollte Roberts weiteres Leben doch wieder zur Mutter zurück, die sich in Instrument war bestimmen. Robinsonville, Mississippi, mit ihrem neuen Son House hatte in der nahe gelegenen Mann Willie „Dusty“ Willis niedergelassen die Blues-Harp Dockery’s-Plantage Willie Brown und Charley hatte. So kam Johnson zu diversen Nachna- Patton kennengelernt und mit ihnen groß- men, die er sich später immer wieder zulegte. artige Aufnahmen in Grafton, Wisconsin, ab- Musikerkollegen kannten ihn als Dodds, Spen- dreisaitiges Instrument auf diese Art gebastelt geliefert. Er siedelte sich also ebenfalls in der cer, Dusty oder Johnson. haben. Sein erstes ernsthaftes Instrument war Gegend an und spielte hauptsächlich im Duett Schon als Kind bastelte er sich den Diddley- jedoch die Mundharmonika, die er anscheinend mit Willie Brown in den juke joints und bei Bow – dazu schlägt man zwei Nägel an den überaus ordentlich einzusetzen verstand. lokalen Tanzveranstaltungen.

Robert Lockwood Jr. (l.) war einer der musikalischen Weggefährten Roberts; hier ist er mit Sonny Boy Williamson zu sehen Michael Ochs Archives/Getty Images C

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cg aura Story Memphis Minnie

Memphis Minnie und Kansas Joe McCoy Fotos: Michael Ochs Archives/Getty Images, Thomas R. Machnitzki, Michael Ochs Archives/Getty Images, Thomas Fotos:

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cg aura cg aura Story Memphis Minnie

Memphis Minnie Die Königin des Country-Blues

Memphis Minnie gehörte in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts zu den größten Stars der amerikanischen Blues-Szene. Leider geriet sie nach ihrer Glanzzeit in Vergessenheit. Dennoch ist die exzellente Gitarristin, Sängerin und Songwriterin bis heute ein echter Geheimtipp.

eine Band-Kollegin sagte „Das bestens verkauften. Sie war der größte Star nicht mehr mitgemacht, weil sie zu der Zeit musst du spielen!“ und drückte mir des Plattenlabels Vocalion, hat vier Jahrzehnte bereits schwer krank war. Meine Tonbandkassette in die Hand. lang ausschließlich vom Musikmachen gelebt Und da sich ihre Platten so gut verkauft Rund zwanzig Jahre ist das her. Unser Trio und war Vorbild für Sängerinnen wie Big hatten, war sie manchem Bluesforscher wie bestand aus ihr (einer tollen Sängerin), einem Mama Thornton, Koko Taylor und Jo Ann Kel- etwa Samuel Charters zu kommerziell, um als Bassisten und mir an Gitarre und Gesang. Wir ly. Zusammen mit , Tampa Blueserin richtig ernst genommen zu werden. spielten auf privaten Partys, auf der Straße Red, Muddy Waters oder Jimmy Rodgers ge- Immerhin wählte Arhoolie-Gründer Chris und in allerlei Kneipen und Bars. hörte sie zu den big names der schwarzen Strachwitz 1964 für die erste Blues-Classics- Auf dem Tonband war eine Reihe von Musikszene im Chicago der 1930er und 1940er LP, eine Serie mit alten Schellackaufnahmen, Songs, die Rebecca in der Plattensammlung Jahre. Dennoch ist sie heute fest vergessen. ausgerechnet Memphis Minnie und bezeich- eines Onkels gefunden hatte, der offenbar das Warum? An ihren Aufnahmen kann es nicht nete sie in den liner notes als „eine der größ- Folk-Revival der 60er Jahre intensiv miterlebt liegen. Ihre Musik ist immer noch äußerst hö- ten Blues-Sängerinnen“. hatte. Sachen von Leadbelly und Josh White renswert, und in Sachen Gitarrenspiel und Ge- waren darauf zu finden, Songs von den Wea- sang hielt Minnie locker mit den anderen Musik als Fluchtweg vers, und schließlich „Me and My Chauffeur 1992 schließlich erschien die Biografie von Blues“ von Memphis Minnie: ein freches Gi- Beth und Paul Garon, die zahlreiche Bekannte tarrenriff, ein unwiderstehlicher Groove und Minnie war einer von Minnie, eine Schwägerin und ihre jüngste eine starke Frauenstimme, die selbstbewusst der big names Schwester interviewt hatten. Minnie war die nach einem Fahrer für ihr Auto verlangt – älteste Tochter einer fünfzehnköpfigen Share- oder meinte Minnie etwa ganz andere in Chicago cropper-Familie, die wie viele andere Schwar- „Aufwärmer“-Dienste? Umso besser! Der Song ze in den amerikanischen Südstaaten als Bau- wurde einstudiert und ist seither stets gut ern auf gepachtetem Land nur knapp über- beim Publikum angekommen. Memphis Min- Bluesern mit. Liegt es vielleicht daran, dass sie lebten und ständig umher zogen. Ihr eigent- nie hingegen kannte keiner. einfach zu unkonventionell war und nicht ins licher Name war Lizzie Douglas. Ein braves Klischee des bluesman passte? Dies vermutet Lieschen mochte sie jedoch nicht sein: Sie 200 eigene Songs jedenfalls Del Ray 1995 in einem Artikel in verbat sich Lizzie zugunsten von „Kid“, was Eigentlich erstaunlich. Denn die am 3. Juni einem amerikanischen Gitarrenmagazin: Min- wahlweise Göre oder Zicklein bedeuten kann. 1897 im Bundesstaat Mississippi geborene Gi- nie war kein tragischer junger Mann, der wie Nicht unpassend für eine, die ganz offensicht- tarristin und Sängerin hat zwischen 1929 und Robert Johnson melancholisch und angeblich lich ihren eigenen Kopf hatte und wusste, was 1953 rund 200 zumeist eigene Songs aufge- vom Teufel besessen mit der Gitarre auf der nommen, die sich beim schwarzen Publikum Schulter durch die Welt zog, sondern eine mehrheitlich zufriedene, erfolgreiche Musike- Minnie zum Anhören rin in den besten Jahren, die sich geschickt an Autorin den wandelnden Musikgeschmack anzupassen Viel Musik für wenig Geld: Zwei tolle Boxen mit je wusste. So was eignet sich schlecht als role fünf CDs gibt es bei JSP: Memphis Minnie. Tanja Wirz ist Gitarristin, Sängerin und freie Jour- model für aufstrebende Rock- und Folkmusi- Queen of the Country Blues 1929-1937 und nalistin. Im Duo The Red Hot Serenaders spielt ker auf Identitätssuche, also jene, die ab den Queen of the Delta Blues enthalten fast alles, was sie zusammen mit Rainer Wöffler Blues und 60er Jahren den Blues weitertrugen. von Minnie je auf Platte erschienen ist. Einzig der Swing aus den 20er und 30er Jahren. Sie lebt in Wer also war Memphis Minnie? Lange war Song „When the Levee Breaks“ fehlt seltsamer- der Nähe von Zürich. außer ihren Songs nur wenig über sie bekannt, weise. denn sie hat das Folk-Revival der 60er Jahre

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cg aura cg aura Leadbelly

Leadbelly Track „When I Was a Cowboy“ 31

Unsere heutige Nummer entstammt TRACK 31 dem Repertoire von Leadbelly, dem Bsp. 1 = 86 König der 12-saitigen Gitarre.

er Titel „When I Was a Cowboy“ mutet auf den ersten Blick ja etwas D 0 0 A 0 0 G 0 2 0 2 seltsam an, aber gerade Texas war D 0 0 0 0 D A mit schwarzen Cowboys gut versorgt. Viele D 0 0 0 0 Sklaven in den Südstaaten der USA stammten ursprünglich aus Ghana oder Gambia, wo sie Rinderherden besaßen und auch mit ihnen umzugehen wussten. In den Jahren des ameri- kanischen Bürgerkriegs ließen viele texa- nische Farmbesitzer ihre riesigen Herden bei

ihren schwarzen Sklaven zurück, die sich um 0 2 0 0 3 0 die Tiere kümmerten. In Hollywoodfilmen 0 2 0 0 0 0 tauchen zwar nirgendwo schwarze Cowboys 0 0 0 0 auf, und selbst in den amerikanischen Texas war gut mit schwarzen Cowboys versorgt

3 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Geschichtsbüchern sucht man vergebens, aber es dürften alleine in Texas zwischen 5.000 und 8.000 gewesen sein, die von 1866 bis 1896 über fünf Millionen Tiere nach Norden zu den großen Zugstationen trieben. Gut, dass sich Leute wie Leadbelly über- haupt trauten, solche Stücke im Repertoire zu haben und aufzunehmen. Mit dieser Nummer 0 0 2 1 0 0 hätte er bei einer regulären Plattenfirma keine 0 3 0 0 0 Chance gehabt. Dafür aber bei John A. Lomax, 0 0 0 0 dem Sammler von Folk- und Cowboysongs, der genau der richtige Mann für diese Art Aufnahmen war. Schulbank & Feldarbeit Leadbelly wurde 1888 in Louisiana an der Grenze zu Texas geboren. Seine Eltern schuf- teten sich zu Tode, um ihrem Sohn wenigstens 2 1 0 0 0 3 0 0 0 0 0 etwas Bildung mit auf den Weg zu geben. Im- 0 0 0 0 0 merhin besuchte Huddie Leadbetter – wie er mit richtigem Namen hieß – ein paar Jahre die Schule und lernte Lesen und Schreiben, was für einen Schwarzen in dieser Zeit und dieser Ge- gend absolut unüblich war. Er lernte aber auch schon sehr früh die harte Feldarbeit kennen und beschloss, sich das Leben, soweit irgend 0 0 möglich, mit Musik zu erleichtern. Spielend er- 0 0 0 0 lernte er Boogie-Woogie-Klavier, Mandoline, 5 5 3 3 5 5 3 3 Akkordeon, Mundharmonika und sein Haupt-

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Hitlieferant für Pete Seeger, Lonnie Donegan, Ram Jam Leadbelly und Nirvana: „When I Was a Cowboy“ Huddie „Leadbelly“ Ledbetter Michael Ochs Archives/Getty Images C

instrument, die 12-saitige Gitarre. Diese Art liches Heim und schlug sich in Texas und Lou- von Mr. Leadbelly höchstpersönlich. Gitarren hatte sich auch in Texas in diversen isiana als Musiker durch – und wenn nicht, Wer ihm das nicht abnahm, den überzeugte er Musikstilen weit verbreitet. Im Vergleich zur dann halt als Arbeiter. Leadbelly konnte mehr – wenn es sein musste – mit Gewalt. Seine regulären Sechssaitigen machen sie wesentlich Baumwolle pflücken als jeder andere, war der Überzeugungsarbeit brachte ihm schon früh mehr Dampf und haben meist einen aggres- stärkste Schienenverleger, der beste Liebhaber, die Bekanntschaft mit diversen Strafanstalten siveren Ton, was Leadbelly sicherlich gefallen der standfesteste Trinker – und der beste ein. Nach einem Todesfall 1916 wurde er in hat. Mit 21 Jahren verließ er sein jämmer- Gitarrist. Diese Einschätzung stammt übrigens Texas eingelocht. Er entkam jedoch aus dem

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● PETERS RESONATORS SLINGERLAND MAYBELL Ein echtes Traumweib: schön & schmutzig Freunde der blauen Töne, aufgepasst: Peter Wahl hat erneut sein Unwesen getrieben und eine Reso-Pfanne zusammengedengelt, dass man wahrlich ins Grübeln kommt, ob man wirklich mehr als diese eine Gitarre braucht …

er Peter Wahl aufgrund seiner ungewöhnlichen Reso- Umbauten vorschnell als komischen Kauz abheftet, dem Wentgeht einiges, nicht nur die wohl authentischsten Reso- Blues-Kniften hierzulande. Peters vermeintliche Kauzigkeit ist schlicht und ergreifend der absoluten Fokussierung auf sein Tun geschuldet, und daher gibt's keine Marketingpläne, keine Endorsements und den ganzen Schmu: Hier gibt’s einfach nur bockstarke Gitarren. Vorliegende Maybell aus dem Hause Slingerland macht da keine Ausnahme. Und mal unter uns Pastorentöchtern: Allein die Namen „Maybell“ und „Slingerland“ klingen ja schon mal – ohne dass man auch nur einen Ton gespielt hätte – so geil, das gibt’s doch gar nicht. Und aussehen tut die Geige – ein Traum. Gut Ding will Weile haben Getreu diesem Motto sucht Peter seine Umbaukandidatinnen aus: Die meisten sind um die 60 Jahre, eher älter. Unsere Maybell stammt aus dem Chicago der 1930er, und gleich beim ersten Kontakt zum Holz des Halses und des Korpus stellt sich ein Gefühl von Ehr- furcht ein. Ihre Macken, ihre Kratzer, die deutlichen Spuren der Zeit verleihen der Maybell eine Patina und einen Vibe, welche demjenigen, der sich für diese Art der Ästhetik begeistern kann, wohlige Schauer über den Rücken jagen. Klingt verrückt und übertrieben? Vielleicht. Aber in Zeiten, in denen die künst- liche Alterung von Instrumenten das A und O auf dem Weg zum wahren Ton sein soll und man ernsthaft über die Authentizität eines künstlichen Alterungsprozesses fachsimpelt, da tut es gut, ab und an etwas wirklich Echtes in der Hand zu halten. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn Peter macht weit mehr, als „nur“ einen Resonator einzubauen. Der Hals aus Linde bekam einen Zweiwegehalsstab ein- gebaut, das ursprüngliche Griffbrett wurde dazu abgeho- belt. Nach Einsetzen des Trussrods wurde dem Lindenhals ein Griffbrett aus ostindischem Palisander aufgeleimt. Die Dots sind aus altem, echtem Perlmutt, selbst der Knochensat- tel stammt von einer alten Gitarre. „Aus alt mach’ neu“ scheint wahrlich Peters Devise zu sein … Aber es geht noch weiter in Sachen „altes Holz“: Der höhenver- stellbare Steg besteht aus zehn Jahre altem Buchsbaum; der Biscuit, der

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Letzteren trägt, ist aus Ahorn, das laut Peter auch schon zwischen 50 man sich an das akustische Erscheinungsbild der Maybell gewöhnt und 60 Jahre auf dem Buckel hat. Wem das noch nicht reicht, der darf hat, will man es schlicht „in laut“ haben. Alles andere kommt einem wie sich darüber freuen, dass Peter die Segmentringe, die als Basis für den ein Kompromiss vor – wenn auch kein schlechter, um ehrlich zu sein. Resonator-Cone dienen, aus 150 Jahre altem Kirschbaum- oder Birn- Aber nur der pure akustische Sound ist the real deal. baumholz fertigt. Dieses Holz entstammt übrigens ehemaligen Bieder- meierbetten. Das bleibt hängen Mannomann, was Peter da wieder zusammengehämmert hat, ist schlicht Countryblues? Countryblues! der Hammer! Die Maybell hat das Zeug dazu, der Traum schlafloser Maybell schreit nach Blues, nach Ry Cooder, nach Fred McDowell, Blues-Nächte zu werden. Nicht ganz billig, aber eine perfekte Slide- , Son House und wie sie alle heißen. Ja, die haben zwar gitarre und ein echter Charmebolzen. Ick bin valiebt! ● Metall-Resos gespielt, aber mal im Ernst: Die Maybell ist ein ver- Stephan Hildebrand dammter Hammer, ein Traumweib unter den Parlorgitarren. Messing- Slide oder Glas-Slide? Spielt keine Rolle, die Gitarre singt vollmundig und transparent, mit der Portion Schmutz, die’s einfach braucht für ei- nen anständigen Blues. Open-G oder Open-D ist kein Problem, sie ver- kraftet aber auch tiefe Stimmungen wie Peters Favoriten B-F#-B-Eb- F#-b problemlos. Zunächst überraschend angesichts des kleinen Korpus und der Mensur von 63 Zentimetern, bis man drauf kommt, dass hier ja nicht der Korpus, sondern der Cone Hauptbestandteil des Sounds ist. Wer der gar nicht mal so lauten Reso elektrisch unter die Arme grei- fen möchte, der hat einen P-90 von Guitarfetish und einen Piezo an Bord. Beide kommen ohne Preamp aus und werden über je ein Volume- Poti gesteuert. Ein Y-Kabel ermöglicht das Aufsplitten des Signals auf separate Kanäle, das mitgelieferte Kabel (Stereoklinke in Gitarre, Mono- klinke in den Amp) ermöglicht die Zusammenführung der beiden Pick- up-Signale zu einem Monosignal. Dazu müssen beide Potis zumindest ein wenig aufgedreht sein, sonst herrscht Funkstille. Der Piezo ist dabei erwartungsgemäß für die Brillanzen, der brumm- freie P-90 eher für die Bässe und Tiefmitten zuständig. Das akustische Klangbild wird ordentlich übertragen, damit lässt sich arbeiten. Am besten greift man aber auch live zur Mikrofonabnahme, denn sobald

MODELL… Peters Resonators Slingerland Maybell HERKUNFT… USA, Umbau in Deutschland KORPUS… Birke, massiv DECKE… Birke, massiv HALS… Linde GRIFFBRETT… Palisander STEG… Knochen HALSBREITE… Sattel: 46 mm; 12. Bund: 58 mm BÜNDE… 18 Vintage MENSUR… 63 cm PICKUPS …GFS Soapbar 180 (brummfreier P-90), Piezo LINKSHÄNDER… nein INTERNET… www.peters-resonators.de EMPF. VK-PREIS… 2.500,- g Jetzt bestellen!

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