Kultautos der 70er und 80er Jahre

1-13_Youngtimer.indd 1 07.07.14 12:33 1-13_Youngtimer.indd 2 07.07.14 12:33 Jan Boyd Kultautos der 70er und 80er Jahre

1-13_Youngtimer.indd 3 07.07.14 12:33 ISBN 978-3-8094-3332-3

1. Aufl age © 2014 by Bassermann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, 81673 München

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Printed in Slovakia

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ...... 6 Mazda...... 137 Melkus ...... 140 Alfa Romeo ...... 16 Mercedes-Benz ...... 141 Alpine ...... 22 Mercury ...... 150 AMC ...... 24 MG ...... 152 Aston Martin ...... 25 Mini ...... 154 ...... 28 Mitsubishi ...... 156 Austin...... 33 Monteverdi ...... 157 Autobianchi ...... 36 Morgan ...... 158 Bentley ...... 38 Moskwitsch ...... 159 ...... 40 NSU ...... 161 BMW ...... 41 ...... 164 Bond ...... 53 Panther ...... 172 Cadillac ...... 54 Peugeot...... 174 Chevrolet ...... 56 Plymouth ...... 178 Citroën ...... 60 Pontiac ...... 179 Dacia ...... 67 ...... 181 DAF ...... 68 Reliant ...... 187 Daimler ...... 71 Renault ...... 188 Datsun ...... 72 Rolls-Royce...... 195 De Tomaso ...... 74 Rover ...... 197 DeLorean ...... 76 Saab ...... 199 Ferrari ...... 77 Saporoschez ...... 202 Fiat ...... 82 Simca ...... 203 Ford ...... 91 Skoda ...... 205 Ford (USA) ...... 97 Steyr-Puch ...... 208 GAZ ...... 99 Sunbeam ...... 209 Honda ...... 102 Talbot ...... 210 IFA ...... 104 Tatra...... 212 Innocenti ...... 106 ...... 213 Intermeccanica ...... 106 Triumph ...... 217 Iso Rivolta ...... 108 TVR ...... 220 Jaguar ...... 110 Vauxhall ...... 222 Jensen ...... 114 ...... 224 Lada ...... 116 Volvo ...... 233 Lamborghini ...... 118 VW-Porsche ...... 237 Lancia ...... 122 Lotus ...... 127 Register...... 238 Maserati ...... 131 Matra ...... 135 Bildquellen...... 240

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1-13_Youngtimer.indd Abs1:5 07.07.14 12:33 Einleitung

Autos mit Kultstatus

Was ist es, was uns so fasziniert an den empfi nden dies als geradezu erotisch schönen alten Autos? Ist es der tadello- und geraten in Verzückung ob dieser se und gepfl egte Zustand der vierrädri- Gerüche und Geräusche. gen Lieblinge, oder der Glanz von Lack und Chrom in ästhetischen Formen? Ist Doch wie wird ein Auto zum ultimativen es die Geschwindigkeit, der Fahrkom- Kultfahrzeug? Gestern gab es sie noch fort, der Geruch von Motorenöl oder die massenhaft auf den Straßen, aber heu- bestechende Technik? Oder sind es doch te sind sie vom Aussterben bedroht und eher die romantisch verklärten Erinne- werden fast über Nacht zum Objekt der rungen an schöne vergangene Zeiten? Begierde. Wahrscheinlich ist es aber die Mischung aus alledem, was uns ins Schwärmen Hier spielt wohl auch die Tatsache eine geraten lässt. Rolle, dass wir Menschen geneigt sind, uns gerne an die schönen Erlebnisse frü- Dabei stört es uns nicht, wenn das Auto herer Zeiten und die damit verbunde- nicht den neuesten Abgasnormen ent- nen Gegenstände zu erinnern und uns spricht und die Lautstärke des Motors ein Stück dieser Vergangenheit zu er- eine ungestörte Konversation im Innen- halten. Wenn dann noch die Tatsache raum kaum zulässt. Im Gegenteil, wir dazukommt, dass ein solches Stück aus der Vergangenheit auch eine Wertanla- ge darstellt, ist die Sache klar. Das wol- len wir haben, pfl egen und bewahren. Sei dies nun ein gepfl egtes altes Auto, Wenn Männer keinen Blick mehr für ein antikes Möbelstück oder eine alte, Frauen haben, sondern wie hypno- tisiert aufs Blechle starren – dann handbemalte Keramik. steht vielleicht ein schwarzer Stin- gray am Straßenrand.

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Der Morgan plus 4 – das übersinn- liche Vergnügen, Autofahren mit allen Sinnen zu genießen

Ein Auto ist niemals nur ein Gebrauchs- gegenstand, sondern immer auch ein Gefühl, ein Lebensgefühl, das Begrif- kommen sicher bist, dass du keine Cor- fe wie Bewegung und Freiheit sinn- vette haben willst, riskiere niemals eine lich – im doppelten Wortsinn – erfahr- Probefahrt!“ Wer es dennoch tut, wird bar macht. Wer diese Emotionen nicht sein Leben lang den Vettes verfallen kennt, sollte Tretroller fahren. sein. Denn die Liebe zu einem Old- oder Youngtimer entsteht nicht aus Berech- Treffen sich zum Beispiel irgendwo ein nung. Genauso wenig wie ein Frau ra- paar Corvette-Fans (na gut, zugegeben, tional erklären kann, warum sie sich in zu internationalen Pfi ngsttreffen sind einen Mann verliebt, und ein Mann, wa- es ein paar mehr), rufen die gleichen rum er diese eine und keine andere Frau Leute, die vor 40 Jahren den Muff von so toll fi ndet. tausend Jahren unter den Talaren ihrer Professoren zu wittern meinten, nun Manchmal ist es Liebe auf den ersten nach der Polizei und wollen am liebsten Blick, wenn es bei der Begegnung mit alles verboten sehen, was nach Benzin einem Auto sofort funkt. Vielleicht weil riecht. man während eines Italienurlaubs das unglaubliche rote Geschoss zum ers- Die Liebe zum Kultauto lässt sich mit ten Mal aus der Nähe sah, den Gummi keinem rationalen Argument begrün- roch, den es beim Anfahren hinterließ den – und so kann man sehr mutig und seitdem nur noch von rot lackier- und fortschrittlich gegen alte „Dreck- tem Blech träumen kann. Vielleicht aber schleudern“ wettern, als wären die paar auch, weil man auf einmal in einem Hundert Corvettes ein Problem für die Morgan Sportwagen die pure Sinnen- Umwelt und nicht die zig Millionen mo- lust am Autofahren im ursprünglichen derner Fahrzeuge. Ein Internet-Blog- Verstand entdeckte, wo am Lenkrad ger, der selbst einmal dem Zauber einer noch gearbeitet wird und die Band- Corvette erlag, gab seinen Lesern ei- scheiben jeden Kieselstein auf der Fahr- nen guten Rat: „Wenn du dir nicht voll- bahn protokollieren.

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1-13_Youngtimer.indd Abs1:7 07.07.14 12:33 Einleitung

Sich in ein Auto zu verlieben, ist übri- gens kein männliches Privileg. Darüber belehrte mich eine junge Frau, die mir über die Schulter schaute, während ich diesen Text schrieb, und plötzlich in den Korrekturfahnen zu blättern begann, bis sie tatsächlich ihr Auto gefunden Der VW Scirocco II – auch für Frauen hatte – einen Volkswagen Scirocco der ein Objekt der Begierde zweiten Serie.

„Da war damals eine Schülerin aus der es auf Grund von Beliebtheit und Ver- Oberstufe, zwei bis drei Jahre älter als kaufszahlen das Potenzial zum Kult- ich, die einen Scirocco fuhr – und die auto hatte. Dieses bestätigte sich spä- war ja sooo cool! Und das hieß: So ein testens dann, wenn sich Fan-Clubs für Auto musste ich auch haben, sobald ich ein Modell gründeten und die Samm- das nötige Kleingeld zusammen hatte.“ lerpreise ständig anstiegen. So wurden Damit war des Blätterns noch kein En- aus Sammlerobjekten Youngtimer und de. Der Weg durch die Korrekturfahnen Oldtimer. führte die junge Frau zurück zum Buch- staben F. „Und wenn es mal für etwas Der Begriff Youngtimer wurde Mit- mehr als Kleingeld reicht, dann muss es te der Siebzigerjahre geprägt. Die Zeit- der hier sein – ein 1968er Ford Mustang, schrift „Automobil- und Motorrad- zweite Generation, am liebsten mit vier Chronik“, die später mit der Zeitschrift Augen!“ „Motor Klassik“ verschmolz, soll ihn – in beziehungsreicher Anspielung an den Was sind Kultautos? In der Regel war allgemein verbreiteten Begriff Oldti- schon wenige Monate nach der Erst- mer – zum ersten Mal verwendet ha- auslieferung eines Fahrzeuges klar, ob ben. Schon damals empfahl die Redak-

Ein 1968er Ford Mustang – für man- chen das Traumauto schlechthin

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1-13_Youngtimer.indd Abs1:8 07.07.14 12:33 Einleitung

Das Oldsmobile 4-4-2 Coupé – die Zahlen standen für Vierfachver- gaser, Vierganggetriebe und Dop- pelauspuff – ein Klassiker aus der Kategorie Muscle Car, wurde mit Unterbrechungen von 1964 bis 1991 produziert.

tion den Opel Diplomat V8 Coupé als Besonders gilt das für Serienfahrzeuge, künftigen Klassiker. Und seitdem be- die eine außerordentlich lange Bauzeit mühen sich Experten und Fans (die na- aufzuweisen haben und deren Grund- türlich auch fast alle Experten sind) bei charakter auch alle Modellpfl egemaß- jedem aktuellem Fahrzeugtyp heraus- nahmen ohne wesentliche Veränderun- zubekommen, welches Klassikerpoten- gen überstand. Man denke an Citroëns zial in ihm steckt. 2CV-Ente, an den Käfer von VW oder an den 353, der praktisch von Die Grenzen zwischen Youngtimern 1966 bis 1989 ohne große Veränderun- und Oldtimern sind nicht genau ge- gen gebaut wurde. Bei diesen Fahrzeu- zogen. In Deutschland gab es bis En- gen ist kaum einzusehen, warum der de Februar 2007 eine Verordnung, die 1968 gebaute Wagen weniger Young- 49. Ausnahmeverordnung zur Straßen- timer sein sollte als der 1988 gebaute. verkehrszulassungsordnung. Der zufol- ge galten Fahrzeuge im Alter zwischen Man unterscheidet inzwischen auch die zwanzig bis dreißig Jahren als Young- Youngtimer der ersten Generation – die timer. Das ungefähre Alter eines Young- von etwa 1970 bis 1980 gebauten Fahr- timers wird in Deutschland bei 15 Jah- zeuge – und die Youngtimer der zweiten ren liegen. Doch auch wesentlich ältere Generation – das heißt die nach 1980 Fahrzeuge werden als Youngtimer an- gebauten. Die Youngtimer der zweiten gesprochen, wenn Sie noch keine typi- Generation sind oft als Gebrauchsfahr- schen Oldtimer-Merkmale aufweisen. zeuge auf den Straßen zu sehen. Meist

Klassifi zierung nach Bauzeit der Fahrzeuge Class A Ancestor: vom Beginn der Automibilgeschichte bis 31. Dezember 1904

Class B Veteran: vom 1. Januar 1905 bis 31. Dezember 1918, in Großbritannien auch Edwardians und in Deutschland Kaiserzeit genannt

Class C Vintage: vom 1. Januar 1919 bis 31. Dezember 1930

Class D Post Vintage: vom 1. Januar 1931 bis 31. Dezember 1945

Class E Post War: vom 1. Januar 1946 bis 31. Dezember 1960

Class F in Deutschland gern Wirtschaftswunder genannt: vom 1. Januar 1961 bis 31. Dezember 1970

Class G Youngtimer: vom 1. Januar 1971 bis zur Erreichung der 30-Jahre-Altersgrenze

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Überlebte das Ende der Studebaker Corporation und ist Oldtimer und Yountimer zugleich, denn er wurde nach 1963 von kleinen Firmen bis weit in die Achtzigerjahre in drei- stelligen Stückzahlen hergestellt: Der auffallend gestaltete Studeba- ker Avanti. Post-Studebaker-Model- le sind beispielsweise an den ecki- gen Scheinwerfereinfassungen zu erkennen. zeuge, die eines Tages in diese Klas- se einrücken werden! Inoffi ziell spricht man von Klassikern der Zukunft oder sind sie technisch in einem sehr guten classics of the future. Zustand; besonders der Rostschutz hat- te sich bei einer Reihe von Fahrzeugen Bei manchen Fahrzeugen – besonders der Achtziger- und frühen Neunziger- denen amerikanischer Herkunft – darf jahre stark verbessert. man sich heute schon manchmal fra- gen: Warum, zum Henker, braucht man Die internationalen Verbände wie et- 6 bis 7 Liter Hubraum und 350 PS, um wa die FIA (Fédération Internationa- (heute) stinknormale 180 km/h zu er- le de l‘Automobile) oder die FIVA (Fédé- reichen. Gut, die amerikanischen Stra- ration Internationale des Véhicules ßenkreuzer und Straßenschlachtschif- Anciens, praktisch der Dachverband der fe waren nicht nur länger und breiter Oldtimerclubs) und nationalen Auto- als heute übliche Fahrzeuge, sie waren mobilclubs wie der AvD verwenden eine auch manchmal höllisch schwer. Wer al- bestimmte Klassifi zierung, die – mit be- so so ein Fahrzeug auf einem hydrau- stimmten Modifi kationen und begriffl i- lisch betriebenen Doppelparker abstel- chen Abweichungen – allgemein üblich len will, sollte sich vorher vergewissern, geworden ist. ob sein Liebling das zulässige Höchstge- wicht nicht überschreitet. Platz für eine weitere Klasse, die Class H, wäre in der Abfolge schon noch. Offi zi- Aber nicht nur die teuren Edelmarken ell gibt es sie noch nicht. Aber die Fahr- produzierten Klassiker. Auch ein Her-

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steller im Osten Deutschlands, das Au- dewagen sind inzwischen in die Jahre tomobilwerk Eisenach, sonst eher be- gekommen. Was offroad nicht schon kannt für sehr alltäglich wirkende längst den Geist aufgegeben hat, be- Fahrzeuge, schuf mit dem Wartburg wies offenbar genug Härte, um in die 313 Sport einen Roadster, der den Zeit- Herzen der Fans eingeschrieben zu wer- geist der späten Fünfzigerjahre atmet. den. Und so fahren nicht nur der Volks- Zu dieser Zeit war das Zweitakterprin- wagen Typ 181 – ein Kübel, der eher als zip noch nicht so stark veraltet wie drei- Spaßfahrzeug für Strand und sanfte Dü- ßig Jahre später, als die Wartburgs noch ne geeignet ist als für wirkliche Gelän- immer mit der gleichen Motorentech- deaufgaben – und der unverwüstliche, nik fuhren. DKW baute noch munter wenn auch schnell rostende Lada Niva Zweitakter und auch Saab setzte noch in der Schar der Kultautos mit. Jeeps bis 1967 auf Zweitaktmotoren. und Jeep-Ableger, Land Rover und Pick- ups der verschiedensten Marken und Der Eisenacher Chefdesigner Hans Flei- Bauarten spielen im Konzert der kul- scher hatte die Wartburgs der 300er-Se- tigen Young- und Oldtimer mit. Die- rie alle aus einem Guss gezeichnet. Ge- se Fahrzeuge haben es aber in der Re- rade die gestreckte Form des 313 wirkte gel etwas schwerer als Sportwagen und besonders gelungen. Nur 469 Fahrzeu- Limousinen, denn sie waren Nutzfahr- ge wurden gebaut; die Zahl der „Über- zeuge und wurden die meiste Zeit ihres lebenden“, die inzwischen zu begehr- automobilen Lebens wie Nutzfahrzeu- ten Oldtimern geworden sind, dürfte ge behandelt. Das hat Auswirkungen weitaus geringer sein. Dieses Auto auf ihren Erhaltungszustand. Und der protzt zwar nicht mit PS-Zahlen und – möglichst originalgetreue oder dem Geschwindigkeitsrekorden, dafür über- Original nahekommende – Erhaltungs- zeugt es durch stilreine Exklusivität. zustand ist schließlich eines der wesent- lichsten Kriterien, dass einem Fahrzeug Und nicht nur die ganz Flachen und in Sammler- und Liebhaberkreisen, aber die ganz Flotten haben Kultpotenzial. auch seitens der Behörden der Status Auch die seit den Siebzigerjahren mehr eines historischen Kraftfahrzeugs zuer- und mehr in Mode kommenden Gelän- kannt wird.

Als die DDR noch elegante Autos baute, wusste das Hardtop-Coupé des Wartburg Sport 313 zu faszinie- ren. Jahrzehnte würdigte die Deut- sche Post AG das Fahrzeug mit einer Sonderbriefmarke.

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Eine Cobra 427 von 1965 auf der Piste

Nicht nur die Grenzen zwischen Young- Rennfahrer Carroll Shelby seit 1962 die- timern und Oldtimern sind fl ießend, sen Rennsportwagen konstruierte und auch die Grenzen zwischen Original und mit einem leistungsstarken Ford-Mo- originalgetreuem Nachbau sind nicht tor ausstatten ließ. Ursprünglich war immer ganz genau zu bestimmen. Pu- das Fahrzeug für Rennen gedacht, wur- risten werden dem widersprechen, aber de aber auch bei vermögenden Nicht- in der Wirklichkeit sind die Repliken be- Sportlern so beliebt, dass die vorhan- gehrter Fahrzeuge mitunter weiter ver- denen Originale – insgesamt wurden breitet als die Originale. 348 Exemplare in Handarbeit gebaut – nicht ausreichten. Heute zählt die AC Selbst bei Fahrzeugen, die in namhaften Cobra 427 zu den beliebtesten Model- Museen ausgestellt werden, ist nicht len der Replika-Szene. Seit Mitte der immer alles original, was originalgetreu Neunzigerjahre lässt Carroll Shelby auch aussieht. Da fehlte schon einmal ein ori- wieder 427er mit originalem 7-Liter-Mo- ginaler Türgriff, der partout nicht zu be- tor von Ford bauen. Es gibt mittlerweile schaffen war – also baute man einen wohl mehr Repliken als Originale dieses nach. Nur nachempfunden, erwidern Typs. die Puristen unter den Historikern, die lieber eine hundertprozentig echte Ru- In Deutschland sind die sogenannten ine ausstellen würden als ein sorgfältig H-Kennzeichen seit 2007 das äußere und mit noch so viel historischem Sach- Zeichen für ein anerkannt historisches verstand restauriertes Fahrzeug. Kraftfahrzeug. Nach der neuen Kfz-Zu- lassungsverordnung vom 1. März 2007 Bei einigen seltenen Fahrzeugen sind wird in Deutschland die Kennzeichnung Repliken häufi ger zu fi nden als Origi- eines „historischen Kraftfahrzeugs vor- nale. Der Sportwagen AC Cobra 427 genommen, in dem der normalen Zu- ist so ein Beispiel. Die ersten Origina- lassungsnummer ein „H“ nachgestellt le wurden 1965 gebaut, nachdem der wird. Ein H-Kennzeichen kann erteilt

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werden, wenn das Fahrzeug nachweis- Außerdem wird ein gepfl egter Erhal- lich älter als 30 Jahre ist („Fahrzeuge, tungszustand gefordert. Rostlauben die vor mindestens 30 Jahren erstmals haben auf der Zulassungsstelle keine in Verkehr gekommen sind“, verlangt Chance. Aber auch ein überaus gut er- § 2 Nr. 22 FZV) und eine Überprüfung haltener und gepfl egter Klassiker kann den zeitgenössisch originalen Bauzu- bei den beamteten Prüfern ungnädig stand ergeben hat. Später entstan- aufgenommen werden, wenn sie der dene Teile von Nachfolgetypen – z. B. Meinung sind, das Fahrzeug sei einfach stärkere Motoren, die erst später erhält- zu häufi g, so dass kein Interesse an der lich waren – sind in der Regel ein Aus- Erhaltung des historischen Sachzeug- schließungsgrund. Eine Zeitlang war nisses bestehe. Möglicherweise wird nicht mal der nachträglicher Einbau ei- das Fahrzeugen der Golf-Baureihen ge- nes Katalysators zulässig, doch hat sich schehen. Schließlich sind die H-Kenn- hier mittlerweile eine umweltgerechte- zeichen kein kostenneutraler Spaß, re Haltung gegenüber dem historischen sondern bringen den Haltern – je nach Purismus durchgesetzt. Immerhin sind Hubraumgröße des Fahrzeugs – Steuer- Youngtimer historische Kraftfahrzeuge, und Versicherungsvorteile. die in vielen Fällen tatsächlich noch ge- fahren und nicht nur auf dem Tiefl ader von Ausstellung zu Ausstellung trans- portiert werden. Original oder Replik – auf den ers- ten Blick ist das nicht genau zu er- kennen.

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14-37_Youngtimer.indd 15 07.07.14 12:35 Alfa Romeo

Alfa Romeo

Die Firmengeschichte des Fahrzeugher- standteil. Seit 1920 wird Alfa Romeo als stellers Alfa Romeo reicht bis in das Jahr Markenname für anspruchsvolle Fahr- 1906 zurück, als der französische Auto- zeuge geführt. 1929 übernahm der ita- pionier Alexandre Darracq ein Automo- lienische Staat das Unternehmen. 1986 bilwerk in Portello gründete. 1910 ent- ging das Staatsunternehmen im FIAT- stand daraus die Aktiengesellschaft Konzern auf. „Anonima Lombarda Fabbrica Auto- mobili“ (abgekürzt ALFA). 1915 kam die- se Gesellschaft in Schwierigkeiten und wurde von der Firma des neapolitani- schen Ingenieurs Nicola Romeo über- nommen; daher der zweite Namensbe- Alfa Romeo Giulia Sprint GT

Mit der Giulia brachte Alfa Romeo 1962 ei- ne seiner erfolgreichsten Baureihen auf den Markt. Gegenüber dem Vorgängermodell Giulietta war das Fahrzeug geräumiger. Der Limousine folgte ein Jahr später die sport- liche Ausführung. In der Spitzenmotorisie- rung mit Doppel-Horizont-Vergasern konn- ten die 88 kW die Giulia bis zu 190 km/h schnell machen.

Modell: Alfa Romeo Giulia Sprint GT Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 190 km/h Hubraum in ccm: 1750 Leistung in PS/kW: 118/88 Bauzeit: 1963–1977

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Alfa Romeo GT 1300 Junior Coupé

Am beliebtesten war das Coupé in der Far- be Rot. Und selbstverständlich mit Leder- sitzen. Bei seiner Markteinführung kostete das Gefährt 16.000 DM und versprach dafür sportliches Fahrvergnügen mit Höchstge- schwindigkeiten um 180 km/h. Allein von dieser Version wurden ca. 80.000 Fahrzeu- ge gebaut. Ab 1972 war ein 1600er Coupé verfügbar.

Modell: Alfa Romeo GT 1300 Junior Coupé Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 180 km/h Hubraum in ccm: 1290 Leistung in PS/kW: 87/64 Bauzeit: 1966–1972 Alfa Romeo Giulia Super

Als sportliche Limousine folgte die Giulia Nuova 1974 ihren Schwestern. Dank Doppel- Horizont-Vergasern erreichte sie 102 PS und sportliche 175 km/h Spitzengeschwindig- keit. Das Facelifting sorgte für mehr Sach- lichkeit. Mit Scheibenbremsen vorn und hinten, Fünfganggetriebe und Kunstleder- Ausstattung machte die neue Super Giulia Alfa Romeo aber viel Eindruck. Modell: Alfa Romeo Giulia Super Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 175 km/h Hubraum in ccm: 1570 Leistung in PS/kW: 102/76 Bauzeit: 1965–1978

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Alfa Romeo 2000 Spider Veloce

Der erster Spider der Baureihe 105 erschien 1966 auf dem Genfer Autosalon. „Ferrari des kleinen Mannes“ nannte man das Rund- heckmodell. Dustin Hoffman machte den Spider berühmt, als er ihn in dem Film „Die Reifeprüfung“ fuhr. 1969 wurde die Spider- Generation vorgestellt. Nach oben war die Motorisierung um den 1750er und 2000er und nach unten um den 1300er Spider Junior erweitert worden.

Modell: Alfa Romeo 2000 Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 195 km/h Hubraum in ccm: 1962 Leistung in PS/kW: 131/98 Bauzeit: 1971–1975

Alfa Romeo Spider Aerodinamica

Die italienischen Alfa-Romeo-Fans, die ge- nau wussten, wie ein „echter“ Alfa auszuse- hen hatte, waren bei Spottnamen erfi nde- risch: „Gummilippe“ nannten sie den Spider der dritten Generation, der ihnen wegen der wulstigen Stoßfänger missfi el und wegen des gewöhnungsbedürftigen Heckspoilers. Aber gerade dieser Spider war sehr erfolg- reich.

Modell: Alfa Romeo Spider Aerodinamica Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 197 km/h Hubraum in ccm: 1962 Leistung in PS/kW: 128/94 Bauzeit: 1983–1989

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Alfa Romeo Montreal

Das Sportcoupé war ein Kraftpaket. 200 PS schleuderten es auf 220 km/h. Auf der Welt- ausstellung in Montreal 1967 wurde die De- signstudie zum ersten Mal vorgestellt – da- her leitete das Coupé seinen Namen ab. Die Rostvorsorge war gegenüber anderen Alfa- Modellen besser; aber der Benzinverbrauch war mit bis zu 25 l/100 km sehr hoch.

Modell: Alfa Romeo Montreal Motor/Zylinder: V-Motor/8 Geschwindigkeit: max. 220 km/h Hubraum in ccm: 2593 Leistung in PS/kW: 200/147 Bauzeit: 1970–1977 Alfa Romeo Junior 1300 Zagato

Zu den heute raren und gesuchten Coupés auf Basis der Alfa Romeo Giulia gehört der von Za- gato gestylte Junior. Es gab ihn in der 1,3- und 1,6-Liter-Motorisierung. Technisch basierten die Wagen auf den bekannteren Bertone- Coupés. Zagato, das 1919 gegründete Design- Büro, arbeitete bereits seit den Zwanzigerjah- ren mit Alfa Romeo zusammen.

Modell: Alfa Romeo Alfa Romeo GT 1300 Junior Z Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 175 km/h Hubraum in ccm: 1290 Leistung in PS/kW: 87/64 Bauzeit: 1969–1975

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Alfa Romeo Alfasud

Mit dem Alfasud stellte Alfa Romeo eine Kompaktlimousine vor, die erstmals bei Alfa einen Frontantrieb aufwies. Gebaut wur- de das Fahrzeug mit dem fortschrittlichen Boxermotor in Süditalien. Was als Entwick- lungsprojekt für die Region gut war, war schlecht für das Auto. Rostanfälligkeit (Lack kam mitunter auf die angerosteten Rohka- rossen) und Verarbeitungsmängel ruinier- ten den Ruf Alfa Romeos.

Modell: Alfa Romeo Alfasud Motor/Zylinder: Boxermotor/4 Alfa Romeo Geschwindigkeit: max. 155 km/h Hubraum in ccm: 1186 Alfasud Sprint Leistung in PS/kW: 63/46 Bauzeit: 1972–1983 Auf der Basis des Alfasud erschien 1976/77 der Alfasud Sprint als zweitüriges Coupé. Das Fahrzeug besaß eine eigenständige Karos- serie, die von Giorgetto Giugiaro entworfen wurde (Ähnlichkeiten mit dem ebenfalls von Giugiaro stammenden VW-Scirocco waren nicht zufällig). Am Ende der Bauzeit wurde der Sprint ohne den Zusatz „Alfasud“ vermarktet.

Modell: Alfa Romeo Alfasud Sprint Motor/Zylinder: Boxermotor/4 Geschwindigkeit: max. 175 km/h Hubraum in ccm: 1286 Leistung in PS/kW: 75/55 Bauzeit: 1976–1989

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Alfa Romeo Alfetta

Mit dem Alfetta besetzte Alfa Romeo das Segment der gehobenen Mittelklasse. Die Typbezeichnung stammt von einem be- kannten Rennwagen der Fünfzigerjahre ab. Mit diesem teilt die Alfetta-Limousine die Trans axle-Bauweise des Antriebs: Getriebe und Kupplungsgehäuse sitzen zusammen mit dem Hinterachsdifferenzial in einem Block an der Hinterachse.

Modell: Alfa Romeo Alfetta Motor/Zylinder: DOHC Reihenmotor/4 Geschwindigkeit: max. 185 km/h Hubraum in ccm: 1779 Leistung in PS/kW: 121/90 Bauzeit: 1972–1974

Alfa Romeo Alfa 90 Alfa Romeo Alfetta „Die Alfetta ist tot, es lebe die Alfetta!“. Im GTV 6 2.5 Alfa 90 führte die zwischen 1972 und 1984 gebaute Alfetta ein dreijähriges Nachleben. Neben der seltenen Turboversion des Vier- Ein geschwindigkeitsabhängiger Frontspoi- zylinder-GTV kam nach dem Facelifting von ler verbesserte die Straßenlage; viele hielten 1980 der GTV 2.5 mit einem V6-Motor als das nur für eine Spielerei. Auch der Beifahrer Spitzenmodell heraus. Stoßfänger und Spoi- konnte unterm Handschuhfach mit einem ler waren mit mehr Kunststoff verkleidet, herausnehmbaren Koffer spielen. Nachfol- auch das Armaturenbrett war überarbeitet ger des Alfa 90 war der Alfa 164. worden. Mit diesem Modell wollte man „die Lücke schließen, die Alfa noch von Ferrari Modell: Alfa Romeo Alfa 90 2.5 trennt“. Motor/Zylinder: V-Motor/6 Geschwindigkeit: max. 200 km/h Modell: Alfa Romeo GTV 6 2.5 Hubraum in ccm: 2492 Motor/Zylinder: V-Motor/6 Leistung in PS/kW: 158/116 Geschwindigkeit: max. 212 km/h Bauzeit: 1984–1987 Hubraum in ccm: 2492 Leistung in PS/kW: 158/116 Bauzeit: 1980–1986

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