DEZ.11 / JAN.12

2011 EINSCHLAUFEN Betrifft: Ein Bungalow in Santa Nirgendwo Impressum Nº 10.11 DER MUSIKZEITUNG LOOP 14. JAHRGANG Da wären wir also, kurz vor dem Jahresende, der vorliegenden Ausgabe mit Rückblicken auf und setzen an zu ein paar Momentbeschreibun- ihre aussergewöhnlichen Leben und Werke. Es P.S./LOOP Verlag gen über halbieren Gläsern. Die vergangenen bleibt dabei natürlich bei einer Auswahl, denn Postfach, 8026 Zürich zwölf Monate standen im Zeichen des Auf- es wären noch etliche andere Menschen aus dem Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 bruchs und der anhaltenden Krise. Während die Musikgeschäft zu nennen, allen voran Apple- [email protected] Menschen im Nahen Osten auf die Strasse gin- Gründer Steve Jobs, der mit dem iPod das ganze www.loopzeitung.ch gen, um ein längst verdientes Stück Demokratie Business umgekrempelt hat. Oder die ehemalige einzufordern, kämpften Europa und die USA Dylan-Freundin Suze Rotolo, die einst auf dem Verlag, Layout: Thierry Frochaux gegen den Zerfall von Währungen und den Kol- Cover von «The Freewheelin’ » ver- laps der Finanzsysteme. So kam es, dass auf ein- ewigt wurde. Oder Clarence Clemons, der impo- Administration, Inserate: Manfred Müller mal die Notenbank-Chefs ungeahnte Berühmt- sante Saxofonist von Bruce Springsteens E Street heit erlangten und sozusagen zu Halbgöttern in Band. Ganz zu schweigen vom grossen Peter Redaktion: Philippe Amrein (amp), Grau avancierten. Echte Durchbrüche sind noch Alexander, von Gerry Rafferty («Baker Street»), Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe nicht auszumachen, und so bleibt vorderhand dem Kabarettsänger Georg Kreisler oder dem alles ist in nassen Tüchern, in Margarine, im ro- österreichischen Liedermacher Ludwig Hirsch. Mitarbeit: Reto Aschwanden (ash), ten Bereich. Sie alle werden schmerzlich vermisst und hinter- Yves Baer, Thomas Bohnet (tb), Eine Rückkehr zur Normalität ist gegenwärtig lassen Lücken im Klanguniversum. Mögen sie in Jean-Martin Büttner, Christoph Fellmann, nicht in Sicht, also bleibt uns einmal mehr nur Frieden ruhen. Christian Gasser (cg), Michael Gasser (mig), der Rückblick – auf die Opfer eines Jahres. Heu- Es dauert nur noch wenige Tage, und das tur- Matthias Krobath (makr), Nino Kühnis (nin), er erwischte es mit Osama Bin Laden ausnahms- bulente Jahr 2011 ist endgültig abgeschlossen Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber (tl), weise auch einmal einen Bösen, ansonsten haben – und damit auch der 14. Jahrgang der Musik- Pete Mijnssen, Philipp Niederberger, Markus sich aber vor allem ganz viele Gute aus dem Le- zeitung «Loop». Das gewährt uns eine kurze Schneider, Martin Söhnlein, Kaspar Surber ben verabschiedet. Da wäre beispielsweise der Verschnaufpause, bevor es dann mit dem nächs- Popstar-Tod der Amy Winehouse, der uns diese ten Jahrgang weitergeht – hinein in eine Zeit, die Druck: Rotaz AG, Schaffhausen von John Lennon und Kurt Cobain her bekannte mit den Olympischen Sommerspielen und der Erinnerung an den Ort beschert, an dem wir die Fussball-Europameisterschaft sportliche Gross- Das nächste LOOP erscheint am 26. Januar Todesnachricht erhalten haben. Darob dürfen ereignisse bereit hält. In deren Schatten ziehen Redaktions-/Anzeigenschluss: 19. Januar 2012 jedoch nicht all jene Musikerinnen und Musi- auch wir unsere Kreise. Wir werden nicht ruhen. ker vergessen gehen, die ebenfalls 2011 verstor- Titelbild: Amy Winehouse ben sind. Einigen von ihnen gedenken wir in Guido Greenspan

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 30 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, Postfach, 8026 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] ABSPANN ZUR REVOLUTION verstand sich stets als performender Dichter, sein Konzept Zuletzt war sein basslasti- Mit Gil Scott-Heron verstarb nicht nur bezeichnete er als «Bluesology», mit dem Blues als Chiffre ger Bariton knorriger und der Black Experience. Als Vorbild galt ihm dabei Langston vernuschelter geworden, ein grosser afroamerikanischer Musiker, Hughes, der als Lichtgestalt der Künstlerbewegung «Har- weil ihm die Drogen die lem Renaissance» bereits in den Zwanzigerjahren eine solch Zähne ruinierten. Auf der sondern auch ein geradezu einzigartiger bluesbasierte Poetologie angelegt hatte. Bühne und bei Interviews Der Proto-Rap auf seinem berühmten, zornig-ironischen aber war er noch immer politischer Poet. Song «The Revolution Will Not Be Televised» (verewigt auf wach und selbstironisch. dem 1970 veröffentlichten Debüt «Small Talk at 125th & «Wenn man älter wird, Man kann nicht sagen, dass man mit Gil Scott-Herons Tod Lenox Ave») war zunächst als Text in einem Gedichtband passiert eben viel Scheis- nicht rechnen konnte. Jahrzehntelang hat er mit Drogen erschienen; entsprechend gab er sich da noch als Jazzpoet se», sagte er gegenüber der und Alkohol gekämpft, sass das letzte Jahrzehnt drogenbe- vor nervös perkussiver Kulisse. Doch schon auf «Pieces of englischen Zeitung «Guar- dingt immer wieder im Gefängnis und war zudem seit eini- a Man» (1971) trug er seine poetischen Skizzen aus dem dian». «Man kriegt Ärger, gen Jahren HIV-infi ziert – nicht gerade die Voraussetzungen afroamerikanischen Alltag und die sarkastische Politkritik man verliert ein paar Leute. für ein langes Leben. Dennoch kam die Meldung, dass einer in groovenden Songs und souligen Balladen vor. Vielleicht zerbricht die Ehe der wichtigsten afroamerikanischen Poeten und Musiker Dieser Mischung blieb er bis in die Achtzigerjahre treu – und der Kontakt zu Frau seiner Generation am 27. Mai in einem New Yorker Spital und schuf, meist begleitet von Keyboarder und Flötist Brian und Kind. Aber in welchem im Alter von 62 Jahren gestorben sei, überraschend. Denn Jackson – Klassiker wie «The Bottle», die bittere Anklage Leben wäre das nicht so?» in letzter Zeit hatte es so ausgesehen, als ob er wieder in die «Winter in America», das Anti-Atom-Stück «We Almost So gesehen könnte man nun Spur gefunden hätte. Lost Detroit» oder «B-Movie», die funkig-feurige Ab- auch Scott-Herons Tod als 2010 war Scott-Heron nach einer 16-jährigen - rechnung mit Ronald Reagan. Ab 1982 wurden Gil Scott- unvermeidliche Entwick- pause wieder aufgetaucht: «I’m New Here» riss schon im Herons Auftritte unzuverlässiger, und es erschien (bis zum lung verstehen. Die Trau- Titel den Neubeginn an. Der Produzent Richard Russell, erwähnten «I’m New Here») nur noch ein Album: das schö- rigkeit würde das jedoch zugleich Chef des britischen XL-Labels, hatte ihn 2007 im ne, unterschätzte «Spirits» von 1994, mit einem Aufruf an kaum mindern. Gefängnis dazu überredet. «I’m New Here» ist ein kurzes, seine Rapper-Epigonen, Verantwortung für die Community wunderbares Album. Zwischen schmerzlichen Blues- und zu übernehmen. Markus Schneider Soulcovern, gesprochenen Gedichten und karg moder- nistischen Beats skizziert es seine künstlerische Auto- biografi e, die er doch lässig in den grossen Zusammen- hang der afroamerikani- schen Community fügt. So erzählt er voll wehmütiger Wärme von seiner Jugend in Tennessee, wo er nach der Scheidung seiner Eltern – die Mutter war Bibliothe- karin und Chorsängerin, der jamaikanische Vater wurde in den Fünfzigerjah- ren der erste schwarze Fuss- ballprofi beim schottischen Spitzenclub Celtic Glasgow – bei der bürgerrechtlich engagierten Grossmutter aufwuchs. SOULIGE SKIZZEN

Scott-Heron, in Chicago geboren und seit den Sech- zigerjahren in New York zu Hause, hatte schon immer alle möglichen diaspori- schen Stile zwischen Jazz, Latin und Funk benutzt; später kam auch noch der HipHop dazu. Mit Eh- rentiteln wie «Godfather of Rap», den ihm Anhän- ger von Star-Rappern und -HipHoppern wie Chuck D (Public Enemy), Tupac Shakur oder Kanye West verliehen, hat er sich des- wegen nie wohlgefühlt – er SZENE FÜR MEHR ROCK’N’ROLL IM FUSSBALL!

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am Helvetiaplatz, Tel. 044 242 04 11, www.xenix.ch TODESJAHR 2011 Nach dem Rückzug in die ländliche Abgeschiedenheit der englischen Provinz folgte gemeinsam mit dem Grafi ker und Filmemacher Julian House das programmatisch betitelte Spulenwerk «Broadcast and the Focus Group Investigate Witch Cults of the Radio Age». Auf dieser Klangcollage war der Song beinahe gänzlich verschwunden, und mit ihm auch weitgehend die Stimme von . Die Kon- zerte, die Broadcast im Anschluss an diese Platte gaben – etwa beim vom Simpson-Erfi nder Matt Groening kuratier- ten ATP-Festival 2010 –, zeigten das Duo im Verbund mit House als Gesamtkunstwerker, die mit Filmprojektionen und erzählerischen Mitteln die Auftritte zu Happenings ausweiteten. Im Frühling 2011 hätten Broadcast erneut beim englischen ATP-Festival auftreten sollen – diesmal als Wunschband des Animal Collective. Durch Keenans Tod legte sich ein Schatten über das Festival. Viele der Bands er- innerten an die Künstlerin – beispielsweise , der als Atlas Sound die letzte US-Tour von Broadcast eröff- net hat und sein neues Album «Parallax» der Verstorbenen trish keenan widmet. Trish Keenan (1968 – 2011) Eine weitere Erinnerung stammt von einem engen Freund Keenans: Er veröffentlichte online das Mixtape «Mind Im Jenseits schwebend Bending Motorway Mix», das sie ihm kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte, und für das er sich nicht mehr bei Retrofuturistische Sounds, die Suche nach dem Okkulten, ihr bedanken konnte. Der Mix mit 17 ungehörten psyche- Geisterhaften, Verquasten – und eine schwebende, jensei- delischen Pop-Phantasien aus aller Welt verdeutlicht die tige Stimme: Dies waren die charakteristischen Merkmale Offenheit und die Neugier am Obskuren der Künstlerin, von Broadcast, die seit Mitte der Neunzigerjahre Visionen die mit ihrem Partner Cargill Formen sprengte – und die einer vergangenen Zeit entwarfen, die es so nie gegeben uns eines der abenteuerlichsten Gesamtwerk der jüngeren hat. Die Stimme, die das weit verzweigte Broadcast-Univer- Popgeschichte geschenkt hat. Until then. sum aus Weltall-Phantasien, verschrobenen Soundtracks, Radiofrequenzen und surrealen Automaten-Texten zusam- Benedikt Sartorius menhielt, ist zu Beginn des Jahres verstummt: Trish Keenan starb, geschwächt von der Schweinegrippe, an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 42 Jahren. Ihr Label würdigte Keenan als «unique voice, an extraordina- John Barry (1933 – 2011) ry talent and a beautiful human being» und erinnerte mit «Until Then» – dem wohl berührendsten Broadcast-Lied Der Mann vom Film überhaupt – an die Verstorbene. Trish Keenan, 1968 geboren, war neben ihrem Lebenspart- Gute Filmmusik, so wird oft behauptet, zeichnet sich da- ner Tim Cargill einziges konstantes Mitglied der Band, durch aus, dass man sie nicht bewusst wahrnimmt. Auf die dem experimentellen Kunstmilieu von John Barrys Kompositionen trifft dies nur beschränkt zu. entstammt. In den fünfzehn Broadcast-Jahren entstanden Dafür sind die musikalischen Themen zu markant, der or- neben verschiedenen EPs nur gerade drei reguläre Alben – chestrale Klang zu auffällig. Selten gab sich der Engländer allesamt erschienen auf Warp Records –, die bei aller Lust mit dem rein funktionalen Aspekt, den jeder Soundtrack am Experiment den Popsong nie aus den Augen verloren. zu erfüllen hat, zufrieden. Er handelte sich damit zwar im- Am zugänglichsten und lieblichsten gerieten die versponne- mer wieder Probleme ein – Demos wurden abgelehnt, voll- nen Lieder auf «» (2003), am rohsten auf dem ständige Kompositionen durch andere ersetzt –, doch war Folgewerk «Tender Buttons» (2005). es eben auch dieser in den Vordergrund spielenden Musik zu verdanken, dass viele der Filme, bei denen er mitwirkte, unvergesslich blieben. John Barry wurde 1933 als Sohn einer Pianistin und dem Betreiber einer Kinokette im englischen York geboren. Ob- wohl die Voraussetzungen für seine spätere Karriere nicht besser hätten sein können, erlebte er seine Kindheit und die frühen Schulerfahrungen als beengend. An einer protestan- tischen Privatschule erhielt er Klavierunterricht. Die musi- kalische Sozialisierung war zunächst klassisch, doch nach Ende des Krieges begann sich Barry zunehmend für Jazz zu interessieren. 1954 wurde er in die Armee eingezogen, wo er in der truppeneigenen Band spielte. Er begann Trom- pete zu spielen und gründete nach seinem Austritt aus der Armee The John Barry Seven. Die Band hatte in mehrere kleine und einen grossen Hit:«Walk, Don’t Run». Der Ohrwurm wurde später von The Ventures gecovert, bot sich ideal zur Untermalung rhythmischer Sportgym-

john barry bitte umblättern TODESJAHR 2011 nastik an und ist heute noch regelmässig auf DRS 1 zu hö- ren. 1960 erhielt John Barry die langersehnte Gelegenheit, zu einem Film die Musik zu komponieren. «Beat Girl» war zwar kein grosser Erfolg, doch zog der federnde Gitarren- sound des Titelstücks die Aufmerksamkeit der Produzenten des allerersten James-Bond-Filmes auf sich. Diese hatten zwar schon einen von Monty Norman komponierten Titel- song, doch gefi el ihnen das Arrangement nicht. Nachdem es John Barry bearbeitet hatte, wurde es zu jenem Klassi- ker, der in fast allen Bond-Filmen irgendwann auftaucht. Für Barry ermöglichte dieser Erfolg den Eintritt in die Filmindustrie. Er wurde auch für die weiteren Bond-Film verpfl ichtet. «Goldfi nger» war dabei für Shirley Bassey ein ebenso grosser Erfolg wie «You Only Live Twice» für Nan- cy Sinatra. Mit Unterbrüchen arbeitete Barry bis 1987 für die Bond-Produzenten, er schrieb daneben aber auch die Musik zu Filmen wie «Born Free», für die er gleich zwei martin rushent Produzenten avanciert: Er hatte EMI Records die Strang- Oscars erhielt: einen für die beste Musik und einen für den lers vermittelt – unter der Bedingung, dass er für ihre ersten besten Song. Alben verantwortlich sein dürfe. Von «Rattus Norvegicus» In den Sechziger- und Siebzigerjahren pfl egte John Barry führte sein Weg alsbald zu den Buzzcocks. Eigentlich hätte einen recht ausschweifenden Lebensstil. Er genoss die Frei- er mit Pete Shelley ein neues Buzz-Album zu Faden schla- heiten jener Zeit, heiratete nach einer ersten Scheidung Jane gen sollen. Aber inzwischen teilten Rushent und Shelley Birkin, von der er sich nach drei Jahren wieder trennte, und das Bedürfnis, Synthies in ihre Arbeit miteinzubeziehen. komponierte daneben wie ein Besessener. Für die Musik zu Zusammen bastelten sie einen geradezu revolutionären «The Lion in Winter» erhielt er 1969 seinen dritten Oscar, Pop-Sound, der mit Gitarren zusammenbrach- für Louis Armstrong schrieb er «We Have All the Time in te, aber im Gegensatz zu den damaligen Gepfl ogenheiten the World», für den Film «Asphalt Cowboy» den hypno- weder federleichten Disco-Sound noch gar provokative tischen Titelsong. Barry schaffte es dabei fast immer, ne- Suicide-Gewalttätigkeiten servierte, sondern an den kna- ben der rein atmosphärischen Filmmusik mindestens einen ckigen Ohrwürmern à la Buzzcocks festhielt und dazu erst Popsong im Soundtrack unterzubringen, der dann auch noch mächtig pfundete. Aufgrund dieser Aufnahmen be- prompt ein Hit wurde. Doch auch seine orchestralen Wer- kam Shelley von Island Records einen Solo-Deal offeriert ke setzten Massstäbe. «King Kong» von 1976 wäre wohl und löste die Buzzcocks auf. Ebenfalls aufgrund dieser ohne Barrys unheilverkündende, wagnereske Bläserkaska- Demos wurde Rushent sogleich als Produzent von Human den kaum zu ertragen, und auch die schlechtesten Bond- League angeheuert, fertigte mit diesen das Album «Dare» Filme profi tierten enorm von der Tonspur. an, ihr drittes, und kreierte damit quasi die Schablone für In den Achtzigerjahren wurde es ruhiger um den höfl ichen die nächsten paar Synthie-Pop-Jahre (und vieles, was heute Engländer, der mittlerweile – wohl auch aus fi skalen Grün- sonst noch so passiert). den – in der Nähe von New York lebte. Seine Musik wurde Altered Images, The Go-Gos und The Associates gehör- zunehmend elegischer, was ihm den Vorwurf der Einfalls- ten in der Folge zu den weiteren Rushent-Klienten, ehe er losigkeit und schliesslich auch eine Goldene Himbeere für 1984 sein Genetic-Studio samt Plattenlabel abstiess, um die schlechteste Filmmusik («Lone Ranger») eintrug. 1985 sich seiner Familie zu widmen (aus seinem Sohn James ist und 1991 erhielt er allerdings noch je einen Oscar für die seither Does It Offend You, Yeah? geworden). Gegen das Musik zu «Out of Africa» respektive «Dances with Wol- Ende der Neunzigerjahre begann er sich musikalisch wie- ves». In den letzten zehn Jahren seines Lebens hat John der zu engagieren, richtete sich ein neues Studio ein, aber Barry keine Filmmusik mehr komponiert. Er trat gelegent- Veröffentlichungen aus seiner Werkstatt waren selten, die lich als Dirigent auf, gab vereinzelte Interviews und erhielt Namen eher zufällig: Killa Kela, Hazel O‘Connor, Does It noch weitere Preise. Von 1978 bis zu seinem Tod war er Offend You, Yeah?, Carl Barât, The Pipettes. Er wird sich mit Lauri Barry verheiratet. John Barry hatte vier Kinder gesagt haben, dass es nicht unbedingt noch einen Produ- und verstarb am 31. Januar in einem Spital in Glen Cove. zenten brauchte, der die Achtzigerjahre im neuen Jahrtau- Nicht nur Filmliebhaber haben ihm einiges zu verdanken. send lupenrein rekreieren konnte.

Martin Söhnlein larry wild man fi sher Hanspeter Künzler Martin Rushent (1948 – 2011) Der Produzent als Pfundskerl

Es gehört zu den grossen Mysterien des neueren Popge- schehens, dass Pete Shelleys «Homosapien» (sic) nicht allüberall als wegweisender Klassiker gefeiert wird, gera- de jetzt, da Elektro im Stil der frühen Eighties allüberall aufgewärmt wird, ohne jede Angst vor den musikalischen Salmonellen, die darin fl euchen. Nur schon die Maxi-Sin- gle vom Titelstück ist eine wahre Wundertüte von dubbig pfundigem Elektro-Drive. Produziert hat dieses Edelstück Martin Rushent. Nach einer Lehrzeit als Toningenieur, während der er unter anderem an Alben von der Sensatio- nal Alex Harvey Band, Gentle Giant und Stone The Crows herumgeschraubt hatte, war Rushent vor Kurzem zum das Attribut «Wild Man». Seine ausserordentlich kräftige Stimme mit einem Hang zum Dramatischen kommt aber in Familie und Schule nicht gut an. Er wird wegen uner- laubten Singens aus der Schule geworfen. Als der Sechzehn- jährige seine alleinerziehende Mutter von drei Kindern mit einem Messer angreift, liefert sie ihn in eine Nervenheilan- stalt ein. Die Diagnose paranoide Schizophrenie wird ihm nun für den Rest des Lebens anhaften. In den Anstalten wird er nicht nur mit Beruhigungsmitteln, sondern auch mit Schocktherapie behandelt. Die Gegenkultur der Sechzigerjahre öffnet Outsider-Musi- kern wie Fischer die Türen, die kurz vorher noch in die In- situtionalisierung führten. Schräges von Tiny Tim, Captain Beefheart und anderen mehr ist nun angesagt. Larry, der einem inneren Drang folgt und sich lautstark über seine Stimme ausdrückt, wird nun plötzlich gehört und geliebt. Für ein immer zahlreicheres Publikum singt er «Merry Go Round» und «Monkeys Versus Donkeys» im legendären Whisky à GoGo am Sunset Strip, aber auch im Vorpro- gary moore gramm von Iron Butterfl y und den Mothers of Invention. Gary Moore (1952 – 2011) Zappa adelt ihn 1968 mit der Doppel-LP «An Evening with Wild Man Fischer», ironischerweise mit einem Co- Er hatte den Blues ver, auf dem der Sänger einer älteren Pappmaché-Dame ein Messer an den Hals hält. Als Gary Moores erste Band, das Bluesrock-Trio Skid Das Kokettieren mit der Gewalt kippt aber auch für Zappa Row, 1969 in Dublin das Vorprogramm für Peter Green’s in bitteren Ernst, als Fischer in einem seiner gefährlichen Fleetwood Mac bestritt, erkannte Green das explosive Ta- Anfälle dessen kleine Tochter Moon Unit zu attackie- lent des damals 17-jährigen Nordiren. Er lud ihn für eine ren versucht. Danach will Zappa nichts mehr mit seinem Jamsession in sein Hotelzimmer. Später, als Green der Mu- Schützling zu tun haben. Mehrere Jahre lang tourt Wild sik den Rücken kehrte, überliess er dem Youngster seine Man Fischer durch die USA. In den Achtzigern Jahren ver- 1959er Gibson Les Paul Standard für einen Spottpreis. hilft ihm das Komikerduo Barnes&Barnes mit dem Album Moore bedankte sich 1995 für Gitarre und Inspiration mit «Pronounced Normal» zu einem Comeback. seinem Tributalbum «Blues for Greenie». «Derailroaded» zeigt 2006 einen entgleisten, von Paranoia Wie sein Lehrmeister besass Gary Moore ein unglaubliches und dem Leben auf der Gasse und in billigen Absteigen Feeling, er war auch ein vorzüglicher Techniker. Ein Stilist, gezeichneten Musiker. Bei Live-Auftritten vermag die Kult- der neben seinen zwanzig Soloalben vor allem durch seine fi gur Fischer noch immer das Publikum in ihren Bann zu gefühlsbetonten, lyrischen Beiträge auf den Thin-Lizzy- ziehen. Dennoch bleibt der schale Beigeschmack einer tra- Alben «Nightlife» und «Black Rose» in Erinnerung blei- gischen Figur, die das Rampenlicht sucht und dem Voyeu- ben wird. Gemeinsam mit Phil Lynott schrieb er deren Hit rismus ausgesetzt ist – einer Freakshow. «Parisienne Walkways» (1979). Mitte der Siebziger spielte Berührende Momente sind Szenen mit seiner Tante Jose- Moore auch Jazzrock mit Colosseum II, zwei Dekaden spä- phine, die ihn von der Strasse geholt hat und ihn kurz vor ter verstärkte er Jack Bruce und Ginger Baker im uninspi- ihrem Tod bei sich wohnen lässt. Als einzige Familienan- rierten Cream-Abklatsch BBM. gehörige und mit eigenen Drogenerfahrungen scheint sie Gary Moore wurde am 4. April 1952 in Belfast geboren. einen direkten Draht zum verängstigten, von inneren Dä- Mit 16 lernte er Phil Lynott kennen und stiess zu Skid Row. monen verfolgten Neffen zu haben. Um sie herum wird der Die kurze, doch mehrmals fortgesetzte musikalische Liai- grosse und oft gewalttätige Mann zum sanften, wenn auch son der beiden reichte bis Thin Lizzy und darüber hinaus. verlorenen Kind. Auf ihrem Sterbebett verspricht er, seine Mehrmals holte Lynott seinen Lieblingsgitarristen zu Lizzy Krankheit fortan behandeln zu lassen. Die letzten Jahre zurück. 1985 nahmen beide den Hit «Out in the Fields» verbringt Fischer in einem Wohnheim – psychisch stabiler, auf, wenige Monate später war Lynott tot. Wie sein Ju- aber auch ohne die manischen Schübe, die früher einen gendfreund starb auch Gary Moore im Schlaf – 58-jährig, Grossteil seiner Kreativität ausmachten. Am 16. Juni 2011 während eines Ferienaufenthaltes an der Costa del Sol. stirbt er mit 66 Jahren an Herzversagen. «Deinen Stil weiter zu entwickeln, ist eine Lebensaufgabe», verriet Moore dem « Player» 2008. Tatsächlich wur- Pete Mijnssen de er nie müde, den Blues neu zu entdecken und mit seinem jackie leven bitte umblättern virtuosen Spiel Vorbildern wie B. B. King, Willie Dixon und Peter Green Tribut zu zollen.

Tony Lauber Larry Wild Man Fischer (1944 – 2011) Ein Leben neben den Geleisen

Als Frank Zappa und Wild Man Fischer 1967 erstmals aufeinandertreffen, hat Fischer fünf von seinen 21 Jahren schon in Nervenheilanstalten verbracht. Im Dokumentar- fi lm «Derailroaded» wird Larry Fischer als introvertierter Junge und Einzelgänger geschildert. Inspiriert von Paul Anka, soll er sich schon früh in den Kopf gesetzt haben, ein Popstar zu werden. Soul-Monument So- lomon Burke entdeckt ihn mit 15 Jahren und verpasst ihm SZENE

«Open Secret» eine Reise durch die Kulturen «» «» ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★★★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★

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19.1.12 - 28.1.12 Ziegel oh Lac 21:30 ROCKWOCHE 12 Do. 19.1.12 YURI MEMBER / S.C.U.M. reged sie sich über ihri websiite uuf...? Fr. 20.1.12 stauffacherstr. 127 MAT BALDWIN / TOM HUBER 8004 zürich BAND / EMANUEL AND THE 043 311 09 91 FEAR Sa. 21.1.12 LOMBEGO SURFERS / 7 DOLLAR TAXI Mi. 25.1.12 4TH TIME AROUND / MARIA TAYLOR & GUESTS Do. 26.1.12 WALL OF SOUND TOUR FEAT. WHEN ICARUS FALLS / ZATOKREV / PREAMP DISASTER Fr. 27.1.12 GLASKAROS / DEEP TRIP Sa. 28.1.12 ROY AND THE DEVILS MOTORCYCLE / KILL IT KID Upcoming Music Clips Das Programmfenster für Schweizer Musikclips *Vorverkauf: Zürich: Crazy Beat, Jamarico, findet vom 20. – 21.01.2012 an den Solothurner Filmtagen statt. +FMNPMJ      .JHSPT $JUZ t Aarau: %F[JCFMMF t Baden:;FSP;FSPtBern: Olmo Ti- DLFUTtSt. Gallen:#30tWinterthur: Jamarico TODESJAHR 2011 Hubert Sumlin (1931 – 2011) Jackie Leven (1950 – 2011) Der Gegenpol zum bösen Wolf Ein prächtiger Oktoberabend im New Yorker Village. Ich Hauptsache: Seelenvoll sitze mit meinem Spezi Beat auf dem Balkon des Lone Star Cafe, der «offi ziellen Botschaft von Texas», einem der bes- Jackie Leven war überzeugt, es gebe zwei Sorten von Ge- ten Konzertlokale überhaupt. Während eine solide Band die schichtenerzählern: spirituelle und seelenvolle. Und er «Fall Blues Revue 1984» anheizt, reicht die Bedienung im wünschte sich nichts mehr, als zu den Letzteren zu gehö- kurzen Rock den zweiten Drink. Nach dem fantastischen ren. «Ich hoffe, meine Art, eine Story zu schildern, tendiert Harmonikaspieler Sugar Blue, der klarmachte, warum ihn in Richtung Erde, ist durchnässt und voller Feuchtigkeit», die Stones für «Miss You» geholt hatten, betritt schliesslich schrieb er auf seiner Website. Doch jetzt hat der 61-Jährige der eigentliche Stargast die Bühne: Ein dünner älterer Herr fertig erzählt; er starb am Abend des 14. Novembers an Krebs. – dabei war er damals erst 53 – im etwas zu grossen Anzug. Seine erste Platte, «Control», spielte Leven 1971 ein. Aller- Es war kein Geringerer als Hubert Sumlin, der viel geprie- dings nicht unter seinem eigenen Namen, sondern – wegen sene Gitarrist auf all den grossartigen Scheiben, die Howlin’ Schwierigkeiten mit der Polizei – als John St. Field, seinem Wolf in den Fünfzigerjahren für Chess Records einspielte. damaligen Pseudonym. Das Debüt, das der Musiker nach So zurückhaltend er auf der Bühne agierte, machte er doch eigenen Angaben unter heftiger Verwendung von LSD ein- vom ersten schneidenden Riff an klar, dass sein Talent noch spielte, zeigt einen Poeten in seiner Entstehung. Die keltische intakt war. Ballade «Soft Lowland Tongue», im Stile von John Martyn, Jetzt ist er tot. Zwei Wochen nach seinem 80. Geburtstag oder «Rerona», Folk-Rock à la Fairport Convention, sind starb der Bluesgitarrist in einem Krankenhaus in New Jer- zwar im Vergleich mit Levens späterem Wirken stimmlich sey. Der langjährige Kollaborator von Howlin’ Wolf, dessen und gitarrentechnisch noch etwas unterentwickelt, doch die zündendes Spiel Bluesklassiker wie «Wang Dang Doodle», Liebe und das Gespür fürs Detail sind bereits da. Ende der «Killing Floor», «Spoonful» und «Backdoor Man» präg- Siebzigerjahre zog es den Schotten mit rumänischen Vorfah- te, beeinfl usste Generationen von jungen Gitarristen: Eric ren jedoch zum Post-Punk hin. Seine von Kritikern ver- ehrte, aber von der breiten Öffentlichkeit weitgehend ignorierte Band Doll By Doll gab ihm, dem Drogensüchti- gen und Rastlosen, eine Hei- mat, wenigstens vorüberge- hend. «Gypsy Heart», die zweite Platte der Formation und mittlerweile zum miss- achteten Rock-Klassiker hochstilisiert, habe ihm das Gefühl gegeben, doch einen Platz auf dieser Welt zu ha- ben. «Auch wenn es ein sehr unangenehmer war», wie Leven der englischen Tages- hubert sumlin zeitung «The Independent» 2007 sagte. Doll By Doll, deren grosses Thema die Frage nach der Identität war, liessen Clapton, Keith Richards, Jimmy Page, Jimi Hendrix. «Ich häufi g Schottland und dessen Landschaften anklingen – auf verehre Hubert Sumlin», sagte Jimmy Page kürzlich. «Er eine dunkle, aggressive und mitunter gar psychopathisch an- spielte stets das richtige Lick zur richtigen Zeit.» mutende, aber eben auch schillernde Weise. Hubert Sumlin wurde in Greenwood, Mississippi, geboren, Nach vier Alben war 1982 Schluss. Leven wollte sich solo wuchs in Hughes, Arkansas, auf, wo er als Sechsjähriger versuchen, als er in Nordlondon ausgeraubt und dabei fast seine erste Gitarre bekam. Als Teenager war er schon so gut, erdrosselt worden wäre. Seine Stimme war vorübergehend dass er an Festen auftrat, manchmal auch mit dem Blues- so in Mitleidenschaft gezogen, dass an weitere Aufnahmen Harp-Player James Cotton. 1954 zog er nach Chicago, um nicht zu denken war. Leven stürzte sich ins Heroin («Ich gab mit Chester Burnett (alias Howlin’ Wolf) in den Clubs der täglich 150 Pfund dafür aus») und soll wochenlang nichts South Side zu spielen. Schon bald war der 23-Jährige auf anderes mehr gemacht haben, als einsam und depressiv an Songs wie «Evil» oder «Forty-Four» zu hören. Zwanzig der Tube-Station Marylebone herumzuhängen. Mitte der Jahre lang war Sumlins energisches, zugleich geschmeidiges Achtzigerjahre war der Künstler soweit gesundet, dass er Spiel der perfekte Gegenpol zu Wolfs Grabesstimme. seine Musikkarriere wieder angehen konnte. 26 Solo-Alben Nach Wolfs Tod (1976) trat Sumlin eine Zeit lang mit der- – «Forbidden Songs of the Dying West» (1995) sei beson- selben Band unter dem Namen The Wolf Gang auf. Die ders empfohlen – folgten bis zu seinem Tod, manche davon nächsten drei Jahrzehnte war er viel unterwegs und nahm unter dem Namen Sir Vincent Lone. Seine Behauptung, mit Alben für verschiedene Labels auf. 2002 sah er sich mit der Bob Dylan auf einer Zugfahrt nach Moskau ein Lied ge- Diagnose Lungenkrebs konfrontiert und musste sich einen schrieben zu haben, war zwar so erstunken wie sein eigenes Lungenfl ügel entfernen lassen. 2008 wurde der Musiker in Whiskey-Label, zeigt aber die stets nach dem Kernigen grei- die Blues Hall of Fame aufgenommen. fende Fabulierlust Levens. Seine letzte CD «Wayside Shri- Hubert Sumlin, den die US-Zeitschrift «» als nes and the Code of the Travelling Men» (2011) wirkt mit einen der 100 grössten Gitarristen aller Zeiten auf Rang 43 ihren folkbluesigen Weisen schon beinahe still – aber nicht platzierte, blieb zeitlebens einer der herausragenden Figuren unbedingt versöhnlich. Dafür war Jackie Leven zu sehr ein der Chicago-Bluesszene. Aber zum Bandleader hatte der be- Geschichtenerzähler der seelenvollen Sorte. scheidene Mann kein Talent. Sein Platz war der an der Seite des bösen Wolfs. Michael Gasser Tony Lauber TOD MIT ANSAGE letzlichkeit, mit der die Sängerin durchs Leben taumelte. Amy Winehouse, die verzweifelte Londo- Sie klingen wie Stichworte für einen Nachruf zu Lebzeiten: «Rehab», «You Know I’m No Good», «Love Is a Losing ner Soul-Sängerin, starb im vergangenen Game», «Wake up Alone», «Addicted». Eine Soulsängerin Sommer mit 27 Jahren in ihrer Wohnung. mit gebrochenem Herzen. So, wie sie zuvor gelebt hatte: an einer EINE BEGABTE EPIGONIN Als Musikerin muss man sie als sehr begabte Epigonin ein- Überdosis. stufen. Die als Sängerin auch deshalb so gut war, weil sie das selber wusste: Weil sie nie geleugnet hat, auf wen sie sich Der erste Gedanke und das erste Gefühl, als am frühen stilistisch bezog. Zu einem elegant-britischen, von Mark Samstagabend die Nachricht von ihrem Tod eintrifft: Das Ronson brillant produzierten Mix aus Rhythm’n’Blues, musste ja kommen. Und: Jetzt wird sie zum Mythos. Beides Soul und Swing personalisierte, neurotisierte und anglifi - macht etwas traurig – und vor allem wütend. zierte sie den Gesang von Vorbildern wie Aretha Franklin, Wütend auf eine junge, begabte Musikerin, die ihre Selbst- Sarah Vaughan, Dinah oder Billie Holiday in zerstörung erst ironisch, dann beklemmend und zuletzt ihrer nackten, spröden Klarheit. verzweifelt in aller Öffentlichkeit inszenierte. Und die dabei Winehouses unverkennbarer, in der Phrasierung leicht ma- von der Presse und dem Publikum und der Plattenfi rma in nierierter Gesang war in einer makellos arrangierten Tanz- einer kaum verhohlenen Mischung aus Abscheu, Faszinati- musik eingebettet, zu der sie mit ihrer verschwenderischen on und Zynismus beobachtet und angetrieben wurde. Altstimme die Tiefen ihrer Enttäuschungen besang. Denn: Die vor den hochgestreckten Handykameras kaputt- «Du gehst zurück zu ihr», konstatierte sie etwa in «Back gehende Sängerin inszenierte zwar ihre Auftritte selber. Nur to Black», dem Titelsong ihres zweiten, mit fünf Grammys realisierte sie nicht, wie sehr sie ihrerseits zum Bestandteil und 10 Millionen Verkäufen belohnten , «und ich einer Inszenierung wurde – der mythischen Vollstreckung versinke in der Dunkelheit.» Dieser und viele andere ihrer einer gequälten, am Leben und der Liebe scheiternden Diva. Texte deuten an, dass weder das Talent noch der Erfolg et- Selbstverständlich zeigte Amy Winehouse ihre rehäugige was an der Unmöglichkeit, glücklich zu sein, für sie ändern Zerbrechlichkeit, ihre Liebeserklärungen an sie verschmä- konnten. hende Männer, ihre Trennungsgeschichten, ihre Beteuerun- Im vergangenen Juni versuchte sich die Sängerin an einem gen und Abstürze so offensiv wie ihre Tätowierungen. Comeback, sagte die Europa-Tournee aber schon nach dem ersten desaströsen Auftritt in Belgrad ab. Auf YouTu- WACHSENDE VERLETZLICHKEIT be aufgeschaltete, mitleidlos grelle Clips zeigen, was sich am Tag ihres Todes bestätigte: die Unfähigkeit einer Frau Mit jeder ausgetrunkenen Flasche aber, jeder eingeworfe- zu einem Leben, das seine Intensität nicht nur aus dem nen Pille, jeder hochgezogenen Spritze, mit jedem torkeln- Rausch bezog, der alles andere erträglich machte. den Verlassen eines Nachtclubs im Blitzlichtbeschuss der Damit ist die junge Tote nicht allein, sondern Mitglied Fotografen, mit jedem Einrücken in die Entzugsklinik, mit des Club 27. Die makabre Vereinigung gruppiert all jene jedem Ausbrechen aus ebenderselben entglitt ihr die Kon- Musikerinnen und Musiker, die in diesem Alter gestorben trolle mehr. sind: Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Mor- Zuletzt spielte sie eine Rolle im Auftrag der Öffentlichkeit. rison und Kurt Cobain. Jeder von ihnen, mit Ausnahme Diese sorgte sich dem Schein nach um ihre Labilität. Der von Hendrix, fi ng schon bald mit dem Aufhören an, und Moral nach urteilte sie, warnte und sagte das böse Ende der Abgang war nur noch eine Frage der Zeit. Ihnen hat voraus. In Wirklichkeit lieferte die Chronik eines angekün- sich eine Künstlerin hinzugesellt, die für ihr Sterben sehr digten Todes bloss den Anlass für das wohlige Erschauern viel bekannter geworden ist als für ihre Musik. Das ist das des Publikums und seinen Dealern von der Boulevardpres- Schlimmste von allem. se. Und lieferte der Plattenfi rma den perfekten Vorwand, Jean-Martin Büttner um die Platten und Singles von Amy Winehouse in immer neuen Verkleidungen anzubieten. Die kargen Fakten von ihrem Tod, so weit bekannt: Am Samstagnachmittag, dem 23. Juli, um vier Uhr Ortszeit wurde die Londoner Am- bulanz in das Stadtviertel Camden gerufen; man fand die 27-jährige Künstlerin tot in ihrer Wohnung vor. Als unbe- stätigte Ursache wurde eine Kombination von Alkohol und anderen Drogen herumgeboten; verschiedentlich war zu lesen, Winehouse habe sich am Vortag mit diversen Sub- stanzen eingedeckt. Die Umstände sprechen eher für einen Unfalltod als für Selbstmord. Auf jeden Fall ist die Sängerin gestorben, wie sie gelebt hat: an einer Überdosis. Drogen als Ursache, Verzweifl ung als Anlass. Amy Winehouse wuchs als begabtes Kind einer jüdischen Familie in Nordlondon auf, stark beeinfl usst vom musi- kalischen Vater, einem Taxi fahrenden Jazzmusiker. Seine Tochter begann schon früh, zu singen, zu spielen und zu schreiben, wurde später von mehreren Plattenfi rmen um- worben und hatte bereits mit ihrem ersten Album «Frank» (2003) Erfolg. «Back to Black» erschien dann drei Jahre später und machte sie weltweit berühmt. Die meisten Lie- der auf diesem zweiten Album spiegeln die wachsende Ver- Der Nachlass Da ist sie wieder, diese Stimme: «Like smoke, I hang dunkel glimmenden Glutkern dieser Sängerin anzuzapfen, «Lioness» vor allem eine around», singt Amy Winehouse. Seit ihrem Tod sind etwas aus dem alle Songs von «Back to Black» fl ossen. Das ist Sängerin zu hören, die sich mehr als vier Monate vergangen, doch jetzt steigt wieder nicht überraschend bei «Girl from Ipanema», das 2002 nicht mehr auf ihre Intuiti- Rauch auf in die Hitparaden. «Lioness. Hidden Treasu- nicht mehr als die Arbeitsprobe einer 18-jährigen Sänge- on verlassen konnte. Und res» heisst eine Sammlung mit zwölf unveröffentlichten rin war. Das trifft aber auch auf ambitioniertere Sessions schon gar nicht auf ihre Demos und Songs, die Winehouse seit 2002 aufgenommen späterer Jahre zu: Die Duette mit Tony Bennett («Body Arbeitskraft, die aus den hat. Doch stammen nur zwei Songs aus den gelegentlichen and Soul») und mit Nas («Like Smoke») sind hübsch, aber bekannten Gründen schon Sessions für ein neues, drittes Album, das den Erfolg von harmlos. lange gegen null tendierte. «Back to Black» (2006) hätte beerben sollen. Am nächsten kommt Amy Winehouse der nachtschwar- Als sie sich am 23. Juli gerade mal 27-jährig zu Tode trank, zen Souplesse ihrer besten Aufnahmen in «Our Day Will Christoph Fellmann war Amy Winehouse also weit davon entfernt, ein neu- Come», einer federnden Tanznummer zwischen Soul und es Album auf den Markt bringen zu können. Natürlich Doo Wop. Ebenso gut ist «Between the Cheats», eine Amy Winehouse: «Lioness. Hidden ist auch hier zu hören, welch potente Musikerin die junge hübsch aufgebrezelte Ballade, die Winehouse mit zucker- Treasures» (Universal) Britin war, manche Gesangslinie ist agil und kräftig. Aber süsser Abgeklärtheit singt. So hat diese Resteverwertung kein Song ist wirklich fertig. Und keinem gelingt es, den also durchaus ihre Momente. Aber dazwischen ist auf IM SCHATTEN VON «DRIVE» body Hurts» stachen zu meinem Unverständnis «The Fly» und «Mysterious Ways» aus. Hingegen faszinierte mich «Drive». 1994, als R.E.M. «Monster» veröffentlichten, sanken sie in meiner Gunst. Meine nächste Berührung mit R.E.M. war dann 1998. Christoph, unser Zivi, war ebenso musikbegeistert wie ich, kaufte im Rock On ein und hatte ähnliche musikalische Vorlieben. Er weckte meine Neugier, und ich kaufte mir zu meinem kaum gespielten «Automatic for the People» dessen drei Nachfolger «Monster», «New Adventures In Hifi » und später noch «Up». Diese drei Al- ben gefi elen mir so gut, dass ich Christoph ins Hallenstadi- on begleitete und R.E.M. zum ersten Mal live sah. Wir standen in der vierten Reihe, direkt unter Peter Buck. Dieser hatte einen grossen Ventilator auf der Bühne, weshalb wir ein wohltemperiertes Konzert erlebten. Ungefähr in der Mitte der Show setzte sich Michael Stipe alleine mit einer Gitarre an den Bühnenrand und spielte einen Song. Danach blickte er ins Publikum und sagte, er freue sich, wieder in der Schweiz spielen zu können. «Wir wissen, wo wir sind, die Schweiz ist ein wichtiger Ort in unserer Bandgeschich- te!» Stipe spielte auf das Konzert von 1994 in Lausanne an, bei dem Drummer Bill Berry mit einer Hirnblutung zusam- mengebrochen war und ins Universitätsspital gebracht wur- de. Berry überlebte, verliess aber die Band 1996. «Bill sitzt nun zuhause und fährt mit seinem grünen Traktor herum. Aber für uns ist das in Ordnung, denn Bill hat diesen Weg gewählt», kommentierte Stipe seinen Abgang. Michael Stipe war auf der Bühne ein Energiebündel, das tänzelte und auf die Anlagen kletterte. Zwischendurch hielt er inne und winkte einer der entfernteren Reihen zu. Peter Buck hingegen stand unmotiviert auf der Bühne, verspielte sich zwei oder drei Mal und war froh, dass das Konzert vo- rüber ging. Stipe kletterte ein letztes Mal auf den Monitor, verlor dabei das Gleichgewicht und landete auf der Büh- ne – dabei verhedderte er sich im Kabel von Bucks Gitarre und zog es vier Takte vor dem Schlussakkord heraus. Leider spielte die Band «Drive» nicht, und ich sagte, ich würde Am 21. September verkündeten R.E.M. R.E.M. so oft live sehen, bis sie «Drive» spielen würden. ihre Aufl ösung. Damit hat die Welt eine DAS VERSPRECHEN Im Jahr 2000 entdeckten die Radios das Format und spiel- Band verloren, die stets ihr Ding durch- ten fortan alle drei Stunden dieselben Songs. «Beautiful Day» von U2 und «Imitation of Life» wurden dadurch zu gezogen hatte. Megahits, das Dauerairplay verbesserte die Qualität der Songs nicht. Das Album «Reveal» gefi el mir einen Sommer Die Karriere von R.E.M. dauerte 30 Jahre, und wie bei lang gut, seither kann ich es nicht mehr hören. Für «Around keiner anderen Band identifi zieren sich die Fans besonders the Sun» war ich in den Büros von Warner bei einer Liste- mit einer Band-Dekade. Da waren die Achtzigerjahre, als ning Session, ich freute mich, dass R.E.M. ihr Ding durch- R.E.M. sich von der Band der College Radios zu den ersten zogen, gab dem Album aber keine Chance, nicht zuletzt, Superstars des US Alternativrocks wurden. In den Neun- weil ich nicht viel damit anfangen konnte. Nicht viel mehr zigerjahren waren R.E.M. auch globale Superstars. Als konnte ich mit «Accelerate» anfangen, es war laut und Drummer Bill Berry 1997 die Band verliess, entschieden klang nach Frühphase der Band. Im September 2008 traten Mike Mills, Michael Stipe und Peter Buck, als Trio weiter- R.E.M. nochmals im Hallenstadion auf. Christoph bezog zumachen, was die letzte Bandphase mit radiotauglichen die Tickets über den Fanclub. Als wir unseren Sektor betre- Singles, aber schwer verdaulichen Alben einleitete. Gut mög- ten wollte, mussten wir feststellen, dass der Fanclub es nicht lich, dass R.E.M. mit ihrer «Rock the Vote»-Kampagne von geschafft hatte, Tickets für denselben Sektor zu geben. Ich 2004 dereinst als Köpfe des Protests gegen US-Präsident setzte mich auf die Tribüne und kam mit «Walk Unafraid», George W. Bush bedeutender sein werden als die Musik «Drive» und «I’ve Been High» auf die Rechnung. Michael aus jener Zeit. Meine Geschichte mit R.E.M. begann Ende Stipe beklagte sich, dass es nicht einfach sei, Bürger der USA der Achtziger in der Pestalozzi-Bibliothek. Die CD «Green» zu sein. Er versprach uns, dass Barack Obama der nächste weckte meine Neugier, doch nicht genug, um sie auch wirk- Präsident sein werde. Ich glaubte ihm erst, als es soweit war. lich auszuleihen, weil ich das Plattencover hässlich fand. «Collapse Into Now» in diesem Frühjahr klang ganz ein- fach nach R.E.M. aus all ihren Schaffensphasen und machte WIR WISSEN, WO WIR SIND Lust, die alten Alben wieder zu hören. Der Zeitpunkt der Trennung war absolut richtig gewählt. An der Mittelschule galten R.E.M. als die besseren U2, zumindest 1992/93, «Losing My Religion» und «Every- Yves Baer DIE BESTENLISTE 2011 in Zehnerlisten: Die Loop- Reto Aschwanden Benedikt Sartorius PJ Harvey: Let England Shake Girls: Father, Son, Holy Ghost Autoren haben sich durch das Jahr Stahlberger: Abghenkt Ja, Panik: DMD KIU LIDT Anna Calvi: Anna Calvi Panda Bear: Tomboy gehört und ihre Favoriten geordnet Arch Enemy: Khaos Legions TV on the Radio: Nine Types of Light The Bookhouse Boys: Tales To Be Told Gil Scott-Heron & Jamie XX: We’re New Here Navel: Neo Noir Stahlberger: Abghenkt und zusammengetragen. Evelinn Trouble: Television Religion Wild Beasts: Smother Destroyer: Kaputt Destroyer: Kaputt Christoph Fellmann Girls: Father, Son, Holy Ghost Atlas Sound: Parallax PJ Harvey: Let England Shake Tom Waits: Bad As Me Sandro Perri: Impossible Spaces Ja, Panik: DMD KIU LIDT Stahlberger: Abghenkt Samuel Mumenthaler Michael Gasser James Blake: Enough Thunder (EP) PJ Harvey: Let England Shake Gillian Welch: The Harrow & The Harvest & Metallica: Lulu The Beach Boys: Smile Sessions Charles Bradley: No Time for Dreaming Tim Hecker: Ravedeath, 1972 Gillian Welch: The Harrow and The Harvest Maria Taylor: Overlook The Psychic Paramount: II Ron Sexsmith: Long Player Late Bloomer Jesse Sykes & The Sweet Hereafter: Marble Son Josh T. Pearson: Last of the Country Gentlemen Anna Aaron: Dogs In Spirit Alexi Murdoch: Towards the Sun Adele: 21 Booker T. Jones: The Road from Memphis William Fitzsimmons: Gold in the Shadow Various Artists: Listen to the Wind that The Kills: Blood Pressures Shelby Lynne: Revelation Road Obliterates My Traces Delaney Davidson: Bad Luck Man Dengue Fever: Cannibal Courtship : VolksBeat Dakota Suite: The Side of Her Inexhaustible Thomas Bohnet Dave Alvin: Eleven Eleven Heart Metronomy: The English Riviera The Miserable Rich: Miss You in the Days AA Bondy: Believers Christian Pauli Ernst Molden: Es lem Anika: Anika Hanspeter Künzler Aidan Moffat & Bill Wells: Everything’s Getting Delaney Davidson: Bad Luck Man PJ Harvey: Let England Shake Older Various Artists: Erik Satie Et Les Nouveaux Hollie Cook: Hollie Cook Herman Düne: Strange Moosic Jeunes St. Vincent: Strange Mercy Wu Lyf: Go Tell Fire to the Mountain Gil Scott-Heron: I’m New Here Anna Calvi: Anna Calvi Keren Ann: 101 Herbert Henck: Cage: Early Music Phall Fatale: Charcoal from Fire James Blake: James Blake Ja, Panik: DMD KIU LIDT Evelinn Trouble: Television Religion Benjamin Biolay: Pourquoi tu pleures? John Maus: We Must Become The Pitiless Cloud Control: Bliss Release Feist: Metals Censors Of Ourselves Wild Beasts: Smother Pendulium Nisum: Pendulum Nisum Other Lives: Tamer Animals Philipp Niederberger Tied & Tickled Trio & Billy Hart: La Place Peggy Sue: Acrobats Woman: Woman Demon Timmy’s Organism: Rise of the Green Gorilla Tom Waits: Bad As Me Pascal Cames GG King: Esoteric Lore Erdmöbel: Retrospektive Demons Claws: Lost in the Desert V2 Christoph Lenz James Gruntz: Until We Get There Hell Shovel: Sonar elastici, il pianeta si risveglia Feist: Metals Iron & Wine: Kiss Each Other Clean Skip Jensen: Spirit of the Ghost James Blake: James Blake Kate Bush: 50 Words for Snow DM Bob & The Defi cits: They Called Us Country Yuck: Yuck Mayer Hawthorne: How Do You Do The Monsters: Pop Up Yours Gillian Welch: The Harrow and The Harvest Meshell Ndegeocello: Weather King Louie’s Missing Monuments: Painted Noah and the Whale: Last Night on Earth Real Estate: Days White EMA: Past Life Martyred Saints : Undon The Happy Thoughts: The Happy Thoughts Florence + the Machine: Ceremonials Shilf: Walter Heidi Happy: Hiding with the Wolves Wilco: The Whole Love Tony Lauber Iron & Wine: Kiss Each Other Clean Tom Waits: Bad To Me Tom Waits: Bad as Me Matthias Krobath Charles Bradley: No Time For Dreaming Tom Waits: Bad As Me Ry Cooder: Pull Up Some Dust And Sit Down Beat-Man Roots Manuva: 4everevolution The Band Of Heathens: Top Hat Crown & Bert Jansch: Birthday Blues Kitty, Daisy And Lewis: Smoking in Heaven The Clapmaster’s Son Various Artists: Beat Jazz Rizzle Kicks: Stereo Typical Warren Haynes: Man In Motion Jon and the Nightriders: Surf Beat 80 The Roots: Undun : The Nomad Series Vol. 3: Mercedes Sosa: Lo Mejor de... DJ Shadow: The Less You Know, the Better Sing In My Meadows Various Artists: Black & Proud Vol. 2: The Soul Phenomden: Eiland Bevis Frond: The Leaving of London of the Black Panther Era Feist: Metals Tedeschi Trucks Band: Revelator Lonnie Johnson: Tomorrow Night Jill Scott: The Light of the Sun Joan As Police Woman: The Deep Field Jack Hammer: Rebellion Lotek: International Rudeboy John Paul Keith: The Man That Time Forgot Abner Jay: True Story of Various Artists: Tribute to Sebastien «SF-Sorrow» Philippe Amrein Mathias Menzl Favre Wilco: The Whole Love La Dispute: Wildlife Various Artists: Teenage – The Creation of Kate Bush: 50 Words for Snow The Weeknd: House of Balloons Youth Chewy: Bravado SBTRKT: SBTRKT Shilf: Walter Iceage: New Brigade Feist: Metals The Shoes: Crack My Bones Lightness: Ancient Greek Yuck: Yuck Breakfast Club Cymbals Eat : Lenses alien DM Bob & The Defi cits: They Called Us Country Huck Finn: Breaking In Cake: Showroom of Compassion Trail of Dead: Tao of the Dead Heidi Happy: Hiding with the Wolves Para One & Tacteel: Fair Enough Evelinn Trouble: Television Religion SZENE

OFFICIAL SELECTION 2011 SUNDANCE Two FILM FESTIVAL Gentle- «Ein zauberhafter Dez/Jan men Möglichkeitsfilm.» FrF 16.12. Presents ZEIT ONLINE TapTabTapT Tab PresePresentsntss SoSSoulull Pop In Concert * * Inkl.I Shake YourYour AAssss Party JAMESJ GRUNTZ (BS) AFTERPARTY:A DJS KOSI, RUEDI SNARE, —NEW RELEASES— MISTAM SaS 17.12. Loosin’L Touch Presents: Out Now ElectronicE House, Electro Beatz, Dubstep FAGGETF FAIRYS (DK) Fauve „Clock ‚n‘ Clouds DJSD BUKO UND FREDERIKK B. Raphelson „I Wait EP“ FRF 23.12. available on CD, LP «Knight«K Of The Underground X-Mas Special»al» & Download Techno,T Minimal, Techhouse LIVEACT:L DUALISM (Numbolic Rec./ZH)H) DJSD FRANK KNATTER, WUNDERKIND, MARCM MAURICE SaS 31.12. 20112 Tap Tab 2012 Silvester SilvesterS im TapTab: Italoaloo DiDisDisco,coco, HoHouseH use & SSub Pop LIVE:L AJELLO UND LORENZ RHODER DJSD TECHTRIX, BOB LEE D’SWAG, BUKO Sa 7.1. Reggae And Soul In Concert SARA LUGO UND BAND (D) AFTERPARTY FEAT. REAL ROCK SOUND, BOOMBOXX SOUND, BOOM DI TING Coming out in Sa 14.1. TheT Amazing Beatjazz Controller In Concertrt January ONYXO ASHANTI (AfroFuturistik/Berlin) Raphelson new album DJSD LILALUSTMOLCH (ZH), FREDERIKK B. Everything was Story, FrF 20.1. Story Was Everything «It’s« Live, It’s Canned, Dance Dance» ElectronicE Punk Pop Shit-Hop Von der Regisseurin von LIVE:L KID CARPET (Bristol/UK) DJSD LE FRÈRE, ATOMIC NIK, POSITIVE YOU AND ME AND SaS 21.1. EVERYONE WE KNOW «Oh,« Sister»-Night Pop,P Postpunk, Indie In Concert LABRADORL CITY & SILVER FIRS (BE) «OH,« SISTER»-DJ-TEAM & BOBB LEE DISCO SWAGGER «Gäbe es Miranda July FrF 27.1. nicht, man müsste sie Weltuntergangtheorie,W Schwarzmalerei, KaKatastrophenfilm in Rap erfinden.» BERLINER ZEITUNG Songwriting,SoS Rap, Spoken Punk, Indie www.twogentlemen.net KONZERT:K MAECKES (D) www.fauve.info SUPPORT:SU PREZIDENT, MOSH FERATU www.raphelson.com www.taptab.chww ab 15. Dezember im Kino Tap Tab Musikraum, Baumgartenstrasseg rtenstrasse 19 PosPostfach 1583, CH-8200CH-8200 SchaffhausenScchaffhausen IRASCIBLE & DISTRIBUTION musik im briefkasten – loopzeitung.ch DIE NEUEN PLATTEN

The Roots Phenomden The Bianca Coeur de Pirate François & Undun Eiland Story Blonde The Atlas (Okay Player) (One Ton) Coming Home (Le Pop Musik) Mountains (Motor Music/Irascible) E Volo Love Wenn jemals eine HipHop- Wer Reggae macht in un- 2008 begeisterte die zier- (Domino/MV) Band ihre Karriere mit seren kühlen Gefi lden, bei Endlich, ist man ver- liche Kanadierin mit dem klarem Konzept aufge- dem gehört ein längerer sucht zu sagen. «Coming schönen Pseudonym Coeur François Marry ist ein Stu- baut hat, dann The Roots Aufenthalt auf dem Kari- Home», der Zweitling von de Pirate die kanadischen dent aus der französischen aus . Seit An- bik-Eiland Jamaika zum The Bianca Story, hätte Fans. Franzosen und fran- Provinz, der vor ein paar beginn nummerieren sie guten Ton. Der deutsche nämlich schon viel früher kophile Europäer folgten Jahren in Bristol hängen jeden ihrer Songs durch. Gentleman hats so gehal- erscheinen sollen. Doch etwas später, und Béatrice geblieben ist. Es sei seine So erstaunt es fast, dass ten, aus der Schweiz waren mitten in den Dreharbeiten Martin wurde schnell zur Traumstadt gewesen, sagt die Crew um die beiden vor 20 Jahren schon die zu einem Videoclip erfuhr neuen Chanson-Pop-Prin- er. Alles, was er darüber Gründungsmitglieder, den Ganglords dort. Zuletzt die Band 2010 vom plötz- zessin. In Frankreich ver- gehört hätte, vor allem Trip Rapper (ali- auch die Zürcher Elijah lichen Ableben ihres Mana- kaufte sie vom Debüt eine Hop, habe den Ort für ihn as Tariq Trotter) und den und eben Phenomden, der gers Nigel Day – weshalb halbe Million Platten – und unwiderstehlich gemacht. Drummer Ahmir «Quest- prompt sein ganzes Album man die Veröffentlichungs- dass Béatrice nicht gera- Seine Musik klingt aller- love» Thompson, erst mit und die erste Single auf gedanken vorerst beiseite de hässlich ist, hilft, doch dings kein bisschen nach «Undun» ein klassisches die Insel bezieht und von schob, in sich ging und das doch. Entsprechend heiss Tricky. Sie klingt auch Konzeptalbum vorlegt. Sie seinen Erfahrungen dort Album nochmals neu ab- erwartet wurde nun das nicht nach Pop und Kanye versetzt sich darin in den erzählt. Was bisweilen et- mischte. «Jetzt sehen wir Nachfolgealbum der inzwi- West, welche Marry angibt, 1999 mit gerade mal 25 was klischiert klingt: Trotz unsere Musik in einem an- schen 21-Jährigen. «Blon- in letzter Zeit für sich ent- Jahren verstorbenen Red- bitterer Armut die Herz- deren Licht. Und vor allem de» heisst die schwierige deckt zu haben. Vielmehr ford Stephens, einem nach- lichkeit, die Lebensfreude, spüren wir, dass diese Sinn zweite Platte, die keines- klingt sie nach dem Acker, denklichen Jungen, der das Lachen, ganz anders ergibt», sagt Frontmann falls enttäuscht und mit elf in welchem auch Richard «kriminell wurde, obwohl als bei uns. Hach ja, so sind Elia Rediger. Der 26-Jäh- kleinen French-Pop-Prezi- Hawley, The Delgados und er nicht kriminell geboren wir halt. Wird sich auch rige und seine ebenso keh- osen aufwartet. Wie schon Dominque A. – der einzige war», so . Dass durch karibische Rhyth- lige wie schleppend brum- auf dem Erstling fi nden sich zeitgenössische Franzose, er damit das Schicksal vie- men kaum ändern lassen. mende Stimme treiben die meist pianobasierte Songs, der ihn interessiere – zur ler junger Schwarzer in den Das Album selbst hat Den- elf Songs auf «Coming mit fein ziselierten Meldo- Blüte gefunden haben. «E USA widerspiegelt, versteht nis Furrer nicht drüben auf- Home» in melancholischer dien, feinen Arrangements Volo Love» ist sein fünftes sich von selbst. Ebenso, genommen, sondern hier, Zampanomanier an. Zu – und dazu die Jungmäd- Album mit Band – das letz- dass bei dieser Ausgangs- und erstmals nicht mit ver- seinem Dunkel gesellt sich chenstimme von Béatrice. te erschien bei King Creoso- lage die Musik düster und schiedenen Produzenten, das Hell von Co-Sängerin Ein Kinderchor singt «Lève tes Fence Collective – dazu kontemplativ gehalten ist, sondern mit der bewähr- Anna Waibel: keine blos- les voiles», und schon geht kommen fünf Solo-Alben. gelegentlich auch aggressiv. ten Basler Reggae-Combo se Ergänzung, sondern ein es los mit der Reise durch Bisher habe er einfach mög- Oft wird Trotters pointier- Scrucialists. Phenomden ist treffl iches Gegenüber. Die die French-Pop-Gewässer. lichst unabhängig Musik ter Rap dabei von Sängern denn auch stärker als Song- Lieder von The Bianca Der Schlager-Pop von machen wollen. Jetzt, wo wie Bilal ergänzt. Nicht zu- writer vorgegangen, indem Story – wie «Afraid of the «Golden Baby», der Coun- er dank eines supercoolen letzt dadurch knüpfen die er der Band seine Songide- World» oder «Friends Bar» trysong «Loin d’ici» mit Indie-Labels plötzlich inter- Roots an ihr letztjähriges en auf der Gitarre vorspiel- – arbeiten gern und gehö- Duett-Partner Jimmy Hunt national vernetzt ist, zeigt Meisterwerk «How I Got te. Und der 31-Jährige singt rig mit dem Stilelement des und das überirdisch schö- er sich gewillt, mit strom- Over» an. häufi ger als früher; beson- Dramatischen. Das Quin- ne «Verseau» sind weitere linienförmiger Produktion Laut Questlove haben die ders bei seinen Falsett-Aus- tett verleiht seinem elektro- Highlights einer Platte ohne zu experimentieren. «E Roots sich vor einiger Zeit fl ügen ist der Einfl uss von nisch verdrehten und hoch Ausfall. Wobei die junge Volo Love» klingt in der entschieden, ihre Alben jamaikanischen «Singjays» gedrechselten Pop einen gu- Dame auch schon mal nahe Tat wohlproduziert, aber kürzer und einheitlicher zu wie Sizzla deutlich spürbar. ten Schuss Theatralik, was am Kitsch schrammen darf, immer noch sehr eigen: das halten, um der Hörerschaft «Eiland» ist, gemessen an den Stücken fein bekommt. ohne dass es peinlich wäre. echolastige Schimmern der ein Gesamterlebnis zu ver- den ersten beiden Lang- Zur Musik der Basler lässt Würde Serge Gainsbourg Gitarren wird unterstützt mitteln. Das ist ihnen auch spielern «Fang ah» und sich die Discokugel bestens heute noch leben – er hätte von ähnlich vagen Synthi- auf «Undun» wieder gelun- «Gangdalang», vielseitiger vorstellen – nicht, weil ihre sich schon längst um Béat- Tupfern und Hintergrund- gen. Dieses Album geht un- und auch musikalischer. In- Nummern absolut tanzbar rice gekümmert. geräuschen, da und dort ter die Haut. sofern hat sich die Reise auf wären, sondern weil sie so säuseln engelhafte Damen, jeden Fall gelohnt. schön glitzern. tb. der Ton ist rundum ent- makr. spannt und subtil. makr. mig. hpk. DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Die schönsten Momente fi nden sich im Track «Smile Ba- cking Vocal Montage», einer über acht Minuten langen Collage der Hintergrundchöre aus diversen Songs von «Smile» – acht Minuten, in welchen die Grossartigkeit von Brian Wilsons Arrangements immer wieder hell auf- leuchtet, mal von sphärischer Reinheit, mal albern, immer beglückend. Fauve A.A. Bondy Cowboy Auf die Veröffentlichung der «Smile»-Sessions hat der Fan Clocks’n’Clouds Believers Junkies schon lange gewartet – immerhin handelt es sich bei «Smi- (Two Gentlemen/Irascible) (Fat Possum) Sing In My Meadows le» um das legendärste nie veröffentlichte Album der Pop- (Latent Recordings) geschichte. Die Tragödie um «Smile» ist hinlänglich be- Fünf Jahre sind vergangen, Kürzlich zog A.A. Bondy kannt: Das Nachfolgealbum von «Pet Sounds» sollte Brian seit der Westschweizer Ni- als Support der Felice Brot- Die kanadischen Cowboy Wilsons Meisterwerk werden, seine «teenage symphony colas Julliard unter dem hers durch Europa und liess Junkies machens anders: to God». Der 24-jährige Wilson wollte die Unschuld der Namen Fauve die Szene die Hauptband ziemlich alt Seit Mitte der Neunzi- Kindheit beschwören, eine Unschuld, die Amerika durch betrat. Auf seinem zweiten aussehen. Wo die Brüder gerjahre entwickelt sich den Mord an JFK und den Vietnamkrieg verloren hatte. In Album «Clocks’n’Clouds» neuerdings krampfhaft den die Band der Geschwister diesen roten Faden wollte er zusätzliche Themenkomple- entwickelt er die abstrakt- Spagat zwischen America- Margo und Michael Tim- xe wie die vier Elemente, Fitness und Ökologie verweben. verspielte Popmusik des na und Krautrock, Electro- mins von MTV-tauglichen Musikalisch beabsichtigte er, alle Songs und Fragmente mit Debüts weiter. Im Hinter- nica und Folk, Mainstream Pionieren des Alternative- der Hilfe von Leitmotiven zu mehreren Suiten zu verknüp- grund ist meist irgendwas und Experiment üben, ge- Country schrittweise zur fen. Sein Unterfangen erwies sich als zu komplex, er ver- am pulsieren, klackern, lingt dieser Ausfallschritt Kultband mit breitem Re- lor den Überblick, und die offene Verständnislosigkeit und rascheln. Diese Rhythmen dem Sonderling scheinbar pertoire und bestechender Feindseligkeit seines Umfelds setzte ihm immer mehr zu – und Cluster verankern die mühelos. Live war das Qualität als Liveact – da- Brian Wilson brach im Mai 1967 zusammen, und während Songs in der digitalen Ge- famos, was der spröde, von zeugen nicht weniger er jahrelang drogensüchtig, fettleibig und umnachtet vor genwart. In Kontrast dazu schlaksige Songwriter mit als 20 offi zielle, meist nur sich hin vegetierte, wurde «Smile» zum Mythos. scheint der Gesang öfter Mitstreitern an Minimal- als Download erhältliche Es ist nicht so, dass «Smile» je völlig verschollen war. Etli- aus einem längst geschlos- drums, Pedal Steel, Örgel- Mitschnitte. «Sing In My che Songs schafften es in zum Teil anderen Arrangements senen Broadway-Theater chen und dezenter Elek- Meadow» ist – nach «Ren- auf spätere Beach-Boys-Platten, die «Good Vibrations»- herüberzuwehen. Zwi- tronik bot. Zugute kam min Park» (inspiriert von Box erlaubte einen ersten Einblick in die originalen Ses- schen Beats und Gesang ihm, der am liebsten die chinesischer Musik) und sions, und im Internet kursieren zahllose Bootlegs. All entfaltet Fauve akustische Lichter im Saal ganz aus- «Demons» (eine Hommage das schürte jedoch nur den Hunger nach mehr, denn diese Welten wie aus dem Kin- gemacht hätte, dass er mit an ) – die drit- Bruchstücke von «Smile» entpuppten sich als ein Feuer- derparadies. Hier donnern dem Wohlwollen der Felice te Veröffentlichung der No- werk an überraschenden Einfällen – manchmal avantgar- Stammestrommeln, dort Brothers ein einstündiges mad-Serie und enthält acht distisch, dann wieder kitschig, oft melancholisch, aber klimpert das Glocken- Set spielen durfte. spontan aufgenommene immer unprätentiös und von bewegender Schönheit. Und spiel, und eine Ecke wei- Auf Platte klingt das nur Songs. Laut Gitarrist Mi- nicht zuletzt wünschte man sich den Zugriff des Meisters ter hüpfen die Flöten wie wenig schwächer. «Belie- chael Timmins sind sie be- auf die alten Aufnahmen. An diesem Wunsch änderte auch in einem alten Trickfi lm. vers» ist das dritte Werk des zeichnend für Aspekte ihrer die gelungene «Smile»-Neueinspielung von 2004 nichts. Manchmal wird es auch aus Alabama stammenden, Liveauftritte, die auf den Nun ist Brian Wilsons «Smile» endlich da, zusammenge- recht sinister, der Gesang inzwischen in L.A. leben- Studioalben nur wenig prä- stellt aus den originalen Sessions, in einer Version für Ein- ein bedrohliches Mantra, den Musikers. Eine Platte, sent sind: die Tendenz zu steiger (Doppel-CD) und einer Version für Fortgeschrittene der Rhythmus das Lade- die den engen Americana- lärmigen, abenteuerlichen (Box-Set mit fünf CDs, zwei Vinyl-Alben, zwei 7“-Sing- geräusch eines Gewehrs. Rahmen lässig sprengt, mal Acid-Blues-Exkursionen, les). Ob der Aufbau tatsächlich den damaligen Plänen ent- Der Beipackzettel liefert Country und Folk streift, wie sie die Band auf der spricht, ist irrelevant: «Smile» gibt nicht vor, ein vollendetes Matthew Herbert und dabei aber auch in Rich- Bühne zu entfesseln ver- Album zu sein, kommt dem aber so nahe wie nur möglich. Matmos als Referenzen tung Experiment, Soul, mag. Im Februar 2011 gin- Und das ist einfach – wunderbar. So wunderbar, dass die sowie die Sänger Antony Surf-Pop und gar Kraut- gen die Cowboy Junkies ins Musik letztlich alle Fragen und Debatten rund um «Smile» Hegarty und Dave Gahan. rock abdriftet – Letzteres Studio und spielten in vier wegschiebt, Fragen wie: Wie würde die Popmusik heute Unsereiner denkt an Gus- im grossartigen Opener Tagen Songs über Sex und klingen, wäre «Smile» vor «Sergeant Pepper’s» erschienen? tav aus Wien. Wie sie ver- «The Heart Is Willing». Gewalt ein. Laut und dre- 44 Jahre später lassen sich diese Fragen nicht beantworten bindet Fauve Abstraktion Dem folgt das nicht minder ckig. «Wir versuchten ein- – doch die Musik von Brian Wilson, den Beach Boys und mit Gefühlsaufwallungen feine «Down in the Fire». zufangen, was uns schon den zahlreichen hochkarätigen Sessionmusikern lässt sich nahe am Kitsch. Er montiert Die Pedal-Steel heult über lange inspirierte: Miles Da- auch ohne Legenden und Mythen geniessen. Sie ist so meis- Versatzstücke unterschied- der staubigen Ballade «Hi- vies in seiner Bitches-Brew- terhaft und bezaubernd und kommt dem Ideal der reinen lichster Verwandtschaft so, way/Fevers», bei anderen Phase, Captain Beefhearts Schönheit so nahe, dass man alles andere vergisst. Musik dass die Spannungen und Tracks wird dann auch mal Mirror-Man-Psychosen, sei Gottes Stimme, schreibt Brian Wilson. Recht hat er. Brüche zwischen dem Ma- das Tempo rausgenommen. The Birthday Party live im terial hörbar bleiben. Dass Man sollte sich den Namen Electric Ballroom um 1981, Christian Gasser diese artifi zielle Musik den A.A. Bondy merken. mit Crazy Hor- Hörer rühren kann, das ist se. Durchgeknallt und vol- Kunst. tb. ler Elektrizität.» So isses!

ash. tl. DIE NEUEN PLATTEN Atlas Sound Vor zwei Jahren zeigte Bradford Cox auf dem Cover der Solo-Platte «Logos» seinen von einer seltenen Erbkrank- heit versehrten Körper, das Gesicht vom Blitz überbelich- tet, seine Bubenfrisur kaum erkennbar. Der musikbesessene 29-Jährige, der sich seinen Weg mit loopbasierten Hypno- se-Songs durch die Artefakte der lebensrettenden Popmu- Vintage Yakari The Greatest sik bahnt, gab auf der Suche nach dem Licht ein quälendes Trouble Feel It Two Amid the Hours Bild ab. The Bomb Shelter (Ikarus Records/Irascible) (Radicalis/Fontastix) Heute ist vieles anders: Seine Band veröffent- Sessions lichte mit «Halcyon Digest» vor einem Jahr einen weiteren (Vintage Trouble/Irascible) Erinnerungen können eine Nennt sich eine Band The Meilenstein, Bradford Cox nahm in seinem Schlafzimmer schauderliche Sache sein. Greatest, ist Grössenwahn als Atlas Sound weiter eine Unzahl von Demos auf, stärkte Hier geht gleich mal gehö- Zum Beispiel das Chorus- ein naheliegender Ver- dabei merklich seinen Ausdruck in der Stimme – und legt rig die Post ab. Auf «Blues Pedal, dieses Unding von dacht. «Amid the Hours» nun «Parallax» vor. Hand Me Down» ver- Gitarreneffekt. Jedesmal, widerlegt den aber umge- Das dritte Atlas-Sound-Album erscheint als Instant-Klas- schmelzen Vintage Trouble wenn es in mein Ohr wa- hend, denn The Greatest siker, der den Horror immer noch in sich trägt: Das be- Soul mit Rock, als hätten bert, erscheint mir Prince präsentieren ihre Lieder ginnt beim nostalgisierenden Coverfoto des Starfotografen wir 1970. Das Quartett mit aufgeknöpftem Pail- fast zu bescheiden. Die und Popchronisten Mick Rock, auf dem Bradford Cox – aus LA legt mit «The Bomb letten-Top und trippelt Basler Band ist eigentlich wohlfrisiert – als schummriger Rock’n’Roll-Entertainer zu Shelter Sessions» sein De- schmachtend im Kunstne- ein Duo mit einigen Gast- sehen ist. Bereits mit der ersten Textzeile «Found money büt vor, besteht aber aus bel umher. Schrecklich. Mit musikern: Die eine Hälfte and fame/But I found them very late» scheint Cox auf seine hörbar gestandenen Mu- der neuen Yakari-EP ist da- bildet Chris Weber – die Karriere zurückzublicken, doch der Exzentriker, der einst sikern. Sänger Ty Taylor mit aber endgültig Schluss, Stimme der Indie-Rocker in Frauensommerkleidern aufgetreten ist, Musikerkolle- hat Otis Redding und denn «Feel It Two» hat Featherlike –, der hier al- gen beleidigt hat und unter Depressionen litt, geht weiter. James Brown studiert, äh- mindestens doppelt so- lerdings nur vereinzelt als Im zurückhaltenden, kellerhaften «Amplifi ers» bittet der nelt aber vor allem Corey viel Chorus drin wie alle Leadsänger fungiert. Das neuerdings vielseitige Sänger um Licht, mimt über einen Glover von Living Colour. Prince-Platten zusammen. übernimmt Nadja Vogt, die zirpenden Loop und eine pluckernde Beatbox im Ausnah- Seine Mitmusiker können Und das ist gut so. Denn erstmals an die Öffentlich- melied «Te Amo» den Liebeskranken, zeigt sich von einer alles von Chuck Berry über ebenso wie der Chorus-Ef- keit tritt und neben dem bisher unerhörten Unbeschwertheit in «Mona Lisa», ehe er Stax und Apollo Theatre fekt selbst, so sind auch die Gesang auch Klavier und wieder untertaucht im dunklen Meer der Nacht. bis zu den Small Faces und sechs neuen Yakari-Songs die Mehrheit des Materi- Das alles geschieht mit einer grossen Souveränität, und den Stones. Angeblich in von einer eigentümlichen als beisteuert. «Leaders» Cox wirkt zuweilen bereits zu abgeklärt und zu sicher im drei Tagen eingespielt, ver- Zwischenräumlichkeit ge- eröffnet reduziert auf Kla- Zelebrieren seiner Rollen, bis das grosse «Terra Incogni- breiten selbst die Balladen zeichnet. Althergebrachte vier und Gesang: gedämpft ta» ansteht – eine stille Elegie für alle Schutzbedürftigen, Partystimmung. Der erste Rock-Binaritäten werden der Ton, melancholisch die die in himmlische Sphären vordringt. Das darf gefeiert Hördurchlauf führt direkt konsequent durchkreuzt Melodie in einem natürli- werden, mit dem sehnsüchtig und rumpelnd croonenden in die Retrorock-Seligkeit. – und statt leise und laut chen Klangbild, das einen «Lightworks» zum Abschluss. Ein Rock’n’Roll-Klassiker, Später schleicht sich aber und Strophe und Refrain mitten in den Aufnahme- fürwahr. der Verdacht ein, das alles in Gainsbourg’scher Kon- raum versetzt – Kammer- könnte einfach verdammt sequnz sind Yakari Weiher musik quasi. Dann gehts Benedikt Sartorius abgebrüht inszeniert sein. und Wasserfall gleichzeitig. nach draussen: In «Melt Indizien: Gemanagt wird Die Folge sind von jeglicher to Pour» entfalten Schlag- Atlas Sound: «Parallax» (4AD/MV) die Band vom notorischen Zeitlichkeit losgekoppelte zeug, die gestreichelten Doc McGhee, dessen um- Malströme, die tänzelnd Saiten einer Autoharp und fangreiche Kundenliste walzen und ziehend stos- Harmoniegesang ein Pano- etwa Diana Ross, Kiss und sen. Damit liefern die vier rama von in sich ruhender Mötley Crüe umfasst. So- Zürcher den längst überfäl- Schönheit. Nadja Vogt wie Bon Jovi, für die man ligen Soundtrack des Vagen phrasiert dunkel und singt in US-Stadien einheizte. zum immer provisorischer mit Leidenschaft, aber ohne Das allein müsste nicht ge- werdenden Leben in der Rangeschmeisse. Die Songs gen Vintage Trouble spre- Postmoderne. Und darüber schaffen Nähe und halten chen. Dass ihnen aber im hinaus besetzen sie sämtli- doch Abstand. The Grea- Langzeittest der Charme che Chorus-Synapsen neu. test ziehen das Sublime und das Charisma einer Wo bisher Glitter und zu dem Spektakel vor: «Amid stilistisch ganz ähnlich hohe Absätze dominier- the Hours» versammelt elf gelagerten Band wie The ten, hängen nun neugieri- Lieder von unscheinbarer Heavy abgeht, das schon. ge, wunderbar ungefähre Schönheit, die fordern, was Schade drum. Quilts, die mit jedem Hö- sie belohnen: Hinhören. ren grösser werden. Danke, ash. Yakari. ash.

nin. DIE NEUEN PLATTEN Hamburger Schule «In den Gesprächen in Kneipen waren diese Jungs immer sehr tonangebend. Und dann eben auch bei dem, was da- bei herauskam.» (Bernadette La Hengst, Die Braut haut ins Auge). «Nur das Komische ist, dass diese Indieleute ja im- mer gedacht haben, bei ihnen wäre das nicht so. Und das stimmt einfach nicht» (Almut Klotz, Lassie Singers). «Es war für mich ein Schock, als ich festgestellt habe, dass das, Various Artists Kate Bush Laura Gibson wo ich mich verankert habe, genauso spiessig und männer- Rangarang 50 Words for Snow La Grande dominiert ist.» (Ebba Durstewitz, JaKönigJa) Die Urteile (Vampisoul) (EMI) (City Slang/TBA) sind hart und deutlich. Der Ventil-Verlag legt einen Ge- sprächsband zu jener Bandszene vor, die Mitte der Neunzi- Die Compilation «Pome- «50 Words for Snow», Mit «La Grande» hat Lau- ger als Hamburger Schule bekannt wurde. Ihre bekanntes- granates» (siehe Loop 9/11) Kate Bushs erstes Album ra Gibson keineswegs ihre ten Exponenten sind alles Männer: Jochen Distelmeyer von hat den Sesam einen Spalt mit neuem Material seit innere Französin entdeckt Blumfeld, Frank Spilker von den Sternen oder Dirk von weit geöffnet – und nun «Aerial» (2005), ist ein – ihr neues Album heisst Lowtzow von Tocotronic. Im Band kommen ausschliess- dringen auch andere auf mutiger Schritt nach vorn, so, weil es vom gleichna- lich Frauen zu Wort. exotische Extravaganzen einer, den man so wohl migen 13 082-Seelen-Dorf War es eine Frage der Lautstärke, dass die Frauen bewusst spezialisierte Labels in die kaum erwartet hat: eine in Oregon, dem Heimat- überhört wurden, wie die Grafi kerin Bianca Gabriel ver- Schatzkammer iranischer Meditation über die Ver- staat der Amerikanerin, mutet? Oder wurde der Ausschluss durch ein Kunstver- Pop-Musik aus der Zeit gänglichkeit. «Snowfl ake» inspiriert wurde. Der Ort ständnis befördert, das dem Geniegedanken folgte, der vor der islamischen Revo- beschwört die Stimmung würde nämlich eine selt- immer männlich bleibt, wie DJ Patex meint? Dass Musik lution. Auf der Doppel-CD einer verschneiten Winter- same Energie ausstrahlen, also in Hierarchien und Werken und nicht in Offenheit und «Rangarang» präsentiert landschaft herauf, mit zart meint Gibson im Beipack- Netzwerken gedacht wurde? Der Sammelband aus einzel- das Label Vampisoul 28 wirbelnden Pianoakkorden zettel zu ihrer fünften Plat- nen Interviews in bester Oral-History-Tradition tippt wich- Songs aus den Sechziger- und dezent eingesetzter te. Was man auch von «La tige Fragen an. Leider sind sie nicht immer präzise gestellt und Siebzigerjahren, dar- Perkussion. Der Chorkna- Grande» getrost behaupten und werden häufi g wiederholt, so dass wenige Hinweise unter die im Westen bereits be, den wir hören, ist Bushs kann. Das Werk klingt, folgen, wie ungleiche Geschlechterverhältnisse in künstleri- eingeführten Stars Goo- Sohn Bertie, der hier mit als ob jemand just eine schen Prozessen überwunden werden könnten. goosh und Kourosh Yagh- seiner Mutter singt. Das scheppernde Musikdose Eine feministische Kritik versuche, schreibt Jochen Bonz im maei. Während «Pomegra- Stück dauert zehn Minu- aufgeklappt hätte – zeitlos Vorwort, die klassische gesellschaftliche Rollenaufteilung nates» den Fokus auf Funk ten – bezeichnend für ein und doch vor allem vom in Vorder- und Hinterbühne aufzuheben. Der Abschied legte, deckt «Rangarang» Album, dessen Musik sich Gestern beeinfl usst. Neu- vom sogenannten Frontmann kann allerdings nur gelin- ein breiteres Spektrum ab: nur träge entfaltet. «Lake erdings tendiert Gibson zu gen, wenn der Blick auf die Kulturproduktion geöffnet Es geht um iranischen Pop Tahoe» bringt mehr win- immer mehr Schichten, zu wird: Von der Musik über die Labels zur Grafi k, auf die, in seiner ganzen Vielfalt, terliches Piano, berücken- einem Sound, der so dicht wie Bonz schreibt, «Gesamtheit einer Lebensweise». Das von scharfem Funk bis hin de Orchesterarrangements ist, dass es einem fast den gelingt dem Buch gut. zu schlagerhaftem Kitsch, und innigen Gesang. Mit Atem entzieht. Obwohl Im Rückblick wird sichtbar, wie stark sich die Hamburger von Balladen in gefühlstrie- 53 klingt Bushs Stimme die Grenzen ihrer Stücke Schule als Subkultur verstanden hat. Dass die Musik und fendem Moll bis zu fl otten erotischer denn je, mit zunehmend zu verschwim- der Schalk gerade daraus entstanden sind. Myriam Brüger, Disconummern. leicht angerauter Patina. men beginnen, liegt der die für das stilprägende Label L’Age D’Or arbeitete, erin- «Rangarang» bestätigt frü- «Misty» ist eine jazzange- Kern ihrer Musik weiterhin nert sich an die Diskussionen über die politische und öko- here Eindrücke: Die irani- hauchte, seltsame sinnliche im Folk, dem Alternative nomische Haltung: «Nein, das könnt ihr nicht machen!». schen Interpretinnen und Fantasie einer Frau, die sich Country und den fl irrenden «Das müsst ihr machen!». «Wenn ihr das macht, dann ...» Interpreten und ihre Pro- von einem Schneemann akustischen Gitarren, doch: Eine mögliche Antwort könnte also darin liegen, subkul- duzenten äfften ihre west- veführen lässt, der – wen Die Singer/Songwriterin turelle und feministische Fragen bewusster miteinander lichen Einfl üsse trotz der wunderts? – in ihrem Bett hat die Drehzahl erhöht, zu verbinden. Die Hamburger Schule kann dabei ein in- offen prowestlichen Politik schmilzt. Aus dem Rahmen unterwirft das Titelstück teressanter Anknüpfungspunkt bleiben. Oder wie es Ebba des Schahs nicht einfach fällt das Duett mit Elton einem galoppierendem Durstewitz sagt: «Alle anderen sozialen Nischen wären nach, sondern entwickelten John, der in «Snowed in Rhythmus und geisterhaft schon gar nicht in Frage gekommen. Alles andere wäre eine sehr eigene, iranische at Wheeler Street» den lei- singenden Stimmen oder noch fünf Millionen Welten weit entfernt gewesen.» Spielweise von Pop. Beson- denschaftlich Liebenden lädt mit «Lion/Lamb» zum ders schön sind «Bikasi» gibt – der einzige Flop hier. weltverlorenen Samba- Kaspar Surber von Beti und die bewegen- Im Titelstück schliesslich Tänzchen. Laura Gibson de Ballade «Tarsam Az ermuntert Bush den Schau- hat zwar einige Gäste für Lass uns von der Hamburger Schule reden. Eine Kulturgeschichte aus der Eshgh» von Giti. Und nun spieler Stephen Fry, fünfzig «La Grande» geladen, den- Sicht beteiligter Frauen. Herausgegeben von Jochen Bonz, Juliane Rytz und warten wir gespannt auf Begriffe für Schnee zu erfi n- noch wirken ihre Komposi- Johannes Springer. Ventil-Verlag, 2011. weitere Ausgrabungen aus den. Fazit: «50 Words for tionen, als ob sie in tiefster der von den Wächtern der Snow» handelt sein winter- Abgeschiedenheit entstan- Revolution scharf bewach- liches Thema brillant ab. den wären. Entrückte Lie- ten Schatzkammer des ira- der, von denen ein kühler nischen Pop. tl. Hauch ausgeht.

cg. mig. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Wenn die U-Bahnstation am Oxford Circus wegen Überlas- tung geschlossen wird und sich zwischen Marble Arch und der Tottenham Court Road hordenweise die Father Xmases tummeln, kann das nur eines bedeuten: Zeit für die Jahres- bestenlisten in den Musikzeitschriften. Und in diesem Jahr gleichen sich die Listen mal wieder wie ein Andy Warhol Nadja Zela Beth Jeans The Bevis Frond dem anderen. Das könnte zum Beispiel heissen, dass alle Wrong Side of Town Houghton The Leaving of London britischen Musikfans den gleichen Hypes aufgesessen sind. (Irascible) Yours Truly, (Woronzow) Oder es könnte heissen, dass es den Beatles wirklich wie- Cellophane Nose der einmal gelungen ist, in ein paar Liedern den Zeitgeist Bei Rosebud, ihrer 2003 (Mute/MV) The Bevis Frond ist das zu destillieren. Persönlich neige ich zur Beatles-Erklärung. verblichenen Band, war Projekt des Londoner Gi- Alter spielte in diesem Jahr übrigens keine Rolle. Der wö- Nadja Zela nicht zuletzt für Der Name Beth Jeans tarristen, Songschreibers chentliche «New Musical Express», der heutzutage eine die zornigen Grunge-Parts Houghton fl eucht seit zwei, und Produzenten Nick LeserInnenschaft zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig zuständig. Dass sie mal ein drei Jahren im Unterholz Saloman, einem exzentri- Jahren bedient, kürte das gleiche Werk zum «Album des Album mit kargen - der britischen Talentfahn- schen Labelgründer und Jahres» wie das monatliche Dad-Rock-Magazin «Mojo». klängen eröffnen würde, dungsmedien herum und Mitherausgeber der Under- Überall – well, fast überall – heisst das Album des Jahres hätte man sich damals nur ist dabei meistens zwischen ground-Postille «Ptolemaic «Let England Shake». schwerlich vorstellen kön- Laura Marling und Emmy Terrascope», der seit Deka- «NME»: 1) PJ Harvey, «Let England Shake», 2) Metro- nen. Jetzt brauchts dazu The Great in die Ecke der den einer leidenschaftliche nomy, «The English Riviera», 3) The Horrors, «Skying», keine Imagination mehr, säuselnden Neo-Folkies Vorliebe für alten Psyche- 4) Wild Beasts, «Smother», 5) Kurt Vile, «Smoke Ring for jetzt reicht es, ihr neues gesteckt worden. Das ist, delic- und Acid-Rock frönt. My Halo». Auf Platz sieben liegt die wunderbare St. Vin- Solowerk «Wrong Side of wenn nicht völlig, so doch Und dieser verleiht er mit cent. Auf der Acht begegnen wir mit Katy B dem einzigen Town» aufzulegen. Zela ziemlich falsch. Statt mit sporadischen, mittlerweile Anzeichen dafür, dass in den vergangenen Monaten auch wirft sich darauf dem Dun- akustischer Gitarre tritt zwanzig Veröffentlichun- mit Dancebeats aufregende Musik gemacht wurde. kelfolk in die Arme, der Houghton heute mit ei- gen Ausdruck. Sieben Jahre «Q», eine monatliche, bunte Zeitschrift, die es auf ein et- Brachialität des Einfachen. ner punkig angehauchten, nach «Hit Squat», seinem was älteres Publikum als der «NME» abgesehen hat und Selber nennt sie es: Brute multi-instrumentell einge- letzten musikalischen Le- doch ziemlich poppig ausgelegt ist: 1) Florence + The Ma- Folk. Sounds, die sich vom richeten Band auf, deren benszeichen, meldet sich chine, «Ceremonials», 2) PJ Harvey, «Let England Shake», Leben und der Zeit gezeich- blutjunger Gitarrist zur der 57-Jährige mit «The 3) Adele, «21», 4) Bon Iver, «Bon Iver», 5) Coldplay, «Mylo net zeigen – so, als ob sie Band gehörte, die Malcom Leaving of London» zu- Xyloto». Rang 8 für St. Vincent zeigt, dass Annie Clark mit schon ein paar Jahrzehnte Mooney – den ersten Sän- rück, dessen Titel sich auf ihrem kühnsten Album ein breiteres Publikum denn je an- und einige Narben auf dem ger von Can – vor einiger seinen Umzug nach Has- gesprochen hat. Ein Beweis dafür, dass das besagte breite Buckel hätten. Um die Lie- Zeit auf einer UK-Tournee tings an der englischen Süd- Publikum gewillt ist, bedeutend abenteuerlichere Kost zu der zu fertigen, reiste die begleitete. Musiker also, küste bezieht. Begleitet vom akzeptieren, als die grossen Plattenfi rmen ihm gewöhnlich 40-Jährige nach New York. die nicht in den eingefahre- langjährigen Kollaborator zumuten wollen. Sie landete in Brooklyn nen Gleisen aufgewachsen Adrian Shaw (Bass), Paul «Uncut», eine monatliche, bunte Zeitschrift, in der es Platz und Queens, wo man auch und als Bürger von New- Simmons (Gitarre) und für gehobene Schrägtöner und Americana aller Art und «klein sein» könne. Ent- castle erst noch von der dem Drummer Dave Pearce jeglichen Alters hat: 1) PJ Harvey, «Let England Shake», standen sind 13 Vignetten, Londoner Trend-Wut ver- beackert Nick in den 18 2) Gillian Welch, «The Harrow & The Harvest», 3) Me- die vor dem unerträglichen schont geblieben sind. Ja, Songs sein gewohntes stilis- tronomy, «The English Riviera», 4) White Denim, «D», Gewusel in der Bleecker , Trompeten, Uku- tisches Spektrum zwischen 5) Josh T. Pearson, «The Last of the Country Gentlemen». Street fl iehen oder von einer lelen und Geigen verzieren akustischen Balladen, «Mojo»: 1) PJ Harvey, «Let England Shake», 2) The Hor- durchs Haus schlängeln- die Lieder von Houghton, Power-Pop und psychede- rors, «Skying», 3) Fleet Foxes, «Helplessness Blues», 4) Jo- den Kobra berichten. Die aber ihre Muse scheint un- lischen Gitarrengewittern. nathan Wilson, «Gentle Spirit», 5) Kate Bush, «50 Words Singer/Songwriterin geht gewöhnliche Einfl üsse zu Vieles auf «The Leaving for Snow» unaufgeregt an ihr Werk, verraten. Papa Zappa zum of London» klingt vertraut Also, persönlich bin ich ja ziemlich erstaunt, wie die Hor- singt mit hoher und gleich- Beispiel, sagt sie. Persönlich und erinnert an grossarti- rors mit ihrem Second-Hand-Grufti-Frühelektro-Simple- wohl klarer Laissez-faire- fühle ich mich an Orchest- ge Bevis-Frond-Alben wie Minds-Müesli überall so gut ankommen. Die Fleet Foxes Stimme und durchwandert ra Luna und Katell Keinig «Valedictory Songs» oder könnte man meiner Meinung nach auch verbieten. Auf der dabei Akustik-Blues der erinnert, was der geneigten «London Stone». Die Band Plus-Seite: die Gallaghers höchstens unter ferner liefen ge- Vorkriegsschule oder schier LeserInnenschaft wohl we- liefert eine solide Grundla- listet – und im NME gar keine Björk und im Mojo noch ausgezehrte Appalachen- nig nützt... Kurzum: Beth ge für Nicks Gesang und hinter Nick Lowe platziert! klänge und wendet sich vor Jeans Houghton und ihre Gitarre. Beide sind ziemlich Ein kurzer Blick in ein paar Spezialzeitschriften zeigt, dass allem gegen innen. «Wrong Schicksalshufe sind aus- nach vorn gemixt, stehen es in der Musikwelt gewaltige Gletscherspalten gibt. Wer Side of Town» ist ein licht- sergewöhnlich dramatisch aber stets im Dienste von «Classic Rock», «Froots» oder «Wire» konsultiert, lebt je- scheues Wesen. Musik aus und auch witzig in der Art, Songs und Mitmusikern. denfalls in einer völlig anderen Welt als die Anhänger von dem und für das ruhige wie sie ihren Acid-Folk- PJ Harvey. Kämmerchen. Rockabilly präsentieren. tl. Und die Refrains sind süffi g Hanspeter Künzler mig. wie der beste Chianti, ja!

hpk. SZENE

16.12. DECAPITATED 20.12. FRENCH FILMS 24.12. X-MAS PARTY 28.12. PING PONG 29.12. CHATEAU NOEL 31.12. NEW YEARS EVE PARTY Outlaws und Sünder! Dunkel und düster, mystisch und treibend. David Eugene Edwards und seine WELCOME TO eigene Geschichtsschreibung der .

20.01. STRESS 01.02. ALCOHOLIC FAITH MISSION 03.02. HUBESKYLA 02.03. TODOS DESTINOS 11.03. LAMBCHOP

25.03. DAMIEN JURADO Nach sechs wegweisenden Albumveröf- fentlichungen als Wovenhand erscheint mit Black of the Ink eine Zusammenfassung des Werks von David Eugene Edwards. 26.03. PRIMUS Oral history wird written history. Auf 110 Hard-Coverseiten gibt es alle Songtexte der bisher erschienenen sechs Wovenhand- 30.03. PETER KERNEL Alben in wunderschön kaliigraphischer Schrift und mit Zeichnungen aus der Feder David Eugene Edwards illustriert. Dazu eine 19.04. exklusive CD mit sechs neu-eingespielten DARK DARK DARK Songs. Ein Song aus jedem Album.

sounds better with you – loopzeitung.ch

De Blaui Dino D‘Gschänklifee Nr. 07 und de Dino www.gschichtefritz.ch Kindergeschichten CD & mp3 DIE NEUEN PLATTEN 45Prince Squoodge Records ist ein Label für Liebhaber – oder wer hat gewusst, dass man heutzutage noch Flexi-Discs wie Reverend Beat Mans Elektro-Volks-Ansprache «Militürk» produzieren kann? Die Single-Auskoppelung aus dem erst- klassigen Album «Pop Up Yours» von The Monsters ent- hält gleich vier Remixes des bereits in sich repetitiv-hypno- Peter Kernel The Black Keys Various Artists tischen Songs «I Want You». Der obligate Bonaparte-Mix White Death El Camino Teenage. Teenagers kämpft mit dem Italian-Stallion-, Swiss-Cheese- und Guz- Black Heart (Nonesuch/Warner) & Youth in Music Mix um die Gunst der Radiomacher und DJs. (On The Camper) 1951-1960 Die «Back from the Grave»-Sampler sind der heilige Gral, Man kommt nicht mehr (Bear Family) wenn es um Sixties-Garage-Punk geht und The Sloths mit Peter Kernel sind ein Segen. um die Black Keys herum: «Makin’ Love» eines der Prunkstücke daraus. Ein primi- Nicht nur sind sie äusserst Spätestens 2009 wurden «Teenage. Teenagers & tives Floortom gibt 1965 in Beverly Hills das wacklige begabte SongwriterInnen, Sänger/Gitarrist Dan Auer- Youth in Music 1951- Tempo vor, die Rhythmusgitarre versucht sich am Diddley- nein. Sie lassen sich und bach und Drummer Patrick 1960» ist Jon Savages Fort- Beat, die Lead-Gitarre spielt hauptsächlich zwei Akkorde, ihren Instrumenten auch Carney aus Akron, Ohio, setzung seiner epochalen und darüber schreit sich ein Teenager sein Rütteln in der Raum zum Atmen. Etwas, die ihre Karriere bislang auf Studie «Teenage. Die Er- Hose vom Leib. Nun haben sich die Gralshüter von «Ugly das nicht mehr viele Bands monotonen Zwei-Akkord- fi ndung der Jugend (1875- Things» – einem Fanzine, das sich seit mehr als fünfund- zuzulassen bereit sind. Stücken aufgebaut hatten 1945)» mit musikalischen zwanzig Jahren diesem Genre widmet – höchstpersönlich Auch im Indie-Rock muss und Variationen von simp- Mitteln. Ab 1945 verwen- dieser Wiederveröffentlichung angenommen. So darf na- seit geraumer Zeit alles im- len Blues-Riffs zelebrierten, deten amerikanische Wer- türlich eine kleine Bandgeschichte auf der Cover-Rückseite mer laut, laut, lauter sein. prominent. Die Kollabo- bestrategen den Begriff nicht fehlen, und auf einigen Exemplaren hat sogar der Statt sich kritisch mit den ration mit Co-Produzent «Teenager» und defi nierten noch lebende Teil der Band unterschrieben. Dass der Sound blinkenden Zeichen der Brian Burton alias Danger damit junge Menschen zwi- 100% analog reproduziert wurde, ist ja eh klar. Zeit auseinanderzusetzen, Mouse brachte ihnen den schen 13 und 19 als Ziel- Die Entdeckung des Jahrzehnts sind jedoch Jack Ruby (Sa- reihen sich unabhängige kommerziellen Durch- gruppe ihrer Botschaften. turday). 1974 nimmt die New Yorker Band einige bisher MusikerInnen in die kom- bruch: «Brothers», ein Die Jugendkultur – und unveröffentlichte Demos auf. «Hit and Run» beginnt wie petitive Jagd nach grösstem musikalisch überraschend auch die ihr innewohnende die Stooges auf einem MC5-Trip. Dann beginnen kurze, Volumen ein – und der da- vielseitiges Werk, erntete rebellische Kraft – waren aggressive Gitarrensolos damit, das Trommelfell einzurit- durch erhofften grössten euphorische Kritiken, einen damit endgültig Teil der zen, bevor es ab Mitte des Songs defi nitiv eingerammt wird Beachtung. Dabei wird Singlehit («Tighten Up»), kapitalistischen Waren- mit einer Lärmattacke aus Synthesizer und elektrischer aber allzu oft Präsenz mit Platz 3 in den Billboard- welt. Das kommt nicht zu- Violine. «Bad Teeth» nimmt die dunkle Seite der Chrome Aufdringlichkeit verwech- Popalbum-Charts und drei letzt in der Popmusik zum Cranks und den Noise von Pussy Galore vorweg, verbindet selt, und die Musikalität Grammy-Auszeichnungen. Ausdruck: Mehr und mehr Freejazz mit Geschirrklirren und lässt einen eintauchen in wird dem immer unver- Auch beim siebten Album Songs setzen sich ausdrück- einen bösartigen Alptraum. So böse, dass es kein Erwachen zichtbarer erscheinenden «El Camino» ist Danger lich mit Teenagern ausein- gibt und man ernsthaft überlegt, die CD mit sechs weiter Druck geopfert, obwohl Mouse wieder an Bord. ander, ihrem Alltag, ihren Songs zu kaufen. eigentlich niemand so ge- Der Sound klingt irgend- Gefühlen, ihren Sorgen und nau weiss, weshalb. Diese wie vertraut und doch völ- Nöten. In den aufschluss- Philipp Niederberger Probleme kennt das Tessi- lig anders als bisher. «El reichen Linernotes betont ner Trio Peter Kernel nicht. Camino» ist eine clevere Savage jedoch, dass Songs, Mit «White Death Black Kollektion von elf eingän- die sich aus Teenager-Pers- Heart» liefern Peter Ker- gigen Popsongs. Alle sind pektive mit dem Teenager- nel scharfe Einzeltöne und sie in einen synthetisch wir- Dasein auseinandersetzen, Sprechgesangspassagen – kenden Glamrock-Sound bis 1954 selten sind – erst statt Kaskaden breitbeini- getaucht – mit Keyboards, mit dem Rock’n’Roll ent- ger Akkorde und Choräle. Händeklatschen und Frau- stand eine Musik, die von Anstatt die ZuhörerInnen enstimmen. Ich kann es Jugendlichen für Jugendli- einzumauern, werden löch- dem Duo nicht verübeln, che geschaffen wurde. Die rige Netze über sie gelegt, dass es den Garage-Blues- Folgen sind bekannt. Diese die ebenso von den Zwi- Dreck abstreift, um endgül- essenzielle Geschichte er- schenräumen leben wie tig dem Kommerz zu hul- zählt Savage in 34 Num- von den ausgelegten roten digen. Ebenso blöd wäre mern zwischen Pop, Schla- Fäden, die sie zusammen- es, zu behaupten, die Black ger und Rock’n’Roll nach halten. Das erinnert mal an Keys wären kreativer, wenn – Songs von Nat King Cole Magnapop, mal an Deer- sie auf ihrem pseudo-au- über Ricky Nelson, Johnny hoof und mal an (anorek- thentischen Bluestrip wei- Cash bis zu Chuck Berry tische) Arcade Fire und ist terwursteln würden. Jetzt und Jerry Lee Lewis, die ziemlich genau das, was die klingen sie halt wie ZZ Top sich alle nur um ein Thema Welt im Moment braucht. mit Glitter in den Bärten. drehen: den Teenager. nin. tl. cg. 30 Jahre

1981 bis 2011 NACHT … Vinyl- und CD-Import Black Music & Electronica

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22 Zurückkehren mit 24

23 Es war still geworden um die Band aus , die 1993 mit dem Album «Satisfi ed Mind» das Genre «Alternative Badenerstrasse 79, 8004 Zürich Tel. 044/241 10 17 [email protected] Country» massgebend mitgeprägt und später auf weite- www.crazybeat.ch ren Werken gefestigt hat. Vor sechs Jahren erschien mit «Acetylene» das letzte Studioalbum, 2009 folgte dann die Tribute-Platte «Got No Chains», auf denen andere Bands die Songs der Walkabouts neu interpretierten. Man hät- Wir freuen uns auf unseren te sie also leicht aus den Ohren verlieren können. Gegen 15. Jahrgang und wünschen allen das Vergessen wirkte allerdings der Song «Devil in the De- Glück, Erfolg und Gesundheit für 2012. tails», der in den Werbespots der eigentlich eher unsympa- thischen Outdoor-Kleidermarke Jack Wolfskin regelmäs- LOOP Redaktion & Verlag sig auf den einschlägigen Kanälen zu hören ist. Doch dann veröffentlichte die Band um Chris Eckman und Carla Tor- gerson diesen Herbst das Album «Travels in the Dustland» und kehrt damit nun auch auf die Bühnen dieser Welt zu- rück. Es besteht also durchaus noch Hoffnung. (amp)

20.1., Palace, St. Gallen

Dämonisieren mit Shackleton

Man war dunkel erleuchtet, als das Set des Elektronikers Sam Shackleton an der Bad Bonn Kilbi 2011 zu Ende war und der freundliche Engländer seine unheimlich tanzenden Dämonen wieder in seinen Geräten verstaut hatte. Shack- leton, der kürzlich im Duo mit Pinch auf Honest Jon’s Records eine herausragende Bassplatte veröffentlicht hat, schickte die Anwesenden im Clubhaus auf eine Fahrt auf der skelettalen Geisterbahn – mit sorgfältig produzierten Perkussionssounds, die räumlich und körperlich erfahr- bar waren, mit Bässen, die nicht ganz in den subsonischen Dubstep-Bereich reichten, mit sakralen Chören und Ra- diostimmen aus dem Nirgendwo. Das alles ist zwar nachhörbar auf seinem grossartigen Fab- ric-Live-Mix von 2010, am besten zu erleben sind die Dä- monen aber natürlich im Club. Und Sam Shackleton wird wiederum freundlich lächeln. (bs)

21.1., Palace, St. Gallen Sa. 3.12. (D) HipHop Mi. 7.12. (USA) Stoner Rock Sa. 17.12. (CH) Mundart, Blues Fr. 13.01. (CH) Reggae Sa. 21.01. (CH) Pop, Big Beats Do. 23.02. (UK) HipHop, Dubstep SALZHAUS WINTERTHUR salzhaus.ch starticket.ch NACHTSCHICHT

Dateien löschen mit King Pepe Faustschütteln mit Arch Enemy

Es gibt viele Lieder in diesem Jahr, an die man sich erinnern wird. Lie- Ohne das Z7 wüssten Luftgitarrenschwinger nicht wohin. So weit, so be- der, die – wenn nicht grösser – mindestens so gross wurden wie das eige- kannt. Nun wird das Schweizer Heavy-Rock-Mekka auch offi ziell aner- ne Leben und Zufl ucht boten in einem maladen Jahr. Eines dieser Werke kannt: Im November erhielt Z7-Chef Norbert Mandel hochverdient den ist «Gebei» aus der Feder von Simon Hari alias King Pepe, dem neuen Kulturpreis des Kantons Baselland. Klar, tritt eine Metal-Band wie Arch König des lakonischen Mundart-Liedguts. Mit weissem Unterhemd und Enemy in Pratteln auf. Von Michael Amott – bekannt von den Grindcore- Papierkrone stellte er in seinem Meisterwerk trocken die grossen Fragen: Legenden Carcass und den Stoner-Rockern Spiritual Beggars – gegründet, «Wär wird cho weni ggange bi? U wär ladt ächt di angere ii? Wär singt es entwickelte sich das Quintett über die Jahre zu einem der erfolgreichsten Lied, wär löscht d’Datei? U wär nimmt när d’Gebei mit hei?» Die Löcher Acts des sogenannten Melodic Death Metal. Das Alleinstellungsmerkmal im Lebenslauf stopft auch dieses kleine grosse Lied des Berners natürlich bildet Angela Gossow, eine der wenigen Frauen, die dem gutturalen Ge- nicht, aber zumindest hat man als Existenzbeweis den Eintrag im Telefon- sang frönen. Die Songs starten meist konsequent knüppelnd, bevor die buch. Und das ist schon was, zumal der King mit seinen Untertanen noch Gitarristen Melodien aus der Ritchie-Blackmore-Schule fi edeln und die immer in den Stammlanden herumzieht und als mighty good leader den Refrains Adoleszenzhymnen liefern: «I am who I am / Take it or leave it», Aufschneider-Blues zelebriert, der – vor allem live und direkt – «blöd im heisst es etwa in «No Gods No Masters.» Im Vorprogramm spielen unter Chopf» macht. Für immer. (bs) anderem Chthonic. Die Band aus Taiwan würzt ihren Black Metal mit asi- atischen Elementen und singt im Widerspruch zu den Genrekonventionen 17.12., Grabenhalle, St. Gallen (mit Stahlberger); nicht über Hölle, Tod und Teufel. «Es gibt bei uns in Taiwan nicht so viele 23.12., Café Kairo, Bern; 24.1., Loge, Luzern Christen», so die nachvollziehbare Erklärung. Auch ohne Satan empfi ehlt sich der vorweihnachtliche Konzertbesuch. Beim Familienschlauch über die Festtage fällt man ohnehin in die Kinderrolle zurück, also macht es Sinn, vorgängig die Faust zu schütteln wie einst im Jugendzimmer. (ash)

22.12., Z7, Pratteln Sublimieren mit Liz Green

Wer die Homepage von Liz Green öffnet, wird von einem Holzschnitt mit zwei Bäumen begrüsst, von deren Ästen an Schnüren ein halbes Dut- Rockwoche mit Maria Taylor zend Handschuhe baumeln. Oder sind es etwa gar abgetrennte Hände? Die Hände fi nden wir auf dem Cover ihres neuen Albums «O, Devotion» Wie erkennt man, dass ein neues Jahr begonnen hat? Nun, ein scheuer (Pias) wieder, wo sie nach dem Kopf eines Mädchens greifen, das tief in Blick in den noch nicht sehr dichten Konzertkalender reicht, um die Kon- ein Buch versunken ist. Makabre Doppelbödigkeit, unheimliches Tun im zerte der Rockwoche – die Konstante im Januar – glitzern und blitzen zu Dunkeln, eigenartige Normalität – die Bilder geben sehr träf die Stimmung sehen. An sieben Abenden treten im Ziegel oh Lac der Roten Fabrik zwölf wieder, in der Liz Greens im Grunde ganz simplen Songs über Nacht ein- internationale und lokale Bands auf, die mit Gitarren hantieren und neben gelegt worden sind. Eigentlich ist Green ein Folkie mit Akustikgitarre oder der Lautstärke freundlich auch die Zwischentöne pfl egen. Das gilt nicht Piano, Walzer-Rhythmen und einer ungewöhnlichen Stimme, die irgend- unbedingt für die hymnischen und natürlich schwarz gekleideten Wave- wie distanziert und lakonisch klingt, andererseits an die seelenvolle Fra- Wiedergänger S.C.U.M., die mit ihrem Hit «Whitechapel» jeder grossen gilität von Karen Dalton erinnert. Produziert wurde das Album von Liam Sommer-Openair-Bühne gut anstehen würden. Die gute alte Dunkelheit Watson im gleichen Toe-Rag-Studio, wo auch jene berühmt-analogen besingt der Zürcher Tom Huber in seinen Nachtsongs, unbeschwert spi- White-Stripes-Alben entstanden sind. Greens Stimme und Gitarre sind nun cken sich die Luzerner 7 Dollar Taxi ins All. Metal gibts natürlich auch, durch yorkshire-melancholische Brass-Band-Arrangements ergänzt wor- während Maria Taylor ihr neues Album vorstellen wird. Die eine Hälfte den, manchmal klappert die Perkussion wie bei einer zentraleuropäischen von Azure Ray veröffentlicht noch immer auf Saddle Creek – und geht mit Hochzeitskapelle. Sublim. (hpk) «Overlook» auf sanfte Spurensuche in ihrer Südstaatenheimat. Wenn das kein guter Start ins neue Konzertjahr ist. (bs) 19.1., Labor-Bar, Zürich; 20.1., Bad Bonn, Düdingen; 21.1., Parterre, Basel 19.-28.1., Ziegel oh Lac, Zürich; www.rotefabrik.ch SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

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