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Nr. 528 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (3. Session der 15. Gesetzgebungsperiode)

Beantwortung der Anfrage

der Abg. Klubobmann Dr. Schnell, Blattl, Essl, Rothenwänder und Wiedermann an die Landes- regierung (Nr. 420 der Beilagen der 3. Session der 15. Gesetzgebungsperiode) – ressortzuständige Beantwortung durch Landesrat DI Dr. Schwaiger – betreffend den Hochwas- serschutz im Großraum

Hohes Haus!

Zur Beantwortung der Anfrage der Abg. Klubobmann Dr. Schnell, Blattl, Essl, Rothenwänder und Wiedermann betreffend den Hochwasserschutz im Großraum Oberalm vom 17. Dezember 2014 erlaube ich mir, Folgendes zu berichten:

Zu Frage 1: Wie sieht die genaue Ausgestaltung des Projekts eines Hochwasserschutzes für den Großraum Oberalm aus?

Konkret handelt es sich um nachfolgende zwei Einzelprojekte, die sich in Bau befinden bzw. bereits abgeschlossen wurden; diese sind sowohl hinsichtlich der behördlichen Genehmigun- gen als auch im Hinblick auf die Finanzierung zu unterscheiden:

1. Hochwasserschutz Almbach-Seefeldmühle: Dieses Vorhaben wurde im Dezember 2014 baulich fertiggestellt, wobei einerseits Schutzbau- ten (Mauern und Geländeanhebungen) für den Siedlungsbereich Seefeldmühle im Gemeinde- gebiet Oberalm errichtet wurden und andererseits Maßnahmen zur Kompensation von verlore- nem Retentionsraum (Reaktivierung von Nebenarmen bzw. Flussverzweigungen) und zur Ver- besserung der Uferstabilität (Ufersicherung) ergriffen wurden. Des Weiteren wurden begleiten- de Instandhaltungsmaßnahmen in Form einer Uferbewuchspflege und einer Flussräumung durchgeführt, wovon randlich auch das Gemeindegebiet betroffen war.

2. Hochwasserschutz Almbach-Hallein, Bauabschnitt II: Das gegenständliche Vorhaben soll bis Mai 2015 fertiggestellt werden und stellt den „Lücken- schluss“ der Hochwasserschutzmaßnahmen an der Oberalm (Almbach) im Gemeindegebiet von Hallein dar, wobei untergeordnet auch Maßnahmen im Gemeindegebiet Oberalm gesetzt werden. Der Bauabschnitt umfasst im Wesentlichen den Bereich zwischen der Neualmer Brü- cke und der Autobahnbrücke. Es werden Hochwasserschutzdämme und -mauern, sowie Ge-

1 ländeanhebungen und ein Pumpwerk zur Hinterlandentwässerung errichtet. Zur Kompensation des maßnahmenbedingten Retentionsraumverlustes und zur Verbesserung des Gewässerzu- standes werden auf Oberalmer Gemeindegebiet (flussauf der Autobahnbrücke, rechtsufrig) ein Seitenarm sowie Amphibienlaichgewässer errichtet.

Für die Gemeinde Adnet befindet sich zurzeit das Hochwasserschutzprojekt Almbach- Seidenau in Ausarbeitung.

Zu Frage 1.1.: Welche Schwerpunkte beinhaltet dieses Projekt?

Schwerpunkt der genannten Vorhaben ist ein Schutz des Siedlungs- und Wirtschaftsraumes vor Hochwässern mit einer bis zu 100-jährlichen Wiederkehrwahrscheinlichkeit. Darüber hinaus werden Maßnahmen ergriffen, um das durch die Schutzbauten verdrängte Retentionsvolumen zu kompensieren und eine strukturelle Verbesserung an den Gewässerabschnitten zu erzielen.

Zu Frage 1.2.: Welcher Zeitplan ist für dieses Projekt vorgesehen?

Hochwasserschutz Almbach-Seefeldmühle: Gemeinde Oberalm: bereits abgeschlossen Hochwasserschutz Almbach-Hallein, Bauabschnitt II: Stadtgemeinde Hallein: Baufertigstellung Mai 2015.

Zu Frage 1.3.: Wem gehören die Liegenschaften, auf denen dieses Projekt entsteht?

Republik Österreich – Öffentliches Wassergut Gemeinde Adnet (nur temporär im Zuge der Bauarbeiten) Marktgemeinde Oberalm Stadtgemeinde Hallein Private Grundeigentümer.

Zu Frage 1.4.: Wie werden die Gemeinden Hallein, Oberalm und Adnet in dieses Projekt ein- gebunden?

Die Gemeinden Hallein und Oberalm sind jeweils Einschreiter im Wasserrechtsverfahren und Bauherr im Rahmen der baulichen Umsetzung und wurden bereits im Rahmen der Projektent- wicklung auf der Ebene Bürgermeister, Amtsleitung bzw. Bauamtsleitung eingebunden und informiert. Der Gemeinde Adnet kommt im Rahmen der beiden Vorhaben keine dieser Funktio- nen zu.

2 Zu Frage 2: Auf welche Höhe belaufen sich die Kosten dieses Projekts?

Hochwasserschutz Almbach-Seefeldmühle: Gesamtprojektkosten: rund € 750.000,-- Finanzierungsschlüssel: 50 % Bund, 40 % Land , 10 % Marktgemeinde Oberalm

Hochwasserschutz Almbach-Hallein, Bauabschnitt II: Gesamtprojektkosten: rund € 2.000.000,-- Finanzierungsschlüssel: 48 % Bund, 40 % Land Salzburg, 12 % Stadtgemeinde Hallein.

Zu Frage 2.1.: Auf welche Höhe belaufen sich die finanziellen Mittel, die das Land Salzburg beiträgt?

Hochwasserschutz Almbach-Seefeldmühle: Landesanteil (40 %): € 300.000,--

Hochwasserschutz Almbach-Hallein, Bauabschnitt II: Landesanteil (40 %): € 800.000,--.

Zu Frage 2.2.: Auf welche Höhe belaufen sich die finanziellen Mittel, die die Gemeinden Hal- lein, Oberalm und Adnet beitragen?

Hochwasserschutz Almbach-Seefeldmühle: Marktgemeinde Oberalm (10 %): € 75.000,--

Hochwasserschutz Almbach-Hallein, Bauabschnitt II: Stadtgemeinde Hallein (12 %): € 240.000,--.

Die Gemeinde Adnet ist im Rahmen der beiden gegenständlichen Vorhaben nicht als Interes- sent bzw. Einschreiter involviert.

Zu Frage 2.3.: Leisten die Liegenschaftsbesitzer einen finanziellen Beitrag? Wenn ja, auf wel- che Höhe beläuft sich dieser Beitrag?

Bei HWS-Maßnahmen im Rahmen der Wasserbautenförderung des Bundes wird die Interes- sentenleistung vom jeweiligen Förderwerber bzw. Rechtsträger an diesen Maßnahmen (= Interessent) im Rahmen einer Verpflichtungserklärung sichergestellt. Das heißt Gemeinden, Genossenschaft oder Wasserverbände verpflichten sich dem Fördergeber gegenüber vertrag- lich zur Leistung des Interessentenbeitrages und zur anteiligen Abstattung entsprechend dem

3 Baufortschritt. Dieses Vorliegen der Verpflichtungserklärung ist Voraussetzung für die tech- nisch-finanzielle Genehmigung der jeweiligen Maßnahmen durch den Bund nach WBFG.

In der Stadtgemeinde Hallein wird von den Liegenschaftsbesitzern kein finanzieller Beitrag für die Errichtung und den Betrieb der Anlage eingefordert.

In der Marktgemeinde Oberalm wurden die Nutznießer über privatrechtliche Vereinbarungen zu einer Beitragsleistung sowohl für die Errichtung als auch für den Betrieb der Anlage verpflichtet, wobei sich die Höhe der Beitragszahlung aus der jeweiligen Nutzungsart und dem Ausmaß der geschützten Fläche ergibt.

In der Marktgemeinde Oberalm ist zu den Herstellungskosten seitens der Nutznießer ein Bei- trag gemäß nachstehender Auflistung zu leisten; dieser Betrag erhöht sich jeweils um 50 % für den Fall, dass die Liegenschaftseigentümer keine Dienstbarkeit für den Bestand einer Hoch- wasserschutzanlage auf ihrem Grundstück dulden müssen.

Liegenschaft innerhalb des Schutzbereiches Verrechnungssatz pro m2 a) private Nutzung € 4,20 b) gewerblich/betriebliche Nutzung € 6,30 c) land- und forstwirtschaftliche Nutzung € 1,30

Für Betrieb und Instandhaltung der Hochwasserschutzanlage übernimmt die Markgemeinde Oberalm künftig 70 % der Interessentenleistung. Für die übrigen 30 % wird von den Nutznie- ßern ein Beitrag in Abhängigkeit von der Höhe der tatsächlich anfallenden Kosten und auf Ba- sis des geschützten Flächenausmaßes eingehoben.

Zu Frage 3: Welche Schutzgebiete sind von den Bauarbeiten zu diesem Projekt betroffen?

Von den gegenständlichen Bauarbeiten sind keine Schutzgebiete betroffen.

Zu Frage 3.1.: Welche Ausgleichsmaßnahmen zu diesen Bauten werden getroffen?

Für den maßnahmenbedingten Verlust von Retentionsraum werden ehemalige Seitenarme bzw. Gewässerverzweigungen reaktiviert und durch Materialaushub Rückhaltebereiche herge- stellt. Neben der hydraulischen Wirkung stellen diese Bereiche auch wertvolle ökologische Entwicklungsflächen dar, sodass eine generelle Verbesserung des Gewässerzustandes mit den gesetzten Maßnahmen einhergeht.

4 Zu Frage 3.2.: Wie sieht der künftige ökologische Plan für die Flora und Fauna im Bereich der Bauarbeiten aus?

In den genannten Renaturierungsbereichen soll bereichsweise eine Bepflanzung (Initialbe- pflanzung) mit standortgerechten Gehölzen erfolgen, ansonsten sollen die Flächen der natürli- chen Sukzession durch Pionierarten überlassen werden, um die Entstehung eines möglichst naturnahen Ufergehölzsaumes bzw. eines gewässertypspezifischen Auwaldes zu ermöglichen. Hinsichtlich der aquatischen und terrestrischen Fauna wird eine Neubesiedlung mit standortty- pischen Arten gefördert, indem geeignete Habitate in Form von Schotterflächen, Gewässerne- benarme, Amphibiengewässer, etc. für die Besiedlung bereitgestellt werden.

Zu Frage 4: Ist die Schaffung eines Naherholungsgebietes für die Bevölkerung angedacht?

Es ist keine aktive Schaffung eines Naherholungsgebietes angedacht; die Renaturierungsflä- chen sollen in erster Linie der Ausbildung einer dynamischen Flusslandschaft mit standortge- rechter Fauna und Flora dienen, um so auch Zielvorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Naturnahe Gewässerabschnitte erweisen sich jedoch erfahrungsgemäß von Haus aus schon als sehr attraktiv für die naherholungssuchende Bevölkerung.

Zu Frage 5: Wird das im Zuge der Bauarbeiten entstehende Aushubmaterial weiterverwendet? Wenn ja, wie?

Das anfallende Aushubmaterial wird entweder im Rahmen der Baumaßnahmen wieder ver- wendet (z. B. Herstellung Dammschüttung) oder gemäß den gesetzlichen Bestimmungen des Abfallwirtschaftsgesetzes bzw. der Deponie-VO entsorgt.

Zu Frage 6: Welche Auswirkungen werden die neu geschaffenen Retentionsflächen auf das Stadtgebiet Hallein im Falle eines Hochwassers haben?

Wie bereits erläutert, kompensieren die neu geschaffenen Retentionsräume jenes Volumen, das bedingt durch die Hochwasserschutzmaßnahmen verdrängt wurde und vermeiden so eine Verschlechterung der Ist-Situation im Zuge eines Hochwassers.

Ich ersuche das Hohe Haus um Kenntnisnahme dieser Anfragebeantwortung.

Salzburg, am 27. Jänner 2015

DI Dr. Schwaiger eh.

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