Gutachten für den Landtag zum Thema „Binnendifferenzierung der demographischen Ent- wicklungsmuster und -perspektiven im metropolen- fernen Raum des Landes Brandenburg“

Aktualisierter Endbericht, Leipzig den 11.03.2019

Dr. Tim Leibert und Matthias Schaarwächter

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Inhalt 1. Analyse der Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur ...... 8 1.1 Langfristige kleinräumige Trends der Bevölkerungsentwicklung im metropolenfernen Raum des Landes Brandenburg ...... 9 1.2 Bevölkerungsentwicklung nach Nationalität ...... 15 1.3 Analyse der Triebkräfte der Bevölkerungsentwicklung ...... 19 1.4 Altersaufbau der Bevölkerung des weiteren Metropolenraums ...... 23 1.5 Raummuster und Entwicklung des Altenquotienten ...... 25 1.6 Raummuster und Entwicklung des Jugendquotienten ...... 27 1.7 Typologie der Raummuster der Altersstruktur der deutschen Staatsbürger ...... 28 2. Raummuster und Entwicklung der Fertilität ...... 32 2.1 Analyse der kleinräumigen Raummuster der Geburtenrate, des Reproduktionspotentials und der Sexualproportionen ...... 33 Raummuster des Reproduktionspotentials ...... 35 Raummuster der Geschlechterproportionen der jungen Erwachsenen ...... 36 2.2 Typologie der Fertilität und der fertilitätsrelevanten Bevölkerungsstrukturen 2015 ...... 37 3. Analyse der Raummuster und Entwicklung der Mortalität ...... 42 3.1 Typologie der alters‐ und geschlechtsspezifischen Raummuster der Sterblichkeit ...... 45 3.2 Entwicklung der Lebenserwartung ...... 50 4. Raummuster der Wanderungen im metropolenfernen Raum ...... 55 4.1 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der Ausbildungswanderer ...... 59 4.2 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der Familienwanderer ...... 65 4.3 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der 65‐bis unter 80‐Jährigen ...... 71 4.4 Ausblick: Rückwanderung ...... 75 5. Räume mit besonderem demographischem Handlungsbedarf ...... 77 6. Literaturrecherche des aktuellen Forschungsstandes zum demographischen Wandel ...... 81 6.1 Wissenschaftliche Publikationen ...... 83 6.2 Fokus Gesundheitsversorgung ...... 84 6.3 Fokus Schulentwicklung ...... 87 6.4 Fokus ÖPNV ...... 90 7. Handlungsempfehlungen ...... 95 8. Literaturverzeichnis ...... 97

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Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Berlin und Brandenburg 1991‐2018 ...... 8 Abbildung 2: Typologie der Bevölkerungsverläufe 1991‐2018 ...... 11 Abbildung 3: Typologie der Triebkräfte der Bevölkerungsentwicklung 2013‐2017 ...... 18 Abbildung 4: Bevölkerungspyramiden der deutschen Staatsbürger nach Gemeindetypen und Gemeindegrößenklassen ...... 22 Abbildung 5: Lokale Typologie der Altersstruktur der deutschen Staatsbürger 2015 ...... 30 Abbildung 6: Typologie der Fertilität und der fertilitätsrelevanten Bevölkerungsstrukturen 2015 ..... 39 Abbildung 7: Typologie der altersspezifischen Sterberaten der Frauen 2013‐2015 ...... 47 Abbildung 8: Typologie der altersspezifischen Sterberaten der Männer 2013‐2015 ...... 48 Abbildung 9: Entwicklung des Wanderungssaldos der deutschen Staatsbürger 2011‐2017 nach Geschlecht und ausgewählten Altersgruppen ...... 58 Abbildung 10: Binnenwanderungsströme der Ausbildungswanderer 2015 ...... 63 Abbildung 11: Binnenwanderungsströme der Familienwanderer 2015 ...... 70 Abbildung 12: Synthese demographischer Problemlagen ...... 78

Tabelle 1:Mittlere jährliche Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden 1971‐2018 ...... 13 Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung nach Raumkategorien, Kreisen und Staatsangehörigkeit 2011‐ 2017 ...... 17 Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung 2011‐2017 in % nach Region, Altersgruppen und Staatsangehörigkeit ...... 24 Tabelle 4: Alten‐ und Jugendquotienten nach Geschlecht und Bundesländern 1995 und 2017 ...... 26 Tabelle 5: Entwicklung der Geburtenzahl und der Zahl potentieller Mütter ...... 33 Tabelle 6: Altersspezifische Geburtenraten und Zusammengefasste Geburtenziffer nach Landkreisen und Raumtypen 2017 ...... 34 Tabelle 7: Metropolenferner Raum: Mittelbereiche und Gemeinden mit den höchsten bzw. niedrigsten Geburtenzahlen pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter 2015/17 ...... 35 Tabelle 8: Metropolenferner Raum: Reproduktionspotential und Geschlechterproportionen: Mittelbereiche mit den höchsten bzw. niedrigsten Werten 2015/17...... 36 Tabelle 9: Metropolenferner Raum: Zahl der Frauen pro 100 Männer nach Nationalität und Landkreisen 2011 und 2017 ...... 37 Tabelle 10: Sterbefälle pro 1.000 Einwohner 2017 nach Kreisen, Raumtyp und Geschlech ...... 43 Tabelle 11: Ausgewählte sozioökonomische Indikatoren 2015 ...... 44 Tabelle 12: Lebenserwartung bei Geburt in Jahren nach Bundesländern auf Basis der Sterbetafel 2015/17 ...... 51 Tabelle 13: Lebenserwartung bei Geburt 2013/15 und Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburt 1993/93‐2013/15 nach Kreisen ...... 52 Tabelle 14: Entwicklung der Ost‐West‐Wanderungen und der Wanderungen zwischen Brandenburg und Westdeutschland 2000 bis 2017 ...... 56 Tabelle 15: Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der Zu‐ und Fortzüge der 18‐ bis unter 25‐Jährigen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des metropolenfernen Raums ...... 60 Tabelle 16: Wanderungssaldo der 18‐ bis unter 25‐Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17 ...... 61 Tabelle 17: Wanderungssaldo der 18‐ bis unter 25‐Jährigen deutschen Staatsbürger nach Geschlecht, Wanderungsart und Kreisen 2016/17 ...... 62 Tabelle 18: Wanderungssaldo der 18‐ bis unter 25‐Jährigen ausländischen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen ...... 65 Tabelle 19: Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der Zu‐ und Fortzüge der unter 10‐Jährigen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des metropolenfernen Raums ...... 66 3

Tabelle 20: Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der Zu‐ und Fortzüge der 25‐ bis unter 55‐Jährigen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des metropolenfernen Raums ...... 67 Tabelle 21: Wanderungssaldo der unter 10‐Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17 ...... 68 Tabelle 22: Wanderungssaldo der 25‐ bis unter 55‐Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17 ...... 68 Tabelle 23: Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der Zu‐ und Fortzüge der 65‐ bis unter 80‐Jährigen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des metropolenfernen Raums ...... 72 Tabelle 24: Wanderungssaldo der 65‐ bis unter 80‐Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen ...... 73 Tabelle 25: Zuordnung der Gemeinden ...... 116

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Zusammenfassung Brandenburg ist – in demographischer Hinsicht – ein zweigeteiltes Bundesland. Im Berli‐ ner Umland und den im metropolenfernen Raum liegenden Städten und Gemeinden des ehemaligen engeren Verflechtungsraums kann man durch den anhaltenden Zuzug aus Berlin und dem übrigen Bundesgebiet von einer relativ stabilen Bevölkerungsentwick‐ lung sprechen, die auch in Zukunft anhalten dürfte. Das Berliner Umland profitiert über‐ regional insbesondere vom Zuzug von Familien und jungen Erwachsenen im Familien‐ gründungsalter. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist allerdings auch das Berliner Umland von den demographischen Problemlagen betroffen, die für ganz Brandenburg charakteristisch sind: eine ungünstige Altersstruktur und ein durch jahrzehntelange al‐ ters‐ und geschlechtsselektive Abwanderung ausgehöhltes Reproduktionspotential. Durch die erwähnten Außenwanderungsgewinne werden die Auswirkungen dieser be‐ völkerungsstrukturellen Problemlagen im Berliner Umland jedoch stark abgemildert. Der Altersaufbau der Bevölkerung in allen Teilräumen mit einer starken Beset‐ zung der Altersgruppen der 45‐ bis unter 65‐Jährigen wird in den kommenden zehn bis 15 Jahren auch im Berliner Umland zu einer dynamischen Alterung führen. Im metropo‐ lenfernen Raum kumulieren sich dagegen Problemlagen wie Alterung, alters‐ und ge‐ schlechtsselektive Abwanderung junger Erwachsener, hohe Sterberaten und das Fehlen potentieller Mütter, ohne dass es vergleichbare ausgleichende Wanderungsströme gäbe. Dabei zeigen sich jedoch erhebliche kleinräumige Unterscheide sowohl in der Bevölke‐ rungsstruktur als auch in der Bevölkerungsdynamik. Gerade die Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern sind in dieser Hinsicht sehr heterogen. Etwas vereinfachend kann man in Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung seit der Wende auf der Gemeindeebene von drei konzentrischen Ringen um Berlin sprechen. Im ersten Ring, der das gesamte Berliner Umland umfasst und an einigen Stellen auch dar‐ über hinausgeht, dominieren Gemeinden, die zwischen 1991 und 2015 Einwohnerge‐ winne realisieren konnten und im gesamten Zeitraum eine günstigere Bevölkerungsent‐ wicklung aufweisen als Brandenburg insgesamt. Im daran anschließenden zweiten Ring dominieren Städte und Gemeinden, deren Bevölkerungsentwicklung im Wesentlichen dem brandenburgischen Mittelwert entspricht. Der dritte (Halb‐)Ring, in dem überwie‐ gend Kommunen mit überdurchschnittlich starken Bevölkerungsverlusten liegen, er‐ streckt sich von der Prignitz über die Uckermark, entlang der Oder, durch die Lausitz und den Spreewald bis in den Fläming. Dieser dritte Ring wird allerdings an mehreren Stellen unterbrochen, etwa durch Mittelzentren mit einer günstigeren Bevölkerungsentwicklung oder die Oberzentren Brandenburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) mit ihren jeweiligen suburbanen Räumen. Die Altersstruktur des metropolenfernen Raums kann – etwas zugespitzt – als „überal‐ tert“ und „unterjüngt“ charakterisiert werden. Im Vergleicht zum Bundesdurchschnitt ist der Bevölkerungsanteil der über 65‐Jährigen überdurchschnittlich, während der Prozent‐ satz der unter 18‐Jährigen unterdurchschnittlich ist. Nach dem Geburteneinbruch der frü‐ hen 1990er Jahre haben sich die Geburtenzahlen stabilisiert, sodass die Kohorten der un‐ ter 15‐Jährigen relativ gleichmäßig besetzt sind. Durch die schwach besetzte Generation der „Wendekinder“ droht in den nächsten Jahren selbst bei steigenden oder stabilen Ge‐ burtenraten vorrübergehend ein Rückgang der Geburtenzahlen. Auf der anderen Seite

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sind die 50‐ bis unter 55‐Jährigen aktuell die zahlenmäßig am stärksten besetzte Alters‐ gruppe, gefolgt von den 55‐ bis unter 60‐Jährigen. Durch die Altersstruktur ist also eine in den kommenden Jahren sehr dynamische Alterung zu erwarten. Die aktuellen Fertilitätstrends können als ein Hoffnungsschimmer gedeutet werden. Wie in den anderen ostdeutschen Bundesländern liegen die Geburtenraten über dem Bundesdurchschnitt. Die Geburtenziffern sind im metropolenfernen Raum, und dort ins‐ besondere in den Mittel‐ und Oberzentren, tendenziell höher als im Berliner Umland. Problematisch ist jedoch das durch die überproportionale Abwanderung junger Frauen ausgehöhlte Reproduktionspotential, also das Fehlen potentieller Mütter. Bei der Analyse der Raummuster der Sterblichkeit deutet sich an, dass Gemeinden des Berliner Umlands sich – mit Ausnahmen – sowohl bei Frauen und Männern durch unter‐ durchschnittliche altersspezifische Sterberaten auszeichnen, während sich Städte und Gemeinden mit zum Teil stark überdurchschnittlichen Mortalitätsraten im metropolen‐ fernen Raum konzentrieren. Dabei deutet sich an, dass die Mittelzentren tendenziell un‐ günstigere Sterblichkeitsmuster aufweisen als kleinere Gemeinden. Als Fazit zu den aktuellen Wanderungsströmen und ‐mustern lässt sich festhalten, dass die räumliche Bevölkerungsbewegung die demographischen Ungleichgewichte zwischen dem Berliner Umland und dem metropolenfernen Raum weiter verstärkt und akzentuiert. Die Zuwanderung aus Berlin ist insbesondere auf das Berliner Umland gerichtet, beein‐ flusst aber auch die Wanderungsbilanz der metropolenfernen Teilräume der Sektoral‐ kreise. Auch die Zuwanderung aus den alten Ländern hat als Zielgebiet vorrangig das Ber‐ liner Umland. Im metropolenfernen Raum überwiegen dagegen die innerbrandenburgi‐ sche Bevölkerungsumverteilung und die Wanderungsverflechtungen mit den angrenzen‐ den Bundesländern. Die aktuellen Wanderungstrends deuten darauf hin, dass sich die Ab‐ wanderung aus dem metropolenfernen Raum in den letzten Jahren abgeschwächt hat und dass die berlinfernen Landesteile bei den Familien‐ und Ruhesitzwanderern mit deut‐ scher Staatsbürgerschaft Wanderungsgewinne verzeichnen können, die jedoch zahlen‐ mäßig recht niedrig ausfallen, lokal begrenzt wirken und die Sterbeüberschüsse nur ab‐ mildern, aber nicht ausgleichen können. Bei der Ausbildungswanderung der deutschen Staatsbürger sind noch immer ausgeprägte geschlechtsspezifische Unterschiede festzu‐ stellen, die allerdings nicht mehr so ausgeprägt sind wie zu Beginn der 2010er Jahre. Be‐ sorgniserregend sind die hohen Außenwanderungsverluste der jungen Frauen. Hier be‐ steht die Gefahr, dass die Abgewanderten Brandenburg dauerhaft den Rücken kehren, insbesondere, wenn sie am Studien‐ oder Ausbildungsort Partnerschaften eingehen oder langfristige berufliche Perspektiven haben. Die aktuellen Trends der Bevölkerungsentwicklung deuten auf eine gewisse Stabili‐ sierung im weiteren Metropolenraum hin. Die Schrumpfung hat sich fast flächendeckend abgeschwächt, wofür neben der Zuwanderung aus dem Ausland auch ein verstärktes „Überschwappen“ der demographischen Dynamik des Berliner Umlands in den metropo‐ lenfernen Raum und eine abgeschwächte Abwanderungsneigung insbesondere der jun‐ gen Frauen aus dem weiteren Metropolenraum beitragen. Die sicherlich ermutigendste Entwicklung ist der Anstieg der Geburtenraten und Geburtenzahlen im metropolenfernen Raum und dort insbesondere in den zentralen Orten. Das zentrale Problem des metropo‐ lenfernen Raums im Bereich der natürlichen Bevölkerungsentwicklung bleibt das Fehlen

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potentieller Mütter, das sich in einer ungünstigen Geschlechterstruktur der jüngeren Be‐ völkerung und einem geringen Reproduktionspotential widerspiegelt. Die vergleichs‐ weise hohen Geburtenraten sind ein Hoffnungsschimmer, können aber unter den gegebe‐ nen Rahmenbedingungen nicht zu einer nachhaltigen demographischen Trendwende bei‐ tragen. Als Fazit kann daher festgehalten werden, dass sich die demographische Polari‐ sierung zwischen dem (wachsenden) Berliner Umland und dem (schrumpfenden) weite‐ ren Metropolenraum in den kommenden Jahren verstärken dürfte. Der metropolenferne Raum ist jedoch kein einheitliches demographisches „Problemgebiet“, wie die Beispiele wachsender oder von der Bevölkerungsentwicklung her stabiler Städte und Gemeinden belegen.

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1. Analyse der Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur Brandenburg ist in demographischer Hinsicht ein gespaltenes Land. Während die Städte und Gemeinden im Berliner Umland zwischen 1991 und 2018 zum Teil massive Einwoh‐ nergewinne verzeichnen konnten, ist die Bevölkerung in weiten Teilen des metropolen‐ fernen Raums deutlich zurückgegangen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung in Berlin und Brandenburg 1991‐2018. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2019)

Ursächlich für die Bevölkerungsverluste im metropolenfernen Raum ist eine Kombination aus alters‐ und geschlechtsselektiven Wanderungsprozessen, einer niedrigen Geburten‐ und hohen Sterberate. Diese Teilprozesse verstärken sich wechselseitig, stehen in enger

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Wechselwirkung mit sozioökonomischen Problemen und infrastrukturellen Desinvestiti‐ onen und können zu einer demographischen Abwärtsspirale führen (Weber und Fischer 2012). Im Zeitverlauf betrachtet zeichnen sich seit der Wiedervereinigung drei Phasen mit unterschiedlichen Entwicklungstrends ab. In den 1990er Jahren ist die Suburbanisie‐ rung, gefördert durch steuerliche Begünstigungen und unterstützt durch Defizite auf den Wohnungsmärkten der Kernstädte (Friedrich et al. 2014) der dominante Trend: die Um‐ landgemeinden der Oberzentren wachsen, während Berlin, Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam kräftige Bevölkerungsverluste zu verkraften ha‐ ben. In den ländlichen Räumen zeigt sich ein Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung – von flächendeckenden Einwohnerverlusten ist noch keine Rede. Das än‐ dert sich in den 2000er Jahren. Die Suburbanisierung schwächt sich ab, sorgt aber im Ber‐ liner Umland in vielen Städten und Gemeinden weiterhin für Bevölkerungswachstum. In Berlin (und Potsdam) beginnt eine neue Wachstumsphase, getragen insbesondere durch Zuwanderung aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland, während bei den Wan‐ derungsströmen innerhalb der Stadtregion Berlin weiterhin die Kern‐Rand‐ und Stadt‐ Umland‐Wanderungen dominieren (Beran et al. 2015). In den letzten Jahren ist die Schrumpfung in einem bis weit in den metropolenfernen Raum reichenden „zweiten Ring“ um Berlin von leichtem Wachstum abgelöst worden. Auch in den berlinfernen Re‐ gionen deutet sich zumindest eine Abschwächung der Bevölkerungsverluste an. Dies ist zum Teil auf die verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen, die seit eini‐ gen Jahren die politische Diskussion beherrscht, zum Teil aber auch auf einer verstärkte Attraktivität dieser Räume für Binnenwanderer (siehe Kapitel 4). 1.1. Langfristige kleinräumige Trends der Bevölkerungsentwicklung im metropolen‐ fernen Raum des Landes Brandenburg Hinter diesen übergeordneten Trends verbergen sich auf der lokalen Ebene spezifische zeitliche Differenzierungen der Bevölkerungsentwicklung und gravierende Unterschiede in den Bevölkerungsentwicklungstrends, die in diesem Abschnitt genauer beleuchtet werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Clusteranalyse durchgeführt. Da‐ bei handelt es sich um ein Strukturen entdeckendes, gruppierendes Verfahren, bei dem die Bündelung von Objekten im Vordergrund steht (Backhaus et al. 2006). Mittels einer Clusteranalyse können die 4171 Städte und Gemeinden des Landes Brandenburg bzw. die 200 Ämter und amtsfreien Gemeinden auf ähnliche Merkmalsausprägung demographi‐ scher Variablen hin untersucht und verglichen werden. Ziel einer Clusteranalyse ist es, Kommunen mit ähnlichen Bevölkerungsstrukturen und Entwicklungstrends zu Gruppen (Clustern) zusammenzufassen, die in sich möglichst homogen sind und sich möglichst stark von den übrigen Gruppen unterscheiden. Dazu wird das Ward‐Verfahren verwen‐ det, das in der Literatur als sehr zuverlässig gilt. Vergleichsstudien haben gezeigt, dass die Objektmenge sinnvoll aufgeteilt wird und dass häufig auch eine der Datenstruktur ange‐ messene Clusterzahl signalisiert wird (Backhaus et al. 2006). Eine Möglichkeit, die Clus‐ terstruktur im Nachhinein auf Plausibilität und Verbesserungsmöglichkeiten zu prüfen, ist die Durchführung einer Diskriminanzanalyse. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem überprüft werden kann, ob eine vorgegebene Typisierung die optimale Trennung

1 Stand 01.01.2019 9

der Variablen in Gruppen darstellt (Bahrenberg et al. 2008). Dieses Verfahren zur Über‐ prüfung der Clusterstruktur wurde auch im vorliegenden Gutachten verwendet. Zur Er‐ mittlung der Clusterzahl wurde das so genannte „Ellenbogenkriterium“ verwendet (Baum und Weingarten 2004). Ausreißer, also besonders hohe Wachstums‐ oder Schrumpfungs‐ raten der Bevölkerung in bestimmten Jahren in einzelnen Kommunen, können das Ge‐ samtergebnis verzerren und wurden deshalb in der Clusteranalyse nicht berücksichtigt. Als Ausreißer wurden jährliche Raten der Bevölkerungsentwicklung definiert, die um mehr als drei Standardabweichungen vom ungewichteten Mittelwert abweichen. Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland wird seit etwa 2011 – von der Bundes‐ bis hinunter auf die Gemeinde‐ und Ortsteilebene – in hohem Maße von der internationalen Zuwanderung beeinflusst. Das Land Brandenburg bildet dabei keine Ausnahme. Die Ge‐ meinden mit der größten prozentualen Zunahme der Bevölkerungszahl im Jahr 2015 sind – neben Eisenhüttenstadt – Dörfer und Kleinstädte im metropolenfernen Raum. Diesen Gemeinden ist gemeinsam, dass sie durch einen weit überdurchschnittlichen Anstieg der Bevölkerung mit ausländischer Staatsangehörigkeit gewachsen sind (Paffhausen 2016). Diese Zuwächse sind zumeist durch die Ausweisung von Gemeinschaftsunterkünften für Asylsuchende bedingt. Um eine Verzerrung der Analyseergebnisse durch derartige Son‐ derfälle auszuschließen, wurde für die Berechnung der Bevölkerungsverläufe, also der jährlichen Veränderungsraten der Bevölkerung, seit 2011 nur die deutsche Bevölkerung verwendet. Der Zuwanderungspeak der frühen 1990er Jahre (Wolff und Leibert 2016) spiegelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls in den Bevölkerungsverläufen der Ämter und amtsfreien Gemeinden wider. Aufgrund von Datenrestriktionen war es nicht möglich, auch diesen externen Einfluss auf die Bevölkerungsverläufe dadurch auszublen‐ den, die Analyse nur für die deutschen Staatsbürger zu rechnen. Die Analyse wurde mit vergleichbaren Ergebnissen auch auf der Gemeindeebene berech‐ net. Aufgrund der hohen Zahl von Ausreißern wird an dieser Stelle die Ämteranalyse vor‐ gestellt. In dieser Variante mussten 17 Städte, Gemeinden und Ämter als Ausreißer aus‐ geschlossen werden. Die Ausreißer können zwei Gruppen zugeordnet werden: (1) Ge‐ meinden und Ämter mit extrem hohen Zuwachsraten unmittelbar nach der Wiederverei‐ nigung (Bestensee, Ämter Altdöbern und Seelow‐Land) und (2) Städte und Gemeinden im Berliner Umland mit weit überdurchschnittlichen Wachstumsraten insbesondere in den 1990er Jahren. Bei den Gemeinden der ersten Ausreißergruppe ist festzustellen, dass Bes‐ tensee seit 2008 ein fast kontinuierliches Wachstum aufweist, während Altdöbern und Seelow‐Land seit Beginn der 1990er Jahre fast durchgehend geschrumpft sind. Die star‐ ken Zuwächse kurz nach der Wiedervereinigung haben sich folglich als nicht nachhaltig erwiesen. Im Berliner Umland sind je nach Gemeinde unterschiedlich terminierte starke, aber nur wenige Jahre dauernde Wachstumsspitzen festzustellen, vermutlich als Folge der Ausweisung neuer Baugebiete bzw. der Entwicklung von Wohngebieten durch Immo‐ bilienfirmen im Zuge der Suburbanisierung von Berlin bzw. des direkten Zuzugs ins Ber‐ liner Umland. Die Bevölkerungsverläufe der verbleibenden 180 Städte, amtsfreie Gemein‐ den und Ämter lassen sich sechs Typen zuordnen (Abbildung 2):

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Abbildung 2: Typologie der Bevölkerungsverläufe 1991‐2018. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Branden‐ burg (2019)

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Zu Typ 1 gehören 15 amtsfreie Gemeinden, deren Einwohnerzahl über den gesamten Be‐ trachtungszeitraum gewachsen ist. Davon liegen lediglich eine – die Stadt Zossen – im metropolenfernen Raum. Typ 1 ist gekennzeichnet durch ein sehr starkes Wachstum in den 1990er Jahren, getragen durch Suburbanisierungsprozesse von Berlin und Potsdam sowie direkten Zuzug aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland. Die mittleren jährlichen Zuwächse schwächen sich ab Ende der 1990er Jahre ab; nichtsdestotrotz bleibt die Bevölkerungsentwicklung in den 2000er und 2010er Jahren im Vergleich zum Rest Brandenburgs ausgesprochen positiv. In Tabelle 1 sind für ausgewählte Städte und Ge‐ meinden die Trends der Bevölkerungsentwicklung seit 1971 für den aktuellen Gebiets‐ stand und die Gesamtbevölkerung (deutsche und ausländische Staatsbürger) dargestellt, um zu verdeutlichen, ob und inwieweit die hier dargestellten Entwicklungen eine Fort‐ setzung langfristiger demographischer Entwicklungstendenzen darstellen, oder ob die Wende eine Trendwende der Bevölkerungsentwicklung darstellt. Letzteres ist bei Zossen, das Typ 1 in Tabelle 1 repräsentiert, der Fall. Der Fall der Mauer und die verkehrsgünstige Lage direkt außerhalb des Berliner Umlands haben der zu DDR‐Zeiten schrumpfenden Stadt einen bis heute anhaltenden demographischen Entwicklungsimpuls versetzt. Typ 2 ist wie Typ 1 durch ein Bevölkerungswachstum über den gesamten Betrachtungs‐ zeitraum charakterisiert, allerdings mit schwächer ausgeprägtem Peak in den 1990er Jah‐ ren und geringerer Wachstumsdynamik in den 2000er Jahren. In den 2010er Jahren ha‐ ben sich die Entwicklungstrends der Typen 1 und 2 weitgehend angeglichen. Zu Typ 2 gehören 26 Ämter und amtsfreie Gemeinden, von denen die Hälfte (teilweise) im metro‐ polenfernen Raum liegt: Groß Kreutz (Havel), Heidesee, Kremmen, Schorfheide, Seddiner See, Trebbin sowie die Ämter Biesenthal‐Barnim, Märkische Schweiz, , Odervor‐ land, Scharmützelsee, und Wusterwitz. Die räumliche Verteilung der Typen 1 und 2 legt nahe, dass die demographischen Entwicklungsimpulse von Berlin und Pots‐ dam in einigen Regionen über das Berliner Umland hinausgreifen, die Bevölkerungsent‐ wicklung der Berlin‐fernen Landesteile aber nicht nachhaltig beeinflussen. Typ 2 wird in Tabelle 1 durch , Heidesee, Kremmen, Seddiner See und Schorfheide reprä‐ sentiert. Während Bad Saarow und Seddiner See schon zu DDR‐Zeiten eine positive Be‐ völkerungsentwicklung aufwiesen und seit 2011 wieder deutlich wachsen, brachten die 1990er Jahre für die zuvor schrumpfende Gemeinde Schorfheide einen deutlichen demo‐ graphischen Aufschwung und das neue Jahrtausend zumindest eine Stabilisierung der Be‐ völkerungszahl. Lage (z.B. Autobahnanbindung und Bahnanschluss), landschaftliche At‐ traktivität und Infrastrukturausstattung (z.B. Kureinrichtungen, touristische Infrastruk‐ tur) scheinen die Erfolgsfaktoren der Beispielgemeinden zu sein. Typ 3 zeichnet sich durch eine ausgeprägte Wachstumsdynamik in den 1990er Jahren aus, die sich nach der Jahrtausendwende deutlich abgekühlt hat und vielerorts in eine Stagnations‐ oder Schrumpfungsphase umgeschlagen ist. Seit Beginn der 2000er Jahre folgen die zu Typ 3 gehörenden Ämter und amtsfreien Gemeinden in etwa dem Lan‐ destrend. Typ 3 umfasst 16 Ämter und amtsfreie Gemeinden, von denen 13 im metropo‐ lenfernen Raum liegen. Dabei deutet sich eine gewisse Regelhaftigkeit an, nach der die Typ‐3‐Gemeinden entweder im ehemaligen engeren Verflechtungsraum von Berlin (z.B. Beelitz) oder im suburbanen Umland der Oberzentren Brandenburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) liegen. Die drei Typ‐3‐Gemeinden im Berliner Umland – Grünheide (Mark), Mittenwalde und Schöneiche bei Berlin – zeichnen sich in den 2000er und 2010er

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Jahren durch eine stabile bis leicht positive Bevölkerungsentwicklung aus und heben sich dadurch von den übrigen Vertretern des Typs ab.

Tabelle 1:Mittlere jährliche Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Gemeinden 1971‐2018. Eigene Berechnungen; Daten‐ quelle: Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik 2006a‐2006n; Statistik Berlin‐Brandenburg 2019

Typ 1971‐1981 1981‐1989 1991‐2000 2000‐2010 2011‐2018² Oberzentren Brandenburg an der Havel 6 0,05 ‐0,16 ‐1,42 ‐0,77 0,18 Cottbus 6 2,95 1,07 ‐1,37 ‐0,92 0,04 Frankfurt (Oder) 6 2,33 0,84 ‐1,55 ‐1,49 ‐0,40 Ausgewählte Mittelzentren Eisenhüttenstadt 6 0,47 1,05 ‐1,59 ‐2,27 ‐2,14 Forst (Lausitz) 6 ‐0,75 ‐0,45 ‐0,78 ‐1,38 ‐1,38 Lübben (Spreewald) 4 0,27 ‐0,01 ‐0,15 ‐0,55 0,16 Nauen 4 ‐0,58 ‐0,55 ‐0,11 ‐0,01 1,71 Neuruppin 4 0,51 0,38 ‐0,22 ‐0,28 0,41 Schwedt (Oder) 6 3,98 0,03 ‐1,86 ‐1,77 ‐0,97 Seelow 6 0,78 0,04 ‐0,17 ‐0,81 ‐0,30 Senftenberg 6 0,93 ‐0,44 ‐1,27 ‐1,40 ‐0,84 Wittenberge 6 ‐0,52 ‐0,69 ‐1,88 ‐1,47 ‐0,65 Zossen 1 ‐0,33 ‐0,33 3,32 0,72 2,28 Sonstige Städte und Gemeinden (Auswahl) Bad Saarow 2* 0,20 0,42 0,13 0,38 3,08 Berkholz‐Meyenburg 3* ‐2,31 ‐0,91 23,70 1,21 ‐0,73 Calau 6 ‐0,70 0,37 ‐0,69 ‐1,19 ‐1,23 Heidesee 2 ‐0,63 ‐0,51 2,12 0,35 0,58 Kremmen 2 ‐1,01 ‐0,66 1,61 ‐0,17 1,37 Neuhausen/Spree 3 ‐1,08 ‐0,80 4,21 ‐1,03 ‐0,94 Premnitz 6 ‐0,18 ‐0,28 ‐1,08 ‐1,75 ‐0,26 Schorfheide 2 ‐0,84 ‐0,42 1,72 ‐0,16 0,26 Seddiner See 2 3,27 1,32 0,51 ‐0,30 3,35 Sonnewalde 5 ‐0,87 ‐0,17 0,36 ‐1,32 ‐1,29 * Typzuordnung des jeweiligen Amtes; ² Stand 30.09.2018 Als Beispiele für längerfristige Bevölkerungsentwicklungstrends der Typ‐3‐Kommunen sind Neuhausen/Spree im Cottbusser Umland und die uckermärkische Gemeinde Berk‐ holz‐Meyenburg in Tabelle 1 dargestellt. Zu DDR‐Zeiten war die Bevölkerungsentwick‐ lung durch einen Konzentrationstrend zugunsten der Großstädte, administrativen Zen‐ tren und wichtigen Industriestandorte (Tabelle 1, siehe auch Leibert 2015 für Sachsen‐ Anhalt) geprägt. Eine den westdeutschen Mustern vergleichbare Suburbanisierung fand nicht statt; man kann eher von einem eigenständigen „sozialistischen Suburbanisierungs‐ typus“ sprechen, der sich „durch eine „realsozialistische“ ‚Urbanisierung‘ des Umlands aus[zeichnet], die […] nicht mit einer Dekonzentration der Städte einhergeht“ (Matthiesen und Nuissel 2002: 81). Nicht zuletzt verhinderten das Fehlen eines freien Bodenmarkts und die stark eingeschränkten Möglichkeiten zum Bau von Eigenheimen (Beyer und Schulz 2001) eine westdeutschen „Speckgürteln“ vergleichbare Bevölkerungsentwick‐ lung. Dementsprechend waren Bevölkerungsverluste der Umlandgemeinden ostdeut‐

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scher Großstädte zu DDR‐Zeiten keine Ausnahme. Nach der Wende setzte eine „nachho‐ lende Wohnsuburbanisierung“ (Friedrich et al. 2014: 3) ein, die insbesondere durch steu‐ erliche Begünstigungen, eine (zunächst) wenig wirkungsvolle Regionalplanung sowie Be‐ schränkungen auf den innerstädtischen Immobilienmärkten gesteuert wurde (ebd.). Das Beispiel von Neuhausen/Spree zeigt jedoch, dass das Suburbanisierungspotential der schrumpfenden Oberzentren des metropolenfernen Raums nach einem kurzen, aber in‐ tensiven „Strohfeuer“ schnell erschöpft war. Derzeit schrumpfen viele ostdeutsche Um‐ landgemeinden stärker als die jeweiligen Kernstädte. Typ 4 ist mit 25 Ämtern und amtsfreien Gemeinden, darunter viele Mittelzentren vertre‐ ten und kommt einem „Durchschnittstyp“ am nächsten. Im Berliner Umland ist Typ 4 nur schwach vertreten. Es handelt sich dabei – mit Ausnahme von Rüdersdorf bei Berlin – um Mittelzentren mit einem eher ungünstigen Altersaufbau der Bevölkerung und einem ho‐ hen Altenquotienten (siehe Abschnitte 1.4 und 1.5). Eine entsprechende Einwohnerstruk‐ tur birgt die Gefahr, dass Wanderungsgewinne ganz oder teilweise durch Sterbeüber‐ schüsse aufgezehrt werden. In den 1990er Jahren war die Bevölkerungsdynamik der Typ‐ 4‐Gemeinden zwar ungünstiger als im Landesdurchschnitt, seit der Jahrtausendwende folgt die jährliche Veränderung der Einwohnerzahl aber recht zuverlässig dem branden‐ burgischen Mittelwert. In Tabelle 1 ist die längerfristige Bevölkerungsentwicklung ausge‐ wählter Typ‐4‐Gemeinden abgetragen. Es wird deutlich, dass die Wiedervereinigung mit einer Neubewertung der Standortqualitäten einherging und damit einen Trendbruch in der Bevölkerungsentwicklung darstellt. Während in Lübben (Spreewald) und Neuruppin eine zu DDR‐Zeiten positive oder stabile Bevölkerungsentwicklung in den 1990er und 2000er Jahren in Einwohnerverluste umgeschlagen ist, repräsentiert Nauen eine Unter‐ gruppe von Typ‐4‐Gemeinden, die von der Wende dahingehend demographisch profitiert haben, dass sich die zu DDR‐Zeiten recht starke Schrumpfung merklich abgeschwächt hat. Die große Besonderheit von Typ 5 ist ein ausgeprägter, aber sehr kurzfristiger Wachs‐ tumspeak Anfang und Mitte der 1990er Jahre, gefolgt von einer schrittweisen Annähe‐ rung an die mittleren jährlichen Entwicklungsraten der am stärksten schrumpfenden Äm‐ ter und amtsfreien Gemeinden. An dieser Stelle kann nicht ausgeschlossen werden, dass die starken Einwohnergewinne zu Beginn der 1990er Jahre durch die Zuweisung von Asylsuchenden ausgelöst wurden. In einigen Fällen könnte das ausgeprägte Bevölke‐ rungswachstum unmittelbar nach der Wende auch in die kurze Phase des „wilden Ostens“ (Matthisen und Nuissel 2002: 81) fallen, die im Bereich der Stadt‐ und Bauleitplanung durch Rechtsunsicherheit bis hin zu rechtsfreien Räumen und die Entwicklung von schnell realisierbaren, renditeträchtigen Projekten durch westdeutsche Akteure gekenn‐ zeichnet war (ebd.). Typ 5 umfasst 10 Ämter und amtsfreie Gemeinden, die vorwiegend in den Grenzregionen zu Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen‐Anhalt und Polen liegen. Mit Wittstock/Dosse2 gehört auch ein Mittelzentrum in Funktionsteilung zu Typ 5. Die Stadt Sonnewalde im Landkreis Elbe‐Elster repräsentiert Typ 5 in Tabelle 1. Dabei han‐ delt es sich – abgesehen von der früheren Kreisstadt Wittstock/Dosse – um Kommunen, die schon zu DDR‐Zeiten deutliche Bevölkerungsverluste zu verzeichnen hatten.

2 Die Umgliederung von Herzsprung und Königsberg von Wittstock/Dosse nach Heiligengrabe im Jahr 2004 wurde in den Rohdaten berücksichtigt. 14

Zu Typ 6 sind schließlich die Ämter und amtsfreien Gemeinden mit der am stärksten schrumpfenden Einwohnerzahl zusammengefasst. Diese 90 Kommunen konzentrieren sich in der Prignitz und der Uckermark, entlang von Oder und Neiße sowie im Süden des Landes, namentlich in der Niederlausitz und im Landkreis Elbe‐Elster. Im westlichen Brandenburg besteht ein Cluster von Typ‐6‐Gemeinden im Raum Bad Belzig. Neben den Oberzentren Brandenburg (Havel), Cottbus und Frankfurt/Oder gehören auch zahlreiche Mittelzentren zu Typ 6, beispielsweise Finsterwalde, Guben, Schwedt/Oder und Witten‐ berge. Diese ehemaligen Industriezentren durchlaufen einen tiefgreifenden wirtschaftli‐ chen Strukturwandel, der dazu beiträgt, dass der demographische Wandel mit Schrump‐ fung und Alterung besonders stark ausgeprägt ist. Eine ähnliche sozioökonomische Aus‐ gangslage besteht auch in Premnitz. Bei den übrigen Ämtern und amtsfreien Gemeinden handelt es sich vorrangig um Orte in dünn besiedelten peripheren ländlichen Räumen – ebenfalls eine vom demographischen Wandel besonders stark betroffene Raumkategorie (Friedrich und Schlömer 2013). Tabelle 1 zeigt, dass einige der Ämter und amtsfreien Ge‐ meinden des Typs 6 schon zu DDR‐Zeiten zum Teil deutlich geschrumpft sind (z.B. Forst (Lausitz), Wittenberge), während in anderen Fällen der Trendbruch in der Bevölkerungs‐ entwicklung mit der Wende zusammenfällt (z.B. Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt). Als Fazit zur Analyse lässt sich festhalten: Etwas vereinfachend kann man in Hinblick auf die Bevölkerungsverläufe der Ämter und amtsfreien Gemeinden von drei konzentrischen Ringen um Berlin sprechen. Im ersten Ring, der das gesamte Berliner Umland umfasst und an einigen Stellen auch darüber hinausgeht, dominieren Gemeinden, die im Betrachtungs‐ zeitraum Einwohnergewinne realisieren konnten und durchgehend eine günstigere Be‐ völkerungsentwicklung aufweisen als Brandenburg insgesamt. Im daran anschließenden zweiten Ring dominieren Ämter und amtsfreie Gemeinden, deren Bevölkerungsentwick‐ lung im Wesentlichen dem brandenburgischen Mittelwert entspricht. Der dritte (Halb‐) Ring, in dem überwiegend Ämter und amtsfreie Gemeinden mit überdurchschnittlich starken Bevölkerungsverlusten liegen, erstreckt sich von der Prignitz über die Ucker‐ mark, entlang der Oder, durch die Lausitz und den Spreewald bis in den Fläming. Der dritte Ring wird allerdings an mehreren Stellen unterbrochen, etwa durch Mittelzentren mit einer günstigeren Bevölkerungsentwicklung oder die Oberzentren Brandenburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) mit ihren jeweiligen suburbanen Räumen. 1.2. Bevölkerungsentwicklung nach Nationalität Nach einer längeren Schrumpfungsphase ist die Bevölkerung des Landes Brandenburg 2014 erstmals wieder gewachsen; der Einwohnerzuwachs hat sich 2015 weiter fortge‐ setzt. Der Anstieg der Bevölkerungszahl ist ausschließlich auf Wanderungsgewinne3 zu‐ rückzuführen (Paffhausen 2016). Wie die Bundesrepublik insgesamt (Wolff und Leibert 2016) ist auch Brandenburg seit Beginn der 2010er Jahre zunehmend zum Zielgebiet in‐ ternationaler Zuwanderer geworden. Dabei handelt es vielfach um den Zuzug von Ge‐ flüchteten und Asylsuchenden, die nach dem Königsteiner Schlüssel auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden (Paffhausen 2016). Der Königsteiner Schlüssel setzt sich zu

3 Zum Wachstum der deutschen Bevölkerung haben neben Wanderungsgewinnen auch Einbürgerungen beige‐ tragen. Im Jahr 2015 ist die Zahl der deutschen Staatsbürger in Brandenburg um 1.398 Personen gestiegen, da‐ von entfallen nach Abzug der Sterbeüberschüsse 555 Personen auf Wanderungsgewinne und 843 Personen auf Einbürgerungen (Paffhausen 2016). 15

zwei Dritteln aus dem Steueraufkommen und zu einem Drittel aus der Bevölkerungszahl der einzelnen Bundesländer zusammen. Auf Brandenburg entfallen nach der Quotenver‐ teilung etwa drei Prozent der Asylerstantragsteller/innen, die verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen (BAMF 2017). Bei genauerer Betrachtung sind deutli‐ che Unterschiede sowohl in Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung im Berliner Um‐ land und im metropolenfernen Raum als auch zwischen deutschen und ausländischen Staatsbürgern festzustellen (Tabelle 2). Während im Berliner Umland zwischen 2011 und 2017 Einwohnerzuwächse sowohl bei der deutschen als auch bei der ausländischen Be‐ völkerung registriert wurden, konnte der Anstieg der ausländischen Bevölkerung die Rückgänge bei den deutschen Staatsbürgern im metropolenfernen Raum im Saldo nicht ausgleichen. In der Detailbetrachtung zeigt sich jedoch eine Teilung des weiteren Metro‐ polenraums: In der Stadt Brandenburg an der Havel sowie den zum metropolenfernen Raum gehörenden Teilen der Landkreise Barnim, Dahme‐Spreewald, Havelland, Oder‐ Spree, Potsdam‐Mittelmark und Teltow‐Fläming ist der Zuzug aus dem Ausland zahlen‐ mäßig groß genug, um eine Stabilisierung der Einwohnerzahl in Form einer „schwarzen Null“ zu ermöglichen. In Cottbus, dem Landkreis Ostprignitz‐Ruppin und den berlinfernen Teilräumen der Landkreise Märkisch‐Oderland und Oberhavel wird die Schrumpfung zu‐ mindest soweit reduziert, dass man von einer „roten Null“ sprechen kann. Den beiden kreisfreien Städten und den Sektoralkreisen ist gemeinsam, dass die Einwohnerverluste der deutschen Staatsbürger unter dem Mittelwert für den metropolenfernen Raum liegen (Tabelle 2). Die überdurchschnittlichen Zuwächse der ausländischen Bevölkerung im Landkreis Oder‐Spree sind durch die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Ei‐ senhüttenstadt zu erklären (Paffhausen 2016). In der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) und den nicht an Berlin angrenzenden Landkreisen – mit Ausnahme von Ostprignitz‐Rup‐ pin ‐ sind dagegen die Bevölkerungsverluste der deutschen Staatsbürger besonders stark ausgeprägt, während das Wachstum der ausländischen Bevölkerung teilweise hinter dem Durchschnitt des metropolenfernen Raums zurückbleibt. Das skizzierte Muster stützt die Beobachtung, dass die Entfernung von Berlin, Potsdam und dem Berliner Umland eine der entscheidenden Determinanten der Bevölkerungsentwicklung im metropolenfernen Raum des Landes Brandenburg ist. Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung nach Nationalität und Altersgruppen (Tabelle 3), wird deutlich, dass der Zuzug aus dem Aus‐ land nicht nur einen Rückgang der Zahl der deutschen Staatsbürger abmildern und teil‐ weise sogar ausgleichen kann, sondern auch, dass durch die internationale Zuwanderung überwiegend junge Menschen nach Brandenburg kommen. Dadurch sorgt der Zuzug aus dem Ausland für eine Verjüngung der brandenburgischen Bevölkerung. Dies ist insbeson‐ dere vor dem Hintergrund relevant, dass ausnahmslos alle Landkreise und kreisfreien Städte zwischen 2011 und 2017 einen zum Teil sehr deutlichen Rückgang der Zahl der 18‐ bis 25‐Jährigen zu verkraften hatten (Tabelle 3). Ein bedeutender Wermutstropfen ist in diesem Zusammenhang, dass die Zuwanderung aus dem Ausland nicht nur alters‐ son‐ dern auch stark geschlechtsselektiv ist. Die Zuziehenden sind überwiegend Männer, so‐

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dass das in den ländlichen Räumen Brandenburgs ohnehin bestehende Geschlechterun‐ gleichgewicht weiter verstärkt wird (siehe Tabelle 9).

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung nach Raumkategorien, Kreisen und Staatsangehörigkeit 2011-2017. Eigene Darstellung; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019).

Metropolenferner Raum: Entwicklung Staatsange- Bevölkerungsentwicklung nach 2011 2013 2015 2016 2017 2011-2017 hörigkeit Staatsangehörigkeit (%) deutsch 69.903 69.516 69.103 68.782 68.447 -2,1 Brandenburg an der Havel ausländisch 1.478 1.516 2.471 2.882 3.439 132,7 gesamt 71.381 71.032 71.574 71.664 71.886 0,7 deutsch 96.933 95.869 94.641 93.633 92.871 -4,2 Cottbus ausländisch 3.041 3.726 5.046 6.783 8.165 168,5 gesamt 99.974 99.595 99.687 100.416 101.036 1,1 deutsch 56.482 54.962 53.803 53.206 52.526 -7,0 Frankfurt (Oder) ausländisch 2.581 3.056 4.289 4.987 5.711 121,3 gesamt 59.063 58.018 58.092 58.193 58.237 -1,4 deutsch 75.328 74.591 74.357 74.159 74.251 -1,4 Barnim (WMR) ausländisch 959 1.438 2.384 3.113 3.308 244,9 gesamt 76.287 76.029 76.741 77.272 77.559 1,7 deutsch 69.526 68.574 68.282 68.192 68.414 -1,6 Dahme-Spreewald (WMR) ausländisch 728 804 2.011 2.263 2.464 238,5 gesamt 70.254 69.378 70.293 70.455 70.878 0,9 deutsch 108.166 105.230 102.681 101.525 100.527 -7,1 Elbe-Elster ausländisch 921 927 1.992 2.872 2.928 217,9 gesamt 109.087 106.157 104.673 104.397 103.455 -5,2 deutsch 75.268 74.368 73.859 73.705 73.391 -2,5 Havelland (WMR) ausländisch 855 1.141 2.525 2.950 3.455 304,1 gesamt 76.123 75.509 76.384 76.655 76.846 0,9 deutsch 76.786 75.550 74.666 74.265 74.172 -3,4 Märkisch-Oderland (WMR) ausländisch 1.083 1.283 2.511 2.373 2.525 133,1 gesamt 77.869 76.833 77.177 76.638 76.697 -1,5 deutsch 47.822 47.093 46.963 46.900 46.799 -2,1 Oberhavel (WMR) ausländisch 392 471 963 1.247 1.590 305,6 gesamt 48.214 47.564 47.926 48.147 48.389 0,4 deutsch 115.741 112.261 109.709 108.584 107.547 -7,1 Oberspreewald-Lausitz ausländisch 1.157 1.581 2.741 3.378 3.575 209,0 gesamt 116.898 113.842 112.450 111.962 111.122 -4,9 deutsch 133.010 130.794 129.559 128.776 128.234 -3,6 Oder-Spree (WMR) ausländisch 2.551 3.535 9.385 6.358 5.887 130,8 gesamt 135.561 134.329 138.944 135.134 134.121 -1,1 deutsch 98.766 97.604 96.693 96.346 95.909 -2,9 Ostprignitz-Ruppin ausländisch 987 1.340 2.417 3.068 3.459 250,5 gesamt 99.753 98.944 99.110 99.414 99.368 -0,4 deutsch 91.629 90.430 90.403 90.398 90.406 -1,3 Potsdam-Mittelmark (WMR) ausländisch 1.143 1.624 2.784 3.117 3.336 191,9 gesamt 92.772 92.054 93.187 93.515 93.742 1,0 deutsch 78.712 76.822 75.381 74.714 74.039 -5,9 Prignitz ausländisch 862 1.171 2.192 3.099 3.224 274,0 gesamt 79.574 77.993 77.573 77.813 77.263 -2,9 deutsch 120.054 116.999 114.443 113.145 111.756 -6,9 Spree-Neiße ausländisch 1.517 1.900 3.192 3.681 3.700 143,9 gesamt 121.571 118.899 117.635 116.826 115.456 -5,0 deutsch 90.722 90.174 90.045 89.891 89.935 -0,9 Teltow-Fläming (WMR) ausländisch 1.306 1.754 2.913 3.331 4.240 224,7 gesamt 92.028 91.928 92.958 93.222 94.175 2,3 deutsch 121.718 118.883 117.117 116.334 115.490 -5,1 Uckermark ausländisch 2.013 2.443 3.897 4.544 4.859 141,4 gesamt 123.731 121.326 121.014 120.878 120.349 -2,7 deutsch 881.074 893.911 913.333 921.229 928.937 5,4 Berliner Umland ausländisch 21.966 25.852 36.075 40.818 44.524 102,7 gesamt 903.040 919.763 949.408 962.047 973.461 7,8 deutsch 1.526.566 1.499.720 1.481.705 1.472.555 1.464.714 -4,1 Weiterer Metropolenraum ausländisch 23.574 29.710 53.713 60.046 65.865 179,4 gesamt 1.550.140 1.529.430 1.535.418 1.532.601 1.530.579 -1,3 deutsch 2.407.640 2.393.631 2.395.038 2.393.784 2.393.651 -0,6 Brandenburg insgesamt ausländisch 45.540 55.562 89.788 100.864 110.389 142,4 gesamt 2.453.180 2.449.193 2.484.826 2.494.648 2.504.040 2,1

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Abbildung 3: Typologie der Triebkräfte der Bevölkerungsentwicklung 2013‐2017. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Desta‐ tis (2019); Statistik Berlin‐Brandenburg (2019) 18

1.3. Analyse der Triebkräfte der Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung einer Region wird durch zwei Faktoren beeinflusst: die na‐ türliche Bevölkerungsentwicklung (die Differenz von Geburten und Sterbefällen) und den Wanderungssaldo (die Differenz von Zu‐ und Fortzügen). Unter Berücksichtigung der übergeordneten Entwicklung der Einwohnerzahl ergeben sich sechs Typen der Trieb‐ kräfte der Bevölkerungsentwicklung (Abbildung 3). Für die Analyse der Triebkräfte der Bevölkerungsentwicklung wurden die Rate der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Differenz aus Geburten und Sterbefällen pro 1.000 Einwohner) und der Wanderungsbi‐ lanz (Differenz von Zu‐ und Fortzügen pro 1.000 Einwohner) verwendet, jeweils für den Zeitraum 2013 bis 2017 (siehe Abbildung 2). Ein mehrjähriger Analysezeitraum wurde gewählt, um Verzerrungen durch singuläre Ereignisse in Kleingemeinden zu minimieren. Die sowohl kurz‐ als auch langfristig nachhaltigste Bevölkerungsentwicklung weisen Städte und Gemeinden mit Geburtenüberschüssen und Wanderungsgewinnen auf (Typ 1). Diese Kommunen zeichnen sich durch eine vorteilhafte Altersstruktur mit einem rela‐ tiv hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen aus. Dadurch ist (zumindest für eine Über‐ gangszeit) ein natürliches Bevölkerungswachstum selbst dann möglich, wenn die Gebur‐ tenrate niedriger ist als in anderen Landesteilen. Voraussetzung für eine nachhaltige Be‐ völkerungsentwicklung sind auf der einen Seite eine überdurchschnittliche Attraktivität für junge Familien und Zuwanderer aus dem In‐ und Ausland, auf der anderen Seite aber auch ein hohes Maß an Kinder‐ und Familienfreundlichkeit. Bei Typ 1 wird deutlich, dass die Bevölkerungsentwicklung nach dem „Matthäus‐Prinzip“ (wer hat, dem wird gegeben) funktioniert. Geburtenüberschüsse sind am ehesten in Städten und Gemeinden zu erwar‐ ten, die durch ihre Attraktivität für Zuwanderer ohnehin schon ein überdurchschnittli‐ ches Wachstumspotential aufweisen. Im Betrachtungszeitraum konnten 20 der 417 Städte und Gemeinden des Landes Brandenburg (4,8%) Wanderungsgewinne und Gebur‐ tenüberschüsse verbuchen. Zwölf der Typ‐1‐Gemeinden liegt im Berliner Umland. Bei den übrigen, über das gesamte Land verteilten sieben Gemeinden handelt es sich überwie‐ gend um amtsangehörige Kommunen mit weniger als 1.000 Einwohnern (Ausnahmen sind Rehfelde und Seddiner See mit jeweils mehr als 4.000 Einwohnern). Sowohl Brandenburg als auch Deutschland insgesamt gehören im Betrachtungszeitraum zu Typ 2. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist aufgrund der seit Jahrzehnten un‐ terhalb des Bestandserhaltungsniveaus liegenden Geburtenraten, der steigenden Lebens‐ erwartung und der alters‐ und geschlechtsselektiven Wanderungsprozesse der letzten Jahre in weiten Teilen des Landes negativ. Ein Bevölkerungswachstum ist unter diesen Rahmenbedingungen nur durch Wanderungsgewinne aus anderen Landesteilen oder aus dem Ausland möglich. Die Abhängigkeit der Bevölkerungsentwicklung von Wanderungen ist insofern problematisch, als die räumliche Bevölkerungsentwicklung den dynamischs‐ ten Entwicklungsfaktor darstellt, der zudem im Zeitverlauf stark schwanken kann und schwer vorhersagbar ist. Dies gilt insbesondere für internationale Wanderungen, die in besonderer Weise von wirtschaftlichen und politischen Veränderungen im In‐ und Aus‐ land, Kriegen und Gewalt beeinflusst werden. Zu Typ 2 – wachsende Gemeinden mit Wan‐ derungsgewinnen und Sterbeüberschüssen – gehören 127 Städte und Gemeinden (30,4%) im gesamten Land. Dabei handelt es sich sowohl um Ober‐ (Brandenburg an der Havel, Cottbus) und Mittelzentren (z.B. Eberswalde, Luckenwalde, Prenzlau) als auch um

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Städte und Gemeinden ohne zentralörtlichen Status aller Größenklassen im metropolen‐ fernen Raum sowie alle nicht zu Typ 1 gehörenden Kommunen des Berliner Umlands. Mit Blick auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung der Typ‐2‐Gemeinden ist einer‐ seits denkbar, dass die Wanderungsgewinne mittel‐ oder sogar schon kurzfristig nicht mehr ausreichen, um die Sterbeüberschüsse auszugleichen, was den Beginn einer Schrumpfungsphase markieren könnte. Auf der anderen Seite ist aber auch ein Vorzei‐ chenwechsel bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung von Sterbe‐ hin zu Geburten‐ überschüssen keineswegs ausgeschlossen. Diese Entwicklungsoption ist in Städten und Gemeinden am wahrscheinlichsten, die als Wohnstandort für Familien bzw. Paare vor der Familiengründung besonders attraktiv sind. Zur Sicherung und Steigerung der Attraktivi‐ tät gehört auf der lokalen wie auf der regionalen Ebene eine Willkommenskultur, die nach Deppner und Teixeira (2012) fünf Punkte umfasst: (1) gutes Angebot qualitativ hochwer‐ tiger barrierearmer Dienstleistungen (z.B. ÖPNV, kommunale Bürgerdienste), (2) adä‐ quater und bezahlbarer Wohnraum, (3) Aus‐ und Weiterbildungsangebote, (4) Arbeits‐ möglichkeiten mit angemessener Entlohnung und (5) Offenheit der örtlichen Zivilgesell‐ schaft zur Integration4 der Neuankömmlinge. Zu ergänzen wäre als sechster Punkt die Sicherstellung einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die nicht nur eine staat‐ liche, sondern auch eine zivilgesellschaftliche Aufgabe ist, an der sich die Wirtschaft noch aktiver beteiligen sollte. Eine derart breit angelegte Willkommenskultur würde zusätzlich die Lebensqualität der örtlichen Bevölkerung steigern. Angesichts niedriger Geburtenraten, ungünstiger Geschlechterproportionen und der dy‐ namischen Alterung der Bevölkerung im metropolenfernen Raum ist zu erwarten, dass die Kombination von Geburtenüberschüssen und Wanderungsverlusten in Brandenburg – wie in der Bundesrepublik insgesamt – nur sehr selten auftritt. Tatsächlich fallen Typ 3 (2 Gemeinden) und Typ 4 (4 Gemeinden) in der Gesamtbetrachtung kaum ins Gewicht. Dass Geburtenüberschüsse die entscheidende Stellschraube der Bevölkerungsentwick‐ lung darstellen, trifft nur auf kleine Gemeinden mit günstigen Bevölkerungsstrukturen (d.h. hohen Bevölkerungsanteilen im Familiengründungsalter) zu. Typ 5 umfasst Städte und Gemeinden, die zwar Wanderungsgewinne verbuchen können, jedoch nicht in der Höhe, die notwendig wäre, um das Geburtendefizit auszugleichen. In Brandenburg gehören im betrachteten Zeitraum 92 Städte und Gemeinden (22,1%) zu Typ 5, der ausschließlich im metropolenfernen Raum auftritt und neben dem Oberzent‐ rum Frankfurt/Oder auch zahlreiche Mittelzentren umfasst. Einige dieser Städte und Ge‐ meinden weisen im Betrachtungszeitraum überdurchschnittliche Zuzugsraten auf, die je‐ doch durch hohe Sterbeüberschüsse aufgezehrt werden. Dies ist die Konsequenz einer ungünstigen Altersstruktur der Bevölkerung mit einem hohen Seniorenanteil. Typ 6 stellt schließlich die ungünstigste Kombination der Haupttriebkräfte der Bevölke‐ rungsentwicklung dar. Zu Typ 6 gehören 167 Städte und Gemeinden (40,0%), darunter weite Teile des südlichen Brandenburg, der Prignitz und der Uckermark. Diese Städte und Gemeinden schrumpfen durch Sterbeüberschüsse und Wanderungsverluste. Da Wande‐

4 Auch für Binnen‐ und Rückwanderer scheint die (Re‐)Integration in die örtliche Zivilgesellschaft in vielen Fällen schwierig zu sein (Leibert und Wiest 2012). In diesem Sinne ist eine offene lokale Gesellschaft unabhängig von der Nationalität und Herkunft der Zuziehenden eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. 20

rungen alters‐ und geschlechtsselektiv sind und insbesondere junge Menschen, nament‐ lich junge Frauen, fortziehen, ist die Gefahr sehr groß, dass eine demographische Ab‐ wärtsspirale in Gang kommt. Die Abwanderung junger Bevölkerungsgruppen begünstigt die Alterung nicht nur direkt, sondern auch indirekt, indem die abgewanderten potenti‐ ellen Mütter ihre Kinder in anderen Regionen bekommen. Für Kommunen, in denen sich eine negative natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung überlagern und wech‐ selseitig verstärken, ist es besonders schwierig, aus dem Teufelskreis der Schrumpfung und Alterung auszubrechen. Dies gilt insbesondere für dünn besiedelte, strukturschwa‐ che ländliche Räume außerhalb der Pendlereinzugsbereiche der Agglomerationsräume, die – von Rückwanderern, die aus persönlichen oder familiären Gründen zuziehen, abge‐ sehen – nur für einen beschränkten Personenkreis als Wanderungsziel attraktiv sind, während auf der anderen Seite gerade junge Menschen gezwungen sind, zur Ausbildung oder aus beruflichen Gründen abzuwandern. Die Typologie verdeutlicht, dass in weiten Teilen des metropolenfernen Raums eine de‐ mographische Trendwende angesichts der skizzierten demographischen Abwärtsspirale schon aus bevölkerungsstrukturellen Gründen unwahrscheinlich ist. Das Berliner Um‐ land repräsentiert dagegen eher einen demographischen „Tugendkreis“ – die Zuwande‐ rung jüngerer Bevölkerungsgruppen bremst die Alterung und begünstigt durch Gebur‐ tenüberschüsse ein nachhaltiges Bevölkerungswachstum. Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich die demographische Polarisierung zwischen dem (wachsenden) Berli‐ ner Umland und dem (schrumpfenden) weiteren Metropolenraum in den kommenden Jahren verstärken dürfte. Der metropolenferne Raum ist jedoch kein einheitliches demo‐ graphisches „Problemgebiet“, wie die Beispiele der wachsenden oder von der Bevölke‐ rungsentwicklung her stabilen Städte und Gemeinden belegen.

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Abbildung 4: Bevölkerungspyramiden der deutschen Staatsbürger nach Gemeindetypen und Gemeindegrößenklassen. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2017)

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1.4. Altersaufbau der Bevölkerung des weiteren Metropolenraums In Abbildung 4 sind die Bevölkerungspyramiden der deutschen Staatsbürger für ausge‐ wählte Gemeindetypen und ‐größenklassen dargestellt. Als Vergleichsgrundlage ist der Altersaufbau der brandenburgischen Gesamtbevölkerung mit abgetragen. Mit der Abbil‐ dung soll der Frage nachgegangen werden, welche Gemeindetypen besonders stark von Alterungstendenzen betroffen sind und wo sich aus der Altersstruktur in den kommenden Jahren besondere Herausforderungen ergeben. Bei den hier als „zweiter Ring“ von Berlin bezeichneten Städten und Gemeinden handelt es sich um die nicht zum Berliner Umland gehörenden Teile des ehemaligen engeren Verflechtungsraums inklusive der Mittelzen‐ tren Beelitz, Nauen und Zossen. Die Alterspyramide der Städte und Gemeinden mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern im weiteren Metropolenraum basiert auf den Bevölkerungsdaten der Kommunen dieser Größenklasse, die nicht als Mittelzentren ausgewiesen sind. Auffälligstes gemeinsames Merkmal aller Alterspyramiden ist die starke Besetzung der Altersgruppen der 45‐ bis unter 65‐Jährigen, und dabei insbesondere der hohe Prozent‐ satz der 50‐ bis unter 55‐Jährigen in allen Teilräumen des Landes. Zum 31.12.2017 waren 52% der im weiteren Metropolenraum wohnhaften deutschen Staatsbürger über 50 (BU5: 46,0%), bei den Frauen ist der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe mit 57,2% (BU: 48,9%) noch höher. Daraus ergibt sich, dass in den nächsten Jahren mit einer verstärkten und beschleunigten Dynamik der Alterung zur rechnen ist. Eine weitere Besonderheit des Altersaufbaus der brandenburgischen Bevölkerung ist die „Wespentaille“ aller Alterspy‐ ramiden in der Altersgruppe der 20‐ bis 25‐Jährigen. Diese ist einerseits die Konsequenz alters‐ und geschlechtsselektiver Wanderungsprozesse – junge Erwachsene verlassen ländliche Räume und wandern zur Ausbildung und zum Berufseinstieg in der Siedlungs‐ hierarchie nach oben – andererseits aber auch eine Langfristfolge des Geburteneinbruchs der frühen 1990er Jahre, der in Ostdeutschland zu besonders schwach besetzten Geburts‐ jahrgängen geführt hat. Tabelle 3 zeigt, dass die Zahl der 20‐ bis unter 25‐Jährigen im Ber‐ liner Umland zwischen 2011 und 2017 um ein Viertel zurückgegangen ist, im weiteren Metropolenraum sogar um mehr als zwei Fünftel (vgl. auch Abbildung 4). Der Rückgang fällt wesentlich deutlicher aus, wenn man nur die deutschen Staatsbürger betrachtet. Als Echoeffekt des transformationsbedingten Geburtenrückgangs ist in fünf bis zehn Jahren mit einem Rückgang der Geburtenzahlen zu rechnen. Für die zukünftige Entwicklung der Geburtenzahlen ist auch von Bedeutung, dass die nach den Wendekindern ins Familien‐ gründungsalter eintretenden Generationen kleiner sind als die in den 1980er Jahren ge‐ borenen Kohorten. Aus dem Altersaufbau der brandenburgischen Bevölkerung ergeben sich große Herausforderungen für die Infrastrukturplanung. Um nur zwei Handlungsfel‐ der zu nennen: Angesichts der stark besetzten Kohorten der über 50‐Jährigen sind kurz‐ bis mittelfristig ein barrierearmer Umbau des öffentlichen Raums und der öffentlichen Gebäude sowie Anpassungen im Pflege‐ und Gesundheitsbereich erforderlich. Derzeit be‐ steht noch kein starker Handlungsdruck; die notwendigen Anpassungsmaßnahmen kön‐ nen schrittweise geplant und umgesetzt werden. Der oben angesprochene „Echoeffekt“ der schwach besetzten Kohorten der „Wendekinder“ auf die Geburtenzahlen wird sich in einer vermutlich zeitlich befristeten Nachfragedelle in Schulen und Kinderbetreuungsein‐ richtungen niederschlagen. Da die nachfolgenden Kohorten wieder stärker besetzt sind,

5 BU: Berliner Umland 23

sollten temporäre Unterauslastungen in Kauf genommen werden. In jeden Fall sollten beim Bau öffentlicher Einrichtungen, die ausschließlich von einer bestimmten Alters‐ gruppe genutzt werden (z.B. Schulen), verstärkt multifunktionale Verwendungsmöglich‐ keiten berücksichtigt werden, um die Gebäude besser auszulasten und auf bevölkerungs‐ strukturell bedingte Nachfragedellen und ‐überhänge durch die genannten wellenartigen Nachfrageschwankungen besser reagieren zu können.

Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung 2011‐2017 in % nach Region, Altersgruppen und Staatsangehörigkeit. Eigene Be‐ rechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2019)

Entwicklung 2011‐2017 in % Entwicklung 2011‐2017 in % insgesamt deutsche Staatsbürger Altersgruppe Weiterer Weiterer Berliner Umland Berliner Umland Metropolenraum Metropolenraum unter 5 11,9 10,0 7,5 1,8 5 bis unter 10 15,5 13,5 12,0 6,7 10 bis unter 15 13,0 5,2 10,7 0,6 15 bis unter 20 35,9 23,2 33,0 17,1 20 bis unter 25 ‐26,3 ‐43,7 ‐33,4 ‐51,5 25 bis unter 30 ‐6,6 ‐18,4 ‐13,9 ‐26,0 30 bis unter 35 9,7 7,6 5,2 2,7 35 bis unter 40 28,1 22,2 25,8 18,4 40 bis unter 45 ‐19,4 ‐27,3 ‐22,2 ‐30,6 45 bis unter 50 ‐18,8 ‐29,8 ‐20,9 ‐31,7 50 bis unter 55 16,5 ‐6,1 15,5 ‐7,1 55 bis unter 60 23,8 9,0 23,0 8,3 60 bis unter 65 27,4 27,5 27,0 26,9 65 bis unter 70 17,2 27,3 16,3 26,8 70 bis unter 75 ‐28,3 ‐40,2 ‐28,7 ‐40,5 75 bis unter 80 39,4 24,3 39,1 24,2 80 bis unter 85 50,3 33,4 50,2 33,2 85 und mehr 46,0 34,1 45,8 34,1 In Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Geburtenzahlen und die Größe der Eltern‐ generationen werden im metropolenfernen Raum zwei Stellschrauben von besonderer Bedeutung sein: (1) die Wanderungsmuster der jungen Erwachsenen, insbesondere der jungen Frauen und (2) die Bleibewahrscheinlichkeit der internationalen Zuwanderer im metropolenfernen Raum und die zukünftige Entwicklung der politischen Rahmenbedin‐ gungen für Geflüchtete und anerkannte Asylbewerber/innen, etwa in Hinblick auf den Fa‐ miliennachzug oder Wohnsitzauflagen. Bei den Wanderungsmustern der jungen Erwach‐ senen insgesamt ist insbesondere relevant, ob sich der Rückgang der Abwanderungsin‐ tensitäten aus ländlichen Räumen (Leibert 2016) fortsetzt, inwieweit zur Ausbildung bzw. zum Berufseinstieg abgewanderte junge Erwachsene zurückkehren bzw. zuziehen6

6 Bei den Zuzugs‐ bzw. Rückkehrwahrscheinlichkeiten zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen ländlichen Räumen in Ost‐ und Westdeutschland. In den alten Ländern werden, wenn man die Entwicklung der Geburtsko‐ horten im Zeitverlauf analysiert, in vielen ländlichen Kreisen die Einwohnerverluste durch Abwanderung der An‐ fang 20‐Jährigen ab dem 25. Lebensjahr der jeweiligen Kohorte durch Zuzüge (über‐)kompensiert. In Ostdeutsch‐ land bleibt dieser Ausgleich der Abwanderungsverluste dagegen aus (Leibert 2016). 24

und wie sich die Attraktivität des weiteren Metropolenraums als Wohnstandort für Fami‐ lien entwickelt, etwa mit Blick auf die Bildungs‐ und Betreuungsinfrastruktur. Mit Blick auf die einzelnen Raumkategorien und Gemeindegrößenklassen wird deutlich, dass der Altersaufbau der deutschen Bevölkerung im Berliner Umland im Brandenbur‐ ger Vergleich am wenigsten ungünstig ist. Mit einer Ausnahme sind die Altersgruppen der unter 50‐Jährigen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern stärker besetzt als im Landesdurchschnitt, während der Bevölkerungsanteil der über 55‐Jährigen unter dem brandenburgischen Mittelwert liegt. Der überdurchschnittliche Anteil der Kinder und Ju‐ gendlichen verdeutlicht die Bedeutung des Berliner Umlands als Wohnstandort für Fami‐ lien. Die Bevölkerungspyramide des „zweiten Rings“ ähnelt derjenigen des Berliner Um‐ lands, wenngleich die Alterung im ehemaligen engeren Verflechtungsraum etwas stärker fortgeschritten ist und der Bevölkerungsanteil der Kinder und Jugendlichen nur unwe‐ sentlich über dem Landesmittel liegt. Dies unterstreicht, dass die demographische Dyna‐ mik des Berliner Umlands bis in den weiteren Metropolenraum hineinreicht. Eine verbes‐ serte (Verkehrs‐)Anbindung des „zweiten Rings“ an Berlin, Potsdam und andere Wachs‐ tumspole des Berliner Umlands, etwa durch Ausbau des ÖPNV‐Angebots, könnte diese Entwicklungstendenzen weiter verstärken. Die Ober‐ und Mittelzentren des metropolenfernen Raums sind, wie Abbildung 4 zeigt, derzeit der Gemeindetyp mit dem höchsten Bevölkerungsanteil der über 65‐Jährigen. Ohne signifikante Wanderungsgewinne oder steigende Geburtenzahlen ist vor diesem Hintergrund schon kurzfristig mit einer weiteren Schrumpfungsphase zu rechnen. Auf der anderen Seite zeichnen sich die zentralen Orte auch durch einen überdurchschnittli‐ chen Anteil der Bevölkerung im Familiengründungsalter aus. Ziel sollte vor diesem Hin‐ tergrund sein, die potentiellen Eltern zu halten und durch eine aktive Politik der Famili‐ enfreundlichkeit zu einer Familiengründung vor Ort zu motivieren. Die nur leicht unter‐ durchschnittliche Zahl der unter 5‐Jährigen in den Mittel‐ und Oberzentren deutet darauf hin, dass die zentralen Orte als Wohnstandort für Familien keineswegs per se unattraktiv sind. Beim Altersaufbau der Bevölkerung der Städte und Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern fallen insbesondere der überdurchschnittliche Bevölkerungsanteil der Altersgruppe der 50‐ bis unter 65‐Jährigen, die schwache Besetzung der Altersgruppe der 20‐ bis 35‐Jährigen sowie der unterdurchschnittliche Anteil der Kinder und Jugendli‐ chen auf. Zusammengenommen bergen diese drei bevölkerungsstrukturellen Rahmenbe‐ dingungen in den kommenden Jahren die akute Gefahr einer verstärkten Schrumpfung von „oben“ und von „unten“ durch eine perspektivisch äußerst dynamische Alterung so‐ wie „ausfallende“ Geburten durch eine schwache Besetzung der aktuellen und zukünfti‐ gen Elterngenerationen. 1.5 Raummuster und Entwicklung des Altenquotienten Die Alterung, also die Zunahme des Bevölkerungsanteils und der absoluten Zahl älterer Menschen, ist sowohl auf der lokalen als auch auf der regionalen, nationalen und europä‐ ischen Ebene ein zentraler Aspekt des demographischen Wandels. Wie schnell und inten‐ siv die Bevölkerung einer Raumeinheit altert, hängt von drei Faktoren ab: der Lebenser‐ wartung, der Entwicklung der Geburtenrate sowie den altersspezifischen Bilanzen der Binnen‐ und Außenwanderungen (Gans 2011). Zur Messung der Alterung wird häufig der Altenquotient verwendet, der definiert ist als das Verhältnis der Personen im Rentenalter

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(hier: über 65) zur Zahl der Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter (hier: 15 bis unter 65). Der Altenquotient kann also näherungsweise als die Zahl der Rentnerinnen und Rentner definiert werden, die von 100 Erwerbstätigen über die umlagefinanzierten Sozi‐ alversicherungssysteme unterstützt werden. Brandenburg weist – wie die anderen ost‐ deutschen Bundesländer – sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern weit über dem Bundesdurchschnitt liegende Altenquotienten auf (Tabelle 4). Auf 100 Männer im Alter zwischen 15 und 65 kommen im Jahr 2017 29,6 Senioren (Bund: 26,0), bei den Frauen ist das Verhältnis mit 40,7 Seniorinnen (Bund: 35,0) pro 100 Erwerbstätige noch ungünstiger. Die Dynamik der Alterung Brandenburgs wird besonders deutlich, wenn man diese Werte mit den Altenquotienten des Jahres 1995 vergleicht: Damals kamen auf 100 Männer im erwerbsfähigen Alter 12,8 Senioren (Bund: 15,2). Bei den Frauen lag der Altenquotient mit einem Wert von 26,1 ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt (29,0). Beim Altenquotienten zeigen sich innerhalb Brandenburgs bei Frauen und Männern er‐ hebliche räumliche Unterschiede, nicht nur zwischen dem Berliner Umland und dem met‐ ropolenfernen Raum, sondern auch innerhalb des weiteren Metropolenraums. Um die Auswirkungen der „Flüchtlingskrise“ als bevölkerungshistorischen Sonderfall soweit wie möglich ausblenden zu können, beziehen sich die folgenden Zahlen und Auswertungen nur auf die deutschen Staatsbürger.

Tabelle 4: Alten‐ und Jugendquotienten nach Geschlecht und Bundesländern 1995 und 2017. Eigene Berechnungen; Da‐ tenquelle: Destatis (2019)

Jugendquotient Altenquotient Bundesländer Frauen Männer Frauen Männer 2017 1995 2017 1995 2017 1995 2017 1995 Baden‐Württemberg 20,5 24,6 20,8 25,0 32,2 28,1 24,2 15,7 Bayern 19,9 24,1 20,2 24,4 32,4 29,3 24,5 16,4 Berlin 20,1 20,8 20,9 21,3 31,0 26,7 22,7 11,9 Brandenburg 20,0 24,3 20,3 24,1 40,7 26,1 29,6 12,8 Bremen 19,8 20,2 20,2 20,3 35,1 34,0 25,1 17,9 Hamburg 19,9 18,9 21,0 19,5 29,3 32,3 21,7 16,8 Hessen 20,3 22,4 21,0 22,6 32,8 29,3 25,3 16,9 Mecklenburg‐Vorpommern 19,6 25,4 19,4 25,3 41,1 24,4 28,7 11,6 Niedersachsen 20,3 24,2 20,9 24,5 35,5 30,8 27,1 17,2 Nordrhein‐Westfalen 20,1 23,7 21,0 24,3 34,0 30,2 25,2 16,9 Rheinland‐Pfalz 19,5 24,6 20,3 24,8 34,4 31,6 26,4 17,9 Saarland 17,7 22,2 18,5 22,9 38,4 31,9 28,4 17,9 Sachsen 21,1 22,5 20,9 22,9 46,7 33,6 31,9 16,4 Sachsen‐Anhalt 19,1 23,1 19,0 23,5 46,3 30,2 31,3 15,0 Schleswig‐Holstein 19,9 22,9 20,9 23,0 37,3 30,6 29,4 16,6 Thüringen 19,8 23,5 19,6 23,8 44,2 29,2 30,7 14,9 Deutschland 20,1 23,7 20,6 24,0 35,0 29,0 26,0 15,2 Der Altenquotient der Männer liegt im metropolenfernen Raum bei 36,5. Im Berliner Um‐ land kommen dagegen nur 31,0 Senioren auf 100 Männer im erwerbsfähigen Alter. Nach Gemeindetypen ist der Altenquotient im metropolenfernen Raum in den Städten und Ge‐ meinden ohne zentralörtliche Funktion am niedrigsten; amtsangehörige und amtsfreie Gemeinden unterscheiden sich dabei nur unwesentlich. In den Mittelzentren ist die Zahl der Senioren pro 100 Männer der Altersgruppe 15 bis 65 am höchsten. Die Alterung der männlichen Bevölkerung ist mit Altenquotienten über 48 in Guben (54,7), Wittenberge (53,0), Bad Saarow (50,5), Schwedt/Oder (50,2), Bad Wilsnack (49,7), Eisenhüttenstadt (49,5) und Premnitz (48,9) am weitesten fortgeschritten. Diese Auflistung zeigt, dass sich insbesondere zu DDR‐Zeiten stark industriell geprägte Städte, die nach der Wende mit

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massiven Arbeitsplatzverlusten, schmerzlichen wirtschaftlichen Restrukturierungen so‐ wie starker Schrumpfung zu kämpfen hatten, heute durch hohe Altenquotienten auszeich‐ nen. Eine weitere Gruppe sind Kurorte, bei denen die Alterung – zumindest teilweise – durch den Zuzug von „Ruhesitzwanderern“ begünstigt wird. Die Attraktivität der Heilbä‐ der ergibt sich insbesondere durch die vorhandene medizinische und touristische Versor‐ gungsinfrastruktur. Eine dritte Gruppe mit deutlich überdurchschnittlichen Altenquoti‐ enten sind amtsangehörige kleine Gemeinden im weiteren Metropolenraum. Dieser Ge‐ meindetyp dominiert allerdings auch unter den Gemeinden mit den niedrigsten Altenquo‐ tienten. Dieser Befund spricht dafür, dass die kleinen Gemeinden nicht per se „bevölke‐ rungsstrukturelle Problemräume“ sind, sondern sich durch eine beachtliche demographi‐ sche Diversität auszeichnen. Einschränkend ist jedoch nochmals zu betonen, dass ein Teil der amtsangehörigen Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern zwar einen beson‐ ders niedrigen Altenquotienten aufweist, aber gleichzeitig die Kohorte der 50‐ bis 65‐Jäh‐ rigen sehr stark besetzt ist. Dort liegen also nur scheinbar vorteilhaftere Bevölkerungs‐ strukturen vor. Der Anteil der über 65‐Jährigen an der weiblichen Gesamtbevölkerung des metropolen‐ fernen Raums ist angesichts der längeren Lebenserwartung und durch die starke selek‐ tive Abwanderung junger Frauen der Altersgruppe 18 bis unter 25 mit 30,0% deutlich höher als bei den Männern (23,5%7). Das übergeordnete Raummuster des Altenquotien‐ ten der Frauen entspricht dem der Männer, allerdings auf höherem Niveau: Im metropo‐ lenfernen Raum kommen zum Jahresende 2017 51,0 Seniorinnen auf 100 Frauen zwi‐ schen 15 und 65 (Berliner Umland: 38,9). Wie bei den Männern gehören Guben (78,0), Wittenberge (77,1), Eisenhüttenstadt (71,5), Premnitz (70,2) und Schwedt/Oder (67,2) zu den Städten und Gemeinden mit den höchsten Altenquotienten. Zur Spitzengruppe ge‐ hören ferner Döbern (76,7) und Gräben (72,5), die Standorte größerer Alten‐ und Pflege‐ einrichtungen sind. Die Lage von Senioreneinrichtungen dürfte auch die Erklärung für den größten geschlechtsspezifischen Unterschied in den Raummustern des Altenquotien‐ ten sein. Während bei den Männern zahlreiche kleine amtsangehörige Gemeinden mit we‐ niger als 1.000 Einwohnern zur Spitzengruppe gehören, dominieren bei den Frauen ne‐ ben den Mittelzentren Klein‐ und Mittelstädte mit mindestens 2.000 Einwohnern. Bei den Gemeinden mit den niedrigsten Altenquotienten im metropolenfernen Raum handelt es sich – wie bei den Männern – um amtsangehörige Gemeinden mit weniger als 1.000 Ein‐ wohnern. Auch bei den Frauen wird die Aussagekraft des Altenquotienten durch die stark besetzten Kohorten der 50‐ bis 65‐Jährigen eingeschränkt. 1.6 Raummuster und Entwicklung des Jugendquotienten Analog zum Altenquotient kann auch ein Jugendquotient berechnet werden, der als die Relation der Kinder und Jugendlichen (hier: unter 15‐Jährige) zur Erwerbsbevölkerung definiert ist. Im Gegensatz zum Altenquotienten sind bei den Jugendquotienten von Frauen (20,0) und Männern (20,3) in Brandenburg nur unwesentliche geschlechtsspezi‐ fische Unterschiede festzustellen (Tabelle 4). Anders als beim Altenquotienten sind auch die Unterschiede zwischen dem Berliner Umland (Frauen: 21,8, Männer: 23,4) und dem weiteren Metropolenraum (Frauen: 19,1, Männer: 19,0) eher schwach ausgeprägt. Unter

7 Zum Vergleich: Der Bevölkerungsanteil der über 65‐Jährigen liegt im Berliner Umland bei den Frauen bei 24,2% und bei den Männern bei 20,0% (Stand 31.12.2017). 27

den Städten und Gemeinden mit den höchsten Jugendquotienten sind zahlreiche Kommu‐ nen im Berliner Umland, beispielsweise Dallgow‐Döberitz oder Kleinmachnow. Bei beiden Geschlechtern kommen im metropolenfernen Raum sowohl in den Ober‐ und Mittelzentren als auch in Orten ohne zentralörtliche Funktion 18 unter 15‐Jährige auf 100 Personen zwischen 15 und 65. Aus dem Raummuster des Jugendquotienten lässt sich mit‐ hin nicht ableiten, dass im metropolenfernen Raum bestimmte Gemeindetypen für Fami‐ lien per se attraktiver wären als andere. Es treten vielmehr ortsspezifische Strukturen in den Vordergrund. Für diese Interpretation spricht auch, dass es sich sowohl bei den Ge‐ meinden mit den höchsten8 und den niedrigsten9 Jugendquotienten im metropolenfernen Raum mit einer Ausnahme um Dörfer mit weniger als 1.000 Einwohnern handelt. Be‐ trachtet man die Jugendquotienten der einzelnen Mittelbereiche im metropolenfernen Raum, zeigen sich ebenfalls nur relativ gering ausgeprägte regionale Unterschiede. Das Minimum liegt 2015 bei 16,2 unter 15‐Jährigen pro 100 15‐ bis 65‐Jährige in den Mittel‐ bereichen Guben und Eisenhüttenstadt, der Maximalwert (20,1) wird im Mittelbereich Fürstenwalde/Spree10 erreicht. Tendenziell liegt der Jugendquotient in den Mittelberei‐ chen des südlichen Brandenburg und der Prignitz unter dem Mittelwert des weiteren Metropolenraums, während die an das Berliner Umland angrenzenden Mittelbereiche überdurchschnittliche Werte aufweisen. 1.7 Typologie der Raummuster der Altersstruktur der deutschen Staatsbürger Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung einer Region ist in hohem Maße durch die Al‐ tersstruktur vorgezeichnet. Dies gilt insbesondere für die natürliche Bevölkerungsent‐ wicklung. Die Zahl der Sterbefälle pro 1.000 Einwohner ist in Regionen mit einem hohen Seniorenanteil höher als in Räumen mit einer „jungen“ Altersstruktur. Weiterhin wirkt sich ein hoher Bevölkerungsanteil der Frauen im gebärfähigen Alter positiv auf die Ge‐ burtenzahl aus. Vor diesem Hintergrund ist in Raumeinheiten mit einer vorteilhaften Be‐ völkerungsstruktur selbst bei einer relativ niedrigen Kinderzahl pro Frau ein Geburten‐ überschuss möglich. Angesichts der bereits weit fortgeschrittenen Alterung der deut‐ schen Bevölkerung ist dieser Prozess in der Bundesrepublik weitgehend auf prosperie‐ rende Großstädte beschränkt, deren Bevölkerung sich in den letzten Jahren durch die al‐ ters‐ und geschlechtsselektive Zuwanderung junger Menschen verjüngt hat. Im Folgenden wird anhand einer Typologie, in die sowohl die regionalen Alten‐ und Jugendquotienten als auch der Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter eingeflossen sind, dargestellt, welche lokalen Altersstrukturtypen derzeit in Brandenburg bestehen. Um eine Verzer‐ rung der lokalen Altersstrukturen durch die Zuwanderung (in der Regel jüngerer) Ge‐ flüchteter und Asylsuchender zu vermeiden, wurden nur die deutschen Staatsangehöri‐ gen berücksichtigt. Die Tatsache, dass Brandenburg mit einem Durchschnittsalter von 46,8 Jahren (gemeinsam mit Thüringen) nach Sachsen‐Anhalt das Bundesland mit der zweitältesten Bevölkerung ist (Destatis 2017), schlägt sich in der Altersstrukturanalyse

8 Parsteinsee und Beiersdorf‐Freudenberg (jeweils 23,9), Brück (24,0), Dabergotz (24,1), Temnitzquell (24,3), Lin‐ denau (24,6), Schlepzig (25,1), Kotzen (25,2), Hohenselchow‐Groß Pinnow (25,6), Sydower Fließ (27,3), Lietzen (29,2), Stand 31.12.2017 9 Halenbeck‐Rohlsdorf (10,5), Päwesin (10,7), Steinreich (10,8), Großderschau (11,5), Lenzerwische (11,6), Alt Zauche‐Wußwerk (11,7), Temmen‐Ringenwalde (12,3), Rüthnick (12,5), Grunow‐Dammendorf (12,7) sowie Rei‐ chenow‐Möglin und Liepe (jeweils 12,8), Stand 31.12.2017 10 Ohne die zum Berliner Umland gehörenden Gemeinden Gosen‐Neu Zittau und Grünheide (Mark). 28

deutlich nieder. Grundlage der gemeindescharfen Analyse ist die Abweichung der lokalen Alten‐ und Jugendquotienten vom Bundesmittel. Wie oben dargestellt, unterscheiden sich aufgrund der längeren Lebenserwartung der Frauen die Altenquotienten der weiblichen (42,3) und der männlichen (30,4) Bevölkerung deutlich, was in einigen Fällen auch zu ei‐ ner unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Zuordnung der Gemeinden zu den unten erläuterten Altersstrukturtypen führt. Aus diesem Grund wurde die Analyse getrennt für Frauen und Männer kartographisch aufbereitet (Abbildung 5). Aus dem Grad der Abweichung der lokalen Jugend‐ und Altenquotienten vom Bundes‐ durchschnitt ergeben sich fünf Idealtypen (Abbildung 5). Typ 1 umfasst Städte und Ge‐ meinden mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an Einwohnern im erwerbsfähigen Al‐ ter. Sowohl der Jugend‐ als auch der Altenquotient liegen über dem Bundesdurchschnitt, was auf eine gewisse Polarisierung der Altersstruktur hindeutet. Städte und Gemeinden mit hohem Kinder‐ und niedrigem Seniorenanteil gehören zu Typ 2, dem von der Alters‐ struktur her günstigsten Typ. Die Städte und Gemeinden mit einer durchschnittlichen Al‐ tersstruktur bilden Typ 3. „Überalterte“ und „unterjüngte“ Städte und Gemeinden sind in Typ 4 zusammengefasst. Die überdurchschnittlichen Alten‐ und unterdurchschnittlichen Jugendquotienten sind insbesondere auf den Einfluss selektiver Wanderungen zurückzu‐ führen. Die Abwanderung junger Menschen verstärkt die Alterung der zurückbleibenden Bevölkerung, während die „Unterjüngung“ dadurch ausgelöst wird, dass die Abgewander‐ ten ihre Familie anderswo gründen. Daraus folgt, dass in Zukunft in vielen Typ‐4‐Gemein‐ den mit einer verstärkten Schrumpfung sowohl von „oben“ (durch die erhöhte Sterberate der gealterten Bevölkerung) als auch von „unten“ (durch fehlende Geburten als Folge der selektiven Abwanderung insbesondere junger Frauen) zu rechnen ist. Eine demographi‐ sche Stabilisierung ist unter diesen Rahmenbedingungen sehr schwierig. Städte und Ge‐ meinden mit unterdurchschnittlichen Alten‐ und Jugendquotienten – und folglich einem besonders hohen Bevölkerungsanteil der Erwerbsbevölkerung – bilden schließlich Typ 5. Die Zuordnung zu den einzelnen regionalen Altersstrukturtypen unterscheidet sich in ei‐ nigen Gemeinden für die weibliche und männliche Bevölkerung, das übergeordnete Mus‐ ter, das im Folgenden dargestellt wird, ist aber für beide Geschlechter sehr ähnlich, sodass keine nach Frauen und Männern getrennte Interpretation erfolgt.

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Abbildung 5: Lokale Typologie der Altersstruktur der deutschen Staatsbürger 2015. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Destatis (2017)

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Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass die Bevölkerung im Land Brandenburg im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet als „unterjüngt“ und „überaltert“ zu charakterisie‐ ren ist. Fast die Hälfte der Städte und Gemeinden gehört zum besonders problematischen Typ 4, was auf eine insgesamt für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung ungünstige Einwohnerstruktur hinweist. Auch Typ 5 ist vergleichsweise stark vertreten. Im Gegen‐ satz zum gesamtdeutschen Muster auf Kreisebene (Leibert/Köppl 2015), wo insbeson‐ dere Großstädte zu Typ 5 gehören, in denen der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähi‐ gen Alter durch Studierende und Berufseinsteiger/innen nach oben getrieben wird, zeich‐ nen sich viele Typ 5‐Gemeinden in Brandenburg eher durch hohe Bevölkerungsanteile der 50‐ bis unter 65‐Jährigen aus; es handelt sich also vielfach um Orte, die kurz‐ bis mit‐ telfristig zu Typ 4 gehören werden. Von vereinzelten Beispielen im metropolenfernen Raum abgesehen konzentrieren sich die Städte und Gemeinden mit günstig(er)en Bevöl‐ kerungsstrukturen (Typen 1 und 2) im Berliner Umland, wobei eine auffällige Häufung im Südwesten des Berliner Umlands festzustellen ist. Dies unterstreicht einmal mehr die de‐ mographische Polarisierung zwischen dem von seiner Bevölkerungsstruktur und ‐ent‐ wicklung her vergleichsweise gut aufgestellten Berliner Umland und dem weiteren Met‐ ropolenraum, der – nicht zuletzt als Folge der starken alters‐ und geschlechtsselektiven Abwanderung der letzten Jahrzehnte – mit schwerwiegenden demographischen Proble‐ men zu kämpfen hat, die sich aufgrund des ungünstigen Altersaufbaus der Bevölkerung perspektivisch verstärken werden. Angesichts der Unterschiede im Berliner Umland – der schon angesprochenen Konzentration von Typ‐2‐Gemeinden im Raum Potsdam steht eine gewisse Häufung von Typ‐4‐Gemeinden im Südosten gegenüber – muss jedoch auch konstatiert werden, dass das Berliner Umland keineswegs eine in altersstruktureller Hin‐ sicht einheitlich „problemarme“ Raumkategorie ist.

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2. Raummuster und Entwicklung der Fertilität Auf Ebene der Bundesländer hat sich der Gegensatz zwischen dem „kinderarmen“ Osten und dem „kinderreicheren“ Westen, der viele Jahre für das Raummuster der Fertilität in der Bundesrepublik charakteristisch war, inzwischen umgekehrt. Mit 57,9 Geburten pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter war die Geburtenrate 2017 in den ostdeutschen Län‐ dern11, insbesondere in Sachsen (59,8‰), wie in den Vorjahren höher als in West‐ deutschland (54,9‰). Hierfür sind insbesondere eine niedrigere Kinderlosigkeit und eine zunehmende Zahl von Zweitgeburten (Goldstein und Kreyenfeld 2011) verantwort‐ lich. Auch der traditionelle Stadt‐Land‐Gegensatz ist inzwischen verschwunden. Dazu ha‐ ben Geburtenanstiege in den Großstädten beigetragen, die mit den 2007 eingeleiteten Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den dadurch gesun‐ kenen Opportunitätskosten der Elternschaft zusammenhängen könnten (Klüsener 2013). Um die Entwicklung der Geburtenzahl richtig einschätzen zu können, ist es notwendig parallel die Entwicklung der Zahl der potentiellen Mütter (hier: Frauen zwischen 20 und 40) zu betrachten. In Tabelle 5 sind beide Werte für vier Zeitschnitte dargestellt. Da die analysierten Zeiträume unterschiedlich lang sind, ist in der Tabelle für jeden Zeitschnitt die mittlere jährliche Entwicklung der Geburtenzahl bzw. der Zahl der potentiellen Mütter angegeben, um eine Vergleichbarkeit der Werte zu ermöglichen. Mit Ausnahme des Zeit‐ raums 2000‐2006 war die Entwicklung der absoluten Geburtenzahl in den vergangenen 20 Jahren immer positiver (oder weniger negativ) als die Entwicklung der Zahl der Frauen in der geburtenstärksten Altersgruppe 20‐40. In Hinblick auf die Entwicklung beider In‐ dikatoren folgt Brandenburg dem ostdeutschen Trend, dass trotz einer rückläufigen Zahl potentieller Mütter mehr Kinder geboren werden. Erste Zahlen für 2016 deuten darauf hin, dass sich der Geburtenanstieg in Brandenburg fortsetzt und möglicherweise ver‐ stärkt: die Geburtenzahl ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 um 10,9%12 gestiegen. Zwischen 1995 und 1999 haben ostdeutsche Frauen einen Teil der im Geburteneinbruch der frühen 1990er Jahre „ausgefallenen“ Geburten nachgeholt. Im Gegensatz zu den west‐ deutschen Flächenländern ist die Geburtenzahl im Osten trotz eines überdurchschnittli‐ chen Rückgangs der Zahl der potentiellen Mütter deutlich angestiegen, insbesondere in Brandenburg und Sachsen. Zwischen 2000 und 2006 ist die Geburtenzahl in allen Bun‐ desländern deutlich zurückgegangen, was auf eine Diskrepanz zwischen den damaligen familienpolitischen Leistungen und der Lebenswirklichkeit der (potentiellen) Eltern hin‐ deutet. Durch die Einführung des Elterngelds und den Ausbau der Kindertagesbetreuung wurde ab 2007 zwar kein Babyboom ausgelöst, aber doch zumindest der Rückgang der Geburtenzahl abgebremst (westdeutsche Flächenländer und Sachsen‐Anhalt) oder umge‐ kehrt (Stadtstaaten, übrige ostdeutsche Länder). Seit 2011 steigen die absoluten Gebur‐ tenzahlen an, was unter anderem daran liegen kann, dass politische Weichenstellungen oft erst mit mehrjährigem Zeitverzug wirken (Bujard 2011).

11 Jeweils ohne Berlin (56,2‰). Brandenburg: 56,9‰, Bundesdurchschnitt: 55,3‰. 12 Pressemitteilung Nr. 187 vom 02.08.2017 des Amts für Statistik Berlin‐Brandenburg (https://www.statistik‐ berlin‐brandenburg.de/pms/2017/17‐08‐02.pdf; letzter Zugriff am 07.08.2017). 32

Tabelle 5: Entwicklung der Geburtenzahl und der Zahl potentieller Mütter. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2019)

Mittlere jährliche Entwicklung der Mittlere jährliche Entwicklung der Zahl Geburtenzahl potentieller Mütter* Bundesländer 2011‐ 2007‐ 2000‐ 1995‐ 2011‐ 2007‐ 2000‐ 1995‐ 2017 2010 2006 1999 2017 2010 2006 1999 Baden‐Württemberg 3,0 ‐0,6 ‐1,9 ‐0,8 1,0 ‐1,0 ‐1,2 ‐0,9 Bayern 3,1 ‐0,4 ‐1,9 ‐0,4 0,9 ‐0,9 ‐1,1 ‐0,8 Berlin 3,1 1,8 ‐0,0 0,8 1,7 0,5 ‐0,8 ‐1,0 Brandenburg 1,6 0,5 ‐0,4 6,6 ‐0,6 ‐1,4 ‐2,3 ‐0,4 Bremen 4,3 0,0 ‐1,3 ‐1,0 0,8 ‐0,6 ‐0,4 ‐1,6 Hamburg 3,3 1,0 ‐0,1 0,2 1,1 0,0 ‐0,2 ‐0,3 Hessen 2,6 ‐0,4 ‐1,8 ‐0,3 0,8 ‐1,0 ‐1,5 ‐0,9

Mecklenburg‐Vorpommern 0,5 1,1 ‐0,7 5,5 ‐0,8 ‐1,2 ‐2,3 ‐1,4 Niedersachsen 2,7 ‐0,8 ‐2,5 ‐0,1 0,7 ‐1,4 ‐1,6 ‐0,9 Nordrhein‐Westfalen 2,9 ‐0,6 ‐2,1 ‐0,6 0,6 ‐1,1 ‐1,5 ‐1,0 Rheinland‐Pfalz 2,9 ‐0,7 ‐2,3 ‐0,8 0,5 ‐1,2 ‐1,4 ‐1,1 Saarland 2,5 ‐0,7 ‐2,5 ‐1,6 0,3 ‐1,2 ‐2,1 ‐1,7 Sachsen 1,0 0,9 ‐0,3 6,1 ‐0,6 ‐0,9 ‐1,6 ‐1,0 Sachsen‐Anhalt 0,8 ‐0,1 ‐1,4 5,0 ‐1,2 ‐1,7 ‐2,5 ‐1,6 Schleswig‐Holstein 2,5 ‐0,4 ‐2,2 ‐0,1 0,6 ‐1,3 ‐1,6 ‐0,7 Thüringen 0,9 0,5 ‐1,0 4,6 ‐1,2 ‐1,3 ‐2,1 ‐1,4 Deutschland 2,6 ‐0,3 ‐1,8 0,1 0,6 ‐1,0 ‐1,4 ‐0,9 * hier: Frauen der Altersgruppe 20 bis unter 40 2.1 Analyse der kleinräumigen Raummuster der Geburtenrate, des Reproduktionspo‐ tentials und der Sexualproportionen Zum besseren Verständnis der kleinräumigen Raummuster der Fertilität in Brandenburg wurden drei Indikatoren untersucht: die Geburtenrate, das Reproduktionspotential und die Geschlechterproportionen der jungen Erwachsenen. Während die Geburtenrate Ver‐ gleiche über die Zahl der Geburten im Verhältnis zur Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter erlaubt, dienen die beiden anderen Indikatoren dazu, den bevölkerungsstrukturel‐ len Einfluss auf die Geburtenzahl zu beleuchten. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Frage, wie viele Kinder Frauen im gebärfähigen Alter zur Welt bringen, sondern wie hoch der Bevölkerungsanteil der potentiellen Mütter ist. Der Vergleich der altersspezifischen Geburtenraten (Tabelle 6) suggeriert ein recht deut‐ liches Fertilitätsgefälle zwischen dem Berliner Umland und dem weiteren Metropolen‐ raum, das auch bestehen bleibt, wenn man die Werte der zusammengefassten Geburten‐ ziffer (TFR13) für die Landkreise betrachtet, die sowohl Anteil am Berliner Umland als auch am weiteren Metropolenraum haben. Im Gegensatz zu den bisher betrachteten de‐ mographischen Indikatoren liegen bei den Maßzahlen der Fruchtbarkeit die Werte des weiteren Metropolenraums zum Teil deutlich über denen des Berliner Umlands. Dies ist besonders überraschend, wenn man bedenkt, dass der Berliner „Speckgürtel“ wie alle

13 Total Fertility Rate 33

suburbanen Räume landläufig als ein besonders familien‐ und kindorientierter Wohn‐ standort wahrgenommen wird. Besonders auffällig sind die Unterschiede im Timing der Geburten im Lebenslauf der Mütter zwischen den beiden Regionstypen. Im metropolen‐ fernen Raum sind die altersspezifischen Geburtenraten der unter 25‐Jährigen Frauen deutlich höher als im Berliner Umland. Auch die Oberzentren Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) folgen tendenziell den Fertilitätstrends der ländlichen Regionen, während für Cottbus (trotz recht hoher Teenagerfertilität) und insbesondere Potsdam ähnlich wie für die „Speckgürtelgemeinden“ ein ausgeprägter Aufschub der Geburten ins vierte oder gar fünfte Lebensjahrzehnt charakteristisch ist.

Tabelle 6: Altersspezifische Geburtenraten und Zusammengefasste Geburtenziffer nach Landkreisen und Raumtypen 2017. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019)

Altersspezifische Geburtenraten und Geburten pro 1.000 Frauen der Altergruppe Zusammengefasste Geburtenziffer (TFR) 15 bis 20 20 bis 25 25 bis 30 30 bis 35 35 bis 40 40 bis 45 TFR Berliner Umland 5,7 36,4 101,1 105,1 54,8 11,3 1,57 Brandenburg Weiterer Metropolenraum 14,5 58,4 109,1 97,5 48,6 8,8 1,68 51 Brandenburg an der Havel Weiterer Metropolenraum 18,1 57,9 98,9 84,3 43,3 10,9 1,57 52 Cottbus Weiterer Metropolenraum 20,1 41,6 79,8 86,1 53,0 11,3 1,46 53 Frankfurt (Oder) Weiterer Metropolenraum 16,8 37,5 89,2 85,1 47,3 8,3 1,42 54 Potsdam Berliner Umland 9,5 30,7 79,5 99,4 66,0 14,3 1,50 Berliner Umland 5,5 51,8 112,9 101,4 47,1 7,3 1,63 60 Barnim Weiterer Metropolenraum 17,1 47,6 98,9 105,9 42,5 10,8 1,61 Berliner Umland 6,9 32,4 100,4 104,4 52,2 8,9 1,53 61 Dahme-Spreewald Weiterer Metropolenraum 9,8 87,5 121,3 107,2 51,3 13,2 1,95 62 Elbe-Elster Weiterer Metropolenraum 17,6 49,8 106,4 104,2 56,7 7,8 1,71 Berliner Umland 1,7 34,5 112,8 117,2 50,8 13,8 1,65 63 Havelland Weiterer Metropolenraum 17,6 61,9 99,2 90,5 46,9 7,9 1,62 Berliner Umland 9,4 51,6 105,3 105,4 47,2 7,6 1,63 64 Märkisch-Oderland Weiterer Metropolenraum 17,2 60,1 121,8 94,7 51,2 6,6 1,76 Berliner Umland 6,0 37,3 114,1 101,1 49,5 10,3 1,59 65 Oberhavel Weiterer Metropolenraum 10,9 54,1 127,6 95,7 52,2 5,1 1,73 66 Oberspreewald-Lausitz Weiterer Metropolenraum 9,6 71,9 104,1 103,053,910,01,76 Berliner Umland 2,4 44,5 119,0 103,8 52,9 14,4 1,69 67 Oder-Spree Weiterer Metropolenraum 14,0 72,6 119,7 102,5 47,2 6,9 1,81 68 Ostprignitz-Ruppin Weiterer Metropolenraum 15,6 58,2 112,3 95,4 46,7 6,2 1,67 Berliner Umland 2,6 20,0 106,0 122,0 69,1 14,2 1,67 69 Potsdam-Mittelmark Weiterer Metropolenraum 7,9 38,7 114,0 109,9 45,3 10,7 1,63 70 Prignitz Weiterer Metropolenraum 14,8 65,8 125,2 99,4 46,2 11,9 1,82 71 Spree-Neiße Weiterer Metropolenraum 9,7 54,3 117,7 107,4 54,3 9,8 1,77 Berliner Umland 4,3 49,3 118,7 104,4 44,2 10,0 1,65 72 Teltow-Fläming Weiterer Metropolenraum 14,7 69,9 119,6 99,6 48,7 6,8 1,80 73 Uckermark Weiterer Metropolenraum 15,7 73,3 122,7 84,5 39,9 7,5 1,72 Dieses sogenannte Postponement kann dazu beitragen, dass die TFR durch Tempoeffekte unterschätzt wird (Ehlert 2013). Die Tatsache, dass die Unterschiede zwischen dem Ber‐ liner Umland und dem metropolenfernen Raum fast verschwinden, wenn man statt der TFR die allgemeine Geburtenrate (GFR14) betrachtet, spricht dafür, dass die oben darge‐ stellten Fertilitätsunterschiede zumindest teilweise auf die bekannten Schwächen und In‐ terpretationsprobleme des Indikators TFR zurückzuführen sind. Die gemeindescharfe Analyse der allgemeinen Geburtenrate zeigt, dass die Geburtenraten in den Mittelzentren tendenziell höher sind als in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion; dies gilt sowohl für das Berliner Umland (53,4‰ vs. 48,4‰) als auch für den weiteren Metropolenraum (55,3‰ vs. 51,2‰15). Zu erwähnen ist aber auch, dass die größte Spannbreite der allge‐ meinen Geburtenrate in Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern festzustellen ist: in Ziethen wurden im Mittel zwischen 2015 und 2017 nur 20 Geburten pro 1.000 Frauen

14 General Fertility Rate 15 Jeweils Mittelwert 2013‐2015 34

im gebärfähigen Alter registriert, in Kleßen‐Görne dagegen 116 (Tabelle 7). Mit durch‐ schnittlich 49,3 Geburten pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter lag die GFR im Zeitraum 2013 bis 2015 in den Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern insgesamt recht deut‐ lich unter dem Mittelwert des metropolenfernen Raums (52,8‰). In Gemeinden unter 2.000 Einwohnern liegt der Wert mit 50,3‰ etwas höher.

Tabelle 7: Metropolenferner Raum: Mittelbereiche und Gemeinden mit den höchsten bzw. niedrigsten Geburtenzahlen pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter 2015/17. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019)

Allgemeine Geburtenrate Geburten pro 1.000 Frauen der Altersgruppe 15‐45 Mittelbereich Frankfurt (Oder) 49,9 Ziethen (BAR) 20,1 Mittelbereich Schwedt/Oder 52,9 Reitwein (MOL) 26,1 Mittelbereich Guben 53,4 Münchehofe (LDS) 27,5 Mittelbereich Cottbus 53,5 Rüthnick (OPR) 27,6

Mittelbereich Elsterwerda‐Bad Liebenwerda 55,0 Grünow (UM) 27,7 Mittelbereich Eisenhüttenstadt 61,5 Wenzlow (PM) 90,7 Mittelbereich Nauen 61,7 Garzau‐Garzin (MOL) 96,6 Mittelbereich Fürstenwalde/Spree (Anteil WMR) 62,0 Schraden (EE) 101,7 Mittelbereich Spremberg 62,5 Lichterfeld‐Schacksdorf (EE) 105,4 Mittelbereich Königs Wusterhausen (Anteil WMR) 65,7 Kleßen‐Görne (HVL) 115,9 Raummuster des Reproduktionspotentials Tendenziell ist das Reproduktionspotential, hier definiert als der Bevölkerungsanteil der Frauen zwischen 20 und 40 an der weiblichen Gesamtbevölkerung, in kleinen Gemeinden im metropolenfernen Raum besonders niedrig und in den Mittel‐ und Oberzentren (20,7%) sowie im Berliner Umland (20,9%) überdurchschnittlich hoch. Im metropolen‐ fernen Raum liegt das Reproduktionspotential bei 17,9%. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeindegrößenklassen fallen beim Reproduktionspotential mithin stärker ins Gewicht als bei der allgemeinen Geburtenrate. Besonders niedrige Reproduktionspo‐ tentiale konzentrieren sich im Süden Brandenburgs, insbesondere in den Mittelbereichen Forst (Lausitz), Guben und Herzberg (Elster) (Tabelle 8). Ein Ausreißer nach oben ist Potsdam, wo knapp 29% der weiblichen Bevölkerung im Hauptfamiliengründungsalter sind. Auch die an das Berliner Umland angrenzenden (Teile der) Mittelbereiche Fürsten‐ walde/Spree, Königs Wusterhausen und Nauen zeichnen sich durch ein überdurch‐ schnittliches Reproduktionspotential aus. Da sich Studium bzw. Berufsausbildung und Fa‐ miliengründung in der Praxis weitgehend ausschließen, können Städte und Gemeinden, in die junge Frauen zur Ausbildung und zum Berufseinstieg ziehen, ihr überdurchschnitt‐ liches Reproduktionspotential häufig nicht in überdurchschnittliche Geburtenraten und Geburtenzahlen umsetzen; dies zeigt sich insbesondere daran, dass Cottbus und Frank‐ furt (Oder) zwar ein günstiges Reproduktionspotential aufweisen, aber bei den Geburten‐ raten weit unter dem Landesdurchschnitt liegen (vgl. Tabelle 7). Brandenburg an der Ha‐ vel zeichnet sich dagegen durch ein vorteilhaftes Reproduktionspotential und eine über‐ durchschnittliche allgemeine Geburtenrate16 aus.

16 Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 59,7 Geburten pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter. 35

Tabelle 8: Metropolenferner Raum: Reproduktionspotential und Geschlechterproportionen: Mittelbereiche mit den höchsten bzw. niedrigsten Werten 2015/17. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Destatis (2019), Statistik Berlin-Brandenburg (2019)

Reproduktionspotential Geschlechterproportion Bevölkerungsanteil der 20‐40jährigen Frauen Frauen pro 100 Männer der Altersgruppe 25‐35 Mittelbereich Guben 14,3 Mittelbereich Pritzwalk‐Wittstock/Dosse 79,1 Mittelbereich Eisenhüttenstadt 15,0 Mittelbereich Finsterwalde 80,3 Mittelbereich Forst (Lausitz) 15,0 Mittelbereich Herzberg (Elster) 80,5 Mittelbereich Templin 15,2 Mittelbereich Perleberg‐Wittenberge 82,1

Mittelbereich Herzberg (Elster) 15,3 Mittelbereich Jüterbog 83,4 Mittelbereich Luckenwalde 19,9 Mittelbereich Schwedt/Oder 95,2 Mittelbereich Zossen ( WMR) 20,6 Mittelbereich 95,9 Mittelbereich Cottbus 21,0 Mittelbereich Oranienburg (Anteil WMR) 98,4 Mittelbereich Fürstenwalde/Spree (Anteil WMR) 21,1 Mittelbereich Eisenhüttenstadt 100,5 Mittelbereich Nauen 21,6 Mittelbereich Strausberg (Anteil WMR) 101,7 Die internationale Zuwanderung nach Brandenburg verbessert das Reproduktionspoten‐ tial nicht nachhaltig. Die Zuwanderer sind zwar, wie in Abschnitt 1.2 gezeigt, mehrheitlich im gebärfähigen Alter, aber überwiegend männlich. Mit Blick auf das geschwächte Repro‐ duktionspotential wird deutlich, dass sich eine nachhaltige Bevölkerungspolitik nicht nur auf die Geburtenentwicklung beschränken darf, sondern insbesondere den Zusammen‐ hang zwischen Bevölkerungsstruktur, Wanderungen und natürlicher Bevölkerungsent‐ wicklung in den Blick nehmen muss (siehe dazu Abschnitt 1.3). Weiterhin sollten zur Be‐ urteilung der Geburtenentwicklung nicht nur die zusammengefasste Geburtenrate, son‐ dern zusätzlich auch die absolute Geburtenzahl und die Entwicklung der Zahl potentieller Mütter betrachtet werden. Raummuster der Geschlechterproportionen der jungen Erwachsenen Die Zahl der Frauen pro 100 Männer ist ein weiterer wichtiger Indikator, um die Auswir‐ kungen der Bevölkerungsstruktur auf die lokalen und regionalen Fertilitätsmuster ab‐ schätzen zu können. In der Altersgruppe der 18 bis 25‐Jährigen besteht im Land Branden‐ burg ein fast flächendeckendes erhebliches „Frauendefizit“. Im WMR liegt die Zahl der Frauen pro 100 Männer lediglich in den Mittelbereichen Oranienburg, Eisenhüttenstadt und Strausberg über dem Bundesmittel. Das Ausmaß der Geschlechterungleichgewichte ist in Brandenburg wie in Ostdeutschland insgesamt jedoch stärker ausgeprägt als in vie‐ len ländlichen Räumen der alten Bundesländer (Leibert 2016). Insbesondere Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern sind in besonderem Maße vom „Frauenmangel“ be‐ troffen (Kutzki 2014). Im Vergleich zu den späten 2000er und frühen 2010er Jahren ha‐ ben sich die „Männerüberschüsse“ in der ostdeutschen Fläche aber abgeschwächt (Lei‐ bert 2016). Durchbrochen wurde dieser Trend durch die Auswirkungen der sogenannten „Flüchtlingskrise“. Die Zuwanderung von Geflüchteten hat einen signifikanten Einfluss auf die Geschlechterproportionen der 18‐ bis unter 25‐Jährigen und – wenn auch in deutlich geringerem Umfang – der 25‐ bis unter 35‐Jährigen (Tabelle 9). In den Jahren 2015 und 2016 wurden etwa zwei Drittel der Asylerstanträge von Männern gestellt (BAMF 2016; BAMF 2017). In Brandenburg scheint der Männeranteil mit ca. 75% (Paffhausen 2016) noch höher zu sein als im Bundesdurchschnitt. Etwa 70% der Asylsuchenden sind unter 30 Jahre alt. In dieser Gruppe ist der Männeranteil mit etwa 75% höher als bei den älteren Antragstellenden (BAMF 2016; BAMF 2017). Die Alters‐ und Geschlechterstruktur der 36

Asylsuchenden weicht damit deutlich von der Struktur der übrigen ausländischen Bevöl‐ kerung in Brandenburg ab, die zwar auch im Durchschnitt jünger ist als die deutsche Be‐ völkerung, aber keinen ausgeprägten Männerüberschuss aufweist (Paffhausen 2016).

Tabelle 9: Metropolenferner Raum: Zahl der Frauen pro 100 Männer nach Nationalität und Landkreisen 2011 und 2017. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019)

Altersgruppe 18-25 Altersgruppe 25-35 Metropolenferner Raum: 2017 20112017 2011 Zahl der Frauen pro 100 Männer Deutsche Gesamt- Gesamt- Deutsche Gesamt- Gesamt- der jeweiligen Altersgruppe Staatsbürger bevölkerung bevölkerung Staatsbürger bevölkerung bevölkerung Brandenburg an der Havel 89,1 77,1 91,8 91,2 86,2 86,2 Cottbus 92,8 85,4 86,9 85,3 82,1 79,9 Frankfurt (Oder) 103,9 102,3 101,0 92,2 90,9 87,5 Barnim (WMR) 93,0 84,3 90,0 89,8 87,5 88,6 Dahme-Spreewald (WMR) 93,8 85,3 85,0 90,7 87,5 85,0 Elbe-Elster 84,1 77,5 80,4 83,7 81,7 78,6 Havelland (WMR) 84,8 81,0 87,2 93,2 89,7 85,9 Märkisch-Oderland (WMR) 90,2 81,6 77,2 89,9 87,0 85,8 Oberhavel (WMR) 85,5 81,6 82,3 94,0 90,8 87,5 Oberspreewald-Lausitz 84,8 77,6 87,6 91,6 86,3 79,0 Oder-Spree (WMR) 87,2 78,4 82,6 94,4 94,9 88,2 Ostprignitz-Ruppin 96,2 90,2 84,8 90,3 87,7 86,7 Potsdam-Mittelmark (WMR) 85,4 78,6 82,3 92,5 88,0 85,8 Prignitz 90,5 79,4 82,5 83,4 80,3 82,1 Spree-Neiße 84,1 80,9 84,1 91,2 90,4 82,9 Teltow-Fläming (WMR) 89,9 81,8 88,1 94,2 90,0 86,6 Uckermark 84,4 79,1 84,5 93,3 91,8 85,8 Berliner Umland 92,5 88,6 95,8 104,9 102,1 102,3 Weiterer Metropolenraum 89,1 82,3 85,6 90,5 87,7 84,5 Brandenburg insgesamt 90,6 84,9 89,2 96,0 93,2 90,8 2017: Kreise, in denen die Zahl der Frauen pro 100 Männer bezogen auf die Gesamtbevölkerung um mehr als 5%-Punkte von der Zahl der Frauen pro 100 Männer bezogen auf die deutschen Staatsbürger abweicht, sind farblich hevorgehoben.

In der Altersgruppe der 25‐ bis 35‐Jährigen liegt die Zahl der Frauen pro 100 Männer im Berliner Umland insgesamt über dem langjährigen Bundesmittel von etwa 97 Frauen pro 100 Männer (Tabelle 9). Dies ist unter anderem auf eine besondere Attraktivität der Lan‐ deshauptstadt für junge Frauen zurückzuführen. Ohne die Zahlen für Potsdam deutet sich ein leichter „Frauenmangel“ an, der aber nicht als problematisch einzustufen ist. Im wei‐ teren Metropolenraum kommen dagegen nur 85 Frauen auf 100 Männer. Diese Zahlen beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung, enthalten also auch die ausländischen Staats‐ angehörigen. Man kann die Schlussfolgerung ziehen, dass das zentrale Problem des met‐ ropolenfernen Raums im Bereich der natürlichen Bevölkerungsentwicklung das Fehlen potentieller Mütter ist, das sich in einer ungünstigen Geschlechterstruktur der jüngeren Bevölkerung und einem geringen Reproduktionspotential widerspiegelt. Die relativ ho‐ hen Geburtenraten sind ein Hoffnungsschimmer, können aber unter den gegebenen Rah‐ menbedingungen nicht zu einer nachhaltigen demographischen Trendwende beitragen. 2.2. Typologie der Fertilität und der fertilitätsrelevanten Bevölkerungsstrukturen 2015 Um ein besseres Verständnis der kleinräumigen Raummuster der Fertilität in Branden‐ burg zu erzielen, wurde mit den drei oben diskutierten Indikatoren eine hierarchische Clusteranalyse berechnet (Abbildung 6). Wie für Clusteranalysen empfohlen bestehen zwischen den verwendeten Indikatoren keine starken statistischen Beziehungen; eine partielle Korrelationsanalyse hat jedoch ergeben, dass alle drei Variablen mit der rohen Geburtenrate, also der Zahl der Geburten pro 1.000 Einwohner, korrelieren. Mit anderen

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Worten: allgemeine Geburtenrate, Reproduktionspotential und Geschlechterproportio‐ nen in der geburtenstärksten Altersgruppe leisten jeweils einen eigenständigen Beitrag, um das Geburtenniveau einer Gemeinde zu erklären. Basis der für die Typologie verwen‐ deten Indikatoren ist die Gesamtbevölkerung; im Gegensatz zu den anderen Analysen werden also die ausländischen Staatsbürger/innen mit berücksichtigt. Das Reprodukti‐ onspotential und die Geschlechterproportionen wurden für 2015 berechnet, die allge‐ meine Geburtenrate ist der Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2015. Zwölf Gemeinden – die Landeshauptstadt Potsdam und elf amtsangehörige Orte mit weniger als 1.000 Einwoh‐ nern (siehe Tabelle 7) – mussten aufgrund außergewöhnlich hoher oder niedriger allge‐ meiner Geburtenraten als Ausreißer aus der Analyse ausgeschlossen werden. Typ 1 umfasst 146 Städte und Gemeinden (36%) mit durchschnittlichem Reproduktions‐ potential, leicht unterdurchschnittlichen Geburtenraten und einem schwachen Männer‐ überschuss in der geburtenstärksten Altersgruppe. Zu den 140 Typ‐1‐Gemeinden im met‐ ropolenfernen Raum gehören die Oberzentren Cottbus und Frankfurt (Oder) und 20 Mit‐ telzentren, darunter Guben, Herzberg (Elster) und Rathenow. Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern sind im Vergleich zur Größenstruktur der Städte und Gemeinden des Landes Brandenburg in Typ 1 deutlich unterrepräsentiert; die Größenklasse der Kommu‐ nen mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern ist dagegen überproportional vertreten. Vor diesem Hintergrund repräsentiert Typ 1 zwar nicht direkt das „typische“ Raummuster der Ferti‐ lität in Brandenburg, kommt aber einem „Durchschnittscluster“ am nächsten. Zu Typ 2 gehören 50 Städte und Gemeinden (12%) im metropolenfernen Raum mit stark überdurchschnittlichen Geburtenraten, die in Regionen mit einem ausgeprägten „Frauen‐ mangel“ in der Altersgruppe der 25‐ bis 35‐Jährigen liegen und sich durch ein leicht un‐ terdurchschnittliches Reproduktionspotential auszeichnen. 47 Typ‐2‐Gemeinden haben weniger als 5.000 Einwohner und mit Bad Belzig gehört lediglich ein zentraler Ort zu die‐ sem Gemeindetyp. Typ‐2‐Gemeinden treten in allen Teilen des metropolenfernen Raums auf, mit einer gewissen Häufung im Fläming.

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Abbildung 6: Typologie der Fertilität und der fertilitätsrelevanten Bevölkerungsstrukturen 2015. Eigene Berechnungen; Da‐ tenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2017)

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Die überdurchschnittlichen Geburtenraten in Regionen mit ausgeprägtem „Frauenman‐ gel“ könnten eine Folge selektiver Wanderungen sein. Abwanderung kann als eine „Ab‐ stimmung mit den Füßen“ über die wahrgenommene Zukunftsfähigkeit einer Region in‐ terpretiert werden (Kühn und Weck 2013). Dabei spielen Bildungsunterschiede zwischen Frauen und Männern (Kröhnert und Klingholz 2007) ebenso eine Rolle wie ausbildungs‐ und berufsbedingte Entscheidungen (Kühntopf und Stedtfeld 2012), Raumwahrnehmun‐ gen und Geschlechterkonstruktionen (Wiest 2016) sowie Raum‐ und Arbeitsmarktstruk‐ turen und soziale Netzwerke (Leibert 2016). Klüsener (2013) zufolge befördert eine un‐ günstige Arbeitsmarktsituation eine Abwanderung karriereorientierter Frauen. Dadurch würde in der verbleibenden Bevölkerung der Anteil der familienorientierten Frauen mit geringerem Erstgeburtsalter steigen, die seltener kinderlos bleiben und möglicherweise auch größere Familien bevorzugen. Aktuelle Forschungen zeigen zudem, dass jüngere Frauen und Frauen mit niedrigem Bildungsniveau bei Arbeitslosigkeit und ungünstigen Arbeitsmarkperspektiven eher dazu neigen, die Realisierung ihres Kinderwunsches vor‐ zuziehen. Dies könnte auch darin begründet sein, dass eine Elternschaft für diese Bevöl‐ kerungsgruppe einen Lebenssinn stiftet und Unsicherheiten in der Lebensplanung redu‐ zieren hilft (Kreyenfeld und Andersson 2014). Die 96 Typ‐3‐Gemeinden (24%) zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Repro‐ duktionspotential, eine ausgeglichene Geschlechterstruktur in der für die Familiengrün‐ dung besonders wichtigen Altersgruppe der 25‐ bis 35‐Jährigen sowie eine überdurch‐ schnittliche Geburtenrate aus. Mit Blick auf die Geburtenentwicklung sind diese Kommu‐ nen am besten aufgestellt. Mehr als die Hälfte der Städte und Gemeinden im Berliner Um‐ land gehört zu Typ 3. Weiterhin umfasst dieser Typ zahlreiche Mittelzentren, etwa Jüter‐ bog, Kyritz, Nauen und Schwedt/Oder, sowie das Oberzentrum Brandenburg an der Ha‐ vel. Von den 23 Städten und Gemeinden, die zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner ha‐ ben, gehören 15 zu Typ 3. Dies unterstreicht, dass die Rahmenbedingungen für eine Fa‐ miliengründung in den zentralen Orten offensichtlich durchaus vorteilhaft sind. Ange‐ sichts des überdurchschnittlichen Bevölkerungsanteils der über 65‐Jährigen (siehe Ab‐ schnitt 1.5) und der zum Teil überdurchschnittlichen Sterblichkeitsindikatoren (siehe Ka‐ pitel 3) ist die recht günstige Geburtensituation eine erfreuliche Nachricht für die zentra‐ len Orte. Die Geburtenzahlen stellen eine entscheidende Stellschraube für eine demogra‐ phische Stabilisierung der Mittelzentren dar, die unabdingbar ist, damit die zentralen Orte ihre wichtige Anker‐ und Versorgungsfunktion für den metropolenfernen Raum auch in Zukunft wahrnehmen können. Die lokale und die Landespolitik sollten vor diesem Hin‐ tergrund die Attraktivität der Mittel‐ und Oberzentren als Wohnstandorte für Familien stärken und weiterentwickeln. Typ 4 umfasst 61 Städte und Gemeinden (15%), die angesichts einer deutlich überdurch‐ schnittlichen Zahl von Frauen pro 100 Männer in der Altersgruppe der 25‐ bis 35‐Jährigen und eines durchschnittlichen Reproduktionspotentials grundsätzlich eine geburtenför‐ dernde Bevölkerungsstruktur aufweisen. Trotzdem bleibt die Zahl der Kinder pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter deutlich hinter den Landesdurchschnitt zurück. Im metro‐ polenfernen Raum liegen 44 Typ‐4‐Gemeinden, von denen 40 weniger als 2.000 Einwoh‐ ner haben. 20 der im weiteren Metropolenraum gelegenen Typ‐4‐Gemeinden liegen in 40

den Landkreisen Märkisch‐Oderland und Oder‐Spree, darunter alle Gemeinden des Amts Scharmützelsee. Im Falle der 17 Städte und Gemeinden im Berliner Umland, die zu Typ 4 gehören, könnte das für diese Raumkategorie eher unerwartete Muster entweder auf De‐ fizite bei der Vereinbarkeit von Familien und Beruf hindeuten oder darauf zurückzufüh‐ ren sein, dass in Größenordnungen Paare mit Kind(ern) zuwandern, deren Familienpla‐ nung schon abgeschlossen ist. Typ 5, zu dem 53 Städte und Gemeinden (13%) im weiteren Metropolenraum gehören, ist der Gemeindetyp mit den ungünstigsten Ausprägungen der hier betrachteten Indika‐ toren: ein unterdurchschnittliches Reproduktionspotential, unterdurchschnittliche Ge‐ burtenraten sowie ein ausgeprägter „Frauenmangel“ in der Altersgruppe der 25‐ bis 35‐ Jährigen. Mit Eisenhüttenstadt gehört auch ein Mittelzentrum zu Typ 5. Durch die Erst‐ aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete wird die fertilitätsrelevante Bevölkerungsstruktur von Eisenhüttenstadt jedoch nachhaltig beeinflusst, sodass die Stadt mit großer Wahr‐ scheinlichkeit einem anderen Typ zugeordnet werden würde, wenn man alle betrachte‐ ten Indikatoren nur für die deutschen Staatsbürger berechnete. 60% der Typ‐5‐Gemein‐ den haben weniger als 1.000 Einwohner. Es sind räumliche Schwerpunkte festzustellen, etwa im Landkreis Märkisch‐Oderland nordwestlich von Seelow, im Elbe‐Elster‐Kreis so‐ wie im Amt Meyenburg. Es ist keine Gesetzmäßigkeit zu erkennen, die erklären würde, warum ein Teil der kleinen Gemeinden trotz ungünstiger Geschlechterstrukturen und niedriger Reproduktionspotentiale hohe Geburtenraten aufweist (Typ 2), andere, zum Teil direkt angrenzende Kommunen jedoch – trotz ähnlicher bevölkerungsstruktureller Rahmenbedingungen – zu den „geburtenärmsten“ Gemeinden des Landes gehören. Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass die bevölkerungsstrukturellen Rahmen‐ bedingungen für eine nachhaltigere natürliche Bevölkerungsentwicklung und eine Ver‐ ringerung der Sterbeüberschüsse im metropolenfernen Raum in vielen der Gemeinden unter 1.000 Einwohnern eher ungünstig sind. Potentiale bestehen insbesondere in den Klein‐ und Mittelstädten. Die Fertilität ist jedoch nur eine Determinante der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Angesichts der „überalterten“ und „unterjüngten“ Altersstruk‐ tur des metropolenfernen Raums des Landes Brandenburg und des in Abschnitt 1.5 dar‐ gestellten ungünstigen Altersaufbaus zahlreicher Klein‐ und Mittelstädte, ist es notwen‐ dig, auch die zweite Determinante der natürlichen Bevölkerungsentwicklung – die Mor‐ talität – und ihre kleinräumigen Muster genauer zu analysieren.

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3. Analyse der Raummuster und Entwicklung der Mortalität Mit 12,4 Todesfällen pro 1.000 Einwohner/innen liegt die Sterberate in Brandenburg im Bundesländervergleich vor Sachsen‐Anhalt (14,4‰), dem Saarland (13,5‰), Sachsen (13,4‰), Thüringen (13,3‰) und Mecklenburg‐Vorpommern (12,7‰) auf dem elften Platz, während in Berlin die Zahl der Sterbefälle pro 1.000 Einwohner/innen mit 9,8 am niedrigsten ist (Destatis 2017). Tabelle 10 zeigt, dass auf der regionalen Ebene wiederum deutliche Unterschiede zwischen dem Berliner Umland und dem metropolenfernen Raum festzustellen sind. Während die rohe Sterberate 2017 mit 10,5‰ im Berliner Umland un‐ ter dem Bundesdurchschnitt (2015: 11,3‰) und etwa auf dem gleichen Niveau liegt wie in Bayern (Destatis 2017), schneidet der metropolenferne Raum mit 14,1 Todesfällen pro 1.000 Einwohner/innen (2017) bedeutend schlechter ab. Dies wird besonders deutlich, wenn man in den Sektoralkreisen die zum Berliner Umland und zum weiteren Metropo‐ lenraum gehörenden Teilgebiete vergleicht. Der Landkreis Havelland, in dem der Unter‐ schied der rohen Sterberate zwischen Berliner Umland und metropolenfernem Raum 6,7‰ beträgt, ist dabei ein Extremfall. In den anderen an Berlin angrenzenden Landkrei‐ sen ist das innerkreisliche Gefälle der Sterberate weniger stark ausgeprägt. Bemerkens‐ wert ist dabei ein Ost‐West‐Gegensatz im Berliner Umland. Die Unterscheide zwischen den Berlin‐nahen und Berlin‐fernen Teilräumen sind im östlichen Berliner Umland weni‐ ger stark ausgeprägt als im Westen. Dies ist vorrangig – jedoch nicht ausschließlich – da‐ rauf zurückzuführen, dass die Sterberaten der Frauen in den Landkreisen Märkisch‐Oder‐ land und Oder‐Spree im zum Berliner Umland gehörenden Teil des Kreisgebiets gleich hoch bzw. höher sind als im zum weiteren Metropolenraum gehörenden Kreisteil. Auffäl‐ lig ist auch, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Sterberate im Berliner Um‐ land sehr gering sind, im weiteren Metropolenraum dagegen in Form von höheren Ster‐ beraten der Männer deutlich zu Tage treten. Besonders ausgeprägt sind die geschlechts‐ spezifischen Unterscheide in den Landkreisen Oberspreewald‐Lausitz und Uckermark so‐ wie in den zum metropolenfernen Raum zählenden Teilräumen der Landkreise Teltow‐ Fläming, Märkisch‐Oderland, Potsdam‐Mittelmark und Oder‐Spree. Tendenziell steigt die Sterberate seit Mitte der 2000er Jahre in ganz Deutschland, aller‐ dings fällt der Anstieg im früheren Bundesgebiet deutlich geringer aus als in Ostdeutsch‐ land: Zwischen 2004, dem Jahr mit der bundesweit niedrigsten Sterberate und 2015 ist die Zahl der Sterbefälle pro 1.000 Einwohner/innen in den alten Ländern um 1,3 Todes‐ fälle angestiegen, in den neuen Ländern dagegen um 2,5. In Ostdeutschland wurde 2015 mit einer Sterberate von 13,3‰ der höchste Wert seit 1986 registriert (Destatis 2016c). In Brandenburg ist der Anstieg mit einem Plus von 2,4 Sterbefällen pro 1000 Einwoh‐ ner/innen unwesentlich schwächer ausgefallen als in den anderen ostdeutschen Bundes‐ ländern. Da die rohe Sterberate – also die Zahl der Gestorbenen bezogen auf die mittlere Bevölkerung im Analysejahr – von der Altersstruktur der Bevölkerung beeinflusst wird, ist der Anstieg seit 2004 zumindest teilweise auf den steigenden Bevölkerungsanteil älte‐ rer Menschen zurückzuführen. Durch die starke und ausgeprägt alters‐ und geschlechts‐ selektive Ost‐West‐Wanderung in den 1990er und 2000er Jahren wurde die Alterung der

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ostdeutschen Bevölkerung beschleunigt und verstärkt, während der Zuzug junger, gesun‐ der Menschen die Bevölkerungsstruktur im früheren Bundesgebiet positiv beeinflusst hat. Eine ähnliche Wirkung hat die Suburbanisierung von Berlin bzw. die direkte Zuwan‐ derung von Familienwanderern aus dem übrigen Bundesgebiet oder dem Ausland ins Berliner Umland.

Tabelle 10: Sterbefälle pro 1.000 Einwohner 2017 nach Kreisen, Raumtyp und Geschlecht. Eigene Berechnungen; Daten‐ quelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2019)

Sterbefälle pro 1.000 Einwohner Landkreise und kreisfreie Region 2017 Städte männlich weiblich Summe Brandenburg an der Havel Weiterer Metropolenraum 14,6 14,0 14,3 Cottbus Weiterer Metropolenraum 13,7 13,2 13,5 Frankfurt (Oder) Weiterer Metropolenraum 13,4 13,5 13,5 Potsdam Berliner Umland 9,5 9,7 9,6 Berliner Umland 11,6 9,6 10,6 Barnim Weiterer Metropolenraum 13,4 14,9 14,1 Berliner Umland 11,2 11,1 11,2 Dahme-Spreewald Weiterer Metropolenraum 13,6 13,2 13,4 Elbe-Elster Weiterer Metropolenraum 15,1 16,0 15,6 Berliner Umland 8,1 8,6 8,4 Havelland Weiterer Metropolenraum 15,5 14,7 15,1 Berliner Umland 12,5 11,8 12,1 Märkisch-Oderland Weiterer Metropolenraum 13,0 11,8 12,4 Berliner Umland 11,2 10,4 10,8 Oberhavel Weiterer Metropolenraum 13,6 13,2 13,4 Oberspreewald-Lausitz Weiterer Metropolenraum 15,8 14,4 15,1 Berliner Umland 11,1 13,2 12,2 Oder-Spree Weiterer Metropolenraum 15,1 12,5 13,8 Ostprignitz-Ruppin Weiterer Metropolenraum 13,1 13,8 13,5 Berliner Umland 9,9 10,2 10,0 Potsdam-Mittelmark Weiterer Metropolenraum 13,6 11,7 12,7 Prignitz Weiterer Metropolenraum 15,5 15,0 15,2 Spree-Neiße Weiterer Metropolenraum 15,2 15,1 15,2 Berliner Umland 9,8 10,1 10,0 Teltow-Fläming Weiterer Metropolenraum 14,4 13,3 13,9 Uckermark Weiterer Metropolenraum 15,4 14,0 14,7 Berliner Umland 10,6 10,3 10,5 Brandenburg Weiterer Metropolenraum 14,5 13,8 14,1 insgesamt 13,0 12,5 12,7 Ein Teil der Ost‐West‐Unterschiede und der Unterschiede zwischen den Bundesländern ist jedoch auf die soziale und wirtschaftliche Lage und den Ausbaustand bzw. die Qualität der medizinischen Infrastruktur zurückzuführen. Neuere Studien belegen, dass in Deutschland ein enger Zusammenhang zwischen räumlichen Unterschieden der Sterbe‐ rate bzw. der Lebenserwartung und der sozioökonomischen Lage besteht, der sich insbe‐ sondere in den Mortalitätsindikatoren für die männliche Bevölkerung widerspiegelt (Behrendt 2012; Kibele et al. 2014; Scholz 2010). Weiterer Forschungsbedarf ist beim Einfluss von selektiven Wanderungen auf die Sterblichkeit gegeben. Untersuchungen aus dem Vereinigten Königreich deuten darauf hin, dass Wandernde gesünder sind als die Bleibenden und dass durch selektive Wanderungen der Einfluss der sozioökonomischen

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Benachteiligung verstärkt wird, da diejenigen, die aus benachteiligten Regionen wegzie‐ hen einen besseren Gesundheitszustand aufweisen als diejenigen, die dorthin zuwandern (Boyle 2004). Bei der Analyse von kleinräumigen Mustern der Sterblichkeit ist zu berück‐ sichtigen, dass die Raumeinheit, in der eine Person stirbt, nicht unbedingt der Ort ist, an dem die todesursächlichen Beeinträchtigungen des Gesundheitszustands stattgefunden haben. Es gibt zudem internationale Studien, die nachweisen, dass sich Schrumpfungsre‐ gionen – zumindest bei Männern – durch eine höhere Mortalität auszeichnen als Wachs‐ tumsregionen (Boyle 2004). Die in Tabelle 10 dokumentierten Zahlen stützen diese These: Die höchsten Sterberaten der Männer kennzeichnen in Brandenburg struktur‐ schwache, zum Teil stark schrumpfende Kreise mit überdurchschnittlichen Arbeitslosen‐ und Unterbeschäftigungsquoten sowie hohen SGB II‐ und Kinderarmutsquoten (Tabelle 11): die Landkreise Elbe‐Elster, Oberspreewald‐Lausitz, Prignitz, Spree‐Neiße und Ucker‐ mark. Interessanterweise bildet die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) trotz sehr ungüns‐ tiger Arbeitsmarkt‐ und Sozialdaten die berühmte Ausnahme von der Regel.

Tabelle 11: Ausgewählte sozioökonomische Indikatoren 2015. Quelle: INKAR (2019)

Bevölkerungs‐ Arbeitslosen‐ Unterbeschäf‐ SGB II‐Quote Kinderarmut Landkreise und entwicklung quote (%) tigung* (%) (%) (%) kreisfreie Städte (%) 2015 2015 2015 2015 2011‐2015 Brandenburg an der Havel 12,0 15,3 17,8 28,7 0,3 Cottbus 10,0 13,3 15,8 26,5 ‐0,3 Frankfurt (Oder) 11,2 14,9 17,5 31,3 ‐1,6 Potsdam 7,0 8,6 10,2 15,7 6,4 Barnim 7,8 9,8 10,1 16,1 2,8 Dahme‐Spreewald 6,0 7,6 8,3 14,1 2,8 Elbe‐Elster 10,5 13,0 12,5 20,0 ‐4,0 Havelland 7,7 10,3 9,3 14,6 3,5 Märkisch Oderland 8,6 10,8 11,0 17,4 1,9 Oberhavel 7,7 9,7 9,3 14,2 3,1 Oberspreewald‐Lausitz 11,7 14,8 15,2 24,1 ‐3,8 Oder‐Spree 8,6 11,1 11,4 18,5 2,6 Ostprignitz‐Ruppin 9,3 14,6 13,6 21,7 ‐0,6 Potsdam‐Mittelmark6,07,25,78,13,7 Prignitz 11,5 15,1 14,7 25,7 ‐2,5 Spree‐Neiße 9,2 12,6 12,0 19,2 ‐3,2 Teltow‐Fläming 6,7 8,4 8,8 15,1 2,5 Uckermark 14,7 19,5 18,7 28,5 ‐2,2 Brandenburg 8,7 11,2 11,3 17,7 1,3 Bundesdurchschnitt 6,4 8,4 9,0 15,3 2,3 * Unterbeschäftigte sind Personen, die als arbeitssuchend gemeldet sind und durch Instrumente der Arbeitsmarktpolitik eine Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt haben. Die sozioökonomische Lage dürfte in Kombination mit den aus der DDR übernommenen Lebens‐ und Ernährungsgewohnheiten (Sundmacher et al. 2011) einen großen Teil der Gesundheits‐ und Mortalitätsunterschiede zwischen den Bundesländern, Kreisen und Ge‐ meinden erklären (Voigtländer et al. 2010). Ein weiterer wichtiger Faktor ist die medizi‐ nische Infrastruktur. Die zunehmende Angleichung der Lebenserwartung in Ost‐ und

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Westdeutschland wird in der Literatur unter anderem durch tiefgreifende Verbesserun‐ gen in der medizinischen Infrastruktur erklärt. Das ostdeutsche Gesundheitssystem wurde nach 1990 in kürzester Zeit grundlegend modernisiert und entspricht seither dem Stand des medizinischen Fortschritts. Auch der Zugang zu modernen Medikamenten konnte deutlich verbessert werden (Diehl 2008, Scholz 2010). Die Qualität der medizini‐ schen Versorgung wird allerdings insbesondere im ländlichen Raum durch den absehba‐ ren Ärztemangel gefährdet. Leider fehlen in der Bundesrepublik Regionaldaten zur Inan‐ spruchnahme der vorhandenen medizinischen Infrastruktur, mit denen der Einfluss von medizinischer Vorsorge und Versorgung auf räumliche Sterblichkeitsunterschiede unter‐ sucht werden könnte. Behrendt (2012) schlägt in diesem Zusammenhang vor, die Leis‐ tungsfähigkeit der medizinischen Versorgung über den Anteil der „vermeidbaren Sterbe‐ fälle“ zu messen. Als „vermeidbare Sterbefälle“ werden Tode unter 65‐jähriger Frauen und Männer eingestuft, die bei angemessener medizinischer Vorsorge und Versorgung hätten verhindert werden können. Dazu gehören beispielsweise Sterbefälle durch Blut‐ hochdruck (arterielle Hypertonie), Gallenkrankheiten, Tuberkulose oder Sterbefälle wäh‐ rend der Schwangerschaft, bei der Geburt oder im Wochenbett. Die Zahl der „vermeidba‐ ren Sterbefälle“ kann als ein Indikator für die Qualität der medizinischen Versorgung und Vorsorge in einer Region angesehen werden (Behrendt 2012; Gaber 2011, Sundmacher et al. 2011). Der Beitrag der „vermeidbaren Sterbefälle“ zur Mortalität ist nach der in Deutschland verwendeten Definition, welche die „Vermeidbarkeit“ enger auslegt als die üblicherweise für internationale Vergleiche verwendeten Festlegungen, relativ gering. Bundesweit können 6% der Sterbefälle bei unter 65‐jährigen Männern und 9% der Tode gleichaltriger Frauen als „vermeidbar“ eingestuft werden. Die vermeidbare Sterblichkeit liegt in Brandenburg bei den Frauen leicht und bei den Männern deutlich unter dem Durchschnittswert der neuen Länder, jedoch in beiden Fällen über dem Bundesmittel (Ga‐ ber 2011). Nichtsdestotrotz ist davon auszugehen, dass regionale Unterschiede in der me‐ dizinischen Vorsorge und Versorgung einen wichtigen eigenständigen Erklärungsfaktor darstellen (Behrendt 2012). Interventionen zur Verbesserung der medizinischen Infra‐ struktur dürften daher zu einer Verbesserung der regionalen Gesundheitssituation bei‐ tragen und damit auch die Sterblichkeitsindikatoren positiv beeinflussen. 3.1. Typologie der alters‐ und geschlechtsspezifischen Raummuster der Sterblichkeit Zur Analyse der Raummuster der Sterblichkeit wurde eine Typologie der alters‐ und ge‐ schlechtsspezifischen Sterberaten berechnet. Als Variablen wurden in der Clusteranalyse die Zahl der Sterbefälle pro 1.000 Einwohner/innen in den Altersgruppen der unter 65‐ Jährigen, der 65‐ bis unter 80‐Jährigen und der über 80‐Jährigen sowie die rohe Sterbe‐ rate der Gesamtbevölkerung verwendet. Um die geschlechtsspezifischen Unterschiede angemessen berücksichtigen zu können, wurden für Frauen und Männer getrennte Clus‐ teranalysen durchgeführt. Aus methodischen Gründen wurden Ausreißer, also Gemein‐ den mit deutlich über‐ bzw. unterdurchschnittlichen Sterberaten in mindestens einer Al‐ tersgruppe ausgeschlossen. Dies betrifft bei der Analyse der Raummuster der Mortalität der Frauen 22 Gemeinden und 15 Gemeinden bei der Typisierung der Sterblichkeitsmus‐ ter der Männer. Um zu vermeiden, dass in kleinen Gemeinden mit insgesamt niedrigen absoluten Todeszahlen Verzerrungen durch eine im Analysejahr außergewöhnlich hohe 45

oder niedrige Zahl von Sterbefällen zu vermeiden, wurde jeweils der Mittelwert der Jahre 2013 bis 2015 verwendet. Beide Typisierungen resultierten in jeweils sechs Gemeindety‐ pen der Sterblichkeit (siehe Abbildung 7 für die weibliche und Abbildung 8 für die männ‐ liche Bevölkerung). Im Text werden die Gemeindetypen der Sterblichkeit der Frauen als Typen F1 bis F6, die der Männer als Typen M1 bis M6 bezeichnet. Zwei Gemeindetypen der Sterblichkeit treten sowohl für die weibliche als auch für die männliche Bevölkerung auf: Die Typen F4 und M4 zeichnen sich durch (stark) überdurch‐ schnittliche altersspezifische Sterberaten in allen Altersgruppen sowie eine stark über‐ durchschnittliche Zahl der Todesfälle pro 1.000 Einwohner aus. Zu diesem ungünstigsten Sterblichkeitstyp gehören bei den Frauen 45 Städte und Gemeinden (11%), bei den Män‐ nern sogar 85 Kommunen (21%), darunter mit Rüdersdorf und Velten auch zwei Gemein‐ den im Berliner Umland. Eine gewisse Häufung von Typ‐M4‐Gemeinden ist in der Ucker‐ mark, entlang von Oder und Neiße sowie im südlichen Brandenburg festzustellen. 30 Städte und Gemeinden aller Größenklassen in allen Landesteilen außer dem Berliner Um‐ land, darunter zahlreiche Mittelzentren (z.B. Jüterbog, Prenzlau und Senftenberg), wer‐ den bei beiden Geschlechtern Typ 4 zugeordnet. Die Typen F6 und M6 umfassen dagegen Städte und Gemeinden mit besonders niedrigen Sterberaten. Zu Typ F6 gehören 31 Kommunen (8%). Dabei handelt es sich, von Briese‐ lang und Mühlenbecker Land im Berliner Umland abgesehen, vorwiegend um kleine Ge‐ meinden im metropolenfernen Raum. Die 25 (6%) Gemeinden des Typs M6 sind ebenfalls – von der Berliner Umlandgemeinde Schönwalde‐Glien abgesehen – kleine amtsangehö‐ rige Gemeinden. Tendenziell sind die Typ‐6‐Gemeinden über den gesamten weiteren Met‐ ropolenraum verstreut, lediglich im Südraum von Cottbus ist eine Häufung der Orte mit besonders günstigen Sterblichkeitsindikatoren festzustellen. Eine gewisse Ähnlichkeit weisen die Typen F2 und M2 auf, denen eine unterdurchschnitt‐ liche altersspezifische Sterberate der unter 65‐Jährigen bei insgesamt günstigen Mortali‐ tätsindikatoren gemeinsam ist. Während die rohe Sterberate und die altersspezifischen Sterblichkeitsziffern der über 65‐Jährigen bei Typ F2 nur leicht unter dem ungewichteten brandenburgischen Mittelwert liegen, zeichnet sich Typ M2 durch stark unterdurch‐ schnittliche Werte aus. Zu Typ F2 gehören insgesamt 145 Städte und Gemeinden (37%), darunter 40 der 50 Städte und Gemeinden des Berliner Umlands. Typ M2 umfasst 80 Städte und Gemeinden (davon 30 im Berliner Umland), was einem Anteil von 20% ent‐ spricht. Wie bei den Typen F6 und M6, die sich ebenfalls durch unterdurchschnittliche Sterberaten auszeichnen, gehören zu den Typen F2 und M2 im metropolenfernen Raum nur Dörfer und Kleinstädte, jedoch – von Beelitz abgesehen – keine zentralen Orte.

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Abbildung 7: Typologie der altersspezifischen Sterberaten der Frauen 2013‐2015. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2017).

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Abbildung 8: Typologie der altersspezifischen Sterberaten der Männer 2013‐2015. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Sta‐ tistik Berlin‐Brandenburg (2017).

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Auch die Typen F3 und M3 weisen einige Gemeinsamkeiten auf: die altersspezifische Sterberate der 65‐ bis 80‐Jährigen ist stark überdurchschnittlich, während gleichzeitig die Zahl der Todesfälle pro 1.000 Einwohner/innen über 80 besonders gering ist. Ge‐ schlechtsspezifische Besonderheiten, die sich letztendlich auch auf die rohe Sterberate auswirken, zeigen sich bei den unter 65‐Jährigen. Typ F3 zeichnet sich durch über‐, Typ M3 durch unterdurchschnittliche Raten aus. Zu Typ F3 gehören 37 Kommunen im metro‐ polenfernen Raum, bei denen es sich neben der Kreisstadt Seelow überwiegend um kleine, amtsangehörige Gemeinden handelt. Mit 65 Dörfern und Kleinstädten (16%) in allen Landesteilen ist Typ M3 stärker vertreten. Im Berliner Umland gehört mit Lee‐ gebruch jedoch nur eine Gemeinde zu Typ M3. Typ F5 besteht aus 63 Städten und Gemeinden (16%), die – von Wustermark abgesehen – alle im metropolenfernen Raum liegen; dabei handelt es sich ausschließlich um Dörfer und Kleinstädte ohne zentralörtliche Funktionen in allen Teilen Brandenburgs, die sich durch unterdurchschnittliche altersspezifische Sterberaten der über 65‐jährigen Frauen, aber eine überdurchschnittliche Sterbewahrscheinlichkeit der Jüngeren auszeichnen. Auch bei den Männern ergibt die Clusteranalyse einen Typ mit stark überdurchschnittli‐ chen Sterberaten der unter 65‐Jährigen, jedoch bei einer insgesamt überdurchschnittli‐ chen Sterberate. Bei den 32 Gemeinden (8%) des Typs M5 handelt es sich um im metro‐ polenfernen Raum gelegene kleine, amtsangehörige Gemeinden. Da auf der Gemeinde‐ ebene keine nach Todesursachen aufgeschlüsselten Statistiken vorliegen, kann über die Hintergründe der überdurchschnittlichen altersspezifischen Sterberaten der unter 65‐ Jährigen nur spekuliert werden. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es sich in vielen Fällen um vermeidbare Sterbefälle handelt, etwa durch Verkehrsunfälle, Suizide oder eine ungesunde Lebensweise ausgelöste Tode. Da die entsprechenden Gemeinden ohne klare Häufung über ganz Brandenburg verteilt sind, und bei den über 65‐Jährigen keine über‐ durchschnittlichen Sterberaten festzustellen sind, scheiden Umweltfaktoren oder (Er‐ reichbarkeits‐)Defizite des als Gesundheitssystems als Erklärungsansätze eher aus. Bei den Männern ist wohl auch der in Ostdeutschland bei den 40‐ bis unter 60‐Jährigen weit verbreitete „riskante Alkoholkonsum“ (Prütz et al. 2014), der auch in Brandenburg ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem darstellt (Hubrich 2015), eine wichtige Ursache für überdurchschnittliche Sterberaten der unter 65‐Jährigen Die Typen F1 und M1 unterscheiden sich am deutlichsten. Typ F1 zeichnet sich durch (leicht) überdurchschnittliche altersspezifische Sterberaten in allen Altersgruppen außer den 65‐ bis unter 80‐Jährigen und eine überdurchschnittliche Gesamtmortalität aus. Zu Typ F1 gehören 75 Städte und Gemeinden (19%), von den 68 im metropolenfernen Raum liegen. Zentrale Orte sind dabei überdurchschnittlich vertreten: die drei Oberzentren Brandenburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) gehören ebenso zu Typ F1 wie über 20 Mittelzentren und ein Großteil der Städte und Gemeinden mit mehr als 5.000 Ein‐ wohner/innen, die nicht als zentrale Orte ausgewiesen sind. Die überdurchschnittlichen Sterberaten der über 80‐Jährigen deuten darauf hin, dass in den Typ‐F1‐Gemeinden Al‐ ten‐ und Pflegeeinrichtungen lokalisiert sind, wodurch sich Selektionseffekte ergeben. Das bedeutet, dass hochbetagte Frauen mit schlechtem Gesundheitszustand überpropor‐ tional häufig in zentralen Orten und größeren Kleinstädten leben. Auch unter den 116 49

(29%) Städten und Gemeinden des Typs M1, von denen 100 im metropolenfernen Raum liegen, sind die zentralen Orte überrepräsentiert. Zwar ähneln sich die Raummuster der Typen F1 und M1, die inhaltlichen Charakteristika der beiden Cluster unterscheiden sich jedoch von allen bisher diskutierten Typen am deutlichsten. Bei den Männern entspre‐ chen zentrale Orte und größere Gemeinden mit Blick auf die altersspezifischen Sterbera‐ ten und die Zahl der Todesfälle pro 1.000 Einwohner am ehesten dem brandenburgischen Durchschnitt. Auch bei der Analyse der Raummuster der Sterblichkeit deutet sich an, dass Gemeinden des Berliner Umlands sich – mit Ausnahmen – sowohl bei Frauen und Männern durch un‐ terdurchschnittliche altersspezifische Sterberaten auszeichnen, während sich Städte und Gemeinden mit zum Teil stark überdurchschnittlichen Mortalitätsraten im metropolen‐ fernen Raum konzentrieren. Dabei deutet sich an, dass die Mittelzentren tendenziell un‐ günstigere Sterblichkeitsmuster aufweisen als kleinere Gemeinden. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich Senioreneinrichtungen eher in zentralen Orten17 befinden, sodass in den kleineren Gemeinden eher Seniorinnen und Senioren leben dürften, die sich noch selbst versorgen können und sich einer besseren Gesundheit erfreuen. 3.2 Entwicklung der Lebenserwartung Der entscheidende Nachteil der Rohen Sterberate, bei der die Zahl der Sterbefälle auf die mittlere Jahresbevölkerung bezogen wird, ist die Anhängigkeit dieses Maßes vom Alters‐ aufbau der analysierten Bevölkerung. Um Sterblichkeitsdaten im Zeitverlauf und für ver‐ schiedene Raumeinheiten vergleichen zu können, ist eine Altersstandardisierung not‐ wendig. Die mit Hilfe von Periodensterbetafeln18 ermittelte Lebenserwartung wird nicht durch die Bevölkerungsstruktur beeinflusst und ist daher besser geeignet, um die Sterb‐ lichkeitsmuster in verschiedenen Regionen zu vergleichen (Mueller 2000). Die Lebenser‐ wartung kann definiert werden als die mittlere zu erwartende Zahl von Lebensjahren, die einem Menschen ab einem bestimmten Zeitpunkt (in der Regel wird die Lebenserwartung ab Geburt berechnet) bis zum Tod verbleibt. Es ist zu beachten, dass die Lebenserwartung wie die Zusammengefasste Geburtenrate für eine fiktive Kohorte berechnet wird, also ein Schätzwert ist, der auf den Annahme basiert, dass die aktuellen altersspezifischen Sterbe‐ risiken im Zeitverlauf konstant bleiben. Generell gilt, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer und dass die regionalen Unterscheide bei der weiblichen Lebenserwartung geringer sind als bei der männlichen. Die „Mortalitätshotspots“ liegen dennoch bei beiden Geschlechtern in den gleichen Regionen; dabei handelt es sich in der Regel um strukturschwache ländliche Räume und Altindustriegebiete (Kibele et al. 2014). In Hinblick auf die großräumigen Muster der Lebenserwartung bei Geburt besteht bei beiden Geschlechtern in Deutschland tendenziell ein doppeltes Süd‐Nord‐ und Ost‐West‐Gefälle (Tabelle 12, Prütz et al. 2014).

17 Die beim Raummuster des Altenquotienten erwähnten Gemeinden Döbern und Gräben belegen, dass es auch in kleineren Orten Alten‐ und Pflegeeinrichtungen gibt, durch welche die Bevölkerungsstruktur und die demo‐ graphische Entwicklung der jeweiligen Kommunen nachhaltig beeinflusst werden. 18 Zur Berechnung und Interpretation von Sterbetafeln siehe Destatis (2016a). 50

Tabelle 12: Lebenserwartung bei Geburt in Jahren nach Bundesländern auf Basis der Sterbetafel 2015/17. Quelle: Desta‐ tis (2016a: 20; 2018: 19).

Abweichung vom Lebenserwartung bei Veränderung der Bundesmittel in Lebenserwartung bei Geburt in Geburt 2015/17 Prozentpunkten % 1993/5‐2013/15 Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Baden‐Württemberg 84,0 79,5 0,8 1,2 3,0 5,0 Bayern 83,6 79,1 0,4 0,8 3,5 5,1 Berlin 83,2 78,1 ‐0,0 ‐0,3 4,5 5,9 Brandenburg 83,1 77,6 ‐0,0 ‐0,8 4,9 7,4 Bremen 82,6 77,2 ‐0,6 ‐1,2 3,1 4,5 Hamburg 83,2 78,5 0,0 0,1 3,4 5,0 Hessen 83,4 79,0 0,2 0,6 3,3 4,8 Mecklenburg‐Vorpommern 83,1 76,7 ‐0,1 ‐1,6 5,3 7,7 Niedersachsen 82,8 78,0 ‐0,4 ‐0,3 3,0 4,6 Nordrhein‐Westfalen 82,7 78,1 ‐0,5 ‐0,3 3,1 4,7 Rheinland‐Pfalz 83,0 78,6 ‐0,2 0,2 3,1 4,8 Saarland 82,2 77,5 ‐1,0 ‐0,8 3,4 4,8 Sachsen 83,8 77,8 0,6 ‐0,5 4,9 6,1 Sachsen‐Anhalt 82,5 76,2 ‐0,7 ‐2,1 4,7 5,9 Schleswig‐Holstein 82,9 78,1 ‐0,3 ‐0,2 3,1 4,3 Thüringen 83,0 77,2 ‐0,2 ‐1,1 5,0 5,9 Deutschland 83,2 78,4 0,0 0,0 3,6 5,2 Bei den Frauen haben sich die Werte der Lebenserwartung der einzelnen Bundesländer im Zeitverlauf allerdings soweit angeglichen, dass auf dieser Betrachtungsebene nur noch geringe räumliche Unterschiede bestehen. Bei den Männern zeichnet sich dagegen trotz einer deutlichen Verringerung der Unterschiede der Lebenserwartung in den letzten 20 Jahren ein Raummuster ab, wonach die Lebenserwartung in altindustriell geprägten und/oder wirtschaftsschwachen Bundesländern besonders niedrig ist. Vor diesem Hin‐ tergrund hat dieser Indikator über seine demographische Kernaussage einen Mehrwert als Anzeiger sozialer und infrastruktureller Problemlagen auf mehreren Ebenen: „Die Le‐ benserwartung ist ein Indikator für den Gesundheitszustand in einer Gesellschaft. [H]ier spiegeln sich in einer einzigen Kennziffer verschiedene Einflussfaktoren auf die Gesundheit, wozu genetische Dispositionen, individuelle und kollektive Verhaltensweisen, regionale Er‐ nährungsgewohnheiten, soziale Lage und die Leistungsfähigkeit des medizinischen Versor‐ gungssystems gehören. […] Gesundheit existiert nicht unabhängig von sozialen und ökono‐ mischen Rahmenbedingungen“ (Baumgardt 2012: 23), Betrachtet man Ost‐ und Westdeutschland jeweils als Ganzes, lässt sich feststellen, dass sich die Lebenserwartung der Frauen zwischen 1989 und 2009 in beiden Landesteilen angeglichen hat. Für Frauen zwischen 50 und 64 liegt die Lebenserwartung im Osten mitt‐ lerweile sogar über den westdeutschen Werten. Myrskylä und Scholz (2013) führen diese Entwicklung auf die signifikanten Unterschiede im Rauchverhalten zwischen ost‐ und westdeutschen Frauen dieser Altersgruppe zurück. Daraus ergibt sich, dass die Konver‐ genz der Lebenserwartung nicht nur auf die Folgen der Wiedervereinigung, namentlich die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Modernisierung der medizinischen Inf‐

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rastruktur, zurückzuführen ist, sondern auf der individuellen Ebene auch durch Entwick‐ lungen beeinflusst wird, die lange vor 1990 eingesetzt haben (Myrskylä und Scholz 2013). Auf der regionalen Ebene sind in Ostdeutschland bei der Lebenserwartung ein Stadt‐ Land‐ und ein Nord‐Süd‐Gefälle festzustellen. Die Großstädte und Regionen im Süden von Sachsen und Thüringen hatten schon zu DDR‐Zeiten eine überdurchschnittliche Lebens‐ erwartung, während die Werte in den Nordbezirken und dünn besiedelten ländlichen Räumen besonders niedrig waren (Gans 2008, Mai 2004). Diese Gefälle sind noch immer klar erkennbar. Nach wie vor weisen dünn besiedelte ländliche Kreise bei beiden Ge‐ schlechtern im Osten die kürzesten Lebenserwartungen bei Geburt auf, während die Großstädte schon zu den westdeutschen Werten aufgeschlossen haben (Behrendt 2012). Die höchsten Zuwächse bei der Lebenserwartung waren einerseits in ländlichen Regionen mit niedrigem Ausgangsniveau in Nordostdeutschland zu verzeichnen, andererseits in Sachsen, Thüringen und im Umland von Berlin (Gans 2008, Kibele et al. 2014, siehe auch Tabelle 13). Der Anstieg der Lebenserwartung in den 1990er Jahren war auf einen deut‐ lichen Rückgang der Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen, Herz‐Kreislauf‐Krank‐ heiten und Verkehrsunfälle bei beiden Geschlechtern sowie der Krebssterblichkeit bei Männern und der alkoholbedingten Sterblichkeit bei Frauen zurückzuführen (Myrskylä und Scholz 2013, Kibele et al. 2014).

Tabelle 13: Lebenserwartung bei Geburt 2013/15 und Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburt 1993/93‐2013/15 nach Kreisen, sortiert nach Lebenserwartung der Männer. Quelle: INKAR (2019)

Lebenserwartung bei Veränderung der Landkreise und Lebenserwartung bei Geburt in Geburt 2013/15 kreisfreie Städte % 1993/5‐2013/15 Frauen Männer Frauen Männer Oberspreewald‐Lausitz 82,1 75,3 4,5 6,2 Prignitz 81,0 75,6 3,7 7,7 Elbe‐Elster 82,2 75,7 3,8 5,0 Brandenburg an der Havel 82,3 75,7 4,3 5,5 Uckermark 82,5 75,9 5,2 7,6 Frankfurt (Oder) 80,9 76,1 2,9 6,3 Spree‐Neiße 82,0 76,3 3,2 6,2 Ostprignitz‐Ruppin 81,8 76,4 4,0 7,2 Cottbus 82,0 76,9 3,6 6,2 Oder‐Spree 82,9 77,5 4,8 7,0 Teltow‐Fläming 82,7 77,6 4,7 7,5 Barnim 82,5 77,7 5,2 7,9 Brandenburg 83,2 77,7 5,0 7,6 Havelland 82,1 77,8 4,2 8,2 Oberhavel 82,5 77,8 4,8 7,6 Märkisch Oderland 83,2 77,8 5,1 8,1 Dahme‐Spreewald 83,5 78,4 5,2 7,8 Deutschland 83,3 78,5 3,6 5,4 Potsdam 83,8 79,0 4,5 6,3 Potsdam‐Mittelmark 83,7 79,1 5,2 7,6

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Tabelle 13 zeigt, dass innerhalb Brandenburgs bei beiden Geschlechtern beachtliche re‐ gionale Unterschiede in der Lebenserwartung bei Geburt bestehen. Statistisch gesehen können Potsdamerinnen auf ein fast drei Jahre längeres Leben hoffen als Frauen in Frank‐ furt (Oder). Für Männer ist der Unterschied zwischen dem Kreis mit der höchsten (Pots‐ dam‐Mittelmark) und der niedrigsten Lebenserwartung (Oberspreewald‐Lausitz) mit 3,8 Jahren sogar noch größer. Am Beispiel der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) wird der Vorteil der Lebenserwartung als vom Altersaufbau einer Bevölkerung unabhängige Maß‐ zahl der Sterblichkeitsverhältnisse deutlich. Wie in Abschnitt 3.1 ausgeführt, liegt die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Einwohner/innen trotz ungünstiger sozio‐ökonomischer Rah‐ menbedingungen (Tabelle 11) unter dem Durchschnitt des metropolenfernen Raums (Ta‐ belle 10). Die vergleichsweise niedrige Lebenserwartung verdeutlicht allerdings, dass die Sterblichkeitsverhältnisse in Frankfurt (Oder) erheblich ungünstiger sind als durch die rohe Sterberate suggeriert. Ansonsten finden sich in der Gruppe der Landkreise und kreisfreien Städte mit den niedrigsten Werte der Lebenserwartung der Männer die Kreise mit einer besonders hohen Sterberate wieder, was der Interpretation eines engen Zusam‐ menhangs zwischen sozioökonomischer Benachteiligung und ungünstigen Ausprägungen der Sterblichkeitsindikatoren der Männer auf der Aggregatebene entspricht: Räumliche Disparitäten in der Lebenserwartung sind auf unterschiedliche Rahmenbedingungen auf der Makroebene, die sogenannten Kontexteffekte, und regionsspezifische Muster und Be‐ sonderheiten auf der individuellen Ebene zurückzuführen. Zu den Kontexteffekten gehö‐ ren räumliche Unterschiede in den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und ökologi‐ schen Rahmenbedingungen. Zu den Determinanten auf der individuellen Ebene zählen strukturelle (z.B. Bildungsstand) ebenso wie Verhaltensfaktoren (z.B. Rauch‐ und Trink‐ gewohnheiten, Ernährung) und die Struktur sozialer Netze, in denen sich gesundheitsre‐ levante Informationen und Verhaltensweisen verbreiten. Die soziökonomischen Rahmen‐ bedingungen spielen auch auf der individuellen Ebene eine wichtige Rolle. Grundsätzlich ist die Sterblichkeit von Personen aus benachteiligten, einkommensschwachen und bil‐ dungsfernen Bevölkerungsgruppen besonders hoch (Kibele et al. 2014, Lampert und Kroll 2014). Die ausgeprägten Ost‐West‐Unterschiede bei der Lebenserwartung der Männer sind Scholz (2010) zufolge ausschließlich auf Kontexteffekte, namentlich Alter und Be‐ schäftigungsstatus, zurückzuführen: Die ostdeutschen Bundesländer weisen eine ungüns‐ tigere Altersstruktur auf und zeichnen sich durch eine ungünstigere Lage auf dem Arbeits‐ markt aus. Arbeitslosigkeit beeinflusst jedoch nur die Lebenserwartung der Männer ne‐ gativ, bei Frauen wirkt sich der Beschäftigungsstatus nicht nachweisbar auf die Lebens‐ erwartung aus (Scholz 2010). Bei der Entwicklung der Lebenserwartung der Männer ist in den neuen Ländern zudem eine schichtspezifische Differenzierung festzustellen. Die Angleichung der Lebenserwartung war im Wesentlichen von einer besonders dynami‐ schen Steigerung bei einkommensstarken Rentnern getragen, während Männer mit sehr niedrigen Renten kaum von einer steigenden Lebenserwartung profitieren konnten (Ki‐ bele et al. 2013). Regionalanalysen der Lebenserwartung zeigen allerdings auch, dass die Siedlungsstruktur in Ostdeutschland (nicht jedoch im früheren Bundesgebiet) einen ei‐ genständigen Beitrag zur Erklärung der Ost‐West‐Unterschiede leistet (Behrendt 2012).

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In anderen Worten: In Ostdeutschland liegt eine strukturelle Benachteiligung der Bewoh‐ ner ländlicher Räume vor, die zu einer kürzeren Lebenserwartung und einer höheren Sterblichkeit führt und die nicht durch sozioökonomische Faktoren erklärt werden kann.

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4. Raummuster der Wanderungen im metropolenfernen Raum Wanderungen sind der dynamischste Teilprozess der Bevölkerungsentwicklung. Insbe‐ sondere Wanderungen über größere Distanzen sind häufig auf berufliche Gründe oder die Aufnahme bzw. Beendigung einer Ausbildung zurückzuführen. Aus diesem Grund können die Wanderungsraten im Zeitverlauf stark schwanken. In den vergangenen Jahren waren ausbildungs‐ und berufsbedingte Wanderungen häufig gleichzeitig Ost‐West‐Wanderun‐ gen. Die aktuelle Entwicklung der ostdeutschen Wanderungsbilanz (Tabelle 14) zeigt eine Abschwächung der Wanderungsverluste mit dem früheren Bundesgebiet. Der Wande‐ rungsverlust Ostdeutschlands gegenüber den alten Bundesländern (jeweils ohne Berlin) hat sich seit dem Höchststand 2001 von fast 100.000 Personen auf unter 5.000 Frauen und Männer 2015 verringert. 2017 sind erstmals seit der Wiedervereinigung mehr Per‐ sonen von West‐ nach Ostdeutschland gezogen als in die Gegenrichtung. Diese Entwick‐ lung ist insbesondere auf ein Nachlassen der Abwanderung nach Westdeutschland zu‐ rückzuführen. Die Zahl der West‐Ost‐Wanderer war dagegen zwischen 2000 und 2017 mit Ausnahme der Jahre 2003 und 2006/7 mit einem Zuwanderungsvolumen zwischen 85.000 und 95.000 Personen pro Jahr relativ stabil. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich auch in Brandenburg feststellen. Auch hier ist der verringerte Wanderungsverlust in erster Linie auf ein Nachlassen der Abwanderung nach Westdeutschland zurückzuführen. Die Zahl der Fortzüge ist seit dem Höchststand 2001 um fast 60% gesunken, während die Zuzugszahlen im gesamten Zeitraum zwischen knapp 13.500 und 16.200 Zuwanderer pro Jahr schwanken und damit als relativ stabil eingestuft werden können. Dass Brandenburg 2014, 2015 und 2017 einen (wenn auch geringen) Wanderungsgewinn gegenüber den alten Ländern vermelden konnte, liegt mithin weniger daran, dass die Zahl der Zu‐ oder Rückwanderer gestiegen ist, sondern daran, dass die Zahl der Abwanderer deutlich zu‐ rückgegangen ist (Tabelle 14).

Mit der Abschwächung der Ost‐West‐Wanderung haben sich auch die Zielgebiete der ost‐ deutschen Abwanderer gewandelt. Ein Anzeichen für eine „Normalisierung“ der inner‐ deutschen Binnenwanderungsmuster ist insbesondere die deutlich rückläufige Attrakti‐ vität von Baden‐Württemberg als Wanderungsziel für ostdeutsche Arbeitnehmer/innen. Die Arbeitskräftewanderung konzentriert sich zunehmend auf die räumlich nächsten westdeutschen Bundesländer, insbesondere auf Bayern, Hamburg und Schleswig‐Hol‐ stein, sowie – in geringerem Umfang – Niedersachsen (Nadler und Wesling 2013). Gleich‐ zeitig ist eine zunehmende Bedeutung der Wanderungen zwischen den ostdeutschen Bundesländern festzustellen. Für die räumliche Bevölkerungsentwicklung der branden‐ burgischen Städte und Gemeinden sind zudem die Wanderungsströme innerhalb der Lan‐ desgrenzen von großer Bedeutung. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 hatten 53% der Zu‐ und 54% der Fortzüge sowohl ihren Ursprungs‐ als auch ihren Zielort innerhalb des Landes Brandenburg. In den Jahren 2014 und 2015 ist der Anteil der Binnenwanderun‐ gen an den Fortzügen weiter angestiegen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Umzugs ins übrige Bundesgebiet und ins Ausland gesunken ist. Bei den ausländischen Staatsbürger/innen ist die quantitative Bedeutung der Umzüge in‐

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nerhalb Brandenburgs deutlich niedriger als bei den Deutschen. Bei den Außenwande‐ rungen bestehen die quantitativ stärksten Wanderungsverflechtungen mit Berlin. Bran‐ denburg hat, wie im Folgenden noch im Detail gezeigt wird, in fast allen Altersgruppen einen positiven Wanderungssaldo mit der Bundeshauptstadt, wobei das Gros der Zuwan‐ dernden (i.d.R. über 80%) ins Berliner Umland zieht. Es ist allerdings für 2015 in allen Altersgruppen eine leichte Tendenz erkennbar, dass der weitere Metropolenraum stärker von der Zuwanderung aus Berlin profitiert bzw. in geringerem Maße Bevölkerung an die Hauptstadt verliert. Derzeit ist noch nicht erkennbar, ob es sich dabei um einen Trend handelt, der sich in Zukunft noch weiter verstärken könnte, oder lediglich um Schwan‐ kungen, wie sie in Zeitreihen häufig auftreten.

Tabelle 14: Entwicklung der Ost-West-Wanderungen und der Wanderungen zwischen Brandenburg und Westdeutschland 2000 bis 2017. Quelle: Destatis (2018; 2019); Statistik Berlin-Brandenburg (2012; 2016)

Wanderungen zwischen Ost‐ und Wanderungen zwischen Brandenburg und Jahr Westdeutschland (ohne Berlin) Westdeutschland (ohne Berlin) Fortzüge Zuzüge Saldo Fortzüge Zuzüge Saldo 2000 168167 92216 ‐75951 26665 15641 ‐11024 2001 191979 94414 ‐97565 32062 16216 ‐15846 2002 176703 95876 ‐80827 29435 15422 ‐14013 2003 155387 97035 ‐58352 25505 15555 ‐9950 2004 146352 94677 ‐51675 24426 15347 ‐9079 2005 137188 88212 ‐48976 22671 14503 ‐8168 2006 135979 81835 ‐54144 21468 13456 ‐8012 2007 138133 83328 ‐54805 21404 13928 ‐7476 2008 136544 85536 ‐51008 20105 13820 ‐6285 2009 120461 88142 ‐32319 17625 14770 ‐2855 2010 110956 87377 ‐23579 16158 13933 ‐2225 2011 113465 91879 ‐21586 16558 14032 ‐2526 2012 105633 90731 ‐14902 15334 13823 ‐1511 2013 101506 91009 ‐10497 14594 13573 ‐1021 2014 97045 93719 ‐3326 13645 14080 435 2015 99660 94856 ‐4804 13588 14529 941 2016 114019 99082 ‐14937 16408 15548 ‐860 2017 89418 93415 3997 12333 14190 1857 Die Wahrscheinlichkeit einer Wanderung sowie deren Ziel‐ und Quellgebiete sind stark vom Alter abhängig. Die in der deutschen Wanderungsstatistik übliche Abgrenzung der Altersgruppen orientiert sich an einem idealisierten Lebenslauf. Die Altersgruppe der 18‐ bis unter 25‐Jährigen kann als „Ausbildungsplatzwanderer“ charakterisiert werden. In dieser Lebensphase beziehen viele junge Erwachsene eine Wohnung am Studien‐ oder Ausbildungsort und/oder ziehen erstmals mit einer Partnerin oder einem Partner zusam‐ men. Ländliche Räume sind in dieser Altersgruppe tendenziell Quellgebiete der Wande‐ rungen. Das Wanderungsziel ist häufig eine kreisfreie oder kreisangehörige Universitäts‐ oder Hochschulstadt oder Städte, in denen Großunternehmen viele Ausbildungsplätze an‐ bieten, die überregional nachgefragt werden. Der Lebensabschnitt zwischen 25 und 29 Jahren fällt mit dem Einstieg ins Berufsleben und der ersten beruflichen Etablierung zu‐ sammen, deshalb spricht man von „Arbeitsplatzwanderern“. Wie in Kapitel 2 dargestellt fällt im metropolenfernen Raum häufig auch die Familiengründung in diese Altersgruppe. 56

Das räumliche Muster der Arbeitsplatzwanderung ist weniger eindeutig auf die Kern‐ städte ausgerichtet als das der Ausbildungsplatzwanderung, außerdem beginnt eine ge‐ schlechtsspezifische Differenzierung des Wanderungsverhaltens, auf die im Folgenden noch näher eingegangen wird. Die wirtschaftlichen Zentren und ihre städtischen Kerne, etwa Hamburg, Oberbayern oder der Rhein‐Main‐Raum bieten gute Rahmenbedingungen für Berufseinsteiger und verzeichnen auch in dieser Altersgruppe Wanderungsgewinne. Wirtschaftsschwächere Kernstädte und die großen Universitätsstädte weisen dagegen ei‐ nen negativen Wanderungssaldo auf, da ihre Arbeitsmärkte nicht alle Absolventinnen und Absolventen aufnehmen können. Durch Rückkehr in ländliche Heimatregionen oder ei‐ nen Umzug ins Grüne werden gut erreichbare Landkreise in den Agglomerationsräumen zu Zielgebieten von Binnenwanderungen. Strukturschwache Kreise mit einer ungünsti‐ gen Arbeitsmarktsituation und einem niedrigen Einkommensniveau bleiben dagegen Ab‐ wanderungsregionen. Die 30‐ bis 49‐Jährigen und die unter 18‐Jährigen kann man als „Fa‐ milienwanderer“ charakterisieren. Gewandert wird überwiegend im Nahbereich, um die Wohn‐ und Lebensbedingungen zu verbessern. Im Vergleich zu den jüngeren Altersgrup‐ pen ist die Wanderungshäufigkeit allerdings deutlich geringer. Stadt‐Land‐Wanderungen und Umzüge in den suburbanen Raum sind in dieser Altersgruppe häufig mit der Bildung von Wohneigentum verbunden. Bei den „Jüngeren Ruhestandswanderern“ (Alters‐ gruppe 50‐64) und den „Älteren Ruhestandswanderern“ (Altersgruppe 65+) spielen bei insgesamt geringer Mobilität familiäre und persönliche Mobilitätsmotive eine wich‐ tige Rolle. Einige Seniorinnen und Senioren ziehen nach der Verrentung in landschaftlich attraktive Regionen im In‐ oder Ausland, in denen sie eine höhere Lebensqualität erwar‐ ten. Häufig suchen sich ältere Menschen eine Wohnung in der Nähe ihrer erwachsenen Kinder, um mehr Zeit mit den Enkeln verbringen zu können. In einem höheren Lebensal‐ ter kann schließlich ein Umzug in ein Alten‐ und Pflegeheim notwendig werden.

In Abbildung 9 ist die Entwicklung des Wanderungssaldos der deutschen Staatsbür‐ ger/innen in absoluten Zahlen nach Geschlecht, Herkunfts‐ und Zielregionen im Zeitraum 2011‐2015 für die mobilsten Altersgruppen dargestellt: die Ausbildungswanderer (18‐ bis unter 25‐Jährige), die Arbeitsplatzwanderer (25‐ bis unter 30‐Jährige) sowie die jün‐ geren Familienwanderer (30‐ bis unter 40‐Jährige). Die Abbildung zeigt insbesondere beim Wanderungssaldo mit Berlin deutlich, wie sich im Lebenslauf die Zielgebiete der Wanderungen über die brandenburgischen Landesgrenzen ändern. Die Ausbildungswan‐ derung ist auf die urbanen Zentren gerichtet; der Wanderungssaldo sowohl des Berliner Umlands als auch des metropolenfernen Raums mit der Bundeshauptstadt ist negativ (wenn auch mit im Zeitverlauf abnehmender Tendenz). In der Altersgruppe der jüngeren Familienwanderer ist ein gegenläufiges Muster festzustellen. Das Berliner Umland ge‐ winnt – mit im Zeitverlauf zunehmender Tendenz – Einwohnerinnen und Einwohner aus der Hauptstadt. Der Wanderungssaldo Berlins mit dem metropolenfernen Raum ist eben‐ falls positiv, aber zahlenmäßig weit weniger bedeutsam. Ausbildung und Berufseinstieg gehen mit einem Zuzug in die Großstädte einher, eine Familiengründung führt dagegen häufig zu einem Fortzug aus den Kernstädten, auch wenn in den letzten Jahren Mittelklas‐ sefamilien, die klassische Zielgruppe der Suburbanisierung, verstärkt als Akteure der Reurbanisierung in Erscheinung treten (Brake und Herfert 2012, Karsten 2014). Durch 57

diese neuen Nachfragergruppen kann es zu einem Verwischen der Grenzen zwischen ur‐ banen und suburbanen Lebensentwürfen und Baustrukturen kommen, wie Frank (2016) nachweist. Die Altersgruppe der 25‐ bis unter 30‐Jährigen kann als eine „Übergangs‐ gruppe“ charakterisiert werden, in der sich die oben skizzierten Mobilitätsmuster über‐ lagern. Dies schlägt sich in ausgeprägten Geschlechterunterschieden im Wanderungsver‐ halten nieder, insbesondere im Wanderungssaldo mit dem übrigen Bundesgebiet.

Abbildung 9: Entwicklung des Wanderungssaldos der deutschen Staatsbürger 2011‐2017 nach Geschlecht und ausgewählten Altersgruppen. Eigene Auswertungen und Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2019). 58

Während Frauen mit Ende 20 in den metropolenfernen Raum zuziehen, wandern Männer in Größenordnungen in andere Bundesländer ab (Abbildung 9). Der Wandel von Wande‐ rungsmustern erfolgt im Zeitverlauf durch eine Überlagerung von Lebenslauf‐ und Kohor‐ teneffekten sowie Veränderungen der äußeren Rahmenbedingungen und der individuel‐ len Verhaltensweisen. Wie oben bereits ausgeführt, bestehen in bestimmten Lebenspha‐ sen charakteristische Wanderungsmuster, die sich auf die Verschränkung von Erwerbs‐, Familien‐ und Mobilitätsbiographien zurückführen lassen (Birg et al. 1993). Kohortenef‐ fekte ergeben sich durch die unterschiedliche Besetzung von Geburtsjahrgängen und wir‐ ken sich vorrangig auf die absoluten Wanderungszahlen aus. Strukturelle und Verhaltens‐ änderungen betreffen einerseits Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, durch die be‐ stimmte Gemeinden, Kreise oder Regionen (un)attraktiver für Zuwanderung werden, an‐ dererseits aber auch die Neubewertung von Standorteigenschaften bestimmter Räume – häufig im Zusammenhang mit Veränderungen der Arbeitswelt oder der geschlechtsspezi‐ fischen Arbeitsteilung (Häussermann 2009, Münter 2014, Siebel 2008). Der Rückgang der Abwanderungsverluste der weiblichen und männlichen Ausbildungswanderer sowohl in Richtung Berlin als auch in Richtung der übrigen Bundesländer muss allerdings im Kon‐ text der auf Kohorteneffekte zurückzuführenden deutliche Reduktion der Zahl der 18‐ bis 25‐Jährigen im Berliner Umland und im metropolenfernen Raum gesehen werden (Ta‐ belle 3). Welche Rolle in diesem Zusammenhang Veränderungen der äußeren Rahmenbe‐ dingungen (z.B. die seit einigen Jahren anhaltende Entspannung auf dem Ausbildungs‐ markt) spielen, kann mit den Daten der amtlichen Statistik nicht geklärt werden.

In den folgenden Abschnitten werden die Quelle‐Ziel‐Verflechtungen und das Wande‐ rungsvolumen der innerbrandenburgischen Binnenwanderungen und der Außenwande‐ rungen nach Berlin, ins übrige Bundesgebiet und ins Ausland für die Ausbildungswande‐ rer, die Familienwanderer und die Ruhesitzwanderer näher betrachtet. Dabei wird auf geschlechtsspezifische Unterschiede ebenso eingegangen wie auf die unterschiedlichen Wanderungsmuster von deutschen und ausländischen Staatsbürger/innen. Aufgrund des Datenangebots des Amts für Statistik Berlin‐Brandenburg wurden von den „klassischen“ Altersgruppendefinitionen abweichende Definitionen der Familien‐ und Ruhesitzwande‐ rer verwendet. Bei den Familienwanderern werden die unter 10‐Jährigen und die 25‐ bis unter 55‐Jährigen betrachtet, bei den Ruhesitzwanderern die 65‐ bis unter 80‐Jährigen. 4.1 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der Ausbildungswanderer

In Tabelle 15 sind die Zu‐ und Fortzüge der 18‐ bis unter 25‐Jährigen nach Wanderungs‐ typ und aggregiertem Quell‐ bzw. Zielgebiet aufgeschlüsselt. Im Berliner Umland domi‐ nieren erwartungsgemäß die Wanderungsverflechtungen mit der Bundeshauptstadt so‐ wie regionsinterne Umzüge die räumliche Mobilität der jungen Erwachsenen. Dadurch ist der Anteil der Außenwanderungen deutlich höher als im metropolenfernen Raum, wo in‐ nerbrandenburgische Wohnsitzverlagerungen das Gros der Wanderungsereignisse aus‐ machen. Mehr als 60% der in die kreisfreien Städte und Landkreise des metropolenfernen Raums Zuziehenden kommt aus Brandenburg. Von den Abwanderern bleiben dagegen nur 52% im Land. Tabelle 15 macht auch die Bedeutung Berlins für das Wanderungsge‐ schehen im weiteren Metropolenraum deutlich. Zwar liegt das Herkunfts‐ bzw. Zielgebiet 59

von zwei Dritteln der Außenwanderer im restlichen Bundesgebiet; dies bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass etwa ein Drittel aus Berlin zu‐ bzw. in die Bundeshauptstadt fort‐ zieht – im zum weiteren Metropolenraum gehörenden Teil der Sektoralkreise ist der Pro‐ zentsatz sogar noch höher. Vergleichbare Werte erreicht kein anderes Bundesland.

Tabelle 15: Quelle-Ziel-Verflechtungen der Zu- und Fortzüge der 18- bis unter 25-Jährigen in den Landkreisen und kreis- freien Städten des metropolenfernen Raums. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Zielgebiet Zuzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % 18- bis unter 25-Jährige: Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Deutsche Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 1213 59,3 16,1 83,9 40,7 28,1 69,6 2,2 Cottbus 3289 48,6 12,0 88,0 51,4 40,0 57,7 2,4 Frankfurt (Oder) 1504 42,3 16,7 83,3 57,7 38,2 57,5 4,3 Barnim (WMR) 1748 53,7 20,3 79,7 46,3 31,0 67,9 1,1 Dahme-Spreewald (WMR) 1154 71,2 21,2 78,8 28,8 38,9 59,0 2,1 Elbe-Elster 1497 61,3 2,6 97,4 38,7 12,1 85,8 2,1 Havelland (WMR) 1400 67,7 25,6 74,4 32,3 33,4 63,3 3,3 Märkisch-Oderland (WMR) 1565 75,7 17,1 82,9 24,3 42,6 51,1 6,3 Oberhavel (WMR) 746 68,2 33,0 67,0 31,8 40,5 57,0 2,5 Oberspreewald-Lausitz 1795 64,2 3,5 96,5 35,8 10,3 88,3 1,4 Oder-Spree (WMR) 2211 73,3 12,2 87,8 26,7 35,9 60,0 4,1 Ostprignitz-Ruppin 1877 67,2 8,9 91,1 32,8 33,3 64,4 2,3 Potsdam-Mittelmark (WMR) 1370 66,5 29,4 70,6 33,5 26,1 69,9 3,9 Prignitz 1541 61,0 3,5 96,5 39,0 13,5 84,7 1,8 Spree-Neiße 1390 62,4 4,0 96,0 37,6 17,4 78,4 4,2 Teltow-Fläming (WMR) 1494 67,1 27,0 73,0 32,9 37,9 59,5 2,6 Uckermark 2237 65,7 6,1 93,9 34,3 25,9 72,0 2,1 Berliner Umland 18552 48,0 60,5 39,5 52,0 51,4 44,8 3,8 Weiterer Metropolenraum 28031 62,4 14,1 85,9 37,6 30,1 67,2 2,7

Herkunftsgebiet Fortzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % 18- bis unter 25-Jährige: Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Deutsche Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 1015 42,0 30,0 70,0 58,0 32,8 65,9 1,4 Cottbus 2862 31,7 22,5 77,5 68,3 34,1 64,3 1,6 Frankfurt (Oder) 1509 30,6 29,4 70,6 69,4 40,9 51,8 7,4 Barnim (WMR) 1884 49,4 27,5 72,5 50,6 41,7 57,1 1,3 Dahme-Spreewald (WMR) 1683 59,1 26,7 73,3 40,9 36,4 61,4 2,2 Elbe-Elster 2404 43,6 7,5 92,5 56,4 15,5 83,6 0,8 Havelland (WMR) 1658 62,0 25,3 74,7 38,0 37,8 60,5 1,7 Märkisch-Oderland (WMR) 2286 67,9 21,0 79,0 32,1 48,4 49,5 2,0 Oberhavel (WMR) 1076 56,8 40,3 59,7 43,2 49,7 49,7 0,6 Oberspreewald-Lausitz 2531 48,2 4,9 95,1 51,8 15,4 83,4 1,1 Oder-Spree (WMR) 3018 58,5 14,3 85,7 41,5 44,5 54,0 1,6 Ostprignitz-Ruppin 2372 55,7 13,3 86,7 44,3 38,2 59,8 2,1 Potsdam-Mittelmark (WMR) 2108 62,2 34,4 65,6 37,8 36,3 62,2 1,5 Prignitz 1996 50,1 7,1 92,9 49,9 13,3 85,8 0,9 Spree-Neiße 2478 53,4 6,0 94,0 46,6 22,7 75,3 2,0 Teltow-Fläming (WMR) 1842 58,0 33,4 66,6 42,0 44,5 53,6 1,9 Uckermark 3124 50,7 10,8 89,2 49,3 35,2 63,7 1,2 Berliner Umland 21148 37,1 68,6 31,4 62,9 60,7 36,7 2,7 Weiterer Metropolenraum 35846 51,8 19,0 81,0 48,2 33,0 65,2 1,8 Bei den Wanderungsverflechtungen mit dem übrigen Bundesgebiet dominieren im met‐ ropolenfernen Raum die Zu‐ und Wegzüge in die angrenzenden Bundesländer. 51% der Zuwanderer aus dem übrigen Bundesgebiet kommen aus Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen‐Anhalt oder Sachsen und von denjenigen, die in ein anderes Bundesland (außer Berlin) abwandern, ziehen 56% in eines der Nachbarländer. Sachsen ist – nach Berlin – das mit Abstand das bedeutendste Wanderungsziel, insbesondere im südlichen Branden‐ burg. Vielfach dürfte es sich dabei um Umzüge nach Leipzig oder Dresden handeln. Im Norden Brandenburgs ziehen die Abwanderer in andere Bundesländer (außer Berlin) vorwiegend nach Mecklenburg‐Vorpommern, im Westen nach Sachsen‐Anhalt; in der Prignitz überlagern sich die Einzugsgebiete beider Bundesländer. Die an Polen angren‐

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zenden Landkreise sind dagegen bei den Außenwanderungen stark auf Berlin ausgerich‐ tet. Auch dort ist die Abwanderung in die benachbarten Länder bedeutsam, aber nicht so dominant wie in den an Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen und Sachsen‐Anhalt angren‐ zenden Landkreisen. Dafür ist die relative Bedeutung der alten Länder als Wanderungs‐ ziel größer als im Durchschnitt des metropolenfernen Raums. Die Binnenwanderer zie‐ hen vorrangig innerhalb des weiteren Metropolenraums um. In den Oberzentren und den berlinfernen Teilräumen der Sektoralkreise sind die Wanderungsverflechtungen mit dem Berliner Umland stärker ausgeprägt. Das Ausland spielt in der betrachteten Altersgruppe weder als Ziel‐ noch als Quellgebiet für das Wanderungsverhalten der deutschen Staats‐ bürger/innen eine nennenswerte Rolle.

Tabelle 16: Wanderungssaldo der 18- bis unter 25-Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019).

Wanderungssaldo nach Regionen (Mittelwert 2016-2017) 18- bis unter 25-Jährige: pro 1.000 Berliner pro 1.000 pro 1.000 Außen- pro 1.000 Deutsche Staatsbürger Gesamt WMR Einwohner Umland Einwohner Einwohner wanderungen Einwohner Brandenburg an der Havel 65 21,0 3 0,8 95 30,6 -32 -10,4 Cottbus 48 8,9 13 2,4 199 37,4 -164 -30,8 Frankfurt (Oder) 27 9,6 -5 -1,6 71 25,0 -39 -13,8 Barnim (WMR) -14 -4,1 2 0,4 14 4,1 -30 -8,7 Dahme-Spreewald (WMR) -169 -65,1 -21 -7,9 -49 -18,7 -100 -38,5 Elbe-Elster -299 -81,4 -14 -3,8 -23 -6,3 -262 -71,3 Havelland (WMR) -127 -41,6 -5 -1,6 -15 -4,7 -108 -35,2 Märkisch-Oderland (WMR) -266 -92,7 -48 -16,8 -69 -23,9 -149 -52,0 Oberhavel (WMR) -100 -53,3 -31 -16,2 -8 -4,0 -62 -33,0 Oberspreewald-Lausitz -253 -63,9 -17 -4,3 -27 -6,8 -209 -52,8 Oder-Spree (WMR) -276 -55,0 -34 -6,7 -17 -3,3 -226 -45,0 Ostprignitz-Ruppin -187 -46,8 -23 -5,6 6 1,5 -171 -42,7 Potsdam-Mittelmark (WMR) -258 -77,8 -51 -15,4 -63 -19,0 -144 -43,4 Prignitz -182 -60,4 -14 -4,5 -15 -5,0 -154 -51,0 Spree-Neiße -341 -88,3 -24 -6,1 -103 -26,7 -214 -55,5 Teltow-Fläming (WMR) -132 -35,5 -28 -7,6 5 1,2 -108 -29,2 Uckermark -290 -62,5 -28 -6,0 -2 -0,4 -260 -56,0 Berliner Umland -1085 -24,6 0 0,0 323 7,3 -1408 -31,9 Weiterer Metropolenraum -2752 -45,7 -323 -5,4 0 0,0 -2429 -40,4 Betrachtet man die Raten des Wanderungssaldos der 18‐ bis unter 25‐Jährigen getrennt nach Geschlecht und Wanderungstyp (Tabelle 17), wird deutlich, dass – von Ausnahmen abgesehen (z.B. Landkreise Märkisch‐Oderland und Spree‐Neiße) – die geschlechtsspezi‐ fischen Unterschiede im Binnenwanderungsverhalten eher gering sind. Die in Abschnitt 2.1 dargestellten unausgewogenen Geschlechterproportionen gehen vielmehr auf eine deutlich stärkere Neigung der jungen Frauen zurück, nicht nur den weiteren Metropolen‐ raum, sondern auch das Land Brandenburg insgesamt zu verlassen. Dies gilt sowohl für die Landkreise als auch für die kreisfreien Städte und betrifft die metropolenfernen Teil‐ räume der Sektoralkreise genauso wie die Landkreise, die nicht an Berlin angrenzen. Da‐ bei unterscheidet sich die relativen Verteilungen der Quell‐ und Zielgebiete (Berlin, übri‐ ges Bundesgebiet, Ausland) in vielen Kreisen nur geringfügig. Mit anderen Worten: die größeren Außenwanderungsverluste der jungen Frauen können nicht dadurch erklärt werden, dass sie im Vergleich zu gleichaltrigen Männern überdurchschnittlich häufig nach Berlin abwandern. Auch die relative Verteilung der Fortzüge ins übrige Bundesge‐ biet auf Makroregionen zeigt keine ausgeprägten qualitativen Unterschiede in den Quelle‐ Ziel‐Strukturen der weiblichen und männlichen Ausbildungswanderer. Bei jungen Frauen aus den nördlichen Landesteilen ist lediglich die Wahrscheinlichkeit eines Wegzugs nach

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Mecklenburg‐Vorpommern höher als bei gleichaltrigen Männern. Die Außenwanderungs‐ muster junger Frauen und Männer unterscheiden sich also im Wesentlichen in quantita‐ tiver Hinsicht, während sich die Orientierungen auf bestimmte Räume zumindest auf der Bundesländerebene nur wenig unterscheiden.

Tabelle 17: Wanderungssaldo der 18- bis unter 25-Jährigen deutschen Staatsbürger nach Geschlecht, Wanderungsart und Kreisen 2016/17. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019).

Wanderungssaldo pro 1.000 Einwohner nach Regionen 18- bis unter 25-Jährige: (Mittelwert 2016-2017) Deutsche Staatsbürger Gesamt Binnenwanderungen Außenwanderungen Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Brandenburg an der Havel 23,4 19,0 31,3 31,5 -7,9 -12,6 Cottbus 8,9 8,9 45,3 34,8 -36,4 -25,9 Frankfurt (Oder) 1,7 17,8 19,7 27,2 -18,0 -9,4 Barnim (WMR) -5,2 -3,2 3,7 5,4 -8,9 -8,6 Dahme-Spreewald (WMR) -73,9 -56,9 -27,5 -25,7 -46,3 -31,3 Elbe-Elster -95,3 -69,8 -12,3 -8,3 -83,1 -61,6 Havelland (WMR) -50,8 -33,5 -7,7 -5,2 -43,1 -28,3 Märkisch-Oderland (WMR) -85,2 -99,3 -32,4 -48,0 -52,8 -51,3 Oberhavel (WMR) -57,0 -50,0 -19,4 -21,0 -37,6 -29,0 Oberspreewald-Lausitz -69,9 -58,8 -12,7 -9,8 -57,2 -49,0 Oder-Spree (WMR) -55,5 -54,5 -7,5 -12,1 -48,0 -42,5 Ostprignitz-Ruppin -39,5 -53,7 -2,3 -5,8 -37,1 -47,9 Potsdam-Mittelmark (WMR) -88,4 -69,0 -36,6 -32,7 -51,8 -36,3 Prignitz -59,8 -61,0 -12,8 -6,5 -47,0 -54,4 Spree-Neiße -100,1 -78,3 -38,6 -27,9 -61,6 -50,3 Teltow-Fläming (WMR) -38,5 -32,8 -8,3 -4,6 -30,2 -28,2 Uckermark -74,8 -51,8 -11,1 -2,4 -63,7 -49,3 Berliner Umland -27,3 -22,2 7,4 7,2 -34,7 -29,4 Weiterer Metropolenraum -49,3 -42,6 -5,6 -5,2 -43,7 -37,4 In Abbildung 10 sind die quantitativ bedeutsamsten Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der in‐ nerbrandenburgischen Wanderungen der deutschen Staatsbürger/innen zwischen 18 und 25 im Jahr 2015 nach Geschlecht differenziert dargestellt. Die Binnenwanderungs‐ ströme der Ausbildungswanderer sind durch zwei übergeordnete Muster gekennzeich‐ net: Wanderungsgewinne der Oberzentren und Wanderungsgewinne des Berliner Um‐ lands. Während das Berliner Umland Zuwanderer aus fast allen Landesteilen anzieht, ist das Einzugsgebiet der Oberzentren Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) eher auf das jeweilige Umland begrenzt. Im Gegensatz dazu zieht Cottbus Ausbildungswande‐ rer aus dem gesamten Südosten Brandenburgs an. Im Zeitverlauf sind jedoch sowohl die Attraktivität von Cottbus für Binnenwanderer der Altersgruppe der 18‐ bis unter 25jäh‐ rigen als auch das Einzugsgebiet der Universitätsstadt geschrumpft. Hierin spiegeln sich der Rückgang der Zahl der 18‐ bis 25‐Jährigen, aber auch die (dadurch ausgelöste) ver‐ schärfte Konkurrenz der Bildungseinrichtungen um Studierende und Auszubildende wi‐ der. Im Vergleich zu 2013 ist insbesondere die Zuwanderung aus dem Berliner Umland nach Cottbus deutlich zurückgegangen.

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Abbildung 10: Binnenwanderungsströme der Ausbildungswanderer 2015. Eigene Darstellung; Datenquelle: Statistik Berlin‐ Brandenburg (2017).

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Neben den Oberzentren und dem Berliner Umland weist auch der metropolenferne Teil‐ raum des Landkreises Barnim einen positiven Binnenwanderungssaldo der Ausbildungs‐ wanderer auf; dies dürfte den Wanderungsdaten zufolge insbesondere auf den Bildungs‐ standort Eberswalde zurückzuführen sein. Laterale Wanderungen zwischen den ländli‐ chen Regionen des weiteren Metropolenraums sind dagegen im Saldo eher schwach aus‐ geprägt. Dies führt insbesondere im Norden Brandenburgs dazu, dass eher diffuse Bin‐ nenwanderungsmuster ohne dominante Wanderungsströme entstehen. Dazu dürften auch die großen Entfernungen zu den nächsten Oberzentren beitragen.

Bei den ausländischen Staatsbürger/innen dominiert erwartungsgemäß sowohl bei den Zu‐ als auch bei den Fortzügen die Außenwanderung, namentlich der Zuzug aus dem Ausland und der Wegzug ins Ausland. Der Zuzug von jungen Erwachsenen mit ausländi‐ schem Pass aus Berlin oder dem übrigen Bundesgebiet spielt dabei nur eine untergeord‐ nete Rolle; gleiches gilt für die Abwanderung in andere Bundesländer. Die Aufschlüsse‐ lung der Wanderungssalden der 18‐ bis unter 25jährigen ausländischen Staatsbürger/in‐ nen im metropolenfernen Raum nach Wanderungstypen und Kreisen (Tabelle 18) ver‐ deutlicht, wie stark administrative Maßnahmen, in diesem Fall die Verteilung von Ge‐ flüchteten und Asylsuchenden auf Gemeinschaftsunterkünfte, die räumliche Mobilität dieser Bevölkerungsgruppe steuern. Ausgehend von einem sehr niedrigen Ausgangsni‐ veau haben alle Landkreise und kreisfreien Städte des metropolenfernen Raums zwi‐ schen 2013 und 2015 im Saldo in erheblichem Umfang ausländische Staatsbürger/innen durch Zuwanderung gewonnen. Besonders auffällig sind dabei die extrem hohen Raten im metropolenfernen Raum des Landkreises Oder‐Spree, die durch die Erstaufnahmeein‐ richtung in Eisenhüttenstadt erklärt werden. Die Erstaufnahmeeinrichtung fungiert dabei als Drehkreuz: ein Großteil der durch Außenwanderungen nach Brandenburg kommen‐ den ausländischen Staatsangehörigen zieht zunächst nach Eisenhüttenstadt zu (hohe Au‐ ßenwanderungsgewinne) und wird anschließend auf die übrigen Landkreise und kreis‐ freien Städte verteilt (hohe Binnenwanderungsverluste). Vor diesem Hintergrund ist eine vertiefte Analyse der Binnenwanderungsmuster der 18‐ bis unter 25‐jährigen ausländi‐ schen Staatsbürger/innen müßig, da es sich in den meisten Fällen um Zuweisungen und nicht um eine selbstverantwortliche Wohnstandortwahl handelt. Vor diesem Hintergrund hat die Verteilung der Geflüchteten und Asylsuchenden auf Gemeinschaftsunterkünfte in den einzelnen Landkreisen erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur auf der kommunalen Ebene: Während in vielen Gemeinden 2015 keine oder nur sehr wenige ausländische Staatsbürger/innen zwischen 18 und 25 leben, ist der Ausländeranteil in ei‐ nigen Städten und Gemeinden sehr hoch: Bliesdorf und Eisenhüttenstadt (je 62%), Garzau‐Garzin (73%) Halbe (65%), Tantow (50%) und Vierlinden (54%). In Berlin hat jede(r) vierte 18‐ bis 25Jährige keinen deutschen Pass.

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Tabelle 18: Wanderungssaldo der 18- bis unter 25-Jährigen ausländischen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Wanderungssaldo nach Regionen (Mittelwert 2013-2015) 18- bis unter 25-Jährige: pro 1.000 Binnen- pro 1.000 Außen- pro 1.000 Auslä ndische Sta a tsbürge r Gesamt Einwohner wanderungen Einwohner wanderungen Einwohner Brandenburg an der Havel 106 409,7 75 288,6 31 121,1 Cottbus 281 337,6 98 117,9 183 219,7 Frankfurt (Oder) 163 232,3 54 77,3 109 155,0 Barnim (WMR) 105 495,5 87 411,8 18 83,6 Dahme-Spreewald (WMR) 93 645,9 90 625,1 3 20,8 Elbe-Elster 71 480,7 88 600,9 -18 -120,2 Havelland (WMR) 141 659,6 135 633,1 6 26,6 Märkisch-Oderland (WMR) 112 536,5 130 622,8 -18 -86,2 Oberhavel (WMR) 47 707,1 44 671,7 2 35,4 Oberspreewald-Lausitz 146 512,3 120 419,9 26 92,4 Oder-Spree (WMR) 566 588,6 -2199 -2288,2 2765 2876,9 Ostprignitz-Ruppin 85 466,4 58 320,1 27 146,3 Potsdam-Mittelmark (WMR) 126 554,8 107 473,9 18 80,9 Prignitz 101 513,7 77 390,4 24 123,4 Spree-Neiße 109 444,0 119 486,1 -10 -42,1 Teltow-Fläming (WMR) 101 484,3 87 414,2 15 70,1 Uckermark 108 376,8 123 429,3 -15 -52,5 Berliner Umland 1085 313,9 706 204,3 379 109,6 Weiterer Metropolenraum 2460 457,5 -706 -131,3 3166 588,8 4.2 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der Familienwanderer

Aus Tabelle 19 und Tabelle 20 geht hervor, dass auch bei den Familienwanderern große Unterschiede im Wanderungsverhalten zwischen dem Berliner Umland und dem metro‐ polenfernen Raum bestehen. Im Berliner Umland dominieren erwartungsgemäß die Wan‐ derungsströme mit Berlin bzw. innerhalb des Berliner Umlands das Wanderungsgesche‐ hen, während im metropolenfernen Raum innerbrandenburgische Wanderungen, und da‐ runter vor allem Umzüge innerhalb des weiteren Metropolenraums eine besonders wich‐ tige Rolle spielen. Auch die Gewichtung der Außenwanderungen unterscheidet sich zwi‐ schen Berliner Umland und metropolenfernem Raum, wo Zuwanderung aus bzw. Abwan‐ derung nach Berlin zwar zahlenmäßig sehr bedeutsam ist, das Gros der Zu‐ bzw. Abwan‐ derer jedoch aus dem übrigen Bundesgebiet zuzieht bzw. dorthin abwandert. Anders als bei den 18‐ bis unter 25‐Jährigen ist die Bedeutung der benachbarten Bundesländer Mecklenburg‐Vorpommern, Sachsen und Sachsen‐Anhalt als Herkunfts‐ und Zielgebiet der Wanderungsströme im metropolenfernen Raum geringer, während die Wanderungs‐ verflechtungen mit den westdeutschen Flächenländern stärker ausgeprägt sind.

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Tabelle 19: Quelle-Ziel-Verflechtungen der Zu- und Fortzüge der unter 10-Jährigen in den Landkreisen und kreisfreien Städ- ten des metropolenfernen Raums. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Zielgebiet Zuzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % unter 10-Jährige: Deutsche Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 628 47,1 22,6 77,4 52,9 35,8 55,4 8,7 Cottbus 747 54,2 5,4 94,6 45,8 19,9 73,1 7,0 Frankfurt (Oder) 421 50,6 12,7 87,3 49,4 36,1 49,5 14,4 Barnim (WMR) 1207 65,4 27,5 72,5 34,6 49,8 43,5 6,7 Dahme-Spreewald (WMR) 1141 67,8 25,5 74,5 32,2 53,7 41,7 4,6 Elbe-Elster 1284 62,8 4,1 95,9 37,2 13,6 79,7 6,7 Havelland (WMR) 1126 66,2 25,4 74,6 33,8 47,8 45,1 7,1 Märkisch-Oderland (WMR) 1440 68,4 23,2 76,8 31,6 50,5 43,3 6,2 Oberhavel (WMR) 726 59,4 41,3 58,7 40,6 59,3 37,6 3,1 Oberspreewald-Lausitz 1346 60,6 2,9 97,1 39,4 10,2 81,7 8,1 Oder-Spree (WMR) 2040 71,0 10,4 89,6 29,0 47,7 44,7 7,6 Ostprignitz-Ruppin 1464 65,0 10,1 89,9 35,0 37,0 55,8 7,2 Potsdam-Mittelmark (WMR) 1606 70,5 33,6 66,4 29,5 43,7 48,7 7,6 Prignitz 1011 61,7 4,2 95,8 38,3 19,4 77,3 3,4 Spree-Neiße 1402 65,6 2,7 97,3 34,4 18,5 73,7 7,9 Teltow-Fläming (WMR) 1465 61,4 29,4 70,6 38,6 50,5 43,5 6,0 Uckermark 1665 63,1 6,6 93,4 36,9 30,1 62,4 7,5 Berliner Umland 18399 35,4 77,0 23,0 64,6 73,7 21,2 5,1 Weiterer Metropolenraum 20719 64,1 16,5 83,5 35,9 36,1 56,9 6,9

Herkunftsgebiet Fortzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % unter 10-Jährige: Deutsche Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 692 61,6 13,8 86,2 38,4 35,7 57,5 6,8 Cottbus 880 53,9 8,4 91,6 46,1 15,0 82,5 2,5 Frankfurt (Oder) 582 59,6 13,3 86,7 40,4 28,1 57,9 14,0 Barnim (WMR) 1004 71,8 19,3 80,7 28,2 31,1 61,1 7,8 Dahme-Spreewald (WMR) 897 76,8 16,8 83,2 23,2 37,0 57,2 5,8 Elbe-Elster 1159 68,0 3,0 97,0 32,0 8,9 84,1 7,0 Havelland (WMR) 976 73,8 20,4 79,6 26,2 28,9 62,9 8,2 Märkisch-Oderland (WMR) 1065 79,3 14,2 85,8 20,7 27,3 62,7 10,0 Oberhavel (WMR) 519 73,8 33,4 66,6 26,2 37,5 55,1 7,4 Oberspreewald-Lausitz 1309 67,9 2,2 97,8 32,1 9,5 83,8 6,7 Oder-Spree (WMR) 1663 78,4 9,7 90,3 21,6 28,9 63,3 7,8 Ostprignitz-Ruppin 1240 74,6 7,2 92,8 25,4 21,6 72,7 5,7 Potsdam-Mittelmark (WMR) 1076 73,8 23,7 76,3 26,2 22,7 67,7 9,6 Prignitz 939 63,3 3,0 97,0 36,7 9,9 87,0 3,2 Spree-Neiße 1155 70,8 1,8 98,2 29,2 13,9 78,6 7,4 Teltow-Fläming (WMR) 1191 72,7 22,6 77,4 27,3 26,8 65,8 7,4 Uckermark 1490 67,4 4,7 95,3 32,6 21,9 70,3 7,8 Berliner Umland 11664 61,8 69,6 30,4 38,2 46,9 42,5 10,6 Weiterer Metropolenraum 17837 70,6 11,9 88,1 29,4 22,0 70,9 7,1

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Tabelle 20: Quelle-Ziel-Verflechtungen der Zu- und Fortzüge der 25- bis unter 55-Jährigen in den Landkreisen und kreis- freien Städten des metropolenfernen Raums. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Zielgebiet Zuzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % 25- bis unter 55-Jährige: Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Deutsche Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 3437 54,7 23,0 77,0 45,3 28,1 66,2 5,7 Cottbus 4882 56,8 7,8 92,2 43,2 20,6 74,3 5,1 Frankfurt (Oder) 2342 52,6 10,6 89,4 47,4 31,7 58,5 9,8 Barnim (WMR) 5355 59,4 25,5 74,5 40,6 49,1 46,3 4,5 Dahme-Spreewald (WMR) 5061 61,9 25,9 74,1 38,1 46,4 48,4 5,2 Elbe-Elster 5086 58,7 3,8 96,2 41,3 14,4 79,7 5,9 Havelland (WMR) 4846 64,5 25,8 74,2 35,5 41,8 53,9 4,4 Märkisch-Oderland (WMR) 5440 67,3 24,3 75,7 32,7 54,0 40,7 5,2 Oberhavel (WMR) 3142 58,9 41,5 58,5 41,1 58,3 38,4 3,3 Oberspreewald-Lausitz 5440 58,9 2,8 97,2 41,1 11,2 83,1 5,7 Oder-Spree (WMR) 8201 69,5 10,8 89,2 30,5 41,5 51,4 7,1 Ostprignitz-Ruppin 6173 62,6 12,8 87,2 37,4 36,2 58,9 4,9 Potsdam-Mittelmark (WMR) 6598 65,6 34,4 65,6 34,4 38,4 55,3 6,4 Prignitz 4253 55,2 5,0 95,0 44,8 17,3 78,8 3,9 Spree-Neiße 5858 65,3 4,0 96,0 34,7 17,6 75,0 7,4 Teltow-Fläming (WMR) 6550 58,9 33,1 66,9 41,1 50,8 44,3 4,9 Uckermark 6306 58,4 6,7 93,3 41,6 32,0 62,8 5,2 Berliner Umland 82015 38,8 72,1 27,9 61,2 69,0 26,8 4,1 Weiterer Metropolenraum 88970 61,4 17,3 82,7 38,6 34,4 60,1 5,5

Herkunftsgebiet Fortzüge 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % 25- bis unter 55-Jährige: Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon Deutsche Staatsbürger gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 3380 56,7 23,6 76,4 43,3 30,6 62,4 6,9 Cottbus 6274 43,1 13,7 86,3 56,9 26,7 69,1 4,2 Frankfurt (Oder) 3262 48,4 17,9 82,1 51,6 36,9 55,0 8,1 Barnim (WMR) 5023 62,4 23,0 77,0 37,6 37,6 53,5 8,9 Dahme-Spreewald (WMR) 4519 67,9 22,2 77,8 32,1 35,6 57,0 7,4 Elbe-Elster 5655 54,2 4,5 95,5 45,8 14,2 79,3 6,5 Havelland (WMR) 4465 66,6 22,4 77,6 33,4 33,6 59,4 7,0 Märkisch-Oderland (WMR) 4930 70,8 19,7 80,3 29,2 39,8 49,5 10,6 Oberhavel (WMR) 2669 67,6 37,3 62,7 32,4 40,5 53,1 6,5 Oberspreewald-Lausitz 6065 56,7 4,3 95,7 43,3 13,5 79,9 6,5 Oder-Spree (WMR) 8099 68,6 12,4 87,6 31,4 37,5 53,9 8,6 Ostprignitz-Ruppin 5915 63,9 13,0 87,0 36,1 30,5 63,7 5,8 Potsdam-Mittelmark (WMR) 5731 67,8 29,0 71,0 32,2 28,6 62,0 9,4 Prignitz 4328 55,0 5,7 94,3 45,0 13,9 81,9 4,2 Spree-Neiße 6334 60,6 5,2 94,8 39,4 15,9 75,0 9,1 Teltow-Fläming (WMR) 5724 64,6 30,1 69,9 35,4 37,4 54,2 8,3 Uckermark 6404 58,1 7,9 92,1 41,9 28,6 64,5 6,9 Berliner Umland 63553 51,0 70,8 29,2 49,0 57,5 34,9 7,7 Weiterer Metropolenraum 88777 60,9 16,4 83,6 39,1 28,0 64,8 7,2 Auffällig ist, dass im Vergleich zu den 18‐ bis unter 25‐Jährigen bei den beiden hier be‐ trachten Altersgruppen relativ hohe Anteile der Außenwanderungen auf die Abwande‐ rung deutscher Staatsbürger/innen ins Ausland bzw. deren Rückkehr in die Bundesre‐ publik entfallen. Während bei den unter 10‐Jährigen der Wanderungssaldo des metropo‐ lenfernen Raums (und des Berliner Umlands) mit dem Ausland positiv ist, ziehen in der Altersgruppe der 25‐ bis unter 55‐Jährigen mehr deutsche Staatsbürger/innen ins Aus‐ land fort als von dort zurückkommen. Ersteres deutet darauf hin, dass die Geburt eines Kindes oder dessen Bildungsübergänge (z.B. Einschulung) für einen Teil der ins Ausland abgewanderten Deutschen wichtige Rückkehrgründe sind.

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Tabelle 21: Wanderungssaldo der unter 10-Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17. Ei- gene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019).

Wanderungssaldo nach Regionen (Mittelwert 2016-2017) unter 10-Jährige: Deutsche pro 1.000 Berliner pro 1.000 pro 1.000 Außen- pro 1.000 Staatsbürger Gesamt WMR Einwohner Umland Einwohner Einwohner wanderungen Einwohner Brandenburg an der Havel -22 -3,9 7 1,2 -57 -10,1 28 5,0 Cottbus -57 -7,9 -1 -0,1 -66 -9,1 10 1,3 Frankfurt (Oder) -24 -6,1 5 1,3 -44 -11,0 15 3,8 Barnim (WMR) 80 12,9 20 3,3 -15 -2,4 74 12,1 Dahme-Spreewald (WMR) 154 27,8 41 7,4 13 2,4 101 18,4 Elbe-Elster 103 14,1 5 0,7 1 0,1 97 13,3 Havelland (WMR) 86 14,4 25 4,1 0 0,0 62 10,4 Märkisch-Oderland (WMR) 164 27,9 42 7,2 23 3,9 99 16,9 Oberhavel (WMR) 86 22,9 21 5,7 4 1,1 61 16,4 Oberspreewald-Lausitz 104 12,8 4 0,5 20 2,4 81 10,0 Oder-Spree (WMR) 95 9,4 3 0,3 8 0,7 85 8,4 Ostprignitz-Ruppin 94 12,2 21 2,7 -4 -0,5 77 10,1 Potsdam-Mittelmark (WMR) 224 29,6 96 12,9 56 7,5 72 9,7 Prignitz 57 10,8 1 0,2 9 1,7 47 8,9 Spree-Neiße 113 13,7 2 0,2 56 6,8 55 6,7 Teltow-Fläming (WMR) 103 13,5 39 5,2 -24 -3,2 88 11,6 Uckermark 134 15,5 13 1,5 21 2,4 101 11,7 Berliner Umland 2371 26,8 0 0,0 -342 -3,9 2713 31,0 Weiterer Metropolenraum 1492 13,0 342 3,0 0 0,0 1150 10,1 Tabelle 22: Wanderungssaldo der 25- bis unter 55-Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen 2016/17. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2019).

Wanderungssaldo nach Regionen (Mittelwert 2016-2017) 25- bis unter 55-Jährige: pro 1.000 Berliner pro 1.000 pro 1.000 Außen- pro 1.000 Deutsche Staatsbürger Gesamt WMR Einwohner Umland Einwohner Einwohner wanderungen Einwohner Brandenburg an der Havel -18 -0,7 19 0,7 -66 -2,5 30 1,1 Cottbus -514 -14,1 -53 -1,4 -91 -2,5 -371 -10,2 Frankfurt (Oder) -289 -14,9 -29 -1,5 -110 -5,6 -151 -7,8 Barnim (WMR) 229 8,1 60 2,1 25 0,9 144 5,1 Dahme-Spreewald (WMR) 324 12,3 82 3,1 -1 -0,0 243 9,2 Elbe-Elster 43 1,1 -1 -0,0 -8 -0,2 51 1,4 Havelland (WMR) 199 7,1 89 3,2 14 0,5 97 3,4 Märkisch-Oderland (WMR) 339 12,0 133 4,7 -6 -0,2 212 7,5 Oberhavel (WMR) 194 10,8 74 4,1 -23 -1,3 143 7,9 Oberspreewald-Lausitz 20 0,5 -5 -0,1 20 0,5 4 0,1 Oder-Spree (WMR) 196 4,1 10 0,2 107 2,2 79 1,6 Ostprignitz-Ruppin 184 5,0 54 1,5 4 0,1 126 3,5 Potsdam-Mittelmark (WMR) 468 13,3 228 6,5 88 2,5 152 4,3 Prignitz 66 2,5 8 0,3 14 0,5 45 1,7 Spree-Neiße -36 -0,9 -1 -0,0 35 0,8 -70 -1,7 Teltow-Fläming (WMR) 310 8,8 141 4,0 -12 -0,3 181 5,1 Uckermark 127 3,0 16 0,4 10 0,2 102 2,4 Berliner Umland 5679 15,0 0 0,0 -825 -2,2 6504 17,2 Weiterer Metropolenraum 1840 3,3 825 1,5 0 0,0 1015 1,8 In Tabelle 21 und Tabelle 22 sind die gemittelten Wanderungssalden der unter 10‐Jähri‐ gen und der 25‐ bis unter 55‐Jährigen deutschen Staatsbürger/innen nach Wanderungs‐ art getrennt für die Landkreise und kreisfreuen Städte des metropolenfernen Raums und das Berliner Umland dargestellt. Dabei wird deutlich, dass Kinder und potentielle Eltern aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland bevorzugt ins Berliner Umland zuzie‐ hen, das wiederum in den betrachteten Altersgruppen in geringerem Maße Bevölkerung an den weiteren Metropolenraum verliert. Die Außenwanderungsbilanz der Kinder ist im weiteren Metropolenraum positiv, wobei die drei Oberzentren und der Landkreis Spree‐ Neiße geringere Wanderungsgewinne verbuchen können als die übrigen Landkreise. Auch die Binnenwanderungsbilanz fast aller Landkreise ist positiv. Familien mit Kindern wandern insbesondere aus den kreisfreien Städten, aber auch aus dem Berliner Umland ab. Bei den Binnenwanderungen sind keine klaren Trends zugunsten des metropolenfer‐ nen Raums der Sektoralkreise erkennbar. Die Wanderungsmuster der 25‐ bis unter 55‐ Jährigen sind tendenziell ähnlich, allerdings mit ungünstigeren Werten für die kreisfreien

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Städte. Die zahlenmäßig bedeutendsten Binnenwanderungsströme der Familienwande‐ rer im metropolenfernen Raum sind in Abbildung 11 anhand der Wanderungsverflech‐ tungen der unter 10‐Jährigen und der Frauen zwischen 25 und 40 dargestellt. Bei beiden Gruppen bestehen die quantitativ stärksten Wanderungsströme zwischen den Oberzen‐ tren Brandenburg an der Havel, Cottbus und Frankfurt (Oder) und den jeweiligen Um‐ landkreisen. Auffällig ist dabei, dass Familienwanderer aus Brandenburg an der Havel eine ausgeprägte Präferenz für den Landkreis Potsdam‐Mittelmark zeigen, aber nicht für den Landkreis Havelland. Dass die angrenzenden Landkreise für Familienwanderer un‐ terschiedlich attraktiv sind, gilt – weniger ausgeprägt – auch für Frankfurt/Oder. Von der Suburbanisierung profitiert in erster Linie der Landkreis Oder‐Spree; die Zahl der Zuzüge von Kindern und potentiellen Müttern in den Landkreis Märkisch‐Oderland ist deutlich schwächer ausgeprägt. Ein zweiter zahlenmäßig bedeutender Binnenwanderungsstrom besteht zwischen dem Berliner Umland und den zum weiteren Metropolenraum gehören‐ den Teilräumen der Sektoralkreise. Über die Motive der Zuziehenden kann an dieser Stelle nur spekuliert werden, da die Forschung vorrangig hinterfragt, warum Familien aus den Kernstädten fortziehen. Wanderungsströme von Familien innerhalb ländlicher Räume und die dahinterstehenden Motive stellen eine Forschungslücke dar. Fortzüge aus dem „ersten“ in den „zweiten“ Umlandring könnten aus ähnlichen Gründen erfolgen wie Fortzüge aus der Kernstadt in den suburbanen Raum. Das Berliner Umland wäre nach diesem Erklärungsansatz für bestimmte Familien zu teuer oder nicht ländlich genug.

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Abbildung 11: Binnenwanderungsströme der Familienwanderer 2015. Eigene Darstellung; Datenquelle: Statistik Berlin‐Bran‐ denburg (2017).

Andererseits könnte es sich auch um Umzüge zwischen benachbarten Gemeinden han‐ deln, zwischen denen die Grenze des Berliner Umlands verläuft. Denkbar ist drittens, dass 70

soziale Netzwerke (z.B. der Wohnstandort der Großeltern) eine Rolle bei der Wohnstand‐ ortwahl spielen und dass es sich bei einem Teil der Wanderungen zwischen dem Berliner Umland und dem metropolenfernen Raum der Sektoralkreise quasi um innerbrandenbur‐ gische Rückwanderungen handelt. Von der Zuwanderung von Kindern und potentiellen Müttern profitieren insbesondere die Landkreise Potsdam‐Mittelmark, Märkisch‐Oder‐ land und Teltow‐Fläming, während der metropolenferne Raum der Landkreise Oder‐ Spree und Havelland für Familien aus dem Berliner Umland kaum attraktiv zu sein scheint. Zwischen den komplett im metropolenfernen Raum liegenden Landkreisen be‐ stehen in den betrachteten Altersgruppen nur schwache Wanderungsverflechtungen. Die Landkreise Elbe‐Elster und Oberspreewald‐Lausitz verlieren im Saldo unter 10‐Jährige an die übrigen Landkreise und kreisfreien Städte des metropolenfernen Raums, während der Wanderungssaldo in den Landkreisen Ostprignitz‐Ruppin, Prignitz, Spree‐Neiße und Uckermark positiv ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass weite Teile des metropo‐ lenfernen Raums von der Zuwanderung von Familienwanderern profitieren können. Die Wanderungsgewinne sind allerdings zahlenmäßig eher gering.

In der Altersgruppe der 25‐ bis 55‐Jährigen ausländischen Staatsbürger/innen werden klare Unterschiede zwischen dem Berliner Umland und dem metropolenfernen Raum deutlich. Der „Speckgürtel“ gewinnt ausländische Staatsangehörige durch Zuwanderung aus Berlin und direkt aus dem Ausland, verliert aber in geringem Umfang Einwohner/in‐ nen an die übrigen Bundesländer. Der weitere Metropolenraum verliert dagegen auslän‐ dische Staatsbürger/innen sowohl an Berlin als auch ans übrige Bundesgebiet, verzeich‐ net aber hohe Wanderungsgewinne aus dem Ausland. Dabei sticht der zum weiteren Met‐ ropolenraum gehörende Anteil des Landkreises Oder‐Spree durch die Erstaufnahmeein‐ richtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt wiederum besonders hervor. Die Zuwande‐ rung von Schutzsuchenden ist jedoch nur ein – wenn auch intensiv diskutierter – Teilas‐ pekt der Wanderungen ausländischer Staatsangehöriger im Land Brandenburg. Ohne Be‐ rücksichtigung des metropolenfernen Anteils des Landkreises Oder‐Spree und die Ver‐ zerrung der Wanderndenzahlen durch die Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt re‐ lativieren sich die Wanderungsgewinne des metropolenfernen Raums. Im betrachteten Zeitraum können trotzdem – von wenigen Ausnahmen abgesehen – alle Kreise Wande‐ rungsgewinne mit dem Ausland ausweisen. Dabei zeigen sich jedoch deutliche ge‐ schlechtsspezifische Unterschiede. Der Wanderungssaldo ausländlicher Staatsbürger/in‐ nen zwischen 25 und 55 zeigt, dass Brandenburg insgesamt und der weitere Metropolen‐ raum im Besonderen für viele ausländische Staatsangehörige nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in andere Bundesländer oder (zurück) ins Ausland ist. Die Wanderungsge‐ winne aus dem Ausland werden durch Wanderungsverluste mit Berlin und/oder dem üb‐ rigen Bundesgebiet deutlich reduziert oder ganz aufgezehrt. Dies gilt insbesondere für Männer; bei den Frauen ist der Anteil der Weiterwandernden geringer. 4.3 Wanderungsmuster und Wanderungsverflechtungen der 65‐bis unter 80‐Jährigen

In Hinblick auf die relative Bedeutung der Binnen‐ und Außenwanderungen zeigt Tabelle 23 wiederum das bereits bekannte Muster: Im Berliner Umland ist der Anteil der aus Ber‐

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lin, dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland zu‐ bzw. der dorthin fortziehenden Se‐ niorinnen und Senioren höher als im weiteren Metropolenraum, wo die Binnenwande‐ rungen deutlich dominieren. Bei den Binnenwanderungen finden die Wohnstandort‐ wechsel der 65‐ bis unter 80‐Jährigen in den meisten Fällen innerhalb des Berliner Um‐ lands bzw. innerhalb des weiteren Metropolenraums statt. Einen nennenswerten Anteil haben Zuzüge aus bzw. Fortzüge nach Berlin und dem Berliner Umland lediglich in den zum metropolenfernen Raum gehörenden Anteilen der Sektoralkreise sowie den von ih‐ rer Erreichbarkeit und Infrastrukturausstattung her gut ausgestatteten kreisfreien Städ‐ ten Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder). In Cottbus und den übrigen Land‐ kreisen dominieren die innerbrandenburgischen Wanderungen sowie Wanderungsver‐ flechtungen mit dem übrigen Bundesgebiet.

Tabelle 23: Quelle-Ziel-Verflechtungen der Zu- und Fortzüge der 65- bis unter 80-Jährigen in den Landkreisen und kreis- freien Städten des metropolenfernen Raums. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Zie lgebiet Zuzüge: Summe 2013-2015 Anteil nach Herkunftsregionen in % 65- bis unter 80-Jährige: Zuzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon De utsche Sta a tsbürge r gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 357 51,5 11,4 88,6 48,5 22,5 73,4 4,0 Cottbus 467 66,4 1,9 98,1 33,6 7,0 90,4 2,5 Frankfurt (Oder) 287 66,6 7,9 92,1 33,4 29,2 61,5 9,4 Barnim (WMR) 554 67,5 20,1 79,9 32,5 43,9 55,0 1,1 Dahme-Spreewald (WMR) 508 57,3 29,6 70,4 42,7 46,1 48,4 5,5 Elbe-Elster 519 65,3 2,1 97,9 34,7 15,0 83,9 1,1 Havelland (WMR) 498 63,7 21,5 78,5 36,3 34,8 61,3 3,9 Märkisch-Oderland (WMR) 480 66,3 20,8 79,2 33,8 58,0 40,1 1,9 Oberhavel (WMR) 309 51,1 35,4 64,6 48,9 48,3 48,3 3,3 Oberspreewald-Lausitz 530 71,7 2,6 97,4 28,3 15,3 82,0 2,7 Oder-Spree (WMR) 964 67,7 10,9 89,1 32,3 37,9 58,2 3,9 Ostprignitz-Ruppin 707 62,7 14,4 85,6 37,3 37,5 60,6 1,9 Potsdam-Mittelmark (WMR) 621 58,9 31,1 68,9 41,1 41,6 56,1 2,4 Prignitz 498 54,6 5,9 94,1 45,4 15,0 83,2 1,8 Spree-Neiße 601 61,4 5,7 94,3 38,6 22,8 72,4 4,7 Teltow-Fläming (WMR) 625 55,5 35,2 64,8 44,5 48,6 47,8 3,6 Uckermark 900 58,0 7,1 92,9 42,0 22,5 74,9 2,6 Berliner Umland 8006 40,5 69,2 30,8 59,5 60,2 37,0 2,9 Weiterer Metropolenraum 9425 61,9 17,3 82,7 38,1 32,5 64,4 3,1

Herkunftsregion Fortzüge: Summe 2013-2015 Anteil nach Zielgebieten in % 65- bis unter 80-Jährige: Fortzüge Binnen- davon Berliner Außen- davon übriges davon De utsche Sta a tsbürge r gesamt davon WMR davon Berlin wanderungen Umland wanderungen Bundesgebiet Ausland Brandenburg an der Havel 290 48,6 21,3 78,7 51,4 10,7 84,6 4,7 Cottbus 321 42,4 9,6 90,4 57,6 8,1 89,2 2,7 Frankfurt (Oder) 267 46,1 22,0 78,0 53,9 21,5 68,8 9,7 Barnim (WMR) 513 71,2 20,5 79,5 28,8 31,1 64,2 4,7 Dahme-Spreewald (WMR) 498 70,3 24,3 75,7 29,7 33,1 61,5 5,4 Elbe-Elster 555 61,3 5,6 94,4 38,7 11,2 86,0 2,8 Havelland (WMR) 475 66,7 19,2 80,8 33,3 17,7 77,8 4,4 Märkisch-Oderland (WMR) 620 73,7 25,8 74,2 26,3 42,9 54,6 2,5 Oberhavel (WMR) 354 63,8 42,0 58,0 36,2 40,6 57,8 1,6 Oberspreewald-Lausitz 690 65,5 4,6 95,4 34,5 8,8 87,8 3,4 Oder-Spree (WMR) 952 69,7 12,8 87,2 30,3 29,9 66,7 3,5 Ostprignitz-Ruppin 589 67,6 12,3 87,7 32,4 30,9 64,9 4,2 Potsdam-Mittelmark (WMR) 666 65,2 28,3 71,7 34,8 25,9 68,1 6,0 Prignitz 512 53,7 6,5 93,5 46,3 8,4 90,7 0,8 Spree-Neiße 711 66,7 5,5 94,5 33,3 8,9 87,3 3,8 Teltow-Fläming (WMR) 514 62,3 35,0 65,0 37,7 35,6 59,8 4,6 Uckermark 886 57,2 8,5 91,5 42,8 14,8 80,2 5,0 Berliner Umland 6018 51,5 72,4 27,6 48,5 51,7 43,7 4,7 Weiterer Metropolenraum 9413 63,5 16,7 83,3 36,5 21,1 74,9 4,0 Fast die Hälfte der Fortzüge und mehr als 43% der Zuzüge aus bzw. in den metropolen‐ fernen Raum haben ihr Ziel bzw. ihre Quelle in den angrenzenden Bundesländern Meck‐ lenburg‐Vorpommern, Sachsen und Sachsen‐Anhalt. Die süd‐ und westdeutschen Bundes‐ länder sind als Quellgebiet für den metropolenfernen Raum tendenziell bedeutender als 72

als Zielgebiet, was auf eine Tendenz zur Rückwanderung hindeutet. Dagegen spielen Nie‐ dersachsen und Schleswig‐Holstein (ebenso wie Mecklenburg‐Vorpommern) als Zielge‐ biete der Seniorenwanderung eine bedeutendere Rolle als als Herkunftsregionen. Dies deutet darauf hin, dass die Küstenländer als Zielgebiete der Ruhesitzwanderung auch für brandenburgische Seniorinnen und Senioren besonders attraktiv sind.

Tabelle 24: Wanderungssaldo der 65- bis unter 80-Jährigen deutschen Staatsbürger nach Wanderungsart und Kreisen. Ei- gene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin-Brandenburg (2017).

Wanderungssaldo nach Regionen (Mittelwert 2013-2015) 65- bis unter 80-Jährige: pro 1.000 Binnen- pro 1.000 Außen- pro 1.000 Deutsche Staatsbürger Gesamt Einwohner wanderungen Einwohner wanderungen Einwohner Brandenburg an der Havel 22 1,6 14 1,0 8 0,6 Cottbus 49 2,8 58 3,4 -9 -0,5 Frankfurt (Oder) 7 0,7 23 2,3 -16 -1,6 Barnim (WMR) 14 1,0 3 0,2 11 0,8 Dahme-Spreewald (WMR) 3 0,3 -20 -1,6 23 1,9 Elbe-Elster -12 -0,6 -0 -0,0 -12 -0,6 Havelland (WMR) 8 0,6 0 0,0 8 0,6 Märkisch-Oderland (WMR) -47 -3,7 -46 -3,7 -0 -0,0 Oberhavel (WMR) -15 -1,8 -23 -2,8 8 0,9 Oberspreewald-Lausitz -53 -2,4 -24 -1,1 -29 -1,3 Oder-Spree (WMR) 4 0,2 -4 -0,2 8 0,3 Ostprignitz-Ruppin 39 2,3 15 0,9 24 1,4 Potsdam-Mittelmark (WMR) -15 -1,0 -23 -1,5 8 0,5 Prignitz -5 -0,3 -1 -0,1 -4 -0,2 Spree-Neiße -37 -1,7 -35 -1,6 -2 -0,1 Teltow-Fläming (WMR) 37 2,3 9 0,6 28 1,8 Uckermark 5 0,2 5 0,2 -0 -0,0 Berliner Umland 663 4,6 48 0,3 614 4,3 Weiterer Metropolenraum 4 0,0 -48 -0,2 52 0,2 Die getrennte Darstellung der Rate des Wanderungssaldos der 65‐ bis unter 80‐jährigen Deutschen nach Binnen‐ und Außenwanderungen (Tabelle 24) verdeutlicht, dass der Wanderungsüberschuss aus dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland im Betrach‐ tungszeitraum praktisch ausschließlich dem Berliner Umland zu Gute gekommen ist. Auch der weitere Metropolenraum hat (wenn auch in geringem Maße) Bevölkerung an das Berliner Umland verloren. Bei kreisscharfer Betrachtung wird deutlich, dass – mit Ausnahme der Stadt Brandenburg an der Havel und des Landkreises Ostprignitz‐Ruppin – alle komplett zum metropolenfernen Raum gehörenden Landkreise und kreisfreien Städte einen negativen Außenwanderungssaldo aufweisen, während die zum weiteren Metropolenraum gehörenden Teilgebiete der Sektoralkreise – mit Ausnahme des Land‐ kreises Märkisch‐Oderland – im Saldo im Betrachtungszeitraum mehr Zu‐ als Fortzüge von 65‐ bis unter 80‐Jährigen verzeichnen konnten. Dieses Muster deutet wiederum da‐ rauf hin, dass die zuwanderungsfördernden Standortvorteile des Berliner Umlands über dessen Grenzen hinaus wirksam sind. Das Raummuster der Binnenwanderungen der 65‐ bis unter 80‐Jährigen unterscheidet sich deutlich von den Quelle‐Ziel‐Verflechtungen der Außenwanderungen. Im metropolenfernen Raum sind die Oberzentren, insbesondere Cottbus, die großen Gewinner der Altersruhesitzwanderung, während der metropolen‐ ferne Raum der Sektoralkreise tendenziell die stärksten Wanderungsverluste aufweist. Für die innerhalb der brandenburgischen Landesgrenzen Wandernden ist das erweiterte Berliner Umland offensichtlich deutlich weniger attraktiv als für aus dem übrigen Bun‐

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desgebiet und dem Ausland zuziehende Seniorinnen und Senioren. Nennenswerte Wan‐ derungsgewinne sowohl bei Binnen‐ als auch bei Außenwanderungen verzeichnen nur Brandenburg an der Havel, der Landkreis Ostprignitz‐Ruppin und der metropolenferne Raum des Landkreises Teltow‐Fläming. In allen Fällen sind jedoch die Wanderungsge‐ winne zahlenmäßig so niedrig, dass die Ruhesitzwanderung die gesamte Wanderungsbi‐ lanz nur in geringem Maße beeinflusst. Im metropolenfernen Raum besteht folglich allen‐ falls lokal die Chance, Bevölkerungsverluste durch Ruhesitzwanderung abzumildern. Dies deckt sich mit Friedrichs (2008) Einschätzung, dass periphere Regionen angesichts von Defiziten bei der sozialen und wohnbezogenen Infrastruktur trotz landschaftlicher Reize und günstiger Immobilienpreise kaum von der Ruhesitzwanderung profitieren können.

Die Wanderungsstatistik für 2015 zeigt auf der lokalen Ebene, dass die Gemeindegröße einen wichtigen Einflussfaktor darstellt. Aus Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwoh‐ ner/innen wandern Seniorinnen und Senioren tendenziell überdurchschnittlich stark ab – die Wanderungsverluste liegen bei 12‰ in Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwoh‐ nern und 10‰ in Gemeinden mit 1.000 bis unter 2.000 Einwohnern. Dabei sind die Wan‐ derungsverluste bei den Frauen stärker ausgeprägt als bei den Männern. Die meisten Städte und Gemeinden mit 2.000 bis 5.000 Einwohner/innen sind ebenfalls Quellgebiete der Altersruhesitzwanderung, allerdings gibt es eine ganze Reihe von Städten und Ge‐ meinden dieser Größenklasse, die in der Altersgruppe der über 65‐Jährigen deutliche Wanderungsgewinne verzeichnen können, beispielsweise Bad Wilsnack (+39‰), Ziesar (+29‰), Groß Köris (+26‰) und Burg (Spreewald) (+25‰). Dabei ziehen nach Bad Wilsnack und Burg (Spreewald) verstärkt Seniorinnen zu, während Ziesar für Männer über 65 deutlich attraktiver ist als für gleichaltrige Frauen. Da die genannten Städte und Gemeinden sich auch in der Altersgruppe der 50‐ bis 65‐Jährigen durch Wanderungsge‐ winne auszeichnen, können sie durchaus als Zielgebiete der Ruhesitzwanderung bezeich‐ net werden, die durch ihre Lage und Infrastrukturausstattung besonders attraktiv sind. Die nicht als zentrale Orte ausgewiesenen Gemeinden mit 5.000 bis unter 20.000 Einwoh‐ ner/innen weisen im Durchschnitt einen ausgeglichenen Saldo der Altersruhesitzwande‐ rung auf. Durch außergewöhnlich positive Wanderungssalden fallen Bad Saarow (+48‰) und Biesenthal (+36‰) auf. In die Mittelzentren ziehen im Durchschnitt vier über 65‐ Jährige pro 1.000 Einwohner/innen der Altersgruppe zu; Spitzenreiter sind Lübben (Spreewald) (+28‰), Seelow (+16‰) und Prenzlau (+14‰). Zu beachten ist die ausge‐ prägte Heterogenität der Wanderungsmuster auf der Gemeindeebene. Auch wenn Ab‐ bzw. Zuwanderung die dominanten Wanderungsströme darstellen, gibt es doch in allen Gemeindegrößenklassen auch Beispiele für gegenläufige Entwicklungen, die vielfach auf lokale Besonderheiten zurückzuführen sind.

Als Fazit zu den aktuellen Wanderungsströmen und ‐mustern lässt sich festhalten, dass die räumliche Bevölkerungsbewegung die demographischen Ungleichgewichte zwischen dem Berliner Umland und dem metropolenfernen Raum weiter verstärkt und akzentuiert. Die Zuwanderung aus Berlin ist insbesondere auf das Berliner Umland gerichtet, beein‐ flusst aber auch die Wanderungsbilanz der metropolenfernen Teilräume der Sektoral‐

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kreise. Auch die Zuwanderung aus den alten Ländern hat als Zielgebiet vorrangig das Ber‐ liner Umland. Im metropolenfernen Raum überwiegen dagegen die innerbrandenburgi‐ sche Bevölkerungsumverteilung und die Wanderungsverflechtungen mit den angrenzen‐ den Bundesländern. Die aktuellen Wanderungstrends deuten darauf hin, dass sich die Ab‐ wanderung aus dem metropolenfernen Raum in den letzten Jahren abgeschwächt hat und dass die berlinfernen Landesteile bei den Familien‐ und Ruhesitzwanderern mit deut‐ scher Staatsbürgerschaft Wanderungsgewinne verzeichnen können, die jedoch zahlen‐ mäßig recht niedrig ausfallen, lokal begrenzt wirken und die Sterbeüberschüsse nur ab‐ mildern, aber nicht ausgleichen können. Bei der Ausbildungswanderung der deutschen Staatsangehörigen sind noch immer ausgeprägte geschlechtsspezifische Unterschiede festzustellen, die allerdings nicht mehr so ausgeprägt sind wie zu Beginn der 2010er Jahre. Besorgniserregend sind die hohen Außenwanderungsverluste der jungen Frauen. Hier besteht die Gefahr, dass die Abgewanderten Brandenburg dauerhaft den Rücken kehren, insbesondere, wenn sie am Studien‐ oder Ausbildungsort Partnerschaften einge‐ hen oder langfristige berufliche Perspektiven haben. 4.4 Ausblick: Rückwanderung Als Grund für die Schrumpfung ländlicher Räume ist eine geringe Zuwanderung oft ge‐ nauso bedeutend wie eine starke Abwanderung. Neben fehlenden Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sind häufig die Einschätzung, dass die Lebensbedingungen in einer Region ungünstig seien, und der Ruf einer Region Faktoren, die Menschen ohne lokale Wurzeln von einem Zuzug absehen lassen. Rückwanderer kommen dagegen häufig aus emotiona‐ len und familiären Gründen zurück und legen daher andere Kriterien an, wenn sie ihre Wanderungsentscheidung treffen. So spielen „weiche“ Standortfaktoren wie Familien‐ freundlichkeit für sie eine größere Rolle (Erdmann und Hamann 2012). Da Rückwanderer oft mit Partner(in) und/oder Kindern zuziehen, tragen sie zur Stabilisierung der demo‐ graphischen Lage bei. Vom mitgebrachten Humankapital und der oft vorhandenen Bereit‐ schaft zum Engagement profitiert die Heimatregion auch wirtschaftlich und gesellschaft‐ lich (von Reichert et al. 2014). Eine aktuelle deutschlandweite Studie zur Rückwanderung von Erwerbspersonen (Fuchs et al. 2017) zeigt für Brandenburg, dass die Rückkehrquote in den meisten Landkreisen leicht und in den kreisfreien Städten – mit Ausnahme von Brandenburg an der Havel – deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Rückwan‐ derer sind überwiegend männlich, eher jünger und tendenziell auch häufiger gering qua‐ lifiziert. Diese Aussagen sind aber stark davon abhängig, wie Rückwanderer definiert sind, und gelten nur für Rückkehrer/innen in den Heimatkreis. Ostdeutsche, die nach ei‐ nem mehr oder weniger langen Aufenthalt im Westen in die neuen Länder, aber nicht in ihren Heimatkreis zurückkehren, bevorzugen dagegen die Großstädte und das Berliner Umland und sind auch besser qualifiziert (Fuchs und Weyh 2015).

Lang und Hämmerling (2013) identifizieren in ihrer Untersuchung zu Motiven der Rück‐ wanderer nach Ostdeutschland drei Rückkehrtypen: Der „sozial motivierte Rückwande‐ rertyp“ kehrt aus familiären Gründen in die Heimat zurück; berufliche und Karrieremo‐ tive spielen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Diese Rückkehrer/innen haben häufig Kinder und nehmen auch eine Verschlechterung ihrer Einkommenssituation in Kauf, um

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näher bei Familie und Freunden zu sein. Der „vorrangig ökonomisch motivierte Rückwan‐ derertyp“ kehrt dagegen aus beruflichen Gründen in den Osten zurück. Zumeist handelt es sich um hoch qualifizierte Singles, die häufig bereits zum Zeitpunkt ihrer Abwanderung konkrete Rückkehrabsichten hatten und sich durch ihren Aufenthalt in Westdeutschland oder im Ausland beruflich und finanziell verbessern konnten. Der dritte Rückwanderer‐ typ kehrt aus einer Vielzahl von Motiven zurück, aber insbesondere aus Karriere‐ und Bil‐ dungsgründen. Für diesen Typ ist außerdem eine Unzufriedenheit mit der Zielregion der Abwanderung charakteristisch, sodass eine Rückkehr aus Enttäuschung und Versagen vermutet werden kann. Vom dritten Rückkehrertyp abgesehen liegen die Gründe für die Rückwanderung folglich (eher) in der Heimatregion, insbesondere in den individuellen sozialen Netzen. Die hohe Bedeutung von Familie und Freunden im Rückwanderungspro‐ zess wird dadurch unterstrichen, dass Personen, die eine Rückwanderung planen oder zumindest in Erwägung ziehen, mehrheitlich bereit sind, ungünstigere Arbeitsbedingun‐ gen oder ein niedrigeres Gehalt zu akzeptieren (Lang et al. 2014, Lang und Nadler 2014). Tatsächlich zeichnet sich ab, dass sich viele Rückwanderer gegenüber ihrer Beschäfti‐ gungssituation in der Zielregion der Abwanderung beruflich verschlechtern oder – was auch Sicht der Heimatregion sicher positiv zu bewerten ist – die für sie unbefriedigende Arbeitsmarktsituation durch eine Unternehmensgründung verbessern (Lang et al. 2014).

Die als ungünstig wahrgenommene Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschland ist das wich‐ tigste Rückkehrhindernis (Lang und Nadler 2014). Die Diskrepanz zwischen Diskussio‐ nen über einen Fachkräftemangel auf der einen Seite und der (zumindest in der Vergan‐ genheit) ausgesprochen negativen Einschätzung der individuellen Berufsperspektiven in Brandenburg durch Jugendliche und junge Erwachsene (z.B. SenStadt und MIL 2010) so‐ wie potentielle Rückwanderer (Lang und Nadler 2014) auf der anderen Seite, dürfte auch darin begründet sein, dass ostdeutsche Unternehmen trotz drohendem Fachkräftemangel viel zu häufig keine strategische Personalentwicklung betreiben. Diese könnte überregio‐ nale Personalgewinnung ebenso umfassen wie die gezielte Anwerbung von Rückkehrwil‐ ligen. Gerade letztere haben die Unternehmen bisher kaum als Zielgruppe im Visier (Nad‐ ler und Matuschewski 2013). Von Seiten der rückkehrwilligen Abgewanderten sprechen insbesondere das niedrige Lohnniveau und fehlende Karrierechancen gegen eine Heim‐ kehr nach Ostdeutschland. Auch wenn viele bereit sind, Abstriche zu machen, liegen die Gehaltsvorstellungen oft weit über dem, was die potentiellen Arbeitgeber zu zahlen bereit sind. Eine erstaunlich große Zahl von Rückwanderern bemängelt ferner, dass die Büro‐ kratie in Ostdeutschland ihre Rückkehr erschwert habe (Nadler und Wesling 2013). Rück‐ kehrinitiativen und Netzwerke spielen als Mittler zwischen Rückkehrwilligen und der Wirtschaft eine wichtige Rolle und könnten auch dazu beitragen, die befürchteten Schwie‐ rigkeiten bei einer Rückkehr (Lang et al. 2014) zu bewältigen. Leider sind die vorhande‐ nen Rückkehrinitiativen vielen Rückkehrwilligen nicht bekannt (Lang und Nadler 2014).

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5. Räume mit besonderem demographischem Handlungsbedarf Die in den Kapiteln 1 bis 4 analysierten Aspekte des demographischen Wandels werden in diesem Abschnitt anhand von vier zentralen Indikatoren zusammengeführt, um zu zei‐ gen, wo sich dynamische Alterung, starke Abwanderung, ein geringes Reproduktionspo‐ tential und „Männerüberschüsse“ in der geburtenstarken Altersgruppe der 25‐ bis unter 35‐Jährigen überlagern und wechselseitig verstärken. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit wurde statt der Gemeinde‐ die Ämterebene als Analysegrundlage gewählt. Wie bereits mehrfach ausgeführt, sind gerade die amtsangehörigen Städte und Gemein‐ den in demographischer Hinsicht ausgesprochen heterogen. Einige können als relativ „krisenfest“ eingestuft, während anderswo – oft in unmittelbarer räumlicher Nähe – Alte‐ rung, Schrumpfung und Sterbeüberschüsse einen verhängnisvollen Teufelskreis bilden, der in eine demographische Abwärtsspirale münden kann. In Abbildung 12 ist dargestellt, in welchen Kommunen die genannten vier Problemlagen besonders drückend sind. Eine ausgeprägte Problemlage ist in der Abbildung bei Reproduktionspotential, Geschlechter‐ proportionen und Alterung durch eine Abweichung von mindestens 15% vom Bundes‐ mittel definiert. Der Grenzwert für die Wanderungsrate wurde vor dem Hintergrund der Entwicklungstrends in ländlichen Räumen gewählt. Grundsätzlich wird von einer Prob‐ lemlage gesprochen, wenn die Trends bei Abwanderung, Alterung, Geschlechterproporti‐ onen und Reproduktionspotential deutlich negativer sind als in Deutschland insgesamt bzw. im ländlichen Raum insgesamt.

Zu den amtsfreien Gemeinden und Ämtern ohne ausgeprägte demographische Problem‐ lagen gehören 13 der 49 Städte und Gemeinden des Berliner Umlands19 inklusive der Lan‐ deshauptstadt Potsdam, sowie sieben Städte und Gemeinden im weiteren Metropolen‐ raum, die alle im ehemaligen engeren Verflechtungsraum liegen: Bestensee, Fürsten‐ walde/Spree, Kremmen, Nauen, Seddiner See, Trebbin und Zossen. In den genannten Städten und Gemeinden ist der demographische Handlungsdruck noch überschaubar. Im Mittelpunkt sollte die Stärkung der vorhandenen Standortvorteile stehen. Vorrangig sind Maßnahmen zum seniorengerechten Umbau der technischen und sozialen Infrastruktur. Ein weiteres Hauptziel der regionalen und lokalen Politik muss sein, die Attraktivität für Zuwanderer aller Altersgruppen und Herkunftsregionen zu erhalten und ausbauen und Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Familienfreundlichkeit zu entwickeln und umzu‐ setzen. Die meisten Städte und Gemeinden im Berliner Umland weisen nach der hier ver‐ wendeten Operationalisierung nur eine demographische Problemlage auf. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein niedriges Reproduktionspotential oder eine über‐ durchschnittlich gealterte Bevölkerung. Ein im deutschlandweiten Vergleich niedriges Reproduktionspotential ist nicht nur im Berliner Umland, sondern landesweit die bedeu‐ tendste demographische Problemlage. Bezogen auf den brandenburgischen Mittelwert ist das Reproduktionspotential im Berliner Umland, wie in Kapitel 2 gezeigt, durchschnittlich bis überdurchschnittlich. Problematisch ist eher, dass das vorhandene Potential nicht

19 Ohne die zum nur teilweise im Berliner Umland liegenden Amt Spreenhagen gehörende Gemeinde Gosen‐Neu Zittau 77

ausgenutzt wird, sprich die Geburtenrate niedriger ist, als es angesichts des Bevölke‐ rungsanteils potentieller Mütter zu erwarten wäre.

Abbildung 12: Synthese demographischer Problemlagen. Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistik Berlin‐Brandenburg (2019). 78

Der im bundesweiten Vergleich hohe Bevölkerungsanteil von Seniorinnen und Senioren in einigen Städten und Gemeinden, etwa in den Mittelzentren Hennigsdorf und Straus‐ berg, ist angesichts der allgemein als hoch zu bewertenden Standortqualität und der güns‐ tigen demographischen Entwicklungspotentiale als eher unproblematisch einzustufen, solange die Hauptstadtregion insgesamt eine positive Wanderungsbilanz aufweist. Insge‐ samt ist das Berliner Umland zwar kein „demographischer Selbstläufer“, aber derzeit recht solide aufgestellt. Die in den kommenden zehn bis 15 Jahren zu erwartende beson‐ dere Dynamik der Alterung durch den Renteneintritt der stark besetzten Kohorten der über 50‐Jährigen erfordert – wie überall in Brandenburg – besondere Aufmerksamkeit.

Eine besondere Kumulation von demographischen Problemlagen ist insbesondere im „dritten Ring“, also den Ämtern und amtsfreien Gemeinden entlang der Grenzen zu Meck‐ lenburg‐Vorpommern, Sachsen, Sachsen‐Anhalt und Polen festzustellen. Durch eine be‐ sondere Konzentration von demographischen Problemlagen zeichnet sich der Landkreis Elbe‐Elster aus, wo sich in sechs der 17 Ämter und amtsfreien Gemeinden alle vier hier betrachteten Problemlagen überlagern und wechselseitig verstärken. Die Ober‐ und Mit‐ telzentren sind in der Regel in geringerem Maß von ausgeprägten demographischen Problemlagen betroffen als die umliegenden Städte und Gemeinden.

Da die zentralen Orten gemäß Landesentwicklungsplan (LEP B‐B 2009) die Schwer‐ punkte des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens in Brandenburg sind und als Standorte technischer und sozialer Infrastrukturen gesichert und weiterentwickelt wer‐ den sollen, kommt der demographischen Stabilisierung der Ober‐ und Mittelzentren eine entscheidende Bedeutung für die territoriale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Kohä‐ sion des Landes zu. Die meisten zentralen Orte im weiteren Metropolenraum sind jedoch von mindestens einer demographischen Problemlage betroffen:

 Ein stark überdurchschnittlicher Anteil der über 65‐Jährigen in den Oberzentren Brandenburg an der Havel und Frankfurt/Oder sowie den Mittelzentren Ebers‐ walde und Neuruppin;

 Ein deutlich unterdurchschnittliches Reproduktionspotential in den Mittelzen‐ tren in Funktionsteilung Beelitz und Wittstock/Dosse.

In den folgenden Städten kumulieren sich zwei ausgeprägte Problemlagen:

 Überdurchschnittlicher Anteil der über 65‐Jährigen und niedriges Reproduktions‐ potential in den Mittelzentren (in Funktionsteilung) Bad Belzig, Bad Freienwalde (Oder), Beeskow, Elsterwerda, Finsterwalde, Forst (Lausitz), Großräschen, Guben, Herzberg (Elster), Jüterbog, Kyritz, Lübben (Spreewald), Lübbenau/Spreewald, Luckenwalde, Prenzlau, Rathenow, Schwedt/Oder, Seelow, Spremberg, Templin und Zehdenick;

 „Frauenmangel“ und Alterung im Oberzentrum Cottbus;

Drei Problemlagen überlagern und verstärken sich in den folgenden zentralen Orten:

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 Alterung, niedriges Reproduktionspotential und Abwanderung in den Mittelzen‐ tren (in Funktionsteilung) Eisenhüttenstadt und Lauchhammer;

 „Frauenmangel“, ein hoher Prozentsatz der über 65‐Jährigen und ein niedriges Re‐ produktionspotential in den Mittelzentren (in Funktionsteilung) Bad Lieben‐ werda, Perleberg, Pritzwalk, Schwarzheide, Senftenberg und Wittenberge.

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6. Literaturrecherche des aktuellen Forschungsstandes zum demogra‐ phischen Wandel Im Folgenden wird ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung, sowie politi‐ scher Strategiedokumente und Handlungskonzepte zum Demographischen Wandel gege‐ ben. Zunächst wird der Status quo der verfügbaren Publikationen von politischen Institu‐ tionen (Ministerien etc.) wiedergegeben. Anschließend wird ein Überblick über die trans‐ disziplinäre Auseinandersetzung mit den Auswirkungen, Problemen und Handlungsbe‐ darfen des demographischen Wandels gegeben. Im Weiteren wird detaillierter auf die Thematisierung der drei Infrastrukturbereiche Gesundheitsversorgung, Schulentwick‐ lung und ÖPNV eingegangen. Im Fokus der Literaturrecherche stehen die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Infrastruktur im ländlichen Raum und sich daraus ergebende Handlungserfordernisse und Handlungsmöglichkeiten. Die Recherche wissenschaftlicher Publikationen zur Anpassung an die Auswirkungen des demographischen Wandels mit räumlichem Schwerpunkt auf periphere, ländliche Regio‐ nen erfolgte über Literaturdatenbanken (Zeitschriften‐ und Aufsatzdatenbanken), Uni‐ versitätsbibliothekskataloge (Sammelbände etc.) und Internetsuchdienste. Die Recherche erfolgte anhand von Schlagwörtern (z.B. Demographischer Wandel, ländlicher Raum, pe‐ riphere Regionen, Daseinsvorsorge, Bevölkerungsrückgang, demographische Entwick‐ lung, Anpassungsstrategien etc.). Zudem wurde dem „Schneeballprinzip“ folgend, über die verwendeten Quellen in den jeweiligen Publikationen recherchiert. Dies ermöglichte, parallel zur Schlagwortsuche in Publikationskatalogen/‐datenbanken, das Spektrum der Literatur erheblich zu erweitern. Ziel der Recherche ist es, zu den im Rahmen des vorliegenden Berichtes thematisierten Schwerpunkten einen konkreten, aufbereiteten Zugang zu Publikationen (politischen Strategiedokumenten, Berichten, wissenschaftlichen Studien und Gutachten) zu bieten, sowie die Vergleichbarkeit der jeweiligen Problemlagen und die Ableitung von Hand‐ lungsempfehlungen für die spezifischen Problemlagen in Brandenburg (kommunal, regi‐ onal) zu ermöglichen. Insbesondere die Berücksichtigung der spezifischen Problemlagen, der Akteurskonstellation, sowie der rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingun‐ gen und Prognosen ist von zentraler Bedeutung für die Anpassung an den demographi‐ schen Wandel. Auf der Ebene des Bundes und der Länder gibt es eine Vielzahl von Strategien, Konzep‐ ten, Leitfäden und Berichten zur Anpassung an die Auswirkungen des demographischen Wandels. Auf der Bundesebene stellen die Weiterentwicklung der Demographiestrategie und der Demographiebericht die grundsätzlichen Publikationen dar (Bundesministerium des Innern 2011, 2012, 2015, 2017). Auf die einzelnen Strategien, Berichte, Förderpro‐ gramme, Wettbewerbe und Modellvorhaben auf Bundesebene wird nicht im Detail einge‐ gangen. Hervorzuheben ist mit Schwerpunkt auf die Daseinsvorsorge der Bericht „Da‐ seinsvorsorge im demographischen Wandel zukunftsfähig gestalten ‐ Handlungskonzept zur Sicherung der privaten und öffentlichen Infrastruktur in vom demografischen Wandel be‐

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sonders betroffenen ländlichen Räumen“20. Bezogen auf den ländlichen Raum sind die Mo‐ dellvorhaben „Land(auf)schwung“ und „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mo‐ bilität in ländlichen Räumen“21 relevant, sowie das Modellvorhaben „Anpassungsstrate‐ gien für ländliche/periphere Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang in den neuen Ländern“ (Winkler‐Kühlken 2005). In diesem Zusammenhang wird auf den Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume 2016 (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2016) verwiesen. Eine Sammlung von Berichten und Sta‐ tistiken finden sich online im Demographieportal von Bund und Ländern22. Eine grund‐ sätzliche Auseinandersetzung bietet zudem der Bericht zu Herausforderungen des demo‐ grafischen Wandels des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Gesamtwirtschaft‐ lichen Entwicklung (Statistisches Bundesamt 2011). Einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten der einzelnen Bundesländer zum Um‐ gang mit dem demographischen Wandel ermöglichen die jeweiligen Strategien, Berichte und Handlungskonzepte die in unterschiedlichem Maß die Bereiche sozialer und techni‐ scher Infrastruktur thematisieren. Im Kontext der demographischen Entwicklung im met‐ ropolenfernen Raum Brandenburgs wurden solche Publikationen genauer betrachtet, die sich u.a. auf den demographischen Wandel im ländlichen Raum beziehen. Bundesland Publikation Baden‐Württemberg (Landtag von Baden‐Württemberg 2005; Statistisches Lan‐ desamt Baden‐Württemberg 2009) Bayern (Breu 2010; Breu und Klee 2010) Brandenburg (Landesamt für Bauen und Verkehr. Land Brandenburg 2008) Hessen (Hessische Staatskanzlei 2013) Mecklenburg‐Vorpom‐ (Staatskanzlei Mecklenburg ‐ Vorpommern 2014) mern Niedersachsen (Niedersächsische Staatskanzlei; Niedersächsische Staats‐ kanzlei 2012; Niedersächsischer Landtag 2007; Nieder‐ sächsisches Ministerium für Ernährung‚ Landwirtschaft‚ Verbraucherschutz und Landesentwicklung 2012) Rheinland‐Pfalz (Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demo‐ grafie Rheinland‐Pfalz 2015) Saarland (Staatskanzlei des Saarlandes 2007) Sachsen (Sächsische Staatskanzlei 2006, 2010) Sachsen‐Anhalt (Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Lan‐ des Sachsen‐Anhalt 2011, 2013) Thüringen (Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr 2014, 2016)

20 http://www.demografie‐portal.de/SharedDocs/Downloads/DE/BerichteKonzepte/Bund/Daseinsvor‐ sorge_zukunftsfaehig_gestalten.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Zugriff 01.08.2017) 21 http://www.modellvorhaben ‐versorgung‐mobilitaet.de/ (Zugriff 01.08.2017) 22 http://www.demografie‐portal.de (Zugriff 01.08.2017) 82

6.1. Wissenschaftliche Publikationen Es existiert eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen die das breite thematische Spektrum von Szenarien (Breuer und Schmitz‐Veltin 2013), Perspektiven (Pack et al. 2000; Bertelsmann Stiftung 2014; Tivig 2007; Jeschke 2015), Chancen (Bogedan et al. 2008), Herausforderungen (Walla et al. 2006), Folgen (Institut für Demoskopie Allens‐ bach (IfD) 2014), regionalen Auswirkungen (Kröhnert et al. 2007) und Handlungsansät‐ zen (Schmidt 2005) des demographischen Wandels beleuchten. Hervorzuheben sind hierbei die Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Kilper und Danielzyk 2006; Gans und Schmitz‐Veltin 2006; Strubelt und Zimmermann 2005a; Breu 2010; Strubelt und Zimmermann 2005b), sowie des Deut‐ schen Instituts für Urbanistik (Difu‐Institut) (Frölich von Bodelschwingh et al. 2010; Libbe et al. 2010) und des Berlin‐Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Kröhnert 2011; Kuhn und Klingholz 2013). Außerdem gibt es zahlreiche wissenschaftliche Publikationen mit einem Fokus auf ein‐ zelne Bundesländer. Für das Saarland (Spellerberg 2008), Mecklenburg‐Vorpommern (Schmidt 2006), Bayern (Maier 2008), Baden‐Württemberg (Schmidt 2014), sowie ge‐ meinsame Betrachtungen von Sachsen, Sachsen‐Anhalt und Thüringen (Rosenfeld und Weiß 2010; Sedlacek 2007). Eine kleinräumigere und thematisch konkretere Auseinandersetzung bieten Publikatio‐ nen zu Modellvorhaben auf der regionalen Ebene. Einerseits sind dies Fallbeispiele zu Anpassungsstrategien der Infrastruktur im Westerzgebirge/Oberlausitz‐Niederschlesien (Glantz und Scharmann 2009), im Oldenburger Münsterland (Glander und Hoßmann 2009), der Altmark (Schmidt 2010), der Region Havelland‐Fläming (Gutsche 2006), den Regionen Südharz‐Kyffhäuser und Stettiner Haff (Gutsche et al. 2010) und übergeordnet zu Nordostdeutschland (Kujath und Schmidt 2007), sowie vergleichende Studien bspw. zu den Regionen Vorpommern und Westeifel (Reichert‐Schick 2010). Die reaktiven An‐ passungsstrategien von Bürger/innen an schrumpfende Versorgungsstrukturen unter‐ sucht Born (2009) für Regionen in Niedersachsen und Brandenburg. Des Weiteren werden in der Literatur Handlungsansätze, Perspektiven und gute Beispiele der Infrastrukturanpassung explizit für die kommunale Praxis thematisiert (Lisakowski et al.; Bertelsmann Stiftung; Bertelsmann Stiftung 2006; Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg 2009; Ottensmeier 2009; Hammerschmid et al. 2016; Schmidt 2005; Bertelsmann Stiftung 2013; Schneider et al. 2011; Siedentop 2015; Siedentop et al. 2006a; Siedentop et al. 2006b; Mäding 2006). Einen weiteren Schwerpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung bilden Publikationen mit einem Fokus auf den demographischen Wandel im ländlichen Raum (Beetz 2007; Kröhnert 2011; Maretzke 2016). Neben der Anpassung von Infrastruktur bzw. die Siche‐ rung der Daseinsvorsorge und Lebensqualität (BMVBS / BBSR 2009; Franzen et al. 2008; Kuhn und Klingholz 2013; Küpper 2010; Maretzke 2016; Thrun 2003; Neu 2009; Stein‐ führer et al. 2014; Winkel 2006; Einig 2008), stehen hier Aspekte des bürgerschaftlichen

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Engagements (Albrecht 2009) und des Alterns im ländlichen Raum im Fokus der wissen‐ schaftlichen Betrachtung (Beetz 2009; Fischer 2005, 2008, 2016; Schmähl 2000; Schweppe 2005; Sternberg 2010; Walter und Altgeld 2000a; Benedix et al. 2007; Deut‐ sches Zentrum für Altersfragen 2016; Walter und Schwartz 2000). Im Folgenden wird auf die Infrastrukturbereiche Gesundheitsversorgung, Schulentwick‐ lung und ÖPNV genauer eingegangen. 6.2. Fokus Gesundheitsversorgung Im Kontext des demographischen Wandels im ländlichen Raum und der Alterung der Be‐ völkerung ist die medizinische Versorgung von besonderer Relevanz (Blüher und Kuhl‐ mey 2016; Dauven und Cobbers 2009; Robert Koch‐Institut 2015a, 2015b; SVR Gesund‐ heit 2014; Jeschke 2015; Marckmann 2006; Renaud 2013; Roloff 2003; Mai et al. 2007; Schlömer und Pütz 2011; Schneider et al. 2011; Schumpelick und Vogel 2014; Bertels‐ mann Stiftung 2011; Thiede und Alber 2006; Walter und Altgeld 2000b; Walter und Schwartz 2000). Teilbereiche der Gesundheitsversorgung sind u.a. die ambulante ver‐ tragsärztliche Versorgung, die akutstationäre Versorgung und die pflegerische Langzeit‐ versorgung. Neben dem zukünftigen Anstieg der Pflegebedürftigen und der Frage nach Bedarfsgerechtigkeiten (im ländlichen Raum) ist übergeordnet auch für diesen Infra‐ strukturbereich die Finanzentwicklung der sozialen Sicherungssysteme ausschlagge‐ bend. „Charakteristisch für [ländliche] Regionen [mit geringer Infrastrukturdichte] ist, dass hier gehäuft soziodemografische und infrastrukturelle Negativentwicklungen auftreten und sich wechselseitig verstärken. Typische Konstellationen beinhalten eine alternde Bevölke‐ rung mit erhöhtem medizinischen und pflegerischen Versorgungsbedarf bei gleichzeitig ebenfalls älter werdenden Gesundheitsprofessionen sowie einer ungünstigen Erreichbarkeit und Mobilitätslage“ (SVR Gesundheit 2014: 561). Folgende Aspekte sind dabei für Bewertung und Entwicklung der Gesundheitsversorgung von zentraler Bedeutung und werden in Literatur als zentral herausgestellt:  Erreichbarkeit von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung  Finanzierung der Gesundheitsversorgung  Hausärztliche Versorgung  Entwicklung des Pflegesektors im ländlichen Raum23 Der Aspekt der Erreichbarkeiten von Einrichtungen der medizinischen Versorgung ist insbesondere in solchen Regionen von Relevanz, in denen Problemlagen der demographi‐ schen Entwicklung kumulieren (Robert Koch‐Institut 2015b). Zu diesem Aspekt sind u.a. Fallstudien zur Region Oberlausitz‐Niederschlesien (Sächsische Staatskanzlei 2013) und dem Kyffhäuserkreis (Sommer und Sauer 2012) vorhanden. Mit Mobilitätseinschränkun‐ gen älterer Menschen vor dem Hintergrund einer zunehmend problematischen Gesund‐ heitsversorgung in ländlichen Regionen befassen sich Giesel et al. (2013). Ausgehend von

23 siehe dazu Pohl 2011; Robert Koch‐Institut 2015b 84

einer allgemeinen Betrachtung der Finanzierung der Gesundheitsversorgung im Kon‐ text des demographischen Wandels (Breyer 2015; Breyer und Ulrich 2000; Schneider et al. 2011; Schumpelick und Vogel 2014; SVR Gesundheit 2014), werden in der Literatur auch die Auswirkungen und Möglichkeiten des Managements der Gesundheitsversorgung älterer Arbeitnehmer/innen in Unternehmen (Busch 2004) sowie betriebswirtschaftliche Aspekte thematisiert (Kassenärztliche Bundesvereinigung 2014). Mit dem Themenfeld der vertragsärztlichen bzw. haus‐ und fachärztlichen Versorgung in dünn besiedel‐ ten ländlichen Räumen setzen sich Schallock et al. (2009) in einer kleinräumigen Analyse für Thüringen und Gutsche et al. (2010) am Beispiel der Modellregion Südharz‐Kyffhäu‐ ser auseinander. Die Entwicklung des Pflegesektors im ländlichen Raum wird unter anderem in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes thematisiert (Robert Koch‐ Institut 2015b). Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Pflegesektor betrachtet Pohl (2011). Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen for‐ muliert im Gutachten von 2014 eine Reihe von Handlungsempfehlungen für eine bedarfs‐ gerechte Versorgung ausgewählter Leistungsbereiche in ländlichen Regionen (SVR Ge‐ sundheit 2014). Grundsätzlich wird eine zunehmende Fehlverteilungen der Kapazitäten zwischen ländlichen und städtischen Regionen sowie zwischen hausärztlicher Grundver‐ sorgung und spezialisierter fachärztlicher Versorgung im ambulanten Bereich beklagt (SVR Gesundheit 2014: 603). Formuliertes Ziel ist die Schaffung und Sicherstellung eines bedarfsgerechten Versorgungsangebots, wobei Ansätze zur Optimierung der Gesund‐ heitsversorgung auf den Abbau von regionaler und fachspezifischer Über‐ und Unterver‐ sorgung und auf eine gezielte Weiterentwicklung innerhalb einzelner Sektoren sowie ins‐ besondere die Etablierung zukunftsweisender Konzepte für eine integrierte und stärker koordinierte Versorgung abzielen (ebd.). Der SVR benennt in diesem Zusammenhang Handlungsempfehlungen für die Bereiche:  Ambulante haus‐ und fachärztliche Versorgung  Stationäre Versorgung  Pflegerische Langzeitversorgung  Lokale Gesundheitszentren zur Primär‐ und Langzeitversorgung im ländlichen Raum Zusammenfassend werden folgende Handlungsempfehlungen genannt. Demnach müssen zur Stärkung von strukturschwachen Regionen mit Versorgungsdefiziten einerseits die:  „bestehenden gesetzlichen Instrumente, die etwa durch das Versorgungs‐ strukturgesetz gegeben sind, wirkungsvoll ausgeschöpft werden, zum anderen müssen neue bzw. weitaus stärker wirksame  Anreizsysteme und weitreichendere Versorgungsmodelle entwickelt werden, als dies bisher der Fall war.

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 Notwendige Verbesserungen innerhalb der Sektoren betreffen eine regional ausge‐ glichene Verteilung der Kapazitäten – sowohl ambulant als auch stationär –  sowie insbesondere eine nachhaltige Stärkung der hausärztlichen Primarver‐ sorgung und pflegerischen Langzeitversorgung.  Bei der Weiterentwicklung von regionalen Versorgungskonzepten ist generell ein besonderes Augenmerk auf die ältere Bevölkerung zu legen“ (SVR Gesundheit 2014: 603‐604). Demnach kommen insbesondere auf die primärmedizinische Versorgung besondere Her‐ ausforderungen zu, da u.a. die Nachhaltigkeit der hausärztlichen Versorgung nicht gesi‐ chert ist (Dauven und Cobbers 2009). Zur Realisierung eines funktionsgerechten Wettbe‐ werbs zwischen den Fachärzten und den Krankenhäusern wird daher eine Vereinheitli‐ chung der Qualitätsstandards, der Vergütung einschließlich der Investitionsfinan‐ zierung und der Genehmigung neuer Behandlungsmethoden gefordert. In Frage ge‐ stellt wird auch die Bedarfsplanung, „die sich an einer nur beschränkt aussagekräftigen Einwohner‐Ärzte‐Relation orientiert“ und den Anforderungen des demographischen Wan‐ dels an das Gesundheitssystem nicht gerecht wird (Dauven und Cobbers 2009: 19). Im Rahmen eines „Zukunftskonzept einer koordinierten Versorgung mit regionalem Be‐ zug“ wird vorgeschlagen, „die Anreize für alle Leistungserbringer noch konsequenter so zu setzen, dass sie ein eigenes Interesse an einer effizienten und effektiven Versorgung zum Wohle der Patienten besitzen“ (ebd.: 20). Zur Aufdeckung von Versorgungsengpässen und qualitativen Defiziten in dünn besiedelten, strukturschwachen Gebieten kann ein Moni‐ toring anhand von Qualitätsindikatoren in Verbindung mit Benchmarking dienen (ebd.). Auf das Konzept der integrierten medizinischen Versorgung bzw. Medizinischer Versor‐ gungszentren (MVZ) verweist auch Kuhn (2009). Die Kassenärztliche Bundesvereinigung führt seit 2004 regelmäßig bundesweite Umfragen mit den Medizinischen Versorgungs‐ zentren durch (Kassenärztliche Bundesvereinigung 2014, 2012). Befragt werden die MVZ nach versorgungsrelevanten Aspekten wie Kooperation, betriebswirtschaftliche Situa‐ tion und Gründungsmotivationen sowie Vorzüge und Herausforderungen (Kassenärztli‐ che Bundesvereinigung 2014). Der Grad der Kooperation ist insbesondere bei MVZ im ländlichen Raum vergleichsweise hoch. Probleme bestehen jedoch bei der Besetzung der ärztlichen Stellen (Kassenärztliche Bundesvereinigung 2014). Handlungsbedarf wird au‐ ßerdem bei der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesehen. Neben der Möglichkeit der Reorganisation durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) benennt Elkeles (2007) weitere Handlungsmöglichkeiten zur Anpassung bzw. Re‐ organisation der Gesundheitsversorgung. Dazu zählt die Reorganisation institutioneller Regelungen der fachärztlichen Versorgung, die interne Reorganisation bestehender Ver‐ sorgungsangebote, die Reorganisation der bestehenden Bedarfsplanung (Bedarfspla‐ nungsrichtlinie), sowie die Reorganisation zugunsten zentraler Orte und das Konzept der Family Health Nurse (ebd.).

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In der Gesundheitsberichterstattung des Bundes werden als Handlungsoptionen u.a. die Flexibilisierung der Bedarfsplanung durch das 2012 in Kraft getretene Versorgungsstruk‐ turgesetz hervorgehoben. Demnach sind die Planungsregionen nicht mehr an administ‐ rative Grenzen von kreisfreien Städten und Landkreisen gebunden, wodurch die Ansied‐ lung einer Arztpraxis vereinfacht wird. Konkret bedeutet dies, dass für Hausärzt/innen eine einheitliche Arzt‐Einwohner‐Versorgungskennziffer von 1.671 Einwohner je Haus‐ arzt unabhängig von den bisher normativ vorgegebenen Arztdichten für alle Planungsre‐ gionen gilt (Robert Koch‐Institut 2015b). Des Weiteren wird in Ergänzung zu den bereits vom SVR Gesundheit angeregten finanzi‐ ellen Anreizen die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen gefordert um Medizin‐ studentinnen und ‐studenten zu einer späteren Niederlassung im ländlichen Raum zu mo‐ tivieren. Auch werden Regional orientierte Versorgungsnetzwerke zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen angeregt (ebd.). Mehrere Modellprojekte zeigen, dass niedergelassene Ärzt/innen Teile ihrer ärztlichen Tätigkeiten (z.B. Hausbe‐ suche) an qualifizierte nichtärztliche Fachkräfte delegieren können um somit die Haus‐ ärztinnen und ‐ärzte in ländlichen unterversorgten Regionen zu entlasten (Hoffmann et al. 2013). Bezogen auf die Verbesserung des Zugangs von Patient/innen zur medizini‐ schen Versorgung in strukturschwachen Regionen werden Patientenbusse und mobile Arztpraxen als Lösungsansatz genannt. Zusätzlich lässt sich die Reichweite ärztlichen Handelns durch die Kombination moderner Informations‐ und Kommunikationstechni‐ ken mit diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen vergrößern (Robert Koch‐Insti‐ tut 2015b). Konkrete Beispiele für eine gute Praxis der Gesundheitsversorgung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels finden sich u.a. im Gutachten des SVR Gesundheit (2014) und beispielhaft für Mecklenburg‐Vorpommern in Kuhn (2009). 6.3. Fokus Schulentwicklung In der wissenschaftlichen Debatte zu den Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Infrastrukturbereich der Schulentwicklungsplanung sind die Handlungsoptionen einer Reduktion bzw. eines Erhalts von Schulstandorten, sowie Herausforderungen bei der Finanzierung und der Reorganisation der organisatorischen und pädagogischen Kon‐ zepte von zentraler Bedeutung. In der Literatur werden vielfältige Herausforderungen für die Schulentwicklung disku‐ tiert (Kramer und Nutz 2006; Dittrich‐Wesbuer et al. 2015). Einen Schwerpunkt bilden Fallstudien und Leitfäden zu Remanenzkosten und Infrastrukturfolgekosten (Siedentop et al. 2006a; 2006b). Hierzu zählt bspw. eine Fallstudie zu Mecklenburg‐Vorpommern in der versucht wird, „über ein Simulationsmodell und eine ex‐ante Evaluation mittels einer Kosten‐Wirksamkeitsanalyse, die finanziellen, pädagogischen und regionalpolitischen Aus‐ wirkungen unterschiedlicher Planungsansätze simultan zu erfassen“ (Fickermann et al. 2000a: 61). Außerdem existieren Kostenanalysen der kommunalen Schulverwaltung in Sachsen‐Anhalt (Dobroschke et al. 2013), eine Modellrechnung zu Jahreskosten von Grundschulversorgung (Schiller und Siedentop 2006; Siedentop et al. 2006b; Siedentop

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et al. 2006a) sowie eine Studie zu Remanenzkosten der sozialen Infrastruktur in der Re‐ gion Havelland‐Fläming (Gutsche 2006). Darüber hinaus analysieren Fickermann et al. (2000b) die Effizienz regionaler Schulstandortsysteme in Brandenburg. Der Zusammen‐ hang von Schulentwicklung und ÖPNV wird u.a. für die Modellregionen Südharz‐Kyffhäu‐ ser und Stettiner Haff analysiert (Gutsche et al. 2010). Dabei werden für die Modellregio‐ nen Handlungsoptionen und Gestaltungsszenarien abgeleitet. Erreichbarkeiten von Bil‐ dungseinrichtungen stehen auch im Zentrum einer Analyse zur Modellregion Oberlausitz‐ Niederschlesien (Sächsische Staatskanzlei 2013). Die Entwicklung der Grund‐ und Haupt‐ schulen im Zollernalbkreis im Kontext des demographischen Wandels untersucht Klink (2004). Birkenfeld (2008) vergleicht die Situation an Schulen in ländlichen und städti‐ schen Räumen in Bayern. Budde (2007) analysiert und bewertet in die quantitativen Rah‐ mendaten und planerischen Prozesse der Schulentwicklung in Uckermark und Prignitz. Weishaupt (2009) diskutiert die „Anforderungen, die sich durch die verstärkte Zusammen‐ arbeit von Kindergarten und Grundschule, die Probleme der Sicherung eines flächendecken‐ den Angebots sonderpädagogischer Förderangebote und die Notwendigkeit der Stabilisie‐ rung eines differenzierten Berufsbildungsangebots ergeben“ (Weishaupt 2009: 56). Mögli‐ che Strategien und Ressourcen der Bewältigung und Anpassung im Kontext des demogra‐ phischen Wandels in peripheren, strukturschwachen Regionen, zeigt Bartl (2013) in ei‐ nem Beitrag zu Landkreisen im Harz auf der Grundlage von Interviews mit Bürger/innen. Schubarth (2007) diskutiert die Schulentwicklung aus der subjektiven Perspektive „eines Erziehungswissenschaftlers und Jugendforschers, der Kinder und Jugendliche und deren sich wandelnde Sozialisationsbedingungen sowie die daraus abzuleitenden Anforderungen an die Institutionen Schule und Jugendhilfe in den Blick nimmt“ (Schubarth 2007: 61). Ein weiteren Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Debatte sind Analysen zur Berufs‐ ausbildung (Ante 2010) bzw. Schulen als Teil der berufsbildenden Infrastruktur (Deut‐ sches Jugendinstitut e.V., Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung der Bunde‐ sagentur für Arbeit (IAB, )Universität Basel 2015; Haase 2016; Schmidt 2011). Im Folgenden werden zentrale Einflussfaktoren, Herausforderungen, Handlungsempfeh‐ lungen und Lösungsvorschläge der vorhandenen Publikationen zusammengefasst. Grundsätzlich lassen sich als Schultypen die Grundschulen (Primarbereich), weiterfüh‐ rende Schulen (Sekundarbereich), die Hochschulen und berufsbildenden Schulen unter‐ scheiden. Kramer und Nutz (2006, 198 ff.) benennen verschiedene Einflussfaktoren auf Schulstandorte und deren Wirkung auf ihren Erhalt. Sie unterscheiden dabei Ausprägun‐ gen der einzelnen Faktoren die eine Einschätzung des Standorts als „sicher“ bzw. „gefähr‐ det“ zulassen. Zu den Einflussfaktoren zählen:  Demographische Faktoren  Eigenschaften des Schulstandorts bzw. der Schule  Eigenschaften des Schulsystems  Verfügbarkeiten und Merkmale der Lehrkräfte  Pädagogische Konzepte

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 Finanzielle Mittel der Träger  Verhalten der Schüler/innen im Schulsystem  Arbeitsmarkt (Einfluss auf berufliche Schulen) Bezogen auf die Anzahl von Schulen ermöglichen diese Einflussfaktoren tendenziell ent‐ weder eine größere Anzahl von (evtl. kleinen) Schulen (deren Standorte allerdings in Zei‐ ten rückläufiger Schülerzahlen gefährdet sind) oder eine geringe Zahl großer Schulen (ebd.). In Regionen, die stärker vom demographischen Wandel betroffen sind, haben dem‐ entsprechend die demographischen Faktoren eine erhöhte Relevanz für die Planung. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, dass eine auf Bestandssicherung ausgerich‐ tete Schulentwicklungsplanung nur realistisch erscheint wenn die Sachausgaben je Schü‐ ler für den Gebäudeunterhalt und Schülertransport auch bei niedrigeren Schülerzahlen annähernd konstant gehalten werden können. (Weishaupt 2006: 32). Zur Beantwortung der Frage nach der Konzentration bzw. Zentralisierung und dem Ver‐ such der Bestandssicherung im ländlichen Raum fordert Weishaupt (2006) ein Modell für ein standortbezogenes Schulsystem das es erlaubt, unterschiedliche Planungslösungen zu simulieren. Zur Bewertung der Planungslösungen ist ein Handlungsansatz erforderlich, der eine Bewertung der pädagogischen, regionalen und finanziellen Implikationen er‐ möglicht (ebd.). Diesem Schema folgende Simulationsrechnungen bekräftigen „die Wich‐ tigkeit von ganzheitlichen, systemischen Betrachtungen der Planungsprobleme um subopti‐ male, ausgabenintensive, pädagogisch und regionalpolitisch fragwürdige Schulnetzplanun‐ gen zu vermeiden“ (Weishaupt 2006: 33; s.a. Fickermann et al. 2000a, 2000b). Zudem wird eine auf fünf Jahre ausgerichtete Schulentwicklungsplanung für eine langfristige Be‐ standssicherung als ungeeignet eingeschätzt (ebd.). Ein weiteres Problem besteht in den unterschiedlichen Zuständigkeiten für verschiedene Bereiche des Schulwesens, „was sich z. B. darin ausdrücken kann, dass Einsparungen von Mitteln des einen Trägers (dem der Schule) zu Ausgabenerhöhungen bei einem anderen Trä‐ ger (dem des Schülertransports) führen, so dass nicht selten reine Verschiebungen von Kos‐ ten vordergründig als Einsparungen dargestellt werden“ (Kramer und Nutz 2006: 200). Dies ist besonders relevant, da häufig die Mittel der Träger über den Erhalt einer Schule entscheiden (ebd.). Kramer und Nutz (2006: 200) betonen, „dass die zukünftige Entwick‐ lung des Schulwesens nicht nur von demographischen Bedingungen abhängig ist, sondern eine Vielzahl von Einflussfaktoren darauf einwirkt“. Für die Entwicklung von Lösungsstra‐ tegien ist daher eine „präzise Erfassung des Bildungsbestandes in räumlicher Differenzie‐ rung“ notwendig, wobei insbesondere die Charakteristika des jeweiligen Schulsystems Handlungsoptionen darstellen (ebd.). Konkrete Lösungsvorschläge sind u.a.:  die Konzentration von Standorten  Absenken der Mindestschülerzahlen für Klassen  die Verringerung der Zügigkeit

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 neue Organisation des Unterrichts durch Lernen in jahrgangsübergreifenden Gruppen  Schulverbünde in der Sekundarstufe 1,  Veränderung des Bildungssystems durch Absenkung der Gliedrigkeit  sowie ein Imagewandel bzgl. der Bewertung kleiner Schulen und jahrgangsüber‐ greifendem Unterricht (Kramer und Nutz 2006). Weitere Lösungsansätze bzw. Handlungsmöglichkeiten sind die „Bündelung der Verant‐ wortung auf regionaler und lokaler Ebene, verbunden mit integrativen Ansätzen und einer frühzeitigen Partizipation der betroffenen Bevölkerung“, sowie neue „pädagogische Kon‐ zepte und eine Abkehr von starren Richtwerten im Schulsystem“ (Kramer und Nutz 2006: 215). Ausgehend von einer Modellrechnung der Infrastrukturkosten für den Bereich Grund‐ schulen in Nordrhein‐Westfalen entwickeln Dittrich‐Wesbuer et al. (2015; siehe auch Sie‐ dentop 2015) verschiedene Szenarien und leiten ausführliche „Kommunale Handlungs‐ und Finanzierungsoptionen zur Verbesserung der Kostensituation“ ab. Für die Situation in Nordrhein‐Westfalen stellen Dittrich‐Wesbuer et al. heraus, dass der Remanenzkosten‐ effekt für die Kommunen deutlich höher als für das Land ist, da die Kommunen die erfor‐ derliche Schulinfrastruktur und deren Ausstattung bereitstellen und unterhalten müssen sowie das Personal der Schulverwaltung stellen. Auch bei rückläufigen Schülerzahlen bleiben diese Kosten weitgehend konstant. Das vom Land finanzierte Lehrpersonal hin‐ gegen, ließe sich relativ einfach an sinkende Schülerzahlen anpassen (Dittrich‐Wesbuer et al. 2015). Die Modellierung der Tragfähigkeit von Grundschulstandorten wird neben der Entwicklung der Schülerzahlen auch durch neue Betreuungsbedarfe, die schulische Inklusion und offene Ganztagsschulen erschwert (ebd.). Abschließend ist hervorzuheben, dass Fragen zu Mindestdichten des Schulstandortnetzes und der Erreichbarkeit von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen „nicht nur ein infrastrukturelles Merkmal, sondern gleichzeitig eine Voraussetzung für Chancengleichheit im Bildungswesen“ sind (Kramer und Nutz 2006: 200). 6.4. Fokus ÖPNV Ein Fokus in der wissenschaftlichen Debatte zu Auswirkungen des demographischen Wandels auf den ÖPNV und die sich daraus ergebenden Perspektiven und Chancen (Beetz 2007; Resch 2015; Scheiner 2006) liegt auf der Thematik um die Mobilität im ländlichen Raum (Blume et al. 2005) und speziell der älteren Bevölkerung (Wilde 2014; Friedrich 1994). Im Kontext der Entwicklung des ÖPNV in Klein‐ und Mittelstädten (Mager 2011) sind auch alternative Bedienformen und neue Kooperationsstrategien (Schmidtmann 2011) für die Anpassung des ÖPNV relevant. Möglichkeiten der Mobilitätssicherung zei‐ gen Radtke und Seidel (2014) am Beispiel eines Modellprojektes im ländlichen Raum Nie‐ dersachsens. Mit der Notwendigkeit räumlicher Mobilität zur Vermeidung von Arbeitslo‐ sigkeit setzt sich Seibert (2008) auseinander.

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Die aktuellen Problematiken und Zielsetzungen der Entwicklung des ÖPNV fasst Resch (2015) bezogen auf die Gutachten des Finanzierungsbedarfs des ÖPNV bis 2025 (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen 2009) und anhand der Berichte der Kommissionen zur Zukunft und Nachhaltigkeit der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung zusammen (Daehre 2012; Wissenschaftlicher Beirat des BMVBS 2008, 2013). In der Stellungnahme zur Ver‐ kehrsfinanzierungsreform nennt der wissenschaftliche Beirat des BMVBS mit Verweis auf sein Gutachten zur Zukunft des ÖPNV (2008) folgende Handlungsempfehlungen für den ÖPNV und Mobilitätsdienstleistungen (Wissenschaftlicher Beirat des BMVBS 2013):  Nutzerfinanzierung stärken: Erweiterung der Nutzerfinanzierung um „Nutznie‐ ßerfinanzierungen“.  Finanztransfers effizient und transparent strukturieren: Ausgleich der Bei‐ träge des ÖPNV zur Begrenzung externer Effekte durch den Straßenverkehr, Ge‐ währleistung von Daseinsvorsorge und Raumordnung im ländlichen Raum durch entsprechende Bestellungen der Aufgabenträger, Finanzierungssystem transpa‐ renter gestalten und koordinierende Rolle der Aufgabenträger stärken, Definition von weiterer Flexibilisierung des ÖPNV in der Fläche und von Vorsorgestandards.  Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken: Besteller‐Ersteller‐Prinzip mit wettbewerblicher Vergabe konsequent umsetzen, Direktvergaben nur im Aus‐ nahmefall auf der Grundlage von anreizorientierten Verträgen, Strukturreform der ÖPNV‐Unternehmen fördern“ (Wissenschaftlicher Beirat des BMVBS 2013: 189‐190). Hervorgehoben wird das Instrument des Nahverkehrsplans, wobei die Vergabe von „Mit‐ teln aus den neuen Verkehrsfinanzierungsfonds für den ÖPNV […] auf die Aufgabenträger zielen [sollte], so dass diese die Etablierung von direktem Wettbewerb und weiterer An‐ reizsysteme mit den Unternehmen umsetzen können“ (ebd.: 190). Dies setzt Möglichkeiten der „Finanzierung bewährter sowie neuer Mobilitätsdienstleistungen und Beratungsange‐ bote“ voraus (ebd.: 191). Der ÖPNV im ländlichen Raum sollte dem Gutachten zufolge „zu‐ nehmend mit alternativen Bedienformen bis hin zu Mitnahmesystemen genossenschaftlich organisierter Bürgerbusse, gemischten Waren‐ und Personentransporten, öffentlichen Leih‐ fahrzeugen und Ähnlichem“ umgesetzt werden (ebd.). Der Verbund der Verkehrsunternehmen verdeutlicht aus seiner Perspektive den Hand‐ lungsbedarfe und Handlungsmöglichkeiten für eine zukunftsfähige Finanzierung des ÖPNV (2016) anhand der vier Handlungsfelder Markt (I), Verträge (II), Information (III) und Analyse (IV). Der Fokus liegt dabei auf der Steigerung von Ertrag, Effizienz und At‐ traktivität des ÖPNV (I), dem Hinterlegen und Kommunizieren des Finanzierungsbedarfs (II), einer Vereinfachung der Finanzierungsstruktur (III) und der Stärkung der politischen Diskussion auf der Länderebene (IV). Mit Erreichbarkeitsproblemen des ÖPNV beschäftigt sich (Heinze 2007) bezogen auf Norddeutschland. Im Zusammenhang mit den rückläufigen Entwicklungen im Schulnetz besteht ein zentrales Problem darin, dass „die ÖPNV‐Politik der Wirtschafts‐ oder Ver‐

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kehrsministerien faktisch nicht in die Schulstandortplanung der Kultusministerien einge‐ bunden“ ist (Heinze 2007: 23). Aus den Problemlagen des ÖPNV im ländlichen Raum wer‐ den aber auch Chancen zu einer überfälligen Dynamisierung für Bereiche der Verkehrs‐, Schul‐, Tourismus‐ und Raumordnungspolitik sichtbar (ebd.). Als Gründe für die Prob‐ lemfelder und die „Unbeweglichkeit und Innovationsscheu“ im öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum ostdeutscher Flächenländer nennt Heinze (2007) insbesondere die „zu‐ rück gestaute Anpassung an den Wandel seines räumlichen Systemumfelds“ die unter ande‐ rem durch die „staatliche Überregulierung“ und „unspezifische Finanzhilfen“ begründet sei (ebd.: 23). Ein weiteres Problemfeld wird im Zusammenhang der Schülerbeförderung und der generellen Bereitstellung des ÖPNV in ländlichen Räumen gesehen. Demnach sei „der traditionelle ÖPNV zu einer Restgröße geschrumpft“, da u.a. die Mitnahme von Personen in einem Pkw, die statistisch als „Pkw‐Begleitverkehr” im MIV gefasst wird, die Systemfunk‐ tion des ÖPNV übernommen hat. Mit der Relevanz der Automobilisierung im ländlichen Raum beschäftigen sich auch Canzler und Knie (2007). Da den Großteil der verbleibenden Nachfrage nach ÖPNV in dünn besiedelten Gebieten inzwischen der Schülerverkehr über‐ nimmt, ist dieser „trotz seiner Beschränkungen zur allgemein zugänglichen Mobilitäts‐ grundlage und zum Mindestbedienungsstandard autoloser Bevölkerungsteile geworden“ (Heinze 2007: 23). Dieser Argumentation folgend, wirken sich sinkende Schülerzahlen di‐ rekt auf den generellen ÖPNV und damit die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Da‐ seinsvorsorge aus (ebd.). Gegen eine völlige Aufgabe des ÖPNV führt Heinze jedoch meh‐ rere Argumente an:  „Jeder Raum braucht − der Feuerwehr vergleichbar − vorhandene Verkehrsmobilität für jedermann.  Die Nachfrage nach ÖPNV lässt sich durch attraktive Verkehrsangebote erhöhen.  Ein attraktives Angebot ist zu den heutigen Gesamtausgaben für ÖPNV möglich.  Ein weites Spektrum neuer Geschäftsfelder und Wachstumsmärkte im und am Rande des Personen‐und Güterverkehrs wartet auf seine Erschließung durch den ÖPNV.  Sektoral verstreute Nachfrage, Angebote und Ressourcen an Verkehrsmobilität las‐ sen sich als ÖPNV mitnutzen und bündeln“ (Heinze 2007: 24). Einen Lösungsansatz für die zukünftige Organisation des ÖPNV im ländlichen Raum bie‐ ten flexible Bedienformen wie Anruf‐Sammeltaxi oder Anrufbusse als Zubringer und Ver‐ teiler schnellen Linienverkehrs, deren individuelle Bedienung sich leichter an verändern‐ dem Mobilitätsverhalten anpassen lassen als starre Linien (ebd.). Eine Voraussetzung hierfür ist auf Seiten der Unternehmer eine Offenheit gegenüber alternativen Angebots‐ formen. Als Stärken einer Flexibilisierung der Angebotsformen werden u.a. genannt:  „Transportmix in einem Fahrzeug (wie gemeinsame Linienbedienung für Personen und Güter),  Funktionsmix an einem gemeinsamen Ort (wie verkehrlicher und außerverkehrlicher Aktivitäten an multifunktionalen Busbahnhöfen, Bahnhöfen oder Postagenturen) und Zukunft der Infrastrukturen in ländlichen Räumen

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 Ressourcenmix (wie die Integration von Wartung und Instandsetzung, Patienten‐ transporten, mobilen Diensten, privaten Post‐ und Paketdiensten usw., von denen viele radialstrahlige Netze betreiben)“ (Heinze 2007: 28‐29; Heinze et al. 1994). Ein Hindernis für die Reorganisation des ÖPNV im ländlichen Raum ist „die gestörte Ab‐ stimmung verkehrspolitischer Entscheidungen zwischen Ministerien und Fachplanungen […]. Dies gilt für die Integration der Landes‐, Verkehrs‐, Schulplanung, für das ländliche We‐ genetz […]. Rationalisierungspotentiale werden nicht ausgeschöpft, weil die Verkehrsmobi‐ lität von unterschiedlichen Betreiber‐ und Haushaltsebenen (Bund, Land, Landkreis, Ge‐ meinde, Private) und Ressorts (Kultusministerium, Wirtschaftsministerium, Arbeitsagentur) erbracht und finanziert wird, zwischen denen kein Budgetausgleich existiert“ (ebd.: 29) In einem weiteren Beitrag zeigen Heinze und Kill (2008) Beispiele guter Praxis des ÖPNV in strukturschwachen Regionen verschiedener Bundesländer. Anhand einer Expertenbe‐ fragung leiten sie anschließend strategische Herausforderungen ab und formulieren Handlungsempfehlungen. Als größte Herausforderungen nennen die Autoren die „Über‐ regulierung, Einzelkomponentenförderung, starre Verwendungszwänge, Mitnahmeeffekte und falsche oder fehlende Anreize“ (Heinze und Kill 2008: 305). Empfohlen wird eine er‐ folgsorientierte Mittelvergabe die sich nach der Anzahl beförderter Personen richtet an‐ statt nach Fahrplankilometern (ebd.). Außerdem werden maßstabsgerechte Lösungen ge‐ fordert sowie eine Bündelung der Aufgaben‐ und Ausgabenverantwortung auf der lokalen Ebene bzw. bei den Landkreisen (ebd.). Zugleich zeigt die Expertenbefragung, dass das derzeitig für den ÖPNV aufgewandte Finanzvolumen ausreicht, wenn:  „die für den ÖPNV verfügbaren Mittel flexibel verwendet werden dürfen und in ihrer Höhe jetzt – auch rechtlich ‐ stabilisiert werden  eine integrierte Betrachtung der Verkehrsträger erfolgt und öffentlicher Verkehr als Gesamtsystem verstanden wird,  die für den ÖPNV verfügbaren Mittel mit Prioritäten auf allen Ebenen des ländlichen ÖPNV verbunden werden,  eingespartes Geld im System ÖPNV bleibt und dies allen Akteuren vorher mitgeteilt wird,  unternehmerisches Denken bei den Aufgabenträgern Einzug hält und  die der Fläche mit ihrem Busverkehr und dessen Fahrleistungen noch immer unan‐ gemessene Investitionslastigkeit beendet wird“ (Heinze und Kill 2008: 305). Auf Grundlage der Expertenbefragung formulieren Heinze und Kill (2008) konkrete Handlungsoptionen für ein anreiz‐ und kundenorientiertes Finanzierungssystem des ÖPNV in dünn besiedelten, ländlichen Räumen. Dabei wir eine verstärkte Konzentration auf den Jedermann‐Verkehr und eine organisatorische und finanzielle Flexibilisierung des ÖPNV‐Angebots durch die Ermöglichung einer Optionsfreiheit für Länder und Kreise und die Stärkung der Auf‐ und Ausgabenträger vor Ort gefordert. Außerdem wird eine inte‐ grierte Betrachtung der Verkehrsträger auf allen Ebenen des ländlichen Raums empfoh‐

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len. Als Ebene für die integrierte Betrachtung „bietet sich im ländlichen Raum […] der Land‐ kreis an, da in ihm die wesentlichen Faktoren und Elemente zusammenlaufen: Nachfrager‐ präferenzen, Binnen‐ und Regionalverkehr, Schulplanung, Straßenbau, Politik, räumliche Spezifika“ (Heinze und Kill 2008: 308)24. Als politische Ziele für den Bereich ÖPNV formulieren Bormann et al. (2010: 36) die „Ein‐ führung einer verantwortlichen Steuerungsebene, eine höhere Transparenz der Mittelver‐ wendung und eine zielorientierte Evaluation der Effektivität und Effizienz der öffentlichen Mittel“. Die Umsetzung dieser Ziele verlangt ein „neues Denken“ von allen beteiligten Akt‐ euren in Politik, Verwaltung und Unternehmen (ebd.). Auf der Ebene der Bundesländer erfordere dies, dass diese für eine dauerhafte ÖPNV‐Finanzierung sorgen müssten und zudem „die Verbindlichkeit eines integrierten Landesnahverkehrsplans für alle Verkehre, also auch für den Motorisierten Individualverkehr […] auf Landesebene vorgeschrieben und gewährleistet werden“ (Bormann et al. 2010: 38).

24 Zur weiteren Auseinandersetzung mit Legitimation und Anreizen der Finanzierung des ÖPNV siehe Peinstrup 2005 und mit Fokus auf die kommunale Ebene der Finanzierung siehe Brohm 2011. 94

7. Handlungsempfehlungen Die Bevölkerungsentwicklung wird in hohem Maße von der Bevölkerungsstruktur beein‐ flusst, die wiederum – zumindest kurzfristig ‐ nur schwer durch politische Maßnahmen gesteuert werden kann. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Schrumpfung und Al‐ terung als gegeben anzusehen und aktiv, vorausschauend und unter Einbeziehung der Bevölkerung und der Wirtschaft innovative Strategien zur Sicherung der Daseinsvorsorge und zum barrierefreien Umbau des Landes zu entwickeln. Im ländlichen Raum sollte die Gemeinde der Ort sein, an dem Anpassungsmaßnahmen entwickelt und von den Bürgern durch Wahlen und Abstimmungen legitimiert werden. Notwendig ist allerdings eine ver‐ besserte Finanzierung der Kommunen (Bernt und Liebmann 2013) und eine Vergröße‐ rung der Entscheidungsspielräume, damit vor Ort alternative Strategien zur Sicherung der Daseinsvorsorge entwickelt und umgesetzt werden können (Klingholz 2015). Eine besonders wichtige Rolle kommt der Verkehrsinfrastruktur und dem ÖPNV zu, da ein Ausdünnen des Infrastrukturangebots von den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern durch eine erhöhte Mobilität kompensiert werden muss (Günther et al. 2013). Für die zu‐ künftige Entwicklung der ländlichen Räume ist es unabdingbar, dass die Funktion der Mit‐ tel‐ und Oberzentren als „Ankerstädte“ gesichert und weiterentwickelt wird. Angesichts der schwachen demographischen Performance des südlichen Brandenburgs sollte insbe‐ sondere eine Stärkung des Oberzentrums Cottbus höchste Priorität genießen. Von großer Bedeutung ist zudem die Etablierung einer leistungsfähigen zentralörtlichen Ebene im Sinne des Raumordnungsrechts unterhalb der Mittelzentren. Grundzentren bzw. grundzentrale Schwerpunkte sind für die Bewältigung der Herausforderungen des demo‐ graphischen Wandels in Brandenburg unbedingt notwendig.

In Hinblick auf die Fertilitätsentwicklung sollten Maßnahmen entwickelt werden, um Strukturen zu beseitigen, die für die niedrige altersspezifische Fertilität der über 35‐Jäh‐ rigen Frauen und die hohe Zahl von Ein‐Kind‐Familien ursächlich sind. Die Sicherung und Steigerung der Familienfreundlichkeit Brandenburgs ist ebenfalls von großer Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine Querschnittsaufgabe der Landes‐ und Kommunalpolitik. Auch die Zivilgesellschaft und insbesondere die Wirtschaft sind gehalten, an dieser Auf‐ gabe mitzuarbeiten.

Zur Verbesserung der Sterblichkeitsverhältnisse ist entschlosseneres Vorgehen gegen die „Volksdrogen“ Alkohol und Tabak notwendig. Weiterhin sollten die Anstrengungen fortgesetzt werden, neue und innovative Konzepte für die Sicherstellung der medizini‐ schen Versorgung in alternden Schrumpfungsregionen zu entwickeln und umzusetzen. Dies betrifft insbesondere die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung und der Er‐ reichbarkeit medizinischer Einrichtungen mit öffentlichen Verkehrsangeboten. Ein be‐ sonderes Problem des metropolenfernen Raums ist, dass infolge der langjährigen Abwan‐ derungstradition – gerade in der Gruppe der jungen Frauen – viele Seniorinnen und Seni‐ oren im Fall von Krankheit oder Pflegebedürftigkeit nicht auf die sozialen Netze der Fa‐ milie bauen können. Weiterhin sollten Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Le‐ bensstils entwickelt werden, die sich insbesondere an benachteiligte und bildungsferne Bevölkerungsgruppen sowie ältere Männern richten. 95

Die Wanderungsbilanz ist schwer zu beeinflussen. Abwanderung kann nach Bernt und Liebmann (2013) als ein „Generalindikator für einen Mangel an Zukunftschancen“ einge‐ stuft werden, als eine „Abstimmung mit den Füßen“ über die Perspektiven und die Lebens‐ qualität in einer Region. Vor diesem Hintergrund ist eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation die Grundvoraussetzung für eine günstigere Wanderungsbi‐ lanz. Abwanderung ist gleichzeitig auch ein Teilprozess der sozioökonomischen Periphe‐ risierung, die außerdem eine Abkopplung von den Zentren wirtschaftlicher und politi‐ scher Macht, ein Zurückfallen gegenüber den Innovationszentren und eine negatives Fremd‐ und Selbstbild umfasst (Kühn und Weck 2013). Um die Abwanderung zu reduzie‐ ren, reicht eine wirtschaftliche Erholung unter Umständen nicht aus, solange eine Region als „verlängerte Werkbank“ oder ein Ort mit geringer Lebensqualität angesehen wird.

In ihren Auswirkungen auf die demographische Entwicklung kann die Abwanderung auf‐ grund ihrer Alters‐ und Geschlechtsselektivität als ein Kernproblem des metropolen‐ fernen Raums angesehen werden. Ländliche Räume verlieren genau die Bevölkerungs‐ gruppen, die sie am dringendsten brauchen, insbesondere junge Erwachsene und Frauen im gebärfähigen Alter. Abwanderung trägt also in erheblichem Umfang zu Schrumpfung und Alterung bei und unterhöhlt das Reproduktionspotential. Verstärkte Bemühungen um Rückwanderer könnten zu einer demographischen Stabilisierung beitragen. Dabei ist es wichtig, den Kontakt zu den Abgewanderten nicht abbrechen zu lassen und durch wei‐ che Standortfaktoren, etwa die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu punkten (Wiest und Leibert 2013). Hier sind insbesondere die Kommunen, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft gefordert.

Die internationale Migration bietet eine Chance, die demographischen Probleme des metropolenfernen Raums zu verringern. Nicht nur die Überalterung, auch der Fachkräf‐ temangel kann durch Zuwanderung aus dem Ausland abgeschwächt werden. Deshalb müssen die Zugänge zum Arbeitsmarkt für Zuwanderer weiter vereinfacht werden. Dafür ist es notwendig, eine Willkommenskultur zu etablieren. In diesem Zusammenhang ist neben Initiativen und Maßnahmen zur Integration auch von Bedeutung, räumliche Segre‐ gation zu vermeiden, damit Stigmatisierungen nicht entstehen können. Durch dezentrale Unterbringungen in zentralen Lagen können Zuwanderer und einheimische Bevölkerung direkt in Kontakt kommen. Entscheidend ist, dass sich die Kommunal‐ und Landespolitik entschlossen öffentlich gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit positionie‐ ren und die Bevölkerung über die Chancen der internationalen Zuwanderung informie‐ ren. Angesichts einer negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung und begrenzter Zuzugspotentiale der deutschen Staatsbürger/innen ist die Zuwanderung aus dem Aus‐ land potentiell eine bedeutende Voraussetzung für eine nachhaltige und stabile Bevölke‐ rungsentwicklung gerade in ländlichen Regionen. Neben einer Willkommenskultur sind dafür auch (ökonomische) Bleibeanreize wichtig, um internationalen Zuwanderern dau‐ erhafte Bleibeperspektiven zu eröffnen.

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Tabelle 25: Zuordnung der Gemeinden

Gemeinde Lage Nr. Gemeinde Lage Nr.

12051000 Brandenburg an der Havel, krsfr. Stadt WMR 1 Landkreis Dahme-Spreewald 12052000 Cottbus, krsfr. Stadt WMR 2 12061428 Schlepzig WMR 54 12053000 Frankfurt (Oder), krsfr. Stadt WMR 3 12061433 Schönefeld BU 55 12054000 Potsdam, krsfr. Stadt BU 4 12061435 Schönwald, b Lübben WMR 56 Landkreis Barnim 12061444 Schulzendorf, b Eichwalde BU 57 12060005 Ahrensfelde BU 5 12061448 Schwerin, b Königs Wusterhausen WMR 58 12060012 Althüttendorf WMR 6 12061450 Schwielochsee WMR 59 12060020 Bernau bei Berlin BU 7 12061470 Spreewaldheide WMR 60 12060024 Biesenthal WMR 8 12061471 Steinreich WMR 61 12060034 Breydin WMR 9 12061476 Straupitz WMR 62 12060036 Britz WMR 10 12061492 Teupitz WMR 63 12060045 Chorin WMR 11 12061510 Unterspreewald WMR 64 12060052 Eberswalde WMR 12 12061540 Wildau BU 65 12060068 Friedrichswalde WMR 13 12061572 Zeuthen BU 66 12060092 Hohenfinow WMR 14 Landkreis Elbe-Elster 12060100 Joachimsthal WMR 15 12062024 Bad Liebenwerda WMR 67 12060128 Liepe, b Eberswalde WMR 16 12062088 Crinitz WMR 68 12060149 Lunow-Stolzenhagen WMR 17 12062092 Doberlug-Kirchhain WMR 69 12060154 Marienwerder WMR 18 12062124 Elsterwerda WMR 70 12060161 Melchow WMR 19 12062128 Falkenberg/Elster WMR 71 12060172 Niederfinow WMR 20 12062134 Fichtwald WMR 72 12060176 Oderberg WMR 21 12062140 Finsterwalde WMR 73 12060181 Panketal BU 22 12062177 Gorden-Staupitz WMR 74 12060185 Parsteinsee WMR 23 12062196 Gröden WMR 75 12060192 Rüdnitz WMR 24 12062208 Großthiemig WMR 76 12060198 Schorfheide WMR 25 12062219 Heideland, NL WMR 77 12060250 Sydower Fließ WMR 26 12062224 Herzberg (Elster) WMR 78 12060269 Wandlitz BU 27 12062232 Hirschfeld, b Elsterwerda WMR 79 12060280 Werneuchen BU 28 12062237 Hohenbucko WMR 80 12060296 Ziethen WMR 29 12062240 Hohenleipisch WMR 81 Landkreis Dahme-Spreewald 12062282 Kremitzaue WMR 82 12061005 Alt Zauche-Wußwerk WMR 30 12062289 Lebusa WMR 83 12061017 Bersteland WMR 31 12062293 Lichterfeld-Schacksdorf WMR 84 12061020 Bestensee WMR 32 12062333 Massen-Niederlausitz WMR 85 12061061 Byhleguhre-Byhlen WMR 33 12062336 Merzdorf WMR 86 12061097 Drahnsdorf WMR 34 12062341 Mühlberg/Elbe WMR 87 12061112 Eichwalde BU 35 12062372 Plessa WMR 88 12061164 Golßen WMR 36 12062410 Röderland WMR 89 12061192 Groß Köris WMR 37 12062417 Rückersdorf, b Doberlug-Kirchhain WMR 90 12061216 Halbe WMR 38 12062425 Sallgast WMR 91 12061217 Heidesee WMR 39 12062440 Schilda WMR 92 12061219 Heideblick WMR 40 12062445 Schlieben WMR 93 12061224 Jamlitz WMR 41 12062453 Schönborn, NL WMR 94 12061244 Kasel-Golzig WMR 42 12062461 Schönewalde WMR 95 12061260 Königs Wusterhausen BU 43 12062464 Schraden WMR 96 12061265 Krausnick-Groß Wasserburg WMR 44 12062469 Sonnewalde WMR 97 12061308 Lieberose WMR 45 12062492 Tröbitz WMR 98 12061316 Lübben (Spreewald) WMR 46 12062500 Uebigau-Wahrenbrück WMR 99 116

12061320 Luckau WMR 47 Landkreis Havelland 12061328 Märkisch Buchholz WMR 48 12063036 Brieselang BU 100 12061329 Märkische Heide WMR 49 12063056 Dallgow-Döberitz BU 101 12061332 Mittenwalde, Mark BU 50 12063080 Falkensee BU 102 12061344 Münchehofe, b Königs Wusterhausen WMR 51 12063088 Friesack WMR 103 12061352 Neu Zauche WMR 52 12063094 Gollenberg WMR 104 12061405 Rietzneuendorf-Staakow WMR 53 12063112 Großderschau WMR 105

Gemeinde Lage Nr. Gemeinde Lage Nr.

Landkreis Havelland Landkreis Märkisch-Oderland 12063134 Havelaue WMR 106 12064417 Reichenow-Möglin WMR 160 12063142 Wiesenaue WMR 107 12064420 Reitwein WMR 161 12063148 Ketzin WMR 108 12064428 Rüdersdorf bei Berlin BU 162 12063161 Kleßen-Görne WMR 109 12064448 Seelow WMR 163 12063165 Kotzen WMR 110 12064472 Strausberg BU 164 12063186 Märkisch Luch WMR 111 12064480 Treplin WMR 165 12063189 Milower Land WMR 112 12064482 Vierlinden WMR 166 12063202 Mühlenberge WMR 113 12064484 Waldsieversdorf WMR 167 12063208 Nauen WMR 114 12064512 Wriezen WMR 168 12063212 Nennhausen WMR 115 12064538 Zechin WMR 169 12063228 Paulinenaue WMR 116 12064539 Zeschdorf WMR 170 12063240 Pessin WMR 117 Landkreis Oberhavel 12063244 Premnitz WMR 118 12065036 Birkenwerder BU 171 12063252 Rathenow WMR 119 12065084 Fürstenberg/Havel WMR 172 12063256 Retzow, b Nauen WMR 120 12065096 Glienicke/Nordbahn BU 173 12063260 Rhinow WMR 121 12065100 Gransee WMR 174 12063273 Schönwalde-Glien BU 122 12065117 Großwoltersdorf WMR 175 12063274 Seeblick WMR 123 12065136 Hennigsdorf BU 176 12063293 Stechow-Ferchesar WMR 124 12065144 Hohen Neuendorf BU 177 12063357 Wustermark BU 125 12065165 Kremmen WMR 178 Landkreis Märkisch-Oderland 12065180 Leegebruch BU 179 12064009 Alt Tucheband WMR 126 12065193 Liebenwalde WMR 180 12064029 Altlandsberg BU 127 12065198 Löwenberger Land WMR 181 12064044 Bad Freienwalde (Oder) WMR 128 12065225 Mühlenbecker Land BU 182 12064053 Beiersdorf-Freudenberg WMR 129 12065251 Oberkrämer BU 183 12064057 Bleyen-Genschmar WMR 130 12065256 Oranienburg BU 184 12064061 Bliesdorf WMR 131 12065276 Schönermark, b Gransee WMR 185 12064084 Buckow (Märkische Schweiz) WMR 132 12065301 Sonnenberg WMR 186 12064125 Falkenberg WMR 133 12065310 Stechlin WMR 187 12064128 Falkenhagen, b Seelow WMR 134 12065332 Velten BU 188 12064130 Fichtenhöhe WMR 135 12065356 Zehdenick WMR 189 12064136 Fredersdorf-Vogelsdorf BU 136 Landkreis Oberspreewald-Lausitz 12064153 Garzau-Garzin WMR 137 12066008 Altdöbern WMR 190 12064172 Golzow WMR 138 12066041 Bronkow WMR 191 12064190 Gusow-Platkow WMR 139 12066052 Calau WMR 192 12064205 Heckelberg-Brunow WMR 140 12066064 Frauendorf, OL WMR 193 12064222 Höhenland WMR 141 12066104 Großkmehlen WMR 194 12064227 Hoppegarten BU 142 12066112 Großräschen WMR 195 12064266 Küstriner Vorland WMR 143 12066116 Grünewald WMR 196 12064268 Lebus WMR 144 12066120 Guteborn WMR 197 12064274 Letschin WMR 145 12066124 Hermsdorf WMR 198 12064288 Lietzen WMR 146 12066132 Hohenbocka WMR 199 12064290 Lindendorf WMR 147 12066168 Kroppen WMR 200 12064303 Märkische Höhe WMR 148 12066176 Lauchhammer WMR 201 12064317 Müncheberg WMR 149 12066188 Lindenau WMR 202 12064336 Neuenhagen bei Berlin BU 150 12066196 Lübbenau/Spreewald WMR 203 12064340 Neuhardenberg WMR 151 12066202 Luckaitztal WMR 204 12064349 Neulewin WMR 152 12066226 Neu-Seeland WMR 205 12064365 Neutrebbin WMR 153 12066228 Neupetershain WMR 206 117

12064370 Oberbarnim WMR 154 12066240 Ortrand WMR 207 12064371 Oderaue WMR 155 12066272 Ruhland WMR 208 12064380 Petershagen/Eggersdorf BU 156 12066285 Schipkau WMR 209 12064388 Podelzig WMR 157 12066292 Schwarzbach, b Ruhland WMR 210 12064393 Prötzel WMR 158 12066296 Schwarzheide WMR 211 12064408 Rehfelde WMR 159 12066304 Senftenberg WMR 212

Gemeinde Lage Nr. Gemeinde Lage Nr.

Landkreis Oberspreewald-Lausitz Landkreis Ostprignitz-Ruppin 12066316 Tettau, b Ruhland WMR 213 12068413 Storbeck-Frankendorf WMR 266 12066320 Vetschau/Spreewald WMR 214 12068417 Stüdenitz-Schönermark WMR 267 Landkreis Oder-Spree 12068425 Temnitzquell WMR 268 12067024 Bad Saarow WMR 215 12068426 Temnitztal WMR 269 12067036 Beeskow WMR 216 12068437 Vielitzsee WMR 270 12067040 Berkenbrück WMR 217 12068452 Walsleben, b Neuruppin WMR 271 12067072 (Mark) WMR 218 12068468 Wittstock/Dosse WMR 272 12067076 Brieskow-Finkenheerd WMR 219 12068477 Wusterhausen/Dosse WMR 273 12067112 Diensdorf-Radlow WMR 220 12068501 Zernitz-Lohm WMR 274 12067120 Eisenhüttenstadt WMR 221 Landkreis Potsdam-Mittelmark 12067124 BU 222 12069017 Beelitz, Mark WMR 275 12067137 Friedland, Mark WMR 223 12069018 Beetzsee WMR 276 12067144 Fürstenwalde/Spree WMR 224 12069019 Beetzseeheide WMR 277 12067173 Gosen-Neu Zittau BU 225 12069020 Bad Belzig WMR 278 12067180 Groß Lindow WMR 226 12069028 Bensdorf WMR 279 12067201 Grünheide (Mark) BU 227 12069052 Borkheide WMR 280 12067205 Grunow-Dammendorf WMR 228 12069056 Borkwalde WMR 281 12067237 WMR 229 12069076 Brück WMR 282 12067288 WMR 230 12069089 Buckautal WMR 283 12067292 WMR 231 12069216 Golzow, b Brandenburg an der Havel WMR 284 12067324 WMR 232 12069224 Görzke WMR 285 12067336 Müllrose WMR 233 12069232 Gräben WMR 286 12067338 Neißemünde WMR 234 12069249 Groß Kreutz (Havel) WMR 287 12067357 Neuzelle WMR 235 12069270 Havelsee WMR 288 12067397 Ragow-Merz WMR 236 12069304 Kleinmachnow BU 289 12067408 WMR 237 12069306 Kloster Lehnin WMR 290 12067413 WMR 238 12069345 Linthe WMR 291 12067426 Rietz-Neuendorf WMR 239 12069397 Michendorf BU 292 12067438 WMR 240 12069402 Mühlenfließ WMR 293 12067440 Schöneiche bei Berlin BU 241 12069448 Niemegk WMR 294 12067458 WMR 242 12069454 Nuthetal BU 295 12067469 Spreenhagen WMR 243 12069460 Päwesin WMR 296 12067473 Steinhöfel, b Fürstenwalde, Spree WMR 244 12069470 Planebruch WMR 297 12067481 Storkow (Mark) WMR 245 12069474 Planetal WMR 298 12067493 WMR 246 12069485 Rabenstein/Fläming WMR 299 12067508 Vogelsang, a d Oder WMR 247 12069537 Rosenau WMR 300 12067520 Wendisch Rietz WMR 248 12069541 Roskow WMR 301 12067528 WMR 249 12069590 Schwielowsee BU 302 12067544 Woltersdorf, b Erkner BU 250 12069596 Seddiner See WMR 303 12067552 WMR 251 12069604 Stahnsdorf BU 304 Landkreis Ostprignitz-Ruppin 12069616 Teltow BU 305 12068052 Breddin WMR 252 12069632 Treuenbrietzen WMR 306 12068072 Dabergotz WMR 253 12069648 Wenzlow, b Brandenburg an der Havel WMR 307 12068109 Dreetz, b Neustadt, Dosse WMR 254 12069656 Werder (Havel) BU 308 12068117 Fehrbellin WMR 255 12069665 Wiesenburg/Mark WMR 309 12068181 Heiligengrabe WMR 256 12069680 Wollin, b Brandenburg an der Havel WMR 310 12068188 Herzberg (Mark) WMR 257 12069688 Wusterwitz WMR 311 12068264 Kyritz WMR 258 12069696 Ziesar WMR 312 12068280 Lindow (Mark) WMR 259 Landkreis Priegnitz 12068306 Märkisch Linden WMR 260 12070008 Bad Wilsnack WMR 313 118

12068320 Neuruppin WMR 261 12070028 Berge, b Perleberg WMR 314 12068324 Neustadt (Dosse) WMR 262 12070052 Breese WMR 315 12068353 Rheinsberg WMR 263 12070060 Cumlosen WMR 316 12068372 Rüthnick WMR 264 12070096 Gerdshagen WMR 317 12068409 Sieversdorf-Hohenofen WMR 265 12070125 Groß Pankow (Prignitz) WMR 318

Gemeinde Lage Nr. Gemeinde Lage Nr.

Landkreis Priegnitz Landkreis Teltow-Fläming 12070145 Gülitz-Reetz WMR 319 12072002 Am Mellensee WMR 369 12070149 Gumtow WMR 320 12072014 Baruth/Mark WMR 370 12070153 Halenbeck-Rohlsdorf WMR 321 12072017 Blankenfelde-Mahlow BU 371 12070173 Karstädt, Prignitz WMR 322 12072053 Dahme/Mark WMR 372 12070222 Kümmernitztal WMR 323 12072055 Dahmetal WMR 373 12070236 Lanz WMR 324 12072120 Großbeeren BU 374 12070241 Legde/Quitzöbel WMR 325 12072157 Ihlow WMR 375 12070244 Lenzen (Elbe) WMR 326 12072169 Jüterbog WMR 376 12070246 Lenzerwische WMR 327 12072232 Luckenwalde WMR 377 12070266 Marienfließ WMR 328 12072240 Ludwigsfelde BU 378 12070280 Meyenburg WMR 329 12072297 Niedergörsdorf WMR 379 12070296 Perleberg WMR 330 12072298 Niederer Fläming WMR 380 12070300 Pirow WMR 331 12072312 Nuthe-Urstromtal WMR 381 12070302 Plattenburg WMR 332 12072340 Rangsdorf BU 382 12070316 Pritzwalk WMR 333 12072426 Trebbin WMR 383 12070325 Putlitz WMR 334 12072477 Zossen WMR 384 12070348 Rühstädt WMR 335 Landkreis Uckermark 12070393 Triglitz WMR 336 12073008 Angermünde WMR 385 12070416 Weisen WMR 337 12073032 Berkholz-Meyenburg WMR 386 12070424 Wittenberge WMR 338 12073069 Boitzenburger Land WMR 387 Landkreis Spree-Neiße 12073085 Brüssow WMR 388 12071028 Briesen WMR 339 12073093 Carmzow-Wallmow WMR 389 12071032 Burg (Spreewald) WMR 340 12073097 Casekow WMR 390 12071041 Dissen-Striesow WMR 341 12073157 Flieth-Stegelitz WMR 391 12071044 Döbern WMR 342 12073189 Gartz (Oder) WMR 392 12071052 Drachhausen WMR 343 12073201 Gerswalde WMR 393 12071057 Drebkau WMR 344 12073216 Göritz WMR 394 12071060 Drehnow WMR 345 12073225 Gramzow (Uckermark) WMR 395 12071074 Felixsee WMR 346 12073261 Grünow, b Prenzlau WMR 396 12071076 Forst (Lausitz) WMR 347 12073309 Hohenselchow-Groß Pinnow WMR 397 12071153 Groß Schacksdorf-Simmersdorf WMR 348 12073384 Lychen WMR 398 12071160 Guben WMR 349 12073386 Mark Landin WMR 399 12071164 Guhrow WMR 350 12073393 Mescherin WMR 400 12071176 Heinersbrück WMR 351 12073396 Milmersdorf WMR 401 12071185 Hornow-Wadelsdorf WMR 352 12073404 Mittenwalde, b Templin WMR 402 12071189 Jämlitz-Klein Düben WMR 353 12073429 Nordwestuckermark WMR 403 12071193 Jänschwalde WMR 354 12073430 Oberuckersee WMR 404 12071244 Kolkwitz WMR 355 12073440 Pinnow, b Angermünde WMR 405 12071294 Neiße-Malxetal WMR 356 12073452 Prenzlau WMR 406 12071301 Neuhausen/Spree WMR 357 12073458 Randowtal WMR 407 12071304 Peitz WMR 358 12073490 Schenkenberg, b Prenzlau WMR 408 12071337 Schenkendöbern WMR 359 12073505 Schöneberg, b Angermünde WMR 409 12071341 Schmogrow-Fehrow WMR 360 12073520 Schönfeld, b Prenzlau WMR 410 12071372 Spremberg WMR 361 12073532 Schwedt/Oder WMR 411 12071384 Tauer WMR 362 12073565 Tantow WMR 412 12071386 Teichland WMR 363 12073569 Temmen-Ringenwalde WMR 413 12071392 Tschernitz WMR 364 12073572 Templin WMR 414 12071401 Turnow-Preilack WMR 365 12073578 Uckerfelde WMR 415 12071408 Welzow WMR 366 12073579 Uckerland WMR 416 12071412 Werben WMR 367 12073603 Passow WMR 417 12071414 Wiesengrund WMR 368 12073645 Zichow WMR 418 119

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