Frank Stella Seite 24
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Freitag, 19.&6.&2015+5. Jahrgang+ 5.– www.tageswoche.ch Nr. Gerbergasse 30 4001 Basel 25 T 061 561 61 61 «RECHNEN SIE RICHTIG!» Der ETH-Professor und Unternehmer Anton Gunzinger fordert ein radikale Umsetzung der Seite Energiewende. 24 Service Public SCHNUR Es braucht eine faire Debatte CHRISTIAN : über die Rolle der SRG. Seite FOTO 6 ANZEIGE 7. Juni 2015, 10 – 12 Uhr, MGK Frank Stella Mit Nichte, Neffe, Paten- oder Enkelkind Ein etwas anderer Besuch beim Malerei & Zeichnung, 09.05. – 30.08.2015 amerikanischen Künstler Frank Stella Ein Generationenworkshop mit jungen Studierenden der Lehrberufe für Gestaltung und Kunst (HGK), CHF 10.– pro Erwachsener, ohne Anmeldung Machen Sie bei der Sicherheit Ihrer Daten keine Abstriche. 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Seite Beim Kampf geht es um eine Klärung des vielbeschworenen Service Public. 6 Paulo Sousa!FOTO: FRESH FOCUS Manuela Carmena/Ada Colau!FOTOS: REUTERS Dem Fussball-Technokraten weint in Seite Die zwei grössten S tädte Spaniens Seite Basel niemand grosse Tränen nach. 32 werden von Frauen regiert. 40 ANZEIGE Jean Ziegler Dijan Kahrimanovic S.4 Bestattungen S. 8 Kultwerk S. 43 Der Genfer Soziologe Sie, er, es S. 44 outet sich in seinem Impressum S. 44 neuen Buch als Wochenendlich S. 45 Zeitmaschine S. 46 «Kommunist, der Seite an Gott glaubt». 36 TagesWoche 25/15 EDITORIAL PORTRÄT 4 Alte Gewissheiten bröckeln Dijan Kahrimanovic von Naomi Gregoris nton Gunzinger vertritt Unerhörtes fr Dijan Kahrimanovic telefonierte mit Leute seines Berufsstandes. Die Schweiz Weiterlesen, S. 24 Wildfremden, gab sich deren Willen sei prädestiniert fr den Ausstieg aus der hin. Entstanden sind so 278 Selbstpor- Remo Leupin A träts, die eigentlich gar keine sind. Atomkraft und fossilen Energieträgern, sagt der Leiter Print 59-jährige Unternehmer. Und: Die Energiewende ls sich Dijan Kahrimanovic letz- «Atomkraft ist ten Monat am Telefon quasi könne sogar problemlos rascher vollzogen wer- der Gau für die selbst auflöste, klang das jeweils den, als sie der Bundesrat in seiner «Energiestra- Gesellschaft», etwa so: «Hallo, hier ist Dijan tageswoche.ch/ AKahrimanovic. Ich stehe vor einer Kamera tegie 2050» skizziert. +b84j7 und will ein Foto machen. Wie soll ich dar- Gunzinger ist kein Phantast. Mit seiner auf aussehen?» Er stand in seiner Wohnung, hinter ihm eine Wand, neben ihm eine Firma Supercomputing Systems spielt er ganz übervolle Garderobe, Blick in die Kamera, vorne mit bei der Entwicklung von Elektronik, die Auslöserbedienung bereit. So überliess er sich wildfremden Menschen. Während Software und Systemdesign. Seine Kunden kom- drei Wochen hatte er 1764 Leute am Appa- men aus der Automobil-, Computer- und Ener- rat. Sie alle konfrontierte er mit derselben Frage: Wer soll Dijan Kahrimanovic sein? gieindustrie. Vor allem aber: Als Firmenchef Erst einmal ist er nur eine Stimme: «Du würde er sich nie fr ein Unterfangen einsetzen, erkennst mich sofort», sagt der 26-Jährige vor unserem Trefen ins Telefon und lacht. das ökonomisch nicht funktioniert. «Ich stelle um die 200 Selbstporträts aus.» Genau das sagen viele seiner Managerkolle- Weiterlesen, S. 28 Na toll, denke ich, diese Arbeit wird eine KKW ERDÖL einzige Parade von Allgemeinplätzen sein: 21,3 33,8 gen über die Energiewende. Für Gunzinger eine WASSER Ein Helvetia-Kunstpreis-Träger mit Jahr- 5,4 VERBRAUCH: 102,7 TWh GAS unverständliche Haltung. In seinem Buch «Kraft- WIND gang 1990 – Kind der digitalen Selbstaus- 15,0 19,2 SOLAR THERMISCH/ FERNWÄRME/ beutung und Vertreter einer narzisstisch- 8,0 KEHRICHT UND HOLZ BIOMASSE werk Schweiz» hat er eine minutiöse Kosten–Nut- missratenen Generation – zeigt 200 Selfies. zen-Rechnung zur Energiewirtschaft gemacht, «Das Milliarden- Geschäft», Schöpfung der anderen sein Fazit: «Langfristig betrachtet, ist es geradezu tageswoche.ch/ Es kommt anders: 278 Schwarzweiss- wirtschaftsfeindlich, nichts zu machen.» In der +zn0jn Bilder hängen dicht aneinander in einem gebogenen, fast sakral anmutenden Raum Energiewirtschaft werde es zu einem grossen der Liste. Alle zeigen den gebürtigen Bosni- «Machtumbau» kommen, sagt Gunzinger, «es er, mal in Pelz, mal oben ohne, von hinten, der Seite, gross oder klein. Der Anblick ist wird künftig andere Gewinner geben als heute». fast erschlagend und hat etwas merkwür- Härtere Zeiten drohen auch der SRG. Mit Weiterlesen, S. 6 dig Übersättigendes. «Wie in einem Ikea- Baumarkt», wird der junge Künstler sagen, dem knappen Volks-Ja zum neuen Radio- und der jetzt den Raum betritt. Schmaler und Fernsehgesetz ist klar geworden: Das Schweizer zurückhaltender als auf den Fotos sieht er aus, fast wie ein anderer Mensch. Und so Radio und Fernsehen hat als mediale Klammer «Es braucht keine spricht er auch über seine Arbeit, von sich des Landes an Bedeutung verloren, der Service- Sendekritik», stets in dritter Person, als wäre er es gar tageswoche.ch/ nicht auf all den Fotos. «Bin ich ja eigent- Public-Begriff, der heute alles und nichts +kjydj lich auch nicht», sagt er, die Kahrimanovics bedeutet, hat an Argumentationskraft einge- auf den Porträts sind Kreationen der 278 Menschen, die nicht auflegten, als er ihnen büsst. Direktor Roger de Weck und sein Lei- sein Vorhaben unterbreitete. tungsteam werden genau erklären müssen, Kahrimanovics Konzept war einfach: Drei Wochen lang wählte er irgendwelche wa rum es die SRG mit all ihren Privile gien zu Festnetznummern und bat die Menschen schützen gilt. Denn die Anti-Leutschenbach-Alli- am Telefon um Anleitung fr seine Selbst- porträts. Was soll er anziehen? Was soll er anz wird weiter es schweres Geschütz aufahren, tun? Jegliche Entscheidung lag bei der Per- um den ungeliebten «Staatssender» zu schwächen. son am anderen Ende der Leitung. Erst wenn sie zufrieden war, drückte er ab. Und Sollte dies gelingen – es wäre fatal fr das Land. legte dann auf. Dass er Künstler sei oder was tageswoche.ch/+c7vpw × mit den Bildern geschehe, verriet er nicht. TagesWoche 25/15 5 Wer soll Dijan Kahrimanovic sein? Der Helvetia-Kunstpreis-Träger liess es sich am Telefon sagen. FOTO: HANS-JÖRG WALTER Die Telefonate verliefen so, wie sie nur den ganzen Tag mit Männern in Anzügen täglich um 16 Uhr an der Liste zeigt und die anonym verlaufen können: Ging es einer konfrontiert.» Manchmal sei die einzige ihm den Helvetia Kunstpreis einbrachte. Dame anderthalb Stunden nur um Klei- Rolle, die man kenne, halt die, die man Da gleicht er eigene Erinnerungen mit Dias dung, Position und Haltung, wollten andere, immer gespielt habe. fremder Menschen ab, abwechselnd auf dass er sich ausziehe, an sich rumspiele – Bosnisch und auf Deutsch. oder sich die Arme abschneide. «Es ist er- Jedem Porträt seine Geschichte «Ich bin immer ganz nah am Menschen staunlich, wie weit Menschen gehen, wenn Und was ist seine Rolle? Ihn habe stets und doch weit weg», sagt er, als ich mir sein sie begreifen, dass sie in einer Machtposition das Gefhl geprägt, nirgends richtig dazu- Portfolio anschaue. Auch hier: Selbstpor- sind.» Erst hinterher sei manchen klar ge- zugehören. Weder in Bosnien, noch in der träts – verzerrt, verschwommen, verfrem- worden, was da passiert sei: «Viele riefen Schweiz, noch in Boston, wo er ein Aus- det. Wie bei den Fotos, auf denen er doch mich nach ein paar Stunden zurück und tauschsemester machte. Kahrimanovic nie da ist. Wie am Telefon, wo er sich bloss fragten: ‹Was war das jetzt gerade?›» klingt frei von Wehmut, als er das sagt. «Ich als Leinwand fr die Wünsche Fremder zur Eine Grenzerfahrung. Eine, der sich der frage mich ständig, wer ich bin. Dazu baue Verfgung stellt. Selbstzerstörung, eine Künstler auch selbst aussetzte: Unermüd- ich mir Geschichten auf. Ich entferne mich Verfremdung, die stets auch eine Annähe- lich wählte er Nummern und schlüpfte in und komme mir dann wieder näher.» rung ist. An den, der Dijan Kahrimanovic die Rollen, in die ihn die Menschen «hin- Geschichten sind ihm wichtig. Deshalb sein soll – und an den, der er ist: ein vielver- einbeschrieben», wie er sagt. «Da waren wird jedes Porträt mitsamt protokolliertem sprechender Künstler mit 278 Gesichtern Business-Typen, die fragten, ob ich einen Telefongespräch verkauft. Um Geschich- und einem wohlverdienten Kunstpreis. Anzug anziehen könne. Als wären sie nicht ten gehts auch bei der Performance, die er tageswoche.ch/+xjweb TagesWoche 25/15 66 Angriff auf die SRG Es geht um mehr als um Marktregulierung oder schlechte TV-Sendungen. Es geht um das Selbstverständnis des Landes. ES BRAUCHT KEINE SENDEKRITIK Von Andreas Schwald er Abstimmungskampf mit den Verlegern und einem subventionierten politischen Kampfansagen nur so um die blutigen Fingern, der Mause- Marktgiganten in einem viel zu kleinen Ohren. Sie zeigen vor allem die Überforde- falle und den nachweislich fal- Werbemarkt. Und er entlarvte zudem das rung mit der nationalen Medienpolitik. schen Zahlen: Er war nur