FOTO: CHRISTIAN SCHNUR ANZEIGE Energiewende. der Umsetzung fordert ein radikale Anton Gunzinger und Unternehmer Der ETH-Professor SIE «RECHNEN RICHTIG!» Service Service Public über die Rolle derEs SRG.braucht eine faire Debatte 25 Nr. Freitag, 19.&6&2015+5 Jahrgang+

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INHALTService Public!FOTO: CHRISTIAN SCHNUR

Die Abstimmung ist gewonnen, jetzt entlädt sich das grosse Gewitter über der SRG. Seite Beim Kampf geht es um eine Klärung des vielbeschworenen Service Public. 6

Paulo Sousa!FOTO: FRESH FOCUS Manuela Carmena/Ada Colau!FOTOS: REUTERS

Dem Fussball-Technokraten weint in Seite Die zwei grössten S tädte Spaniens Seite Basel niemand grosse Tränen nach. 32 werden von Frauen regiert. 40

ANZEIGE Jean Ziegler Dijan Kahrimanovic S.4 Bestattungen S. 8 Kultwerk S. 43 Der Genfer Soziologe Sie, er, es S. 44 outet sich in seinem Impressum S. 44 neuen Buch als Wochenendlich S. 45 Zeitmaschine S. 46 «Kommunist, der Seite an Gott glaubt». 36

TagesWoche 25/15 EDITORIAL PORTRÄT 4

Alte Gewissheiten bröckeln Dijan Kahrimanovic von Naomi Gregoris nton Gunzinger vertritt Unerhörtes fr Dijan Kahrimanovic telefonierte mit Leute seines Berufsstandes. Die Schweiz Weiterlesen, S. 24 Wildfremden, gab sich deren Willen sei prädestiniert fr den Ausstieg aus der hin. Entstanden sind so 278 Selbstpor- Remo Leupin A träts, die eigentlich gar keine sind. Atomkraft und fossilen Energieträgern, sagt der Leiter Print 59-jährige Unternehmer. Und: Die Energiewende ls sich Dijan Kahrimanovic letz- «Atomkraft ist ten Monat am Telefon quasi könne sogar problemlos rascher vollzogen wer- der Gau für die selbst auflöste, klang das jeweils den, als sie der Bundesrat in seiner «Energiestra- Gesellschaft», etwa so: «Hallo, hier ist Dijan tageswoche.ch/ AKahrimanovic. Ich stehe vor einer Kamera tegie 2050» skizziert. +b84j7 und will ein Foto machen. Wie soll ich dar- Gunzinger ist kein Phantast. Mit seiner auf aussehen?» Er stand in seiner Wohnung, hinter ihm eine Wand, neben ihm eine Firma Supercomputing Systems spielt er ganz übervolle Garderobe, Blick in die Kamera, vorne mit bei der Entwicklung von Elektronik, die Auslöserbedienung bereit. So überliess er sich wildfremden Menschen. Während Software und Systemdesign. Seine Kunden kom- drei Wochen hatte er 1764 Leute am Appa- men aus der Automobil-, Computer- und Ener- rat. Sie alle konfrontierte er mit derselben Frage: Wer soll Dijan Kahrimanovic sein? gieindustrie. Vor allem aber: Als Firmenchef Erst einmal ist er nur eine Stimme: «Du würde er sich nie fr ein Unterfangen einsetzen, erkennst mich sofort», sagt der 26-Jährige vor unserem Trefen ins Telefon und lacht. das ökonomisch nicht funktioniert. «Ich stelle um die 200 Selbstporträts aus.» Genau das sagen viele seiner Managerkolle- Weiterlesen, S. 28 Na toll, denke ich, diese Arbeit wird eine

KKW ERDÖL einzige Parade von Allgemeinplätzen sein:

21,3 33,8 gen über die Energiewende. Für Gunzinger eine WASSER Ein Helvetia-Kunstpreis-Träger mit Jahr-

5,4 VERBRAUCH: 102,7 TWh GAS unverständliche Haltung. In seinem Buch «Kraft- WIND gang 1990 – Kind der digitalen Selbstaus-

15,0 19,2

SOLAR THERMISCH/ FERNWÄRME/ beutung und Vertreter einer narzisstisch- 8,0 KEHRICHT UND HOLZ BIOMASSE werk Schweiz» hat er eine minutiöse Kosten–Nut- missratenen Generation – zeigt 200 Selfies. zen-Rechnung zur Energiewirtschaft gemacht, «Das Milliarden- Geschäft», Schöpfung der anderen sein Fazit: «Langfristig betrachtet, ist es geradezu tageswoche.ch/ Es kommt anders: 278 Schwarzweiss- wirtschaftsfeindlich, nichts zu machen.» In der +zn0jn Bilder hängen dicht aneinander in einem gebogenen, fast sakral anmutenden Raum Energiewirtschaft werde es zu einem grossen der Liste. Alle zeigen den gebürtigen Bosni- «Machtumbau» kommen, sagt Gunzinger, «es er, mal in Pelz, mal oben ohne, von hinten, der Seite, gross oder klein. Der Anblick ist wird künftig andere Gewinner geben als heute». fast erschlagend und hat etwas merkwür- Härtere Zeiten drohen auch der SRG. Mit Weiterlesen, S. 6 dig Übersättigendes. «Wie in einem Ikea- Baumarkt», wird der junge Künstler sagen, dem knappen Volks-Ja zum neuen Radio- und der jetzt den Raum betritt. Schmaler und Fernsehgesetz ist klar geworden: Das Schweizer zurückhaltender als auf den Fotos sieht er aus, fast wie ein anderer Mensch. Und so Radio und Fernsehen hat als mediale Klammer «Es braucht keine spricht er auch über seine Arbeit, von sich des Landes an Bedeutung verloren, der Service- Sendekritik», stets in dritter Person, als wäre er es gar tageswoche.ch/ nicht auf all den Fotos. «Bin ich ja eigent- Public-Begriff, der heute alles und nichts +kjydj lich auch nicht», sagt er, die Kahrimanovics bedeutet, hat an Argumentationskraft einge- auf den Porträts sind Kreationen der 278 Menschen, die nicht auflegten, als er ihnen büsst. Direktor Roger de Weck und sein Lei- sein Vorhaben unterbreitete. tungsteam werden genau erklären müssen, Kahrimanovics Konzept war einfach: Drei Wochen lang wählte er irgendwelche warum es die SRG mit all ihren Privile gien zu Festnetznummern und bat die Menschen schützen gilt. Denn die Anti-Leutschenbach-Alli- am Telefon um Anleitung fr seine Selbst- porträts. Was soll er anziehen? Was soll er anz wird weiter es schweres Geschütz aufahren, tun? Jegliche Entscheidung lag bei der Per- um den ungeliebten «Staatssender» zu schwächen. son am anderen Ende der Leitung. Erst wenn sie zufrieden war, drückte er ab. Und Sollte dies gelingen – es wäre fatal fr das Land. legte dann auf. Dass er Künstler sei oder was tageswoche.ch/+c7vpw × mit den Bildern geschehe, verriet er nicht.

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Wer soll Dijan Kahrimanovic sein? Der Helvetia-Kunstpreis-Träger liess es sich am Telefon sagen. FOTO: HANS-JÖRG WALTER

Die Telefonate verliefen so, wie sie nur den ganzen Tag mit Männern in Anzügen täglich um 16 Uhr an der Liste zeigt und die anonym verlaufen können: Ging es einer konfrontiert.» Manchmal sei die einzige ihm den Helvetia Kunstpreis einbrachte. Dame anderthalb Stunden nur um Klei- Rolle, die man kenne, halt die, die man Da gleicht er eigene Erinnerungen mit Dias dung, Position und Haltung, wollten andere, immer gespielt habe. fremder Menschen ab, abwechselnd auf dass er sich ausziehe, an sich rumspiele – Bosnisch und auf Deutsch. oder sich die Arme abschneide. «Es ist er- Jedem Porträt seine Geschichte «Ich bin immer ganz nah am Menschen staunlich, wie weit Menschen gehen, wenn Und was ist seine Rolle? Ihn habe stets und doch weit weg», sagt er, als ich mir sein sie begreifen, dass sie in einer Machtposition das Gefhl geprägt, nirgends richtig dazu- Portfolio anschaue. Auch hier: Selbstpor- sind.» Erst hinterher sei manchen klar ge- zugehören. Weder in Bosnien, noch in der träts – verzerrt, verschwommen, verfrem- worden, was da passiert sei: «Viele riefen Schweiz, noch in Boston, wo er ein Aus- det. Wie bei den Fotos, auf denen er doch mich nach ein paar Stunden zurück und tauschsemester machte. Kahrimanovic nie da ist. Wie am Telefon, wo er sich bloss fragten: ‹Was war das jetzt gerade?›» klingt frei von Wehmut, als er das sagt. «Ich als Leinwand fr die Wünsche Fremder zur Eine Grenzerfahrung. Eine, der sich der frage mich ständig, wer ich bin. Dazu baue Verfgung stellt. Selbstzerstörung, eine Künstler auch selbst aussetzte: Unermüd- ich mir Geschichten auf. Ich entferne mich Verfremdung, die stets auch eine Annähe- lich wählte er Nummern und schlüpfte in und komme mir dann wieder näher.» rung ist. An den, der Dijan Kahrimanovic die Rollen, in die ihn die Menschen «hin- Geschichten sind ihm wichtig. Deshalb sein soll – und an den, der er ist: ein vielver- einbeschrieben», wie er sagt. «Da waren wird jedes Porträt mitsamt protokolliertem sprechender Künstler mit 278 Gesichtern Business-Typen, die fragten, ob ich einen Telefongespräch verkauft. Um Geschich- und einem wohlverdienten Kunstpreis. Anzug anziehen könne. Als wären sie nicht ten gehts auch bei der Performance, die er tageswoche.ch/+xjweb

TagesWoche 25/15 66 Angriff auf die SRG Es geht um mehr als um Marktregulierung oder schlechte TV-Sendungen. Es geht um das Selbstverständnis des Landes. ES BRAUCHT

KEINE SENDEKRITIK

Von Andreas Schwald

er Abstimmungskampf mit den Verlegern und einem subventionierten politischen Kampfansagen nur so um die blutigen Fingern, der Mause- Marktgiganten in einem viel zu kleinen Ohren. Sie zeigen vor allem die Überforde- falle und den nachweislich fal- Werbemarkt. Und er entlarvte zudem das rung mit der nationalen Medienpolitik. schen Zahlen: Er war nur das Verlangen mancher Machtträger, dieses Aber sie zeigen auch den Versuch, die alten DDonnergrollen vor dem heraufziehenden den medialen Diskurs massgeblich bestim- wirtschaftlichen Pfründe der Verleger zu Gewitter, das sich jetzt über der SRG entlädt. mende Bollwerk zu kastrieren. erneuern und den ohnehin zu kleinen Gewiss hat SRF-Direktor Ruedi Matter Fast schon stur wiederholen die Chefs Schweizer Markt neu zu verteilen. recht: Es war «nur eine Finanzvorlage», von SRG und SRF das Mantra der «Finanz- über die wir abstimmen durften. Doch die- vorlage» und vom Diskurs, der gefhrt wer- Druck von allen Seiten se Finanzvorlage transportierte viel mehr, den müsse, bevor man Resultate benenne, Da sind nun also die Extremisten, die als sich die Befrworter bis zum Schluss und dass man gerne und gesprächsbereit das heutige Finanzierungssystem komplett eingestanden. Sie transportierte die Hilf- an diesem Diskurs teilnehme. Die SRG, bodigen wollen. Alles gratis, auch die medi- losigkeit der Politik, mit der SRG und dem die Auftragnehmerin: Sie spielt den Ball ale Grundversorgung. «No-Billag» nennt Begrif Service Public umzugehen. zurück an die Politik. sich die Initiative und geht so weit, dass sie Dieser Abstimmungskampf ofenbarte Doch dort herrscht Ratlosigkeit. Da flie- selbst die prominenten politischen Unter- erneut den tiefen Graben zwischen den gen dem Begrif dieses Service Public die stützer nicht umsetzen wollen. Lieber die

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Der Service Public der SRG steht zur Debatte: Wie soll er aussehen? FOTO: CHRISTIAN SCHNUR

Gebühren halbieren, findet SVP-National- politisch Linke an; dass sie sich damit lie Rickli, selbst Angestellte eines der rätin Natalie Rickli. Die Initiative ja nicht argumentativ selbst unterläuft und den grössten Vermarkter digitaler und elektro- umsetzen, sagt Hans-Ulrich Bigler, Direk- Abschafern eher das Wort redet, scheint nischer Inhalte in der Schweiz, Goldbach tor des Gewerbeverbands Schweiz, aber sie nicht zu kümmern. Media AG. Die SRG soll ihre staatsfinan- sie würde beim Bundesrat Druck aufset- zierte Vormachtstellung im Markt abge- zen. Womit Bigler in dieselbe Rhetorik ein- Dass sich einige Linke ben, fordern sie, und meinen vor allem den stimmt, wie sie die SVP anschlägt, wenn Markt im Internet. sie auf die Umsetzung der Masseneinwan- nun argumentativ selbst Hier finden sich Verlage, denen die derungs-Initiative drängt. klassischen Zeitungsauflagen seit Jahren Dann sind da die politischen Intellektu- unterlaufen, scheint sie wegschmelzen, plötzlich mit der SRG wie- ellen, die mit nicht greifaren Floskeln wie der. Denn auch Fernsehen und Radio wer- «Boulevardisierung» oder «Infantilisie- nicht zu kümmern. den zunehmend zeitversetzt konsumiert; rung» gegen das argumentieren, was nicht eine wesentliche Tatsache des Medien- in den Raster eines dem spezifischen Welt- Dann sind da die Marktgetriebenen, wandels. Die Konkurrenz ist hart: Verlage bild konformen Bildungssenders passt. die eine Zerschlagung der SRG zugunsten und SRG bieten ähnliche Inhalte, die ei- Diesen Gesang stimmen derzeit vor allem der Privaten wünschen. Zuvorderst: Nata- nen mit mehr Bewegtbild, die anderen mit

TagesWoche 25/15 8 Bestattungsanzeigen Basel-Stadt und Region

Allschwil Cuadrado, Natalie, Meier-Wastl, Walter, Bettingen 18.01.1929–15.06.2015, 18.04.1925–11.06.2015, Fluri-Rothen, Adel- von Spanien, von Basel, 10.02.1936– Stricker, Hans Beat, Römerweg 23 (mit Aumattstr. 79, heid Margaretha, von 09.10.1988–09.06.2015, 14.06.2015, Gundeldin- von Basel/BS, Wald- Aufenthalt im APH Reinach, Urnenbeiset- Luterbach/SO, Haltingerstr. 18, Basel, gerstr. 425, Basel, statt/AR, 27.04.1924– Zum Park), Muttenz, zung im engsten 21.08.1930–10.06.2015, wurde bestattet. Trauerfeier im engs- 15.06.2015, Bestattung: Freitag, Familienkreis. Muesmattweg 33, Dörflinger, Paula, ten Kreis. Vormbergweg 1, 19.06., 14.00 Uhr, Ueltschi-Buser, Trudi, Allschwil, Trauerfeier von Deutschland, Pickl, Josefa, von Bettingen, Trauerfeier: Friedhof Muttenz, von Därstetten/BE, und Beisetzung im 31.01.1926–02.06.2015, Österreich, 22.03.1926– Mittwoch, 24.06., 13.30 anschliessend Trauer- 25.03.1928–16.06.2015, engsten Familien- und Homburgerstr. 37, 11.06.2015, Im Burg- Uhr, Friedhof am feier in der ref. Kirche Aumattstr. 79, Freundeskreis. Basel, wurde bestattet. felderhof 30, Basel, Hörnli. St. Arbogast, Muttenz. Reinach, Trauerfeier Grosjean-Gass, Wil- Flückiger-Studer, wurde bestattet. Birsfelden Helfenstein-Schaller, und Urnenbeisetzung: Peter, von Muttenz/ Donnerstag, 25.06., helmina, von Orvin/ Helene, von Basel/BS, Räber, Charlotte Bröchin, Marie, BE, 13.01.1928– 23.05.1924–09.06.2015, Monique, von BL, Emmen/LU, 14.00 Uhr, Friedhof von Rheinfelden/AG, 28.03.1925–10.06.2015, Fiechten, Reinach. 13.06.2015, Muesmatt- Kohlenberggasse 20, Luzern/LU, 28.04.1917–11.06.2015, weg 33, Allschwil, Basel, wurde bestattet. 05.04.1938–13.06.2015, Reichensteinerstr. 55, Riehen Hardstr. 71, Birsfelden, APH Käppeli, Mut- Trauerfeier und Bei- Fox-Leopold, Kurt St. Alban-Ring 227, Abdankung: Donners- Bader-Brotschi, Lilly, setzung: Dienstag, Basel, Trauerfeier im tenz, Urnenbeisetzung Vinzenz Anton, von tag, 25.06., 14.00 Uhr, und Trauerfeier zu von Langenbruck BL, 23.06., 14.00 Uhr, St. Gallen/SG, engsten Kreis. Besammlung Friedhof 24.10.1927–12.06.2015, Besammlung Kapelle einem späteren Zeit- 16.02.1925–08.06.2015, Rudin Gdanietz, Birsfelden. punkt. Inzlingerstr. 50, Friedhof Allschwil. St. Alban-Anlage 27, Beatrice, von Arbolds- Riehen, wurde Brogle, Markus, von Pratteln Lötscher-Zanoni, Basel, wurde bestattet. wil/BL, 02.03.1970– Sisseln/AG, bestattet. Beatrice Daisy, von Geissler-Steger, 11.06.2015, Riehen- 12.08.1963–01.06.2015, Bielser-Schwob, Beyer-Waterstradt, Escholzmatt-Mar- Viktoria Hedwig, von str. 312, Basel, Trauer- Fasanenstr. 13, Birs- Maria Anna gen. Horst Reinhard, von bach/LU, 06.04.1940– Reinach/BL, feier: Dienstag, 23.06., felden, wurde bestattet. Marianne, von Riehen/BS, 12.06.2015, Basler- 10.30 Uhr, Friedhof Pratteln/BL, 30.01.1937–11.06.2015, Sutter-Sieber, Lilly, 08.10.1928–05.06.2015, str. 265, Allschwil, Lehenmattstr. 215 , am Hörnli. 31.05.1936–16.06.2015, Niederholzstr. 142, wurde bestattet. von Basel/BS, Bahnhofstr. 37, APH Basel, wurde bestattet. Schafroth-Hütter, 19.11.1925–08.06.2015, Riehen, wurde Arlesheim Friedrich Peter, Madle, Pratteln, bestattet. Gloor-Meisburger, Erlenstr. 10, Birsfel- Trauerfeier: Freitag, Dubach-Fink, Anna Sonja Liliane, von von Rüegsau, den, Beisetzung im Burri-Steinmann, 28.12.1930–05.06.2015, 26.6., 15.00 Uhr, Rosa, von Lützelflüh/ Basel/BS, 02.06.1925– engsten Familien- und ref. Kirche, Schauen- Käthe Frieda, von BE, 01.03.1931– 15.06.2015, St. Johanns- Pilgerstr. 2, Basel, Freundeskreis. Riehen/BS, 21.12.1924– wurde bestattet. burgerstr. 3, 12.06.2015, Ermitage- Ring 122, Basel, Lausen Beisetzung im engsten 08.05.2015, Inzlinger- str. 4, Stiftung Trauerfeier im engs- Sgueglia-Landino, Familienkreis. str. 230, Riehen, wurde Landruhe, Arlesheim, ten Kreis. Maria, von Basel/BS, Weibel-Widmer, bestattet. Margrith, von Lausen/ Ernst-Imhof, Erwin Beisetzung im engsten 05.01.1943–10.06.2015, Döbelin-Bühler, Familienkreis. Graber-Vogler, Werner BL, 30.07.1936– Walter, von Basel/BS, Anton, von Grossdiet- Hochbergerstr. 98, Frieda, von Basel/BS, Basel, Trauerfeier: 10.06.2015, Ergolzstr. 25.06.1933–16.06.2015, Dürrenberger-Bren- wil/LU, 14.03.1929– 46, Lausen, Bestat- Bahnhofstr. 37, APH 30.07.1919–13.04.2015, ken, Franziska Klara Freitag, 19.06., 09.30 10.06.2015, Im tung: Freitag, 19.06., Madle, Pratteln, Fürfelderstr. 77, Paula, von Reinach/ Uhr, Friedhof am Witterswilerhof 6, 14.00 Uhr, Friedhof Abdankung: Donners- Riehen, wurde BL, Lauwil/BL, Hörnli. Basel, wurde bestattet. Lausen, Besammlung tag, 25.06., 14.00 Uhr, bestattet. 29.12.1932–15.06.2015, Haffter-Gass, Ruth, Stammler-Sutter, Friedhofalle. Besammlung Friedhof Leon-Garcia, Grego- Suryhofweg 26, Arles- Julia, von Wintersin- heim, Trauerfeier und von Basel, 10.06.1923– Münchenstein Blözen, Abdankungs- rio, von Spanien, 24.05.2015, Heuberg 22, gen/BL, 17.03.1924– kapelle. 12.03.1929–15.06.2015, Beisetzung: Montag, 05.06.2015, Ballato-Glarner, Ruth, 22.06., 10.30 Uhr, Basel, Trauerfeier: Gökpinar, Ergün, Rainallee 49, Riehen, Burgfelderstr. 188, von Stäfa/ZH, Trauerfeier im engs- Friedhof am Hörnli. Freitag, 19.06., 15 Uhr, 22.12.1935–04.06.2015, aus der Türkei, Peterskirche. Basel, wurde bestattet. ten Kreis. Basel Parkweg 13, München- 06.08.1970–03.06.2015, Iarrusso-Rodriguez, Tschanz-Haldemann, Wyhlenstr. 24, Nager, Peter Anton, Aebischer-Higy, Mia, stein, Abdankung: Irene Ilda Maria, Elise, von Schlosswil/ Freitag, 19.06., 14.30 Pratteln, die Bestat- von Realp/UR, von Bremgarten/AG, von Italien, 15.11.1945– BE, 25.03.1918– tung fand in der 03.09.1954–11.06.2015, Guggisberg/BE, Uhr, Kapelle 2, Fried- 12.06.2015, Klybeck- 10.06.2015, Hirz- hof am Hörnli. Türkei statt. Am Hang 5, Riehen, 10.06.2015–10.06.2015, str. 240B, Basel, brunnenstr. 50, Basel, Trauerfeier: Freitag, Sierenzerstr. 69, Basel, Ostermeier-Tanner, Reinach wurde bestattet. Trauerfeier: Freitag, 19.06., 15.30 Uhr, wurde bestattet. 19.06., 10.30 Uhr, Christel, von Mün- Kohler, Marcel, von Köpplin-Sulzer, Heidi, Friedhof am Hörnli. Aeschlimann-Erni, Friedhof am Hörnli. chenstein/BL, Teufen/ Seehof/BE, von Basel/BS, AR, 15.01.1928– 06.09.1933–11.06.2015, Vuille-Schmuki, Anna Louise, von Urech-Büchler, Ernst, 07.07.1914–10.06.2015, 11.06.2015, Christoph Aumattstr. 79, Bertha, von La Sagne/ Langnau im Emmen- von Villigen/AG, Missionsstr. 20, Basel, Merian-Str. 4, Reinach, wurde NE, 21.07.1920– tal/BE, 18.02.1924– 12.04.1941–10.06.2015, wurde bestattet. Münchenstein, bestattet. 28.05.2015, Friedhof- 03.06.2015, Redingstr. 10, Basel, Kupferschmid, Klara, Abschied im engsten weg 1, Riehen, wurde Steinengraben 75, wurde bestattet. Lauber-Charrière, bestattet. Basel, wurde bestattet. von Sumiswald/BE, Familienkreis. Denise, von Escholz- Weber, Elisabetha 17.05.1945–13.06.2015, Muttenz matt-Marbach/LU, Bantle-Pilat, Lilli, Gesina, von Beinwil Riehenring 8, Basel, 24.05.1935–11.06.2015, von Basel/BS, am See/AG, Bernhardt, Marion, Trauerfeier: Freitag, Vogesenstr. 75, 29.10.1931–12.06.2015, 20.10.1930–15.06.2015, von Nusshof/BL, 19.06., 11.30 Uhr, Reinach, Trauerfeier Sperrstr. 100, Basel, Meret Oppenheim- 20.10.1958–14.06.2015, Friedhof am Hörnli. und Urnenbeisetzung wurde bestattet. Str. 62, Basel, Trauer- Brühlweg 18, Muttenz, im engsten Familien- Birrer-Güdemann, Lanz-Bichsel, Edgar, feier im engsten Kreis. Urnenbeisetzung: von Basel/BS, Freitag, 26.06., kreis. Elfriede, von Luthern/ Wullschleger, Herbert LU, 22.05.1934– 27.03.1933–02.06.2015, 14.00 Uhr, Friedhof Pelletier, André, von Lehenmattstr. 49, Ernst, von Zofingen/ Muttenz, anschlie- Muriaux/JU, Mün- 31.05.2015, Brant- AG, Oftringen/AG, gasse 5, Basel, wurde Basel, wurde bestattet. ssend Trauerfeier in chenstein/BL, 30.03.1944–16.06.2015, der Chrischona- bestattet. Mathys-Ammann, Güterstr. 229, Basel, Werner, von Kirch- Gemeinde, Breite- Burkhard-Bucher, Trauerfeier im engs- str. 12, Muttenz. Lina, von Basel/BS, dorf/BE, 25.07.1919– ten Kreis. 08.06.1930–04.06.2015, 06.06.2015, Gustav Gisin-Jauslin, Verena, laufend aktualisiert: Nonnenweg 3, Basel, Wenk-Str. 21, Basel, von Muttenz/BL, tageswoche.ch/todesanzeigen wurde bestattet. wurde bestattet. Tenniken/BL,

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Gebühren beschneiden oder ganz abschaffen? So oder so: Die SRG steht unter gewaltigem Druck. FOTO: CHRISTIAN SCHNUR mehr Text. Doch die ohnehin schon das tun, was sie tun kann: den Auftrag defi- schwierige Frage nach der Monetarisie- Das Verheerendste für nieren, der die gesellschaftlichen Erwar- rung im Internet muss die SRG im Gegen- tungen erfllt und der wirtschaftlichen satz zu den Verlegern nur bedingt beant- den Service Public wäre Realität entspricht. worten. Sie empfngt Staatsgelder, und das Und da debattieren wir nicht über macht die Verleger rasend, die mit Paywalls, ein Vakuum, ein Spielfeld «Glanz&Gloria», Sendungen wie «Die Abos und neuen Werbemodellen ihre grössten Schweizer Talente» oder ob das Inhalte zu finanzieren versuchen. des Marktes, in dem der Kulturradio die Brahms-Aufzeichnung von Und siehe da: Was vorher auf verschie- Karajan oder Abbado auflegt. Wir debattie- denen Trägermedien stattfand, findet sich Werbeverkauf regiert. ren das staatstragende Konzept einer im Internet wieder, diesem gigantischen Grundversorgung im Bereich der Informa- Kanal an zeitnaher und zeitversetzter In- Die Frage, was die SRG soll, was sie kann tion. Eine Grundversorgung mit dem, was formationsverbreitung. Und die Verleger, und was die Schweiz unter einem medialen uns im Rauschen zwischen Katzenvideos, bislang feudal regional aufgestellt, machen Service Public versteht, beantwortet kon- kruden Weltanschauungen und der Ein- Druck, um sich den elektronischen Schwei- kret aber niemand. Die Debatte drängt fhrung von Unterflurcontainern zu mün- zer Markt genauso zu sichern, wie sie es mit genau deshalb: Was erwartet die Gesell- digen Mitgliedern einer direkten Demo- dem räumlichen bislang getan haben. schaft von einer Rundfunkgesellschaft, die kratie macht. das ganze Land mit Informationen grund- Die Debatte ist überfällig versorgen soll? Soll die SRG das Land über- Verlässlichkeit sicherstellen Und schliesslich sind da diejenigen, die haupt grundversorgen? Oder soll sie nur Das ist keine öfentliche Sendekritik. die Institution zerlegen möchten. Also die, das Nötigste liefern, ein Rumpfangebot, Und das ist auch keine marktregulierende die mehr Potenzial fr Einflussnahme bei das fr andere nicht rentiert? Und die wich- Massnahme. Die Debatte über den Service den Privaten und den Regionalen verorten. tigste Frage: Was soll an die Stelle der SRG Public der SRG muss die Erwartung einer Medienunternehmer Christoph Blocher treten? Das Verheerendste fr die Gesell- Nation an einen Lebensnerv der Demokra- machte es beispielhaft vor: Unvorstellbar, schaft wäre ein Vakuum, ein Spielfeld des tie formulieren. «Teleblocher» auf SRF auszustrahlen. Das Marktes, in dem allein die Quote und letzt- Ihr Ziel muss sein: Im Zeitalter des Schafauser Fernsehen aber kaufte die Ei- lich der Werbeverkauf regiert. Internets die verlässliche Grundversor- genproduktion des Politikers ein. Mit der Die Debatte über den Service Public und gung an wahren Informationen sicher- Aufebung der geografischen Schranken damit über die Rolle der SRG ist überfllig. zustellen, die das Leben in der Schweiz im fr die Regionalsender empfngt seit Ende Aber sie darf nicht allein über die Finanzie- 21. Jahrhundert wahrhaftig abbilden. 2013 die ganze Schweiz das Format im TV. rung ausgetragen werden. Die Politik muss tageswoche.ch/+kjydj ×

TagesWoche 25/15 10 Service Public Nach dem hauchdünnen Ja zur RTVG-Revision wächst der Druck auf die SRG weiter. Eine Übersicht über die Akteure und die Forderungen im Kampf um den Service Public. Alle gegen die SRG – jetzt erst recht

Hinsetzen und debattieren: Die Parteien wollen nicht länger zuwarten. FOTO: CHRISTIAN SCHNUR 11 von Andreas Schwald Ausserparlamentarisch wird die «No- lierte aber schon am vergangenen Sonntag Billag»-Initiative vorangetrieben; hierbei plakativ: «Infantilisierung und Boulevar- elbst nach der hauchdünnen An- fordert vor allem die Junge SVP Schweiz, disierung stoppen!» Und die Basler SP- nahme des neuen Radio- und die Gebühren komplett abzuschafen. Die Ständerätin Anita Fetz fordert Transparenz Fernsehgesetzes (RTVG) über- Forderung erhält von SVP-Nationalrätin über die Finanzen bei der SRG, wie sie ge- schlagen sich die politischen Atta- Natalie Rickli Unterstützung. Ihr Ziel sei es genüber dem «Tagesanzeiger» sagte. SP- Scken auf die SRG. Während die konservati- zwar nicht, die Gebühren komplett ab- Schweiz-Präsident Christian Levrat dage- ven Politiker rund um die Billag-Gegner zuschaffen, sie aber auf 200 Franken gen versucht, den Ball flach zu halten. «Es jetzt umso stärker auf eine finanzielle herunterzusetzen. Inzwischen ist auch erinnert an eine Fussballmannschaft, bei Beschneidung der SRG und damit ihrer bekannt, dass der Schweizer Gewerbe- der die Fans nun alle bei der Trainerwahl Sender drängen, wollen nun auch Mitte- verband die Initiative unterstützt und mitreden wollen», sagte er am Montag Links-Politiker eine Service-Public-Debatte. Unterschriftenbögen versenden will. Die gegenüber der SRF-Sendung «10 vor 10». Ziele der Initiative teile der Gewerbever- band nicht, so Direktor Hans-Ulrich Bigler, Die Ausgangslage aber es brauche seiner Meinung nach «den Und das ist der Standpunkt Das Stimmvolk hat am Sonntag das revi- Druck der Initiative». von SRG und SRF dierte Radio- und Fernsehgesetz mit 50,08 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Jeder Natalie Rickli nimmt in der Debatte eine SRF-Generaldirektor Roger de Weck sagte Schweizer Haushalt zahlt ab frühestens Schlüsselposition ein; sie weibelt seit bereits am Sonntag, dass sich die SRG einer 2018/2019 pro Jahr 400 Franken an Abga- Jahren gegen die Billag und damit die Service-Public-Debatte stellen werde. Ge- ben fr die nationale Medienversorgung. Finanzierung der SRG. Dabei ist sie direkt genüber dem «Blick» sagte er im Interview, Zusätzlich zahlen neu Gewerbebetriebe inter essengebunden: Rickli arbeitet als dass er die Debatte erst fhren wolle und eine umsatzabhängige Abgabe. Ausgenom- «Partner Relation Manager» bei der Werbe- dann Schlüsse ziehe. Die SRG werde als men sind Betriebe mit einem Umsatz von firma Goldbach Media. Goldbach Media ist Auftragnehmerin des Bundes diese Debat- unter 500)000 Franken pro Jahr. Die Regio- einer der grössten Player auf dem Schwei- te «offen, konstruktiv und änderungs- nalsender kommen neu in den Genuss von zer Werbemarkt in den Bereichen elektro- bereit» mittragen. Dazu soll es unter ande- höheren Gebührengeldern – statt 54 Mil- nische Medien, TV, Video und Digitales. rem öfentliche Hearings geben, wie er lionen Franken sollen sie insgesamt bis zu Die Firma bewirtschaftet mit dem eigenen gegenüber der «Basler Zeitung» nun sagte. 81 Millionen erhalten. Die Regionalen Kundenstamm damit just das Geschäfts- drängen deshalb nun auf eine möglichst feld, das auch die gebührenfinanzierte SRG SRF-Direktor Ruedi Matter nahm am Mon- schnelle Umsetzung. bewirtschaftet. tagabend in der Sendung «10 vor 10» Stellung. Er betonte erneut, dass die Der Basler CVP-Nationalrat Markus Leh- RTVG- Abstimmung eine «Finanzvorlage» Das macht der Bund mann schwenkt nun auch auf die radikale gewesen sei. Auf die Frage von Stephan Bis Ende Jahr soll ein Bericht der Eidge- Linie ein. Erst noch ein Befrworter der Klapproth, ob die SRG das Resultat als nössischen Medienkommission (Emek) RTVG-Revision, forderte er gegenüber der Misstrauensvotum verstehe, trat er nur vorliegen, der die Grundlagen fr eine na- «Basler Zeitung», dass die Inkassofirma Bil- bedingt ein. Es sei aber gut, dass es eine Dis- tionale Debatte über den Service Public bil- lag geschlossen werde. Die Rechnungen kussion über den Service Public gebe. Er det. Diese Debatte wird voraussichtlich im könne man ja auch andersartig einzahlen. freue sich darauf mitzumachen, «die SRG Sommer 2016 stattfinden, also ein Jahr bietet ein Programm frs ganze Publikum, nach der Annahme des neuen RTVG. «Die- Linksgrün hält sich mit der Ankündigung alle zahlen dafr, und da gehört Sport ge- se Reihenfolge hat das Parlament fest- von konkreten Vorstössen noch zurück. nauso dazu wie Unterhaltung». gelegt», sagt Sylvia Egli von Matt, Emek- Der grüne alt Nationalrat Jo Lang formu- tageswoche.ch/+7q2uf × Mitglied und ehemalige Direktorin der Schweizer Journalistenschule MAZ, ge- ANZEIGE genüber der «Aargauer Zeitung». In der Kommission vertreten sind 14 Personen aus der Schweizer Medienszene, Präsident ist der Zürcher Publizistikprofessor Ot- TagesWoche To Go: fried Jarren. Das geht den Parteien aber zu An diesen Orten liegt die TagesWoche zum Lesen und Mitnehmen auf. langsam. Sie fordern jetzt schon eine De- batte über den Service Public und die Rolle Eiscafé Acero Flora Buvette Café del mundo Bio Bistro Bacio der SRG. Rheingasse 13 Unterer Rheinweg Güterstrasse 158 St. Johanns-Vorstadt 70 Schmaler Wurf Okay Art Café Café St. Johann Da Francesca Rheingasse 10 Schützenmattstrasse 11 Elsässerstrasse 40 Mörsbergerstrasse 2 Eine Übersicht über die Vorstösse SantaPasta Hallo Gundeldinger-Casino Pan e più Rheingasse 47 Centralbahnstrasse 14 Basel Grenzacherstrasse 97 Die Zürcher SVP-Nationalräte Natalie Rick- SantaPasta Haltestelle Güterstrasse 211 Café Huguenin AG li und Gregor Rutz verlangen, dass die De- St. Johanns-Vorstadt 13 Gempenstrasse 5 Da Graziella AG Barfsserplatz 6 Mercedes Caffè 5 Signori Feldbergstrasse 74 LaDiva batte sofort gefhrt werde und nicht erst in Schneidergasse 28 Güterstrasse 183 ONO deli cafe bar Ahornstrasse 21 einem Jahr. Gegenüber dem «Tages- Jonny Parker Werk8 Leonhardsgraben 2 Restaurant Papiermühle anzeiger» meinte Rickli, die Emek-Berich- St. Johanns-Park 1 Dornacherstrasse 192 Confiserie Beschle St. Alban-Tal 35 Café Frühling Unternehmen Mitte Centralbahnstrasse 9 Bistro Kunstmuseum te würden ohnehin nur die aktuelle Ausge- Klybeckstrasse 69 Gerbergasse 30 Pfifferling Deli Gmbh St. Alban-Graben 16 staltung des Service Public rechtfertigen. Valentino’s Place kult.kino atelier Güterstrasse 138 Bistro Antikenmuseum Entsprechende Vorstösse sollen folgen. Kandererstrasse 35 Teaterstrasse 7 Nooch St. Alban-Graben 5 Restaurant Parterre Café-Bar Elisabethen St. Jakobs-Strasse 397 Café Spielzeug Welten Klybeckstrasse 1b Elisabethenstrasse 14 Restaurant Chez Jeannot Museum Basel Der Berner GLP-Nationalrat Jürg Grossen KaBar Theater-Restaurant Paul Sacher-Anlage 1 Steinenvorstadt 1 will laut «Tagesanzeiger» und «Aargauer Kasernenareal Elisabethenstrasse 16 Caffè.tee.ria Paganini Bar Caffetteria Amici Zeitung» eine Motion einreichen, in der er Volkshaus tibits Birmannsgasse 1 miei Azzarito & Co. Rebgasse 12–14 Stänzlergasse 4 Van der Merwe Center Allschwilerstrasse 99 eine Neudefinition des Service Public auf Buvette Kaserne Campari Bar Gewerbestrasse 30, Allschwil Basel Backpack Verfassungsebene verlangt. Es sei eine vom Unterer Rheinweg Steinenberg 7 Jêle Cafè Dornacherstrasse 192 Buvette Oetlinger Ca’puccino Mühlhauserstrasse 129 Verbreitungsmedium unabhängige Defini- Unterer Rheinweg Falknerstrasse 24 tion des Service Public zu verwenden.

TagesWoche 25/15 12 Erlenmatt-West Für die Wärmeversorgung der Gebäude setzt Losinger-Marazzi vollständig auf Die 2000-Watt-Gesellschaft ist ohne Fernwärme aus der Kehrichtverbrennungs- anlage. Der Strom wird zu rund Veränderungen im Zusammenleben 30 Prozent über Fotovoltaik auf den Gebäu- dedächern abgedeckt. Der Rest kommt aus und beim Konsum nicht zu haben. dem IWB-Netz, «ebenfalls zu 100 Prozent erneuerbar», wie Bäbler betont – was in der Schweiz vor allem Wasserkraft bedeutet. Sämtliche Gebäude sind im Minergie- Standard gebaut, verfgen also über fort- schrittliche Dämmeigenschaften. Was das Es braucht mehr Kriterium der Mobilität angehe, so sei die Lage von Erlenmatt West ideal, meint Bäb- ler. Bus, Tram, Bahn – alles in Gehdistanz. Krippen und Geschäfte entweder auf dem Areal oder im nahen Umkreis. Zudem als Fernwärme baut der Kanton ein Primarschulhaus an der Erlenstrasse. Auf die 574 Wohnungen von Erlenmatt West kommen nur 364 unterirdische Park- von Samuel Schlaefli plätze. Man rechnet also damit, dass viele Bewohner auf ein Auto verzichten werden. inst trafen sich auf der Erlenmatt Jeder Bewohner soll langfristig jährlich Dafr gibt es Carsharing-Angebote und 820 Wochenende fr Wochenende mit 2000 Watt Primärenergie (heute 6300), Veloparkplätze im Innen- und Aussenraum. Hunderte, um im nt/Areal bis mit 500 Watt nicht erneuerbarer Energie Laut Heinrich Guggerli, Projektleiter in die frühen Morgenstunden zu (heute 5800) sowie einer Tonne CO2-Emis- 2000-Watt-Areal bei Energiestadt, werden Efeiern, zu skaten, fr Konzerte und impro- sionen (heute 8,6) auskommen. Zeithorizont schweizweit aktuell rund 30 Projekte visierte Flohmärkte. «Erlkönig», «Wagen- ist das Jahr 2150. Das sei zu spät, sagen viele bearbeitet, die das Zertifikat anstreben. meisterei» und «Sonnendeck» hiessen Klimawissenschaftler in Hinblick auf die Dies obschon bislang noch keine Werbung die Brennpunkte, wo sich Basel ein wenig globale Erwärmung. Trotzdem hat die fr das Label gemacht wurde. anfhlte wie Berlin. Schweizer Politik sich weitgehend auf das Wer das miterlebt hat, dem tut der Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft geeinigt. Lieber teilen als besitzen Augenschein an einem verregneten Diens- René Bäbler empfngt mich im Bau- Das soll sich aber ändern. Es ist also tagvormittag im Sommer 2015 noch immer büro der Losinger-Marazzi AG im 2009 wahrscheinlich, dass wir in den nächsten ein wenig weh. Am südlichen Ende des vollendeten Bau Erlentor an der Südseite Jahren noch viel mehr 2000-Watt-Areale Erlenmattquartiers spaziert ein Mann mit des Areals. Er ist in der Baufirma Experte sehen werden. Von den acht bereits zertifi- seinem Hund vor dem kürzlich fertig- für nachhaltiges Bauen und bringt mir zierten Projekten stammen drei vom Ber- gestellten Seniorenheim Senevita. Dort, während einer stündigen Powerpoint- ner General- und Totalunternehmer Losin- wo heute ein Coifeursalon fr «Gesund- Präsentation näher, was Erlenmatt West ger-Marazzi, einer Tochtergesellschaft heit und Schönheit» wirbt und das öfentli- von herkömmlichen Arealen unterscheidet. des französischen Bouygues-Konzerns: che Restaurant Entrecôte fr 42 Franken Im Lenz in Lenzburg (zwölf Gebäude), anbietet. Auf 574 Wohnungen Greencity am Fuss des Uetlibergs in Zürich Auf der etwas weiter nördlich gelegenen (13 Gebäude) und Erlenmatt West (sieben Baustelle keuchen Lastwagen, Bagger kommen 364 Parkplätze&– Gebäude auf 25.600 m2). krächzen, und es hallt metallisch. Hier wer- Erlenmatt West baute Losinger-Marazzi den soeben die Baufelder E, F und G fertig- man rechnet damit, dass zusammen mit der Grundeigentümerin gestellt. Erlenmatt West nennt sich dieses Bricks Immobilien, die die einzelnen Gebäude-Ensemble. Es ist ein sogenanntes viele auf ein Auto verzichten. Gebäude an 48 Stockwerkeigentümer Mischnutzquartier mit 574 Neubauwoh- und zehn Investoren weiterverkauft hat, nungen, Gewerbe- und Freizeitflächen. «Unser Ziel ist es, mit dem Energiever- darunter Credit Suisse, Vaudoise und meh- Um die 2000 Franken Bruttomiete kostet brauch von 1960, als wir in der Schweiz rere Pensionskassen. eine 3,5-Zimmer-Wohnung, um die 2500 noch mit durchschnittlich 2000 Watt leb- Nachhaltiges Bauen scheint sich als Franken eine 4,5-Zimmer-Wohnung. ten, den heutigen Komfort zu garantieren», langfristiges und lohnendes Investment Die ersten wurden bereits bezogen, sagt Bäbler. Um den Kriterien fr das Label etabliert zu haben. Dies obschon die «Bas- wie Grills und Wippschaukeln auf den «2000-Watt-Areal in Entwicklung» zu ent- ler Zeitung» kürzlich in Erlenmatt West ein Balkonen bestätigen. Der Blick der Zuzü- sprechen, setzte Losinger-Marazzi bereits «sozialistisches» Quartier ortete, mit einer ger fllt derzeit noch auf ein Gewirr aus bei den Baumaterialien und der grauen Fortsetzung von «DDR-Plattenbauten», Baugerüsten und eine hohe Aushubhalde. Energie an, also derjenigen Energie, die zur das die Bewohner zu einem «asketischen Von «urban living», wie das Leben in Er- Produktion, fr den Transport und die Ent- Leben mit immer demselben Nachbarn» lenmatt West in einer Musterwohnung sorgung des Baumaterials eingesetzt wird. verdammen soll. beworben wird, ist derzeit noch nicht viel «Je kompakter wir bauen, desto weniger Was René Bäbler fr Erlenmatt West spürbar. Material und graue Energie verbrauchen präsentiert, ist zeitgemäss, jedoch bei Erlenmatt West ist eines von acht wir», erklärt Bäbler. Weitem nicht revolutionär oder visionär. 2000-Watt-Arealen, die derzeit schweiz- Deshalb haben die sieben Gebäude des Andere Projekte, die ebenfalls der weit gebaut oder an die entsprechenden Areals Erlenmatt West schnörkellose, un- 2000-Watt-Gesellschaft verpflichtet sind, Anforderungen angepasst werden. Das vor spektakuläre Fassaden und kantige, kom- gehen punkto Nachhaltigkeit im urbanen drei Jahren vom Verein Energiestadt initi- pakte Grundrisse. Die Bauten haben ledig- Raum bereits einen Schritt weiter. ierte Zertifikat würdigt Arealentwicklun- lich ein Untergeschoss fr Auto- und Velo- Darunter ist etwa die Genossenschaft gen auf mindestens einem Hektar Fläche, parkplätze, womit die Aushubmasse verrin- Kalkbreite in Zürich, die fr die Zertifizie- die den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft gert und zugleich weniger Beton fr Keller- rung als Areal zu kleinräumig wäre. Das un- verpflichtet sind. geschosse verbaut wird. ter anderem von ehemaligen Hausbesetzern

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Die Überbauung Erlenmatt West ist zeitgemäss, aber bei Weitem nicht revolutionär oder visionär. VISUALISIERUNG: LOSINGER MARAZZI initiierte Projekt ist punkto Nachhaltigkeit Produkten aus der Umgebung und vorwie- Areal» werden, sagt Bäbler. Die soziale Nach- umfassender angelegt als Erlenmatt West. gend vegetarisch. haltigkeit sei seinem Unternehmen wichtig. Zusätzlich zu Fotovoltaik, Minergie-P-Eco- Weniger Energieverbrauch, weniger Dafr hat Losinger-Marazzi unter anderem Bauweise und 300 Veloparkplätzen verzich- Nahrungsmittelabflle und entspanntere die «Erlenapp» entwickelt. Die erste spezi- ten sämtliche 256 Bewohner freiwillig auf Abende sind das Resultat. Auch wenn sich fisch auf ein Quartier zugeschnittene App. ein Auto. Parkplätze gibt es keine. viele ein solches Wohnmodell nur schwer Neben Informationen zu Wohnungs- Partizipation und Teilen wird hier gross vorstellen können: Ohne Veränderungen geräten, Gebäudetechnik und eigenem geschrieben. Anstelle von eigenen Wasch- bei der Ernährung und im Konsumverhal- Energieverbrauch sollen sich die Bewoh- maschinen und Tiefühltruhen nutzen die ten werden die Ziele der 2000-Watt-Gesell- ner auch darüber austauschen und vernet- Bewohner diese Geräte gemeinsam. Mit schaft nicht erreichbar sein. Diese beiden zen, indem über die App Veranstaltungen sinnvollen Nebenefekten: Aufgrund der Bereiche sind nämlich fr 54 Prozent unse- und Trefen organisiert werden. Grösse der Kühltruhe lohnt sich eine res Primärenergieverbrauchs von derzeit Zugleich arbeitet die Baufirma mit der Wärmerückkopplung. Die Wohnfläche in 8300 Watt Dauerleistung verantwortlich (in- Mobilen Jugendarbeit Basel und dem der Kalkbreite beträgt durchschnittlich klusive importierter Waren und Dienstleis- Quartierverein V.i.P zusammen, um den 35 Quadratmeter pro Person, das sind zehn tungen). Die Gebäudeenergie und Mobilität Austausch im Quartier zu frdern. Andrea Quadratmeter weniger als der Schweizer machen lediglich 38 Prozent aus. Blattner, Geschäftsleiterin von V.i.P, ist Durchschnitt. Dafr stehen über 800 Qua- grundsätzlich zufrieden mit der bisherigen dratmeter Gemeinschaftsfläche zur Verf- Soziale Durchmischung dank App Zusammenarbeit. Sorgen bereitet ihr ein- gung, unter anderem in Form einer Cafete- Von asketischem Leben oder «Öko- zig, ob die künftigen Inhaber der Gebäude ria, eines Sportraums und einer Sauna. Ghetto» kann in der Kalbreite aber keine die Ziele des 2000-Watt-Areals, vor allem Anstelle von individuellen Gästezim- Rede sein. Vielmehr wundert man sich, wie auch in sozialer Hinsicht, weiterverfolgen mern, welche die meiste Zeit leer stehen, der massive Neubau in nur einem Jahr zu werden. Das wäre die Voraussetzung, damit gibt es im Haus eine Pension, die nach einem lebendigen und attraktiven Mini- aus Apps Nachbarschaften werden und Bedarf gemietet werden kann. Ein hausei- quartier heranwachsen konnte. sich aus «urban living»-Slogans städtische gener Koch kocht fr die Kita und versorgt Auch Erlenmatt West soll zu einem Lebensqualität entwickelt. abends einen Teil der Bewohner – mit «attraktiven, lebendigen und durchmischten tageswoche.ch/+yt8ql ×

TagesWoche 25/15 14 Basler Kantonalbank Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats wollte das Fehlverhalten der BKB aufarbeiten – und stellte dabei vor allem eines fest: Dass sie es nicht durfte. Protokoll eines Scheiterns

von Renato Beck

ast schon alarmistisch hatte die • Zum noch immer hängigen Steuerstreit zufhren. So lagen gemäss GPK sämtliche Geschäftsprüfungskommission mit den USA, in dem eine hohe Millionen- Bankratsprotokolle der Finanzdirektorin des Grossen Rates (GPK) am ver- busse droht, wurde der GPK ebenfalls der vor. Dennoch habe diese kein einziges Mal gangenen Mittwoch zur Medien- Zugang zu Dokumenten verweigert. interveniert – auch als die politischen Risi- Fkonferenz gerufen, um ihren Untersu- • Ralph Lewin, Präsident der Bank Coop, ken im US-Steuerstreit ofensichtlich ge- chungsbericht zu den zahlreichen Skan- lehnte gleich zweimal ein Hearing der GPK worden waren. dalen der Basler Kantonalbank vorzustellen. ab, wo das Versandchaos bei den Kontoaus- Kaspar Sutter, Sprecher von Finanz- Erst am Abend vorher hatte die GPK infor- zügen diskutiert werden sollte. direktorin Eva Herzog, begründet das miert, nach Börsenschluss, um etwelchen wiederum mit der Aufsichtspflicht: «Die Efekten auf den Kurs der Partizipations- Keine Aufsichtspflichten bankenrechtliche Aufsicht über die BKB scheine vorzubeugen. Der Konflikt ist schnell erklärt. In den obliegt der Finma. Der Regierungsrat Ein Kracher war erwartet worden, ent- Augen des Basler Finanzdepartements wie hat gegenüber dem Bankrat kein Wei- sprechend voll war der Saal mit Journalis- auch der BKB fehlt der GPK jede rechtliche sungsrecht.» ten. Doch die Luft war bald draussen, der Grundlage, um sich einzumischen. «Seit Die GPK will das nicht gelten lassen: GPK-Bericht bringt kaum neue Erkennt- 20 Jahren ist die Bankenaufsicht national «Alarmzeichen wurden vom Regierungsrat nisse zum Hergang der vier Afren, welche geregelt, mit der Finma als erstem und ein- nicht oder zu spät erkannt. Was eigentlich die BKB in den letzten Jahren in die Krise zigem Aufsichtsorgan. Die bankenrecht- genau die Rolle des Eignervertreters wäre.» gestürzt haben. liche Aufsicht erfolgt somit über die Finma. Auch in den anderen Fällen habe man keine Das räumt auch Joël Türing ein, Mit- Weder Regierungsrat, Grosser Rat noch Hinweise gefunden, dass sich die Finanz- glied des fünfköpfigen Untersuchungs- GPK haben hierbei eine Aufsichtsfunk- direktorin über die Probleme beim Bankrat gremiums: «Es war eine Aufarbeitung des tion», argumentiert Kaspar Sutter, General- erkundigt habe. Bekannten, konkret Neues zu den Ereignis- sekretär des Finanzdepartments. Auch der von den Parteien bestellte sen können wir nicht präsentieren.» Die Kantonalbank teilt diese Einschät- Bankrat, über dessen Kompetenzen er- zung: «Die finanzmarktaufsichtsrecht- hebliche Zweifel bestehen, wird von der Verschlossene Türen lichen Befugnisse sind im Bundesrecht ab- GPK scharf kritisiert. Sie wirft ihm nicht Genau darin liegt das Problem, auf das schliessend geregelt, weshalb fr die Kan- zu rechtfertigende Ahnungslosigkeit vor, die GPK in ihrem Bericht aufmerksam tone auf diesem Gebiet kein gesetzgebe- indem er gefährliche Entwicklungen macht. Sie stiess sowohl bei der Bank wie rischer Freiraum mehr besteht.» nicht erkannt und viel zu spät reagiert auch beim Finanzdepartement, das den Die GPK fhlt sich gleichwohl zum Ein- habe. Kanton als Eigentümer vertritt, in zentralen greifen ermächtigt. Sie beruft sich auf die Fragen auf verschlossene Türen. Basler Verfassung, die dem Grossen Rat ein Eine weitere Überraschung eher allgemein gehaltenes Aufsichtsrecht Vizepräsidentin Christine Keller (SP) • Als die GPK zum ASE-Anlagebetrugs- über ausgegliederte und staatliche, aber wird von der Kommission sogar als derart skandal, in den die BKB tief verwickelt war, selbstständige Institutionen zuspricht. überfordert erachtet, dass eine Änderung Einsicht in den Bericht der Finanz- Wer recht hat, ist schwer abzuschätzen, des Wahlmodus empfohlen wird. Der marktaufsicht (Finma) forderte oder den aber die Argumentation der GPK ist nicht Bankrat soll den Posten nicht mehr eigen- vollständigen internen Untersuchungs- restlos nachzuvollziehen, da im Banken- mächtig besetzen können. bericht der Kanzlei Bär & Karrer anforder- gesetz klar festgehalten ist, dass dem Für SVP-Mann Türing ist es ein dring- te, blockte die Bank ab. Auch Bankratspro- Grossen Rat keinerlei Aufsichtspflichten liches Anliegen, die Qualität des Bankrats tokolle konnten nicht vollständig eingese- zukommen. zu verbessern. Als die GPK während der hen werden. Untersuchung gefragt habe, ob weitere • Auch in Bezug auf die regelwidrigen Stütz- Eva Herzog fragte nicht nach Überraschungen drohen, habe man versi- käufe der BKB, welche diese tätigte, um den Einig sind sich aber alle, dass die Ver- chert, dass alles auf dem Tisch sei. Ende Sturzflug der eigenen Partizipationsschei- antwortlichkeiten im überarbeiteten BKB- Mai gab die Bank dann bekannt, knapp 40 ne aufzufangen, verwehrte man den Politi- Gesetz geklärt werden müssen, über das im Millionen Franken an den deutschen Fis- kern die Einsicht. Weder die Regierung kommenden Herbst beraten wird. Denn kus zu überweisen. Eine Art Ablasshandel, noch die Bank wollten eine Verfgung der das umfassende Kontrollversagen, vor um die eigenen Mitarbeiter vor Strafverfol- Finma zugänglich machen, in welcher die- allem in den Fällen ASE und USA ist durch- gung zu schützen. se die Bank scharf rügte. aus auf eine viel zu lockere Aufsicht zurück- tageswoche.ch/+yp9dm ×

TagesWoche 25/15 15 Der Kunde ist König: Die Schneckenpost Als Kunde beharrte ich darauf, dass ich rechtzeitig bezahlt hätte – zu Recht. Die Kre- Fühlen Sie sich manchmal verloren in der ditkartenfirma beharrte darauf, dass das Geld zu spät eingetrofen sei – auch zu Recht. schönen Konsumwelt? Sie sind nicht allein. Die Postfinance würde, falls sie etwas zum Ganzen sagen würde, wahrscheinlich jede Schuld von sich weisen. Zu Recht? Nun gebietet es die Fairness, derlei Vor- würfe der betrofenen Institution zu Stel- lungnahme zu unterbreiten. Dies ist per Mail an die Pressestelle der Postfinance geschehen (medien@postfinance.ch), am 29. Mai 2015, mit dem ausdrücklichen Hin- weis auf eine allfllige journalistische Bear- beitung des Temas. Eine Stellungnahme ist er Dumme ist immer der Kunde bis Mitte Juni nicht eingetrofen. in unserer glorreichen Dienst- Woraus sich schliessen liesse, dass die leistungsgesellschaft.» Das ist Pressestelle mit der Kritik einverstanden ist, mein Fazit aus einem Erlebnis das aber nicht öfentlich eingestehen will. Dals Kunde auf den unübersichtlichen – um Es liesse sich daraus aber auch schliessen, nicht zu sagen wirren bis irren – Pfaden im Haben Sie Abenteuerliches erlebt im dass sie mit ihrem Schweigen lediglich den Bank-, Kreditkarten- und Postwesen. Konsum- und Wirtschaftsdschungel? Tatbeweis zu erbringen versucht: Nicht nur Um die Monatsrechnung der Kreditkar- Melden Sie sich bei Gerd Löhrer: bei der Verarbeitung von Zahlungsauf- tenfirma fristgerecht zu bezahlen, erteilte [email protected] trägen arbeitet die Postfinance manchmal ich der Postfinance Anfang Mai schriftlich mit angezogener Handbremse. den Zahlungsauftrag fr eine Summe, die Die Wuchergrenze im Konsumkreditge- tageswoche.ch/+dw6a4 × bis zum 11. Mai fllig war. Laut Auskunft der schäft liegt derzeit noch bei 15 Prozent, im Kreditkartenfirma ging die Zahlung aber nächsten Jahr möglicherweise bei 10 Pro- erst am 18. Mai ein. Weshalb die nächste Mo- zent Jahreszins. Ein Überziehungskredit gilt natsrechnung des Kunden mit einem Ver- freilich nicht als Konsumkredit und unter- zugszins von 15 Franken belastet wird (was liegt deshalb auch nicht den «strengen» nach wenig Geld aussieht, auf Jahresbasis Regeln des Konsumkreditgesetzes. Die hochgerechnet aber einem Zinssatz von 15 Franken fr 7 Tage sind also ganz klar kein etwa 70 Prozent entspricht). Wucher – nur unverschämt viel.

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TagesWoche 25/15 16 Marina Bar sie mässig begeistert sind von Punkrock- Konzerten.» An 150 Tagen im Jahr liegen Auderset will an dieser Stelle des Hafens Passagier- und Hotelschife. Auch Gütertransportschife seien in dem Bereich vertäut, sagt der keine Konzerte Sprecher der Rheinhäfen Simon Oberbeck. «Es liegt auch in unserem Interesse, dass am Hafen Passagiere und Schifspersonal nicht in ihrer Nachtruhe gestört werden.» von Jeremias Schulthess In den aktuellen Mitteilungen des SVS ist die Rede von «300 bis 400 Gästen sowie ie Marina Bar an der Uferstrasse 100 Personen des Personals», die sich an entstand als eines der ersten dieser Stelle in den vertäuten Schiffen D Zwischennutzungs-Projekte am aufalten. Hafen. Nun steht die Bar wegen Konzerten im Konflikt mit der Schweizerischen Verei- Keine fixen Konzerttermine nigung fr Schiffahrt und Hafenwirtschaft Bevor er die Einsprache einreichte, (SVS). habe er mit der Betreiberin der Marina Bar, Der LDP-Grossrat und Geschäftsfhrer «Die Passagiere sind Caroline Rouine, gesprochen, sie haben der SVS, André Auderset, reichte eine jedoch keine gemeinsame Lösung gefun- Einsprache gegen die Marina Bar ein – we- in einem Alter, in dem den, sagt Auderset. Für ihn wäre beispiels- gen Lärmbelästigung. Die Betreiberin der weise eine Lösung denkbar, wenn die Marina Bar, Caroline Rouine, beantragte sie mässig begeistert sind Betreiber der Marina Bar die Termine der zehn Konzerte in einem Jahr, acht davon Konzerte im Voraus bekannt geben würden. sollten bis Mitternacht dauern, zwei bis von Punkrock-Konzerten», Das wollte Caroline Rouine jedoch nicht. 2 Uhr nachts. Sie habe sich nicht auf fixe Termine sagt André Auderset. verpflichten können. Deshalb sei keine Fabriklärm und Schiffsmotoren Einigung zustande gekommen. «Wir veranstalten regelmässig Konzerte, Beide Seiten hoffen noch auf eine von Unplugged-Konzerten bis Punkrock, nal komme sogar gerne zur Marina Bar. Lösung des Konflikts. Rouine will nun und wir achten immer darauf, dass die Ausserdem gebe es noch andere Lärm- abklären, welche Möglichkeiten bestehen, Spielzeiten eingehalten werden», sagt quellen am Hafen: Fabriklärm und Schifs- Auderset ist dazu bereit, sich nochmals mit Rouine. Auch die Lautstärke von 93 dBA motoren seien auch nicht gerade leise, ihr zusammenzusetzen. Falls dies keine würde nicht überschritten. erzählt Rouine. Einigung bringt, müsse notfalls aber «der «Seit fnf Jahren sind wir nun bereits am Auderset und die SVS sehen das anders: umfangreiche Rechtsweg beschritten Hafen und wir hatten noch nie Reklamatio- Dieser Teil des Hafens sei praktisch eine werden», droht der SVS in der aktuellen nen im Zusammenhang mit der Rhein- Hotelzone, sagt Auderset. «Die Passagiere Mitteilung. schiffahrt», sagt Rouine. Das Schifsperso- sind in aller Regel in einem Alter, in dem tageswoche.ch/+0bsux ×

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 41-Jährige wohnt in Bern.

TagesWoche 25/15 17 Photo Basel Ein Dorfunge auf der Überholspur von Daniel Faulhaber

enn am Dienstagabend im Acker- mannshof die Photo Basel ein- W geläutet wird, dreht sich vieles auch um ihn: Alexander Palacios, Fotograf. Er wird dastehen, vor der Box A9 seiner Galerie, vielleicht ein Glas Sekt in der Hand, obwohl er nur wenig Alkohol trinkt. Er wird gut aussehen mit seinem Schmuck, den braunen Augen, dem dichten Bart. Und auch die Menschen um ihn herum werden gut aussehen. Es wird eine Vorschau unter vielen sein, die im Rahmen der Art Basel über die Büh- ne gehen. Die Anwesenden werden gelade- ne Gäste sein, Galeristen, Freunde, Agen- ten, ein lukratives Publikum fr einen auf- strebenden Künstler wie Palacios. Manch- mal reicht eine entscheidende Begegnung, um der Karriere den entscheidenden Kick zu verleihen. Palacios weiss das, und er wird achtsam sein. Palacios am Tag zuvor. Auch heute sieht Alexander Palacios hat den Erfolg im Blick. FOTO: NILS FISCH er gut aus mit seinem Schmuck, dem ofe- nen Blick, dem dichten Bart. Seine rechte schatz des Alexander Palacios, denn man muss reden können, sich präsentieren Hand hält den Cappuccino, mit der andern seit er sich vor zehn Jahren selbstständig und vermarkten. spielt er an seinen Barthaaren herum. gemacht hat, kennt seine Karriere nur Natürlich spielt Palacios nach den «Eigentlich bin ich ein Dorfunge», sagt er, eine Richtung: die nach oben. Mit be- Regeln des Geschäfts. Er betreibt eine pro- und erzählt von seiner Kindheit in Geln- scheidenen Mitteln machte er damals fessionelle Website und ist auf mehreren hausen in der Nähe von Frankfurt. seine ersten fotografischen Gehversuche, sozialen Netzwerken präsent. «Aber am besuchte Sommerkurse an der Hoch- Ende des Tages geniesse ich es, wenn ich Als Kind ein Einzelgänger schule fr Gestaltung und Kunst in Basel. mich zurückziehen kann», sagt er, «dann Schon damals sei er in mancher Hin- Auf YouTube kann man ihn heute dabei tut es mir richtig gut, alleine zu sein und sicht «anders» gewesen, sehr aktiv und beobachten, wie er mit einem hoch- niemanden an mich heranzulassen.» Seine trotzdem ein Einzelgänger. «Ich habe nie technisierten Equipment Topmodels kreativen Arbeiten erledigt Palacios am versucht, mich zu verbiegen, nur um dazu- ablichtet. liebsten nachts und zu lauter Musik, er zugehören», sagt er. Wenn andere rauchten Solche Shootings bezeichnet Palacios kann sich in dieser Umgebung am besten oder mit Drogen experimentierten, hielt er zwar als wertvolle Erfahrungen, doch sie konzentrieren. sich zurück. Nach der Schule absolvierte er sind im Grunde vor allem Mittel zum Bevor sich Palacios aber seiner nächs- eine Lehre als Sport- und Fitnesskaufmann. Zweck. Wie den meisten Fotografen brin- ten Produktionsphase widmet, freut er sich Vom Dorfungen Alexander ist zumin- gen solche Auftragsarbeiten auch Palacios auf den Auftritt an der Photo Basel. Er wird dest äusserlich nicht mehr viel übrig ge- die finanziellen Mittel, mit denen er seine dort in wechselndem Turnus 15 seiner blieben. Der 33-Jährige lebt und arbeitet Kunst finanziert. Bilder zeigen, darunter das Porträt, fr das heute als Fotograf in Basel, auch wenn sich er 2010 mit dem ersten Preis des Hassel- letztere Ortsangabe kaum mehr halten Kreativ zu lauter Musik blad Junior Contest ausgezeichnet wurde. lässt angesichts seines beruflichen Akti- Manchmal stösst Palacios bei diesen Ein ausdrucksstarkes Bild, wie es typisch onsradius. Für seine Bilder bereist Palacios Shootings an Grenzen. Wenn viel Geld im ist fr Palacios. Eine selbstbewusste, ofene die ganze Welt, und das aus doppeltem Spiel ist und zu viele Designer, Agenten, Haltung und strahlende Augen. Grund: Zum einen sind es die Motive, Manager und Models beteiligt sind, droht tageswoche.ch/+bmqcb × die ihn an exotische Stätten locken. Zum sein künstlerisches Ethos von den kom- ANZEIGE andern ist es sein innerer Drang, immer in merziellen Ansprüchen begraben zu Bewegung zu bleiben. werden. Palacios ist dann manchmal wie- Wenn ihm einmal keine Ideen kommen, der der Dorfunge von früher: lieber ein «Kleines Land wenn seine Gedanken blockiert sind, dann Shooting absagen, anstatt sich verbiegen zu greift er auf die Eindrücke zurück, die ihm müssen. mitten in Europa» von seinen Reisen geblieben sind. Wie ein Trotz des steilen Aufstiegs wäre es ver- André Holenstein, Professor für Geschichte Eichhörnchen die Nüsse fr den Winter, fehlt, Palacios als Glamour-Boy zu bezeich- Christa Tobler, Professorin für Europarecht so sammelt und speichert er Erlebnisse, nen. Er macht sich über die Schattenseiten Roger Ehret, Gesprächsleitung Bilder, Szenen, um sie in «harten Zeiten» seines Berufs keine Illusionen und weiss, Sonntagsmatinée ZeitSicht wieder abrufen zu können. dass Namen in der Kunstszene manchmal 21. Juni 2015, 11:00 Uhr So richtig gehören die harten Zeiten mehr zählen als die Kunst selber. Die Arbeit Bibliothek Schmiedenhof, Basel aber ohnehin nicht in den Erfahrungs- am Netzwerk verlangt darum viel Energie,

TagesWoche 25/15 18

Charme der Fünfzigerjahre: Beim Sonntagsbrunch sind die roten Diner-Bänke gut belegt. FOTO: MICHEL SCHULTHEISS

Gastronomie D’Amelio. Der 26-jährige Basler mit italieni- Bufalo-Mozzarella und Bruschetta-Toma- schen Wurzeln ist gelernter Krankenpfleg er ten. Einige Gerichte sind auch in vegetari- und konnte sich mit dem Lokal seinen schen und veganen Varianten zu haben. Retro-Ambiente Traum von der Selbstständigkeit verwirkli- Das gilt etwa fr Eigenkreationen wie die chen. D’Amelio hat Verwandte in Brooklyn, «Vesuvio», eine vulkanfrmige Teigtasche was ihn bei seinem Konzept eines italo- mit Parmaschinken und scharfem Salami. im Santihans amerikanischen Diners inspirierte. Die fleischlose Variante davon wurde we- Inzwischen hat sich das Lokal, das so- gen ihrer Kompassform «Bussola» getauft. von Michel Schultheiss wohl Pizzeria, Hamburger- und Fussball- beiz ist, zu einem beliebten Trefpunkt im Opulenter Sonntagsbrunch an könnte meinen, hier jeden Quartier gemausert. Wie D’Amelio erzählt, Der Diner wurde schon als Kulisse Moment auf John Travolta und kommen vor allem jüngere Leute, aber genutzt fr Rock’n’Roll-Partys mit Dress- M Samuel L. Jackson bei einem immer wieder auch Senioren ins Lokal. code und Cadillacs, die vor dem Restaurant ihrer Killer-Dialoge zu trefen: Knallrote «Manche von ihnen erinnern sich daran, parkierten. Grosser Beliebtheit erfreut sich Sitzbänke, wie man sie aus Filmen wie dass es hier früher schon mal ein beliebtes in letzter Zeit auch der Brunch, der jeweils «Pulp Fiction» kennt, springen in «Mel’s Café gab, und freuen sich daher, dass die am letzten Sonntag des Monats stattfindet. Bar» ins Auge. Das charakteristische Ecke nun wieder belebt wird», sagt er. Bei diesem opulenten Bufet gibts nicht nur Schachbrettmuster eines amerikanischen Gipfeli und Rührei: Die Stärke liegt ins- Diners darf ebenfalls nicht fehlen. Auch Der Fastfood kommt besondere bei den Hausspezialitäten. wenn der Vergleich mit dem Tarantino- Zu erwähnen sind beispielsweise die Streifen bei genauerem Hinsehen doch bei «Mel’s» auch in einer Auberginen à la Parma. Auch warme Häpp- etwas hinkt, ist das Lokal wohl eines der chen wie Arancinette, Panini und Pizzette auflligsten im St. Johann. An der etwas «mediterranisierten» sind empfehlenswert. Insbesondere fr verschlafenen Ecke an der Vogesenstrasse solche, die nach einer durchzechten Nacht würde man nicht unbedingt einen Diner Form daher. ein kräftiges Katerfrühstück brauchen, ist erwarten. der reichhaltige Brunch besonders zu Muhammad Ali im Boxring, ein Konter- Seit der Eröffnung im Herbst 2013 empfehlen: Wer nach den italienischen fei von Marilyn Monroe, E-Gitarren und hat sich vieles verändert: Die Hamburger- Häppchen und amerikanischen Pancakes eine glitzernde Jukebox schmücken den küche wurde von der Pizzabackstube ge- immer noch nicht genug hat, kann im An- Raum: Eine Retro-Kulisse mit Anleihen aus trennt. Letztere ist nun mit einem Fenster schluss gleich zum ebenfalls inbegrifenen den Fünfziger- und Sechzigerjahren, gar- versehen. «So können die Gäste – wie in Ita- Spaghettiteller übergehen. niert mit einer Portion Kitsch und einem lien – dem Pizzaiolo aus Palermo zuschau- tageswoche.ch/+0f400 × mediterranen Schlif, prägt das Restaurant en», erklärt D’Amelio. Seit kurzer Zeit sorgt und Take-Away. ein mintfarbener «Abarth» fr den Haus- «Mel’s Bar», Vogesenstrasse 83, 4056 Wer nun denkt, dass hier eine weitere lieferdienst. Basel. Für den Brunch, der jeweils am Gastrokette eine Filiale eröfnet hat, befin- Dabei ist zu bemerken, dass bei «Mel’s» letzten Sonntag des Monats stattfindet, det sich auf dem Holzweg: Das Diner ist ein amerikanischer Fastfood auch in einer ist eine Anmeldung erforderlich. Mehr Familienbetrieb. Der Kopf und Namens- «mediterranisierten» Form daherkommt. Infos unter: geber hinter der Teke ist Carmelo «Melo» So enthält etwa der Burger «Don Corleone» • www.mels-bar.ch

TagesWoche 25/15 19 Rheingasse Religion «mit Beschluss des Grossen Rates» zu erfol- gen. Das war bei Scientology nicht der Fall. Die Frage bleibt ofen, ob mit der Arbeitser- Mehr Zeit fr ein Behördliche laubnis eine Anerkennung als Religions- gemeinschaft erfolgte. Für eine Antwort war das AWA vorerst nicht erreichbar. letztes Bier auf Einstufung von Reaktionen aus Keiner will verantwortlich sein der Community dem Boulevard Scientology Gallacchi findet, das AWA hätte bei dem von Mirandolo sensiblen Tema anders vorgehen müssen. • Dank dieser von Dominique Spirgi «Das AWA und damit der Kanton Basel- Geschicht höre sorgt fr Ärger Stadt machen sich damit zum direkten Ver- ich mit grossem eim Ausgehpublikum kommt der bündeten einer ausbeuterischen Sekte», Erstaunen, neue Boulevard Rheingasse so gut von Jeremias Schulthess schreibt er in einer Medienmitteilung. dass Kirchen, B an, dass die Wirte es zur ofziell ge- Derweil schieben sich die Behörden die arbeitsrechtlich gebenen Zeit kaum loswerden. Momentan emo Gallacchi ist empört. Dass Verantwortung gegenseitig in die Schuhe. gesehen, anders müssten sie den Aussenbereich unter der Scientology als religiöse Gemein- Laut «infamy»-Blog ist das vom Bund zu- behandelt wer- Woche um 22 Uhr schliessen, am Freitag R schaft anerkannt werde, sei ein ständige Staatssekretariat fr Wirtschaft den als Unter- und Samstag um 23 Uhr. Weil die Gäste oft «völlig falsches Signal», sagt der Fraktions- (Seco) der Meinung, das AWA habe «geset- nehmen oder länger sitzen bleiben, fhlen sich Anwoh- präsident der CVP Basel-Stadt. «Wozu fhrt zeskonform» gehandelt. Scientology falle gemeinnützige ner in ihrer Nachtruhe gestört, wie ver- das? Dass jeder, der einen Apfelbaum an- «als sogenannte ‹neue religiöse Gemein- Einrichtungen. schiedene Medien berichteten. himmelt, auch als religiös eingestuft wird?» schaft› unter den Anwendungsbereich» des Als Nichtjurist Trotzdem forderte SP-Grossrätin Kers- Anlass fr Gallacchis Ärger gibt das Amt Arbeitsgesetzes. würde mich sehr tin Wenk bereits in einer Motion, dass die fr Wirtschaft und Arbeit (AWA). Dieses er- Das AWA schiebt die Verantwortung ans interessieren, ofziellen Öfnungszeiten an Werktagen teilte den Scientology-Mitarbeitenden die Seco: «Das Seco hat uns gegenüber bestä- worin denn bis 24 Uhr und am Wochenende bis 1 Uhr Erlaubnis, ihre Kirche auch sonntags zu tigt, dass auch Scientology als religiöse Ge- diese Vorrechte verlängert werden. öfnen. In einer Stellungnahme des AWA, meinschaft im Sinne von Artikel 3 des Ar- der Kirchen die der Blog «infamy» veröfentlichte, qua- beitsgesetzes zu qualifizieren sei.» bestehen. Regierung für längere Öffnungszeiten lifiziert das AWA die Scientologen als «reli- Bei der Basler Regierung stösst sie da- giöse Gemeinschaft». Damit ist ihnen per Interpellation folgt mit auf ofene Ohren. Jedoch möchte diese Arbeitsgesetz die Sonntagsarbeit erlaubt. Gallacchi will nun eine Interpellation den Vorstoss nicht in der verbindlichen Für Gallacchi kommt die arbeitsrechtli- einreichen und beim Regierungsrat nach- Form einer Motion entgegennehmen – weil che Beurteilung einer Anerkennung als Re- fragen, «weshalb das AWA seine Kompe- das rechtlich nicht zulässig sei. Wie der Re- ligionsgemeinschaft gleich. Und dafr sei tenzen überschritten hat und welche Be- gierungsrat in einer Medienmitteilung das AWA nicht zuständig. Es habe «formell weggründe die Behörde dazu gebracht ha- schreibt, «möchte er sich den Vorstoss aber nicht korrekt» gehandelt. Tatsächlich steht ben, sich zum Verbündeten einer höchst als Anzug überweisen lassen, da er die in- in der Kantonsverfassung, die Anerken- verwerflichen Sekte zu machen». haltliche Stossrichtung unterstützt». nung von Religionsgemeinschaften habe tageswoche.ch/+u7h4j × Die Regierung teilt weiter mit, dass sie die zuständigen Amtsstellen bei einer Über- ANZEIGE weisung des Vorstosses durch den Grossen Rat mit der Überarbeitung des Lärmemp- findlichkeitsstufenplans sowie mit der An- passung des Boulevardplans beauftragen möchte. Somit werde garantiert, «dass die Artist’s Talk Anliegen der Anwohnerschaft angemessen berücksichtigt werden». tageswoche.ch/+gk34e ×

Atomenergie Peter fischli SONNTAG, 21. Juni 2015, 11 UHR im SCHAULAGER

Künstlergespräch mit Peter Fischli und Daniel Baumann (Direktor der Kunsthalle Zürich) von2017 Tino Bruni Anlässlich der Ausstellung und der Neuerscheinung von «Peter Fischli & David Weiss, Plötzlich diese Übersicht» is 2017 wird das AKW Fessenheim geschlossen, versprach einst Frank- reichs Präsident François Hollande. Die Kosten sind im Eintrittspreis inbegriffen. B Eintrittspreise: Ticket für drei Eintritte (nicht übertragbar) regulär CHF 18.–, reduziert CHF 12.– Doch ein entsprechender Beschluss des Dauereintritt regulär CHF 30.–, reduziert CHF 22.– Energiekonzerns EDF liegt der Atomauf- sicht ASN noch immer nicht vor. Wegen der langwierigen Verwaltungsverfahren rech- net die ASN darum mit noch mindestens Ruchfeldstrasse 19, CH-4142 Münchenstein/Basel weiteren fnf Jahren bis zur Schliessung. T +41 61 335 32 32, www.schaulager.org tageswoche.ch/+ken7f ×

TagesWoche 25/15 20 Art Basel An der Kunstmesse zeigen Millionäre, was Millionären gefllt und entsprechend teuer verkauft werden kann. Stelldichein der Superreichen

Die Art Basel hat aufgeräumt: Neu befinden sich alle Galerien mit Werken der Klassischen Moderne im Erdgeschoss. FOTOS: ALEXANDER PREOBRAJENSKI 21

Hat man sich vielleicht an die neue Kunst gewöhnt? Oder beschränkt sich die Auswahl an der Art auf den gefälligen Mainstream?

von Dominique Spirgi

lle sind sie einmal mehr nach Basel gereist, an die Art, die den Namen A der Stadt im Titel trägt, was sie ja aber auch in ihren Ablegern in Miami Beach und Hongkong tut. Dutzende von Privatjets seien gelandet und wieder weggeflogen, ist zu vernehmen. Die ersten Stunden hätten die ersten Millionenkäufe gebracht. Wie schon in den vergangenen Jahren. Der Kunstmarkt boomt, das spürt man auch in Basel deutlich. «Es ist so, unter den Galeristen gibt es viele Milliardäre, unter den Künstlern etliche Millionäre», sagte Messedirektor Marc Spiegler am Medien- empfang am Eröfnungstag. «Aber», so ergänzte er, «es gibt noch immer viele Gale- rien, die sich mit grossem Engagement darauf konzentrieren, neue herausragende Kunst zu frdern.» An der Muttermesse Art sind aber, anders als noch bis vor etwa fnf Jahren, ungewöhnliche oder gar verstörende Posi- tionen mittlerweile schwer zu finden. Gezeigt wird, was ankommt, was läuft, was viel Wert verspricht und entsprechend teuer ist. Wer wirklich Neues entdecken möchte, muss ins Museum oder an die Lis- te; wer es auch kaufen möchte, muss aber auch viel Geld dabeihaben. Aber wer will schon darüber klagen. Die Art und all die anderen Shows sind Kunst- messen. Da geht es um das Verkaufen. Punkt. tageswoche.ch/+cdmee × 22

SICHERE DIR DEINEN STUHL! WHITEDINNERBASEL.CH

White Dinner Basel Das magische Picknick in Weiss – mit Livemusik und Tanz Gemeinsam erleben, mit Freunden staunen und Basel geniessen Freitag, 11. September 2015 | 19 Uhr

TagesWoche 25/15 23 Überwachungsstaat Geht es um mehr Überwachung der Bürger, ist das Parlament SICHERE DIR DEINEN STUHL! bedenkenlos dafr. Ganz anders sieht es bei der Wirtschaft aus.

WHITEDINNERBASEL.CH und das Büpf ablehnen – das sei unglaub- würdig, sagt Glättli. Zur Erinnerung: Beim NDG ging es um präventive Massnahmen, die der Nachrich- tendienst des Bundes (NDB) trefen kann. Der NDB erhält damit ein neues Instru- ment zur Überwachung: die Kabelauf- klärung. Damit darf der NDB den grenz- s ist eine Szene, die viel über den überschreitenden Internetverkehr nach Parlamentsbetrieb aussagt: Schlagworten durchsuchen, sofern der Christian Wasserfallen (FDP, Bundesrat dies bewilligt. Wer eine E-Mail Bern) meldet sich im Nationalrat oder Facebook-Nachricht schreibt, ist da- Efr eine Frage an Bundesrätin Simonetta von betrofen, wenn einer der dazugehöri- Sommaruga, die das neue Fernmeldege- gen Server im Ausland steht und ein NDB- setz vorstellt. Wasserfallen will wissen, ob Mitarbeiter eine bestimmte Person über- Sommaruga auch die Kosten fr die Wirt- Jeremias Schulthess ist Redaktor wacht, die in meinem Umkreis steht. schaft berücksichtige. Sommaruga antwor- der TagesWoche. Am Mittwochabend zeigte sich dann tet: Na klar. Und erläutert, warum sich Was- tageswoche.ch/+0noyx Erstaunliches: Einige bürgerliche Politiker serfallen keine Sorgen machen müsse. Die- schlugen sich auf die Seite der Überwa- ser murmelt ein «Merci» und geht zurück welche Swisscom & Co. viel Geld kosten. chungsgegner, sie stimmten gegen das an seinen Platz. Insbesondere kleine Anbieter könnten die neue Büpf. Neben Noser waren es weitere Die Szene ist deshalb aussagekräftig, Last nicht tragen und müssten den Betrieb 27 Nationalräte aus der SVP-Fraktion, die weil sie den Stellenwert von Wirtschaft und einstellen, befrchten bürgerliche Politi- den roten Nein-Knopf drückten. Die Büpf- Bürgern zeigt. Wenn es darum geht, die kerinnen und Politiker. Revision kam dennoch durch, allerdings Grundrechte der Bürger mit mehr Überwa- Deshalb votierten sie gegen die Geset- weniger deutlich als erwartet (110 zu 65 chung zu beschneiden, stimmen die meis- zesreform. Einer der Bürgerlichen, die ge- Stimmen). ten Nationalräte dafr – wie zum Beispiel gen das Büpf stimmten, ist der Zürcher beim Nachrichtendienstgesetz. Sind die FDP-Nationalrat Ruedi Noser. Von wirt- Wer vertritt noch die Grundrechte? Interessen von Unternehmen betrofen, schaftlichen Interessen will er nichts wis- Wirtschaftliche Interessen mögen dabei wollen auch bürgerliche Parlamentarier sen. Er habe aus einem anderen Grund da- eine Rolle gespielt haben. Ein weiterer Fak- der Überwachung Einhalt gebieten. gegen gestimmt: «Mit dem Büpf wird eine tor war die zuständige SP-Bundesrätin Schwelle überschritten, die ziemlich gra- Simonetta Sommaruga, die einige SP-Ver- Jede Telefonnummer, jede Anrufzeit vierende Folgen hat. Zum ersten Mal wer- treter auf ihrer Seite hatte und bei der SVP Doch von vorne: Am Mittwoch debat- den über die gesamte Bevölkerung Daten im Gegenwind stand. tierte der Nationalrat das Gesetz mit dem auf Vorrat gesammelt zum Zwecke einer Die Freiheitsrechte der Bürger gingen ungelenken Titel «Bundesgesetz betref- eventuellen Strafuntersuchung.» bei diesem Parlamentsgeplänkel einmal fend die Überwachung des Post- und Fern- Vor drei Monaten stimmte Noser dage- mehr unter. Wer vertritt eigentlich noch meldeverkehrs» – kurz Büpf. Im Büpf ist gen fr das neue Nachrichtendienstgesetz Grundrechte, bevor er oder sie an die Inte- eine Reihe von Verschärfungen enthalten, (NDG), welches umfangreiche Überwa- ressen der Wirtschaft oder die Parteipolitik die Behörden sollen mehr Kompetenzen chungskompetenzen für den Geheim- denkt? erhalten, um Verbrecher zu jagen. So weit, dienst beinhaltet. Die Liste ist kurz. Aus Basel-Stadt wehr- so verständlich. ten sich nur die SP-Nationalräte Silvia Die Strafverfolgungsbehörden dürfen Die Freiheitsrechte Schenker und Beat Jans gegen Büpf und mit dem revidierten Büpf in Computersys- NDG. Auf bürgerlicher Seite waren es teme eindringen, um Beweismaterial si- der Bürgerinnen und landesweit nur zwei Vertreter, die gegen cherzustellen oder Tatverdächtige aufzu- beide Überwachungsgesetze stimmten: spüren. Solche «Staatstrojaner» dürfen die Bürger gingen bei diesem Lukas Reimann und Pirmin Schwander Behörden allerdings nicht willkürlich, (beide SVP). × sondern nur mit einer Bewilligung verwen- Parlamentsgeplänkel den. Ausserdem sollen die Staatsanwälte White Dinner Basel mithilfe von Randdaten ermitteln dürfen. einmal mehr unter. Randdaten werden von Telekom-Anbie- tern gespeichert – mit dem neuen Gesetz Das sei etwas ganz anderes gewesen, er- Das magische Picknick in Weiss – mit Livemusik und Tanz über zwölf Monate – und müssen in bewil- klärt Noser: «Damals ging es um eine rein ligten Fällen an die Strafverfolgungsbehör- ideologische Debatte. Wir werden so oder Gemeinsam erleben, mit Freunden staunen und Basel geniessen den weitergegeben werden. so von ausländischen Geheimdiensten In den Randdaten stecken Informatio- überwacht, da macht es wenig Sinn, wenn Freitag, 11. September 2015 | 19 Uhr nen, anhand von denen umfassende Bewe- wir unserem Geheimdienst diese Kompe- gungsprofile erstellt werden können: Jede tenzen verwehren.» Telefonnummer, jeden Sendemast, jede Dieser Argumentation kann der Zürcher exakte Anrufzeit müssen Telekom-Unter- Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli we- nehmen speichern. nig abgewinnen: «Das revidierte NDG war Das erfordert Speicherkapazitäten und eine ganze Nummer grösser als die Ände- neue Verwaltungssysteme: Massnahmen, rungen beim Büpf.» Das NDG annehmen

TagesWoche 25/15 24 Interview Anton Gunzinger Der High-Tech-Unternehmer fordert eine rasche Wende hin zu erneuerbaren En ergien – weil es ökonomisch unsinnig sei, an atomaren und fossilen Energieträgern festzuhalten. «Atomkraft

ist der Gau fr die Gesellschaft» von Remo Leupin und Franziska Siegrist

nton Gunzinger weiss, wie man Im Zürcher Technopark hat er fr seine Leaders». Wie ist es zu dieser Ehrung Stimmung macht. Der 59-Jähri- Firma Supercomputing Systems ein ganzes gekommen? ge eilt an diesem Tag von Termin Stockwerk gemietet. Vom Empfang bis zum Mein Team und ich kamen in den Final zu Termin, lässt sich fr unser Sitzungszimmer gehen wir erst einmal gut im internationalen Wettbewerb für die AGespräch eine knappe Stunde abringen 70 Meter quer durch ein helles Grossraum- schnellsten Computer der Welt und wur- und wirkt trotz allem tiefenentspannt. Ein büro. Mehrere Dutzend Leute arbeiten hier den Zweite – hinter Intel, aber vor IBM. Lachen zur Begrüssung und ein paar träfe an Datenmanagement, Sensor- und Mess- Weil so etwas fr Nicht-Amerikaner sehr Worte in sympathischem Solothurner systemen sowie neuerdings auch an einem aussergewöhnlich war, nahm uns das Dialekt – die gute Laune des Unterneh- umfassenden Smart-Grid-Konzept, mit «Time Magazine» in seine jährlich er- mers, ETH-Professors und Buchautors ist dem die elektrischen Verteilnetze der scheinende Liste der «100 Future Global ansteckend. Schweiz fr die Zukunft fit gemacht werden Leaders» auf. Das war also eher ein Zufall. Gunzinger entwirft nicht nur hyper- sollen. Geschlossene Räume gibt es hier Aber noch 20 Jahre später haftet mir diese schnelle Rechnersysteme fr komplexe kaum, dafr viel Platz. Grosse Gedanken Ernennung ofenbar an. Das Besondere an Aufgaben, er selber ist auf Höchsttempo brauchen Raum. unserem Computer war aber eigentlich, getaktet. Der Mann spricht doppelt so Herr Gunzinger, Sie erhielten in den dass er als damals schnellster Computer schnell wie herkömmliche Zeitgenossen; 1990er-Jahren vom amerikanischen der Schweiz 500-mal weniger Energie kommt er einmal in Fahrt, dann ist höchste «Time Magazine» als erster Schweizer brauchte als der zweitschnellste, der SX-3 Konzentration gefordert. die Auszeichnung eines «Global in Manno.

TagesWoche 25/15 25 Anton Gunzin- ger, 1956 in Welschenrohr SO geboren, studierte Elektro- Ingenieur an der ETH Zürich. 1993 gründete er die Firma Supercomputing Systems AG. Im Frühling 2015 ist sein Buch «Kraftwerk Schweiz, Plädo- yer für eine Ener- giewende mit Zukunft» beim Zytglogge-Verlag erschienen.

«Es fasziniert mich, Lösungen zu finden in Fachgebieten, von denen ich nichts verstehe.» FOTOS: CHRISTIAN SCHNUR

TagesWoche 25/15 26 Wie kommt denn ein Sprössling aus einer jurassischen Bauernfamilie dazu, einen Supercomputer zu bauen? Ich fand es schon als Kind spannend, intelligente Maschinen zu kreieren. Des- halb landete ich an der ETH. Da wollte ich Computer bauen und wählte das auch als mein Dissertationsthema. Es war kein Plan, sondern es ergab sich ganz natürlich aus all dem, was ich vorher gemacht hatte, und aus den damaligen technischen Möglichkeiten, zum Beispiel den ersten Parallelrechnern. Seit einiger Zeit feiern Sie mit Ihrer Tüftlerei auch kommerzielle Erfolge. Was sind Sie eigentlich mehr, Unter- nehmer oder Wissenschaftler? Beides ist fr mich interessant. Es faszi- niert mich, Lösungen zu finden in Fachge- bieten, von denen ich nichts verstehe und in verschiedene Universen einzutauchen, zum Beispiel in das Bahnuniversum oder in die Automobilindustrie, und dort mit den besten Leuten zusammenzuarbeiten. Da lernen wir wirklich, wie Systeme funkti- onieren. Nehmen wir den Energiebereich: Wir haben nicht einfach irgendwann mal was von einem Smart Grid gehört, sondern wir bauen selbst ein solches und wissen, worauf es ankommt. «Langfristig betrachtet, ist es geradezu wirtschaftsfeindlich, nichts zu machen.» «Volkswirtschaftlich gesehen, ist das Rennen schon heute gelaufen.» In Ihrem neuen Buch «Kraftwerk Tabellen und Grafiken. Von diesen hätte ich Können Sie ein Beispiel nennen? Schweiz» plädieren Sie für eine gerne noch mehr drin gehabt. Sie zeigen so Es existiert zum Beispiel die Meinung, rasche Umsetzung der Energiewende. wunderbar, worum es eigentlich geht. wir bräuchten enorm viel zusätzliche Wie sind Sie zum Thema Energie Und worum geht es? Speicherkapazität, um mit der stark schwan- gekommen? Es heisst ja immer, Ökonomie und Öko- kenden Sonnen- und Windenergie umge- Ich frage mich seit Längerem, ob wir logie vertragen sich nicht. Für mich ist es hen zu können. Unsere Simulationen zeigen, etwas zur Energiewende beitragen können. sehr erstaunlich festzustellen, dass diese dass die bestehenden Speicherseen bei Gleichzeitig dachte ich mir immer: Wir beiden Bereiche heute Hand in Hand ge- intelligenter Nutzung vollständig genügen. sind keine Energiefachleute, das ist nicht hen. Wir können sogar sagen: Langfristig Das sehen andere ganz anders. Der unser Thema. Über einen Auftrag des betrachtet, ist es geradezu wirtschafts- Wirtschaftsverband Economiesuisse Bundesamts für Energie und dank der feindlich, nichts zu machen. etwa warnt davor, dass die Wirtschaft Zusammenarbeit mit dem Elektrizitäts- nach einer Umstellung auf erneuer- werk der Stadt Zürich und der Berner BKW «Für mich als bare Energien einbrechen würde!… Energie AG kamen wir tiefer mit der Mate- Das ist Unfug! Als Unternehmer mache rie in Kontakt, und wir begannen aus Unternehmer gilt: ich eine volkswirtschaftliche Vollkostenrech- reinem Interesse zu simulieren, wie ein nung, das heisst: Was kostet mich eine Kilo- sinnvolles Elektrizitätssystem für die Möglichst rasch raus aus wattstunde nutzbare Energie unter Einbezug Schweiz aussehen müsste. Ich war selbst sämtlicher Kosten? Und ich stelle fest, dass überrascht über das enorme Potenzial, das Energien, die immer Solarenergie überhaupt nicht teurer ist als auch ohne gigantische Investitionen mög- Kernenergie. Im Gegenteil. Langfristig gese- lich ist. Je länger ich mich damit befasste, teurer werden.» hen, kann Kernenergie gar nicht günstiger desto klarer sah ich, dass die erneuerbare sein. Ist eine Solaranlage einmal gebaut und Energie tatsächlich ausreicht und dass wir Manche Politiker und viele Ihrer sind die Investitionen amortisiert, dann ist künftig auf fossile Energieträger und auf Unternehmerkollegen tun sich schwer diese Energie praktisch gratis. Die Sonne Atomkraftwerke verzichten können. mit der Energiewende. Jetzt kommen stellt uns keine Rechnung. Bei der Kernener- Gibt es nicht schon genügend Studien Sie, und plötzlich klingt alles sehr gie dagegen braucht man dauernd ein Team zur Energiewende? einfach. Was macht Sie so optimistisch? von 500 Personen, die sich um die Anlage Das dachte ich mir auch. Als aber Hugo Ich schafe im Buch so viel Transparenz kümmern, und es muss ständig neues Uran Ramseyer vom Zytglogge-Verlag auf mich wie möglich. Überprüfen Sie selbst, wie wir eingekauft werden. Die Endlagerung und das zukam und mir den Journalisten René alles durchgerechnet haben. Führt man die hohe Risiko sind da noch nicht einmal ein- Staubli zur Seite stellte, haben wir das Pr ojekt Berechnungen nicht sauber durch, kommt gerechnet. Kernenergie und fossile Energie- gemeinsam entwickelt. Wir trafen uns man sehr schnell zu falschen Schlüssen. träger werden immer teurer. Für mich als fast 30-mal, besprachen jeweils ein Kapitel. Dann sieht es so aus, als ob die Energie- Unternehmer gilt das Credo: Möglichst rasch Er schrieb den Text aufgrund meiner wende nicht ginge. raus aus Energien, die immer teurer werden.

TagesWoche 25/15 27 Wie erklären Sie sich, dass sich Auch die Wirtschaftsverbände wissen das. ratkilometer Solarfläche bereitstellen, ausgerechnet die Wirtschaftsver- Wenn ich die betrefenden Personen direkt zig Windräder aufstellen. Ist das bände so stark gegen die Energie- frage, heisst es: «Ja, ja, wir wissen das schon, realistisch hierzulande, wo schon der wende engagieren? aber schweigen solltest du.» Tatsache ist: Bau jedes einzelnen Windrads auf Ich kann es nicht verstehen. Der einzige Die Kernenergie ist finanzpolitisch der Gau massiven Widerstand stösst? Grund, der mir einleuchten könnte, ist der, fr unsere Gesellschaft. Erst nach 100 Jah- Wir bräuchten rund 2000 Windräder dass es Veränderungen geben wird. Es wird ren zahlt man die efektive Rechnung, und und 100 bis 150 Quadratkilometer Solar- zu einem Machtumbau kommen, und es die ist viel zu hoch. felder. In der Schweiz haben wir rund 400 wird künftig andere Gewinner geben als Das alles ist ja auch schwierig zu Quadratkilometer Dachfläche, zirka 1200 heute. Ich glaube, das ist es, was Angst vermitteln. Quadratkilometer Strassen – da sind 150 macht. Aber volkswirtschaftlich gesehen, ist Nein, das ist gar nicht schwierig zu Quadratkilometer Solarfläche doch kein das Rennen eigentlich schon heute g elaufen. vermitteln! All diese Rechnungen sind Problem! Würde man alle geeigneten Dä- nachvollziehbar. Wer will, kann es nach- cher mit Solarzellen bestücken, hätte man «Es wird zu einem rechnen. Die Basis ist die Kostenwahrheit. rasch die nötige Fläche zusammen. Wir müssen endlich ehrlich und redlich mit Machtumbau kommen, den Kosten umgehen. «In einer ‹Blick›-Umfrage In der Politik sind die Stellungen und es wird künftig bezogen, die Debatte steckt in der fanden 25 Prozent der Sackgasse. Die Arbeit einer Vollkosten- andere Gewinner geben rechnung oder einer echten Vermitt- Leser einen Benzinpreis lung wird gar nicht gemacht. Eine als heute.» Abstimmung über die Energiewende von 10 Franken gut.» käme heute wohl nicht durch. Auch der Bund tut sich schwer mit Das werden wir sehen. Irgendwann Die Idee tönt gut. Aber im Kanton dem Thema. Wie kann man die Leute wird dieses Dornröschen wachgeküsst. Basel-Stadt zum Beispiel hätte man von der Energiewende überzeugen? Natürlich würde ich selber gerne dieser bei einem solchen Plan sofort die Wichtig ist eine Vision, die länger als Prinz sein (lacht). Aber nach mir werden Denkmalpfleger am Hals. eine Generation dauert, also etwa 25 Jah- andere kommen. Ich garantiere Ihnen, Klar. Aber es macht ja auch keinen Sinn, re, und nicht nur bis zum nächsten Quar- einer oder eine wird das in den nächsten ein paar heimatgeschützte Häuser mit ein tal. Ich lasse drei aktuelle Szenarien fnf bis zehn Jahren schafen. paar Quadratmetern Solarpanels zu bestü- durch mein Simulationsmodell laufen: Wo müsste denn der Hebel konkret cken. Das ist auch viel zu teuer. Ich spreche die Ideen des Wirtschaftsverbands Eco- angesetzt werden, beim Energiesparen von anderen Flächen, von Bauernhäusern nomiesuisse, die Energiestrategie des oder bei der Produktion? oder grossen Flachdächern, wie sie heute Bundes und meine eigenen Vorstellun- Es gibt drei Bereiche, bei denen der alle neuen Bürohäuser haben. gen. Gut, meine Variante ist radikal. Aber Hebel wirkt: Wärme, Mobilität und Elekt- Was ist eigentlich effizienter: Wind- mit ihr lassen sich, verglichen mit dem rizität. Bei der Wärme sind wir auf dem oder Solarenergie? Modell von Economiesuisse und bei einer richtigen Weg. Bei der Mobilität gibt es Es ist die Kombination von Wind, Solar- angenommenen Ölpreissteigerung noch viel zu tun. Die Basis ist Kostenwahr- energie und Biomasse. Hier können ver- von zwei Prozent pro Jahr, bis 2050 rund heit, wie ich schon gesagt habe. Und bei schiedene Kombinationen sinnvoll sein – 740 Milliarden Franken einsparen! Mit der Elektrizität muss man endlich einen je nach Situation. Und das ist fr mich auch der Energiestrategie des Bundes wären es realistischen Fahrplan fr den Atomaus- der Punkt, wo die Politik ansetzen muss: Es immerhin 100 Milliarden Franken. Wenn stieg erstellen: Wie rasch kann der Aus- muss entschieden werden, wie viele Wind- man tatsächlich so viel Geld einsparen stieg klappen? Wie kann Atomstrom räder wir bauen wollen, wie viele Biokraft- kann, dann lohnt es sich doch zumindest, durch erneuerbare Quellen ersetzt wer- werke etc. darüber nachzudenken. den? Das kann man berechnen. Um das Glauben Sie wirklich, dass die Schweiz Sie vertreten die Meinung, der Benzin- AKW Mühleberg zu ersetzen, braucht es parat ist für Ihre radikalen energie- preis müsste massiv hochgeschraubt zum Beispiel drei Gigawatt Fotovoltaik. politischen Ideen? werden. Das ist machbar. In einer «Blick»-Umfrage fanden 25 Pro- Bei der Mobilität ist Kostenwahrheit zent der Leserinnen und Leser meine Idee einer der wichtigsten Punkte. Wenn es «Der Stärkere bestimmt eines Benzinpreises von 10 Franken pro Li- heisst, der Autofahrer sei die Milchkuh, ter gut. Die Redaktion drehte das Ganze werden wir belogen. Der Steuerzahler ist den Preis. Wenn wir uns dann um und schrieb: Nur 25 Prozent der die Milchkuh. Es ist unmöglich, unser gan- Leser fnden das gut. Ich sage: 25 Prozent zes Strassennetz allein mit den Einnahmen selber versorgen können, Zustimmung – das ist doch super! Ich hatte aus der Motorfahrzeugsteuer und mit mit einer Ablehnung von 99 Prozent gerech- Benzinzöllen zu bauen und zu unterhalten. sind wir in der starken net. Ich glaube, dass immer mehr Menschen Man soll das bitte richtig rechnen! Ja sagen zu sauberer Energie. Generell kommen Sie auf andere Position.» Sie legen sich vehement für die Ener- Zahlen als andere Experten. Sie sagen giewende ins Zeug: als Unternehmer zum Beispiel, die Entsorgung von Anders als der Bundesrat fordern Sie, oder als Mensch, der sich um die radioaktiven Abfällen und die Kosten dass die Schweiz bei der Energiepro- Umwelt sorgt? für die Stilllegung der AKW seien viel duktion unabhängig von der EU sein Als Mensch, der sich Sorgen macht. zu tief veranschlagt. müsse. Ist das im Zeitalter der offenen Ich finde, meine Enkel sollten wie ich ihre Es geht um Ehrlichkeit. Ein Schweizer Märkte nicht etwas unzeitgemäss? Zeit in einer lebenswerten Welt verbrin- Endlager fr Atommüll wird rund 20 Milli- Da argumentiere ich als Unternehmer: gen können. Aber auch als Unternehmer, arden Franken kosten. Vorher müssen wir Der Stärkere, der Unabhängigere be- denn ich bin überzeugt davon, dass das Material 100 Jahre lang zwischen- stimmt den Preis. Wenn wir uns selber die Energiewende wirtschaftlich viele lagern und dabei teure Personalkosten versorgen können, sind wir in der starken Vorteile bringt. tragen. Total werden wir fr das Endlager Position. tageswoche.ch/+b84j7 × wohl 50 Milliarden Franken ausgeben, Um eine solche Position einnehmen zu ohne einen Gegenwert zu erhalten. Tiefere können, muss die Schweiz aber noch Lesen Sie auch «Das Milliarden- Zahlen gehören ins Reich der Märchen. viel tun. Man müsste Hunderte Quad- Geschäft», ab S. 28.

TagesWoche 25/15 28 Energiewende schuss eine eigene stationäre Batterie spei- sen oder die Batterie des Elektroautos auf- Modellrechnungen zeigen: Mit grüner laden. Sie können aber auch Energie ins Netz einspeisen. Diese intelligente Aus- Energie lassen sich bis 2050 über gestaltung dieses Netzes trägt wesentlich zur Stabilität der Elektrizitätsversorgung bei. 700 Milliarden Franken einsparen. Nicht nur bei der Elektrizität, sondern auch beim Verkehr und bei Gebäuden lässt sich die Energie efzienter nutzen. Schon heute verbrauchen moderne Gebäude kaum Energie, sondern produzieren zum Teil sogar welche. Neben einer guten Isola- Das Milliarden- tion und einer Komfortlüftung verfgen sie über Sonnenkollektoren zur Warmwasser- aufereitung sowie über Fotovoltaik-Anla- gen zur Stromerzeugung. Die Schweiz ist mit dem Gebäudepro- Geschäft gramm, das den Bau oder die Renovation nach energetischen Kriterien unterstützt, auf gutem Weg. Im Verkehr gibt es noch grosses Potenzial. Anton Gunzinger glaubt von Franziska Siegrist an die Zukunft der Elektromobilität: «Die sich rasant entwickelnde Elektroauto- ann sich die Schweiz weitge- Dachflächen, Lärmschutzwände oder La- Technologie wird sich durchsetzen.» hend mit erneuerbaren Ener- winenverbauungen, die die Fotovoltaik fr Dabei sei Kostenwahrheit ein zentraler gien versorgen? Ist das tech- die Stromproduktion interessant machen. Faktor. Unter Einbezug der verbrauchten nisch lösbar und auch volks- Für Gunzingers Idealmodell braucht es Fläche, der Luftverschmutzung und des Kwirtschaftlich tragbar? Anton Gunzinger neben Solarenergie auch Windturbinen, Lärms müsste ein Liter Benzin heute über sagt zu all diesen Fragen dezidiert Ja. In der die die Stromproduktion ergänzen sowie 10 Franken kosten, ist Gunzinger überzeugt. Schweiz sei es nicht nur möglich, auf Kern- Biomassekraftwerke, also Biogas und Holz. «Kostenwahrheit würde auch die Förde- kraftwerke und fossile Energieträger wie Letzteres lässt sich lagern und bei erhöh- rung alternativer Techniken ankurbeln.» Erdöl, Benzin und Erdgas zu verzichten, tem Bedarf, also zum Beispiel im Winter, Erdöl sei zu wertvoll, um innert zwei Jahr- sagt der ETH-Professor und IT-Unterneh- fr die Energieproduktion beiziehen. hunderten sämtliche Vorräte, die sich in mer, das Unterfangen sei sogar lukrativ. Millionen Jahren gebildet haben, in Ben- Nicht zuletzt, weil Technologien zur An- Es gibt genügend Flächen, zinmotoren zu verbrennen. wendung kämen, die bereits existieren. Gunzinger fordert eine deutlich radika- In seinem neuen Buch «Kraftwerk die für die Fotovoltaik lere Wende hin zu erneuerbaren Energien Schweiz» zeichnet Gunzinger nicht nur die als der Bundesrat mit seiner Energiestrate- Herausforderungen und technischen Mög- genutzt werden könnten. gie 2050. Auch diese beabsichtigt, bis zum lichkeiten der Energiewende nach: In ver- Jahr 2050 gegenüber dem Jahr 2000 so- schiedenen Modellrechnungen zeigt er mi- Die vielen Stauseen dienen ebenfalls als wohl den Gesamtenergieverbrauch als nutiös auf, wie die Energiewende konkret saisonale Speicher und sind ein wichtiger auch den Stromverbrauch pro Person zu angepackt werden könnte. Notvorrat. Sie fllen sich im Frühjahr und senken. Der Zeitplan dafr ist aber kon- Neben der Wasserkraft hat die Solar- im Sommer bei der Schneeschmelze auf. servativ angelegt: Im Bundesrats-Szenario energie ein beträchtliches Potenzial fr die Sie sollten allerdings nur bei hohem Bedarf, bleiben die AKW länger im Betrieb, und der Stromerzeugung. Diese Fotovoltaik-Anla- wenn alle anderen Stromquellen ausge- Verbrauch von fossilen Energieträgern gen sind in den letzten Jahren kontinuier- schöpft sind, angezapft werden. Dagegen würde weniger rasch gedrosselt. lich billiger geworden. Schon in wenigen können mit Pumpspeicherseen tageszeit- Jahren werden sie günstiger Strom produ- liche Schwankungen überbrückt werden. Bundesrats-Szenario ist zu defensiv zieren als AKW, ist Gunzinger überzeugt. Bei hoher Sonneneinstrahlung oder Ein Vergleich verschiedener Szenarien starkem Wind wird das Wasser in ein höher liefert das überraschende Ergebnis, dass Keine falschen Anreize setzen gelegenes Becken gepumpt, wo es nachts sich mit einem vorgezogenen Ausstieg aus Ausserdem seien die Berechnungen fr direkt wieder dem Antrieb einer Turbine, der Atomenergie und unter weitgehendem die Kosten zur Endlagerung radioaktiver also der Stromproduktion, dient. Das Ener- Verzicht auf fossile Energien, wie es Gun- Abflle sowie fr die Stilllegung der Atom- giemodell der Zukunft funktioniert also, zinger vorschlägt, gegenüber dem Szenario kraftwerke bisher viel zu tief veranschlagt obwohl Sonne und Wind als Energiequel- «weiter wie bisher» bis 2050 rund 740 Milli- worden. «Diese Kosten müssen transpa- len stark schwanken. Ergänzt wird die arden Franken einsparen lassen, gegen- rent ausgewiesen und in den Strompreis Stromversorgung, wie heute schon, durch über der Energiestrategie 2050 des Bundes eingerechnet werden», sagt Gunzinger. stets verfgbare Quellen wie Flusskraft- sind es 640 Milliarden. Ausserdem fallen Weil eine Solaranlage nach der Amorti- werke und thermische Kraftwerke, zum die Kosten fr erneuerbare Energien als sierung der Investitionskosten praktisch Beispiel Kehrichtverbrennungsanlagen. Investitionen in der Schweiz an, im Gegen- gratis Strom produziert – die Sonne stellt Entscheidend fr den Erfolg sind auch satz zu wiederkehrenden Ausgaben im Aus- schliesslich keine Rechnung –, spricht sich neue «intelligente» Stromnetze, sogenann- land fr den Kauf von Erdöl, Gas oder Uran. Gunzinger gegen das bisher angewendete te Smart Grids. Während im klassischen Und nur bei Gunzingers Szenario wird der Prinzip der kostendeckenden Einspeise- Stromnetz die Kraftwerke über Hauptlei- CO2-Ausstoss markant verringert. vergütung aus. Ein garantierter Abnahme- tungen Strom einspeisen und Haushalte, Technisch scheint die Energiewende preis sei ebenso unsinnig wie das Recht, Dienstleistungsbetriebe und Industrie machbar zu sein, und wirtschaftlich ist sie die gesamte solare Stromproduktion ins über dieses Netz versorgt werden, ist das interessant. Je mehr die Akzeptanz eines Netz einzuspeisen, auch bei einer allflli- moderne Netz viel dynamischer. Gebäude neuen sorgsamen Umgangs mit Energie gen Überproduktion. Besser seien Investi- mit eigenen Solaranlagen sollen in erster wächst, desto rascher ist die Energiewende tionshilfen als Anreize zum Bau von Solar- Linie den selbst produzierten Strom konsu- auch politisch umsetzbar. anlagen. Es gibt in der Schweiz genügend mieren und bei einem Produktionsüber- tageswoche.ch/+ zn0jn ×

TagesWoche 25/15 29 ENERGIESYSTEM SCHWEIZ 2010

ANGABEN IN TERAWATTSTUNDEN (TWh)

2010

76,4

KKW* ERDÖL

135,7 37,5

WASSER

VERBRAUCH: 300,7 TWh 32,1 GAS WIND

HEIZEN

ELEKTRIZITÄT

MOBILITÄT 15,4

FLUGVERKEHR SOLAR THERMISCH/ FERNWÄRME/ 3,6 KEHRICHT UND HOLZ BIOMASSE * Eingesetzte Primärenergie in Form von Uran (daraus werden 25,2 TWh Strom erzeugt).

Technisch wäre die Energiewende möglich, jedoch nicht beim aktuellen Verbrauch. GRAFIKEN: NILS FISCH

ENERGIESYSTEM SCHWEIZ 2035

ANGABEN IN TERAWATTSTUNDEN (TWh)

2035 2010

KKW ERDÖL

21,3 33,8

WASSER

5,4 VERBRAUCH: 102,7 TWh GAS WIND

15,0 19,2

SOLAR THERMISCH/ FERNWÄRME/ 8,0 KEHRICHT UND HOLZ BIOMASSE

Werden alle zur Verfügung stehenden Technologien und Sparpotenziale genutzt, geht es auch ohne Atomkraft.

TagesWoche 25/15 30 Energiewende von Jeremias Schulthess Der Atomausstieg ist beschlossene ie Energiewende flattert jedes Jahr in Form eines gelben For- Sache. Über den Weg dahin herrscht mulars in die Briefästen der Basler Haushalte. Das Amt fr jedoch grösste Uneinigkeit. DUmwelt und Energie verschickt einmal im Jahr Formulare, mit denen alle Einwohne- rinnen und Einwohner einen Teil ihrer Stromkosten zurückerhalten. Die Lenkungsabgabe auf Strom ist in der Schweiz einzigartig und wohl weltweit AKW, ade – ein Unikum. Baslerinnen und Basler zah- len auf jede Kilowattstunde einige Rappen in einen Stromsparfonds, aus dem sie jedes Jahr etwa 60 Franken zurückkriegen. Ein Haushalt mit drei Personen zahlt über den aber wie gelingt erhöhten Strompreis vielleicht 200 Fran- ken in den Fonds und erhält zirka 180 Fran- ken zurück. Wer weniger Strom verbraucht, profi- der Ausstieg? tiert von der Lenkungsabgabe – dieses

Angst vor der Stromlücke: Politiker befürchten, dass die Schweiz nach dem Atomausstieg vom Ausland abhängig würde. FOTO: KEYSTONE

TagesWoche 25/15 31 Anreizsystem soll den gesamten Strom- nicht auf diese Weise. Es sei völlig unklar, lange wie möglich, «solange sie sicher lau- verbrauch reduzieren. Und genau so will worauf der Bundesrat mit seinem Vor- fen», ergänzt Wasserfallen. Die Grünen da- der Bundesrat in der ganzen Schweiz vor- schlag abzielt. Auch die Grünen kritisieren gegen wollen die letzten AKW in der gehen. diesen Punkt. Schweiz 2029 oder spätestens 2034 ab- Im März präsentierte er seinen Vor- Christian Wasserfallen (FDP, BE) geht schalten. schlag zum «Klima- und Energielenkungs- mit seiner Kritik noch weiter. Er stellt Es bleibt die Frage, was danach ge- system», ein zweites Massnahmenpaket grundsätzlich in Frage, ob es richtig sei, mit schieht. Der Basler SP-Nationalrat Beat zur Energiestrategie 2050. Der Bundesrat einem Lenkungssystem etwa den Strom- Jans sagt: «Wir müssen neben dem Herun- will das bestehende Fördersystem durch verbrauch zu senken. «Wir müssen den terfahren der Kernenergie die erneuerba- ein Lenkungssystem ersetzen. CO2-Ausstoss senken und dabei hilft uns ren Energien hochfahren. Es kann nicht Im ersten Massnahmenpaket zur Ener- beispielsweise bei der Elektromobilität sein, dass die wichtigste Zukunftstechnolo- giestrategie hat der Bundesrat definiert, eben auch der Strom. Wichtig ist, dass die- gie in der Schweiz nicht stattfindet.» Der wie er erneuerbare Energien frdern und ser CO2-arm produziert wird.» Widerstand der Bürgerlichen fhre dazu, die Energieeffizienz erhöhen will. Bei- Deswegen brauche es zuerst die Versor- dass die Abhängigkeit vom Ausland steigt. spielsweise indem Gebäude besser isoliert gungssicherheit – und diese könne mo- werden oder Strom aus erneuerbaren mentan nur mit AKW gewährleistet werden. Von links bis rechts Energien direkt subventioniert wird – mit «Es wird unmöglich sein, die Kapazitäten der kostendeckenden Einspeisevergütung. unserer AKW mit erneuerbaren Energien sind sich Politiker einig, Damit zahlt der Bund die Diferenz zwi- zu ersetzen.» schen Produktion und Marktpreis fr er- Derzeit werden in der Schweiz rund 36 dass Atomstrom neuerbare Energien. Prozent des gesamten Stroms durch AKW Dieses System soll kurzfristig die Inves- produziert. 58 Prozent stammen aus Lauf- nicht die Energie der titionen in erneuerbare Energien ermögli- wasser- und Speicherkraftwerken. Wind- chen, das Lenkungssystem wirkt hingegen und Sonnenenergie machen zusammen Zukunft ist. langfristig, als Anreiz fr Energieefzienz, etwa 1 Prozent der Gesamtproduktion aus. so die Vorstellung des Bundesrats. Von links bis rechts sind sich Politiker Wasserfallen wiederum sieht dem Gan- einig, dass Atomstrom nicht die Energie zen gelassen entgegen: «Ja, eine Konse- Mit dem neuen der Zukunft ist. Die Kernkraft ist nicht ren- quenz der neuen Energiepolitik wird sein, tabel und fr ein neues AKW würden weder dass wir vom Ausland abhängig werden. Lenkungssystem könnte Investoren noch politische Mehrheiten ge- Deshalb müssen wir unsere Energiepolitik funden. mit Europa abstimmen, damit unsere Was- die CO2-Abgabe Die Meinungen gehen in der Frage aus- serkraft im Markt bestehen kann.» Autark einander, wie lange die bestehenden AKW sei die Schweiz in der Energie politik nie ge- auf Benzin und andere am Netz bleiben sollen. Wasserfallen und wesen und werde es auch nie sein. seine bürgerlichen Mitstreiter fordern: so- tageswoche.ch/+h5qlt ×

Treibstoffe erweitert ANZEIGE werden. Es gibt heute bereits eine Lenkungs- abgabe, die jedoch auf fossile Brennstofe beschränkt ist. Für einen Liter Heizöl mussten Verbraucher 2014 beispielsweise 14 Rappen zahlen. Zwei Drittel der Einnahmen dieser CO2-Abgaben gehen zurück an alle Ein- wohnerinnen und Einwohner in der Schweiz, unabhängig davon, wie viel die Personen verbrauchten. 2015 waren es 62.50 Franken, die über die Krankenkas- sen-Prämien zurückverteilt wurden. Ein weiteres Drittel fliesst ins Gebäudepro- gramm, mit dem Bund und Kantone die energieefziente Sanierung von Liegen- schaften vorantreiben.

Parteien gegen Lenkungssystem INFOANLASS Mit dem neuen Lenkungssystem könn- 25. JUNINR.3 2015 te die CO2-Abgabe auf Benzin und andere Treibstofe erweitert werden. Das würde 18-20 Uhr bedeuten: höhere Benzinpreise, dafür DAS WERKSTATTHAUS in der Aktienmühle mehr Rückzahlungen an die Bevölkerung. AKTIENMÜHLE – Gärtnerstrasse 46 Doch die Parteien in Bern wehren sich Basel gegen das vorgeschlagene Lenkungssys- EIN ARBEITSORT FÜR tem. In den Antworten zur Vernehmlas- sung zerreissen die Parteien von links nach HANDWERKERINNEN UND rechts den Bundesratsvorschlag. «Der Vorschlag ist unnütz, da keine HANDWERKER konkreten Lenkungsziele definiert sind», sagt etwa der Baselbieter SP-Nationalrat ab Sommer 2016 Eric Nussbaumer. Grundsätzlich be- frwortet er eine Lenkungsabgabe, aber

TagesWoche 25/15 32 FC Basel Warum dem kühlen Fussball-Technokraten in Basel niemand grosse Tränen nachweint. Und warum der FCB einen Trainer mit Identifikations-Potenzial braucht. Basel ist mit Sousa nie warm geworden

Er zeigte Basel gerne die kalte Schulter – jetzt zieht der Trainer-Nomade Paulo Sousa weiter. FOTO: FRESH FOCUS

TagesWoche 25/15 33 von Christoph Kieslich Die Trainer des FC Basel seit der Ära Benthaus von bis arin haben der FC Basel und sein Umfeld inzwischen Paulo Sousa 2014 2015 Übung: An- und Abgewöhnung Oktober 2012 Juni 2014 an einen Trainer. Noch ist nicht Oktober 2011 Oktober 2012 Ddie Kadenz des FC Sion erreicht, aber nach Paulo Sousas italienischem Abgang be- 2009 Oktober 2011 kommt der FCB demnächst immerhin den 1999 2009 fnften Cheftrainer seit 2009. Marco Schällibaum Mai 1999 Juni 1999 Im Monopoly des grossen Fussballs heisst es fr den FC Basel: zurück auf Start. Guy Mathez Dezember 1997 Mai 1999 Und wie im richtigen Spiel geht der FCB Salvatore Andracchio Oktober 1997 Dezember 1997 über «Los» und nimmt im besten Fall noch Jörg Berger Juli 1997 Oktober 1997 eine Stange Geld mit fr die Auflösung von Sousas Vertrag. Nach Torsten Fink erlebt Salvatore Andracchio April 1997 Juni 1997 der FCB ein zweites Mal, dass er nicht nur März 1997 fr hochtalentierte Spieler, sondern auch November 1995 März 1997 fr ambitionierte Trainer zu einem Durch- lauferhitzer geworden ist. Oldrich Svab Oktober 1995 November 1995 Der Unterschied zu Finks Abgang vor Claude Didi Andrey Juli 1993 Oktober 1995 vier Jahren nach Hamburg: Mitten in der Juli 1992 Juni 1993 Saison, mitten in einer Champions- League-Kampagne, wurde das von einer Bruno Rahmen/ April 1992 Juni 1992 enttäuschten Anhängerschaft als schäbig Ernst-August Künnecke November 1989 April 1992 empfunden. Jetzt ist es so, dass Paulo Juli 1987 November 1989 Sousa nicht einmal eine Träne nach- geweint wird. Juli 1985 Juni 1987 Emil Müller Dezember 1984 Juni 1985 Kein Platz für Sentimentalitäten Ernst-August Künnecke Juli 1983 November 1984 Es ist in diesem Geschäft auch kein Platz mehr fr Sentimentalitäten. Es sind die Helmut Benthaus Juli 1965 Juni 1982 Opportunitäten, die den Ausschlag geben, und fr den ehrgeizigen Paulo Sousa ist Quellen: Wikipedia, joggeli.ch, weltfussball.com nach Videoton, nach Tel Aviv und nach Basel auch die nächste Station, welche die nen war dem multilingualen, perfektionis- tionsteam – weiter. In Basel interessierte Online Fiorentina sein wird, nur ein weiteres tisch gepolten Sousa zu aufwendig. in den vergangenen Tagen ohnehin nur Alles über den Sprungbrett zu einem ganz grossen Club, Die Sprachbarriere, die eigentlich keine noch, wer ihm nachfolgt (mehr dazu auf neuen Trainer mit dem er dann sein Ziel verwirklichen sein darf, verhinderte, dass man Paulo Sou- tageswoche.ch/+cbs8c). Das Stellenprofil des FC Basel: kann: nach zwei Champions-League-Sie- sa besser zu verstehen gelernt oder zu fas- ist anspruchsvoll, und man sollte die tageswoche.ch/ gen als Spieler auch als Trainer die Krone sen bekommen hat. Und die von FCB-Prä- Stammtischparole, wonach mit dieser +cbs8c des Clubfussballs zu erobern. sident Bernhard Heusler einst bei der Ent- FCB-Mannschaft jeder Trainer Meister Dafür kann man ihm nur hinterher- lassung von Heiko Vogel etwas gar leicht- wird, nicht glauben. schicken: Alles Gute! Sousa wird in Basel fertig formulierte Anforderung, er würde als Intermezzo in Erinnerung bleiben, des- einen FCB-Trainer auch gerne beim Ein- Unter Sousa muckte keiner auf sen nachhaltigste Spur der 18. Meistertitel kaufen in der Freien Strasse erleben, diese Denn Sousa erfllte mit seinem Erfah- und eine zweite Teilnahme an den Achtel- Metapher wurde unter Sousa endgültig ad rungsrucksack als auf höchster Ebene finals der Champions League ist. Und das absurdum gefhrt. erfolgreicher Spieler auch die Anfor- strenge Regime, das er im Trainingsalltag derung, in einem Kader voller National- eingefhrt hat. Bei Sousa musste die spieler kraft seiner Autorität keinen Wider- Nicht immer zur reinen Freude der jun- spruch an seinen Personalentscheidungen gen Männer, die ihm anvertraut waren, Öffentlichkeit draussen aufommen zu lassen. Unter dem Portu- aber mit dem ganz selbstverständlichen giesen hat keiner aufgemuckt, und das Ansatz einer weiteren Professionalisierung. bleiben, und die hat war ja bei Sousas Verpflichtung auch Und er hat den FCB taktisch auf der Höhe eines der Motive der Clubfhrung gewesen der Moderne gehalten. ihn wiederum nicht in nach den unruhigen Zeiten unter Murat Dass Basel mit diesem Trainer nicht Yakin. warm geworden ist, ist die andere Seite. Als ihr Herz gelassen. Und nun? Die Verantwortlichen des Katholik mit protestantischem Arbeits- FCB sind erfahren und klug genug, dass sie ethos passte er eigentlich nicht schlecht zur Beim grau melierten Sousa, mit allen wohl nicht auf dem falschen Fuss erwischt Stadt. Einer, der frühmorgens mit seinen Wassern des Profigeschäfts gewaschen, worden sind. Nur 18 Stunden nach der Assistenten im Büro sass, um das Training mehrfach verzinkt beim öfentlichen Auf- Verabschiedung von Sousa haben sie den vorzubereiten, der seine Spieler zum Früh- tritt, überstrahlte die distanzierte Art auch neuen Trainer präsentiert. stück um sich versammelte, der stunden- den Charme, den er durchaus zu versprü- Zu wünschen ist, dass der Neue mehr lang in einem fensterlosen Büro im Keller hen in der Lage ist. Oder drücken wir es mit Identifikations-Potenzial mitbringt als sein des St.-Jakob-Parks über der Strategie, dem einem beliebten Randthema aus: Der Wan- Vorgänger. Damit man nicht schon nach kommenden Gegner und der nächsten derarbeiter Sousa hat in Basel das geschlos- ein paar Monaten Diferenzen festellen Rotation brütete. sene Training eingefhrt, die Öfentlichkeit muss, wie das bei Sousa und zuvor bei Aber man hat den Technokraten Sousa musste draussen bleiben, und dafr hat die Murat Yakin und Heiko Vogel der Fall war. schnell durchschaut, bald erkannt, dass er ihn wiederum nicht in ihr Herz gelassen. Das wäre dann ebenso viel wert wie der keine Wurzeln schlägt am Rheinknie und in Tempi passati. Der Trainer-Nomade nächste Meistertitel. seinem Riehener Domizil. Deutsch zu ler- Paulo Sousa zieht – vermutlich samt Funk- tageswoche.ch/+1ebsk ×

TagesWoche 25/15 34 Bildstoff 360° tageswoche.ch/360

Abidjan Evolutionstech- nisch gesehen sind wir ja alle Kinder Afrikas, aber der Internationale Tag des Afrikanischen Kindes am 16. Juni gedenkt ausschliess- lich der Schüler von Soweto, die 1976 bei einem Aufstand gegen die Apartheid ums Leben kamen. LUC GNAGO/REUTERS

Sukandebi Feinstaub als Folge von motorisiertem Verkehr ist gemein- hin ein Problem, Allerdings dürfte er beim aktuellen Ausbruch des indonesischen Vulkans Sinabung auf Sumatra vorläu- fig nicht ins Gewicht fallen. RONY MUHARRMAN/ REUTERS

Hyampom Feuer wird in Kali- fornien derzeit mit Feuer bekämpft, wie dieses Bild zeigt: Auslöser für den Grossbrand war vermutlich ein Blitzeinschlag. NOAH BERGER/REUTERS

TagesWoche 25/15 35

London Im Kampf gegen die Erderwärmung nehmen diese Demonstranten gerne eine Erkäl- tung in Kauf. Am World Naked Bike Ride sollen Auto- fahrer für den Ausstieg aus der Erdölabhängigkeit mobilisiert werden. LUKE MACGREGOR/ REUTERS

Akçakale Mit Sack und Pack stehen syrische Flüchtlinge an der türkischen Grenze Schlange und hoffen auf einen freien Übergang: 1,8 Millionen haben in den letz- ten vier Jahren in der Türkei bereits Zuflucht gesucht. UMIT BEKTAS/REUTERS

TagesWoche 25/15 36 Jean Ziegler durstig, und ihr habt mir zu trinken gege- ben!… Was ihr einem meiner geringsten In seinem neuen autobiografischen Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.» Entscheidend ist: Habt ihr es getan oder Buch erklärt der Genfer Soziologe, nicht? Für mich ist aber klar, dass die Ge- schichte einen Sinn und ein Ziel hat, und wo die Wurzeln seines Denkens liegen. das ist die Menschwerdung des Menschen. Und Gott hat keine anderen Hände als die unseren. Worauf gründen Sie die Hoffnung, dass die Menschheit unterwegs zum Besseren ist? Der gläubige Obwohl die Kluft zwischen Arm und Reich – laut Oxfam besitzt ein Prozent der Weltbevölkerung so viel wie die restlichen 99 Prozent – immer grösser wird, ist das Bewusstsein kumulativ. Das heisst, das Kommunist Bewusstsein macht von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation Fortschritte. So hat der Kirchenvater Ambrosius, der im vierten Jahrhundert Bischof von Mailand war, die Sklaverei noch als gottgewollte von Wolf Südbeck-Baur Ordnung verteidigt. Zwar gibt es heute im- mer noch Formen der Sklaverei mit Kin- ean Ziegler, Ihr neues Buch «Ändere ist eine Milliarde von rund 7,3 Milliarden dern in den Minen von Glencore, aber kein die Welt! Warum wir die kanniba- Erdenbewohnern unterernährt und ver- Mensch, vor allem kein Bischof, würde es lische Weltordnung stürzen müssen» krüppelt, dies, obwohl die Erde 12 Milliar- heute noch wagen, die Sklaverei als Institu- ist Ihre neunte Veröffentlichung in den Menschen ernähren könnte. Zugleich tion zu verteidigen. Dies ist nur ein Beispiel J13 Jahren. Wieder halten Sie ein flammen- ist heute der materielle Mangel an Gütern dafr, wie das Bewusstsein im Laufe der des Plädoyer für mehr Gerechtigkeit in überwunden. Ein Kind, das an Hunger Geschichte menschenverachtende Haltun- dieser Welt. Haben Sie ein schlechtes Ge- stirbt, wird ermordet. So sehen die Struktu- gen überwindet. wissen, gegen das Sie anschreiben müssen? ren der Weltdiktatur aus. Punkt. Steht hinter Ihrem Widerstand gegen Ein schlechtes Gewissen habe ich die Ungerechtigkeit also die Überzeu- sowieso. Ein schlechtes Gewissen ist ein le- «Ein Kind, das heute gung, dass die Welt mit fortschreiten- bendiger Feind, und den trägst du in dir. der Geschichte besser wird? Als Sonderberichterstatter der UNO fr an Hunger stirbt, Ja. Darum glaube ich an die Auferste- das Recht auf Nahrung (von 2000 bis 2008, hung. Das Bewusstsein wird mit dem Tod Anm. der Red.) war es mir wichtig, mit wird ermordet. So sehen zwar physisch, aber nicht geschichtlich Erfahrungsberichten wie etwa dem Buch unterbrochen. Insofern ist der Tod nur «Wir lassen sie verhungern», skandalöse die Strukturen der eine künstliche Unterbrechung des fort- Nahrungsmittelspekulationen multinatio- schreitenden Entwicklungsprozesses des naler Konzerne ofen zu legen. In meinem Weltdiktatur aus.» Bewusstseins. Und darum ist die Auferste- neuen Buch will ich Rechenschaft ablegen hung eine absolute Notwendigkeit. Dies ist darüber, wo die Wurzeln meines Denkens Was sind die «Ketten in unseren meine Glaubensüberzeugung und eine und Handelns liegen. Ich verstehe es als Köpfen», von denen Sie in Ihrem Buch Sicherheit, die uns der Glaube und die eine subjektive Autobiografie und zugleich sprechen? Vernunft gibt. als kritische Rückfrage: Was hat es bis jetzt Warum funktioniert die kannibalische Sie haben sich mal als Kommunist genützt? Insofern ist dieses Buch ganz an- Weltordnung in einer demokratisch globa- bezeichnet!… ders. lisierten Gesellschaft, wo jeder weiss, dass Das bin ich noch immer: Ein Kommu- Warum sprechen Sie von einer die Hungerflüchtlinge zu Tausenden im nist, der an Gott glaubt. «kanniba lischen Weltordnung»? Meer versinken? Warum reproduzieren wir Ist das kein Widerspruch angesichts Zwei Zahlen: Die 500 grössten Unter- Tag fr Tag in unseren Köpfen die neo- der vielen Millionen Getöteten, die nehmen der Welt kontrollierten 2014 liberale Wahnidee, die sagt, das wirtschafts- sinnlos im Krieg, an Hunger oder auf laut Weltbankstatistik 52,8 Prozent des politische Geschehen habe nichts mehr mit der Flucht gestorben sind? Welt-Bruttosozialprodukts. Diese trans- Menschen zu tun, sondern gehorche Na- Was die Führung in Moskau machte, nationalen Konzerne entfliehen jeglicher turgesetzen, sprich den «Marktkräften»? hatte nichts mit Kommunismus zu tun – so sozialer, gewerkschaftlicher oder na tio- Diese neoliberale Ideologie ist von vielen wenig wie die Borgia-Päpste, diese Schwer- nalstaat licher Kontrolle und funktionieren internalisiert worden. Deshalb sind wir uns verbrecher, etwas mit dem Evangelium zu allein nach dem Prinzip der Profitmaxi- selbst fremd geworden, wir haben unser tun hatten, obwohl sie es dauernd im Mun- mierung, wobei sie durch ihre Forschun- Bewusstsein entäussert, wie Teodor Ador- de fhrten. Die kommunistische Maxime, gen auch ei niges zum Fortschritt beitragen. no, Philosoph der Frankfurter Schule, sagt. jeder nach seinen Fähigkeiten, fr jeden Sie haben eine Macht, wie sie noch nie ein Ausdruck dieser Entfremdung ist der häu- nach seinen Bedürfnissen, ist das Organi- Kaiser, ein König, ein Papst auf dieser Erde fig zu hörende Satz: «Ich kann doch nichts sationsprinzip der kommenden Gesell- hatte. Die kannibalische Weltordnung be- tun gegen die Übermacht des Marktes.» schaft. Diesen Horizont als Sozialforma- ruht auf einem System struktureller Gewalt. Das sind die Ketten im Kopf. tion können wir aufgrund des Stadiums Schrauben die Chefs dieser Konzerne – wie Und den Christen halten Sie das unserer Entwicklung heute begreifen. Das etwa Nestlé-Chef Peter Brabeck – den Nietzsche-Diktum entgegen: «Wenn meint Kommunismus. Shareholder Value nicht um 20, 25 Prozent die Christen an Gott glauben würden, Sie haben nie ein Blatt vor den Mund pro Jahr hoch, verlieren sie ihren Posten. hätte man das gemerkt!…» genommen und die Verantwortlichen Zugleich stirbt im Süden der Welt alle fnf Die Christen müssten das Matthäus- für Ungerechtigkeiten dieser Welt Sekunden ein Kind an den Folgen des Hun- Evangelium nachlesen: «Ich war hungrig, beim Namen genannt. Das mussten gers. Und laut dem Welternährungsbericht und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war Sie teuer bezahlen, Sie wurden wegen

TagesWoche 25/15 37 übler Nachrede zu mehreren Millio- nen Franken Schadenersatz verurteilt. Sie sind insolvent, heisst es, und trotzdem lassen Sie sich nicht entmuti- gen. Was treibt Sie an? Alle neun Prozesse habe ich verloren. Das Haus, in dem wir wohnen, gehört meiner Frau. Als ich noch an der Univer- sität Genf Professor fr Soziologie war, hatte ich Lohnpfndung. Aber man stirbt nicht an Hunger. Die nervenzermürben- den Angrife damals waren fr mich und meine Familie nicht angenehm. Ich hatte Polizeischutz, zweimal gab es Sabotage an meinem Auto, in einem Fall hätten die Fol- gen tödlich sein können. Ich will diese Dinge nicht verniedlichen, aber der Kampf im Gerichtssaal macht die Dinge trans- parent. Safran, Kopp und alle diese Beute- jäger mussten vor Gericht Rede und Ant- wort stehen. Einen Banker hatte ich «Betrüger», einen anderen «Geier» ge- nannt. Auch wenn die Prozesse damals verloren gingen, würde ich sie heute ge- winnen. Der Schweizer Banken-Banditis- mus ist heute evident. Die gewaschenen Drogengelder, die Prozesse gegen die UBS und die CS in den USA sprechen eine deut- liche Sprache. Das ist vom Sachverhalt her faktisch alles bewiesen. «Der Schweizer Banken-Banditismus ist evident. Die Prozesse gegen die UBS und die CS in den USA sprechen eine deutliche Sprache.» Warum fechten Sie Ihre Verurteilun- gen dann heute nicht an? Zum einen habe ich kein Geld fr die horrenden Anwaltskosten, zum anderen wäre das nicht gut, weil es dann hiesse, der Ziegler will einfach recht haben. Mir geht es um die soziale Kontrolle der Banken. Seit 2000 habe ich Immunität aufgrund meines UNO-Mandats. Ohne diese Immunität hätte ich mein neues Buch «Ändere die Welt!» nicht in dieser Klarheit schreiben können. Auch die Angrife auf die Nah- rungsmittelspekulanten – sie töten Men- schen – hätte ich ohne politische Immuni- tät nicht in dieser Klarheit machen können. Sie sind nun 81 Jahre alt. Wie gehen Sie mit der Vorstellung um, dass es Sie eines Tages nicht mehr gibt? Ich werde erwartet, so hat es ein fran- zösischer Jesuit ausgedrückt. Ich glaube, so ist es. Die Zeichen der göttlichen Liebe sind in meinem Leben so unglaublich evident. Darum glaube ich, dass ich erwartet werde. tageswoche.ch/+kz7j1 ×

Jean Ziegler: «Ändere die Welt! Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen «Wir sind uns selbst fremd geworden, wir haben unser Bewusstsein entäussert.» FOTO: KEYSTONE müssen», C. Bertelsmann, München 2015, 288 Seiten, 26.90 Franken.

TagesWoche 25/15 38 Schlacht von Waterloo dern auch Bauern der Gegend auf die schon Toten und die noch nicht Toten, nah- Die Schlacht jährt sich zum 200. Mal men ihnen ab, was von Interesse war: vor allem die Taschenuhren, Brillen, Stiefel, und sollte auch in der Schweiz zum Goldtressen; dies mit der Konsequenz, dass viele Gefallene nackt herumlagen nationalen Erinnerungsgut gehören. und man weder den militärischen Grad noch die Nationalität der Toten feststellen konnte. Zu erinnern ist, dass sich in Waterloo keine homogenen Heermassen gegenüber standen. Auf der Seite der Alliierten waren Grund zum es Nassauer, Hannoveraner, Braunschwei- ger, Niederländer, Wallonen, eine deut- sche Legion, ein paar Briten und die gros- Online se Armee der Preussen. Die andere Seite war homogener, bestand weitgehend aus Feiern Franzosen, hatte aber auch andere Solda- ten, zum Beispiel aus der Schweiz, in ihren Reihen. Bei der Jagd nach Beute war unklar, was tageswoche.ch/ Raub und was bloss Aneignung von «lost themen/ property» war. Besonders begehrt waren Georg Kreis Zähne, die fr die Herstellung von Gebis- sen verwendet wurden. Waterloo-Zähne, weil von jungen Menschen stammend, wa- von Georg Kreis ren auf dem Londoner Markt begehrter als die üblichen Zähne von Alten und Kranken aterloo? Vielleicht denken nung am Abend, 18. Juni). Dies entspricht (oder Hingerichteten). wir bei diesem Namen auch ofenbar einem bestehenden Bedürfnis an den Londoner Mega- und ist sicher ein gutes Geschäft. Nach den Plünderern die Touristen bahnhof, der 1848 nach der Angeboten wird eine Inszenierung, von Eindrücklich war auch, wie das Wnahegelegenen Waterloo Bridge benannt der es heisst, dass es sie in dieser Grössen- Schlachtfeld nach und nach von herumlie- ist. Diese wiederum wurde 1816/1817 nun ordnung in Europa bisher noch nicht gege- gendem Papier übersät war, nachdem die aber doch in Erinnerung an die in der Nähe ben habe: 5000 Statisten, 300 Pferde und Plünderer die Taschen der Toten geleert von Brüssel ausgetragene Megaschlacht 100 Artilleriegeschütze. Man habe die Mög- hatten. Es gab zahlreiche Bibeln, aber auch vom 16. Juni 1815 benannt. lichkeit, die grossartige Rekonstruktion Jasskarten und noch nicht abgeschickte Als E. S. Creasy 1863 erstmals sein Buch von zwei unterschiedlichen Phasen der Liebesbriefe. über die 15 wichtigsten Schlachten der Schlacht «von der ersten Reihe aus» zu Den toten Pferden wurden, soweit sie Welt herausgab, bildete Waterloo selbst- beobachten. Viele Teilangebote sind be- damit versehen waren, die Huf eisen abge- verständlich den grossen Schlusspunkt. reits ausverkauft, aber ein Combi-Pass fr nommen. Reiterlose Pferde wurden als be- Verdun, Gallipoli, El Alamein, Stalingrad 92.75 Euro ist im Moment der Niederschrift sondere Gefahr bezeichnet, weil sie, von ih- u.a. sollten erst später stattfinden. Water- dieser Zeilen noch zu haben. ren Wunden geplagt, umhergaloppierten loo besiegelte das Ende der napoleoni- Das Spektakel wird das wahre Gesicht und dabei am Boden liegende Verwundete schen Gewaltherrschaft über Europa und dieses Krieges nicht zeigen, was ja auch zusätzlich verletzten. ein persönliches Desaster fr den Empe- keine erbauliche Unterhaltung wäre. Der reur. Waterloo wurde im übertragenen Schlachtverlauf von Waterloo ist schon Waterloo befreite Sinn aber nicht zum Inbegrif einer Epo- mehrfach beschrieben worden und ist ei- chenwende, sondern eben einer vernich- gentlich, wenn man kein Amateur-Feldherr die Schweiz vom tenden Niederlage, die jemand persönlich ist, von sehr beschränktem Interesse. Neu erfhrt. ist dagegen der Blick auf die von Paul Vasallenstatus, von der O’Keefe in seinem Buch «Te Aftermath» Neuauflage als grosses Spektakel (2014) aus der Sicht zahlreicher Zeitzeugen Kontinentalsperre und der Was die Dimensionen der Schlacht geschilderten Vorgänge unmittelbar nach betrift, die Zahl der eingesetzten Kämpfer, der Schlacht. Blockzugehörigkeit. Pferde und Geschütze, blieb Waterloo Soldaten berichteten über die Totenstil- hinter der Völkerschlacht von Leipzig le, die auf dem mit Toten und Verwundeten Gleich nach den Plünderern kamen die von 1813 mit ihren rund 92.000 Toten und übersäten Schlachtfeld geherrscht habe. In Touristen, zum Teil in gefhrten Gruppen, Verletzten zurück. Waterloo erhielt seinen Wirklichkeit war es aber alles andere als still. denen man zeigte, von welcher Stelle aus eindrücklichen Platz, weil das grosse und Man denke nur an die Schreie der Verletzten. Wellington seine Truppen leitete oder in dichte Gemetzel auf engstem Raum und in Aber viele hatten wegen des Artillerielärms welchem Bett welcher General sein Leben kürzester Zeit stattfand: 42.000 bis 54.000 fr Tage ihr Gehör verloren. Die Schilde- aushauchte. Aufallend viele Frauen. Tote und Verwundete an einem Tag. rungen der vielen Amputationen (mehr Bei- Vom jetzt einsetzenden Strom der Tou- Jemand hat darum rechtzeitig auf 2015 ein ne als Arme) nahmen in den zeitgenössi- risten sagt O’Keefe, dass er in den folgen- Buch mit dem Titel «Der längste Nach- schen Schilderungen einen breiten Platz den 200 Jahren nicht versiegen wird – «that mittag» gemacht, was eine Variation des ein wie auch das nicht zu bewältigende Pro- would continue for the next two centuries». «longest day»-Films von 1962 zur Invasion blem, die vielen Leichen in Massengräbern Auch Dichter (z.B. Lord Byron) oder Maler in der Normandie vom 6. Juni 1944 sein zu verscharren oder zu verbrennen. Auch (z.B. J. M. W. Turner) kreuzten auf. könnte. war von den plötzlich in grosser Zahl auf- Mit den Touristen wurde der Souvenir- In diesen Tagen kehrt die Schlacht von tauchenden Fliegen die Rede. handel (z.B. mit Uniformknöpfen) wichtig. Waterloo am ursprünglichen Schauplatz in Die Kämpfe waren noch nicht zu Ende, Als sakrale Handlung ist zu verstehen, dass Belgien über Reenactment zurück (Eröf- da stürzten sich nicht nur Mitkämpfer, son- eine Lady etwas Asche von verbrannten

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Die Inszenierung der Schlacht von Waterloo mit 5000 Statisten entspricht offenbar einem Bedürfnis. FOTO: REUTERS

Leichen britischer Gardesoldaten mit nach ten Pariser Frieden vom November 1815 hatten, plus der damalige Vorortskanton Hause nahm. mit der viel zitierten Neutralitäts- Freiburg und die Bundes- und National- Obwohl man im Waterloo-Monumen- anerkennung. ratspräsidenten. talfilm von 1970 (mit Rod Steiger als Napo- Doch: Wie 1945 der Sieg der Alliierten Dabei gab es höchstes Lob fr Napo- leon) grimmige Schweizer Söldner weinen indirekt dafr sorgte, dass die Schweiz leon, also den Mann, der mit der mörderi- sah, sollen bei Waterloo keine Schweizer unabhängig blieb, gewann die Schweiz schen Schlacht vom Juni 1815, nachdem er gekämpft haben. Ein Schweizer Bataillon bereits 130 Jahre zuvor ihre Unab- schon einmal stillgelegt worden war, eine wurde im 20 Kilometer entfernten Wavre hän gigkeit dank dem Sieg der damaligen Rückkehr (Comeback) versuchte und dort, jedoch durchaus dem Ruf der tapferen und Alliierten. wie gesagt, sein «persönliches Waterloo» tüchtigen Eidgenossen gerecht und besieg- erlebte. te dort die aufgestellten preussischen Schweizer Lob für Napoleon tageswoche.ch/+4lf6n × Truppen. Waterloo befreite die Schweiz vom Zu Hause hatte man an diesen Helden Vasallenstatus, von den Zwangsrekrutie- ANZEIGE aber keine Freude: Sie wurden ofziell von rungen von immerhin 123000 Mann fr weiteren Solddiensten ausg eschlossen, die französische Armee, von der Kontinen- und die Ofziere verloren ihr Heimatrecht. talsperre, Warenlieferungen, der neutrali- OPEN Gleiches hatten die Ofziere, die sich auf tätswidrigen Blockzugehörigkeit und HOUSE der Gegenseite den Alliierten zur Ver- anderem mehr. Andererseits hatte die fügung gestellt hatten, wohl nicht zu Schweiz, was die innenpolitische Ord- befrchten. nung betrift, N apoleon einiges zu ver- Samstag, Der Ausgang der Schlacht von Water- danken. Darum ist die Grundeinstellung loo hatte tiefgehende Konsequenzen diesem Gewaltherrscher gegenüber be- 27.06.15 auch für die kleine Schweiz. Sieg der merkenswert positi v. Das zeigte sich, als einen und Niederlage der anderen hätten man 2003 das 200-Jahr-Jubiläum zur Me- 11-15h in der Schweiz eigentlich bejubelt werden diationsakte beging. moderne 31/2 -51/2 müssen. Läuteten damals – wie 1945 – die Verständlicherweise machte sich im Glocken? Februar 2003 eine Delegation von 60 Re- Zimmerwohnungen mit Darüber wird nichts berichtet. Das präsentanten der Eidgenossenschaft auf grossen Terrassen in 4242 gängige Geschichtsnarrativ hüpft vom den Weg nach Paris: die sechs Kantone Laufen (Röschenzstrasse) Wiener Kongress mit den Bestimmungen Aargau, Graubünden, St. Gallen, Tessin, Folgen Sie den Atmoshaus Wegweisern. vom März 1815 zum Umfang des schwei- Thurgau und Waadt, die alle ihre Atmoshaus AG / wiesenblick-laufen.ch zerischen Territoriums direkt zum Zwei- Anerkennung Napoleon zu verdanken

TagesWoche 25/15 40 Spanien Als Spaniens neue Bürgermeister vergangenes Wochenende ihr Amt antraten, richteten sich alle Blicke auf Madrid und Barcelona. Dort haben künftig zwei Frauen das Sagen. Zwei Revolutionärinnen ziehen ins Rathaus

von Julia Macher

arcelonas Bürgermeisterin statt Kellner mit Häppchen warteten in Liste «Barcelona en Comú» zur stärksten bereitete der Protokollabtei- den Nebensälen Erzieherinnen mit Vorle- Fraktion gewählt, sie stellt elf von 41 Stadt- lung schon vor Antritt Kopfzer- sebüchern, damit niemand wegen quen- räten. Eine beachtliche Leistung, die sich brechen. Ada Colau hatte mal gelnder Kleinkinder den feierlichen zum Teil durch Colaus Popularität erklärt: Beben die traditionelle Sitzordnung auf Moment verpasste. So gab Colau, selbst Fünf Jahre lang war die 41-jährige Barcelo- den Kopf gestellt: Bei ihrer Amtseinfh- Mutter eines vierjährigen Sohns, gleich nerin Sprecherin der Plattform der Hypo- rung hatten Erzbischof und Militär ein in der ersten Minute ihrer Amtszeit ein thekengeschädigten. Im grünen T-Shirt der paar Stuhl reihen nach hinten zu rücken, Beispiel fr lebensnahe Politik. Protestbewegung stellte sie sich vor Woh- das schaft Platz fr Vertreter der Platt- Bei den Kommunalwahlen Ende Mai nungstüren, wenn das Räumkommando form der Hypothekengeschädigten. Und wurde ihre vor zehn Monaten gegründete anrückte, brachte 2013 ein Volksbegehren

Die 71-jährige parteilose Linke Manuela Carmena löst nach 24 Jahren die Konservativen in Madrid ab. FOTO: REUTERS

TagesWoche 25/15 41 zur Änderung des Hypothekenrechts ins Parlament. Genauso entscheidend fr den Wahl- sieg aber war der Charakter der Formation. «Barcelona en Comú» ist ein Zusammen- schluss von Sozialinitiativen, unterstützt von der Linkspartei Podemos und den katalanischen Grünen. Doch Parteimit- glieder spielten auf der Liste kaum eine Rolle, stattdessen standen da Namen von stadtbekannten Aktivisten und Sozial- rechtlern. Auch die Madrider Liste «Ahora Madrid» verzichtete auf Parteiprominenz, auch ihr gelang ein Überraschungserfolg. Mithilfe der Sozialdemokraten wird die parteilose Linke Manuela Carmena Bürgermeisterin. Die 71-Jährige löst nach 24 Jahren die Konservativen ab. Beiden Listen in Madrid und Barcelona gelang ohne Politprominenz ein Überraschungserfolg. Die pensionierte Richterin mit den grossen Ohrclips und dem mild-ver- schmitzten Grossmutter-Lächeln und die impulsive Rednerin Colau, Aktivistin und ehemalige Hausbesetzerin: Das ungleiche Paar repräsentiert die Breite des politi- schen Unbehagens im korruptions- und krisengeschüttelten Land. Ihr Sieg ist der Beweis, dass das Zwei-Parteien-System in Spanien ausgedient – und eine Empörten- bewegung ihren Platz erobert hat. Wenn Carmena und Colau während des Wahl- kampfes gemeinsam auftraten, kehrte die Menge den Slogan der Bewegung «Nein, sie repräsentieren uns nicht» ins Gegen- teil um: «Diese beiden repräsentieren uns sehr wohl.» Die beiden Frauen unterscheidet nicht nur ihr Stil: Als Colau ein Jahr vor dem Tod Die 41-jährige Ada Colau ist neu Bürgermeisterin von Barcelona. FOTO: REUTERS des Diktators Francisco Franco geboren wurde, hatte Carmena sich bereits einen Carmena hat ihr Gehalt und das ihrer wählt Spanien ein neues Parlament, das Namen als Anwältin oppositioneller Stadträte um mehr als die Hälfte, auf Abschneiden der neuen Parteien wie Pode- Arbeiterführer gemacht, die Richterin 45#000 Euro brutto, gekürzt; der Rest wird mos hängt auch von den Testläufen in den Carmena kennt sich aus in den Institutio- gespendet. Grossstädten ab. nen, Colaus politische Referenzen sind Dabei wird der Wandel vermutlich weni- die Anti-Globalisierungsbewegung und Der Wandel wird nicht ger radikal ausfallen, als gewünscht oder die Wohnraumproteste. gefürchtet. Weder werden in der spani- Sie haben aber auch viel gemeinsam: so radikal ausfallen schen Hauptstadt sowjetisch inspirierte Beide versprechen, ihre Städte dezentral Räte die Macht übernehmen, noch wird zu regieren, mit mehr Befugnissen fr die wie gewünscht oder man in der katalanischen Metropole einzelnen Distrikte, grösserer Bürgerbetei- Touristen und Geschäftsreisende aus der ligung bei strittigen Fragen und enger gefürchtet. Stadt jagen. Zusammenarbeit mit Nachbarschaftsver- Bisher setzen die Revolutionärinnen im einen. Die Wasserversorgung soll rekom- Colau begrenzt ihr Salär und das aller Rathaus jedenfalls auf Pragmatismus. Als munalisiert beziehungsweise Preise und Amtsträger auf 2200 Euro, verzichtet auf Barcelonas Bürgermeister als letzte Amts- Qualität sollen stärker von der Stadt kont- Diäten und Dienstwagen. «Eine Bürger- handlung den Vertrag mit dem seit 2006 in rolliert werden, ebenso der Strom. meisterin muss doch den öffentlichen der Stadt ansässigen Mobile World Con- Nahverkehr kennen», sagt Colau. Wir- gress verlängerte, applaudierte auch Colau. Den eigenen Lohn gekürzt kungsmächtige politische Gesten, die Vor dem Rathaus protestierten derweil die Ein städtischer Wohnungspark und manche als Populismus empfinden, ohne Subunternehmer der spanischen Telefoni- runde Tische mit Justiz und Banken sollen die ihr Programm aber an Glaubwürdig- ca. Um deren Forderungen Gewicht zu ver- in beiden Städten verhindern, dass keit verlöre. Die ist ein zentraler Wert im leihen, hat Colau die Geltungsdauer des zwangsgeräumte Familien auf der Strasse Politikverständnis von Spaniens neuer rathausinternen Vertrags mit der Telefon- stehen. Und – beide Bürgermeisterinnen Linken. An ihr wird man sie messen, nicht gesellschaft gekürzt. haben den Rotstift bei sich angesetzt: nur auf kommunaler Ebene. Im Herbst tageswoche.ch/+5cmvz ×

TagesWoche 25/15 BASEL CAPITOL • WOMAN IN GOLD [12/10 J] • USBRENNT – KURZFILM 18.00/20.30— VON RETO ZIEGLER Kinoprogramm Steinenvorstadt 36 kitag.com FR/MO/DI: 13.00/15.30 E/d/f SO: 11.00 D • JURASSIC WORLD [12/10 J] • MISS BODYGUARD [12/10 J] 15.00/18.00/21.00 E/d/f 18.00— SPUTNIK FR/MO-MI: 14.00/16.00— Poststr. 2 palazzo.ch Basel und Region • SPY – SUSAN COOPER D UNDERCOVER [14/12 J] SA/SO: 11.30/13.30 E/d/f • WOMAN IN GOLD [12/10 J] 15.00/18.00/21.00 • MAD MAX: E/d/f FURY ROAD – 3D [14/12 J] FR/SA: 18.00 19. bis 25. Juni KULT.KINO ATELIER FR/SA/MO/MI: 20.00— • LEARNING TO DRIVE [12/10 J] SA/SO: 15.30—SA: 22.30 D FR-MO: 20.15 E/d Theaterstr. 7 kultkino.ch FR: 22.30—SO/DI: 20.00 E/d/f • OSTWIND 2 [6/4 J] • IM JUNI BLEIBEN • TAKE THAT SA/SO/MI: 15.00 D ANZEIGEN DIE KULT.KINO ATELIER LIVE 2015 [12/10 J] • GIOVANNI SEGANTINI – WEGEN UMBAU FR: 21.00 E MAGIE DES LICHTS [8/6 J] GESCHLOSSEN • POLTERGEIST – 3D [16/14 J] SO: 11.00—DI/MI: 20.15 D FR/SA: 23.00 D • KÜHE, KÄSE UND KULT.KINO CAMERA • OSTWIND 2 [6/4 J] DREI KINDER [0/0 J] Rebgasse 1 kultkino.ch SA/SO: 10.45— SO/MO: 18.00 Rätoroman/d SA/SO/MI: 13.00/15.30 D • WINNA – • VICTORIA [12/10 J] • RICO, OSKAR UND WEG DER SEELEN [16/14 J] FR/SA/MO-MI: 14.15/20.30— Dialekt E/d DAS HERZGEBRECHE [6/4 J] DI/MI: 18.00 SO: 13.15/19.30 SA/SO: 10.45—SA/SO/MI: 13.00 D • GIOVANNI SEGANTINI – SISSACH PALACE MAGIE DES LICHTS [8/6 J] PATHÉ PLAZA FR/SA/MO-MI: 14.30/18.30— Felsenstrasse 3a palacesissach.ch SO: 13.30/17.30 D Steinentorstr. 8 pathe.ch • GIOVANNI SEGANTINI – • BOUBOULE [10/8 J] • PITCH PERFECT 2 [10/8 J] MAGIE DES LICHTS [8/6 J] FR/SA/MO/DI: 16.30—SO: 15.30 15.30/18.00— FR/SO-MI: 18.00 D F/d FR/MO/DI: 13.00— • JURASSIC • HEDI SCHNEIDER SA/MO/MI: 20.30 D WORLD – 3D [14/12 J] STECKT FEST [10/8 J] FR/SO/DI: 20.30 E/d/f FR/SA: 20.30—SO: 15.00 D FR/SA/MO-MI: 17.00—SO: 15.45 D • HOME – EIN • JURASSIC WORLD [14/12 J] • CAPITAINE SMEKTAKULÄRER TRIP – 3D SO-MI: 20.30—MI: 15.00 D THOMAS SANKARA [8/6 J] [0/0 J] FR/SA/MO-MI: 18.50—SO: 17.45 SA/SO/MI: 13.30 D F/d • DAS EWIGE LEBEN [12/10 J] REX FR/SA/MO-MI: 20.45—SO: 19.45 D Steinenvorstadt 29 kitag.com • DAWN [16/14 J] • MAD MAX: SO: 11.15 Hebräisch/d FURY ROAD – 3D [14/12 J] 14.00/17.00—FR-MO/MI: 20.00 IN ANWESENHEIT E/d/f VON ROMED WYDER • JURASSIC • KÜHE, KÄSE UND WORLD – 3D [12/10 J] DREI KINDER [0/0 J] E/d/f SO: 11.30 Rätoroman/d 14.30/17.30/20.30 • Swisscom Männerabend: TED 2 KULT.KINO CLUB E/d/f Marktplatz 34 kultkino.ch DI: 20.00 • LOVE ISLAND [16/14 J] STADTKINO 16.15/21.00 Ov/d/f Klostergasse 5 stadtkinobasel.ch • LEARNING TO DRIVE [12/10 J] E/d • THE ASPHALT 18.30 JUNGLE [16/14 J] • PEPE MUJICA – E/d/f EL PRESIDENTE [16/14 J] FR: 17.30—SO: 13.00 Ov/d/f • Filmprogramm: AN EVENING SO: 14.15 WITH DUNCAN CAMPBELL NEUES KINO FR: 20.00 • UNDERGROUND [16/14 J] Klybeckstr. 247 neueskinobasel.ch SA: 15.15 Ov/d/f • STUDIES ON HOW • PEGGY GUGGENHEIM: TO VIEW LANDSCAPE ART ADDICT MOVIE & D I N E FR: 21.00 Ov SA: 19.30 Ov/d • TO TASTE THE GROUND • CHAT NOIR, PATHE KÜCHLIN | FR, 14. AUGUST | FILM: 20.30 UHR (Edf) FR: 21.01 ohne Dialog CHAT BLANC [12/10 J] • GREEN DREAM SO: 15.15 Ov/d/f ÖFFNUNG CINE DELUXE: 20.00 UHR FR: 21.02 Ov/e • THE MISFITS [12/10 J] SO: 17.45 E/d PATHÉ KÜCHLIN • THE NIGHT Steinenvorstadt 55 pathe.ch OF THE IGUANA [16/14 J] SO: 20.15 E/sp/d • JURASSIC WORLD [12/10 J] SOMMERPAUSE 12.30—SA/SO/MI: 15.15 D BIS 26. AUGUST 2015 • JURASSIC WORLD – 3D [12/10 J] STUDIO CENTRAL 12.45/15.30/18.15/20.50— FR/SA: 23.30—SA/SO: 10.00 D Gerbergasse 16 kitag.com 17.50/20.30—FR/MO/DI: 15.15— • THE AGE OF ADALINE FR/SA: 23.10—SA/SO: 09.50 E/d/f [12/10 J] • SPY – SUSAN COOPER 17.15/20.00—SA/SO: 14.30 E/d/f UNDERCOVER [14/12 J] 12.45/15.15—FR/SO/DI: 17.45— FRICK MONTI FR: 23.40—SA/SO: 10.00— Kaistenbergstr. 5 fricks-monti.ch SA/MO/MI: 20.15 D SA/MO/MI: 17.45—SA: 22.50— • JURASSIC SO/DI: 20.15 E/d/f WORLD – 3D [12/10 J] • BIG GAME [12/10 J] FR-MO/MI: 20.15 D 13.00/15.30—FR/SO/DI: 18.00— • CHEF [8/6 J] FR/SA: 22.50—SA/SO: 10.30— SA: 17.00—MO: 18.00 E/d/f SA/MO/MI: 20.30 D • SPY – SUSAN COOPER FR/SO/DI: 20.30— UNDERCOVER [14/12 J] TICKETS: CHF 89.– PRO PERSON SA/MO/MI: 18.00 E/d SO: 17.00 D Der Preis beinhaltet ein mehrgängiges Flying Dinner, Cüpli, Rot- und Weisswein, Bier, • SAN ANDREAS – 3D [12/10 J] Mineral, Kaffee à discretion und Filmbesuch. LIESTAL ORIS 15.30/18.00— Tickets sind an der Kinokasse und online erhältlich. Anzahl Plätze limitiert. FR/MO/DI: 13.00—FR: 23.10— Kanonengasse 15 oris-liestal.ch SA/MO/MI: 20.40 D FR/SO/DI: 20.40—SA: 23.10 E/d/f • JURASSIC PATHE KÜCHLIN pathe.ch/basel • THE AGE OF ADALINE [12/10 J] WORLD – 3D [12/10 J] 13.00/15.30—FR/SO/DI: 18.00— FR-SO: 20.15 D FR/SA: 22.50—SA/SO: 10.30— • JURASSIC WORLD [12/10 J] SA/MO/MI: 20.30 D SA/SO: 17.30—MO-MI: 20.15 D FR/SO/DI: 20.30— • RICO, OSKAR UND SA/MO/MI: 18.00 E/d/f DAS HERZGEBRECHE [6/4 J] SA/SO/MI: 15.00 D

TagesWoche 25/15 43 Kultwerk #186 Viele ihrer Melodien und Ideen waren schlicht zu abgefahren fr den Massenge- schmack. Und auch den Fans setzte ihre Mit «Kimono My House» gelang ihnen Experimentierfreude manchmal zu. Aus- flüge in Stilrichtungen wie Discopop, Big- 1974 der Durchbruch. Jetzt sind die Band-Swing oder Musical vertrieben eini- ge Sparks-Anhänger. Andere, gerade auch Sparks mit Franz Ferdinand unterwegs. Musiker, schätzten die Band aber fr diese Vielseitigkeit und Unberechenbarkeit. Was immer blieb: Ihr herrlicher Hang zum Humor. Den haben die Sparks nie ver- loren. Sie scheuten sich letztes Jahr auch nicht, ein Amateur-Handyvideo zu veröf- Die schrägen fentlichen, das Sänger Russell in einer japa- nischen Karaoke-Bar zeigt – ofenbar hat er ihren alten Hit im Repertoire entdeckt und sich dazu verleiten lassen, «Tis Town …» Brüder aus L.A. nachzusingen. Fantastisch! Live in der Schweiz Ebenso fantastisch sind die jüngsten News: Die Sparks haben mit der schotti- von Marc Krebs schen Popband Franz Ferdinand gemein- same Sache gemacht und ein aufge- itler ist im Fernsehen!», jauchzt House» ein vollendetes Werk. So etwa fr nommen. «FFS» ist seit zwei Wochen er- John Lennon, als er 1974 die einen 15-jährigen Popfan, dessen Leser- hältlich – und man sollte es sich anschafen, TV-Sendung «Top of the Pops» brief am 14. Juni 1974 im «New Musical Ex- denn es ist über weite Strecken grossartig. schaut. Hitler heisst eigentlich press» erschien: «Heute habe ich mir die Auch mit knapp 70 Jahren kämpfen die HRon. Mit seinem Schnäuzelchen, der streng Platte des Jahres gekauft (…) Jeder Track ist beiden Brüder auf wohltuende Art gegen gekämmten Frisur und dem irren Blick brillant.» Absender: Steven aus den Bierernst in der Popmusik. Das mani- könnte er aber durchaus mit dem Diktator Manchester. Ja genau, der Morrissey. Fan festiert sich allein in selbstironischen persönlich verwechselt werden. Oder aber des und der Sparks ist der noch im- Nummern wie «Collaborations Don’t mit den Komikern Groucho Marx und mer. Und damit nicht allein. Auch Björk, Work», womit sie allen Kritikern von Be- Charlie Chaplin. Arcade Fire oder MGMT gehören zu den ginn weg den Wind aus den Segeln nehmen. Sparks heisst die Band, bei der dieser grossen Bewunderern. Oder aber mit dem absichtlich doppeldeu- als Pianist und Songwriter tätig Den Sparks gelang es, witzige Texte und tigen Song «Call Girl». Ganz zu schweigen ist. Während er beim Playback irr drein- Geschichten mit Spielwitz und Teatralik von Bonustracks wie dem schwarzhumori- schaut, verrenkt sich sein Bruder Russell zu kombinieren. Und das zu Zeiten, bevor gen Song mit dem Refrain «So Many physisch und gesanglich – ein Sänger mit Freddie Mercury die «Bohemian Rhapso- Bridges in the World to Jump Of of». Hang zum Falsett. «Tis Town Ain’t Big dy» schrieb. Ja, Queen waren in ihren An- Am 8. Juli kann man die Sparks nach lan- Enough For the Both of Us» singt er. Diese fngen gar Vorgruppe, als die Sparks im ger Zeit wieder mal in der Schweiz sehen: Textzeile könnte aus einem Western stam- Londoner Marquee auftraten. Dann präsentieren sie ihre Kollaboration men. Wäre da nicht diese schräge Perfor- Im Gegensatz zu vergleichbar exzentri- mit Franz Ferdinand live im Zürcher X-Tra. mance, diese Mischung aus Protopunk, schen britischen Bands wie eben Queen Es ist vielleicht das letzte Mal, dass die Kali- Pop und Pomp, die dem Ganzen eine herr- oder blieben die Sparks immer fornier auf Europa-Tour zu erleben sind. lich eigenartige, absurde Note verleiht. Kultband, wurden nie wirklich Popstars. tageswoche.ch/+4b7r2 × Dass die Sparks aus Los Angeles 1974 den Durchbruch schaften, hat einige Leu- Dieses Kultwerk sollte man auf Vinyl besitzen: «Kimono My House» von den Sparks. te überrascht. Als sie «Tis Town Ain’t Big Enough …» in einem Londoner Tonstudio aufnahmen, schaute Elton John zufllig vorbei. Der Sänger wettete, dass es dieser Song nie in die Hitparade schafen würde.

Prominente Fans und viel Humor Auch die Plattenfirma der Sparks war skeptisch. Aus gutem Grund. In der Heimat, den USA, waren die Brüder mit ihrer Musik kommerziell durchgefallen. Das britische Label Island gab ihnen zwar eine zweite Chance, zögerte aber, eine Platte herauszu- bringen. Es herrschte gerade Energiekrise und Vinyl war teuer. Eine Grosspressung fr einen weiteren Flop? Riskant. Dennoch brachte diese schräge Nummer schliesslich heraus. Und prompt trafen die Sparks mit ihrer kunst- vollen Rock-Teatralik den Nerv der Zeit. Man konnte sie im Zug des Glamrock ver- markten. Sie schaften es ins Fernsehen, in die Charts, und mit dem zugehörigen Al- bum verschaften sie sich grossen Respekt. Für manche Popfans war «Kimono My

TagesWoche 25/15 Impressum

TagesWoche Chefredaktion (Praktikantin), Jonas Grieder Korrektorat Leitung Werbemarkt 5. Jahrgang, Nr. 25; Dani Winter (Redaktionsleiter), (Multimedia-Redaktor), Yves Binet, Balint Csontos, Kurt Ackermann verbreitete Auflage: Remo Leupin (Leiter Print) Christoph Kieslich, Chiara Paganetti, Werbemarkt 36%750 Exemplare (prov. Wemf- Digitalstratege Marc Krebs, Felix Michel, Irene Schubiger, Cornelia Breij, beglaubigt, weitere Infos: Tom Nagy Hannes Nüsseler (Produzent), Martin Stohler, Hana Spada, tageswoche.ch/+sbaj6), Creative Director Matthias Oppliger, Dominique Tommen Tel. 061 561 61 50 Gerbergasse 30, Hans-Jörg Walter Jeremias Schulthess, Lesermarkt Unterstützen Sie unsere Arbeit 4001 Basel Redaktion Andreas Schwald, Tobias Gees mit einem Jahresbeitrag Herausgeber Amir Mustedanagić Dominique Spirgi, Abodienst Supporter: 60 Franken pro Jahr Neue Medien Basel AG (Leiter Newsdesk), Samuel Waldis Tel. 061 561 61 61, Enthusiast: 160 Franken pro Jahr Redaktion Reto Aschwanden Redaktionsassistenz [email protected] Gönner: 500 Franken pro Jahr Tel. 061 561 61 80, (Leiter Produk tion), Béatrice Frefel Verlag Mehr dazu: tageswoche.ch/join [email protected] Renato Beck, Antonia Brand Layout/Grafik Olivia Andrighetto, (Praktikantin), Tino Bruni Petra Geissmann, Tel. 061 561 61 50, Druck Die TagesWoche erscheint (Produzent), Lea Dettli Daniel Holliger [email protected] Zehnder Druck AG, Wil täglich online und jeweils am (Praktikantin), Yen Duong, Bildredaktion Geschäftsleitung Designkonzept und Schrift Freitag als Wochenzeitung. Karen N. Gerig, Laura Goepfert Nils Fisch Tobias Faust Ludovic Balland, Basel 45 Wochenendlich in Malta anhand des schachbrettartigen Gitternet- zes der Strassen und der rund um die zwi- schen zwei Naturhäfen eingebettete Stadt Es gibt kaum einen Flecken auf Erden, verlaufenden, mächtigen Befestigungs- mauern bis heute gut erkennbar ist. der so vieles auf so kleinem Raum Neben den vielen Höhepunkten, die alleine die Strassenzüge Vallettas zu bieten beherbergt wie die britische Ex-Kolonie. haben (dabei geht es stets bergauf und -ab), sollte man auf jeden Fall die Hauptkirche der Stadt besuchen. Diese trägt den seltsa- men Titel Co-Kathedrale (Malta hatte 1566 in der damaligen Hauptstadt Mdina bereits eine Kathedrale, deren Titel man scheinbar Voll schön nicht aberkennen wollte). Die Kirche wirkt von aussen eher schmucklos, im Innern ist sie aber ungeheuer, ja fast etwas übertrie- ben prunkvoll gestaltet. Mich haben dabei von Lukas Mannhart vor allem die fast 400 reich mit Marmor verzierten Grabplatten der beigesetzten ie gute Nachricht zuerst: Im Dabei ist es ein Plus, dass eine der vielen Ordensritter beeindruckt. Sommerhalbjahr fliegt Billig- Attraktionen, die maltesische Sprache, viel flieger EasyJet die Destination Aufmerksamkeit verdient. Diese hat ihren Fahren, wo Schatten ist Malta von Milano Malpensa Ursprung im Arabischen und klingt im Ohr Als Nächstes sollte man die imposanten, Dan. So ist zwar die Reise Malpensa–Malta fr mich auch so, doch wird sie dabei in teils bizarren Küstenabschnitte der Insel zeitlich weniger aufwendig als Basel–Mal- lateinischen Buchstaben geschrieben. So bewundern. Für Badeferien ist Malta eher pensa, dafr aber auch billiger. kann man sich die ständige Warterei gut ungeeignet, die wenigen Sandstrände sind Bei der Reiseplanung wurde mir sehr verkürzen, indem man irgendwelche Hin- meist sehr schnell überfllt. Ein Auto zu schnell klar, dass ich auf der Insel ungeheu- weisschilder zu entzifern versucht, was mieten, traute ich mir nicht zu. Auf der In- er viele Dinge besichtigen will. dank der vielen europäischen Lehnwörter sel herrscht Linksverkehr, der Malteser be- Dabei hat Malta den Vorteil, dass es mit sogar ab und zu gelingt. hauptet allerdings von sich selber, auf der seinen 4501000 Einwohnern wirklich sehr Strassenseite zu fahren, wo Schatten ist klein ist (der Kanton Basel-Land ist flächen- Eine Stadt wie ein Schachbrett (und so muss man sich den Verkehr auch mässig grösser), man kommt schnell rum Nicht verpassen sollte man die Haupt- etwa vorstellen). auf der Insel. Der Nachteil dabei: Es ist stadt Valletta, die mit ihren bloss 6000 Ein- Trotz der überfllten Busse kommt man eines der am dichtesten besiedelten Länder wohnern zu den prunkvollsten Städten in meist kurzer Zeit an viele atemberauben- auf der Welt (auch ohne Einberechnung all der Welt zählt. Gegründet wurde die Stadt de Felsformationen. Der vielen Leute der Touristen). So kann es vorkommen, erst im Jahre 1566, um die Insel vor weite- wegen kann man diese freilich nicht fr dass der Linienbus gar nicht mehr anhält, ren Angrifen des Osmanischen Reiches zu sich alleine geniessen, die eindrücklichen um weitere Passagiere aufzunehmen, weil verteidigen. So gilt sie als erste von Grund Bilder lohnen die Reise aber allemal. einfach keiner mehr rein kommt. auf durchgeplante Stadt Europas, was tageswoche.ch/+7lz2s ×

Anstossen (Wein) Maltas bizarre Felsformationen allein sind eine Reise wert. FOTO: LUKAS MANNHART Der maltesische Wein glänzt mit einer hohen Qualität. Da die Anbaugebiete knapp sind, ist er nicht besonders preiswert, aber unbedingt zu probieren.

Anstossen (Bier) Hier haben die ehemaligen Kolonial- herren eine erfreuliche Vielzahl ver- schiedener Gerstensäfte hinterlassen. Immer empfehlenswert (ich habe viele degustiert).

Anstossen (alkoholfrei) Malta hat seinen eigenen Softdrink: Kinnie. Die stark an Chinotto erin- nernde Limonade hat zu meinem Erstaunen noch nicht ihren Siegeszug um die Welt angetreten.

Anschauen (Fussball) Die oberste maltesische Fussballliga hat mehr Clubs als Stadien. So finden meist zwei oder gar drei (grotten- schlechte, aber unterhaltsame) Spiele hintereinander statt.

Anschauen (Pferderennen) Ausser im Sommer (da ist es einfach zu heiss) finden jeden Sonntag auf dem Marsa Race Track Rennen statt.

TagesWoche 25/15 46 Zeitmaschine Zamometić, vormaliger Erzbischof der nordalbanisch-montenegrinischen Grenz- landschaft Krajina, hatte am 25. März 1482 Andrea Zamometić rief 1482 im Basler im Chor des Basler Münsters zur Durch- fhrung eines Kirchenkonzils aufgerufen. Münster zu einem K irchenkonzil auf – Dies kam einem direkten Angrif auf Papst Sixtus IV. (1414–1484) gleich, den Zamometić und endete im Spalenschwibbogen. schon früher kritisiert hatte. Der Papst setzte alle Hebel in Bewe- gung, um die Gefangennahme und Aus- lieferung Zamometić’ zu erwirken. Damit hatte er bei den Baslern zunächst keinen Erfolg. Am 1. Mai 1482 stellte sich die Das Gefngnis Regierung vielmehr schützend vor Zamometić und gewährte ihm Sicherheit und Geleit. Darauf erhöhte Papst Sixtus IV. den Druck. Im September wurde über Basel am Spalenberg das Interdikt verhängt, im November die Exkommunikation ausgesprochen, im Dezember gar eine Kreuzzugsbulle gegen die Stadt verfasst. von Martin Stohler Machtprobe mit dem Papst Derweilen hatte sich das Blatt von And- uf dem Basler Spalenberg stand Heute erinnert nur noch eine rote Mar- rea Zamometić allerdings längst gewendet. früher ein Torturm, der Spalen- kierung auf der Höhe der Liegenschaften Für seine Machtprobe mit dem Papst hatte schwibbogen. Erbaut hatte man Spalenberg 64 an das einstige Gebäude. Der er weder in kirchlichen noch in weltlichen ihn im 13. Jahrhundert als Teil Spalenschwibbogen diente nicht nur als Kreisen die notwendige Unterstützung Ader inneren Stadtmauer. 1838 erwarb der Stadttor. Im Turm mit den massiven Mauern gefunden. Auch Kaiser Friedrich III. (1415– Maurermeister Remigius Merian den gab es auch mehrere Gefngniszellen. In 1493) liess Zamometić im Regen stehen. Turm, um ihn abzureissen und die Steine einer davon wurde seinerzeit auch Andrea Ganz aus dem Spiel nehmen wollte sich wiederzuverwerten. Zamometić (1420–1484) gefangengehalten. Friedrich III. aber auch nicht: Im Oktober wies er die Basler an, in Sachen Zamometić nichts ohne kaiserliche Verfügung zu Hier stand einmal ein Turm: Markierung am Spalenberg. FOTO: HANS-JÖRG WALTER unternehmen. Der Kaiser und der Papst einigten sich 1483 darauf, dass die Bestrafung Zamometić’ in Basel zu erfolgen habe. Im Dezember dann gab der Kaiser den Baslern den Befehl, den Papstkritiker zu verhaften. Der Basler Rat prüfte an zwei Sitzungen den Fall und beschloss, dem Befehl nachzukommen. Darauf fhrten am 21. Dezember 1482 Stadtknechte Zamometić zum Spalenschwibbogen, wo man den Unglücklichen in Fesseln legte. Damit war die Sache fr Basel und Zamometić noch nicht ausgestanden. Rom verlangte weiterhin die Ausliefe- rung. Schliesslich einigten sich Kaiser und Papst Ende 1843 darauf, dass die Bestrafung in Basel zu erfolgen habe. Ge- plant war, dass Andrea Zamometić fr den Rest seiner Tage im Eseltürmlein beim Barfsserplatz eingekerkert werden sollte. Dem Vollzug dieses Urteils kam Zamometić zuvor. Am 13. November 1484 fand man ihn erhängt in seiner Zelle im Spalenschwibbogen. Als Selbstmörder verweigerte man ihm ein christliches Begräbnis. Seine Leiche warf man in den Rhein. tageswoche.ch/+wvd4t ×

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WAS WIRKLICH ZÄHLT, MERKT MAN ERST, WENN ES NICHT MEHR DA IST. Mit ihren zerstörerischen Fangmethoden bringt die Fischereiindustrie dutzende Fischarten der- massen unter Druck, dass diese kurz vor dem Aussterben stehen. Im Mittelmeer ist der Be- stand des Blauflossenthuns um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. greenpeace.ch/meere UNTERSTÜTZEN SIE UNS MIT EINER SMS SPENDE: Bsp. CHF 20.–: «GP MEERE 20» an 488 senden CHF 1.– bis CHF 99.– möglich – Ihre Telefonnummer wird nicht weiter verwendet.