63. Jahrgang

Verlag der Evang. Gesellschaft Postfach 103852 70033 Stuttgart

Nach den Ursachen fragen: Zum Rechtsextremismus

Kommunikation mit dem Göttlichen? Zum Phänomen „Channeling"

Informationstechnik als Herausforderung

Universelles Leben (UL): Neue Aktivitäten aus dem Würzburger Raum

Evangelische Zentralstelle

^ T für Weltanschauungsfragen INHALT

ZEITGESCHEHEN

Nach den Ursachen fragen: Zum Rechtsextremismus 337

IM BLICKPUNKT

Matthias Pöhlmann Kommunikation mit dem Göttlichen? Zum Phänomen „Channeling" 339

BERICHTE

Axel Seegers Informationstechnik als Herausforderung 355 Michael Fragner Universelles Leben (UL) Neue Aktivitäten aus dem Würzburger Raum 359 Ernst Ludwig Ehrlich Juden in Deutschland heute 364

INFORMATIONEN

Psychologie / Psychotherapie Transpersonale Psychologie auf dem Vormarsch 367 Hellinger im Aufwind 368 Transzendentale (TM) Neue Entwicklungen 368 Scientology Wirtschaftliche Verflechtungen mit Scientology 370 Anthroposophie Wieder leichte Zunahme der Waldorfschüler 371

BÜCHER

Irmgard Oepen, Krista Federspiel, Amardeo Sarma, Jürgen Windeler (Hrsg.) Lexikon der Parawissenschaften 373 Karl-Josef Kuschel Vom Streit zum Wettstreit der Religionen 374 Karlheinz A. Geißler Vom Tempo der Welt 375 Reinhard Kirste, Michael Klöcker, Paul Schwarzenau, Udo Tworuschka (Hrsg.) Vision 2001 - Die größere Ökumene 375 dem Rechtsextremismus zugrunde liegen- ZEITGESCHEHEN den ideologischen Annahme der Un- gleichheit der Menschen? Wie kommt es Nach den Ursachen fragen: Zum Rechts- dazu, dass sich die eigene Gruppe als Ge- extremismus. In den letzten Monaten genwelt einer offenen und durch Plurali- wurden zeitweilig fast täglich rechte Ge- sierungsprozesse geprägten Gesellschaft walttaten in den Medien gemeldet, insbe- etabliert, ausbricht aus dem demokrati- sondere in Ostdeutschland, wo der Aus- schen Konsens und mit nationalistischen, länderanteil bekanntlich vergleichsweise rassistischen und antisemitischen Grün- gering ist. Zeitungen dokumentierten den die Abwertung und Verneinung des Chroniken und Tatorte fremdenfeindlicher Anderen und Fremden betreibt und im Gewalt, die darauf hindeuten, dass die äußersten Fall vor seiner Vernichtung Hemmschwellen für solche Übergriffe in nicht zurückschreckt? bestimmten Milieus immer niedriger wer- Natürlich gibt es keine monokausalen Er- den und die Gewaltbereitschaft zunimmt. klärungen für solche Fragen. Zu berück- Die intensive öffentliche Diskussion über sichtigen ist auch, dass das, was als Rechtsextremismus in den letzten Mona- Rechtsextremismus begegnet und be- ten und die harte und schnelle Bestrafung zeichnet wird, sehr unterschiedliche Ge- einzelner Gewalttäter hat die Szene offen- sichter hat. Unverkennbar ist freilich, dass sichtlich nicht sonderlich beeindruckt. Es es in unserer in vieler Hinsicht offenen, ist zu befürchten, dass es keine schnellen fremdenfreundlichen und toleranten Ge- Lösungen für die Probleme geben wird, sellschaft gegenläufige Entwicklungen die hinter diesen gravierenden Verstößen gibt, die nicht verharmlost werden dürfen gegen die Grundregeln des Zusammenle- und alle gesellschaftlichen Gruppen her- bens in unserer Gesellschaft stehen. Er- ausfordern. Dabei reicht es schlechter- freulich viele Politikerinnen und Politiker dings nicht aus, wenn wortstarke Verurtei- haben deutliche Worte in der Auseinan- lungen von Gewalt hauptsächlich auf dem dersetzung mit rechter Gewalt gefunden Hintergrund erfolgen, der Wirtschafts- und zur Mobilisierung zivilgesellschaftli- standort Deutschland dürfe nicht gefähr- cher Kräfte aufgerufen. Ein SchuVer- det werden. Gewalt gegen Fremde ist eine schluss zwischen Politik, Wirtschaft, Me- Verletzung ihrer Würde und ein Angriff auf dienöffentlichkeit und Kirchen bzw. Reli- das Ebenbild Gottes. gionen soll als wirksames Instrument zur Man wird nicht so tun können, als habe Bekämpfung rechtsextremer Tendenzen das rechte Gewaltpotential, insbesondere dienen. Stiftungen wurden gegründet zur unter Jugendlichen, nichts mit unserer ge- Förderung lokaler Initiativen gegen rechts sellschaftlichen Gesamtsituation zu tun: und zur Hilfe von Gewaltopfern, gegen mit der Zunahme medialer Gewaltverherr- Extremismus und Gewalt und für Demo- lichung, mit der oft fehlenden Aufmerk- kratie und Toleranz. Auf der rechtlichen samkeit der Eltern für ihre Kinder, mit Kon- Ebene wird ein Verbot der NPD als Beitrag flikterfahrungen und Gewaltanwendung zur „politischen Hygiene" geprüft. Dies in unseren Schulen, mit der gesellschaftli- alles sind wichtige, notwendige und un- chen und politischen Vernachlässigung bedingt unterstützenswerte Aktionen. Zu- der Jugend. Gewaltprobleme sind Aus- gleich wird man sich mit der Frage nach druck von Desintegrationsprozessen der den Ursachen rechter Gewalt auseinan- Gesellschaft. Viele junge Menschen, die der setzen müssen. Wie kommt es zu der Gewalt ausüben, haben Gewalt erfahren.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 337 Wer keine Anerkennung erfährt, kommt Würde nicht respektieren. Der Einsatz für schnell dahin, die Schuld für die eigene diese Würde des Menschen ist ein zentra- Situation bei den anderen, den Fremden, les Anliegen christlichen Handelns. Die zu suchen. Mit dem Konfliktforscher Wil- Konkretisierung dieses Anliegens bedeutet helm Heitmeyer wird man deshalb sagen Widerspruch gegen einen Politikstil, der können, dass der „Anerkennungsverfall" sich einer rechtspopulistischen Sprache und die damit verbundene „Ethnisierung bedient. Sie bedeutet zugleich die Suche sozialer Probleme" ein wesentlicher Hin- nach Wegen, ethnisch kulturelle Fremdheit tergrund rechtsextremer Gewalt sind. nicht als Bedrohung, sondern als Bereiche- Vor jeder Gewaltaktion steht ein Denken in rung wahrzunehmen. Die Kirchen, die von Feindbildern. Vor der Anwendung von Ge- ihrem Selbstverständnis her international walt liegen Ablehnung und Hass. Gewalt- orientiert sind, können dazu einen wichti- taten setzen eine den Anderen abwertende gen Beitrag leisten. Phantasie und Sprache voraus, die seine Reinhard Hempelmann

338 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 IM BLICKPUNKT

Matthias Pöhlmann Kommunikation mit dem Göttlichen? Zum Phänomen „Channeling"

1. Channeling - ein neuer Trend? In unserer Zeit finden Botschaften, deren Übermittlersich auf eine außermensch- liche bzw. göttliche Quelle berufen, bei Orientierung suchenden Menschen nach wie vor großes Interesse. Im Internet stößt man auf rund 40 000 Treffer welt- weit, im deutschsprachigen Raum auf knapp 1000, wenn man den Begriff „Chan- neling" in eine entsprechende Suchmaschine eingibt.1 Wenngleich man diese Zahlen nicht überbewerten darf, so zeigt sich darin der derzeit relativ hohe Be- kanntheits- und Verbreitungsgrad von Channeling. Auf dem esoterischen Buchmarkt gibt es jedenfalls eine Reihe von Titeln, die angeblich Gespräche mit Gott, aufgestiegenen Meistern2, höheren Wesenheiten, Engeln, Außerirdischen3 oder sogar mit der „Königin der Herzen", der verstorbenen englischen Prinzessin Lady Diana4, dokumentieren wollen. Bereits in den 50er Jahren setzte in den USA eine erste Welle von angeblichen Kontakten mit Ufos ein und es kam zur Bildung sog. Ufo-Kontakt-Gruppen. Die Personen, die behaupteten, in Verbindung mit Ufo-Besatzungen zu stehen und von Angesicht zu Angesicht mit ihnen gesprochen zu haben, wurden dann zu Kontaktpersonen, zu „Kanälen" (Channels) für angeblich außerirdische Botschaf- ten.5 Zeitlich wird der eigentliche Beginn der „Channeling-Bewegung" in den USA und Europa auf die Jahre zwischen 1960 und 1970 datiert6, also in eine Zeit, in der die ersten Ansätze für die New-Age-Bewegung greifbar sind. Maßgebli- chen Anteil an der Popularisierung des Channeling hatten insbesondere Frauen, so etwa die amerikanische Schauspielerin Shirley MacLaine, die sich in einer Fernsehreihe öffentlich dazu bekannte. Chris Griscom und Rhea Powers7 avan- cierten zu den bekanntesten „Medien". Durch einschlägige Bücher wurde Chan- neling auch in Deutschland bekannt. Vom 16. bis 19. Juni 1988 fand im ober- bayerischen Murnau die „Erste internationale Konferenz weltbekannter Channe- ling-Medien" statt. Sie stand unter dem Thema „Kanal zum Kosmos". Die deut- sche Zeitschrift „Esotera" berichtete darüber ausführlich und machte das Phäno- men innerhalb der esoterischen Szene bekannt.8 Spielten im Spiritismus des 19. Jahrhunderts Versuche eine Rolle, die jenseitige geistige Welt wissenschaftlich beweisen zu wollen - darin zeigt sich auch die be-

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 339 wusst antimaterialistische Zielsetzung dieser Bewegung -, so geht es bei gegen- wärtigen Kundgaben, die über Channeling gewonnen werden, nicht um Mittei- lungen von Verstorbenen, sondern um Personifikationen umfassender Bewusst- heiten, an denen die Übermittler, die sog. „Kanäle" (und grundsätzlich alle Men- schen), teilhaben sollen. Beim Channeling geht es außerdem um die Themen Le- benshilfe und Lebensbewältigung, aber auch um Impulse für eine spirituelle Evo- lution der Menschheit. Damit sind bereits Aspekte angesprochen, die in der zeit- genössischen Esoterik eine wichtige Rolle spielen. Neue Mitteilungen sollen der Menschheit Fortschritt^ in der Erkenntnis des Lebens und der Welt, aber auch Hinweise auf eine außerhalb menschlichen Bewusstseins liegende Realität lie- fern. Gerade anhand des „Channeling" lässt sich verdeutlichen, wie sich in den USA und in Europa schon jetzt ein Etiketten W e c h s e l und Strukturtransformationen in der esoterischen Szene abzeichnen. Nach wie vor prägend scheint insbesondere die spiritualistische Grundströmung mit okkultistischen Anteilen zu sein. Und doch muss hervorgehoben werden, dass nicht alle in der Esoterik-Szene In- teresse am Channeling zeigen oder es gar selbst praktizieren. Insbesondere in US-amerikanischen Lexika finden sich formale und inhaltliche Hinweise auf den wichtigen Stellenwert des Channeling in der gegenwärtigen Religionskultur.9 Gleichzeitig begegnen dem Beobachter darin Themen der modernen Esoterik: die Abfolge von Zeitaltern (Dispensationalismus), die Konzentration auf die Er- wartung eines „neuen Menschen" (Anthropozentrismus) und die Hoffnung auf geistigen und spirituellen Fortschritt (Evolutionismus).

2. Was ist „Channeling"?

2.1. Religionsgeschichtliche Wurzeln Um das, worum es bei Channeling geht, besser erfassen zu können, empfiehlt es sich, das Phänomen zunächst in religionsgeschichtlicher Perspektive wahrzu- nehmen, um von dort aus die Besonderheiten des Channeling herauszuarbeiten. Die eigentlichen Anfänge des Mediumismus reichen weit in die Religionsge- schichte zurück. Die Vorstellung, dass sich ein Geist einer Mittlerperson, eines Mediums, bedient bzw. die Vorstellung der Kommunikation zwischen dem Geist eines Verstorbenen und einer lebenden Person, begegnet bereits im Altertum, insbesondere im Ahnenkult; später ist diese Vorstellung im Schamanismus leben- dig, aber auch die Nekromantie oder das Orakel von Delphi sind in diesem Zu- sammenhang als historische Beispiele zu nennen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lässt sich in Europa ein verstärktes Interesse an Spiritismus und Okkultismus beobachten. Der Boden dafür war durch den sog. Mesmerismus und durch die neuen Offenbarungen des schwedischen Bergrats

340 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 und Visionärs Emanuel Swedenborg (1688-1772) bereitet worden. Seine empfan- genen Botschaften wollen den geistigen Sinn der Bibel erschließen und eine „dichte Beschreibung des Himmels" geben.10 In seinem Gefolge häuften sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage hinein die sog. neuen Offenbarungen in auffälligem Maße. Was die sog. Neuof- fenbarer für ihre Zeit übermitteln wollten, wird seit den 70er Jahren von moder- nen, esoterisch geprägten Channeling-Botschaften im Kontext einer säkularen Gesellschaft abgelöst: Nun spielt das Christentum bzw. die Bibel nicht mehr den festen bzw. ausschließlichen Bezugsrahmen, sondern es überwiegen esoterisch bzw. theosophisch geprägte Gottes- und Menschenbilder - und damit auch dies- seitsorientierte, innerweltliche Erlösungs- und Zukunftshoffnungen. Damit scheint sich ein Trend abzuzeichnen: In der säkularen westlichen Gesellschaft er- leben esoterische Welt- und Menschenbilder eine neue Konjunktur.

2.2. Channeling: Sender, Empfänger und Botschaft Beim Channeling handelt es sich um eine moderne Form medialer Kontaktauf- nahme mit außer- und übermenschlichen Wesenheiten. Hierzu kann man ein einfaches Modell aus der Kommunikationswissenschaft zugrunde legen, etwa anhand der bekannten Formel von Harold D. Lasswell: „ W h o says what in which channel to whom with what effect/'11 Es geht um das Beziehungsgeflecht: Sender - Medium - Empfänger. Übertragen bedeutet das: Ein Sender (Engel, Außerirdi- sche u.v.m.) bedient sich eines Kanals („Channel"; Medium, Sensitive), um über diesen einem Rezipienten (Leser, Studiengruppen) Mitteilungen, Erkenntnisse und/oder Ratschläge zukommen zu lassen. Eine andere einschlägige Definition lautet: Unter Channeling versteht man „ein Phänomen, bei dem ansonsten völlig normale Menschen einer anderen Wesen- heit gestatten, von ihnen Besitz zu ergreifen oder auf andere Weise Botschaften von ihr zu erhalten".12 Dabei benutzt dieses höhere Wesen (u.a. Geistwesen, En- gel, Jesus) den Menschen als Übertragungsinstanz, Kanal und Medium - „Chan- nel" - für seine Mitteilungen. Es gibt vor, aus einer anderen Dimension oder Wirklichkeit zu stammen und sich damit auf einer höheren Entwicklungsstufe zu befinden. Im Mittelpunkt steht dabei der geistige Kontakt zwischen physischen und nichtphysischen Wesenheiten über ein Medium. Bei manchen „Channels" lässt sich auch die Tendenz feststellen, dass das Medium selbst bereits die Bot- schaft ist. Nach ihrem Selbstverständnis wollen diese Mitteilungen dazu beitragen, das in- dividuelle und kollektive geistige Wachstum der Menschheit zu beschleunigen. Hierin zeigt sich der fortschrittsoptimistische Grundzug solcher Botschaften, die vielfach auf einen Absolutheitsanspruch verzichten und sich häufig als einen Weg zur Wahrheit begreifen.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 341 Beim Phänomen Channeling kann man jeweils die verschiedenen Aspekte näher beleuchten: den angeblichen „Sender", die Kanäle („Channels") bzw. die Art des Empfangs und die Rezipientenkreise: • Sender: Der Psychologe Jon Klimo hat in seiner grundlegenden Untersuchung folgende Wesenheiten genannt, die als Übermittler im modernen Channeling als angebliche „Sender" eine Rolle spielen: Götter und Gott, der universale Geist und das kollektive Unbewusste, Gruppenwesenheiten (z.B. Seth), „Jesus Christus und andere aufgestiegene Meister", Engel, Devas, Elementargeister, Pflanzen und Tiere, Außerirdische und entkörperte menschliche Wesenheiten.13 • Art des Empfangs: Hinsichtlich der verschiedenen Techniken und Methoden nennt Klimo Tieftrance, Channeling im Schlaf und im Traum, leichte Trance, hell- hörendes und hellsehendes Channeling, Automatismen, automatisches Schrei- ben, Ouija-Brett, Planchette und Pendel sowie offenes und physikalisches Chan- neling.14 Hinzu kommen als Sonderfall das Lesen in der Akasha-Chronik und das Kristallsehen.15 • Die Kanäle („Channels") bzw. die Channeling-Bewegung: Innerhalb der Chan- nel ing-Bewegung gibt es unterschiedliche Ausformungen. Das Spektrum reicht von Einzelpersonen über Channel-Kreise () und UFO-Zirkel bis hin zu den theosophisch geprägten sog. „Aufgestiegenen Meister"-Gruppen.16 Über- wiegend sind es Frauen, die sich als Kanäle bezeichnen. Um diese Channel-Me- dien herum haben sich Hörer- und Lesekreise gebildet. Feststellbar ist auch, dass die Tendenz zunimmt, auch eine Klientenreligion zu bilden und diese durch ent- sprechende Angebote zu verfestigen. So gibt es zwischen den verschiedenen Channel-Kreisen freundschaftliche Kontakte und Vernetzungen, bisweilen auch harte Konkurrenz. So gab es 1993 einen Rechtsstreit zwischen dem US-amerika- nischen Medium J. Z. Knight17 und der Berliner Esoterikerin Julie Ravel. Beide be- haupteten, dieselbe Wesenheit „Ramtha" zu channeln.18 Knight klagte gegen Ra- vel wegen der Verletzung des Urheberrechts - mit Erfolg: Nach einem einschlägi- gen Gerichtsurteil des österreichischen Obersten Gerichtshofs darf Ravel keinen Kontakt mehr zu dem Geistwesen Ramtha aufnehmen.19 Anfang 1994 teilte das Berliner Esoterik-Zentrum „Die Licht Oase" in einem Prospekt mit: „Auf Grund des fortschreitenden Wandels der Erde arbeitet Ram-tha ab sofort auf einer höhe- ren Schwingungsebene mit den Menschen. Um dieser Veränderung Ausdruck zu verleihen, hat er sich entschieden, seinen Namen zu ändern. Am 1. Februar 1994 hat er diesen Namen durch Julie Ravel mitgeteilt: ,Ramt-tha nennt sich ab sofort Maghan.'"20

3. Religiös-weltanschauliche Elemente Das Channeling als moderne offenbarungsspiritistisch-esoterische Variante fiel nicht einfach vom Himmel. Der Boden war dafür bereitet. In diesem Zusammen-

342 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 hang ist vor allem an zwei Ereignisse zu erinnern, die sich für die jüngste Religi- onsgeschichte als prägend erwiesen: 1848 die Klopf l a u t e von Hydesville als „Ge- burtsstunde" des modernen Okkultismus und 1875 die Gründung der Theoso- phischen Gesellschaft. Bausteine dieser beiden Strömungen, des Spiritismus wie auch der Theosophischen Bewegung, finden sich - bei wechselseitiger Durch- dringung - auch im gegenwärtigen Channeling wieder.

3.1. Offenbarungsspiritismus: Neue Evangelien In bestimmten Sonderrichtungen hat der Spiritismus/Spiritualismus neue Evange- lien und Botschaften außerirdischer Wesen hervorgebracht. In den Schriften Ja- kob Lorbers (1800-1864) ist für den deutschsprachigen Bereich ein solcher „Ur- typ" festzustellen: Es geht um die Neuoffenbarung angeblicher apokrypher Evan- gelien und Briefe. Darunter befindet sich der neugeoffenbarte Laodizenerbrief und das zehnbändige Johannesevangelium. Sie wurden in der Zeit zwischen 1840 und 1864 niedergeschrieben. Auch im amerikanischen Spiritismus des 19. Jahrhunderts spielten neue Evangelien eine Rolle, die durch Medien geoffenbart wurden. • Ein Beispiel hierfür ist das 900 Seiten umfassende Werk „OAHSPE", das dem Zahnarzt und Schriftsteller John Ballou Newbrough (1828-1891) übermittelt wurde.21 Es trägt den Untertitel „ANew Bible in the Words of Jehovih and his An- gel Embassadors". Wie schon bei Lorber wurde der Text über das sog. automati- sche Schreiben aufgezeichnet. Nach Newbrough geschah das einschneidende Ereignis in einer Nacht des Jahres 1870: „Ich spürte eine Hand auf meiner Schul- ter. Eine Stimme sagte: ,Wach auf, Doktor/" Er erhob sich und sah, dass „der Raum von Säulen eines milden Lichts erhellt war, das den Augen in einer unbe- schreiblichen Weise wohltat. Ich sah sehr zahlreiche schöne Geistwesen oder Engel. Sie hatten keine Flügel."22 1882 wurde OAHSPE in New York veröffent- licht. Themen des Werkes sind die Kosmogonie, die Entstehung des Universums und der Menschheit. Das Werk berichtet über den Ursprung des Menschen auf Pan, einem im Pazifik während der Eiszeit versunkenen Kontinent, über die Ent- wicklung der Religion durch elf Propheten, von Zarathustra bis Jesus („Joshu"). Hier begegnen uns wichtige Grundgedanken des : Unter der Führung von Engeln geht die Welt heute einer neuen Epoche mit Namen Kosmon entge- gen. In dieser neuen Epoche wird ein neues Volk die Erde in einen Garten der Freude und der Schönheit verwandeln. Gegenwärtig ist das Buch auch über In- ternet abrufbar.23 • Populär wurde in den USA und zeitversetzt - ab 1980 - auch in Deutschland das sog. „Wassermann-Evangelium", das direkt der Akasha-Chronik entnommen worden sein soll und dem Prediger Levi H. Dowling (1844-1911) übermittelt wurde.24 Dowling gehörte der kleinen Kongregation der „Disciples of Christ" an.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 343 Später wandte er sich wohl der Medizin zu. 40 Jahre lang soll er sich auf den Empfang der Kundgaben vorbereitet haben. Bei den Niederschriften handelt es sich wohl um das Ergebnis von Visionen, die Dowling jeweils in den frühen Mor- genstunden hatte. Das Buch weist einen ähnlichen Aufbau wie die Bibel auf. Der Leser erfährt, dass Jesus auch Kontakt zu einem indischen Prinzen hatte, der ihn mit nach Indien nahm, wo er große Eingeweihte kennen lernte. Weitere Reisen führten Jesus nach Tibet, Assyrien und Ägypten und Griechenland. Schließlich wurde er nach vielen Prüfungen eingeweiht und erhielt schließlich den Christus- „Grad". Mit dem Thema „Einweihung durch Meister" klingen bereits Themen an, die in der Theosophischen Bewegung eine Rolle spielen. • Das Buch „Urantia"25 (vgl. auch MD 1999, 209f) zählt mit 2097 Seiten zu den umfassendsten der neuen Evangelien. Das Manuskript gelangte zwischen 1934 und 1935 in den Besitz des prominenten Psychiaters und Professors William Sad- ler. 1955 wurde es zum ersten Mal in Chicago veröffentlicht, wo sich seit 1950 auch die Urantia Foundation befindet. Es soll von mehreren Engeln und himmli- schen Wesen diktiert worden sein. Die Empfänger blieben unbekannt. Das Buch Urantia versteht sich als erste große umfassende Offenbarung seit Jesus und be- steht aus insgesamt vier Teilen: Der erste Teil befasst sich mit dem Überuniversum Orvonton, in das unser räumliches Universum Nebadon eingefügt ist. Der dritte Teil befasst sich mit Urantia, einem anderen Wort für die Erde. Teil vier enthält Aussagen über das Leben und die Lehre Jesu. Im Vordergrund stehen Belehrun- gen. Jesus soll die Menschheit, die nicht von Gott abgefallen ist, sondern ihn nur vergessen hat, an jene vergessenen Wahrheiten erinnern und ihr den Weg zur In- sel der Wahrheit aufzeigen. Im Zentrum stehen Aussagen über die Kosmogonie, Entstehung des Universums und die Herkunft und das Ziel des Menschen. - Eine französische, dänische, finnische, russische und spanische Übersetzung liegt be- reits vor, weitere - offenbar auch eine deutsche - sind in Planung. Über Internet wird zu Events und Studiengruppen in die USA eingeladen.26

3.2. Theosophie: Offenbarungen und Evolutionismus Die Vorgeschichte der Theosophischen Bewegung kann hier nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden. Aber soviel lässt sich sagen: Die Begründerin, die Deutschrussin Helena Petrowna Blavatsky (1831-1891), sammelte ihre ersten Er- fahrungen im praktizierten Spiritismus, gewann ihre Erkenntnisse auch durch die Lektüre verschiedener exotischer religiöser und magischer Überlieferungen.27 Blavatsky behauptete, sie erhalte ihre Botschaften von indischen Meistern (Ma- hatmas) oder Adepten. Dabei handelt es sich nach ihren Angaben um über- menschliche Gestalten, um eine Art Boddhisattvas, die sich auf einer über- menschlichen Entwicklungsstufe befinden und die Menschheit bei ihrer geistigen Entwicklung fördern. Nach dem Tod Blavatskys wurde diese Lehre stärker syste-

344 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 matisiert. Die Rede war dann von der „Großen weißen Bruderschaft der aufge- stiegenen Meister", „die unser Sonnensystem durch Abstrahlungen mit ,geistigen Energien' regiert und die Durchführung des ,Weltenplanes' in den Religionen überwacht".28 In der Geschichte der Theosophischen Bewegung kam es darauf- hin zu vielfältigen Sonderbildungen und zum Entstehen neuer Bewegungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Alice-Bailey-Bewegung, die auf die Theoso- phin Alice Ann Bailey (1880-1949) zurückgeht. In ihren Schriften beruft sie sich auf Offenbarungen ihres „Meisters" Djwahl Khul, des „Tibeters", der detailliert den Evolutionsplan der Menschheit offen legte. Hier begegnet der Gedanke des „New Age": Über Offenbarungen, neue Mitteilungen von geistig fortgeschritte- neren Wesenheiten wird die geistige Evolution der Menschheit gesteuert und vor- angetrieben. Von grundlegender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Vorstellung der Dispensation, d.h. der Gedanke der Ablösung von verschiedenen Zeitaltern.

4. Aktuelle Channeling-Botschaften Hier kann es nur um eine Auswahl besonders markanter Beispiele gehen. Sie sind Ausdruck, aber auch Reaktion auf die zunehmende Säkularität in westlichen Ge- sellschaften. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der sich seiner selbst vergewissern möchte und - so das Ziel - sich seines inneren Potentials bewusst werden soll.

4.1. „Gespräche mit Seth" () 1999 erschien im Freiburger Verlag Hermann Bauer erstmals in deutscher Über- setzung das Buch „Seths letzte Botschaft. Eine neue Sicht von Gesundheit, Krank- heit und Tod", das die letzten Seth-Sitzungen des Mediums Jane Roberts (1929 -1984) während ihres 21 Monate dauernden Krankenhausaufenthaltes do- kumentiert. Es bildet den Abschluss der mehrere Bände umfassenden „Seth-Ma- terialien", die bereits zuvor in Deutschland publiziert wurden. Zwischen 1963 und 1984 empfing die ursprünglich agnostische Dichterin und Romanautorin zunächst über das Experimentieren mit dem Ouija-Brett, dann schließlich in Tieftrance viele Botschaften von einer Wesenheit, die sich „Seth" nannte.29 Darüber hinaus erhielt sie Kundgaben von Wesen, die sich als „Seth Zwei", als der französische Impressionist Paul Cezanne oder als der amerikani- sche Psychologe und Philosoph William James vorstellten. Gott wird in den Kundgaben beschrieben als „Alles, was ist", Jesus soll als histori- sche Person jedoch nicht existiert haben.30 Ein zentraler Satz der Seth-Botschaf- ten lautet, „daß wir alle uns durch das, was wir glauben und begehren, unsere ei- gene Wirklichkeit schaffen. Jeder von uns tut dies als jeweils eine von vielen er- fahrenen - eingekörperten oder nicht eingekörperten - Wesenheiten, jede auf ih-

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 345 rer jeweiligen Wirklichkeitsebene; und jede davon (ist) Teil einer größeren We- senheit, die ebenfalls lernt und sich entfaltet."31 Seit 1981 besteht in der Schweiz eine Vereinigung der Seth-Freunde, die regel- mäßig das Mitteilungsblatt „Multidimensional Wirklichkeit" herausgibt. In Deutschland gibt es einzelne Seth-Diskussionsgruppen. Der Austausch der weit verstreut lebenden Seth-Freunde erfolgt neben jährlichen Treffen insbesondere über das Internet. Darin wird u.a. darüber diskutiert, ob es heute, nach dem Tod von Jane Roberts, neue Mitteilungen durch andere „Channels" geben könne.32

4.2. „Gott sprach zu mir" (Eileen Caddy, Findhorn-Gemeinschaft) Von Anfang an spielten Botschaften aus einer inneren Quelle bei den Gründerin- nen, Eileen Caddy und , der heute rund 500 Personen zählen- den Findhorn-Gemeinschaft (Schottland) eine Rolle. Während Maclean mit den Devas, eine Art von verkörperten Energiekräften der Pflanzen, kommunizierte, standen bei Eileen Caddy Eingebungen der inneren Stimme im Vordergrund.33 1953, in einer Zeit persönlicher Krisen (sie hatte ihren Ehemann und ihre Kinder verlassen, um mit zusammen sein zu kön- nen), hatte sie während eines gemeinsamen Aufenthalts mit Peter Caddy und des- sen Ehefrau Sheena in ein einschneidendes Erlebnis: Wie Eileen Caddy in ihrer Autobiographie von 1988 erzählt34, saß sie in einer Kirche, be- gann zu beten und mit Gott zu sprechen. Währenddessen stiegen Bilder ihres Va- ters in ihr auf. Sie hatte den Wunsch, dass er bei ihr sein möge, um ihr zu helfen. Plötzlich hörte sie eine innere Stimme, die zu ihr sprach: „Sei still und wisse, daß ich Gott bin." Eileen Caddy war zunächst irritiert. Sie konnte das Widerfahrnis nicht einordnen und hielt sich für krank. Doch Sheena Caddy gab ihr die Deu- tung: „Das ist toll, was du erlebt hast. Es bestätigt nur alles. Nun bin ich sicher, daß Gott dich und Peter zusammengeführt hat." Eileen Caddy hört seither auf diese Stimme, die sie während der Meditationen dreimal täglich vernimmt.35 Sie begann den Inhalt niederzuschreiben und zu publizieren. Inzwischen liegen mehrere, meist meditative Texte aus ihrer Feder vor.36

4.3. „Ein Kurs in Wundern" () Neben dem „Seth-Material" von Jane Roberts und den Botschaften von Eileen Caddy, der Mitbegründerin der Findhorn-Gemeinschaft, zählt „Ein Kurs in Wun- dern"37 (im Original: A Course in Miracles) zu den Klassikern unter den Channe- ling-Texten. Am 21. Oktober 1965 hörte die amerikanische Psychologin Helen Schucman eine innere Stimme, die wiederholt zu ihr sagte: „Das ist ein Kurs in Wundern. Mach dir bitte Notizen."

346 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Dieser über Hördiktat empfangene Kurs zielt darauf ab, „die Blockaden zu entfer- nen, die dich daran hindern, dir der Gegenwart der Liebe, die dein angestammtes Erbe ist, bewußt zu sein"; und die zentrale Botschaft lautet: „Nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden Got- tes."38 Schucman äußerte sich zu dieser inneren Stimme: „Sie ist schwer zu be- schreiben. Eine Halluzination kann es wirklich nicht sein, weil die Stimme nicht von außen kommt. Sie ist völlig innerlich. Es gibt keine wirklichen Laute, und die Worte kommen im Geist, aber sehr deutlich. Man könnte es als eine Art inneres Diktat bezeichnen."39 Ausdrücklich grenzt Schucman ihr Widerfahrnis vom Phänomen des sog. auto- matischen Schreibens ab: „Es ist keineswegs automatisch; mir ist vollkommen bewußt, was ich tue."40 Zunächst versuchte Schucman die innere Stimme zu ig- norieren. Sie vertraute sich ihrem Vorgesetzten William (Bill) Thetford an. Thet- ford, Professor für medizinische Psychologie an der Columbia University und Agnostiker, dessen Eltern Anhänger der Christian Science waren41, wurde wäh- rend der Niederschrift ihr engster Vertrauter. Er hatte sie schon vorher mit den Schriften des „schlafenden Propheten" bekannt gemacht.42 Über den Anlass der Diktate wurde Schucmann aufgeklärt: „Es hieß, daß eine ,himmlische Beschleunigung' stattfinde. Jesus sagte ihr, die Welt sei in einem ziemlich schlechten Zustand - was für jeden, der sich umschaut, offensichtlich ist. Das war Mitte der 60er Jahre, und der Zustand der Welt hat sich jetzt, wie es scheint, noch weiter verschlimmert. Die Menschen, so hieß es, seien in sehr großen Schwierigkeiten. Einige würden gebeten, mit ihren speziellen Fähigkeiten zu dieser himmlischen Beschleunigung beizutragen, um zu helfen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Helen und Bill waren nur zwei von vielen, die ihre beson- dere Begabung für diesen Plan zur Verfügung stellten."43 Dieser Kurs soll - als ei- ner unter vielen! - dazu verhelfen, „das Denken der Menschen über das Wesen dieser Welt zu verändern."44 Nach Kenneth Wapnick kam der Kurs „also eigens in dieser Form, um die mit dem Christentum entstandenen Irrtümer zu korrigie- ren"45. An einer Stelle zeigt sich besonders die christentumskritische Haltung des Kurses: „Das dritte und das sechste Kapitel [des Kurses; M.P.] beginnen mit sehr beeindruckenden Abschnitten über die Kreuzigung, in denen Jesus die bibli- schen Aussagen korrigiert und aufzeigt, inwiefern die Menschen seine Kreuzi- gung mißverstanden haben... Er erklärt, warum das geschah und wie sich aus diesem Fehler ein ganzes Denksystem entwickelte."46 Gleichzeitig vertritt der Kurs eine innerweltliche, diesseitsbezogene Hoffnung: „Die Welt wird in Frieden enden, weil sie ein Ort des Kummers ist."47 An anderer Stelle heißt es: „Der Him- mel ist hier. Es gibt keinen anderen Ort. Der Himmel ist jetzt." Gleichzeitig geht es um Fortschritt: „Alle Überzeugungen, die zu Fortschritt führen, sollten geach- tet werden."48 Hierzu zählt offensichtlich auch die Vorstellung der Reinkarna- tion.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 347 Im Herbst 1972 wurde die Rohfassung des Kurses fertiggestellt. 1975 erschienen zunächst 300 Exemplare, ein Jahr später lag das Buch in seiner jetzigen Form vor. Nach eigenen Angaben erzielten die englischsprachigen Ausgaben eine Aufla- genhöhe von etwa 900000 Exemplaren. Das 1320 Seiten umfassende Werk „Ein Kurs in Wundern" wurde 1976 in den USA veröffentlicht und findet in Europa und seit 1994 auch in Deutschland viele interessierte Leser. An verschiedenen Orten haben sich für den gegenseitigen Austausch inzwischen auch Studiengrup- pen gebildet. Inzwischen ist mit dem Angebot einschlägiger Lehrkurse der Über- gang von der Publikumsreligion zur Klientenreligion vollzogen.

4.4. „Gespräche mit Gott" () Die Trilogie „Gespräche mit Gott" (im Original: Conversations with God) des Amerikaners Neale Donald Walsch ist nach dem großen Verkaufserfolg in den USA inzwischen auch in Deutschland zum Bestseller avanciert.49 Die Bücher wurden nach eigenen Angaben in 24 Sprachen übersetzt. Neuerdings liegt auch ein Kinderbuch mit dem Titel „Ich bin das Licht. Die kleine Seele spricht mit Gott" sowie „Wegweisungen für den Alltag" als Ratgeber für die Lebensbewälti- gung („Ganzheitlich Leben") und für zwischenmenschliche Beziehungen vor. In verschiedenen Städten in den USA und in Europa haben sich Studiengruppen für die Vertiefung der Lektüre und für praktische Übungen gebildet. Der insgesamt über 1000 Seiten umfassende Text ist das Ergebnis einer „unge- wöhnlichen Unterhaltung", die Walsch zwischen 1992 und 1995 mit Gott ge- führt haben will. Die deutsche Zeitschrift „Esotera" bezeichnet das dreibändige Werk als „Talk-Show mit dem Höchsten"50. Walsch ist davon überzeugt, dass er mit Gott „direkt, persönlich, unwiderlegbar" sprach und dass dieser ihm seine Mitteilungen in die Feder diktiert habe: „Und daß Gott auf meine Fragen genau in dem Maße antwortete, wie es meiner Verständnisfähigkeit entsprach. Das heißt, mir wurde auf eine Weise und in einer Sprache geantwortet, die ich, wie Gott wußte, verstand."51 So haben die Walsch-Texte den Charakter eines Frage-Ant- wort-Katalogs. Im Verlauf der Niederschrift sei Walsch klar geworden, dass die Gespräche veröffentlicht werden sollten. Er sei auserwählt und einer der besten Botschafter für die neuen Mitteilungen Gottes, da er ein nicht vollkommenes Le- ben geführt habe: „Die Menschen können sich mit dir identifizieren - auch wenn sie ein Urteil über dich fällen. Und wenn sie sehen, daß du wirklich aufrichtig bist, werden sie dir auch deine Vergangenheit verzeihen können."52 Einschlägigen Verlagsmitteilungen lässt sich entnehmen, dass Walsch ungefähr Anfang 50 ist, im katholischen Glauben aufwuchs, den Ministrantendienst versah und gerne katholischer Priester werden wollte oder sollte. Doch es kam anders. Walsch arbeitete als Reporter und Programmdirektor eines Radiosenders und war zwischenzeitlich auch Inhaber einer Werbeagentur - mehr erfährt der Leser

348 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 nicht. Selbst auf der entsprechenden Homepage im Internet finden sich keine weiterführenden Angaben. Auf dem Klappentext der drei Bücher heißt es: „Neale Donald Walsch lebt mit seiner Frau Nancy in einem Zentrum des Rückzugs und der Stille, das sie in den Wäldern von Oregon gegründet haben. Der Autor gibt Workshops und hält Vorträge überall in den USA und vermittelt auf diese Weise die in seinem Buch enthaltenen Einsichten und Botschaften." Offensichtlich infolge von beruflichen und privaten Misserfolgen -vier Ehen wa- ren gescheitert, und das Verhältnis zu seinen neun Kindern war auf einem Tief- punkt-geriet Walsch in eine tiefe persönliche Krise. Im Frühjahr 1992 kam es zu dem einschneidenden Erlebnis: „Ich war zu dieser Zeit in persönlicher, berufli- cher und emotionaler Hinsicht sehr unglücklich, und mein Leben nahm sich wie ein Fehlschlag auf allen Ebenen aus. Seit Jahren hatte ich die Angewohnheit, meine Gedanken in Form von Briefen zu Papier zu bringen (die ich dann ge- wöhnlich nicht abschickte), und so griff ich wieder einmal zu meinem altvertrau- ten Notizblock und fing an, mein Herz auszuschütten."53 Walsch, dem „Ein Kurs in Wundern" bekannt ist und der sich an verschiedenen Stellen auch direkt darauf bezieht, schrieb einen anklagenden und zornigen Brief an Gott. So verschaffte er seinem Ärger über berufliche und persönliche Misser- folge Luft. Währenddessen kam es zum Phänomen des sog. „automatischen Schreibens". Nach Walsch soll es sich über sechs Jahre hinweg ereignet haben. Doch es sind angeblich nicht nur persönliche Mitteilungen an den „Übermittler", sondern die Niederschriften hätten Bedeutung für die Menschen und ihre „per- sönliche Erfahrung". Um welche Themen geht es bei Walsch? Ganz und gar leitend für die Bücher ist die anthropozentrische Weltsicht: Jeder Mensch ist ein Geistwesen, das in einen physischen Körper eingetreten ist (II, 187). Er ist „menschgewordener Gott", der sich im Prozess des Werdens befindet. Der Mensch habe einen freien Willen und könne sich mit Gedanken, Wort und Tat seine eigene Realität erschaffen (III, 234). Daher könne er mit seinem inneren Potential die Evolution vorantreiben (III, 352). Das Leben gilt als fortwährender und ewiger Prozess, „durch den sich Gott selbst erschafft und dann die Schöpfung erfährt" (III, 384). Die Reinkarna- tion, die Jesus schon gelehrt habe, hält der Gott von Walsch für sinnvoll und ins- gesamt für eine „perfekte Angelegenheit" (III, 177). Die gemeinsame Überzeu- gung aller Religionen sei: Gott und Mensch sind eins (III, 324). Gleichwohl nimmt Gott nach Walsch eine religionskritische Haltung ein: „Kehrt zur Spiritua- lität zurück. Vergeßtdie Religion" (II, 362). Die Bibel gilt letztlich als überflüssig, wichtiger seien dagegen die Gefühle, Gedanken und Erfahrungen des Menschen (1,270. In Form einer „kumpelhaften" Unterhaltung gibt Gott dem Amerikaner Walsch Aufschluss über frühere Kulturen auf dieser Erde und über das Leben auf anderen Planeten (IM, 388f). Besonders deutlich wird die anthropozentrische Weltsicht in

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 349 der Umformulierung des Vaterunsers am Ende des dritten Bandes: „Meine Kinder, die ihr im Himmel seid, geheiligt ist euer Name. Euer Reich ist gekommen, und euer Wille wird geschehen wie auf der Erde, so im Himmel. Euch wird an diesem Tag euer täglich Brot gegeben, und euch werden eure Schulden und eure Verge- hen genau in dem Maße vergeben, wie ihr denen vergeben habt, die sich gegen euch vergehen. Führt euer Selbst nicht in Versuchung, sondern erlöst euer Selbst von den Übeln, die ihr geschaffen habt. Denn euer ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, in alle Ewigkeit. Amen." (Ill, 459f) Der Prozess des Bewusst- seinswandels habe bereits eingesetzt, bei dem Außerirdische helfend zur Seite stehen (II, 350). Aber auch Banales und Kurioses findet sich in der Trilogie: So erfährt der Leser, dass Gott die Hälfte der Star Trek-Episoden selbst geschrieben habe (III, 159). Und der Gott von Walsch ist auch nicht frei von Irrtümern: So schreibt er den Kurs in Wundern fälschlicherweise Judith Schucman und nicht Helen Schucman zu (III, 236). Inzwischen hat Walsch mit ReCreation eine „Non-profit-Organization" gegrün- det, die das neue Gottesbild verbreiten möchte. Damit ist - wie bei der Bewe- gung von „Ein Kurs in Wundern" - der Übergang vom Publikumskult zur Klien- tenreligion geschaffen. Zusammen mit hat Walsch die Organisa- tion „Global Renaissance Alliance" geschaffen, um die gemeinsamen Energien zu bündeln und in Einzelaktivitäten zu überführen. Walsch empfiehlt dem Leser abschließend, auch Kontakt mit der „Naturgesetzpartei", die der „Transzendenta- len Meditation" nahe steht, oder mit der „Foundation for " aufzunehmen (III, 468f).

5. Channeling - ein esoterischer Spiritismus In der Channeling-Bewegung lassen sich jeweils verschiedene Akzente bzw. An- sprüche erkennen. Gemeinsame Grundlage ist die Überzeugung, dass sich ein Mensch religiös ergriffen fühlt von einer Kraft/Energie/Bewusstheit/Wesenheit, die er als außerhalb seiner Selbst erfährt, sei es im Wach- oder Trancezustand. Dieser Anspruch muss im Einzelfall kritisch hinterfragt werden. Bei den Empfängern handelt es sich um Einzelpersonen, Gruppen und Kreise. Manche der hinsichtlich ihrer Qualität durchaus divergierenden Botschaften um- fassen zum einen Schilderungen der Entstehung der Welt und wollen damit neue religiöse Weltbilder für unsere Zeit entwickeln. Meist sind es nicht abstrakte Be- lehrungen, sondern die Kundgaben tragen auch einen appellativen Charakter: Der Mensch soll sich seiner eigenen Bedeutung bewusst werden, neues Bewusst- sein erlangen und sich als Teil einer umfassenden spirituellen Evolution begrei- fen, die durch die Offenbarungen der jeweiligen Wesenheit beschleunigt und vorangetrieben wird.

350 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Hinsichtlich des Inhalts der hier vorgestellten Channeling-Botschaften lassen sich spiritistische und theosophische bzw. stark esoterische Elemente erkennen. Neu gegenüber dem Spiritismus und Spiritualismus des 19. Jahrhunderts ist erstens, dass es sich nicht mehr um Verstorbene, sondern um übermenschliche Wesen- heiten handelt, die Botschaften übermitteln, und dass zweitens das Christentum nicht mehr der einzige Bezugspunkt der darin getroffenen Botschaften ist. Die Kundgaben sind selbst teilweise Ausdruck einer wachsenden Säkularität und des Unbehagens an der Moderne. Diese neuen, angeblich auf paranormalem Wege empfangenen Botschaften, tragen in ihrer Mehrzahl Charakteristika moderner Esoterik, die wiederum als Antwort auf die Suchbewegungen in der modernen Säkularität verstanden werden kann. In einer Vielzahl von Channeling-Texten geht es um Sinnfragen, vor allem aber darum, wie der Einzelne sein Leben bewältigen kann in einer komplexen, hoch- technisierten, globalisierten und insgesamt als bedrohlich empfundenen Welt. Die inneren Vorbehalte gegenüber Institutionen entspringen dem Gefühl der Krise. Gleichzeitig zeigt sich auch ein fortschrittsoptimistischer Grundzug. Ent- wickelt wird eine anthropozentrische Weltsicht: Der Mensch ist mit seinen spiri- tuellen und intuitiv zu schulenden Fähigkeiten allein in der Lage, sein Leben zu bewältigen. Damit wird er gleichzeitig Teil einer allmählich sich vollziehenden Transformation des Bewusstseins. Vielleicht liegt gerade für Menschen darin die besondere Faszination, weil ihm hier der technische Fortschrittsglaube in neuem Gewand begegnet? Das Gespräch mit überzeugten Anhängern wird oft dadurch erschwert, dass sie eigene Erfahrungen sakralisieren: Was ich erfahren habe, ist die objektive Wahr- heit. Manche Ausbildungsprogramme, die für Channel-Medien in der Esoterik- szene entwickelt werden, scheinen die Sakralisierung der eigenen Erfahrung noch zu verstärken. Bisweilen führt dies dazu, dass ein regelrechter „Erfahrungs- fundamentalismus" gepredigt wird, nach dem Motto: „Was ich erlebt habe, ist wahr!" Kritische Anfragen werden mit einem solchen Anspruch schnell im Keim erstickt. Die Aussage vieler Channel-Botschaften lautet: Wenn der Mensch sich verän- dert, dann ändert sich automatisch die ganze Welt. Ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit solcher profan-magischer Erwartungen und Techniken54 - solche anthropozentristischen Entwürfe können einer Entwicklung Vorschub leisten, die den Menschen und seine Möglichkeiten hoffnungslos überschätzt, ihn seiner Ge- schöpf l i c h k e i t beraubt und ihn zum Göttlichen „transformieren" möchte. Die Konzentration auf das eigene Ich und dessen spirituelle Überhöhung birgt die Gefahr in sich, dass andere Menschen aus dem Blick geraten. Aussagen, die von und Reinkarnation ausgehen, können soziale Aspekte wie Mitmenschlich- keit, Solidarität und tätiges Engagement für den Schwächeren und Benachteiligten - christlich gesprochen: die Nächstenliebe - eher behindern als fördern.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 351 In manchen Botschaften findet sich der Wunsch, die Pluralität der Religionen auf- zuheben, weil man sich mit ihr nicht abfinden kann oder möchte.55 Es erweckt den Eindruck, dass der faktische Religions- und Weltanschauungspluralismus westlicher Gesellschaften negiert wird, indem die großen religiösen Traditionen als Steinbruch betrachtet werden, aus dem man einzelne Teile entnimmt, in ein angeblich Größeres überführt - und damit die jeweilige religiöse Tradition ihrer Besonderheit und vielleicht auch ihrer „Sperrigkeit" gegenüber anderen religiö- sen Überzeugungen beraubt. Bei manchen, offenbar stark kommerziellen Interessen verpflichteten Channel- Medien drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob es sich dabei noch um Reli- gion, um echte Transzendenz handelt, oder ob deren Botschaften nicht Produkte des eigenen Seelenlebens sind.56 Vieles scheint in den Erfahrungsberichten der verschiedenen Medien darauf hinzudeuten. Oft sind es persönlich einschnei- dende Widerfahrnisse, die zum Auslöser für das Channeling werden. Deshalb stellt sich grundsätzlich die Frage: Begegnet dem Menschen darin letztlich nicht seine eigene Realität anstelle der erwarteten ganz anderen Realität? Wichtig ist folgender Hinweis: „Wie bei anderen spiritistisch-mediumistischen Praktiken ist auch beim Channeling die Gefahr ,mediumistischer Psychosen' gegeben. Infolge besonders starker und anhaltender Auslieferung des ,Kanals' an unkontrollierte Kräfte des eigenen Unterbewußten ist die Gefahr einer Erkrankung sogar beson- ders groß. Aber auch das Publikum verliert durch das Vertrauen in die Unfehl- barkeit' der ,channels' in persönlichen Konfliktsituationen die Fähigkeit zum rationalen Abwägen."57 Dies kann für den Einzelnen - etwa bei den äußerst problematischen Ernährungsvorschriften von Jasmuheen - zu erheblichen ge- sundheitlichen und psychischen Risiken führen.58 Bei neueren Channels zeichnet sich der Trend ab, eine eigene Klientenreligion zu etablieren. Bücher, audiovisuelle Medien und Workshops sorgen für eine publi- kumswirksame Verbreitung der Botschaften. Gleichzeitig darf nicht übersehen werden: Auf Ratsuchende üben gechannelte Botschaften eine große Faszination aus. Die angeblich übermenschliche, göttliche Autorität, die die Channeling- Texte beanspruchen, ist für viele mit Aussicht auf Lebenshilfe und individuellen Erfolg verknüpft. Die Attraktivität liegt für Suchende darüber hinaus in der Unmit- telbarkeit und logischen Nachvollziehbarkeit der Kundgaben. Hinzu kommt noch die wirkungsvolle direkte Begegnung mit Channels, die sich geschickt in Szene zu setzen verstehen. Sicherlich wäre es zu einfach, allen Praktizierenden des Channeling lediglich kommerzielle Interessen zu unterstellen. Dennoch sind für den kritischen Beob- achter Ansätze hierfür nicht zu übersehen. Manche durchaus als banal zu be- zeichnende Beiträge erwecken den Eindruck, als habe der Autor eigene Ideen in den Mantel des Channeling gekleidet, um dadurch Bücher und Kurse im esoteri- schen Milieu besser absetzen zu können.

352 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Anmerkungen

* Überarbeitete Fassung eines Vortrags zum Thema „Phänomen Channeling. Das neue Interesse an Jenseitskontakten", der am 18. Juli 2000 im Rahmen des Seminars „New Age in the Old World" des Ökumenischen Instituts in Bossey (Schweiz) gehalten wurde.

1 Z.B. www.fireball.de (Stand 4. 7 2000). Über www.lycos.de kommt man auf rund 14 000 Inter- netseiten weltweit bzw. auf 1736 deutschsprachige Internetseiten. Zum Vergleich: 25 710 Treffer über www.altavista.com. 2 Auch die wegen ihres Lichtnahrungsprozesses umstrittene Australierin Ellen Greve alias Jasmuheen (vgl. Materialdienst 1999, 380f) will spätestens seit 1992 gechannelte Botschaften empfangen. Aus- gelöst durch den Unfalltod ihres Bruders - Greve war gerade 14 Jahre alt- sowie durch intensive Meditationen kam sie zunächst mit Channel-Botschaften in Kontakt und wurde kurz darauf selbst zum „Channel" Sie soll, wie sie behauptet, seit 1994 nichts mehr essen und lebe seither aus- schließlich von „Licht" Jasmuheen versteht sich als „Sprachrohr der Meisteralchemisten", „die aus den Bruderschaften des Lichts bestehen, der Föderation, den unterschiedlichen Kommandos, die die Supervision über die Entwicklung unserer Evolution auf dieser Seinsebene übernommen ha- ben" (Jasmuheen, Die Botschaft der Aufgestiegenen Meister, Burgrain 1999,17). 3 Barbara Marciniak, Boten des Neuen Morgens. Lehren von den Plejaden, Freiburg i. Br 31995, 33, empfängt nach eigenen Angaben seit dem 18. Mai 1988 Kundgaben der Plejadier, einem „Energie- Kollektiv aus dem Sternbild der Plejaden" 4 Dietrich von Oppeln-Bronikowski, Green Hills. Gespräche mit der Königin der Herzen. Ein Ver- mächtnis der Liebe für die Neue Welt, Seeon 2000. 5 Zu nennen sind in diesem Zusammenhang u.a. die Ufo-Kontakt-Gruppen „Ashtar Command", die Aetherius Society (gegr 1955 von George King in London), Unarius (gegr 1954 von Ernest L. Nor- man); vgl. hierzu insgesamt Jon Bjorling, Channeling. A Bibliographie Exploration, New York/ London 1992, 143-237 6 Jon Klimo, Channeling. Der Empfang von Informationen aus paranormalen Quellen, Freiburg i. Br 1988,45, 7 Die US-Amerikanerin versteht sich als „Mittlerin zu höheren Bewusstseinsebenen" und empfing u. a. Kundgaben des „aufgestiegenen Meisters" Sunat Kumara; vgl, Rhea Powers, Aufruf an die Lichtarbeiter, Planegg 1989, 8 In: Esotera 8/1988, 20-25. 9 George A. Mather/ Larry A. Nichols (Hrsg.), Dictionary of Cults, Sects, Religions and the , Michigan 1993, 52. - Suzanne Riordan, Art. Channeling, in: J. Gordon Melton (Hrsg.), New Age Encyclopedia, Detroit/London 1990, 97-104. 10 Vgl. hierzu Bernhard Lang/Colleen McDannell, Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens, Frankfurt a. M. 1990, 388ff, 11 Hans Purer, Einführung in die Publizistikwissenschaft, München 41990, 23. 12 Jon Klimo, Channeling, 19. 13 Ebd., 179-193. 14 Ebd., 194-209, 15 Ebd., 203f. 16 Vgl. die Übersicht bei Hans-Jürgen Ruppert, Channeling, in: Materialdienst 12/1990, 357-362, hier 357ff. 17 Vgl, hierzu die aufschlussreiche, zum Teil unkritische Untersuchung von J. Gordon Melton, Er- leuchtung finden. Ramthas alte Schule der Weisheit, Edition Ramtha Bd. 11, Peiting 1997. 18 Eberhard Bauer, Art. Spiritismus, in: Hans Gasper/Joachim Müller/ Friederike Valentin (Hrsg.), Le- xikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen, Freiburg L Br. 62000,1008. 19 Nürnberger Zeitung vom 14.6.1997. 20 Die Licht Oase, Maghan Frühjahrsfestival '94 (Faltblatt). 21 Zur Bedeutung des Buches für die ufologische Tradition vgl. auch Andreas Grünschloß, Wenn die Götter landen... Religiöse Dimensionen des UFO-Glaubens, EZW-Text 153, Berlin 2000,10. 22 Zit. nach Jon Klimo, Channeling, 117.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 353 23 Inter n e t - A d r e s s e : http://members.wbs.net/homepages/n/e/w/newviews/oindex. h t m l . 24 Vgl. im Folgenden Joachim Finger, Jesus- Essener, Guru, Esoteriker, Mainz/Stuttgart 1993, 58-61 25 Urantia Foundation (Hrsg.), The Urantia Book, Chicago/Illinois 31998 (Soft Cover). Zu den Hinter- gründen vgl. Jon Bjorling, a.a.O., 76-81, Massimo Introvigne, Channeling - ein moderner Spiritis- mus, in: Referat für Weltanschauungsfragen (Hrsg.), Werkmappe „Sekten, religiöse Sondergemein- schaften, Weltanschauungen", Nr. 55, Wien 1990,13f. 26 www.urantia.org/about.html#Description. 27 Vgl. hierzu den demnächst erscheinenden EZW-Text 155 von Hans-Jürgen Ruppert, Helena Bla- vatsky - Stammutter der Esoterik. Nikolaj Roerich - Frieden durch Kultur. 28 Hans-Jürgen Ruppert, Theosophie-unterwegs zum okkulten Übermenschen, Konstanz 1993,18. 29 Wilhelm Gauger, Botschaften in Offenbarungsbüchern - Phantasie oder Vision?, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 30 (1988), 183-201, hier 190ff 30 J. Bjorling, a.a.O., 249f. 31 Jon Klimo, Channeling, 51. 32 Adresse: http://www.sethfreunde.org. 33 Zu Einzelheiten vgl. Peter Spangler, New Age - die Geburt eines Neuen Zeitalters. Die Findhorn- Community, Kimratshofen 1983, 37f. 34 Eileen Caddy, Flight into Freedom, Dorset/Massachusetts 2 1991, 28f. 35 Caroll Riddell, Die Findhorn-Story. Ein Menschenbild für das 21 Jahrhundert, Gutach 1991, 95. 36 Z.B. Eileen Caddy, Herzenstüren öffnen, Gutach i. Br. 5 1994. 37 Ein Kurs in Wundern. Textbuch, Übungsbuch, Handbuch für Lehrer, Gutach i. Br., 21994. - Die Er- gänzungen zu Ein Kurs in Wundern. Psychotherapie. Zweck, Prozeß und Praxis. Das Lied des Ge- bets: Gebet, Vergebung, Heilung, Gutach i, Br 1995. 38 Ein Kurs in Wundern, 1 39 Zit. nach Jon Klimo, Channeling, 55. 40 Ebd. 41 M. Introvigne, a.a.O., 25. 42 Kenneth Wapnick, Jenseits der Glückseligkeit. Das Leben von Helen Schucman und die Nieder- schrift von Ein Kurs in Wundern, Gutach i. Br 1999,155. 43 Kenneth Wapnick, Betrachtungen über Ein Kurs in Wundern, Gutach i. Br 1995, 27. 44 Ebd., 31. 45 Ebd., 33. 46 Ebd. 47 Ein Kurs in Wundern. Handbuch, 37 48 Ebd., 61. 49 Neale Donald Walsch, Gespräche mit Gott. Band I: Ein ungewöhnlicher Dialog, München 91997 Band II: Gesellschaft und Bewußtseinswandel, München 31998. Band III: Kosmische Weisheit, München 1999. 50 EsoteraH/1999,50. 51 Neale Donald Walsch, Gespräche mit Gott, Bd. 1,13. 52 Neale Donald Walsch, Gespräche mit Gott, Bd. Ill, 17 53 Ebd. 54 Hansjörg Hemminger, Der Markt des Übersinnlichen. Hoffnung auf Lebenshilfe im New Age, EZW-lmpulse Nr. 31 (V/1990), 12. 55 Vgl. etwa die Aussage bei Walsch, Bd. Ill, 287, wonach die Religionen die Menschen nicht dahin bringen könnten, wo man Gott wahrhaftig erkennen und lieben kann: „Eure Religionen haben aus Gott das große Mysterium gemacht und euch dazu gebracht, Gott nicht zu lieben, sondern ihn zu fürchten." 56 Zum Forschungsstand bzw. zu den Hintergründen vgl. hierzu Marius Romme / Sandra Escher, Stimmenhören akzeptieren, Bonn 1997; Irene Stratenwerth / Thomas Bock, Stimmen hören. Bot- schaften aus der inneren Welt, Hamburg 1998. 57 Hans-Jürgen Ruppert (im Anschluss an Hans Bender), Theosophie - unterwegs zum okkulten Über- menschen, 361. 58 Krista Federspiel/Ingeborg Lackinger Karger (Hrsg.), Kursbuch Seele, Köln 1996, 522.

354 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 BERICHTE

Axel Seegers, München Informationstechnik als Herausforderung Ein Diskussionsbeitrag

Die Neuigkeiten des letzten Sommers dieses Fortschritts konfrontiert wer- deuten darauf hin, dass die Informations- den. Aber auch die Arbeit an der weltan- und Beratungstätigkeit im Weltanschau- schaulichen Front wird sich schneller ungsbereich vor neue und große Heraus- wandeln, als wir uns das wünschen kön- forderungen gestellt werden. Zunächst nen. Dies soll im Folgenden an einem Bei- verunsicherte der E-mail-Virus „l-love- spiel verdeutlicht werden. you" die weltweite Internetgemeinde und sorgte in den Medien für Schlagzeilen und Das Beispiel Microsoft Sondersendungen. Dann schreckten die Warnungen vor der zunehmenden extre- Als am 3.12.1999 das Computer-Fachma- mistischen Gefahr, die uns aus dem Inter- gazin c't die Öffentlichkeit über die Ge- net erwächst, den aufmerksamen Zeitge- schäftsbeziehungen der Firma Microsoft nossen auf. Schließlich gewann die Dis- zum WISE-Lizenz-Unternehmen Execu- kussion um die „mächtigsten Technolo- tive Software informierte (vgl. MD 3/2000, gien des 21. Jahrhunderts", nämlich Ro- 96), begann eine Auseinandersetzung, die botik, Gentechnik und Nanotechnologie, bis heute andauert. Nach vielfachen Ver- welche allesamt dazu beitragen (können), suchen von Scientology-Anhängern, die den Menschen aus seiner (beherrschen- Anfrage als Gedanken aus dem techni- den Position zu verdrängen, auch in schen Mittelalter zu diffamieren (vgl. Deutschland an Aufmerksamkeit. Mit der „Freiheit" 3/2000), bemüht sich nun Craig Bekanntgabe der Entschlüsselung der Jensen, der Gründer und Inhaber von Exe- menschlichen Erbanlagen am 26.6.2000 cutive Software, persönlich um die Durch- wurde ein vorläufiger Höhepunkt des un- setzung seiner Geschäftsinteressen. Dabei aufhaltsam scheinenden Siegeszugs der erhält er bereitwillig Unterstützung aus Technik erreicht. dem State-Department. Auf politischer Bei genauerer Betrachtung der genannten Ebene wird versucht, Druck auf die Bun- Themen zeigen sich gemeinsame Konflikt- desregierung auszuüben. Auch das Präsi- felder: Es geht um den enormen Fortschritt dialbüro der Handelsbeauftragten Char- der Technik, der uns einerseits Möglich- lene Barshefsky ist darum bemüht, nicht keiten ungeahnten Ausmaßes eröffnet. An- nur den Einsatz der Schutzklausel - diffa- dererseits aber bringt uns eben dieser tech- mierend als „Sektenfilter" bezeichnet-zu nische Fortschritt Gefahren, wogegen die verhindern, sondern auch die „diskrimi- Schrecken der Nuklear-Energie wie ein nierende Politik" der Deutschen (und hier harmloser Vorgeschmack erscheinen. insbesondere den so bezeichneten „Quali- Als Mitglieder dieser Gesellschaft werden fizierungsprozess" gegen Executive Soft- wir selbstverständlich mit den Konsequen- ware) zu brandmarken (vgl. c't 14/2000).

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 355 Politische Einflussnahme ausgeht, mündete häufig in die Diskus- sion, wie viele Scientologen es denn nun Neben den diplomatischen Aktivitäten ge- tatsächlich gäbe. Die Schätzungen lagen gen Deutschland gibt es jedoch auch poli- z. T. recht weit auseinander. Mittlerweile tische Bemühungen der Lobbyisten im Re- aber sind sich die meisten Fachleute darin präsentantenhaus der Vereinigten Staaten. einig, dass man die Zahlen nach unten zu So fand am 14. Juni dort in einem Unter- korrigieren habe. Es wird suggeriert, dass ausschuss ein Hearing zum Thema „The aus der geringen Zahl auch die geringere Treatment of Religious Minorities in We- Gefahr zu folgern sei. Stimmen wurden stern Europe" statt, an dem neben Vertre- laut, welche die Einstellung der Beobach- tern der Zeugen Jehovas, verschiedener tung durch den Verfassungsschutz fordern christlicher Gruppierungen auch eine (z.B. der Präsident des NRW-Verfassungs- ganze Reihe von Scientologen teilnah- schutzes). men. Craig Jensen nahm diese Anhörung Die Vorgänge um Windows 2000 zeigen zum Anlass, um sich über die Verfolgung jedoch, dass die Diskussion, sofern sie seiner „Glaubensbrüder" in Deutschland sich mit dem Zählen der Mitglieder von und das ungerechtfertigte Embargo gegen Scientology begnügt, zu kurz greift. Wenn seine Firma zu ereifern. es einer demokratiefeindlichen Organisa- Sowohl die versammelten Abgeordneten tion gelingt, quasi in jedem Rechner und als auch die geladenen „Zeugen" waren auf jedem Arbeitsplatz ein Software-Pro- sich darin einig, dass der Druck auf die gramm zu platzieren, von dem man nie europäischen Staaten (neben Deutsch- genau wissen kann, über welche Funktio- land saßen vor allem Frankreich, Öster- nen es jetzt oder in Zukunft verfügt, kann reich und Belgien auf der Anklagebank) diese Organisation dadurch eine Kontrolle erhöht werden müsse. In diesem Sinne gewinnen, die durchaus mit dem „Big Bro- möchte man neben den einschlägigen ther" von 1984 vergleichbar ist. Bedenkt Kontakten zur amerikanischen Regierung man darüber hinaus die Zukunftspläne der auch die Hilfe der OSZE in Anspruch neh- Software-Industrie, dann kann man erah- men, um die „Religionsfreiheit" durchzu- nen, um welch gigantische Möglichkeiten setzen (http://www.house.gov/internatio- der Kontrolle und Manipulation es hier nal_relations/full/relminor/rel minor.html). geht. Die Vertriebswege aller Computer- In Zukunft können wir also in Europa mit Programme sollen in wenigen Jahren nicht verstärkten Versuchen der Beeinflussung mehr über CD (oder andere physische Me- rechnen. Inwieweit sich die politische Ad- dien) laufen, sondern ausschließlich über ministration weiterhin zum verlängerten das Internet, wobei der einzelne Rechner Arm dieser Kräfte machen wird, dürfte erst sich das jeweilige Programm aktuell aus nach der Präsidentschaftswahl zu über- dem Netz lädt, wenn es gerade gebraucht blicken sein. wird. Heute werden die Weichen gestellt für die zukünftigen Chancen der Beein- flussung. Konsequenzen für die weltanschauliche Die Scientology-Organisation ist hier si- Arbeit cherlich mit Abstand der mächtigste und Für die Weltanschauungsarbeit lassen sich gefährlichste Anwärter. Doch auch andere aus den beschriebenen Vorgängen eine (sich religiös gebende) Gruppen sind da- Vielzahl von Konsequenzen ableiten: bei, mit den ihnen zur Verfügung stehen- Die Frage, welche Gefahr von Scientology den Mitteln den Start in die „kontrollierte

356 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Zukunft'' nicht zu verpassen. So machte schauung bestimmt wird. Einflussnahme erst jüngst die kriminelle Aum-Sekte sowohl auf Grundentscheidungen als (heute nennt sie sich Alpha) von sich Re- auch auf Detailfragen sind eigentlich nicht den, als bekannt wurde, dass IT-Fachleute möglich - es sei denn, man entscheidet aus dieser Gruppe die Internet-Anbindung sich gegen den Anbieter als Ganzen. für die japanische Regierung program- Aber auch die zuvor beschriebenen aktu- miert hatten. ellen politischen Aktivitäten führen zur Für die Auseinandersetzung mit diesen Konsequenz, die internationale Vernet- Gruppen bedeutet dies in Zukunft für die zung voran zu treiben: Immer mehr welt- Weltanschauungsszene eine erhöhte Auf- anschaulich relevante Gruppen sind selbst merksamkeit in den Bereichen Internet international vertreten, denken global und und Informationstechnologie. Da die Ge- handeln lokal unter Zuhilfenahme der fahren ungleich größer sind und der Auf- weltweiten Vernetzung. Es muss wohl wand für diese Gruppierungen zugleich nicht eigens erläutert werden, wie die In- um ein Vielfaches kleiner wird, stellt sich ternet-Technologie dieser Entwicklung die Frage, ob die - eher passive - Infor- Vorschub leistet. Es geht hier nicht nur um mationssammlung noch ausreicht, oder ob die technische Manipulation, sondern um hinsichtlich dieser Herausforderungen die propagandistische Beeinflussung und nicht eine aktivere Rolle von Nöten wäre. Ausbeutung des Menschen. Vor einigen Natürlich kann diese Aufgabe nur in Ver- Monaten dachte man noch, mit einer In- bindung mit EDV-Fachleuten und ande- ternet-Polizei könne man die Probleme in ren Spezialisten wahrgenommen werden. Griff bekommen. Mittlerweile wird der Ruf Außerdem ist klar, dass es sich hier um nach strengen internationalen Gesetzen einen kleinen Bereich des komplexen lauter, und man spricht zutreffend von ei- weltanschaulichen Feldes handelt - ein nem (drohenden) Cyberwar. kleiner Bereich, der jedoch immer weiter In der täglichen Beratungsarbeit sieht man an Einfluss gewinnt. Der IT-Bereich be- sich daher mit immer besser informierten einflusst sämtliche wirtschaftlichen, politi- Ratsuchenden (die deshalb aber nicht bes- schen und gesellschaftlichen Strukturen ser orientiert wären), aber auch Fakten und wird zudem stärker mit der Frage kon- und Vorwürfen konfrontiert, die in einem frontiert werden, welche Motive und Ideo- größeren, weil internationaleren Zusam- logien den Anbieter x oder den Dienstleis- menhang stehen. Eigene Orientierung und ter y leiten. Die Frage des Vertrauens und die Möglichkeit zur Bewertung sind nur nach möglichen geeigneten Kontrollen wird dann möglich, wenn die Fakten und Vor- ein immer wichtigerer Aspekt werden. gänge auch im deutschsprachigen Raum Neben den technischen Herausforderun- bekannt und abrufbar sind. Dabei muss gen lassen sich am Beispiel Windows nicht jede Stelle gleich gut und genauso 2000 jedoch noch weitere Aspekte aufzei- umfangreich informiert sein. Es würde ja gen. Mit der Diskussion um den Einsatz ausreichen, wenn es eine/einige (zentrale) des Betriebssystems werden die internatio- Dienststelle(n) im deutschsprachigen Be- nalen Verflechtungen in mannigfaltiger reich gäbe, welche die internationalen Weise deutlich. Als Anwender ist man von Kontakte pflegen und diese anderen Kolle- einem Konzern abhängig, dessen Ge- gen zur Verfügung stellen würde(n). Bisher schäftsphilosophie und Firmenpolitik aus- jedoch scheint dieser Bereich eher stief- schließlich in den USA mit entsprechend mütterlich behandelt worden zu sein. amerikanischer Sichtweise und Weltan- Die stetig wachsende Globalisierung lässt

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 357 aber nicht nur Handlungsspielräume inter- noms wäre ohne die starke wirtschaftliche nationaler werden, sondern es wachsen Unterstützung nicht möglich gewesen. Die auch Wirtschaftsräume zusammen. Da- alte Dichotomie bricht weg zugunsten durch werden Politik und Gesellschaft vor einer mächtigen Symbiose. Heute steht der neue Aufgaben gestellt. Ein Aspekt sind betriebswirtschaftliche Nutzen oftmals an dabei öle Mentalitätsgrenzen, die zwar erster Stelle. Weitgehend frei von ethischen nicht überwunden, aber doch einander Überlegungen gibt man sich dem Rausch angeglichen werden. So spricht man der Gefühle hin, den der technische Fort- schon seit Jahren von der „Amerikanisie- schritterzeugt. Alles erscheint möglich, der rung" unserer Gesellschaft. Durch die Mensch ist letztlich nur ein Durchgangs- neuen Technologien bringt dieses Zusam- wesen hin zu einer höheren Intelligenz. menstoßen der verschiedensten Kulturen Beflügelt durch die Errungenschaften von neue Herausforderungen mit sich. Einstel- Nanotechnologie, Robotik und Gentech- lungen und Ansichten, wie sie heute in nik finden sich Überlegungen, die den Amerika vorkommen, werden morgen auch Phantasien eines Ron Hubbard um keinen in Europa aktuell sein. Zwei Beispiele sol- Deut nachstehen: Der Transhumanismus len diesen Prozess veranschaulichen: ist eine Philosophie des Lebens, die sich Das deutsche Rechtssystem erfährt derzeit darum bemüht, die weitere Evolution des einen Crash-Kurs der Internationalisie- Menschen zu beschleunigen -frei von Re- rung: Noch sind die europäischen Rechts- ligionen und Dogmen. Durch Wissen- strukturen nur rudimentär vorhanden. Das schaft und Technik soll die Entwicklung Ringen um eine gemeinsame europäische über die derzeitigen menschlichen For- Verfassung stellt viele „typisch deutsche'' men und Grenzen hinaus betrieben wer- und uns wichtig gewordenen Regelungen den. Die Ziele der Transhumanisten sind in Frage. Die rechtlichen und kaufmänni- Lebensverlängerung (Unsterblichkeit), Ab- schen Belange müssen zunehmend dem schaffung des Alterns, Steigerung der Intel- Rechtssystem der USA angepasst werden. ligenz und der Konstitution des menschli- In diesem Sinne wurde vor kurzem die chen Körpers (Haferkamp, Sven: Was ist Empfehlung ausgegeben, wissenschaftli- Transhumanismus? http://www.transhu- che Arbeiten und Kommentare im Bereich man.de/transhf1 .htm). Jura nur noch in Englisch abzufassen, da Neben den ethischen und rechtlichen sonst das deutsche Rechtssystem interna- Diskursen, welche die neuen Technolo- tional keine Beachtung mehr fände. gien provozieren, werden neue Fragen auf Die Globalisierung nimmt Einfluss darauf, die Weltanschauungsbeauftragten zukom- welchen Stellenwert Religion haben wird. men. Als Konsequenzen des „Homo s@- Wie wird mit der pluralistischen Situation piens" (Kurzweil 2000) muss man auf cy- politisch und rechtlich umgegangen, und berfaschistische Theorien genauso gefasst welche Rolle behalten etablierte Struktu- sein wie auf das Anwachsen des Einflusses ren bei? Es ist daher nicht untertrieben, von Organisationen wie Scientology (vgl. wenn man feststellt, dass wir im Weltan- http://www.innenministerium.bayern.de). schauungsbereich mit den Rechtsfragen erst am Anfang stehen. Ausblick Ein anderes aktuelles Beispiel ist die Ver- knüpfung von Wirtschaft und Wissen- Die Arbeit in den Büros für Sekten und schaft. Der Wettlauf der Forschung um die Weltanschauungsfragen ist derzeit im Um- Entschlüsselung des menschlichen Ge- bruch begriffen. Neben organisatorischen

358 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Veränderungen und dem sich ändernden an Kirche und theologische Wissenschaft, Interesse der Ratsuchenden erfährt auch damit eine zukunftsfähige Auseinanderset- die Arbeit als solche in der Öffentlichkeit zung mit den neuen technischen Heraus- immer häufiger Widerspruch und Zurück- forderungen stattfinden kann. weisung. Zusätzlich geht mit diesen Ent- Die Berücksichtigung der technischen wicklungen die Technisierung unserer Le- Herausforderungen erfordert - zumindest benswelt einher, in deren Gefolge die Glo- zu Beginn - einen Spagat, weil die bisheri- balisierung des Arbeitsfeldes mit großer gen Aufgaben, nämlich das Sammeln von Geschwindigkeit voranschreitet. Informationen vor Ort und die Beratung Um auch in Zukunft sowohl eine aktuelle von Menschen in Not, nicht nur erhalten als auch seriöse Informationspolitik und bleiben, sondern voraussichtlich sowohl Beratungsarbeit gewährleisten zu können, wichtiger als auch schwieriger werden bedarf es nicht nur der Kenntnisnahme dürften. Doch die derzeitigen Entwicklun- dieses Wandels, sondern auch der entspre- gen nicht mit zu berücksichtigen hieße, chenden Koordination. Einige Eckpunkte sich letztlich den aktuellen Problemen hierfür dürften sein: Weitere Vernetzung nicht zu stellen und den Gang in die Be- mit Fachleuten des IT-Bereichs; Schaffung deutungslosigkeit antreten zu müssen. internationaler Strukturen und Informa- Dafür aber ist die geleistete Arbeit zu tionswege und Weitergabe von Impulsen wichtig für Kirche und Gesellschaft.

Michael Fragner, Erlenbach Universelles Leben (UL) Neue Aktivitäten aus dem Würzburger Raum

Tarnungen Recht ruhig geworden ist es um den einge- tragenen Verein „Bürger beobachten Kir- Das „Friedensreich'' der „Prophetin der chen" (www.buerger-beobachten-kirchen. Jetztzeit", Gabriele Wittek, gibt sich nach de), der zu Beginn der 90er Jahre als Reak- wie vor betont kämpferisch und aggressiv tion auf die UL-kritische Bürgerinitiative kirchenfeindlich. Dass man dabei weniger „Bürger beobachten Sekten e.V." (www. offen als vielmehr verstärkt unter Tarnna- bbs-wertheim.de) gegründet wurde. Lange men agiert, verwundert: Hält man im UL auf dem Markt ist auch die von dem ehe- mittlerweile Namen, die auf das UL hin- mals evangelischen Pfarrer Dieter Potzel weisen, nicht mehr für vertrauenser- herausgegebene Zeitschrift „Der Theo- weckend? Länger bekannt als UL-Anhän- loge". Ihr Internetauftritt (www.theologe. ger, geben sich Personen von „Freie Chris- de) wurde im Januar dieses Jahres sogar an ten für den Christus der Bergpredigt" in einer Theologischen Fakultät Bayerns mit ihrem Briefkopf immer wieder einmal das DIN-A5-Plakaten beworben: Ein Beispiel Attribut „ehem. evang. Pfarrer" oder dafür, wie man versucht, Lücken bei kir- „ehem. kath. Priester". Sollte der frühere chennahen Institutionen zu finden, um kirchliche Dienst werbewirksamer sein als diese dann gegen ihren Willen vor den die aktuelle Zugehörigkeit zum UL? UL-Karren zu spannen.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 359 Neueren Datums ist die „Initiative Mahn- ment". In der Lokalpresse lud man dazu mal für die Millionen Opfer der Kirche" durch Anzeigen ohne Preisgabe eines Ver- (www.kirchenopfer.de) (vgl. MD 1999, anstalters ein. In Augsburg liefen gleich 315). Hier versucht man, die Frage nach zwei Veranstaltungen der Mahnmal-Initia- den anderen Opfern, die Rita Süßmuth im tive mit Mynarek: am 26. 1. 2000 („2000 Zusammenhang mit der Diskussion um Jahre blutige Kirchengeschichte und die das Holocaust-Mahnmal aufgeworfen neue Inquisition") und am 30. 3. 2000 hatte, für die eigene Sache zu nutzen: Ein („Jetzt: Kirchenaustritt! Argumente für Un- geplantes „Denkmal für die Opfer der Kir- entschlossene"). che" soll ideelle und finanzielle Unterstüt- Nach langem Schweigen meldete sich im zung einbringen. Die Aktivitäten der Sommer 2000 der noch aus den Zeiten des Mahnmal-Initiative begannen im Sommer „Heimholungswerkes" bekannte Verein 1999 mit dem Verteilen von Handzetteln „Kultur im Leben und Denken e.V." wie- in vielen Teilen der Bundesrepublik. Im der zurück. Erst in diesem Jahr neu in Er- Oktober 1999 offerierte die Initiative ver- scheinung getreten sind das „Gesprächs- schiedenen Gymnasien Unterfrankens Forum 2000" (www.jubeljahr2000.de) eine kostenlose Wanderausstellung mit 20 und die „Gesellschaft für die Verbreitung Schautafeln zum Thema „Die Millionen von Informationen über die Glaubens- Opfer der Kirche" und veranstaltete am und Sittenlehren Martin Luthers" (www. 6. November in München eine Demonst- neo-lutheraner.de). Letztere versuchte bei ration mit etwa 200 Teilnehmern, an der verschiedenen kirchlichen Printmedien in auch eine ganze Reihe von UL-Anhängern Bayern und Hessen Werbeanzeigen zu aus dem Würzburger Raum beteiligt war. schalten. Dass es dem kirchenfeindlichen Auch im benachbarten deutschsprachigen UL immer wieder gelingt, in kirchlichen Ausland war die Mahnmal-Initiative aktiv. Publikationen Anzeigen unterzubringen, So fand am 15. Februar ein Vortragsabend zeigt eine Anzeige der dem UL zuzurech- in Zürich statt, in dessen Verlauf man we- nenden privaten Grund- und Hauptschule gen wiederholter Nachfragen aus dem Esselbach (www.christusschule.de), die im Publikum Mühe gehabt haben soll, den Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern, UL-Hintergrund der Veranstaltung zu ver- Nr. 8 v. 21.2.1999 erschien. Anzeigen mit heimlichen. Der Züricher „Tages-Anzei- UL-Hintergrund erscheinen in unregel- ger" zitiert in seiner Ausgabe vom 17. 2. mäßigen Abständen auch im Würzburger 2000 den Sprecher der Initiative mit den Volksblatt („christlich - kritisch - unab- Worten: „Diese Initiative ist überkonfes- hängig"). sionell, sie hat also nichts (!) mit dem Uni- Gelegentlich gelingt auch die Einfluss- versellen Leben zu tun." Auch in Wien nahme über eine nichtkirchliche Zeitung. fand im Januar eine ähnliche Veranstal- So erschien in der Vegetarierzeitschrift tung mit ca. 100 Teilnehmern ausgerech- „Vegetarisch fit" vom Oktober 1999 ein net im Großen Festsaal der Universität Artikel über Bioprodukte der dem UL nahe statt. Hier wie anderenorts war der ehema- stehenden Firma „Gut zum Leben" (www. lige katholische Theologieprofessor Hu- gzl.com; www.lebegesund.de), die mit ih- bertus Mynarek Hauptredner. ren Produkten mittlerweile ein Drittel des Eine entsprechende Vortragsveranstaltung süddeutschen Marktes kontrollieren soll. mit Mynarek gab es im November 1999 Mehrere Passagen dieses Artikels preisen bereits in Würzburg unter der Überschrift dem Leser die hinter „Gut zum Leben" ste- „Die Greueltaten Mose im Neuen Testa- hende alternative Lebensweise im UL an

360 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 und sind identisch mit Werbeanzeigen Leben e.V." gegen die bayerische Landes- aus der Zeit schon vor dem Oktober 1999. kirche auf Schadenersatz ab (Az. 62 O So brachte „Gut zum Leben" Werbetexte 1047/99). Dabei ging es um die Behaup- im redaktionellen Teil von „Vegetarisch tung, die Landeskirche habe sich durch fit" unter, um sie anschließend im eigenen unzulässige Einflussnahme auf behördli- Prospektmaterial abzudrucken - nunmehr che Entscheidungen strafbar gemacht. versehen mit dem Zusatz: „Textauszug Ebenfalls vor dem LG Würzburg scheiter- aus der Zeitschrift , V e g e t a r i s c h fit' Nr 10/ ten im Januar drei UL-Anhänger mit einer 99". Klage, die das Ziel hatte, der CSU in ihrem Erwähnenswert sind schließlich noch die Parteinamen die Verwendung des Wortes „Jungen Urchristen", die ihre antikirchli- „christlich" zu untersagen (Az. 61 O 1203/ che Polemik in forsch-pubertärer Sprache 99). Ein Versuch von UL-Anhängern, der in der seit 1997 unregelmäßig erscheinen- katholischen und evangelischen Kirche den Zeitung „Der geistige Revolutionär per Gerichtsbeschluss zu untersagen, sich Christus" (www.revo.org) verbreiten. „christlich" zu nennen, scheiterte im Mai diesen Jahres vor dem VG München (Az. Prozesse N 29 K 99.5269). Erfolg hatte dagegen der „Universelles Le- Kämpferischen Charakter haben nach wie ben e.V." letzten April mit einer Klage ge- vor auch die vielfältigen, teils wenig sinn- gen die Stadt Würzburg. Was Würzburg vollen juristischen Aktivitäten im Umfeld abgelehnt hatte, ist dem UL nun gestattet: des Universellen Lebens, von denen hier Es darf ein Hinweisschild für seine „Got- einige Ergebnisse berichtet werden sollen. tesdienste" auf öffentlichem Grund auf- Im Juni 1999 fällte das OLG München ein stellen. Urteil, wonach der Bayerische Rundfunk Im Juni diesen Jahres verlor „Gut zum Le- auch gegen seinen Willen Hörfunk-Wer- ben" einen Prozess vor dem LG Konstanz bespots der Firma „Gut zum Leben" aus- gegen die Konstanzer Zeitung „Südkurier" strahlen muss (Az. U-K 5733/98). Die (Az. 3 O 241/00 S). Der „Südkurier" hatte Richter argumentierten in diesem Zusam- in einem kritischen Bericht über das UL menhang mit der Gewerbefreiheit. Vom aus einem Artikel der Frauenzeitschrift Dezember 1999 datiert ein Urteil des VG „Amica" (www.michelrieth.de/biobau.htm) Berlin, wonach das UL in einer vom Berli- zitiert, dass diese Glaubensgemeinschaft ner Senat herausgegebenen Informations- vom Handel mit Bio-Produkten der Marke broschüre kritisch erwähnt werden darf „Gut zum Leben" lebe; wer diese Waren (Az. VG 27 A 34.98). Interessant an die- kaufe, finanziere eine menschenverach- sem Urteil ist insbesondere, dass hier erst- tende Organisation. „Gut zum Leben" mals von einem deutschen Verwaltungs- hatte ohne Erfolg die Unterlassung dieser gericht eine Rechtsauffassung vertreten Äußerung verlangt. wird, die sich bei den deutschen Zivilge- Teils in eine andere Richtung weist dage- richten schon lange durchgesetzt hat: Der gen ein bereits im Februar 2000 gefälltes klagende Verein „Universelles Leben e.V." Urteil des OLG Frankfurt am Main in ähn- darf die Glaubensgemeinschaft Universel- licher Sache (Az. 12 U 179/98): Hier un- les Leben mangels Aktivlegitimation juris- tersagte das Gericht der Jungen Union tisch nicht vertreten. Neu-Isenburg bei Androhung eines Ord- Im Januar diesen Jahres lehnte das LG nungsgeldes von bis zu 500 000 DM u.a. Würzburg eine Klage des „Universelles die Äußerung, dass jeder Bürger, der in

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 361 einem Laden von „Gut zum Leben" das Schloss „ohne Teilhaber oder Gesell- einkaufe, wissen müsse, dass er damit eine schafter oder finanzielle Hilfe Dritter" nut- Organisation finanziell unterstütze, die zen wolle, lassen nicht nur die Eintragun- einen totalitären Staat anstrebe. Während gen im Handelsregister vermuten, dass die das LG Konstanz von einer engen Verflech- geplante Kurklinik in Verbindung mit dem tung zwischen dem „Universellen Leben" UL gesehen werden kann: So ist im und „Gut zum Leben" ausging, setzte das Handelsregister als Geschäftsführer der OLG Frankfurt eine deutliche Unterschei- „Schloß Gelchsheim Verwaltungs GmbH" dung zwischen der Glaubensgemeinschaft neben dem Käufer des Schlosses ein ge- UL und „Gut zum Leben" voraus. wisser Carsten Schlechtweg eingetragen, Schließlich unterlag im Juli diesen Jahres der in verschiedenen „Christusbetrieben" der zum „Universellen Leben" gehörende als Geschäftsführer fungiert. „Christusbetrieb" „EDV für Sie" in einem Auf der anderen Seite gibt es aber auch Revisionsverfahren gegen die Evangelisch- Hinweise auf eine Stagnation im UL. So Lutherische Kirche in Bayern vor dem haben in den letzten Monaten verschie- Bundesverwaltungsgericht. Die Klage denste Firmen mit UL-Hintergrund immer hatte erfolglos die Feststellung der Rechts- wieder Stellenanzeigen (vorwiegend für widrigkeit von Äußerungen des landes- minder qualifiziertes Personal wie Markt- kirchlichen Sekten b e a u f t r a g e n Dr. Wolf- verkäufer, Mitarbeiter in der Paketabferti- gang Behnk verlangt (Az. BVerwG 7 C gungoder Produktionskräfte) in regionalen 3.00). Behnk hatte seinerzeit vor der Mög- Printmedien geschaltet. Das wirft die lichkeit gewarnt, dass „EDV für Sie" Zu- Frage auf, ob man den Personalbedarf für griff auf die Patientendaten von ca. 430 die UL-Betriebe nicht mehr aus den eige- niedergelassenen Ärzten habe. nen Reihen rekrutieren kann und deshalb mittlerweile gezwungen ist, „Geschwister aus der Welt" anzuwerben. Entwicklungen Zurückgegangen sind die Neuzugänge an Im Blick auf die allgemeine Entwicklung der Esselbacher Christusschule. Aussteiger des „Universellen Lebens" ergibt sich ein meinen zudem, dass nach ihrem Eindruck ambivalentes Bild, das teilweise den Ein- das Interesse an diversen UL-Kursen dras- druck der Expansion erweckt. So entfaltet tisch abgenommen habe. Dass der Mi- man nach wie vor rege Aktivität im Immo- chelriether UL-Klinik die Privatpatienten bilienbereich: In Michelrieth entstanden ausgehen, ist eine mögliche Interpretation im letzten Jahr zwei 6-Familien-Häuser, für ein weiteres Engagement: Zur Zeit ver- womit das UL in baulicher Hinsicht nun- sucht nämlich die „HG Naturklinik Mi- mehr auch im Altort vertreten ist. In Essel- chelrieth GmbH" (www.naturklinik.com) bach erweitern die „Helfende Hände So- den Abschluss eines Versorgungsvertrages ziale Dienste e.V." ihr Domizil durch ei- mit den Krankenkassenverbänden gegen nen Anbau von 9 Appartements für betreu- deren Willen zu erzwingen. tes Wohnen und 8 Langzeitpflegeplätze. Die seit Jahren kursierenden Zahlen über Und im Januar diesen Jahres kaufte ein die UL-Anhängerschaft (40000 Anhänger Würzburger Arzt ein Schloss in der Nähe in Deutschland und 100 000 Anhänger von Ochsenfurt mit dem Ziel, dieses in weltweit) müssen meines Erachtens deut- eine Kurklinik umzubauen (www.schloss- lich nach unten korrigiert werden. Alle mir gelchsheim.de). Obwohl der Käufer des bekannten Aussteiger gehen von einem Schlosses ausdrücklich erklärte, dass er Bruchteil der genannten Zahlen aus und

362 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 schätzen die Zahl der UL-Anhänger welt- menhang auf den Schutz der Religionsfrei- weit auf nur ca. 10 000, freilich mit loka- heit berufen, obwohl nach §9 HWG (Heil- lem Schwerpunkt in der Würzburger Re- mittelwerbegesetz) Werbung für Fernbe- gion, die zugleich als operativer Stütz- handlung in Deutschland verboten ist punkt für die nationalen und internationa- (www.agpf.de/hwg1 .htm)? len Aktivitäten des UL dient. Insbesondere Seit Ende 1999 scheint man in besonderer diese geographische Schwerpunktsetzung Weise Tierschützer als Zielgruppe im Blick des UL war der Grund, weshalb im Mai zu haben. Die erste, im Dezember 1999 1999 von Politik und Kirchen im Raum erschienene Auflage von „Der Prophet Nr. Würzburg/Main-Spessart ein Beratungsan- 15" (http://www.universelles-leben.org/de/ gebot für die verschiedenen im Zusam- p15.html) trägt den Titel „Tiere klagen - menhang mit dem UL stehenden Problem- der Prophet klagt an". Voller Bilder ge- fälle ins Leben gerufen wurde. quälter Tiere wurde die Schrift nach ihrem Was die Prophetin des „Universellen Le- Erscheinen in der Presse mit ganzseitigen bens", Gabriele Wittek, anbelangt, so sind Anzeigen beworben. Sowohl „Der Pro- alle mir bekannten UL-Aussteiger der ein- phet Nr. 15" als auch die Schrift „Unsere helligen Meinung, dass Frau Wittek trotz Freunde, die Tiere" wurden beispielsweise ihres vordergründigen Rückzuges „im in der Münchener Fußgängerzone an Pas- Herbst ihres Lebens" nach wie vor die Fä- santen verschenkt. Beigelegt war ein Falt- den in der Hand halte und alle wesentli- blatt des als gemeinnützig anerkannten chen Entscheidungen treffe. Die These, „Heimat für Tiere - Neue Zeit e.V." dass Frau Wittek lediglich die Marionette (www.tier-heimat.org), in dem ein als cleverer Sektenmanager sei, halten Insider selbstlos präsentiertes Tierschutzprojekt für nicht zutreffend. auf einem ungenannten Bauernhof darge- stellt wird, verbunden mit der Bitte um fi- nanzielle Unterstützung. Inhalte Neu tauchte im Herbst 1999 im UL der Be- Weniger neue Offenbarungen als traditio- griff „Matrix-Mensch" auf. Dahinter steht nelles UL-Eigengut beschäftigen die Grup- allerdings nur ein aufpoliertes Extrakt des pe. Lange vorhanden, jetzt aber neu in den „Inneren Weges": Durch seine Gedanken Vordergrund gestellt und beworben wird soll man die „Matrize" eines glücklichen seit letztem Jahr die „Urchristliche Glau- Menschen erstellen, um diese dann zum bensheilung". Sie ist auch Thema in dem „Leitbild für ein positives Leben" zu ma- im April 1999 im UL-Verlag „Das Wort" chen. Zu diesem Zweck sollen zwei „Me- (www.das-wort.com) neu erschienenen ditations"-CDs aus dem Verlag „Das Wort" Buch „Glaubensheilung - die Ganzheits- dienen („Der Matrix-Mensch 1 - Leitbild heilung". In der UL-Zentrale am Würzbur- zur Gesundheit" und „Der Matrix-Mensch ger Haugerring (www.heilzentrum.ee) fin- 2 - Leitbild zur Ruhe"). Im Oktober 1999 det „Glaubensheilung" mittlerweile drei- wurde das Konzept des „Matrix-Men- mal wöchentlich statt. Für die in densel- schen" in verschiedenen deutschen Städ- ben Kontext gehörende „Urchristliche ten auf Abendveranstaltungen vorgestellt. Glaubens-Fernheilung" genügt es nach ei- Im Jahr 1999 hatte auch apokalyptisches genen Angaben, „daß der Heilungssu- Gedankengut wieder Konjunktur: So be- chende dazu ein Bild übersendet und nur schwor die UL-Zeitung „Das Weisse seinen Vornamen und sein Leiden mit- Pferd" (www.das-weisse-pferd.com), Ex- teilt". Kann man sich in diesem Zusam- trablatt Nr. 2/99, im Zusammenhang mit

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 363 dem Balkankrieg den „Untergang des 11. August wirft ihre Schatten voraus", war Abendlandes". Auch die Sonnenfinsternis im „Weissen Pferd" Nr. 14/1999 zu lesen. im August 1999 gab Anlass, dem Leser As- Eine terminliche Festlegung der Apoka- soziationen für den Weltuntergang anzu- lypse hatte man freilich hier wie auch an bieten: „Die totale Sonnenfinsternis am anderer Stelle vermieden.

Ernst Ludwig Ehrlich, Riehen/Schweiz Juden in Deutschland heute

Wer aus der Ferne sieht, sieht deutlicher. Der Zustrom seit 1989 Dieses Wort könnte man als Motto über diesen Artikel setzen, denn der Verfasser Das Ende der jüdischen Gemeinschaft kommt jede Woche nach Deutschland, schien absehbar, als nach der Wende ohne seinen Wohnsitz dort zu haben. Im Zehntausende von Juden und Jüdinnen übrigen habe ich früher viele Monate in aus dem russischen Ex-Imperium nach Deutschland gelebt und gearbeitet und Deutschland fluteten. Dazu kamen die dies seit nunmehr 49 Jahren. So wird man rund 10000 Israelis, die sich in Deutsch- mir die Legitimation nicht absprechen land niedergelassen hatten, von denen können, über ein Land und seine Men- eine größere Anzahl jedoch nicht den jü- schen zu schreiben, mit denen ich beruf- dischen Gemeinden angehörte, weil sie lich in enger Verbindung stehe. meinten, ihr Aufenthalt sei nur proviso- risch, obwohl sie inzwischen letztlich an- sässig geworden waren. Auch heute Die Entwicklung seit 1945 gehören nicht alle den Gemeinden an, Wer den eben genannten Zeitraum be- weil es sich ohne Zahlung der Gemeinde- trachtet, wird eine Entwicklung feststellen, steuern offenbar angenehmer lebt. Die die auch im entferntesten nicht zu ahnen Aufnahme von Juden aus den Oststaaten war. Die Juden in Deutschland nach 1945 hat schließlich ergeben, dass die Zahl der bestanden im wesentlichen aus vier Grup- Juden in Deutschland heute 70000 bis pen - den „displaced persons" aus Osteu- 80 000 Menschen umfasst. ropa, die zunächst in Lagern waren und Eine derartige Welle, die sich in eine dann in Deutschland blieben; Juden aus kleine Gemeinschaft ergießt, bringt unge- Mischehen, die nicht deportiert worden heure Probleme mit sich. Es muss aner- waren; Juden, die aus Konzentrationsla- kannt werden, dass die jüdischen und die gern zurückkamen und einige Tausend Ju- nichtjüdischen Stellen mit Erfolg bemüht den, die im Untergrund überlebt hatten. sind, die soziale Integration der Neuein- Von diesen vier Gruppen wanderten in wanderer zu fördern. Für Wohnungen, Be- den ersten Jahren der Bundesrepublik ei- rufsausbildung, Sprachunterricht wird ge- nige Tausend nach Israel und den USA sorgt, und hier leisten Juden und Nichtju- aus. Die Altersstruktur war hoch, und so den für die Ankömmlinge Beträchtliches. blieben bis zum Jahre 1989 nur rund Freilich gibt es andere und überaus 26 500 Juden in der Bundesrepublik und schwerwiegende Probleme. Nicht alle einige Hundert in der DDR. Einwanderer sind auch wirklich Juden. Sie

364 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 wollen vielmehr die sozialen Leistungen Stellen hier überfordert sind und die der Bundesrepublik genießen. Hier muss nichtjüdischen nicht zuständig. Dieses jeweils von den jüdischen Gemeinden Problem wird zwar von den jüdischen eine sorgfältige Prüfung unternommen Behörden in Deutschland erkannt, aber werden. Ferner gibt es unter den Neu- die Lösungsmöglichkeiten sind be- ankömmlingen zahlreiche Mischehen, schränkt. was ein Problem für die Familie darstellt, denn nur das Kind einer jüdischen Mutter Jüdische Ausbildung? ist auch nach Vorstellung der Halacha jü- disch. Ein weiteres Problem besteht in der Man lässt Lehrer aus Israel kommen, man sozialen Integration innerhalb der Ge- veranstaltet Kurse, aber den eigentlichen meinden. Menschen in größerer Zahl Schlüssel zu dem Problem wird man erst dringen in kleine Gemeinschaften ein, die in der nächsten Generation finden, wenn sich in Jahrzehnten ihr Eigenleben ge- eigene Lehrer herangezogen werden, die schaffen haben und bringen fremde Men- sowohl Russisch als auch Deutsch beherr- talitäten hinein. Das Zusammenleben der schen und sich ein adäquates Wissen Ansässigen mit den neu sich niederlassen- über das Judentum angeeignet haben. Vor den Juden ist problematisch, und es wird einigen Jahrzehnten hatte man in Heidel- eine Generation dauern, bis ein Zusam- berg die „Hochschule für Jüdische Stu- menwachsen möglich ist. dien" gegründet, die die Aufgabe haben sollte, jüdische Religionslehrer auszubil- Die geistige Situation der russischen den. Dies ist weitgehend gescheitert; die Juden meisten Studenten sind NichtJuden, die ihre geisteswissenschaftlichen oder theo- Ein weit komplizierteres Problem jedoch logischen Kenntnisse durch das Lernen j ü - stellt die jüdische geistige Situation der discher Fächer erweitern wollen. Von russischen Juden dar. Seit 1917 haben Heidelberg ist jedoch in all den Jahren ihre Eltern und Großeltern ein volles kaum ein Impuls für jüdische Gemeinden geistiges und religiöses Judentum in Russ- ausgegangen. land nicht ausleben dürfen. Die Kinder- Auch jüdische Studenten, die man zur und Enkel-Generationen kommen nach Ausbildung nach Amerika geschickt hat, Deutschland, weil sie jüdischer Abstam- sind nicht zurückgekommen. Die geistige mung sind und für sie dort sozial gesorgt Situation der Juden in Deutschland ist da- wird. Was Judentum eigentlich ist - jüdi- her höchst problematisch, denn es sche Religion, jüdische Kultur, jüdische herrschtauch ein Rabbiner-Mangel. Kaum Geschichte - alles, was das Judentum gibt es eine einwandfrei deutschspre- geistig bestimmt, kennen diese Menschen chende Rabbiner-Generation. Manche, nicht. Die Sowjets haben es ihnen ge- die als Rabbiner amtieren, sind ehemalige waltsam vorenthalten. Nun gelangen Kantoren, die sich relativ rasch in Israel diese Menschen in Gemeinden, wo bis- ein Rabbiner-Diplom besorgt haben. Bis her ein normales jüdisches Leben herrsch- auf Berlin (Pestalozzi-Straße) sind die te, mit allem was dazu gehört. Hier muss meisten Gemeinden orthodox, weil man es notwendigerweise zu Konflikten kom- in Osteuropa liberale Gemeinden kaum men, zu Nichtverstehen, zu schwer über- gekannt hat. Hier macht sich bei der jun- windbarer Fremdheit und zu Spaltungen. gen Generation ein langsamer und teil- Es hat sich gezeigt, dass die jüdischen weise bekämpfter Wandel bemerkbar, der

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 365 aber ohne eindrucksvolle Rabbiner nur bensstruktur herrscht als in den Gebieten, relativ wenig bewirken kann. woher sie stammen. So sind Voraussagen So befriedigend die soziale Situation aufs heute reine Spekulation. Ganze gesehen ist, so beklagenswert ist die geistige und darin eingeschlossen Juden im Ausland über Juden in Deutsch- auch die religiöse. In Berlin leben mehr land als 11 000 Juden. Wenn am Schawuot-Fest in einer großen Berliner Synagoge etwa Etwas anderes freilich ist eingetreten - 20 Frauen und 30 Männer sind, zeugt das und das war vor einigen Jahrzehnten nicht von einem bemerkenswerten Desinteresse zu erwarten. Die Juden im Ausland, so- und einem Mangel an jüdischer Substanz. wohl in der Diaspora als auch in Israel, haben die Existenz der Juden in Deutsch- land anerkannt. Die etwas dümmliche Antisemitische Vorgänge Frage an Juden, die aus Deutschland kom- Bis vor etwa 20 Jahren war die Redensart men, wie man als Jude in Deutschland le- gängig, Juden lebten auf gepackten Kof- ben kann, wird im allgemeinen nicht fern in Deutschland. Die Koffer sind aus- mehr gestellt. Man hat sich daran ge- gepackt. Das Leben der Juden in Deutsch- wöhnt, dass Juden in Deutschland leben, land kommt weitgehend einer Normalität wenngleich man auch noch nicht recht nahe, die allerdings immer wieder in zur Kenntnis genommen hat, dass die Frage gestellt wird, wenn antisemitische Zahl durch Juden aus der ehemaligen Vorgänge geschehen. Von diesen gibt es Sowjetunion allmählich steigt. gerade in letzter Zeit zunehmend mehr, weil die Tabus verschwinden. Ein Beispiel Zukünftige Entwicklung? ist die zweimalige Schändung des Grabes von Heinz Galinski. Es wird daher noch zwei Jahrzehnte dau- Gelegentlich verhalten sich deutsche ern, bis die innere Struktur der jüdischen Behörden auch ungeschickt, wenn sie in Gemeinden ihren Weg gefunden hat. ein kleines brandenburgisches Dorf plötz- Diese Entwicklung wird natürlich auch lich 300 russische Juden absetzen, wo es davon abhängen, in welcher Weise den doch im nahegelegenen Potsdam eine Juden in Deutschland die Integration ge- etablierte jüdische Gemeinde gibt. lingt, was nicht nur ihrem Willen ent- Skinheads in Ostdeutschland - aber nicht springt, sondern auch der politischen Kul- nur dort - treiben ihr Unwesen gegen tur in der Bundesrepublik. Man steht hier Ausländer, und davon sind gelegentlich vor dem Phänomen, dass aus gutem Wil- auch Juden betroffen. len und schlechtem Gewissen in der Ver- Heute ist die Situation der Juden in gangenheit manches für Juden getan Deutschland schwer zu definieren und für wurde, was ihr Leben in Deutschland er- die Zukunft einzuschätzen. Die Genera- leichterte. Die Generationen, die mit den tion, die den Holocaust durchlitten und NS-Verbrechen direkt oder indirekt zu tun überlebt hat, stirbt aus. Die zweite Gene- hatten, sind ausgestorben oder nicht mehr ration assimiliert sich, ohne sich voll zu politisch aktiv. Es wird unter anderem integrieren, und die russischen Juden auch an den jetzt Regierenden liegen, ob müssen sich erst langsam daran gewöh- sie in der Lage und bereit sind, für die jü- nen, dass sie in einer westlichen Demo- dische Gemeinschaft in Deutschland Ver- kratie leben, in der eine völlig andere Le- ständnis aufzubringen, oder ob sie mit

366 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 einer gewissen Gleichgültigkeit den zahl- tiert, die das Spannungsfeld dieser For- reichen Problemen dieser Minderheit ge- schungsrichtung zwischen Wissenschaft genüberstehen. Ebenso wichtig ist und und Glaubensüberzeugungen umrissen. bleibt die Fähigkeit der Juden selbst, ein Nachmittags plädierte Wilfried Belschner jüdisches Leben zu gestalten, wie es in für eine „integrale Forschungsmethodik", anderen Ländern selbstverständlich ist, wo z. B. durch veränderte Bewusstseinszu- wobei wir die Hoffnung hegen, dass dies stände des Forschers neue Einsichten in den Juden im Laufe der Zeit gelingen die Leib-Seele-Geist-Zusammenhänge zu mag, wenn wir heute dafür auch nur An- erwarten seien. Weiterhin wurden zahlrei- sätze erblicken. che Ergebnisse von Forschungsprojekten vorgestellt, die die Bedeutung von Medita- Der Beitrag wurde zuerst publiziert in „friede tion und Spiritualität mit herkömmlichen über Israel". ZEITSCHRIFT FÜR KIRCHE UND psychologischen Methoden herausstell- JUDENTUM", Jg. 82, Heft 2-Juni 1999, S. 53 ff, und erscheint mit freundlicher Genehmigung ten. Die Tagung war von einer Aufbruch- des Ev.-Iuth. Zentralvereins für Zeugnis und stimmung geprägt. Auf die Frage, warum Dienst unter Juden und Christen e.V., Hannover. denn transpersonale Psychologie For- schung nötig habe- ihre Ergebnisse könne man doch spürbar erleben - antwortete eine Vorstandsmitglied sinngemäß: Da INFORMATIONEN wissenschaftliche Erkenntnisse nach wie vor Kultur und Gesellschaft nachhaltig prägen, komme auch die Transpersonale PSYCHOLOGIE / PSYCHOTHERAPIE Psychologie nicht darum herum, wenn sie ihren Einfluss vergrößern wolle. Transpersonale Psychologie auf dem Vor- Das DKPT hat auf wissenschaftlichem Ter- marsch. (Letzter Bericht 1999, 279f). Das rain schon Boden gewonnen: Für den 42. Deutsche Kollegium für Transpersonale Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und Psychotherapie (DKTP) Psychologie (DGPs) in Jena Ende Septem- wurde 1999 gegründet und versucht, Ein- ber plante man unter der Leitung von Ha- sichten der transpersonalen Perspektive rald Walach erstmalig eine „Poster- „im deutschen Sprachraum aufzugreifen, gruppe" Transpersonale Psychologie, wo an den Hochschulen durch Forschung und die aktuellen Forschungsbemühungen der Lehre präsent zu halten und akademisch Fachöffentlichkeit präsentiert werden soll- zu durchdringen und zu integrieren" ten. (Selbstdarstellung Faltblatt). Dem Kolle- Bezeichnenderweise hatte die „Arbeits- gium stehen Wilfried Belschner, Psycholo- gruppe Religionspsychologie", die schon gie-Professor aus Oldenburg, Harald seit einigen Jahren in der DGPs etabliert Walach, Privatdozent am Universitätskli- ist, es abgelehnt, dem transpersonalen An- nikum Freiburg, Joachim Galuska, Chef- satz in ihrem Rahmen Raum zu geben. So arzt der Klinik Heiligenfeld, und Edith wollte die AG Religionspsychologie ihre Zundel vor. Im Juni hatte der Verein zu ei- Forschungsergebnisse zum Thema „Reli- ner 1. Tagung an die Universität Olden- giosität und seelische Gesundheit" am burg eingeladen - und an die 100 Teilneh- Montagnachmittag präsentieren, während mer/innen kamen. Sie wurden in einem die transpersonale Postergruppe am Mitt- Eröffnungsreferat von Harald Walach mit wochvormittag tagen sollte. vielen, z. T. unlösbaren Fragen konfron- Michael Utsch

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 367 Hellinger im Aufwind. (Letzter Bericht schaft für systemische Therapie (IGST) so- 1999, 211 ff) Seit 1993 stieg das Interesse wie Mitgründer und geschäftsführender an den Familienaufstellungen von und Gesellschafter des Carl-Auer-Systeme-Ver- nach Bert Hellinger durch die zuneh- lags (Heidelberg) Gunthard Weber ver- mende Zahl seiner Publikationen und wirklichen, was ihm in der IGST nicht ge- seine Großseminare. Grundlegende Kritik, lang: die wissenschaftlich anerkannte, sys- wie sie zum Beispiel aus fachlicher Sicht temisch-konstruktivistische Familienthera- in „Psychologie Heute" und aus weltan- pie im Sinne Helm Stierlins mit der „sys- schaulicher Perspektive im „Material- temisch-phänomenologischen" Vorgehens- dienst der EZW" geäußert wurde, hat nicht weise Bert Hellingers zu verbinden. Ge- verhindert, dass sich diese Methode wei- rade ist die erste Nummer der hauseigenen terhin großflächig ausbreitet. Manche Zeitschrift „Praxis der Systemaufstellung" Osho-Institute bieten mittlerweile Fami- erschienen. Ab 2001 finden eine drei- lienaufstellungen an, einige NLP-Institute jährige Weiterbildung, Supervisionssemi- auch, von der freien Szene ganz zu nare, Workshops und darüber hinaus Se- schweigen. Selbst in der Lorber-Bewegung minare zur Organisationsberatung statt. wird dieser Ansatz derzeit diskutiert. Bei letzteren wirkt der Familientherapeut Um die Aufstellungsarbeit in einen profes- Prof. Fritz Simon mit, früher ein erklärter sionellen Rahmen zu stellen, hat seit 1996 Kritiker der Familienaufstellungen (und die „Arbeitsgemeinschaft Systemische Lö- Geschäftspartner von Weber - vgl. www. sungen nach Bert Hellinger" jährlich Ta- simon-weber.de): „Eine Orientierung ge- gungen durchgeführt, um „gemeinsam zu bende Funktion kann Bert Hellinger wahr- beraten und zu erarbeiten, wie die Aus- scheinlich besser als jeder systemische breitung und Fortentwicklung dieses An- Therapeut übernehmen, da er davon aus- satzes auf eine ihm gemäße, achtsame zugehen scheint, einen direkten (phäno- Weise gefördert werden könnte" (www. menologischen') Zugang zur Wahrheit zu bert-hellinger.de). Auch die Auseinander- haben" (Psychologie Heute 7/98, 68). Die setzung mit der „oft herben und abwerten- Institutsneugründung ist ein weiterer Beleg den Kritik" sollte ein Fokus der Gruppe dafür, dass sich in der Psychotherapie ra- sein. Die dreißig Mitglieder der Arbeitsge- tionales und magisches Denken immer meinschaft wollten zunächst ihren Kreis mehr vermischen. nicht erweitern, um einen intensiven Aus- Michael Utsch tausch pflegen zu können, und sprechen auf der Internet-Homepage von einem „virtuellen Institut". Denn „es liegt keines- TRANSZENDENTALE MEDITATION (TM) wegs in der Intention Bert Hellingers, Gunthard Webers und anderer maßgeb- Neue Entwicklungen. (Letzter Bericht: lich an der Entwicklung Beteiligter, die 1998, 26, 29ff) Seit einiger Zeit steht fest, wunderbare Aufstellungsarbeit einem star- dass die TM ihre ehrgeizigen Pläne bezüg- ren Reglement zu unterwerfen oder gar lich eines großen Universitäts- und eine regelrechte Schule zu gründen" Wohnkomplexes im niederländischen (www.bert-hellinger.de). Vlodrop fallen lassen muss. Das Kloster Nun wurde das „wisl" doch gegründet. Im St. Ludwig dort sollte abgerissen werden, „Wieslocher Institut für Systemische Lö- um den neuen Plänen zum Ausbau des sungen" will der Psychiater, Mitbegründer Europazentrums der TM zu weichen, und Lehrer der Internationalen Gesell- wurde aber zwischenzeitlich unter Denk-

368 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 malschutz gestellt, ohne dass bislang ein nicht veröffentlicht - eine Art „Schweige- alternatives Nutzungs- bzw. Sanierungs- abkommen" zwischen Bundesregierung konzept bekannt wurde. Nachdem hier und TM. lange Jahre der Sitz auch des TM-Grün- Im Zwischenbericht der Bundestagsen- ders und Leiters quete-Kommission „Sog. Sekten und Psy- gewesen ist, sollen die Bewohner nun un- chogruppen" vom 7.7.1997 werden die ter anderem nach North Carolina/USA Aspekte der Meditation auf gutachterlicher und insbesondere das Fernsehteam der Grundlage gegeneinander abgewogen. So TM nach Heibloem umziehen. Bereits im heißt es u. a. „Die Sozialwissenschaftler Frühjahr 2000 musste die TM ihre Pläne, hielten es nahezu übereinstimmend für einen Klinik- und Universitätskomplex in ausgeschlossen, eindeutige Verursachungs- Rheinsberg im Land Brandenburg zu er- ketten zwischen angewandten /Techniken' richten, aufgrund des Widerstands der lo- und psychischen Störungen herzustellen" kalen Bevölkerung zurückziehen. Zuvor (soweit zitiert in einem Anschreiben der (Ende 1998) war schon ein anderes Pro- TM-Einrichtung Press World an den Ver- jekt gescheitert, als man sich vergeblich fasser vom 3. 2. 2000), aber, so fährt der um eine Niederlassung in Wegberg auf Bericht fort, „es gebe ... Anhaltspunkte einem ehemaligen Militärgelände in Ars- dafür, daß bestimmte Erlebnisformen pro- beck bemüht hatte. Das Kloster St. Ludwig voziert würden, die nicht ohne Risiko wird nach Presseberichten nun faktisch seien, bzw. über deren Nebenwirkungen dem Verfall preisgegeben, wenn es denn man nichts oder nicht genug wisse" (29). schon nicht abgerissen werden kann. Bis Auch auf das Phänomen der Konditionie- August sollte es vollständig geräumt sein, rungstechniken, die auch in der Werbung auch Maharishi selbst muss seine Resi- gezielt eingesetzt werden, wird hinge- denz verlegen. wiesen. Die umstrittene Organisation kämpft bis Somit ist in der Tat die gerichtliche Lage heute um eine Bereinigung ihres Images in nicht eindeutig (das BVerwG-Urteil von der Öffentlichkeit. Im Streit um einen zur 1989 ist allerdings nie in dem Sinne außer Veröffentlichung anstehenden Sektenbe- Kraft gesetzt worden, wie die TM sugge- richt der Bundesregierung hatte das Bun- riert), und die neuere Gutachtenlage gibt desverwaltungsgericht am 23.5.1989 insgesamt keine signifikant hohe Gefähr- festgestellt, dass die von der TM ange- lichkeit der TM-Meditationstechniken her wandte Meditationstechnik bei labilen (vgl. u. a. K. Engel, Meditative Wege-eine Personen zu psychischen Schäden führen empirische Untersuchung, in: Transperso- könne. Von zur TM auf Distanz gegange- nale Psychologie und Psychotherapie, 1/ nen Menschen wird bestätigt, dass durch 2000,84-103). die TM-Techniken psychische Labilität Die kritische Auseinandersetzung sollte eher verstärkt als gemindert würde. Jedoch deshalb weniger auf der rechtlichen als wurde auf Klage der TM gegen die Bun- auf der Ebene überzogener „Verheißun- desregierung wiederum im Zusammen- gen" hinsichtlich der Wirkung der Medi- hang mit besagtem Sektenbericht am tation und ihrer angeblichen „Wissen- 15.3.1996 vom Bundesverfassungsge- schaftlichkeit" und zum Thema der Ab- richt festgestellt, dass das Anliegen der lehnung des Religionscharakters geführt TM, im Sektenbericht nicht genannt zu werden. werden, „nicht offensichtlich unbegrün- Ulrich Dehn det" sei. So wurde der Bericht bis heute

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 369 SCIENTOLOGY Herr Pfarrer Keden sei auch berechtigt zu behaupten, dass den CDs Adressen beige- Wirtschaftliche Verflechtungen mit Scien- legen hätten, die im Umfeld von Sciento- tology. Die Firma ARC-Musikvertriebs- logy bekannt seien. Es handle sich um die GmbH aus Hamburg hatte 1998 den Sek- Adressen der gleichnamigen Schwesterfir- ten- und Weltanschauungsbeauftragten men der Firma ARC in den USA und Eng- der Ev. Kirche im Rheinland, Herrn Pfarrer land. Beide hätten ihren Sitz in der jeweils Keden, per Klage dazu aufgefordert, fol- selben Stadt wie der jeweilige Sitz der gende Äußerungen zu unterlassen: Scientology-Niederlassung in beiden Län- • zwischen dem Angebot der von der dern. Firma ARC produzierten und im Katalog Schließlich sei Herr Keden auch berech- IV/1997 der Firma Bertelsmann-Club- tigt, seiner Sorge Ausdruck zu geben, die GmbH beworbenen Compakt-Disks Käufer der CDs könnten ungewollt mit (CDs) und Scientology bestehe ein Zu- dem Kauf der Ware Scientology unterstüt- sammenhang, zen. Er habe nicht die Behauptung aufge- • einem Teil dieser CDs lägen Adressen stellt, dass eine Unterstützung in jedem bei, die im Umfeld von Scientology be- Fall erfolge, er habe nur aufgrund des von kannt seien, ihm beschriebenen und tatsächlich zutref- • Käufer dieser CDs würden mit dem Er- fenden Zusammenhangs zwischen der werb dieser Ware Scientology unterstüt- Geschäftstätigkeit der Firma ARC und zen. Scientology daran den Verdacht geknüpft, Das Amtsgericht Düsseldorf (52 C 9864/ dass eine solche Unterstützung möglich 98) hat mit Urteil vom 17.6.1999 die oder zumindest denkbar wäre. Klage als unbegründet abgewiesen. Die Wörtlich hat das Gericht ausgeführt: Aussagen von Pfarrer Keden enthielten „Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass keine Tatsachenbehauptungen, die der sich Scientology nicht auf die Verbreitung Wahrheit zuwider liefen. ihrer Lehre beschränkt, sondern sich un- Pfarrer Keden habe allgemein auf einen terstützend dazu im allgemeinen Wirt- Zusammenhang zwischen der Geschäfts- schaftsleben betätigt und hierzu ein weit- tätigkeit von ARC und Scientology auf- verzweigtes Netzwerk unterhält, um durch merksam machen wollen. Zu dieser Äuße- ihr zugehörige oder nahestehende Unter- rung sei er berechtigt gewesen. Es sei nicht nehmen Einfluss zu erhalten und auch erforderlich, dass er nachweise, dass die hierdurch gesellschaftliche Veränderun- Tätigkeit der Firma ARC unmittelbar gen in ihrem Sinne anstrebt. Es ist uner- Scientology zugute komme oder sie orga- heblich, ob die Klägerin diesem Netzwerk nisatorisch mit Scientology verknüpft sei. selbst zuzuordnen ist und der Erwerb ihrer Werde die Firma aber von Mitteln der Produkte tatsächlich der Scientology di- Scientology geführt, vertreibe sie u. a. rekt oder indirekt zugute kommt. Aufgrund auch Produkte von Scientology-Anhän- der beschriebenen offensichtlichen Zu- gern, firmiere sie unter einem Kennzei- sammenhänge in der Person ihrer Füh- chen, das eine Bedeutung in der Sciento- rungskräfte, ihrer Organisation und auch logy-Lehre habe und halte sie sich auch ihrer Produkte liegt ein solcher Schluss noch - zumindest betriebsintern - an die aber jedenfalls nahe. Ihn daher aufgrund Management-Lehre der Scientology-Orga- der zugrunde liegenden Fakten zu äußern, nisation, sei die Behauptung, es gebe ei- ist daher nichts anderes, als Wahrneh- nen Zusammenhang, schlichtzutreffend. mung des Rechts der Teilnahme an der all-

370 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 gemeinen Willensbildung, die auch um- ANTHROPOSOPHIE fasst, die Sorge über gesellschaftliche Ver- änderungen ausdrücken zu können." Wieder leichte Zunahme der Waldorf- Gegen diese Entscheidung des Amtsge- schüler. (Letzter Bericht: 1998, 146) richtes Düsseldorf legte die Firma ARC Be- Nachdem Ende der 90er Jahre eine mar- rufung ein. Das Landgericht Düsseldorf kante Abflachung des Waldorf-,,Booms" (24 5 408/99) hat mit Urteil vom 14. 12. festzustellen war, haben die Waldorfschu- 1999 die Berufung zurückgewiesen und len im letzten Schuljahr wieder 1200 hierzu folgendes ausgeführt: Schüler mehr zu verzeichnen gehabt. Wie Es ergebe sich aus dem Kontext des Schrei- der ddp im Juni meldete, gab das Vor- bens Herrn Pfarrer Kedens, dass er die standsmitglied des „Bundes der Freien Firma Bertelsmann GmbH auf eine Ver- Waldorfschulen", Benediktus Hardorp, bindung der Firma ARC mit Scientology im bekannt, dass nunmehr insgesamt 70720 allgemeinen und damit zusammenhän- Schüler die derzeit 172 Waldorfschulen in gend auch auf eine solche mit dem Wa- Deutschland besuchen. Das entspreche renangebot der Firma aufmerksam ma- einem Anteil von einem Prozent an der chen wollte. Es sei ihm darum gegangen, Gesamtschülerzahl an deutschen Schu- mit der Firma Bertelsmann in Kontakt zu len. Weitere 41 Waldorfschulen befänden treten und damit deutlich zu machen, dass sich noch im Aufbau. Nach dem Ende der sich in dem Warenangebot der Firma ARC Aufbauphase rechne man mit bis zu solche Produktionen befinden, die eine 80 000 Waldorfschülern. Verbindung zu Scientology aufweisen. Ob diese Entwicklung durch die massive Herr Keden sei auch berechtigt gewesen Kritik an Anthroposophie und Waldorf- zu behaupten, dass den von Bertelsmann schulen durch zwei ^Reporte-Sendungen vertriebenen CDs Adressen beigelegen der ARD im Jahr 2000 gebremst wird, hätten, die im Umfeld von Scientology be- bleibt abzuwarten. In der ersten Sendung kannt seien. Zwar stimmten lediglich die am 28. Februar wurden die Waldorfschu- Orte und nicht die gesamte Adresse der len in Deutschland mit Rassismus, Antise- Schwesterfirmen der Firma ARC und der mitismus und der Legitimierung des Holo- Scientology-Niederlassungen in den je- caust in Verbindung gebracht. Immerhin weiligen Ländern überein; es sei jedoch zu haben sich sowohl der bekannte Waldorf- berücksichtigen, dass es sich bei den ge- Kritiker Heiner Ullrich (Universität Mainz) nannten Orten um kleinere Städte handle, als auch Evelyn Hecht-Galinski, Tochter so dass dem Namen der Stadt für sich al- des früheren Vorsitzenden des „Zentral- lein Bedeutung zukomme. Beim letzten rats der Juden in Deutschland", die von Unterlassungsanspruch handle es sich um ihrem Vater „wegen der besonderen Tole- ein Werturteil, bei dem es sich um keine ranz" auf die Rudolf-Steiner-Schule in Wiedergabe einer eigenen Schlussfolge- Berlin geschickt worden war, von der Sen- rung, sondern vielmehr derjenigen Perso- dung distanziert (vgl. „Das Goetheanum", nen handle, die bei Herrn Keden angefragt 12.3.2000)! hätten. Gegen dieses Urteil des Landge- Die zweite Sendung vom 10. Juli nahm richtes Düsseldorf ist ein weiteres Rechts- vor allem die Lehre Steiners von den „Kul- mittel nicht möglich; der Rechtsstreit ist turepochen" ins Visier, in der der Mythos damit rechtskräftig zu Gunsten Herrn Pfar- von „" eine herausragende Rolle rer Kedens entschieden worden. spielt. Anlass war das Vorgehen des Bun- Ursula Gehentges, Rechtsanwältin, Bonn desfamilienministeriums gegen ein in der

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 371 Unterrichtsvorbereitung der Waldorflehrer abrufbaren Kommentar zur ersten „Re- bisher verwendetes Geschichtsbuch, in port"-Sendung bestreitet der Bildungspo- dem eine fragwürdige Rassensystematisie- litische Sprecher der Waldorfschulen in rung vorgenommen wird, wie etwa fol- Berlin-Brandenburg, Detlef Hardorp, den gende Zitate daraus zeigen: „Der Keim Vorwurf, „daß den Kindern Mythologie zum Genie ist der arischen Rasse bereits als geschichtliche Tatsache gelehrt wer- in ihre atlantische Wiege gelegt worden." de". Was Steiner als „Arier" bezeichnete, Dagegen sei „der heutige Neger ... kind- werde heute unter dem Begriff der Indo- lich, ein nachahmendes Wesen geblie- Europäischen Völker zusammengefasst: ben". Und „der heutige aussterbende In- „Man sollte unzeitgemäße Ausdrücke wie dianer ist in seiner äußeren Erscheinung ,arische Rasse' mit dem der,indoeuropäi- verknöchert, im Denken greisenhaft". Es schen Kulturen' ersetzen." Überhaupt handelt sich um das Buch „Atlantis und habe sich Steiner 1917 generell von „Ras- die Rätsel der Eiszeit'des Steiner-Schülers sen-Idealen" distanziert, in deren Über- Ernst Uehli aus dem Jahr 1937, das laut windung er gerade den Menschheitsfort- „Goetheanum" vom 23.7.2000 auf der schritt erblickte, wie z.B. aus seiner da- Literaturliste des „Bundes der Freien Wal- maligen Feststellung hervorgehe: „Ein dorfschulen" als Empfehlung für die Un- Mensch, der heute von dem Ideal von terrichtsvorbereitung der Klassenlehrer Rassen und Nationen und Stammeszu- stand, nach der Sendung aber von dieser gehörigkeiten spricht, der spricht von Liste gestrichen wurde. Dieser Schritt kam Niedergangsimpulsen der Menschheit... offenbar einem Verbot des Buches durch Denn durch nichts wird sich die Mensch- die Bundesprüfstelle für jugendgefähr- heit mehr in den Niedergang hineinbrin- dende Schriften zuvor. Denn der Staatsse- gen, als wenn sich Rassen-, Volks- und kretär im Bundesfamilienministerium, Pe- Blutsideale fortpflanzen." (GA 177, 206) ter Haupt, hatte dort sofort nach Bekannt- Eine solche Einstellung entspricht auch werden der Vorwürfe gegen dieses mit eher dem Ideal einer künftigen universa- rassistischen Vorstellungen befrachteten len „Menschheitsverbrüderung" in der Buches über „Atlantis" einen Verbotsan- theosophischen Tradition, aus der Steiner trag wegen Rassendiskriminierung ge- kommt (vgl. MD 2000, 177(f)! Offenbar stellt. Auch der „Bund der Freien Waldorf- bleibt noch viel zu tun, um Missverständ- schulen" distanzierte sich in einer Presse- nisse und Fehlinterpretationen im laufen- mitteilung vom 14.7.2000 von dem „mitt- den „Rassismus"-Diskurs bezüglich An- lerweile überholt(en)" Buch und seinen throposophie und Waldorfschulen aufzu- „in der ,Report'-Sendung zitierten inak- decken, in den sich - völlig zu Recht - zeptablen Bemerkungen". auch die Medien eingeschaltet haben, Die Atlantis-Legende ist mit großer Wahr- der aber nicht immer mit der notwendi- scheinlichkeit eine Erfindung Piatos aus gen sachlichen Differenzierung geführt dem Zusammenhang seiner staatsutopi- wird. schen Schriftstellerei. Trotzdem wird die Hans-Jürgen Ruppert Existenz des Inselstaates seit Ignatius Donnellys „Atlantis - The Antediluvian World" (London 1882; vgl. MD 1992, 2f) vor allem in Esoterik-Kreisen als (prähis- torische Tatsache betrachtet. Bereits in ei- nem über das Internet (www.waldorf.net)

3 7 2 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 lich; für Informationen gibt es keinen Er- BÜCHER haltungssatz" (83f). Grundlage vieler para- wissenschaftlicher Lehren sind solche Irmgard Oepen, Krista Federspiel, Amar- falschen Verallgemeinerungen. Auch der deo Sarma, Jürgen Windeler (Hrsg.), Lexi- gebildete Laie kann häufig eine solche kon der Parawissenschaften. Astrologie, falsche Argumentation nicht sofort erken- Okkultismus, Paramedizin, Parapsycholo- nen und er kann durch solche Lehren zu gie kritisch betrachtet. LIT-Verlag, Müns- unzulänglichen und falschen, im medizi- ter, Hamburg, London 1999, 357 Seiten, nischen Bereich zu wirkungslosen, schäd- 34,80 DM. lichen oder gar gefährlichen Handlungen oder Unterlassungen geführt werden. In Seit einigen Jahren haben sich neben den diesem Lexikon kann er sich rasch über Wissenschaften Lehren und Praktiken aus- alle Bereiche der Parawissenschaften in- gebreitet, die zwar häufig beanspruchen, formieren und nachschlagen, welche An- Wissen und Wissenschaft zu sein, die sich gebote welche Wirkungen und Nebenwir- aber bei näherem Hinsehen als Glaubens- kungen haben, welche Behauptungen der systeme entziffern lassen. Allenfalls kann Parawissenschaften aus welchen Gründen man vielen dieser Auffassungen zugeste- unausgewiesen sind und zurückgewiesen hen, dass sie Hypothesen darstellen, die werden müssen. Ein gewisses Schwerge- erst noch mit wissenschaftlich kontrollier- wicht ist auf die sog. alternative oder un- ten Methoden einer Bestätigung bedürfen konventionelle Medizin gelegt; hier ist oder abgewiesen werden müssen. Viele eine Orientierung und Information am dieser Lehren und Praktiken kleiden sich dringendsten erforderlich angesichts der mit wissenschaftlichen Fachausdrücken, zahlreichen Angebote auf dem kaum noch bei denen freilich der umgangssprachliche überschaubaren Markt von pseudo- und und der fachwissenschaftliche Sinn ver- parawissenschaftlichen Heilungsverspre- mischt wird und durch den Wechsel der chungen. Da auf diesem Markt auch ei- Bedeutungen falsche Vorstellungen und nige der neuen religiösen Gemeinschaften darauf aufbauende Handlungen erzeugt ihre Angebote offerieren, sind auch Artikel werden. Exemplarisch ist dies in diesem zu einigen dieser Gruppen aufgenommen. Band an dem in den Parawissenschaften Auch die anderen parawissenschaftlichen und in der Esoterik beliebten Begriff der Bereiche wie Astrologie, Esoterik und Ok- Energie gezeigt (83); auf dessen umgangs- kultismus sind ausgezeichnet kritisch ver- sprachlichen Sinn wird der Energieerhal- handelt, so dass man einen raschen Zugriff tungssatz angewendet, der der Energie nur auf die wichtigsten Informationen hat. Der im fachsprachlichen Sinn zukommt: „Le- Band gibt zugleich Zeugnis von den For- ben ist Energie; Energie bleibt erhalten, schungen und Arbeiten der Gesellschaft also ist der Mensch unsterblich. Dieser aus zur wissenschaftlichen Untersuchung der der Vermischung zweier verschiedener Parawissenschaften. Beigegeben ist eine Zusammenhänge entstehende Schluß ist umfangreiche Bibliographie, so dass man mindestens deshalb falsch, weil Energie zu allen Themen Hinweise auf weitere In- nur eine notwendige, nicht auch hinrei- formationen erhält. chende Bedingung für das Leben ist (auch Es ist diesem Lexikon zu wünschen, dass eine Handgranate hat Energie). Für das Le- es von allen, auch den Anwendern unkon- ben ist mindestens noch Information (die ventioneller Medizin und Psychologie ge- richtige Anordnung der Atome) erforder- lesen wird und sowohl die Kunden als

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 373 auch die Anbieter dieser Lehren und Prak- dentum in seiner Zeit genutzt habe (u.a. tiken sich darüber informieren, was wis- 258). senschaftliche Untersuchungen zu den Publikationsgeschichte und Kontext „Na- einzelnen Lehren und Praktiken ergeben thans des Weisen" werden in den Kapiteln haben. III und IV schwerpunktmäßig entfaltet Hartmut Zinser, Berlin (188-263). Erhellt werden z. B. seine An- leihen bei den Saladin-Bildern von Vol- taire und Marin, mit einer Neigung zum Karl-Josef Kuschel, Vom Streit zum Wett- Letzteren (250). Im letzten großen Teil des streit der Religionen. Lessing und die Buches (Kapitel V und VI, 264-347) greift Herausforderung des Islam, Patmos Ver- er die Ring-Parabel und das wichtige, be- lag, Düsseldorf 1998, 364 Seiten, 49,80 reits in „Streit um Abraham" entwickelte DM. Thema des Miteinanders von Juden, Christen und Muslimen auf. In „Nathan Den Hintergrund für Kuscheis gut lesbare dem Weisen" ist das Thema in eine Fami- und engagierte Studie bildet die weitver- liengeschichte eingerahmt und weist da- breitete islamfeindliche Stimmung in Öf- mit metaphorisch auf die Lessingsche fentlichkeit und Literatur. Kuschel weist Vision einer Menschheitsfamilie (Schluss- nach, dass sowohl die polemische Islam- bild). Federführend sei „der Grundge- kritik als auch das Vermögen zu einer ver- danke der ursprünglichen Einheit vor aller stehenden Toleranz eine tiefe Tradition Zersplitterung und damit religionstheolo- haben. Zu ersterer bietet er Ausflüge an gisch der Gedanke der Einheit der vom Mittelalter über Thomas von Aquin Menschheit vor allem Auseinanderfallen und Luther bis hin zu Voltaire und zur ge- in und durch die Religionen" (271). Auch samten lutherischen Orthodoxie, für die Paralleltexte zur Ring-Parabel aus ande- der Islam „eine falsche Religion" gewesen ren Kulturkreisen weiß Kuschel beizu- sei (172), und lässt den Leser u. a. an der bringen. Original v e r s i o n des Lutherliedes „Erhalt Sein Fazit besteht nicht in einer Lessing- uns, Herr, bei deinem Wort" teilhaben. Es schen Theologie der Religionen, an der sei konzipiert gewesen als „Kinderlied, zu auch dieser selbst kein Interesse hatte, singen wider die zween Ertzfeinde Christi aber in der aus Lessing, insbesondere dem und seiner heiligen Kirchen, den Papst „Nathan", gelesenen Herausforderung: und Türeken" (66). „Religionen sind in ihrer Glaubwürdigkeit Grundkonzeption des Buches ist eine vor Gott und den Menschen daran zu „kalkulierte" oder „strategische Aufwer- messen, ob sie Menschen verständigungs- tung" des Islam, die weder in naiver bereiter, friedensfähiger und solidarischer Weise ein beschönigendes Bild zeichnet machen können. Eine authentische jüdi- noch in Inkompetenz über das Kantige sche, christliche oder muslimische Religi- hinwegsehen soll, aber doch den Kli- onstheologie wäre also gut beraten, auf schees und Vorurteilen vertrauensbil- ihre je spezifische Weise dasselbe Niveau dende Informationen entgegensetzen anzustreben" (344). Kuscheis Buch - will. Es gehe darum, „in einem Negativ- selbstbewusst und lustvoll lesbar- ermu- Kontext durch bewußte Hervorhebung tigt zur aktiven Annahme dieser Heraus- des Positiven kritisch" zu wirken und da- forderung. mit die Methode aufzugreifen, die Les- Ulrich Dehn sing in Bezug auf den Islam und das Ju-

374 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 Karlheinz A. Geißler, Vom Tempo der dass die bisherige Zeitordnung zur Dispo- Welt. Am Ende der Uhrzeit, Herder Ver- sition steht. „Die Transportgeschwindig- lag, Freiburg im Breisgau 1999, 240 Sei- keit unserer wichtigsten Güter, der Infor- ten, 30- DM. mationen, ist bei Lichtgeschwindigkeit und damit am Ende der Beschleunigung Der Verfasser stellt die Unterschiedlichkeit angekommen" (18). der Zeiterfahrung in Vormoderne, Mo- Das inzwischen schon in dritter Auflage derne und Postmoderne dar. Seine Aus- erschienene Buch enthält kenntnisreiche führungen enthalten originelle Detailbe- zeitdiagnostische Beobachtungen, die die obachtungen zum Umgang und Verständ- Reflexion über die Uhrzeit mit der Deu- nis von Zeit, die in ein anschaulich skiz- tung unserer Lebenswelt verbinden. Es ist ziertes Gesamtbild eingeordnet werden, anschaulich und gut verständlich ge- das durch idealtypische Gegenüberstel- schrieben und bietet dem Leser viele über- lungen bestimmt ist. „Die vormodernen raschende Beobachtungen, von denen Menschen unterscheiden sich von den auch dann profitiert werden kann, wenn heutigen insbesondere dadurch, daß diese die vom Verfasser gegebenen Prognosen ehemals ein Leben führen konnten, ohne und Perspektiven mit Skepsis betrachtet je über Zeit zu reden, ohne Zeit zu verpla- werden. Ob wir heute am Ende der Uhr- nen, zu beeinflussen und sie permanent zeit stehen, kann man auch mit guten messen zu müssen" (52). Das Zeitkonzept Gründen bezweifeln, auch wenn die Be- der Moderne verlässt die durch die Natur obachtung zutreffen mag, dass die im öf- vorgegebenen Rhythmen und ist dadurch fentlichen Raum angebrachten Uhren zu- charakterisiert, dass die Uhrzeit in den nehmend verschwinden. Mittelpunkt tritt und zur Beschleunigung Reinhard Hempelmann und Ökonomisierung der Zeit führt. Die Postmoderne verweist auf die Flexibilisie- rung der Zeit, auf das Ende der Beschleu- Reinhard Kirste, Michael Klöcker, Paul nigungsmöglichkeiten und stellt den Ein- Schwarzenau, Udo Tworuschka (Hrsg.), zelnen unter den Anspruch und Zwang, Vision 2001. Die größere Ökumene (= In- die eigene Lebenszeit individuell zu orga- terreligiöse Horizonte Band 1), Böhlau nisieren. Verlag, Köln, Weimar, Wien 1999, 192 Geißlers Ausführungen zielen vor allem Seiten, 48-DM. darauf ab, gegenwärtige Wandlungspro- zesse aufzuspüren und sie in ihrer Ziel- Als erster Band einer neuen Reihe stammt richtung zu erfassen. „Wer die Zeichen der dieses Buch aus den bewährten Händen Zeit zu deuten weiß, erkennt, daß sich et- der Herausgeber, die bereits für die alle was Entscheidendes zu ändern beginnt. zwei Jahre erscheinenden Bücher „Reli- Die Uhren verlieren ihren angestammten gionen im Gespräch" verantwortlich Platz im öffentlichen Raum. Dies ist ganz zeichnen. Beiträge zum interreligiösen real" (153). Nach 250 Jahren Pünktlich- Dialog, zur Theologie der Religionen und keitsmoral verliert diese zunehmend an zu ausgewählten bilateralen Dialogfeldern Bedeutung. Die Postmoderne führt zur mit dem Schwerpunkt auf Christentum - Vielfalt der Zeit. Die Versprechen des Judentum und Christentum - Islam werden Zeitmanagements verlieren rapide an geboten und machen den Band zu einem Plausibilität. Für den Autor zeigt sich an- lesenswerten Anzeiger des Standes des in- hand zahlreicher Einzelbeobachtungen, terreligiösen Dialogs.

MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 375 Einige Schlaglichter: Tworuschka zeichnet mit auch ein linear beurteilbarer Diskus- besonders die internationalen und multi- sionsprozess behauptet, hinter dem die nationalen Unternehmungen zumal zum einen zurückbleiben, die anderen nicht. Stichwort „Chicago" (1893, 1993) nach, Diese Reduktionen machen die Darstel- verweist auch auf den wenig bekannten lung übersichtlich, sie lassen aber einige „Religiösen Menschenbund", der 1921 Schattierungen nicht zum Zuge kommen. von Rudolf Otto gegründet wurde. Bei Die EZW bekommt schlechte Noten, ihr Tworuschka klingt bereits an, dass die rö- werden Tendenzen zur „exklusivistischen misch-katholische Kirche den Dialog mit Position" attestiert (137). Folgerichtig wird größerer Bereitschaft führt als die evange- auch diese Zeitschrift nicht unter denjeni- lische (selbst wenn es die „offizielle Ge- gen mit interreligiöser Thematik - aufge- schichtsschreibung des ,Ökumenischen führt. Das ist bedauerlich. Trotzdem ein Rates der Kirchen'" (12) so nicht geben gutes Buch. mag). In einem umfangreichen Aufsatz Ulrich Dehn (23-50) setzt Reinhold Bernhardt sich mit Konzepten einer Theologie der Religionen auseinander, weist das Programm einer größeren Ökumene der Religionen als AUTOREN konsequente Folge aus der christlichen Ökumene nach und sucht einen Weg, der PD Dr. theol. Ulrich Dehn, geb. 1954, Pfarrer, Reli- gionswissenschaftler, EZW-Referentfür nichtchristliche auch die Pluralistische Religionstheologie Religionen. in einigen Aspekten modifiziert: Christus- Prof. Dr. Ernst Ludwig Ehrlich, Professor für Neuere zentriertheit als Bezeichnung der Mitte, Jüdische Geschichte und Literatur an der Universität nicht der Grenzen unseres Christseins. Bern, Zentralsekretär der Christlich-Jüdischen Arbeits- Smail Balic, Ulrich Schoen, Barbara Hu- gemeinschaft in der Schweiz. ber-Rudolf und Friedrich Hasselhoff bieten Michael Fragner, geb. 1965, Pfarrer in Michelrieth und Überblicke über bilaterale Unternehmun- Marktheidenfeld. gen und Ansätze; der Schwerpunkt liegt Ursula Gehentges, geb. 1954, Rechtsanwältin in Bonn, seit vielen Jahren für die Ev. Kirche im Rheinland in deutlich auf dem christlich-islamischen Rechtssachen tätig. Gespräch. Elio Canale gibt einen Bericht Dr. theol. Reinhard Hempelmann, geb. 1953, Pfarrer, von italienischen Aktivitäten. Dokumen- Leiter der EZW, zuständig für Grundsatzfragen, Strö- tiert werden eine religionstheologische mungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes, Rede und Widerrede von Paul Schwar- pfingstlerische und charismatische Gruppen. zenau und Peter Gerlitz. Reinhard Kirste Dr. theol. Matthias Pöhlmann, geb. 1963, Pfarrer, schließt den Band mit einem Überblicks- EZW-Referentfür Esoterik, Okkultismus, Spiritismus. beitrag (123-154). Er stellt gut lesbar Posi- Dr. theol. Hans-Jürgen Ruppert, geb. 1945, Pfarrer, tionen der römisch-katholischen und EZW-Referent für Theosophie, Anthroposophie. evangelischen Kirche dar, vertieft noch Axel Seegers, geb. 1968, Diplom-Theologe und M.A. der Philosophie, tätig am Fachbereich Sekten- und einmal die Hinweise von Tworuschka zur Weltanschauungsfragen der Erzdiözese München und unterschiedlichen interreligiösen Offen- Freising. heit der Konfessionen. Die Messlatten Dr. phil. Michael Utsch, geb. 1960, Psychologe, EZW- Kirstes sind ein wenig zu eindimensional Referent für religiöse Aspekte der Psychoszene, weltan- im Blick auf den komplexen Gegenstand. schauliche Strömungen in Naturwissenschaft und Technik, Scientology. Die Kategorisierung in exklusivistische, in- klusivistische und pluralistische Option Prof. Dr. Hartmut Zinser, geb. 1945, Professor am In- stitut für Religionswissenschaft der Freien Universität wird als Grundmuster vorgestellt und da- Berlin.

376 MATERIALDIENST DER EZW 10/2000 IMPRESSUM

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