Jahrbuch Des Oberaargaus 1983
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JAHRBUCH DES OBERAARGAUS 1983 Jahrbuch des Oberaargaus 1983 Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Sechsundzwanzigster Jahrgang Herausgeber: Jahrbuch-Vereinigung Oberaargau mit Unterstützung von Staat und Gemeinden Druck und Gestaltung: Merkur AG, Langenthal Umschlagbild: September Holzstich von Emil Zbinden, Bern INHALTSVERZEICHNIS Vorwort ............................................................. 7 (Dr. Karl H. Flatt, Gymnasiallehrer, Solothurn/Wangen a.A.) Ein Teppich mit Motiven, zerbrechlich wie Glas – zu Gerhard Meiers Roman «Toteninsel . ..................................... 9 (Jürg Rettenmund, cand. phil., Huttwil) J. R. Meyer (1883–1966) zum 100. Geburtstag ............................... 19 (Therese Gerschwiler, Reitnau) Gedenkblatt für Karl Alfons Meyer (1883–1969 .............................. 25 (Dr. Karl H. Flatt, Gymnasiallehrer, Solothurn/Wangen a.A.) Emil Zbinden, zum 75. Geburtstag ........................................ 31 (Dr. Alfred A. Häsler, Schriftsteller, Zürich) Die Kirchenfenster von Ursenbach ......................................... 49 (Wilhelm Liechti/Otto Holenweg, Langenthal; Werner Heiniger, Ursenbach) Wappen und Schliffscheiben im alten Wirtshaus zu Melchnau .................... 75 (H. R. Bösiger, Kaufmann, Basel) Archäologische Untersuchungen in der Kirche Bleienbach . ...................... 83 (Dr. Peter Eggenberger/Monique Rast, atelier d’archéologie médiévale, Moudon) Mutmassungen zum vorurkundlichen Bleienbach . ............................. 106 (Hans Grütter, Kantonsarchäologe, Bern) Anthropologische Beobachtungen zu den Gräbern im ehemaligen Altarhaus der Pfarrkirche von Wangen a.A. .......................................... 115 (Susi Ulrich-Bochsler/Elisabeth Schäublin, Gerichtsmedizinisches Institut, Universität Bern) Die Hafner Anderegg – eine Ofenbauer-Dynastie in Wangen a.A . ................. 129 (Hans Mühlethaler, Wangen a.A.) 5 Die Quellen der Wasserversorgung von Wolfisberg. 159 (Rolf Weingartner, Geographisches Institut, Universität Bern) Die alte Wasserversorgung «Moos» Oberönz ................................. 187 (Urs Zaugg, Graphiker, Oberönz) Die bernische Leinwandweberei – eine geschichtliche Übersicht . .................. 195 (Dr. Bernhard Schmid †, Bern) Meisterschaft Lismer-Handwerk . .......................................... 209 (Christian Rubi, a. Adjunkt, Volkskundler, Bern) Vom Handwerk des Bleichers . ............................................ 215 (Werner Anderegg, Kaufmann, Basel) Johannes Sägesser (1686–1748) – vom ene fromme alte Langethaler Hintersäss und Handelsma . .................... 218 (J. R. Meyer †, Historiker, Langenthal) Die Schmid in Eriswil, Kaufleute und Leinwandfabrikanten . ..................... 237 (Dr. Alfred Schmid, Burgdorf) Nationalrat Johann Bützberger (1820–1886), 2. Teil ........................... 263 (Fritz Kasser, Journalist, Bern) Naturschutz Oberaargau 1982 ............................................ 308 (Dr. Valentin Binggeli, Langenthal, u.a.) Heimatschutz Oberaargau 1982 . .......................................... 312 (Fritz Lanz, Roggwil, und Bauberater) 6 VORWORT «Heimatgefühl, Loyalität gegenüber dem eigenen Land sind vereinbar mit kritischer Aufmerksamkeit und Pflicht.» Diese Worte, vom greisen Professor J. R. von Salis kürzlich am Fernsehen geäussert, könnten als Motto über der Arbeit stehen, die wir seit 1958 mit der Herausgabe des Jahrbuches leisten. In einer Zeit wachsender Verunsicherung und Polarisierung, da uns die Fragen von Krieg und Frieden, Sorgen im ökologischen und ökonomischen Bereich bedrängen, möchte das Jahrbuch ein kleiner Fixpunkt, etwas Bestän- diges in der Erscheinungen Flucht sein. Fünf Schwerpunkte sind wohl im 26. Band auszumachen: eine ganze Reihe von Artikeln kreist um das Leinwandgewerbe, das vor 200 Jahren den Oberaargau zu einer der blühendsten Regionen des Bernbietes machte. Die Nutzung der Wasserkraft spielte dabei eine erhebliche Rolle; heute – mehr noch als ehedem – gilt die Sorge aber dem Trinkwasser als lebens- wichtigem Gut. – Über die blosse Sicherung des Lebensbedarfes hinaus hat der Mensch allzeit die Erbauung durch das Schöne gesucht, Farbe in den oft tristen Alltag gebracht: die Wappen- und Figurenscheiben von Ursen- bach und Melchnau stehen für dieses Bedürfnis. – Neben der Frage nach dem Wohin stellt sich uns aber auch immer wieder die Frage nach dem Woher: die Archäologie trägt heute mit ihren subtilen Methoden wesent- lich zur Erhellung der Geschichte bei und ergänzt die in der Landschaft sichtbaren Zeugnisse der Vergangenheit und die schriftliche Hinterlassen- schaft. Mit Genugtuung dürfen wir den geneigten Leser des Jahrbuches auf zwei neue, für unsere Region bedeutsame Bücher hinweisen: auf unsern Sonder- band 3, in dem Valentin Binggeli in bekannter Meisterschaft gut verständ- lich und reich bebildert die «Geografie des Oberaargaus» vorlegt. Die glei- che Kennzeichnung verdient der schön ausgestattete und vielseitige Band «Die Kirchgemeinde Lotzwil, Bilder aus ihrer Geschichte», an dem unser Karl Stettler wesentlich mitgearbeitet hat. 7 Treue zur Heimat ist undenkbar ohne Treue zu Menschen: So darf das Jahrbuch 1983 des 100. Geburtstages von J. R. Meyer und Karl Alfons Meyer gedenken, unsere in voller Schaffenskraft stehenden Künstler Gerhard Meier und Emil Zbinden würdigen. Unsere Glückwünsche gelten aber auch unserem langjährigen Mitarbeiter und Ortschronisten von Wangen, Hans Mühlethaler, der dieser Tage 75 wird, und dem Hauptinitianten des Jahr- buchs und seitherigen Präsidenten, Dr. Robert Obrecht, zum 70. Geburts- tag. Die Hauptversammlung hat ihm im März in Aarwangen mit der Ver- leihung der Ehrenmitgliedschaft gedankt. Zu den Senioren zählen aber auch unsere Ehrenmitglieder Werner Staub, der Ende 1982 – nach 25 Jahren – seine Mitarbeit in der Jahrbuch-Organisation beendet hat, und Otto Holen- weg: er leiht uns – trotz Demission in der Redaktion – weiterhin seine hel- fende Hand. Ihnen allen ist unser herzlicher Dank gewiss, in den auch Autoren, Drucker, Mitarbeiter und Geschäftsstelle, nicht zuletzt aber unsere Leserschaft eingeschlossen seien. Möge sich das Jahrbuch 1983 würdig in die Reihe der Vorgänger stellen und Gefallen finden. Solothurn/Wangen an der Aare, am Sankt-Ursentag 1983 Karl H. Flatt Redaktion: Dr. Karl H. Flatt, Solothurn/Wangen a.d.A., Präsident Dr. Valentin Binggeli, Langenthal, Bildredaktion Hans Indermühle, Herzogenbuchsee Hans Moser, Wiedlisbach, Sekretär Dr. Robert Obrecht, Wiedlisbach, Präsident der Jahrbuch-Vereinigung Karl Stettler, Lotzwil Geschäftsstelle: Hans Indermühle, Herzogenbuchsee 8 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 26 (1983) EIN TEPPICH MIT MOTIVEN, ZERBRECHLICH WIE GLAS Zu Gerhard Meiers Roman «Toteninsel» JÜRG RETTENMUND 1981 wurde der Grosse Literaturpreis des Kantons Bern dem in Niederbipp lebenden Schriftsteller Gerhard Meier verliehen. Damit ist ein Autor aus- gezeichnet worden, der sein bisheriges Werk – anfänglich Gedichte, denen später auch Prosastücke und bis heute drei Romane folgten – in aller Stille, fast unbeachtet von einer breiteren Öffentlichkeit, geschaffen hat. Die Bücher von Gerhard Meier sind gewiss nicht leicht zugänglich. Mit diesem Aufsatz möchte ich versuchen, am Beispiel der Thematik «Schreiben – Leben – Tod » im bisher letzten Roman, «Toteninsel», einen möglichen Zugang zu diesem Autor aufzuzeigen und etwas von der Faszination auf- zudecken, die seine Werke für den Leser bereithalten. Zu diesem Zweck ziehe ich auch einige Stellen aus dem vorletzten Roman, «Der schnurgerade Kanal», bei. Übers Schreiben 11. November 1977. Bindschädler und Baur, alte Dienstkameraden, machen einen Rundgang in Olten. Ungefähr in der Hälfte der Wegstrecke sagt Baur zu Bindschäd- ler: «Ohne dich nun mit meinem Literaturverständnis quälen zu wollen, muss ich doch sagen, dass für mich der Roman einem Teppich vergleichbar ist, einem handgewobenen, bei dessen Herstellung besonders auf die Farben, Motive achtgegeben wird, die sich wiederholen, abgewandelt natürlich, eben handwerklich gefertigt, beinahe mit einer gewissen Schwerfälligkeit behaftet, und der einen an ein Mädchen aus der Schulzeit erinnert und an eine Blumenmatte mit Kirschbäumen darauf, die gerade blühen; wobei man über diese Blumenmatte schreiten möchte, zumindest noch einmal und natürlich nicht allein.» Am Schluss beginnt es zu schneien.1 Das im Klapptext verwendete Zitat aus dem Roman selbst wird an einer anderen Stelle noch verdeutlicht: 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 26 (1983) Bindschädler, Amrain ist ein Teppich, wenn auch kein Perser, so doch einer mit Motiven. Die Motive sind die Geschlechter, die Sippen. Der Zettel sind der Landstrich, die Zeit. Einige der Motive sind frisch und leuchtend, andere erscheinen etwas abgetre- ten, wieder andere geben sich fadenscheinig, ferner gibt es Stellen, wo nur noch der Zettel ersichtlich ist.2 Im «Schnurgeraden Kanal» führt Gerhard Meier einen Kumpel ein, der als Rentner ins Malen kam, aber nichts aus seiner bisherigen Arbeitswelt malte, «sondern Dahlien zum Beispiel, überhaupt kleine Gärten, Weiden an einem schnurgeraden Kanal entlang, Häuser, Mädchen, Wolken und Luft.»3 Diese Ausschnitte deuten eher auf ein beschönigendes Schreiben hin, ein Schreiben, das das wirkliche Leben auf der Seite lässt, das sich statt dessen der Farbigkeit eines Motivteppichs widmet, ja die Wirklichkeit mit diesem Tep- pich gerne überdecken möchte. Ganz am Schluss der «Toteninsel» stellt sich diesen Äusserungen aber ein Picasso-Zitat entgegen, das von einem ganz anderen Kunst-Verständnis aus- geht: Picasso soll einmal zu Malraux gesagt