Alejandra Pizarnik Und Das Thema Der Sprache
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¿QUÉ SIGNIFICA TRADUCIRSE EN PALABRAS? ALEJANDRA PIZARNIK UND DAS THEMA DER SPRACHE Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor philosophiae (Dr. phil.) vorgelegt dem Rat der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena von Ivonne Reischke geboren am 06. 04. 1977 in Rostock Erstgutachter: Prof. Dr. Harald Wentzlaff-Eggebert Zweitgutachter: Prof. Dr. Hubert Pöppel Tag des Kolloquiums: 25. Februar 2007 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung S. 3 1.1. Übersicht zu Leben und Werk Alejandra Pizarniks S. 3 1.2. Alejandra Pizarnik – Rimbaud de Hispanoamérica S. 4 1.3. Aufbau der Arbeit S. 7 1.4. Editionsgeschichte der Texte Pizarniks S. 8 1.5. Stand der Forschung S. 10 2. Die Thematisierung des Schreibens und der Sprache in Pizarniks essayistischen Texten S. 12 2.1. “Con Alejandra Pizarnik: algunas claves”. Das Interview mit Martha Isabel Moia S. 12 2.2. Rezensionen S. 16 2.3. Tagebücher und Briefe S. 24 3. Die Thematisierung des Schreibens und der Sprache in Pizarniks fiktionalen Texten S. 32 3.1. Die explizite Thematisierung des Schreibens und der Sprache S. 32 3.1.1. Schreiben als rituelle Handlung S. 32 3.1.2. Sprache und Identität S. 36 3.1.3. Sprache und Körper S. 45 3.1.4. Sprache und Schweigen S. 50 3.1.5. Sprache und Musik bzw. Malerei S. 53 3.2. Pizarniks Texte: Die Arbeit an der Sprache S. 57 3.2.1. Lyrik S. 59 3.2.2. Prosa und Theater S. 71 3.3. La condesa sangrienta S. 75 3.4. Zusammenfassung der Poetik Pizarniks S. 78 4. Die Rezeption Alejandra Pizarniks S. 81 4.1. Gedichte in memoriam Pizarniks S. 86 4.2. Pizarnik in der Tradition der Mystiker S. 90 4.3. Pizarnik und die jüdische Tradition der argentinischen Literatur S. 91 4.4. Pizarnik als Surrealistin S. 94 4.4.1. Schreiben und Sprache bei Pizarnik und den Surrealisten S. 97 4.5. Eine Begegnung: Pizarnik und Octavio Paz S. 103 1 5. Pizarnik – eine feministische Autorin? S. 109 5.1. Feministische Relektüre des Surrealismus S. 111 5.2. Die Arbeit an der Sprache aus feministischer Sicht S. 125 5.3. La condesa sangrienta – Eine Relektüre S. 135 5.4. Die Poetik Pizarniks als Queer Poetics S. 140 5.5. Die andere Tradition: Pizarnik und die Frauenliteratur- geschichte S. 144 5.6. Alejandra Pizarnik als Ausgangspunkt einer neuen Tradition S. 147 6. Schluss – Offene Fragen der Interpretation Pizarniks S. 151 7. Bibliographie S. 155 8. Anhang S. 166 8.1. Gedichte in memoriam Pizarniks S. 166 8.2. Übersicht zur Biographie und zum Werk Pizarniks S. 179 2 “la poesía: lugar donde todo es posible” (Prosa 299) 1. Einleitung 1.1. Überblick zu Leben und Werk Alejandra Pizarniks1 Alejandra Pizarnik wurde 1936 als Tochter jüdisch-ukrainischer Immigranten in Buenos Aires geboren. In den fünfziger Jahren studierte sie Philosophie und Literatur an der Universidad de Buenos Aires, daneben Malerei bei Juan Batlle Planas, einem der bedeutendsten Vertreter des Surrealismus in Argentinien. Während des Studiums bewegte sie sich in den Künstlerkreisen der Hauptstadt, war Gast im Haus von Norah Lange und Oliverio Girondo, und veröffentlichte ihre ersten Lyrikbände. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Paris – damals ein Mekka für lateinamerikanische Auto- ren – kehrte Pizarnik 1964 nach Buenos Aires zurück. Sie wurde mehrmals in psy- chiatrische Kliniken eingewiesen. Am 25. 9. 1972 nahm sie sich das Leben. Neben acht zu Lebzeiten erschienenen Lyrikbänden und Rezensionen von Texten Julio Cortázars, André Bretons, Silvina Ocampos und anderen hat Pizarnik auch ein Theaterstück und mehrere Prosatexte geschrieben, die jedoch fast aus- nahmslos erst posthum veröffentlicht wurden. Sie übersetzte aus dem Französischen Gedichte von Paul Eluard, André de Mandiargues und André Breton sowie einen Roman von Marguerite Yourcenar (La vie tranquille/La vida tranquila). Auch wenn Pizarnik kein Interesse an den politischen Entwicklungen hatte, so dürfte sie doch von der Aufbruchsstimmung, die Ende der fünfziger Jahre in Ar- gentinien herrschte, profitiert haben: Ihre ersten Veröffentlichungen fallen in die Zeit der kulturellen Öffnung nach der ersten Präsidentschaft Peróns2. Zwar war unter Pe- rón (1946 – 1955) eine damals beispielhafte Sozialgesetzgebung durchgesetzt wor- den, zugleich hatte man jedoch die den Populismus kritisch beurteilenden Intellektu- ellen aus öffentlichen Ämtern vertrieben und die Herausgabe ihrer Bücher er- 1 Diese Kurzbiographie folgt Cristina Piñas Angaben in Alejandra Pizarnik. Una biografía. Eine aus- führliche Übersicht zur Bio- und Bibliographie Pizarniks findet sich im Anhang. 2 Auch wurden in dieser Zeit zahlreiche Zeitschriften gegründet, an denen Pizarnik mitarbeitete: “[M]ás o menos a partir de la caída del primer peronismo, se produjo en el país un fenómeno cultural que dio origen a casi todo lo que se llamó ´La nueva literatura argentina`. [...] Pero el verdadero ori- gen del movimiento cultural fue la múltiple aparición de las revistas literarias [...] como Contorno, 3 schwert (vgl. Dujovne Ortiz 45). Ein weiteres historisches Ereignis schlug auch am Río de la Plata Wellen: Nach der Kubanischen Revolution 1959 reiste Fidel Castro nach Buenos Aires, Che Guevara versuchte in mehreren lateinamerikanischen Län- dern eine Guerrilla aufzubauen, in Argentinien fand ein solches Unternehmen 1962 allerdings ein schnelles Ende (vgl. Taibo 504ff). In den sechziger Jahren gaben sich die Militärs die Klinke in die Hand, wobei vor allem General Juan Carlos Onganía (1966-1970) traurige Berühmtheit erlangte. Auf der anderen Seite wuchs der Protest gegen soziale Ungerechtigkeit. Nicht nur in Berlin und Paris gingen die Studenten auf die Straße, auch in vielen lateinamerikanischen Ländern, darunter Argentinien, kam es an den Universitäten zu Protesten, die bald weitere gesellschaftliche Gruppen erfassen sollten. Der argentinische Intellektuelle Oscar Terán untersuchte in Nuestros años sesenta jene bewegten Jahre: [E]n esos años confiados a escala planetaria en la proximidad de cambios radicales, en la Argentina el optimismo de los sixties fue transferido como en otras latitudes predominante- mente a la política. (Terán 140) Nach der ersten Präsidentschaft Peróns – bis zum Putsch durch General Onganía – entstand eine Kultur der Diskussion, wobei an den Universitäten – nach der Rezepti- on Sartres – die “filosofía comprometida” gegen eine “filosofía académica” (vgl. Terán 15ff) verteidigt wurde. Filme wie La hora de los hornos von Fernando Solanas zeugen von den Auseinandersetzungen jener Zeit, die bei weitem nicht nur akademi- sche Diskussionen, sondern das alltägliche Überleben betrafen. 1.2. Alejandra Pizarnik – Rimbaud de Hispanoamérica3 Alejandra Pizarnik gilt als eine der bekanntesten und zugleich rätselhaftesten argen- tinischen AutorInnen des 20. Jahrhunderts: “[A] treinta años de su muerte, Alejandra Pizarnik (1936 – 25 de setiembre de 1972) [sigue] siendo el nombre más enigmático de la literatura argentina.” (Garzón 2) Pizarnik arbeitete mit Traumbildern und tauch- te ein in die Welt der eigenen Psyche, wie aus folgendem Tagebucheintrag hervor- geht: Polémica, Poesía Buenos Aires, Gaceta Literaria, El Grillo de Papel, Eco Contemporáneo, Ensayo Cultural, Barilete” (Castillo 2). 3 vgl. Ivonne Bordelois: Del lirismo a la parodia. In: La Nación. Buenos Aires 15.09.2001 4 Miércoles, 30 de abril [1958] La única poesía que puedo concretar es la expresión de mi suceder anímico [...] o la descripción de mis fantasías – descripción fantástica, onírica, infan- til y mística, pero que en mí funciona como razón, entendimiento y pensamiento -. (Diarios 123)4 Nicht nur in ihren Tagebüchern und Briefen kehrt sie immer wieder zum Thema des Schreibens zurück. Auch ihre im engeren Sinne fiktionalen Texte sind von einem hohen Maß an Selbstreflexivität geprägt. So findet der zitierte Tagebucheintrag seine Entsprechung in folgenden Versen eines posthum veröffentlichten Gedichts: ¿y qué busco? no el nombre de la deidad no el nombre de los nombres sino los nombres precisos y preciosos de mis deseos ocultos (Poesía 431) Doch der Versuch, die eigene Identität, die Phantasien und unbewussten Wünsche in Worte zu fassen, führt Pizarnik an die Grenze der Sprache. Die Erkundung der eige- nen Identität wird zur Erkundung der Sprache, die als zunehmend brüchiger und un- zulänglich beschrieben wird. Der Blick richtet sich auf das Medium der Darstellung selbst: “¿Qué significa traducirse en palabras?” (Poesía 257) Erfahrung und Sprache sind auseinander getreten, der Übergang wird – als “Übersetzung” gekennzeichnet – nicht mehr bruchlos vollzogen. Dieser Problematisierung der Sprache entspricht der fragmentartige Charakter vieler Texte: Unvermittelt brechen die Sätze ab, wird die Grenze zum Schweigen überschritten. Alejandra Pizarniks Werk wurde aus verschiedenen Perspektiven gelesen. Neben Verweisen auf die Gemeinsamkeiten ihrer Texte mit denen der Mystiker und der jüdischen Autoren Argentiniens hat man sie vor allem als Nachfolgerin der Sur- 4 Pizarniks Texte werden wie folgt zitiert: - Prosa Poética: Prosa Poética. Buenos Aires 1987 - Obras completas: Obras completas: poesía completa y prosa selecta. Edición de Cristina Piña. Bue- nos Aires 1993 - Poesía: Poesía completa. Edición de Ana Becciu. Barcelona 2001 - Prosa: Prosa completa. Edición de Ana Becciu. Barcelona 2002 - Diarios: Diarios. Edición de Ana Becciu. Barcelona 2003 - Diario: Diario. In: Frank Graziano: Semblanza. México D. F. 1992, S. 238-290 - Dos letras: Dos letras. Edición de Carlota Caulfield. Barcelona 2003 - Salamandra: “Salamandra”, de Octavio Paz. In: Cuadernos 72 (1963) Paris, S. 90-93 - Juarroz: Entrevista con