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FORSCHUNGEN ZUR KAISER- UND PAPSTGESCHICHTE DES MITTELALTERS BEIHEFTE ZU J. F. BÖHMER, REGESTA IMPERII 34 HERAUSGEGEBEN VON DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN – REGESTA IMPERII – UND DER DEUTSCHEN KOMMISSION FÜR DIE BEARBEITUNG DER REGESTA IMPERII BEI DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER LITERATUR · MAINZ Heinrich V. in seiner Zeit Herrschen in einem europäischen Reich des Hochmittelalters Herausgegeben von Gerhard Lubich 2013 BÖHLAU VERLAG WIEN · KÖLN · WEIMAR Das Vorhaben Regesta Imperii: „Beiheft-Reihe“ der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur wird im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und vom Land Hessen gefördert Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. ISBN 978-3-412-21010-6 © 2013 by Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz Alle Rechte einschließlich des Rechts zur Vervielfältigung, zur Einspeisung in elektronische Systeme sowie der Übersetzung vorbehalten. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne ausdrückliche Genehmigung der Akademie und des Verlages unzulässig und strafbar. Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier. Druck: betz-druck GmbH, Darmstadt Printed in Germany Inhalt Vorwort ....................................................................................................... 3 GERHARD LUBICH Zur Einleitung: Heinrich V. in den Welten des Hochmittelalters ............... 5 HANNA VOLLRATH Überforderte Könige. Die Salier in ihrem Reich ......................................... 11 STEFFEN PATZOLD Königtum in bedrohter Ordnung: Heinrich IV. und Heinrich V. 1105/06 .. 43 DANIEL BRAUCH Heinrich V. und sein Vater in den Jahren 1098-1103 ................................. 69 CASPAR EHLERS Ort, Region, Reich. Mobilität als Herrschaftsfaktor ................................... 81 GABRIEL ZEILINGER Zwischen familia und coniuratio. Stadtentwicklung und Städtepolitik im frühen 12. Jahrhundert .......................................................................... 103 JENS LIEVEN Adel und Reform im Rheinland .................................................................. 119 MATTHIAS BECHER Karl der Gute als Thronkandidat im Jahr 1125. Gedanken zur nord-deutschen Opposition gegen Heinrich V. ........................................... 137 WOLF ZÖLLER Das Krisenjahr 1111 und dessen Folgen – Überlegungen zu den Exkommunikationen Heinrichs V. .............................................................. 151 JOCHEN JOHRENDT Rom zwischen Kaiser und Papst – die Universalgewalten und die ewige Stadt ............................................................................................ 169 FLORIAN HARTMANN Heinrich V. im Diskurs Bologneser Gelehrter ............................................ 191 2 Inhalt ELKE GOEZ Zwischen Reichszugehörigkeit und Eigenständigkeit: Heinrich V. und Italien ............................................................................... 215 ROLF GROSSE Scire et posse. Ludwig VI. von Frankreich ................................................ 233 THOMAS KOHL Bischöfe, Konflikte und Forschungsparadigmen: Der Westen Frankreichs um 1100 ............................................................... 253 DANIEL ZIEMANN Im Osten was Neues – Byzanz, Osteuropa und das Reich (ca. 1100-1125) ........................................................................... 271 WOLFRAM DREWS Die islamische Welt und das christliche Europa zur Zeit Heinrichs V. Machtverschiebungen und institutionelle Neuansätze ............................... 289 GERHARD LUBICH Statt einer Zusammenfassung: Worms, das Reich und Europa – Dimensionen eines gescheiterten Kriegszugs ............................................ 301 Orts- und Personenregister .......................................................................... 339 (bearb. von CHRISTOPH GWISDECK und MARKUS JANKOWSKI) Vorwort Unter den salischen Herrschern ist Heinrich V. wohl derjenige, mit dem sich die Forschung am wenigsten befasst hat. Eine verlässliche Sammlung seiner Diplo- mata liegt erst seit Mai 2010 unkommentiert im Internet vor, seine Regesten sind bislang nicht mehr als ein Projekt, und eine umfassende Biographie ist nicht vor- handen. Dabei böte das Leben Heinrichs spektakuläre Themen genug, selbst jenseits kritischer Wissenschaft. Allein der Aufstieg Heinrichs zum Königtum ließe sich wohl als Vater-Sohn-Drama darstellen, konterkariert durch die Politik- wende von 1111 und das „Wormser Konkordat“ als Parabel über die Spannung zwischen Erneuerungswillen und Macht der Struktur – Zäsuren eines Lebens, das in einem frühen, fast einsamen Tod sein Ende fand. Die Wissenschaft wird nüch- terner urteilen, der Zeit Heinrichs aber dennoch prägende Wirkung attestieren. Für das Reich bedeutete seine Regierung immerhin das Ende des „Investi- turstreits“, zugleich aber auch den irreversiblen Aufstieg der Fürsten gegenüber der Königsmacht. Ein Urteil darüber, welchen Anteil Heinrich selbst an den damit in Verbindung stehenden Prozessen hatte, steht bislang aus. Noch immer wird sein Profil am ehesten „im Gegenlicht“ kenntlich, wenn man königliches Handeln etwa mit dem besser erforschten Vorgehen des Papsttums kontrastiert, oder aber mit demjeni- gen mächtiger Adliger wie den frühen Staufern oder den Welfen. Doch enden die Desiderate keineswegs bei der Person Heinrichs selbst. Seine Regierungszeit steht am Beginn des 12. Jahrhunderts, Auftakt für die eigentümliche Parallelgeschichte des Hochmittelalters: Auf der einen Seite das Reich, das nochmals im überkom- menen Glanz des Kaisertums in einer Art „splendid isolation“ figuriert, während für den Rest der mittelalterlichen Welt Aufbruch und Neuordnung zu verzeichnen sind und internationale kulturelle, religiöse wie politische Verflechtungen eine neue Qualität erreichten. Bereits unter Heinrich beginnt diese Sonderstellung des Reiches, das in Anbetracht der vorhandenen Instabilitäten und Wandlungen of- fenbar so sehr mit sich selbst beschäftigt war, dass es sich in vergleichsweise geringem Umfang europäischen oder gar außereuropäischen Einflüssen zu öffnen in der Lage war. Dieser skizzenhaft umrissene Horizont stand am Anfang der lang gehegten Überlegungen, eine Fachtagung zu Heinrich V. abzuhalten, die schließlich vom 16. bis 18. Juni 2011 in Bochum stattfinden konnte. Der vorliegende Band ver- sammelt einen Großteil ihrer Ergebnisse. Der Titel der Veranstaltung wurde für dieses Buch übernommen, das nunmehr, noch nicht einmal ein Jahr später, in den Druck geht. Diese erstaunliche Geschwindigkeit legt Zeugnis ab von dem Einsatz und dem großen Entgegenkommen einer Vielzahl von beteiligten Personen und Institutionen, ohne die Tagung und die nunmehr vorliegende Publikation ledig- lich Projekt geblieben wären. Ein erster Dank geht an die Beitragenden. Trotz der vielfältigen Belastungen, denen Hochschullehrer wie Forscher ausgesetzt sind, haben alle Beteiligten in 4 Vorwort außergewöhnlicher Schnelligkeit ihre Überlegungen zu Papier gebracht, korrigiert und zum Druck freigegeben. Ihr außergewöhnliches Engagement möchte ich als Indiz werten für das Interesse, das das Thema gefunden hat. Auch denjenigen, denen eine Verschriftlichung ihrer Vorträge in dieser kurzen Zeit nicht möglich war, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt – ihre Anregungen finden sich in den vorliegenden Aufsätzen wieder. Besonders verbunden mit diesem Buch ist Nina Rickert-Loosen. Sie hat bereits die Organisation der Tagung mit immer wieder erstaunlicher Professionalität gemeistert und gemeinsam mit Birte Menting und Manuela Nowald für deren mustergültigen Ablauf gesorgt. Auch die ersten großen Schritte zur Drucklegung hat sie koordiniert und bis hin zu Lektoratsaufgaben eigenständig betreut, wobei sie in Fragen der Textverarbeitung von Daniel Brauch unterstützt wurde. Das Register stammt von Christoph Gwisdeck und Markus Jankowski. Dem gesamten Bochumer Team nochmals nachdrücklich: Danke! Ein abschließender Dank geht an die Deutsche Kommission für die Bearbei- tung der Regesta Imperii e.V. Sie hat den vorliegenden Band in die Reihe der „Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii“ aufgenommen und dadurch ihr Engagement für die noch anstehende Aufarbeitung der verbleibenden Regesten des salischen Hauses deutlich gemacht, durch die eine Erforschung auch der Zeit Heinrichs V. auf ganz anderer Grundlage möglich sein wird. Bochum/Köln, im Mai 2012 Gerhard Lubich Heinrich V. in den Welten des Hochmittelalters. Einleitende Bemerkungen GERHARD LUBICH Die Kategorien „Einheit“ und „Einheitlichkeit“ waren für lange Zeit ungefragt positiv besetzte Leitmotive der deutschen Erzählung vom Mittelalter. Im gängi- gen Geschichtsbild, aber auch in der Geschichtswissenschaft schien das „alte Reich“ der „deutschen Vorzeit“ daher gerade im Früh- und Hochmittelalter einen Idealzustand erreicht zu haben: Dort vermeinte man ein einheitlich verfasstes Gemeinwesen zu erblicken, das von einem Herrscher geleitet wurde und ein ge- eintes Volk beherbergte, dessen Lebensentwürfe und Werte sich wiederum an einer alle verbindenden Religion orientierten. Für das 19. und das frühe 20. Jahrhundert waren diese im Mittelalter anscheinend erreichten Verhältnisse ein Leitbild, mitunter gar eine vermeintliche Alternative zur aktuell bestehenden Gesellschaft. Gerade in Deutschland tat man sich