Die Vignette zeigt das Hochmeistersiegel Hermann von Salzas aus dem Jahre 1225 (Abb. 12).

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Kluger, Helmuth: Hochmeister Hermann von Salza und Kaiser Friedrich II.: e. Beitr. zur Frühgeschichte d. Dt. Ordens / Helmuth Kluger. - Marburg: Eiwert, 1987. (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens; Bd. 37) ISBN 3-7708-0861-4 NE: GT Bibi. Univ. t t l } Würzburg © by N. G. Eiwert Verlag Marburg 1987 Printed in Satz: Satzherstellung Karlheinz Stahringer, Ebsdorfergrund Druck: Buch- und Offsetdruckerei Wagner GmbH, Nördlingen Buchbinderische Verarbeitung: Heinr. Koch, Tübingen IN MEMORIAM PARENTUM QUELLEN UND STUDIEN

ZUR GESCHICHTE

DES DEUTSCHEN ORDENS

herausgegeben von

Prof. Dr. Udo Arnold

unter der Patronanz des

Deutschen Ordens

B A N D 37

N. G. ELWERT VERLAG MARBURG HELMUTH KLUGER

HOCHMEISTER HERMANN VON SALZA UND KAISER FRIEDRICH II.

Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens

N. G. ELWERT VERLAG MARBURG INHALTSVERZEICHNIS

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Vorwort Einleitung

I. Vom magister zum venerabilis magister ------U—Der-Deutsehe Orden-und-die-gcistlichen untl------—— weltlichen Herrschaftsträger bis 1216 - * 2. Damiette als Standortbestimmung des Hochmeisters 3. Die Kaiserkrönung Friedrichs II. und die Privilegierung 20 des Deutschen Ordens 1220/21 % 4. ' Der Verlust Damiettes und die Rückkehr des Hochmeisters s nach Italien im Herbst 1221 31 'I II. Im Vorfeld des Kreuzzuges 36 1. Die Verhandlungen zu Ferentino 1223 36 2. In diplomatischer Mission in Deutschland 39 3. Der Vertrag von S. Germano 1225 45 4. Deutschordensbesitz im Heiligen Land: ■i ______das Bestätigungsdiplom vom Januar 1226 ______48 i 5. Aufbruch zu neuen Ufern: das Angebot des polnischen Herzogs Konrad von Masowien undJvujawien 54 * 6. Die Lombardenfrage 1226 65

III. Der Kreuzzug Friedrichs II. 1227—1229 69 i 1. Orientalischer Herrscher? 69 I 2. Mißlungener Auftakt 71 3. Die Gründung der Burganlage Montfortv 74 4. Hermann als Parteigänger des Kaisers 78 5. Vergebliche Bemühungen um den Patriarchen Gerold 82 ] i VI IV. Die beiden Briefe Hermanns vom März 1229 86 1...Erwähnung von Bestandteilen des Übereinkommens Friedrichs ...... mit Al-Kamil und die parallele Überlieferung 87 2. Der Krönungsakt in der Grabeskirche ------95------3. Die Proklamation des Kaisers in Jerusalem 113 4. Der erste Brief des Hochmeisters und das kaiserliche Manifest 117 - ...... V. Die Verleihungen an Hermann und den Orden zu Akkon im April J?29 123 1. Seigneurie de Joscelin, Toron, Maron und Akkon T~Q 123 2. D ottihs quae olim Theutonici tenebant .. _ : 126 r 3. Domus que fuit quondam Balduini regis 132

VI. Der Friede von San Germano/Ceprano 1230 141

VII. Ad honorem Dei et ecclesie ac imperatoris eiusdem 163 1. Im Einsatz zur Beilegung des Lombardenkonflikts 165 ------2__Vermittlungstängkeit im Heiligen Land 1232 — 1234 177

VIII. Hermann von Salza - Versuch einer Neubewertung ------' 186

Anhang

Quellen- und Literaturverzeichnis 194

Abkürzungsverzeichnis 205

Orts- und Personenverzeichnis 206

Abbildungsverzeichnis 215

______. -

VII VORWORT

• I J*! V -

Die vorliegende Untersuchung wurde im Sommersemester 1985 von der Philosophi­ schen Fakultät der Universität zu Köln als Inauguraldissertation angenommen. Sie entstand unter der hilfreichen und verständnisvollen Leitung meines akademischen Lehrers, Herrn Professor Dr. Odilo Engels, der sich trotz mancher Verzögerung des Arbeitsablaufs stets nachsichtig gezeigt und den Fortgang der Dissertation bis zu ihrem Abschluß immer wieder gefördert hat. Ihm gilt in erster Linie mein Dank. Weiterhin Dank zu sagen habe ich Herrn Professor Dr. Matthias Werner für die Erstellung des zweiten Gutachtens und Herrn Professor Dr. -Udo Arnold, Bonn für die bereitwillige Aufnahme der Untersuchung in die Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens und seine vorbildliche Betreuung bei der Druck­ legung. Danken möchte ich nicht zuletzt auch meiner Frau, die mit unermüdlicher Tatkraft die maschinenschriftliche Reinschrift erstellt hat. Das Buch widme ich meinen ver­ storbenen Eltern. Sie konnten seine Fertigstellung leider nicht mehr erleben. ]I Köln, im März 1-987 Helmuth Kluger rt i

Ä EINLEITUNG

Als am Palmsonntag, dem 20. März des Jahres 1239, Papst Gregor IX. Kaiser Fried­ rich II. zum zweiten Mal mit dem Bannfluch der Kirche belegte, aus dem sich dieser bis zu seinem Lebensende nicht mehr lösen sollte1, da starb an eben diesem Tage in Süditalien der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza2, der sich in beinahe 20jähriger Tätigkeit vor allen anderen bemüht hatte, den seit den Tagen des Investiturstreites latent drohenden Bruch zwischen Kaisertum und Papsttum zu ver­ hindern. Auf die Parallelität dieser Geschehnisse als gleichsanTsymbolhaftes_ZeicHch für clerr nunmehr beginnenden Endkampf der staufischen Dynastie mit dem Petrusamt ist schon häufig hingewiesen worden3. Sie faßt die reichs- und kirchenpolitische Leistung

1 Den Schrecken und die Endgültigkeit dieses Verdikts vermeint man schon bei dem zeitgenössischen Chronisten Matthaeus Parisiensis, Chronica Majora, hg. v. H. R. L uard (RBMAS 57, vol. 3), Lon­ don 1876, S. 533 herauszuhören:.. .dominus Papa cum multis tunepraesentibus cardinalibus Dominica Palmarum in spiritu ferventis iracundiae Frethericum dictum imperatorem, ac si jam a culmine imperii dejecisset eum, solempniter excommunicavit, tradens eum Sathanae in interitu terribiliterpossidendum. Et eisdem verbis Utens, quasi in fremitu furoris intonans, omnes audientes vehementer compulit ad ter- rorem. Vgl. zum Vorgang Th. C. Van Cleve,The emperor Frederick II of Hohenstaufen, Oxford 1972, S. 428 f., der aber irrtümlich Gründonnerstag, an dem der Bann nur wiederholt wurde, für den 20. März erachtet; BF 2428 b. Dieselbe Verwechslung findet sich auch bei H. H eim pel, Hermann von Salza, Gründer eines Staates, in: ders., Der Mensch in seiner Gegenwart. Acht historische Essays, Göttingen 21957, S. 88.______’_____ j ______2 Zum Todestag Hermanns vgl. Petri de Dusburg Cronica Terre Prasste, hg. v. M. T oeppen, In: SRP 1, ND Frankfurt 1965, S. 31 mit Anm. 1;B. D udik, Des hohen Deutschen Ritterordens Münz- —“Sammlung in Wien, N D Bonn 1966, S, 40 mit Anm. 3lM. Turnier—Der Deutsche Orden im Wer­ den, Wachsen und Wirken bis 1400, Wien 1955, S. 40 mit Anm. 19. 3 A. K och, Hermann von Salza, S. 123: ,,Ein wunderbares Zusammentreffen, gleichsam als hätte das Schicksal selbst es deutlich machen wollen, dass nun mit dem Tode des Mannes, der ein gut Theil sei­ ner besten Kraft zeitlebens dem Werke der Versöhnung zwischen beiden gewidmet hatte, jeder Ge­ danke an Friede aufhören und der Kampf auf Leben und Tod beginnen müsse“; W. Cohn, Hermann von Salza, S. 261 formuliert überspitzt pathetisch: ,,Mit ihm (d.h. Eiermann) sinkt das mittelalterliche Ideal der Einheit zwischen Kaiser und Papst ins Grab“ ; M. T urnier, Der Deutsche Orden, S. 40; H. M. Schaller, Kaiser Friedrich II., S. 63; O. E ngels, Die Staufer, S. 152.

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0 des ersten bedeutenden Hochmeisters des Deutschen Ordens ins Auge, in diplomati- ä scher Mission vorwiegend um Ausgleich und Milderung der Gegensätze der beiden 4 universalen Mächte bestrebt gewesen zu sein, freilich unter der stillschweigenden ■ — — ------——Voraussetzung, daß-Papst •und^Käiscr-gemeinsam-und-zuiglckhenJeilcn die -Spitze______35 der „christianitas“ zu verkörpern hätten, In der Kreuzzugsbewegung beispielsweise war dieses gemeinsame Fundament er- -jj ______schlittert worden, eine Entwicklung, die gerade den Deutschen Orden besonders be- .'■* rühren mußte. Denn die Idee der auf Bekämpfung ursprünglich allein deFMusHme ausgerichteten Ritterorden band diese in besonderer Weise an den päpstlichen Stuhl. - j Doch war nach dem Scheitern des Damiette-Unternehmens 1221 der Führungsän- i - — spruch des Papstes nachhaltig in Frage gestellt4, der Kaiser in den Mittelpunkt aller auf Wiedergewinnung des Heiligen Grabes gerichteten Hoffnungen gerückt, wie die jahrelangen Bemühungen von Honorius III. um Friedrichs II. Überfahrt ins Heilige Land deutlich dokumentieren. Dieser Konstellation, die das Haupt der Kirche, wollte es in der Befreiung der hei­ ligsten Stätten der Christenheit erfolgreich sein, auf die Hilfe des Kaisers verwies, und jenem, wollte er nach den Exkommunikation durch Gregor IX. 1227 nicht der Herr- ______schaft verlustig gehen, keine andere Wahl ließ denn den Kreuzzug als Gebannter an- ---- zutreten, verdankte. Hermann von Salza den Zutrittm das Zentrum der großen Politik der zwanziger und dreißiger Jahre des 13. Jahrhunderts. Seine Reisen nach Deutschland im Auftrag des Kaisers 1223, 1224 (einschließlich der Verhandlungen um die Freilassung des Dänenkönigs Waldemar II.) und 12275, die vorläufige Beilegung der drohenden Eskalation in der Lombardenfrage 1226, die verschärften Gegensätze zwischen Kurie und Kaiserhof zu Beginn des Pontifikats Gregors IX. bis zum Frieden von San Germano/Ceprano 1230 sind ganz geprägt von der Kreuzzugsproblematik dieser Jahre. Der Schwerpunkt vorliegender Arbeit soll daher auf vorgenanntem Zeitabschnitt liegen. Damit wird also kein erneuter Versuch unternommen, sämtliche Lebensstatio­ nen des Hochmeisters in gleicher Intensität zu erfassen. Die Schwierigkeiten, den Or­ densmeister durchgehend in den „Mittelpunkt der Darstellung zu stellen“, waren schon Adolf Koch bei Abfassung seiner im Untertitel „Ein biographischer Versuch“ ______bezeichneten Arbeit wohl bewußt6. Sie liegen in der Natur des uns überlieferten di-

4 U. S chw erin, Die Aufrufe der Päpste, S. 102 ff. Der Wandel in der Werbung für den Kreuzzug wird besonders demllchT’wenirHdüdYiuS'III."flichtmehrallein irrTNanien Christroder der Christenheit, sondern auch pro honore imperialis celsitudirtis et imperii Aufrufe erläßt: ebd., S. 109; auch bei Gregor IX. lassen sich aus seinen Schreiben „irgendwelche Versuche, den Kreuzzug unter kirchlicher Leitung durchführen zu lassen“ , nicht mehr ableiten: ebd., S. 116. Bezeichend ist, daß der auf acht Jahre ge­ schlossene Friede mit Al-Kamil vom 30. August 1221 nur durch einen rex coronatus^ gebrochen werden durfte: Oliver, Historia Damiatina, hg. v. H oogew eg, S. 276. Vgl. weiterhin H. E. M ayer, Ge­ schichte der Kreuzzüge, S. 203. 5 Für das Itincrar Hermanns immer noch weitgehend unentbehrlich A. L orck, Hermann von Salza. Sein Itincrar, Diss. Kiel 1880. 6 i\ K och, Hermann von Salza, S. VI.

2 plomatischen und chronikalischen Quellenmaterials, das die Gestaltung eines umfas­ senden Lebensbildes nicht zuläßt. Sic liegen aber auch in der Vielzahl der Verflech­ tungen von Personen, Schauplätzen und Ereignissen, in die sich ein Hermann von Sal- ~za~hineiflgestellt sah._ Allcin die .Diskussion um die Ausstellung der Goldenen Bulle von Rimini 1226 und die Grundlegung des späteren Dcutschordensstaates in Preußen können als ein eigener Forschungszweig der Deutschordensgeschichte und ihres vier­ ten Hochmeisters angesehen werden7 8. Doch hat Hermann preußisches Ordensland wohl nie betreten“, ünd lmTlahmen setrres^Gcsämtwh kens bhriben Rinitrif und dic^zö- seinen Lebzeiten hoch in den Anfängen sieh-befindende Eroberung der preußischen Stammlande eine eher periphere, wenn auch in die Zukunft weisende Konzeptionr Die sicherlich umfangreichste Erfassung der Quellenzeugnisse liegt der Darstellung W. Cohns zugrunde. Als „Zweck der Untersuchung“ galt ihm, wie er in seinem Vor­ wort betonte, „aus dem oft spröden Material den Menschen auferstehen zu lassen“ .9 Leitlinie ist dabei das Verhältnis des Ordensmeisters zu Friedrich II. Als Freund und Berater des Kaisers glaubte Cohn das Spezifische seiner Tätigkeit in dessen Einsatz „für den Gottesstaat auf Erden“, für die Einheit der „beiden großen Mächte der abendländischen Christenheit“ 10 erfassen zu können. Die Kritik hat dieser Auffas­

7 Grundlegend die Studie von E. C aspar, Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordens­ staats in Preussen, Tübingen 1224. Die hier S. 59 vorgenommene Wertung Hermanns, der „mehr war, : als bloß ein Diplomat, nämlich ein schöpferischer Staatsmann großen Stils, auf den die deutsche Nach­ welt stolz sein kann, wie auf den größten Staatsmann, der ihr beschieden gewesen ist, auf Bismarck“ sowie die auch von H. H eim pel, Hermann von Salza, Gründer eines Staates, geteilte Ansicht, daß Hermann als der Gründer des Ordensstaates in Preußen gelten muß, ist in einer sich um eine Neube­ wertung der Deutschordensgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg bemühenden Abhandlung von M. Hellm ann, Uber die Grundlagen und die Entstehung des Ordensstaates in Preußen, in: Nachrichten der Giessener Hochschulgesellschaft 31, 1962, S. 108—126 ernsthaft in Frage gestellt worden. Hell­ mann weist auf das , .kollegiale Prinzip“ im Orden hin und darauf, daß der Hochmeister ,,in kritischen Situationen auch nichts allein entschieden hat“ ; ebd., S. 114. Zum Bild des preußischen Ordensstaates in der deutschen Historiographie des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und des Dritten Reiches, sowie im Urteil der polnischen Geschichtsschreibung vgl. W. W ippermann, Der Ordensstaat als : ______Ideologie, Berlin 1979. Wie zeitgebunden und brüchig, ja abwegig, ein historischer Vergleich zweier Persönlichkeiten wie Hermann von Salza und Bismarck ausfallen kann, BelegerTdie genau entgegenge~ setzten Urteile bei E. Caspar und W. v. K etrzynski, Der Deutsche Orden und Konrad von Maso- : wien 1225”4235rEemberg-1904. Letzterer sieht in Hermannjdnen ,.Bismarck desJ3, Jahrhunderts“ , der mittels Lüge, Verrat und Urkundenfälschung das Preußenland widerrechtlich in Besitz genommen habe; vgl. Wippermann, S. 289. Ähnliches ist von der häufig herangezogenen, „griffigen“ Parallele des Staufers Friedrich II. mit Napoleon anläßlich des ersteren so aufgefaßter „Selbstkrönung“ in Jeru­ salem hei E. K an to rp w icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 183 zu halten. 8 Die Widerlegung der gegenteiligen Ansicht u.a. von W. C ohn, Hermann von Salza, S. 208 ff. und - ders., Hat Hermann von Salza das Deutschordensland Preußen betreten?, in: Histor, Vierteljahrs­ schrift 25, 1930,iS. 383—397 bei E. M aschke, Altpreußische Forschungen 8, 1931, S. 147 ff. 9 W. C ohn, Hermann von Sajir.a, Breslau 1930. ■10 Ebd., S. 260 f.

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0 sung in einer Reihe von Einzelaspektcn widersprochen, die Grundauffassung, das Vergleichen und Vermitteln als seinem Wesen gemäß zu begreifen, sogar verworfen11. W. von den Steinen bemängelte insbesondere die geringe Berücksichtigung des O r­ dens als des Koordinatensystems jeglicher Tätigkeit Salzas und vermißte wohl zutref­ fend ein näheres Eingehen: auf das System der erworbencmPapstprivilegicn, um tuch- diese Seite seines Wirkens aufzuhellen12 13. Dennoch hebt auch er hervor, daß es auffäl­ "VS lig ist, „wie der politische Horizont des Ordens zu Hermanns Zeit sehr ähnliche • 'üi Jjirenzeahatjvie_der. H« Kai«»«" Um welche Grenzen aber handelt es sich? Sind es die geographischen Grenzen des Imperiums, das zu Hermanns Zeit seinen Schwerpunkt im Königreich Sizilien fand,-’ in den östlichen Mittelmeerraum ausgriff, die Krone Jerusalems sich erwarb, im Nordosten den dänischen Einfluß zurückdrängte und Handel und Kolonisation im baltischen Raum aktivierte? Oder handelt es sich um das Eintreten für ein wohlabge­ wogenes Verhältnis von geistlicher und weltlicher Gewalt, einen Dualismus alter Prä­ gung, den Innozenz III. zwar nicht gänzlich überwinden wollte, dessen Grundlagen er aber dergestalt neu konzipierte, daß für das Papsttum ,,die Leitung des Abendlan­ des“ beansprucht, der Heilige Stuhl allein als das „Haupt und Fundament der Chri­ stenheit'^'-(caput et fundamentum christianitatis) angesehen wurde, mithin dem Kaiser nur ein zweiter Platz in der Weltordnung verblieb14? Der theoretischen Grundlegung des Gewaltenverständnisses, wie sie sich bei Inno­ zenz in der Auslegung des Gleichnisses von Sonne und Mond15 niederschlägt, daß nämlich wie bei diesen beiden Gestirnen die „königliche Herrschaft“ (regalispotestas) den Glanz ihrer Würde von der „päpstlichen Vollmacht“ (auctoritäs pöntificalis) er­ halte, stellte Friedrich II. im Prooemium der Konstitutionen von Melfi seine Auffas­ sung des gottunmittelbaren Herrscheramtes entgegen: allein die machtvolle Hand Gottes (hat uns) wider die Erwartung der Menschen an die Spitze des römi­ schen Reiches und zu den Würden der anderen Königreiche erhöht“.16 Die staufische

11 E. M aschke (wie Anm. 8), S. 152: „Es wird uns jedes Verständnis für diesen Mann abgeriegelt... bei dem doch Erfolg im Orden wie Mißerfolg in der großen Politik aus der gleichen Quelle kamen: einer überragenden, zur Macht entschlossenen Haltung, die geistig dem Gestern der abendländischen Ein­ heit angehörte, in dem jungen Leben des Ostens aber noch lange gültig, zukunftsträchtig und groß blieb“-,-—------— ------12 W. v. den S teinen, in: HZ 147, 1933, S. 167-171. 13 Ebd., S. 169. ~T4~Zum GewaltenvefstähdniTThnozenz III. vgl. F. K em pf, Papsttum und Kaisertum bei Innozenz III.7 Rom 1954, hier insbesondere Teil 3, S. 181 ff.; H. Till mann, Papst Innozenz III., Bonn 1954, insbe­ sondere S. 15 ff. und Exkurs 1, S. 258—267; weniger ergiebig in dieser Hinsicht, da vornehmlich unter dem Gesichtpunkt der Rekuperationspolitik des Papstes gesehen, M. L aufs, Politik und Recht bei Innozenz III., Köln 1980. Allgemein W. K ölm el, Regimen Christianum, Berlin 1970, S. 233 ff. 15 Regcstum Inocentii III papae super negotio Romani imperii, hg. v. F. Kem pf, Roma 1947, Nr. 2, 32, 141, 179. 16 Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. u, übers, v. H. Conrad, Th. von der Lieck-Buyken, W. Wagner, Köln 1973, S. 4 f. Reichsidee erscheint hier gegenüber der politischen Weitsicht des Papstes, die von dem alten Nebeneinander auf Unterordnung zielte, in der Defensive. Hermanns viel­ zitierter Ausspruch, als Motto seines Lebens verwandt, er bemühe sich in gleicher Weise um die Erhöhung beider Universalgewalten17, ergreift bei näherem Hinsehen daher mehr die Partei des Kaisers als daß er die Suprematieansprüchc des Papsttums decken könnte. Eine Absetzung des einen ,,Hauptes" durch das andere, wie sie in lo­ gischer Konsequenz Innozenz IV. 1245 vomahm, hätte sicherlich nicht die Zustim- ___muag_des Hochmeisters gefunden. Die lebenslange Verbundenheit Hermanns mit dem Schicksal des Staufers erweist eine Übereinstimmung in wesentlichen Grundpo­ sitionen, die im -Verständnis Friedrichs, daß der Deutsche Orden „unsere besondere -Schöpfung ist“ 18 ihre Entsprechung findet.

17 Nos vero, sicut 'ille qui honorem ecclesie ct imperii diligit et utriusque exaltationi intendit MGH Const. 2, Nr. 123, S. 167. 18 HB 2.1, S. 282: nostra structura est specialis. I. V om magister zum venerabilis magister

1. DerDeutsche Orden und die geistlichen und weltlichen Herrschaftsträger bis 1216

Die Förderung des 1189/90 vor Akkon durch Bremer und Lübecker Bürger ins Leben gerufenen Feldspitals, das durch Verfügung Papst Goelestins III. 1196 zunächst zum Hospitalorden, sodann durch eine Versammlung deutscher und palästinensischer Magnaten 1198 in Akkon zum Ritterorden erhoben wurde1, manifestiert sich in der Frühzeit vor allem in den von Seiten der Königsgewalt gewährten Generalprivilegien, wie sie von Philipp 12062, von Otto IV. 12123 und von Friedrich II. 12144 erlassen wurden. Alle im römischen Reich gelegenen Ordensbesitzungen nahm der König in seinen Schutz und allen, die reichslehenbare Güter besaßen, wurde die Erlaubnis er­ teilt, solche wie Allodialbesitz dem Orden zu schenken oder zu verkaufen. Somit war eine wichtige Voraussetzung geschaffen, die Aufgaben des Ordens in der Armen- und Krankenpflege erfüllen zu können, aber auch die Ermöglichung einer unverzichtba­ ren materiellen Basis für die Festigung und den Ausbau im Heiligen Lande selbst so­ wie für die Wiederbefreiung der heiligen Stätten, wie Friedrich in seinem Diplom mit Blick auf die zentralen Verpflichtungen des deutschen Hauses ausdrücklich betonte5. Die Privilegierung durch den exkommunizierten Kaiser Otto IV. fügte sich dabei ein in eine Reihe von diesem nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahre 1212 abge­ schlossener Bündnisse mit Reichsfürsten6, die Otto offensichtlich gegen den heranna­ henden jungen Friedrich an sich zu binden trachtete. Doch hat sich der Deutsche O r­ den beim Erscheinen des Staufers wohl sofort wieder von welfischer Seite abgewandt.

1 Zu den Anfängen des Deutschen Ordens auf dem Boden des Heiligen Landes vgl. M. I.. Favreau, Studien, Kap. II, S. 35 ff.; Kap. III, S. 64 ff. 2 H ennes 1, Nr. 7; BF 132. " 3 BF 479. 4 BF 747. 5 HB 1.2, S. .313: Quapropter ... notitiam volumuspervenire quod nosprüfe ct ui et augmento hospitalis Sattere Marie Teutonicorum in Jerusalem eo amplius intendentes, quod per ipsurn sub cultu religionis et habitu fortius ad liberationem intenditur Terre Sancte ... preter humanitas officia que multipliciter impendunt et pauperibus et infirmis . . . . 6 BF 471, 472, 486; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Philipps und Ottos 2, S. 300 f. Die bald, ab 12137, einsetzenden Bestätigungen und Schenkungen Friedrichs zugun­ sten des Ordens, bei denen er seine besondere Zuneigung ihrem Hause gegenüber hervorhob und auf die Wertschätzung bereits durch seine Vorfahren verwies, zeigen deutlich, wie .er .diesen,-yieüdicht auch aus Dankbarkeit für den raschen Übertritt, an sich zu ziehen suchte®. - — ‘ :- ;r- Auch die Einschätzung der Kurie war schon frühzeitig von der wechselnden Partei­ nahme im staufisch-welfischen Gegensatz geprägt. So stellte Innozenz nach zehnjäh- riger UnterbrccHühg lIem öfcfeh~äm 27. F.~T20V erstmals wicd^ctrTPnvileg^ätfs9, nachdem 'durch die'Ermordung Philipps von Schwaben 1208 der Thronstreit zugun­ sten des weifen sich entschieden hatte. Ähnlich handelte er nach dem Umschwung in Deutschland durch den von ihm protektionierten Friedrich von Sizilien. Die mit Datum 28. 12. 121310 und 24. 2. bzw. 22. 4. 121411 verfügten Bestätigungen von Deutschordensbesitz in Österreich, Armenien und Süditalien können als Ausdruck des erneuerten guten Verhältnisses zum Orden gewertet werden. Eine gewisse Be­ dingtheit des Einvernehmens mit der weltlichen und geistlichen Spitze erscheint bereits hier vorgezeichnet. Die drei nur kurze Zeit amtierenden Vorgänger Hermanns von Salza haben wäh­ rend ihrer Hochmeisterzeit deutschen und überhaupt europäischen Boden wohl nicht ■et Feten12? Sie warcrrvermuilicirvürä'leifnlämit lrßirhäfrigtv^sichnni Heiligerrfcande- zu behaupten. Ihre Tätigkeit ist kaum faßbar, eine stufenweise Militarisierung des Deutschen Ordens immerhin erkennbar13. Der 1209/1014 ins Hochmeisteramt gelangte Hermann von Salza aus thüringischem Ministerialengeschlecht15 begleitete den Hildesheimer Domherrn Wilbrand von Oldenburg 1211/12 auf einer Reise durch Palästina, Syrien, Armenien und Zypern, bei der er Gelegenheit hatte, einige Ordensbesitzungen zu visitieren und neue Sehen-

7 BF 713. Im Jahre 1214 folgen 7 weitere Privilegierungen: BF 718, 732, 733, 734, 739, 741, 747. 8 Zu den Deutschordenskommenden staufischer Gründung vgl. D. W ojtecki, Der Deutsche Orden unter Friedrich II., S. 188 ff.; ebd., S. 219 die Feststellung, daß Hermann sich beim Ausbau der Ordensniederlassungen auf eine Reihe ,,eindeutig staufisch gesinnter" Mitbrüder stützen konnte. 9 S trehlke, Nr. 298; P o tth a st, Nr. 3755. Vgl. F avreau, Studien, S. 75. Möglicherweise ist diese Bulle bereits Ausdruck des Wechsels im Hochmeisteramt, wenn Hermanns Vorgänger Heinrich Bart ___bereits am 3. 6.1209 verstorben sein sollteJ_Der Zeitraum für die Ausstellung erscheint ausreichend zu sein. So segelte z.B. Herzog Leopold VI, von Österreich im Jahre 1217 in 16 Tagen von Spalato nach Akkon: Continuatio Claustroneoburgensis, MGH SS 9, S. 622. 10 Innoceutü III opera-omnia, Migne PI==216v lib -XVIrNr.-l57..Po11h a s t N r . 4866, .. 11 S trehlke, Nr. 47, 144. P o tth a st, Nr. 4901, 4915. 12 Mit Ausnahme vielleicht Heinrich Walpots/der 1198 zwecks Bestätigung der Ordensregel zu Inno­ zenz III. nach Rom gegangen sein soll: De primordiis ordinis Tbeutoniei narratio, hg. v. U. A rn o ld , in: SRP 6, 1968, S. 28 f. 13 Die ermittelten /pnrszeiten bei O. S chreiber, Personal- und Amtsdaten, S. 615 ff.; M. T urnier, Der Deutsche Orden, S. 30 ff.; M. L. Favreau, Studien, S. 72 f. 14 Zum Datum des Amtsantritts vgl. Favreau, Studien, S. 80 mit Anm. 99—102. 15 E. M aschkc, Die Herkunft/Hermanns von Salza, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte NF 34, 1940, S. 372-389. kungcn entgegenzunchmen16. Im November 1215 hat er allem Anschein nach am vierten Laterankonzil tcilgcnommen17. Wie aus der Einladung zu der großen Kir- chenvcrsammlung vom 19. 4. 1213 u.a. an die Meister des Johanniter- und Templer­

ordens hervorging18, sollte neben reformatorischen Fragen der Kirche die Planung fr ~ ‘eines heuen Kreuzzuges im Vordergrund der Thematik stehen. Die auffällig hohe An- - i zahl lateinischer Bischöfe und Prälaten des Ostens machten neben dem Anspruch des Papstes, die Gesamtkirche um sich zu sammeln, ein „generale concilium" in des l ------Wortsinns vollster Bedeutung abzuhalten, seine Sorge um dicWiedcrggadnnungdes___ __ T; Heiligen Grabes deutlich. ... — ... _ —— Obwohl als Konzilsteilnehmer19 in den auf uns gekommenen Listen und sonstigen i - “ Quellenzeugnissen nicht nachweisbar, ist eine Anwesenheit des Hochmeisters anzu­ nehmen. Eine Stütze findet diese Vermutung in der von Innozenz am 18. 2. 1216 er- — ^ gangenen großen Schutz- und Bestätigungsbulle, welche die päpstlichen Verfügungen von 1196 und 1209 bekräftigte, darunter den Ordensbesitz im Heiligen Lande, in ; Zypern und Armenien, die Ordensregel, die freie Sepultur und das Recht der freien Meisterwahl. Honorius III. hat noch im gleichen Jahr diese Bestimmungen erneut be­ stätigt, mit der wichtigen Weiterung, daß der Deutsche Orden weltlichen oder geist­ lichen Personen keine „Treueide, Lehnseide, überhaupt Eide oder Zusicherungen“ ------leisten-solle,...ihm, also I .ehnsexemtion gewährt20.______— .... Im Dezember 1216 stellte Friedrich II. zugunsten des Deuschen Ordens eine Ur- ---- — künde zu Nürnberg aus, in der in einer auffallend herzlichen Wendung des nament­ lich genannten Ordensmeisters gedacht wird21. In Kombination mit dem wenig später auf dem Hoftag zu Ulm erlassenen Diplom des Königs, dessen Handlung offensicht­ lich jedoch bereits im Dezember ebenfalls,zu Nürnberg stattfand und in dem aus­ drücklich die „Anwesenheit“ des „Bruders und Hochmeisters Hermann“ Erwäh­ nung findet, ist an einem erstmalig faßbaren Zusammentreffen Hermanns mit dem Staufer nicht zu zweifeln22. Dem ersten Diplom liegt ein Tauschgeschäft zugrunde.

16 Itinerarium Terrae sanctae, hg. v. J. C. M. L aurent, Peregrinatores medii aevi quatuor, Leipzig 21873, S. 162—190. Vgl. W. C o h n , Hermann von Salza, S. 3—15. 17 So H . H ävernick, S. 19 f.; A. L o rck , S. 7; W. C o hn, Hermann von Salza, S. 19. G. Dasse be- _ ginnt seine Darstelhmg erst mit-clern-Jahre l216{- Av Koch ,---Sr44 f-zieht vor dem Auftauchen Her-. manns in Deutschland allenfalls eine „Inspektion“ in Sizilien in Erwägung. 18 M igne PL 216, lib. XVI, N r. 30, col. 823 ff.; P o tth a st, N r. 4706. 19 H ierzif vgL G. T an g 1, Die Teilnehmer arTderTallgemeinen Konzilien des Mittelalters, Kölrf21969, S. 219 ff.; R. F o rev ille, Latran I, II, III et IV (Histoirc des conciles oecumeniques 6), Paris 1965, S. 391—395. Ebd., S. 382—386 die Beschlußfassung und die Bestimmungen des Konzils überden 1217 auszuführenden Kreuzzug in französischer Übersetzung. 20 S trehlke, Nr. 302 (irrig zu 1215); P o tth ast, Nr. 5078. - S trehlke, Nr. 303: fidehtatcs, homitna seu iuramenta vel reliquas securitates; Pressutti, Nr. 161. 21 HB 1.2, S. 488; H ennes 2, Nr. 6; BF 887. Vgl. A. K och, S. 14 f.;W . C o h n , Hermann von Salza, S. 20 f.; E. K antorow icz, S. 85. 22 HB 1.2, S. 917 ff.; BF 897.

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\ Hermann und seine Brüder überließen dem König ein ungenanntes Besitztum in Deutschland gegen die jährliche Zahlung von 150 Goldunzen aus den Einkünften Brindisis. Das zweite bestätigte und erneuerte sämtliche von Heinrich VI. und Fried­ rich II. für das Königreich Sizilien ergangenen Schenkungen und Privilegien. --— Der König nandelte dabei gleichermaßen als Herrscher-vonDeutschland undSizi- lien. Der Austausch von Geld und Gut zwischen den beiden Reichen eröffnetc Her­ mann und dem Orden neue Perspektiven, die in der schon frühzeitig von Friedrich ahgestrebten Personalunion23 begründet lagen. Gerade zu dieser Zeit war es dem Kö­ nig gelungen, seine Gemahlin Konstanze mit denTfünfjährigcnTIeTnnch nach länge­ ren, noch mit Innozenz geführten Verhandlungen nach Deutschland zu holen. Die -V Wahl seines Sohnes zum römischen König zu betreiben bedeutete, die Fortdauer die­ ser Personalunion abzusichern. Möglicherweise ist Hermann sogar im Gefolge der Königin und des kleinen Heinrich nach Deutschland gelangt24. Seine Teilnahme am bevorstehenden Kreuzzug dürfte ihn nicht allzu lange jenseits der Alpen'festgehalten haben. Im September 1217 gewährte König Hugo I. dem Deutschen Orden auf der Insel Zypern ein Privileg, das Hermanns Anwesenheit vor­ aussetzt25 und sich mit der Anweisung des neuen Papstes Honorius III. deckt, König Andreas von Ungarn und der österreichische Herzog Leopold sollten sich mit ande- ren Kreuzfahrern zum Fest Mariä Geburt (8. September) in Zypern einfinden26. Spätestens im Oktober traf Hermann in Äkkon ein27 *. - ~ ~ ~ " ~ 7 —

2. Damiette als Standortbestimmung des Hochmeisters

Noch bevor das Hauptkontingent der ungarischen und deutschen Kreuzfahrer nach Akkon gelangte, beschlossen der Patriarch, König Johann und wahrscheinlich auch die Meister der drei Ritterorden, einen Angriff auf die Stellungen Al-Muazzams bei

23 Vgl. E. W inkelmann, Jbb. Philipps und Ottos 2, S. 437 ff. 24 A. K och, S. 14 f.; W. C o h n , Hermann von Salza, S. 19 f. — 25 W rHilbäfschT^Def Deutsche O rderrund die Reichslehnschaft über Cypern, S. 292r N r..6; RRH, N r. 900. 26 Potthast, Nr. 5585—5587. Zum Kreuzzug Andreas II. von Ungarn vgl. R. Röhricht, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, Innsbruck 1891, S. 23—36; K. M. S etto n , A History of the 2, S. 377 ff. 27 Hermann nahm an der großen Versammlung geistlicher und weltlicher Magnaten teil, die Ende Okto­ ber zwecks Beratung des weiteren Vorgehens zu Akkon zusammentrat: Eracles, RHC Occ. 2, S. 322 f.; vgl. R. R ö h ric h t, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S. 26; K, M. S etton, A History of the Crusades 2, S. 389.

9 Nablus in Gang zu setzen1®. Doch änderte der Ende Oktober 1217 tagende große Kriegsrat, an dem u.a. die drei Könige Ungarns, Jerusalems und Zyperns, Herzog Leopold von Österreich, Bohemund von Antiochia und Tripoli sowie die Meister der Johanniter,- Templer und des- Deutschen -Hauses-teilnahmen, -anscheinentT-diescn Plan19 und beschloß eine Belagerung des in der Nilmündung gelegenen Dämiette, des wichtigsten ägyptischen Hafens, um nach dessen Fall sich ,,umso eifriger und für- sorglicher hin zur Heiligen Stadt Jerusalem“ wenden zu können30. Sei es, daß man sich auf einen gemeinsamen Oberbefehlshaber nicht einigen konnte :i oder das Eintreffen derzahlenmäßig starken friesischen Flotte noch abwarten wollte, bis zur Jahreswende jedenfalls versuchten die Kreuzfahrer in drei Expeditionen ver­ geblich, den Feind auf palästinensischem Boden zu stellen* 3031. Schon im Januar 1218 kehrte der ungarische König dem Heiligen Land den Rücken; auch die durch Patriarch Radulf ausgesprochene Exkommunikation konnte ihn von der Heimkehr nicht abbringen32. Den Rest des Winters war man mit der'Befestigung Caesareas und der Templerfeste -Chastiau Pelerin (Atlit) beschäftigt. An letzterer nahm wohl auch Hermann mit Deutschordensrittern teil33. Nach dem 24. 5. 1218, dem Himmelfahrtstag, brachen mit dem Kreuzfahrerheer auch die drei Ritterorden unter ihren Meistern vom Sammelplatz Atlit zur Belagerung von Damiette auf34. Wie Jakob von Vitry, der akkonensische Bischof, dem Papst mit- teilte, war für die Wendung, gegen Ägypten statt gegen Jerusalem zu ziehen, die Überlegung ausschlaggebend, daß im Sommer der Wassermangel im Heiligen Land

28 Quelle ist allein der in einem päpstlichen Schreiben vom 24. 11. 1217 inserierte Brief des Templermei- sters Wilhelm von Chartres, hg. bei RHGF2 19, S. 640. Vgl. R. R ö h rich t, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S. 39, N r. 1; P re ssu tti, Nr. 885; P o tth a st, N r. 5622;RRFlNr. 902. Sie­ he auch M. L. B u lst-T hiele, Sacrae domus militiae Templi, S. 166 mit Anm. 30; L. Böhm , Johann von Brienne, S. 41 mit Anm. 75; J. P. D ono van, Pelagius, S. 33 mit Anm. 32. Die häufig geäußerte Auffassung, eine kleinere Abteilung sollte mit dem Angriff auf Nablus die syrischen Truppen des Sultans von Damaskus binden helfen, findet in des Templermeisters Brief keine Stütze. Vgl. aber zu einem mit den Kreuzfahrern abgesprochenen Entlastungsangriff auf das nördliche Palästina durch den anatolischen Rumseldschukensultan Kaika’us (1210—1219) H. L. G ottschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 59 f.; 71—76; FI. E. M ayer, Kreuzzüge, S. 196. 29 Eracles, RHC Occ. 2, S. 323 stellt nur lapidar fest: La fu enprisparacort de chevaucher en la terre que li Sarrasin-tenoientt-etfumis /:’ jor de la rnuett'. Wilhelm von Chartres, dessen Bericht nach Rom von - Ende Oktober stammen muß, sagt aber ausdrücklich: Post adventum veropraedictorum magnatum, in hoc omnes unanimiter assensum praehuimus, quod in manufortiper mare in terram Babylonis profids- ceremur ad obsidendum Darmaiam~ \. . ' " 1 ' ' ' " ’ ■ ~ 30 RHGF2 19, S. 640. 31 Eracles, RHC Occ. 2, lib. 31, cap. 11 — 12, S. 323—325; Oliver, Historia Damiatina, cap. 2—4, S. 163—168; Brief Jakobs von Vitry vom 1. 9. 1218, hg. v. R. R ö h rich t, in: ZKG 15, 1895, Nr. 3, S. 568 - 570. 32 Oliver, Historia Damiatina, cap. 5, S. 168; die Rückkehr des Andreas erfolgte nach Epiphanie (6. 1. 1218); Jakob von Vitry (wie Anm. 31), S. 569. 33 Oliver, Historia Damiatina, cap. 5, S. 169. Vgl. zum Castrum Peregrihormn oder Atlit M. L. B ulst- T hiele, Sacrae domus militiae Templi, S. 166 f. mit Anm. 35. 34 Jakob von Vitry (wie Anm. 31), S. 570; Oliver, Historia Damiatina, cap. 10, S. 175. zu groß war und die auf Bergen gelegenen Städte nahezu uneinnehmbar erschienen. Dagegen bot das „fruchtbare und üppige“ Ägypten, eia „ebenes Land ohne Berge“, einen umso verlockenderen Angriffspunkt, bei dem auch religiöse Aspekte nicht fehl- ten: „Ägypten aber zeichnet sich besonders dadurch aus, daß unser Herr Jesus Chri-,______stus mit seiner Mutter, der hl. Maria, geraume Zeit dort verweilt hat“.34 Zu Recht wurde es von den christlichen Heerführern als Mittelpunkt der aiyubidischen Macht ___ angesehen35 36. - - - ...... r ...... Bald nachdenTdie Kreuzfahrer sTcTTIn dtTrNiTmühdung testges^FHätterirsHnHtfen ~ ' die geistlichen und weltlichen -Leiter des Unternehmens einen ersten Lagebericht an ... - Papst und Kaiser, in dem auch Hermann von Salza als an der Belagerung von Damiet­ te beteiligt Erwähnung findet37. Man war zunächst mit dem stärksten Punkt im Befe­ stigungswerk der Stadt beschäftigt, dem in einem Nilarm errichteten Kettenturm, „von dem aus eine eiserne Kette durch die Mitte des Flusses bis zur Stadt sich spann­ te, die unseren Schiffen den Zugang verwehrte“.38 Die Operationen werden als sehr gefahrvoll geschildert, zumal der Sultan daranging, größere Truppenkontingente zu sammeln, um ein Übersetzen der Christen über den Fluß zu verhindern. Die Kreuz­ fahrer baten daher inständig um baldige Hilfe. Zwar gelang am 24. 8. 1218 unter Anleitung einer vom Kölner Domscholaster Oli- ver konstruierten BelagerungsmascKine, die aus zwei zusammengebundenen Koggen mit vier Mastbäumen bestand, welche wiederum eine Plattform trugen, die Besetzung des hartnäckig verteidigten Kettenturms. Am folgenden Tag konnte man die Muslime zu dessen Aufgabe zwingen39, wodurch auch die Beseitigung der die Hafeneinfahrt

35 Jakob von Vitry (wie Anm. 31), Nr. 4, S. 571: Est autem terra Aegypti in multis privilegata, in qua Dominus noster Jesus Christus cum B(eata Maria) matre sua aliquo tempore commoratus est. Zur Wen­ dung gegen Damiette als Wiederaufnahme älterer Kreuzfahrerpläne und einer Verfügung des vierten Lateranums vgl. L. Böhm , Johann von Brienne, S. 45 f. mit Anm. 97. 36 Zum Damietteuntemehmen allgemein H. H oogew eg, Der Kreuzzug von Damiette 1218—1221, in: MIÖG 8, 1887, S. 188-218(1); 9, 1888, S. 249-288 (II); S. 414-447 (III); R. R ö h rich t, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 717— 756; H. L; G o ttschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 58 — 70; 76—88; 104—115; J. P raw er, Histoire 2, S. 127—170; Th. C. Van C leve, The fifth crusade, in: K. M. Set­ to n , A history of the crusades 2, S. 377—428; H. E. M ayer, Kreuzzüge, S. 197—203; J. P. D ono- van, Pelagius and the fifth crusade. Zur Bedeutung Damiettes als des Schlüssels für die Herrschaft in ______Ägypten_schon b.eLden zeitgenössischen Chronisten vgl, die Quellenangaben bei L. B öhm , Johann___ von Brienne, S. 47, Anm. 104. Zur geographischen Lage der Stadt H. L. G o ttsch alk , Al-Malik Al-Kamil, S. 60—65. 3 7 Dä'jTSchreiben an Friedrich II." vom 15. 6.1218 bei J. F. Böhmer-,-Acta-imperii-selectä, Nr. 934, " ~ .- S. 642 f. (vom Herausgeber wird irrtümlich Lothar statt Radulf als Patriarch angegeben); vgl. BF 10824. 38 B öhm er, Acta imperii selecta, S. 643: qua turriprotenditur catena ferreaper medium fluvium usque ad civitatem, parans impedimentum nostris navigiis transituris. 39 Oliver, Historia Damiatina, cap. 11 —14,. S. 179—186; Gesta crucigerorum Rhenanorum, hg. v. R. R ö h rich t, Quinti belli sacri scriptores minores, S. 39 ff.; Gesta obsidionis Damiate, ebd., S. 75—77; Iohannes de Tulbia de domino Iohanne rege Ierusalem, ebd., S. 119—121; Liber duellii christiani in obsidione Damiate exacti, ebd.’, S. 144 f.; Jakob von Vitry (wie Anm. 31), Nr, 3, S. 570; ebd., Nr. 4, S. 574-576.

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9 schützenden Kette erfolgen konnte40. Nunmehr jedoch geriet das Unternehmen der Eroberung der einst von Saladin mit einem dreifachen Mauerring umgürteten Stadt ins Stocken. Den wechselhaften Kämpfen bis zur Einnahme Damicttcs durch die Christen am ...’ 5.1171219 kann hierTnTitizelheifehTiicht'hachgegangeh werdenT'Hermahn scheint ~~ an ihnen, zieht man die einschlägigen Quellen heran, nicht in herausragendem Maße beteiligt gewesen zu sein, wenn auch seine Ordensbrüder bei einzelnen Operationen — genannt werden-und-der Hochmeister selbst Ägypten während der anderthalbjährigen— Belagerung wohl nicht verlassen hat41.v - * Je länger die Kämpfe sich hinzogen, desto stärker traten innerhalb des christlichen Heeres Gegensätze zutage, welche die differierenden Interessen und Zielsetzungen der zahlreichen nationalen Gruppierungen widerspiegelten. Nach Eracles unterstand das Heer dem Oberbefehl König Johanns42, der ihm durch einmütigen Beschluß zu­ gefallen sei. Doch steht diese Nachricht isoliert und Donovan machte darauf aufmerk­ sam, daß in Wahrheit bei allen mittelalterlichen Kriegen und Kreuzzügen die einzel­ nen Nationalitäten unter ihren je eigenen Führern fochten. Im Falle des Königs von Jerusalem deckte der Herrschertitel eigentlich sogar nur die Regentschaft für seine Tochter Isabella, und diese reichte nur zum Befehl über die syro-fränkischen Vasal------len4!.------—— ______Demgegenüber hätte Honorius III. mit Datum 18. 5; 1218 seinen Legaten Pelagius mit einem Empfehlungsschreiben ausgestattet, das von den Kreuzfahrern den ihm als Stellvertreter des Papstes schuldigen Gehorsam forderte und ihm die volle geistliche Gewalt übertrug, vor allem die Einheit des christlichen Heeres zu bewahren44. Sicherlich war damit, als Pelagius im September 1218 ägyptischen Boden betrat, kein militärischer Oberbefehl gemeint45, aber die Persönlichkeit des Kardinalbischofs

40 lohannes de Tulbia (wie Anm. 39), S. 121: ... et tune aperta est nobis via, quia cathene ferne fracte 'sunt ...e t sic sublata erat nobis spes intrare in Egyptum . . . . 41 A. K och, S. 21 mit Anm. 3 wollte aus einer Bestätigungsurkunde von Honorius III. von angeblich 1219, Juli 13 apud Vrbetn veterem (hg. v. E. Jacobs, Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln und der Klöster Himmelpforten und Waterler in der Grafschaft Wernigerode, Halle 1882, N r. 8, S. 8 f.), in der „dem Meister und den Brüdern“ der vom Jakobsstift zu Bamberg getätigte Ver­ kauf des Dorfes und der Kirche zu Langeln bekräftigt wird, auf eine Anwesenheit Hermanns während ---- der Damiette-Belagerung beim Papst-zu Orvietoschließen. Honorius hielt sich in diesem Jahr von Juni — bis Oktober zu Rieti auf (vgl. Ryccardi de S. Germano chronica ad a. 1219, hg. v. G aru fi, S. 81). Das _ Diplom zählt nach Pontifikatsjahren (pontificatus nostri anno quarto). Das vierte Pontifikatsjahr des Honorius beginnt am 24. 7. 1219, dieUrkunde gehorr also zum 13. 7. 1220. ln diesem Jahr weilte der Papst von Juni bis Ende September in Orvieto. Im übrigen kann natürlich auch die mit Datum 22. bzw. 25. 6. 1219 zu Rieti ausgestellte Bestätigung (Strehlke, Nr. 173, 174; P re ssu tti, Nr. 2123; P o tth a st, Nr. 6092) für den Deutschen Orden einen Aufenthalt des Hochmeisters in Italien nicht stützen. 42 RHC Occ. 2, S. 329. 43 D onovan, Pelagius, S. 47 f. mit Anm. 46. 44 P re ssu tti, Nr. 1350; P o tth a st, Nr. 5810. 45 Vgl. Donovan, Pelagius, S. 48.

12 von Albano tendierte je langer je mehr dazu, auch in den weltlichen Geschäften des kriegerischen Unternehmens seine Meinung zur Geltung zu bringen, zumal Kirche und Papst große Summen für die Ausrüstung und Truppcngestellung aufgebracht hat­ ten4®. Die Abwesenheit des Staufers, durch sein bindendes Kreuzzugversprechen der natürliche Anführcr-dcr-abcndländischen-Ghristenheit im Kampf gegen die Söhne Mohammeds, stärkte so ungewollt den Einfluß der geistlichen Universalmacht auch in den militärpolitischen Aspekten der Belagerung von Damictte. Deutlich wurde dies im Februar 1219, als Al-Kamil mit Einverständnis seines Bru- ders Al-Muazzam den Christen ein erstes Friedensangebot unterbreitete47. Gegen den Abzug aller Kreuzfahrer aus Ägypten bot er ihnerTröwte la terre que liFränclindrent, fors le Crac ec Mont Real an, d.h. das ganze Königreich Jerusalem in den Grenzen vor der Schlacht bei Hattin (1187), außer den beiden transjordanischen Festungen Kerak und Montreal, die wegen ihrer Kontroll- und Schutzfunktion der Wüstenstraße nach Mekka für die Muslime unverzichtbar waren. Weiterhin sollte ein Waffenstillstand auf 30 Jahre geschlossen werden. König Johann, die Barone seines Landes sowie die Franzosen waren geneigt, auf das Angebot einzugehen, der Legat, die Templer und Johanniter sowie die Italiener lehnten ab48. Auch als die muslimischen Unterhändler ein zweites Mal erschienen und einen zusätzlichen Tribut von 15.000 Bisanten „für Kerak und Montreal“ anboten49, wurde die Offerte abschlägig beschiedenso,______- Nach der Niederlage der Christen am 29. 8. 1219 bei Fariskur glaubte Al-Kamil den Zeitpunkt gekommen, neue Verhandlungen zu eröffnen.. Er erweiterte. seinen Vorschlag vom Februar nochmals, wollte nun auch für die Befestigungen von Jerusa-

46 Honorius in seinem Schreiben an den spanischen Klerus vom 5. 10. 1218: P re ssu tti, N r. 1643;Pott- h ast, Nr. 5906. Gegen die Meinung Donovans, Pelagius, S. 46, Anm. 44, man müsse Pelagius vom Vorwurf, die Einheit des christlichen Heeres gefährdet zu haben, freisprechen, da schon zu Akkon die Führung der Truppen durch König Johann in Frage gestellt wurde, ist an dem ansonsten in der Kreuz­ zugsforschung gezeichneten Bild, das Pelagius als ehrgeizigen, bisweilen störrischen Charakter zeich­ net, festzuhalten; vgl. beispielsweise L. B öhm , Johann von Brienne, S. 50, Anm. 117; O . H assler, Pelagius Galvani, S. 96, verweist auf ,,die Konsequenz, mit der er die absolute Herrschaft des Papstes überall verficht“ und nennt ihn einen „hitzige(n) Charakter“, dessen „rücksichtsloses Vordrängen (ihn) manchmal über das Ziel hinausfahren läßt“ ; H . E. M ayer, Kreuzzüge, S. 198: ein herri­ scher, süffisanter und ungemein starrköpfiger Mann“ . _47 ZuniZeitpunkt vgl ._Th jCLVan JCle v_e.».Xhefifthcrusade, S. 4Q$1_Pas Angebot erfolgte nach Eracles,_ RHC Occ. 2, S. 338 f. nachdem Al-Muazzam nach Ägypten gekommen war und seinen Bruder Al-Kamil aus seiner durch den Hochverrat des Emirs Ibn al-Mastub höchst prekären Läge rettete. Al-Muazzam traf am 17. 2. 1219 ein; vgl. H . L .-G ottscha 1 k, Al-Malik Al-Kamil, S. 80;.„Extraits- de PHistoire des Patriarches d’Alexandrie relatifs au siege de Damiette", übers. E. B lochet, in: ROL 11, 1905-1908 (ND 1964), S. 253, wo bei den späteren Verhandlungen im August auf die früheren verwiesen wird. Hiernach zu korrigieren H. L. G ottschalk, Die Friedensangebote al-Kamils, S. 67 f. 48 Eracles, RHC Occ. 2, S. 339. 49 Ebd. Th. C. Vad C leve, The fifth crusade, S. 409, hat 30.000 Bisanten. 50 Ebd., S. 410: ,,At any rate, th£ Christian refusal of the Moslem terms sacrificed the attainable to the visionary“ . lern, Bclvolr, Safed und Toron aufkommcn, 20 Geiseln aus seiner engsten Verwandt­ schaft auf zwei Jahre stellen, bis die Fortifikationen abgeschlossen waren, die Heilig- krcuz-Partikel, die 1187 in die Hände Saladins gefallen sein soll, zurückerstatten und alle sich in ÄgyptenundSyrien findenden christlichen-Gefangenen überstellen^L- Wir wissen nicht, wie sich Hermann von Salza bei dem ersten Angebot verhalten hat, nunmehr jedoch trat er offen auf die Seite König Johanns, seiner Barone und der ______i. die in einer heftigen Debatte auf Annahme des Angebots drängten. Wie­ derum sprachen sich Pelagius, die Templer und Johanniter, der größte Teil der kirch­ lichen Würdenträger und die Italiener dagegen ausrrlhreJtompromißlos ablehnende:“ Haltung setzte sich durch52. - Die Gründe, die den Hochmeister veranlaßt haben könnten, die Partei des syro- fränkischen Adels und des mit diesem sympathisierenden französischen Teils des Heeres zu ergreifen, sind in der Forschung bisher nicht diskutiert worden. Eine Reihe von Beobachtungen läßt aber darauf schließen, daß sie auf einer genau kalkulierten Analyse Hermanns fußten, bei der die Zukunft seiner Ordensgemeinschschaft auf dem Boden des Heiligen Landes im Vordergrund seiner Überlegungen gestanden haben muß. Ende April/Anfang Mai 1219 hatte der Herzog von Österreich, Leopold VI., mit dem „Frühjahrspassagium“ die Heimkehr angetreten53. Oliver, der seine treuen Dienste im Einsatz für die Sache Christi lobt und seine „Frömmigkeit, Demut, seinen Gehorsam und seine Freigebigkeit“ hervorhebt, bezeugt unter anderem, daß er, ver­ mutlich kurz vor seiner Abfahrt, „dem Hause der-Deutschen 6.000 Silbermark oder * mehr zum Ankauf von Land ... geschenkt habe“ .54 Diese Summe verwandte der

51 Eracles, RHC Occ. 2, S. 342; Oliver, Historia Damiatina, S. 222 f.; Jakob von Vitry, Briefe, Nr, 6 (ZKG 16, 1896, S. 74). 52 Eracles (wie Anm. 51): Li Crestien furent a conseil, et y ot grant debat entr’eaus; car li rois et dl dou pais leplus, et dl d’outre les mons et VOspital des Alemans et aucuns des prelaz s’acorderent a ce que Len receust ensi come li sodans Vofroit, Li legaz et li Temples et li Hospitaus, et li plus des prelaz et dl d’Itaille.s’en descordoient; si que li lor conseil venqui. Mit den dl d'outre les mons, „den Leuten jenseits der Berge“, sind wohl die Franzosen, möglicherweise dazu auch Engländer und Deutsche gemeint. Vgl. zum Übertritt des Deutschen Ordens in das Lager Johanns von Brienne J. P raw er, Histoire 2, ..— -5.-156 und S.-158;-M. L -B u Ist-T h iele —Saerae Domus Militiae-Templir-S^473,-Anm.-15;~Ih^-CL- Van C leve, The fifth crusade, S. 415 scheint wohl stillschweigend anzunehmen, der Deutsche Orden habe bereits im Februar die Offerte des Sultans favorisiert. Abwegig ist die Erwägung von D ono van, Pelagius,lETji, der um dies?2eit änzusetzende Missionsversuch des Fll. Franziskus im Läger des Suh tans hätte diesen zu den großzügigen Friedensbedingungen veranlassen können. Nicht unerwähnt soll­ te bleiben, daß Jakob von Vitry in seinem Brief vom März 1220 (wie Anm. 51) auch "die hospitalarii.,. I Sancte Made Alcmannorum äüf seiten des Legaten und derjenigen sieht, qui fraudes vulpium experi- mento cognoverunt. Für ihn dienten die Angebote Al-Kamils einzig dem Zweck, Unfriede in das christliche Heer zu tragen (pads exerdtum Chnsti dissipare). Der weitere Verlauf macht in dieser Hin­ sicht die Einschätzung des Eracles glaubwürdiger als die des akkonensischen Bischofs. 53 Oliver,.Historia Damiatina, S. 207 mit Anm. 1. 54 Ebd.: domui Teutonicorum sex milia marcarum argenti vel amplius ad comparandum predium ... contulisse.

14 Hochmeister im Mai des folgenden Jahres, um zu Akkon das hennebergische Erbe, . die sogenannte Seigneurie de Joscelin, zu erwerben55. Zu den umfangreichen Besit­ zungen der Seigneurie gehörte seit 1186 auch die Baronie Toron mit den Burgen Banyas und Chäteauneuf56. Da Johann mit Hermann um Ostern 1220 Damiette ver­ ließ, der König am 17. Mai57 58 zu Akkon eintraf und schon am 30. Mai der Ankauf vollzogen wurde, stand für die Vorbereitung einer so umfangreichen Transaktion ein allzu knapp bemessener Zeitraum zur Verfügung. " H. E. Maycf^imfnt däher völlig^zü Recht^anTlläß VörverhandlungerrrnitTlenr König „noch in Damiette stattgefunden haben” müssen59. Das Angebot Al-Kamils vom September des Jahres 1219 und die Reaktion Hermanns hierauf machen seine Vermutung zur Gewißheit. Denn nach Eracles spezifizierte der Sultan die im Februar offerierte Pauschalrückgabe des Königreichs u.a. dahingehend, daß außer Jerusalem die wichtigen Burgen Belvoir, Safed und Toron auf seine Kosten wieder befestigt würden59. Belvoir gehörte bis 1189 den Hospitalitern, Safed den Templern. Toron stand vermutlich mit der ganzen Seigneurie de Joscelin, dem Erbe der Beatrix von Henneberg, schon eine geraume Weile zum Verkauf an, und „wahrscheinlich hatte Hermann von Salza bereits seit 1215 ein begehrliches Auge“ auf sie geworfen. Die zweckgebundene Geldsumme des österreichischen Herzogs, deren Höhe nicht zufäl-

schon konkretere Gestalrangenommenen Erwerbsplan. ---- -•***■«.------Johann von Brienne sah mit der Aussicht, gegen den Abzug aus dem Nildelta sämt­ liche saladinschen Eroberungen außer Transjordanien mit einem Schlag rückgängig machen zu können, den eigentlichen Zweck des Unternehmens erfüllt60. Die Motive seiner Gegner sind nur teilweise erkennbar, die der Templer und Johanniter werden mit Hinweis auf den Gehorsam, den sie dem Legaten schuldeten, gedeutet61. Ein sol­ cher stand sicherlich auch dem Deutschen Orden an, wenn auch der bereits erwirkte

55 Der Kaufvertrag und die Bestätigung König Johanns bei S trehlke, N r. 52, 53. Vgl. den Registerein­ trag hierzu ebd., S. 122:... omnem hereditatem ... quam emit domuiduxLupoldus Austrie. Zum gan­ zen ausführlich die vorzügliche Studie von H. E. M ayer, Die Seigneurie de Joscelin und der Deut­ sche Orden, hier speziell S. 189 ff. __56 S trehlke, Nr. 21; RRH N r. 653. Vgl. H, E. M ayer, Seigneurie, S. 178. 57 Eracles, RHC Öcc. 2, S. 349: ... ü y arriva le jor de Pentecoste (17. 5. 1220). 58 H . E. M ayer, Seigneurie, S. 190. 59 Jakob von Vitry (wie Anm. 51) u eicht von der Darstellung des Eracles ab, da er den Sultan primo u.a. die Stadt Jerusalem anbieten läßt, secundo vero castrum, quod in territorio Tyri situm est, quod Turo dicitur, cum quibusdam munitionibus, scilicet Scphet et Beaufort cum Belinas, cujus murus destruxerant.... Statt Belvoir nennt er Beaufort, nordöstlich von Tyrus gelegen, das im Jahre 1190 in muslimische Hände gefallen war, ferner Belinas (= Banyas), welches zur Baronie Toron gehörte. Beaufort ist nicht auszuschließen, doch dürften die genaueren geographischen Kenntnisse Palästinas bei dem einheimischen Verfasser des Eracles liegen, der Belvoir (südlich des Sees Genezareth) und Beaufort säuberlich zu trennen vermag. 60 Vgl. L. Böhm , Johann von Prienne, S. 54; Th. C. Van Cleve, The fifth crusade, S. 409. 61 Vgl. J. P raw er, Histoire 2, S. 157 f.

Grad seiner Exemtion von der bischöflichen Strafgewalt um diese Zeit unklar er­ scheint41. — ------Ob aber nun kirchcnrechtlich mehr dem Patriarchen von Jerusalem oder Pelagius —untergeordnet, ist invvorliegenden-Falle lctztlich-irrclcvant, da beide Prälaten im die Friedensvorschläge ablehnenden Lager standen43. Die Haltung Hermanns mußte die kirchliche Führung irritieren, wenn nicht mehr. Des Hochmeisters Kalkulation dabei stellt sich etwa folgendermaßen dar: Er benö­ tigte für den inaugurierten Ankauf der Seigneurie de Joscelin~3as Einverständnis “-Johanns von Brienncy rnöglicherweise auch der HautiTCour des Königreichs^VEin Verharren auf der Seite des Legaten hätte den ganzen Handel gefährdet, der durch die Stiftung Leopolds nun entscheidungsreif geworden war.;Angesichts dieser Situation tangierten ihn der Besitz Damiettes und Ägyptens nur sekundär, zumal schon abzuse- ... hen war, daß Pelagius alle Eroberungen für sich und die Kirche zu reklamieren ge­ dachte, gegen die Auffassung des Königs, die eroberten Gebiete gehörten zum König­ reich Jerusalem65. Johann hingegen mußte ein Ritterorden als Verbündeter hochwillkommen sein. Aber er war ein schlauer Fuchs, der durchaus in diesem Geschäft jederzeit seinen Preis zu erzielen bestrebt war. Er bestätigte Ende Mai 1220 den Ankauf nicht nur gegen eine von Hermann und den Brüdern zu zahlende Gebühr über 500 Silbermark, sondern ließ für sich und seine Nachfolger alle derzeit unter sarazenischer Herrschaft befindlichen Teile der Seigneu­ rie reservieren66. Dabei handelte es sich vor allem um Maron und die ganze Baronie Toron. Das Angebot Al-Kamils an die Kreuzfahrer vor Damiette scheint für Johann nicht so unrealistisch gewesen zu sein, daß es nicht eines Tages bei günstigerer Kon­ stellation hätte wiederholt werden können. Und auch Hermann hat sich im Jahre 1226 beeilt, bei den gewandelten Verhältnissen im Königreich diese besetzten Gebiete sei­ nem Orden wieder zusprechen zu lassen67.

62 Allgemein wird S trehlke, Nr. 306 vom 15. 12. 1220 als volle Exemtion von der bischöflichen Straf­ gewalt angesehen; vgl. etwa M. T urnier, Der Deutsche Orden, S. 404 mit Anm. 12. Aber bereits S trehlke, N r. 305 - sollte die sicherlich falsche Datierung 1. 10. 1218 in 1220 zu emendieren sein (P o tth ast, Nr. 6371) hält fest: Cum diUctifilii fratres hospitalis sancte Marie Theutonicorum lerosoli------mitani-nullum-habeant-episcopMm-vel-prelatum preter-Romanum--pontificem-etspeciali prerogativa. gaudeant libertatis . . . . Die völlige rechtliche Gleichstellung mit den beiden älteren Ritterorden vom 9. 1. 1221 (Strehlke, Nr. 309) müßte aber in jedem Fall auch die diözesane Exemtion mit einbegrif­ fen haben. I. M atiso n, Lehnsexemtibn, geht auf die Exemtion von der Diözesanverfassung und ihren Zeitpunkt nicht näher ein; G. M üller, Jerusalem oder Akkon? Bad Münstereifel 1984, S. 19 hält an der Datierung von Strehlke, Nr. 305 zum Jahre 1218 fest! 63 Oliver, Historia Damiatina, S. 223: Legatus autem cum patriarcha efficacitcr se opposuit. 64 Vgl. H. E. M ayer, Seigneurie, S. 191. 65 Zum Streit über den Besitz Damiettes nach der Einnahme vgl. J. P. D onovan, Pelagius, S. 66; H. E. M ayer, Kreuzzüge, S. 200; J. P raw er, Histoire 2, S. 160 f.;Th. C. Van C leve, The fifth crusade, S. 419 f. 66 S trehlke, Nr. 53; RRH Nr. 934. 67 HB 2.1, S. 533 f.; RRH Nr. 974.

18 Wie eng sich die Beziehungen Hermanns mit dem König in Ägypten gestalteten und wie gut beide ihre je eigenen Zielsetzungen zu ihren Gunsten auszunutzen ver­ standen, belegt weiterhin der im März 1220 in Damiette zwischen ihnen geschlossene Vertrag®8, in dem die Hälfte der ebendort durch den Deutschen Orden gemachten £ Beute Johann zugesprochen wurde* Zwar wurde die Überlassung mit der Einschrän­ kung versehen, „daß aus einer solchen weder ihnen“ (d.h. den Ordensbrüdern) „noch mir" (d.h. König Johann) „irgendein Nachteil erwachsen dürfe“, und genau eirTJahr später~lm März 1221, dahingehend geregelt, daß der Orden in einem unter— "den königlichen Feldzeichen geführten Kampf nur dann dem Königdie ihm zustehen­ de Hälfte der Beute zu überlassen habe, wenn dieser persönlich anwesend sei69. Dies stellte sicherlich einen Erfolg für den Orden gegenüber der bisher gehandhabten Pra­ xis dar. Dennoch ist der eingeschränkte Bewegungsspielraum der Krone gegenüber im Verhältnis zu den beiden älteren Ritterorden unübersehbar und macht verständlich, warum sich Hermann weit stärker als diese genötigt sah, zur Durchsetzung seiner ehrgeizigen territorialen Ziele die Anlehnung an die Königsmacht zu suchen. Er tat dies mit solcher Konsequenz, daß er sich nach der Einnahme Damiettes am 5. 11. 1219 veranlaßt sah, in einem ausführlichen Brief an den Kardinalpriester Leo vom Titel des Hl. Kreuzes in Jerusalem die Umstände der Eroberung, die Zustände in ~der Stadt sowie~däs Anget>ordes~Snltgn5~auFRestitution des Heiligen Landes-darzule----- gen- ” ...... / ...... Leider bricht das Schriftstück, das uns nur in den Annalen von Melrose, der bedeu­ tenden schottischen Zisterzienserabtei südöstlich von Edinburgh, überliefert ist, mitten in der Erläuterung der Offerte Al-Kamils ab70. Es scheint jedoch seinem Cha­ rakter nach ein Rechtfertigungsschreiben Hermanns gewesen zu sein, ähnlich dem, welches er beinahe zehn Jahre später nach der Wiedergewinnung Jerusalems durch Friedrich II. an einen um den Frieden mit dem Kaiser bemühten Kurienkardinal

68 Abgedruckc bei M. P erlbach, Die Reste des Deutschordensarchives in Venedig, in: Altpreußische Monatsschrift 19, 1882, Nr. 3, S. 649; RRH N r. 930. 69 S trehlke, N r. 55; RRH Nr. 940. Hiernach ist W. C ohn, Hermann von Salza, S. 33 zu korrigieren, der annimmt, der König habe auf die Hälfte der Beute verzichtet, „die der Deutschorden machte, wenn der König selbst am Feldzug teilnahm“ . So schnell ließ Johann seine verbrieften Rechte nicht ______fahren!______70 Ex annalibus Melrosensibus ad a. 1219, hg. v. R. P auli, MGH SS 27, S. 438 f.; Übersetzung bei W . C ohn, Hermann von Salza, S. 23—25. Vgl. The Chronicle of Melrose, from the Cottonian Manu- _ -j—_script Faustina B. IX in the British Museum,.Facsimile Edition, editedJpy.A.jQ. A.UÜfi-CSjanj_M.„0.,_,_. A nderson and W. C. D ickinson, London 1936, fol. 37r. Der Hinweis auf fol. 36w zum Jahre 1219 deutet an, daß die Rückseite (fol. 37v) von Anfang an unbeschrieben geblieben ist. Die Abschrift von Hermanns Brief wurde der Handschrift als Einzelseite sehr früh beigebunden. Der Schriftbefund wird in das frühe 13. Jahrhundert datiert (ebd., S. LI {.). Zu den englischen Kreuzfahrern, u.a. dem Grafen Ranulf von Chester, welche die Partei Johanns von Brienne ergriffen, vgl. Th. C. Van C leve, The fifth crusade, S. 415 mit Anm. 139 und S. 417. Die regelmäßig mit dem Frühjahrs- und Herbst- passagium abgehenden Kreuzfahrer werden auch als Überbringer der neuesten Nachrichten fungiert haben. Hermanns bis Schottland gelangtes Schreiben weist darauf hin, daß er dieses wohl englischen Kreuzfahrern anvertraute.

19 sandte71. Mag es seine eigene Einschätzung zur möglichen Rückgabe Jerusalems ent­ halten oder sich für Johanns Entscheidung wohlwollend verwendet haben, wie dies auch die französischen Barone im Hinblick auf die Verdienste des Königs vor Damiet- te bei Honorius taten71, die von Pelagius unÖ der Mehrheit der Eroberer ab weichende Meinung des Hochmeisters Veranlagte diesen, im Frühjahr 1220 zusammen mit Jo­ hann den ägyptischen Schauplatz zu verlassen. Manches spricht dafür, daß die als Vorwand Johanns aufgefaßte Begründung seiner - Ab£ahrvnämlich die Wahrungscincr-Ansprüche_au£den verwaisten armenischen Kö-_ nigsthron73, Hermann nur zu gelegen kam^dia lähmenden Querelen im christlichen Lager hintefsich zu lassen und sich Ordensaüfgaben und dem bevorstehenden Zug Friedrichs II. nach Rom zuzuwenden. ------—— Die Vorgänge in Damiette zeigen erstmals in deutlicheren Konturen ein Charakte­ ristikum der Persönlichkeit des Ordensmeisters: Mitten, in Geschäften ganz anderer Art weiß er die Interessen seines Ordens wahrzunehmen, stellt diese, wohl aus reali­ stischer Einschätzung der utopischen Ziele des Legaten Pelagius und seines Anhangs, über die Verpflichung zum bedingungslosen Heidenkampf und benutzt seine bereits ^-i il g.--- aifesilfc weitgespannten Beziehungen, hier zur nächsten päpstlichen Umgebung, um mit küh­ lem Kopf und wirklichkeitsnaher Einschätzung der Lage eigene Überzeugungen ins

Die Kaiserkrönung Friedrichs II. und die Privilegierung des Deutschen Ordens 1220/21

Im Frühjahr 1220 nahm die bevorstehende Romfahrt Friedrichs II. konkrete Gestalt an. Im März/April verlängerte Honorius noch einmal die Frist für des Königs Auf- » bruch zum Kreuzzug74 und ließ ihm ausrichten, er sei bereit, ihn zum Kaiser zu

71 M GH Const. 2, N r. 123, S. 167 f. Möglicherweise war Leo Brancaleoni auch 1229 der Adressat; er starb vermutlich erst 1230 und hatte zu Gregor IX., dem früheren Kardinal Hugolin von Ostia, gute ------Beziehungen-aufr gemeinsamen-Legationsreisen nach Deutschland 1208/09. Auch soll er im Aufträge— Gregors an der Redaktion der Dekretalen mitgearbeitet haben. Zu ihm vgl. E ubel 1, S. 4, Nr. 5; H. Zimmermann, Die päpstliche Legation in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, 1913 “'S’.*36, 39, 53, 55■ DHGE lÖ;Col7392T; D B I13, S. 814-817. Zur selbständigcn Bedeutung des Kardinalkollegiums unter Honorius III. siehe F. F ehling, Kaiser Friedrich II., S. 2-12. 72 R. R ö h rich t, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, Epistolae variae N r. 7, S. 46—48, hier S. 47: Pro rege quidem Jerosolimitano illustri vestram clementiam suppliciter exoramus . . . . 73 Ernoul, S. 427: Ort aporta novieles al roiJeban que li rois d'Ermenie, cuifille ilavoit, estoit mors. Dont il fu moult lies de $ou qu'il ot honerable ocoison de Post laissier .... Ähnlich Oliver, Historia Damia- tina, S. 248, der aber am Verhalten Johanns deutliche Kritik übt. Vgl. L. Böhm , Johann von Bricnne, S. 57. 74 MGH Epp. pont. saec. XIII, 1, Nr. 112.

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0 krönen75. Friedrich nutzte die Gunst der Stunde, d.h. das unbedingte Interesse des Papstes und der Kurie an der erfolgreichen Fortsetzung des ägyptischen Unter­ nehmens, um seinen Sohn Heinrich auf einem allgemeinen Hoftag zu Frankfurt im April von den Fürsten zum römischen König wählen zu lassen7'’...... ------Mochte der Staufer auch wenig später Honorius versichern, diese Wahl sei in seiner Abwesenheit erfolgt und habe ihn selbst überrascht77, der Tenor der unmittelbar zu­ vor erlassenen Confoederatio cum principibus ecclesiasticis erlaubt keinen Zweifel, daß ___sie den „Kaufpreis“ für die Erhebung seines Sohnes bildete78...... Honorius stellte schließlich unter dem Druck der Verhältnisse seine Bedenken hint- __ an, da Friedrich ausdrücklich versicherte, daß mit der tyahl seines Sohnes keine Ver­ einigung des deutschen und sizilischen Königreichs angestrebt werde und im Falle seines erbenlosen Todes letzteres „Wir doch eher ... der Römischen Kirche als dem Reich vermachen würden".79 Insbesondere die ausdrückliche Anerkennung des Papstes als des obersten Lehnsherrn über Sizilien mag die Kurie schließlich zu still­ schweigender Duldung bewogen haben. Anfang September erschien Friedrich mit kleinem Gefolge in Oberitalien80, Anfang Oktober ist das Wirken Hermanns von Salza in einer ersten diplomatischen Mission für den zukünftigen Kaiser faßbar81. Von Bologna aus wurde er zusammen mit dem Bischof Wilhelm von Como und dem Protonotar Heinrich von Tann zu Honorius nach Rom gesandt „um Euch über Unsere Ankunft und UnserJErgehen Bericht zu er- statten sowie Unserer anderer Anliegen wegen“ .82 Die Bestätigung des erst Ende Mai zu Akkon getätigten Kaufs des Landstrichs um das Casteilum Regis „mit allen seinen Pertinenzien“, eines Teils der Seigneurie de Joscelin, durch den Papst am 27. Okto­ ber83 macht seinen Aufenthalt um diese Zeit an der Kurie zur Gewißheit. Dabei kann die rasche Absicherung des neuerworbenen Gebiets als Indiz dafür gelten, daß Her­ manns Haltung zu den Parteiungen in Damiette keine nachhaltige Wirkung in Rom hinterließ. Am 22. 11. 1220 wurden Friedrich II. und seine Gemahlin Konstanze in der Pe­ tersbasilika feierlich von Honorius III. gekrönt84. Noch einmal erneuerte der Staufer

75 Ebd., N r. 116 (10. 4. 1220). 76 BF 1097 a; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 39 ff.;T h. C. Van C leve, Frederick II, -----S.-423 ff.; zuletzt O . E ngels, Die Staufer, 5. 131 ff______77 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, N r. 180 (13. 7. 1220), S. 156—158. 78 E. K lingelhöfer, Die Reichsgesetze von 1220, 1231/32 und 1235, in; Stupor Mundi, hg. v. G. W olf (Wege der Forschung 101)7 Darmstadt 1966, S. 396—419; hTerS—4frlr---- —■— 79 E. Winkelmann, Acta imperii, S. 157. 80 BF 1154. 81 E. W inkclm ann, Acta imperii, Nr. 185 (bei Bologna, 4. 10. 1220). Vgl. hierzu A. L orck, S. 13 f.; A. Koch, S. 23,f.; W. Cohn, S. 28 f. mit Anm. I; E. W inkelmann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 103 mit Anm. 1. 82 E. W inkelm ann, Acta imperii, N r. 185, S. 161. 83 S trehlkc, Nr. 54; P re ssu ttf, N r. 2741; P o tth a st,■ Nr. 6376. 84 Hierzu F.. W inkelmann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 96 ff.

21 sein Kreuzzugsversprechen83 und beschwor, im März des folgenden Jahres Truppen Einkünften der Stadt Brindisi 200 Goldmark jährlich zum Kauf weißer Mäntel ge­ unter Führung des Herzogs Ludwig von Bayern nach Damictte zu entsenden und im wahrte93. Friedrich schuf hiermit auch die materielle Basis für die gewonnene päpstli­ August persönlich überzusetzen86. che Aufwertung des Ordens, und es liegt nahe, daß der Hochmeister bei der Rück­ — — Neben dem Erlaß von Krönungsgesetzen87, die zum größten Teil auf ein Diktat der kehr nach Damiette Im Mai 12^1 bereits die neueOrdenstracht getragen hat. Kurie zurückzuführen sind, ließ der Kaiser es sich am Krönungstag auch angelegen Kaiser und Papst sprechen weiterhin übereinstimmend von „weiteren Privilegien, sein, nachdrucksvoll für den Deutschen Orden und seinen Meister einzutreten. Auf Immunitäten und Indulgenzen“,94 die dem Deutschen Hause „vom apostolischen . __ seine Jürsprache hin, wurde die rechtliche Gleichstellung mit den Johannitern und Stuhl“ gewährt worden seien, und hierunter sind vor allem die insgesamt 5795 päpstli­ _Templern erreicht88, und, offensichtlich gesondert,_auch die Gewährung des weißen chen Verfügungen zu verstehen, mit denen Honorius den Deutschen Urderfnäch der' Mantels als Ordenstracht89, welche"im Jahre 1210 von Innozenz III. untersagt wor­ Kaiserkrönung von Dezember 1220 bis März 1221 ausstattete. ■ den war90, so daßsich die Brüder des Deutschen Ordens zehn Jahre lang genötigt sa­ Die ganz ungewöhnliche Anzahl und Dichte - zwischen dem 15. und 21. Januar hen, mit vermutlich grauen Mänteln aus Stanforte-Tuch vorlieb zu nehmen. 1221 allein eine Serie von 34 Erlassen96 - der Privilegierung ist zwar seit jeher als ein Die endgültige Verleihung des weißen Mantels an die Deutschordensritter, die auch Indiz für die neugewonnene Stellung des Ordens und seines Hochmeisters gewertet ------jahrelange Einsprüche der Templer nicht wieder rückgängig zu machen vermochte, ist worden97, doch bleibt eine sorgfältige diplomatische Untersuchung unter Einbezie­ in der Forschung als Aufwertung der Stellung des Ordens im Gefolge der Kämpfe vor hung der rechtlichen Problematik des gesamten Komplexes ein dringendes Desiderat Damiette beurteilt worden91. Diese u.a. von M. L. Favreau ausgesprochene Vermu­ der Deutschordensforschung. • ■ tung läßt sich durch das von ihr nicht hinreichend ausgewertete Zeugnis des Eracles Privilegien im eigentlichen Sinne, d.h. direkt an den Orden und seinen Meister er­ erhärten, der die Gewinnung der weißen Ordenstracht mit dem schwarzen Kreuz di- lassene Verfügungen mit der Adressierung „an die geliebten Söhne, den Meister und _____ rekt auf das Geschehen in Damiette bezieht: „In jener Zeit hatten die Brüder des die Brüder des Hospitals der Hl. Maria der Deutschen in Jerusalem“ , sind von den bei Hospitals der Deutschen noch keine so große Bedeutung wie sie sie jetzt haben._Auf Strehlke unter dem^Kölümnenm^PcMißcttm Romanorlim^nvitegtä^enerätiä9^^!- den Mänteln der Ordenstracht, die sie trugen, befand sich ein Schild mit einem sammengefaßten Erlassen unserer Serie „nur“ sechzehn. Neben dem als einzigem die­ schwarzen Kreuz. Die Ritterbrüder hatten Mäntel aus Stanforte-Tuch; weiße Mäntel sen Titel mit vollem Recht tragenden Generalprivileg vom 15. 12. 1220, das die Reihe durften nur die Templer tragen. Seit dem Kampf um Damiette trugen sie (auch) weiße eröffnet, von Honorius und 13 weiteren Kardinalbischöfen, -presbytem und -diako- Mäntel und das Kreuz ohne Schild“ .92 nen unterzeichnet wurde und als wichtigste Verfügung dem Orden die volle Exem­ Der unmittelbare Bezug der Gleichstellung des Ordens mit den beiden älteren tion, „vorbehaltlich der Autorität des apostolischen Stuhls“,99 zugestand, sind uns 15 Ritterorden und der Mantelfrage wird auch in der Verfügung des Staufers vom De­ weitere Privilegien überliefert, deren Rechtsinhalt hier kurz skizziert werden soll: zember 1221 deutlich, in der er dem Ordensmeister und den Ritterbrüdern aus den 1. Bestätigung des Mantels und der übrigen Ordenskleidung „gemäß den Statu­ ten“.100

85 Ryccardi de S. Germano chronica ad a. 1220, S. 83: Tune ipse Imperator per manus Ostiensis episcopi, qui postmodum in papam Gregorium est promotus, resumpsit crucem, Votum publice innovavit.... 93 HB 2.1, S. 225. 86 Brief von Honorius an Pelagius vom 30. 11. 1220, MGH Epp. poht. sac. XIII, 1, N r. 148, S. 105: 94 HB 2.1, S. 224; S trehlke, N r. 368, S. 322. ... premittat in proximo Martio cum parte sui exercitus nobilem virum .. ducem Bavarie, in Augusto 95 S trehlke, Nr. 306—363; Nr. 344 ist vermutlich identisch mit Nr. 341 und enthält ein verschriebenes proximo-cum-apparatu imperiali nragnificenticc-digno personalitertransituruy.------...... Datum. PressuttLUS..49Z_hat daher wohl Nr. 344 auch nicht in seine Regesten Honorius 111. aufge- 87 Constituth in basilica beati Petri, MGH Const. 2, Nr. 85, S. 107—109. nommen. M. L. F avreau, Studien, S. 81 zählt in unserem Zeitraum irtümlich 59 Privilegien. 88 Dies erhellt aus HB 2.1, S. 224 (Dez. 1221); das Privileg bei Strehlke, N r. 309 (9. 1. 1221). _ 96 S trehlke, Nr. 310—343. 89 Honorius in seiner Anweisungen die Templer (17. 4. 1222), S treh lk e,’Nr. 368, S. 322:... qui in die 97 Vgl. envx"ArKoch, Sr.23; \v: Cohn; Hermann von Sal/a, S. 31 f.; M. Turnier, Der Deutsche coronathnis sue id a nobis pro speciali mutiere postulavit. Das Privileg bei S trehlke, N r. 308 Orden, S. 35 mit Anm. 6. Ebd., S. 403 zählt Turnier ohne Nachweis ,,im Februar 1221 allein an 60 (9. 1. 1221). Vgl. hierzu und zum Streit des Ordens mit den Templern um das Tragen des weißen päpstliche Privilegienbullen für den Orden“ . Ebd., S. 404 mit Anm. 12 — 17 eine kurze Zusammenfas­ Mantels M. L. Favreau, Studien, S. 17 ff. sung der wichtigsten Verfügungen. 90 S trehlke, N r. 299. v 98 S trehlke, S. 263 ff. 91 Siehe M. L. Favreau, Studien, S. 82. 99 S trehlke, Nr. 3Q6, S. 275—279, hier S. 278 f. Zur iu/nu-Formcl vgl. G. S chreiber, Kurie und Klo­ 92 Eracles, Iib. 25, cap. 3, RHC Occ. 2, S. 142: En cel tem eil de VOspitaldes Alemanz n ’en avoientpa si ster im 12. Jahrhundert (Kirchenrechtliche Abhandlungen 67/68, Bd. 1), Stuttgart 1910, S. 56—63; W. grantpoeir come il ont ores. L ’abit que il portoient en lor manteaus si estoit une roe a une demi crois S tü rn e r, ,,Salvo debito honore et reverentia“ . Der Königsparagraph im Papstwahldekret von 1059, neirc. Li frere Chevalier avoient manteaus d'estanfort; manteaus blans n’osoient il porter por les in: ZRG KA 54, 1968, S. 11 —.*>6, hier S. 5 -8 . Templicrs. Des Tost de Damiata en ca ont il cu les mantiaus blans et la crois sanz roe. 100 S trehlke, Nr. 308; P re ssu tti, Nr. 2963; P o tth a st, Nr. 6474.

22 23 2. Völlige rechtliche Gleichstellung mit den Johannitern und Templern'01. 13. Bewilligung, bei offensichtlichen Bedrückungen, in welcher Sache und unter wel­ 3. Der Orden ist nicht gehalten, gegen päpstliche Privilegien verstoßende Anwei­ chem Richter auch immer, „an den päpstlichen Stuhl zu appellieren", damit dem sungen Folge zu leisten, „wenn solche nicht sicher mit Unserem Wissen gegeben Orden nicht weniger zustchc als gewöhnlich ollen gewährt wird112 113114. wurden" und „vorbehaltlich der Regelung durch ein allgemeines Konzil".102 14. Der Ordep soll das Recht haben, Vermächtnisse entgegenzunehmen, wenn diese 4. Bewilligung der Aufnahme in den Orden von solchen, die das Kreuz genommen ----- in Gegenwart zweier oder dreier legitimierter Zeugen vorgenommen wurdcnüL haben, „wenn nicht irgendein kanonisches Hindernis dem entgegensteht".103 15. Dem Meister und den Brüdern wird gestattet, gewisse Kirchen zu besitzen, unge­ 5. Der Orden darf seine Rechte durch das „Zeugnis“ seiner Brüder erweisen und achtet des Widerspruchs von Erzbischöfn und Bischöfen, die behaupten, bei der - schützen10*.----- — ------— ------——------— ------— Übertragung des Besitzes dieser Kirchen ihre Zustimmung von Anfang an nicht 6. .Ordensbrüder können vom zuständigen Diözesanbischof für Vergehen nicht all­ erteilt zu haben11'1. zu schwerer Art, die sie gegen eigene oder fremde Brüder oder gegen Säkularkle- Diese Privilegiengruppe ergänzen, abzüglich zweier Bestätigungen115, 39 päpstliche ~rikerbegangen haben, die Absolution erhalten, auch wenn das Delikt vor Eintritt Schreiben oder Enzykliken, gerichtet an „die ehrwürdigen Brüder, nämlich die Erz­ in den Orden verübt wurde105. bischöfe und Bischöfe, und die geliebten Söhne, nämlich die Äbte, Prioren, Archidia- 7. Der Orden wird mit allen derzeitigen und zukünftigen Besitzungen „sowohl jen­ kone, Dekane und die übrigen Prälaten der Kirche", mithin den höheren Klerus der seits wie dieseits des Meeres“, unter den Schutz des päpstlichen Stuhls genom­ Gesamtkirche ohne jede geographische Einschränkung. Sie enthalten - teilweise in men, darf überall Kleriker aufnehmen und sich des Privilegs der freien Sepultur Wiederholungen - Anweisungen, Befehle, Ermahnungen und Einschärfungen an die erfreuen, „vorbehaltlich der Gerechtsame jener Kirchen, denen die Verstorbenen Geistlichkeit, die verbrieften Rechte des Ordens zu achten und zu wahren. Man kann angehörten“.106 sie als Ausführungsbestimmungen der drei einzig in das päpstliche Register unter 8. Verbot an die Brüder, ohne spezielle Erlaubnis ihres Hochmeisters einer anderen Honorius III. eingetragenen Privilegien mit Datum 15. 12. 1220116 und 9. 1. 1221117 ----- als-der Deutschordcnsregel zu folgen—7.------~äüffassen,-d i CTabschl i e ß cnd~die G rundlage cicr Ordemverfassung lm-Rahmen-der-Ge 9. Gewährung einer ungeschmälerten Frist von 20 Tagen bei der Besetzung vakant samtkirche definierten und den autonomen Status der Gemeinschaft insbesondere ge­ gewordener Kirchen, „indem inerhalb dieses Zeitraums von Euch ein geeigneter genüber Johannitern, Templern und dem Diözesanepiskopat sichern helfen sollten:- Leiter dem Diözesanbischof vorgeschlagen wird“.108 Bereits hier ist darauf zu verweisen, daß die Kernformel der päpstlichen Approba­ 10. Erlaubnis, „Mitbrüder", deren Bestattung kirchlicherseits aus irgendeinem tion der Deutschordensregel - „Wir setzen fest ..., daß die Regel der Johanniter hin­ Grunde nicht bewilligt wurde, „ohne .Widerspruch auf Euren Friedhöfen zu be­ sichtlich der Armen und Kranken, die Regel der Templer aber hinsichtlich der Geistli­ statten und in Euren Kirchen Seelenmessen für sie abzuhalten“ .109 chen und Ritter sowie der übrigen Brüder gemäß der Satzung Eures Hauses auf ewig 11. Vor den Portalen von Deutschordenshäusern ausgesetzte oder geborene Kinder beobachtet werden soll“118 -, welche die Verfügungen von 1199, 1209 und 1216 wie­ dürfen von den Brüdern in einer Schüssel oder einem anderen geeigneten Gefäß deraufnahm und den Deutschen Brüdern eine unverwechselbare Mischform in ihren getauft werden110. Statuten zuwies, in Verbindung mit der völligen rechtlichen Gleichstellung mit den 12. Verbot, dem Deutschen Orden „zur Instandsetzung von Mauern, Brücken und beiden älteren Ritterorden, der unwiderruflichen Gewährung des weißen Mantels, Pfahlwerk oder für irgendeine öffentliche Aufgabe“ Steuern aufzuerlegen111. der selbständigen, jeglichem Eingriff von außen entzogenen Meisterwahl und der Ex- imierung von der bischöflichen Strafgewalt, es als ausgeschlossen erscheinen lassen,

101 S treh lk e, N r. 309; P re ss u tti, N r. 2962; P o tth ast, Nr. 6473. 102 Strehlke, Nr. 311; Pressutti, Nr. 2981; Potthast, Nr. 6486. 103 S trehljte, Nr. 320; P re ssu tti, N r. 2992; P o tth a st, N r. 6495. 112"StTehlkey-Nrr'352f:PfessuttivrNr7307r;;Potthast, Nr. 6550. ------rrrr--.--.-~- 104 S trehlke, N r. 325; P re ssu tti, Nr. 3001; P o tth ast, Nr. 6501. 113 S trehlke, Nr. 354; P re ssu tti, Nr. 3073; P o tth a st, N r. 6552. 105 S trehlke, Nr. 326; P re ssu tti, N r. 3004; P o tth a st, Nr. 6502. 114 S trehlke, Nr. 359; P re ssu tti, Nr. 3082; P o tth a st, Nr. 6558. 106 S treh lk e, Nr. 329; P re ssu tti, Nr. 3007; P o tth a st, Nr. 6505. 115 S trehlke, Nr. 313 (von N r. 305) und N r. 343 (von Nr. 307). 107 S trehlke, Nr. 333; P re ssu tti, Nr. 3015; P o tth ast, Nr. 6512. 116 P re ssu tti, Nr. 2(567. 108 S trchlke, Nr. 347; P re ssu tti, Nr. 3066; P o tth a st, Nr. 6545. 117 P re ssu tti, Nr. 2962, 2963. 109 S trehlke, N r. 349; P re ssu tti, N r. 3068; P o tth a st, Nr. 6547. 118 S trehlke, Nr. 306, S. 276: Statuimus ..., nt or

119 Hierzu vor allem M. L. F avreau, Studien. Wenn durch den Besitz eines zugegebenermaßen wichti­ gen Hauses wie dem des früheren deutschen Spitals in Jerusalem^die ganze bis zu diesem Zeitpunkt (1229) errungene autonome Stellung des Ordens mit Aussicht auf ErTöTg wieder"hattc verloren gehen können, hätte sich Hermann mit Sicherheit auf den Erwerb nicht eingelassen! 120 Strehlke, Nr. 307 (Wiederholung ebd., Nr. 343). 121 S trehlke, Nr. 310. 122 Strehlke, Nr. 312. 123 S treh lk e, Nr. 314. 124 Strehlke, Nr. 316. 125 Strehlke, Nr. 317. 126 Strehlke, Nr. 318. 127 S trehlke, Nr. 321. Vgl. hierzu M. L. Favreau, Studien, S. 81 f.

26 9. Bei Klagen von Deutschordensbrüdern über Pfarrangchörige sollen die Bischöfe dem Orden zu seinem Recht verhelfen128. ----- 10. Bischöfen und Prälaten wird aufcrlegt, dafür zu sorgen, daß der Orden die freie - — Sepultur auf seinen Friedhöfen auszuüben vermag und Gönnerdes-Ordens nicht mit der Exkommunikation bedroht werden129. 11. Geeignete, vom Orden zur Besetzung seiner Pfarreien vorgeschlagene Priester sind von den Bischöfen ohne Einwände zuzulassen und die Einkünfte während___ der Vakanz „zur Unterstützung des Heiligen Landes zu verwenden“ .130 12. Von den Brüdern darf eine spezielle Abgabe, die auf Lebensmittel," Kleidung und Vieh erhoben wird, caucagium genannt, nicht gefordert werden131. ------13. Anweisung an die Bischöfe, darauf zu achten, daß „Magnaten wie Grafen und andere Adlige“ vom Orden für überlassenes Besitztum nicht den Zwanzigsten und andere Abgaben erheben132. _ 14. Angehörigen des Ordens dürfen keine Geldstrafen, noch seinen Kirchen und Priestern ungebührliche Abgaben auferlegt werden133. 15. Für die Kirchen des Ordens bestellte Vikare dürfen sich nicht durch andere ver­ treten lassen, sondern müssen ihren Dienst personaliter tun134. 16. Falsche Ordensbrüder, die sich widerrechtlich des Ordenskleides mit dem schwarzen Kreuz bedienen, um Almosen zu erschleichen, sollen von den Bischö­ fen zur Aufgabe ihres frevlerischen Tuns angehalten und bei Zuwiderhandlung mit strengen Kirchenstrafen belegt werden135. 17. Verbot^ Ordensbrüder, welche die Gemeinschaft verlassen und sich gegen ihre Vorgesetzten aufgelehnt haben, zu schützen136. 18. Bischöfe und Prälaten werden angehalten, daß in ihren Diözesen weilende Or­ densmitglieder im Falle ihres Todes ohne Vorbehalte zu beerdigen seien, und allein der letzte Wille der Verstorbenen oder die Freigebigkeit der Erben den Priestern zugute kommen soll137. Schwerpunkte der Enzykliken sind die Einschärfung der Freiheit des Ordens von ge­ wissen Abgaben und Zöllen, der Themenbereich der Sepultur mit seinen verwickelten

128 Strehlke, Nr. 323. -129 -Strehlke-,-Nr.-324,------130 S trehlke, Nr. 327. 131 S trehlke, Nr. 330. Das caucagium (calcagium, calcegium, calceiagium, calciagium, cantagium) ist eine Abgabe zur Instandhaltung der Straßen („ChausseegcM"); siehe Glossarium diplomaticum zur Erläuterung schwieriger ... Wörter und Formeln ... des gesammten deutschen Mittelalters, hg. v. E. Brinckmeicr, Bd. 1, Gotha 1856, S. 447; Du Cange, Glossarium, Bd. 2, Niort 1883, S. 24 f.; S. 101. 132 Strehlke, Nr. 334. 133 Strehlke, Nr. 337. 134 S trehlke, Nr. 33ß. 135 Strehlke, Nr. 342. 136 S trehlke, Nr. 353. 137 Strehlke, Nr. 363.

27 Auswirkungen in der Gemeinde- und Diözesanverfassung, die Regelung des Almo­ senwesens zugunsten des Deutschen Hauses, Exkommunikationsverbote, unbe­ hinderte Ausübung des Besetzungsrechts bei vakanten Ordenskirchen und die Wah­ rung von .Reservatrechten des Heiligen Stuhls. ___■■■ - f- - . - Schwieriger zu beantworten ist die Frage, nach welchem „System“ die Privilegierun­ gen und Rundschreiben ausgefertigt wurden. Bei letzteren liegt nahe, daß ihrer Abfas­ sung vorgetragene, dezidierte Klagen (z.B. über die ungebührliche Erhebung der zu überprüfen-wäre)— zugrunde lagen, die in ihren vielfältigen Aspekten vermutlich entweder beim Haupt­ konvent in Akkon oder beim Hochmeister selbst zentral erfaßt wurden. Aber auch Anlaß und Chronologie der 16 Privilegien im eigentlichen Sinne deuten daraufhin, daß sie auf Verlangen Hermanns formuliert wurden, der sich dabei der Unterlagen des Zentralarchivs in Akkon, das er im Mai des Jahres aufsuchte, bedient haben wird. H. E. Mayer hat in seinem Vorwort der Neuedition von Strehlkes Tabulae oräinis Theutonid die Ansicht vertreten, daß die permanente Abwesenheit Salzas vom Hauptsitz des Ordens den Aufbau eines eigenen Archivs verlangte, welches er in Apulien, vielleicht in Barletta, vermutet138. Auf halbem Wege zwischen den östlichen Mittelmeerbesitzungen des Ordens und denen in Deutschland, in engem Kontakt zu “dem nun meister im sizilischen Königreich des Staufers, nicht immer zur Freude der Großge- bietiger, einen zweiten verwaltungs- und besitzmäßigen Schwerpunkt gebildet139. Die Anfänge zu dieser Entwicklung, die den Hauptkonvent seiner satzungsmäßig verbrieften „Einwirkung auf die großen Entscheidungen der Ordenspolitik beraub­ te ) “, 140 liegen daher mit einiger Wahrscheinlichkeit um die Zeit der Kaiserkrönung Friedrichs II. und der auf diese folgende Privilegienserie der beiden universalen Mäch­ te. Mochte bei allen Begabungen die Ordensgemeinschaft als der eigentliche Adressat erscheinen, die charakteristische Handschrift Hermanns durchzieht sie dennoch wie ein Leitfaden. Der Universalität der Verleihungen entspricht der Horizont ihres Mei­ sters. Wo die massiven päpstlichen Privilegierungen abbrechen, setzt eine Urkundenserie Friedrichs II. ein, die unmittelbar vor der Abfahrt der deutschen Kreuzfahrer nach Damiette entstand und die als kaiserliches Pendant zu der kirchenrechtlichen Absi­ cherung des Deutschen Ordens angesehen werden kann141. Die Kaiserkrönung-des Staufers und seiner Gemahlin brachte eine solch sichtbare Erhöhung der universalen Herrschaft und Bedeutung seines Hauses mit-sich—daß alles~andere als die erneuerte- Gewinnung einer Rückversicherung für die Ordensgemeinschaft durch den Hoch­ meister Anlaß zur Verwunderung geben müßte.

138 E. Strehlke, Tabulae ordinis Thcutonici, Nachdruck Toronto 1975, S. 77 (Introduction). 139 Vgl. ebd., S. 73 mit Anm. 10. 140 K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 192. 141 BF 1307-1317.

28 Im Mittelpunkt des Interesses der elf mit Datum April bzw. 10. April und Ausfer­ tigungsort Tarent überlieferten Diplome stand in der Forschung dabei die hier in auf­ fälliger Dichte verwendete sogenannte Ahnenformel Friedrichs II., mit deren Hilfe hiernach die Vorgänger oder Ahnen des Kaisers bis auf Friedrich Barbarossa in die Gründung und-Förderung-des-Deutschen Ordens bewußt miteinbezogen werden sollten142. Auch die Beobachtung M. L. Favreaüs, daß „die beabsichtigte Erhöhung der Würde des Ordens", die übrigens damit parallel mit der des Kaisers einherginge, sich in dem erstmals für Hermann gebrauchten Epitheton venerabilis niederschlägt, dem bald das venerabilis domus für den ganzen Orden folgte143, zeigt den Stellenwert der Urkundenreihe vom April 1221.___- Während die kurialen Rechtstitel von Dezember 1220 bis März 1221 jedoch ge­ schlossen im großen Kopialbuch des Ordens überliefert sind, finden sich von der Tarent-Gruppe daselbst auffälligerweise nur drei Diplome144. Die Abfolge der elf Stücke verteilt sich wie nachstehend: _ 1. Schutz- und Bestätigungsprivileg für den Orden „in Unserem ganzen König­ reich“ (d.h. für das Königreich Sizilien)145. 2. Dasselbe „für die Ländereien Unseres ,demanium‘“ (d.h. für das Königreich Sizilien) und „für das gesamte Kaiserreich“ .146 Bestätigung-,-daßjedcr-reichslehnbare-Güter-wie-Allcxiialbesitz-dein-Orden-übeF-— eignen darf147.— — — ------—— — ------— ------4. Friedrich nimmt das „ehrwürdige Hospital der Heiligen Maria der Deutschen in ___ Jerusalem unter (seinen) besonderen Schutz und Schirm“ und bestätigt alle von seinen Vorfahren erteilten Privilegien, namentlich gewisse Abgabenfreiheiten148. 5. Bestätigung der Schenkung des Hauses zu Sachsenhausen „mit Hospital, Kirche und allem was dazugehört", und Verleihung weiterer Rechte ebendort149.

142 Zu dieser Problematik, die ein nicht unwesentlicher Bestandteil der Frage nach der Kontinuität bzw. Diskontinuität des Deutschen Ordens mit dem Jerusalemer Spital ist, vgl. H . G ru m b lat, Urkunden, S. 408—422; M. L. F avreau, Studien, S. 11 — 123. 143 Ebd., S. 122. i______144 Strehlke. Nr. 149 (BF 13111: S trehlke. N r. 255 (BF 1312); S trehlke, Nr. 257 (BF 1307). Nach_____ H . E. M ayer in Strehlkes Nachdruck seiner Tabulae, S. 66 f. (Introduction) gehörte Teil IV des Kopialbuchs, in dem BF 1312 und 1307 (Strehlke, Nr. 255, 257) in einer Kopie von 1445 überliefert sind (vgl. ebdv, S. 31 f.) zum Bestand des Hochmeisterarchivs. Teil I (- III), in dem sich BF_1311___ (Strehlke, Nr. 149) findet, enthält jedoch Stücke, an denen der Hochmeister entweder kein Interesse hatte oder die er schon anderweitig besaß. Und in der Tat ist BF 1311 „eine sachlich abweichende Neuausfertigung von BF 1310 vom April 1221“ (M. L. Favreau, Studien, S. 112). 145 E. W inkelm ann,( Acta imperii inedita 1, Nr. 219; BF 1310. 146 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, Nr. 218; BF 1309. 147 HB 2.1, S. 159 f.;’Strehlke, Nr. 255; BF 1312. 148 HB 2.1, S. 156 f.; BF 1313. 149 HB 2.1, S. 157 ff.; BF 1314,

29

| 6. Schenkung des Leproscnspitals St. Johannes zu Palermo „in Anbetracht der viel­ fältigen Dienste, die uns der verehrungswürdige Meister Hermann des Hospitali- . terhause^ dercHeiligen Maria der Deutschen in Jerusalem beständig erwiesen

7. Bestätigung des bereits durch Heinrich VI. dem Orden verliehenen castrum Mezzaneum (Mesagne), zwischen Brindisi und Oria gelegen, „mit allem recht- -mäßigen-Zubehör“-, - Friedrich bestätigt mit Zustimmung seiner Gemahlin und seines Sohnes dem Orden das einstmals dem Margaritus gehörende Haus in Brindisi mitallen Rech­ ten und Pertinenzien152. 9. Sachlich abweichende Neuausfertigung von Nr. 1, die trotz der Datierung April 1221 erst im Dezember dieses Jahres ausgestellt wurde153. 10. Zwei leicht differierende Neuausfertigungen von Nr. 2, die nach Grumblat um 1234/35 ausgestellt wurden154. Anders als bei den päpstlichen Verfügungen handelt es sich bei der Tarent-Serie im wesentlichen um Bestätigungen schon früher erlangter Rechte und Besitzungen, wo­ für auch die geringe Zahl der im Kopialbuch des Ordens Aufnahme gefundenen

Friedrich eine neue, die höchste erreichbare Stufe der staufischen Herrschaftsidee dar, die den Enkel und Sohn nun endgültig in die Fußstapfen seiner Väter treten ließ. Rea- liter aber wurde dem Deutschen Orden im Imperium und Regnum nichts grundsätz­ lich Neues gewährt, konnte ihm auch nicht mehr gewährt werden, da die engen Beziehungen zur Reichsgewalt und zum staufischen Hause schon vorher ihren rechts­ spezifischen Niederschlag gefunden hatten. Unter diesem Aspekt versteht sich die Ähnenformel weniger als ein Indiz für eine konkrete Anknüpfung an eine Vorgänger­ institution denn als ein generelles Kontinuum eng familiengebundener Begünstigung und Förderung155.

150 HD 2.1, S. 165 f.; BF 1315. 151 HB 2.1, S. 163 ff.; BF 1316. 152 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, Nr. 220; BF 1317. 153 S treh lk e, N r. 149; BF 1311. Vgl. H. G ru m b lat, Urkunden, S. 416; M. L. Favreau, Studien, S. 112. 154 HB 2.1, S. 160—163; Hessisches Urkundenbuch I, N r. 11; BF 1307/08. Vgl. H. G rum blat, Urkun- den, S. 416—419; M. L. F avreau, Studien, S. 115. 155 Dies bleibt festzuhalten im Gegensatz zur Bewertung der Ahncnformel bei M. L. Favreau, Studien, 4. Der Verlust Damiettes und die Rückkehr des Hochmeisters nach Italien im Herbst 1221

Wann Hermann italien verlassen hat und auf den ägyptischen Schauplatz zurückge­ kehrt ist, bleibt aufgrund unterschiedlicher Annahmen der Forschung in der Schwe­ be. Cohn ist der Ansicht, der Verzicht Johanns von Brienne auf die Hälfte der Beute 4>ei «tgener-^Abwesenheit im-Kfiege-zugunsten-des-Ordens-aus-dcm-Mäia-des Jahres- 3221 spreche für einen Aufenthalt H ermanns auf dem Bodemdes Heiligen Landes15*. Lorck hingegen meint,"der Hochmeister sei bei den Privilegierungen zu Tarent anwe­ send gewesen und habe sidrsodannT.etwaMitte April“ mit einem größeren Truppen­ kontingent unter Führung des Herzogs Ludwig von Bayern nach Damiette einge­ schifft, wo sie Anfang Mai vor Anker gingen156 157. - Beide haben den Brief des Großmeisters der Templer, Petrus de Monte Acuto, an den Templerpräzeptor in England, Alanus Märtel, übersehen, der wohl von Akkon aus im September 1221 nach der Aufgabe Damiettes abgesandt wurde158. In diesem heißt es, daß nach der Ankunft des bayerischen Herzogs über das weitere Vorgehen der Kreuzfahrer eine Beratung stattgefunden habe, an der neben dem Bayernherzog -Ura^-aueh-Pelagius-und-die-Mei.ster-deii-drei-KitterQrden-i£ilgeiinmmen hätten. Erst - nach dieser Versammlung wird vom Eintreffen des Königs von Jerusalem berichtet1!9.: Dieser nämlich hatte sich zunächst standhaft geweigert, nach Ägypten zurückzu­ kehren, wohl eingedenk der unerfreulichen Auseinandersetzungen über die Kriegs­ ziele des christlichen Heeres im Jahre zuvor160. Offensichtlich im Wissen um die Abneigung Johanns, nochmals in die Kämpfe im Nildelta einzugreifen - von einem weiteren Vormarsch in das Innere Ägyptens, den Johann auch nach seiner schließlich doch erfolgten Überfahrt zu verhindern trachtete, ganz zu schweigen - schickte Her-

156 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 33 f. Das Diplom bei S trehlke, N r. 55, S. 45; RRH 940. C ohn nimmt damit die Auffassung von A. K och, Hermann von Salza, S. 25 f. wieder auf und läßt den Hochmeister zusammen mit König Johann von Akkon aus am 7. Juli 1221 nach Damiette zurückkeh­ ren. 157 A. L orck, Hermann von Salza, S, 16 f. Die Ankunft bei Oliver, Historia Damiatina, cap. 54, S. 256 f, Vgl. H . H o o geweg, Kreuzzug III, in: MIÖG 9, 1888, S. 427 mit Anm. 4. D ie Einlassung bei J. P. D ono van, Pelagius, S. 82, Anm. 70, der das Eintreffen im Mai in Frage stellt, ist gegen­ standslos. —158“ ]Der~Brief bei Rogeri de Wendover Chronica,-hg. v. H. G. Hewlett,-vol..2*-S_263--ff.; RRH 946. Vgl. M. L. B u lst-T hiele, Sacrae dornus militiae Templi, S. 188. 159 Rogeri de Wendover Chronica, hg. v.H . G .H e w le tt, vol. 2, S, 264: Habito igitur super hoc consilio domini legati, ducis Balvarie, magistrorum Templi et Hospitalis et domus Theutonicorum, comitum et baronum, etaliorum omnium, super progressu faciendo omnes unanimiter consenserunt. Illustris autem rex Jerosolimitanu$ vocatus venit cum baronibus suis etgaleiis navibusque armatis apud Damietam . . . . 160 Vgl. z.B. Chronique d’Ernoul, hg. v. M. L. de Mas L atrie, S. 441, wo auch die Beratung zwecks Aufbruch Richtung Kairo Erwähnung findet. L. Böhm, Johann von Brienne, S. 60 f., der aber eben­ falls irrig Hermanns und Johanns gemeinsame Ankunft zum 7. Juni annimmt; R. G ro u ssct, Histoire des Croisades 3, Paris 1936, S. 236.

31 mann demnach von italienischem Boden aus mit der Eröffnung des Frühjahrspassa- giums einen Boten zu Johann, der im März 1221 die Zusicherung erreichte, daß nur bei persönlicher Anwesenheit des Königs auf einem Kriegsschauplatz ihm der Orden die^Hälfte der gemachten Beute zu überlassen habe. “ Der Schachzug gelang: Er beweist, daß der König zumindest noch im März 1221------nicht daran dachte, sich erneut in das ägyptische Abenteuer einbinden zu lassen, Her­ mann hingegen mit der Aussicht auf ein baldiges Erscheinen des Kaisers nunmehr

Nach dem Zeugnis des Templermeisters wurde der Beschluß, den Vormarsch auf Kairo zu wagen, einstimmig gefaßt. Er kam wohl vornehmlich auf das Drängen des päpstlichen Legaten hin zustande, der zu dieser Zeit unter dem starken Einfluß von Prophetien stand, die im christlichen Lager kursierten und die Pelagius teilweise selbst aus dem Arabischen übersetzen und verbreiten ließ. Sie sagten die Eroberung Ägyp­ tens durch einen orientalischen und abendländischen Herrscher voraus bzw. die An­ kunft eines geheimnisvollen Königs David und eines Priesterkönigs Johannes, der die N ot der unterjochten orientalischen Christen beheben sollte161. Mag sein, daß auch die übrigen Verantwortlichen im Heere sich von diesen Vorstel­ lungen beeinflussen ließen. Der Kaiser hat jedenfalls später nachdrücklich darauf hin- gewiesen. daß er den Kreuzfahrern durch zahlreiche Gesandte und Briefe eingeschärft_____ habe, das Heer möge sich keinesfalls von Damiette entfernen und auf seine baldige Ankunft nebst mitgeführten Verstärkungen warten162. ------Ebenso konnte ein weiteres Angebot Al-Kamils, Damiette gegen die Rückgabe Jerusalems zu räumen163, das wohl um die Osterzeit 1221 erfolgte164, den hartnäckig verfolgten Plan des Legaten nicht ändern. Die Katastrophe erfolgte im Laufe des August. Abgeschnitten von der Rückzugs­ basis Damiette, umgeben von den Wassern des Nildeltas, in dem der Sultan die Dei­ che der Hochwasser führenden Nilarme hatte durchstechen lassen, mußte das Kreuz­ fahrerheer schließlich froh sein, sich aus seiner tödlichen Umklammerung durch einen höchst moderaten Friedensvertrag mit Al-Kamil und seinen beiden Brüdern retten zu können. Einzige Bedingung für den ungehinderten Abzug war die Übergabe Damiet- tes und die Räumung Ägyptens. Vereinbart wurde am 30. August weiterhin ein Aus­ tausch aller Gefangenen und ein Waffenstillstand auf acht Jahre165.

161 Vgl. hierzu J. P. D o novan, Pelagius, S. 86 f.; H. E. M ayer, Geschichte der Kreuzzüge, S. 201 f. 162 Rechtfertigungsschreiben Friedrichs vom 6. 12. 1227: HB 3, S. 36—48, hier S. 40 f.; MGH Const. 2, 'Nr.'"! 16, S. 148 156, hierS. 150 f.; BF 1715. Vgl. Tb C. Van C leve, The fifth crusade, Sl 423 m i t ------Anm. 170. 163 Das Angebot bei Chronique d’Ernoul, hg. v. M. L. de Mas L atrie, S. 442. Auch Templer und Johanniter sollen hiernach nunmehr zur Annahme bereit gewesen sein. 164 Zum Zeitpunkt siehe J. P. D onovan, Pelagius, S. 82 mit Anm. 74. 165 Oliver, Historia Damiatina, cap. 72 — 80, S. 269—277; Chronique d’Emoul, cap. 38, S. 443—446; Eracles, lib. 32, cap. 16, RHC Hist. occ. 2, S. 350 f.; Extraits de l’Histoire des Patriarches d’Alcx- andric, hg. v. E. B lochet, S. 256—258. Vgl. H. H oogew eg, Kreuzzug III, in: M lOG 9, 1888, S. 435-441.

32 Die Modalitäten bei der Rückgabe Damiettcs an die Sarazenen erweisen den Hoch­ meister des Deutschen Ordens in einer Stellung, wie er sic so exponiert während des gesamten Feldzugs bisher nicht eingenommen hatte. Nicht nur, daß er sich unter den vom Sultan persönlich ausgewähltcn und von Oliver166 namentlich genannten christ- — — liehen Geiseln befand, die bis zur erfolgten Übergabe Damiettcs als Garantie in muslimischem Gewahrsam verbleiben sollten167, er hatte auch, zusammen mit dem Großmeister der Templer, die äußerst heikle Aufgabe übernommen, die immer noch _____zahlenmäßig beträchtliche christliche Besatzung Damiettes zur Kapitulation und Räu- __- mung der Stadt äüfzüTördefivund'Za überreden168.- -j Die Absendung-gerade dieser beiden als Unterhändler zeigt die klare Erkenntnis ...... der verantwortlichen Fürsten im Heere, daß mit erneuten Parteiungen unter den Besatzern der Stadt im Nil bei Überbringung der Hauptvertragsforderung zu rechnen war, die auch postwendend in alter Heftigkeit ausbrachen. Weder der Legat noch der König von Jerusalem noch der Herzog von Bayern wären dabei als quasi neutrale Anwälte brauchbar gewesen. Die beiden Ordensmeister erreichten denn auch schließlich die Zustimmung aller, nachdem anfänglich die Venezianer, Pisaner, Genuesen, Sizilianer und alle Kaiser­ lichen die Übergabe strikt abgelehnt hatten, zumal Ende August, von Friedrich gesandt, eine erhebliche Verstärkung bei Damiette gelandet war169. "A m Vorabend des Gehtrrtsfestes der Heiligen-Maria^^-lT^Septemberlverließen alle Kreuzfahrer die knapp zwei Jahre gehaltene Stadt und zogen zu den jenseits des Flus­ ses aufgeschlagenen Zelten, der Worte des Psalmisten eingedenk: „An den Strömen Babylons saßen wir und weinten, indem wir Sions gedachten“ .170 Damiette und damit die Hoffnung auf Wiedergewinnung Jerusalems war dahin.

166 Vgl. zu ihm und seiner Stellung zu Pelagius den Lebensüberblick bei H. L ahrkam p, Magister Oliverus - Kreuzprediger und Kardinal, in: Von der Domschule zum Gymnasium Theodorianum in Paderborn, hg. v. K. H o n selm an n , Paderborn 1962, S. 127—142, hier S. 133. 167 Oliver, Historia Damiatina, cap. 79, S. 276; Insuper dati sunt obsides viginti quatuor, quos soldanus elegit, legatus, rex Jerusalem, dux Bawarie et tres magistri domorum cum aliis decem octo. Auch Al-Kamil stellte Geiseln, teilweise aus seiner engsten familiären Umgebung (ebd.). W. C o hn, Her­ mann von Salza, S. 34, Anm. 4 hat bei Zitierung der Quellenstelle irrig nur 23 Geiseln, obwohl die 6 genannten mit den 18 namentlich nicht genannten eindeutig 24 ergeben. 168 Oliver, Historia Damiatina, cap. 81, S. 277: Magister militie Templi et magister de domo Teutonica misst sunt a principibüT, ut iuxta cöndictum et iurisiurandi~religionem civitatem-redderent. ___ 169 Hauptquelle für die Parteikämpfe Chronicon S. Martini Turonensi, hg. v. O. Holder-Egger (in ------Auszügen), MGH SS 26, S. 469. Das Eintreffen der kaiserlichen Flotte unter Admiral Heinrich von Malta in Friedrichs Rechtfertigungsschreiben (wie Änm._161);'Ryccardi de Sancto Genrnanö chronica,— hg. v. C. A. G aru fi, S. 95 und S. 98. Dort auch des Chronisten Wehklagen über den Verlust der ägyptischen Stadt in gebundener Sprache. Verwundern muß beim Kenntnisstand Olivers sein Ver­ schweigen der dramatischen Tage, die der Auslieferung Damiettes vorangingen, denn die Befürworter des Vertrags mit'dem Sultan drohten gar mit der Auslieferung Akkons an die Sarazenen; Oliver, Historia Damiatina, cap. 81, S. 277: Quod factum est absque magna difficultate. Vgl. H. H oo£e- weg, Kreuzzug III, S. 443 f. > 170 Chronicon S. Martini Turonensi ad a. 1221 (wie Anm. 169) in Anspielung auf Psalm 136.1.

33 Ähnlich kontrovers wie der Zeitpunkt der Rückkehr des Hochmeisters nach Damiette ist die Frage seines Aufenthalts nach der Liquidierung des ägyptischen Unternehmens. Doch auch hier läßt sich durch die genaue Ausdeutung einer fast völ­ lig übersehenen Quellenstelle ziemlich sicheres Terrain gewinnen. Zwar berichtet der französische Fortsetzer Wilhelms von Tyrus, daß fast alle Kreuzfahrer sich zunächst nach Akkon begeben hätten, außer einigen wenigen, unter denen sich auch der Hochmeister befunden habe, der zuerst zum Kaiser nach Apu­ lien, sodann zu Honorius nach Rom zur Berichterstattung gekommen sei171. Doch ist diese Nachricht des Eracles von Lorck ernsthaft in Frage gestellt worden, der viel­ mehr für eine längere Anwesenheit Hermanns auf dem Boden des Heiligen Landes plädiert und ihn erst im Oktober/November 1222 zusammen mit Johann von Brienne und Pelagius nach Brindisi zurückkehren läßt172. Allgemein wird als erstes sicheres Zeugnis für Salzas Anwesenheit in Italien erst seine Sendung zu Honorius nach Rom Ende November 1222 angesehen173. Doch auch die zutreffenden Annahmen Winkelmanns174 und Cohns175, er sei gleich nach dem Verlust Damiettes über Meer zur Berichterstattung nach Italien gefahren, lassen sich durch das Schreiben des Papstes an König Johann von Jerusalem vom 25. 4. 1222 beinahe zur Gewißheit erheben176. In diesem äußert Honorius die Bitte, Johann möge sich in seinem Königreich mit dem dort weilenden Pelagius sowie mit dem Patriarchen Radulf und anderen Prälaten, den Meistern der Johanniter und des Tempels und dem P räzep to r des Deutschen Ordens beraten, ob er ohne Schaden für das Heilige Land abkömmlich sei177, um sich am Martinstag (11. November) des Jahres zu Verona einzufinden, wo über das weite­ re Vorgehen zur Befreiung des Heiligen Landes beraten werden sollte. Der Brief ist nach den zwölftägigen Verhandlungen von Flonorius mit Friedrich zu Veroli178 vom 12.—23. April verfaßt, die u.a. mit der Festsetzung einer erneuten Versammlung zur Behandlung der Kreuzzugsfrage zwecks persönlicher Überfahrt des Kaisers endeten.

171 Eracles, lib. 32, cap. 17, RH C Eiist. occ. 2, S. 352: Toutes les gens s’en alerent a Acre, fors un po de pelerins qui d ’ilec s’en passerent Outre mer, et passa ausi Hermant li maistres de l’Ospital des Alemans, qui s’en ala en Pitille a l’empereor Fedric, et d ’ilec a Rome al apostoile Honoire, et lor fist assaver le damage et la perte que li Crestien avoient receu ou fait de Damiate. Ähnlich ebd., cap. 19, S. 355. 172 A. L orck, Hermann von Salza, S. 18—21, der aber statt der Stelle bei Eracles auf Marino Sanudos Liber secretorurn fidehurn crucis verweist und nicht gesehen hat, daß der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schreibende Venezianer hier offensichtlich wörtlich aus Eracles geschöpft hat! 173 HB 2.1, S. 274; BF 1417. Vgl. A. K och, Hermann von Salza, S. 29. 174 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 191, Anm. 2. 175 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 35 ff. 176 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 196, S. 138. 177 E b d .: Ideoque serenitatem tuam rogandam dttximits et hortandam, quatinus super hoc habens Consilium cum venerabilibus fratribus nostris P. Albanensi episcopo apostolice sedis legato et ... patriarcba lerosolimitano aliisque prelatis, nec non cum magistris ... Hospitalis et ... Templi ac ... preceptore domus sancte Marie Teutonicorum . . . . 178 Vgl. hierzu E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 178 ff. BF 1384 b-1388.

34 Die Nennung des Präzeptors statt des Hochmeisters als Teilnehmer der gewünsch­ ten Unterredung läßt mit nur geringfügigen Einschränkungen den Schluß zu, daß der Papst um die damalige Abwesenheit Hermanns vom Orient wußte und daher dessen dortigen „Stellvertreter“ ansprach179. Daß Salza sich demgemäß in Italien aufhielt, al­ ler Wahrscheinlichkeit nach auch in Veroli180 zugegen war und bereits im Dezember 1221 die Ausstellung zweier Diplome bei Friedrich erreichte181, kann daher wohl nur geringem Zweifel unterliegen182. Zwei eilige Gesandtschaften an den Papst gegen Ende des Jahres von Apulien aus, denen zunehmende Spannungen zwischen Kurie und Kaiserhof wegen Übergriffen des Reichslegaten Gunzelin in Mittelitalien zugrunde lagen, zeigen den Hochmeister sodann in wichtiger politischer Mission tätig. Im Januar 1223 konnte der Streitpunkt beigelegt werden, da Friedrich die Handlungsweise Gunzelins ausdrücklich mißbil­ ligte183. Der Weg zu einer erneuten Zusammenkunft mit Honorius - die fest termi­ nierte zu Verona hatte nicht stattgefunden - war geebnet.

I

179 Zu verdanken ist diese Beobachtung E. M ichael, Politische Geschichte Deutschlands vom Tode Kai­ ser Heinrichs VI. bis zum Ausgang des Mittelalters, Bd. 1, Freiburg 1915, S. 490 f. (Anhang XIV). W. C ohn, Hermann von Salza, S. 39, Anm. 3 nennt diesen Titel zwar, die Pointe ist ihm aber voll­ ständig entgangen. Zur personellen Differenzierung der Titel magister, praeceptor u n d commendator, die in der Frühzeit der Ritterorden noch nicht eindeutig war, vgl. K. M ilitzer, Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, S. 6 ff., hier besonders S. 33: „Am ehesten könnte man dem Titel magister eine bestimmtere Deutung geben. Er drückte ohne Zusatz fast stets das Amt des Hochmeisters aus." Stärker formalisiert war die Titelgebung bei der Kurie. Sie verwendet den Titel „praeceptor“ „in der Mehrzahl der Fälle für die Vorsteher einer Ordensniederlassung, aber auch für die Verwalter einer Ordensprovinz"; vgl. ebd., S. 32. 180 Siehe die dort mit Datum 17. bzw. 19. April ausgefertigten päpsdichen Privilegien für den Deutschen Orden: Strehlke, Nr. 368 und Nr. 151. 181 Vgl. oben, Anm. 153 und BF 1370; HB 2.1, S. 224 f. und BF 1371. 182 Weitere Hinweise bei W . C ohn, Hermann von Salza, S. 37 ff. Allerdings ist Cohn, S. 38 zu korrigie­ ren, wonach in der Frage des weißen Mantels „eine formelle Verfügung von seiten des Honorius noch nicht ergangen“ war. Eine solche erging bereits am 9. 1. 1221: Strehlke, Nr. 308. 183 Vgl. zu den Verwicklungen E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 186—193; W. C ohn, Her­ mann von Salza, S. 40—44.

35 II. Im Vorfeld des Kreuzzuges

1. Die Verhandlungen zu Ferentino 1223

Die Versammlung zu Ferentino in der Campagna, die im März 1223 unter großer Be­ teiligung vornehmlich von Reichsbischöfen und Kardinalen abgehalten wurde1, hatte in erster Linie die Festsetzung eines neuen Termins für den bereits fünfmal erfolgten Aufschub der kaiserlichen Kreuzfahrt zum Ziele. Nach dem gescheiterten ägypti­ schen Unternehmen griff im Abendland eine große Desillusion um sich2. Die vorwie­ gend kirchliche Leitung dieses Feldzugs, namentlich die des Kardinallegaten Pelagius von Albano, hatte sich als unfähig erwiesen, allen Versuchen des Papstes zum Trotz, die alleinige Schuld beim Kaiser zu suchen3. Unter den Teilnehmern der Beratungen befanden sich auch der König von Jerusa­ lem, Johann von Brienne, der Patriarch Radulf von Jerusalem, der Meister des Johan­ niterordens, der Präzeptor der Templer und Hermann von Salza4. Das Wirken des letzteren beim Zustandekommen des neuen Termins, der den Staufer bis zum 24. 6. 1225 zur Überfahrt ins Heilige Land verpflichtete5, ist weniger greifbar als bei der Einflußnahme auf das ebendort besprochene Projekt einer Vermählung Friedrichs mit der Erbin des Königreichs Jerusalem, Isabella von Brienne. Nach dem Zeugnis einer französischen Quelle6 wäre der Ordensmeister die trei­ bende Kraft und der Initiator dieser dann tatsächlich am 9. 11. 1225 zu Brindisi7 ge­ schlossenen Ehe gewesen und habe sogar Johann von Brienne, dem Vater Isabellas, feste Zusicherungen gegeben, der Kaiser werde ihm zeitlebens die Herrschaft über das

1 Die Teilnehmer bei E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 196 ff. 2 Th. C. Van Cleve, The Crusade of Frederick II, in: K. M. Setton, A History of the Crusades 2, Philadelphia 1962, S. 438: „Henceforth crusades were to receive their itnpulse, not from papal leader­ ship, but from the realistic policies of ambitious temporal rulers“ . Siehe auch E. K estner, Der Kreuz­ zug Friedrichs II., S. 15 ff. 3 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 183; HB 2.1, S. 220-222. 4 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 195, Anm. 1. 5 Die Frist in M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 225; HB 2.1, S. 375 ff. 6 Eracles, lib. 32, cap. 20, RH C Occ. 2, S. 358: ... Hermant li maistres del Ospitau des Alemans, qui avoit porchace le manage, li avoit fait entendant que li empereres li lairoit tenir le roiaume de Jerusalem tote sa vie. 7 BF 1586 b.

36 Königreich Jerusalem belassen. Letzteres Versprechen wird Hermann, zumindest in Ferentino, so nicht gegeben haben, denn Johann war selbst bei den Verhandlungen zugegen und einer Mitttierfunktion des Hochmeisters bedurfte es hier nicht8. Die anfänglichen Vorbehalte9, mit denen der Kaiser einem Eheversprechen gegen­ übertrat, das ihm zu einer zusätzlichen, schweren Bürde werden konnte, machen es ganz unwahrscheinlich, daß er zu einem solchen Verzicht bereit gewesen wäre. Sehr bald schon sprach er auch ausdrücklich von dem Erbe seiner Braut10, womit bei ihrer verbürgten Mittellosigkeit eigentlich nur die Prätendentschaft auf die Krone des Hei­ ligen Landes gemeint sein konnte. Zusammen mit Honorius, der Kurie, dem Patriarchen von Jerusalem und anderen Magnaten des Heiligen Landes11 mußte Hermann von Salza ein unmittelbares Interes­ se am Zustandekommen der Kreuzfahrt haben12. Der Sicherung und Entwicklung des jungen Ordens konnte dabei ein Eingreifen der weltlichen im Zusammenspiel mit der geistlichen Gewalt in die Verhältnisse Palästinas nur förderlich sein. Wenn sich in der päpstlichen Kanzlei seit dem Amtsantritt Honorius III. 1216 und endgültig mit der großen Privilegienserie vom Dezember 1220 bis zum Februar 122113 der amtliche Titel für den Deutschen Orden domus hospitalis sancte M arie Theoto-

8 Anders A. K och, S. 32, der sowohl Unterhandlungen Hermanns in dieser Angelegenheit als auch eine tatsächliche Zusicherung des Kaisers annimmt. Ebenso vermutet H. E. M ayer, Geschichte der Kreuzzüge, S. 208 Verhandlungen Hermanns mit Johann im Jahre 1223 sowie ein echtes Interesse Friedrichs an der Verbindung mit Isabella aus politischem Kalkül ab 1225. D ers., Das Pontifikale von Tyrus, S. 201 läßt andererseits den Ehevertrag bereits 1223 durch Vermittlung Hermanns zwischen Jo­ hann und Friedrich Zustandekommen, aber „offensichtlich kam es darüber nicht zu einer schriftlichen Aufzeichnung, sondern nur zu einer mehr oder minder klaren Verständigung mit dem Deutschordens­ meister“ . Aus den Quellen lassen sich diese Annahmen nicht schlüssig ableiten. Schon E. W inkel­ m ann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 200, Anm. 1 fiel auf, daß bei den Abmachungen die Person Johanns von Brienne gar keinen Niederschlag gefunden zu haben scheint. Einzig aus der späteren Empörung Johanns über die sofortige Annahme des Königstitels durch seinen Schwiegersohn anläßlich dessen Vermählung ließe sich schließen, daß zumindest von seiner Seite eine andere Lösung dieser Frage er­ wartet wurde. 9 Brief Friedrichs an Honorius vom 5. 3. 1224, hg. v. E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, N r. 261, S. 237: A d persuasionem quoque vestram, pateme monitionis instantiam et mandatum ... . 10 E b d .: ... filiam illustris Hierosolymitani regis hereditariam ipsius terre dominam .... Vgl. E. Kanto- row icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 130: „D enn dem Kaiser war für die neue Ehe allein maßge­ bend, daß die sonst völlig verarmte Isabella von Jerusalem ihm als Morgengabe die Krone des Heiligen Landes einbrachte ...“. 11 Brief von Honorius an Friedrich vom 5. 8. 1223, hg. bei M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 234: ... ad consilium nostrum et fratrum nostrorum; Brief von Honorius an König Philipp II. von Frankreich vom etwa 27. 3. 1223, hg. ebd., Nr.' 225: ...a d instantiam patriarche predicti (d.h. des Radulfus von Jerusalem) et aliorum Orientalium. 12 Vgl. A. K och, S. 31 ;W . C ohn, Hermann von Salza, S. 48 f., der aber, wie häufig, zu viel mutmaßt, wenn er „Herm ann Gedanke auf dem Kongreß als Gedanke der Kirche in Erscheinung" treten läßt. Vorsichtiger A. L orck, S. 26 f., der daraufhinweist, daß aus den urkundlichen Belegen keine direkte Beteiligung hervorgeht. 13 Strehlke, Nr. 306—362.

37 nicorum Ierosolimitani o.ä. durchsetzte und parallel dazu, etwa zur gleichen Zeit nach dem ersten Zusammentreffen Hermanns mit Friedrich (Dez. 1216)14 auch in den kai­ serlichen und orientalischen Urkunden, dann kam hier eine „langfristige, auf Ände­ rung der Adresse hinzielende Politik des Meisters, die dieser seit seinem Amtsantritt verfolgte“, zum Tragen15. Ziel dieser Politik war ein Eintreten in die Rechte des 1187 beim Fall Jerusalems untergegangenen bzw. vertriebenen deutschen Spitals in Jerusa­ lem16 und damit in erster Linie das Führen des Jerusalemtitels als offizielle Ordensbe­ zeichnung. Wirkliche Substanz erhielt diese De-facto-Anerkennung aber erst, svenn Jerusalem sich tatsächlich wieder in christlicher Hand befand. Von daher erhält der Einsatz des Ordensmeisters für das Kreuzzugsunternehmen und die Heirat Friedrichs mit Isabella seinen Sinn. Ein Deutschordensbruder war es auch, der Isabella 1225 nach ihrer Krönung in Tyros zu Friedrich nach Unteritalien geleitete17. Nach den Tagen von Ferentino hielt sich der Ordensmeister zunächst noch in der Umgebung des Kaisers auf18. Am 25. 4. 1223 wird er in einem Vertrag Friedrichs mit dem aufständischen Grafen Thomas von Celano und dessen Schwager Raynald von Aversa als Treuhänder genannt, die ihre Söhne als Sicherheit in die Hände Hermanns übergaben19. Auch Honorius mußte jetzt im Hinblick auf das Kreuzzugsversprechen Interesse an einer ungefährdeten Stellung des Kaisers in seinen Landen haben20. Letz­ terer schickte daher den Vertrag zwecks Einholung der päpstlichen Zustimmung mit der Versicherung an die Kurie, alle ausgehandelten Abmachungen seinerseits getreu­ lich zu beobachten und einzuhalten21. A. Koch hat mit Recht die Bedeutsamkeit der Persönlichkeit Hermanns an dieser Stelle betont, da „unter seiner und der Kirche Garantie“22 ein Vergleich selbst mit denjenigen möglich wurde, die sich der kaiserlichen Rekuperationspolitik im König­ reich Sizilien widersetzten. Im übrigen ist bemerkenswert, auch hier wieder zu beob­ achten, mit welchem Geschick Friedrich das Kreuzzugsunternehmen in den Dienst ureigener politischer Ziele zu nehmen verstand23.

14 HB 1.2, S. 488; BF 887. 15 Hierzu ausführlich M. L. Favreau, Studien, S. 139—161, hierS. 158. Vgl. auchG. M üller, Jerusa­ lem oder Akkon?, Bad Münstereifel 1984, S. 12-14. 16 D ievonM . L. Favreau, Studien, S. 121 und öfterpostulierten, nicht nachweisbaren deutschen Besit­ zungen dieses Jerusalemer Spitals müssen, selbst wenn es sie gegeben haben sollte, nicht der alleinige oder überwiegende Grund für die Übernahme dieses Titels gewesen sein. Vgl. auch die Besprechung dieser Arbeit durch U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 416-432. 17 Eracles, RHC Occ. 2, S. 358: Apres son coronement, fut baillee a un frere de l‘Ospitau des Alemans, qui avoit nom frere Henri, que il U deust servir et garder. 18 Zeuge in einer Urkunde für das Hamburger Domkapitel vom 19. 3. 1223: HB 2.1, S. 351; BF 1474. 19 M G H LL 2, S. 250 f.; HB 2.1, S. 357 ff.; BF 1485. 20 A. K och, Hermann von Salza, S. 32. 21 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, Nr. 256; BF 1486. 22 A. K och, Hermann von Salza, S. 33. 23 Im Vertrag (MGH LL 2, S. 251) mit Thomas von Celano heißt es: Comes debet jurare domino impera- tori quod si rex Ierosolimitanus in proximo passagio transierit, et ipse transibit et morabitur in ultrama- rinis partibus per tres annos.

38 2. In diplomatischer Mission in Deutschland

Nicht lange nach diesen Ereignissen muß Hermann nach Deutschland aufgebrochen sein, wobei allerdings unklar bleibt, ob ihn die Nachricht von der Gefangennahme des dänischen Königs Waldemar II. und seines Sohnes durch den Grafen Heinrich von Schwerin, die am 6.1 7 . 5. 1223 erfolgte, noch vor seiner Abreise erreichte24. Friedrich hätte ihm in diesem Falle noch entsprechende Instruktionen mit auf den Weg geben können25. Bekanntlich ist die Urkunde König Heinrichs (VII.) vom 21. 9. 1223, die in Nord­ hausen ausgestellt wurde und in der unter anderen Hermannus magister Theutonice d o m u s sowie ein frater Hermannus Other als Zeugen erscheinen26, der einzige urkundliche Beleg für einen Aufenthalt in Deutschland in diesem Jahre. Die Kölner Königschronik berichtet, Honorius habe „Prediger ausgesandt, die überallhin den Gläubigen abermals das Kreuz predigen sollten“,27 und im Sinne der Beschlüsse von Ferentino wird Hermann wohl im Einvernehmen von Kaiser und Papst jenseits der Alpen versucht haben, in erster Linie für die Sache des Kreuzzugs zu werben. Von einem Erfolg oder Mißerfolg dieser Bemühungen erfahren wir nichts, aber bei dem „Wandel in der zeitgenössischen Auffassung vom Kreuzzug“ ,28 der von der ursprünglichen begeisterungsfähigen Massenbewegung zu einer mehr geregelten

24 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 51. 25 Ebd., S. 52 wird die Selbständigkeit Hermanns in so wichtigen Angelegenheiten des Reiches nun doch überschätzt, wenn W. Cohn die Möglichkeit in Erwägung zieht, daß dieser „auch ohne ausdrückli­ chen Auftrag so gehandelt hat“. Seine zahllosen Reisen über große Entfernungen zeigen demgegen­ über doch gerade, daß der Hochmeister jeweils nach Rücksprache handelte. 26 O . D obenecker, Regesta diplomatica 2, N r. 2086; HB 2.2, S. 778; BF 3906. Die verschiedentlich aufgeworfene Frage, ob es sich bei dem Hermannus magister u m d en H o c h m e iste r H e rm a n n v o n Salza oder den (angeblichen) Deutschmeister Hermann Balk handelt, ist zugunsten eines Aufenthalts des • Hochmeisters in Deutschland zu entscheiden. A. K och, S. 135 ff. in einem Exkurs und, sich auf die­ sen berufend, E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II., 1, S. 425 sowie W. C ohn, Hermann von Salza, S. 52, Anm. 2 haben dies betont, obwohl die Alternative falsch gestellt ist. Bereits H . v. N athusius- N ein sted t, Die Deutschmeister, S. 3 ff. nämlich machte darauf aufmerksam, daß Hermann Balk als Deutschmeister durch keinen einzigen Beleg nachzuweisen ist. D. W ojtecki, Studien, S. 26 f., Anm. 7 nimmt Verwechslung mit dem richtigen, urkundlich zwischen den Jahren 1218 und 1226 mehrfach bezeugten Deutschmeister Hermann Otter an; siehe auch ebd., S. 22 die Amtsliste der Deutschmeister mit sämtlichen Quellennachweisen. Beide, Hochmeister und Deutschmeister gleichen Namens, haben sich demnach im September 1223 zu Nordhausen aufgehalten. Die im Februar 1224 zu Catania durch Hermann von Friedrich erlangten Bestätigungen von Deutschordensbesitz im Raume W ürzburg (BF 1512, 1513, 1514), unter denen sich die Vorlage für BF 1514 auf 1223, 29. Juli bzw. 10. August datieren läßt (HB 2.2, S. 765 ff. mit 4. August scheidet wohl aus), sind ebenfalls ein Indiz für seine Anwesenheit daselbst! 27 Chronica regia Coloniensis, cont. IV, hg. v. G. W aitz, MGH SS rer. Germ. [18], Hannover 1880 (ND 1978), S. 252. 28 H. E. M ayer, Geschichte der Kreuzzüge, S. 204.

39 Überfahrt in kleineren Gruppen tendierte, werden seine Bemühungen insbesondere bei den weltlichen Fürsten auf wenig Gegenliebe gestoßen sein19. Die Beschlüsse des Hoftages zu Nordhausen und der dort formal zwischen dem Kaiser und seinem Sohne Heinrich (VII.) einerseits und dem Grafen von Schwerin andererseits vereinbarte Vertrag vom 24. 9. 122330 mit seinen Bedingungen für die Auslieferung der Dänenkönige an die Reichsgewalt brachten einen weiteren Akzent in Hermanns Reise. Hier lag die Einholung von Friedrichs Zustimmung zu den Verein­ barungen und seine Informierung auf der Hand. So begegnet uns der Ordensmeister am 6. 1. 1224 beim Kaiser in Sizilien zur Berichterstattung wieder31. Die beiden Brie­ fe des Papstes vom 12. bzw. 13. Dezember 122332 an zwei ungarische Bischöfe zu­ gunsten der Sache des Deutschen Ordens im Burzenland machen es wahrscheinlich, daß Hermann von Salza auf der Rückreise auch Honorius die fehlende Resonanz des Kreuzzugsaufrufs dargelegt hat und bei ihm Zustimmung zur Aufforderung eines persönlichen Erscheinens des Kaisers in Deutschland fand33. Es hieße nun allerdings den Part des Hochmeisters im Vorfeld der Fahrt ins Heilige Land überbewerten, wollte man ihm, wie es insbesondere in der Monographie W. Cohns geschieht, weitgehend allein die Rolle des Garanten päpstlich-kaiserlicher Ein­ tracht und Motors der Kreuzzugsbewegung attestieren. Wie H. M. Schaller in einer eingehenden Studie erwiesen hat34, ist insbesondere in den Jahren nach der Kaiserkrö-

29 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 53, Anm. 1 vermeint den Grund im sich bildenden Vorrang der östlichen Kolonisation zu finden und formuliert allzu zeitnah:,.Damals eröffneten sich gerade in vol­ lem Umfange die östlichen Länder, um den Uberschuß der deutschen M enschen, wie er sich aus dem damaligen Standpunkt der Bodennutzung erklärte, aufzunehmen“ . Doch vermögen solch weltliche Beweggründe allein die Kreuzzugsbewegung nicht hinreichend zu erklären und waren wohl auch nicht ausschlaggebend. Vgl. etwa A. W aas, Geschichte der Kreuzzüge 1, Freiburg 1956, S. 4. Zu den gei­ stesgeschichtlichen Wandlungen - veränderte Auffassung vom Heidentum etc. - vgl. H. E. M ayer, Kreuzzüge, S. 205 f. Siehe auch den Brief Friedrichs vom 5. 3. 1224 (hg. v. E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, N r. 261, S. 238): Nam predicatores quipredicant Verbum crucis in tantum vilipen- duntur ab omnibus . . . . 30 Meklenburgisches Urkundenbuch 1, Schwerin 1863, N r. 290. Zu dem ganzen Vorgang ausführlich E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 418 ff., insbesondere S. 426 f. 31 Chronica regia Coloniensis, cont. IV, S. 253:... Herimannum magistrum hospitalis Sancte Marie Teu- tonicorum in epiphania Domini in Sicilia ad imperatorem venisse et de succursu Terre Sancte ad hoc eum induxisse, ut continuo pharum disponeret transire et versus Teutoniam venire et cum principibus de processu suo et Terre Sancte negotio ordinäre. In der Aufforderung an Friedrich, selbst nach Deutsch­ land zur Förderung des Kreuzzugs zu gehen, wird das Scheitern von Hermanns Mission deutlich. Warum BF 1516 das Damm (6. Januar) als irrig bezeichnet wird, ist nicht ersichtlich. 32 Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen 1, N r. 36 und 37; P o tth ast, Nr. 7115 und 7116; Pressutti, N r. 4608 und 4616. 33 Brief Friedrichs vom 5. 3. 1224 (wie Anm. 29): Preterea frater Hermannus domus Theutonicorum magister adpresentiam nostram accedens proposuit etpersuasit instanter, quod de consilio vestro erat et satis utile vobis et ei expediens videbatur, utpro tarn arduo negotio terre sancte cum principibus imperii oretenus loqueremur, versus partes illas nos personaliter conferentes. 34 H. M. Schaller, Die Kanzlei Kaiser Friedrichs II. Ihr Personal und ihr Sprachstil, in: ADipl 3, 1957, S. 207-286.

40 nung Friedrichs seine Kanzlei an führender Stelle mit einer kirchlichen Gruppe um den Kämmerer Richard besetzt, der auch als Vertrauensmann der römischen Kurie galt, möglicherweise unter Innozenz III. sogar päpstlicher Kämmerer, also oberster Hofbeamter, gewesen ist35. An der Kurie arbeitete im Sinne einer Verständigung mit dem Kaiser und, ebenso wie Honorius, an einem Zustandekommen der Kreuzfahrt stark interessiert, seit 1219 der Großpönitentiar und Kardinalpriester von S. Sabina, Thomas von Capua36, der häufig als päpstlicher Gesandter zwischen den Parteien vermitteln konnte37. Von der päpstlichen Bußverwaltung gingen aber auch die Kreuzzugsaufrufe aus, deren Ver­ wirklichung in der Kreuzpredigt an erster Stelle der Zisterzienserorden übernahm, der durch seine auffällige Förderung von päpstlicher wie auch kaiserlicher Seite ein wichtiges Bindeglied zwischen den beiden universalen Mächten darstellte. Schaller spricht dem Zisterziensertum in dieser Hinsicht geradezu eine Schlüsselstellung zu und sieht in der Abkehr Gregors IX. von diesem Orden und seiner Hinwendung zu den Bettelmönchen möglicherweise einen gewichtigen Grund für die abrupte Wen­ dung gegen den Staufer38. Ein Blick auf diese Gegebenheiten mag verdeutlichen, worin der Deutsche Orden unter der tatkräftigen Führung Hermanns von Salza zu dieser Zeit seine vornehmste Bestimmung sah und suchte. Der gesamte Pontifikat von Honorius III. war be­ herrscht von der Idee der Befreiung der heiligen Stätten. In dieser Zielsetzung lag eine größere Interessenidentität des Papstes und der Kurie mit dem Orden als mit dem Kaiser. Als staufischer Hausorden einerseits, dem das besonders enge Verhältnis zur Reichsgewalt in zahlreichen Begabungen zugute kam, und Stütze der Kurie in den Be­ langen der Kreuzfahrt andererseits, glaubte der Orden „seine Aufgabe und damit sich selbst von den beiden Spitzen der Christenheit getragen“ .39

Im Frühjahr des Jahres 1224 war der Kaiser bereits im Begriff, dem Ratschlag des Hochmeisters folgend Sizilien zu verlassen und die Alpen zu überqueren, um die Für­ sten für die Teilnahme am Kreuzzug persönlich zu gewinnen. Doch gerade in diesem Moment ergaben sich günstige Aussichten auf eine Unterwerfung der Sarazenen im Inneren der Insel, so daß es Friedrich geboten erschien, zu bleiben und Hermann als

35 Ebd., S. 225 f. 36 U. Schw erin, Die Aufrufe der Päpste zur Befreiung des Heiligen Landes von den Anfängen bis zum Ausgang Innocenz IV ., Berlin 1937, S. 24 vermutete Thomas selbst als Verfasser der Kreuzzugaufrufe in d essen Summa dictaminis. 37 H . M. Schaller, Kanzlei, S. 256. Die Bedeutung der Kardinäle und die „kollegiale“ Leitung der Kir­ che unter dem Pontifikat Honorius III. gegenüber der „monarchischen“ unter seinem Vorgänger und Nachfolger betonte schon F. F ehling, Kaiser Friedrich II. und die römischen Cardinäle in den Jahren 1227—1239 (Historische Studien 21), Berlin 1901, S. 2 ff. 38 H. M. Schaller, Kanzlei, S. 250 ff. 39 O . Engels, Deutscher Orden, Papst und Kaiser, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertums­ kunde Ermlands 33, 1969, S. 312.

41 seinen Vertreter erneut nach Deutschland zu senden40. Dieser begab sich im März zu­ nächst zu Honorius nach Rom und setzte dann die Reise nach Deutschland fort. Viel­ leicht begleitete er ein Stück den um eben diese Zeit von Honorius an den französi­ schen König abgesandten päpstlichen Legaten Konrad, Bischof von Porto und Kardi­ nal von S. Rufina, einen Zisterzienser42, der nach der scharfen Kritik Friedrichs an der mangelnden Eignung der Kreuzzugspropagandisten43 den Auftrag bekam, auch in Deutschland das Kreuz zu predigen44. Ob der Ordensmeister auf dem Hoftag zu Frankfurt Mitte Mai zugegen war, was möglich, aber nicht sicher ist4S, mag dahingestellt bleiben. Den wichtigsten und in die Zukunft weisenden Niederschlag seines Aufenthaltes stellte jedenfalls seine Mitarbeit an dem mit Datum 4. 7. 1224 zu Dannenberg ausgestellten Vertragswerk dar46, durch welches die gesamte Nordostpolitik des Reiches eine neue Grundlage erhalten sollte. Das Abkommen kam zustande ,,in Gegenwart des Meisters des Hauses der Deut-

40 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, S. 238; Chronica regia Coloniensis, com. IV, S. 253: Verum audiens Imperator, Sarracenos, qui in monte Platano habitabant, veile se tue gratie subiu- gare ob quam causam pharum transire distulit, ipsum Herimannum predictum pro Sancte Terre principali tuicione ac imperii negociis in Alimanniam premittens. Die angebliche Zeugenschaft Her­ manns im März 1224 (W. C ohn, Hermann von Salza, S. 56, Anm. 4) zu Palermo gehört allerdings erst in das folgende Jahr. 41 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, N r. 261, S. 238: ... prout idem magister, quem ad vestram prius presentiam destinamus, proponet in conspectu vestro singula singillatim. Wenn die vier am 30. 4. 1224 in Rom ausgefertigten Verfügungen des Papstes (P ressutti, N r. 4950-4953), die sich sämtlich auf das Burzenland beziehen, ein Reflex des Aufenthaltes Hermanns sind, und dies ist naheliegend, so erweist sich, daß die steigenden Schwierigkeiten des auf Autonomie drängenden Or­ dens mit der ungarischen Krone keineswegs dem Blickfeld des Hochmeisters entschwunden sind. Die auf Birten Hermanns durch Honorius vorgenommene Übernahme des Burzenlandes und Transsylva­ niens in Schutz und Eigentum des Hl. Petrus (P ressutti, N r. 4950) macht das Bestreben des Ordens deutlich, sich der weltlichen Gewalt des ungarischen Königs und der kirchlichen der lokalen Bistums­ organisation zu entziehen. 42 Konrad war ein Sohn Eginos IV. von Urach, 1209 Abt von Villers, 1214 von Clairvaux, 1217 von Citeaux. Zu ihm vgl. K. H. Fhm. Roth von Schreckenstein, Konrad von Urach, Bischof von Porto und S. Rufina, als Cardinallegat in Deutschland 1224—1226, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 7, Göttingen 1867, S. 319-393; E. K artusch, Das Kardinalskollegium in der Zeit von 1181-1227, Diss. Wien 1948, S. 118-126. Woher W. C ohn, Hermann von Salza, S. 66 das Urteil nimmt, Konrad sei auf Veranlassung Hermanns zum Legaten ernannt worden, bleibt unerfindlich. 43 E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, Nr. 261, S. 238: Nam predicatores . . . vilipenduntur ab Omnibus, tum quod infime pertone videntur, tum quod nullam auctoritatem vel aliquam ... habeant prestande indulgentie potestatem . . . . 44 Chronica regia Coloniensis, cont. IV, S. 253: Eodem anno Cunradus Portuensis episcopus et Sancte Rufme kardinalis a sede apostolica pro utilitate Sancte Terre in Theutoniam mittitur, et 6. feria post pentecosten (d.b. 7. Juni) Colonie cum honore suscipitur. 45 A. Lorck, Hermann von Salza, S. 40 und W. C ohn, Hermann von Salza, S. 62 nehmen Teilnahme an, dagegen skeptisch A. K och, Hermann von Salza, S. 37, Anm. 2. Die Frage ist, ob er sich unter d en nuncii imperatoris cum litteris ipsius affuerunt befand, von denen Chronica regia Coloniensis, S. 253 berichtet. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 225 mit Anm. 2. 46 MGH Const. 2, Nr, 101.

42 sehen, Hermann, und anderer Boten des Reiches“47 und lief in seinen Bestimmungen auf einen Kompromiß zwischen den kurialen und kaiserlichen Absichten hinaus48. König Waldemar II. von Dänemark verpflichtete sich gegen seine Freilassung zum August 1226 mit hundert Schiffen auf zwei Jahre zum Kreuzzug. Im Todesfall oder bei Verhinderung aus triftigem Grunde sollte er 25.000 Mark Silber an Gesandte des Königs von Jerusalem und des Deutschen Ordens zur Unterstützung der Sache des Heiligen Landes zahlen49. Honorius, der ursprünglich für die bedingungslose Freilas­ sung des Dänenkönigs eingetreten war50 51, konnte gegen diesen Passus wohl kaum Ein­ wände geltend machen. Dem Reich gab Waldemar die Terra Transalbina zurück und verzichtete auf alle diesbezüglichen Privilegien, die ihm von Otto IV. und Friedrich II. - zuletzt 1214sl - verliehen worden waren52. Das Land, welches Graf Albert von Orlamünde in Transalbingien bisher als Lehen des Dänenkönigs innehatte, sollte er nun vom Reich zu Lehen nehmen, ebenso wie die Bischöfe von Lübeck, Ratzeburg und Schwerin ihre Regalien wieder vom Reich empfangen sollten53. Die slawischen Gebiete, d.h. Rügen und Pommern54, die zwischen der dänischen Krone und dem Reich strittig waren, wurden Waldemar ebenfalls zur Herausgabe auferlegt, doch soll­ te er sie nach richterlicher Entscheidung oder auf dem Gnadenweg zurückerhalten55. Sein Königreich schließlich nahm er vom Reich zu Lehen und leistete den Treueid56. Die Bestimmungen dieses Vertrages hinsichtlich der Landstriche an der Ostsee stehen in einem inneren Zusammenhang mit dem sogenannten Kaisermanifest57, das Friedrich im März des Jahres in Catania vermutlich noch in Gegenwart des O r­ densmeisters58 erlassen hat. Darin wurden die „Völker in den nördlichen Land­

47 Ebd., S. 127. 48 Den Kompromißcharakter zwecks Ermöglichung der Kreuzfahrt des dänischen Königs betonen G. D asse, Hermann von Salza, S. 10; R. U singer, Deutsch-dänische Geschichte 1189—1227, Berlin 1863, S. 321; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 63 ff.: E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 434; M. H am ann, Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Landständischen Union 1523 (Mitteldeutsche Forschungen 51), Köln 1968, S. 100 ff. 49 M GH Const. 2, S. 127: Si vero morte preventus fuerit vel alia causa legitima prepeditus, dabit viginti quinque milia marcarum argenti in subsidium Terre Sancte . . . . 50 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 238; Pressutti, Nr. 4550. 51 Meklenburgisches Urkundenbuch 1, N r. 203; BF 773. 52 M GH Const. 2, S. 127 f. 53 Ebd., S. 128. 54 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 435. 55 M GH Const. 2, S. 128. 5 6 E b d .: Item dominus rex accipiet regnum Datie de manu imperii et ei homagium faciet, secundum quod alii principes facere solent, et fidelitatem bona fide servabit. 57 HB 2.1, S. 423 f.; Preußisches Urkundenbuch 1, hg. v. R. P hilippi, Königsberg 1882 (ND 1961), N r . 52. 58 So H. L ubenow , Kaisertum und Papsttum im Widerstreit bei der Gründung des Deutschordensstaa­ tes in Preußen, in: GW U 23, 1972, S. 200.

43 strichen nämlich in Livland, Estland, Samland, Preußen, Semgallen und weiteren benachbarten Provinzen“ in des Kaisers und des Reiches besonderen Schutz genom­ men und den Neugetauften zugleich die Besitzungen und Immunitäten bestätigt. Fer­ ner wurden sie von der Dienstbarkeit und der Jurisdiktion der dortigen Großen eximiert und sollten, wie andere Reichsfreie auch, nur der heiligen Mutter Kirche und dem Reiche untertan sein. E. Caspar u.a. betrachtete das Manifest als Mittel kaiserlicher Gegenpropaganda gegenüber der Kurie59, doch muß festgehalten werden, daß der Kaiser zu dieser Zeit Streitpunkte mit der Kirche zu vermeiden bestrebt war. Viel wahrscheinlicher er­ scheint eine mehr oder weniger verdeckte Spitze gegen Dänemark, ein Eindämmungs­ versuch der dänischen Expansion im Baltikum und eine Schwächung König Walde­ mars II.60 61. In dieses Machtvakuum gedachte Friedrich einzudringen und die als politi­ sches Mittel in sein Manifest übernommene päpstliche Missionstheorie war für die Kurie nicht ohne weiteres angreifbar. Doch lassen die Ernennung des Bischofs Wil­ helm von Modena zum päpstlichen Legaten für Livland zu Ende des Jahres 1224 und das Neophytenprivileg des Honorius vom 3. 1. 122551, das an die Neubekehrten in Livland und im Preußenland gerichtet war, die als „niemand anderem ... als allein Christus ... und dem Gehorsam der Römischen Kirche unterstellt“62 angesprochen wurden, auch erkennen, daß sich hier leicht ein Konkurrenzdenken anbahnen konn­ te63. Der Deutsche Orden als geistliche Körperschaft mußte bei Wahrnehmung der ihm vom Kaiser in der Riminibulle im März 1226 verliehenen Rechtstitel zur Erobe­ rung und Herrschaftsbildung im Preußenland notwendigerweise von Anfang an in das Spannungsfeld dieser Interessen eintreten. Das Versprechen Hermanns und der anderen Bevollmächtigten des Reiches, sich mit ganzer Kraft für die Annahme des Dannenberger Vertrages einzusetzen64, wurde wohl auf dem in der zweiten Hälfte des Juli zu Nürnberg abgehaltenen Hoftag einge­

59 E. C aspar, Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaates in Preußen, Tübingen 1924, S. 24 ff. 60 G. A. D onner, Das Kaisermanifest an die ostbaltischen Völker vom M ärz 1224, in: Mitteilungen des westpreußischen Geschichtsvereins 27, 1928, S. 1-10; d ers., Kardinal W ilhelm von Sabina, Helsing- fors 1229, S. 83 f.; F. K och, Livland und das Reich bis zum Jahre 1225 (Quellen und Forschungen zur Baltischen Geschichte 4), Posen 1943, S. 57 f. 61 Preußisches Urkundenbuch 1, Nr. 53 und 54; P ressutti, N r. 5242 und 5253; P otthast, Nr. 7337 u n d 7343. 62 Preußisches Urkundenbuch 1, S. 40. 63 Anders C. K rollm ann, Der Deutsche Orden und die Stedinger, in: Altpreußische Forschungen 14, 1937, S. 9, der annimmt, daß Manifest und Papstbulle „sich ergänzen und daß ein Hand-in-Hand- Gehen der beiden Mächte vorliegt“ . 64 M GH Const. 2, Nr. 101, S. 129: Nunctii imperii . . . promiserunt in fide, qitod modis Omnibus et bona fide studebunt, ut ea que supra dicta sunt principes prosequantur, et hoc idem magister domus Teutoni- corum facturum se dixit.

44 löst65. Eine Zustimmung auch von seiten des päpstlichen Legaten Konrad von Porto ebendort ist anzunehmen66. Wenn dann auch der Vertrag durch die Verweigerung der dänischen Seite nicht zur Ausführung kam, so wurde durch deren Niederlage in der Schlacht bei Mölln im Ja­ nuar 1225 und den entscheidenden Sieg von Lübeckern und Hamburgern, der Grafen von Schwerin und Schaumburg-Holstein sowie Herzog Albrechts von Sachsen und des Bremer Erzbischofs bei Bornhöved (22. 7. 1227)67 über König Waldemar II. das Ostseeland von Holstein bis Pommern für das Reich zurückgewonnen. Diese Ereignisse bereiteten in erheblichem Maße den Weg für das künftige Ordens­ land Preußen vor, und die Kenntnis der Machtkonstellation im Ostseeraum werden Hermann von Salza wenig später mitbewogen haben, auf das Angebot Konrads von Masowien einzugehen und seinem Orden ein neues Tätigkeitsfeld zu eröffnen.

3. Der Vertrag von S. Germano 1225

Nach dem Hoftag zu Nürnberg Ende Juli 1224 hat der Ordensmeister vermutlich Deutschland wieder verlassen und sich zur Berichterstattung nach Sizilien zurückbe­ geben68. Dort erscheint er zweimal in kaiserlichen Urkunden als Zeuge im März 1225 in Palermo69. Im April setzte der Kaiser zum Festland über und begab sich nach Apu­ lien, vielleicht zunächst nach Melfi, wo ihn Johann von Brienne erwartete70. Im Laufe des Monats Mai wird der neuerwählte Patriarch von Jerusalem, Gerold, vormals Bi­

65 Hermanns Anwesenheit, wie auch die des päpstlichen Legaten, ist bezeugt HB 2.2, S. 801; BF 3930 (23. 7. 1224). 66 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 437 mit Anm. 5. Der Bericht der Chronica regia Colo- niensis, S. 254 zu den Vorgängen bei Dannenberg ist chronologisch verwirrt. Die Überlegung von A. K och, Hermann von Salza, S. 40, Hermann sei im August nochmals nach Norddeutschland ge­ sandt worden, „um bessere Bedingungen zu erlangen“, muß als unbewiesen gelten. 67 Hierzu F. R örig, Die Schlacht bei Bornhöved 1227, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte 24,1927, S. 281—299; auch in: d ers., Vom Werden und Wesen der Hanse, Leipzig 31943. 68 Letzte Erwähnung als Zeuge zu Nürnberg am 23. 7. 1224: BF 3930. Das vom Hochmeister mit Datum 1225 ausgestellte Diplom über einen Tauschhandel mit dem Abt des Klosters Hersfeld (Hessisches Urkundenbuch 1, hg. v. A. W yss, Leipzig 1879, Nr. 14) ist von K. H. Lam pe, Urkundenbuch der Deutschordensballei Thüringen, Bd. 1, Jena 1936, Nr. 27 auf Juli 1224 umdatiert worden und kann einen späteren Aufenthalt Hermanns in Deutschland nicht absichern. Vgl. zur Datierung auch O . D obenecker, Regesta Diplomatica neenon Epistolaria Historiae Thuringiae, Bd. 2, Jena 1900, N r . 2254. 69 HB 2.1, S. 475; BF 1553, 1554. Ganz ungenügend in der Chronologie hier W . K nebel, Kaiser Fried­ rich II. und Papst Honorius III., Diss. Münster 1905, S. 102. 70 Ryccardi de Sancto Germano chronica ad a. 1225, hg. v. G arufi, S. 120; BF 1558a.

45 schof von Valence71, vom Papst kommend ebenfalls am Hofe Friedrichs eingetroffen sein, der sich nun zu Foggia aufhielt72. Es ging um die erneute Verschiebung des Kreuzzugtermins, denn das mangelnde Echo auf die Reisen Johanns, Hermanns und des Legaten Konrad von Porto konnte auch Honorius nicht einfach übergehen. Die Gesandtschaft, die im Juni 1225 zu Honorius aufbrach, hatte eine bemerkens­ werte Zusammensetzung. Sie bestand aus König Johann, dem Patriarchen Gerold von Jerusalem und dem Deutschordensmeister73. Bald schon sollten die beiden ersteren in erbitterte Gegnerschaft zu Friedrich geraten, doch hier sieht man sie noch gemeinsam bemüht, den auch ihnen unvermeidbar erscheinenden Aufschub beim Papst für den Kaiser zu erreichen. Die Verhandlungen haben wahrscheinlich in Tivoli begonnen, wohin sich Hono­ rius vor der stadtrömischen Oppositon geflüchtet hatte, und sind dann in Rieti zu Ende geführt worden. Anschließend kehrten die Gesandten zu Friedrich zurück, der sich bereits im Juni nach Troia begeben hatte. Mit Brief vom 18. 7. 1225 kündigte Honorius als seine Bevollmächtigten den Kardinalbischof Pelagius von Albano und den Kardinalpriester Guala von S. Martino ai Monti an74. So kam am 25. 7. 122575, dem zehnten Jahrestag seiner Krönung zu Aachen, der Vertrag von S. Germano zu­ stande, der Friedrich aufs äußerste an sein Kreuzzugsversprechen band, ihm aber auch eine erneute Frist von zwei Jahren einräumte. Des Deutschordensmeisters Anteil wird deutlicher, wenn man einen Vergleich mit dem ein Jahr zuvor geschlossenen Abkommen von Dannenberg zieht. Die Friedrich auferlegten Lasten waren naturgemäß größer: Zwei Jahre lang sollte er tausend Ritter im Heiligen Land bereitstellen, bei Nichterfüllung dieses Kontingents pro Kopf 50 Mark Silber zahlen. Weiterhin verpflichtete er sich, zweitausend Ritter mit ihrem Ge­ folge sowie pro Ritter drei Pferde in drei Transporten mit hundert Lastschiffen über­ zusetzen. Für den Notfall sollten fünfzig ausgerüstete Galeeren bereitstehen76. „Außerdem geben Wir vorgenanntem König, dem Patriarchen sowie dem Meister

71 Vgl. W. Jacobs, Patriarch Gerold, S. 15 f. Gerold begegnet erstmals in seiner neuen W ürde in drei Schreiben des Papstes aus Tivoli vom 10. 5. 1225: P ressucti, N r. 5472, 5473, 5474, wenn auch dort (5473) vom Herausgeber irrtümlich mit M atthaeus bezeichnet. 72 BF 1559 ff. 73 Ryccardi de Sancto Germano chronica, S. 120: ... pro dilatione passagii optinenda Imperator mittit regem predictum et patriarcham. Hermann erscheint im Juni als Zeuge zu Foggia (BF 1566). Die Urkunde muß gegen W. C ohn, Hermann von Salza, S. 76 und S. 77, Anm. 1, von Anfang Juni stam­ men, denn die Gesandtschaft - die Teilnahme des Hochmeisters erhellt aus HB 2.1, S. 500 - hat sowohl in Tivoli wie in Rieti mit Honorius verhandelt. In Rieti urkundet der Papst zuerst am 23. Juni (P ressutti, Nr. 5537) zugunsten des Patriarchen. Der Kaiser ist noch im Juni nach Troia gekommen. Die Zeugenschaft zu Foggia läßt sich daher besser zu Anfang als zu Ende Juni erklären; vgl. A. Lorck, S. 43. 74 Zu den Kurienkardinälen unter Honorius III. siehe A. Paravicini B agliani, Cardinali di Curia e „Familiae“ Cardinalizie dal 1227 al 1254, tom. 1, Padova 1972, S. 11-16. 75 Ryccardi de Sancto Germano chronica, S. 121: Actum predicto mense Iulii in festo sancti Iacobi. Bei W. C ohn, Hermann von Salza, S. 77 wird irrtümlich der 15. 6. 1225 genannt. 76 Ryccardi de Sancto Germano chronica, S. 121 und ausführlich HB 2.1, S. 501-503.

46 und den Brüdern des Hauses der Deutschen 100.000 Unzen Gold oder den Gegen­ wert in Silber in Verwahrung“ .77 Der in Aussicht genommene Termin der Ankunft deckte sich auffällig mit dem Kö­ nig Waldemar auferlegten (Sommer 122 7)78, so daß Hermann wahrscheinlich bereits in Dannenberg die Absicht des Kaisers auf zweijährigen Aufschub eingebracht hat. Erneut erscheinen Johann von Brienne und der Hochmeister, dazu nun der Patriarch Gerold, als Treuhänder der ausgesetzten Geldsummen, die, sollte der Kaiser vor oder auf dem Zuge sterben oder aus irgendeinem Grunde die Überfahrt nicht antreten, an jene und die anderen beiden Ordensmeister zum Wohle des Heiligen Landes verfallen sollten. Die folgenschwerste Bestimmung aber bestand in der Bannklausel. Sollte die Fahrt, aus welchem Grunde auch immer, nicht angetreten werden, so verfiel der Kai­ ser automatisch dem Kirchenbann, den er für den Fall der Nichteinhaltung einer sei­ ner Zusagen schon jetzt über sich aussprechen ließ. Doch selbst sein Tod sollte die Verbindlichkeit der eingegangenen Verpflichtungen nicht lösen können. Der Nach­ folger war gehalten, diese zu übernehmen, das Königreich Sizilien sollte als Pfand da­ für dienen. E. Winkelmann, der in den Jahrbüchern den Vertrag von S. Germano ausführlich analysiert hat, meinte gerade im Hinblick auf die verhängnisvolle Bannklausel, daß Friedrich schließlich „selbst die Bedingungen von S. Germano aufgestellt“ habe79 und findet das Verhalten Hermanns auffällig, der dem Dänenkönig einen Ausstieg aus der Kreuzzugverpflichtung offenhielt, seinem kaiserlichen Freund jedoch nicht. Zu bedenken ist aber, daß der Verhandlungsspielraum des Staufers von Aufschub zu Aufschub geringer geworden war und die Banndrohung als logische Konsequenz der unerfüllt gebliebenen Hoffnungen der Kurie erscheint. Unter allen Persönlichkeiten, die nun bereits seit Jahren die Kreuzfahrt betrieben, erscheinen bei niemandem in gleichem Maße wie bei Friedrich die Prioritäten des Handelns als so anders gesetzt. Bei grundsätzlicher Bereitschaft zu dem gelobten Un­ ternehmen blieb doch stets eine Tendenz bestehen, den durch Aufschub erlangten Zeitgewinn in politische Erfolge gegen seine Widersacher umzumünzen, das Kreuz­ zugsprojekt als eine Art Faustpfand zu verwenden. Dies sollte sich auch nach S. Ger­ mano sehr bald wieder bei der Behandlung des Problems der oberitalienischen Städte erweisen. Anders dagegen Hermann von Salza. Im Jahre 1220 hatte er zuletzt den Hochmei­ stersitz in Akkon aufgesucht80. Bei allem Einsatz für die Sache des Kaisers mußte

77 Ebd., S. 502. 78 Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 237, Anm. 3; S. 436, Anm. 3. 79 Ebd., S. 239, Anm. 1. 80 S trehlke, Nr. 53; RRH Nr. 934. Die fast ständige Abwesenheit des Hochmeisters und seiner drei Nachfolger von ihrem palästinensischen Haupthaus führte wohl um 1250 zum Beschluß des Ordens­ kapitels, diesen nur in begründeten und dringenden Fällen von seiner Residenzpflicht zeitlich eng begrenzt zu entbinden. Vgl. Die Statuten des Deutschen Ordens, hg. v. M. Perlbach, Halle 1890, S. XLIX f.; S. 99 f. („Gewohnheiten“ 12); S. 135 („Gesetze über Meer“ III. 1).

47 auch bei ihm wachsende Besorgnis um sich greifen, wenn die zahlreichen Reisen und Unterhandlungen der vergangenen Jahre bisher ohne greifbaren Erfolg geblieben wa­ ren, So mag die Annahme nahelicgcn, daß die unwiderrufliche Bindung an das Kreuz- zugsumernchmen auch imJsinüe der drei kaiserlichenJJnterhandler gewesen ist, die Kurie mit ihren Forderungen hier also auf Gegenliebe stieß. Die im November ge­ schlossene Ehe Friedrichs mit Isabella mußte den Eindruck noch verstärken, daß nun­ mehr ein Netz von Sicherheiten geknüpft war, welches die Überfahrt garantierte;

4. Deutschordensbesitz im Heiligen Land: das Bestätigungsdiplom vom Januar 1226

Den veränderten Machtverhältnissen im Königreich Jerusalem, die sich aus der An­ nahme des Königstitels durch Friedrich und der Entzweiung mit seinem Schwiegerva­ ter Johann von Brienne gleich nach der Hochzeit ergaben, trug der Ordensmeister als­ bald Rechnung, indem er sich im Januar 1226 vom Kaiser und, gesondert, auch von Isabella sämtliche Besitzungen des Ordens im Heiligen Land bestätigen ließ81.____ Dabei handelte es sich in erster Linie um denjimfangreichen Landkomplex um das Casteilum regis (Chastiau dou Rei; Chateau du Roi) mit 44 namentlich aufgeführten Casalien nordöstlich von Akkon gelegen, den Hermann am 30. 5. 1220 von Otto, Graf von Henneberg, und seiner Gemahlin Beatrix sowie deren Sohn Otto gegen die bedeutende Summe von 7.000 Mark Silber und 2.000 Byzantinern erwerben konnte82. Der Kauf war damals noch am gleichen oder folgenden Tage von Johann von Brienne bestätigt worden83, wobei sich dieser neben einer Summe von 500 Mark Silber den ganzen in sarazenischer Hand befindlichen Teil des Erbes der Beatrix reservieren ließ84. Vermutlich persönlich85 hatte Hermann bei Honorius III. am 27. 10. 1220 eine Bestätigung des Kaufvertrages erreicht86, ohne daß dabei etwaige Hindernisse durch eventuell eingegangene Lehnsverpflichtungen seitens des Ordens erkennbar zur De­ batte gestanden hätten.

81 HB 2.1, S. 531—538; BF 1590, 1591. W. H u b atsch , Der Deutsche Orden und die Reichslehnschaft über Cypem, S. 262 begründet die Ausfertigung auf Isabella mit der noch nicht erfolgten Krönung ' Friedrichs zum König~von Jerusalem zwecks größerer RechtssicherheifT“ ------82 S trehlke, Nr. 52; RRH N r. 933. 83 S trehlke, Nr. 53; RRH Nr. 934. Hier auch die namentliche Nennung der Casalien. 84 Ebd.: Quitaverunt etuim predicti magister et fratres mihi et successoribus meis quicquid ad presens est in manibus Sarracenorum .... Toron cum quibusdam munitionibus, scilicet Sephet e{ Beaufort cum Be~ linas hatte Al-Kamil u.a. den Kreuzfahrern vor der Einnahme Damiettes (5. 11. 1219) angeboten. Hieran mag Johann bei Kodifizierung seines Reservatrechts gedacht haben: Briefe des Jakobus de Vitriaco (1216-1221), hg. v. R. R ö h rich t, in: ZKG 16, 1896, S. 74. 85 So A. L orck, S. 14; A. K och, S. 23; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 30. 86 S treh lk e, Nr. 54; P o tth a st, Nr. 6376. Der Neubesitz sollte jedoch nicht unangefochten in die Hände des Deutschen* Ordens gelangen, denn das unter der Bezeichnung Seigneurie de Joscelin zusammen­ gefaßte Territorium, welches sich Joscelin III. von Courtenay, Titulargraf von Edessa und Onkel König Balduins IV., seit 1179 in der Krondomäne von Akkon aufbaute, hatte nicht nur dessen ältere Tochter Beatrix, sondern auch die Jüngere Agnes'zur: Erbin®7. Deren bisher übergangene und beim Verkauf nicht erwähnte, rechtmäßige Ansprüche waren als Hypothek in das Geschäft Hermanns und des Ordens miteinge- gangen. “ ;----- ~ t ------_^D ieim Januar 1226 ausgestellte kaiserliche Urkunde ging nun über eine Bloße Be­ stätigung des 1220 Erworbenen hinaus. Denn zum einen machte sie die territorialen Einbußen des Ordens hinsichtlich der unter sarazenischer Herrschaft befindlichen Teile der Seigneurie de Joscelin zugunsten Johanns von Brienne und seiner Nachfolger - und als solcher zeichnete jetzt Friedrich II. - rückgängig und wies dem Orden sei­ nen Anspruch auf die Baronie Toron (mit insbesondere Banyas und Chateauneuf) uneingeschränkt zu. Ausdrücklich wurde dabei der Hoffnung Ausdruck verliehen, schon bald diesen Landstrich dem Einflußbereich der sarazenischen Unterdrückung wieder zu entreißen88. Zum anderen gewährte der Kaiser für die Herrschaft Toron und Kronlehen in der 3n-jedemDienst8^-und-trugdamit-zugleick_

87 Zum Ganzen ausführlich H. E. M ayer, Die Seigneurie de Joscelin, S. 171-216. Ältere, daneben immer noch hinzuzuziehende Arbeiten zur Seigneurie: H. Prutz, Die Besitzungen des Deutschen Ordens im Heiligen Lande. Ein Beitrag zur Culturgeschichte der Franken in Syrien, Leipzig 1877; L. de Mas L atrie, De quelques Seigneuries de Terre Sainte oubliees dans les Familles d’Outremer de Du Cange, Seigneurs de Saint-Georges, du Bouquiau et du Saor, -in: Revue Historique 8, 1878, S. 107—120; R. R ö h rich t, Studien zur mittelalterlichen Geographie und Topographie Syriens, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 10, 1887, insbesondere S. 267—278; J. L. La M onte, The Rise and Decline of a Frankish Seigneury in Syria in the Time of the Crusades, In: Revue histo­ rique du Sud-Est europeen 15, 1938, S. 301—320; G. B eyer, Die Kreuzfahrergebiete Akko und Galilaea, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 67, 1944/45, S. 183—260. 88 HB 2.1, S. 534:... ut quam cito bona illapredictifeodi que violencia Sarracenorum occupavit recupera- ta fuerint divina misericordia favente .... Die Wendung beinhaltet wohl doch mehr als ,,eben nur geduldiges Pergament“ , weil der Kaiser „nicht ernsthaft an eine Möglichkeit (glaubte), daß der vorge­ sehene Restitutionsfall in absehb areFZeit ztTTealisferen sei71-(H 7li .~M a yxF^SeigneurierSvi 96)r Denn im Vertrag mit Al-Kamil hat sich Friedrich gerade gesondert, und schließlich auch erfolgreich, —bemüh vüas-ganze Gebiet um Toron,-que-Jarghissimajest, eLampla et satis^ compda christianis (MGH Const. 2, N r. 122, S. 165) für .seinen Hauptalliierten im Heiligen Land, den Deutschen Orden, zurückzugewinnen, wie H. E. M ayer, Seigneurie, S. 204 selbst konstatiert, auch wenn der Orden und Friedrich wenig später die älteren Rechte der Alice von Armenien auf Toron und damit den Gerichtsentscheid (esgart) der Haute Cour des Königreiches anerkennen mußten. Vgl. H. E. M ayer, Seigneurie, S. 204 ff.; E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 115 mit Anm. 6. 89 HB 2.1, S. 534: Concedimus insuper ut omnia predicta bona ipsius feudi tarn habita quam habenda eadem sacra domus perbenniter possideat, et quiete ab omni serviäo iibera et exempta. Ebd., S. 535: Eximimus insuper domum ipsam et domos derivatas ab ea ab omni data, collecta seu exactione, ab omni ahgaria et ab omni bonere cujuslibet servitutis. auch der Lehnsexemtion des Deutschen Ordens Rechnung90, die Honorius III. 121691 und erneut 1220” verliehen hatte, und die bei den Templern seit 113993, bei den Johannitern seit 1187/9194 bestand. Die päpstliche Lehnsexemtion, die als „Be­ vorzugung”,95 als „positive Begabung”,9ft aufzufassen ist, hat hier ihren Niederschlag in der HerausnahmcrderOrdcns^ujrder Lchnshicrarchie des Königreichs Jerusalem V i IV gefunden. Den in diesem Zusammenhang wichtigen Hinweis auf die Parallelität dieser Bestimmung mit der ähnlich formulierten in der Goldbulle von Rimini97 hinsichtlich Preußens nunzwei Monate .später verdanken wir der Beobachtung H . E. Mayers:*8^ Das Januardiplom könnte man so geradezu als diejSoldene Bulle für Palästina be­ zeichnen ,_wäre dem Orden die Durchsetzung sämtlicher in ihr enthaltener Rechtstitel geglückt! . -T = :--rr:------An den Grenzen des universalen Kaiserreiches, in den Kampfzonen mit den Un­ gläubigen, vermischte sich der Missionsgedanke der Kirche mit der Unterwerfungsab­ sicht der imperialen Gewalt in Gestalt des Deutschen Ordens zu einer Symbiose, bei der Papst- und Kaisertum diesen für ihre je eigene Zielsetzung einzuspannen trachte­ ten. Dabei bedurfte es schon einer Persönlichkeit vom Range Hermanns, um die im Ansatz gegenläufigen Tendenzen zu harmonisieren und für den Orden fruchtbar zu machen.

90 Hierzu I. M atison, Die Lehnsexemtion des Deutschen Ordens, S. 194—248, hier S. 210 ff.; ebd., ___ Anm. 60 auch der Hinweis, daß bereits vor der päpstlichen Privilegierung, seit dem Jahre 1206 (Philipp von Schwaben), nachweisbar ist, daß der Orden durch den König die Erlaubnis zum Erwerb reichslehnbarer Güter erhielt, wobei sich ,,Lehnsgut in Allodialbesitz“ verwandelte. Allerdings bemerkte dies, entgegen der Annahme Matisons, schon H. P ru tz , Die geistlichen Ritterorden, Berlin 1908 (ND 1977), S. 104. 91 S trehlke, N r. 303: Prohibemus preterea et omnimodis interdicimus, ne ulla ecdesiastica secularisve persona a magistro et fratribus eiusdem domus exigere indebite audeat fidelitates, hominia seu iuramenta vel reliquas securitates, que a secularibus frequentantur. 92 S trehlke, N r..306. 93 R. Hiestand, Papsturkunden für Templer und Johanniter. Vorarbeiten zum Oriens Pontificus 1 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Phil.-Hist. Kl., 3. Folge, Nr. 77), Göttingen 1982, N r. 3. 94 Ebd., Nr. 223. —95 Lr-Matison,- Lehnsexemtion, S.-209,-welche-die-Xermini-„LehnsYerbQ£!l-und_,,Lehnsunfähigkek”----- vermieden sehen möchte, da sie „eine negative Färbung enthalten, die zu Mißverständnissen und Fehl­ interpretationen geführt haben“. 96 U. A rn o ld , Der Deutsche Orden und Preußen änrEnde d e n 2. und’zirBeginn des 13. Jahrhunderts;----- in: Zeitschrift für Ostforschung 22, 1973, S. 119. 97 Hg. v. E. W eise, Interpretation der Goldenen Bulle von Rimini (März 1226) nach dem kanoni­ schen Recht, in: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. K. W ieser (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 1), Bad Godesberg 1967, S. 26: ... concedentes et confirmantes eidem magistro, successoribus eins et domui sue in perpetuum tarn predictam terram ..., neenon totam terram ut cam liberarn ab omni servitio et exactione tuneant et immunem et r/ttlli respondere proinde teneantur. 98 H. E. M ayer, Seigneurie, S. 198 und S. 200.

50 So wird man den Zeitraum Herbst 1225/Frühjahr 1226 als eine Art Kulminations- '• punkt in der früheren Ordcnsgcschichte betrachten dürfen. Es scheiterte nämlich einerseits das burzcnländische Unternehmen an den immer deutlicher zutage treten­ den Autonomiebestrebungen des Ordens gegenüber der ungarischen Krone und der ------lokalen Diözesanverfassung99,-die der direkten Unterstellung unter den Stuhl Petri ihren entschiedenen Widerstand entgegensetzten. Andererseits eröffneten sich durch die erfolgte rechtliche Gleichstellung mit den beiden älteren Ritterorden der Templer ______und Johanniter und die engen Verbindungen Hermanns zu Friedrich 11. in Palästina ____ und in Preußen neuartige territoriale Möglichkeiten. Daß dabei der Kaiser, der anson- sten doch auf die Wahrung undMehrung der Regalien genauester^ achtete, zugunsten ______des Deutschen Ordens nicht nur auf den Dienst eines Lehens der Krondomäne - das Gebiet um das Castellum regis und St. Georges de Labacne nämlich sondern auf den gesamten Dienst einer Herrschaft des Königreiches, d.h. der Baronie Toron, zu verzichten gewillt war, ist aber wohl nicht, wie Mayer annimmt, darauf zurückzufüh­ ren, daß Friedrich „die Frage in bezug auf Toron nicht für akut hielt“,100 wie s'eine Bemühungen um Übergabe der Baronie an das deutsche Haus 1229 belegen, sondern auf die herausragende Rolle, die er dem Orden unter der Führung Hermanns von Salza in seinen Plänen zudachte. Diese Bestrebungen trafen sich mit der seit dem bur- ______zenländischen Versuch als deutliche Konstante H ermannscher Politik erkennbaren Absicht, seinem Orden, ausgehend von einem eximierten Territorialverband, durch Hinausgreifen über dessen Grenzen in heidnisches Gebiet hinein die Möglichkeit der

99 Hierzu zuletzt H. Zimmermann, Der Deutsche Ritterorden in Siebenbürgen, S. 267—298. Das Rechtsverhältnis, in das der Orden durch die Verleihung der terra Borza durch den ungarischen König Andreas II. im Jahre 1211 getreten ist, bleibt verschwommen. Die Formel... quandam terram Borza nominey ultra sylvas versus Cumanos licet desertam et inbabitatam contulimus pacifice inhabitandam et in perpetuum libere possidendam, ut et regnum per conversationem eorum propagatam dilatetur (UB zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, hg. v. F. Zimmermann/C. W erner, Bd. 1, Her­ mannstadt 1892, N r. 19) beinhaltet wohl eine Immunität des ganzen Gebietes; die Erfolge des Ordens gegenüber den heidnischen Rumänen sollten aber auch und in erster Linie der ungarischen Krone zu­ gutekommen. Es liegt nahe, obwohl entsprechende Bestimmungen fehlen, daß von seiten der Krone hier an ein Lehnsverhältnis gedacht worden ist. Nach Erlangung der päpstlichen Privilegien von 1216 und 1220 hinsichtlich einer Lehnsexemtion und der Eximierung von der bischöflichen Diözesangewalt 223.-(UB-Siebenbiirgen, Nr._3iLund.36.), fühlte skh_der_Qrden im. darauffolgenden Jahr soweit abgesi­ chert, daß er sein Territorium in ius et proprietatem apostolicae sedis (UB Siebenbürgen, Nr. 40) stellte, eine Formel, mit der von Rom konkrete politische Ziele verbunden worden sind (vgl. K. V c r ------hein, Lehen und Feudalemphyteuser Eine Untersuchung über die-Abhängigkeitsformen-weltlicher' Staaten vom heiligen Stuhle von der Mitte des 11. bis zur Mitte des-14. Jahrhunderts, Masch. Diss. Hamburg 1951, S. 238 ff.) und die der ungarische König wohl nicht zu Unrecht als drohende Heraus­ lösung aus seinem Reichsverband interpretierte. Im Heiligen Land und in Preußen lagen die Dinge in­ sofern anders, als bqi ersterem die Lehnsexemtion bewußt von Friedrich zur Stärkung des Ordens ge­ währt wurde, im zweiten Falle eine konkrete Herrschaft über die Gebiete der Preußen erst noch er­ kämpft werden mußte. Im Burzenland hat der Orden allein mit den päpstlichen Privilegien gearbeitet, in Palästina und Preußen konnte'cr sich auf solche von Papst und Kaiser stützen. 100 H . E. M ayer, Seigncurie, S. 199. Festsetzung zu schaffen und so ein autonomes Territorium zu begründen, dessen ur­ sprüngliche Ausgangsbasis sodann hinzugezogen wird. Wenn dabei hinsichtlich Palä­ stinas auch immer mit dem Mißtrauen und Widerstand des einheimischen Adels ge­ rechnet werden mußte, der bei zunehmendem Verkauf von Adelsland an die Orden ins Hintertreffen zu geraten drohte101 *, so lag in dem Januardiplom des Kaisers bei einer kontinuierlicheren Entwicklung der Kreuzfahrerstaaten als sie tatsächlich von- statten ging möglicherweise der Kern zu einer_analogen Erscheinung wie der des Deutschordensstaates in Preußen101. __ irliT diesem, eingeschränkteHT Sinne könnte man in Abwandlung der programma­ tischen Aussagen Hubatschs103 von Tendenzen zur Bildung eines Deutschordens-

101 Ebd., Anm. 60. 102 Die Ausweitung der Seigneurie de Joscelin in sarazenisches Gebiet hinein mittels Eroberung und plan­ mäßiger Festsetzung, einschließlich erfolgreicher Missionierung, hätte beispielsweise langfristig auch die Änderung des Rechtsstatus der übrigen zusammenhängenden, auf dem Boden des Königreichs lie­ genden Territorien des Ordens nach sich ziehen können. So aber ,,kann keine Rede davon sein, daß ------mit-der Dienstbefreiung etwa diese Gebiete aus dem Reichsverband ansgesr.hieden wären" (H. E. M ayer, Seigneurie, S. 198). Vgl. zum Charakteristikum derTerritorialbildung des Ordens unter ____ Hermann U. A rn o ld , Hermann von Salza, in: TRE 15, Lieferung 1/2, S. 97f.,.der, entgegen der Tendenz der übrigen Ritterorden, betont, daß der Deutsche Orden - , , unter Beibehaltung des ideellen Zentrums Palästina und des weiteren Ausbauversuchs dort“ - bestrebt war, ,,an den Rändern christ­ licher Herrschaft“ sich festzusetzen. 103 W. H ubatsch, Montfort und die Bildung des Deutschordensstaates im Heiligen Lande (Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. I. Phil.-Hist. Kl. 5), Göttingen 1966, S. 159—199. Neben der verfehlten Grundthese stören weitere sachliche Ungenauigkeiten und Irrtümer: 1. Die Belagerung Akkons soll sich von 1190 bis 1192 hingezogen haben; die Stadt suchten die Chri­ sten ,,aus der Hand der Türken zurückzugewinnen“ (S. 166). 2. Die Erhebung zum Ritterorden 1198 war bereits „in bezug auf die Staatsbildung insofern ein wich­ tiger Schritt, als nunmehr eine festgefügte, durch straffe Regeln gebundene aristokratische Elite die Einrichtungen des Ordens zu durchdringen und zu gestalten begann“ (S. 170). 3. Die Ritterorden sollen „in Weiterführung eremitischer Tendenzen“ entstanden sein, „die Mis­ sionsträger in gemeinsamem Leben auf ein baldiges Martyrium" gehofft haben (S. 171). Gerade nach der ausführlichen Schilderung der geistigen und gesellschaftlichen Grundlagen der „Rittermönche“ ------bleibt ein Satz wie-,,Es-waren gebundene Eliten, dier ständisch oder- religiös festgelegtr nicht-aus ihren eigenen Wertmaßstäben heraus wirksam werden konnten“ (S. 172), völlig unverständlich. Die Ordensmitglieder mußten also, so muß man folgern, Zeit ihres Lebens, um einen gängigen Terminus zu gebrauchen, sich fremdbestimmenhssen7~Daß dies nicht der Fäll warj gibtHubatsch indirekt schon wenige Seiten weiter selbst zu: „Erst die Persönlichkeit Hermanns von Salza wies das Hochmeisteramt auf das Feld der großen Politik nach eigenen Ideen“ (S. 177). 4. 1211 eröffnete „der Ungarnkönig Andreas II. zum ersten Mal dem Deutschen Orden die Möglich­ keit zu einer Territoriumsgründung, auf die Hermann von Salza sofort einging“.(S. 177 f.). In der Verleihungsurkunde findet Hermann keine Erwähnung; mit Sicherheit war er nicht „der Initiator der Überlassung des Burzenlandes“, sondern der Anstoß wird von der Krone ausgegangen sein. Auch ist zu bezweifeln, daß so kurz nach Antritt seines Hochmeisteramtes Hermann Andreas bekannt gewesen ist. Vgl. schon W. C o h n , Hermann von Salza, S. 17, Anm, 1. Generell sind die Ansichten Hubatschs zu statisch, das Ziel des Ordens von Anfang an umrissen, werden zweifellos vorhandene, bedingte Staates im Heiligen Land sprechen, niemals jedoch von einer vollen Ausbildung eines solchen, die Hubatsch allein durch die Erwerbung ausgedehnten Besitztums und die - Errichtung Montforts als gegeben ansieht, ohne im einzelnen den Rechtsbeziehungen

~ Rechisbeziehungeii aJs m du uidt,iisgeinjß"gesehunTy,Die Mis'siom- und Sicdlungszufgabe veniiuchtc" der Orden eben nur in einem unabhängigen Staatswesen nach seinen eigenen Richtlinien durchzufüh- ren, nicht als Vollzugsorgan der Kurie und erst recht nicht im Auftrag eines souveränen Landesfür— —sten" (S. 178). Zu dieser Aussage paßt denn auch gar nicht, daß der Orden 1224 ,,dcs erhöhten Schutzes der päpstlichen Hoheit gegen den Widerstand der ungarischen Geistlichkeit und des Adels bedurfte'* (S. 179), sich also in eine neue Abhängigkeit begab. 5. „Die Entscheidung für den eigenen Staat" soll „durch den Zusammenbruch der kaiserlichen Position und durch die deshalb notwendig werdende eigene Sicherung des dortigen Besitzstandes“ begünstigt worden sein (S. 180). Faktisch findet die staufische Herrschaft mit dem Erlöschen von Friedrichs Regentschaft 1243 ein Ende, der theoretische Anspruch erlosch itiit der Enthauptung Kon- radins 1268. Als Hugo III. von Zypern aus dem Hause Antiochia-Lusignan als Hugo I. 1269 König von Jerusalem wurde, da schworen ihm, nachdem er selbst zunächst den Eid auf die Verfassung des Reiches geleistet hatte, die Feudalherren den Lehnseid, die Orden und alle anderen den Treueid (Documents relatifs ä la successibilite au trone et ä la regence, cap. 17, RHC Lois II, S. 419: et puis receut les homages des untres qui li estoient tenus ä faire, et aprez receut les seremens des frairies et de tous les untres qui serement li devoient. Zum Vorgang vgl. J. R iley-S m ith, Feudal nobility, 5. 220 ff., hier S. 222; J. P raw er, Kingdom of Jerusalem, S. 99 f.). Das sacramentum (sere­ ment) band auch den Deutschen Orden an die Krone; wir haben keine Veranlassung, diesen vom Fide- litätseid dem neuen König gegenüber auszunehmen. 6. Durch den Vertrag mit Otto und Beatrix von Henneberg 1220 „war (anders als bei Johannitern und Templern) von dem Deutschen Orden zum ersten Mal im Heiligen Land ein im geistlichen Besitz befindliches Territorium errichtet worden" (S. 183). H. E. M ayer, Seigneurie, S. 177 machte darauf aufmerksam, daß wir uns die Seigneurie de Joscelin „nicht als geschlossenes Gebiet in der Kron- domäne von Akkon“ vorzustellen haben, „sondern innerhalb ihrer äußersten Begrenzungen müssen auch noch Kronbesitz und Lehen anderer Kronvasallen vermutet werden". Es handelte sich nämlich „um keine Herrschaft, sondern ein großes Kronlehen“ . 7. Die Mitteilungen zur „Deutschordensburg Thoron“ (S. 185) sind unhaltbar. „Obwohl der Orden seit langem Anspruch auf Thoron erhoben hatte, wurde erst durch den Vertrag Kaiser Friedrichs II. mit dem Sultan Al-Kamil dieser Landstrich den Christen wieder eingeräumt, doch hatten sie (sic!) Thoron selbst in Besitz behalten. Seit dem Jahr 1219 hatte der Orden Thoron wiederhergestellt und jmsgebaut....,.. .,"_Toro«, Hauptort der gleichnamigen Baronie, isLrealiter nie .vom_DeutschenXkdenia_ Besitz genommen worden. Nach der Schlacht bei Hattin 1187 fiel es in die Hände der Sarazenen und gelangte, da es von 1186—1190 nominell zur Seigneurie de Joscelin gehörte, vermeintlich durch den AnkaufvoriT220-an-den-Deutsche'n Ordcnpn Wirklichkeit äb^fwäfes l 190 an Hümfred IV. von To- ron, den Besitzer bis 1180, wieder zurückgefallen. Dessen erbberechtigte Nichte Alice von Armenien konnte die Herrschaft Toron nach Übergabe an die Christen 1229 in einem esgart der Haute Cour ge­ gen die Ansprüche Hermanns und des Ordens und gegen den erklärten Willen des Kaisers erstreiten. Damit war Toron endgültig für den Orden verloren. Vgl. H. E. M ayer, Seigneurie, insbesondere S. 204 ff. Hiernach zu berichtigen auch H. P ru tz , Besitzungen, S. 48 ff., wonach der Orden schon vor 1198 von Humfred durch Tausch Toron erhielt, und K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 37 f., Anm. 4. Toron (Tibnin) wurde 1219 auf Befehl Al-Muazzams mit anderen wich- tigen Burgen geschleift, um den Franken keine befestigten Plätze in die Hände fallen zu lassen. Vgl. H. L. Gottschalk, AI-Malik Al-Kamil, S. 88.

53 des Ordens zur Krone104, zu den Vasallen, den Kirchen und Klöstern etc. nachzuge­ Originaldiplöme, die insbesondere den Zeitpunkt ihrer Ausstellung betreffen107, hen. Auch ist ihm das kaiserliche Privileg vom Januar 1226, das ihm allenfalls zur standen und stehen dabei Fragen nach dem Charakter der von Friedrich II. gewährten Stützung seiner These hätte dienen können und müssen, entgangen. Offensichtlich Vorrechte108, der staatsrechtlichen Stellung des Hochmeisters und des preußischen mit Blick auf die spätere Entwicklung in Preußen hat ersieh verführen lassen, die bei­ Ordenslandes zum deutschen Reich bzw, zum kaiserlichen Imperium109, dem Anteil den so unterschiedlichen Schauplätze in eins zu setzen. — - * ' ~ Trotz der entscheidenden militärischen Rolle nämlich, die Johanniter, Templer und Deutscher Orden im lateinischen Königreich Jerusalem spielten, erreichten sie dort -niemals einen-so weitgehend unabhängigen.S tatus^wie erden JohaaniiernitidetG ra f- 107 Hierzu P.'Zm ’srnäterjTTie ReicTistemzIei unter Friedrich IL, in: Problemf ffi Tn edr ich Itrrfrgrv. J. ' Schaft Tripolis und im Fürstentum Antipchia um die Mitte des 12. Jahrhunderts ein- F leckenstein (Vorträge und Forschungen 16), Sigmaringen 1974, S. 147 f.; vgl. U. A rn o ld , Pro­ geräumt wurde. Dies hing mit der geopolitisch stärker gefährdeten Lage der nördli­ Ableme um Friedrich II.: Der Deutsche Orden und die Goldbulle von Rimini 1226, in: Prcußenland 14, ~ chen Kreuzfahrerstaaten zusammen und der Tatsache, daß keiner ihrer Herrscher das 1976, S. 44—48, hier S. 47 f. (Entstehungszeit der jüngeren Ausfertigung K im vierten Jahrzehnt des Prestige des Königs von Jerusalem erlangen konnte105. 13. Jahrhunderts dürfte „sicher richtig sein“. An der „Formulierung“ der älteren Ausfertigung W im Jahre 1226 ist vor einer erneuten, eingehenden Untersuchung nicht zu zweifeln); W. H u b atsch , Zur Eingebunden in den Behauptungswillen der christlichen Bevölkerung gegenüber Echtheitsfrage der Goldbulle von Rimini Kaiser Friedrichs II. für den Deutschen Orden 1226, in: Von ihren muslimischen Nachbarn haben die Ritterorden bei aller Eigenständigkeit letzt­ Akkon bis Wien, hg. v. U. A rnold (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 20), lich doch als stabilisierendes Element dem Königtum gedient. Diesem Zweck ist auch Marburg 1978, S. 1-5. Hubatsch lehnt erwogene Umdatierungen oder eine spätere Neuausfertigung die Dienstbefreiung für Hermann und den Orden durch den Staufer einzuordnen. der Rimini-Urkunde mangels begründeter Zweifel entschieden ab. 108 Vgl. insbesondere E. C asp ar, Hermann von Salza, der S. 13 zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde von einem „Zukunftsprogramm“ spricht; „noch war nichts erobert oder von Polen geschenkt“ (ebd.). „Das kaiserliche Privileg von 1226 ist nicht die Gründungsurkunde des Ordens- ____ staats. Eher ist es als..das Aktionsprogramm seines Schöpfers zu bezeichnen ...“ (ebd.. S. 18).______5. Aufbruch zu neuen Ufern: das Angebot des polnischen 109 E. E. Stengel, Hochmeister und Reich. Die Grundlagen der staatsrechtlichen Stellung des Deutsch------Herzogs Konrad von Masowien und Kujawien ordenslandes, in: ZRG GA 58, 1938, S. 178—213; „es ist kein Zweifel, daß das Land des Ordens ganz unter seinem Rechte stehen sollte“ (d.h. unter dem Recht „des bodenständigen deutschen Staates“ ; ebd., S. 190); „Es ist also nicht daran zu zweifeln, daß Friedrich II. das polnische Kulmerland als Die Beschäftigung mit der in zwei Ausfertigungen überlieferten sogenannten Gold­ einen Bestandteil des Reiches angesehen hat" (ebd., S. 194); „So war der Hochmeister, obwohl er mit bulle von Rimini106 kann in der Forschung auf eine lange Tradition zurückblicken, seinem Lande dem Reiche angehörte, doch von Anfang an kein leistendes Glied des Reiches“ (ebd., S. 206); „So wurde der Hochmeister nicht Reichsfürst, sondern er trat in die zweite Reihe der geist­ die bis in die jüngste Gegenwart reicht und von der auch weiterhin kontroverse Inter­ lichen Reichsunmittelbaren, der Prälaten“ (ebd., S. 210). pretationen erwartet werden können. Neben Echtheitsfragen der beiden überlieferten Demgegenüber hat die revidierte Übersetzung der entscheidenden Stelle der Bulle, in der der Hoch­ meister wohl mangels zutreffender Termini für seine ihm zugedachte, als Novum zu betrachtende Stel­ lung mit einem Reichsfürsten nur verglichen wird, das Verständnis für den intendierten, singulären 104 Königliche Reservatrechte beim Kauf von Land durch den Orden werden beispielsweise 1220 (Johann Rang desselben gefördert; E. W eise, Interpretation, S. 40: „Darüberhinaus fügen wir aus unserer von Brienne; erhellt aus RRH Nr. 974) und 1273 (Hugo I. bzw. III. von Jerusalem und Zypern) Gnade hinzu, daß derselbe Meister und seine Nachfolger in ihren Ländern jene Gerichtsbarkeit und erkennbar. Zu letzterem Fall vgl. M. L. F avreau-L ilie, The Teutonic Knights in Acre after the fall Amtsgewalt haben und ausüben sollen, wie sie bekanntlich jeder beliebige Fürst des Imperiums unter of Montfort (1271): some reflections, in: Outremer. Studies in the history of the Crusading Kingdom günstigeren Verhältnissen in dem Lande, das er hat, besitzt, nämlich gute Bräuche und Gewohnheiten of Jerusalem. Presented to Joshua Prawer, Jerusalem 1982, S. 272—284, hier S. 275 ff. mit Abdruck zu setzen, Tagfahrten und Landesordnungen zu bestimmen, wodurch sowohl das Christentum der ------der Urkunde S. -283 fr------— ------————---- —-—*—------____Gläubigen gestärkt_wir.d. als .auch alle Untertanen .sich eines xuhigen Friedens erfreuen und ihn genie- __ 105 Vgl. J. P raw er, Latin Kingdom of Jerusalem, S. 252—279 (Kapitel 14: The military Orders); ebd., ßen“. S. 1 3 5 : the Teutonic Knights created around the fiefs of Chateau du Roi (M’ilyah) and Montfort Die Bezeichnung des Hochmeisters als „Prälat des Reiches“ kann sich demnach allenfalls auf seine (QuaPat Qurein)Tn~GaliIee a complex of more than'fifteen villages (between 1218 and 1220)." Büfit fisch äft~ä 15 Spitze'des OfdehFlm'Deutschen Reich, nicht aber in Preußen beziehen; ebd'.,’S. 42."r — does not appear that the order also acquired feudal juresdiction and thd rights of a regulär lordship.“ Zum vieldiskutierten Begriff der rnonarchia imperii in der Urkunde, in die das Kulmerland und Preu­ 106 Edition der Goldenen Bulle: Preußisches Urkundenbuch 1, hg. v. R. P hilippi/K . R. W ölky, ßen einbegriffen erscheinen, und der wohl vom Kaisertum her als „Weltherrscheramt“ verstanden Königsberg 1882 (ND 19.61), Nr. 56 (nur sogenanntes Warschauer Exemplar — W); K. Lohm eyer, werden muß, vgl. A. W erm ingboff, Der Hochmeister des deutschen Ordensund das Reich bis zum Kaiser Friedrichs II. goldene Bulle über Prcussen und Kulmerl and Vom März 1226, in: MIÖG Jahre 1525, in: HZ HO, 1913, S, 473—518; hiernach Urkundet Friedrich auf der Basis einer imperialen, Erg. Bd. 2, 1888, S. 380-385 (sogenanntes Warschauer und Königsberger Exemplar - W und K); mystizistischen Idee. W. W ipperm ann, Der Ordensstaat als Ideologie, S. 38: „Damit (d.h. mit der W. Hubatsch (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, Göttingen 1954, Nr. 5, rnonarchia imperii) V/ar zwar nicht das konkrete Deutsche Reich, wohl aber das mehr im sakral-ideo­ S. 46-53 (mit deutscher Übersetzung); E. W eise, Interpretation, S. 22—27 (sogenanntes Warschauer logischen als im konkret politischen Bereich wurzelnde .sacrum imperium* gemeint, als dessen Ober­ und Königsberger Exemplar = W und K). haupt sich der Kaiser fühlte.“ Zuletzt siehe H. B oockm ann, Der Deutsche Orden, S. 83 ff.

54 55 Hermanns von Salza an der Formulierung des Urkundentextes110 und der Einbettung der Goldbulle in den größeren Rahmen der Missionierung des Baltikums unter Be­ rücksichtigung der unterschiedlichen Zielsetzungen von seiten des polnischen Her­ zogs Konrad, des preußischen Bischofs Christian, des Deutschen Ordens sowie des Papst- und Kaisertums111 im Vordergrund.

110 Daß „Hermann von Salza persönlich auf das Diktat der Kaiserurkunde“ an einigen Stellen „den we­ sentlichen Einfluß gehabt“ hat, konstatiert bereits E. C aspar, Hermann von Salza, S. 28. Dabei denkt er in erster Linie an die Passagen, die sich seiner M einung nach ziemlich offen gegen die nach päpstlich-theoretischen Richtlinien betriebene Mission richten. Deren Maxime, die Heiden zum Herrn zu bekehren, nicht aber sie der Knechtschaft der Preußenfahrer zu unterwerfen, stellt er die durch Hermann insinuierte Unterdrückung (depressio) der Heiden gegenüber, die in gleichem Maße w ie ihre B ekehrung (conversio) zu erstreben sei. Ferner enthalte der Hinweis auf die bisherigen vergeb­ lichen Bemühungen der Preußenmission des Bischofs Christian (multis laboribus in eodem negotio frustra temptatis) eine deutliche Spitze gegen jenen M ann, den Hermann „m it scharfem Blick“ von Anbeginn als „prinzipiellen Gegner“ erkannte (ebd., S. 29). In weit umfassenderer Weise legt E. P itz, Papstreskript und Kaiserreskript im Mittelalter, Tübin­ gen 1971, S. 200—207 der Goldbulle den formulierten Willen des Ordensmeisters zugrunde. Für ihn ist das Privileg kein Diplom, mit dem bei der Ausstellung ein rechtsverbindlicher Akt gesetzt wurde, sondern „der Sache nach“ ein Reskript des Kaisers, welches Hermann in seiner Textgestaltung nicht nur stark beeinflußte, sondern in seiner „Vorlage, auf die das Privileg wie jedes Reskript in der Narra- tio Bezug nimmt, weitgehend selbst formuliert (hat), da der Kaiser selbst an den Vorgängen in Preußen ganz uninteressiert war“ (ebd., S. 202). Der W unsch des Petenten, eben Hermanns, nicht die Auffas­ sung des Kaiser fand hiernach in der Urkunde seinen Niederschlag. Das „durch die Rechtsbücher als oberste unanfechtbare Rechtsquelle ausgewiesene Kaisertum“ wurde „für die hier verfolgten Zwecke aus(ge)beute(t)“ (ebd., S. 201). Selbst die Majestätsarenga, in der sich das universale Herrschaftsver­ ständnis des Staufers und seine von G ott abgeleitete Verfügungsgewalt auszudrücken scheinen, ist nach Pitz „genau die Fiktion, auf die Hermann in seiner Situation W ert legen mußte“, ein „unterge­ schobene^) Kaisertum“ (ebd., S. 202). Scheinen diese Gedankengänge auch überzogen zu sein und ist der Reskripttheorie von Pitz ent­ schieden widersprochen worden, so ist mit H. B oockm ann, Der Deutsche Orden, S. 266 f., Anm. 51 doch festzuhalten, daß ungeachtet der Annahme oder Ablehnung dieser Auffassung der Blick für die durchgehend starke persönliche Einfärbung der in dem Riminiprivileg seitens des Hochmeisters formulierten Verfügungen geschärft worden ist. Es hat in der Tat vieles für sich, daß die Goldbulle „erst durch Insinuation bei demjenigen, dessen Rechte sie verkürzte“ (ebd., S. 203), d.h. bei Herzog Konrad und Bischof Christian, Rechtskraft erlangen konnte und keine „nach A rt der Kaiserurkunden des 10. und 11. Jh. ... vom Kaiser selbst ausgeübte Rechte“ dem Hochmeister bzw. seinem Orden übertragen hat (ebd., S. 205). Die Kritik von W. W ipperm ann, Der Ordensstaat als Ideologie, S. 37, Anm. 21, P itz habe ü ber­ sehen, „daß diese formal vielleicht nicht rechtskräftigen U rkunden faktisch rechtskräftig waren, denn die betroffenen Pruzzen konnten ihre Rechte nicht geltend machen“, trifft insofern nicht den Kern der zur Debatte stehenden Sache, als es zunächst um die tangierten Rechte Konrads von Masowien und des Preußenbischofs Christian ging. Der weitere Verlauf der Vorbereitung des preußischen Unterneh­ mens zeigt deutlich, daß der Orden hier mit vertraglichen Abmachungen anzusetzen hatte, nicht aber bei den zutreffend nach mittelalterlichem Verständnis kein „Subjekt des Völkerrechts“ darstellenden P ru ß e n . 111 Wie die bereits genannten Arbeiten von C aspar (wie Anm. 108), Stengel (wie Anm. 109), M atison (wie Anm. 90) und W eise (wie Anm. 97) behandeln die Goldene Bulle im Zusammenhang der übrigen Urkunden zur Frühgeschichte des preußischen Deutschordensstaats I. M atison, Zum politischen

56 N

Es fällt auf, daß der Kaiser hernach von Hermann und dem Orden zwecks Bestäti­ gung weiterer, ab dem Jahre 1228 einsetzender vertraglicher Abmachungen hinsicht­ lich des Kühner- und Preußenlandes nicht mehr angegangen wurde, solches beim Papst aber umso intensiver geschah. Dies gibt der Vermutung Raum, daß der Hoch­ meister in der konkreten Situation des Jahres 1226 bei vorliegendem mündlichen An­ gebot des polnischen Herzogs112 es für notwendig erachtete, dieses sich zuerst und

Aspekt der Goldenen Bulle von Rimini, in: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, S. 49-55; H. L ubenow , Kaisertum und Papsttum, S. 193-211; vgl. zu letzterem aber die Kritik von U. A rnold, Der Deutsche Orden und Preußen am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts, in: Zeit­ schrift für Ostforschung 22, 1973, S. 116—121; G. Labuda, Die Urkunden über die Anfänge des Deutschen Ordens im Kulmerland und in Preußen in den Jahren 1226-1243, in: Die geistlichen Ritterorden Europas, S. 299—316. Labudas wichtigste Ergebnisse: a) Friedrich II. nahm in der Goldenen Bulle „die beabsichtigte Schenkung des Landes Culm rechtmäßig zur Kenntnis", bestätigte sie und verlieh „seinerseits nur das herrscherlose Heidenland Preußen dem Deutschen Orden" (ebd., S. 304 mit Hinweis auf eine ebd. in Anm . 10 genannte Arbeit Labudas aus dem Jahre 1951, die, obwohl auch in französischer Sprache zu­ gänglich, von der einschlägigen deutschen Forschung „nicht berücksichtigt“ worden sei), weil weder Kaiser noch Papst „über den Kopf des polnischen Herzogs hinweg über das ihnen nicht gehörende Land verfügen“ konnten, b) Mit der Urkunde von Rieti vom 3. August 1234 (Preußisches UB 1, N r. 108) verlieh Papst Gregor IX. nach dem Vorgang Friedrichs von 1226 ebenfalls, und entgegen einer lange Zeit geübten Auslegung des Textes (siehe etwa das Kopfregest zur Edition im Preußischen UB), nur das zu erobernde Preußenland, nicht aber das Kulmerland. Die Verleihung des Kulmerlan- des durch den polnischen Herzog wurde „zur Kenntnis genommen und bestätigt; das Land Preußen wurde jedoch ganz im Sinne der klassischen päpstlichen Politik den heidnischen Ländern gegenüber direkt in das Eigentum des Apostolischen Stuhls übernommen und als Eigentum des hl. Petrus dem Deutschen Orden als Lehen übertragen“ (ebd., S. 315). c) Die Frage der Echtheit des Kruschwitzer Vertrages von 1230 (Preußisches UB 1, N r. 78) hat nur einen relativ geringen Stellenwert; er „spielte nur im Jahre 1234 eine Handlanger-Rolle“ (ebd.); vgl. ähnlich H. B oockm ann/G . R hode, Thesen zur Geschichte des Deutschen Ordens, in: Deutschland, Polen und der Deutsche Orden (Sonderdruck aus dem Internationalen Jahrbuch für Geschichts- und Geographieunterricht 16, 1975), S. 9. „Selbst wenn der Orden den Kruschwitzer Vertrag verfälscht haben sollte, wäre für die weitere Geschichte doch nicht die Fälschung entscheidend, sondern eben, daß der Orden sie politisch durchsetzen konn­ te.“ d) Der große Verlierer im diplomatischen Spiel mit Hermann und seinem Orden war nicht der masowische Herzog Konrad, sondern Bischof Christian von Preußen (Labuda, S. 315). Dessen Ge­ fangenschaft während einer Missionsreise nach Samland im Jahre 1233 nutzte der Orden rigoros aus, sich die älteren und fundierteren Rechte Christians von der Kurie übereignen zu lassen. Dem Orden nämlich war sehr wohl bewußt geworden, „daß die Verfügungsgewalt über Preußen sich nicht bei dem Kaiser und auch nicht bei dem masowischen Herzog befand, sondern bei dem Bischof Christian, der hier den Heiligen Stuhl vertrat“ (ebd., S. 314). 112 Petri de Dusburg Chronicon terrae Prussiae II.5, in: SRP 1, S. 36 berichtet von Beratungen Konrads mit den Bischöfen und Großen seines Landes, die Ordensbrüder zur Hilfe herbeizurufen. Dann fährt e r fo rt: Unde misit solempnes nuncios cum Utens suis ad dictum fratrem Hermannum magistrum, qui dum causam itineris coram eo et fratribus suis exposuissent, idem magisterpost multa consilia variosque tractatus cum fratribus suis habitos super hoc arduo negocio tandem per suggestionem domini pape et imperatoris Friderici II. et principum Alemanie, qui consilio et auxilio ei assistere promiserunt in bac causa, dicti ducis precibus acquievit. Petrus von Dusburg ist natürlich nicht immer wörtlich zu neh­ men. Doch das W issen um lange und sorgfältige Verhandlungen und Beratungen, in die auch deutsche Fürsten (zu San Germano?) einbeschlossen gewesen sein sollen, kann durchaus auf Tatsachen beruhen.

57 zunächst - wohl auch in Ermangelung anderer Möglichkeiten - von Friedrich schrift­ lich bestätigen zu lassen, unter naheliegender und wahrscheinlich gemachter Hinzufü­ gung persönlicher Absichten Hermanns. Daß es nicht Honorius war, der ein solches Privileg ausstellte, um dem Orden für seine ins Auge gefaßte Unternehmung Rückendeckung zu verschaffen, obwohl er noch am 17. 2. 1226 den Ungarnkönig erneut gemahnt hatte, die vertriebenen Deutschordensbrüder wieder in seinem Reiche aufzunehmen113, deutet darauf hin, daß der Papst zu dieser Zeit an deren Rückkehr ins Burzenland interessiert war, nicht aber an der Eröffnung eines neuen Tätigkeitsfeldes in einem geographischen Raum, in dem die Kurie in Gestalt des Bischofs Christian längst aktiv geworden war114. Der Zeitpunkt des polnischen Hilferufs mit dem üblichen Ansatz zur Jahreswende 1225/ 26 ist spätestens seit den Untersuchungen E. Caspars, der dieser Frage in einem zu­ sätzlichen Exkurs nachgegangen ist115, allgemein akzeptiert und übernommen wor­ den. Doch bleibt es unbefriedigend, daß die Begründung der Datierung letztlich in enger Anlehnung an den Termin der Rimini-Ausfertigung vorgenommen wurde, denn dieser allein scheint trotz weiterer Hypothesen der einzig sichere Fixpunkt zu sein. Im folgenden können vielleicht einige Überlegungen Hinweise für einen revi­ dierten Zeitpunkt liefern. In der Narratio der Bulle, die vorzugsweise als Diktat des Hochmeisters angesehen wurde, heißt es, daß Bruder Hermann dem Kaiser ,,den ergebenen Willen seines Her­ zens bedachtsam mitgeteilt“ habe, nämlich „daß Unser ergebener Konrad, Herzog von Masowien und Kujawien, versprochen und angeboten hat, ihn und seine Brüder mit dem Land, welches Kulm heißt, sowie in einem anderen Land zwischen seiner Mark und dem Gebiet der Preußen auszustatten“. Hermann jedoch „hatte die An­ nahme dieses Versprechens hinausgezögert ...“ ,116 E. Weise stellte in Auslegung dieses Abschnitts die Sache so dar, als habe Hermann das Angebot Konrads deshalb aufgeschoben, um den Kaiser „erst zu bitten, das Un­ ternehmen durch seine ,auctoritas‘ zu sanktionieren, d.h. den Orden zu diesem Vorhaben ausdrücklich zu autorisieren“.117 Heißt dies, der Ordensmeister habe erst einmal Zeit finden müssen, Friedrich für die Ausstellung eines solchen Privilegs zu ge­ winnen?

113 P otthast, Nr. 7531; UB Siebenbürgen, hg. v. F. Zim m erm ann/C. W erner, Nr. 53. Hier findet sich auch der Hinweis, daß Hermann eine Reise zum Flofe des ungarischen Königs plante (wohl etwa im Sommer/Herbst 1225), an deren Ausführung er aber nach dem Zeugnis des Papstes gehindert w ur­ d e : Non autem moleste ferat tua sublimitas, quod dilectus filius frater Hermannus magister domus predictae ad tuam presentiam non accessit, quoniam quidem id facere voluit, sed propter quaedam negotia ecclesiae ac imperii ad quae tractanda industriam et sollidtndinem eins esse videmus necessariam, ipsum duximus retinendum . . . . 114 Dies entgegen der unzutreffenden Vermutung W eises (wie Anm. 97), S. 33: „Möglicherweise hatte Hermann die Einwilligung Roms bereits in der Tasche.“ 115 E. C aspar, Hermann von Salza, S. 103-107, hier S. 105 ff. 116 Preußisches UB 1, S. 42; E. W eise, Interpretation, S. 25. 117 Ebd., S. 32.

58 Wie oben bereits dargelegt, erreichte Hermann im Januar 1226 eine umfangreiche Bestätigung und Verleihung von Deutschordensbesitz im Heiligen Land118. Doch wird er bereits vorher, seit den Tagen von San Germano, d.h. nach dem Juli 1225, die Umgebung des Kaisers auf dessen Zug nach Süden wohl nicht mehr verlassen haben119. Will man eine Gesandtschaft polnischer Boten in die beginnende Winterzeit des Jahres 1225/26 annehmen, so hätten diese, um den Hochmeister anzutreffen, sich sehr ins Ungewisse auf eine Reise über rund 3.000 km nach Apulien aufmachen müssen. Es ist zuzugeben und kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, daß Brindisi als Schauplatz der Vermählung Friedrichs im November 1225 ein festes Ziel dargestellt haben kann. Doch inwieweit die Kunde hiervon verbreitet gewesen ist und Brindisi schon länger als geplanter Ort der Hochzeit festgestanden hat, bleibt ganz unsicher. Auch der Charakter des Angebots scheint doch eher ein Vorfühlen um eine grund­ sätzliche Bereitschaft oder Ablehnung gewesen zu sein; zu vertraglichen Abmachun­ gen mit Konrad selbst ist es ja Zug um Zug erst ab 1228 gekommen120. Hinzu kommt, daß, soweit erkennbar, die Preußen polnisches Gebiet durch ihre Angriffe in stärkerem Maße erst nach 1225 bedrohten, obwohl sie mit Überfällen be­ reits vornehmlich ab 1220 begonnen hatten121. Erst um das Jahr 1228 wurde die mili­ tärische Situation entlang der Weichsel offensichtlich als so gravierend empfunden, daß es fast gleichzeitig zur Ansetzung der Ritterorden von Calatrava in Pommerellen, des Deutschen Ordens im Kulmerland und der Ritter Christi in Dobrin gekommen ist122. Statt Unterhändler auf eine so weite und beschwerliche Reise zu schicken, deren Auftrag, Kontakt mit dem Hochmeister aufzunehmen, zudem sich als undurchführ­ bar erweisen konnte, lag es eigentlich näher, einen solchen mit den Ordensniederlas­ sungen in Deutschland, und hier speziell mit dem gleichnamigen Deutschmeister, zu suchen. Dieses Amt bekleidete damals Hermann Otter123, der noch im Januar 1225 zu Ulm urkundlich nachweisbar ist, im Juli des gleichen Jahres aber zu San Germano in unmittelbarer Umgebung Hermanns und des Kaisers auftauchte, und zwar anläßlich

118 BF 1590, 1591. 119 Vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 46. 120 Preußisches UB 1, N r. 64 (23. 4. 1228). 121 Vgl. Z. N ow ak, Milites Christi de Prussia. Der Orden von Dobrin und seine Stellung in der preußi­ schen Mission, in: Die geistlichen Ritterorden Europas, S. 339-352, hier S. 352. 122 Ebd., S. 344. Der Dobriner Orden ist eine Gründung des ersten preußischen Bischofs Christian, die durchaus Züge eines beabsichtigten Gegengewichts gegen den Deutschen Orden trägt. Abzulehnen ist die Auffassung von H . L ow m iahski, Anfänge und politische Rolle der Ritterorden an der Ostsee im 13. und 14. Jahrhundert, in: Der Deutschordensstaat Preußen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart, hg. v. U. A rnold/ M. Biskup (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 30), Marburg 1982, S. 54 ff., der Bischof Christian als Initiator für die Berufung des Deut­ schen Ordens nach Preußen ansieht und ebd., S. 56 feststellt: „Er (d.h. Christian) mißbilligte also nicht die Territorialansprüche des Ordens, da sie nicht auf seine eigenen Rechte zielten.“ 123 Zu ihm vgl. D. W ojtecki, Studien, S. 10, S. 22 und S. 42, Anm. 219. * 59 der dortigen Regalienverleihung durch Friedrich an den gewählten und von Honorius III. mit Datum 7. 4. 1225124 bestätigten Paderborner Bischof Oliver125. Hermann Otter, so erfahren wir, lieh bei diesem Vorgang dem offenbar mittellosen Oliver 65 V* Silbermark, die für den Regalienempfang zu entrichten waren. Auf die Rückzahlung dieser Summe wartete der Orden noch am 10. 5. 1230, an dem Gregor IX. auf Intervention Hermanns von Salza das Paderborner Domkapitel energisch er­ mahnen mußte, dem Orden diese Summe umgehend anzuweisen. Was führte, so ist zu fragen, den Deutschmeister nach San Germano? Sicherlich nicht allein die Bereitschaft, dem Paderborner Bischof ebendort persönlich eine Sum­ me Geldes vorzustrecken. Man geht wohl kaum fehl, sein Erscheinen auch mit drin­ genden Ordensdingen in Verbindung zu bringen, denn er war zuletzt noch im Som­ mer des vergangenen Jahres mit dem Hochmeister in Deutschland zusammengetrof­ fen, kurz vor dessen Rückkehr nach Italien126. Es sieht so aus, als habe sich Hermann Otter gemeinsam mit Oliver nach dessen päpstlicherseits erfolgter Wahlapprobation und anderen deutschen Magnaten nach Italien etwa im Mai auf den Weg gemacht. Die anstehenden Verhandlungen um die Verschiebung des Kreuzzugtermins und drän­ gende deutsche Probleme ließen eine nicht unerhebliche Anzahl von geistlichen und weltlichen Fürsten über die Alpen nach San Germano kommen. Ist unsere Annahme zutreffend, so erreichte den Deutschmeister nicht lange nach dem Weggang Salzas das Angebot des polnischen Herzogs, das ursprünglich aber auch durchaus dem in Deutschland weilenden Hochmeister gegolten haben mag. San Germano war ein Ort, an dem Otter mit Sicherheit Hermann antreffen mußte, zu­ gleich bei der anstehenden Kreuzzugsproblematik hervorragend geeignet, das Hil­ feersuchen auf einen eventuellen Rückhalt bei Kaiser und Papst hin zu sondieren. Auch thematisch ließ es sich beinahe nahtlos hier unterbringen, handelte es sich im Kern bei der Offerte Konrads doch um die Eröffnung eines neuen Kreuzzugsschau­ platzes gegen eines der letzten Heidenvölker Europas. Darüber hinaus erscheint in der Person des Kölner Domscholasters und nunmehri­ gen Bischofs von Paderborn Oliver ein Mann, der offensichtlich engere Beziehungen zum Deutschen Orden und Hermann von Salza gehabt hat, im Kampf gegen die Sara­ zenen große Erfahrung besaß und dessen Auffassung von der Heidenmission, worauf Weise127 hinwies, sich weitgehend mit der in der Rimini-Urkunde deckte. Bereits im September 1225 war er im Amte eines Kardinalbischofs von Sabina128 und wurde im

124 Potthast, Nr. 7389, 7390. 125 BF 1571a; Westfälisches Urkunden-Buch, Bd. 4: Die Urkunden des Bisthums Paderborn vom J. 1201-1300, hg. v. R. W ilm ans, H. Finke, H. H oogew eg, Münster 1877-1894, Nr. 175. 126 Bei dem vom Hochmeister vermutlich im Juli 1224 vorgenommenen Tauschgeschäft mit dem Kloster Hersfeld (siehe oben, Anm. 68) war Hermann Otter als Zeuge anwesend. 127 E. W eise, Der Kölner Domscholaster Oliver und die Anfänge des Deutschen Ordens in Preußen, in: Im Schatten von St. Gereon. Erich Kuphal zum 1. Juli 1960 (Veröffentlichungen des Kölnischen Ge­ schichtsvereins 25), Köln 1960, S. 385-394, hierS. 391 f. 128 P o tthast, N r. 7478, 7483, 7486; vgl. ebd., S. 678.

60 Januar 1226 von Honorius zum Kaiser nach Apulien gesandt129. Der Aufruf an die Friesen, Flottenkontingente für den Kreuzzug bereitzustellen, von Friedrich am 1. 2. 1226 zu Salerno erlassen130, ist allem Anschein nach ebenfalls von Oliver ange­ regt worden131. Die zeitliche Ausweitung des Vorfeldes der Goldenen Bulle bis zumindest ins Frühjahr 1225 hinein läßt sich aber auch noch durch weitere Beobachtungen stützen, die das „Hinauszögern der Annahme des Angebots“ 132 durch Hermann in einem nachvollziehbaren Verständnis erscheinen lassen. Mit dem Brief des Papstes vom 12. 6. 1225 an König Andreas II. von Ungarn133 kündigte sich hinsichtlich des Burzenlandes die Eskalation an, die sodann wohl im Laufe des Sommers, jedenfalls vor dem 27. 10. 1225134, zur vollständigen Vertreibung der Deutschordensbrüder aus dem ungarischen Königreich geführt hatte. Hermann muß um diese Zeit ein persönliches Erscheinen am dortigen Königshof geplant, we­ gen anderer Verpflichtungen aber wieder fallengelassen haben135. Wie dem auch sei, der Ausgang der Burzenlandaffäre schien zunächst noch nicht endgültig, solange die Kurie energische Schritte auf Restitution hin unternahm. In dieser Situation konnte der Hochmeister das polnische Hilfeersuchen nur zur Kenntnis nehmen, aber noch nicht entscheiden, von der personellen und materiellen Lage des Ordens an vier Schauplätzen (Burzenland, Palästina, Zypern und Preußen) ganz abgesehen. Erst im Februar 1226 war das Schicksal des Deutschen Ordens im Burzenland wohl endgültig entschieden, „als der Präzeptor des aus Ungarn vertriebenen Ordens kla­ gend in Rom vor dem Papste erschien“.136 Nunmehr mag der Ordensmeister „eine gewisse Ambivalenz der damaligen Papstpolitik“ 137 138 erkannt haben, die einerseits in der Dekretale Intellecto iam dudum 199 vom 15. 7. 1225 nachdrücklich für die Kron- rechte des ungarischen Königtums eintrat, andererseits aber, in der Praxis kaum ver­ einbar, den Orden und andere kirchliche Institutionen vor der Revokationspolitik des

129 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 135; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 249, Anm. 3. 130 BF 1594. Zu Olivers Kreuzpredigten bei den Friesen, zuletzt im Jahre 1224, vgl. H. H oogew eg, Die Kreuzpredigt des Jahres 1224 in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf die Erzdiöcese Köln, in: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 4, 1890, S. 54— 74, hier S. 65 ff. 131 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 249, Anm. 3; E. W eise, Domscholaster, S. 390, der wei­ terhin sogar die, allerdings unbeweisbare, Vermutung hegt, Oliver sei bei Ausstellung der Goldenen Bulle zugegen gewesen. 132 Siehe Anm. 106. 133 Potthast, Nr. 7431; UB Siebenbürgen, hg. v. F. Zim m erm ann/C. W erner, Nr. 45. 134 Potthast, Nr. 7494; UB Siebenbürgen, hg. v. F. Zim m erm ann/C. W erner, Nr. 51. 135 Vgl. Anm. 112. 136 H . Zim m erm ann, Die Ungampolitik der Kurie und Kardinal Konrad von Urach, in; Zeitschrift für W ürttembergische Landesgeschichte 41, 1982, S. 308—323, hier S. 319. Vgl. UB Siebenbürgen, hg. v. F. Zimmermann/C. W erner, Nr. 53. 137 H. Zim m erm ann, Ungampolitik, S. 320. 138 UB Siebenbürgen, hg. v. F. Zim m erm ann/C. W erner, Nr. 48.

61 ungarischen Königs Andreas und seines Sohnes Bela zu schützen versuchte. Die logi­ sche Folge war die Hinwendung Hermanns zum Kaiser in der Preußenangelegenheit im März 1226, inspiriert von der Privilegierung im Januar hinsichtlich des Heiligen Landes, wohl mehr eine Verlegenheitslösung denn eine geplante Absicht, wenn man an die nachmals starken Bindungen der Grundlagen des preußischen Ordensstaates an die Kurie denkt! In Deutschland war in der ersten Hälfte des Jahres 1225 das vorherrschende Thema die Frage der Vermählung des jungen Königs Heinrich (VII.)139. Einem von seiten König Ludwigs VIII. gewünschten französisch-deutschen Bündnis, welches mit einer in Aussicht gestellten Heirat durchaus auch im Sinne des Kaisers gewesen wäre, stellte der Reichsverweser Engelbert von Köln seinen mit Energie verfolgten Plan eines Zu­ sammengehens mit England gegenüber. Isabella, Tochter König Johanns und Schwe­ ster König Heinrichs III., sollte mit dem damals vierzehnjährigen Staufer verheiratet werden. Auch der König von Böhmen, Pfemysl Ottokar L, bot seine Tochter mit der bedeutenden Mitgift von 30.000 Mark an, zu der Herzog Ludwig I. von Bayern als Verwandter noch weitere 15.000 Mark beisteuern wollte. Zudem bemühte sich eben­ falls der ungarische König für seine Tochter um diese Verbindung140. Eine Verlobung Heinrichs (VII.) mit Agnes von Böhmen soll bereits zustandegekommen sein141, doch entschied sich Friedrich II. im Sommer 1225 überraschend für die älteste Tochter Margarete des an seinen Hof gereisten österreichischen Herzogs Leopold VI.142. Die­ ser Entschluß, zumal nach dem bald erfolgten gewaltsamen Tod des Reichsguberna­ tors Engelbert (gest. 7. 11. 1225), zog eine eindeutige Schwerpunktverlagerung in der Machtkonstellation des deutschen Regnums nach sich. Als Gründe, von denen sich der Kaiser hierbei leiten ließ, sind wohl zutreffend politische Erwägungen ins Feld ge­ führt worden: Freundschaft mit Österreich, um die östlichen Alpenpässe und damit den Zuzug nach Italien offenzuhalten143.

139 Vgl. zu ihm E. F ranzei, König Heinrich VII. von Hohenstaufen. Studien zur Geschichte des „Staa­ tes“ in Deutschland (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte, 7. Heft), Prag 1929, hier S. 109 ff. 140 Zu den Heiratsverhandlungen vgl. weiterhin J. Ficker, Engelbert der Heilige, Erzbischof von Köln und Reichsverweser, Köln 1853, S. 124 ff.; E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 450 ff.; F. H ausm ann, Kaiser Friedrich II. und Österreich, in: Probleme um Friedrich II., hg. v. J. Flecken­ stein, Sigmaringen 1974, S. 240 f. 141 Continuatio Garstensis ad a. 1225, hg. v. W. W attenbach, M GH SS 9, S. 596; Cronica Reinhards- brunnensis ad a. 1226, hg. v. O. H older-E gger, MGH SS 30.1, S. 607. 142 Ebd. Die Chronik des Propstes Burchard von Ursbergad a. 1223 (sic!), hg. v. O. H older-E gger/ B. von Sim son, M GH SS rer. Germ. [16], Hannover/Leipzig 21916, S. 121. BF 3993a; BF 1571. 143 E. Franzei, König Heinrich VII., S. 110. Auf die Rolle Herzog Leopolds, der nach der Verbindung seines Hauses mit den Staufern im Reichsdienst und in der Reichspolitik immer mehr in den Vorder­ grund trat und „zum bedeutendsten deutschen Fürsten“ wurde, weist hin K. L echner, Die Baben­ berger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246 (Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 23), Wien 1976, S. 213.

62 Mit dieser Zielrichtung deckte sich auffällig, daß die späteren Kammerballeien Österreich, Böhmen und Bozen als „strategisch wichtige Ordensprovinzen, deren einzelne Kommenden an bekannten Alpenübergängen (vor allem am Brenner: Trient- Bozen-Lengmoos-Sterzing) oder im Zuge der vielbenutzten Landverbindungen aus dem Mittelmeerraum nach Preußen (Friesach-Graz-Wiener Neustadt-Wien-Auster- litz-Troppau) lagen, in der Hand des Hochmeisters“ verblieben144. Offensichtlich trafen sich hier somit Interessen des Kaisers mit denen des Hochmeisters. Die in Gang gesetzte, bemerkenswerte Konzentration der Kräfte im deutschen Südosten wird da­ her von Anfang an auch im Blickfeld Hermanns von Salza gelegen haben. Dieser Ab­ sicht diente die am 29. 11. 1225 zu Nürnberg gefeierte Doppelhochzeit, bei der sich neben König Heinrich (VII.) und Margarete der junge Heinrich von Österreich mit Agnes, der Schwester des Landgrafen von Thüringen, vermählte145. In Thüringen lagen die ältesten deutschen Ordensniederlassungen; von hier kamen die ersten, namentlich bekannten Brüder, die bald darauf nach Preußen gingen146, von hier stammte der Hochmeister selbst. In eben diesem Jahr 1225 verzichtete Land­ graf Ludwig von Thüringen auf alle seine Rechte über die Besitzungen des Deutschen Ordens in seinen Landen und befreite denselben von Zöllen und Abgaben147. Herzog Leopold VI. von Österreich hatte bereits 1217/19 dem Orden sein außerordentliches Wohlwollen erwiesen, als er diesem die finanziellen Mittel zum 1220 erfolgten Ankauf der Seigneurie de Joscelin im Heiligen Land bereitstellte. Wenn D. Wojtecki auch eine weitere, intensive Förderung des Deutschen Hauses in Öster­ reich selbst vermißt, weil Leopolds „gezielte landesherrliche Politik“ dem entgegen­ stand148, so ist doch festzuhalten, daß das Andenken an diesen Gönner im Orden

144 D. W ojtecki, Studien, S. 20. Zu den hochmeisterlichen Kammerballeien vgl. auch R. ten H aaf, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien (Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft, Heft 5), Göttingen 1951, S. 26 ff. Für K. M ilitzer, Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 16), Marburg 21981, S. 152 ff. gehört die Bildung der Kammerballei Österreich frühestens der Zeit des Hochmeisters W er­ ner von Orseln (1324—1330) an. Der seit 1236 nachweisbare Landkomtur von Österreich ist aber nach Militzer auf Betreiben Hermanns von Salza eingesetzt worden und unterstand ihm direkt. Geleitet haben könnte den Hochmeister dabei die Überlegung, daß „eine starke Entfaltung des Ordens in einem Territorium, das Friedrich II. in eigener Verwaltung behalten wollte“, von ihm für möglich erachtet wurde (ebd., S. 69). Eingeleitet wurde dieser Prozeß der unmittelbaren Einbeziehung Öster­ reichs in die kaiserlichen wie hochmeisterlichen Pläne mit der staufisch-babenbergischen Heirat 1225. 145 BF 3993a. 146 Siehe D. W ojtecki, Studien, S. 50 ff. (Die Ballei Thüringen im 13. Jahrhundert); S. 123 ff. (Fami­ liengeschichtliche Abrisse: Konrad von Landsberg, Philipp von Halle, Konrad von Teutleben, Hein­ rich von Berg). 147 Hessisches Urkundenbuch, Bd. 1: 1207—1299, hg. v. A. W yss, Leipzig 1879, N r. 13. Vgl. B. Som­ m erlad, Der Deutsche Orden in Thüringen (Forschungen zur thüringisch-sächsischen Geschichte 10), Halle 1931, S. 11 f. 148 D. W ojtecki, Die Babenberger und der Deutsche Orden, in: MIÖG 87, 1979, S. 316—336, hier S. 318 ff.

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hochgehalten149 und die Voraussetzung zur Errichtung einer Ballei in seinen Landen während seiner Regierungszeit geschaffen wurde. Auch könnte Hermann der latente Gegensatz des ungarischen Herrscherhauses und der Babenberger, trotz ihrer nahen Verwandtschaft - Andreas II. und Leopold VI. waren Vettern ersten Grades - veran­ laßt haben, nach dem Scheitern der Burzenlandepisode stärker auf die österreichische Karte zu setzen. Im folgenden Jahre, am 22. 6. 1226, erreichte Landgraf Ludwig IV. von Thüringen beim Kaiser zu Borgo San Donino eine Eventualbelehnung mit den „Marken Meißen und Lausitz und soviel vom Lande Preußen, wie er erobern und seiner Herrschaft unterwerfen könnte“,150 nachdem er im April durch den Hochmeister beim Kaiser in Ravenna eingeführt worden war151. Die Bedeutung dieses in der Forschung peripher behandelten Aktes ist umstritten. Sicherlich ist es kein hinreichendes Argument, die Belehnung Ludwigs mit Preußen allein aus dem Grunde abzulehnen, weil „der Kaiser dieses Land in demselben Jahre dem Deutschen Orden übertragen hat“ .152 Ob Friedrich mit den beiden ebenfalls im Jahre 1226 gewährten Privilegien für Lübeck (Stadtrecht und Reichsfreiheit)153, der Goldbulle von Rimini und der Option des thüringischen Landgrafen auf eine kriegeri­ sche Eroberung des Preußenlandes154 im Hinblick auf den Ostseeraum und auf Preu­ ßen eine größere politische Konzeption in Gang zu setzen beabsichtigte, ist umstrit­ ten155. Von einer dem Deutschen Orden zugedachten exklusiven Rolle bei solchen

149 Schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts läßt sich hertboge lyppolde van ostericken - und zwar direkt nach Friedrich II. - als Gönner des Ordens, dem man im Gebet zu gedenken hat, nachweisen; vgl. B. D udik, Des hohen Deutschen Ritterordens Münz-Sammlung in Wien (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 6), ND Bonn 1966, S. 41, Anm. 2. 150 Cronica Reinhardsbrunnensis ad a. 1226, S. 605. Die in einer Handschrift auftauchende terram Plissie kann hier nicht auf das Pleißenland bezogen werden, sondern ist in terram Pruscie zu emendieren. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II, 1, S. 382, Anm. 2; Geschichte Thüringens, hg. v. H . P atze/ W . Schlesinger, Bd. 2.1, Köln 1974, S. 34. BF 1638a. 151 Cronica Reinhardsbrunnensis ad a. 1226, S. 603 f.: ... lantgravius Ludewicus ... in quarto mense, vicesima secunda die ipsius mensis venit in civitatem Ravennam ubi se gloriosissimo imperatori presentavit. Quem mediante fratre Hermanno de domo Theutonica benignissime suscepit . . . . 152 So E. K eyser, Untersuchungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Marburg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 10, 1960, S. 17, Anm. 8. 153 Vgl. zu den Urkunden für Lübeck B. Am E nde, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, Lübeck 1975; ferner die Beiträge von W. G oez, W. H ubatsch und H. B oockm ann in dem Sammelband Lübeck 1226. Reichsfreiheit und frühe Stadt, hg. v. O. A hlers u.a., Lübeck 1976, S. 21-48; 49-56; 97-113. 154 Im Jahre 1225 hatte Ludwig einen weit nach Osten zielenden Kreuzzug unternommen und die Über­ gabe der damals in polnischem Besitz befindlichen Festung Lebus an der Oder erzwungen: Cronica Reinhardsbrunnensis ad a. 1225, S. 601. Vgl. H . P atze, Die Entstehung der Landesherrschaft in Thü­ ringen, Teil 1 (Mitteldeutsche Forschungen 22), Köln 1962, S. 266. 155 Hierzu zuletzt H . B oockm ann, Der Deutsche Orden, S. 82 f., der eine solche Konzeption trotz der hierfür vordergründig sprechenden Quellenzeugnisse in der konkreten Situation des Jahres 1226 ab­ le h n t.

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Überlegungen kann jedenfalls keine Rede sein. Im Gegenteil hielt es bei den freund­ schaftlichen Beziehungen des Hochmeisters zum thüringischen Grafenhaus schon E. Winkelmann für „denkbar, daß der Orden selbst ein entsprechendes Vorgehen des Landgrafen an einer anderen Stelle Preußens für nützlich erachtet“ hat156. So wird man das zunächst nur umrißhaft erkennbare preußische Projekt daher eher als eine Art ,,Alternativlösung“1S7 einzuschätzen haben, denn der bevorstehende Kreuzzug ins Heilige Land und die Aktivitäten des Ordens und seines Meisters in Zy­ pern und Palästina lassen vielmehr den Schluß zu, daß von Friedrich wie von Her­ mann dort der eigentliche Schwerpunkt der ordensgemäßen Aufgabe gesehen wurde.

6. Die Lombardenfrage 1226

Sehr bald nach den Vereinbarungen von San Germano trübten sich die kaiserlich­ päpstlichen Beziehungen erheblich, weil jede Seite daranging, seit Jahren anstehende Probleme in je eigenem Sinne zu lösen. Am 30. 7. 1225 kündigte Friedrich einen Reichstag zu Ostern 1226 in Cremona an158, am 25. 9. machte Honorius dem Kaiser Mitteilung, daß er fünf neue Erzbi­ schöfe und Bischöfe und einen Abt für schon länger vakante Sitze im Königreich Sizi­ lien ernannt habe159. Die Bischofserhebungen stießen auf schroffe Ablehnung des

156 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1 (wie Anm. 150). 157 H . Patze, Entstehung, S. 268. Der Grund für das erst relativ späte Eingreifen auf dem östlichen Schauplatz liegt allerdings nicht im „Fehlschlag“ des Kreuzzuges von 1228/29 (so Patze, ebd.), sondern in dem verzögerten Rückhalt, den der Ordensmeister für sein Vorhaben bei der Kurie fand. Die Rücksichtnahme auf den preußischen Bischof Christian, die Eintrübung des Verhältnisses zum Kaiser und dessen Bannung 1227, die Spannungen mit dem Flochmeister während des Kreuzzuges 1228/29 ließen des Honorius Nachfolger Gregor IX. erst im Laufe der verdienstvollen Bemühungen Hermanns um den Frieden von S. Germano/Ceprano das inaugurierte Unternehmen des Ordens ab­ segnen. Faßt man ferner mit O. E ngels, Die Staufer, Stuttgart 31984, S. 140 die Verleihung der Gol­ denen Bulle im März 1226 als eine Antwort Friedrichs auf das Neophyten-Manifest des Papstes aus dem vorhergehenden Jahre auf und wurde es von Honorius in diesem Sinne auch eingeschätzt, so hätte er wohl keine Veranlassung zur momentanen Unterstützung des Ordens gehabt. 158 Ryccardi deSancto Germano notarii chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 125 f. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 241 f. und S. 267 mit Anm. 2. 159 M G H Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 283. Die Abtserhebung des Nicolaus de Colle Petri für die Bene­ diktinerabtei San Lorenzo zu Aversa bei Ryccardi de Sancto Germano notarii chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 122 und S. 127. Hiernach ist E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 248 mit Anm. 2 zu verbessern, der für Brindisi fälschlich die Ernennung eines „Abtes Petrus“ annimmt und „die I Abtei S. Vincenzo m it einem M önche Johann aus M. Casino“ besetzt sehen will. Letzterer ist aber kein anderer als der zum Erzbischof von Brindisi erhobene ehemalige Montecassiner Mönch und Abt von S. Vincenzo al Voltumo frater Johannes de Sancto Liberatore, wodurch sich auch die Zahl der zwei ernannten Äbte auf einen verringert. Vgl. zu Brindisi N. K am p, Kirche und Monarchie im staufi­ schen Königreich Sizilien (Münstersche Mittelalter-Schriften 10/1.2), Bd. 1.2, München 1975, S. 673.

65 Kaisers, der sein Zustimmungsrecht mit Bedacht umgangen sah160. Auch die Thema­ tik des ausgeschriebenen Reichstags - „Wiederherstellung des Friedens, Ausrottung der schändlichen Häresie und die Angelegenheit des Heiligen Landes“ — ,161 die an­ deutete, daß Friedrich nunmehr entschlossen war, in die oberitalienischen Angelegen­ heiten entscheidend einzugreifen, schuf zusätzliche Reibungspunkte. Die Wahl des stauferfreundlichen Cremona als Tagungsort mußte allein schon die alte Gegnerin Mailand auf den Plan rufen162. Am 6. 3. 1226 erneuerten Mailand, Bologna, Brescia, Mantua, Padua, Vicenza und Treviso die ehemalige Liga der Lom­ bardei auf 25 Jahre163. Weitere Städte folgten bald. Zum gleichen Zeitpunkt war das sizilische Heer zum Aufgebot nach Pescara bestellt164. Eine Urkunde vom März, ebendort ausgestellt, bezeugt auch die Anwesenheit des Hochmeisters, der Friedrich auf dem ganzen Zuge begleitete165. Durch die Sperrung der veronesischen Klausen, die den Zuzug deutscher Truppen­ kontingente unter Anführung König Heinrichs (VII.) verhinderte, sah der Kaiser sich am militärischen Vorgehen mit Aussicht auf Erfolg gehindert. So begannen denn An­ fang Juni Verhandlungen mit dem Lombardenbund, welche der Kaiser durch Her­ mann von Salza, den päpstlichen Legaten Konrad von Porto, den Patriarchen Gerold, Bischof Konrad von Hildesheim und weitere Prälaten in Mantua führen ließ166. Die Zusammensetzung der Legation erwies diejenigen Persönlichkeiten im Vorder­ grund, die ihre Kreuzzugsbemühungen jetzt in höchster Gefahr sahen und dem Kai­ ser einen erträglichen Rückzug ohne größeren Gesichtsverlust ermöglichen wollten. Doch die oberitalienischen Kommunen brauchten auf die Kreuzzugspläne keine Rücksicht zu nehmen und stellten nach Friedrichs und der um ihn versammelten Gro­ ßen Ansicht Bedingungen, die mit der „Würde und Ehre der kaiserlichen Maje­ stät“ 167 unvereinbar waren: Verzicht des Kaisers auf den Reichsbann während seines Aufenthalts in der Lombardei, den Marken und der Romagna, Reduzierung der

160 Ryccardi de Sancto Germano notarii chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 122 und S. 127: ... quos tanquam in suum preiudicium promotos, recipi Imperator in ipsis ecclesiis non permisit. 161 So Friedrich selbst in seiner Enzyklika vom (12.) juli 1226: M GH Const. 2, N r. 107, S. 136. 162 H. M. Schaller, Kaiser Friedrich II., Verwandler der Welt, Göttingen 21971, S. 31 charakterisiert diese Politik als „sicher unklug, aber jetzt wie auch noch später siegte der leidenschaftliche Haß gegen Mailand, die alte Gegnerin des staufischen Hauses, über die Vernunft". Zur Rolle Cremonas in der staufischen Politik Oberitaliens vgl. E. W inkelm ann, Beiträge zur Geschichte Kaiser Friedrichs II., N r. 3: Beziehungen des Kaisers zu den oberitalienischen Städten, besonders Cremona, in: Forschun­ gen zur Deutschen Geschichte 7, 1867, S. 293-318, hier insbesondere S. 316 f. 163 Series instrumentorum super renovatione Societatis Lombardiae bei HB 2.2, S. 924 ff. BF 1594b. Siehe auch FIB 2.1, S. 542 mit falschem Datum 2. März; vgl. hierzu F. G üterbock, Die Urkunden des Corio, ein Beitrag zur Geschichte des Lombardenbundes, in: NA 23, 1898, S. 213—227. 164 Ryccardi de Sancto Germano notarii chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 135 f. zum 8. M ärz. BF 1594c hat fälschlich 6. März; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 273 mit Anm. 4. 165 HB 2.1, S. 543 ff.; BF 1595. Vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 46 ff. 166 BF 1620a. 167 So Friedrich selbst M GH Const. 2, N r. 107, S. 137.

66 Truppen seines Sohnes auf 1.200 Pferde, Einstellung der Lebensmittelbeschaffung für den geplanten Reichstag und schließlich Entlassung seines eigenen Heeres vor der Vereinigung mit dem seines Sohnes168. Friedrich betonte in seinen Verlautbarungen nun besonders, daß er als Kreuzfahrer gekommen sei und durch die Verletzung seiner Rechte an solcher Tätigkeit gehindert werde. Nur so glaubte er, ein Eingreifen von Honorius zu seinen Gunsten noch errei­ chen zu können. Doch weder die Bemühungen des Kreuzzugspredigers für die Lom­ bardei, Bischof Konrads von Hildesheim, der drohte, von seinem apostolischen Man­ dat Gebrauch zu machen, noch eine weitere Aussprache mit den Rektoren des Bundes zu Marcaria am Oglio, an der u.a. Konrad von Porto und der Hochmeister beteiligt waren, führten zum Erfolg169. Zwar kam es zu Abmachungen, aber als diese zur Aus­ führung gebracht werden sollten, zogen sich die Lombarden unter dem Vorwand zu­ rück, der Kaiser wolle sie betrügen und hintergehen. Der kirchliche Bannspruch Konrads von Hildesheim kraft apostolischer Autorität und die am 11.7. 1226 in Borgo San Donino über alle Mitglieder und Sympathisanten der Liga durch Friedrich verhängte Reichsacht170 konnten nur schwerlich die Tatsa­ che verdecken, daß der Kaiser in der Sache gescheitert war, da ihm die Machtmittel zur Vollstreckung fehlten. Vom Standpunkt des Ordensmeisters aus mag es wesentlich gewesen sein, daß es zwischen Honorius und Friedrich zu keinem Bruch gekommen war, vielmehr im Zu­ sammenwirken mit dem Kardinallegaten und der gemeinsamen Verhängung von kirchlichen und weltlichen Maßnahmen am einheitlichen Bemühen um die Kreuzfahrt festgehalten wurde. Einmal mehr erwies sich diese als der kleinste gemeinsame Nen­ ner, das fast einzig verbliebene Bindeglied. Das Einlenken des über die Unbotmäßigkeit der Lombarden erzürnten Kaisers kündigte sich überraschend mit seinem Schreiben vom 29. 8. 1226 an, in dem er die strittigen Fragen der Entscheidung des Papstes und seiner Kardinäle überließ171. Man glaubte in dieser „Geschmeidigkeit sonder Gleichen“ wieder den bestimmenden Ein­ fluß des Ordensmeisters spüren zu können172, der nun bis zum am 5. 1. 1227173 er­

168 Die Forderungen der Liga M GH Const. 2, Nr. 105, S. 133. 169 Die Verhandlungen zu Marcaria müssen zwischen dem 24. Juni und dem 11. Juli 1226 stattgefunden haben; vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 49. Hermanns Anwesenheit daselbst erhellt aus Fried­ richs Brief vom 29. August: HB 2.2, S. 676. 170 Ebd., S. 677: ... hujusmodi causam inter nos et Lombardos predictos ordinationi, dispositioni et voluntati vestre aefratrum vestrorum venerabilium cardinalium duximus libere committendam . . . . 171 HB 2.2, S. 676 f.; BF 1674. Vgl. auch E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, Nr. 286. 172 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 304. Mit übergroßer Bestimmtheit nimmt dies, wie häufig, W. C ohn, Hermann von Salza, S. 106 f. an, der bis zur Annahme der Formulierung dieses Briefes durch den Hochmeister selbst geht und sich in die hypothetische Erörterung versteigt: „Schon hier drängt sich die Frage auf, ob Hermann von Salza den Kaiser, um den Frieden zu wahren, richtig bera­ ten hat oder ob es nicht besser gewesen wäre, den Kampf, der unausbleiblich war, doch bald zu füh­ r e n .“ 173 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 327-332, S. 246-251.

67 folgten Schiedsspruch des Papstes in den Vordergrund der Bemühungen um die Beile­ gung des Lombardenkonfliktes rückte. Die Wertschätzung, derer sich Hermann durch seine Verwendung für den Frieden und das Zustandekommen der Kreuzfahrt erfreute, sein gerühmter „Eifer“, sein „totaler Einsatz“ und seine „Klugheit“, erfuh­ ren dabei auch von seiten der Kurie höchstes Lob174. Solcherart von Kaiser und Papst gestärkt, machte sich der Meister im Januar 1227 nochmals auf den Weg über die win­ terlichen Alpen, um ein letztes Mal in Deutschland für den bevorstehenden Kreuzzug zu werben.

174 Ebd., Nr. 335, S. 253 f.

68 III. Der Kreuzzug Friedrichs II. 1227—1229

1. Orientalischer Herrscher?

Das Kreuzzugsunternehmen Friedrichs II., das in dem denkwürdigen Akt des „unter der Krone Gehens“ 1 in der Grabeskirche zu Jerusalem am 18. 3. 1229 gipfelte, ist von den Geschichtsschreibern und den Biographen des Kaisers von jeher als ein Höhe­ punkt seines an Ereignissen reichen Lebens verstanden worden. Insbesondere die Darstellung von E. H. Kantorowicz, der den Kreuzzug als den Beginn der Weltherr­ schaftsstellung des Kaisers auffaßte und ihm eine zentrale und für das Mittelalter ganz singuläre Rolle in der Ausbildung von Herrschaftsverständnis zuwies, hat die For­ schung lange beschäftigt und befruchtet, sogleich aber auch den entschiedenen Wider­ spruch von Fachkollegen herausgefordert. Vehement wandte sich in einem Vortrag vor der Preußischen Akademie der Wis­ senschaften A. Brackmann2 im Jahre 1929 gegen die Auffassung, das Manifest Fried­ richs II., erlassen am Tage seines Einzugs in Jerusalem und an die ganze christliche Welt gerichtet, „als das Dokument eines triumphierenden orientalischen, gottähnli­ chen Herrschers“3 verstanden zu sehen und hielt Kantorowicz entgegen, daß die von diesem so hymnisch übersteigert gefeierte „Selbstkrönung in Jerusalem ... nicht der programmatische Akt eines neuen absoluten Herrschers von orientalischer Art, son­ dern die Verlegenheitsauskunft eines Politikers“4 gewesen sei.

1 Zur Verwendung des Ausdrucks portare (ferre) coronam - porter corone in den einschlägigen Verlaut­ barungen der kaiserlichen Partei, wohingegen die Gegner des Kaisers, allen voran Patriarch Gerold von Jerusalem, mit bewußter Tendenz von einer Selbstkrönung sprechen, vgl. H. E. M ayer, Das Pontifikale von Tyrus, S. 200-210. Gegen diese Auffassung M. L. B ulst-T hiele, Sacrae Domus Militiae Templi, S. 182, Anm. 51. 2 A. B rackm ann, Kaiser Friedrich II. in „mythischer Schau“ in: Stupor Mundi (Wege der Forschung 101), Darmstadt 1966, S. 5—22. 3 Ebd., S. 9. 4 Ebd., S. 11.

69 Diese Kontroverse, zu der in der Folgezeit mit eigenen Beiträgen u.a. Baethgen5, Hampe6 und Grundmann7 Stellung nahmen, die mit beachtenswerten Einwänden und Korrekturen dennoch grundsätzlich die erstaunliche Leistung und neue Sicht des bei Fertigstellung seiner Biographie gerade 32jährigen Kantorowicz hervorhoben, hat sich längst versachlicht. Mit Sicherheit könnte insbesondere nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Zeit und des Zweiten Weltkrieges ein Lebensbild des Stau­ fers heute so nicht mehr entworfen werden, was Herbert Grundmann in einer Bespre­ chung des Werkes am 30. 4. 1933 schon feinfühlig zu erahnen schien, als er die Grundüberzeugung von Kantorowicz, daß nämlich der wirkliche Staatsmann „wohl überhaupt nur in labilen Verhältnissen sich voll entfalten kann“ , kritikwürdig befand und einem unterschwellig vertretenen Reichseinheitsgedanken mit Skepsis entgegen­ trat8. Worauf Kantorowicz aber wirkungsvoll und nachhaltig hingewiesen hat, nämlich auf die Einbeziehung der Mythen, Sagen und Prophetien in den Entwurf eines mög­ lichst umfassenden Gesamtbildes des großen Staufers, bleibt bis heute sein Verdienst, dem sich auch H. M. Schaller, einer der profundesten Kenner der Epoche Friedrichs II., verpflichtet weiß9. Doch weist die Zeichnung einer überragenden Persönlichkeit immer wieder die Ge­ fahr auf, und auch hierfür kann die Darstellung von Kantorowicz als Beispiel dienen, die Personen in ihrer Umgebung durchweg als Schachfiguren eines Spiels zu empfin­ den, das sie selbst kaum je zu beeinflussen, geschweige denn zu steuern vermögen. Gerade der Kreuzzug von 1227/29 mit seinen schon die Phantasie der Zeitgenossen beflügelnden, ungewöhnlichen Umständen und Schauplätzen hat die der Hauptfigur nachgeordneten Persönlichkeiten, ihr Verhalten, ihre Überzeugungen und Hand­ lungsmotivationen naturgemäß zurücktreten lassen. Zu diesen Persönlichkeiten gehörten in erster Linie der Patriarch Gerold von Jerusalem, der im Verlaufe des palä­ stinensischen Unternehmens, päpstlicher als der Papst, zum erbitterten Gegner des Kaisers wurde, und der Hochmeister Hermann von Salza, der mit seiner ausgleichen­ den und besonnenen Art doch grundsätzlich auf kaiserlicher Seite agierte. Beiden Protagonisten verdanken wir neben dem schon erwähnten Manifest Friedrichs die wichtigsten Augenzeugenberichte und Einschätzungen der Vorgänge im Heiligen Land.

5 F. Baethgen., Besprechung der Biographie von Ernst Kantorowicz „Kaiser Friedrich der Zweite“, in; Stupor Mundi (wie Anm. 2). S. 49—61. 6 K. H am pe, Das Neueste Lebensbild Kaiser Friedrichs II., ebd., S. 62-102. 7 H, G rundm ann, Kaiser Friedrich der Zweite, ebd., S. 103-108. 8 E b d ., S. 105 f. 9 H . M. Schaller, Kaiser Friedrich II., Verwandler der Welt, Göttingen 21971, S. 90.

70 2. Mißlungener Auftakt

Die verheerende Seuche, die im Spätsommer des Jahres 1227 das sich zu Brindisi ver­ sammelnde Kreuzfahrerheer heimsuchte und in dem Landgrafen Ludwig von Thürin­ gen am 11. September ihr prominentestes Opfer fand, ergriff auch den Kaiser und ließ ihn den kaum begonnenen Kreuzzug nach drei Tagen abbrechen, um zur Wiederher­ stellung seiner Gesundheit die Bäder von Pozzuoli aufzusuchen10. Bei der Versamm­ lung zu Otranto, die Friedrich in seinem Entschluß, nicht überzufahren, bestärkte, befanden sich unter anderen auch Patriarch Gerold, der Bischof von Akkon Jakob von Vitry und Hermann von Salza11. Hier einen aus späterem Blickwinkel heraus konstruierten Gegensatz zwischen einer kleineren, päpstlich orientierten Gruppe un­ ter Führung des Patriarchen, die die Krankheit des Kaisers für vorgeschoben oder nur leicht erachtete, und einer größeren, kaisertreuen herzustellen, erscheint verfehlt12, zumal Gerold von Jerusalem sich von der bedrohlichen Epidemie ein eigenes Bild ma­ chen konnte, als er dem todkranken Landgrafen die Sterbesakramente spendete13. Man hat also davon auszugehen, daß die um die Mitte des Monats September mit zwanzig Galeeren in See gestochenen Kreuzfahrer, unter denen sich Gerold, Her­ mann und weitere Große unter dem Oberbefehl des Herzogs Heinrich von Limburg befanden, den Ausfall des Kaisers geschlossen bedauerten, sich aber in das Unver­ meidliche schickten14 und auf die Ankunft des Staufers im kommenden Frühjahr setz­ ten15. Als Hermann über Zypern um die Mitte des Oktobers in Akkon eintraf16, betrat er nach einer Abwesenheit von sieben Jahren17 das erste Mal wieder den Boden des Lan­ des, in dem sein Orden die originäre Hauptaufgabe seines Wirkens sah. Die Schwie­ rigkeiten, vor denen er stand, waren beträchtlich. Zwar hatte er durch das kaiserliche

10 HB 3, S. 43f.;B F 1709a-c. 11 Ebd. Vgl. auch die Zeugenliste der noch vor der Abfahrt zu Otranto ausgestellten Urkunde für H er­ mann, Sohn des bereits verstorbenen Ludwig, Landgraf von Thüringen: HB 3, S. 23; BF 1710. Ryc- cardi de Sancto Germano notarii chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 147 f. 12 So aber W. Jakobs, Patriarch Gerold von Jerusalem, Diss. Aachen 1905, S. 23 f., der eine Friedrich belastende Nachricht Gerolds an den Papst annimmt und so einen großen Teil der Verantwortung für den folgenschweren Bann Gregors auf die Gruppe um den Patriarchen überträgt. Ein Zerwürfnis zwi­ schen diesem und Friedrich ist aber bis zu des letzteren Ankunft im Heiligen Lande nirgends erkenn­ bar. Vgl. auch die noch im Juni 1228 ad supplicationis instantiam venerabilis patris Iherosolimitani pa- triarche ausgestellte Urkunde zugunsten der Besitzungen des Ordens vom Heiligen Grabe zu Denken­ dorf: HB 3, S. 69 ff. 13 HB 3, S. 22, Anm. 1; Chronica Reinhardsbrunnensis ad a. 1227, hg. v. O. H older-E gger, MGHSS 30.1, S. 611: ... vocalo patriareba Ierosolimita.no ab ipso sacrum unctionis sacramentum accepit. 14 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 364: Quant li patriarch vit que il ne poeit estre autrement, il recut les galees et s’en passa . . . . 15 Der feste Wille Friedrichs, den nächstmöglichen Termin zur Überfahrt wahrzunehmen, bei HB 3, S. 44. 16 Vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 57. 17 Vgl. oben S. 47, Anm. 80.

71 Privileg vom Januar 1226 für den Orden eine Option18 auf die unter sarazenischer Herrschaft befindliche, nördlich im Königreich Jerusalem gelegene Baronie Toron mitgebracht. Auch wird.die.,in eben diesem Privileg verbriefte Dlenstbefreiungskläu- sel19 den beiden anderen Ritterorden der Johanniter und Templer möglicherweise signalisiert haben, welchen Rückhalts sich beim Kaiser und neuen Herrn des König­ reiches der Hochmeister erfreute. Aber alle territorialen und rechtlichen Ausweitun­ g en und Verbesserungen für die Stellung des Ordens im Heiligen Land mußten Stück­ werk bleiben, solange nicht eine militärisch-politische Aktion die allzu schmale Machtbasis der Lateiner in Palästina grundlegend besserte. In einem Schreiben des Patriarchen und apostolischen Legaten Gerold an den Papst aus Akkon von Ende Oktober20, das unter anderen kirchlichen Würdenträgern auch die Meister der drei Ritterorden erwähnte, berichtete dieser, wie sehr die Nachricht vom Ausbleiben des Kaisers sofort das ganze Unternehmen schwächte, indem angeb­ lich mehr als 40.000 Kreuzfahrer sofort wieder heimkehrten. Nach langwierigen Be­ ratungen vornehmlich der Ordensmeister und des Oberbefehlshabers, des Herzogs von Limburg, hätte letzterer sich für einen Bruch des noch bis 1229 laufenden Frie­ densvertrages mit den Sarazenen entschieden21. Zunächst aber wollte man gemeinsam die Küstenstädte Caesarea und Jaffa bis zum August des kommenden Jahres befesti­ gen, um erst im dann folgenden Winter gegen Jerusalem zu marschieren22. Die Nachricht trug die Züge eines Verlegenheitsbeschlusses, denn sollte nicht auch noch der Rest des Heeres auseinanderlaufen, durfte das eigentliche Ziel der Kreuz­ fahrt, Jerusalem, und der Kampf gegen die Muslime nicht aus den Augen verloren werden. Gleichzeitig hoffte man aber bis zum p a s s a g iu m im August auf Friedrichs Ankunft. In Anbetracht der seit Anfang 1227 angeknüpften, in arabischen und lateini­ schen Quellen gut bezeugten Verhandlungen des Kaisers mit dem ägyptischen Sultan Al-Malik Al-Kamil23, welcher zwecks Abwehr der Ansprüche seines Bruders Al-

18 Die Darstellung bei W. H ubatsch, Montfort, S. 185, der von der „Deutschordensburg Thoron, auch Büchel genannt“ spricht und behauptet, der Orden habe seit dem Jahre 1219 Toron „wiederher­ gestellt und ausgebaut“ entbehrt jeder Quellengrundlage und ist nachweislich falsch; vgl. oben S. 53, Anm. 103, Nr. 7; H. E. M ayer, Seigneurie, S. 191. 19 Siehe oben S. 49, Anm. 89. 20 Überliefert als Insert im Schreiben Gregors vom 23. 12. 1227 (M atthei Parisiensis chronica majora, hg. v. H. R. Luard, vol. 3, S. 128 f.; P otthast, Nr. 8090). 21 Matthei Parisiensis chronica, S. 128: Habito igitur consilio virorum prudentium, et praecipue domus Hospitalis, et Templi, ac Hospitalis Alemannorum, de treuga rumpenda .... Die drei Ordensmeister waren u.a. Garanten des Vertrags von 1221. Ihnen wird im besonderen der Entschluß nicht leicht ge­ fallen sein, obwohl sie formal, ebenso wie der Herzog, dazu gar nicht berechtigt waren. Vgl. Anm. 24. 22 Ebd., S. 129. 23 Vgl. hierzu E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 9 ff.; H . L. G ottschalk, Al-Malik Al-Ka- mil, S. 141 ff. E. B lochet, Les relations diplomatiques des Hohenstaufen avec les sultans d’Egypte, in. Revue historique 80, 1902, S. 51—64 ist, entgegen dem Titel, unergiebig und beschränkt sich fast ganz auf die Wiedergabe einiger arabischer Quellen. Th. C. Van C leve, The Crusade of Frede- rick II, in: A History of the Crusades 2, hg. v. K. M. S etton, S. 449 verlegt die erste Mission des Emirs Fahraddin an den Kaiserhof in das Jahr 1226.

72 Muazzam, Sultans von Damaskus, mit Friedrich zu kooperieren beabsichtigte und ihm dafür wohl wesentliche territoriale Zugeständnisse in Palästina in Aussicht stellte, ist es denkbar, daß man ein stillschweigendes Einverständnis Al-Kamils erwartete, wenn die Kreuzfahrer den Waffenstillstand einseitig aufkündigten und gegen seinen verfeindeten Bruder vorgingen. Jedoch wird nicht recht ersichtlich, ob Friedrich diese Kalkulation in die Anweisungen an seine Heeresführung mit hat einfließen lassen24 25. Am 2. November wollte man nach Caesarea aufbrechen, änderte aber offensicht­ lich wegen des am 12. November erfolgten Todes von Al-Muazzam, den die Christen Coradin oder Conradinus nannten, das Vorhaben, wandte sich nordwärts gegen Sy­ rien und befestigte zusammen mit weiteren Franken aus Tyrus und Beirut den Winter über bis Anfang März 1228 die dem Hafen von Sidon vorgelagerte Insel2s. Es lag auf der Hand, daß mit dem Tode des Sultans zunächst der Norden des Königreiches in den Blickpunkt geriet und Sidon als Hafen von Damaskus zum Angelpunkt für ein weiteres Vorgehen gewählt wurde. Dabei wird für Hermann auch das Hinterland, die Baronie Toron, von Interesse gewesen sein. Wie weit gespannt die persönlichen Beziehungen des Hochmeisters bereits waren, zeigen die beiden Schenkungen an den Orden aus dieser Zeit. Im Januar 1228 überließ Bohemund IV., Fürst von Antiochia und Graf von Tripolis, dem Deutschorden aus eigenem Besitz eine Mühle und einen Weinberg vor den Toren Antiochias gelegen26, am 11. Februar Balian, Herr von Sidon, einige Güter bei Sidon27. Uber die Verwal­ tung solch weit auseinanderliegenden Streubesitzes ist nur wenig bekannt, die Tatsa­ che der Verleihungen zeugt aber dafür, daß der Orden bei Schenkungen keineswegs auf das deutsche Element im Osten beschränkt war, sondern sich auch die Gunst der einheimischen Barone romanischer Herkunft erringen konnte.

24 Nach dem 1221 zu Damiette mit Al-Kamil abgeschlossenen Friedensvenrag hatte der Waffenstillstand eine Laufzeit von acht Jahren, nisi rex coronatus veniem ipsam rumpere vellet. (Oliver, Historia Damiatina, cap. 79, S. 276); zur Bewertung dieser Klausel siehe R. R ö h rich t, Geschichte des König­ reichs Jerusalem, S. 374, Anm. 2. 25 Das Aufbruchsdatum bei Matthei Parisiensis chronica, S. 129: in crastino Omnium Sanctorum; den Grund für die Kehrtwendung gibt Ibn al-Athirs Chronik (Übersetzung bei E. W inkelm ann, Ge­ schichte Kaiser Friedrichs des Zweiten und seiner Reiche, Bd. 1, Berlin 1863, S. 337). Das Todes­ datum Al-Muazzams ist, entgegen den Überlegungen bei E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 11, Anm. 5, wohl mit dem 12. November gesichert. Vgl. R. R öhricht, Geschichte des König­ reichsjerusalem, S. 769, Anm. 1; H . L. G ottschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 145. Die hiermit nicht in Einklang zu bringende Nachricht, das Pilgerheer unter dem Herzog von Limburg sei bereits am 11. November vor Sidon gewesen, bei Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 365: des la Saint Martin. E b d . auch die Verweildauer vor Sidon. 26 Strehlke, Nr. 61. 27 Strehlke, Nr. 62; RRH Nr. 986.

73 3. Die Gründung der Burgankge Monfort

Im Zusammenhang mit den Unternehmungen des Pilgerheeres im Winter 1227/28 stellt sich die Frage des Baubeginns von Montfort, der Hauptburg des Ordens im Heiligen Land. Hubatsch28 setzte den Umbau einer älteren und kleineren Anlage - bei ihm Castrum Novum genannt - auf „kaum vor Herbst 1228“, Forstreuter29, der nur die Hauptquellen nach der Inbesitznahme Jerusalems vom März/April 1229 gelten ließ, plädierte etwas summarisch für 1228/29. Unberücksichtigt blieben oder abgewiesen wurden die Nachrichten der Annales de Terre Sainte30 und der G e s te s d e s Chiprois31, nach denen mit dem Bau der Festung bereits 1226 begonnen wurde, sowie die Überlieferung des armenischen Chronisten Hethoum32, Grafen von Gor’igos, und der L ’Estoire de Eracles Empereur33. Hethoum, dessen Annalenwerk gegen Ende des 13. Jahrhunderts niedergeschrie­ ben wurde, berichtet vom Bau der Festung durch „die deutschen Brüder“ zum Jahre 675 der armenischen Ära, d.h. in dem Zeitraum 24. Januar 1226 bis 23. Januar 1227. In zwei Varianten der L ’Estoire de Eracles Empereur findet sich die Notiz, die Deut­ schen hätten zu eben der Zeit als Sidon befestigt wurde, also im Winter 1227/28, das gleiche Werk bei einer anderen Burg namens Frans chastiaus verrichtet. Diese Anlage wurde durchweg mit dem bald Montfort genannten Bau identifiziert34. Schwierigkeiten bereiten allerdings die Besitzverhältnisse des Landstrichs, auf dem Montfort errichtet wurde. Denn in dem Tauschgeschäft, welches Friedrich im April

28 W. H ubatsch, Montfort, S. 186 f. Hubatsch übernimmt hier nicht nur erneut die falsche Datierung von Strehlke, Nr. 63 (20. April 1228), die schon RRH N r. 1002 und bei W. C ohn, Hermann von Salza, S. 120, Anm. 1 und S. 133, Anm. 3 richtig zu 1229 aufgelöst wurde (vgl. auch H . E. M ayer, Seigneurie, S. 208, Anm. 77) und spricht vom Kauf des Gebietes M ontfort, W'o es sich um die kaiser­ liche Bestätigung des bereits früher erfolgten Tauschgeschäfts mit Jakobus von Amigdala handelt, son­ dern er bezeichnet auch die ältere Anlage mit Castrum novum, obwohl der Begriff in den Quellen nie als Eigenname, sondern stets als Eigenschaftsbezeichnung in Verbindung mit dem Namen M ontfort auftaucht, worauf bereits H. P ru tz, Besitzungen, S. 50 aufmerksam machte. 29 K. F orstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 41 f. 30 Annales de Terre Sainte, hg. v. R. R öhricht, in: Archives de L’Orient Latin 2, Paris 1884, S. 438 (Documents): En l’an M CC et X X V I ... fermerent li Alemant le chastiau de Montfort. 31 Les Gestes des Chiprois, RHC Doc. armen. 2, S. 674: E t en c d anfu comencie a fermer le chasteau de Montfort par les freres des Alemans, le quel chasteau est en Surie, au royaume de Jerusalem. Z u r A b ­ hängigkeit der Gestes des Chiprois und insbesondere der L ’Estoire de Eracles empereur v o n den A nna­ les de Terre Sainte vgl. P. R ichter, Beiträge zur Historiographie in den Kreuzfahrerstaaten, vor­ / nehmlich für die Geschichte Kaiser Friedrichs II., in: M IÖG 15, 1894, S. 561-599, insbesondere S. 573 ff. und S. 584 ff. 32 Table chronologique de Hethoum, comte de Gor’igos, in: RH C Doc. armen. 1, S. 485 (französische Übersetzung aus dem Armenischen): Les Freres allemands (chevaliers teutoniques) entreprirent de restaurer la forteresse de Montfort. 33 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 371 (unter dem Strich): Li Aleman fermerent un autre chastel, quia non Frans chastiaus. Vgl. ebd. S. 372. 34 H . E. M ayer, Seigneurie, S. 210 mit Anm. 80.

74 1229 bestätigte35 und das nach Auskunft des Diploms „an Unserem Hofe“ zwischen Hermann und dem Teilerben der Seigneurie de Joscelin, Jakobus von Amigdala, statt­ fand, erhielten der Meister und sein Orden für das casale M ebelie das casale Trefile „und die neue vom Orden befestigte Burg Montfort“ . Dies hieße aber, wenn man mit H. E. Mayer den Ankauf des Amigdala-Erbteils mit dem Tausch als „uno actu“ erfolgt auffaßt36, daß der Orden seine Hauptburg auf einem Gelände zu bauen begon­ nen hätte, das ihm gar nicht gehörte, zumindest nur bedingt als Lehnsherr des Jakobus, denn daß schon Teile der Burganlage im April 1229 errichtet waren, besagt die perfektivische Wendung „welche Burg der Orden selbst befestigt hat“ .37 Auch löst die vage Mitteilung bei Roger von Wendover38 und, von diesem über­ nommen, bei Matthäus Parisiensis39 von einem „gewissen Kastell“ , welches der Kaiser nach seiner Landung in Akkon (7. 9. 1228) zusammen mit Caesarea habe befe­ stigen lassen - Forstreuter40 dachte hier möglicherweise an Montfort - nicht die Kolli­ sion mit der Überlieferung des früheren Baubeginns. Die Lösung des vordergründigen Widerspruchs liegt in der Problematik für den Deutschen Orden, in den vollen, uneingeschränkten Besitz der 1220 von Otto von Henneberg und seiner Gemahlin Beatrix gekauften Seigneurie de Joscelin zu gelangen. Nachdem Hermann in dem kaiserlichen Diplom vom Januar 1226 ausdrücklich hatte aufnehmen lassen, die ganze joscelinische Erbschaft habe der Gräfin Beatrix „nach väterlichem und mütterlichem Erbfolgerecht“41 gehört, war für ihn vermutlich der Zeitpunkt gekommen, mit solcher Rückendeckung ausgestattet den schon länger ge­ hegten Plan der Errichtung einer zentralen Ordensburg in dem erworbenen Gebiet nordöstlich Akkons in Angriff zu nehmen. Die Reise des Jakobus von Amigdala nach Italien, die zu der Einigung mit dem O r­ den vom Juli 1226 führte, könnte also nicht nur eine Reaktion allein auf das Januardi­ plom sein, sondern auch auf den Beginn von Bauaktivitäten im Bereich des C a s a le T r e f ile . Eine Burganlage wie Montfort, in unmittelbarer Nachbarschaft des älteren Mittelpunkts der Herrschaft, des Casteilum regis, postiert42, mußte eine grundlegen­ de Veränderung der Machtstrukturen in der Seigneurie de Joscelin mit sich bringen43.

35 Strehlke, Nr. 67; HB 3, S. 120 f.; BF 1749. 36 H . E. M ayer, Seigneurie, S. 211. 37 HB 3, S. 121. 38 Rogen de Wendover Flores Historiarum, hg. v. H. G. H ew lett, vol. 2, S. 352. 39 Matthei Parisiensis chronica, S. 160. 40 K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 45, Anm. 7. 41 Strehlke, Nr. 47; HB 2.1, S. 534. ' 42 H . P ru tz, Besitzungen, S. 40. Die genaue Lage des Casteilum Regis, die Prutz noch unbekannt war, ist inzwischen identifiziert. Es handelt sich um die heutige Ortschaft M i’ilya, südöstlich von M ontfort gelegen; vgl. W. H ubatsch, Montfort, Abb. 22 (im Anhang). 43 J. P raw er, The Latin Kingdom of Jerusalem, S. 293 und S. 308 weist nachdrücklich darauf hin, daß, entgegen der allgemeinen, vor allem von deutscher Seite vertretenen Ansicht, M ontfort keine größere strategische Bedeutung besessen habe und, abseits jeglicher wichtigeren Straße, mehr ein Herrschafts­ element zwecks Verwaltung des angekauften hennebergischen Erbes denn ein militärischer Vorposten von Akkon gewesen sei.

75 Um dem zu begegnen, begab sich Jakobus selbst an den Kaiserhof und erreichte „nach den Rechtsgewohnheiten des Königreichs Jerusalem“ eine Belehnung von Her­ mann vor Friedrich mit dem Teil der joscelinischen Erbschaft, der ihm von seiten sei­ ner Mutter Agnes zustand44. Dabei handelte es sich, wie aus der Beurkundung des Ankaufs vom 20. 4. 1229 her­ vorgeht, um 15 Casalien, 2 Gastinen und das Castrum regis selbst; bei letzterem aller­ dings abzüglich der Besitzungen, die der Orden eben dort schon vor dem Ankauf von 1220 an sich gebracht hatte45. Wenn hier nun unter den Casalien M e b e lie aufgeführt ist, das früher im Besitz des Ordens war, dann aber gegen T r e f ile - und damit auch das Areal um Montfort - ausgetauscht wurde, so liegt der Zeitpunkt dieses Tausch­ vorgangs auf jeden Fall vor diesem Datum46. Es fragt sich, ob er näher zu bestimmen ist. Nach H. Prutz, bei dem sich aber in der Angabe des herangezogenen Urkunden­ materials Unstimmigkeiten finden, tauschte Hermann, gleich nachdem er Jakobus von Amigdala mit seinem Erbteil investiert hatte, gegen Überlassung von M e b e lie das Gebiet der älteren Burg Montfort ein47. Dies würde logischerweise auf den Juli 1226 und dessen italienische Reise führen. Das aber sagt Prutz nicht ausdrücklich, weil er den Beurkundungsakt und dessen Ausführung offensichtlich auseinanderzieht und den Zeitpunkt des Tauschhandels durch Übernahme der Datierung von Strehlke falsch ansetzte. Der Hinweis von M.-L. Favreau, der Orden habe bereits vor dem Er­ werb des gesamten Anteils an der Erbschaft „das Gebiet der Burg Montfort herausge­ löst“ ,48 ist zwar von der Sache her zutreffend, nimmt aber ebenfalls zum Termin des Vorgangs nicht Stellung. Der Widerspruch läßt sich lösen, wenn man dem Diplom49 Friedrichs vom April 1229 zwei säuberlich zu trennende Akte unterlegt. Zunächst den eigentlichen Tausch­ vorgang „an Unserem Hofe“ etwa im Juli 1226 in Italien, wodurch Hermann und der

44 HB 2.2, S. 672: ... ec investiverit Jacobum de Amigdala, filium quondam G. junioris filie comitis memorati, secundum consuetudinem regni Jemsolimitani de portione que contigit eum in eisdem bonis pro parte dicte matris sue. 45 Strehlke, Nr. 63; RRH Nr. 1002. Vgl. H. E. M ayer, Seigneurie, S. 208. 46 H . E. M ayer, Seigneurie, S. 208 ff., der Ankauf und Tausch als einen gemeinsamen Vorgang auffaßt, erklärt die Abfolge von RRH N r. 1002, 1011 und 1013 folgendermaßen: Jakobus von Amigdala verän­ derte „gleichzeitig mit seinem prinzipiellen Tausch Landlehen gegen Geldlehen“ (RRH N r. 1002) den Bestand des Landlehens (Trefile gegen M ebelie); der Kaiser bestätigte den Gesamttausch (RRH N r. 1013) und, separat, den Tausch der beiden Casalien (RRH N r. 1011). Den Grund dafür, daß Ja­ kobus sich M ebelie geben läßt, welches er hernach ja sofort wieder verkauft, sieht Mayer einzig in dem in RRH N r. 1002 vorgesehenen Restitutionsfall. Geht der Orden seine Vertragsverpflichtungen nicht ein, fällt das gesamte Landlehen einschließlich M ebelie, welches in einem Bereich größerer Besitzdich­ te d es Ja k o b u s u m St. Georges de Labaene lag (ebd., S. 212 f.), an diesen zurück. Substantieller aber erscheint der Tauschakt, wenn Jakobus tatsächlich M ebelie eine Zeitlang besessen hat und der Vorgang nicht nur weitgehend pro forma aufgefaßt wird. 47 H . Prutz, Besitzungen, S. 42. 48 M. L. Favreau, Studien, S. 88. 49 HB 3, S. 120 f.; RRH Nr. 1011.

76 Orden sich endgültig in den Besitz des Terrains brachten, auf dem soeben mit dem Ausbau Montforts begonnen worden war - oder, was theoretisch natürlich ebenso möglich ist, hiernach, aber noch im Laufe des Jahres 1226, damit begonnen wurde — und dann die kaiserliche Bestätigung ,,an Unserem Hofe in Gegenwart der Unterta­ nen Unseres Königreichs Jerusalem“, durch die der Hochmeister nochmals abschlie­ ßend sicherstellen wollte, daß das Casale Trefile mit sämtlichen Pertinenzien endgül­ tig und für immer in Ordenshand verblieb. Die überzeugendste Lösung der Frage, auf welchen Zeitraum der Baubeginn von Montfort zu setzen ist, ist demnach die erste Hälfte des Jahres 1226, als der Orden die gesamte joscelinische Erbschaft für sich reklamieren konnte. Immerhin vermögen drei Annalenwerke diesen Zeitansatz zu stützen. Weiterhin denkbar iSt aber auch, daß Hermann, als er sich von dem vor dem Kaiser erschienenen Jakobus von Amigdala veranlaßt sah, das Casteilum regis, wenn auch als Lehnsherr, zurückzuerstatten, nun­ mehr erst recht den Anstoß erhielt, einen neuen Mittelpunkt in dem hennebergschen Erbteil zu errichten. Aus profunder und sicherer Kenntnis der territorialen Gegeben­ heiten der S e ig n e u r ie entschied er sich für das zwischen zwei tiefen Tälern hochaufra- gende Felsplateau im Bereich des Casale Trefile und gelangte durch den erörterten Tauschvorgang in dessen Besitz. Ein Beginn der Bauhandlungen in der zweiten Hälfte des Jahres 1226 wäre durch dieselben Quellen wie der etwas früher liegende Termin gesichert. Letztendlich ent­ scheidend aber waren die Impulse, die von der Vermählung Friedrichs II. mit der Er­ bin des Königreichs Jerusalem, Isabella von Brienne, im November 1225 ausgingen50. Sie führten zu einer neuen, für den Deutschen Orden weit günstigeren Lage im Hin­ blick auf die Durchsetzung seiner ehrgeizigen territorialen Ziele. Daß Hermann von Salza, wie die L’Estoire de Eracles Empereur vermerkt, das Eheprojekt initiiert habe51, erhält auch durch die schon sehr bald hernach einsetzenden Aktivitäten hin­ sichtlich Montforts seinen guten Sinn. Weiterhin läßt die Überlieferung derselben Quelle, daß nämlich die Deutschen, während wohl vornehmlich Franzosen und Engländer die Inselburg Sidon befestig­ ten, ein Frans chastiaus genanntes Kastell wiederherrichteten, als Anreger des Projekts den Ordensmeister vermuten, der die Gelegenheit größerer Pilgerkontingente nutzte und den Ausbau Montforts in einer zweiten Bauphase vorantrieb. Anfang Juni des Jahres 1228 fanden die fortschreitenden Bauarbeiten in Montfort ihren Niederschlag in einer ersten Schenkung, als Bohemund von Antiochia eine jähr­ liche Rente in Höhe von 100 Byzantinern allem Anschein nach für das Festungswerk stiftete52.

50 BF 1586b. 51 Eracles, lib. 32, cap. 20, RHC Hist. occ. 2, S. 358. 52 Strehlke, Nr. 64; RRH Nr. 989:... a teifrere Hermant, maestre de la chevalerie de la sainte maison de Nostre dame de l’ospital des Alarnans, et a freres de la meismes maison et en aide deu labor deu chastel, que vos fermes per doner force a la christiante encontre les Sarrazins .... Bohemund unter­ stützte zumeist die kaiserliche Position während Friedrichs Kreuzzug: LM 2, col. 334 (C. Cahen).

77 Die bei Sidon, möglicherweise auch bei Montfort, beschäftigten Kreuzfahrer kehr­ ten im März nach Akkon zurück und lagerten dort bis Ende April53. Der Grund für die Wendung nach Süden, der nirgends genannt wird, muß die erwartete Ankunft des Kaisers gewesen sein, die im November 1227 auf einem Hoftag zu Capua für den Mai des kommenden Jahres beschlossen worden war54, nicht aber die Inbesitznahme Jeru­ salems durch Al-Kamil55, die nachweislich erst im August/September erfolgte56. Es ist leider nicht weiter möglich, Aufenthaltsorte und Aktivitäten des Hochmeisters nä­ her zu bestimmen, doch hat er vielleicht an den in Erwartung neuen Zuzugs an der Küste südlich Akkons überlieferten Baumaßnahmen in Caesarea teilgenommen57.

4. Hermann als Parteigänger des Kaisers

Am 7. 9. 1228 ging der gebannte Kaiser in Akkon an Land, wo er von den „Fürsten und Anführern“ des christlichen Heeres mit allen Ehren und großer Freude empfan­ gen wurde, „hoffend, daß durch ihn Heil geschaffen werde in Israel“ .58 Die am 29. 9. 1227 ausgesprochene Exkommunikation59, die Gregor IX. am 18. November60, so­ wie am 23. März des folgenden Jahres61 wiederholt hatte, hinderte die auf die Befrei­ ung der heiligen Stätten hoffenden Kreuzfahrer zunächst offensichtlich nicht in ihrer Erwartung, daß nunmehr das langersehnte Ziel in Angriff genommen werden könnte. Es ist auffällig und scheint der allgemeinen Zuversicht, auch der des Kaisers selbst, entsprochen zu haben, daß allein durch die vollzogene Überfahrt, noch vor dem Be­ ginn von kriegerischen Handlungen gegen die Sarazenen, der Grund für die Bannung entfallen sei62, denn der Vertrag von San Germano vom Jahre 1225 bedrohte Friedrich „expressis verbis“ mit der Exkommunikation nur für den Fall des Nichtübersetzens und der nicht mindestens für zwei Jahre erfolgten Unterhaltung eines zahlenmäßig festgesetzten Truppenkontingents im Heiligen Land63.

53 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 365: ... le pelerin ... se partirent et retoment a Acre, et d ’iluec s’en alerent herberger en U Paumeree de lez Cayfas, por dotier herbe a lor chevaus. .54 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 148 f.; BF 1711e. 55 So beispielsweise E. K estner, Der Kreuzzug Friedrichs II., Göttingen 1873, S. 35; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 120. 56 R. R öhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 778 mit Anm. 1; H. L. G ottschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 148 mit Anm. 1. 57 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 365. 58 Rogeri de Wendover Flores Historiarum, hg. v. H. G. H ew lett, vol. 3, S. 174; BF 1732x. 59 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 147 f.; BF 6710a. 60 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 148; BF 6714a. 61 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 371, S. 289; BF 6720a. 62 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 96; E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 167; O . Vehse, Propaganda, S. 28. 63 HB 2.1, S. 503: etpredicta omtiia observabimus bona fide, lata ex nunc excommunicationis sententia in quam incidemus si non transfretaverimus in passagio suprascripto vel non duxerimus vel tenuerimus nobiscum mille milites vel non miserimus prescriptam pecuniam . . . .

78 Die erste und maßgebliche Bedingung hatte er formal nun eingelöst, und die gleich / nach seiner Ankunft an die Kurie zurückgesandten Boten, nämlich Erzbischof Mari- [ nus von Bari und Graf Heinrich von Malta, sollten neben der Meldung über das Ein- treffen in Palästina vor allem um die Lösung vom Banne nachsuchen64. 1 Dieses Vorhaben mißlang gründlich, denn zum einen hatten sich nach des Kaisers Abfahrt - wohl entgegen seinen hinterlassenen Anweisungen - die Spannungen zwi­ schen Gregor IX. und Rainald von Spoleto, dem kaiserlichen Statthalter und Reichs­ legaten, beständig gesteigert65, zum anderen hatte der Papst durch seine am 31.7. 122 8 66 ausgesprochene Lösung der Untertanen des Kaisers vom Treueid erkennen las­ sen, daß er dem abwesenden Staufer wohl nicht nur in seinem sizilischen Königreich, sondern insgesamt nach der Herrschaft trachtete. Die Ankunft zweier Minderbrüder in Akkon bald nach der Landung des Kaisers änderte die Einschätzung der Bannsentenz bei einer Reihe maßgeblicher Kreuzzugs­ teilnehmer grundlegend und ließ die für den ganzen folgenden Verlauf gefährliche Parteiung einer für und wider den Staufer eingestellten Gruppierung entstehen. Die beiden Franziskaner hatten nämlich den Auftrag, Patriarch Gerold die Weisung zu überbringen, den Kaiser als Gebannten und Eidbrüchigen zu behandeln und insbe­ sondere den drei Ritterorden jegliche Unterstützung desselben zu untersagen67. In dieser Situation, die nur ein Entweder-Oder, aber keine vermittelnde Position mehr zuließ, entschied sich Hermann von Salza für Friedrich und gegen die unmiß­ verständliche Anweisung Gregors. Dies lag zum einen in der besonderen Fürsprache und Gunst des staufischen Hauses begründet, die es dem Deutschen Orden gegenüber bei der Bemühung um die Gleichstellung mit den beiden älteren romanischen Ritter­ orden entwickelte, zum anderen in dem persönlichen Treueverhältnis, das der Hoch­ meister während seines nunmehr zehnjährigen Dienstes für Friedrich herausgebildet hatte.

64 M G H Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 376, S. 294; Eracles, RH C Hist. occ. 2, S. 373 (unter dem Strich). 65 Vgl. J. F icker, Erörterungen zur Reichsgeschichte des dreizehnten Jahrhunderts; IX. D er Einfall Rei­ nalds von Spoleto in den Kirchenstaat 1228, in: M IÖ G 4, 1883, S. 351—379, hier insbesondere S. 366. 66 BF 6735a. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 30 f. 67 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 370: ... duifrere Menor vindrent a Acre de par L ’Apostoile, quiaporte- rent letres au patriarche de Jerusalem. En quoi il manda que il feist denoncier l’empereor Fedric por escomenie etparjur, et que il deffendist au Temple et a l'Ospital de Saint Joban et a celui des Alemans que il ne fussent en son comandement ne riens ne feissent por lui. Gregors besondere Förderung des jungen Franziskanerordens und die öffentliche und feierliche Kanonisicrung seines Begründers am 16. 7. 1228 (BF 6734a) bilden eine A rt Kontrast zur Behandlung Friedrichs, des persecutor d e r K irch e, der hinfort als dictus Imperator bezeichnet wird (so erstmals im Schreiben Gregors an den päpstlichen Legaten Romanus in Frankreich vom 5. 8. 1228: HB 3, S. 74). Heiligung und Bannung als Ausfluß päpstlicher Gewalt wurden so wirkungsvoll einander gegenübergestellt. Auch im Königreich Sizilien wirkten die M inderbrüder offenbar entschieden für die päpstliche Sache: Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 156. Vgl. hierzu P. O pladen, Die Stellung der deutschen Könige zu den Orden im dreizehnten Jahrhundert, Diss. Bonn 1908, S. 35, wo die Charakteristika der Bettel­ orden als Machtinstrument des Papsttums hervorgehoben werden: Zentralisierung in Rom, Auf­ hebung der stabilitas loci, Eximierung von jeder lokalen Autorität etc.

79 Es ist häufig darauf verwiesen worden, daß das Vermitteln ein Grundzug seines Wesens gewesen sei. Aber in einer für Hermann und den Orden höchst heiklen Situa­ tion, in der leicht alles wieder verloren gehen konnte, was er mit Zähigkeit und Tat­ kraft aufgebaut hatte, band er sein Schicksal an das des mit der höchsten Kirchenstrafe belegten Kaisers, dessen geschwächte militärisch-politisch-kirchliche Position er ohne erkennbares Zögern ergriff. Sicherlich wollte er zu jeder Zeit auch die Aussöhnung mit dem Inhaber der höchsten geistlichen Gewalt-wie hätte er als Ordensmeister auf Dauer in Zwietracht mit dieser einen Ritterorden führen können -, aber er wollte sie nicht um den Preis der Vereitelung des so lange von ihm selbst in vorderster Linie ge­ förderten Kreuzzugsunternehmens und erst recht nicht um den Preis der Demütigung und des Scheitems des Inhabers der höchsten weltlichen Gewalt willen68. Friedrich sah sich nun allerdings genötigt, da namentlich die Templer und Johanni­ ter seinen Befehlen nicht gehorchen wollten, zumindest formal den militärischen Oberbefehl abzutreten. Er gab ihn an Hermann über die Reichsangehörigen („über Deutsche und Lombarden“)69, den Marschall Filangieri und den Connetable Odo von Montbeliard über die Mannschaften aus den Königreichen Jerusalem und Zy­ pern70, ohne daß sich an der tatsächlichen Leitung des Heeres etwas geändert zu haben scheint. Doch ist an den Genannten ablesbar, wer sein Vertrauen nun im be­ sonderen genoß. Im übrigen scheinen Hermann und die beiden anderen Heeresführer

68 Entgegen der Darstellung bei W. C ohn, Hermann von Salza, S. 121 ff., der durch apodiktische Fest­ stellungen wie „D er Größe seines Einflusses auf den Kaiser war sich der Deutschordensmeister völlig bewußt“ oder „Herm ann von Salza war es sicherlich, der Friedrich immer wieder von entscheidenden Kampfmaßnahmen zurückhielt“ und betont, daß sich sein Einfluß „auf der von ihm so sehr bevorzug­ ten mittleren Linie“ bewegte, ist darauf hinzuweisen, daß der Kaiser sich mit seinen geringen Streit­ kräften flexibel zeigen mußte und Hermann den päpstlichen Anweisungen deutlich zuwiderhandelte. Auch ein argumentum e silentio wie „Daß Hermann von Salza nicht besonders erwähnt wird, will nichts weiter besagen, da er seinen Einfluß meist im stillen wirken ließ“ (ebd., S. 124, Anm. 1), ist methodisch wenig fruchtbar. 69 Auch dies hätte der Hochmeister ablchnen müssen! Das in der Exkommunikationssentenz enthaltene Verkehrsverbot (M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 368, S. 285: ... er mandamus ab Omnibus arctius evitari ...), welches den Zuwiderhandelnden mit der Strafe der excommunicatio minor b e d ro h te (vgl. P. H inschius, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland, Bd. 5, Berlin 1895, S. 16. ff.; E. Eichm ann, Acht und Bann im Reichsrecht des Mittelalters, Paderborn 1909, S. 64 f. mit Anm. 1), wurde durch die Entbindung der Untertanen vom Treueeid (M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 831, S. 731: ... omnes, qui Friderico imperatori sunt iuramento fidelitatis astricti, et specialiterhomines regni a iuramento quo sibi tenentur absolvimus et denuntiavimus absolutos ...), die die beiden Franziskaner ins Heilige Land brachten, fast einer Absetzung gleich. Der hierdurch noch gesteigerte Ungehorsam Hermanns dem Heiligen Stuhl gegenüber - auch wenn er sich guter Gründe sicher wähnte - veranlaßte ihn nach Abschluß des Vertrages mit Al-Kamil zu einer persönlichen Rechtfertigung (MGH Const. 2, Nr. 121, S. 162: Ceterum dominus archiepiscopus Reginus .. . discretionem vestram plene novit expedire, qualiter et in quem modum circa dominum imperatorem remanserimus). Der Handlungsspielraum, den sich der Ordensmeister zu nehmen zutraute, ist bemer­ k en sw ert. 70 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 159.

80 schon sehr bald ihr Amt wieder abgetreten zu haben, denn der Anfang November er­ folgte Zug nach Jaffa sah den Kaiser wieder als Anführer des christlichen Heeres71. Die ablehnende Haltung der beiden romanischen Ritterorden, die ihre Meister da­ mit begründeten, daß sie für die römische Kirche gestiftet seien und demgemäß auch nur ihr Gehorsam schuldeten72, machte die Kooperation mit dem von Hermann von Salza geführten Deutschen Orden umso wertvoller und unentbehrlicher. Friedrich betonte dies verschiedentlich später ausdrücklich, am deutlichsten in seinem Manifest vom März 122973. Die offensichtliche Bevorzugung des Deutschen Ordens vor den beiden anderen Ritterorden ergab so einen fortschreitenden Bruch auch unter den Na­ tionalitäten der Kreuzfahrer, der sich schließlich bis in die Abmachungen des Vertrags mit Al-Kamil hinein dokumentierte74. Aus diesem Zeitraum, d.h. Herbst 1228 bis zur Ankunft der Christen in Jaffa am 15. November, stammte ein Brief des Ordensmeisters, der verloren ist, von dem sich aber, wie Winkelmann glaubhaft machte, Spuren in der Chronik Richards von San Germano nachweisen lassen75. Der Brief war an Papst Gregor IX. gerichtet und bezog sich auf die „Lage des Hei­ ligen Landes und des christlichen Heeres zur Zeit des letzten Herbstpassagiums“, wie Hermann in seinem zweiten Brief vom März des folgenden Jahres selbst formulier­ te76. Seine Absicht wird gewesen sein, und dies läge ganz auf der Linie seines späteren Berichtes, darzulegen, in welchem Maße sich die Exkommunikation des Kaisers für die Sache des Heiligen Landes als hinderlich erwies. Denn der eingetretene Autori­ tätsverlust erstreckte sich nicht nur, wie der Chronist festgehalten hat, auf Teile des christlichen Heeres, sondern auch auf das Ansehen, das der dem arabischen Kultur-

71 Vgl. G. D asse, Hermann von Salza als Sachwalter und Rathgeber Friedrichs II., Diss. Göttingen, Berlin 1867, S. 18, der die Maßnahme Friedrichs als unüberlegt und übereilt ansieht, da sie sein Anse­ hen im Heere um nichts verbesserte. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 97 nimmt an, ein Führungswechsel im Heer sei gar nicht zur Ausführung gekommen. 72 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 372: Sire, il est bien seu que nos somes establi par l’Iglise de Rome, et a ITglise somes obedient. 73 M GH Const. 2, N r. 122, S. 166: Unum Urnen de magistro et fratribus sancte Marie Teutonicorum dicere possumus et merito non tacere, quod ab ipso adventus nostri principio in servitio Dei nobis tarn devote quam efficaciter adstiterunt. Die deutliche Parteiung innerhalb des Kreuzfahrerheeres hielt auch der deutsche Chronist fest: Burchardi praepositi Urspergensis chronicon, M GH SS rer. Germ. [16], 21916, S. 125: Soli vero Hospitalarii de domo sancte Marie Teutonicorum fideliter sibi astiterunt, similiter lanuenses et Pisani et alii milites, qui cum ipso et pro ipso advenerant. Ähnlich Annales Marbacenses ad. a. 1229, M G H SS rer. Germ. [9], 1907 (ND 1979), S. 93. 74 M GH Const. 2, Nr. 122. 75 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 96, Anm. 5 und S. 97, Anm. 1. Vgl. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 122, Anm. 4. 76 M G H Consc. 2, N r. 121, S. 161. Der Ordensmeister erweist sich durch seine Briefe als eigenständige Persönlichkeit m it offensichtlicher Reputation an der Kurie und beim Papst, wenn er regelmäßig dort­ hin Nachrichten überbringen läßt. Darlegungen von seiner Seite konnten zu diesem Zeitpunkt wohl eher Wirksamkeit zeigen als von der des Kaisers selbst.

81 iJB T 1.

kreis so aufgeschlossene Kaiser in der Umgebung Al-Kamils genoß77. Der unaufheb­ bare Widerspruch, einen vom Papsttum über so lange Zeit und mit so großer Insistenz geforderten Kreuzzug nun in seinem entscheidenden Stadium durch das Odium kirchlicher Banngewalt an seiner erfolgreichen Durchführung gehindert zu sehen, muß Hermann von Salza zutiefst getroffen haben. Die Kontaktnahme mit der Kurie belegt aber auch, daß er es in seiner Person für möglich erachtete, seine eigene Ein­ schätzung der augenblicklichen Lage ins Spiel zu bringen und den Beurteilungen des Patriarchen entgegenzutreten. Dieser nämlich war mit den einheimischen Bischöfen in Akkon zurückgeblieben78 und beobachtete mit wachsendem Mißtrauen die begon­ nenen Verhandlungen des Kaisers mit dem Sultan, hatte auch auch eigene Beobachter („Freunde und Familiären“) mit dem Heere mitziehen lassen79.

5. Vergebliche Bemühungen um den Patriarchen Gerold

Die geheimen Unterhandlungen Friedrichs mit Al-Kamil, die am 18. 2. 1229 schließ­ lich zur Eidesleistung auf den Vertrag führten80, der Jerusalem den Christen zurück­ gab, wurden von kaiserlicher Seite vornehmlich von Thomas von Acerra, von der des Sultans durch den Emir Fahraddin geführt. Wahrscheinlich gehörte der Hochmeister

77 Ryccardi deSancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 159: et ob hanc causam Soldanus ipse cum sciret ipsum Imperatorem tali odio ab ecclesia persecutum, vix cum eo componere inductus est. 78 E. K estner, Kreuzzug, S. 46; E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 97 f. mit Anm. 4. 79 M G H Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 302: amicos et familiäres nostros de exercitu. Daß Rechts­ wirklichkeit und Theorie hinsichtlich des Verkehrsverbots selbst auf seiten der päpstlichen Partei aus­ einanderklafften, erweisen die Anwesenheit der engeren Vertrauten des Patriarchen im Heere des Gebannten und die keineswegs kategorische Ablehnung der Bitte Hermanns, Gerold möge nach Jaffa kommen und mit dem Kaiser zusammen nach Jerusalem ziehen. Denn eine eventuell positive Beant­ wortung dieser Aufforderung machte er von der Einsichtnahme in den Vertrag abhängig. Nicht aus prinzipiellen (Bann), sondern aus sachlichen Gründen (Vertragsbedingungen), lehnte er sodann jeg­ liche Annäherung an Friedrich ab. 80 Der Vertrag ist nicht vollständig, wohl aber in seinen wichtigsten Bestimmungen überliefert. Die neun Artikel in syrischem Altfranzösisch mit lateinischen Anmerkungen, die Gerold in seinem Brief vom 26. März 1229 an Gregor sandte und die im Register dieses Papstes überliefert sind (Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, tom. 1, Paris 1896, N r. 321), sind ediert bei HB 3, S. 86-90; M GH Epp. pont. saec. X III1, N r. 380; M GH Const. 2, N r. 120, S. 160 f. (nur der französische Text). Die lateinische Übersetzung, wie sie HB 3, S. 86-89 und M GH LL 2, S. 260 f. bieten, stammt dagegen von R aynaldus, Annales ecclesiastici ad a. 1229, § 15—21. Weitere Vertragspunkte enthalten dann insbesondere der oben erwähnte Brief Gerolds, der erste Brief Hermanns von Mitte März 1229 und das kaiserliche Mainifest vom 18. März 1229. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 113, Anm. 3; J. L. La M onte/M . J. H ubert, The Wars of Frederick II. against the Ibelins in Syria and Cyprus by Philip de Novare, New York 1936, S. 37, Anm. 4; J. Praw er, Historie 2, S. 198, Anm. 37 (mit fehlerhaften Datierungen der Briefe des Patriarchen).

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2 nur der abschließenden dreiköpfigen Delegation an, die wenige Tage hernach an Al- Kamil gesandt wurde, damit dieser vor ihnen den Vertrag beschwören möge81. Die Aufgabe Hermanns während dieser Zeit scheint eine andere gewesen zu sein, denn aus dem ausführlichen Bericht des Patriarchen an den Papst vom 26. 3. 1229 läßt sich entnehmen, daß er bemüht war, eine Annäherung an Gerold zu erreichen, seine Zustimmung zu den Abmachungen mit dem Sultan zu erlangen und ihn schließlich zu bewegen, zusammen mit dem Kaiser in Jerusalem einzuziehen82. Friedrich hatte zwar am 11. Februar die Einwilligung von vier syrischen Baronen in das Vertragswerk er­ langt, die Meister der Johanniter und Templer aber sowfe 'die beiden englischen Bi­ schöfe von Winchester und Exeter, die sich die ganze Zeit über beim Heere aufgehal­ ten hatten, machten ihre Zustimmung von der des Patriarchen abhängig83. Hermann muß geglaubt haben, eine solche erreichen zu können, und als Gerold eine Einsichtnahme in die Abmachungen Punkt für Punkt forderte, ließ er ihm eine wortgetreue Abschrift des Vertrages zugehen84 85. Auch werden seine Bemühungen aus­ drücklich hervorgehoben, die er bei den Anhängern des Patriarchen im Heere unter­ nahm, ihre Unterstützung zu gewinnen, um Gerolds ablehnende Haltung überwin­ den zu helfen8s. Dem Einsatz des Ordensmeisters, eine Annäherung der beiden Parteien zu errei­ chen, erwies sich aber nun als entscheidendes Hindernis, daß der abgeschlossene Ver­ trag den Patriarchen vor vollendete Tatsachen stellte. Weder befriedigte ihn dieser in­ haltlich, noch billigte er den ganzen Rahmen der Verhandlungen mit den Sarazenen. Erst ein gutes Jahr auf palästinensischem Boden, mit den Sitten und Bräuchen der Sa- j razenen kaum vertraut86, legte er mit seiner Darstellung, „daß der Sultan dem Kaiser, |

81 Brief Gerolds vom 26. März 1229 (M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 384, S. 302): magister Aleman- norum, comes Thomasius et dominus Sydonis iverunt ad soldanum Babylonie, ut super conventionibus initis redperent sacramentum ab ipso. Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163, ist, entgegen W. C ohn, Hermann von Salza, S. 125, nicht so aufzufassen, daß Hermann mit ' dort weiter namentlich Genannten auch beim Schwur des Kaisers vor den Bevollmächtigten des Sul­ tans anwesend war. Vgl. hierzu E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 111, Anm. 6, auf den sich Cohn dennoch beruft. 82 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 302: magister Alemannorum ... mandavit nobis consulens atque rogans, ut ad exerätum personaliter veneremus, cum peregrinis dvitatem sanctam sollempniter intraturi, et quod deinceps ordinari deberent nostro consilio universa, nostrumque adventum imperator plurimum affectabat. 83 Ebd., S. 301. 84 Ebd., S. 302: ... rescribentes magistro, ut transcriptum treuge et omnium conventionum nobis trans- mitteret de verbo ad verbum. ... Quo intellecto magister incontentiperfratrem W. de ordine Predica- torum, penitentiarum nostrum, nobis misit supradictum transcriptum. 85 E b d .: Circa idem magister valde solliätus erga amicos et familiäres nostros de exerdtu, ut nos ad ve- niendum inducerent suis predbus cum affectu ... (Text hier wohl verstümmelt). 86 W . Jacobs, Patriarch Gerold, S. 39 charakterisiert ihn als „engherzig kirchlicher Gesinnung“ und ur­ teilt über seine Haltung resümierend: „Das abfällige Urteil der Kirche über den Kreuzzug Friedrichs, das er jedenfalls in der zu Tage getretenen übertriebenen Schärfe durch seine Schreiben hervorgerufen und für lange Zeit festgelegt hatte, zeigte seine tiefgreifenden Wirkungen noch weit über seinen Tod hinaus.“ (ebd., S. 63).

83 I als er hörte, daß dieser nach sarazenischer Sitte lebe, Sängerinnen, die auch Tänzerin­ inen genannt werden, schickte, sowie Gaukler, Personen also, die nicht nur verrufen ■sind, sondern von denen man unter Christen überhaupt nicht sprechen sollte“,87 einen weiteren, nicht unerheblichen Grundstein zu der später immer wieder von päpstlicher Seite benutzten Formel von der moralischen und kirchlichen Indifferenz, ~jä Äbspenstigkeit des Staufers. Solche Bedenken sind von seiten Hermanns, der die Lebensführung Friedrichs gut gekannt haben muß, nirgends auch nur ansatzweise er­ kennbar. Er hat dem Kaiser aus Vorsicht und um nicht alle Brücken zu Verhandlun­ gen mit Rom abzubrechen, sicherlich auch aus innerer Überzeugung, geraten, sich in der Grabeskirche zu Jerusalem die Messe nicht lesen zu lassen. Aber er hat wohl nicht die Stimme des Protests erhoben, als der Kaiser über Monate mit den Muslimen zu­ mindest teilweise in den Formen des Orients unterhandelte. Der moralische Rigorismus des Patriarchen, der nicht die schwächste Waffe in den Händen der Geistlichkeit war, scheint in der unmittelbaren Umgebung Friedrichs keinen Widerhall gefunden zu haben. Jedoch rückte er den Ordensmeister, der sich so eifrig um einen Zugang zu Gerold bemühte, in dessen Augen in eine ähnlich verdam- menswerte Position, da er ihn und die Deutschen insgesamt ohne Abstriche auf seiten des Kaisers erkannte. „Um das Ansehen des Fürsten zu erhöhen, oder vielmehr seine Falschheit, Niederträchtigkeit und Betrügerei zu bemänteln“, bemühe sich Hermann um ihn, doch habe er „die Tücke des Kaisers und den Trug und die Hintergehung des Ordensmeisters“ durchschaut88. Abfällig spricht er von den „Deutschen, die nichts anderes ersehnten, als das Heilige Grab besuchen zu können“ ,89 so ihnen geradezu ihre Religiosität zum Vorwurf machend. Das Bild, das solcherart von Hermann gezeichnet wurde, hat an der Kurie durchaus seine Wirkung gehabt. Der noch im gleichen Jahr unternommene Versuch der Johan­ niter, die Unterstellung des Deutschen Ordens als Gesamtkorporation zu erreichen, wurde von Gregor IX. am 17. 7. 122990 dahingehend beantwortet, daß er dem Pa­ triarchen Anweisung gab, die Angelegenheit zu untersuchen und die von Coelestin II. 1143 bestimmte Oberaufsicht der Johanniter über das Hospital der Deutschen auf­ recht zu erhalten. Dieses Unterfangen, abgesehen von seinem noch näher zu erörternden materiellen Ausgangspunkt91, wär.e ohne die durch die Parteinahme Hermanns für die Sache des

87 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 300: imperatori soldanus, audiens quod secundum morem Sarracenicum se baberet, misit cantatrices, que et saltatrices dicuntur, et ioculatores, personas quidem non solum infames, verum etiam de quibus intet Christianos haben mentio non deberet. 88 Ebd., S. 302: ad magnificandam vocem, immo adpalliandam principis falsitatem, malitiam atque frau­ dem . . . ; malitiam imperatoris ac fraudem et circumventionem maeistri... 89 Ebd., S. 301. 90 J ■ D elaville Le R oulx, Cartulaire general de l’Ordre des Hospitaliers de St. Jean de Jerusalem (1100-1310), vol. 2, Paris 1897, Nr. 1944. Vgl. M. L. Lavreau, Studien, S, 91. 91 Siehe unten S. 126 ff., Abschnitt 2.

84 Kaisers hervorgerufene Entfremdung mit der Kurie schwerlich denkbar gewesen. Für den Hochmeister erwies sich jetzt deutlich, daß die Grundlagen für den Aufstieg des Ordens - das Einvernehmen mit und die Förderung durch Kaiser und Papst - in ihr Gegenteil Umschlägen konnten, wenn die gleichgewichtige Position verlassen wurde zugunsten einer Festlegung auf die eine oder andere Seite.

85 IV. Die beiden Briefe Hermanns vom März 1229

Der Bericht1, den der Ordensmeister vor dem zweitägigen Aufenthalt Friedrichs in Jerusalem an Papst Gregor IX. sandte, bildet zusammen mit seiner ^Darstellung der Verhältnisse in der Heiligen Stadt, die er einem Ungenannten an der Kurie zugehen ließ2, die einzige ausführliche Schilderung eines Augenzeugen vom Höhepunkt der Kreuzfahrt, sieht man von dem Manifest des Kaisers ab, das vornehmlich derVerkün- dung seines persönlichen_Triumphs diente. Dementsprechend sind in allen Abhand­ lungen des Themas diese beiden Schreiben mehr oder weniger ausführlich zugrunde gelegt3. Dabei dienen sie in erster Linie als Zeugnisse für den Inhalt des Vertrags mit dem Sultan, zur „Krönung“ des Kaisers in der Grabeskirche4, sowie zur Charakterisie­ rung der Persönlichkeit Hermanns selbst5, von dem wir einen unmittelbaren Einblick in Denkweise und Absicht seiner politischen Tätigkeit erlangen. Auch auf den Ver-

1 HB 3, S. 90—93; M GH LL 2, S. 263 f.; M GH Const. 2, N r. 121'. Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, tom. 1, N r. 304 (zutreffendes Kopfregest, jedoch falscher, mit ebd., Nr. 308 ver­ tauschter Textbeginn; Verweis auf den Leges-Abdruck ebenfalls verwechselt); BF 1737; M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 381. Der Brief stammt aus dem Zeitraum nach 7. M ärz/vor 17. März 1229. 2 HB 3, S. 99—102; M G H LL 2, S.264 f.; M GH Const. 2, N r. 123. Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, tom. 1, Nr. 308 (Kopfregest mit falscher Adressatenangabe; Eingangstext mit ebd., N r. 304 verwechselt; Verweis auf Leges-Abdruck vertauscht); BF 1739; M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 383. Verfaßt wohl nach 19. März/vor 25. März 1229. 3 Vgl. insbesondere R. R ö h rich t, Die Kreuzfahrt Kaiser Friedrichs II., S. 40 ff.; ders., Geschichte des Königreichs Jerusalem, S.783 ff.; E. K estner, Kreuzzug, S. 51 ff.; E. W inkelm ann, Jbb. Fried­ richs II. 2, S. 113 ff.; E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 172 ff.; J. Praw er, Histoire 2, S. 199 ff.; Th. C. Van C leve, The Crusade of Frederick II, S. 455 ff.; ders., The Empe- ror Frederick II, S. 212 ff. 4 Bei E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd, 1, S. 184 ff. wird das Gewicht ganz auf die Ausdeutung des kaiserlichen Manifests gelegt, hinter dem alle anderen Quellen zurücktreten. 5 G. D asse, Hermann von Salza, S. 21 ff.; A. K och, Hermann von Salza, S. 66 ff.; W. C ohn, H er­ mann von Salza, S. 126 ff.

86 gleich mit dem gleichzeitigen und parteiischen Bericht des Patriarchen Gerold an den " Papst wird meist nicht verzichtet. Daneben finden sich Hinweise auf eine schriftlich fixierte Proklamation des Kaisers, die wohl speziell für das Heilige Land bestimmt r war und die nur durch den Hochmeister in ihren Grundzügen überliefert ist6. O. Vehse will darüber hinaus „weitgehende wörtliche Übereinstimmungen“ zwi­ schen Hermanns erstem Brief und Friedrichs Manifest festgestellt wissen und erachtet es für „unbestritten daß Hermann an der textlichen Gestaltung des großen Rund­ schreibens maßgebend mitgewirkt hat“.7 Im folgenden sollen die wichtigsten Aspekte der Schriftstücke näher erläutert wer­ den.

1. Erwähnung von Bestandteilen des Übereinkommens Friedrichs mit Al-Kamil und die parallele Überlieferung

Nach Hermanns Zeugnis enthält der Vertrag die nachfolgenden Bestimmungen8: 1. Jerusalem mit seinen Besitzungen wird „dem Herrn Kaiser und den Christen“9 zurückerstattet, „m it Ausnahme jenes ,monasteriums‘, das Tempel des Herrn heißt und in der Obhut der Sarazenen verbleiben muß, weil sie dort seit langem zu beten pflegen; dort sollen sie zum Gebet freien Zu- und Abgang haben, ebenso wie es den Christen offensteht, dort nach Wunsch zu beten“.10 2. Die Ortschaft St. Georg und die Casalien, die beiderseits der Straße zwischen ihr und Jerusalem liegen, sowie Bethlehem mit seinen Besitzungen und den Casalien zwischen Bethlehem und Jerusalem werden zurückgegeben11.

6 F. W. S chirrm acher, Kaiser Friderich der Zweite, Bd. 2, Göttingen 1861, S. 201 f. und S. 398 ff., Anm. 6; E. K estner, Kreuzzug, S. 59 mit Anm. 1. 7 O. V ehse, Propaganda, S. 33 f. 8 M GH Const. 2, N r. 121, S. 162. 9 Ebd.:... soldanus restituit domino imperatori et christianis civitatem sanctam Ierusalem cum suis teni- m entis. 10 E b d .: excepto illo quod monasterium illud, quod dicitur templum Domini, debet esse in custodia Sarra- cenorum, quia orare diu consueverunt ibidem, ut liberum habeant introitum et exitum illic orationis causa, et christianis similiter ibi orare volentibus sit expositum. Zur Frühgeschichte des Templum Do­ m in i, das 1099 die Rechtsform eines Kollegiatstifts von Säkularkanonikern erhielt, spätestens 1130/36 wahrscheinlich aber bereits in ein reguliertes Chorherrenstift umgewandelt wurde, vgl. H . E. M ayer, Bistümer, Klöster und Stifte im Königreich Jerusalem (M GH Schriften 26), Stuttgart 1977, S. 222— 229. 11 M G H Const. 2, N r. 121, S. 162: Villam etiam, que dicitur ad Sanctum Georgium, et casalia, que sunt ex utraque parte vie usque in lerusalem, reddiderunt; et Bethleem cum suis tenimentis et casalibus, que sunt inter lerusalem et Bethleem.

87 3. Nazareth mit seinen Besitzungen und die Casalien zwischen Akkon und Nazareth gelegen erlangt man wieder, ebenso die Feste Toron mit allen Pertinenzien an Ortschaften und Ländereien12. 4. Die Stadt Sidon mit der gesamten zugehörigen Ebene sowie „alle Ländereien, die die Christen in Friedenszeiten innehatten und in Frieden besaßen", werden resti­ tuiert13. 5. Mauern und Befestigungstürme Jerusalems dürfen nach dem Willen der Christen wiedererrichtet werden, ebenso die Festungen von Jaffa, Caesarea und die neue Burg Montfort14.

12 E b d .: Restituit etiam Nazareth cum suis tenimentis et casalia, que sunt inter Accon et Nazaret. Reddi- dit etiam castrum Tyronis (sic!) cum omnihus pertinentiis et villis terris. Daß es sich bei letzterem um die Baronie Toron, nicht aber die Stadt Tyrus, die 1187 in Händen der Christen verblieben war, han­ deln muß, erhellt auch aus dem Manifest des Kaisers (MGH Const. 2, N r. 122, S. 165): terra tota Torronis, que larghissima est et ampla et satis comoda christianis. Dagegen heißt es auch bei Gerold (M GH Epp. pont. saec. XIII 1, S. 301): ... soldanus offerehat. .. Tyrum cum quibusdampertinentiis suis, quod non debebat firmari, doch geht diese Überlieferung wohl auf die falsche Annahme bei Ray- naldus, Annales ecclesiastici ad a. 1229, § 3-14 zurück; siehe M GH Epp. pont. saec. XIII 1, S. 301 Anm. 3. Die bei dem arabischen Chronisten Ibn al-Amid (M. A m ari, Biblioteca arabo-sicula, Leip­ zig 1859,S. 511; vgl. R. R öh rich t, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge 1, Berlin 1874, S. 89 (Bei­ lage A) und E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 115, Anm. 6) überlieferte Nachricht, Fried­ rich habe erst nachträglich auf Bitten der Alice von Armenien von Al-Kamil Toron erhalten, um es ihr dann als rechtmäßiger Erbin zu überlassen, dürfte auf einer Fehlinformation des Historiographen über die komplizierten Rechtsverhältnisse der joscelinschen Erbschaft beruhen. Vgl. zu Toron Livre de Jean d’Ibelin (Assises de la Haute Cour), RHC Lois 1, cap. 69, S. 112 f.; cap. 202, S. 324 f. J. R iley-Sm ith, The feudal nobiliry and the kingdom of Jerusalem 1174—1277, London 1973, • S. 171 ff.; H . E. M ayer, Seigneurie, S. 204 ff. Hiernach folgt, daß die Rückgabe Torons Bestandteil des Vertragswerks vom 18. Februar 1229 war und dem Deutschen Orden von Friedrich überlassen werden sollte, was aber durch den Einspruch der Alice und die konsequente Haltung der einheimi­ schen Barone nicht durchgesetzt werden konnte. 13 M GH Const. 2, Nr. 121, S. 162: Civitatem etiam Sydonis cum omniplanitie, que attinet, similiter reddidit, et omnes terras, quas christiani tempore pacis babebant et in pace tenebant. D ie omnes terras müssen auf die planitia bezogen und dürfen nicht generalisiert werden. Gerold spricht von Sydonem cum plano et duo casalia modica que sunt in plano. Gemeint sind hiernach von Hermann terrae casali- nae — Landgüter —, ob nur zwei (Gerold) oder alle in der sydonischen Ebene gelegenen (Hermann), kann schwerlich entschieden werden. Friedrich nennt, ähnlich Hermann, die civitas ... Sydonis cum tota planitie et pertinentiis suis und hebt zusätzlich noch die strategische Lage Sydons als Hafen für Da­ maskus hervor (M GH Const. 2, Nr. 122, S. 165). 14 E b d .: Licet etiam nobis per pactum, reedificare Ierusalem in muris et turribus iuxta voluntatem chri- ; stianorum et castrum Ioppen et castrum Cesaree et Montfort, castrum novum nostrum, quod in monta- nis hoc anno firmare cepimus. Zum Recht, Jerusalem befestigen zu dürfen, siehe auch den bruchstück­ haft überlieferten Vertrag mit dem Sultan (M GH Const. 2, N r. 120, S. 160, § 1) und die von Gerold mit Anmerkungen versehene Version (MGH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 380, S. 297). Vgl. E. W in­ kelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 114 mit Anm. 1, der die Nachricht der arabischen Autoren ab­ weist, die Mauern dürften nicht wiedererrichtet werden. Dagegen hält H. L. G ottschalk, Al-Malik AI-Kamil, S. 157 f. an der muslimischen Überlieferung fest. Zum Baubeginn M ontforts siehe oben und H . E. M ayer, Seigneurie, S. 210 f.

88 6. Weder der Sultan Al-Kamil noch irgendeiner seiner Leute dürfen vor Ablauf des zehnjährigen Waffenstillstands neue Festungswerke oder sonstige Baulichkeiten errichten15. 7. Sämtliche Gefangenen, aus dem Zug gegen Damiette wie aus den jüngsten Kampf­ handlungen, werden beiderseits ausgetauscht16. Sodann ist dem zweiten Brief17 eine nähere Erläuterung zu entnehmen betreffs der' Vorkehrungen, die den Zugang zum Templum Domini (d.i. der Felsendom, fälschlich auch Omar-Moschee genannt) regelten. Die Zugänge zu diesem Heiligtum nämlich würden von Leuten des Kaisers kontrolliert, und in ihm selbst hielten sich zur Ge­ betsverrichtung und Reinerhaltung des Gebäudes nur einige wenige ältere waffenlose Priester der Sarazenen auf. Auch sollten die Christen die Opfergaben, die dort „bei dem Felsen dargebracht werden, wo Jesus Christus dargeboten wurde“ ,18 erhalten. Vergleicht man diese Angaben mit denen des Kaisers und des Patriarchen, so finden sich auch dort die Ortschaften Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, Toron und Sidon nebst der Erwähnung wohl mehr oder weniger schmaler Landkorridore - bei Gerold auf wenige Casalien reduziert - zwecks Zugang zu den enklaveartig liegenden heiligen Städten Jerusalem, Bethlehem und Nazareth wieder. Auch die Reihenfolge ihrer Auf­ zählung ist praktisch identisch, so daß ihre Nennung offensichtlich auf der Grundlage des allen drei Persönlichkeiten bekannten Vertragswerks geschah. Hermann bezeichnet zusätzlich die Ortschaft, „die St. Georg genannt wird“,19 an der Straße nach Jerusalem als abgetreten, womit er sich präziser orientiert zeigt als Friedrich und Gerold, die summarisch von der Rückerstattung „des ganzen Land­ strichs zwischen Jerusalem und Jaffa“ bzw. von „Dörfern“ zwischen diesen beiden Städten sprechen. Ob es sich bei der villa ad Sanctum Georgium allerdings um Lydda, das Diospolis der Byzantiner, handelt, wo seit dem Jahre 530 Grab und Kult des Mär­ tyrers Georg bezeugt sind, den die Kreuzfahrer als ritterlichen Heiligen besonders verehrten, oder um das nahegelegene Ramla, welches seit Beginn des lateinischen Kö-

15 M GH Const. 2, N r. 121, S. 162: Predictus vero soldanus Babilonie usque ad finem treuguarum, que inter dominum imperatorem et eum per decennium Statute sunt, aliqua castra aut edificia facere de novo aut edificare non debet nec aliquis suorum. Vgl. die fast wörtlich übereinstimmende Angabe in Friedrichs Manifest (M GH Const. 2, Nr. 122, S. 165). 16 M GH Const. 2, Nr. 121, S. 162: Omnes captivi etiam, qui inperditione Damiate remanserunt et qui capti sunt in guerra novissima, totaliter reddentur ex utraque parte. Ebenso Friedrich (M GH Const. 2, N r. 122, S. 166 [1. 2. 3.] und S. 167 [5.]). Gerold verschweigt das Befestigungsverbot für den Sultan und den Gefangenenaustausch. 17 M GH Const. 2, N r. 123, S. 168. 18 E b d .: Oblationes etiam, que in templo Domini offeruntur ad lapidem, ubi Iesus Christus fuit oblatus, recipiunt christiani. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 139 übersetzt irrig: „Auch die Opfer, die im Tempel des Herrn an dem Stein dargebracht werden, wo Jesus Christus geopfert worden ist, empfan­ gen die Christen.“ 19 M GH Const. 2, Nr. 121, S. 162.

89 nigreiches Sitz des Bischofs von Ramla-Lydda war20 und ebenfalls eine dem heiligen Georg geweihte Kirche besaß, ist schwerlich zu entscheiden. Von beiden Orten führte eine Straße nach Jerusalem21, wobei für die südlichere Strecke über Ramla vielleicht sprechen könnte, daß an ihr die Templerburg Toron des Chevaliers (El-Natrun)22 lag, die dann zusammen mit der vor Jaffa gelegenen Templerfeste Casel des Plains (Azor) zu den wenigen den Templern zugestandenen Restitutionen gehören würde, von denen Gerold berichtet. Immerhin läßt die ausdrückliche Erwähnung der Ortschaft St. Georg23 durch Hermann die Vermutung zu, daß er möglicherweise auf die Wiedererlangung eines zweiten Suffraganbistums des Patriarchats neben Bethlehem hinweisen wollte. Entscheidende Differenzen hinsichtlich der Auslegung des Vertragswerks ergeben sich nun allerdings bei den Darlegungen Hermanns (und des Kaisers) gegenüber den­ jenigen des Patriarchen bezüglich der Restitution der Heiligen Stadt selbst. Für den Hochmeister war die Tatsache, daß das Templum Domini (und mit ihm das ganze Areal des Tempelplatzes, der H aram ash Sh arif der Muslime) in sarazenischer Hand verbleiben mußte, ein notwendiges und unabänderliches Übel, weil die Ver­ handlungsposition Friedrichs nicht zuletzt aufgrund der päpstlichen Bannsentenz eine geschwächte und äußerst schwierige war. Er, wie übrigens auch der Kaiser, wies zu­ gleich aber darauf hin, daß die Regelung der Kontrolle zum Zugang des heiligen Be­ zirks ausschließlich im Ermessen der kaiserlichen Anhänger lag.__Nachdrücklich wehrt er sich gerade in diesem Punkt in seinem zweiten Brief gegen das über Jerusalem ver­ hängte Interdikt und die Ansicht Gerolds, die Sarazenen hätten uneingeschränkt das Templum Domini und das Templum Salomonis in ihrem Gewahrsam und allein ihre Gesetze dort Gültigkeit24. Als ob er auf die Passage des Patriarchen abhöbe, die Stadt sei dem Christentum ob der anstößigen Regelungen hinsichtlich des Tempelbezirks in Wirklichkeit gar nicht zurückerstattet worden25, macht er sodann davon Mitteilung, daß ,,die Spenden, die im Templum Domini bei dem Felsen entrichtet werden, an dem Jesus Christus darge-

20 H. E. M ayer, Bistümer, S. 1 und S. 125 f. 21 Atlas of Israel, published by Survey of Israel, Ministry of Labour, Jerusalem/Amsterdam 2197Q, Kar­ te IX/10: Palestine under the Crusaders (J. Praw er/M . B envenisti). 22 Vgl. M. L. B ulst-T hiele, Sacrae domus militiae Templi, S. 353, Anm. 270. 23 Zur Identifizierung mit Ramla siehe auch E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 115, Anm. 4. Daß dieses um die Zeit der saladinschen Eroberung (1187) Lydda den Rang abgelaufen hatte, geht auch aus den Nachrichten der arabischen Chronisten hervor, die Ramla, nicht aber Lydda, unter den er­ oberten Plätzen erwähnen; vgl. R. R öhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 450, Anm. 4. In der Bestätigungsurkunde Papst Gregors IX. für das Bistum Bethlehem vom 21. 8. 1227 wird der Bischofssitz als in Ramla befindlich erwähnt: RRH N r. 983; in einem Schreiben von Hono- rius III. vom 21. 10. 1225 wendet sich dieser hingegen an Liddensi electo: Pressutti, Nr. 5696. 24 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168. 25 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 303:... cum civitas omnino cultui Cbristiano restituta non esset . . . .

90 boten wurde, den Christen zufließen sollen“26. Neben dem Hinweis, daß eben auch die Christen nach Wunsch im Templum Domini beten und opfern könnten, erfahren wir hier auch den eigentlichen Grund für die Verehrung des alttestamentarischen O r­ tes. Denn „der Fels, bei dem Jesus Christus dargeboten wurde“ , ist der Fels des salo­ monischen Tempels im inneren Bereich des jüdischen Heiligtums. Ob dieser Fels den Brandopferaltar trug oder der O rt des Allerheiligsten war, ist umstritten27. Jedenfalls wurde er in Beziehung gesetzt zu der bei Lukas 2, 22 ff. überlieferten Erzählung von der Darbringung des kleinen Jesusknaben im Tempel und der damit erfüllten Vor­ schrift des mosaischen Gesetzes28. Es bleibt erstaunlich zu sehen, wie nicht nur der von kirchlicher Seite der Freund­ schaft und des vertrauten Umgangs mit „Ungläubigen“ geziehene Staufer, sondern offenbar auch Hermann von Salza als Repräsentant eines auf Bekämpfung der Musli­ me verpflichteten Ritterordens es als eine durchaus praktikable Regelung ansahen, daß Christen an ein und dem gleichen Ort ihr Gebet verrichteten, an dem ihre Feinde in Anlehnung an die 17. Sure des Korans der himmlischen Auffahrt des Propheten Mohammed gedachten29. Die starre Frontstellung, die ein Zusammenleben von Christen und Mohammeda­ nern als unmöglich erachtete und aus dem Gesichtswinkel des weitgehend religiös uniformen Abendlandes geboten erschien, weist hier Züge des denkbaren Miteinan­ ders auf, die den Notwendigkeiten der Kreuzfahrerstaaten und ihrer arabischen Nachbarn entsprangen30. Die naheliegende Parallele hierzu findet sich im sizilischen Königreich des Staufers. Wenn Hermann gewissermaßen zur Milderung des offen­ sichtlich auch in sein Kalkül einbezogenen Affronts an der Kurie ob solcher Hand­ lungsweise auf historische Beispiele verweist, daß es nämlich unbestreitbar schon vor dem Verlust des Heiligen Landes (1187) Christen in Sarazenenstädten und Sarazenen

26 Siehe Anm. 18. 27 Hierzu H . Schm idt, Der heilige Fels in Jerusalem, Tübingen 1933. 28 Zu dieser und weiteren Traditionen sowie zur praesentatio ]esu und der Verknüpfung mit dem Besuch des neu gekrönten Königs im Templum Domini vgl. H. Busse, Vom Felsendom zum Templum Do­ mini, in: Das Heilige Land im Mittelalter. Begegnungen zwischen Orient und Okzident (Schriften­ reihe des Zentralinstituts für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Uni­ versität Erlangen-Nürnberg 22), hg. v. W. Fischer/J. Schneider, Neustadt a. d. Aisch 1982, S. 1 9 - 3 2 . 29 Die muslimischen Kommentare verbinden mit dieser Sure (,,Die Nachtfahrt“ oder auch „Die Kinder Israel“ genannt) eine geheimnisvolle Nachtreise des Propheten mit seinem Reittier Burag von der Ka’aba in Mekka zum Jerusalemer Tempel, an die sich eine Himmelsreise anschloß; vgl. z.B. Der Ko­ ran, übers, und eingel. von M. H enning/E. W erner/K . R udolph, Leipzig 1970, S. 260, Anm. 2. 30 R. Ch. Schw inges, Kreuzzugsideologie und Toleranz. Studien zu Wilhelm von Tyrus (Monogra­ phien zur Geschichte des Mittelalters 15), Stuttgart 1977, S. 141 betont, daß die „philosophisch-ratio­ nale Auffassung, das informelle Geltenlassen und Tolerieren einer anderen Weltreligion, ... nur aus der Tradition orientalischer Christen verständlich zu sein“ scheint und verweist in diesem Zusammen­ hang auf die Substituierung „der polemisch-ideologischen Vokabel ,paganus‘“ durch den nicht die re­ ligiösen Unterschiede negierenden, wohl aber die Verdammung der islamischen „Konkurrenz­ religion“ überwindenden Begriff infidelis im Werk des Wilhelm von Tyrus.

91 in Christenstädten möglich war, ihre Religion und ihre Gesetze zu bewahren31, dann könnte dies auch Friedrich so formuliert und vertreten haben32. Doch dürfte der Hochmeister in dieser Hinsicht nicht allein als Vertreter kaiserli­ cher Ansichten einzuschätzen sein. Der weite Aktionsradius seines Tätigkeitsfeldes - man denke nur an das Unternehmen von Damiette und die Kenntnis des sizilischen Staatswesens wie auch der palästinensischen Kreuzfahrerstaaten - haben seiner Ein­ sicht hier wohl den Weg gewiesen. Der Missionierungsversuch eines Franziskus von Assisi beim ägyptischen Sultan etwa hätte ihm sicherlich ferngelegen. Hermanns Einschränkung, daß „der Herr Kaiser, wenn er gekonnt hätte, es gerne anders geordnet hätte“33, fällt daher kaum ins Gewicht. In der Einschätzung des Er­ reichbaren, des diplomatisch-politisch Durchsetzbaren gegenüber dem auf Maximal­ forderungen beharrenden Standpunkt des Patriarchen eignet dem Handeln des Hoch­ meisters ein rationalistischer Zug, der den Erfolg kühl abwägend über das Ideal des Optimalen stellt. Eine verwandte Einstellung Friedrichs in dieser Hinsicht aber ist un­ verkennbar. Allerdings, und dieser Vorbehalt ist nach den Ausführungen des Patriarchen be­ rechtigt, stellte Hermann eben das Erreichte dar. Gerold dagegen berichtete mit Ver­ bitterung und Zorn, daß ihm als Patriarchen und apostolischem Legaten außerhalb Jerusalems keinerlei Besitzungen zurückerstattet worden seien, ebensowenig wie irgendeiner Körperschaft der Stadt. Die Aufzählung dieser Körperschaften - bezeichnenderweise gehörte der Deutsche Orden nicht dazu, da er keine echte Jerusalemtradition aufzuweisen hatte34 -, neben den Ritterorden der Johanniter und Templer das Chorherrenstift vom Heiligen Gra­ be, die Benediktinermönche von S. Maria Latina, die Chorherrenstifte von S.. Maria im Tal Josaphat, des Tempels, auf dem ölberg und Sionsberg35, geschieht dabei kei­ neswegs beliebig oder zufällig. Im Verlaufe der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts,

31 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168. 32 Die Koexistenz beider Religionen im Verständnis des Kaisers beleuchtet der bei Sibt Ibn al-Gauzi (hg. v- J- R. Je w ett, Chicago 1907, S. 434) überlieferte Bericht, wonach Friedrich den Kadi von Nablus in Jerusalem getadelt haben soll, weil er aus Rücksichtnahme den Ruf des Muezzins untersagte: „Das habt ihr falsch gemacht, Quadi! W ollt ihr meinetwegen euren Glauben ändern? Wenn ihr bei mir in meinem Lande wäret, ließe ich vielleicht euretwegen die Glocken nicht läuten?“ (Übersetzung nach F. G abrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Aus dem Italienischen von B. von K altenborn- Stachau, München 1975, S. 334). 33 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168. 34 Vgl. hierzu M. L. F avreau, Studien, insbesondere S. 89 ff., S. 104, S. 163, wo der Nachweis geführt wird, daß erst durch die Verleihung des alten deutschen Spitals in Jerusalem durch Friedrich im April 1229 (HB 3, S. 126 f.; BF 1748) der Orden de jure Rechtsnachfolger einschließlich aller Rechtstitel und Besitzungen der früheren Korporation geworden ist. Siehe aber dagegen die Besprechung dieser Arbeit durch K. F o rstreu ter, in: H Z 223, 1976, S. 705—708, der an der Kontinuitätsthese festhält. Nach U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 416—432 kann jedoch die Kontinuitätsthese nach den Einwänden von Favreau so wie bisher (Hubatsch, Forstreuter) nicht weiter aufrecht erhalten werden; vgl. auch ders., Entstehung und Frühzeit des Deutschen Ordens, S. 81-107. 35 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 301.

9 2 aus der Schwierigkeit für das lateinische Patriarchat von Jerusalem zu wirklichen bischöflichen Suffraganen zu gelangen, bahnte sich eine Entwicklung an, aus den Äbten und Prioren der lateinischen Stifte und Klöster der Hauptstadt und ihrer Um­ gebung in einer Hilfskonstruktion bischofsartige Suffragane zu machen36. Diese Tatsache hat auch in der Klage Gerolds über die Übergehung der Rechte auf­ gezählter Korporationen ihren Niederschlag gefunden. Denn genau die erwähnten fünf Stifte sowie das Benediktinerkloster von S. Maria Latina repräsentieren gegen Ende des 12. Jahrhunderts diese Konstruktion, auf deren Wiederherstellung von sei­ ten des Patriarchats just in dem Augenblick gedrungen wurde, wo sich die Frage der möglichst umfassenden Restitution Jerusalems einschließlich der Wiedereinsetzung des Patriarchen in den alten Status erhob. Keine Erwähnung findet allerdings das erst im Jahre 1168 errichtete Hebron37, welches neben Ramla-Lydda und Bethlehem drit­ tes Suffraganbistum Jerusalems geworden war. Sein Verlust stößt offensichtlich auf keinen Protest. Daß Gerold aber bei der Verwerfung des Vertragswerkes in erster Linie auf seine nicht berücksichtigte Stellung als Patriarch abhebt, dies erhellt weiterhin seine An­ merkung zur darin festgelegten Regelung hinsichtlich des Zugangs zum Templum Do­ m i n i , indem er dieses als den ersten Bischofssitz und nunmehrigen Sitz des Patriar­ chen bezeichnet38, obwohl eine solche Feststellung nicht den Gegebenheiten vor dem Verlust der heiligen Stätten im Jahre 1187 entspricht, denn der Amtssitz des Patriar­ chen war von Beginn des lateinischen Königreiches an die Grabeskirche39. Ein Über­ einkommen Friedrichs mit Al-Kamil, der, um sein Gesicht gegenüber seinen muslimi­ schen Untertanen nicht vollständig zu verlieren, auf dem Besitz des Haram ash Sharif bestehen mußte, wäre wohl, so paradox es klingen mag, bei einem besseren Verhältnis zu Gerold kaum denkbar gewesen, wenn er zusätzlich auch als dessen Anwalt die nachmalig zutage tretenden Forderungen hätte einlösen sollen40. Hermanns und des Kaisers Hinweise bezüglich der Errichtung von Befestigungen bei den wichtigsten wiedererlangten Städten und Burgen und das gleichzeitige Verbot derselben auf seiten des Sultans übergeht Gerold ebenso wie den erzielten vollständi­ gen Gefangenenaustausch41. Dabei war gerade die Instandsetzung oder Neuerrich­ tung (z.B. Montfort) von Stadtmauern und Burganlagen ein erhebliches Zugeständ­ nis, und Friedrich weist selbst darauf hin, daß solches noch niemals während eines

36 So H, E. M ayer, Bistümer, S. 113. 37 Ebd., S. 198. 38 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 380, S. 298: Item notandum quod templum Domini fuit primo sedes episcopalis, que nunc patriarchalis facta est. 39 H. E. M ayer, Bistümer, S. 1 ff. 40 Dies ist gewissermaßen der einzig positive Aspekt des Bannes; ob Gerold sich bei einem Einvernehmen m it dem Kaiser flexibler gezeigt hätte, erscheint bei seinem zum Fanatismus neigenden Charakter zu­ mindest zweifelhaft. 41 Vgl. Anm. 16.

93 Waffenstillstands den Christen eingeräumt wurde42. Doch war die Verhärtung der Positionen zu weit fortgeschritten, als daß der Patriarch die Errungenschaften des Kontraktes hätte zugeben können. Es erscheint daher nur folgerichtig, wenn Gerold grundsätzlich den Einwand gel­ tend macht, die Stadt, in der er seinen Patriarchensitz rechtmäßig einzunehmen ge­ dachte, sei nur dem Kaiser selbst und seinen Statthaltern zum Besitz und zur Befesti­ gung übergeben worden, nicht aber der Kirche oder der Christenheit43. Hermann sagt dagegen ausdrücklich, „dem Kaiser und den Christen“ habe die „göttliche Vor­ sehung“ die heiligen Stätten zurückerstattet44. In diesem Zusammenhang ist zu wenig beachtet worden, daß es bei Friedrich wie bei Hermann eine Grundtendenz gibt, den schließlichen Erfolg des Kreuzzugsunter­ nehmens gegen alle Widrigkeiten des Bannes, der persönlichen Abneigung bis hin zur Feindschaft, des ungünstigen Wetters, der Gefolgschaftsversagung, der Mittellosig­ keit, der geringen Zahl der Streitkräfte, des Zeitdrucks, unter dem verhandelt werden mußte, da ungünstige Nachrichten aus Sizilien eintrafen, als eine umso größer er-, scheinende Gnade Gottes zu begreifen, die ihnen nicht nach „Verdienst, sondern allein aus göttlichem Erbarmen“45 zuteil wurde. Insgesamt dreimal führt der Ordensmeister die erzielten Erfolge in seinem ersten Schreiben auf die misericordia (miseratio) D ei (Domini) zurück, daneben erscheint zweimal der Begriff der g r a tia . Friedrich verwendet in der Ausfertigung des Mani- fests, das für den englischen König Heinrich III. bestimmt war, gar neunmal die m is e - ncordia-Vormel mit leichten Abwandlungen (m is e r a tio ), erwähnt einmal die g r a tia und faßt die erwiesenen Wohltaten Gottes ebenfalls als „jenseits Unserer Verdienste“ auf. Man kann nach dem Vorbild von Kantorowicz alle hier durch den Staufer ange­ führten „Zeichen der Devotion“ letztendlich gerade zum Zwecke seiner „Erhöhung“ auffassen46, müßte dann aber zumindest tendenziell ähnliches auch bei Hermann von Salza konstatieren. Naheliegender und einleuchtender erscheint es jedoch, daß dem Kreis um den Kaiser, der das Kreuzzugsunternehmen und die Verhandlungen mit dem Sultan mitgetragen hat und demgemäß wußte, welch hoher Preis auf dem Spiele

42 M GH Const. 2, N r. 122, S. 165: ... quod nullo umquam treuguarum temporepermissum extitit chri- stianis, 43 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, S. 302 f.:... quod soldanus civitatem sanctam imperatoriacsuisbaiulis ad muniendam et habendam dedisset, nulla de ecclesia vel christianis habita mentione . . . . 44 M GH Const. 2, Nr. 121, S. 162: ... dominus Iesus Christus sua solita providentia ita ordinavit, quod soldanus restituit domino imperatori et christianis civitatem sanctam lerusalem . . . . 45 Ebd., S. 161: ... non nostris mentis set sola miseratione divina .... Ebenso spricht auch Friedrich von d e r miseratio divina o d e r d e r ineffabilis misericordia Redemptoris und davon, daß summa est ira Dei misereri potius quam irasci (MGH Const. 2, N r. 122, S. 163 ff.). 46 E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite. Bd. 1, S. 185.

9 4 stand, es wie eine wunderbare Errettung dünken mußte, als schließlich doch noch der Einzug in Jerusalem gelang47. Sicher, die Ausführungen des Meisters sind emotionsloser und sachbezogener, die des Kaisers sehr viel stärker auf die eigene Person gerichtet, wie es der Auffassung von der Würde seines König- und Kaisertums entsprach. Doch der Rahmen der kirchli­ chen Ordnung einschließlich des päpstlichen Amtes wird nicht in Frage gestellt48. Im Gegenteil will Hermann gerade die Bereitschaft Friedrichs kundtun, den Frieden mit der Kirche und dem Papst auch im Augenblick seines Triumphes ernsthaft anzustre­ ben49.

2. Der Krönungsakt in der Grabeskirche

In seinem zweiten Brief vom März 1229, der an einen ungenannten Adressaten an der Kurie gerichtet war, schrieb der Hochmeister über das zentrale Geschehnis des kai­ serlichen Jerusalemaufenthaltes: „Dort hat er zu Ehren des ewigen Königs die Krone getragen ... er nahm am Gottesdienst nicht teil, sondern er hob lediglich die Krone ohne Weihe vom Altar und trug sie zum Thronsitz hin, wie es Brauch ist“.50 „Dies“, so urteilt H. E. Mayer, „ist die exakteste Schilderung, die wir von dem Vorgang be­ sitzen“ .51 Leider ist sie nicht exakt genug, denn bekanntlich haben sich an ihr die unter­ schiedlichsten Interpretationen herausgebildet, die von der „bis auf Napoleons Tage denkwürdigsten Selbstkrönung eines Kaisers“52 zur „Verlegenheitsauskunft eines

47 H ier ist O . V ehse, Propaganda, S. 29 f. - „Ihm (d. i. Friedrich) galt der wunderbare Sieg, den er er­ rungen hatte, als erneutes sichtbares Zeichen der göttlichen Gnade, die seine Wege gelenkt.“ - der Vorzug gegenüber der divinatorischen, an den Übermenschen Nietzsches erinnernden Ausdeutung des kaiserlichen Charakters bei Kantorowicz zu geben. 48 Ebd., S. 31 ff. verweist Vehse auf die „Rede“ des Kaisers vor Heer und Pilgern, deren weitgehende Versöhnungstendenz er zwar als das Werk Hermanns ansehen möchte, die in ihren Grundzügen jedenfalls aber auch die Billigung Friedrichs gehabt haben muß. Resümierend zur Haltung des Staufers bis zum Frieden von San Germano (1230) ebd., S. 37: „Friedrich ... hatte sich doch stets als treuer Sohn der Kirche bekannt, seine religiösen Pflichten immer betont und die Ehrfurcht vor dem geist­ lichen Oberhaupt des Abendlandes nie auch nur in entfernt dem Maße wie Gregor IX. ihm gegenüber außer acht gelassen.“ 49 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168: et quod nolit se extollere nec attendere exaltationem et honorem diviritus sihi collatum , set quanto ipsum Deut exaltaverit, tanto velit se coram Altissimo humiliare, et propter eum coram eo qui vice sua est constitutus in terra. 50 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 167. 51 H . E. M ayer, Pontifikale, S. 205. 52 E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 183.

9 5 Politikers“,53 von einem möglichen „Symbol für die Lösung des Königtums von der Kirche“54 über eine „illegale Selbstkrönung“55 und eine „die Gottunmittelbarkeit seines Königtums“ betonende Handlung56 bis zu einer Demonstration von Friedrichs „königsgleichen, wenn schon nicht königlichen Herrschaftsrechte(n)“ reichen, „die aber nicht... alle mittelalterlichen Normen sprengenden Aspekte einer Selbstkrönung mit konstitutiver Absicht“ in sich bergen, „die man dem Kaiser unterstellt hat“ .57 Insbesondere Mayer in seiner zuletzt zitierten Arbeit hat dabei den Weg gewiesen, durch einen genaueren Vergleich der Wortwahl in den Berichten der kaiserlichen und antikaiserlichen Parteiungen hinsichtlich der Krönung und die stärkere Einbeziehung der formalrechtlichen Stellung des Staufers und seines aus der Ehe mit Isabella von Brienne stammenden Sohnes Konrad zu einer weniger dramatischen Bewertung des Hergangs zu gelangen. Eine intensivere Berücksichtigung der auf die Krönung hinlau­ fenden und von ihr ausgehenden Ereignisse sowie ein näheres Eingehen auf die Rolle des Ordensmeisters mögen diesen Ansatz noch vertiefen. Als Friedrich 1225 in Akkon durch seinen Stellvertreter, den kaiserlichen Fami­ liären Bischof Jakob von Patti58, Isabellas Zustimmung zur Ehe einholen ließ59, die junge Braut sodann in Tyrus zur Königin von Jerusalem gekrönt wurde, die Lehns-

53 A. B rackm ann, Kaiser Friedrich II. in „mythischer Schau“, in: H Z 140,1929, S. 539 (der Beitrag ist wieder abgedruckt in: ders., Gesammelte Aufsätze zum 70. Geburtstag, Weimar 1941, S. 367—380; zuletzt in: Stupor Mundi (WdF 101), hg. v. G. W olf, Darmstadt 1966, S. 5-22). 54 K. H am pe, Deutsche Kaisergeschichte, bearb. v. F. B aethgen, Heidelberg 121968, S. 274. 55 S. R uncim an, The Crown of Jerusalem, in: Palestine Exploration Quarterly 92, 1960, S. 9. 56 H . M. Schaller, Kaiser Friedrich II., Verwandler der Welt, Göttingen 21971, S. 36. 57 H . E. M ayer, Pontifikale, S. 210. 58 Vgl. zu ihm N . K am p, Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien, Bd. 1.1 (Münster- sche Mittelalter-Schriften 10/1.1), München 1973, S. 121 — 128. 59 Dies ist gegenüber der häufig zu findenden Ansicht festzuhalten, es habe bereits in Akkon eine Trau­ ung oder „Femtrauung“ (so H. E. M ayer, Pontifikale, S. 202) Stangefunden. BF 1586b unterschei­ det zwischen formaler Eheschließung und „Benediktion“ zu Brindisi. E. W inkelm ann, Jbb. Fried­ richs II. 1, S. 242 bezeichnet den Vorgang zutreffender als „Verlöbnis“, d.h. ein gegenseitiges, bindendes Eheversprechen, wie es sich auch aus dem Brief Honorius III. an Patriarch Radulf von Jerusalem (MGH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 242) im Jahre 1224 ergibt: F. illustris Romanorum Imperator... sollempnes nuntios ad partes vestras destinare disponit, ut consensum suum in karissimam in Christo fiham nostram Helisabeth natam illustris regis Ierosolimitani, exprimat per eosdem, et ipsa nichdominus in eorum presentia suum exprimat in ipsum imperatorem consensum. Demgemäß berich­ ten Les Gestes des Chiprois, RHC Doc. arm. 2, S. 674 nur von der Krönung zu Tyrus und der Trau­ ung in Italien. Die Aufwertung der Ehe zum Sakrament im hochmittelalterlichen Kirchenrecht, bei der die Zustimmung der beiden Ehepartner wesentlicher Bestandteil wurde und Absprachen zwischen den Eltern damit unwirksam, zeigt auf Ch. N . L. B rooke, Aspects of marriage law in the eleventh and twelfth centuries, in: Proceedings of the Fifth International Congress of Medieval Canon Law, Sala- manca 21—25 September 1976, hg. v. St. K uttner and K. Penning ton (Monumenta Iuris Canonici, Series C. Subsidia 6), Cittä del Vaticano 1980, S. 333—344. In dieser gewandelten Auffassung elterli­ cher Reservatrechte bei der Eheschließung könnte der Grund für die abrupte W endung gegen seinen Schwiegervater bei Friedrich liegen.

96 huldigung der Großen des Landes empfing60, und, nach erfolgter Überfahrt, die eigentliche Trauung in Brindisi stattgefunden hatte, da nahm er, wie auch immer die Absprachen mit seinem Schwiegervater gelautet haben mögen61, zu Recht den Titel eines Königs von Jerusalem für sich in Anspruch62. Grundlage für die Krönung Isabellas zur Königin war dabei ihre vorherige Bekun­ dung, in die Ehe mit dem Kaiser einzuwilligen63 - Jakob von Patti streifte ihr zum Zeichen dessen Ring über den Finger -, Friedrichs Anrecht auf den Königstitel leitete sich aus der Heirat der Thronerbin her, auch ohne daß eine Krönung an ihm selbst er- 'folgte, die nach den Gesetzen des jerusalemitanischen Königreichs nur auf dessen Bo­ den vollzogen werden konnte64. Es ist nicht klar ersichtlich, ob und wie Johann von Brienne eine sofortige Krönung seiner Tochter zu umgehen versucht hat65, jedenfalls präjudizierte diese die Annahme des Königstitels durch den Kaiser unmittelbar nach seiner Hochzeit. Der Deutsche Orden in Person seines Hochmeisters reagierte sofort auf die geän­ derten Machtverhältnisse in Jerusalem, als er sich im Januar 1226 sowohl vom Kaiser als auch von Isabella sämtliche Besitzungen im Königreich bestätigen ließ66. Dabei ist bezeichnend, daß Hermann das kaiserliche Diplom in zweifacher Ausfertigung veran- laßte, das eine mit Goldbulle, das andere mit Wachs besiegelt, wohingegen Isabella in ihrem einzigen Diplom für ihr Erbreich nur ein Wachssiegel verwandte67. Das größe­ re Gewicht wurde auf die Verleihung durch Friedrich gelegt, die im übrigen auch de­ taillierter die Ordensgüter ünd Rechte aufführte.

60 Documents relatifs ä la successibilite au tröne et ä la regence, RH C Lois 2, S. 399: eile fu coronee a Sur, et toz les homes li firent homage. 61 Allein der Gedanke, Friedrich hätte nach durch ihn erfolgter Befreiung der heiligen Stätten seinen Schwiegervater als König in Jerusalem einziehen lassen, zeigt, wie realitätsfern das Begehren Johanns gewesen ist, ganz abgesehen von den Kompetenzschwierigkeiten, die sich mit Sicherheit im Heiligen Lande ergeben hätten. Wessen Autorität z.B. hätten sich im Zweifelsfalle die syrischen Barone wäh­ rend des Kreuzzugs unterstellen sollen? Vgl. auch L. B öhm , Johann von Brienne, S. 78 mit Anm. 74. 62 BF 1588. Vgl. H . E. M ayer, Pontifikale, S. 202 mit Anm. 259. Neben dem Breve chronicon de rebus Siculis, HB 1.2, S. 897 berichtet auch die Chronique d’Emoul et de Bemard le Tresorier, hg. v. M. L. de M as L atrie, Paris 1871, S. 451 von einer Krönung anläßlich der Trauung in Brindisi, die aller­ dings auf Isabella zu beziehen ist: Quant eie fu venue, U emperere l'espousa et li fist porter corone. B e­ merkenswert auch die ebd. gegebene Begründung, der Kaiser sei nicht selbst zur Einholung seiner Braut hinübergefahren, um den Waffenstillstand mit den Sarazenen nicht zu brechen. 63 Allerdings wich man wohl bereits hier von der Norm ab. Vgl. H. E. M ayer, Pontifikale, S. 164: „Auch wenn der König die Krone nur dank der geblütsrechtlichen Ansprüche seiner Gemahlin er­ hielt, so konnte diese die Krone normalerweise nur dann erlangen, wenn ihr Mann bereits gekrönt w a r .“ 64 Livre de Jean dTbelin (Assises de la Haute Cour), RHC Lois 1, cap. 6, S. 29. 65 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 243; H. E. M ayer, Pontifikale, S. 201 mit Anm. 258. 66 HB 2.1, S. 531 ff.; RRH N r. 974 und 975. 67 Vgl. zu den Ausfertigungen der beiden Diplome R. H iestand, Zwei unbekannte Diplome der Latei­ nischen Könige von Jerusalem aus Lucca, in: QFIAB 50, 1971, S. 49, Anm. 56.

97 Aber auch Gerold, Patriarch von Jerusalem, der sich zu diesem Zeitpunkt noch in Italien aufhielt und später der entschiedenste Gegner des Kaisers und der eigentliche Urheber der Selbstkrönungsauslegung wurde, hat nicht gezögert, in einem von ihm zu Parma im Juni 1226 ausgestellten Diplom den vollständigen Herrschertitel zu ge­ brauchen: dominus Fr., Illustris Romanorum Im perator semper Augustus, lherosolim e et Cicilie rex68. Anders hingegen war die Haltung Honorius III. und Gregors IX., die ihm den Kö­ nigstitel aus noch zu erörterndem Grunde bis zum Jahre 1231 versagten69. Aber auch hier kann aus dem Gang der Ereignisse gefolgert werden, daß es keine wie auch immer gelegenen juristischen Einwendungen gegeben hat, die Johann von Briennes Verblei­ ben im königlichen Amte formuliert und des Kaisers Annahme des Königstitels ver­ worfen hätten. Der Königstitel und alle mit ihm verbundenen Herrschaftsrechte wa­ ren, so muß man folgern, offensichtlich unangreifbar. Die Sachlage änderte sich durch die Geburt Konrads IV. am 25. 4. 1228, dessen Mutter zehn Tage darauf im Wochenbett verstarb70. Nach dem Präzedenzfall Guidos

68 H. Sudendorf, Registrum oder merkwürdige Urkunden für die deutsche Geschichte, Teil 1, Jena 1849, N r. 42, S. 89. 69 Die Adresse in Gregors Wahlanzeige an Friedrich vom 23. März 1227 - Gregorius episcopus servus servorum Del Frederico, illustri Romanorum imperatori semper augusto et regi Jerusalem -, hg. v. C. R odenberg, M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 343, S. 261 beruht offensichtlich auf einem Irrtum des Herausgebers; vgl. L. A uvray, Les Registres de Gregoire IX, vol. 1, Paris 1896, N r. 2, col. 3, wo sich statt Jerusalem Sicilie findet; HB 3, S. 1; P otthast, N r. 7864. Vgl. auch E, W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 294, Anm. 2, der ein Versehen des Registrators vermutet. 70 BF 4383 o. Als Friedrich von der Geburt seines Sohnes erfuhr, gab er ihm spontan den Namen Kon- rad: Breve chronicon de rebus Siculis, HB 1.2, S. 898. Am Vorabend seines Kreuzzuges wird hier das Beispiel seines Urahnen, König Konrads III., in ihm aufgestiegen sein, der sich wohl zweimal ins H ei­ lige Land und nach Jerusalem begeben hat (1124/27 und 1147/48) und bei dem in der Intitulatio seiner Diplome seit dem zweiten Aufenthalt ziemlich regelmäßig das imperiale augustus-Attribut nachweis­ bar ist. Vgl. R. H iestand, „Kaiser“ Konrad III., der zweite Kreuzzug und ein verlorenes Diplom für den BergThabor, in: DA 35, 1979, S. 82—126, hier insbesondere S. 113 ff., wo der Verfasser dar­ auf hinweist, daß Konrad „dam it der persönlich am stärksten mit Jerusalem verbundene Staufer über­ haupt" (ebd., S. 125) gewesen sei. Auch das Breve chronicon de rebus Siculis, HB 1.2, S. 901 weiß um diese frühstaufische Verknüpfung der universalen Herrschaftsauffassung mit der Jerusalemidee: Quantum enim in bistoriis legitur, a tempore Heradii (seil. Heraclii) et Conradi imperatorum nullus Imperator civitatem ipsam intravit nisi ipse Fridericus .... Der Hinweis des anonymen Verfassers des Chronicon breve, der Teilnehmer am Kreuzzug Friedrichs II. gewesen ist, und die Namengebung durch den Kaiser selbst lassen erkennen, daß sehr wohl eine über Friedrich I. Barbarossa hinausrei- chende Ahnenreihe der staufischen stirps regia lebendig ist, gerade auch im Hinblick auf die Jerusalem­ tradition. Dagegen glaubt man in dem Enkomion des Nikolaus von Bari (R. M. K loos, Nikolaus von Bari, eine neue Quelle zur Entwicklung der Kaiseridee unter Friedrich II., in: DA 11, 1954, S. 166—199; auch in: Stupor Mundi, WdF 101, S. 365-395) und in der Wurzel-Jesse-Darstellung an der Kanzel zu Bitonto (FI. M. Schaller, Das Relief an der Kanzel der Kathedrale von Bitonto: ein Denkmal der Kaiseridee Friedrichs II., in: AKG 45, 1963, H . 3, S. 295-312; auch in: Stupor Mundi, S. 591—616) die staufische Ahnenreihe nur bis Barbarossa zurückverfolgen zu können. Z u m Imperator- u n d augustus-Titd bei Konrad III. vgl. auch W. O hnsorge, „Kaiser“ Kon­ rad III. Zur Geschichte des staufischen Staatsgedankens, in: M IÖG 46, 1932, S. 343-360 (wieder

98 von Lusignan vom Jahre 1190, dessen Königsrecht nach dem Tode seiner Gemahlin, der Königin Sibylle, erloschen war71 und analog dem Vorgang beim Tode der Maria la Marquise 1212, als König Johann von Brienne nominell nur noch als Vormund seiner soeben geborenen Tochter Isabella die Herrschaftsrechte ausüben konnte72, war Kon­ rad nunmehr der rechtmäßige Thronerbe73. Seinem Vater verblieb bis zu dessen Volljährigkeit, die mit einem Alter von 15 Jah­ ren erreicht war74, nur noch die Regentschaft als b a illi, wie sie in den Assisen des Kö­ nigreichs und in zahlreichen erzählenden Quellen des lateinischen Ostens festgelegt und bezeugt ist75. Doch selbst die b a illa g e fiel dem Kaiser als Vater des Thronerben nicht automatisch zu. Nach den legalistischen Prinzipien „Outremers“ nämlich wähl­ ten die Barone des Königreichs, nachdem sie vom Tode Isabellas und der Geburt ihres Sohnes noch vor der Ankunft Friedrichs im Heiligen Lande gehört hatten, bei einer Versammlung zu Akkon in der H a u t e C o u r Johann von Ibelin und Balian von Sidon bis zur Ankunft des Kaisers zu b a illie s für den kleinen Konrad76. Johann verzichtete und statt seiner wurde schließlich Odo von Montbeliard bestimmt77.

abgedruckt in: ders., Abendland und Byzanz, Darmstadt 1958, S. 364—386); O. E ngels, Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert (I), in: DA 27, 1971, S. 375 ff. Zu den theoretischen und auch praktisch ausgeübten Herrscherrechten europäischer Monarchen im Heiligen Land in der Nachfolge des Kaiserrechts Karls des Großen vgl. H . E. M ayer, Kaiserrecht und Heiliges Land, in: Aus Reichsgeschichte und nordischer Geschichte, hg. v. H. Fuhrm ann/H . E. M ayer/K . W riedt (Kieler Historische Studien 16), Stuttgart 1972, S. 193—208. 71 J. L. La M onte, Feudal Monarchy, S. 39; H. E. M ayer, Pontifikale, S. 190. 72 J. L. La M onte, Feudal Monarchy, S. 55 mit Anm. 1; H. E. M ayer, Pontifikale, S. 200 f. 73 Die exakte Wiedergabe von Friedrichs und Konrads Status bei Philippe de Novare, Memoires 1218—1243, hg. v. Ch. K öhler, Paris 1913, lib. 2, cap. 40, S. 23. 74 Livre de Jean d ’Ibelin (Assises de la Haute Cour), RH C Lois 1, cap. 71, S. 114 mit Anm. d; cap. 169, S. 259 mit Anm. a; La Clef des Assises de la Haute Cour, ebd., cap. 221, S. 559. 75 Zum Erbgang beim Tode der die Herrschaftsrechte repräsentierenden Königin und zur Ausübung der baillage dou reaume siehe z.B. Le Livre au Roi, cap. 5 und 6, RHC Lois 1, S. 609 f.; J. L. L i M onte, Feudal Monarchy, S. 49 ff.; H. E. M ayer, Pontifikale, S. 202; R. H iestand, Zwei unbe­ kannte Diplome (wie Anm. 70), S. 51. 76 Friedrich hatte im Juli 1227 als seinen bailli Thomas von Aquino, Grafen von Acerra, nach dem Heili­ gen Lande gesandt (Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 146; E. W inkel­ m ann, Jbb. Friedrichs II. 1, S. 322 mit Anm. 5), der in diesem Amt den schon von Johann von Brien­ ne ernannten und zunächst auch von Friedrich bestätigten Odo von Montbeliard ersetzte. Doch er­ losch mit der Geburt Konrads die Funktion des Thomas als Statthalter des Kaisers und Königs von Je­ rusalem, auch wenn er diplomatisch noch im April 1229 als balvius regni lerosolimitani (HB 3, S. 120) erscheint. Die Bestallung eines bailli für den neuen König Konrad lag aber, da der Erbgang über die verstorbene Isabella ging, in den Händen der Mitglieder der Haute Cour, wohingegen der Kaiser of­ fensichtlich an Thomas festhielt, ihn jedenfalls nicht abberief. Die Barone faßten diesen Beschluß umso bereitwilliger, als sich Thomas in der Ausübung seines Amtes viele Feinde geschaffen hatte (Eracles, RH C Hist. occ. 2, S. 364; qui moult bien s’i contint et moult i fu doute. Et plus le doterent toutes les gern que il ne firent l’empereor quant il fu venus). 77 Documents relatifs ä la successibilite au tröne et ä la regence, RHC Lois 2, S. 399; J. L. La M onte, Feudal Monarchy, S. 59.

99 Nach der Landung des Staufers in Akkon am 7. 9. 1228 erkannten die Barone die­ sen dann förmlich als Regenten seines Sohnes an und Balian und Odo übergaben ihm die baillage78. Diesen Sachverhalt muß man im Auge behalten, wenn man die staatsrechtliche Stel­ lung Friedrichs in seinem erheirateten Königreich begreifen will. Er war nicht mehr König von Jerusalem, als er den Boden Palästinas betrat79, und seine Regentschafts­ rechte bezog er neben seiner Vaterschaft auch aus der Zustimmung der Magnaten des Königreichs, die sie ihm allerdings trotz seiner Exkommunikation ohne erkennbaren Widerstand gewährten. Des weiteren ist festzuhalten, daß die geographische Lage „Outremers“ am Rande der lateinischen Welt und die bisweilen auftretende Notwendigkeit, seinen Herrscher durch Wahl und Zuzug aus dem Abendland zu bestimmen, zu der Forderung einer persönlichen Anwesenheit nicht nur anläßlich der Krönung geführt hatte, sondern sich diese offensichtlich auch auf die Ausübung der Regentschaft erstreckte. Als Friedrich in kühnem Gegenzug, wie ihm von der Geschichtsschreibung immer wieder attestiert wurde, trotz des päpstlichen Bannspruchs den Kreuzzug unternahm, da tat er dieses nicht nur, um sich aus den Fesseln des Vertrags von San Germano zu befreien, sondern eben auch, um nicht alle Rechte am Königreich Jerusalem zu verlie­ ren. Ohne ein persönliches Erscheinen im Osten wäre ihm nämlich nicht einmal das Amt des Regenten verblieben80. Die Übernahme der b a illa g e durch die beiden syrischen Barone „bis zur Ankunft des Kaisers“,81 die autogenen Herrschaftsrechten des einheimischen Adels entsprang, zeigt darüber hinaus schlaglichtartig, welche Konfliktbereiche sich möglicherweise auftun konnten, wenn diese einmal in Konkurrenz zum straff zentralistischen Herr­ schaftssystem des Staufers in seinem süditalischen Königreich geraten sollten. Es ist ein vielleicht bedenkenswerter Aspekt, inwieweit die im September 1231 in Kraft ge­

78 Ebd., S. 62. 79 Siehe die Auffassung des Juristen Philippe de Novare (wie Anm. 73). Nach Eracles, R H C Hist. occ. 2, lib. 33, cap. 2, S. 367 hätte der Kaiser bei seinem Aufenthalt auf Zypern von Johann von Ibelin Beirut und die Grafschaft eingefordert, weil er die baillage des Königreichs von Jerusalem innehabe und, so muß man wohl ergänzen, dies im Auftrag seines Sohnes, des Königs Konrad, verlangen könne. Ob dies wirklich den Standpunkt Friedrichs wiedergibt oder eher der juristischen Auffassung des Chroni­ sten entspricht, was näher liegt, muß offen bleiben. 80 In welchem Maße es nicht nur auf den theoretischen Anspruch, sondern auf dessen Durchsetzung an­ kam, die eben nur vor O rt bewerkstelligt werden konnte, zeigt der ganz ähnlich gelagerte Fall im Kö­ nigreich Zypern. Als Friedrich dort im Juli 1228 erschien, reklamierte er die baillage für den minder­ jährigen König Heinrich von dem sie ausübenden Johann von Ibelin für sich, da das Imperium seit Heinrich VI. die Lehnshoheit über Zypern besaß (BF 1732p; vgl. J. L. La M onte, Feudal Monarchy, S. 60 mit Anm. 1). Im Rechtsverständnis der Barone sollte die einflußreiche baillage wenn eben mög­ lich in ihrer Verfügung verbleiben. Im Unterschied zum Erbprinzip in der Thronfolge war die Aus­ übung der Regentschaft noch nicht den autogenen Herrschaftsrechten der Barone entzogen. 81 Documcnts relatifs ä la successibilite au tröne (wie Anm. 77).

100 tretenen Konstitutionen von Melfi (Liber Augustalis) u. a. auch einen Reflex auf die so anders geartete Verfaßtheit des Königreichs Jerusalem darstellen82. Nach dem mit dem Sultan im Februar 1229 erfolgten Vertragsabschluß war es be­ schlossene Sache, daß der Kaiser mit dem ganzen Heere die befreite Stadt Jerusalem besuchen würde83. „Auch beabsichtigt der Kaiser, mit allem Volk nach Jerusalem hinanzusteigen und dort zu Ehren des Königs aller Könige die Krone zu tragen, wie ‘ihm nämlich von sehr vielen angeraten wurde“ .84 So berichtete Hermann von Salza unmittelbar vor dem Einzug in seinem Brief an den Papst. Man wüßte gerne, wer mit diesen Ratgebern namentlich gemeint gewesen ist85, oder ob hier vielleicht nur der Wunsch und Wille des Kaisers als „communis opinio“ hingestellt wurde. Die Absicht, unter der Krone zu gehen, entsprang sicherlich neben einer allgemeinen Er­ wartung im Umkreis Friedrichs dessen ganz persönlichem Verlangen, das Kreuzzugs- ünternehmen einem sichtbaren und symbolhaften Höhepunkt und Abschluß entge­ genzuführen. Inwieweit hier seine engsten Berater mit Einfluß ausgeübt haben, ist im einzelnen kaum auszumachen, ausgenommen die Tätigkeit des Ordenmeisters. Denn man wird wohl Hermann den manche Fragen aufwerfenden Versuch zuschreiben müssen, beim Patriarchen doch noch im letzten Augenblick einen Sinneswandel -

82 Vgl. etwa die Ausführungen von H . D ilcher, Die sizilische Gesetzgebung Friedrichs II., eine Syn­ these von Tradition und Erneuerung, in: Probleme um Friedrich II., hg. v. J. Fleckenstein (VuF 16), Sigmaringen 1974, S. 23 f., die nach Rückkehr vom Kreuzzug auf Friedrichs „hohe Vorstellung von seinem Herrscherauftrag“ und sein „Sendungsbewußtsein“ in der Nachfolge „des römischen Ge­ setzgebers Justinian“ verweisen. Dagegen sah sich der Kaiser nach seinem Jerusalemaufenthalt im April 1229 zu Akkon veranlaßt, den Pisanern ihre eigene Gerichtsbarkeit zu restituieren, die ihnen Thomas von Acerra als sein bailli entzogen hatte: BF 1743. W eit deutlicher noch wird sein Zurückwei­ chen vor den hergebrachten Rechten des einheimischen Adels durch die in einem esgart der Haute Cour von seinen Vasallen erzwungene Verfügung dokumentiert, dem Erbanspruch der Alice von Ar­ menien auf die Herrschaft Toron gegen den Deutschen Orden stattzugeben: RRH N r. 1003; BF 1741. Die Vasallen scheuten sogar nicht davor zurück, Friedrich geschlossen den schuldigen Dienst zu ver­ weigern: Livre de Jean d’Ibelin (Assises de la Haute Cour), RH C Lois 1, S. 112 f.undS. 325 f. Vgl. J. Riley-Sm ith, The feudal nobility and the kingdom of Jerusalem 1174—1277, London 1973, S. 171 ff.; H . E. M ayer, Seigneurie, S. 204 ff. Demgegenüber ist natürlich die Ansicht von H. L. G ottschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 157 abzuweisen, Friedrich habe von Al-Kamil „als Zeichen der Freundschaft“ Toron erbeten, „dam it er diese Burg ihrer fränkischen Erbin Alice ... wiederverleihen k ö n n e .“ 83 E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1,S. 172 zieht den unzulässigen Schluß, der Kai­ ser habe erst „auf den Rat Hermanns von Salza“ beschlossen, nach Jerusalem einzuziehen. Eines sol­ chen Rates bedurfte er sicherlich nicht. 84 M GH Const. 2, N r. 121, S. 162: Proponit etiam imperator cum omnipopulo ascendere Ierosolimam et ibi in honore Regis regum omnium ferre coronam - sic enim consultum est ei a pluribus 85 Der Hinweis auf den Ratschlag vieler kehrt auch in seinem zweiten Brief (MGH Const. 2, Nr. 123, S. 167) wieder in Verbindung mit der Abhaltung eines Gottesdienstes in der Grabeskirche. E. W in­ kelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 123 Anm. 1 denkt dabei an „die schwäbischen Herren in der Um­ gebung Friedrichs.“

101 herbeizuführen und ihn zu einem gemeinsamen Einzug in die Heilige Stadt zu bewegen86. Was aber, so fragt man sich, sollte damit bezweckt werden? Den zuständigen Co­ ronator herbeiholen, um die Krönung zum König von Jerusalem am rechten Ort und in den vorgeschriebenen Formen durchführen zu können, wie häufig vermutet wor­ den ist87? Friedrich war exkommuniziert, nur der Papst konnte ihn absolvieren, und die wohl in Teilen des Heeres herrschende Ansicht, allein durch die Rückgabe Jerusa­ lems sei der Bannungsgrund automatisch entfallen88, war demgegenüber irrelevant. Sein labiles Verhältnis zu den einheimischen Baronen - vier von ihnen, darunter auch Johann von Ibelin, trugen zwar den Vertrag mit Al-Kamil mit, die einflußreiche Fa­ milie der Ibelins und ihr zahlreicher Anhang verhielten sich aber abwartend in miß­ trauischer Haltung89 — verbot es zudem, seine Stellung als Regent in einem so heiklen Augenblick zu einer illegalen Erstkrönung zu mißbrauchen. Es muß doch auffallen, daß Gerold in seinen beiden ausführlichen Schreiben an Gregor und die Christenheit zwar die Tatsache einer von ihm so aufgefaßten „Selbstkrönung“90 berichtete, nichts aber davon verlauten ließ, und dies wäre propagandistisch sicherlich verwertbar gewe­ sen, man habe den Wunsch an ihn herangetragen, er möge einen Gebannten in der Grabeskirche krönen. Man muß daher den Schluß ziehen, daß es dem Hochmeister getreu seiner als einer Art Programm dienenden Formulierung in seinem zweiten Schreiben vom März 1229

86 Siehe oben S. 83, Anm. 82. Gerolds Person könnte auch wegen der vorzunehmenden Weihe der von den Ungläubigen abgetretenen Kirchen, darunter an erster Stelle natürlich der Grabeskirche, gefragt gewesen sein. Nach Eroberung Akkons im Juli 1191 durch Richard Löwenherz und Philipp II. Au­ gust von Frankreich z.B. wurden unmittelbar darauf die dortigen Kirchen durch den päpstlichen Le­ gaten und Prälaten des Heeres rekonziliiert. Vgl. K. M. S etton, A History of the Crusades 2, Phila­ delphia 1962, S. 69 mit Anm. 42. 87 Zu dieser Auffassung vgl. z.B. E. K estner, Kreuzzug, S. 56; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 136; Th. C. Van Cleve, The crusade of Frederick II, S. 456. 88 So etwa bei Fridanks Bescheidenheit, hg. v. H. E. B ezzenberger, Halle 1872 (ND 1962), 160. 16-19, S. 213: g o r unde der keiser hant erlöst ein grap, deist aller kristen tröst. Sit er daz beste hat getan, so söl man in üz banne län. Vgl. auch E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 182, der Freidanks Meinung ein­ fach auf Friedrich überträgt: „Auch der Kaiser war der Ansicht, daß nunmehr wohl der Bann von ihm g e n o m m e n .“ 89 Das rigorose Vorgehen des Kaisers auf Zypern und seine Folgen, nämlich der bald nach seiner Rück­ kehr aus dem Heiligen Land einsetzende W iderstand gegen die kaiserliche Statthalterschaft unter Füh­ rung der Ibelins, belegen dies. Vgl. R. R öhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 799 ff.; J. L. La M onte, Feudal Monarchy, S. 60 ff.; J. R ichard, Le royaume latin de Jerusalem, Paris 1953, S. 190. 90 M GH Epp. pont. saec. XIII l,N r. 384, S. 303: capitisuo imposuit diadema\W& 3, S. 136: inprejudi- cium honoris ac excellentie imperialis manifestum suo capiti imposuit diadema.

102 - „W ir aber, die Wir die Ehre der Kirche und des Reiches zu schätzen wissen und bei­ der Erhöhung eifrig betreiben"91 - darum ging, dem Kaiser zusammen mit dem höch­ sten kirchlichen Würdenträger des Landes die Inbesitznahme der heiligen Stätten zu ermöglichen. Ferner erkannte er wohl, daß er es bei der Frontstellung seines Ordens in seiner Person auf Dauer nicht belassen konnte, sondern er neben den Rekonzilia- tionsbemühungen hinsichtlich des Staufers auch an die Stellung seines Ordens im Ge­ füge des Königreiches nach der Abreise Friedrichs denken mußte92. Hier galt es einer Isolierung rechtzeitig zu begegnen. Der Versuch scheiterte, weil Gerold den Vertrag mit dem Sultan nicht akzeptierte und sich neben dem Kaiser auch mit Hermann überwarf. Am 17. 3. 1229, einem Samstag, zog der Kaiser mit seinem Heere in Jerusalem ein und besuchte noch am gleichen Tage „als katholischer Kaiser“93 die Grabeskirche. Hier handelte er also, wie er in seinem Manifest Letentur in domino et exultentur om- n e s selbst sagt, als katholischer Kaiser und Führer des Kreuzzuges, der Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen zurückgewann. Vom folgenden Tage, dem Sonntag Oculi, berichtete Hermann, daß „der Herr Kaiser ... dort zu Ehren des ewigen Kö­ nigs die Krone getragen hat. Auch wurde ihm von vielen der Rat zuteil, sich dort die heilige Messe lesen zu lassen, da er ja jenes Land aus den Händen der Sarazenen be­ freit hatte, um dessentwillen er in die Fesseln der Exkommunikation verstrickt wor­ den war. Wir aber, die wir die Ehre der Kirche und des Reiches zu schätzen wissen und beider Erhöhung eifrig betreiben, widerstanden dem erwähnten Ratschlag, weil wir ihn weder für die Kirche noch für ihn als förderlich erachteten. Und hierin unse­ rem Anraten zustimmend, nahm er am Gottesdienst nicht teil, sondern er hob ledig­ lich die Krone ohne Weihe vom Altar und trug sie zum Thronsitz hin, wie es Brauch ist“ .94 Man muß diesem Passus entnehmen, daß der entscheidende Punkt, gewissermaßen der „casus belli“ für Papst und Kurie, die Teilnahme des gebannten Staufers am Got­ tesdienst gewesen wäre. Allerdings darf man wohl nicht folgern, Hermann habe es er­ reicht, daß überhaupt kein Gottesdienst abgehalten wurde. Das non audivit divina (wörtlich: „er hörte keinen Gottesdienst“) dürfte sich nur auf die persönliche Nicht­ teilnahme, nicht aber auf einen gänzlichen Verzicht auf einen solchen bezogen

91 M GH Const. 2, N r. 123, S. 167: Nos vero, sicut ille qui honorem ecclesie et imperii diligit et utriusque exaltationi intendit. 92 Die Klage der Johanniter auf Unterstellung des Deutschen Ordens bei Gregor IX. noch im Jahre 1229 fußte nicht zuletzt auf der Erwartung, die Parteinahme Hermanns von Salza und seines Ordens für den Kaiser während dessen Kreuzzug propagandistisch zu verwerten. Vgl. M. L. Favreau, Studien, S. 90 ff. 93 M GH Const. 2, N r. 122, S. 166 (1. 2. 3. 5.). 94 M GH Const. 2, N r. 123, S. 167.

103 haben95. Denn die Vorstellung, es habe in der befreiten Stadt, am dritten Fastensonn­ tag, im wichtigsten Heiligtum, dem erklärten Ziel aller Pilger, kein Gottesdienst statt­ gefunden, erscheint doch gar zu abwegig96, zumal erst am darauffolgenden Montag der Erzbischof von Caesarea die heiligen Orte im Auftrag des Patriarchen mit dem In­ terdikt belegte97. Es wurde demnach eine Form gewählt, die den heikelsten Punkt umging, dem Kai­ ser dennoch das Betreten des rechtmäßigen Krönungsortes ermöglichte und ihn das Aufsetzen der Krone und eine Art Thronsetzung98 in eigener Regie ausüben ließ. Von der Intention des Berichts her kann eigentlich kein Zweifel sein, daß die von Hermann geschilderte Handlung kein ganz und gar undenkbarer, blasphemischer, die Gesetze des Königreiches und der Kirche mit Füßen tretender Akt gewesen ist. Im Gegenteil wollte er ja gerade den erwarteten und befürchteten Verdächtigungen seitens des Pa­ triarchen entgegentreten und wird darum als Augenzeuge wohl kaum Dinge nach Rom berichtet haben, die nur weiteres ö l ins Feuer der Vorwürfe Gerolds und Gre­ gors geschüttet hätten. Um dies zu unterstreichen, beruft sich Hermann, wenn auch in der mitgeteilten rudimentären Form wenig durchschlagend und überzeugend, auf den althergebrachten, lokalen Brauch des Krönungszeremoniells, wenn nicht gar auf den Krönungsordo des jerusalemitanischen Königreichs. Nach dessen Anweisungen nämlich, zumindest teilweise, wie man wohl einschränken muß, sei vorgegangen wor-

95 H . M. Schaller, Kaiser Friedrich II., S. 36 nimmt einen „feierlichen Dankgottesdienst“ in der Gra­ beskirche an, nach dessen Abhaltung der Kaiser erst die Kirche betreten habe. Dies ist eine anspre­ chende Mutmaßung, die in den Quellen keine direkte Stütze findet. Schwerlich hat er jedenfalls die Krone in einem leeren Gotteshaus unter Ausschluß der Öffentlichkeit ergriffen und sich bekrönt zum Thronsitz begeben; der gerade angestrebte Sinn wäre völlig verfehlt worden. 96 Freilich kann hier nicht auf Gerolds Brief vom 26. März 1229 (MGH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 384, S. 303) in der Übersetzung bei K. J. H einisch, Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berich­ ten seiner Zeit, Darmstadt 1968, S. 186 verwiesen werden, „der Kaiser (habe) den Gottesdienst am heiligen Grabe und in den anderen Kirchen ... wieder aufnehmen lassen.“ Er ließ lediglich die dort entrichteten Opfergaben (oblationes) durch seine Leute für den Mauerbau einziehen. 97 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168: venit die lune sequenü (d.h. am 19. März) archiepiscopus Cesariensis missus a domino patriarcha et ecclesiam sancti Sepulckri et omnia loca sancta posuit sub interdicto. 98 Entgegen der von P. E. Schram m , Krönung und Herrschaftszeichen im Königreich Jerusalem. Kai­ ser Friedrichs II. „Selbstkrönung“ und ihre Fortwirkung, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 221, 1969, S. 249 (auch in: ders., Kaiser, Könige und Päpste. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte des Mittelalters, Bd. IV.2, Stuttgart 1971, S. 467 mit Anm. 7) geäußerten Ansicht, das vom Hochmeister berichtete in sedem, sicut est consuetum , portavit beziehe sich auf das Tragen der Krone „von der Gra­ beskirche zu seiner Unterkunft“ hin (ob die „Unterkunft“ während Friedrichs Aufenthalt die curia regis am Davidsturm war, wie Schramm, ebendort, vermutet, ist nicht überliefert), neigen wir eher d a z u , sedes nicht mit W ohnsitz, sondern in Übereinstimmung mit den Angaben über die Krönung im Rechtsbuch des Johann von Ibelin (siege) mit Thronsitz zu übersetzen. Eine processio nach der Krö­ nung war zwar Brauch, nichc aber in sedem , sondern zum Templum Domini. Ein gekröntes Erschei­ nen in der Öffentlichkeit berichten Rogeri de Wendover Chronica, hg. v. H . G. H ew lett, vol. 2, S. 373: portavit coronam usque ad palatium Hospitalis, sowie Annales Marbacenses ad a. 1229, M GH SS rer. Germ. [9], 1907 (ND 1979), S. 93: ... coronatus et in regio scemate intravit in templum Domi­ n i, doch differiert bezeichnenderweise der Zielpunkt der processio.

104 den, wenn er auf das „wie es Brauch ist“ verweist und damit vermutlich auf eine An­ lehnung an den Ordo von Tyrus, welcher nach H. E. Mayers Untersuchungen be­ reits ziemlich sicher bei der Krönung Johanns von Brienne und seiner Gemahlin Ma­ ria im Jahre 1210 in Gebrauch w ar", an der Hermann nachweislich teilgenommen hat99 100. Diesem zufolge101 und in Verbindung mit den Krönungsvorschriften, die Johann von Ibelin um das Jahr 1265 in seine Assisen aufgenommen hat102, ergibt sich folgen­ der Ablauf einer ordnungsgemäßen Krönungszeremonie103: In die königlichen Gewänder gekleidet begab sich der rex electus zu Pferde in Be­ gleitung des Kämmerers mit dem Schwert, des Seneschalks mit dem Szepter und des Konstablers mit der Fahne zur Krönungskirche, an deren Portal er vom Patriarchen empfangen wurde. Nachdem er vor diesem den Eid auf die Evangelien abgelegt hatte, erfolgte die dreimalige Befragung des Volkes, ob es den Thronkandidaten als rechtmä­ ßigen Erben anerkenne. Nach der Akklamation zog man unter Anstimmung des Te Deum feierlich in die Kirche ein, wobei zwei Barone, dazu der Seneschalk und der Konstabler Krone, Reichsapfel, Szepter und Fahne trugen. Im Chor angelangt, legte der Coronandus die Gewänder eines Diakons an und hör­ te das Te Deum, auf einem Faldistorium vor dem Altäre sitzend, bis zum Ende. Her­ nach sprach der Patriarch die Invocatio super regem über ihn und der Prätendent be­ gab sich zum Thronsitz, von dem aus er der eigentlichen Krönungsmesse folgte. Nach Epistel und Sequenz führten ihn zwei Prälaten zum Faldistorium vor den Al­ tar. Der Patriarch sprach nun die Consecratio regis, salbte sein Haupt mit Chrisam und übergab ihm die Regalien: den Ring als königliches Zeichen, das Schwert zur Verteidigung des Glaubens und der Kirche, die Krone als besonderes Symbol der kö­ niglichen Würde, das Szepter zu Strafe und Schutz, schließlich den Reichsapfel, der das Land des Königreichs versinnbildlichte. Nach dem Hinweis an den König, für Kirche und Volk den Frieden zu erhalten und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit walten zu lassen, erscholl der dreimalige Ruf V iv a t rex feliciter in sem pitem um . Der König gewährte allen Prälaten den Kuß und kehrte zu seinem Thronsitz zurück. Während des sakramentalen Geschehens nahm er die Krone vom Haupt und kam am Ende der Messe zum Altar, um zu kommunizieren. Sodann ergriff der Patriarch die Fahne des Konstablers, sprach den Fahnensegen und überreichte sie dem König, der sie an den Konstabler zurückgab.

99 H. E. M ayer, Pontifikate, S. 196. 100 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 311. 101 Der dem tyrensischen Ordo zugrunde liegende Fulrad-Ordo (um 980) bei P. E. Schram m , Kaiser, Könige und Päpste. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 2, Stuttgart 1968, S. 245 ff. 102 Livre de Jean d’Ibelin (Assises de la Haute Cour), RHC Lois 1, cap. 7, S. 29—31. 103 Vgl. H. E. M ayer, Pontifikale, S. 197-199 mit dem Hinweis, daß auch die Festkrönungen des 13. Jahrhunderts nach diesem feierlichen Ritual vorgenommen wurden; J. Praw er, The latin king- dom of Jerusalem, London 1972, S. 97—101.

105 Nach Beendigung der Liturgie zog der gekrönte König zum Templum Domini, dem Felsendom in der Mitte des Tempelplatzes, wo er seine Krone auf dem Altar darbrachte, an dem der Jesusknabe dem Simeon dargeboten worden war. Gleich an­ schließend erfolgte der Rückkauf der Krone, der einer Geldleistung an die dortigen Kanoniker gleichkam. Schließlich begab man sich zum nahegelegenen Templum Salo- m o n i s , dem Haupthaus des Templerordens, der früheren curia regis, in dem das Krönungsmahl stattfand, bei dem die freien nichtadeligen fränkischen Bürger den Tafeldienst versahen.

Man bemerkt natürlich sofort, wie dürftig und konträr dagegen die von Hermann ge­ schilderte Handlung vor sich ging. Unter Hinzuziehung von Gerolds Bericht vom 26. März ergibt sich, daß Friedrich ,,in aller Frühe des Sonntags“ ,104 ,,in königliche Ge­ wänder gekleidet“ ,105 „die Grabeskirche betrat“, 106 zum Hauptaltar schritt, auf dem eine Krone niedergelegt war, diese ergriff, ohne daß eine Weihe stattgefunden hat­ te107, sie sich aufs Haupt setzte und zum Thronsitz ging108, um sich dort niederzulas­ sen. Daß es sich bei der Krone um die Königskrone bzw. um eine Krone, die die könig­ liche Herrschaft über Jerusalem symbolisieren sollte und nicht etwa um die Kaiser­ krone handelte, geht aus der erweiterten Fassung des Kaisermanifests an den engli­ schen König hervor, wie sie bei Roger von Wendover überliefert ist. Darin spricht Friedrich selbst von „der Beglückung einer solchen Würde, die Uns nach dem Recht des Königreiches gebührt“ ,109 und mit dieser kann eigentlich nur das jerusalemitani- sche Königtum gemeint gewesen sein110, wenn auch zugestanden werden muß, daß bei der Vielzahl der an ihm erfolgten Krönungen (1198, 1212, 1215, 1220) möglicher­ weise die übrigen Würden stets mitverstanden und einbegriffen sein wollten. Abzu­ lehnen ist dagegen die Mutmaßung Runcimans, der Kaiser habe sich, weil er an die im

104 M GH Epp. pont, saec. XIII 1, Nr. 384, S. 303: summo mane ... die dominico. 105 E b d .: vestibusque indutus regalibus. 106 E b d .: sepulchrum intravit. 107 M GH Const. 2, N r. 123, S. 167: sine consecratione. 108 Zum Sprachgebrauch für die Thronsetzung bei Wilhelm von Tyrus (in regni solium ... sublimatus est) siehe die Belegstellen bei H . E. Mayer, Pontifikale, S.160, Anm. 83. 109 M GH Const. 2, Nr. 122, S. 166 (5): tante dignitatis tripudium, que nobis competit iure regni. H . E . M ayer, Pontifikale, S. 204 zitiert die Stelle nicht vollständig. Dennoch ist der hieraus abgeleitete Ein­ wand bei M. L. B ulst-T hiele, Sacrae Domus Militiae, S. 182, Anm. 51 in keiner Weise stichhaltig. Den Begriff „Selbstkrönung“, an dem Bulst-Thiele festhalten will, weist nunmehr ab auch C. B rühl, Kronen- und Krönungsbrauch im frühen und hohen Mittelalter, in: HZ 234, 1982, S. 30. 110 Der in Annales de Waverleia, hg. v. R. Pauli, M GH SS 27, S. 461 überlieferte Bericht eines engli­ schen Kreuzzugteilnehmers sagt ausdrücklich portavit coronam regalitatis in civitate sancta lerusalem.

106 Kronschatz der Kathedrale von Tyrus aufbewahrte Krone nicht gelangen konnte111, eine solche speziell für diesen Zweck anfertigen lassen112. Die Quellen sagen nichts hierüber. Unklar bleibt weiterhin, wer an der improvisierten Zeremonie teilgenommen hat. Sicherlich der Hochmeister, vermutlich zumindest auch ein Teil der von diesem er­ wähnten zahlreichen Magnaten, vor denen der Staufer noch am gleichen Tage von Hermann ein ausführliches Schriftstück in Lateinisch und Deutsch vortragen ließ113. Runciman nimmt auch hier ohne nähere Erläuterung an, die einheimischen Barone hätten sich abseits gehalten114. Wir wissen davon leider nichts, es bleibt aber festzu­ halten, daß von ihrer Seite kein Protest gegen das Vorgehen Friedrichs überliefert ist, sei es, daß sie die vorgenommene Handlung als rechtlich völlig irrelevant erachteten oder als nicht so anstößig, daß sie sich in ihren religiösen oder juristischen Anschau­ ungen verletzt gesehen hätten. Die Anwesenheit von Geistlichen müßte dagegen nach der Bemerkung der L’Estoire d’Eracles: „weder gab es einen Prälaten, noch einen Priester, noch einen Kleriker, der dort gesungen oder gesprochen hat“115 als ziemlich ausgeschlossen erscheinen, doch kann damit auch nur das Absehen von jeglicher kirchlichen Handlung gemeint gewesen sein. Die Erzbischöfe von Palermo und Ca- pua116 beispielsweise sowie weitere Würdenträger vornehmlich aus den süditalischen und deutschen Kontingenten des Heeres könnten sich sehr wohl eingefunden haben. Wie aber ist das Geschehen in der Grabeskirche zu bewerten? Mehrere Gesandt­ schaften an den Papst von Palästina aus, die um Absolution des Kaisers nachsuchen sollten, und die Anweisung an Heinrich, Graf von Malta, sich zu Ostern (15. 4. 1229)

111 Nach Philippe de Novare, Memoires (1218—1243), hg. v. Ch. K öhler, Paris 1913, S. 23 bzw. Gestes de Chiprois, KHC Doc. arm. 2, S. 682 hat Friedrich in Tyrus, von Zypern kommend, Zwischensta­ tion gemacht. W urde ihm dort vielleicht die Krone ausgehändigt? Auch das Breve chronicon de rebus Siculis, HB 1.2, S. 900 f. überliefert, er sei über Tyrus nach Akkon gekommen, allerdings ohne dort zu verweilen:... etper portum ante auroram venimus Tyrum. Et ibi non moram faaentes, eo die appli- cuim us Accon. Hiernach könnte er zumindest veranlaßt haben, die wohl in Tyrus aufbewahrte Krone besorgen zu lassen. Auch bei der Rückkehr nahm er seinen Weg über Tyrus: E. W inkelm ann, Acta imperii inedita 1, N r. 303. 112 S. R uncim an, The Crown of Jerusalem, S. 9. G. R ösch, Eine spätstaufische Krone aus Venedig, in: QFIAB 62, 1982, S. 336—342 machte jüngst auf eine Eintragung unter dem Datum des 9. Oktober 1225 im sogenannten Liber plegiorum, dem ältesten erhaltenen venezianischen Staatsregister, aufmerk­ sam, die auf die Anfertigung einer Krone in Venedig um diese Zeit zu beziehen ist. Seine vorgeschlage­ ne Identifizierung mit einer der beiden im Krakauer Domschatz aufbewahrten Kronen - Kronen Kö­ nig Heinrichs (VII.) und seiner Gemahlin Margarete - bleibt aber ebenso unsicher wie eine ebd., S. 340 f. in Erwägung gezogene, aber verworfene Gleichsetzung mit einer für das Königreich Jerusa­ lem in Auftrag gegebenen Krone anläßlich der Hochzeit zu Brindisi im November 1225. 113 Hierzu siehe unten S. 113 f., Anm. 144 und 146. 114 S. Runcim an, The Crown of Jerusalem, S. 15. 115 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 374. 116 Diese sind bei der Verlesung der kaiserlichen Proklamation am selben Tage bezeugt: E. W inkel­ m ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 124.

107 mit zwanzig Galeeren in Akkon einzufinden117, um die Rückfahrt antreten zu kön­ nen, lassen vermuten, daß Friedrich lange Zeit eine Lossprechung vom Banne noch für möglich hielt. Für eine Festkrönung ohne Erstkrönung - nach Möglichkeit in Ge­ genwart des Patriarchen - hätten sich dabei der Palmsonntag bzw. das Osterfest be­ sonders angeboten. Eine solche wäre auch keineswegs ein singulärer Fall gewesen, denn die Kölner Königschronik z.B. berichtet zum Jahre 1198, daß Philipp von Schwaben den Festkrönungsbrauch bewußt als politisches Mittel einsetzte, sich zu Worms in der Osterzeit den Königstitel zulegte und in der Öffentlichkeit unter der Krone ging, ohne daß eine echte Krönung schon stattgefunden hatte118 und obwohl er sich möglicherweise noch im Banne befand119. Ähnlich handelte Balduin III. von Je­ rusalem im Jahre 1151 und 1152 unmittelbar vor Ostern, als er, da er die angestrebte Alleinkrönung, die gegen seine regierende Mutter Melisendis gerichtet war, beim Pa­ triarchen nicht durchsetzen konnte, „in aller Öffentlichkeit gekrönt einherging“, wie Wilhelm von Tyrus überliefert120. In beiden Fällen fehlte ein geistlicher Coronator. Erreicht wurde dennoch praktisch dasselbe wie mit einer formalrechtlich einwandfreien Krönungszeremonie, da das ge­ krönte Erscheinen in der Öffentlichkeit dem Volke den Inhaber der Herrschaft sin­ nenfällig vor Augen führen sollte. H. W. Klewitz konnte nachweisen, „daß der we­ sentliche Inhalt des Brauches, die Selbstdarstellung des Königs älter ist als seine von der geistlichen Herrscherweihe beeinflußten Formen" und auf eine „ursprüngliche Eigenständigkeit der königlichen Festtagsfeier“ zurückgeht121. So verstanden tritt hinter der Demonstration die kirchliche Weihe und die Art des Aufsetzens der Krone zurück. Bei Friedrich war es mehr Zwangslage als Programma­ tik122, die ihn diese Form wählen ließ, und Hermann von Salza hatte einen gehörigen

117 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 374. 118 Chronica regia Coloniensis, hg. v. G. W aitz, M GH SS rer. Germ. [18], Hannover 1880 (ND 1978), S. 164: nomen regium tibi asscribit, et apud civitatem Wangionum in albis paschalibus coronatus pro- greditur. BF 15c. Als gekröntes Erscheinen in der Öffentlichkeit faßte den Vorgang auch der zeitge­ nössische Continuator Eberbacensis des Gottfried von Viterbo auf, der den Inhalt des Vertragswerkes mit Al-Kamil offensichtlich aus Friedrichs Manifest schöpfte und notierte: Imperator eciam coronam regni portavit in capite coram onmibus peregrinis dominica Oculi in lerusalem, scilicet 15. Kalendas Aprilis anno Domini 1229 (M GH SS 22, S. 347). 119 Zur Exkommunikation Philipps vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Philipps von Schwaben und Ottos IV. von Braunschweig 1, Leipzig 1873 (ND 1963), S. 493-496 (Erläuterungen II). 120 Willermi Tyrensis archiepiscopi historia rerum in partibus transmarinis gestarum, RHC Hist, occ. 1.2, lib. XVII, cap. 13, S. 781: in publicum processit laureatus. Vgl. H . E. M ayer, Pontifikale, S. 168. 121 H . W. K lew itz, Die Festkrönungen der deutschen Könige, in: ZRG.KA 28, 1939, S. 84. 122 So schon sinngemäß A. B rackm ann, Kaiser Friedrich II. in „mythischer Schau“ (wie Anm. 53), S. 10 f. (hier zitiert nach dem Wiederabdruck in: Stupor Mundi) gegen die Auffassungen von Kantorowicz und auch von H. M. Schaller, Kaiser Friedrich II., S. 36. Die Betonung der „G ott­ unmittelbarkeit seines Königtums“ als bewußt und gezielt herbeigeführter Akt kann mit dem Fall der Selbstkrönungsthese nicht länger aufrecht erhalten werden. Von G ott unmittelbar zum Herrscheramt berufen worden zu sein, war eine seit Heinrich IV. von jeder Herrschergeneration wiederholte , ,de-

108 Anteil an dem eingegangenen Kompromiß, die kirchlich-religiösen Implikationen des Krönungsaktes auszuklammern und sich mit dem symbolhaften Aufsetzen und Tra­ gen der Krone zu begnügen, das zumindest für das anwesende Pilgervolk mitnichten belanglos erschien. Denn dieses war zu seinem größten Teil mit Sicherheit nicht so in­ formiert, daß es die Regentschaft des Kaisers von seiner Herrschaft als König, den Befreier der Heiligen Stadt von dem Gebannten des Papstes säuberlich zu unterschei­ den vermocht hätte. Das Tragen einer Krone konnte Friedrich als gekröntem König von Sizilien und Deutschland und als Kaiser sowieso nicht streitig gemacht werden und die moralische Grundlage hierzu war durch den errungenen Triumph für viele of­ fenkundig. Die arabischen Berichte vom Aufenthalt Friedrichs in Jerusalem, wie sie die Ge­ schichtsschreiber Sibt Ibn al Gauzi und Ibn Wasil überliefern und die auf den gleichen Gewährsmann, den Kadi von Nablus Samsaddin zurückzugehen123, der dem Kaiser auf Befehl des Sultans den Tempelplatz mit der Aqsa-Moschee und den Felsendom zeigte, geben, was die Chronologie der so kurzen Anwesenheit des Staufers in der Heiligen Stadt anbetrifft, bisher ungelöste und nicht erörterte Rätsel auf. Hiernach124 soll Friedrich nämlich beide Nächte im Hause des Kadi125 verbracht, um die Zeit des Mittagsgebets sollen seine Pagen und Diener, die alle Muslime waren, auf den Ruf des Muezzins hin das Gebet verrichtet und er selbst soll vor seiner Abreise ,,an die Be­ diensteten, die Muezzine und die Frommen des Heiligtums“ 126 Geldgeschenke ver­ teilt haben. Könnte man noch annehmen, daß Hermann von Salza in wohlverstandenem Inter­ esse des Kaisers in seinem Brief solches verschwieg, so erscheint dies bei den Infor­ manten des Patriarchen, die sich ebenfalls in der Stadt aufhielten, ganz ausgeschlos­ sen, ebenso wie die Annahme, solches Tun hätte sich verbergen lassen. Merkwürdigerweise erfahren wir aber in den lateinischen Quellen von alledem nichts, und bei der knapp bemessenen Zeit und der Vielzahl der anstehenden Rege­ lungen, die hinsichtlich des Mauerbaus, der Verwaltung der Stadt und den sich jeder

monstrative Behauptung“: O. Engels, Die Zeit der Hl. Hildegard, in: Hildegard von Bingen 1179—1979. Festschrift zum 800. Todestag der Heiligen, Mainz 1979, S. 6. Ähnlich wie in Jerusalem handelte der Kaiser am Osterfest 1239 zu Padua, eine Woche nach seiner erneuten Exkommunikation, als er sich auf der Rückkehr von der Messe im Dom demonstrativ in der Öffentlichkeit gekrönt zeigte; B F 2428c. 123 H . L. G ottschalk, Al-Malik Al-Kamil, S. 159 und S. 160, Anm. 1. 124 Die Berichte in der Übersetzung von B. von K altenborn-Stachau (wie Anm. 32), S. 330 f. und S. 333 f. 125 J. Praw er, Histoire 2, S. 206, Anm. 51 mutmaßt, das Haus des Kadi sei identisch mit dem Johanni­ terpalast, in dem der Kaiser am Sonntag Hof gehalten haben soll; ob er dort oder in der von P. E. Schramm vorgeschlagenen curia regis am Davidsturm übernachtete, ist nicht zu entscheiden (siehe Anm. 98). Eine erhebliche Schädigung aller wichtigen Baulichkeiten außer Davidsturm, Grabeskirche, Templum Domini und Templum Salomonis muß nach der auf Befehl Al-Muazzams im März 1219 in Jerusalem vorgenommenen Schleifung angenommen werden. Vgl. z.B. J. P raw er, Histoire 2, S. 154. 126 B. von K altenborn-Stachau (wie Anm. 32), S. 334.

109 Mitarbeit zu entziehen trachtenden Bischöfen von Winchester und Exeter, dem Großmeister der Hospitaliter und Präzeptor des Tempels getroffen werden muß­ ten127, fällt es schwer, einen so ausgedehnten Aufenthalt Friedrichs im muslimischen Bereich Jerusalems anzunehmen, für den nur der Sonntag in Frage käme. Doch wird man den Besuch des Felsendoms und der Aqsa-Moschee schwerlich leugnen können. Vielleicht finden sich im Wunsche des Kaisers, diese beiden Heilig­ tümer aufzusuchen, auch Anklänge an den oben geschilderten Krönungsbrauch wieder, von der Grabeskirche zum Templum Domini zu ziehen, wo ja die soeben erworbene Krone dargebracht und durch das symbolische Auslösungsgeschenk zu­ rückerworben wurde. So wären dann doch, trotz aller Reduktion im Ablauf der Krönung, einige wenige Elemente einer ordnungsgemäßen Zeremonie vonstatten ge­ gangen. Die päpstliche Reaktion auf die Vorgänge in Jerusalem ließ nicht lange auf sich war­ ten. Auf die Nachricht Gerolds hin, Friedrich habe in der Grabeskirche „seinem Haupt die Krone aufgesetzt“ (capiti suo imposuit diadem a ), eine Formulierung, aus der eine Selbstkrönung herausgelesen werden mußte und die der Patriarch auch in sei­ nem zweiten Brief vom Mai 1229 wörtlich wiederholte, machte sich Gregor dessen Auslegung voll zu eigen, wenn er am 13. 6. 1229 dem Erzbischof von Mailand und seinen Suffraganen schrieb: „und so hat sich derselbe (d.h. Friedrich) in dem zerstör­ ten und fast völlig verwüsteten Jerusalem feierlich oder vielmehr ungültig ge­ krönt“ .128 Er nannte die Krönung hier also sogar in a n ite r - „nichtig, ungültig“ - und schien damit genau den Schwachpunkt getroffen zu haben, dem Hermann und Fried­ rich gerade begegnen wollten, wenn sie in bewußter Sprachregelung übereinstimmend von „er hat die Krone getragen“ (portavit coronam ) berichteten. Ein päpstliches Rundschreiben nach England, das um die gleiche Zeit verfaßt wor­ den sein muß, wandte sogar in p r im is - „zuallererst“ - gegen den Kaiser ein, er habe sich „als Exkommunizierter in der Grabeskirche vor dem Hauptaltar mit eigener Hand gekrönt“.129 Doch bereits einen Monat später, am 18. Juli, erwähnte Gregor in einem weit ver­ breiteten Schreiben130, das die vier hauptsächlichsten Vorwürfe gegen den Exkommu­ nizierten in extenso enthielt, den Selbstkrönungsvorwurf nicht mehr. Ob schon hier ein Einfluß des Ordensmeisters, der wohl bereits im Juli in einer ersten Legation zu Perugia den Papst antraf, aber nach dem Chronisten Richard von San Germano ohne

127 Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 126 f. 128 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 390, S. 309. 129 Rogen de Wendover Chronica 2, S. 373: propomt autem contra eum (seil. Friedrich) inprimis, quod in die annunciatioms beate Marie (sic!), cum esset excommunicatus, intravit ecclesiam sancti sepulcri in Ierusalem et ibi ante maius altare propria mann sese coronavit. Vgl. H. E. M ayer, Pontifikale, S. 206 f. 130 M G H Epp. pont. saec. X III1, N r. 397, S. 315 ff. Vgl. auch die vorgebrachten Gründe in der erneuer­ ten Exkommunikationssentenz vom etwa 20. 8. 1229, ebd., N r. 399, S. 318 f.

110 jeglichen Erfolg im August zurückkehren mußte131, spürbar wird, entzieht sich der genauen Kenntnis. Im Verlaufe der nun einsetzenden, intensiven Verhandlungen zwi­ schen Papst und Kaiser wurden die Vorgänge um die Krönung und ihre Zurückwei­ sung jedenfalls nicht wieder aufgenommen. Auch in den umfangreichen Friedensin­ strumenten des Übereinkommens von San Germano/Ceprano aus dem Juli/August des Jahres 1230 fehlt jeglicher Hinweis auf eine Behandlung der Krönungsproblema­ tik132. Welch geringen Stellenwert dieser Komplex einnahm, ist ebenso aus dem Ge­ schichtswerk Richards von San Germano ablesbar, der den ersten Brief Hermanns stellenweise wörtlich ausschrieb, auch von dem Besuch Jerusalems und dem verhäng­ ten Interdikt weiß, die Krönung aber vollständig überging133. Welchen Sinn aber, so muß man fragen, sollte eine Selbstkrönung haben, die, einerseits demonstrativ gegen Papst, Kirche und die Gesetze des Königreichs Jerusa­ lem gerichtet, den Staufer in eine Sphäre der Apotheose, der Gottunmittelbarkeit er­ hob, wenn andererseits derjenige, gegen den dieser Akt zuallererst gerichtet war, Gre­ gor nämlich, schon sehr bald die Episode stillschweigend fallen ließ und der Chronist und Notar am Hofe des Kaisers, Richard von San Germano, sie nicht für erwähnens­ wert erachtete? Die „Selbstkrönung“ war eine aufs äußerste reduzierte Festkrönung in vorösterli­ cher Zeit, die einer älteren Stufe der Herrscherauffassung entsprang und in einer pre­ kären, dennoch auf Sichtbarmachung seines Triumphes angelegten Situation unter nicht ausgeschlossener Umgehung der kirchlichen Vorschriften das Tragen des präg­ nantesten Herrschaftszeichens, der Krone, ermöglichte.

Beinahe sechs Jahre nach der Annahme des Königstitels, zweieinhalb Jahre nach dem Unter-der-Krone-Gehen in Jerusalem, ein Jahr nach der Aussöhnung zu San Germa­ no/Ceprano, teilte Gregor am 12. 8. 1231 dem Kaiser plötzlich mit: „Was die drei Ehrentitel anbetrifft, mit denen Dich der Herr ausgezeichnet hat, so ist der mittlere in den Briefen, die Wir der kaiserlichen Hoheit gesandt haben, bisher nicht erwähnt worden, nicht etwa aus geringerer Zuneigung, auch nicht, weil Wir damit beabsich­ tigten, Deinen ,Honor‘ zu schmälern, dem wir vielmehr erstreben Ehre zu erweisen, sondern aus einsichtigen Gründen (cause rationabiles), die unser ehrwürdiger Bruder, der Erzbischof von Reggio und der geliebte Sohn, der Meister des Hauses der heiligen Maria der Deutschen zu Jerusalem, Dir mitzuteilen vermögen“.134

131 Siehe unten S. 144, Anm. 24. 132 Die Aktenstücke zum Frieden von S. Germano 1230, hg. v. K. H am pe, MGH Epp. sei. 4. 133 Siehe Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 159. 134 M GH Const. 2, Nr. 450, S. 363: Quod de tribus insignibus titulis, quibus te Dominus insignavit, in litteris, quas imperiali celsitudini destinavimus, medius hactenus non est scriptus, nequaquam ex minori affectione processit, quia nec ex hoc derogare tuo intendebamus honori, cui deferre potius affectamus, sed cause rationabiles affuere, quas venerabilis frater noster Rheginus archiepiscopus et dilectus fdius magister domus sancte Marie Theutonicorum Ierosolimitane tibi depromere potuerunt.

111 Erstmals seit seiner Heirat mit Isabella gestand der Papst Friedrich hier also den „mittleren Ehrentitel“, den Titel eines Königs von Jerusalem, zu. Was veranlaßte ihn dazu, und welches sind die dunkel anmutenden cause rationabilesl Im Jahre 1228 starb der lateinische Kaiser von Byzanz, Robert von Courtenay, und hinterließ den Thron einem elfjährigen Kinde, seinem Bruder Balduin13s. Nach lan­ gen Beratungen setzte der Klerus des Reiches die Wahl Johanns von Brienne zum Re­ genten durch. Eine Gesandtschaft der Barone und der Geistlichkeit traf im Frühjahr 1229 in Perugia mit weitgehenden Vollmachten ein, um die Zustimmung des Erwähl­ ten und des Papstes einzuholen. Johann, der zu dieser Zeit eine Abteilung der päpstli­ chen Schlüsselsoldaten befehligte, die Sulmona im Nordosten des sizilischen König­ reiches belagerte, begab sich selbst nach Perugia. Am 9. April des Jahres verkündete Papst Gregor den Vertrag, der Johann zum Regenten und Herrscher des lateinischen Kaiserreiches bestimmte und ihm die Regierung und den Kaisertitel auf Lebenszeit sicherte135 136. Die Bestimmungen des Vertrages ziehen eindeutig die Konsequenz aus der Erfahrung des Verlusts seiner Stellung als König von Jerusalem. In einem Brief Gregors IX. vom 8. 5. 1231137 an den Patriarchen von Konstanti­ nopel - dieses Amt hatte seit 1227 ebenfalls auf Betreiben des Papstes der frühere Erz­ bischof von Tyrus und Kanzler des Königreichs Jerusalem, Simon, inne - setzte er diesen davon in Kenntnis, daß die Abfahrt des gewählten neuen Kaisers Johann von Venedig aus auf den 1. 8. 1231 festgesetzt worden sei, die dann auch tatsächlich zum vorgesehenen Termin stattfand138. In diesem Schriftstück nannte Gregor Johann noch „König von Jerusalem“ . Elf Tage nach dessen Einschiffung belegte der Papst dann den Kaiser mit diesem Titel. Sollte Gregor überhaupt beabsichtigt haben, an Johanns Königtum gegen die Ansprüche Friedrichs festzuhalten, so hat er dann doch, noch bevor er von dessen Einzug in Jerusalem erfahren konnte, diesen Plan fallengelassen und seinem Schützling die Stellung eines Kaisers von Byzanz verschafft. Solange sich dieser jedoch im Westen aufhielt, blieb der jerusalemitanische Königstitel für ihn re­ serviert. Mag es sich auch nur noch um ein Scheinkönigtum gehandelt haben, einen Rest von Anspruch hielt die Kurie mit dem bloßen Titel aufrecht, konnte und wollte den zukünftigen Kaiser wohl auch nicht desavouieren.

135 Zum folgenden L. B öhm , Johann von Brienne, S. 89 ff.; J. L ongnon, L’empire latin de Constanti- nople et la principaute de Moree, Paris 1949, S. 169 ff. 136 Zur Übernahme des Kaisertums durch Johann vgl. Chronique d’Ernoul, hg. v. M. L. de Mas L atrie, S. 469 ff. Die Bekanntmachung Gregors bei L. A uvray, Les Registres de Gregoire IX, vol. 1, Paris 1896, N r. 290. Die Annahme der Kaiserwürde spiegelt bereits der bei Rogeri de Wendover Chronica 2, S. 359 überlieferte Brief des Thomas von Acerra an Friedrich von etwa Ende Mai 1229 wi­ d e r: et, si quis de imperatore mentionem facit, Johannes de Breisnes affirmat non esse alium imperato- rem praeter ipsum. 137 Les Registres de Gregoire IX, vol. 1, hg. v. L. A uvray, Nr. 656. 138 D er Vertrag Johanns mit dem Dogen von Venedig, Jakobus Tiepolo, zwecks Überfahrt nach Konstan­ tinopel vom 7. 4. 1231 bei G. L. Fr. T afel/ G. M. Thom as, Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig, Bd. 2 (Fontes rerum Austriacarum, Abt. 2: Diplomata et Ac­ ta, tom. 13.2), Wien 1856, Nr. 277 f„ S. 277-290.

112 Auch diese Beobachtungen führen zu der Schlußfolgerung, daß Gregor sicherlich nicht im Nachhinein einen von ihm einst als illegalen Akt angesehenen Krönungsvor­ gang sanktionierte, sondern, unbeschadet der Ereignisse in der Grabeskirche, allein Isabellas Krönung und Vermählung mit dem Kaiser als konstitutiv für das Ausüben der Herrschaft und das Führen des Königstitels angesehen werden müssen.

3. Die Proklamation des Kaisers in Jerusalem

Schon in der älteren Forschung war umstritten, ob es sich bei der vom Hochmeister des Deutschen Ordens in seinem zweiten Brief erwähnten öffentlichen Proklamation Friedrichs am Sonntag Oculi um ein Schriftstück139 oder eine Rede des Staufers han­ delte140, die Hermann sodann in lateinisch und deutsch vortrug. Letzterer berichtet selbst von verba subscripta des Kaisers, die er „für Ihn“ (ex parte sua) zweisprachig vor den versammelten Großen, unter ihnen die Erzbischöfe von Palermo und Capua, vor arm und reich, vor einer großen Menschenmenge also, darzulegen unternahm141. Keinesfalls dürfen diese Ausführungen, die sich wohl an die versammelten Kreuz­ fahrer142, vielleicht auch an die Bewohner des Heiligen Landes richteten, mit dem Manifest Friedrichs verwechselt werden, welches für Papst, Könige und Fürsten des Abendlandes bestimmt, einen ganz anderen Wortlaut besitzt143. Vielmehr hat Fried­ rich eine schriftlich fixierte Erklärung, vermutlich in Latein144, abgegeben, die von Fiermann vorgetragen und, um den zahlreichen deutschen Pilgern, auch niedrigeren

139 So zuerst W . Schirrm acher, Kaiser Friderich der Zweite, Bd. 2, S. 201 und, ihm zustimmend, E. K estner, Kreuzzug, S. 59 mit Anm. 1. 140 So in Abweisung der Ansicht Schirrmachers E. W inkelm ann, Geschichte Kaiser Friedrichs des Zweiten, S. 307 mit Anm. 4 und ders., Jbb. Friedrichs II. 2, S. 124 mit Anm. 2. Winkelmanns Auf­ fassung ist die allgemein akzeptierte geworden. 141 Hermanns gestraffte Wiedergabe der Proklamation in seinem zweiten Brief M GH Const. 2, N r. 123, S. 167, Zeile 28 - S. 168, Zeile 8. 142 Vgl. O. V ehse, Propaganda, S. 31. 143 Vgl. aber A. W aas, Geschichte der Kreuzzüge, Bd. 1, Freiburg 1956, S. 283: „Hermann von Salza aber verlas eine große Proklamation des neuen Königs in deutscher, italienischer (sic!) und französi­ scher (sic!) Sprache. Schon in der Dreisprachen-Ausfertigung zeigt sich, daß Friedrich hier zum gan­ zen Abendland sprechen wollte. ... Er erscheint sich - von Friedrichs persönlicher Art verständlich - als der Bevorzugte Gottes, als der Gottunmittelbare, der sich selbst nun zum König von Jerusalem zu krönen vermag!“ 144 Dies wird bereits BF 1737b vorgeschlagen! Es wäre die einfachste und naheliegendste Erklärung für Hermanns Formulierung: proposuit (seil. Fridericus) coram omnibus manifeste verba subscripta et no- bis iniunexit, ut verba sua ipsis Latine et Theutonice exponeremus. An wen hätte sich auch die lateini­ sche „Übersetzung“ wenden sollen? Sie war das Original! Mutmaßungen, ob der Kaiser die „Rede“ in Französisch gehalten habe (so. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 124, Anm. 2), wären hier­ m it hinfällig.

113 Standes145, entgegenzukommen, in die deutsche Sprache von ihm übertragen wur­ de146. Dafür, daß Friedrich nicht selbst eine Rede gehalten hat, wie allgemein angenom­ men wird147, gibt auch der ansonsten bewußt tendenziöse Bericht Gerolds einen Hinweis, der den Ordensmeister eine „lange und ausführliche Rede“ noch in der Grabeskirche halten ließ, und zwar irrigerweise „zuerst in deutscher, danach in fran­ zösischer Sprache“ , in der er „den Fürsten entschuldigt und gefeiert, die Kirche aber, unbeschadet ihrer Gnade, mehrfach belastet“ haben soll148. Der Patriarch nämlich, der hier auf einem ihm mündlich überbrachten Bericht fuß­ te, hätte es nicht verabsäumt, den Kaiser selbst statt Hermanns zu belasten, wenn Friedrich eine Rede persönlich gehalten hätte149. Gerolds Gewährsmann war zwar of­ fensichtlich unzureichend unterrichtet, wenn er Hermann auch in französischer Spra­ che die Darlegungen des Kaisers übermitteln ließ150, eine öffentliche Ansprache des Staufers jedoch hätte ihm schwerlich entgehen können. Auch macht es keinen Sinn, eine solche bewußt zu unterschlagen und statt dessen den Hochmeister mit Vorwürfen gegen die Kirche zu überziehen. Man hat daher mit Schirrmacher davon auszugehen, daß ein offizielles Schriftstück Friedrichs zur Verlesung kam, das die Vorgeschichte des Kreuzzugs, beginnend von der Kreuznahme zu Aachen im Jahre 1215 anläßlich der Krönung des Staufers, rekapitulierte, den Papst wegen seiner Bannsentenz nicht etwa anklagte, sondern entschuldigte, da er diese nicht aus freien Stücken, sondern gezwungenermaßen, um sein Gesicht zu wahren151, ausgesprochen habe und schließ­

145 Darauf scheinen die W orte Hermanns hinzudeuten: divitibusque ac pauperibus. 146 Die Angaben, in welchen Sprachen die Kundgebung abgehalten wurde, differieren trotz der eindeuti­ gen Überlieferung durch den Ordensmeister: BF 1737b („italienisch, lateinisch, deutsch und welsch“); R, R öhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 790 („deutsch, französisch oder italienisch“); Th. C. Van C leve, The crusade of Frederick II, S. 458 („first in German and then in French“); J, Praw er, Histoire 2, S. 208 („en fran^ais ..., en allemand et en latin“); siehe auch A. W aas, Geschichte 1, S. 283. 147 Vgl. z.B. E. K antorow icz, Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 183 f. 148 M GH Epp. pont, saec. X III1, S. 303: Q uo facto (d.h. unmittelbar nach der Zeremonie in der Grabes­ k irch e) magister Alemannorum surrexit, et sermonem longum et prolixum primo in Theutonico et postea in Callico ad nobiles et populum inchoavit, et, sicut nobis relatum fuit, exonerando immo exaltando principem, et ecclesiam salva gratia sua multipliciter onerando. 149 Dies hat dann allerdings der Papst in einem Rundschreiben getan, dessen Hauptanklagepunkte bei Roger von Wendover überliefert sind. Dort finden sich unter anderen Fehltritten des Kaisers: et ita coronatus resedit in cathedra patriarchatus (sic!) et ibi predicavit populo, excusando malitiam suatn et accusando ecclesiam Romanam, imponens ei, quod iniuste processerat contra eum (Rogeri de Wendover Chronica 2, S. 373). 150 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 124, Anm, 2. 151 M GHConst. 2,Nr. 123, S. 167:... quia non poterat (seil. Gregorius) aliter apud homines blasphemias et infamiam evitare. Ähnlich entschuldigend soll der Kaiser auch die Abtretung Jerusalems seitens der Muslime begründet haben: „H ätte ich nicht den Verlust meines Ansehens bei den Franken zu fürch­ ten, hätte ich dem Sultan nicht diese Bedingungen auferlegt. Ich habe ... allein meine Ehre gegenüber der Christenheit bewahren wollen“ : Ibn Wasil in der Übersetzung von B. K altenborn-Stachau (wie Anm. 32), S. 329.

114 lieh ausführlich die Bereitschaft kundtat, mit der Kirche und dem Papst Frieden zu schließen: „Die Feinde des Kreuzes Christi und andere falsche Christen, die sich über die Zwietracht freuen, werden über Friede und Eintracht in Verwirrung geraten. Auch wolle er sich nicht rühmen, noch auf seine Erhöhung und die ihm durch göttli­ che Fügung zuteil gewordene Auszeichnung verweisen, sondern in dem Maße seiner durch Gott erfolgten Erhöhung wolle er sich vor dem Allerhöchsten erniedrigen, und um dessentwillen vor dem, der an seiner Statt auf Erden eingesetzt ist“ .152 Die Aufgabe, die Hermann bei der Wiedergabe der kaiserlichen Verlautbarungen übernahm, hebt ihn auffällig aus der Anzahl der übrigen Parteigänger des Staufers heraus, die uns namentlich während seines Palästinaaufenthalts bekannt sind. Der Grund für diese Bevorzugung seiner Dienste wird nicht ausschließlich in der Uberset­ zertätigkeit153 vor den versammelten Pilgern liegen, sondern weit eher in der nahtlo­ sen Übereinstimmung mit den auf dem Boden des Heiligen Landes formulierten Grundpositionen kaiserlicher Politik154, die in der Tat eine Rekonziliation mit Kirche und Papst erstrebten und eine geschickte Unterscheidung zwischen „falschen Chri­ sten“ , die den Ungläubigen gleichgestellt wurden und mit denen sicherlich Gerold und seine Anhänger gemeint waren, und dem nur unzulänglich unterrichteten Papst Vornahmen. Die Konformität zwischen Friedrich und Hermann hinsichtlich einer Versöhnungspolitik mit der Kirche ging sogar soweit, daß der in Akkon weilende Pa­ triarch den Hochmeister, wenn auch in absichtlicher Verdrehung seiner Ausführun­ gen, als Verfasser der „Rede“ ansehen konnte155.

152 M GH Const. 2, Nr. 123, S. 168:... inimici crucis Christi acaliifalsi christiani, qui gaudent de discor- dia, de pace et concordia confundantur; et quod nolit se extollere nec attendere exaltationem et hono­ rem divinitus sibi collatum, set quanto ipsum Deus exaltaverit, tanto velit se cor am Altissimo bumiliare, et propter eum coram eo qui vice sua est constitutus in terra. Bei W . C ohn, Hermann von Salza, S. 142 findet sich in diesem Zusammenhang die unerfindliche Bemerkung: „Die Empörung des Kaisers we­ gen der Belegung der Heiligen Stätten mit dem Interdikt weiß der Ordensmeister auf ein gewisses Maß zurückzuschrauben.“ Das Interdikt taucht weder in der Proklamation, noch im Manifest auf, da es erst am folgenden Tage verkündet wurde. Ebenso abwegig der cbd., Anm. 1 gemachte Hinweis: „M an möchte die Leistung Hermanns mit der Bismarcks auf dem Schlachtfelde von Königgrätz und in den nachfolgenden W ochen vergleichen ... .“ 153 Die Formulierung Hermanns: verba sua . .. exponeremus u n d proposuimus ex parte sua lassen ü b er das bloße Vorlesen hinaus an eine mehr freie Auslegung denken. 154 Ähnlich berichtet Gerold, wie nach dem Vertragsschluß Friedrichs mit Al-Kamil der Kaiser und her­ nach der Deutschordensmeister den Deutschen hiervon Mitteilung machten und um ihre Zustimmung b a te n : Tandem vocatis Theutonicis suis .. . allegare cepit imperator et magister Alemannorum post ipsum .... (MGH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 384, S. 301). Es wird wohl keine Unterstellung des Patriarchen sein, daß Hermann das Vorgehen des Kaisers gänzlich mitträgt und erläutert. 155 E. W inkelm ann, Geschichte, S. 307, Anm. 4: „Es waren also nicht die Gedanken Hermanns, wie der Patriarch, boshaft den Inhalt entstellend, gemeint hat, sondern die des Kaisers selbst.“ Ders., Jbb. Friedrichs II. 2, S. 124, Anm. 2: „Die Rede bewegte sich im Gedankenkreise Hermanns, wurde aber zuerst vom Kaiser gehalten, und nicht allein von Hermann ... .“ Auch aus der Korrektur Winkel­ manns läßt sich der entschiedene Einfluß des Meisters auf die Formulierung der Proklamation erschlie­ ß e n .

115 Hält man sich die erfolgreiche Intervention des Ordensmeister bei des Kaisers Ab­ sicht, einen Gottesdienst in der Grabeskirche abhalten zu lassen, und das ausdrückli­ che Lob Friedrichs über des Meisters und seines Ordens Wirken ,,im Dienste Gottes“ in seinem Manifest vor Augen, so kommt man an der Feststellung nicht vorbei, daß es Hermann in Jerusalem gelang, Friedrich von ursprünglich geplanter Konfrontation abzubringen und auf eine Linie einzuschwören, die schließlich zur Bannlösung im Frieden von San Germano 1230 führte156. Der „Umkehr“ des Kaisers muß eine diesen überzeugende Konzeption des Ordens­ meisters zugrunde gelegen haben, die feindliche Haltung vornehmlich des Patriarchen und der beiden anderen Ritterorden hintanzüstelleh, sie zumindest vorerst zu überge­ hen157, um desto stärker auf eine Versöhnung mit Gregor hinarbeiten zu können. Die Obödienz, die diese antikaiserliche Gruppierung im Heiligen Land dem Papst schul­ dete, mußte es nach erfolgter Bannlösung ermöglichen, gegen sie gemeinsam vorzuge­ hen, wenn der geistlichen und weltlichen Gewalt an einer Stabilisierung der politi­ schen Verhältnisse in Palästina gelegen war158. Winkelmann wagte nicht zu entscheiden, „ob Friedrich mit diesen Worten seine innerste Überzeugung ausgesprochen hat“,159 und Vehse hielt es für eine „sehr naheliegende Vermutung ..., Hermann habe die Tendenz der Rede im Interesse der von ihm geförderten Verständigungspolitik verändert“.160 Aber dies hieße zum einen, die Ansichten des Kaisers und seines Beraters betont voneinander abzuheben, wo doch gerade Hermann „für die verständige Zurückhal­ tung des Kaisers verantwortlich zu machen ist“ ,161 wie Vehse selbst konstatiert, und bei einem weitgehenden Einfluß auf die Gestaltung des Textes und dessen Niederle­ gung in schriftlicher Form eine solche Abänderung sich erübrigte, ja als Eigenmäch­ tigkeit ausgelegt werden konnte, und zum anderen die gleichermaßen dokumentierte Verständigungsbereitschaft in Friedrichs Manifest nicht hinreichend zu berücksichti­ gen. Denn die maßgebliche Mitarbeit des Meisters auch an dessen Abfassung und die

156 Ein verlorener Brief Friedrichs aus dem Oktober 1229, der bei Richard von San Germano in Umrissen paraphrasiert überliefert ist, bewegte sich allem Anschein nach auf eben dieser Linie der Verständi­ g u n g : .. . suas orbis principibus dirigens excusatorias super facto Terre sancte, super quo ipsum falso detulerat patriarcha Iherosolimitanus ad dominum papam .... (Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163; BF 1765). 157 Die beiläufige Bemerkung Friedrichs in seinem Manifest (M GH Const. 2, N r. 122, S. 165 f.): D eni- que de consilio et auxilio, quod a patriarcha lerosolimitano, magistris et fratribus religiosarum domorum recepimus in partibus Cismarinis, cum tempus et locus fuerit, curabimus patemitati vestre apertius nuntiare stellt entweder einen schwerlich zu überbietenden Zynismus dar oder, wohl zutref­ fender, eine erstaunliche Souveränität gegenüber der Ranküne Gerolds und seiner Anhänger. 158 Die Abberufung Gerolds von seinen Ämtern, die Gregor im Jahre 1232 vornahm (M GH Epp. pont. saec. X III1, Nr. 474 und 475; vgl. W. Jakobs, Patriarch Gerold, S. 54) und das Absehen von der zu­ nächst von Gregor 1229 unterstützten Forderung nach Unterstellung des Deutschen Ordens unter die Johanniter (vgl. M. L. Favreau, Studien, S. 91) sind sichtbare Ergebnisse dieser Politik. 159 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 125. 160 O . Vehse, Propaganda, S. 32. 161 Ebd„ S. 33.

116 stillschweigend alle Gegensätze zur Kurie übergehenden Wendungen, in denen der Kaiser Jubel und Freude über das Erreichte übermittelte, legen doch eher den Schluß nahe, daß der Wunsch nach Ausgleich und Versöhnung auf dem Boden der befreiten Heiligen Stadt vordringlich und echt gemeint war. Diese Haltung, die sich wie ein roter Faden durch die beiden Schreiben Hermanns, die Proklamation des Kaisers und sein Manifest zieht und die Friedrich wohl schon zu einem früheren Zeitpunkt bereits einmal vor dem Kreuzfahrerheer bekundet hatte162, ist wohl doch mehr als nur „konventionelle Haltung dem Stellvertreter Christi gegen­ über“ .163 Ebenso wie es nur v'ordergründig ein Widerspruch zu sein scheint, mit den Sarazenen freundlichen Umgang zu pflegen und gleichzeitig in ihnen „die Feinde des Kreuzes Christi“ zu sehen164, schließen das Triumphgefühl des Kaisers, das Bewußt­ sein seiner besonderen Erwählung durch Gott und die fast demütigen Versöhnungs­ angebote an den Papst einander nicht aus. Die Psyche des Kaisers war offenkundig so weit gespannt. Daß sie sich im Augenblick eines seiner größten Erfolge nicht vereng­ te, nicht umschlug in selbstgerechte Demonstration seiner Machtvollkommenheit, wie es später geschah165, ist ganz wesentlich ein Verdienst des Hochmeisters.

4. Der erste Brief des Ordensmeisters und das kaiserliche Manifest

Beide Schreiben stehen in einem inneren Zusammenhang, worauf bereits Kestner und später Vehse anhand kurzer Textbeispiele hinwiesen166. In beiden finden sich die An­ kunft des christlichen Heeres in Joppe (Jaffa) und die ausführliche Schilderung der Verproviantierungsnot durch aufziehendes schlechtes Wetter, welche schließlich durch die „Barmherzigkeit Gottes“167 bzw. seine „unsagbare Gnade“168 in ihr Ge­ genteil gewendet wurde, „in Überfluß und Fülle aller notwendigen Dinge“ .169 Wei­ terhin wird von den umfangreichen Befestigungsarbeiten und den Unterhandlungen

162 M GH Const. 2, N r. 123, S. 167: Item exposuit (seil. Fridericus) sicut et ante longe proposuerat toti ex- ercitui christiano, quod pro sedanda discordia, que inter ecclesiam et ipsum vertitur, vellet ea facere, que ad honorem Dei et ecclesie neenon et imperii viderentur spectare, et tantum Stare pro concordia facienda, quod evidenter appareret, quod ex parte sua nullo modo remaneret. 163 O. V ehse, Propaganda, S. 33. 164 So Hermann in der Wiedergabe der Proklamation des Kaisers (vgl. Anm. 152). Friedrich bezeichnet im Manifest die heilige Stadt Jerusalem als den O rt, ubi veri adoratores in spiritu et verdate Patrem patrum adorant: M GH Const. 2, Nr. 122, S. 165. 165 Das Bestehen auf völliger Unterwerfung der Mailänder Liga nach seinem Sieg bei Cortenuova (1237) „um einer formalen Befriedigung seines Stolzes willen“ (K. H am pe, Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer, Darmstadt ” 1963, S. 297) brachte ihn schließlich um allen Erfolg. 166 E. K estner, Kreuzzug, S. 2 ;0 . V ehse, Propaganda, S. 34mitAnm. 46, ohne Hinweis auf Kestner. 167 M GH Const. 2, Nr. 121, S. 161 (Hermann): misericordia Dei. 168 Ebd., N r. 122, S. 164 (Friedrich): ineffabilis clementia. 169 Ebd., N r. 121, S. 161 (Hermann): in habundantiam etplenitudinem omnium necessariorum; ganz ä h n ­ lich Friedrich, ebd., N r. 122, S. 164: ... ex tune necessariorum omnium habundantia indefiaens et mirabilis in exercitu semper fuit.

117 mit Al-Kamil berichtet, sowie über die Lagerung der Heere der drei Sultane bei Gaza und Nablus nur jeweils eine Tagesreise von Jaffa entfernt170. Sodann folgt die Aufzäh­ lung der von Al-Kamil erreichten Gebietsabtretungen, der Abschluß eines Waffen­ stillstands von zehn Jahren und der Austausch aller Gefangenen. Hermanns Brief wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Nachrichten des Deutschordensbruders Leonard hin, der am 7. April in Jaffa eintraf, ebendort sofort aufgesetzt und abgesandt. Wohl kaum wird er damit bis nach der Rückkehr aus Jeru­ salem gewartet haben, sondern schnellstens den „Nachrichten aus Ubersee“ entge­ genzutreten bestrebt gewesen sein, die sich wohl auf die päpstliche Mißbilligung von Hermanns Verhältnis zu Friedrich bezogen171. Die Übernahme des Berichts, insbesondere die breite Schilderung des uns heute auf den ersten Blick nebensächlich erscheinenden Wetterwunders von Jaffa172 in Fried­ richs Manifest ist aber nicht ausschließlich in der identischen Erfahrung des Fakti­ schen zu suchen. Wenn die Auffassungen des Kaisers und des Ordensmeisters in kei­ nem Punkte einander widersprechen, sondern ergänzen sollten, so mußte nach dem von Mayer in der Krönungsproblematik glaubhaft gemachten Vorgang „eine sorgfäl­ tig überlegte, amtliche Sprachregelung“ 173 stattfinden, auf deren Grundlage von be­ kannter Seite erhobene Vorwürfe entkräftet werden konnten. Das Wetterwunder, das in Gerolds Ausführungen bezeichnenderweise fehlt, mög­ licherweise von ihm auch ganz anders empfunden wurde, ist eine Kombination des Tatsächlichen mit dem Mirakulösen. Auf dem Heere des Gebannten, das dennoch stets als „Heer Christi“ 174 verstanden wurde, lag offensichtlich die Hand des barm-

170 Ebd., Nr. 121, S. 161 f.; ebd„ N r. 122, S. 165. 171 So nach E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 97, Anm. 2 und S. 495. Der von Hermann er­ wähnte zu Gregor gesandte Lando, Erzbischof von Reggio di Calabria, wird bereits bald nach dem Vertrag mit dem Sultan vom 18. Februar aufgebrochen sein, Hermanns Brief also nicht mehr haben mitnehmen können. Vielleicht wurde Bruder Leonhard selbst postwendend zurückgeschickt. 172 Die zuteilgewordene Gnade Gottes besonders greifbar in der im Manifest zitierten Lukasstelle 8.25: qualis est hic qui ventis et man imperat, et ipsi obediunt ei. Ähnlich empfand der Kölner Domschola- ster Oliver das Ende eines furchtbaren, dreitägigen Sturms vor Damiette, den auch Herm ann seinerzeit erlebt haben muß: Duravit hec tempestas per triduum continuum. Quo elapso Dominus, qui consolatur populum suum in omni tribulatione, imperavit ventis et mari stare faciens ipsum a fervore suo. (O li- verus, Historia Damiatina, hg. v. H . H oogew eg, S. 193). 173 H . E. M ayer, Pontifikale, S. 206. Ähnlich schon E. K estner, Kreuzzug, S. 2, der allerdings annimmt, Hermann schöpfe schon in seinem ersten Schreiben aus einem im kaiserlichen Lager erarbei­ teten amtlichen Bericht. Hermann verweist in seinem ersten Schreiben weiterhin auf ein früheres, ver­ lorenes und an Gregor gerichtetes Schriftstück in passagio autumni preteriti. Ebenso Friedrich im M an ifest: Credimus itaque, quod ea, que in principio accessus nostri ad Accon procurante Altissimo no- bis feliciter contigerunt, vestra patemitas plene novit. Sollte es sich hier ebenfalls um zwei gesonderte Schreiben des Hochmeisters und des Kaisers gehandelt haben, würde dies ihr gemeinsames Vorgehen in der Berichterstattung an die Kurie nur unterstreichen. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 97, Anm. 1 nimmt gesonderte Ausfertigung als sicher an; E. K estner, Kreuzzug, S. 5, Anm. 3 vermutet ein einziges Schreiben. 174 So Hermann, M GH Const. 2, Nr. 121, S. 161: exercitus Christi; Friedrich, ebd., N r. 122, S. 164 spricht von atlethae Christi.

118 herzigen Herrn, „der die im Herzen Reuigen heilt“ .175 Von solchen Gedanken be­ wegt war Hermann schon unmittelbar vor dem Aufbruch in die Heilige Stadt, sie er- ' füllten sich endgültig mit dem Einzug in Jerusalem und fanden ihren Niederschlag auch im Manifest Friedrichs. Die „Jubelhymne“ 176 des Kaisers erscheint damit nicht als singuläre Äußerung eines von allen Bindungen gelösten Triumphators, sie ist viel­ mehr auf einer durchaus rationalen Ebene komponiert und auf die gesteigerte Stim­ mungslage Friedrichs zugeschnitten worden. Diese dokumentiert das Manifest in so unmittelbarer Weise, daß es doch viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, an eine Ausfer­ tigung noch in Jerusalem zu denken, wie es auch der Datierung entspricht177.

Nicht unwesentlich ist noch ein Blick auf die Überlieferung der beiden Schreiben in der erzählenden Chronistik. Bei Roger von Wendover findet sich das Manifest als In­ sert in der an einigen Stellen, besonders aber am Ende, abweichenden Form, wie sie

175 Hermann (wie Anm. 174); Friedrich (wie Anm. 174): summa est ira Dei misereripotius quam irasci, quia etiam ineffabilis dementia eius ultra quam sustinere potest temptari hominem non permittit; ein versteckter Hinweis an Gregor, als Stellvertreter Christi ebenso zu verfahren! 176 O . V ehse, Propaganda, S. 126. Man vergleiche etwa, um die isolierte Sicht dieses Jubels zu relativie­ ren, die Eingangsworte des Domscholasters Oliver in seinem Bericht von der Einnahme Damiettes an die Stadt Köln: Letare, provincia Coloniensis, exulta et lauda, quoniam in navibus, instrumentis bellids, bellatoribus et armis, victualibus et pecunia maius auxilium tulisti quam residuum totius regni T eutonia. Und weiter: Tu, Colonia, dvitas sanctorum, que in hortis rosarum martirum, liliorum virginum, violarum confessorum ... pro devotione filiarum tuarum flecte genua cordis tui coram Altissimo, qui vite et mortis habet Imperium. (Oliverus, Historia Damiatina, hg. v. H. H oogew eg, S. 230 f.). Ferner die Gratulation von Honorius an die Kreuzfahrer nach der Erstürmung Damiettes bei C. A, H o ro y , Medii Aevi bibliotheca patristica, Series I: Honorii III Opera omnia, tom. 3, Paris 1879, Nr. 86; P ressutti, N r. 2338; P otthast, Nr. 6198. Interessanterweise findet sich Friedrichs Manifest in einer Papierhandschrift von Olivers Historia Damiatina aus dem 15. Jahrhundert überlie­ fert: Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Handschrift 231, fol. 44'-45r. Vgl. hierzu Die Schriften des Kölner Domscholasters, späteren Bischofs von Paderborn und Kardinal­ bischofs vonS. Sabina, Oliverus, hg. v. H . H oogew eg, Tübingen 1894, S. LXIX f. (Handschrift D). 177 Anders E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 125, Anm. 1, der die Ausstellung so zahlreicher Exemplare noch in Jerusalem für „unmöglich“ erachtet; ihm folgt W. C ohn, Hermann von Salza, S. 144 m it A n m . 1. Dem M GH-Abdruck sind fünf Ausfertigungen zugrundegelegt; darüber hinaus berichtet Chroni- que d’Emoul, hg. v. M. L. de Mas Latrie, S. 466 von Ausfertigungen für Heinrich (VII.) in Deutschland und den französischen König. Da die nach den Worten Hermanns wohl als umfang­ reicher als das Manifest zu vermutende Proklamation von der Kanzlei — vgl. zu dieser während des Kreuzzugs P. Z insm aier, Die Reichskanzlei unter Friedrich II., in: Probleme um Friedrich II., hg. v. J. Fleckenstein (VuF 16), Sigmaringen 1974, S. 148 f., nach dem der Kaiser von mehreren N ota­ ren, von denen drei näher bestimmt werden können, begleitet wurde - in Jerusalem zumindest fertig- gestellt, wenn nicht erst hergestellt wurde, kann man gleiches auch wenigstens von einem Teil der Aus­ fertigungen des Manifests annehmen. Für den Rest käme Herstellung und Absendung in Jaffa eher als in Akkon in Frage. Die Nichterwähnung des am 19. März, dem Abreisetag Friedrichs, erfolgten Inter­ dikts und das Schweigen über die Verwicklungen zu Akkon legen diese Vermutung auch aus inneren Gründen nahe. Herm anns zweiter Brief dürfte ebenfalls in Jaffa geschrieben und abgegangen sein. Die Registereintragung der beiden Stücke erfolgte mit Damm um den 10. Juni 1229: Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 306 und 308.

119 an den englischen König Heinrich III. gelangt sein soll178. Richard von San Germano berichtet von der f a m a , die ihn aus dem Heiligen Land erreichte, und schreibt sodann den ersten Brief Hermanns weitgehend aus179. Roger, und mit ihm auch Matthäus Pa- risiensis, bieten neben der im letzten Teil einzig hier erwähnten, direkten Verknüp­ fung von Friedrichs jerusalemitanischer Königswürde mit der Davids180 dabei eine bemerkenswerte Auslassung bei der Schilderung der Vorgänge zu Jaffa. Das Wetter­ wunder nämlich sucht man bei Roger und dem von ihm abhängigen Matthäus vergeb­ lich an der in den übrigen Redaktionen des Manifests enthaltenen Stelle. Dennoch wird es nicht etwa unterschlagen, sondern als Mitteilung des Chronisten zum Ende des Jahres 1228 überliefert. Ein auch nur oberflächlicher Textvergleich181 ergibt so-

178 Rogen de Wendover Chronica 2, S. 365—369; vgl. M GH Const. 2, Nr. 122. 179 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G aru fi, S. 158 f. Vgl. E. K estner, Kreuzzug, S. 6; O. Vehse, Propaganda, S. 208 ff. 180 M GH Const. 2, Nr. 122, S. 166 (5):... cognoscant orthodoxe fidei cultores de cetero et enarrent longe lateque per orbem, quod Ule qui est benedictus in secula visitavit et fecit redemptionem plebi stie et erexit nobis cornu salutis in domo D avid pueri sui. Selbst unter Annahme einer wortgetreuen Übernahme des Dokuments durch Roger, dessen Arbeitsweise weit weniger erforscht ist als die des Matthäus Parisiensis bleibt die Verdichtung des Davidkönigtums durch die Übernahme von Lukas 1.69 ein auffallender Zug im Vergleich zu den übrigen erhaltenen Ausfertigungen. 181 M an vgl. etw a: F ried rich R o g e r

... quid cum unusquisque de exercitu necessaria Sed quoniam unusquisque de exercitu necessaria vtctus pro se et equitaturis suis sufficienter pro victus ad dies plurimos sibi et equitaturis suis cum diebus pluribus portare per terram cum sommeriis summariis per terram portare nequivit, et specia­ nequivisset et propter -hoc specialiter in portu liter propter hoc in portu Achonensi naves essent Accon preparata essent vassella nonnulla que p a ra te, que victualium copiam exercitui afferre victualium copiam portare debebant, repente ac debebant, repente suborta tempestate ... fortiter turbato aere ventoque . . . . succursus vas- sellorum illorum per alios continuos octo dies at- p e r 7 dies continuos peregrinis Christi victualia lethis Christi ... extitit interdictus. Fuit autem fuerant interdicta. Erat autem timor magnus in- tune murmur et timor maximus apud multos, ne ter multos, ne iratus Dominus populum suum super populum suum Dominus forsitan indigna- delere vellet de superficie terre. tus, gladio direfamis vellet ipsos penitus delere de (D ie abweichenden 7 Tage finden sich auch in der terra. Ausfertigung für den Bischof Konrad von Hil­ desheim: Registrum oder merkwürdige Urkun­ den für die deutsche Geschichte, hg. v. H. Su- d endorf, Teil 1, Jena 1849, Nr. 52, S. 104). Set ... quia etiam ineffabilis clementia eius ul­ Sed ineffabilis clementia Dei, que neminem tra quam sustinere potest temptari hominem non tem p ta ri p erm ittit ultra quam sustinere potest, permittit, lacrimosis ... et excitatus clamoribus ta n d em clamoribus lacrimosis fidelium excitatus, valde piis, continuo imperavit ventis et mari, et Dominus imperavit ventis et mari, et facta est facta est tranquillitas magna . . . . Statimque vas- tranquillitas magna. Et continuo, ducente Domi­ sellorum innumera multitudo cum ingenti copia no, venit apud Iopen innumera navium multi­ frumenti, ordei, vini et necessariorum omnium tudo cum ingenti copia frumenti et ordei, vini et Joppen venit. ...ex tune necessariorum omnium o m n i genere victualium ; ita quod indeficiens habundantia indeficiens et mirabilis in exercitu habundantia fuit semper in exercitu . . . . semper fuit.

120 fort, daß Roger hier weder etwa aus Hermann noch aus einem Bericht eines engli­ schen Kreuzfahrers geschöpft hat, sondern die Episode aus dem Manifest herauslöste und gesondert unter seinem Namen laufen läßt. Vielleicht leitete ihn dabei die auch an anderen Stellen zu beobachtende Verbindung wunderbarer Naturereignisse und aufrührerischer Elemente mit dem Schicksal des Staufers182, die im vorliegenden Falle durchaus in die Intentionen der Berichte Her­ manns und Friedrichs passen würden. Die Methode jedoch kann nur als höchst an­ fechtbar erachtet werden und gibt einem berechtigten Mißtrauen bei der Wiedergabe amtlicher Schriftstücke durch den englischen Chronisten Raum, die sich der Kontrol­ le durch die Überlieferung von anderer Seite entziehen183. Bei dem süditalischen Chronisten Richard fällt natürlich die fehlende Kenntnis des Manifests besonders in Auge, die man bei ihm eher noch als im fernen England erwar­ ten würde. Eine Erklärung hierfür fällt schwer, doch haben wir bezeichnenderweise keine Nachricht von einer Ausfertigung für das sizilische Königreich des Staufers. Statt dessen ist Richard Hermanns Brief, kurz vor dem Einzug in Jerusalem geschrie­ ben, zur Kenntnis gelangt und, möglicherweise184, der verlorene Bericht aus dem Herbst des Jahres 1228. Ob auch der zweite Brief des Hochmeisters benutzt wurde,

Für die Ansicht E. K estners, Kreuzzug, S. 7 f., dieser Passus sei „dem Briefe des Kaisers an die deutschen Fürsten entnommen“, gibt es keinerlei Hinweis. Soll man annehmen, Roger habe das Mani­ fest in zweifacher (oder mehr?) Ausfertigung Vorgelegen? W enn in den vier bekannten übrigen Abfas­ sungen das W etterwunder vor Jaffa enthalten ist, warum fehlt es dann im Manifest für den englischen König? Zu bedauern ist zwecks weiteren Vergleichs natürlich der Verlust der bei Chronique d’Ernoul (wie Anm. 177) erwähnten Exemplare für die Könige Heinrich (VII.) und Ludwig IX. Zur bei Mat­ thäus Parisiensis beschriebenen kaiserlichen Goldbulle, mit der zwar offenkundig das Manifest verse­ hen war, deren Aussehen der Chronist aber von einem anderen Schriftstück gewann, vgl. H.-E. H il­ p e rt, Kaiser- und Papstbriefe in den Chronica majora des Matthaeus Paris, Stuttgart 1981 (Veröffent­ lichungen des D H I London 9), S. 102 ff. Leider geht Hilpert auf die hier angesprochene Problematik der Verarbeitung des Manifests bereits durch Roger nicht ein. O. V ehse, Propaganda, S. 221 f. be­ merkt zwar, daß Roger die Wetterwunder-Begebenheit dem kaiserlichen Manifest entnommen hat, zieht aber keinerlei Schlüsse hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des übrigen Textes. 182 Zu Bedeutung und Schilderung von Naturereignissen in den Chroniken von Roger und Matthäus vgl. K. S chnith, England in einer sich wandelnden Welt (1189—1259). Studien zu Roger Wendover und M atthäus Paris (M onographien zur Geschichte des Mittelalters 7), Stuttgart 1974, S. 32, 154, 163, 210 mit Anm. 94. 183 Auslassungen bzw. Erweiterungen des Manifest-Wortlauts lassen sich aber bei Matthäus Parisiensis nachweisen: Flores Historiarum, hg. v. H. R. L uard, RBMAS 95, vol. 2, S. 198, und zwar mit er­ staunlichem Einfühlungsvermögen in die Diktion der kaiserlichen Kanzlei: Et sic visitavit nos oriens ex alto. Set quia mundus iste semper amara dulcibus consuevit permiscere . . . , et nisi nos sub tanta festina- cione negotium hoc revocasset, ecclesie Status Dei gratia solidaretur mirabiliter exaltatus. V gl. R . V aughan, Matthew Paris (Cambridge Studies in medieval life and thought, NS 6), Cambridge 1958, S. 132: „But the possibility of tampering with the texts of the documents he was copying was always there; and to this Standing temptation Matthew from time to time unfortunately succumbed.“ 184 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 96, Anm. 5; S. 97, Anm. 1. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 122, Anm. 4 formuliert weniger zurückhaltend: ,,... die Worte ... tragen so ganz den Stem­ pel des Wesens Hermanns von Salza.“ E. K estner, Kreuzzug, S. 6 f. will in der Schilderung Richards die Wortwahl des Kaisers erkennen.

121 erscheint jedoch höchst zweifelhaft, denn die Mitteilung Richards, gleich beim Ein­ zug des Kaisers habe der Erzbischof von Caesarea Jerusalem mit dem Interdikt belegt, läßt sich mit der diesbezüglichen Auskunft Hermanns185 nicht harmonisieren und ist sachlich unzutreffend. Überhaupt sind die Vorgänge in Jerusalem und Akkon in nur zwei Sätzen allzu summarisch zusammengefaßt und scheinen auf mündlicher Mittei­ lung zu beruhen186. Die Übernahme von Hermanns erstem Brief aber läßt vermuten, daß über das an den Papst gerichtete Exemplar hinaus ein oder mehrere ganz ähnlich lautende zur Versendung kamen und die propagandistische Verbreitung der antagoni­ stischen Standpunkte während der Durchführung des Kreuzzugsunternehmens insge­ samt in einem weit größeren Rahmen zu denken ist, als es die erhaltenen Schriftstücke widerspiegeln187.

185 E. K estner, Kreuzzug, S. 6 zitiert die angezogene Stelle bezeichnenderweise nur unvollständig; ebenso O . Vehse, Propaganda, S. 211. 186 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 160: ... hiis, qui interfuerunt, luce clarius extitit manifestum. 187 So adressierte Gerold seinen bei Matthaeus Paris, Chronica majora, hg. v. H. R. L uard, vol. 3, S. 179 ff. überlieferten Brief vom Mai 1229 an universis Christi fidelibus. Ähnliches wird man von Hermann und Friedrich annehmen dürfen. Zu Verbreitung und W irkung der kaiserlichen Rundschrei­ ben in der Geschichtsschreibung allgemein vgl. O. V ehse, Propaganda, S. 201 ff.

122 V. Die Verleihungen an Hermann und den Orden zu Akkon im April 1229

Von insgesamt 21 Urkunden, die Friedrich II. nachweislich für sein Königreich Jeru­ salem von 1226 an ausstellte, sind nicht weniger als zwölf1 für den Deutschen Orden bestimmt; von letzteren entfallen allein sieben2 auf den Aufenthalt des Kaisers in Ak­ kon im April 1229, unmittelbar vor seiner Einschiffung und Rückkehr nach Südita­ lien. Uber die Hälfte der für das Heilige Land bestimmten Diplome also erging allein an das „Haus des Hospitals der Hl. Maria der Deutschen in Jerusalem“ , genau ein Drittel innerhalb weniger Tage zum Abschluß des Kreuzzugunternehmens. Durchge­ hend ist bei den Vergabungen und Bestätigungen der Hochmeister genannt, seine per­ sönliche Initiative erkennbar, sein Bemühen um rechtliche Absicherung von Ordens­ einkünften und Ordensbesitz gegenwärtig.

1. Seigneurie de Joscelin, Toron, Maron und Akkon

In Akkon brachte Hermann mit Rückendeckung und finanziellen Mitteln des Kaisers die intensiven Bemühungen um den Gesamtbesitz des hcnnebergischen Erbes, die so­ genannte Seigneurie de Joscelin, zu einem weitgehenden Abschluß. Er ließ Jakob von Amigdala, der aus seinem mütterlichen Erbteil als Vasall des Ordens seit der Regelung vom Juli 1226 noch nicht unerhebliche Anteile an der Seigneurie besaß - 15 Casalien, 2 Gastinen und die ehemalige Hauptburg der Herrschaft, Chateau du Roi - mit vom Kaiser „aus Unseren Hafen- und Marktzöllen zu Akkon“ gewährten 6.400 Byzanti­

1 RR H N r. 974, 975 (formell durch die Kaiserin Isabella ausgestellt, in enger Anlehnung an das gleich­ zeitige, vorhergehende Diplom), 978, 1003, 1004, 1009-1013, 1034, 1064; vgl. R. H iestand, Zwei unbekannte Diplome der Lateinischen Könige von Jerusalem aus Lucca, in: QFIAB 50, 1971, S. 51. 2 HB 3, S. 117-120; Strehlke, N r. 65, S. 53 f.; BF 1751. HB 3, S. 120 f.; Strehlke, N r. 67, S. 54 f.; BF 1749. HB 3, S. 122 Strehlke, Nr. 68, S. 55; BF 1742. HB 3, S. 123-125; Strehlke, Nr. 66, S. 54; BF 1741. HB 3, S. 126 f.; Strehlke, Nr. 69, S. 55; BF 1748. HB 3, S. 127-129; Strehlke, N r. 70, S. 55 f.; BF 1747. HB 3, S. 129-131; Strehlke, Nr. 153, S. 150; BF 1750.

123 nern auszahleh3. Der dabei in der Tauschurkunde Jakobs auftauchende feudaljuristi­ sche Begriff der terre dominium4, der auf die Seigneurie de Joscelin zu beziehen ist, machte schlagartig die Absichten des Ordensmeisters deutlich, mit denen er sich wohl schon beim Ankauf 1220, sicher aber 1226 bei Erlangung der totalen Dienstbefreiung fug. H. E. Mayer machte darauf aufmerksam5, daß dieser Begriff für eine baroniale Herrschaft, erst recht aber für das Besitztum eines Ritterordens in den Urkunden des Heiligen Landes einmalig ist und im Gefüge des Königreiches eine solche Hermann von Salza keineswegs zustand. Der Weg, der hier analog zu den ganz ähnlichen Be­ stimmungen der Goldenen Bulle von 1226 beschriften werden sollte6, mußte den Hochmeister und seinen Orden bei konsequenter Ausführung in den Augen der Kronvasallen in höchstem Maße verdächtig erscheinen lassen, lief er doch unmittelbar auf die Schaffung eines weitgehend autonomen Ordensterritoriums hinaus. Möglich war dies nur durch die offensichtlich stillschweigende Duldung von seiten Friedrichs, der die Schwäche seiner Position während seines Aufenthalts im Osten er­ kannte und dem ortsansässigen, ihm ergebenen Orden eine starke Basis zu schaffen versuchte, selbst um die Minderung seiner eigenen Rechtsposition. In Anlehnung und mit Einverständnis der Krone glaubte Hermann hier erneut wa­ gen zu können, was im Burzenland mit Rückendeckung der Kurie gegen das ungari­ sche Könighaus gescheitert war. Allerdings war die Voraussetzung zum Gelingen von Hermanns ehrgeizigem Plan eine möglichst starke staufische Position im Heiligen Land, mit der sich ein gebannter Kaiser, eine mit harter Hand zentralistisch und ohne auf die gewachsenen Rechte der Barone viel Rücksicht zu nehmen geführte Regent­ schaft sowie die feindselige Haltung der beiden anderen Ritterorden und des Patriar­ chen nur schlecht vertrugen. Wie durchschlagend die einheimisch-baronialen Interessen zum Zuge kommen konnten, zeigte die von Friedrich beabsichtigte und durch einen e s g a r t der Haute Cour mit anschließend drohender Dienstverweigerung verhinderte Übergabe der im Vertrag mit Al-Kamil den Christen restituierten Baronie Toron an den Deutschen Orden. Der Kaiser mußte vor den rechtmäßig belegten Ansprüchen der Alice von Ar-

3 Gewährung der Geldsumme HB 3, S. 122 f. Der gleiche Vorgang, aber mit Nennung der Gegenlei­ stung des Ordens, ebd., S. 129 ff.; siehe auch BF 1742 und 1750. Zu den Gründen für die abweichen­ de Doppelausfertigung vgl. H. E. M ayer, Seigneurie, S. 207 f. Die Auszahlung Jakobs mit spezifi­ zierter Aufführung seines dem Orden überantworteten Besitzes bei Strehlke, Nr. 63, S. 51-53; R R H N r, 1002(20. 4. 1229; die weiteren Diplome wohl nach diesem Datum). Die kaiserliche Bestäti­ gung des Tausches von Landlehen gegen Geldlehen HB 3, S. 117-120; RRH N r. 1013. Die gesonder­ te Bekräftigung des Tausches von Trefile, auf dessen Territorium mit dem Bau von M ontfort bereits begonnen worden war, mitM ebelie, ein Vorgang, der wohl bereits 1226 stattfand, bei HB 3, S. 120 f.; RRHNr. 1011. 4 Strehlke, S. 52. 5 H. E. M ayer, Seigneurie, S. 209. 6 Ebd., S. 208 und S. 210.

124 menien zurückweichen, Hermann von Salza und sein Orden hatten bezüglich Torons das Nachsehen. Es bleibt zwar nur Spekulation, aber eine weiträumige Herrschaft des Deutschen Ordens im Norden des Königreichs über Chastiau dou Rei, Montfort, Toron und Chastel Neuf einschließlich des von den Kaiserlichen als einem der wenigen in fester Hand befindlichen Orte gehaltenen Tyrus hätte bei planmäßiger Durchdringung möglicherweise eine dauerhaftere staufische Phase einleiten können. Der Hochmeister konnte zwar als Entschädigung Maron mit sämtlichen Pertinen- zien, nämlich Quabrinquen, Belide, Cades, Lahare, Mees und zwei Flecken mit Na­ men Megaras nebst einer Summe von 7.000 Byzantinern erstreiten, einem Geldlehen, das zur Hälfte aus Marktzöllen ( f u n d a ) und zur anderen Hälfte aus Hafenzöllen (c a - th e n a ) Akkons aufgebracht werden sollte7; dennoch war die Minderung der ihm im Januar 1226 zugesprochenen und damals noch in sarazenischer Hand befindlichen Gebiete beträchtlich, hatte Toron doch von Beginn des lateinischen Königreichs an eine hohe militärische Bedeutung, später auch als Bollwerk von Tyrus gegen das öst­ lich gelegene Damaskus8. Man muß annehmen, daß die 1226 gewährte Dienstbefreiungsklausel sich nunmehr auf Maron und seine Pertinenzien erstreckte, wenn dies (in RRH nr. 1003) auch nicht ausdrücklich wiederholt wurde, sicherlich nicht aber auf das von Alice erstrittene To­ ron, denn Absichten und Grundlage der Gewährung waren mit der Übergabe an sie obsolet geworden. Desweiteren erlangte der Meister von Friedrich ein Diplom, in dem ihm der Kauf eines Hauses in Akkon bestätigt wurde, das der Orden von einem Johann von Chon- chi gegen 620 Silbermark und Überlassung eines anderen Hauses erstanden hatte9. Dieses neuerstandene Haus lag „nahe bei der Kirche des Heiligen Grabes“ , weshalb Prutz es wohl irrtümlich als in Jerusalem gelegen auffaßte, doch ist auch in Akkon eine Heilig-Grabkirche nachweisbar10. Das Haus befand sich in der Nähe des O r­ denshauses, denn mit der Bestätigung wurde gleichzeitig die Erlaubnis erteilt, eine Verbindung zwischen beiden Gebäuden mittels eines überwölbten Ganges herzustel­ len, ohne daß allerdings der Verkehr auf der dazwischenliegenden, öffentlichen Straße behindert werden durfte. Die Lage des Ordenshauses im südöstlichen Teil der Stadt, nahe der Stadtmauer und des Nikolaustores, der Heiligkreuzkirche und des Patriarchatsitzes ist aus den

7 Die Verleihung Marons und der vorangegangene Verlust Torons HB 3, S. 123 — 125; RRH N r. 1003. Vgl. zu dem ganzen Vorgang H . E. M ayer, Seigneurie, S. 204—207. Zur rechtlichen Bedeutung des e$gart auch J. R iley-Sm ith, The feudal nobility, S. 171 f. Zu fu n d a u n d cathena und ihrer Bedeu­ tung für das kommerzielle Leben J. Praw er, The latin kingdom of Jerusalem, S. 403—415. 8 H . P rutz, Besitzungen, S. 49; J. Praw er, The latin kingdom of Jerusalem, S. 132. 9 HB 3, S. 127-129; RRH Nr. 1009. 10 Vgl. K. F orstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 36 mit Anm. 3.

125 einschlägigen Quellenzeugnissen und mittelalterlichen Stadtplänen bekannt11. Eine wohl ins Auge gefaßte Erweiterung des Haupthauses deutet darauf hin, daß bei der fast ständigen Gefährung des im Landesinneren gelegenen Besitztums der Niederlas­ sung im Haupthafen des Kreuzfahrerstaates stets eine besondere Bedeutung zukam. Solches drückt sich auch in der ebenfalls erneut bestätigten und im Jahre 1217 be­ reits von König Johann von Brienne erteilten Bewilligung12 eines Abschnitts des Vor­ werks der nahen Stadtmauer aus, der sogenannten b a r b a c a n a sowie „des gesamten Areals, das sich zwischen der Mauer Unserer Stadt Akkon und dem Meer erstreckt, d.h. vom sog. Tor des Gaufridus Tortus bis zu jener Stelle, wo das bereits erwähnte Vorwerk des vorgenannten Ordens endet“ ,13 einschließlich der unbeschränkten Bau­ erlaubnis auf diesem Land. Die Landvergabe eröffnete dem Orden einen direkten Zu­ gang zum Hafenbereich. Wem der Boden vorher gehörte, ist nicht gesagt. Sollte es sich um Krongut gehandelt haben, wird der auch anderwärts ersichtliche, freigebige Umgang mit solchem in den letzten Tagen des kaiserlichen Aufenthalts nur unterstri­ chen, sollte es aus anderweitigem, eingezogenem und nun an den Orden neu ausgege­ benen Besitz stammen, könnten die heftigen Unruhen in der Stadt auch in der offen­ kundigen Bevorzugung des Deutschen Ordens mit ihren Grund gefunden haben14.

2. Domus quae olim Theutonici tenebant

Bei weitem die größte Aufmerksamkeit in der Ordensforschung hat das letzte hier noch zu erwähnende, in Akkon ausgestellte Kaiserdiplom gefunden15. Mit dieser Urkunde gab und gewährte Friedrich pro remedio animarum divorum augustorum p a r e n t u m , zum Heil der Seelen seiner kaiserlichen Vorfahren also, einerseits und andererseits predecessorum nostrorum Jerosolimitanorum regum memorie recolende, mithin zum ehrenden Gedenken seiner Vorgänger im jerusalemitanischen Königs­ amt, „Bruder Hermann, dem verehrungswürdigen Meister, und den Brüdern des

11 Zu den von Forstreuter (wie Anm. 10) genannten Stadtplänen von Akkon noch der in MS. 26 Corpus Christi College, Cambridge, in einer Handschrift der Chronica Majora des Matthäus Parisiensis ent­ haltene: Abbildung bei R. V aughan, Matthew Paris, Cambridge 1958 (Plate XVI im Anhang); zur Lage des Ordenshauses auch M. L. Favreau, Studien, S. 44 ff. 12 RRH Nr. 899. 13 HB 3, S. 128: totam terram, que consistit inter murum civitatis nostre Acconis et mare, videlicet aporta que dicitur Gaufridi Toni, usque ad locum illum ubi finit jamdicta barbacana predicte domus. 14 Auf Einkunftsentzug oder Minderung von Besitztiteln (in Akkon bzw. in Palästina) deuten die Anga­ ben in Gerolds (respondimus, quod noluimus pacis tractatum admittere, nisi prius ... ablatis etiam bonis nostris restitutis, ita quod essent omnia in eo statu et libenate, qua erant die qua ingressus est [seil. Fridericus] civitatem) und des von diesem abhängigen Brief Gregors (spoliavit canonicos Sanctae Crucis in Achon a quibusdam redditibus, quos recipere debebant in portu Achonensi. Item, spoliavit archiepiscopum Nichosiensem in Cypro) hin: Matthaei Parisiensis Chronica majora, hg. v. H . R. Lu- ard, vol. 3, S. 183undS. 185. Vgl. auch E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 135m itAnm .3. 15 HB 3, S. 126 f.; Strehlke, Nr. 69, S. 55; BF 1748.

126 Hauses der Heiligen Maria der Deutschen und ihren Nachfolgern, sowie dem vorge­ nannten Hause, das Haus in unserer Stadt Jerusalem, das einstmals dem erinnerungs­ würdigen König von Jerusalem Balduin, unserem Vorgänger, gehörte, gelegen in der Straße der Armenier bei der Kirche des Heiligen Thomas ... Weiterhin ... das Haus, das einst die Deutschen vor dem Verlust des Heiligen Landes in der Stadt Jerusalem besaßen ...“. Das letztgenannte Haus hat, weil es sich unbezweifelbar um das vor der saladin- schen Eroberung von 1187 in Jerusalem existierende Deutsche Hospital handelt, die ganze Aufmerksamkeit der Deutschordensgeschichtsforschung gefunden. Die Verlei­ hung des ersteren ist demgegenüber so gut wie unbeachtet geblieben, zumal seine Identifizierung nur beiläufig vorgenommen16 bzw. diese ebenso beiläufig verworfen wurde17. Die Anfänge des deutschen Spitals in Jerusalem sind nicht exakt zu bestimmen. M. L. Favreau hält es immerhin für vertretbar, „die Gründung ganz allgemein in die Zeit der Regierung Balduins I. zu legen“ ,18 der als erster König von Jerusalem von 1100 — 1118 amtierte. Genauere Jahresangaben, wie 1118 (Hubatsch)19, 1127 (Forst­ reuter)20 oder 1128/29 (Delaville Le Roulx)21 lehnt Favreau aber ab, da die hierzu her­ angezogenen Quellenzeugnisse die Daten nicht deckten22. Udo Arnold setzt den wahrscheinlichen Beginn um das Jahr 1120 bzw. ins dritte Jahrzehnt des 12. Jahrhun­ derts, mithin in die Regierungszeit König Balduins II. (1118—1131)23. Sicher ist seine Existenz erstmals im Jahre 1143 nachzuweisen, in dem das deutsche Spital durch Verfügung Papst Coelestins II. den Johannitern unterstellt wurde24. Jo­ hann von Würzburg besuchte es anläßlich seiner Reise ins Heilige Land um 1165 und berichtete über den Bau einer neuen Marienkirche beim Spital25. 1176 ließ sich die Gräfin Sophie von Holland ebendort bestatten26. Sodann kannte der anonyme Verfas­ ser der La Citez de Iherusalem um 1187 das alte deutsche Spital27. Das ist alles, was wir an verbürgten Daten über eine Einrichtung besitzen, die nach Meinung Marian Turniers wohl allmählich nach der Eingliederung in den Johanniterorden jegliche

16 R. R öhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 788, Anm. 1. 17 H . E. M ayer, Pontifikale, S. 207 f. 18 M. L. Favreau, Studien, S. 13. 19 W. H ubatsch, Montfort, S. 162. 20 K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 16. 21 J. D elaville Le R oulx, Les Hospitaliers en Terre Sainte et ä Chypre, Paris 1904, S. 49. 22 M. L. Favreau, Studien, S. 13. 23 U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 417; ders., Entstehung und Frühzeit, S. 90. Vgl. auch G. M ül­ ler, Jerusalem oder Akkon? Bad Münstereifel 1984, S. 3 ff. 24 J. D elaville Le R oulx, Cartulaire general de l’Ordre des Hospitaliers de St. Jean de Jerusalem (1100-1310), vol. 1, Paris 1894, N r. 154, S. 123; JL 8472 et. 25 Johannis Wirziburgensis descriptio Terrae Sanctae, in: Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV., hg. v. T. T obler, Leipzig 1874, S. 161. 26 Annales Egmundani ad a. 1176, hg. v. G. H. P ertz, MGH SS 16, S. 468. 27 La Citez de Iherusalem, hg. v. T. T obler (wie Anm. 25), S. 206 f.

127 Selbständigkeit verlor und deren Besitzungen, auch in Deutschland, von dem weit be­ deutenderen Ritterorden der Johanniter aufgesogen wurden28. In dieser Frage des Vermögens des alten Jerusalemer Spitals hat Favreau jedoch eine andere Position bezogen. Für sie hat es auch nach 1143 weiterhin ein Sondervermögen und ein eigenes Archiv des Deutschen Hauses gegeben. Letzteres wäre beim Fall Jeru­ salems vollständig zugrunde gegangen, und dies sei auch der Grund, warum sich in dem recht gut erhaltenen Johanniterarchiv kein einziges Stück des Spitals erhalten habe29. Wie entscheidend die Annahme weiterhin bestehenden Besitztums des untergegan­ genen Spitals nach 1187 bei Favreau ist, zeigt die Behandlung der Frühzeit des 1190 vor Akkon durch Bremer und Lübecker Bürger gegründeten neuen deutschen Feld­ spitals und des aus diesem durch die beiden Akte von 1196 und 1198 hervorgegange­ nen deutschen Ritterordens bis zur Verleihung von 1229. Hiernach soll der Deutsche Orden zwar eine ganz und gar neue Korporation sein, auf dem Wege der Usurpation aber schon sehr bald nach der Konstituierung zum Ritterorden begonnen haben, sich die Besitzungen des alten Jerusalemer Spitals vornehmlich in Deutschland einzuverlei­ ben30. Der Erwerb des „Hauses, das die Deutschen einstmals vor dem Verlust des Heiligen Landes in der Stadt Jerusalem besaßen“ , habe dann „nachträglich rechtliche Deckung für die faktisch bereits vorgenommene Inkorporation des deutschen Besit­ zes“ gegeben31. „Ohne daß man dies näher erhärten könnte“ , fährt Favreau in ihren Ausführungen fort, „würde ein solcher Vorgang mehr zu der starken und sehr expan­ siven Persönlichkeit eines Hermann von Salza passen als zu seinen Vorgängern im O r­ den und im Spital zu Akkon ,..“ .32 Nun ist während der Amtsführung Hermanns sicherlich die Mehrung der Rechtsti­ tel und des Besitzstandes des Ordens klar erkennbar, wäre er doch ein schlechter Mei­ ster gewesen, hätte er nicht seine errungene Stellung im Wechselspiel der großen Poli­ tik auch und gerade im Sinne der Gemeinschaft seiner Brüder umzumünzen gewußt. Aber das Erschleichen oder widerrechtliche Aneignen fremden Eigentums, planmäßig und über viele Jahre dazu, ist eine andere Sache und hätte schon lange vor dem Jahre 1229 irgendwo einen Widerhall finden müssen33.

28 M. Turnier, Der Deutsche Orden, S. 587; ders., Das Hospital St. Mariens der Deutschen zu Jerusa­ lem — Die Gründung des Deutschen Ordens (1975, masch. verv. für die Angehörigen des Deutschen Ordens, S. 3; zitiert nach U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 431, Anm. 74). 29 M. L. Favreau, Studien, S. 28 f, 30 Ebd., S. 64 ff.; S. 146 ff.; vgl. U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 430. 31 M. L. Favreau, Studien, S. 133. 32 Ebd., S. 143 f. 33 Selbst wenn man mit M. L. F avreau, Studien, S. 146 f. annimmt, schon 1191 und 1196 habe man bei der schlecht unterrichteten Kurie den Jerusalemtitel in der Ordensadresse möglicherweise einzig zu dem Zweck unterschieben können, „sich den abendländischen Besitz der Restkorporation aus Jerusa­ lem anzueignen ‘, so hätte man zumindest die Ausführung dieses Vorhabens, wenn schon nicht die Absicht, keineswegs verheimlichen können. In Rom sich gewissermaßen auf Vorrat Rechtstitel zu be­ sorgen, „während man gleichzeitig im Heiligen Land eine Nennung von Jerusalem im Titel so peinlich vermied , mußte auf Dauer zu einer schwerwiegenden Diskreditierung der Ordenspolitik führen.

128 Soll man annehmen, daß die Johanniter von alledem erst mit der Verleihung von 1229 erfahren hätten und ihnen erst jetzt eine Handhabe geboten wurde, den alten Rechtszustand der Unterstellung, der ihnen 1143 päpstlicherseits zugesprochen wor­ den war, erneut zu fordern und bei Gregor IX. einzuklagen34? Hier genügt es nicht, auf den günstig gewählten Zeitpunkt zu rekurrieren, da der Kaiser gebannt und auch der ihm nahestehende Ordensmeister in vorübergehende päpstliche Ungnade gefal­ len zu sein scheint35. Denn nach der von Favreau aufgebauten Argumentation ergäbe sich die paradoxe Situation, daß die Johanniter nur über den realen Besitz des alten deutschen Spitals wieder an dessen von ihr postulierten deutschen Vermögensstand gelangen konnten36. Im lateinischen Osten sind aber zahlreiche Fälle bekannt, wo Schenkungen, Verleihungen, Bestätigungen, Inschutznahmen und Käufe von Liegen­ schaften vorgenommen wurden, die sich zum Zeitpunkt der Vornahme unter saraze­ nischer Herrschaft befanden und dennoch wie Realbesitz behandelt wurden, und zwar unter dem Aspekt ihrer zukünftigen Befreiung37. Ein unterstelltes Spital, wie groß oder klein seine Selbständigkeit auch 1187 noch gewesen sein mag, hätte durch den Verlust seines Haupthauses allein sich der Obödienz der Johanniter nicht entzie­ hen können. Eine weitere Überlegung kommt hinzu. Wie H. E. Mayer zeigen konnte38, sind vier Urkunden, die in dem von E. Strehlke edierten Deutschordenschartular überlie­ fert sind, das heute in Merseburg aufbewahrt wird, kurz vor dem Jahre 1256 bzw. nach der von Favreau mitgeteilten Korrektur Mayers, die sich auf die Anordnung der Eintragungen im Chartular stützt, vor 1243, wahrscheinlich um 1240/41 gefälscht worden39. Drei dieser Fälschungen sind auf die Zeit vor der saladinschen Eroberung ausgestellt40, als das alte deutsche Spital wohl noch bestand41, die vierte auf das Jahr

34 Vgl. U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 423. 35 M. L. Favreau, Studien, S. 90 f. 36 Die W iedererlangung des alten Spitals durch die Johanniter im Jahre 1229 hätte dessen Archivalienver­ lust kaum ausgleichen können. Die Beweislast für ehemaligen deutschen Besitz wäre nicht geringer ge­ w o rd e n . 37 Vgl. z.B. RRH N r. 667, 668, 674, 690, 693, 696, 697, 704, 897, 909, 933, 934, 974, 975, 983 etc. 38 H . E. M ayer, Marseilles Levantehandel, S. 173. 39 M. L. Favreau, Studien, S. 125 ff.; es handelt sich um die Gruppe RRJH Nr. 496, 548, 733. RRH N r. 650 ist später, gegen die Mitte des Jahrhunderts, jedenfalls vor 1263, nachgetragen worden. 40 RRH N r. 496 (1173; Amalrich I.); RRH N r. 548 (1177; Amalrich I.); RRH Nr. 650 (1186; Guido von L u sig n an ). 41 Siehe oben, Anm. 27. Die angeblich bewußt herbeigeführte Ambivalenz in der Empfängertitulatur der Fälschungen - beate Marie sancta domus hospitalis Tbeutonicorum o. ä., ohne Nennung Jerusalems —, die nach M. L. Favreau, Studien, S. 127 dem Deutschen Orden hätte dazu dienen können, vorzuge­ ben, „daß es neben dem abhängigen Deutschen Spital in Jerusalem noch ein unabhängiges gegeben habe, wobei sie an letzteres anknüpften“, wirkt doch allzu konstruiert. Das „H aus, das einstmals den Deutschen gehörte“, war diesem fiktiven Spital sicherlich nicht zuzuordnen, und die Nennung eines erfundenen Spitders Severinus in RRH Nr. 650 (Strehlke, Nr. 20, S. 18) war zu solcher Beweissi­ cherung überflüssig, wenn nicht gefährlich, konnte doch durch Zeugen auch um das Jahr 1240 immer noch die Existenz einer solchen Institution und ihres vermeintlichen Amtsträgers bestritten werden.

129 119842. Den Fälschungsgrund vermutet Mayer in der Abwehr von „Ansprüche(n) des Johanniterordens auf die Kontrolle des Deutschen Ordens“ und darin, „gewisse Be­ sitzungen zu erwerben oder zu sichern“43. Hintergrund soll der um diese Zeit beson­ ders heftige Streit über die nichtaufgegebenen Ansprüche der Johanniter auf Unter­ stellung des Deutschen Ordens gewesen sein, der sich 1229, 1240/41 und noch 1258 nachweisen läßt. Wenn diese Gefahr wirklich so groß war, verwundert es doch einigermaßen, daß solche Fälschungen nicht auch auf den außerhalb des Heiligen Landes von Favreau angenommenen Besitz der Jerusalemer Spitalbruderschaft angefertigt worden sind44, entweder schon vor 1229, als die Aneignungen rechtlich noch nicht haltbar waren, oder später45, als die Johanniter mehrmals zu erkennen gaben, daß sie sich mit der Schenkung Friedrichs keineswegs abzufinden gedachten. Von derartigen Falsifikaten findet sich jedoch im genannten Chartular nichts. Die Vermutung liegt nahe, daß sie nicht benötigt wurden, wenn es bei der Gewährung des Spitalhauses in Jerusalem „m it allen seinen Pertinenzien“ nur um dieses selbst und mögliche palästinensische Rechtstitel ging, über die wir allerdings nichts näheres wissen46. Zu Recht hat daher Udo Arnold geltend gemacht, „daß es dringend des schlüssigen Nachweises von Besitz und Angehörigen des Jerusalemer Spitals in Deutschland nach 1143 und nach 1187“47 bedarf, um die Inkorporationsthese und ein noch zeitweiliges Weiterleben der Restkorporation des alten Hospizes zu belegen.

42 RRH Nr. 733 (1197; Amalrich II.). 43 H. E. M ayer, Marseilles Levantehandel, S. 173; vgl. M. L. Favreau, Studien, S. 126 f. 44 Dies gilt natürlich ebenso für die Johanniter! Auch sie hätten wegen Beweismangels in diesem Falle Grund für die Herstellung von Falsifikaten gehabt. Auf welche Liegenschaften aber fälschte man, wenn das Archiv 1187 verlorengegangen war? Aus der Erinnerung, auf Vermutung hin, auf gut Glück? Daß der Primärzweck der Fälschung nicht unbedingt die Besitzsicherung selbst sein brauchte, sondern die Beschaffung eines Titels auf einen „wirklichen oder vermeintlichen Rechtsvorgänger“ zum Ziele haben konnte, dazu H. E. M ayer, Marseilles Levantehandel, S. 171 f. 45 Dagegen K. Forstreuter in seiner Rezension der Arbeit von M. L. Favreau, in: HZ 226, 1976, S. 705—708, hier S. 707, der es für „ausgeschlossen“ hält, „daß der D O nach 1229 Urkunden vorge­ bracht hat, die gerade seinen Zusammenhang mit dem Hospital in Jerusalem bewiesen“ . Er hält die Fälschungen „am ehesten verständlich kurz nach 1190“ . 46 Es ist zumindest anfechtbar, wenn nicht unwahrscheinlich, daß die Pertinenzformel in RRH N r. 1010 (Strehlke, N r. 69, S. 55; HB 3, S. 127) Besitztum außerhalb Palästinas ahdeckte. Alle von Friedrich in Akkon vorgenommenen Rechtshandlungen bezogen sich auf das jerusalemitanische Königreich; hier handelte er in seiner Eigenschaft als König respektive Regent dieses Reiches. 47 U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 431. Auch H . E. Mayer scheint den fehlenden Nachweis des deutschen Besitzes bei seiner Schülerin erkannt zu haben, versucht er doch auf einem Nebenschauplatz diesen zu postulieren. Anläßlich seiner Pilgerfahrt 1172 nämlich schenkte Herzog Heinrich der Löwe in Jerusalem den Templern und Johannitern arma plurima so w ie w eitere dona u n d m ille marcas argen- ti ad comparanda predia quibus tyrones teneantur tempore belli (Amoldi Chronica Slavorum, hg. v. J. M. L appenberg, M G H SS21,lib. l,cap. 7, S. 121). Arnold, möglicherweise Teilnehmer des Pil­ gerzuges, weiß von einem deutschen Hospital offensichtlich nichts. Dennoch stellt H . E. M ayer, Die Stiftung Herzog Heinrichs des Löwen für das Hl. Grab, in: Heinrich der Löwe, hg. v. W .-D. M ohr­ m ann, Göttingen 1980, S. 310 (wiederabgedruckt in: H. E. M ayer, Kreuzzüge und lateinischer

130 Die Kontinuitätstheorie aber, d.h. die Ansicht, der Deutsche Orden sei eine direkte Fortsetzung des bis 1187 in Jerusalem bestehenden deutschen Hospitals, ist, und hier stimmt er einer wesentlichen Aussage der Arbeit von Favreau bei, „zumindest so schwer erschüttert, daß man mit den bisherigen Argumenten nicht mehr gut an ihr festhalten kann“.48 Als Hermann von Salza im April 1229 das ehemalige Haus der Deutschen übertra­ gen bekam, erreichte er damit für seinen Orden die bislang fehlende Legitimation zum Führen des Jerusalemtitels in der Ordensadresse. Wenn auch der bereits frühzeitig (ab 1191)49 erkennbare Versuch, diese Titulatur zu gebrauchen, bisher nicht durchgehend befriedigend erklärt werden kann50 - die bald nach 1244 entstandene, ordensoffiziöse N arratio de primordiis ordinis Theutonici51 stellt den Sachverhalt so dar, als sei die Namengebung ein Vorgriff auf die erhoffte Errichtung des Haupthauses in der noch zu befreienden Stadt Jerusalem gewesen52 -, so liegt doch nahe, daß es ein Hauptan­ liegen des Ordens gewesen sein muß, es den beiden mächtigeren und älteren Ritteror­ den der Templer und Johanniter gleichzutun und ebenso wie sie eine Niederlassung in der Stadt zu besitzen, die das ideelle Ziel aller Pilger und Kreuzfahrer darstellte und aus deren Schutz und Bewahrung die Ritterorden zuallererst ihre Existenzberechti­ gung ableiteten: in Jerusalem. Friedrich handelte bei der Vergabe als König und Herr der wiedergewonnenen Hauptstadt des Reiches. Doch muß zugegeben werden, daß die dabei gewählte For­ mulierung „das Haus, das einstmals die Deutschen vor dem Verlust des Heiligen Lan­ des in der Stadt Jerusalem besaßen, mit allen seinen Pertinenzien, Rechten und Besit-

Osten, London 1982, hier: VII, S. 310) folgende Überlegung an: „N un hat Heinrich der Löwe freilich daneben noch anderen ungenannten geistlichen Korporationen im Hl. Land Schenkungen gemacht, wie Robert von Torigny und die Annales Egmundani bezeugen. Aber wahrscheinlich wird es sich auch hierbei um Geld gehandelt haben, es sei denn, er habe dem Deutschen Spital in Jerusalem etwas ande­ res als Geld - nämlich Land in Deutschland - geschenkt und dies dann auch beurkundet.“ 48 U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 432. 49 Strehlke, Nr. 295, S. 263 (RRH Nr. 700; Jaffe-Löw enfeld Nr. 16667): Clemens episcopusservus servorum dei dilectis filiis fratribus Tbeotonicis ecclesie sancte Marie lerosolimhane ... . M. L. Favreau, Studien, S. 144 ff. hält es „für eine erwägenswerte und interessante, ja eigentlich wahr­ scheinliche Möglichkeit, daß die Urkunde Clemens’ III. vom Februar 1191 nicht an das Deutsche Spi­ tal in Akkon sondern an die jerusalemitanische Restkorporation ging ... “ . Zu den Gründen, die gegen eine Zuweisung dieses Schutzprivilegs an das Feldspital vor Akkon sprechen, zählt sie u.a. auch, daß damit eine „Bestätigung durch das Haupt der Kirche ... ungewöhnlich rasch erfolgt (wäre)“ . Umge­ kehrt wäre natürlich ebenso zu fragen, warum die postulierte Restkorporation nach ihrem Archiva­ lienverlust so lange (nämlich 3 1/2 Jahre) mit der Impetrierung dieses Privilegs wartete und nicht auch die Johanniter eine Bestätigung der Unterstellung von 1143 erwirkten. 50 Vgl. U. A rnold, Jerusalem und Akkon, S. 430. 51 De primordiis ordinis Theutonici narratio, hg. v. U. A rnold, in: Scriptores rerum Prussicarum 6, Frankfurt 1968, S. 22—29. 52 Ebd., S. 25 (R ):... hospitaleprescriptum in honore sancte Deigenetricis virginis Marie inchoantes(seil, capellanus Cunradus et camerarius Burchardus), quod prindpali nomine hospitale sancte Marie Theutunicorum in Ierusalem nuncuparunt ea spe et fiducia, ut terra sancta christiano cultui restituta in civitate sancta Ierusalem domus fieret eiusdem ordinis principalis, mater, caput pariter et magistra.

131 Zungen, auf daß sie dies alles von jeglichem Dienst befreit und eximiert für immer be­ sitzen mögen“53 bewußt vage gehalten wurde54, weil anzunehmen ist, daß zumindest Hermann von Salza sich der Problematik der Besitzgeschichte dieses Hauses bewußt war und schon im Augenblick seiner Verleihung mit Widerspruch von seiten der Jo­ hanniter rechnete. Ein „Haus der Deutschen“55 war zumindest auf den ersten Blick nicht unbedingt das gleiche wie das einst unterstellte Hospital, zu dem eine direkte Verbindungslinie expressis verbis einzugehen man sich hüten mußte, um einen vor­ aussehbaren Vorstoß der Johanniter nicht zu provozieren. Eine unbeantwortete, freilich hypothetische Frage bleibt hier, wie die Johanniter sich im Falle der ungeschmälerten Wiedererlangung der alten Rechtsposition betreffs dieses Hauses verhalten hätten. Nach der Logik der von Favreau eingenommenen Po­ sition hätten sie nämlich auch dann gegen Hermann und den Orden auf Wiederherga­ be der unrechtmäßigen Inkorporationen Vorgehen müssen56. Dann allerdings machte es auch keinen großen Unterschied mehr, sich ostentativ durch Friedrich in den Besitz dieses Hauses einweisen zu lassen. Eine Klage lag so oder so auf der Hand.

3. Domus que fuit quondam Balduini regis

In dem hier erörterten Diplom wurde aber zunächst eine Schenkung vollzogen, die, wie zu zeigen sein wird, in einem inneren Zusammenhang steht mit der des alten Spi­ talgebäudes und weit besser als letztere erkennen läßt, worauf es dem Kaiser beim Verlassen seines gefährdeten Königreichs ankam. Dabei wird sich erweisen, daß die Reihenfolge der beiden Vergabungen nicht von ungefähr vorgenommen wurde und „das Haus des Königs Balduin“ nicht etwa deshalb „in den Vordergrund“ rückte, um „die viel umfassendere Schenkung des alten Deutschen Hauses, deren eigentlicher Umfang ja in der Pertinenzformel lag“ ,57 bewußt zurücktreten zu lassen, sondern die Gewichtung eher umgekehrt gesetzt werden muß. Friedrich gab und gewährte nämlich „das Haus in Unserer Stadt Jerusalem, das einstmals Unserem Vorgänger seligen Angedenkens, König Balduin von Jerusalem,

53 HB 3, S. 127: domum quam olim Theutonici ante amissionem terre sacre in dvitate Jerosolimitana tenebant, cum omnibus pertinenciis suis, juribus et possessionibus et pertinendis suis, ut ea omnia ab omni servido libera semper teneant et exempta. 54 So mit Recht M. L. Favreau, Studien, S. 90 f. 55 Juristisch gesehen war die kumulative Zuweisung dieses Hauses an ,,die Deutschen“ natürlich ein U n­ ding, doch in der Leugnung des körperschaftlichen Charakters dieser ehemaligen Institution wird die bewußt gewählte Verschleierung greifbar. 56 M. L. Favreau, Studien, S. 91: Der Deutsche Orden hatte „letztlich von den Johannitern im Moment nicht mehr zu befürchten ... als einen Streit um Formalien, da das staufische Haus die Durchsetzung eines den Johannitern günstigen Urteils der Kurie in Deutschland gewiß nicht zugelassen hätte“ . 57 Ebd., S. 90.

132 gehörte, gelegen in der Straße der Armenier bei der Kirche des Heiligen Thomas, mit allem Befestigungswerk und allen seinen Pertinenzien und mit dem diesem Hause zu­ gehörigen Garten .,.“.58 Nach Prutz59 gehörte dieses Haus ohne näheren Beleg König Balduin I., und er setzte die „Straße der Armenier“ mit einer Gasse gleich, die in west-östlicher Rich­ tung an der nördlichen Mauer „des großen armenischen Klosters“, d.h. der armeni­ schen Kirche des hl. Jakobus des Älteren, entlangführe. Vom Davidsturm, der Zita­ delle der Stadt während der fränkischen Herrschaft, kommend und in diese Gasse links einbiegend, befinde sich gleich auf der linken Seite die genannte Thomaskirche, die zu Zeiten von Prutz als Moschee diente60. Zutreffend an dieser Schilderung ist die Lokalisierung der Thomaskirche in der Nä­ he des Davidsturms bzw. des südlich daran angrenzenden Königspalastes61. Wahr­ scheinlich das gleiche Gotteshaus findet sich in einer Besitzliste des Heiligen Grabes aus der Zeit vor 1187, in der es mit „Kirche des heiligen Thomas der Deutschen“ be­ zeichnet wird62. Diese Kirche stand also vermutlich in einer nicht näher erkennbaren Beziehung zu den Deutschen, möglicherweise zum alten deutschen Spital63. Die Per- tinenzformel bei der Schenkung des letzteren hätte in diesem Falle auch deren Über­ lassung an den Deutschen Orden einbegriffen. Die „Straße der Armenier“ allerdings ist wohl die am Davidsturm und dem Kö­ nigspalast entlangführende Hauptstraße durch das armenische Viertel im Südwesten der Altstadt64. Nach einigen Pilgerberichten, in denen ihr Name nicht genannt wird, lief sie an den armenischen Kirchen des Hl. Sabas und des Hl. Jakobus des Älteren dem an der südlichen Stadtmauer befindlichen Sionstor zu65. Die Lage der Thomaskirche und die Zuweisung des „Hauses, das einstmals dem König Balduin gehörte“ , in die Straße der Armenier drängen nun den Schluß auf, daß es sich hierbei um den Königspalast selbst, die auf dem Plan von Cambrai um 1150

58 HB 3, S. 126 f.: domum in civitate nostra Ierosolima, que fuit quondam Balduini regis Jerosolimitani predecessoris nostri, memorie recolende, sitam in ruga Armeniorum prope ecclesiam sancti Thome, cum omni perprisio et pertinenciis suis et cum orto eidem domui conjuncto. 59 H. P rutz, Besitzungen, S. 35. 60 Ebd., S. 35 f. Zur Thomaskirche vgl. auchT. T obler, Zwei Bücher Topographie von Jerusalem und seinen Umgebungen, Bd. 1, Berlin 1853, S. 446. 61 Z u r turris D avid vgl. H . V incent/F.-M . A bel, Jerusalem. Recherches de topographie, d’archeologie et d’histoire, vol. 2.4, Paris 1926, S. 949; zur Thomaskirche ebd., S. 950 f. mit Anm. 1; zum Königs­ palast ebd., Anm. 2. M. B envenisti, The Crusaders in the Holy Land, Jerusalem 1970, S. 52 ff. 62 E. de R oziere, Cartulaire de l’eglise du St. Sepulcre de Jerusalem, Paris 1849, N r. 185, S. 329; auch in: Migne PL 155, col. 1261. RRH Nr. 421. 63 So M. L. Favreau, Studien, S. 14 f. und S. 17. 64 Vgl. den Jerusalemer Stadtplan bei V incent/A bel, Jerusalem (wie Anm. 61), vol. 2 (Planches), Nr. LXXXVI. 65 Vgl. z.B. Johannis W irziburgensis descriptio, hg. v. T. T obler (wie Anm. 25), S. 160 f.; La Citez de Iherusalem, hg. v. T. T obler (wie Anm. 27), S. 200.

133 eingezeichnete curia regis handelte66. Darauf weist auch hin, daß eben dieses Haus cum om niperprisio67 68übergeben wurde. Mitperprisium, porprisum 68 nämlich wird ein von Zäunen, Mauern und Gräben umhegtes Besitztum bezeichnet, die schwerlich ein einfaches Haus umgeben haben dürften. Auch ist die Bezeichnung „Haus des Kö­ nigs“ oder „königliches Haus“69 eine durchaus geläufige, die in unserem Falle durch die Nennung des Königs erweitert wird, der, so muß man wohl folgern, den Bau einst veranlaßt oder besessen hatte. Zur Gewißheit aber wird unsere Annahme durch den Bericht der Chronique d ’Ernoul, der wohl kurz nach der Abreise Friedrichs verfaßt wurde. In ihm heißt es: „Nachdem er (d.h. Friedrich) die Krone getragen hatte, schenkte er die königliche Wohnstätte beim Davidsturm dem Hospital der Deut­ schen“ .70 H. E. Mayer glaubt hinsichtlich dieser Schilderung Ernoul schlechte Unterrich­ tung, „Gehässigkeit oder Unkenntnis“ vorwerfen zu müssen, da er „ein Haus eines Königs Balduin“ im Süden und nicht im Westen der Stadt vermutet71. Ein Blick auf den Plan der Jerusalemer Altstadt aber macht diese Annahme hinfällig. Die Thomas­ kirche lag fast unmittelbar gegenüber dem südlichen Ende der curia regis, zwischen beiden Gebäuden verlief die Straße der Armenier. Thomaskirche und Königspalast sollten möglicherweise für den Orden eine ähnliche Einheit bilden wie das alte deut­ sche Spital mit der Marienkirche in der Rue des Alem ans72. Was das Zeugnis von Ernoul anbetrifft, der sicherlich antikaiserlich eingestellt und ein ibelinscher Parteigänger war, so gibt es dennoch keinen Grund, seine Glaubwür­ digkeit in diesem Punkt in Frage zu ziehen. Vielmehr scheint es geradezu seine Ab­ sicht gewesen zu sein, dem geschilderten Verlust des Haupthauses der Tempelherren,

66 Abbildungen des Planes von Cambrai: R. R öhricht, Karten und Pläne zur Palästinakunde aus dem 7. —16. Jahrhundert, in: Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins 14, 1891, Tafel 4 nach S. 136; V incent/A bel, Jerusalem (wie Anm. 61), S. 947;L. H. H ey denreich, Ein Jerusalem-Plan aus der Zeit der Kreuzfahrer, in: Miscellanea pro arte. Festschrift für Hermann Schnitzler, Düsseldorf 1963, Tafel LXII. H eydenreich, ebd., S. 88 datiert „das Entstehen des Plans mit relativer Sicherheit um 1140-1150“. 67 HB 3, S. 127. 68 D u C ange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis, tom. 6, Niort 21886, S. 417. In eindeutig forti- fikatorischer Bedeutung taucht der Begriff auch im Privileg Heinrichs von der Champagne auf, das er dem Deutschen Orden hinsichtlich des Befestigungswerks von Akkon gewährte: S trehlke, Nr. 28, S. 24 f. Speziell bei der curia regis in Jerusalem ist hier u.a. an den „deutlich zu erkennen(den) mauer- umschlossene(n) Vorhof der Königsburg“ zu denken: L. H. H eydenreich (wie Anm. 66), S. 87. 69 D u Cange, Glossarium, tom. 3, Niort 21884, S. 178; A. Blaise, Lexicon Latinitatis medii aevi, Tumhout 1975, S. 324; J. F. N ierm eyer, Mediae Latinitatis lexicon minus, Leiden 1976, S. 354. Vgl. auch Amoldi Chronica Slavorum (wie Anm. 47), S. 121: R ex (seil. Amalricus I) autem in domo propria fecit ei (seil. Heinricus Leonis) cum suis convivium per triduum. 70 Chronique d’Emoul, S. 465: Quant il otporte corone, si dona le manoir le roi qui devant le tour David est d l’Hospital des Alemans. 71 H . E. M ayer, Pontifikale, S. 207 f. mit Anm. 277. 72 La Citez de Iherusalem, hg. v. T. T obler (wie Anm. 27), S. 207. Vgl. M. B envenisti, Crusaders, S. 63 f. (mit Grundriß der Marienkirche).

134 des alten Templum Salomonis , das in der Hand der Sarazenen verbleiben mußte, weil der Kaiser keine Niederlassung der Templer in der Stadt wünschte, die Verleihung des Königshauses an den Deutschen Orden entgegenzusetzen, eine Akzentsetzung, die, folgt man Ernoul, von dem Staufer bewußt vorgenommen wurde73. Zu klären ist weiterhin, um welchen König Balduin es sich hier handeln mag, der als einstmals im Besitz dieses Anwesens verstanden wird. Vermutlich im Jahre 1118/19 wies Balduin II. dem soeben gegründeten Ritterorden der Templer nach dem Zeugnis Wilhelms von Tyrus74 einen Teil seines Königspalastes im Templum Salomo­ n is , der Al-Aqsa Moschee der Muslime, als Wohnstätte an75. Aus dem Besitz dieser Baulichkeit, die er in der Folgezeit ganz übernahm, bezog der Orden seinen Namen. Die Übernahme muß vor ca. 1150 abgeschlossen gewesen sein, denn der um diese Zeit entstandene Plan von Cambrai76 bezeichnet diese Gebäude als „Haus der Tempelrit- ter/Ställe Salomons“77 und ein weiteres südlich des „Davidstors“ und des „Davids­ turms“ als „Residenz des Königs“.78 Ein genauer Zeitpunkt, wann der König in den neuerrichteten Palast überwechselte — eine Anzahl von Jahren wird man für die Errichtung eines so stattlichen Gebäudes in Rechnung stellen müssen - , ist nicht auszumachen, doch spricht manches für die Re­ gierungszeit König Balduins II. (1118—1131). Freilich kommt theoretisch auch noch die Balduins III. (1143 — 1162) in Betracht. Im Kontext der Zuweisung des Templum Salomonis an die Templer berichtet Ernoul allerdings, daß bereits um 1118 der König (d. i. Balduin II.) „drei prächtige Wohnstätten in der Stadt Jerusalem besaß: eine oben auf dem Davidsturm; und eine unten neben dem Davidsturm; und die dritte beim Tempel, wo Gott dargeboten wur­

73 Chronique d’Emoul, S. 465: Et el manoir Salemon, ou li Templier manoient au jor que li tiere fu perdue, mist li emperere Sarrasin, en le vuitance des Templiers, por fo qu’il ne voloit mie qu’il se herbegassent dedens le eite. 74 Wilhelm von Tyrus, Historia rerum in partibus transmarinis gestarum, lib. X II.7, R H C Hist. occ. 1.1, S. 520. 75 Vgl. M. L. B ulst-Thiele, Sacrae domus militiae templi, S. 21 mit Anm. 7; M. M elville, Les Debüts de l’Ordre du Temple, in: Die geisdichen Ritterorden Europas, hg. v. J. Fleckenstein/ M. H ellm ann (VuF 26), Sigmaringen 1980, S. 24 f. 76 Zu ihm siehe oben, Anm. 66. Theoderici libellus de locis sanctis editus circa A. D. 1172, hg. v. T. T o b ler, St. Gallen/Paris 1865, IV, S. 8 f. kennt ebenfalls den Königspalast am Davidsturm: T u n is David incomparabili finnitate ex lapidibus quadratis infinitae magnitudinis compacta, et juxta portam occidentalem, quae versus Bethleem viam dirigit, sita cum adjacente solario et palatio noviter aedificato, fossatis et barbicanis valde munito, in proprietatem cessit regis hierosolymitani. Sita autem estinarcu montisSion. Unde diciturin libro Regum: Cepit David autem Sion. Die von H eydenreich (wie Anm. 66) angezogenen Qucllenstellen für eine Erwähnung der curia regis bei Alberti Aquensis Historia Hierosolymitana, RH C Hist. occ. 4, lib, IV.41, S. 490 f. und VII.36, S. 531 f. sind unzu­ treffend. Albert berichtet allerdings VII.43, S. 537 von dreitägigen Festlichkeiten nach der Krönung König Balduins I. im Jahre 11 CO in palatio regis Salomonis, der damaligen Königsresidenz. 77 So W'ohl zutreffend in der Umzeichnung von R öhricht (wie Anm. 66): Domus mil. Templi/Stabula Salomonis; H eidenreich (wie Anm. 66), S. 87 liest Domus equitum Templi. 78 Vgl. auch H . E. M ayer, Pontifikale, S. 159, Anm. 82.

135 de. Diese Wohnstätte nannte man den Tempel Salomons; sie war die prächtigste“.79 Doch muß man bei dieser Nachricht eine mögliche Rückprojizierung eines späteren Zustands in Erwägung stellen. Immerhin wird aber festzuhalten sein, daß Friedrich nach der Übergabe der curia regis an Hermann und den Orden im Besitz der unmittel­ bar benachbarten, festungsartigen Anlage des Davidsturms verblieb, in die er vermut­ lich die soeben ernannten Regenten des Königreichs, Balian von Sidon und Werner von Egisheim80, eingewiesen haben dürfte. Die Verfügungsgewalt über die Jerusale­ mer Zitadelle nämlich war von Beginn der lateinischen Herrschaft an eine gewichtige Prärogative des Königtums. Aus der Vergabe des Königshauses am Davidsturm an Hermann und den Orden sind einige Folgerungen zu ziehen, die die vom Kaiser intendierte Stellung des Deut­ schen Ordens im Gefüge des lateinischen Kreuzfahrerstaates und die Einschätzung der politischen Rolle seines erheirateten Königreichs in einem prägnanteren Licht als bisher erscheinen lassen. In demonstrativer Wendung bezeichnete Friedrich in seiner Urkunde die wiederer­ langte curia regis als ,,das Haus des Königs Balduin“ und verwies damit auf die frühe Zeit der lateinischen Könige Jerusalems, die mit der Heirat Isabellas von Brienne auch seine Vorfahren im Königsamt geworden waren81. Der Gedanke des Davidkö­ nigtums, dem im Manifest an den englischen König expressis verbis Ausdruck verlie­ hen wurde, wird auch hier mitgewirkt haben. So wie einst die Templer von König Balduin II. zunächst einen Teil des Königspalastes, des Templum Salomonis, erhiel­ ten, und in der Folgezeit, jedenfalls vor dem Jahre 1150, den gesamten Gebäudekom­ plex, so wies jetzt Friedrich II. den Hochmeister und seine Brüder sowie deren Nach­ folger in den Besitz der ihm kraft Erbrecht zustehenden curia regis ein und verschaffte dem Orden mit einem Federstrich eine ähnliche, rückwirkende Legitimation82. Da gleichzeitig die Templer ihr Stammhaus im Haram-ash-Sharif Bereich nach dem Vertrag vom 18. 2. 1229 verloren, ist ihre schroffe Ablehnung der Vereinbarungen mit Al-Kamil nur zu verständlich. Sie mußten die Verleihung der curia regis als einen zu­ sätzlichen Affront empfinden, wertete der Kaiser den Deutschen Orden durch seine großzügigen Geschenke doch enorm auf, während sie nicht einmal das ihnen von al­ ters her Zustehende zurückerhielten. Folgerichtig muß eine ebensolche Spitze gegen

79 Chronique d’Emoul, S. 9: avoit III riches manoirs en le eite de Jkerusalem: I. en haut, d la Tour Davi; et une en bas, devant le Tour Davi; et le tierce devant le Temple, lä ou Dex fu offert. Chel manoir apieloit on le Temple Salemon; c'estoit li plus rices. 1ioj)Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 135 mit Anm, 5. ST HB 3, S. 126: ... pro remedio animarum divorum augustorum parentum et predecessorum nostrorum Jerosolimitanorum regum memorie recolende . . . . 82 Auf Vermutungen angewiesen ist man hinsichtlich der Gründe, die Friedrich in Jerusalem bewogen haben könnten, möglicherweise im Hause der Johanniter (Eracles, RH C Hist. occ. 2, S. 374; Rogeri de Wendover Chronica, hg. v. H, G. H ew lett, vol. 2, S. 373) und nicht in der curia regis zu residie­ ren. War das Königshaus nach den Schleifungen Al-Muazzams im Jahre 1219 in zu schlechtem bauli­ chen Zustand?

136 die Johanniter in der Verleihung des ehemaligen deutschen Spitals gesehen werden, die allerdings rechtlich, nicht so unanfechtbar wie die des Königshauses war, wie der sofort erfolgte Vorstoß auf Unterstellung des Deutschen Ordens an der Kurie be­ weist. In dieser Hinsicht werden sich die beiden älteren französischen Orden sicher einig gewesen sein, galt es doch, ihren Schaden in Grenzen zu halten und der einseiti­ gen Bevorzugung ihres deutschen Konkurrenten gegenzusteuern. Wertet man die Abfolge der beiden in Friedrichs Diplom vom April 1229 verliehe­ nen Häuser an Hermann und den Orden nicht als rein zufällig, oder, wie Favreau es tut, die Vergabe des ersteren nur zur Verdeckung der angeblich viel umfassenderen Schenkung des zweiten83, so liegt der Schluß nahe, daß die Übertragung des Königs­ hauses dem Orden juristisch unangreifbar einen Sitz in Jerusalem verschaffen sollte, den er wohl von Anbeginn seiner Existenz zielstrebig anging und dessen Wert umso höher einzustufen ist, als mit der Übertragung nicht nur eine Belohnung für die außergewöhnlichen Dienste des Hochmeisters erfolgte, sondern auch eine Einbin­ dung des Ordens in die ideelle Vorstellung vom Davidkönigtum des staufischen Hau­ ses, wie sie epigrammatisch in dem Enkomion des Nikolaus von Bari deutlich wird84. Die Bezeichnung des Deutschen Ordens als staufischer „Hausorden“, wie sie zu des­ sen prägnanter Charakterisierung vorgenommen wurde, ist von daher nur zu unter­ streichen85. Damit soll die Bedeutung des Erwerbs des alten deutschen Spitals keineswegs her­ abgemindert werden, denn der Orden trat hier eine Rechtsnachfolge an, die sich un­ mittelbar auf den rein karitativen, den Armen und Kranken gewidmeten Aspekt sei­ ner Tätigkeit bezog, dem er seit der Gründung des Feldspitals vor Akkon besonders verpflichtet war. Die Einweisung in königliches Besitztum aber, zumal in der biblischen Stadt Davids, erhöhte die geistigen Grundlagen der Ordensgemeinschaft derart, daß man in ihr den Grund herauszuhören vermeint, wenn im Prolog der Ordensregel86 und, aus ihr schöpfend, in der internen Ordenshistoriographie im 14. Jahrhundert Peter von

83 Siehe oben, Anm. 57. 84 R. M. Kloos, Nikolaus von Bari, eine neue Quelle zur Entwicklung der Kaiseridee unter Friedrich II., in: DA 11, 1954/55, S. 169-179; wiederabgedruckt in: Stupor Mundi, hg. v. G. W olf (W dF 101), Darmstadt 1966, S. 369-381; deutsche Übersetzung ebd., S. 784-792. Flierzu vgl. H . M. Schaller, Das Relief an der Kanzel der Kathedrale von Bitonto: Ein Denkmal der Kaiseridee Fried­ richs IE, in: ebd., S. 591-616; ders., Die Kaiseridee Friedrichs II., in: Probleme um Friedrich II. (Studien und Quellen zur Welt Kaiser Friedrichs II., Bd. 4), hg. v. J. Fleckenstein, Sigmaringen 1974, S. 109—134, insbesondere S. 118 ff. 85 I. M atison, Zum politischen Aspekt der Goldenen Bulle von Rimini, in: Acht Jahrhunderte Deut­ scher Orden, S. 53; ähnliche Auffassung bereits bei E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 83 ff. 86 Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, hg. v. M. Perlbach, Halle 1890, S. 23-26.

137 Dusburg87 in seiner lateinischen Chronik die „ritterliche(n) Gefährten um David und Makkabäer mit den Ordensrittern seiner Gegenwart zu einer einzigen Bruder­ schaft“ 88 verschmelzen läßt, somit biblisches Geschehen und die eigene Geschichte als eine große Einheit begreifend. Im 15. Jahrhundert ging der Verfasser der Jüngeren Hochmeisterchronik gar so weit, im Orden eine biblisch begründete, juristische Stiftung zu sehen, die ihren Titel zusammen mit den Johannitern (!) aus dem Hause Davids auf dem Sionsberg bezog, und eine direkte Rechtsnachfolge der Ritterorden festzustellen89. Mit dem Sionsberg ist in seinem Verständnis dabei die ganze Stadt Jerusalem gemeint. Die Straße der Armenier entlang des Königspalastes lief, wie bereits ausgeführt, mit einer rechtwinkligen Wendung nahe der Stadtmauer dem Sionstor zu und erhielt vor dem Jahre 1178 mit der Porta N ova de Balcayra (Porte des Belcayre) einen direkten Zugang zum nahegelegenen Sionsberg90. Die späte Rückbesinnung der Ordensgeschichtsschreibung auf die Ursprünge ihrer Gemeinschaft und ihr Verhältnis zu Jerusalem mit der charakteristischen Vermengung von Biblischem und Historischem dürfte daher wohl nicht als bar jeder geschichtli­ chen Wirklichkeit anzusehen sein.

Bei Friedrich II. andererseits ist in der Haltung dem Orden gegenüber eine deutliche Tendenz erkennbar, diesen nach Kräften auf dem Boden Palästinas zu stärken. In der Gewährung der Dienstbefreiung gleich nach seiner Vermählung mit Isabella schon im Januar 1226, die sich auf das gesamte, umfangreiche Erbe der joscelinschen Seigneurie bezog91, in der wohl stillschweigenden Einvernahme, mit der er offenkundig die Be­ zeichnung dieser Gebiete als teure dominium hinnahm92 und schließlich in der Schen­

87 Peter von Dusburg, Chronicon terrae Prussiae 1.1, hg. v. T oeppen, S. 28 f.; vgl. auch ebd., II.8, S. 40 mit Anspielung auf Hohelied 4.4: Scriptum est in canticis, quod in turri David omnis armatura fo rd u m dependebat.... Peter von Dusburg, Chronik des Preussenlandes, übers, u. erl. v. K. S cholz/ D. W ojtecki (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein- Gedächtnisausgabe 25), Darmstadt 1984, S. 47. 88 O . Engels, Zur Historiographie des Deutschen Ordens im Mittelalter, in: AKG 48, 1966, S. 349. 89 Die Jüngere Hochmeisterchronik, hg. v. Th. H irsch, in: SRP 5, cap. 7, S. 45. Siehe auch ebd., S. 60: alle die godshuysen in lhrlm waren gebraken ende verbräm ende destrueert, sonder den tempcl, die bleff beelende den rechten Davids toim, die opten berch von Syon stont by dat D uytsche huys. (D ie Stelle bezieht sich auf die Zerstörung Jerusalems durch Al-Muazzam im Frühjahr 1219.) Zur Präfigu­ ration einer angeblich von König David gestifteten Ritterschaft auf dem Sionsberg vgl. auch das Vor­ wort des Herausgebers, ebd., S. 2 f. und S. 23. Ebenso wie die Jüngere Hochmeisterchronik verlegt auch die gleichzeitige Chronik der vier Orden von Jerusalem, hg. v. U. A rnold, in: SRP 6, 1968, S. 106—164 den Gründungsvorgang und das Zentrum des Ordens nach Jerusalem. Vgl. zu beiden U. A rnold, Deutschordenshistoriographie im Deutschen Reich, S. 74 ff, der ebd., S. 81 feststellt: „W eder in Preußen noch in Livland ist der O rden so stark überhöht in ein unantastbares Heilsgesche­ hen hineingehoben worden wie im Reich!“ 90 RRH Nr. 559; vgl. V incent/A bel, Jerusalem (wie Anm. 61), S. 950. 91 Siehe oben S. 49, Anm. 89. 92 Siehe oben S. 124, Anm. 4, 5 und 6.

138 kung der curia regis machte der Kaiser ersichtlich, wem er neben der eigentlichen Re­ gentschaft die Hauptrolle in der Wahrung staufischer Interessen im Heiligen Lande zuzuspielen trachtete. Eine auffällige Übertragung eigener Gerechtsame an Hermann und den Orden ist dabei unübersehbar, und die Frage drängt sich auf, ob mit der ideellen Aneignung der König-David-Vorstellung und ihrer Übernahme in die eigene Herrscheridee die faktische Ausübung der königlichen Herrschaft im lateinischen Kreuzfahrerstaat durch den Staufer selbst Schritt zu halten vermochte. Als im September 1229, drei Monate nach seiner Rückkehr in sein sizilisches Kö­ nigreich, beim Vormarsch gegen die päpstlichen Schlüsselsoldaten, bei San Lorenzo Abgesandte der syrischen Barone erschienen und um die Herübersendung des jungen Konrad binnen eines Jahres zwecks Krönung baten, gab Friedrich ihnen eine auswei­ chende Antwort93. 1243, nachdem Konrad großjährig geworden und die väterliche Vormundschaft und Regentschaft erloschen war, bzw. bereits 124294, ließ der Kaiser es zu, daß die dem jungen König nächststehende und im Königreich Jerusalem anwe­ sende Verwandte, Alice von Zypern vom Kronrat zur Regentin bestellt wurde, ob­ wohl er wissen mußte, daß die Assisen des Reiches bindend eine persönliche Anwe­ senheit des Königs zur Erlangung der Krone vorschrieben95. Bald darauf, im August 1244, ging Jerusalem den Franken für immer verloren. Friedrich hat als wiederum Gebannter keine zweite Kreuzfahrt mehr versucht. Der la­ teinische Osten mit seinen komplexen Verhältnissen blieb nur ein Nebenschauplatz seiner Politik. In Hermann von Salza fand Friedrich eine Persönlichkeit, von der er erwarten konnte, daß sie durch die geschaffene enge Bindung an sein Haus in seinem Sinne in Outremer agieren würde. Gewiß war es auch die Institution des Ordens, auf die er dabei setzte, aber ein stark persönlich gefärbtes Element ist nicht zu übersehen. Nach dem Tode des Hochmeisters im Jahre 1239 hat keiner seiner Nachfolger nur annä­ hernd einen ähnlichen Einfluß am staufischen Hof geltend machen können. Ein Blick auf die Überlieferungsgeschichte unseres Diploms erweist, wie zäh der Orden an dem Besitz der beiden Häuser in Jerusalem festgehalten hat, sogar noch zu einer Zeit, als die politischen Verhältnisse in Palästina die Ansprüche hierauf längst zu bloßer Makulatur werden ließen.

93 BF 1762b, 4383p. 94 :jVgI. zu diesem Datum , das den Verlust der faktischen Regentschaft schon vor der Mündigkeit Kon- ...rads eintreten läßt und damit eine offene Rebellion der syrischen Barone gegen die staufische H err­ schaft und deren Ende markiert, P. R ichter, Beiträge zur Historiographie in den Kreuzfahrerstaaten, vornehmlich für die Geschichte Kaiser Friedrichs II., Teil 1, in: M IÖG 13, 1892, S. 272 f.; M. L. B ulst, Zur Geschichte der Ritterorden und des Königreichs Jerusalem im 13. Jahrhundert bis zur Schlacht bei La Forbie am 17. O kt. 1244, in: DA 22, 1966, S.214 f.; H. E. M ayer, Literaturbericht über die Geschichte der Kreuzzüge. Veröffentlichungen 1958—1967, in: HZ Sonderheft 3, München 1969, S. 699. 95 Assises de Jerusalem. Assises de la Haute Cour (Livre de Jean dTbelin), RHC Lois 1, cap. 6, S. 29.

139 Im Dezember 1243 bestätigte Konrad IV. nach Erlangung seiner Volljährigkeit als „Erbe des Königreichs Jerusalem“ die Schenkung seines Vaters zu Nürnberg96, und erneut wurde diese am 31. 5. 1336 in Barletta97 und am 5. 2. 1393 in Wien98 99 transsu- miert. Die Übergabe der curia regis und des alten deutschen Spitals in Jerusalem erinnerten an die frühe Zeit des Ordens, da er die volle Gunst des Kaisertums genoß und unter seinem vierten Hochmeister den Aufstieg zu einer bedeutenden Kongregation im Heiligen Land und im Reich erlangte. Vielleicht auch stellt das im Zuge einer „Kreuzfahrt“ des böhmischen Königs Otto­ kar II. Pfemysl wohl 1255 vom Deutschen Orden gegründete c a s tr u m Königsberg in seiner Namengebung - entgegen der Auslegung Peters v. Dusburg", welche die gän­ gige ist - eine Reminiszenz an das verlorene Königspalais in Jerusalem dar. Eine sol­ che Deutung würde sich zwanglos einfügen in „die Neigung des Ordens, sich auch in der neuen Heimat mit den Namen der ihm im Osten vertrauten Örtlichkeiten zu um­ geben“ .100

96 HB 6, S. 853; BF 4485. 97 Regesta Historico-Diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1158—1525, Teil 2, hg. v. E. Joachim /W . Hubatsch,Göttingen 1948, Nr. 662. 98 E bd.,N r. 1266; vgl. K. F orstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 23 mit Anm. 20 (dort irrtümlich auf 5. Dezember 1393 datiert). 99 Peter von Dusburg, Chronicon terrae Prussiae III.72, hg. v. T oeppen, S. 92: ... in eo loco, qui nunc dicitur castrum antiquum, edificaverunt castrum Kunigsbergk, vocantes illud ob reverenciam regis de Bobemia castrum regis ...; Peter von Dusburg, Chronik des Preussenlandes, übers, u. erl. v. K. Scholz/D. W ojtecki, S. 195. 100 H . P ru tz, Die geistlichen Ritterorden, S. 68. Pläne zur Errichtung einer Freistadt an der Pregelmün- dung nach dem Vorbild Rigas von seiten des Landmeisters Heinrich von W ida lassen sich bereits 1242 nachweisen. 1246 hielt sich der Hochmeister Heinrich von Hohenlohe in Preußen auf und setzte wohl durch, daß die zukünftige Stadt kulmisches Recht unter weitgehender Beschneidung vorher konzidier- ten Iübischen Einflusses erhalten sollte. Bei so weitschauender Planung kann der soeben eingetretene Verlust Jerusalems mit dem Königspalais ähnlich wie bei Thorn in der Namengebung seine Rolle ge­ spielt haben. Zu Königsberg vgl. F. G ause, Der Deutsche Orden und die Gründung von Burg und Stadt Königsberg, in: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 1), Godesberg 1967, S. 137-142, hier besonders S. 137 ff.

140 VI. Der Friede von San Germano/Ceprano 1230

Am 10. 7. 12291 landete der Kaiser als einer der ersten in geringer Begleitung2 an der apulischen Küste zu Brindisi. Einige Anzeichen sprechen dafür, daß Hermann von Salza erst später von der Kreuzfahrt zurückkehrte3, denn sofort nach seiner Ankunft schickte Friedrich zunächst Brüder des Deutschen Ordens zum Papst, der sich zu die­ ser Zeit in Perugia aufhielt, um seine Friedensbereitschaft und seinen Verständigungs­ willen zu bekunden4. Einerseits zeigt dies die durch die Kreuzzugsbegebenheiten gesteigerte Wertschät­ zung des Ordens, der an der heikelsten und vorrangigsten politischen Problemlösung der folgenden Monate von Beginn an beteiligt wurde, andererseits, mit Blick auf die zahlreichen kaiserlichen Legationen, die nun bald einsetzten, kann man vermuten, daß Friedrich die bewährten Parteigänger und Diplomaten noch nicht zur Verfügung standen.

Die militärische Lage beim Eintreffen Friedrichs im Königreich Sizilien erschien alles andere als rosig. Nach dem Einfall Rainalds von Spoleto in den Kirchenstaat im

1 Chronicon breve de rebus Siculis, HB 1.2, S. 902; Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 158 (nur Ortsangabe). Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 144, Anm. 2. 2 Burchardiprepositi Urspergensis chronicon, hg. v. O. H older-Egger/B . v, Sim son, M GHSSrer. Germ. [16], S. 126: ... Imperator reversus venit in Apuliam ante alios, qui revertebantur. 3 Wenn Hermann bei Ausfertigung der Urkunde König Heinrichs von Zypern im Juni 1229 (nicht 10. Juni, wie W . C ohn, Hermann von Salza, S. 145, Anm. 1 angibt) in Nicosia zugegen war, wofür die persönliche W endung sprechen könnte: Dono et concedo vobis, fratri Hermano venerabili magistro sanctedomusbeate Mariehospitalis Alamannorum in Ierusalem ... (Strehlke, Nr. 71, S. 56), kann er nicht an eben diesem Tage in Brindisi gelandet sein. Der Aufenthalt Friedrichs auf Zypern ist nur in Limassol bezeugt (BF 1755a). Der Deutsche Orden hatte seit der Zeit König Amalrichs II. (1194—1205) einigen Besitz auf Zypern, insbesondere um Lefkara und in der Hauptstadt Nicosia. Vgl. W. H ubatsch, Der Deutsche Orden und die Reichslehnschaft über Cypern, S. 253 f.; K. F orst­ reuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 54 f. 4 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 160: ... statim nnntios suos tnisit ad papam quosdam fratres de domo Teutonkorum, per quos ipsius habere gratiam supplicat, et esse veile ad suum et ecclesie mandatum exponit.

141 Herbst 12285 hatte Gregor ein bunt zusammengewürfeltes Heer aufgeboten, die soge­ nannten Schlüsselsoldaten (clave signati)6, die unter der Führung des Kardinals Jo­ hannes Colonna und Johanns von Brienne, der gegen seinen Schwiegersohn zu Felde zog, Rainald zu Sulmona in den Abruzzen eingeschlossen hatten7 8. Gefährlicher aber wurde der Teil des päpstlichen Heeres, der am 18. 1. 1229 unter der Leitung des päpstlichen Kapellans Pandulf von Anagni über den Garigliano bei Ceprano in das Königreich eindrang, sowie ein weiterer unter Kardinalbischof Pelagius von Albano, der Anfang April Pandulf als Oberbefehlshaber ersetzte9, und Ailano, Alife, Piedi- monte und Telese einnahm10, damit bis zum Calore vorstieß und eine Verbindung mit den Beneventanern herstellte11. Um Benevent herum wurden Paduli und Apice ge­ nommen, Ceppaloni und Montefusco verbrannt12. Die Stoßrichtung war nun eindeu­ tig das Kernland Apuliens, und Pelagius beabsichtigte, zwecks größerer Durch­ schlagskraft die Truppenteile unter Johannes Colonna und Johann von Brienne mit den seinigen zu vereinen13. Aber auch in den noch unbesetzten Landesteilen brach die Regierungsordnung fast vollständig zusammen, und der Papst ließ bereits deutlich er­ kennen, daß er auf eine „dauernde und unmittelbare Herrschaft der Kirche“ in ganz Süditalien setzte14. In diesem Augenblick kehrte der Kaiser zurück. Die geringen Truppenkontingente, die er rasch sammelte, zogen von Brindisi über Bari, das den Eintritt verweigerte15, nach Barletta, wo Friedrich im Juli 1229 urkundete16. Zugleich mit der Rückerobe-

5 BF 6737; 12997a; 12998. Vita Gregorii IX (in: Liber Censuum II, hg. v. P. Fabre/L. D uchesne, Paris 1905, S. 20 f.); Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 152. Vgl. J. Ficker, Der Einfall Reinalds v. Spoleto in den Kirchenstaat, in: M IÖG 4, 1883, S. 351 ff. 6 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 153. 7 Ebd., S. 157: Dominus Iohannes de Columpna Cardinalis et Johannes rex quondam Iherosolimitanus et Lombardorum copiosus exercitus Raynaldum ducem Spoleti... se in Sulmona tenent obsessum. V gl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 52; D. W aley, The papal state in the thirteenth Century, London 1961, S. 135. 8 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 153 mit Anm. 10. 9 Ebd., S. 155; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 49. 10 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 157. 11 Vgl. O. V ehse, Benevent als Territorium des Kirchenstaates bis zum Beginn der avignonesischen Epoche, in: QFIAB 23, 1931/32, S. 101. Gerade die Gefahr, die vom päpstlichen Benevent ausgehen konnte, hatte Friedrich vor seiner Abfahrt ins Heilige Land in klarer Voraussicht abzuwenden ge­ sucht; siehe HB 3, S. 495 f. mit Anm. 1; BF 6737. 12 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 157. 13 E b d .: Tune Pelagius legatus predictus nuntios ad Iohannem de Columpna cardinalem et Iohannem regem quoddam Iherosolimitanum sub celeritate transmittet, ut ad se venire festinent. 14 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 55. 15 BF 1755c. 16 BF 1756, 1757, 1758.

142 rung begann er von dort mit der Aufnahme von Unterhandlungen mit Gregor, die sei­ ne Lossprechung vom Bann und eine Friedensregelung zum Ziele hatten17. Die Zusammensetzung dieser ersten kaiserlichen Legation war mit Bedacht ge­ wählt18. Sowohl Lando, Erzbischof von Reggio di Calabria, als auch Marinus Filangieri, Erzbischof von Bari und Bruder des kaiserlichen Marschalls Riccardus Filangieri aus normannischem Adelsgeschlecht, sowie der Meister des Hauses der Deutschen in Jerusalem, Hermann von Salza, waren Teilnehmer des Kreuzzugs19. Sie kannten die Vorgänge im Heiligen Land aus erster Hand und Gregor war schon an­ läßlich früherer Gesandtschaften mit ihnen persönlich zusammengetroffen. Hermann besaß überdies beste Informationen über den Vertrag mit Al-Kamil vom 18. 2. 1229 und den Einzug und das Unter-der-Krone-Gehen Friedrichs in der Grabeskirche. Dies war von Wichtigkeit wegen der schwerwiegenden Vorwürfe und Verdächtigun­ gen des Patriarchen Gerold, die Gregor schriftlich Vorlagen20. Hermann, Lando und Marinus begaben sich im Juli 122921 auffälligerweise von Barletta aus nach Caiazzo, nordöstlich von Capua, dessen Festung über dem Voltur- no-Tal von den Schlüsselsoldaten belagert wurde22. Die Kontaktaufnahme mit den Führern des päpstlichen Heeres wird wohl Teil des kaiserlichen Auftrags gewesen sein. Mit Briefen von Pelagius und Johannes Colonna, über deren Inhalt nichts be-

17 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 160: Item Imperator ipse moram in Apulia faciens, et congregans ad hostium regni repulsam exercitum copiosum, suos pro pace ad papam legatos misit, Reginum videlicet et Barensem archiepiscopos, nee non et magistrum domus Teutoni- corum. 18 Vgl. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 147: „Es waren Persönlichkeiten, die dem Papst hätten maß­ gebend sein müssen und die nicht als einseitige Parteigänger des Kaisers anzusprechen waren.“ 19 Lando stammte aus einer ritterlichen Familie Anagnis, der Heimatstadt Gregors IX. Anfang März 1229 wurde er von Friedrich, der bei Jaffa lagerte, auf die Gerüchte vom Einfall der Schlüsselsoldaten hin an den päpstlichen H of abgeordnet (BF 1736a; dies folgt aus dem Brief Hermanns an den Papst, der zwischen dem 7. und 17. März 1229 geschrieben w urde:... dominusarchiepiscopusReginasquiad pedes vestre dignationis missus est ...; M GH Const. 2, Nr. 121, S. 162). Er wird dann wohl nach er­ folgter Mission in sein Bistum zurückgekehrt sein; vgl. N. K am p, Kirche und Monarchie im staufi­ schen Königreich Sizilien 1.2 (Münstersche Mittelalter-Schriften 10/1.2), München 1975, S. 926-930. Marinus wurde im September 1228 zusammen mit Graf Heinrich von Malta, der später wieder ins Heilige Land zurücksegelte (BF 1753a), von Akkon aus ohne Erfolg an den Papst gesandt (BF 1732x; Brief Gregors an die Genuesen vom 30. 11. 1228: ... dictus Fridericus non sine fraudis ex cogitate commento venerabilem fratrem nostrum ... Barensem archiepiscopum et Henricum comitem Malten- sem ad nostram presentiam destinavit; HB 3, S. 83 mit Anm. 2). Trotz seines mit dem Banne belegten Auftraggebers wurde Marinus offensichtlich von Gregor geschätzt, obwohl er Familiäre des Kaisers war (BF 1715, 1838). Vgl. N . K am p, Kirche und Monarchie 1.2, S. 585—592. 20 BF 6777. Am 1. und 7. Juli trafen die Berichte in Perugia ein; HB 3, S. 147—150; M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 397. 21 A. L orck, Hermann von Salza, S. 63. 22 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi,S. 160: Qui Caiatiam venientes, que a papali exercitu tenebatur obsessa . . . .

143 kannt ist, zogen sie dann weiter zum Papst nach Perugia23. Gregor schätzte die militärische Lage im Sommer 1229 sicherlich zu seinen Gunsten ein und erteilte den Abgesandten eine Abfuhr24. Diese kehrten im Laufe des August nach Barletta zum Kaiser zurück25. Nun erst begannen größere militärische Operationen. Mit inzwischen gelandeten, vorwiegend deutschen Kreuzfahrern hatte der Staufer sein Heereskontingent aufge­ füllt und rückte am letzten Tag des August über Foggia, das ihm den Zutritt verwei­ gerte, Richtung Terra di Lavoro vor26. Die Aufenthaltsorte des Kaisers in den folgen­ den beiden Monaten werden auch die des Hochmeisters gewesen sein27. Friedrichs energisches Vorgehen brachte rasche militärische Erfolge. Am 8. September erreichte er Capua28, das sich gehalten hatte. Beim Herannahen des Kaisers brachen Pelagius und Johann von Brienne sofort die Belagerung Caiazzos ab und zogen sich kampflos in die Gegend um Teano zurück29. In welch schlechter Verfassung sich das päpstliche Aufgebot befand, zeigt das Vorhaben des Kardinalbischofs von Albano, zur Soldzah­ lung die Kirchenschätze der altehrwürdigen Abtei Monte Cassino und von San Ger-

23 Ebd.: ... cum litteris Albanensis episcopi et cardinalis sancte Praxedis ad Romanam curiam sunt pro- fecti. Es bleibt unklar, ob die kaiserlichen Abgesandten in irgendwelche Verhandlungen mit den päpstlichen Legaten eingetreten sind. Dies ergäbe einen Sinn für die dortige Zwischenstation. 24 E b d .: Qui cum in nullo profecerint, redierunt. 25 H B 3, S. 154 f. Das große Privileg für den Deutschen O rden im Königreich Sizilien kann sicherlich als Reflex der Wertschätzung von Hermanns Diensten für Friedrich betrachtet werden. Vgl. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 147 mit Anm. 6. Neben den hier verbrieften Einkünften gestattete der Kaiser: ... ut rectores etfratres ipsius bospitalis cum familia sua ad defensionem eorum, rerum etpersonarum suarum, per regnum nostrum predictum ubilibet deferant omnia. Dies heißt allerdings nicht, daß die Brüder damit „zu einer bewaffneten Schar im kaiserlichen Dienst“ gemacht werden sollten; so B. O de brecht, Hermann von Salza, S. 71. 26 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 160: Imperator cum cruce signatorum exercitu contra clavigeros hostes properat in Terram Laboris. Chronicon breve de rebus Siculis, HB 1.2, S. 902: ... ultimo augusti de terra Baroli recessit. Et cum vellet intrare Fogiam, ipsa Fogia cum Troya et Casali Novo et Sancto Severo cum terra Civitatis, statim contra ipsum rebellaverunt et nec ipsum nec suos voluerunt recipere .... Dieser Sachverhalt steht allerdings im Gegensatz zu der Anmer­ kung von C. A. G arufi, Ryccardi de Sancto Germano chronica, S. 160, Anm. 7, daß Friedrich im August in Foggia zweimal urkundete. 27 A. L orck, Hermann von Salza, S. 64 f.; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 148 f. 28 Chronicon breve de rebus Siculis, HB 1.2, S. 902 f.: Et V III septembris sequentis tercie indictionis, ad civitatem Capuanam venit. B F 1763a. 29 Chronicon breve de rebus Siculis, HB 1.2, S. 903: Et hoc audito dominus Pelagius cardinalis qui legatus erat in papali exercitu cum rege Johanne Hierosolymitano qui ipsi exercitui prefuerat, soluta ipsa obsidione Cayatie, statim recesserunt, et ad terram Tyani se contulerunt.

144 mano beschlagnahmen zu lassen30. Noch im September fiel Calvi31 wieder in die Hände der Kaiserlichen, andere Orte, wie Vairono, Alife und Venafro unterwarfen sich32; schließlich besetzte man auch San Germano, das vom päpstlichen Heer kampf­ los verlassen wurde33. Monte Cassino blieb allerdings unter Pelagius besetzt34. Damit war die eigentliche Entscheidung schon gefallen, wenn auch einige Städte, wie insbe­ sondere Gaeta und S. Agata de’Goti, um deren Rückgabe bald erhebliche Differenzen entstehen sollten, mit Festigkeit weiterhin Gregor, ihrem neuen Lehnsherrn, anhin­ gen35. Im Oktober36 wandte sich Friedrich in einem Schreiben an alle christlichen Für­ sten, in dem er sein Verhalten im Heiligen Land gegenüber den Darstellungen des Pa­ triarchen zu rechtfertigen suchte. Dabei berief er sich unter anderem auch auf das Zeugnis Hermanns von Salza37. Um aber allen potentiellen Anhängern des Papstes ein Exempel zu statuieren, ließ der Kaiser am 28. Oktober über die Stadt Sora an der Grenze zum Kirchenstaat ein furchtbares Strafgericht ergehen. Sie wurde durch Feuer dem Erdboden gleich gemacht, ein Teil ihrer Einwohner gehängt38, ihr Schicksal sogar in gebundener Sprache von einem Chronisten gebilligt39.

30 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 161: Pelagius Albanensis episcopus pro defectu solidorum, quos habere non poterat, capi iubet thesaurum ecclesie Casinensis .... Der als Eintreiber erschienene Bischof von Carinola gab sich schließlich mit einer certa quantitate pecunie z u ­ frieden. E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 191 vermerkt zu der Absicht des Pelagius: ,,... welche Empörung, als Friedrich II. später ein Gleiches tat!“ 31 Continuatio Guillelmi Tyrensis, HB 3, S. 162, Anm. 1: Quant li empereres ot este a Capes X jours, si s’enparti et ala a un chastel qui a nom Cave e tn ’ifu que III jours et au quart si fu rendu .... BF 1763e (23. September?). 32 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 161; BF 1763g. Bei Vaitrano h an d elt es sich um Vairano Patenora oder das nahegelegene Kloster Pietravairano, nordöstlich von Teano, nicht um ein Mairano, wie E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 154, Anm. 3 annimmt. 33 BF 1763h. Continuatio Guillelmi Tyrensis, HB 3, S. 162, Anm. 1: Ensi comme il entra en la vile de l’une part et li olz dou pape s’en issi de l’autre, et ne s'arresterent jusques il vindrent a Rome ... .Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 154 f. 34 BF 1764a. Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 161: Set in Casino se recipiens Albanensis episcopus redire ad monasterium milites et servientes coegit. Chronicon breve de rebus Siculis, HB 1.2, S. 903. 35 BF 1764. S. Agatha hatte sich noch im September, als Friedrich schon in Capua stand, freiwillig unter die Obödienz des Papstes begeben: Tune civitas Sanctagathensis sponte venit ad mandatum ecclesie, et se reddit domino pape (Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 161). Ebd., Anm. 4 setzt Garufi S. Agatha fälschlich mit Carinola gleich. Es handelt sich um Sant’ Agata de’Goti, zwischen Caserta und Benevent gelegen. 36 BF 1764c. 37 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163; HB 3, S. 166 f. 38 BF 1765a. Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163: S o ra vi capitur et con- crematur. Chronicon de rebus Siculis, HB 1.2, S. 903: Que vi captafuit et igne combusta. 39 Ryccardi de Sancto Germano Chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163: Vicaperis, vi captaperis, merito peritura Sora ruis, tua dampna luis, sero reditura.

145 Gerade der Untergang Soras, das Gregor noch kürzlich in seinen besonderen Schutz genommen hatte, mußte ihn tief treffen40. Bitter beklagte er sich, vergeblich auf die rechtzeitige Hilfe der Lombarden gerechnet zu haben, die doch sein natür­ licher Verbündeter gegen den verhaßten Staufer sein müßten41. Es bleibt erstaunlich, daß Friedrich nach dem Wüten gegen Sora an der Grenze zum Patrimonium Petri strikt innehielt und seine militärische Überlegenheit in diesem Moment nicht vollends in die Waagschale warf. Aber „daraus konnte der Kaiser in der Tat mehr Vorteil ziehen, als aus einer vorübergehenden Besetzung des Kirchen­ staates, einer Fortdauer des Bannes und einer Märtyrerschaft des geistlichen Ober­ hauptes der Christenheit“.42 Jetzt, nach Sora, setzten die eigentlichen Verhandlungen, das zähe und langanhal­ tende Ringen um einen Ausgleich ein, welches durch die Arbeiten Rodenbergs43 und Hampes44 erst eine gesicherte Quellengrundlage erhalten hat. Die Briefe aus dem Le­ gationsregister des päpstlichen Unterhändlers Thomas von Capua, die Akten des Pe- rusiner Registers Gregors IX. in Verbindung mit denen seines Hauptregisters sowie die Sammlung der Stücke zum Gaeta-Konflikt bilden die Folie für die Ereignisse bis in den Spätsommer des Jahres 1230. Hermann wurde vielleicht von Sora aus45 zu einer zweiten Legation wiederum mit Lando von Reggio nach Perugia geschickt46. Dort trafen sie vor dem 10. November beim Papst ein47. In einem Brief mit Datum dieses Tages teilte Gregor den Rektoren des Lombardenbundes mit, Friedrich habe häufig und mit Eifer seine Unterwerfung angeboten. Er übersandte ihnen ein wohl von Hermann mitgebrachtes Schriftstück, zu dessen Inhalt sich diese äußern sollten. Im übrigen versicherte er sie der unwandel­ baren Treue der „Mutter Kirche“.48

40 BF 6783 (29. August); M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 401: Civitatem quoque predictam infideli- tate R om ane ecclesie persistentem providim us . . . . 41 BF 6790; P otthast, N r. 8459; M GH Epp. pont. saec. X III1, N r. 405; Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 352. 42 E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, Bd. 1, S. 192. 43 C. R odenberg, Vorverhandlungen, S. 179—205. 44 K. H am pe, Die Aktenstücke zum Frieden von S. Germano 1230, M GH Epp. sei. 4, Berlin 1926. 45 So A. Lorck, Hermann von Salza, S. 65. 46 Vita Gregorii IX (wie Anm. 5), S. 22: ... per venerabilem Messanensem archiepiscopum et Theoto- nicorum magistrum veniam postulat, promittit emendam, pro servande fidei cautione offert civitates et castra. Trotz der tendenziösen Grundhaltung der Vita, die von einem Beamten der päpstlichen Kam­ mer verfaßt wurde (Johannes von Ferentino?), scheint aus der Stelle hervorzugehen, daß die beiden Unterhändler konkrete Angebote unterbreiteten. Der „Erzbischof von Messina“ ist Lando von Reg­ gio di Calabria, nicht Berard von Messina, wie E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 164 glaubt, der erst im April 1232 Erzbischof von Messina wurde. Der Verfasser der Vita kannte ihn nur in dieser Position; vgl. J. M arx, Die Vita Gregorii IX. quellenkritisch untersucht, Diss. Berlin 1889, S. 9. 47 BF 6797; HB 3, S. 169; M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 409. 48 HB 3, S. 169: ... scituripro certo quod Ecclesia mater vestra nunquam vos deseret, sed in omni statu quieti et paci vestre, sicut sue, studebit utiliter providere.

146 Damit wurde von seiten Gregors, trotz seiner Enttäuschung über die mangelnde Hilfeleistung bei dem militärischen Vorgehen gegen den Kaiser, sofort die lombardi­ sche Karte wieder ins Spiel gebracht. Zu keiner Zeit dachte er daran, den Frieden mit Friedrich auf Kosten einer Entzweiung mit der oberitalischen Städteliga zu suchen. Sein Ziel, die dauerhafte Trennung vom süditalischen Königreich Sizilien, hat Gregor, in welch defensiver, ja hoffnungsloser Lage er sich mitunter auch befinden mochte, nie aus den Augen verloren. Doch waren die Verhandlungen von kurialer Seite immerhin in Fluß gekommen. Hermann kehrte wahrscheinlich allein mit „froher Kunde“49 zum Kaiser zurück, den er zu Aquino antraf, wo dieser das Martinsfest gefeiert hatte50. Unterwegs nahm der Hochmeister einen ersten brieflichen Kontakt zu dem Kardinalpriester Thomas von Capua auf, der im Gebiet zwischen Rieti und Tivoli weilte und seine kuriale Mission begonnen hatte51. Kurze Zeit nach der Berichterstattung bei Friedrich brach Her­ mann erneut auf, ging Thomas in der Campagna entgegen und geleitete ihn am 27. November zum Kaiser nach Aquino52. Noch am gleichen Tag gelangten sie zum 15 km entfernten San Germano53. Hampe hat in seinen eingehenden Kommentierungen zu einigen Aktenstücken im Vorfeld des Friedens von San Germano/Ceprano herausarbeiten können, daß Auffas­ sungen Rodenbergs und insbesondere Winkelmanns zum Gang der Verhandlungen revidiert werden müssen. Obwohl diese Ergebnisse Cohn bei Abfassung seines Her­ mann von Salza bereits Vorlagen, hat er sie nicht durchgehend beachtet. Insbesondere spielt hier der erste Entwurf der kurialen Friedensbedingungen vom 10. oder 11. 11. 1229 eine gewichtige Rolle, mit denen der päpstliche Unterhändler Thomas von Ca­ pua am 27. November vor den Kaiser trat, denn „alle späteren Formulierungen der

49 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163: Magister domus Alamanorum a papa rediens, letos ad Imperatorem rumores defert de compositione inter papam et ipsum. 50 BF 1767b. 51 Brief des Thomas von Capua an Gregoi IX. (K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 2): In innere vero recepi litteras a magistro ... .E s bleibt unklar, wann Thomas mit seiner Mission von der Kurie aufgebrochen ist. Falls er mit Lando reiste, kann dies nur nach dessen Eintreffen zusammen mit Hermann vor dem 10. November in Perugia gewesen sein, oder Lando ist später zu ihm gestoßen. Dann müßte Thomas aber um deren Verhandlungen wissen, und dies scheint nicht der Fall zu sein. Außerdem ist schwerlich zu erklären, warum Lando sich von Hermann trennte und nicht alle drei gemeinsam zum Kaiser gin­ gen. W ar Thomas vielleicht schon früher von Perugia aus geschickt worden, um „allgemeine Verspre­ chungen zu machen“, nicht aber, um konkrete Abmachungen zu schließen? So C. R odenberg, Vor­ verhandlungen, S. 190 ff., der sich allerdings auch über den Beginn der Mission - „etwa Mitte November, wenn nicht früher“ - nur vage äußert. 52 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 163 f.: Idemque domino Tbome de Capua tituli Sancte Sabine presbytero cardinali obviam in Campania vadit, cum quo ad Imperatorem venit Aquinum cum forma concordie, 1111° stante mensis Novembris . . . . 53 Ebd., S. 164:... et eodem die cum ipso cardinale se contulit aput Sanctum Germanum. Der Herausge­ ber C. A. Garufi, ebd., Anm. 1 sieht in der direkt erfolgten Weiterreise einen Hinweis, daß der Kaiser in Aquino nicht anwesend war und erst in San Germano angetroffen wurde. Dies ist nach des Chroni­ sten Aussage: ... cum quo ad Imperatorem venit Aquinum (ebd.) abzulehnen.

147 Friedensbedingungen knüpfen mit Übereinstimmungen und Abweichungen an diesen ersten Entwurf an“.54 Thomas nämlich kam mit einer allgemeinen Vollmacht - der form a concordie Richards von San Germano - in das Königreich, war mithin in den Stand gesetzt, Friedrich vom Banne zu lösen55. Aber der Kaiser drang auf den Ausschluß der Lom­ barden in der ganzen Angelegenheit56 und wollte schon hier jegliche Verzögerung ihretwegen vermeiden. Auch die Flöhe der zu leistenden Kautionen57 — sieben befe­ stigte Plätze an strategisch wichtigen Punkten wurden namentlich angeführt - sowie die weitgehenden kirchlichen Bestimmungen, die sich, wenn auch nicht ausdrücklich erwähnt, auf Sizilien bezogen58, werden ihn abgeschreckt haben59. Ein Eingehen auf die päpstlichen Maximalforderungen zu diesem frühen Zeitpunkt konnte Thomas, das merkte er wohl sofort, in keiner Weise erwarten. Daher die Weiterreise mit Fiermann von Salza noch am gleichen Tag. Im übrigen genügten Gregor offensichtlich diese Kautionsbestimmungen nicht ein­ mal, denn in einer bullierten Klausel - Clausula clausa bullata - hatte er vermutlich hinter dem Rücken des Kardinalkollegiums noch schärfere hinzugefügt, die Thomas erst im Laufe der Verhandlungen ins Spiel bringen sollte60. In der Beauftragung Hermanns, nach San Germano an den Fuß des von Pelagius besetzt gehaltenen Cassino-Klosters mitzugehen und der gleichzeitigen Sendung Landos zurück nach Perugia61 erweist sich dennoch das unverminderte Festhalten des Kaisers am diplomatischen Weg. Wenn Cohn in diesem Kontext feststellt: „Sicherlich waren es nicht religiöse Be­ dürfnisse, die Friedrich gerade um die Absolution nachsuchen ließen, sondern er fürchtete die Konsequenzen, wenn er weiter gebannt blieb“ ,62 so nimmt er eine der Situation unangemessene Differenzierung vor. Friedrich bewegte sich hier konse­ quent auf der zu Jerusalem zusammen mit Hermann konzipierten Friedensbereit­ schaft, welche die Anerkennung der vollen Binde- und Lösegewalt des Petrusamtes

54 K. H am pe, Aktenstücke, S. 27, Anm. 1. 55 Anders E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 168; C. R odenberg, Vorverhandlungen, S. 192 f. 56 K. H am pe, Aktenstücke, S. 4 mit Anm. 4; S. 13 mit Anm. 3. 57 Ebd., S. 30. 58 Dies zeigen die sich später hinschleppenden Verhandlungen in dieser Angelegenheit. 59 K. H am pe, Aktenstücke, S. 29: ... nullus clericus vel persona ecclesiastica in civili vel ciminali causa conveniatur coram iudice seculari, nisi super feudis conveniatur civiliter. Item nullas tallias vel collectas imponet ecclesiis, monasteriis, clericis et viris ecclesiasticis seu rebus eorum. Item electiones, postula- tiones et confirmationes cathedralium ecclesiarum et monasteriorum libere fiant secundum statuta conciliigeneralis. Hierzu notiert Hampe, ebd., Anm. 4: „Dam it wird nun die Auffassung bei W inkel­ mann II, 198 als unhaltbar erwiesen, daß diese auf Sizilien bezüglichen Forderungen erst im letzten Verhandlungsstadium von der Kurie vorgebracht worden seien.“ 60 Die Klausel in Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 6154; K. H am pe, Aktenstücke, S. 31 f. mit Anm. 2. 61 Ebd., S. 4, Anm. 2. 62 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 150.

148 offenkundig miteinschloß. Denn so ungerecht er sich im einzelnen auch von Rom be­ handelt gesehen haben mag, so hat er grundsätzlich das Papsttum und seine jurisdik­ tioneilen Vollmachten den Gläubigen gegenüber doch nicht in Frage gestellt. Nachdem das zentrale Problem der Bannaufhebung zunächst scheiterte, bahnten sich auf einem Nebenschauplatz, in Monte Cassino, erste substantielle Ergebnisse an. Dem vereinten Bemühen der päpstlichen und kaiserlichen Unterhändler Thomas und Hermann63 gelang es in den nächsten Tagen64 folgende Abmachungen zu erreichen: a) Der Kaiser sprach in einem Schriftstück dem Abt und den Mönchen von Monte Cassino seine Vergebung aus65. b) Die übrigen „Klosterleute“ sollten dem Abt und den Mönchen wieder gehor­ chen66. c) Alle Besitzungen des Klosters im gesamten Königreich restituierte Friedrich „Gott und dem heiligen Benedikt“ .67 d) Pelagius erhielt „auf Fürsprache des vorgenannten Kardinals und des Meisters des Hospitals der Deutschen sowie mit Zustimmung des Kaisers“ zusammen mit den dorthin geflüchteten Bischöfen von Aquino und Alife und den päpstlichen Trup­ pen aus der Campagna freien Abzug68. e) Der Kaiser nahm die genannten Bischöfe wieder in seine Gnade auf69.

63 Durch die Anwesenheit Hermanns wird Thomas ein Zugang zu der belagerten Klosterfeste zumindest erleichtert worden sein; vgl. C. R odenberg, Vorverhandlungen, S. 193, Anm. 4. 64 Die Abmachungen, die im Brief des Kardinalpriesters an Gregor IX. erwähnt werden (K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 3, S. 3—6), setzt Hampe um die Wende des November zum Dezember 1229. Spä­ testens am 30. November war auch der Kaiser in San Germano zugegen: BF 1767d. 65 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 164: ... littere facte sunt per Imperatorem de remissione offense, si quam abbas fecerat vel monacbi Casinenses post inter ipsum et papam ortam discordiam. Abt Landulf, ein Neffe des kaisertreuen Grafen Thomas von Acerra, hatte am 19. 3. 1229 ohne N ot Monte Cassino an die päpstlichen Truppen ausgeliefert. Die vermeidbare Übergabe dieser wichtigen Verteidigungsstellung hatte weiteren Verrat nach sich gezogen; vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 49. Endgültige Verzeihung scheint Landulf erst am 18. 4. 1230 erlangt zu haben: BF 1784. 66 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 164: ... homines abbatie, ut sicut prius abbati et monachis Casinensibus respondeant et intendant. Damit dürften wohl die nichtmön- chischen Bewohner M onte Cassinos gemeint gewesen sein. 67 E b d .: Terram totam et loca monasterii ubicumque per Regnum posita Deo et beato Benedicto restituit. Die Formel Deo et beato Benedicto wird mit Bedacht gewählt worden sein. 68 E b d .: Dictus Albanensis episcopus ... cum Aquinate et Aliphanense episcopis et cum Campanis militibus qui se cum ipsos Albanensi episcopo in Casino receperant, salui exeunt. Thomas (K. H am pe, Akten­ stücke, N r. 3, S. 5 f.) hatte Gregor eindringlich geschildert, in welch bedrohlichem Gesundheits­ zustand sich Pelagius befand: ... quod eius effigies mortui videbatur plus quam vivi. Daß Thomas dennoch damit rechnete, Gregor könne dem Erreichten skeptisch, ja ablehnend gegenüberstehen, er­ hellt aus: Ceterum per me vel per alium de meis convenienter tractabo quod potero ... (ebd., S. 6). Er wußte wohl, „daß der Papst eine Kapitulation am liebsten überhaupt vermieden gesehen hätte“ , (ebd., S. 6, Anm. 1). 69 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 164:... et tune reddidit ipsis episcopis suam gratiam Imperator . . . .

149 f) Das Kloster Monte Cassino mit dem Klostergebiet wurde, wohl bis zum endgül­ tigen Friedensschluß, Hermann von Salza als Pfand überlassen; dieser setzte als seinen Stellvertreter den Ordensbruder Leonard ein „bis zu seiner Rückkehr aus Rom“ .70 Die Bewertung dieser Abmachungen als Zwischenstufe zur vollen Aussöhnung ist zwiespältig. Vor allem Winkelmann hat sie als einseitige Verzichterklärungen kaiser- licherseits angesehen, „denen man wie einem psychologischen Rätsel gegenüber steht“ . Ferner glaubte er, das Erreichte „zum Theil dem ebenso liebenswürdigen als gewandten Wesen des päpstlichen Diplomaten, zum Theil der warmen Fürsprache Hermanns von Salza“ zuschreiben zu müssen71. Das hieße aber, Thomas und Her­ mann als weitgehend selbständig handelnde Personen aufzufassen72. Hat Thomas im­ merhin einen gewissen Verhandlungsspielraum genutzt und die Kapitulation von Monte Cassino ohne nochmalige Rückfrage bei Gregor erwirkt73, so muß man Her­ mann von Salza, schon durch die Anwesenheit des Staufers am Schauplatz der Ver­ handlungen, als dessen verläßlichen Anwalt betrachten, der sich immer wieder des entsprechenden Rückhalts versichert haben wird. Allerdings wuchs er mit der Zeit immer mehr in eine treuhänderische Funktion hinein, die ihn als beinahe neutral er­ scheinen läßt. Dies zeigt die Problematik um Monte Cassino deutlich74, bei der nicht von ungefähr als Verhandlungsort die Gegend um die Klosterburg eine hervorragende Rolle spielte. Gegen Winkelmann haben jedoch Fehling und Hampe stärker auf die Erfolge des Staufers hingewiesen. „Es konnte für Friedrich doch nicht gleichgültig sein, ob die

70 Ebd.: ... monasterium ac tota terra sua eure committitur magistri domus Alemannorum predicti; qui quendam de domo sua fratrem Leonardum procuratorem constituit nomine suo usque ad reditum suum ab Urbe. Der Chronist denkt sich den Papst als in Rom anwesend; doch war dessen Residenz um diese Zeit in Perugia. Der frater Leonardus dürfte identisch sein mit dem, der im M ärz des Jahres 1229 die Nachricht vom Einfall der päpstlichen Schlüsselsoldaten ins Heilige Land brachte; BF 1736a. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 153, Anm. 3 mit falscher Datierung. 71 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 172. 72 Ähnlich äußert sich auch W. C ohn, Hermann von Salza, S. 155 bei den abschließenden Verhand­ lungen Hermanns mit dem Papst: „... Daneben kann auch dem Ordensmeister viel daran gelegen haben, die Fäden selbst in der Hand zu behalten.“ 73 Verschiedentlich läßt Thomas in seiner Korrespondenz die Sorge, ja sogar Mißbilligung der kompro­ mißlosen Haltung Gregors durchblicken: K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 3, S. 6; Nr. 5, S. 8; N r. 6, S. 9; N r. 8, S. 11. Wie F. Fehling, Kaiser Friedrich II. und die römischen Cardinäle in den Jahren 1227—1239, Berlin 1901, zeigen konnte, gehörte Thomas der kurialen Friedenspartei an und stand „in innerem Gegensätze zu seinem Auftraggeber“ (ebd., S. 16 mit Anm. 7). Seine Friedensvermittlungen brachten ihm herbe Kritik bei seinen kurialen Gegnern ein; K. H am pe, Aktenstücke, N r. 5, S. 8; Ceterum multi sunt clerici, qui nituntur impedire concordiam, consueti fecondius in aqua turbata piscari; ebd., Nr. 13, S. 16: Audivi, quod quidam me verbis quasi lapidibus quibusdam impetunt. 74 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 164 f. berichtet, daß der von H er­ mann mit der Treuhandschaft beauftragte Bruder Leonard die 40köpfige Besatzung des Klosters auf den Namen des Hochmeisters einen Treueid schwören ließ. Vgl. auchG. D asse, Hermann von Salza, S. 39 f.

150 fast uneinnehmbare Bergfeste in neutralen oder in den Händen einer päpstlichen Besatzung war. Die Räumung Montecassinos bedeutete für die Kirche den Verlust eines strategisch wichtigen Stützpunktes“ .75 Und in der Tat hatte auch der päpstliche Unterhändler lediglich das Gefühl, einen vertretbaren Kompromiß für beide Seiten erreicht zu haben, wenn er Gregor berichtete, daß nicht alles, doch Wesentliches ge­ lungen sei76. In Begleitung des todkranken Pelagius brach Hermann gleich darauf zu seiner drit­ ten Legation nach Perugia auf77. Bei einer Entfernung von etwa 330 km kann er bei einer angenommenen Tagesleistung von ungefähr 30 km78 und unter Berücksichti­ gung der Hinderung durch einen Schwerkranken nicht vor Mitte Dezember am Sitz des Papstes eingetroffen sein, eher etwa später. Die Verhandlungen, an denen wohl auch wieder Erzbischof Lando von Reggio teilnahm, zogen sich bis in den Januar hin­ ein. Hermann wird sicherlich versucht haben, diesmal ein konkreteres Ergebnis hin­ sichtlich der Bannlösung mitzubringen, doch die Unverrückbarkeit der beiden Stand­ punkte zog die Mission in die Länge. Aus dieser Zeit stammt eine erste Reaktion des Papstes auf die von seiten des Ordens mit Datum 23. 4. 122879 erlangte Verleihung des Kulmerlandes durch den polnischen Herzog Konrad. Gregor forderte von Peru­ gia aus am 18. 1. 1230 die Brüder des Deutschen Hauses ,,in Deutschland und im Preußenland“ auf, die Prußen mannhaft zu bekämpfen und ihnen ihr Land zu entrei­ ßen80. Hermann habe ihm „neulich“ über die Schenkungen Konrads berichtet, näm­ lich „die Burg Kulm mit ihren Pertinenzien und gewisse andere Burgen im Grenzge­

75 F. Fehling, Kaiser Friedrich II., S. 68; W. C ohn, Hermann Von Salza, S. 154 folgt dieser Einschät­ z u n g . 76 Siehe Anm. 68. 77 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 164: Ad quam ipse magister domus Teutonicorum iterum vadit iussu Imperatoris una cum Albanensi episcopo pro quibusdam capitulis, pro quibus inter ipsum et dominum papam discordia erat. In die Verhandlungen selbst hatte der Chronist offensichtlich keinen Einblick. Es muß offen bleiben, ob Pelagius den ganzen Weg bis zum Papst m it­ gemacht hat. Dies hätte die Reisegeschwindigkeit sicherlich beeinflußt. Vielleicht ist er an seinen Bischofssitz Albano Lazio zurückgekehrt und dort an den Folgen seiner Krankheit am 30. 1. 1230 gestorben. Zum Todesdatum vgl. E. G attola, Ad Historiam abbatiae Cassinensis accessiones, tom. 2, Venetiis 1734, S. 851; O. H assler, Pelagius Galvani, S. 95, Anm. 3;P. D onovan, Pelagius, S. 115 mit Anm. 100, der allerdings die Reise zusammen mit Hermann wegen der Krankheit des Pela­ gius verwirft und dessen Tod zu Monte Cassino annimmt. 78 Zu den stark schwankenden Durchschnittsleistungen mittelalterlicher Reisender, die nur mit Annähe­ rungswerten erfaßt werden können, vgl. F. L udw ig, Untersuchungen über die Reise- und Marsch­ geschwindigkeit im 12. und 13. Jahrhundert, Berlin 1897, insbesondere S. 51—60; R. E lze, Uber die Leistungsfähigkeit von Gesandtschaften und Boten im 11. Jahrhundert. Aus der Vorgeschichte von Canossa 1075—1077, in: Histoire comparee de l’administration IVC—XVIIL siecles), Beihefte der Francia 9, 1980, S. 3-10. 79 Preußisches Urkundenbuch 1, N r. 64. 80 Ebd., Nr. 72.

151 biet der Prußen“ .81 Hierzu gab Gregor seine Zustimmung bekannt82, eine förmliche Anerkennung und Inschutznahme des Kulmerlandes als Eigentum des hl. Petrus er­ folgte aber erst 123483. Damit erzielte der Hochmeister einen Durchbruch im bisherigen Schweigen der Kurie bezüglich der preußisch-polnischen Aktivitäten des Ordens. Eine Würdigung von Hermanns Friedensmission und eine Neuorientierung in der Einschätzung des preußischen Missionsfeldes werden dieser wichtigen Etappe der rechtlichen Absiche­ rung des künftigen Ordensstaates zugrunde gelegen haben. Vor dem 12. Januar sind Hermann und Lando zur Berichterstattung von Perugia aufgebrochen. Friedrich hatte sich nach dem Weihnachtsfest von Capua nach Melfi begeben. Dort trafen ihn die beiden Unterhändler, die eine Strecke von etwa 550 km zurückgelegt hatten. Doch es gab kein Ausruhen. Noch im Januar wurden sie erneut an die Kurie gesandt84. Wie aus den Eintragungen in das Perusiner Register Gregors IX. hervorgeht, hatte der Kaiser im Laufe des Januar bereits alle Bedingungen des Friedensentwurfs ange­ nommen, „auch die kirchenrechtlichcn, die für sein sizilisches Reich besondere Be­ deutung hatten“.85 Dennoch wollte Gregor weiterhin auch die lombardischen Inter­ essen gewahrt sehen und machte in einem Brief an seinen Unterhändler Thomas von Capua, der sich um diese Zeit in Suessa aufhielt, nicht näher bezeichnete „andere Hindernisse“ dafür geltend, daß so bald an einen Abschluß noch nicht gedacht wer­ den könnte86. So wurde der Kaiser in seinem Mißtrauen bestätigt, dem Papst käme es vielleicht nur auf Zeitgewinn an und in Wirklichkeit verfolge er weiterhin ganz andere Ziele. In diesem Stadium drohten die Verhandlungen in einer Sackgasse zu enden, zumal Tho­ mas von Capua mit steigender Verärgerung auf seine zunehmende Ausschaltung vom Gang der Unterhandlungen reagierte, immer in der Furcht, dem Kaiser wegen der schwerlich erklärbaren Verzögerungen als Wortbrüchiger zu erscheinen87.

81 Ebd., S. 53. Zum von Hermann wahrscheinlich bewußt Gregor vorgetragenen castrum Colme im Gegensatz zur terra b z w . z u m territorium Colmen vgl. G. L abuda, Urkunden über die Anfänge des Deutschen Ordens, S. 305 ff. 82 Preußisches Urkundenbuch 1, N r. 72, S. 53: ... g ratum non modicum gerimus et acceptum. 83 Ebd., Nr. 108, S. 83 f. 84 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 165: Imperator de Capua se movens, versus Apuliam apud Melphiam vadit, ubi ad eum vadunt Reginus arcbiepiscopus et dictus Teutoni- corum magister a Romana curia redeuntes, qui et iterum misst a Caesare, ad papam vadunt mense Ianuarii. 85 K. H am pe, Aktenstücke, S. 33, Anm. 6. 86 Ebd., Nr. 5, S. 34: Sedpropter Lombardos, quorum multitudo venit ad curiam, et alia impedimenta, que Odern tibi referre poterunt viva voce, citius non duximus procedendum. 87 So bereits im Dezember 1229 (K. H am pe, Aktenstücke, N r. 6, S. 9): ... ut obediencie filium, quem misistis, illa macula non aspergat, quam etiam laicus mei generis non contraxit. Zur Herkunft des Thomas und seinen Lebensverhältnissen siehe ebd., Anm. 2; E. H eller, Der kuriale Geschäftsgang in den Briefen des Thomas v. Capua, in: AUF 13, 1935, S. 198-318.

152 Gegen Mitte Januar bat er Gregor daher um eine Ablösung von seinem Amt oder zumindest um die Entsendung eines Helfers88. Um Thomas zu beschwichtigen89, schickte ihm der Papst Anfang Februar den Kardinalbischof Jakob von Tusculum, den früheren Bischof von Akkon, der ebenso wie Thomas Vollmacht zur Absolution Friedrichs haben sollte90. Seinem Ernennungsschreiben wurde eine c e d u la beigefügt, deren abgeänderte Kautionsklauseln Grundlage für die weiteren Verhandlungen sein sollten91. Die darin enthaltenen Forderungen, die weitgehend auf der geheimen c la u ­ sula clausa bullata vom November 1229 basierten, waren hauptsächlich folgende: a) Damit die Kirche nicht hintergangen werde, solle der Kaiser nicht nur in Wort und Schrift, sondern tatsächlich die Restitutionen vollziehen. b) Wenn er, Friedrich, nicht innerhalb von acht Monaten gewissenhaft für geeignete Bürgen und Zeugen, die im einzelnen genannt werden, Fürsorge trage, solle er von den päpstlichen Legaten Thomas und Jakob sofort wieder mit dem früheren Bann­ spruch belegt werden. c) Diese Bürgen sollten der Kirche „gegen jenen“ bis zur vollständigen Genugtuung beistehen, wenn Friedrich die Gebote der Kirche nicht beachten, den Frieden bre­ chen oder gegen den Kirchenstaat Gewalt ausüben sollte; ferner, falls er innerhalb von drei Monaten, wenn er sich im Königreich Sizilien aufhielt, von vier Monaten im übrigen Italien, von fünf Monaten außerhalb Italiens einer Vorladung zur Süh­ ne nicht nachkommen sollte. d) Falls Friedrich aber für den vorgenannten Modus nicht Fürsorge trage oder vorge­ nannte Landstriche besetze oder verwüste, dann solle er ip so f a c t o der Exkommu­ nikation verfallen. e) Ferner nahm die Kirche Gaeta und S. Agatha so lange mit allen ihren Gütern in ihre Schutzherrschaft, bis besagte Bürgschaften erbracht und ein Ausgleich gefun­ den sei, dem die Kirche ehrenvoll beipflichten könne, sei es durch Tausch oder durch Gestellung von Friedrichs minderjährigem Sohn Konrad unter die Vor­ mundschaft der Kirche bis zur Vollendung von dessen 25. Lebensjahr. Insbesondere die Vorschläge betreffs Gaeta und S. Agatha waren für den Kaiser ganz unannehmbar, und es liegt die Annahme nahe, daß Gregor bewußt die Forderungen

88 K. H am pe, Aktenstücke, N r. 1, S. 19 f. aus der „Summa dictaminis“ des Thomas von Capua; vgl. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 157 mit Anm. 1. Im Monat Januar findet sich eine Lücke im Legationsregister. Wenn Gregors Brief vom 4. 2. 1230 (K. H am pe, Aktenstücke, N r. 5, S. 32) die Antwort darstellt, wird Thomas wegen der Entfernung Suessa-Perugia (etwa 380 km) sein Schreiben eher um den 20. Januar als „gegen Ende Januar“ geschickt haben. 89 Ausdrücklich geschieht dies nochmals mit Schreiben vom 1. 3. 1230; K. H am pe, Aktenstücke, N r. 7, S. 36. 90 Ebd., Nr. 6, S. 34: ... f[redericum] dictum imperatorem et alios iuxta formam vobis traditam absolvendi discretioni vestre auctoritate presentium concedimus facultatem. 91 D ie ceduLz bei K. H am pe, Aktenstücke, S. 34—36; Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, N r . 6159.

153 so hoch schraubte, weil er an einer Wiederaufnahme des Gebannten in die kirchliche Gemeinschaft noch immer nicht interessiert war. So ungünstig standen die Dinge, als Hermann mit Lando gegen die Mitte des Mo­ nats Februar erneut bei Gregor eintraf. Sie können sich nur ganz kurze Zeit in Perugia aufgehalten haben, wenn sie noch im gleichen Monat, wie der Chronist berichtet92, die weite Rückreise zu Friedrich bis nach Apricena (nördl. von Foggia, 650 km) zu­ rücklegten. Keinesfalls nahmen die beiden Unterhändler noch an der Übersiedlung des Papstes nach Rom teil, denn dieser traf erst gegen Ende Februar im Lateran ein, wo er mit großer Freude empfangen wurde93. Die Kürze der eigentlichen Unterhand­ lungen und die fast pausenlosen, mit erheblicher Reitgeschwindigkeit durchgeführten Reisen Hermanns (in ungefähr 30 Tagen von Ende Januar bis Ende Februar etwa 1200 km!), lassen die Schwierigkeiten ahnen, welche die hartnäckige und unnachgie­ bige Position Gregors kennzeichnete. In einem wohl vermutlich Ende Februar 1230 an befreundete und ebenfalls um den Frieden bemühte Kardinäle gerichteten Schreiben — ,,... Ihr umsichtigen Eiferer für die Ehre Gottes und der Kirche, ... ihr Liebhaber der Eintracht, Freunde des Frie­ dens“ 94 - beschrieb der Kardinallegat Thomas von Capua seine Sorge, welche Gefah­ ren der Kirche bei einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen seitens des Kaisers erwachsen könnten. Dann nämlich würden diejenigen im Königreich, die treue An­ hänger der Kirche seien, zugrunde gehen95. Als nun der Ordensmeister sich Anfang März96 zu seiner fünften Gesandtschaft, wiederum mit Erzbischof Lando, nach Rom aufmachte, da war er Träger eines Brie­

'j 92 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 165: Reginus archiepiscopus et magister domus Teutonicorum ab Urbe ad Caesarem revertuntur, quem aput Precinam inveniunt. D a Richard unmittelbar zuvor die Rückkehr des Papstes nach Rom berichtet, ist dort für ihn ab sofort / wieder mit Urbs der Aufenthaltsort Gregors gemeint. 93 Vita Gregorii DC, in: Le Liber Censuum de l’Eglise Romaine, hg. v. L. D uchesne/P .F abre, tom. 2, Paris 1905, cap. 13, S. 2 3 :... circa sui quartianni exitum mensis februarü, ebdomada majoris quadra- gesime prima, in Urbem cum gloria et inextimanda letitia populi exultantis intravit. Das Pontifikats­ jahr ist allerdings das dritte! Die Fastenzeit - quadragesima maior - begann in diesem Jahr am Ascher­ mittwoch, dem 20. Februar. Die erste Woche endete demnach am Dienstag, dem 26. Februar (so auch BFW 6803a); oder, was auch möglich ist, die erste Fastenwoche wird ab Sonntag Invocavit (24. Febru­ ar) gerechnet, dann käme der 25.-28. Februar in Frage. Fiiernach zu berichtigen P o tth ast, S. 730 (postN r. 8494),der die Fastenzeit irrig mit dem 17. Februar beginnen läßt; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 158 mit Anm. 5 und S. 159 mit Anm. 2; K. H am pe, Aktenstücke, S. 15, Anm. 2; Liber Censuum 2, S. 22, Anm. 1. Entgegen Cohn und Hampe urkundete Gregor letztmals nicht am 22. Fe­ bruar zu Perugia, da das fragliche Schriftstück in das Jahr 1229 zu setzen ist (P otthast, N r. 8346). 94 K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 12, S. 15 f„ zeitgleich mit ebd., N r. 11, S. 14 f. C. R odenberg, Vor­ verhandlungen, N r. 91, S. 185 f. datiert März 1229, was ein Druckfehler sein muß. Gregor antwortete bereits am 1. März (K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 7, S. 36 f.) vom Lateran aus! 95 Ebd., Nr. 12, S. 16: ... peribunt Uli de Regno, qui ecclesie adheserunt . . . . 96 N icht Ende März, wie W. C ohn, Hermann von Salza, S. 160 annimmt; dies als Folgerung aus dem weiterhin Geschilderten. Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 165: h eru m autem predicti Reginus archiepiscopus et magister domus Teutonicorum ad papam redeunt . . . .

154 fes, in dem Friedrich auf die ehemals freundlichen und guten Beziehungen zwischen ihm und dem damaligen Kardinalbischof Hugolin von Ostia, dem jetzigen Papst, an­ spielte, wohl im Gegensatz zu dessen nun gezeigter Hartherzigkeit97. Unterwegs trennte sich Hermann von Lando. Letzterer reiste auf direktem Wege über Ceprano nach Rom. Hermann aber nahm den Weg über das abtrünnige Gaeta, wo er mit dem von Suessa herübergekommenen Thomas zusammentraf, um mit ihm gemeinsam zur Kurie weiterzureisen98. Dort nun bahnte sich durch die Ankunft einer größeren Anzahl von Fürsten vor­ nehmlich aus dem süddeutschen Raum, die auf Anforderung des Kaisers99 in der ersten Märzhälfte in Rom eingetroffen waren, ,,die entscheidende Wendung in den Beziehungen ihrer beiden Oberherren“100 an. Als Haupthindernis auf dem Weg zum Frieden hatte sich in den letzten Wochen die Frage der Rückkehr Gaetas unter die Botmäßigkeit des Kaisers herauskristallisiert. Sie war zu einer beiderseitigen Prestigeangelegenheit geworden, da Gregor am 20. 6. 1229 die Bürger der Stadt in seinen Schutz genommen und erklärt hatte, sie auf immer bei seinem d e m a n iu m halten zu wollen101. Weiterhin verlieh er ihnen Freiheiten, wie sie auch Anagni von der Kurie erhalten hatte und gestand den Gaetanern unter anderem das Recht zu, Silbermünzen mit dem Namen des Papstes zu prägen102. Diese weitgehenden Zusicherungen erschwerten eine Rückgabe der Stadt an den Staufer um so mehr, als es kaum denkbar erschien, daß sie ohne erhebliche Beeinträchtigung des Ansehens der Kurie rückgängig gemacht werden konnten. Andererseits wollte auch der Kaiser einem Ausscheren aus seinem Herrschaftsverband nicht tatenlos Zusehen103.

97 Dies erhellt aus Gregors Brief gegen Ende März 1230; K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 8, S. 38: ... sensimus adeo te mirari, quod ad quendam loquendi modum insolitum prorupisti, asserens te quasi credere nos non retinere personam episcopi Hostiensis et egisse aliqua, que Ule aliquando non temptas- set. 98 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 165:... et alter eorum scilicet magister domus Teutonicorum Caietam vadit, cum quodictus cardinalis reditad Urbem, W. Cohn, Hermann von Salza, S. 160, Anm. 5 zitiert zwar die Quellenstelle, negiert aber die Trennung von Lando. 99 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon ad a. 1229, M GH SS rer. Germ. [216], S. 126: Super causis vero, que inter ipsum et papam vertebantur, diffiniendis advocavit principes Alamannie, ut venirent in Italiam, videlicet patriarcha Aquilegensis, archiepiscopus Salzburgensis, episcopus Ratispo- nensis, Leopaldus dux Astrie et dux Dalmatie et Histrie. Weitere Belege bei E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 181 f., Anm. 2. 100 Ebd., S. 182. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 161 meint ungenau „nach der ersten Märzhälfte“ ; Potthast, Nr. 8494 (14. März). 101 K . H a m p e , A k te n stü c k e , N r . 2 , S. 86. 102 Ebd., Nr. 4, S. 88. 103 Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 183.

155 Daher wurde unter dem Vorsitz des nach Rom zurückbeorderten Kardinalbischofs Jakob von Tusculum eine Kommission, bestehend aus drei weiteren Kardinälen und den anwesenden deutschen Fürsten, gebildet104. Möglich, daß auch Thomas von Capua Mitglied jener Kommission war105. Da Her­ mann von Salza jedoch, obwohl er bestens in den laufenden Gang der Dinge einge­ weiht war, sicherlich in weit höherem Maße als die nun hinzugezogenen deutschen Fürsten, nicht zu den Beratungen hinzugezogen wurde, kann man vermuten, daß er in diesem Stadium im wesentlichen der kaiserlichen Seite zugeordnet wurde106 107. Die Ergebnisse der Kommissionsberatungen werden wohl in den Friedensvertrag Eingang gefunden haben, mit dem die deutschen Fürsten zusammen mit Hermann und Lando sich Ende März von Rom in Richtung Apulien aufmachten. Bei dieser Ge­ legenheit hat der Hochmeister den Brief Gregors an Friedrich — er enthält keine Anre­ de, keinen kaiserlichen Titel, überhaupt kein Herrscherattribut — mitgenommen, in dem jener mahnte, aufgrund der neu unterbreiteten Vorschläge108 aufrichtig zum Vollzug des Friedens zu schreiten. Am 7. April wurde in Foggia mit dem Kaiser das Osterfest gefeiert109. Die Reise muß daher wiederum in großer Eile vonstatten gegan­ gen sein. Die Unterredungen am Hofe Friedrichs sind in ihren Einzelheiten nicht überliefert. Sie erbrachten aber als sichtbares Ergebnis eine Botschaft an Gregor, die zu überbrin­ gen sich Hermann mit den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern nach dem 18. April aufmachte110. Darin teilte Friedrich dem Papst mit, er habe die von den deut­ schen Fürsten mündlich und schriftlich übermittelten Vorschläge sorgfältig geprüft und wolle sich an alle Abmachungen halten, die der Patriarch Berthold von Aquileja, die Erzbischöfe Eberhard von Salzburg und Lando von Reggio, der Bischof Siegfried von Regensburg, der Herzog Leopold von Österreich und Steiermark und der Hoch­ meister Hermann bei ihm aushandeln würden111. Dies kam einer Vollmacht gleich und wertete die Position der Vermittler auf. Die Gesandtschaft ging über Monte Cas- sino, wo Herzog Leopold und Hermann dem Abt Landulf ein kaiserliches Schreiben

104 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 165: Dictus Tusculanus revocatur ad Urbem; qui cum tribus aliis cardinalibus et cum principibus Alamannie supradictis pacis bonum inter papam et Cesarem electi specialiter tractaverunt. 105 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 183, Anm. 2 hält dies für „wahrscheinlich, da er bald darauf zu den entscheidenden Verhandlungen mit Friedrich abgeordnet wurde“ . 106 Vgl. die Überlegung bei K. H am pe, Aktenstücke, S. 33 mit Anm. 2. 107 Ebd., Nr. 8, S. 38 f.; Les Registrcs de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 6162. 108 K. H am pe, Aktenstücke, S. 39, Anm. 2. 109 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G aru fi, S. 166: Mense Aprilis duces predicti cum Regino archiepiscopo ac magistro domus Teutonicorum redeuntes a paptz cum tractatu et formet concordie, in Apuliam ad Caesarem vadunt, ubi cum eo apud Fogiam pascha Domini celebrant. 110 Ebd.; vgl. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 162 f. mit Anm. 7. 111 K. H am pe, Aktenstücke, N r. 12, S. 44; Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 6167: . . . patemitatem vestram attentius exorantes, quatinus ea, que vobis cx parte nostra dixerunt, firmiter credere debeatis, scituri nos ratum habituros et firmum, quiequid ipsi duxerint faciendum.

156 überbrachten, in dem ihm und den Mönchen eine Amnestie für alle Beleidigungen ausgesprochen wurde, die seit dem Beginn des Streits dem Kloster widerfahren wa­ ren112. Von den ernsten Absichten Friedrichs und seiner Bereitschaft, den Forderungen der Kirche nachzukommen, hatten sich nun auch eine Vielzahl bedeutender Persön­ lichkeiten des Reichs überzeugen können. Deren Einflußnahme verfehlte ihre Wir­ kung bei Gregor nicht, als sie in der ersten Maihälfte in Rom die Resultate ihrer Un­ terhandlungen mitteilten. Der Papst war nun endlich bereit, Friedrich vom Banne zu lösen. Hermann wurde von den deutschen Fürsten zu Friedrich vorausgeschickt, dem er wohl noch zu Foggia melden sollte, daß zwei Kardinale, nämlich Johann, Bischof von Sabina, und Thomas von Capua zur Absolution nach Capua unterwegs seien, wohin sich der Kaiser umgehend begeben sollte113. Schon hatten sich die Kardinäle bis auf zwanzig Kilometer Capua genähert, als sie zu Teano von der kaiserlichen Strafmaß­ nahme gegen drei Städte der Capitanata erfuhren. Die Gräben von Foggia, San Severo und Casalnuovo waren zugeschüttet, ihre Mauern „bis auf den Erdboden“ niederge­ legt worden114. Die Motive für dieses Vorgehen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt sind schwer ersichtlich. W. Cohn merkt hierzu an: „Man hat entschieden den Eindruck, daß der Friedenswille des Kaisers in Abwesenheit des Ordensmeisters nachließ und das verletzte kaiserliche Machtgefühl zum Durchbruch kam“.115 Auf jeden Fall war durch diese Aktion sofort alles wieder gefährdet. Die beiden Kardinäle gingen nach San Germano zurück, die sie begleitenden Prälaten des König­ reichs, Maßnahmen des Staufers auch gegen sich selbst fürchtend, gar über die Grenze bis nach Ceprano116. Erregt schrieb Gregor mit Datum vom 29. Mai an Johann von Sabina und Thomas von Capua, welch tiefes Mißtrauen an der Kurie Friedrichs Vorgehen hervorgerufen habe. Dennoch ermächtigte er sie, nach erteilter Genugtuung „den gegebenen ... An­ weisungen gemäß im Namen Gottes“117 fortzufahren. Aus einer diesem Schreiben beigefügten c e d u la läßt sich entnehmen, welche Rolle Hermann in diesen Monaten in Friedrichs Diensten übernommen hatte. Dort nämlich heißt es mit Hinweis auf eine Gregor kürzlich durch den Hochmeister zugestellte Nachricht: „Betreffs des abzule­ genden Eides hat er (d.i. der Kaiser), wie Eurer Heiligkeit bekannt ist, in bezug auf die völlige Schonung derer, die gegen ihn gehandelt haben, im Anfang nachdrück-

112 Das Schreiben als Insert bei Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 166; HB 3, S. 177; BF 1784. 113 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 166. 114 Ebd., S. 167. 115 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 164 f,, Anm. 4; anders E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 185. 116 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167. 117 K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 9, S. 41.

157 liehen Widerstand geleistet; aber nach ausführlicher Darlegung der Gründe haben wir ihn soweit gebracht, daß, wie wir glauben, daran das Friedenswerk nicht scheitern wird“.118 Hier wird faßbar, welch bedeutenden Einfluß der Meister des Deutschen Hauses bei Friedrich geltend machen konnte. Es ist bekannt, in welchem Maße das Selbstver­ ständnis des Staufers ihn selber der Masse seiner Untertanen entrückte und das Be­ wußtsein der eigenen Abstammung sich gerade in der Zeit nach dem erfolgreichen Kreuzzug sinnenfällig niederschlug119. Doch die Versicherung Hermanns, daß der Eid, der die Durchführung der Amnestie verbürgen sollte, vom Kaiser geleistet wür­ de, war offensichtlich für Gregor ausschlaggebend, die Kardinäle zu beauftragen, in ihren Bemühungen fortzufahren120. Am 30. Mai121 fand die Zusammenkunft Friedrichs mit den päpstlichen Abgesand­ ten Johann und Thomas in Capua statt, doch verweigerte der Kaiser die Annahme des Vertrags, „weil die Kirche S. Agatha und Gaeta behalten wollte“ .122 Daraufhin gin­ gen die Kardinäle nach Suessa, wo sie mit Vertretern der Gaetaner die Frage der frei­ willigen Unterwerfung besprachen. An dieser Konferenz nahm auch der kaiserliche Großhofrichter Petrus von Vinea teil123. Doch Gaeta verweigerte den ihm nahegelegten Schritt der Übergabe. Daher wurde in San Germano in Gegenwart einer großen Anzahl von Würdenträgern weiterver­ handelt, „aber an jener einen Frage drohte alles zu scheitern“.124 Gregor war ent­ schlossen, daraufhin die Verhandlungen abzubrechen. Er teilte Johann und Thomas am 6. Juni mit, sie möchten sich, falls auf der Grundlage des ausgearbeiteten Entwurfs kein Abschluß erzielt werden könne, von den anwesenden deutschen Fürsten schrift­ lich geben lassen, daß Friedrich den vereinbarten und nach Versicherung der Vermitt­ ler von ihm grundsätzlich angenommenen Entwurf zu erfüllen verweigere125. Wiederum sollte Hermann das schier unmöglich Erscheinende doch noch errei­ chen. Wahrscheinlich von Capua aus, wo der Kaiser noch bis etwa zum 25. Juni weil­ te126, reiste er mit dem Bischof Nikolaus von Reggio-Emilia, der im vergangenen September wiederholt im Aufträge Gregors zwischen den reichstreuen und den in der

118 Ebd., S. 41, Anm. 3. Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, N r. 6164: De facienda sacra- mento, quod vestra sanctitas novit, ut pleniter parcatur illis, qui fecerunt aliquid contra ipsum, in principio fortiter restitit; sed, ostensis ei diversis rationibus, sic eum induximus, quod, sicut credimus, ob hoc pacis negotium non frangetur. 119 Vgl. z.B. H. M. Schaller, Das Relief an der Kanzel von Bitonto siehe oben S. 137, Anm. 84. 120 Die Folgerungen bei W. C ohn, Hermann von Salza, S. 165 f. hinsichdich Hermanns Rolle sind allzu emphatisch. 121 BF 1790b. 122 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167. 123 E b d . 124 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 185 f. 125 K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 10, S. 41 £.; Les Registres de Gregoire IX, hg, v. L. A uvray, N r . 6165. 126 BF 1793. Vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 69.

158 Liga zusammengeschlossenen Lombardenstädten vermittelt hatte127, zum Papst. Vor dem 3. Juli128 trafen sie im Lateran ein. Wenn auch Richard von San Germano zu dieser siebten Mission bemerkt: sie kehr­ ten ohne Ergebnis zurück129, so brachten die beiden Unterhändler damals doch offen­ sichtlich neue Kompromißvorschläge mit130, die Gregor nicht unannehmbar erschie­ nen131. Danach hat er die Kautionsklausel, die c e d u la vom 4. 2. 1230, abgeändert, an die Kardinallegatcn nach San Germano überwiesen und sie angehalten, die Zustim­ mung Friedrichs zu diesen neuen Formulierungen einzuholen132. Die Zweigleisigkeit der übermittelten Botschaften wird hier deutlich. Hermann als kaiserlicher Diplomat war Überbringer von Botschaften, Vermittlungsvorschlägen, Bereitschaftserklärun­ gen und ähnlichem. Instruktionen von Gregors Seite gingen jedoch immer über seine Legaten, auch wenn der umständlichere Schriftweg notwendig war. Nur diese per­ sönlich waren befugt, Zustimmung oder Ablehnung einzuholen, trotz der vorhande­ nen Möglichkeit, des Hochmeisters unermüdliche Reisetätigkeit auch für die Kurie nutzbar zu machen. Die Einschaltung der deutschen Fürsten erwies sich in diesen Tagen als entschei­ dende Hilfe, denn aus einem Schreiben vom 3. Juli läßt sich entnehmen, daß sie das päpstliche Ansinnen vom 6. Juni von einer Lösung der Gaeta-Frage abhängig gemacht hatten. Vorher waren sie zu einer Bürgschaftsleistung nicht bereit133. Nun aber, da sich Hermann (mit Nikolaus?) ein achtes Mal nach Rom aufmachte, wurde dort in langwierigen Konsistorialverhandlungen die endgültige Fassung des Vertrags be­ schlossen134. Offenbar waren die zuletzt von Hermann überbrachten Vorschläge Friedrichs nur notgedrungen - „wegen zahlreicher Beschwernisse und bedrohlicher Gefahren“ - angenommen worden, „wobei man an die neuen Kriegsrüstungen Fried­ richs, seine Versuche zur Spaltung des Lombardenbundes durch Verbindung mit Cre- mona und andere Bedrängnisse der Kurie zu denken hat“.135

127 BFW 13040. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 162. 128 Zum Datum vgl. K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 13, S. 44 f. mit Anm. 4. 129 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167: qui cum sine effectu redirent. 130 Gregor in seinem Schreiben vom 3. 7. 1230 an die in San Germano sich aufhaltenden Kardinäle Johann von Sabina und Thomas von Capua (K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 13, S. 45): Per venerabilem quoque fratrem nostrum . . . Reginum episcopum nobis quandam cedulam destinastis, per quam totam fere formarn vidimus immutatam. Als Überbringer fungierte Bischof Nikolaus von Reggio-Emilia, der wohl mit Hermann, welcher von Gregor hier nicht erwähnt wird, über San Germano nach Rom gegangen sein dürfte. Hiernach zu korrigieren Hampe, ebd., S. 45, Anm. 2, nach dem „Friedrich und die Fürsten ... neue Kompromiß Vorschläge in der Gaetafrage durch die Kardinäle" hatten übermitteln lassen. 131 E b d . 132 Ebd., S. 45: et ideo ipsam (seil, quandam cedulam) sub bulla nostra vobis mittimus interclusam. 133 Ebd., S. 44 f.: ... ut principes, etiam absoluta principe, velint cautionem prestare petitam, nisiprius inventa sit via, et sic sine treugua et pace hü, qui adheserunt ecclesie, expositi videbuntur. 134 Ebd., Nr. 15, S. 47 ff. 135 Ebd., S. 48, Anm. 2. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 184 f.

159 Die Gaeta-Frage wurde ausgeklammert und sollte innerhalb eines Jahres gelöst werden, wenn nicht beide Seiten sich über eine Verlängerung einig würden136. Auch war der Papst, um die Bannlösung zu beschleunigen, jetzt bereit, die fürstliche Bürg­ schaftsleistung erst nach vollzogener Absolution zuzugestehen, wenn sie diese vorher eidlich zusicherten137. Am 11. Juli138 verließ Gregor Rom und begab sich nach Grottaferrata. Möglich, daß Hermann ihn bis dort begleitete139. Dann aber machte er sich mit den Bischöfen Lando und Nikolaus, dem Abt von Casamari und dem Dominikanerprior Gualo, der bei dieser letzten Vermittlung als Vertrauensmann der Kurie eine wichtige Rolle spiel­ te, auf, um dem Kaiser den Friedensvertrag zu überbringen. Am Abend des 18. Juli nahm Friedrich den Vertrag durch eidliche Erklärung des Gehorsams gegenüber der Kirche vor Gualo an, woraufhin die Glocken aller Kirchen in San Germano zum Zei­ chen der Freude zu läuten begannen140. Mit der Versicherung Friedrichs, er gehe nun gemäß der Anweisung der beiden päpstlichen Legaten und dem Rate der Reichsfürsten an die Ausführung des Überein­ kommens, und der Bitte, Gregor möge in eine näher gelegene Gegend Kampaniens zwecks leichterer Erreichbarkeit für die Fürsten kommen, eilte Gualo mit erstaun­ licher Reisegeschwindigkeit nach Grottaferrata zurück, wo er bereits am nächsten Tag, dem 20.' Juli, bei Gregor eintraf (etwa 120 km)141. In Anspielung auf die Worte der Söhne Jakobs (Gen. 45, 26) „Wir hörten, daß Josef, unser Sohn, noch lebt“ gab

136 Vgl. die Cedula bei K. H am pe, Aktenstücke, N r. 15, S. 48 f. (Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, Nr. 6171):... Gaietam et alias terras et personas, sicut scriptum est in form a pacis vobis tradita, ecclesia tenere debeat ad manus suas, donec via inveniatur, que cum honore ecclesie valeat acceptari: primo tractetur de communi bona voluntate de via invenienda super facto predicto; et quia ipsum negotium in se arduum est, et hinc inde muhe difficultates occurrunt, annus ad hoc detur, nisi antea via valeat inveniri; ad quam inveniendam curam et sollidtudinem volumus adbibere, nec terminus nisi de consensu partium ulterius prorogetur. 137 Ebd., S. 49: Principes etiam ecclesiastici et seculares hic presentes ante absolutionem eins iurabunt procurare bona fide, quod Imperator predicta servabit et contra non veniet. 138 Am 10. Juli urkundet er noch im Lateran (P o tth ast, Nr. 8587), am 12. ist er bereits in Grottaferrata (K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 15, S. 47). 139 Vgl. über den in der Tat auffällig langen Zeitraum bis zum Eintreffen Hermanns und der anderen Boten bei Friedrich in San Germano (etwa 11. —18. Juli), eine Strecke (Grottaferrata — San Germano), für die Gualo sofort anschließend nur knapp zwei Tage benötigte, die Überlegungen bei W . C ohn, Hermann von Salza, S. 167, Anm. 5. Merkwürdig auch der mit Datum 14. 7. 1230 an Lando und Hermann von Gregor nachgesandte Brief betreffs Geleitschutz für Abgesandte Gaetas und S. Agathas (K. H am pe, Aktenstücke, N r. 20, S. 54 f.), da die beiden ihn doch soeben erst verlassen hatten! 140 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167; K. H am pe, Aktenstücke, N r. 16, S. 50 f. 141 Ebd., Nr. 16, S. 50 f. und Anm. 2, S. 51. Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167: ... et idem frater Gualo ad papam, quem aput Anagniam repperit, sub festinantia rem eavit. Gregor befand sich aber zu dieser Zeit noch mit Sicherheit in Grottaferrata: K. H am pe, Aktenstücke, Nr. 17, S. 51 mit Anm. 1. Daß Hermann bei der Abfassung dieses Schriftstücks „si­ cher mitgewirkt habe, wie W. C ohn, Hermann von Salza, S. 168 f. behauptet, ist reine Vermutung.

160 der Papst seiner Freude über die Annahme des Vertragswerks Ausdruck142. Sofort wurden nun die festgelegten Kautionsleistungen eingeleitet. Friedrich wies am 20. Juli den Erzbischof von Salerno an, das dessen Kirche gehörende Castrum Olibani dem Hochmeister zu überantworten, der es bis zum vollständigen Frieden in seiner Obhut halten sollte143. Weiterhin übernahm Hermann die bereits im ersten Entwurf vom 10./11. November genannten Burgen zuzüglich einer Burg westlich von Benevent so­ wie Rocca Capua, M addaloni, Caiazzo und castmm Suessa 144 145. Am 23. Juli beschwor der Staufer in der Hauptkirche von San Germano vor einer großen Anzahl kirchlicher und weltlicher Würdenträger und einer Menge Volkes öf­ fentlich, die gegebenen Zusagen zu halten. Sicherlich wird auch Hermann von Salza zugegen gewesen sein, auch wenn der Chronist in seiner namentlichen Aufzählung der Anwesenden ihn nicht erwähnt14s. Eine sämtliche Einzelheiten umfassende Vertragsurkunde ist nicht erhalten, schwerlich überhaupt aufgesetzt worden146 147. Im Hauptregister Gregors IX. finden sich aber unter dem Titel Forma Paris inter Ecclesiam Romanam et Im peratorem 147 22 Aktenstücke über einzelne Punkte des Abkommens aus der Zeit vom Juli bis Oktober 1230. Die hieraus sich ergebenden wichtigsten Bestimmungen sind folgende: a) Friedrich erteilte allen Deutschen, Lombarden, Toskanern, Sizilianern, Franzosen und allen anderen, die der Kirche gegen ihn beigestanden hatten, volle Amnestie und versprach, weder die Mark Ancona noch den Dukat Spoleto oder andere Ge­ biete des Patrimoniums anzugreifen. b) Betreffs der Städte Gaeta und S. Agatha und aller anderen Städte des Königreichs, die noch auf kirchlicher Seite verharrten, sollte durch Übereinkunft oder mit Hilfe eines Schiedsgerichts ein Weg gefunden werden, wie besagte Städte, ohne die Ehre der Kirche zu verletzen, unter kaiserliche Herrschaft zurückkehren könnten. c) Die Reichsfürsten Berthold, Patriarch von Aquileja, Erzbischof Eberhard von Salzburg, Bischof Siegfried von Regensburg und die Herzoge Leopold von Öster­ reich und Steiermark, Bernhard von Kärnten und Otto von Meran verpflichteten sich für die eingegangenen Bestimmungen zur Bürgschaft. Bei Verletzung durch den Kaiser wollten sie der Kirche zu deren Erfüllung uneingeschränkten Beistand leisten. d) Die Kardinallegaten Johann von Sabina und Thomas von Capua erlegten dem Kai­ ser betreffs Freiheit der Wahlen, Postulationen und Bestätigungen für die Kirchen und Klöster im Königreich Sizilien Gebote gemäß den Bestimmungen des vierten

142 K. H am pe, Aktenstücke, N r. 17, S. 51. 143 BF 1794; HB 3, S. 201 f. 144 K. H am pe, Aktenstücke, N r. 4, S. 60 f. und Nr. 8, S. 67; Nr. 7, S. 66 und Nr. 17, S. 76. 145 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 167 f. 146 Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 187, Anm. 2. 147 K. H am pe, Aktenstücke, S. 57—84; Les Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, N r. 410—421.

161 Lateranums von 1215 auf. Templern, Johannitern und anderen geistlichen Perso­ nen sollte Genugtuung gegeben werden. e) Niemand durfte fortan im Königreich Sizilien von den Kirchen, Klöstern, Kleri­ kern und anderen geistlichen Personen oder deren Besitztümern mehr Steuern oder Kollekten erheben. Geistliche durften in Zivil- oder Kriminalsachen von einem weltlichen Richter nicht belangt werden, außer wegen Lehnsangelegenheiten im Zivilgericht. Zusammen mit dem Kaiser wird sich Hermann gegen den Abend des 31. Juli nach Aquino148, am Tage darauf nach Rocca d’Arce begeben haben149. Am 5. August schlug man Ceprano gegenüber, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kirchenstaat, ein Lager auf150. Im Laufe des August wurden eine Reihe von Einzelfragen geklärt, die in der form a pacis ihren Niederschlag fanden. Erst dann wurde am 28. August in einer Kapelle im Lager vor Ceprano die Bannlösung vollzogen151.

148 BF 1805b. 149 BF 1805c. 150 BF 1807a. 151 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 171; K. H am pe, Aktenstücke, N r. 19, S. 77 ff.

162 VII. A d honorem D ei et ecclesie ac imperatoris eins dem1

Den sichtbaren Höhepunkt seiner Wirksamkeit als Vermittler zwischen Kaiser und Papst, die Anerkennung der geleisteten Dienste von beiden Seiten und die symbolhaf­ te Aufwertung seines Amtes als friedenstiftendes Element in zentralen Belangen des Verhältnisses von Imperium und Sacerdotium stellt die Begegnung zwischen Gregor und Friedrich dar, die wenige Tage nach der Bannlösung am 1. September 1230, einem Sonntag, in Anagni stattfand und bei der nach einem Friedensmahl in einer sich anschließenden vertraulichen Unterredung allein der Hochmeister hinzugezogen wurde2. Wenn dabei Hermann, der im Gefolge Friedrichs in die Vaterstadt Gregors hinauf­ gestiegen war, für würdig erachtet wurde, den ausführlichen Beratungen der beiden christlichen Häupter beizuwohnen, so war dies nicht nur eine Auszeichnung für das in der Vergangenheit Geleistete, sondern, wie sich zeigen sollte, auch eine richtung­ weisende Geste für die folgenden Jahre bis zur Schlacht von Cortenuova am 27. 1 1 . 1237. Während der nächsten sieben Jahre finden wir den Hochmeister in rastlosem Ein­ satz für die Reichspolitik, aber auch für die Belange seines Ordens. Es scheint gerade­ zu ein Charakteristikum seiner Tätigkeit gewesen zu sein, daß es ihm immer wieder gelang, gleichsam mit leichter Hand das eine mit dem anderen zu verbinden. Im Mit­

1 Aus drei ähnlich lautenden Briefen Gregors IX., alle mit Datum 27. 9. 1231, in denen der Hochmei­ ste r, cuius circumspectionis industria reddit ipsum merito gratiosum, als kaiserlicher Gesandter zur Herstellung des Friedens mit den Lombarden empfohlen wird: M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 4 5 6 -4 5 8 . 2 So nach Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 171: Mense Septembris, prima die mensis eiusdem qui fuit dies Dominicas, Cesar invitatus a papa, cum esset in castris in pede Anagnie, magnifice comitatus a cardinalibus et nobilioribus ciuitatis intrauit Anagniam, et eo die cum papa sedit in mensa et solus cum solo, magistro tarnen Teutonicorum presente, in papali camera, consilio longo se tenuere diu. Auch die Vita Gregorii IX, hg, v. P. Fabre/L. Duchesne, in: Le Liber Censuum de l’Eglise Romaine, vol. 2, Paris 1905, S. 22 berichtet über den Besuch Friedrichs in Anagni und das gemeinsame Mahl, ohne allerdings Hermann zu erwähnen. Ebenso das päpstliche Schreiben von Anfang September bei HB 3, S. 228 f. und der Bericht Friedrichs ebd., S. 227 f.

163 telpunkt all seiner Bemühungen stand dabei ohne Zweifel die im Frieden von San Ger- mano/Ceprano ungelöst gebliebene Lombardenfrage. Die Unterwerfung der Liga hatte Friedrich nie aus den Augen verloren. Auch das vorübergehende Einlenken Gregors, der in der Ketzerbewegung in Oberitalien wie der Kaiser eine Gefahr sah, konnte den Staufer nicht von seinem Vorsatz abbringen, die unbotmäßigen Kommunen ein für alle Mal ihrer Selbständigkeit zu berauben. Fiermann stand hier als bewährter Diplomat an einer Front, die eigentlich ganz abseits von seinem Hochmeisteramt lag. Doch es zeigte sich nun immer deutlicher, daß seine bereits 1226 in der Lombardenproblematik erprobte und sodann verstärkt 1229/30 zur vorübergehenden Aussöhnung zwischen Friedrich und Gregor führende Ver­ handlungskunst eine Eigendynamik entwickelte, die seine Kräfte zunehmend auf dem Felde der großen Politik absorbierte, so daß die wohl massiv geäußerte Kritik von sei­ ten führender Amtsträger des Ordens auf dem Marburger Generalkapitel im Juni 1237 schließlich als fast logische Konsequenz erscheint. Noch sechsmal hat sich Hermann in den dreißiger Jahren nachweislich in Deutsch­ land aufgehalten, einmal (Februar/März 1231) offensichtlich in der Angelegenheit des verlorenen Burzenlandes für kurze Zeit am ungarischen Königshof, wahrscheinlich zweimal im Heiligen Land. Die übrige Zeit reiste er fast pausenlos in Verhandlungen durch Italien. Spanien hat er, trotz Forstreuters Behauptung, sicherlich nicht betre­ ten3. Die großen Linien dieser schon allein in physischer Hinsicht außergewöhnlichen Bemühungen sollen im folgenden in gedrängter Form nachgezogen werden.

3 K. F orstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, S. 90 ff. will aus der von Ferdinand III. von Leon und Kastilien am 20. 9. 1231 ausgestellten Urkunde für den Deutschen Orden, in der diesem zu Santo Domingo de Silos die Ortschaft Higares (nordöstlich von Toledo) geschenkt wurde, eine Anwe­ senheit des Hochmeisters ableiten. Angeblich wird damit „eine fühlbare Lücke in seinem Itinerar aus­ gefüllt“. Diese Annahme ist unhaltbar. Hermann hielt sich um diese Zeit in Italien auf. Am 27. 9. 1231 fertigte Gregor IX. drei Schreiben aus, in denen er ausdrücklich die vom Hochmeister in kaiserlichem Auftrag durchzuführende Befriedungsaktion der Lombarden zwecks Abhaltung eines Reichstags in Ravenna am 1. November des Jahres unterstützte (Die Schreiben wie Anm. 1). Daß in dieser prekären Situation Hermann „Anfang September, oder schon im Laufe des August, wohl auf dem Seewege, der ihm als einem alten Orientfahrer vertraut war, etwa von Pisa aus nach Spanien segelte“, um „ein klei­ nes Geschenk, als Zeichen der Freundschaft“ zu erlangen, ist mehr als unwahrscheinlich. Forstreuter wiederholte seine Ansicht in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 8, Berlin 1969, S. 639 (s. v. Hermann v. Salza). Vgl. zur Haltung Gregors IX. im September 1231 auch den Exkurs bei E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 503 f. In diversen kunstgeschichtlichen Abhandlungen hat N . von H o lst ebenfalls eine Anwesenheit des Hochmeisters in Spanien postuliert, und zwar 1222 und erneut im Herbst 1231. Vgl. zuletzt ders., Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten von Jerusalem bis Sevilla, von Thom bis Narwa, Berlin 1981, S. 55 ff. Das interessante Abbildungsmaterial kann allerdings die gravieren­ den Schwächen in der Darstellung historischer Zusammenhänge und zahlreiche wilde Spekulationen kaum überdecken.

164 1. Im Einsatz zur Beilegung des Lombardenkonflikts

Von einem kurzen Aufenthalt in Deutschland und Ungarn4 im Winter 1230/31 kehrte der Hochmeister im April des Jahres 1231 zum Kaiser nach Apulien zurück5. Um diese Zeit nahm Friedrich seine Bestrebungen des Jahres 1226 hinsichtlich der lombar­ dischen Städteliga wieder auf. Am 18.5. ermahnte ihn Gregor, sich nicht dazu verlei­ ten zu lassen, „gegen die Lombarden nicht rechtmäßig sondern gewaltsam“ vorzuge­ hen, vielmehr ihm selbst das Versöhnungswerk zu überlassen und seinen Vorschlägen zu folgen6. Friedrichs Antwort war die Ankündigung eines Reichstags auf den 1. November, der in Ravenna abgehalten werden und zur Befriedung des ganzen Imperiums, inson­ derheit des Status Italie, dienen sollte7. Im August wurde Hermann in die Lombardei vorausgeschickt, um das Terrain zu sondieren und zu erwartende Schwierigkeiten auszuräumen8. Zu eben dieser Zeit ließ der Kaiser in Melfi die neugefaßten Konstitutionen für sein süditalisches Königreich publizieren9, ein Hinweis auf den überaus weitgespannten Horizont seines politi­ schen Handelns, das gleichzeitig und mit energischer Hand an mehr als einem Brenn­ punkt einzugreifen imstande war. Die Mission des Hochmeisters in Reichsitalien scheiterte, obwohl sie von Gregor in brieflicher Form an lombardische Bischöfe und Direktoren des Bundes gutgeheißen wurde10, und Friedrich Gregor offensichtlich zwischenzeitlich von seinen friedlichen Absichten bei dem geplanten Zusammentreffen mit seinem Sohne Heinrich (VII.) und

4 Den Aufenthalt am ungarischen Königshof belegt das päpstliche Schreiben an Bela, den Sohn Königs Andreas II. von Ungarn, mit Datum 26. 4. 1231: UB zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen 1, hg. v. F. u. K. W. Zim m erm ann, Nr. 59, S. 51; P otthast, Nr. 8729. Vgl. G. E. M üller, Die Ursachen der Vertreibung des Deutschen Ordens aus dem Burzenlande und Kumanien im Jahre 1225, in: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 48, 1925, S. 61; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 180 f. 5 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 174. 6 MGH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 440; BFW 6852. 7 BF 1882; HB 4.1, S. 267: desiderio summo zelantes ad honorem Del et imperialem gratiam pacem universalem imperii reformare, disponere statum Italie prosperum et tranquillum, sedare discidia civitates inter et extra ferventia et inter vicinos populos omnem turbinem et odii fomitem amovere. W . C ohn, Hermann von Salza, S. 186 nimmt irrtümlichVen 1. Januar als Termin des Reichstags an. 8 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 176. 9 Ebd., unmittelbar anschließend. 10 Vgl. seine Briefe M G H Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 452, 454-458.

165 den Reichsfürsten z u überzeugen gewußt hatte11. Bereits im Juli aber war die Liga nach voraufgegangenen Auflösungstendenzen wieder näher zusammengerückt, und angesichts der Pläne des Staufers wurde zu Bologna am 26. 10. der Bund erneut be­ schworen12 und eine Gesandtschaft an den Papst geschickt, ihn zu einem Verbot eines kaiserlichen Heerzuges in die Lombardei zu bewegen13. Der Reichstag, zu dem Friedrich mit kleinem Gefolge erst im Dezember in Raven­ na eintraf, wurde zwar gegen Weihnachten eröffnet14, aber die Sperrung der Alpen­ pässe hatte vorerst den Zuzug des Kaisersohnes aus Deutschland verhindert, und das Ausbleiben lombardischer Abgesandter machte die eigentliche Zielsetzung der Ver­ sammlung weitgehend obsolet. Das Mißtrauen des Kaisers wuchs, als Gregor im Februar 1232 den Kardinalbischof Jakob von Palestrina und den Kardinaldiakon Otto von S. Nicolaus in carcere Tullia- no als seine Legaten in der lombardischen Angelegenheit nach Oberitalien sandte. Diese nahmen in Bologna Kontakt mit den Rektoren des Bundes auf und legten für die weiteren Verhandlungen mit Friedrich eine Marschroute fest, die von vornherein keine tragfähige Grundlage für einen erwünschten Kompromiß darstellen konnte15. Dennoch bahnte sich auf einem Nebenschauplatz eine Annäherung an Gregor an. Der Staufer schwenkte nämlich auf die von päpstlicher Seite forcierte Ketzerpolitik16 ein und erließ im Februar und März Gesetze gegen Häretiker, „die zum ersten Mal speziell Deutschland im Blick“ hatten17. Beabsichtigt war damit vor allem ein erwar­ tetes Entgegenkommen Roms in der Lombardenfrage18.

11 Das Urteil W inkelm anns, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 306: „Die Neigung des Deutschordensmeisters, überall und um jeden Preis Konflikte zu vermeiden ... ist hier offenbar wieder einmal der Kurie zu statten gekommen“, ist doch allzu abwertend. Daß Friedrich mit Flexibilität einerseits den für ihn wichtigen Reichstag auch von Gregor absegnen ließ und andererseits diesem das Gefühl vermittelte, das Gesetz des Handelns bei den Städten fest in der Hand zu haben, zeugt im Gegenteil von erheb­ lichem Pragmatismus. Keineswegs begab er sich damit „vollständig in die Hände desjenigen ... von dem er mit Sicherheit wußte, daß er nie und nimmer etwas gegen die Interessen des Bundes thun wer­ de“ (ebd., S. 307). 12 Vgl. ebendort, S. 317 f. und S. 323 f. 13 HB 4.2, S. 937 f. 14 BF 1910a. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 323 ff. Doch ist auch hier dessen Ansicht betreffs des Hochmeisters zu korrigieren, dem er Nachgiebigkeit und stete Bereitschaft „zu Zuge­ ständnissen an die Gegenpartei“ (ebd., S. 323) attestiert. Hätte Hermann seine Aufträge überschritten, wäre er nicht immer wieder von Friedrich verwendet worden. Der Ordensmeister war eine kompro­ mißbereite Natur, aber offensichtlich stets mit Wahrung der Substanz seines Auftrags. 15 BFW 13089. Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 340 ff. 16 Eine Zusammenstellung der in den Jahren 1231 — 1233 erlassenen, zahlreichen Aufrufe Gregors gegen die Ketzer bei O. V ehse, Propaganda, S. 40, Anm. 5. 17 K.-V. Selge, Die Ketzerpolitik Friedrichs II., in: Probleme um Friedrich II., hg. v. J. F leckenstein (VuF 16), Sigmaringen 1974, S. 309-343, hier S. 334. 18 So sicherlich zutreffend E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 341, der die Ketzerproblematik allerdings verkennt, wenn er diese Friedrich „vollkommen gleichgültig“ sein läßt. Vgl. K.-V. Selge (wie Anm. 17), S. 341:,,... die Häresie (kam nicht) als reine Glaubensverfehlung in den Blick ..., son­ dern nahezu immer zugleich als politisches Faktum mit politischen Implikationen“, und zwar, ist hin­ zuzufügen, päpsdicher- wie kaiserlicherseits.

166 Die Kalkulation schien zunächst aufzugehen, da Mitte Mai zu Padua Verhandlun­ gen zustandekamen19, bei der die beiden Kardinallegaten in päpstlichem Auftrag als Schiedsrichter fungieren sollten und Hermann von Salza mit einer weitgehenden Voll­ macht Friedrichs erschien20, um in seinem Namen einen tragfähigen Kompromiß mit den einzeln aufgeführten Städten Mailand, Piacenza, Brescia, Mantua, Ferrara, Bolo­ gna und Faenza abzuschließen. Dies entsprach der kaiserlichen Rechtsauffassung, die Existenz der Liga zu negieren und nur jede Kommune für sich als Verhandlungspartei anzusehen21. Man wird daher Cohns Auffassung abweisen müssen, „daß der Ordens­ meister auf die Form dieser Vollmacht... entscheidenden Einfluß genommen hat, um sich dadurch einen günstigen Verlauf der Verhandlungen selbst zu sichern“.22 In den nicht endenwollenden Händeln mit den Lombarden schwang immer auch unmittelbar Friedrichs Ansicht von seiner universalen Herrscherstellung mit, welche die rebelli­ schen Städter zu tangieren wagten. Hier konnte auch ein Hermann von Salza, selbst wenn er den Versuch unternommen hätte - verbürgt ist uns in dieser Hinsicht nichts - keine Bereitschaft zu Abstrichen erwarten. Die Beratungen fanden am 13. und 14. Mai zu Padua im Hause des Kanonikus Landulfus und im bischöflichen Palast statt. Ihr Ergebnis, das uns in zwei ausführ­ lichen Notariatsinstrumenten überliefert ist23, stellte einen formaljuristischen Mini­ malkonsens her, der in der Sache - d.h. „in allen Streitfragen, Zwisten und Rechts­ händeln, die zwischen Uns und den Städten offenstehen“ (so Friedrich in der Beglau­ bigung seines „Boten und Bevollmächtigten“ Hermann)24 - nichts entschied, da die beiden päpstlichen Legaten selbst in der gleich zu Anfang auf Aufforderung durch die lombardischen Abgesandten hin eng begrenzten Thematik, nämlich der kaiserlichen Genugtuung für den gescheiterten Reichstag und zu gewährender Kautionsleistungen für die Kommunen2S, Urteile zu fällen sich scheuten und vorsichtshalber alles dem Papste zur Entscheidung überlassen wollten26. Angesichts der umfangreich klingenden Befugnis des Hochmeisters, wobei aller­ dings immer an weitere, mündlich aufgetragene Ausführungsbestimmungen von sei­ ten des Kaisers gedacht werden muß, beinhaltete die erzielte Kompromißformel, eine fernere Vermittlung (nicht aber Entscheidung!) der Legaten unter Strafandrohung von

19 Zu diesen vgl. A. K och, Hermann von Salza, S. 87-90; E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 370—373; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 192-195. 20 MGH Const. 2, N r. 167 (10. 5. 1232). 21 Vgl. E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 370, Anm. 4. 22 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 193. 23 MGH Const. 2, N r. 168, 169; BFW 13093, 13094. 24 MGH Const. 2, N r. 167, S. 205. 25 Die Abfolge der Verhandlungsprotokolle und die gegenüber seinem früheren Friedrichwerk modi­ fizierte Autorschaft des eingeengten Verhandlungsgegenstandes bei E. W inkelm ann, Jbb. Fried­ richs II. 2, S. 371 mit Anm. 1; S. 372 mit Anm. 2. 26 MGH Const. 2, N r. 168, S. 207: Hoc autem commissum et promissum receperunt dicti legati nomine suo et sancte Romane ecclesie, ita quod si non passet per eos idem negotium terminari, dominus papa cum fratribus suis, sicut ei placuerit, de ipso disponat....

167 20.000 Silbermark bei Zuwiderhandlung zuzulassen, doch ein mehr als kärgliches Resultat. Hermann hat dem in allem zugestimmt. Hiergegen kann nichts eingewendet wer­ den, da seine Vollmacht die Billigung der schiedsrichterlichen Funktion der Legaten deckte, erst recht also auch ihre vermittelnde. Bei Anerkennung dieses Faktums ist je­ doch geltend gemacht worden, er habe „sich mit dem Bunde eingelassen, während er vom Kaiser, der den Bund als ungesetzlich betrachtete, ausdrücklich nur zu Verhand­ lungen mit den einzelnen Städten desselben ausgerüstet worden war“.27 Diesem Verdikt wurde zwar widersprochen, doch der auffälligen Tatsache, daß der mit der ganzen Problematik bestens vertraute Hermann augenblicklich und abrupt aus der weiteren Behandlung des Themas ausgeschieden ist, kann schwerlich mit dem Argu­ ment begegnet werden, daß Friedrich „ihn nunmehr an einer Stelle einsetzen (wollte), wo er ihn notwendiger brauchte, nämlich im Heiligen Lande“.28 Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, daß von päpstlicher wie kaiserlicher Seite die Zusammenkunft zu Padua nur ein Zeugnis des guten Willens war, überhaupt in der Sache zu verhandeln, den latent drohenden Bruch in dieser Angelegenheit nicht zu vollziehen, wo man um diese Zeit sich auf anderen Gebieten durchaus zu verständigen bereit war29. Sollte Friedrich, trotz der freien Hand, die er dem Ordensmeister hinsichtlich eines Abschlusses mit den Legaten gab, diese Entwicklung fest eingeplant und daher seinen fähigsten Vertreter zu ihrer Dokumentierung vorgeschickt haben, so erübrigte sich dessen weiterer Einsatz, wenn nicht eine neuerliche Eskalation eintrat. Der Verhand­ lungsspielraum, und dies mag Hermann spätestens in Padua aufgegangen sein, war jedenfalls bereits im Ansatz allzu eng, als daß er seinem diplomatischen Talent mehr als die simple Fortführung von festgefahrenen Positionen erlaubt hätte. Der Schiedsspruch des Papstes vom 5. Juni 123330 traf auf den Widerstand beider Parteien. Obwohl der Staufer sich in seiner Ehre als Schützer der Kirche verletzt fühl­ te und dies in einem Brief an den Kardinalbischof Rainald von Ostia unmißverständ­ lich kundtat31, wollte er vor einer endgültigen Stellungnahme doch noch die Ankunft

27 E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 373. Anders G. Fasoli, Federico II e la Lega lombarda, S. 38, die eine eventuelle Überschreitung des kaiserlichen Auftrags seitens des Hochmeisters nicht in Erwägung zieht, sondern der Handlungsweise Hermanns einen positiven Aspekt abgewinnt: „Sul piano diplomatico si era giä fatto un notevole passo avanti perche il rappresentante imperiale aveva accettato che si parlarse della lega, riconoscendone cos'i implicitamente l’essistenza ... .“ 28 So W. C ohn, Hermann von Salza, S. 195. Dorthin ist er im übrigen nicht vor September aufgebro­ chen; vgl. schon A. L orck, Hermann von Salza, S. 83 f. 29 E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 361 in seiner immer zur Synthese drängenden Dar­ stellung scheint dies ähnlich empfunden zu haben: „D a aber Papst Gregor im Augenblick des Kaisers Hilfe benötigte, ging er vorsichtig allen Mißstimmungen aus dem Wege und zog die Entscheidung der ganzen Lombardenfrage hinaus, was auch dem Kaiser willkommen sein konnte: ihm blieb auf diese Weise noch jede Möglichkeit offen.“ 30 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 531; MGH Const. 2, Nr. 177. 31 HB 4.1, S. 412 ff. (12. 7. 1233); M GH Const. 2, Nr. 180.

168 des um diese Zeit vermutlich noch im Heiligen Land weilenden Hochmeisters abwar- ten, auf dessen Kenntnisstand in der Sache er nicht glaubte verzichten zu können32. Die dann am 14. August des Jahres erfolgte, überraschende Annahme des päpst­ lichen Urteils ist dem massiven Einfluß des wohl inzwischen zurückgekehrten Her­ mann zugeschrieben worden33. Das Gegenteil ist schwerlich zu erweisen, und auch die Verleihung eines Ablasses an die preußischen Kreuzfahrer, den Gregor am 12. 10. 1233 unter Bezugnahme auf einen ihm persönlich erstatteten Bericht Hermanns er­ ließ34, deutet auf eine Anwesenheit des Ordensmeisters im Herbst des Jahres in Italien hin. Er hätte dann sehr wohl des Kaisers Zustimmung zu Gregors Lombardenurteil überbringen und auch über seine orientalische Mission berichten können. Letztere war nämlich noch keineswegs zu einem Abschluß gelangt, wie weiterhin zu zeigen sein wird. Die Behandlung der oberitalischen Städteliga trat in ein neues Stadium, als sich im Dezember 1234 König Heinrich (VII.) mit den Lombarden verband35. Ohne daß sein Name genannt wurde, war die Stoßrichtung dieses Bündnisses doch offenkundig ge­ gen den Vater gerichtet, dessen geplanter Zuzug nach Deutschland verhindert werden sollte. Da Gregor auf die Hilfe des Kaisers gegen die aufständischen Römer angewiesen war, hatte er auf der Zusammenkunft zu Rieti (Juni/Juli 1234), an der auch Hermann teilnahm, den Erzbischof Theoderich von Trier beauftragt, die Exkommunikation über den ungehorsamen Kaisersohn zu verhängen, falls dieser weiterhin gegen seinen Vater konspirieren sollte36. Durch das Verhalten der Lombarden aber geriet der Papst in Zugzwang. Die ihm von Friedrich zugestandene, vermittelnde Position war in höchstem Maße gefährdet, wenn diese mit dem deutschen König gemeinsame Sache machten und sich vor aller Welt offenkundig als Rebellen erwiesen. Wiederholte Auf­ forderungen Gregors, sich der päpstlichen Entscheidung im Konflikt mit dem Kaiser anzuvertrauen37, hatten die selbstbewußten Kommunen bereits ignoriert, obwohl ih­ nen bezeichnenderweise zugesichert worden war, daß sie als „spezielle Söhne der

32 MGH Const. 2, Nr. 179, S. 222: ... noverit beatitudo vestra, quod in brevi eiusdem magistri Teutonicorum reditum prestolamur, qui eiusdem negotii extitit procurator et novit omnict sigillatim, per quem super hiis et aliis vestre sanctitati disposuimus respondere; maxime cum per eum quedam verba mittere proponamus, que alü committere non possemus. 33 So A. K och, Hermann von Salza, S. 91; E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 466 mit Anm. 3; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 201 f. 34 Preußisches Urkundenbuch 1, hg. v. R. Philippi, Nr. 103. Vgl. A. K och, Hermann von Salza, S. 92 mit Anm. 1 und 2. 35 BFW 4360. 36 BFW 7028. Zum Abfall Heinrichs vgl. E. Franzei, König Fleinrich VII. von Hohenstaufen, S. 159 ff. Ein ebenfalls angestrebtes Bündnis mit Frankreich kam jedoch nicht zustande, vermutlich durch die Intervention Gregors am französischen Königshof: HB 4.1, S. 537. Siehe auch Th. C. Van Cleve, The emperor Frederick II, S. 365 ff. 37 M GH Epp. pont. saec. XIII l,N r. 581-583 (Mai 1234); Nr. 587 (Juli 1234); Nr. 603 (Oktober 1234).

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Kirche“ nicht ohne eine gleichzeitige Kränkung derselben beleidigt werden könn­ ten38. Für Gregor galt es, vor allem Zeit zu gewinnen, um seinen einzigen potentiellen Verbündeten nicht völlig zu isolieren. Den Zorn des Kaisers auf seinen ungetreuen Sohn abzulenken und ihn soweit wie möglich mit dem Aufstand in Deutschland zu beschäftigen, mag sein Plan gewesen sein. Auch seine Anregung zur Vermählung des verwitweten Kaisers mit der Schwester des englischen Königs Heinrich III. entsprang vermutlich der Absicht einer politischen Ablenkung seines Blickwinkels. Das Ehe­ projekt war im Sommer 1234 ebenfalls zu Rieti zur Sprache gekommen39 und Fried­ rich darauf eingegangen, obwohl eine solche Verbindung eine abrupte Kehrtwendung seiner bisher verfolgten freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich mit sich brin­ gen konnte40. Ähnlich wie zu Ferentino 1223 wurde der Kaiser damit in neue politische Bahnen gelenkt und ähnlich wie bei der jerusalemitanischen Heirat könnte auch hier Hermann von Salza die päpstlichen Bemühungen mitgetragen und dem Staufer nahegebracht haben41. Eine indirekte Stütze findet diese Vermutung in der Tatsache, daß im Dezember 1234 zusammen mit Petrus de Vinea42 ein vom Hochmeister benannter „deutscher Prälat“ nach England geschickt wurde43, bei dem es sich allem Anschein nach um den Deutschordensbruder Egidius Berthout gehandelt hat44. Sie sollten um die Hand Isa­ bellas anhalten, aber daneben gelang es Egidius, „der sicherlich im Aufträge des Hochmeisters Hermann von Salza die Verhandlungen am englischen Königshof führ­ te“,45 eine jeweils zu Ostern fällige jährliche Rente aus dem Exchequer auf Hermann und seinen Orden angewiesen zu bekommen. Am 24. 4. 1235 ließ der englische Kö­ nig hierüber eine Urkunde ausfertigen46. Koeppen hat in diesem Zusammenhang die ältere Auffassung abgewiesen, es habe sich bei dieser Zahlung um die Abstattung eines Dankes an den Orden „für die erfolg-

38 Ebd., Nr. 581, S. 473: ... quod vos speciales ecclesie filios reputamus et quod offendi sine offensa ecclesie non possitis . . . . 39 Friedrich in seinem Brief an den französischen König vom 25. 4. 1235, HB 4.1, S. 539; BF 2087. 40 Vgl. Th. C. Van Cleve, The emperor Frederick II, S. 374. 41 W . C ohn, Hermann von Salza, S. 217, Anm. 3, wirft die sicherlich unzulässige Frage auf, ob „der Gedanke zu dieser Kombination (gemeint ist das englische Heiratsprojekt!) vom Kaiser oder vom Ordensmeister“ stammte. 42 Vgl. zu ihm, der exakt die gleiche Schenkung erhielt, E. K antorow icz, Petrus de Vinea in England, in: M ÖIG 51, 1937, S. 43-88, hier S. 59 ff. 43 Brief Friedrichs an Gregor vom 9. 12. 1234, HB 4.1, S. 515:... una cum aliquo de prelatis Theutonie, quem ad hoc idem judex de consiho venerabilis magistri domus hospitalis Sancte Marie Theutonicorum in Hierusalem reputabit.... 44 H . K oeppen, Die englische Rente für den Deutschen Orden, S. 403 ff. 45 Ebd., S. 406. 46 Abdruck im Urkundenanhang ebd., S. 413 f. 170 reiche Vermittlung in der Heiratsfrage“ gehandelt47. Vielmehr sieht er den Grund für die Rentenzahlung in originären Kontakten des Ordens mit England, die möglicher­ weise schon auf die Zeit des Unternehmens von Damiette (1218-1221) zurückgehen, an dem auch ein englisches Hilfskorps beteiligt war48. Immerhin wird man im Auge behalten müssen, daß eine Neuorientierung der kai­ serlichen Außenpolitik von päpstlicher Seite nur im Hinblick auf die ernsthafte Ge­ fährdung des deutschen Regnums bei Friedrich in Gang gesetzt werden konnte und Hermann möglicherweise in wohlverstandenem Ordensinteresse seinen Einfluß hier­ zu lieh. Die so intensiv verfolgten Absichten des Reichsverwesers Engelbert von Köln, gerade auch im Hinblick auf einen Ausgleich mit den Welfen, kamen nunmehr unter völlig veränderten Bedingungen zehn Jahre später doch noch zum Tragen49. Im Mai 1235 schiffte sich der Kaiser in Rimini mit seinem Sohne Konrad, Hermann von Salza und geringem Gefolge ein, um sich über Aquileja und Julisch-Venetien nach Deutschland zu begeben50. Um den 20. Juni weilte Friedrich zu Nürnberg. Dort er­ reichten ihn Abgesandte seines Sohnes Heinrich und boten dessen Unterwerfung an51. Gleichzeitig wurde ein allgemeiner Reichstag auf Mariä Himmelfahrt (15. Au­ gust) in Mainz angekündigt, „auf dem über die Befriedung Unseres gesamten Reiches und aller Unserer Getreuen entschieden werden soll, über das Unrecht und die Belei­ digungen, die bis zum heutigen Tag dem Reich widerfahren sind“.52 Die Marbacher Annalen53 berichten sodann, der Hochmeister habe zusammen mit dem Deutschordensbruder Berthold von Tannroda, der in den Jahren 1225—1232 häufig bei Heinrich am Königshof nachzuweisen ist und „offenbar als Verbindungs­ mann des Hochmeisters Hermann von Salza fungierte“,54 den jungen König dazu be­ wegen können, sich zu seinem Vater zu begeben. Hier wird Hermann sein persönli­ ches Verhältnis zum staufischen Herrscherhaus, und damit auch zu Friedrichs ältestem Sohn, eingesetzt haben, um den Vollzug der Unterwerfung zu ermöglichen, die ver-

47 Ebd., S. 406, Anm. 30. 48 Hier ist nochmals auf den in den Annalen von Melrose überlieferten Brief Hermanns nach der Einnah­ me von Damiette zu verweisen, der ebenfalls nähere Beziehungen andeutet; vgl. oben, S. 19, Anm. 70. Siehe auch den Brief des englischen Königs vom 27. 3. 1235, in welchem um Hermanns Verwendung beim Kaiser in der Angelegenheit des abtrünnigen Bischofs von Winchester nachgesucht wird: B F W 11157. 49 Nicht von ungefähr wird die englische Braut vom Kölner Erzbischof eingeholt worden sein. 50 BF 2089a—d. 51 Annales Placentini Gibellini ad a. 1235, M G H SS 18, S. 471 der Brief des Kaisers an seine Getreuen in der Lombardei: ... nuncios suos venientibus nobis apud Nouremberc destinavit, per quos devocionem suam plene nobis exponens et indulgentiam postulans. 52 E b d .: in qua disponetur de tranquillo statu tocius imperii nostri et omnium nostrorum fidelium, super iniuriis et offensionibus que hactenus imperio sunt illate. B F 2098. 53 Annales Marbacenses qui dicuntur ad a. 1235, hg. v. H. B loch, M GH SS rer. Germ. [9], Hannover 1907, S. 97: ... persuasu cuiusdam Hermanni magistri domus Theutonicorum et fratris B. eiusdem domus accessit ad patrem. 54 D. W ojtecki, Studien, S. 43, Anm. 226.

171 mutlich am 2. Juli in Wimpfen55 zustande kam. Ob er dabei Heinrich in irgendeiner Weise Zusicherungen machen konnte, die ihm diesen Schritt erleichterten, entzieht sich unserer Kenntnis, ist allerdings auch unwahrscheinlich, da der junge Staufer wohl eingesehen haben muß, daß weiterer Widerstand zwecklos gewesen wäre56. Mit dem Beschluß der auf dem Reichstag zu Mainz im August 1235 zahlreich er­ schienenen Fürsten, im April des folgenden Jahres mit zwei Heeresabteilungen in die Lombardei einzurücken, um die Reichsrechte dort in vollem Umfang wiederherzu­ stellen57, trat die Lombardenfrage wieder in den Vordergrund. Der Hochmeister zeigte sich von Beginn an erneut mit ihr befaßt, denn seinem Bemühen ist es zuzu­ schreiben, daß Friedrich dem Papst Mitteilung machte, er wolle ihm eine Frist bis Weihnachten einräumen, damit „diese Aufgabe Unserer und der Ehre des Reiches an­ gemessen bewältigt werden möge“.58 Die Frist wurde dann einige Zeit später bis auf den 2 . Februar 1236 verlängert59. Gregor beeilte sich, in Schreiben an Hermann und Friedrich60 auf sein Schiedsrich­ teramt hinzuweisen und bat den Hochmeister eindringlich, den Kaiser an die getroffe­ ne Abmachung zu erinnern, daß nämlich die Entscheidung besagter Streitpunkte in den Händen der Kirche liege und er deren Vermittlertätigkeit keinesfalls behindern dürfe. Mit drohendem Unterton wies der Papst Hermann darauf hin, die Kirche wer­ de nicht tatenlos Zusehen, wenn Friedrich gegen die sich ihrer Entscheidung unter­ werfenden Lombarden vorginge61. Das war deutlich, doch zeigte der nur einen Tag später ausgesprochene Wunsch, Hermann möge zu Verhandlungen mit den lombardischen Vertretern zur Kurie kom­ men62, wo sich bereits geraume Zeit Petrus de Vinea in kaiserlichem Auftrag aufhielt,

55 BFW 4383b. Die Quellen zu Heinrichs Gefangenschaft ausführlich bei BFW 4383d. 56 E. Franzei, König Heinrich VII., S. 183 nimmt an, Heinrich sei „das Opfer einer Intrige gewor­ den“ . Zwar attestiert er „dem Großmeister (sic!) den besten Willen“ , meint aber, der König sei nur in der Annahme nach Wimpfen gegangen, daß der Kaiser sich kompromißbereit zeigen werde. Wäre dem so, so zeigte sich hier nur eine weitere Fehleinschätzung von Heinrichs Seite. Auch die Annahme, Hermann habe „ganz inoffiziell“ den König „zur Unterwerfung überredet“, ist wohl nicht haltbar. Vgl. hierzu W. C ohn, Hermann von Salza, S. 221 mit Anm. 2. 57 Brief Friedrichs an Gregor vom 24. 8. 1235, hg. v. A. H uillard-B reholles, Examen des chartes de l’Eglise Romaine contenues dans les rouleaux dits Rouleaux de Cluny, in: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliotheque Imperiale 21.2., 1865, N r. 33, S. 360-362. BF 2107. 58 A. H uillard-B reholles, Examen (wie Anm. 57), S. 361: idem negotium ad honorem nostrum et Imperii commode componatur. Die Verwendung Hermanns für diesen Beschluß erhellt aus Friedrichs Schreiben vom Mal 1236 an den französischen König: HB 4.2, S. 876; BF 2160. Vgl. W. C ohn, Her­ mann von Salza, S. 223 f. 59 HB 4.2, S. 876: ... usque in festum tuneproximum Purificationis heute Virginis prorogandum. 60 M GH Epp. pont. sacc. XIII 1, Nr. 655, 657, 658 (20.-23. 9. 1235). 61 Ebd., Nr. 657, S. 557: nuntiaturus eidem, quod si iamdicte provisionis tenorem quod absit infringens contra Lombardos, maxime si se precise in manibus ecclesie ponere sint parati .. . id pati equanimiter eandam ecclesiam non deceret.... 62 Ebd., Nr. 658, S. 558:... excellentie tue digne duximus suadendum, quatinus magistrum eundem, pro parte tua super questione prefata ... sufficiens mandatum habentem ...a d nostram destinare presen- tiam non omittas.

172 welch hohe Erwartungen Gregor an die Person des Hochmeisters knüpfte. Die Zeit drängte, denn der 1. Dezember war als Termin für ein solches Treffen anberaumt worden. Die Reise des Hochmeisters, die er Ende Oktober mit Gebhard von Arnstein von Augsburg aus antrat, und die von Friedrichs Seite Verhandlungsbereitschaft signali­ sieren sollte, endete mit einem Fehlschlag. Bis Anfang Februar 123 663 wartete der Meister vergeblich bei Gregor in Viterbo auf das Eintreffen der lombardischen Unter­ händler. Dann berief ihn Friedrich ab. Als kurze Zeit später die lombardischen Verhandlungsführer doch noch in Viterbo eintrafen, bemühte sich der Papst erfolglos, Hermann durch eine sofort nachgesandte Aufforderung zur Rückkehr zu bewegen. Der Befehl des Kaisers hatte höheres Ge­ wicht, und der Hochmeister machte dies brieflich und durch einen Boten Gregor un­ mißverständlich deutlich64. Es zeugt diese Entscheidung, vergleichbar mit der auf dem Kreuzzug 1228/29 getroffenen, von der Grundauffassung des Ordensmeisters, im Konfliktfall dem Staufer mehr als der Kurie verpflichtet zu sein. Zwei Herren in gleicher Weise zu dienen, erwies sich für ihn als immer auswegloser. Doch hat er es an weiteren Versuchen nicht fehlen lassen, nachdem Gregor mit zwei neuerlichen Schreiben an Friedrich und Hermann am 10. 6. 1236 zu erkennen gegeben hatte, daß er den in Gang gesetzten Feldzug des Kaisers unbedingt verhin­ dern wollte und daher dringend den Ordenmeister aufforderte, „mit Uns über all das zu verhandeln, was die Ehre der Kirche und des Reiches anbelangt“.65 Allerdings hinderte den Papst sein Wunsch, Hermann bald zu sehen, nicht daran, des Meisters verschiedcntliche Schreiben, von denen wir hier erfahren, zu rügen, des Tenors, er, Gregor, möge nichts gegen den Kaiser unternehmen. Darüber müsse er sich verwundern, schrieb der Papst, denn weder aus seiner Korrespondenz noch aus seinem Vorgehen könne anderes abgeleitet werden, als was der „Erhöhung von Kir­ che und Reich“ diene66.

63 Zum Datum vgl. A. Koch, Hermann von Salza, S. 103, Anm. 1 und bestimmter W. Cohn, Hermann von Salza, S. 232 m it Anm. 5. 64 Brief Gregors an Friedrich vom 21. 3. 1236, M G H Epp. pont. saec. X III1, N r. 678, S. 577; derselbe an Hermann am 27. 3. 1236, M G H Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 681, S. 579. Hier versucht Gregor Hermann und seinem O rden gegenüber alle Register zu ziehen, indem er auf den kirchlichen Gehor­ sam verweist: ... et in tuum et totius tui ordinis grave posset dispendium redundare, si nostris non duxeris in hac parte iussionibus obsequendum, presertim cum multotiens nobis promiseris, quod pro tanto bono ad presentiam nostram accederes, quandocumque a nobis contingeret te vocari. Vgl. auch das päpsdiche Schreiben an die Rektoren des Bundes vom 1. 4. 1236, M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 682, S. 580: ... statim dicto magistro mandavimus, ut rediret. Sed eo se super hoc per litteras et nuntium excusante, quod revocatus ab imperatore .. . sine speciali eius mandato id facere non valebat.... 65 Gleichlautend M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 691 und 692. 66 Ebd., Nr. 692, S. 589: Cum enim nobis pluries litteris tuis, ne contra carissimum in Christo filium nostrum Fridericum Romanorum imperatorem ... procedamus, suggesseris, mirari compellimur, ... quia nec ex tenore litterarum nostrarum ... nec ex processu nostro aliud potuit demonstrari, nisi quod salvo honore ecclesie exaltationem ipsius et imperii studerimus promovere .... BFW 7147.

173 Gerade diese Formel aber, die eine in Wirklichkeit nicht existente Neutralität des Heiligen Stuhls vorgeben wollte, wurde nunmehr auch von anderer Seite in Zweifel gezogen. In einem bemerkenswerten Schriftstück vom 5 . 7. 123667 wies der ungarische Kö­ nig Bela den Papst darauf hin, er möge sich keinesfalls die Sache der Lombarden zu eigen machen und dem Kaiser Widerstand in dessen beabsichtigter Rekuperation von Reichsrechten in Italien entgegensetzen. Falls Gregor zugunsten der Liga intervenie­ re, werde damit ihm und den anderen Königen ein höchst schädliches Beispiel gege­ ben, indem das Papsttum unter irgendeinem Vorwand sich in die weltlichen Würden und Rechte der Fürsten einmische68. In der ersten Augusthälfte 1236 überquerte der Hochmeister im Gefolge des Kai­ sers die Alpen69. In zwei Legationen, die eine noch im August zusammen mit dem Bi­ schof Nikolaus von Reggio Emilia nach Mantua, die andere wohl im September unter Assistenz des Petrus de Vinea und des Thaddaeus von Suessa70, versuchte Hermann in direkten Verhandlungen vergeblich, zu einem Ergebnis mit den Lombarden zu ge­ langen. Als diese auf der Einhaltung des Konstanzer Vertrages bestanden, den Fried­ rich ,,als dem Reich nachteilig und der Freiheit der Kirche geradezu zuwiderlaufend“ nicht gelten lassen wollte, geriet die Mission ins Stocken und wurde schließlich abge­ brochen71. Die Grundsätzlichkeit der Standpunkte, die sich weiter zugespitzt hatte, erhellt auch aus dem großen Schreiben des Papstes vom 23. 10. 1236, in dem neben der aus­ führlichen Aufzählung aller kaiserlichen Verfehlungen gegen Ende die auf die Kon- stantinische Schenkung gestützte Auffassung vom Verhältnis des Papsttums zum Kai-

67 Der Brief hg. v. A. H uillard-B reholles, Examen (wie Anm. 57), Nr. 34, S. 362. 68 E b d .: Nec illud de bona conscientia dissimulare possumus aut tacere quod ex hoc tarn nobis quam aliis regibus pemiciosum satis in suis negotiis prestaretur exemplum, si occasione qualibet etiam et tempora- libus dignitatibus et juribus principum ipsorum processibus interponcre vos velletis .... Bei dieser deut­ lichen Reklamierung der Temporalicn durch die ungarische Königsgewalt wird auch an die Unterstel­ lung des Burzenlandes unter den Heiligen Stuhl zu denken sein. Friedrich, der sich in dieser Hinsicht zu keiner Zeit für Hermann verwendet hat, wird den Standpunkt Belas voll geteilt haben. Zu weiteren Appellen abendländischer Könige und Fürsten an die Kurie vgl. O . V ehse, Propaganda, S. 194 f. 69 BFW 14727 ist er noch Zeuge zu Augsburg (Juli 1236), dann in der zweiten Augusthälfte in Mantua tätig: BF 2190c. 70 Die Bemerkung von W. C ohn, Hermann von Salza, S. 242: „aber wenn der Kaiser jetzt seinem Freunde Hermann von Salza zwei erprobte Staatsmänner zur Seite stellte, so deshalb, weil er wohl fürchtete, daß Hermann von Salza nachgeben könnte“, ist mit nichts zu erweisen. Die Verwendung des Großhofrichters Petrus de Vinea in der Lombardenangelegenhcit ergibt für diesen keinen erkenn­ bar härteren Standpunkt als den des Hochmeisters. Möglich, daß die Rechtskenntnisse der beiden am sizilischen Hofe tätigen Juristen hier gefragt waren. 71 Quelle ist der Brief Friedrichs an Gregor von Mitte Oktober aus Cremona, den A. K och, Hermann von Salza, S. 110 f. mit Anm. 1 ausgewertet hat. Edition bei S. F. H ahn, Collectio monumentorum veterum et recentium ..., vol. 1, Brunsvigae 1724, S. 218-223. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 241 mit Anm. 8 und S. 242 mit Anm. 1 stützt sich vollständig auf Koch, ohne ihn jedoch zu nen­ nen. Vgl. auch BF 2198 und C. K öhler, Verhältnis, S. 30 f.

174 sertum erscheint. Hier war kein Platz mehr für Friedrichs Auffassung von seinem im­ perialen Herrscheramt, wenn Gregor ausführte, daß Konstantin der Auffassung ge­ wesen sei, ,,so wie der Stellvertreter des Apostelfürsten auf dem ganzen Erdkreis das Reich der Geistlichkeit und der Seelen lenkte, so habe er auch in der ganzen Welt den Vorrang über die Dinge und Personen erhalten“ , und weiterhin darauf verwies, daß ohne jedwede substantielle Minderung der päpstlichen Gerechtsame - nichil de sub- stantia sue iurisdictionis im m inuens - der apostolische Stuhl die Kaiserwürde auf die Deutschen und Karl übenragen habe, und zwar ausschließlich „des Reiches Thron­ sitz ... und des Schwertes Macht“.72 Den Ausbruch größerer Kampfhandlungen verhinderte vorerst der Aufstand des österreichischen Herzogs Friedrich des Streitbaren, der den Kaiser im Dezember die Lombardei verlassen ließ, um sich in Eilmärschen nach Graz und Wien zu begeben73. Hermann zog mit ihm, muß aber schon sehr bald74 von Gregor zu erneutem Einsatz im schwelenden Konflikt bei Friedrich angefordert worden sein, der ihn nicht entbeh­ ren zu können glaubte, auf sein Drängen hin aber mit Petrus de Vinea nach Viterbo sandte75. Im April erreichten sie den Sitz des Papstes76, und als faßbares Ergebnis der Beratungen mit Gregor kann gelten, was dieser dem Kaiser in seinem Brief vom 23. 5. 1237 mitteilte77: „um Deine und des Reiches Rechte zu begünstigen“ habe er den Kardinalbischof Rainald von Ostia und den Kardinalpriester Thomas von S. Sabina als seine Legaten in die Lombardei entsandt; den Einflüsterungen der Verleumder aber solle Friedrich sein Ohr nicht leihen. Daß Hermann auf der Rückreise, die er bereits im Mai78 allein wieder antrat, noch Venedig berührt hat, um auf briefliche Aufforderung des Staufers hin von dort zwei Söhne des verstorbenen Johann von Brienne mitzunehmen und dem Kaiser zuzufüh­ ren79, erscheint dagegen höchst unwahrscheinlich.

72 MGH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 703, hier S. 604. Vgl. E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 393 f. 73 Hierzu F. H ausm ann, Kaiser Friedrich II. und Österreich, S. 252 ff. 74 Brief Friedrichs vom Februar 1237, HB 5.1, S. 33 f.; BF 2225 mit Korrektur des von Huillard- Breholles auf März datierten Schriftstücks. 75 H B 5.1 , S. 34: Sed ecce ad instantiam magistri predicti, quantumeumque nostris foret presertim ad presens negociis opportunus, magistrum eumdem sub solita fidei et Industrie sue fiducia, quia commune bonum Ecdesie et imperii semper zelatus est hactenus, ad sedem apostolicam destinamus. 76 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 193. 77 MGH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 707: pro tua et imperii fovenda iustitia. 78 Ryccardi de Sancto Germano chronica, hg. v. C. A. G arufi, S. 193. 79 Nach Friedrichs M itteilung an den Ordensmeister HB 5.1, S. 109, vom Herausgeber zu August 1237 gesetzt. Korrektur der Datierung auf Ende April 1237 bei BF 2249. Ihr folgen A. K och, Hermann von Salza, S. 116; W . C ohn, Hermann von Salza, S. 248 mit Anm. 3; L. Böhm , Johann von Brien­ ne, S. 97, Anm. 40. N och am 21. 5. 1237 weiß der in Viterbo residierende Gregor nichts vom Tode Johanns von Brienne, wie aus seinen beiden Schreiben an Johannes Vatatzes und Ivan Äsen II. hervor­ geht: Registres de Gregoire IX, hg. v. L. A uvray, N r. 3693, 3694. Auch Richard von San Germano vermerkt den Tod Johanns, der am 23. 3. 1237 erfolgte, erst zum Juli des Jahres. Ferner sprechen auch sachliche Gründe dagegen, daß Hermann einen solchen Auftrag hätte ausführen können, da die Vcne-

175 Von Deutschland aus schrieb der Hochmeister wohl im Juli80 an die beiden päpst­ lichen Legaten in der Lombardei, mit welchen Schwierigkeiten er bei seinen Ordens­ brüdern auf einem kürzlich abgehaltenen Ordenskapitel zu Marburg zu kämpfen hat­ te. Einstimmig wollten sie ihn dazu bewegen, nicht weiterhin in der Lombardenange- legenheit tätig zu sein. Auch die Fürsten hätten ihm die Schuld für die nutzlosen Ver­ handlungen zugeschrieben und seien der Auffassung, daß nur mit Gewalt - fu s o s a n g u in e - die Städter zur Unterwerfung gebracht werden könnten. „Nur mit großer Mühe konnten wir von unseren Brüdern mit der Versicherung, daß uns vom Papst be­ fohlen worden ist, über den Frieden zu verhandeln, die Erlaubnis erlangen, zu Euch zurückzukehren, um einen Vergleich zu erreichen“.81 An keiner Stelle tritt im Lebenslauf Hermanns in annähernder Deutlichkeit eine solche Divergenz zwischen seiner als vorrangig erkannten Aufgabe und den Zielset­ zungen seiner Amtsbrüder zutage. Diese mögen an die Verpflichtungen des Ordens in Preußen und Livland gedacht haben, der Hochmeister sah alles von seinem zentralen Anliegen her, die beiden Häupter der Christenheit miteinander zu versöhnen. Es ist bezeichnend, daß er sich in diesem kritischen Augenblick auf die Anweisungen des Papstes und nicht des Kaisers berufen hat. Mochte er für sich selbst vorrangig die Sa­ che Friedrichs verfechten, den Brüdern verlangte er den Gehorsam der Kirche gegen­ über ab. An den Unterhandlungen mit den Vertretern der Lombarden, kaiserlichen Abge­ sandten und den päpstlichen Legaten von Juni bis November scheint der Meister in stärkerem Maße nicht mehr beteiligt gewesen zu sein82. Ähnlich wie Petrus de Vinea mag er die Aufgabe, „zwischen den Listen der Kardinäle und Lombarden“ zu vermit­ teln, als einen Weg durch Scylla und Charybdis hindurch empfunden haben83. Die Schlacht von Cortenuova, die mit dem vollständigen Sieg Friedrichs am 27. 11. 1237 endete, zog einen Schlußstrich unter alle Bemühungen84. „Worte des Friedens“,

zianer gerade zu dieser Zeit eine aktive antikaiserliche Politik betrieben und eine Einigung der Lom­ barden mit Friedrich zu hintertreiben versuchten. Vgl. Annales Placentini Gibellini ad a. 1237, M GH SS 18, S. 476; E. K antorow icz, Kaiser Friedrich der Zweite, S. 398. Die Überlieferung des kaiserli­ chen Schriftstücks in der Briefsammlung des Petrus de Vinea läßt daran denken, daß dieses in den Be­ sitz des im Mai in Italien zurückgebliebenen Justitiars gelangte, nachdem es den eigentlichen Adressa­ ten nichtm ehr erreichte. Siehe auch H. C hone, Die Handelsbeziehungen Kaiser Friedrichs II. zu den Seestädten Venedig, Pisa, Genua (Historische Studien 32), Berlin 1902, S. 71, Anm. 5, der das Ersu­ chen des Kaisers in den Mai setzt, ohne dies näher zu begründen. 80 BF 2264. 81 Das Schreiben überliefert in; Annales Placentini Gibellini, M GH SS 18, S. 475 f. 82 Vgl. A. L orck, Hermann von Salza, S. 119 ff. und W. C ohn, Hermann von Salza, S. 254—257, die ein direktes Eingreifen des Hochmeisters in die Verhandlungen quellenmäßig nicht mehr nachweisen k ö n n e n . 83 Brief des Petrus de Vinea von etwa September 1237 an den Erzbischof von Capua bei A. H uillard- B reholles, Vie et correspondence de Pierre de la Vigne, Paris 1864, S. 306 (Pieces justificatives N r . 10): labore tarnen continuo laboro dum inter Cbarybdim et Scyllam, inter Cardinalium sälicet et Lombardorum astutias .... BFW 13239. 84 BF 2289e-g.

176 schrieb der Kaiser im Gefühl seines Triumphes im Dezember an den Papst und seine Kardinale, „vom Meister des Hauses der heiligen Maria der Deutschen und anderen frommen Männern vorgebracht, hörten wir geduldig“.85 Für Hermann muß dies alles andere als eine Erfolgsmeldung gewesen sein.

2. Vermittlungstätigkeit im Heiligen Land 1232—1234

Den Aufbruch zu einer ^Reise Hermanns ins Heilige Land haben A. Lorck86, Ä. Koch87 und W. Cohn88 einhellig in den Herbst (September/Oktober) des Jahres 1232 gesetzt. Zur Vorgeschichte dieser Reise gehört, daß der Papst im Sommer des Jahres, von der.stadjrömischen Opposition schwer bedrängt, sich von Friedrich Hilfe erwartete und nunmehr bere11AvärTdessen~erbitrertert'OggtTcrinTKonigreicK~Jeru s a lern, den Patriarchen Gerold, von seiner apostolischen Legation zu entbinden und nach Rom zu zitieren89TStatt sefneFbetraute er defTtateihischen Datnarch"en~A~iT)ert von ÄntiocHia'90 mit der.Legation für das.Königreich91. Nach der Niederlage des kaiserlichen Marschalls Richard Filangieri auf Zypern am 157juhi wäfefftiie“sowieso scKönTnstäBirefTVerHältnisse in Palästina für die staufiscne Herrschaft noch ungünstiger gewofdeSVTiurch' cläs'Entgegenkommen Gregors in der Legatenfrage glaubte Friedrich aber nunmehr im Einvernehmen mit der Kirche zu seinen Gunsten in die Verhältnisse eingreifen zu können und betraute allem Anschein nach den Hochmeister mit der Aufgabe, einen Ausgleich zwischen ihm und den Baro- nen~des~Känigre;chcs auszuhandeln. Das entscheidende Zeugnis für die Mission des Ordensmeisters, über die wir im üb- rigen außerordentlich schlecht unterrichtet sind, ist das päpstliche Schreiben vorn

85 HB 5.1, S. 143: verba pacis per .. . magistrum domus sancte Marie Theutonicorum et alios viros religiosos interposita patienter atidivimus. BF 2290b. Vielleicht ist Petrus de Vinea, in dessen Brief­ sammlung das Schreiben überliefert ist, auch sein Verfasser; vgl. G. H anauer, Material zur Beurthei- lung der Petrus de Vinea-Briefe, in: M Ö IG 21, 1900, S. 532. 86 A. Lorck, Hermann von Salza, S. 83 f. 87 A. Koch, Hermann von Salza, S. 90. W. C ohn, Hermann von Salza, S. 198. !! Siehe in dieser Angelegenheit seine zahlreichen Schreiben M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 467 (17. 5.1232);N r, 468(7. 7. 1232); N r. 469(12. 7.1232); Nr. 474(25. 7. 1232); Nr. 475 (26. 7.1232). Vgl. W. Jacobs, Patriarch Gerold, S. 53 ff. 90 Sein Familienname R izza to o d e r R ezza to (so z.B. C. E ubel, Hierarchia Catholica 1, S. 93 und noch G. F edalto, LaChiesa Latina in Oriente, vol. 2, Verona 1976, S. 41) ist zu emendieren in de Robertis (DHGE 3, col. 623f.). Die Abhandlung von A. M ercati, Alberto de Robertis, patriarca latino di Antiochia, in: Bessarione 26, 1920—21, war mir leider nicht zugänglich. M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 476, 477, 478, 479 (26.-29. 7. 1232). 'gl. R. R öhricht, Geschichte, S. 821 ff.; W. H ubatsch, Der Deutsche Orden und die Reichslehn- schaft über Cypem, S. 277.

177 ,22. 3. 123493 ändert Connetable Odo von Montbejlard,.jdieJ3 aron e und Ritter des Königreichs Jerusalem sowiTdie Bürger von Akkon^m dem Gregor derTzwischen ily" nen~ und dem Kaiser unter Vermittlung des antiochenischen Patriarchen und des Hochmeisters geschlossenen FriedensvertragKestäög'te und bekräftigte94. DiesSsÄlT- kommen, so erlüKfeiTwiT^eirerhin, war von Friedrich' bereits*',“durch seine Schrei­ ben“ angenommen und von beiden Seiten eine geraume Zeit eingehalten worden95. Alle Überlegunem^wana Hermann eine Einigung, deren Inhalt wir nicht kennen, vermittelt haben könnte, leiten sich von diesem Datum her. Es mußals „terminus an- _te quem angesehen werden^. ^ In Kombination hiermit ist die bei Eracles überlieferte Nachricht gesetzt worden, zwei Abgesandte des jerusalemitanischen Königreichs, Philipp von Troyes und Heinrich von Nazareth, seien nach Rom gegangen, um unter Vermittlung Hermanns über einen Frieden mit dem Kaiser zu verhandeln. Als sie dorthin gekommen seien, hätten sie nach dem Rat Hermanns ganz den Willen des Kaisers erfüllt und von ihm gesiegelte Briefe - letres seeles - über die Friedensübereinkunft erhalten. Mit solchen seien sie nach Akkon zurückgekehrt, dort aber auf schroffe Ablehnung der Verein­ barungen gestoßen. Man sah sie als Verräter und Betrüger an, und beinahe hätten sie die Abmachungen mit ihrem Leben bezahlt97. Die Ausdeutung dieser grundlegenden Quellenstelle bereitet in chronologischer und sachlicher Hinsicht Schwierigkeiten. Die Herausgeber des Eracles beziehen sie ohne Angabe von Gründen auf das Jahr 1233. Dies dürfte wohl der Grund sein für die Ansicht, Hermann sei es ,,in verhältnismäßig kurzer Zeit“ gelungen, „in Gemein­ schaft mit dem päpstlichen Legaten eine Einigung herbeizuführen“.98 Vom altfranzösischen Fortsetzer des Wilhelm von Tyrus scheint aber an dieser Stel­ le - wie an anderen auch - nur eine relative Chronologie der berichteten Ereignisse ge­ wahrt worden zu sein. So gedenkt er im 38. Kapitel des 33. Buches des Todes von Bo-

(%3 M GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 578, S. 471. 94 E b d .: auctoritate apostolica confinnamus et presentis scripti patrocinio communitnus. 95 E b d .: compositionem ... quam idem imperator postmodum per suas litteras confirmavit, ... et ab .r-ytitraque parte sponte recepta et hactenus pacifice observata . . . . i 96 Auch Gregors Schreiben vom 8. 8. 1234 spielt hierauf an; M GH Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 594, — " S- 481 f.: pacem, quam iam dudum predictus Antiochenus patriarcha et dilectus filius ... magister domus Theutonicorum inter imperatorem ipsum ex unaparte etvos ex altera parte facere curaverunt.... { 97 Eracles, lib. 33, cap. 40, RHC Hist. occ. 2, S. 406: les gens dou roiaume de Jerusalem envoierent messages a Rome par l'atrait de Hermant le maistre de l’Ospital des Alemans por traiter pais entr’ eaus et l empereor. Li message furent dui chevalier d ’Acre, Pbelipe de Treie et Henri de Nazareth. Quant eil fu re n t venus a Rom e, si firent ce que li maistres des Alemans vost tout a gre de l’empereor, et orent ses letres seeles des covenances de la pais. Quant il furent retomez a Acre et il baillerent les letres... il en fu ren t m oult corrocie . . . . Car cele pais estoit a honte et a damage des eaus, et encontre le comandement et le poeir que li message avoient eu si que il les laidirent et les tindrent a trecherres et a faus, etpoi se failli que il ne lor firent enui des cors. 98 A. K och, Hermann von Salza, S. 90; ihm folgt, wenn auch ungenau, W . C ohn, Hermann von Salza, S. 198 f.

178 I hemund IV., Fürst von Antiochien und Graf von Tripoli, dem sein Sohn Bohemund V. in seinen Ämtern folgte. Dies geschah Anfang des Jahres 1233". Es folgt im selben und dem darauffolgenden Kapitel die Schilderung einer Expedition der Johanniter und Templer gegen den Fürsten von Hamah, die Grousset etwa in den Oktober des Jahres verlegt99 100. Ein geplanter zweiter Vorstoß der Christen wird möglicherweise in den Mai 1234 zu setzen sein101. Ein im Kapital 40 unmittelbar vor der Vermittlertätig­ keit Hermanns erwähnter Feldzug der Templer zusammen mit Bohemund V. fand wohl ebenfalls im Jahre 1233 statt102. Der Widerstand der Akkonenser Kommune, die stark unter dem Einfluß der ibe- linschen Familie stand, gegen den von Hermann vermittelten Vertrag, brachte als Gegenmaßnahme, so jedenfalls nach der Schilderung bei Eracles, die Sendung des zypriotischen Ritters Geoffroy le Tort nach Viterbo zu Gregor, wo er mit offenen Armen empfangen wurde und eine Revision des als Schande empfundenen Vertrags­ werks erreichte. Der Papst soll angeblich sogar eine Personalunion der beiden König­ reiche Zypern und Jerusalem verfügt und dies den drei Ritterorden und allen Kom­ munen mitgeteilt haben. Mit diesem Ergebnis sei Geoffroy auf einem genuesischen Schiff nach Akkon zurückgekehrt103. Nimmt man den Verfasser des Eracles beim Wort, so kann diese Reise nur zwi­ schen November 1235 und Mai 1236 bzw. März und Oktober 1237 stattgefunden haben, zu welcher Zeit sich Gregor in Viterbo aufhielt104. Es schließen sich sodann bei unserem Chronisten die Meldungen von Al-Kamils Tod (6. 3. 1238), die zweite Eheschließung Bohemunds V. (1235) und die Hochzeit König Heinrichs I. von Zy­ pern mit Stephanie (1237), sowie, im 42. Kapitel, das Einrücken Kaiser Friedrichs in die Lombardei im Jahre 1237 an105. J3emnach faHeadie-geschilderten Verwicklungen im Heiligen Land, an denen Her­ mann, die akkonensischen Ritter Philipp und Heinrich sowie Geoffroy le Tortbetei- ligLwaren, in die fahre 1233 bis_MdlsEm&J21L- Interessanter noch ist die Tatsache, daß bei Eracles nicht etwa deutlich gesagt wird, die beiden Akkonenser seien zum Papst gegangen106, sondern „Rom“ und die „gesie­ gelten Briefe“ , die sich zweifellos auf den Kaiser beziehen, werden in eins kontra­ hiert, so daß der Unmut der einheimischen Barone bei der Rückkehr der beiden Ab-

99 Zum Datum siehe Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 403, Anm. c; A History of the Crusades, hg. v. K. M. S etton, vol. 2, Philadelphia 1962, S. 794 (Tod Bohemunds IV, im Winter 1233, d.h. Anfang dieses Jahres); REH N r. 1041, 1042 (März 1233), urkundet Bohemund V. erstmals in seiner neuen Würde. Hiernach zu korrigieren C. C ahen in: LM 2, Sp. 333 (Tod Bohemunds IV, im Jahre 1231). 100 R. G rousset, Histoire des Croisades 3, S. 361 f.; vgl. R. R öhricht, Geschichte, S. 829 ff. 101 E b d ., S. 830, A n m . 4. 102 M. L. B ulst-T hiele, Sacrae Domus Militiae Templi, S. 191 mit Anm. 12. (103>Eracles, RH C Hist. occ. 2, S. 406 f. 104 Potthast, S. 853-863; 874-887. 105 Eracles, RHC Hist. occ. 2, S. 407 f. 106 So aber E. W inkelm ann, Geschichte Kaiser Friedrichs des Zweiten, Bd. 1, S. 497.

179 gesandten sich entweder nur auf den Vertrag mit Friedrich oder auf einen solchen mit diesem und Gregor zusammen zu beziehen scheint107. Auffallen muß weiterhin, daß in der palästinensischen Mission des päpstlichen Le- gaten Albert und des Hochmeisters das ganze Jahr 1233 über nichts verlautet, mit einerlillerdings bem^rkeiniswertenjiAusriahmeZAm ,10."6. 1233 nämlich ermahnte der Papst den Patriarchen Albert, er möge seine Legationsaufgaben nur in seinem PatnäP chat ausühen, aber—um-Streit-zu-vermerdenr-nicht -im-Bereich-von-Gerolds Jerusale- TneFPatriarchatv Und-beide.nicht-im eximierten-KömgrackZyperniS-8. "Eine solche Anweisung muß bei dem kaum ein Jahr zuvor erfolgten und Albert übertragenen Auftrag, für den Frieden im Königreich und die Beilegung der Streit­ punkte in päpstlichem Auftrag zu wirken, einigermaßen verwundern. L. Böhm er- ! klärt sich die Kehrtwendung mit dem „schon wieder emporkommende(n) Einfluss ; Gerolds“, welcher an der Kurie weilte, und der um diese Zeit aufkommenden Enttäu- ] schung Gregors über die mangelnde Hilfestellung des Staufers in der Auseinanderset­ zung mit den Römern109. Dies klingt plausibel. Die Aufforderung Gregors jedenfalls, Albert solle sich aus den Vermittlungsgeschäften im Patriarchat Jerusalem zurückzie- i hen110, mußte unmittelbar auch die Aufgabe Hermanns erschweren, denn seine Mis- ' sion stand unter der Voraussetzung eines Zusammengehens von Gregor und Friedrich j in der Lösung der orientalischen Fragen. Dies, so kann wohl guten Gewissens vermu- ; tet werden, war der hauptsächliche Grund für seine Rückkehr vermutlich Anfang Au- \ gust des Jahres 1233. Es wäre nun denkbar, daß die beiden akkonensischen Ritter, die wohl der gemäßig­ ten Gruppe um Balian von Sidon und Odo von Montbeliard zuzurechnen sind111, mit Hermann über Meer kamen, um die Gelegenheit wahrzunehmen, bei Kaiser und Papst um eine Bestätigung des bis dahin ausgehandelten Kompromisses nachzusu­ chen. Allein Heinrich von Nazareth findet sich am 3.10. 1233 als Zeuge zu Akkon in einem Vertrag, der im Hause des Connetable Odo von Montbeliard unter Anwesen­ heit u.a. auch Johanns von Ibehn geschlossen wurde, und der einen Streit zwischen Templern und Johannitern einerseits und den Bürgern von Marseille andererseits schlichtete112. Um diese Zeit wird er also wohl kaum Abmachungen in Italien ein­ gegangen sein, „die der Meister der Deutschen ganz nach dem Willen des Kaisers“ traf113. Die Crux besteht eben darin, die Nachrichten des Eracles mit dem überliefer­ ten Urkundenmaterial von kaiserlicher und päpstlicher Seite in Einklang zu bringen.

107 Auch in der Zeittafel (Analyse Chronologique) bei RHC Hist. occ. 2, S. 733 wird die Eracles-Stelle — dahingehend verstanden, daß Philipp und Heinrich vom Kaiser ein Schriftstück mitbrachten. (jOfpM GH Epp. pont. saec. XIII 1, N r. 534, S. 430 f. 109 L. Böhm , Patriarch Gerold, S. 56. 110 Am 18. 6., also um die gleiche Zeit, schlichtete er zu Tyrus einen Streit zwischen Johannitern und — Templern: RRH Nr. 1043; vgl. hierzu M. L. B ulst-T hiele, Sacrae Domus Militiae Templi, S. 192. (JLLDVgl. J. Praw er, Histoire 2, S. 251. 112 RRH Nr. 1046; dort als Anricus de Nazareno miles aufgeführt. 113 Siehe Anm. 97.

180 Der relativ große Berichtszeitraum (1233-1237) des altfranzösischen Chronisten hinsichtlich der Auseinandersetzungen in Akkon eröffnet aber eine weitere Möglich­ keit, die Mission Philipps von Troyes und Heinrichs von Nazareth urkundlich abzu­ sichern. Am 21. 2. 1236 teilte nämlich GregorjlenrLKaiser von Viterbo. aus mit114. dey Hochmeister habe für den Staufer und seinen Sohn Konrad einerseits, die akkonensi- schen Ritter Heinrich von NazarefF ündTKilIppvon TroveTfür die Barone.und Bür­ ger des Königreichs Jerusalem andererseits unter seiner eigenen tätigen Mithilfe ein Übereinkommen erzielt, dessen InhalQiLsQ.dän^ Tm Kern sah das Abkommen eine Beziehung der Bewohner Terusalems zu Friedrich und Konrad auf dem Stande vor, wie er vor Ausbruch des Streits bestanden hatte, .Tvorbefi'JtlKir3erA$sii»3LJug5i5ecirteiu^^ ten Königreichs“ ,1-)^Dia-Kommunejt-.oa.AkkoiilllLxlas Rückgrat des \VidersundeT gegen den kaiserlichen Statthalter Richard Filangieri, sollte aufgelöst, das SymboHles 'B'ühdes7 seine Glocke, niedergelegt und diFwä^eyd ’def' Feihdseirgkenen.eingesetz,- Ten~consulef7Fcäpiiäheos von ihren Ämtern entfernt werden. Dem Kaiser aber und seinen^JiohneKonrad seien neue' T reüeidezu'schwören .Jm.jGcgenzug sollte Fried­ rich alle Bewohner seines Königreichs wieder in Gnaden aufnehmen, namentlich Jo- hann von ibelin mit seinen Sonnen,und Anhängern., Dies nun scheint der Vertrag zu sein, der auf den massiven Widerstand der ibelin- schen Partei in Akkon stieß und die Gegenreise Geoffroy le Torts auslöste, die daher folgerichtiger ins Jahr 1237 zu setzen ist, da in diesem Jahr beim Vormarsch des kai­ serlichen Heeres in die Lombardei Grund gegeben war, sich eines genuesischen Schif­ fes zu bedienen, denn Genua stand bereits seit einiger Zeit fest im antighibellinischen Lager117. Daß die Kommune von Akkon nur zu gerne die Gelegenheit ergriff, die aufs äußer­ ste gespannte Beziehung zwischen Gregor und Friedrich sich zunutze zu machen, der Papst hinwiederum dem Staufer im Heiligen Land die Grundlage des auch von ihm gestützten Kompromisses entzog, paßt in die politische Situation des Sommers 1237118.

(fi^M G H Epp. pont. saec. XIII 1, Nr. 674. 115 E b d ., S. 571: salvis assisiis neenon antiquis et approbatis consuetudinibus regnipredicti. /TuSjZu dieser, die sich die W ahrung der einheimischen Rechte gegenüber den zentralistischen Tendenzen der staufischen Herrschaft zum Ziele setzte und sich dabei als Rahmen der schon älteren Bruderschaft des HL Andreas bediente, vgl. J. Praw er, Estates, Communities and the Constitution of the Latin Kingdom, in: Proceedings of the Israel Academy of Sciences and Humanities 2, Nr. 6, 1966, S. 1-42; H. E. M ayer, Zwei Kommunen in Akkon?, in: DA 26, 1970, S. 434—453, hier insbesondere S. 434-439. 117 Zur Haltung der Genuesen H. C hone, Handelsbeziehungen (wie Anm. 79), S. 61 ff. Zu beachten sind auch die im O ktober und Dezember 1233 in Akkon bzw. Nicosia abgeschlossenen Verträge der Genuesen mit eindeutig antighibellinischer Tendenz: RRH N r. 1047, 1049. 118 Vgl. schon F. W. S chirrm acher, Kaiser Friderich der Zweite, Bd. 3, Göttingen 1864, S. 86 f. mit Anm. 27; J. L. A. H uillard-B reholles, Historia diplomatica Friderici Secundi, Preface et Intro- duction, Paris 1859, S. CCCLII, der die Ankunft Geoffroy Le Torts in Viterbo zu Anfang Juni 1237 v erm u tet.

181 Ha: sich der Gang der Ereignisse,.so wieskizziert, zugetragen, so kann die-EracJes— Stelle J ot Aufenthalt Hermanns im Heiligen Land nicht belegen, sondern.sie. ist auf dessen Unterhandlungen an der Kurie zu y iterbo-Eadg_J235/Ariar.2_1236 zu W p- hen. Auch.die Mission der beiden akkonensischen Ritter von angeblich Anfang 123411V dürfte damnjufghen.diesen Zeitpunkt 1235/36 zu verlegen sein, es sei denn, rr .;n nimmt ihrerseits eine zweimalige Reise an, wobei ein solcher erneuter Auftrag in der_Sacfce jerRtihdefh'müßte,-wenn-bereits die-AusführungUeddcsxen um ein Haar das Leben gekostet hätte. Noch ein wpitprps Quellenzeugnis ist für die kaiserlichen A usdeichsbemühungen in der Orientpolitik heranzuziehen. Philippe de_Noyare, der.entschiedene Parteigänger uncTAnwairder Ibelins, hat in s_einen_Memojren festgehalten120, Friedrich habe den uns nämenthchTinbekänhten Bischof. von.Sidon beauftragt, im Königreich-Jerusalenr zu unterhandeln .und dabei ein weitgehendes Entgegenkommen signalisiert. Der Stau- fer_yerspxach-hiemachr allen seine-Verzeihung für die. gegenihn.geiichteten-feiadli- chen Akte auszusprechen und di£ angestammten.einheimischen Rechte zu achten, ^enndieEinwohnersich'nur ihm und seinem Sohn Konrad gegenüber loyal verhalten woIheHrAuch'wollte er den Aufgabenbereich desin. Akkon angefeindeten b a illi Ri- chard Filangieri auf Tyrus begrenzen und in Akkon durch die donigen Barone die Wahl einesühneUgenehmen b a illi, den er allerdings gleich'selbstAwschlug^gestay

Diese Vorstellungen seien Balian von Sidon und Odo von Montbeliard akzeptabel erschienen, weshalb sie eine Versammlung in die Heiligkreuzkirche zu Akkon einbe­ rufen hätten. Unmittelbar vor dem Vollzug der Beeidung der dort ausgehandelten Abmachungen sei aber, von Zypern kommend, Johann von Caesarea am Versamm­ lungsort aufgetaucht und habe im letzten Augenblick alles verhindern können. Vor den mittels ihrer Glocke herbeigerufenen Mitgliedern der Andreas-Bruderschaft flie­

ßt 19 So aber J. Praw er, Histoire 2, S. 251 mit Anm. 56. Prawer hat sich um ein chronologisches Gerüst bemüht, das aber die Ungereimtheiten nicht beseitigen kann. Es ist nämlich zu fragen, warum der Papst am 22. 3. 1234 Philipp von Troyes und Heinrich von Nazareth nicht erwähnt, wenn sie bereits zu diesem Zeitpunkt als Vertreter der Akkonenser Kommune nach Rom gekommen sind, solches aber am 21. 2. 1236 verlauten läßt. Sein Hinweis, ebd., S. 255, Anm. 65, Gregor habe die beiden Abge­ sandten und ihre Auftraggeber 1236 nur genannt, ,,afin de donner une certaine unite ä sa diplomatie versatile“, kann nicht überzeugen, ebensowenig wie die Auffassung, die Abmachungen von 1236 hätten schwerlich Philipp und Heinrich in Akkon in Gefahr bringen können (ebd.). Wenn Geoffroy Le Tort, wie Prawer weiter annimmt (ebd., S. 253), Ende 1235/Anfang 1236 den Papst aufsuchte, blei­ ben die Ergebnisse von Hermanns und der beiden Akkonenser Unterhandlungen um genau diese Zeit (Auflösung der Kommune, Fidelitätseid, vorläufige Beibehaltung des bailli-Amtes durch Richard Filangieri etc.) völlig unverständlich. (ßcpPhilippe de Novare, Memoires (1218-1243), hg. v. Ch. K öhler, lib. II, cap. 146-155, S. 84-88. rfzNVgl. hierzu und zum folgenden R. R öhricht, Geschichte, S. 826 ff.; R. G rousset, Histoire 2, ^—'S . 350—355; J. Praw er, Histoire 2, S. 248—250. Wenig ergiebig hier der Beitrag von M. N ickerson H ardw ick, The Crusader States 1192—1243, in; A History of the Crusades, hg. v. K. M. Setton, vol. 2, Philadelphia 1962, S. 550 f.

182 hend, habe sich der kaiserlich gesinnte Bischof soeben noch in das Haus seines akko- nensischen Amtsbruders retten können, j Von diesen Vorfällen machte Johann von Caesarea seinem Onkel Johann von Ibelin sofort Meldung. Ibelin sah sich veranlaßt, die Belagerung Kyrenias (C h e r in e s ) im Norden Zyperns zu verlassen und nach Akkon zu eilen, um sofort die Schwurge­ meinschaft der Einheimischen (p o u lin s ) zu erneuern und sich in seinem Amt als Bür­ germeister (m a ir e ) der Stadt bestätigen zu lassen. Nunmehr versuchte der Bischof von Sidon, mit diesem als dem Haupt der ibelin- schen Familie und der Opposition einen Ausgleich zu erzielen, doch waren seine Be­ mühungen vergeblich. Johann antwortete mit der Renartschen Fabel vom Löwen (= Friedrich) und dem Hirsch (= er selbst). Um nicht des letzteren Schicksal zu erlei­ den, wolle er dem Kaiser aus dem Wege gehen und sich gegen ihn bis zum Tode ver­ teidigen. Der Aufenthalt Ibelins in Akkon ist zeitlich ziemlich genau festlegbar, da er vor der Übergabe Kyrenias durch die kaiserliche Besatzung erfolgte, die um den Juli 1233 stattfand122. Wenn also etwa im Mai/Juni die Rekonziliationsversuche des sidonensischen Bi­ schofs endgültig scheiterten123, der Papst am 10. 6. 1233 den Patriarchen von Antio- chia anmahnte, seine Legatenfunktion nicht weiterhin im Königreich Jerusalem aus­ zuüben und Hermann von Salza just zu dieser Zeit die zunehmenden Spannungen und Feindseligkeiten zum Anlaß genommen haben sollte, zu Friedrich zurückzukehren, kann er diesem im August den in Gregors Schreiben vom 22. 3. 1234 erwähnten Ver­ trag mit den Baronen, Rittern und Bürgern Akkons unter seiner und des Patriarchen Albert getätigten Vermittlung noch nicht mitgebracht haben. Es ist daher zu vermuten, daß der Hochmeister nach einem kurzen Aufenthalt am Kaiserhof und an der Kurie (etwa im August/September 1233) ein zweites Mal per Schiff in den Orient gereist ist und es ihm mit Albert zusammen erst jetzt gelang (etwa Anfang 1234)124, ein Abkommen zumindest mit dem gemäßigten Teil der Akkonen­ ser um Odo von Montbeliard zu erzielen. Johann von Ibelin und Johann von Caesa­ rea hielten sich zu diesem Zeitpunkt offenbar in Zypern auf125, was den (Teil-)Erfolg Hermanns und Alberts sicher begünstigt haben dürfte. Ob der Hochmeister zusammen mit dem Patriarchen den ausgehandelten Kompro­ miß persönlich im Frühjahr 1234 nach Rom übermittelt hat, nachdem er vorher Fried­ rich um Bestätigung nachsuchte, oder erst unmittelbar vor der Zusammenkunft zu

122 Vgl. z.B. die Zeittafel bei Ch. K öhler (wie Anm. 120), S. 137 f. 123 Am 18. 6. 1233 ist der Bischof von Sidon Zeuge eines Vertrages zwischen Templern und Johannitem, den Patriarch Albert zu Tyrus bestätigte: RRH Nr. 1043. 124 Diesen Zeitpunkt haben, allerdings ohne nähere Begründung, auch M. N ickerson H ard w ick (wie Anm. 121), S. 551; J. P raw er, Histoire 2, S. 251. 125 RRH Nr. 1049 (2. 12. 1233).

183 Rieti aus dem Heiligen Land zurückkehrte126, muß ungewiß bleiben. Im Juli jedenfalls erscheint er zu Rieti als Zeuge in einer kaiserlichen Bestätigung eines Bar­ barossa-Privilegs für die Kanoniker von St. Peter in Rom127. Das Ergebnis ist nun, da Hermann allem Anschein nach bis in die erste Hälfte des Jahres 1234 in „Outremer“ festgehalten wurde, die Schlußfolgerung, daß er nicht gut bei Ausstellung der sogenannten Kühner Handfeste128 am 28. 12. 1233 sich in Preu­ ßen aufgehalten haben kann. Diese Ansicht ist zwar nicht grundsätzlich neu129, ob­ wohl sie der Auffassung der beiden wichtigsten Biographen des Hochmeisters entge­ gensteht130, sie ist aber bisher nicht mit dem Nachweis der chronologischen Unver­ einbarkeit hinsichtlich seines Itinerars abgesichert worden. Damit dürfte sich auch die Wertung G. Kischs als fragwürdig erweisen, der unter Hintanstellung der Problematik eines persönlichen Entwurfs der Handfeste durch den Hochmeister zumindest „unverkennbar ... die Einwirkung seines Geistes“131 zu erkennen vermeint. Sind es einerseits die Vertrautheit mit den so anders gearteten syro-fränkischen Rechtsverhältnissen, die den Kaiser veranlaßten, Hermann von Salza auf dem orienta­ lischen Schauplatz einzusetzen, so ist andererseits Hermann Balk weit eher als der Hochmeister als „spiritus rector“ der kulmischen Rechtskodifikation anzusehen. Letzterer nämlich hielt sich im Juni 1233 in Breslau auf132, um allem Anschein nach den schlesischen Piastenherzog Heinrich den Bärtigen für einen im Winter 1233/34 ausgeführten großen Feldzug gegen die Prußen zu gewinnen. B. Zientara hat in einer unlängst dankenswerter Weise auch in deutscher Übersetzung erschienenen Abhand­ lung auf die wichtige Rolle des schlesischen Herzogs bei der schon seit längerer Zeit von diesem beabsichtigten Unterwerfung des Preußenlandes nachdrücklich hingewie­

126 Dies nahm bereits A. L orck, Hermann von Salza, S. 85 an, der allerdings von einem ununterbroche­ nen Aufenthalt Hermanns im Heiligen Land vom Herbst 1232 — Sommer 1234 ausgeht. 127 Das Diplom ediert bei P. Scheffer-B oichorst, Zwei Untersuchungen zur Geschichte der päpst­ lichen Territorial- und Finanzpolitik, in: M IÖG Erg. Bd. 4, 1893, S. 98 f.: BFW 14722. 128 Edition bei G. K isch, Die Kulmer Handfeste, Sigmaringen 21978, S. 110 ff. 129 Vgl. zu den kontroversen Auffassungen in dieser Frage die Literaturübersicht bei G. K isch, Kulmer Handfeste, S. 6—9 mit Fußnoten, sowie vor allem E. M aschkes Rezension von W. C ohn, Hermann von Salza, in: Altpreußische Forschungen 8, 1931, S. 147—152, in der er aufgrund vornehmlich formeller Kriterien der Handfeste (Besiegelung mit Konventsbulle etc.) zu dem Urteil gelangt, daß Hermann „nicht in Preußen gewesen sein kann“ (ebd., S. 152). 130 Anwesenheit Hermanns in Kulm nehmen an A. K och, Hermann von Salza, S. 90 ff., insbesondere S. 93 f. mit Anm. 4; W. C ohn, Hermann von Salza, S. 205—212, aber auch E. W inkelm ann, Jbb. Friedrichs II. 2, S. 466, Anm. 3. Die Beweisführung Cohns ist nicht nur unzulänglich, weil ihr allein die Nennung von Hermanns Namen in der lntitulatio der Handfeste zugrundeliegt, sondern auch wegen seiner Grundauffassung abzulehnen, der Hochmeister habe die ,,Kolonisationsarbeit im Osten vorangetrieben, „weil er Gebiet brauchte, in das er den Tätigkeitsdrang seiner Ordensritter ablenken konnte, nachdem Palästina sich für sie als nicht mehr aufnahmefähig erwies“ (ebd., S. 208). 131 G. Kisch, Kulmer Handfeste, S. 9. 132 Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 2: 1231-1250, bearb. v. W . Irgang, Wien 1977, Nr. 33.

184 sen, insbesondere auch auf dessen enge familiäre Beziehungen zum Deutschen Orden nach Süddeutschland und Böhmen133. In direktem Zusammenhang hiermit sieht er auch die Bemühungen des Landmeisters Hermann Balk um die Besiedlung des Kul- merlandes mit schlesischer Hilfe. „Auf diese Weise wurden in das entstehende Kul­ mer Recht manche Elemente des Flämischen Rechts übernommen, das damals im schlesischen Flachland dominierte. Auch die Regeln des Bergbaurechts im Ordens­ land stützten sich auf schlesische Muster“ .134

133 B. Z ientara, Preußische Fragen in der Politik Heinrichs des Bärtigen von Schlesien, in: Der Deutsch­ ordensstaat Preußen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart, hg. v. U. A rnold/ M. Biskup (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 30), Marburg 1982, S. 8 6 -1 0 2 . 134 Ebd., S. 100.

185 VIII. Hermann von Salza - Versuch einer Neubewertung

Die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens ist lange Zeit vornehmlich mit dem Blick auf die Geschichte des Deutschordensstaats Preußen betrieben worden. An ihrem Anfang steht die neunbändige Geschichte Preußens von Johannes Voigt1, die bei allem Verdienst um eine Revision des durch die Aufklärung verdunkelten Bildes des Deutschen Ordens, der in seiner dem Heidenkampf und der Kreuzzugsmentalität verhafteten Bedingtheit als unvernünftig und grausam erschien2, letztlich doch auch „zum geistigen Wegbereiter einer Ideologie wurde, die noch heute unkritisch die angebliche Kontinuität vom mittelalterlichen Ordensstaat zum preußi­ schen Staat der Neuzeit vertritt“ .3 Die isolierte Betrachtungsweise des Phänomens Ordensstaat - in der deutschnatio­ nal und nationalsozialistisch gefärbten Historiographie immer wieder für ideologische Zwecke ausgebeutet4 - lenkte in der Folgezeit weitgehend von der Tatsache ab, daß das Wirkungsfeld des Deutschen Ordens, zumal im 13. Jahrhundert, geographisch viel breiter gestreut war und der Hochmeistersitz bis zum Jahre 1309 nicht von unge­ fähr im mediterranen Raum verblieb. Erst die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs

1 J. V oigt, Geschichte Preussens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des deut­ schen Ordens, 9 Bde., Königsberg 1827—1839. Zu ihm, der als „Vater der preußischen Geschichts­ schreibung“ apostrophiert wird, vgl. ADB 40, S. 205-210 (K. L ohm eyer); E. M aschke, Johannes Voigt als Geschichtsschreiber Altpreußens, in: Altpreußische Forschungen 5, 1928, S. 93-135. 2 Vgl. W. W ipperm ann, Ordensstaat, S. 120 ff. 3 D. W ojtecki, Studien, S. 1, in Sonderheit hinsichtlich der Abhandlungen von W. Hubatsch (vgl. ebd., S. 5, Anm. 4). Vf. weist zu Recht in diesem Zusammenhang auf die Verkennung der „spezifisch mittelalterliche(n) Bedingtheiten“ des Ordens hin, die auch E. C aspar, Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen, S. 59 f. über Gebühr relativierte, wenn er „das Werk Hermanns mit dem W erk Bismarcks verknüpfen“ zu können vermeinte und das preußische Beamten­ tum, „den Eckstein der Bismarckschen Reichsgründung“ , „das schließlich auch in der jüngsten Kata­ strophe der deutschen Geschichte die Staatsmaschine in Gang gehalten und den Absturz in das Chaos verhütet hat“, als direkten Nachfahren der Verwaltung des Ordensstaats ansieht. 4 Zur Ideologiekritik ist insbesondere W. W ipperm ann, Ordensstaat, 5. Kapitel: Das Bild des Or­ densstaates im Zeichen des deutschen Nationalismus, Imperialismus und Faschismus, S. 154 ff. zu vergleichen.

186 bedeuteten eine einschneidende Zäsur auch in der Würdigung bisher vernachlässigter Fragestellungen zur Geschichte des Gesamtordens. Als Meilenstein einer Neubewertung der komplexen Stellung des Ordens im Gefü­ ge der mittelalterlichen Welt kann das umfangreiche, 1938 sich zum erstenmal im Satz befindliche, doch erst 1955 erschienene Werk des langjährigen Deutschordensarchi­ vars und späteren Hochmeisters Marian Turnier über die Geschichte des Deutschen Ordens bis zum Jahre 1400 gelten. Turnier hat den Mangel an Literatur über die „22 alten Ordensprovinzen“5 außerhalb des Deutschordenslandes Preußen deutlich emp­ funden und trotz der beklagten Zerstreuung oder des Verlusts an gesichertem Quel­ lenmaterial eine Gesamtsicht des Ordens versucht, die neben der politischen Ge­ schichte auch das „innere Leben“ und „Wirken“ des Ordens umfaßt. Der Anstoß erwies sich als fruchtbar, ihm verdanken wir eine Vielzahl neuerer Ar­ beiten über wesentliche Aspekte der Ordensgeschichte. Dabei rückten die im Reich gelegenen Baileien6, der „Staat des Deutschmeisters“7, die Rolle des Ordens im Mit­ telmeerraum8, schließlich auch die Personal- und Sozialgeschichte9 ins Blickfeld wis­ senschaftlicher Untersuchung. Eine unter der Patronanz des Deutschen Ordens ste­ hende eigene Reihe, die „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Or­ dens“ 10, hat sich seit 1966 zur Aufgabe gemacht, die komplexen Forschungsansätze zu publizieren. In jüngster Zeit schließlich veröffentlichte H. Boockmann eine Ge­ schichte des Deutschen Ordens in zwölf ausgewählten Kapiteln11, die sich nach dem erklärten Ziel des Autors an ein breiteres Lesepublikum wendet, den Schwerpunkt auf den mittelalterlichen Abschnitt der Ordensgeschichte legt und das Spannungsfeld ins­ besondere der deutschen und polnischen Historiographie in die Behandlung des The­ mas einbezieht. Demgegenüber ist der Versuch einer Neubewertung der Persönlichkeit des ersten bedeutenden Hochmeisters des Deutschen Ordens in monographischer Form bisher nicht unternommen worden. Es mag dem einerseits die Überzeugung zugrunde lie­ gen, daß das von A. Koch und W. Cohn aufbereitete Quellenmaterial nicht weiter vermehrt werden kann, und andererseits ihre biographischen Arbeiten auf den ersten Blick nicht so zeitgebunden erscheinen, als daß eine,größere Korrektur in der Bewer-

5 M. Turnier, Der Deutsche Orden, S. 735. 6 R. ten H aaf, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; K. M ilitzer, Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970. 7 H. H. H ofm ann, Der Staat des Deutschmeisters, 1964. 8 K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; M. L. Favreau, Studien zur Frühge­ schichte des Deutschen Ordens, (1974). 9 M. H ellm ann, Bemerkungen zur sozialgeschichtlichen Erforschung des Deutschen Ordens, in; HJ 80, 1961, S. 126-142; E. M aschke, Deutschordensbrüder aus dem städtischen Patriziat, in: Preus- senland und Deutscher Orden. Festschrift für Kurt Forstreuter, W ürzburg 1958, S. 255—271, D. W ojtecki, Studien zur Personengeschichte des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert, 1971. 10 Hg. v. K. W ieser, ab 1968 v. U. A rnold, Verlag Wissenschaftliches Archiv Bad Godesberg, jetzt N. G. Ehvert Verlag Marburg. 11 H. B oockm ann, Der Deutsche Orden. Zwölf Kapital aus seiner Geschichte, 1981.

187 tung der historischen Rahmenbedingungen vorgenommen werden müßte, in denen das Wirken eines Hermann von Salza zu sehen ist. Doch finden sich bei näherem Hinsehen in beiden Darstellungen Grundpositionen vertreten, die sich aus einer Überbetonung der deutschen Sendung des Ordens und einer retrospektiven Betrachtungsweise seiner Geschichte herleiten. Für A. Koch ist der Hochmeister „einer der wenigen gewesen, die Christi Wei­ sung: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist, redlich zu erfüllen sich bestrebten. Die Gebote der Religion, die Satzungen der Kirche waren ihm heilig, heilig aber auch die Ehre des Reiches. Bei aller Devotion vor Rom blieb er ein Deut­ scher Mann“.12 Als „einer der glänzendsten Vertreter Deutschen Geistes“13 wird er angesprochen, an dessen Name „der Ruhm einer der glänzendsten Thaten, welche dem Deutschen Schwerte und der Deutschen Arbeit, dem Deutschen Ritter und Bau­ er je gelungen sind, die Colonisirung, Christianisirung und Germanisirung des Preus- sischen Landes“14 haftet. Wird der staufische Reichsgedanke von Koch auch auf das deutsche Element einsei­ tig verengt, so hat sich doch Hermann von Salza trotz seiner Tätigkeit in Palästina und auf italienischem Boden „von dem Skepticismus, der die höheren Klassen der Gesell­ schaft auch jener Zeiten und namentlich den Kaiser und den kaiserlichen Hof be­ herrscht hat“, nicht „anstecken“ lassen15, eine Auffassung, die sich übrigens wörtlich auch noch M. Turnier16 zu eigen machte. Weiterhin ist die bei Koch aufscheinende Kritik an der Handlungsweise Hermanns hinsichtlich der Durchsetzung seiner politischen Ziele aus den Quellenzeugnissen nicht ablesbar. Dem Bestreben, seinen Orden zu glänzender Machtstellung zu führen, habe er „die Rücksicht auf die W ahrheit..., aber auch alle Rücksichten auf das Recht nachgesetzt“ .17 Für den Autor ist dies „ein Beweis mehr dafür, dass ihm der Orden alles galt“ .18 Der Verlust des ungarischen Ordenszweigs sei dem Meister mitanzula- sten, „da er allem Recht zuwider das Burzenland, welches dem Orden nicht eigen- thümlich angehörte, dem Papste schenkte“ .19 Doch ist dem entgegenzuhalten, daß die päpstlicherseits 1216 bzw. 122020 erfolgte Lehnsexemtion vermutlich als rechtli­ che Handhabe schon der Entscheidung des Ordens gedient hat, sich im Jahre 1224 „in Recht und Eigentum des apostolischen Stuhls“ zu begeben. W. Cohn bietet in der Einordnung des hochmeisterlichen Tätigkeitsfeldes ein disparates Bild. Zeigt er sich bisweilen auch geneigt, als Mittelpunkt von Hermanns

12 A. Koch, Hermann von Salza, S. 131. 13 E b d . 14 E b d ., S. 132. 15 E b d ., S. 131. 16 M. Turnier, Der Deutsche Orden, S. 41. 17 A. Koch, Hermann von Salza, S. 128 18 E b d . 19 E b d . 20 Strehlke, Nr. 303 und 306. Vgl. oben S. 51, Anm. 99.

188 Wirken „die allgemeine Politik“ herauszustellen, sowie „seinen eigenen Anteil an der ostdeutschen Kolonisation nicht zu überschätzen“,21 ja sogar „vorsichtig zu erwä­ gen“ , „wie weit die Ordenspolitik überhaupt im Zentrum seines Denkens gestanden haben mag“,22 so findet sich andererseits eine Vielzahl von Hinweisen, daß „hier oben (d.i. in Preußen!) einen eigenen Staat zu gründen“, „von vornherein das Ziel Hermanns“23 gewesen sei. Wie ein Nachgefecht der Sybel-Fickerschen Frontstellung mutet die Überlegung an, auf dem Ordenskapitel zu Marburg im Jahre 1237 habe „vielleicht jene Tragik aufgedämmert, die das Reich immer wieder nach Süden blik- ken ließ, während im Osten große und neue Aufgaben erwuchsen“.24 Merkwürdig unausgeglichen erscheinen auch die Bewertungskriterien, mit denen Cohn den Hochmeister zu messen versucht. So ist ihm der Vertrag von San Germano (1225) „ein diplomatisches Meisterstück Hermanns von Salza“, ein „Höhepunkt sei­ ner Politik“ , die er jedoch als „reaktionär“ einstuft, weil der Ordensmeister „noch einmal am Kreuzzuge eine schon abgelebte Epoche wieder erstehen lassen“25 wollte. Das Angebot des polnischen Herzogs aber und die mit ihm verbundene Aufforderung zur Bekämpfung und Unterwerfung der heidnischen Praßen, welches ja auch im Kontext der Kreuzzüge gesehen werden muß, wird dagegen als allein tragfähiges Fun­ dament für die Zukunft gedeutet: „der Orden konnte nur da arbeiten, wo er nach allen Seiten die Ellenbogen frei hatte“.26 Noch H. Heimpel bezeichnet in fast unveränderter Sicht in den fünfziger Jahren „Italien und die alte Mittelmeerwelt“ im Augenblick der Ausstellung der Goldenen Bulle zu Rimini im März 1226 bereits als „Vergangenheit des Ordens“27 und ordnet den Ordensstaat „in das große Ganze der deutschen Volksbewegung“ ein, „die im Zug nach dem Osten ein zweites neues Deutschland geschaffen hat“ .

21 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 182. 22 Ebd., S. 215. 23 Ebd., S. 93. 24 Ebd., S. 251. Eine solche ahistorische, gleichwohl gängige Altematiworstellung findet sich dann zu­ gespitzt in der Geschichtsauffassung des tausendjährigen Reiches: „Neben Adalbert von Bremen und Albrecht dem Bären, Heinrich dem Löwen und Albert von Bremen, hat das frühere deutsche Mittel- alter wenige Schattenrisse aufzuweisen, die so ungeheuer einprägsam und schicksalhaft sind, wie der des Meisters Herm ann von Salza, den eine unselbständige und unvölkische Geschichtschreibung gar zu lange nur von der staufischen Vorstellung und von der Mittelmeerbasis her gesehen hat. So J. U hde, Hermann von Salza, in: Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1935, S. 155. Vgl. hierzu jetzt U. A rnold, Hermann von Salza, in: TRE 15, Lieferung 1/2, 1986, S. 97—100, hier S. 99: „H erm ann wurde deutliches Beispiel einer gegenwartspolitisch bedingten Ver­ biegung historischer Traditionen.“ 25 W. C ohn, Hermann von Salza, S. 80. 26 Ebd., S. 90 f. 27 H . H eim pel, Herm ann von Salza, Gründer eines Staates, in: ders., Der Mensch in seiner Gegenwart. Sieben historische Essais, Göttingen 1954, S. 91; auch ders., Hermann von Salza, in: Die Grossen Deutschen. Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 21956, S. 174.

189 Die von W. Hubatsch28 und K. Forstreuter29 vorgelegten Abhandlungen haben diese falsch gewählte Perspektive zwar erheblich korrigieren können, indem sie ihr Augenmerk auf die rasche Ausbreitung des Deutschen Ordens und seiner Besitzun­ gen im Mittelmeerraum gelenkt haben, wobei der Feststellung des letzteren, daß man „den Orden zunächst doch als einen Orden betrachten (muß), der nicht ein Staat war“,30 der Vorzug vor der allzu frühzeitig Verstaatungstendenzen erblickenden Neigung des ersteren31 zu geben ist, die persönliche Handschrift Hermanns aber, die hinter seiner Amtsführung erkennbare Konzeption, wo die originäre Aufgabe seines Ordens zu liegen habe, ist dabei noch nicht prägnant genug herausgearbeitet worden. Die Beobachtungen unserer Untersuchung führen zu dem Schluß, daß der Hoch­ meister trotz aller von ihm veranlaßten oder mitverantworteten Anstöße, seinem Or­ den seit der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre ein weiteres Tätigkeitsfeld im Nord­ osten Europas zu ermöglichen (Goldene Bulle von Rimini 1226, päpstliches Privileg für das zu erobernde Preußenland von Rieti 3.8. 123432, Inkorporationen des Dobri- ner- 33 und Schwertbrüderordens34 in den Jahren 1235 bzw. 1237), den Schwerpunkt seiner Tätigkeit eindeutig im mediterranen Raum gesehen hat. Bereits an der Belagerung und Einnahme Damiettes (1218 — 1221) nahm er weniger als engagierter Bekämpfer der Muslime denn als Anwalt der territorialen Interessen seines Ordens teil, der mit der Parteiergreifung für den König von Jerusalem sich ge­ gen die utopischen Eroberungspläne des päpstlichen Legaten wandte und in realisti­ scher Einschätzung die Stärkung seines Ordens im Heiligen Land anstrebte35. Eine Fortführung erfuhr diese Politik mit der Eheschließung Friedrichs und der Throner­ bin Isabella, denn bei den engen Beziehungen Hermanns zum Staufer seit dessen Kai­ serkrönung 1220 konnte er nunmehr eine verstärkte Förderung seines Ordens im Kö­ nigreich Jerusalem erwarten. So erlangte er im Januar 1226 für die Seigneurie de Josce- lin einschließlich ihrer noch unter sarazenischer Herrschaft befindlichen Teile eine Befreiung von jedem Dienst, die der Lehnsexemtion des Ordens von 1216 bzw. 1220 Rechnung trug und von kaiserlicher Seite als demonstrative Stützung des Deutschen Hauses in den labilen Machtverhältnissen dieses Reiches aufzufassen ist36. Konse­

28 W. H ubatsch, Der Deutsche Orden und die Reichslehnschaft über Cypern, Göttingen 1955; ders., M ontfort und die Bildung des Deutschordenstaates im Heiligen Lande, Göttingen 1966. 29 K. Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer, Bonn 1967. 30 Ebd., S. 8. 31 Vgl. noch W. H ubatsch, Die Staatsbildung des Deutschen Ordens, in: Preussenland und Deutscher Orden. Festschrift für K. Forstreuter, W ürzburg 1958, wo z.B. bereits die Erhebung des Spitals zum Ritterorden im Jahre 1198 als ein wichtiger Schritt „in Bezug auf die Staatsbildung“ gewertet wird. 32 Preußisches Urkundenbuch 1, N r. 108. 33 Vgl. hierzu Z. N ow ak, Milites Christi de Prussia. Der Orden von Dobrin und seine Stellung in der preußischen Mission, in: Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. J. F leckenstein und M. H ell­ m ann (VuF 26), Sigmaringen 1980, S. 350. 34 Vgl. F. Benninghoven, Der Orden der Schwertbrüder, S. 354 ff. 35 Siehe oben, S. 9 ff. 36 Siehe oben, S. 48 ff.

190 quenterweise begann der Hochmeister nunmehr noch im gleichen Jahr mit dem Aus­ bau der Burganlage von Montfort, indem er im Juli 1226 seinen Orden durch Tausch mit dem Teilerben der Seigneurie dejoscelin, Jakobus von Amigdala, in den Besitz des Casale Trefile brachte und damit die Voraussetzung für die Errichtung eines neuen Verwaltungsmittelpunktes im Heiligen Land schuf37. Auch dies ist ein Hinweis dar­ auf, daß die Bulle von Rimini vom März des Jahres allenfalls als Alternativlösung38, eher noch als schemenhaftes Programm angesehen werden muß, dessen auch nur an­ satzweise Verwirklichung vorerst ganz hinter die Kreuzzugsbemühungen zurückzu­ treten hatte. Ihren Höhepunkt fanden die beharrlichen Anstrengungen Hermanns um die Festi­ gung und Erweiterung der Position des Ordens im Heiligen Land in Friedrichs Kreuzzug 1228/29 mit der Verleihung des Königspalastes und des ehemaligen deut­ schen Spitals in Jerusalem. Über den erstmaligen Erwerb von materiellem Besitz in der heiligen Stadt hinaus wurde dem Orden damit die rechtliche Grundlage für das Führen des Jerusalemtitels in seiner Ordensadresse und eine rückwirkende Legitima­ tion seiner ideellen Grundlagen bis auf die Anfänge seiner beiden Hauptkonkurren­ ten, der Templer und Johanniter, verschafft39. Gleichzeitig zeigten sich jedoch die Gefährdungen für Hermanns Bestreben, im Schatten des Staufers den Orden zur Größe zu führen, denn die Kurie lieh den Be­ schwerden der Johanniter auf Unterstellung des Deutschen Ordens ihr Ohr, womit sie die Parteinahme des Meisters für die Sache des gebannten Kaisers maßregeln woll­ te. Aus dieser Erfahrung wird Hermanns unermüdlicher Einsatz für den zu San Ger- mano/Ceprano 1230 erreichten Frieden verständlich. Der rasche Aufstieg seines O r­ dens mußte sofort in Gefahr geraten, wenn es zum Bruch zwischen Papst und Kaiser kam. Die langwierigen Verhandlungen des Hochmeisters mit den Lombarden in den dreißiger Jahren sind, ebenso wie diejenigen vor dem Kreuzzug, in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Einsicht zu sehen, daß die Existenz des Ordens in seinem Ursprungsland bedroht war, falls es zu keiner Einigung mit dem vom Papsttum als natürlichem Verbündeten angesehenen oberitalischen Städtebund kam. Beinahe noch schwerwiegender erschien ihm offensichtlich die Aussicht auf einen Erfolg der anti­ staufischen Opposition im Heiligen Land, denn mitten in den Lombardenverhand- lungen begab er sich 1232/34 über Meer. Das nicht lange hernach vollzogene Ein­ schwenken des Papstes auf die Linie der ibelinschen Partei erwies auch hier, in wel­ chem Maße die gegenläufigen Interessen von Kurie und Kaiserhof der Stellung des Ordens abträglich sein konnten. Nach der erneuten Bannung Friedrichs im Jahre 1239 nämlich wiederholten die Johanniter alsbald, wenn auch letztendlich vergeblich, den

37 Siehe oben, S. 74 ff. 38 Siehe oben, S. 65. 39 Siehe oben, S. 126 ff.

191 Versuch von 1229, die Selbständigkeit des Deutschen O rdens m it Rückendeckung des Papstes aufheben zu lassen. An der mangelnden gemeinsamen Unterstützung durch Papst- und Kaisertum ist schließlich die Sache der Christen im Heiligen Land gescheitert. M it dem Verlust je-, rusalem s 1244 zeichnete sich bereits das Ende der lateinischen H errschaft in Palästina a b . _____ H erm ann von Salza ist es nicht erspart geblieben, noch kurz vor seinem Tode von seinen O rdensbrüdern für die von ihm verfolgte Linie hart getadelt zu werden. Tis hat den Anschein, als ob hinter der einstimmigen Aufforderung des Kapitels in M arburg im Juni 123740, der Hochm eister möge die Friedensbemühungen in der Lombarden- angelegenheit nicht w eiter verfolgen, auch die Sorge um eine seinerseits zu geringe Be­ fassung mit der fortschreitenden Festsetzung des Ordens im Kulmer- und Preußen­ land gestanden hat. Auch wenn er die Entwicklung seiner Gemeinschaft nördlich der A lpen in nachhaltiger Weise diplomatisch bei Friedrich und Gregor absichern half, so ist doch nicht zu übersehen, daß er voa seiner dreißigjährigen Amtszeit nur etwa 4 Jahre in Deutschland zugebracht hat. D ie enge Bindung an den Kaiser ließ ihn schließlich neben der Sorge um das Heilige Land einen Schnittpunkt der allgemeinen wie der ordensbezogenen Politik Im sizili- schen Königreich des Staufers finden. In der apulischen Ballei hat dei; M eister daher w ohl einen auf seine eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen zusätzlichen Verwaltungs­ schwerpunkt eingerichtet41 und hier auch seine letzte Ruhestätte in Barletta gefun­ d e n 42. W ie persönlich geprägt die Ausform ung seines Am tes sich darstellt, sollte nach dem Tode des großen Hochmeisters sehr bald deutlich werden. Zwar haben auch die Am tsnachfolger Herm anns noch sporadisch versucht, eine M ittlerstellung zwischen Friedrich und dem Papsttum aufrechtzuerhalten. Dennoch hat die Ordensleitung nach der Absetzung des Kaisers 1245 durch Innozenz IV. nicht gezögert, eine Bestäti­ gung ihrer Privilegien beim Gegenkönig W ilhelm von Holland zu erwirken. Verbit­ tert reagierte der Staufer mit Beschlagnahmungen von ihm erreichbarem Ordensbe­ sitz, die er erst auf seinem Sterbebett rückgängig m achte43. In Preußen stellte sich der Landm eister Dietrich von Grüningen ganz auf die Seite des Papstes und der Gegenkö- __ nige44. _Der Endkam pf der staufischen Dynastie erschütterte auch das von H ermann von Salza zeit seines Lebens angestrebte Fundam ent der Absicherung seines Ordens im Einvernehmen von Imperium und Sacerdotium. _

40 Siehe oben, S. 176 mit Anm. 81. 41 Siehe oben, S. 28. 42 Petri de Dusburg Cronica Terre Prussie, hg. v. M. T oeppen, S. 31. 43 Vgl. M. H ellm ann, König Manfred von Sizilien und der Deutsche Orden, in: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. K. Wieser(Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 1), Bad Godesberg 1967, S. 65—72, hier S. 69. 44 K. F o rstre u ter, Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie, Bd. 1, S. 54.

192

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Abb. 4. Jerusalem: ergrabener.X3rundriß der Marienkirche und des deutschen Spitals Abb. 3. Plan der Stadt Jerusalem zur Zeit der lateinischen Könige aus dem 12. Jahrhundert Abb. 5. Plan der Stadt Akkon ans einer Handschrift des 13. Jahrhunderts Abb. 6. Plan der Stadt Akkon von Marino Sanudo d.Ä. (14. Jahrhundert) •" -Tr—-- -mr~* »hw^h um «h u iu i| mv t ^ l u uuiUQ. quc atfcif imtyttdmdi amtpUhiamtnalupttu ib p | tfj® Jrthfaua^oputafajtöncnumntJofa I Imu ttnmilTj {utr.'Vofutr «mm tcuftmtgusm, j— **ä- s jquauuf aiuoKtw »atmete ainniiMAauiak tmiaE «tu (crutf tuir.nr dauern -tatMtwtalcto timeimiaftflmr.pt^tm»riiiummn jno';iui:l>(K! cttif ftc cgfipt^tm f. aü outtaf tnr tanuflc-i cj- {mga.ldä omni Girat «friifittc. «5 mm frfhu.\it!eaftntni ( otasrt

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Abb. 7. Belagerung und Erstürmung von Damiette 1219

Abb. 8. Brief Hermann von Salzas nach der roberung von Damiette 1219 ▲ A b b . 9. Tympanon der sog. Gnadenpforte am Bamberger Dom

Abb. 10. Tympanon der sog. Gnadenpforte am Bamberger Dom (Ausschnitt). Zu Füßen Marias: Hermann von Salza f Abb. 11. Angebliches Hochmeistcrsiegel Hermann von Salzas (1224?/1225?). Umschrift: + 5 ’ MAGISfT?) H(?) HOSPITAL S M Abb. 12. Hochmeistcrsiegel Hermann von Salzas von 1225. Umschrift: + 5 MAG IST RI HOSPITAL S MARIE THCM

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204 t ABKURZUNGSVERZEICHNIS

ADB Allgemeine Deutsche Biographie A D ip l Archiv für Diplomatik AF A lte F o lg e AKG Archiv für Kulturgeschichte AUF Archiv für Urkundenforschung BF J. F. Böhmer, J. Ficker, Regesta Imperii V.l BFW J. F. Böhmer, J. Ficker, E. Winkelmann, Regesta Imperii V.2 DA Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters DBI Dizionario Biografico degli Italiani DHGE Dictionnaire d’Histoire et de Geographie Ecclesiastiques DHI Deutsches Historisches Institut E rg . B d . Ergänzungsband GWU Geschichte in Wissenschaft und Unterricht HB J. L. A. Huillard-Breholles (Hg.), Historia Diplomatica Friderici Secundi HJ Historisches Jahrbuch HZ Historische Zeitschrift J b b . Ja h rb ü c h e r JL Jaffe/Löwenfeld, Regesta Pontificum Romanorum LM Lexikon des Mittelalters MGH Monumenta Germaniae Historica - C o n s t. Constitutiones - SS S crip to res - Epp. pont. saec. XIII Epistolae saeculi XIII e regestis Pontificura Romanorum - L L L eges - SS rer. Germ. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum — Schriften Schriften der Monumenta Germaniae Historica — Epp. sei. Epistolae selectae M I Ö G /M Ö I G Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung MS Manuscriptum NA Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde ND N a c h d ru c k NF N e u e Folge ’ N S Nova Series, neue Serie PL Patrologia Latina QFIAB Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken RBMAS Rerum Britannicarum Medii Aevi Scriptores

205 RHC Recueil des Historiens des Croisades - O c c . Historiens Occidentaux - Doc. armen. Documents armeniens R H E Revue d’histoire ecclesiastique R H G F 2 Recueil des Historiens des Gaules et de la France, nouvelle edition ROL R evue d e l’O rie n t L atin RRH RegestaRegni Hierosolymitani, hg. v. R. Röhricht SRP Scriptores Rerum Prussicarum T b . Taschenbuch TRE Theologische Realenzyklopädie UB Urkundenbuch V u F Vorträge und Forschungen W d F W ege d e r F o rsc h u n g ZKG Zeitschrift für Kirchengeschichte ZRG Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte - G A Germanistische Abteilung - K A Kanonistische Abteilung

ORTS- UND PERSONENVERZEICHNIS

Sofern hinter einem Stichwort ein A steht, kommt jenes nur in den Anmerkungen vor. Erfaßt sind grund­ sätzlich die Rufnamen, nicht aufgenommen sind Friedrich II., Hermann von Salza, Deutscher Orden.

A -, Haus des Johann von Chonchi 125 -, Heiliggrabkirche 125 -, Heiligkreuzkirche 125, 182 Aachen 46, 114 —, Kommune v. 179, 181 Adalbert, Erzbischof v. Hamburg-Bremen 189 A —, Krondomäne v. 49, 53 A Agnes, Tochter Joscelins III. v. Courtenay 49, 76 -, Nikolaustor 125 -, Schwester Landgraf Ludwigs IV. v. Thüringen -, Tor des Gaufridus Tortus 126 63 Alanus Märtel, Templerpräzeptor in England 31 -, Tochter König Ottokars I. v. Böhmen 62 A lb a n o L azio 151 A Ägypten 10-14, 18 f„ 31 f. Albert, lat. Patriarch v. Antiochia u. päpstl. Legat A ila n o 142 177 f., 180, 183 Akkon, Stadt 6, 9, 13 A, 15, 28, 31, 33 A, 34, - von Aachen, Geschichtsschreiber 135 A 47 f., 52 A, 71 f„ 75, 78 f., 82, 88, 96, 99, - von Orlamünde, Graf v. Holstein 43 101 A, 102 A, 107 A, 108, 115, 118 A, 119 A, Albrecht I., Herzog v. Sachsen 45 120 A, 122 f„ 125 {., 128, 130 A, 131 A, - der Bär, Markgraf v. Brandenburg 189 A 134 A, 143 A, 153, 178-183 Alice von Armenien, Tochter des Königs Ru- -, Andreasbruderschaft 181 A, 182 pen III. v. Armenien u. Isabellas v. Toron 49 A, -, Bürger v. 178, 183 53 A, 88 A, 101 A, 124 f. -, Feldspital der Deutschen 131 A, 137 -, Regentin v. Zypern und Jerusalem 139 —, Hafen 126 A A life 142, 145 -, Haus des DO 125 f., 128, 190 A -, Bischof v. 149

206 Amalrich I., König v. Jerusalem 134 A Belinas, siehe Banyas — II., König v. Jerusalem (= Amalrich I., König v. Belvoir, Kreuzfahrerburg 14 f. Zypern) 141 A B e n e v e n t 142, 145 A , 161 Amigdala, kalabres.-palästinens. Familie 75 Berard, Erzbischof v. Messina 146 A Anagni 143 A, 155, 160 A, 163 B e rn h a rd , H e rz o g v. K ä rn te n 161 A n c o n a , M a rk 161 Berthold, Patriarch v. Aquileja 155 A, 156, 161 Andreas II., König v. Ungarn 9 f., 51 A, 52 A, 58, — von Tannroda, Bruder des D O 171 61 f., 64, 165 A Bethlehem 87, 89 f., 93, 135 A Anricus de Nazareno, siehe Heinrich von Nazareth Bismarck, O tto v. 3 A, 115 A, 186 A Antiochia, Fürstentum 54 Bitonto 98 A S ta d t 73 B ö h m e n 185 A p ic e 142 -, Kammerballei des DO 63 Apricena 154 Bohemund IV., Graf v. Tripolis, Fürst v. Antiochia Apulien 28, 34 f„ 45, 59, 61, 141 A, 142, 143 A, 10, 73, 77, 179 152 A, 156 - V., Fürst v. Antiochien u. Graf v. Tripolis 179 A q u ile ja 171 Bologna 21, 66, 166 f. Aquino 147, 162 Borgo San Donino 64, 67 —, B isc h o f v. 149 Bornhöved, Schlacht v. (1227) 45 Armenien 7 f. B o z e n 63 -, König v. 20 A —, Kammerballei des D O 63 Arnold von Lübeck, Geschichtsschreiber 130 A Bremen, Bürger v. 6, 128 Augsburg 173, 174 A —, E rz b is c h o f v. 45 Austerlitz 63 Brenner, Alpenpaß 63 Aversa, Benediktinerkloster San Lorcnzo 65 A Brescia 66, 167 Breslau 184 Brindisi, Stadt 9, 23, 30, 34, 36, 59, 65 A, 71, 96 A , 97, 107 A , 141 f. B Burchardus, Kämmerer 131 A Burzenland 40, 42 A, 51, 52 A, 58, 61, 124, 164, 174, 188 Babenberger 64 Byzantiner 89 Babylon 33, 83 A Balduin I., König v. Jerusalem 127, 133 - II., König v. Jerusalem 127, 135 f. - III., König v. Jerusalem 108, 135 C - IV., König v. Jerusalem 49 -, Bruder des lat. Kaisers v. Byzanz, Robert v. Courtenay 112 Cades, Casale 125 Balian I., H err v. Sidon 73, 83 A, 99 f„ 136, 180, Caesarea 10, 72 f., 75, 78, 88 182 -, Erzbischof v. 104, 122 Baltikum 44, 56 C a ia z z o 143 f., 161 Bamberg, Jakobsstift 12 A Calatrava, Ritterorden v. 59 Banyas, Kreuzfahrerburg 15, 48 A, 49 Calore, Fluß 142 B a ri 142 C a lv i 145 Barletta 28, 140, 142-144, 192 Cambrai, Plan v. (um 1150) 133, 135 Beatrix, Gemahlin des Grafen Otto v. Henneberg Campagna 36, 147, 149, 160 48 f„ 53 A, 75 Capitanata 157 Beaufort, Kreuzfahrerburg 15 A, 48 A Capua 78, 143 f., 145 A, 152, 157 f. Beirut 73, 100 A -, Erzbischof v. 107, 176 A Bela IV., König v. Ungarn 62, 165 A, 174 Carinola 145 A Belide, Casale 125 —, B isc h o f v. 145 A

207 Casalnuovo 144 A, 157 E C a sa m a ri, A b t v. 160 l Casel des Plains (Azor), Templerburg 90 Caserta 145 A Eberhard II., Erzbischof v. Salzburg 155 A, 156, Casteilum Regis, Castrum regis, Chastiau dou Rei, 161 Chateau du Roi 21, 48, 51, 54 A, 75-77, 123, Edinburgh 19 125 Egidius Berthout, Bruder des D O 170 Castrum Novum siehe M ontfort Egino IV. von Urach 42 A Castrum Olibani 161 Engelbert, Erzbischof v. Köln 62, 171 Castrum Peregrinorum sieh e Chastiau Pelerin England 62, 110, 121, 170 f. Catania 39 A, 43 E n g lä n d e r 14 A , 77 C ave siehe Calvi E stla n d 44 Ceppaioni 142 Exeter, Bischof v. 83, 110 Ceprano 2, 142, 155, 157, 162 Chastel Neuf siehe Chäteauneuf Chastiau Pelerin (Atlit), Templerburg 10 F Chastiau dou Rei siehe Castellum Regis Chäteauneuf, Kreuzfahrerburg 15, 49, 125 Chateau du Roi siehe Castellum Regis Faenza 167 Christian, Missionsbischof in Preußen 56, 57 A, Fahraddin, Emir 82 58, 59 A, 65 A Fariskur, ägypt. Stadt 13 C le m e n s III., P ap st 131 A Ferdinand III., König v. Kastilien u. Leon 164 A Coelestin II., Papst 84, 127 Ferentino 36—39, 170 - III., Papst 6 Ferrara 167 Coradin, Conradinus siehe Al-Muazzam Ficker, Julius v., Historiker 189 Cortenuova, Schlacht v. (1237) 163, 176 Foggia 28, 46, 144, 154, 156 f. Cremona 65 f., 159, 174 A Frankfun 21, 42 C unradus, K aplan 131 A Frankreich 169 A, 170 Frans chastiaus siehe M ontfort Franziskaner 79, 80 A D Franziskus von Assisi, Heiliger 14 A, 92 Franzosen 14 A, 77, 161 Freidank (Fridank), Dichter 102 A Damaskus 73, 88 A, 125 Friedrich I. Barbarossa, dt. König u. Kaiser 29, Damiette 2, 10-13, 15, 18-23, 28, 31-34, 48 A, 98 A 73 A , 89, 92, 118 A , 119 A , 171 - II., Herzog v. Österreich 175 Dänemark 44 Friesach 63 Dannenberg, Vertrag v. (1224) 42, 44, 45 A, 46 f. F rie se n 61 David, bibl. König 120, 135 A, 137 f., 139 -, legendärer König 32 Denkendorf, Stift der Chorherren vom Heiligen G G ra b 71 A Deutschland 2, 8 A, 9, 20 A, 28, 39 f., 40, 42, 45, 59 f„ 68, 128, 130, 131 A, 132 A, 151, 164- Gaeta 145, 153, 155, 158-161 166, 169-171, 176, 189, 192 Galiläa 54 A Dietrich von Grüningen, Landmeister des DO in Garigliano, Fluß 142 Preußen 192 G a z a 118 Diospolis siehe Lydda Gebhard von Arnstein, Reichslegat in der Toskana 4 Dobrin, Ritterorden v. 59, 190 173 Genezareth, See 15 A G e n u a 181

208 Genuesen 33, 81 A, 143 A, 181 A - von Nazareth, Ritter aus Akkon 178-181, Geoffroy le Tort, Ritter aus Zypern 179, 181, 182 A 182 A - von Tann, Protonotar 21 Georg, Heiliger und Märtyrer 89 f. - Walpot, Hochmeister des DO 7 A Gerold, Patriarch v. Jerusalem 45—47, 66, 69 A, - von Wida, Landmeister des DO in Preußen 70-72, 79, 82 - 84, 88 A, 89 f„ 92-94, 98, 140 A 101-104, 106, 109 f., 114-116, 118, 122 A, H elisabeth siehe Isabella von Brienne 124, 143, 145, 177, 180 Heraclius (Herakleios), byzant. Kaiser 98 A Gottfried von Viterbo, Geschichtsschreiber 108 A Hermann Balk, Landmeister des DO in Preußen Graz 63, 175 39 A, 184 f. Gregor IX., Papst 1 f., 20 A, 41, 57 A, 60, 65 A, - Otter, Deutschmeister 39, 59 f. 71 A, 78 f., 81, 82 A, 83 f„ 86, 90 A, 95 A, 98, -, Sohn des Landgrafen Ludwig IV. v. Thüringen 102, 103 A, 104, 110-117, 118 A, 119 A, 122, 71 A 126 A, 129, 142-148, 149 A, 150-161, Hersfeld, Kloster 45 A, 60 A 163-170, 172-175, 177, 178 A, 179-181, Hethoum, armen. Chronist 74 182 A, 183, 192 Higares 164 A Grottaferrata 160 Holstein 45 Guala, Kardinalpriester v. S. Martino ai Monti 46 Honorius III., Papst 2, 8 f., 12, 13 A, 20 f., 22 A, Gualo, Guala, Dominikanerprior 160 23, 25 f„ 34 f„ 37-44, 46, 48, 50, 58, 60 f., 65, Guido von Lusignan, König v. Jerusalem 98 67, 90 A, 96 A, 98, 119 A Gunzelin, Reichslegat 35 Hugo I., König v. Zypern 9 f. - III., König v. Zypern (=Hugo I. v. Jerusalem) 53 A H Hugolin von Ostia siehe Gregor IX., Papst Humfred IV., Herr v. Toron 53 A

Hamah, Fürst v. 179 Hamburg, Bürger v. 45 k J H attin, Schlacht v. (1187) 13, 53 A Hebron, Suffraganbistum v. Jerusalem 93 Heinrich IV., dt. Kaiser 108 A Jaffa (Joppe) 72 , 81, 82 A, 88-90, 117 f„ 119 A, - VI., dt. Kaiser 9, 30, 100 A 120, 121 A, 143 A - (VII.), dt. König 9, 21, 30, 40, 62 f., 107 A, Jakob von Amigdala 74 A, 75—77, 123 f., 191 119 A, 121 A, 165, 169, 171 f. -, Kardinalbischof v. Palestrina 166 - III., König v. England 62, 94, 120, 121 A, 136, -, Bischof v. Patti 96 f. 170, 171 A - Tiepolo, Doge v. Venedig 112 A - IV., Herzog v. Limburg 71 f., 73 A -, Kardinalbischof v. Tusculum siehe Jakob von -, Sohn Herzog Leopolds VI. v. Österreich 63 V itry - der Löwe, Herzog v. Sachsen und Bayern - von Vitry, Bischof v. Akkon u. Geschichts­ 130 A , 131 A , 134 A , 189 A schreiber 10, 14 A, 71, 153, 156 - I. d. Bärtige, Herzog v. Schlesien 184 Ibelin, baroniale Familie in den Königreichen - L, Graf v. Schwerin 39, 40, 45 Jerusalem und Zypern 102, 179, 182 - L, König v. Zypern 100 A, 141 A, 179 Ibn al-Amid, Geschichtsschreiber 88 A -, Bruder des DO 38 A - al-Athir, Geschichtsschreiber 73 A - Bart, Hochmeister des DO 7 A - al-Mastub, Emir 13 A - von Berg, Bruder des DO 63 A - Wasil, Geschichtsschreiber 109, 114 A - von der Champagne, Herr des Königreichs Jeru­ Jerusalem, Stadt 3 A, 10, 13, 15 A, 19 f., 32 f., 38, salem 134 A 69, 72, 74, 78, 82 f„ 86-90, 92 f., 94 A, 95, 97, - von Hohenlohe, Hochmeister des DO 140 A 101-103, 108 A, 109-112, 114 A, 116-119, - von Malta, kaiserl. Admiral 33 A, 79, 107 f., 121 f., 125, 128, 131 f., 134 f., 137-140, 148, 143 A 181, 192

209 —, Aqsa Moschee siehe Templum Salomonis -, König v. England 62 —, curia regis (Königspalast) 104 A, 109 A, — I. von Ibelin, Herr v. Beirut 99, 100 A, 102, 1 3 3 - 1 4 0 , 191 180 f., 183 Davidstor 135 — von Ibelin, Graf v. Jaffa u. Jurist 104 A, 105 —, Davidsturm 104 A, 109 A, 133—136, 138 A Johannes von Colonna, Kardinalpresbyter v. S. Haram ash Sharif (Tempelplatz) 90, 93, 136 Praxedis 142 f., 144 A -, Heiliges Grab u. Heiliggrab-Kirche 2, 8, 69, 84, — von Ferentino 146 A 93, 101 A, 102 f„ 104 A, 106, 109 A, 110, —, legendärer Priesterkönig 32 113 f„ 116, 143 -, Kardinalbischof v. Sabina 157 f., 161 —, Chorherrenstift 92, 133 — de Sancto Liberatore, Erzbischof v. Brindisi -, Hospital des DO 23, 29 f., 123 65 A -, Hl. Jakobus d. Ä., armen. Kirche 133 — III. Vatatzes, Kaiser v. Nicaea 175 A -, Johanniterpalast 104 A, 109 A, 136 A — von Würzburg, Kleriker 127 König v. 12, 97, 98 A, 100, 102, 112, 113 A, Johanniter 13 f., 25, 32 A, 50 f., 53 A, 54, 79 A, 136 80, 83 f., 92, 103 A, 116 A, 127-132, 138, Königreich v. 13, 18, 36 A, 37, 48, '50, 52 A, 162, 179 f., 183 A , 191 54, 72, 76 f„ 80, 97, 99-101, 104, 107 A, 111, -, Großmeister 36, 110 123 f., 130 A, 132, 139 f., 177-179, 181-183, Joppe siehe Jaffa 190 Joscelin III. von Courtenay, Titulargraf v. Edessa —, Krönungsordo, Krönungszeremoniell 104 49 -, Krone v. 4, 103-107, 109 f„ 139 Isabella von Brienne, zweite Gemahlin Fried­ -, S. Maria im Tal Josaphat, Chorherrenstift 92 richs II. 12, 36, 37 A, 38, 48, 77, 96 f., 99, -, S. Maria Latina, Benediktinerkloster 92 f. 112 f„ 123, 136, 138, 190 -, Marienkirche des deutschen Spitals 127, 134 — von England, 4. Gemahlin Friedrichs II., -, ölberg, Chorherrenstift auf dem 92 Schwester des Königs Heinrich III. v. England —, Omar-M oschee siehe Templum Domini 170, 171 A -, lat. Patriarchat 90, 93, 180 -, Tochter König Johanns v. England 62 - , Porta Nova de Balcayra 138 Isra e l 78 - , Rue des Alemans 134 Italien 6, 12 A, 31, 34, 60, 62, 75 f., 96 A, 153, H l. Sabas, armen. Kirche 133 155 A, 164 f., 169, 174, 189 —, Salomons Ställe 135 Julisch-Venetien 171 -, Sionsberg 135 A, 138 Justinian I., byzant. Kaiser 101 A -, Sionstift 92 Ivan Äsen II., Bulgarenzar 175 A -, Sionstor 138 —, deutsches Spital 26 A, 29 A, 38, 84, 92 A, 127-134, 137, 140, 191 -, Straße der Armenier 127, 133 f., 138 K -, Templerhaus, siehe Templum Salomonis Templum Domini (Felsendom) 87, 89—91, 93, 104 A, 106, 109 f., 138 A Kaika’us, Sultan der Rumseldschuken 10 A - , Templum Domini, Chorherrenstift 92 Kairo 31 A, 32 - , Templum Salomonis 90, 106, 109 f., 135 f. Al-Kamil, Sultan v. Ägypten 2 A, 13, 14 A, 15, -, Thomaskirche 127, 133 f. 18 f„ 32, 33 A, 48 A, 49 A, 53 A, 72 f„ 78, Innozenz III., Papst 4, 7—9, 22, 41 80 A, 81-83, 84 A, 86, 87 A, 88 A, 89, 93 f„ - IV., Papst 5, 192 101-103, 108 A, 109, 114 A, 115 A, 118, 124, Johann von Brienne, König v. Jerusalem, Kaiser 136, 143, 179 v. Byzanz 9 f., 12-15, 18-20, 30 f„ 33 f., 36 f., Karl der Große 99, 175 45-49, 96 A, 97-99, 105, 112, 126, 142, 144, K e ra k (le Crac), transjordan. Kreuzfahrerburg 13 175, 190 Köln 42 A, 119 A -, H err v. Caesarea 182 f. -, Königschronik 108 — von Chonchi 125 Königsberg 140

2 1 0 Konrad III., dt. König 98 A -, Bürger v. 6, 45, 128 - IV., dt. König, Sohn Friedrichs II. 96, 98, Lydda 89, 90 A 100 A, 139 f., 153, 171, 181 f., - II., Bischof v. Hildesheim 66 f., 120 A - von Landsberg, Bruder des DO 63 A M -, H erzog v. Masowien u. Kujawien 45, 56—60, 151, 189 -, Kardinalbischof v. Porto u. S. Rufina 42, M a d d a lo n i 161 44-46, 66 f. Mailand 66 - von Teutleben, Bruder des DO 63 A -, Erzbischof v. 110 Konradin 53 A M ainz, Reichstag (1235) 172 Konstantin I., röm. Kaiser 175 Mairano 145 A Konstantinopel 112 A Makkabäer 138 Konstanz, Vertrag v. (1183) 174 M antua 66, 174 Konstanze, erste Gemahlin Friedrichs II. 9, 21, 30 M arburg, Generalkapitel des DO (1237) 164, 176, Krakau 107 A 189, 192 Kruschwitz, Vertrag v. (1230) 57 A Marcaria 67 Kujawien, poln. Fürstentum 58 Margarete, Tochter Herzog Leopolds VI. v. Öster­ Kulm 184 A reich 62 f., 107 A - , B u rg 151 Margaritus 30 -, Handfeste v. 184 Maria la Marquise, Königin v. Jerusalem 99, 105 Kulmerland 55 A, 57 f., 151 f., 185, 192 M arino Sanudo, venezian. Geschichtsschreiber Kumanen 51 A 34 A K y re n ia (Cherines) 183 Marinus Filangieri, Erzbischof v. Bari 79, 143 M arken, mittelitalien. Region 66 M aron, Herrschaft 18, 125 L Marseille, Bürger v. 180 M atthäus Parisiensis, engl. Geschichtsschreiber 120, 121 A, 126 A Lahare, Casale 125 Mebelie, Casale 75 f., 124 A Lando, Erzbischof v. Reggio di Calabria 80 A, Mees, Casale 125 111, 118 A, 143, 146, 147 A, 148, 151 f., Megaras, 2 Casalien gleichen Namens 125 154-156, 160 Meißen, Mark 64 Landulf, Abt v. Monte Cassino 149 A, 156 Mekka 13, 91 A Landulfus, Kanoniker in Padua 167 Melfi 45, 152 L a n g e ln , K o m m en d e des D O 12 A -, Konstitutionen v. (Liber Augustalis) 4, 101, 165 Lausitz, Mark 64 Melisendis, Königin v. Jerusalem 108 Leb us 64 A Melrose, Annalen v. 19, 171 A Lefkara 141 A Merseburg 129 Lengmoos 63 M ezza n eu m (Mesagne) 30 Leo Brancaleoni, Kardinalpriester v. Titel des M ’ily ah siehe Castellum Regis H l. Kreuzes in Jerusalem 19, 20 A M ö lln 45 Leonard, Bruder des D O 118, 150 M o h a m m e d 13, 91 Leopold VI., Herzog v. Österreich 7 A, 9 f., 14 f., M onte Cassino 144 f., 148—151, 156 62-64, 155 A, 156, 161 Montefusco 142 L im a sso l 141 A M ontfort, Hauptburg des DO im Königreich Livland 44, 138 A, 176 Jerusalem 53, 54 A, 74-78, 88, 93, 124 A, 125, Ludwig I., Herzog v. Bayern 22, 31, 33, 62 191 - IV., Landgraf v. Thüringen 63 f., 71 M ontreal, transjordan. Kreuzfahrerburg 13 L ü b e c k 64 Al-Muazzam, Sultan v. Syrien 9, 10 A, 13, 53 A, -, Bischof v. 43 73, 109 A, 136 A

211 N Palästina 7, 10 A, 37, 50-52, 61, 65, 72 f., 79, 100, 107, 126 A, 130 A, 138 f., 177, 184 A, 188, 192 Nablus 10, 118 Palermo 28, 42 A, 45 Kadi v. 92 A Erzbischof v. 107, 113 Napoleon 3 A, 95 —, Leprosenspital St. Johannes 30 Nazareth 88 f. Pandulf von Anagni, päpstl. Kapellan u. Legat 142 Nicosia 141 A, 181 A Patrimonium Petri (K irch e n staat) 146, 153, 161 Erzbischof v. 126 A Pelagius, Bischof v. Albano, päpstl. Legat 12—14, Nicolaus de Colle Petri, Abt 65 A 18, 20, 31-34, 46, 142-145, 148 f., 151, 190 Nikolaus, Abt u. Diakon der Kirche von Bari Perugia 110, 112, 141, 144, 146, 147 A, 148, 98 A , 137 150 A, 151 f., 153 A, 154 -, Bischof v. Reggio Emilia 158—160, 174 P e sc a ra 66 Nil 11, 32 f. Peter von Dusburg, Geschichtsschreiber des DO Nordhausen 39 f. 137, 140 Nürnberg 8, 44 f., 63, 140, 171 Petrus de Monte Acuto, Großmeister der Templer 3 1 - 3 3 - de Vinea, Großhofrichter 158, 170, 172, 175 f., O 177 A Philipp von Schwaben, dt. König 6 f., 50 A, 108 - von Halle, Komtur des DO 63 A O d e r 64 A - de Novare, Jurist 100 A, 182 O do von Montbeliard, Konstabler des Königreichs - von Troyes, Ritter aus Akkon 178 f., 180 A, Jerusalem 80, 99 l , 178, 180, 182 f. 181, 182 A Österreich 7, 62 f. Philipp II. August, König v. Frankreich 102 A, —, Kammerballei des D O 63 119 A -, Landkomtur des DO 63 A Piacenza 167 Oliver, Kölner Domscholaster, späterer Bischof v. Piedimonte 142 Paderborn 11, 14, 33, 60, 61 A, 118 A, 119 A Pietravairano, Kloster 145 A Orvieto 12 A P isa 164 A O s ts e e 64 P isa n e r 33, 81 A , 101 A O tr a n to 71 Pleißenland 64 A O tto IV., dt. König u. Kaiser 6, 43 Pommern 43, 45 -, Graf v. Henneberg 48, 53 A, 75 P o z z u o li 71 —, Sohn des Grafen O tto v. Henneberg 48 Preußen, Staat des DO 3 A, 52, 56 A, 186 f. -, Herzog v. Meran 161 Preußenland 3, 44 f., 50 f., 54, 55 A, 56 A, 57, —, Kardinaldiakon v. S. Nicolaus in carcere 59 A, 61, 63-65, 138 A, 140 A, 151, 176, 184, Tulliano 166 189 f., 192 O ttokar I. Pfemysl, König v. Böhmen 62 Praßen 56 A, 59, 152, 184, 189 - II. Pfemysl, König v. Böhmen 140 O u tre m er (syrisch-fränkischer Name für die Kreuzfahrerstaaten) 99 f., 139, 184 Q

Quabrinquen, Casale 125 P Q ual’at Qurein siehe M ontfort

Paderborn, Domkapitel 60 Padua 66, 167 f. P a d u li 142

2 1 2 R St. Georges de Labaene, Herrschaft innerhalb der Seigneurie de Joscelin 51, 76 A S. Agatha siehe Sant’ Agata de’Goti Rainald, Kardinalbischof v. Ostia u. Velletri 168, San Germano 2, 57 A, 59 f., 144 f., 147 f., 149 A, 175 1 5 7 -1 6 0 — von Spoleto, Reichslegat 79, 141 f. - /Ceprano, Friede v. (1230) 65 A, 95 A, 111, Ramla 89 f. 147, 164, 191 Ramla-Lydda, Bischof v. 90, 93 -, Vertrag v. (1225) 46 f., 59, 65, 78, 100, 189 Radulf, Patriarch v. Jerusalem 9 f., 11 A, 18, 34, San Lorenzo 139 3 6 96 A San Severo 144 A, 157 Ranulf, Graf v. Chester 19 A San Vincenzo al Volturno, Benediktinerkloster Ratzeburg, Bischof v. 43 65 A Ravenna 64, 164 A, 166 villa ad Sanctum Georgium (Lydda?, Ramla?) 87, Raynald von Aversa 38 89 f. Richard Filangieri, kaiserl. Marschall 80, 143, 177, Sant’ Agata de’Goti 145, 153, 158, 160 A, 161 181 f. Santo Domingo de Silos 164 A - von S. Germano, Geschichtsschreiber 110 f., Sarazenen (Muslime) 33 A, 41, 42 A, 48 A, 49 A, 116 A, 120-122, 148, 154, 159, 175 A 53 A, 60, 72, 78, 83 f., 87, 89-91, 97 A, 103, -, Kämmerer Friedrichs II. 41 109, 114 A, 117, 135, 190 Richard Löwenherz, König v. England 102 A Schaumburg-Holstein, Graf v. 45 Rieti 12 A, 46 A, 57 A, 147, 169 f., 184, 190 Schottland 19 A Riga 140 A Schwerin, Bischof v. 43 R im in i 171 Schwertbrüder, Ritterorden 190 -, Goldene Bulle v. (1226) 3, 44, 50, 54, 55 A, Seigneurie de Joscelin 15, 18, 21, 49, 53 A, 63, 75, 56 A, 57 A, 58, 60 f„ 64, 124, 189-191 77, 123 f., 138, 190 f. Robert von Courtenay, lat. Kaiser v. Byzanz 112 Semgallen 44 - von Torigny, Geschichtsschreiber 131 A Severinus, Spittler 129 A Rocca d’Arce 162 Sibt Ibn al-Gauzi, Geschichtsschreiber 92 A, 109 — C a p u a 161 Sibylle, Königin v. Jerusalem 99 Roger von Wendover, Geschichtsschreiber 114 A, Sidon 73 f., 77 f„ 88 f., 182 f. 1 1 9 -1 2 1 Siegfried, Bischof v. Regensburg 155 A, 156, 161 Rom 7 A, 10 A, 21, 34, 42, 51 A, 58 A, 61, 79 A, Simeon, frommer Israelit 106 84, 104, 128 A, 145 A, 149 f., 154-157, 159 f., Simon, lat. Patriarch v. Konstantinopel 112 166, 1 7 7 -1 7 9 , 183 Sizilien, Königreich 4, 8 A, 9, 21, 28 f., 38, 40 f., -, Kanoniker v. St. Peter 184 45 , 47, 65, 79, 91, 94, 98 A, 100, 112, 121, 139, R o m a g n a 66 141 f., 144 A, 147 f„ 152 f„ 161, 165, 192 Romanus, päpstl. Legat 79 A S izilian er 33, 161 R ü g e n 43 Sophie, Gräfin v. Holland 127 Sora 145 f. Spalato 7 A S Spanien 164 S p o le to , D u k a t 161 Stephanie, Gemahlin König Heinrichs I. v. Zypern Sabina, suburbikarisches Bistum v. Rom 60 179 Sachsenhausen, Kommende des D O 29 Sterzing 63 Safed, Templerburg 14 f., 48 A Süditalien 7 Saladin, Sultan v. Ägypten u. Syrien 12, 14 Suessa 152, 153 A, 155 Salerno 61, —, c a stru m 161 E rz b is c h o f v. 161 Sulmona 112, 142 Samland 44, 57 A Sybel, Heinrich v., Historiker 189 Samsaddin, Kadi v. Nablus 109 Syrien 7, 14, 73

213 r:.. ______Tarent 29-31______Vairano Patenora.145 A ______:. _ Teano 144, 145 A, 157 Vairono 145 ■ ... ------.7...... ■ ■ -—7-'-...-..7. Telese 142 Vaitrano 145 A Templer 13 f., 22 A, 25, 32 A, 50 f., 53 A, 54," Valence, Bischof v., siehe Gerold, Patriarch v. ABBILDUNGSVERZEICHNIS : ______79 A, 80, 83, 90, 92, 130 A, 131, 134-136, __ Jerusale m ______162, 179 r , 183 Ä’, 191 ' ‘ ” Venafro 145 " Präzeptor 36,110 _ _ Venedig 107 A, 112, 175__77 - t- , -.7.7. ^ terra Borza, sTeTie Burzenland Venezianer 33, 175 A irrr----- Terra LaborisfTcrr* di Lavoro)144 —------Veroli 34 ------“ Abb. 1: Plan der Stadt Jerusalem von ca. 1140/50 aus MS 437 der Bibliothek zu Cambrai (vgl. oben ¥~'- Thaddeus von Suessa, Richter 174 Verona 34 f. — ■ f S. 134* Anm. 66). — - .... - — ------'' - - ...... Theoderich II., Erzbischof v. Trier 169 Vicenza 66 . . • Abb. 2: Plan der Stadt Jerusalem zur Zeit des lateinischen Königreichs im 12. Jahrhundert. Aus: H . Vin~ Thomas, Graf v. Acerra 82, 83 A, 99 A, 101 A, Viterbo 175, 179, 181 f. cent/F.-M . A bel, Jerusalem. Recherches de topographie, d’archeologie et d’histoire, vol. 2 112 A, 149 A Volturno, Fluß 143 (Planches), Paris 1912-1926 (Tafelband ohne Impressum), Tafel Nr. LXXXVI. - von Capua, Kardinalpriester v. S. Sabina 41, 146-150, 152-158, 161, 175 _ j Abb. 3: Plan der Stadt Jerusalem zur Zeit der lateinischen Könige. Aus: J. P raw er, Jerusalem in Crusa- Graf v. Celano 38 W derDays, in: Jerusalem Revealed. Archaeology in the Holy City 1968 — 1974, hg. v. Y. Y adin, TTiorn 140 A London 1976, S, 105. Thüringen 63 ------Tivoli46r 447——------:------Abb. 4: Jerusalem: ergrabener Grundriß der Marienkirche und des deutschen Spitals aus dem 12. Jahr- Waldemar II., König.v. Dänem arks, 39, 43 £.,.47 ---- - ' . Toledo 164 A______...... 17 777. hundert. Aus: A. Ovadiah, A Crusader Ghurch in the Jewish Quarter of Jerusalem, in: Eretz- Walter, Dominikaner 83 A " ------Toron (Tibnin), Kreuzfahrerburg u. Baronie 14 f., : “ “Israel 11, 1973, S. 212...... "I"" " Weichsel, Fluß 59 18, 48 A, 49, 51, 53 A, 72 f., 88 f., 101 A, 124 f. Welfen 171 . \ Abb. 5: Plan der Stadt Akkon aus einer Handschrift der Chronica Majora des Matthäus Parisiensis Toron des Chevaliers (El Natrun), Templerburg 90 (13. Jh.). Corpus Christi College, Cambridge, MS 26, fol. iiib-iva.------Toskaner 161 Werner von Egisheim (Garnier L ’Aleman) 136- - Wien 63, 140, 175 Transalbingien (Terra Transalbina) 43 Abb. 6: Plan der Stadt Akkon von Marino Sanudo d.Ä . (14. Jh.). Aus:J. Bongars (ed.), Gestadeiper Wiener Neustadt 63 Trans jordanien 15 Francos sive orientalium expeditionum et regni Francorum Hierosolymitani historia a variis sed Wilbrand von Oldenburg, Hildesheimer Domherr Transsylvanien 42 A illius aevi scriptoribus Iitteris commendata, Teil 2: Marino Sanudo d.Ä., Liber secretorum fide- 7 Trefile, Casale 75-77, 124 A, 191 lium crucis, Hanau 1611, S. 285. Wilhelm von Chartres, Templermeister 10 A Treviso 66 ~, Bischof v. Como 21 i. Abb. 7: Belagerung und Erstürmung von Damiette 1219. Corpus Christi College, Cambridge, MS 16, Trient 63 - von Holland, Gegenkönig 192 fol. 55b. Tripolis, Grafschaft 54 - , Bischof v. Modena u. päpstl. Legat 44 Troia 46, 144 A Abb. 8: Brief Hermann von Salzas nach der Eroberung von Damiette 1219. London, British Museum, - von Tyrus, Geschichtsschreiber 91 A, 106 A, Troppau 63 135, 178 Cod. Cotton. Faustina B IX, fol. 377 Vgl. The Chronicle of Melrose, from the Cottonian Manu- Tyrus 15 A, 38, 73, 96, 97 A, 107 A, 180 A, 182, Wimpfen 172 script Faustina B IX in the British Museum. Facsimile Edition, hg. v. A. O. Anderson/M. O. 183 A Anderson/W. C. Dickinson, London 1936, S. [73). Winchester, Bischof v. 83, 110, 171 A______. ------“T^athedräle u. KronschatZ“407,- 125------Krönungsordo v. 104 f. Worms 108 Abb, 9: Tympanon der sog. Gnadenpforte am Bamberger Dom. Bildarchiv ,,Foto Marburg‘7 Würzburg 39 A Abb. IQ:—Xy?npmon.derrsog.J3nadenpfqrte=am £ambergerX)om (Ausschnitt). Zu-Füßen Marias: Hermann von Salza?- Die Zuordnung ist umstritten. Vgl. z.B. H. Fiedler, Die Marientüre am Dom zu Bamberg, Bamberg 1956, S. II ff. (Hermann von Salza als Stifter im Zusammenhang mit dem Verkauf des Fleckens Langeln an den Deutschen Orden im Jahr 1219); E. Wagner, Die Gna­ denpforte am Dom zu Bamberg, Diss. Würzburg 1965, S. 65 f. u. S. 79 f. (Stifterfigur stellt einen Ulm 8, 59 der Brüder Bischof Ekberts von Bamberg dar); W. Vöge, Das Tympanon der Marientürc, in: Ungarn 51, 165 Zypern, Königreich v. 7—9, 61, 65, 71, 80, 100 A, Repertorium für Kunstwissenschaft 24, 1901, S. 264 (Figur stellt keinen Kreuzritter allgemein, Urbs vetus siehe Orvieto 102 A, 107 A, 141 A, 177, 179 f., 182 f. sondern einen Deutschordensritter dar); W. Boeck, Der Bamberger Meister, Tübingen 1960 (Entstehung der Gn.idenpfortc ist eng verbunden mit Bischof Ekberts Beteiligung an dem vom ungarischen König 1217 geleiteten Kreuzug; die Figur ist am ehesten mit Herzog Otto von Meran zu identifizieren).

214 215 Abb. 111 Angebliches Hochmeistersiegel Hermann von Salzas (1224t/1225 t). Marburg, Hessisches Staats­ archiv, Hauptabt. Urkunden 2 M Stift Hersfcld 1225; Abb. Forschungsinstitut Lichtbildarchiv älterer Orginalurkunden, Marburg. Das Siegel hängt an einer Urkunde, die Hermann von Salza nach Ausweis der Daticrungszcilc — ' 1225 ausgestellt haben soll; vgl. zur Edition der Urkunde und der rorgcschlagcnen Utndaticrung—-~- ihrer Ausstellung auf Juli 1224 oben S. 45, Anm. 68. Urkunde und Siegel werden allgemein als " unverdächtig angesehen. Vgl, zuletzt Th. F ranke in: Sankt Elisabeth. Fürstin, Dienerin, Heili­ ge. Ausstellungskatalog zum 750. Todestag der hl. Elisabeth, Sigmaringen 1981, S. 486 f. Bereits -----———-—& Schmi

Abb. 12: Hochmeistersiegel Hermann von Salzas von 1225. Staatsarchiv des Kantons Bern, F. Trachsel- wald, 1225 November. Karte auf Seite 16/17: Königreich Jerusalem im 13. Jahrhundert. Nach einem Entwurf des Verfassers von Dr. Heiner Jansen, Bonn.

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