ON IN EUROPA

CDU/CSU- Gruppe Europäischen P

Nummer 8 • 5. Juli 2004 • www.cdu-csu-ep.de

CDU/CSU-Gruppe nominiert Inhalt

Pöttering einstimmig : Der Europäische Die CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament Verfassungsvertrag hat einstimmig in geheimer Wahl Hans-Gert Pöttering Seite 2 als ihren Kandidaten für den Vorsitz der EVP-ED-Frak- H. Nassauer/M. Ferber: tion im Europäischen Parlament nominiert. Neue EU-Kommmission Die Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe im Eu- Seite 4 ropäischen Parlament, und Mar- Europawahl 2004: kus Ferber erklärten, dass die hervorragende Zu- Die Abgeordneten der sammenarbeit während der vergangenen Wahlperi- CDU/CSU-Gruppe ode auch in Zukunft fortgesetzt werden solle. Mit Seite 6 Hans-Gert Pöttering an der Fraktionsspitze werde die EVP-ED-Fraktion weiterhin die bestimmende Kraft im Kurz & bündig Europäischen Parlament sein und erfolgreich christ- Seite 7-8 lich-konservative Politik in Europa betreiben. VERFASSUNGSVERTRAG

ELMAR BROK: Der Europäische Verfassungsvertrag

A m 18. Juni 2004 wur- der Europäischen Union Ade in Brüssel der enthalten. Die Charta vom Konvent erarbeitete der Grundrechte ist am Verfassungsvertrag von christlichen Menschen- den 25 Staats- und Re- bild ausgerichtet. Die gierungschefs der Euro- Säulenstruktur der Eu- päischen Union unter- ropäischen Union ist ab- zeichnet. Den Iren ist es ^ geschafft worden und es gelungen, 90 Prozent der W^k besteht nun eine ein- Reformideen des Kon- W^L heitliche Rechtspersön- vents in die Verfassung A H lichkeit der Union. einfließen zu lassen: Das Europäische Par- Das Modell der doppel- Elmar Brok MdEP lament ist mit dem Rat ten Mehrheit im Rat wur- Gesetzgeber und Haus- de mit anderen Prozentsätzen (Mehrheit haltsbehörde und wählt den Kommis- von 55% der Staaten, 65% der Bürger) sionspräsidenten nach Vorschlag des aufgenommen und ergänzt (für die Ab- Europäischen Rates, basiert auf die Er- lehnung werden mindestens 4 Staaten gebnisse der Europawahlen. Die Höchst- benötigt). Die Verkleinerung der Kom- zahl der Mitglieder des Europäischen mission, nach der jeweils 2/3 der Mit- Parlaments ist auf 750 begrenzt wor- gliedstaaten nach einem Rotations- den, bei einer Mindestzahl von 6 Abge- prinzip Kommissare stellen, wurde auf ordneten und einer Obergrenze von 96 2014 festgelegt. Abgeordneten für die einzelnen Mit- Bei der Regierungskonferenz wurde gliedstaaten. eine Europäische Verfassung- in Form Die Schaffung des Amtes eines Eu- eines Verfassungsvertrags - verab- ropäischen Außenministers, der Mit- schiedet, gestützt auf den Willen der glied der Kommission, Hoher Beauftrag- Staaten und Bürger und damit auf eine ter und Vorsitzender des Außenmini- doppelte Legitimität. Der Text des Kon- sterrates ist, und ein europäischer Aus- vents wurde, wie bereits erwähnt, mit wärtiger Dienst werden die Vertretung wenigen Änderungen übernommen. Die der EU nach Außen verbessern und ver- Charta der Grundrechte wurde als inte- deutlichen. Die Aufnahme einer Solida- graler, rechtsverbindlicher Bestandteil ritätsklausel gegen terroristische Angrif- in die Verfassung aufgenommen. Der fe und Katastrophen verankert die Union Status der Kirchen ist in Artikel 1-51 ge- als eine Union des Friedens, gegründet sichert und in der Präambel ist ein deut- auf die Werte der Demokratie und Frei- licher Hinweis auf das religiöse Erbe heit. Ein Rüstungsamt und strukturelle

2 • UNION IN EUROPA 8/2004 VERFASSUNGSVERTRAG

Zusammenarbeit einer Avantgarde Die neue EU-Verfassung - Kernpunkte in der ESVP - einschließlich Bei- derzeit 25 Kommissare aus 25 Landern; Gremium der Staats- und Regierungschefs. standsverpflichtung-stärken Euro- ab 2014 entsenden nur 2/3 der Mitgliedsländer gibt politische Leitlinien vor Kommissare mit Rotation, d.h. jedes Land stellt entscheidet im Konsens nach zwei Amtspenoden für fünl Jahre pas Handlungsfähigkeit als Partner keinen Kommissar in der NATO und zur Sicherung des AI • Vorschlage I Friedens. derzeit halbjährliche Rotation, Kommissionsprasident I EU-Außenminis!er künftig Amtszeit zweieinhalb Jahre. Die drei von dem Laekener Gipfel Wiederwahl möglich

genannten Ziele der Transparenz, EU-Ministerrat Abstimmung über Vorschlage der Kommisston Erhalt mehr Kompetenzen EnlschekJet im Demokratie und Handlungsfähig- Regelfall bei europaischer Gesetzgebung mit Beschlussfassung durch keit sind auch durch folgende Re- .Doppelte Mehrheit' Erforderliche Zustimmung: geln gewährleistet: die Anzahl der mind. 55% der .. die mindestens Mitgliedstaaten 65 % der EU-Bevol- Entscheidungsinstrumente ist ver- (mindestens 15 Lander) ... kerung vertreten einfacht und verringert worden auf Gesetz, Rahmengesetz, Verord- nung und Beschluss. Verordnungen Veto-Recht gilt bei Entscheidungen über Steuerpolitik, und Richtlinien werden nach Ratifi- Außen- und Sicherheitspolitik, ebenfalls erschwert sind Mehrheitsent- zierung der Verfassung „Europäi- scheidungen bei Innen- und Justizpolitik sches Gesetz" und „Europäisches dpa-Grafik9604 Rahmengesetz" genannt werden. gen, Angriffe auf die EZB abzuwähren. Das Unionsrecht hat ausdrücklichen Sie steht jetzt stärker dar als zuvor. Die Vorrang und das Mitentscheidungsver- Preisstabilität ist nun auch als Ziel für fahren - mit qualifizierter Mehrheit im die gesamte EU festgeschrieben. Rat-wird das normale Gesetzgebungs- Der Verfassungsvertrag stellt im Hin- verfahren, mit Ausnahmen. Eine erhöh- blick auf die Forderungen der EVP und te Transparenz ist durch die Öffentlich- der CDU/CSU eine positive Verände- keit der legislativen Ratssitzungen ge- rung zum Vertrag von Nizza dar. Nicht sichert. Die Kompetenzstruktur ist klarer, alles, aber das allermeiste unserer Po- abgegrenzter als bisher. Ihre Verletzung sitionen haben wir in Konvent und Re- kann durch jedes einzelne nationale gierungskonferenz durchgesetzt: Trans- Parlament in einem Frühwarnverfahren parenz, Effizienz und Demokratie sind und vor dem EUGH einer Prüfung unter- ausgebaut worden, die EU ist einem zogen werden.Die Ausdehnungder Mehr- Wertekanon aus christlichem Denken heitsentscheidungen im Rat bezieht sich unterworfen. 25 Nationen sind damit vor allem auf die Rechts- und Innenpolitik auf dem Weg, sich gemeinsame zu- und stärkt so die Instrumente der EU zum kunftsorientierte Regeln zu geben und Schutz des Bürgers. Das Verfahren gibt gleichzeitig ihren Bestand und ihre Iden- durch die zeitlich befristete Einschaltung tität in einem geeinten Europa in einer des Europäischen Rates aber auch die globalen Ordnung zu sichern. Gewähr der Wahrung nationaler Interes- Elmar Brok (CDU Nordrhein-Westfa- sen. Soziale Sicherungssysteme und len) war Vertreter des EP in der Regie- Steuern unterliegen weiterhin der Ein- rungskonferenz und EVP-Fraktionsvor- stimmigkeit. sitzender im Konvent für den Verfas- Im letzten Augenblick ist es gelun- sungsvertrag..

UNION IN EUROPA 8/2004 • 3 EU-KOMMISSION

HARTMUT NASS AU ER/: Nächster Kommissionspräsident muss neue Subsidiaritätskultur entwickeln

Begrüßt haben die CDU/CSU-Europa- parlamentarier Hart- mut Nassauer und Mar- kus Ferber die Nomi- nierung des portugie- sischen Regierungs- chefs Barroso als neu- en Präsidenten der Eu- ropäischen Kommissi- on. Die amtierenden Chefs der CDU/CSU- Gruppe im Europäi- Hartmut Nassauer MdEP Markus Ferber MdEP schen Parlament boten Barroso ihre parlamentarische Unter- in deren inhaltlicher Arbeit niederschla- stützung an und forderten ihn auf, den gen müsse, gehörten neben einer sinn- Kurs der Kommissionsarbeit grundle- vollen Reform der EU-Haushaltsord- gend zu verändern. Kernforderung der nung insbesondere die Rückkehr zu ei- Unionsabgeordneten ist die Entwick- ner klar stabilitätspolitisch orientierten lungeinerneuen „Subsidiaritätskultur" Wirtschaftspolitik, die grundlegende in der Kommissionsarbeit. Die Kom- Überarbeitung des REACH-Verordnungs- mission müsse künftig deutlicher als vorschlags und eine schärfere parla- bisher entscheiden, wo sie den Mit- mentarische Kontrolle der täglichen gliedstaaten eigene Entscheidungs- Kommissionsarbeit. spielräume lasse. Regionale und örtli- Nassauer und Ferber erinnerten che Entscheidungskompetenz müsse daran, dass die neue EU-Kommission auch bei europäischen Vorgaben stär- der Zustimmung des Europäischen ker zum Zuge kommen. Die in der ge- Parlaments bedürfe. Sie appellierten ringen Wahlbeteiligung zum Ausdruck deshalb an den designierten Kom- gelangte Europaverdrossenheit habe missionspräsidenten, den politischen auch im „bürokratischen Allmachtsge- Willen des Europäischen Parlaments stus" der Kommission eine Ursache, anders als sein Vorgänger Romano betonten Nassauer und Ferber. Zur not- Prodi zukünftig stärker und besser wendigen politische Neuorientierung zu berücksichtigen. Konkret bedeute der nächsten EU-Kommission, die sich dies:

4 ■ UNION IN EUROPA 8/2004 EU-KOMMISSION

■ die Anpassung der EU-Haushalts- auf, was in die Kompetenz der Kommis- ordnung dahingehend, dass Haus- sion bzw. der Mitgliedstaaten fällt. haltskontrolle und Haushaltsrechtwie- Bei der Einleitung dieses politi- der in Einklang gebracht werden; schen Kurswechsels und der Errei- die uneingeschränkte Anwendung chung der oben genannten Zielvorga- und Einhaltung der Stabilitätskriterien ben könne der zukünftige Kommis- bei der Währungs-, Wirtschafts- und sionspräsident auf die volle politische Haushaltspolitik; Unterstützung der stärksten nationa- eine grundlegende Überprüfung des len Delegation im Europäischen Parla- REACH-Entwurfes unter Einbeziehung ment zählen, erklärten die Vorsitzen- qualifizierter Folgeabschätzungen insbe- den der CDU/CSU-Gruppe im Europäi- sondere für mittelständische Produzen- schen Parlament. Es sei zudem erfreu- ten und Weiterverarbeiter und die Aufga- lich, dass die Bundesregierung der be des mengenbezogenen Ansatzes; Nominierung Barrosos keine Steine in eine ideologiefreie Verbraucher- den Weg lege und damit dem Ergebnis schutzpolitik, weg von der Bevormun- der Europawahl Rechnung trage. Im dung der Verbraucher hin zu einem ver- Hinblick auf die Benennungeines deut- nünftigen Ausgleich zwischen berech- schen Kommissars wiederholten die tigten Schutzinteressen und individu- beiden Abgeordneten ihre Forderung, eller Eigenverantwortung; dass angesichts des Ausgangs der Eu- ein klares politisches Konzept sowie ei- ropawahl in Deutschland die Unions- ne straffe Führung des Beamtenapparats parteien in der Europäischen Kommis- der EU-Kommission, auch im Hinblickdar- sion vertreten sein müssten.

Markus Ferber als Vorsitzender der CSU-Abgeordneten bestätigt Die Abgeordneten der CSU-Europagruppe haben einstimmig den schwäbi- schen Europaabgeordneten Markus Ferber zum Vorsitzenden der CSU-Europa- gruppe gewählt. Damit bestätigten die Abgeordneten den 39-Jährigen in seinem Amt, das er bereits seit 1999 inne hat. Nach der Wahl erklärte Ferber: „Gemeinsam werden wir auch künftig in Brüs- sel und in Straßburg die Interessen der bayerischen Bürger im Blick haben." Vor allem regionale Zuständigkeiten und Themen, wie beispielsweise die Liberali- sierung der Wasserversorgung, sollten auch künftig in den Händen von Kom- munen und Bezirken bleiben. „Denn Europa kann nur funktionieren, wenn die Regionen Eigenständigkeit und Verantwortung behalten sowie über genügend Mitspracherecht verfügen.", so Ferber. Als parlamentarische Geschäftsführerin bestätigten die CSU-Europaabge- ordneten Angelika Niebier (Oberbayern) in ihrem Amt. Zudem beschlossen die Parlamentarier, (Mittelfranken), seit 1999 einer der Vizepräsi- denten des Europäischen Parlaments, erneut für diese Funktion vorzuschlagen. Die Wahl der Vizepräsidenten durch die nun 732 Europaabgeordneten wird Mit- te Juli in Straßburg stattfinden.

UNION IN EUROPA 8/2004 • 5 EUROPAWAHL 2004

Union mit 49 Abgeordneten im Europäischen Parlament CDU/CSU-GRUPPE WIEDERHOLT STäRKSTE NATIONALE DELEGATION IM EP

Aus den Europawahlen sind CDU CDU Niedersachsen (5): Prof. Dr. und CSU mit 44,5 Prozent wiederholt Hans-Gert Pöttering, Dr. GodelieveQuist- als stärkste politische Kraft hervorge- houdt-Rowohl, Prof. Dr. Hans-Peter May- gangen. Mit 40 CDU- und 9 CSU-Euro- er, , Dr. Karsten Friedrich Hop- paabgeordneten ist die CDU/CSU- penstedt Gruppe (insgesamt 49 der 99 deut- schen Mandate im EP) die größte na- CDU Nordrhein-Westfalen (10): El- tionale Delegation innerhalb der mar Brok, , Karl-Heinz Fraktion der Europäischen Volkspartei Florenz, Dr. , Dr. Renate und Europäischer Demokraten (EVP- Sommer, Klaus-Heiner Lehne, Armin La- ED-Fraktion) sowie des Europäischen schet, Dr. , , Parlaments. Dr. Christoph Konrad In der 6. Legislaturperiode (2004- 2009) gehören folgende Politiker von CDU Rheinland-Pfalz (3): Dr. Werner CDU und CSU dem Europäischen Parla- Langen, , Christa Klaß ment an: CDU Baden-Württemberg(8): Rainer CDU Saarland(l): Wieland, , Dr. , , Dr. Ingeborg CDU Sachsen (2): Dr. , Gräßle, Dr. , Prof. Dr. Kurt- Jürgen Schröder Joachim Lauk, Dr. CDU Sachsen-Anhalt (1): Dr. Horst CDU Berlin (1): Schnellhardt

CDU Brandenburg (1): Dr. Christian CDU Schleswig-Holstein(l): Reimer Ehler Böge

CDU Hamburg (1): CDU Thüringen (2): Rolf Berend, Dr. Dr. Dieter-Lebrecht Koch

CDU Hessen (3): Hartmut Nassauer, CSU (9): Dr. Ingo Friedrich, Dr. Ange- Thomas Mann, lika Niebier, Markus Ferber, Dr. , Albert Deß, , CDU Mecklenburg-Vorpommern (1): Dr. , Manfred We- Prof. Dr. ber,

6 • UNION IN EUROPA 8/2004 Aus DER EVP-ED - FRAKTI0N

kurz & bündig AKTUELLES AUS DER EV P - E D - FRAKTI ON

EU-Gipfel verabschiedet Europäische ne der europäischen Einigung" dar, wo- Verfassung bei der maßgeblich von der EVP-ED-Frak- Als „historischen Moment für Euro- tion auf den Weg gebrachte EU-Reform- pa" hat der Vorsitzende der EVP-ED- konvent bei der Erarbeitung des Verfas- Fraktion, Hans-Gert Pöttering (CDU), sungsentwurfs eine besonders heraus- die Verabschiedung der Europäischen ragende Rolle gespielt habe. Pöttering Verfassung auf dem EU-Gipfel am 18. rief deshalb dazu auf, jetzt in allen Mit- Juni in Brüssel begrüßt. Die Verfassung gliedstaaten bei den Bürgerinnen und sei nicht nur das notwendige Gegen- Bürgern für die Annahme der EU-Verfas- stück zur Erweiterung am 1. Mai 2004, sung zu werben. sondern sie gebe auch allen 25 EU-Mit- gliedstaaten das notwendige Funda- Klarer Sieg der EVP-ED-Fraktion bei ment, um diese zu vereinen. Dazu gehör- den Europawahlen ten die in der Grundrechtecharta nie- Die europäischen Christdemokraten dergelegten gemeinsamen Werte eben- haben die Wahlen zum Europäischen so wie die festgelegten gemeinschaft- Parlament klarfürsich entschieden und lichen Entscheidungsmechanismen, um bilden folglich mit voraussichtlich 269 die Handlungsfähigkeit der erweiterten Abgeordneten in weitem Abstand vor Union sicherzustellen. den Sozialisten wie der die größte Frak- Bedauern äußerte Pöttering aller- tion im nächsten Europäischen Parla- dings darüber, dass es nicht gelungen ment. Ferner wird die EVP-ED-Fraktion sei, die Entscheidungsverfahren wirk- als einzige politische Familie Abgeord- lich zu vereinfachen und transparenter nete aus allen 25 Mitgliedstaaten ha- zu machen. So sei das Verfahren der ben, wobei die deutsche Delegation mit doppelten Mehrheitsentscheidung aus 49 Mitgliedern die stärkste nationale Mitgliedstaaten und Bevölkerung zwar Gruppierung im nächsten Parlament ist. im Grundsatz richtig, in derjetzigen Aus- Hans-Gert Pöttering zeigte sich zufrie- gestaltung aber mit den verschiedenen den mit diesem positiven Wahlausgang Ausgleichsmechanismen und Sperrmi- und bekräftige erneut die Forderung sei- noritäten ein sehr komplexer Kompro- ner Fraktion, dass das Wahlergebnis miss. Auch den fehlenden Gottesbezug sich auch in der Besetzungder nächsten als klare Verankerung des christlich-jü- EU-Kommission klar und deutlich wider- dischen Erbes in der Verfassungs- spiegeln müsse. präambel bezeichnete der Fraktionsvor- Neben der deutschen Delegation sitzende als „Wermutstropfen". zeigten sich auch die griechischen, pol- In der Summe stelle die Verfassung nischen und spanischen Christdemo- indes einen „großartigen Erfolg im Sin- kraten besonders erfreut über ihr gutes

UNION IN EUROPA 8/2004 • 7 Aus DER EVP-ED- FRAKTI 0 N

Abschneiden in den jeweiligen Mitglied- schen und kulturellen Wurzeln, sondern staaten. Der polnische EVP-Abgeordne- habe zugleich eine Gelegenheit verpas- te Pawel Piskorski bezeichnete den st, dem erstmalig durch eine entspre- Wahlausgang in Polen als gutes Ergeb- chende Petition ausgedrückten Bürger- nisfür Europa. Polen werde daher mit 19 willen Wirkung zu verschaffen. So hät- Abgeordneten in der EVP-ED-Fraktion ten mehr als eine Million Bürgerinnen vertreten sein. Ebenfalls sehr zufrieden und Bürgerdie in Artikel 46, Absatz4 der mit ihrem Ergebnis waren die griechi- EU-Verfassung erstmalig vorgesehene schen Christdemokraten, die im neuen Möglichkeit genutzt, sich durch ihre Un- Parlament 11 Abgeordnete stellen wer- terschrift unter eine Petition für die Auf- den, loannis Varvisiotis, designierter nahme des Gottesbezugs auszuspre- Vorsitzender der griechischen Delegati- chen. Insgesamt repräsentierten die on, stellte fest, dass sich damit der po- zahlreichen Vereinigungen und Nichtre- sitive Trend nach dem Sieg von Nea Di- gierungsorganisationen, die ebenfalls mokratia bei den griechischen Parla- diese Petition unterstützen, gut 55 Mil- mentswahlen vor drei Monaten fortge- lionen EU-Bürger. setzt habe. Nach Angaben des vor- Bisher sei das Gesetzesinitiativrecht aussichtlich neuen spanischen Delega- ausschließlich derEU-Kommission über- tionsvorsitzenden Jaime Mayor Oreja lassen gewesen. Artikel 46, Absatz 4 se- konnten die spanischen Christdemo- he nun vor, dass durch eine von minde- kraten mit über 40 Prozent der Stimmen stens einer Million Bürgerinnen und Bür- außerdem ihr bisher bestes Ergebnis ger aus mehreren Mitgliedstaaten un- bei Wahlen zum Europäischen Parla- terzeichnete Petition die Kommission ment seit Jahren einfahren. ebenfalls zu gesetzgeberischem Han- deln aufgefordert werden kann. Eliza- ■ EVP-ED-Fraktion will beim Gottes- beth Montfort kündigte darum eine Fort- bezug nicht aufgeben setzung der Initiative an. Denn nur wer Nach Ansicht der französischen Eu- auf einem festen religiös-kulturellen ropaabgeordneten Elizabeth Montfort Fundament stehe, könne erwarten, von ist die Weigerung der europäischen anderen Glaubensrichtungen wie zum Staats- und Regierungschefs, den Gott- Beispiel dem Islam ernstgenommen zu esbezug in die EU-Verfassung aufzu- werden. nehmen, eine klare Missachtung des Bürgerwillens. Europa verkenne damit Knut Gölz, EVP-ED-Pressestelle, nicht nur seine gemeinsamen histori- kgoelz@europarl. eu. int

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