Isbn 978-3-00-044316-9 Gustav Seitz
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ISBN 978-3-00-044316-9 GUSTAV SEITZ 50 KÖPFE Frontispiz Bild: G. S. im Atelier GUSTAV SEITZ 50 KÖPFE Bearbeitet von Brigitte Heise und Bernd Schälicke Herausgegeben von der Gustav Seitz Stiftung, Hamburg Inhalt Seite Vorwort . 7 Brigitte Heise Im Spannungsfeld von Ähnlichkeit und Wahrheit Zur Porträtkunst von Gustav Seitz . 9 Katalog der Porträts 1 – 50 . 25 – 142 Gustav Seitz Das Porträt ist mehr als Abbild . 143 Über das Porträtieren . 145 Liebe zum Objekt . 147 Lebensdaten von Gustav Seitz . 148 Ausgewählte Literatur . 151 Liste der dargestellten Personen . 152 Dank . 153 Impressum Frontispiz: Gustav Seitz im Atelier, 1964 Seite 6: Gustav Seitz im Atelier, 1954 Abb. 57: Gustav Seitz im Atelier, 1964 Abb. 58: Gustav Seitz im Atelier, 1949 Abb. 59: Gustav Seitz im Atelier, 1968 Herausgeber: Gustav Seitz Stiftung, Hamburg, 2013 Autoren: Brigitte Heise (bh), Bernd Schälicke (bs) Die G Nummer bezeichnet das Werk in Grohn 1980 Redaktion: Bernd Schälicke Druck: Dräger+Wullenwever print+media Lübeck GmH + Co. KG / Schmidt Römhild Druckerei ISBN 978-3-00-044316-9 5 Vakat Vorwort Vor 25 Jahren hatte Luise Seitz in ihrem Testament Heise, die bereits 1994 an der Ausstellung der Por- festgelegt, dass der künstlerische Nachlass ihres träts der „Vier Dichter. Francois Villon, Heinrich Mannes in einer Stiftung betreut werden sollte. In Mann, Bertolt Brecht, Thomas Mann“ in Lübeck der zu Grunde gelegten Satzung heißt es dement- mitgearbeitet hat. In dem von ihr geleiteten Mu- sprechend: „Ausschließlicher und unmittelbarer seum Behnhaus/Drägerhaus, MKK in Lübeck, hat Zweck der Stiftung ist die Pflege von Werk und sie später die Wanderausstellung „Von Liebe und Wirken des Bildhauers und Zeichners Gustav Schmerz“ zur 100. Wiederkehr des Geburtstages Seitz, insbesondere seines künstlerischen Nachlas- von Gustav Seitz gezeigt. Ihren damaligen Kata- ses.“ Frau Dr. Ursel Grohn und Frau Helga Steffan logbeitrag unter dem Titel „Die Porträts von Gus- haben vom ersten bis zum heutigen Tag die Ver- tav Seitz. Im Spannungsfeld von Ähnlichkeit und pflichtungen der Stiftung mit Leben erfüllt. Ihren Wahrheit“ hat Brigitte Heise nun für das Porträt- verstorbenen Mitstreitern, Herrn Dr. Gerhard Ger- buch aktualisiert. Vor allem aber hat sie die weitaus kens, Herrn Leopold Steffan und Frau Ursula Fa- größte Anzahl der Katalogtexte zu den 50 ausge- ckelmann bewahren wir ein ehrendes Andenken. wählten Bildnissen verfasst. Ursel Grohn hat noch unter den Augen von Luise Der Leitfaden unserer gemeinsamen Arbeit war die Seitz das Werkverzeichnis der plastischen Arbeiten seit der Aufklärung verbindliche Auffassung, dass von Gustav Seitz erarbeitet. Darin sind seine Por- auch das Porträt sowohl individuell ausgeprägtes trätarbeiten mit allen Varianten erstmalig vollstän- Bildnis als auch ein eigenständiges Kunstwerk sein dig verzeichnet. Bei näherer Betrachtung halten sollte. Bereits Goethes Architekt in „Die Wahlver- wir es nun für sinnvoll und notwendig, die histo- wandtschaften“ spricht darüber: „Was Entwürfe zu risch gewissermaßen entrückten Persönlichkeiten Monumenten aller Art betrifft, deren habe ich viele und deren Bildnisse nach einem Abstand von mehr gesammelt und zeige sie gelegentlich; doch bleibt als einem halben Jahrhundert erneut anzuschauen. immer das schönste Denkmal des Menschen eige- Denn fast alle Dargestellten sind inzwischen ver- nes Bildnis. Dieses gibt mehr als irgend etwas an- storben und die politischen Verhältnisse in deres einen Begriff von dem, was er war; es ist der Deutschland haben sich einschneidend verändert. beste Text zu vielen oder wenigen Noten; nur Die alten Fronten der Künstler und Kunsthistori- müsste es aber auch in seiner besten Zeit gemacht ker, Kritiker und Galeristen gegenüber naturalisti- sein, welches gewöhnlich versäumt wird. Niemand scher oder jedenfalls figürlicher Plastik mussten mit denkt daran, lebende Formen zu erhalten, und dem Fall der Berliner Mauer ebenfalls weichen. wenn es geschieht, so geschieht es auf unzulängli- Die lange Tradition humanistisch geprägter Kunst, che Weise. Da wird ein Toter geschwind noch ab- wie sie die Berliner Schule seit Gottfried Schadow gegossen und eine solche Maske auf einen Block über anderthalb Jahrhunderte bewahrt hat, kann gesetzt, und das heißt man eine Büste. Wie selten deshalb von einer nachwachsenden Generation ist der Künstler imstande, sie völlig wiederzubele- viel unbefangener zur künstlerischen Nachkriegs- ben.“ moderne, d. h. zur Kunst nach der Zeit des Natio- Gustav Seitz war sich dieses bildnerischen Dilem- nalsozialismus und dem Zweitem Weltkrieg, ins mas bewusst. Selbst die nach dem lebenden Modell Verhältnis gesetzt werden. aufgebauten Porträts hat er erst in einem längeren Für engagierte Mitarbeit und einfühlsame Hilfe künstlerischen Klärungs- und Abstraktionsprozess bei dem Projekt danken wir Frau Dr. Brigitte gemäß seiner Auffassung der dargestellten Persön- 6 7 Brigitte Heise Im Spannungsfeld von Ähnlichkeit und Wahrheit Zur Porträtkunst von Gustav Seitz lichkeit zu einem gültigen Kunstwerk gebildet. oder auch gemildert wird, es wird die Natur ver- „[…] Seitz ist kein Freund modischer Attitüden bau und das Wirtschaftswunder. Zudem - und das Gelegentlich hat er sich zu seiner Porträtarbeit ändert, damit das Wesen des Menschen um so wah- und artistischer Spekulationen. Er hat sich seine macht das Porträtwerk des Bildhauers zu einem sogar schriftlich geäußert, allerdings an versteckter rer aus seinem Bildnis spricht.“ Unabhängigkeit bewahrt gegenüber künstlerischen spezifischen Zeitzeugnis - bewegt es sich im poli- Stelle. Wir haben deshalb im Anhang seine Aufsätze Wie weit der „Bildhauer zwischen Ost und West“, und politischen Ideologien. Er ist beim Thema der tischen Spannungsfeld von Ost und West. nachgedruckt, in denen er z. B. 1955 bekennt: „Es um den Buchtitel von Joist Grolle zu bemühen, die menschlichen Figur und des Porträts geblieben, Gustav Seitz selbst hat seine Porträtkunst als essen- gibt Charakterzüge, die nicht für jeden sichtbar gleichsam schillernden Charaktere der im Bildnis ohne zu fragen, ob das opportun oder zeitgemäß tiellen Teil seines Werkes verstanden. Die Bildnisse sind. Ein verschlossener Mensch oder ein sensibler dargestellten Persönlichkeiten aus elf Berliner sei. Nicht aus Gründen der Tradition, sondern aus waren für ihn ebenso wichtig wie seine figürlichen ist weniger leicht zu erkennen als ein offener und Nachkriegsjahren und aus ebenfalls elf Hamburger einer zutiefst humanen Gesinnung, der er sich ver- Arbeiten. In zahlreichen Schriftzeugnissen, öffent- unkomplizierter oder ein grober. Aber es sind nicht Jahren sichtbar machen konnte , das zu erspüren, pflichtet fühlt. Was lichen wie privaten, zuletzt die unsichtbaren Züge, die den Künstler in- dazu wollen wir aufrufen. Seitz einzig interes- hat er darüber reflek- teressieren, die er sichtbar machen will, weil sie das siert und sein Schaf- tiert und dabei für Bild abrunden, und weil er mehr geben will als fen motiviert, ist der sich und in seiner Ei- oberflächliche Porträtähnlichkeit. So kommt es, Bernd Schälicke Mensch, nicht aus den genschaft als Lehrer dass zugunsten des Ausdrucks ein Zug übertrieben Gustav Seitz Stiftung Tagen des Perikles, auch für seine Schü- vielmehr der Zeitge- ler grundsätzliche nossen, in einer ver- Überlegungen ange- änderten Realität und stellt. „Das Porträt ist einer immensen Va- mehr als Abbild“, riationsbreite, von diese Maxime, 1954 Brecht bis Kokoschka formuliert als Über- bis zum Odenwälder schrift eines Artikels Gastwirt […].“1 (Abb. in der National Zei- 1) So schrieb Gott- tung2, stellte er wie fried Sello anlässlich ein Leitmotiv über der Ausstellung zum seine Bildnisse. Sie 60. Geburtstag des gilt für die freien Künstlers im Kunst- Porträts ebenso wie verein Hamburg. für die Auftragsarbei- Unbestreitbar gehört ten von offizieller Gustav Seitz zu den oder privater Seite. bedeutenden Porträ- In erster Linie, so tisten des vergange- Seitz, ist ein Bildnis nen Jahrhunderts. Ein ein Problem der Gang entlang an sei- Abb. 1 Form, die es erst nen Bildnissen führt zum Kunstwerk er- uns durch die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bis hebt und die nicht nur den Dargestellten, sondern in die späten sechziger Jahre. In den Köpfen der auch den Künstler selbst charakterisiert. Dichter, Musiker, Künstler, Philosophen, Verleger Im Kulturspiegel des Bayerischen Rundfunks und Historiker spiegelt sich das kulturelle Leben; wurde in einer Sendung vom 4. Januar 1954 die die Politiker, Bankiers, Geschäftsleute, Juristen ste- Krefelder Ausstellung „Zwei Antipoden: Karl Har- hen für die Zeit nach dem Krieg, den Wiederauf- tung und Gustav Seitz“, Dezember 19533, kom- 01 Gottfried Sello, „Zwischen Tradition und Gegenwart“, in: Hamburger Abendblatt, 31. 10. 1966; anlässlich der Ausstellung „Gustav Seitz. Skulpturen und Zeichnungen“ vom 29. 10.–27. 11. 1966 im Kunstverein Hamburg; nach Frenzel 1984, S. 168. Abb. vgl. Grohn 1980, Nr. 343, Odenwälder Gastwirt, 1955, Bronze 13 cm, unbezeichnet 02 Gustav Seitz, „Das Porträt ist mehr als Abbild“, in: National Zeitung, Berlin (DDR), 3. Dezember 1954, S. 3 03 „Zwei Antipoden: Karl Hartung und Gustav Seitz“; Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, Dezember 1953; Karl Hartung, der den in Ber- lin-Ost lebenden und lehrenden Kollegen Seitz als Kommunisten bezichtigte, bestand darauf, dass sein Protest gegen diese gemeinsame Ausstellung deutlich gemacht wurde. Siehe hierzu: Frenzel 1984, S. 104 f. 8 9 mentiert. Darin hieß es zu Gustav Seitz: „Eigen- sie alle mitnehmen können, so schön sind sie.“5 1956 erschien die erste