OÖ. Heimatblätter; 2006 Heft
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KULTUR OÖ. HEIMATBLÄTTER 2006 HEFT 3/4 Beiträge zur Oö. Landeskunde I 60. Jahrgang I www.land-oberoesterreich.gv.at 2006 HEFT 3/4 I OÖ. HEIMATBLÄTTER HEIMATBLÄTTER OÖ. 60. Jahrgang 2006 Heft 3/4 Herausgegeben von der Landeskulturdirektion THEMEN AUS DER LANDESKUNDE Erwin Maria Ruprechtsberger / Peter Trebsche: Archäologische Sondierungen in der Klammstraße und beim Theatercasino in Linz 103 Waltraud Faißner: Linzer Turdten zu machen Zur Auffindung der bislang ältesten Rezepte der Linzer Torte 114 Eberhard Krauß: Vertreibung, Flucht, Migration Exulanten aus Peuerbach in Franken, Schwaben und anderswo 123 Michael Kurz: Von der Grundherrschaft zur Tourismusdestination 350 Jahre „Salzkammergut“ 139 Thomas Schwierz: Der „Steinerne Engel“ von Gramastetten 153 Franz Gillesberger: Jungfernfahrt vor 100 Jahren – die Waldbahn Offensee 163 LEBENSBILDER – MENSCHENBILDER Reinhold J. Dessl: Ein Mühlviertler als Hauslehrer in Czernowitz Das Lebensschicksal des Dr. Josef Dessl in der ausgehenden Donaumonarchie 169 Helga Passon: Deutsche Kinderjahre im Mühlviertel Oder: Die Genesis einer Prägung 177 „objektiv subjektiv“ DAS FORUM DER MEINUNGEN William Mason: Heimat – in vielen Gegenden Zur Analyse eines Begriffs 200 Rainer Reinisch: Die „organisch gewachsene“ alte Stadt? 209 BUCHBESPRECHUNGEN 213 101 Mitarbeiter: Univ.-Prof. Dr. Erwin Maria Ruprechtsberger Nordico – Museum der Stadt Linz Dametzstraße 23, 4020 Linz Dr. Peter Trebsche Liechtensteinstraße 66/11, 1090 Wien Waltraud Faißner OÖ. Landesmuseen – Bibliothek Medieninhaber: Land Oberösterreich Museumstraße 14, 4010 Linz Herausgeber: Landeskulturdirektion Dipl.-Theol. Pfarrer i. R. Eberhard Krauß Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem- Aufseßplatz 9, D-90459 Nürnberg plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Dr. Michael Kurz Camillo Gamnitzer, Landeskulturdirektion, Pro- Studienzentrum Basis menade 37, 4021 Linz, Tel. 0 73 2 / 77 20-1 54 77 4822 Bad Goisern 650 E Jahresabonnement (2 Doppelnummern) 2,– Dr. Thomas Schwierz (inkl. 0 % MwSt.) Lichtenberger Straße 96, 4201 Eidenberg Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner GesmbH & Dr. Franz Gillesberger Co KG, Köglstraße 4, 4021 Linz Bahnhofstraße 41, 4802 Ebensee Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Steingasse 23 a, 4020 Linz Dr. P. Reinhold J. Dessl, OCist Marktstraße 1, 4201 Gramastetten Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Helga Passon Hordenbachstraße 45, D-42369 Wuppertal Alle Rechte vorbehalten William Mason Für unverlangt eingesandte Manuskripte über- Ahorn 17, 4183 Traberg nimmt die Schriftleitung keine Haftung Arch. Dipl.-Ing. Rainer Reinisch ISBN 3-85393-003-4 Lerchenfeldgasse 51, 5280 Braunau Titelbild: Linzer Turdten zu machen (Beitrag Faißner). 102 Archäologische Sondierungen in der Klammstraße und beim Theatercasino in Linz Von Erwin M. Ruprechtsberger* und Peter Trebsche* Einleitung Mit dem derzeitigen Tiefgaragen- schichtsträchtigen Boden im Bereich boom im inneren Stadtbereich von Linz Klammstraße und Theater, also in näch- wird dem gesetzlichen Auftrag des öster- ster Nähe der Promenadentiefgarage, reichischen Denkmalschutzgesetzes ent- angestellt werden konnten. Die Sondie- sprechend auch die archäologische Bo- rungen, auf Ersuchen des Bundesdenk- denforschung aktiv, die bei früheren malamtes, Landeskonservatorat für Vorhaben vergleichbarer Größenord- Oberösterreich, vom Nordico (Museum nung, etwa beim Bau der Tiefgarage un- der Stadt Linz) durchgeführt, standen ter dem Linzer Hauptplatz, sträflich miß- unter der Leitung von P. Trebsche.2 Den achtet worden war. Anläßlich kleinerer beiden Verfassern schien die Vorlage der Baumaßnahmen war es dagegen immer Befunde insofern wichtig, als sich diese wieder möglich, archäologische Sondie- mit den zu erwartenden Ergebnissen an rungen an neuralgischen Stellen in Linz der Promenade vermutlich in einen to- vorzunehmen. Diese haben im Lauf eini- pographischen Zusammenhang einord- ger Jahrzehnte unsere historischen Er- nen lassen dürften, worauf zu einem spä- kenntnisse wesentlich bereichert und die teren Zeitpunkt vielleicht eingehender Siedlungsentwicklung der Stadt in Kon- Bezug genommen werden kann, sobald turen deutlich werden lassen – beson- eine erste Auswertung der Promenaden- ders im Hinblick auf die urgeschichtliche Grabung vorliegt. und römerzeitliche Phase.1 Vorwiegend letztere stand im Blickpunkt öffentlichen Interesses, als die Planung einer Tiefga- rage unter der Promenade unmittelbar * Die Autoren beharren auf Beibehaltung der alten Rechtschreibung. südlich des Linzer Landhauses ihrer Rea- lisierung entgegensah. Die zuvor not- 1 Vgl. die Zusammenfassung von E. M. Rup- wendigen Ausgrabungen durch das rechtsberger, Vor- und Frühgeschichte von Linz Denkmalamt begannen im Frühjahr – eine Übersicht, in: Die profanen Bau- und 2006 – mit geplantem Abschluß bis zum Kunstdenkmäler der Stadt Linz III, bearbeitet v. H. Thaler u. a., ÖKT 55 (Horn 1999) [2001], Spätsommer. E 81–E 107. Über Einzelergebnisse informiert die Von früheren archäologischen Son- vom Nordico herausgegebene Schriftenreihe dierungen in der Nähe jetzt abgesehen, „Linzer Archäologische Forschungen“. seien aktuelle Beobachtungen kurz be- 2 FÖ 40 (2001), 667. Für die restauratorische Be- treuung der Funde und seine Mitarbeit ist schrieben, die anläßlich baulicher Ein- Herrn F. Gillmayr, Restaurierwerkstätte der Stu- griffe in den (wie aufgrund der Arbeiten diensammlung des Nordico, herzlich zu dan- der Vorgänger zu erahnen war) ge- ken. 103 Abb. 1: Linz, Klammstraße 14. Schematisierte Profile der Baugrube (M = 1 : 40). Beobachtungen in der Klammstraße 14 Südprofil schräg abgeböscht, da von der Straße aus gebaggert wurde. Im 2,3 m Im März 2001 wurde die Ausschach- hohen Nordprofil bestand die oberste tung des Kellers für einen Neubau in der Schicht aus etwa 0,4 m mächtigem, an- Klammstraße 14 überwacht. Der voran- planiertem Schutt mit zahlreichen Stei- gegangene Abbruch eines kellerlosen nen, Ziegelbruchstücken und Mörtel- Gebäudes gab Anlaß zur Hoffnung, im resten sowie neuzeitlicher Keramik und nächsten Umkreis bekannter römischer Ofenkacheln. Auf ihm lag der Fußboden Fundstellen beim Landestheater und in des abgebrochenen Hauses etwa 0,8 m der Spittelwiese auf archäologische Be- unter dem Niveau des heutigen Gehstei- funde zu stoßen.3 Mit dem Einverständ- ges. Darunter schloß ein 1,3 m dickes nis und der Unterstützung der Firma Lehmpaket an, welches sich in zwei „Aktiv Bau“ konnte die 8 mal 8 m große gelbe (0,8 m und 0,2 m) und eine etwas Baugrube während des maschinellen dunklere Schicht dazwischen (0,3 m) Aushubes sorgfältig auf archäologische unterteilen ließ. Es enthielt Knochen, Reste untersucht werden. Die geborge- Ziegelbruch, Schlacken, Holzkohle, nen Funde sind im Museum der Stadt Eisennägel, Schwarzhafnerware, neuzeit- Linz aufbewahrt. liche glasierte Keramik und das Frag- Die Stratigraphie des Fundplatzes ment eines römischen Henkels. Unter soll anhand des Nord- und Westprofils der Baugrube, die etwa in der Mitte der Parzelle liegt, beschrieben werden 3 Siehe P. Karnitsch, Die römischen Kastelle von Lentia (Linz), LAF Sh 4/2 (Linz 1972), Planbei- (Abb. 1). Das Ostprofil war bereits zuvor lage. Zu weiteren Funden vgl. J. Reitinger, Die zur statischen Sicherung des angrenzen- ur- und frühgeschichtlichen Funde in Ober- den Gebäudes betoniert worden, das österreich (Linz 1968), 260 f. 104 Abb. 2: Funde aus der Baugrube Klammstraße 14 (M = 1 : 2). dem Lehmpaket befand sich eine minde- ganzen Länge war zuoberst die 1,2 m stens 0,6 m mächtige dunkelgraubraune hohe Innenseite der abgebrochenen Ge- Schicht mit relativ vielen römischen Fun- bäudemauer zu sehen, die aus unregel- den, großen Holzkohleresten, Knochen mäßig verlegten Bruchsteinen und Zie- und zahlreichen Mörtelspuren. Sie lag geln mit Kalkmörtel bestand. Darunter wiederum, was auf der Sohle der Bau- befand sich in den südlichen zwei Drit- grube festgestellt werden konnte, auf ei- teln des Profils eine homogene, dunkel- ner gelben Lehmschicht auf. Leider ließ graue, 0,2 m mächtige Schicht. Ihre flä- sich nicht klären, ob mit ihr bereits der chige Ausdehnung blieb unklar, es anstehende Boden erreicht war oder ob könnte sich um eine Füllung des Funda- – möglicherweise unter weiteren Lehm- mentgrabens der Mauer handeln. Das schichten – noch prähistorische Reste er- darunterliegende Lehmpaket in der halten sind. Dicke von 1,0 bis 1,2 m bestand wie im Das 3,2 m hohe Westprofil schließt Nordprofil aus zwei gelben Schichten, oben an das Gehsteigniveau an. In seiner welche eine dunklere Schicht einschlos- 105 sen. Die dunkelgraubraune Schicht er- späte 1. und den Beginn des 2. Jahrhun- reichte im Westprofil, das etwas tiefer derts n. Chr. ausgebaggert wurde, eine Mächtigkeit Zusammenfassend läßt sich zur Be- von 0,8 m. siedlungsgeschichte des Grundstückes Klammstraße 14 festhalten: Das römi- In der Fläche wurden nur wenige Be- sche Niveau zeichnet sich erst in einer funde erfaßt. In den obersten Planier- Tiefe von 2,4 m unter dem heutigen schutt war das Fundament einer Quer- Gehsteigniveau in Form einer dunkel- mauer parallel zur Klammstraße einge- graubraunen Schicht, des erodierten Re- tieft, welche das abgerissene Haus etwa stes der Kulturschicht aus dem 1./2. Jahr- in der Mitte unterteilte. In der untersten, hundert n. Chr., ab.6 Als einziger Befund dunkelgraubraunen Schicht fand sich, ist eine 0,8 m große Grube zu nennen. rund einen Meter vom Süd- und vom Die aufliegenden Lehmablagerungen Westprofil entfernt, eine Grube von mit einer maximalen