OÖ. Heimatblätter; 2007 Heft
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
KULTUR OÖ. HEIMATBLÄTTER 2007 HEFT 3/4 Beiträge zur Oö. Landeskunde I 61. Jahrgang I www.land-oberoesterreich.gv.at 2007 HEFT 3/4 I OÖ. HEIMATBLÄTTER OÖ. 61. Jahrgang 2007 Heft 3/4 Herausgegeben von der Landeskulturdirektion OÖ. KÜNSTLERJUBILäEN. ANALYSE – DOKUMENTATION – REFLEXION Franz Zamazal: Wilhelm Kienzls Beziehungen zu Orten in Oberösterreich (Teil II der Beitragsreihe „Wilhelm Kienzl und Oberösterreich“) 147 GESCHICHTE IN DER LANDSCHAFT Christian Steingruber: Forschungsraum Kürnberg Neue Erkenntnisse über ur- und frühgeschichtliche Bodendenkmale 165 Michael Kurz: Industriearchitektur im Salzkammergut 250 Jahre Brückentragwerk „Gosauzwang“ 191 Josef Simbrunner: Von der Befestigungsanlage zur Grottenbahn Maximilian und die Linzer Türme 202 Thomas Schwierz / Brigitte Heilingbrunner: Sakrale Kleindenkmäler im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Eine aktuelle Studie 214 MENSCHENBILDER – LEBENSBILDER Reinhold J. Dessl: Pfarrvikar P. Konrad Just (1902–1964) KZ-Priester und „Don Camillo des Mühlviertels“ 221 Herbert Bezdek: Gelehrter – „Hochverräter“ – Minister – Höchstrichter Ein Lebensschicksal in der bewegten Zeit des Vor- und Nachmärz 230 Kupferschmied, Bürgermeister, Volksdichter: Zur Erinnerung an Franz Hönig (1867–1937) 233 Harry Slapnicka: Neue Gesichter, neue Herausforderungen Heimische Karikatur in der Tast- und Testphase 236 Nachruf für Romuald Pekny 239 „objektiv subjektiv“ DAS FORUM DER MEINUNGEN Josef Demmelbauer: Vom „Geist der Zeiten“ 242 BUCHBESPRECHUNGEN 250 145 Medieninhaber: Land Oberösterreich Mitarbeiter: Herausgeber: Landeskulturdirektion Dr. Franz Zamazal Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem- Knabenseminarstraße 33, 4040 Linz plare) und Bestellungen sind zu richten an den Christian Steingruber Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Hirschgasse 71, 4020 Linz Camillo Gamnitzer, Landeskulturdirektion, Pro- menade 37, 4021 Linz, Tel. 0 73 2 / 77 20-1 54 77 Dr. Michael Kurz Studienzentrum Basis Jahresabonnement (2 Doppelnummern) E 2,– 4822 Bad Goisern 650 (inkl. 0 % MwSt.) Dr. Josef Simbrunner Doppelbauerweg 4, 4040 Linz Hersteller: TRAUNER DRUCK GmbH & Co KG, Köglstraße 4, 4020 Linz Dr. Thomas Schwierz Lichtenberger Straße 96, 4201 Eidenberg Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Kons. Brigitte Heilingbrunner Steingasse 23 a, 4020 Linz Mitterberg 10, 4491 Niederneukirchen Dr. P. Reinhold J. Dessl, OCist Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der Marktstraße 1, 4201 Gramastetten jeweilige Verfasser verantwortlich HR Mag. Ing. Herbert Bezdek Alle Rechte vorbehalten Nisslstraße 28, 4020 Linz Prof. Dr. Harry Slapnicka Für unverlangt eingesandte Manuskripte über- Stockbauernstraße 6, 4020 Linz nimmt die Schriftleitung keine Haftung HR Dr. Josef Demmelbauer ISBN 3-85393-005-0 Parkgasse 1, 4910 Ried i. I. Titelbild: Der „Gosauzwang“, Stich von Maria Laimer. Schultes, 1809 (Beitrag Kurz) 146 Wilhelm Kienzls Beziehungen zu Orten in Oberösterreich Von Franz Zamazal 4.1. Sein Umfeld für Leben und Schaffen Die folgenden Zeilen zeigen die be- an Theatern gebunden. Wohl hat sie sich sondere Lebenssituation von Künstlern, nach der Eheschließung von der Bühne insbesondere eines Ehepaares, dem der zurückgezogen und trat fast ausschließ- Beruf oft nur vorübergehende Aufent- lich nur noch in Konzerten, meist mit ih- halte an einem Ort ermöglicht. rem Gatten, auf. Er bemühte sich, im Be- ruf Fuß zu fassen und erlebte dabei viele Nach der Promotion zum Dr. phil. in Absagen und ungute Erfahrungen, so Wien im Jahr 1879 öffnete sich für Kienzl dass er sich künftig intensiv der Arbeit auch der Weg zu einer akademischen an seinen Werken, insbesondere der Karriere über die Habilitation an einer Opern, widmete. Auf jeden Fall ermög- Universität. In Wilhelms Brust steckten lichten die Sommerferien Gemeinsames. aber zwei Seelen: einmal in einem gerin- geren Umfang die Wissenschaft, dann Auch als das Ehepaar in Graz ab Jän- jedoch ganz kräftig der Musiker als Aus- ner 1898 und in Wien ab 1917 sesshaft übender und Komponist. Die Entschei- wurde, führten die Verpflichtungen dung fiel zu Gunsten der Letzteren aus Kienzls als Dirigent, Interpret und Kom- und war den Eltern nicht recht, wurde ponist in viele Länder Europas. Unter aber akzeptiert. Und das bedeutete letzt- diesen Umständen ist sein Leben nur lich ein langes Wanderleben auf der Su- episodenhaft, aber um nichts weniger che nach Kapellmeisterposten und zum herzlich mit Orten in Oberösterreich Betreiben und Vorbereiten von Auffüh- verbunden: mit Linz über familiäre Be- rungen, insbesondere der Opern bzw. ziehungen, durch Theater- und Konzert- deren Uraufführung. Fixpunkt blieb vor- aufführungen sowie über einen nicht zu erst in unterschiedlicher Dauer das El- vernachlässigenden Bekanntenkreis; mit ternhaus in Graz. Als aber die Soprani- dem Geburtsort Waizenkirchen durch stin Lili Hoke in sein Leben trat, kam nahestehende Freunde über Jahrzehnte Linz als Reiseziel und Aufenthaltsort hinweg. Urlaubsorte waren Vöckla- dazu. bruck, Losenstein, Micheldorf und Kam- mer am Attersee. Wenn schon die Zeit Den Verliebten, Verlobten und Ver- für persönliche Besuche in Oberöster- heirateten war die Gemeinsamkeit oft reich nicht reichte oder das Reisen letzt- durch lange berufsbedingte Trennungen lich beschwerlich wurde – einen Brief- erschwert. Lili war durch Engagements wechsel gab es immer. 147 4.2. Seine Beziehungen zu Linz Als Bindeglied zur oberösterreichi- schen Landeshauptstadt sind an erster Stelle Gattin Lili und die Schwieger- eltern Dr. Emerich und Anna Hoke1 zu nennen. Weiters spielten für seinen Be- kanntenkreis eine Rolle: der „Linzer Mu- sikverein“ als maßgebliche Institution mit Musikdirektor Prof. August Gölle- rich an der Spitze und die Mitglieder des „Deutschen Clubs“. Die von Kienzl am Linzer Landestheater überwachten und selbst dirigierten Aufführungen seiner Opern wurden bereits im 1. Teil dieser Beitragsreihe (Oö. Heimatblätter, Aus- gabe 1/2-07) erwähnt. 4.2.1. Kienzls erste Gattin Lili, geb. Hoke Die wesentlichen Quellen für unsere Beschreibung der Lebensstationen der Jugendfoto Marianne Hoke (sitzend), Pauline Hoke, genannt Lili – ohne Datum. Gattin Kienzls bilden einmal die um- Foto: Oö. Landesmuseum fangreiche Autobiographie des Kompo- 2 nisten „Meine Lebenswanderung“ und Die treue Lebensgefährtin ent- dann die musikwissenschaftliche Disser- stammt der Juristenfamilie Dr. Emerich tation von Ingrid Samlicki-Hagen aus Hoke, war die Erstgeborene, kam am 1979,3 welche für die Jahre 1874 bis 1897 detailreiche Ergänzungen liefert. 1 Die Autobiographie ist dem fleißi- Im 1. Teil dieses Beitrages wurde der Familien- name einheitlich Hocke geschrieben, um die gen und über Jahrzehnte konsequenten Unregelmäßigkeiten in den zeitgenössischen Tagebuchschreiber zu verdanken, dem Publikationen zu bereinigen. Nun bleibt es aber damit verlässliches Material für das 1926 bei Hoke auf Grund von amtlichen Eintragun- veröffentlichte Buch zur Verfügung gen (Meldebüchern) und Schriftstücken, die stand. Die Wissenschafterin verwendete erst jetzt ermittelt werden konnten. 2 Wilhelm Kienzl, Meine Lebenswanderung. Er- authentische Unterlagen (Tagebücher, lebtes und Erschautes, Stuttgart 1926. Im Fol- Briefe). In beiden Publikationen ist aber genden zitiert als Lebenswanderung. – Eine ge- der Künstler und Komponist die Haupt- raffte Wiedergabe des Textes bringt Hans Sitt- person; unser Anliegen war, die Gattin, ner, Kienzl-Rosegger, Wien 1953. Im Folgenden zitiert als Sittner. soweit wie möglich und ohne den Bei- 3 Ingrid Samlicki-Hagen, Die Lehr- und Wander- trag mit Details zu überladen, aus der jahre Wilhelm Kienzls (1874–1897), Phil. Diss. Versenkung hervortreten zu lassen. Wien 1979. Im Folgenden zitiert als Samlicki. 148 Briefe Wilhelm Kienzls sprechen ein- deutig für ein Engagement im Jahr 1882.5 Lili sang im Chor der Blumenmädchen von Wagners „Parsifal“, sicherlich begin- nend mit der Uraufführung am 26. Juli 1882. Kienzl besuchte als begeisterter Wagnerianer mehrere Vorstellungen – so am 13. 8. – und lernte im Anschluss daran Lili Hoke kennen.6 Von dieser Be- kanntschaft schrieb er begeistert an die Eltern nach Hause: „Diese Zeilen [d. h. die handschriftlichen Grüße] hat ein riesig lie- bes und herziges Mäderl geschrieben, welches mir mehr ans Herz gewachsen ist, als Ihr es alle glauben könntet.“7 – Später bezeichnete er sie in seiner „Lebenswanderung“ als „eine aus der ruhmbedeckten Schar der Blumenmäd- chen, eine schöne, stimmbegabte Linzerin, und machte sie zu meiner Lebensgefährtin, um mit Pauline Hoke, vierzehnjährig – dat. 6. 10. 1873. ihr 33 Jahre lang Freud und Leid zu teilen.“8 Foto: Oö. Landesmuseum Über die Folgejahre bietet die Über- lieferung keine gesicherten Aussagen. 13. Februar 1859 zur Welt und wurde am MankannsichnuraufeinenHinweis nächsten Tag in der Linzer Pfarre St. Ma- Kienzls verlassen, wenn er schreibt: Lili thias „Pauline Anna Emilie“ getauft, aber war „seit 1882 Blumenmädchen“;9 da immer Lili genannt. Über ihre Jugend ist Wilhelm bis 1888 die Parsifal-Vorstellun- nichts bekannt. Die Eltern ließen ihre gen unter Hermann Levy besucht hat,10 Gesangsstimme in Graz bei Frau Prof. lässt sich daraus folgern, dass auch Lili Weinlich-Tipka ausbilden, in München in diesen Jahren ihre Choraufgaben wurde sie von den Mitgliedern des Hof- wahrnahm. Das Wagner-Museum in theaters Kapellmeister Maier und Bayreuth überliefert nur für 1883 das Schauspielerin Amalia Schönchen un- Mitwirken im Festspielchor.11 Noch ein terwiesen.4 Unter ihrem Mädchennamen Hoke, auch Hocke geschrieben, begann die Bühnenkarriere als Sopranistin. 4 Julius Schuch, Des Meisters