UniReport UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 | Jahrgang 48 | Goethe-Universität Frankfurt am Main 5.15

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, »Ein gigantischer Ort des Aufbruchs« „Den Abschluss an der Uni vermis- se ich weniger“, sagt der bekannte Trendforscher Matthias Horx über seine Zeit an der Goethe-Uni Trendforscher, Goethe-Uni-Alum- Die Beliebtheit des nus und Studienabbrecher Matthias Latte Macchiato 3 Horx im Interview mit dem UniRe- Matthias Horx (Jg. 1955) von 1973 bis 1980 an der strand, die von Dany Cohn-Bendit herausgegeben port. Aber in einer Gesellschaft, die Der Soziologe Tilman Allert erklärt Goethe-Universität studiert, das Studium aber dann wurde. Später bin ich dann in den professionellen an „kleinen Dingen“ des Alltags formaler Bildung einen sehr hohen abgebrochen. Heute gilt er als einer der bekanntesten Journalismus gegangen, wurde Redakteur bei TEMPO, Wert zuschreibt, ist das Ende eines gesellschaftliche Phänomene. und gefragtesten Trend- und Zukunftsforscher Deutsch- dann bei MERIAN und der ZEIT in Hamburg. Auto­ Studiums ohne Abschluss im Allge- lands. Im Interview mit dem UniReport redet er über didakten hatten damals gute Karten, weil sie wussten, meinen immer noch recht negativ wo sie hinwollen, weil sie nach ihrem statt nach besetzt. Studienabbrecher müssen seine Erinnerungen an die Zeit an der Goethe-Univer­ Talent persönlich mit der ungeklärten sität, über Bildung und Wissen in Zukunft und ob er es einem Abschluss suchten. Insofern war es einfach der ­Situation, wie und wo es für sie be- heute bereut, niemals sein Studium abgeschlossen zu richtige Weg für mich. ruflich weitergeht, zurechtkommen. haben. Und sie müssen sich auch überle- Welche Erinnerungen haben Sie an die Goethe-­­­ gen, wie sie diesen Bruch in ihrer Herr Horx, Sie haben an der Goethe-Universität Universität? Pilze der Tropen 8 Bildungsbiographie z. B. in einem Soziologie und Kunst auf Lehramt studiert, das Meike Piepenbring füllt mit ihrem Bewerbungsgespräch überzeugend Studium dann aber doch abgebrochen. Warum? Ich bin der Universität unendlich dankbar, dass sie neuen Buch „Micología en los Trópicos“ vermitteln. Mit dem sympathische- Und war das die richtige Entscheidung? das Chaos damals irgendwie ausgehalten hat. Es war eine Forschungslücke. ren Begriff „Studienzweifler“ deutet ja mehr wie ein gigantischer Ort des Aufbruchs, der sich jedoch ein Bewusstseinswandel Das Studium ist eher „ausgelaufen“, im Sinne eines Debatte, auch des Chaos. Legendär waren die Ver- an: Die Unterstützung für jene, die langsamen Verblassens. Dazu muss man wissen, dass sammlungen im Hörsaal 6, mit tausend Leuten min- bereits ihr Studium abgebrochen in den 70er Jahren, als ich studiert habe, die Uni, und destens. Da redeten auch Joschka Fischer und Dany haben oder sich zumindest mit dem Gedanken tragen, steigt. Wir zeigen dazu ein ziemlich großer Teil der Frankfurter Stadtge- Cohn-Bendit, und es ging immer mindestens um den in unserer Reportage zum Thema sellschaft, ein riesiges soziales Experiment war. Haus- Weltgeist und die Weltrevolution. Eine Volks-Univer- besetzungen, WGs, Alternativkultur, Neues Leben – sität mit teilweise revolutionären Zügen. Aber das ist Möglichkeiten auf – von Beratungs- Letzter Rektor der und Weiterbildungsangeboten bis eine aufregende Zeit des Aufbruchs, in der eine sehr nicht wiederholbar, das war, wie man so schön sagt, ­Goethe-Uni 21 hin zum „Studienzweifler-Stamm- sozialrevolutionäre Stimmung herrschte. Man expe- eine „historische Singularität“. tisch“(S. 12/13). rimentierte mit allem: Mit Lebensformen, Ökono- Bertram Schefold erinnert an den jüngst Viel Spaß bei der Lektüre wünscht mien, Sexualität, auch mit Drogen und allen mögli- Haben Ihr Studium bzw. bestimmte Inhalte und verstorbenen Humanismusforscher und Soziologen Walter Rüegg. Dirk Frank chen Philosophien und Ideologien, vom Marxismus Kompetenzen aus Ihrem damaligen Studium eine bis zum Buddhismus. Bedeutung für Ihre heutige Tätigkeit?

Gleichzeitig gab es auch so etwas wie eine frühe Start- Eher im Sinne des radikalen Pluralismus, der damals up-Szene mit tausenden von Projekten, in denen viele auf dem Campus herrschte, der vielen Ideen und Ex- meiner Freunde und ich auch immer mehr engagiert perimente, die in alle Richtungen in die Gesellschaft waren. Der Übergang war eher fließend. Aus diesen hinein diffundierten. Tätigkeiten in den Alternativprojekten wurden dann Verlag mit Kultstatus Berufe, es gab ja alles: Druckereien, Kinos, Cafés, Res- Experten behaupten, dass Methodenwissen und die 22 taurants, Reisebüros, alles. Ich war erst Bezugsperson Bereitschaft, lebenslang zu lernen, nur an der Hoch- Adorno und die Frankfurter Schule in Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D in einem antiautoritären Kinderladen, dann der erste schule erworben werden können, nicht aber in einer einem viel diskutierten Buch über den Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt bezahlte Redakteur der Sponti-Zeitschrift Pflaster- Fortsetzung auf Seite 13 Merve Verlag. 2 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Aktuell Big Data – Chancen und Herausforderungen

Von Roberto V. Zicari teressanterweise wird 50 Prozent bunden mit den Themen Daten- des IP-Datenverkehrs nicht von schutz, Sicherheit, Verwaltung und Jeden Tag werden 2,5 Trillionen Menschen verursacht, sondern von mit ethischen Fragestellungen. Die Bytes an Daten generiert. Diese Maschinen. Zudem wird die Maschi- größten Herausforderungen für das enorme Menge an Daten wird ne-zu-Maschine-Kommunikation Management sind die Sicherstel- beispielsweise durch digitale Bilder, (M2M) zunehmend bedeutsamer. lung richtiger Datennutzung; das Videos, Beiträge in den sozialen Doch worin liegt letztlich der bedeutet, dass es die beabsichtigten Medien, intelligente Sensoren, Nutzen von Big Data? Big Data an Zwecke und die geltenden rechtli- Einzelhandels- und Finanztransaktio- sich erzeugt noch keinen Mehrwert. chen Bestimmungen sowie die nen und GPS-Signale von Handys Erst durch die Analyse der giganti- Nachverfolgung, wie die Daten ge- erzeugt. Das ist Big Data. schen Datenmenge kann ein Mehr- nutzt, umgewandelt und abgeleitet

Es besteht kein Zweifel daran, wert erzeugt werden: die Erzeugung Foto: Fotolia, Rafał Olechowski werden, festzuhalten gilt. Gleiches dass Big Data und das, was wir von Transparenz; die Identifizierung gilt für den Lebenszyklus der Da- damit tun, das Potential hat, ein von Bedürfnissen, Verdeutlichung („Stimmungserkennung“ eines Tex- führen. Doch wir müssen gewähr- ten. Viele Datenbanken enthalten signifikanter Treiber für Innovationen von Veränderungen, Verbesserung tes), Risikomodellierung, Unter­ leisten, dass wir den Ergebnissen sensible Daten, wie beispielsweise und Wertschöpfung zu werden. von Leistungen; die Segmentierung nehmensführung und Energie-Ma- nicht blind vertrauen, sondern wei- Personaldaten. Es gibt rechtliche von Kunden; und schließlich die nagement. Eines der Hauptprobleme terhin Domänenexpertise und Sach- und ethische Bedenken in Bezug Definition und Chancen Unterstützung der menschlichen bei der Nutzung von Big Data in verstand mit einfließen lassen, auf den Zugang zu solchen Daten. Was ist Big Data? Für die Beantwor- Entscheidungsfindung mit automa- Unternehmen ist derzeit der Mangel uns also gegen Daten-Dogmatismus Somit gilt es sicherzustellen, dass tung der Frage habe ich eine Defini- tisierten Algorithmen, innovativen an Fachkräften mit dem notwendi- schützen. Und schließlich geht es die Daten geschützt werden und tion des McKinsey Global Institute und neuen Geschäftsideen, mit Pro- gen Wissen und den Fähigkeiten in auch um Skalierbarkeit: Dies um- der Zugang kontrolliert und zur (MGI) gewählt: „Big Data bezieht dukten und Services. den Bereichen Statistik, Machine fasst Techniken wie Social Graph Überprüfung protokolliert wird. sich auf Datenmengen, deren Größe Die Fähigkeit, interaktive Daten­ Learning und Data Mining. Analysis. In größeren Graphen kom- über die Fähigkeiten typischer Da- exploration mit Datenanalyse und men aktuelle Technologien schnell Fazit tenbankanwendungen hinausgeht, -visualisierung zu kombinieren, ist Drei große Herausforderungen an die Grenzen des Machbaren. Big Data ist mittlerweile kein inhalts- diese zu erfassen, zu speichern und in Bezug auf Big Data besonders Es wurde bereits auf die Potenziale Die Kombination all dieser Pro- leeres Modewort mehr, sondern es zu analysieren“. Wo finden wir Big wichtig, da dies zu neuen Erkennt- von Big Data für die Ökonomie bleme führt zu einer Vielzahl von ist der Schlüssel zu Innovation und Data? Daten im Allgemeinen, und nissen führt, die ansonsten unent- eingegangen. Doch wie sieht die Herausforderungen und Chancen, hat ein enormes Potential für die vor allem Massendaten, so ein älte- deckt blieben. Durch die Möglich- Realität heutzutage aus? Die künf- um, verglichen mit traditionellen Wertschöpfung. Es gibt eine Vielzahl rer Begriff für Big Data, sind ein keit, große Mengen komplexer tigen Herausforderungen im Um- Ansätzen, schnellere, bessere und an Möglichkeiten – zum Beispiel für wichtiger Produktionsfaktor in allen Daten aus unterschiedlichen Quel- gang mit Big Data können in drei günstigere Lösungen für Big Data das Gesundheitswesen – ortsbezo- Industrien und Business-Prozessen. len interaktiv zu explorieren, kön- Dimensionen eingeteilt werden: Analytics zu finden. gene Daten, den Handel, die Produk- MGI schätzt, dass etwa 7 Exabyte an nen Organisationen neue Erkennt- Daten, Prozesse, Management. tion oder gesellschaftliche Daten. neuen Daten von Unternehmen im nisse über ihre Produkte, Kunden Prozesse Zudem gibt es eine Reihe von Her- Jahr 2010 gespeichert wurden. In- und Services gewinnen. Daten Eine große Herausforderung in die- ausforderungen, zum Beispiel in Be- Das Konzept „Big Data Suche” Die Hauptherausforderung ist der sem Kontext ist die Frage, wie die zug auf Datenvolumen, Datenqua­ impliziert dabei, dass die Art und Umgang mit der großen Menge an Daten analysiert werden können. lität, Datenerfassung und Daten- Weise nicht festgelegt ist, um Er- Daten, also mit dem Volumen. Eine Die Auswahl des richtigen Analy- management, ebenso wie Daten- Überblick kenntnisse aus Big Data zu gewin- weitere Schwierigkeit besteht im se-Modells kann beträchtliche Zeit schutz, Sicherheit und Verwaltung. nen. Die Vorgehensweise hängt Umgang mit unterschiedlichen Da- in Anspruch nehmen. Die Fähig- Ich möchte zum Abschluss dieses

stark vom jeweiligen Anwen- tentypen, -quellen und -formaten, keit, verschiedene Modelle schnell Artikels auf eine interessante Chance dungsfall ab. Häufig führt bereits also mit der Vielfalt und der Kombi- zu testen, um das beste Modell zu für Big Data hinweisen: Aktuell 2 die einfache interaktive Explora- nation von verschiedenen Datensät- finden, ist von besonderer Bedeu- „As more data become less tion von großen Mengen komple- zen. Ebenso stellt sich die Frage tung. Die Herausforderungen in costly and technology breaks barri- Forschung 6 xer Daten aus verschiedenen Quel- nach der Geschwindigkeit: Wie kann Bezug auf den Erkenntnisgewinn ers to acquisition and analysis, the len zu neuen Erkenntnissen über auf die Informationsflut in ange- beinhalten: opportunity to deliver actionable Reportage 12 Produkte, Kunden und Services. messener Zeit reagiert werden? Da- information for civic purposed Wo kommt Big Data zum Ein- rüber hinaus müssen wir uns auch • die Datenerfassung, grows. This might be termed the satz? Big Data kann einen indust- mit den Aspekten des Wahrheits­ • das Angleichen von Daten ‚common good‘ challenge for big International 14 rieübergreifenden finanziellen Mehr- gehalts, der Datenqualität und -ver- aus verschiedenen Quellen data.“ (Jake Porway, DataKind) wert generieren. Zu den Schlüssel- fügbarkeit auseinandersetzen: Wie (zum Beispiel um Duplikate Kultur 15 bereichen zählen: können wir mit Unsicherheiten, zu identifizieren), fehlenden Werten und falschen An- • die Transformation von Daten Weitere Informationen Campus 16 • das Gesundheitswesen – gaben umgehen? Wie „gut“ sind die in eine für die Analyse geeignete Ringvorlesung zu Big Data, ein sehr heikler Bereich Daten, gibt es überhaupt verfügbare Form, Internet of Things und Data Science, bezüglich des Datenschutzes, Daten und wie gut ist die Stich- • die Modellierung, entweder Frankfurt Big Data Lab, 2015; Impressum 23 • der Öffentliche Sektor – probe? Ein weiteres Feld betrifft das mathematisch oder durch zum Beispiel öffentlich Auffinden von Daten: Wie lassen Simulation, Video-Mitschnitte der Vorlesungen: Bücher 24 zugängliche Daten („Open sich hochqualitative Daten in der • das Verständnis für den Output,  www.bigdata.uni-frankfurt.de/ Data“) in Europa, gigantischen Menge von Daten im Visualisierung und Teilen der soft-skills-entrepreneurship-m- Bibliothek 25 • globale und persönliche Web finden? Fragt man beispiels- (komplexen) Ergebnisse. ssk-b-sos Standortdaten – besonders weise, ob in den Datensätzen be- Frankfurt Big Data Lab: Freunde 26 relevant für mobile Geräte, stimmte zugrunde liegende Annah- Management • der Einzelhandel – interessant men getroffen werden, dann ist die Die größten Herausforderungen  www.bigdata.uni-frankfurt.de für große Onlineportale wie Qualität der Datensätze und deren des Daten-Managements sind ver- Studium 27 eBay und Amazon, Relevanz für bestimmte Probleme • die Produktion, angesprochen. Menschen 30 • soziale Daten – sowohl persön­ Auch der Aspekt der Vollständig- Prof. Roberto V. Zicari ist seit 1992 liche als auch berufsbezogene keit ist zu bedenken: Decken die Professor für Datenbanken und Daten aus sozialen Netzwerken ­Daten den gesamten Anwendungs- Informationssysteme an der Goethe-­ Termine 31 Universität. wie Facebook oder Twitter. fall ab? Was impliziert dies? Unter dem Schlagwort der Anonymisierung Zicari ist Herausgeber des Portals Es gibt unzählige Beispiele, in wäre wiederum die Frage zu stellen: ODBMS.ORG (Operational Database Im nächsten UniReport ... denen Big Data zur Anwendung Können wir aus Daten genug In­ Management Systems):  www.odbms.org ... wird nun endlich der naturwissen- kommt. Die Relevantesten sind Log formationen extrahieren, ohne die schaftliche Campus auf dem Riedberg porträtiert. Analytics (Analyse der Ereignis­ Identität von Personen aufzudecken Ausgabe 6/2015 erscheint am 3.12.2015, protokolldatei eines Computersys- oder den Datenschutz zu verletzen? Redaktionsschluss ist am 10.11.2015 tems), Betrugserkennung, Social Die Analyse von Big Data kann Foto: privat Media- und Sentiment-Analyse zu bemerkenswerten Erkenntnissen Aktuell UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 3 Der Pudel und der Mops Fragen an den Soziologen Tilman Allert zu seinem neuen Buch »Latte Macchiato. Soziologie der kleinen Dinge«

Herr Prof. Allert, der Untertitel Ihres Buches viel zu untersuchen – „Latte Macchiato 2“ ist lautet „Soziologie der kleinen Dinge“ – was bereits in Arbeit (lacht). hat das mit dem Pudel und dem Mops auf sich? Auch die Sprache im Alltag hat es Ihnen angetan. Die „kleinen Dinge“ sind gewissermaßen in- dikatorisch für das Große – und darin zeigt Die Sprache ist das Haus des Seins, so Heideg- sich, um mit dem Frankfurter Norbert Elias ger. Ich habe beispielsweise die Verlegen- zu sprechen, der Zivilisationsprozess. Welche heitsrhetorik von Studierenden beobachtet. Konturen nimmt dieser an, welche Gestalten Heute hören wir in Editionspausen kein „äh“ bringt er hervor? Wenn wir mal davon aus­ mehr, auch kein „irgendwie“, oder „sozusa- gehen, dass der Pudel so etwas wie die Ver­ gen“, sondern ein „genau“. Wie kommt das? anschaulichung eines Exzentrizitätsansin- Die Beobachtung des Sprechens hat im Übri- nens ist, dann fällt auf, dass es heute vielleicht gen eine lange Tradition, in der Phänomeno- noch Pudel gibt, aber die nicht mehr das logie, aber auch in der Linguistik. Man kann Stadtbild prägen. Die Demonstration von die Leute natürlich auch fragen: „Wie erzie- ­Exzentrizität ist heute allgemein, die Gesell- hen Sie Ihre Kinder?“, und dann die Antwor- schaft prämiert Einzigartigkeit und ist von ten nach dem Schema „häufig/selten/nie“ daher schrulligkeitstolerant geworden. Mit vorgeben. Ich bevorzuge die Beobachtung. dem Mops ist jetzt eine andere Hunderasse ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Sie bringen in einem Beitrag etwas Autobio- Die Leute kaufen sich natürlich nicht anstelle „Die Orangina war eine Chiffre für das ganz andere, für die jubelnde Ankunft in einer neuen Zeit.“ graphisches in das Buch, nämlich Ihre Ver- eines Pudels einen Mops, das wäre zu ein- Tilman Allert erinnert in seinem Buch auch an das Lieblingsgetränk seiner Kindheit. Foto: Dettmar bindungen väterlicherseits in den Kaukasus. fach gedacht. Der Mops indiziert aber eine Präferenz, die etwas zu tun hat mit dem Bei Angela Merkel hat die Motivierung in ei- Münsteraner Schule um Ritter, Blumen­berg Migrationshintergrund, wie das Unwort Wunsch nach Zuwendung unter der Bedin- ner Lebensphase stattgefunden, in der sie auf und und Odo Marquard gibt, der ich mich viel heute lautet, ist das Stichwort. Ja, aufge- gung der Verfügbarkeit. Dieser kleine Hund, dem Gelände eines Heimes für behinderte eher verbunden fühle. Bei aller Sympathie hängt am georgischen Gruß: „Gamardscho- er verzeiht mir alles, schaut mich aber auch Kinder wie selbstverständlich mit denen ge- für Adorno, mein Beobachtungs-Über-Ich,­ als bad“ heißt wörtlich übersetzt „Du mögest sehnsüchtig an. Freud hat ja so schön gesagt: spielt hat. Da hat sie schon recht früh eine Theoretiker erscheint mir das zu strapaziös. siegen“! Vollkommen schräg aus unserer „Die Liebe zum Tier ist eine Liebe ohne Am- Ethik verinnerlicht, die vollkommen quer euro­päischen Perspektive. Dergleichen Ge- bivalenz“. Dass der Mops heute so attraktiv stand zur Programmatik des DDR-Staates. Was halten Sie von der zunehmenden wohnheiten ist kein Kleinkram, sondern hat geworden ist, hat mit der Distanz zu Kindern Sie hat dadurch eine Gelassenheit erworben, empirischen Ausrichtung der Soziologie? ganz entscheidend mit dem Zivilisationspro- zu tun. Er ist sozusagen der Hund der demo- die sie heute im politischen Raum in die Lage zess zu tun. Der Gruß ist schließlich die Ele- graphischen Krise. versetzt, unaufgeregt nach dem jeweiligen Ich hoffe, dass Sie mit empirischer Ausrich- mentargeste schlechthin. Dritten zu suchen. Während andere in Alter- tung mich meinen. Ich fände es dann kri- Zum titelgebenden „Latte Macchiato“: nativen denken, denkt sie sich immer noch tisch, wenn es die dominante Ausrichtung Grenzen Sie sich damit von feuilletonistisch-­ Erstaunlich, dass Sie dieses Getränk bei den etwas Drittes, also Hypothetisches, aus. Eine werden würde. Wenn die verstehende Sozio- journalistischen Alltagsbeobachtungen ab? jungen Konsumenten verorten, vermutet man derartige Fähigkeit hat natürlich ihren logie, die sich auf Namen wie Max Weber es nicht eher bei reiferen Italien-Liebhabern? Preis. Programmatisch-konzeptuell ist sie oder Georg Simmel berufen kann, unter der Aber hallo! Das hat Analytizität, darauf lege eher schwach bis abwartend. Das wäre aber Dominanz der empirischen Sozialwissen- ich Wert. Der Artikel über „Gamardschobad“ Beides trifft zu. Das Getränk, das im Übrigen gerade in der jetzigen Situation wichtig. Was schaft zu schwächeln begänne, fände ich das hat mir die Teilnahme in Sarkozys Kommis- gar nicht in Italien, sondern vor allem in ist Deutschland überhaupt für ein Land, in sehr bedenklich. Ich bin mit Leidenschaft in sion zur sog. Fact-finding-mission in Genf Deutschland so beliebt ist, habe ich adoles- das derzeit so viele Flüchtlinge strömen? Wir Frankfurt, weil diese Uni für die beiden Tra- eingebracht, in der die Hintergründe des zenzspezifisch gedeutet: Die Milch ist die des sind ja nicht dieses „Yes-we-can“-Amerika ditionslinien stand und steht. ­russisch-georgischen Krieges 2008 unter- Elternhauses, der Kaffee hingegen der des Obamas; dort hat man die Integration über sucht wurden. Da habe ich dann mit Minis- Erwachsenseins. Erwachsene trinken dieses viele Jahre ganz anders kultiviert. In einigen Ihrer Artikel spürt man die Klage tern und Politikern in einer Gruppe gehockt. Getränk, um sich eine Art von Jugendlich- über eine gewisse Formlosigkeit der heutigen Man sieht also, dass es keine phänomenolo- keit zu erhalten. Das sind keine einfachen Sie stellen in „Latte Macchiato“ Überlegungen Gesellschaft. Gibt es Anlass zum Kulturpessi- gische Spielerei gewesen ist. Kausalitäten, vielmehr werden im Handeln an, bei denen Sie sich quasi beim Beobachten mismus? Sinnbezüge wirksam, die gar nicht bewusst selbst beobachten müssen. Sie sprechen in einem Artikel über die Figur sein müssen. Besonders sinnfällig wird die Nein, nicht die Erosion, sondern der Gestalt- des Elder Statesman, z. B. über Helmut Schmidt. Funktion des Getränks bei den sog. Latte-­ Ja, ich glaube, darin liegt die Zukunft unserer wandel ist Thema der Soziologie. Wenn- Sehen Sie sich als Seniorprofessor an der Macchiato-Müttern, wie man sie in Stadt­ Disziplin, der Soziologie: Die liegt in der gleich der in einigen gesellschaftlichen Berei- Goethe-Universität in einer ähnlichen Rolle? teilen wie Berlin Prenzlauer Berg findet: Die ­Phänomenologie, und da liegt entfernt meine che sicherlich zu beobachten ist. Von daher wollen einfach nicht altern, Prenzlauer Anknüpfung an Adorno: Der Arbeitstitel ist die Soziologie der Zukunft eine struktur- Nein, dazu bin ich jung, Schmidt ist über 90. Berg ist eine Metapher fürs Nicht-altern-­ meines Buches im Gespräch mit dem Lektor konservative Disziplin. Mir kommt es vor, als Dass die Älteren die Jüngeren unterrichten sol- Wollen. war übrigens „Minima Sozialia“. Gemeint ist ob sie manchmal unterwegs ist in Sachen Ret- len, ist für mich eine leitende hochschuldidak- eine Fortsetzung der phänomenologischen tung der Formen. Sie ist ein Kind des Bürger- tische Maxime. Ich bin ein leidenschaftlicher Sie versuchen in Ihrem Buch Persönlichkeiten Subtilität, für die Adorno wie kein anderer tums und bürgerlich ist formbewusst. Lehrer, biete gerne Seminare für Studienan- wie Angela Merkel, aber auch die Modemache- steht. Adornos Bedeutung erschöpft sich fänger und erst Recht angehende Lehrer an. rin Jil Sander oder den Schriftsteller Thomas nicht nur in der des Kopfes der Kritischen Dazu passt ja auch, dass Sie die Entstehung Bernhard anhand der Prägung in Kindheit Theorie. Er verfügte auch über eine sensatio- neuer Formen beobachten. Sie nennen das Ihr Buch schmückt ein etwas ironisches Zitat und Jugend zu erfassen. nelle Beobachtungsgabe. Beispiel von Eltern, die ihren Kindern von Harald Schmidt: „Das Buch von Professor Wünsche zum Abitur an die Schulmauer Allert hat mich begeistert. Jetzt will ich es In der Biographienreihe der Bürgeruni be- In Ihrem Als-ob-Nachwort „Bye-bye, “ heften. unbedingt lesen.“ Was hat es damit auf sich? schäftigen wir uns schon länger mit ver- grenzen Sie sich von der Frankfurter Schule schiedenen Professionen und deren Ent­ ab, der Sie vorwerfen, mittlerweile zur „Marke“, Zweifellos. Das zeigt einen Wandel in der Schmidt liest wirklich meine Texte und hat stehungsgeschichte. Ich folge da dem zum „Aufdruck fürs T-“ mutiert zu sein. ­Gestaltung von Eltern-Kind-Beziehungen. auch dieses Zitat beigesteuert. Ich fand es an- Philosophen Dieter Henrich, von dem ich Muss man den Elfenbeinturm, in dem Adorno Es handelt sich um eine Art von Gewissheits- fangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber im auch die Begrifflichkeit übernehme: Er manchmal (fest)steckte, zugunsten der suggestion: In der Moderne sind die Men- S.-Fischer-Verlag war man begeistert, daher nennt das „Intellektualgestalt“, eine beson- phänomenalen Alltagswelt verlassen? schen einerseits zwar von der Flexibilität be- haben wir es dann auch genommen. dere Konstellation der Familiengeschichte rauscht, andererseits gibt es aber eine große Die Fragen stellte Dirk Frank. betreffend. Frühe Bahnungen und Wei- Ja, wobei auch ich diesen Elfenbeinturm, der Sehnsucht nach Gewissheiten. In Köln bricht chenstellungen, um mit Max Weber zu ja nichts anderes als eine Metapher für die die Kaiser-Wilhelm-Brücke fast unter der sprechen. Autonomie von Wissenschaft ist, brauche, Last kleiner Schlösser, die einen Liebes- Tilman Allert: Latte Macchiato. Soziologie der um eine phänomenologische Sorgfalt entwi- schwur symbolisieren, zusammen. Auch die kleinen Dinge. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Was interessiert den Soziologen speziell an ckeln zu können. In Frankfurt scheint es mir Rituale bei den Junggesellinnen- und Jung- Main 2015 Bundeskanzlerin Angela Merkel? wichtig darauf hinzuweisen, dass es auch eine gesellen-Abschieden gehören dazu. Es gibt 4 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Aktuell kurz notiert Retrokatalogisierung Tanja Brühl wiedergewählt karätigen Experten auszutauschen. Die Anzahl der Plätze ist limitiert. der Bibliothek der Südostasien- Anmeldung und Informationen:  www.economist.com/future 3.000 Schüler beim Tag der wissenschaften­ abgeschlossen Naturwissenschaften Universitätsbibliothek präsentiert sich auf der Frankfurter Buchmesse

Foto: Dettmar nde Juni 2015 wurde erneut ein Projekt der Uni- Prof. Tanja Brühl wurde Mitte Eversitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg­ September vom erweiterten Senat abgeschlossen: Der Kartenkatalog der Bibliothek der der Goethe-Universität mit großer Südostasienwissenschaften des Fachbereichs 9, Sprach- Mehrheit in ihrem Amt als Vizepräsi- und Kulturwissenschaften, wurde vollständig in den dentin bestätigt. Die Politologin gehört OPAC der UB eingegeben und steht nun für die On- dem Präsidium bereits seit drei Jahren line-Recherche zur Verfügung. In diesem Projekt, das an; nach Ablauf der regulären Amts- Großer Andrang beim 13. Tag der zu zwei Dritteln von der Universitätsbibliothek und zu zeit trat sie zur Wiederwahl an. Brühl Naturwissenschaften auf dem Campus einem Drittel aus Mitteln des Faches Südostasienwis- ist schwerpunktmäßig für Studium und Riedberg: Schülerinnen und Schüler senschaften finanziert wurde, wurden insgesamt ca. Lehre einschließlich Lehrerbildung der 9. und 10. Klasse aus dem Rhein-­ 30.000 Bände elektronisch erfasst, die sich zum größ- zuständig. Das Präsidium, an der Main-Gebiet informierten sich in ten Teil in Freihandaufstellung im Lesesaal der Asien- Goethe-Universität mit drei Frauen Vorträgen, Experimenten und Labor­- bibliothek im 1. Stock der Zentralbibliothek befinden. und drei Männern paritätisch besetzt, führungen über Fächer, Studiengänge Mehr als ein Drittel dieser Werke ist dabei in südostasi- bildet die Exekutive der Universität – und berufliche Perspektiven. atischen Sprachen verfasst, darunter mehr als 6.000 Senat und Hochschulrat begleiten Wissenschaftliche Mitarbeiter und Titel in Indonesisch, 3.700 in Malaiisch, 1.000 in Thai seine Arbeit aus interner und externer Studierenden standen ihnen Rede und und 700 in Vietnamesisch. Daneben beherbergt die Bi- Sicht. Antwort. Eröffnet wurde die Veranstal- bliothek auch seltene Bestände in anderen südostasia- tung von Staatssekretär Ingmar Jung tischen National- und Regionalsprachen wie Birma- Digitale Medien in der Lehre gemeinsam mit Univizepräsident Prof. nisch, Laotisch, Javanisch, Filipino, Sundanesisch, Enrico Schleiff. Batak, Minangkabau oder Khmer. Am 29. Oktober startet die eLearning-­ Der Subkontinent Südostasien beherbergt mittler- Workshop-Reihe von studiumdigitale. 2. Festival der ESG-Studentenchöre weile über 600 Mio. Menschen und ist eine der dyna- Hier lernt man zum Beispiel, wie man mischsten Regionen Asiens. Diesem Umstand trug auch aktivierende Lernanlässe für die die hessische Landesregierung Rechnung, die den Asien­ Selbstlernphase konzipiert, Lern­pro­ fächern an der Goethe-Universität seit 2006 auch be- Cermin Mata (malaiische Missionszeitschrift, Lithogra­ gramme entwickelt oder wie man ein sondere finanzielle Förderung zukommen ließ, die u. a. phie­druck aus Singapur 1858, aus der Sammlung Lüring) Blended-Learning-Konzept für die einen Ausbau der Bibliothek der Südostasienwissen- eigene Lehrveranstaltung aufbaut. schaften möglich machten. Neu im Programm sind ein Workshop befindet sich darunter. Seine Sammlung kann im zum Einsatz von Audience-Response- Anfänge in den 60er Jahren OPAC mit der Suchfunktion „Provenienzen“ recher- Systemen in großen Lehrveranstaltun- Die Anfänge der Bibliothek Südostasienwissenschaf- chiert werden. gen, ein Workshop zur Konzeption und Am 30. Oktober treffen Studierende ten gehen in das Jahr 1960 zurück, als mit der Beru- Auch andere, kleinere Schätze sind in den Be- Erstellung von Erklärvideos und ein aus dem ganzen Bundesgebiet in fung von Prof. Otto Karow auf den Lehrstuhl des da- ständen vorhanden: So erhielt die Bibliothek von Aufbaukurs für erfahrene LernBar-­ Frankfurt ein. Sie kommen etwa aus maligen Ostasiatischen Seminars der Grundstein für Ausstellern der Frankfurter Buchmesse über 30 AnwenderInnen auf die Version 4.1 Braunschweig, Bremen und Münster, einzigartige Südostasienbestände gelegt wurde. Durch Bände christlicher Literatur in der Chin-Sprache des Autorensystems. Im Rahmen der aus Leipzig und Magdeburg, aus umfangreiche Mittel der Volkswagenstiftung war Ka- (gesprochen im Nordwesten Myanmars), die im Workshop-Reihe kann das eLearning-­ Freising und Würzburg, aus Marburg, row in den 60er Jahren in der Lage, bereits damals World Cat nur in Frankfurt gelistet sind. Das Gleiche Zertifikat der Goethe-Universität Kassel und natürlich aus Frankfurt/M. seltene und wertvolle Drucke des 17., 18. und ­ gilt für die ca. 30 christlichen Textbücher aus Pa- Frankfurt erworben werden. Daneben Chöre aus insgesamt 16 Hochschul- 19. Jahrhunderts anzukaufen. So befinden sich bei- pua-Neuguinea, die auch als Geschenke von der bietet studiumdigitale auch jederzeit standorten beteiligen sich. Sie alle spielsweise neben dem 8-bändigen Mammutwerk des Buchmesse erworben wurden. Ebenfalls sehr selten Einzelberatung und Unterstützung rund verbindet, dass sie sich an ihrer niederländischen Pfarrers François Valentijn „Oud en sind die ca. 70 Bände indonesischer Kung-Fu-Ge- um den Einsatz digitaler Medien in der Hochschule in einem Chor der Nieuw Oost-Indië“ (1724 – 26) zur Geschichte Süd­ schichten, die sich von den 30er bis 60er Jahren in Lehre an. Evangelischen Studierendengemeinde ostasiens auch die erste wissenschaftliche Malaiisch-­ Indonesien großer Beliebtheit erfreuten. In den letz- (ESG) engagieren. 250 Studierende Grammatik des Schweizers George Henrik Werndly ten Jahren konnten auch mehrere umfangreiche  www.studiumdigitale.uni-frank - werden am 1.11.15 um 10 Uhr in der aus dem Jahr 1736 oder Abbé de Choisys zeitgenössi- indonesische Korankommentare sowie zahlreiche furt.de/workshopreihe Sachsenhäuser Dreikönigskirche sche Beschreibung von Siam, „Journal du voyage du Ausstellungskataloge moderner südostasiatischer Zukunfts-Konferenz singen. Die Predigt liegt bei dem Siam“ von 1687, im Bestand der Bibliothek. Durch Kunst angeschafft werden. Frankfurter Studentenpfarrer Eugen umfangreiche Aufkäufe in den späten 60ern in Groß- Als nächste größere Projekte der Bibliothek der Wie verändern neue Technologien Eckert. britannien, den Niederlanden und Frankreich erhielt Südostasienwissenschaften stehen die Übernahme des den Arbeitsmarkt? Ist unsere Hochschul- die Bibliothek auch einen guten Grundstock an Litera- Katalogs von ca. 10.000 Einträgen der Bibliothek des Informationen unter bildung zukunftssicher? Und welche tur in indonesischer, malaiischer und vietnamesischer Asienhaus Köln sowie die Einarbeitung weiterer grö-  www.esg-frankfurt.de Fähigkeiten brauchen Mitarbeiter, um Sprache. In dieser Zeit gelang es auch, zwei Manu- ßerer, bereits erworbener Sammlungen wie die Biblio- auf dem Arbeitsmarkt von morgen Japanologin zum Jahrestag skripte des buginesischen Epos „I La Galigo“ sowie ein thek von Prof. Ulrich Kratz oder die Südostasien­ bestehen zu können? Das Wirtschafts- von Hiroshima Manuskript der javanischen „Panji Jayalengkara-­ bestände des Koninklijk Instituut voor de Tropen aus magazin The Economist lädt in Ko- Angrèni“-Erzählung zu erwerben. Amsterdam an. Holger Warnk operation mit der Goethe-Universität Am 8. August jährte sich der Nach der Emeritierung von Karow wurden neue Studierende und führende Experten Atombombenabwurf von Hiroshima Professuren für Südostasienwissenschaften, Japanolo- dazu ein, diese spannenden Themen zum 70. Mal. Auf Einladung des gie und Sinologie geschaffen und die Bibliotheken ent- Die Universitätsbibliothek Johann Christian zu diskutieren. „The Economist Klingspor-Museums in Offenbach sprechend weiter ausgebaut. Unter Prof. Bernd Notho- Senckenberg ist auf der Frankfurter Buchmesse, Trending Topic: The Future of Techno- sprach Lisette Gebhardt, Japanolo- fer, der von 1981 – 2006 amtierte, wurden insbesondere die in diesem Jahr den Schwerpunkt „Indonesien“ logy and Jobs” findet am 12. November, gie-Professorin an der Goethe-Universi- die Bestände zur austronesischen Linguistik und zur hat: Halle 4.2, Stand N74. 18.30 Uhr, im Hörsaalzentrum Campus tät, über „Narrationen des Nuklearen“. indonesischen Literatur erweitert. In seine Zeit fiel der Westend, Raum 4,1. OG, statt. Sie verglich in ihrem Vortrag die Erwerb der Sammlung des methodistischen Missionars Vortrag am Donnerstag, 15. Oktober 2015, 14.30 Uhr: Moderiert wird das Panel von zwei Reaktionen auf die Atombombenab- Emil Lüring (1863 – 1937), der von 1889 – 1909 in Sin- „Orang Utans, Amok und Kopfjäger: Die Indonesien-­ Fachredakteuren von The Economist. würfe mit denen auf die Reaktorhavarie gapur und Malaysia weilte und nach seiner Rückkehr Bestände der Universitätsbibliothek Johann Christian Die Veranstaltung bietet den von Fukushima. Im heutigen Japan, so in Frankfurt Dozent am Seminar der methodistischen Senckenberg in Frankfurt“, Referent: Holger Warnk Studierenden die Gelegenheit, Gebhardt, seien mahnende Stimmen zu Kirche wurde. Seine Sammlung seltener Lithogra- Kontakte zu knüpfen, sich intensiv beiden Katastrophen längst nicht mehr phie-Drucke des 19. Jahrhunderts in malaiischer Spra- untereinander oder mit den hoch­ so präsent. che ist einzigartig und von unschätzbarer Bedeutung für die Erforschung der Ursprünge der modernen mal- aiischen Literatur. Auch ein malaiisches Manuskript Aktuell UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 5 Kunst und Raum Verdrängt, verschwiegen und verharmlost Spätestens seit 2010 muss sich auch die Erziehungs- zusammenbringen wissenschaft mit dem Vorwurf auseinandersetzen, Studierende des Masterstudiengangs »Curatorial Studies« haben Kindesmissbrauch in Institutionen nicht ausreichend die Ausstellungsserie DOPPELZIMMER konzipiert untersucht zu haben.

war ein Jahr, in dem Missbrauchsfälle am Canisi- Der Jahrgang 2014 des Masterstudiengangs Curatorial 2010 us-Kolleg in Berlin und an der hessischen Oden- Studies wurde von der KW Institute for Contemporary wald-Schule die Nation aufrüttelten. Dabei war bereits 1999 in der Art in Berlin eingeladen, eine Ausstellungsserie für den Frankfurter Rundschau über sexuelle Gewalt in der Odenwald- kleinen Raum »3 ½« zu konzipieren und eigenständig schule, einer Vorzeige-Institution der Reformpädagogik, berichtet durchzuführen. Inhaltliche Vorgaben gab es dafür keine. worden. Doch es vergingen noch über zehn Jahre, bis Öffentlich- Eine große Chance, aber auch eine Herausforderung, keit und auch Wissenschaft die Tragweite der erschütternden Fälle schließlich haben alle verschiedene Vorstellungen erkennen sollten. Wie ist diese Verzögerung zu erklären? Prof. Sa- davon, was eine Ausstellung ausmacht. bine Andresen, Erziehungswissenschaftlerin an der Goethe-Uni, sieht mehrere Gründe: eine Täterlobby um den Schulleiter und un bereits im fünften Jahr führt das Masterpro- Pädagogen Gerold Becker, die in Politik und Wissenschaft gut ver- gramm jährlich 12 bis 15 Studierende zusam- netzt gewesen sei; eine allgemeine Kultur des Wegsehens und Ver- Nmen, die sich für kuratorische Fragen innerhalb drängens, die die Missbrauchsfälle aus mangelnder Sensibilität, ihrer Forschungsbereiche interessieren. Die fachlichen George Rippon und aber auch aus Schamgefühl nicht habe wahrnehmen wollen.

Hintergründe sind dabei ganz verschieden: Kunstge- Anina Troesch, t ŋν , 2015, Andresen sieht aber auch eine Art institutionellen Schutz, die einer schichte, aber auch Geschichtswissenschaft, Ethnologie, Teppich, Gitter, Kette, renommierten Einrichtung wie der Odenwaldschule zugutegekom- Maße variabel, Philosophie, Kulturwissenschaften oder freie Kunst kön- men sei. Hat sich die Wissenschaft bei der Erforschung von Kindes- Installationsansicht.­ nen Ausgangspunkt für die Frage nach Ausstellungskon- (Ausschnitt). missbrauch zu sehr auf den familiären Kontext fokussiert oder sich zeptionen sein. Fachwissen soll miteinander verknüpft Foto: Timo Ohler insgesamt zu wenig interessiert? Sind dadurch gerade jene Bil- werden und die Diskussionen um Ausstellungstheorie, dungsinstitutionen, die sich einem reformpädagogischen und anti-­ aber auch -praxis aus verschiedenen Perspektiven berei- autoritären Ansatz verschrieben haben, aus dem Blick geraten? chern. Zur Einführung in die Thematik des Kuratierens werden im Rahmen des Seminars „Curators Series“ Aus- »Die Revolution missbraucht ihre Kinder«? stellungen besucht und in Zusammenarbeit mit den Ver- Im vergangenen Sommersemester war der Journalist Christian Fül- antwortlichen der Institutionen kritisch analysiert. ler auf Einladung des Fachbereiches Erziehungswissenschaften zu Doch wie lässt sich Kritik, unabhängig davon ob Gast an der Goethe-Universität und stellte seine kontroversen The- ästhetischer, didaktischer oder inhaltlicher Natur, posi- sen zur „sexuellen Gewalt in deutschen Protestbewegungen“ vor. tiv umsetzen? Auch bei journalistischen Ausstellungs- Die Ausstellungsserie DOPPELZIMMER ist Das große Interesse an der Veranstaltung, so Andresen, belege, dass kritiken ist es viel einfacher, einen Verriss zu schreiben vom 16.9.2015 – 4.1.2016 im Raum 3 ½ der KW Füller mit seinem Buch zum Thema auch die Wissenschaft wachge- als eine gut begründete Anerkennung. Institute for Contemporary Art KUNST-WERKE rüttelt habe. Jedoch habe die Diskussion mit Forschern und Studie- Bei dem Projekt DOPPELZIMMER geht es nicht nur BERLIN e. V., Auguststraße 69, Berlin, zu sehen. renden gezeigt, dass Füller zu sehr pauschalisiere. Zwar gebe es darum, thematisch wie ästhetisch interessante Zusam- zweifellos Hinweise darauf, dass Täter und Tätergruppen in der Weitere Informationen: menhänge zu präsentieren und die Qualität hinter den Jugendbewegung und bei den Grünen noch bis in die 80er Jahre ausgewählten oder noch entstehenden Arbeiten zu  www.kw-berlin.de aktiv gewesen seien. Aber Arbeiten zur Kinderladen-Szene, wie sie erkennen; vielmehr müssen die Ideen im Rahmen der  doppelzimmer.tumblr.com von der Frankfurter Pädagogin Miriam Mauritz vorgelegt worden Möglichkeiten umgesetzt werden. Wie kalkulieren wir Kontakt: [email protected] sind, widersprächen der Behauptung Füllers, dass soziale Protest- eigentlich die Kosten, wenn wir noch gar nicht wissen, und Alternativbewegungen bereits im Keim die Rechte und die In- was am Ende entstehen wird? Welche Kunst kann in in Kooperation mit dem MMK Museum für Moderne tegrität von Kindern und Jugendlichen missachteten. Gleichwohl einem Raum gezeigt werden, in dem es keine Aufsicht, Kunst Frankfurt. Die Realisierung des diesjährigen Pro- habe Füller einer überfälligen Diskussion wichtige Stichworte ge- also auch keine Versicherung gibt? Dazu kommt das jekts in Berlin ist für den Studiengang Neuland und liefert. Andresen wünscht sich, dass die Goethe-Universität noch Beantragen von Fördergeldern oder die frühzeitige bedeutet eine Öffnung über den regionalen Raum hin- stärker ihre Kompetenz in das Thema Kindesmissbrauch einbringt. Aktivierung der Pressekanäle. aus. „Forschungsarbeiten und Lehrangebote finden sich bereits nicht Für die Ausstellungsserie DOPPELZIMMER stand 15 Studierende sitzen zusammen und diskutieren nur in Erziehungswissenschaften und Medizin, sondern auch in der früh fest, dass man von einer thematischen Setzung die konzeptuellen Pfeiler für die Ausstellungsserie Psychologie und der Rechtswissenschaft“, betont Andresen. Gerade absehen wollte. Der Raum „3 ½“ in den KW Institute DOPPELZIMMER. „Die Künstler wollen für ihre Ar- die in Frankfurt starke psychoanalytische Forschung könne hier for Contemporary Art war dabei zwangsläufig Aus- beiten weiße Wände. Was kann man denn dann da- sicherlich noch weitere Akzente setzen. gangspunkt der Überlegungen: Kunst und Raum gegen sagen?“, fragt einer. „Aber der Rohbau ist viel müssen sowohl ästhetisch als auch in praktikabler attraktiver und er ist unsere kuratorische Setzung. Kommission untersucht Missbrauch in Institution und Familie Hinsicht zueinander passen. Es entstand schließlich Dem sollten sie sich anpassen!“, antwortet jemand. Neue Akzente sollen ab 2016 auch mit der „Unabhängigen Auf­ die Idee, immer zwei Künstler je Ausstellung zusam- Interdisziplinarität hin oder her – einig werden sich arbeitungskommission Kindesmissbrauch“ gesetzt werden. Der menzuführen, die paarweise nacheinander das 15 Studierende sicher nicht. Wer aber seinen eigenen Deutsche Bundestag hat durch Plenarbeschluss die Einrichtung DOPPEL­ZIMMER „beziehen“. Auf diese Weise wird Standpunkt anhand projektbezogener Diskussionen ­dieser Kommission beim Missbrauchsbeauftragten Johannes-­ die Enge des verhältnismäßig kleinen Raumes positiv zu definieren lernt, ist doch schon ein großes Stück Wilhelm Rörig begrüßt. Sabine Andresen, die als Sprecherin der genutzt, um skulpturale Objekte, Installationen, weiter. Daniela Leykam und Clara Sterzinger Konzeptgruppe die Einrichtung dieses Gremiums begleitet hat, um- Sound- oder Videoarbeiten miteinander in Bezug zu schreibt deren künftige Aufgaben: „Vor allem soll Betroffenen die setzen, zu konfrontieren oder zusammenzuführen. Möglichkeit gegeben werden, die erlittene Gewalt, ob in Familie, in Im Verlauf der engen Zusammenarbeit mit jeweils Masterstudiengang »Curatorial Studies« Heimen oder in Institutionen, in einem vertraulichen Rahmen aus vier Kuratoren und zwei Künstlern beziehen sich die an der Goethe-Universität ihrer Sicht zu schildern.“ df Studierenden unterschiedlich stark in die Entste- Zweijähriger Kooperationsmasterstudiengang der hungsprozesse der einzelnen Kunstwerke ein. Der Goethe-­Universität und der Staatlichen Hochschule für eigentliche kuratorische Akt besteht aber in der Aus- Bildende Künste – Städelschule – in Zusammenarbeit Zum Weiterlesen: wahl und Zusammenführung zweier Positionen. Die mit Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung, Benutzt, verteufelt, totgeschwiegen. Die Erziehungswissenschaftlerin Verankerung der Curatorial Studies an der Akademie MMK Museum für Moderne Kunst, Historisches Museum Julia König hat für ihre Arbeit über kindliche Sexualität den Cornelia für Bildende Künste – Städelschule war für DOPPEL- Frankfurt, Weltkulturen Museum und Portikus; angesie- Goethe-Preis­ erhalten. ZIMMER in vielerlei Hinsicht prägend, so besteht im- delt am Kunstgeschichtlichen Institut mit Beteiligung von In: UniReport 1/2015, S.4. merhin bei der Hälfte der eingeladenen Künstler eine Philosophie, Ethnologie, Geschichtswissenschaft und  www.uni-frankfurt.de/53995245/Unireport_1-15.pdf Verbindung zur Städelschule. Kunstpädagogik; Aufnahme nur zum WS möglich. Absol- Ein eigenes Projekt umzusetzen ist Teil des Master- ventenquote: 85 % mit direktem Einstieg ins Berufsleben; studiengangs Curatorial Studies. 2014 kuratierten die 12 bis 15 Studierende pro Jahrgang; Unterrichtssprachen: Studierenden die Kabinettausstellung „Vergessene Kör- Deutsch (Goethe-Uni), Englisch (Städelschule). per: Helmut Kolle und Max Beckmann“ zusammen mit (Stefanie Heraeus) dem Städelmuseum und 2013 ein Performance- und  www.kuratierenundkritik.net Filmprogramm­ im Rahmen der Oiticica Retrospektive 6 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Forschung Hauptrolle für die Krankenhaushygiene »Tag der Patientensicherheit« am Universitätsklinikum

m Universitätsklinikum waren die weit über unser Haus hinaus Qualitätsstandards bescheinigt wer- und Toilettensitze auf, das unter verordnet. Außerdem wurde am In- sie vorbereitet. Der Patient, der wichtige Impulse setzen.“ Zusam- den. Die andere Hauptrolle spielt UV-Licht fluoresziert. Nur wenn stitut für medizinische Mikrobiolo- Ikürzlich aus einem griechi- men mit dem Leiter der Abteilung das Team der Abteilung Kranken- die Objekte nach der Reinigung im gie und Krankenhaushygiene die schen Krankenhaus nach Frank- Krankenhaushygiene, Privatdozent haushygiene, das Schulungen ab- UV-Licht dunkel erscheinen, sehen „Frankfurter Strategie gegen die furt verlegt wurde, galt als Risiko- Christian Brandt, erläuterte Kempf hält und andere Mitarbeiter des die Kontrolleure, dass die Objekte Verbreitung eingeschleppter multi- patient, weil er in einem Mittel­- die Antworten des Uniklinikums auf Klinikums berät, falls erforderlich gründlich gereinigt wurden. Zur resistenter Erreger“ entwickelt. Da- meerland in Kontakt mit dem dor- die brisante und drängende Frage: auch mitten in der Nacht oder am Basishygiene gehören zum ande- rin wird beschrieben, welche Patien- tigen Gesundheitssystem gekom- „Wie lassen sich Krankenhausinfek- Wochenende. „Wir vermitteln den ren aber auch die standardisierte, ten zu verschiedenen Risikogruppen men war. Er wurde von vorne­ tionen vermeiden?“ Mitarbeitern wissenschaftlich ge- zertifizierte Sterilisation von gehören, so dass bei ihnen ein herein auf einem Einzelzimmer prüfte Verfahren und versetzen sie OP-Besteck und anderen Medizin- Screening auf multiresistente Erre- isoliert, nahm am Screening auf Kampf gegen Keime auf allen so in die Lage, Infektionen bewusst produkten sowie korrekte Verfah- ger vorzunehmen ist, und was bei multiresistente Krankheitserreger Ebenen zu vermeiden“, sagt Christian ren im OP und beim Umgang mit diesem zu beachten ist. teil. Und tatsächlich wurde das Ins- Die beiden Mediziner machten Brandt. Er ist Facharzt für Hygiene Patienten, die etwa beatmet wer- Volkhard Kempf und Christian titut für „Medizinische Mikrobiolo- deutlich, dass das Klinikum der und Umweltmedizin und wird bei den oder denen ein Venenkatheter Brandt beobachten, dass die Frank- gie und Krankenhaushygiene“ bei Goethe-­Universität den Kampf ge- seiner Arbeit unterstützt durch eine gelegt wird. furter Strategie greift. Insbesondere dem Patienten fündig: Mitarbeiter gen nosokomiale (im Krankenhaus Assistenzärztin sowie fünf Hygiene- ist es am Klinikum der Goethe-Uni- des Instituts wiesen den gefährli- erworbene) Infektionen auf allen fachkrankenpflegekräfte – und na- Erfolg der Frankfurter Strategie versität noch zu keinem Ausbruch chen Erreger Acinetobacter bauma- Ebenen führt, vom ärztlichen Di- türlich durch die 30 hygienebeauf- Die Basishygiene muss natürlich er- multiresistenter Erreger gekom- nii nach. Seither befindet sich an rektor bis hin zu den Reinigungs- tragten Ärzte der einzelnen Kliniken gänzt werden durch den angemesse- men. Kempf beschäftigt sich aller- der Zimmertür ein blaues Warn- kräften, die auf den Stationen die im Universitätsklinikum sowie durch nen Umgang mit den „schweren dings nicht nur mit dem klinischen schild mit speziellen Verhaltensre- Patientenzimmer putzen. Der ärzt- dessen Betriebsärztin. Fällen“, sprich mit multiresistenten Alltag: Als stellvertretender Spre- geln für Besucher und für das liche Direktor gehört neben Kempf, Kempf und Brandt erläuterten, Krankheitserregern, gegen die eine cher einer DFG-Forschergruppe zu Krankenhauspersonal; vor ande- Brandt und anderen der Hygiene- wie vielschichtig sich das Thema Vielzahl der bekannten Antibiotika Eigenschaften des Bakteriums Aci- ren Erregern würde ein rotes oder kommission an: Diese legt fest, Krankenhaushygiene für sie dar- wirkungslos sind. Christian Brandt netobacter treibt er die Grundlagen- gelbes Schild mit entsprechenden welche Maßnahmen zu ergreifen stellt, angefangen bei einer gründ- erläutert: „Die übertriebene, unkriti- forschung voran. Deren Sprecher Hinweisen warnen. sind, und fasst sie im so genannten lichen Basishygiene. Dazu gehören sche Gabe von Antibiotika bewirkt, ist übrigens Professor Volker Müller Von diesem aktuellen Fall berich- Hygieneplan zusammen – gewis- zum einen ganz konkrete Arbeits- dass zwar die unerwünschten Bak- vom Fachbereich Biowissenschaf- tete der Direktor des Instituts für sermaßen das Drehbuch für die anweisungen an die Fremdfirmen terien im Körper des Patienten ab- ten der Goethe-Universität. Kempf medizinische Mikrobiologie und Infektionsprävention. sowie genau festgelegte Routinen, sterben, so dass der Patient tatsäch- lobt die interdisziplinäre Zusam- Krankenhaushygiene, Professor Genauso wichtig wie das Dreh- mit denen die Arbeit der Reini- lich gesund wird – aber es überleben menarbeit: „Von dieser außerge- Volkhard Kempf, am „1. internatio- buch ist freilich die Besetzungsliste: gungskräfte überprüft wird. Die resistente Bakterien, die sich dann wöhnlichen Initiative zwischen Bio­ nalen Tag der Patientensicherheit“ Die eine Hauptrolle im Kampf ge- beiden speziell geschulten Mitar- ausbreiten können, weil sie einen logie und Medizin werden letztlich und betonte: „Auf dem Gebiet der gen Krankenhauskeime spielt die beiter der Reinigungskontrolle – Selektionsvorteil haben.“ Daher auch die Patienten profitieren, im Hygiene und Vermeidung von In- akkreditierte Infektionsdiagnostik, Angestellte des Universitätsklini- werden bestimmte Antibiotika im Frankfurter Uniklinikum wie in fektionskrankheiten sind wir Vorrei- der von den Gutachtern der natio- kums – tragen ein Gel auf häufig Uniklinikum Frankfurt nur unter anderen Krankenhäusern.“ ter und haben Konzepte entwickelt, nalen Akkreditierungsstelle höchste angefasste Objekte wie Türklinken Kontrolle speziell geschulter Ärzte Stefanie Hense

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In co-operation with Forschung UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 7 Motivierter arbeiten und lernen mit Medikamenten? Die Soziologin Greta Wagner hat für ihre Doktorarbeit zum Thema »Neuroenhancement« den WISAG-Preis 2015 erhalten

Frau Wagner, wie sind Sie als Soziologin auf das Thema Wie sehen diese nach Ihrer Einschätzung aus? Adoleszent heißt, dass sich das dann irgendwann wieder „Neuroenhancement“ gekommen? ändert? Es wird immer wichtiger, mögliches Interesse zu empfinden, Es gab im Jahr 2009 eine relativ große mediale Aufmerk- Begeisterung auszustrahlen für das, was man tut. Man muss Ja, es wird irgendwann sozusagen „uncool“. Irgendwann ist samkeit: „Immer mehr Studierende nehmen leistungsstei- vor allem in der Lage zu sein, Eigenmotivation zu erbringen, dann auch die Eigenmotivation hoch genug. Und je länger gernde Medikamente, um den Anforderungen der Leis- gerade dann, wenn man nicht mehr in festgelegten Arbeits- man studiert, desto mehr merkt man auch, es ist nicht unbe- tungsgesellschaft gerecht zu werden“, auch in der zeiten arbeitet. So wie es beispielsweise bei mir als Wissen- dingt sinnvoll, eine Substanz zu nehmen, die mich dazu Arbeitswelt verbreite sich die Einnahme leistungssteigern- schaftlerin der Fall ist: Niemand kontrolliert meine Arbeits- bringt, jeden Gedanken für mitteilenswert zu halten. der Psychopharmaka, hieß es. Ich habe mich gefragt: Wer zeiten. Ich bin also ständig mit der Aufgabe konfrontiert, sind diese Personen, die das machen? Denn es hat erst ein- mich selbst zu motivieren. Also helfen die Substanzen bei bestimmten Aufgaben auch mal etwas Verstörendes, Psychopharmaka zu nehmen, nicht? ohne dass man sie medizinisch nötig hat. Dann bin ich auf Neuroenhancer sorgen also für die Struktur, die in immer die Suche nach Interviewpartnern gegangen. Ich hab in informelleren Arbeitsstrukturen gar nicht mehr vorhanden ist. Mir sagte beispielsweise ein Dozent in den USA, man er- allen möglichen Onlineforen Annoncen bzw. Aufrufe ge- kenne sogar die Hausarbeiten, die auf Amphetaminen ge- startet, verschiedene Stellen an der Uni angeschrieben, Ganz genau. Interviewpartner erzählten mir: „Ich nehme schrieben sind. Das sind typische „Adderall-Paper“. Die kom- unter anderem die Psychosoziale Beratung. Es hat sich morgens nach dem Frühstück eine Tablette, die wirkt dann men nie zum Punkt, die mäandern, man hat das Gefühl, der aber niemand gemeldet – außer Fernsehsender und Zei- für 3-4 Stunden. Dann mache ich Mittagspause. Dann Verfasser habe sich für alles interessiert, was ihm gerade tungsredakteure. nehme ich die zweite, die wirkt wieder für 3 Stunden und durch den Kopf ging und aufgeschrieben. Letztendlich fehlt so komme ich auf einen Arbeitstag von 6 Stunden.“ Sozio- der Arbeit die Struktur. Das, was wir mitunter beim Schrei- Wie erklären Sie sich dieses mediale Interesse an Ihrer logisch gesehen werden hier auf pharmakologischem Wege ben als quälend empfinden: „Wie soll ich’s nur formulie- Forschung? fordistische Arbeitsstrukturen in postfordistische Arbeitsver- ren?“, „Ach nein, das ist ein Irrweg, ich muss diesen Weg hältnisse eingezogen. Es gibt aber unterschiedliche Ge- einschlagen“, das ist genau das, was diese Medikamente ab- Die haben sich nicht etwa für meine Meinung als Soziologin brauchsweisen. Manche Studierende nehmen Tabletten kürzen. Die führen das Denken sozusagen auf eine Auto- interessiert, sondern für meine Interviewpartner – weil sie hintereinander, um ihren Schlaf aufzuschieben und damit bahn, ohne dass das Ergebnis dadurch besser würde. Reportagen über dieses Thema machen wollten. Da dachte am Ende des Semesters eine Deadline einhalten zu ich, das scheint eine ziemliche Medienblase zu sein, wenn ­können. offensichtlich niemand an diese geheimnisvollen Konsumen- ten herankommt. Gibt es eigentlich auch negative Neben- und Langzeitwirkungen der Medikamente? Wie sind Sie dann weiter vorgegangen? Die langfristigen Folgen beispielsweise von Ritalinkonsum Dann hatte ich die Idee, Gruppendiskussionen mit Studie- sind nicht so gut erforscht. Man weiß vor allem aber nicht, renden zu führen und herauszufinden, was die eigentlich welche Folgen das hat, wenn Menschen, die gar keine darüber denken. Mit Studierenden, die keine Medikamente ADHS-Diagnose haben, diese Tabletten nehmen. Es gibt nehmen, um zu ermitteln, wie es eigentlich zu dieser Auf- aber unmittelbar spürbare Nebenwirkungen. Man fängt an regung kommt um ein Phänomen, das scheinbar empirisch zu schwitzen, hat Schwierigkeiten nachts zu schlafen; viele gar nicht so verbreitet ist. In den Gruppendiskussionen der Substanzen unterdrücken den Appetit, was nebenbei zeigte sich dann, dass es die Sorge gibt, der Leistungsdruck unter manchen jungen Konsumentinnen ein weiterer könne so weit ansteigen, dass wir bald alle gezwungen sind, Grund zur Einnahme ist. Andere wiederum haben daran Foto: Körber-Stiftung / David Ausserhofer Medikamente zu nehmen, um noch mithalten zu können. kein Interesse und leiden unter dieser Appetitlosigkeit. Was Weit verbreitet ist auch die Annahme, viele nähmen bereits mir auch berichtet wurde, ist ein Gefühl der Selbstentfrem- heimlich Medikamente. Anders sei das gar nicht zu erklä- dung: Man hat das Gefühl, man ist nicht so richtig man sel- Zur Frage der Leistungsgerechtigkeit: Die Amerikaner gehen ren, dass andere so leistungsfähig sind. Diese geradezu fan- ber, während man diese Tabletten nimmt. Und daran zeigt offensichtlich eher vom Ergebnis aus, nach dem Motto: Der tasmatische Angst ist sehr verbreitet. Um eine vergleichende sich eine Authentizitätsnorm, die in Deutschland stärker Zweck heiligt die Mittel. Die Deutschen hingegen wollen auch Perspektive einzunehmen, habe ich meine Forschung in verbreitet ist als in den USA – die Vorstellung, dann am den Weg zum Erfolg unter das Prinzip der Gerechtigkeit stellen. New York fortgesetzt. Denn dort gibt es viel mehr dieser ehesten ‚man selbst‘ zu sein, wenn man dem Körper mög- Konsumenten. lichst keine Fremdsubstanzen zuführt. Demgegenüber fin- Genau, es existieren unterschiedliche Vorstellungen von Ge- det man in den USA die Denkfigur: Je mehr ich dem Bild rechtigkeit und Fairness. Wenn ich die amerikanischen Stu- Warum nimmt man überhaupt Neuroenhancer ein, welche nahekomme, das ich von mir selbst habe, desto mehr bin dierenden gefragt habe: „Aber bedroht die Einnahme von Wirkung lässt sich beobachten? ich ich selbst. Manche US-Interviewpartnerinnen haben ge- Substanzen nicht die Chancengleichheit?“, dann haben die sagt: „Wenn ich diese Substanzen nicht nehmen würde, kä- Studis oftmals gelacht und gefragt „Welche Chancengleich- Mit der Zeit fand ich nicht nur in New York, sondern auch men die Talente, die in mir schlummern, nicht zum Aus- heit? Es gibt doch gar keine Chancengleichheit!“ Wenn je- in verschiedenen Städten Deutschlands Interviewpartner, die druck.“ mand, der keine reichen Eltern hat und in einem armen Vier- leistungssteigernde Medikamente nehmen. tel ohne gute Schulbildung aufgewachsen ist, viel schlechtere Es gibt in der akademischen Diskussion vor allem im Be- Daran zeigen sich doch recht unterschiedliche kulturelle und Chancen habe, auf ein gutes College zu kommen, und daher reich der Bioethik eine intensive Debatte darüber, ob die sozialpsychologische Muster bei Amerikanern und Deutschen. zu Ritalin greife, dann werde damit keine Chancengleichheit Einnahme erlaubt sein sollte, ob Neuroenhancement mora- Zieht der Deutsche häufiger in Betracht, was andere über ihn gefährdet. Dieser Unterschied sei minimal im Vergleich zu lisch gerechtfertigt ist. Gefragt wird hier beispielsweise, was denken könnten? den sozioökonomischen Unterschieden und deren Effekten. eigentlich mit unserem Streben nach Exzellenz in For- In Diskussionen in Frankfurt wurde dagegen implizit davon schung und Lehre passiert, wenn wir es uns pharmakolo- So allgemein kann ich das nicht sagen, aber die Normen ausgegangen, dass so etwas wie Chancengleichheit existiert, gisch so einfach machen. Man geht davon aus, dass diese und dementsprechend die Angst vor Ablehnung bei Norm- die aber durch die pharmakologische Leistungssteigerung Medikamente zu einer kognitiven Leistungssteigerung füh- verstößen ist eben eine andere. Die Konsumenten in zerstört würde. Wenn Einzelne Ritalin nähmen, würden die ren, weiß aber wenig darüber, worin diese eigentlich be- Deutschland befürchten, dass andere ihre Praxis missbilli- Anderen gezwungen, das auch zu machen, um noch mithal- steht. In den Interviews erzählten mir die Konsumenten, gen würden, und erzählen Kommilitonen daher häufig ten zu können und keine Nachteile zu erfahren. Diese Ein- dass die Medikamente nach einer halben Stunde anfangen nichts von ihrem Medikamentenkonsum. Sie haben die schätzung könnte auch mit den Sozialisationserfahrungen zu wirken. Dann empfindet man für einen begrenzten Zeit- Sorge, dass andere denken, dass sie sich dadurch einen ille- der Frankfurter Studierenden zusammenhängen – denn die raum, für ca. 3-4 Stunden, ein brennendes Interesse für das, gitimen Vorteil verschaffen. In den USA ist es unter Under- meisten kamen aus Akademikerhaushalten. womit man sich gerade beschäftigt und hat eine erstaunli- graduate-Studierenden dagegen sehr verbreitet, die Medi- che Arbeitsmotivation. Labortests von Medizinern haben kamente gemeinsam zu nehmen. Bei dieser gemeinsamen Wenn man in Deutschland über neurosynthetische Drogen aber gezeigt, dass die Ergebnisse, die unter dem Einfluss die- und vergemeinschaftenden Praxis rückt der Konkurrenz­ spricht, werden in der Regel Gesundheitsgefährdung, ser Medikamente erzielt werden, gar nicht besser sind, man gedanke in den Hintergrund. Die Hausarbeiten werden ja in Abhängig­keit und Verlust von Lebensqualität damit assoziiert. wird auf keinen Fall intelligenter. Das ist ein Befund, der in den letzten beiden Semesterwochen geschrieben, in den der bioethischen Diskussion total vernachlässigt wird, und ­Finals, ein Ausnahmezustand für die Studierenden. Dann Genau, das ist auch ein Unterschied zwischen hier und dort. In ich glaube, die Tatsache, dass es sich bei sogenannten „neu- setzt man sich häufig zusammen in die Studyrooms der den USA hab ich immer wieder den Eindruck gehabt, man roenhancers“ vor allem um „motivation enhancers“ han- Biblio­thek und nimmt gemeinsam die Substanzen. Man schaut eigentlich ein bisschen herab auf diejenigen, die das nö- delt, ist besonders interessant, wenn wir uns anschauen, kann sogar fast sagen, dass das so eine Art adoleszente Pra- tig haben und die Leistung nicht von sich aus erbringen kön- was heute in der modernen Arbeitswelt für Fähigkeiten xis ist. Eine, die vielleicht auch recht nah an gemeinsamen nen. Hingegen sieht man in Frankfurt den Konsumenten leis- verlangt werden. Drogen­erfahrungen ist. Fortsetzung auf Seite 9 8 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Forschung kurz notiert

Kunstwerk im Foyer des Theodor-W.-Adorno-Platz 1, PEG-Gebäudes 60323 Frankfurt am Main, erbeten. Infos: Tel. 069 798-17250. Sommeruniversität in Vilnius

Foto: Frank Seit August stehen zwei riesige „Grashalme“ im Foyer des PEG-­­ Foto: privat Ge­­bäudes. Geschaffen hat sie der Künstler Bruno Feger (s. Foto). Der Juni 2015 haben gut dreißig Studierende Goethe, Deine Forscher 1962 geborene Künstler ist bekannt und Doktoranden aus sieben Ländern für seine großen Stahlskulpturen, die an der inzwischen zwölften „Europäi- Natur zugleich nachbilden und reflek- schen Sommeruniversität für Recht“ Meike Piepenbring, Mykologin tieren. Neben Gräsern hat er auch in Vilnius teilgenommen. Bei diesem Hagebutten, Kirschen und Blüten aus bilingualen Programm handelt es sich Stahl geschaffen. „Gräser 9-5-15“ ist um eine einzigartige Kooperation eine private Stiftung. zwischen der Goethe-Universität, iel ist das nicht: Gerade einmal zwei bis drei alle Pilze gelistet, die sie über drei Jahre in einem der Université Paris Ouest Nanterre La Prozent, rund 120.000 von schätzungsweise bestimmten Gebiet im Taunus beobachtet hat. Ein Dagmar Westberg zur Défense und der Vilnius Universitetas. Vbis zu sechs Millionen existierenden Pilzar- anderes Forschungsprojekt befindet sich buchstäb- Ehrenkollegiatin ernannt Dieses Jahr war „Europa in der neuen ten sind der Wissenschaft bekannt. Für die Mykolo- lich vor der Haustür des Biologicums auf dem Ried- Weltwirtschaft“ das Thema der gin Meike Piepenbring, Professorin am Institut für berg-Campus, in einem jungen Buchenwald, der Sommeruniversität. Es wurde u.a. Ökologie, Evolution und Diversität des Fachberei- vor zwei Jahren als Teil des neu angelegten Wissen- mit den wirtschaftlichen Hintergrün- ches Biowissenschaften, bestand darin von Anfang schaftsgartens gepflanzt wurde. Piepenbring und den des EU-Rechts, dem Transatlantic an ein starker Ansporn. „Im Studium habe ich mich ihre Arbeitsgruppe möchten hier in einer Langzeit- Trade and Investment Partnership für meine Diplomarbeit mit Botanik beschäftigt, mit untersuchung herausfinden, wie sich die Pflanzen- (TTIP), alternativen Streitbeilegungs- der Anatomie und Morphologie von Pflanzen. Dann und Pilzvielfalt in einem heranwachsenden Wald mechanismen in verschiedenen habe ich gemerkt, dass es bei Pilzen noch viel mehr entwickelt. Anwendungsgebieten sowie sozial- zu entdecken gibt“, sagt Piepenbring. „Mich begeis- Nicht nur für ihre Forschung, auch für die Lehre und datenschutzrechtlichen Frage­ tert die unglaubliche Vielfalt der Strukturen und reist sie um die ganze Welt. In einem durch die Die Mäzenin Dagmar Westberg hat stellungen ein bunter Strauß an Überlebensstrategien.“ Volkswagenstiftung finanzierten Kooperationspro- der Goethe-Universität anlässlich aktuellen Themen diskutiert. Durch Außerdem beeindruckt Piepenbring, an welch' jekt wird sie 2017 für zwei Wochen Studierende in ihres 100-jährigen Jubiläums im die Sommeruniversität habe ich einen unterschiedlichen Vorgängen die Lebewesen aus dem westafrikanischen Land Benin unterrichten. vergangenen Jahr zwei Werke des breiteren und tieferen Eindruck von dem Reich der Fungi beteiligt sind: „Da gibt es zum Und 2008 und 2009 ließ sie sich für zwei Jahre von Künstlers Josua Reichert geschenkt. vielen europäischen Rechtsproblemen einen Situationen, in denen Pilze, ‚die Bösen‘ sind, der Goethe-Universität beurlauben. Unterstützt vom Es handelt sich dabei um zwei druck- gewonnen. Nora Louisa Hesse, zum Beispiel wenn Fußpilze oder Candida den Men- Deutschen Akademischen Austauschdienst hielt sie graphische Blätter mit den Titeln Doktorandin am Exzellenzcluster schen erkranken lassen, oder wenn durch Schim- in Panama an der Universidad Autónoma de Chiri- „Goethe-Druck“ und „Gingko-Biloba-­ „Normative Orders“ melpilze Lebensmittel ungenießbar oder Gebäude quí als Gastprofessorin Vorlesungen in Mykologie Gedicht“. Die Werke haben im unbewohnbar werden“, zählt sie auf. „Zum anderen und leitete Praktika sowie Exkursionen im Gelände Forschungskolleg Humanwissenschaf- Mathematiker Bernd Sturmfels sind da die nützlichen Pilze, die Penicillin und an- an. ten in Bad Homburg ihren dauerhaften ehrenpromoviert dere Antibiotika produzieren, sowie Medizinalpilze, Platz gefunden. Anfang Juli wurden die nicht nur in der traditionellen chinesischen Me- Sieben Jahre für »Micología en los Trópicos« die Blätter dort präsentiert. Am selben Er gehört zu den prominentesten dizin eine wichtige Rolle spielen.“ Außerdem lassen Dieser Aufenthalt wirkte lange nach: „Immer wieder Abend wurde Dagmar Westberg zur deutschen Mathematikern in den sich ohne bestimmte Schimmelpilze weder Camem- kamen in dieser Zeit Studierende zu mir und frag- „Ehrenkollegiatin“ des Forschungskol- USA: Bernd Sturmfels, Professor für bert noch Gorgonzola herstellen, und Hefepilze sind ten: ‚Was ist das für ein Pilz? Wie heißt diese Art?‘“, legs Humanwissenschaften ernannt. Mathematik, Statistik und Informatik an sowohl beim Backen als auch bei der Getränkepro- berichtet Piepenbring. „Die enorme Vielfalt tropi- Sie erhielt diese Auszeichnung aus der der University of California at Berkeley. duktion beteiligt, wenn es beispielsweise um Bier scher Pilze bedeutete dabei eine echte Herausforde- Hand der Unipräsidentin Prof. Birgitta Bei der feierlichen Ehrung Sturmfels' oder um Apfelwein geht. rung, zumal in Panama niemand über breite Pilzar- Wolff in „Anerkennung ihrer groß- im Fachbereich 12, bei der auch sein tenkenntnis verfügt. Außerdem ist der Wissenschaft zügigen und fortwährenden Unter­ Doktorvater Jürgen Bokowski, sein Forschung in den Tropen und im Taunus nur wenig über tropische Pilze bekannt, so dass zu stützung des Forschungskollegs“, wie akademischer Großvater Jörg Wills und Das sind Anwendungen für vergleichsweise gut vielen Aspekten widersprüchliche oder gar keine dessen Direktor, Prof. Matthias Lutz-­ seine Familie anwesend waren, wurde unter­suchte Pilzarten; ein ganz wesentlicher Aspekt Lehrmeinungen existieren. Also beschloss ich, ein Bachmann, betonte. ihm von Dekan Uwe Brinkschulte die der mykologischen Forschung ist die Suche nach Lehrbuch über die Mykologie der Tropen zu verfas- Ehrenpromotions-Urkunde­ überreicht. unentdeckten Pilzen – für Piepenbring findet diese sen.“ In den vergangenen sieben Jahren hat Piepen- Ausschreibung: Zuvor hatten Prodekanin Annette Suche überwiegend in den Tropen statt. „Wir waren bring praktisch jede freie Minute dem Manuskript Werner-Pünder-Preis Werner und Professor Thorsten zum Beispiel in Costa Rica und in Panama unter- „Introducción a la Micología en los Trópicos“ gewid- Theobald die Leistungen des neuen wegs und in der südwestchinesischen Provinz Yun- met, das sie unter dem Namen „Introduction to My- Der Preis, mit dem an den Rechts­ Ehrendoktors umrissen. nan“, berichtet sie, „Aber genauso wichtig sind uns cology in the Tropics“ ins Englische übersetzt hat, anwalt Dr. Werner Pünder erinnert die Exkursionen, die wir hier in Hessen machen“, damit es in den Tropen weltweit genutzt werden werden soll, wird für die beste an Vortragsreihe über Agnès Varda ergänzt sie: „Es gibt nämlich auch hierzulande noch kann. Im Frühjahr 2015 wurden die Bücher in den der Goethe-Universität im Zeitraum Pilze, die schlecht oder gar nicht bekannt sind, ins- USA gedruckt. Wintersemester 2014/2015 bis Unter dem Titel „Selbstporträts von besondere unter den Mikropilzen.“ „Das war unglaublich viel Arbeit, die in Wissen- Wintersemester 2015/2016 entstan- Anderen – Das Universum von Agnès Anders als Großpilze wie zum Beispiel Pfifferling schaftskreisen kaum gewürdigt wird“, sagt sie, „aber dene wissenschaftliche Arbeit aus Varda“ entwerfen namhafte inter- und Fliegenpilz sind Mikropilze mit bloßem Auge ich habe das mit an Besessenheit grenzender Moti- dem Themenkreis „Freiheit und nationale Spezialisten eine Kartogra- kaum oder nicht zu sehen. Im Gelände sammeln vation durchgezogen, weil nur mit einer solchen Totalitarismus als politische Herr- phie dieses vielschichtigen Werks in Mykologen Substrate, etwa Bodenproben und Blät- Grundlage Lehre und Forschung zur Mykologie in schaftsformen und ihre Geschichte“ Vorträgen in Verbindung mit Filmvor- ter, die auffällige Flecken aufweisen. Sie bringen die den Tropen vorankommen können. Zudem habe ich vergeben. Die Arbeit sollte veröffent- führungen und anschließender Dis- Substrate auf ein Nährmedium, isolieren und unter- selbst dabei sehr viel gelernt! Ich möchte Biologen in licht sein oder als bewertete Prüfungs- kussion. Die Veranstaltungen fangen suchen die Pilze, die darauf wachsen. Dabei geht es den Tropen nicht nur ein breites Grundlagenwissen, arbeit, insbesondere Dissertation oder jeweils um 20.15 Uhr an und finden im Piepenbring und ihrer Arbeitsgruppe nicht nur um sondern auch Wertschätzung dieser einzigartigen Habilitation, vorliegen. Der Preis ist Deutschen Filmmuseum, Schaumain- unbekannte Pilzarten. Zum einen erforschen die Vielfalt vermitteln und damit Motivation für den mit einem Betrag von 5.000,00 EURO kai 41, statt. Veranstalter: Institut für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daneben Schutz tropischer Urwälder. Viele Arten stellen sehr dotiert. Theater-, Film- und Medienwissenschaft die Stammesgeschichte einzelner Pilzgruppen, und spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum, weshalb Vorschläge und Bewerbungen werden und Exzellenzcluster Normative Orders. zum anderen untersuchen sie, welche Pilze in ver- durch die Zerstörung der Natur vermutlich viele bis Montag, den 22. Februar 2016, an  www. deutsches-filminstitut.de/ schiedenen geographischen Gebieten vorkommen. Pilzarten aussterben, die wir noch gar nicht Christel Fäßler, Goethe-Universität, blog/lecture-film-5 So hat eine Doktorandin von Piepenbring kürzlich ­kennen.“ Stefanie Hense Forschung UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 9 Mit NMR-Mikroskopie Molekülen auf der Spur Erfolgreich patentiert: Chemiker entwickeln Gerät zur Beobachtung von Stoffwechselprozessen

ie kann man in Zellen gebungssysteme nicht aus, um und Organismen che- Strukturen zu beobachten, die klei- Wmische Prozesse des ner als einige Millimeter sind. Ein Stoffwechsels beobachten? Das Auge wichtiges Ziel ist es daher, die Orts- und herkömmliche Mikroskope auflösung zu verbessern. Hierzu reichen dazu nicht aus. Hochauf­ versucht man beispielsweise, hö- lösende optische Einzelmolekül-­ here Magnetfelder oder bestimmte Spektroskopie ist eine sehr leis- Pulsmethoden zu verwenden. Als tungsstarke Methode (für die im besonders vielversprechend zur letzten Jahr der Nobelpreis verge- Verstärkung der NMR-Signale er- ben wurde), liefert allerdings nicht wies sich das Verfahren der soge- atomistische Details vergleichbar nannten „dynamischen Kernpola- mit der Kernspinresonanz (NMR: risation“ (DNP). Hierbei wird durch Nuclear Magnetic Resonance). Auf die zusätzliche Einstrahlung von der anderen Seite ist die NMR Mikrowellen die sogenannte Spin- Spektroskopie um viele Größen- polarisation von Elektronen auf die ordnungen unempfindlicher, was Kerne übertragen. Mittels geeigne- den Nachweis in kleinen Proben- ter Spulen werden die Kernspin­ mengen erschwert. Professor Dr. übergänge angeregt und die Thomas Prisner und Dr. Vasyl De- NMR-Signale detektiert. Diesen nysenkov vom Institut für Physika- Effekt nutzen die Frankfurter Wis- lische und Theoretische Chemie senschaftler mit dem von ihnen haben ein Gerät entwickelt, mit entwickelten DNP-Probenkopf be- dem diese Empfindlichkeit um ei- sonders effektiv. Tatsächlich stellt nen Faktor 10-100 verbessert wer- der NMR-Probenkopf eine der Prof. Dr. Thomas Prisner (r.) und Dr. Vasyl Denysenkov mit dem von ihnen entwickelten Gerät. Foto: Lecher den kann, wodurch dynamische wichtigsten Komponenten bei der Prozesse in kleinsten Probenmen- Steigerung der Leistungsfähigkeit gen (0.1 Mikroliter) in nativer Um- der heutigen NMR-Methoden dar; mit kommerziellem Potential pro- »Veredelungsprojekt« als Lizenznehmer in Frage gebung beobachtet werden kön- er gilt als Herzstück der modernen fessionell geschützt und vermarktet „Derartige Veredelungsprojekte zur kommt. nen. Diese Apparatur wurde von NMR-Systeme. wird. Die Kosten für die Patentver- Weiterentwicklung neuer Tech- Wichtige Anwendungsfelder der Goethe-Universität zum Patent fahren übernimmt die Goethe-Uni. nologien sind dringend erforder- des neuen NMR-Mikroskops lie- angemeldet; inzwischen wurden Innovectis koordiniert Patent­ Von den Einnahmen erhalten auch lich, um die Finanzierungslücke gen im Bereich Mikrofluidik, etwa Patente für Europa, die USA und geschäft die Wissenschaftler einen Teil, näm- zwischen Grundlagenforschung bei der Überwachung von Stoff- Japan erteilt. Bereits 2012 meldeten Prisner und lich 30 %, als Erfindervergütung. In und marktnaher Entwicklungsar- strömen in Mikroreaktoren, Sen- Die Wissenschaftler nutzen Denysenkov das von ihnen entwi- vielen Fällen ermöglicht erst der beit in Unternehmen zu schlie- soren oder bei „Lab on a Chip“-An- hierfür das Prinzip der Kernspinre- ckelte Gerät als Erfindung bei In­ Patentschutz die zeit- und kostenin- ßen“, betont Prof. Schubert-Zsila- wendungen. Weiterhin interessant sonanz (NMR). Minimale Magnet- novectis, die als universitätseigene tensive Entwicklung bis hin zu ei- vecz, als Vizepräsident zuständig ist der Einsatz zur Charakterisie- felder von Wasserstoffatomen Technologietransfergesellschaft für nem marktreifen Produkt. Tatsäch- für den Technologietransfer an rung von nanostrukturierten oder ­werden durch starke Magnete be- das Patentgeschäft der Goethe-Uni lich ist es fast immer notwendig, der Goethe-­Uni. Die bisherigen porösen Materialien, wie Polyme- einflusst und sichtbar gemacht. In zuständig ist. Innovectis prüft neue neue Erfindungen weiterzuentwi- Experimente mit einem Prototyp ren, Zeolithen und Keramiken, der Medizin verwendet man die Erfindungen und koordiniert die ckeln, z. B. indem eine Evaluie- ergaben, dass die Nachweisemp- welche beispielsweise in Brenn- Prinzipien der NMR beispielsweise Patentverfahren zum Schutz von rungsstudie für einen neuen Bio- findlichkeit gegenüber den - her stoffzellen eingesetzt werden. In bei der Magnetresonanztomo­ Forschungsergebnissen, die zu ei- marker durchgeführt oder ein kömmlichen NMR-­Systemen um biologischen Systemen können graphie (MRT) zum Darstellen von nem Produkt (z. B. einem Medika- Prototyp für ein neues Gerät gebaut den Faktor 100(!) gesteigert wer- mittels NMR-Mikroskopie wich- Struktur und Funktion der ment) führen können. Welche Er- wird. Auch der neue DNP-Proben­ den kann. Derzeit laufen Unter- tige Informationen zur Morpho­ menschlichen Organe. Grundsätz- findungen zum Patent angemeldet kopf wird aktuell als Prototyp im suchungen mit dem neuen Pro- logie und Transportbewegungen, lich gilt NMR als die ideale Technik werden, entscheidet ein eigens Rahmen eines von der Wirtschafts- benkopf, der zukünftig als Upgrade z. B. von Stoffwechselprodukten für Materialanalysen und für Un- ­hierfür eingerichtetes Bewertergre- und Infrastrukturbank Hessen ge- in bestehende Mikroimaging-Sys- in Pflanzenschnitten oder histo­lo­ tersuchungen an lebenden Syste- mium mit Experten der Goethe-Uni förderten Projektes realisiert, das teme integriert werden könnte. gischen Gewebeproben, erzielt wer- men in Forschung und Medizin. und aus Unternehmen. Ziel ist es, insbesondere auf die Weiterent- Bereits jetzt arbeiten die Wissen- den, welche mit anderen Metho- Allerdings reicht die Empfindlich- den Wissenstransfer zu fördern, in- wicklung der patentgeschützten schaftler mit einem deutschen den nicht verfügbar sind. keit herkömmlicher NMR-Bild­ dem an der Uni generiertes Wissen Technologie abzielt. Gerätehersteller zusammen, der Kirstin Schilling

Fortsetzung von Seite 7, »Motivierter arbeiten und lernen mit Medikamenten?« tungssteigernder Mittel als ‚Superpotenten‘. Weit verbreitet ist mitunter die Tatsache, dass die beste Selbstoptimierung in ex- soll denn Leistung und Leistungsfähigkeit überhaupt spielen, hier auch die Vorstellung, dass die Manager alle „gedopt“ seien. tremer Selbstdisziplinierung liegt. Genügend Schlaf, viel um ein gutes Leben zu führen? Welche gesellschaftlichen Auch Professoren unterstellt man die Einnahme von Medika- Sport, gesunde Ernährung, kein Rauchen, kein Alkohol. Das Tendenzen gibt es, den Wert eines Menschen immer stärker menten. Ich glaube, es hat etwas mit Fantasien über Leistungs- ist eine Form der Selbstoptimierung, der wir alle viel mehr an seinem beruflichen Erfolg zu messen? fähigkeit zu tun. Erstaunlich ist überhaupt der Terminus „Neu- unterworfen sind, als uns ständig mit Tabletten zu enhancen. roenhancement“. Denn den hat die Bioethik mit ihrer Debatte Das ist eine Selbstoptimierung, die auch unter Studierenden Ihr Thema dürfte auch bei Studierenden auf großes Interesse stoßen. über die Legitimität oder Illegitimität der Einnahme dieser Sub- extrem verbreitet ist. Dieser ganze Gesundheitsdiskurs ist viel stanzen geprägt und in die öffentliche Auseinandersetzung hin- wirkmächtiger als die verbreitete Einnahme von Psychophar- Ja, Leistungssteigerung, Leistungsfähigkeit und das Scheitern eingetragen. Dabei ist Neuroenhancement nicht so neu, wie maka. an diesen Anforderungen ist recht verbreitet. Dabei erlebe dieser Begriff suggeriert. Studien belegen, dass der Ampheta- ich die Studierenden selbst als unglaublich fleißig und sehr minmissbrauch in den 70er Jahren höher war als heute. Viele In Ihrer Arbeit steckt etwas Aufklärerisches: Sie zeigen auf, gut. Also ich habe das Gefühl, die werden immer besser, aber Substanzen gab es rezeptfrei in der Apotheke. dass Diskussionen auch dadurch falsch geführt werden, dass machen sich gleichzeitig immer mehr Sorgen. nur über Medikamente gesprochen wird, nicht aber darüber, Die Fragen stellte Dirk Frank. Wenn man das Thema Neuroenhancement unter dem Stichwort was eigentlich Selbstoptimierung heißt. der Selbstoptimierung betrachtet, geht das dann zu sehr in ein kulturkritisches Unbehagen über? Ich versuche mit der Arbeit auf der einen Seite ein bisschen Zum Weiterlesen Ich hab ja das kulturkritische Unbehagen selbst zum Gegen- die Luft rauszulassen aus dieser bioethischen Debatte, die für Neuroenhancement. Fantasien der Selbstoptimierung. stand einer soziologischen Analyse gemacht. Und ich denke, meinen Geschmack zu alarmistisch geführt wird. Ich glaube Hg. v. Greta Wagner. In: WESTEND. Neue Zeitschrift für das gehört auf jeden Fall zusammen. Man muss aufpassen, aber, dass diese Fokussierung auf pharmakologische Leis- Sozialforschung­ 2/2014. dass man nicht schon im Vorhinein denkt, man wüsste, wie tungssteigerung eine Engführung ist, die uns vielleicht weg-  www.ifs.uni-frankfurt.de/westend-2 die empirische Praxis aussieht. Die Diskussion vernachlässigt führt von den wichtigeren Fragen. Nämlich: Welche Rolle 10 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Forschung

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Flüchtlinge auf dem Sportcampus siere sich für Medizin, Naturwissenschaften oder Informatik, Seit dem 13. September wird der Sportcampus Ginnheim als einige auch für Politikwissenschaft oder spezifische Fächer Unterkunft für Flüchtlinge genutzt: Ca. 260 Menschen sind wie English Studies, so Hanna Reuther. dort (Stand: 6.10.) in den Sporthallen untergebracht. Wäh- Gefördert wird das Academic Welcome Program mit 50.000 rend anfangs Mitarbeiter der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, Euro von der Aventis Foundation. Ebenfalls gefördert wird im des Arbeiter-Samariter-Bundes, aber auch der Universität für Rahmen des Academic Welcome Program der von Studieren- die Betreuung sorgten, haben inzwischen der Frankfurter den der Goethe-Universität gegründete Verein ­aeWorldwide Verein und die Caritas die Betreibung der Anlage übernom- (Academic Experience Worldwide). Bereits seit zwei Jahren men. Anfangs sorgten Dolmetscher des Roten Kreuzes für engagieren sich ehrenamtlich u. a. Studierende der Goethe-­ eine sprachliche Verständigung; dann übernahmen Mitarbei- Universität und organisieren­ Projekte für hochqualifizierte ter des Sicherheitsdienstes die Übersetzungen. „Die sind ex- Flüchtlinge. Beispielsweise helfen sich in Form von Tandems tra so ausgewählt worden, dass sie mehrsprachig sind und die Flüchtlinge und Studierende gegenseitig, regelmäßig können von den Flüchtlingen hier gesprochenen Sprachen beherr- sich alle Teilnehmenden zu akademischen Themen austauschen. schen“, erläutert Dr. Katrin Werkmann, Leiterin des Hoch- Weitere Unterstützungsangebote werden augenblicklich schulsports an der Goethe-Universität. Gemeinsam mit Prof. Campus Ginnheim. Foto: Dettmar von der Uni noch organisiert; eine weitere Zielgruppe neben Christopher Heim, Geschäftsführender Direktor des Instituts hochqualifizierten Geflüchteten bilden geflüchtete Schüle- für Sportwissenschaften, hat sie die Unterbringung von Be- schulzugang in Deutschland haben oder die im Heimatland rinnen und Schüler. Für sie sollen ebenfalls Sprachkurse als ginn an vor Ort begleitet. Vom üblichen Programm des Hoch- bereits studiert haben, sowohl Orientierung vermitteln als eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige Integration an- schulsports in der vorlesungsfreien Zeit konnten nur un­ auch Teilhabe ermöglichen. Das Programm, das beim Inter- geboten werden. Interessierte Studierende sollen kurzfristig gefähr 15 Prozent stattfinden. Zum Semesterstart am national Office angesiedelt ist, ermöglicht den Besuch von im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ fortgebildet werden,­ 12. Oktober werden die Theorie-Seminare der Sportwissen- universitären Lehrveranstaltungen und/oder die Nutzung um dann ehrenamtlich Sprachkurse leiten zu können. df schaften zu den angegebenen Terminen stattfinden, aller- von universitären Ressourcen wie zum Beispiel Bibliothek, dings muss man dafür Räume auf dem Campus Bockenheim Multimediales Sprachlabor und die Serviceleistungen des und Campus Westend nutzen. Die Praxis-Seminare dagegen Hochschulrechenzentrums. Auch ein Angebot von Sprach- Links können voraussichtlich erst ab dem 26. Oktober angeboten kursen durch das Internationale Studien­zentrum ist in Pla- Aktuelles zum Seminarbetrieb der Sportwissenschaften werden, rechnet Christopher Heim. Nahezu täglich ändert nung. auf der Website der Fachschaft: sich die Informationslage; aktuelle Infos erhalten Studie- Universitätsvizepräsidentin Prof. Tanja Brühl betont: „Als  http://www.sportlichattraktiv.de rende über die Website der Fachschaft (s. Linkliste). Universität, die von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Frankfurt gegründet wurde, sehen wir uns in der Verantwor- Academic Welcome Program der Goethe-Universität: Akademisches Begrüßungsprogramm tung, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Daher wollen  www.uni-frankfurt.de/58025323/Academic-Welcome-­ Die Goethe-Universität sieht sich darüber hinaus als Bil- wir gerne den neu in unsere Stadt und Region hinzu gekom- Program dungsinstitution in der Verantwortung, zur Lösung von ge- menen Menschen aus Krisenregionen Zukunftsperspektiven sellschaftlichen Herausforderungen beizutragen. Mit dem bieten.“ Studierenden-Initiative Academic Experience Worldwide: „Academic Welcome Program for highly qualified refugees“ „Wir werden die Anmeldefrist für das Academic Welcome  www.aeworldwide.de/ueber-uns/das-konzept/die-tandems soll ein erstes Unterstützungsangebot bereitgestellt werden, Programm vom 12. Oktober wahrscheinlich noch um eine um hochqualifizierten Flüchtlingen die Integration in oder zwei Wochen verlängern. Für den 28. Oktober ist eine Website der Stadt Frankfurt zum Thema Engagement Deutschland zu erleichtern. Durch den Zugang zu universitä- Auftaktveranstaltung geplant“, erklärt Hanna Reuther, Refe- für Flüchtlinge: rer Bildung, akademischer Infrastruktur und Netzwerken ratsleiterin beim International Office. Bislang lägen ca. 25  www.frankfurt-hilft.de will die Goethe-Universität Geflüchteten, die einen Hoch- Anfragen vor; die große Mehrheit der Flüchtlinge interes-

Lernen im fiktiven Strafprozess Jura-Studierende der Goethe-Uni nehmen an »Moot Court« teil

Unter der Leitung von Prof. Dr. fahrungen zu sammeln, wollten wir digung vorbereitet werden musste. sche Justizstaatssekretär) sowie die dium. Wir können die Teilnahme Matthias Jahn (Goethe-Universität uns nicht entgehen lassen. Nach Schließlich bekamen die Teams der beiden Schöffinnen standen dem an einem Moot Court jedem nur und im zweiten Hauptamt Richter ­einer Bewerbungsphase konnten Verteidigung auch erst an diesem in nichts nach. Als Zeugen traten empfehlen, um einen ersten Ein- am OLG Frankfurt) sowie des sich letztendlich neun Studierende Tag die Einsicht in das Aktenstück. vorher von den Veranstaltern ge- druck in die zukünftige Arbeits- Rechtsanwalts und wissenschaftli- glücklich schätzen, am Moot Court Sowohl ein Kamerateam als auch coachte Kommilitoninnen auf, die welt zu erhalten, insbesondere für chen Mitarbeiters des Lehrstuhls, teilnehmen zu können. Vertreter der Presse waren anwe- ihren Teil zu der realitätsnahen At- diejenigen, die Interesse am (Wirt- Fabian Meinecke, hatten Frankfurter Alle Teilnehmer wurden in vier send und stellten die Teams vor mosphäre beitragen­ konnten. schafts-)Strafrecht mitbringen. Studierende erstmals die Gelegen- Gruppen unterteilt, je zwei Teams die Herausforderung, ihre Fragen Zahlreiche Zuschauer einschließ- Zwar war die Vorbereitung sehr heit, selbst in die eines der Staatsanwaltschaft sowie zwei möglichst zu ihren Gunsten zu be- lich eines­ Gerichtsreporters der arbeitsintensiv, der Spaßfaktor und Staatsanwalts oder Strafverteidigers Teams der Strafverteidigung. Jede antworten. In Folge der Pressekon- Frank­furter Rundschau fanden die praktische Erfahrung ließen zu schlüpfen – und das ist wörtlich Gruppe bekam einen erfahrenen ferenz war es an der Strafverteidi- schließlich den Weg in den Ge- diesen Aufwand aber mehr als ver- zu verstehen. Marcel Behrendt und Mentor mit Renommee aus dem gung, eine möglichst umfassende richtssaal. Bis zum Plädoyer als gessen. An dieser Stelle deshalb Bastian Schmack berichten von wirtschaftsstrafrechtlichen Bereich Schutzschrift für ihren Mandanten gefühltem Höhepunkt der Veran- nochmals vielen Dank an Prof. ihren Erfahrungen. zur persönlichen Unterstützung zu erstellen und bei der zuständi- staltung kämpften alle Teams da- Jahn und Herrn Meinecke für die zugeteilt. Die Teams der Staatsan- gen Wirtschaftsstrafkammer einzu- rum, die Richter von ihrem ge- professionelle Organisation über u Beginn des Wintersemesters waltschaft bekamen sodann das reichen. wünschten Ergebnis (Freispruch das ganze vergangene Jahr. Bedan- 2014/15 wurden wir auf die Aktenstück eines (nur leicht abge- In einem Gerichtssaal des LG oder Verurteilung) zu überzeugen. ken möchten wir uns auch beson- ZAnkündigung des Lehrstuhls änderten) realen Falles aus der Pra- Frankfurt stellte uns dann Prof. Die im Anschluss an die Urteile fol- ders bei unserem persönlichen aufmerksam, dass ein zweisemes­ xis und durften zuerst mit der Er- Jahn die Richter vor, die er für eine genden positiven ­ Reaktionen der Mentor, Herrn Rechtsanwalt Ulf triger Wirtschaftsstrafrechtlicher stellung der Anklageschrift Teilnahme hatte begeistern kön- Richter entschädigten uns für die Reuker LL. M. aus Dortmund, der „Moot Court“ in Kooperation mit loslegen. Das erste große Highlight nen. Dass wir tatsächlich vor ei- viele Arbeit und zeigten deutlich, uns von Anfang an mit vielen der Wirtschaftsstrafrechtlichen Ver- war eine Pressekonferenz, in der nem Richter des 2. Strafsenats des dass sich der große Einsatz sowohl praktischen Tipps zur Seite stand einigung e. V. (WisteV) und mit Un- die Staatsanwaltschaft ihre gewon- BGH verhandeln würden, hätten in der Vorbereitung als auch in der und uns interessante Einblicke in terstützung von El§a Frankfurt statt- nenen Erkenntnisse vorstellen wir uns vorher nicht erträumen Hauptverhandlung für alle Teil- die tägliche Arbeit des Strafvertei- finden würde. Die Chance, bereits sollte. Für die Verteidigung folgte lassen. Auch die anderen beiden nehmer bezahlt gemacht hat. digers eröffnet hat. im Studium diese seltene Möglich- darauf eine lange Nacht, in der die Berufsrichter (ein bekannter Wirt- Die ganze Veranstaltung war Marcel Behrendt und Bastian Schmack keit zu bekommen, unter einer pro- Strategie für die am Tag darauf fol- schaftsstrafverteidiger und Hono- eine tolle Abwechslung für das fessionellen Leitung praktische Er- gende Pressekonferenz der Vertei- rarprofessor und der frühere hessi- eher theoretisch ausgerichtete Stu- 12 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Reportage

hätte ich es vielleicht anders gemacht. Aber das Gesamtpaket stimmt: Weil ich selbstständig bin, kann ich nach meinen Vorstellungen leben und arbeiten.“ Genau dieser Wunsch genießt auch bei Etienne Gardé eine höhere Priorität als ein sicheres Einkommen in vorgezeichneter Laufbahn.

Studienabbruch kein Tabuthema mehr? Dass manch eine/r der Uni den Rücken kehrt, um anderswo sein berufliches Glück zu suchen, ist normal. Außergewöhn- lich ist die Penetranz, mit der die Medien derzeit die Geschich- ten von Ex-Studierenden erzählen, die mit einer Ausbildung zum Friseur oder Feinmechaniker endlich das Passende für sich gefunden haben. Wer „Studienabbrecher“ googelt, stößt gar auf eine Riesen-Infrastruktur an Plattformen, Hilfspro- grammen und Unternehmenswebsites wie „Rewe für Studien­ abbrecher“. Was ist da los, dass ein Tabu- plötzlich zum Mode­ thema avanciert? Jahrelang galten die OECD-Studien als maßgeblich, nach denen Deutschland mehr Akademiker her- vorbringen muss. Nun dürfen die, die genau diesen höchsten Bildungsabschluss ausschlagen, die Erfolgsstories erzählen? „Die zentrale Frage ist doch, welcher Beruf für einen jungen Menschen der richtige ist, und nicht, ob er studiert oder eine Ausbildung macht“, erklärt Natalie Gold von der Handwerks- kammer Frankfurt-Rhein-Main, die seit kurzem zur Beratung potentieller Studienabbrecher an die Uni kommt. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, steht voll hinter Angeboten, die den Blick der Studierenden wei- ten können: „Die Gesellschaft übt einen hohen Druck aus, damit möglichst jeder Abiturient auch studiert“, sagt Wolff. Viele würden ein Lieblingsfach aus der Schule wählen und wären dann von der universitären Wirklichkeit überrascht. „Wir sollten den Studierenden vermitteln: Es ist keine Nie- derlage, über Alternativen nachzudenken – im Gegenteil.“ Für diese Offenheit gibt es gute Gründe: 48.000 Fach- kräfte fehlen den Betrieben allein im Rhein-Main-Gebiet, verkündete kürzlich der Frankfurter IHK-Präsident Mathias Müller. Die Dysbalance zwischen gestiegener Bildungsnei- gung und damit immer mehr Studierenden einerseits und den Problemen von Handwerk und Industrie, intelligente Praktiker für ihre Betriebe zu finden, bremst die Wirtschaft. Die sinkende Bevölkerungszahl tut ihr Übriges. Gleichzeitig kosten Studienplätze, die ohne Abschluss aufgegeben wer- den, Geld. So brechen laut der Studienabbruchstudie 2014 des Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschafts- forschung (DZHW) rund 28 Prozent ihren Bachelor ab, an den Unis liegt die Quote sogar bei 33 Prozent, in MINT-­ Fächern noch höher. An der Goethe-Universität bringen aber auch nur 60 von 100 Geisteswissenschaftlern ihr Studium zu Ende. Bildmontage: Dziemba Ein Umdenken weg vom rein quantitativen Studienplatz- ausbau hat begonnen: So sind die Länder gehalten, ab 2016 ein Zehntel der Mittel aus dem Hochschulpakt (für zusätzli- che Studienplätze) in Maßnahmen zur Senkung des Studie- geht, ist dem jungen Vater sehr bewusst. „Wir planen immer nabbruchs einzusetzen. Vom Hörsaal in nur für die nächsten drei Monate.“ „Der Haken an den Abbrecher-Statistiken ist, dass diejeni- Dietmar Flucke hat Politik mit Schwerpunkt VWL studiert. gen, die einfach nur das Fach wechseln oder sich hier mit an- Trotzdem trägt er morgens schon einen Blaumann, wenn er deren Absichten als einem Studienabschluss einschreiben, die ausführlich FAZ oder Süddeutsche liest. Denn sein Arbeits- Quote hochtreiben“, relativiert Ulrike Helbig, Beraterin im die Werkstatt? platz ist die Autowerkstatt eine Tür weiter. Vor 9 Jahren hat er Studien-Service-Center, die Dramatik der Zahlen. Sie und ihre das „Autowerk“ in einem Bockenheimer Hinterhof der Basalt­ Kollegen haben die Zahlen um solche Effekte bereinigt und Akademikerschwemme contra straße gegründet. Das war durch den günstigen Umstand schätzen, dass in den letzten acht Jahren „etwa 800 bis 1500 möglich, dass er vor dem Studium KFZ-Mechaniker gelernt Personen die Goethe-Universität ohne Abschluss verlassen ha- ­Wissensgesellschaft: In den letzten hatte. „Mit beiden Abschlüssen zusammen konnte ich vor der ben“. Mit massenhaften Übergängen von Studierenden in Ausgaben des UniReports diskutierten Handwerkkammer eine zusätzliche Fachkundeprüfung able- Lehrberufe rechnet das Studienberaterteam aber trotz des Wissenschaftler das Für und Wider gen, die eine Eintragung in die Handwerksrolle und damit eine „Modethemas Studienabbrecher“ auch in Zukunft nicht, „weil Selbstständigkeit möglich machten.“ Mittlerweile bilden er das Hauptthema in unseren Sprechstunden der Studienfach- der gestiegenen Studierneigung. und seine sechs Mitarbeiter gerade den dritten Auszubil- wechsel ist, nicht das Verlassen der Uni“, so Ulrike Helbig. Fakt ist, dass die Unterstützung für denden aus. Mittags grillen sie gern zusammen, der Ton ist Dennoch ist das SSC gern bereit, die Zielgruppe der Studien­ freundschaftlich. zweifler noch gezielter anzusprechen. Dafür gibt es jetzt Mit- ­potentielle Studienaussteiger wächst. Den Wechsel von der akademischen Laufbahn in das tel: So hat sich letzten Winter mit Unterstützung des BMBF – Welche Erfahrungen machen sie? Handwerk betrachtet er, der sein Promotionsvorhaben we- Bundesministerium für Bildung und Forschung – und des gen einer Uneinigkeit mit dem Professor hinschmiss, um als Bildungswerks der hessischen Wirtschaft das ‚Frankfurter Be- Von Julia Wittenhagen Werkstattleiter in einer Hamburger Autowerkstatt zu arbei- ratungsnetzwerk‘ formiert, welches die Beratungsangebote ten, nicht als Bruch. „Schon in Hamburg habe ich es als Be- von Goethe-Uni, Fachhochschule, IHK, Handwerkskammer, freiung erlebt, Sachen so zu machen, wie ich sie für richtig Agentur für Arbeit und Studentenwerk besser verzahnt. Zur halte, und dabei den Erfolg der Arbeit zu sehen. Denn sobald ersten gemeinsamen Info-Veranstaltung im Juni kamen gleich Der Alma Mater den Rücken gekehrt … ein Auto wieder läuft, habe ich ja offensichtlich etwas zu- 40 Studierende. „Da konnte man im Saal richtig spüren, wel- Etienne Gardé ist als Mitgründer und Moderator des ersten stande gebracht.“ cher Druck von den Studierenden abfiel. Wie froh sie waren, reinen Internet-TV-Kanals Rocket Beans für seine Commu- Neid auf Ex-Kommilitonen, die weiter an ihrer akademi- dass andere die gleichen Sorgen haben“, sagt Helbig. nity eine Kultfigur. Seit 15 Jahren macht der 36-jährige schen Karriere gebastelt haben, teilweise Professoren wur- Frankfurter schon Fernsehen. Weder die Studiengänge Sport den, ist ihm fremd. „Sie mussten viele Jahre mit Zeitverträ- Stammtisch für »Studienzweifler« und Amerikanistik noch Recht und Medienwissenschaften gen ein großes Risiko eingehen und haben auch nicht Renate Empting vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit konnten ihn seinerzeit davon abhalten, Game- und Talk- weniger Stress als ich.“ Nur abends, nach einem Tag in der lobt die Kooperation ebenfalls: „Durch persönlichen Kontakt shows mitzugestalten und zu moderieren. Dass er mit dem Werkstatt, ist er müder als seine WG-Mitbewohnerinnen mit mit den anderen Institutionen können wir noch bessere Tipps neuen 24-Stunden-Format aber nach wie vor voll auf Risiko ihren Bürojobs: „Hätte ich gewusst, wie anstrengend es ist, geben und wissen, an wen wir die Studierenden verweisen Reportage UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 13

müssen, und mir gesagt, dass der Weg zum Ziel eben nicht Man muss auch »loslassen« können … immer gerade ist.“ Die gebürtige Polin begann Wirtschafts- Auch das SSC weiß um seine Bedeutung als Anlaufstelle, Was steckt hinter »Rewe für wissenschaften zu studieren, kurz bevor dort erstmals re- wenn jemand sein Studium ernsthaft in Frage stellt oder ­Studienabbrecher«? kordverdächtige 870 Erstsemester an den Start gingen. Mit nicht weiterstudieren darf. Ganz häufig fließen Tränen. Bei individueller Unterstützung konnte sie also nicht rechnen. allen geht es um das Auffangen, Aufrichten und Mutma- Drei Fragen an Rewe-Sprecher Raimund Esser „Ich wollte so gern studieren, aber das Fach habe ich eher chen, „aber manchmal eben auch um das Loslassen“, sagt nach den Möglichkeiten hinterher ausgewählt als nach Dagmar Kuchenbecker. „Das ist meist umso schlimmer, je Herr Esser, wo in der Hierarchie steigen Abbrecher ein? meiner Neigung“, sagt sie. Ihre mäßige Begeisterung für länger jemand studiert hat und je mehr Prestige man sich Studienabbrecher können an unserem Abiturientenpro- Mathe wollte sie durch Fleiß ausgleichen. Das klappte auch von Studiengängen wie BWL oder Jura erhofft. Da hängt gramm teilnehmen. Das bedeutet, sie haben die Möglich- in der Mathe-Klausur, aber in Statistik fiel sie diesen Som- auch ein Selbstbild dran.“ keit, eine klassische Berufsausbildung in nur 18 Monaten mer das dritte Mal durch. „Es ist schwer, den Lernaufwand In dieser Krisensituation sei es schwierig, mit Eltern oder statt in 3 Jahren zu absolvieren. Danach folgt die Handels- richtig einzuschätzen.“ Die Voraussetzungen in Mathe seien Kommilitonen zu sprechen. Die einen haben häufig das Stu- fachwirtausbildung. Studienabbrecher haben so die Chance auch bei denen, die in Deutschland ihr Abitur gemacht ha- dium finanziert, die anderen werden den einstmals geplanten auf zwei Abschlüsse. Der Handelsfachwirt ist ein höher ben, ganz unterschiedlich. „Manche hatten – wie ich – große Lebensentwurf fortführen. „Man befindet sich gewissermaßen qualifizierter Abschluss und daher insbesondere für Studien- Lücken bei der Integralrechnung.“ Im Nachhinein betrach- im Niemandsland.“ sagt Dagmar Kuchenbecker. „Es ist sehr abbrecher interessant. tet „war es einfach nicht mein Studium“, sagt sie heute. schwer, sich einzugestehen, dass man sich geirrt hat. Es ist eine „Für diese Erkenntnis habe ich aber ein paar Wochen Zeit Sackgasse, aus der man sich wieder herausschaffen muss, um Wie groß ist die Nachfrage? gebraucht.“ Nun bewirbt sie sich um eine Ausbildung als den Weg einzuschlagen, bei dem man aufblüht.“ Die Gründe Viele Plätze im Abiturientenprogramm werden mit Studi- Kauffrau für Büromanagement im Handwerk. „Ich organi- für das Scheitern seien genauso vielfältig wie die Studieren- enabbrechern besetzt. Oftmals jobben diese neben dem siere und plane gerne und Handwerksbetriebe sind oft Fa- den. Die einen haben die Anforderungen unterschätzt, die Studium bei Rewe und erkennen dann ihre Chance und milienbetriebe. Da passe ich als Teamplayer gut rein.“ anderen zu viel gejobbt oder schon Kinder versorgt, andere ihr Perspektive. Zum Ausbildungsbeginn haben wir rund 300 Ein paar Semester Chemie studieren und dann zurück Studienfach ohne genug Eigenmotivation gewählt. junge Menschen im Abiturientenprogramm eingestellt. auf Start als Azubi gehen? Auf den geschmeidigen und gut „Abiturienten leben meist im Hier und Jetzt. Sie können bezahlten Seiteneinstieg kann Berufsberaterin Renate Emp­ die langfristige Perspektive eines Studiums nicht immer abse- Welche Erfahrungen hat Ihr Unternehmen bislang ting den Studierenden nur selten Hoffnung machen: „In hen“, sagt Kuchenbecker. Zu Beginn seien sie ausgelastet mit mit dieser Gruppe gemacht? Deutschland ist es immer wichtig, einen Abschluss zu ha- ihren Modulen. Tauchen fachliche Probleme auf, erführen Sehr gute, weshalb wir diese Zielgruppe weiterhin an­ ben.“ Provadis im Industriepark Höchst ist als Hessens größ- sie im Massenbetrieb einer großen Universität wenig Unter- sprechen. Viele Absolventen des Abiturientenprogramms ter Aus- und Weiterbildungsdienstleister eine beliebte An- stützung. „Natürlich hängt die Abbrecherquote auch mit dem sind künftige Führungskräfte. laufstelle für naturwissenschaftlich-technische Berufe: Stefan Betreuungsangebot an den Hochschulen zusammen“, sagt Ehrhard, Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei Prova- Kuchenbecker. dis, hat mit Studienabbrechern sehr gute Erfahrungen ge- „Mit diesen Jobs werden Sie auch ohne Studium zum macht: „Viele von ihnen marschieren regelrecht durch die -Verdiener“ machte neulich der Focus Nicht-Akademikern können, wenn sie spezielle Fragen haben – etwa zur Anre- Ausbildung und haben meist so gute Leistungen, dass sie die Mut: Und zeigte mit dem Fluglotsen (Anfangsgehalt 6.000 chenbarkeit von Studienleistungen.“ Lockere Veranstaltungen Lehrzeit verkürzen können. Sie sind auch gern gesehene Euro brutto), dem Bankkaufmann (1.800 bis 2.700 Euro) oder wie der Stammtisch für Studienzweifler sollen künftig die Fachkräfte in den Unternehmen und ihnen steht dort eine Binnenschiffer (2.000 bis 2.200 Euro) Alternativen auf zum Hemmschwelle senken, frühzeitig Rat zu suchen. Neu ist auch gute berufliche Zukunft mit in der Regel vielfältigen Weiter- Architekt (2.400 Euro), der Grundschullehrerin (2.700 Euro) eine regelmäßige Sprechstunde der Handwerkskammer in den bildungsmöglichkeiten offen.“ oder dem Kunsthistoriker (2.500 Euro). Aus welcher Motiva- Räumen des Studierendenservice. Jeden Freitag bringt Natalie Dazu gehören die dualen und berufsbegleitenden Bache- tion man auch immer zu studieren beginnt: Wenn sie nicht Gold hier Studienzweiflern und -aussteigern Ausbildungsbe- lor- und Masterstudiengänge der Provadis Hochschule in trägt, stehen jenseits der Uni derzeit enorm viele Türen offen. rufe – auch kaufmännische – im Handwerk näher. Ihr Motto: Business Administration, Business Information Manage- „Wer sich für eine duale Ausbildung entscheidet, hat die bes- ment, Biopharmaceutical Science, Chemical Engineering ten Berufsperspektiven.“ Ihr Projekt „yourPUSH-Perspektive und Technologie & Management. Einige Abbrecher der Link-Tipps Handwerk für Studienaussteiger“ wird mit Mitteln des BMBF Goethe-­Uni kommen damit gut zurecht: „Wem beispiels-  www.dihk.de/ressourcen/downloads/studium_ausbildung und des Europäischen Sozialfonds gefördert. weise ein typisches Vollzeitstudium der Betriebswirtschafts- Verdienen Akademiker wirklich mehr? Dazu ein paar Fakten „Es gibt circa 34.000 Handwerksbetriebe im Kammerbe- lehre zu theoretisch war, erhält bei uns durch die praxisna- des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). zirk. Aktuell fragen wir diese gezielt an, wer an Studienaus- hen Inhalte des dualen Studiums oft einen besseren Zugang steigern Interesse hat.“ Berührungsängste gibt es von beiden zur Materie des Fachgebietes“, weiß die Präsidentin Eva  www.studienabbrecher.com Seiten. Teilweise aus schlechter Erfahrung, teilweise aus Un- Schwinghammer. Konkrete Angebote von Akademien, Unternehmen und Initiativen. wissenheit: „Studierende wissen nicht unbedingt, dass sie Fleißig Qualifikationen zu sammeln rät Renate Empting eine dreijährige Lehre auf bis zu 18 Monate verkürzen kön- übrigens auch Studierenden, die (zu) viel Zeit in ihren  www.uni-frankfurt.de/55705366/Beratungsnetzwerk nen, dass bestimmte Studienleistungen für die Lehre ange- Neben­job stecken. Denn auch ein Kurs für Projektmanage- Anlaufstellen für Studienzweifler an der Goethe-Universität. rechnet werden und 200.000 Betriebe in den nächsten zehn ment, Online-Marketing oder Bilanzbuchhaltung verbessert Jahren Nachfolger brauchen“, sagt Natalie Gold. Auch Prak- die Einstellungschancen. „Unser Programm Wegebau un-  de.wikipedia.org/wiki/Studienabbruch tika sind möglich. terstützt die Arbeitgeber bei der Finanzierung“, sagt Emp­ Hier erfahren wir, dass insgesamt 5,6 Prozent aller Mitglieder Ewelina, die ihren vollen Namen nicht nennen möchte, ting und ist stolz, „dass bei mir noch keiner aus der Bera- des Deutschen Bundestages ihr Studium abgebrochen haben – ist dankbar für Golds Unterstützung. „Sie hat mich wieder tung herausgegangen ist, ohne dass ich ihm einen Tipp genauso wie Bill Gates, Günther Jauch und Wolfgang Joop. aufgebaut nach dem Schock, mein Studium beenden zu geben konnte.“

Fortsetzung von Seite 1, »Ein gigantischer Ort des Aufbruchs«

Berufsausbildung bzw. in der Nach außen nur in sehr formalen Ein „Studium Generale“ wäre im- Akademie im „Glasperlenspiel“ von Die Fragen stellten beruflichen Praxis. Würden Sie Zusammenhängen, wo Menschen mer das Beste. Ich habe nie so in- Hermann Hesse, manchmal wie ein Oliver Dziemba und Dirk Frank. das auch so sehen? auf alten Status-Hierarchiesyste- tensiv studiert wie heute; ich versu- wuseliger Flughafen der Ideen. men beharren. Da geht es um den che Evolutionstheorie, Spieltheorie, Es kann unglaublich produktiv für Titel, und man erwartet einen Systemtheorie, Kulturanthropolo- das intellektuelle Weltverständnis „Doktor“ oder „Professor“ auf der gie und noch dreizehn andere Diszi- sein, einen Garten zu hegen. Oder Bühne. Allerdings sind das aber plinen gleichzeitig zu verstehen und Kinder zu haben. Oder Maschinen Kreise, die gesellschaftlich und in Beziehung zu setzen. Es geht ja »Den Abschluss reparieren zu können. Kopf und ökonomisch immer irrelevanter letzten Endes um das tiefere Ver- Hand sind nicht zu trennen. Ich werden. Mir persönlich fehlt manch­ ständnis von Wandel. Die Diszip- an der Uni ­ glaube, in Zukunft wird man viel- mal ein vertieftes Areal des Wissens, lin, die der Zukunftsforschung am vermisse ich weniger.« fältige „Berufe“ haben, die sich ge- aber im Internet-Zeitalter kann nächsten kommt, ist die Philoso- genseitig ergänzen. Methodenwis- man das wunderbar nachholen. phie. Ein Philosophiestudium kann Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher sen entwickelt sich dann zum Teil Den Abschluss an der Uni vermisse nie schaden, auch wenn man dann (www.horx.com) auch „intrinsisch“, nicht nur theo- ich weniger. Computerprogrammierer werden retisch. will. Was würden Sie persönlich heutigen Sie gelten als der bekannteste Schulabgängern empfehlen? Wenn Sie in die Zukunft blicken: Trend- und Zukunftsforscher Gibt es in Ihrem beruflichen Kontext Wie sieht für Sie die Universität der Deutschlands und sind beruflich sehr ‚Zukunftsforschung‘ eine ‚ideale‘ Zukunft aus? erfolgreich. Fehlt Ihnen die formale berufliche Biographie oder dominie- Qualifikation eines Studienabschlus- ren eher individuelle Fähigkeiten, Manchmal wie ein Kloster der ses dennoch manchmal? Erfahrungen und Entscheidungen? ­Kontemplation, vielleicht so wie die Foto: Klaus Vyhnalek 14 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 International

werde – die Kanadierin hat an der gien, Rumänien, Korea, Costa Rica, flüge nach Heidelberg und Rüdes- Summer School das Programm Griechenland und der Türkei sowie heim, nach Straßburg ins Europa- Sommer des Wissens „Psychology: Social Psychology and von der Pariser Sorbonne an den P­arlament und nach Berlin. In Organizational Behavior“ belegt, Main. Alle wurden von ihren Frankfurt standen Besuche in der Frankfurt Summer School zieht ausländische dem auch die Flüchtlingsproblema- Heim-Universitäten für das Pro- Börse, im Goethe-Haus und auf Studierende an tik aktuellen Stoff lieferte. gramm ausgewählt; einigen war der dem Maintower auf der Agenda. Die Britin Georgina Chapman Weg nach Frankfurt so viel wert, Die Imagewerbung für den studiert an der University of Leices- dass sie den vierwöchigen Aufent- Studien­ort Frankfurt rundete ein ie Summer School ist ein Die Frauen aus Großbritannien ter Jura. Bevor sie im Juli an den halt aus eigener Tasche bezahlten. Besuch in einer typischen Apfel- Baustein zur Internationali- und Kanada sind erstmals Gäste an Main kam, hatte sie „nicht über ein Die Goethe-Universität nutzt die wein-Wirtschaft ab. Georgina Chap- Dsierung der Goethe-Univer- einer deutschen Universität und Studium im Ausland nachgedacht“. Summer School auch, um die Zu- man und Cassandra Eby gefiel es in sität. Das vom International Office von Frankfurt begeistert. Das ist nach drei Wochen Summer sammenarbeit mit den internatio- diesem heißen Sommer am Main­ organisierte Kurzzeitprogramm will Eby freut sich, dass in ihrem School anders. Sowohl die offene At- nalen Partnern zu vertiefen. „Die ufer am besten, „weil sich dort die Universität für Studierende aus Kurs mit nur wenigen Leuten in- mosphäre auf dem Campus und in beteiligten Fachbereiche sollen über viele verschiedene Menschen tref- dem Ausland noch attraktiver ma- tensives Lernen möglich ist. Zu- den Kursen als auch die Möglichkeit, die Summer School ihre wissen- fen und jeder machen kann, was chen und zugleich die Kooperation hause in Toronto gebe es Tausende das Studium ohne zusätzliche Kos- schaftliche Kontakte ausbauen, ihm gefällt“. Ob sie ihr Studium an mit strategischen Partner-Universi- von Studenten, die Vorlesungen ten mit einem Master abzuschließen, Ideen für gemeinsame Projekte ent- der Goethe-Universität fortsetzen täten ausbauen. In diesem Jahr ka- seien oft überfüllt, erzählt die 21 beeindrucken sie. Bevor Chapman wickeln und zusätzliche Austausch- wollen, haben Chapan und Eby men nach 2014 zum zweiten Mal Jahre alte Psychologie-Studentin einen Wechsel ernsthaft erwägt, will plätze bei den Partner-Universitäten noch nicht entschieden. Falls ja, ausländische Studierende an die und schiebt gleich Unterschiede in die 21-Jährige Deutsch lernen. Den einwerben können“, beschreibt Le können sie auf die Erfahrung von Goethe-Uni, um während der Sum- der Forschung hinterher: Während Anfang machte sie während ihres Duigou Bernig die strategische In- Tengfei Wang und Renan Vairo zu- mer School miteinander zu lernen ihr Fachgebiet in Kanada stark von Sommer-Aufenthalts in Frankfurt: tention. Dafür gestalten die ausge- rückgreifen. Der Doktorand aus und Land und Leute zu erleben. US-amerikanischen Einflüssen ge- Ein Sprachkurs ist neben den fach- wählten Fachbereiche die fachspezi- China und der Lehramtsstudent Georgina Chapman und Cassan­ prägt sei, vermittle die Goethe-Uni- spezifischen Veranstaltungen ver- fischen Seminare des Kurzzeit­pro- aus Brasilien haben bereits meh- dra Eby sind begeistert: „So viel versität eine europäische Sicht auf pflichtender Teil des „Summer of gramms. In diesem Jahr machten so rere Semester an der Goethe-­ Grün, so viel Platz und dazu Cafés“, die Dinge. Eby macht dies mit am Knowledge“, wie das International die Fachbereiche Rechtswissenschaf- Universität verbracht und in Vor- schwärmen die beiden Teilneh- Thema Flüchtlinge fest, das sowohl Office (IO) der Goethe-Universität ten und Psychologie englischspra- trägen während der Summer School merinnen der Summer School vom in Kanada als auch Deutschland das Kurzzeitprogramm 2015 über- chige Werbung in eigener Sache. ihre ganz persönlichen Eindrücke, Campus der Goethe-Universität. und Europa ausführlich diskutiert schrieben hatte. Ein umfangreiches Exkursions- zum Beispiel bei der Wohnungssu- programm vermittelte den Sum- che, aber auch über die Unterstüt- Werbung für Studium an der mer School-Teilnehmern Einblick zung der Universität geschildert. Goethe-Uni in den hiesigen Alltag. Es gab Aus- Monika Hillemacher Aha-Effekte wie bei Eby und Chap- man sind genau das, was Summer School-Projektleiterin Anne Le Dui- gou Bernig vom IO erreichen Partner der Uni und der Stadt möchte: „Wir wollen Leute für ein späteres Studium gewinnen.“ Die Die strategischen Partneruniversitäten der Goethe-Universität sind die Zielgruppe sind in erster Linie po- Universitäten von Birmingham, Tel Aviv, Toronto und Osaka, die Karls­ tenzielle Master- und Promotions- universität in Prag, die University of Pennsylvania in Philadelphia sowie studierende der fünf strategischen die Fudan University in Shanghai. Alle Partner passen in Größe, Fächer- Partner-Universitäten (siehe Info- spektrum und Forschungsschwerpunkten zur Goethe-Universität. Bis auf kasten „Partner der Uni und der Fudan und Osaka liegen die Universitäten in Städten, die eine Städtepart- Stadt“). Diese stellten in diesem nerschaft mit der Stadt Frankfurt haben. Die Teilnahme von Studierenden Jahr 19 von insgesamt 54 Kursteil- der strategischen Partner-Universitäten an der Summer School wird vom nehmern. Die übrigen Studenten DAAD und aus Eigenmitteln der Goethe-Universität gefördert. Foto: Lecher kamen unter anderem aus Geor- auslandsförderung

Informationen des International rende aller Nationalitäten und fast aller Bewerben können sich Lehramtsstudie- bewerben: Studien- und Forschungsauf- Bewerbungsfristen sind länder­ Office zu Förderprogrammen für Fachrichtungen (Med., Pharmazie, Jura: rende mit Studienfach der Sprache des enthalte (1 bis 6 Monate), Praktika abhängig, siehe www.daad.de. Auslandsaufenthalte nur Studium von Randgebieten) die Ziellandes (für Frankreich auch (6 Wochen bis 6 Monate) und Sprach- Informationen und Bewerbungs­ Möglichkeit eines ein- bis zweisemestri- Studierende anderer Fächer und kurse (3 bis 8 Wochen) sowie Studienrei- unterlagen: Kontakt für alle unten ausgeschriebenen gen Nordamerika-Aufenthaltes bei Studiengänge), die bei Antritt des sen (7 bis 12 Tage). Die Bewerber müssen  www.daad.de Programme – sofern nicht anders Studiengebührenerlass. BewerberInnen Auslandsaufenthaltes mindestens das sich um Formalitäten bzgl. der Bewer- vermerkt: sollten sich im WS 15/16 mind. im 2. Fach- vierte Semester absolviert haben und bungs- und Zulassungsmodalitäten der Gesetzliche Förderungsmaßnahmen semester BA oder 1. Fachsemester MA über gute Sprachkenntnisse verfügen. ausländischen Gastinstitution selbständig für Studien- und Praxisaufenthalte International Office befinden, gute Studienleistungen Für Länder in Übersee werden kümmern. Förderbeginn ist Januar 2016. im Ausland: Campus Westend nachweisen und über gute Englisch- und mindestens sechs Semester (vorzugs- Kontakt/Bewerbungsstelle: PEG, 2. Stock USA- bzw. Kanada-Kenntnisse verfügen. weise Lehramt) oder bereits das International Office Auslands-Bafög E-Mail: Kontakt/Bewerbungsstelle: erfolgreich abgeschlossene Erste Bewerbungsfrist: im November/ Aufgrund der hohen zusätzlichen Kosten [email protected], International Office Staatsexamen vorausgesetzt. Dezember 2015 (genaues Datum stehen die Chancen auf eine [email protected] Bewerbungsfrist: Di, 17. Nov. 2015 Kontakt und Bewerbungsstelle: wird noch auf der Homepage Ausbildungs­förderung nach BAföG für  www.uni-frankfurt.de/38298490/ Informationen und Bewerbungs­ 1 Monat vor der Antragsfrist im bekannt gegeben) einen Studien-/Praktikumsaufenthalt im studyabroad unterlagen: International Office – Auslandsprak- Informationen und Bewerbungs­ Ausland wesentlich höher als für eine  www.uni-frankfurt.de/38298542/usa tika oder direkt bei der zuständigen unterlagen: Inlandsförderung. Annahmestelle (Kontakte auf der  www.uni-frankfurt.de/38432193/ Informationen und Antragsformulare:  www.uni-frankfurt.de/38434520/ Homepage des PAD) promos1  www.bafoeg.bmbf.de Infoveranstaltungen des Study kanada1 Abroad Teams im WS 2015/16: Bewerbungsfristen: 1. November 2015 für die USA, 1. Dezember 2015 Bildungskredit DAAD – Jahresstipendien Termine werden auf der Homepage FremdsprachenassistentInnen in für alle anderen Länder Neben bzw. unabhängig von Bafög und bekannt gegeben. Europa und Übersee 2016/17 Informationen und Antragsformulare: Der DAAD bietet Jahresstipendien für unabhängig vom Einkommen der Eltern Studierende aller Fächer für das Studium kann für einen Auslandsaufenthalt – Für das Schuljahr 2016/17 vermittelt der  www.kmk-pad.org/programme/ Studium an Partnerhochschulen in an einer Hochschule eigener Wahl. Die Studium oder Praktikum – ein zinsgüns- Pädagogische Austauschdienst (PAD) dtsch-fsa.html den USA und Kanada 2016/17 Bewerber müssen sich um Formalitäten tiger Bildungskredit von bis zu 300 Euro wieder FremdsprachenassistentIn- bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungs- pro Monat beantragt werden. Im Rahmen der Hochschulpartnerschaf- nen-Stellen im europäischen Ausland PROMOS – Förderung von kurzfristi- modalitäten der ausländischen Kontakt: Bundesverwaltungsamt ten mit diversen Universitäten in den (vorwiegend Primar- und Sekundar­ gen studienrelevanten Auslandsauf- Hochschule selbständig kümmern. Antragsfrist: jederzeit USA und der University of Toronto in schulen) sowie in Übersee-Ländern enthalten Kontakt: International Office Informationen und Antragsformulare: Kanada sowie der Länderpartnerschaf- (vorwiegend Colleges und Universitäten) Bewerbungsstelle: DAAD www.bildungskredit.de ten Hessen-Wisconsin und Hessen-­ mit einer Aufenthaltsdauer je nach Für eine Förderung folgender Auslands-   Massachusetts bietet sich für Studie- Zielland zwischen 6 und 11 Monaten. aufenthalte (weltweit) kann man sich Kultur UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 15

euchtende Rottöne zwischen Orange tikum in dessen Werk bleiben. Gerade die früh und Magenta, die sich mit Blau, Cyan datierten Ausstellungsbilder bestechen durch L und Gelb zu einem kontrastreichen eine gewagte Farbsetzung. Der Tradition der Reinhold Ewald: Bertel Ewald und eindrucksvollen Farbenspiel entspinnen. Expressionisten folgend, inszeniert Ewald und Louis Wahn, um 1940. Experimentelle Formen, die perspektivische kontrastreiche Farbenspiele, die nicht nur ein Privatbesitz. Foto: Dettmar Grenzen überwinden und vom Figurativen interessantes­ Wechselspiel aus Komplemen-­­­­ bis in die nahezu vollkommene Abstraktion tärfarben­ entstehen lassen, sondern zudem wechseln. Eine eindrucksvolle Farbigkeit, die kunstvolle Farbbrüche erzeugen. Der freie auf das vergnügliche Treiben der Zwanziger- Umgang mit Farbe lässt sich dabei auch in Be- jahre trifft. Die goldenen Zwanziger mit ihren zug auf die Form erkennen und durch Aufhe- Caféhäusern, Tanz- und Theaterlokalen. Die bung von Perspektive zugunsten einer breiten Nacht- und Vergnügungsszenen dieser Zeit in Flächigkeit einen neuen Seheindruck entste- Frankfurt, zwischen spätem Expressionismus hen. Zwar scheinen Motivreduzierungen und und neuer Sachlichkeit, das leichte Aufatmen Setzungen von markanten Formelementen der Zwischenkriegsjahre, der kurze Frieden zentral in Ewalds Bilderkorpus zu sein, den- vor dem nächsten Sturm. Aber auch die Ge- noch bleibt dieser trotz Abstraktionstendenzen, dämpftheit zur Zeit des Nationalsozialismus stets dem Figürlichen verhaftet. Der farblichen und das Sich-Schuldig machen. Das Neu- Schwere der frühen Bilder folgen schließlich aufstellen, Sich-Wiederfinden in den späten im Spätwerk die hellen, klaren Farbtöne, die Das bewegte Leben 60er Jahren und der erneute Mut zu heiterer sich mit einer zunehmenden Auflösung der Farbe und Flächigkeit. traditionellen Perspektive verbinden. Dies sind Eindrücke der aktuellen Ausstel- der modernen Frau lung des Museum Giersch der Goethe-Uni- Das Weibliche als zentrales Bildmotiv Ausstellung im Museum Giersch zeigt Werke versität, die derzeit anlässlich des 125-jährigen Die Frau als Inspirationsquelle ist stets Motiv des Hanauer Künstlers Reinhold Ewald Geburtstages des Hanauer Künstlers Reinhold gebend und findet in Ewalds Werk bis zuletzt Ewald (1890 –.1974) in einer gemeinsamen eine facettenreiche Bearbeitung. Er porträtiert Retrospektive mit dem Historischen Museum vor allem das „bewegte“ Leben der modernen Hanau Schloss Philippsruhe zu sehen sind. Frau. In einem gewagten Akt präsentiert er leben und Landschaftsgemälden, die deutlich Valentine Sayton, die in den Zwanzigerjahren Erstmalig und dabei in einer überregionalen den aufkommenden Frauentypus – modern, an markanter Farbintensität der frühen Ar- mit ihren Verrenkungskünsten für Furore Würdigung, widmen sich beide Häuser an unabhängig und androgyn. Der Bubikopf der beiten einbüßen. Deutlich wird das zwiespäl- sorgte und deren Bewegungen Ewald durch zwei Standorten der ganzen Bandbreite des Zwanziger versinnbildlicht die neue Autono- tige Wirken des Künstlers zur Zeit des Natio- Perspektivverschiebungen einzufangen sucht. vielfältigen Schaffens des Künstlers. Das Mu- mie der Frau über ihren Körper und ihre nalsozialismus, das stets zwischen Opfer- und seum Giersch richtet den Blick dabei einge- ­Loslösung von gesellschaftlichen Normvor- Täterschaft wechselte. Die Frau jedoch diente Moderne Bildmedien als Inspirationsquelle hend auf das malerische Gesamtkunstwerk stellungen. Die Unangepasstheit und gerade ihm zu jeder Zeit als Projektionsfläche der je- Obwohl Ewalds Arbeiten auch sakrale Themen des Künstlers, das nicht nur die Hauptschaf- errungene Autonomie weicht schließlich dem weiligen Zeit- und Rollenverständnisse. Moti- zeigen und sich motivisch ebenso mit Werken fenszeit der Zwanzigerjahre in Augenschein Bild der idealisierten Frau zur Zeit des auf- visch entwickelt sich diese in den 40er Jahren Alter Meister wie Leonardo da Vinci beschäftig- nimmt, sondern ebenso die umstrittenen spä- kommenden Nationalsozialismus. Der ideolo- und in Anlehnung an die Femme Fatale der ten, stellen der Tanz und die Frauen eine nie teren Schaffensperioden. gische Blick der Nationalsozialisten ersetzt die „film noirs“ erneut zur autonomen, jedoch abbrechende Inspirationsquelle dar, auch in der moderne Individualität der vorangegangenen gefährlichen Frau. Diese Ambivalenz schwingt Auseinandersetzung mit dem Massenmedium Die Auseinandersetzung mit Farbe und Motive durch eine naturalistische Form. Dem immer auch in der Inszenierung des Weibli- Fernsehen in den 60er Jahren. Ewalds Zeich- Hinwendung zur Abstraktion typisierten und idealisierten Frauenbild der chen mit, stets zwischen Huldigung und Voyeu­ nungen, die vor dem laufenden Fernseher ent- Die Auseinandersetzung mit Farbe stellt eines Nationalsozialisten entzog sich auch Ewald rismus­ schwankend. standen, suchen das bewegte Bild, das stetig der auffälligsten Merkmale in Ewalds Schaffen nicht. Die Bilder der 1930er und 1940er sind fortlaufende Motiv, einzufangen. Der Versuch, dar und wird bis zuletzt zentrales Charakteris- überdies geprägt von einer Zunahme an Still- Aktzeichnungen und Tanz das flüchtige Fernsehbild wie auch schon beim Anzeige Die Aktzeichnungen Ewalds, die er im gesam- Tanz „künstlerisch zu fixieren“, liest sich wie ten Zeitraum von den 20er bis zu den 60er eine Gegenposition zu der fortlaufenden, nie Jahren anfertigte, stellen einen gelungenen endenden Bilderflut der Tanzwettbewerbe und Kontrast zu den sonst farbig dominierten Bil- Unterhaltungssendungen des damaligen Fern- dern dar. Mal hart und konturbetont, dann sehprogramms. Vor allem Gesichter weiblicher wieder naturalistisch und weich in der Linien- Filmstars wie Kim Novak werden in seinen spä- führung bleibt Ewald seinem Lieblingsmotiv ten Zeichnungen und Ölgemälden zu einem der Frau ebenso treu wie seinem unentweg- beliebten Bildsujet erhoben. Ewalds bewegtes ten Drang zu stilistischer Vielfalt. Die Arbeiten Leben, sein vielseitiges künstlerisches Schaffen – entfalten ihre Besonderheit auch darin, dass dies zeigt die Ausstellung im Museum Giersch sie Ewalds Arbeitsspuren zeigen. Fingerabdrü- auf eine distanzierte, aber gleichzeitig würdi- cke und verwischte Kohle- und Bleistiftspuren gende Weise. Selina Stefaniak MEIN auf den Blättern legen den Arbeitsprozess of- fen. Nicht das abgeschlossene Kunstwerk, son- dern die Prozesshaftigkeit, das Flüchtige wird EXPRESSIV. EXPERIMENTELL. EIGENWILLIG. Euro hier zum Aura gebenden Element. Dies offen- Der Künstler Reinhold Ewald (1890-1974). bart sich auch in der Dynamik der Bewegungs- 13. September bis 24. Januar im studien. Der Tanz, die Bewegung und Rhyth- Museum Giersch der Goethe-Universität. mik sollen ihn bis zuletzt immer wieder aufs  www.museum-giersch.de GIRO Neue faszinieren. So zeigt ein Bild die Tänzerin Einfach und original!

Mehr als 100 Jahre das Konto für Hessen. Hinter den Bildern – Recherchen zum Werk­verzeichnis der Gemälde Ludwig Meidners

 Donnerstag 19. Nov., 19.00 – 21.00 Uhr, MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT Einfach kostenlos. Vortrag von Erik Riedel, Kurator Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt. Vielfache Vorteile.  Das Jüdische Museum Frankfurt und die Ludwig Meidner Gesellschaft e. V. bereiten die Heraus­ Das SpardaGiro.  gabe des ersten des Werkverzeichnisses der Gemälde Meidners vor, das 2016 im 50. Todes- Einfach eröffnen!  tag des Künstlers erscheinen wird. Ebenso wie ihr Schöpfer haben viele der Bilder ein wechsel- Denn Einfach kann mehr: haftes Schicksal hinter sich. Manche gingen mit ihren Besitzern ins Exil und gerieten so in die USA www.sparda-hessen.de/giro oder nach Israel. Einige gingen verloren, andere tauchten unvermutet wieder im Kunsthandel auf. In seinem Vortrag erzählt Erik Riedel über die Geschichten hinter den Bildern. Er berichtet über seine Recherchen sowie die Funde in Archiven, Museumsdepots und nicht zuletzt auf den Rückseiten der Bilder, auf denen sich manchmal durchaus spannende Hinweise finden.

Eine Kooperation mit der Ludwig Meidner Gesellschaft e. V., der Stiftung Citoyen und dem MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT. Eintritt 3,- € an der Abendkasse, Sparda-Bank Hessen eG ■ Osloer Straße 2 · 60327 Frankfurt am Main Weitere Filialen erfahren Sie im Internet unter www.sparda- hessen.de und unter Fon 0 69/75 37-0. ohne Anmeldung. 16 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Campus Das Potential persönlicher Differenzen nutzen Perspektivengespräch des House of Pharma & Healthcare thematisierte den Zusammenhang von Innovation und Führung

wei Sprichwörter sind uns schiedenheit der Persönlichkeiten, kraftwerken aber eher fehl am reagiert eine Führungskraft, wenn entweder lauten „Schwamm drü- besonders präsent, wenn von die ihm angehören. In der sozial- Platz. „Es gibt also per se keine sie einen Mitarbeiter am Schreib- ber, beim nächsten Mal klappt es ZBeziehungen zwischen Men- psychologischen Forschung hat gute oder schlechte Persönlichkeit tisch sitzen und Ideen generieren bestimmt“ oder „Hätt’ ich mir schen die Rede ist. „Gleich und sich für die Erfassung dieser – zum Glück sind wir alle ver- sieht? „Der denkt gerade nach, da doch denken können, schon wie- gleich gesellt sich gern“ behauptet ­Verschiedenheit das Big-5-Modell schieden.“ kommt bestimmt was bei raus“ der ein Projekt in den Sand ge- das eine, „Gegensätze ziehen sich etabliert: Extraversion, Verträg- Dass Führungskräfte dieses Glück werde wohl die Reaktion im Fall setzt“. an“ widerspricht ihm das andere. lichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neu- selten zu nutzen wissen, zeigen je- einer guten LMX-Beziehung sein. Beide Mitarbeiter, so betonte Wissenschaftlich bewiesen sei je- rotizismus und Offenheit für Er- doch die Ergebnisse zweier Stu- „Der träumt schon wieder rum, Prof. van Dick, tun genau das Glei- doch nur das erste, erklärte Prof. fahrungen sind demnach die fünf dien, die van Dick mit Forscher­ statt vernünftig zu arbeiten“ im che: „Beide riskieren etwas und Rolf van Dick beim zweiten wesentlichen Dimensionen, in de- kollegen aus Shanghai, Zürich, Fall einer schlechten. Ähnlich un- versuchen, etwas Neues zu entwi- ­Perspektivengespräch des House of nen sich die Persönlichkeit eines Michigan und Iowa durchführte. terschiedlich werde das Bemühen ckeln. Aber der eine wird als positi- Pharma & Healthcare. Dort stellte Menschen beschreiben lässt. „Wir Wer ihnen ähnlich ist, dem schen- von Mitarbeitern, neue Lösungen ver Mitarbeiter der Gruppe gewer- der wissenschaftliche Direktor des haben alle unsere Stärken und ken sie schnell Vertrauen und neh- zu finden, auf den weiteren Stufen tet, der andere als deviantes Center for Leadership and Beha- Schwächen und jede dieser Di- men ihn in ihre „in-group“ auf. der Innovation wahrgenommen. Mitglied. Die Leistung des einen vior in Organizations (CLBO) der mensionen hat ihre Berechti- Andere Persönlichkeitstypen im Jede neue Idee will diskutiert und wird positiv beurteilt, auch wenn Goethe-Universitat die Ergebnisse gung“, betonte van Dick. Neuroti- Team erhalten dagegen weniger beworben sein, um Unterstützung er scheitert, die des anderen nicht, seiner empirischen Erhebungen zum zismus zum Beispiel höre sich Aufmerksamkeit und Privilegien. für ihre experimentelle Erprobung wie sehr er sich auch anstrengen Leader-Membership-Exchange negativ an, habe aber aus gutem Dieses Führungsverhalten kann zu gewinnen. „Prima, dass er sich mag.“ Ein Mittel, um solche Effekte (LMX) in großen Unternehmen Grund evolutionär überlebt. Einst ganze Forschungsteams lähmen mit den Kollegen abstimmt, ich zu verhindern, ist die Einführung und Organisationen vor. Sie bele- sei es sinnvoller gewesen „auf und deren normativ erwarteten Er- bin gespannt, was sich daraus er- möglichst objektiver Leistungsbe- gen, dass Führungskräfte unbe- Säbel­zahntiger zu achten, statt trag, nämlich Innovation, erheb- gibt!“ – „Jetzt schafft der nicht nur urteilungen, sei es anhand mess­ wusst dazu neigen, Teammitglieder sich auf Gänseblümchen zu kon- lich schmälern. Denn die Kreativi- wieder nichts, sondern hält auch barer Kriterien und/oder der ­Ein- zu bevorzugen, die ihnen selbst zentrieren“, sagte van Dick, „und tät mancher ihrer Mitglieder wird noch die anderen von der Arbeit schätzung durch mehrere Perso- ähnlich sind. Damit verringern sie wer heute etwas neurotischer ist, eher bestraft als gefördert. ab!“ mögen hierbei die unter- nen. Wenn sich eine Führungskraft jedoch das Produktivitätspotential wird die anderen Teammitglieder schiedlichen Urteile lauten. Wenn dieser Ungleichbehandlung aber ihres Teams. zum Beispiel rechtzeitig an die Mit zweierlei Maß gemessene es schließlich darum gehe, eine nicht bewusst wird und sie nicht Deadline erinnern“. Offenheit für Kreativität Innovation umzusetzen, deren korrigiert, schadet sie der Innovati- Fünf Dimensionen braucht jedes Erfahrungen andererseits sei in Kreativität, so schilderte van Dick Implementierung aber fehlschlage onskraft ihres Teams – und langfris- Team ­Kreativ- und Marketingabteilun- diesen Vorgang, beginnt mit dem („die meisten Innovationen funk- tig der Wettbewerbsfähigkeit des Denn ein Team gewinnt seine Pro- gen nicht hoch genug einzuschät- Sammeln von Gedanken und der tionieren zunächst einmal nicht“), gesamten Unternehmens. duktivität oft gerade aus der Ver- zen, im Kontrollraum von Atom- Generierung von Ideen. Wie aber dann könnten die Kommentare Joachim Pietzsch

In Liebe zu Sammlungen vereint Gründung eines Arbeitskreises zu den wissenschaftlichen Sammlungen an der Goethe-Universität

in Teilnehmer berichtet von physikalischen Geräten, dinglichen Reservoirs angemes- mit denen spätere Nobelpreisträger wie der Quanten- sen auszuschöpfen. Vorausset- Ephysiker Otto Stern ihre Experimente durchführten; zung dafür ist die in vielen eine Diskussionspartnerin zählt alle möglichen Objektarten Sammlungen dringend nötige auf: von Eisverpackungen bis zu Buchillustrationen aus dem Verbesserung der konservatori- 18. Jahrhundert, die die Edda-Saga darstellen; eine andere schen Bedingungen, eine nach- spricht über rezente Pflanzenpräparate und ihre Bedeutung haltige Pflege der Bestände und für die Rekonstruktion (ur)geschichtlicher Lebensweisen. vor allem ihre Erschließung, die Dies sind nur einige splitterhafte Auszüge aus Gesprächen, mittelfristig mit einer umfassen- die Anfang dieses Sommers in den Räumen der Goethe-Uni- den Digitalisierung und (Online-) versität geführt wurden. Bereitstellung der Bestände ein- Auf Initiative von Judith Blume, Dr. Vera Hierholzer und hergehen sollte. Darüber hinaus Dr. Lisa Regazzoni, die seit 2010 mit Studierenden in zielt der Arbeitskreis auch auf der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“ an dem die notwendige konzeptionelle Thema „Wissenschaftliches Sammeln“ arbeiten, haben sich Weiterentwicklung durch die die Verantwortlichen für die über vierzig Sammlungen an Einführung neuartiger, ggf. unserer Universität zusammengefunden und einen Arbeits- ­interdisziplinärer Lehrformate kreis gegründet. Die an verschiedenen Fachbereichen ver- und Präsentationsformen wie orteten Objektbestände bilden in zahlreichen Disziplinen Ausstellungen. eine unabdingbare Grundlage für Lehre und Forschung. Mit diesen Zielen, mit denen Der Arbeitskreis zielt insbesondere darauf ab, die sich der Arbeitskreis im Rah- Sammlungsbetreuer­innen und -betreuer über die Fächer- men von regelmäßigen Treffen, Jugendkulturarchiv. Foto: Tom Stern grenzen in einen dauerhaften Austausch zu gemeinsamen Workshops und öffentlichen Anliegen und Fragen zu bringen. Damit knüpft er an die Veranstaltungen auseinandersetzt, schließt er an die Forde- Dr. Katharina Neumann, Prof. Dr. Peter Prinz-Grimm und­ ersten Ansätze zu einer Vernetzung der Bestände an, die rungen und Empfehlungen des Wissenschaftsrats von 2011 Dr. Lisa Regazzoni, koordiniert die gemeinsame Arbeit und durch die von der Studiengruppe „sammeln, ordnen, dar- an. Er versteht sich zudem auch als Interessenvertretung, die vertritt die Bedürfnisse und Desiderata der Sammlungsver- stellen“ aufgebaute Online-Plattform (http://sammlungen. die Anliegen der Sammlungen bündelt, gemeinsame Prob- antwortlichen. Denn ohne Eisdosen, physikalische Instru- uni-frankfurt.de) und vor allem durch die Jubiläumsaus- lemlösungsstrategien entwickelt und diese gegenüber den mente, Fossilien und andere viele Millionen von Objekten stellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlun- verschiedenen Gremien in der Hochschule artikuliert. Ein bestünde die Goethe-Universität lediglich auf dem Papier. gen der Goethe-Universität“ im MUSEUM GIERSCH ge- erstes Ergebnis der Vernetzung ist ein gemeinsamer Antrag Lisa Regazzoni schaffen wurden. unterschiedlicher Sammlungen im Rahmen einer För- Der Arbeitskreis möchte innerhalb der Universität, aber der-Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und auch über diese hinaus für die Unentbehrlichkeit der vielfäl- Forschung. Interessierte können die Sprecherinnen und Sprecher unter der tigen Sammlungsbestände, aber auch für die damit einher­ Ein sechsköpfiges Sprechergremium, bestehend aus folgenden Adresse anschreiben: [email protected] gehende Verpflichtung sensibilisieren, das Potential dieses ­Judith Blume, Dr. Mathias Jehn, Dr. Vera Hierholzer, Prof. Campus UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 17

Abschied von der Ehrensenatorin Johanna Quandt von Werner Müller-Esterl und Birgitta Wolff er Frau Quandt persönlich Ihr Großvater mütterlicherseits war der Er- ­Kinder- und Jugendmedizin, die sie beim kannte, war beeindruckt von nährungsphysiologe Prof. Max Rubner, der Neubau des Stammzelltransplantationszent- Wihrer Persönlichkeit, der Zunei- Nachfolger von Robert Koch auf dem Lehr- rums zur Behandlung krebskranker Kinder, gung, mit der sie sich ihren Mitmenschen stuhl für Hygiene an der damaligen Fried- bei der Anschaffung eines MRT-Geräts sowie widmete, und der Wärme, die sie stets aus- rich-Wilhelms-Universität in Berlin. Durch bei der Förderung von Facharztstellen mit strahlte. Nicht minder beeindruckend war die Tradition ihres Elternhauses geprägt be- Spenden von insgesamt mehr als 10 Mio. das nachhaltige Interesse, mit dem sie sich gann Frau Quandt noch während des Euro unterstützte. Hinzu kam die großzügige scheinbar fernliegenden Themen widmete, 2. Weltkriegs mit einer Ausbildung zur me- Unterstützung des Frankfurt Institute for ihre unbändige Neugierde, die sie durch dizinisch-technischen Assistentin an der ­Advanced Study (FIAS), in dem sie eine Stif- hartnäckiges Nachfragen unterstrich, die Charité und arbeitete für einige Zeit als tungsprofessur für Neuroinformatik mit Gründlichkeit, mit der sie Probleme durch- Krankenpflegerin im Lazarettdienst. Nach mehr als 3 Mio. Euro ausstattete. dachte, aber auch ihre Entschlossenheit, dem Krieg war Frau Quandt für ein Jahr als Der augenfälligste Beweis ihres Mä­ einmal gefasste Entschlüsse notfalls auch Au-pair in den Vereinigten Staaten tätig, be- zenatentums ist die Plastik „Body of gegen Widerstände durchzusetzen. Die Ge- vor sie eine Stelle in der Frankfurter Haupt- Knowledge“ des spanischen Künstlers Jaume spräche mit ihr waren stets offen und erfri- verwaltung der AFA AG antrat, wo sie ihren Plensa, die seit 2011 auf dem jetzigen schend, oftmals gespickt mit feinem Humor, späteren Ehemann, Dr. Herbert Quandt, Adorno-Platz im Herzen des Campus begleitet von einem fragenden Lächeln kennenlernte. Nach seinem Tod im Jahre ­Westend steht und mittlerweile als meist- oder einem befreienden Lachen. Dabei 1982 übernahm sie Mandate u. a. in den fotografiertes Objekt zu dem Markenzei- wirkte sie stets authentisch und beschei- Aufsichtsräten der BMW AG und der Altana chen der Goethe-Universität avanciert ist. den, sie mied das grelle Licht der Öffent- AG, die sie bis 1997 ausübte und dann an Unvergessen ist auch ihr Engagement zur lichkeit und war doch immer äußerst prä- ihre Kinder Susanne Klatten und Stefan Hundertjahrfeier der Universität, für den sent in persönlichen Gesprächen. Sie fühlte Quandt übergab. Bis zuletzt verfolgte sie mit sie im Jahre 2014 den mit 20 Millionen Foto: Dettmar sich der Goethe-Universität verbunden – großem Interesse die Entwicklung dieser Euro ausgestatten Johanna-Quandt-Ju­ bi­ ­ das haben nicht nur die PräsidentInnen Unternehmen im Beteiligungskreis der läumsfonds zugunsten der Goethe-Uni­ ­ und VizepräsidentInnen gespürt, die un- ­Familie. versität einrichtete. In Anerkennung ihrer mittelbar mit ihr zu tun hatten, sondern Ihr reges Interesse galt aber auch dem ge- Verdienste um die Frankfurter Universität Die Goethe-Universität hat eine auch die Professoren und Professorinnen meinnützigen Engagement. Dabei fühlte sie hat die Goethe-Universität sie im Jahre große Freundin und Förderin verloren: und nicht zuletzt die Studierenden, die sie sich der Berliner Charité, die sie mit einer 2006 zu ihrer Ehrensenatorin ernannt und am 3. August 2015 verstarb Johanna Maria generös mit Deutschland-Stipendien unter- eigenen Stiftung unterstützte, sowie der ihr im Jahre 2014 die Ehrenplakette­ als Quandt im Alter von 89 Jahren in ihrem Haus stützt hat. Wir alle werden Frau Quandt Goethe-­Universität in besonderer Weise ver- höchste Auszeichnung des Fachbereichs in Bad Homburg vor der Höhe. Universitäts­ vermissen! bunden. So richtete sie im Jahre 2009 die Medizin verliehen. präsidentin Prof. Birgitta Wolff und ihr Vor­ Johanna Maria Quandt erblickte als Johanna-Quandt-Universitäts-Stiftung ein, Die Goethe-Universität dankt Johanna gänger Prof. Werner Müller-Esterl erinnern Tochter des Kunsthistorikers Dr. Wolfgang deren Erträge der Goethe-Universität zu­ Quandt für ihre Zuneigung und Unterstüt- gemeinsam an sie. Bruhn und seiner Frau Marianne am gutekommen. Ihr besonderes Augenmerk zung. Wir werden ihr stets ein ehrendes An- 21. Juni 1926 in Berlin das Licht der Welt. galt der Frankfurter Universitätsklinik für denken bewahren.

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ine schelmische Kürbisfratze folgt beispielsweise den Austausch in einem mit neongrünen von materiellen und immateriellen EEcken angedeuteten Quad- Gütern in der europäischen Bronze- rat – sie irritiert und animiert. Was zeit. Mit der Verbreitung der Bronze steckt dahinter? Wer sich auf eine gingen umfassende gesellschaftliche interaktive Entdeckungsreise ein- Veränderungen einher: „Eliten bil- lässt, landet über dieses Objekt bei deten sich heraus, die mit Hilfe den scheinbaren Gegensätzen zwi- des glänzenden Metalls ihre gesell- Ausstellung schen Tradition und Wandel. Geis- schaftliche Stellung begründeten im Foyer des IG-Farben-Hauses teswissenschaften multimedial – und ihr Ausdruck verliehen. Ange- Wissensvermittlung per Touch und 15. Oktober bis 20. Dezember, trieben vom Streben nach Geltung, Begleitprogramm mit vier Gastvorträgen – Click – vergnüglicher Erkenntnis­ intensivierten sich die Kontakte alle 14 Tage Wechsel des Themas: gewinn, das bieten die 16 Dokto- zwischen den Regionen Europas, randinnen und Doktoranden des Produktion und Gebrauch (15. bis 28.10.), oft über weite Entfernungen hin- ­Graduiertenkollegs „Wert und Tradition und Wandel (29.10. bis 11.11.), weg“, erläutert Wiggering. Er unter- Äquivalent“ in ihrer Ausstellung Landschaft und Urbanisierung (12. bis 25.11.), sucht, inwiefern sich dabei Wert- Wirtschaft und Verwaltung (26.11. bis 20.12.). „Menschen | Tun | Dinge“. Sie wird vorstellungen und Traditionen zwi- am 15. Oktober um 18.15 Uhr im schen den betreffenden Räumen Foyer des IG-Farben-Hauses eröffnet. Virtuelle Ausstellung bewegten und wie mit fremden Ein- Wer – wie diese Gruppe junger ab 15. Oktober unter flüssen umgegangen wurde. Wissenschaftler – von der Deut-  www.Menschen-Tun-Dinge.de Menschen | Tun | Dinge: „Ein schen Forschungsgemeinschaft Titel, der stutzig macht – doch bei (DFG) Drittmittel bekommt, ver- Publikation näherer Betrachtung wird ersicht- pflichtet sich, nicht nur an dem Katalog zur Ausstellung lich, dass eben diese drei Worte als Opus Magnum der Dissertation Kerber-Verlag (ca. 24 Euro) Stellvertreter für den Begriff ‚Kul- zu arbeiten, sondern die Öffent- tur‘ stehen können“, sagt die Ar- lichkeit an den eigenen For- chäologin Fleur Kemmers. Und schungsergebnissen teilhaben zu ten zu präsentieren“, ergänzt ween. Das verbindet die vielen Fra- merziellen Hype mit vorgefertigte Hahn fügt hinzu: „Die Kultur ei- lassen – und das mit viel Kreativi- Kemmers. gestellungen, mit denen wir uns Kürbislaternen wird. „Auch wenn ner Gesellschaft wird durch die tät und begrenztem Budget. „Es Für den Themenbereich „Tradi- auseinandersetzen.“ Am Exempel Traditionen wie diese ihren Ur- Handlungen von Menschen – de- ist schon eine Herausforderung, tion und Wandel“ verständigten Halloween können sie zeigen, dass sprung im Dunkel der Vergangen- ren Tun – geformt. Und Dinge, die komplexe Themen knapp und in sich beispielsweise zwei Archäolo- Tradition aus dem Aneignen, Zu- heit haben, sind sie doch nicht zeit- Menschen herstellen, gebrauchen leicht verständlichen Begriffen gen und zwei Ethnologen schnell sammenfügen, Neuordnen und los“, so Schellhaas. Es bleibt die oder denen sie besondere Bedeu- inhaltsgetreu darstellen“, so der darauf, dass die Kürbislaterne die Wiederaufgeben kultureller Prakti- Frage, wie viel Altes es braucht und tung zumessen, gibt und gab es in Ethnologe Prof. Hans Peter Hahn, beste Wahl sei, denn der Link zu ken und Glaubensinhalte gebildet welches Maß an Neuem erlaubt ist, allen Kulturen und zu allen Zei- der gemeinsam mit den Archä­ Halloween ist unmittelbar und ein- wird. Besucher, ob in der interakti- um im Wandel trotzdem als Tradi- ten.“ Im Zentrum der Ausstellung ologinnen Annabel Bokern und deutig. Dazu der Ethnologe Sebas- ven Box im Foyer des IG-Farben-­ tion zu bestehen? und ihrer virtuellen Präsentation, Prof. Fleur Kemmers diese Aus- tian Schellhaas, der sich eigentlich Hauses oder über die Web-Page, In der Archäologie und Ethnolo- deren ansprechendes minimalisti- stellung kuratiert. „Der Clou ist, mit indigener Küche in British Co- erfahren mehr über Traditionen im gie finden sich zahlreiche Beispiele, sches Konzept die junge Mainzer ein Thema zu finden, das Betei- lumbia befasst: „Keiner von uns Wandel der Zeiten. Halloween hat die auf einen solchen Prozess hin- Grafikerin Martina Miocevic in ligte aus ganz unterschiedlichen beschäftigt sich mit Kürbisfratzen, indigene wie religiöse Traditions­ deuten. So führt die nächste „Ebene“ enger Kooperation mit den Kura- Fächern zusammenbringt. Wir doch der sinnbildliche Charakter linien, wandert von der alten in die der multimedialen Präsentation zu toren und Promovenden entwi- haben uns entschieden, vier Clus- dieses Objekts ist unmissverständ- neue Welt und kommt über Hol- dem empirischen Material, das die ckelt hat, steht die Frage, wie Men- ter zu bilden, um die Forschung lich und verweist unmittelbar auf lywood-Filme zurück nach Europa, vier Promovenden erforschen. Der schen und Dinge sich wechselseitig zu Wert und Wandel von Objek- ein Phänomen, nämlich Hallo- wo der Spaß für Kinder zum kom- Archäologe Lukas Wiggering ver- beeinflussen. Ulrike Jaspers

Eine Reise in die Welt der Universität ExperienceCampus bietet studentische Campusführungen an

on der Vergangenheit in die Gegenwart, von Archi- der Geschichtswissenschaften und von Anfang an bei der finden Führungen statt, wenn es dazu eine Anfrage der Uni- tektur über Kunst bis hin zum studentischen Alltag – Initiative mit dabei. Nervös sei sie vor Führungen nur noch versitätsleitung gibt. „Die Studierenden haben zwar nur zirka Vdas ist die heutige Reiseroute über den Campus West­ selten – wenn allerdings die Universitätspräsidentin oder an- zwei Einsätze im Jahr, sind aber trotzdem wichtig fürs Team“, end. Reisebegleiter ist der 24-jährige Dariusch Askari. dere hochkarätige Persönlichkeiten dabei sind, sei sie schon erklärt Schmitz. Neue Teammitglieder sind jederzeit willkom- Zunächst führt er die Gruppe in die vergangenen Zeiten des ein wenig aufgeregt. Ihr Projekt beschreiben die Studieren- men: „Wer Lust hat, mitzumachen, begleitet erst einmal an- IG-Farben-Hauses während des 2. Weltkriegs und der ameri- den als „die Brücke zwischen der Welt außerhalb der Uni und dere bei ihren Führungen. Zudem haben wir einen Katalog kanischen Besatzung in den Jahren danach – eine Paternos- der Uni- und Campuswelt“. In den vergangenen eineinhalb mit Stichworten und Informationen zusammengestellt“, sagt ter-Fahrt inklusive. Weitere Stationen sind die an das Er- Jahren wurden insgesamt über 170 „Brücken“ von stets zehn Schmitz. Vorkenntnisse sind demnach nicht nötig, lediglich scheinungsbild des IG-Farben-Hauses angepasste Architektur bis fünfzehn Campusführern gebaut. „Mein prominentester die Freude daran, „verschiedensten Gruppen die zahlreichen der übrigen Universitäts-Gebäude und die bisher größte Teilnehmer war der Botschafter des Königreichs Belgien in Facetten der Campi näherbringen zu wollen“, wie es Askari Kunstskulptur auf dem Campus Westend, der „Body of Deutschland in diesem Frühjahr“, erzählt Askari. ausdrückt. Die Reise über den Campus Westend endet nach Knowledge“. Askari ist hauptberuflich Student der Politik- rund einer Stunde im sogenannten „Eiskeller“, dem konser- und Wirtschaftswissenschaft, ehemaliger Deutschlandstipen- Campus Riedberg mit anderen Facetten vierten Überrest des „Irrenschlosses“. Was viele nicht wissen: diat der Goethe-Universität und einer von drei Mitbegrün- Was der Teilnehmer nicht mitbekommt, ist die Organisation Auf dem Grundstück des PEG-Gebäudes stand früher die dern von ExperienceCampus. Gemeinsam mit Tobias Grosch der Führungen im Hintergrund: Werbung, Kundenkorres- „Anstalt für Irre und Epileptische“ – gegründet vom Stru- und Lauritz Blome, ebenfalls ehemalige Deutschlandstipen- pondenz, finanzielle Verwaltung und die eigentliche Planung wwelpeter-Autor Heinrich Hoffmann. Und Alois Alzheimer diaten, hat er die studentischen Campusführungen ins Leben der Führungen. Der Hauptverantwortliche hierfür ist Askari, entdeckte hier die nach ihm benannte Alzheimer-Krankheit. gerufen: „Wir haben uns gefragt, wie wir unseren Förderern unterstützt wird er dabei von Schmitz. Mitbegründer Tobias Wer also eine Führung bei ExperienceCampus bucht, be- etwas zurückgeben können, und sind auf die Idee gekom- Grosch übernimmt die Finanzen. Einen festen „Schichtplan“ kommt nicht nur den Campus aus studentischer Perspektive men, Führungen für Alumni und Förderer anzubieten“, sagt gibt es nicht. Im Regelfall übernehmen die Westendstuden- gezeigt, sondern lernt zudem nie aus. Katharina Frerichs Askari. Die Campusführerin Michelle Schmitz ergänzt: „Weil ten ihren Campus, die Riedbergstudenten die Führungen die Nachfrage inzwischen so groß ist, geben wir nicht mehr durch die „Science City“: Denn die Schwerpunktthemen sind nur Führungen für diejenigen, die im Stiftungsbereich der auf dem Riedberg andere: Die universitäre Forschung, die Führungen: 09.10./17.10./31.10./10.11./21.11., Campus Westend. Uni aktiv sind, sondern auch für Schulen, Unternehmen, De- Kooperationen mit außeruniversitären Spitzeninstituten und Anmeldung:  www.experiencecampus.de legationen, Bürger, für jeden.“ Die 20-Jährige ist Studentin die moderne Architektur. Auch auf dem Campus Niederrad Campus UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 19 »Sense of Doubt. Wider das Vergessen« Wissenschaftlich-künstlerisches Projekt des Exzellenzclusters läuft noch bis zum 11. Oktober

ir wollen die Kunst und die Öf- Deutungskämpfe über Ereignisse fentlichkeit zu einem Dialog Die Videos zeigen Formen der Unterdrü- W einladen“. So Klaus Günther, ckung und des Widerstandes, die den geo- Rechtswissenschaftler an der Goethe-Uni- politischen Süden teilweise schon seit versität und Co-Sprecher des Exzellenz- Jahrhunderten prägen, und versuchen, die clusters „Die Herausbildung normativer Erinnerungen an Konflikte, Verfolgung und Ordnungen“ bei einer Podiumsdiskussion Gewalt vor dem Vergessen zu bewahren. im Rahmen von „Sense of Doubt. Wider Dabei nehmen die Videoarbeiten zugleich das Vergessen“. Schauplatz dieses jüngsten teil an den Deutungskämpfen über diese Bei Sense of Doubt. Wider das Vergessen kooperiert der Exzellenzcluster mit der brasiliani- wissenschaftlich-künstlerischen Projekts Ereignisse, vor allem gegenüber den schen Kulturorganisation Sesc in São Paulo, der Associação Cultural Videobrasil, dem Museum des Exzellenzclusters ist noch bis zum „Meister­zählungen“ der Herrschenden. Um Angewandte Kunst und Dr. Paula Macedo Weiß Kulturproduktion im Rahmen der B3 Biennale 11. Oktober das Museum Angewandte diesen Erzählungen der Macht entgegenzu- des bewegten Bildes. Weitere Partner sind das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, die Kunst. Dort präsentiert sich das Projekt treten, braucht es einen ausgeprägten Sinn Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, die Städelschule Frankfurt am Main und das seit rund vier Wochen mit einer Video- zum Zweifeln. Das wissenschaftlich-künst- Goethe-Institut São Paulo. Das Projekt wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. kunstausstellung, realisiert in einem Con­ lerische Projekt will ihn wecken und schär- Den Katalog gibt es während des Ausstellungszeitraums kostenlos im und am Museum Ange- tainerparcours im Metzlerpark des Muse- fen. Auch im Dialog mit dem Publikum wandte Kunst. Danach kann er, ebenfalls unentgeltlich, über die Geschäftsstelle des Exzellenz- ums, und einem Programm aus Vorträgen, probieren die Wissenschaftlerinnen und clusters bezogen werden. Diskussionen und Führungen. Für die Wissenschaftler des Exzellenzclusters öf- Ansprechpartnerin ist Claudia Gressler unter: Fortsetzung des Dialogs bietet sich der um- fentlich ihren „Sense of Doubt“ aus, indem 069-798-31546 ([email protected]) fangreiche Ausstellungskatalog an. Er ent- sie experimentell vorführen, was die Videos  www.normativeorders.net/senseofdoubt hält einführende Texte, Informationen zu erzählen, was sie bewusst machen und wie den Videos und Essays von Angehörigen sie unsere gewohnten Vorstellungen verän- Der Eintritt zu allen Programmpunkten und auch den Videos ist frei. des Clusters.­ dern könnten. Veranstaltungsorte sind das Museumsgebäude und der angrenzende Metzlerpark Der „Ort des eigentlichen Machtkampfes“ Die Auseinandersetzung mit den audio- (Schaumainkai 15, 60594 Frankfurt am Main). sei „der Kampf um die Vergangenheits­ visuellen Kunstwerken erscheint umso viel- deutung, der Kampf um Wahrheit und versprechender, da normative Ordnungen, Die kommenden Termine: Freitag, 9. Oktober 2015, 16 Uhr Wirklichkeit“, schreibt Rainer Forst, politi- das Kerninteresse des Clusters, nur zum Teil Podiumsdiskussion scher Philosoph und Co-Sprecher des For- als explizite Normensysteme existieren. Sie Donnerstag, 8. Oktober 2015, 18.30 Uhr Imaginative Dokumentationen schungsverbundes, in seinem Katalogtext. sind zugleich eingebettet in Erzählungen, Podiumsdiskussion struktureller­ Gewalt Zusammen mit Klaus Günther und der Rituale oder Bilder, die als Rechtfertigungs- Journeys Prof. Dr. Angela Keppler Clustergeschäftsführerin Rebecca Caroline narrative herrschende Ordnungen verteidi- Prof. Dr. Günter Frankenberg Prof. Dr. Martin Seel Schmidt bildet er das Kuratorenteam des gen und als gerechtfertigt erscheinen lassen. Prof. Dr. Jens Steffek Vortragssaal Ausstellungsprojekts, das als Teil der dies- An solchen Rechtfertigungsnarrativen hat Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter jährigen B3 Biennale des bewegten Bildes auch die Kunst als eine öffentlich wirkende von Pro Asyl Samstag, 10. Oktober 2015, 16 Uhr stattfindet. Als Wissenschaftler hat sich Institution teil. Ihre „Narrative“ können Vortragssaal Kuratorenführung durch die Ausstellung Forst mit dem Video „Unforgettable Me- wiederum neue Perspektiven auf scheinbare Rebecca Caroline Schmidt mory“ des chinesischen Regisseurs Liu Wei Gewissheiten eröffnen. Bernd Frye Donnerstag, 8. Oktober 2015, 20 Uhr auseinandergesetzt. In seinem Film aus dem Podiumsdiskussion Samstag, 10. Oktober 2015, 19 Uhr Jahr 2009 konfrontiert Liu Wei Passanten Schwarz ist die Farbe. Ein Dialog über Event Bild rechts: auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ „Unforgettable Memory“, 2009. Video, 10’ 17”, Sklaverei und Kunst Avantgarde-Musik mit einem Foto, das um die Welt ging: Ein Chinesisch mit englischen Untertiteln. Prof. Dr. Vinzenz Hediger mit Bernhard Schreiner einzelner Mann steht einem Konvoi von Liu Wei, geb. 1965 in China, lebt in Beijing. Prof. Dr. Juliane Rebentisch Veranstaltung der Städelschule Panzern gegenüber. Die Aufnahme stammt Foto: Associação Cultural Videobrasil Vortragssaal Metzlerpark aus dem Juni 1989, als das Militär die De- mokratiebewegung niederschlug. 20 Jahre später reagieren die Befragten mit Erinne- rungsverweigerung. Manche geben sich ahnungslos, andere versuchen, sich mit Austausch der Medientechnik im Hörsaalzentrum dem Hinweis auf die sensible Thematik ei- nem Gespräch zu entziehen. ie Medientechnik im Hörsaalzentrum ist seit dem 21. August auflösende Projektion der Beamer sorgt. Außerdem wurden in allen „Unforgettable Memory“ ist eines von 2015 digital. Das Hörsaalzentrum wurde im August für zwei Räumen die alten gegen neue, leistungsstarke Projektoren mit insgesamt 18 Videos. Sie stammen aus der DWochen komplett geschlossen, damit der Umbau stattfinden Full-HD-Auflösung ausgetauscht. In den Räumen HZ 3-12 sind es Sammlung Associação Cultural Videobra- konnte. Ein Teil der Komponenten der Medientechnik entsprach nicht sogar Laserprojektoren geworden. Diese benötigen keinen Lampen- sil in São Paulo. Ein Schwerpunkt liegt mehr dem Stand der Technik und war obendrein verschlissen. Das nutz- wechsel, weisen dadurch einen geringeren Wartungsaufwand auf hier auf der Welt des so genannten Globa- ten die Mitarbeiter aus dem Bereich der Medientechnik des Hochschul- und garantieren eine gleichbleibende Lichtleistung über zehn Jahre. len Südens, Lateinamerika, Afrika, Osteu- rechenzentrums, um einen Antrag auf Kompletterneuerung zu stellen. In den drei Seminarräumen im 3. Obergeschoss findet man jetzt Dop- ropa, Asien und dem Mittleren Osten. Bei Nachdem die Finanzierung durch den Kanzler sichergestellt war – pelprojektionen. Durch die breite Architektur der Räume war der den im Museumspark gezeigten Videos mit großer Unterstützung durch Susanne Damm und Andreas Walter Betrachtungswinkel der zentralen Projektion nicht optimal. So kön- handelt es sich um die Auswahl „memo- von der Vergabestelle – begann man das Unternehmen mit der Aus- nen die Studierenden nun in einem angenehmeren Winkel der Pro- rias inapagáveis“ („unauslöschliche Erin- schreibung. Ein Projekt in dieser Form habe es bisher noch nicht jektion folgen. Auch eine automatisierte und zentrale Aufzeichnung nerungen“) des spanischen Kurators ­gegeben, so Alexander Rick von der Medientechnik. Das Hörsaalzen- ist nun möglich, da unter anderem neue, leistungsstärkere Kameras Agustín Pérez Rubio. Hierzu zählen Filme trum wurde direkt am 21. August wieder für kommerzielle Veran- in einer Auswahl an besseren Kamerapositionen angebracht wurden. über fernere Vergangenheiten wie den staltungen genutzt. Abgesehen von kleineren Zwischenfällen, die mit So ist kein ständiger Aufbau der Kameras mehr nötig. Das erleichtert Sklavenhandel zwischen Afrika und Brasi- einem Bohrer und einer Wasserleitung zu tun hatten, sei es fast zu E-Lectures und Livestreams der Veranstaltungen erheblich und er- lien und jüngere wie den Militärputsch in perfekt gelaufen, so Rick. Die Umsetzung übertraf die Erwartungen möglicht auch die Übertragung der Veranstaltung in einen oder meh- Chile oder den Kampf von Ureinwohnern sogar: Der Umbau wurde einen Tag früher als nach Plan fertig und rere andere Räume. Diese Vernetzungsmöglichkeit gab es zwar schon im Amazonasgebiet gegen den Ölkonzern die Kosten blieben unter dem genehmigten Betrag. „Die ersten Ta- zuvor, allerdings nicht in dieser Qualität und Stabilität. Die Erneue- Elf Aquitaine. Aber auch aktuellere Ge- gungen sind gut verlaufen, doch die Kinderkrankheiten müssen wir rung der Medientechnik im House of Finance ist auch schon in schehnisse wie das Gefangenenlager auf erst noch abwarten“, sagt Rick. ­Planung. Tamara Marszalkowski Guantanamo, die Terroranschläge vom Für die Erneuerungen wurde die vorhandene Kabelinfrastruktur 11. September 2001 oder die weltweiten genutzt. Auch konnten Kosten gespart werden, indem man das alte Migrationsbewegungen werden thema­ Audiosystem bewahrte. Die alte analoge Signalverteilung wurde Bei Fragen zur Technik: [email protected]. tisiert. durch digitale Komponenten ersetzt, was für eine bessere und hoch- 20 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Campus Comics als historische Quelle? Über 100 Teilnehmer auf dem 1. Frankfurter Symposium zur Comicforschung

istorische Stoffe sind auf deutschsprachige Comicforschung die eine oder andere zu fördern und zu vernetzen. HWeise bereits seit vielen In ihrem Eröffnungsvortrag Jahrzehnten in Comics umgesetzt, zeigte die dänische Historikerin man denke nur an Asterix oder Anne Magnussen exemplarisch Prinz Eisenherz. Während in die- auf, wie Comics als historisches sen Comics jedoch noch der fan- Quellenmaterial behandelt werden tastische oder parodistische Zugriff können. Die in ihnen zum Einsatz auf die Geschichte maßgebend ist, kommenden Darstellungsweisen hat sich die grafische Literatur offenbaren die Funktion von Comics spätestens seit Art Spiegelmans als Ideologieträger. Deren Analyse MAUS auch als ein anerkanntes könne erhellen, welche gesell- Medium historischer Zeugenschaft schaftlich verbreiteten Vorstellun- etabliert. Dieser Entwicklung nach- gen zu bestimmten kulturge- zuspüren hat sich das 1. Frank- schichtlichen oder politischen Manga-Comics aus dem Comic-Archiv – Institut für Jugendbuchforschung. Foto: Tom Stern furter Symposium zur Comicfor- Entwicklungen beigetragen haben. schung zur Aufgabe gemacht, das Dazu sei es notwendig, vom über- sei anstelle von Authentizität bes- mics, wo Superhelden Hitler be- bestimmten Leben zu verwirkli- unter dem Titel „Geschichte im kommenen Paradigma der Ge- ser von Authentizitätseffekten oder kämpfen, oder in fernöstlichen chen, nach ihrer Rückkehr nach Comic – Geschichte des Comic“ schichtswissenschaft, fiktionale Texte -suggestionen zu sprechen. Wie Manga, die mitunter von der Igno- Deutschland aber zu einer Unter- vom 4. bis 6. September im IG- aus dem Quellenkorpus zu verban- aber mit autobiografischen Comics, ranz gegenüber den Kriegsverbre- stützerin und Profiteurin des Nati- Farben-Haus der Goethe-Universi- nen, Abstand zu nehmen. Magnus- Zeitzeugenberichten oder Reporta- chen der Japaner zeugen. onalsozialismus wird. Den Anstoß tät stattfand. sen schilderte, wie sich (Zeit-)Ge- ge-Comics umgehen? Die prinzipi- zu dieser Arbeit gab der Fund ei- Die Comicforschung hat in schichte auch in solchen Comics elle Unzuverlässigkeit des gezeich- Barbara Yelins »Irmina« ner Kiste mit Briefen und Fotogra- Frankfurt eine gute Tradition, auch manifestiert, die keine historischen neten Bildes kollidiert hier mit dem Ein Höhepunkt der Tagung war fien von Yelins Großmutter. Für dank Dr. Bernd Dolle-Weinkauff, Stoffe behandeln. Anspruch auf historische Korrekt- das öffentliche Werkstattgespräch Yelin haben diese historischen Do- Organisator der Tagung und Kustos heit. Einige Vorträge haben unter mit der Comic-Künstlerin Barbara kumente als „Puzzleteile“ in der des Instituts für Jugendbuch­ Geschichtliche Authentizität im diesem Aspekt die Rolle von Co- Yelin. Die Münchnerin gab zu- Konstruktion ihrer Romanhand- forschung. Bereits 1982 fand hier Comic? mics für die DDR-Erinnerungskul- nächst mit einer kommentierten lung fungiert. Dass Yelin das Quel- das erste Kolloquium zur Comic- Eine in diesem Zusammenhang tur untersucht. Entscheidend war Bilderstrecke Einblicke in ihre Ar- lenmaterial nicht als bloße Fakten­ forschung statt. Es folgten For- über die Tagungsdauer hinweg in dieser Hinsicht auch der Zei- beit und stellte sich anschließend sammlung diente, sondern sie im schungsprojekte, Dissertationen wiederkehrende Frage war die chenstil des jeweiligen Künstlers: den Fragen ihres Gesprächspart- freien Umgang mit ihm ein künst- und die fortgesetzte Sammlungs­ nach der Authentizität von Ge- versucht er in naturalistischer Ma- ners Bernd Dolle-Weinkauff. Ye- lerisches Werk komponierte, ma- tätigkeit des Comic-Archivs, das schichtsdarstellungen im Comic. Es nier einen Authentizitätseffekt zu lins jüngstem Werk kam hierbei che, so Dolle-Weinkauff, den Un- heute über 60.000 Exemplare be- scheint evident, dass das gezeich- erzielen oder verfremdet er die eine besondere Bedeutung zu. Ihr terschied deutlich zwischen der herbergt. Das diesjährige Sympo- nete Bild einer historischen Situa- Darstellung bewusst, um die Un- Comic-Roman Irmina erzählt die Arbeit eines Historikers und der sium war in Frankfurt das erste tion den Anspruch auf eine wirk- möglichkeit eines getreuen Abbil- Lebensgeschichte einer Frau, die einer Comic-Künstlerin, die ein seiner Art und zugleich war es die lichkeitsgemäße Darstellung nicht des zu reflektieren? Weitere The- in den 1930er Jahren als ehrgei- ganz anderes Publikum erreichen 10. Wissenschaftstagung der Ge- erfüllt. Wenn der Comic akribisch menschwerpunkte waren die Antike zige und eigensinnige junge Dame und ein anderes Erleben von Ge- sellschaft für Comicforschung, die recherchierte historische Fakten in im Comic oder auch Darstellungen nach England aufbricht, um dort schichte ermöglichen könne. 2005 gegründet wurde, um die Bild und Schrift einfließen lässt, des Zweiten Weltkriegs – in US-Co- ihren Traum von einem selbst­ Lukas Sarvari

Dem Krebs auf die Zelle geschaut Die indische Biologin Dr. Mallika Ramakrishnan forscht als Stipendiatin des GO-IN Post-Doc Programms an der Goethe-Universität

den Zellen bei Ovarialkarziomen ter Glücksfall. Sie bewarb sich um che einfacher macht.“ Der unkom- gewidmet. Derzeit arbeitet sie über das Stipendium und kam wenige plizierte Zugang zur Bibliothek der das Mikromilieu von Darmkrebs­ Monate später nach Frankfurt. Uniklinik und die Möglichkeit, die tumoren und die Interaktion von Seitdem fühlt sie sich in der in- Geräte mitzunutzen, haben ihr für Krebs­zellen mit den sie umgeben- ternationalen Stadt gut aufgeho- ihre eigene Arbeit bereits weiter­ den Zellen. In Frankfurt hat sie für ben. Nach einigen Wochen im geholfen, vor allem, als es darum ihre Arbeit die richtigen Vorausset- Gäste­zimmer des Georg-Speyer-­ ging, molekulare Mechanismen zungen. Hauses fand sie eine eigene kleine von Proteinen zu beobachten. „Ich habe schon während mei- Wohnung in Sachsenhausen und „Meine Arbeit ist sehr aufwendig, ner Doktorarbeit recherchiert, wel- besuchte Sprachkurse beim Goethe-­ da Tumore ein sehr komplexes che Möglichkeiten ich habe, um an Institut. Durch das Kulturpro- System sind“, sagt sie. „Die Experi- meinem Thema weiterzuarbeiten“, gramm des Goethe Welcome Center mente müssen mehrfach und mit sagt Mallika Ramakrishnan. „In lernte sie andere internationale verschiedenen Mäusen durchge- Deutschland gab es viele interes- Wissenschaftler kennen, und auch führt werden, um wirklich nach- sante Angebote, aber keines passte im international ausgerichteten zuvollziehen, was bei einem so gut zu mir wie das Programm Team von Florian Greten fand menschlichen Patienten geschieht. an der Goethe-Universität.“ Das sie schnell Anschluss. „Das Georg- Diese Tests nehmen sehr viel Zeit Foto: Gärtner GO-IN Goethe International Post- Speyer-Haus hat eine großartige in Anspruch.“ Doc Programm ist ein auf talen- Infrastruktur“, sagt Mallika Rama- Mallika Ramakrishnan wird ass sie sich bei ihrem ersten Dr. Mallika Ramakrishnan aus tierte Nachwuchswissenschaftler krishnan. „Die Labore in Indien noch bis zum November dieses Dlangen Aufenthalt im Ausland Indien ist seit November 2013 zu aus dem Ausland ausgerichtetes sind mittlerweile zwar auch sehr ­Jahres im Georg-Speyer-Haus weiter­- so wohl fühlen würde, hatte sie Gast an der Goethe-Universität. Stipendienprogramm. Dass Prof. gut ausgestattet, aber zu den Mög- f­orschen. Ihr Traum für die Zu- nicht erwartet. Dr. Mallika Ramak- Die Biologin hat sich auf die Dr. Florian Greten, einer der füh- lichkeiten hier ist das kein Ver- kunft: der Forschung treu bleiben, rishnan schlüpft in ihren Laborkittel ­Untersuchung der Entwicklung renden Köpfe auf dem Gebiet der gleich.“ Neu für sie ist das Konzept in Indien ein eigenes Labor auf- und setzt sich an ihren Arbeitsplatz. von Tumorzellen spezialisiert und Krebsforschung, just im August der engen Verbindung von Univer- bauen und den Kontakt zur Sie liebt es im Labor zu sein – be- ihre Doktorarbeit am National 2013 von München nach Frankfurt sität und Klinikum. „Ich finde das Goethe-­Universität halten. Den sonders wenn es so gut ausgestattet ­Institute of Immunology an der wechselte, um das chemothera­ großartig, da es einen besseren ersten Schritt zur Erfüllung dieses ist wie hier im Institut für Tumor- ­Jawaharlal Nehru University in peutische Forschungsinstitut Georg-­ Austausch über Patientenfälle er- Traums hat sie mit ihrem Aufent- biologie und experimentelle Thera- New Delhi der Erforschung von Speyer-Haus zu leiten, war für Dr. möglicht und die Vernetzung der halt in Frankfurt schon getan. pie im Georg-Speyer-Haus. ­hämatopoetischen, also blutbilden- Mallika Ramakrishnan ein absolu- Forscher verschiedener Fachberei- Melanie Gärtner Campus UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 21

alter Rüegg, eine der wichtigsten Persönlichkei- vierter Mitarbeiter, die stärkere Beteiligung der Studenten ten in der Geschichte der Frankfurter Universi- auf der Ebene der Fachgebiete, unter organisierter Evaluie- Wtät, verstarb am 29. April 2015 im Alter von 97 Humanismus­ rung der Lehrveranstaltungen, und schließlich gelte es, die Jahren am Genfer See, wo er während seines langen, von Größe der Universität zu beschränken; die Hochschulreform intensiver wissenschaftlicher Arbeit erfüllten Ruhestandes könne nicht darin bestehen, die Humboldt'sche Universitäts- wohnte. Geboren wurde er am 4. April 1918 in Zürich in die idee in plebiszitärer Form zu erneuern. Familie des Kaufmanns Walter Heinrich Rüegg; seine Mut- forscher, Soziologe Rüeggs Berufung eröffnete für die WiSo-Fakultät die ter Margrit, geb. Braun, hatte jüdische Vorfahren und eine Perspektive, einen Diplomstudiengang Soziologie einzu- Verwandtschaft, die nach Ungarn und Deutschland reichte. richten. In der Philosophischen Fakultät, in der insbeson- Der Sohn wurde evangelisch-reformiert getauft und erzo- und letzter Rektor dere Horkheimer und Adorno auch Soziologie neben Philo- gen. Von 1921 an wuchs er in Neuhausen am Rheinfall auf. sophie lehrten, existierte bereits ein solcher; man sollte Die Landschaft prägte ihn und die Zeitgeschichte. Während schließlich, unter großen Mühen zu einer gemeinsamen in den zwanziger Jahren die Länder offen waren und Aus- Prüfungsordnung gelangen. Sie diente als Grundlage eines flüge fast unterschiedslos durch deutsches und schweizeri- der Goethe-­ erfolgreichen gemeinsamen Studiengangs, der von 1966 bis sches Gebiet führten, wurde die Grenze später abgeriegelt, 1971 bestand, als die Verantwortung für die Ausbildung an und es fand eine politische Entfremdung von Deutschland die Fachbereiche überging. statt. Universität 1936 nahm Rüegg das Studium der Klassischen Alter- Letzter Rektor nach altem Recht tumswissenschaften und der Philosophie in Zürich auf. Der Rüegg wurde 1963 zum Dekan gewählt, und diese Funktion Vater bewog ihn dazu, auch Sozialökonomie zu studieren. wiederum war sein Sprungbrett für das Rektorat im Jahr So war angelegt, was Rüegg sein Leben lang beschäftigen Bertram Schefold 1965/66. Mit seinem Engagement für die Öffentlichkeitsar- sollte: die Untersuchung von Antike und Humanismus als beit der Universität erschien er vielen als „links.“. Energisch Geistesgeschichte und als Paradigma soziologischer Ana- erinnert an Walter Rüegg setzte er sich für ein neues Hochschulgesetz in Hessen ein lyse. Betrachtet man die Publikationen, zerfiel sein -For und war 1967 Präsident der Westdeutschen Rektorenkonfe- scherleben im Wesentlichen in zwei Teile: erst erschienen renz. Eine dritte Amtszeit, erkämpft in umstrittenen Wah- die Arbeiten des Altphilologen, dann die des Soziologen. len, weil dritte Amtszeiten eigentlich nicht üblich waren, Doch blieben die Bereiche in seinem Denken aufeinander überstand er in immer turbulenteren Verhältnissen, in de- bezogen. Die damit gegebene Fragestellung spitzte sich be- nen schließlich nicht mehr ordentlich gewählt werden reits zu, als Rüegg sein Studium an der Sorbonne fortsetzte. konnte, so dass er eine vierte Amtszeit kommissarisch ein- Dort wurde an der ersten Universität Frankreichs die deut- gesetzt begann. In dieser war er der letzte Rektor der Uni- sche Altertumswissenschaft noch als Vorbild behandelt, versität nach altem Recht. Mit den anderen hessischen während sich die Furcht vor der nationalsozialistischen ­Universitätsrektoren trat er protestierend zurück, als das ­Bewegung verbreitete. Wegen des Kriegsausbruchs musste hessische Hochschulgesetz endlich eingeführt wurde. Nach Rüegg den Pariser Aufenthalt abbrechen. „Aus dieser Situa- einem Urlaub und einer Übergangsperiode wich er 1973 an tion heraus wählte ich nicht ein rein altphilologisches die Universität Bern aus. Thema, sondern ein Problem der humanistischen Bildung – Als Rektor ist Rüegg vor allem in Erinnerung, weil er ein welche mir insbesondere durch das aktuelle Geschehen in neues Hochschulgesetz beförderte und sich dann gegen Deutschland, dem Lande des sogenannten Humanismus par seine konkrete Ausgestaltung wendete. Die schwereren excellence, fragwürdig geworden war – als Thema meiner Konflikte allerdings verbanden sich mit der Auseinander- Dissertation.“ Im Sommer 1944 promovierte er mit einer setzung um die Studentenrevolte. Der Punkt, an dem die Arbeit über „Cicero und der Humanismus, formale Untersu- Steigerung von deren Manifestationen nicht mehr tolerier- chungen über Petrarca und Erasmus“. Er heiratete 1945 bar schien, lag für jeden Hochschullehrer woanders. Wäh- Liselotte Rickenbach, eine Mitstudentin. Das Paar hatte drei rend die einen sich schon gegen die Anfänge verwahrten, Kinder. während Rüegg selbst Kritik so lange guthieß, als sie sich mit harmlosen Provokationen verband, unterstützten Beschäftigung mit dem Humanismus Adorno, Habermas und von Friedeburg „den Protest unse- Walter Rüegg wurde von Ernst Howald ermuntert, die aka- rer Studenten gegen Gefahren einer technokratischen demische Laufbahn zu ergreifen. Mit einem Stipendium Hochschulreform“ noch bei der Besetzung des Soziologi- konnte er von 1947 bis 1950 in Florenz und Rom den ital­ schen Seminars, einige Monate, nachdem schon das Rekto- ienischen Humanismus studieren. Charakteristisch ging es rat besetzt worden war, auch wenn sie die Aktionen selbst bald um die Fortwirkung des Humanismus; ein Thema nicht guthießen. ­lautete: „Der Humanismusbegriff beim jungen Marx“, und Während Jahrzehnten bewahrten Horkheimer und seine Antrittsvorlesung hielt Rüegg im Wintersemester Rüegg bei Differenzen in der Sache Kollegialität, ja sogar 1951 über: „Die Stellung der humanistischen Bildung im Freundschaft, während sich Rüegg mit Adorno nur schwer Kampf zwischen Christentum und Materialismus“. Rüeggs vertrug. Für Horkheimer schrieb er einen Nachruf, aus An- Arbeiten stießen in der Altertumswissenschaft, in der Philo- Foto: Universitätsarchiv Frankfurt lass von dessen Begräbnis in Bern, an dem nur wenige, sophie, in der Pädagogik und in der Soziologie rasch auf verlegene Vertreter aus Frankfurt, teilgenommen zu haben großes Interesse. scheinen, denn auch Horkheimer war aus der Studentenre- Schon 1946 begannen Reisen nach Deutschland unter an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, bellion nicht unbeschadet hervorgegangen. Seinem Kon- den damaligen schwierigen Bedingungen. Die Marburger den in der Gründerzeit der Frankfurter Universität Franz flikt mit Adorno hat Rüegg einen ganzen Vortrag in Hochschulgespräche boten die Anregung, sich mit der Idee Oppenheimer und nach ihm Karl Mannheim innegehabt ­Heidelberg gewidmet, in dem neben wissenschaftlichen des Studium generale zu beschäftigen. Mit einzelnen hatten und der seit dessen Vertreibung der Wiedererrich- Kontroversen persönliche Erfahrungen und charakterliche Deutschen verstand sich Rüegg sogleich vorzüglich, so in tung harrte. Differenzen zur Sprache kommen. Gewiss war Adorno als Frankfurt mit dem Rektor der Universität (Walter Hall- Philosoph der Bedeutendere der beiden, aber Rüegg war stein) und dem Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissen- Distanziertes Verhältnis zur Kritischen Theorie ihm in der klassischen Bildung und in der Einschätzung schaftlichen Fakultät (Heinz Sauermann), auch mit Ernst Breitenwirkung erreichte Rüeggs wissenschaftliches Schaf- und Gestaltung des politisch Möglichen und Gebotenen Beutler im Goethe-Haus, während ihm die Gelehrsamkeit fen durch sein Lehrbuch der Soziologie aus dem Jahr 1969. überlegen. von Ernst Robert Curtius bei weiteren Reisen besonderen Es war ein Bestandteil des von ihm selbst angeregten Rüegg gelangte in Bern in neue Positionen, in denen er Respekt einflößte. Für ihn wie für so viele Gelehrte, die in Funk-Kollegs, einer „Vorlesungsreihe der Johann Wolfgang seine wissenschaftliche Herangehensweise mit seiner politi- der frühen Bundesrepublik eine Rolle spielen sollten, Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem schen und organisatorischen Begabung fruchtbar machen wurde dann ein Amerikaaufenthalt zu einem bestimmen- Hessischen Rundfunk“. Das Funk-Kolleg sollte den infolge konnte. Zu einem Monument wurde das in mehrere Spra- den Erlebnis. der Zunahme der Studentenzahlen an die Grenzen der Auf- chen übersetzte vierbändige Werk „Geschichte der Univer- Im Wintersemester 1953 kehrte Rüegg nach Zürich nahmefähigkeit gelangten Universitätsbetrieb ergänzen und sität in Europa“, das auf Initiative und mit Hilfe der Europä- ­zurück. Als Nachfolger seines Vaters übernahm er die Ge- weitere Schichten erreichen. Er war ein Vorkämpfer der ischen Rektorenkonferenz erschien. Er stellte die These auf, schäftsführung von Fachvereinigungen der Aluminiumin- Hochschulreform, stand aber in einem distanzierten Ver- während 800 Jahren seien die wesentlichen Funktionen dustrie. Die feste Verpflichtung, die er dadurch einging, hältnis zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und und Strukturen der Universität bewahrt worden, trotz dem hinderte ihn, einen Ruf als Ordinarius für Pädagogik an der ihrem utopistischen Denken. Von den „Hessischen Rah- enormen Wandel der Rahmenbedingungen. Rüegg schätzte Universität Köln anzunehmen. Ebenso musste er weitere menrichtlinien zur Gesellschaftspolitik“ hielt er wenig; er das amerikanische Universitätssystem als eine Abwandlung Rufe nach Erlangen und Heidelberg ablehnen. Er lernte da- wandte sich besonders gegen die dogmatisch vorgegebene des europäischen. Wenn heute versucht wird, sich an ame- gegen die Probleme der Aluminiumindustrie kennen, insbe- Geschichtstheorie. Theoretisch und in seiner eigenen For- rikanische Vorbilder stärker anzulehnen, würde er dem we- sondere hatte er sich mit Kartellfragen, mit der Integration schung setzte er sich für ein interdisziplinäres Verständnis nigstens nicht grundsätzlich widersprechen. Auf seinem der Industrie und soziologischen Folgen der technischen der Soziologie ein. Gebiet stellt er sich dar als ein Mann von besonderem Cha- Entwicklung zu befassen. Er wurde Titularprofessor in Zü- Rüegg nannte als Zielsetzungen der Hochschulreform den rakter, der sein Erbe, das familiäre und das intellektuelle, zu rich. Die entscheidende Wendung kam mit der Berufung Übergang zur Präsidialverfassung, die Umgestaltung der Fa- bewahren und zur Geltung zu bringen wusste: in seiner (1961) auf den ersten Frankfurter Lehrstuhl für Soziologie kultäten zu Fachbereichen, die stärkere Beteiligung promo- Weise eine historische Gestalt. Bertram Schefold 22 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Campus »Wir sind etwas schüchtern, haben kein Geld und schwache Ellenbogen« Philipp Felschs verdienstvolle Geschichte des Merve Verlags mit einigen blinden Flecken

ir hatten ein barbari- tion. So klang es, wenn das Verle- sätze handelt, nutzen wir die Un- gegangen. Ausführlich geht Felsch tig schenken, wohnen oder eine sches, schönes Leben“ gerpaar Gente/Paris selbstbewusst klarheit und kümmern uns nicht dagegen auf Leser- und Hörer-An- Tür schließen konnten“, seien Wlautete der Titel von bescheiden sein Credo formulierte. um das Copyright. Wir brauchen fragen an Adorno und auf dessen „längst bekannte Beispiele“. Damit Gretchen Dutschkes Biographie natürlich Deine Zustimmung. Zah- Antworten ein. Das machte er als bedient Felsch sich nicht nur über Rudi Dutschke. Weniger dras- Sozialisation mit der »Minima len können wir nichts.“ Lyotard besonderen Fund bereits in einem eines bequemen Klischees, wonach tisch formuliert könnte das auch Moralia« zeigte volles Verständnis. 1977 Zeitschriftenartikel publik, und das Adorno eine Kassandra mit teils zu einem anderen Beispiel eines Es ist das große Verdienst von stellte der Verlag auf der Buch- wurde unter dem Komik verspre- skurrilen, teils dramatischen Wir- höchst unbürgerlichen West-Ber- Felschs Buch, dass diese Haltung messe eine merveeigene Aufsatz- chenden Titel „Das Wunder in der kungen war. Er gerät damit auch in liner Lebens passen. Philipp Felschs als Erfolgsgeheimnis des Verlags sammlung eines bis dahin kaum Sprechstunde“ in der „Frankfurter offenen Widerspruch zur existen- Buch „Der lange Sommer der The- und als Substanz der Merve-Kultur bekannten Autors vor, die zum Sonntagszeitung“ noch einmal ei- ziellen Relevanz, die die „Minima orie“ hat einen idyllisch klingen- deutlich wird. Geschickt kompo- Fanal eines Neuansatzes­ wurde: nem breiteren Publikum bekannt Moralia“ für Gente hatten und die den Titel, doch worum es im Kern niert ist den drei Teilen über die Lyotards „Patchwork der Minder- geht, ist die wenig idyllische Bio- Geschichte des Verlags als eine Art heiten“. Im Focus standen nun graphie des Verlegers Peter Gente Vorspiel vorangestellt, was für die Minderheiten und „kleine“ Kämpfe. und des Merve Verlags. Als der ­intellektuelle Sozialisation Gentes „Mikrophysik der Macht. Über ­Soziologe Heinz Bude Mitte der wichtig war. Das war als Erstes Strafjustiz, Psychiatrie und Medi- 1990er Jahre zu Gente ging, um Ende der 1950er Jahre Theodor zin“ hieß der Titel des ersten ihn für ein Buch über die 68er Ge- W. Adornos Aphorismenband „Mi- Foucault-Bandes bei Merve. In der neration zu interviewen, landete er nima Moralia“. Er wurde für viele Folge wurde „Internationaler Merve in der dritten Etage einer Fabrik. Jahre das Vademecum des schüch- Diskurs“ zum neuen Reihentitel Dort hatte sich in der hinteren Ecke ternen Einzelgängers, für den in und das Format der Bände auf eines großen Raums mit Schreib- diesen „Reflexionen aus dem be- Postkartengröße verkleinert. tischplatte, Verpackungstisch und schädigten Leben“ vielem Sprache Durch Heidi Paris' Beziehungen in Lagerregalen gestapelten Bü- verliehen wurde, was er selbst zur Kunstszene kam es nach dem chern der Verleger „eine Wohnecke empfand, und der darin eine Art Deutschen Herbst des Jahres 1977 mit Bett, Kühlschrank, Fernseher Lebenskunst entdeckte. Wichtig zu einer Verlagerung der Orientie- und was man sonst noch zum Le- wurde sodann Jacob Taubes. Der rung und Orientierungsfunktion ben braucht, eingerichtet“ (Heinz Professor für Philosophie und Ju- des Verlages in Richtung Künste Bude: Das Altern einer Generation. daistik an der West-Berliner Freien und zugehörigem Westberliner Die Jahrgänge 1938 – 1948, Frank- Universität war gleichzeitig zu- Nachtleben. „Es gibt verschiedene furt/M. 1997, S. 191). sammen mit Hans Blumenberg, Szenen, in denen aktiv was ge- Eine ähnliche Atmosphäre um- Jürgen Habermas und Dieter macht wird“, so Heidi Paris 1997 gibt das Archivmaterial, das zum ­Henrich Herausgeber der Reihe im bereits erwähnten Gespräch Anstoß für Felschs Buch wurde. „Theorie“, die seit 1966 im Suhr- über Strategien der Selbstorganisa- Peter Gente (1936 – 2014), der 1970 kamp-Verlag erschien. Taubes war tion, „und die kreuzen sich nicht zusammen mit seiner Frau Merve durch ein von Gente herausgege- mehr. Wir haben aber, was die Pu- Lowien und Studienkollegen den benes Heft der Zeitschrift „Alterna- blikationen betrifft, überall ein Verlag als sozialistisches Kollektiv tive“ über Pariser Essayisten auf Bein drin.“ Unter dem Titel „Dispo- gegründet hatte und ihn seit Mitte den stillen Studenten aufmerksam sitive der Nacht“ – eine locker iro- der 1970er Jahre mit seiner geworden und machte ihn zu sei- nische Anspielung auf den einst neuen Lebensgefährtin Heidi Paris nem Hilfsassistenten. Damit geriet im Merve Verlag erschienenen (1950 – 2002) als Zwei-Personen-­ Gente in den Bannkreis eines intel- Foucault-Band „Dispositive der Unternehmen fortsetzte, überließ lektuellen Kosmopoliten, der eine Macht“ – lässt Felsch sein Buch ihn 2007 einem Nachfolger. Um für Vorliebe für esoterische und an- ­unauffällig ausklingen. eine gewisse Zeit seinen Lebens­ rüchige Autoren wie Carl Schmitt abend in einem Hotel in Thailand hatte. Taubes verbreitete ein Klima Kurzweilig, aber nicht frei von gemacht. Aufschlussreicher wäre doch begreiflich gemacht werden finanzieren zu können, verkaufte geistiger Intensität, in dem, so Klischees da für die „Geschichte einer Re- sollte. Während der locker schrei- er mehrere Dutzend Kartons mit Felsch, „das Schicksal der Mensch- „Der lange Sommer der Theorie“, volte“ in der „Ära der Theorie“ ge- bende Humanwissenschaftler Ador- Materialien an das Zentrum für heit von der Interpretation der vielfach besprochen, wurde ebenso wesen, was sich im Hinblick auf no unterstellt, er habe durch eine Kunst und Medientechnologie in ­entscheidenden Texte abzuhängen vielfach mit auffallend einheitlich das Theorie-Praxis-Verhältnis im schwierige Sprache Eindruck ma- Karlsruhe. Aus diesem reich-­ schien“. Solche Vorbilder regten klingendem Lob bedacht: „elegant“, sogenannten­ Lach-Seminar Ador- chen wollen, sah Gente in Adornos hal­tigen und vielfältigen Vorlass ei- Gente zu seiner Form praktischer „vergnüglich“, „virtuos“, „brillant“, nos abspielte. Der Experimentator Denkstil eine wirkliche Alternative ner zwischen Leben und Beruf Teilnahme an der Studentenbewe- „kurzweilig“, „verführerisch“. So- Adorno versuchte, Studentinnen zum universitären Denken der nicht trennenden Verleger-Exis- gung an: nämlich durch Texte, die viel Vergnügen bei einem eher und Studenten dazu zu bringen, 1950er Jahre und eine lohnende tenz konnte Felsch ungefiltert als er nicht selbst schrieb, sondern ent- ernsten Thema lässt sich zum einen sich auf eigene Erfahrungen einzu- intellektuelle Herausforderung. Für Erster schöpfen. deckte und bekannt machte oder durch den Schreibstil erklären. Im lassen, statt lange über komplizierte ihn hatten Adornos Texte den Test „Wir machen eine andere Art zu etwas Neuem zusammenstellte. Zweifelsfall zieht der Autor das Lo- Theorien zu referieren. Ein Zusam- bestanden, auf den die von Felsch Verlag: klein, billig, unscheinbar, Da er für diese Idee keinen Verlag ckere und Kesse dem Treffenden menspiel von Theorie und Erfah- erwähnte Maxime Jacob Taubes' daneben“, schrieb das Verlegerpaar fand, gründete er schließlich selbst und Detailgenauen vor. Zum ande- rung zu praktizieren war das Ziel. hinauslief: „in jedem bedeutenden Gente/Paris 1979 an den Pariser einen. ren tippt Felsch vieles nur an: Na- Wie es aussieht, wenn der Autor Werk nach dem Satz zu suchen, Philosophie-Professor Gilles Deleuze Unter dem Reihen-Titel „Inter- men, Titel, Begriffe, Daten. Beides entgegen seiner Ankündigung, nicht um dessentwillen es geschrieben bei Erscheinen des von ihm her- nationale Marxistische Diskussion“ kommt zusammen beim Auftakt zu in die „Bleiwüsten“ der Bücher sei“. Rolf Wiggershaus ausgegebenen Bandes „Nietzsche. sollten zunächst Theorie-Importe einigen Zeilen über Adornos Vorle- „einzudringen“, es doch einmal tut, Ein Lesebuch“. „Wir sind etwas aus Italien und Frankreich das sung über „Negative Dialektik“ im führt er am Beispiel von Adornos schüchtern, haben kein Geld und marxistische Diskussionsfeld inter- Wintersemester 1964/65. Bevor, so „Minima Moralia“ vor. Ihrer ein- Philipp Felsch: schwache Ellenbogen“, hieß es nationalisieren und für neue Felsch, „die Philosophie in den Mahl- zigartigen Bedeutung für Gente Der lange Sommer der Theorie. 1981 in einem Brief an Sylvère Lot- ­Ansätze öffnen. Mitte der 1970er strom der Praxis und Adorno zwi- wegen lassen sie sich nicht umge- Geschichte einer Revolte 1960-1990. ringer, Professor für französische Jahre kam es zum Bruch mit schen nackte Brüste geriet, musste hen. Adorno habe, so Felsch, „egal, Verlag C.H.Beck, München 2015, und vergleichende Literaturwissen­ dem marxistischen Selbstverständ- noch einige Zeit vergehen“. Weder wohin er schaute, nur Unheil“ 327 Seiten, gebunden 24,95 €. schaften an der Columbia Univer- nis. „Wir möchten gerne einige ist an Ort und Stelle ein Zusam- ­gesehen, habe in Miniaturen die Philipp Felsch, geb.1972, ist sity. „Wir stehen für Fragment und Texte von Dir demnächst heraus- menhang mit dem Problem des modernen Verhältnisse als „Ver- Juniorprofessor für Geschichte auch für ‚Werkzeugkiste‘“, meinte bringen“, schrieben Gente/Paris Theorie-Praxis-Verhältnisses erkenn­ blendungszusammenhang“ entlarvt. der ­Humanwissenschaften an der Gente 1997 in einem Gespräch 1976 an Jean-François Lyotard. bar, noch wird auf den Vorgang Dass die Bewohner der aufgeklär- Berliner Humboldt-Universität. über Strategien der Selbstorganisa- „Da es sich um Zeitschriftenauf- später im Buch interpretierend ein- ten Hemisphäre „nicht mehr rich- Campus UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 23

Impressum Herausgeber Bevorzugt in der Seitenstraße parken Die Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main »ICH PFEIFE!« ist ein Erklärungsversuch für ein ungewöhnliches Hobby V. i. S. d. P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) Redaktion »Der Zündstoff, der die Flamme Dr. Dirk Frank (df) des Mythos Fußball immer wieder [email protected] Tamara Marszalkowski (Assistenz) anfacht« [email protected] Als Schiedsrichter hat man oft Abteilung ­selber die „Arschkarte“ gezogen Marketing und Kommunikation (Schiedsrichter tragen die rote Theodor-W.-Adorno-Platz 1 Karte übrigens in der rechten hin- 60323 Frankfurt am Main teren Gesäßtasche). Denn sie sind Tel: (069) 798-12472 /-23819 selten viel beachtete Figuren und Fax: (069) 798-763 12531 noch seltener eine beliebte Figur. [email protected] Wenn ihnen Beachtung geschenkt www.uni-frankfurt.de wird, dann meistens keine posi- Mitarbeiter dieser Ausgabe tive. Dabei sind sie für das Spiel Julia Wittenhagen, Stefanie Hense, Tamara zentral und ihre Leistung nicht Marszalkowski, Katharina Frerichs, Melanie unbeachtlich. Sie sind nicht nur Gärtner, Ulrike Jaspers, Joachim Pietzsch, dazu da, um Regeln Geltung zu Monika Hillemacher, Selina Stefaniak, Rolf verschaffen, sie können das Spiel Wiggershaus, Oliver Dziemba, Bernd Frye, Roberto V. Zicari, Holger Warnk, Lisa Regazzoni, auch lenken. So unterscheiden Daniela Leykam, Clara Sterzinger, Kirstin Schil- Schiedsrichter untereinander zwi- ling, Lukas Sarvari, Christine Schaper schen „Spielverwaltern“ und „Spiel- leitern“. Die Dynamik eines Spiels Anzeigenverwaltung ist komplex und es ist eine Heraus- CAMPUSERVICE Axel Kröcker forderung mit dem einzelnen Spie- Rossertstr. 2 ler auf die jeweils richtige Art 60323 Frankfurt am Main ­umzugehen, sodass es zu einem Tel: (069) 715857-124 ausgeglichenen und produktiven Fax: (069) 715857-20 Spiel wird. „Der Schiedsrichter als [email protected] Mensch prägt das Spiel. Und um- Gestaltung Christoph Schröder ist Dozent im Fortbildungs­programm Buch- und Medienpraxis. Foto: Marijan Murat gekehrt.“ Schröder hat über die Nina Ludwig M. A. Jahre einige Strategien entwickelt, Goethe-Universität Frankfurt am Main mit denen er sich das Leben als mmer ganz knapp am Eigent- »Mut ist ein ganz wichtiger Aspekt« Schiedsrichter leichter macht. Und Korrektorat lichen vorbei“, so mutmaßt Die Gewalt im Fußball sei schon diese Strategien sind nicht nur Hartmann Nagel Art & Consulting IChristoph Schröder, hätte ein großes Problem. Ein Problem, für den Platz nützlich. So kann es August-Siebert-Str. 12 Adorno das genannt, was Chris- das von außen an den Sportplatz auch kein Zufall sein, dass Schrö- 60323 Frankfurt am Main toph Schröder ist. Denn Schröder herangetragen würde. „Da wer- der hauptberuflich Literaturkriti- Druck ist kein Fußballspieler, er ist den gesellschaftliche Probleme ker geworden ist, die Parallelen Frankfurter Societäts-Druckerei Schiedsrichter. Und Schröder ist ausgefochten.“ Oft müssen Spiele sind evident. Entscheidungen müs- Druckzentrum Mörfelden kein Schriftsteller, er ist hauptbe- auch abgebrochen werden, weil sen getroffen und begründet wer- Kurhessenstraße 4–6 ruflich Literaturkritiker. Doch sich Mannschaften oder Zu- den, man macht sich angreifbar 64546 Mörfelden-Walldorf Schröder hat jetzt sehr wohl ein schauer untereinander prügeln. und muss es aushalten. „Wenn die Vertrieb Buch geschrieben. Eine Liebes­ Dann stehen die Schiedsrichter Hauptbestandteile eines zeitinten- HRZ Druckzentrum der Universität erklärung an seine Tätigkeit als und manchmal gar die Mann- siven Hobbies, welches man die Senckenberganlage 31 Amateurschiedsrichter und ein schaften fassungslos auf dem Platz meiste Zeit seines Lebens betreibt, 60325 Frankfurt am Main Erklärungsversuch überhaupt da- und müssen die Eskalation mit Stress und Konfrontation sind, Tel: (069) 798-23111 für, dass man jedes ­Wochenende anschauen. Christoph Schröder muss das irgendwie auf die Per- freiwillig zu einem Fußballplatz Dennoch ist der Amateurfuß- „Ich pfeife. Aus dem Leben sönlichkeit abfärben.“ irgendwo in Hessen tingelt, sich ball ein Zeichen für Christoph eines Amateurschiedsrichters“, „ICH PFEIFE!“ ist nicht nur ein Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mit- körperlich verausgabt und dann Schröder, gerade in ländlichen Tropen Verlag, 224 S., 16,95 Euro, Erklärungsversuch für ein unge- glieder der VFF ist der Versandpreis im Mit- gliedsbeitrag enthalten. Namentlich gekenn- auch noch Entscheidungen trifft ­Gebieten, dass Gemeinschafts­ erschienen 2015. wöhnliches Hobby, es ist eine zeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die vor einem Publikum von 200 wesen noch funktioniere. „Find' Liebes­erklärung an den Amateur- Meinung des Herausgebers und der Redaktion Menschen, die entweder der ei- doch mal Leute, die irgendwie was fußball. Raubeinig wie er ist, ver- wieder. Der UniReport erscheint in der Regel nen Hälfte oder der anderen in der Birne haben, die jung sind noch lange nicht erklären, wieso er körpert er alles, was am Fußball sechs Mal pro Jahr. Die Auflage von 15.000 Hälfte gegen den Strich gehen und die bereit sind, in einem Ver- über ein Vierteljahrhundert Schieds-­ liebenswert ist. Das Buch ist ge- Exemplaren wird an die Mitglieder der Univer- und die man obendrein oft genug ein ein Ehrenamt zu überneh- richter blieb. Anfangs sperrte sich spickt mit Anekdoten aus dem sität Frankfurt verteilt. Für unverlangt einge- sandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr selbst hinterfragt. Dafür bekommt men.“ Früher sei das noch etwas Schröder nach dem ein oder ande- Fußball, verquickt mit Persönlich- übernommen. Die Redaktion behält sich Kür- man dann 20 – 40 Euro Spesen Anderes gewesen. Da habe man ren gepfiffenen Spiel in der Schieds- keit und der eigenen Lebens­ zungen und Angleichungen an redaktionelle plus Fahrtkosten und vielleicht seine Lehre bei Opel gemacht, richterkabine ein und rauchte gleich geschichte. Fußball aus einer eher Standards vor. Urheber, die nicht erreicht wer- noch einen feuchten Händedruck wurde übernommen und hat viel- mehrere Zigaretten hintereinander. ungewöhnlichen Perspektive. Ir- den konnten, werden wegen nachträglicher obendrauf. „Muss man da nicht leicht noch seinen Meister ge- Heute weiß er, wie zentral Konsti- gend­wie versteht man das Ganze Rechteabgeltung um Nachricht gebeten. ein Masochist sein und ein Sadist macht „und dann war’s das für die tution beim Pfeifen ist, hat das dann doch. Auch wenn man sonst vielleicht noch dazu?“, fragt sich nächsten 40 Jahre und ab 18 Uhr Rauchen aufgegeben und gelernt, vielleicht nicht viel vom Fußball sogar der Autor selbst. Nicht sel- hatte man Freizeit“. Heute sei der mit seinen Entscheidungen zu le- versteht. Und eigentlich ist es dann ten kommt es zu Anfeindungen, berufliche Druck, weiterzukommen, ben. Denn auch Fehlentscheidun- gar nicht so am Eigentlichen Beschimpfungen und gar Aus- immens und das Freizeitangebot gen sind nicht unwichtig für den vorbei. Tamara Marszalkowski schreitungen von Gewalt. Bei- auch ein völlig anderes. Da hätten Fußball. „Falsche Schiedsrichter- nahe jedes Wochenende bekommt sich die Vereinsstrukturen natür- entscheidungen sind der Nährbo- irgendwo in Hessen ein Schieds- lich schon auch verändert. den für die Legenden und großen richter „einen auf die Nuss“. Erzählungen des Fußballs, sagt der Würde das Schröder auch passie- »Die Bratwurst als ewige Pathetiker. Falsche Schiedsrichter- ren, so würde er seine Pfeife samt Konstante im rasenden Wandel entscheidungen sind scheiße, aber 27-jähriger Laufbahn als Schieds- der Zeit« unvermeidbar“, sagt Schröder. Er richter an den Nagel hängen. „Das So ist dem Autor selbst nicht klar, hat sich dennoch in seiner lang­ wäre vor 15 Jahren anders gewe- wie er zu dieser Laufbahn gekom- jährigen Tätigkeit angewöhnt, sein sen, da hätte ich vielleicht ge- men ist. Er ist sich bis heute nicht Auto vorsichtshalber nicht auf dem dacht, dass so etwas dazu gehört. sicher, ob er es seiner Souveränität Schiedsrichterparkplatz zu parken, Aber mit Anfang 40 muss das zu verdanken hat oder mangeln- sondern „gerne in einer Seiten­ nicht mehr sein.“ dem Talent. Doch selbst das würde straße“. 24 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Bücher

Wolfgang Glatzer, Laura Camfield, Jörg Osterloh, Harald Wixforth (Hg.) Horst Naujoks Frieder Vogelmann Ulla Wischermann, Valerie Moller, Mariano Rojas (Hg.) Unternehmer und NS-Verbrechen Mit Begeisterung und Enttäuschungen Im Bann der Verantwortung Annette Kirschenbauer (Hg.) Exploration of Well-Being of Nations Wirtschaftseliten im „Dritten Reich“ und Selbsterlebte klinische Forschung Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Geschlechterarrangements in and Continents Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat Sozialphilosophie Springer Verlag 2015, Dordrecht, Campus Verlag 2014, Frankfurt, New York Münster 2015, Münster Campus Verlag 2014, Frankfurt, New York Veränderte Arbeits- und Lebensweisen Heidelberg, New York, London 413 Seiten, kartoniert, 34,90 Euro 91 Seiten, kartoniert, 9,10 Euro 486 Seiten, kartoniert, 34,90 Euro durch Informatisierung? 894 Seiten, gebunden, 307,95 Euro Transcript 2015, Bielefeld 329 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro

eit Mitte der 1960er Jahre wurde eine eikle Rüstungsgeschäfte und Trans­ Jahre lang arbeitete sich der Verfasser er Begriff der Verantwortung mauserte eue digitale Formen der Kommunikation, Senorme Menge an Forschungen zu Haktionen, wirtschaftliche Ausbeutung 64des vorliegenden Bandes in seiner Dsich in den letzten zwei Jahrhunderten Nermöglicht durch das Web 2.0, führen Lebensqualität und Wohlbefinden akkumu- besetzter Gebiete, skrupellose Ausnutzung Laufbahn an der Hochschule an medizi­ vom marginalen Rechtsbegriff zum ethi- zu einer zunehmenden Flexibilisierung von liert. So war eine Übersicht zu der For- von Zwangsarbeit, Verfolgung, Ausplünde- nischen Fragestellungen ab. Seine akade- schen Schlüsselkonzept. So ist es dieser Arbeit. Das bedeutet auf der einen Seite schung längst hinfällig. Der vorliegende rung und Ermordung der europäischen mische Autobiographie beginnt mit seiner Karriere zu verdanken, dass Verantwortung eine Intensivierung von Arbeit, mehr Band zeichnet nun solch einen historischen Juden: die Bandbreite von Verbrechen, an Dissertation. Er reflektiert die Arbeit seines zu einer selbstverständlichen Norm Zeitdruck und Mobilität. Auf der anderen Abriss des Forschungsfeldes zur Lebens- denen Unternehmer im „Dritten Reich“ Werdegangs auf den wissenschaftlichen unseres Handelns geworden ist, die kaum Seite bergen sie Potential für freieres qualität. Er verknüpft theoretische Einblicke beteiligt waren, ist groß. Über die Gründe Arbeitsgebieten der Pathologie, Onkologie, jemand in Frage stellt. Was geschieht, Zeitmanagement. Diese Informations- und mit empirischen Ergebnissen und präsentiert dieses „totalen moralischen Bankrotts Frauenheilkunde und klinischen Zytologie wenn Verantwortung in der Arbeitswelt Kommunikationstechnologien fordern ein die Hauptaspekte der globalen Forschung einer hochmodernen Industriegesellschaft und vergleicht sie mit den Erkenntnissen oder in der Kriminalpolitik zu einem neues Austarieren der Balance zwischen zu Lebensqualität und Wohlbefinden. Die im Herzen Europas“ wird bis heute diskutiert. der heutigen Zeit. Junge Menschen möchte verlangten Selbstverhältnis ohne substan- Erwerbsarbeits- und Privatleben. Nirgends Autoren durchleuchten aktuelle Diskurse Bei den Fragen, ob die Gründe für diese der ehemalige Hochschullehrer dazu an­ zielle Handlungsmacht wird, während sind Grenzen so radikal aufgelöst wie in zu demographischen und gesundheitlichen Entwicklung in allen Teilen der deutschen regen, sich neben ihrer praktischen Ausbil- die Philosophie Verantwortung an diese diesen Technologien: Unterhaltung und Entwicklungen, die Verbreitung von Demo- Gesellschaft zu suchen sind, steht häufig dung auch mit wissenschaftlicher Arbeit Bedingung knüpft? Information, Freizeit und Erwerbsarbeit, kratie, globales Rechnungswesen, unter- die wirtschaftsbürgerliche Elite im Zentrum. auseinanderzusetzen. Es bedarf dazu der Die vorliegende Studie stellt in dieser Privatheit und Öffentlichkeit. Gleichzeitig schiedliche Aspekte der Wahrnehmung Kaum eine soziale Gruppe geriet neben Anregung älterer Kollegen und der für die Schriftenreihe eine der markantesten bieten sie die Chance einer besser gelin- von Zufriedenheit, das Wohlbefinden von den unmittelbaren Funktionsträgern so Ausbildung Verantwortlichen. Tragend sind Unternehmungen dar und geht zurück auf genden Work-Life-Balance. Kindern, Frauen und armen Menschen. Sie sehr ins Kreuzfeuer wie das deutsche dabei Begeisterung und Freude an den eine Dissertation, die am Fachbereich Der vorliegende Band widmet sich dieser untersuchen das Wohlbefinden in Regionen Unternehmertum. Aufgaben. Das weiß der Autor besonders Philosophie und Geschichtswissenschaften „Zukunft der Arbeit“ und der Durchlässigkeit wie Afrika, speziell südlich und nördlich Ab Mitte der 1990er Jahre sahen sich aus eigener Erfahrung. Die Durchführung der Goethe-Universität mit großem Erfolg und Grenzauflösung, die mit der Informati- der Sahara, Asien, Südamerika, Ost- und deutsche Konzerne in den USA gezwungen, wissenschaftlicher Arbeiten wurde unter verteidigt wurde. Der vorliegende Band ist sierung verbunden sind. Die Autorinnen Westeuropa und analysieren Sorgen, Nöte, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, aus­ den Umständen der Nachkriegszeit beson- gleichzeitig methodologische Einführung berücksichtigen zwar auch die private Nut- Hoffnungen und Ängste von Menschen aus gelöst durch Sammelklagen und befeuert ders erschwert. Schon die Suche nach in eine Foucault beerbende Gesellschafts- zung des Internets, im Zentrum der Analysen der ganzen Welt. Über die Beiträge von von einer langen und kontroversen öffentli- einschlägiger Literatur war eine Herausfor- kritik und deren Durchführung am Beispiel stehen aber vor allem die berufliche Nut- führenden und jüngeren Autoren hinaus, chen Debatte über Schuld und Verantwor- derung und kostete mehr Zeit und Aufwand einer inzwischen alle Lebensbereiche zung und deren Auswirkungen auf die beinhaltet das Handbuch auch einige tung der Wirtschaft im „Dritten Reich“. als heute. durchdringenden Leitkategorie unserer Arbeitswelt. Sie untersuchen die Frage, ob Beiträge internationaler Organisationen Der vorliegende Band knüpft an die Zeit. An ihm lässt sich nicht nur lernen, und wie beweglichere Geschlechterarran- über ihre Arbeit und ihr Wirken. Diskussion über Umbrüche und Kontinuitäten Horst Naujoks ist emeritierter Professor welche unterschiedlichen Wege die kritische gements entstehen können und welchen in der deutschen Gesellschaft nach dem und war an der Klinik für Frauenheilkunde Gesellschaftstheorie in den letzten Jahr- Einfluss das auf die Berufs- und Karriere- Wolfgang Glatzer ist emeritierter Profes- Ende des Zweiten Weltkriegs an. und Geburtshilfe der Goethe-Universität zehnten genommen hat, sondern mehr verläufe von Frauen haben kann. sor der Goethe-Universität. Er setzte sich tätig. 29 Jahre lang war er Leiter einer noch, worin die jeweiligen Vor- und Nach- während seiner gesamten Laufbahn mit Jörg Osterloh, Dr. phil., ist wissen­ Abteilung für Klinische Zytologie an einer teile der verschiedenen Entwicklungspfade Prof. Ulla Wischermann ist Direktorin der Forschung zu Lebensqualität und sozia- schaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Universitätsklinik und setzte im Ruhestand liegen. des Cornelia Goethe Centrums und len Indikatoren auseinander. Sein Interesse Institut in Frankfurt am Main. seine Tätigkeit als Vorsitzender einer Stif- ­Professorin für Soziologie an der Uni­ galt auch der Beobachtung sozialer Verän- tung und einer Krankenhausträgerschaft Frieder Vogelmann, Dr. phil., ist wissen- versität Frankfurt am Main. derung und der Analyse von Sozialhilfe und Harald Wixforth, Dr. phil., ist wissen- für sieben Jahre fort und ist Mitbegründer schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fortschritt. schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für einer Stiftungsinitiative. interkulturelle und internationale Studien Dr. Annette Kirschenbauer forscht am Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte (InIIS) der Universität Bremen. Cornelia Goethe Centrum der Universität an der Universität Bochum. Frankfurt am Main.

Georges Felten, Edgar Pankow (Hg.) Erschöpfung = Épuisement Zeitschrift figurationen Böhlau Verlag 2015, Köln, Weimar, Wien 124 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro

essourcen sind endlich. Das gilt nicht nur für materielle und wissenschaftlichen Kontexten. Die Erschöpfung gilt Das Aussetzen fokussierter Aufmerksamkeit können RRessourcen, auch psychische und geistige Ressourcen immer mehr als ständiger Begleiter und strukturierendes besonders Künstler in einen Zustand erhöhter Fantasie- sind irgendwann erschöpft. In der heutigen Zeit scheint die Moment des Alltags, sowohl in der Arbeitswelt und Öko­ bildung und intensiver Imaginationsfähigkeit über­ Erschöpfung nicht mehr ein rein persönlicher Zustand zu nomie als auch in Wissenschaft und Kunst. Das Burnout, setzen. sein, sondern ist ein Symptom unserer Zeit. in dem die Effekte kulminieren, kann als Signatur unserer Das vorliegende Heft untersucht die gesellschaftlichen, Der Umstand, dass industrielle Produktion unausweichlich Zeit verstanden werden, folgt man der Berichterstattung. psychologischen, ästhetischen und künstlerischen Dimen­ zur Erschöpfung der materiellen Ressourcen der Erde führt, Doch Erschöpfung birgt nicht nur den negativen sionen der Erschöpfung und analysiert sie auf ihre wechsel­ wurde spätestens seit dem 19. Jahrhundert thematisiert Aspekt der Ressourcenlosigkeit, sondern auch einen seitigen Abhängigkeiten. und drang erst im 20. Jahrhundert ins allgemeine Bewusst­ schöpferischen. Mangel drängt zum kreativen Akt und sein. Heute gehört das Wissen um die Erschöpfung und die zwingt den Geist innovativ zu werden. Besonders be­ Georges Felten ist seit 2011 Oberassistent am Deutschen Notwendigkeit der Reduktion des Verbrauchs zum politi- troffen davon ist die Phantasie, die unreglementiert und Seminar der Universität Zürich. Edgar Pankow lehrt All- schen und ökologischen Alltagsgeschäft. Längst zeigt sich frei von instrumentellen Zwecken mit sich selbst ver­ gemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der die Erschöpfung in unterschiedlichen gesellschaftlichen handeln kann. Goethe-Universität. Bibliothek UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 25

tutionen beitragen, die unter der Universitätsbibliothek Bezeichnung „Podium 071“ unter Johann Christian Senckenberg Bibliothek und Forschung – Federführung der UB Leiden zu- www.ub.uni-frankfurt.de sammenarbeiten. Die unterschiedlichen Aufgaben Campus Bockenheim der Universitätsbibliotheken und das Beispiel Holland die Aktivitäten, die Studierende Zentralbibliothek und Lehrende hier ausüben möch- Tel: (069) 798-39205/- 39208 Bericht einer Studienreise ten, setzen passende Räume und [email protected] eine zeitgemäße Bibliothekseinrich- www.ub.uni-frankfurt.de/zentrale/so.html m Juni besuchte eine Gruppe gene Dienstleistungen. In Koope- denen Literatur, werden ebenfalls tung voraus. Ruhige Studierzonen Bibliothek Kunstgeschichte/Städel­ von Mitarbeiterinnen und Mit- ration mit anderen Akteuren der weiter betrieben und sind ganz werden genauso gebraucht wie bibliothek und Islamische Studien arbeitern der UB J.C. Sencken- Universität bieten die UBs heute überwiegend curricular verankert. Gruppenarbeitsräume mit moder- I Tel: (069) 798-24979 berg vier Universitätsbibliotheken Dienstleistungen, die den gesam- Die Angebote für die Bachelor-­ ner Technik. Gleiches gilt für Maga- [email protected] in den Niederlanden. Ziel der 3-tä- ten Forschungsprozess begleiten. Studierenden werden allerdings zine und Ausstellungsflächen zur www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek/ gigen Studienreise war es, unsere In erster Linie geht es dabei um das zunehmend über online-Tutorials, Präsentation von Spezialsammlun- kmb_so.html eigene Entwicklung mit den Ent- Management von Forschungsda- Filme u. a. webbasierte Verteilungs- gen, deren Erforschung in Spezial- wicklungen in der UB Leiden, der ten, die Administration von Virtu- systeme an die Studierenden ge- lesesälen erfolgt. Diese verschieden- Mathematikbibliothek UB Rotterdam, der UB Delft und ellen Forschungsumgebungen so- bracht, um Personalkapazitäten artigen Raum- und Ausstattungs- Tel: (069) 798-23414 der UB Wageningen ins Verhältnis wie bibliometrische Analysen und für die persönliche Beratung und optionen sind in den besuchten [email protected] zu setzen. Dabei interessierte be- Beratungen für die Veröffent­ Schulungen der fortgeschrittenen ­Bibliotheken durch Neu- und Um- www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/mathematik/ home.html sonders, wie die jeweilige Biblio- lichung von Forschungsergebnis- Studierenden und Wissenschaftler bauten der letzten Jahre vorhanden thek in die Aufgaben und Ziele der sen. Dafür sind beispielsweise an verfügbar zu haben. (UB Leiden, UB Delft, UB Wagenin- Informatikbibliothek Universität als Gesamtinstitution gen) oder werden gerade geschaf- Tel: (069) 798-22287 einbezogen ist – wie z. B. strategi- fen (UB Rotterdam, Asienbibliothek [email protected] sche Planung, Forschungsdatenma- der UB Leiden). Besonders die www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/informatik/ nagement und Lernzentren. übersichtliche Raumordnung, die home.html In den besuchten Universitäts­ durchdachte Lichtführung, gute bibliotheken konnten wir uns ein und bequeme Sitzmöglichkeiten Campus Westend gutes Bild über die strategische Pla- und die ausgezeichnete technische nung machen. Bezugspunkt für die Ausstattung sollen hier hervorge- Bibliothek Recht und Wirtschaft (BRuW) grundsätzliche Linie der Hochschu- hoben werden. Die überall sehr gut Tel: (069) 798-34965 len, mit der die Planungen der Bib- besuchten Bibliotheken bewiesen [email protected] liotheken korrespondieren, ist das auf anschauliche Weise, dass den www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/so_bruw.html EU Programm Horizon 2020. Die Bedürfnissen der Bibliotheksnutzer Bibliothek Sozialwissenschaften und Kolleginnen und Kollegen beschrie- sehr gut entsprochen wird. Die Psychologie (BSP) ben uns ihr methodisches Vorgehen Nutzer wurden vielerorts in die Tel: (069) 798-35122 und präsentierten eindrucksvolle Entscheidungen über die Ausstat- [email protected] Resultate ihrer Maßnahmen. Der tung einbezogen. www.ub.uni-frankfurt.de/bsp/so.html Schlüssel zum Erfolg der nieder­ Unsere Fragen zu neuen Ent- ländischen Universitätsbibliotheken Universitätsbibliothek Delft. Foto: C. Schaper wicklungen bedienten die nieder- Bibliothekszentrum liegt u. a. in einer klaren Prioritä- ländischen Bibliotheken ebenfalls Geisteswissen­schaften tensetzung, einer intensiven uni­ der UB Wageningen Information Sichtbarmachen von Sammlungen auf das Beste. Unser Dank gilt den Tel: (069) 798-32500 (Q1) versitätsinternen Kommunikation, Specialists tätig (entsprachen vor- Bibliotheken, die wie die UB Leiden besuchten Einrichtungen für die Tel: (069) 798-32653 (Q6) einer den strategischen Zielen ent- mals den klassischen Fachreferen- und die UB Frankfurt auf eine meh- gewährten Einblicke in ihre Ar- [email protected] sprechenden Personalentwicklung ten). Diese sind bevorzugt Absol- rere Jahrhunderte zurückreichende beit, die sie sehr offen mit uns be- www.ub.uni-frankfurt.de/bzg/so_bzg.html und einer insgesamt innovativen venten der Universität Wageningen, Geschichte zurückblicken können, sprachen. Wir können sagen, dass und experimentierfreudigen Atmo- damit Kenntnisse der Forschungs- besitzen in der Regel eindrucksvolle sich der „Blick über den Teller- Campus Riedberg sphäre. Die Mitarbeiter der Biblio- prozesse und Kontakte zu den und umfangreiche Sammlungen rand“ auf jeden Fall gelohnt hat. Bibliothek Naturwissenschaften thek werden in diese Prozesse ein- Fachbereichen bereits vorliegen. des kulturellen Erbes. Die Leidener Aus den Gesprächen konnten wir Tel: (069) 798-49105 bezogen. Die Orientierung an einzelnen Bibliothek, auf die dies wie auf das wichtige Anregungen mitnehmen, [email protected] Fachgebieten hat jedoch stark an Frankfurter Pendant zutrifft, for- auch wenn nicht alle Gegebenhei- www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/bnat_so.html Vom Fachreferenten zum Bedeutung verloren. Zusätzlich mulierte als wichtigstes Ziel in die- ten vergleichbar sind. Die gene- Information Specialist wird versucht, einzelne Forschende sem Segment, diese Sammlungen relle Ausrichtung der besuchten Campus Niederrad Bei allen Gastgeberbibliotheken eng in UB-Projekte einzubinden, zukünftig noch besser sichtbar zu Bibliotheken war überzeugend. gehört zu den aktuellen Prioritä- um neue Services bedarfsgerecht machen. Gute Voraussetzungen da- Der schon während der Reise be- Medizinische Hauptbibliothek ten, dass die benötigten Medien zu entwickeln. für bestehen durch das Scaliger Ins- gonnene Diskussionsprozess über Tel: (069) 6301-5058 vorzugsweise in elektronischer In diesem Zusammenhang titut. Finanziert durch Verlage sind das Gesehene und Gehörte wird [email protected] Form erworben werden. Der konnten wir feststellen, dass der hier hochrangige Wissenschaftler nach der Rückkehr in den einzel- www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/mallg.html Sammlungsaufbau verliert insge- Begriff „Informationskompetenz“ und Research Fellows damit beauf- nen Abteilungen der UB Frankfurt samt an Bedeutung. Heute geht es in den Niederlanden bereits sehr tragt, Forschung zu den Inhalten und abteilungsübergreifend fort- Sport-Campus stärker darum, mit dem Bestand viel weiter gefasst wird. Es geht zu- der Sondersammlungen zu betrei- gesetzt. In einer Feedbackveran- Bibliothek für Sportwissenschaften zu arbeiten und entsprechende sätzlich um die Beratung zum Um- ben. Dafür ist es wichtig, auch hier staltung berichteten die Teilneh- Tel: (069) 798-24521 Dienstleistungen anzubieten. Dies gang mit den eigenen Forschungs- Forschungsunterstützung zu leisten mer bereits ausführlich über die [email protected] hat Einfluss auf die bibliotheks­ daten sowie zum Auffinden und und eine möglichst gute und geeig- Studienreise. Besonders interes- www.ub.uni-frankfurt.de/bsp/sport internen Abläufe und bildet häufig Wiederverwenden von Daten aus nete Arbeitsumgebung für die „am sante Aspekte wurden so in das die Basis dafür, bisherige Dienst- anderen Projekten, Beratung zum Bestand Forschenden“ zu bieten. Frankfurter Kollegium getragen leistungen der Bibliothek auf den Copyright und Open Access sowie Die Forschungsergebnisse werden und bieten Ansätze für weiteren Prüfstand zu stellen. So eröffnen das Erkennen und Unterbinden öffentlich in Publikationen, Vorträ- Austausch „zu Hause“. Wir danken sich Möglichkeiten, über neue An- von Plagiarismus. Die klassischen gen und Ausstellungen vorgestellt. Bibliothek und Information Inter- gebote nachzudenken und dann Felder der Informationskompetenz, Um dies noch zu intensivieren, wird national (BII)/Goethe-Institut sehr zu entwickeln. Prominentes Bei- wie Katalog- und Datenbankre- auch die enge Kooperation mit den herzlich für die Förderung der spiel dafür sind forschungsbezo- cherche und Bewerten der gefun- in Leiden beheimateten Kulturinsti- Reise. Christiane Schaper 26 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Freunde

»Ich bin gerne Kuratoriumsmitglied bei den Freunden geworden, weil sich Procter & Gamble sehr nachhaltig für die Förderung von Talenten einsetzt. Als wissenschaftlicher Leuchtturm in der Region trägt die Goethe-Universität zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit Deutschlands bei und liefert wichtige Impulse für die gesamte Rhein-Main-Region. Das wollen wir als Unternehmen unterstützen und profitieren auch selbst von einem engen Austausch.«

Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation & Nachhaltigkeit, Procter & Gamble Service GmbH Foto: privat

Vorstand Prof. Dr. Wilhelm Bender (Vorsitzender), Dr. Sönke Bästlein, Udo Corts, Alexander Preise für Unternehmens-Gründer Demuth, Dr. Thomas Gauly, Holger Gottschalk, Prof. Dr. Heinz Hänel, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, INNOVATIONSFORUM prämiert die besten Startups des Goethe-Unibators Julia Heraeus-Rinnert, Michael Keller, Dr. Friederike Lohse, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Renate von Metzler, Prof. Dr. Rudolf Steinberg, Claus Wisser, Anlässlich des 4. INNOVATIONS­ Prof. Dr. Birgitta Wolff FORUMs wurde der Goethe-Inno­ vations-Preis an drei Startups des Geschäftsführer Unibators verliehen. Die Preise Alexander Trog werden von der Vereinigung von Postfach 11 19 32 Freunden und Förderern der 60054 Frankfurt am Main Goethe-Universität aus dem Erlös der Veranstaltung gestiftet. [email protected] Ein von Handelsblatt-Herausgeber Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700 Gabor Steingart moderiertes Podium mit vier Vorstandsvorsitzenden und Konto rund 600 Gäste, darunter Vertreter Deutsche Bank AG der regionalen Wirtschaft und Filiale Frankfurt Studenten, waren der Rahmen BLZ 50070010 für die Preisverleihung am Konto-Nr. 700080500 8. September 2015 auf dem Westend Freunde der Universität Campus. Dr. Friederike Lohse, stellvertretende Vorstandsvorsit- Freunde der Universität zende der Freunde, und Universitäts- präsidentin Prof. Birgitta Wolff Die Vereinigung von Freunden und gratulierten den Gewinnern. Förderern der Goethe-Universität mit ihren rund 1600 Mitgliedern hat im vergangenen Jahr mit knapp 312.000 Euro rund 220 ­Forschungsprojekte aus allen Fachberei- Den mit 10.000 Euro dotierten Der mit 5000 Euro dotierten Gründer: Patrick Helmig und Khanh und zur Zukunftssicherung der chen der Universität unterstützt, die ohne 1. Preis erhielt Dr. Severin. Das Star- 2. Preis ging an SECDASH. Das Tuong, im Unibator seit Februar 2015. Krankenhäuser beizutragen.“ diesen Beitrag nicht oder nur begrenzt tup hat ein neuartiges Ganzkörper- junge Unternehmen­ bietet eine  www.secdash.com hätten realisiert werden können. Einige After­shave auf reiner Naturbasis Internet-basierte Software, die Gründer: Matthias Bay und Lukas dieser Projekte stellen wir Ihnen hier vor. entwickelt und damit bereits einen eine beliebige­ Anzahl von Web­ MINDS-Medical erhielt den mit Naab, im Unibator seit April 2015. fulminanten Start auf verschiede- sites überwacht und dabei alle 2000 Euro dotierten 3. Preis. Das  www.minds-medical.de Freunde Aktuell nen Märkten geschafft. Begründet großen Content-Management-­Startup hat sich zum Ziel gesetzt, hat die Jury ihre Entscheidung mit Systeme unterstützt. Die Jury-be- im Bereich Gesundheits-IT eine Per E-Mail informieren wir unsere Mit­ den Worten: „Hier wurde auf ein gründung: „Spätestens nach NSA Optimierung und Automatisie- glieder schnell und aktuell über interes- Life­style-Thema gut reagiert: mit ist jedem klar, dass Internet-­ rung von Patientenabrechnungen Mehr zum Goethe-Unibator unter: sante Veranstaltungen an der Universität. einem klugen Kosmetik-Produkt Sicherheit ein neuer Megatrend zwischen Krankenhäusern und  www.goetheunibator.de Interesse? Teilen Sie uns doch bitte und geschicktem Marketing. Gefal- ist. Es wird immer mehr Geld da- Krankenkassen zu erreichen. Die einfach Ihre E-Mail-Adresse mit: len hat uns das unternehmerische für ausgegeben: nicht nur von je- Jury begründete ihre Entschei- Kontakt: Lucia Lentes Geschick, einen Trend für sich sehr dem von uns persönlich,­ sondern dung mit den Worten: „Das Thema Dr. Sebastian Schäfer, [email protected] erfolgreich nutzbar zu machen, vor allem von Industrie und Be- ist von großer Relevanz für den Geschäftsführer. Tel: (069) 798-12756 d. h. bereits mit einem beachtlichen hörden. Vor diesem Hintergrund Gesundheitsbereich. Die maßge- [email protected] Erfolg am Markt.“ war für uns ­ausschlaggebend die schneiderte Software-Lösung, die furt.de Förderanträge an die Freunde konsequente und zielgruppenge- zusammen mit dem Pilot-Kran- Susanne Honnef Gründer: Peter Hart und Jan Ster, rechte Entwicklung der Cloud-­ kenhaus entwickelt wird, erscheint [email protected] im Unibator seit August 2014. Software-Lösung durch das Grün- uns Juroren vielversprechend, um Tel: (069) 798-12433  www.drseverin.com/de derteam.“ sich auf dem Markt durchzusetzen

Bitte vormerken 13. November 2015 Wenn der Krieg im Kopf den Blick auf Frieden trübt Mitgliederversammlung der Freunde und Förderer m 2015 erreicht Ge- nen sie sich überhaupt ein „ande- halt im April 2015 im Norden Lebens. In der Zeichnung einer Iwalt derzeit einen neuen Höhe- res“, friedliches Afghanistan vorstel- ­Afghanistans durch, der durch die 19-jährigen Schülerin aus Kunduz punkt. Wer nach Friedenspotenzia- len? Und welche Handlungsmacht Vereinigung der Freunde und Förde- wird das sichtbar: Ein Ende der len sucht, tut gut daran, sich die sehen sie für sich selbst, dazu einen rer der Goethe-Universität gefördert Waffen und ein Ausbruch aus dem junge Generation im Land näher Beitrag zu leisten? wurde. In einer Vorstudie wurden Käfig der Gewalt wird als Utopie anzusehen. Wer, wenn nicht sie, Diesen Fragen gehen Prof. Phil nicht nur Interviews mit 16- bis erkennbar, während sie selbst noch könnte die Spirale fortdauernder C. Langer und Dr. Angela Kühner 19-jährigen Jugendlichen geführt, im Käfig gefangen zu sein scheint. Gewalt, die wesentlich zur allge- vom Fachbereich Gesellschaftswis- sondern von diesen auch Zeich- Es ist ein starkes Plädoyer für Bil- meinen Armut bei gleichzeitiger senschaften in dem Projekt „Wenn nungen zu ihrer Lebenssituation dung als Ausweg aus dem Kreislauf Konjunktur des Opiumhandels bei- der Krieg im Kopf den Blick auf gefertigt. Die dabei entstandenen der Gewalt, dem sie außer der trägt, durchbrechen? Was macht Frieden trübt“. Zur Vorbereitung Bilder vermitteln die Gleichzeitig- Sehnsucht nach Frieden wenig diese „Kultur der Gewalt“ mit den führte Prof. Langer einen zwei­ keit der Hoffnung auf Frieden und entgegenzusetzen hat. www.freunde.uni-frankfurt.de Kindern und Jugendlichen? Kön- wöchigen Feldforschungsaufent- der gewaltsamen Enge des eigenen Phil C. Langer Studium UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 27 Wie studiert man Literaturwissenschaft an der Goethe-Uni? Angebot des »Starken Starts« führt ausländische Studierende an Studium heran

ustauschstudenten sind in mungen haben, sich im Seminar zu Unisystem kennen und erhalten „Jeder von uns hat beim Stadt- den Geisteswissenschaften beteiligen. Das liegt manchmal an Einführungen ins wissenschaftli- rundgang ein Referat über einen Weitere Informationen Agewiss keine Seltenheit, einer anderen Mentalität, oft aber che Arbeiten. Zegowitz macht mit bekannten Ort oder ein bedeuten-  www.starkerstart.uni-frankfurt.de/ ERASMUS und andere Programme auch an Sprachdefiziten, die sich den Studierenden Übungen zur des Gebäude Frankfurts gehalten“, 47525971/vorbereitungskurse machen’s möglich. Dass aber auch dann auch in den schriftlichen Ar- Analyse literarischer Texte sowie berichtet der Kolumbianer Pedro. ein großer Anteil von ausländischen beiten niederschlagen.“ Aber auch zum wissenschaftlichen Schreiben Die Teilnahme am Kurs, der nur Regelstudenten an der Goethe-­Uni andere Hürden sind für einen rei- und stärkt ihre rhetorischen Fähig- Bildungsausländern offensteht, ist eingeschrieben ist, ist weniger be- bungslosen Start ins Studium zu keiten. Ihm zur Seite steht Anna freiwillig, wird aber bei erfolgrei- kannt. Fächer wie Germanistik, überwinden: So haben gerade aus- Yeliz Schentke, die selber noch stu- chem Abschneiden mit Credit Amerikanistik, Anglistik, Romanis- ländische Erstsemester zu Studien- diert und sich noch gut an die Mü- Points belohnt. df tik oder Skandinavistik sind bei beginn meist noch wenig Kontakte. hen des Studienbeginns erinnern ausländischen Studierenden sehr Mühsam ist für viele auch die Ori- kann. Sie hilft beim Erstellen von beliebt. 15 Prozent der Studieren- entierung im Studium: „Das deut- Stundenplänen und anderen Fra- den des Fachbereichs 10 sind „Bil- sche Hochschulsystem ist auf den gen der Studienorganisation. „Wel- dungsausländer“, haben also ihre ersten Blick sehr kompliziert“, hat che Kurse ich besuchen kann und Hochschulreife im Ausland erwor- Anastasia festgestellt, die aus der wie die Prüfungsordnungen zu ver- ben. An die Goethe-Uni kommen Ukraine nach Frankfurt gekom- stehen sind, hätte ich mir alleine dabei nicht nur jene, die bereits in men ist. kaum erschließen können“, be- ihrem Herkunftsland ein literatur- Um hier gezielt zu unterstützen, richtet die Brasilianerin Serena, die wissenschaftliches Studium aufge- hat Bernd Zegowitz den „VORbe- den Kurs im letzten Jahr mit Be- nommen oder abgeschlossen ha- reitungskurs Literaturwissenschaf- geisterung besucht hat. In den ben. Manche zieht es direkt nach ten“ konzipiert, der Teil des BMBF- zwei Wochen vor Vorlesungsbe- dem Abitur nach Frankfurt. Von geförderten Programms „Starker ginn im Wintersemester findet die- den Herausforderungen, die sich Start ins Studium“ ist und in Zu- ser als Blockseminar für 15 – 20 hieraus ergeben, berichtet der Ger- sammenarbeit mit dem Internatio- TeilnehmerInnen statt. Auf dem manist PD Dr. Bernd Zegowitz. nal Office angeboten wird. Die Teil- Programm steht auch eine Exkur- „Wir Dozenten beobachten, dass nehmerInnen können Kontakte sion, bei der die Studierenden ausländische Studierende oft Hem- knüpfen, lernen die Stadt und das ­einen aktiven Part übernehmen. Teilnehmer des „VORbereitungskurses Literaturwissenschaft“ 2015. Foto: Dettmar

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Kleines »glückliches« Land mit spannender Literatur Am Institut für Skandinavistik wird Studierenden das Berufsfeld des Übersetzens aus dem Dänischen vermittelt

entscheidendes „Alleinstellungsmerkmal“ in den Bewer- Und der Erfolg von Belletristik aus dem laut eines UN-Be- bungsmappen der Absolventinnen und Absolventen. Denn richtes „glücklichsten Land der Welt“ ist in Deutschland sehr auch wenn im Kontakt mit den Einwohnern Skandinaviens groß. Das belegt auch das Interesse an den Romanen der däni- flüssiges Englisch meist vorausgesetzt werden kann, gibt es schen Autorin mit dem einprägsamen Namen Helle Helle. Sie gleichwohl Nischen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, in de- kommt im November nach Frankfurt und wird im Rahmen des nen Kenntnisse des Norwegischen, Schwedischen oder Dä- nächsten Übersetzungsseminars (19./20. November) aus ihren nischen durchaus von Vorteil sind. Skandinavische Firmen Büchern lesen. Das Seminar, das in Kooperation mit und im wissen es zu schätzen, wenn ihre deutschen Mitarbeiter Literaturhaus Frankfurt stattfindet, trägt den Titel: „Rød- über sprachliche und kulturelle Kenntnisse des Ursprungs- by-Puttgarten. Von Dänemark nach Deutschland“. Erinnert landes ihres Arbeitsgebers verfügen. wird damit an die alte Fährverbindung zwischen Dänemark Ein naheliegendes Berufsfeld für Studierende der Skan- und Deutschland, aber auch an den gleichnamigen Roman von dinavistik ist natürlich das Übersetzen. Seit 2013 finden an Helle Helle. Dem nicht des Dänischen mächtigen Publikum der Goethe-Universität, organisiert von der Lektorin (und wird der in Frankfurt ansässige, renommierte Übersetzer Ulrich gebürtigen Dänin) Marlene Hastenplug, Dänisch-Deutsche Sonnenberg die von Helle gelesenen Werke auf Deutsch nahe- Übersetzungsseminare statt, an denen Studierende der bringen. Gemeinsam mit Marlene Hastenplug­ gestaltet Sonnen- Die dänische Autorin Goethe-­Uni, aber auch weitere Interessierte aus dem gan- berg das Übersetzungsseminar und bietet den Studierenden Helle Helle. zen deutschsprachigen Gebiet teilnehmen. „Man muss na- Einblicke in den Literaturbetrieb und die Verlagsarbeit. df Foto: Sofie Amalie Klougart türlich klar sehen, dass der Beruf des Übersetzers aus dem Dänischen keiner ist, mit dem man reich wird – auch kei- kandinavische Sprachen wie das Dänische zählen insge- ner, dem man in jedem Falle hauptberuflich nachgehen Lesung mit Helle Helle. 20. November, 19.30 Uhr, Ssamt zu den „kleinen“ Sprachen, auch in Europa. Stu- kann“, schränkt Marlene Hastenplug die Berufsperspekti- Literaturhaus Frankfurt. dierende des Faches Skandinavistik, das an der Goethe-Uni ven etwas ein, sieht aber durchaus Chancen: „Unter den als Bachelor- und als Master-Studiengang angeboten wird, heute praktizierenden Übersetzern aus dem Dänischen Weitere Informationen beschäftigen sich im Rahmen ihres Studiums mit literatur- sind viele bereits im fortgeschrittenen Alter, sodass die   www.literaturhaus-frankfurt.de/programm/termine/helle- ­ wissenschaftlichen und philologischen Aspekten und erler- Branche bald schon händeringend Nachwuchs suchen helle-roedby-puttgarden-2015-11-20 nen vor allem die Sprachen. Dies ist dann später auch ein wird.“

»In der Praxis läuft nicht alles so WUT UND GEDANKE – glatt, wie man es sich vorstellt …« Wiederaufnahme des »Starker Start« als Tutor Adorno-Projektes er Regisseur Christian Franke hat ein Projekt Düber den Adorno-Schüler Hans-Jürgen Krahl, as Tutorentraining war eine Trainings besuchen zu den Themen die Frankfurter Schule und die Studentenbewe- gute Übung, mich auf be- „Übungsaufgaben im tutoriellen gung kreiert und geht darin der Frage über das Dstimmte Situationen geziel- Kontext aktiv bearbeiten“ oder Verhältnis von Theorie und Notwendigkeit der ter vorzubereiten“, sagt die studen- „Moderation, Feedback und Krisen- praktischen Umsetzung nach. Er schrieb das tische Tutorin Meike Hopf. So wie gespräche durchführen“. In den monologische Stück eigens für das Bibliotheks- sie besuchen viele weitere ange- Naturwissenschaften tätige Tutoren zentrum (BzG) der Goethe-Universität. hende oder bereits aktive Tutorin- hingegen werden z. B. geschult zum nen und Tutoren das Qualifi­ Korrigieren von Übungszetteln und Adorno-Experte Dr. Rolf Wiggershaus hat zierungsprogramm der Goethe-­ Protokollen oder zur Hilfestellung „Wut und Gedanke“ im UniReport als eine Universität. Denn viele stellen sich im Labor. Fachübergreifende Vertie- „großartige Idee“ bezeichnet: „Adorno, den kurz vor Aufnahme der Tätigkeit als Tu- fungstrainings behandeln Diversi- vor der Emeritierung stehenden und von vielen tor Fragen wie: Wie schafft man ty-Aspekte oder den Einsatz digita- Seiten als Aufrührer der Jugend angegriffenen gleich zu Semesterbeginn eine gute ler Medien. Durch den Besuch von Ordinarius, zu zeigen, wie ein 40 Jahre jüngerer Arbeitsatmosphäre im Tutorium? einem Grundlagentraining und ei- genialischer Doktorand ihn zu Zeiten der Studen- Was tun, wenn sich keiner beteiligt ner fachspezifischen bzw. fachüber- tenbewegung sah und erlebte.“ Wiggershaus und sich keiner vorbereitet hat, und greifenden Vertiefung können Tuto- kommt zum Resümee: „Das Stück […] macht wie behält man den Überblick über ren das Frankfurter Tutorenzertifikat eindringlich und nicht ohne Komik klar, was die Stoff-Fülle und kann sich gleich- erwerben. Denker und ihre Theorien alles in Gang zu setzen zeitig Zeit für alle Fragen der Teil- Nachdem Meike Hopf nun auch vermögen.“ nehmenden nehmen? ihr erstes Tutorium gehalten hat, Im Wintersemester 2015/16 ist das Schau- Die Tutorenqualifizierung wird fasst sie rückblickend zusammen: spiel Frankfurt erneut mit dem Stück „Wut und im Rahmen des Projektes „Starker „Das Training war für mich hilfreich, Gedanke“ zu Gast an der Goethe-Universität. Start ins Studium“ angeboten und um erste Sorgen und Ängste zu neh- Die Zuschauer können in die ganz besondere hat das Ziel, die Qualität der Lehre men; es war eine gute Übung für die Atmosphäre des historischen Lesesaals im und die Betreuungssituation für eigene Souveränität. Ich habe auch IG-Farben-Haus eintauchen und sich in die stür- Studierende in der Studienein- nun mehr Selbstsicherheit beim mische Zeit der Studentenrevolte und der 70er gangsphase zu verbessern. Tutoren Sprechen vor größeren Gruppen Jahre in Frankfurt zurückversetzen lassen. Die lernen zunächst in Grundlagentrai- und habe gelernt, mit schwierigen Kartenanzahl ist begrenzt, frühzeitiges Anmelden nings, ihre Tutorien zu optimieren. Fragen umzugehen.“ Es bleibt aber lohnt sich. Dazu gehört, die eigene Rolle zu nicht aus, dass die Tutoren ihre ganz reflektieren und Techniken zu ken- eigenen Erfahrungen machen, nen, um Inhalte klar zu strukturie- wenn sie ihr erstes Tutorium halten.

ren und verständlich zu vermitteln, Die Realität bringt dann häufig noch

aber auch ein Zeitmanagement zu ganz andere Herausforderungen mit Nähere Informationen entwickeln, aktivierende Methoden sich: fehlende Raumausstattung, zu Aufführung und Terminen sinnvoll einzusetzen oder auch un- Plagiate oder auch das „Googeln“ terschiedliche Lerntypen und Lern- ihrer Teilnehmenden nach Lösungen.   www.schauspielfrankfurt.de/spielplan/ wut-und-gedanke strategien zu kennen. Fachspezifi- Bettina Kühn sche Vertiefungen gehen auf die Rezension von Rolf Wiggershaus im UniReport: spezielleren Bedarfe der einzelnen   www.uni-frankfurt.de/54939957/Unireport_ ­ Foto: Dettmar Fächer ein. Tutoren der Sozialwis-   www.tutoren.uni-frankfurt.de 2-15.pdf (S. 3) senschaften können beispielsweise 30 UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 Menschen

Neuberufene dem Ziel der Optimierung der Materialei- UN-Dekade-Schwerpunkt „Vielfalt be- Nachrufe würde. Vor allem aber hat er Generatio- genschaften zahnärztlicher plastischer wahren – als Partner der Natur“, so Dr. nen Studierender mit seinem un- Inga Hänelt Füllungsmaterialien und habilitierte sich Christiane Paulus aus dem Bundesum- Manfred Zuleeg (1935 – 2015) verwechselbar zugleich streitbaren und im Jahre 2009. Zu seinen gegenwärtigen weltministerium in Bonn. Sie übergab die empathischen Naturell für das Europa- Forschungsaktivitäten gehört der initiale Urkunde und einen symbolischen Viel- recht gewonnen. Am 1. Juni 2015 starb Biofilm auf zahnärztlichen Materialien falt-Baum an den Sprecher und Mit­ Manfred Zuleeg nach langer, schwerer und die Entwicklung neuartiger zahnärzt- begründer von BioFrankfurt, Prof. Dr. Krankheit in Frankfurt am Main. licher Füllungswerkstoffe zur Beeinflus- Bruno Streit (FB Biowissenschaften). Die Von Stefan Kadelbach sung desselben und somit zur Kariespro- Goethe-­Universität ist Mitglied von Bio­ phylaxe. Frankfurt und offiziell durch die Dekanin Prof. Christian Enno Stefan Rüttermann zeigte immer gro- des Fachbereichs 15, Prof. Dr. Meike Schwanenberg­ (1938 – 2015) ßes Interesse an der Verbesserung der Piepenbring, im Vorstand vertreten. zahnmedizinischen Lehre. Daher kamen Vor der Überreichung der Auszeich- neue Schwerpunkte und Projekte im Be- nung veröffentlichte BioFrankfurt am Seit März 2015 ist Inga Hänelt Juniorpro- reich der Ausbildungsforschung zu sei- 15. September auch seine jährliche „Bio- Manfred Zuleeg war einer der prägen- fessorin für Strukturbiologie von Mem­ nen bisherigen Forschungsaktivitäten zahl“, in diesem Jahr zur genetischen den deutschen Europarechtler, für den brantransportern und Leiterin der gleich- hinzu. In einem berufsbegleitenden Stu- Vielfalt in der Region: Über 10.000 Obst- Europa und seine Verfassung nicht nur namigen Emmy Noether-Nachwuchsgruppe dium steht er kurz vor dem Abschluss bäume in zahlreichen Sorten wachsen Gegenstand der Wissenschaft, sondern am Institut für Biochemie im Fachbereich zum Master of Medical Education auf den Streuobstwiesen in und um ein persönliches Anliegen waren. 14. Hänelt hat an der Universität Osna- (MME-D). Frankfurt. Sie sind in dieser Vielfalt eine Geboren 1935 im fränkischen Tauber- brück Biologie studiert und wurde dort im wichtige Grundlage der Ess- und Genuss- tal, studierte er Rechtswissenschaft in Jahr 2010 für ihre Arbeiten über die Funk- Nils Bertschinger kultur rund um Frankfurt. Erlangen, Hamburg und Bologna. Nach tion eines Kaliumtransportsystems in der ersten Arbeiten im Verwaltungsrecht Der Fachbereich Psychologie und Sport- Abteilung Mikrobiologie promoviert. Mit Habermas erhält Kluge-Preis wandte er sich der neu entstandenen wissenschaften der Goethe-Universität Hilfe eines DFG-Stipendiums verbrachte In diesem Jahr geht der international re- Wissenschaft des Europarechts zu und Frankfurt trauert um Prof. Dr. Christian sie anschließend zwei Jahre als Postdok- nommierte Kluge-Preis an den Philoso- legte mit seiner Kölner Habilitations- Enno Schwanenberg, der am 24. Juli torandin an der Universität Groningen in phen und Soziologen Jürgen Habermas, schrift „Das Recht der Europäischen Ge- 2015 nach langer schwerer Krankheit den Niederlanden. Dort erlernte sie neue der sich den Preis mit dem kanadischen meinschaften im innerstaatlichen Be- verstorben ist. Methoden zur Bestimmung der Struktur Sozialphilosophen Charles Taylor teilt. reich“ (1968) eine alle Wirkungsweisen Enno Schwanenberg studierte Psycho- und Dynamik von Membranproteinen und Die Auszeichnung ist mit 1,5 Millionen des Europarechts umfassende Studie vor, logie an der Universität München, an der forschte an Proteinen der Glutamattrans- Dollar dotiert. Gestiftet hat den Preis der die noch heute ein Standardwerk ist. er 1963 mit Diplom abschloss. Nach ei- porter-Familie. Im Jahr 2012 kam Hänelt deutschstämmige Mäzen John W. Kluge, Nach Forschungsaufenthalt in Berkeley nem Postgraduierten-Aufenthalt an der an die Goethe-Universität, an der sie seit- der damit Disziplinen wie Philosophie, wurde er 1971 zunächst an die Universi- Harvard University in Cambridge promo- dem zunächst als Postdoktorandin und Im Februar 2015 hat Nils Bertschinger Soziologie, Anthropologie oder Ge- tät Bonn und 1977 nach Frankfurt beru- vierte er 1970 mit dem Thema „Soziales seit 2014 als Nachwuchsgruppenleiterin die Helmut O. Maucher-Stiftungsprofes- schichte fördern wollte, die nicht vom fen. Von 1988 bis 1994 war er Richter am Handeln: Die Theorie und ihr Problem“ im SFB 807 forscht und lehrt. Hänelts sur für systemische Risiken am Frankfurt Nobelpreis abgedeckt werden. Zu den Europäischen Gerichtshof, vor dem er zum Dr. phil. an der Freien Universität Team untersucht verschiedene K+-translo- Institute for Advanced Studies (FIAS) bekanntesten Preisträgern des Kluge-­ zuvor verschiedentlich als Prozessvertre- Berlin. zierende Proteine, welche für die Zellen übernommen. Er studierte Informatik an Preises zählen der französische Philo- ter aufgetreten war. Nach seiner Rück- Von 1967 bis 1972 war Enno Schwa- Schlüsselkomponenten der Osmoregula- der RWTH Aachen und promovierte dann soph Paul Ricœur und der frühere brasili- kehr an die Frankfurter Universität versah nenberg wissenschaftlicher Assistent bei tion, der pH-Homöostase und der Resis- am Max-Planck-Institut für Mathematik anische Präsident Fernando Henrique er bis zu seiner Emeritierung 2003 eine Alexander Mitscherlich an der Goethe-­ tenz gegen hohe Salinität und Trockenheit in den Naturwissenschaften in Leipzig. Cardoso. Die Auszeichnung gilt als „No- Jean-Monnet-Professur. Universität Frankfurt und wurde 1972 zum darstellen. Da diese Proteine in tierischen Dort war er bis Anfang dieses Jahres belpreis der Philosophie“: Seit 2003 ver- Schon in seinen frühesten Schriften Professor für Sozialpsychologie an das In- und menschlichen Zellen fehlen, aber auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter gibt das John W. Kluge Center an der wird deutlich, dass für Manfred Zuleeg stitut für Psychoanalyse berufen. Das Fach gleichzeitig wichtige Pathogenitätsfakto- tätig. Wissenschaftlich gilt sein Inter- Washingtoner Library of Congress den das Europarecht kein Eliteprojekt mit au- Sozialpsychologie vertrat er bis zu seiner ren in Bakterien darstellen, werden sie als esse der Modellierung und Formalisie- „Kluge Prize“ für Lebenswerke in den tonomem Geltungsgrund war, sondern Pensionierung im Jahr 2003. mögliche Angriffspunkte für neuartige rung von komplexen Systemen. Dazu be- Human- und Sozialwissenschaften. eine durch parlamentarischen Zustim- Seine Schwerpunkte in Forschung und Antibiotika diskutiert. Hänelt betont aber, dient er sich vor allem Methoden aus der mungsakt vermittelte, verfassungsrecht- Lehre waren Arbeiten zur kognitiv-affek- dass sie Grundlagenforschung betreibt, Informationstheorie und dem maschinel- lich verwurzelte Rechtsgemeinschaft, an tiven Konsistenztheorie, welche er in den wenngleich die Erkenntnisse daraus über len Lernen und verfolgt einen interdiszip- Geburtstage die demokratische und rechtsstaatliche 90er Jahren in einer Theorie der dualen die Struktur und Funktion der Proteine für linären Zugang. So hat er zunächst Infor- Anforderungen gestellt werden mussten. Verhaltensregulation zusammenführte. eine zukünftige Entwicklung von Arznei- mationsverarbeitung in neuronalen Netz- 70. Geburtstag So galten über eine Spanne von drei Seine damals elaborierte „Zwei-Wel- mitteln von Bedeutung sein könnten. werken untersucht. Im Laufe seiner Karri- Prof. Dr. Jürgen Wolfart Jahrzehnten hinweg zahlreiche seiner ten-Theorie“ ist auch heute von ungebro- ere hat er dann auch zunehmend andere Institut für Mathematik Beiträge dem Charakter der Europäi- chener Aktualität und Relevanz. Sein Stefan Rüttermann Systeme, z. B. soziale Systeme, studiert. schen Gemeinschaft als Rechts- und Ver- Forschungsinteresse galt ebenfalls der Am FIAS arbeitet er nun über Finanzsys- 70. Geburtstag fassungsunion. Zugleich sollte aber auch Spieltheorie, hier insbesondere der teme und mögliche Risiken, die durch das Prof. Dr. Gert Krell das Recht in allen seinen Facetten zum Selbst- und Fremdwahrnehmung von Per- komplexe Zusammenspiel von vielen Fortgang der Europäischen Integration sonen in dynamischen Interaktionssitua- Institut für Politikwissenschaft Agenten entstehen können. Er freut sich beitragen, was zuweilen im Sinne einer tionen (Nichtnullsummenspielen). nicht nur über interessante Forschungs- 70. Geburtstag Indienststellung des Rechts missdeutet Neben seiner Lehr- und Forschungstä- themen, sondern insbesondere sein Prof. Dr. Marcel Erdal wurde. Rechtlich konkretisierte Prinzi- tigkeit sind sein überdurchschnittlich gro- Wissen auch in der Lehre vermitteln zu pien wie ein Sozial- und ein Umweltprin- ßes Engagement für seine Studenten und können. Neben Veranstaltungen in der Institut für Sprachen- und Kultur­ zip dachte er als Gegengewichte zu den die Förderung seiner zahlreichen wissen- wissenschaften Informatik wird er auch Vorlesungen in Kräften der Marktfreiheiten. schaftlichen Mitarbeiter hervorzuheben. Zusammenarbeit mit dem House of Mehr noch als im Europarecht machte Mit Leidenschaft, herausragendem Einsatz ­Finance der Goethe-Universität anbieten. 70. Geburtstag sich in den verwaltungs- und arbeits- aber auch großem Einfühlungsvermögen Zum 1. Mai 2015 übernahm Stefan Prof. Dr. Manfred Horlebein rechtlichen Beiträgen der wissenschaft- war es sein Ziel, Interessierten die Sozial- Rüttermann den Lehrstuhl für Kariolo- Fachbereich Wirtschaftswissenschaften liche Stil Manfred Zuleegs geltend, in psychologie und ihre zahlreichen Schnitt- gie, Endodontologie und Kinderzahnheil- Auszeichnungen dem sich authentisches Engagement in stellen zu anderen Wirtschaftszweigen zu- kunde im Fachbereich Medizin. Damit 75. Geburtstag der Sache, Mut zu unkonventionellen gänglich zu machen und den Funken der verbunden hat er die Position des Direk- Prof. Dr. Dietmar Kahsnitz Wegen und unbedingte Klarheit in Duk- Erkenntnis überspringen zu lassen. tors der Poliklinik für Zahnerhaltung am Institut für Soziologie tus und Aussage verbinden. Zu nennen Mit Prof. Dr. Enno Schwanenberg ver- Carolinum, Zahnärztliches Universitäts-­ sind seine im Zweifel öffentlich-rechtli- liert der Fachbereich Psychologie und Institut gGmbH inne. Nach dem Studium 75. Geburtstag che Konstruktion des Subventions- Sportwissenschaften und die deutsche der Zahnmedizin wurde er im Bereich der Prof. Dr. Jürgen Quetz rechts, der Vorschlag einer Neuinterpre- Psychologie einen präzisen und enorm be- Parodontologie und Stressforschung pro- tation des subjektiv-öffentlichen Rechts lesenen Denker, einen menschlich zutiefst Institut für England- und Amerikastudien moviert. Nach einem Jahr in der nieder- als Klagevoraussetzung, seine sozial- anständigen, hilfsbereiten und offenen gelassenen Praxis begann 1996 die uni- 75. Geburtstag staatliche Sicht auf das Aufenthalts- Lehrer und einen geschätzten Kollegen. versitäre Laufbahn an der Heinrich- Prof. Dr. Hartwig Zander recht, sein frühes Eintreten für das kom- Wir werden das Andenken an Enno Heine-Universität Düsseldorf. Diese wurde munale Wahlrecht von Ausländern und Schwanenberg in hohen Ehren halten. im Jahre 2001 für zwei Jahre durch eine BioFrankfurt – Das Netzwerk für Bio- Fachbereich Erziehungswissenschaften die Beiträge zur Gleichheit von Mann Prof. Dirk Frank Tätigkeit als technisch-wissenschaftli- diversität e. V. erhält Auszeichnung und Frau im Arbeits- und Steuerrecht. cher Manager in der Dental-Industrie BioFrankfurt e. V. „ist ein Modell von her- Manfred Zuleeg wurde mit dem Gro- unterbrochen, bevor er 2003 als leitender ausragender und bundesweiter Bedeu- ßen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Oberarzt zurück an die Universität Düs- tung für das Biodiversitätsengagement Deutschland ausgezeichnet, die Univer- seldorf wechselte. Dort forschte er mit und passt hervorragend zum aktuellen sität Athen verlieh ihm die Ehrendoktor- Termine ab 12. Oktober 2015 bis 4. Dezember 2015 Termine UniReport | Nr. 5 | 8. Oktober 2015 31 ab 12. Oktober 2015 21. Oktober 2015 ab 28. Oktober 2015 16. Dezember 2015 ab 27. November 2015 Valuation in the Emerging Sharing Vortragsreihe Performance Talk Ausstellungseröffnung Economy Vortragsreihe Goethe Lectures Offenbach Man for A Day One Million Years – The Intricate Relation Between Afrikanistisches Kolloquium On Kawara Societal Values and Economic Value 19 Uhr, Klingspor Museum, Diane Torr (Schottland), 17 Uhr, (Gernot Grabher) 11.30 Uhr, Raum 507, 5. OG, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach Festsaal Casino (Raum 823), Casino, Neue Mensa/Sozialzentrum, 21.30 Uhr, 1. Obergeschoss, rechts, Veranstalter: Nina-Rubinstein-Weg 1, Campus Campus Bockenheim, I.G. Farben-Haus, Campus Westend, Institut für Humangeographie­ 12. Oktober 2015 Westend Norbert-Wollheim-Platz 1 Bockenheimer Landstr. 133  www.humangeographie.de/ Schriftentstehung in Ägypten kolloquium und Mesopotamien Bei dem Performance Talk an der On Kawaras One Million Years Past/ 27. November Prof. Annette Imhausen Goethe-Universität wird Diane Torr Future setzt sich mit der Darstellung The ‚goe’ in Goemai – the Gramma­ über ihr abwechslungsreiches Leben von Zeit und den Grenzen menschlicher 16. November 2015 ticalization of a Multi-Functional 26. November 2015 und über ihre Erfahrungen mit dem Vorstellungskraft auseinander. Das preposition Banken und Menschenrechte – Workshop MAN FOR A DAY in den Werk besteht aus zwei mehrbändigen Podiumsdiskussion (Prof. Dr. Birgit Hellwig) Zwischen Anspruch und Wirklichkeit verschiedenen Ländern erzählen. Büchern, in denen jeweils eine Million Nach Blockupy und G7 – Dr. Manuel Wörsdörfer Darüber hinaus wird sie selbst live Jahreszahlen aus der Vergangenheit in Kapitalismuskritik heute 4. Dezember auf der Bühne einen performativen Sprachliche Variation in sozialen Veranstalter: die Gegenwart bzw. aus der Gegenwart „Geschlechtswandel“ vollziehen. Netzwerken multilingualer urbaner Exzellenzcluster „Die Herausbildung in die Zukunft gerichtet abgedruckt sind. 19.30 Uhr, Hörsaal IV, Hörsaal­ Zwischen 2006 und 2012 wurde von der gebäude, Gräfstr./Ecke Mertonstr., Räume Nord-Kameruns normativer Ordnungen“ Ein Live-Reading findet am Filmemacherin Katarina Peters ein Film Campus Bockenheim Empirische Grundlagen für die Modellie-  www.normativeorders.net über die Workshops gedreht, der im 28. Oktober (12-23 Uhr) und am rung linguistischer Normentwicklung Orfeos Erben gezeigt werden soll. 29. Oktober (10-18 Uhr) statt. (PD Dr. Klaus Beyer) Die Kritik an der europäischen Wirt- Veranstalter: ab 21. Oktober 2015 Veranstalter: SciMento-hessenweit schafts- und Krisenpolitik und ihren 15. Januar 1.357 der Goethe-Universität  www.scimento.de lokalen und globalen Folgen wird nicht Diskursmarker im Akie (Südnilotisch) www.studiengalerie.uni-frankfurt.de Vortragsreihe  nur in den direkt betroffenen Ländern (Prof. Dr. Christa König) Materialität revisited – lauter. Nicht wenige fordern eine demo- kratischere, sozialere und ökologischere 29. Januar Feministische Perspektiven ab 28. Oktober 2015 2. November 2015 Politik. Welche Analysen stehen hinter Die Welt der Kxoé-Buschleute im auf »alte« und »neue« Vortragsreihe dieser Kritik? Welche Rolle spielt die Forschungslager Materialismen Podiumsdiskussion Arm und Reich – geographi- EZB? Welche Alternativen werden Wut, Ohnmacht, Gewalt? formuliert? Oswin Köhlers Feldarbeiten in Bilddoku- 18.15 Uhr, Raum 1. G 191, sche Perspektiven zur globalen Protestkultur in Frankfurt mentation, Forschungsberichten sowie PEG-Gebäude, Campus Westend, Gerechtigkeit Veranstalter: Bürgeruniversität in der Erinnerung seines letzten noch Theodor-W.-Adorno-Platz 6 19.30 Uhr, Hörsaal IV, Hörsaal­  www.buerger.uni-frankfurt.de lebenden Gewährsmannes (Dr. Gertrud 18.15 Uhr, Hörsaal IV, 1. Stock, gebäude, Gräfstr./Ecke Mertonstr., Boden) Hörsaalgebäude, Das Thema Materialität wird innerhalb Campus Bockenheim Campus Bockenheim, Veranstalter: Institut für Afrikanistik feministischer Forschung und Bewe- Senckenberganlage 31  www.uni-frankfurt.de/41106394 gungen in den letzten Jahren wieder Die morgendlichen Krawalle und die verstärkt diskutiert. Dieser material gewalttätigen Auseinandersetzungen turn zeigt sich vor allem in Analysen Die Verteilung der Ressourcen auf der im Frankfurter Ostend prägten die Wahr- über Geschlechterverhältnisse, Arbeit Erde ist alles andere als gerecht und nehmung des Blockupy-Aktionstags, Aktivitäten der Hochschulgemeinden und transnationalen Kapitalismus sowie daher für die ungerechte Verteilung der anlässlich der EZB-Eröffnung am Evangelische Studierendengemeinde Frankfurt in feministischen Untersuchungen zu des Wohlstands auf der Erde mitver- 18. März stattfand. Durch die Dominanz Naturverhältnissen und Biopolitik. antwortlich. Auch der Klimawandel der Gewaltbilder vom Vormittag schie- Sprachkurse: Spanisch – Englisch – Arabisch – Swahili trifft die Regionen der Erde unter- nen jedoch die eigentlichen Botschaften Kleine Gruppen – für AnfängerInnen, Fortgeschrittene & Konversation 21. Oktober 2015 schiedlich stark. Lassen sich zukünf- und Ziele des Protests marginalisiert zu Kursbeginn ab 19. Oktober 2015, Ort: SIOLI7, Campus Westend, Siolistr. 7 Materialität historisieren und tige Auswirkungen des Klimawandels internationalisieren werden. Verändern sich die Artikula- regional abschätzen? Auf diese und tionsformen und Modi des politischen Winterkonzerte 2015 Postkolonial-feministische und femi- andere Fragen der Verteilungsgerech- Protests? Welche Auswirkungen haben mit Studierenden und Lehrenden der Frankfurter Musikhochschule, nistisch-materialistische Perspektiven tigkeit gehen Wissenschaftler aus die Ereignisse und die Debatte um Block-­ gefördert vom AStA auf einen wiederentdeckten Begriff ganz Deutschland in der Vortragsreihe upy auf die Frankfurter Protestkultur? Klavier Solo: Eugene Choi 1. Oktober 2015 (Christine Löw & Katharina Volk) der Frankfurter Geographischen Gesellschaft ein. Veranstalter: Bürgeruniversität Duo ACCENTUS: Giorgi Grigorashvili 4. November 2015  www.buerger.uni-frankfurt.de & Sonja Schweser 29. Oktober 2015 What's the matter? 28. Oktober 2015 Klavier Solo: Sang Ah Park 5. November 2015 Materialität, Möglichkeiten und Grenzen Ökologischer Imperialismus in Zeiten des globalen Klimawandels? feministischer Kritik im New Materialism ab 11. November 2015 Harfenklasse der HfMDK: Amandine Carbuccia, Valentina Casades (Pia Garske) (Prof. Dr. Annika Mattissek) & Clara Simarro Röll 12. November 2015 Ringvorlesung 19.30 Uhr, „Kirche am Campus“ Bockenheim, Studierendenhaus, Jügelstr. 1 18. November 2015 11. November 2015 Economies Beyond the Market Re-Turning (to) the Matters Afrika im Aufbruch? Forum Entwicklungspolitik: Länder – Themen – Diskussionen of Thinking – Von Wirtschaftswundern und 14.15 Uhr, HZ 10, Hörsaalzentrum, Regelmäßig montags laden ausländische Studierende der Universität zur A (New) Feminist Materialist anderen Entwicklungsmythen Campus Westend, Diskussion von Themen ein, die für ihre Herkunftsländer und uns relevant sind. Intervention (Kathrin Thiele) (Prof. Dr. Detlef Müller-Mahn) Theodor-W.-Adorno-Platz 5 Die Flüchtlinge in der Europäischen Union 2. November 2015 2. Dezember 2015 25. November 2015 19 Uhr: Referentin: Baktygul Nazaralieva aus Kirgisien, ESG-Saal in SIOLI7, Hausarbeit Revisited Wasserressourcen, Zur Diskussion gestellt werden kritische Siolistr. 7, Campus Westend Perspektiven auf das Marktmodell, Über einige Sackgassen, unabgegoltene Klimawandel und Gerechtigkeit: welche in völlig unterschiedlichen the-  www.esg-frankfurt.de Anforderungen und aktuelle Erweiterun- Eine Annäherung aus physisch-­ oretischen Traditionen verwurzelt sind, gen der Hausarbeitsdebatte (Silvia Kontos) geographischer Perspektive sich mit konkreten Alternativen befassen Katholische Hochschulgemeinde KHG (Prof. Dr. Petra Döll) 16. Dezember 2015 oder aufzeigen, wie unscharf und fragil Ein Abend in der Oper: „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck Lecture in the context of her Visiting 9. Dezember 2015 die Grenze zwischen dem Markt und 29. Oktober 2015, Treffpunkt um 18.30 Uhr an der Abendkasse der Oper, Professorship Mensch und Umwelt auf Java – seinem konstitutiven „Anderen“ ist. Willy-Brand-Platz, Kosten pro Ticket 10 € Überlebensstrategien in einem (Chandra Talpade Mohanty) 11. November 2015 übervölkerten Agrarraum Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit – Filmvorführung Post-Growth and Alternative 20. Januar 2015 4. November 2015, 18.30 Uhr, Siolistr. 7, Campus Westend (Prof. Dr. Ulrich Scholz) Economies Mater and matter Internationaler Besuch im Städel Veranstalter: Fachbereich Conceptual and Empirical Challenges for Varieties of materialism in feminist ­Geo­wissenschaften/Geographie Economic Geography (Christian Schulz) 26. November 2015, Treffpunkt um 18.15 Uhr im Foyer des Städel theory (Thomas Lemke) ­Museums, Schaumainkai 63  www.uni-frankfurt.de/45416557 2. Dezember 2015 Veranstalter: Deutsche Gebärdensprache – Kurs für Anfänger/innen Reclaiming Public Ownership Cornelia Goethe Centrum für 27. November u. a., 17 – 20 Uhr, in der KHG am Campus Westend, Frauenstudien und die Erforschung Making Space for Economic Democracy Kosten: 50 € für Studierende (alle anderen 60 €), nur mit Anmeldung der Geschlechterverhältnisse (CGC) (Andrew Cumbers)  www.khg-frankfurt.de  www.cgc.uni-frankfurt.de FrankFurter Bürger- universität Wintersemester 2015/2016

wie leBt 30/11/2015 wie generationengerecht ist frankfurt? frankfurt Älterwerden in der city Podiumsgäste: Oberbürgermeister Peter Feldmann (Stadt Frankfurt), Birgit Kasper (Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e. V.), Prof. Frank Oswald (Goethe-Universität), Prof. Johannes Pantel (Universitäts- klinikum Frankfurt)

07/12/2015 wer kann sich frankfurt (noch) leisten? eine stadt für alle oder für die reichen ? Podiumsgäste: Prof. Maren Harnack (FH Frankfurt), Prof. Susanne Heeg (Goethe-Universität), Rolf Janßen (DMB Mieterschutzverein Frankfurt a. M.), Bodo Pfaff-Greiffenhagen (CDU)

14/12/2015 wird frankfurt seinem integrations­ anspruch gerecht? miteinander oder nebeneinander Podiumsgäste: Prof. Sabine Andresen (Goethe-Universität), Dr. Nargess Eskandari-Grünberg (Stadt Frankfurt), Prof. Lena Inowlocki (Institut für Migrationsstudien und interkulturelle Kommunikation)

18/01/2016 wie revolutionÄr ist frankfurt? vom 68er protestmuseum zu Blockupy Podiumsgäste: Prof. Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität), Reiner Hank (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Daniel Mullis (Goethe-Universität)

25/01/2016 zu etaBliert, um cool zu sein? frankfurt und seine subkultur Podiumsgäste: Hans Romanov (Clubbesitzer), Klaus Walter (Radiomoderator und Journalist), Carolina Romahn (Stadt Frankfurt) haus am dom 01/02/2016 domplatz 3 wofür engagiert sich frankfurt? 60311 frankfurt am main Private versus öffentliche Verantwortung Podiumsgäste: Prof. Tim Engartner (Goethe-Universität), Beginn jeweils 19.30 uhr, eintritt frei Prof. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnische Gesellschaft), Prof. Ralf Roth (Goethe-Universität) In Kooperation mit:

www.buerger.uni-frankfurt.de Foto: Jana-Sophie Lauer