Moken and the Hill People in Negotiation with the State
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Mainland Southeast Asian Studies Department of Philosophy, University of Passau Supervisor: Prof.Dr. H. Rüdiger Korff Ethnic Group Livelihood Strategies and State Integration: Moken and the Hill People in Negotiation with the State Dissertation Submitted in fulfillment of the requirements for the degree Ph.D. in Southeast Asian Studies to the Faculty of Philosophy Presented by Patcharin Nawichai May 2008 ZUSAMMENFASSUNG STRATEGIEN ETHNISCHER GRUPPEN ZUR SICHERUNG DER EXISTENZGRUNDLAGE UND STAATLICHE INTEGRATION: DIE MOKEN UND BERGVÖLKER IN VERHANDLUNG MIT DEM STAAT Einleitung Die Peripherie der Staaten waren in der Vergangenheit, obwohl formal Teil des Territoriums, aufgrund ihrer großen Entfernung vom Zentrum weder für die Zentralregierung noch von der Mehrheitsbevölkerung von großem Interesse. Ebenso wäre die Integration in das Verwaltungssystem kostspielig gewesen und die Resourcen spielten keine bedeutende Rolle. So konnten Minderheiten diese Gebiete nutzten. Von den staatlich verfassten Mehrheitsethnien, wurden sie als primitiv und marginal angesehen. Daher blieben die Einwohner jener Gebiete in früheren Zeiten vom Staat weitgehend unbeeinflusst. Seit sich jedoch die Situation aufgrund von Einflüssen in verschiedenen Bereichen änderte, wie der staatlichen Sicherheitspolitik (als Antwort auf kommunistische Aufstände, des Opiumanbaus und der Migration), oder des erwachenden Umweltschutz-Bewusstseins (wegen der rasch voranschreitenden Degradation natürlicher Ressourcen in Zusammenhang mit Brandrodungs-Wanderfeldbau, Entwaldung und Übernutzung), gerieten die Bewohner der Peripherie in den Mittelpunkt des staatlichen Interesses und wurden als „Gefahr für den thailändischen Nationalstaat“ betrachtet. Dieses vermeintliche Bedrohungsszenario für die thailändische Nation wurde zu einem zentralen Aspekt der staatlichen Integrationspolitik gegenüber den ethnischen Gruppen der Peripherie. Sie sollten in das staatliche System integriert werden, um sie besser kontrollieren zu können, zu zivilisieren und Beeinträchtigungen der natürlichen Ressourcen und der staatlichen Sicherheit vorzubeugen. Darüber hinaus führte diese Form der Integration zur Herausbildung einer hierarchischen Beziehung zwischen den ethnischen Gruppen und dem Staat. Der Staat kann, legitimiert durch seine Amtsgewalt, Macht über seine Bevölkerung ausüben. Er behauptet dazu befugt zu sein, auf die Existenzgrundlage aller ethnischer Gruppen innerhalb seiner Staatsgrenzen, Einfluss zu nehmen. Das Ausmaß des staatlichen Eingriffs innerhalb der ethnischen Gruppierungen hängt jedoch davon ab, wie sehr diese als Bedrohung für die staatliche Sicherheit erachtet werden. Da die Sicherheitspolitik ein zentrales politisches Thema ist, steht jede Gruppe, von der man annimmt sie wäre möglicherweise eine Gefahr, unter intensiver Beobachtung. Das ist der Grund warum i den Bergvölkern1, die gemeinhin als Umweltzerstörer, Drogenproduzenten, usw. gelten, große Aufmerksam von der Regierung zuteil wurde. Ein weiterer Faktor war, dass das nördliche Bergland lange Zeit die Grenze zwischen den politischen Blöcken (Sozialismus, Liberalismus) darstellte. Im Gegensatz dazu wurden die Moken auf den Surin Inseln von den Behörden kaum beachtet, da sie als ungefährlich eingestuft wurden. Durch die Integration der peripheren Minderheiten in die Thai-Gesellschaft soll „die Andersartigkeit“ verringert und eine Loyalität gegenüber dem thailändischen Staat erreicht werden. Mit anderen Worten, mit der Eingliederung in den thailändischen Sozialraum beginnt der Prozess der “Thaiisierung”, der immer auch mit einer relativen Entfremdung von emischen kulturellen Werten und Formen des Alltagslebens verbunden war. Allerdings bot und bietet die Integration in den thailändischen Staat, durch Programme und Projekte, den Moken und Bergvölkern mindestens die Möglichkeit thailändische Staatsbürger zu werden. Dieses wiederum impliziert Bürgerrechte, Eigentumsrechte, die Gelegenheiten Zugang zu Wirtschaft und sozialer Wohlfahrt zu erlangen, und die Chancen sich an der staatlichen Verwaltung zu beteiligen. Jedoch sehen sich die Moken und Bergvölker mit Umständen konfrontiert, die große Auswirkungen auf ihre Existenzgrundlage haben. Ihre Praktiken der Nutzung natürlicher Ressourcen (beispielsweise das Sammeln von Meeres/Waldprodukten) und der Landbau (wie etwa der Brandrodungs- Wanderfeldbau der Bergvölker) gelten als ökologisch unverträglich, weswegen diese Aktivitäten verboten wurden. Diese Einschränkungen haben direkte Auswirkungen auf die Existenzgrundlage der ethnischen Minderheiten, die jedoch von den Behörden meist nicht ernst genommen werden. Darüber hinaus dienen die von staatlicher Seite initiierten Programme meist den Interessen des Staates und schenken den „Lebensverhältnissen“ der Minderheiten wenig Aufmerksamkeit. Sowohl die Moken als auch die Bergvölker haben gelernt mit den neuen Umständen und den damit verbundenen Beeinträchtigungen ihrer Lebensgrundlage - hervorgerufen durch die zunehmende Integration - umzugehen. Um herauszufinden wie sie Wandelungsdynamiken die sich aus der Integration in die Staaten (Verwaltung) und Marktwirtschaft ergeben, bewältigen, werden in der Arbeit ihre Strategien genauer analysiert. Es geht um die Darstellung, wie die sehr unterschiedliche Minderheiten mit der Staatsmacht verhandeln und ihr ebenso trotzen. 1 Die für die Minderheiten in der Bergregion verwandten Begriffe sind umstritten. In vielen Arbeiten wird von Bergstämmen (hilltribe) gesprochen, doch handelt es sich hier keineswegs um Stammesgesellschaften. In der Arbeit wird der neutralere Begriff „Bergvolk“ (hill people) verwendet. ii Der in dieser Studie verwendete Begriff „Strategie“, bezieht sich auf die Zielsetzungen und Entscheidungen, welche von den Moken und Bergvölkern in Verhandlung mit dem Staat und anderen Gruppen getroffen werden, um ihre Risiken zu minimieren. Zu diesen Risiken gehören etwa die Vertreibung von ihrem Wohnort, die Verweigerung der Zugangsrechte zu natürlichen Ressourcen und der Verlust von Einkommen. Die Strategien basieren auf Widerstand, „Cosmo-Vision“, spezifischen Verhaltensmustern und Institutionen. Obwohl sich die Moken und die Bergvölker sehr unterscheiden, was ihre Produktionsmuster betrifft, versuchen beide die Risiken zu verringern, ihr Einkommen zu steigern und weitere Möglichkeiten zu finden. Mit anderen Worten zeigen ihre Strategien zur Sicherung ihrer Existenzgrundlage ihr Streben nach mehr Sicherheit und Wohlbefinden. Um ihre Existenzgrundlage zu sichern, beschäftigen sie sich nicht nur mit Strategien welche die Produktion und das Sammeln betreffen sondern auch mit jenen, welche Verhandlungsmöglichkeiten mit dem Staat thematisieren. Bei dem hier gebrauchten Begriff “Verhandlung” sind nicht nur offizielle Dialoge zur Konfliktlösung oder zur Verhandlung von Verträgen gemeint, sondern vor allem alltägliche Strategien und ad hoc Aushandlungen zwischen Personen bzw. Personengruppen (Moken/Bergvölkern und Repräsentanten des Staates wie Parkranger, Beamte, Polizei usw.). Diese Studie legt den Fokus auf die Strategien welche von den Moken und Bergvölkern angewandt werden um ihre Interessen durchzusetzen und andere Gruppen - insbesondere die Behörden - (entweder direkt oder indirekt) davon zu überzeugen, ihren Forderungen zuzustimmen, sie zu akzeptieren oder mindestens zu ignorieren. Da das Jagen und Sammeln und auch die Landwirtschaft hauptsächlich auf der Nutzung natürlicher Ressourcen basiert, gibt es eine klare Konkurrenz zwischen den verschiedenen Nutzern, inklusive dem Staat. Der Staat versucht durch Naturschutzbestimmungen den Zugang zu den natürlichen Ressourcen einzuschränken und zu kontrollieren. Es ist von zentraler Bedeutung sich mit Gegendiskursen, Widerstand und Identität als Teil der Strategien der Moken und Bergvölker zu beschäftigen. Sie sind Hilfsmittel um mit dem Staat und anderen Gruppen in Verhandlung zu treten und um die Existenzgrundlage zu sichern. Darüber hinaus ermöglicht eine Analyse ihrer (Überlebens)-Strategien nicht nur ein besseres Verständnis davon, inwiefern die veränderten Bedingungen ihre Möglichkeiten einschränken, sondern auch neue Möglichkeiten eröffnen. iii Diese Studie geht ebenso der Frage nach, auf welche Weise die Moken und Bergvölker ihre Gegendiskurse konstruieren um ihre Existenzgrundlage aufrecht zu erhalten und von den Behörden akzeptiert zu werden. Ferner passen sich die Moken und Bergvölker nicht nur der neuen Situation an, sondern widersetzten sich ebenso gewissen - vom Staat verordneten - Regeln. Die Weigerung den staatlichen Regelungen Folge zu leisten bzw. der Versuch sich diesen zu entziehen, kann auch als Form des Widerstands verstanden werden. Die Konstruktion ethnischer Identität zur Abgrenzung vom Staat und anderen ethnischen Gruppen und als Instrument internen sozialen Zusammenhalt zu schaffen, ist ein wichtiges Element, das in Verhandlung mit der Mehrheitsgesellschaft eingesetzt werden kann, um die Existenzgrundlage zu sichern. Gerade in Thailand ist die Diskussion kultureller Identität ein wichtiger Aspekt staatlicher Ideologien, so dass der Staat derartige Argumente ernstnehmen muss. Gerade die Konstruktion von Identität hat vielfältige Facetten, die eine politische, soziale und ökonomische Bedeutung haben. Die Abgrenzung der eigenen Gruppe vom “Anderen” führt zur Entstehung von ethnischen Grenzen die wiederum ein Gefühl von “Wir” und “Sie” und eine Inklusion (soziale Kohäsion) und Exklusion bewirken. Das “Wir”-Gefühl beinhaltet eine Unterstützung innerhalb der Gruppe und eine Exklusion anderer von der Gruppe und von