Großsteingräber, Riesenbetten und Schalensteine Spuren der Steinzeit auf der Dithmarscher Geest

Gehen Sie auf Entdeckungstour! Willkommen!

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Diese Ergebnisse sollen in dieser Broschüre dargestellt werden, vor allem dient dieses die Epoche der Steinzeit, der älteste Ab- Heft aber als Begleiter zu den originalen schnitt der Menschheitsgeschichte, übt eine Fundplätzen und Denkmälern auf der enorme Faszination aus. Vieles aus dieser Dithmarscher Geest. Es möchte Sie dazu längst vergangenen Zeit kann nur noch anregen, sich selber auf die Spuren unserer durch moderne archäologische Forschun- ältesten Geschichte zu begeben und dieser gen wiederentdeckt und dem Vergessen an authentischem Ort nachzuspüren. entrissen werden. Anderes ist erstaunlicher- weise noch bis heute in einem teilweise Vertiefende Informationen erhalten Sie im hervorragenden Zustand erhalten, so z. B. Albersdorfer Steinzeitpark und im Museum, eine Vielzahl der sog. Großsteingräber aus wo Sie auch die originalen Funde aus der der Jungsteinzeit, die mindestens 5.000 Steinzeit besuchen können. Jahre alt sind und bei denen es sich um Dazu möchte ich Sie herzlich einladen und die älteste überlieferte Architektur Mittel- wünsche Ihnen viel Spaß dabei! europas handelt. , im Frühjahr 2018 Durch teilweise mehrjährige Forschungs- projekte der Universität Kiel konnten in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse zur Dr. Rüdiger Kelm

Jungsteineit, der Zeit der ersten Ackerbau- Direktor, Steinzeitpark und Museum Großsteingrab Brutkamp ern und Viehzüchter, gewonnen werden. für Archäologie und Ökologie Dithmarschen 2 Begeben Sie sich auf die Spuren der Steinzeit! Vorwort, Hein Klompmaker 4 Route 2: 41 18 Der Anbau alter Nutz- 57 Wissenswertes und Kurioses zur Steinzeit 6 Rätsel aus der Steinzeit – Beson- pflanzen im Steinzeitpark dere Fundplätze und Denkmäler Die Großsteingräber aus der Jungsteinzeit 8 19 Beweidung mit Urtieren – 57 Alte Haustierrassen im Norddeutschlands – Ihre Erforschung und 8 41 Der Schalenstein von Bunsoh – Ein- Steinzeitpark Bedeutung zigartiges Denkmal in Deutschland 20 Der Albersdorfer 58 Die Europäische Straße der Megalithkultur 18 9 44 Die kleinen Schalenstein im Aussichtsturm Der Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf 21 Albersdorfer Museum 21 Die St. Remigius-Kirche 59 10 Ein Kulthaus aus der Jungsteinzeit – 45 Wege zur Steinzeit in Dithmarschen: 26 in Albersdorf Das Haus von Tustrup Route 1: 28 11 Ein Opferplatz aus der Jungsteinzeit 46 Weitere Großsteingräber 60 Die Großsteingräber-Route 12 13 Ein Erdwerk aus der Steinzeit 48 auf der Dithmarscher Geest und sein Nachbau im Steinzeitpark 1 Der Brutkamp – Der größte Deckstein 28 22 Das Großsteingrab von 60 von ganz Schleswig-Holstein! Route 3: 52 -Vierth in 2 Der Dolmen im Albersdorfer Kurpark 31 Spuren der Landschaftsgeschichte 23 Der „Steenoben“ von Ost- 61 3 Megalithbaustelle im Steinzeitpark – 32 rohe-Kringelkrug bei Heide 14 Der Harkestein im Riesewohld – 52 Ein Großsteingrab wird gebaut 24 Das besterhaltene Groß- 62 der größte Findling Dithmarschens 4 Die Totenhütte von Flintbek 33 steingrab Westholsteins in 15 Das Gieselautal – Landschaft 53 Linden-Pahlkrug 5 Ein Riesenbett im Bredenhoop – 34 der Urzeit Ergebnisse der Ausgrabung von 2011 16 Der Steinzeitpark – Zurück in 54 Bibliographie 64 6 Das Großsteingrab von im 38 die Jungsteinzeit Mehr über die Steinzeit ...? 66 Albersdorfer Steinzeitpark 17 Der Findlingsgarten im Steinzeitpark 56 Impressum 67 7 Die „Dellbrücker Kammer“ in 40 – Steine aus der Eiszeit 3 Vorwort

An vielen Orten Europas gibt es beeindruckende Monumente aus der Jungsteinzeit: Megalithgräber, Steinstelen und Felsbilder. Bei diesen Denkmälern handelt es sich um bedeutende touristische Sehenswürdigkeiten. Sie können aber auch dazu dienen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die ersten Bauern während dieser jungsteinzeitlichen Periode die Grundlage für eine Form der Zivilisation schufen, die seitdem den gesamten europäischen Kon- tinent bis zur Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert prägte. Anderenorts sind die Spuren dieser frühen agrarischen Kulturen weniger leicht erkennbar, aber archäologische Forschungen haben viele Strukturen und Funde ans Licht gebracht, die aufzei- gen, welche wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in die- ser lang dauernden Phase kulturellem Wandels in Europa stattge- funden haben. Diese Ergebnisse beeinflussen die Entwicklung von theoretischen Überlegungen zu kulturellem Wandel und kutureller Anpassung, in der Fachsprache Akkulturation genannt.

Die Jungsteinzeit (oder Neolithikum) war die Periode in der Menschheitsgeschichte, in der sich die Nahrung produzierende Wirtschaftsweise über riesige Gebiete ausbreitete und sich neben den klar erkennbaren technologischen Innovationen (bzw. auch damit verbunden) neue Traditionen ausbildeten, wie z. B. das dau- 4 erhafte Wohnen an einem festen Platz, neue soziale Verhältnisse Der Verband der „Megalithic Routes“ hat sich zum Ziel gesetzt, und neue religiöse Vorstellungen. Zusammen genommen führte all Erfahrungen und Kenntnisse in diesem Bereich unter den betei- dies zu einer neuartigen Lebensweise und einer neuen Ideologie. ligten Einrichtungen auszutauschen und dabei auch neue Wege Es ist die Zeit der frühen bäuerlichen Lebensweise. zu gehen und zu entwickeln, um diese Ziele zu erreichen. Die Entwicklung multimedialer Angebote und die Nutzung des Inter- Die Ausstellungszentren und Museen (aus Dänemark, Deutschland, nets sind hier von besonderer Bedeutung. Seit der Gründung von Großbritannien, Portugal, Schweden, Spanien und den Niederlan- „Megalithic Routes“ war der Steinzeitpark Dithmarschen, das den) die sich zu dem Verband der „Europäischen Kulturroute der AÖZA, ein wichtiges und aktives Mitglied. Eines der wichtigsten Megalithkultur“ (Megalithic Routes) zusammen gefunden haben, Ziele unserer Europäischen Kulturroute ist das gegenseitige müssen sich dabei mit dem Problem auseinandersetzen, dass sie Lernen und alle Mitglieder haben viel vom Albersdorfer Steinzeit- auf der einen Seite – aus Bildungs- und aus kulturtouristischen park unter der engagierten Leitung meines Kollegen und Freun- Gründen – versuchen, zum Besuch dieser Denkmäler und Fund- des Dr. Rüdiger Kelm gelernt. Der Steinzeitpark besitzt die seltene plätze zu motivieren, auf der anderen Seite aber Methoden ent- Kombination eines archäologischen Freilichtmuseums, einer Aus- wickeln müssen, um diese Orte vor Vandalismus oder einfach un- stellung und eines beeindruckenden pädagogischen Programms, sachgemäßer Nutzung zu schützen. Es geht damit um Konservie- das beispielhaft für uns andere wirkt. Diese Broschüre ist einmal rung und Denkmalschutz, aber auch um entsprechende Besucher- mehr die Bestätigung für das zuletzt Gesagte. angebote, die nicht zuletzt von den Museen und Ausstellungszen- tren erarbeitet werden. Durch dieses Informationsangebot werden den Besuchern auf vielfältige Weise die Hintergründe und der Wert Hein Klompmaker der Objekte klar; Ausstellungen, multimediale Angebote, Mitmach- Vorsitzender Megalithic Routes e. V., aktionen und Mitmachstationen, Simulationen und viele Metho- Borger/Niederlande den mehr werden hier bereits genutzt. Die Vorstellung und Hoff- nung ist es hierbei, dass die Denkmäler durch diese Bildungsarbeit zukünftig und dauerhaft mit größerem Respekt betrachtet werden. 5 Wissenswertes und Kurioses r e d ö r h c S a zur Steinzeit! i d u a l C : o t

Schwergewicht „Brutkamp“ o F 23 Tonnen Wussten Sie schon, dass der „Brutkamp“ in Albersdorf mit über 23 Tonnen Gewicht Der Hund den größten Deckstein eines Großstein- ist das älteste Haustier des Menschen, grabes in Schleswig-Holstein besitzt? das es schon seit über 15.000 Jahren gibt.

Vermutlich wurden die Großsteingräber nur zu bestimmten Tagen im Jahreslauf geöffnet. Die Verstorbenen wurden bis dahin an anderer (der Forschung noch unbekannter) Stelle aufgebahrt. 300 In einer jungsteinzeit- Heute sind über Großsteingräber lichen Siedlung war die 300 Großsteingräber Hälfte der Einwohner in Schleswig-Holstein bekannt. jünger als 18 Jahre. Ursprünglich waren es wohl weit über 1.000 Anlagen! 6 Die durchschnittliche Lebenserwartung eines norddeutschen Mannes in der Jungsteinzeit lag bei ca. 35 Jahren, bei Frauen bei ca. 33 Jahren. Die niedrigen Werte liegen an der damaligen hohen Sterblichkeitsrate von (Klein-)Kindern.

Das älteste Bauernhaus Schleswig-Holsteins stammt aus Rastorf südlich von Kiel und ist ca. 5.500 Jahre alt. Ein originalmaßstäbiger Nachbau befindet sich im Steinzeitpark Dithmarschen.

Der Schalenstein von Bunsoh ist mit seinen Felszeichnungen ein bundesweit einmaliges Denkmal, das den südlichsten Punkt Die älteste „Kirche“/ der vor allem aus Nor- der älteste bebaute heilige Platz wegen und Schweden des nördlichen Mitteleuropa ist ein bekannten nordischen sog. Opferplatz der Jungsteinzeit aus Felsbildkunst darstellt. Südschweden (der auch im Albersdorfer Steinzeitpark nachgebaut ist). 7 Die Großsteingräber aus der Jungsteinzeit prägte den Lebensstil. Die gesellschaftliche Arbeitsteilung begann Norddeutschlands – Ihre Erforschung und sich zu entwickeln. Spezialisiertes Handwerk und Tauschhandel waren typische Merkmale dieser neuen Zeit. Der zunehmende Bedeutung Wohlstand schuf aber auch Konflikte und zwang teilweise zum Schutz des erstmals als solchen wahrgenommenen Besitzes. Die Großsteingräber in Schleswig-Holstein wurden von den ers- ten Bauern der sog. Trichterbecherkultur vor über 5.000 Jahren In Schleswig-Holstein wird die Jungsteinzeit in drei Hauptperio- errichtet. Die Einführung von Ackerbau und Viehzucht, die sog. den (Früh-, Mittel- und Spätneolithikum; Neolithikum aus dem Neolithisierung, begann im Vorderen Orient vor ca. 12.000 Jahren. Griechischen von „neo“ = neu / jung, und „lithos“ = Stein) mit Die frühesten Anzeichen einer Domestikation von Pflanzen und jeweiligen Unterabschnitten eingeteilt. Für das Früh- und größere Tieren lassen sich weltweit in dieser Region nachweisen. Neuere Abschnitte des Mittelneolithikums ist die auf Grund ihrer typi- Untersuchungen zeigen, dass es sich hierbei um einen allmähli- schen Keramik so benannte „Trichterbecherkultur“ von prägen- chen, evolutionären und vielfältigen Prozess (prä)historischer der Bedeutung. Zusammen mit der namengebenden Keramik und Veränderungen handelte. Veränderte Klima- und Umweltbedin- den verschiedenen Formen von als Arbeitsgerät oder als Waffe zu gungen am Ende der letzten Eiszeit sowie soziokulturelle Ent- nutzenden Steinbeilen aus Flint (der erstmals bei einigen Arte- wicklungen sind nach aktueller Forschungsmeinung als Ursachen- fakten geschliffen wird) oder aus Felsgestein – die vermutlich zu komplexe für diese weltweite Entwicklung von neuen Wirtschafts- den wichtigsten Symbolen dieser Epoche zu zählen sind – gehö- systemen zu nennen. Gruppen von Jägern und Sammlern began- ren auch die beeindruckenden Megalithgräber zu den bis heute nen im Vorderen Orient damit, Kulturpflanzen und Haustiere nachweisbaren Spuren dieser Menschen. Die Großsteingräber planmäßig aus Wildformen zu züchten. Die sichere Versorgung sind in das ausgehende Frühneolithikum und vor allem in das mit Nahrungsmitteln und die daraus folgende Bevölkerungs- frühe Mittelneolithikum zu datieren und wurden als Bestattungs- zunahme führten zu umfassenden ökonomischen, technischen plätze für ganze Siedlungsgemeinschaften genutzt; sie sind die und geistigen Veränderungen: Der Mensch wurde sesshaft, der ältesten erhaltenen und auch heute teilweise noch das Bild der jahreszeitlich bedingte Rhythmus von Ackerbau und Viehzucht Landschaft prägenden Anlagen aus der Urgeschichte in unserer 8 Die bäuerliche Lebens- und Wirtschaftsweise verbreitete sich über zwei Wege nach Mitteleuropa, einmal über die sog. Balkanroute aus Anatolien und entlang der nördlichen Mittelmeerküste (nach Müller 2017). 9 Region sowie darüber hinaus in ganz Mitteleuropa. Für ihre Anlage scheint eine Hangsituation wichtig gewesen zu sein bzw. anders gesagt: Anhöhen und Niederungen wurden offensichtlich gemieden. Im Verbreitungsbild der Großsteingräber in Dithmar- schen bilden die Albersdorfer Rechteck- und Polygonaldolmen durch ihre Zahl und Erhaltung bzw. moderne Wiederherstellung einen eindrucksvollen Schwerpunkt.

Trotz der eindeutigen Nachweisbarkeit der Dithmarscher Geest als wichtige jungsteinzeitliche Siedlungsregion sind aber bisher nur sehr wenige, eindeutig als Wohnplätze anzusprechende Fund- stellen wie z. B. von der Ochsenkoppel bei oder von einem wohl frühneolithischen Platz bei Tensbüttel-Röst bekannt. Klar erkennbare Hausgrundrisse konnten bislang in Dithmarschen noch nicht entdeckt werden. Es ist aber auch hier zu vermuten, dass die neolithischen Menschen schnell begannen, ihre Siedlungs- räume in die erhöht gelegenen, trockenen Geestgebiete im Lan- desinneren auszuweiten. Ein besonderer Fundplatz ist nördlich von Albersdorf bei Pahlen entdeckt worden; auf Grund der Fund- zusammensetzung ist hier wohl ein „Rodungscamp“ im damali- gen auf einer Anhöhe und weit vom Wasser entfernt gelegenen Wald angetroffen worden, in dem vor allem Flintbeile z. B. nach einer Beschädigung der Schneide nachgeschlagen und nachge- Großsteingräber in Mittel- und Nordeuropa: Dunkelbraun sind die sog. schliffen wurden. Nordischen Ganggräber hervorgehoben. 10 Formen und Funktionen der Megalithgräber Einheitliche Bauweise Im Volksmund werden Großsteingräber oft als „Hünengräber“ Ihr wissenschaftlicher Name „Megalithgrab“ stammt aus dem bezeichnet. Dies hat seine Erklärung in der veralteten Vorstellung Griechischen (megas: groß; lithos: Stein) und erklärt sich durch vergangener Zeiten, dass solch gewaltige Anlagen mit z. T. ton- ihre Bauform: Sie bestehen aus senkrecht stehenden Stand- oder nenschweren Findlingen eben nur von „Hünen“, also „Riesen“, Tragsteinen und waagerecht aufgelegten flachen Decksteinen, errichtet worden sein können. Man hielt sie für Plätze, an denen die zusammen eine Kammer bilden. Die vom Gletschereis glatt die „Hünen“ ihre Toten bestatteten oder auch für Opferplätze. geschliffenen Seiten der Steine weisen immer zum Kammerinne- ren hin. Für intentionelle Bearbeitung der Findlinge eines Mega- Die Großsteingräber sind eine Erscheinung, die sich entlang der lithgrabes durch seine Erbauer gibt es bisher nur einen einzigen Atlantikküste bis in den mediterranen Raum hinein nachweisen Nachweis, wo ein – misslungener – Spaltversuch an einem Stein- und sich im mittel- und osteuropäischen Binnenland nicht finden block unternommen wurde. Die Grabkammern sind zumeist mit lässt. Auch scheinen sie nicht weiter als 400 km von der Küste einem Eingang versehen, die – wie bei einer Gruft – für wieder- entfernt im Landesinneren errichtet worden zu sein. Das wesent- holte Bestattungen geeignet waren. Sie wurden auf dem Erdbo- lich ältere westeuropäische Megalithikum, das insgesamt reicher den errichtet und überhügelt oder aber auch (seltener) in den und vielgestaltiger ist, scheint generell betrachtet die Ursprungs- Boden eingetieft. region für die Verbreitung der megalithischen Idee nach Mittel- europa gewesen zu sein. In Norddeutschland stammen die meisten Die Großsteingräber hatten verschiedene Formen und vermutlich Großsteingräber aus den mittleren Abschnitten des Neolithikums auch verschiedene Funktionen als Bestattungsorte, Kultanlagen von ca. 3.600 v. Chr. bis 3.200 v. Chr. Innerhalb Schleswig-Holsteins und territoriale Kennzeichnung eines Siedlungsgebiets. Sie liegen zeichnet sich der Ostseeküstenbereich als primäres Ausgangsge- zumeist auf den Hangzonen der Grund- oder Endmoränen, nur biet für die Verbreitung der Anlagen ab. Nur hier finden sich die selten direkt auf einer Anhöhe. In den bisher mit Sicherheit älteren, so genannten Urdolmen, die für die Bestattung lediglich nachweisbaren Befunden liegen die Siedlungen der damaligen einer Person gedacht waren. Menschen und die Großsteingräber wie im Falle von Flögeln ca. 400 m und im Falle von Büdelsdorf knapp einen Kilometer von- 11 Die Dithmarscher Geest besaß in der Jungsteinzeit einen halbinsel- artigen Charakter. Sie war zwar nicht vollständig von Wasserflä- chen umgeben, die Niederungen und Moore beschränkten jedoch den Zugang auf einen wenige Kilometer breiten Streifen. Damit waren auch die urgeschichtlichen Transport- und Kommunikations- wege vorgegeben, die zugleich eine „inselartig“ konzentrierte Besiedlung begünstigten. Sicher wurden neben den Landwegen auch Fluss- und Bachläufe für die Verbindung der Siedlungsgruppen untereinander genutzt (nach Dibbern 2016).

einander entfernt und damit vermutlich am Rande der haupt- Ausbaugeschichte aufweisen. In Schleswig-Holstein sind mehrere sächlich zur Viehweide genutzten halboffenen Wirtschaftsfläche hundert Anlagen bekannt, ca. 120 stehen unter Denkmalschutz. in der Umgebung der Siedlung. Sie können schon zur Zeit Ihrer In der archäologischen Fachterminologie unterscheidet man originären Nutzung eine komplizierte interne Bau-, Um- und grundsätzlich zwischen „Dolmen“ (aus dem Bretonischen für 12 „Steintisch“), die ihren Eingang an der Schmalseite haben und Formenzusammenhang zur Überhügelung. In den meisten Fällen die im holsteinischen Raum die überwiegende Zahl aller Anlagen weisen die Eingänge nach Osten oder Süden und in die dazwi- darstellen, sowie „Ganggräbern“, die meist größer und durch schenliegenden Richtungen. Über den inneren Aufbau dieser einen unterschiedlich langen Gang an der Längsseite gekenn- Anlagen sind wir durch die Untersuchung einzelner Gräber auch zeichnet sind. Ganggräber wurden noch nicht – wie die Dolmen in unserer Region verhältnismäßig gut unterrichtet. So wurden – in der Anfangsphase des Mittelneolithikums errichtet und wei- die Leerräume zwischen den Steinen mit Trockenmauerwerk aus sen als die Kammer überdeckende Hügelform zumeist Rund- oder flachen Feldsteinen geschlossen. Der Fußboden bestand zumeist auch Langhügel auf. Nur bei den polygonalen Ganggräbern, die aus einem Steinpflaster mit einer Deckschicht aus Stampflehm- immer einen Rundhügel besitzen, gibt es einen nachweisbaren estrich und /oder weiß gebranntem, krakelierten Flint. Nach der Fertigstellung der Steinkammer wurde darüber ein Hügel aus Lockermaterial, meist Sand, aufgeschüttet, der max. bis zur Ober- kante der Decksteine reichte und heute meist aberodiert ist. Einfassungen aus kleinen Findlingen oder aus größeren Steinkon- struktionen, die für die Langbetten typisch sind, grenzten den Grabhügel von der Umgebung ab.

Experimente zum Bau der Großsteingräber Zur Errichtung der Großsteingräber waren Hilfsmittel wie Rollen und Hebel sowie der koordinierte Einsatz von Mensch und Zug- tier nötig, um die tonnenschweren Steinblöcke bewegen zu kön- nen. Für die Errichtung des Großsteingrabes von Kleinenkneten bei Wildeshausen in Niedersachsen wurde der Arbeitsaufwand mit Hilfe von Computermodellen berechnet: Bei diesem ca. 50 m Nachbau der Baustelle eines Großsteingrabes, Albersdorfer Steinzeitpark großen, rechteckigen Langbett waren rund 110.000 Arbeitsstun- 13 den zur Errichtung der aus elf Tragsteinen und drei, max. 42 Ton- Einzelne Steine wurden auch zur Errichtung von Denkmälern nen schweren Decksteinen bestehenden Grabkammer sowie des oder als Feld- oder Einfahrtsmarkierungen benutzt. Außerdem Grabhügels erforderlich. Die Anlage hätte also von 100 Menschen dienten Megalithgräber vielfach auch als Sand- und Erdentnah- bei täglich zehn Stunden Arbeit in etwa dreieinhalb Monaten mestellen. Ein Großteil der teilweise mehr als 5.000 Jahre alten gebaut werden können – wobei unklar bleiben muss, wie dieser Anlagen wurde auf diese Weise im Zuge der zunehmenden Indu- Arbeitsprozess organisiert gewesen ist: War die gesamte regiona- strialisierung und Mechanisierung des ländlichen Raums zu gro- le Population beim Bau eingebunden, waren nur ausgewählte ßen Teilen oder sogar vollständig zerstört. Bevölkerungsteile dabei oder waren „Berufsgrabhügelbauer“ am Werk? Unzweifelhaft ist in jedem Fall allein für die Koordination Bestattungskult und Glaubensvorstellungen der Arbeit das Vorhandensein einer zentralen Autorität, die theo- Ob es sich bei den Megalithanlagen tatsächlich um Gräber im ei- kratisch legitimiert gewesen sein dürfte. Jüngere und überregio- gentlichen Sinne handelt, wird derzeit intensiv diskutiert. Befunde nale Ergebnisse zeigen dabei immer klarer, dass diese Anlagen von Skelettteilen, die sich nur teilweise im anatomischen Verband durchaus nach konkreten Bauplänen errichtet wurden und dass befanden, deuten darauf hin, dass wir vielleicht eher von „Bein- spezialisierte Baumeister bzw. sogar wandernde Bautrupps von häusern“ mit Sekundärbestattungen sprechen müssen. Die primä- Handwerkern die Arbeiten durchgeführt haben müssen, da sich ren Bestattungen sind möglicherweise für eine bestimmte, relativ die Existenz von fast identischen Anlagen in einzelnen Regionen kurze Zeit in den benachbarten Erwerken vorgenommen wurden, sonst kaum erklären liesse. bevor man die sterblichen Überreste zur dauerhaften Niederle- gung in den Megalithgräbern wieder exhumierte. Diese Beobach- Erhaltung und jüngere Nutzung tung mag auch eine Entwicklung im Laufe der trichterbecherzeit- Viele Großsteingräber sind im Mittelalter beim Kirchenbau, vor lichen Nutzung der Großsteingräber darstellen, die zu Anfang als allem aber im späten 19. Jh. u. a. wegen des zunehmenden Urdolmen klar für die Beisetzung einzelner Personen dienten. Die Bauholzmangels durch die damalige Übernutzung der Wälder als Kammern konnten jederzeit für Nachbestattungen bzw. neue regelrechte Steinbrüche zur Fundamentierung von Haus-, Straßen- Bestattungen geöffnet und genutzt werden und können bei guten und Brückenbauten sowie für den Uferschutz genutzt worden. Erhaltungsbedingungen Reste von mehr als 100 Individuen auf- 14 Der Nachweis von verschiedenen nichtmegalithischen, regelmä- ßig angewandten Formen der Bestattung während der gesamten Trichterbecherzeit – wie z. B. Brandbestattungen, Bestattungen in Holzkammern und -särgen sowie Steinpackungsgräber oder „normale“ Erdgräber, die auch in Frestedt in Dithmarschen nach- gewiesen werden konnten – unterstreicht diese Annahme und lässt derzeit keine Aussage darüber zu, was als „normal“ anzu- sehen ist. Die in Nordjütland häufig in der Nähe von Megalith- gräbern errichteten „Totenhütten“ vom Typ Tustrup sind in Schles- Auch im Albersdorfer Steinzeitpark wird in Teilbereichen die traditio- wig-Holstein bisher noch nicht nachgewiesen worden, obwohl nelle Waldweide mit alten Haustierrassen betrieben. auch ein in Flögeln im Elbe-Weser-Gebiet entdecktes kleines ein- getieftes Haus ein Kultbau gewesen sein könnte. weisen. Häufig wurden in der Grabkammer und vor den Eingän- gen der Gräber Feuer entfacht, die vermutlich mit den Bestat- Monumente als Symbole in der Landschaft tungsfeierlichkeiten, zu denen auch das Zerschlagen von Gefäßen In der jüngeren archäologischen Forschung wird die Bedeutung und das Speisen ritueller Mahlzeiten gehörten, in Zusammen- dieser Anlagen nicht mehr allein in ihrer Funktion als Grabkam- hang standen. Eine besondere soziale Funktion der Anlagen zeigt mern gesehen, sondern ihre vermutliche Bedeutung als Objekte sich auch in der Auswahl der niedergelegten Grabbeigaben, un- der Territorialmarkierung, zur Absicherung von Herrschaftsan- ter denen z. B. ein im Vergleich zu Siedlungsfunden hoher Anteil sprüchen, als Orte der kollektiven Erinnerung im Rahmen eines reich verzierter, sorgfältig hergestellter Keramik zu finden ist. Ahnenkultes sowie der Identitäts- und Traditionsbildung der Die Megalithbauten sind damit in einem größeren Zusammen- Gruppe oder als Ergebnis von Konkurrenzsituationen z. B. durch hang als Teil eines sehr komplexen Bestattungsbrauchtums – das Überbevölkerung oder bisher nicht in diesem Umfang bekannte anscheinend die gesamte Siedlungsgruppe unabhängig von Alter, Ansammlung von Werten tritt immer mehr in den Vordergrund. Geschlecht und sozialer Stellung umfasste – einzuordnen. Solch eine Funktion dieser vom Menschen konstruierten Anlagen 15 steht damit von der Form und der Sichtbarkeit her, aber sicher die anzeigen mag, dass hier sehr starke, historisch-traditionelle auch in der mentalen Wahrnehmung im völligen Gegensatz zu Ideen und daraus resultierende Zwänge gewirkt haben. Proble- den Vorstellungen der älteren mesolithischen Jäger und Sammler, matisch bei einer Interpretation der Funktion von Megalithan- die sicher viele „heilige Plätze“ besaßen, die aber – vielleicht mit lagen ist immer eine mögliche Überlagerung durch (mehr oder Ausnahme der in einigen Fällen auch aus paläo- und mesolithi- weniger) moderne, sekundäre Bedeutungen, wie sie z. B. auch schem Zusammenhang bekannten kultischen Lesesteinhaufen – am Brutkamp in Albersdorf gut festzumachen sind. Neuere reli- in keinem Fall vom Menschen extra dafür gebaut worden sind. gionswissenschaftliche Deutungen gehen davon aus, dass der Es scheint sich dadurch ein neues emanzipatorisch-autonomes Stein in seiner Leblosigkeit ein Synonym für den Tod und das Bewusstsein des Menschen gegenüber seiner Umwelt zu zeigen, Nicht-Sein, in dem höchste Schöpfungskraft aktiv ist, sei. In das sich neben der Betonung einer bewussten Gegensätzlichkeit jedem Jahr müsse die Starre des Steines aufgebrochen werden, eben auch in einem intensivierten Bewusstwerden der religiös- um neues Leben hervorzubringen. Vor dem Hintergrund dieser existentiellen Hinordnung auf die Gottheit, in einer kontinuier- Interpretationsweise ließen sich auch die archäologisch nachweis- lichen Ausgrenzung der Toten aus der Welt der Lebenden und in baren Rituale im Eingangsbereich der Megalithgräber gut erklä- einer bisher nicht bekannten Betonung des Kollektivs der eigenen ren. Die Anlagen könnten also in diesem Sinne auch als „Orte Gruppe bemerkbar macht. Große Teile der Landschaft werden der Transformation“ vom Leben in den Tod und umgekehrt zu durch den Bau von Monumenten und die Einbeziehung von verstehen sein. Sie wären dann in der Vorstellung der Menschen topographischen Bedingungen „ritualisiert“, womit vermutlich der Trichterbecherzeit das geographisch lokalisierbare ... Reich Wirkungen wie Überraschung, Angst und Zusammenhalt bei den des Todes, an denen aber auch – vermutlich im jahreszeitlichen Zeitgenossen erzeugt werden sollten. Eine verstärkte Errichtung Zyklus – die „Wandlung“ der verstorbenen, für eine bäuerliche solcher Anlagen in sozio-ökonomischen Krisenzeiten ist zu postu- Gesellschaft sehr bedeutsamen Ahnen geschah. Die Verwendung lieren. Da die meisten Anlagen im späten 4. Jahrtausend v. Chr. (und Herstellung) von weiß gebranntem Flint als Bodenmaterial erbaut wurden, aber teilweise noch Jahrhunderte während des für die Grabkammern und die zumeist feststellbare Ausrichtung späteren Mittelneolithikums genutzt wurden, stellt sich die Frage des Ganges nach Südost (der Richtung des Sonnenaufgangs, der Bedeutung dieser geradezu „rhetorischen“ Nutzungsweise, von dem man sich im Gang in Richtung der Grabkammer nach 16 Westen, der Richtung des Sonnenuntergangs, bewegt) mögen Ewige Häuser für die Toten mit dieser Sitte eines rite de passage in Verbindung stehen. Form und Größe der im Albersdorfer Raum häufig nachzuweisen- den, so genannten Langbetten – langrechteckigen, mit Findlingen Der sepulkrale Charakter der Großsteingräber scheint sowohl im eingefassten Erdhügeln mit mindestens einer Grabkammer – deu- Albersdorfer Raum als auch überregional vielfach lange über die ten darauf hin, dass sie sich an den zeitgenössischen Langhäusern Zeit der Erbauer dieser Anlagen hinauszureichen. Die Vorstellung, orientieren und somit eine Art „Wohnsitz“ für die Toten sind, dass Steine Leben in sich bergen und dass man dort die Kraft zu dies vermutlich auch im sozio-ideologischen Sinne. Eventuell ist seiner Erneuerung fand, scheint noch bis weit in die Bronzezeit die Idee der Langbetten sogar dadurch entstanden, dass man im z. B. in Form der auch im Albersdorfer Raum vielfach vorhande- Rahmen der regelmäßigen kleinräumigen Siedlungsverlagerung nen Schalensteine fortzuleben. die alten Häuser stehen ließ, diese allmählich verfielen und somit die ersten langrechteckigen Hügel entstanden, die sehr wohl – man denke nur an die klar erkennbare Beziehung zu den Ahnen, die früher in diesen Häusern gelebt haben – das Vorbild für den intentionellen „Neu-Bau“ von Langbetten gewesen sein können. Nicht nur das „Grab“, sondern auch das „Haus“ hatten damals also offensichtlich Bedeutungen, die über ihre reinen Funktionen weit hinaus gingen und anzeigen mögen, dass die Verstorbenen sogar der wichtigere Teil der Gemeinschaft gewesen sein können.

Aktuelle Forschungsergebnisse zum Neolithikum und zu den Großsteingräbern in Mitteleuropa sind auf der Internetseite des Projektes „Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung“ Die sog. Langbetten (hier eine Anlage im Steinzeitpark) waren vermutlich des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel unter als „Häuser für die Ewigkeit“ zugleich auch Sinnbilder für Unvergänglichkeit. www.jungsteinsite.de zu finden. 17 Die Europäische Straße zumeist von Erde überhügelten Rundhügel typisch, weiter östlich der Megalithkultur sind es die Langhügel, die auch als die damaligen Hausformen reflektierend aufnehmenden Sinnbilder für die „Häuser für die Von Menschen errichtete Anlagen mit großen Steinen (Megalith- Toten“ verstanden werden. Es gibt dabei eine Vielzahl regionaler bauten) sind ein in urgeschichtlichen Kulturen weltweit verbreite- Bauformen, denen in Norddeutschland und Südskandinavien tes Phänomen. Diese in unserer modernen Landschaft exotisch häufig eine Phase mit nur in Holz gebauten Anlagen vorgeschal- und faszinierend anmutenden Bauten wurden zumeist als Bestat- tet ist. Jüngere Ausgrabungen wie z. B. in Flintbek (Kreis Rends- tungsplätze oder als Heiligtümer errichtet. Die älteste bisher burg-Eckernförde) zeigen auch, dass die Großsteingräber nicht bekannte megalithische Struktur ist in Göbekli Tepe in der Türkei selten im Laufe ihrer teilweise mehrere Jahrhunderte umfassen- entdeckt worden, wo mit Felszeichnungen versehene T-förmige den Nutzungsgeschichte intensiven Umbau- und Erweiterungs- Pfeiler von bis zu 6 m Höhe in einem umwallten Bezirk bereits arbeiten unterzogen wurden. Neben den sog. Dolmen (mit dem um 9.000 v. Chr. errichtet wurden. Um 5.000 v. Chr. tritt diese Eingang in die Grabkammer an der Schmalseite) sind vor allem Tradition mit den beeindruckenden Menhiren, den bis zu 21 m die Ganggräber (mit dem Zugang an der Längsseite) in Schles- hohen und bis zu 280 Tonnen (!) schweren „stehenden Steinen”, wig-Holstein verbreitet. Sie gehören zur sog. Trichterbecherkultur, in der Bretagne erstmals in Europa auf. Die im nördlichen Mittel- der ersten bäuerlichen Kulturgruppe im Norden, die nach neuen europa verbreiteten Megalithbauten – zu denen neben den naturwissenschaftlichen Datierungen ihre Megalithen schwer- Großsteingräbern auch Steinkreise, Steinreihen, Steinkisten und punktmäßig in der Zeit zwischen ca. 3.600 und ca. 3.200 v. Chr. Einzelmonumente gehören – stammen aus der Zeit zwischen ca. errichtete, also weit vor den ersten ägyptischen Pyramiden. Die 4.800 und 2.500 v. Chr. und stellen damit die älteste bis heute von den Niederlanden im Westen bis Polen im Osten, von Süd- erhaltene Architektur Mitteleuropas dar. Die weltweit bekannte- schweden im Norden bis an die norddeutschen Mittelgebirge ste Anlage dieser Gruppe ist Stonehenge in Südwestengland. im Süden lebenden Trichterbecherleute legten den Verstorbenen in den vermutlich als Beinhäusern genutzten Großsteingräbern In Nordwesteuropa ist bei den Großsteingräbern als hier haupt- vor allem Flintgeräte, Keramik und Schmuckobjekte als Beiga- sächlich verbreitete Form der Megalithanlage die Anlage in einem ben bei. 18 Das Wissen um die enorme Bedeutung dieser megalithischen Das Ziel des Vereins Megalithic Routes ist es dann auch, die älte- Monumente war schließlich der Anlass eine europaweite „Straße sten Kulturdenkmäler Europas durch den Ausbau oder die Neu- der Megalithkultur“ als offiziellen Kulturweg des Europarats (zu einrichtung von Kulturrouten vor allem für Wanderer und Fahrrad- denen z. B. auch der bekannte Jakobsweg, der Pilgerweg nach fahrer zu erschließen und miteinander zu verbinden. Dabei sollen Santiago de Compostela in Nordspanien gehört) zu initiieren. nicht nur die Megalithanlagen selber im Vordergrund stehen, Maßgeblich beteiligt war hier der emsländische Lokalhistoriker sondern auch die Landschafts- und Umweltgeschichte in den Klaus de Laak, der Anfang 2009 ein erstes Treffen zwischen den jeweiligen Regionen. Aus diesem Grund sind neben den Archäo- Trägern der bereits seit 2004 im westlichen Niedersachsen beste- logen und Denkmalpflegeinrichtungen auch Repräsentanten von henden touristischen Ferienstraße zu den Großsteingräbern des europäischen Geoparks, von naturkundlichen Museen, von diver- Osnabrücker Landes, der Wildeshauser Geest und des Emslandes sen Forschungsinstitutionen und von touristischen Akteuren mit dem Europäischen Institut für Kulturstraßen (EICR) in Luxem- Mitglieder des Vereins bzw. im wissenschaftlichen Beirat aktiv. burg forcierte. Unter dem Vorsitz von Bodo Zehm, Leiter der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück, gründeten dann verschiedene Institutionen aus den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Deutschland den internationalen Verein „Megalithic Routes“, auf dessen Initiative im April 2013 die offizielle Auszeichnung als neue „Kulturstraße des Europarats“ erreicht wurde. Beim Festakt auf der dänischen Insel Møn im August 2013 betonten die däni- sche Kultusministerin Marianne Jelved, die für die Kulturwege zuständige Direktorin des Europarats Penelope Denu und der ehemalige Präsident des Europaparlaments und Schirmherr der neuen Kulturstraße Dr. Hans-Gert Pöttering die außergewöhnliche Chance, mit dieser Kulturroute an das gemeinsame europäische Treffen der Partner der Europäischen Straße der Megalithkultur im Erbe zu erinnern. Frühjahr 2015 im Hunebedcentrum in Borger (Niederlande) 19 neuen europaweiten „Tag der Megalithkultur“ teil, der immer am letzten Sonntag im April stattfindet. Mit den internationalen Projektpartnern – dem niederländischen Großsteingrab-Zentrum (Hunebedcentrum) in Borger, den durch eine große Zahl gut er- haltener Megalithgräber geprägten Regionen Odsherred in Däne- mark und Falbygden in Schweden sowie den genannten Instituti- onen in Niedersachsen – ist die weitere Entwicklung des Vereins u. a. durch die Aufnahme neuer europäischer Kooperationspart- ner und Mitglieder vorgesehen. Die Planung und Vorbereitung von internationalen Projekten, die Beantragung von EU-Förder- mitteln und die Gewinnung neuer Mitglieder stehen aktuell im Vordergrund der Tätigkeiten des Vereins. Daneben stehen aber mittel- und langfristig auch der Ausbau des auf die Megalithan- lagen bezogenen, mit den europäischen Partnern abgestimmten Anhand dieser Tafel ist ein offizielles Mitglied der Europäischen Straße Angebots im Steinzeitpark und im Museum in Albersdorf und in der Megalithkultur zu erkennen. der Region Dithmarschen an, um den touristischen Besuchern, aber auch der einheimischen Bevölkerung einen wichtigen und Im Januar 2014 ist auch der Steinzeitpark Dithmarschen dem faszinierenden Teil der gemeinsamen europäischen Geschichte internationalen Verein der „Megalithic Routes“ beigetreten und auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse auf anschauliche darf seitdem den Titel „Kulturweg des Europarats“ nutzen. Im Weise näherbringen zu können. April 2014 hat es in diesem Zusammenhang bereits einen vom Europarat in Luxemburg organisierten Besuch einer internatio- Weitere Informationen und aktuelle Veranstaltungen: nalen Gruppe von Journalisten in Albersdorf gegeben; erstmals auf der Internetseite des Vereins Megalithic Routes e. V. unter nahm der Albersdorfer Steinzeitpark in diesem Jahr auch am www.megalithicroutes.eu 20 Der Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf

Der Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf ist ein die Land- schaft integrierendes archäologisches Freilichtmuseum, das seit 1997 auf einem über 40 ha großen Gelände mit neun originalen archäologischen Denkmälern mit dem Leitbild einer jungstein- zeitlichen Kulturlandschaft gestaltet und entwickelt wird. Der Steinzeitpark, zu dem ebenfalls das Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen mit seinen dort ausgestellten originalen Artefakten sowie eine rekonstruiert-modellhafte Steinzeitsiedlung des Früh- bis Spätneolithikums („Steinzeitdorf“) gehören, dient der Vermittlung von Forschungsergebnissen aus der Archäologie. Es sollen aber auch Zusammenhänge des Naturhaushalts und Das Steinzeitdorf zeigt die Vielfalt jungsteinzeitlicher Hausbauformen. der Landschaftsentwicklung breiten Bevölkerungskreisen näher gebracht und für den Schutz heute seltener Natur- und Kultur- für Nachhaltigkeit an der ökologischen, kulturellen und wirt- güter geworben werden. Der Theorie und Praxis sowie Verstand schaftlichen Entwicklung der Region Albersdorf mit. und Gefühl integrierende Vermittlungsansatz im Steinzeitpark Dithmarschen versteht sich dabei vor dem Hintergrund, dass die Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Beirats wurde ein erlebnis- reflektierte Kenntnis der Vergangenheit helfen kann, die Gegen- orientiertes Bildungskonzept zur Erweiterung des Außengeländes wart zu verstehen und dass sich – in einer Folge daraus – bei erarbeitet, das mit Unterstützung der Landesregierung Schleswig- den Besuchern ein Interesse für eine tiefergehende Beschäfti- Holstein (Fördermittel aus dem „Zukunftsprogramm Wirtschaft“), gung mit den dargestellten Inhalten entwickelt. Der Steinzeitpark der Metropolregion Hamburg (Förderfonds Nord) und der Bingo- Dithmarschen arbeitet dabei als zertifizierte Bildungseinrichtung Umweltlotterie bis Ende 2012 schrittweise umgesetzt wurde. 21 Konkret wurden in Kooperation mit dem Archäologischen Landes- gungsphänomene des Neolithikums und des Mittelalters anschau- amt Schleswig-Holstein zwei neue originalmaßstäbige Steinzeit- lich dargestellt werden. Die Einrichtung von Info-Pavillons im hausmodelle nach Ausgrabungsbefunden aus Schleswig-Holstein, Wald und eines Audioguidesystems für das gesamte Parkgelände, ein „Kulthaus“, eine „steinzeitliche“ Opferstelle mit Bohlenweg die Rekonstruktion von unterschiedlichen Großsteingrabformen und Holzplattform am Rande einer ebenfalls neu erstellten Teich- und ein nachgebauter, begehbarer Grabhügel aus der Bronzezeit anlage zum Befahren mit Einbäumen und eine Erosionssimulation sind ebenfalls Teil der umfassenden Erweiterung. Vom Servicege- errichtet, an welcher die bodenkundlich nachweisbaren Abtra- bäude am Parkplatz des Steinzeitparks wurde ein verkürzter Weg zum Steinzeitdorf angelegt, der die Besucher auch chronologisch an den rekonstruierten Hausbefunden in Form eines Rundweges vorbeiführt. Neu angelegt ist seit 2014 der Nachbau eines mittel- steinzeitlichen Wohnplatzes der „letzten Jäger und Sammler“ Norddeutschlands aus der Zeit um 5.000 v. Chr.

Neben diesen Baumaßnahmen im Rahmen der inhaltlichen Erweiterung und touristischen Attraktivierung des Steinzeitparks finden regelmäßig begleitende geowissenschaftliche und archäo- logische Forschungen statt. Dazu gehören die landschaftsge- schichtlichen Forschungen des Instituts für Ökosystemforschung der Universität Kiel und Pollenanalysen und Grabungen an Groß- steingräbern in der Region und am trichterbecherzeitlichen Erdwerk vom Dieksknöll bei Albersdorf in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel im Rahmen eines von der DFG geförderten Projektes „Frühe Monu- Projekt Mesolithikum, Angeln vom Einbaum mentalität“ (2009- 2015). 22 Daten werden für die Arbeiten zur Landschaftsgestaltung des Geländes des Steinzeitparks in Richtung einer mittelneolithischen Landschaft genutzt. Außerdem steht das große Parkgelände regelmäßig für experi- mentalarchäologische Fragestellungen zur Verfügung, z. B. seit 2004 im Rahmen von Wohnversuchen in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut der Universität Hamburg oder seit 2007 für Brandrodungsversuche im Waldbereich.

Mittelfristig ist unter dem Namen „Steinzeithaus“ die Errichtung Projekt Mesolithikum, Alltagsleben im Experiment eines Ausstellungs- und Bildungszentrums im Eingangsbereich des Steinzeitparks geplant, welches dann die derzeit in den ca. Die dabei erzielten Ergebnisse im Bereich des südlich von Albers- 2 km entfernten, angemieteten Museumsräumen gezeigte Dauer- dorf gelegenen Gieselautals ergaben dabei wichtige neue Ergeb- ausstellung ersetzen wird. nisse. In einem der Untersuchungsgebiete konnte z. B. eine frühe (spätmesolithische) Phase der Bodenerosion um 4.700 v. Chr. erfasst und durch mehrere C14-Daten abgesichert werden; der i Öffnungzeiten: mögliche Zusammenhang mit einer ersten landwirtschaftlichen Der Steinzeitpark ist das ganze Jahr über frei zugänglich Nutzung wird diskutiert. Bemerkenswert ist im Untersuchungs- (mit Parkgebühr). Das Steinzeitdorf ist von Ende März bis gebiet die kleinräumige Variabilität in Art und Intensität der Ende Oktober zu besichtigen, von Di – So 11.00 – 17.00 Uhr. Landnutzung in urgeschichtlicher Zeit; möglicherweise ist hier – An Sonn- und Feiertagen und in den Ferien finden regelmä- zumindest für das Mittelneolithikum des späten 4. Jahrtausends ßig Vorführ- und Mitmachaktionen statt. v. Chr. – die für diese Zeit oft postulierte „Flächenwechselwirt- Mehr unter: www.steinzeitpark-dithmarschen.de schaft“ nachzuweisen. Diese naturwissenschaftlich gewonnenen 23 Steinzeitpark nördlicher Teil

3 4 17

10 18 11 12

24 Steinzeitpark südlicher Teil 16 19

5

19

6 15

15 25 Wege zur Steinzeit in Dithmarschen

Ausschnitt zur Karte rechts Nr. 7 – südlich von Sarzbüttel Drei Themenrouten laden i Steinzeit per App! Sie ein zu Denkmälern, ge- Für besondere Großsteingräber stehen digitale Apps (QR-Codes heimnisvollen Fundplätzen für das Smartphone) mit weiterführenden Informationen und Spuren der Landschafts- unter www.steinzeitpark-dithmarschen.de zur Verfügung. geschichte der Steinzeit.

Route 1 S. 28 Route 2 S. 41 Route 3 S. 52

Die Großsteingräber- Rätsel aus der Steinzeit – Spuren der Route Besondere Fundplätze Landschaftsgeschichte 1. Brutkamp, Albersdorf und Denkmäler 14. Harkestein/Riesewohld 2. Papenbusch, Albersdorf 8. Schalenstein, Bunsoh 15. Gieselautal 3. „Baustelle“ 9. Schalensteine im 16. Steinzeitparkund -wald 4. Totenhütte Museum 17. Findlingsgarten 5. Riesenbetten 10. Kulthaus Tustrup 18. Alte Nutzpflanzen 6. Frestedt 11. Opferplatz 19. Alte Haustierrassen 7 7. Dellbrücker Kammer, 12. Nachbau Erdwerk 20. Aussichtsturm Bargenstedt 13. Erdwerk Dieksknöll 21. St. Remigius-Kirche

26 Symbole: 8

Grabhügel

Erdwerk

Megalithgrab

Nachbauten (im Steinzeit park) Museum Albersdorf

Kirche 21 2 Findling 9 Detailkarten Landschafts- 1 u geschichte zum Steinzeitdorf: 20 siehe S. 24/25 oder Broschürenrückseite

16 19 13 5 6 15

14 15 27 Route 1

Die Großsteingräber-Route leben, welche die Steinzeitmenschen vor über 5.000 Jahren mit großer Mühe als „Haus für die Toten für die Ewigkeit“ erbaut ha- ben. Da es sich allgemein bei den Großsteingräbern um die älte- ste erhaltene Architektur Mitteleuropas handelt, kann man heute 1 Der Brutkamp – Der größte Deckstein rückschauend sogar sagen, dass ihnen dies bisher gelungen ist. von ganz Schleswig-Holstein! Der Brutkamp ist ein „erweiterter Polygonaldolmen“, der im Süd- Beim Großsteingrab „Brutkamp“ handelt osten an einer Schmalseite der großen (deshalb „erweiterten“) es sich um eines der bedeutendsten und mehreckigen (deshalb „polygonalen“) Grabkammer einen Eingang bekanntesten archäologischen Denkmäler aufweist. Von dem Gang sind noch die Oberseiten der Tragsteine im Kreis Dithmarschen. Es besitzt den der ehemals mit Decksteinen abgedeckten schmalen Zuwegung größten Einzeldeckstein eines Großstein- erhalten und – obwohl leicht verrückt – gut sichtbar. Auf sechs grabes in Schleswig-Holstein und ist da- mächtigen, max. 60 cm aus der Erde ragenden Tragsteinen ruht mit auch überregional von kulturgeschicht- der gewaltige Deckstein, der einen Umfang von 9,80 m besitzt. licher Bedeutung. Eine neue Messung hat – nach vielen Speku- Die Zwischenräume der Tragsteine waren zur Zeit der Erbauung lationen und unterschiedlichen Angaben in der Literatur – ein der Grabanlage mit plattigem Trockenmauerwerk ausgefüllt. Das genaues Gewicht des „Brutkampsteins“ von knapp 23 Tonnen Megalithgrab liegt in einem heute flachen Hügelrest von ca. 15 m ergeben. Nähert sich der Besucher heute der Anlage, die in einem Durchmesser und etwa einem Meter Höhe. Aus dem Rundhügel kleinen parkartigen Gelände eingefügt ist und von teilweise sehr ragen noch einige größere Steine heraus, die möglicherweise die alten Linden hainartig umgeben wird, kann er noch immer den ursprüngliche Steineinfassung des Hügel markieren. Die Grab- Zauber und die Faszination dieser monumentalen Grabanlage er- kammer, die einen Boden aus Rollsteinen und einer darauf aus- 28 natürliche Kuppe - 3600 v. Chr.

Brutkamp 1 und 2 3600 - 3100 v. Chr.

Brutkamp 3 2280 - 2030 v. Chr.

Brutkamp 4 760 - 510 v. Chr.

Aufsicht vom Brutkamp mit Kartierung des Decksteins, der Umfassungs- Brutkamp 4 bis 5 steine, der Rollsteine der ehem. Hügelschüttung und des Grabungs- 510 v. Chr. - 1950 schnitts von 2009 (nach Dibbern 2016).

gelegten Schicht aus gebrannten Feuersteinsplittern aufgewiesen haben dürfte, ist heute zum großen Teil verfüllt. Wahrscheinlich Brutkamp 5 war sie zur Zeit der Erbauung und Nutzung so tief, dass man 1950 - heute zumindest gebückt in ihr stehen konnte. Die Grabkammer wird nach ihrer Errichtung während der Trichterbecherzeit vor ca. 5.500 Jahren regelmäßig zu bestimmten (Fest-)Tagen geöffnet und die Die Nutzungsphasen des Brutkamp (nach Dibbern 2016) Verstorbenen bzw. ihre Gebeine hineingebracht worden sein. 29 Route 1 Der im Eingangsbereich des Brutkamp 2009 1 + 2 gefundene Schalenstein (nach Dibbern 2016).

Im Jahr 2009 hat es zum ersten Mal eine kleinere archäologische Ausgra- bung im Brutkamp gegeben, wo unter 21 Leitung von Dr. Hauke Dibbern 2 vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel ein Abschnitt im Eingangsbereich des Brutkamp ergraben werden 9 konnte. Dabei konnte der genaue Schichtaufbau des Hügels mit mindestens fünf verschiedenen Bauphasen ermittelt werden. Außerdem wurde die Datierung der frühesten Anlage um über 400 Jahre älter, die mit nun ca. 3.600 v. Chr. angegeben werden kann. Funde von Keramik, Flintgeräten und auch eine Bernstein- 1 perle zeigen die verschiedenen Nutzungsphasen des Großstein- 20 grabes an. Eine Besonderheit war der Fund eines sog. Schalen- steins, der als Deckstein für den Zugang zur Grabkammer gedient haben dürfte und in der Dauerausstellung im Albersdorfer Muse- ums zu sehen ist.

u Detailkarte zur Nr. 1: siehe rechts 30 2 Der Dolmen im Albersdorfer Kurpark 5.600 Jahren zu den älte- ren Megalithbauten an Die beeindruckenden Megalithgräber gehören zu den bis heute der Westküste Schleswig- nachweisbaren Spuren der frühen Bauern. Die Großsteingräber Holsteins. Im gesamten sind in das ausgehende Frühneolithikum und vor allem in das Amtsbereich Mitteldith- frühe Mittelneolithikum zu datieren und wurden als Bestattungs- marschen ist lediglich der plätze für ganze Siedlungsgemeinschaften genutzt; sie sind die kleine Dolmen im Albers- ältesten erhaltenen und auch heute teilweise noch das Bild der dorfer Kurpark „Papen- Landschaft prägenden Anlagen aus der Urgeschichte in unserer busch“ geringfügig älter. Region. Der Brutkamp gehört dabei mit einem Alter von ca. Alle anderen 27, aus dem Kirchspiel Albersdorf bekannten Groß- steingräber sind – soweit noch beurteilbar – vermutlich etwas jünger. Für ihre Anlage scheint eine Hangsituation wichtig gewe- sen zu sein bzw. anders gesagt: Anhöhen und Niederungen wur- den offensichtlich gemieden. Im Verbreitungsbild der Großstein- gräber in Dithmarschen bilden die Albersdorfer Rechteck- und Polygonaldolmen durch ihre Zahl und Erhaltung bzw. moderne Wiederherstellung einen eindrucksvollen Schwerpunkt. Falls die Megalithanlagen – wie in anderen Regionen nachgewiesen – die damaligen Siedlungsregionen regelrecht „einrahmen“, ließe sich daraus ein ungefähres Bild der Ausdehnung der mittelneolithi- schen Albersdorfer Kulturlandschaft gewinnen.

u Detailkarte zur Nr. 2: siehe linke Seite 30 31 3 Megalithbaustelle im Steinzeitpark: Ein Großsteingrab wird gebaut

Fakten und Vorstellungen Das Modell einer „steinzeitlichen Baustelle“ im Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf zeigt, wie eine monumentale Grab- anlage in der Jungsteinzeit errichtet worden sein könnte. Es ist hier zu sehen, dass schon die (teilweise hölzerne) Grabkammer vorhanden ist und dass nun der große Deckstein mit Hilfe einer Erdrampe, mit Seilen und Holzrollen auf den Hügel gezogen wird. Diese Theorie zur Errichtung der Großsteingräber wurde bereits Darstellung der Bauarbeiten an einem Langbett vor ca. 5.500 Jahren 1857 von dem damaligen dänischen König Friedrich VII. erarbeitet (nach Dibbern 2016). und ist grundsätzlich bis heute gültig. schweren Findlingen eben nur von „Hünen“, also „Riesen“, errich- Im Volksmund werden Großsteingräber oft als „Hünengräber“ tet worden sein können. Man hielt sie für Plätze, an denen die bezeichnet. Dies hat seine Erklärung in der veralteten Vorstellung „Hünen" ihre Toten bestatteten oder auch für Opferplätze. vergangener Zeiten, dass solch gewaltige Anlagen mit z. T. tonnen- Die Modellanlage wurde in den Jahren 2011 und 2012 von der Ar- beitsgruppe des Steinzeitparks Dithmarschen unter Mitarbeit von Studierenden des Archäologischen Instituts der Universität Hamburg errichtet. Weitere Arbeiten erfolgten 2015 durch eine Arbeitsgruppe der Jugendbauhütten Lübeck und Wismar (Freiwilliges Soziales Jahr).

Zeichnung nach König Friedrich VII. „Über den Bau der Riesenbetten Detailkarte zur Nr. 3: siehe Rückseite der Broschüre der Vorzeit“ (Bild aus Nachdruck, Verlag Schmitz / Nordstrand, 2011). u 32 4 Die Totenhütte von Flintbek

Die mehrjährigen Ausgrabungen des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein im Bereich der Gemeinde Flintbek südlich von Kiel haben in den 1980er und 1990er Jahren viele neue Erkennt- nisse zum Bestattungsbrauchtum in der Urgeschichte erbracht. Dabei konnte auch ein sog. Langbett aus der Jungsteinzeit unter- sucht werden, das in mehreren Phasen um- und ausgebaut wurde. Ein überraschender Befund aus der frühen Nutzungszeit dieser Grab- Nachbau eines Steinzeitgrabes aus der Zeit um 3.500 v. Chr., M 1 : 1, anlage stammt aus der Zeit um 3.500 v. Chr.: Eine sog. Totenhütte. Arbeitsgruppe Universität Hamburg/Steinzeitpark Dithmarschen, 2011

Hierbei handelt es sich um eine Dachhüttenkonstruktion, deren unterschiedliche Tradition zu den bekannten Traditionen der zeit- tragende Elemente zwei durch einen Firstbalken verbundene Holz- lich unmittelbar nachfolgenden Großsteingräber, die für mehrere pfosten an den Außenseiten waren. An diesen Firstbalken wurden Personen ohne erkennbare soziale Differenzierung Verwendung weitere Holzbohlen gelegt, deren Fugen mit Lehm zur Abdichtung fanden. Es ist interessant festzustellen, dass ca. 1.500 Jahre später verschmiert wurden. Auf dieses „Dach“ kam dann eine Lage aus in der frühen Bronzezeit am Nordrand der Mittelgebirgszone eine Erde und Grassoden, die am Hügelfuß mit Feldsteinen umrandet erstaunlich ähnliche Bestattungsform als sog. „Fürstengräber vom wurden. Eine solche Grabkonstruktion ist nur sehr selten aus der Typ Leubingen“ für eine kurze Zeit ebenso selten wieder auftritt. frühen Jungsteinzeit bekannt. Im nördlichen Bereich der sog. Trichterbecherkultur der frühen Bauern im nördlichen Mitteleuropa Weitere Informationen zu der „Totenhütte“ erhalten Sie unter wurden z. B. in Dänemark mehrere dieser Totenhütten entdeckt, www.jungsteinsite.de, Artikel D. Mischka, Flintbek LA 3, 2010. die dort nach dem bestuntersuchten Fundort „Typ Konens Høj“ genannt werden. In einer solchen Grabkammer wurden vermutlich Detailkarte zur Nr. 4: siehe Rückseite der Broschüre einzelne, sozial herausragende Personen bestattet – eine völlig u 33 5 Ein Riesenbett im Bredenhoop – Ergebnisse der Ausgrabung von 2011

Archäologische Denkmäler Denkmäler besitzen einen hohen Stellenwert in der Kulturland- schaft. Als Relikte vergangener Zeiten leisten sie als Zeugnisse menschlichen Handelns in der Geschichte einen bedeutenden Beitrag zum Geschichtsverständnis sowie zur kulturellen Identi- tätsbildung der jeweils zeitgenössischen Bevölkerung. Zugleich prägen sie die Kulturlandschaft hinsichtlich ihrer Eigenart und Schönheit: beides Attribute, die auch für den Erholungswert einer Landschaft für den Menschen wichtig sind.

Insbesondere archäologische Denkmäler haben sich darüber hin- aus oft zu ökologisch bedeutsamen Lebensräumen entwickelt, die es zu schützen gilt. Diese allgemeinen Merkmale und Bedeu- tungen von archäologischen Denkmälern gelten natürlich auch für das Gelände des Steinzeitparks, auf dem sich insgesamt neun gut erkennbare prähistorische Grabanlagen befinden.

Ein urgeschichtlicher Friedhof Das „Riesen- bzw. Langbett“ vor dem wir hier stehen hat eine Länge von ca. 45 Metern, ist 8 Meter breit und weist eine Höhe Die Ausgrabungen von 2011 fanden auch im Bereich der ehemaligen bis zu 2 Metern auf. In der Archäologischen Landesaufnahme, Grabkammer statt (Foto R. Kelm). 34 dem Verzeichnis aller archäologischen Denkmäler, hat es die Nummer „Albersdorf LA 56“ bekommen. Die ehemals vorhande- nen mehr als 100 Umfassungssteine sind vermutlich zum Groß- teil beim Bau der alten Bahnüberführung über die Gieselau im Jahre 1861 genutzt worden. An der Südostflanke des Langbetts befinden sich mehrere große Erdhügel, die damals als Abraum- halden dienten und das Erdmaterial von der Raubgrabung und der Entfernung der Steine beinhalten. Die modernen Bodendenk- malschutzgesetzte verhindern heutzutage glücklicherweise derar- tige Zerstörungen.

Die Kieler Archäologie-Professorin Johanna Mestorf berichtet im Jahre 1872, dass Holzkohle, gebrannter Flint und „Urnenscher- ben“ in der ehemaligen Grabkammer und in der Hügelschüttung entdeckt wurden, was auf eine spätere Nutzung der Anlage in Dreidimensionale Ansicht des Langbetts mit Markierung der Grabungs- der Eisenzeit hindeutet. schnitte von 2011 (nach Dibbern 2016).

Ein großer, runder Grabhügel, der im Inneren eine trichterförmige Ein weiterer kleiner, flachgewölbter Grabhügel – der möglicher- Eingrabung als Hinweis auf eine alte Raubgrabung aufweist, be- weise ungestört ist und aus der späten Jungsteinzeit oder aus findet sich nur ca. 30 m von dem Langbett entfernt (LA 55). Die der jüngeren Bronzezeit stammt – liegt direkt südwestlich des nur schriftlich überlieferten Hinweise auf Funde von „Bronzen“ Langbettes (LA 54). und eines Schalensteins mögen auf eine bronzezeitliche Nach- nutzung dieses Hügels hinweisen. Wir befinden uns hier also im Bereich eines „urgeschichtlichen Friedhofs“. 35 Die auf dem Gelände des Steinzeitparks so zahlreich anzutreffen- ist bisher unbekannt. Wahrscheinlich konzentrierte sich die Be- den Grabanlagen orientieren sich möglicherweise an ehemaligen siedlung wie auch andernorts an wasserführenden Niederungen, Wegen, Wasserläufen oder Furten im Bereich des Gieselautals. in unserem Falle ist sie wohl am Rande des Gieselautals zu ver- Die Lage der zu den Großsteingräbern gehörenden Siedlung(en) muten – von dessen Hängen mehrere Gruben als Siedlungsspu- ren der Jungsteinzeit und Bronzezeit bekannt geworden sind.

Neue Untersuchungen des Langbetts Im Sommer 2010 wurden im Zuge eines internationalen Work- shops zur Archäogeophysik in Albersdorf auch am Langbett LA 56 geophysikalische Messungen durchgeführt, um archäologisch relevante Überreste im Boden zu orten und zerstörungsfrei zu untersuchen. Insbesondere die Resultate geoelektrischer Messun- gen führten zu wichtigen Erkenntnissen in Hinblick auf die innere Struktur des Langhügels, die darauf hindeuten, dass sich hier noch mehrere Steinkammern unentdeckt verbergen.

Unter Leitung von Dr. Hauke Dibbern fand im Spätsommer 2011 daraufhin im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemein- schaft finanzierten Projektes „Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung“ des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Uni- versität Kiel eine siebenwöchige Ausgrabung statt.

2 In der Grabkammer konnten noch Reste des Steinpflasters als Insgesamt wurden hier 90 m geöffnet, aufgeteilt auf vier Gra- Untergrund für den Boden nachgewiesen werden (Foto R. Kelm). bungsbereiche. 36 Die frühesten Datierungen aus den Steinfundamentgruben der Grabkammer liegen um 3.650 v. Chr. und sind damit etwas jünger als die Hügelaufschüttungen. Die Grabanlage wurde demnach zunächst als sog. „nichtmegalithischer“ Langhügel konzipiert. Der Umbau in ein Megalithgrab, also der Bau mit großen Stei- nen, erfolgte erst einige Jahrzehnte später.

Wie auch andere Fundstellen zeigen, so scheint es in unserer Region eine generelle zeitliche Abfolge von nichtmegalithischen (wohl mit Holzkonstruktionen versehenen) zu megalithischen (mit Steinen gebauten) Grabmonumenten gegeben zu haben. Jüngere Funde vom Ende der Jungsteinzeit um 2.000 v. Chr. (wie Der Fund eines Flintdolchs m Bereich der Grabkammer weist auf eine z. B. Feuersteindolche aus der Grabkammer) zeigen an, dass die ca. 1.500 Jahre jüngere Nachnutzung des Langbetts während des ältere Grabanlage auch in jüngerer Zeit als Bestattungsplatz Spätneolithikums am Ende der Steinzeit hin (Foto aus Dibbern 2016). diente.

Überraschende Ergebnisse Ausführliche Informationen Es ließen sich bei den Grabungen Befunde aus der Entstehungs- zu den Grabungsergebnissen in: H. Dibbern, Das trichterbecher- zeit des Langbetts finden, die zeigen, dass zuerst eine Soden- zeitliche Westholstein. Eine Studie zur neolithischen Entwicklung packung und Sandaufschüttung eingebracht wurden, die eine von Landschaft und Gesellschaft. Frühe Monumentalität und Bauphase ohne Steineinbauten bilden. Die ersten Bauarbeiten soziale Differenzierung, Bd. 8. Bonn 2016. fanden um 3.700 v. Chr. statt, wie C14-Daten zeigen. Dies ist wesentlich früher als bisher vermutet. u Detailkarte zur Nr. 5: siehe linke Seite 38 37 Route 1 5 + 6 6 Das Großsteingrab von Frestedt im Albersdorfer Steinzeitpark

Zur denkmalpflegerischen Tätigkeit im weiteren Sinne gehört 16 auch der Wiederaufbau bzw. die Wiederherstellung von archäolo- gischen Anlagen. So ist das Großsteingrab von Frestedt im Südwesten des Steinzeitparks wieder neu erstanden.

19 Bei der Anlage aus Frestedt, das ca. 15 km südwestlich von Albers- 5 dorf ebenfalls auf der Dithmarscher Geest liegt, handelt es sich um die kleine Kammer eines erweiterten Dolmens, der in nord- west-südöstlicher Richtung ausgerichtet war. Bis 1964 befanden 6 sich die sechs, stark nach innen geneigten Standsteine in situ. Das Grab wurde insgesamt zwei Mal untersucht, zuerst 1934 durch C. Rothmann und schließlich 1964 durch C. Ahrens. Die Maße der Grabkammer betrugen 2,3 x 1,25 Meter, die beiden ursprünglich vorhandenen Decksteine fehlten. 15 Das Bodenpflaster der ca. 30 cm in den Boden eingetieften Grab- kammer bestand aus kleinen Kopfsteinen, darüber lag eine dünne 15 Schicht mit gebranntem Flint. Die Zwischenräume der Standsteine waren mit sauber geschichteten Quarzitplatten verfüllt. Nach au- ßen schloss sich eine feste Packung aus fettem Ton an, die durch schuppenartig aufgelegte Steinplatten und Rollsteine stabilisiert 38 Nach Abschluß der Grabung von 1964 wurden die Steine vom Besitzer am Rand der landwirtschaftlich genutzten Parzelle zusammengeschoben, wo sie beinahe in Vergessenheit gerieten. Erst Mitte der 1970er Jahren wurden die Findlinge nach Heide zum Museum für Dithmarscher Vorgeschichte gebracht, wo sie aber aus statischen Gründen nicht in der Ausstellung gezeigt werden konnten.

Seit dem Jahr 2000 steht das Grab wieder aufgebaut in Albers- dorf, die Steine sind in ihrem ursprünglichen Zusammenhang er- richtet, das Trockenmauerwerk und die Erdaufschüttung des Grab- hügels wurden ergänzt. Abschließend wurde ein großer, flacher Findling als Deckstein, der die halbe Weite der Grabkammer bedeckt, neu aufgesetzt. wurde. Da die Oberkante des Standsteins an der südlichen Schmalseite ca. 30 cm tiefer lag als die anderen Standsteine, ver- Der neue Standort des Grabes entspricht in topographischer Hin- mutet der Ausgräber hier den Einstieg in das Grab. Der Grabhü- sicht dem Frestedter Gelände recht gut; an beiden Orten befand gel, der ursprünglich wohl nur bis zu den Decksteinen aufgehöht bzw. befindet sich das Grab auf einem leicht abfallenden Hang. war, wurde am Hügelfuß von außen mit Feldsteinen verkeilt. Der neue Erdhügel mit einem Durchmesser von ca. 10 Metern und Um den gesamten Hügel herum befand sich möglicherweise ein einem den Hügelfuß umgebenden „Kranz“ aus Feldsteinen ist von „Kranz kleinerer Feuermulden“. Als Funde konnten ein geschliffe- weitem gut zu sehen und lässt damit seine ursprüngliche Raum- nes dünnackiges Flintbeil in der Grabkammer und mehrere Klein- wirkung erahnen. funde wie eine Bernsteinperle, Klingen und Abschläge in der Detailkarte zur Nr. 6: siehe linke Seite 38 Hügelschüttung entdeckt werden. u 39 Route 1 7

7 Die „Dellbrücker Kammer“ in Bargenstedt

Das gut erhaltene Großsteingrab von Dellbrück wurde kurz vor 1850 freigelegt. Funde sind aus dieser Ausgrabung nicht überlie- fert. Die Außen umherliegenden Findlinge scheinen zum Steinkreis des zugehörigen Rundhügels zu gehören. Die Kammer selbst ist ein großer Dolmen ohne Gang. Dass die Kammer für viele Bestat- tungen gedacht war, wird aus dem halbhohen Eintrittsstein an der hinteren Stirnseite deutlich. Die Lücke darüber müssen wir uns mit einer bei Bedarf leicht zu öffnenden Trockenmauer verschlossen 7 vorstellen.

u Detailkarte zur Nr. 7: siehe rechts 40 Route 2

Rätsel aus der Steinzeit – Besondere Fundplätze und Denkmäler

8 Der Schalenstein von Bunsoh – Einzigartiges Denkmal in Deutschland

Der größte und bekannteste der mindestens einen Gang nach Südosten, der heute nicht mehr erkennbar ist. sechs bekannten Albersdorfer Schalensteine, Der Sandstein mit den Schalen misst 2,48 m in der Länge, 1,85 m ist der große Schalenstein aus Bunsoh. in der Breite und 1,12 m in der Höhe. Die Motive auf dem Stein Der Meldorfer Amtsgerichtsrat sind außergewöhnlich: Es lassen sich weit über 200 Schalen zäh- Westedt fand ihn 1874 durch len, außerdem ein deutliches Radkreuz und ein Schalen-Kreismotiv. eine Ausgrabung am Hügel. Des Weiteren befinden sich zwei Handpaare, deren Handflächen Eine Baumsargbestattung der ebenso aus Schälchen bestehen und ein einzelner Fuß auf der älteren Bronzezeit lag über dem Oberseite des Decksteins. Ob es sich bei zwei anderen langschma- eigentlichen Megalithgrab, welches len Vertiefungen um Füße handelt, ist nicht sicher festzustellen. erst später durch eine weitere Ausgrabung 1908 von C. Rothmann Dieser Stein weist außerdem einige Rinnen auf, die mehrere Scha- sachgemäß dokumentiert wurde. Der Schalenstein ist der westli- len verbinden. Die Datierung des Schalensteins ist recht unsicher. che von drei Decksteinen des Ganggrabes, einer „Holsteiner Die Keramikfunde aus dem Grab datieren nach neuen Untersu- Kammer“. Das Grab ist exakt Ost-West ausgerichtet und besitzt chungen in die Denghoog-Stufe, stammen also aus der Trichter- 41 becherzeit. Sie sagen allerdings nichts über die Entstehungszeit Die Albersdorfer Steine zählen zusammen mit den anderen aus des Grabes an sich aus. Offiziell wird das Grab zwischen 3500- Schleswig-Holstein zum nordischen Verbreitungskreis der Fels- 3200 v. Chr. datiert, wobei die jüngere Bestattung in die Zeit um bilder. In Norddeutschland und Dänemark sind Schälchen bei 1700 v. Chr. zu setzen ist. In der Zeit zwischen ca. 3.000 v. Chr. weitem das häufigste Motiv, wobei sie meist auf der Oberseite und 1.700 v. Chr. müssen die Verzierungen angebracht worden (Schauseite) von Decksteinen vorkommen. Dabei wurde jeweils sein. Warum nur dieser Stein verziert ist und die benachbarten regulär nur ein Stein zur Verzierung ausgewählt. Auch das Rad- Decksteine unverziert blieben, ist eine weitere interessante Frage. kreuz-Motiv und Schalen-Kreismotiv sind in Dänemark ähnlich oft auf den Steinen zu sehen wie in Norddeutschland. Da die dänischen Exemplare jedoch weitaus öfter durch Beifunde datiert werden können, bietet sich hier eine Vergleichsmöglichkeit für die Datierung der Schalensteine. Handdarstellungen aus Däne- mark weichen vollständig von der norddeutschen Darstellungs- weise ab. Füße sind zwar ähnlich dargestellt, kommen bei uns aber nur selten vor. Des Weiteren konnte die Theorie aufgestellt werden, dass breite Rinnenmotive, welche zwei Schalen verbin- den, auch für Füße stehen könnten.

Über die Bedeutung der Schalensteine liegen bisher keine sicheren Erkenntnisse vor. Man vermutet zum einen, dass die Steine für ei- nen Fruchtbarkeitskult gedient haben könnten. Zum anderen könn- ten sie als Flächen für den Ausdruck von Kreativität fungiert haben, da kaum andere Flächen zur Verfügung standen, die nicht aus vergänglichem Material bestanden. Ein weiterer Aspekt betrifft das Gesteinsmehl, welches als Abfallprodukt bei der Steinbearbeitung 42 Route 2 anfällt. Dieses soll eine heilende Wirkung besitzen, welche in zahl- 8 reichen wissenschaftlichen Artikeln bereits diskutiert wurde. Vor allem Handwerker würden auch heutzutage noch den Steinstaub zur Desinfektion und schnelleren Heilung von Wunden nutzen. Die Schalen wären demnach nur ein Mittel zum Zweck gewesen. 8 Eine weitere Tatsache ist, dass bis heute noch einige Kulturen Blutopfer auf solchen Schalensteinen durchführen. Dies gibt uns jedoch keinen direkten Hinweis darauf, welchen Zweck die Steine damals gehabt haben. Ein kultischer Zweck ist jedoch anzuneh- men. Die Beziehungen zu einer Art Sonnen- oder Fruchtbarkeits- kult sind recht deutlich, da sowohl Sonnensymbole, als auch Geschlechtssymbole eine große Rolle in dem Motivspektrum der Schalensteine spielen. Dabei geht man davon aus, dass Rinnen männliche und einfache Schalen oder Ritzen weibliche Geschlechtsteile symbolisieren könnten. Allerdings sollte man Route 2 sich gerade bei einem so komplexen Thema, wie der Bedeutung 9 der Schalensteine keine voreiligen Interpretationsversuche erlau- 2 ben. Hier sind noch einige Forschungsfragen zu beantworten. Diese Felsbilder Nordeuropas sind insgesamt großartige Zeugnis- 9 se vergangener Kulturen, die noch keine Schriftlichkeit besaßen und sich auf andere Weise ausdrücken wollten.

u Detailkarte zur Nr. 8: siehe rechts 1 43 20 9 Die kleinen Schalensteine im Albersdorfer Museum

Mehrere Schalensteine in Dithmar- schen stammen aus dem Ort Bunsoh. Neben dem unter Nr. 8 beschriebe- nen großen Schalenstein gibt es noch zwei kleinere Exemplare, die in der Sammlung des Museums für Archäo- logie und Ökologie Dithmarschen gezeigt werden. Ein Stein wurde 1973 in der Nähe eines Großsteingra- nen Durchmesser von 19 cm einen Großteil der Frontseite ein. bes auf der Bunsoher Feldmark entdeckt. Er besteht aus rötlichem Zusätzlich befindet sich auf der rechten Seite ein Motiv, welches Sandstein und ist 1,08 m lang und 0,78 m breit. Die Verzierung leider nicht mehr identifizierbar ist. Es könnte sich allerdings um besteht aus fünf waagerecht nebeneinander liegenden Schalen eine verblasste Schiffsdarstellung handeln, welche für Nord- im linken oberen Bereich der Schauseite. Vier Schalen besitzen deutschland bislang einzigartig wäre. Etwa vier waagerechte und fast die gleiche Größe, während die vierte von links sich mit vier senkrechte Linien, die noch auf dem Stein erkennbar sind, einem Durchmesser von 10 cm hervorhebt. Über dieser Schale unterstützen diese Theorie. befindet sich ein weiteres länglich-ovales Schälchen. Ein weiterer Schalenstein wurde am Westausgang von Bunsoh Unterhalb der, für einen Schalenstein markanten, Schalenreihe auf „Rönnefelds Börjeberg“ gefunden. Der 0,58 m lange, 0,35 m befindet sich auf der linken Seite ein großes „Sonnenrad“ mit breite und 0,23 m hohe Schalenstein aus rötlichem Sandstein ist zwei flach eingetieften Ringen und einer großen Schale im Zen- mitunter das kleinste Exemplar des Raumes Albersdorf. Der Stein trum – ein Kreis-Schalenmotiv. Der äußere Ring nimmt durch sei- besitzt eine große Bruchkante, die vermuten lässt, dass er ur- 44 sprünglich mehr Schälchen besessen hat und konisch geformt war. 10 Ein Kulthaus aus der Jungsteinzeit – Die Untersuchung des Steines ergab die Summe von 23 Schäl- Das Haus von Tustrup chen und einer schälchenartigen Vertiefung, die auch eine Rinne sein könnte. Rinnen bestehen meist aus zwei oder mehr Schalen, In Tustrup, nördlich von Århus in Dänemark, wurde dieser zu- die durch eine flache längliche Vertiefung miteinander verbunden nächst rätselhafte Grundriss eines Gebäudes freigelegt. Die Rück- sind. In diesem Fall könnte es sich allerdings auch um einen wand bestand aus glatten Findlingen, ebenso wie ein Trägerstein mechanischen Schaden handeln. im sonst offenen Eingang. Stabile Eichenbohlen bildeten die Seitenwände. Im Inneren fanden sich viele Tongefäße, darunter Ein dritter Schalenstein stammt aus dem Großsteingrab Brutkamp auch die hübsche „Fruchtschale“. in Albersdorf, welches zuletzt 2009 untersucht wurde. Man fand Die Archäologen deuteten den Befund als Grundriss eines Kult- ihn im Versturz eines Grabganges, was die Ausgräber zu der hauses, in dem zur Steinzeit die Toten vor der Bestattung in den Annahme führte, es handle sich um einen Deckstein des Ganges. Großsteingräber aufgebahrt und geehrt wurden. Aus dem Grund- Für diese Theorie spricht die relativ flache aber breite Form des riss läßt sich ein denkbares Aussehen des Kulthauses konstruie- Granits. Er ist 1,15 m lang, 0,75 m breit und 0,25 m hoch und ren, das hier im Steinzeitpark in Originalgröße nachgebaut wurde. besitzt etwa 15 Schalen, die sich auf der angenommenen Ober- seite und an der Schmalseite befinden. Auffällig ist, dass die Grundriss Fruchtschale Schalen in „Gruppen“ auf dem Stein angebracht worden sind, bei denen einige durch Vertiefungen oder sogar Rinnen mitein- ander verbunden sein könnten. Der Erhaltungszustand schließt allerdings genauere Aussagen aus. Außerordentliche Motive lassen sich auf diesem Stein nicht finden.

u Detailkarte zur Nr. 9: siehe Seite 43 45 Maren Meyer-Kohlus von der Zimmerei Tignaria in Tönning ver- 11 Ein Opferplatz wendete beim Bau dieses Kulthauses moderne Handwerksgeräte. aus der Jungsteinzeit Allerdings wurden die sichtbaren Flächen per Hand nachgearbei- tet, so dass ein Eindruck der Anlage entsteht, der plausibel mit Seit langer Zeit sind kultisch den Fakten und damaligen Techniken übereinstimmt. motivierte Niederlegungen Die Findlinge stammen aus einer Kiesgrube bei Flensburg, da kaum von Keramikgefäßen, Stein- größere Steine in der Nähe von Hünengräbern zu finden sind. beilen und anderen Objek- ten aus der Zeit der Trichter- becherkultur bekannt. Häufig wurden dabei einzel- ne oder auch eine größere Zahl von Objekten zumeist in Feuchtniederungen deponiert. Diese „Depotfunde“ bilden neben den Siedlungs- und Grabfunden eine wichtige archäologische Quellengattung. Zumeist handelt es sich bei ihnen um Materiallager von Handwerkern, um Verstecke in unsicheren Zeiten oder eben um Opferungen an die Götter.

Mit dem erstmaligen Nachweis eines „Opferplatzes“ im süd- schwedischen Hunneberget bei Kristiansstad kommen wir auf archäologische Weise den religiösen Vorstellungen und Riten der Steinzeit so nah wie selten vorher. Wir wissen trotzdem nicht, ob die ursprüngliche Lage des über 5.000 Jahre alten Platzes an einem „heiligen“ Gewässer oder ein an diesem Ort verehrter Detailkarte zur Nr. 10: siehe Rückseite der Broschüre u Kultgegenstand dem Platz seine Bedeutung gaben. 46 Route 2 13

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Unklar bleiben muss auch die konkret-praktische Nutzung dieser 13 Anlage – wir werden wohl nie erfahren, welche Lieder hier vor über 5.000 Jahren gesungen wurden, welche Kleidung die Men- schen bei den Niederlegungen trugen, wie die Feierlichkeiten dabei abliefen und welche Gottheiten hier verehrt wurden. Lassen Sie sich von unserem „Opferplatz“ inspirieren und legen Sie vielleicht selber etwas an diesem besonderen Platz nieder ...

15 u Detailkarte zur Nr. 11: siehe Rückseite der Broschüre 47 12 13 Ein Erdwerk aus der Steinzeit und sein Nachbau im Steinzeitpark

Ein geheimnisvoller Steinzeitbau Anfang der 1990er Jahre wurde mit Hilfe von Luftbildern durch Dr. Volker Arnold vom Heider Museum für Dithmarscher Vorge- schichte zum ersten Mal für den Westen von Schleswig-Holstein ein sog. Erdwerk aus der Jungsteinzeit entdeckt. Die Anlage befindet sich in ca. zwei Kilometern Entfernung in südwestlicher Richtung vom Steinzeitpark auf dem zwischen zwei Bachläufen gelegenen Geländesporn mit dem Flurnamen „Dieksknöll“. So könnten sich die rituellen Niederlegungen am Albersdorfer Graben- Bei den „Erdwerken“ handelt es sich um große Wall-Graben- werk vor über 5.000 Jahren abgespielt haben (nach Dibbern 2016). Anlagen, die den Menschen der Zeit vor über 5.000 Jahren als Versammlungsplatz dienten, deren genaue Funktion aber bis ließen sich kurze Quergräben erkennen, wie sie auch von Erdwer- heute nicht geklärt ist. ken der Michelsberger Kultur aus Südwestdeutschland bekannt sind. Die Palisade wird aus dicht an dicht gesetzten Spalthölzern Auf Grundlage der ersten Ausgrabungen in den 1990er Jahren ist bestanden haben, auf Grund von gefundener Holzkohle wahr- festzustellen, dass hier bereits in der frühen Jungsteinzeit, wohl scheinlich aus engringig gewachsener Eiche gefertigt, die in dich- zeitgleich mit den gut 1 km östlich liegenden Großsteingräbern, tem Wald geschlagen worden sein muss. ein ca. 2.8 Hektar großer Bezirk bestand, der zur Gieselau durch Während aus dem niedersächsischen Flachland bisher nur ein Erd- die natürliche Geländekante begrenzt wurde, nach Norden und werk nachgewiesen wurde, sind es inzwischen zwei Dutzend aus Osten aber durch eine Palisade mit vorgelagertem Graben ge- Südskandinavien und sehr viel mehr aus den Lößgebieten des mitt- kennzeichnet war. Wie auch bei anderen steinzeitlichen Erdwer- leren und südlichen Deutschlands. Fast allen gemeinsam ist der ken, wies der Graben zahlreiche Lücken auf. In zwei dieser Lücken Bezug auf nahegelegene größere Gruppen von Großsteingräbern. 48 Rekonstruktion vom Erdwerk auf dem Albersdorfer Dieksknöll (nach Dibbern 2016)

Die Deutung der Erdwerke ist ähnlich schwierig wie die der Groß- muss, dass nicht alle Erdwerke die gleichen Zwecke erfüllten und steingräber. Ältere und neuere Deutungsversuche reichen bei dass man nur Erdwerke der gleichen Kulturgruppe miteinander jungsteinzeitlichen Kulturen von reinen Kultbezirken bis zu Fes- vergleichen sollte. Gerade in der dänischen Forschung geht man tungen, von umwehrten Städten bis zu Viehkralen. Sicher scheint von eingehegten Kult- und Versammlungsplätzen aus, in denen inzwischen, dass man von komplexen Funktionen ausgehen Opferhandlungen eine bedeutende Rolle spielten. 49 Neue Ausgrabungen und Ergebnisse Wichtigkeit kam daher in der Auswertung den naturwissenschaft- Im Jahre 2010 konnte diese auf der Flur Dieksknöll südwestlich lichen Datierungsmethoden zu, um die Prozesse, die sich am Gra- von Albersdorf gelegene Anlage im Rahmen eines Forschungs- benwerk vollzogen, zeitlich aufzuschlüsseln. Hierbei zeigte sich, projektes des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität dass das Grabenwerk auf dem Dieksknöll in mancher Hinsicht Kiel in einem etwa 550 m2 großen Teilbereich ausgegraben wer- ein einzigartiger Fundplatz ist. Während einige andere steinzeit- den. Die Grabungen erbrachten ein recht umfangreiches Ensem- liche Grabenwerke eine Entwicklung von rituell genutzten Orten ble an Flintartefakten, jedoch nur sehr wenig Keramik. Besondere hin zu profanen Siedlungsplätzen aufzeigen, scheint die Zweck- bestimmung des Dieksknölls stets die Gleiche geblieben zu sein: Hier wurden über 1.200 Jahre hinweg in Kontinuität (in der Zeit von ca. 3.700 – ca. 2.500 v. Chr.) immer wieder die Umgebungs- gräben geöffnet, hier Niederlegungen eingebracht und dann wie- der verfüllt. In der Innenfläche der Anlage finden sich dabei kei- nerlei Hinweise für eine dauerhafte Anwesenheit von Menschen, sondern lediglich kleine Aktivitätszonen wie Feuerstellen und kleine Flintschlagsplätze.

Interessant sind ebenfalls die klar erkennbaren Bezüge zu einer zeitgleichen Steinzeitkultur in Südwestdeutschland, der sog. Mi- chelsberger Kultur. So wurden die Toreingänge auf dem Dieks- knöll mit ihrer Doppelpfostenkonstruktion auf dieselbe Weise wie viele hundert Kilometer weiter errichtet; auch Funde wie die sog. Backteller aus Keramik und der Nachweis von Hartweizen, der Blick auf die Verfüllschichten des Grabenwerks während der Ausgra- erstmals für Norddeutschland in Albersdorf nachgewiesen werden bung 2010 (Foto R. Kelm) konnte, zeigen klare Verbindungen in den Südwesten. 50 baut. Koordiniert wurde die gesamte Aktion durch das Hildeshei- mer Büro der Internationalen Jugendgemeinschaftdienste (IJGD). Seit 1949 organisiert diese von der Bundesregierung geförderte, parteipolitisch und konfessionell unabhängige Organisation inter- nationale Workcamps in Deutschland, bei denen jährlich ca. 1.500 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren aus aller Welt teilnehmen. Die übergeordneten Themen dieser Workcamps sind – wie auch in Albersdorf – Völkerverständigung und Bildung. In Albersdorf nahmen dabei junge Menschen aus China, Frankreich, Italien, Russland, Südkorea, der Ukraine und Deutschland teil.

Die internationale Arbeitsgruppe im Einsatz für den Nachbau des Die Errichtung des Erdwerks Erdwerks, Sommer 2014 (Foto R. Kelm). wurde durch die Unterstützung des Rotary Clubs Heide und des Fördervereins AÖZA e. V. ermöglicht. Die kulturelle Beeinflussung und überregionale Kontakte werden hier ebenso deutlich wie die Erkenntnis, dass die Grabenanlage Weiterführende Literatur auf dem Dieksknöll für etwa 1.200 Jahre eine entscheidende Rolle zu den Grabungsergebnissen in: H. Dibbern, Das trichterbecher- bei der Kommunikation verschiedener jungsteinzeitlicher Regio- zeitliche Westholstein. Eine Studie zur neolithischen Entwicklung nalgruppen an der schleswig-holsteinischen Westküste spielte. von Landschaft und Gesellschaft. Frühe Monumentalität und sozial Differenzierung, Bd. 8. Bonn 2016. Wiedererrichtet mit internationaler Hilfe Auf der Grundlage dieser neuen Forschungsergebnisse wurde im Detailkarte zur Nr. 12: siehe Rückseite der Broschüre Rahmen eines internationalen Jugendworkcamps im August 2014 u Detailkarte zur Nr. 13: siehe S. 47 ein Teil dieser geheimnisvollen Anlage in kleinerer Größe nachge- u 51 Route 3 Route 3 Spuren der Landschaftsgeschichte 14

14 Der Harkestein im Riesewohld – der größte Findling Dithmarschens Der Harkestein ist mit einer Länge von 3,60 m der 14 größte Findling in Dithmarschen, der mit dem Glet- scher der vorletzten Eiszeit vor über 100.000 Jah- ren hierher gelangte. Auf dem Stein sind einige eingeschlagene Keillöcher zu erkennen, die an- zeigen, dass der Stein aufgespalten werden sollte. Wir befinden uns hier im Süden des Riesewohld genannten Wald- gebietes, der größten zusammenhängenden Waldfläche Dithmar- schens, die durch ihre historische Nutzung als Bauernwald viele ökologisch wertvolle Abschnitte aufweist. Die Infohütte, die eine Ausstellung über Geschichte und Ökologie des Waldes zeigt (siehe Foto), ist im Sommer regelmäßig sonntags geöffnet.

u Detailkarte zur Nr. 14: siehe rechts 52 15 Das Gieselautal – Landschaft der Urzeit

Bodenkundliche Untersuchungen des Kieler Instituts für Ökosys- temforschung konnten zeigen, dass sich große Teile des unter Landschaftsschutz stehenden Gieselautals seit der Bronzezeit, also seit gut 3.000 Jahren, weitgehend ungestört erhalten haben und damit einen Eindruck einer urgeschichtlichen Landschaft bieten. Ein als Naturerlebnisraum ausgewiesener Rundwanderweg mit Info-Tafeln führt durch die schöne Auental- und Hanglandschaft.

Detailkarte zur Nr. 15: siehe unten u Das Gieselautal ist im Frühjahr häufig durch Hochwasserstände geprägt.

Route 3 5 15 6 15

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53 16 Der Steinzeitpark – Neben dem Steinzeitdorf kann man entweder auf eigene Faust Zurück in die Jungsteinzeit oder von Steinzeitbetreuern begleitet das weitläufige Gelände, den Steinzeitpark, erkunden. Über Wanderwege gelangt man in Als Leitbild für die Landschaftsentwicklung im Steinzeitpark in das siedlungsnahe Offenland, welches durch Tiere verschiedener Richtung einer jungsteinzeitlich anmutenden Landschaft dient alter Haustierrassen wie Galloway-Rindern und Konik-Pferden eine halboffene Weidelandschaft mit einzelnen Ackerfluren, deren belebt wird. Sie wirken als Landschaftspfleger und fördern durch Gehölzanteil im Nahbereich der Siedlung stark reduziert ist. Für ihr selektives Fraßverhalten langfristig die Entstehung einer typi- das Projektgelände folgt aus den genannten Erkenntnissen, dass schen Hudelandschaft, die durch einzelne Solitärbäume und durch landschaftspflegerische Maßnahmen die vier Raumeinhei- Gebüschgruppen strukturiert wird. ten Siedlung, Offenland, Nutzwald und Naturwald entwickelt werden. Der Weg führt weiter in den Wald. Dieser wirkt in einigen Berei- chen durch verstreute Rodungsinseln sehr aufgelockert. Hier in dem vom menschlichen Wirtschaften beeinflussten Nutzwaldbe- reich werden die verschiedenen Formen jungsteinzeitlicher Wald- nutzung demonstriert. Im Einzelnen sind dies Waldweide, Schnei- telwirtschaft und Wald-Feldbau. Die Schneitelwirtschaft diente der zusätzlichen Futterversorgung des Viehs. Man gewann das so genannte Laubheu durch regelmäßiges Schneiteln der beblätter- ten Gehölztriebe. Dadurch entstanden skurrile Wuchsformen, die uns heute noch in den Kopfweiden begegnen.

Der Wald-Feldbau zur Zeit der Trichterbecherkultur wird auch als mittelneolithische Waldbrandkultur bezeichnet und beschreibt Im Albersdorfer Steinzeitwald (Foto R. Kelm) ein über mehrere Jahre dauerndes Rotationssystem aus Brand- 54 Route 3 1 16 + 19 20

rodung, Getreideanbau, Waldweide und erneutem Einschlag des heranwachsenden Niederwaldes. Versuche haben ergeben, dass die Getreideerträge auf zuvor gebrannten Flächen erheblich hö- her ausfallen, als auf ungebrannten, da „Unkräuter“ durch diese Maßnahme stark zurückgedrängt wurden. Wer einen Blick für 16 Baumarten hat, der wird hier im Wald die typischen Arten des jungsteinzeitlichen Waldes finden: Eiche, Linde, Ulme, Esche, 19 Birke, Haselnuss, Erle und die Eibe. Entlang des Weges kann man 5 in den Großsteingräbern und Hügelgräbern immer wieder die ori- ginalen Relikte der prähistorischen Kulturlandschaft bewundern. 6

u Detailkarte zur Nr. 16: siehe rechts u Detailkarte zur Nr. 16: siehe Rückseite der Broschüre 15 55 17 Der Findlingsgarten im Steinzeitpark – Steine aus der Eiszeit

Die Dithmarscher Geest hat keine Felsvorkommen. Der Boden ist je- doch durchsetzt von rundlichen Steinen verschiedener Größe, den „Feldsteinen“ oder „Findlingen“. Trotz ständigen Absammelns der Steine liegen bei jedem Pflügen neue da, man sagt, „sie wachsen nach“. Seit über 5.000 Jahren haben die frühen Dithmarscher diese Feldsteine als Rohstoff genutzt, angefangen bei den Großsteingräbern, über die mittelal- terlichen Kirchen bis hin zum Wege- und Straßenbau. Durch die Nutzung von Großsteingräbern als regelrechte „Steinbrüche“ sind dabei sehr viele Denkmäler zerstört worden.

Die Findlinge sind nach Dithmarschen mit dem Gletscher der Während der letzten Eiszeit, die erst vor ca. 10.000 Jahren endete, vorletzten Eiszeit vor über 120.000 Jahren gekommen. Die wan- reichte der Gletscher dagegen nur noch bis in das Gebiet von Ost- dernden Gletscher hobelten auf ihrem Weg nach Süden die Berge holstein. Die Hohe Geest Dithmarschens war damals eine tundren- in Skandinavien ab. Sie führten somit gewaltige Gesteins- und artige Offenlandschaft, die durch Wind und Regen abgetragen Schuttmengen mit sich, die bei ihrem Rückzug als Höhenzüge lie- wurde. gen blieben. Diese sogenannte Altmoräne bildet heute die Hohe Detailkarte zur Nr. 17: siehe Rückseite der Broschüre Geest im Westen Schleswig-Holsteins. u 56 18 Der Anbau alter Nutzpflanzen 19 Beweidung mit Urtieren – im Steinzeitpark Alte Haustierrassen im Steinzeitpark

Auf kleinen Feldern in der Nähe des Steinzeitdorfs wachsen die Das älteste Haustier für die Jungsteinzeit nachgewiesenen Ackerfrüchte. Dazu zählen des Menschen ist der Einkorn, Emmer, Nacktgerste, Spelzweizen und Lein. Der Anbau vom Wolf abstammen- und die Pflege dieses experimentellen Pflanzenanbaus erfolgen de Hund. Er begleitet durch eine Arbeitsgruppe des Fachbereichs Paläobotanik des den Menschen seit Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel. über 15.000 Jahren auf der Jagd. Seit Anbau, Pflege und Beginn der Tierhaltung Ernte der damaligen in Norddeutschland vor über 6.000 Jahren bekam er auch eine Felder war mühevolle Aufgabe als Hütehund für die Weidetiere, die häufig in die Wäl- Handarbeit. der zur Weide getrieben wurden. Dazu gehörten in der Steinzeit Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Pferde als Reittiere kamen erst ungefähr 2000 Jahre später zum Bestand der Nutztiere dazu.

Alle Tiere scheinen zu Beginn für die Fleischproduktion gezüchtet worden zu sein. Weitere Nutzungen wie Wolle bei Schafen, Milch bei Rindern und Schafen sowie Zugkraft von Rindern und Pferden sind erst zu späterer Zeit dazu gekommen. Auch Bienen für die Honiggewinnung gab es bei den Siedlungen schon in der Stein- zeit. Sie lebten damals in sogenannten Klotzbeuten, Bienenkör- Detailkarte zur Nr. 18: siehe Rückseite der Broschüre u ben in Form von hohlen Baumstämmen. 57 Die Tiere im Steinzeitpark Dithmarschen gehören alle zu alten und seltenen, teilweise sogar vom Aussterben bedrohten Rassen. In Kooperation mit dem Haustierpark Arche Warder bei Neumünster dienen die in Albersdorf lebenden Tiere auch als Zuchtgruppen und Genpool, falls es an anderen Stellen zu Epidemien kommen sollte. Die in Albersdorf lebenden Tiere sind das ganze Jahr über draußen und werden von der Stiftung Mensch, , und von Mitglie- dern des Fördervereins AÖZA e. V. betreut. Derzeit werden vor al- lem Galloway-Rinder und Konik-Pferde auf dem Gelände gehalten. 20 Der Albersdorfer Aussichtsturm

Der Aussichtsturm ist bereits in den 1920er Jahren errichtet wor- den und befindet sich auf einem bronzezeitlichen Grabhügel. Da es sich hier um ein eingetragenes archäologisches Denkmal han- delt, wäre solch eine Baumaßnahme heute natürlich nicht mehr möglich; der regelmäßig gesicherte und erneuerte Aussichtsturm genießt jedoch „Bestandsschutz“. Von seiner Plattform aus kann man bei gutem Wetter bis zu den Kanalschleusen bei Brunsbüttel blicken. Der Grabhügel hat dabei eine für die ältere und mittlere Bronzezeit typische Form und Lage (auf der Anhöhe). Wie so eine Anlage aufgebaut ist, kann man gut am nachgebauten begehbaren Grabhügel im Albersdorfer Steinzeitpark (am Eingang) studieren.

u Detailkarte zur Nr. 19: siehe Seite 55 u Detailkarte zur Nr. 20: siehe nächtste Seite 59 58 Route 3 21 Die St. Remigius-Kirche in Albersdorf 20 + 21

Das Fundament des in seinen heutigen Gebäudestrukturen noch erkennbaren spätromanischen Kirchenbaus besteht aus unter- schiedlich großen Findlingen. Vielleicht befinden sich in der von außen gut erkennbaren Mauer 21 auch Steine, die ursprünglich in 2 bisher unbekannten Großsteingrä- bern eingebaut gewesen sind? (Foto: Klaus O. Timm) 9

Sage zur Albersdorfer Kirche – Der Riesenstein Als die Albersdorfer Kirche gebaut ward, erzürnte ein im Nor- den wohnender Riese sich so sehr darüber, dass er einen Stein bei aufnahm und gegen das Dorf warf; aber 1 seine Augen wurden verschielt, und der Stein fiel, ohne Turm und Kirche zu treffen, auf dem Brutkamp nieder. 20

(aus der Schleswig-Holsteinischen Märchensammlung von Mühlenhoff)

u Detailkarte zur Nr. 21: siehe rechts 59 Station 22–24

Weitere Großsteingräber auf der Dithmarscher Geest

22 Das Großsteingrab von Schalkholz-Vierth in Heide

Das wiedererrichtete Großsteingrab von Schalkholz befindet sich heute in Heide, und zwar in den Parkanlagen zwischen Wasserturm Manchmal scheint sich ein Bezug von Siedlungen und Gräber- und ZOB. Die Umsetzung der an ihrem ursprünglichen Standort gruppen abzuzeichnen. Zur Siedlungsstelle -Süder- im Erhalt gefährdeten Anlage fand in den 1980er Jahren statt. glin könnte die Grabkammer „Steenoben“ im Kreisforst nördlich von -Kringelkrug gehören, zur Siedlungsstelle Fedderin- Sicher ist es, dass die Kammern eine Funktion beim Totenkult gen-Lohbarg eine überpflügte ehemalige Gräbergruppe zwischen hatten und dass zumindest die in Dithmarschen vertretenen Hennstedt und , zu Hohenheide ein überpflügtes ehe- Kammertypen von vornherein für mehrfache Belegungen errich- maliges Langbett in der Nähe sowie zu Friedrichshof ein schon tet waren, aber die Einzelheiten sind in der Forschung durchaus der Steine beraubtes Langbett, was anläßlich der Erweiterung umstritten. Möglicherweise hat es sich eher um Beinhäuser als des Hopener Flugplatzes ausgegraben wurde. um Gräber gehandelt; man muss damit rechnen, dass ein Teil des Totenkults, vielleicht mit einer Art vorläufiger Bestattung, woan- Detailkarte zur Nr. 22: siehe Seite 63 ders stattgefunden hat. u 60 23 Der „Steenoben“ von Rundhügel belegt. Gemeinsam ist allen Grabkammern die Ausrich- Ostrohe-Kringelkrug bei Heide tung der Steine in der Art, dass die glatten Seiten möglichst innen waren, die Ausmauerung der Zwischenräume mit mehr oder Das „Steenoben“ (Steinofen) genannte Großsteingrab von weniger plattigem Trockenmauerwerk sowie die Bodenschüttung Ostrohe befindet sich in den „Kreistannen“ am Nordende des aus weißgeglühtem scharfkantigem Feuersteinschotter, unter Dorfes, in unmittelbarer Nähe der Landstraße nach Weddingstedt. dem ein Bodenpflaster aus Steinplatten (Schalkholz-Vierth) oder Man unterscheidet verschiedene Bauweisen der Großsteingräber, Rollsteinen (Linden-Pahlkrug) liegen kann. die sich zeitlich wahrscheinlich überschneiden. Durchschnittlich älter sind die Dolmen, die entweder wie die Vieleckdolmen u Detailkarte zur Nr. 22: siehe Seite 63 (Albersdorf-Brutkamp) nur einen Deckstein haben oder mehrere Decksteine mit entweder einem Gang, der längs an die Kammer angesetzt ist (Albersdorf-Papenbusch) oder keinem Gang, aber einem halbhohen Eintrittsstein (Bargenstedt-Dellbrück).

Etwas verwirrend mag es erscheinen, wenn man von Ganggrä- bern nur spricht, wenn der Gang quer (Bunsoh, Linden-Pahlkrug) oder schräg (Schalkholz-Vierth) an die Kammer angesetzt war; diese Gräber sind im Schnitt jünger. Unter den Ganggräbern unterscheidet man wiederum Holsteiner Kammern mit rechtecki- gem Grundriß (Bunsoh) von „nordischen“ Ganggräbern mit ova- lem Grundriß (Linden-Pahlkrug, Schalkholz-Vierth). Während Dolmen entweder von langgestreckten („Langbetten“) oder run- den Grabhügeln, jeweils mit großen Steinen eingefaßt, umgeben waren, ist für die Dithmarscher Ganggräber nur die Einfassung in 61 24 Das besterhaltene Großsteingrab Westholsteins in Linden-Pahlkrug

Das gut erhaltene Großsteingrab von Linden (Ortsteil Pahlkrug) liegt in einem restaurierten Grabhügel; in dieser quasi authenti- schen Form handelt es sich hier um das am besten erhaltene Großsteingrab in Westholstein. Heute existiert nur ein sehr kleiner Teil der ehemals vielleicht um die hundert Großsteingräber in Dithmarschen – entweder als mehr oder weniger erhaltene Ruinen oder restauriert wie das Der Eingang zum Ganggrab (Fotos: Frank Vincentz)

Ganggrab von Linden-Pahlkrug. Nimmt man die erhaltenen Erd- dämme, ausgepflügte Kammerbodenbeläge aus geglühtem Flint sowie die Nachrichten über inzwischen verschwundene Grab- kammern hinzu, ergeben sich mehr als 50 Belege für die Dith- marscher Geest, wozu noch eine unbekannte Zahl von Kammern zu rechnen ist, von denen wir weder Nachricht noch Spuren haben. Dabei haben sich die Kammern in abgelegenen Gebieten besser erhalten, dort, wo sie weit von den größeren Orten und der Marsch mit ihrem hohen Bedarf an Steinen entfernt waren und so seltener ein Opfer professioneller Steinschläger wurden.

u Detailkarte zur Nr. 24: siehe rechts 62 Station 22 – 24 24

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65 Steinzeit erleben . . .!

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66 Herausgeber und Kontakt:

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Text: Dr. Rüdiger Kelm Fotos und Abbildungen: Holger Rix, S. 31 rechts oben; Claudia Schröder S. 6, 57 beide rechts oben; alle anderen Abbildungen soweit nicht anders angegeben Steinzeitpark Dithmarschen Karten: www.onmaps.de©GeoBasis-DE/BKG/ZSHH 2017/18 by geoGLIS, Steinzeitpark und -dorf: AÖZA gGmbH Gestaltung: DesignContor · Eckernförde Die Erstellung dieser Broschüre ISBN 978-3-00-059420-5 Stand: Saison 2018 wurde freundlicherweise gefördert durch die AktivRegion Dithmarschen.

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ISBN 978-3-00-059420-5 Entdecken Sie die Steinzeit! www.steinzeitpark-dithmarschen.de