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Bayerische Vorgeschichtsblätter 78, 2013, S. 205–234

Die Fibelgräber der frühmittelalterlichen Nekropole von Petting (Oberbayern)

Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer, München

Der Fundort Petting spielte in der Erforschung der früh- Fundgeschichte mittelalterlichen Siedlungsentwicklung Südbayerns bis- lang kaum eine Rolle. Grund dafür ist eine ausgespro- chen problematische Fundgeschichte, die dazu führte, Die Ausgrabung des frühmittelalterlichen Gräberfeldes dass das Gräberfeld im Rahmen einer archäologisch-his- von Petting wurde notwendig, weil das Areal als Bau- torischen Auswertung nur unzureichend zur Kenntnis gebiet ausgewiesen worden war. Da die Grundstücke genommen werden konnte. für den Bau von Einfamilienhäusern bereits vor der Grabung an verschiedene Bauherren verkauft worden waren, ergab sich aufgrund der in Bayern bestehenden Rechtslage der Fall, dass der Freistaat Bayern als Finder Lage und Ausgrabung (= Ausgräber) den hälftigen Anteil an allen Fundstücken erworben hatte. Die andere Hälfte des Fundanteiles lag dagegen in den Händen von insgesamt 19 Grundei- Der Ort Petting befindet sich etwa 1 km südlich des Süd- gentümern, mit denen Verhandlungen über den end- ufers des Waginger Sees (Abb. 1). Der Abstand zu den gültigen Verbleib der Funde zu führen waren. Diese nördlichsten Ausläufern der Berchtesgadener Alpen be- Situation war zugegebenermaßen nicht ganz einfach trägt rund 10 km, zur Salzach 8 km, bis sind es und konnte erst nach mehreren Anläufen von der Ar- etwa 25 km und bis nach 7 km. chäologischen Staatssammlung und dem Bayerischen Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Landesamt für Denkmalpflege im Jahr 2010 gelöst wer- führte in den Jahren 1991 bis 1993 eine großflächige den. Nur Dank des Einsatzes des Ersten Bürgermeisters archäologische Grabung auf der Flur „Am Mühlfeld“ in von Petting, Karl Lanzinger, und seinen Mitarbeitern Petting durch. Die Gräber kamen rund 200 m östlich der kam es zu einer Eigentumsübertragung aller Objekte Pettinger Pfarrkirche St. Johannis zum Vorschein. an den Freistaat Bayern. Aufgrund der bis 2010 nicht Sie wurden damals in einen feucht-lehmigen Un- geregelten Eigentumsverhältnisse waren seit Ende der tergrund eingebracht bei dem es sich um Sedimentreste Ausgrabung so gut wie keine Restaurierungsmaßnah- des ehemaligen Südteils des Waginger Zungenbecken- men an den Funden von Petting vorgenommen wor- sees handelte. Dieser naturgeografische Umstand führ- den. Nur wenige Objekte, die sich heute im Bajuwaren- te dazu, dass sich Holz, Leder, vor allem aber Textilien museum Waging befinden, wurden restauriert. Das Ma- ungewöhnlich gut erhalten haben. Derzeit wird durch terial aus den 721 Bestattungen blieb deshalb der For- Dipl. Rest. Ina Schneebauer-Meißner eine Dissertation schung bisher weitgehend unbekannt. Lediglich zwei zu den Textilbefunde der Männergräber von Petting Bestattungen des 7. Jahrhunderts wurden vorab im Jahr- verfasst. Ohne ihrer Arbeit vorgreifen zu wollen, muss buch „Das Archäologische Jahr in Bayern“ vorgestellt2. bereits an dieser Stelle betont werden, dass die Befun- Aber nicht nur die lange Zeit ungeklärten Eigentums- de von Petting den Forschungsstand über frühmittel­ verhältnisse hatten Einfluss auf die Behandlung des alterliche Textilien zukünftig maßgeblich beeinflussen Gräberfeldes. Als nahezu fatal erwies sich, dass wenige ­werden. Jahre zuvor das Bayerische Landesamt für Denkmalpfle- Während der zweijährigen Grabungstätigkeit ge im nur 7 km Luftlinie entfernt liegenden Waging mit konnten 721 Bestattungen geborgen werden. Mit ledig- 239 Gräbern Teile eines größeren frühmittelalterlichen lich 24 bereits zuvor zerstörten Gräbern­ gelang eine fast Gräberfeldes ausgegraben hatte. Dessen Fundmate­rial vollständige Untersuchung des Gräberfeldes. Mit dieser wurde unter erheblichem Aufwand unmittelbar im Anzahl an Bestattungen rangiert Petting hinter dem Anschluss daran vom Bayerischen Landesamt für Denk- mutmaßlich doppelt so großen Gräberfeld von Bad Rei- malpflege komplett restauriert und ab 1998 weitgehend chenhall-Kirchberg auf Rang zwei der großen Reihen- gräberfriedhöfe in den Regionen des oberbayerischen Alpenvorlandes, des Salzburger Landes und Tirol1. Franz Weindauer 1 Einen ersten Einblick zur Nekropole liefert die im Druck be- findliche Dissertation des Verf.: Weindauer 2012, 39 f., 143, 310 f., 320; eine Auflistung der bisher erschienenen Literatur findet sich unter 536 f. 2 Reimann 1991; Knöchlein/Reimann 1992.

205 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 1. Die Lage des Fundortes Petting und anderer frühmittelalterlicher Reihen­ gräberfelder. o. M.

in einem eigens dafür errichteten Museumsbau in Wa- Unmittelbar nach der Übergabe des Pettinger ging ausgestellt. Ronald Knöchlein erarbeitete einen Ka- Fundmaterials an die Archäologische Staatssammlung talog zu diesem Gräberfeld3, der allerdings noch einer im Jahr 2010 war klar, dass aufgrund des hohen Zeitauf- Publikation harrt, so dass auch für das Gräberfeld von wandes und zahlreicher weiterer ebenfalls zur Restau­ Waging die Fachwelt bislang auf einige Einzelstudien rierung anstehender Reihengräberfelder nicht alle Fun- und einen populär gehaltenen Museumsführer ange- de einer konventionellen Restaurierung unterzogen wiesen ist4. werden konnten. Ein schnelles Handeln, um den Be- Es erscheint verständlich, dass nach dem Kraftakt stand zu sichern, tat aber Not, denn an den Eisenobjek- der Restaurierung eines kompletten Reihengräberfeldes ten zeichnete sich bereits ein deutlicher Materialverlust das Interesse an zeitgleichem Material aus ein- und der- ab, dem es entgegen zu treten galt. Die Funde wurden selben Region erlahmt war. Zudem galt das Gräberfeld deshalb im Rahmen des an der Archäologischen Staats- von Waging mit einer Beraubungsquote von 7 % als sammlung entwickelten Erstversorgungsprogramms wenig beraubt5, während das von Petting zu 50 % als für Reihengräberfunde restauratorisch versorgt8. Ziel beraubt erschien6. Hinzu kam, dass man das Gräberfeld dieses Programms war eine langfristige Sicherung der von Petting als eher ärmlich ausgestattet betrachtete, noch vorhandenen Substanz unter ökonomischen Ge- da die Anzahl der fibelführenden Gräber in Waging mit sichtspunkten bei gleichzeitiger Gewährleistung einer 13 Bestattungen prozentual natürlich viel höher ausfiel leichten Zugänglichkeit und der Möglichkeit einer wis- als in Petting mit seinen 12 fibelführenden Gräbern. senschaftlichen Bearbeitung der Funde. Auch die museal besonders attraktiven und für die Ein- Dazu wurden die meisten Objekte geröntgt, die ordnung besonders wichtig erscheinenden Bügelfibeln Perlen gereinigt und fotografisch dokumentiert, Mün- sind in Waging mit acht Exemplaren aus sechs Gräbern zen soweit freigelegt, dass eine Bestimmung möglich zahlenmäßig viel stärker vertreten als die drei Exempla- war und anschließend stabilisiert, sowie die Edel­metall­ re aus zwei Gräbern von Petting7. objekte gewogen. Die Funde befinden sich heute ge- Es ist also festzuhalten, dass das durchaus bedeu- skinnt auf Tableaus im Frühmittelalter-Depot der Ar- tende Gräberfeld von Petting aus verschiedenen Grün- chäologischen Staatssammlung. Die Fibelgräber sollen den in der Forschung bislang nicht richtig zur Kenntnis hier vorab vorgelegt werden. Da die Materialmenge und genommen werden konnte, obwohl es in einer wichti- die Spezialisierung im Frühen Mittelalter immer mehr gen Siedlungskammer im unmittelbaren Umfeld von ansteigt, wurde die wissenschaftliche Einordnung auf Salzburg liegt. Seine komplette Auswertung verspricht zwei Wissenschaftler verteilt: F. Weindauer nahm die u. a. neue Erkenntnisse zum Verhältnis der alt einge- Einordnung der Fibeln vor, B. Haas-Gebhard die der an- sessenen Provinzialbevölkerung – hier als Romanen deren Beigaben. Beide arbeiteten unabhängig voneinan- bezeichnet – zu den neu hinzugekommenen Bevölke- der und verglichen ihre Einschätzungen erst im letzten rungsteilen im 6. Jahrhundert. Arbeitsschritt.

206 Fibelgräber von Petting

Anzahl und Lage der Fibelgräber gut dokumentiert ist9. Einzeln getragene Kleinfibeln liegen an einer dieser beiden Stellen, entweder auf der Brust (Grab 311, 459, 630) oder am Hals (Grab 388, 625). Aus 12 Gräbern wurden drei Bügelfibeln und 16 Klein- Obwohl die Nadelausrichtungen der Kleinfibeln auf fibeln geborgen, wobei in keinem Fall eine vollständige der Grabung nicht festgehalten wurden, machen es die Vierfibeltracht vorliegt(Abb. 2). Grabzeichnungen wahrscheinlich, dass die Kleinfibeln Die 12 Gräber konzentrieren sich weitgehend in weitgehend mit der Nadel waagerecht oder leicht schräg einem etwa 15 m breiten N‑S‑verlaufenden Streifen zur Körperlängsachse getragen wurden. Die Bügelfibeln etwa in der Mitte des Gräberfeldes (Abb. 3). Es lassen in den Gräbern 190 und 377 liegen mit der sog. Kopf- sich grob drei Areale, nämlich die Gräber 340, 361 und platte nach Osten jeweils zwischen den Oberschenkeln 388 im Norden, die Gräber 625 und 630 im Süden, so- der Bestatteten. Die beiden Exemplare in Grab 190 sind wie die mittig gelegene Gruppe der Gräber 172, 174, vertikal übereinander ausgerichtet. Zwischen den Ober- 182, 190, 311 und 377 unterscheiden. In einem deutli- schenkeln ist dies die charakteristische Lageposition chem Abstand von allen diesen Gräbern liegt etwa 20 m von Bügelfibeln frühestens ab dem 2. Drittel des 6. Jahr- westlich als solitäres Fibelgrab die Bestattung Grab 459. hunderts10, während typologisch ältere Formen eher im Auffallenderweise sind drei der Fibelgräber Teile einer Taillen- oder Hüftbereich und auch eher schräg ausge- Doppelbestattung: Die Frau aus Grab 172 wurde ge- richtet als vertikal zur Körperachse getragen wurden11. meinsam mit einem Spathaträger beigesetzt (Grab 173), neben Grab 377 fand eine weitere Frau ihre letzte Ruhe (Grab 378), ebenso wie im Fall der Bestattung 630 3 R. Knöchlein stellte mir freundlicherweise den Katalog zur (Grab 631). Knochenreste westlich des rechten Unter- Verfügung, wofür ihm herzlich gedankt sei. armes von Bestattung 630 könnten andeuten, dass in 4 Knöchlein 2002; Bartel/Knöchlein 1993; Knöchlein 1998. diesem Grab zusätzlich ein kleines Kind beigesetzt wor- 5 Knöchlein 1998, 18; Fehr/Suhr 2008, LX. Die Zahl kann aller- den war (s. Abb. 18). Eine anthropologische Bestimmung dings nicht so stehen bleiben. Nach einer Durchsicht des Ka- taloges von R. Knöchlein sind in Waging immerhin 40 Gräber der Skelette liegt derzeit noch nicht vor. Allein an der beraubt, was einer Beraubungsquote von 17 % entspricht. Länge des Skelettes gemessen, scheinen sich unter den 6 Knöchlein 1998, 18; Fehr/Suhr 2008, LX. Diese Zahl müsste weiblichen Bestattungen keine Mädchen der Altersstu- sicherlich ebenfalls überprüft werden. fen infans I und II zu befinden. Vergleichsweise „zart“ 7 Die Zahlenangaben für Waging wurden dem Katalog Knöch- wirken die Skelette aus Grab 174 und 625, für die viel- lein entnommen. leicht noch nicht Erwachsene vermutet werden dürfen. 8 Haas-Gebhard 2013, 18 f. 9 Die Grabzeichnung von Grab 182 war im BLfD leider nicht Für eine endgültige Einschätzung des Alters bleibt aber auffindbar. eine morphologische Analyse der Skelette abzuwarten. 10 Martin 1991, 655–660. – Siehe z. B. Waging Grab 105: Bartel/ Bei den Gräbern 174, 190 und 311 wurden Berau- Knöchlein 1993. Straubing Grab 257, 294, 450, 453, 460, 500, bungsspuren beobachtet, das beraubte Grab 190 wird 786, 610, 717, 786, 800, 803, 804, 810: Geisler 1998, Taf. 88 f., zudem deckungsgleich von Grab 180, einer beigabenlo- 66 f., 149, 154 f., 156 f., 182 f., 213, 258, 290 f., 295, 299, 302, sen Bestattung, überlagert. 305. 11 Beispielsweise: Straubing Grab 66, 100, 150, 220, 238, 266, Die Lage der Fibeln zeigt keine Besonderheiten, 300, 305, 306, 310, 328, 351, 355, 360, 377, 412, 449, 451, 468, Kleinfibelpaare liegen versetzt zueinander an Brust und 470, 535: Geisler 1998, Taf. 16, 24, 37, 54 f., 58 f., 74 f., 90, 94 , Hals, wie dies im Fall der Gräber 172, 174, 340 und 361 96, 98, 102, 107, 108, 111, 118, 131, 150, 152, 161, 167, 194.

Grab S-Fibel Bügelfibel Vogelfibel Scheibenfibel Vierpassfibel Tierfibel 172 2 (Si) – – – – – 174 2 (Si) – – – – – 182 2 (Si) – – – – – 190 – 2 (Si) – – – – 311 1 (Br) – – – – – 340 – – – 1 (Si) – 1 (Br) 361 2 (Si) – – – – – 377 1 (Si) 1 (Si) – – – – 388 1 (Br) – – – – – 459 1 (Si) – – – – – 625 – – – – 1 (Si) – 630 – – 1 (Si) – – –

Abb. 2. Petting. Typ und Anzahl der Fibeln in Gräbern (Si: Silber; Br: Bronze).

207 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 3. Petting, Lkr. . Lage der Fibelgräber auf dem Gräberfeld. o. M.

Wenngleich eine Lage jüngerer Fibeln der 2. Hälf- S‑Fibeln findet man in Grab 182 mit einem stück- te des 6. Jahrhunderts im Beckenbereich noch verein- gleichen S‑Fibelpaar vom Typ Várpalota, in Grab 340 mit zelt zu beobachten ist12, so liegen Bügelfibelformen des einer S‑Fibel vom Typ Herpes Cléry und einer Almandin- 1. Drittel des 6. Jahrhunderts eigentlich nie zwischen scheibenfibel, in Grab 377 mit einer S‑Fibel und einer den Oberschenkeln, so dass alleine anhand der Lage der Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte, in Grab 388 mit Bügelfibeln in Petting Grab 190 und 377 eine Datierung einer S‑Fibel vom Typ Rácalmás und in Grab 459 mit ei- dieser Gräber frühestens ab dem 2. Drittel des 6. Jahr- ner S‑Fibel vom Typ Sarching. hunderts angegeben werden kann, ohne die exakte Keine S‑Fibeln enthielten die Gräber 190, 625 und Form oder den Dekor der Bügelfibeln zu kennen. 630, jedoch bargen Grab 190 ein stückgleiches Bügelfi- Brigitte Haas-Gebhard belpaar mit rechteckiger Kopfplatte, Grab 625 eine Vier- passfibel und Grab 630 eine Vogelfibel. Hinweise auf eine Grablege mit einer Vierfibeltracht gibt es in Petting nicht (Abb. 2). Bei der folgenden chronologischen Beur- Fibelformen teilung des Fundstoffs kommt auch die Pleidelsheim- Monographie von U. Koch zur Anwendung. Wenngleich diese aus methodischer Sicht problematisch ist und des- Dominierend sind die S‑Fibeln vom Typ Schwechat-Pal- halb zu Recht von Teilen der Forschung kritisiert wird13, lersdorf bzw. verwandte Derivate, die in vier Gräbern so zeugt die Stufeneinteilung doch von großer Sach- auftreten und die gesamte künstlerische Bandbreite die- kenntnis; daher hat sich Verf. dazu entschlossen, auch ser Fibelform abdecken. Der in Süddeutschland äußerst Ergebnisse aus Pleidelsheim zu verwenden, allerdings gängige Fibeltyp fand sich in den Gräbern 172 als ver- niemals ausschließlich, sondern immer im Abgleich mit mutlich stückgleiches Paar und 361 als nicht stückglei- anderen chronologischen Resultaten. ches Paar, sowie Varianten davon in den Gräbern 174 als vermutlich stückgleiches Paar und 311 als Einzel- stück.

208 Fibelgräber von Petting

Grab 625 zeigt, stark verbesserungswürdig. Gerade die vielen Ne- kropolen zwischen Traunstein und Salzburg sind kaum M. Trier rechnet die für ihn fränkische Form der Vier- erforscht, das scheinbare Überwiegen der Fibeln vom passfibeln hauptsächlich dem mittleren Drittel des Typ Schwechat-Pallersdorf westlich des Lechs spiegelt in 6. Jahrhunderts zu, eine Beurteilung, die der U. Kochs gewisser Weise sicher auch den aktuellen Forschungs- für ihren Typ F34 entspricht, auch wenn sie für das stand wider18. 2. Viertel des 6. Jahrhunderts plädiert. Einzig M. Bert- ram glaubt, Vierpassfibeln grundsätzlich dem 1. Drittel des 6. Jahrhunderts zuweisen zu können; doch die Ver- Grab 630 gesellschaftung in ihrem Grab 215 aus Inzing mit einer Kerbschnittscheibenfibel lässt auch hier meines Erach- Eine der zwei Pettinger Tierfibeln, eine Vogelfibel, tens auf eine etwas spätere Datierung in das mittlere stammt aus Grab 630 (Abb. 18 a). Diese Fibelform besitzt Drittel des 6. Jahrhunderts schließen14. M. Trier folgend, ihre Hauptverbreitung im fränkisch-alamannischen darf die Vierpassfibel aus Petting Grab 625 (Abb. 17 a) Siedlungsbereich, kommt aber auch weiter östlich häu- dem 2. Drittel des 6. Jahrhunderts zugerechnet werden. fig vor. Die Pettinger Vogelfibel entspricht in der Pub- likation von G. Thiry einer Fibel aus dem Grab 40 von Herten, die sie zu ihrer Gruppe „Flügel und Krallen in Kerbschnitt der einfachen Vogelfibel ohne Steineinla- Grab 172, 174, 311 und 361: gen“ rechnet und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts Gräber mit S‑Fibeln vom Typ Schwechat- zuweist. Während die schematische Einteilung U. Kochs Pallersdorf und ihr Inventar in ihrer Pleidelsheim-Monographie über den Typ X22 der SD‑Phase 4 nur bedingt weiterhilft, datiert H. Losert Die S‑Fibeln aus Grab 172 (Abb. 7 a1–2) und 361 die Herstellung einer Vogelfibel aus Grab 1332 von Al- (Abb. 13 a1–2) sind typische Vertreter des Typs Schwe- tenerding auf die Zeit um 500 und die Grablegung auf chat-Pallersdorf, die Fibeln aus Grab 311 (Abb. 11 a) und um 530. Mit dem Pettinger Stück gemeinsam sind dem 174 (Abb. 8 a1–2) stellen leichte Abwandlungen dar. Die Altenerdinger Vogel der Sichelfuß, der stark nach un- Fibel aus Grab 311 besitzt zwar keine Granateinlagen, ten gebogene Schnabel, der gebogene Kerbschnittansatz die durchgängige rippenartige Kerbschnittverzierung des Rückengefieders – auch wenn dem Altenerdinger weist aber genauso in diesen Formenkreis, wie die Exemplar die Gefiederlänge des Pettinger Stücks fehlt – beiden Fibeln aus Grab 17415 mit den drei typisch an- und das trapezförmige Schwanzgefieder. Die Gesamt- gebrachten Almandinen. Alle Fibeln tragen leichte bis länge des Gefieders errechnet sich aus einer Fibel von etwas stärkere Abnutzungsspuren. Neresheim Grab 22. Das Federkleid ist hier aber etwas Die Forschungs- und Datierungsgeschichte der schmaler, außerdem fehlt der charakteristische Si- S‑Fibeln vom Typ Schwechat-Pallersdorf bzw. ihrer Deri- chelfuß. Das Grab wird von M. Knaut auf die Zeit um vate wurde unlängst von St. Keim vorbildlich dargestellt. 500 datiert. Die korrekte Schwanzform und -länge so- Verf. möchte allerdings nicht ihrem Datierungsansatz wie den Sichelfuß besitzt eine Vogelfibel aus Gondorf I folgen, da sie für Vertreter nördlich der Alpen unwi- Nr. 699, sie weicht lediglich in der Art des Kerbschnitts dersprochen die Schretzheimer Ergebnisse U. Kochs zi- vom Pettinger Fund ab. Schulze-Dörlamm wertet diese tiert und sie die Fibeln dieses Typs ausschließlich dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts zuordnet. Für wahr- scheinlicher hält Verf. einen Datierungsansatz auch 12 z. B. Künzing Grab 134: Hannibal-Deraniyagala 2007 Taf. 56, noch in das mittlere Drittel, wie dies von R. Knöchlein 57; Erpfting Grab 12 LfD: Wührer 2002. für die Waginger Exemplare vorgeschlagen wurde. Für 13 siehe u. a. Keim 2007, 17. einen Schwerpunkt bis zum 3. Viertel des 6. Jahrhun- 14 Trier 2002, 45; Koch 2001, 45 mit Abb.15; Bertram 2002, 70. 15 vgl. hierzu u. a. das Altenerdinger Grab 443: Losert 2003, derts spricht zudem die Tatsache, dass Vertreter dieser Abb. 23,16. Fibelform vor allem in voritalischen Grabfunden der 16 Keim 2007, 90–91; Knöchlein 2002, 435 für die S‑Fibel aus Langobarden bekannt geworden sind16. Die Forschungs- dem Waginger Grab 144. Ebenfalls dem Datierungsansatz diskussion bezüglich der Herkunft dieses S‑Fibeltyps U. Kochs folgt M. Trier für das Lechtal: Trier 2002, 41. H. Lo- wurde ebenfalls von St. Keim zusammengefasst. Trotz sert rechnet Fibeln vom Typ Schwechat-Pallersdorf mit ihren der Verbreitung bis ins Rheintal legt die Ähnlichkeit Varianten, wie bei seinem Altenerdinger Grab 759, regelhaft dem dritten Viertel des 6. Jahrhunderts zu: Losert 2003, 173. – zum Typ Varpalota meines Erachtens dennoch nahe, Mit Losert stimmt U. Koch in der Datierung für ihren Typ X33 dass es sich beim Typ Schwechat-Pallersdorf um eine von Pleidelsheim überein: Koch 2001, 46 mit Abb.16. In ih- Form mit gewissen Beziehungen zum östlich-mero- rer Schretzheim-Monographie datierte sie, wie bei St. Keim wingischen Kulturkreis handeln dürfte. Eine mögliche wiedergegeben, den Typ Schwechat-Pallersdorf noch in ihre Herstellung dieser Fibeln in romanischen Werkstätten, Stufe 3: Koch 1977, 66. wie von A. Rettner vorgeschlagen, ist zwar theoretisch 17 A. Rettner, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Zeuzle- ben (Gde. Werneck, Lkr. Schweinfurt) (München 1997) 125. 17 denkbar, doch fehlen dafür bislang sichere Hinweise . 18 vgl. auch Liste 17 bei Drauschke 2011, 374. Hier war Waging Zudem ist der Forschungsstand vor allem in den alpen- bislang der östlichste kartierte Fundpunkt für Süddeutsch- nahen Gebieten östlich des Inns, wie das Beispiel Petting land.

209 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Fibel als Erzeugnis des Übergangs der Stufen Böhner II von der pannonischen zur italischen Epoche datiert, nach III, die dem 1. Drittel des 6. Jahrhunderts entspre- also in das ausgehende 3. Viertel des 6. Jahrhunderts. chen19. Auch wenn sich für die Pettinger Vogelfibel kei- Allgemein der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts schließlich ne exakte Parallele finden lässt, so kann doch für jedes rechnet H. Kühn seinen Typ „von Goethes Fibel“ zu21. Detail ein guter Vergleich angeführt werden. Wenn man Gerade aufgrund der beiden langobardischen Vertreter die kaum abgenutzte Fibel für sich selbst betrachten und vor dem Datierungshintergrund des Waginger Gra- würde, dann stünde einer Datierung des Pettinger Gra- bes 105 möchte Verf. die Fibeln aus Petting Grab 190 bes 630 in das 1. Viertel des 6. Jahrhunderts nichts im dem 3. Viertel des 6. Jahrhunderts zuweisen. Wege (s. u.).

Grab 182 Grab 459 Beim Fibelpaar aus Grab 182 handelt es sich um Stü- Die S‑Fibel aus Grab 459 (Abb. 16 a) gehört mit ihrem cke des Typs Várpalota mit Schlaufendekor im oberen doppelten Mittelsteg zu einem typischen Vertreter des Halsbereich (Abb. 9 a1–2). Wie St. Keim feststellte, kon- Typs Sarching. Diese Fibelform findet sich häufig im zentrieren sich Fibeln des Typs Várpalota im langobar- nördlichen Alpenvorland und entlang der Donau. Keim dischen Kulturbereich auf italische Grabfunde, somit rechnet sie außerdem der Einwanderergeneration der also auf das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts. Für das Langobarden in Italien zu, ein Stück aus Mähren be- Lechtal datiert M. Trier den Typus über einen Einzel­ weist jedoch, dass der Typ bereits vorher in Gebrauch fund aus Nordendorf auf das mittlere Drittel des 6. Jahr- gewesen sein muss. Zwei Einzelfunde aus Nordendorf hunderts. Dem 3. Viertel des 6. Jahrhunderts wiederum datiert M. Trier in das 3. Viertel des 6. Jahrhunderts. weist H. Losert eine Fibel aus Altenerding Grab 1253 Die Datierung passt auch zu der von H. Losert, der eine zu22. Für den oberbayerischen Alpenraum möchte Verf. solche Fibel aus dem Altenerdinger Grab 21 derselben daher den Ergebnissen beider Autoren bzgl. des Lechtals Zeitstellung zuweist. Diesem Urteil schließt sich Knöch- und Altenerding folgen und einen Datierungsschwer- lein für die Fibel aus Waging Grab 105 an. Der Pettinger punkt für das 2. und 3. Viertel vorschlagen, wobei zu- Fund markiert den bislang östlichsten Fundpunkt einer mindest für die östliche Baiuaria auch das letzte Viertel Sarchinger Fibel in Süddeutschland20. Gerade für den al- nicht ausgeschlossen werden darf. pennahen oberbayerischen Raum spricht alles für eine Laut St. Keim konzentrieren sich Fibeln des Typs Datierung der Fibeln vom Typ Sarching in das 3. Viertel Várpalota auf die langobardischen, baiuvarischen und des 6. Jahrhunderts. Vermutlich dürfte das Pettinger alamannischen Siedlungsgebiete, ein starker Einfluss Grab am Ende des genannten Zeitraums angelegt wor- aus dem östlich-merowingischen Kulturkreis auf die den sein, da die Fibel deutliche Gebrauchsspuren auf- Entwicklung des Fibeltyps liegt also nahe; die lange an- weist. dauernde Beliebtheit des Typs in den italischen Lango- Die gleiche Einmütigkeit unter den Archäologen bardengebieten unterstützt diese These. Im östlichen herrscht bezüglich der langobardischen Herkunft des Merowingerreich war bislang Waging der östlichste Ver- Typs, auch wenn die Forschungssituation der maßgeb- treter, nun kommt mit Petting ein weiterer Fundpunkt lichen langobardischen Siedlungsgebiete in Pannonien vor den Toren Salzburgs hinzu23. noch immer unzureichend ist.

Grab 340 Grab 190 Die durchschnittlich abgenutzte Granatscheibenfibel Die beiden Bügelfibeln mit deutlichen Gebrauchsspu- (Abb. 12 a1) mit offenbar verziertem Mittelfeld gehört ren weisen auf der Kopfplatte einen spiralförmigen zur geläufigen Gruppe der rosettenförmigen Schei- Kerbschnittdekor auf, die Fußplatte wird von einem benfibeln, die Losert seiner Gruppe 5a für Altenerding geometrischen Zickzackmuster durchzogen (Abb. 10 a). zuordnet. Vergleichsfunde aus Altenerding Grab 54, R. Knöchlein hat das Waginger Grab 105 mit einer ähn- Schretzheim Grab 300, Einzelfunde aus Nordendorf, lichen Bügelfibel aufgrund der mit ihr vergesellschafte- sowie Kochs Typ X29 ihrer SD‑Phasen 5‑6 sprechen für ten S‑Fibel vom Typ Sarching in die Zeit nach 550 datiert. eine Fibelform des 2. und 3. Viertels des 6. Jahrhun- Weitere vergleichbare Stücke liefert A. Kochs Gruppe derts24. Ganz ähnlich datiert K. Vielitz rosettenförmi- Nordendorf/Maastricht, deren Datierungsschwerpunkt ge Granatscheibenfibeln ihrer Gruppe B3.8, wobei sie im 2. und 3. Viertel des 6. Jahrhunderts vermutet ein vereinzeltes Vorkommen noch im letzten Viertel wird. Dies entspricht auch Triers Beurteilung seines des 6. Jahrhunderts nicht ganz ausschließen möchte. Typs Poysdorf für Nordendorf Grab 40/1855. Zwei wei- Rosettenförmige Granatscheibenfibeln kommen fast tere gute Vergleichsstücke liefern die langobardischen im gesamten merowingischen Gebiet vor, ein gewis- Funde von Rácalmás Grab 2 und Cividale‑S. Giovanni ser Schwerpunkt im fränkischen und alamannischen Grab 12, die J. Werner – nicht zuletzt aufgrund dieser Bereich ist allerdings nicht von der Hand zu weisen25. beiden wichtigen Fundorte – in die Übergangsphase Die Tierfibel besitzt die Form eines drachenartigen See-

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wesens, der nach hinten gereckte Kopf und die unter in das ausgehende 6. Jahrhundert30. Gute Vergleichsbei- dem Körper auslaufende Schwanzspitze ermöglichen es, spiele aus dem bajuwarischen Siedlungsgebiet sind mir das Stück dem Formenkreis der Tierfibelgruppe Herpes für diese vor allem im alamannischen Raum verbreitete zuzuordnen (Abb. 12 a1). Für diesen seltenen Fibeltyp S‑Fibelform, die m. E. nicht zu den Derivaten des Typs kennt Verf. aus Südbayern bislang außer einem Stück Schwechat-Pallersdorf gezählt werden kann, bislang aus Altenerding nur zwei gute Vergleichsexemplare, nicht bekannt. eines aus dem Oberwarngauer Grab 77 und eines aus Kompliziert gestaltet sich auch die chronologische Aschheim Grab 11(W)26. Beide Fibeln besitzen die bes- Beurteilung der Bügelfibel, die ebenfalls kaum Abnut- ten Vergleichsmerkmale mit dem Pettinger Tier und zungsspuren aufweist. A. Koch führt ein sehr gut ver- zwar in erster Linie wegen eines sehr naturalistisch ge- gleichbares Stück aus Villey-Saint-Étienne an, welches stalteten Körpers, wobei sich der fischgrätartige Kerb- er an den Übergang zwischen Hermann Aments Stufen schnittdekor fast ausschließlich auf dem Mittelkörper AM II und AM III, also kurz nach 550, datieren möchte. wiederfindet. Kopf-, Hals- und Schwanzpartie besitzen Fibeln dieser Form kartierte er nur entlang des Mittel- eine nur rudimentäre Verzierung. Außerdem gleichen rheins und an einem in Lothringen gelegenen Ort. Zu sich beide Stücke hinsichtlich ihrer Gestaltung der Fuß- einer wesentlich späteren Datierung einer ganz ähnli- partien, des schnabelartigen Mauls und des abgewin- chen Bügelfibelgruppe tendiert dagegen H. Kühn, die er kelten Schlappohrs. Wesentlich stilisierter erscheinen unter der Gruppenbezeichnung „Typ von Müngersdorf“ dagegen die Drachenwesen auf den Fibeln aus Dirm- zusammengefasst hat. Für ihn handelt es sich um eine stein Grab 254B, Kelheim-Gmünd Grab 45 und aus dem der späten Bügelfibelformen der 1. Hälfte des 7. Jahr- Altenerdinger Grab 31. Ihnen allen gemeinsam ist der hunderts, wobei in seiner Publikation eine grundsätz- flächigere Kerbschnitt und die damit verbundene, et- liche Tendenz zu sehr späten Datierungen auffällt. Der was undeutlichere Kontur des Tiers. Unabhängig von Typ von Müngersdorf kommt vornehmlich entlang des den unterschiedlichen künstlerischen Details gibt es be- Mittelrheins vor, wobei aber auch vereinzelte Funde aus züglich der Datierung dieses Fibeltyps in der Literatur Nordostfrankreich und dem Donautal westlich der Lech- einige Archäologen, die den Typ Herpes grundsätzlich mündung bekannt geworden sind31. Beide Kartierungen als ein Erzeugnis der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts be- weisen Petting als östlichsten Fundpunkt aus. Kochs Da- zeichnen27; seine Hauptverbreitung liegt ohne Zweifel tierung erscheint recht früh. Vor dem Hintergrund der im westlichen merowingischen Kulturkreis. Interessan- Datierung der S‑Fibel durch Knaut dürfte es sich beim terweise besitzen außer den Stücken aus Oberwarngau Pettinger Grab 377 um eine Bestattung des letzten Drit- und Altenerding alle hier aufgeführten Vertreter min- tels des 6. Jahrhunderts handeln. Die wenig abgenutz- destens eine Scheibenfibel als weitere Fibelbeigabe, das ten Fibeln sprechen dabei allerdings tendenziell­ für eine gilt auch für das Pettinger Grab 340. frühe Grablegung innerhalb des genannten Zeitraums. Die Tierfibel zeigt deutlich erkennbare Abnut- zungsspuren. Zudem weisen die genannten Vergleichs- funde aus Aschheim und Dirmstein darauf hin, dass gerade Tierfibeln vom Typ Herpes offensichtlich gerne als Altstück weiter genutzt wurden28. Vor allem das 19 Thiry 1939, 39; Koch 2001, 46 mit Abb.14; Losert 2003, 162; Grab 11(W) aus Aschheim bezeugt eine Grablegung Schulze-Dörlamm 1990, 139; Knaut 1993, 51. 20 Keim 2007, 90; Trier 2002, 40; Losert 2003, 166; Knöchlein im mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts. Außerdem 2002, 441. – 1977 war U. Koch noch der Ansicht, es hier mit enthielt dieses Grab zwei S‑Fibeln, eine Granatscheiben- einem Leitfund der Schretzheimer Stufe 3, also des letzten fibel und Perlen der Gruppe ASH III sowie eine flächig Drittels des 6. Jahrhunderts zu tun zu haben; inzwischen da- cloisonnierte Vogelfibel, die ganz an das zeitliche Ende tiert sie aber die Form X34 für Ihre Phase SD 6 wie die übrige der Vogelfibelmode gesetzt werden darf. Die Tierfibel Forschung, s. Koch 2001, 46 mit Abb. 16. Die Verbreitung des wurde auch nicht mehr getragen, sondern fand sich zu- Typs auch bei Drauschke 2011, 372–373 mit Liste 14. 21 Knöchlein 2002, 441; Koch 1998, 281–282 mit Karte 20; Trier sammen mit den beiden S‑Fibeln in einem Täschchen 2002, 27 f.; Werner 1962, 66; Kühn 1974, 996 mit Karte 56. 29 neben der bestatteten Frau . 22 Keim 2007, 91; Trier 2002, 40; Losert 2003, 177. 23 Drauschke 2011, 375 mit Liste 19. 24 Losert 2003, 146–147; Koch 1977, 59; Trier 2002, 37; Koch Grab 377 2001, 46 mit Abb.15; Vielitz 2003, 71–72 und 86 mit Abb. 34. 25 vgl. hierzu auch u. a. Losert 2003, 145; Trier 2002, 33–35 mit Abb. 5. Die silberne S‑Fibel aus dem Pettinger Grab 377 macht 26 Bott 1952,Taf. 3,7; Gutsmiedl-Schümann 2010, Taf. 159. einen unbenutzten Eindruck, vor allem der Kerbschnitt- 27 Koch 1968, 36; Losert 2003, 177–179; genauso Koch 2001, 46 dekor mit dem mittigen Hakenkreuz ist kaum abge- mit Abb. 14 für ihren Typ X27. Leithäuser 2011, 68. wetzt (Abb. 14 b). 28 Leithäuser (2011, 68) erklärt ihr Exemplar aus Grab 254B als J. Werner datierte 1935 ein augenscheinlich werk- „Erbstück“ und weist die Bestattung dem dritten Viertel des stattgleiches Exemplar aus dem Grab von Herbrechtin- 6. Jahrhunderts zu. 29 Gutsmiedl-Schümann 2010, 353–354. gen in die 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts. Ein ebenfalls 30 Werner 1935, 50–51; Knaut 1993, 55. nahezu stückgleicher Vertreter stammt aus dem 31 Koch 1998, 266 f. mit Karte 19; Kühn 1974, 1106 mit Kar- Grab 16 von Kösingen. M. Knaut datiert die Bestattung te 69.

211 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Grab 388 bar38. Leittypen dieser Gruppe A/B sind große Glasperlen in Melonen- oder Ringform, auch mit einer Wellenfa- Die nur leicht abgenutzte S‑Fibel aus Grab 388 besitzt den- oder Punktauflage. Ergänzt werden diese großen mit den flächendeckend platzierten Granateinlagen ent- Perlenformen durch Überfangperlen und kleine rundli- lang des Körpers die typischen Merkmale des Typs Rá­ che opake oder sehr langzylindrische, gezogene Typen. calmás (Abb. 15 a). Bei den großen Perlen überwiegt an Farben transluzid Ein sehr gut vergleichbares Stück stammt aus Blau und Gelb. Die kleinen Formen sind dagegen haupt- dem Schretzheimer Grab 19232. Dieser Fibeltyp stellt sächlich in den Farben Rotbraun, Schwarz, Silberfar- gewissermaßen eine Weiterentwicklung der Typen ben und Dunkelblau vertreten, sie kommen aber auch Schwechat-Pallersdorf und Várpalota dar. Der zunächst in Gelb und Grün vor. Gut zu parallelisieren ist diese noch flächendeckende Kerbschnitt, erst nur vereinzelt Perlenkombinationsgruppe mit der von Y. Reich an- von Granatfeldern unterbrochen, wird zugunsten eines hand des Fundmaterials von Schleitheim herausgear- durchgängigen Cloisonnés aufgegeben. St. Keim sieht beiteten Stufe 339 sowie der Kombinationsgruppe A, die gerade bei den Vertretern mit rundem Auge und run- U. Koch am Material des Gräberfeldes von Pleidelsheim dem Schnabel, zu denen auch das Pettinger Exemplar definiert hat40. Auch der Perlenschmuck in den Gräber- gezählt werden muss, eine stilprägende Herkunft aus feldern von München-Perlach und Unterhaching lässt dem langobardenzeitlichen Italien; als ein Hinweis für sich zwanglos in diese Perlenkombinationsgruppe ein- seine Beliebtheit verteilen sich Vertreter des Typs Rá- ordnen41, während sie sich unter den von D. Gutsmiedl- calmás gleichmäßig über Süddeutschland, vom Rhein- Schümann erarbeiteten Perlengruppen von Aschheim gebiet bis ins Passauer Land33. Für St. Keim handelt es nicht wieder finden lässt42. Die Perlen dieser Kombi- sich um eine Fibelform am Übergang der Schretzhei- nationsgruppe werden zumeist als Anhänger – nicht mer Stufen 3 und 4, also eines Zeitabschnitts, der mit nur am Gehänge, sondern z. B. auch an Fibeln – oder dem ausgehenden 6. Jahrhundert umschrieben werden als Gewandbesatz getragen. Für die Münchener Schot- kann34. terebene ließ sich feststellen, dass hier die Kleinformen Franz Weindauer dieser Perlengruppe in sehr hoher Anzahl als regelrech- te Halsketten und Armbänder bevorzugt von Mädchen getragen wurden43. In den Pettinger Fibelgräbern ist diese Kombinationsgruppe, die weitgehend einheitlich Andere Beigaben in die Jahrzehnte zwischen 490 und 530 datiert wird44, allerdings nicht vertreten. Die Perlenensembles, die hier mit Fibeln vergesellschaftet sind, sind v. a. mit jüngeren Glasperlen Perlenformen verbunden, die älteren Perlentypen der Gruppe 1. Neben den Fibeln wird normalerweise den Glasperlen Zu den jüngeren Typen, die diese zweite Perlen- die größte chronologische Relevanz zugeschrieben, da kombinationsgruppe charakterisieren, zählen mono- sie in hoher Zahl aus sehr vielen weiblichen Bestattun- chrome, kurzzylindrische und mehrflächig prismati- gen vorliegen35. Für verschiedene Gräberfelder wurden sche Formen45. An verzierten Perlenformen begegnen mittlerweile – hauptsächlich mit Hilfe der Korrespon- hier erstmals kugelige bzw. mehrflächig prismatische denzanalyse – chronologische Systeme für Perlenkom- Millefioriperlen46 und Reticellaperlen47, langzylindri- binationsgruppen aufgestellt, die sich in Feinheiten sche Perlenformen mit Wellenfadenauflage48 sowie Per- zwar unterscheiden, aber keine prinzipielle Diskrepanz len mit zwei sich dreifach kreuzenden Wellenfadenauf- aufweisen. Anhand des Materials aus dem benachbart lagen49. Diese Kombinationsgruppe ist in Unterhaching gelegene Gräberfeld von Waging hat R. Knöchlein 1997 und München-Perlach nicht mehr vertreten und lässt und 2002 eine Untergliederung der ältermerowinger- sich gut mit Weingarten/Eichstetten Gruppe C50 sowie zeitlichen Perlen vorgeschlagen36, die allerdings bislang Pleidelsheim Gruppe B51 parallelisieren. Der vorgeschla- nicht nachprüfbar ist, da das Gesamtmaterial von Wa- genen Datierung dieser Kombinationsgruppe durch Sas- ging noch nicht vorgelegt wurde. Typisch für die ältes- se/Theune und Koch in das 2. Drittel des 6. Jahrhunderts te, in Waging vertretene Perlenkombinationsgruppe, ist zuzustimmen. Von den Pettinger Fibelgräbern kön- wären nach Knöchlein aber demnach ausschließlich nen dieser Gruppe die Bestattungen 172, 174, 182, 190, monochrome, transluzide und opake Perlentypen, die 361 und 625 zugewiesen werden. Die Perlen werden in sehr geringer Anzahl, manchmal auch nur als Einzel- auch hier noch als Anhänger bzw. Gewandbesatz getra- exemplar in den Gräbern auftreten37. Ähnlich charakte- gen (Grab 172, 190), doch gibt es aufgrund der Lagebeob- risieren auch B. Sasse und C. Theune ihre Perlenkombi- achtungen auch Hinweise auf eine Trageweise als echte nationsgruppen A und B in Weingarten/Eichstetten, die Kette bzw. als Besatz eines Halsausschnittes (Grab 361, gut zu einer einzigen Gruppe zusammengefasst werden 625). Eine weitere Perlenkombinationsgruppe, die in können, da die Abtrennung einer Gruppe A lediglich auf den Pettinger Fibelgräbern vertreten ist, wird durch fol- der Annahme beruht, dass die Perlen dieser Gruppe nur gende, neu auftretende Perlenformen charakterisiert: an Gürtelgehängen auftreten. Diese Annahme ist nach Schlierenperlen der Gruppen Schretzheim 5852, doppel- einer intensiven Quellenkritik allerdings nicht halt- konische und topfenförmige monochrome Formen53,

212 Fibelgräber von Petting

Streifenmosaikperlen mit trikoloren Bändern in Gelb, dar. Tournai-St.‑Piat Grab 7 dürfte noch im 1. Drittel Blau und Grün sowie den Amethystperlen in Grab 630. des 6. Jahrhunderts in den Boden gekommen sein, der In den oben bereits mehrfach zitierten Perlenkombina- Ohrring steht mit dieser frühen Datierung nördlich tionsgruppen, die an den Gräberfeldern von Eichstetten, der Alpen bislang alleine60. In Altenerding Grab 1299 Weingarten und Pleidelsheim erstellt wurden, lassen fand sich allerdings bereits in Zusammenhängen der sich diese Fibeltypen problemlos in das letzte Drittel des 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts ein bronzener Ohrring, 6. Jahrhunderts einordnen. der typologisch als ein Vorläufer des Typs Allach-Un- Auf der Grundlage der Perlenensembles lassen termenzing angesprochen werden kann61. Neben regel- sich die Pettinger Fibelgräber demnach in zwei Gruppen rechten Importen aus dem Süden ist damit zu rechnen, unterteilen: in eine ältere, zu der die Gräber 172, 174, dass Ohrringe vom Typ Allach-Untermenzing auch 182, 190, 361 und 625 zählen und die in das 2. Drittel nördlich der Alpen imitiert wurden62. Möglichkeiten des 6. Jahrhunderts datiert werden und in eine jüngere, zur Unterscheidung des importierten von lokalem Ma- mit den Gräbern 340, 377, 388, 459 und 630, die auf- terial könnten hier das verwendete Metall, die Form grund ihrer Perlenkombination in das letzte Drittel des des Verschlusses und die Konstruktion des Stützreifes 6. Jahrhunderts gehören. sein, doch soll diese Aufgabe einer anderen Studie vor- behalten bleiben. Die Ohrringe zeigen einen Verbrei- tungsschwerpunkt im baiuvarischen Gebiet, wobei sich jetzt, bedingt durch die Neufunde aus Waging63 und Weitere Beigaben

Neben dem Perlenschmuck und der S‑Fibel kann in Grab 459 der unmittelbar nördlich der Schädelknochen 32 Koch 1977, 66. angetroffene Körbchenohrring einen Hinweis auf die 33 Drauschke 2011, 373 f. mit Liste 16. Datierung dieser Grablege geben (Abb. 16 b). Der Ohr- 34 Keim 2007, 92. Etwas früh greift meines Erachtens die Datie- ring gehört dem von H. Bott bereits 1952 definierten rung von U. Koch (2001, 46 mit Anm. 15) für Pleidelsheim, hier ordnet sie flächig cloisonnierte S‑Fibeln vom Typ X35 be- 54 Typ Allach-Untermenzing an . Dieser ist charakteri- reits den Phasen SD 5‑6, also dem 2. bzw. 3. Viertel des 6. Jahr- siert durch ein geschlossenes, meist sechsfach gefalte- hunderts zu. tes Körbchen mit einer sternförmigen Deckplatte und 35 Sasse/Theune/Vach 1996. zentralem Mittelbuckel, umgeben von zwei geperlten 36 Knöchlein 2002. Drähten und traubenförmig angeordneten Metallkügel- 37 Knöchlein 2002, 433; Knöchlein 1998, 20. 23 Abb. 9. chen auf den Sternspitzen. Die Körbchen wurden an den 38 Haas-Gebhard 2013, 26 f. 39 Reich 2002, 238. Tragereif gelötet und erhielten mittels eines kleinen, 40 Koch 2001, 162. ebenfalls an den Tragreif gelöteten Stützringes zusätz- 41 Zintl 2004/05; Haas-Gebhard 2013, 23 f. liche Stabilität. Normalerweise werden Körbchenohr- 42 Gutsmiedl-Schümann 2010, 58–60. ringe vom Typ Allach-Untermenzing als Paar getragen, 43 Haas-Gebhard 2013, 33. doch ermöglicht die Situation in Petting Grab 459 keine 44 Sasse/Theune/Vach 1996, 221 Koch 2001, 46, 162, 70–79. Aussage darüber, ob hier tatsächlich ein als Einzelstück Reich 2002, 255, Zu den Zeitansätzen vgl. die wichtigen und richtigen Beobachtungen von Zintl 2004/2005, 289. Zu einer getragenes Exemplar vorliegt, denn eine Beraubung/Stö- zeitlich ähnlichen Einordnung kommt auch Vielitz 2003, rung des Grabes kann nicht mit letzter Sicherheit ausge- 64 ff. schlossen werden. Der Ohrringtyp knüpft unbestritten 45 Weiß: Grab 174; Gelb: Grab 190, 388; Rotbraun: Grab 361, an Vorbilder aus dem Mittelmeerraum an, die im me- 388; Dunkelgrün: Grab 388, 630. diterranen und alpinen Bereich im 6. Jahrhundert auf- 46 Grab 172 174, 182, 340, 625. treten55. Eine Datierung dieser Ohrringform im nord- 47 Grab 182. 48 Grab 172, 182, 190. alpinen Raum in die Mitte und die 2. Hälfte des 7. Jahr- 49 Grab 174. 56 hunderts erscheint jedoch als zu pauschal angesetzt . 50 Sasse/Theune/Vach 1996, 211 f. Beispielsweise begegnet ein entsprechender Ohrring in 51 Koch 2001, 162. München-Aubing Grab 7 gemeinsam mit einer tierstil- 52 Koch 1977, Farbtafel 5. Petting Grab 377, 388. verzierten S‑Fibel und einem Perlenensemble der hier 53 Petting Grab 388, 630. definierten Gruppe 357. In Straubing Grab 667 legt die 54 Bott 1952, 127. 134. 55 Riemer 2000, 50; Bierbrauer 1987, 147 ff.; Koch 1968, 46, 253 Vergesellschaftung eines Körbchenohrringes vom Typ Liste 16. Allach-Untermenzing mit einer pilzzellentauschierten 56 Bertram 2002, 170; Riemer 2000, 50. Wadenbindengarnitur eine Datierung in die Jahrzehn- 57 Dannheimer 1998, Taf. 1 A. te um 600 nahe58. Auch Straubing Grab 689 ist mit sei- 58 Geisler 1998, Taf. 234 f. ner punzverzierten Wadenbindengarnitur und seinem 59 Geisler 1998, Taf. 243. Per­len­ensemble in etwa im gleichen Zeitraum angelegt 60 Roosens 1980, 56 ff., Abb. 24,1. 61 Sage 1984, Taf. 156; Losert 2003, 58 f. 59 worden . Den frühesten Nachweis eines Körbchen- 62 Fingerlin 1974. ohrringes vom Typ Allach-Untermenzing nördlich der 63 Grab 21, 68: Archäolog. Staasslg. München Inv. Nr. 2010, 4020 Alpen stellt ein Mädchengrab im belgischen Tournai b.c; 2010, 4067 b. c.

213 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Petting64 das Salzburger Becken noch deutlicher als Ver- breitungsschwerpunkt herauskristallisiert. Iuvavum/ Salzburg kommt damit eindringlich als Herstellungs- und/oder Verteilerzentrum für Ohrringe vom Typ Al- lach-Untermenzing in Frage65. Gürtelverschlüsse aus Frauengräbern sind für die Datierung weniger aussagekräftig als diejenigen aus männlichen Bestattungen. Lediglich in einem Fall – Grab 172 – kann eine Gürtelschnalle für die zeitliche Einordnung herangezogen werden. Es handelt sich dabei um eine ovale Kolbendornschnalle mit eingesat- teltem Dorn, die allerdings feinchronologisch kaum genauer als in die letzten beiden Drittel des 6. Jahrhun- derts einzuordnen ist66. Auch der bronzene Armring aus Grab 388 kann zur Datierung dieses Grabes nichts grundlegend Neues beitragen, vergleichbare Bronzearmringe mit massiven, runden punzverzierten Kolben datieren weitgehend in das 7. Jahrhundert, wobei einige Stücke durchaus be- reits im späten 6. Jahrhundert vorkommen können67.

Widersprüche zwischen der Grablege und der Fibeldatierung

Eine Diskrepanz zwischen der durch die Fibeln und die anderen Beigaben vorgenommenen Datierung ließ sich nur für zwei Gräber ausmachen: In Grab 630 mit einer Vogelfibel der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts und in Grab 340 mit einer Tierfibel vom Typ Herpes erscheint die Perlengruppe jeweils deutlich jünger als die dazuge- hörige Fibel. Der „Widerspruch“ lässt sich für Grab 340 recht einfach auflösen. Dort ist die Tierfibel stark ab- genutzt, wie man an der Nadelrast sehr gut feststel- len kann (Abb. 12 a1). Sie muss deshalb als ein älteres Stück bezeichnet werden, das wahrscheinlich bereits im 1. Drittel des 6. Jahrhunderts hergestellt wurde, aber Abb. 4. Petting, Lkr. Traunstein. erst im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts ins Grab ge- Glasperlen aus Grab 631. langte. F. Weindauer hat oben bereits weitere Befunde M. 1 : 1. zusammengestellt, in denen Tierfibeln vom Typ Herpes offensichtlich als Altstücke in Gräber gelangt waren. Aufgrund der Abnutzungserscheinungen nicht als Altstück bezeichnet werden kann dagegen die Vogelfi- bel aus Grab 630, die ebenfalls mit einem Perlenensem- Vorkommen bereits im 1. Drittel dieses Jahrhunderts ble der Gruppe 3 vergesellschaftet vorliegt. Deren Na- sehr außergewöhnlich69, im baiuvarischen Raum mit delrast zeigt so gut wie keine Abnutzung und auch die einiger Sicherheit sogar einzigartig70. Vergoldung auf der Schauseite erscheint nur minimal Ein ähnliches Statement lässt sich für die am Kopf abgewetzt (Abb. 18 a)68. getragene Nadel aus diesem Grab abgeben: Bronzene Die beobachtete Diskrepanz in der Datierung Stilusnadeln mit Spatelkopf, die mit verziertem wie führte dazu, dass die Perlen dieses Grabes noch einmal unverziertem Schaft vorkommen können, lassen sich detailliert untersucht wurden und auch die übrigen Bei- zweifellos auf spätrömische Vorbilder zurückführen71. gaben in diesem Grab sowie der gleichzeitig eingebrach- Im frühmittelalterlichen Fundmaterial begegnen derar- ten Bestattung Grab 631 einer präzisen chronologischen tige Nadeln nur vereinzelt bereits zu Beginn72, in gro- Studie unterzogen wurden. Neben den Glasperlen fallen ßer Menge dagegen in den letzten beiden Dritteln des in der Perlengruppe Grab 630 besonders die vier man- 6. Jahrhunderts73. Auch in Pleidelsheim Grab 126 ist delförmigen Amethystperlen auf. Diese treten verein- – ähnlich wie in Petting – eine solche Nadel übrigens zelt bereits zwar im 6. Jahrhundert auf, doch wäre ihr mit einem deutlich älteren, hier aber stark abgenutz-

214 Fibelgräber von Petting

ten74 Vogelfibelpaar vergesellschaftet, wobei das übrige den. Mit Petting gelingt uns aber damit in jedem Fall der Inventar dieses Grabes eindeutig für eine Datierung in Nachweis für einen der frühesten Belege baiuvarischer das mittlere Drittel des 6. Jahrhunderts spricht75. Siedeltätigkeit im oberbayerischen alpennahen Gebiet. Auch die Beigaben des wahrscheinlich gleichzei- Für diesen frühesten Fibelhorizont steht das tig mit Grab 630 eingebrachten Grabes 631 sprechen Grab 625 mit seiner Vierpassfibel. Grab 630 mit Vogelfi- für eine Datierung in das letzte Drittel des 6. Jahrhun- bel und Grab 340 mit Tierfibel vom Typ Herpes und ro- derts. Die Kolbendornschnalle ist zwar feinchronolo- settenförmiger Granatscheibenfibel sind aufgrund der gisch nicht präzise datierbar (s. o.) und die Perlen dieses Vergesellschaftung mit Perlen der Gruppe 3 einer jünge- Grabes lassen sich auf den ersten Blick der Kombina­ ren Phase zuzuweisen. Allen diesen Fibeln gemeinsam tions­gruppe 2 zuordnen (Abb. 4). Auffällig sind in die- ist ihre Hauptverbreitung im fränkisch-alamannischen sem Ensemble jedoch drei tonnenförmige Perlen von Raum. Während S‑Fibeln vom Typ Schwechat-Pallers- leuchtend oranger Farbe, die in dieser Kombination wie dorf überregional verbreitet sind, weisen Grab 459 mit ein akzentuierter, fast möchte man meinen, modischer einer S‑Fibel vom Typ Sarching, Grab 190 mit dem Bü- Farbtupfer wirken. Orangefarbene Perlen kommen in gelfibelpaar vom „nordischen Typ“, Grab 182 mit S‑Fibel Eichstetten erst in der Kombinationsgruppe 3 (um 600) vom Typ Várpalota und Grab 388 mit S‑Fibel vom Typ und in Pleidelsheim in der Kombinationsgruppe D vor, Rácalmás auf einen starken kulturellen Einfluss durch die von Sasse/Theune und U. Koch übereinstimmend in die Langobarden hin – und zwar auch schon vor ihrer die Zeit um 600 bzw. ab dem frühen 7. Jahrhundert da- Landnahme in Italien. Damit entspricht Petting den tiert werden76. Nach der alten Grundregel „das jüngste aus Waging bekannten Verhältnissen80. Es fällt aller- Objekt datiert den geschlossenen Fund“ ist das Doppel- dings auf, dass Waging mindestens drei Bestattungen grab 630/631 demnach wahrscheinlich gegen Ende des mit Vier-, bzw. Dreifibeltracht aufzuweisen hat, Petting 6. Jahrhunderts angelegt worden. Die Vogelfibel muss hingegen nicht eine einzige. Weiterführende, ethnische in diesem zeitlichen Zusammenhang als Altstück ange- Erklärungsmodelle für diesen Befund verbieten sich an- sehen werden. Über die Ursache, warum sie trotzdem gesichts der fehlenden Vergleichsnekropolen um Salz- kaum Abnutzungsspuren zeigt, können hier nur Mut- burg. maßungen geäußert werden. Wie jüngste Untersuchun- Eine kontinuierliche Nutzung des Bestattungsplat- gen zeigen, waren Fibeln kein „lebenslanger“ Besitz, zes im 7. Jahrhundert beweisen mindestens 43 Männer­ der einmal erworben und dann immer bei besonderen Gelegenheiten getragen wurden77. Für Altbayern gelang z. B. der Nachweis, dass Mädchen in zartem Alter häufig 64 Grab 16, 21, 142, 192, 266, 432, 459,577, 603, 682, 700, 707, bereits stark abgenutzte Fibeln trugen, diese also zuvor 712. Archäolog. Staasslg. München Inv. Nr. 2011, 4616 a1‑2; von einer anderen Frau getragen worden waren78. In 2011, 4621 a; 2011, 4742 a1‑2; 2011, 4792 a1‑2; 2011, 4866 a1‑2; 2011, 5032 a1‑2; 2011, 5059 b; 2011, 5177 a; 2011, 5203 vielen Fällen passt auch der Abnutzungsgrad der Fibeln a1‑2; 2011, 5282 a1‑2; 2011, 5300 a1‑2; 2011, 5307 a; 2011, 79 nicht zum beobachteten Sterbealter der Frau , manch- 5312 a1‑2. Dazu ein weiterer Neufund aus Aufham (Lkr. mal ist auch der Abnutzungsgrad von Fibeln in einem Berchtesgadener Land) Grab 15. Archäolog. Staatsslg. Mün- Grabfund ganz unterschiedlich (s. Grab 377, Abb. 14 a, b). chen Inv. Nr. 2012,6667 a. Offenbar war es also möglich, den Fibelschmuck im 65 Eine „südbayerische“ Werkstatt unter byzantinischem Ein- Laufe des Lebens zu variieren. Da wir in den Grabfun- fluss vermutete bereits Bott 1952, 138. 66 Koch 2001, 62, 275. Burzler/Höneisen/Leicht/Ruckstuhl 2002, den nur Momentaufnahmen des frühmittelalterlichen 138 f.; Heege 1987, 40 f. Lebens vor uns haben, können wir nicht ausschließen, 67 Wührer 2000, 36 f. dass eine Frau über ein gewisses Reservoir an Fibeln ver- 68 vgl. im Gegensatz dazu die Vogelfibel von Unterhaching fügte, aus dem man sich je nach Anlass – auch perso- Grab 5, bei der die Vergoldung nur noch in den Vertiefungen nenübergreifend – vielleicht im Rahmen einer Familie des Kerbschnittdekors erhalten blieb: Haas-Gebhard 2013, bedienen konnte. Welche Fibeln dann für die Grablege 102 Abb. 1. 69 Drauschke 2011, 50. verwendet wurden, war sicherlich eine individuelle Ent- 70 Zu den ältesten Belegen von Amethystperlen gehören hier die scheidung der Hinterbliebenen. Grabfunde Altenerding 302, 400 und 1355, die man frühes- Brigitte Haas-Gebhard tens ab dem 2. Drittel des 6. Jahrhunderts datieren möchte. Erst nach 550 wurden die amethystperlenführenden Gräber Straubing 610 und 786 angelegt: Drauschke 2011, 50 ff. 71 Bierbrauer, 1987, 161. 72 Dieue-sur-Meuse, Grab 113: Guillaume 1974/75, 247, Abb. 22, Ergebnisse zum Belegungsbeginn 113,3; vgl. Unterhaching Grab 1: Haas-Gebhard, 2013, 107– 109. 73 Koch 2001, 45. 238 f.; 560 f. Liste 19. Wie die Analyse zeigt, liegt der anhand der Fibelgräber 74 Koch, 2001, 463. bestimmbare Belegungsbeginn der Nekropole von Pet- 75 Koch 2001, 238 ff., Taf. 50. ting im 2. Viertel bzw. im mittleren Drittel des 6. Jahr- 76 Sasse/Theune/Vach 1996, 199. 212; Koch 2001, 163. 77 So noch Martin 1987, 280. hunderts. Momentan kann noch nicht ausgeschlossen 78 Haas-Gebhard/von Looz 2009. werden, dass sich unter den Grabinventaren ohne Fi- 79 Haas-Gebhard 2013, 102. beln auch noch älter zu datierende Bestattungen befin- 80 Knöchlein 1998, 40–44.

215 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

gräber mit teilweise spektakulären tauschierten, viel- und wird patronymisch gebildet über den Personenna- teiligen Gürtelgarnituren. Diese werden sicherlich in men Petto81. Die frühmittelalterliche Siedlungsstruktur Zukunft ein eigener Gegenstand archäologischer For- zeigt eindeutig, dass der Ort Petting direkt auf die zum schung werden, gerade hinsichtlich ihrer deutlich er- Ortsgräberfeld zugehörige Siedlung zurückgeht und kennbaren kulturellen Verbindungen zum langobardi- damit wesentlich älter sein muss, als die historischen schen und byzantinischen Raum. Quellen dies belegen. Das Belegungsende des Gräberfeldes von Petting Schon R. Knöchlein fiel auf, dass die Lage der ist im 1. Viertel des 8. Jahrhunderts zu suchen, dafür Ortskirche St. Johannis zum alten Ort ungewöhnlich sprechen u. a. acht Gräber mit Klappmessern und einige ist. Zwischen dem ursprünglichen Dorfkern und der Frauenbestattungen mit Bommelohrringen. Dorfkirche gibt es einen bis ins 19. Jahrhundert rund 500 m großen Abstand, der auch im Katasterblatt der Zeit um 1840 ersichtlich ist (Abb. 5) und auch Mitte des 19. Jahrhunderts nicht einmal zur Hälfte aufgesiedelt war. Daraus folgerte Knöchlein, dass die frühmittel­ Rekonstruktion der früh­mittelalter­ alterliche Siedlung Petting beim alten Ortsgräberfeld lichen Siedlungsstruktur des gelegen habe und nach dem Jahr 700 im Zuge einer Sied- Ortes Petting lungsverlagerung etwa 500 m nach Westen an den Bach- lauf des Eisgrabens verlegt worden sei. Die Kirche hät- te man trotzdem an der alten Siedlungsstelle errichtet Der Ortsname Petting begegnet uns zum ersten Mal in und zwar „im tieferen Sinne der Redewendung, dass die einer Salzburger Urkunde für das Jahr 1048 als Petingun Kirche im Dorf bleibt“82. Als Beleg für Knöchleins These

Abb. 5. Katasterplan von Petting aus der Zeit um 1840. Das Ortsgräberfeld (Rechtecke rechts), die Pettinger Ortskirche mit Kirchfriedhof (Mitte rechts) und der Separatfriedhof (Rechteck links); dazwischen die deutlich erkennbare Siedlungslücke. o. M.

216 Fibelgräber von Petting

dient ein Separatfriedhof bestehend aus zwei beigaben- Zur Bedeutung Pettings für die losen Hofgrablegen, die 1922 im alten Ortskern auf der westlichen Bachseite des Eisgrabens ans Licht kamen. frühmittelalterliche Besiedlung der Verf. hingegen möchte noch eine andere Deutung südlichen Baiuaria zur frühmittelalterlichen Siedlungsstruktur Pettings vorschlagen: Es muss nicht zwangsläufig eine Siedlungs- verlagerung stattgefunden haben; die beiden Fundstel- Wie bereits angedeutet, fassen wir mit Petting den Be- len könnten auch einen Hinweis auf zwei unterschied- ginn der germanischen, in diesem Sinne (vor-)baiuvari- liche Gehöftgruppen des Siedlungsraums Petting ge- schen, alpennahen Besiedlung Altbayerns. Dazu zählen ben – vorausgesetzt es handelt sich bei den nicht da- die heutigen oberbayerischen Landkreise zwischen Lech tierbaren Bestattungen von 1922 tatsächlich um Gräber und Salzach, sowie die daran anschließenden Regionen des frühen Mittelalters. Das Ortsgräberfeld im Osten des Salzburg und Tirol84. Siedlungsraums markiert demnach eine wohl größere Unlängst ist es gelungen, für die Landschaft zwi- und in der Frühzeit bedeutendere Siedlungsstelle, wes- schen Ammer und Salzburger Seengebiet insgesamt elf halb hier auch die Kirche errichtet wurde – möglicher- Siedlungskammern nachzuweisen, die spätestens in der weise kann hier der namengebende Grundherr Petto ver- zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts vom Beginn der Sied- ortet werden. Der Befund lässt zudem darauf schließen, lungstätigkeit erfasst worden sind85. Demzufolge fand dass die heutige Kirche mindestens einen frühmittel- kein von Norden nach Süden voranschreitender Sied- alterlichen Vorgängerbau besessen haben könnte, der lungsausbau statt, vielmehr kristallisiert sich ein Ein- bereits kurz nach 700 errichtet worden sein dürfte, setzen im östlichen Bereich des südlichen Oberbayerns denn bei einem Bau im 9. oder gar 10. Jahrhundert wäre heraus. Dieser Ausbau geht aus vom Salzachtal über die wohl kaum mehr das alte Siedlungszentrum und mit Nekropolen von , Petting (beide Lkr. - ihm der traditionelle Bestattungsplatz des Dorfes be- stein) und Siezenheim (Salzburger Land), vom Chiemsee kannt gewesen. über die Nekropole von (Lkr. Traunstein) und Die beiden beigabenlosen Bestattungen stünden vom Taubenberg über die Nekropole von Oberwarngau dann für einen Separatfriedhof bei einem zweiten, klei- (Lkr. Miesbach). Nur bei diesen fünf Fundstellen konnte neren Gehöft im westlichen Siedlungsraum. Vermutlich ein Siedlungsbeginn ab der ersten Hälfte des 6. Jahrhun- war die Lage direkt am Eisgraben, der stets frisches Was- derts mit einer Kontinuität bis in die späteste Merowin- ser führte, im Gegensatz zum alten Siedlungsplatz et- gerzeit nachgewiesen werden. Eine Ausnahme bildet was günstiger. Deshalb entwickelte sich die Gehöftgrup- das Gräberfeld von Chieming, dessen archäologische pe im Westen zum heutigen Dorfzentrum, während die Nachweisbarkeit mit dem Beginn des 7. Jahrhunderts Gehöftgruppe im Osten um die Kirche, die aber ausweis- endet; wie Verf. aber zeigen konnte, ist dies das Resultat lich des Urkatasters schon immer existiert haben dürf- einer unvollständigen Bergung des Friedhofs86. te – entgegen Knöchleins These einer Siedlungsverlage- Als Motor dieser Siedlungsdominanz im Osten rung –, bis in die Neuzeit recht klein geblieben ist. – und in unserem Falle natürlich auch für das Gebiet Eine solche Siedlungsrekonstruktion auf der Basis um den Waginger See (Abb. 6) – fungiert das römische beigabenloser und damit undatierbarer Bestattungen ist Iuvavum/Salzburg als die einzige urbane antike Sied- natürlich sehr unsicher, daher möchte Verf. ein ähnli- lung der oben umschriebenen Großregion. Die durch ches Beispiel aus der Nachbarschaft Pettings anführen, das Christentum bedingte überwiegende Beigabenlo- den Fundort Aufham (Lkr. Berchtesgadener Land): Hier sigkeit der Salzburger Stadtnekropole führt dazu, dass liegt die Ortskirche St. Jakob südlich des Dorfes sepa- die Archäologie dieses kulturelle und wirtschaftliche rat auf einem Hügel namens Reitberg. Nördlich um sie herum gruppieren sich drei frühmittelalterliche Grä- berfelder – zwei davon erstaunlicherweise ebenfalls im 81 W.‑A. Freiherr von Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsna- men (München 2006) 209. Abstand von 500 m zur Kirche –, bestehend aus dem 82 Knöchlein 1998, 84. großen Ortsgräberfeld und zwei kleinen Separatfried- 83 Weindauer 2012, 49–50, 108 und 135, zusammenfassend höfen83. zur Siedlungsstruktur 426 u. 434–435. Vgl. dazu Knöchlein In der Dissertation des Verf. zur frühmittelalterli- 1998, 82. Die beiden von ihm unabhängig voneinander kar- chen Besiedlung dieses nördlichen Alpenvorlandes zwi- tierten Fundstellen im Osten gehören höchstwahrscheinlich schen dem 6. und 8. Jahrhundert n. Chr. konnte gezeigt zusammen und markieren die West- und Ostgrenze des gro- ßen Ortsgräberfelds. Bearbeitet wurde das Gräberfeld durch werden, dass diese Siedlungsstruktur – beigabenredu- Knöchlein 1997, Katalog im Band II, 128–144. zierte bis beigabenlose Separatfriedhöfe im Abstand von 84 Für Oberbayern sind dies die Landkreise Weilheim-Schongau, 500 bis 1000 m vom alten zentralen Bestattungsplatz – Garmisch-Partenkirchen, Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshau- im südlichen Oberbayern regelhaft vorkommt. Mehr sen, Miesbach, , Traunstein und Berchtesgadener Klarheit zum Wahrheitsgehalt dieser beiden gegensätz- Land, für Salzburg die Gaue Flach-, Tennen- und Pongau, für lichen Thesen bezüglich der frühmittelalterlichen Sied- Tirol das Inntal mit seinen direkten Seitentälern. 85 Eine kurze Zusammenfassung der Dissertationsergebnisse lungsstruktur Pettings werden aber erst der archäologi- ist kürzlich erschienen im Arch. Nachrichtenbl. 17,2, 2012, sche Nachweis der merowingerzeitlichen Siedlung und 160–164. eine Kirchengrabung unter St. Johannis liefern können. 86 Weindauer 2012, 36 f.

217 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 6. Die frühmittelalterlichen Fundstellen (farbig) um den Waginger und Tachinger See mit ihren Bezugskirchen (schwarz), darunter Petting und Waging. o. M.

Zentrum nicht richtig zu erfassen vermag87. Daher sind ten die großen Nekropolen von Salzburghofen, Aufham wir auf die umliegenden Gräberfelder angewiesen, de- und Feldkirchen (alle Lkr. Berchtesgadener Land) nicht ren Beigabenausstattung zumindest indirekt eine Be- eine einzige Fibel. Aus dem großen Gräberfeld von Bad urteilung der wirtschaftlichen und kulturellen Strahl- Reichenhall-Kirchberg (Lkr. Berchtesgadener Land) ken- kraft Salzburgs in frühmittelalterlicher Zeit ermöglicht. nen wir lediglich eine Bügelfibel88. Selbstverständlich muss hier immer die ethnische Pro- Die dichte Befundlage beiderseits der Salzach blematik der reduzierten Beigabentätigkeit seitens der wird dadurch eingeschränkt, dass bislang kaum eines alteingesessenen, romanischen Bevölkerung im Auge der Gräberfelder vollständig und nach modernen Ge- behalten werden; schon der Vergleich zwischen den sichtspunkten gegraben werden konnte. Zu den nur Nachbarorten Waging und Petting offenbart starke re- ausschnittsweise untersuchten Nekropolen im Einzugs- gionale Unterschiede, die möglicherweise mit einem gebiet Salzburgs zählen Fridolfing (Lkr. Traunstein), romanischen Einfluss zu tun haben könnten. Darauf Siezenheim, Untereching (beide Land Salzburg), Sturz hinweisen könnten die fehlenden Frauengräber mit bei Laufen, Salzburghofen (beide Lkr. Berchtesgadener Vierfibeltracht in Petting. Auffallenderweise erbrach- Land), Waging (Lkr. Traunstein), Bruch bei Freilassing

218 Fibelgräber von Petting

(Lkr. Berchtesgadener Land), Liefering (Salzburger Land), Br. 2,3 cm; Gew. 5,5 g; Oberseite oben, am unteren Ende Feldkirchen, Aufham und -Kirchberg des Brustbeines. (alle Lkr. Berchtesgadener Land). Die Nekropole samt b1) 1 Glasperle, türkis luz., quaderf., direkt westlich am Siedlung von Grödig (Salzburger Land) ist zwar modern Schädel. ergraben und großflächig erfasst, doch eine abschlie- b2–8) Perlen: 2 kugelige Millefioriperlen M32 (1 fragm.), ßende Publikation seitens der Salzburger Stadtarchäolo- 1 kugelige Millefioriperle M9, 1 tonnenf., gerippt, dun- gie steht immer noch aus89. kelblau luz. und Reste einer zweiten, 2 tonnenf. Bronze- Wie bereits erwähnt, fehlt für Petting der Nach- perlen, zwischen re. Beckenschaufel und re. Ellbogen. weis einer Bestattung in Vierfibeltracht. Laut der oben b9) 1 Glasperle, langzylindr., rotbraun mit weißem, um- abgebildeten Übersicht der Fibelgräber von Petting sind laufenden Zickzackband, innen li. Oberarm. von den insgesamt neunzehn Fibeln siebzehn aus Silber. b10) Durchlochte römische Bronzemünze auf dem Die nicht gerade umfangreiche Fibelausstattung ist also Brustbein, 7 cm östlich des Kinns. keinesfalls Merkmal einer mangelnden Wirtschafts- d) Bronzeschnalle mit ovalem Bügel und eingesatteltem kraft der Pettinger Bevölkerung im Frühmittelalter. Kolbendorn, Br. 3,5 cm, Dorn nach S., oben an der re. Damit dürfte klar werden, weshalb die Nekropole Beckenschaufel. von Petting so eine enorme Bedeutung für die Wissen- c1) Rundstabiger Eisenring. Dm. 4,9 cm am linken schaft besitzt. Sie ist wohl die einzige komplett und mo- Handgelenk. dern ergrabene Fundstelle aus dem urbanen Einfluss- Zum Gürtelgehänge gehören wahrscheinlich: gebiet Salzburgs, die uns für eine wirtschaftliche und e) Eisenschere in 3 Fragm. L. 15,8 cm, außen am li. kulturelle Auswertung der gesamten Region zur Verfü- Oberschenkel, Spitze nach W. gung steht. f) Eisenmesser. L. 15,6 cm, außen am li. Oberschenkel, Franz Weindauer östlich von e), Spitze nach O. g) Doppelkonischer Spinnwirtel aus Ton. H. 1,1 cm, au- ßen am li. Unterschenkel. h1–2) stäbchenförmiges Bronzefragment. L. 3,7 cm und Katalog der Grabfunde runder, kugeliger, eiserner Nietkopf, Dm. 3 cm, direkt östlich des Spinnwirtels. c2) Bandförmiger Bronzering. H. 2,1 cm; Dm. 3,3 cm; Die Maße der Grabgrube wurden auf der Grabsohle ge- östlich des linken Fußes. nommen, Osten ist auf den Abbildungen immer unten. Die Perlen sind, sofern nicht anders angegeben, aus Glas, wobei ein opakes Erscheinungsbild selbstverständlich Grab 173 ist und nur ein transluzides erwähnt wird. Millefiori-, Gestreckte Rückenlage, Kopf im W, linke Hand auf dem Reticella- und Schlierenperlen werden nicht im Detail Becken, im Oberkörperbereich durch Beraubung stark beschrieben, sondern mittels der von U. Koch anhand gestört. – Inv. Nr. 2011,4773. der Gräberfelder von Schretzheim und Pleidelsheim er- a) Eiserne Spatha, südlich am Körper, Spitze nach W, arbeiteten Typologie klassifiziert90. Griff etwa in Schulter-, Spitze in Kniehöhe. Die Beschreibung der Beigaben orientiert sich an b) Eisenmesser. L. 14 cm, westlich des rechten Becken- der Lage im Grab (Kopf-/Fußlage). Die Bezifferung bei knochens, Spitze nach NO. der Inventarisierung erfolgte jedoch bisweilen nach Objektgruppe, weshalb es im Katalog in der Abfolge zu Trennungen kommen kann, vgl. z. B. Grab 172 für c1) 87 Eine Übersicht zum Forschungsstand der Salzburger Stadtne- und c2). Die unrestaurierten Fibeln sind fotografisch kropole bietet bislang nur Weindauer 2012, 227–229. 430 f. und im Röntgenbild dokumentiert. mit einer Zusammenfassung der bisher veröffentlichten Lite- ratur S. 560. Zuletzt erschienen sind: R. Kastler/B. Tober, SG Salzburg, KG Stadt Salzburg, Abt. Innere Stadt. FÖ 42, 2003, 728 f.; Dies., Eine vergoldete Scheibenfibel. Neue Zeugnisse Doppelgrab 172/173 (Abb. 7) zur Salzburger Siedlungsgeschichte zwischen den Hll. Rupert 1,4 × 2,4 m, Tiefe 1 m, Grab 172 liegt nördlich von und Virgil. In: Das Kunstwerk des Monats 17 Bl. 199, 2004, Grab 173. 1–4; Dies., Frühmittelalterliche Bestattungen aus den Not- grabungen 2003–2004 im Kardinal Schwarzenberg-Haus, der sog. „Domgarage“. Salzburg. Beitr. Mittelalterarchäologie in Österr. 21, 2005, 131–140. Grab 172 88 Knöchlein 1997 u. Bertram 2002. Gestreckte Rückenlage, Kopf im W, linke Hand auf dem 89 vgl. hierzu außerdem: Ronald Knöchlein, Völkerwanderung Becken. – Inv. Nr. 2011,4772. und Bajuwarenzeit im . In: Archäologie beider- a1) S‑Fibel aus Silber, kerbschnittverziert mit je 3 Gra- seits der Salzach. Bodenfunde aus dem Flachgau und Ruper- nateinlagen, Nadelrast nicht abgenutzt. L. 3,1 cm; tiwinkel (Salzburg 1996), 116; F. Moosleitner, Der Flachgau im Frühmittelalter. In: Ebd., 130–136; Ders., IV. Die Merowin- Br. 2,2 cm; Gew. 5,3 g; rechts am Schädel. gerzeit. In: H. Dopsch (Hrsg.), Geschichte Salzburgs (Salzburg a2) S‑Fibel aus Silber, kerbschnittverziert mit je 3 Gra- 1981) 105–121. nateinlagen, Nadelrast nicht abgenutzt. L. 3,1 cm; 90 Koch 1977, 2001.

219 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 7. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 172/173. Grabplan M. 1 : 20; Funde aus Grab 172: a1) a2) Silber, Granate. b)1 – b9) Glas, Bronze. M. 1 : 1.

Grab 174 (Abb. 8) b2–53) Perlen: 1 Millefioriperle, sechsflächig prisma- Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Der rechte Arm und tisch M89, 1 dunkelblau gedr. kugelig mit weißen Fle- das Becken scheinen zu fehlen; das Grab im Oberkör- cken, 2 gedr. kugelig, gerippt, luz. dunkelblau, 1 scheib- perbereich offenbar gestört. 0,9 × 2 m, Tiefe 1 m. – Inv. chenf., luz. dunkelblau, 1 gedr. kugelig gerippt, luz. Nr. 2011,4774. gelbgrün, 1 scheibchenf., luz. hellgrün, 2 scheibchenf., a1) S‑Fibel aus Silber, vergoldet, kerbschnittverziert hellgrün, 1 zylindr., weiß, 1 fünfflächig prismatisch, mit je 3 Granateinlagen, Nadelrast stark abgenutzt. weiß, 4 gedr. kugelig gelb, 11 scheibchen – tonnenf., L. 2,8 cm; B. 1,7 cm; Gew. 5 g. Östlich des Kinns auf dem gelb, 10 scheibchen – tonnenf., rotbraun, 3 scheibchenf., Brustbein, Oberseite oben. rotbraun mit gelber Wellenlinie, 1 scheibchenf., gerippt, a2) S‑Fibel aus Silber, vergoldet, kerbschnittverziert rotbraun mit gelber Wellenlinie, 1 gedr. kugelig, weiß mit je 3 Granateinlagen, Nadelrast stark abgenutzt. mit 2 sich kreuzenden roten Wellenlinien und gelben L. 2,8 cm; B 1,8 cm; Gew. 5,8 g; auf dem re. Rippenbogen, Pünktchen auf den Wellenlinien, 1 gedr. kugelig, dun- Oberseite oben. kelblau luz. mit 2 sich kreuzenden gelben Wellenlinien, b1) Schwarze Glasperle mit verzierter Oberfläche und 1 langzylindr., rot, 1 langzylindr., blau, 2 Bernsteinper- 2 Durchlochungen, Oberseite oben, südl. von a1) im len, 1 Bergkristallperle, 1 gerippte Bronzeperle, fragm., Brustbereich. zur Hälfte erhalten im Schädel/Brustbereich verstreut.

220 Fibelgräber von Petting

Abb. 8. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 174. Grabplan. M. 1 : 20; Funde a1) a2) Silber, vergoldet, Granate. b1) – b53) Glas, Bernstein, Bergkristall, Bronze. M. 1 : 1.

b54) Bronzefragm. L. 2,5 cm, mitten auf der Brust. a1–2) 2 S‑Fibeln aus Bronze, kerbschnittverziert mit je b55) Silberner Haken mit Öse. L. 3,2 cm; Gew. 1,29 g. 5 Granateinlagen, Nadelrast abgenutzt. L. je 3 cm, B. 2,2 Öse im Osten im Rippenbereich. u. 2,3 cm; Gew. 5,5 u. 6,3 g. c) 2 eiserne Fragmente, möglicherweise von einer Gür- b1–46) Perlen: 1 tonnenf. Reticellaperle Schretzheim telschnalle. L. 3 und 2,2 cm, mitten auf der Brust. Gruppe 48,7, 1 gedr. kugelige, Millefioriperle M84, 1 zy- lindr, gelbgrün luz. mit opak gelbem Zickzackfaden und Randfäden, 1 Silberüberfangperle, 19 scheibchenf. Grab 182 (Abb. 9) – gedr. kugelig, gelb, 2 tonnenf., braun, 4 gedr. kugelig – Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Das Skelett fast voll- tonnenf. rotbraun, 6 gedr. kugelig, schwarz, 8 Fragm., ständig erhalten. Da die Grabzeichnung im Bayerischen gedr. kugelig braun, 1 gedr. kugelig, blau luz., 2 Bern- Landesamt für Denkmalpflege nicht auffindbar war, steinperlen (1 fragm.). existieren keine Lagebeobachtungen zu den Beigaben. c) Gürtelschnalle aus Bronze mit rechteckigem Bügel 1 × 2,2 m, Tiefe 1,77 m. – Inv. Nr. 2011,4782. und festem, rechteckigem Beschlag. Br. 2,9 cm.

221 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 9. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 182. Funde a1) a2) Bronze, Granate. b1) – b46) Glas, Bernstein. M. 1 : 1.

Grab 190 (Abb. 10) den, in O‑W‑Ausrichtung direkt nördlich der Gürtel- Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Nur noch der rechte schnalle. Zum Gürtelgehänge in Kniehöhe außen neben Ober- und Unterarm sowie beide Oberschenkel, Schien- dem li. Knie gehörten. und Wadenbeine samt Fußknochen und geringe Res- c1) Rundstabiger Bronzering, max. Dm. 5,5 cm. te des rechten Beckens in Originallage befindlich. Der c2) Rundstabiger Bronzering, max. Dm. 6 cm. Brustbereich dagegen durch Beraubung komplett ge- c3) Weitere Fragmente des Beinkammes (f). stört, dort befanden sich verlagerte Beckenschaufel, c4) Eisenfragm. Schädel und Langknochenfragmente. Grab 190 wird fast d1–3) organische Reste. deckungsgleich von Grab 180 überlagert und wurde of- g) Bergkristallkugel. Dm. 2,9 cm zwischen den Knien. fenbar im Zuge dessen Anlage beraubt. h) Doppelkonischer Spinnwirtel aus Ton. H. 1,6 cm, 1,0 × 2,3 m, Tiefe 1,55 m. – Inv. Nr. 2011,4790. zwischen den Füßen. a1) Bügelfibel aus vergoldetem Silber, mit rechteckiger Kopfplatte, drei seitlichen und fünf zentralen Knöpfen, ovaler Fußplatte mit einzoniger Kerbschnittfläche und halbrund zulaufendem Tierkopffuß, Nadelrast deutlich Grab 311 (Abb. 11) abgenutzt. L. 7,2 cm; Br. 3,6 cm; Gew. 26,5 g. Zwischen Wahrscheinlich gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Le- den Oberschenkeln nahe am li. Oberschenkel, Kopfplat- diglich die Unterschenkel- und Fußknochen befanden te nach O. sich noch in situ, alle anderen Knochen durch Berau- a2) Bügelfibel aus vergoldetem Silber wie a1), Nadelrast bung stark verworfen; im westlichen Teil der Grabgrube deutlich abgenutzt. L. 7,2 cm; Br. 3,6 cm; Gew. 26,9 g. In befand sich ein weiterer Schädel. gleicher Ausrichtung direkt östlich von a1). 0,8 × 1,7 m, Tiefe 1,38 m. – Inv. Nr. 2011,4911. Im gestörten Oberkörperbereich lagen: b1) Glasperle, a) S‑Fibel aus Bronze, kerbschnittverziert, Nadelrast ab- gedr. kugelig, gelb; e2) runder Bronzeniet, Dm. 0,9 cm. genutzt. L. 2,9 cm; Br. 1,9 cm; Gew. 7,4 g; im ehemaligen Im gestörten Bauchbereich fanden sich noch e3) Bron- Brustbereich. zebeschlag mit Stiftöse, rund mit 2 geraden Fortsätzen, b) Mehrere Fragm. einer eisernen Gürtelschnalle mit L. 1,8 cm; i) Eisenfragment und f) Fragmente eines zwei- ovalem Bügel im ehemaligen Beckenbereich, Bügelbr. zeiligen Dreilagenkammes aus Knochen, Griffleiste mit ca. 4 cm, Dorn in N‑S‑Richtung. Kreisaugen, Halbkreisbögen und Linien verziert. e1) Gürtelschnalle aus Bronze mit ovalem rundstabigen Bügel und Eisendorn, Br. 3,6 cm; auf der rechten Be- ckenschaufel, Dorn in N‑S‑Richtung. Grab 340 (Abb. 12) b2–6) Perlen: 1 gedr. kugelig, gelb, 1 fünfflächig prisma- Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Im SO geringfügi- tisch, gelb, 1 gedr. kugelig rotbraun, 1 tonnenf., weiß, ge Überlagerung mit dem gestörten Grab 338. Grab 340 1 langzylindrisch, braun mit umlaufendem Wellenfa- scheint jünger zu sein.

222 Fibelgräber von Petting

Abb. 10. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 190. Grabplan. M. 1 : 20; Funde a1) a2) Silber, vergoldet. b1) – b6) Glas. M. 1 : 1.

223 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 11. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 311. Grabplan. M. 1 : 20; Fund a) Bronze M. 1 : 1.

0,55 × 2 m, Tiefe 1,57 m. – Inv. Nr. 2011,4940. Grab 361 (Abb. 13) a1) Tierfibel aus Silber, kerbschnittverziert, Nadelrast Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Der linke Arm ist deutlich abgenutzt. L. 2,5 cm; Br. 1,7 cm; Gew. 5,6 g. Auf durch den Baggereinsatz verzogen. der Brust. 0,65 × 1,95 m, Tiefe 1,22 m. – Inv. Nr. 2011,4961. a2) Granatscheibenfibel, Silber, mit 12 Granateinlagen. a1) S‑Fibel aus vergoldetem Silber, kerbschnittverziert Dm. 2,8 cm; Gew. 8,9 g. Rechts am Kinn. mit 3 Granateinlagen, Nadelrast deutlich abgenutzt. b1–111) Perlen: 13 Bernstein, 1 langzylindrisch, grau- L. 2,7 cm; Br. 1,9 cm; Gew. 6,9 g. Auf der Brust, Nadel in grün, 2 langzylindrisch, dunkelblau luz., 1 langzylin- O‑W‑Richtung. drisch, 5 Silberüberfangperlen, 1 gedr. kugelig gelb, a2) S‑Fibel aus vergoldetem Silber, kerbschnittverziert 37 scheibchenf. gelb, 1 gedr. kugelig rotbraun, 29 scheib- mit 3 Granateinlagen, Nadelrast deutlich abgenutzt. chenf. rotbraun, 12 Miniaturperlchen, schwarz, 4 scheib- L. 2,8 cm; B. 1,9 cm; Gew. 5,9 g. Direkt am Hals. chenf., leuchtend grün, 4 gedr. kugelig, dunkelblau luz., b1–16) Perlen: 3 Bernsteinperlen (1 fragm.), 4 gedr. ku- 4 spindelförmige Millefioriperlen, 2 polyedrische Mille- gelig rotbraun, 2 kurz zylindr., rotbraun, 1 gedr. kugelig, fioriperlen M 95, eng am Hals anliegend. weiß mit 3 grünen Punkten, 1 scheibchenf., schwarz mit c1.11) mehrere Metallteile im Beckenbereich: rundsta- weißem Wellenband, 1 gedr. kugelig, weiß mit 3 schwar- biger Bronzering Dm. 5 cm; bandförmiger Eisenring zen Punkten, 1 gedr. kugelig, gerippt, honiggrün. 3 Sil- Dm. 5 cm; weitere Reste von eisernen Ringen bzw. Ket- berüberfangperlen. tengliedern. c) fragmentierte ovale Gürtelschnalle aus Eisen, Maße c2–10) Perlen: 2 scheibchenf., dunkelblau luz., 1 gedr. nicht bestimmbar, auf der rechten Beckenschaufel. kugelig, gerippt, dunkelblau luz., 1 scheibchenf., gelb- grün luz., 1 gedr. kugelig, gerippt, hellgrün, 2 scheib- chenf., dunkelblau luz. mit gelbem Wellenfaden, 1 Mille- fioriperle, gedr. kugelig M 77, 1 Millefioriperle, sechsflä- Grab 377/378 (Abb. 14) chig zylindr. M 59, in O‑W‑Reihung direkt südlich der 1,2 × 2,05 m, 0,9 m tief. Grab 378 liegt nördlich von 377. Wirbelsäule im Bauchbereich. c12) Durchbohrte Bronzescheibe. Dm. 2,3 cm rechts auf der Brust. c13) Mehrere Eisenfragmente. Max. L. 3 cm, rechts auf Grab 377 der Brust. Gestreckte Rückenlage, Kopf im W, linke Hand auf dem Becken. Kopf- und Brustbereich wirken leicht gestört, Schädelfragmente sind nach Norden verlagert. Eine Be- raubung kann nicht ausgeschlossen werden.

224 Fibelgräber von Petting

Abb. 12. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 340. Grabplan. M. 1 : 20; Funde a1) a2) Silber, Granate. b1) – b111) Glas, Bernstein. c2) – c10) Glas. M. 1 : 1.

225 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 13. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 361. Grabplan. M. 1 : 20; Funde a1) a2) Silber, vergoldet, Granate. b1) – b16) Glas, Bernstein. M. 1 : 1.

Inv. Nr. 2011,4977. d2) 3 Eisenfragmente im Beckenbereich. L. 2,7; 2,8 u. a) Bügelfibel aus vergoldetem Silber, mit halbrunder 3,5 cm. Kopfplatte mit 10 Knöpfen, ovaler Fußplatte mit ein- e) Schildförmiger Zierniete aus Silber. L. 1,8 cm; zoniger Kerbschnittfläche und massivem Tierkopffuß Gew. 2,14 g. Östlich des re. Fußes. mit geradem Abschluss, Nadelrast nicht abgenutzt. L. 10,4 cm; Br. 4,1 cm; Gew. 39,1 g. Innen am li. Ober- schenkel, Kopfplatte nach O. Grab 378 b) S‑Fibel aus vergoldetem Silber, kerbschnittver- Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. ziert, Nadelrast stark abgenutzt. L. 2,4 cm; Br. 1,7 cm; Inv. Nr. 2011,4978. Gew. 3,9 g. Nördlich des li. Oberarms, verlagert. a1–43) 3 Silberüberfangperlen, 7 gedr. kugelig gelb Folgende Objekte lagen in O‑W‑Richtung mitten auf der (1 fragm.), 7 gedr. kugelig bis scheibchenf., hellgrün, Brust: 8 gedr. kugelig bis scheibchenf. rotbraun, 2 Bernstein- c1) Melonenperle, hellgrün luz., c2) fragm. Millefio- perlen, 16 Miniaturperlen, dunkelbraun – schwarz, im riperle, nicht abgebildet, c3) bandförmiger Fingerring Halsbereich. mit Ritzverzierung aus Silber, Dm. 2,1 cm; Gew. 4,52 g, a44–47) 4 große Perlen: 1 scheibchenf., hellgrün luz., c4) 1 Perle, kurz zylindr., braun, 2 gelbe Randstreifen 1 tonnenf., hellgrün luz. 2 kugelige Millefioriperlen und stark verzogene weiße Fadenauflage Schretz- M27, zwischen den Oberschenkeln. heim Gruppe 58,12, c9) Rundstabiges Eisenringchen, b) Ovale eiserne Gürtelschnalle, Br. 4 cm, mitten im Be- Dm. 1,5 cm. cken. Im Beckenbereich, in der Nähe der linken Hand fanden c) Eisenmesser, L. noch 10,8 cm, innen auf dem re. Be- sich: cken. c6) 2 Perlen: 1 keltische Augenperle, gelb mit weiß-blau- d) Eisenfragm., L. noch 5,3 cm, zwischen den Ober- em Auge, 1 scheibchenf. blaugrün luz., fragm. (nicht ab- schenkeln. gebildet), c7) Römische Bronzemünze, c8) Rundstabiger e1–2) 2 kleine Eisenschnallen mit ovalem Bügel, Br. je Eisenring, Dm. 4,5 cm. 1,8 cm, zwischen den Oberschenkeln. c5) 1 großer Glaswirtel, hellgrün mit weißer Fadenauf- lage, Dm. 4,7 cm, zwischen den Knien. d1) Eiserne Gürtelschnalle mit ovalem Bügel, Br. 4 cm, im Beckenbereich, Dorn in N‑S‑Richtung.

226 Fibelgräber von Petting

Abb. 14. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 377/378. Grabplan M. 1 : 20; Funde aus Grab 377: a) b) Silber, vergoldet. c1) c4) – c6) Glas. M. 1 : 1.

227 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 15. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 388. Grabplan M. 1 : 20; Funde a) Bronze, Granate. b1) – b44) d) Glas, Bernstein, Bronze, Perlmutt. M. 1 : 1.

228 Fibelgräber von Petting

Abb. 16. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 459. Grabplan M. 1 : 20; Funde a) b) Silber. c1) – c19) Glas. M. 1 : 1.

Grab 388 (Abb. 15) lig rotbraun, 4 gedr. kugelig, gelb, 1 fünfflächig pris- Gestreckte Rückenlage, Kopf im W, Schädel leicht nach matisch, gelb, 2 fünfflächig prismatisch, grün, 1 fünf- W verlagert. flächig prismatisch, rotbraun, 1 doppelkonisch weiß, 0,6 × 2,0 m, 1,14 m tief. 1 doppelkonisch rotbraun, 1 scheibchenf., honigfarben Inv. Nr. 2011,4988. luz., 2 Bronzeblechhülsen, 2 Bernsteinperlen, 1 Perl- a) S‑Fibel aus Bronze, kerbschnittverziert mit mindes- muttscheibchen, 1 profilierte Bronzeperle. tens 7 flächigen Granateinlagen, Nadelrast nicht abge- b45–47) 3 gelochte römische Bronzemünzen im linken nutzt, L. 3,6 cm, B. 3 cm, 14,9 g; direkt südlich am Hals. Bauchbereich. b1–44) Perlen: 2 zylindr, rot, Schretzheim Gruppe 58,2, c) rundstabiger Kolbenarmring aus Bronze, 1 kugelig, rot, Schretzheim Gruppe 55, 3,2 zylindr, rot, Dm. 6 × 6,6 cm; am linken Handgelenk. Schretzheim Gruppe 58,7, 1 kugelig, braun mit weißer Zwischen den Oberschenkeln lagen folgende Gegen­ und roter Fadenauflage, durch Einstiche verzogen, gel- stände: be Rand und Mittellinien, 2 kurz zylindr. rot mit weißen d) 2 Perlen, gedr. kugelig gelb. Schlieren, gelbe Rand- und Mittellinien, 2 scheibchenf., e) zweizeiliger Dreilagenkamm aus Bein, die Griffplatte rotbraun mit gelbem Wellenfaden, 1 scheibchenf., rot­ fischgrätartig verziert; dazu teile eines Futterals, ver- braun mit weißem Wellenfaden, 2 gedr. Kugelige Mille- ziert mit kreisaugengefüllten Kreisbögen. fioriperlen M27, 1 zylindr., rotbraun mit gelbem Wellen- f) Eisenmesser, L. 14,5 cm. faden, 2 spindelf. Millefioriperlen M96, 3 polyedrisch, Nördlich des linken Knies befanden sich folgende Ge- grün mit 4 rot-weiß-blauen Millefioriaugen Schretz- genstände: heim Gruppe 9,3 (eine davon fragm.), 2 siebenflächig g1) Bronzeblechhülse, L. 1,7 cm. prismatische Millefioriperlen M88, 1 lang­zylindr. weiß g2) Rundstabiger Bronzering, Dm. 2,7 cm. mit rotbrauner und schwarzer, umlaufender Fadenauf- g3) Eisenfragmente von Ringen oder Kettengliedern; lage, 1 langzylindr. rotbraun mit eng gekreuzten weißen tropfenförmiges Bronzeblechfragment mit senkrechter Wellenfäden und schwarzen Mittelpunkten, 1 quaderf., Schlitzung und bandförmigem Querschnitt, L. 3,5 cm. dunkelgrün, 1 gedr. kugelig hellgrün, 1 gedr. kugelig, g4) durchbrochen gearbeiteter Riemendurchzug aus dunkelgrün, 1 quaderf. dunkelblau luz., 1 gedr. kuge- Bronze, Br. 2,2 cm.

229 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Abb. 17. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 625. Grabplan M. 1 : 20; Funde a) Silber, vergoldet, Granate. b41) – b44) Glas, Bernstein.

Grab 459 (Abb. 16) kugelig braun, 2 gedr. kugelig grün, 1 Doppelperle, gedr. Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Lediglich die oberen kugelig, schwarz; im Halsbereich. und unteren Extremitäten liegen in situ, die Knochen des d) eiserne Gürtelschnalle mit rechteckigem, geschweif- Bauch/Beckenbereiches scheinen weitgehend vergangen ten Bügel. Max. Br. 3,8 cm, im Beckenbereich. zu sein, der Schädel ist verworfen. Eine Beraubung kann nicht sicher ausgeschlossen werden. 0,55 × 1,9 m, 1,81 m tief. – Inv. Nr. 2011,5059. a) S‑Fibel aus Silber, kerbschnittverziert mit 2 verlore- Grab 625 (Abb. 17) nen Granateinlagen, Nadelrast nicht erhalten. L. 2,8 cm, Gestreckte Rückenlage, Kopf im W, das Skelett ist sehr Br. 2 cm, Gew. 3,1 g; auf der Brust. schlecht erhalten. b) Körbchenohrring aus Silber vom Typ Allach-Unter- 0,65 × 1,95 m, Tiefe 1,41 m. – Inv. Nr. 2011,5225. menzing, Dm. des Reifes 3 × 3,2 cm, Körbchenl. 0,9 cm; a) Vierpassfibel aus vergoldetem Silber, kerbschnittver­ Gew. 4,5 g; nördlich an den Schädelknochen (Abb. 4). ziert mit 5 Granateinlagen, Nadelrast deutlich abge- c1–19) Perlen: 4 tropfenförmig, dunkelblau luz, 1 ku- nutzt, Dm. 2,4 cm, Gew. 4,9 g; direkt am Hals nördlich gelf., dunkelblau luz., 1 quaderf., dunkelblau luz., des Schädels. 2 langzylindr., dunkelblau luz., 2 gedr. kugelig, gelb b1–41) Perlen: 1 Bernsteinperle, 4 Silberüberfangperlen, und ein Fragm., gelb, 3 gedr. kugelig, rotbraun, 1 gedr. 4 scheibchenf., gelb, 1 tonnenf., gelb, 1 Doppelperle,

230 Fibelgräber von Petting

Abb. 18. Petting, Lkr. Traunstein. Grab 630/631. Grabplan M. 1 : 20; Funde aus Grab 630: a) Silber, vergoldet, Granat. b1) – b31) Glas, Bernstein, Amethyst. g2) – g4) Glas. M. 1 : 1.

kurz zylindr., gelb, 7 scheibchenf., rotbraun, 7 gedr. ku- d) Eisenmesser, L. 14,7 cm, außen neben dem li. Ober- gelig, rotbraun, 1 Doppelperle, gedr. kugelig schwarz, schenkel. 3 Miniaturperlen, gedr. kugelig, schwarz, 1 kurz zylindr., e1) Rundstabiger Eisenring, Dm. 3,7 cm, am Messer- grün luz., 8 gedr. kugelig, leuchtend grün, 1 polyedr. griff. Millefioriperle, fragm., M 95; im Halsbereich. e2) Rundstabiger Eisenring, Dm. 3,8 cm, an der Messer- b 42–44) 1 gedr. kugelige Millefioriperle M 34, 1 tonnenf., spitze. rotbraun, ehemals Fadenauflage in gelb, Muster nicht e3) Bronzeblech, L. 2,5 cm, außen neben dem li. Unter- erkennbar, 1 gedr. kugelig rotbraun, ehemals Fadenauf- schenkel. lage, Muster nicht erkennbar, innen am li. Ellbogen. c1) Ovale Bronzeschnalle mit flachem Bügel, Br. 2 cm, innen am re. Unterschenkel. Grab 630/631 c2) Hülsenförmige Riemenzunge aus Silber, L. 3,9 cm, 1,3 × 2,15 m. Tiefe 1,51 m. Gew. 4,88 g, außen am li. Unterschenkel. Unter Grab 628 angelegt, Grab 631 liegt nördlich von Zum Gehänge gehörten: Grab 630.

231 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Grab 630 (Abb. 18) e2) Rundstabiger Eisenring, Dm 3,3 cm, außen am li. Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Knochenreste süd- Oberschenkel. lich des Unterarms könnten von einer Kinderbestat- e3) Achterförmiges eisernes Kettenglied, L. 2,7 cm, an tung stammen, sind aber noch nicht anthropologisch der Messerspitze. bestimmt. Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer Inv. Nr. 2011,5230. a) Vogelfibel aus vergoldetem Silber, kerbschnittver- ziert, Nadelrast nicht abgenutzt. L. 2,9 cm; Br. 1,4 cm; Gew. 4,2 g; auf der Brust, Nadel in N‑S‑Richtung. Literaturabkürzungen b1–31) Perlen: 3 Bernsteinperlen, 2 doppelkonisch, Bartel/Knöchlein 1993 rotbraun, 5 gedr. kugelig, rotbraun, 2 Miniaturperlen, A. Bartel/R. Knöchlein, Zu einem Frauengrab des sechsten Jahr- schwarz, 3 Silberüberfangperlen, 4 scheibchenf., gelb, hunderts aus Waging am See, Lkr. Traunstein, Oberbayern. Ein 1 kurzzylindr., dunkelgrün luz, 7 gedr. Kugelig, grün Beitrag zur Kenntnis der Frauentracht der älteren Merowingerzeit. luz., 4 Amethystperlen, flach mandelförmig. Germania 71, 1993, 419–439. c1) Bronzeschnalle mit rechteckigem, zweifach vernie- Bertram 2002 tetem Laschenbeschlag, Schnallenbr. 1,9 cm; L. 2,7 cm, M. Bertram, Die frühmittelalterlichen Gräberfelder von Pocking- außen am li. Fuß. Inzing und Bad Reichenhall-Kirchberg (Berlin 2002). c2) Bronzeschnalle wie c1), fragm., am re. Fuß. Bierbrauer 1987 d) eiserne Gürtelschnalle mit eingezogenem, im Quer- V. Bierbrauer, Invillino-Ibligo in Friaul I. Die römische Siedlung schnitt flachen Bügel, Br. 4,5 cm; dabei 2 runde, punz- und das spätantik-frühmittelalterliche Castrum. Münchner Beitr. verzierte Silberniete mit gemeinsamen, schmalrecht- Vor- und Frühgesch. 33 (München 1987). eckigen Gegenblech aus Bronze, Dm. der Niete 1 cm, Bott 1952 Gesamtgew. 2,58 g; mitten im Becken. H. Bott, Bajuwarischer Schmuck der Agilolfingerzeit (München e) Bronzenadel, das obere Ende abgeflacht, im oberen 1952). Schaftdrittel rillenverziert, L. 10 cm; direkt nördlich am Burzler/Höneisen/Leicht/Ruckstuhl 2002 Schädel. A. Burzler/M. Höneisen/J. Leicht/B. Ruckstuhl, Das frühmittelalter- f) zweizeiliger Dreilagenkamm aus Bein; am linken Fuß. liche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Im Bauchbereich lagen: Arch. 5 (Schaffhausen 2002). g1–3) Römische Bronzemünze, 2 Perlen, gedr. kugelig, Codreanu-Windauer 1997 gelb; im linken Beckenbereich befanden sich g4) 1 gedr. S. Codreanu-Windauer, Pliening im Frühmittelalter. Bajuwari- Kugelige Millefiorperle M 27; g5) Fragm. einer gleichsei- sches Gräberfeld, Siedlungsbefunde und Kirche. Materialh. Bayer. tigen Emailscheibenfibel der mittleren Kaiserzeit (frdl. Vorgesch. Reihe A 74 (Kallmünz/Opf. 1997). Bestimmung B. Steidl, Archäolog. Staatsslg. München), Dannheimer 1998 L. 5,1 cm. H. Dannheimer, Das bajuwarische Reihengräberfeld von Aubing, Zwischen den Knien lagen g6–7) 2 rundstabige Eisenrin- Stadt München. Teil 1. Einleitung, Grabungsbefunde, Katalog. Mo- nogr. Prähist. Staatsslg. 1 (Stuttgart 1998). ge, Dm. 7 und 3,5 cm. h) BS eines Glasgefäßes, bläulich. Drauschke 2011 J. Drauschke, Zwischen Handeln und Geschenk. Studien zur Dis- tribution von Objekten aus dem Orient, aus Byzanz und aus Mit- teleuropa im östlichen Merowingerreich. Freiburger Beitr. zur Ar- Grab 631 chäologie des ersten Jahrtausends. Band 14 (Rahden/West. 2011). Gestreckte Rückenlage, Kopf im W. Der li. Arm und der rechte Unterarm fehlen. Fehr/Suhr 2008 H. Fehr/G. Suhr, Das frühe Mittelalter im Landkreis Traunstein. In: Inv. Nr. 2011,5231. G. Kießling/D. Reimann (Hrsg.), Denkmäler in Bayern Band I.22, a1–66) Perlen: 27 scheibchenf. bis gedr. kugelig, rot- Landkreis Traunstein (München 22008) LV–LXIII. braun, 16 scheibchenf., grün, 13 scheibchenf. gelb, Fingerlin 1974 7 gedr. kugelig dunkelblau luz., 3 kurz zylindr. orange, G. Fingerlin, Imitationsformen byzantinischer Körbchenohrringe im Halsbereich a67) 1 gedr. kugelig, gerippt, honigfar- nördlich der Alpen. Fundber. Baden-Württemberg 1, 1974, 596– ben luz. innen am re. Ellbogen (Abb. 5) a68) Gelochte rö- 627. mische Bronzemünze, innen am re. Ellbogen. Geisler 1998 b) Rechteckige Bronzeschnalle mit Beschlag, Schnal- H. Geisler, Das frühbairische Gräberfeld Straubing-Bajuwarenstra- lenbr. 1,5 cm, Beschlagbr. 1,6 cm, außen neben dem li. ße I. Katalog der archäologischen Befunde und Funde. Text- und Knie. Tafelband. Internat. Arch. 30 (Rahden/Westf. 1998). c) Ovale Bronzegürtelschnalle mit ovalem Bügel und Guillaume 1974/75 Dorn mit runder, kreuzverzierter Basis, Br. 3,5 cm, im J. Guillaume, Les Nécropoles mérovingiennes de Dieue/Meuse Becken, Dorn in N‑S‑Richtung. (France). Acta Praehist. et Arch. 5/6, 1974/75, 211 ff. d) Eisenmesser, 7 Fragmente, auf dem li. Oberschenkel Gutsmiedl-Schümann 2010 knapp oberhalb des Knies, Spitze nach O. D. Gutsmiedl-Schümann, Das frühmittelalterliche Gräberfeld e1) Rundstabiger Eisenring, Dm 4,8 cm, innen am li. Aschheim-Bajuwarenring. Materialh. z. Bayer. Vorgesch. A 94 Oberschenkel. (Kall­münz/Opf. 2010).

232 Fibelgräber von Petting

Haas-Gebhard/von Looz 2009 Losert 2003 B. Haas-Gebhard/G. von Looz, Neue Beobachtungen an der Bügel- H. Losert, Altenerding in Oberbayern. Struktur des frühmittelal- fibel aus Altenerding Grab 512. Arch. Korrbl. 39, 2009, 579–588. terlichen Gräberfeldes und „Ethnogenese“ der Bajuwaren (Berlin, Bamberg, Ljubljana 2003). Haas-Gebhard 2013 B. Haas-Gebhard, Unterhaching. Eine Grabgruppe der Zeit um Marti 1990 500 n. Chr. bei München. Abhandl. u. Bestandskat. Arch. Staatsslg. R. Marti, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Saint-Sulpice VD München 1 (München 2013). (Lausanne 1990).

Hannibal-Deraniyagala 2007 Martin 1987 A. S. Hannibal-Deraniyagala, Das bajuwarische Gräberfeld von M. Martin, Beobachtungen an den frühmittelalterlichen Bügelfi- Künzing-Bruck, Lkr. Deggendorf. Bonner Beitr. vor- u. frühgesch. beln von Altenerding (Oberbayern). BVbl. 52, 1987, 269–280. Arch. 8 (Bonn 2007). Martin 1991 Heege 1987 M. Martin, Tradition und Wandel der fibelgeschmückten früh- A. Heege, Grabfunde der Merowingerzeit aus Heidenheim-Großku- mittelalterlichen Frauenkleidung. Jahrb. RGZM 38, 1991 (1995) chen. Materialh. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 9 (Stutt- 629–680. gart 1987). Reich 2002 Keim 2007 Y. Reich, Die Perlen, In: Burzler u. a. 2002, 233–269. St. Keim, Kontakte zwischen dem alamannisch-bajuwarischen Raum und dem langobardenzeitlichen Italien. Internat. Arch. 98 Reimann 1991 (Rahden/Westf. 2007). D. Reimann, Byzantinisches aus dem Rupertiwinkel – Zum Ohr- Knaut 1993 ringpaar von Petting, Landkr. Traunstein, Oberbayern. Arch. Jahr M. Knaut, Die alamannischen Gräberfelder von Neresheim und Kö- Bayern 1991, 143–145. singen, Ostalbkreis. Forschungen und Ber. zur Vor- und Frühgesch. Riemer 2000 von Baden-Württemberg 48 (Stuttgart 1993). E. Riemer, Romanische Grabfunde des 5.–8. Jahrhunderts in Itali- Knöchlein 1997 en. Internat. Arch. 57 (Rahden/Westf. 2000). R. Knöchlein, Studien zur Archäologie der Merowingerzeit im Ru- Roosens 1980a pertiwinkel (ungedr. Diss. München 1997). H. Roosens, Le sous-sol archéologique de l’église Saint Piat à Tour- Knöchlein 1998 nai. Arch. Belgica 222 (Brüssel 1980) 47–71. R. Knöchlein, Das Reihengräberfeld von Waging am See (Waging 1998). Sage 1984 W. Sage, Das Reihengräberfeld von Altenerding in Oberbayern Knöchlein 2002 1. Katalog der anthropologischen und archäologischen Funde und R. Knöchlein, Der älteste Fibelbestand des Reihengräberfeldes von Befunde. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 14 (Berlin Waging am See, Ldkr. Traunstein, Oberbayern. Arch. Korrbl. 32, 1984). 2002, 433–446. Sasse/Theune/Vach 1996 Knöchlein/Reimann 1992 B. Sasse/Cl. Theune/W. Vach, Perlen als Leittypen der Merowinger- R. Knöchlein/D. Reimann, Ein Reitergrab des 7. Jahrhunderts aus zeit. Germania 74, 1996, 187–231. Petting, Landkr. Traunstein, Oberbayern. Arch. Jahr Bayern 1992, 125–128. Schulze-Dörlamm 1990 M. Schulze-Dörlamm, Die spätrömischen und frühmittelalterli- Koch 1998 chen Gräberfelder von Gondorf, Gem. Kobern-Gondorf, Kr. Mayen- A. Koch, Bügelfibeln der Merowingerzeit im westlichen Franken- Koblenz. Germ. Denkmäler der Völkerwanderungszeit B 14 (Stutt- reich. Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Forschungsinst. gart 1990). für Vor- und Frühgesch. Monogr. Band 41 (Mainz 1998). Thiry 1939 Koch 1968 G. Thiry, Die Vogelfibeln der germanischen Völkerwanderungs- U. Koch, Die Grabfunde der Merowingerzeit aus dem Donautal um zeit. Rhein. Forsch. zur Vorgesch. Band III (Bonn 1939). Regensburg. Germ. Denkmäler der Völkerwanderungszeit A 10 (Berlin 1968). Trier 2002 Koch 1977 M. Trier, Die frühmittelalterliche Besiedlung des unteren und U. Koch, Das Reihengräberfeld bei Schretzheim. Germ. Denkmäler mittleren Lechtals nach archäologischen Quellen. Materialh. Bay- der Völkerwanderungszeit A 13 (Berlin 1977). er. Vorgesch. A 84 (Kallmünz/Opf. 2002). Koch 2001 Vielitz 2003 U. Koch, Das alamannisch-fränkische Gräberfeld bei Pleidelsheim. K. Vielitz, Die Granatscheibenfibeln der Merowingerzeit. Europe Forschungen und Ber. zur Vor- und Frühgesch. in Baden-Württem- médiévale 3 (Montagnac 2003). berg 60 (Stuttgart 2001). Weindauer 2012 Kühn 1974 F. Weindauer, Die frühmittelalterliche Besiedlung des südlichen H. Kühn, Die germanischen Bügelfibeln der Völkerwanderungs- Oberbayerns, des Salzburger Flach-, Tennen- und Pongaus, sowie zeit. II. Teil: Die germanischen Bügelfibeln der Völkerwanderungs- des Tiroler Inntals vom 6. bis zum 8. Jahrhundert nach Christus zeit in Süddeutschland (Graz 1974). (Dissertationsdruck, München 2012). Leithäuser 2011 Werner 1935 U. Leithäuser, Das merowingische Gräberfeld von Dirmstein, Kreis J. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde. Germ. Denkmä- Bad Dürkheim (Bonn 2011). ler der Völkerwanderungszeit 3 (Berlin, Leipzig 1935).

233 Brigitte Haas-Gebhard und Franz Weindauer

Werner 1962 Abbildungnachweis J. Werner, Die Langobarden in Pannonien. Beiträge zur Kenntnis Abb. 1: Kartengrundlage Archäolog. Staatsslg. München (Aus- der langobardischen Bodenfunde vor 568. Abhandl. Bayer. Akad. schnitt). der Wiss. Heft 55 (München 1962). Abb. 2: B. Haas-Gebhard. Wührer 2000 Abb. 3: nach: Fehr/Suhr 2008, LXI mit Ergänzungen. B. Wührer, Merowingerzeitlicher Armschmuck aus Metall. Europe Abb. 4: Foto: St. Friedrich, Archäolog. Staatsslg. München. Médiévale 2 (Montagnac 2000). Abb. 5: nach Knöchlein 1998, 83 Abb. 49. Abb. 6: Kartengrundlage nach Topographischer Atlas Bayern (Mün- Wührer 2002 chen 1968) 285 (Ausschnitt). B. Wührer, Zu einem außergewöhnlichen Bügelfibelpaar von Erpf- Abb. 7–18: Grabzeichnungen: Bayer. Landesamt f. Denkmalpfl.; ting. BVbl. 67, 2002, 133–146. Grafische Umsetzung und Montage der Abbildungen Dr. G. ­Sorge; Zintl 2004/05 Röntgenbilder: P. Albert; Fotos: St. Friedrich, alle Archäolog. St. Zintl, Das frühmerowingische Gräberfeld von München-Per- Staatsslg. München. lach. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 45/46, 2004/2005, 281–370.

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