Kratologische Überlegungen Zur Wechselwirkung Von Ordentlicher Gewalt Und Systemoppositioneller Gewalt
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Kratologische Überlegungen zur Wechselwirkung von ordentlicher Gewalt und systemoppositioneller Gewalt vorgelegt von Reinhard Höntzsch Hoheloh 10 46348 Raesfeld-Erle eigereicht am Fachbereich Sozialwissenschaften Universität Osnabrück zur Erlangung des akademischen Grades Dr. phil. Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 1. Die Entwicklung des staatlichen 5 Gewaltmonopols in Deutschland 1.2 Die Entwicklung und Entstehung des 32 Rechtsstaats in Deutschland 2. Definitionen und Erklärungen des 47 Phänomens "Terrorismus" 3. Die Institutionalisierung der 58 Politischen Justiz 3.1 Die Bundesregierung 63 3.2 Verfassungsschutz und Polizeilicher 66 Staatsschutz 3.2.1 Der Verfassungsschutz 67 3.2.2 Der Polizeiliche Staatsschutz 88 3.3 Das Gerichtswesen der Bundesrepublik Deutschland 93 3.3.1 Die ordentlichen Gerichte 94 3.3.1.1 Die Amtsgerichte 94 3.3.1.2 Die Landgerichte 95 3.3.1.3 Die Oberlandesgerichte 97 3.3.1.4 Der Bundesgerichtshof 98 3.3.1.5 Das Bundesverfassungsgericht 99 3.3.1.6 Die anderen Gerichte 100 3.3.2 Die Staatsanwaltschaften 101 4. Die Bekämpfung von politischen Gegnern in der Bundesrepublik Deutschland: Die politisch justizielle Auseinandersetzung der Adenauer-Regierung mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 106 4.1 Das Legitimationsproblem der Politischen Justiz 110 5. Die Studentenbewegung der 60er Jahre 121 5.1 Die Außerparlamentarische Opposition (APO) in der BRD 121 5.2 Der studentische Protest in der BRD 124 5.3 Das Vorgehen von Universitätsleitung, Politik, Justiz und Polizei 137 6. Die Bürgerinitiative (BI) 140 6.1 Entstehung, Entwicklung und Ziele der Bürgerinitiativen 141 6.2 Die "Zielpartner" und Arbeitsformen der Bürgerinitiativen 146 6.3 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei gegen die Bürgerinitiativen 148 7. Die Rote Armee Fraktion (RAF) 154 7.1 Der historische Kontext 155 7.2 Die Anfänge der RAF 161 7.3 Die Schriften der RAF 171 7.3.1 Die erste RAF-Schrift: "Rote Armee Fraktion - Das Konzept Stadtguerilla" 172 7.3.1.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 179 7.3.2 Die zweite RAF-Schrift: "Rote Armee Fraktion - Stadtguerilla und Klassenkampf" 183 7.3.2.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 186 7.3.3 Die dritte RAF-Schrift: "Die Aktion des Schwarzen September in München - Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes" 189 7.3.3.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 196 7.3.4 Die vierte RAF-Schrift: Guerilla, Widerstand und antiimperialistische Front 207 7.3.4.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 212 7.3.4.2 Zusammenfassende Übersicht über die Entwicklung der RAF und deren politisch motivierte Straftaten 215 7.4. Die "Bewegung 2. Juni" 228 7.4.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 233 7.5 Die Revolutionären Zellen (RZ) 235 7.5.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 243 7.6 Die Autonomen 244 7.6.1 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei 251 7.7 Das Vorgehen von Politik, Justiz und Polizei gegen politisch motivierte Straftaten 252 8. Die "Kinkel-Initiative" 262 8.1 Die Reaktion der RAF auf die politische Situation ab 1992 und auf die "Kinkel-Initiative" 269 8.2 Die Reaktionen aus Politik, Justiz und Polizei auf die "Kinkel-Initiative" 278 8.3 Das Scheitern der "Kinkel-Initiative" 291 9. Die gesetzgeberischen Konsequenzen im Rahmen der Inneren Sicherheit 299 9.1 Die Veränderung des Feindbildes in der Bundesrepublik Deutschland 300 9.2 Das "Antiterrorismus"-Konzept der NATO und westeuropäischen Staaten 306 9.3 Die Law-and-Order Mentalität der Bundesregierung 317 9.3.1 Die "Innere Sicherheitswahrung" in der Bundesrepublik Deutschland 327 10. Der Staatsschutz und seine Rolle bei der Bekämpfung des politischen Extremismus 332 10.1 Das Bundeskriminalamt (BKA) 337 11. Die Entwicklung und Qualität der Polizei in der BRD 353 12. Schluß 365 13. Literaturverzeichnis 374 1 Einleitung In seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit im Polizeidienst ist der Verfasser der vorliegenden Arbeit mehrfach mit politisch motivierten Straftaten sowie deren politischer, justizieller und polizeilicher Verfolgung konfrontiert worden. Fragen nach dem Entstehen politisch motivierter Straf- und Gewalttaten sowie nach dem gesellschaftlichen und politischen Umgangs mit politisch motivierten Straftaten standen dabei für den Verfasser immer wieder im Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Mehrheit der Bevölkerung in der Bundesrepublik lehnt die Anwendung von Gewalt ab. Trotzdem steigt die Zahl der in der Bundesrepublik verübten politisch motivierten Straftaten. 1972 registrierte das Bundesinnenministerium im Verfassungsschutzbericht 252 politisch motivierte Straf- und Gewalttaten (Bundesminister des Innern 1972, 39, 62, 132), 1987 waren es 1630 (Bundesminister des Innern 1987, 83, 128, 138); 1995 wurden vom Bundesinnenministerium 8751 und 1996 17.960 registriert (Bundesminister des Innern 1996, 27, 91, 177). Das Interesse des Verfassers gilt sowohl den Personen, die politisch motivierte Straf- und Gewalttaten begangen haben und deren Begründungen von politisch motivierten Straf- und Gewalttaten. Die meisten Forschungen, z.B. die amerikanischen Studien über "internal wars" und "political violence", die die Entstehungsbedingungen von politischer Gewalt untersuchen, gehen kaum darauf ein, ob staatliche Instanzen durch ihr Verhalten und Vorgehen, gewaltsame Reaktionen hervorrufen bzw. fördern. Nach Meinung des Verfassers muß eine umfassende Theorie der politischen Gewalt auch Aussagen über die Bedingungen und Konsequenzen staatlicher Gewalt treffen können. Wichtig ist es für den Verfasser darzustellen, wie staatliche Instanzen und z.B. Demonstranten aufeinander reagieren. Möglicherweise ergeben sich hieraus Hinweise darauf, ob durch staatliche und politische Reaktionen die Entstehung von Gewaltverhältnissen begünstigt wurde. Um die Kennzeichen von Staatsgewalt darzustellen, wird in einem einführenden Kapitel zunächst die Entstehung, Entwicklung, Bedeutung und Funktion des Gewaltmonopols in Deutschland aufgezeigt. Im Zusammenhang mit der Beantwortung dieser Frage wird herausgearbeitet, wie Mitglieder staatlicher Institutionen Situationen schaffen, die ein Vorgehen und Eingreifen staatlicher Organe rechtfertigen und gleichzeitig die Position des Staates möglichst unangreifbar machen. Hier wird auch 2 zu klären sein, ob der vielbeschworene Rechtsstaat der BRD sich in Krisenzeiten bewährt hat oder er vielleicht doch der Macht der Exekutive weichen mußte. Wie die Träger politischer Macht und staatliche Instanzen seit Bestehen der Bundesrepublik solche Situationen schaffen, wird am Beispiel von Oppositionsbewegungen (Verfolgung der Kommunisten bzw. Kommunistischen Partei Deutschlands, der Außerparlamentarischen Opposition und Studentenbewegung, den Bürgerinitiativen, der Roten Armee Fraktion, der "Bewegung 2. Juni", den Revolutionären Zellen, den Autonomen) aufgezeigt. Am Beispiel der politischen Verfolgung von Kommunisten in der Bundesrepublik in den fünfziger und sechziger Jahren, die mit den Mitteln des Disziplinarrechts und Strafrechts, der Justiz und Polizei, Geheimdiensten, der Diffamierung und Entrechtung von seiten des Staates geführt wurde, soll deutlich werden, wie Politik, Justiz und Polizei mit politischer Opposition umgingen. Die staatlichen und gesellschaftlichen Reaktionen auf die Studentenbewegung in den 60er Jahren und den nachfolgenden "Linksterrorismus" und deren soziale und politische Entstehungsgründe machen es unerläßlich, auf die Außerparlamentarische Opposition (APO) und die Studentenbewegung einzugehen. Deren Bemühungen um die Erkenntnisgewinnung über die Strukturen von Herrschaft und Unterordnung in der Bundesrepublik haben zugleich zu der Frage geführt haben, welche Mittel politischen Handelns, in einer Gesellschaft wie der der Bundesrepublik, angemessen sind. Die Diskussion um die Legitimität und Illegitimität der Gewaltanwendung von "unten" der Außerparlamentarischen Opposition und Studentenbewegung, konfrontiert mit staatlicher, insbesondere polizeilicher Gewalt von "oben" suchte nach einem vertretbaren Konzept für das Verhalten der Teilnehmer und Mitglieder der Außerparlamentarischen Opposition und Studentenbewegung. Wenn auch die Bereitschaft zu gewaltsamen Aktionen von der Opposition zu diesem Zeitpunkt vermehrt verbal geäußert worden ist, war doch die Konfrontation mit der staatlichen Gewalt entscheidender. Inwieweit die Institutionen und Persönlichkeiten von Politik, Justiz und Polizei als Ursache von Gewalt im politischen Geschehen, zur Entstehung von Aggressivität, die sich unter gewissen Bedingungen in gewalttätigen Manifestationen einzelner oder der staatlichen Ordnungsgewalt entlädt, beigetragen haben, soll hier untersucht werden. Es wird darum gehen klarzustellen, daß es sich einerseits um politische Entscheidungen und ihre Auswirkungen auf die Anwendung staatlicher Gewalt und andererseits um die Auswirkungen staatlicher Entscheidungen und 3 Gewaltmaßnahmen auf Charakter und Entwicklung oppositioneller Gewalt handelt. Die Außerparlamentarische Opposition und die Studentenbewegung hatten ihre Fortsetzung in den seit Ende der sechziger Jahre entstehenden Bürgerinitiativen. Der Grund warum die Bürgerinitiativen in diese Arbeit aufgenommen worden sind, liegt in der Tatsache, daß die Bürgerinitiativen in einem Spannungsverhältnis zu den etablierten politischen Kräften und der derzeitigen Form unserer Demokratie stehen. Im Zusammenhang mit Bürgerinitiativen sind zwei Fragen zu erörtern: 1) besteht in unserem gesellschaftlich-politischen System eine Unordnung, die Bürgerinitiativen entstehen läßt (z.B. AKW-Bewegungen) und 2)