Obstkellerinventar

Grundlagen-Untersuchung zur Revitalisierung des traditionellen Domleschger Obstbaus

Ergebnisse der Eigentümerbefragung vom Herbst 1987 1

Justin Winkler, Mai 1988

1. Folgestudie des Humangeographischen Geländepraktikums vom Sommer 1985 in mit Prof. Dr. Lienhard Lötscher, dessen Bericht zum Feldobstbau diesem Dokument unter VI angefügt ist. Inhalt

I Warum diese Aufmerksamkeit für Obstkeller? 2 II Zur Durchführung der Befragung 3 III Einblick in die Obstkeller 5 IV Ausblick 8 Anhang: Tabellen 1-9, Fragebogenmuster 10 IV Der hochstämmige Feldobstbau im Domleschg (Graubünden). 20 Eine Bestandesaufnahme. Zusammenfassung der Berichte des Humangeographischen Praktikums 1985.

I Warum diese Aufmerksamkeit für Obstkeller?

Das obstbauliche Erbe des Domleschgs: kein Grund zu Pessimismus! Warum sind die Schlagzeilen zum traditionellen Obstbau so sehr von negativen Aus- sagen geprägt? Der Artikel der Bündner Zeitung vom 27. Juni 1986 zur Bestandesauf- nahme des Geographischen Instituts der Universität Basel war überschrieben «Stirbt das einst berühmte Domleschger Obst?». Ein halbes Jahr später hiess es in der Zeit- schrift Natürlich (12/1987)«Die Keller sind nicht mehr, was sie einmal waren». Beide Feststellungen sind natürlich nicht unrichtig: Erstere bringt vielleicht die Re- signation vieler – besonders älterer – Leute zum Ausdruck, die den Obstbau ihrer Vä- ter und die landschaftlich so bedeutungsvollen Baumgärten haben niedergehen sehen; letztere kennzeichnet die Situation der relativen Unkenntnis in Bezug auf die klimati- schen Eigenschaften naturgekühlter Kellerräume nach einer Zeit des sorglosen Um- gangs mit Heizenergie. Würde ich nicht an den Wert einer Wiederbelebung des Obstbaus im Domleschg glauben, hätte ich diese Befragung unterlassen müssen. Auf die bisherige Berichterstat- tung und eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema hat es vielfältige Reaktio- nen gegeben. Diese haben gezeigt, dass das Obstbauproblem in allen seinen Facetten – ökologisch, wirtschaftlich, kulturell – nicht nur resigniert, sondern mit einer lebhaften Empfindlichkeit wahrgenommen wird. Für die Zukunft besteht kein Grund zu Pessis- mismus.

Auf dem Weg zur Revitalisierung des Obstbaus Im Mai 1987 hielt in Fürstenaubruck Dr. Karl Stoll (Wädenswil) in einer von der Talplanung Heinzenberg/Domleschg getragenen Veranstaltung einen Vortrag über obstbauliche Fragens. Der Anlass war gut besucht und zeigte, wie das Interesse am Obstbau zwischen Aufbruchstimmung und einer gewissen Mut- und Ratlosigkeit schwankt. Leider war die Saison 1987 wegen der Alternanz der Obstbäume und der viel zu nassen und kühlen Witterung von Frühling und Sommer extrem ertrags- schwach; aus diesem Grund musste die für den Herbst vorgesehene Obstsortenbe- stimmung um ein Jahr verschoben werden. Ich zog daher das ursprünglich als zweite Unternehmung geplante Vorhaben vor, die Grundlagen für das Obstkellerinventar zu schaffen. Der Selbstversorger-Anbau hat die traditionelle Domleschger Obstkultur geprägt. Er wird auch bei deren Wiederbelebung keine untergeordnete Rolle spielen. Ich gehe

2 von der Annahme aus, dass die Lagermöglichkeiten angesichts der veränderten Wohn- und Bauweisen entscheidend dafür mitverantwortlich sind, ob ein Selbstversorger obstbaulich initiativ wird. Die Förderung der Sortenvielfalt, der Obstqualität und zwangsläufig auch der Erntemenge muss von der Förderung der Vermarktung und der Lagermöglichkeiten begleitet werden. Das Obstkellerinventar sollte Anhaltspunkte über Umfang und Qualität der bestehenden Keller liefern.

II Zur Durchführung der Befragung

Informieren und Informationen sammeln Unter dem Begriff Obstkellerinventar darf man nicht ein in irgendeiner Weise voll- ständiges Verzeichnis aller für die Obstlagerung geeigneten Keller in den Domleschger Häusern erwarten. Dass aber diese Befragung ein Ergebnis mit repräsentativem Cha- rakter zeitigte, ist sehr erfreulich. Das vorliegende Obstkellerinventar kann Grundlage sein, um mit den 23 ausdrücklich interessierten Eigentümern erste Kontakte zu knüp- fen und z.B. Keller mit Vorbildcharakter zur Verbreiterung der bauklimatischen Kenntnisse zu Rate zu ziehen; im günstigsten Fall liesse sich brachliegendes Lagervo- lumen zur Benützung an Interessenten vermitteln, was sowohl ein Dienst am Obstbau als auch an der Gebäudeerhaltung wäre. Die Befragung hatte die doppelte Aufgabe, die Befragten zu informieren – das mit dem Fragebogen ausgeteilte Informationsblatt enthält Hinweise auf die Qualitäten des idealen Obstlagerkellers – und Information zu sammeln. Zur quantitativen Auswer- tung der ausgefüllten Fragebogen hinzu kam die Aufgabe, aufgrund der zusammen- gekommenen, erfragten oder spontanen Äusserungen der Angesprochenen die «Stim- mung» zu beschreiben. Den genannten Anforderungen entsprechend besteht der Fragebogen aus zwei Blät- tern, einem Informationsblatt zur Obstlagerung und dem eigentlichen Fragebogen. Das Informationsblatt gibt eine knappe Erläuterung zum Obstkellerinventar und leitet das Ausfüllen des Fragebogens an. Darüber hinaus enthält es Auskünfte aus ei- ner Flugschrift der Eidg. Forschungsanstalt Wädenswil zur Obstlagerung in naturge- kühlten Kellern. Der Fragebogen, in auffälligem Gelb gehalten, ist in einer grossen, leserfreundlichen Helvetica gesetzt und gliedert die Fragen in drei Blöcke. Die Fragen können nicht spal- tenweise «abgehakt» werden, sondern müssen zeilenweise «durchgelesen» werden – eine Erschwernis, die den Informationseffekt für den Ausfüllenden etwas verstärken soll.

Ablauf der Befragung Anfang September 1987 wurden insgesamt 374 Fragebogen mit Informationsblatt (s. Anhang) abgegeben. 273 davon kamen in Umlauf und stellen die für die Rücklaufquo- te massgebliche Ausgangsgrösse dar. (Siehe Tab. 1) 232 Fragebogen wurden verteilt von fünf Bäuerinnenvereinen, dem Bauernverein Domleschg und dem Hauseigentümerverband Mittelbünden; direkt an Private habe ich 41 Fragebogen abgegeben. Zu letzteren zählen auch die Fragebogen, zu deren Ver- teilung zwei Artikel im Pöschtli (39/24.9., 47/19.11. 1987) beigetragen haben. In den meisten Fällen sind telephonische Kontakte vorausgegangen.

3 Zwei weitere Vereine und zwei Private haben Fragebogen erhalten, die sie nicht verteilen konnten bzw. unter dem Eindruck eines offensichtlichen Misserfolgs zurück- behielten; diese wurden aus der Rücklaufberechnung ausgeschlossen. Im Dezember 1987 wurde einigen Angesprochenen eine «Erinnerung» an den Fragebogen zugesandt, die noch ein wenig zum Rücklauf beitrug.

Ein zufriedenstellender Rücklauf Die mittlere Rücklaufquote von 37% zeigt, dass das unbürokratische Vorgehen über bestehende Organisationen effizient war. Allen Vereinsvertretern, die dazu beigetragen haben, sei daher mein sehr herzlicher Dank ausgesprochen! Im Überblick fällt auf, dass den angesprochenen Bäuerinnenvereinen mehr als die Hälfte (55%) der ausgefüllten Fragebogen mit einer hohen Rücklaufquote (51%) zu verdanken ist. Der Bauernverein dagegen ist trotz des Eintretens seines damaligen Prä- sidenten für die Förderung des Obstbaus völlig ausgefallen – selbst wenn berücksich- tigt wird, dass die Mitglieder aus Berggemeinden ohne Obstbau nicht zum Antworten motiviert sind. Weil aber ausgefüllte Fragebogen einiger Landwirtschaftsbetriebe über Bäuerinnenvereine zusammenkamen, darf daraus nicht auf das völlige Desinteresse des Bauernstandes geschlossen werden; es dürfte sich vielmehr um eine Geschlechter- Rollenteilung bezüglich des heute betriebsökonomisch bedeutungslosen Obstbaus handeln.

Reaktionen Die Tatsache, dass der Rücklauf zu einem grossen Teil über die Bäuerinnenvereine er- folgte, prägte auch die Reaktionen. Übereinstimmend stellten die verteilenden Präsi- dentinnen das Desinteresse ihrer in Berggemeinden wohnhaften Mitglieder fest. Im Falle von Masein, das versuchsweise und erst spät in die Umfrage aufgenommen wur- de, war das Desinteresse offenbar so demonstrativ, dass im gegenseitigen Einverneh- men auf die Fortsetzung der Befragung in dieser Gemeinde verzichtet wurde. Etliche Verteiler waren der Auffassung, dass das Inventar nur «alte» Keller betreffe; eine gewisse Siebung in dieser Richtung war zu erwarten und ist eingetroffen. Ver- schiedentlich hörte ich von den Angesprochenen die Frage, ob die Keller denn etwas so Wichtiges seien... Vielleicht wäre der Sinn der Befragung ein Jahr später, d.h. nach et- was mehr Bewusstseinsbildung, besser verstanden worden. Kritische Äusserungen zum Obstbau oder zum Vorgehen blieben nicht aus. «Raffen wir uns auf zu Taten?!» fragte ein engagierter Almenser zweifelnd. Die Frage, wer was für den Obstbau im Tal tun könnte, kam aus : Man müsse «eine treibende Kraft im Domleschg selbst finden». Das ist tatsächlich der springende Punkt. Der Rücklauf der Fragebogen zeigt, wo die engagierten Leute zu finden sind. In der Revitalisierung des traditionellen Domleschger Obstbaus werden schon 1988 klarere Konturen er- kennbar sein.

Zur Struktur der Beantwortung Es gingen 102 ausgefüllte Fragebogen aus 12 Gemeinden ein (einschliesslich 2 «Ande- re», die für die Abschätzung der Repräsentativität ausser Betracht fielen; siehe Tab. 2). 95 Fragebogen betrafen aufgrund der Angaben Wohngebäude; diese stellen 6,6% al- ler in den 12 Gemeinden 1980 gezählten Wohngebäude dar. Die Unterscheidung der linksrheinischen (grossen: Thusis, ) von den rechtsrheinischen (kleinen) Gemein- den zeigt eine deutliche Einseitigkeit: im eigentlichen Domleschg sind 11,4% des Ge-

4 bäudebestandes erfasst, am Fuss des Heinzenbergs nur 0,9%. Das Ergebnis für den rechtsrheinischen Talabschnitt darf als repräsentativ betrachtet werden. Besonders hohe Anteile der Wohngebäude wurden durch die Befragung in den Gemeinden (mit Abstand höchste Quote), Pratval, Sils i.D., Fürstenau- Fürstenaubruck und Tumegl/ erfasst (im Mittel dieser 5 Gemeinden: 15,9%).

III Einblick in die Obstkeller

Besonderheiten der Domleschger Bausubstanz Die Eidgenössische Gebäudezählung 1980 (SQ 705) erlaubt die bauliche Struktur der in die Befragung einbezogenen Gemeinden zu beschreiben. (Siehe Tab. 3) Der Anteil der bewohnten Gebäude an der Gesamtzahl aller Gebäude entspricht im Befragungsgebiet genau dem schweizerischen Mittel (89%) und liegt damit deutlich über dem Mittel des Kantons Graubünden (72%). In der Regel haben die grösseren, zentralen Orte einen sehr hohen Anteil bewohnter Gebäude (Domat-Ems 99%, Thusis 98%, 97%), während ausgesprochene Touristenstationen oder sehr ländliche Ge- meinden einen tiefen Anteil ausweisen (aus der weiteren Region: Laax 38%, Mutten 30%). Die Belegungsdichte ist mit 5 Bewohnern pro Gebäude tiefer als der Kantons-(5,3 B./Geb.) und Landesdurchschnitt (6,3 B./Geb.). Die älteren, vor 1947 entstandenen Gebäude stellen in den Befragungsgemeinden einen etwas höheren Anteil (58,1%) als im Mittel von Kanton und Schweiz (53,7%/52,0%). Dementsprechend sind neuere Gebäude untervertreten. Bei den Ge- bäudearten hebt sich der Anteil der Bauernwohnhäuser (9,5%) von jenem des ganzen Kantons (11,6%) als unterdurchschnittlich ab: Wir haben es also mit einem baulich we- niger ausgeprägt landwirtschaftlichen Ausschnitt der Hundert Täler zu tun. Rund ein Viertel (24,4%) des gesamten bewohnten Gebäudebestandes der Befra- gungsgemeinden sind Gebäude mit zwei Wohnungen – ein deutlich höherer Anteil als im ganzen Kanton (20,2%) und besonders der Schweiz (15,2%). Die Ein- und Zwei- Wohnungs-Gebäude zusammen stellen mit 86% der Wohngebäude die Mehrheit der Wohnbausubstanz.

Alte Gebäude dominieren Der von der Gebäudeerhebung 1980 im Befragungsgebiet ermittelte Anteil der im Zeit- raum vor 1960 erstellten Gebäude (69,2%) liegt nur wenig über dem schweizerischen Mittel (67,5%). Die Fragebogen dokumentieren mit 79,0% einen deutlich höheren An- teil älterer Gebäude (zum Vergleich Städte Schweiz: 81,8%). Die bis 1960 entstandenen Gebäude – die gesamte ältere Gebäudesubstanz – wurde in dieser Befragung also zu- verlässiger erfasst als die in jüngerer Zeit erstellten Bauten. (Siehe Tab. 3) Je ein Drittel der von der Befragung erfassten Gebäude sind Bauernwohnhäuser (34%) und Mehrfamilienhäuser (33%); 27% sind Einfamilienhäuser, 6% Ökonomiege- bäude und «Andere». Achtet man darauf, wie repräsentativ diese Gebäudearten erfasst wurden, so zeigen sich deutliche Unterschiede (siehe auch Tab. 4): Mit rund einem Fünftel (22%) scheinen die Bauernwohnhäuser besonders gut er- fasst zu sein. Zu beachten ist allerdings, dass die Bezeichnung «Bauernwohnhaus» von den Antwortenden auf eine «Alltagsdefinition» und nicht auf die Definition der Ge- bäudestatistik bezogen wurde und dieser hohe Prozentsatz nur als Angabe der Grös- senordnung zu verwenden ist.

5 Die Mehrfamilienhäuser und die Einfamilienhäuser wurden bedeutend geringer, zu 5% bzw. 4%, erfasst. Die Befragung kann somit gültige Aussagen für eine traditionell ländliche, vorherr- schend alte Bausubstanz machen.

Durchschnitte und Extreme Der «Durchschnitts-Keller» (Gewichtetes Mittel) im Domleschg hat nach der Befragung eine Grundfläche von 18 m2; die Hälfte aller Keller hat eine Grundfläche zwischen 12 und 26 m2. (Mittleres Volumen: 42 m3, zwischen 26 und 64 m3.) Der Durchschnitts- Keller ist rund 2 m in den Boden eingetieft und hat eine Raumhöhe von 2,60 m. (Siehe Tab. 5) Der grösste erfasste Keller weist 182 m2 Grundfläche auf (491 m3); der kleinste, für den verlässliche Angaben bestehen, ist mit 3 m2 Grundfläche (6 m3) schon sehr klein. Obwohl zahlreiche in den Fragebogen enthaltene Masse von den Antwortenden nur ungefähr gegeben wurden und von mir (ausser dem grössten Keller) nicht kontrolliert wurden, sind in den Tabellen alle Werte mit einer Genauigkeit von einer Stelle nach dem Komma angegeben. Die Angabe der Eintiefung in den Boden dürfte dort, wo das Haus in einem Hang steht, Probleme verursacht haben. Im Vergleich der Kellergrössen verschiedener Gebäudekategorien fallen besonders die Keller der Minderheit der nach 1960 entstandenen Gebäude auf: ihre mittlere Grundfläche beträgt genau die Hälfte des Gesamtdurchschnitts – ein Hinweis darauf, wie sich die Baugewohnheiten zuungunsten naturklimatisierter Räume entwickelt ha- ben. Mehr als das Doppelte des Gesamtdurchschnitts beträgt die Kellergrundfläche von Ökonomiegebäuden und anderen nicht bewohnten Gebäuden. Die Keller im Besitz von Obstbaumbesitzern und -nutzern sind ein wenig grösser als das Mittel (113%).

Schätzung des gesamten Kellerraum-Volumens im Domleschg Nach verschiedenen Kriterien (ältere/neuere Gebäude; Ein-/Mehrfamilien- /Bauernwohnhäuser; Mediane, gewichtete Durchschnittswerte; siehe Tab. 6) schätze ich den gesamten Lagerkellerbestand in den 12 berücksichtigten Gemeinden auf 25'700 m2 bzw. 64'200 m3. Wird angenommen, dass rund ein Fünftel (s.u.) als aktuell gut be- wertet werden können, so kann man sich eine 2,50 m hohe Lagerhalle mit 72 X 72 m Grundfläche vorstellen.

Wieviel Kellerraum ist für die Obstlagerung wirklich geeignet? Die Antwortenden konnten auf dem Fragebogen die Lagereignung ihres Kellers für Obst und Gemüse als «sehr gut», «mässig gut» oder mit einer zusätzlichen freien Qua- lifikation beschreiben. Nur 5% der Eigentümer haben keine solche Auskunft gegeben. (Siehe Tab. 7) Die Lagereignung der Hälfte der erfassten Keller wird von den Eigentümern mit «sehr gut» qualifiziert; ihre Grundfläche stellt 53,4% (Volumen 54,3%) derjenigen aller erfassten Keller dar. Die «sehr guten» Keller sind im Mittel fast zwei Fünftel (38%) grösser als die nach Einschätzung der Eigentümer «mässig guten» oder ungeeigneten. Man hätte einen kleineren Anteil der wirklich guten Keller erwartet. Es ist anzu- nehmen, dass das scheinbar positive Ergebnis einer «Siebung» verdankt wird: Die Be- fragten füllten für die guten Keller einen Fragebogen aus, während sie dies bei den schlechten nicht für der Mühe wert hielten.

6 Nun wurden aber in den Fragebogen für etwas mehr als die Hälfte der 51 «sehr gu- ten» Keller qualitative Einschränkungen gemacht: in 44% der Nennungen ist es zu grosse Feuchtigkeit, in die übrigen Nennungen teilen sich die Mängel Trockenheit, Wärme und Kälte. 12 dieser Keller sind ausserdem nicht in Gebrauch; ihre gute Quali- fikation muss also als «historisch» betrachtet werden. Die «sehr guten» Keller mit Mängeln machen 37,7% der Fläche aller erfassten Keller aus. (Siehe Tab. 7.3) 45,1% der gesamten erfassten Kellergrundfläche sind «mässig gute» Keller, 37,7% «sehr gute» Keller mit Mängeln: zusammen 82,8% der erfassten Kellergrundfläche (von genau drei Vierteln der Keller) haben nicht optimale bis schlechte Lagereigenschaften. Es verbleiben demnach ein Viertel aller Keller mit 17,2% der Kellergrundfläche, die mit grosser Wahrscheinlichkeit aktuell für die Obstlagerung das Prädikat «sehr gut» verdienen oder mit kleinen Verbesserungen erreichen können.

Wie sind die Keller ausgestattet? Die meisten erfassten Keller (87%) verdienen das Prädikat «Naturkeller», weil ihr Bo- den vom «gewachsenen Grund» (Erde, Fels) gebildet wird. Einen zementierten Boden hat ein Zehntel (deutlich kleinere) Keller. Die grossen, oft aus mehreren Räumen be- stehenden Keller (8%) haben verschiedene Bodenbeläge nebeneinander : Naturboden, Zementboden, Stein- oder Tonplatten, Holzbohlen. (Siehe Tab. 8.1) Das «Profil» des guten naturgekühlten Obstkellers lässt sich wie folgt zeichnen: Die überwiegende Mehrheit der mit «sehr gut» qualifizierten Keller hat einen Naturboden (90%), wird aktuell für die Obst- und Gemüselagerung genutzt (88%) und befindet sich in einem älteren, vor 1960 entstandenen Gebäude (82%). Eine Mehrheit dieser Keller ist Eigentum von Obstbaumbesitzern und -nutzern (66%). Belüftet werden zwei Drittel der Keller durch ein Kellerfenster; wenig mehr als ein Viertel haben nur eine kleine, schacht- oder schlitzartige Luftöffnung. Ganz ohne Be- lüftung ist nur gerade ein einziger der erfassten Keller. Stärkste Gruppe sind die Keller mit Naturboden und mit Fenster, sie stellen 60% der erfassten Keller dar. (Siehe Tabb. 7.4 und 8.2) Nach der mobilen Ausstattung (Hurten u.ä.) der Keller wurde nicht gefragt. Einen indirekten Hinweis darauf, dass die meisten Keller Lagereinrichtungen haben, gibt die Feststellung, dass zwischen 80 und 90 Prozent der erfassten Keller teilweise oder dau- ernd in Gebrauch für die Legensmittellagerung sind.

Vor allem Trockenheit und Wärme schränken den Gebrauchswert ein Besondere Bemerkungen gab es 11 zu Kellern, deren Qualität von den Antwortenden nicht spezifiziert wurde, 8 zu «mässig guten» und 6 zu «sehr guten» Kellern. Bei letzte- ren wurde ohne Wertung festgehalten, dass ein anderes Produkt als Obst gelagert wird oder dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden. Ansonst überwogen Feststellungen der Ursachen von Nachteilen: das Vorkommen von Nagern, die Not- wendigkeit leichten Heizens bei Frost – oder umgekehrt zu grosse Wärme, namentlich als Folge einer Heizanlage. Auch der schwierige Zugang zu einem an sich ausgezeich- neten Keller, der dessen rationelle Nutzung verhindert, wurde angemerkt. Meistgenannte negative Beurteilungkombination war «zu trocken und zu warm» (25%), gefolgt von «zu feucht» (16%). Die übrigen Qualifikations-Kombinationen egali- sieren sich nahezu, wobei «trocken» und «warm» in einem weiteren Drittel (33%) der Nennungen vorkommen. (Siehe Tab. 9)

7 Wärme und Trockenheit bilden bei den neueren Gebäuden vier Fünftel der genann- ten Klimamängel; Feuchtigkeit und Kälte bei den älteren Gebäuden die Hälfte. Die stark wechselnden Baugrundverhältnisse im Tal erschweren eine eindeutige Interpre- tation des letzteren. Es liessen sich durch Kellerdecken-Wärmedämmung und systema- tische Belüftung viele heute «zu warme» Keller klimatisch verbessern. Eigentümern, die Interesse an einer solchen Investition haben, könnte ein zur Besichtigung offener «Musterkeller» im Tal Mut machen. Die Sorge der an einer Prüfung ihres Kellerklimas Interessierten galt deutlich mehr als die der Nichtinteressierten der Feuchtigkeit.

Baumnutzung Fast 4/5 der Antwortenden besitzen oder nutzen Obstbäume: 60% besitzen und nutzen, während je 20% entweder besitzen oder nutzen. Unter den ausdrücklich an einer Kon- trolle des Kellerklimas Interessierten sind die selbstnutzenden Besitzer stärker vertre- ten. Auch wenn hier wieder eine «Siebung» ein eher zu positives Bild entstehen lässt: Dieser hohe Anteil illustriert den engen Zusammenhang zwischen Obstbaumpflege, Ernte und Verwertung.

IV Ausblick

Qualitätsattest mit Einschränkungen Die Eigentümerbefragung für das Obstkellerinventar Domleschg bestätigt, dass in der Baukultur der letzten Jahrzehnte die Schaffung naturklimatisierter, zur Lagerung von Obst und Gemüse geeigneter Räume vernachlässigt wurde. Diesem Mangel steht ein ansehnlicher Bestand an Kellern in älteren Gebäuden gegenüber, die das Prädikat Na- turkeller verdienen, deren raumklimatischen Qualitäten aber von «Verbesserungen» der Haustechnik beeinträchtigt wurden oder in Gefahr stehen, beeinträchtigt zu wer- den. Nur ein Viertel aller Keller – ein Fünftel der gesamten Kellergrundfläche – bieten aktuell für die Lagerbewirtschaftung einwandfreie Verhältnisse.

«Reserven» sind vorhanden Es gilt heute, den Blick der Gebäudeeigentümer und Kellerbenützer für diesen Bestand zu schärfen. Im Rahmen der Bemühungen, den traditionellen Obstbau auf neue Grundlagen zu stellen, sollte die Förderung der Lagerhaltung mit einem Dienstleis- tungsangebot berücksichtigt werden. Denn – nach all den vorsichtigen Schätzungen möchte ich nun eine optimistische wagen – durch meist nicht sehr aufwendige Verbes- serungen können Zahl und Volumen der für Obstlagerung gut geeigneten Keller in wenigen Jahren verdoppelt werden.

Im Hause muss beginnen... Im Rahmen der Revitalisierung kann das Obstkeller-inventar fortwährend «nachge- führt» werden und der angestrebten Produzenten-Konsumenten-Vermittlung dienen. Brachliegender guter Kellerraum lässt sich durch Abgabe in Nutzniessung reaktivie- ren; die richtige Nutzung dient unmittelbar der Erhaltung der Gebäudesubstanz und fördert mittelbar die Pflege der ökologisch wertvollen Baumgärten. Die Qualität der dörflichen Bausubstanz, der Umfang und Pflegezustand der Obstbaumfluren und das Funktionieren des Obstmarktes gehen auf den handelnden Menschen, den Bewohner

8 und Eigentümer, zurück. Mit und in seiner Person hängen sie eng zusammen. Dies zu beachten wird die anspruchsvolle Aufgabe weiterer Förderungsbemühungen sein.

* * *

Dem Domleschger Obst eine Zukunft

Begleittext zum Fragebogen für das Obstkellerinventar

JW. Ohne Lagermöglichkeit kein funktionierender Obstbau – ohne obstbauliches Interesse keine Baumpflege – ohne Baumpflege Schwinden der genetischen, produktemässigen und landschaftli- chen Vielfalt.

Im Herbst 1985 stellte ein Bericht des Geographischen Instituts der Universität Basel Chancen und Probleme der hochstämmigen Baumgärten im Domleschg dar – im Früh- ling 1987 fanden sich zahlreiche Interessierte zusammen, um die Standortbestimmung und Ermutigung durch einen Wädenswiler Obstbauexperten zu hören. In der Zwischenzeit gibt es Bemühungen, die Obstkultur durch Baumschneide- und Baumpflegekurse zu fördern. Was aber wird mit der Ernte geschehen? Der Baum, des- sen Früchte sein Besitzer in Ermangelung eines Obstkellers nicht lagern und damit richtig verwerten kann, wird weiterhin ungepflegt bleiben. Ohne geeignete Keller hat auch der Selbstversorger-Obstbau keine sichere Zukunft! Die meisten Lagerobstsorten lassen sich in naturgekühlten Kellern bei einer optima- len Temperatur von 3-4°C und 90-94% relativer Luftfeuchtigkeit gut durch den Winter bringen. Da die lokale und regionale Ernte nicht über Händler abgesetzt und nicht in grossen Kühlhäusern gelagert wird, muss sie in naturgekühlten (und damit im Ver- gleich zu modernen Anlagen energiesparenden) Kellern überwintern. Wir sind überzeugt, dass es mehr gut geeignete Obstkeller gibt als allgemein ange- nommen wird – viele stehen vermutlich einfach unbeachtet leer. Tonnen von jeden Herbst in den Obstgärten am Boden verfaulendem Obst könnten verwertet werden, wenn man die vorhandenen Lagermöglichkeiten ausnützte. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns mit Auskünften helfen, den Anfang zu einem Obstkellerinventar für das alte und renommierte Obstbaugebiet Domleschg zu ma- chen! Wenn Sie einen Keller in Ihrem Haus haben, kreuzen Sie auf der Liste die zutref- fenden Punkte an und schätzen Sie die Masse. Fragen Sie auch Ihre Nachbarn. Ab Anfang Dezember wollen wir die Fragebogen auswerten; über die Ergebnisse werden wir Sie im «Pöschtli» informieren. Im übrigen berät Sie die Flugschrift Nr. 108 der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil (dort erhältlich: Schloss, 8820 Wä- denswil) von Dr. K. Stoll ausgezeichnet über «Aufbewahrung von Früchten und Ge- müsen in naturgekühlten Lagerräumen». Für Auskünfte im Zusammenhang mit dem Obstkellerinventar steht Ihnen Herr Dr. Justin Winkler, St. Johanns-Vorstadt 5, 4056 Basel, Tel P 061 25 45 37, B 01 69 22 70 je- derzeit zur Verfügung.

9 1. Fragebogen-Verteilung und Rücklauf

A an Verteiler geliefert B nicht ausgeteilt C Rücklauf 1 Mitglieder aus Berggemeinden 2 via Bäuernnenverein Ausserdomleschg

A B C Vereine Bauernverein Domleschg 110 39 1+9 2 0 Bäuerinnenverein Ausserdomleschg 70 25 1+2 16 Bäuerinnenverein Almens 30 26 Bäuerinnenverein Fürstenau 20 4 8 Bäuerinnenverein 50 9 9 Bäuerinnen Sils. i.D. 20 17 Lehrerverein Domleschg 20 10 2 Hauseigentümerverband Mittelbünden 10 2

Total Vereine 330 98 81 Bezugsgrössen A./.B 232 81 Rücklaufquote Vereine C in %A 34,9%

Private Total Private 44 3 14 Bezugsgrössen A./.B 31 14 Rücklaufquote Private C in %A 34,1%

Ganzer Fragebogenbestand Total Vereine + Private, inklusive Differenz (7) zu Gesamtfragebogenzahl 374 101 102 Bezugsgrösse (A – B) 273 102 Rücklaufquote Total C in %A 37,4%

10 2. Fragebogeneingang nach Gemeinden: Übersicht

1 2 3 4 5 6 7 8 1a 2a 3a 9 Ort Gesamt- Baujahr Gebäudearten Wohngebäude 1 in zahl bis ab EFH MFH BWH ÖNG AND nach Bauperiode % von Gebäude 1960 1960 GZ 1980 1a (nur Wohngebäude: ohne 7/8) ∑ -1960 1961- 1 Almens 20 16 3 6 4 12 0 1 68 48 20 29.4 2a Fürstenau 1 0 0 0 0 0 0 0┐ 2b Fürstenaubruck 8 4 3 2 4 1 0 0┘ 2a+b 9 4 3 2 4 1 0 0 50 40 10 18.0 3 9 6 1 3 0 4 0 0 99 65 34 9.1 4 Pratval 4 3 0 1 0 3 0 0 33 18 15 12.1 5 3 1 2 2 0 1 0 0 53 32 21 5.7 6 3 1 0 0 1 0 1 0 49 37 12 6.1 7 Scharans 13 6 5 5 3 4 0 0 195 131 64 6.7 8 Sils i.D. 19 15 2 4 10 3 0 2 155 117 38 12.3 9 Tumegl/Tomils 8 6 0 1 3 2 1 0 71 50 21 11.2 10 Cazis 1 1 0 0 1 0 0 0 236 166 70 0.4 11 Thusis 2 2 0 1 1 0 1 1 359 238 121 0.6 12 Masein 3 2 1 0 2 1 0 0 72 54 18 4.2 ______Total 94 63 17 25 30 31 3 4 1440 996 444 6.5 └─────┘ └────────────────────┘ Total zusammengefasst 80 93 Total in % 78.8 21.2 26.9 32.3 33.3 3.2 4.3 Andere 2 0 0 0 1 0 0 0 ______Total 96 63 17 25 31 31 3 4 Gebäude bis ab EF MF BW ÖG AN 1960 1960

EF Einfamilienhaus MF Mehrfamilienhaus BW Bauernwohnhaus ÖG Ökonomiegebäude AN Andere Gebäudearten GZ 1980 Gebäudezählung, Eidg. Volkszählung 1980, SQ 705

11 3. Gebäudealter

3.1 Vergleich Gebäudealter Befragungsgebiet/Kanton/Schweiz

Vor 1960 entstandene Gebäude in % des Gesamtgebäudebestandes GZ 1980 Befragung Schweiz 67.5 Städte 81.8 Kanton Graubünden 64.9 Domleschg linksrheinisch 69.6 78.4 Domleschg rechtsrheinisch 68.7 83.3 Ganzes Befragungsgebiet 69.2% 78.8%

3.2 Gebäudealter nach Gemeinden

4 5 6 7 8 EF MF BW ÖG AN Bauperiode bis 1960 1 1 Almens 4 3 12 1 2b Fürstenaubruck 3 1 3 Paspels 2 2 4 4 Pratval 1 2 5 Rodels 1 6 Rothenbrunnen 1 7 Scharans 1 1 4 8 Sils i.D: 3 9 3 2 9 Tumegl/Tomils 1 3 2 1 10 Cazis 1 11 Thusis 1 1 1 1 12 Masein 2 ______Total Gebäudearten 13 24 29 2 4 Total 72 Total in % 18.1 33.3 40.3 2.8 5.5

4 5 6 7 8 EF MF BW ÖG AN Bauperiode ab 1961 Total Gebäudearten 11 5 1 - - Total 17 Total in % 64.7 29.4 5.9 - -

4 5 6 7 8 EF MF BW ÖG AN Alle Gebäude mit Angaben Total Gebäudearten 24 29 30 2 4 . Total 89 Total in % 27.0 32.6 33.7 2.2 4.5

12 4. Repräsentativität der erfassten Gebäude nach verschiedenen Merkmalen

4.1 Repräsentativität nach Gebäudealter

In die Befragung einbezogene Wohngebäude in % GZ 1980 nach Bauperioden. Anzahl Anzahl Fb. in %GZ nach Fragebogen nach GZ 1980 Alle Wohngebäude 95 1440 6.6 Bis 1960 entstandene 64* 996 6.4 Ab 1960 entstandene 17* 444 3.8 (*Nur Fragebogen mit Angaben)

4.2 Repräsentativität nach Talabschnitten

In die Befragung einbezogene Wohngebäude in % GZ 1980 nach Lage Anzahl Anzahl Fb. in %GZ nach Fragebogen nach GZ 1980 im rechtsrhein. Doml. 88 773 11.4 im linkrhein. Doml. 6 667 0.9 ______Total 94 1440 6.5

4.3 Repräsentativität nach Gebäudearten

In die Befragung einbezogene Wohngebäude in % GZ 1980 nach Gebäudeart Anzahl Anzahl % erfasste Gebäude nach Fragebogen nach GZ 1980 (linksrh.+rechtsrh.) Einfamilienhäuser 25 386+271 = 657 3.8 Mehrfamilienhäuser* 31 297+349 = 646 4.8 Bauernhäuser 31 90+ 47 = 137 22.6 ______Total 87 773+667 = 1440 6.0 (*GZ 1980: inkl. alle übrigen Wohngebäude)

13 5. Raummasse der erfassten Keller: Mittlere Kellergrössen

*: Gewichtetes Mittel = Arithmetisches Mittel des zweiten und dritten Quartils

Median Gewichtetes Gewichtetes Arithmetisches Mittlere Vergleichs- Mittel q2* Mittel q3* Mittel Raumhöhe zahlen m, m 2 m2, m 3 m2, m 3 m2, m 3 m

5.1 Alle Keller

Fläche m2 16.0 18.1 (42.0) a 23.8 18.1 = 100 Volumen m 3 40.6 41.6 (17.8)b 62.0 Raumhöhe m 2.4 2.4 2.61 a den Flächenwert-Angaben korrespondierendes Volumen b den Volumenwert-Angaben korrespondierende Fläche

5.2 Keller verschiedener Qualität

«sehr gute » 19.7 m 2 19.8 m 2 (47.6 m 3) 25.3 m2 2.61 109 Übrige 16.0 m 2 16.6 m 2 (43.1 m 3) 24.9 m2 2.72 92

5.3 Keller in Gebäuden verschiedenen Baualters

Baudatum vor 1960 23.9 m 2 22.9 m 2 (59.2 m3) 29.3 m2 2.67 126 nach 1960 9.0 m 2 9.1 m 2 (22.3 m3) 9.4 m2 2.46 50

5.4 Keller in verschiedenen Gebäudearten

EFH 12.0 m2 11.6 m2 (27.1 m3) 13.3 m2 2.45 64 MFH 23.1 21.3 (59.4 m3) 25.9 2.81 118 BWH 24.0 23.7 (57.0 m3) 26.0 2.52 131 ÖNG. AND 36.5 44.6 (120.5 m3) 42.5 2.66 246

5.5 Mittlere Eintiefung der Keller

Alle Keller: Median 2.00 m Gew. Mittel 2.08 m Mittelwert 2.21 m

Nur «sehr gute» Keller: Mittelwert 2.45 m

14

6. Schätzung der Naturkeller-Flächen und -Volumen im Befragungsgebiet Domleschg

Grundlagen: Gebäudezählung 1980, Mittelwerte aus Befragung

Anzahl Kellerfläche Kellervolumen Gebäude Median Gewichtetes Gewichtetes Mittel* Mittel* m2 m2 m3

1. Alle Gebäude 1440 23040 25920 60480 (Bewohnte Geb.)

2. Nach Gebäudearten Einfamilienhäuser 657 7850 7850 17660 MFH / Übrige 646 14860 13570 38110 Bauernwohnhäuser 137 3290 3290 7810 ______Total 1440 26000 24710 63580

3. Nach Baualter Baujahr bis 1960 996 23900 22910 58764 Baujahr nach 1960 444 4000 4000 9770 ______Total 1440 27900 26910 68534

Mittel von 1./2./3. 25700 m 2 64200 m 3 (*Arithmetisches Mittel des zweiten und dritten Quartils)

15 7. Qualitäts-Beurteilungen der Keller

7.1 Qualitätsbeschreibungen

Anzahl Fläche Volumen m2 % m3 «Sehr gut» 45 926.8 (40) 44 2245.3 (40) «Sehr gut»/Anderes 6 229.6 (6) 11 673.7 (6) 51 1156.4 (46) 55 2919.0 (46)

«Mässig gut 27 429.2 (23) 20 929.7 (21) «Mässig gut»/Anderes 8 339.3 (8) 16 909.9 (8) 35 768.5 (31) 36 1839.6 (29)

«Anderes» 11 182.6 (10) 9 511.9 (10) ______Total 97 2107.5 (87) 100 5270.5 (85)

7.2 Kombinationen von als «sehr gut» beureilten Kellern Anzahl Prozent aller «sehr guten» Keller (100% = 51 Keller) Boden in Erde/Fels 46 90 In Gebrauch als Obst-/Gemüselager 45 88 Älteres, vor 1960 entstandenes Gebäude 42 82 Alleiniger Kellerbenützer 42 82 Fenster als Belüftung 37 72 Obstbaumbesitzer 34 67 Obstbaumnutzer 37 65 Schlitz/Schacht als Belüftung 20 39 Mehrfamilienhaus 18 35 Bauernwohnhaus 16 31 Nicht in Gebrauch für Lebensmittel 12 23

7.3 Einschränkungen: «Sehr gute» Keller mit Mängeln

Für die Obst-/Gemüselagerung als «sehr gut» beurteilte Keller. aber... Anzahl Fläche Volumen Mittel Fl./Vol. m 2 m3 ...zu feucht 16 511.7 (15) 1419.7 (15) 34.1/94.6 ...zu trocken 7 126.0 (5) 363.8 (5) 25.2/72.8 ...zu warm 5 159.2 428.8 31.8/85.8 ...zu kalt 8 152.7 373.5 19.1/46.7 Total ohne Mehrfachnennungen 27 688.5 (24) 1906.9 (24)

...nicht in Gebrauch 12 272.8 (11) 643.4 (10) 24.8/64.3 ______Total ohne Mehrfachnennungen 31 815.6 (23) 2127.6 (27)

7.4 Qualitätsurteil der Befragten über Keller mit Fenster und Naturboden

Anzahl Fläche Volumen m2 m3 «Sehr gut» 30 604.1 (26) 1391.8 (24) «Sehr gut»/Anderes 3 64.0 167.5 «Mässig gut» 16 271.2 (14) 713.0 (14) «Mässig gut»/Anderes 6 269.3 719.9 «Anderes» 5 78.8 175.3 Ohne Angabe 1 - - ______Total 61 1287.4 (54) 3167.5 (52)

16 8. Ausstattung der Keller

8.1 Kellerboden

Absolute Zahlen Anzahl Fläche Volumen Mittl. Mittl. Keller Raumhöhe Eintiefung m2 m3 m m Erde/Fels ┐84 1778.6 4434.7 2.42 2.27 Erde/Fels Steinplatten ┘ Zement 10 120.3 276.0 2.29 1.72 Erde/Fels Zement 5 167.6 351.7 2.82 2.20 Stein-/Tonplatten 3 99.0 329.7 3.33 (1.70) ______Total 102 2165.5 5392.1

Prozente Anzahl Fläche Volumen Median Mittl. Mittl. Keller Fläche Fläche Volumen Erde/Fels ┐82.4 82.3 82.1 17.0 24.1 61.9 Erde/Fels Steinplatten ┘ Zement 9.8 5.1 5.6 12.5 13.4 30.7 Erde/Fels Zement 4.9 6.5 7.7 25.0 33.5 117.2 Stein-/Tonplatten 2.9 6.1 4.6 (24.0) 33.0 109.9 ______Total 100.0 100.0 100.0

8.2 Kellerbelüftung

Absolute Zahlen Anzahl Fläche Volumen Mittl. Mittl. Keller Raumhöhe Eintiefung m2 m3 m m m Fenster 62 1366.4 3549.0 ┐ Fenster ohne Belüftung 2 12.0 26.4 │ 2.60 2.20 Fenster u. Schacht 7 102.3 137.4 ┘ Schacht/Schlitz 26 633.3 1613.4 2.70 2.23 Ohne Belüftung 3 26.5 65.9 ______Total 100 5392.1 2140.5

Prozente Anzahl Fläche Volumen Median Mittl. Mittl. Keller Fläche Fläche Volumen Fenster/F.o.Bel. 64 66.4 64.4 15.8 24.0 62.3 Fenster u. Schacht 7 2.5 4.8 15.4 17.1 34.4 Schacht/Schlitz 26 29.9 29.6 21.0 26.4 70.1 Ohne Belüftung 3 1.2 1.2 (13.2) (33.0) ______Total 100 100.0 100.0

17 9. Beurteilung des Kellerraumklimas

9.1 Lagerklimamängel: Beurteilungs-Kombinationen

Anzahl F T W K F zu feucht ■ Nennungen T zu trocken ■ W zu warm ■ «Widerspruch» K zu kalt ■ 1 ■ ■ 1 ■ ■ 1 ■ ■ ■ ■

Paarweise Nennungen 6 ■ ■ 6 ■ ■ 19 ■ ■ 8 ■ ■

Einzelnennungen 12 ■ 8 ■ 8 ■ 4 ■ ______75 Total

9.2 Lagerklimamängel: Nennungen nach Bauperioden der Gebäude

Baujahr zu feucht zu trocken zu warm zu kalt bis 1960 20 19 17 15 ab 1960 2 7 10 2

9.3 Lagerklimamängel: Nennungen Interesse der Eigentümer/Benützer an Prüfung/Verbesserung der Lagereignung

Interesse zu feucht zu trocken zu warm zu kalt vorhanden 16 6 4 6 nicht vorhanden 45 19 29 28

18 Fragebogen Obstkellerinventar Domleschg

19 IV Der hochstämmige Feldobstbau im Domleschg (Graubünden). Eine Bestandesaufnahme.

Redaktion der Praktikumsberichte Justin Winkler. Basel, im April 1986.

Geographisches Institut der Universität Basel, Humangeographisches Praktikum 1985, PD Dr. Lienhard Lötscher, lic.-phil. Justin Winkler

Inhaltsübersicht

1. Vorwort 2. Einleitung 3. Überblick: Zur Geschichte und zur neueren Entwicklung des Domleschger Obstbaus 4. Klimatische und pedologische Grundlagen des Obstbaus im Domleschg 5. Die Situation des Obstbaus in der Testgemeinde Tomils 5.1. Zum Vorgehen: 5.2. Charakteristiken des Untersuchungsgebiets: 5.3. Zur Situation des Feldobstbaus im Domleschg am Beispiel der Testgemeinde Tomils 6. Gedanken Ober die Zukunft des Domleschger Feldobstbaus 7. Zusammenfassung Zitierte Literatur Anhang: Tabellen 1-8, Abbildung, Karten

1. Vorwort und Gartenbau in Wädenswil für ihre freundli- che Einführungshilfe. Und nicht zuletzt danken Am 9. Mai 1907 ist im Bündner Tagblatt von den wir allen Gewährspersonen, die zum Teil reich- «obstbaumstrotzenden Geländen» die Rede, die lich Zeit aufgewendet und ihr Wissen weiterge- dem von nach Tomils absteigenden geben haben! Wanderer ins Auge fallen. Genau dieser Blick Der vorliegende Text ist eine vom Schrei- Ober die Domleschger Landschaft wird heute benden teilweise stark redigierte und ergänzte vom Bündner Verkehrsverein in seinem Farb- Zusammenstellung der Einzelberichte der bear- prospekt auf einer Doppelseite gebührend einer beitenden Studierenden. Sie haben in folgenden internationalen Öffentlichkeit bekannt gemacht. Bearbeitergruppen gearbeitet: Claudine Wie aber steht es um die «obstbaumstrotzenden Brunschwiler und Urs Fischer (Erhebung), And- Gelände» heute? reas Burkhalter und Urs Weber (Luftbildauswer- Wir folgten in dem von PD Dr. Lienhard Löt- tung, Erhebung), Katrin Dettwiler und Jürg Ho- scher und dem Schreibenden vom 26. September sang (Klima und Boden), Simon Scherrer (Erhe- bis 5. Oktober 1985 geleiteten Humangeographi- bung, Reinzeichnungen), Peter Peyer und Ar- schen Praktikum der Anregung der Talplanung thur Steiner (Plangrundlagen, Erhebung, Erstre- Heinzenberg-Domleschg, die noch vorhandenen daktion). Denjenigen unter ihnen, die sich in Baumgärten zu untersuchen. Dieses Thema ist Vor- und Nachbereitungsarbeiten engagiert ha- nicht nur für die Basler Humangeographie neu; ben, sei herzlich gedankt. wir haben uns bemüht, mit den Arbeitsweisen Zehn Praktikumstage reichen nicht, ein der- unseres Fachs ein Rüstzeug zu seiner methodi- art verzweigtes Thema à fonds zu behandeln. schen Bew51tigung zu formen. Wir wünschen, diese Arbeit möge eine Vertie- Wir sind der Talplanung für ihre materielle fung erfahren und auch den Domleschger Obst- Unterstützung zu Dank verpflichtet. Wir danken bau im wahrsten Sinn des Worts befruchten! auch Herrn Dr. K. Stoll, Präsident der Vereini- gung «fructus», Wädenswil, sowie der Eidge- 2. Einleitung nössischen Forschungsanstalt für Obst-, Wein- 20 Die Ziele des Humangeographischen sich damals auf die Standardisierung der unzäh- Praktikums ligen, qualitativ sehr verschiedenen Obstsorten Das Studium des Fachs Geographie an der und auch auf die Unterdrückung der Gemein- Universität Basel sieht unter anderem ein Prak- weide, die ein grosses Hindernis für erfolgreiche tikum zu einem Forschungsthema der Human- private Obstkulturen darstellte. Damals wurde geographie vor. Dabei sollen die Studierenden der grösste Teil des Obstes gedörrt, was in der sowohl mit einer Region der Schweiz- etwas ver- Baukultur seinen Niederschlag fand (Dörrschlit- traut werden, als auch sich mit einem Vertie- ze im Giebel). Als Tauschware gegen Weizen fungsthema intensiv auseinandersetzen. Neben und Heu war das Obst begehrt und wurde vor dem Versuch, theoretisches Wissen in die Praxis allem in die höhergelegenen Talschaften gelie- der Feldarbeit umzusetzen, wird mit diesen fert. Praktika auch versucht, der ansässigen Be- Im 18. Jahrhundert war das Domleschger vö1kerung im Rahmen des Möglichen einen Obst weit herum bekannt. Zwetschgen wurden Dienst zu erweisen, indem ein anstehendes beispielsweise von einem Glarner Händler auf- Problem näher untersucht wird. gekauft und bis nach St. Petersburg ausgeführt. Die Wahl des Untersuchungsgebiets für das Domleschger und Prättigauer Kirschbranntwein alljährlich stattfindende Praktikum fiel 1985 auf soll auch nach Amerika gelangt sein. (Vgl. dazu die Talschaft (Kreis) Domleschg im mittelbünd- Lehmann 1740, S. 202; von Sprecher 1951, S. 80). nerischen Bezirk Heinzenberg. Mit dem Dom- Die Vielfalt der Obstsorten war um die Wen- leschg wollten wir ein ländliches Bergtal kennen de des 18. zum 19. Jahrhundert dank zahllosen lernen, das wohl vom Durchgangsverkehr, aber lokalen Hybriden sehr gross: man zählte nicht noch nicht von Tourismus beeinflusst wurde. weniger als 80 (86) Sorten Apfel, Worum geht es? 60 (63) Sorten Birnen, Ausgangspunkt unserer Untersuchung ist 8 (13) Kirschensorten und die Erkenntnis, dass der Obstbau im Domleschg 7 (7) Sorten Pfirsiche. in den letzten Jahrzehnten trotz seiner traditio- (Lehmann 1798; in Klammern die von Sprecher nellen Verwurzelung einen auffälligen Nieder- 1951, S. 81, nach Lehmann 1740 gegebenen Zah- gang erfahren hat. Wir versuchen, die Ursachen len.) für den Rückgang der hochstämmigen Obstkul- Mit dem Aufkommen des Tourismus in an- turen in diesem Gebiet aufzuzeigen und möch- deren bündnerischen Talschaften eröffnete sich ten neben der Beschreibung der aktuellen Situa- ein neuer Markt; einige ältere Einwohner des tion auch freie Vorschläge machen, wie der Domleschgs erinnern sich noch an die Zeit, als Selbstversorger-Obstbau im Domleschg wieder die Äpfel in Seidenpapier eingewickelt in die zu einer funktionalen Bedeutung kommen könn- Kurorte Davos und St. Moritz versandt wurden. te. (Siehe auch SZOW 1, 1893, S. 261f.) Der Obstab- satz war vielfältig, wie ein Bericht von 1876 3. Überblick: Zur Geschichte und zur zeigt: «Die Württemberger Obsthändler wollen saure, rothe oder rothgestreifte Mostäpfel zu ih- neueren Entwicklung des Domleschger rem berühmten Apfelwein, die Winterobsthänd- Obstbaus ler feine dauerhafte Tafeläpfel und endlich die Wintergäste der Hochthäler Davoseck fortwäh- Historische Bedeutung rend lagerreife von den delikatesten Tafelbir- Wie J.A. von Sprecher in seiner «Kulturge- nen.» (MOW 12(6), 1876, S. 91) Ein Teil des Obs- schichte der Drei Bünde im 18. Jahrhundert» tes wurde für den Eigenverbrauch vermostet. (1951, S. 79ff.) bemerkt, sollen schon um 1740 Pfropfreiser aus Marschlins, Zürich, Basel, und Entwicklung in neuerer Zeit aus Italien ins Domleschg gelangt sein. In klarer In den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts Erkenntnis der Klimagunst des bündnerischen erfreute sich das Domleschger Obst noch immer Rheintals wurden Baumschulen angelegt und grosser Beliebtheit. Trotzdem war man damals die ansässigen Bauern in der Pflege der Bäume schon um den Absatz besorgt, wie aus einem und der Behandlung des Obstes geschult. Ähnli- Sitzungsprotokoll des Domleschger Bauernver- che Initiativen sind aus der zweiten Hälfte des eins von 1932 hervorgeht. Damals wurde be- 19. Jahrhunderts bekannt, als beispielsweise Ma- schlossen, eine Werbekampagne zu lancieren, lans eine Gemeinde-Baumschule anlegte (MOW wofür Ansichtskarten hergestellt und in Umlauf 12(6), 1876, S. 91); die Bemühungen richteten gesetzt wurden. Dies darf nicht darüber hin-

21 wegsehen lassen, dass die bedeutenden land- Rheinaue: Ebene wirtschaftlichen Qualitätsobstproduzenten im - Terrassenabhang: steil, teilweise durch Domleschg auch zu dieser Zeit an einer Hand Bachläufe zerschnitten abzuzählen waren. - Terrasse: vielfä1tige Vergesellschaftung der Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Reliefformen. Landwirtschaft zunehmend in den Sog der Me- chanisierung. Dazu gesellte sich die unaufhalt- same Abwanderung in die nichtlandwirtschaft- 4.2. Zur Methodik der Klima- und Bo- lichen Produktionssektoren. So veränderte sich denbeurteilung auch die Ausgangslage für den Obstbau. In der

Landwirtschaft kam es unter den ökonomischen A. Klima Zwängen immer mehr zu einer Spezialisierung der Betriebe. Es entstanden reine Obstbaubetrie- be mit neuen, auf Höchstertrag gezüchteten nie- Makroklima (Grossräumiges Klima) derstämmigen Spalierbäumen, von welchen vor Zur Kennzeichnung des Makroklimas wur- allem im Wallis und Mittelland grossflächige den die Elemente Temperatur und Niederschlag Pflanzungen angelegt wurden. Die Folge davon in ihrem Jahresgang sowie in ihrer langjährigen war ein Rückgang auf die wenigen Sorten, wel- Variabilität herangezogen. Die Daten hierzu che die quantitativen und qualitativen Ansprü- stammen aus den Annalen der Schweizerischen che der städtischen Märkte erfüllten. Weniger Meteorologischen Zentralanstalt. Für das Unter- als zehn Apfelsorten beherrschen heute den suchungsgebiet liegen keine Temperaturmess- Markt; das Kritikvermögen des Konsumenten ist reihen vor, die Werte mussten daher durch In- durch den Mangel an Alternativen vermindert. terpolation aus den Stationswerten von Chur (Siehe Corbaz 1985) und Splügen gewonnen werden (Vertikalgra- dient = 0.53 Grad C / 100 m). Für die Nieder- schläge kann für die Periode von 1930 bis 1972 4. Klimatische und pedologische Grund- auf die Messreihen von Tomils und ab 1969 auf jene von Rothenbrunnen zurückgegriffen wer- lagen des Obstbaus im Domleschg den. Beide Stationen liefern im langjährigen Mit- tel genau gleiche Jahressummen. 4.1. Überblick Meso- und Mikroklima (Tal- und Gelände- Zielsetzung klima) Die naturräumliche Situation des Domlesch- Die Meso- und Mikroklimaverhältnisse des ger Obstbaus wurde über die Bezugsgrössen Untersuchungsgebiets wurden auf zwei Wegen Boden und Klima zu erfassen versucht. Ihre Be- charakterisiert: deutung für die Untersuchung ist wie für den 1. Geländeklimakarte: Die Aussagen dieser unter suchten Obstbau selbst im eigentlichen Karte haben durchwegs quantitativen Charak- Wortsinn grundlegend. ter. Für eigene Messungen im Gelände fehlten sowohl Instrumente als auch Zeit. Die Anferti- Gebietsbeschreibung gung der Geländeklimakarte stützte sich mit Der hier beschriebene Naturraum beschränkt Gewinn auf die Interpretation der topographi- sich auf die Gemeindegebiete von Pratval, Ro- schen Kartengrundlage, auf eigene Beobachtun- dels, Almens, Paspels und Tomils. Dieses Gebiet gen sowie auf Informationen von Gewährsleu- zeigt vorherrschend eine WSW-Exposition. Mit ten. seiner Höhenlage von 600-1000 m.ü.M. gehört es 2. Besonnungskarte: Diese Karte entstand in der kollinen (Hügelland-) Stufe an. Das Dom- mehreren Arbeitsschritten: Die Hangneigungs- leschg ist durch eine ansatzweise kontinentale karte wurde im Gelände kontrolliert bzw. korri- Ausprägung der Klimaelemente Temperatur giert. Gleichzeitig wurde eine Karte der Exposi- und Niederschlag gekennzeichnet, was sich aus tionsklassen erarbeitet, denn Neigung und Ex- seiner inneralpinen Lage erklärt. Aus der Diffe- position einer Fläche bestimmen ihr Energieein- renziertheit der Reliefformen ergibt sich für die kommen. Die Energiewerte wurden von A. Ausprägung von Geländeklima und Bodenfor- Morgen (1957) ermittelt und in Tabellenform men ein kleinräumiger Wechsel. Aufgrund der dargestellt; sie berücksichtigen eine Beson- Reliefverhältnisse lässt sich unser Arbeitsgebiet nungsverminderung durch mittlere Bewölkung. vereinfacht dreiteilen: Breitenlage und Bewölkungsausmass der von Morgen (1957) gegebenen Werte wurden für un- 22 ser Arbeitsgebiet nicht korrigiert, da die diesbe- Reckenholz 1976). Obwohl bei dieser was- zügliche Abweichung äusserst klein ist. serhaushaltliche Fragen im Vordergrund stan- Die den Werten zugrunde liegende Annah- den, bot sie eine gute Grundlage für unsere me eines freien siderischen Horizonts trifft für Zwecke. Die Grundlagenkarten wurden in der das Untersuchungsgebiet nicht zu; die Werte Folge umgezeichnet, wobei folgende Boden- müssen in Berücksichtigung der Wirkung des merkmale als Arealabgrenzungskriterien dien- Bergschattens nach unten korrigiert werden. Wir ten: Bodenart, Skelettanteil (Lockergesteinsge- ermittelten für Ende September eine Verkür- halt), Tiefgründigkeit und Wasserhaushalt. zung der täglichen Sonnenscheindauer im Un- tersuchungsgebiet von 4 Std., die sich auf je 2 C. Auswertung Std. morgens und abends verteilten. Diese 4 Std. wurden als im Jahresverlauf konstant ange- Die Schlussergebnisse unserer Untersuchung nommen, da die Abschirmungshorizonte (Berg- stellen wir in der Karte der obstbaulichen ketten auf beiden Talseiten) keine sehr unter- Standorteignung dar. Diese soll eine Zusam- schiedlichen Höhen aufweisen. Für die weiter- menschau von Bodenkarte und Geländeklima- führenden Berechnungen wurde von den Tagen Karten bieten und Areale unterschiedlicher mit durchschnittlicher Sonnenscheindauer und Standorteignung für den Obstbau gegeneinan- mittlerem Einstrahlungswinkel ausgegangen der abgrenzen. Bei der Arealausscheidung wur- (21. März, 21. September), die eine astronomisch de den Aussagen der Bodeneignungskarte das mögliche Sonnenscheindauer von 12 Std. auf- Hauptgewicht beigemessen und die Gelände- weisen. Die Kurve des idealen Tagesgangs des klimaeinflüsse als modifizierende Faktoren für Energieeinkommens einer Fläche pro Zeit ver- die Standortqualität beigezogen. läuft im Diagramm glockenförmig mit Maxi- mum zur Mittagszeit. Durch eine Horizontbe- 4.3. Dokumentation grenzung wie die im Domleschg vorliegende fal- len je ein kleiner Teil der Fläche zwischen Glo- A. Klima ckenkurve und Tageszeit- (x-) Achse, welche die Morgen und Abendstunden bezeichnen, weg. Makroklima Auf diese Weise kann für das Untersuchungsge- Die Jahresdurchschnittstemperatur für unser biet eine Verminderung des Energieeinkom- Untersuchungsgebiet liegt bei 7,6 Grad C. Der mens eines Durchschnittstags von 15 Prozent er- Jahresgang der Temperatur ist in Abb. 1 darge- rechnet werden und von den Tabellenwerten stellt. Die inneralpine Lage des Domleschgs er- abgezogen werden. klärt den relativ grossen Temperaturgegensatz Die Unterschiede der Besonnungsdauer in- zwischen Sommer- und Wintermonaten. Die nerhalb des Untersuchungsgebiets können ver- Klimagunst wird nicht unwesentlich auch vom nachlässigt werden; Flächen mit frühem Son- Föhn gefördert. Zur Veranschaulichung der neneinfall am Morgen werden abends früher be- langjährigen Variabilität (Schwankungsbreite, schattet. In weniger als 30 Min. durchzieht der Veränderlichkeit) sind auch die oberen und un- Bergschatten das Untersuchungsgebiet; diese teren Quartilwerte in der Abbildung aufgetra- Zeitspanne dürfte sich bei der geringen mor- gen; zwischen diesen liegt die Hälfte der gemes- gendlichen und abendlichen Einstrahlungsin- senen Temperaturwerte. tensität kaum auf das Energieeinkommen aus- Die Niederschlagsverhältnisse des Untersu- wirken. Die errechneten Energiejahressummen chungsgebiets sind aus Abb. 2 ersichtlich. Es er- sind lediglich grobe Anhaltspunkte; die Ermitt- gibt sich ein langjähriger Jahressummen- lung der Energiesummen während der Vegeta- Mittelwert von 849 mm. Charakteristisch für die tionszeit wäre hier vorzuziehen, würde aber zentralalpine Niederschlagsprovinz, der das weitere Abklärungen im Gelände erfordern. Für Domleschg angehört, ist die relative Trockenheit die relative Arealbewertung bietet die Karte eine im Frühjahr und Winter, während der Hauptteil gute Grundlage. der Niederschläge im Spätsommer fällt. Auch in

B. Boden Abb. 2 sind der obere und untere Quartilwert dargestellt. Verglichen mit den Klimadaten der

Station St. Gallen, welche als repräsentativ für Für die Anfertigung der Bodeneignungskarte die Ostschweizer Obstbaugebiete ausgewählt stützten wir uns auf eine Dokumentation der wurde, ergeben sich für das Domleschg deutlich Eidgenössischen Forschungsanstalt für land- weniger Niederschläge (ca. 40 %) bei fast glei- wirtschaftlichen Pflanzenbau (Zürich- cher Jahresdurchschnittstemperatur. Die Varia-

23 bilität der herausgegriffenen Klimaelemente ist Kaltluftgefährdung (Luft-Abflusslinien und - für das Domleschg etwas grösser als für die Ost- staubecken) und kleinflächig ein zu geringes schweiz, was sich jedoch kaum nennenswert Energieeinkommen auswirken. Ein negativer auswirken dürfte. Einfluss des Windes liegt hingegen dank ver- zahnten Waldrändern und Baumhecken kaum vor: Diese naturnahen Landschaftsteile sind klimatologisch günstig und erhaltenswert. Nur relativ kleine Areale eignen sich wegen Gelän- deklimaeffekten nicht als Obstbaustandorte. Die beschriebenen Sachverhalte sind in der Geländeklima- und der Besonnungskarte darge- stellt: Ein Blick auf die Geländeklimakarte zeigt, wie verschiedene muldenförmige Tiefenlinien auf der Terrasse (z.B. östlich von Pratval) als Leitlinien für den Kaltluftabfluss wirken. Die Anbaueignung ist auf der Domleschger Hang- terrasse nur örtlich beeinträchtigt (z.B. Kaltluft- Abbildung 1 stau im Becken östlich von Canova). Ein gross- Temperatur-Jahresgang des Domleschgs (Mo- flächig auftretender Störfaktor ist der Kaltluftsee natsmittel); Interpolation zwischen den Werten der in der Rheinaue; trotzdem ist aber z.B. in Ro- Stationen Chur und Splügen. thenbrunnen noch Obstbau ohne allzu grosse Beeinträchtigung möglich. Die Besonnungskarte weist die überwiegen- de Fläche des Untersuchungsgebiets der mittle- ren Besonnungsklasse (90-110 kcal/cm 2∙a) zu. Dies resultiert aus der vorherrschenden WSW- Exposition des Arbeitsgebiets sowie aus den mittleren Hangneigungen der grössten Teile des Gebiets. Extremstandorte sind nur kleinflächig vertreten; z.B. «schwach besonnt» nördlich von Ortenstein (50 – 70 kcal/cm2 j.) oder «stark be- Abbildung 2 sonnt» südöstlich des Canovasees (130-150 kcal/ Niederschlagsverhältnisse Äusseres Domleschg cm 2∙a). Solche Gebiete eignen sich aber meist (Monatssummen) auch aus anderen Gründen nicht als Obstbaum- Messreihen Tomils (1930-1972)und Rothenbrun- standorte. nen (ab 1969) B. Boden Meso- und Mikroklima Die Bodenoberfläche wirkt im Energiehaus- Der Bodenqualität kommt bei der Bewertung ei- halt eines Standorts als aktive Grenzfläche, da nes Obstbaumstandorts grösste Bedeutung zu. sie der Ort der Umsetzung der eingestrahlten Als ertragsmindernde Faktoren treten im Unter- Energie ist. Je nach Hangneigung, Exposition, suchungsgebiet vor allem mangelnde Tiefgrün- Tageslänge und atmosphärischer Trübung sind digkeit (naher Felsuntergrund), zu hoher Ske- an einem Standort unterschiedliche Energie- lettanteil (viel Lockergestein) und ungeeignete mengen verfügbar; die Prozesse des Energieum- Bodenart (ungünstige Korngrössenzusammen- satzes werden unter anderem von Vegetations- setzung und -schichtung) auf. Der Wasserhaus- bedeckung und Wasserhaushalt gesteuert. Es halt eines Standorts wird durch diese drei Fak- ergibt sich ein differenziertes Muster von Area- toren (nebst anderen) gesteuert. Der Obstpro- len unterschiedlicher Erwärmung und davon duktion im Arbeitsgebiet können wegen zuviel abhängiger lokaler Luftströmungen. Sie verstär- oder zuwenig pflanzenverfügbarem Bodenwas- ken oder schwächen die Wirkungen des gross- ser Grenzen gesetzt sein. Ersteres geht auf räumigen Klimas und sind daher für die Beur- schnell dränierende Bodenart, hohen Skelettan- teilung von Pflanzen- und Baumstandorten we- teil oder geringe Profilmächtigkeit zurück, Letz- sentlich. teres kann durch Grundwassereinfluss (in Sen- Als beschränkende Wachstumsfaktoren dürf- ken) oder durch Stauhorizonte bedingt sein. ten sich in unserem Arbeitsgebiet insbesondere Beide Situationen bieten schlechte Vorausset-

24 zungen für den Obstbau, kommen aber im Ar- 5. Die Situation des Obstbaus in der beitsgebiet nur relativ kleinflächig vor. Testgemeinde Tomils Neben dem Wasserhaushalt ist die Durch- wurzelbarkeit eines Bodens wichtig. Ideal ist ein Profil ohne schwer durchwurzelbare Horizonte, 5.1. Zum Vorgehen mit mittlerem Skelettanteil sowie einer Tiefe des entwickelten Bodens, die das Wurzelwachstum Eigene Kartierungen und Erhebungen nicht einschränkt. Auch diese Anforderungen Die Aufteilung des Untersuchungsgebiets er- werden von den grössten Arealen des Arbeits- folgte pragmatisch und unter Berücksichtigung gebiets erfüllt. Die inhomogene (uneinheitliche) der Vorarbeiten der einzelnen Bearbeitergrup- Substratverteilung und die starke Reliefierung pen. (Siehe Abb. 4) In einem ersten Schritt ver- lässt ein sehr differenziertes Arealmuster der schafften sich alle Bearbeiter einen überblick ü- Bodeneignungstypen (vgl. Bodeneignungskarte) ber ihr Untersuchungsgebiet. Dazu gehörte ei- entstehen. Die Areale mit schlechter Obstbau- nerseits der Vergleich von Luftbildern, ander- eignung können sowohl wegen Vernässung (z.B. seits eine allgemeine Nutzungskartierung im Gebiet östlich Pratval), wegen Trockenheit (z.B. Feld; mit letzterer wurden Freiflächen und Sied- «Sogn Luregn» südlich von Ortenstein) als auch lungsgebiete aufgenommen. Bei der Nutzungs- wegen geringer Bodenentwicklungstiefe (z.B. kartierung und auch bei der nachfolgenden de- ehemaliges Bachtobel nordwestlich der Mühle taillierten Kartierung des Obstbaumbestands von Almens) dieser Klasse zugeordnet werden. wurden zuvor in Anlehnung an Schellen- berg/Vontobel (1935) ausgearbeitete und zum C. Auswertung Teil im Gelände getestete Legenden verwendet. (Siehe Legende zu den Karten im Anhang.) Ein Blick auf die zusammenfassende Standort- Eine flächendeckende Kartierung und Zäh- eignungskarte zeigt, dass naturräumliche Fakto- lung des Baumbestands in mehreren Domlesch- ren den Obstbau im Domleschg nur örtlich be- ger Gemeinden hätte den zeitlichen Rahmen des hindern. Der grösste Teil des Gebiets eignet sich Praktikums gesprengt. Die durchgeführten vorzüglich zur Produktion von qualitativ gutem Luftbild- und Kartenvergleiche (siehe auch Abb. Obst. 6) zeigten, dass sich Umfang und Verteilung der Grösstenteils ideale oder gute Anbaubedin- Bäume von Gemeinde zu Gemeinde nicht gungen finden sich auf dem Gebiet der Terrasse, grundlegend unterscheiden. Als repräsentatives während der Terrassenabhang den grössten An- Gebiet wählten wir daher die Gemeinde Tomils teil an Flächen mit schlechter Anbaueignung zusammen mit dem anstossenden Paspelser aufweist. Geringmächtige Bodenprofile sowie Weiler Dusch. Tomils wies 1961 nach Scharans schlechte Besonnungswerte wirken auf solchen und Paspels den drittgrössten im Domleschg Flächen meist zusammen (z.B. langgezogene gezählten Obstbaumbestand auf, dessen arten- Fläche südlich Paspels, unterhalb der Strasse mässige Zusammensetzung recht genau dem Rodels – Paspels). Mittel des Kreises Domleschg entsprach. (Vgl. Der bedeutendste einschränkende Faktor für Tab. 7) den Obstbau im Domleschg dürfte das Makro- Bei der Kartierung der Bäume wurde unter- klima sein, das zusammen mit bodenphysikali- schieden nach Baumarten, d.h. nach Apfel-, Bir- schen Grössen eine relative physiologische Tro- nen-, Zwetschgen-, Kirsch- und Nussbäumen, ckenheit schafft: Die Niederschläge liefern rela- nach hoch- und niederstämmigen sowie nach tiv kleine Wassermengen, die zudem als schlecht Jung- und Altbäumen. Absterbende und stark verteilte Starkniederschläge fallen. Verschärft vernachlässigte Bäume wurden zudem speziell wird diese Situation dadurch, dass die meisten gekennzeichnet. Weil gewisse Bäume wegen Böden relativ kleine Wasserspeicherkapazitäten Mehrfachpfropfung verschiedene Fruchtsorten aufweisen. Dies kann in Trockenjahren zu Er- trugen und weil bei der Sortenbestimmung oft tragseinbussen führen, welchen unserer Ansicht auch ein Fachmann mit geübtem Auge Mühe nach jedoch durch die richtige Sortenwahl bei hat, musste auf diese Unterscheidung verzichtet Neupflanzungen, die Verteilung der Bestände werden. Einen Ersatz leistet der befragungswei- auf dauerfeuchte und trockenere Standorte und se zusammengetragene Sortenkatalog. im Extremfall durch Bewässerung begegnet Kartierungen wie die vorliegende sind stets werden kann. nur eine Momentaufnahme. Da unsere Frage- stellung auch Aussagen über die bisherige und zukünftige Entwicklung des Obstbaus im Dom-

25 leschg verlangte, wurden zahlreiche Gespräche ren. Eine solche würde ausserordentlich wert- mit Gewährsleuten durchgeführt. Beim Vorge- volle weiterführende Informationen über die hen mit nicht standardisierten, offenen Inter- Vorgänge und Entwicklungstendenzen in den views konnten auch persönliche Auffassungen Feldobstfluren liefern und wäre unerlässlicher der Befragten zum Ausdruck kommen. Es erga- Bestandteil einer vertiefenden Studie zum Feld- ben sich für uns Anregungen und Gedanken obstbau. darüber, wie es mit dem Obstbau im Domleschg weitergehen könnte. Zusammen mit der Bear- Der Umgang mit der Schweizerischen beitung der statistischen Quellen und anderer Obstbaustatistik beigezogener Literatur ergab sich ein Bild des Eine Schätzung für das Gebiet der Bundesre- Ist-Zustands und wurde auch eine Beurteilung publik Deutschland zu Beginn der 1960erJahre der zukünftigen Entwicklung einigermassen nahm für nur 28 % des Obstertrags die Herkunft möglich. Unsere Interviewpartner, denen hier aus erwerbsmässigem Ostbau an; diese Zahl nochmals herzlich für ihre Bereitschaft zu Aus- dürfte für die insgesamt klimatisch günstigere künften gedankt sei, waren: Situation der Schweiz etwas höher liegen und besonders im Zusammenhang mit der Ausbrei- Gewährsleute tung der Intensivkulturen seither gestiegen sein. Der überwiegende Teil der übrigen Erträge Frau A. Albertini-Bisaz Prof. Dr., Dusch-Paspels stammt nach der selben Erhebung aus und Herr Caviezel-Bur Anton, Landwirt, Tomils Kleingärten, der nicht unbedeutende Rest von Herr Caviezel Carl, Landwirt, Tomils Feld- und Strassenrand-Standorten. (Walter Herr Caviezel-RDedi Franz, Lehrer, Alt- 1964, S. 19) Gemeindepräsident, Tomils Bereits von der Eidgenössischen Obstbaum- Frau Caviezel-Tschalär, Tomils zählung 1951 wurden die Domleschger Bergge- Herr Castelmur Valentin, Landwirt, Tomils meinden Feldis und Trans ausgeschlossen, 1961 Herr Decasper J., Verwalter VOLG, Paspels auch Scheid. Um Arbeitsaufwand und Kosten Herr Flütsch P., Landwirt und Brenner, Mühle zu verringern, wurde gesamtschweizerisch von Pratval 1951 bis 1981 die Zahl der Zählgemeinden auf 80 Herr Gamboni Babet, Rest. Cafluri, Tomils % reduziert. Dies betraf 1971 auch alle Dom- Herr Hämmerle-Wettstein Andrea Dr., Land- leschger Talgemeinden. Die finanziell bedingte wirt, Rietberg-Pratval Beschränkung des Zählumfangs auf «Gebiete Herr Hunger-Rietberger Ruedi, Landwirt, mit nennenswertem Obstbau» ist von einem Dusch-Paspels Rückzug der Zählung aus den von uns unter- Herr Kälin, Landwirt, Fürstenau suchten Feldobstkulturen begleitet, die einen Herr Künzler-Bachmann Rudolf, Landwirt, nicht unbeträchtlichen Teil aller Obstbäume Grossrat, Sils i.D. enthalten; dass diese also statistisch nicht mehr Herr Pfeiffer-Walther Arnold, Alt-Landwirt, «existieren», ist zeittypisch. Tomils Gezählt wurden 1971 nur noch eigentliche Herr Pfeiffer-Hübner Franz, Landwirt, Pratval Obstkulturen (Bestände von 100-200 Bäu- Herr v. Planta- Rudolf, Landwirt, Gemeindeprä- men/ha) und der landwirtschaftliche Feldobst- sident, Canova-Paspels bau (Bäume auf Land von Landwirtschaftsbe- Herr Rothenbühler-Kauer Hans, Landwirt, Or- trieben). Der 1951 und 1961 noch berücksichtigte tenstein-Tomils Gartenobstbau, dessen definitorische Festlegung Herr Spoerri-Buchli Markus, Landwirt, Tomilser den Zählorganen begreiflicherweise Schwierig- Mühle keiten bereitete, fiel damit weg: «In keinem Be- Herr Tscharner-Feurer Bartholome, Alt- reich der Wirtschaft sind die Grenzen zwischen Landwirt, Trans privater und erwerbswirtschaftlicher Tätigkeit Herr Veragut Urs P. Dr.med., Arzt, Thusis so schwankend wie im Obstbau.» (Walter 1964, Vereinigung zur Förderung der Arboreten und S. 20) hochstämmigen Da unsere Zählungsweise eine hauseigene Obstanlagen, p.A. Stoll Karl Dr., Ing.-Agronom, ist, müssen wir auf die wesentlichsten Unter- Wädenswil schiede zu derjenigen des Bundesamts für Statis- tik hinweisen. Bei den Arten wurden in der Leider war es in der knappen Zeit nicht möglich, Auswertung die zahlenmässig unbedeutenden eine Erhebung auch der Besitz- und Nutzungs- Arten Aprikose (6 Bäume), Pfirsich (1 B.) und verhältnisse an Bäumen und Land durchzufüh- Quitte (2 B.) in den Tabellen nicht wiedergege-

26 ben. Eine Berücksichtigung von Erwerbsobstkul- deutlich. turen erübrigte sich wegen deren weitgehenden a. Idealer Standort für den dörflichen Obstbau Fehlens im Untersuchungsgebiet. Die Praxis der ist aus Gründen der Zugänglichkeit und Ü- Erfassung des Gartenobstbaus war nicht bei al- berwachbarkeit der Bäume der Hausgarten. len Bearbeitergruppen dieselbe, weshalb hier Da die Gartenräume im Innern des Haufen- keine zuverlässige Kategorie gebildet werden dorfs aber beschränkt bzw. die Hausparzel- konnte. Die Baumalterschätzung unserer Tabel- len zu klein sind, um Bäume in der für die len ist aus dem gleichen Grund mit Vorsicht zu Selbstversorgung notwendigen Zahl pflan- verwenden. zen zu können (im Zweifelsfall wird in Hausnähe dem Gemüsegarten der Vorzug gegeben), werden zusätzliche Bäume auf se- 5.2. Charakteristiken des Untersu- paraten Grundstücken am Dorfetter ge- chungsgebiets pflanzt. Auf diesem Grundstücksgürtel ent- wickelt sich auf diese Weise ein Bongert

(Baumgarten), den man als Gartenerweite- Pragmatische Typologie der dörflichen rung betrachten kann; sollte dieser tatsäch- Feldobstfluren lich noch innerhalb des alten Dorfetters lie- Typologisch lassen sich die Tomilser Dorf- gen, würde es sich dabei um altrechtliches und Aussengebiete charakterisieren als Gartenland handeln, das von jeher dem A- Bongert (Baumgarten) , d.h. Gartenerweiterung ckerbau entzogen war. am Dorfetter (Dorfzaun als Grenze zwischen b. Auf den Einzelhöfen kann das Hofstatt- Dorf- und Flurrecht) und Prinzip in der Anlage der Baumbestände be- Hofstatt der Einzelhöfe. obachtet werden, das auf einer dank ge- Dorfferne Baumgärten und eigentliche schlossenem Grundeigentum freieren Grup- «Obstwälder», wie sie auf stark parzellierten, pierbarkeit des Feld- und Gartenobstbaus be- den Ackerbau wirksam behindernden Fluren in ruht. Die Baumbestände sind freier auf das Gemeinden des Mittellandes oder des Juras an- nicht ackerfähige Wiesland verteilt. Der getroffen werden, fehlen im Domleschg wegen «Hofstatt» meinende bernische Begriff der geschichtlich begründeten engen Verzah- «Hoschtett» bezeichnet dasselbe wie das bün nung von Einzelhöfen und Dorffluren. Abbil- dung 3 macht das Prinzip unserer Gliederung

Abbildung 3 Feldobstflur-Typen im Domleschg Links: Bongert, Obstbaumbestände auf den zu den Hausparzellen gehörenden Kleingrundstücken am Dorfrand. Rechts: Hofstatt, gruppierte Obstbaumbestände auf dem Grossgrundstuck eines Einzelhofs.

27 dnerische «Bongert», beinhaltet aber die Vorstel- konzentrieren sich Zwetschgenbäume, von lung eines respektablen Hofumschwungs von welchen ein Drittel jüngere Bestände sind. der Art einer obstbaumbestandenen Heimweide. 4. Auch im Teilgebiet unterhalb des Dorfs herr- schen Apfelbäume mit einem Anteil von Merkmale der erfassten Teilgebiete rund 55 % vor. Entlang der Kantonsstrasse und der Wege stehen Nuss- und Birnbaum- reihen; dementsprechend ist ihr Anteil an der Gesamtzahl weit über dem dörflichen Durchschnitt. Obwohl insgesamt gepflegter, sind vor allem die produktiven Kernobst- Baumbestände hier am stärksten von allen Teilgebieten überaltert (vorbehältlich der Zuverlässigkeit der Baumalter- Klassifikation). 5. Rofna und das Gebiet südlich von Tomils weisen einen geringen, auf die Umgebung von Gebäuden und auf Wegränder be- schränkten Obstbaumbestand auf. An He- cken und Waldrändern finden sich viele Kirsch- und Nussbäume, die zu einem gros- sen Teil verwildert oder überhaupt wild ge- wachsen sind. 6. In Dusch dominieren Apfel- und Zwetsch- Abbildung 4 genbäume, die im Wesentlichen auf die Um- Die räumliche Aufteilung des Zählgebiets in die gebung der Höfe konzentriert sind und an Teilgebiete 1. – 6. (Punktiert: Gemeindegrenze den günstigen Lagen auch gepflegt wirken. Tomils-Paspels) Auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Tomils: Merkmale des gesamten Untersuchungs- 1.-3. Dorfgebiet gebiets 4. Ortenstein und Tomilser Mühle (N/W) Die Zahlen in Tab. 1-4 (Anhang) geben fol- 5. Rofna und Maros (S/E) gendes allgemeines Bild vom Untersuchungsge- Auf dem Gebiet der politischen Gemeinde biet. Von den 1801 von uns gezählten Bäumen Paspels: 6. Dusch stehen drei Viertel beim Dorf (1.-3.) und ein Viertel in den Aussengebieten (4.-5.). 3,8 % der Tomils wurde bei der Kartierung und Baumzäh- Bäume waren abgestorben und 74,8 % (drei lung teilgebietsweise bearbeitet. Die Kartenskiz- Viertel!) der Bäume wurden als «alt» angespro- ze in Abb. 4 (links) zeigt die räumliche Ausdeh- chen. nung der sechs Teilgebiete. Die Anteile der Baumarten zeigen in der Un- Tab. 3 (Anhang) unterscheidet im Dorfgebiet terscheidung nach Dorf- und Aussengebiet – ausserdem drei (1.-3.) pragmatisch definierte nicht zuletzt wegen der sehr unterschiedlichen Erhebungsabschnitte. Die Teilgebiete können absoluten Zahl – deutliche Unterschiede bei Äp- folgendermassen charakterisiert werden. (Wir feln, Birnen und Zwetschgen: das Kernobst hat verweisen zur räumlichen Orientierung auf die im Aussengebiet mehr Gewicht, das Steinobst Detailkarten im Anhang.) im Dorfgebiet. Dank Zwetschgenneupflanzun- gen nach dem Zweiten Weltkrieg weist das 1.-3. Das Dorf Tomils ist von einem Baumbe- Dorfgebiet auch einen deutlich höheren Anteil stand umgeben, der sich ins Siedlungsgebiet «junger» Bäume auf (25,8 %) als das Aussenge- zieht. Im Südwesten bildet er einen geschlos- biet (7,1 %); Abb. 5 (zu Tab. 6) zeigt, dass diese senen Baumgarten, der den grössten zu- Zunahme in der Obstbaumzöhlung von 1951 sammenhängenden und am dichtesten be- deutlich zum Ausdruck kommt. standenen Teil darstellt. Vor allem im südli- Die Altersstruktur der Baumbestände lässt chen Abschnitt (2.) herrschen Apfelbäume mittelfristig Veränderungen erwarten, die allen- vor, die zu rund 70 % als alte Bäume klassifi- falls die Artenverteilung auf Kosten der ziert wurden; auf die nähere Umgebung der Zwetschgen verschieben, bestimmt aber die Sor- Häuser und den Hang unterhalb der Kirche ten ersetzen wird. Die stärkere Überalterung in

28 den Aussengebieten dürfte wegen der grundbe- notwendigen Pflegekenntnisse; vielen fehlt ein- sitzlichen Geschlossenheit radikaler und land- fach das Interesse dazu. Zum Desinteresse trägt schaftswirksamer vor sich gehen als im Dorfbe- nicht zuletzt die Überschussverwertung des reich. Schweizer Obstes durch die Eidgenössische Al- koholverwaltung bei, die Leute mit kleinem Einkommen zu Spottpreisen und ohne Arbeit und Gefahr zu Tafelobst kommen lässt. Die praktisch vollständige Liquidation der Tomilser Dorflandwirtschaft führt zur Verpach- tung des Landes vor allem an Landwirte in Scheid, die aus geschichtlichen Gründen auch selbst Land im Tomilser Bongert besitzen. Hauptgegenstand der Verpachtung ist die Un- terkultur (Dauergrünland, schwach gedüngte Fettwiese); werden die Bäume mitverpachtet, so ist meist sicher, dass sie nicht gepflegt werden.

Verjüngung und Sortenwahl Die wirtschaftliche Randstellung (Rentenal- Abbildung 5 ter) oder Uninteressiertheit der Grundbesitzer Verteilung der Obstarten auf den Gesamt- und die Zwischenschaltung eines Landpächters Obstbaumbestand von Tomils nach den Eid- führen dazu, dass nur wenige alte Bäume durch genössischen Obstbaumzählungen (Siehe junge ersetzt werden; möglicherweise ist die Si- Tab. 6) tuation in den von uns unvollständig erfassten Hausgärten etwas dynamischer. Auf den von selbständigen und leistungsfä- 5.3. Zur Situation des Feldobstbaus im higen Landwirtschaftsbetrieben bewirtschafte- ten Gütern ausserhalb des Dorfs hat die futter- Domleschg am Beispiel der Testge- baulich orientierte Landnutzung den Vorrang. meinde Tomils Da der hochstämmige Obstbau hier ein Bewirt- schaftungshindernis darstellt, das der Selbstver- Die folgenden, in der Testgemeinde Tomils ge- sorgungsnutzen im allgemeinen nicht aufwiegt, wonnenen Feststellungen sind in den Grundzü- und da keine wirtschaftlichen Zwänge für die gen auf das ganze Domleschg übertragbar, so- Reduktion von Milchproduktion und Viehzucht weit der nicht erwerbsm5ssige, auf Selbstver- zugunsten des Erwerbsobstbaus bestehen, ist sorgung ausgerichtete Obstbau betroffen ist. der Feldobstbau von Investitionen (Geld und Arbeit) ausgenommen. Der hochstämmige Pflegeintensität und Besitzverhältnisse Obstbau ist für den rechnenden Landwirt von Eng miteinander verflochten sind Pflegein- heute kein Thema. tensität und Besitzverhältnisse. Viele Bäume im Bei der Betrachtung der Obstarten-Anteile Tomilser Bongert werden bloss sporadisch oder fiel auf, dass Apfelbäume deutlich überwiegen. überhaupt nicht gepflegt; Hauptmerkmal ist, Sie sind, wie die Karten zeigen, auch räumlich dass der Baumschnitt bei der Mehrzahl der am breitesten gestreut und stellen den «Kernbe- Bäume seit Jahren sichtlich unterblieben ist. In stand» der Bongerten dar. Zwetschgen- und dieses Bild passt, dass pflegeintensive Nieder- Pflaumenbäume sind näher bei der Dorfsied- stammkulturen, von einigen Einzelbäumen in lung konzentriert, gefolgt von Kirsch- und Birn- Hausgärten abgesehen, vollst5ndig fehlen. bäumen sowie einigen Mirabellen-, Quitten- und Die Besitz- und- Bewirtschaftungsverhältnis- Aprikosenbäumen, die von der Klimagunst ge- se könnten diese Situation begründen; sie wei- schützter Lagen an Mauern profitieren. sen direkt auf die bevölkerungsmässige und Das Domleschg ist eine obstsortenhistorisch wirtschaftliche Situation des Dorfs hin. Der interessante Landschaft: Wie die mit Hilfe von grösste Teil der Grundstücke mit Obstbäumen Gewährsleuten erhobene Sortenliste (siehe An- steht im Besitz von Altlandwirten oder Nicht- hang) zeigt, besteht im Domleschg noch eine landwirten. Die Landbesitzer sind oft altersbe- grosse Vielfalt vor allem von Apfelsorten. Von dingt zur richtigen Pflege der Bäume nicht mehr den 65 aufgezählten Sorten müssen aber 15 % als in der Lage oder sie sind nicht im Besitz der im Tal nicht mehr vorhanden betrachtet werden;

29 nicht alle verbliebenen Sorten sind in ihrer Qua- terverkauft. VOLG kauft in bescheidenem Rah- lität unbestritten, so dass eine weitere Vermin- men Zwetschgen (1985 ca. 2 t) und Äpfel (ca. 4 t) derung zu erwarten ist; es sind aber auch be- auf und stellt damit ein Bindeglied zu den er- währte ältere Sorten wegen pomologischer Un- werbsmässigen Verteilern dar. Unverkäufliche kenntnis der Baumbesitzer vom Verschwinden Überschüsse (Mostobst oder beim Ernten ange- gefährdet. schlagene Früchte) werden vermostet oder ge- Nicht unwesentlich für das Interesse an der brannt. Es gibt im Domleschg allerdings nur Erhaltung einer Mindestzahl von Bäume und wenige Vermostungseinrichtungen (Ortenstein, Sorten ist die Lagerbarkeit des Obstes; die Ver- Scharans); diese sind zum kritischen Zeitpunkt fügbarkeit von lagergünstigen Kellerräumen hat rasch überlastet. auch im Domleschg durch den Einbau von Zent- Der Selbstversorger-Obstbau entzieht sich ralheizungen tendenziell abgenommen. Wir er- nicht nur durch seine privathaushaltliche Struk- innern hier an die nicht mehr benutzten und tur dem herrschenden Markt, sondern auch teilweise vermauerten, bauhistorisch interessan- durch die Tatsache, dass die zu seiner Aufrecht- ten Dörrschlitze an älteren Häusern in den Dom- erhaltung notwendige Arbeit als Restzeit- oder leschger Dörfern, die auf die früheren Konser- Freizeitarbeit geleistet wird und volkswirtschaft- vierungsverfahren hinweisen. lich in keiner Statistik in Erscheinung tritt. Es Die Verjüngung der Feldobst-Baumbestände gibt daher keinen Zugriff über Preislenkungs- durfte dort, wo sie stattfindet, auch eine Hin- massnahmen, um die festgestellten Schwächeer- wendung zu modernen Kernobstsorten und scheinungen aufzufangen. Unseres Erachtens ist damit im grossen Ganzen höhere Erträge brin- es vorläufig vor allem eine Frage der Informati- gen. Diese Entwicklung wäre nur dann zu be- on und der Vermittlung von Kenntnissen, wel- dauern, wenn dadurch eine sortenmässige Ein- che die Bewältigung von Pflege und Verjüngung tönigkeit entstünde und die genetische Substanz der Baumbestände und der Verwertung der Er- guter alter Sorten abhanden käme. Eine arten- träge stützen kann. mässige Diversifizierung wäre wünschbar, zu- Das «landschaftliche Prestige» des hoch- mal das Klima des Domleschgs nicht nur Kern- stämmigen Obstbaus kann die Motivation zu obst begünstigt. Vorteilhaft ist, dass die Baum- seiner Pflege über die Ablösung der Generatio- schulen heute wieder vermehrt Pflanzen be- nen hinweg fördern. währter älterer Sorten liefern.

Charakteristik des Domleschger Obst- 6. Gedanken zur Zukunft des Dom- Selbstversorgers leschger Feldobstbaus Der Domleschger Feldobstbau, wie wir ihn am Beispiel der Gemeinde Tomils vor uns ha- Welche Zukunft hat der hochstämmige Obstbau ben, setzt sich, betriebswirtschaftlich ausge- im Domleschg? Wir möchten diese Frage mit drückt, aus einer Vielzahl kleinster Unterneh- zwei Szenarien beantworten, mit der Vision ei- men, nämlich der auf extensive Naturalerträge ner passiv und einer aktiv angegangenen Zu- ausgerichteten Privathaushalte, zusammen. Un- kunft. ter diesen befinden sich so unterschiedliche «Unternehmer» wie alte Leute, in Gewerbe und 1. Möglichkeit (passiv): Industrie Erwerbstätige oder Landwirte als Hof- Die gegenwärtige rückläufige Entwicklung eigentümer oder als Landpächter. setzt sich fort Der Selbstversorger-Obstbau orientiert sich Die Fortsetzung der gegenwärtigen Entwick- nur soweit am gesamtschweizerischen Obst- lung bringt eine weitere Vernachlässigung der markt, als dieser den Minderertrag der alternie- Hochstammkulturen. Da mit dem Ausbleiben rend ertragsschwachen Jahre oder der vernach- von Investitionen auch kaum eine chemische lässigten Kulturen im Haushaltsverbrauch aus- Schädlingsbekämpfung vorgenommen wird, gleicht (und erhält!) und dank hochorganisierter findet ein perfekt biologischer Obstbau ohne Lagerhaltung die saisonalen Lücken überbrü- Zukunft statt. cken hilft. Wie wir erwähnten, tragen die von Das Fehlen der Wertschätzung und von Im- der Eidgenössische Alkoholverwaltung stark pulsen wird die nachfolgende Generation von subventioniert abgesetzten Obstüberschüsse in- Landbesitzern wenig ermutigen, die Baumbe- direkt zur Vernachlässigung der Privaten stände zu erhalten, zu unterhalten und zu er- Baumkulturen bei. Private Überschüsse werden neuern. Durch Altersschwäche, Schädlinge, Gü- üblicherweise privat und kaum mit Gewinn wei- terzusammenlegungen und Bautätigkeit werden 30 die Bongerten gelichtet und geht die Sortenviel- aktion sammelt die Interessierten Baum- und falt zurück. Die Dorfsiedlungen stehen schliess- Grundbesitzer und die Leute mit Baumpflege- lich im Extremfall «nackt» in der Landschaft und und Obstzucht-Kenntnissen. nicht zuletzt fehlt im Frühling die Blütenfülle – was nicht nur die Bienenzüchter bedauern wer- 3. Dringlichste Informationsaufgaben den. Die Sammlung der Interessierten muss mit Die verbleibenden Bäume werden gelände- der allgemeinen Information der Grundbesitzer klimatisch exponierter sein und gegen die inten- Über den Wert und Über die Probleme der sivierte Bewirtschaftung des von Bewirtschaf- Feldobstkulturen verbunden werden. Die Förde- tungshindernissen freigewordenen Landes einen rungsaktion soll Arbeit für die Zukunft leisten schwereren Stand haben. und muss daher auch in den Schulen, wo heute die Baumbesitzer und -nutzniesser von morgen Der nicht aufgehaltene «Verfall» der traditionel- lernen, aktiv informieren. Dem Malanser Vor- len hochstämmigen Feldobstkulturen würde eine bild der 1870er Jahre folgend, könnte auch eine geschichtliche, kulturelle, siedlungsästhetische gemeindeeigene Obst-Baumschule angelegt und allgemeine kulturlandschaftliche und natur- werden, die allen Altersgruppen zur Anschau- räumliche Verarmung des Tals bringen. ung und Instruktion dient.

2. Möglichkeit (aktiv): 4. Verbesserung der Pflege Der hochstämmige Obstbau wird gefördert Zur Verbreiterung der Überlebensgrundlage Den Schwächeerscheinungen im traditionel- der obstbaulichen Substanz müssen die Kennt- len Obstbau wird begegnet durch die Aktivie- nisse der Bevölkerung über die Baumpflege und rung von Interesse und Verständnis für die viel- die Obstverwertung erweitert werden. Es ist fältigen Funktionen und Möglichkeiten der denkbar, dass durch Koordination von freiwilli- Hochstammkulturen und die Bemühung um de- gen Arbeitskräften auch Bäume von Besitzern ren Erhaltung und Verjüngung oder Verlage- wieder unterhalten werden, die aus Altersgrün- rung auf günstigere Standorte beiträgt. Ein Zu- den oder wegen dauernder Abwesenheit nicht sammenschluss schlägt im regionalen Rahmen zu deren Pflege und zur Ernte imstande sind; al- die Brücke zwischen Erwerbs- und Selbstversor- lein dadurch würden einige Tonnen heute dem ger-Obstbau sowie zwischen Handel und Pri- Vieh überlassenes Obst gewonnen. vatverbrauch. Wie die Domleschger Baumgärten unter die- 5. «Marketing» des Domleschger Obsts ser Voraussetzung in zwanzig Jahren aussehen Die Förderungsaktion soll im Tal selbst und könnten, kann nicht so eindeutig ausgemalt Ober dieses hinaus das Prestige des Domlesch- werden wie im negativen Fall. Wir skizzieren ger Obsts wiederherzustellen versuchen; sie daher die möglichen Aufgaben einer (wir nen- kann zu geeigneter Zeit durch eine (wir nennen nen sie:) Förderungsaktion – beispielsweise ei- sie:) Obstgenossenschaft ersetzt werden, die ne- nes Obst- und Weinbauvereins – und die mögli- ben einer marktwirtschaftlichen Aufgabe aus- chen Schritte zur Bewältigung dieser Aufgaben. drücklich auch einen kulturlandschaftlichen Auftrag erfüllt. 1. Wer trägt die Förderungsaktion? Die Obstgenossenschaft befasst sich mit: Die Förderungsaktion kann von einer Orga- Fragen der Baum- und Obstkultur; nisation ins Leben gerufen und getragen wer- Vermittlung von Pflanzen, Anlage- und Pflege- den, die nicht zum vornherein auf Einzelinteres- kenntnissen; sen festgelegt ist und pragmatisch funktioniert. der Arbeitsbewältigung: Vermittlung von Bera- Uns schiene die Talplanung geeignet, die an- tern, Koordination von Erntehilfskräften; fängliche Koordination wahrzunehmen; grosse der Verwertung der über die Selbstversor- Bedeutung hat in der ersten Stunde die Aktivität gungsmenge hinausgehenden Ernteerträge; und Entschluss kraft privater (z.B. Bauernver- der Eruierung und Benützung guter Naturla- ein) und öffentlicher (Gemeinden) Körperschaf- gerkeller, Unterstützung der Vermostung, Ver- ten. mittlung von Privatkundenkreisen und Obst- händlern. 2. Dringlichste Aufgaben im Feld Die Obstgenossenschaft kann als Garantin Als dringlichste Sachaufgabe erscheint die für die Qualität des Domleschger Obst auftreten, Erhaltung der für erhaltenswürdig befundenen das in Hochstammkulturen dank der ausge- Obstsorten durch Verjüngung. Die Förderungs- zeichneten klimatischen Voraussetzungen mit

31 einem Minimum an chemischer Behandlung ge- deutung wird von ihrer landschaftsbildneri- deiht und seit jeher mit Selbstverständlichkeit schen und ökologischen Bedeutung aufgewo- das Prädikat «biologisch» beanspruchen darf. gen. Die Untersuchung des Obstbaus in der Test- Wie sich die Domleschger Obstbaulandschaft bei gemeinde Tomils, in der die beiden genannten einer aktiven Zukunftsgestaltung konkret entwi- Baumbestands-Typen ausgeprägt vorhanden ckeln wird, kann nicht geweissagt werden: Viel- sind, erweist, dass die Baumbestände stark ü- leicht findet ein wiederbelebter und erfindungs- beraltert und die Bäume im Allgemeinen reicher Selbstversorger-Obstbau seinen Ausdruck schlecht und oft gar nicht gepflegt sind. Einige in anderen landschaftlichen Formen als dem tra- Apfel- und Birnensorten sind verschwunden, ditionellen Bongert? Das Ziel einer Förderungs- darunter auch qualitativ gute. aktion darf sich daher nicht in der Musealisie- Die Vernachlässigung hängt zum Teil mit rung des vorgefundenen zerbrechlichen Zustands der Überalterung der Land- und Baumbesitzer erschöpfen. und der Unmöglichkeit eines angemessenen Pflegeaufwands, zum Teil mit einem allgemei- 7. Zusammenfassung nen Desinteresse an den Bäumen und dem Feh- len von Pflegekenntnissen zusammen. Für die Im Rahmen des vierzehntägigen Humangeogra- wenigen aktiven Landwirte auf den Einzelhöfen phischen Praktikums, einer Lehrveranstaltung stellen Hochstammkulturen neben unprodukti- des Geographischen Instituts der Universität Ba- ver Arbeitslast auch Bewirtschaftungshindernis- sel, wurden im Herbst 1985 die traditionellen se dar. Abgesehen davon, dass erwerbsmässige hochstämmigen Obstbaumbestände des Dom- Pflege- und Erntearbeit heute ausserordentlich leschgs untersucht. teuer ist, fehlen wegen Zweckentfremdung gu- Der Obstbau hat im Domleschg wie im Chu- ter Naturkeller häufig die Lagermöglichkeiten rer Rheintal eine bis ins 18. Jahrhundert zurück für eigenes Obst. dokumentierte kulturelle Bedeutung; seine Pro- Bei anhaltender Schwäche der Selbstversor- dukte erfreuten sich einer weit über das Gebiet ger-Kultur und weiterem Ausbleiben einer um- der heutigen Schweiz hinausreichenden Be- fassenderen Verjüngung der Baumbestände kanntheit. Mit dem Strukturwandel der Land- werden sich die traditionellen Bongerten all- wirtschaft und der Abwanderung der ländlichen mählich lichten und «besseren» baulichen und Bevö1kerung wurde er zu einer Selbstversorger- landwirtschaftlichen Bodennutzungen weichen. kultur und zeigte schon vor dem Zweiten Welt- Erfolgt die Verjüngung einseitig mit modischen krieg Schwächeerscheinungen. Obstsorten, wäre ein äusserlich nicht sichtbarer Das Domleschg ist ein inneralpines Tal mit Substanzverlust zu beklagen. Das Absterben klimatischen Voraussetzungen, die den Obstbau dieses ökologisch ausgleichenden Landschafts- ausserordentlich fördern. Unter Berücksichti- elements ginge langsam genug vor sich, um kei- gung von Geländeklima und Bodeneignung ne publizitätsträchtige Entrüstung auszulösen. sind auf der Domleschger Terrassenstufe nur Es sollte der Versuch gewagt werden, im wenige Areale als dafür ungeeignet auszuschei- Rahmen einer regionalen Förderungsaktion das den. Prestige vor allem des privaten, selbstversor- Die hochstämmigen Obstbaumbestände bil- genden Domleschger Obstbaus wiederherzustel- den um die Dorfsiedlungen auf kleinparzellier- len; durch Beratung, Vermittlung von Pflege- tem Gelände einen sogenannten Bongert kenntnissen und Wecken von Interesse; durch (Baumgarten), während sie auf den Einzelhöfen Information die Grundlagen für die Pflege der in freierer, hofstattartiger Weise angelegt sind. erhaltenswürdigen Baumbestände und sachge- Unterkulturen sind üblicherweise Mähwiese o- mässe Neuanlagen zu schaffen; bei genügendem der Weide. Erfolg eine Genossenschaft zu konstituieren, die Die dorfnahen Baumkulturen stellen einen sowohl einen marktwirtschaftlichen als auch bedeutenden, aber gefährdeten Bestandteil der kulturlandschaftlichen Auftrag hat und mit dem traditionellen Domleschger Kultur- und Natur- Domleschger Obst eine Art von Spezialitäten- landschaft dar; ihre geringe wirtschaftliche Be- handel treibt.

32 Zitierte Literatur

Birkenhauer, J.: Die Alpen . Paderborn 1980. Bundesamt für Statistik: Statistische Quellenwerke der Schweiz, Bern, H. 4 (Obstbaumzählung 1929); H. 250 (OZ 1951); H. 377 (OZ 1961). Corbaz, R.: La collection dlanciennes variétés fruitières d'origine suisse à l'Arboretum d'Aubonne. In: Bulletin de la Société Vaudoise des Sciences naturelles 77(3) 1985, S. 185-194. Eidg. Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau: Bericht zur Bodenkartierung im Ein- zugsgebiet der ARA Heinzenberg/Domleschg . Reckenholz 1976. Lehmann, H.L.: Patriotisches Magazin von und für Bündten . Bern 1790. Morgen, A.: Die Besonnung und ihre Verminderung durch Horizontbegrenzung. In: Veröffentlichun- gen des meteorologischen und hydrologischen Dienstes der DDR , Berlin 1957. MOW = Monatsschrift für Obst- und Weinbau. Schellenberg, A.; Vontobel, J.: Aufnahme eines Obstbaukatasters auf 20 Betrieben der Gemeinde Wädenswil . Wädenswil 1935. Sprecher, J.A. v.: Kulturgeschichte der Drei Bünde im 18. Jahrhundert . Chur 1951 ( 11875). Schweiz. Meteorologische Zentralanstalt: Annalen / Beiheifte zu den Annalen . Zürich. SZOW = Schweiz. Zeitschrift für Obst- und Weinbau. Walter, U.: Der Erwerbsobstbau 1961 in seiner Beziehung zum Gesamtobstbau. In: Agrarwirtschaft , Hannover, 13(1) 1964, S. 16-21.

33 Tabelle 8

Obstsorten im Domleschg

Zusammenstellung der Gewährsleuten* bekannten aktuellen und verschwundenen Obstsorten. (*: Arnold Pfeiffer, Tomils (vormals Landwirt Ortenstein); Franz Pfeiffer, Pratval (vormals Landwirt Rietberg); Dr. med. U.P. Veragut, Thusis.) m: moderne Sorten - nicht mehr vorhanden ( ) ausserhalb Domleschg i.e.S., Kloster Cazis

Äpfel 1 Adersleber Kallvill Lagersorte 2 Ananas Reinette Lagersorte 3 Berlepsch (Frh. von) Lagersorte 4 Berner Rosen Herbstreife; rot, süsslich-sauer 5 Basler Apfel Herbstreife; Lokalsorte in Scharans 6 Batullenapfel - 7 Beuken grünlich mit roten Backen - 8 Blattäti (Regionalname) Frühsorte; rot, flach; Backapfel 9 Bonapfel 10 Boskoop (und Roter Boskoop) Lagersorte - 11 Borstorfer klein, weisslich-rot, säuerlich ( ) Callvill (s. Nr. 1, 51, 64) 12 Canada Reinette = Rambour Lagersorte 13 Cazner Reinette Lagersorte 14 Champagner Reinette Lagersorte 15 Charlamovsky Frühsorte; Pollenspender für Gravensteiner m 16 Cox Orange (Reinette) Herbstreife 17 Danziger Kantapfel Lagersorte 18 (Deutsche Reinette) Lagersorte 19 Erdbeerapfel Lagersorte; Lokalsorte in St. Agatha (Scharans) 20 Falsche Champagner Reinette Lagersorte 21 Falsche Oberrieder Reinette Lagersorte 22 Fraurotacher Lagersorte; flache Form 23 Glockenapfel Lagersorte m 24 Gloster m 25 Golden Delicious 26 Goldparmäne Herbstreife 27 Goldreinette von Blenheim 28 (Graue Reinette Lederapfel) Lagersorte 29 Gravensteiner Frühsorte 30 (Harbert Reinette) Herbstreife 31 Hi-mbeerapfel Lagersorte; Lokalsorte in Scharans 32 Jakob Lebel/Leber Unterlagssorte 33 Jakober m 34 Jdared m 35 Jonagold m 36 Jonathan - 37 Kaiser Alexander Gross, rot, trocken ( ) Kallwiller (s. Callvill Nr. 1, 51, 64) 38 Kasseler Reinette Lagersorte 39 Klarapfel Frühsorte 40 (Landsberger Reinette) Lagersorte (28) (Lederapfel = Graue Reinette) Lagersorte

34 41 Lederreinette, OsnabrOcker Lagersorte 42 Lederreinette, Portugiesische Lagersorte 43 Luica 44 Maigold Lagersorte 45 (McIntosh) Herbstreife 46 Oberdiecks Reinette («Oberdix») 47 Oberrieder Glanzreinette Lagersorte 48 Ontario m 49 Orangenapfel, Schweizer 50 Orléans Reinette Lagersorte 51 Ostercallviller = Roter Callviller Lagersorte 52 Paradiesapfel 53 Prager Streifling Herbstreife; rot, gestreift; Lokalsorte Or- tenstein (12) Rambour = Canada Reinette Lagersorte 54 Red Delicious Reinette (s. Nr. 2, 12-14, 16, 18, 20, 21, 28, 30, 38, 40-42, 46, 47, 50.) 55 Rotacher = Fraurotacher Lagersorte (51) Roter Callviller = Ostercallvill Lagersorte 56 Sauergrauech Lagersorte 57 Schafnase Lagersorte; grün, längliche Form (15) Scharlamowski (s. Charlamovsky) 58 Schläfler Lagersorte; rot, flache Form 59 Schneeapfel Frühsorte; weissgelb 60 Strimacher Lagersorte; gestreift, säuerlich m (49) Schweizer Orangenapfel 61 Tobiässler 62 Transparent von Grandsel/Croncels Unterlagssorte 63 Usterner Süsser, zum Dörren verwendeter Apfel 64 Weisser Wintercallvill Lagersorte; süss-sauer 65 Winterzitrone

Birnen 1 Bergamotte 2 Diehls Butterbirne 3 Gute Luise 4 Hardy (Gellerts Butterbirne) - 5 Heubirnchen Sehr klein, aromatisch - 6 Krummstieler Dörrbirne 7 Längler Dörrbirne 8 Magdalener Nur noch ein einziger Baum im Domleschg 9 Ochsenbirne Lagersorte 10 Pastorenbirne 11 Römerbirne einst Essig- und Einmachbirne 12 Rosalette Einmachbirne; nur noch ein einziger Baum im Domleschg 13 Williamsbirne 14 Wasserbirne, Schweizer Mostbirne

Zwetschgen 1 Basler Hauszwetschge 2 Bühler 3 Fellenberg

Kirschen Nur wenige Bäume mit halbsauren Sorten

35 Karten

Abbildung 6

Die Ausdehnung der Obstbaumbestände von sechs Domleschger Dörfern in den Jahren 1941 und 1984. Norden ist einheitlich oben.

Quelle: Luftaufnahmen vom 30. Mai 1941 und 6. Juli 1984. Eidgenössische Landestopographie S.A. 4010 1951, Nr. 91 (Tomils), 102 (Rodels/Pratval), 103 (Almens), 104/105 (Paspels), 110 (Fürstenau); Serie 36, 1984, Nr. 2728-2738. gelb: lockere Obstbaumbestände dunkelgrün: dichte Obstbaumbestände rot: Intensivkulturen

Mai 1941 Juli 1984

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Mai 1941

Juli 1984

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Juli 1984

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Mai 1941

Juli 1984

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Mai 1941

Juli 1984

40 Kommentar zu Abbildung 6

Die Auswertung der Luftbilder von 1941 und berg und am Hang oberhalb der Kantonsstrasse 1984 zeigt in allen dokumentierten Gemeinden bei Rietbach gleich geblieben, während beim mehr oder weniger deutliche räumliche Verän- Hof Pratval die Baumbestände entweder gelo- derungen der Obstbaumbestände, die neben ei- ckert wurden oder verschwanden. In Rodels nem Rückgang der Hochstammkulturen auch kann sowohl die Auflockerung älterer Baumgär- Umgruppierungen anzeigen. ten beobachtet werden (Romiglios), als auch ei- Die auffälligste Veränderung kann in Fürste- ne leichte Ausweitung neuer Baumbestände nau beobachtet werden, wo südlich des Pischa- (beim Schulhaus, im Oberdorf). bachs anstelle eines lockeren Obstbaumbestands In Almens und Paspels wurden die geschlos- eine Spalierobstanlage entstand. Sie ist die ein- senen Baumbestände stärker auf die unmittelba- zige Anlage dieser Art und Grösse in einer re Umgebung des Dorfs beschränkt. Ähnlich ist Domleschger Gemeinde; ausgedehnte Erwerbs- die Entwicklung in Tomils, wo die Veränderun- obstkulturen finden sich aber in der Rheinebene gen vor allem den Steilhang Ober dem Dorf auf dem Gebiet der Gemeinde Cazis. betreffen, während der grosse Bongert im Süden Besonders deutlich verkleinert hat sich das des Dorfs kompakt blieb und sich in seiner Aus- Areal mit dichten Baumbeständen in den Ge- dehnung wenig veränderte. meinden Pratval und Rodels. In Pratval ist die Bestockung im Baumgarten von Schloss Riet-

41 Karte des Geländeklimas Karte der Besonnung

42 Karte der obstbaulichen Bodeneignung Karte allgemeinen Obstbaueignung

43 Legende zu den Detailkarten Tumegl/Tomils

Der Obstbaumbestand in der Gemeinde Tumegl/Tomils GR

Kartierung im Rahmen des Humangeographischen Praktikums der Geographischen Instituts der Universität Basel September 1986

Obstbaumbestand

Siedlung

Kulturland

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