17

Aargau, -Windisch, Baden-Wettingen

Freitag, 5. Februar 2021 «Niemand dachte, dass ich Nein stimme» Heinz Trachsel aus Brugg wagt einen Erklärungsversuch, warum er am 7. Februar 1971 die Einführung des Frauenstimmrechts ablehnte.

Claudia Meier platzes beitrug. Im Jugendlokal bei hohen militärischen Besu- Pic gab es eine grosse Debatte chen aus dem In- und Ausland. Er war lange in der Pfadi aktiv, im Vorfeld der Einführung des Er sagt: «Als sportlich junge betrieb das erste Lädeli mit Fa- Einwohnerrats, wobei in der Frau war sie auch Vorbild für uns serpelzjacken in der Altstadt, Konsultativabstimmung die ba- überall einbezogene Kinder.» war Hausmann und Abwart im sisdemokratische Gemeinde- Aktiv im Zivilschutz, Mit- Brugger Heimatmuseum: Heinz versammlung obenaus schwang glied des Schweizer Frauen- Trachsel ist heute 75 Jahre alt. – doch fürs Frauenstimmrecht Alpenclubs, beste Skifahrerin im Als die Männer in der Schweiz habe man sich explizit nicht ein- damaligen Skiclub Brugg spielte vor 50 Jahren über die Einfüh- gesetzt, hält der Brugger fest. sie, wie ihre Mutter, Tennis im rung des Frauenstimmrechts Am Familientisch bezog Simmengut und Interclub. Sie entschieden, stammte eine der Heinz als ältestes von drei Kin- führte ein offenes Haus, was die 677 Nein-Stimmen in der Stadt dern in Diskussionen oft eine Jungen während der Kantons- Brugg von Heinz Trachsel, 980 progressive Stellung, provoziert schulzeit und später nutzten, Männer waren dafür. durch das konservativ-patriar- was wesentlich zur politischen Am 7. Februar 1971 fiel das chale Auftreten des Vaters bei Meinungsbildung beitrug. Resultat zu dieser eidgenössi- solchen Gesprächen, die nie ein- schen Vorlage im Bezirk Brugg vernehmlich endeten, auch in Ein tragisches Ereignis mit 3376 Ja- zu 3278 Nein-Stim- der Frauenstimmrechtsfrage prägte Heinz schon früh men knapp aus. Im Verhältnis nicht. Jahre später und auf Um- Dass Heinz Trachsel gegen die leicht höher als in Brugg war da- wegen merkte Heinz dann, dass Einführung des Frauenstimm- mals die Zustimmung in Win- sein Vater für die Ideen zugäng- rechts war, hat mit einem tragi- disch mit 739 Ja zu 463 Nein. lich war, indem er sie am exklu- schen Ereignis zu tun, das seine Von den kleinen Gemeinden siven Sonntagabendschoppen Einstellung zur Politik schon in stach Gallenkirch heraus, wo 9 im «Roten Haus» als seine eige- jungen Jahren prägte: Während Ja und 8 Nein resultierten. Nur nen vertrat. einer emotionalen Debatte an in 11 von damals 32 Gemeinden Rückblickend sagt Heinz der Gemeindeversammlung des Bezirks Brugg wurde das Trachsel: «Die Rollenverteilung vom 27. Juni 1958 in der Schüt- Frauenstimmrecht angenom- in meinem Elternhaus war zwar zenmatt-Turnhalle erlitt Stadt- men – in Birr, Brugg, Gallen- klassisch, aber trotzdem mo- ammann Arthur Müller einen kirch, Hausen, , Schinz- dern und offen.» So putzte der Herzinfarkt und starb daran. So- nach-Bad, Schinznach-Dorf, Vater regelmässig die Schuhe für wohl der Sohn eines Votanten Stilli, Umiken, und die ganze Familie. Pilze sam- wie auch des Stadtammanns Windisch. meln, rüsten und zubereiten, Ei- gingen damals mit Heinz in die erfärben und Fondue machen, gleiche Klasse. Der heute Team 67 bearbeitete das waren ebenso seine Domäne. 75-Jährige erklärt: «Von da an Frauenstimmrecht nicht Ausser bei politischen Belangen meinte ich, Politik könnte mit «Niemand dachte, dass ich Nein traten in Trachsels Umfeld die hässlichen Auseinandersetzun- stimmen könnte», erzählt Heinz Frauen emanzipiert auf. So gen verbunden sein und sei da- Trachsel. Der studierte Bauin- überliess eine grössere Gruppe her, ähnlich wie der Militär- genieur, der später im Wasser- von ihnen einmal im Jahr ihre dienst oder körperliche Schwer- und Stollenbau arbeitete, wohn- Familien dem «starken Ge- arbeit, Männersache.» te 1971 noch bei seinen Eltern. schlecht» und genoss eine Wo- Weil 1971noch Stimmzwang Der Vater war Instruktionsoffi- che lang ihr «Wyberreisli». herrschte und Abstimmungen zier auf dem Waffenplatz Brugg. per Brief nicht möglich waren, Obwohl er der FDP nahestand, Seine Mutter war die beste dachte sich der 25-jährige Heinz habe er die Meinung vertreten, Brugger Skifahrerin Anfang Februar beim Ausfüllen dass sich ein Schulkommandant Die Grossmutter führte nach des Stimmzettels, «Auseinan- nicht parteipolitisch engagieren ihrerScheidungEndeder1920er- dersetzungen mit politischen sollte. Im Zuge des Sohn-Vater- Jahre alleinerziehend am Bahn- Geschäften bürden wir den Verhältnisses adaptierte Heinz hof ein Zigarren-Lädeli. Neben Frauen noch nicht auf», und Trachsel dies auch für sich in- ihren eigenen Töchtern betreute schrieb Nein. klusive des Grundsatzes, dass sie in der Mittagspause und nach Doch schon mit dem Wahl- man zwar offen und hart disku- der Schule auch die Kinder aus ergebnis wurde ihm damals klar, tiert, doch was auf den Stimm- der zweiten Ehe des von ihr ge- dass seine «ritterliche» Haltung zettel gelangt,immer persönlich schiedenen «Rotes Haus»-Wir- ungewollt einer politischen Be- bleiben muss. tes. Später lebte sie bei Trachsels vormundung der Frauen gleich- Trachsel engagierte sich im im gleichen Haushalt. kam. «Für mich ist es nicht mehr Team 67, das massgeblich zur Die Mutter von Heinz war vorstellbar, dass ich so gestimmt Entstehung des Abenteuerspiel- nicht nur perfekte Gastgeberin Unterwegs in der Altstadt Brugg: Für Heinz Trachsel ist der tiefe Einstieg beim Damenvelo praktisch. Bild: cm habe», räumt er heute ein.

Leitung der Musik- Wie gross ist das Potenzial der Solarenergie in Brugg? schule wechselt Der Brugger SP-Einwohnerrat Martin Brügger beschäftigt sich mit dem Thema Fotovoltaikanlagen. Schenkenbergertal An der Mu- Beim Stadtrat reicht er eine Kleine Anfrage ein im Namen der Fraktionen von SP, Grünen, GLP und EVP. sikschule wechselt Ende Semes- ter die Schulleitung. Gemäss Mitteilung verlässt der bisherige Verdient Brugg das Energie- satz von Gasen aus erneuerba- städtischem Gebiet, ob detail- Gespannt ist Brügger auf die lich solche zu nutzen und anzu- Leiter Christoph Bolliger die stadt-Label tatsächlich? Was ren Quellen und bei Pilotprojek- lierte Abklärungen getätigt wur- Antwort darauf, wie die Stadt bieten». Oder aber, ob die IBB Schule nach sechsjähriger Tätig- wurde unternommen, um es zu ten, führt Brügger aus. den und welcher Anteil bereits bei Bund und Kanton inter- durch den Stadtrat genügend keit. Er wird weiterhin in glei- erlangen? Und was ist geplant, Es gelte sich zu überlegen, mit Fotovoltaikanlagen, thermi- veniert, damit diese ihre Lie- Antrieb erhält,um neueFotovol- cher Funktion in Fislisbach tätig um es auch künftig zu sichern? wie in den nächsten Schritten schen Anlagen oder Kombi-An- genschaften mit Fotovoltaikan- taikprojekte zu realisieren. sein, wo er auch als Instrumen- Diese Fragen stellt SP-Einwoh- die Aktivitäten in der neuen lagen ausgerüstet sind. lagen ausrüsten. Als Stichworte Brügger fragt danach, wel- tallehrperson arbeitet. Zur nerrat Martin Brügger. Energiestadt Brugg vorangetrie- Ebenfalls fragt er nach den nennt er Militär-und SBB-Bau- che Förderungsmassnahmen Nachfolgerin wurde die 35-jäh- Mit einer Kleinen Anfrage, ben werden können. Zur Erin- Besitzverhältnissen: städtische ten sowie kantonale Schulen/ bei privaten Liegenschaften rige Melinda Maul Nemtanu aus die er im Namen der Fraktionen nerung: Die erfolgreiche Zerti- Dachflächen, Dachflächen auf Verwaltung sowie Fachhoch- möglich sind, ob genügend Mit- Basel gewählt. Sie hat 2020 die von SP, Grünen, GLP und EVP fizierung konnte die Stadt Ende eidgenössischen und kantona- schul-Campus. tel dafür bei der Stadt oder bei Ausbildung zur Musikschullei- einreicht, bittet er den Stadtrat September des vergangenen len Liegenschaften oder Dach- der IBB zur Verfügung stehen terin VMS an der Hochschule insbesondere um Auskunft über Jahres bekannt geben. flächen auf privaten Grundstü- Damit Grundstückbesitzer und ob die Stadt die nötige In- der Künste in Bern abgeschlos- das Potenzial der Solarenergie cken. «Besteht ein Massnah- keine hohen Kosten haben frastruktur – sprich: Stromnetz – sen. Zudem verfügt sie über das und darüber, wie diese besser zu Die Frage nach den menplan oder eine Strategie, Ebenfalls erkundigt sich der SP- baut, damit Grundstückbesitzer, Lehrdiplom, Konzert und Solis- nutzen wäre. Denn die Revision Besitzverhältnissen wie diese Flächen genutzt wer- Einwohnerrat danach, inwiefern die eine Fotovoltaikanlage bei tendiplom im Hauptfach Klari- des kantonalen Energiegeset- Konkret will Brügger wissen, ob den können?», lautet eine wei- die Stadt Brugg Einfluss nimmt sich installieren wollen, keine nette. Sie unterrichtet an den zes, die verworfen wurde, hätte Brugg das gesamte Potenzial an tere Frage. Und: «Wie konkret auf die Energieversorgerin IBB, hohen Anschlusskosten zu tra- Musikschulen Magden und rechtliche Sicherheit gebracht Dachflächen kennt für eine geht die Stadt bei eigenen um klimaneutrale Energiege- gen haben. Unteres Fricktal und ist Fachdi- im Umfeld von Fotovoltaikanla- mögliche Nutzung der Solar- Grundstücken mit gutem Bei- winnungsformen zu fördern daktikdozentin an der Hoch- gen sowie beim vermehrten Ein- energie mit Kollektoren auf spiel voran?» «und mittelfristig ausschliess- Michael Hunziker schule für Musik in Basel. (az)