Kulturmagazin 2018 Verein der geprüften Wiener Fremdenführer

Die Welt in Wien – Wien in der Welt 2018 Kulturgeschichten.

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»Kulturgeschichten.« ist das Schwestermagazin des Kulturmagazins der Wiener Fremdenführer.

Die Geschichten Ein Stück Wien Analog statt digital werden von Wiener Fremden- Unser Magazin wird in Kulturgeschichten.ˆ‰Š‹ ist führern in Form von meist Wien getextet, gestaltet, ge- ein reines Printprodukt – keine doppelseitigen Artikeln erzählt. setzt und auch gedruckt. In Selbstverständlichkeit in diesen Wer könnte Geschichten über Wiener Schriftfamilien, auf Zeiten. Es setzt ganz bewusst Wien besser erzählen, als jene, österreichischem Papier. einen Kontrapunkt zum die das Tag für Tag tun? Wir sind davon überzeugt, dass schnelllebig Digitalen: man das alles spürt, wenn man Nicht aus aller Welt abru• ar, Die Themen ein Heft in Händen hält. sondern etwas ganz Lokales, Jede Ausgabe widmet sich Ein Stück Wien sozusagen. das man gerne in die Hand einem Hauptthema, das aus nimmt und das Bestand hat. verschiedenen Blickwinkeln Erscheinungsweise beleuchtet wird. Das Magazin erscheint Gedruckt Die Themen 2018 vierteljährlich. Die Ausgaben Papier, Design, Satz, Schrift – 1. Wiener Adel können als Jahres-Abo bezogen wir gestalten ein Leseerlebnis, 2. Stephansdom werden. Einzelhefte sind im gut das ein Bildschirm einfach nicht 3. Religiöser Wandel sortierten Fachhandel und bieten kann. 4. Wien und die Moderne auf der Website erhältlich. www.kulturgeschichten.wien

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Kaiser Franz  Joseph I. (1830 – 1916) 



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ESSKULTUR TRIFFT   KULTURGESCHICHTE Wussten Sie eigentlich, dass die Straße, in der sich unser  Lokal befindet, zu den ältesten im babenbergischen Stadtgebiet zählt? Der Fleischmarkt, belegt seit 1220, hat seinen Namen vom ältesten Marktplatz für Fleisch. Bis ins 15. Jahrhundert waren zahlreiche Fleischhauer hier ansässig. Erst mit Errichtung der Alten Universität siedelten sich auch Studenten und das sogenannte „gelehrte Gewerbe“ an. Während Sie also im TOP-Lokal genüsslich die Speisekarte studieren, pulsiert draußen das Leben in einem der traditionsreichsten Straßenzüge Wiens.

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TOP-Lokal. Esskultur im Herzen der Stadt. Fleischmarkt 18, 1010 Wien Tel. +43 1 5130203  Mail. [email protected] www.top-lokal.at 9 190001 018195 9 190001 018195 9 190001 018195 9 190001 018195

TOP-Lokal, ein Unternehmen von dieBerater® Gemeinützige GmbH Dieses Projekt wird aus Mitteln des Abeitsmarktservice gefördert .

U4 Inserat TopLokal.indd 72 06.06.17 00:57 01 Titel_0217.indd 1 05.06.17 20:34 Editorial

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach drei Jahren Umbau wurde das ehemalige Völkerkundemuseum unter dem neuen Namen »Weltmuseum Wien« im Herbst 2017 wieder erönet. Es zeigt in umfangreichen Sammlungen in vierzehn Sälen, die wie eine Perlenkette an- einandergereiht sind, wertvolle Objekte aus allen Kontinenten, wie etwa den alt- mexikanischen Federkopfschmuck, der auch das Titelbild dieses Kulturmagazins ziert. Die kostbaren Gegenstände kamen auf verschiedensten und o fragwürdi- gen Wegen nach Wien, sei es während diverser Expeditionen, als Geschenke oder durch Ankäufe. Kaiser Franz I. kau e beispielsweise die Sammlung des britischen Seefahrers James Cook, als diese 1806 in London versteigert wurde.

Wien war immer schon ein Ort kultureller Vielfalt, begründet durch den Um- stand, dass es Hauptstadt einer Vielvölkermonarchie war. Außerdem war Wien Schauplatz internationaler Veranstaltungen, wie etwa während des Wiener Kon-

gresses 1814/15, bei dem erstmals ein diplomatisches Regelwerk erarbeitet wur- Wolkersdorf Semrad © Fotostudio de. Bis heute haben internationale Organisationen wie etwa die UNO oder die OPEC hier Geschä ssitze. Welttag der Fremdenführer All das trägt hoentlich weiterhin dazu bei, Wiens Ruf als oene und internatio- im Weltmuseum Wien nale Weltstadt zu erhalten, und das neue Weltmuseum Wien unterstützt dies mit seiner zeitgemäßen Interpretation der gezeigten unterschiedlichen Kulturen und 16. Februar 2018 unseren Umgang damit. Wir sind überzeugt, dass das Museum zu mehr Toleranz Gratisführungen für blinde und seh- und gegenseitigem Respekt beiträgt. schwache Menschen von 13.00 bis 17.00 Uhr

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, 18. Februar 2018 herzlichst Gratisführungen und -vorträge von 10.00 bis 16.00 Uhr. Christa Bauer Chefredakteurin und Präsidentin des Vereins der Informationen unter: geprü en Wiener Fremdenführer – Guide Service www.guides-in-vienna.at

Impressum:

Herausgeber: Verein der geprü en Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service 1010 Wien, Eschenbachgasse 11, Telefon: 01/587 36 33-66, E-Mail: o[email protected] Für den Inhalt verantwortlich: Christa Bauer Die in den Artikeln vertretenen Ansichten sind jene der Autorin oder des Autors und müssen nicht unbedingt mit den Ansichten des Vereinsvorstandes oder der Redaktion übereinstimmen.

Medieninhaber (Verleger): Verlag Wirl & Winter OG, 1150 Wien, Tautenhayngasse 21/3 www.verlagwirl.com, E-Mail: o[email protected], Telefon: 01/786 37 81, Fax: DW 19 Druck: Druckerei Berger, Horn Cover: Altmexikanischer Federkopfschmuck, Mexiko, um 1515, Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband

Wir weisen darauf hin, dass wir Begrie, die zu Recht als herabwürdigend und/oder rassistisch gelten, nur im histori- schen Kontext, etwa bei Zitaten, verwendet haben. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verstehen und verwenden wir Bezeichnungen wie »Christ« oder das grammatikalisch maskuline Wort »Mensch« als inklusive und geschlechts- neutral, sie betreen also Männer und Frauen. Alle Bezeichnungen, die in der männlichen Form verwendet werden, gelten sinngemäß auch in der weiblichen Form.

www.guides-in-vienna.at 3 Keith Haring, AOhne Titel, September 1982; Copyright © Keith Haring Foundation Peter Fendi, Die Prinzessinnen Elise und Fanny Liechtenstein mit ihrer Erzieherin, 1838; Albertina, Wien Claude Monet, Am Strand von Trouville, 1870; © Musée Marmottan Monet, / The Bridgeman Art Library

KEITH DAS WIENER CLAUDE HARING AQUARELL MONET 16. 03. – 24. 06. 2018 16. 02. – 13. 05. 2018 21. 09. 2018 – 06. 01. 2019

HABSBURGISCHE PRUNKRÄUME der Albertina Habsburgische Prunkräume © Albertina, Wien; Foto: Georg Molterer

WWW.ALBERTINA.AT | ALBERTINAPLATZ 1, 1010 WIEN TÄGLICH 10 BIS 18 UHR, MI UND FR 10 BIS 21 UHR Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Tischautomat »Diana auf einem Kentauren« Grußworte ...... 9 Die Autoren dieses Magazins ...... 12 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Schmelztiegel der Kulturen ...... 14 Prinzessinnen aus der Fremde ...... 18 Berühmtheiten aus der Ferne ...... 20 Von »Mohren« und »Exoten« ...... 22 Fremdes in der heimischen Küche ...... 24 Die Wissenschaft vom Menschen ...... 26 Von Kunst- und Wunderkammern ...... 28 Weltmuseum Wien ...... 30 Neue Hofburg ...... 32 Habsburger in Amerika ...... 34 Brasilien ...... 38

Emigration nach Amerika ...... 42 © KHM-Museumsverband Wien, Museum Kunsthistorisches Kunstkammer, Osmanisches Reich ...... 44 China und Japan ...... 46 Die Zacherlfabrik in der Nußwaldgasse Orientalische Architektur ...... 48 Indonesien ...... 50 Schätze aus Afrika ...... 52 Habsburger auf Reisen ...... 54 Expeditionen ...... 56 Ida Pfeiffer...... 58 Kolonien ...... 60 Exilanten ...... 62 Souvenirs ...... 66 Sarkari © Reza

Der Doppelsarkophag von Maria Theresia und Franz Stephan Anniversarium 1000. Todestag: Markgraf Heinrich I., der Starke .... 68 800. Geburtstag: Rudolf von Habsburg ...... 69 700. Geburtstag: Margarete Maultasch ...... 70 400 Jahre: Kapuzinergruft ...... 71 350 Jahre: Paul de Sorbait Rektor der Uni Wien...... 72 350. Geburtstag: Johann Lucas von Hildebrandt ..... 73 300 Jahre: Wiener Porzellan ...... 74 300 Jahre: Spanisches Spital ...... 75 300. Geburtstag: Johann Baptist Wenzel Bergl ...... 76

300. Geburtstag: Martin Johann Schmidt ...... 77 3.0 BY-SA CC commons, wikimedia © Bwag,

www.guides-in-vienna.at 5 Inhaltsverzeichnis

Die »Nähhand« von Josef Madersperger Anniversarium (Fortsetzung) 250. Geburtstag: Kaiser Franz I...... 78 250. Geburtstag: Josef Madersperger ...... 79 200. Geburtstag: Karl von Vogelsang ...... 80 200. Geburtstag: Henriette Treffz ...... 81 150 Jahre: Andreas Zelinka und Cajetan Felder ...... 82 150 Jahre: Wiener Künstlerhaus ...... 83 150 Jahre: letzte öffentliche Hinrichtung ...... 84 150. Geburtstag: Sophie Gräfin Chotek ...... 85 150. Geburtstag: Erzherzogin Marie Valerie ...... 86 150. Geburtstag: Karl Landsteiner ...... 88 © Reinraum, wikimedia commons, CC-BY-SA 4.0 CC-BY-SA commons, wikimedia © Reinraum, 150. Geburtstag: Hedwig Bleibtreu ...... 90 Karl Landsteiner 150. Todestag: Sicardsburg und van der Nüll...... 91 100 Jahre: Technisches Museum Wien ...... 92 100 Jahre: Ende der Monarchie ...... 93 100. Todestag: Klimt, Wagner, Moser, Schiele ...... 94 100. Todestag: Girardi, Materna ...... 96 100. Todestag: Victor Adler ...... 97 100. Geburtstag: Karl Schwanzer ...... 98 100. Geburtstag: Nicoletti, Philipp, Marischka ...... 99 100. Geburtstag: Cissy Kraner ...... 100 75 Jahre: Hinrichtungen ...... 102 50. Todestag: Lise Meitner ...... 103 50. Todestag: Max Brod ...... 104 50 Jahre: Prager Frühling ...... 106 50 Jahre: Sigmund Freud Gesellschaft ...... 107 Weitere Anniversarien ...... 108

© Österreichische Nationalbibliothek © Österreichische Rundschau Albertina ...... 110 Selbstporträt von Koloman Moser Dorotheum...... 112 Österreichische Nationalbibliothek...... 114 Sigmund Freud Museum ...... 116 Wien Museum...... 117 Heeresgeschichtliches Museum ...... 118 Kulturwelt Esterhazy...... 119 Universität Wien ...... 120 Gemäldegalerie und Burg Liechtenstein...... 121 Internes Mitgliederliste...... 122 Redaktionelles Team ...... 130 © Wien Belvedere,

6 Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2018 esterhazy.at

Große Schätze & Geschichte

Schloss Esterházy | Burg Forchtenstein Schloss Lackenbach | Steinbruch St. Margarethen

Entdecken Sie Tradition, Kultur und Charisma - nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt. Eingebettet in die einzigartige pannonische Landschaft eröffnen die Schlösser, Burgen und Naturdenkmäler Esterhazys Kulturwelten der besonderen Art. 15.3. 2018 –7.10.

OO WAGNER Nussdorfer Wehr, Foto: Wolfgang Thaler Wolfgang Foto: Wehr, Nussdorfer KOOPERATIONSPARTNER WWW.WIENMUSEUM.AT Grußworte

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer! Wien ist eine Stadt der Vielfalt und Kultur. Die bestens ausgebildeten Wiener Fremdenführerinnen und Fremdenführer verstehen es hervorragend, den aus- ländischen Gästen die Besonderheiten und das Flair unserer Stadt zu vermitteln. Von ihrem Wissen, ihrer Vermittlungsgabe und ihrer Überzeugungskra , aber natürlich auch von ihrem Engagement und persönlichem Au reten hängt es ent- scheidend ab, welches Bild von Wien die Besucherinnen und Besucher mitneh- men, wenn sie diese Stadt wieder verlassen. Dabei ist es auch sehr wichtig, wie die Informationen an die Gäste unserer Stadt weitergegeben werden: Hintergrundgeschichten und spezielle Tipps für besonde- re Wünsche und Anfragen sind genauso bedeutend wie das Erklären der klassi- schen Sehenswürdigkeiten und historischen Fakten. Freundlichkeit, Kompetenz, Kreativität und Spaß am Beruf sind nur einige jener Eigenscha en, die eine gute Fremdenführerin und einen guten Fremdenführer auszeichnen. O wird ein Gast dadurch zu einem erneuten Wien-Besuch ange- regt.

Es freut mich, dass sich die Wiener Fremdenführerinnen und Fremdenführer für Hubert Dimko Fotograf Wien/PID, © Stadt Foto: 2018 das Schwerpunktthema »Wien in der Welt – die Welt in Wien« gewählt haben. Auch heuer wieder wurde der Status von Wien als lebenswerteste Stadt der Welt durch die Mercer-Studie bestätigt. Und die Leserinnen und Leser des renommierten New Yorker Reisemagazins »Conde Nast Traveler« wählten Wien zur besten Stadt in Europa sowie zur zweitbesten Stadt der Welt. Der Welttag der Fremdenführer 2018 wird im neu erö neten Weltmuseum Wien statt nden, das eine tolle Bereicherung der Wiener Museumslandscha darstellt und spannende Sichtweisen auf andere Kulturen erö net.

Ich möchte mich gerne im Namen aller Wienerinnen und Wiener dafür bedan- ken, dass Sie, geschätzte Fremdenführerinnen und Fremdenführer, das ganze Jahr über und bei jedem Wetter mit Fachwissen und Freude unseren Gästen aus aller Welt die Schönheiten und Kulturschätze, aber auch die facettenreiche Viel- falt der modernen Stadt Wien näher bringen.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement!

Dr. Michael Häupl Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien

www.guides-in-vienna.at 9 Grußworte

Wien, Wien nur du allein … … sollst stets die Stadt meiner Träume sein! In seinem berühmten Wienerlied formulierte Rudolf Sieczyński, was die Bewohner unserer schönen Bundeshaupt- stadt seit Generationen verinnerlicht haben. Aber auch für die vielen Touristen, die jedes Jahr aus der ganzen Welt anreisen, ist Wien eine Traumstadt. Das haben wir zu einem großen Teil jenen Persönlichkeiten zu verdanken, die unsere schö- ne Stadt von ihrer besten Seite zeigen und damit tagtäglich unsere Visitenkarten sind. Der Verein der geprü en Wiener Fremdenführer leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, wie Wien in der Welt gesehen wird und was wir alles zu bieten haben. Dazu gehören natürlich unsere imperiale Geschichte, die historischen Gebäude, unsere kulinarischen Schmankerl und die Wiener Gemütlichkeit. Aber wir ha- ben weit mehr zu bieten, nämlich die einmalige Verbindung von Tradition und Moderne. So kommt es, dass Wien nicht nur zu Kaiserszeiten das kulturelle und politische Zentrum der damaligen Epoche war. Sondern dass wir auch heute, in Zeiten der Globalisierung, zu den internationalen Metropolen dieser Welt ge- hören. Wien hat sich mittlerweile als anerkannte Kongressstadt etabliert, ist Sitz

internationaler Institutionen und ist auch am Weg zur innovativen Weltspitze. © WKW

An dieser Stelle möchte ich den über 450 staatlich geprü en Fremdenführern des Vereins noch einmal meinen besonderen Dank aussprechen. Sie vermitteln unseren Gästen informativ, professionell und amüsant wie großartig Wiens Ge- schichte ist und welche große Zukun vor uns liegt.

Ihr Walter Ruck Präsident der Wirtscha skammer Wien

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer!

Der Welttag der Fremdenführer ist mir alljährlich willkommener Anlass, Ihnen für Ihre exzellente Arbeit zu danken, mit der Sie Wiens Gästen ein authentisches Bild unserer kosmopolitischen und welto enen Stadt zeichnen. 2018 stellen Sie unter das Motto »Wien in der Welt – die Welt in Wien«. Tre ender könnte man es – vor dem Hintergrund, dass über 80 Prozent der Nächtigungen in Wien inter- nationale Nächtigungen sind – nicht wählen. Der WienTourismus lässt 2018 die Wiener Moderne neu au eben: Als Blütezeit in der Philosophie, Malerei, Archi- tektur, Musik oder Literatur führte sie zu gesellscha lichem Au ruch und brach- te auch umgekehrt bedeutende Neuerungen aus Wien in die Welt. Wenn Reisende aus aller Welt nach Wien kommen, sind wir als touristische Dienstleister beson- ders intensiv gefordert. Mehr denn je bedarf es kreativen Zugangs in der Vermitt- lung von Wissen und Vorzügen der Stadt und intensiver Servicegesinnung. Ihnen allen kommt eine wichtige Multiplikatorenrolle zu, wenn es darum geht, Wiens Ruf in der Welt zu prägen. Sie stehen tagtäglich in intensivem Kontakt zu den Gästen und haben es in der Hand, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, der BesucherInnen zu Stammgästen macht.

Für das bevorstehende Jahr 2018 und Ihren Welttag, den Sie zum Motto passend Rigaud © Peter im Weltmuseum Wien feiern, wünsche ich Ihnen viel Erfolg und alles Gute!

Herzliche Grüße, Ihr Norbert Kettner Direktor WienTourismus

10 K  W F Grußworte

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer, bereits zum 29. Mal  ndet heuer der Welttag der Fremdenführer statt, und das gibt mir die Gelegenheit, mich wieder einmal bei Ihnen auf das herzlichste zu bedanken. Danke für Ihr Engagement, für Ihren Einsatz und für Ihre Liebe zu Ihrem Beruf. Sie machen den Aufenthalt zahlreicher Wien-Gäste zu einem unvergleichlichen Ereignis und erfüllen das heurige Motto des Welttages der Fremdenführer »Wien in der Welt – die Welt in Wien« mit Leben. Und darüber hinaus zeigen Sie auch vielen Wienerinnen und Wienern die eigene Stadt aus neuen, noch unbekannten Blickwinkeln, auch das ist eine großartige Leistung.

In diesem Sinne wünsche Ich Ihnen alles Gute, einen erfolgreichen Welttag der Fremdenführer 2018 und alles, alles Gute!

Herzlichst, Ihr

Markus Grießler

Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtscha /Wirtscha skammer Wien Weinwurm © WKW/Tourismus/Fotograf

Wien à la

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018737T3 WL WienALaCarte 2017 210x145 D KulturmagWrFremdenfuehrer ET15.02. COE.indd 1 30.11.17 10:39 Autoren

Mag. Martina Autengruber Mag. Elsi Graf Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Kunsthistorikerin, staatl. gepr. Sporttrainerin und Fremdenführerin. Wien und seit 1994 geprüfte Fremdenführerin. Langjährige Tätig- Geboren in Salzburg, aufgewachsen in Mozambique. Nach vielen keit in der Kunstversicherungsbranche und in der Erwachsenen- Jahren im Ausland jetzt wohnhaft in Wien und Salzburg. Schwer- bildung. punkt der Tätigkeit als Fremdenführerin: »Kunst – Kultur – Bewe- gung«.

Mag. Carles Batlle i Enrich Herta Hawelka Geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in Österreich. Studium der Geboren in Wien, aufgewachsen im Ka eehaus. Langjährige Tätig- romanischen Philologie. Sprachlehrer für Katalanisch und Spanisch keit an der Brasilianischen Botschaft in Wien. Sechs Jahre im Einsatz in der Erwachsenenbildung an mehreren Instituten. Lektor an der als Ka eesiederin. Fremdenführerin mit folgenden Schwerpunkten: Universität Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001. Ka eehaus, Süßes Wien, Musik und historische Persönlichkeiten.

Christa Bauer Mag. G. Maria Husa Seit 2002 als begeisterte Fremdenführerin tätig, darüber hinaus in Studium mehrerer Fachrichtungen an der Universität Wien. Seit über der Fremdenführerausbildung. Zahlreiche erfolgreiche Publikationen. 30 Jahren im Tourismus tätig, zunächst bei namhaften Studienreise- Seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremden- veranstaltern (Marketing, Reisekonzeption und Reiseleiterin). Seit führer. 20 Jahren begeisterte selbstständige Fremdenführerin. Kursleiterin (Reiseleiterkurs) und Trainerin in diversen Fremdenführerkursen.

Elisabeth Beranek Walter Juraschek Geboren in St. Pölten. Kaufmännische Ausbildung, geprüfte Bilanz- Geboren in Hannover, Studium der Volkskunde, Völkerkunde, buchhalterin. Hauptberuich als Leiterin der Buchhaltung in einem Kunstgeschich te und Geschichte. Langjährige Erfahrungen in der international agierenden Handelsunternehmen in Wien tätig. Europäischen Jugendarbeit und im interkulturellen Bereich. Frei- Seit 2009 staatlich geprüfte Fremdenführerin. zeitpädagoge und im jüdischen Emigrationssektor tätig. Seit 2007 »Austria Guide«.

DDr. Anna Ehrlich Patrizia Kindl Promovierte Historikerin und Juristin, ist seit 1967 als Fremden- Studium Germanistik und Kunstgeschichte an der Uni Wien; führerin tätig. Ehrenmedaille der Stadt Wien in Bronze. Sie bietet Deutschpädagogin und Bildungsberaterin an einer amerikanischen unter dem Namen »Wien für kluge Leute – Wienführung DDr. Anna Schule; seit vielen Jahren Mitarbeiterin von Schloss Schönbrunn; Ehrlich« sowohl spannende Stadtspaziergänge als auch Bücher über geprüfte Fremdenführerin seit 2004. Österreichs Vergangenheit an.

Regina Engelmann Brigitte Klima Wohnhaft in Klosterneuburg, seit 1999 als Fremdenführerin tätig. Waschechte Wienerin, war Flugbegleiterin und Wirtin eines Szene- Beweggründe, Fremdenführerin zu sein, sind die Freude an der Be- Lokals mit klassischer Musik. Seit 1997 begeisterte Fremdenführe- gegnung mit Menschen und die Möglichkeit, die Schönheiten von rin mit Schwerpunkt Musik in Wien, Jüdisches Wien und Wien 1900. Wien mit aktuellen und historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Mag. Dr. Hedy Fohringer MMag. Friedrike Kraus Geboren in Wien, aufgewachsen in NÖ, abgeschlossenes Romanis- Studium der Geschichte und der Kunstgeschichte. Fremdenführe- tik- und Geschichtestudium an der Universität Wien. Trainerin am rin seit 2007. Schwerpunkte: Geschichte Wiens, Frauengeschichte, Wi St. Pölten des Fremdenführerlehrgangs; seit 1992 als staatlich Erste Republik. geprüfte Fremdenführerin tätig.

Patricia Grabmayr Mag. Brigitte Lindinger studierte Geschichte und Französisch in Wien. Auf Umwegen (Fa- Studium der Pharmazie in Wien, Tätigkeit an der Universität und in milie mit vier Kindern, eigenes Unternehmen) kam sie zu ihrer der Apotheke. Ab 1997 geprüfte Fremdenführerin, Spezialisierung Erfüllung und ist seit knapp einem Jahrzehnt mit Begeisterung auf Kunstvermittlung, derzeit tätig in den Museen Leopold und Fremdenführerin. Liechtenstein.

Mag. Beate Graf Uta Minnich Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, Kunstver- »Ich liebe meine Heimatstadt Wien, in der ich zwar nicht aufge- mittlung bei NÖ Landesausstellungen, ab 1989 Reiseleiterin für wachsen bin, mich aber jedes Mal freue, sie meinen Gästen zeigen Kunstreisen in Europa, seit 2000 staatlich geprüfte Fremdenführerin zu können! Die Fremdenführer-Gewerbeprüfung war wie der Ab- für Deutsch und Italienisch. schluss meines Geschichtsstudiums, das ich wegen meiner 3 Kinder ›unterbrochen‹ habe.« Seit 1994 Fremdenführerin.

12 K  W F Autoren

Mag. Marius Pasetti Julia Strobl, MA Studium Theaterwissenschaft und Geschichte, Befähigungsprüfung Geboren 1965 in Wien, Schule für Industriedesign in Brasilien, Fremdenführer. Lebt und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur Studium der Architektur und Kunstgeschichte in Wien. Tätig als und Fremdenführer in Wien. staatlich geprüfte Fremdenführerin und als Kunsthistorikerin, Schwerpunkt barocke Kunst und Kultur.

Renate Pi Komm.Rat Johann Szegő Geboren in Wien, kaufmännische Ausbildung, über 30 Jahre im Geboren 1936 in , seit 1956 in Österreich, seit 1967 Frem- Verlagswesen tätig, bis 2002 Leiterin eines der ältesten wissen- denführer, von 1975 bis 2007 Präsident des Vereins der geprüften schaftlichen Verlage im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Wien. Wiener Fremdenführer (seit 2007 Ehrenpräsident), seit mehr als 30 Danach Ausbildung zur Fremdenführerin, um nunmehr in diesem Jahren in der Fremdenführerausbildung tätig. 1986: Silbernes Eh- Beruf tätig zu sein. renzeichen der Stadt Wien; zahlreiche Publikationen.

Mag. Gabriele Röder Dr. Christine Triebnig-Lö er Geboren in Wien, Studium der Kunstgeschichte und Archäologie, Geboren 1960, Studium der Geographie und Geophysik an der Ausbildung zur Restauratorin für Glas und Keramik. Die Beschäfti- Universität Graz. Befähigungsprüfung zur Fremdenführerin 2004, gung im Belvedere und im Leopold Museum, die jahrelange Leitung seither mit Freude Brückenbauerin zwischen Gast und kultureller von Studienreisen und nun seit Kurzem die Tätigkeit als Fremden- Vielfalt vor Ort. führerin führen immer wieder zum »Schwerpunkt Kunstgeschichte«.

Dr. Elisabeth Scherhak Mag. Katharina Trost Geboren in Wien, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an Geborene Wienerin, seit über 15 Jahren Fremdenführerin. In einer der Universität Wien, langjährige Tätigkeit in der Erwachsenenbil- amüsanten Kombination aus Geschichte und G’schichtln zeigt die dung. Staatlich geprüfte Fremdenführerin. studierte Historikerin Gästen ihre Geburtsstadt. Besonders gerne geht sie mit Kindern auf Entdeckungsreise. © Reza Sarkari © Reza

Dr. Klaus-Dieter Schmidt Mag. Magdalena Vit Geboren 1942 in Wien, Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Aufgewachsen in NÖ. Nach dem Studium der Kultur- und Sozial- Ab 1968 35 Jahre als Firmenjurist für eine internationale Computer- anthropologie seit 2008 leidenschaftliche Fremdenführerin. Gäs- rma in Wien und London tätig. Seit 2005 staatlich geprüfter Frem- ten aus der ganzen Welt die Schätze und Besonderheiten unseres denführer, seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Landes zu zeigen, heißt auch, dabei oft selbst die Lernende und Fremdenführer. Beschenkte zu sein.

Stefan Scholz Mag. Maria Zajko geboren 1981 in Wien. Studium der Kunstgeschichte und Biologie. Geboren in Bratislava (Slowakei) 1952, seit 1969 in Österreich. Als Kultur- und Naturvermittler, Reiseleiter, passionierter Radfahrer begeisterte Fremdenführerin seit 2007 bereitet es ihr eine große und hauptberuich Fremdenführer in Wien, Niederösterreich und Freude, ihren Landsleuten aus der »alten« und »neuen« Heimat die Burgenland. gemeinsame Geschichte und Kultur näher zubringen. © F.X. Lahmer © F.X.

Ursula Schwarz Mag. Lisa Zeiler »Ich liebe das Leben, den Sinn und das Sinnliche. Ich liebe die Ge- Studium der Anglistik und der Kunstgeschichte in Wien und Toron- heimnisse, die hinter den Dingen stehen. Ich liebe das Theater, das to. Seit 2001 als Fremden führerin in Wien tätig. Österreichs Ver- das Spiel des Lebens spielt. Und meine Führungen sind eine Insze- treterin in der European Federation of Tourist Guide Associations nierung der Stadt.« (www.feg-touristguides.org).

Mag. Christine Stabel Mag. Karl Zillinger Geb. 1955 in Frankfurt am Main, seit 1977 in Wien, Studium Sozio- Geboren in Wien, Theresianische Militärakademie, Oberleutnant der logie/Wirtschaftswissenschaften, seit 1987 Fremdenführerin in Reserve, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Romanis- Wien, Unternehmensberaterin, Trainerin in der Erwachsenenbil- tik in Wien. Seit 1997 Organisation und Reiseleitung von Studienrei- dung, zertizierter Wedding Planer. sen in Österreich und Europa, seit 2001 staatlich geprüfter Fremden- führer.

Alexandra Stolba Nach der Matura Fremdenverkehrskolleg Modul Wien, langjährige Tätigkeit im Tourismus und Veranstaltungsbereich, »Hobbystu- dium« Geschichte/Kunstgeschichte, seit 1997 staatlich geprüfte Fremdenführerin, Mitglied im Verein der Wiener Spaziergänge.

www.guides-in-vienna.at 13 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Schmelztiegel Julia Strobl der Kulturen Weltweite Migration aus ie ersten Menschen, die in prähis- davon befand sich wohl nahe dem späte- torischer Zeit den Wiener Raum ren St. Marxer Friedhof in der Lebergasse Krisengebieten und anhaltende durchstrei en, hinterließen nur (im heutigen dritten Wiener Gemeinde- wenigeD Hinweise. Sicher ist, dass vor ca. bezirk). Noch im Mittelalter wusste man, Flüchtlingsströme sind nicht 7 000 Jahren auch in Wien jungsteinzeit- dass »in dem pühel bey Sand Lazar (St. liche Siedlungen bestanden, wie archäo- Marx)« ein heidnischer König samt Frau nur ein brennendes Problem logische Funde, meist Scherben, Knochen begraben sei. oder Werkzeuge aus Stein beweisen. Doch Die keltischen Boier erreichten schließlich unserer Zeit. Ob freiwillig als wer diese »ersten Wiener« waren und wo- im ersten vorchristlichen Jahrhundert das her sie kamen, wissen wir nicht. Um 2 000 Wiener Becken. Besonders reich waren nomadisch lebende Völker oder v. Chr. wanderte aus dem Norden ein in- die Funde aus dieser Epoche im Gräber- doeuropäisches Krieger- und Bauernvolk feld auf dem Leopoldsberg, wo sich eine durch Krieg, Hunger und Not ein, die »Badener Kultur«, und vermischte mächtige Höhensiedlung befand. Unter sich friedlich mit den »Urwienern«. We- Kaiser Augustus wurde der Wiener Raum erzwungen – die Geschichte nig später kamen die nicht indoeuropäi- und die keltisch-illyrische Bevölkerung schen »Glockenbecherleute« aus Iberien dem Römischen Reich einverleibt. Zur zeigt, dass die Menschen immer dazu. Ob man da schon von »Wieneri- Grenzsicherung errichtete man bis 100 scher Gemütlichkeit« sprechen kann? n. Chr. das Legionslager Vindobona mit schon in Bewegung waren. Auch Von »kultureller Vielfalt« auf jeden Fall. bis zu 6 000 Mann Besatzung am Steilufer Erst in der späteren Bronzezeit war das der Donau. Mit den Römern siedelten im Wiener Raum hinterließen Wiener Stadtgebiet relativ dicht besiedelt, sich auch verbündete Germanen an. Die auch das Areal der Inneren Stadt an den keltische Siedlung am Berg wurde in die diese Wanderungen Spuren und Schotterterrassen nahe der Donau. Seit Zivilstadt am heutigen Rennweg verlegt. der Hallstattzeit ab 900 v. Chr. lebten Il- Die Legionäre der römischen Armee und formten unsere Kultur. lyrer bei uns. Ihre Fürsten ließen sich in ihr Begleittross kamen nicht nur aus Ita- mächtigen Grabhügeln beisetzen, den lien und Gallien, sie stammten aus allen »Leberbergen« die sich vom althochdeut- Ecken des riesigen Weltreiches. Menschen schen »hlewes« (»Hügel«) ableiten. Einer mit unterschiedlichen Sprachen, Kultu-

Die Rotunde, erbaut anlässlich der Weltausstellung 1873

14 K  W F  Schmelztiegel der Kulturen

Trachten aus Mähren und Schlesien – Iglauerinnen, Hannake und Jazek aus Jablunkau © Österreichische Nationalbibliothek ren und religiösen Vorstellungen bildeten in Vindobona ein buntes Völkergemisch. Schon kurz nach 400 elen Vandalen auf dem Weg nach Hispanien ein. Die meisten Bewohner verließen damals, in den be- ginnenden Wirren der Völkerwanderung, den Wiener Raum, germanische Stämme wanderten in das dünn besiedelte Gebiet ein. 433 wurde das Land in einem Födera- tenvertrag den Hunnen übergeben, deren Reiterheer aus dem Osten erst 451 bei der Schlacht an den Katalaunischen Feldern in Gallien gestoppt werden konnte. Zwei Jahre später starb der mächtige Hunnen- könig Attila. Im Wiener Raum, der wohl nie völlig menschenleer war, siedelten Ostgoten und Langobarden, die später weiterzogen, um so den Awaren, einem mongolischen Reitervolk, Platz zu ma- chen. Mit ihnen wanderten um das Jahr 600 slawische Bauern ein. In Simmering entdeckte man bei Straßenarbeiten ein riesiges Gräberfeld, wo im 7. und 8. Jahr- hundert Awaren bestattet wurden, man- che mit ihren Pferden. Erst durch die Feldzüge Karls des Großen 791–798 und die bayerisch-christliche Ko- lonisation endete die Herrscha der Awa- ren. Ortsnamen verraten uns heute viel über die germanisch-slawischen Wurzeln der frühmittelalterlichen Wiener. Rein altbayerische Siedlungsnamen mit der En- dung »-ing« wie Grinzing, Meidling, Otta- kring oder Simmering nden sich ebenso den: Aus dem Westen kamen Alemannen, chen. In seinem »Lobspruch auf die Stadt wie Mischungen mit dem Slawischen, wie Franken und Bayern. Händler aus dem Wien« (1547/48) zählte der dichtende Währing (»warich«- »Quelle«) oder Lie- Süden wurden durch die günstige Lage Schulmeister Wolfgang Schmeltzl die vie- sing (»liezniccha« – »Waldbach«). Noch der Handelsstadt an der der Donau ange- len Sprachen auf: »Hebreisch, Griechisch waren die Zeiten nicht friedlich, dennoch zogen; seit dem 13. Jahrhundert waren die und Lateinisch, / Teutsch, Frantzösisch, begann die Neubesiedlung unter den frän- Italiener, die »Welschen«, in der Wallner- Türkisch, Spanisch, / Behaimisch, Win- kischen Karolingern. Für das 9. Jahrhun- straße, abgeleitet von »Wallischstraße«, disch, Italianisch, / Hungarisch, guet dert lässt sich ein Siedlungskern um den ansässig. Die verwandtscha lichen Bezie- Niderlendisch, / Naturlich Syrisch, Cra- Berghof zwischen dem späteren Hohen hungen der Babenberger (Heinrich II. Ja- batisch, / Rätzisch, Polnisch und Chal- Markt und der Ruprechtskirche vermu- somirgott heiratete 1148 die byzantinische deisch.« ten. Kurz nach 900 geriet das Gebiet unter Prinzessin eodora Komnena) brachten ungarische Herrscha , erst nach dem bereits zur Zeit der Kreuzzüge griechische Mit Ferdinand I. wurde Wien im 16. Jahr- Sieg von Kaiser Otto I. 955 am Lechfeld Händler nach Wien. Ein jüdisches Vier- hundert zur bevorzugten kaiserlichen Re- setzte in der frühen Babenbergerzeit eine tel entwickelte sich unter dem Schutz der sidenzstadt. Der in der Barockzeit ständig rege fränkisch-bayerische Siedlungstätig- Landesherren direkt neben dem Platz am anwachsende Hofstaat, deren Mitglie- keit ein. Die sprachliche Verwandtscha Hof – bis zur Vernichtung der Gemeinde der aus allen habsburgischen Territorien des »Wienerischen« mit dem fränkischen im Pogrom von 1420/21. Mit der Grün- stammten, kam schon bald nicht mehr Dialekt lässt sich nicht leugnen! dung der Universität durch den Habsbur- in der Ho urg unter, und die Wiener ger Rudolf den Sti er 1365 kamen Pro- Bürger mussten laut Hofquartierordnung Im Mittelalter wuchs die Stadt Wien vor fessoren und Studenten aus ganz Europa Hofpersonal und deren Familien in ihren allem durch Zuwanderung aus dem nahen in die Stadt. Sie sprachen Lateinisch und Häusern aufnehmen. Der kulturelle Aus- Umland, doch auch aus ferneren Gegen- Altgriechisch, aber auch ihre Mutterspra- tausch unter beengten Bedingungen war

www.guides-in-vienna.at 15 Die Welt in Wien – Wien in der Welt

Hypokaustum (Bodenheizung) eines Tribunenhauses, Römermuseum, Hoher Markt 3, © Bwag/CC-BY-SA.4.0 wohl unvermeidlich. Ob ämische Hof- bar. Ungarische Husaren und polnische mischer oder die vielen Wiener musiker, schwäbische Hofprediger oder Ulanen in ihren prächtigen Uniformen, Gerichte, die aus der böhmischen Küche italienische Dichter und Künstler – sie alle aber auch Händler oder klassische Zu- stammen, an sie. hinterließen ihre Spuren in dieser Stadt. wanderer aus der Provinz in ihren tra- Eine besonders große Einwanderungs- ditionellen Nationaltrachten mischten Am Höhepunkt der rasanten Stadtent- welle erreichte Wien nach dem Ende des sich unter die einheimische Bevölkerung. wicklung der multiethnischen Metropole Spanischen Erbfolgekriegs und der Kapi- Böhmische Köchinnen und Dienstmäd- Wien erönete 1873 die Weltausstellung tulation Barcelonas 1714. Die »spanische chen, die »Iglauerinnen« (mährische im Prater. Rund um die zentral gelege- Partei« am Hofe Kaiser Karls VI. setzte Ammen aus Iglau), »Gottscheer Buben« ne große Ausstellungshalle, die Rotunde, sich aus Untertanen der Krone Arago- aus Slowenien (Krain) mit Orangen und lockten zahlreiche exotische Pavillons niens zusammen, also Exilanten u. a. aus Südfrüchten, italienische Salamiverkäufer aus aller Welt die Besucher an. Eine geo- Katalonien und Italien, aber auch den (»Salamutschi«), slowakische Rastelbin- graphische West-Ost-Ausrichtung der 35 Niederlanden. Als direkte Folge des end- der, Leinwandhändler aus Schlesien und teilnehmenden Länder vereinfachte die gültigen Siegs über das Osmanische Reich Kroatien (»Leinwand-Krowoten«) oder Orientierung: ganz im Westen die Ver- entwickelte sich im 18. Jahrhundert der Teppichkrämer aus Tirol tauchten die einigten Staaten von Amerika und Bra- orierende Levantehandel, der von tür- Wiener Straßen mit ihren Kaufrufen in silien, im Osten die orientalischen und kischen Untertanen, vor allem Griechen, ein »babylonisches« Sprachengewirr. Die asiatischen Länder. Erstmals war auch das Armeniern und sephardischen Juden, be- »Figurini« aus Italien priesen ihre kleinen, Kaiserreich Japan – dank einer persönli- trieben wurde: Wien wurde zum Haupt- billigen Gips guren mit dem Ruf »Figure, chen Einladung Kaiser Franz Josephs an umschlagplatz für Waren zwischen dem gure, piccole monete, grande lavoro!« an. den Tenno – an einer Weltausstellung be- Osmanischen Reich und Mitteleuropa. Besonders häu g hörte man wohl Tsche- teiligt. Die Stadt pro tierte vom »Besuch Das erste Wiener Kaeehaus wurde üb- chisch: Die Errichtung der zahlreichen öf- der Welt in Wien«, auch wenn die Kosten rigens 1685 von einem in gebo- fentlichen und privaten Prachtbauten an im Jahr des Großen Börsenkrachs hor- renen Armenier gegründet, von Johannes der Ringstraße wäre ohne die böhmischen rend hoch waren. Wien konnte sich nicht Diodato. Jean-Jacques Rousseau warnte und mährischen Handlanger am Bau und nur als Hauptstadt einer aufstrebenden schon 1762 Reisende vor den Folgen der die »Ziegel-Böhm« wohl nicht umsetzbar Industrienation und als Machtzentrum »Globalisierung« in den europäischen gewesen. In der Fabrik am Wienerberg einer europäischen Großmacht präsentie- Metropolen: »Alle Hauptstädte gleichen waren um 1850 rund 3 000, 1900 bereits ren, sondern als Weltstadt und Vermittle- sich, alle Völker begegnen sich und alle 6 000 bis 8 000 Immigranten für den Fa- rin zwischen Ost und West. Neben dem Sitten vermengen sich daselbst.« Und brikanten Heinrich Drasche tätig. Unter Interesse für ferne Länder wurde man sich doch ist es gerade die einzigartige ethni- härtesten Bedingungen arbeiteten dort um diese Zeit auch der ethnischen Vielfalt sche und kulturelle Mischung, die über Männer, Frauen und auch Kinder. Ins- des österreichischen Staates bewusst. Die Jahrhunderte hinweg in Wien entstand, gesamt zählte man um 1900 über 100 000 erste wissenscha lich fundierte kartogra- die das Zentrum der Habsburgermonar- tschechische Zuwanderer in Wien, bei phische Darstellung der Völker der Habs- chie und des Heiligen Römischen Reiches einer Gesamtbevölkerung von 1,7 Mil- burgermonarchie erschien 1856 und glich unverwechselbar machte. lionen. Während Elend, Armut und Dis- einem bunten Flickenteppich: Deutsche, kriminierung dieser meist am Bau und als Magyaren, slawische Volksgruppen wie Die bunte Vielfalt der Donaumonarchie Dienstboten tätigen Menschen heute fast Tschechen, Slowaken, Polen, Ruthenen, war stets im Wiener Straßenbild sicht- vergessen sind, erinnern doch der Böh- Slowenen, Kroaten, Serben und Bulgaren

16 K  W F  Schmelztiegel der Kulturen

sowie die romanischen Völker: Italiener, 18 % Magyaren, den in der Doppelmonar- ten Weltkrieg. Die Teilung Europas in Friauler, Ladiner, Romanen, Walachen chie führenden Volksgruppen, stellten die der Nachkriegszeit stellte Wien vor neue und Moldauer. Unter »Andere Stämme« Slawen mit 54,4 % den Hauptanteil – ohne Herausforderungen und Flüchtlingsströ- nden sich Albaner, »Griechen sammt in angemessener Weise politisch vertreten me, seien es die vertriebenen Sudeten- Macedonen«, Zinzaren, Armenier, »Zi- zu sein. deutschen, die Ungarnkrise 1956 oder geuner« und Juden. Eine bemerkenswerte Die Unlösbarkeit der Nationalitätenfrage der Prager Frühling 1968. Auch der wirt- kulturelle Leistung war das von Kronprinz in der österreichisch-ungarischen Dop- scha liche Aufschwung brachte Migran- Rudolf angeregte »Kronprinzenwerk«. In pelmonarchie diente einem jungen, da- ten – nun als Gastarbeiter – nach Wien, 24 Bänden erschien von 1883 bis 1902 mals noch wenig bekannten Georgier als erst aus Jugoslawien, später auch aus der »Die österreichisch-ungarische Monar- Studienobjekt zur Vorbereitung der Revo- Türkei. 1979 wurde das »Vienna Interna- chie in Wort und Bild«. In dieser großen lution in Russland. Joseph Stalin wohnte tional Center«, die »Uno City« erönet, Enzyklopädie beschrieben über 400 Mit- 1913 in Wien und verfasste den Artikel Wien wurde Sitz der Vereinten Nationen arbeiter – auch der Kronprinz selbst war »Marxismus und die nationale Frage«. und ein wenig internationaler. Mit dem Autor – Landscha en, Völker, Kunst und Auf Basis der jahrhundertealten Fehler Krieg im ehemaligen Jugoslawien in den Kultur der Kronländer. der Habsburger sah er als Lösung für das 1990er Jahren suchten erneut heimatlose Joseph Roths Novelle »Die Büste des Kai- ebenfalls multiethnische Russland die na- Menschen hier Zuucht. Die aktuelle Mi- sers« (1934) beschwört die untergegan- tional-kulturelle Autonomie und Gleich- grationsbewegung als Folge des syrischen gene Monarchie in der Erinnerung eines berechtigung der russischen Völker. Also Bürgerkriegs – es sind über 11 Millionen im Exil lebenden Grafen als idyllischen, Selbstbestimmung statt Unterdrückung Menschen auf der Flucht – verängstigt bunten Vielvölkerstaat: »Meine alte Hei- – zumindest theoretisch, denn die histo- viele. Dass jedoch die Integration von mat, die Monarchie, allein war ein großes rische Wirklichkeit in der Sowjetunion Menschen verschiedenster Kulturen gelin- Haus mit vielen Türen und vielen Zim- unter Stalin sah nachweislich anders aus! gen kann, haben die letzten paar Jahrtau- mern, für viele Arten von Menschen.« Fast möchte man es als Ironie des Schick- sende Wiener Stadtgeschichte hoentlich Für einen Großteil der Untertanen war sals bezeichnen, dass sich im selben Jahr gezeigt. Ein ganz besonders erfolgreiches die Monarchie hingegen ein Kerker für auch Adolf Hitler als brotloser Künstler Beispiel sind die Wiener Fremdenführer, politisch und kulturell unterdrückte Na- in Wien auielt. Seine Lösung der »na- die multiethnisch und polyglott Gäste und tionen. 1900 hatte die Bevölkerung Öster- tionalen Frage« brachte Wien den An- »echte Wiener« in vielen Sprachen durch reich-Ungarns die 50-Millionen-Grenze schluss an Deutschland, die Ermordung die Stadt führen, in der sie sich selbst überschritten. Neben 24 % Deutschen und der jüdischen Bevölkerung und den Zwei- mehr als zuhause fühlen. „Bosch tritt auf Gemäldegalerie der Akademie zu Gast im Theatermuseum 1516): Weltgerichts-Triptychon, – 1516): Detail, um 1490 – um 1505 Hieronymus Bosch (um 1450/55

Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien www.akademiegalerie.at Täglich außer Dienstag 10 –18 Uhr Neue Adresse Die Welt in Wien – Wien in der Welt Prinzessinnen Friederike Kraus aus der Fremde Seit jeher war die europäische iv hochgecit do werte wol si- oder italienischen Geschlechtern. Kaiser benzehn tage …« (die Hochzeit Maximilian I. (1459 – 1519) hatte eine Heiratspolitik ein wichtiges da dauerte wohl siebzehn Tage) ganz Europa repräsentierende Ahnenrei- –D so beschreibt der unbekannte Erzäh- he: Väterlicherseits stammte die Urgroß- Instrument zur Erhaltung und ler des Nibelungenlieds die Vermählung mutter, Viridis Visconti, aus Mailand, die Kriemhilds mit dem Hunnenkönig Etzel Großmutter, Cimburgis von Masowien, Erweiterung von Macht und in Wien. Wahrscheinlich schildert er da- aus Polen und deren Großmutter aus Russ- mit die von Zeitgenossen als »prachtvoll land. Maximilians Mutter Eleonore war Territorien der Herrscherhäuser. und großartig« beschriebene Hochzeit Portugiesin, und durch ihre Großmutter des Babenbergers Leopold VI. mit der by- Philippa von Lancaster bildeten auch die Dabei spielen Frauen eine zantinischen Prinzessin eodora Angela englischen Plantagenets ein Zweiglein im im Jahr 1203. Schon Leopolds Großvater, habsburgischen Stammbaum. Durch Ma- wichtige Rolle, die ihre Heimat Herzog Heinrich II. Jasomirgott, war ximilians internationale Heiratspolitik mit einer Byzantinerin, eodora Kom- wurde der Besitz der Habsburger immens verlassen und in ein fremdes nena, verheiratet. Byzantinische Kultur vergrößert. Seine eigene Heirat mit Maria und griechische Namen wurden in Wien von Burgund brachte die Niederlande Land ziehen mussten, um einen Mode, für kurze Zeit hieß die Stadt Vin- (1477), jene seines Sohnes Philipp mit dopolis. Auf die Herzogin soll das Wie- Juana aus dem Haus Trastámara Spanien ihnen meist völlig unbekannten genlied Eia Popeia zurückgehen, das sich (1504) und letztendlich die Verbindung aus dem altgriechischen Schlaied »Haidu seines Enkels Ferdinand mit Anna Jagiella Mann zu heiraten. Welche o mu paidiu« (»Schlaf wohl, mein Kind- Böhmen und Ungarn (1526) unter habs- chen«) entwickelt hat. Sie und Heinrich II. burgische Herrscha. Die reichen über- Spuren solcher Frauen nden fanden ihre letzte Ruhestätte im von ihnen seeischen Kolonien kamen an die spani- gegründeten Schottensti. sche Linie Habsburgs und damit materiell wir noch in Wien? Die Frauen der frühen Habsburger in Ös- und ideell wertvolle Gegenstände in ihren terreich kamen aus französischen, arago- Besitz. Darunter befand sich der altme- nesischen, böhmisch-luxemburgischen xikanische Kopfschmuck aus den Federn des Quetzal-Vogels aus der ersten Häle des 16. Jahrhunderts, der heute im Welt- museum Wien auewahrt wird. Zwischen dem spanischen und dem öster- reichischen Zweig der Familie Habsburg kam es sehr häug zu ehelichen Verbin- dungen, o generationsübergreifend. Aber auch innerhalb der österreichischen Linie waren Verwandtenehen üblich. Anna (1585 – 1618), die Tochter Erzher- zog Ferdinands von Tirol aus seiner legi- timen zweiten Ehe mit Anna Katharina Gonzaga, heiratete Kaiser Matthias. Sie verfügte in ihrem Testament die Überlas- sung ihres Reliquienschatzes, die Stiung eines Klosters und einer Kirche für die

Infantin Margarita Teresa (1651 – 1673) in weißem Kleid Gemälde von Diego Rodríguez de Silva y Velázquez, um 1656; Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien, © KHM-Museumsverband

18 K  W F   Fremde Prinzessinnen

Eleonore von Gonzaga (1598 – 1655) im schwarzen Kleid Gemälde von Justus Sustermans, um 1623/24 Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband

Kapuziner sowie einer Gru für sich und ihren Gemahl in diesem Kloster. Sie war damit die Gründerin der Begräbnisstätte der Habsburger, der Kapuzinergru. Im 17. Jahrhundert stieg die Zahl der mat- rimonialen Verbindungen mit den Gonza- gas aus Mantua. Schon erwähnt wurde die zweite Frau Ferdinands von Tirol, Anna Katharina Gonzaga. Kaiser Ferdinand II. und sein Sohn, Ferdinand III., heirateten ebenfalls Prinzessinnen aus dieser Fami- lie. Beide hießen Eleonore und waren um- fassend gebildet, musikliebend und sehr fromm. Eleonore die Ältere (1598 – 1655) stiete das Karmelitinnenkloster St. Josef im Gebiet der jetzigen Vorlauf- und Marc- Aurel-Straße, das im Volksmund Sieben- büchnerinnenkloster (einer der hier an- sässigen Vorgängerbauten hieß »Haus zu den sieben Büchern«) genannt wurde. Unter Joseph II. wurde das Kloster auf- gehoben, das Gebäude als Polizeigefan- genenhaus benützt und gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen. Das heutige Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in Ober St. Veit sieht sich in der Nachfol- ge dieser Institution. Eine weitere Stiung der Kaiserin war die Loretokapelle in der Wiener Augustinerkirche, eine Nachbil- IV., Margarita Teresa (1651 – 1673). Ihre ner Stadtbild. Nach dem frühen Tod ihres dung der Casa Santa in Italien. Diese Ka- von Velázquez gemalten Portraits gehö- Mannes gründete sie das Salesianerinnen- pelle wurde in josephinischer Zeit in einen ren zu den Prunkstücken des Kunsthisto- kloster am Rennweg. Die dazugehörige Seitentrakt der Kirche verlegt. In ihr ben- rischen Museums. Sie kam mit 15 Jahren Kirche mit ihrer großen Kuppel ist eine det sich das Herzgrül, in dem die Herzen in Wien an, anlässlich der Hochzeitsfeiern der eindrucksvollsten Wiens und erlangte von 54 Habsburgern in Urnen auewahrt wurde ein aufwendiges und prunkvolles besondere Bekanntheit durch den »Cana- werden, von Kaiserin Anna, der oben ge- Rossballett auf dem Burgplatz, zu ihrem letto-Blick«: die Darstellung Wiens vom nannten Stierin der Kapuzinerkirche, bis 17. Geburtstag die Oper »Il pomo d´oro« Oberen Belvedere aus gesehen, gemalt Erzherzog Franz Karl (1802 – 1878), dem aufgeführt. Die strenge Frömmigkeit der von Bernardo Bellotto. Wilhelmine Ama- Vater Kaiser Franz Josephs. jungen Kaiserin trug in großem Ausmaß lie ist in der Krypta begraben. Heute leben Auch Kaiserin Eleonore die Jüngere zur Vertreibung der Juden aus Wien 1670 noch elf Nonnen im Kloster. (1630 – 1686) war eine Förderin religiöser bei, die Judenstadt wurde aus diesem An- Weitere Prinzessinnen und ihre Schick- Orden. Sie stiete das Ursulinenkloster in lass in »« umbenannt. Mar- sale wären noch zu erwähnen. Viele der der Wiener Johannesgasse (jetzt Hoch- garita Teresa starb mit 21 Jahren, sie hin- »hohen Gemahlinnen« sind vergessen, schule für Musik und darstellende Kunst) terließ nach sechs Schwangerschaen nur anderen gelang es, durch ihre Stiungen sowie anlässlich des Fundes eines unver- eine einzige Tochter. die Memoria aufrecht zu erhalten. Doch sehrten Reliquienkreuzes nach einem Nach dem Aussterben der spanischen Li- schon aus diesen wenigen angeführten Brand in der Hourg einen Orden für nie wandte sich das Herrscherhaus den Beispielen ist ersichtlich, wie stark Frauen hochadelige Damen, den Sternkreuz- hochadeligen Fürstentöchtern des Reiches aus anderen Ländern die Geschichte und orden, der bis heute tätig ist. Derzeitige zu, die allerdings katholisch sein oder das Bild unserer Stadt geprägt haben. Großmeisterin ist Gabriela Habsburg, konvertieren mussten. In dritter Ehe hei- eine Tochter Otto Habsburgs. ratete Leopold I. eine pfälzische Prinzes- Die letzte Heirat zwischen Mitgliedern der sin, auch seine beiden Söhne aus dieser Literatur: spanischen und der österreichischen Linie Ehe verbanden sich mit deutschen Fürs- Karl Vocelka, Lynne Heller, Die der Familie ging der Sohn Ferdinands III., tinnen. Die Braut Josephs I., Wilhelmine private Welt der Habsburger (Graz Leopold I. ein. Er ehelichte die jüngere Amalie von Braunschweig (1673 – 1742), Wien Köln 1998) Tochter des spanischen Königs Philipp hinterließ die sichtbarste Spur im Wie-

www.guides-in-vienna.at 19 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Berühmte »Zugereiste« Christine Triebnig-Löer im 18. Jahrhundert

Als Residenzstadt des ien entfaltete sich im 18. Jahr- Wissen und ihre Leistungen verschmol- hundert zu einer glanzvol- zen mit den Interessen und Ansprüchen Kaiserreiches wurde len Kaiserstadt und zu einem des Herrscherhauses und bereiteten den WZentrum der Wirtscha , des Handels Weg für die heutige traditionsreiche und Wien von jeher durch und der Künste. Die polyglotte Dynastie weltoene Metropole. der Habsburger machte Wien zum Tre- In eberha er Bautätigkeit entstanden das Zusammentre en punkt böhmischen, ungarischen, italie- prunkvolle Gotteshäuser, Paläste und nischen und spanischen Adels und zur Schlösser, beau ragt von Kirche, Kaiser- unterschiedlicher Kulturen Zuwanderungsdestination vieler weiterer haus und Hochadel. Der Bauboom sorgte Menschen aus Siebenbürgen, Mähren, für regen Zuzug von Gilden an Meistern geprägt. Im 18. Jahrhundert Sachsen, Schlesien, Lothringen, aus dem ihres Faches. Außerdem waren kluge Köp- Rheinland und anderer Länder, was sich fe für die Umsetzung von Reformen, die vollzog sich binnen weniger in einem multikulturellen Stadtbild ma- als Folge der Aulärung anstanden, ge- nifestierte. Ökonomen, Wissenscha ler, fragt. Auf der Spurensuche nach berühm- Jahrzehnte der rasante Aufstieg Diplomaten und Künstler strebten hier- ten Zugereisten und ihrem substanziellen her, entweder vorübergehend als Reisende Beitrag zur Prägung Wiens seien erwähnt: zur glanzvollen Kaiserstadt, oder um sich, berufen vom Kaiserhaus, Emanuel Teles da Silva, Graf von Silva-Ta- auf Dauer niederzulassen. Sie kamen in rouca (1696 – 1771) aus portugiesischem zu dem die Leistungen vielen Funktionen, waren als Berater und Adel stammend, hatte das Amt des Hof- Vertrauenspersonen Stützen des rons, baudirektors inne. Zudem war er die graue fremdländischer Gelehrter, erledigten Amts-und Staatsgeschä e, eta- Eminenz von Kaiserin Maria eresia und blierten universitäre Lehrkanzeln, gaben damit betraut, auch ihre charakterlichen Künstler und Strategen der Stadt als Architekten, Baumeister, Dezite oen anzusprechen. Er bewohn- Gärtner, Steinmetze, Bildhauer, Stucka- te das spätere Palais Erzherzog Albrecht, maßgeblich beitrugen. teure ein fürstliches, hochbarockes Kleid die heutige Albertina. Jean Nicolas Jadot oder waren Stars des höschen Entertain- de Ville-Issey (1710 – 1761), Architekt aus ments. Ihr kultureller Hintergrund, ihr Lothringen, wurde zum Hofarchitekten bestellt. Auf ihn gehen einige Bauten zu- rück wie die Aula der Alten Universität sowie die Menageriebauten und Pavillons im Tiergarten Schönbrunn. Kaiser Franz I. Stephan, höchstpersönlich äußerst an Zoologie und Botanik interessiert, berief den holländischen Gärtner Adrian van Steckhoven (1705 – 1782) als Gärtner nach Schönbrunn und beau ragte ihn mit der Errichtung des »Holländischen Gartens«. Bis heute prägt Steckhovens Gesamtkon- zept den Schönbrunner Schlosspark. Ein weiterer berühmter Gartenarchitekt war der Franzose Dominique Girard (um 1680 – 1738). Versiert in Wasserkünsten und begehrt als »Fontainier«, gestaltete

Das kaiserliche Lustschloss Schönbrunn, Gartenseite Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, 1758 – 1761; Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Mu- seum Wien, © KHM-Museumsverband

20 K  W F   Berühmtheiten aus der Ferne

Franz I. Stephan, Kaiser, Mäzen und Naturwissenschafter Gemälde von Johann Zo any, 1776/77 Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband er den Belvederegarten. Der italienische Bildhauer Lorenzo Mattielli (1687 – 1748) wurde 1714 zum Hoildhauer ernannt, seine Skulpturen beeindrucken im Inne- ren Burghof, im Winterpalais des Prinzen Eugen und an der Karlskirche. Unter den berühmten Malern nden sich einige Italiener wie der Römer Gregorio Guglielmi (1714 – 1773). Er kam 1755 nach Wien und gestaltete unter anderem die Deckenfresken der Großen Galerie im Schloss Schönbrunn und der jetzigen Österreichischen Akademie der Wissen- scha en. Prachtvolle Bauten und Ansich- ten von Wien wurden in Gemälden vom venezianischen Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (1722 – 1780), stim- mungsvoll eingefangen. Zu den bekann- testen Veduten gehören Schönbrunn, das Belvedere und Schlosshof. Eine bedeuten- de Stellung am Hofe hatte der in Stock- holm aufgewachsene Martin van Meytens der Jüngere (1695 – 1770). 1731 ließ er sich endgültig in Wien nieder und avan- cierte zum bevorzugtesten Portraitmaler Maria eresias. Von ihm und seinem und der Wissenscha en, kam 1683 aus stand ihm zur Seite wie Franz Josef von Werkstattbetrieb stammen die repräsen- Frankreich nach Österreich und kämp e Toussaint (1689 – 1762) aus dem Loth- tativen Portraits der Kaiserin und ihrer sogleich erfolgreich im Entsatzheer, das ringer Kreis, dessen großer Kompetenz Familie, wie sie beispielsweise im Zeremo- die Belagerung Wiens durch die Osma- in Finanz- und Wirtscha sfragen sich der niensaal im Schloss Schönbrunn zu sehen nen beendete. Dem folgte eine steile mi- Kaiser zeitlebens bediente. sind. Sehr geschätzt von Maria eresia litärische Karriere; seine Siege haben das Betreend Reformen in Verwaltung und war auch der Genfer Maler Jean-Étienne Kaiserreich zur europäischen Großmacht Medizin machten sich zwei Persönlich- Liotard (1702 – 1789). Einige seiner Pas- geführt. Prinz Eugen war Bauherr hoch- keiten besonders verdient: Der Sach- telle zeigen Kinder aus unteren sozialen barocker Schlösser und Palais wie des se Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz Schichten und kontrastieren im Gelben Schlosses Belvedere, des Schlosses Hof (1702 – 1765) erstellte Pläne für die Ver- Salon im Schloss Schönbrunn mit dem und des Winterpalais. Zudem besaß er einheitlichung des Steuerwesens und der eleganten Interieur des Rokoko. größtes Kunstverständnis – 14 000 Bücher Verwaltung nach preußischem Vorbild. Er Pietro Metastasio (1698 – 1782) war ein aus seiner Privatbibliothek zählen heute war oberster Kanzler der neuen vereinig- in Rom geborener Dichter und Librettist, als Sammlung »Eugeniana« zum Bestand ten österreichischen und böhmischen der 1730 nach Wien kam und als Hof- der Österreichischen Nationalbiblio- Hoanzlei und damit einer der mächtigs- dichter etliche Dramen für das kaiserliche thek. Gideon Ernst Freiherr von Laudon ten Männer im Staat. Gerard van Swieten Ho heater verfasste, die, von Hoapell- (1717 – 1790), mit deutschbaltischer Her- (1700 – 1772) kam als niederländischer meistern vertont, auf große Begeisterung kun , war mit der Umsetzung der Militär- Arzt 1745 nach Wien, war Leibarzt Maria stießen. Antonio Salieri (1750 – 1825), aus reformen am Balkan beau ragt, machte eresias und ging als großer Reformer Venetien stammend, war Hoompositeur, sich im Siebenjährigen Krieg verdient und der Universität und des Medizinstudiums kaiserlicher Kapellmeister und Pädagoge erfuhr als Generalinspektor der Infanterie in die Geschichte ein. Zum Beispiel muss- und verbrachte nahezu 60 Jahre in Wien. große Anerkennung. ten naturwissenscha liche Fächer fortan Er schrieb mehrere Opern und unterrich- Kaiser Franz I. Stephan (1708 – 1765), vor den medizinischen Fächern absolviert te ganze Generationen an Musikern, dar- selbst aus Lothringen stammend, erbrach- werden. Außerdem erhöhte Van Swieten unter Beethoven, Schubert und Liszt. te große Leistungen auf dem Gebiet des die Professorengehälter mit der Folge, Im Bereich des Militärwesens ragt ein Finanzwesens und der Ökonomie. Durch dass erstklassige Mediziner nach Wien Name wie ein Gipfel aus einer Bergkette: vorbildliche Verwaltung und Bewirtschaf- kamen. Prinz Eugen von Savoyen (1663 – 1736), tung böhmischer Güter baute er ein Wirt- Alles in allem: Die kulturelle Vielfalt von siegreicher Feldherr dreier Kaiser, Bau- scha simperium mit beachtlichem Privat- damals zeigt heute noch unermesslichen herr, Freund und Förderer der Künste vermögen auf. Ein treuer Stab an Beratern Wert!

www.guides-in-vienna.at 21 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Von »Mohren« und Regina Engelmann sonstigen »Exoten« »Hofmohren« und ildheit, Gefahr und Rückstän- sen. 1754 ist er erstmals in den Haushalts- digkeit, aber auch Schönheit rechnungen von Joseph Wenzel Fürst von »Völkerschauen« standen bis von Natur und Menschen so- Liechtenstein (1696 – 1772) dokumen- Wwie die Vermengung von Exotismus mit tiert, wo er als Kammerdiener im damali- kurz nach 1900 hoch im Kurs. erotischen Fantasien – das alles prägte gen Majoratshaus der Familie in der Wie- das Afrikabild der Wiener im 18. und 19. ner Herrengasse ein überdurchschnittlich Die Ambivalenz zwischen Jahrhundert. Umgab man sich auf den gutes Leben führte. Sein Herr fand sogar Fürstenhöfen gerne mit Schwarzen, stan- solch Gefallen an ihm, dass er ein Portrait verächtlicher Herabwürdigung den Afrikaner andererseits auch für das anfertigen ließ und in einer Unterschri Böse an sich, wie Kunst guren des Mo- Soliman als Abkömmling einer numidi- und insgeheimer Bewunderung nostatos und des Eunuchen Selim in Mo- schen Königsfamilie und als Mann mit zarts Opern beweisen. großem Geiste lobte. Da Soliman sowohl kennzeichnen das Verhältnis In dieser Zeit lebten rund 200 Afrikaner in seinen Umgangsformen als auch in sei- in Wien, 40 von ihnen sind namentlich nen Sprachkenntnissen gewandt war – er der Wiener zu den »Exoten«. bekannt. Über keinen wissen wir jedoch beherrschte Englisch, Deutsch, Franzö- so viel wie über Angelo Soliman (um sisch, Latein, Italienisch und Tschechisch 1721 – 1796). Er wurde wahrscheinlich im – befand er sich bei zahlreichen honori- Emirat Kanem Bornu an der Grenze der gen Anlässen im Gefolge des Fürsten, so heutigen Staaten Niger und Nigeria ge- etwa 1764 bei dessen Reise zur Krönung boren, von Sklavenhändlern nach Norden von Joseph II. zum römisch-deutschen verschleppt und vermutlich am Sklaven- König in Frankfurt. Während des Auf- markt in Messina an eine christliche Fa- enthaltes in der Krönungsstadt gewann er milie namens Sollima verkau. 1734 ging beim Kartenspiel Pharao 20.000 Gulden! er in den Besitz von Johann Georg Chris- Nach Wien zurückgekehrt, investierte er tian Fürst von Lobkowitz (1686 – 1753) in den Kauf einer bebauten Parzelle in der über. Mit seinem neuen Herrn lebte So- Weißgerber Vorstadt und schloss am 6. liman bis zu dessen Tod in der Lombar- Februar 1768 eine Geheimehe mit Mag- dei, in Siebenbürgen, in Böhmen sowie dalena Christiano, geborene Kellermann in Wien, er musste sich sogar an der Seite (gestorben 1786). Als der Fürst von Liech- des Fürsten auf dem Schlachtfeld bewei- tenstein davon erfuhr, entließ er Soliman umgehend, wenige Jahre später wurde er jedoch von dessen Nachfolger, Franz Jo- seph, wieder aufgenommen und mit der Erziehung des Erbprinzen Alois I. be- traut. Ab 1775 stand ihm auch wieder eine Wohnung im Majoratshaus zur Verfü- gung. Solimans eigener Besitz wurde we- nig später zwangsversteigert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einer Woh- nung Ecke Freyung/ Tiefer Graben, wo er am 21. November 1796 in verarmten Verhältnissen an einem Schlaganfall ver- starb. Wenige Stunden danach fertigte der Bildhauer Franz aller (1759 – 1817) den Abguss seines Kopfes an, der noch heute im Badener Rollettmuseum ausgestellt ist. Kurze Zeit später forderte der Direktor des Angelo Soliman, um 1750 Naturalienkabinetts die Herausgabe von Stich von Gottfried Haid nach Johann Nepomuk Steiner Solimans Leichnam, der unter Protest von

22 K  W F »Mohren und Exoten«

Figur eines Afrikaners Gips auf Holzgerüst, spätes 19. Jh. / Anfang 20. Jh. Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband

Solimans Tochter Josephine (1772 – 1801) seziert, gehäutet und anschließend wie ein Tier ausgestop wurde. Im Kabinett selbst stellte man den derart geschändeten Leichnam zusammen mit zwei anderen ausgestopen Afrikanern »nur wegen der Schönheit seiner feingeschnittenen Ge- sichtszüge sowie auch … der Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baues, welche sich bis in sein spätestes Greisenalter in wun- derbarer Weise erhalten hat« aus. Aller- dings hatte man Soliman zu diesem Zweck zu einem ungezähmten Wilden verunstal- tet, ihn mit Federgürtel und -krone beklei- det und mit Schnüren aus Glasperlen und Muscheln aus unterschiedlichen Kultur- kreisen geschmückt. Nach Protesten wur- den ab 1806 keine menschlichen Präpara- te mehr ausgestellt, sie konnten aber gegen ein kleines Trinkgeld nach wie vor im De- pot besichtigt werden. Beim großen Brand der Ho urg vom 28. auf den 29. Oktober 1848 gingen das Naturalienkabinett und damit auch die Überreste von Angelo So- liman in Flammen auf. Auf zahlreichen bekannten Ölgemälden erscheint der be- kannteste Wiener Afrikaner im Gefolge von Fürsten, aber auch als Freimaurer: Von 1881 bis 1886 war er Mitglied in der Eliteloge »Zur wahren Eintracht«, er führ- te Ignaz von Born bei den Freimaurern ein und begegnete dort auch Wolfgang Ama- zwei »Singhalesen Ausstellungen« in den Stellenwert. Einen diesbezüglichen Hö- deus Mozart. 1870er und 1880er Jahren. 1889 machte hepunkt stellten die »Ashantees in Wien« Die Zeit der »Hofmohren« endete in Ös- Ernst Pinkerts »Beduinen-Karawane« mit dar: Rund 100 Männer und Frauen brach- terreich erst im ausgehenden 19. Jahr- 40 Protagonisten und zahlreichen Reit- te man in einem »Dorf« im Prater unter, hundert: Der letzte bekannte Afrikaner und Lasttieren in Wien Station. Gegen ein Publikumsmagnet, der manchen Tags am Kaiserhof hieß Rudolph Rustimo Eintrittsgeld konnte man ihr »Alltags- von bis zu 30 000 Menschen gestürmt (1860 – 1892) und gehörte Kaiserin Eli- leben« beobachten, zum dem auch der wurde. Man lud die »Dor ewohner« in sabeth. In seinen Funktionen als Spiel- tägliche Ab- und Au au der Zelte gehör- Gasthäuser und sogar in die Akademie gefährte von Erzherzogin Marie Valerie te: Pünktlich um 16 Uhr begab man sich der Bildenden Künste ein, in der Stu- und Kammeransager hatte er gute und nämlich auf »Wüstenzug«. In den 1890er denten unter dem Beisein von Publikum angesehene Positionen inne. 1890 el er Jahren fand eine große Zahl von »Ethno- versuchten, den Konikt von Wildheit in Ungnade und wurde entlassen. Der graphischen Ausstellungen« und »Völ- und Zivilisation abzubilden. Vom grassie- Trunksucht verfallen, fand er sein trauri- kerschauen« vor allem im Tiergarten im renden »Ashantee Fieber« ergrien war ges Ende in der Versorgungsanstalt von Prater und in der Rotunde statt. »Samoa- auch der Schristeller Peter Altenberg Ybbs an der Donau. ner, Zulukaer, Somalier« waren zu sehen (1859 – 1919), der, von den Reizen der As- In Europa scheute man auch nicht davor oder eine der Wildwestshows des Oberst hantees hingerissen, ihr täglicher Gast war zurück, lebende Menschen zur Schau zu William Cody, alias Bualo Bill, im Rah- und seine Begeisterung auch in Gedichten stellen: Im 19. Jahrhundert boomte das men derer nach der dreistündigen, action- zum Ausdruck brachte. Aus dieser Zeit Geschä mit »Völkerschauen« und »Ein- reichen Vorstellung auch das Zeltlager der stammt die »Ethnographische Modell- geborenendörfern«. Der erste, der diese »Indianer« Besuchern oen stand – ein gur eines Afrikaners« in den Beständen Schauen in großem Stile organisierte und Angebot, das sogar ronfolger Franz des Weltmuseums Wien: Sie entstand für damit durch Europa tingelte, war Carl Ferdinand wahrnahm. eine Ausstellung im Prater und ist heute Hagenbeck (1844 – 1913): In Wien gas- Zunehmend bekam auch der Aspekt der eines der wenigen erhaltenen historischen tierte er mit einer »Nubierschau« und mit körperlich-sexuellen Anziehungskra Ausstellungsbehelfe des Museums.

www.guides-in-vienna.at 23 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Fremdes in der Hedy Fohringer heimischen Küche Wer kennt sie nicht, ie Zutaten für Schnitzel, Für die Gesundheit und gegen den Schweinsbraten & Co sind wohl- Hunger – Mais, Karto el, Reis die Schmankerln und bekannt und in den Regalen von Während sich der erste Anbau von Mais FeinkostlädenD und Supermärkten zu n- (österreichisch: Kukuruz), den die Entde- kulinarischen Köstlichkeiten den. Die meisten davon aber legen noch cker Amerikas Ende des 15. Jahrhunderts immer ‒ wie einst vor vielen Jahrhunder- in die Alte Welt mitbrachten, auf euro- der österreichischen Küche? ten ‒ lange Wege vom Herstellungsort päischem Boden gut nachvollziehen lässt, bis in die heimische Küche zurück. Was gibt es bei den Kartoeln (österreichisch: Süße und saure, scharfe und früher meist nur höher gestellten oder Erdäpfeln) wenig Anhaltspunkte. Von fürstlichen Haushalten zur Zubereitung Spanien ausgehend gelangte diese Frucht milde Gerichte bescheren dem von delikaten Speisen zur Verfügung nach Italien, um später die europäischen stand, fand irgendwann auch Einzug Länder zu erobern, aber zunächst nicht als Hungrigen wahre himmlische in die bürgerlichen Küchen. Natürlich Nahrungsmittel, sondern als Blume! Erst waren kleine »günstigere« Abweichun- ab dem 18. Jahrhundert wurden die »tar- Gaumenfreuden. gen, die sich den regionalen Gegeben- tueln« zur Bekämpfung von Hunger ein- heiten anpassten, durchaus praktikabel. gesetzt. In Österreich förderte besonders Mit Wien, dem einstigen Zentrum des Maria eresia ihren Anbau. Dabei wur- Habsburgerreiches, verfügte man über de nicht bedacht, wie einseitig diese Er- ein wichtiges Handels- und Kaufmanns- nährung war, abgesehen von den Folgen zentrum, einen Trepunkt verschiedener einer schlechten Ernte. Dann hungerten Kulturen und Bevölkerungsgruppen. Sie die Menschen noch viel mehr, denn auf- alle brachten aus der Heimat unter an- grund der enorm hohen Getreidepreise derem Nahrungsmittel, Gewürze und war es schlichtweg unmöglich, Brot zu Kochrezepte mit. Daraus entwickelte sich kaufen. Angesichts dieser historischen ein abwechslungsreiches kulinarisches Tatsachen genießt man ganz andächtig Angebot der österreichischen Küche mit seinen Schweinsbraten mit herrlichen lo- hoher Kochtradition. Liest man eine hei- cker-ugen Erdäpfelknödeln in warmer mische Speisekarte, so erlebt man einen Bratensauce. lukullischen Streifzug der österreichi- Länger als Kukuruz und Erdäpfel ist der schen Geschichte und die seiner einst an- Reis in Europa anzutreen. Seit dem 10. grenzenden Länder. Jahrhundert durch die Mauren in Spanien eingeführt, wird die Panze in einer Ur- kunde des Herzogs von Mailand bereits 1475 erwähnt und seitdem in der Po-Ebe- Literatur: ne angebaut. Ein beliebtes Gericht der ös- terreichischen Küche – vor allem, wenn es Ausstellungskatalog Schallaburg, Ge- darum geht, viele Gäste zu verköstigen ‒ nuss & Kunst (Schallaburg 1994) ist das Reiseisch. Die Anzahl der Gäste, Ingrid Haslinger, Es möge Erdäpfel das Budget der Gastgeber und die vorhan- regnen (Wien 2007) denen Zutaten bestimmen das Verhält- Hansjörg Küster, Kleine Kulturge- nis von Reis und Fleisch, abgerundet mit schichte der Gewürze (München einem frischen Häuptelsalat. 1997) Für den Geschmack – Muskat, Zimt, Wolf Müller, Bibliographie des Pfe er Kaee, Kakao, Schokolade, Tee Es liegt auf der Hand, dass manche Speise und deren Surrogate bis zum Jahre so richtig »fad« schmecken würde, gäbe 1900 (Wien 1990) es da nicht die edlen Gewürze. Fanden sie früher Verwendung, um bestimmtes Essen

24 K  W F   Kulinarisches

Schokoladekanne des Frühstücksservices der Kaiserin Maria Theresia; Gold und schwarz gebeiztes Hartholz, von Anton Matthias Joseph Domanek, um 1750 Kunstkammer, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband haltbar zu machen oder den Geruch von Verdorbenem zu übertrumpfen, so sind sie heute kulinarische I-Tüpfelchen in der Küche. Die wenig ansehnliche Muskatnuss wird vielfältig eingesetzt – ob beim Erd- äpfelpüree, bei Fisch- oder Fleischgerich- ten, in Suppen und vielem mehr. Frisch gerieben verbreitet die in China bereits seit 4 000 Jahren bekannte Nuss einen be- sonders würzigen Geschmack. Ebenfalls dieser Geschmacksrichtung angehörig und eines der ältesten Gewürze der Welt ist Zimt, der als einer der ersten Gewürze von den Entdeckungsreisen nach Euro- pa mitgebracht worden war. Gerade in der Herbst- und Winterszeit erfreuen sich Tee-, Punsch- oder diverse Strudel- genießer über die Beigabe von Zimt. So gar nicht in diese Reihe passend, aber durchaus »gewürzt«, kann eine Speise mit Pfeer sein. Er gilt als König der Gewür- ze, egal ob schwarzer, weißer oder langer Pfeer. Die Preise für Pfeer, dessen Hei- mat die Westküste Südindiens ist, erreich- te im Mittelalter astronomische Höhen. Der burgundische Herzog Karl der Kühne ließ anlässlich seiner Vermählung 190 Ki- logramm Pfeer auf die Tische legen und Friedrich der Große pfeerte sogar sei- nen Kaee! Der in Säcken über die Alpen transportierte Pfeer wurde mit einem 600-prozentigen Aufschlag verkau. Ein wahrlich »gepfeertes« Angebot! Wen rend Tee in Holland und England sich Kauf von Kakao dennoch. Ende des 18. wundert es da noch, wenn reiche Leute als rasch an Beliebtheit erfreuen konnte, be- Jahrhunderts kostete eine Portion Kaee »Pfeersäcke« bezeichnet wurden? vorzugte man in Wien, vor allem der Adel mit Milch und Zucker 3 Kronen, ein Be- und das Bürgertum, den Kakao. Tee war cher Schokolade aber zwischen 7 und 10 Für den Genuss – Ka ee, Tee, Kakao ebenso teuer wie Kaee und Kakao, daher Kronen. Ein kleiner Mokka als Abschluss nach wurde er nur grammweise gekau. Es gab Nicht auszudenken, wie unsere Küche einem feinen Mahl, wer möchte darauf sogar die Möglichkeit, gebrauchten Tee zu ohne die so bedeutsamen »Exoten« heu- schon verzichten? Bereits im 16. Jahrhun- erwerben! Aufgussbeutel wie sie heute ge- te aussehen würde. Man stelle sich nur dert verbreiteten sich die Nachrichten vom bräuchlich sind, gibt es erst seit dem 20. vor, dass es ohne Kakao keine Schokolade »schwarzen Getränk, das außerordentli- Jahrhundert. gäbe und ohne Schokolade keinen Trost che klare Gedanken« hervorbringen soll. Der Ursprung des Kakaos ist nicht ge- bei so mancher trüben Laune. In solchen Die Eigenscha ist ihm geblieben, wenn nau einzugrenzen, doch weiß man, dass Lebenslagen kann die österreichische Va- auch mit Abänderungen in der Zuberei- Hernán Cortés die ersten Kakaobohnen riante der heißen Schokolade ein wahrer tung, die dem heimischen Gaumen ent- nach Spanien mitbrachte. Anfangs reüs- Seelentröster sein und passt fantastisch sprechen. Man variiert mit geschlagenem sierte Kakao nicht wirklich in der Alten mit viel Schlagobers und Zimtstreusel zu Eidotter, Zucker, Cognac und Schlagobers Welt, vielleicht auch deshalb, weil er für Pfeerkuchen & Co. und genießt die anregende Wirkung der den europäischen Gaumen ganz einfach Das Fremde in der Küche ist uns heute aus Afrika oder Südamerika importierten zu bitter schmeckte. Im Unterschied zu gar nicht mehr bewusst ‒ wir genießen Kaeebohnen in entspannter Atmosphäre heute wurde er nicht gesüßt. Dann aber einfach. Somit kann die österreichische frei nach dem Motto: »Nur net hudeln!« wurde dem »Chocolatl« Rohrzucker aus Küche als gelungenes Zusammenspiel des Von der Kaeebohne wechseln wir zum den spanischen Kolonien beigefügt, und interkulturellen kulinarischen Austau- Tee, der bereits im 9. Jahrhundert über die schon war es eine »Götterspeise«. Eine sches gesehen werden, ein »Fundament Seidenstraße nach Europa gelangte. Wäh- ungeheuer teure Angelegenheit blieb der allen Glücks« – sozusagen. Mahlzeit!

www.guides-in-vienna.at 25 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Die Wissenschaft Magdalena Vit vom Menschen Von der Völkerkunde ie Beschä igung des Menschen angehenden Artikel von Hedy Fohringer). mit seinen Mitmenschen ist in Erste systematische, ethnographische zur Kultur- und etwa so alt wie das menschliche Forschungen wurden in der Renaissance Interesse,D Neues zu entdecken. Schon in getätigt, die Beschreibungen schwankten Sozialanthropologie der Antike löste Fremdes oder Fremd- zwischen Darstellungen vom »edlen Wil- artiges Faszination aus und bildete die den« bis hin zum »bösen Kannibalen«. in Wien Grundlage für Sagen wie die Odyssee. Im Barock stieg die Bedeutung der Natur- O mals erfolgte der Blick von oben her- wissenscha en an. Man begann, Kultur ab: verklärend, unterdrückend, vernich- als etwas Erlernbares zu sehen, Teil eines tend. Der Mensch und seine Art zu leben Prozesses – der Erziehung. Hierbei waren waren und sind ein ema, das, solange die Jesuiten als Schulorden von großer die Menschheit besteht, nie abgeschlossen Bedeutung. Sie verbanden ihre Missions- werden kann. Auch nicht in Wien. tätigkeit mit der Beschreibung von Sitten Im 15. Jahrhundert kam es unter dem und Gebräuchen der zu bekehrenden Be- Habsburger Friedrich III. zu einem Auf- völkerungsgruppen. schwung an der Wiener Universität. Im 19. Jahrhundert wurde am Wiener Unter den Lehrenden befanden sich im Kongress die Au eilung der Welt be- Humanismus führende Persönlichkeiten schlossen, die bürgerliche Revolution wie Johannes von Gmunden, Georg von und der anschließende österreichische Peuerbach oder Regiomontanus, die auch Ausgleich mit Ungarn begünstigten das geistige Vorarbeit für die Entdeckung Entstehen national(istisch)er Strömun- Amerikas leisteten. Durch eheliche Bünd- gen. Die verhängnisvolle Betonung des nisse gelangten Burgund, Spanien und die Zusammenhangs von Rasse und Kultur damit verbundenen Kolonien in Über- avancierte zur Brutstätte des Rassismus, see zum Reich. Die Eingliederung ferner, der Antisemitismus war im Vormarsch. fremder Gebiete diente aber nicht nur der 1870 fand die Gründung der Anthropo- Machterweiterung, sondern bereicherte logischen Gesellscha Wien statt, deren o mals auch das Angebot der Produktpa- erster Präsident Carl von Rokitansky – Pa- lette am »heimischen« Markt (siehe vor- thologe, Anatom und Präsident der Aka-

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26 K  W F  Entwicklung Ethnologie

Das Neue Institutsgebäude (NIG) in der Universitätsstraße © Universität Wien/Georg Herder demie der Wissenscha en – war. Ziel der Gesellscha war es, wissenscha lich alles zu umfassen, was sich auf den Menschen bezieht. Als Dach aller auf den Menschen gerichteter Wissenscha en (Physische Anthropologie, Ur- und Frühgeschichte, Volkskunde, Völkerkunde) sollten For- schungsergebnisse von Studien über den Menschen in körperlicher und geistiger Beziehung, einzelne Volks- und Kultur- gruppen sowie deren Geschichte einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Auch die Errichtung eines Mu- seums inklusive einer Fachbibliothek wurde beschlossen. Sitz der Gesellscha war ab 1877 das Naturhistorische Mu- seum Wien. 1913 wurde das Institut für Anthropolo- gie und Ethnographie im Garnisonsspital »primitivsten Völkern« nachweisbar sein Mit der Errichtung des Neuen Institutsge- eingerichtet. Die erste Professur über- müsse, da sie der Schöpfung am nächsten bäudes (NIG) folgte die Übersiedlung in nahm Rudolf Pöch, der als Arzt mit einer stünden. Kulturelle Übereinstimmungen die Universitätsstraße. Vorerst beschränk- kaiserlichen Kommission Bombay bereis- führte man auf historische Beziehungen te man sich auf empirisches Arbeiten, te, um Pestforschungen durchzuführen. zurück, woraus sich das Interesse an der kleine Feldforschungen und kulturge- Seinem Einsatz ist der Sieg über die Pest räumlichen Verteilung und der Mobili- schichtliche Rekonstruktionen. Ab 1975 1898 zu verdanken, was ihm den Beina- tät von Kulturelementen ergab. War diese setzte man neue Prioritäten in Richtung men »Retter Wiens« einbrachte. Spätere Au assung in der Zwischenkriegszeit sehr Forschung und Lehre, besonders die Reisen führten ihn nach Neuguinea und ein ussreich, galt sie spätestens in den sozial- und kulturwissenscha liche Di- Südafrika, wobei er seine Feldforschungen 1950er Jahren als überholt. mension des Fachs fand Betonung. Das mit den damals modernsten technischen Die Annexion Österreichs an das Deut- Wiener Institut sollte in internationale Hilfsmitteln wie Fotoapparat, Phonograf sche Reich brachte neben dem neuen, aus Traditionen und Debatten, mit der eth- und Kinematograf betrieb. Die vokale und Berlin stammenden Vorstand Hermann nographischen Feldforschung als metho- instrumentale Musik Neuguineas hielt er Baumann auch eine forschungsmäßige disches Grundverfahren, eingebunden ebenso fest wie die erste Tonaufnahme Verlagerung zu Schwerpunkten, die mit werden. Unter Karl R. Wernhart erfolgte von singenden Buschmännern. Seine Art den Plänen des NS-Regimes konform die Namensänderung in Ethnologie, Kul- der Bescha ung von Forschungsergeb- gingen. Koloniale Rückeroberung und die tur- und Sozialanthropologie (heute nur nissen und Materialien ist heute genauso Expansion Hitlerdeutschlands nach Af- mehr Kultur- und Sozialanthropologie), kritisch zu betrachten wie seine Untersu- rika fanden so wissenscha lich fundier- was auf die kontextuelle Vielfalt von Wis- chungen an russischen Kriegsgefangenen te Begründung. Mitarbeiter des Instituts senscha straditionen und zeitgenössische in Bezug auf Rassenmerkmale während waren für das Sippenamt tätig und somit Forschungsfelder verweist – beispielswei- des Ersten Weltkriegs. auch am Völkermord an Roma und Sinti se die Folgen von Migration und Globali- 1928 erfolgte unter Pater Wilhelm Schmidt beteiligt. Der Tatsache von Ethnologen als sierung, reale und virtuelle Raumkonzep- die Trennung von Ethnographie und phy- Schreibtischtätern wurde ab den 1980er te, die Bedeutung der Medien oder das sischer Anthropologie. Schmidt war Be- Jahren durch Aufarbeitung und kriti- Zusammenleben von Kulturen. gründer der Missionsschulen der Socie- sche Sichtung der eigenen Vergangenheit Mit den letzten Universitätsreformen kam tas Verbi Divini (SVD) in St. Gabriel bei Rechnung getragen. es zu strukturellen Veränderungen sowie Mödling und entwickelte gemeinsam mit zur Verdoppelung des Personals. Im Win- seinem Schüler Pater Wilhelm Koppers Nach 1945 gri man vorerst inhaltlich tersemester 2016 gab es 2.362 Studieren- die Wiener Schule der Kulturkreislehre: und personell auf die Vorkriegszeit zu- de, 25 wissenscha liche Mitarbeiter sowie Kulturkreise beschreiben große Areale, rück. Pater Wilhelm Koppers übernahm 55 Lektoren und Dozenten. Dies beweist, die durch bestimmte Kulturelemente mit die Leitung des Instituts und setzte sich dass die vormalige Völkerkunde keines- gemeinsamem Ursprung gekennzeichnet für die Rückkehr des jüdischen Emigran- wegs als Orchideenfach abgestempelt sind. Kernpunkt dieser theologisch ge- ten Robert Heine-Geldern aus dem New werden kann. Denn die Vergangenheit zu prägten Ausrichtung war die Vorstellung Yorker Exil ein. Seine Wiedereinbindung kennen heißt die Gegenwart zu verstehen eines »Urmonotheismus«, eines idea- in das Universitätsleben stellt eine der sel- und die Zukun zu formen – nebeneinan- len Urzustands der Menschheit, der bei tenen Ausnahmen in dieser Hinsicht dar. der, miteinander, füreinander.

www.guides-in-vienna.at 27 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Von Kunst- und Christine Triebnig-Löer Wunderkammern Die an Fürstenhöfen in der iente das Sammeln ursprünglich Als Mitglieder einer der mächtigsten Dy- dem Überleben, so bekam die- nastien Europas verfügten habsburgische Renaissance entstandenen ses Kulturphänomen mit dem Sammler über ein großes Netzwerk und SammelnD von Kunstvollem, Seltenem ausreichend nanzielle Ressourcen – die- Kunst- und Wunderkammern und Außergewöhnlichem eine neue Di- ser Rang sollte sich in größter Vielfalt und mension: Es diente der geistigen Erbau- raniertester künstlerischer Fertigung gelten als Wegbereiter des ung und der Repräsentation und wurde der gesammelten »Kunstkammerstücke« an Fürsten- und Kaiserhöfen ab dem 15. widerspiegeln. Manchen dieser aufwän- Weltmuseums Wien. Mit Jahrhundert geradezu zum Trend. Gesam- dig gearbeiteten Objekte wurden sogar melt wurde vielfältig: Kunstobjekte und Zauber- und Heilkräe zugeschrieben, Leidenschaft wurden erlesene -schätze (Arti cialia), Objekte aus der wie dem Einhorn oder dem Bezoar, einem Natur (Naturalia), naturwissenschaliche tierischen Magenstein, dessen Kräe als Kunstgegenstände wie Instrumentarien und Bücher (Scienti ca), Heilmittel gegen viele Übel galten. Kaiser kunstvolle religiöse Gegenstände (Sacra- Rudolf II. (1552 – 1612) ließ, aus Angst Goldschmiede-, Steinschnitt- lia), Raritäten und Zeugnisse aus fernen vergiet zu werden, einen solchen Bezoar Ländern (Exotica), Kurioses und »Wun- aushöhlen und von seinem Kammerju- und Elfenbeinarbeiten, aber der« der Natur (Kuriosa und Mirabilia). welier zu einem kostbaren Becher um- arbeiten, da man dem Stein auch die Kra auch Kuriosa, Mirabilien und Die »ganze Welt« in Kammern! zuschrieb, etwaiges Gi in Getränken un- Die zusammengetragenen Schätze wurden wirksam zu machen. Exotica zusammengetragen, in fürstlichen Kunst- und Wunderkam- mern verwahrt. Diese Universalsammlun- »Das muss man gesehen haben«, um ein Abbild des Kosmos zu gen sollten ein Spiegelbild der Welt und so die Worte des Schauspielers Maximi- des Kosmos im Kleinen abbilden, den Be- lian Schell nach dem Besuch der Kunst- erscha en und das Wissen über trachter in Staunen versetzen und Samm- kammer des Kunsthistorischen Museums lerpersönlichkeiten ins Zentrum ihres in Wien, deren Objekte von prunkvoll, die Natur zu mehren. selbst erschaenen Mikrokosmos rücken. majestätisch, über raniert, delikat bis zu skurril und handwerklich wertvollst reichen. O sind sie alles zugleich: Die »Saliera«, das berühmte, goldene Salzfass Benvenuto Cellinis aus dem Besitz Erz- herzog Ferdinands von Tirol, Pokale, Va- sen, Krüge aus Bergkristall, Citrin, Jaspis, Rauchquarz und ligrane Reiterstatuetten wie die des Kaisers Josef I. (1678 – 1711) – als Gipfel der Elfenbeinschnitzkunst Matthias Steinls und als Allegorie der er- starkten Casa de Austria nach den Türken- kriegen – sind nur einige der Highlights. Tischuhren, Planetenuhren, Wegmesser, Scherzgefäße und Trinkspiele wie »Dia- na auf dem Kentauren« bestechen durch technische Fertigkeiten. Bei letzterer

Bezoar-Deckelschale auf hohem Fuß Goldschmiedearbeit von Jan Vermeyen, um 1600 Kunstkammer, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband

28 K  W F   Kulturphänomen Sammeln

Der Tischautomat»Diana auf einem Kentauren« Goldschmiedearbeit von Hans Jakob I. Bachmann, 1602 – 1606 Kunstkammer, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband lassen ausgetüelte Mechanismen den Kentauren über den Tisch fahren und einen Pfeil schießen. Der Gast, in dessen Richtung der Pfeil zielte, musste seinen Becher leeren. Für exotischen Zauber sor- gen Meistwerke wie die Drachenschale aus Lapislazuli, der Straußenei-Pokal, der Narwalhornbecher oder die Seychellen- nuss-Kanne.

Die Anfänge der Kunstkammer Wien wurzeln im Mittelalter, als Herzog Ru- dolf IV. (1339 – 1365) den Grundstein zu einem habsburgischen Hausschatz legte. Im Laufe der Zeit mehrte sich dieser durch Zusammenführung mehrerer Einzel- sammlungen habsburgischer Erzherzöge und Kaiser, wie die Sammlungen Erzher- zog Ferdinands II. von Tirol (1529 – 1595) auf Schloss Ambras, Kaiser Rudolfs II. in Prag und Erzherzog Leopold Wilhelms (1614 – 1662) in Brüssel und Wien. 1891 wurden die diversen Sammlungen mit Preziosen aus der Schatzkammer unter Kaiser Franz Joseph (1830 – 1916) im Kunsthistorischen Museum vereint. In 20 Sälen wird in diesem »Museum im Museum« eine Auswahl von rund 2 200 einmaligen Kunstobjekten didaktisch kontextuell präsentiert, sodass sich dem Besucher nicht nur die künstlerische, symbolische oder mythische Bedeutung seen der Welt. Neun wissenschaliche Rudolf (1858 – 1889) und dessen Cousin der Objekte, sondern auch Sichtweisen auf Sammlungen bergen Schätze aus unter- Franz Ferdinand (1863 – 1914), der seine das jeweilige Weltbild und das herrscha- schiedlichen Teilen der Welt, aus Afrika, Sammelleidenscha mit dem Satz »ich liche Repräsentationsstreben des Samm- Vorder-, Ost-, Südost- und Zentralasien, leide an Museomanie« ausdrückte. Diese lers erschließen. Sibirien, der Himalaya Region, dem In- Sammlungen bildeten den Grundstock sularen Südostasien, aus Südamerika, der seit 1806 eingerichteten »k. k. Ethno- Neben Wien sind noch zu erwähnen: die Ozeanien und Australien, aus Nord- und graphischen Sammlung«, die ab 1876 in Ambraser Wunderkammer in Innsbruck, Mittelamerika. der Anthropologisch-Ethnographischen deren Exotika-Sammlung zu den ältesten Die Anfänge des Weltmuseums Wien Abteilung des Naturhistorischen Mu- und bedeutendsten europäischen Samm- liegen in den Sammlungen der frühen seums betreut wurde. 1928 wurde daraus lungen zählt und außergewöhnliche Por- Kunst- und Wunderkammern. Diese schließlich das »Museum für Völkerkun- traits wie die von Haarmenschen birgt, wurden durch Expeditionen und Reisen de« gegründet. 2013 erfolgte die Umbe- sowie die Wunderkammer Salzburg im im 18. und 19. Jahrhundert beträchtlich nennung in »Weltmuseum Wien«, 2017 Dommuseum, angelegt im 17. Jahrhun- erweitert: wie durch die des Weltumseg- die feierliche Erönung des neugestalteten dert, die im Stile eines barocken Kuriosi- lers James Cook (1728 – 1799), durch die Museums. In 14 Sälen, die wie eine »Per- tätenkabinetts eine Reihe von Arti cialia vom österreichischen Naturforscher und lenkette von Geschichten« aneinander ge- und Naturalia zeigt. Zoologen Johann Natterer (1787 – 1843) reiht sind, wird die Vielfalt der Kulturen geleitete, 18 Jahre lang dauernde Bra- und ihre Veränderung im Laufe der Zeit »Es geht um die Menschen« silien-Expedition und durch die Nova- zeitkritisch dokumentiert. Sonderausstel- Das Weltmuseum Wien ist mit etwa ra-Expedition, der ersten und einzigen lungen wie »Pop-Up World Erzählungen« 200 000 Objekten, einer Bibliothek, einem Weltumsegelung der Österreichischen und »Sharing stories – Dinge sprechen« Archiv, einer Fotosammlung, einer Schau- Marine. Dazu kamen die auf Reisen er- unterstreichen den mit der Neuerönung sammlung und Sonderausstellungen eines standenen Artefakte der Habsburger gewählten Leitsatz des Weltmuseums: »Es der bedeutendsten ethnographischen Mu- Erzherzöge Maximilian (1832 – 1867), geht um Menschen«.

www.guides-in-vienna.at 29 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Geschichten Lisa Zeiler von Menschen Mit der Neuerö nung des Was lange währt wird endlich gut – die- den explodierenden Kosten für die Um- ser Spruch passt auf das Weltmuseum wie gestaltung der Kunstkammer zu kämpfen Weltmuseums Wien endete eine auf kein anderes Großprojekt der Wiener hat. Museumslandscha der vergangenen Jah- 2010 wir der geplagte Direktor das langwierige und komplizierte re. Rund zwölf Jahre lang war die Schau- Handtuch, es dauert zwei Jahre, bis der sammlung für die Öentlichkeit nicht zu- Niederländer Steven Engelsman, ehemals Phase der Sanierung und gänglich. Hier zunächst eine Chronologie Leiter des Museums für Völkerkunde in der Ereignisse: Leiden, zum neuen Direktor berufen wird. Neupositionierung des alten Das Museum für Völkerkunde wird 2001 Er scha, was in Wien schon nicht mehr im Zuge der Ausgliederung der Bundes- für möglich gehalten wurde: Seine Pläne Museums für Völkerkunde. museen Teil des Museumsverbandes des für die Generalsanierung und Neuaus- Kunsthistorischen Museums (KHM). richtung des Hauses werden akzeptiert, Dieses war, laut Direktor Steven Schon drei Jahre danach muss die Samm- Finanzierungen durch die zuständigen lung mit den weltberühmten Objekten für politischen Stellen zugesagt. Dann der Engelsman, noch »ein Museum eine Generalsanierung geschlossen wer- Rückschlag im November 2014: Kultur- den. Vom Hochparterre bis zum Dachge- minister Ostermayer stoppt die Pläne und der Kolonialzeit – inklusive all schoss werden umfangreiche Umbau- und verlangt eine »Redimensionierung« des Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Projektes. Der Umbau soll nanziell und der ethnischen Beleidigungen Ab 2007 steht das Haus praktisch nur räumlich zurückgestutzt werden. Das ur- mehr für Sonderausstellungen zur Verfü- sprünglich geplante Budget von rund 27 anderer Völker«. Nun gung; lediglich der Schausaal »Götterbil- Millionen Euro wird auf 22 Millionen der. Südasien, Südostasien und Himalaya« reduziert, darüber hinaus muss das Welt- präsentiert sich das Museum in wird 2008 erönet. Bemühungen des Di- museum Räume an das geplante Haus rektors Christian Feest, das Haus neu zu der Geschichte in der Neuen Burg abge- neuem Gewand als Tre punkt positionieren, scheitern am Unwillen der ben. Es können somit weniger als halb so Politik und den anderen nanziellen Prio- viele Objekte gezeigt werden wie im Jahr für Menschen aller Kulturen. ritäten des KHM-Dachverbandes, der mit 2004 (rund 3 100 statt 7 000). Direktor Engelsman ist in Zugzwang und soll in- nerhalb von wenigen Monaten ein neues Konzept vorlegen. Erleichterung folgt, als dieses vom Ministerium akzeptiert wird. Nun ist der Weg frei für den Umbau des Hauses. Ein internationales Konsortium von Architekten und Designern (Hoskins Architects / Ralph Appelbaum Associates) ist für Bau und Neueinrichtung zuständig. Der erste Spatenstich erfolgt im Winter 2016, und die Arbeiten können plangemäß im Herbst 2017 abgeschlossen werden. Politisches Tauziehen gibt es auch wäh- rend des Prozesses der Namensndung für das alte Museum für Völkerkunde. Mit dem noch unter Kulturministerin Claudia Schmied vorgeschlagenen Na-

Direktor Steven Engelsman und Generaldirektorin Sabine Haag (KHM) bei der Erö nung im Oktober 2017 Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband

30 K  W F  Weltmuseum Wien

Einblick in den Saal »Der Orient vor der Haustür« Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband men »Ethnos« und dem von Ostermayer favorisierten »Haus der Kulturen« ist das neue Leitungsteam nicht glücklich. Diese Begrie suggerieren, dass (fremde) Kultu- ren in Kategorien eingeteilt werden kön- nen und reektieren nicht die vermehrte Zuwendung zur eigenen Kultur und Ge- sellscha . Letzten Endes ist es das »Welt- museum Wien« geworden, mit der Idee des Museums als Brücke zwischen Wien und der Welt. Mit einem fulminanten, von André Hel- ler gestalteten Fest wird das Weltmuseum am 25. Oktober 2017 erönet. Bei freiem Eintritt stürmen die Wienerinnen und Wiener am darauolgenden National- feiertag das Haus. Wie eine »Perlenkette von Geschichten« reihen sich die 14 neu gestalteten Säle aneinander, in denen die wichtigsten Objekte der Schausammlung gezeigt und aus zeitgemäßer Sicht inter- pretiert werden. Bei der Gestaltung konn- ten die Museumsmacher aus dem Vollen schöpfen: Die ständige Sammlung verfügt insgesamt über rund 200 000 ethnogra- phische Objekte, 100 000 Photographien und 146 000 Druckwerken aus verschie- In den heller gestalteten Sälen kann sich über 3 900 m2 Ausstellungsäche. Neben densten Teilen der Welt. das Publikum mit emen wie Kolonia- der Ausstellungs- und Vermittlungs- Die neuen Ausstellungsräume reektieren lismus und Migration auseinandersetzen. arbeit ist die Erweiterung und Bewahrung einerseits die großen (geographischen) Neu ist auch, dass die Geschichten, wie des materiellen und immateriellen Erbes Sammlungsbereiche, so zum Beispiel verschiedene Gegenstände in die Samm- eine zentrale Aufgabe des Museums. For- Benin und Äthiopien, Brasilien, Me- lungen kamen, gleich mit erzählt werden. schungsprojekte bilden die unerlässliche soamerika, Indonesien, Japan und Chi- O ist die Provenienz ebenso spannend Basis der Museumsarbeit, sie dienen dem na. Andererseits nden sich inhaltliche wie das Objekt. Im Saal »Der Orient vor Wissenstransfer und nicht zuletzt auch Schwerpunkte wie Kolonialismus, Samm- der Haustür« ndet man zum Beispiel der Konservierung der wertvollen Samm- lerwahn oder Migration-emen, die Alltagsgegenstände, die österreichische lungsobjekte. nicht nur von ethnologischer, sondern all- Kriegsgefangene nach dem Ersten Welt- Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Re- gemein gesellscha licher Relevanz sind. krieg aus Turkmenistan in die Heimat katalogisierung und Digitalisierung der Sonderausstellungen in den Eingangs- mitbrachten. Bibliothekssammlung: Altbestände im bereichen, gestaltet von zeitgenössischen Dem Anspruch von Direktor Engelsman Umfang von ca. 250 000 Katalogkarten Künstlern wie Lisl Ponger, spiegeln eben- auf »Multiperspektivität« wird die neue werden bereits seit einigen Jahren elek- falls diese großen emen der Ethnologie Präsentation ebenfalls gerecht: Wie heute tronisch erfasst und in den Online-Bib- wider. international o üblich, waren Menschen liothekskatalog integriert. So werden die In der Schausammlung wechseln einan- aus den Herkun sländern der Ausstel- Bestände bewahrt und stehen weltweit für der dunkel und hell gestaltete Räume ab: lungsstücke in den Prozess der Neuaufstel- wissenscha liche Recherchen zur Verfü- Prunkstücke wie der altmexikanische Fe- lung eingebunden. Im Nordamerikasaal gung. derkopfschmuck mit hunderten langen ist nicht nur ein Kopfschmuck mehreren Nach der erfolgreichen Neuerönung des Quetzal-Federn und mehr als tausend Baseballkappen gegenübergestellt, es wur- Hauses dreht sich das personelle Karussell Goldplättchen, die berühmte Benin- de auch ein Saaltext von einem Amerika- weiter: Steven Engelsman verlässt Wien Sammlung oder die mehr als 400 Jahre ner mit indianischen Wurzeln verfasst. schon mit Ende 2017; Christian Schickl- alten Puppentheaterguren aus Java wer- Ein breit gefächertes Angebot an Son- gruber, langjähriger Kurator des Hauses, den in ihrer ganzen Pracht präsentiert. derausstellungen begleitet die ständige übernimmt die Leitung für drei Jahre. Die Mit Touchscreens und andere technischen Sammlung. 2018 soll ein Schaudepot er- endgültige Entscheidung wird dann bei Gadgets ist man auf dem neuesten museo- önet werden, der »Korridor des Stau- Eike Schmidt, dem neuen Direktor des logischen Stand. nens«. Insgesamt verfügt das Museum KHM ab 2019, liegen.

www.guides-in-vienna.at 31 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Vom Kaiserforum Regina Engelmann zur Museumsinsel Als krönenden Abschluss ls Kaiser Franz Joseph 1857 die Zweifel auf, ob dieses Projekt jemals fer- Demolierung der Stadtmauer tiggestellt werden würde. des Ringstraßenprojektes verfügte, plante man neben zahl- Nach der Ermordung von Kaiserin Elisa- Areichen ö entlichen Gebäuden auch die beth 1898 verlor Kaiser Franz Joseph zu- plante Gottfried Semper das Errichtung prunkvoller Museen beidseits nehmend das Interesse am Bau der Neu- des heutigen Maria-eresien-Platzes. en Hourg, 1913 verfügte er schließlich sogenannte Kaiserforum, das Das Gesamtkonzept, erstellt vom renom- einen endgültigen Baustopp. Der einzige mierten Architekten Gottfried Semper Teil der Neuen Burg, der noch während sich von den Hofstallungen (1803 – 1879), sah auf der gegenüberlie- der Monarchie seiner Bestimmung über- genden Seite der Ringstraße einen gro- geben werden konnte, war der Corps de am heutigen Museumsplatz ßen Residenzkomplex für den Kaiser vor. Logis, in dem heute das Weltmuseum Während der Grundstein für die beiden Wien untergebracht ist. über die Hofmuseen am Maria- Hofmuseen bereits 1871 gelegt wurde (ihre Erö nung fand 1889 respektive 1891 1918 fand die junge Republik eine Baustel- Theresien-Platz bis hin zur statt), verzögerte sich der Baubeginn für le vor. Zwar hatte man das Äußere im We- die neuen Hourgtrakte bis Anfang der sentlichen fertiggestellt, im Inneren waren Hofburg erstrecken sollte. 1880er Jahre. Da als Baumaterial schwerer jedoch lediglich die Hauptwände, Decken Sandstein vorgesehen war, mussten zu- und Fußböden fertig; Türen und sonstiges erst 25 Meter tiefe Fundamente ausgeho- Interieur fehlten zur Gänze. Nach länge- ben werden! Die Dachgleiche feierte man ren Diskussionen beschloss die Regierung 1894, doch schon damals kamen erste 1924, die Neue Hourg musealen Zwe- cken zuzuführen. 1928 wurde das Völker- kundemuseum, das heutige Weltmuseum Wien, erö net, 1935 die Wa ensammlung des Kunsthistorischen Museums in die Neue Burg übersiedelt. Lange Jahre hatte der Mittelteil der Neuen Burg noch einen anderen Hauptmieter: die Wiener Messe. Sie vermietete die imperialen Stiegenhäu- ser an Schuh-, Kleider- und Pelzrmen. Während der Zeit des Nationalsozialis- mus ammte die Idee der Fertigstellung des Kaiserforums erneut auf. Über die Er- richtung eines temporären Ausstellungs- gebäudes kamen die Planungen jedoch nicht hinaus. Inzwischen hat sich die Neue Burg zu einem bedeutenden Museumsstandort entwickelt. Gemeinsam mit dem Kunst- und dem Naturhistorischen Museum sowie den Institutionen im Museums- quartier wurde sie zu einer »Wiener Mu- seumsinsel«.

Die Museen der Neuen Burg Die »Adlergarnitur« von Erzherzog Ferdinand II., 1547 Die Sammlung Alter Musikinstrumen- Ho agd- und Rüstkammer, Kunsthistorisches Museum te war neben der Weltreisesammlung Wien, © KHM-Museumsverband von Erzherzog Franz Ferdinand die erste

32 K  W F   Neue Hofburg

Cembalo; Hersteller: Joseph Salodiensis, 1559 Sammlung alter Musikinstrumente, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband

Sammlung, die noch während der Mon- archie in den Räumlichkeiten der Neuen Burg ausgestellt war. Nach zeitweiliger Auslagerung an andere Standorte fand sie 1947 hier wieder dauerha Aufstellung. Kernbestand sind erlesene Kunstkammer- stücke aus dem Besitz von Erzherzog Fer- dinand II. von Tirol (1529 – 1595) sowie eine große Privatsammlung alter Instru- mente der seit 1870 in Wien ansässigen, italienischstämmigen Familie Obizzi. Der heutige Gesamtbestand von rund 1 100 Objekten gibt einen Überblick über 400 Jahre Musikgeschichte. Besondere High- lights sind zahlreiche Holzblasinstru- mente der Renaissance, eine umfassende Sammlung von Clavichorden und Wiener Hammerklavieren sowie Streichinstru- mente des Tiroler Geigenbauers Jacob Stainer. Musikliebhaber kommen gerne, um Instrumente aus dem Besitz bekannter berühmt-berüchtigte Reexbögen, eine instrumente, das Ephesos Museum und Komponisten wie Joseph Haydn, Ludwig Sturmhaube in Form des Nemeischen Lö- das Weltmuseum Wien zum Kunsthisto- van Beethoven oder Leopold Mozart zu wens aus der Mitte des 15. Jahrhunderts rischen Museum. bewundern. Diese werden auch von Zeit und Dameninten aus dem Besitz von zu Zeit im Rahmen von Matineen zum Er- Königin Marie Antoinette (1755 – 1793), Das jüngste Museum der Neuen Hourg klingen gebracht. denen am Kolbenboden weiche Samtpols- zeigt die ältesten Schaustücke: Es ist das terungen zur Abfederung des Rückstoßes Papyrusmuseum, das rund 180 000 Papyri Das Weltmuseum Wien, dem sich der angeheet wurden, sind einige Gusto- aus drei Jahrtausenden umfasst und unter Hauptteil dieses Hees widmet, ist das stücke dieser einzigartigen Sammlung. der Ägide der Österreichischen National- zweitälteste Museum in diesem Komplex. bibliothek steht. Die Sammlung wurde Seine Geschichte und seine Sammlungen Seit 1978 bendet sich das Ephesos Mu- von Erzherzog Rainer (1827 – 1913), dem werden in diesem Magazin in einem eige- seum im Zentrum der Neuen Hourg. Onkel zweiten Grades von Kaiser Franz nen Artikel beschrieben, siehe Seite 30. Bereits 1895 wurde Österreich mit Gra- Joseph, gegründet und ständig erweitert: bungsarbeiten im Bereich dieser bedeu- Noch heute stammen 90% der Museums- Die Hoagd- und Rüstkammer zählt welt- tenden antiken Stadt in Kleinasien betraut. bestände aus dem ehemaligen Besitz des weit zu den besten Sammlungen dieser Sultan Abdul Hamid II. (1842 – 1918) ge- Erzherzogs. 1899 machte er sie seinem Art. Basierend auf der »Heldenrüstkam- währte Kaiser Franz Joseph sogar das Ne en zum Geschenk. Ausgestellt sind mer« des Erzherzogs Ferdinand II. von außerordentliche Privileg, einige der aus- circa 300 Papyri, darunter einige Kurio- Tirol, der kaiserlichen Leibrüstkammer, gegrabenen Artefakte nach Wien auszu- sitäten: eine medizinische Rezeptur für die 1436 erstmals erwähnt wurde, und der führen. Darunter bendet sich ein Stück Zahnpulver, Schriübungen von Schreib- »Hofgewehr- und Hoagdkammer« von des Altarreliefs vom berühmten Artemis- schülern oder ein Strafmandat wegen Kaiser Ferdinand II. (1578 – 1637) besteht tempel, einem der sieben Weltwunder der Straßenverschmutzung. 2001 wurde die die Sammlung heute aus rund 3 800 Ob- Antike. Beeindruckend ist auch das ins- Sammlung in die UNESCO-Liste »Memo- jekten. Sie ist die am besten dokumentier- gesamt 40 Meter lange Partherfries, das ry of the World« aufgenommen. te hösche Rüstkammer der abendländi- in der Zwischenkriegszeit bereits erstmals schen Welt. Zu den Prunkstücken zählen im Hof des Corps de Logis ausgestellt war. Jüngstes Projekt ist das Haus der Ge- Rüstungen aus der Zeit Maximilians I. Es handelt sich um Fragmente eines ur- schichte Österreich, das großteils in bis- (1459 – 1519), deren Wert nach heutiger sprünglich 100 Meter langen Reliefs aus her ungenutzten Räumen des Mezzanins, Berechnung dem Preis eines Sportwagens dem zweiten nachchristlichen Jahrhun- aber auch auf dem »Hitlerbalkon« ober- entspricht. Prunkharnische für Turnier- dert, das den Kampf und den Sieg der halb des Haupteinganges in die Neue Burg kämpfer und ihre Pferde, aber auch die Römer gegen die Parther ebenso wie Sze- untergebracht sein wird. Pünktlich zum repräsentative 87-teilige Adlergarnitur nen aus dem Leben des damaligen Kaisers Zentenarium der Republik im November Erzherzog Ferdinands II. von Tirol sind und Heerführers Lucius Verus (130 – 169) 2018 soll die Ausstellung über die letzten Luxuswaren der Sonderklasse. Beute- darstellt. Heute gehört diese Sammlung 150 Jahre der österreichischen Geschichte stücke der osmanischen Truppen, wie ebenso wie die Sammlung Alter Musik- erö net werden.

www.guides-in-vienna.at 33 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Die Habsburger Anna Ehrlich und die Neue Welt Große Teile Amerikas wurden Karl V. gewinnt die Welt Krankheiten wie Pocken, Masern, Grippe, Als Karl von Burgund, der spätere Kai- Typhus, Diphterie und Keuchhusten das zu Beginn der Neuzeit von den ser Karl V. (1500 – 1558), als König Karl I. amerikanische Festland, was zur Auslö- den kastilischen ron bestieg, erbte schung großer Bevölkerungsteile führte. Habsburgern beherrscht, doch er auch die von den Trastámara, seinen Schätzungen gehen davon aus, dass im Großeltern, erworbenen überseeischen Laufe des 16. Jahrhunderts mindestens keiner betrat damals die Neue Gebiete, die sich damals noch auf einige 75% der indigenen Bevölkerung durch Karibikinseln und kleine Teile des Fest- europäischen Einuss ums Leben kam. Welt. Dies geschah erst später lands beschränkten. Dass es in der Folge Dazu trugen Kriege, Brutalitäten, Zwangs- gelingen sollte, ein Territorium von über arbeit, Verschleppung und Unterernäh- mit Erzherzog Maximilian, doch 8 000 Kilometern Nord-Süd-Ausdehnung rung ebenso bei wie die eingeschleppten unter kastilische Oberhoheit zu bringen, Keime. Furchtbare Nachrichten über das brachte ihm Mexiko kein Glück. war noch nicht abzusehen. Als Karl im Wüten der gierigen »christlichen« Erobe- Mai 1519 zum Kaiser gewählt wurde, war rer boten die Grundlage für die »Leyen- erst eine kleine Armee unter der Führung da negra« (schwarze Legende), durch die von Hernán Cortés am amerikanischen Habsburgs Feinde in Europa den Ruf des Festland gelandet. Kaisers schädigten. Aber auch innerhalb Die unerwartete Eroberung des Azte- seines Herrschasbereichs wurden – vor kenreiches, zu der lokale Bevölkerungs- allem von klerikaler Seite – Stimmen laut, gruppen nicht unwesentlich beigetragen die die Art des Umgangs der Spanier mit hatten, vergrößerte nicht nur den Herr- den Indigenen kritisierten. Die Frage be- schasbereich Karls, sondern leitete gra- schäigte Karl während seiner gesamten vierende Veränderungen in Amerika weiteren Regierungszeit, aus dem Bezwin- ein. Denn mit den Europäern erreichten ger der Barbaren wurde 1521 der Herr- fremde Panzen und Tiere, aber auch scher über die »Indianischen Insuln und

Die Landung von Maximilian und Charlotte in Mexiko, zeitgenössische Darstellung © Österreichische Nationalbibliothek

34 K  W F Habsburger in Amerika

Kaiser Karl V., Gemälde von Francesco Terzio, um oder nach 1550, Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien, © KHM-Museumsverband

Terrae rmae des Oceanischen Meers«, auch deren Kolonialreich für die Habs- der sich durchaus um das leibliche Wohl- burger bis 1640 dazu. ergehen und die Christianisierung seiner Die Indios machten mit Recht weniger neuen Untertanen sorgte und sehr wohl die fernen Könige, sondern die örtlichen verstand, dass die Kolonien nicht uferlos Machthaber für alle Missstände verant- ausgebeutet werden duren, um weiterhin wortlich, sodass nach Karls Tod 2 000 von von ihnen pro tieren zu können. ihnen der Prozession zu seinem Gedenk- gottesdienst in Mexiko-Stadt voranzogen. Die Habsburger benötigten Unmengen Der Reichtum aus Übersee führte übri- von Geld für ihre europäische Machtpoli- gens zusammen mit dem Bevölkerungs- tik und die damit verbundenen Feldzüge, rückgang und der Überheblichkeit der es war die Zeit der Religionsspaltung und Aristokratie zu einer Stagnation der Wirt- der Türkenkriege. Zu den Einnahmen scha in Spanien. Mit dem Frieden von zählten die den Indios abgepressten Gold- Utrecht 1713 gingen den Habsburgern schätze ebenso wie das Berg- oder das Spanien und das Kolonialreich verloren, Salzregal der Krone, das gewinnbringend die an die Bourbonen elen. an interessierte Unternehmer verliehen Von den erbeuteten Kunstschätzen ist wurde. Von größter Wichtigkeit war je- wenig geblieben. Nach der 1520 erfolgten doch bald der Silberabbau in Zacatecas Eroberung und Plünderung der Azteken- (Mexiko) und in Potosí (Peru), für den stadt Tenochtitlan sandte Hernán Cortés man Quecksilber aus Europa und Peru einige besonders wertvolle Objekte an verwendete. Venezuela wurde von 1527 Karl, der sie in Brüssel ausstellen ließ. Al- bis 1547 im Namen der Krone von der brecht Dürer konnte sie dort bewundern: Augsburger Bankiersfamilie der Welser »Auch ich hab gesehen die Ding, die man ausgebeutet, den Geldgebern Karls bei der dem König aus dem neuen gülden Land Kaiserwahl, die nicht zimperlich vorgin- hat gebracht; ein ganz gülden Sonnen, gen. Der spanische Missionar Bartolomé desweiteren ein ganz silbern Mond, des- Mai 1822 zum Kaiser von Mexiko krönen, de las Casas beklagte sich darüber: »Die gleichen zwo Kammern voll derselben wurde aber wegen seines militärischen Re- Deutschen sind schlimmer als die wildes- Rüstung, desgleichen von allerlei Waen, gierungsstils schon im März 1823 zur Ab- ten Löwen. Aus Habgier handeln diese Harnisch, das so viel schoner anzusehen dankung gezwungen und 1824 ermordet. menschlichen Teufel viel brutaler als alle ist dann Wunderding. Diese Ding sind alle Mexiko blieb Republik, bis Napoleon III. ihre Vorgänger.« Am 17. September 1516 köstlich gewesen, daß man sie beschätzt es durch französische Truppen besetzen wurde De las Casas von Karl zum »Uni- um hunderttausend Gulden wert. Und ließ und einen Habsburger, den Erzherzog versellen Prokurator aller Indios in West- ich hab all mein Lebtag nichts gesehen, Ferdinand Maximilian (1832 – 1867), als indien« berufen. Damit vertrat er von das mein Herz also erfreuet hat als diese neuen Kaiser einsetzte. Dieser hatte trotz nun an oziell deren Interessen vor dem Ding.« Seine Zeitgenossen teilten seine vieler Warnungen nicht lange gezögert, König und vor dem Indienrat. Er stand Meinung nicht und ließen die bestenfalls den ron anzunehmen, bestärkt durch bei Karl V. und Philipp II. in hohem An- als exotische Kuriositäten angesehenen seine ehrgeizige Gattin Charlotte von Bel- sehen und konnte eine menschlichere Be- Metallkunstwerke im Laufe der Zeit na- gien. Bekam er doch so endlich die Mög- handlung der Indios durchsetzen und ihre hezu alle einschmelzen, weil sie nur de- lichkeit, aus dem Schatten seines Bruders, Versklavung mildern. Durch das Massen- ren Geldwert sahen. Erhalten haben sich Kaiser Franz Joseph, zu treten und seine sterben war aber der Arbeitskräemangel jedoch einige mexikanische Codices, von Vorstellungen von einer modernen Re- zu einem echten Problem geworden. 1519 denen sich einer in Wien be ndet (Codex gierung zu verwirklichen. Er wollte die vergab Karl V. daher bereits den ersten Vindobonensis Mexicanus 1). Krone Mexikos allerdings nur annehmen, »asiento de negros« (Abkommen), der wenn er vom mexikanischen Volk mit of- es portugiesischen Händlern erlaubte, Monarch gesucht – Maximilian von fenen Armen empfangen würde. Und ge- schwarzafrikanische Sklaven in die kas- Mexiko nau das machte man ihm vor – nur leider tilischen Kolonien zu transportieren. Die Zwischen 1810 und 1825 erkämpen sich entsprach es nicht den Tatsachen. Am 10. ehemaligen Reiche der Azteken und Inkas die Kolonien ihre Unabhängigkeit von der April 1864 rief eine mexikanische Delega- wurden als Vizekönigreiche Neu-Spa- spanischen Krone. Entgegen dem Wunsch nien (1535) und Neu-Kastilien (1542) der Mexikos fand sich weder König Ferdinand spanischen Krone angeschlossen. Neben VII. von Spanien noch ein anderes Mit- Literatur: der Verwaltung baute Karl kirchliche In- glied der Königsfamilie bereit, das Land Benedikt Vogl, Die Amerikapolitik stitutionen auf. 1580 gewann sein Sohn als Monarch zu führen. Daher ließ sich der Karls V., Diplomarbeit Wien 2013. Philipp II. mit der portugiesischen Krone siegreiche General Agustín de Iturbide im

www.guides-in-vienna.at 35 Die Welt in Wien – Wien in der Welt

Maximilians Residenz in Chapultepec © Österreichische Nationalbibliothek

milian 1865 Agustín de Iturbide y Green, einen Enkel des ersten Kaisers, zu seinem ronerben ein. Maximilian musste bald erkennen, dass ein Großteil des Landes von den Anhän- gern des von den USA abgesetzten Prä- sidenten Benito Juárez beherrscht wurde. Sie konnten von den französischen Trup- pen, die etwa 20 000 Mann zählten, nicht in Schach gehalten werden. Unklugerwei- se erließ Max 1866 ein Dekret, in dem er die Anhänger von Juárez zu Verbrechern erklärte. Darauin wurden rund 9 000 Menschen ohne Gerichtsverfahren getö- tet – ein zweiter schwerwiegender Fehler, der den Kaiser ebenfalls viele Sympathien kostete. Während des mexikanisch-amerikani- schen Krieges 1846 bis 1848 hatte Mexi- tion Maximilian im Schloss Miramar bei Reichtum war nichts zu sehen. Das Land ko schon die Häle seines Territoriums, Triest zum Kaiser von Mexiko aus. Bereits war von den vielen Kämpfen ausgelaugt, nämlich Kalifornien, Nevada, Arizona, am 14. April trat das neue Kaiserpaar mit die Straßen schlecht, und die rund 400 Utah sowie Teile von New Mexico, Colo- der Fregatte Novara die sechswöchige Kilometer Fahrt in der Kutsche bis nach rado und Wyoming an die USA verloren. Reise nach Mexiko an, wo es am 28. Mai Mexiko-Stadt waren eine Qual, erschwert Nun zog unter deren Druck Napoleon im ankam. Während der Überfahrt entwarf durch heige Regengüsse. Aber Max war Februar 1867 die französischen Truppen Maximilian ein Hofzeremoniell von mehr von der Vegetation begeistert, und je tie- aus Mexiko ab, und Maximilian stand als 300 Seiten Länge. Unter dem Jubel der fer sie ins Land kamen, desto herzlicher alleine mit seinen eigenen, denkbar spär- konservativen europäischen Presse lande- verhielten sich die neuen Untertanen. Das lichen Verbänden da. Nach Wien schrieb te er am 28. Mai 1864 in Veracruz. Kaiserpaar bezog ein Schloss auf dem Fel- er nichts davon, ganz im Gegenteil: Er be- Der erste Eindruck war niederschmet- sen Chapultepec, das in sehr schlechtem richtete über das Glück und die Freude, ternd. Ein paar ärmlich gekleidete Mu- Zustand war. Max ließ es für viel Geld die er und Charlotte in ihrem neuen Land sikanten strapazierten seine Ohren, der aus- und umbauen – ein erster Fehler bei jeden Tag erfuhren. Charlotte erfüllte ihre Triumphbogen war vom Sturm umgewor- der katastrophalen nanziellen Lage des Rolle als Kaiserin souverän. Sie machte fen worden, und das Kaiserpaar musste Landes. Seine neuen Untertanen konnten Besuche, gründete soziale Einrichtungen sich mühsam seinen Weg durch den Mo- nicht verstehen, warum er Unsummen für und kümmerte sich um die Bedürigen in rast bahnen. Die wartende Menschenmen- ein Schloss ausgeben musste. Um seiner ihrem neuen Land. Als Maximilian abdan- ge war von der Geistlichkeit zusammen- unbeliebten Herrscha mehr Legitimität ken wollte, hinderte sie ihn daran, indem getrommelt worden. Vom versprochenen zu verleihen, setzte der kinderlose Maxi- sie an seine Ehre und an sein Pichtgefühl appellierte und ihm sogar Feigheit unter- stellte. Sie selbst reiste 1866 nach Europa, um Hilfe zu suchen, stieß jedoch über- all auf taube Ohren. Sie war abgemagert, Wien für kluge Leute wirkte hektisch, die Augen waren unstet und ackerten, sie war verrückt gewor- den. Man informierte Maximilian, dessen > ganzjährig öffentliche Führungen Lage immer aussichtsloser wurde. Er litt > ungewöhnliche Themen zudem an Malaria. Aber sogar jetzt noch > Privatführungen jederzeit ließ er seine Familie in Wien im Glauben, > VIP Guide Service in vielen Sprachen es wäre alles nicht so schlimm und schrieb positive Briefe. > Fremdenführervermittlung Maximilian beschloss, nach Querétaro > spannende Sachbücher über Wien zu gehen, einer klerikal und konservativ > Autorenführungen und Lesungen eingestellten Stadt. Benito Juárez nahm Maximilian, der seine Chance zur Flucht nicht nutzte, nach der Belagerung von Neuauflage! www.wienfuehrung.com Querétaro gefangen und machte kurzen Prozess: Er stellte ihn zusammen mit sei- nen Generälen Miramón und Mejía vor

36 K  W F Habsburger in Amerika

ein Kriegsgericht, das alle drei zum Tode maurer waren? Das wäre wohl zu schön, und der in Wien angekommene Leichnam verurteilte. Trotz der Proteste ausländi- um wahr zu sein. Nach den Forschungen absichtlich deformiert gewesen sein. scher Mächte, darunter der Vereinigten eines gewissen Rolando Deneke tauchte Staaten, wurden sie am 19. Juni 1867 auf laut der Tageszeitung »Standard« vom 24. Ein Aussteiger aus dem dem »Hügel der Glocken« erschossen. März 2001 in El Salvador 1868 ein Mann Hause Habsburg Zuvor bat Maximilian noch, sein Gesicht im engsten Umkreis des Vizepräsidenten Ein weiterer Habsburger in Amerika war zu verschonen, um seiner Mutter den An- und Freimaurers Gregorio Arbizú auf, der Erzherzog Johann Salvator (»Gianni«, blick von Wunden zu ersparen. Ende No- sich Justo Armas nannte – oenbar in An- 1852–?), der politisch im Gegensatz zu vember übergaben die Mexikaner seinen lehnung an ein Kommuniqué von Juárez den herrschenden Kreisen stand und ein Leichnam an Admiral Tegettho, der ihn nach der Hinrichtung (había sido pasado enger Vertrauter von Kronprinz Rudolf auf der Fregatte Novara nach Triest brach- justo por las armas, zweideutig übersetzt war. Im Oktober 1889 trat er aus der Fa- te. Von dort wurde er per Zug nach Wien etwa: die Gerechtigkeit ist Maximilian milie Habsburg aus, nahm den Namen sei- überführt und in der Hourgkapelle auf- durch die Waen zuteil geworden) – und nes Schlosses Orth an und verließ mit der gebahrt. Die Leiche war laut Befund noch der bis 1936 (!) lebte. Der Mann behaup- Hofoperntänzerin Milli Stubel Österreich, »wohl erhalten«, jedoch zweifelten einige tete, unzählige Fotos des Kaiserpaares in um sie in London zu heiraten. Er erwarb in Habsburger angeblich an der Identität, Mexiko und edle Möbel sowie exquisites Hamburg das Kapitänspatent und kaue als sich die Familie am oenen Sarg von Geschirr zu besitzen, das teilweise die In- den Frachtdampfer »St. Margret«, auf dem ihm verabschiedete. Am 19. Jänner 1868 signien des Hauses Habsburg trug, und das Paar nach Südamerika aurach. Die wurde der unglückliche Maximilian in soll seine Geschichte erst auf dem Toten- letzte Nachricht von ihnen stammt vom der Kaisergru bestattet. Charlotte starb bett einem Priester enthüllt haben. Eine 12. Juli 1890. Das Schi düre danach in in geistiger Umnachtung erst 1927. Expertise der Handschrien von Armas einem Sturm vor dem Kap Tres Puntas in Juárez hätte auch mit einer Schein-Exe- und Maximilian hätte ebenso wie ein Ge- Argentinien (nach anderen vor dem Kap kution und Maximilians Versprechen, sichts- und Schädelvergleich ergeben, dass Hoorn in Chile) gesunken sein. Johann nie seine wahre Identität zu enthüllen, es sich um ein und dieselbe Person han- Orth wurde schließlich 1911 für tot er- sein Vorhaben erreicht, die Monarchie delte. Ein DNA-Vergleich mit lebenden klärt. Gerüchte besagen jedoch, er habe und europäische Ansprüche auf Mexiko Habsburgern soll eine große genetische überlebt und als Alexander Hugo Köhler für »tot« zu erklären und die Republik zu Übereinstimmung erbracht haben. Die noch bis 1945 in Norwegen gewohnt. An- festigen. Vielleicht schenkte Juárez dem vier Fotos, die es vom toten Maximilian gebliche Nachfahren stellten bisher ver- Erzherzog das Leben, da sie beide Frei- gibt, sollen sehr verschieden voneinander geblich Erbansprüche auf Schloss Orth.

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TIPP: Führung „Über den Dächern Wiens“ Die Welt in Wien – Wien in der Welt Jagen und Sammeln Herta Hawelka nach Herzenslust Die österreichische nmittelbarer Anlass für die abwesende Bräutigam wurde dabei von Entsendung einer österreichi- Erzherzog Karl, dem Onkel Leopoldines, naturwissenschaftliche schen naturwissenscha lichen vertreten. ExpeditionU nach Brasilien war die Ver- Während der napoleonischen Kriege war Expedition nach Brasilien mählung der Erzherzogin Leopoldine der portugiesische Hof 1807 nach Brasi- (1797 – 1826), einer Tochter des Kaisers lien geohen. Rio de Janeiro wurde im Jahr Franz I., mit dem portugiesischen Kron- 1808 zur Residenz der neu konstituierten prinzen Dom Pedro de Alcântara aus dem »Vereinigten Königreiche von Portugal, Hause Bragança, dem späteren Kaiser von Brasilien und den Algarven« erklärt. Nach Brasilien. Die Hochzeit fand im Mai 1817 dem endgültigen Sieg über Napoleon und in der Wiener Augustinerkirche statt, der der Befreiung des Landes war die portu-

Abb. oben: Flöte Aus der Sammlung von Johann Natterer Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband

Abb. unten: Federumhang Munduruku, Rio Tapajos, Brasilien, um 1830 Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband

38 K  W F  Brasilien

Erzherzogin Leopoldine Gemälde von Joseph Kreutzinger, 1815 Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM-Museumsverband giesische Königsfamilie nicht sofort nach Europa zurückgekehrt, und so musste die frisch vermählte Erzherzogin zu ihrem Bräutigam nach Übersee reisen.

Die Entscheidung von Kaiser Franz I., eine wissenscha liche Expedition in das weitgehend noch unbekannte Brasilien zu entsenden, wurde 1816 getro en. Es war geplant, das Unternehmen gleichzeitig mit dem Auslaufen der Fregatte seiner Toch- ter Leopoldine zu starten. Ziel war, die weitgehend noch unerforschten Gebiete des reichsten Landes der südlichen Hemi- sphäre zu erforschen und wissenscha li- ches Material zu sammeln. Die Fauna und Flora des Landes sollten beschrieben, die kaiserlichen Sammlungen vergrößert und die Gärten des Kaisers, eines passionier- ten Hobbygärtners, mit ausgewählten Sa- men und lebenden Panzen verschönert werden. Auch exotische Tiere sollten für den Tier- garten Schönbrunn nach Wien gebracht werden. Der Plan für die Entsendung einer Expe- dition nach Brasilien war von der Erzher- zogin Leopoldine selbst angeregt worden. Wie ihr Vater begeisterte sie sich für die der Kaiser ließ sich laufend über die Vor- von Spix und Carl F. P. von Martius an, die Naturwissenscha en, besonders für Bota- bereitungen, die gleichzeitig mit jenen für sich in Übersee aber schon bald alleine auf nik, Zoologie und ihr Lieblingsfach Mine- die Hochzeit seiner Tochter liefen, infor- den Weg machten. Der Großherzog der ralogie. Im Garten von Laxenburg hatte sie mieren. Zum Berater und Organisator der Toskana entsandte Prof. Giuseppe Raddi Obst gezogen und seltene Tiere gehalten. Expedition wurde der Direktor des k. k. als Expeditionsteilnehmer. Insgesamt be- Sie besaß eine umfangreiche Mineralien- Hofnaturalienkabinetts Carl von Schrei- teiligten sich vierzehn Gelehrte, Forscher, sammlung, die sie unter der fachkundigen bers ernannt. Ärzte, Maler und Jäger an diesem außer- Leitung ihres Lehrers, des Mineralogen Vom Kaiser beau ragt, wählte er geeig- gewöhnlichen Unternehmen. Rochus Schüch, aufgebaut hatte. Dieser nete Personen aus: den Assistenten des Genaue Tagebücher und Listen der ge- ging auch zusammen mit der Erzherzogin Kaiserlichen Tiergartens, Johann Natterer, sammelten Gegenstände mussten geführt an Bord nach Übersee. Er hatte die Aufga- als Zoologen; den kaiserlichen Gärtner werden. Lebende Tiere und Panzen soll- be, in Rio eine Ho i bliothek einzurichten im Schloss Belvedere, Heinrich Wilhelm ten nur dann gesammelt werden, wenn und dafür zu sorgen, dass die in Brasilien Schott, als Botaniker; den Jäger und Kon- der Transport möglich war und mit deren gesammelten naturwissenscha lichen und servator des Kronprinzen Ferdinand, Überleben in Europa gerechnet werden ethnographischen Objekte regelmäßig Dominik Sochor, für alle Zweige der Na- konnte. Es wird auch auf das Vorkom- nach Wien gingen. turgeschichte; Dr. Christian Mikan und men von »Anthropophagen (Menschen- Leopoldine freute sich auf das »Jagen und Prof. Dr. Johann E. Pohl von der Prager fressern), Wilden und halbwilden Ur- Sammeln nach Herzenslust« in der für Universität für die Fächer Mineralogie einwohnern« hingewiesen. »Von diesen sie neuen Welt und hoe, ihre Stellung und Botanik. Für die bildliche Darstellung sind Erkundigungen über ihr Leben, ihre würde es ihr ermöglichen, die österrei- der Expedition, sozusagen als »Kamera- Gebräuche und ihre Sitten einzuziehen, chischen Forscher zu unterstützen, um so team«, wurden den Forschern Johann ihr Äußeres zu beschreiben oder bildlich mit ihrer alten Heimat in Verbindung zu Buchberger als Panzenmaler und, auf darzustellen und womöglich ein Schädel bleiben. ausdrücklichen Vorschlag des Staatskanz- zu bescha en.« Auch ein Verzeichnis der Der österreichische Hof förderte die lers Metternich, der Landscha smaler nötigen Geräte für die Reise hatte Carl von Forschungsreise mit allem Nachdruck. omas Ender zugeteilt. Auf Wunsch des Schreibers geführt. Staatskanzler Metternich übernahm die bayerischen Königs Maximilian I. Joseph Am 9. April 1817 verließen die österrei- nanzielle und organisatorische Seite, und schlossen sich die Naturforscher Johann chischen Forscher an Bord der Fregatten

www.guides-in-vienna.at 39 Die Welt in Wien – Wien in der Welt

junge Frau und Juan kehrte in seine Hei- mat zurück. Nach und nach kamen alle Forscher nach Österreich zurück. Nur Johann Natterer blieb insgesamt 18 Jahre in Brasilien. Er verschwand einfach in der unendlichen Wildnis des fast unbewohnten Landes und konnte bis zum Amazonas vordrin- gen. Unermüdlich schickte er Sammlun- gen nach Wien. »Johann Natterer war der eifrigste und fruchtbarste Sammler, der südamerikanischen Boden betrat. Er machte große Forschungsreisen nach Bra- silien und sammelte allein 12 293 Vögel und 32 825 Insekten«, berichtet die Archi- varin im Naturhistorischen Museum, Dr. Christl Riedl-Dorn. »Er ging dabei so weit, dass schließlich auch ein im Darm Rio de Janeiro, Radierung von Thomas Ender, © Österreichische Nationalbibliothek eines Menschen lebender Spulwurm in das Wiener Museum gelangte, der die »Austria und Augusta«, den Hafen von Die ersten Sammlungen gingen im Juni Aufschri trägt: ‚Ascaris lumbricoides Triest. Sie erreichten Rio de Janeiro, ihr 1818 nach Wien ab, als sich nebst Pro- von Natterer erbrochen‘.« Trotz Krankheit Hauptquartier, am 15. Juli bzw. am 1. Sep- fessor Mikan der Landscha smaler  o- und persönlicher Leiden konnte Natterer tember 1817. Die österreichischen For- mas Ender mit etwa 782 Aquarellen und unzählige neue Arten dokumentieren. Er scher bereisten zunächst die Umgebung Zeichnungen und der Naturforscher Giu- machte völkerkundliche Studien und er- von Rio und einige Gebirgs- und Küsten- seppe Raddi zur Heimreise einschi en. stellte Wortlisten indianischer Sprachen. regionen. Voller Begeisterung schrieb der Im Gepäck hatten sie 49 Vögel, drei Säu- Viele Gegenstände, die er von den indi- Leiter der Expedition nach Wien: »Aber getiere, sechzehn Fische, 3 000 Insekten, genen Stämmen des Amazonas im Tausch wie ungemein anziehend sind doch diese vier Eingeweidewürmer, 171 Samenpro- erhalten hatte, kamen nach Wien. wildschönen Gegenden für den Naturfor- ben, 2 400 P anzen und einen jungen, in Nach der Rückkehr Natterers 1836 war das scher, welch eine Lust für den Freund der Branntwein eingelegten Kaiman, der auf »Brasilianum« bereits wieder geschlossen P anzenkunde, wo ihm blühende Hiliko- der Reise verendete. Ein Jahr später kam und die Sammlungen dem k. k. Hofna- nien, Bromelien, Maranten aus dem Ge- die nächste, ähnlich zusammengestellte turalienkabinett einverleibt worden. Die büsch entgegen nicken.« Sendung mit einem kostbaren Geschenk persönlichen Exponate und Aufzeichnun- Die Mitglieder der Expedition waren al- Leopoldines für ihren Vater: zwei Jaguare gen Natterers gelangten so in den Augus- lerdings immer größeren Strapazen aus- für den Tiergarten Schönbrunn. tinertrakt, wo sie im Revolutionsjahr 1848 gesetzt. Wegen der schlecht ausgebauten Die ankommenden Sendungen erregten bei einem Brand zerstört wurden. Straßen und Wege in die entlegenen Ge- in Wien großes Aufsehen. Bald wurden Natterer starb schon 1843 im Alter von biete war die Versorgung extrem schwie- aber die Räumlichkeiten im k. k. Natu- 56 Jahren. Sein Erbe ist beeindruckend, rig. Große Mengen an Ausrüstung, wis- ralienkabinett zu klein, und so wurde im seine Sammlungen werden im Naturhis- senscha lichem Material, Vorräten und ehemaligen Harrach’schen Palais in der torischen Museum und im Weltmuseum Ochsenhäuten als Regenschutz für die Wiener Johannesgasse 972 (heute Num- Wien, dem ehemaligen Völkerkunde- gesammelten Objekte mussten auf Trag- mer 7) ein brasilianisches Museum erö - museum, au ewahrt. Schott hatte eine eseln, unterstützt von Sklaven und Trä- net, das »Brasilianum«. Diese Sammlun- Auswahl lebender P anzen aus Brasilien gern, mitgeführt werden. Termiten und gen bildeten später den Grundstock für mitgebracht. Sie wurden in Schönbrunn Ameisen bildeten eine ständige Bedro- das heutige Naturhistorische Museum. und im neuen Glashaus im privaten Kai- hung für die Sammlungen. Nach drei Mo- Nachdem Mikan nach Österreich zurück- sergarten (Burggarten) weitergezogen. naten trafen sie wieder in Rio ein. Dort gekehrt war, begann Pohl seine großen Einige exotische P anzen wurden sogar hatte der kaiserliche Hofgärtner Wilhelm abenteuerlichen Reisen in das Landesin- auf den Desserttellern der kaiserlichen Schott eine Akklimatisationsstation für nere. Nach fast vier Jahren kehrte er nach Ho afel verewigt. Mehr als hundert von lebende Tiere und P anzen eingerichtet, Rio zurück. Seine naturwissenscha -  omas Ender gescha ene Werke werden um diese auf die Reise und das Klima in lichen und linguistisch-ethnologischen im Kupferstichkabinett der Akademie der Österreich vorzubereiten. Studien über die Bewohner des Landes bildenden Künste Wien au ewahrt. Auch Erzherzogin Leopoldine wurde von hielt der Forscher in seinem Werk »Rei- Bei dieser außergewöhnlichen Expedition der Sammelwut angeregt. Ihr Bibliothekar sen ins Innere von Brasilien« fest. Als Pohl wurden zahlreiche tropische P anzen und Rochus Schüch hatte nach ihren Weisun- 1821 nach Wien zurückkehrte, wurde er exotische Tiere gesammelt, viele davon gen im kaiserlichen Palast von São Cris- von einem mit Lippentellern geschmück- sind heute ausgestorben. Für die österrei- tóvão eine kleine naturhistorisch und kul- ten Paar aus dem Stamm der Botokuden- chische naturwissenscha liche und eth- turell interessante Sammlung angelegt, die Indianer begleitet. Kaiser Franz I. ließ das nologische Forschung dieser Zeit war die zum Kernstück des brasilianischen Natio- Paar – Francisca und Juan – im Volksgar- Brasilienexpedition wohl eine der erfolg- nalmuseums werden sollte. ten zu Gärtnern ausbilden. 1823 starb die reichsten!

40 K  W F  SCHATZKAMMER DES WISSENS 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek

reisefuehrer.indd 1 27.11.2017 13:46:01 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Von Alaska Lisa Zeiler bis Feuerland Politische und wirtschaftliche enerell sind die Migrationsströme noch sehr überschaubar. Die wenigen, die vor 1918 schwierig zu erfassen. kamen, siedelten hauptsächlich im Mitt- Entwicklungen beiderseits des Sämtliche Zahlenangaben sind leren Westen der USA. Sie wurden seel- reineG Schätzungen, da in Österreich-Un- sorgerisch von katholischen Priestern der Atlantiks führten zwischen garn keine genauen Aufzeichnungen zur Leopoldinensti ung betreut. Dieser Mis- Auswanderung geführt wurden und man sionsverein mit Sitz im Wiener Domini- 1880 und 1919 zu großen es auf der anderen Seite des Atlantiks kanerkloster war 1829 von Kaiser Franz I. mit der Erfassung der Herkun sländer gegründet worden und hatte zum Ziel, die Auswanderungswellen aus der Migranten nicht sehr genau nahm. »Missions-Angelegenheiten in den weiten Der Habsburgische Vielvölkerstaat war Ländern von Nord-Amerika zu unterstüt- Europa. Die USA waren stets das ein Schmelztiegel verschiedener Natio- zen und zu befördern«. nalitäten, und Ethnien und Auswanderer Zahlenmäßig klein, aber kulturell und vorrangige Ziel der Emigranten: machten o keine eindeutigen Angaben politisch von großem Einuss waren die zu ihrer Herkun . So konnte sich ein in »48er«, die nach der Revolution von 1848 Allein aus der österreichisch- Prag geborener Mann mit deutscher Mut- als politische Flüchtlinge in Nordamerika tersprache als Böhme, Österreicher oder Zuucht vor den Repressalien des Metter- ungarischen Doppelmonarchie Deutscher bezeichnen. nichregimes suchten. Sie waren Freiden- Nur eine Handvoll Auswanderer aus dem ker und Intellektuelle, meist antiklerikal kamen geschätzte vier heutigen Österreich fand vor der Mitte des eingestellt und Gegner der Sklaverei. Dr. 19. Jahrhunderts den Weg nach Nordame- Samuel Ludvigh (1801 – 1869), Schri stel- Millionen Einwanderer in rika. Die erste Gruppe von Siedlern waren ler und Dichter, gründete die Zeitschri rund 50 protestantische Familien, die vor »Die Fackel. Literaturblatt zur Förderung das »Land der unbegrenzten religiöser Verfolgung in Salzburg ohen geistiger Freiheit«, die in der Jahrhundert- und sich 1734 in Georgia niederließen. Sie mitte in Baltimore erschien. Die liberalen Möglichkeiten«. gründeten die Siedlung Ebenezer bei Sa- Ansichten der geohenen Revolutionäre vannah, die in den folgenden Jahren stetig waren im politisch konservativen Ameri- wuchs, aber während des Unabhängig- ka nicht immer willkommen. keitskrieges zerstört wurde. Ab den 1870ern kam es zu einem rapiden In der ersten Häl e des 19. Jahrhunderts Anstieg der Emigration. Von den in der blieb die Einwanderung zahlenmäßig Einleitung genannten rund vier Millionen Einwanderern waren wahrscheinlich nur rund 275 000 deutschsprachige Siedler, der Rest kam aus den anderen Ländern der Doppelmonarchie. Zusätzlich zu den genannten Zahlen für die USA kamen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auch rund 200 000 großteils slawische Einwanderer nach Kanada.

Was waren die Gründe für die zunehmen- den Migrationsströme? Die Befreiung der Bauern in Österreich- Ungarn führte zu den ersten Ansätzen einer freien Marktwirtscha und mach- te eine individuelle Entscheidung zur

Der Saal »In eine Neue Welt« im Weltmuseum Wien Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband

42 K  W F  Emigration nach Amerika

Reisepass des Juweliers Ignaz Hugo Poppe, der 1860 nach Amerika auswanderte. © Lisa Zeiler

Auswanderung überhaupt erst möglich. Weitere klassische Push-Faktoren waren Überbevölkerung in manchen Teilen der Habsburgermonarchie und die durch In- dustrialisierung ausgelöste Landucht. Landwirtscha sächen waren durch Erb- teilung so zerstückelt, dass sie die Fami- lien nicht mehr ernähren konnten. Dazu kam die politische Diskriminierung, die vor allem Slawen in Österreich-Ungarn zu erdulden hatten. Durch die Verbesserung der Infrastruktur in Europa boten Bahn- verbindungen Zugang zu großen Auswan- dererhäfen wie Bremen und Hamburg. Umgekehrt bestand in Nordamerika nach wie vor großer Bedarf an Arbeitskrä en in der Landwirtscha und in der Industrie. Viele Einwanderer ließen sich in den gro- ßen Städten im Nordosten und Mittleren Westen nieder – New York, Pittsburgh, Chicago. Der Traum von der eigenen Farm im Land der unbegrenzten Mög- lichkeiten ging wohl nur für relativ We- nige in Erfüllung: Auch in Amerika wur- de die Landwirtscha durch den Einsatz von Maschinen revolutioniert. Unter den Neuankömmlingen waren viele Burgen- länder, die auch in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg den höchsten dem Mittleren Westen, aber auch Kalifor- 1930er Jahren gab es in Buenos Aires zwi- Anteil der österreichischen Auswanderer nien und Florida. In Kanada gibt es die schen 7 000 und 9 000 Personen mit öster- stellten. größte Konzentration in Toronto und in reichischen Wurzeln. Während des Ersten Weltkrieges kam vereinzelten Städten Ontarios. Allgemein Eine Besonderheit ist der kleine Ort Pozu- die Einwanderung völlig zum Stillstand. ist aber zu sagen, dass sich die Österrei- zo im tropischen Regenwaldgebiet Perus. Rund 100 000 österreichstämmige Kana- cher meist rasch assimilierten und nicht Für dieses Kolonisierungsprojekt wurden dier wurden als »enemy aliens« deklariert. dazu neigten, sich in rein »österreichi- in der Mitte des 19. Jahrhunderts 180 Ti- 1924 führte Amerika neue, restriktive Im- schen« Gruppen niederzulassen. Eine roler angeworben, die sich in langjähri- migrationsgesetze ein, die Zuwanderung Ausnahme sind hier vielleicht die ameri- ger, entbehrungsreicher Arbeit in totaler aus der nunmehrigen Republik Österreich kanischen Burgenländer, die ihre Tradi- Isolation eine neue Existenz au auten. kam praktisch zum Erliegen. Ein neuerli- tionen in zahlreichen Vereinen pegen. Heute ist Pozuzo eine Tiroler Sprachinsel cher Anstieg der Emigration war ab den Laut Volkszählungen in den USA (2000) mitten im peruanischen Urwald. späten 1930er Jahren zu verzeichnen. Der und in Kanada (2001) geben über 735 000 Auch an der Südspitze des amerikanischen Grund war nun die Flucht vor dem Terror- Amerikaner und über 147 000 Kanadier Kontinents, der Inselgruppe Feuerland, regime der Nazis. Zwischen 1938 und dem an, österreichische Wurzeln zu haben. gibt es altösterreichische Spuren: Um 1900 Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg Der Auswanderungsdruck im habsburgi- ließen sich hier kroatische Siedler aus den (1941) kamen rund 29 000 österreichische schen Vielvölkerstaat in der zweiten Hälf- Küstengebieten Dalmatiens nieder, deren Juden ins amerikanische Exil, die meisten te des 19. Jahrhunderts und der gleich- kultureller Einuss im südlichen Patago- von ihnen hochgebildet, viele sogar inter- zeitige hohe Bedarf an Zuwanderung auf nien noch heute spürbar ist. national anerkannte Koryphäen auf ihren der anderen Seite des Atlantiks führten Amerika hatte eine lange Tradition, euro- jeweiligen Gebieten. auch zu Emigration nach Südamerika, al- päischen Emigranten Schutz vor politi- lerdings in weit geringerem Ausmaß. Die scher Verfolgung zu bieten. Gleichwohl ist Mit dem Wirtscha saufschwung ab den größte Einwanderung fand in Argentinien festzuhalten, dass der allergrößte Teil der 1960er Jahren war schließlich das Ende statt, gefolgt von Brasilien und Uruguay, Zuwanderer »Wirtscha süchtlinge« wa- der österreichischen Emigration erreicht. und zwar jeweils vor und nach den bei- ren, die für sich selbst und ihre Familien Heute be nden sich die Zentren der öster- den Weltkriegen. Auch hier beruhen die eine neue Existenz und eine bessere Zu- reichischen »Community« in New York, Zahlenangaben auf Schätzungen. In den kun schaen wollten.

www.guides-in-vienna.at 43 Die Welt in Wien – Wien in der Welt 600 Jahre »türkisch – G. Maria Husa österreichisch« Speisen wie Gulasch und ie Osmanen waren einst gefürch- testant Carolus Clusius, Österreich ver- tete Feinde, später Besiegte. Kon- ließ und die Tulpenzwiebeln nach Leiden Strudel, Wörter wie »hurra« und takte mit den Osmanen waren mitnahm. Wer weiß, vielleicht wäre sonst insbesondereD wichtig für den kulturellen Wien der Mittelpunkt der Tulpenzucht Kiosk, aber auch Tulpen, und wirtscha lichen Austausch zwischen geworden! Orient und Okzident. Flieder, Hyazinthen, Lilien und Zunächst waren die Osmanen gefürchtete In der deutschen Sprache  nden sich noch Feinde und politische Gegner: Schon ab Rosskastanien sind Direkt- viele türkische Wörter, die im Laufe der dem 15. Jahrhundert stießen osmanische Zeit eingesickert sind: Horde kommt vom Heere in den südöstlichen Grenzraum des importe aus dem Osmanischen türkischen »ordu« und bedeutet Heer; Habsburgerreiches vor und verwüsteten Gulasch setzt sich aus den beiden türki- diesen. Die entvölkerten Gebiete wurden Reich. schen Wörtern »kul« für niederer Soldat mit Wehrbauern aus Kroatien wieder be- und »asi« für Essen zusammen, war also siedelt, deren Nachkommen bis heute in das Resteessen für die niederen Dienst- diesem Raum wohnen und zu den an- ränge des Heeres. Auch die deutschen erkannten Minderheiten gehören, die im Wörter Joghurt, Kaviar, Dolmetscher und Staatsvertrag ihre Rechte festgeschrieben viele andere sind türkischen Ursprungs. bekamen. Der Diplomat und Botaniker Ogier Ghis- Nach der Schlacht bei Mohács 1526 erb- lain de Busbecq, der 1555 im Au rag von ten die Habsburger Ungarn und Böhmen Kaiser Ferdinand II. mit dem Sultan Frie- und handelten sich einen neuen Nachbarn densverhandlungen führte, brachte »exo- ein – die kriegerischen Osmanen. Zuerst tische P anzen« nach Wien. Religiöser In- versuchte man, sich diese mit »Ehrenge- toleranz ist es geschuldet, dass später sein schenken«, also Tributzahlungen, vom Nachfolger, der Ho otaniker und Pro- Leibe zu halten. Auch die rasante Ausbreitung des Protes- tantismus hängt ganz besonders mit den ständigen Türkenkriegen an der Ostgren- ze zusammen, denn die Habsburger muss- ten den Mächtigen des Reiches ständig 1. Bezirk, Dorotheergasse 6 religiöse Zugeständnisse machen, um die Tel.: +43 1 512 82 30 nötige Unterstützung für ihre Kriegszüge zu bekommen.

Zwei Mal wurde Wien von den Osmanen belagert (1529 und 1683), zwei Mal konn- te Wien, wenn auch mit knapper Not, sich dieser Feinde erwehren. An diese Zeit er- innern noch zahlreiche eingemauerte und beschri ete »Türkenkugeln« oder die sehr beliebte (und unwahre) Legende über das erste Ka eehaus in Wien, das der polyglot- te Kaufmann und Wahlwiener Koschitzky erö net haben soll, nachdem er angeblich für seine Spionagedienste erbeutete Kaf- feesäcke erhalten hatte. Gewiss ist, dass das Kulturgut Ka ee von der arabischen Halbinsel seinen Weg über das Osmani- sche Reich nach Europa nahm, also wenn

44 K  W F   Osmanisches Reich

Große Artemis von Ephesos Römisch, mittlere Kaiserzeit, 2. Jh. n. Chr. Antikensammlung, Kunsthistorisches Museum Wien © KHM Museumsverband man so will, haben die Osmanen tatsäch- Auch die Geschichte des »Safes« ist mit lich den Europäern den Kaee gebracht. dem Osmanischen Reich, genauer gesagt Erst im 18. Jahrhundert konnten die mit dessen damaliger Hauptstadt verbun- Habsburger ihren Lieblingsfeind nicht zu- den. Die Firma Wertheim inszenierte zur letzt mit Hilfe des genialen Strategen Prinz Bewerbung ihrer feuerfesten Kassen in Eugen von Savoyen in die Schranken wei- Istanbul ein Spektakel ohnegleichen: Ein sen, und das Habsburgerreich erreichte im mit Banknoten prall gefüllter Safe wurde Frieden von Passarowitz 1718 wohl seine ins Feuer geworfen, und alle Geldscheine größte territoriale Ausdehnung. Die Bür- wurden später völlig unbeschädigt dem ger des Osmanischen Reiches bekamen Safe wieder entnommen. In Istanbul gab Handels- und Niederlassungsfreiheit, was es viele österreichische Handelsnieder- zum Aulühen der wirtscha lichen Be- lassungen, besonders geboomt haben Wa- ziehungen führte. renhäuser für Konfektionskleidung. Auf Fresken, Bildern und Statuen der Ba- Das Georgskolleg ist auch noch heute rockzeit wurden die Osmanen nun nicht eines der renommiertesten Gymnasien mehr als furchtbare Krieger dargestellt, in Istanbul, in dem nach österreichischen sondern als herabstürzende und gefes- und türkischen Lehrplänen in beiden selte halbnackte Kriegsgefangene – sei es Sprachen unterrichtet wird, sodass die auf der Kapistrankanzel am Stephansdom dort erworbene Matura zum Studium an oder im Festsaal des Unteren Belvederes. einer österreichischen wie auch an einer 1754 gründete Maria eresia die Kaiser- türkischen Universität befähigt. lich-königliche Akademie für Orientali- sche Sprachen. Die Studenten wurden als Aus dem Jahr 1895 stammt die Erlaubnis Dolmetscher ausgebildet, viele traten in des Sultans, dass österreichische Wissen- den diplomatischen Dienst ein. Diese In- scha ler im westanatolischen Ephesos stitution gilt als die Vorläuferorganisation archäologische Grabungen durchführen der weltweit angesehenen Diplomatischen dürfen. Die antike Großstadt Ephesos war Akademie, die sich heute im eresianum eine blühende Hafen- und Pilgerstadt und in Wien bendet. beherbergte mit dem Artemisheiligtum eines der sieben Weltwunder. Die öster- Auch in der darstellenden Kunst fand reichischen Archäologen dur en über 120 »Türkisches« seinen Niederschlag, zum Jahre bis vor kurzem dort arbeiten, leider Beispiel in Mozarts »Türkischem Marsch« ist derzeit die Grabungserlaubnis aus poli- oder in dem Singspiel »Die Entführung tischen Gründen ausgesetzt. In der Neuen aus dem Serail«. Die Mode à la turca, die Burg in Wien präsentiert das Ephesosmu- ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert er- seum großartige Exponate aus der Zeit reichte, nahm in dieser Zeit ihren Aus- der Hochblüte dieser untergegangenen gang. antiken Metropole. Vor Ort haben öster- Die erste Reiseschri stellerin der Mon- reichische Wissenscha ler die berühmte archie, Ida Pfeier, beschrieb in ihrem Celsusbibliothek, die Prozessionsstraße, Beststeller »Reise in das Heilige Land« Marktplätze und ein ganzes Viertel mit ganzes Regierungsviertel geplant: unter eindrucksvoll ihren Besuch in Istanbul antiken Luxusapartments ausgegraben, anderem das Parlament, Ministerien und und schrieb auch die ersten Augenzeugen- teilweise rekonstruiert und den Besu- Wohnhäuser. Im Jahre 1921 hat er sich berichte eines Harems, den sie als Frau ja chern zugänglich gemacht. beim Bau der Feuerhalle in Simmering besuchen dur e. (Siehe Seiten 58 – 59.) von orientalischen Architekturformen in- Auch in der Architektur spiegeln sich die spirieren lassen. Im 19. Jahrhundert gab es in Wien eine wechselseitigen Einüsse zwischen Orient In den 1960er und 1970er Jahren erleb- der größten Fezfabriken und man expor- und Okzident wider. So wurden viele te Österreich einen großen Wirtscha s- tierte diese »türkische« Kopedeckung Wiener Bauwerke von türkisch-orientali- boom: Viele türkische Gastarbeiter wur- in das Osmanische Reich. Wien mutierte scher Architektur inspiriert: Als Beispiele den damals als billige Arbeitskrä e nach zum Mittelpunkt der Meerschaumpfeifen- seien das Arsenal, die griechisch-ortho- Österreich eingeladen und sind geblieben. erzeugung für den europäischen Luxus- doxe Kirche oder die Zacherlfabrik in der Sie bereichern Wien bis heute, nicht nur markt, das feste, aber leicht zu bearbeiten- Nusswaldstraße im 19. Bezirk genannt. die kulinarische Szene mit Döner Kebab, de Rohmaterial wurde tonnenweise aus Der Architekt Clemens Holzmeister hat in Ayran und köstlichem türkischen Weiß- Anatolien importiert. Ankara im Au rag von Kemal Atatürk ein brot.

www.guides-in-vienna.at 45 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Chinoiserie Beate Graf und Japonismus Der Ferne Osten, China und Chinoiserie ten »Novus Atlas Sinensis«, die erste eini- In der Barockzeit füllten Habsburger und germaßen korrekte Gesamtkarte Chinas Japan: eine lange Zeit des Hocharistokratie ihre Kunst- und Wun- samt Provinzkarten. Prinz Eugen besaß derkammern mit »indianischen« (also eine Prachtausgabe, die sich heute in der kulturellen Austauschs mit chinesischen) Gegenständen: Porzellan, Österreichischen Nationalbibliothek be- Nashornbecher, Kokosnüsse, Jade- und ndet. Ebenfalls im Umfeld der Jesuiten Europa in verschiedensten Hornschnitzereien. Das Interesse an Exo- empng Kaiser Leopold I. 1665 den ersten tischem war groß, das Wissen darüber Chinesen Cham Ma-te in Wien. Formen der Kunst und des gering. Die Vorstellung von China war Durch die Intensivierung des Asienhan- durchwegs positiv, wenngleich lange Zeit dels ab 1700 strebte die Chinamode ihrem Kunsthandwerks. nebulos und ungenau. Höhepunkt zu. Zeugnis davon geben unter anderem die »chinesischen Tape- Die Jesuiten als Mittler zwischen den ten« in Schloss Hof, die »chinesischen Ka- Kulturen binette« in Schloss Schönbrunn oder die Erst die Missionare des Jesuitenordens umfangreiche Sammlung ostasiatischen lieferten fundierte Informationen über Porzellans aus der Zeit um 1700. Dieses das ferne, sagenumwobene Land. Der in sogenannte Imari-Porzellan der Silber- Trient geborene Martinus Martini (chi- kammer in Wien geht auf Herzog Karl nesischer Name Wei Kouang-Kouo), ein Alexander, Schwager Maria eresias, zu- späterer Mitarbeiter des deutschen Jesui- rück. Die Mehrzahl dieser Objekte wurde ten Athanasius Kircher, trat 1638 in die je- in Japan und China hergestellt und über suitische China-Mission ein und notierte den japanischen Hafen Imari exportiert. bei der Durchwanderung des Riesenrei- Johann Bernhard Fischer von Erlach be- ches akribisch Beobachtungen über Kli- fasste sich in seinem Buch »Entwurf einer ma, Bodenbescha enheit, Geschichte und historischen Architektur« auch mit chi- Kultur sowie Berechnungen der Ortslagen nesischer Baukunst, und die junge Maria nach Längen und Breiten. 1655 publizierte eresia trat anlässlich des Faschings 1735 er den seinem Kaiser Leopold I. gewidme- in »Le cinesi« in der Vertonung Antonio Caldaras nach dem Libretto von Pietro Metastasio in der Favorita (dem heutigen eresianum) auf. Die Wiener Porzellanmanufaktur machte das »weiße Gold« europäisch und »india- nische Kammermaler« produzierten ver- mehrt heimische Nachahmungen. Eines der ersten europäischen »Porzellan-Ca- binette« entstand in den Jahren 1720 bis 1735 für das Palais Dubsky in Brünn und gelangte 1912 durch Ankauf ins heutige Museum für angewandte Kunst (MAK). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bekam das positive Bild Chinas Risse, nicht zu- letzt durch die Französische Revolution,

Wappenteller aus einem Service für Maria Elisabeth, Statthalterin von Brabant, mit Wappen von Kaiser Karl VI. Anonym, China / Qing-Dynastie, 1725 bis 1750 MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, © Joe Coscia Jr./MAK

46 K  W F China und Japan

Die Japanerin Ölgemälde von Hans Makart, um 1873/75 © Oberösterreichisches Landesmuseum, Schlossmuseum Linz während der Zweifel am Bild des Kaisers von China als tugendha en und fürsorg- lichen Vater seiner Untertanen aufgekom- men waren. Die einheimischen Erzeugnisse und die zunehmend aggressive Exportpolitik Ja- pans brachten das Ende der China-Begeis- terung. Dennoch blieben die politischen Beziehungen weiterhin beinahe freund- scha lich, und systematische Ankäufe chinesischer Kunst setzen sich fort. 1896 wurde eine österreichische Gesandtscha in Peking, 1902 eine chinesische in Wien errichtet. Während des Ersten Weltkriegs entstand in Breitensee eine Art Mini- Chinatown, und Franz Lehárs »Land des Lächelns« wurde 1929 uraufgeführt. Zwi- schen Alpenrepublik und Volksrepublik ist es immer wieder zum künstlerischen Austausch gekommen, zuletzt 2016 mit einer Schau des Künstlers Ai Wei Wei im Belvedere.

Japonismus Während die Beziehungen zwischen Ös- terreich und China lange zurückreichen, ist das Verhältnis zu Japan deutlich jünge- ren Datums. Erst mit dem Ende der Edo (heute Tokio) -Zeit (1600 – 1868) und der fernöstliches »carpe diem«. Die Groß- Die »VI. Secession-Ausstellung« im Jahr völligen Abschottung des Landes nach meister dieser Richtung waren Katsushi- 1900 war eine »Japan-Ausstellung«. Ma- außen kam es nicht nur zu einem politi- ka Hokusai (1760 – 1849) und Utagawa karts Gemälde »Japaneserin«, später »Die schen und kulturellen Umschwung, son- Hiroshige (1797 – 1858). Zunächst zeigten Japanerin« benannt, ist Ausdruck für die dern auch zur Ö nung des Landes. Die die Maler Frauen und Schauspieler, später Begeisterung für das Orientalisch-Exoti- Meiji-Zeit (1868 – 1912) und deren Kunst kamen verstärkt Naturdarstellungen dazu: sche. Es stellt eine Wiener Geisha mit Haar- wurden zu einer prägenden Modeerschei- Landscha en, Panzen, Tiere. Sie wurden nadeln und Fächer, im japanischen Kostüm nung in Europa. Im 19. Jahrhundert wur- zu Ideenlieferanten für Impressionisten, und entblößten Brüsten dar. Mancher Ade- de, im Gegensatz zum Barock, nun alles Sezessionisten und später Expressionis- lige und Großbürger machte sich nach der Fernöstliche unter »Japonismus« subsum- ten. Der Japonismus trat seinen Sieges- Weltausstellung nach Japan auf, brachte miert. Der Begri wurde vom französi- zug an. Mit dem Ende der Isolation kam Souvenirs und schrieb Erinnerungen, die schen Kunstkritiker Philippe Burty 1872 nicht nur westliche Kunst nach Japan, die vom Publikum begierig gelesen wurden. geprägt und erlebte seinen Durchbruch japanische Kunst nahm ihrerseits den um- Japanische Paravents, die tägliche Tee- mit dem prunkvollen japanischen Pavil- gekehrten Weg nach Europa. Auf der Su- zeremonie und das Tragen von Kimonos lon und über 200 prämierten Objekten che nach neuen Gestaltungsmöglichkei- wurden zum Lifestyle. Im berühmten Bild der Wiener Weltausstellung von 1873. ten bot die Wiener Weltausstellung 1873 »Adele Bloch-Bauer I« von Gustav Klimt, breiten Raum und wurde zum Auslöser das 2006 Österreich verließ, ndet sich Ukiyo-e für eine nachhaltige Japanbegeisterung in eine Synthese aus symbolistischem Frauen- Das Zauberwort war Ukiyo-e (japanisch Österreich. Als Reaktion auf die akademi- körper und japonisierender Ornamentik etwa »Bilder der ießenden Welt«,-e be- sche Tradition nahmen bereits 1875 Hans in Kleid und Hintergrund. Ein Bild voller deutet lediglich Bild), ein Stil, der sich Makart, etwas später Gustav Klimt, Egon Geheimnis und Erotik. Klimts 1917 da- ursprünglich auf den Farbholzschnitt Schiele, Oskar Kokoschka und zahlreiche tiertes Bild »Frau mit Fächer« im Leopold beschränkte und der später auch auf die andere, die neuen Darstellungsformen be- Museum zeigt – charakteristisch vor allem Malerei ausgedehnt wurde. Im Lauf der geistert auf, wie etwa den Verzicht auf Per- für seine späten Jahre – die Vermischung Zeit kam es zu einer deutlichen Begri s- spektive zugunsten der Flächigkeit, klare chinesisch-japanischer Symbol- und Form- wandlung, aus einer anfänglich japani- Linienführung gepaart mit stilisierten gebungen, auf einer zweidimensional um- schen »Vanitas«-Vorstellung wurde ein Formen und farbig gefüllte Flächen. fangenden Hintergrundtapete montiert.

www.guides-in-vienna.at 47 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Die Orient-Sehnsucht Gabriele Röder in der Architektur Nicht zum ersten Mal in er ägyptische Feldzug Napo- Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind die leons rückte in Europa erneut Ansätze in der orientalisierenden Archi- der Geschichte, dafür aber eine Mode ins Bewusstsein, die tektur o nur zagha e Zitate von orien- überD die Jahrhunderte die Menschen im- talischen Motiven. Ein Beispiel ist das sehr intensiv, versuchte die mer wieder fasziniert hatte. Die wissen- Schlösschen, das Baron Johann Heinrich scha liche Aufarbeitung des Feldzugs, Geymüller ab 1808 in Pötzleinsdorf er- Orientmode im 19. Jahrhundert die Forschungs- und Entdeckungsreisen richten ließ: auf den ersten Blick ein in orientalische Länder – ermöglicht und Spät-Empire-Schlösschen über einem tra- das Fernweh zu stillen. Wo man erleichtert durch neue Transportwege – ditionellen Grundriss. Die spitzbogigen boten den Menschen die Chance, sich ein Fenster zeigen einen orientalisch-islami- es sich leisten konnte, brachte Stück »orientalische Welt« nach Europa schen Charakter, ein Knauf mit Halbmond zu holen. Den Orient konnte man relativ schließt die Kuppel des Mitteltraktes ab; es man diese Sehnsucht in der leicht mit Ausstattungsobjekten, Teppi- ist also doch nicht alles so wie gewohnt. chen, Lampen und sonstigen Accessoires 1848 wurden die bekanntesten Archi- Architektur zum Ausdruck. ins eigene Heim zaubern, die Reiseberich- tekten Wiens zu einem Wettbewerb für te nährten das Fernweh. Zu Beginn des 19. eine neue Kaserne inklusive historischem Jahrhunderts waren Expeditionen in den Waenmuseum eingeladen: dem Arse- Orient noch ein Wagnis, das wenigen Mu- nal. Es ist der erste planmäßig angelegte tigen vorbehalten blieb. Neu erschlossene Museumsbau in Wien, nach Plänen von Verkehrswege und die neue Mode der Ludwig Förster und eophil Hansen im organisierten Gruppenreise ließen ab der Stile des romantischen Historismus er- Mitte des 19. Jahrhunderts Expeditionen richtet. Hansen, der für die Durchführung zu exotischen Erlebnissen für privilegierte verantwortlich war, schuf eine Synthese Reisende werden. von byzantinischer Kuppel, maurischen

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48 K  W F Orientalische Architektur

Die Zacherlfabrik in der Nußwaldgasse © Reza Sarkari

Fenster- und Maßwerkformen und spät- mittelalterlichen Zinnen und Türmchen. Das zweifarbige Ziegelmauerwerk über- zieht die Fassade mit einem Teppich- muster, eine typisch islamische Anregung sind die Steinmetzarbeiten an den Fens- terlaibungen. Auch hier bedienten sich die Architekten der Zitate orientalischer Architektur und setzten sie zu einem neuen Ganzen zusammen. Kurz darauf wurde eophil Hansen von Baron Sina mit einem neuen Projekt betraut, dem Umbau der griechisch-orthodoxen Kir- che am Fleischmarkt. Kleinteilige Muster aus zweifärbigen Ziegeln, byzantinische Detailformen und feine Steinmetzarbei- Orient befasste. Keramik, Holz- und Me- stattung nach orientalischem Geschmack ten rund um die Fenster unterstreichen tallarbeiten wurden in den Fachschulen hervor. Der angesagte Einrichtungsstil in den exotischen Eindruck. Hier stimmt die gefertigt, die Skizzen dazu und die Ent- Wien in der zweiten Häl e des 19. Jahr- orientalische Gestaltung der Fassade mit würfe für Ornamente dienten wiederum hunderts wurde in erster Linie durch Hans der Bestimmung des Gebäudes überein. den Architekten als Vorlage. Makart geprägt. Seine üppigen Dekoratio- Auf der Pariser Weltausstellung 1867 Gleich nach der Weltausstellung wur- nen wurden mit orientalischen Versatz- konnte man erstmals eine Abteilung mit de ein Orientalisches Museum geschaf- stücken kombiniert. Kronprinz Rudolf, ägyptischen und islamischen Bauten be- fen, dessen Objekte schlussendlich in die der großes Interesse an fernen Ländern wundern. Vorbild für Paris war die 1. Sammlungen des heutigen Museums für hatte, richtete sich in seinen Appartements Weltausstellung in London 1851, auf der Angewandte Kunst ein ossen und als Stu- in der Hourg ein »Türkisches Zimmer« ferne Länder präsentiert wurden. Man diensammlung weiter bestehen. ein, das ihn an seine Orientreisen erinnern versuchte, erzieherisch auf die Besucher In Wien waren vor allem die Neubauten sollte. Eine zeltartige Überdachung, über einzuwirken. Was in Paris begonnen hat- von Synagogen und Kirchen vom orien- das Ensemble gespannt, verstärkte den te, führte in der Weltausstellung 1873 in talischen Stil geprägt. Entstand die Syna- orientalischen Eindruck. Die Einrichtung Wien zum Höhepunkt. Eine Nachbildung goge in der Tempelgasse 1858/59 von fand durch die Beschreibung in zeitge- des Ahmed-Brunnens aus Konstantinopel, Ludwig Förster noch deutlich vor der nössischen Illustrierten weite Verbreitung eine ägyptische Baugruppe samt Moschee Weltausstellung, so sind die folgenden und regte sicherlich zur Nachahmung an. und Minarett, eine Schule, ein persisches drei Bauten vor dem Hintergrund der Be- Im Hofmobiliendepot stellte man nach Haus usw. entführten die Besucher in den schä igung mit orientalischen Vorbildern einem Foto Teile des Raumes nach. Orient. Der Arzt Jakob Eduard Pollak zu sehen: die Türkische Synagoge in der In Wien steht außerdem ein einmaliges (1818 – 1891) war der fundierte Kenner, Zirkusgasse (1885/87) von Hugo von Wei- Beispiel von dreidimensionaler Reklame der als Mitglied der Ausstellungskommis- denfeld, die Synagoge in der Schopenhau- für ein Produkt: die Zacherlfabrik. Johann sion Ein uss auf die Auswahl der Objekte erstraße (1888/89) von Jakob Modern und Zacherl handelte schon seit den 1840er hatte. Er hatte in Persien die moderne Me- die Synagoge in der Leopoldgasse (1893) Jahren mit einem Insektenpulver, das in dizin nach europäischem Vorbild aufge- von Wilhelm Stiassny. Diese Bauten wur- seiner Fabrik in Döbling hergestellt wur- baut und die Beziehungen zwischen Öster- den zerstört und können heute nur mehr de. Er importierte den Grundsto Pyre- reich-Ungarn und Persien vorangetrieben. aufgrund von Plänen und Abbildungen thrum aus Ti is, und so lag es nahe, die Im Architekten Franz Schmoranz stand nachvollzogen werden. orientalische Architektur zum Ausdruck ihm ein Experte für islamische Architek- eophil Hansen gri auch bereits 1858 der Firmengeschichte zu machen. Sein tur zur Seite. Schmoranz unternahm zahl- den orientalischen Stil für den Neubau Sohn ließ dieses Fabriksgebäude ab 1888 reiche Studienreisen nach Kleinasien und der evangelischen Friedhofskirche am neu errichten, Architekten waren Hugo war ab 1867 in Ägypten als Architekt des Matzleinsdorfer Platz auf. 1868 – 1875 von Weidenfeld und Karl Mayreder. In Vizekönigs Ismail tätig, für den er den nahm sich Friedrich von Schmidt bei der dem an eine Moschee erinnernde Ge- Khedivenpalast in Ismailia errichtete. Der Kirche Maria vom Siege ähnliche Motive bäude ist der orientalische Charakter bis Wiener Architektenriege war es nun mög- zum Vorbild. Der byzantinisch erschei- in die Details konsequent durchgezogen lich, die orientalische Architektur aus bei- nende Kuppelbau wird mit gotisierenden wie in kaum einem anderen Bauwerk. In nahe erster Hand zu studieren. Elementen verknüp . Wien ist die Zacherlfabrik bestimmt das Neben der Architektur gab es bei der Selbstverständlich erstreckte sich die Bau- herausragendste Beispiel orientalisieren- Weltausstellung eine große Abteilung für tätigkeit auch auf wenige private Au rag- der Architektur, bei Weitem aber nicht Kunstgewerbe, die sich ebenfalls mit dem geber. Hier trat vor allem die Innenaus- das Einzige.

www.guides-in-vienna.at 49 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Reisen in den Marius Pasetti fernen Osten Ab etwa der zweiten uch das Interesse für im Grunde zusammentrug, verteilen sich heute auf bisher unbekannte »Kulturen« eben dieses Museum, die Sammlung des Hälfte des neunzehnten wurde in Gelehrtenkreisen ent- Naturhistorischen Museums sowie des Adeckt und fand seinen Niederschlag in Heimatmuseums in Ybbs an der Donau. Jahrhunderts setzten einer emsigen Sammlertätigkeit und Kon- Zu Ida Pfei er siehe auch den Artikel auf servierung diverser Kunstobjekte. Seite 58. vermehrt Expeditionsreisen Der Globetrotterin des Biedermeiers, Ida Der polyglotte Mediziner Wenzel Svobo- Pfei er, gelang es im Zuge ihrer zweiten da trat im Jahre 1886 seinen Dienst als in den so genannten fernen Weltreise in Teile Indonesiens vorzusto- Schi sarzt auf der S.M.S. Aurora an. Dar- ßen. Sie erreichte unter anderem das Ge- über hinaus beauragte ihn das »Hofmeis- Osten ein. Es galt vor allem, biet der Batak, das sich in der Nähe des teramt für die Museen der Stadt Wien«, Tobasees bendet. Ihr Ziel, den größten auf dieser Reise naturwissenschaliche Handelsbeziehungen mit See Südostasiens zu sehen, konnte sie al- Studien zu verfassen und zoologische und lerdings nicht realisieren. Pfei er stilisiert ethnologische Artefakte zu sammeln. Hier den dort gelegenen Ländern einen gewissen Nervenkitzel, wenn sie be- lässt sich also schon recht konkret eine hauptet, sie wollte sich überzeugen, »ob Systematik in Hinblick auf die Gründung aufzubauen. die Canibalen wirklich gar so böse sind, der »Anthropologisch-ethnographischen wie die meisten Reiseberichte melden.« Abteilung des k. k. naturhistorischen Hof- Sie ließ sich eines Besseren belehren, no- museums« erkennen, der Vorvorvorgän- tierte eine durchaus freundliche Behand- gerinstitution des heutigen Weltmuseums lung durch die lokale Bevölkerung und Wien. nahm einen »Tunggal panaluan«, einen Im Zuge ihrer Expedition machte die »Au- Zauberstab der Batak, mit nach Hause, rora« auch ausgiebig Station in diversen der sich heute in der Sammlung des eins- Gebieten des indonesischen Archipels. tigen Völkerkundemuseums (heute Welt- In Surabaya, das heute als eines der wich- museum Wien) bendet. Die zahlreichen tigsten industriellen Zentren Indonesiens Objekte, die Ida Pfei er auf ihren Reisen gilt und damals die Hauptniederlassung der österreichisch-javanischen Export- gesellscha war, wurde die Mannscha der »Aurora« zur Hochzeit der Tochter des dort tätigen chinesischen Millionärs Tjong Sing geladen. Mit mehr als tausend Gästen wurde das Fest überaus üppig ge- staltet, das Angenehme mit dem Nütz- lichen, der Anknüpfung wirtschalicher Kontakte, verbunden. 1892 trat Erzherzog Franz Ferdinand sei- ne zehnmonatige Weltreise an. Das Welt- museum Wien widmete diesem Ereignis eine Sonderausstellung im Jahre 2014. Den jagd- und naturbegeisterten ron- folger, der den Corps de logis-Trakt in der Neuen Burg – der heute das Weltmuseum Wien beherbergt – als Privatsammlung

Holz gur, 19. Jahrhundert, Insulares Südostasien/ Indonesien/Bali, Sammlung Helene Potjewijd Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband

50 K  W F  Indonesien

Bogenschütze Holz gur, 1. Hälfte 20. Jahrhundert, Insulares Südost- asien/Indonesien/Bali, Sammlung Helene Potjewijd Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband für die von dieser Expedition mitgebrach- ten Objekte einrichten lassen sollte, ergri auch zeitweise Heimweh, so zum Beispiel auf der Insel Java. Ein regnerischer Abend ließ wehmütige Gedanken an die Heimat auommen. Im Lager versammelt »ver- trieben wir uns die Zeit in sehr gemüthli- cher Weise indem unsere Jäger jodelten und Hodek ganz famose Gedichte in der obderennischen Mundart [gemeint ist das schöne Oberösterreich] vortrug.« Die Beziehungen zwischen Österreich und dem indonesischen Kulturraum ge- hen also auf Expeditionen dieser Art zu- rück. Das Schi war naturgemäß unent- behrliches Mittel zum Zweck, darüber hinaus symbolisierte es das Unentdeckte, Unerwartete, ja bisweilen Unheimliche. Das Schi ist auch in der indonesischen Kunst ein x bestehendes und immer wie- derkehrendes Motiv. So fungierte es bei- spielsweise als Ausdruck der Macht der javanischen Könige. Auf Sulawesi gilt es als Metapher für die Welt an sich und auf den südöstlichen Molukken, wo die Be- zeichnungen Nase und Zeh identisch sind mit denen für Bug und Ruder, wird es mit dem menschlichen Körper gleichgesetzt. Gegenwärtig zählen die indonesischen aus dem Jahre 2009 zu begreifen. Wissen- gestaltet. Exponate hierzu benden sich Exponate des Weltmuseums Wien zur schaler beider Länder referierten über gleichfalls in den Sammlungen des Welt- Sammlung Insulares Südostasien, die, wie gegenwärtige und kommende Aufgaben museums Wien. der Homepage des Museums zu entneh- ihrer Länder. Im kulturellen Bereich sei Traditionelle Elemente des indonesischen men ist, im Jahre 2017 etwa 19 600 Ob- auf die Ausstellung »Getanzte Schöpfung. Tanzes werden von dem Allroundstar, jekte umfasst. Unter ihnen benden sich Asien zwischen den Welten«, die im Jah- Didi Nini owok, in einen aktuellen auch Artefakte, die über den Ahnenkult re 2013 im Weltmuseum Wien stattfand, Kontext gerückt. Er verschrieb sich ganz Auskun geben. Auf den äußeren Inseln hingewiesen. der künstlerischen Idee des »Cross Gen- des Archipels lässt sich bei diesen ein Der Tanz hat, wie in den meisten ostasia- der«, im Grunde nichts Neues, da im streng antinaturalistisches Moment fest- tischen Kulturen, sakralen Charakter. Auf asiatischen Tanz schon in früheren Zeiten stellen. Die Skulpturen identizieren die/ Bali beispielsweise unterscheidet man je- nicht zwischen den Geschlechtern unter- den Verstorbene(n) nicht durch unver- doch zwischen den Kategorien der »Wali«, schieden wurde. Didi Nini owok ver- kennbare Gesichtszüge, sondern andere, Sakraltänze, die nur im Inneren des Tem- wandelt diesen »Brauch« jedoch in eine durchaus auch individuelle Merkmale, pels ohne Beteiligung von Zuschauern performative Transsexualität, die zu mehr wie Schmuck, Wa en oder Genitalien stattnden, der »Babali«, die im Hofe des Akzeptanz nicht konventioneller Lebens- werden betont. Tempels gewissermaßen ö entlich gege- weisen aufru. Vor sechzig Jahren begannen mehr oder ben werden, und der profanen, also nicht Nur ein Bruchteil von dem, was von In- minder ozielle Beziehungen zwischen im Dienste einer Gottheit stehenden »Ba- donesien in unserem Land präsent ist, Österreich und Indonesien. Sie sind als lih-Balihan«. Alle zweihundert Tage wird konnte hier in gebotener Kürze angeführt Resultat der Souveränität, die der Insel- auf der Insel der so genannte Legong-Tanz werden. Ein Gesamtbild zu zeichnen, ist staat 1949 erlangte, zu werten und machen veranstaltet. Relativ jungen Datums – sei- generell schier unmöglich, allein wegen sich in den Bereichen Politik, Wirtscha, ne Ursprünge sind im frühen 19. Jahr- der ethnischen Vielfalt. Der Begri der Industrie und nicht zuletzt Tourismus be- hundert zu nden – wird er als gleichsam Multikulturalität lässt sich wohl kaum merkbar. In diesem Zusammenhang ist rituell wiederkehrende Katharsis zur Rei- passender als auf Indonesien anwenden, das von den Außenministerien Indone- nigung des Dorfes vorgeführt. Die Kostü- und dieser Umstand macht eine umfang- siens und Österreichs veranstaltete »Aus- me der drei Tänzerinnen des Legong sind reiche Beschäigung mit dem Inselstaat trian – Indonesian Dialogue Symposium« überaus kunstvoll und farbenprächtig mehr als lohnend.

www.guides-in-vienna.at 51 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Schätze Elisabeth Scherhak aus Afrika Obwohl Österreich-Ungarn iele hinterließen ihre ethnogra- stände wurden auch von Zwischenhänd- phischen und naturhistorischen lern erworben. Deshalb kennt man leider keine kolonialen Besitzungen Sammlungen den kaiserlichen manchmal weder die Herkun noch die Museen.V Damals wurde der Grund- Funktion der Objekte. Andere Sammlun- auf dem afrikanischen stock für die Sammlungen des heutigen gen wurden gezielter angelegt. Weltmuseums Wien gelegt. Die größten Ein wichtiges Element der Afrika-Samm- Kontinent hatte und auch Sammlungsbestände des 19. Jahrhun- lungen des Weltmuseums Wien sind die derts aus dem Afrika südlich der Sahara Objekte aus dem Kongogebiet. Seit dem nie anstrebte, wurden etliche kamen aus dem Kongo, dem südöstlichen 16. Jahrhundert gab es europäische Han- Sudan und aus Ostafrika, wenige Objekte delsstützpunkte an den Küsten Kongos österreichische Staatsbürger aus Süd- und Westafrika. In diesen Ge- und Angolas, von denen aus Waren aus bieten lebten und arbeiteten Österreicher dem Hinterland verschi wurden. Ein vom Entdeckungs eber als Verwaltungsbeamte, Beamte im dip- wichtiger Umschlagplatz war Stanley Pool lomatischen Dienst, als Geschä sleute, (bei Kinshasa) am unteren Kongo. Zirka gepackt, um im 19. Jahrhundert als Abenteurer oder Missionare. Ende des 660 Gegenstände entstammen der 1885 Jahrhunderts, nach der Aufsehen erregen- von Oskar Lenz und Oscar Baumann Teile Afrikas zu erforschen. den Afrika-Durchquerung von Stanley geleiteten Kongo-Expedition. Andere und Livingstone, brachen Expeditionen Sammlungen kommen von Janko Mikich, auf, um unerforschte Gebiete zu erkunden einem k. u. k. Leutnant, Franz onner, und gezielt zu sammeln. Manche Gegen- einem Privatgelehrten und Josef Chavan- ne, einem Wissenscha ler, der geogra- sche Untersuchungen für ein belgisches Institut durchführte. Bereits 1875 nahm der 28-jährige Anton E. Lux an einer Ex- pedition der »Deutschen Gesellscha zur Erforschung Äquatorial-Africas« nach Angola teil, die er beschrieb. Das Weltmu- seum Wien besitzt von dieser Reise einen wertvollen Zepterstab der Tshokwe, Sym- bol der königlichen Autorität, der Mitte des 20. Jahrhunderts bei einer Auktion in Wien erworben wurde. Oscar Baumann, der in seinen ostafrikani- schen Schri en ausführlich Herkun und Gebrauch seiner Objekte beschrieb und mit Abbildungen belegte, erreichte, dass Carl von Rode 1897 dem Museum seine wertvolle Ostafrika-Sammlung günstig verkau e. Frühe Bestände der Südafrika- Sammlung kamen vom Mediziner Emil Holub, der aus privaten Gründen nach Südafrika gekommen war. Er arbeitete als Arzt in den Diamantfeldern bei Kim- berley, um seine Forschungsreisen in den Norden, dem Gebiet des heutigen Zambia, nanzieren zu können. Ihm verdankt das Sapi – Salzfass mit Deckel Museum die größte Sammlung von Fels- Elfenbein, Sierra Leone, 15./16. Jh. gravierungen außerhalb Südafrikas. Die Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband umfangreiche Zulu-Sammlung von Ru-

52 K  W F  Afrika

Zwei Hofzwerge aus dem Königreich Benin Nigeria, 14/15. Jh. Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband dolf Malcher, der in King William’s Town eine Handelsrma gegründet hatte, ge- langte erst 1971 über seine Nachkommen ins Museum.

Bevor die Sammlung ab 1927 im Museum für Völkerkunde ausgestellt war, war sie im 1876 gegründeten Naturhistorischen Museum untergebracht. Der Kustos Franz Heger hat in seiner 43-jährigen Amtszeit die afrikanischen Sammlungen um fast 13 000 Objekte erweitert. Er und der ers- te Generaldirektor, Ferdinand von Hoch- stetter, integrierten 1880 auch bereits bestehende Sammlungen in ihr neues Museum. Die bekanntesten Gegenstände stammten aus der Sammlung Ferdinands II. von Tirol in Schloss Ambras. Beson- ders exquisite afro-portugiesische Elfen- beinschnitzereien sind zwei Salzgefäße, die nach europäischen Vorbildern mit Elementen der afrikanischen Ikonogra- phie hergestellt wurden. Heger betrachtete die Sammlung aus dem Sudan als Höhepunkt der damaligen Afri- ka-Bestände. Durch Einladung von öster- reichischen Bergbauexperten kam es zur Gründung eines Konsulates in Khartoum. Der damalige österreichisch-ungarische Benin, die in Museen landeten. Das Welt- und auch ihre christliche Tradition her- Konsul Konstantin Reitz und Josef Nat- museum Wien konnte um die Jahrhun- vor, um die Gleichwertigkeit ihres äthio- terer sammelten vorwiegend Waen. Ihre dertwende eine größere Anzahl Objekte pischen Reiches mit westlichen Groß- Sammlung gehört zu den ältesten Bestän- durch Kauf erwerben. Zu den wertvolls- mächten zu zeigen. 1905 wurde in Addis den des Museums. ten und bedeutendsten Sammlerstücken Abeba ein Handelsvertrag unterzeichnet Die bedeutendste Sammlung kommt aus des Weltmuseums zählen die »Zwerge und gegenseitige Geschenke ausgetauscht. dem Königreich Benin, das bereits um von Benin«, die durch den Hamburger 1912 wurde ein Konsulat in Addis Abeba 600 im südwestlichen Nigeria gegründet Mittelsmann Captain Albert Maschmann eingerichtet, der Ungar Karl Schwimmer wurde. 1485 landete als erster Europäer direkt von Lagos nach Wien gekommen wurde Honorarkonsul. Kaiser Franz Jo- der Portugiese João Afonso de Aveiro an waren. Sie stellten in der höschen Zere- seph erhielt außer einem Schild aus pu- der Küste und brachte Schusswaen und monialkunst Hofnarren dar und stammen rem Gold mit abessinischen Ornamenten Kokosnüsse nach Benin. Rasch wurden aus dem 14./15. Jahrhundert. auch einen neun Monate alten Löwen als gute Beziehungen zum König von Benin Um diplomatische Beziehungen aufzu- Geschenk. 1914 ließ Lij Iyasu durch sei- geknüp , eine Handelsfaktorei gegründet bauen oder auch zu bestärken, wurden ne Gesandten einen Prunküberwurf mit und Missionare aus Portugal geschickt. zu Beginn des 20. Jahrhunderts wertvolle Ehrenschild, Säbel und Prunkreitzeug an Das 16. Jahrhundert war die Zeit der größ- Geschenke vom äthiopischen Kaiserhaus Franz Joseph überreichen. ten Machtentfaltung des Benin-Reiches. nach Wien geschickt. Das Weltmuseum Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden Prachtvolle Gelbgussplatten bedeckten die besitzt kaiserliche Geschenke vom Ne- weitere Sammlungen angekau , wie die Wände des Königspalastes. Sie sollten an gus Negasti Menelik II. sowie von seinem Kamerun-Sammlung von Rudolf und He- wichtige Ereignisse des Königreiches erin- ronfolger Lij Iyasu an Kaiser Franz Jo- lene Oldenburg oder wertvolle Masken nern. Bis zum Niedergang des Reiches gab seph. Die äthiopischen Herrscher verfolg- und Gelbgussarbeiten aus dem Nordosten es durchgehend Handelsbeziehungen mit ten damit eine Strategie wie etliche andere Liberias von Etta Donner. Die einzigartige Europa. Nach der Zerstörung der Haupt- afrikanische Machthaber im ausgehenden Pygmäensammlung von Paul Schebesta stadt 1897 durch die Briten erbeuteten die- 19. Jahrhundert. Sie waren sich der Gefahr wurde mit Hilfe einer Bausteinaktion 1934 se mehr als 2 000 herausragende Werke an der Kolonisierung bewusst und versuchten erworben. Ein Großteil der Kaa-Samm- Gelbguss-, Elfenbein- und Holzschnitz- ihr auf verschiedene Art zu begegnen: Sie lung von Julius Bieber wurde von dessen arbeiten aus dem Palast des Königs von hoben die technischen Errungenscha en Sohn 1956 an das Museum verkau .

www.guides-in-vienna.at 53 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Die Habsburger Maria Zajko auf Reisen Die Erzherzöge Maximilian, iele Mitglieder des Hauses Habs- Erlaubnis Franz Josephs zu einer aus- burg waren von großer Reiselei- gedehnten Reise ein, die ihn unter dem Franz Ferdinand und Ludwig denscha erfasst. Eine der Aus- Pseudonym »Graf Neudorf« zu den Ba- nahmenV stellte Kaiser Franz Joseph dar, learen führte. Drei Jahre später ließ er sich Salvator sowie Kronprinz wenn vielleicht auch nicht immer freiwil- auf Mallorca nieder, ließ in Fiume (heute lig: Er reiste nur im Zuge ozieller Ein- Rijeka, Kroatien) ein Schi bauen, das er Rudolf unternahmen ladungen oder um seine Gattin Elisabeth »Nixe« nannte und widmete sich von nun während ihrer Reisen zu besuchen. Seine an Forschungsreisen im Mittelmeer. Zeit- ausgedehnte Reisen und einzige umfangreiche Auslandsreise, und genössischen Berichten zufolge reiste er zwar in den Orient, fand 1869 statt. Er be- mit so vielen Tieren, darunter sogar Aen, Expeditionen in ferne Länder, suchte dabei Konstantinopel und nahm an herum, dass die »Nixe« als »Arche Noah« der feierlichen Erönung des Suezkanals bezeichnet wurde. Er ging bei seinen Rei- von wo sie nicht nur mit teil. In Ägypten erhielt er drei altägypti- sen für die damalige Zeit erstaunlich or- sche Monolithsäulen als Gastgeschenk. ganisiert vor, denn er entwarf einen de- persönlichen Eindrücken und Diese sechs Meter hohen Papyrusbündel- taillierten Fragekatalog, um so viele Daten säulen kann man noch heute in der Ägyp- wie möglich über seine Reiseziele zu er- Erlebnissen, sondern auch mit tischen Sammlung des Kunsthistorischen fassen. Aus diesen Informationen und Museums bewundern. Seine einzige große von ihm selbst angefertigten Zeichnungen umfangreichen Sammlungen Reise nutzte der Kaiser auch für eine Pil- brachte er auf eigene Kosten aufwändige gerfahrt nach Jerusalem. Bücher über seine Reisen heraus. Sei- nach Wien zurückkehrten. ne Familie machte sich nicht selten über Sein Cousin, Ludwig Salvator von Öster- ihn und seine einfache Lebensweise lus- reich-Toskana, beschä igte sich schon als tig, was ihn keineswegs beeindruckte. Er Kind bevorzugt mit Naturwissenscha en liebte sein Leben auf Mallorca und wurde und interessierte sich wenig für die für von der dortigen Provinzdeputation so- einen Habsburger übliche militärische gar zum »Adoptivsohn der Balearen« er- Lauahn. Mit nur 20 Jahren holte er die nannt, außerdem erhielt er unter anderen Auszeichnungen die Ehrenmitgliedscha der renommierten Royal Geographic So- ciety London. Ludwig Salvator litt an Ele- fantiasis, einer krankha en Vergrößerung aller Hautschichten, die er sich vermutlich auf einer seiner Reisen zugezogen hatte. 1915 verließ er Mallorca und reiste in sein Schloss Brandeis nördlich von Prag, das er 1860 erworben hatte. Hier starb er am 12. Oktober desselben Jahres infolge einer Blutvergi ung.

Franz Josephs Sohn Rudolf war dem Rei- sen ebenfalls nicht abgeneigt, auch er war außerdem den Naturwissenscha en zu- gewandt. Nach Abschluss seiner Ausbil- dung besuchte er mit der Erlaubnis seines

Einblick in den Saal »Sammlerwahn. Ich leide an Museomanie« Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband

54 K  W F  Reisende Habsburger

Franz Ferdinand mit dem Nizam © Schloss Artstetten, NÖ

Vaters die wichtigsten Länder Europas. Seine erste Reise führte ihn nach England und in die Schweiz mit dem vorrangigen Ziel, die Wirtscha und das Bildungs- wesen dort kennenzulernen. Durch die vielen Reisen und durch seine Bildung war es ihm möglich, die Lage in den ver- schiedenen Ländern mit dem damaligen Österreich zu vergleichen. Viele Reisen wurden aus innen- und außenpolitischen Gründen im Interesse der Habsburger- monarchie unternommen. Etliche Länder bereiste er aber nur aus Eigeninteresse oder um zu jagen. Seine weiteren Reisen führten ihn nach Spanien, in den Donau- raum und in den Orient. Im Rahmen der Orientreise besuchte er nicht nur Jerusa- lem, sondern machte auch eine Nilkreuz- fahrt. Beobachtungen und Vorkommnisse hielt er dabei stets akribisch fest. Rudolf war auch Mitverfasser des »Kronprinzen- werks«, der großen landeskundlichen En- zyklopädie der Doppelmonarchie. Er ließ sich außerdem ein »Türkisches Zimmer« in der Hourg einrichten. dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf Beck überarbeitet wurden und ein sehr Rudolf teilte seine Begeisterung für die zum ronfolger avancierte. Aus gesund- gutes Bild vom vielseitigen Charakter des Naturwissenscha en mit seinem Onkel heitlichen Gründen – Franz Ferdinand Erzherzogs liefern. So erforschte er zum Maximilian. Der jüngere Bruder von Kai- litt an einem schweren Lungenleiden – Beispiel in Java 18 Tage lang das Landes- ser Franz Joseph I., Erzherzog Ferdinand unternahm er 1892 – 1893 eine Weltrei- innere und bestieg dabei auch den Vulkan Maximilian Joseph, stach durch seine In- se, die ihn unter anderem nach Ägypten, Papandayan. telligenz, seinen Ehrgeiz und seine Wiss- Sri Lanka, Indien, Singapur, Indonesien Durch die Sammelleidenscha des Erz- begierde hervor. Sein ungewöhnliches Australien, diverse Südsee-Inseln, Japan, herzogs und die umfassende Dokumenta- künstlerisches und wissenscha liches In- Kanada und Nordamerika führte. Oziell tion der Reise sind heute noch große Be- teresse war bereits in jungen Jahren auf- wurde dies zu einer Expedition erklärt, stände in verschiedenen Wiener Museen gefallen. Aufgrund der Primogenitur war zum einen, um seinen angeschlagenen erhalten. Von den rund 14 000 Objekten, es ihm unmöglich, Kaiser zu werden. So- Gesundheitszustand zu verschweigen, die Franz Ferdinand nach Wien brachte, mit widmete er sich seinen Hobbies und zum anderen, um die hohen Kosten zu werden noch immer fast 10 000 im Welt- Leidenscha en. Als erster männlicher rechtfertigen. Es war tatsächlich eine museum Wien verwahrt. Andere benden Habsburger überquerte er den Atlantik Reise, bei der es an keiner Annehmlich- sich im Naturhistorischen Museum und und den Äquator und besuchte Brasilien. keit fehlen dur e. Die 400 Mann Besat- in der Sammlung des Erzherzog Franz Da er ebenfalls genaue Tagebücher über zung und die 20-köpge Reisegesellscha Ferdinand Museums auf Schloss Artstet- seine Reisen verfasste, wurden diese, nach fuhren mit dem Torpedokreuzer »SMS ten, darunter Tierpräparate, Muschelket- seinem frühen Tod als Kaiser von Mexiko, Kaiserin Elisabeth« auf dem modernsten ten und Tropenhelme. posthum in einigen Bänden veröentlicht. k. u. k. Schi der Kriegsmarine. Neben Franz Ferdinand war außerdem ein lei- Seine Reiselust wurde durch seine Unru- den oziellen Repräsentationspichten denscha licher Jäger. Als solcher forderte he, an einem Ort zu verweilen, noch ver- und Besichtigungen hatte der Erzherzog er im indischen Fürstenstaat Hyderabad stärkt. Sein großer Traum, ein Museum zu die Möglichkeit, in den exotischen Erd- den Nizam – dessen muslimischen Fürs- gründen, konnte aufgrund seines frühen teilen andere Kulturen kennenzulernen. ten, der als bester Schütze Indiens bekannt Todes nicht verwirklicht werden. Während der ganzen Reise führte Franz war – zu einem Wettbewerb heraus: Man Ferdinand Tagebuch, schon im Hinblick schoss auf Glasaschen, Tonkugeln und Erzherzog Franz Ferdinand von Öster- auf eine geplante Veröentlichung nach kleine Münzen. Der Nizam verlor die- reich-Este, der Nee von Franz Joseph, seiner Rückkehr. Insgesamt befüllte Franz sen Kampf, die von Franz Ferdinand ge- wurde lange in der Familie als eine Art Ferdinand 15 Notizbücher, die von sei- troenen Münzen können noch heute im Reservist wahrgenommen, bis er nach nem Lehrer Max Wladimir Freiherr von Schloss Artstetten bewundert werden.

www.guides-in-vienna.at 55 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Österreicher Regina Engelmann erforschen die Welt Österreichs Museen sind ie ersten interessanten Länder- (1741 – 1790) und seine Nachfolger »Gärt- beschreibungen sowie Samm- nerreisen« nach Südafrika und Mauritius, reich an Präparaten und lungen von Münzen, Tieren und Nordamerika, Haiti und andere Länder P anzensamenD gehen auf Missionare und ausstatteten. Mit ihnen kamen exotische Artefakten ferner Länder. Gesandte zurück. Man denke nur an Sigis- Tiere, wie beispielsweise ein Krokodil, und mund von Herberstein (1486 – 1566), an auch das Skelett einer Girae nach Wien. Dies ist einer Reihe von Ogier Ghislain de Busbecq (1522 – 1592) Um dieses rare Stück ausstellen zu kön- oder den Jesuitenpater Georg Joseph Ka- nen, musste eine Decke im kaiserlichen Forschungsexpeditionen mel (1661 – 1706), der auf den Philippinen Naturalienkabinett durchbrochen werden. 500 P anzenarten beschrieb. Ihm zu Eh- Wichtige Expeditionen wurden von der zu verdanken, die ab dem ren wurde die Kamelie benannt. österreichischen Kriegsmarine durch- Die Zeit der wissenschalichen Expe- geführt. Besondere Bedeutung erlangte 18. Jahrhundert die Welt ditionen folgte im 18. Jahrhundert. Der die erste Weltumseglung eines österrei- naturwissenschalich interessierte Kai- chischen Schies, der S.M. Fregatte No- erkundeten. ser Franz I. Stephan (1708 – 1765) nan- vara, von 1857 bis 1859. Auf Initiative zierte von 1755 bis 1759 eine Expedition von Erzherzog Ferdinand Maximilian nach Westindien unter der Leitung des (1832 – 1867) und mit großzügiger nan- Niederländers Nikolaus Joseph Jacquin zieller Förderung seitens der Rothschild- (1727 – 1817). Auf Wunsch des Kaisers bank segelte eine Besatzung von fast 350 sollten vor allem P anzen mit schönen Mann in östlicher Richtung rund um den wohlriechenden Blüten und essbaren Erdball. Insgesamt war man zwei Jahre Früchten zur Bereicherung der kaiserli- und vier Monate unterwegs und legte bei- chen Gärten sowie Tiere – allerdings kei- nahe 52 000 Seemeilen zurück. Ein Teil ne stinkenden und kreischenden – für die der riesigen Menge an Exponaten – unter Menagerie mitgebracht werden. Die Rei- ihnen alleine 26 000 zoologische Präpara- se galt wegen herrschender Piraterie als te – wurde bis 1865 im Wiener Augarten besonders gefährlich, Jacquin wurde auf ausgestellt. Nicht alle Bestände landeten Haiti sogar Opfer einer Attacke. Die Aus- schlussendlich in Österreichs Museen: beute war sehr zufriedenstellend: Neben Die umfangreiche Schmetterlingssamm- lebenden Tieren und P anzen langten 67 lung wurde von Wiens Bürgermeister Kisten mit Naturalien in Wien ein. Cajetan Felder (1814 – 1894) »akquiriert«. Wegen Unachtsamkeit eines Gärtners gin- Einige der Forscher kehrten erst mit Ver- gen allerdings bald zahlreiche P anzen spätung zurück, etwa Karl Ritter von zugrunde, worauin Kaiser Joseph II. Scherzer (1821 – 1903): Aus Südamerika brachte er eine große Menge Coca-Blätter mit, aus denen Forscher erstmals reines Kokain herstellten. Ferdinand von Hoch- stetter (1829 – 1884), der spätere Lehrer von Kronprinz Rudolf und erste Intendant des k. k. Naturhistorischen Museums, ver- brachte neun Monate auf Neuseeland. Mit dem deutschen Geologen Johann Franz Julius von Haast (1822 – 1887) befreundet, benannte dieser einen Gletscher in den

Jagende Eisbären (Ausschnitt) Gemälde von Julius Payer auf dem Franz-Josephs-Land, 1873

56 K  W F   Expeditionen

Einer der vier »Himmelskönige«, vor 1839, Elfenbein Weltmuseum Wien, © KHM-Museumsverband neuseeländischen Alpen »Franz Joseph Glacier«. Aufsehenerregend war die österreichi- sche Nordpolexpedition von 1872 bis 1874. Unter der Leitung von Julius Pay- er (1842 – 1915) und Carl Weyprecht (1838 – 1881), unterstützt vom Grafen Johann Nepomuk Wilczek (1837 – 1922), anderen potenten Geldgebern und von zahlreichen öentlichen Stellen, machte sich eine 24-köpge Besatzung an Bord der Admiral Tegettho im Juni 1872 auf den Weg in Richtung Nordpol. Bereits zwei Monate nach der Abreise aus Bre- merhaven war das Schi eingefroren. Im August 1873 entdeckte man das nach dem Kaiser benannte Franz Josephs Land und erforschte es im darauolgenden Sommer. Nachdem das Eis das Schi auch nach dem zweiten Polarwinter nicht freigegeben hat- te, entschloss man sich, zu Fuß freies Meer aufzusuchen. Auf Rettungsbooten trans- portierte man die notwendige Ausrüstung, nach dreimonatigem Marsch erreichte die Mannscha die oene See und wurde von einem russischen Fischkutter aufgenom- men. Wenngleich das Reiseziel, der Nord- pol, nicht erreicht wurde (der nördlichste Punkt der Reise war der 81°5‘. Breiten- grad), gab es doch reiche wissenschaliche erreichen. Noch schlimmer erging es der bewachen. Ludwig Ritter von Höhnel Ausbeute: Weyprecht veröentlichte seine Besatzung des Kanonenbootes Albatros, (1857 – 1942) nahm von 1886 bis 1888 geographischen und klimatologischen Be- das sich 1895/1896 auf der Erkundung an einer vom Ungarn Sámuel Graf Teleki obachtungen, und Julius Payer hielt seine der Salomoneninseln befand. Bei einem (1845 – 1916) geleiteten Expedition nach Erinnerungen in großen Gemälden fest. Landgang überelen Einheimische die Afrika teil und entdeckte dort den Rudolf- 1978, also 104 Jahre später, fanden russi- Teilnehmer: Man beklagte fünf Todes- see (heute Turkana-See) und den inzwi- sche Forscher eine im Jahr 1874 von Carl opfer, darunter den Expeditionsleiter schen ausgetrockneten Stephaniesee. Der Weyprecht abgesetzte Flaschenpost. Sie ist Heinrich Freiherr von Foullon-Norbeck Afrikaforscher Emil Holub (1847 – 1902) seit 1980 im Besitz der Österreichischen (1850 – 1896), der seiner schweren Na- brachte von seinen Expeditionen zigtau- Akademie der Wissenschaen. ckenverletzung erlag. sende Präparate nach Europa, die er nach Die Kriegsmarine war weiterhin die trei- Die letzte große Expedition der Kriegs- deren wissenschalicher Auswertung und bende Kra hinter Österreichs Expedi- marine führte 1913 den Kreuzer S.M. einer großangelegten Ausstellung in der tionen: Zwischen 1776 und 1913 organi- Kaiserin Elisabeth nach Ostasien, wo er Rotunde im Prater an Schulen, Museen sierte sie über 100 kleinere und größere allerdings nach Kriegsausbruch von der und Institute verschenkte. Missions- und Forschungsreisen in die Mannscha selbst versenkt wurde. Last but not least sei noch der Medi- Weltmeere, zwei davon endeten allerdings Bedeutend sind auch die Leistungen von ziner und Naturforscher Emin Pascha tragisch. Bei der zweiten österreichischen österreichischen Forschern abseits der (1840 – 1892) erwähnt, der unter dem Na- Weltumseglung von 1874 bis 1876 mit der Kriegsmarine. Karl Alexander Anselm men Eduard Schnitzer in Oberschlesien S.M. Fregatte Erzherzog Friedrich befand Freiherr von Hügel (1795 – 1870) unter- geboren wurde. Als Militär- und Qua- man sich zwecks Vermessung und hydro- nahm von 1830 bis 1836 eine Reise nach rantänearzt arbeitete er für die ägyptische graphischer Untersuchungen auf der Um- Asien und Ozeanien. Seine 760 Artefakte Regierung und war sogar einige Jahre lang rundung Borneos, als Piraten zwei Expe- wurden zum Grundstein der Indiensamm- Gouverneur der ägyptischen Äquatorial- ditionsteilnehmer töteten, zwei weitere lung des Weltmuseums Wien, darunter provinz. Besonders die Ornithologie faszi- verwundeten und außerdem große Teile die nur 7,2 Zentimeter großen Elfenbein- nierte ihn: Knapp 500 von ihm präparierte des Materials raubten. Nur mit letzter guren der »Himmelskönige«, die die Vogelbälge benden sich heute im Natur- Kra konnte man das rettende Singapur vier Himmelsrichtungen des Universums historischen Museum.

www.guides-in-vienna.at 57 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Mehr Mut als Patrizia Kindl Kleider im Gepäck Jahrhunderte lang galt Reisen nter diesen Frauen taucht immer Nachdem Ida 1838 Witwe geworden war wieder der Name einer Wienerin und ihre Söhne versorgt und außer Haus als reine Männerdomäne, auf: Ida Pfei er, die unter schwie- waren, beschloss sie, sich einen alten ge- rigstenU Bedingungen zweimal die Welt heimen Wunsch zu erfüllen: eine Reise während weibliche Reiselust umrundete und eine der erfolgreichsten ins Heilige Land. Sie schützte religiöses Reiseschristellerinnen ihrer Zeit war. Interesse und den Besuch bei einer Freun- als widernatürlich angesehen Dabei hatte ihre Lebensgeschichte eigent- din in Konstantinopel vor. Das waren die lich ganz konventionell bürgerlich begon- äußersten Beweggründe, die man damals wurde. Nur wenige Frauen nen. als Reisemotive einer Frau gerade noch Ida wurde 1797 als Tochter eines wohl- akzeptierte. Mit ihren 42 Jahren galt sie wagten es, sich über die habenden Kaufmanns in Wien geboren. bereits als ältere Dame, und die Tatsache, Er erzog das Mädchen mit der gleichen dass sie ohne männliche Begleitung reiste, gesellschaftliche Moral Strenge wie ihre fünf Brüder, was den Ef- war schon Sensation genug. fekt hatte, dass Ida bereits als Kind »männ- Ihre knappen nanziellen Mittel erlaubten hinwegzusetzen, um ihren liche« Tugenden wie Mut, Entschlossen- ihr nur einfachste Transportmöglichkei- heit und Abhärtung verinnerlichte und ten und Unterküne, o unter abenteuer- Traum von fernen Ländern zu nichts anderes als Bubenkleidung trug. lichen Bedingungen. Als sie zehn Monate Ihre Lieblingslektüre waren Bücher über später nach Wien zurückkehrte, verö ent- verwirklichen. abenteuerliche Reisen in ferne Länder. Im lichte sie ihre Reiseberichte, um mit dem Alter von 14 Jahren musste Ida gewaltsam Erlös eine weitere Reise planen zu kön- feminisiert werden und heiratete schließ- nen. Dieses erste Buch erschien zunächst lich 1820 einen wesentlich älteren Advo- noch anonym, um ihre Familie nicht zu katen, mit dem sie zwei Söhne bekam. Die kompromittieren. Familie lebte aber in prekären nanziellen Auf den Geschmack gekommen, begann Verhältnissen, denn ihr Mann war ein sie sobald, ihre nächste Reise zu planen. schwieriger Charakter, und es gelang ihm Diesmal bereitete sie sich äußerst profes- nicht, eine Anstellung zu nden. sionell vor. Sie lernte, wie man Tiere und Panzen präpariert und beschäigte sich mit der gerade auommenden Fotograe. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie ihre Reisen auch der Erforschung und Entde- ckung der Welt widmete, Fähigkeiten, die man einer Frau zu jener Zeit niemals zu- gestanden hätte. Sechs Monate des Jahres 1845 verbrachte sie in Skandinavien, auch über diese Reise schrieb sie ein Buch. 1846 brach Ida Pfei er zu ihrer ersten Weltreise auf. In den folgenden zwei Jah- ren bereiste sie Mittel- und Südamerika, China, Ceylon und Indien, um über Me- sopotamien, Persien, Irak, Konstantinopel und Griechenland wieder zurück nach Wien zu gelangen. Überall wurde sie be- staunt, manchmal freundlich, dann wie- der ablehnend. Stets versuchte sie, so viel wie möglich vom Alltagsleben der Ein- wohner eines Gebietes zu erfahren. Keine Strapaze war ihr zu groß, wenn es darum Ida Pfei er, kurz nach ihrer Rückkehr 1854 ging, etwas Neues, noch nicht Gesehenes

58 K  W F   Ida Pfei er

Ida Pfei ers Forschungsreisen Titelbild des Buches »Reise einer Wienerin in das Heilige Land« von Ida Pfei er, die hier in der Wüste zu sehen ist. Illustration von 1850 © Ullstein Bild/picturedesk.com zu sehen und zu erleben. Nicht einmal die Warnung vor angeblichen Menschen- fressern konnte sie zurückhalten. Immer wieder begab sie sich in Lebensgefahr, im- mer wieder retteten sie ihr Mut und ihre Tatkra. Kein Nachtlager war ihr zu hart, keine Speise zu unbekannt – wenn sie nur neue Erfahrungen sammeln konnte. Nach ihrer Heimkehr 1848 war für die rei- selustige Ida bald klar, dass es noch viele Länder gab, die zu besuchen waren, und so begann sie sich auf ihre zweite Welt- reise vorzubereiten. Diese führte sie über London nach Südafrika und weiter über den Indischen Ozean nach Indonesien. Auf dieser Reise betrat sie Gebiete, die vor ihr noch nie eine weiße Frau betreten hat- te, sogar Gegenden, in denen sie der erste Ida Pfei er war zu ihrer Zeit – nach an- kritische Beobachterin, manchmal etwas weiße Mensch überhaupt war. Allerdings fänglichem Misstrauen, das man einer arrogant in ihrer Beurteilung aus der Sicht steckte sie sich während dieser Reise mit reisenden Frau in der Biedermeierzeit einer aufgeklärten Europäerin, dann wie- der gefürchteten Malaria an, die ihr bis an entgegenbrachte – ein Star. Internatio- der charakterliche Vorzüge anderer Kul- ihr Lebensende schwer zu scha en ma- nal wurde in Zeitungen und Magazinen turen hervorhebend. Sie war zweifellos chen sollte. Doch sie biss tapfer die Zähne über sie berichtet, ihre 13 Bücher wurden eine außergewöhnliche Frau, deren Werke zusammen und behielt ihren strapaziösen in sieben Sprachen übersetzt und waren auch für heutige Leser nichts von ihrem Lebensstil bei. damals Bestseller. Ihr Verdienst war es, Reiz verloren haben. Im dritten Wiener Es folgte eine Durchquerung Nordameri- eine außerordentlich mutige und unkon- Gemeindebezirk ist heute eine Gasse nach kas, bei der sie sowohl Goldgräberstädte ventionelle Frau gewesen zu sein. Sie leg- ihr benannt. als auch Sklavenmärkte besichtigte und te alleine an Land über 32 000 Kilometer die sie bis nach New York und zu den Nia- unter schwierigsten und gefährlichsten garafällen führte. Die Heimkehr erfolgte Bedingungen zurück. Darüber hinaus Lange Nacht der Kirchen 2018: nach dreieinhalb Jahren im November leistete sie Wertvolles für die Forschung, Spaziergänge zu Wiener 1854. auch wenn diese Leistung zu ihren Leb- Besonderheiten: Obwohl mittlerweile 57 Jahre alt, wollte zeiten nicht gewürdigt wurde, weil man Die Wiener Fremdenführer laden sich Ida noch nicht zur Ruhe setzen. Im eine Frau nicht als Forscherin anerkannte. anlässlich der Langen Nacht der Kir- Mai 1856 brach sie Richtung Australien Sie betrachtete die Menschen, die sie bei chen am 25. Mai 2018 zu Gratis-Spa- auf, der einzige Kontinent, den sie noch ihren Reisen beobachtete, mit den Augen ziergängen durchs nächtliche Wien nicht besucht hatte. Doch dieses Ziel sollte einer Frau und erö nete damit neue Sicht- ein: »Ein Grätzlspaziergang zu den sie nicht mehr erreichen. Auf Madagaskar weisen. Sie bereitete sich penibel auf ihre Kirchen und Klöstern im unteren geriet sie unverschuldet in den Verdacht, Reisen vor, ließ sich aber gleichzeitig ger- Werd«, »Der Erzengel Michael und in eine Spionagea äre gegen die dortige ne von Unvorhergesehenem überraschen die Italiener in Wien« und »Vorbil- Königin verwickelt zu sein. Sie wurde ins und konnte sich an jede Situation anpas- der und Fürbitter – Die versteckten Gefängnis geworfen und schließlich in sen. Sie sammelte alles, was irgendwie von Heiligen am Gestade« sind unsere einem 53-tägigen »Foltermarsch« durch Interesse war, Tiere, Panzen, Artefakte, emen. Nähere Informationen im Malariagebiete außer Landes gebracht. und schickte diese Dinge gemeinsam mit Programmhe der Langen Nacht der Von Krankheitsschüben geplagt, blieb ihr ihren Aufzeichnungen regelmäßig nach Kirchen und ab April 2018 auf nichts Anderes übrig, als die Heimfahrt Europa, sodass wir sie noch heute in Mu- www.langenachtderkirchen.at. nach Europa anzutreten. seen bewundern können. Sie war eine Am 28. Oktober 1858, wenige Wochen nach ihrer Rückkehr, starb Ida Pfei er im Hause ihres Bruders in Wien. Sie wurde zunächst am Friedhof St. Marx bestattet, ihre sterblichen Überreste wurden jedoch später exhumiert und in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof (Gruppe 0) be- stattet.

www.guides-in-vienna.at 59 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Österreich – eine Stefan Scholz »Kolonialmacht«? Wer meint, dass Österreich abei begann 1722 alles ganz »nor- grata – an den Wiener Hof mit Plänen mal« im Zeitgeist des frühen 18. zur Etablierung eines kolonialen Han- weder Kolonien besessen hätte, Jahrhunderts mit der Gründung dels- bzw. Stützpunktnetzes im Indischen derD »Kompagnie von Oostende« durch Ozean heran. Maria eresia, Joseph II. noch sich am imperialistischen Kaiser Karl VI. Ähnlich wie die niederlän- und Kanzler Kaunitz zeigten sich nach dische Vereenigde Oostindische Compa- anfänglicher Skepsis an dem abenteuer- concert européen der gnie und die British East India Company lichen Vorhaben interessiert. Immerhin (BEIC) war die österreichische Version versprach Bolts eine Exportsteigerung, Kolonialmächte beteiligt hätte, ein primär dem Handel verp ichtetes was von der merkantilistischen Wirt- Unternehmen privater Geschäsleute, das schastheorie auch gefordert wurde. der irrt. Österreichs koloniale staatlich gefördert und protegiert wurde. William Bolts (1739 – 1808) wird in In Folge bekamen die Kompagnien vom der Literatur zweideutig beschrieben: Vergangenheit ist lediglich Mutterstaat sogar zivile und militärische Die einen sehen ihn als Renegaten und Gerichtsbarkeit in den Einsatzgebieten »whistle-blower« von Missständen inner- nicht so o ensichtlich wie übertragen. halb der BEIC. Sein 1772 erschienenes Die Oostender Kompagnie operierte in Werk »Considerations on India Aairs« anderswo. Indien und China, wurde aber wegen zu- ist ein Schwarzbuch englischer Gebarung nehmender Konkurrenz zur britischen in Bengalen. Andere sehen in ihm den East India Company bereits 1727 sistiert materialistischen Geschäsmann, der und 1731 endgültig aufgelöst. Im Gegen- unter Ausnützung der Gutgläubigkeit des zug zur Au ösung anerkannte Großbri- Habsburgerhofes und auf Kosten der in- tannien 1731 die Pragmatische Sanktion, digenen Bevölkerung seine eigene Berei- die mit der Legitimierung der weiblichen cherung suchte. Erbfolge den Fortbestand der Habsbur- Im September 1776 stach Bolts von Livor- germonarchie sicherte. no mit der »Joseph und eresia« in See aus. Mit dabei 25 Soldaten, 32 Kanonen 1775 trat William Bolts – ein geschasster und ein zehn Jahre gültiger Freibrief, der Manager der BEIC und dort persona non es ihm erlaubte, unter imperialer Flagge zu handeln und Land in Besitz zu neh- men. Bolts plante von Anfang an die In- besitznahme fremden Territoriums, wenn auch nicht im ächendeckenden Sinn. Viel wichtiger für die Kompagnien war die Errichtung von »Faktoreien«, befestigten Handelsstützpunkten an strategisch-geo- grasch neuralgischen Orten. Im März 1777 landete die »Joseph und eresia« an eben solch einem Ort: in der südost- afrikanischen Delagoa- bzw. Maputo Bay. Die Bucht liegt an der Mündung der Flüs- se Maputo und Komati im äußersten Sü- den Mosambiks, rund 450 km östlich von Johannesburg. Mosambiks Hauptstadt Maputo ist heute so groß wie Wien. Die

Ein ganzer Raum im Weltmuseum Wien ist der Geschichte des Kolonialismus gewidmet Weltmuseum Wien, © KHM Museumsverband

60 K  W F   Kolonien

»Indian Pale Ale Nicobar bitter« – die Salzburger Brauerei erinnert damit an eine koloniale Episode Österreichs © Brauerei Gusswerk ersten Europäer dort waren im 16. Jahr- hundert die Portugiesen gewesen, die den Anspruch auf das Territorium niemals aufgaben. Im Mai 1777 schloss Bolts mit lokalen (und zerstrittenen) Machthabern einen Vertrag, der nicht nur den »An- kauf« der von ihm beanspruchten Gebie- te bestätigte, sondern den Österreichern auch umfassende Handelsrechte mit den Nachbarvölkern und landwirtschaliche Selbstversorgung zusicherte. Er erwirk- te außerdem von den Vertragspartnern ein Exklusivankaufsrecht für Elfenbein, das nicht nur in Europa, sondern auch in Indien heiß begehrt und sündteuer war. Binnen kurzer Zeit belief sich das jähr- liche Handelsvolumen mit Elfenbein aus der Delagoa Bay auf 40 Tonnen! Naturgemäß fühlten sich die Portugiesen in ihren Interessen bedroht und schickten Anfang 1782 eine Fregatte vorbei: 40 Ka- nonen und 500 Soldaten machten den mit neun Kanonen bewaneten elf österrei- chischen »Residenten« rasch den Garaus. Nach Delagoa erreichte die »Joseph und eresia« am 1. Juni 1778 die 7 500 km ent- fernten Nikobaren. Der Archipel liegt 600 km westlich von Malaysia, 200 km nörd- lich von Sumatra, umfasst auf einer Fläche von rund 1 700 km2 22 Inseln und gehört Die koloniale Vergangenheit Österreichs Mittelmeer und Indischem Ozean änderte heute zur Republik Indien. Österreichs endet aber nicht an diesem Punkt. Das 19. (zugunsten Österreichs) die Welthandels- Kolonialaktivität beschränkte sich auf die Jahrhundert erlebt vielzählige Versuche ströme vollkommen und hatte einen gro- vier mittleren Inseln Camorta, Katchal, der Donaumonarchie, auf der kolonialen ßen Feind: Großbritannien, das seine öko- Trinket und vor allem Nancowry, wo de Bühne eine Rolle zu spielen. nomisch-militärische Vormachtstellung facto fünf Jahre lang eine Kolonie bestand. Dutzende Forschungsschie verließen die gefährdet sah. Bolts selbst hat die Siedlung niemals be- Häfen Istriens und Italiens. Immer sind Auch die Tegettho suchte 1872 – 74 nicht treten. Bevor die Österreicher 1778 einen neben Wissenschalern und Kartografen allein aus wissenschalichen Gründen »Überlassungsvertrag« mit den Einheimi- auch Soldaten dabei. Für alle Fälle? Mit nach der Nordostpassage und wurde da- schen schlossen, hatten schon Missionare Hintergedanken? Alle Missionen hatten bei in den »Schrecken des Eises und der der »Mährischen Brüder« und 1756 die jedenfalls von höchster Stelle die Instruk- Finsternis« eingeschlossen (C. Ransmayr). Dänen ihr Glück versucht. Letztere nah- tion, die kaiserliche Flagge zu repräsentie- men die ganze Inselgruppe in Besitz und ren! Österreichs koloniale Absichten waren siedelten zunächst auf Groß Nikobar, zo- Die berühmteste Forschungsfahrt des 19. also weniger territorialer als strukturell- gen sich aber 1771 zurück und überließen Jahrhunderts war die Weltumsegelung der institutioneller Natur. die Mährischen Brüder ihrem Schicksal. Fregatte S.M.S. Novara (1857 – 1859), die Neben diesem erweiterten Kolonialismus- So dachten die Österreicher irrtümlich auch die Maputo-Bucht und die Nikoba- begri (»the ag follows the trade«) darf bei ihrer Ankun, die einzigen Europäer ren besuchte. Ihre ethnographischen Mit- auch an ein konkretes Beispiel österreichi- zu sein. Der österreichische »Resident« bringsel benden sich im Weltmuseum scher Kolonialherrscha erinnert werde: Gottfried Stahl und zwei Dutzend »Ko- Wien. Mit an Bord war ein Plan zur Er- 1878 besetzte Österreich-Ungarn das de lonisatoren« erlagen der Reihe nach dem richtung von Handelsstützpunkten, die iure beim Osmanischen Reich verbliebene widrigen Klima. Stahl starb 1783. 1784 auf die neue Suezkanal-Route abgestimmt Bosnien und die Herzegowina. Zunächst nahmen die Dänen erneut Besitz von den waren. Es ist kein Zufall, dass ein öster- nur von Österreich verwaltet, wurden bei- Inseln und trafen zwei (!) überlebende Ös- reichischer Ingenieur, Alois Negrelli, die de Länder 1908 annektiert und die Souve- terreicher an, die sich wohl dankbar den Trassenführung des Suezkanals erdach- ränität Kaiser Franz Josephs kurzerhand Dänen »ergaben«. te. Die künstliche Verbindung zwischen per Dekret ausgeweitet.

www.guides-in-vienna.at 61 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Freiwillige und un- Walter Juraschek freiwillige Exilanten War es Abenteuerlust? ereits vor 1938 machten sich einige ein jähes Ende, als sie 1936 wegen ihrer österreichische Kunst- und Kultur- Untergrundtätigkeit verha et wurde. Man Politischer Druck? Das scha ende aus den unterschied- entließ sie nach neunmonatiger Ha unter Blichsten Motiven heraus auf den Weg ins der Bedingung, das Land innerhalb von Entkommen aus einer Exil. Die Situation für die Intellektuellen 24 Stunden zu verlassen. Sie ging nach – besonders die jüdischen – war in Wien England und später in die USA, wo sie unerträglichen persönlichen unter dem Schuschnigg-Regime nicht so eine hochgeachtete und international an- lebensgefährlich wie in Hitlerdeutschland. erkannte Wissenscha lerin wurde. Situation? Waren es Dies galt vor allem für Sozialdemokraten und Kommunisten in der Zeit vor dem Ohne seine Melodien wären die Filme ökonomische Zwänge? Bürgerkrieg. Der Artikel kann sich hier »Casablanca« und »Vom Winde ver- nur auf einige repräsentative Beispiele be- weht« nur halb so gelungen: Der Kompo- schränken. nist Max Steiner (1888 in Wien – 1971 in Noch heute gehört das Buch »Die Arbeits- Beverly Hills) wurde im heutigen »Hotel losen von Marienthal. Ein soziographi- Wien« in der Praterstraße 72 geboren. scher Versuch über die Wirkungen lang- Seine musikalische Ausbildung erfolgte andauernder Arbeitslosigkeit« von Marie unter anderem durch Gustav Mahler und Jahoda (1907 in Wien – 2001 in Sussex) Richard Strauss. Er ging aber schon bald zur P ichtlektüre eines jeden Soziologie- über England in die USA. Erste große Er- studenten. Jahoda verfasste diese Studie folge hatte er bereits am Broadway. Als der gemeinsam mit ihrem späteren Gatten, Ton lm erfunden wurde, begab er sich Paul Lazarsfeld (1901 in Wien – 1976 in nach Hollywood. Hier ging es mit seiner Literatur: New York). Marie Jahoda, mit 25 Jahren Karriere steil bergauf. Bereits 1935 ge- Herbert Lackner, Die Flucht der eine der jüngsten Doktorinnen Öster- wann Steiner seinen ersten Oscar für die Dichter und Denker (Wien 2017) reichs, war Mitglied der österreichischen beste Filmmusik zum Spiel lm »Der Ver- Vereinigung sozialistischer Schri steller. räter«. Es sollten noch zwei weitere folgen. D. Elfe und Jan Hans, Surrender on Ihre Tätigkeit an der »Wissenscha spsy- Nominiert war er insgesamt für 21 Oscars. demand, (New York 1945) chologischen Forschungsstelle« nahm Der »Golden Globe« wurde ihm für den

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Hedy Lamarr, hier noch Hedy Kiesler Archiv Erich Wirl

Film »Life with Father« überreicht. Er ge- hört zu den zehn wichtigsten Filmkompo- nisten des 20. Jahrhunderts. 1938 gelang es Max Steiner, seinen als Juden verfolgten Vater, den eaterdirektor Gabor Steiner (1858 in Temesvar – 1944 in Beverly Hills) in die USA zu holen und ihm somit das Leben zu retten.

Unvergessen ist die überaus attraktive Wienerin Hedwig Eva Maria Kiesler (1914 in Wien – 2000 in Florida), wir kennen sie unter ihrem Künstlernamen »Hedy La- marr«. Sie emigrierte bereits 1937 in die USA, um ihrem herrschsüchtigen und eifersüchtigen Ehemann zu entkommen. Zum Glück. Spätestens ein Jahr später hätte sie als Jüdin ohnehin iehen müs- sen. Und das wäre durchaus schwieriger gewesen. In Österreich und Deutschland genoss sie einen gewissen Ruhm, nicht zu- letzt dadurch, dass sie in dem Film »Eksta- se« durch eine zehnminütige Nacktszene die Zuschauer in helle Aufregung ver- setzt hatte. In Hollywood nahm MGM sie unter Vertrag, und sie wurde zu Recht als schönste Frau der Welt vermarktet. Aber Hedy Lamarr war nicht nur Schauspie- lerin, sondern auch eine ausgezeichnete Ernderin. Zusammen mit dem Kom- ponisten Georg Antheil entwickelte und patentierte sie eine Funkfernsteuerung für Torpedos, die auf einem gleichzeitigen Frequenzwechsel beruht. Leider wurde Marlene Dietrich in der Hauptrolle. Auch Oskar Kokoschka (1896 in Pöchlarn – 1980 dieses Patent vom Pentagon nie umge- auf dem »Walk of Fame« erhielt Sternberg Montreux) unternahm nach dem Ers- setzt. Fachleute sind heute der Meinung, einen Stern. ten Weltkrieg ausgedehnte Reisen durch der Zweite Weltkrieg hätte bei Einsatz die- Europa, Nordafrika und das östliche Mit- ses Verfahrens um einiges früher enden Es emigrierten auch andere Geistesgrö- telmeer. Er kehrte 1931 nach Wien zurück können. Der gleichzeitige Frequenzwech- ßen, wie die Leopoldstädterin und Kern- und wollte sich eigentlich hier niederlas- sel wird heute noch in der Kommunika- physikerin Lise Meitner (1878 in Wien – sen. Die politische Situation in Österreich tionstechnik, zum Beispiel bei Bluetooth- 1968 Cambridge). Für sie war als Frau und ließ ihn allerdings Böses ahnen. 1934 oh Verbindungen, angewendet. Jüdin kein Platz an der Wiener Universität, er nach Prag. Aber hier waren ihm nur weshalb sie bereits 1907 ins Kaiserreich vier ruhige Jahre beschieden. Er sah deut- Der Filmregisseur Joseph von Sternberg Deutschland übersiedelte. Sie arbeitete lich, was die Zukun bringen würde und (1894 in Wien – 1969 in Los Angeles) ging 30 Jahre lang eng mit dem Kernphysiker konnte nach England entkommen. bereits in den zwanziger Jahren nach Hol- Otto Hahn zusammen. Nach der Macht- lywood, was ihn aber nicht daran hinder- ergreifung der Nationalsozialisten war sie Als im März 1938 die große Katastrophe te, von Zeit zu Zeit in Deutschland Filme zwar in ihrer beruichen Karriere stark über Österreich hereinbrach, begann der zu drehen, wie den »Blauen Engel«, der eingeschränkt, aber als österreichische gewaltige Exodus. Zahlreiche Künstler, den Weltruhm von Marlene Dietrich be- Staatsbürgerin zunächst nicht gefährdet. Wissenschaler und Politiker sahen sich gründete. In Hollywood war es eine seiner Erst 1938, durch die Annexion, wurde sie genötigt, praktisch über Nacht das Land Aufgaben, Hedy Lamarr zu Weltruhm zu zur deutschen Staatsbürgerin und musste zu verlassen. Die Frage war allerdings, verhelfen. Er wurde zweimal für einen Os- emigrieren. Sie fand Zuucht in Schwe- wohin. Viele der klassischen Auswande- car nominiert: 1931 für »Marokko« und den (siehe Artikel über Lise Meitner auf rerländer wie die USA entschlossen sich 1932 für »Shanghai Express«, letzterer mit Seite 103). zu einer sehr restriktiven Visapolitik. Die

www.guides-in-vienna.at 63 Die Welt in Wien – Wien in der Welt

Franz Werfel, 1920 Karl Farkas Gedenktafel für Exilanten in Sanary-sur-mer © Österreichische Nationalbibliothek Archiv Erich Wirl © Anima, wikimedia commons, CC-BY-SA 3.0

Nachbarländer Österreichs waren nicht Sohn Golo in Frankreich in höchster Ge- lich gelangten sie mit der Hilfe von Varian gerade erfreut über den Zustrom von fahr befanden. Auf Initiative von  omas Fry nach Lissabon. Um dorthin zu gelan- Flüchtlingen. Dennoch versuchten viele Mann wurde das von Eleanore Roosevelt gen, musste man von den französischen Österreicher in Ländern wie Belgien, der unterstützte »Emergency Rescue Commit- Behörden allerdings eine Ausreisegeneh- Schweiz, den Niederlanden oder Frank- tee« gegründet. Der 33jährige Varian Fry migung erhalten. Das war äußerst riskant, reich Zu ucht zu  nden. Insbesondere wurde mit der Mission, europäische Intel- denn in der Regel gaben die Behörden die Frankreich hatte bereits seit 1933 eine gro- lektuelle aus der Notlage zu retten, nach Namen der Ansuchenden an die Gestapo ße deutschsprachige Exilgemeinde. Hatte Marseille geschickt. Ihm wurde eine Liste weiter. Ihnen blieb also nichts anderes üb- man genügend  nanzielle Reserven, so mit 200 Namen mitgegeben, die sich liest rig, als sich zusammen mit Heinrich, Nel- ließ es sich in Frankreich gut leben. wie ein »Who is Who« der europäischen ly und Golo Mann auf einem Ziegenpfad, Kulturgeschichte. Auf ihr befanden sich geführt von einem Schmuggler, zu Fuß Das änderte sich schlagartig, als der Zwei- die Namen von Schri stellern, Malern, über die Pyrenäen zu machen. Eine un- te Weltkrieg ausbrach. Zehntausende Philosophen, Wissenscha lern und So- beschreibliche Strapaze! Dass Werfel, der Flüchtlinge, in der Mehrzahl Österreicher zialdemokraten. Fry bewältigte eine schier damals schon schwer herzkrank war, die- und Deutsche, wurden in Frankreich als unlösbare Aufgabe. Da die französischen se Anstrengung überlebte, grenzt an ein »feindliche Ausländer« in Internierungs- Behörden auch im freien Teil Frankreichs Wunder. Alma Mahler-Werfel, wie immer lager eingesperrt. Um sich vor Hitlers mit den Nazis kollaborierten, waren er und stilvoll gekleidet, trug ein weißes Kleid Schergen in Sicherheit zu bringen, ver- seine Mitarbeiter in ständiger Gefahr. Er und dazu passende Sandalen. Als einziges suchten sie, nach Südfrankreich in die un- rettete schließlich nicht nur 200, sondern Gepäckstück war ihr nur eine Handtasche besetzte Zone zu entkommen. Man ho e, 2 200 Menschen vor dem sicheren Tod. geblieben. In dieser befand sich die Origi- von dort entweder von Marseille oder spä- nalpartitur der 3. Symphonie von Anton ter dann über Spanien und Portugal von Unter den Geretteten befanden sich auch Bruckner. Lissabon in die USA  üchten zu können. Franz Werfel (1890 in Prag – 1945 Beverly Dem Wiener Wolfgang Pauli (1900 in Hills) und seine Gattin Alma Mahler-Wer- Steht man vor dem Haus Elisabethstra- Wien – 1958 in Zürich) gelang es 1940, fel (1879 in Wien – 1964 in New York). ße 18 im ersten Bezirk in Wien, fällt eine durch ein A davit der Princeton Univer- Man kannte Werfel in den USA, denn sein Gedenktafel ins Auge, die darüber infor- sität in die USA zu entkommen. Er erhielt bereits im Exil verfasster Roman »Der ver- miert, dass der berühmte Komponist Ro- 1945 den Physiknobelpreis. untreute Himmel« war hier ein großer Er- bert Stolz (1880 in Graz – 1975 in Berlin) Paulis Schwester Herta Pauli (1906 in folg. Auf dem Weg in die unbesetzte Zone von 1935 bis 1975 hier lebte und wirkte. Wien – 1973 in New York),  oh Hals über Frankreichs musste das Ehepaar für einige Kein Wort darüber, dass Robert Stolz Ös- Kopf mit ihrem Freund Walter Mehring Wochen Station in Lourdes machen. Dort terreich 1939 freiwillig verließ. Er war we- bei Ausbruch des Krieges aus Paris. Zuvor gelobte Franz Werfel, sollten er und Alma der Jude noch Kommunist oder Sozialde- sandten sie noch ein verzweifeltes Tele- gerettet werden, das Werk »Das Lied von mokrat. Er fand einfach das Nazi-Regime gramm an  omas Mann (1875 in Lübeck Bernadette« zu Papier zu bringen. Dieses unerträglich. Robert Stolz hatte bis 1938 – 1955 in Zürich), der sich bereits in den Gelöbnis hat er später erfüllt. Das Buch aus Hitlerdeutschland etliche Juden und USA au ielt, mit der dringenden Bitte wurde in den USA ein Bestseller. Die politisch Verfolgte im Ko erraum seines um Hilfe.  omas Mann war diesbezüg- Werfels nahmen einen unbeschreiblichen Mercedes herausgeschmuggelt. Sein in lich sehr sensibilisiert, da sich sein Bru- Leidensweg auf sich, um der Verfolgung Österreich verbliebenes Vermögen wur- der Heinrich, dessen Frau Nelly und sein und Verha ung zu entkommen. Schließ- de 1943 beschlagnahmt. Nach dem Krieg

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wurde er vom Staat Israel mit der großen nung durch, noch ein Schi zu erreichen, demokrat Wilhelm Ellenbogen (1863 in Jerusalem-Medaille und der Ehrenme- das sie aus dem Hexenkessel Europa he- Lundenburg/Mähren – 1951 in New York) daille der Stadt Jerusalem ausgezeichnet. rausbringen würde. So auch Karl Farkas und einige ehemalige Redakteure der In Paris lernte Robert Stolz Yvonne Louise (1893 in Wien – 1971 in Wien), der aus »Arbeiterzeitung« wie Schiller Marmorek Ulrich (Einzi) kennen, die verheiratet war, einem der Lager in Frankreich entkom- (1878 in Wien – 1943 in New York). Er war eine Tochter und einen wohlhabenden men und sich auf abenteuerlichen Wegen der Bruder von Oskar Marmorek, dem be- Mann in London hatte. Stolz wurde am nach Lissabon durchschlagen konnte. Sei- gnadeten Wiener Jugendstilarchitekten, 30. November 1939 im Lager Colombes ne Frau Anny und der behinderte Sohn dem wir unter anderem den Nestroyhof am Rande von Paris als feindlicher Aus- Robert tauchten in Böhmen unter, wo sie und das Café Rüdiger zu verdanken ha- länder interniert. Die hygienischen Zu- überlebten. Die Wartezeit, bis er ein Schi ben. Auch befand sich der Sozialdemokrat stände waren unbeschreiblich und die in die USA bekommen konnte, verbrachte Otto Leichter (1897 in Wien – 1973 in Versorgung unzureichend. Einzi erwirkte er damit, Kabarettabende unter dem Mot- New York) mit seinen Söhnen Heinz (15) durch Bestechung einiger Beamter seine to »Lissabon lacht wieder«, angelehnt an und Franz (10) an Bord. Seine Frau Käthe Freilassung und verscha e ihm ein Vi- seine berühmte Revue »Wien lacht wie- wurde bereits 1938 verha et und 1942 im sum für die USA. Sie verließ ihren Mann der«, zu gestalten. Es gab sonst wenig zu Konzentrationslager ermordet. und folgte Robert Stolz ins Exil. In den lachen in Lissabon, wusste man doch bis In New York wurden die Geretteten von USA war Stolz sehr erfolgreich. Er erhielt zum Schluss nicht, ob man je ein Visum Familienangehörigen und Freunden mit zwei Oscar-Nominierungen (1941 und oder eine Schi sfahrkarte erhalten würde. großer Freude empfangen. Auch Klaus 1945) für seine Filmmusik. Robert und Mann war dabei. Er hielt in seinem Tage- Einzi Stolz kehrten 1946 nach Österreich Am 4. Oktober 1940 nahm der unter grie- buch fest: »Das Schi voll gestrandeter, zurück, wo er an seine großen Erfolge an- chischer Flagge fahrende Dampfer »Nea durch Europa gejagter Berühmtheiten: knüpfen konnte. Hellas« seine Fahrt nach New York auf. Werfel mit der ramponierten Alma. Sie An Bord waren neben Franz und Alma wirkte reduziert. Gestürzte Königin, jeder Die Schweiz und Schweden hatten ihre Werfel, Heinrich, Nelly und Golo Mann Zoll.« Sie alle hatten überlebt und konn- Grenzen bereits dicht gemacht. Alle an- viele andere Österreicher: ten teilweise an ihre Erfolge anknüpfen. deren Länder auf dem Kontinent waren Friderike Zweig (1882 in Wien – 1971 in Aber so richtig glücklich wurden sie alle entweder von den Deutschen besetzt oder Connecticut), die geschiedene Frau von nie mehr. Sie hatten zu viel verloren: Die mit ihnen verbündet. Viele Flüchtlinge Stefan Zweig, mit ihren Töchtern aus ers- Menschen und die Heimat, die sie liebten. schlugen sich nach Lissabon in der Ho - ter Ehe. Der 77-jährige Wiener Sozial- Und die Sprache.

GEFÜHLE EINSCHALTEN AUF 10 7,3

RK Inserat_Mann Kulturmag_21x14,8.indd 1 03.11.15 11:46 Die Welt in Wien – Wien in der Welt Echt wienerisch – Christine Stabel Souvenirs »Souvenirs, Souvenirs, Leute eistens verbindet man damit Die Brüder Gustav und Wilhelm Hel- Massenware wie Sisi-Figuren ler (Wilhelm Heller ist der Großvater kauft sie, kauft sie ein, denn oder Kühlschrankmagneten, des Künstlers André Heller) gründeten aberM es gibt auch hochwertige Produkte 1891 eine Süßwarenfabrik, ein bekanntes sie sollen wie das Salz in der wie Porzellan, Glas oder Kalorienhaltiges. Produkt sind die »Wiener Zuckerl«. Das Josef Manner gründete 1890 die »Choco- Unternehmen, zunächst im 3. Bezirk, ex- Lebenssuppe sein«, sang Bill ladenfabrik Josef Manner« und verkau e portierte von Wien aus in die Monarchie seine Schokoladen (und Feigenkaee) ur- und nach Übersee, und die Ernennung Ramsey 1959. Mit Souvenirs sprünglich nur in einem Geschä am Wie- Gustav Hellers zum k. u. k. Hoieferan- ner Stephansplatz. Die »Original Manner ten sorgte für weiteren Aufschwung. Aber tragen Besucher immer auch ein Neapolitaner Schnitte« ist die vielleicht schon nach dem Ersten Weltkrieg gingen berühmteste Süßigkeit des Unterneh- die ausländischen Besitzungen verloren, Stück Wien in die Welt hinaus. mens, die bereits 1898 erwähnt wird. Das nach 1938 wurde das Unternehmen »ari- Format und die Rezeptur für die Füllung siert«. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis der Schnitten haben sich bis heute erhal- 1971 führten die ursprünglichen Eigentü- ten: Zucker, Haselnüsse, Kokosfett und mer wieder die Geschä e, danach wurde Kakaopulver. Der Name entstand, weil die es verkau und gehört inzwischen zum Haselnüsse im Umkreis von Neapel ein- Süßwarenhersteller Manner. Noch immer gekau wurden. Unverkennbar sind die unverkennbar sind die »Wiener Zuckerl« Manner-Schnitten (die es auch mit ande- durch ihre eckige Form, in blau-weißer ren Füllungen gibt – Zitrone, Cocos, Va- Verpackung. In der später errichteten Fa- nille) durch die rosa Verpackung und dem brik im 10. Bezirk bendet sich heute ein Markenzeichen Stephansdom. Das Unter- Pegeheim der Stadt Wien. nehmen übernimmt dafür die Lohnkos- Bleiben wir bei den süßen Verführungen ten für einen Steinmetz der Bauhütte von Wiens: Am Graben bendet sich das von St. Stephan. Josef Hofmann entworfene, unter Denk- malschutz stehende Geschä slokal der Conserie Altmann und Kühne. Angebo- ten werden hier (und ursprünglich noch an zwei weiteren Standorten in Wien) Pra- linen in exklusiven Verpackungen – den berühmten, aus Pappe gefertigten Kom- moden, Hutschachteln oder Sekretären. Das Design für die verschiedenen Dekore der Verpackungen wurde von den Wiener Werkstätten entworfen. Die Gründer der Conserie, Emil Altmann und Ernst Küh- ne, mussten vor den Nazis iehen. Sie gin- gen nach Amerika und eröneten in New York ein Schokoladengeschä , das nach Eigentümerwechsel noch bis 1958 unter der österreichischen Marke weitergeführt wurde. Pralinen von Altmann und Kühne in den so besonderen Verpackungen sind kleine Kostbarkeiten, die man sich auch selbst schenken könnte.

Original Wiener Schneekugel © Erwin Perzy

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Köstlichkeiten von Altmann & Kühne ©Altmann & Kühne

Was verbindet die Metropolitan Opera in New York mit dem Kreml in Moskau? Kristallluster von J. & L. Lobmeyr. Der noch heute gültige Name geht auf die Söhne des Unternehmensgründers Josef Lobmeyr, Josef und Ludwig zurück. Josef Lobmeyr, Glasermeister aus Oberöster- reich, gründete 1823 die Firma, die in- zwischen in der sechsten Generation ihre unvergleichlichen Produkte aus Glas pro- duziert. Trinkglas-Serien, Vasen etc. sind »mundgeblasen, handgeschlien, graviert und poliert«, so warb man für Lobmeyr- Glas. In die Zeit der Gründersöhne el auch die Firmenpräsentation auf den ers- ten Weltausstellungen und die Entstehung des Museums für Angewandte Kunst, bei dem Ludwig als Mitbegründer gilt. Enge Zusammenarbeit gab es mit namha en Künstlern wie Adolf Loos oder Oswald Haerdtl.

Der Wiener Erwin Perzy I. – er war eigentlich Mechaniker für chirurgische Instrumente – erfand die weltberühmte Schneekugel. Beim Experimentieren mit der altbewährten »Schusterkugel« fügte er dem Wasser verschiedene Stoe bei, etwa Gries. Die langsam zu Boden sinkenden Partikel erinnerten ihn an Schnee. Durch mindest ein Satz Spielkarten. Möglicher- Wie wird es weitergehen mit den Souve- seine Idee, ein Modell der Mariazeller weise von der »Wiener Spielkartenfabrik nirs aus Wien? Sowohl für die Wirtschafs- Wallfahrtskirche in der Kugel zu platzie- Ferd. Piatnik & Söhne«, denn damit hat kammer Wien als auch den Tourismus- ren, auf die es »schneite«, entstand eine bei Ferdinand Piatnik im 19. Jahrhundert verband Wien ist das längst ein ema entzückende Zauberwelt – die Schnee- alles begonnen. Damals war die Herstel- – Souvenirs sind schließlich ein nicht zu kugel war erfunden. Bald wollten immer lung von Spielkarten ein Handwerk, das unterschätzender Wirtscha sfaktor. Die mehr Menschen so eine Kugel besitzen, Piatnik in Budapest erlernt hatte. Seit Wirtscha skammer kooperierte mit der und so begann man nach dem Zweiten 1882 heißt das Unternehmen »Ferd. Pi- Universität für angewandte Kunst. Dort Weltkrieg auch nach Amerika, Kana- atnik & Söhne« und ist vor allem durch hat sich die Meisterklasse Industrial De- da und Australien zu exportieren. Heu- die Spielkartenmotive für das in der Mo- sign dem ema »Souvenirs« gewidmet. te werden rund 150 Motive produziert, narchie äußerst beliebte Kartenspiel Ta- Ein Ergebnis ist zum Beispiel die Marke die Kugeln gibt es in vier verschiedenen rock bekannt geworden. Selbstverständ- »Das goldene Wienerherz« mit Produk- Größen. Ob als Urlaubssouvenir, als Fir- lich gab es auch Schnaps-, Joker- oder ten wie bauchigen Achtelgläsern, deren mengeschenk mit Logo – (fast) alles ist Rommé-Karten. 1924 bot man 250 ver- Ränder mit Weinrebenmuster in Echtgold möglich und wird eben auf Wunsch spe- schiedene Kartendesigns an. Da Moder- (Weinrebenmuster aus der Heurigentra- ziell produziert. Schon seit 1900 werden nisierung immer ein wichtiges ema dition Wiens) verziert sind. Unter dem die bezaubernden Schneewelten im Fa- war, wurde bereits 1891 auf Industrie- Motto »European Home Run« schrieb der milienbetrieb im 17. Wiener Bezirk von produktion umgestellt und weit über die Wiener Tourismusverband 2012 einen Hand gefertigt. Dort gibt es auch ein klei- Grenzen Österreichs expandiert (heute europäischen Design-Wettbewerb für ein nes Schneekugel-Museum. Warum der in über 80 Länder der Welt). Und weiter- Wien-Souvenir des 21. Jahrhunderts aus »Schnee« so gemächlich fällt, ist seit 116 gedacht wurde auch im Hinblick auf das (Sieger wurde ein Spielkarten-Set eines Jahren bestgehütetes Geheimnis im heute Angebot. Seit 1956 gibt es Brettspiele, seit italienischen Studios). von Erwin Perzy III. und Sabine Perzy II. 1966 auch Puzzles. Die stetige Zusam- Wie heißt es bei Bill Ramsey weiter? »Sou- geführten Unternehmen. menarbeit mit Spieleentwicklern führt venirs, Souvenirs aus Paris und Cannes... Viele Menschen lieben es, zu spielen und zum Angebot von zurzeit rund 20 neuen und einen Brief vom Dritten Mann.« Aus in wohl jedem Haushalt ndet sich zu- Spielen jährlich. Wien natürlich …

www.guides-in-vienna.at 67 Anniversarium 1000 Jahre Heinrich der Starke Markgraf Heinrich I., der Starke Zum 1 000. Todestag Johann Szegő ar Franz Joseph das berühm- lag. So erbte Leopolds Sohn Heinrich die rich der Starke in Allianz mit Bayern und teste österreichische Staats- Markgrafscha . 24 Jahre lang herrschte er Böhmen an einem Krieg gegen Polen. Er- oberhaupt? Oder Maria ere- in Österreich. In diesen Jahren ist viel Er- gebnis: Polen musste Mähren an Böhmen Wsia? Darüber kann man streiten. Aber dass wähnenswertes geschehen – ob mit oder abtreten. Wichtiger für Heinrich und für der Babenberger Heinrich I. das unbe- ohne Zutun Heinrichs, wissen wir leider Österreich war aber die Gebietserweite- kannteste gewesen ist, steht ohne Zweifel nicht. So erschien am 1. November 996 rung des Landes: Der Fluss aya wurde fest. Sogar über seine Geschwister wissen in einer lateinisch verfassten, kaiserlichen die neue Nordgrenze. wir mehr als über ihn: Ernst wurde Her- Schenkungsurkunde das erste Mal das Eine andere Frage: Wo hat dieser Hein- zog von Schwaben, Poppo Erzbischof von deutsche Wort Ostarrichi. rich I. gelebt? In Wien? Keine Spur – in Trier, dieser erwarb im Jahre 1015 Godti- Ostarrichi! Oder Österreich! Das öst- Melk! 1012 wurde der irische Prinz Kolo- nesfeld – sprich: St.Veit im heutigen 13. liche Reich – der Hinweis darauf, dass man in Stockerau der Spionage angeklagt, Bezirk Wiens. sich dieses Land im Osten des Reiches gemartert und mit dem totalen Sadismus Zu den sicheren Fakten gehört, dass es be ndet. Ähnliche Hinweise, ähnliche des Mittelalters hingerichtet. Nach diver- in Würzburg am 8. Juli 994 ein Festes- Formulierungen gab es ein paar Jahre sen Wundern wurde er »rehabilitiert« und sen gegeben hat. Zu den Gästen gehörte später: »pago Ostarriche« (998) oder »in in »civitas Medelicha«, also in Melk, feier- der österreichische Markgraf, Leopold I., oriente« (1002). Rund 300 Jahre später lich beigesetzt, berichten die Quellen. Und aber auch sein Cousin, Heinrich von schrieb Dante in seiner Göttlichen Komö- diese civitas Medelicha war die »civitas Schweinfurt, sowie ein Mann mit schlech- die »Ostarico«. sua« Heinrichs, seine eigene Stadt, erfah- ten Tischmanieren: Dieser wollte nämlich Dieses »östliche Reich« war sehr klein – ren wir einige Zeilen später. den Schweinfurter Heinrich ermorden, es wuchs jedoch, es wurde langsam, aber Und was tat sich in der kün igen Resi- zielte aber schlecht, sein Pfeil traf Leopold, sicher größer. Ausnahmsweise wissen wir denzstadt Wien? Im damaligen Mini- der zwei Tage später seiner Verletzung er- sogar, wieso: 1015 beteiligte sich Hein- Wien nichts. Aber 1002 schien in einer Urkunde die Ortscha Liezniccha (beim Fluss Liezniccha) auf. Aus Liezniccha wurde im Laufe der Jahrhunderte Liesing: Das war die erste Erwähnung eines heuti- gen Stadtteils der Stadt Wien. Am 23. Juni 1018 starb Heinrich I. Die Hildesheimer Annalen berichten von einem »plötzlichen und unerwarteten« Tod. Genauere Todesursache? Sterbeort? Hinterließ er eine Witwe? Oder Kinder? Diese Fragen kann heute niemand beant- worten. Kinder hatte er sicher keine; vor- sichtiger formuliert: keine überlebenden Kinder. Sein Nachfolger war nämlich sein Bruder Adalbert. Beigesetzt wurde Hein- rich I. in Melk. Der spätmittelalterliche Historiker Ladislaus Sunthaym gab 1491 allen Babenberger-Herrschern schöne Beinamen. Aus einem einfachen Adalbert wurde zum Beispiel Adalbert der Siegrei- che, es gibt einen Leopold den Schönen, sogar einen Leopold den Tugendha en (mit den anderen will ich Sie nicht lang- weilen) – und Heinrich I. wurde Heinrich der Starke. Ob er wirklich stark gewesen ist? Auf je- den Fall klingt ’s schön!

Heinrich I. der Starke Ausschnitt aus dem Babenberger-Stammbaum um 1490, Standort: Stift Klosterneuburg

68 K    W F  800 Jahre Rudolf von Habsbur Rudolf von Habsburg Vor 800 Jahren geboren Uta Minnich ieber Gott sitze fest, sonst nimmt Am 27. Juni 1278 verließ Ottokar Prag mit dieser Rudolf Dir noch Deinen einem großen Heer in Richtung Brünn. Platz weg!« soll der Bischof von Rudolfs Heer war stärker als das Ottokars, LBasel ausgerufen haben, als die Nachricht jedoch in der schlachtentscheidenden »ge- von der Wahl Rudolfs zum deutschen Kö- deckten Reiterei« (gerüstete Pferde) 1:3 nig überbracht wurde. unterlegen. Die Heere trafen am 25. Au- Rudolf I. von Habsburg an der Leiche Ottokars bei

Rudolf wurde am 29. September 1273 von gust zwischen Dürnkrut und Jedenspei- Dürnkrut 1278, Gemälde von Karl von Blaas, um 1868 © Wien Belvedere, den sieben Kurfürsten zum römisch-deut- gen ein, nahe Marchegg. Am 26. August, schen König gewählt. Der 55-jährige war bei Sonnenaufgang, begann die Schlacht Im Dezember 1282, am Reichstag in kriegserfahren, aber auch diplomatisch, und es wurde erbittert gekämp , bis eine Augsburg, belehnte Rudolf seine Söhne wenn es die Situation erforderte. Er wird Pattstellung entstand und der 60jähri- Albrecht und Rudolf mit Österreich, der als großer, hagerer Mann mit Hakennase ge Rudolf selbst mit seiner Reserve von Steiermark und Krain. beschrieben, mäßig und bescheiden, aber rund 60 »gedeckten Reitern« ins Gefecht König Rudolf bemühte sich immer wieder bestimmt im Au reten. eingri. Ottokars Heer oh in Panik, er um seine Krönung zum Kaiser des Hei- Rudolf wurde am 1.Mai 1218 auf der Lim- selbst kämp e weiter und wurde schließ- ligen Römischen Reiches, ohne Erfolg. burg nahe Breisach am Rhein geboren. lich auf der Flucht erschlagen. Zurück Während seiner 18 Herrscha sjahre am- Die Familie nannte sich seit 1108 nach der blieben rund 12 000 Tote. Am nächsten tierten acht Päpste. Habsburg und hatte Besitzungen im El- Morgen brachte man Ottokars Leichnam Am 15. Juli 1291 fühlte er, dass es dem sass, Burgund und in Schwaben. nach Wien ins Minoritenkloster ohne Ende zuging, er ließ sich in den Sattel Am 24. Oktober fand in Aachen die Krö- Glockengeläut, er war ein Geächteter. Ein- heben und soll gerufen haben: «Wohlan, nung von Rudolf und seiner Gemahlin balsamiert wurde er 30 Wochen lang zur hin nach Speyer… Ich will selber geritten Gertrud von Hohenberg statt. Ottokar II. Schau gestellt. 1279 brachte man ihn nach kommen«. Am nächsten Tag starb er in Přemysl, König von Böhmen, war nicht Znaim, achtzehn Jahre später holte man Speyer und wurde im Königschor beige- anwesend, da er Rudolf als König nicht ihn nach Prag in den Veitsdom. setzt. anerkannte. Ottokar hatte nach dem Tod von Herzog Friedrich II. dessen Schwester Margarete geheiratet, um das Babenberger Erbe zu bekommen. Noch am Krönungs- tag verheiratete Rudolf zwei seiner Töch- ter strategisch vorteilha , eine von ihnen wurde mit Wenzel II., dem Sohn Ottokars, vermählt. Rudolf verfügte einen allgemeinen Land- BEREIT FÜR EINE frieden, ließ Gefangene frei, schae wi- derrechtlich eingeführte Zölle ab und zog Reichslehen ein. Inzwischen vom Papst ENTDECKUNGS- anerkannt, forderte er von Ottokar 1275 zum dritten Mal all seine Lehen zurück, sowohl Böhmen als auch Österreich. Als REISE? Ottokar nicht reagierte, zog Rudolf mit einem riesigen Reichsheer gegen Wien. Ottokar musste sich beugen, und im No- vember 1276 verzichtete er auf Österreich. Rudolf emp ng den prunkvoll gekleideten Ottokar in einem Zelt auf einem wacke- ligen Schemel sitzend in grauer schäbiger Kleidung. Ottokar musste niederknien und wurde mit Böhmen belehnt – da e- len die Zeltwände, und alle sahen seine demütige Haltung – welche Schmach! Beliebt war Rudolf »der Schwabe« bei Führungen an der Universität Wien den Wienern nicht, sie empfanden ihn www.univie.ac.at/fuehrungen als Fremden. Rudolf forderte zudem hohe Steuern, sogar eine Kriegssteuer.

www.guides-in-vienna.at 69 Anniversarium 700 Jahre Tirol Margarete Maultasch Zur Geburt der Grä n vor 700 Jahren Elsi Graf argarete (1318 – 1369) wurde rige Margarete den achtjährigen Johann hassten Ehemann 1341: Johann Heinrich als Tochter von Heinrich Her- Heinrich heiraten. Die Ehe war unglück- fand bei seiner Rückkehr von einer Jagd zog von Kärnten und Graf von lich und blieb kinderlos. Nach dem Tod am Abend das Tor verschlossen. Da nie- Tirol-GörzM und Adelheid von Braun- ihres Vaters 1335 konnte Margarete das mand bereit war, ihn aufzunehmen, muss- schweig geboren. Margarete war die einzi- Erbe erst nach dem Friedensschluss von te er das Land verlassen und ging zurück ge legitime Erbin Heinrichs aus insgesamt Enns im Jahre 1336 antreten. Hier wur- nach Böhmen. drei Ehen. den die Auseinandersetzungen zwischen Obwohl die Ehe mit Johann Heinrich Die Bedeutung Tirols als wichtiges alpines der Expansionspolitik der Luxemburger noch nicht geschieden war, heiratete Mar- Durchgangsland zeigt sich in dem inten- und der Reaktion der Habsburger, die den garete 1342 Ludwig von Brandenburg siven Interesse der europäischen Adels- Machtzuwachs der Luxemburger verhin- (1316 – 1361), Sohn Kaiser Ludwigs des familien wie der Wittelsbacher in Bayern, dern wollten, geklärt. Margarete musste Bayern. Der Papst erkannte die Ehe nicht der Habsburger in Österreich oder der Lu- auf Kärnten verzichten, ihre Herrscha an, sprach den Bann über Margarete und xemburger in Böhmen, eine Verbindung blieb auf die Grafscha Tirol beschränkt. Ludwig aus und verhängte ein Interdikt mit dem Grafen von Tirol einzugehen. Margaretes junger Ehemann spielte sich über Tirol. 1349 wurde nach langen Ver- 1327 wurde Prinz Johann Heinrich von wie der Herr von Tirol auf und war bei handlungen die Ehe mit Johann Heinrich Böhmen (1322 – 1375) als Margaretes zu- den Landesfürsten im Lande unbeliebt. nach weltlichem Recht geschieden. Doch kün iger Ehemann an den Tiroler Hof ge- Im Einverständnis mit dem landesfürst- erst 1359 war die Kurie nach Vermittlung bracht. 1330 musste die damals zwöläh- lichen Rat vertrieb Margarete ihren ver- Herzog Albrechts II. von Österreich – seine Tochter hatte 1358 Margaretes und Ludwigs Sohn Meinhard geheiratet – und der Luxemburger bereit, den Bann zu lö- sen und das Interdikt aufzuheben. Die Ehe wurde kirchenrechtlich erneut ge- schlossen, Meinhard als legitimer Sohn anerkannt. Nachdem 1361 Ludwig von Branden- burg und zwei Jahre später auch Mein- hard gestorben waren, trat Margarete 1363 ihre Herrscha über die Grafscha Tirol an Herzog Rudolf IV. von Habsburg (1339 – 1365) ab. Danach zog sich Mar- garete nach Wien zurück. Sie starb 1369 in Wien und wurde in der Wiener Mi- noritenkirche begraben. Schon zu Mar- garetes Lebzeiten ist es zu den negativen Beurteilungen ihrer Person gekommen, die im zeitgenössischen Schimpfnamen Maultasch gipfelten. »Maultasch« könnte für eine extrem verformte Kinnlade oder für das weibliche Geschlechtsorgan oder als Hinweis auf ihre Scheidungsaäre (als Synonym für »Hure«) stehen. Die erste überlieferte Darstellung, das Regenten- siegel von 1363, zeigt die Grä n mit einer kleinen Missbildung des Mundes, die auch im Portrait von 1510/20 sowie in den wei- teren Darstellungen übernommen wurde. Erst 1787 tauchen die »Monsterbilder« der Grä n auf. Es steht zu befürchten, dass diese Darstellungen Margarete ein anhal- Portrait Margarete Maultasch, tenderes Nachleben garantiert haben, als Öl auf Holz, um 1510/20 dass durch sie Tirol zu Österreich gekom- Wien, Kunsthistorisches Museum, men ist, wodurch sie eigentlich ihren fe- Gemäldegalerie sten Platz in der Geschichte haben sollte.

70 K    W F  400 Jahre Kapuzinergruft Die Grablege der Habsburger 400 Jahre Stiftung der Kapuzinergruft und Tod ihrer Gründerin Patricia Grabmayr irgendwo in Wien ist der Besu- cher der Dynastie Habsburg so nahe wie in der Kapuzinergru Nam Neuen Markt. Über 150 Personen, da- runter 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen und Königinnen, haben hier ihre letzte Ru- hestätte gefunden. 1618 sti ete Kaiserin Anna, geborene Erzherzogin von Öster- reich-Tirol, das Kapuzinerkloster, um für sich und ihren Gemahl, Kaiser Matthias, eine würdige Begräbnisstätte zu schaen. Am 15. Dezember 1618 starb Anna, drei Monate später der Kaiser. Die Leichname der beiden wurden zunächst im benach- barten Königinkloster (in der heutigen Lutherischen Stadtkirche in der Dorot- heergasse) beigesetzt, während das Kapu- zinerkloster gebaut wurde. Anlässlich der Überführung der Leichname des Kaiser- paares wurden ihre Herzen in Urnen nach St. Augustin, ihre Eingeweide nach St. Ste- phan gebracht. Die Gründergru war ursprünglich nur für zwei Särge konzipiert. Kaiser Ferdi- nand III. (1608 – 1657) ließ seine früh ver- storbene Kinder und zwei seiner Ehefrau- en dort beisetzen. 1656 verfügte er den weiteren Ausbau der Gru , starb aber im folgenden Jahr, noch bevor die Arbeiten in Angri genommen werden konnten. Sein eigener Sarkophag musste aus Platz- gründen quer über die anderen Särge ge- Der Doppelsarkophag von Maria Theresia und Franz Stephan stellt werden. 3.0 BY-SA CC commons, wikimedia © Bwag, Die Erweiterungen unter Ferdinands Sohn, Leopold I. (1640 – 1705) schufen Fuchs-Mollard, die einzige hier bestattete Austretende Leichenüssigkeit, Feuchtig- eine weite Halle unter dem Kirchen- Nicht-Habsburgerin. Der schmucklose keit und Temperaturschwankungen hat- schi, die Leopoldsgru . Dort be nden Kupfersarg von Maria eresias Sohn und ten den kostbaren Särgen über die Jahr- sich auch die Prunksärge von Karl VI. Nachfolger, Kaiser Joseph II., stellt den hunderte stark zugesetzt. Experten und und seiner Gemahlin Elisabeth Christine, Übergang zur Formensprache der Aulä- Restauratoren arbeiten daran, die einma- der Eltern Maria eresias, unter deren rung und des Klassizismus dar. ligen Werke für zukün ige Generationen Regierung der architektonisch interes- Kaiser Franz I. (1768 – 1835) ordnete 1824 zu erhalten. santeste Zubau der Gru im Sinne eines eine neuerliche Erweiterung in Rich- Die Gru gehört heute den Kapuzinern, Gesamtkunstwerks des Rokoko erfolgte. tung Sakristeigarten an, ab 1840 folgte die auf Eintritte, Spenden und öentliche Josef Ignaz Mildorfer, ein Schüler von Paul der Bau der Toskanagru , und zum 60. Zuwendungen angewiesen sind, um sie Troger, schuf das Kuppelfresko. Der mo- ronjubiläum von Kaiser Franz Joseph erhalten zu können. Die Entscheidung, numentale Doppelsarkophag für Maria (1830 – 1916) wurden zwei weitere Räume wer in der Gru seine letzte Ruhestätte eresia und ihren Mann, Kaiser Franz I. östlich der Gru gebaut und elektrisches nden darf, obliegt dem Hause Habsburg. Stephan, ist ein Werk von Balthasar Moll. Licht eingeleitet. Die letzte Erweiterung Die bisher letzte Bestattung war 2011 die Die überlebensgroßen Figuren des Kai- veranlasste 1960 die Republik Österreich. von Otto Habsburg sowie seiner 2010 serpaares sind auf dem Sargdeckel liegend Der Entwurf der »Neuen Gru « stamm- verstorbenen Gattin Regina von Sach- dargestellt. Um diesen Sarg gruppieren te vom renommierten Architekten Karl sen-Meiningen. Nun ist noch Platz für sich die Rokokosärge von einigen der kai- Schwanzer. einen einzigen Sarkophag: den für Ottos serlichen Kinder sowie von Maria ere- Seit den 1950er Jahren wurden umfang- Schwägerin Yolande, geborene Prinzessin sias Vertrauten, der Grä n Maria Karolina reiche Sanierungsarbeiten durchgeführt: de Ligne.

www.guides-in-vienna.at 71 Anniversarium 350 Jahre Paul de Sorbait Paul de Sorbait Paul Sorbait wird 1668 Rektor der Universität Wien Anna Ehrlich er aus Belgien stammende Paul zum niederösterreichischen Regiments- Ärzte, Siechknechte und Totengräber lie- Sorbait (auch Sorbeid, 1624– rat für das öentliche Gesundheitswe- fen davon. Doch Sorbait und 20 weitere 1691) war in seiner Jugend Wan- sen ernannt. Er gehörte als einziger Arzt »Schnabeldoktoren« blieben. Sie legten dermusiker,D bevor er in Padua Medizin dem Consilium sanitatis der Stadt an. »ein langes Kleid von gewaxtem Tuch« an, studierte. Im Jahre 1652 verpichtete er Man könnte ihn also als ersten Amtsarzt »ihr Angesicht ist verlarvt … für den Au- sich als ordinierender Arzt ans Wiener bezeichnen. Hätte die Obrigkeit damals gen haben sie grosse Crystalline Brillen, Bürgerspital und wurde zwei Jahre spä- seine Ratschläge zur Abwehr und Be- vor der Nasen einen langen Schnabel voll ter an die Medizinische Fakultät berufen. kämpfung der Pest nicht aus nanziellen wolriechender Specerey, in der Händen, Dort bekleidete er etliche Ämter, darunter Gründen abgelehnt, wäre die Zahl der welche mit Handschuhen wol versehen ab 1668 das des Rektors, und wurde zum Opfer vermutlich geringer gewesen. Sor- ist, eine lange Ruthe und darmit deuten Leibarzt der Witwe Kaiser Ferdinands II., bait stellte resignierend fest: »Es ist doch sie, was man thun, und gebrauche soll.« Eleonora Gonzaga, bestellt. Er war ein eine aeterna veritas, wann Gott will ein Dieser Anzug schützte tatsächlich bis zu energischer Mann, konnte aber recht grob Land strafen, so verblendet er die Öbrig- einem gewissen Grad vor der Pest, sechs werden: So soll er einer alten Hofdame, keit.« Im Jahr darauf wurde er vom Kaiser der Ärzte steckten sich dennoch an. Na- die schwer krank war und nicht leben und mit der Oberaufsicht über das gesamte türlich gelang es Sorbait nicht, die Seuche nicht sterben konnte, gesagt haben: »Die Sanitätswesen betraut, bevor der ganze einzudämmen, denn die anderen Mitglie- alten Weiber, die haben die Seel überquer, Hof die Stadt verließ und sich zuerst nach der des Consilium sanitatis waren nicht daß sie nit raus kann.« Mariazell zum Gebet und dann nach Prag zur Zusammenarbeit bereit, die hygieni- 1678 erkannte er noch vor deren Ausbrei- in Sicherheit begab. Wer es sich irgend- schen Zustände waren katastrophal, wirk- tung den Ausbruch der Pest und wurde wie leisten konnte, tat es ihm nach, selbst same Heilmittel gab es nicht. Vier Jahre nach dieser schrecklichen Prü- fung lagen die Osmanen vor der Stadt. Sorbait, der 1681 seine Professur zurück- gelegt hatte, kämp e an vorderster Front. Er musste »die Studenten und dero Com- pagnien bey den gefährlichsten Schiessen dess Feinds an ihro Posto au- und abge- führen«. Sorbait besaß Häuser am Franziskaner- platz 1 und in der heutigen Ungargasse 3. Bei den Studenten war er sehr beliebt. Er ließ eine Burse für arme Studenten in der Johannesgasse 13 (Goldberg’sche Stif- tung) auf seine Kosten renovieren, sti ete dort eine Kapelle und vermachte jedem Paul de Sorbait, Medizinstudenten 30 Kreuzer. Im April um 1669 1691 starb er an einem Schlaganfall und wurde »mit großem Geläut« am Stephans- freythof begraben. Ein Epitaph im Ste- phansdom trägt sein Motto: »De stercore erigens pauperum« (aus dem Schlamm erhöhst du den Armen, 112. Psalm) und zeigt die Schutzkleidung der »Schnabel- doktoren« gegen die Pest. Die lateinische Grabinschri beginnt mit: »Ich war Musi- ker, Redner, Philosoph, Soldat, Arzt, Pro- fessor, Hofmann und Rector Magni cus. Nun ein Schattenbild, ein Nichts …«

Literatur: Anna Ehrlich, Ärzte, Bader, Scharla- tane (Wien 2007)

72 K    W F  350 Jahre J. Lucas von Hildebrandt Ein »capritioser Kopf« Zum 350. Geburtstag von Johann Lucas von Hildebrandt Christa Bauer ildebrandt wurde am 14. No- vember 1668 in Genua geboren. Das obere Belvedere Er absolvierte das Studium der HArchitektur und »erlehrnte dabei sowohl Kriegs- als Stattbaukunst«. Ab 1695 arbei- tete er als Ingenieur in der Armee und traf dort auf seinen wohl wichtigsten späteren Au raggeber: Prinz Eugen von Savoyen. Ende des 17. Jahrhunderts kam der kai- serliche Feld-Ingenieur Hildebrandt nach Wien und machte rasch Karriere im Hof- dienst: 1698 wurde er kaiserlicher Rat, und bereits 1701 wurde er zum kaiserli- chen Ho ngenieur ernannt.

1702 heiratete Hildebrandt Franziska Geist, die ihm in den nächsten Jahren nicht nur acht Kinder schenken sollte, sondern auch ein beträchtliches Vermö- gen mit in die Ehe brachte. Allerdings scheint die Ehe nicht besonders glücklich gewesen zu sein, denn als Franziska 1739 starb, hatte sie nicht ihren Mann zum Haupterben bestimmt, sondern ihre vier noch lebenden Kinder. Zu diesem Zeit- punkt war Hildebrandt allerdings bereits selbst ein vermögender Mann. Er besaß ein Haus in der Schlösselgasse 10 im heu- tigen achten Bezirk und ein weiteres in Matzleinsdorf, in dem er Holz und Wein lagerte und Pferde hielt. Stemper © WienTourismus/Christian

Bei Hof hatte er von Anfang an einen gro- teste Gebäude für diesen Au raggeber ist Auch sonst dür e Hildebrandt im Um- ßen Konkurrenten: Johann Bernhard Fi- das Obere Belvedere, das in den Jahren gang nicht ganz einfach gewesen sein. scher von Erlach, der seit 1689 Hofarchi- 1721 – 1723 entstand. Mit seinen Au raggebern kam es immer tekt war. Hildebrandt stellte über Anton Hildebrandt arbeitete außerdem an der wieder zu Konikten, wie etwa mit Johann Florian Fürst Liechtenstein beim Kaiser Residenz in Würzburg mit, da dort Fried- Joseph Graf von Harrach, für den Hilde- den Antrag, dass alle Bauprojekte außer- rich Carl von Schönborn 1729 zum Fürst- brandt ein Glashaus in seinem Garten- halb Wiens an Fischer gehen sollten, die- bischof ernannt wurde, für den Hilde- palais plante. Hildebrandts Ideen über- jenigen innerhalb der Stadt an ihn selbst. brandt bereits in Wien ein Gartenpalais stiegen dabei bei weitem die nanziellen Der Antrag blieb unbeantwortet, aber zu- und im niederösterreichischen Göllers- Vorstellungen seines Au raggebers, so- mindest wurde Hildebrandt 1720 von Kai- dorf ein Barockschloss errichtet hatte. Hil- dass dieser sich letztlich gezwungen sah, ser Karl VI. in den Adelsstand erhoben. debrandt musste dabei mit dem 19 Jahre die Zusammenarbeit mit dem »capritio- Erst mit dem Tod Fischers 1723, den Hil- jüngeren Balthasar Neumann zusammen- sen Kopf« aufzukündigen. debrandt mit den Worten: »Der Fischer ist arbeiten, was sich als schwierig erwies. So Dennoch hinterließ Hildebrandt, der am gestorben, sodaß mir anjetzo keiner mehr bezweifelte Hildebrandt bei einem Besuch 16. November 1745 starb, zahlreiche Bau- im Wege ist« kommentierte, war die jah- in Würzburg, dass das von Neumann er- ten, die nicht nur Wien bis heute prägen. relange Konkurrenz beendet. Zwar bekam richtete Gewölbe über dem riesigen Trep- Hildebrandt auch jetzt nicht alle von ihm penhaus halten würde. Hildebrandt mein- begehrten kaiserlichen Bauprojekte über- te, dass er »sich auängen würde, wenn antwortet, aber Hildebrandts Au ragslage das Gewölbe tatsächlich hielte«, worauf- Literatur: war dennoch hervorragend. Vor allem die hin Neumann anbot, die Festigkeit des Bruno Grimschitz, Johann Lucas von Bauten, die er für Prinz Eugen errichtete, Gewölbes durch das Abschießen von Ka- Hildebrandt (Wien 1959) machten ihn berühmt. Das wohl bekann- nonen zu beweisen. Es steht noch heute.

www.guides-in-vienna.at 73 Anniversarium 300 Jahre Wiener Porzellan Auftakt einer Leidenschaft Porzellan aus Wien seit 300 Jahren Hedy Fohringer ie Erfolgsgeschichte des Wie- Brennofen – befand sich in der Wiener bereits 1720. Unzufrieden kehrte er Wien ner Augarten-Porzellans, dem Vorstadt Rossau, im »gräich Kufstein- den Rücken und nahm den besten Wiener ebenso hohe kunsthistorische schen Haus in der drey Mohrengasse«. Maler, den jungen Johann Gregor Hö- BedeutungD wie jenem von Meißen oder Die große Zauberformel der Porzellan- roldt, gleich nach Meißen mit, nicht ohne Nymphenburg zugesprochen wird, dauert produktion war das Arkanum, eine gehei- vorab das »kostbarste Gut einer Porzellan- – wenn auch mit Unterbrechungen – nun me Mixtur von »Masse, Farbe und Gla- manufaktur«, die Porzellanmasse, zerstört schon drei Jahrhunderte an. sur«. In geheimen Verhandlungen gelang zu haben. Das barocke Zeitalter, geprägt von prunk- du Paquier mit viel Engagement 1719 die Einige Jahre später erfolgte die Übersie- voller Hoaltung und üppiger Lebens- Anwerbung von Samuel Stölzel, einem delung der Produktionsstätte ins Breu- weise, brachte »gar zärtliche und feine bedeutenden Meißner Werkmeister und nerische Sommerhaus. Zwanzig Arbeiter Erzeugnisse«, also das Porzellan, hervor. Arkanisten. bedienten nun mehrere Brennöfen, ein Acht Jahre nach der Gründung einer Por- Doch von Produktionsbeginn an hatte neues Arkanum wurde hergestellt. Das zellanmanufaktur in Meißen erfolgte in du Paquier gleich an mehreren Fronten Wiener Produktionsprogramm umfass- Wien mit der Bestätigung des »Spezialpri- zu kämpfen: Zum einen konnte er das te Objekte diverser Speiseservice, Tisch- vilegiums« am 25. Mai 1718 durch Kaiser hochwertige Kaolin ‒ verständlicherweise dekorationen oder Ziergegenstände. Das Karl VI. der Startschuss zur zweitältesten ‒ nicht mehr aus Sachsen beziehen, son- bedeutsamste Produkt aber war das für europäischen Porzellanmanufaktur. Dem dern war gezwungen, mit Porzellanerde Grä n Maria Antonia von Czobor für ihr kaiserlichen Horiegsagenten Claudius aus Passau zu experimentieren. Zum an- Brünner Palais angefertigte »Porcellain- Innocentius du Paquier, dem Meißner deren verfügte er nicht über ausreichend Cabinette«, bestehend aus 1 500 Porzel- Kunstarbeiter Christoph Conrad Hunger Grundkapital, das für die Erzeugung von lanteilen. und dem Wiener Kaufmann Peter Zerder »fürtreichem Kunstwerkh« erforderlich Trotz eines städtischen Darlehens in der wurde das Recht der alleinigen Porzel- gewesen wäre. Höhe von 18.000,– Gulden schlitterte du lanherstellung innerhalb der österreichi- Aufgrund nicht eingehaltener Verspre- Paquiers Unternehmen immer mehr in schen Erbländer für 25 Jahre zugesichert. chen verließen fähige Mitarbeiter wie den nanziellen Ruin. Nach Ablauf der Die erste »Fabriksanlage« – mit nur einem Samuel Stölzel die Wiener Manufaktur 25-jährigen Privilegiumsfrist entschloss er sich 1744 zum Verkauf an Kaiserin Maria eresia. Claudius du Paquier sollte weiterhin die Oberaufsicht mit der Ver- pichtung behalten, das Arkanum seinem Stiefsohn Riedl weiterzugeben und auch schri lich festzuhalten. Die weitere historische Entwicklung sollte sich für die Manufaktur mit zwei Auö- sungen, 1864 und 2003, sowie zwei Neu- gründungen, 1923 und 2003, als äußerst turbulent erweisen. Mit der vorläu g letzten und dritten Gründung auf Wiener Boden (1923) wünscht man diesem mitt- lerweile international bedeutenden Kul- turgut nur das Allerbeste.

Literatur: Klaus Homann, Das weiße Gold von Meißen (Bern/München/Wien 1989) Wilhelm Mrazek, Wiener Porzellan aus der Manufaktur du Paquiers (Wien 1952) Trembleuse, Schokoladenbecher mit Wasserglas, Waltraud Neuwirth, Porzellan aus vergoldete Silbermontierung, um 1735 Wien (Wien 1978) © Augarten Porzellan

74 K    W F  300 Jahre Spanisches Spital Spanisches Spital in der Alservorstadt Bau vor 300 Jahren Julia Strobl ach dem Tod des kinderlosen Maylaender und Niederlaender, …«. Am tar Barcelona und Spanien gewidmet ist, spanischen Königs Karl II. im 12. Februar 1718, am Festtag der heiligen sind die vier Seitenaltäre den Lokalheili- Jahr 1700 wurde die europäische Eulalia von Barcelona, begann man in der gen von Mailand (Karl Borromäus), Nea- NPolitik jahrelang vom Kampf um sein Erbe Alservorstadt mit dem Bau des Spani- pel (Januarius), Sizilien (Rosalia) und der dominiert. Ludwig XIV. von Frankreich schen Spitals und der Kirche Santa Maria spanischen Niederlande (Petrus) geweiht. trat für seinen Enkel Philipp von Anjou de Mercede (Wien 9., Boltzmanngasse 9), Die Gemälde stammen von »spanischen« ein, Kaiser Leopold I. für seinen jüngeren der 1726 vollendet war. Zur Verwaltung Künstlern: Carlo Carlone, Martino Alto- Sohn Erzherzog Karl, der seinem Patenon- und geistlichen Leitung des Spitals wurde monte und François Roëttiers. Der Petru- kel als Karl III. nachfolgen sollte. Letztend- der Mercedarier-Orden aus Katalonien saltar wurde durch eine kaiserliche Spen- lich entschied das Schicksal und nicht die berufen. Am Hochaltar der Kirche n- de reich ausgestattet: Die Marmorsäulen Kriegskunst: Leopolds älterer Sohn und det sich noch heute das Ordenswappen: mit den Allegorien »Constantia et Fortitu- Nachfolger, Kaiser Joseph I., starb ohne Über den Farben der Krone Aragoniens dine« verkörpern das Motto des Kaisers: männliche Nachkommen an den Pocken. (vier rote Streifen auf goldenem Grund) »Beständigkeit und Stärke«. Wie schon Karl musste schweren Herzens Spanien zeigt es das weiße Kreuz der Kathedrale Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne verlassen, um dem Bruder im Reich nach- von Barcelona. Darüber stand einst eine nicht unterging, stehen sie für die »Säulen zufolgen. Die umstrittenen Territorien Marienstatue, die Stadtpatronin Barce- des Herkules«, die Straße von Gibraltar als wurden aufgeteilt: Philipp blieb König von lonas, die »Mare de Déu de la Mercè« – Tor zur Neuen Welt, und verkörpern den Spanien, der Habsburger Karl erhielt die »Unsere Liebe Frau der Gnade«, ankiert habsburgischen Anspruch auf die Herr- spanischen Niederlande, Neapel, Mailand von der älteren Stadtheiligen, der hl. Eu- scha im Reich, in den Erblanden und im mit Mantua und Sardinien. Doch auch lalia, und dem spanischen Landespatron Königreich Spanien. nach dem oziellen Friedensschluss leis- Jakobus. Die am Bau beteiligten Künstler tete Karls ehemalige Residenzstadt Barce- hatten Bezug zum spanischen Hof Karls, lona he igen Widerstand gegen Philipp. so wie der Architekt Anton Johann Ospel, Erst nach einjähriger Belagerung el die einst »Intendente della fabbrica della Real Stadt am 11. September 1714. Casa” in Barcelona, oder die Familie Gal- Schon vor der Kapitulation Barcelonas li-Bibiena, die für den Entwurf des Hoch- hatten zahlreiche Mitglieder des Hofes altars verantwortlich war. Während die und ihre Entourage das Land verlassen, Fassade der Kirche und das ab 1785 als 1714 traf eine neue Welle spanischer Waisenhaus – später als Priesterseminar Untertanen Karls in Wien ein. Der spani- – genutzte Spitalsgebäude im Laufe der sche Rat in Wien verwaltete die habsbur- Zeit stark verändert wurden, blieb der gischen Territorien in den Niederlanden Innenraum der Kirche mit dem ikono- und in Italien. Kaiser Karl VI. sti ete zu graphischen Programm, das sich auf Karl Besuchen Sie die Stammburg ihrer Versorgung »ein Hospital vor die VI. und sein spanisches Erbe bezieht, fast der Fürsten von Liechtenstein kranken Spanier, Neapolitaner, Sicillaner, unverändert erhalten. So wie der Hochal- Geschichte nicht nur erfahren, sondern aktiv erleben das können Sie auf der Burg der Fürsten von Liechtenstein.

BurBurggverwaltung Liechtenstein Burg Betriebs Liechtenstein GmbH Postadresse: BurgverwaltungAm Hausberg Leopold 2 Fasching Herzog Albrechtstr2344 Maria. 3/19, Enzersdorf A-2361 Laxenburg Tel: 0650 680 3901 Email: [email protected] Www.Burgliechtenstein.eu Stich nach Salomon Kleiner, Wiennerisches Welttheater Band III, 1733 Welttheater Wiennerisches nach SalomonStich Kleiner,

www.guides-in-vienna.at 75 Anniversarium 300 Jahre Johann Bergl Die Welt in vier Wänden Zum 300. Geburtstag von Johann Baptist Wenzel Bergl Carles Batlle i Enrich ie rasante Entwicklung der Me- vorstellig wurde. Das brachte ihm Au rä- me in der Hourg (1766), die heute zu dienlandscha ermöglicht uns, ge für kaiserliche Gemächer: in der Hof- den Kaiserappartements gehören und die ganze Welt zu bereisen, ohne burg, in Schönbrunn und in Laxenburg, mehrere Räumlichkeiten im Erdgeschoß einenD Fuß auf die Straße zu setzen. Un- aber auch im ehemaligen erzbischöichen des Schlosses Schönbrunn (1769 – 78), die zählige Fernseh- und Radiosendungen ge- Schloss in Ober St. Veit. sogenannten Bergl-Zimmer. währen uns Einblicke in einer derartigen Diese profanen Malereien gehören zu den Bergl übernahm auch eine Reihe kirchli- Fülle, wie wir sie sonst im Laufe unseres Spitzenwerken des österreichischen Spät- cher und weltlicher Au räge in Böhmen, Lebens nie erreichen könnten. Umso er- barocks und stechen durch ihre hellen Ungarn und Österreich. Es seien hier staunlicher ist die Tatsache, dass es einem und fröhlichen Farben und durch ihre nur zwei erwähnt: das Deckenfresko der Maler des 18. Jahrhunderts gelang, die Originalität hervor. Denn Bergl überzog Bibliothek im Wiener Augustinerkloster Gesellscha seiner Zeit auf ähnliche Rei- die Wände mit Landscha en, die dem Be- (1773), das zum Hourgkomplex gehört sen zu schicken. trachter das Gefühl geben, sich in einem und nun von der Österreichischen Na- Die Rede ist von Johann Baptist Wen- Garten oder in einem exotischen Land zu tionalbibliothek als Lesesaal für Hand- zel Bergl, der am 23. September 1718 im be nden. Er zog alle Register der illusio- schri en und alte Drucke verwendet wird, nordostböhmischen Königinhof an der nistischen Malerei, um die Grenzen der und der Gartenpavillon des Sti es Melk Elbe (tschechisch: Dvůr Králové nad La- realen Welt zu sprengen und füllte die Ge- (1764), in dem man die Darstellung der bem) das Licht der Welt erblickte. Die ers- mäuer mit exotischen Panzen und Tie- Entdeckung Amerikas bewundern kann, ten künstlerischen Schritte scheinen vom ren. Die Kenntnis davon holte er sich von allerdings aus einer völlig überraschenden Vater begleitet worden zu sein, ehe der den lebenden oder abgebildeten Exemp- Perspektive, denn der Besucher be n- Dreißigjährige nach Wien kam, um an der laren der Karibik-Expedition (1755 – 59), det sich auf amerikanischem Boden und Akademie zu studieren. Schüler von Paul die von Kaiser Franz Stephan in die Wege beobachtet – zusammen mit der einhei- Troger (1698 – 1762), dem bedeutends- geleitet worden war, um die Bestände der mischen Bevölkerung – die Ankun der ten Malereilehrer des 18. Jahrhunderts, kaiserlichen Gewächshäuser und Menage- Europäer! schloss Bergl eine enge Freundscha mit rien zu füllen. Sogar fremde Menschenge- Johann Baptist Wenzel Bergl starb am 15. einem anderen großen Maler: Franz An- stalten tummeln sich auf Bergls bemalten Jänner 1789 in Wien, ein halbes Jahr vor ton Maulbertsch (1724 – 1796), der auch Wänden. So entstanden sechs Gartenzim- dem Ausbruch der Französischen Revo- Trauzeuge bei seiner Hochzeit mit ere- mer in Ober St. Veit (1763), der Gartensaal lution. Die Begegnung mit der Malerei sia Märsch und Taufpate von zwei seiner des Grünne-Hauses in Laxenburg (1766), Bergls gehört zu den prägendsten Erin- acht Kinder wurde. Der Durchbruch ge- das Maria eresia für ihre Tochter Maria nerungen eines Wien- oder Niederöster- lang, als Bergl durch Vermittlung seines Christina und deren Gatten Albert von reich-Aufenthaltes und ist absolut emp- Schwiegervaters am Hof Maria eresias Sachsen-Teschen gekau hatte, zwei Räu- fehlenswert!

Blick in das Sommerappartement von Kaiserin Maria Theresia in Schönbrunn © Schloss Schönbrunn Kultur- und BetriebsgesmbH./Fotograf: Alexander Eugen Koller und BetriebsgesmbH./Fotograf: Eugen © Schloss Schönbrunn Alexander Kultur-

76 K    W F  300 Jahre Kremser Schmidt Der »Kremser Schmidt« Zum 300. Geburtstag des Barockmalers Martin Johann Schmidt Beate Graf aria eresia war noch ein Kleinkind, als am 25. Septem- Die Heilige Sippe ber 1718 in Grafenwörth bei Ölgemälde von Martin Johann KremsM Martin Johann Schmidt getau Schmidt, 1786 wurde. Die bildhauerische Tätigkeit seines Vaters Johann Schmidt im Sti Dürnstein zeichnete den Weg unseres Jubilars vor. In einer Notiz eines seiner Söhne heißt es 1845: »…zeigte frühzeitig eine Anlage zur Malerey… zeichnete er theils mit Roth- sti , theils mit Kreide, auf alle Mauern, Tore und Türen. Gottlieb Starmayr weil- te im Sti e, um die nöthigen Gemählde zu verfertigen, dieser nahm den kleinen Martin Schmidt in die Lehre, wo er sich in kurzer Zeit so auszeichnete, daß er alle Gemählde ganz verfertigte, da Starmayr kein Liebhaber von Arbeiten war und lie- ber mit dem Prälaten, der ihn lieb gewon- nen hatte, aß, trank und spielte.« (Feucht- müller, Kremser Schmidt, S. 20).

Nach der Lehre suchte sich Schmidt die »besten Muster«; belegt wird dies durch die Porträtgalerie der bevorzugten Maler und rund 12 000 Kupferstiche aus seinem Nachlass. Obendrein hatte er seine ersten, italienisch geschulten Vorbilder vor der Haustür: Troger, Gran, Martino Altomon- te, Rottmayr hatten ihre Sti sau räge in den 1740er Jahren größtenteils vollendet. Erzählfreude und Lebensnähe, unmittel- bare Erfassung der Figur und Wiedergabe © Wien Belvedere, der Stoichkeit zeichnen Schmidts Ge- mälde aus, nicht zuletzt die Bravour der Licht und Farbe und die Versenkung in ferstecher Jakob Matthias Schmutzer, was malerischen Umsetzung, das grandiose visionäre Ereignisse der zutiefst mensch- wohl 1768 zur Aufnahme Schmidts in die Spiel von Licht und Schatten, die »Schlag- lichen Inhalte. k. k. Akademie führte. lichter« Trogers abgemildert im weich- Ab den 1770er Jahren nahm das Au rags- dämmrigen Raumlicht Rembrandts. Mit dem Augustinus-Zyklus für die Chor- volumen enorm zu. Er lieferte Bilder nach 1756 erwarb Schmidt ein Haus in der Stei- herren in Sankt Pölten erreichte er 1757 Ungarn, Slowenien, Mähren, Spital am ner Landstraße in Stein an der Donau und den künstlerischen Höhepunkt dieses Pyhrn. Bei den Arbeiten für St. Peter in führte dort bis zu seinem Tod eine gut or- Jahrzehnts. Die Wirklichkeit in künst- Salzburg lässt sich 1777 erstmals eine Rei- ganisierte Werkstatt. Früh fertigte er sys- lerische Sphären transformierend, ent- se nachweisen. Gleichzeitige klassizisti- tematisch Radierungen seiner Werke an, stammen seine Akteure dem frommen, sche Zugeständnisse wie kühleres Kolorit die als »modelletti« und »ricordi« nicht ländlichen Milieu, das Wunder wirkt im und Zunahme der Körperlichkeit ergrei- nur für seine Schüler dienten. Wesent- Alltäglichen. fen aber nie das Wesen der Dinge, bleiben lich war ihm die Zeichnung, »denn ohne Großes Interesse erregten 1765 die Altar- »Staage«. Im Gegenteil, das Alterswerk der Zeichnung ist es nicht möglich in der bilder für die Pfarrkirche Schwechat, für ist geprägt von einer neuen barocken Wel- Mahlerey fortzukommen«. die Maulbertsch die Fresken beigesteuert le und gesteigerter Dramatik. hat. Schmidt erweist sich als Praktiker in Das bewusste Festhalten an der eigenen Seinen ersten großen Au rag erhielt er technisch-konservatorischer Hinsicht, Ausdrucksweise ist für ihn eine Frage der 1745 für die Pfarrkirche Stein, hier zeigt wenn er gegen Schimmel Zwischenräume christlichen Lebenshaltung und nicht die sich bereits die Meisterscha in der Inter- zur Mauer und Zuglöcher anordnet. Unter eines Stils. Er starb am 28. Juni 1801. Sein pretation geistiger Vorgänge, umgesetzt in den Bewunderern war auch der Houp- Grab be ndet sich am Steiner Friedhof.

www.guides-in-vienna.at 77 Anniversarium 250 Jahre Kaiser Franz I.

Der gute Kaiser Franz Zur Geburt von Kaiser Franz I. vor 250 Jahren Christa Bauer ranz wurde 1768 in Florenz als ebenfalls nur zwei Jahre später. Nun war gungsort für einen Kongress vorschlug, Sohn des Großherzogs von Toska- Franz Kaiser. Von Anfang an war seine was den ruheliebenden Franz nicht gera- na, des späteren Kaisers Leopold II., Regierung von den Kriegen gegen Na- de begeisterte. »Wenn das so weitergeht, Fgeboren und wuchs in einer großen Fami- poleon Bonaparte geprägt. 1806 wur- lass‘ ich mich jubilieren (pensionieren)«, lie in entspannter Atmosphäre auf. Er war de unter dem Einuss Napoleons der rief er nach nur einem Monat Kongress- als Nachfolger für seinen kinderlosen On- Rheinbund gegründet, eine Vereinigung dauer aus. Immerhin neun Monate lang kel, Kaiser Joseph II., vorgesehen und kam einiger deutscher Staaten, die aus dem musste er die Anwesenheit der Kongress- daher im Alter von 16 Jahren nach Wien. Heiligen Römischen Reich austraten. gäste ertragen, bis dieser im Juni 1815 Franz sagte bei seiner Ankun in der Darauin legte Franz die Krone dieses abgeschlossen werden konnte. Franz be- Hourg: »Jetzt ist es aus mit der Gaudi, Reiches, das ohnehin nur noch auf dem teiligte sich nicht aktiv an den Verhand- ab jetzt bin ich da drinnen der Kaiserlehr- Papier bestand, nieder und erklärte es für lungen, diese überließ er – wie eigentlich ling.« Er hatte recht: Joseph II. war kein erloschen. Er begründete damit das Kai- fast alle seine Regierungsaufgaben – sei- herzlicher Mensch und hatte ständig an sertum Österreich, das er von nun an als nem Staatskanzler, Klemens Lothar Fürst seinem Neen etwas auszusetzen. Franz Kaiser Franz I. regierte. von Metternich. Nach dem Wiener Kon- gehorchte, resignierte aber innerlich und Nach der endgültigen Entmachtung Na- gress begann die Zeit des Biedermeier, ging seinen eigenen Interessen, vor allem poleons in der Schlacht von Waterloo die mit einer kulturellen Hochblüte der den Naturwissenscha en, nach. 1815 konnte an eine Neuordnung Euro- verschiedenen Künste und einer bedeu- Als Joseph II. 1790 starb, folgte ihm pas gedacht werden. Es war Zar Alexan- tenden Industrialisierung einherging. Leopold auf den ron, er starb jedoch der I. von Russland, der Wien als Austra- 1816, nachdem er wenige Monate zuvor zum dritten Mal Witwer geworden war, heiratete Franz zum vierten Mal. Ange- Kaiser Franz I. von Österreich im österreichischen Kaiserornat sichts seiner gesunden, um 24 Jahre jün- Gemälde von Friedrich von Amerling, 1832 geren Braut, der bayrischen Prinzessin Karoline Auguste, soll Franz gesagt ha- ben: »Wenigstens hab‘ ich dann nicht in ein paar Jahren wieder eine Leich!« Franz war ein Familienmensch, der sei- ne Kinder, die alle aus seiner zweiten Ehe mit seiner Cousine Maria eresia stammten, zärtlich liebte. Wegen seiner bescheidenen Lebensart war er als der »gute Kaiser Franz« bei seinen Unterta- nen äußerst verehrt. Er liebte die Natur und war ein leidenscha licher Gärtner. Er spielte gerne Violine, wenn auch nicht immer zum Gefallen seiner Zuhörer, die seinen Vortrag mitunter als »hölzernes Gelächter« verspotteten. Im Februar 1835 erkrankte Franz an der Grippe und starb in der Nacht auf den 2. März. In seinem Testament beschwor er seinen Sohn und Nachfolger Ferdinand: »Regiere und verändere nicht.« Ferdi- nand, obwohl den dringenden Bedarf an Reformen erkennend, hielt sich verhäng- nisvollerweise an dieses Vermächtnis, was letztlich zum Ausbruch der Revolu- tion von 1848 führte. 1846 ließ er seinem Vater im Inneren Burghof ein Denkmal errichten. Die In- schri dieses Denkmals stammt aus dem Testament von Kaiser Franz: AMOREM MEUM POPULIS MEIS = Meine Liebe

Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien, © KHM-Museumsverband Wien, Museum Kunsthistorisches Gemäldegalerie, vermache ich meinen Völkern.

78 K    W F  250 Jahre Josef Madersperger Ins korrekte Licht gerückt Eine »Nachschau« zum 250. Geburtstag von Josef Madersperger Renate Pi iele von uns haben es in der Schule noch so gehört: »Josef Die »Nähhand« von Josef Madersperger Madersperger ist der Er nder im Technischen Museum Wien derV Nähmaschine«. »Das stimmt nicht«, widersprechen Historiker und Biografen seit etlichen Jahren. Dabei geht es nicht darum, die Leistung Maderspergers zu schmälern, sondern sie ins korrekte Licht zu rücken. Josef Madersperger wurde am 6. Oktober 1768 als Sohn eines Schneidermeisters in Kufstein geboren. Er erlernte ebenfalls die- ses Handwerk und ging als Geselle einige Jahre auf Wanderscha . Zwar führten ihn seine Wege damals noch nicht nach Wien, aber als 1789 das elterliche Wohnhaus ab- brannte, machte er sich mit seinem Vater auf den Weg in die Residenzhauptstadt, um einen Neubeginn zu wagen. Während Vater Madersperger bereits 1792 starb, er- langte Josef 1799 das Wiener Bürgerrecht. 1806 heiratete er die Hutmacherin Katha- rina Hahn aus Hessen. Es war eine Zeit, in der die Textilindustrie eine Hochblüte erlebte. Bekleidung war für viele erschwinglich geworden, und Madersperger konnte wohl über keine schlechte Au ragslage klagen, vielmehr begann er zu überlegen, wie er die müh- same Arbeit des Handnähens maschinell beschleunigen könnte. Von 1807 bis 1835 befasste er sich beharrlich mit der Kons-

truktion von Varianten einer mechani- . © Reinraum, wikimedia CC-BY-SA commons, schen »Nähhand«. Bereits 1815 erwarb er ein Patent dafür, konnte dieses aber aus - dafür verlieh. Zu einer Weiterentwicklung Faktum ist auch, dass sich parallel zu nanziellen Gründen nur drei Jahre halten. und Vermarktung seiner Maschine kam Madersperger in Europa und den USA Er tü elte weiter, soll sich zwischenzeitlich es aber nie. Schließlich schenkte Mader- viele an der Er ndung der Nähmaschi- auch anderen Metiers und Er ndungen sperger diese letzte Variante seiner Er n- ne versucht haben. Letztendlich gelang zugewandt haben, aber 1835 präsentier- dung dem k. k. Polytechnischen Institut in es aber nur dem Amerikaner Elias Howe te er auf der ersten Wiener Gewerbeaus- Wien. (1819 – 1867), das Patent für seine aus- stellung die letzte Konstruktion seiner gerei e Version einer Nähmaschine zu »Nähhand«. Diese Maschine konnte be- Viel zum Mythos des verkannten und erkämpfen, die unter der Marke »Singer« reits einen endlosen Faden mitführen und verarmt verstorbenen Er nders haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Welt er- mittels zweier Nadeln mit dem Öhr an der auch seine letzten Lebensumstände bei- oberte. An den rastlosen Er ndergeist Spitze Steppnähte durch das Verschlingen getragen. Er starb am 2. Oktober 1850 Maderspergers und seinen mühsamen von Fäden herstellen. Allerdings arbeite- im Bürgerversorgungshaus St. Marx und Weg erinnern uns heute: ein Grabkreuz te sie viel zu langsam. Der Ablauf ähnel- wurde in einem Schachtgrab am St. Mar- am St. Marxer Friedhof (nachträglich te eher einem Webvorgang und war auch xer Friedhof begraben. Genaues weiß man von der Schneiderinnung gespendet), ein noch nicht vollständig mechanisiert. Ma- darüber leider nicht. Im 19. Jahrhundert Denkmal in Wien und in Kufstein (dort dersperger – damals immerhin schon 73 war es aber durchaus üblich, dass sich be- hat man sogar ein kleines Museum ein- Jahre alt – übergab die Beschreibung die- tagte Leute (ohne familiäre Betreuung) in gerichtet), einige nach ihm benannte ser Konstruktion dem Niederösterreichi- die Pege von Bürgerversorgungshäusern Straßen, mehrere Gedenktafeln sowie das schen Gewerbeverein, der sie veröent- begaben. Einzelbegräbnisse waren noch letzte Modell seiner »Nähhand« im Tech- lichte und ihm 1841 eine Bronzemedaille nicht die Regel. nischen Museum in Wien.

www.guides-in-vienna.at 79 Anniversarium 200 Jahre Karl von Vogelsang Karl von Vogelsang Zur Geburt des Journalisten und Vordenkers vor 200 Jahren Marius Pasetti arl von Vogelsang wurde 1818 in Vogelsangs Verhältnis zu Preußen ver- beschae sich die Familie neuerlich ein der damals im preußischen Schle- schlechterte sich zusehends. Er war der Gut: Im Magdalenenhof am Bisamberg sien gelegenen Stadt Liegnitz ge- Ansicht, dass zu viele Konzessionen an die widmete sich Vogelsang nun ganz intensiv boren.K Nach dem frühen Tod des Vaters Revolutionäre von 1848 gemacht wurden. dem Journalismus. Er wurde Redakteur heiratete die Mutter Vogelsangs Onkel, Vogelsang konvertierte zum katholischen der Zeitschri »Vaterland«, deren Lei- der für Karl eine Lauahn im Staatsdienst Glauben, in dem er die ursprüngliche tung er später übernahm. In dieser streng vorsah. Daneben absolvierte er auch die »Reine« des Christentums zu erkennen katholischen Zeitschri , an der das Who handwerklichen Ausbildungen des Drech- glaubte. Im protestantischen Preußen sah is Who der österreichischen Hocharisto- selns, Buchbindens und kunstgewerb- er kein Betätigungsfeld mehr. Nach der kratie mitwirkte, konnte Vogelsang seine lichen Malens. Während seiner Studien- Geburt des zweiten Kindes verließ die Fa- katholisch-sozialreformerischen Ideen zeit zerstreute sich Vogelsang beim Korps milie Preußen. Erste Station war das ka- kolportieren. »Borussia« und trat dann den Posten eines tholische Bayern, wo er in Fußberg nahe Vogelsang sah in der Entwicklung des Gerichtsreferendars an. München ein Gut erwarb. Hier ergab sich Kapitalismus die Ursache verheerender Nach dem Tod des Ziehvaters übernahm der Kontakt zu Fürst Johannes II. von und sozialer Missstände. Er plädierte gewis- Vogelsang das elterliche Gut. In dieser zu Liechtenstein, der ihm den Titel des sermaßen als Reex auf die atheistischen Zeit begann seine journalistische Tätig- Freiherrn und die Einbürgerung in das Positionen des Marxismus für ein An- keit. Seine frühen Beiträge lassen deutlich Fürstentum Liechtenstein einbrachte. knüpfen an ein Urchristentum; Vogelsang antirevolutionäre und reaktionäre Ten- In Österreich, wo Vogelsang ab 1864 bis sprach von einer »Uroenbarung«. Die denzen erkennen. zu seinem Tod leben und wirken sollte, geistige »Wiederverchristlichung« der Ge- sellscha wurde von ihm als Gegenkon- zept für linke revolutionäre Ansprüche ins Spiel gebracht. Als frühen Grünen könnte man Vogelsang insofern bezeichnen, weil er die zerstörerischen Auswirkungen des Kapitalismus auf die Natur diagnostizier- te. Problematisch bleibt der Umstand, dass dies alles nicht ohne den damals leider auch salonfähigen Antisemitismus vertreten wurde. So ortete Vogelsang ganz undierenziert in den »Reformjuden«, die, wie er meinte, die Kontrolle über Wirtscha und Presse fest innehatten, die Ursache für die Wirtscha skrise von 1873. »Vereinte Christen« nannte sich jene Be- wegung, die im Wiener Hotel »Zur gol- denen Ente« regelmäßig zusammenkam, um geistige Grundlagen für einen christ- lich-sozialen Staat zu formulieren. Die Er- kenntnisse an diesen »Entenabenden« gal- ten als Voraussetzung für die Entstehung der Christlich-Sozialen Partei. Die Wahl der Bezeichnung »Vereinte Christen« er- klärte sich auch als Abgrenzung zur So- zialdemokratischen Arbeiterpartei, in der man eine starke Dominanz des Jüdischen ortete. Als posthumen Verdienst Vogelsangs wird immer wieder sein ideologischer Einuss auf die Enzyklika »Rerum Novarum« von Papst Leo XIII. angeführt. Deren Veröf- fentlichung erlebte Vogelsang nicht mehr: 1890 überfuhr ihn ein Milchfuhrwerk, und trotz Beinamputation starb er an den

© Österreichische Nationalbibliothek © Österreichische Folgen infektiöser Wunden.

80 K    W F  200 Jahre Henriette Tre z Henriette Trez Zum 200. Geburtstag einer großen Künstlerin und Managerin Klaus-Dieter Schmidt enriette, genannt »Jetty«, wurde am 1. März 1818 als Tochter des Jetty Strauss mit ihrem Mann Juweliers Joseph Chalupetzky in Hder heutigen Wiener Josefstadt geboren. Nach der frühen Trennung der Eltern nahmen Mutter und Tochter den mütter- lichen Familiennamen Trez an. Ererbte Familienmittel ermöglichten einen sor- genfreien Lebensstil und die Ausbildung der früh entdeckten, schönen Sopran- stimme Jettys. Bereits als 19-Jährige war sie am Kärntnertortheater engagiert, zwi- schen 1839 und 1841 trat sie am Ho hea- ter Dresden auf, wo sie gemeinsam mit Wilhelmine Schröder-Devrient, Richard Wagners Lieblingssängerin, in Bellinis »Romeo und Julia« au rat. Nach ihrer Rückkehr nach Wien als erfolgreiche und anerkannte Sängerin sang Jetty wieder am Kärntnertortheater, im eater in der Jo- sefstadt und im eater an der Wien.

Nachdem sie aus vorangegangenen Be- ziehungen bereits vier Söhne und eine Tochter hatte, wurde Jetty 1844 die Ge- liebte des jüdischen Börsenmagnaten und Textilfabrikanten Moritz von Todesco. Sie gebar ihm 1846 und 1850 zwei Töchter, die von ihm adoptiert wurden. Wie sein Bru- der Eduard, der das Palais Todesco in der Kärntnerstraße errichten ließ, unterhielten Moritz Todesco und Jetty einen bekannten Künstlersalon. Hier dür e im Jahre 1845 die erste Begegnung zwischen ihr und Johann Strauss stattgefunden haben. Ob- wohl mit Todesco nicht verheiratet, trat Jetty in der Öentlichkeit gern als Baronin Wiener Salons gewesen waren, zu einer sie war jedoch innerlich bald getrübt. Der Todesco auf. Anfang 1862 trennte sie sich fürsorglichen Ehefrau. Jetty begleitete Altersunterschied machte sich bemerkbar, von ihm und zog aus seiner Wohnung aus. ihren Mann nach Russland, Paris, Lon- Henriette wurde mit zunehmendem Alter Die beiden gemeinsamen Töchter blie- don, wo sie auch sang, und nach Amerika. einer Matrone immer ähnlicher. ben beim Vater, der Jetty darüber hinaus Sie entwickelte sich zu einer geschickten In den ersten drei Monaten des Jahres 60.000,– Gulden Abfertigung zahlte. Managerin, die ihren Gatten von sämt- 1877 dirigierte Strauß Opernbälle im neu Nach der Eheschließung der 44-jährigen lichen Alltagssorgen freispielte. Jetty, die eröneten Palais Garnier in Paris, seine Jetty mit dem um sieben Jahre jüngeren gut Englisch sprach, füllte neben ihrer Frau hatte diese Reise mitorganisiert. Sie Johann Strauss bezog das Paar zunächst Rolle als Hausfrau wichtige Funktionen kam leidend zurück, Strauss nahm aber eine Wohnung in der Praterstraße 54 im 2. für Strauss aus: Sie war sein Impresario, von ihrer Krankheit kaum Notiz. Am Bezirk, wo sie bis 1870 blieben. Hier ent- seine Sekretärin, Kopistin und Buchhal- 8. April 1878 verstarb sie im Hietzinger stand 1866/67 der Walzer »An der schö- terin, bereitete Konzerttourneen vor und Haus, vermutlich an einem Schlaganfall. nen blauen Donau«. 1870 übersiedelte das kümmerte sich erfolgreich um die Öf- Ihre letzte Ruhestätte fand sie in einem Paar in eine zweistöckige Villa in der Ma- fentlichkeitsarbeit. Sie bewog ihren Mann ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem xingstraße 18 in Hietzing, die Jetty mit viel außerdem zum Wechsel ins Operetten- Hietzinger Friedhof. Nicht beim Begräb- Geschmack und sehr elegant einrichtete. fach. nis anwesend: ihr Ehemann, der sich bei In ihrer Ehe wandelte sich die Sängerin, Die Verbindung von Johann Strauss mit den kondolierenden Trauergästen von sei- deren Liebscha en häu g ema in den Jetty galt anfangs in Wien als Musterehe, nem Bruder Eduard vertreten ließ.

www.guides-in-vienna.at 81 Anniversarium 150 Jahre Wiener Bürgermeister Zwei Wiener Bürgermeister Zum Tod von Andreas Zelinka und Amtsantritt von Cajetan Felder Ursula Schwarz erade einmal fünf Zeilen ndet Vorarbeiten für die Donauregulierung beachtlichen Privatvermögen vererbte er man in Wikipedia über Andreas und des Zentralfriedhofs. Außerdem ent- zahlreiche Legate für die Gründung von Zelinka (1802 – 1868), den Bürger- stand der fün e Wiener Gemeindebezirk Armen- und Waisenhaussti ungen. Nach Gmeister von Wien. Gäbe es nicht die Zelin- durch Abtrennung von Teilen des vier- seinem Tode 1868 bekam er ein Denkmal kagasse, wäre sein Name in der Geschich- ten Bezirks. Bei allen seinen Aktivitäten von Franz Pönninger an der Nordostecke te der Stadt vergessen. Diese bürgerliche, bemühte er sich immer um eine ausglei- seines Lieblingsprojektes an der Ring- kompetente und gewissenha e Persönlich- chende Position, um verschiedene politi- straße, dem Stadtpark. Dort schaut er von keit, die es vom Advokatskonzipienten zum sche Interessen zu verbinden. Durch sein seinem Hügel hinüber zu den berühmten Hof- und Gerichtsadvokaten und in wei- Bemühen um die unterste soziale Schicht Künstlern, die den »Grünen Salon der terer Folge zum Bürgermeister von Wien war er als Bürgermeister sehr populär, die bürgerlichen Ringstraße« bevölkern. brachte, war tatsächlich kein schillernder Wiener nannten ihn zärtlich »Papa« Ze- Ein ganz anderer Menschentypus folgte Politiker, der mit spektakulären Aktionen linka. Er hatte ein großes Herz für Men- dem stillen Bürgermeister Zelinka nach: die Öentlichkeit beschä igte. schen, denen das Leben Einiges schuldig Cajetan Felder (1814 – 1894). Auch er be- Als Bürgermeister von Wien ab 1861 el geblieben war. Er gab sein Jahresgehalt gann seine Karriere mit einer juristischen seine Amtszeit in die Periode der Stadt- von 12.000,– Gulden den Armen Wiens Ausbildung. Als Persönlichkeit könnte erweiterung, der Planung der Ersten und lebte von den Einkün en seiner man ihn als Antipoden von Zelinka be- Wiener Hochquellwasserleitung und der Rechtsanwaltskanzlei. Auch aus seinem zeichnen. In seiner Jugend wanderte er zu Fuß durch Europa, er kam dabei unter an- derem nach England und bis nach Sizilien. Nach seiner juristischen Ausbildung ging er in die eresianische Ritterakademie und wurde Gerichtsdolmetscher. Er muss wohl sehr sprachbegabt gewesen sein, denn er konnte sich auf Spanisch, Franzö- sisch, Englisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Portugiesisch, Italienisch, Tschechisch, Ungarisch, Türkisch, Per- sisch und Arabisch mühelos verständigen. Nach dem Tod Andreas Zelinkas wurde er am 20. Dezember 1868 zum Wiener Bür- germeister gewählt und geriet in der Folge in zunehmende Spannung zum Gemein- derat. Berühmt ist sein Alleingang bei der Platzwahl des Rathausbaus auf der Ring- straße. Dieser war geplant in der Nähe des Stadtparks, Felder wünschte aber sein repräsentatives neugotisches Rathaus ins Zentrum der Politik, also in der Nähe der Hourg und des Reichsratsgebäudes. Kurzerhand bat er bei Kaiser Franz Joseph um Audienz und legte ihm das Konzept nahe, das Rathaus am ehemaligen Exer- zierplatz zu bauen. Der Kaiser stimmte seinem Projekt zu, und Felder konnte dem Gemeinderat verkünden, dass der Kaiser das Rathaus dort wünschte, wo es noch heute steht. Der Gemeinderat widersetzte sich dem »Wunsch des Kaisers« natürlich nicht, daher be ndet sich das Rathaus heute inmitten des Zentrums der Politik. Cajetan Felder trat 1878 als Bürgermeis- ter zurück. Er starb 1894 und wurde auf dem Friedhof von Weidling (heute ein Teil Klosterneuburgs) bestattet.

82 K    W F  150 Jahre Künstlerhaus Das Wiener Künstlerhaus Erönung vor 150 Jahren Martina Autengruber as erste von Künstlern selbst Weber plante bereits 1862/64 das Gebäu- selliges Beisammensein, Bekanntscha en errichtete Vereins- und Aus- de der Gartenbaugesellscha (an der Stel- zu machen und Kontakte zu knüpfen – stellungshaus im deutschen le steht heute das Gartenbaukino), das wie zum Beispiel bei Künstler- oder Faschings- SprachraumD kann auf eine ereignisreiche, das Künstlerhaus zu Ausstellungszwecken festen. Fast jeder oziell anerkannte künstlerische Vergangenheit zurückbli- verwendet werden sollte. Das Künstler- Künstler in Wien dieser ersten drei Jahr- cken. haus war nicht nur für größere Exponate zehnte war Mitglied der Genossenscha . Im Jahr 1865, zeitgleich mit der Erönung konzipiert, sondern diente auch als Ver- Allmählich entstand durch diese Mono- der Wiener Ringstraße, wurde mit dem einshaus der 1861 gegründeten »Genos- polstellung ein Missbrauch, der sich auf Bau im Stil einer italienischen Renais- senscha der bildenden Künstler Wiens« die Vorbereitung von Ausstellungen aus- sancevilla begonnen und – noch 16 Mo- (heute »Gesellscha bildender Künstler wirkte. Zu viele Künstler bewarben sich nate vor dem benachbarten Musikverein Österreichs, Künstlerhaus«). Diese Ge- und mussten durch eine Jury ausgewählt – am 1. September 1868 feierlich erönet. nossenscha entstand aus der Verschmel- werden. Es kam schließlich zum Austritt Der Architekt August Weber entwarf das zung der Künstlervereine »Eintracht« und von 19 Künstlern und zur Gründung der Künstlerhaus in kompakten Renaissance- »Albrecht-Dürer-Verein« und verstand Secession 1897. formen, die sich wohl an Werken des ve- sich als Standesvertretung der Wiener nezianischen Architekten und Bildhauers Maler, Bildhauer und Architekten. 2015 wurde die Neugründung einer Be- Jacopo Sansovino orientierten. Der Mit- Das Grundstück wurde als Schenkung des treibergesellscha für das Künstlerhaus telrisalit des palazzoartig wirkenden Baus Staates mit der Gegenleistung verknüp , beschlossen, an der die Haselsteiner Fa- mit rustiziertem Sockel ist über beide dass die Genossenscha auf ewig die milienprivatsti ung 74% und das Künst- Geschoße in fünf Achsen gegliedert. Die Räumlichkeiten dem Staat zur Verfügung lerhaus die restlichen 26% als Sperrmi- rundbogigen Arkadenfenster des Erd- stellt. Die Finanzierung für den Bau stell- norität hält. Die Sti ung soll die Kosten geschoßes wiederholen sich im Oberge- te der Architekt Friedrich Stache auf die für die Sanierung und Erhaltung des Ge- schoß, gekoppelt mit ionischen Pilastern Beine, die Gründer und Sti er wurden auf bäudes tragen und als Gegenleistung ein und ergänzt durch Balkonbalustraden. Sti erbildnissen und Gründertafeln ver- Teil der Fläche für die Ausstellung der Der Bau bildet gemeinsam mit den Nach- ewigt, die die Innenräume schmückten. Kunstsammlung von Karlheinz Essl er- barn, Handelsakademie und Musikver- Dieser Sti ersaal wurde 1956/57 massiv halten. Die Haselsteiner Familienprivat- einsgebäude, eine städtebauliche Kompo- modernisiert. sti ung hält 60% dieser Kunstsammlung, sition und orientiert sich mit seiner Front die kürzlich als Dauerleihgabe an die Al- am Wienuss, der an dieser Stelle erst Das Vereinsleben ermöglichte den Künst- bertina übergeben wurde und in Zukun 1897 bis 1899 eingewölbt wurde. lern außerhalb von Ausstellungen ein ge- im Künstlerhaus präsentiert werden soll.

Das Künstlerhaus noch ohne Seiten ügel, 1868 © Österreichische Nationalbibliothek

www.guides-in-vienna.at 83 Anniversarium 150 Jahre Georg Ratkay Die letzte öentliche Hinrichtung Vollstreckung an Georg Ratkay vor 150 Jahren Anna Ehrlich entliche Hinrichtungen waren Heinrich Willenbacher zum letzten Mal ten gesehen, er habe weiße, tambourierte von jeher eine merkwürdige Art öentlich seine »Kunst«, und zwar am (bestickte) Handschuhe getragen. Als die von Volksbelustigung, bei der es Raubmörder Georg Ratkay. Zeitungen dieses Detail berichteten, mel- Öimmer wieder zu makabren Szenen kam. dete ein Geschä sagent, der Geliebte sei- So war die Hinrichtung des Räuberhaupt- Ratkay hatte sich unter falschem Namen nes Dienstmädchens habe bei ihm einige manns Johann Georg (Jörgel) Grasel, der beim Tischlerehepaar Henke als Bett- Sessel repariert und bei seiner Ankun am 31. Jänner 1818 – also vor genau 200 geher eingenistet. Zwei Tage später ent- solche Handschuhe getragen. Das Mäd- Jahren – auf dem Glacis vor dem Volks- deckte eine Mieterin die Leiche Marie chen kannte den richtigen Namen und garten gemeinsam mit seinen beiden Henkes in deren Bett. Sie war mit einem die Adresse ihres Bekannten: Es handelte Genossen gehängt worden war, eine be- schweren Hobel erschlagen worden, Geld sich um den Ungarn Georg Ratkay, wohn- sondere Sensation. Auch die Exekution und Wertsachen fehlten. Etwa 300 Zivil- ha beim Tischlermeister Franz Hynek des falschen Grafen und Liebhabers der wachmänner wurden auf die Suche nach in der Landstraßer Hauptstraße Nummer erese Krones, Severin von Jaroszynski, dem Mörder ausgeschickt. Verschiede- 83. Polizeirat Löer kombinierte: Falls bei der Spinnerin am Kreuz am 30. Au- ne Indizien ließen vermuten, dass er ein sich Ratkay wieder nach Ungarn begeben gust 1827 hatte für immenses Aufsehen Tischlergeselle war. Polizeirat Löer trat wollte, führte der Weg nach Osten, somit gesorgt. Sein Geleitzug war aufwändig, mit der Bitte an die Presse heran, die Per- über Schwadorf. Dort in der Nähe lag da man von Seiten der aufgeregten 20 000 sonenbeschreibung zu veröentlichen. Klein-Neusiedl, wo die Eltern von Ratkays Zuschauer Zwischenfälle befürchtete. Darauin erschien eine Frau bei der Freundin wohnten. Löer schickte ein Am 28. Mai 1868 zeigte der Scharfrichter Polizei und sagte, sie habe den Gesuch- paar Beamte dorthin, und tatsächlich: Auf langes Klopfen önete der Gesuchte ganz verschlafen die Tür. Er war geständig und gab an, er habe sich durch den Mord drin- gend benötigtes Geld beschaen wollen. Als Ratkay nach seinem Prozess mitgeteilt wurde, dass das Todesurteil vom Kaiser bestätigt worden war, zitterte er und el in seiner Zelle in Ohnmacht. Rund um seine Hinrichtung kam es zu schreckli- chen Szenen, tausende Neugierige eskor- tierten den Schinderkarren. Die Menge johlte, trank und schrie. Tribünen waren beim Richtplatz aufgebaut worden, bei et- lichen Buden konnte man Galgenwürstl, Henkerswein und Krimskrams kaufen, hinter den Wänden kamen Prostituierte mit ihren Kunden zur Sache. Die Menge versuchte den Delinquenten zu bedrän- gen und von ihm Souvenirs und – als er endlich am Galgen hing – Amulette abzu- pücken, was nur durch ein starkes Mili- täraufgebot verhindert werden konnte. Es war ein Skandal, und die Zeitungen waren sich über die Unmenschlichkeit von öf- fentlichen Hinrichtungen einig. Als dem Kaiser Bericht erstattet wurde, schloss er sich dieser Meinung an und befahl, Hin- richtungen nicht mehr öentlich zu voll- ziehen.

Idyllisch, aber auch Hinrichtungsort: Literatur: Die »Spinnerin am Kreuz« Anna Ehrlich, Hexen, Mörder, Hen- Aquatinta von Wilhelm Friedrich Schlotterbeck, um 1800 ker (Wien 2006, E-Book) © Österreichische Nationalbibliothek © Österreichische

84 K    W F  150 Jahre Sophie Grän Chotek Gegen alle Widerstände Zum 150. Geburtstag von Sophie Grä n Chotek Christa Bauer r galt als einer der begehrtesten Junggesellen Europas: Erzherzog Franz Ferdinand, Großnee von EKaiser Franz Joseph I. und seit 1889 des- sen designierter ronfolger. Er sah gut aus und war immens reich, kurz: Er war eine glänzende Partie. Die Mädchen aus den vornehmsten europäischen Fürsten- höfen standen zur Auswahl, aber seine Wahl el auf eine böhmische Grä n. Sophie wurde 1868 geboren und stamm- te aus altem böhmischem Adel. Ihr Vater, Graf Bohuslav Chotek von Chotkow und Wognin, war seinen sieben Töchtern ein vorbildlicher Vater und ließ ihnen eine ausgezeichnete Ausbildung angedeihen. Als Sophies Mutter starb, übernahm sie den Haushalt, was sie zu einer früh gereif- ten Persönlichkeit werden ließ. Sie wird als ruhig, bescheiden und intelligent be- schrieben – kein Wunder, dass sie sich mit diesen Eigenscha en von den unreifen Mädchen abhob, die den Erzherzog um- schwärmten. Hübsch war sie obendrein, vor allem ihre dunklen Augen und ihre große, schlanke Gestalt haben es dem Erz- herzog angetan. Vermutlich lernten sich die beiden 1895 oder 1896 auf einem Ball in Prag kennen und lieben. Die Beziehung musste geheim gehalten werden, denn trotz ihrer Herkun galt Sophie nach den habsburgischen Ehe- gesetzen als nicht standesgemäß. Ihre Lie- be kam erst durch einen Zufall 1899 ans Sophie © Schloss Chotek, Artstetten, um  , NÖ Licht. Der Skandal war perfekt, Franz Fer- dinand musste sich beim Kaiser rechtfer- seine Einwilligung zu der Ehe. Allerdings Konopischt (Konopiště) und im niederös- tigen, der die Fortführung der Beziehung musste Franz Ferdinand für seine Frau terreichischen Artstetten auf. untersagte. Franz Ferdinand blieb jedoch und die noch ungeborenen Kinder auf Dafür hatten die beiden ihr Glück wirk- bei seiner Entscheidung: Er werde Sophie ronrechte und Erbfolge verzichten. lich gefunden: Die Ehe war ausgesprochen heiraten. Franz Joseph, fassungslos über Die Hochzeit zwischen Franz Ferdinand harmonisch, mit der Geburt einer Tochter diesen unerwarteten Widerstand, forder- und der mittlerweile 32-jährigen Sophie und zweier Söhne war das Familienleben te eine einjährige Wartezeit für das Paar, fand am 1. Juli 1900 im engsten Krei- perfekt und fand durch das Attentat von wohl in der Honung, dass sich die Ver- se statt, die kaiserliche Familie glänzte Sarajevo 1914, dem Franz Ferdinand und bindung der beiden bis dahin lösen würde. durch Abwesenheit. »Ich schwimme in Sophie zum Opfer elen, ein viel zu frühes Franz Ferdinand äußerte verbittert dazu: einem Meer von Glück«, rief Franz Ferdi- und jähes Ende. »Wenn unsereiner jemand gern hat, ndet nand nach der Zeremonie aus. Immerhin Eine gemeinsame Bestattung des Paares in sich immer im Stammbaum eine Kleinig- wurde Sophie zwei Tage vor der Trauung der Wiener Kaisergru war wegen Sophies keit, die die Ehe verbietet. Und so kommt vom Kaiser zur Fürstin von Hohenberg Herkun nicht möglich. Franz Ferdinand es, dass bei uns Mann und Frau immer ernannt. Dennoch stand Sophie am int- hatte daher verfügt, dass sie in Artstetten zwanzig Mal miteinander verwandt sind. riganten Wiener Hof in der Rangordnung beigesetzt werden sollten. Das Resultat ist, dass von den Kindern die an der letzten Stelle, was mehr als sie Beim Attentat von Sarajewo starben nicht Häl e Trottel und Epileptiker sind«. selbst ihren Mann kränkte, der seine Frau nur Franz Ferdinand und Sophie, es läu- Franz Ferdinand war unnachgiebig, und zärtlich liebte. Das Paar mied daher Wien tete auch das Ende der Habsburgermon- nach Ablauf des Jahres gab Franz Joseph und hielt sich vor allem im böhmischen archie ein.

www.guides-in-vienna.at 85 Anniversarium 150 Jahre Marie Valerie »Engel von Wallsee« Zum 150. Geburtstag von Erzherzogin Marie Valerie Christine Stabel arie Valerie Mathilde Ama- dazu in ihrer vielbeachteten Biographie führte bei Marie Valerie aber zu einer lie – auf diesen Namen wur- »Elisabeth. Kaiserin wider Willen«: »Trotz starken Abneigung gegen das Ungarische, de das am 22. April 1868 in riesiger Neugier und geradezu kriminalis- und sie war glücklich, als ihr Franz Joseph Ofen/BudaM (heute Budapest) geborene tischem Spürsinn mancher Hofchargen, erlaubte, mit ihm deutsch zu sprechen. Kind von Kaiser Franz Joseph und Kai- einen ‚Fehltritt‘ der Kaiserin mit Andrássy Der Tagesablauf der zwölährigen Erzher- serin Elisabeth getau . Der Geburtsort nachweisen zu können, ist dies doch nie zogin war streng geregelt: Religion, Fran- war von Elisabeth, deren Begeisterung gelungen…, ist geradezu undenkbar.« zösisch, Rechnen, Englisch, Klavierspie- für Ungarn bekannt war, bewusst ge- Marie Valerie wurde von Elisabeth be- len, Tanzen, Schönschreiben, Literatur, wählt und für die Ungarn Anlass zu gro- sonders verwöhnt und behütet. Am Hof eaterspielen, Kunstgeschichte. Auch auf ßer Freude, war doch seit Jahrhunderten nannte man das jüngste Kind des Kaiser- den Reisen mit ihrer Mutter wurde ihre kein kaiserliches Kind mehr in Ungarn paares sehr bald »die Einzige«. Sie war un- Bildung vervollständigt. geboren worden. So wurde das Mädchen bestritten Sisis Lieblingskind. Trotz oder Marie Valerie war auf dem »Heirats- »Ungarnmädel«, »das ungarische Kind« auch gerade wegen dieser Bevorzugung markt« begehrt, an Kandidaten fehlte es oder das »Gödöllöer Königsfräulein« ge- erhielt auch Marie Valerie eine sorgfältige nicht, allerdings hatte sie schon 1886 auf nannt. In Wien dagegen waren Gerüchte und sehr umfassende Erziehung. Elisa- dem Hoall Erzherzog Franz Salvator aus im Umlauf, der Erzeuger dieses Kindes sei beths Verehrung für alles Ungarische ging dem Haus Österreich-Toskana kennenge- nicht Kaiser Franz Joseph, sondern Gyula so weit, dass ausschließlich ungarisch mit lernt. Unterstützt von der Mutter fand die Graf Andrássy. Brigitte Hamann schreibt Marie Valerie gesprochen wurde. Dies Verlobung am Heiligen Abend 1888 statt. Vier Jahre nach dem ersten Zusammen- treen heirateten Marie Valerie und Franz Salvator am 31. Juli 1890 in der Pfarrkir- che von Bad Ischl. Nach einer ausgedehn- ten Hochzeitsreise zog das junge Ehepaar auf Schloss Lichtenegg bei Wels. Schon bald wurde Marie Valerie schwanger, die erste Tochter wurde nach der Kaiserin Eli- sabeth genannt. Zwischen 1892 und 1911 bekam das Paar zehn Kinder, die zuletzt geborene Tochter Agnes verstarb nach der Geburt. Nach der Ermordung Kaiserin Elisabeths 1898 erbte Marie Valerie, gemeinsam mit ihrer Schwester Gisela und der Tochter des toten Kronprinzen Rudolf, ein erheb- liches Vermögen. Ihre Verbundenheit mit dem Kaiser wurde noch größer, und sie besuchte ihn auch häu g in Bad Ischl. Marie Valerie war sehr gläubig und fromm, wurde Ehrenprotektorin des Ro- ten Kreuzes und ließ während des Ersten Weltkrieges Lazarette einrichten. Man nannte sie aufgrund ihrer großzügigen Unterstützung Notleidender auch den »Engel von Wallsee« – seit 1897 lebte Ma- rie Valerie mit ihrer Familie auf dem 1895 gekau en Schloss Wallsee in der Nähe von Amstetten. Marie Valerie erkrankte mit nur 56 Jahren an Lymphdrüsenkrebs und verstarb am 6. September 1924. Unter außerordentlich großer Anteilnahme von Menschen aller Marie Valerie Bevölkerungsschichten wurde sie in der und Franz Salvator, 1890 Krypta der Pfarrkirche von Wallsee-Sin- delburg beigesetzt.

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Wir vermitteln schnell und zuverlässig den richtigen Fremdenführer für Ihre Führung in Wien! Anniversarium 150 Jahre Karl Landsteiner Blut ist nicht gleich Blut Zum 150. Geburtstag von Karl Landsteiner Alexandra Stolba m Jahr 1907 wurde die erste erfolg- ders in Mathematik und Chemie, die auch bar wäre auch die Rettung zahlreicher Un- reiche Bluttransfusion in den USA während seines Studiums der Medizin fallopfer. Karl Landsteiner bekam für die durchgeführt. Es war der Wiener Karl seine Lieblingsfächer blieben. Nach der Entdeckung der Blutgruppen 1930 den ILandsteiner, der mit seiner Forschung die Promotion arbeitete er unter anderem bis Nobelpreis für Medizin, also erst 30 Jahre Grundlage für diese o mals lebensretten- 1907 am pathologisch-anatomischen Ins- später! de Maßnahme legte. titut und verfasste 75 Arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land Karl Landsteiner wurde am 14. Juni 1868 Serologische Forschung führte zu seiner bitter arm, die Menschen in Wien hun- in Baden bei Wien geboren. Sein Vater, bahnbrechendsten Arbeit: die Entde- gerten. Es gab keine Mittel für adäquate ein renommierter Journalist bei der Pres- ckung der Blutgruppen. Immer wieder Forschung, die primitivsten Vorausset- se, starb an einer Herzattacke, als Karl erst waren Menschen durch Blutaustausch zungen fehlten. Daher entschlossen sich sieben Jahre alt war. Karl war ihm charak- gestorben. Landsteiner erkannte bereits Landsteiner und seine Frau Leopoldine terlich sehr ähnlich: genau, streng, diszi- 1900, dass es verschiedene Blutgruppen Helene, die er 1916 geheiratet hatte, ins pliniert, mit hoher Konzentrationsfähig- gibt, und nannte sie A, B und 0. Zwei Jah- Ausland zu gehen. Durch Kontakte von keit und ausgeprägtem logischen Denken. re später fanden zwei seiner Kollegen die Freunden bekam er einen Posten in Den Die Beziehung zu seiner Mutter war sehr Blutgruppe AB. Ohne diese Erkenntnisse Haag. Die nanzielle Lage war allerdings tief und innig, er bewahrte bis zu seinem könnte man heute keine längeren Herz- auch dort schlecht und die Möglichkeiten Tod ihre Totenmaske im Schlafzimmer operationen oder andere Eingrie mit beschränkt. Durch Förderung holländi- auf. Er war ein sehr guter Schüler, beson- hohem Blutverlust durchführen. Undenk- scher Gelehrter erhielt er schließlich eine Berufung ans Rockefeller Institut in New York. Seine weiteren bedeutenden Er- kenntnisse, darunter die Entdeckung des Rhesusfaktors im Jahre 1940, brachten unter anderem eine enorme Senkung der Säuglingssterblichkeit. Obwohl sich Landsteiner in Amerika nie wirklich wohl fühlte, war er durch die politischen Entwicklungen froh, Europa verlassen zu haben. Neben serologischen Arbeiten über das Blut beschä igte er sich unter anderem auch mit dem Studium der Kinderlähmung. Der überaus kritische Wissenscha ler Landsteiner war im Labor starrköp g, manchmal tyrannisch. Wenn er sich är- gerte und seinen Unmut lautstark kund- tat, verwendete er seine Muttersprache. Gleichzeitig war er witzig und ein guter Gesellscha er. Er war vielseitig, spielte gerne und ausgezeichnet Klavier. Er las heimlich Kriminalromane, weil er das unter seiner Würde sah und nicht dabei ertappt werden wollte. Auch nachdem er international bekannt und geachtet war, blieb Landsteiner stets bescheiden. Nach seiner Emeritierung setzte er die Arbeit fort und verstarb nach einem kur- zen Krankenhausaufenthalt 1943 im Alter von 75 Jahren. Noch im selben Jahr ver- starb auch seine Frau. Zahlreiche Gedenktafeln, Gedenkarti- kel medizinischer Fachblätter aller Welt rühmten den großen Mann, der als Öster- reicher auf die Welt kam und als Ameri-

© Österreichische Nationalbibliothek © Österreichische kaner starb.

88 K    W F  2018 Kulturgeschichten.

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»Kulturgeschichten.« ist das Schwestermagazin des Kulturmagazins der Wiener Fremdenführer. Siehe Seite 2 für eine genauere Beschreibung.

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Auch privat blieb Bleibtreu dem eater treu: In erster Ehe heiratete sie ihren Kol- legen Alexander Römpler, der aufgrund eines Herzleidens seine aktive Bühnen- karriere aufgeben musste und vornehm- lich als Schauspiellehrer arbeitete. Eine seiner Schülerinnen im noblen Cottage- Viertel war Olga Schnitzler, die Frau des berühmten Schri stellers. Als Römpler mit nur 49 Jahren starb, wollte Bleibtreu nicht länger allein in der mit so vielen Er- innerungen beha eten Villa in der Stern- wartestrasse 71 bleiben und verkau e sie 1910 an die Familie Schnitzler. Die Witwe zog in ein sehr ähnliches Haus in der heutigen Gregor-Mendel-Straße 25 und heiratete kurz darauf den Schauspie- ler und späteren Burgtheaterdirektor Max Paulsen, mit dem sie bis zu seinem Tod im Jahr 1956 zusammen wohnte. Bleibtreu erhielt im Laufe ihres Lebens zahlreiche Auszeichnungen und starb am 24. Jänner 1958 in Wien. Selbst kinderlos, gehört sie dennoch einer Dynastie an, die bis in die Gegenwart Bestand hat, ausge- hend von Hedwigs Schwester Maximilia- ne, ebenfalls eine Schauspielerin: Die 2009 verstorbene Monica Bleibtreu war Hed- wigs Großnichte, und deren Sohn Moritz ist seit »Lola rennt« noch heute einer der

Archiv Archiv Wirl Erich gefragtesten deutschen Kino-Stars.

90 K    W F  150 Jahre Architekten Siamesische Zwillinge der Architektur August Sicardsburg und Eduard van der Nüll zum 150. Todestag Johann Szegő iese beiden Namen werden im- seinen Schultern.« Das »Neue Fremden- und van der Nüll / Die haben beide kei- mer gemeinsam genannt: Van der blatt« erwähnte Ähnliches: Melancholie. nen Styl! / Griechisch, Gotisch, Renais- Nüll und Sicardsburg. Statt Si- Das »Vaterland« schrieb über den Ob- sance / Das ist denen alles ans!« Fehlan- cardsburgD wird o Siccardsburg geschrie- duktionsbefund: Die Veränderungen im zeige! Ursprünglich hieß es nicht »haben ben – aber korrekt ist es mit einem c. Gehirn wiesen auf völlige geistige Verwir- beide keinen Styl«, sondern »suchen einen Sie waren fast gleich alt – Eduard van der rung hin. Dazu kamen nanzielle Prob- neuchen Styl« – was ja keine Schande ist. Nüll wurde 1812 geboren, August Sicard leme: »… der Mann, welcher diesen Bau von Sicardsburg 1813 – und lernten ein- leitete, für den Millionen aufgewendet Man liest auch o , die beiden waren nicht ander als Studenten kennen. Aus dieser wurden, [starb] ohne Vermögen. Das ehrt nur Freunde und Kollegen, sondern auch Bekanntscha entstand eine lebenslange den Mann« – schrieb »Der Wanderer«. ein Liebespaar. In den zeitgenössischen Freundscha und eine eifersuchtsfreie Quellen gibt es keinen diesbezüglichen Zusammenarbeit. Einige Schöpfungen Dass die niederschmetternde Kritik an Hinweis. Wäre damals etwas bekannt ge- des Duos: Die Sophiensäle, das nach dem der Oper, insbesondere die Kritik aus worden, hätten sich die zwei verdienten Zweiten Weltkrieg demolierte Carltheater kaiserlichem Munde van der Nüll in den Architekten im Sinne der geltenden Ge- und das 1945 zerstörte erste Haas-Haus Selbstmord getrieben hätte, stimmt nicht. setze vor Gericht verantworten müssen – auf dem Stephansplatz. Aber der wich- Kaiser Franz Joseph besichtigte die noch und darüber hätten die Zeitungen sicher tigste Au rag war die Errichtung der Hof- nicht fertige Oper erst im Jänner 1869 – berichtet. oper (der heutigen Staatsoper). Insgesamt das heißt erst nach dem Tod beider Archi- Kurz und bündig: Zwei geniale Architek- wurden 35 anonyme Projekte eingereicht: tekten. Sollte er früher vorbeigegangen ten, zwei heterosexuelle Freunde starben Sicardsburg und van der Nüll waren die sein, sah er nur Planken! Das unfertige nach langem Siechtum als Mittfünfziger. Sieger, 1861 begannen sie mit dem Bau. Gebäude war nämlich umzäunt, einen Die Erönung der Oper haben sie nicht Drei Jahre später wurde van der Nüll we- freien Blick auf die Baustelle gab es erst erlebt. Im Stiegenhaus entdeckt man je- gen einer schweren Augenkrankheit in Ende 1868, also wiederum nach dem doch zwei Medaillons: die Porträts der den bleibenden Ruhestand versetzt. Er Tod des Architekten-Duos. Kritik gab es beiden Architekten. Franz Joseph geneh- unternahm bald einen erfolglosen Selbst- schon (wie an allen wichtigen Bauwerken migte nämlich, sie »an geeigneter Stelle mordversuch. Der zweite Selbstmordver- in Wien!). Und am 11. Juni starb Sicards- anzubringen«. such, jener vom 3. April 1868, war nicht burg nicht an gebrochenem Herzen ob des mehr erfolglos. Die »Neue Freie Presse« Todes seines Freundes: 14 Monate lang erwähnte seine »krankha e Gemüthstim- hatte er bereits an tuberkulös bedingten Literatur: mung«. Weiter: »Seit der Erkrankung sei- Gelenkschmerzen gelitten, als er 71 Tage Johann Szegő, Bekannte österreichi- nes Freundes August v. Sicardsburg lastete nach van der Nüll verschied. Und das be- sche Selbstmörder (Wien, 2011) der geschä liche eil des Baues … auf rühmte Spottgedicht? »Der Sicardsburg

Die Hofoper, heutige Staatsoper

www.guides-in-vienna.at 91 Anniversarium 100 Jahre Technisches Museum »Den Vorfahren zur Ehre, … … der Jugend zur Lehre« – 100 Jahre Technisches Museum Wien (TMW) Regina Engelmann er Besuch der Pariser Weltausstel- rock zuzurechnen, allerdings nden sich und vorzüglichen Fabrikaten« zur Illustra- lung inspirierte den Technologen so manche secessionistische Gestaltungs- tion des Status Quo und der Entwicklung Wilhelm Exner (1840 – 1931) zu elemente. Auch die Errichtung von drei von Österreichs Industrieproduktion. derD Idee, in Wien ein Technisches Mu- Stahl-Glas Kuppeln von der Firma R. Ph. Ab 1916 begann die Aufstellung der Be- seum zu gründen. Erst Anfang des neuen Waagner-L. & J. Biró & A. Kunz AG so- stände in den Museumsräumlichkeiten, Jahrhunderts jedoch konkretisierte sich wie – erstmals bei einem Repräsentations- am 6. Mai 1918 önete man formlos die der Plan, die zahlreichen technischen gebäude in Österreich – die Verwendung Türen, doch erst zwei Jahrzehnte spä- Sammlungen verschiedenster Wiener In- von Stahlbeton als Baumaterial waren ter war die Einrichtung zur Gänze abge- stitutionen in einer zu vereinigen. Laut »State of the Art«. schlossen. Programmschri von Exner sollte dieses 1913 wurde Ludwig Erhard (1863 – 1940) Vom Bombardement des Zweiten Welt- neue Museum die technische Entwick- zum ersten Direktor bestellt. Den Beginn krieges verschont, war das Technische lung und die Neuerungen auf dem Gebiet seiner Amtszeit verbrachte er mit der Re- Museum Wien das erste große Ausstel- von Industrie und Gewerbe auf für Laien quisition und der Sichtung der Samm- lungshaus der Bundeshauptstadt, das verständliche Weise darstellen. Diverse lungen, die in das Museum Eingang n- bereits im Oktober 1945 wieder erönet Komitees trieben das Projekt voran, Emil den sollten. Die ältesten Gegenstände werden konnte. Ritter von Förster (1838 – 1909) wurde stammen aus dem physikalischen Kabi- Das heutige Museum zeigt sich nach einer mit dem Entwurf des Museumsgebäu- nett sowie aus den Kunst- und Wunder- Generalsanierung zwischen 1992 und 1999 des beau ragt, und Kaiser Franz Joseph kammern der Habsburger. Dazu gehört in neuem Gewand. Es vereint auf seinen nahm im Beisein von Erzherzog Rainer die »Allesschreibende Wundermaschi- nunmehr rund 28 500 m2 Nutzäche nicht und Bürgermeister Karl Lueger am 20. ne« von Friedrich Knaus aus 1760. Auch nur einen reichen Bestand an historischen Juni 1909 die Grundsteinlegung vor. Kurz die private Sammlung von »Natur- und Originalen, sondern will auch anhand von danach verstarb Förster jedoch unvorher- Kunstprodukten« des Kaisers Ferdinand I. »Hands-on-Objekten« naturwissenscha - gesehen, worauin eine »Ideen-Konkur- (1793 – 1875) sowie Objekte aus der Mo- liche Grundlagen verständlich machen. renz für Bauentwürfe« ausgelobt wurde. dellsammlung der Jesuiten kamen ins Mu- Die Sammlung wurde in sechs Hauptabtei- Es beteiligten sich 24 Architekten mit 27 seum. Besonders viele Stücke steuerte die lungen gegliedert, darunter Informations- Entwürfen, darunter Adolf Loos und Otto Technische Hochschule bei, die ab 1875 und Kommunikationstechnik, Montanistik Wagner. Gewählt wurde der Entwurf des sukzessive die Bestände ihres Museums und Maschinenbau sowie Verkehr. In die- christlich-sozialen Gemeinde- und Stadt- ausgliederte. Auch das 1807 von Kaiser ser Abteilung nden sich zwei der bekann- rates Hans Schneider (1860 – 1921), der Franz I. gegründete »Fabriksprodukten- testen Ausstellungsstücke des Museums: dem Förster-Plan am ähnlichsten war. Kabinett« ging in die Bestände ein. Es war der Salonwagen der Kaiserin Elisabeth und Stilistisch ist das Gebäude dem Neoba- dies eine Sammlung von »Musterstücken ein Automobil von Siegfried Marcus.

Erönung der Maschinenhalle im Technischen Museum, 1918 © Technisches Museum Wien © Technisches

92 K    W F  100 Jahre Ende der Monarchie

Das Ende der Donaumonarchie … … und die Gründung der Nachfolgestaaten vor 100 Jahren Karl Zillinger as Ende der Donaumonarchie wurde sowohl durch ungelöste Die Ausrufung der Republik innenpolitische Probleme, bei Deutsch-Österreich vor dem Parlament denenD die Nationalitätenfrage eine der entscheidendsten war, als auch durch außenpolitische Gründe, die mit dem Verlauf des Ersten Weltkrieges im Zusam- menhang standen, verursacht. In der Nationalitätenfrage erhoen sich die slawischen Völker, allen voran die Tschechen und Slowaken, mit der ron- besteigung des jungen Kaisers Karl I. im Dezember 1916 neue Impulse und Lösun- gen. Sie verlangten die gleichen Rechte, wie sie die Deutschen und die Ungarn in Cisleithanien und Transleithanien hatten. Dazu konnte sich aber der junge Kaiser nicht durchringen. Mit seiner Krönung zum ungarischen König am 30. Dezem- ber 1916 verfestigte der Kaiser den Status Quo. Der Reichsrat in Wien, den der junge Kaiser als eine der letzten Möglichkeiten für eine Lösung der Nationalitätenfrage im Mai 1917 einberufen ließ, endete mit der Forderung der nationalen Abgeordne- ten nach einem selbständigen, auf demo- kratischer Grundlage aufgebauten Staats- körper für ihre Nationen. Am weitesten hatten dabei die Tschechen und Slowaken ihre Ideen von einem eigenen National- staat vorangetrieben. Anfang 1916 hatte sich in Paris ein tschechoslowakischer Nationalrat unter Führung von Edvard

Beneš und Tomáš Masaryk gebildet, der Nationalbibliothek © Österreichische eine tschechoslowakische Armee auf Sei- ten der Alliierten gegen die Mittelmächte slawischen Völker in ihren Bestrebungen deten die südslawischen Abgeordneten aufstellte. um eine Gründung selbständiger Staaten. den neuen SHS-Staat mit Slowenen, Kroa- Außenpolitisch stand die Entente im Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, ten und Serben. Die Polen der Monarchie Ersten Weltkrieg einer Zerschlagung der wie es Wilson Anfang 1918 formulierte, schlossen sich dem neu zu gründenden Doppelmonarchie reserviert gegenüber. wurde zum Banner dieser Idee. Verschär Polen an, die deutschen Österreicher ho- Das Ziel war vorerst deren Herauslösen wurde die innenpolitische Lage der Mo- ten auf einen Anschluss an Deutschland. aus dem Zweibund sowie ein Separat- narchie durch Versorgungsengpässe und Zu diesem Zeitpunkt wurde an den Fron- frieden mit dem Habsburgerreich, um Streiks im Hinterland, ab Mitte 1918 auch ten noch gekämp , doch die k. u. k. Ar- dann allein gegen das Deutsche Reich zu an der Front. mee löste sich wie das Reich auf. Ganze kämpfen. Die »Sixtus-Aäre«, bei der die Im Völkermanifest vom 16. Oktober 1918 Regimenter verließen die Frontlinien in geheimen Friedensverhandlungen von versuchte Karl I., allen Nationen unter Oberitalien und kehrten zu ihren Natio- Karl I. mit Frankreich öentlich wurden, dem gemeinsamen Schirm der Habsbur- nen zurück. Es gab kein Reich mehr, für beendete im April 1918 diese Politik der ger die gleichen Rechte zu geben. Doch das es sich lohnte zu sterben. Am 11. No- Alliierten. Karl I. musste schließlich erklä- die Nationen wollten nicht mehr im vember 1918 verzichtete schließlich auch ren, dass die Habsburgermonarchie nun »Völkerkerker« leben, sie wollten die Un- der Kaiser auf die Ausübung der Regie- noch enger mit dem Deutschen Reich sei- abhängigkeit vom Habsburgerreich. Am rungsgeschä e, bevor am darauolgen- ne Kriegsziele verfolgen werde. 28. Oktober erklärte der tschechische Na- den Tag die Republik Deutsch-Österreich Die Politik der Entente und des amerika- tionalrat in Prag die Unabhängigkeit der ausgerufen wurde. Die Donaumonarchie nischen Präsidenten Wilson bestärkte die Tschechoslowakei, am 29. Oktober grün- war nach mehr als 600 Jahren Geschichte.

www.guides-in-vienna.at 93 Anniversarium 100 Jahre Genies der Moderne Abschied von vier Genies der Moderne Zum 100. Todestag von Klimt, Wagner, Moser und Schiele Katharina Trost an würde meinen, dass sie in der unsere heutige U-Bahn basiert – hat Mit dem berühmten Bild »Der Kuss« hat einem Ehrenhain des Zentral- wohl Otto Wagner hinterlassen. Der gro- Klimt ein Werk geschaen, das für Wien friedhofs ihre letzte Ruhestät- ße Architekt, Stadtplaner und Professor wohl so wichtig ist wie die »Mona Lisa« teM gefunden haben, ähnlich den großen verschied am 11. April im Alter von fast für Paris. Tausende strömen Jahr für Jahr Musikern. Ihre Gräber sind aber im 13. 77 Jahren. in das Belvedere zu einem der berühmtes- Bezirk: Auf dem Hietzinger Friedhof ru- Das Universaltalent Koloman Moser – ten Liebespaare der Kunstgeschichte. Das hen Klimt, Wagner und Moser. Nicht weit Designer, Maler, Gra ker und Mitbegrün- Gemälde von 1908 wurde damals sofort davon entfernt, in Ober St. Veit, wurde der der Wiener Werkstätte – verlor am 18. für die Galerie der Moderne im Belvedere Schiele beerdigt. Alle vier starben 1918, Oktober im 50. Lebensjahr den Kampf angekau . Auch einige Werke Egon Schie- im gleichen Jahr, in dem auch die Monar- gegen den Krebs. les sind dort zu sehen. Sein Bild »Der Tod chie in ihre Bestandteile zer el. Es brach Den jungen Wilden – den Expressionisten und das Mädchen« zeigt ebenfalls ein sich damit zwar eine neue Zeit an, aber gleich- Egon Schiele – rae mit nur 28 Jahren die umarmendes Paar, aber Farbgebung und zeitig vermisste man schmerzlich einige Spanische Grippe am 31. Oktober hinweg, Ausdruck bilden einen krassen Gegen- der wichtigsten Vertreter der Moderne. seine hochschwangere Frau Edith war be- satz zu seinem Vorbild. Ferner kann man reits drei Tage vor ihm daran gestorben. ein Selbstporträt Mosers im Belvedere Gustav Klimt, der weltweit bekannteste Bis auf Schiele, der 1890 im niederöster- bewundern. Der »Tausendkünstler« war Maler des Wiener Jugendstils, erlitt im reichischen Tulln auf die Welt kam, wur- aber vor allem Designer und Illustrator. Jänner einen Schlaganfall, an dessen Fol- den alle innerhalb der heutigen Grenzen Im Leopold Museum sind in der per- gen er am 6. Februar, noch nicht 56 Jahre Wiens geboren. Ihre Lebenswege kreuzten manenten Ausstellung »Wien um 1900« alt, verstarb. Die meisten sichtbaren Spu- sich immer wieder, sie haben die Stadt bis zahlreiche Möbelstücke – wie der kubi- ren – man denke an die Stadtbahn, auf in unsere Tage geprägt. sche Armlehnstuhl in Schwarz und Weiß – und andere von ihm entworfene Objekte des täglichen Lebens zu sehen. Produziert wurden diese eleganten »Haushaltsgegen- stände« von der Wiener Werkstätte, die Moser 1903 gemeinsam mit Josef Ho- mann und dem Industriellen Fritz Wärn- dorfer gegründet hatte. Neben Meister- werken von Klimt und der weltgrößten Sammlung von Schiele-Bildern beher- bergt das Museum auch Sessel der k. k. Postsparkasse, die von Otto Wagner im Sinne eines Gesamtkunstwerkes geplant wurden. Mit der mit hunderten Metall- bolzen beschlagenen »Schatztruhe« an der historistischen Ringstraße hat Wagner sei- nem innovativen Stil selbst ein Denkmal gesetzt. Bereits 1896 meinte Wagner in seinem Buch »Moderne Architektur«, das zum Gründungsmanifest der Baukunst des 20. Jahrhunderts wurde: »Der Archi- tekt möge … in die volle Schatzkammer der Ueberlieferung greifen, das Gewählte aber nicht copiren, sondern durch Neuge- staltung seinen Zwecken anpassen.” Einen radikalen Bruch mit dem konserva- tiven Stil der Zeit vollzog Wagner bereits fünf Jahre früher mit dem von ihm selbst nanzierten Bau der Häuser entlang der Linken Wienzeile: Das mit bunten Blu- meniesen verkleidete Majolika-Haus und das daneben liegende Goldene Haus sind erste Beispiele moderner großstädti-

Tod und Mädchen, Ölgemälde von Egon Schiele, 1915, © Belvedere, Wien (Foto: Johannes Stoll) (Foto: Wien 1915, © Belvedere, Schiele, Egon und Mädchen, Ölgemälde von Tod scher Wohnkultur. Für letzteres steuerte

94 K    W F  100 Jahre Genies der Moderne

Moser die goldenen Medaillons bei. Die beiden arbeiteten auch bei der Kirche Am Steinhof zusammen. Die prachtvollen Glasfenster des Jugendstiljuwels auf der Baumgartner Höhe stammen ebenfalls von Moser, was für einen Eklat sorgte, denn dieser war 1905 für seine Heirat mit Editha Mautner Markhof zum Protestan- tismus übergetreten. »Ditha« war auch als Designerin für die Wiener Werkstätte tä- tig, am bekanntesten ist ihr zeitloses Spiel- karten-Set. Klimts Lebensmensch Emilie Flöge war ebenfalls Künstlerin. In ihrem Salon ver- kau e sie korsettfreie Reformmode, für die auch ihr Gustav Entwürfe lieferte und die er selbst gerne trug. Als einziger der vier war Klimt nie verheiratet, sondern lebte mit seiner Mutter und den ledigen Schwestern zusammen. Dabei war der provokative Junggeselle ein einzigartiger »Womanizer«, wie man an seiner beson- deren Gabe für Frauenporträts, aber auch an der unehelichen Kinderschar (mit sei- nen Modellen) sehen kann. Eine von ih- nen hat er vermutlich seinem jungen Kol- legen Schiele empfohlen: Wally Neuzil. Mit ihr lebte Egon mehrere Jahre zusam- men und porträtierte sie unzählige Male. Nach Schieles Verlobung mit Edith Harms folgte der Bruch. Otto Wagner ließ sich von seiner ersten Frau scheiden, um 1881 die 18 Jahre jün- gere Louise Stiel zu ehelichen. Für sie baute er die berühmte Hütteldorfer Som- mervilla, heute das Ernst-Fuchs-Museum, ein zweites Haus als Witwensitz. Doch es kam anders. Louise verstarb bereits drei Jahre vor ihrem Mann. Die für die ge- meinsame Wohnung in der Köstlergasse entworfene gläserne Badewanne ist leider verschollen. Sie symbolisierte gleicher- maßen Moderne, Hygiene, Funktionalität und Ästhetik. Beim Naschmarkt steht auch der ikono- graphische Ausstellungsbau der Jugend- stil-Künstler: die Secession mit ihrer gol- denen Kuppel aus Lorbeerblättern. Das Wien © Belvedere, um , Selbstporträt Koloman von Moser, tempelartige Gebäude stammt nicht etwa von Otto Wagner, sondern von seinem mals verließ eine Gruppe rund um Klimt fertigte eine Zeichnung an. Gerne hätte er Schüler Joseph Maria Olbrich. Hier kann aus Protest die Vereinigung. Das junge Klimts Atelier in der Feldmühlgasse über- man heute noch im Souterrain Klimts Talent Schiele veröentlichte wie seine nommen, doch er starb, bevor es dazu Beethoven-Fries bewundern. Das von Künstlerkollegen Illustrationen im eigens kam. Wagner verschied in seinem Wohn- Moser beigesteuerte runde Glasbild – eine herausgegebenen Journal »Ver Sacrum« und Sterbehaus in der Döblergasse 4. Im Allegorie auf die Kunst – wurde leider im und entwarf auch das Plakat für die 49. selben Gebäude war übrigens von 1913 bis Zweiten Weltkrieg zerstört. Klimt und Ausstellung der Secession. Es zeigt eine 1932 auch ein Teil der Wiener Werkstät- Moser gehörten 1897 zu den Gründungs- Art »Tafelrunde« mit seinen Künstler- te eingemietet. Die Reproduktionen des mitgliedern der Vereinigung. Gemeinsam freunden. Ein Sessel ist leer, und zwar jener Kunsthandwerks für den Alltag sind bis verfolgte man den radikalen Bruch mit al- für seinen Mentor Klimt, denn dieser war in unsere Gegenwart noch überaus popu- lem Traditionellen. Auch Wagner schloss kurz zuvor verstorben. Schiele nahm dem lär, frei nach Otto Wagners Motto »Es gibt sich den Secessionisten bis 1905 an. Da- väterlichen Freund die Totenmaske ab und kein Leben ohne Kunst und Liebe.«

www.guides-in-vienna.at 95 Anniversarium 100 Jahre Girardi, Materna Naturereignisse der Kulturlandschaft Zum 100. Todestag von Alexander Girardi und Amalie Materna Katharina Trost s ist schwer, die Popularität der treen: Kaiser Franz Joseph liebte Rind- Salten den Schauspieler bezeichnete – ver- beiden mit Stars der Gegenwart eisch, während Girardi Gemüse bevor- schied am 20. April 1918 im Alter von 67 zu messen. Ihr Tod im Jahr 1918 zugte. Schratt servierte ein mit Cham- Jahren. Ehinterließ in der Wiener Kulturlandscha pignons und Kapern bedecktes Stück Girardis letzten Bühnenerfolg erlebte auf jeden Fall eine große Lücke. Beide ge- Rostbraten – heute ein Klassiker der Wie- Amalie Materna nicht mehr, denn die hörten zu den gefeiertsten Künstlern ihrer ner Küche. Die Hofschauspielerin war es legendäre Opernsängerin war bereits Zeit. auch, die Girardi in einer seiner bitters- am 18. Jänner gestorben. Von der Bühne Alexander Girardi wurde am 5. Dezem- ten Stunden beistand. Girardis Ehefrau, hatte sich die große Wagner-Interpretin ber 1850 in Graz geboren. Nach einer die gefeierte Aktrice Helene Odilon, hat- schon 1894 verabschiedet. Geboren wur- Schlosserlehre entschied er sich gegen den te ihren zu Recht eifersüchtigen Gatten de Amalie am 10. Juli 1844 im steirischen Willen der Familie für eine Lauahn als für geistesgestört erklären lassen – ohne St. Georgen. Schon früh förderte man das Schauspieler und Sänger. Mehr als zwan- dass die Kommission unter der Führung Gesangstalent des Mädchens. Über Graz zig Jahre lang war er Ensemblemitglied des späteren Nobelpreisträgers Dr. Julius kam Materna nach Wien und wurde 1869 am eater an der Wien, wo er seine größ- Wagner-Jauregg den »Patienten« jemals als dramatischer Sopran an die Hofoper ten Erfolge feierte, meist im komischen zu Gesicht bekommen hatte. Auf Interven- engagiert. Neben den großen Partien von Fach der goldenen Operetten-Ära. Aber tion der »lieben, guten Freundin« Schratt Gluck, Mozart und Beethoven begeisterte auch in Raimund- und Nestroy-Rollen wurde Girardi rehabilitiert. Außerdem 1875 ihre Interpretation der Titelrolle in beeindruckte der sympathische Darsteller gab Franz Joseph ein Gesetz heraus, das der Urauührung von Karl Goldmarks Kritik und Publikum. Entmündigungsverfahren nur noch per »Die Königin von Saba« die Kritiker. Der Seine Popularität zeigte sich in der allge- Gerichtsbeschluss möglich machte. wichtigste zeitgenössische Komponist meinen Nachahmung seines Kleiderstils: Die Aäre machte Girardis Beliebtheit wurde für sie aber Richard Wagner, mit Man(n) stattete sich mit Girardi-Hut und nicht zu schaen, im Gegenteil. Am 15. dem sie auch eine Freundscha pegte. Girardi-Stock aus. Der Girardi-Rostbra- Februar 1918 gelang ihm in der Rolle des Materna sang die Brünnhilde im ersten in ten geht ebenfalls auf den Volksschauspie- Fortunatus Wurzel in Raimunds »Der Bayreuth aufgeführten »Ring« sowie die ler zurück. Angeblich erfand Katharina Bauer als Millionär« sogar der Sprung Kundry in der Urauührung von »Par- Schratt das Rezept, um die Geschmäcker ans Burgtheater, aber der Triumph währte sifal«. In Wagner-Partien gastierte die ihrer prominenten Gäste in Bad Ischl zu nur kurz. Das »Naturereignis« – wie Felix Operndiva an allen bedeutenden Bühnen Europas, gemeinsam mit dem Komponis- ten reiste sie nach London für umjubelte Konzerte. Sogar nach Amerika führten mehrere Tourneen. Wagner schrieb kurz vor seinem Tod an Materna: »Haben Sie Dank für Ihre große und grandiose Na- tur, die wie ein erfülltes Bedürfnis in mein Leben getreten ist – Gott, wenn ich der letzten Kundry-Abende gedenke: Adieu: Liebe, Gute, Beste.«

Amalie Materna als Königin von Saba Archiv Archiv Wirl Erich

96 K    W F  100 Jahre Victor Adler

Victor Adler Zum 100. Todestag Johann Szegő as Jahr 1882, die gute alte Zeit! Es waren aber damals nicht alle glücklich! Unzufrieden waren etwaD die Deutschnationalen, darum haben sie wichtige Reformen verlangt: radikalen Umbau der Monarchie, Demokratisie- rung des Wahlrechtes, Pensions- und Un- fallversicherung, Verbot der Kinderarbeit. Fahnenträger der Deutschnationalen war Georg Ritter von Schönerer. Einer seiner wichtigsten Mitkämpfer: ein junger Arzt namens Dr. Victor Adler (1852 – 1918). Adler, Sohn einer wohlhabenden jüdi- schen Familie, verließ die Deutschnationa- len, nachdem Schönerer 1885 den totalen Antisemitismus verkündet hatte. Er wid- mete sich nun den sozialen Problemen. Als Armenarzt lernte er das Elend der Arbeiter, insbesondere der Ziegelarbeiter in Favoriten, kennen. Um diesen zu poli- tischen Rechten zu verhelfen, setzte er sei- nen Kampf für die Demokratisierung des Wahlrechtes erfolgreich fort: 1907 wurde in Österreich das allgemeine, direkte, ge- heime und gleiche Wahlrecht für Männer eingeführt! Mehr als ein Fün el der Bevöl- kerung war nunmehr wahlberechtigt. Auch im Sozialwesen waren Adlers Be- strebungen erfolgreich. Am wichtigsten war die Abschaung des Trucksystems: Der Lohn oder ein Teil davon wurde in Form von Gutscheinen ausbezahlt, die nur im Betrieb des Arbeitgebers eingelöst werden konnten. Adlers Kampf galt über- Nationalbibliothek © Österreichische dies dem Alkoholismus. Ständig benebel- te Menschen können nicht für ihre Rechte en zu einer vereinten Kra , zur Sozialde- terreich-Ungarns den Anfang vom Ende kämpfen, also predigte er den Verzicht: mokratischen Arbeiterpartei, zusammen- bedeuten würde.« »Wer die Emanzipation von der Ausbeu- zuschweißen. 1914 brach der große Krieg aus, die euro- tung will, muss die Befreiung vom Alko- Es gab in Österreich nicht nur ein soziales päische Sozialdemokratie assistierte ihm hol wollen.« Er war ferner journalistisch Problem, es gab auch ein nationales. Ad- – abgesehen von einigen Ausnahmen – tätig. Das von seinem Vater erwirtschaf- ler, der Sozialdemokrat, also ein Interna- bedenkenlos. In Adler scheint der alte tete Vermögen steckte Adler 1886 in eine tionalist, versuchte im Namen aller Natio- Deutschnationale wiedererwacht zu sein: Zeitung (»Gleichheit«), 1889 gründete er nalitäten der Monarchie zu sprechen: »… »Es gibt nur eines, was noch schlimmer ist die »Arbeiter-Zeitung«, die rund 100 Jah- wollen wir allen diesen Völkern ein Vater- als der Krieg, das ist die Niederlage.« re lang zu den führenden Tageszeitungen land erkämpfen«, sagte er 1904 in Salz- In den Tagen des Umschwunges war er Österreichs gehören sollte (mit Ausnahme burg. Einige Jahre später herrschte durch noch, obwohl stark leidend, aktiv. Karl der Jahre 1934 – 1945). die Annexionskrise und durch die Bal- Renner bildete am 30. Oktober 1918 eine Seine Tätigkeit brachte Adler o vor kankriege ärgste Kriegsgefahr: »… keines neue Regierung. Adler übernahm die Gericht: 17 Mal wurde er verurteilt, 18 dieser Völker hat von einem Krieg, wie er Agenda eines Außenministers. Zwölf Tage Monate lang war er inha iert. Aber die jetzt losbrechen will, etwas zu erwarten«. später unterschrieb Kaiser Karl I. seine Staatsmacht konnte ihn an seiner wich- Das Ende des Zitates könnte von einem Verzichtserklärung. tigsten Tat nicht hindern: 1888/1889 ge- Propheten stammen: »Sicher ist es, dass Am selben Tag starb Victor Adler. Die 24 lang es ihm in Hainfeld, die unzähligen selbst ein siegreicher Krieg neben dem Stunden später erfolgte Ausrufung der Re- Arbeitervereine, Klein- und Kleinstpartei- Massenelend … für das Staatsgefüge Ös- publik erlebte er nicht.

www.guides-in-vienna.at 97 Anniversarium 100 Jahre Karl Schwanzer Der Ästhet des Wiederaufbaus Zum 100. Geburtstag von Architekt Karl Schwanzer Patricia Grabmayr arl Schwanzer wurde im Jahr 1918 demie für angewandte Kunst und eröne- Anerkennung. Der Durchbruch gelang als Sohn eines Justizwachebeam- te sein eigenes Büro. Seine ersten Au räge ihm mit dem Entwurf für den Österreich- ten und einer Angestellten gebo- betrafen Ladenbau und Ausstellungsbau- Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel ren.K Sein Onkel war ein Zimmermann, ten. Schwanzer schloss sich in dieser Zeit im Jahr 1958, der vier Jahre später nach durch den er früh erste Kontakte mit dem der Gesellscha Bildender Künstler an einigen Umbauten im Schweizer Garten Baugewerbe sammeln konnte. Er matu- und wurde Mitglied der Wiener Seces- als Museum des 20. Jahrhunderts neu auf- rierte 1936 an einem Wiener Gymnasium sion. 1959 wurde er ordentlicher Professor gestellt wurde und bis heute – mittlerweile und studierte anschließend Architektur für Gebäudelehre und Entwerfen an der nach einem weiteren Umbau als Museum an der Technischen Hochschule. Wäh- Technischen Hochschule in Wien. des 21. Jahrhunderts (nunmehr Belvedere renddessen arbeitete er in verschiedenen Seine Leitlinie war seit Erönung seines 21) – als ein Signet der modernen Nach- Architekturbüros. Ateliers: »Qualität geht vor Verdienst!«. kriegsarchitektur gilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Über Beteiligung an internationalen Wett- Von 1947 bis 1975 entwickelte und ent- Assistent bei Oswald Haerdtl an der Aka- bewerben erlangte er Bekanntheit und warf er eine Reihe von sehr prägenden und signi kanten Bauten, die bis heute für die Zeit des Wiederauaus nach dem Zweiten Weltkrieg stehen. Seine eigen- ständige Formensprache verband Funk- tion und Konstruktion. Seine Architektur drückt Gestaltungswille und »moderate Modernität« aus. Mit seinen über 400 Bauten prägt er die österreichische Archi- tektur bis heute. Schwanzer, der 1958 das Österreichische Institut für Formgebung gründete und überdies als Möbeldesigner arbeitete, war somit auch Wegbereiter des Industrial Design in Österreich.

Als seine wichtigsten Bauten in Wien gelten unter anderen die Konzeption zur Erweiterung der Kapuzinergru (Neue Gru , 1960), der Neubau des WIFI (1963), das Philipshaus am Wienerberg (1964), der Zubau zur Hochschule für Angewand- te Kunst (1965), die Christ-Königs-Kirche in Pötzleinsdorf (1963) sowie das Techni- sche Zentrum der Creditanstalt über dem Franz-Josephs-Bahnhof, das 1978 fertig- gestellt wurde. Aufsehen erregte er mit seinem (nicht umgesetzten) Konzept, den zwischen Marienbrücke und Schwedenbrücke zu überdachen und dort Parkplätze, Geschä e und urbanen Frei- raum für die Stadtbewohner zu schaen. Internationale Aufmerksamkeit erregte er mit dem österreichischen Pavillon für die Weltausstellung in Montreal (1967), dem BMW-Verwaltungsgebäude in München (1973) und der österreichischen Botscha in Brasilia (1974). Karl Schwanzer, der im Jahr 1975 den Freitod wählte, war auch publizistisch tä- tig. 1973 veröentlichte er unter dem Ti- tel »Architektur aus Leidenscha « seine

© Österreichische Nationalbibliothek/Borik-Wöl © Österreichische Autobiogra e.

98 K    W F  100 Jahre Nicoletti, Philipp, Marischka »Mir hat’s immer Spaß gemacht« Zum 100. Geburtstag von Susi Nicoletti, Gunther Philipp und Franz Marischka Katharina Trost ines haben die drei unterschiedli- Filmen mit. So kann man ihr komödian- seiner Autobiographie »Mir hat’s immer chen Künstler gemeinsam: Sie ha- tisches Talent in österreichischen Klassi- Spaß gemacht«. Als Philipp am 2. Okto- ben uns alle zum Lachen gebracht. kern wie »Hallo Dienstmann« (1951) und ber 2003 in Bonn-Bad Godesberg starb, EMit dem Tod von Susi Nicoletti verließ am dem Remake von »Mariandl« (1961) be- hinterließ er ein Lebenswerk von fast 150 5. Juni 2005 eine Grande Dame für immer wundern. Filmen. die Bühne des Lebens: Allein am Burg- In letzterem war ihr Partner, wie so o , Zweimal arbeitete er unter der Regie von theater spielte sie über hundert Rollen, Gunther Philipp, dem eigentlich eine ganz Franz Marischka, Spross der berühmten daneben gab es Engagements bei den Salz- andere Lauahn bestimmt war. Er er- Dynastie. Vater Hubert war Operetten- burger Festspielen und am eater an der blickte am 8. Juni 1918 in Siebenbürgen star, der Bruder Ernst ging als Regisseur Josefstadt, das – wie auch die Burg – teils das Licht der Welt. Der Familientradition der Sissi-Filme in die Annalen ein. Franz von ihrem Mann Ernst Haeussermann folgend studierte er Medizin, aber auch wurde am 2. Juli 1918 in Unterach am At- geleitet wurde. Als Professorin am Max- Philosophie, Psychologie und Schauspiel tersee geboren und absolvierte in Wien Reinhardt-Seminar unterrichtete Nicolet- am Max-Reinhardt-Seminar. Neben- das Reinhardt-Seminar. 1939 zur Emi- ti Generationen von Schauspielern – von bei war Philipp ein leidenscha licher gration gezwungen, kehrte er nach dem Senta Berger bis Pia Douwes. Schwimmer, ja sogar jahrelang österrei- Krieg zurück und konzentrierte sich auf Geboren wurde sie als Susanne Habersack chischer Rekordmeister. Beruich prakti- das Schreiben von Drehbüchern sowie am 3. September 1918 in München. Das zierte Philipp zunächst als Neurologe, in deren Inszenierung. Waren es in den von frühester Kindheit an tanzbegeisterte seiner Freizeit veranstaltete er Kabaretts. Sechziger Jahren noch hauptsächlich Re- Mädchen arbeitete bereits mit 15 Jahren 1949 wurde der »Humorist« für den Film vue lme und leichte Komödien, verlegte als Ballerina. Aber Susi wollte mehr: Sie entdeckt und avancierte rasch zum Para- »Zwetschi«, wie ihn seine Freunde nann- nahm den Mädchennamen ihrer Mutter dekomiker des deutschsprachigen Nach- ten, sein Handwerk bald auf erotische an und eroberte nach einer Ausbildung kriegskinos. Typisch für ihn waren nicht Lustspiele. Mit den Reihen »Laß ’ jucken, im Sprechtheater diverse süddeutsche nur seine Schlagfertigkeit, sondern auch Kumpel« (1970 – 75) sowie »Liebesgrüße Bühnen. 1940 zog es Nicoletti nach Wien, das Grimassenschneiden oder Ohren- aus der Lederhose« (1973 – 80) landete er wo sie sogleich an der Burg debütierte wackeln. Zu Philipps bekanntesten Fil- wahre Kassenschlager. Die So -Sex-Filme und hier vor allem in Nestroy- und Rai- men zählen »Kaiserwalzer« (1953), »Die nden heute aber bestenfalls als kultiger mund-Rollen brillierte. Doch wie Nico- Abenteuer des Grafen Bobby« (1961) und Trash ihre Liebhaber. Der »ungekrönte letti es im Titel ihrer Memoiren »Nicht »Liebesgrüße aus Tirol« (1964). Daneben König des deutschen Nackedeikinos«, wie alles war eater« anklingen ließ, gab es schrieb er zahlreiche Drehbücher und es in einem seiner Nachrufe hieß, verstarb überdies das Kino: Sie wirkte in über 90 Boulevardstücke – frei nach dem Motto am 18. Februar 2009 in München. Autogrammkarte aus dem Privatarchiv von Erich Wirl Erich von Autogrammkarte aus dem Privatarchiv Wirl Erich von Autogrammkarte aus dem Privatarchiv Wirl Erich von Autogrammkarte aus dem Privatarchiv

www.guides-in-vienna.at 99 Anniversarium 100 Jahre Cissy Kraner Zum Geburtstag einen Vorderzahn Zum 100. Geburtstag von Cissy Kraner Brigitte Klima n ihren Erinnerungen »Aber der sie Cissy, einen Namen, den sie nie mehr Maxi Böhm und Heinz Conrads zusam- Hugo ließ mich nicht verkommen« abgelegt hat. Anlässlich einer Operetten- menarbeiteten. In dieser Zeit entstanden setzte Cissy Kraner ihrem »Lebens- auührung in der Volksoper lernte sie Cissy Kraners unvergessliche Chansons, Imenschen« Hugo Wiener ein Denkmal. Hugo Wiener kennen. Er lud Cissy Kraner allesamt getextet und komponiert von Sie sind eine Dokumentation über 50 ein, die 23-köp ge Truppe der Revuebüh- Hugo Wiener, mit denen sie zusammen Chansons des Künstler-Gespanns Kraner/ ne »Femina-Bar« für ein Gastspiel nach Kabarettgeschichte schrieben. Engage- Wiener. Südamerika zu begleiten, und sie nahm ments und Tourneen führten sie nach Vor 100 Jahren, am 13. Jänner 1918, wur- an. Venezuela wurde zur neuen Wahlhei- ganz Deutschland, nach Israel und in die de sie als Gisela Kraner in Wien geboren. mat. 1943 heirateten sie und eröneten Schweiz. Daneben trat sie als Kabarettistin Ab 1933 nahm sie Gesangs- und Tanz- gemeinsam eine Exilanten-Bar namens im Fernsehen auf, wirkte in mehreren Fil- unterricht am Wiener Konservatorium »Johnny‹s Music Box« in Caracas, wo sie men mit und spielte etliche Schallplatten für Musik und Dramatische Kunst und allabendlich mit großem Erfolg au raten. ein. sammelte bereits im ersten Schuljahr Als man Cissy heim zum »Reichsarbeits- Mit »Aber der Novak läßt mich nicht Bühnenerfahrung. In der Kleinkunstbüh- dienst« beordern wollte, blieb sie bei verkommen« wurden sie so erfolgreich, ne »Cabaret ABC im Regenbogen« trat ihrem jüdischen Partner. dass sie mit weiteren Fassungen wie »Der sie mit Joseph Meinrad auf. eaterauto- Nach 1954 kehrten sie aus dem Exil in Novak will nichts mehr von mir wissen« ren waren dort u. a. Jura Soyfer, Friedrich ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie und »Aber den Novak lass ich nicht ver- Torberg und Hans Weigel. Ab 1937 stand bald zum Ensemble des legendären Kaba- kommen« die Herzen ihrer Fans erober- sie in den Niederlanden als Operettensou- retts »Simpl« gehörten und mit Bühnen- ten, wie auch mit »Ich wünsch’ mir zum brette auf der Bühne. Dort nannte man stars wie Karl Farkas, Ernst Waldbrunn, Geburtstag einen Vorderzahn« und »Eine verzwickte Verwandtscha sgesellscha «, wo sie die Patchwork-Familie vorweg- nahm. In »Wie man eine Torte macht« er- zählt sie vom chaotischen Tortenbacken. Alle Chansons sind auch heute noch ab- solute Ohrwürmer. 1985 trat Cissy Kraner zweimal als Diseuse in der Wiener Staatsoper auf. Die fast Sieb- zigjährige wurde von dem Wiener Regis- seur und Choreographen Bernd Bienert zu einem Musiktheaterwerk des österreichi- schen Komponisten Gottfried von Einem mit dem lautmalerischen Titel »Radz- Datz« auf die Bühne geholt. Bienert hat ihr eine Rolle auf den Leib geschneidert: tan- zend, karikierend, singend, rezitierend ist sie virtuos über die Bühne gefegt. Auf der Bühne wurde Cissy Kraner meist von ihrem Ehemann Hugo Wiener be- gleitet. Als er 1993 verstarb, trat sie mit Herbert Prikopa auf. Sie selbst verstarb 94-jährig am 1. Februar 2012 im Hilde- Wagener-Künstlerheim in Baden. Sie wur- de im Ehrengrab ihres Mannes auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. 2013 wurde ein Platz im 4. Wiener Gemeinde- bezirk unweit des Hugo-Wiener-Platzes nach ihr benannt. Kraner war eine jener Persönlichkeiten, mit denen ganze Generationen von Ös- terreicherinnen und Österreichern auf- gewachsen sind. Als Grande Dame des österreichischen Musikkabaretts bleibt sie

Archiv Archiv Wirl Erich auf immer in unserem Gedächtnis.

100 K    W F  2018 Kulturgeschichten.

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»Kulturgeschichten.« ist das Schwestermagazin des Kulturmagazins der Wiener Fremdenführer. Siehe Seite 2 für eine genauere Beschreibung.

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Gruppe 40 am Zentralfriedhof, © Haeferl CC-BY-SA-2.0, via Wikimedia Commons Wikimedia via CC-BY-SA-2.0, © Haeferl Gruppe 40 am Zentralfriedhof, reich ihr Leben ließen.

102 K    W F  50 Jahre Lise Meitner Physik und Menschlichkeit Zum 50. Todestag von Lise Meitner Carles Batlle i Enrich ls im Jahr 2015 die ehrwürdige Wiener Universität ihr 650-jäh- riges Jubiläum feierte, wurde Azum wiederholten Male der Umstand be- mängelt, dass sie ihre berühmten Frauen immer noch zu wenig würdigt. Denn im Arkadenhof des Hauptgebäudes am Ring wurden bis dato nur Männer mit Denk- mälern geehrt. Einzig die Schri stellerin Marie von Ebner-Eschenbach hatte eine Tafel bekommen, allerdings ohne Büste oder Medaillon. Nach einer temporären Aufstellung mehrerer berühmter Frauen im Jubiläumsjahr kam im Juli 2016 die lang ersehnte Daueraufstellung von sieben Frauendenkmälern. Eine von diesen Frau- en ist die Kernphysikerin Lise Meitner. Elise Meitner kam am 17. November 1878 zur Welt, und zwar in der Leopoldstädter Kaiser-Joseph-Straße 27 (heute Heinestra- ße). Sie stammte aus einer väterlicherseits aus Mähren eingewanderten jüdischen Familie, in der sie menschliche Wärme und intellektuelle Anregungen erlebte. Die Schule besuchte sie am Czerninplatz, das Interesse für Musik, Mathematik und Naturwissenscha stillte sie auch zu Hau- se. Sie war so lernbegierig, dass sie nachts mit Hilfe einer Glühbirne unter einem Teppich heimlich weiterlas oder mit Bü- chern unterm Kopissen schlief. Ihr kri- tischer Verstand el früh auf, körperlich aber war sie die zarteste und kleinste der Familie und wurde daher »Wutzerl« ge- Nationalbibliothek © Österreichische nannt. 1901 gelang es ihr, am Akademi- schen Gymnasium die Externistenmatura zu bestehen, das Studium an der Universi- jährigen Forschungen führten schließlich dafür bekam. Lise Meitner war über die tät als eine der ersten Frauen abzuschlie- zur Entdeckung der Kernspaltung, aller- folgende Entwicklung und Anwendung ßen und 1906 die Promotion in Physik – dings schon zu einer Zeit, als Lise Meitner der Atombombe entsetzt und hat stets ihre als zweite Frau überhaupt – zu feiern. Sie nicht mehr in Berlin anwesend war. Denn Ablehnung kundgetan. Sie wurde in vie- lernte Max Planck kennen, der sie so sehr inzwischen hatte sich die politische Lage len Ländern hoch geehrt, bekam mehrere begeisterte, dass sie 1907 beschloss, nach derart ver nstert, dass Meitner im Juli Ehrendoktorate und Auszeichnungen und Berlin zu übersiedeln, um weiterhin seine 1938 überstürzt über die Niederlande nach sogar 48 Nobelpreis-Nominierungen. Sie Vorlesungen zu hören. Planck unterstütz- Stockholm oh. Obwohl sie in Schweden blieb bis zur ihrer Pensionierung 1960 in te sie so gut er konnte: Lise Meitner wurde freundlich aufgenommen wurde, waren Schweden, um dann nach Cambridge zu 1912 sogar »der erste weibliche Assistent« die Arbeitsbedingungen alles andere als übersiedeln, in die Nähe eines ihrer Brü- Preußens! ideal. Meitner blieb in brieichem Kontakt der und ihres Neen Otto Robert Frisch, Noch wichtiger für ihre Zukun wurde mit Otto Hahn, dem mit Fritz Straßmann auch Physiker von Beruf, mit dem sie sich die Zusammenarbeit mit dem Chemiker endgültig der Beweis der Entdeckung ge- sehr gut verstand. Lise Meitner starb kurz Otto Hahn, den sie gleich nach ihrer An- lang. Nach Meinung vieler wäre es ohne vor ihrem 90. Geburtstag am 27. Oktober kun kennengelernt hatte. Ihre gemein- Lise Meitner nicht dazu gekommen, was 1968 in Cambridge. Auf ihrem Grabstein same Tätigkeit dauerte 30 Jahre, während zu leichten und vorübergehenden Un- in Bramley, in der Grafscha Hampshire, Meitner zu einer selbstbewussten und stimmigkeiten mit Otto Hahn nach dem kann man lesen: »A physicist who never anerkannten Physikerin wurde. Die lang- Krieg führte, da er 1946 den Nobelpreis lost her humanity.«

www.guides-in-vienna.at 103 Anniversarium 50 Jahre Max Brod Max Brod Zum Todestag vor 50 Jahren Marius Pasetti ls »Advokat der Menschlichkeit« nuskripte zu vernichten, glückerweise musikalischen Werken bestehend, würde oder auch als »letzter Romanti- missachtete, sollte es später gelingen, den die Opuszahl 100 erreichen. ker« wird Max Brod (1884 – 1968) Schri stellerkollegen vom Stigma, bloß Eine temporäre Freundscha verband Aimmer wieder bezeichnet. Posthume um- Autor des Nihilismus zu sein, zu befreien. Brod mit Franz Werfel. Sie fand ihr jähes fangreiche Bekanntheit blieb ihm vor al- Brods Kindheit verlief nicht unproble- Ende, als Werfel zum Katholizismus kon- lem aufgrund seines Einsatzes für Franz matisch: Er litt an einer Kyphose (Krüm- vertierte; für den Zionisten Brod ein in- Kaa und Leoš Janáček erhalten. mung der Wirbelsäule). Die resolute akzeptabler Schritt. Brods Verhältnis zum Noch bevor sich der »Prager Kreis« – eine Mutter setzte notwendige Schritte, eine Zionismus verdichtete sich seit Ausbruch Gemeinscha von gleichgesinnten haupt- lebenslange Behinderung zu verhindern. des Ersten Weltkrieges. Bereits Ende der sächlich deutschsprachigen Autoren aus Dem Wunsch des Vaters folgend studierte 1920er Jahre ging er mit spitzer Feder dem ehemaligen Böhmen – konstituier- Brod neben Musikwissenscha und Kom- gegen die Blut-und-Boden-Dichter seiner te, war es zu einer ersten Begegnung zwi- position auch Jus und trat eher widerwil- Heimat vor. schen Brod und Kaa gekommen. Ober- lig einen Posten bei der Prager Postdirek- Brods frühe literarische Werke »Der Som- ächlich betrachtet konnten die beiden tion an. Brods Begeisterung für die Musik mer, den man sich zurückwünscht« oder wohl unterschiedlicher nicht sein. Kaa zeigte sich in dem Umstand, dass er die »Beinahe ein Vorzugsschüler« zeugen galt als in sich gekehrt, schweigsam, Brod Libretti der Opern von Leoš Janáček ins noch von leichtmutiger Melancholie. Als el immer wieder durch sein viriles Wesen Deutsche übersetzte, und er komponierte sein Hauptwerk wird immer wieder der und seine Eloquenz auf. Brod, der Kaas auch selbst. Sein musikalisches Oeuvre, historische Roman »Tycho Brahes Weg testamentarische Anordnung, seine Ma- hauptsächlich aus Liedern und kammer- zu Gott« genannt. Darin behandelt Brod unter anderem den Gegensatz zwischen metaphysischen Belangen und exakter Wissenscha . Er selbst bevorzugte erste- res; eine Tendenz, die grosso modo und in zeitbedingten Abstufungen sein litera- risches Werk dominierte. omas Mann bot ihm an, nach Kalifor- nien zu emigrieren, doch Brod zog das Exil in Palästina vor. Am »Habima«, dem Nationaltheater in Tel Aviv, wirkte er als Dramaturg und Regisseur. Brods praktische Tätigkeit am eater ist heute so gut wie in Vergessenheit geraten. Bekannter dür e seine Dramatisierung von Jaroslav Hašeks »Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk sein«, die in Ber- lin in den späten 1920er Jahren in einer Inszenierung von Erwin Piscator und mit Max Pallenberg in der Titelrolle uraufge- führt wurde. In Palästina sollte Brod zehn Jahre nicht publizieren. Ein Grund dafür ist sicher- lich in den familiären Verlusten zu nden, die Brod damals hinzunehmen hatte. 1942 stirbt seine Gattin Elsa, an der Brod, der zwar als Frauenliebling galt und in seiner Prager Zeit die Betten der Damenwelt der Stadt häu g wechselte, sehr hing. Sein Bruder Otto, der auch schri stellerisch tätig war, verlor gemeinsam mit seiner Fa- milie sein Leben im Konzentrationslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Brod jährlich nach Europa zurück, sein fester Wohnsitz blieb jedoch Tel Aviv. Dort starb

© Joost Evers/Anefo CC-BY-SA-., via Wikimedia Commons via CC-BY-SA-., © Joost Evers/Anefo er am 20. Dezember 1968.

104 K    W F  +43 1 587 36 33-62 www.guides-in-vienna.at

Vienna Guide Service Die Wiener Fremdenführer-Vermittlung

Wir vermitteln schnell und zuverlässig den richtigen Fremdenführer für Ihre Führung in Wien! Anniversarium 50 Jahre Prager Frühling Als der Frühling verwelkte Zum 50. Jahrestag des Prager Frühlings Carles Batlle i Enrich ie Jahre mit der Endzahl 8 schei- Prager Frühling bekannt werden sollte. Im österreichische Grenze, und etwa 60 000 nen in der tschechischen Ge- Land selbst war seit 1946 mit dem Begri kehrten nicht von ihren Ferien in Jugo- schichte des 20. Jahrhunderts »Pražské jaro« ein Musikfestival gemeint, slawien oder Italien nach Hause zurück, SchicksalsjahreD zu sein: die Ausrufung der das übrigens bis heute existiert. sondern blieben im Land. Allerdings be- Tschechoslowakischen Republik 1918, die nützten die meisten das Land als Zwi- Sudetenkrise 1938, die Machtübernahme Verschiedene Maßnahmen und Entwick- schenstation oder kehrten später in die der Kommunisten 1948 – und der Prager lungen – wie die Auebung der Presse- Tschechoslowakei zurück. Viele Flüchtlin- Frühling 1968. All diese Ereignisse wer- zensur – ließen in Moskau die Alarmglo- ge fanden in Wien oder in anderen Teilen den heuer wieder ema von Gedenkver- cken läuten. Nach wochenlangen Treen Österreichs hilfsbereite Menschen, die sie anstaltungen, Ausstellungen, Publikatio- und Drohungen marschierten am 21. Au- aufnahmen. Zuerst wurden die Tschecho- nen oder Symposien. gust 1968 fast 500 000 bulgarische, polni- slowaken nicht daran gehindert, das Land Vor 50 Jahren ist der Versuch der Tsche- sche, sowjetische und ungarische Soldaten zu verlassen, erst im Herbst 1969 wurde choslowakischen Kommunistischen Par- in das Land ein und besetzten rasch alle die Grenze dicht gemacht. Nur um die tei misslungen, Politik und Gesellscha strategisch wichtigen Punkte: eine noch 12 000 Flüchtlinge baten um Asyl in Öster- zu reformieren und eine Art »Sozialismus gewaltigere Invasion als in Ungarn zwölf reich. Das sind viel niedrigere Zahlen als mit menschlichem Antlitz« zu etablieren. Jahre zuvor. Obwohl die tschechische zur Zeit der Monarchie, als zum Beispiel Man wollte die nicht gerade erfolgreiche Führung vor Gewaltausbrüchen gewarnt in der zweiten Häl e des 19. Jahrhunderts Planwirtscha durch eine sozialistische hatte, waren etwa 150 Tote zu beklagen, viele Tausende Einwohner Böhmens und Marktwirtscha ersetzen, übersah aber ein Drittel davon Soldaten. Passiver Wi- Mährens ihr Glück in der Haupt- und Re- die großen Widerstände der Sowjetunion derstand und ziviler Ungehorsam konn- sidenzstadt Wien versuchten. Seit damals und des gesamten Warschauer Paktes. ten die Niederlage jedoch nicht aualten. gehören tschechische Familiennamen zu Im Herbst 1967 hatten schon die Studen- Die politische Führung wurde entmachtet den häu gsten in der Stadt: Novotný oder ten revoltiert, Monate vor den großen oder festgenommen, der neue starke und Proháska, Svoboda oder Novák, Navrátil westlichen Unruhen im Mai des darauf- linientreue Mann betrat die Bühne: Gus- oder Pospíšil lassen sich – teilweise in et- folgenden Jahres, Proteste, die gewalt- táv Husák. Wie in Ungarn mussten alle was modi zierter Schreibform – auf vie- sam aufgelöst wurden. Bereits Anfang Honungen auf eine politische Önung len Türenschildern nden. 1968 übernahm der Slowake Alexander des Landes begraben werden. Dubček (1921 – 1992) die Parteiführung, Die Niederschlagung des Prager Frühlings Übrigens: Das positive Ende dieser Ent- und es begann eine gewisse Önung sicht- blieb nicht ohne Konsequenzen für Öster- wicklung, die Samtene Revolution, fand in bar zu werden, die – passend zur damali- reich: Fast 100 000 Menschen – darunter einem Jahr mit der Endzahl 9 statt, näm- gen Jahreszeit – von westlichen Medien als viele Intellektuelle – üchteten über die lich 1989.

Der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag

106 K    W F  50 Jahre Freud Gesellschaft Die Sigmund Freud Gesellschaft Zur Gründung vor 50 Jahren Brigitte Lindinger ie Sigmund Freud Gesellscha wurde 1968 als wissenscha li- cher Verein in Wien gegründet. IhrD Ziel ist die Förderung und Unterstüt- zung der Forschungen zu eorie und Praxis der Psychoanalyse im Allgemei- nen und zum Leben und Werk Sigmund Freuds im Besonderen. Unter Leitung von Prof. Friedrich Hacker, dem ersten Präsidenten der Gesellscha , wurde Freuds frühere Praxis in der Berg- gasse 19 im neunten Gemeindebezirk mit Subventionen der Bundesregierung und der Stadt Wien erworben und zu einem Museum adaptiert. Am 15. Juni 1971 wurde dieses in Anwesenheit von Freuds Tochter Anna, die zu diesem Anlass zum ersten Mal seit ihrer Vertreibung nach Wien gekommen war, erönet. Bis dahin gab es hier keine Einrichtung, die Freud und sein Werk der Öentlichkeit bekannt gemacht hätte. Anna Freud, selbst Psychoanalytikerin, widmete dem Museum die Einrichtung des Wartezimmers. Entlang der Wände wurden Vergrößerungen aus der Foto- sammlung von Edmund Engelhart ange- bracht, die einen nachhaltigen optischen Eindruck der Ausstattung des Behand- lungs-und Arbeitszimmers Freuds ver- mitteln. Engelhart fertigte diese Fotoserie im April 1938 von allen Räumen in der Berggasse an und schuf so eine einzig- artige Dokumentation der Wohnung und Sigmund Freud, 1926 Praxis Sigmund Freuds kurz vor dessen Emigration aus Wien (am 4. Juni 1938 verließ Freud mit seiner Familie Wien). eingerichtet wurde, verfügt sie über 50 000 ker und Besucher an. Die Gesellscha ist 1986 konnte die Sigmund Freud Gesell- Dokumente, Fotos, Manuskripte, Tonträ- bemüht, ihren Mitgliedern die Anfänge scha die Privatwohnung der Familie ger, Zeitungsausschnitte etc. der Psychoanalyse in Wort und Bild zu Freud im selben Stockwerk, gegenüber- 1992 wurde das Museum um die Anna- vermitteln und auf diese Weise Bindeglie- liegend der Ordination, erwerben. Die Freud-Gedenkräume in der früheren Or- der zwischen Vergangenheit, Gegenwart Finanzierung erfolgte aus einem Bene z- dination Anna Freuds vergrößert. Diese und Zukun der analytischen Bewegung konzert, das Leonard Bernstein im Jahr neuen Räume umfassen ihr ehemaliges herzustellen. Im Unterschied zu den über davor zugunsten der Gesellscha im Wie- Arbeits- und Wohnzimmer sowie den die ganze Welt verstreuten psychoanaly- ner Musikverein gegeben hatte, sowie der Medienraum. tischen Verbänden ist sie ortsgebunden. Unterstützung des Bundesministeriums Seit ihrer Gründung hat die Sigmund Die Stelle, an der der Gründer der Psy- für Wissenscha und Forschung und der Freud Gesellscha zahlreiche Vorträge choanalyse gelebt und gearbeitet hat, er- Gemeinde Wien. In die ehemalige Pri- und Seminare veranstaltet, vor allem aber weckt im Besucher die Honung, hier vatwohnung übersiedelte die Bibliothek. die historischen Räume in der Berggasse auch einen Abglanz des Pioniergeistes zu Sie umfasst heute rund 25 000 Werke zu 19 wiederhergestellt und als Museum und nden, dem die Psychoanalyse ihre Ent- angewandter und theoretischer Psycho- Forschungsstätte erönet. Mit den von stehung verdankt und der wesentlich ist, analyse, zu psychoanalytischer Pädagogik Anna Freud gesti eten Originalobjekten um ihre Erhaltung und Weiterbildung sowie zur Geschichte der Psychoanalyse. und vielen Sonderausstellungen zieht das unter den Bedingungen unserer heutigen Mit den Beständen des Archivs, das 1971 Sigmund Freud-Haus tausende Analyti- Welt zu sichern.

www.guides-in-vienna.at 107 Anniversarium weitere Anniversarien Diverse Weitere Anniversarien Von 1418 bis 1868 Christa Bauer 600 Jahre Melk übergeben und erblühte unter ihnen Ebenfalls anwesend waren die königlichen Abwanderung der Schottenmönche aus zu neuem Leben. Aber der Name Schot- Statthalter Jaroslav von Martinitz und Wien 1418 tensti ist bis heute geläu g. Wilhelm Slawata sowie der Schreiber Phi- Herzog Heinrich II. von Babenberg ver- lipp Fabricius. Die Stimmung heizte sich legte seine Residenz 1155 von Regensburg immer mehr auf, bis einer der Böhmen (wo er bis dahin als Herzog von Bayern 400 Jahre vorschlug, die Kontrahenten ganz nach residierte) nach Wien und gründete hier Prager Fenstersturz 1618 »altböhmischen Brauch« aus dem Fenster im selben Jahr das Schottenkloster. Dazu Kaiser Rudolf II. verlegte 1583 seine zu werfen. Sternberg und Lobkowitz durf- berief er iroschottische Mönche aus Re- Hauptstadt von Wien nach Prag. Der ten den Sitzungssaal verlassen, die drei gensburg nach Wien, die ihre Kloster- selbstbewusste böhmische Adel war anderen stürzte man aus dem Fenster 16 anlage außerhalb der damaligen Stadt- meistens protestantisch, daher gestand Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wun- mauern errichteten. Da zu Beginn des Rudolf II. 1609 mit dem »Majestätsbrief« der überlebten alle drei »Fenestrierten«, 15. Jahrhunderts verstärkt Missstände den Böhmen volle Religionsfreiheit zu, denn sie landeten auf einem Misthaufen. au raten – die Mönche ließen das Kloster um seine Macht zu erhalten. Dennoch Fabricius wurde später vom Kaiser geadelt mehr und mehr verfallen und verpfände- gab es immer wieder Zwangsmaßnahmen und erhielt den Namen »von Hohenfall«. ten sogar die Glocken – sollte es zu einer gegen die Protestanten, wogegen Vertreter Dieser Vorfall war der letzte Auslöser für päpstlichen Generalvisitation kommen. des Adels bei Kaiser Matthias, der seinem den Dreißigjährigen Krieg. Wien war nur Diese wurde seitens der Mönche nicht Bruder Rudolf nach dessen Tod auf den zu Beginn und am Ende Kriegsschauplatz, akzeptiert, mit der Begründung, dass nur ron gefolgt war, protestierten. Matthias der Großteil dieses schrecklichen Gemet- Schotten das Kloster betreten dur en. ließ die Adeligen mit ihren Forderungen zels spielte sich auf heutigem deutschen Nach der Zusicherung freien Geleits und abblitzen. Im Mai 1618 kam es zu einem Gebiet ab und hinterließ dort ein veröde- der Übergabe eines »Reisegeldes« durch Aufruhr vor dem Prager Hradschin. Ei- tes und entvölkertes Land. Beendet wurde Herzog Albrecht V. verließen die Mönche nige Adelige drangen in den Sitzungssaal dieser Krieg am 24. Oktober 1648 durch 1418 Wien und kehrten in ihr Stammklos- vor und gerieten dort rasch in einen hef- den »Westfälischen Frieden«. ter St. Jakob nach Regensburg zurück. Das tigen Streit mit Burggraf Adam von Stern- Kloster wurde Benediktinermönchen aus berg und Kanzler Diepold von Lobkowitz. Tod von Erzherzog Maximilian III. 1618 Maximilian wurde 1558 als Sohn des spä- teren Kaiser Maximilian II. und dessen Der Totentanz von Anno Neun, Gemälde von Albin Egger-Lienz, 1908 Frau Maria von Spanien, der Tochter von Kaiser Karl V., geboren. Da er drei ältere Brüder hatte, lag auf der Hand, dass Ma- ximilian die Kaiserwürde nicht erreichen würde. Vielleicht war dies ein Grund, wa- rum er nicht zur Erziehung nach Spanien geschickt wurde, sondern am Wiener Hof verblieb und hier eine für die damalige Zeit sehr humanistische und in religiösen Fragen tolerantere Bildung erhielt. Vor- übergehend übernahm Maximilian die Statthalterscha in Innerösterreich und führte 1596/97 die kaiserlichen Truppen seines Bruders in den Krieg gegen die Osmanen. Er gehörte seit 1584 dem Deut- schen Orden an und stand diesem später als Hochmeister vor. Als sein Onkel, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, 1595 ohne männlichen Erben starb, el Tirol an Maximilians Bruder, Kaiser Rudolf II. Dieser übergab das Land 1602 seinem jüngeren Bruder als »selb- ständigen Landesfürsten von Tirol und den Vorlanden«, worauin Maximilian seine Residenz nach Innsbruck verlegte.

© Belvedere, Wien (Foto: Johannes Stoll) (Foto: Wien © Belvedere, Maximilian blieb unverheiratet und leb-

108 K    W F  Diverse

te sehr zurückgezogen. Er starb 1618 in Wien, wurde dennoch im Innsbrucker Maximilian III. Dom beigesetzt. Gemälde von Martino Rota, um 1580

350 Jahre Brand in der Wiener Ho urg 1668 Unter der Regierung von Kaiser Leopold I. (1640 – 1705) begann man mit dem Bau des Leopoldinischen Traktes in der Hourg. Mit dem Bau beau ragt waren die Brüder Carlo Martino und Dome- nico Carlone, die Pläne stammten von Philiberto Lucchese. 1667 konnte Kaiser Leopold mit seiner Familie die neuen Räumlichkeiten beziehen, jedoch brach am 23. Februar 1668 ein Brand aus, ver- ursacht durch eine umgestoßene Kerze. Es kam zu einem großen Durcheinander, denn inmitten der vielen Menschen, die den Brand löschen wollten, befanden sich auch einige nicht ganz ehrenha e, die sich an den eilig aus den Fenstern geworfenen Kostbarkeiten bereichern wollten. Kaiser Leopold ordnete den Wiederauau des Traktes an, dieser wurde von Giovanni Pietro Tencala übernommen. Der neue Bau war nicht nur länger, sondern auch um ein Stockwerk höher und wurde 1680 fertig gestellt.

250 Jahre Geburt von Joseph Schreyvogel 1768 Joseph Schreyvogel wurde am 27. März 1768 in Wien geboren. Er besuchte das Piaristengymnasium und studierte da- nach an der Universität Wien. Er begann, politische und philosophische Aufsätze zu veröentlichen, unter anderem in der »Wiener Zeitschri «. Nach einigen Jahren in Jena und Weimar kehrte er 1796 nach Wien zurück und gründete die Zeitschri »Das Sonntagsblatt«, in der er unter dem Namen » omas West« selbst publizierte. © KHM-MuseumsverbandWien, Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Später wurde er als Dramaturg an das k. k. Ho heater bestellt, wo er Stücke von te er bis zu seinem el en Lebensjahr den Eine Professur an der Akademie der Bil- Shakespeare, Calderón und vor allem des Familiennamen der Mutter, Trojer. Erst denden Künste in Wien wurde durch Erz- jungen Franz Grillparzer auf den Spiel- danach war es ihm gestattet, den Namen herzog Franz Ferdinand verhindert, der plan setzte und das eater zu neuen seines Vaters, des Malers Georg Egger, mit den monumentalen und den o mit künstlerischen Meisterleistungen führte. anzunehmen, und seit 1891 nannte er Leid und Tod existenziellen Situationen Schreyvogel starb 1832 an der Cholera, sich Egger-Lienz. Immerhin kümmerte darstellenden Werken des Malers nichts seine Grabstelle be ndet sich heute am sich der Vater um die Ausbildung seines anzufangen wusste. Egger-Lienz verließ Zentralfriedhof. Sohnes und ermöglichte ihm das Stu- darauin Wien und ging nach Weimar, dium der Malerei an der Akademie der später nach Südtirol. Nach dem Ersten Bildenden Künste in München. Nach Weltkrieg, in dem er sich zu den Tiroler 150 Jahre seiner Heirat mit der Wienerin Laura Standschützen meldete, wurde ihm sei- Geburt von Albin Egger-Lienz 1868 von Egger-Möllwald ließ sich der Künst- tens der Wiener Akademie der bildenden Der Maler wurde am 29. Jänner 1868 in ler 1899 in Wien nieder und begründete Künste nun die Professur angeboten – er Stribach bei Lienz in Osttirol geboren. Da mit anderen Künstlern den Hagenbund, lehnte ab. 1926 starb Egger-Lienz in St. er unehelich geboren worden war, führ- später gehörte er auch der Secession an. Justina bei Bozen.

www.guides-in-vienna.at 109 Rundschau Albertina 2018 Keith Haring und Claude Monet wird zum 85. Geburtstag eine umfassende Schau gewidmet. Pa- Im Frühjahr 2018 präsentiert die ALBERTINA parallel zwei kosta ist mit ihrem feministischen Werk seit den 1970er-Jahren große Ausstellungen: Das Wiener Aquarell mit über 200 Wer- eine Größe in der heimischen Kunstlandscha . ken von Ferdinand Georg Waldmüller bis Rudolf von Alt. Daneben widmet die ALBERTINA erstmals in Österreich Keith Monumentale Aquarelle stehen im Zentrum des Werks von Haring (1958 – 1990) eine Retrospektive. Haring wäre 2018 Martha Jungwirth (*1940, Kokoschka-Preis 2018), von der sechzig Jahre alt geworden. Die ALBERTINA zeigt den amerika- ebenfalls eine Retrospektive zu sehen ist. nischen Ausnahmekünstler in einer umfassenden Schau mit 100 Werken aus internationalen Museen und Privatsammlungen. Positionen der Street Photography Im Herbst zeigt die ALBERTINA die erste umfassende Präsen- Mit Alfred Seiland (*1952) zeigt die ALBERTINA einen ös- tation von Claude Monet (1840 – 1926) seit über zwanzig Jah- terreichischen Vorreiter der Farbfotograe. Seiland zählt auch ren in Österreich. Die Ausstellung spannt den Bogen von seinen international zu den etabliertesten Fotokünstlern. ersten vorimpressionistischen Werken bis hin zu seinen aller- letzten Gemälden, die in seinem Garten in Giverny entstanden Mit Helen Levitt (1913 – 2009) ist eine der einussreichsten und sind. Die Retrospektive ist mit fast 100 Gemälden von über 40 berühmtesten Fotogrannen überhaupt zu sehen. Die Ameri- Leihgebern aus aller Welt bestückt. kanerin ist eine Pionierin der Street Photography. Seiland und Levitt arbeiten schon früh mit Farbe und zählen neben Lisette Model in der Zwischenkriegszeit zu den Hauptvertretern der Florentina Pakosta und Martha Jungwirth Street Photography. Die Albertina widmet der amerikanischen 2018 zeigt die ALBERTINA zwei der wichtigsten österreichi- Fotogran eine Retrospektive und führt rund 130 ihrer ikoni- schen Künstlerinnen unserer Zeit: Florentina Pakosta (*1933) schen Werke zusammen. Jakob Alt, Blick aus dem Atelier des Künstlers in der Alservorstadt des Künstlers gegen Dornbach, 1836, Albertina Blick aus dem Atelier Alt, Wien Jakob Molterer © Georg Prunkkräume,

110 K    W F  Rundschau © Musée Marmottan Monet, Paris / The Bridgeman ArtThe Library / Paris Monet, 1917 © Musée Marmottan – 1914 Seerosen, Claude Monet,

Ausstellungen 2018 im Überblick

Das Wiener Aquarell 16. Februar bis 13. Mai 2018 Martha Jungwirth 2. März bis 3. Juni 2018 Meisterwerke aus der Fotosammlung 7. März bis 17. Juni 2018 Keith Haring 16. März bis 24. Juni 2018 Florentina Pakosta 30. Mai bis 26. August 2018 Meisterwerke der Architekturzeichnung (Teil 2) 22. Juni bis 30. September 2018 Alfred Seiland 13. Juni bis 7. Oktober 2018 Claude Monet 21. September 2018 bis 6. Jänner 2019 Niko Pirosmani 12. Oktober 2018 bis 6. Jänner 2019 Helen Levitt 24. Oktober 2018 bis 17. Februar 2019 © Keith Haring Foundation Haring September 1982, © Keith Titel, Ohne Haring, Keith Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner Dauerha Terminänderungen vorbehalten Habsburgische Prunkräume Täglich von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch & Freitag von 10 bis 21 Uhr Dauerha www.albertina.at

www.guides-in-vienna.at 111 Rundschau

Kunstvoll Das Dorotheum ist Tre punkt für Kunstliebhaber und Sammler.

»Seit 1707« trägt das Dorotheum in seinem Firmenlogo und ist im Jahr publiziert. Eine beachtliche Anzahl der Versteigerungen damit das älteste der großen Auktionshäuser der Welt. In der ndet online statt. Wiener Innenstadt, in der Dorotheergasse 17, liegt der Stamm- sitz des Unternehmens, das über mehr als 40 Filialen und Reprä- Einzigartige Vielfalt sentanzen im In- und Ausland verfügt. Moderne Kunst, Alte Meister, Gemälde des 19. Jahrhunderts, Antiquitäten, Juwelen sowie Sammelobjekte, wie zum Beispiel Als bekannte Wiener Institution verkörpert das Dorotheum ein antike Münzen, Handschri en prominenter Persönlichkeiten Stück österreichischer Geschichte. 80 Jahre nach der Gründung oder historisches Spielzeug – im Dorotheum gilt es, eine ein- erfolgte 1787 die Übersiedlung in das ehemalige Dorotheer- zigartige Vielfalt zu entdecken. Die prunkvollen Schauräume kloster: Das »Dorotheum« erhielt damit seinen heutigen Namen. im 1. Stock des Palais in der Dorotheergasse bieten auf etwa Das prunkvolle Palais in der Dorotheergasse an der Stelle des al- 1 600 m2 Platz für die Ausstellung der Auktionsobjekte. ten Klosters wurde 1901 fertiggestellt. Die Pläne für den Neubau im neobarocken Stil entwarf der bekannte Ringstraßenarchitekt Auktionsrekord 2017 in Österreich: Emil Ritter von Förster. Kaiser Franz Joseph selbst nahm die feier- 2,345 Millionen Euro für Egon Schiele liche Erönung vor. Die Räumlichkeiten entsprachen bereits da- Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne sind neben Ge- mals allen Anforderungen eines großen Auktionshauses; in den mälden Alter Meister besondere Schwerpunkte. Design und Ju- weitläugen Schauräumen und Salons traf sich die elegante Auk- gendstil sind bei Sammlern ebenso hoch begehrt. Egon Schiele tionsgesellscha . Heute bildet das Palais das einmalige, attraktive war der Star einer Auktion im November 2017: Eine Gouache Ambiente für die großen internationalen Auktionen. Zum Ers- mit schwarzer Kreide auf Papier aus dem Jahr 1917, eine liegen- ten, zum Zweiten und zum Dritten heißt es auch heute noch, im de Frau darstellend, wurde für 2,345 Millionen Euro versteigert 311. Jahr seines Bestehens. Rund 100 Auktionskataloge werden – Auktionsrekord in Österreich im Jahr 2017.

Franz-Joseph-Saal/Palais Dorotheum

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Im Juni 2017 wurde das bisher wertvollste Buch versteigert, für oben: Carl Theodor von Piloty und Franz Adam, sensationale 367.237 € ging die 1543 erschienene Erstausgabe »Kaiserin Elisabeth von Österreich als Braut zu Pferd in Possenhofen 1853«, »De humani corporis fabrica libri septem« (Über den Bau des versteigert für 1.540.000 € menschlichen Körpers) des in Padua lehrenden Arztes Andreas unten: Egon Schiele, »Liegende Frau«, 1917, versteigert für 2.345.000 € Vesalius an einen Saalbieter. Einen besonderen Aufschwung er- leben auch die klassischen Fahrzeuge. Ein ziegelroter 1958er Mercedes Benz 300 SL Roadster oder die 1963er Shelby Cobra 289 Mk.1 knackten die Millionengrenze.

Kaiserlich Kaiserin Sisi steht bei den jährlich stattndenden Kaiserhaus- Auktionen im Mittelpunkt des Interesses. Versteigert wurden unter anderem ihr Reithut (134.500 €), ein Paar ihrer persön- lichen Stieetten aus Seide mit Spitzenbesatz oder ihre per- sönliche Reise-, Schreib- und Nähgarnitur (jew. 75.000 €), ihr persönlicher Trauerfächer (26.400 €) oder ein Paar ihrer persön- lichen Handschuhe (15.000 €).

Wie beliebt Kaiserin Elisabeth auch heute noch ist, zeigt die hohe Ansteigerung für das Gemälde »Kaiserin Elisabeth von Öster- reich als Braut zu Pferd in Possenhofen 1853«. Es war ein Ge- schenk an Kaiser Franz Joseph im Verlobungsjahr und konnte im April 2017 mit 1.540.000 € seinen Schätzwert vervielfachen.

Einkaufsvergnügen Bei »Dorotheum Juwelier« können Sie eine ganz besondere Schmuckkollektion entdecken: In Zusammenarbeit mit der Münze Österreich entstanden außergewöhnliche Schmuckstü- cke – historische Münz-Prägestempel, die strahlende Sonne und das pulsierende Herz darstellend, entdeckt beim Umbau des Shops der Münze Österreich, wurden für diese Schmuckkollek- tion verwendet.

Kunstliebhaber werden auch bei der »Dorotheum Galerie« fün- dig. Das Sortiment reicht von Bildern, Glas, Möbeln, Teppichen und Uhren über Porzellan und Keramik, Silber-, versilberte und Metallgegenstände bis hin zu Skulpturen, wissenscha lichen Objekten und Vintage-Modeschmuck.

Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien Mo – Fr: 10 – 18 Uhr, Sa: 9 – 17 Uhr, www.dorotheum.com

Frans Francken »Zwischen Tugend und Laster«, versteigert für 7.022.300 € (Weltrekordpreis) Fotos: Dorotheum Fotos:

www.guides-in-vienna.at 113 Rundschau 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek Die Österreichische Nationalbibliothek begeht 2018 ihr 650-jäh- Gegenwart und ist so zugleich auch ein Rundgang durch die riges Jubiläum. Sie ist damit eine der ältesten und bedeutends- politische Geschichte Österreichs. Durch die Ende des 19. Jahr- ten Gedächtnisinstitutionen dieses Landes. Als Vermittlerin hunderts in die Bibliothek aufgenommene Papyrussammlung zwischen Vergangenheit und Zukun stellt sie ihren Geburtstag Erzherzog Rainers ist die Schau zugleich ein Streifzug durch die unter das Motto »Unsere Geschichte lebt« und bietet im Jubi- Mediengeschichte, die vor über 3 000 Jahren im Ägypten der läumsjahr ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Aus- Pharaonen beginnt und mit einem Blick in die digitale Zukun stellungen, Konzerten, Lesungen, Vorträgen, Filmvorführungen des Wissens endet. und zahlreichen Aktionstagen. Über 170 außergewöhnliche Objekte der Bibliothek – Pracht- handschri en und wertvolle Frühdrucke, kostbare Musiknoten Schatzkammer des Wissens und Landkarten ebenso wie Fotos und Graken – werden bis 13. Der Veranstaltungsreigen beginnt mit der großen Jubiläums- Jänner 2019 im Prunksaal zu sehen sein. ausstellung »Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Öster- reichische Nationalbibliothek«. Ab 26. Jänner 2018 ist sie im Objekt des Monats Prunksaal zu sehen und präsentiert 650 Jahre Kultur- und Bi- Begleitet wird diese Jubiläumsausstellung das ganze Jahr hin- bliotheksgeschichte, wie sie kaum eine andere Bibliothek zu durch von der Veranstaltungsreihe »Objekt des Monats«: Zwölf erzählen weiß. Sie führt von den Anfängen der kaiserlichen Präsentationen von Experten des Hauses bringen jene Kostbar- Hoibliothek über die Nationalbibliothek der 1. Republik und keiten näher, die aus konservatorischen Gründen nur höchst die dunklen Zeiten des 2. Weltkriegs bis in die unmittelbare selten das Licht der Öentlichkeit erblicken und daher auch nur © Sabine Hauswirth/Österreichische Nationalbibliothek © Sabine Hauswirth/Österreichische im Prunksaal, Troppau des Johannes von Johanna Rachinger mit dem Evangeliar Dr. Generaldirektorin

114 K    W F  Rundschau © Image by Google Daniel1730, © Image by Gran, des Prunksaals, Deckenfresko für jeweils einen Monat im Prunksaal zu sehen sein werden. aufgenommen wurde – vermitteln einen lebendigen Eindruck Darunter etwa Mozarts »Requiem«, die berühmte Gutenberg- vom Leben und Denken in der »Versuchsstation des Weltunter- Bibel, das handschri lich korrigierte Typoskript von Ingeborg gangs« (Karl Kraus). Bachmanns Gedicht »Böhmen liegt am Meer« – und das Evan- geliar des Johannes von Troppau. Open House und Filmreihe im Frühjahr und Sommer Am 6. Mai heißt es dann Türen und Tore auf. Beim »Open Ganz in Gold geschrieben, mit aufwändigem Bildschmuck House« bieten alle Standorte der Österreichischen Nationalbi- versehen und von einem Prachteinband umgeben, zählt diese bliothek – die Lesesäle am Heldenplatz sowie alle musealen Be- Handschri zu den wertvollsten Beständen der Österreichi- reiche – bei freiem Eintritt einen Blick hinter die Kulissen der schen Nationalbibliothek. Am Ende der insgesamt 189 Perga- größten Bibliothek dieses Landes. Zudem gibt es eine Lesung mentblätter, die alle vier Evangelien des Neuen Testaments ver- mit der Schauspielerin und Autorin Ulrike Beimpold, emen- sammeln, führt der Schreiber und Buchmaler nicht nur seinen führungen wie »Six Feet Under« und ein umfangreiches Kinder- Namen und seine kirchlichen Ämter an, sondern auch das Jahr, programm. Beim Gewinnspiel winken als Preise unter anderem in dem er das Werk vollendet hat: 1368. Vermutlich wurde das ein Memo-Spiel mit Bildmotiven der Bibliothek und das Bilder- Evangeliar im Au rag von Herzog Albrecht III. von Österreich buch »Ein Adler, ein Stern und viele Bücher« von Heinz Janisch geschaen. Die herausragende Bedeutung dieser Handschri , und Birgit Antoni, das exklusiv für das Jubiläum geschaen die repräsentativ für die Anfänge der habsburgischen Bücher- wurde. sammlungen ist, begründet ihre Bezeichnung als »Gründungs- codex« der kaiserlichen Hoibliothek und damit auch der Ös- Cineasten können sich auf »Die Bibliothek im Film« freuen: terreichischen Nationalbibliothek. Das digitalisierte Werk ist Von 7. bis 17. Juni zeigt die Österreichische Nationalbibliothek seit Kurzem aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums über den On- in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria elf Filme, in denen linekatalog QuickSearch abruar. Bücher und Bibliotheken eine wichtige Rolle spielen: Klassiker zum Wiederentdeckten wie »Fahrenheit 451« und »Der Name Sonderausstellung zur Wiener Moderne der Rose“« stehen dabei ebenso auf der Liste des METRO Ki- Ab 22. März präsentiert das Literaturmuseum der Österreichi- nokulturhauses wie Dokus (»Die Weisheit baut sich ein Haus«) schen Nationalbibliothek die neue Sonderausstellung »Berg, und Komödien (»You’re a big boy now«). Wittgenstein, Zuckerkandl. Zentralguren der Wiener Moder- ne«. Um 1900 war Wien das schillernde Zentrum zahlreicher Österreichische Nationalbibliothek geistiger und kultureller Strömungen, die bis heute nichts von Josefsplatz 1, 1015 Wien, Tel.: +43 (1) 534 10 ihrer Faszination verloren haben. Die Schau macht die familiä- Di bis So 10.00 bis 18.00 Uhr, Do 10.00 bis 21.00 Uhr, ren, künstlerischen und gesellscha lichen Netzwerke von da- in den Sommermonaten Juni bis September zusätzlich auch mals sichtbar. Zum Teil noch nie gezeigte Bilder und Dokumen- Mo 10.00 bis 18.00 Uhr. te – darunter Objeke aus dem philosophischen Nachlass Ludwig www.onb.ac.at Wittgensteins, der 2017 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe

www.guides-in-vienna.at 115 Rundschau Sigmund Freud Museum 2018

Am 22. März 2018 erönet der Beitrag des Sigmund Freud Mu- Jahr geschlossen, um umfangreiche Umbau- und Sanierungs- seums zum emenjahr »Schönheit und Abgrund« – in einer maßnahmen umzusetzen. Das neue Museumskonzept umfasst Ausstellung zur Beziehung zwischen Sigmund Freud und den eine barrierefreie Erschließung wie auch einen neuen Gardero- Literaten des Jungen Wien wird den Spuren nachgeforscht, die ben- und Kassenbereich. Ein neuer Museumsshop und ein Café die Psychoanalyse im Werk der Schri steller Arthur Schnitzler, sorgen für verbessertes Besucherservice. Die Ausstellungsäche Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten und Karl Kraus hinterlas- wird um Freuds frühere Privaträume erweitert, eine neue Dauer- sen hat. Die Sonderausstellung wird bis Jahresende gezeigt. ausstellung und weiterhin wechselnde Sonderausstellungen stel- Die Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Literatur im len eine zeitgemäße Diskussion von Sigmund Freuds Leben und Wien der Jahrhundertwende können als eine Art »Parallelak- Werk sicher. tion« gefasst werden: Obwohl der Nervenarzt Sigmund Freud und die »Nervenkünstler« des Jungen Wien mit ihren Untersu- Das Sigmund Freud Museum chungen der menschlichen Seele ähnliche Ziele verfolgten, sind Seit 1971 bendet sich in der Berggasse 19 in Wiens neuntem ozielle Allianzen kaum belegt. Freuds eorie beeinusste die Bezirk das Sigmund Freud Museum. Hier lebte und arbeitete Literaten jedoch maßgeblich, wie etwa Hugo von Hofmannsthal Sigmund Freud 47 Jahre lang, ehe er 1938 in die Emigration ge- für seine Elektra-Bearbeitung oder Arthur Schnitzler, einen der trieben wurde. Mittlerweile zählt die Adresse zu den bekann- frühesten Leser der Traumdeutung. Freud selbst bezeichnete testen der Welt, im Haus Berggasse 19 entstanden nahezu alle Schnitzler in einem Brief von 1922 als seinen »Doppelgänger« Schri en des Begründers der Psychoanalyse. Bahn brechende – eine Kippgur, der er in seiner Studie über »Das Unheimli- Werke wie »Die Traumdeutung« oder »Das Unbehagen in der che« nur wenige Jahre zuvor große Aufmerksamkeit geschenkt Kultur« wurden im Arbeitszimmer der Praxis verfasst. Diese hatte. Die Ausstellung im Sigmund Freud Museum geht den ver- Räume im typisch bürgerlichen Haus aus der Gründerzeit sind schlungenen Pfaden und verschütteten Spuren der Beziehungen heute täglich der Öentlichkeit zugänglich und ziehen über zwischen Freud und Vertretern des Jungen Wien nach. 100.000 Besucher jährlich an.

Umbau und Schließung 2019 Sigmund Freud Museum 2018 wird das letzte Jahr sein, in dem Sie und Ihre Gäste das Berggasse 19, 1090 Wien, täglich 10 – 18 Uhr Sigmund Freud Museum in seiner heutigen Form besuchen www.freud-museum.at können: Spätestens Mitte 2019 wird das Museum für circa ein Voranmeldung für Gruppen: [email protected] Fotos: © Sigmund Freud Foundation © Sigmund Freud Fotos:

116 K    W F  Rundschau Wien Museum Ausstellungen im Jahr 2018

15. März bis 7. Oktober 2018 sentation: Das gesamte erste Oberge- Otto Wagner OTTO WAGNER schoss wird für den Ausstellungsparcours Präsentationsblatt zur Stadtbahn, 1898 Otto Wagner (1841 – 1918) zählt zu den freigeräumt, es stehen rund 1 000 m2 zur weltweit bedeutendsten Architekten an Verfügung. der Wende vom 19. zum 20. Jahrhun- dert. Seine Bauten – darunter die Wiener 19. April bis 6. Jänner 2019 Stadtbahn, die Postsparkasse und die Kir- MIT HAUT UND HAAR. FRISIEREN, che am Steinhof – gelten heute als Mei- RASIEREN, VERSCHÖNERN lensteine auf dem Weg vom Historismus Die Gestaltung des Körpers zählt zu den zur Moderne. wichtigsten und ältesten Kulturtechni- ken der Menschheit. Denn der Körper ist Wagner war ein Visionär: Er hatte er- nicht einfach etwas von der Natur Vor- kannt, dass die auf die Vergangenheit gegebenes, sondern immer auch kulturell xierte Architektur des Historismus in geformt und daher historisch wandelbar. Widerspruch zur politischen, wirtscha - Die Ausstellung »Mit Haut und Haar« be- lichen und gesellscha lichen Dynamik schä igt sich mit Praktiken und Bedeu- seiner Zeit stand. Als Antwort darauf tungen moderner Körperpege und Kör- entwarf er eine strahlende, rationale Zu- pergestaltung seit dem 18. Jahrhundert, kun sarchitektur, die auf Zweck, Material der Fokus liegt dabei auf Rasieren, Frisie- und Konstruktion beruhte. Seine radika- ren und Kosmetik, stets im Hinblick auf len Entwürfe waren ein Befreiungsschlag die spezische Situation in Wien. Museum Wien © für die Vertreter der Moderne, für die Hüter der Tradition dagegen blanke Pro- Der Wunsch nach der Gestaltung des Schaufenster: Friseur Buchner (A) vokation. Auch aus diesem Grund blie- eigenen Körpers hat im Lauf der Ge- 5., Margaretenstraße 106, 1989 / Print 2009 ben viele von Wagners Projekten unaus- schichte unterschiedlichste Techniken, Foto: Trude Lukacsek (*1955) geführt, so auch seine Planungen für das Produkte und vor allem auch spezielle Stadtmuseum am Karlsplatz, an dessen Berufe hervorgebracht, so etwa Barbie- Stelle später das Wien Museum errichtet re, Friseure, Kosmetiker und Perücken- wurde. macher. Schönheit war also schon immer das Ergebnis von Arbeit. Die Gestaltung Zum 100. Todestag Wagners widmet das des Körpers orientiert sich seit jeher an Wien Museum diesem »Weltstadtarchi- Normen, Konventionen und nicht zuletzt tekten« eine umfassende Ausstellung, die an Vorbildern. Ein prominentes Beispiel erste seit mehr als fünfzig Jahren. Sie setzt dafür ist Kaiserin Elisabeth, deren obses- Wagners Schaen in Beziehung zu seinen siver Haar- und Schönheitskult zum Mar- Wegbegleitern und Gegnern, beleuchtet kenzeichen wurde. Schließlich geht es in das künstlerische, kulturelle und politi- der Ausstellung auch um die Symbolik sche Umfeld und macht die internatio- bestimmter Moden und Stile, wie zum nale Strahlkra des Architekten anhand Beispiel den Bubikopf bei Frauen oder von einzigartigen Objekten – kostbaren lange Haare bei Männern. Zeichnungen, Modellen, Möbel, Ge- Falco mälden und persönlichen Gegenständen Noch bis 25. März 2018 1985, Foto: Didi Sattmann – anschaulich. Der Großteil stammt aus GANZ WIEN. EINE POP TOUR dem Nachlass Wagners, der zu den größ- Sechs Jahrzehnte Wiener Pop-Geschich- ten Schätzen der Sammlung des Wien te, dargestellt anhand von Hotspots der Museums zählt. Dazu kommen zahlrei- Musikszene. Die Tour führt zu Lokalen, che hochkarätige Leihgaben aus dem In- Diskotheken, besetzten Häusern, Radio- und Ausland. Viele Objekte werden zum stationen und Studios. Es gibt viel zu ersten Mal öentlich zu sehen sein. Eine hören (mehr als 40 AV-Stationen!), aber Einladung, den großen Architekten neu auch zu sehen: unbekanntes Archiv- zu entdecken. material, Videos, Flyer, Konzertfotos, Plattencover, Bühnenoutts und Life- Das ema und die exzeptionelle Samm- style-Accessoires, Musikinstrumente und lung des Museums sind der Grund für Kurioses. eine außergewöhnlich großzügige Prä- www.wienmuseum.at Museum Wien Sammlung Sammlung Wien Museum

www.guides-in-vienna.at 117 Rundschau

Hort österreichischer Geschichte Das Heeresgeschichtliche Museum

Im Rahmen der Erbauung des Arsenals in der Mitte des 19. der 1990er Jahre, die in der Ausstellung mit dem Krieg in Jugos- Jahrhunderts errichteten die späteren Ringstraßenarchitekten lawien abgeschlossen werden. emen wie »Schutz der Grenze«, eophil Hansen und Ludwig Förster einen Prachtbau, in dem »Katastrophenschutz im Inland«, »Raumverteidigungskonzept« das damals sogenannte »Waenmuseum«, das heutige Heeres- oder auch »Assistenzeinsatz« werden dabei behandelt. Sowohl geschichtliche Museum, untergebracht war. Militär- und Kriegs- im Innen- als auch im Außenbereich werden zahlreiche Groß- geschichte, aber auch Technik, Naturwissenscha , Kunst und objekte wie Panzer und Geländefahrzeuge gezeigt werden. Das Architektur verschmelzen im Heeresgeschichtlichen Museum hauseigene Soldatenkino lädt nicht nur zum Ausrasten ein, son- zu einem einzigartigen Ganzen. Wer sich für die Geschich- dern bietet auch die Möglichkeit, historische Ausbildungslme te Österreichs von den frühen Habsburgern bis zum Ende des anzusehen. Zweiten Weltkrieges interessiert, ist im Heeresgeschichtlichem Museum bestens aufgehoben. Heeresgeschichtliches Museum Schutz und Hilfe. Militärhistorisches Institut Das Österreichische Bundesheer 1955 – 1991 Arsenal, Objekt 1, Ghegastraße, 1030 Wien Sonderausstellung von 16. Mai bis 28. Oktober Tel: +43 (1) 79561-0, E-Mail: contact©hgm.at Die permanente Schausammlung des Heeresgeschichtlichen www.hgm.at Museums präsentiert die Geschichte Österreichs bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. In der neuen Sonderausstellung Önungszeiten: täglich von 9 bis 17 Uhr wird nun die Geschichte des Bundesheeres der Zweiten Republik Geschlossen: 1. Jänner, Ostersonntag, 1. Mai, 1. November, von 1955 bis 1991 aufgearbeitet, die Zeit von 1945 bis 1955 wird 25. und 31. Dezember inhaltlich ebenfalls gestrei . Als Eckdaten dienen zum einen die »Geburtsstunde« des Österreichischen Bundesheeres 1955 und Freier Eintritt: zum anderen die großen politischen Veränderungen zu Beginn An jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei! Kinder und Jugendlich bis zum 19. Lebensjahr, Teilnehmer von Lehrveranstaltungen (Schüler- und Studentengruppen mit be- gleitender Lehrperson), Mitglieder des ICOM (International Council of Museums), Soldaten in Uniform, Mitglieder des Ver- eins der Freunde des HGM, Schwerkriegsbeschädigte.

Ermäßigter Eintrittspreis: Studenten, Behinderte, Senioren (ab dem 60. Lebensjahr), jeweils gegen Ausweisleistung. Fotos: © Heeresgeschichtliches Museum, Wien Museum, © Heeresgeschichtliches Fotos:

118 K    W F  Rundschau Kulturwelt Esterhazy

Nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt erönen die Schlösser, Burgen und Naturdenkmäler Esterházys Kulturwel- ten auf besonders vielfältige Art.

Prunkvolle Ausstellungen im Schloss Esterházy in Eisenstadt Schloss Esterházy, einst Geburtsort und Residenz bedeutender Magnaten, gilt als eines der schönsten Barockschlösser Öster- reichs. Die Schlossführung zeigt die prunkvollen Lebensräume der Fürstengattinnen Esterházy und gewährt Einblicke in die Le- benswelten und Biograen von drei charismatischen Frau- en. Weitere Highlights dieser Tour sind die Schlosskapelle aus dem 17. Jahrhundert und der für seine Akustik weltberühmte Haydnsaal. Das Haydn-Ticket umschließt mehrere Ausstel- Schloss Esterházy lungen und erzählt eindrucksvoll-lebendig die Geschichte des Wimmer © Roland Foto: Musikgenies Joseph Haydn und die Musikpege, Festkultur und Lebensart der Familie Esterházy. Die Ausstellung über Fürstin Melinda Esterházy zeigt die Sta- tionen des Lebens einer außergewöhnlichen Frau. Als Besucher erlebt man Melinda Esterházy unmittelbar und authentisch nicht nur an der Oper, sondern auch von ihrer privaten Seite.

Rund um das Schloss Esterházy locken das Restaurant Henrici, die Selektion Vinothek Burgenland und die Markthalle Kulina- rium Burgenland mit allerhand kulinarischen & vinophilen Ge- nüssen.

Spannende Entdeckungsreisen durch die barocke Burg Forchtenstein Haydnsaal Hinter dicken Mauern und mit ausgeklügelten Sperrmechanis- Foto: © Paul Szimak © Paul Foto: men verschlossen, liegt die Esterházy Schatzkammer verborgen – die einzige am Originalstandort erhaltene Kunst- und Wun- derkammer weltweit. Im Rahmen der Burgführung erhält man Burg Forchtenstein beeindruckende Einblicke in die Esterházysche Geschichte von Uniformen, Waen und Verteidigungsinstrumenten. Fürst Paul I. schuf Mythos und Stammbaum seiner Familie: das Ergebnis kann man in der Ausstellung Helden, Schätze, Beutestücke be- wundern. Teil des Rundgangs ist auch der Silbermöbelraum mit barocken Silbermöbeln aus der hauseigenen Schatzkammer. NEU ist ab April 2018 die Ausstellung »Schatz und Schutz« der Esterházy Privatsti ung gemeinsam mit der Sammlung Schell. Mehr als 150 Objekte werden im zweiten Stock der Burg Forchtenstein zu bestaunen sein. Zu sehen sind hochrangige Exponate aus allen Epochen und diversen Materialien wie Re- liquienschreine, Minnekästchen, Schatztruhen und vor allem Kunstkammerobjekte.

Kontakt & Information: [email protected]. www.esterhazy.at

www.guides-in-vienna.at 119 Rundschau Universität Wien Campus 20 Jahre Wissenschaft im grünen Herzen der Stadt

Seit Oktober 1998 ndet am Campus der Universität Wien Forschung und Lehre statt. Auf dem 96 000 m2 großen, zentral gelegenen Gelände war früher das Allgemeine Kran- kenhaus der Stadt angesiedelt. Der größte innerstädtische Universitätsstandort ist auch ein beliebter Erholungsraum. Die Universität Wien hat sich zum Ziel gesetzt, den Campus anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums nachhaltig als Wissenscha s- und Kommunikations- trepunkt zu etablieren. Es ist ein vielfältiges Programm mit zahlreichen Events geplant. Lernen Sie den Uni Wien Campus als Stätte der Wissenscha sbegegnung, als Ort der Ge- schichte und als grüne Oase kennen!

Von März bis Oktober nden regelmäßig Führungen durch den Uni Wien Campus statt. Die Termine nden Sie unter: www.campus.univie.ac.at/fuehrungen

Weitere Veranstaltungen nden Sie unter: www.campus.univie.ac.at © Georg Schroll © Georg

Kulturgeschichten.wien

das neue Print-Magazin über Wien und seine Plätze, Gebäude, Geschichte und Persönlichkeiten

Nähere Info: siehe Seite 2 Abo-Bestellung: siehe Seite 89

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120 K    W F  Rundschau Von Cranach bis Füger Die Neupräsentation der Gemäldegalerie der Akademie im Theatermuseum

Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ist übersiedelt: Für drei Jahre aus dem Gebäude am Schillerplatz, das sa- niert wird, in das eatermuseum am Lobkowitzplatz. Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, den einzigartigen Sammlungen neu zu begeg- nen, insbesondere dem weltberühmten Herzstück der Gemäldegale- rie, Hieronymus Boschs (um 1450/55 – 1516) Weltgerichts-Tripty- chon.

Die Schausammlung in neuer Hängung bietet weitere Highlights vom 15. bis 19. Jahrhundert in den barocken Räumen des Palais Lobko- witz, darunter Spitzenwerke der europäischen Malerei von Tizian, Rubens, Van Dyck (siehe Selbstbildnis rechts) oder Rembrandt bis hin zu Tiepolo, Guardi und Füger.

In einem eigenen Raum präsentiert das Kupferstichkabinett wech- selnde Sonderausstellungen aus eigenem Bestand, 2018 mit Aquarel- len von omas Ender, Photgraphien von Carlo Naya oder Druck- graphiken von Albrecht Dürer.

Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien zu Gast im eatermuseum Neue Adresse: Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien Täglich außer Dienstag, 10 – 18 Uhr Tel.: 01/588 16 2201, E-Mail: [email protected] www.akademiegalerie.at © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien der bildenden Künste © Gemäldegalerie der Akademie Die Burg Liechtenstein

Die zentral gelegene, weithin bekannte Burg Liechtenstein ist jenes Gebäude, das sicherlich das architektonische und kulturelle Erbe der Region Mödling und des südlichen Wienerwaldes am stärksten zum Ausdruck bringt und somit zu einer »Trademark« der Region gewor- den ist. Die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein bildet daher einen markanten touristischen Anziehungspunkt im südlichen Wiener- wald. 1130/1140 erbaut von Hugo von Liechtenstein, ist die Burg heu- te architektonisch eingespannt zwischen der Romanik des 12. Jahr- hunderts und dem Historismus des 19. Jahrhunderts. Die Burg gilt als einer der wenigen romanischen Profanbauten in Europa.

Heute gibt die Burg Zeugnis vom Repräsentationswillen der Liech- tensteinischen Fürsten des 19. Jahrhunderts.

Besichtigung nur mit einer Führung möglich, Führungen nden zu jeder vollen Stunde statt. Täglich von 1. März bis 31. Oktober 10.00 bis 16.00 Uhr, 3. November bis 30. November 11.00 bis 14.00 Uhr, 1. Dezember bis Weihnachten nur an den Wochenenden. Gruppen gegen Voranmeldung jederzeit möglich. Tel.: 0650/680 39 01 Kontakt und Infos unter www.Liechtenstein-Burg.at

www.guides-in-vienna.at 121 Mitgliederliste des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer

Abdallah Fatima A,D, (E) Bahr Margarete, Mag. D,E,Poln Bitai Catherine D,F, (E,I) Burger Kristina D,E Bennogasse 18/19, 1080 Wien Barmherzigengasse 12/8, 1030 Wien Hohe-Wand-Str. 43/1, 2346 Südstadt Anzbachgasse 3/2/10, 1140 Wien 0699/1113 4636, [email protected] 0699/1713 6719 0650/345 2345, [email protected] 0664/404 6519, [email protected] [email protected] www.wienerwelten.at Abraham Marcelo D,E,Hb,Sp Bobek Jadranka D,Kr,Sb Favoritenstraße 42/2, 1040 Wien Bakhat Somaya, BA D,E,F Argentinierstraße 29/18, 1040 Wien Burian Andrea D,E 913 6570, 0699/1808 4070, Fax: 913 6570 Hetzendorfer Straße 58-60/9/8, 1120 Wien 0676/474 7989, [email protected] Klampfelberggasse 8, 1170 Wien [email protected], www.guide-wien.at 0699/1528 8369, [email protected] 0676/528 5212, [email protected] www.discover-vienna.at Bocan Petronela D,SK, (Tsch,R) Aksenova Olga D,R, (E) Zwinzstraße 7/3/7, 1160 Wien Buzzi Gerlinde D, (E,F) Wittelsbachstraße 3/6, 1020 Wien Bartek-Rhomberg Adrienn, Mag. Engerthstraße 146/6/6/24, 1200 Wien 0676/780 9395, 0650/300 6024, [email protected] D,U,E www.wienwien.eu 330 2495, 0664/445 3346, Fax: 330 2495 [email protected] [email protected] www.4gida.com Sieveringer Straße 112, 1190 Wien 0650/826 6965, [email protected] www.experience-vienna.at Böhm-Nevole Gabriele D,E Siebenbrunnengasse 13/13, 1050 Wien Cabral-Neubauer Suzete D,Port, (E) Albrecht Valeria D,I, (Sp) Kahlergasse 57/2, 1220 Wien Schi mühlenstraße 87/2/10, 1220 Wien 0664/312 0154, [email protected] 0699/1952 0915, [email protected] 0680/231 8502, [email protected] Barth Alexandra D,E Maria Bründl Weg 12, 2130 Mistelbach Borszki Katalin D,U 0650/241 8949 Calice Marielore D,E,F,I Altenburg Eugenie D,E, (F) Zirkusgasse 15, 1020 Wien [email protected] Metternichgasse 11, 1030 Wien Landstraßer Hauptstraße 6/14, 1030 Wien 489 9674, [email protected] www.alexandrabarth.at 713 8237, 0699/1159 2996, Fax: 713 8237 712 1827, 0699/1073 9869, Fax: 712 1827 www.wienerstadtfuehrungen.at [email protected] [email protected] Batlle i Enrich Carles, Mag. D,Kat,Sp Bouchité Emmanuelle F,Sp, (E) Carvalho de Silvia, Mag. Andessner Bibiane, MA D,F, (E) Haussteinstrasse 2/201, 1020 Wien Wiener Straße 52/1, 2345 Brunn am Gebirge Türkenstraße 12/6, 1090 Wien D,R, (E,Port,Tr) 0664/657 6576, [email protected] 0650/312 3373, [email protected] 0699/1066 8664, [email protected] Wiener Welten Weg 17, 2285 Leopoldsdorf 02216/2676, 0664/203 3202 [email protected] Andrievski Margarita Hb,R, (Uk) Bauch Ilse D,E,I Bradley Martin Guy D,E Auhofstraße 140, 1130 Wien Löwenthalgasse 4, 1230 Wien Webgasse 37/3/32, 1060 Wien 984 5507, 0664/443 4137 0664/350 1055, [email protected] 597 1826, 0681/8461 0048 Cavallar Angelika D,E, (F) [email protected] [email protected] Spohrstraße 47/5, 1130 Wien www.gidmargarita.com www.anenglishguideinvienna.com 0699/1201 3861, [email protected] Bauer Christa D,E Hauptstraße 8, 2100 Stetten Atanassova Mata, Mag. Bg,R, (F,Mz) 0664/583 9466, [email protected] Bramberger Andrea, Mag. D,F, (E) Chatzioannidis Nikolaos, Mag. D,E AGA www.touristguides-austria.at Laimgrubengasse 17/10, 1060 Wien Tamariskengasse 102/128, 1220 Wien Novaragasse 8/2, 1020 Wien 0699/1444 2244 0664/826 9173 815 8042, 0676/618 2081, Fax: 815 8042 [email protected] [email protected] [email protected] Bauer Renate D,Gr, (E) Liane-Haid-Weg 6, 1170 Wien 0699/1942 1121 Brauner Alexa, Mag. D,I, (E) Chen Kun D,Ch Auinger Wolfgang D,E, (F,Sp) [email protected] Schönbrunner Straße 2/3/56 DG, 1040 Wien Schloßberggasse 6D/11, 1130 Wien Gärtnergasse 13/10, 2230 Gänserndorf www.viennaforyou.com 0664/340 3744, [email protected] 0699/1968 8837, Fax: 924 1556 02282/60 255, 0664/103 7276 www.alexabrauner.at [email protected] [email protected] www.viennaguides.at Baxant Eva D,Tsch Reisner Straße 13, 1030 Wien Breitenecker Nina D,E Chiu Vivien Chen-Chu Ch 0676/370 6135, [email protected] Drechslergasse 4/10, 1140 Wien Maurer Lange Gasse 98/25, 1230 Wien Aumayr Beatrice D,E,Sk 0699/1945 6618, [email protected] 0664/423 5698, Fax: 888 5458 Neusti gasse 121/10, 1070 Wien www.austria-city-guide.com [email protected] 0676/501 3788, [email protected] Beranek Elisabeth D,E AGA Jasminstraße 9, 3032 Eichgraben 0664/138 2577 Brescelli-Wodica Gertrude D,E,I Chmel Helga D,E Autengruber Martina, Mag. D,E AGA Radeckgasse 2/7, 1040 Wien Gregor-Mendelstraße 30/6, 1180 Wien [email protected] Hofmannsthalgasse 10/5/15, 1030 Wien 505 9269, Fax: 503 7869 0664/143 0124, [email protected] 798 8942, 0664/256 1154 [email protected] [email protected] Berlinski Ewa D,Poln www.stadtfuehrungen.at Babak Andrea D,Schw, (Dn,E,N) Peter Jordanstraße 81/3/15, 1180 Wien Steinwandgasse 6, 3400 Klosterneuburg Breton Monika D,E,F 0699/1947 1323 Choc Petra, Mag. MSc D,E, (F,Sp) 0664/542 0365, [email protected] [email protected] Fuchsthallergasse 4/15, 1090 Wien Liesingbachstraße 225, 1100 Wien 310 9002, 0664/254 7577 0676/381 6103, [email protected] [email protected] Babinek Ulrike, Mag. D,F,Sp, (E,I) Billand Helena D,Sk, (Port,R,Sp) AGA Geusaugasse 46/5, 1030 Wien Christ Regelindis D,Nl, (E) Linke Wasserzeile 29-35/29/2, 1230 Wien Brunner Andreas D,E 718 1773, 0676/639 9475, Fax: 718 1773 Promenadegasse 11-13, 2/3, 1170 Wien 256 5573, 0699/1332 8893, Fax: 256 5573 c/o QWIEN, Große Neugasse 29, 1040 Wien [email protected] 480 5625, 0699/1203 4794 o [email protected] 0699/1966 9688, [email protected] [email protected] Binder Brigitte, Mag. D,E,F, (I) Bacher Georg, Dr. D,E, (I) Zehenthofgasse 19/4, 1190 Wien Buchas Gabriele D,E Ciesla Wiebke D,E Reisingerstraße 6, 3107 St. Pölten 320 3295, 0699/1081 6102, Fax: 320 3295 Promenadegasse 57/A 2/1, 1170 Wien 0699/1724 4705, [email protected] Erzherzog-Wilhelm-Ring 45/8, 2500 Baden [email protected] 489 4263, 0664/173 2605, Fax: 489 4263 ilove-vienna.com 02252/254 299, 0664/7332 3632 [email protected], www.wiensehen.at [email protected]

Bacher Petra Miriam D,E, (I) Biricz Hannelore, Mag. D,E,F,I,Sp Marinelligasse 5/28, 1020 Wien Fernkorngasse 49/1/68, 1100 Wien Bucher Heinz D,E,R, (F) Cizek Wanda, BA D,Poln, (E,N,Schw) 0664/210 5943, [email protected] 545 8198, 0699/1301 5403, Fax: 545 8198 Rosentalgasse 13/19, 1140 Wien Schwaigergasse 19/10/28, 1210 Wien [email protected] 944 0085, 0664/356 3663, [email protected] 0676/478 8797, [email protected]

Bagus Ingrid Andrea D,E, (F) Serravagasse 15/1, 1140 Wien Birkmayer Ruth Marianna D,I,E, (F) Budil Andrea D,U, (E,I) AGA Colella Christine D,E,I AGA 894 3737, 0664/456 1248 c/o Massenbauer Widerhoferplatz 4/12, Jägerstraße 95/22/8, 1200 Wien Neusti gasse 64/38, 1070 Wien [email protected] 1090 Wien, 0676/507 3123 333 5529, 0664/7346 4545, Fax: 333 5529 523 6468, 0660/640 3474, Fax: 523 6468 www.wien-original.at [email protected] [email protected] [email protected], www.wienguide.info

122 K    W F  nach Alphabet

Corti Rasha A,D, (E) Ehrlich Anna, DDr. D,I Fida Friederike D, (E) Galambos Timea D,U, (E) Chimanistraße 3, 1190 Wien Reisnerstraße 59/9, 1030 Wien Josef Lowatschek-Gasse 34/3, 2340 Mödling Ketzergasse 129/10/9, 1230 Wien 0680/115 5152, [email protected] 0676/922 7773, Fax: 817 4955 1834 02236/45 448, 0664/226 4577 0699/1702 6480, [email protected] o [email protected] [email protected], www.austrian-guide.at www.wienfuehrung.com Costa Anne-Isabelle F, (E,Port) Gan Wei-Ler Ch,D, (E) Weidlinger Straße 11, 3400 Klosterneuburg Fischer Michaela D,I, (E,Sp) Lange Gasse 50/18, 1080 Wien 0650/330 0041, [email protected] Breitenseer Straße 80/3/46, 1140 Wien Eichwalder Astrid, Mag. D,E, (R) 0699/1991 3300, [email protected] Kolingasse 3/14, 1090 Wien 0660/489 7371, michaela. [email protected] Crisafulli Christina 952 2106, 0699/1852 2106, Fax: 952 2106 [email protected] Fleischacker Maria, Mag. Geiger Annemarie D,Sp, (E) D, (E,F,I,Sp,Port,Sp) Vorgartenstraße 221/6/28, 1020 Wien Lammgasse 1/14, 1080 Wien D,R, (Bo,Kr) AGA 0676/538 4028, [email protected] 408 6759, 0699/1799 1103, Fax: 408 6759 Eidinger Hildegard D,E,I, (F) Rosensteingasse 92/9, 1170 Wien [email protected] 480 1440, 0680/318 0640 Franz-Mika-Weg 3/9/15, 1100 Wien maria.[email protected] 688 2652, 0664/333 8516, Fax: 688 2652 Gerhardus Peter D,E Czerwinska Barbara D,Poln [email protected] Ungargasse 71/1/5, 1030 Wien Hammerschmiedgraben 2A, 1190 Wien www.topguide.co.at Flucher Irmi D,E,Sp,Port, (F,I) 0676/366 2411, [email protected] 318 8359, 0699/1009 5880 Staudingergasse 3/4, 1200 Wien www.gerhardus.at [email protected] 212 7941, 0676/522 8838, Fax: 212 7941 www.przewodnicypowiedniu.pl Eipeldauer Beatrice D,E AGA [email protected], www.austriaguides.com/irmi Gatterburggasse 25/5, 1190 Wien Gerstbauer Christa D, (E) 368 2100, Fax: 367 8608 Margaretenstraße 3/15, 1040 Wien Danielis Heide D,E,F,I [email protected] Fodor Judith D,I, (E,F) 581 2312, 0664/213 0021 Cumberlandstraße 115/16, 1140 Wien Magdalenenstraße 23, 1060 Wien [email protected] 0699/1164 3823 0664/8846 0155, [email protected] [email protected] Emberger Christine D,E Roseggerstr. 24/18, 3512 Mautern Geweßler Kathrin D,I, (E) Fohringer Hedy, Mag. Dr. D,F, (E) 908 1234, 0676/3571974 Marktgasse 21-23/28, 1090 Wien Danninger omas D,E, (F) [email protected] Engländergasse 69, 3040 Neulengbach Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien 02772/539 5012, 0699/1822 9048 0676/372 5295 689 2316, 0676/305 5439, Fax: 689 2316 Fax: 02772/539 5012, [email protected] [email protected] [email protected] Engelmann (vormals Macho) Regina D,F, (E) Fokkelman Mónica, Mag. Gil-Navarro Carmen Sp, (Port,Kat) Dermatis Georgios, DI Kierlinger Straße 46, 3400 Klosterneuburg D,Sp, (F,Port) Lacknergasse 15/30, 1170 Wien D,Gr, (E,Esp,Sp) 02243/32 012 (T. und F.), 0660/543 1505 Josefstädter Straße 43/1/4, 1080 Wien 484 6996, 0664/202 4701 Gussenbauergasse 4/19, 1090 Wien [email protected] 0676/396 6107, [email protected] [email protected] 0699/1603 8883, [email protected] www.guiaenviena.com Ernst (vormals Schwaiger) Andrea Gilhofer Sonja D, (E) Duca-Korp Angeles D,Sp, (I) eresia D,E Frantal Gertrude D,E, (Sp) Kegelgasse 14/31, 1030 Wien Ottakringer Straße 162/2/11, 1160 Wien Neusserplatz 4/23, 1150 Wien Urselbrunnengasse 17/4/56, 1100 Wien 0664/201 3255, [email protected] 0664/326 4460, [email protected] 0699/1968 6762, [email protected] 974 2223, 0664/929 9484 [email protected], www.my-vienna.at Giokas Leena D,Fn Dumitrasco Tatiana D,R AGA Euticchio VerenaD,I, (E) Schellhammergasse 14/I/7, 1160 Wien Seyringerstrasse 1/2/191, 1210 Wien Frieler Key D,I, (E) Marxergasse 46/30, 1030 Wien 408 5752, 0699/1184 8985 0676/434 9112, [email protected] Goldlackgasse 3, 1220 Wien 0699/1714 0843, [email protected] [email protected] venskiekanikuly.at www.viennacityguide.at 285 1906, Fax: 285 1906, [email protected]

Girardi-Quintus Elisabeth D,U Dworzak Agnès F Evers Rudolf D,Nl, (E,F,I) Frohn Angela D,E, (F,I) Veronikagasse 27/1/6/24, 1170 Wien Seemüllergasse 33, 1170 Wien Bastiengasse 107, 1180 Wien Wiener Gasse 80/1, 2380 Perchtoldsdorf 406 8841, 0664/450 6459, Fax: 406 8841 484 0771, 0699/1911 3114, Fax: 484 0771 470 4570, 0664/7362 0744, Fax: 470 4570 0699/1007 9595, [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] www.austriaguides.com

Dzhurinskaya Lyubov D,R Fujii Joanna Junko J, (E) Glanzner Emilie D, (E,F) Bellegardegasse 22/2b, 1220 Wien Fang Hong, Mag. D,Ch Gumpendorfer Straße 83/1/62, 1060 Wien Valeriestraße 11, 2500 Baden Winzergasse 24/10, 2340 Mödling 0699/1246 8144 597 4975, 0676/642 6417, Fax: 597 4975 0699/1135 9289, [email protected] [email protected] 02236/26 142, 0676/408 0140 [email protected] www.austriatvoygid.com [email protected] Göbert Birgitta, Mag. D,E Fukerieder Sandra D,Sp, (E,F,I,J) Fröschergasse 3/6/8, 3021 Pressbaum Ebner Katharina, Mag. D,E, (I,Nl) Faria Frederico, Mag. D,E,F,Port,Sp Satzberggasse 9/3/8, 1140 Wien 02233/57 876, 0664/272 6942 Gaussplatz 5/14, 1200 Wien Zeiseleck 11/Top 9, 6200 Jenbach 0699/1099 0397, [email protected], www.safu.at [email protected] 0660/470 8016 0650/869 0765 o [email protected] [email protected] www.travelcuratorvienna.com Fullerney Romana, Mag. D,Sp, (E,Port) Gottsmann Andreas, Dr. D,I Fedorczuk Adelheid D, (E,F) Hernstorferstraße 29/42, 1140 Wien An der Niederhaid 35, 1140 Wien Ebner-Stella Ulrike D,E,I Vogelsanggasse 24, 2102 Bisamberg b.W. 971 3161, 0664/272 0573, Fax: 971 3161 0699/1256 8572 Große Stadtgutgasse 21/26, 1020 Wien 02262/63 360 (T. u. F.), 0664/325 2631 [email protected] [email protected] 214 6161, 0664/326 0015 [email protected] [email protected] Fülöp Helga, Mag. D,F, (E) Govrik Gabriella, M.Sc. D,U, (E,I) Fedorova Alla, Dr. D,R, (E) Wehlistraße 154/2, 1020 Wien Eichenstraße 26, 2102 Bisamberg Egger Sabine D,E,Kr,Sb 494 7848, 0699/1075 4894, Fax: 494 7848 Karolinengasse 18/10, 1040 Wien 0676/394 0634, [email protected] Wollzeile 31/26, 1010 Wien o [email protected] 0680/330 7501, [email protected] www.c-vienna.at 513 7519 www.vienna-for-you.at

Grabmayr Patricia D,F, (E,I) AGA Ehler Gerhard D,E Ferrara Francesca D,I, (E,Sp) Fürnsinn Beate D,E Kundmanngasse 39, 1030 Wien Eichfeldergasse 17/4/2, 1210 Wien Lerchenfelder Gürtel 25/22, 1160 Wien Ausstellungsstraße 61/17, 1020 Wien 0676/944 2533, [email protected] 0664/212 6287, [email protected] 922 0768, 0699/1946 1426 0664/321 9828, [email protected] [email protected] Ehrlich Alexander, Mag. D,F,I, (E) Fiala Michaela, MMag. Dr. D,E Graf Beate Michaela, Mag. D,I Rosaliagasse 19/6, 1120 Wien Josefstädter Straße 14/43, 1080 Wien Gabor Ilse D,E Grabnergasse 15/II/21, 1060 Wien 966 0261, 0676/520 2494, Fax: 2533 033 7792 0677/6200 6224 Lugeck 7/36, 1010 Wien 0676/525 9391, [email protected] [email protected], www.ahre.at michaela. [email protected] 513 7979, 0664/252 2726, Fax: 513 7980 www.viennaguide.at

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2017. www.guides-in-vienna.at 123 Mitgliederliste

Graf Elsi, Mag. D,E Hartlmayr Irene, Mag. D,E, (F) Heuritsch Peter D,E Husa G. Maria, Mag. D,Poln, (E) Hutweidengasse 46/1/5, 1190 Wien Köstlergasse 5/19B, 1060 Wien Paniglgasse 17/7, 1040 Wien Rötzergasse 56/67, 1170 Wien 0664/522 5783 0676/756 7840 0664/452 4923, Fax: 504 3638 0664/630 3904, [email protected] [email protected] [email protected] [email protected], www.privateguide.at www.przewodnicy-po-austrii.pl

Gregor-Rogler Jana, Ing. D,Sk, (Tsch) Hartmann Marilen D,E Hiller Birgit-Petra, Mag. D, (F) Iontcheva Radosveta, Mag. Korneuburger Str. 3, 2103 Langenzersdorf Kratochwjlestraße 8/5/11.3, 1220 Wien Elisabethstraße 26/29, 1010 Wien Bg,D, (E,I) 0664/448 8010 0664/308 2332, Fax: 02244/29 524 0676/971 3113 Auhofstraße 231-237/6/8, 1130 Wien [email protected] [email protected] 0664/8887 2493 [email protected] o [email protected] www.fuehrungen-wien.com Haruta-Högner Sachiko D,J Hink Matthias D,E Grill Claudia, Mag. D,I, (E) Operngasse 30/22, 1040 Wien Brahmsplatz 4/3, 1040 Wien Otto-Bauer-Gasse 13/19, 1060 Wien 0699/1581 2585 0699/1966 3033, [email protected] Ipp Tsuneko D,J AGA 0664/223 1766, [email protected] [email protected] Krotenbachgasse 27, 2345 Brunn a.G. www.vienna-citytours.at 02236/378 811, 0676/544 3907 Hlawaty Kristina D,E [email protected], www.longstayaustria.at Hasenclever Lena Sara D,E,I Schrottgießergasse 1/16, 1020 Wien Grivas Christine, Mag. D,F, (E) 0676/923 5586 0676/514 2337, [email protected] Liechtensteinstraße 151/10, 1090 Wien [email protected] www.zeitinwien.at Iro Lis D,Dn, (E,N) 0699/1356 3530, [email protected] Servitengasse 5/29, 1090 Wien 317 6211, 0699/1154 7917, [email protected] Hasenhütl Marianne D,E Hoauer Renate, Mag. Dr. www.lisiro.at Groh Alexander D,Schw, (Nl) Feldgasse 1, 2432 Schwadorf D,E,F,Sp, (I,Nl) Salierigasse 52-54B, 2380 Perchtoldsdorf 02230/3145, 0650/863 3833 Servitengasse 17/14, 1090 Wien 319 6500, 0664/212 6525, r.ho[email protected] Ispas Diana D,Rum, (E) 0699/1223 9013, [email protected] [email protected] Georg-Schicht-Platz 6/15, 1210 Wien https://groh.guide 0699/1913 2927 Hauleitner Monika, Mag. D,F, (Sp) Hofer Ulla D,E, (F) o [email protected] Teillandgasse 25, 3500 Krems imiggasse 25/15, 1180 Wien www.austrian-tourist-guide.at Gruber Hans, Ing. D,E 0676/350 0268, [email protected] Ziegelofengasse 27/1/05, 1050 Wien 0699/1703 8100, o [email protected] www.kremskultur.at www.fremdenfuehrer.co.at 0664/337 4918, [email protected] Janaček Joanna D,Poln Erne-Seder-Gasse 8/2/207, 1030 Wien Haviar omas, Mag. D,E Homann Heide-Maria D,E 0699/1059 4575, [email protected] Hameaustraße 51, 1190 Wien Habinger Peter D,E Liechtensteinstraße 66/4, 1090 Wien www.austriavisit.at 0664/400 3406, [email protected] Rotensterngasse 33-35/2/30, 1020 Wien 0699/1033 9772, [email protected] 0699/1969 7901, [email protected] www.stadtforscher.net Jantsch Veronika, Mag. D,I, (E) Hawelka Herta D,Port, (E,Sp) Höer Wolfgang D,E Wiedner Hauptstraße 73/2/13b, 1040 Wien Mariahilfer Straße 106/10, 1070 Wien 0699/1906 9496 Wollzeile 31/28, 1010 Wien 0676/304 4940 [email protected] Hagiwara-Seeber Kimiko, Mag. D,J 513 7784, 0699/1050 1370 o [email protected] Müllnergasse 13/14, 1090 Wien [email protected] www.vienna-aktivtours.com 0664/162 8447, [email protected] Jemelka Gabriela, Mag. D,Sp, (E,F,Hb,I,Port) Hebenstreit Barbara D,E AGA Horak Wolfgang D,E Hahnkamper Ulrich, Mag. D,E,Sp Paul Stich Gasse 8, 2103 Langenzersdorf Ungargasse 1/4/75, 1030 Wien Am Mühlgraben 213, 2392 Grub/Wienerw. 0699/1014 1469 Erdbergstraße 10/30, 1030 Wien 0664/640 3064, barbara.hebenstreit@ 02258/30 232, o [email protected] me.com [email protected] 236 1005, o [email protected] www.werbung-co.at, www.guides4you.at www.austriaguide-gabriela.at www.vienna-alacarte.com

Heigerth Ilse, Mag. D,E Horvath Brenda, Mag. D,E Krongasse 12/4, 1050 Wien Jesenberger Elisabeth D,E Halper Hannelore D,Nl Schmalzhofgasse 18/2/6, 1060 Wien Schüttelstraße 39/17, 1020 Wien 0676/543 6972, [email protected] Schubertgasse 9, 2380 Perchtoldsdorf 596 5739, 0650/781 2868, [email protected] 720 3449, 0699/1720 3449, Fax: 720 3449 865 5605, Fax: 865 5605 [email protected] Heinz Karl, Dr. D,U, (E) Horvath Christine, Dr. D,E, (I) Wiener Welten Weg 17, 2285 Leopoldsdorf Halter Ingeborg, Mag. D Strohberggasse 16/2, 1120 Wien Jirasko Erika Olga D,Schw, (E,F,I,Sp) 02216/2676, 0664/486 6795 804 3588, 0664/325 9682 Hausfeldstraße 22/6/21, 1220 Wien Heiligenkreuzer Hof/Stiege 7/2.St., PF 33, o [email protected] [email protected] 280 1278, 0676/301 3233, Fax: 280 1476 1010 Wien [email protected] 512 0179, [email protected] Hembach Alexander D,E Hsu Chieh-Ying (Jeannie) D,Ch, (E) Glasergasse 5/20, 1090 Wien Weyringergasse 30/13a, 1040 Wien Handler Tetyana D,R Jodlbauer Wolfgang-Lothar D,E 0676/724 7697, [email protected] 503 4907, 0664/301 9526, Fax: 503 4907 Rothenburgstraße 4/5, 1120 Wien Grüntal 90, 3400 Klosterneuburg [email protected] 923 9111, 0699/1923 9112, Fax: 923 9111 0680/114 5345, [email protected] [email protected] Hening Tatjana, Mag. D,I, (E) www.wienerwelten.at Sonnbergstraße 30/6, 2380 Perchtolsdorf Huber-Auque Anne-Marie Handlir Linde D, (E) 0650/332 0664 D,F,Sp, (E) Kegelgasse 14/Top 28, 1030 Wien tatjana.hen[email protected] Mahlerstraße 13, 1010 Wien Jonasch-Preyer Elisabeth, Mag. 0664/300 8773, [email protected] www.guides4you.at 513 3056, 0664/184 0772, Fax: 513 3056 D,E, (Poln) [email protected] Am Damm, 2211 Pillichsdorf 0699/1179 9323 Hanzl Jacqueline D,Nl Herbst Sigrid, Dkfm. D,E,Sp [email protected] Seeschlachtweg 6, 1110 Wien Jodlgasse 7/4/5, 1130 Wien Hübner Sabine D,E 769 7985, 0664/424 9056, Fax: 769 7985 894 5142, 0664/431 0519 Säulengasse 17/16, 1090 Wien [email protected] [email protected] 0664/620 3317 Jonke-Hrdlicka Romana D,E,F,I [email protected] Leopold Steiner Gasse 54/2/7, 1190 Wien www.wientogo.at 320 7543, 0664/201 7765, Fax: 320 7543 Herrmann Susanne D,F, (E) Hartig-Girardoni Lydia D,I, (E) [email protected] Pilotengasse 49/4/1, 1220 Wien Praterstraße 42/2/12, 1020 Wien 0699/1245 0343 Hudolin Andrea-Elisabeth, Mag. 218 5080, 0664/177 4676, Fax: 218 5080 [email protected] D, (E,F,I) Jungbauer Rotraud D,F [email protected] Kochgasse 24/15, 1080 Wien Bäckerteichstraße 24a, 9220 Velden 0699/1022 4804, [email protected] 0664/310 4907, [email protected] Heuberger-Dornauer Yvonne D,E Hartleb Rita D,E Schlettergasse 3/9/10, 1220 Wien Zentagasse 16/31, 1050 Wien 0664/412 6911, [email protected] Hummel Elena D,R, (E) Junghans Tina D,E AGA 0664/545 0727 www.fuehrungenwien.at J. Brunnergasse 16/7/4, 2000 Stockerau 3033 Hochstrass 543 [email protected] www.touringvienna.at 0676/780 4467, [email protected] 0676/314 8770, [email protected]

124 K    W F  nach Alphabet

Junker Gabriele D,E,F,R, (I) Klima Brigitte D,F, (E) AGA Krammer-Hirsch Friederike, MMag. Laschitz Hans Stefan D Lawieserstraße 35, 3013 Tullnerbach Kumpfgasse 7/6, 1010 Wien D,E,F, (Sp) Floßgasse 16 - 18/2/6, 1020 Wien 0664/301 5778, Fax: 02233/54 816 0676/500 1365, [email protected] Abt Karl-Gasse 22 - 24/II/17, 1180 Wien 212 5728, Fax: 212 5728, [email protected] [email protected] 405 3968, 0664/486 5787, Fax: 405 3968 [email protected] Koark Lisa-Maria, BA D,E Ledochowski-Aoyama Megumi D,J Junker Kazue J,Schw Heindlgasse 6/1A, 1160 Wien Zentagasse 1/18, 1050 Wien Borschkegasse 5/4, 1090 Wien 0699/1946 2499, [email protected] Krapfenbauer-Horsky Bibiane- 0676/452 0268, megumi.aoyama7@gmail. 319 6293, Fax: 319 6293 Stéphanie D,F com Pötzleinsdorfer Str. 96/9, 1180 Wien Koch Susanne D,E, (F) 0664/224 0840, [email protected] Hofstattgasse 16/26, 1180 Wien Juraschek Walter D,E www.guides4you.at Leisser Gerda D,E, (I) Taborstraße 59/23A, 1020 Wien 368 1066, 0676/403 0115, Fax: 368 1066 Schubertstraße 7, 2230 Gänserndorf 0699/1925 1524, [email protected] [email protected] 02282/80 117, 0650/551 0698 www.my-vienna-guides.at Krauchenberg Arja, BA MA Fax: 02282/80 117 47, [email protected] Koder Ana D,Sp, (E,Port) D,F, (E,I,Sp) Untere Viaduktgasse 51/6, 1030 Wien Kahl Carola D,E Landstraßer Hauptstraße 116/16, 1030 Wien Lenes Tamara D,Sp, (E) 0664/300 5375, [email protected] 0650/700 4448 Poststeig 5, 3003 Gablitz Jahngasse 17/15, 1050 Wien www.toursviena.at [email protected] 02231/61 282 (T. u. F.), 0664/371 2024 0676/600 1154, [email protected] [email protected] Kohl Brigitte D,E Kraus Friederike, MMag. D,E Trollblumengasse 42, 1220 Wien Lenz Alf-Peter D,E, (E,F,Port,Sp) Gföhler Straße 168, 3571 Gars am Kamp Kahr Yukiko D,J 0699/1326 9268 Einsiedeleigasse 4/5, 1130 Wien Rauchgasse 34/2/10, 1120 Wien 0699/1084 [email protected] [email protected] 0676/382 9066, [email protected] 0699/1258 3276, [email protected] www.wien-stadtfuehrung.info Köllner Walli, Ing. D,E Schlösselgasse 11/4, 1080 Wien Lenz Edeltraud D,Port, Kaindl Susanne D,E Krebs Lydia D,I 405 2418, 0664/542 4050 (E,F,Schw,Sp) Naa gasse 71, 1180 Wien Hardeggasse 67/38/3, 1220 Wien 0676/554 4455, [email protected] [email protected] Einsiedeleigasse 4/5, 1130 Wien 0650/223 0959, [email protected] 0676/384 9848, edeltraudaustriaguide@ aon.at Kalab Renate D,E, (F) Konecny Felicitas D,I, (E) Kremser Barbara, Mag. D,E Herreng. 6-8/Stg. 6/ 1. St./Tür 2, 1010 Wien Grinzinger Straße 147/3/51, 1190 Wien Anton Hanakgasse 48, 2103 Langenzersdorf 0699/1013 0425 958 3272, 0699/1958 3272, Fax: 958 3272 0680/207 6533, [email protected] Levina Elena D,R, (E) [email protected] [email protected] myvienna.weebly.com Rosenbursengasse 2/25, 1010 Wien 0676/950 1575, [email protected]

Kamenicky Sarah D,E König Margot D,E, (F,I) Kreuzinger Isabella D,F Kahlenberger Straße 35a/III/6, 1190 Wien Neubaugasse 21/12, 1070 Wien Zirkusgasse 11/29, 1020 Wien Levtchik Ella, Mag. D,I,R, (E,F) 0664/411 4611, [email protected] 0699/1235 4421, [email protected] 216 5253, 0664/411 4936 Breitenseerstraße 3/9, 1140 Wien www.mm-viennaguides.com 947 7449, 0664/930 0422 [email protected] Kedl etis, Mag. D,J, (E) Kriegs-Au Marina D,E,F Kastell 1, 7464 Markt Neuhodis Konrad Herbert Ludwig D,E Schweizertalstraße 40, 1130 Wien 0650/603 5504 Worellstraße 3, 1060 Wien 877 8160, 0650/750 8459, Fax: 877 8160 19 Leydolt Nini, Mag. D,E, (F) [email protected] 586 7308, 0699/1405 2922, Fax: 595 2725 [email protected] Stättermayergasse 6/15, 1150 Wien [email protected] 0699/8131 3024 www.kunstkultur.com [email protected] Killian Edith D,F, (E) Krier Gudrun D,E Rosenhügelstraße 37/1/13, 1120 Wien Bräunerstraße 4-6/27, 1010 Wien 802 4379, 0676/304 4727, Fax: 802 4379 Kopez Silvia, Mag. D,E 533 6043, Fax: 533 6043 Liew Carla Phui-Yun D,Ch,E,Mal Obere Donaustraße 45/24, 1020 Wien [email protected] [email protected] Tanbruckgasse 2/21, 1120 Wien 0676/661 1035 0699/1328 3698, [email protected] [email protected] Kim Jung Won D,Kor Krzempek Niespialowski Malgorzata, Stumpergasse 51/35, 1060 Wien Korber Monika, Mag. Dr. D,E,F,I Mag. D,Poln Lindinger Brigitte, Mag. D,F 269 9482, 0699/1381 3419, Fax: 894 9632 Schottenfeldgasse 78/I/8, 1070 Wien Müllnergasse 3/2, 1090 Wien Nussdorfer Straße 6, 1090 Wien [email protected] 526 0138, 0676/529 1687, Fax: 526 0138 0699/1711 3377 317 7159, 0664/275 6352, Fax: 317 7159 [email protected] [email protected] [email protected] Kim Ok In D,Kor Schubertgasse 9/15, 1090 Wien Kühbacher Norbert D,I, (E) Korber Nora D,E,I Lipina Natalia D,R 925 4809, 0664/381 8463, Fax: 925 4809 Lerchenfelder Straße 37/23, 1070 Wien 0660/558 8688 Josef-Gangl-Gasse 40, 1130 Wien [email protected] 0699/1129 7995, [email protected] [email protected] 0676/773 0227, [email protected]

Kindl Patrizia D,E Kurzel-Runtscheiner Helene D, (E,F) Lischka Helmut, Mag. D,E Strozzigasse 26/6, 1080 Wien Korf Olga D,R, (E) Argentinierstraße 4, 1040 Wien Leonard-Bernstein-Str. 8/2/31.3, 1220 Wien Penzinger Straße 64/3/8, 1140 Wien 0699/1924 7154, [email protected] 505 1572, [email protected] 0664/788 8576 0664/610 1070, [email protected] [email protected] Kinoshita Kozue J Lahr Marco D,Sp, (F,E) AGA Litschel Birgit, Mag. D,Sp, (E,F) Weihburggasse 4/3, Stiege/49, 1010 Wien Gurkgasse 19/16, 1140 Wien Rembrandtstraße 29/12/10, 1020 Wien 513 6259, [email protected] Körner Maria- eresia, Mag. D,E,R 924 3027, 0699/1924 3027 0699/1084 3334, [email protected] Serravagasse 15/3, 1140 Wien [email protected] 0664/441 9941 www.guided-tours.wien Kleesadl Gabriela D,E, (F, ai) [email protected] Wiener Straße 10/1/3, 2301 Groß Enzersdorf Lai Su-Lin D,Ch 02249/4988, 0676/933 1180, Fax: 02249/4988 Prinz-Eugen-Straße 16/1/5a, 1040 Wien Loh Kong Woei Ch,D, (E,In,Mal) [email protected] Koskarti Christiana D,I, (E) 0676/419 0030 Jaquingasse 51/8, 1030 Wien Rötzergasse 19/13, 1170 Wien [email protected] 0699/1170 0986, [email protected] 407 9415, 0699/1216 9431, Fax: 407 9415 Kleisinger Birgitta D,Schw, (Dn,N) [email protected] Suppégasse 7, 1130 Wien Laiminger Leo, Mag. D,E, (F,R) Lu Ben Ch,D 876 4602, 0664/500 3245, Fax: 876 4602 Wimmergasse 12/11, 1050 Wien Mühlgasse 7/24, 1040 Wien [email protected] Kozerchuk-Pisnyachevskaya 0676/796 3015, [email protected] 0699/1941 4900, [email protected] Ekaterina R Breitenseer Straße 78/5/5, 1140 Wien Klicpera Christine D,E 0680/118 4225 Lang Bettina, Mag. D,E Lukele Lucia D,E Schloss Schönbrunn, Ovalstiege 4/51 [email protected] Staudgasse 89/2, 1180 Wien Karl-Schweighofer-G. 8/1/DG3, 1070 Wien 1130 Wien, 0699/1700 7088, [email protected] www.4gida.com 0699/1941 9541, [email protected] 0664/8862 0639, [email protected]

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2017. www.guides-in-vienna.at 125 Mitgliederliste

Luksch Claudia D,E Massenbauer Sigrid, Mag. D,E Mustapic jun. Maria, BA D,E, (Poln) Past Christian, Mag. D,E Görgengasse 23/7/2/9, 1190 Wien Widerhoferplatz 4/12, 1090 Wien Fleischmarkt 26/17, 1010 Wien Kundratstraße 10/10/13, 1100 Wien 0699/1946 0916, [email protected] 317 8870, 0664/160 9214, Fax: 317 8870 15 0699/1026 9215 0664/177 9314 [email protected] [email protected] [email protected] Lutz Linde D, (E,F) Böcklinstraße 88/8, 1020 Wien Maurer Manuela D,I, (E) Mutschlechner Martin D,E Pavese Claude F 720 7947, 0699/1918 7893, Fax: 720 7947 Anzengruberstraße 3, 3032 Eichgraben Missindorfstraße 31/10-11, 1140 Wien Lechthalergasse 30, 1230 Wien [email protected] 0676/922 3599, [email protected] 923 4248, 0699/1083 7334, Fax: 923 4248 889 4070, 0699/1212 2004, Fax: 889 4070 www.austriaguides.com [email protected] [email protected] Maas Flip D,E, (Nl,Sp) Lehnergasse 22, 3423 St. Andrä-Wördern Maurer Susanne D,Sp, (E) Naderer Christl, Dkfm. D,E Pavlovska-Jilch Julia D,R, (E) 0664/330 8734, [email protected] Schweighofer Str. 31, 3032 Eichgraben Gogolgasse 23, 1130 Wien Erdbergstraße 57/33, 1030 Wien 0676/ 934 5669, [email protected] 877 2425, 0664/338 4196, Fax: 877 2425 0676/645 8787 www.austriaguides.com/susanne [email protected] Machatschek IrenaBg, D, (E,R) [email protected] Löergasse 4, 1130 Wien 0699/1008 9960 Mayer-Sebestyén Piroska D,Sp, (E,U) Neubacher Eleonore D,E,Sp Pérez de la Maza Francisco Javier [email protected] Schleifmühlgasse 13/23, 1040 Wien 369 6401, 0664/281 9118, Fax: 369 6401 D,Sp, (E,I) 0676/516 2894, [email protected] [email protected] Hamerlingplatz 10, 1080 Wien 0650/863 1823 Mader Daranee ai, (E) [email protected] Paltaufgasse 21/1/8, 1160 Wien Mayerweg Marina, Dr. D, (E,F,R) Nikiforova Vladlena D,R, (E) 924 2627, 0699/1203 0024 Stromstraße 18-20/10/3, 1200 Wien Argentinierstraße 28/17, 1040 Wien [email protected] 0699/1048 4936, [email protected] 0664/851 5150, o [email protected] Pernul-Oswald Elisabeth, BA Mag. www.a-guide.eu D,R, (I) Hietzinger Hauptstraße 103/12, 1130 Wien Madl Cornelia D,E Mazarov Anatol D,R,Usb Vorgartenstraße 205/36, 1020 Wien 876 0347, 0699/1320 1121 Pfarrgasse 67-73/2/3, 1230 Wien Novak Jascha D,E [email protected] 0699/1133 0422, [email protected] 0676/454 3033 www.wienfuehrungen.at Huglgasse 6/7, 1150 Wien [email protected] 0699/1262 0817, [email protected] Peschek Martina, Mag. D,E Josefstädter Straße 23/23, 1080 Wien Mager Veronika D,E Mele Cristina I, (E,Sp) Witthauergasse 26/11, 1180 Wien Novik Natallia D,R, (Wru) 0699/1077 6461 Grundsteingasse 41/2/4-5, 1160 Wien 479 8679, 0664/920 0090 Florianigasse 41/1/12, 1080 Wien [email protected] 407 2830, 0676/418 7711, Fax: 407 2830 [email protected] 0664/837 7566, 0699/1042 6054 [email protected] [email protected], www.4gida.com Peters Mariken D,Nl, (E) Maierhofer Susanne D, (I,R,U) AGA Krakauer Straße 14/219, 1020 Wien Mentil Dolores, Mag. D,E Kirchstetterngasse 32/11, 1160 Wien Oberhummer-Rambossek Silvia, Dr. 212 4815, 0664/221 3727 Steinklamm 53/3, 3203 Rabenstein 0664/201 7106 [email protected] 0664/247 1777, o [email protected] D,F, (Sp) [email protected] Mommsengasse 30/26, 1040 Wien www.viennaguide.co.at 0650/641 7392 Petuhova Svetlana D,I,R, (E) Mildner Liselotte, Dkfm. D,E [email protected] Winckelmannstraße 10, 1150 Wien Major Berta Maria D,E,F Josefstädter Straße 19, 1080 Wien 0677/ 6146 4007, [email protected] 406 6745, 0676/915 4004, Fax: 406 6745 Ruthgasse 7/3/2, 1190 Wien Obermayer Romana D,E 369 8866, Fax: 369 8866 [email protected] Gusenleithnergasse 5/1/11, 1140 Wien Peyrl Klaus, Ing. D,E,Sp, (Port,R) [email protected] 914 9921, 0699/1136 7226 Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien Minnich Uta D,F, (E) AGA [email protected] 512 1215, 0664/301 7035 Mandl Bettina D,E Weidlichgasse 12/2, 1130 Wien [email protected] 876 8854, 0664/271 9565, Fax: 876 8854 Maroltingergasse 92/1/4, 1160 Wien Ortner Renate D 0664/312 7788, [email protected] [email protected] Mariahilfer Straße 105, 1060 Wien Peyrl Marie Carmen D,Sp,E,Port, (F) www.my-vienna-guides.at 597 1286, 0699/1219 2776, Fax: 597 1286 Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien Mochar-Untertrifaller Verena D,E [email protected] 512 1215, 0664/301 7035, Fax: 512 2870 Mandl Kathrin D,E Flachgasse 35-37/8, 1160 Wien [email protected] Bräuhausgasse 31/40, 1050 Wien 0699/1247 0457 Otto Michael D,E 0660/177 5993, [email protected] [email protected] Waldvogelstraße 18-24/5/8, 1130 Wien Pster Franziska Maria 0699/1033 4728, [email protected] D,E,Schw, (N) Manson Lindsay Jane D,E Montiel de Muhm Sonia D,Sp Kriemhildplatz 9/17, 1150 Wien Gymansiumstraße 24A/2, 1180 Wien Nordwestbahnstraße 25/5, 1020 Wien 789 6990, 0676/948 3303, Fax: 789 6990 0681/8168 3723, [email protected] 0669/1925 1712, [email protected] Paminger Franz, Mag. D,R, (E) f.p [email protected] www.privatimtours.com Rohrergasse 20/3/5, 1160 Wien www.guidewien.com 0699/1788 4451, [email protected] Marterbauer Andrea D,I, (E,F) Troststraße 53/21, 1100 Wien Mueller Alan, MBA D,E Ptzner omas D,E 607 8399, 0676/365 2872 Alszeile 125a/7, 1170 Wien Pan Yuchu (Louis) Ch,D, (E) Gartenstraße 238/1/3, 2723 Muthmannsdorf [email protected] 0699/1407 6141 Gasgasse 4/2/20, 1150 Wien 0664/848 2937, thomas.p [email protected] [email protected] 0660/316 1565, [email protected] Martin Giuseppina D,I, (E) Pickman Maria D,R, (Hb,I) Hormayrgasse 58/22, 1170 Wien Müller Michael, Dr. D,E, (F) Papatheophilou eophilos D,Gr Garbergasse 11/14, 1060 Wien 0699/1039 7948 Invalidenstraße 5/11, 1030 Wien Heinrich-Collin-Str. 3c/Stg. 9/72, 1140 Wien 0676/511 2060, o [email protected] [email protected] 0699/1308 6645 602 2018, 0699/1013 7376, Fax: 602 2018 [email protected] [email protected], www.theophilos.at Pienkowski Bozena Ewa, Mag. Martin Mara, Komm.Rat D,E,U D,Poln Singerstraße 20, 1010 Wien Müller Ulrike D,Sp, (E) Parak Josef D Rotensterngasse 20/20, 1020 Wien 512 9735, 0664/308 3839 Jeneweingasse 19/1/1, 1210 Wien Schmutzergasse 1/4/38, 1150 Wien 0664/233 4710 [email protected] 271 7641, 0676/534 9058, Fax: 271 7641 982 9105, 0664/595 7813, [email protected] [email protected] [email protected]

Maschke-Goldmann Andrea, Mag. Pasetti Marius, Mag. D,E Pi Renate D,E, (F) D,Sp, (E) Münster Irmgard D, (E,F,I) Baumgartenstraße 91, 1140 Wien Lerchenfelder Straße 37/21, 1070 Wien Doppelnstr. 21, 3441 Baumgarten am Tull- Nußberggasse 7a, 1190 Wien 416 7924, 0664/154 1034, Fax: 544 8687 533 8111, 0699/1909 0842 nerf., 0664/110 6133, [email protected] 370 8404 [email protected] pi[email protected]

126 K    W F  nach Alphabet

Pilz Iris, Mag. MA D,E, (F) Raab Birgit D,E Rieser Christa D, (E,I) Saravia Eulalio Sp, (E,I,Port) Fuchsthallergasse 11/22, 1090 Wien Kollersteig 2, 3400 Klosterneuburg Alliiertenstraße 10/12, 1020 Wien Missindorfstraße 14/9, 1140 Wien 310 9078, 0664/7371 5006, Fax: 310 9078 0664/226 3301, [email protected] 969 1055, 0664/202 8122, Fax: 969 1055 983 2038, 0664/358 1603, Fax: 983 2038 [email protected], www.irispilz.at [email protected] [email protected] Raab Galina D,R Piperova Diana Bg,D, (R) Amalie-Seidel-Weg 3/2/5.05, 1120 Wien Rigon Wolfgang D,E Sarria-Ortiz Fernanda D,Sp, (Port) Hauptstraße 120, 3001 Mauerbach 786 4328, 0699/1135 8675 Vally-Weigl-Gasse 5/4/427, 1100 Wien Georg Siglgasse 11/11, 1090 Wien 0650/531 1792, [email protected] [email protected], www.galinaguide.com 0660/401 4416, [email protected] 941 2474, 0699/1301 2202, Fax: 941 2474 www.vienna-with-guide.com [email protected] Raderer Friederike, Mag. D,E, (F,I) Rintelen Nancy Danae, Mag. Groß Priel 10, 3390 Melk Ploder Eva-Maria D,E D,F,I, (E,Tr) Saudino Katharina, Mag. D,E,Tsch 0676/310 7856, [email protected] Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien Dr. L.Rieger Straße 10, 2340 Mödling Lederergasse 17/7a, 1080 Wien 689 2316, 0664/402 2631, Fax: 689 2316 0676/724 3609, [email protected] 0676/519 6069, [email protected] [email protected] Radunsky Andrea, Dipl.Ökon. D,U, (E) Röder Gabriele, Mag. D,E, (I) Sawerthal Ingrid, Mag. D,E,I Gussenbauergasse 2/17, 1090 Wien Nussdorfer Straße 4/6, 1090 Wien Polianskaja Oksana, Mag. D,R, (E) 0699/1041 1732, [email protected] Paniglgasse 24/15c, 1040 Wien Demmergasse 5/17, 1210 Wien 0699/1925 3024, [email protected] 216 7267, 0664/410 7387 0650/662 6180, o [email protected] [email protected] www.friendsinvienna.com Radžiūnaitė Daiva, Mag. D,Lit Romero-Portela Manuel Erdbergstrasse 83/7, 1030 Wien D,Sp, (I,Port) 0676/551 6842 Schacherl Marina D,R, (E) Hornbostelgasse 11/16, 1060 Wien Pongratz-Lippitt Marco, Dr. D,F, (E) [email protected] Zehnergasse 20/c/14, 2700 Wiener Neustadt 408 8295, 0664/206 9360, Fax: 408 8295 90 Wasnergasse 5/7, 1200 Wien www.austriagidas.at 0699/1613 2030 0680/111 9032 [email protected] [email protected] www.j-strauss.com o [email protected] www.imperialguidevienna.at Rahbar-Schümatschek M. Alexandra, Schak Ingrid, Dr. D,E, (I) Mag. MA D,E Rontzai Elfriede D,E, (F) Boltzmanngasse 12/5, 1090 Wien Mariahilfer Straße 49/38, 1060 Wien Anton Baumgartner-Str. 44/A4/146, 1232 W. 0664/234 7913, [email protected] 0699/1010 1012, [email protected] Popescu Michael, Dipl.Ing. D,Rum 667 5518, 0664/335 0736, Fax: 667 5518 www.triloca.at Jungstraße 14/9, 1020 Wien [email protected] 0664/545 0441, [email protected] Schärf Dace D,E,Lett, (R) Rajala Virve, Mag. D,Fn Roth Brigitte, Dr. D,E,F, (I,Port,Sp) Vorgartenstraße 174/27-28, 1020 Wien Im Gestockert 60A, 1220 Wien Popov Rossitza, Dipl.Ing. Dr. Hauptstraße 85/18, 3420 Kritzendorf 0699/1706 3593 774 0353, 0676/956 2638, [email protected] Bg,D, (R,Sk) 02243/20 178 (T. u. F.), 0664/400 9960 [email protected] Rasumofskygasse 3-5/32, 1030 Wien [email protected] Fax: 958 4027, www.viennaprivateguide.com 0676/527 7091, [email protected] Rasper Elke D, (E,F) Rennweg 70/1/29, 1030 Wien Rottensteiner Doris D,F, (E,I,Sp) Scheiber Peter D,E,Sp 799 0756, 0699/1110 6183, Fax: 799 0756 Berggasse 13, 7331 Weppersdorf Possnitz Marlene D,E, (N) [email protected] Kalvarienberggasse 55/12, 1170 Wien Herzgasse 31/19, 1100 Wien 0676/351 6583, [email protected] 02618/3225, 0660/446 6045 0664/304 2247, [email protected] [email protected] Rathauscher Doris D, (F,I) www.wienguide.net Goldschmiedgasse 9/1/24, 1010 Wien Roznovsky Gertrude D,E, (F) AGA Prade Clara Ines D,Sp 533 8040, 0699/1733 8040, Fax: 533 8040 Sonnbergstraße 95/8, 2380 Perchtoldsdorf Heigerleinstraße 15-17/14, 1160 Wien [email protected] 0681/1064 6903, [email protected] Scherabon Giselheid D, (E) 0664/357 4098 Linienamtsgasse 8/6/2, 1130 Wien [email protected] 804 8377, 0699/8880 3571, Fax: 804 8377 Raubal Friedrich, Ing., Mag. Rüdegger Gerlinde D, (E,F) [email protected] D,F, (E,I,Sp) Eroicagasse 41, 1190 Wien 370 2554, 0676/624 1490, Fax: 370 2554 Prammer-Schukovits Ilse D, (E) Hauserg. 17/2. Stg/4. Stock/T 17, 1100 Wien [email protected] Oberlaaerstraße 210/7, 1100 Wien 0664/308 5441, Fax: 600 1449 89 Scherhak Elisabeth, Dr. D,F, (E,I) 726 1683, 0676/503 3691, Fax: 726 1683 [email protected] Kefergasse 21/4/4, 1140 Wien [email protected] 911 2760, 0664/260 7502, Fax: 911 2760 Rüdegger-Rosar Annie D,E, (Sp) [email protected] Rauchwarter Gerlinde D, (F) Heiligenstädter Straße 115/2/47, 1190 Wien 0650/374 9231, [email protected] Pranter Evelyne D,F, (E) Hagenberggasse 27/9, 1130 Wien Praterstraße 11/1/11, 1020 Wien 876 6561, Fax: 876 6561 Schertler Doris D,F 0676/432 3715, [email protected] Rudich Pablo, MA D,Sp, (E,F,I,Port) Tigergasse 16/5, 1080 Wien 0699/1923 6309, [email protected] Reiter Susanne, Ing. D,E Zirkusgasse 47/5/26, 1020 Wien 264 4081, 0650/254 4436, Fax: 264 4081 Preda-Schimek Haiganus, Mag. Dr. Friedrich Manhartstraße 4, 1210 Wien 294 6774, 0664/7387 5305, [email protected] [email protected] D,Rum, (E,F) Schindl Walter D,E Obere Augartenstraße 18 A/5/7, 1020 Wien Rotenmühlgasse 13/2/14, 1120 Wien 0699/1913 9875, [email protected] 0676/322 5417 Reither Susanne, Mag. D,E Salnik Anna D,R [email protected] Wielandgasse 16, 1100 Wien Clementinengasse 20/10, 1150 Wien 0699/1094 0829 0699/1056 9692, o [email protected] Schlesinger Gabriela, Mag. D,E www.a-tours.at [email protected] Przybylowicz Urszula Jadwiga, Mag. Aßmayergasse 66/34, 1120 Wien 0660/486 8342, [email protected] D,Poln Salzbrunn Renate, Mag. www.yourviennaguide.net Handelskai 132/3/28, 1020 Wien Renney Madeleine D,E 0676/638 5134, ursula.przybylowicz@ Obkirchergasse 2-6/4/8, 1190 Wien D, (E,Port,Sp) chello.at 368 8520, 0676/584 8759, [email protected] Tulpengasse 5/21, 1080 Wien 403 3899, 0664/307 6645, Fax: 403 3899 Schmidt Gertraud D,E [email protected] Boërgasse 16, 1120 Wien 0699/1063 2019, o [email protected] Purdea George, Mag. Dr. Rickermann de Bruszis Markus D,E, (Nl) D,E,F,I,Sp, (Rum) Annenhofstraße 55, 3032 Eichgraben Salzmann Gertraud D,E, (F,Sp) Böcklinstraße 52/9, 1020 Wien 0664/225 7458, [email protected] Edelhofgasse 13/15 D, 1180 Wien Schmidt Klaus-Dieter, Dr. D,E 0699/1188 9765 www.mm-viennaguides.com 479 4681, 0664/523 1460 Starkfriedgasse 29, 1180 Wien [email protected] [email protected] 479 5283, 0676/951 9352, Fax: 479 5283 [email protected], www.viennaguides.at Riedler Maria-Andrea, Dr. D,E Pürkher A. Claudia D,E Gerhart Hauptmannstraße 5, 2000 Stockerau Santi-Pfann Walpurga, Dr. D,I Hockegasse 63/8, 1180 Wien 02266/632 59, 0664/171 8000 Obere Amtshausgasse 40/5, 1050 Wien Schneider Alexandra D,E 470 7950, 0676/750 7711 [email protected] 548 9582, 0699/1941 1103, Fax: 548 9582 Linzer Straße 410, 1140 Wien [email protected] www.stadtgefuehrt.at [email protected] 0664/520 9189, [email protected]

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2017. www.guides-in-vienna.at 127 Mitgliederliste

Schober Ewald D,E Spatzierer Gisela D,E Stolba Alexandra D,E, (I,F) Titelbach Angela D,E Cakarstraße 2/5/7, 1220 Wien Hans-Tinhof-Str. 2/7, 7000 Eisenstadt Heigerleinstraße 52/4/23, 1160 Wien Langmaisgasse 5/6, 1150 Wien 0676/356 1723, [email protected] 02682/61 150 (T. u. F.), 0664/911 6822 0676/918 1966, [email protected] 982 0863, F: 982 0863 o [email protected] www.wien-sightseeing.at [email protected] www.burgenland-entdecken.at Scholz Stefan D,E Felix-Dahn-Straße 38/2, 1190 Wien Stolle Gudrun D, (E) Traunfellner Anton, DI D,E, (I,Sp) 0650/623 9274, o [email protected] Specht-Godai Barbara, Mag. D,F Gonzagagasse 2/41, 1010 Wien Josefsgasse 7/6, 1080 Wien Langenlebarnerstraße 90A/11, 3430 Tulln 533 6397, 0676/935 1064 0676/570 9169, antontraunfellner@yahoo. 0699/1983 3073, [email protected] [email protected] co.uk Schroder Elisabeth D,E,F,I,Sp www.stadtfuehrung.wien Feldstraße 32, 5230 Mattighofen 07742/58 738, Fax: 07742/58 738 Stollhof Alexander, Dr. D,E Traußnig Sally D,Ch, (E) [email protected] Spiegler Gudrun D,E Untermeidlinger Str. 16-22/13/21, 1120 Wien Ing.-Josef-Gattermaier-G. 3/2, 2345 Brunn a.G. Pötzleinsdorfer Straße 34, 1180 Wien 0664/557 0916, [email protected] 02236/328 828 (T. u. F.), 0676/373 0839 479 7835, 0664/435 6132, Fax: 479 7835 www.wienerwelten.at [email protected] Schroijen Cipar Helena [email protected] Bo,D,Kr,Sb, (Nl) Anton Pfalzstraße 8, 2232 Deutsch-Wagram Strassberg Valerie D,F,Sp, (E,I) Traxler Adele D,I 0664/176 4454, [email protected] Stabel Christine, Mag. D Große Stadtgutgasse 14/103, 1020 Wien Sieveringer Str. 152, 1190 Wien, 440 2847 Zur Spinnerin 44/23, 1100 Wien 0699/1958 4496, [email protected] 0699/1920 9481, o [email protected] www.strassberg.at Schwammschneider Silvia D, Tretter Martha, Mag. D,Port, (E) (E,F,I,Port,Sp) Liechtensteinstraße 45A/14, 1090 Wien Kanalstraße 6/1, 1220 Wien Stallforth Elisabeth D,E Strobl Julia, MA D,E 942 7872, 0699/1214 2379 0650/223 0751 Argentinier Straße 18/12, 1040 Wien Schönlaterngasse 9/9, 1010 Wien o [email protected], www.artemezzo.com [email protected] 0699/1906 1008, [email protected] 0676/934 0939, [email protected]

Triebnig-Löer Christine, Dr. Schwarz Karl D,E Sümbültepe Yusuf D,Tr Stanek Seija D,Fn, (E,Dn,N,Schw) D,I, (E) Gentzgasse 70/10, 1180 Wien Wollergasse 1, 1190 Wien Rembrandtstraße 17/11, 1020 Wien Sandwirtgasse 23, 2500 Baden 0660/253 2521, o ce@ rstguide.at 370 3228, 0676/504 9295, Fax: 370 3228 0676/520 4491, [email protected] 0664/283 5755, c.triebnig-loe[email protected] www. rstguide.at [email protected] Synoracki Barbara, Mag. D,Poln Trimmel Patrizia D,E Schwarz Ursula D Stangl Astrid D,E,Schw Döltergasse 3/3/15, 1220 Wien Pastorstraße 14/11/2, 1210 Wien Einwanggasse 17/3/10, 1140 Wien Polletstraße 47/8, 1220 Wien 0650/849 1263 0664/183 1170, [email protected] 894 5363, 0664/132 4206 0664/212 2267, [email protected] [email protected] [email protected], www.kulturguide-wien.at www.mojwieden.pl, www.meinwien.eu

Stehrer Christian D,I, (E) Trost Katharina, Mag. D,E Traklgasse 11/3, 1190 Wien Seibel Anna Maria, Mag. D,F, (E) Sautergasse 62/21, 1170 Wien Szegö Johann, Komm.Rat D,E,U 0676/750 5154, [email protected] Karl Schweighofer-Gasse 10, 1070 Wien 0650/761 4538 Neulerchenfelder Straße 23/25, 1160 Wien www.guides4you.at 02239/3565, 0676/377 9649 [email protected] 0664/417 1077, [email protected] [email protected] www.wien-entdecken.at

Steiner Elisabeth D,E AGA Turmalin Stephan D,E Seidl Hilde D, (E,F) Weintraubengasse 30/11, 1020 Wien Szwedek Kazimiera-Katharina Wallgasse 28/23, 1060 Wien Mariahilfer Straße 49/3/63, 1060 Wien 0699/1011 1020 0664/573 7360, o [email protected] 581 7865, 0676/672 1587, Fax: 581 7865 D,Poln, (E,R) [email protected] www.tour-malin.com [email protected] Zur Spinnerin 53/4/2, 1100 Wien 943 7864, 0699/1943 7864, Fax: 943 7864 [email protected] Steiner Irene, MMag. D,E,I Unger Liisa D,Fn Seidl-Zellbrugg Tassilo D,F Karlweisgasse 18/1/2, 1180 Wien 0650/941 4017, [email protected] Hietzinger Hauptstraße 122A/7, 1130 Wien 0676/330 9611, Fax: 877 3916 Tadros Samia D, (E,F,I,N,Schw) 470 9429, 0699/1034 2485, liisa.unger@ [email protected] Dempschergasse 7/16, 1180 Wien a1.net Shin Veronika Kyochun, Dr. 0699/1025 4016 o [email protected] D,Kor, (E) Steinmüller Ewald D,E, (Tr) Unger-Stiasny Monika D,E Engerthstraße 203/20, 1020 Wien Dittmanngasse 5b/20, 1110 Wien Landstraßer Hauptstraße 133/32, 1030 Wien 0664/226 8704, [email protected] 0699/1039 7310 Talis Alexander, BA D,R, (E,Hb) 713 1189 [email protected] Hardeggasse 55/6/7, 1220 Wien 0676/505 9769, [email protected] Shu Yin-Jsua (Angela) Ch, (E) Unrath Dieter N., Mag. D,E Kampstraße 11/43, 1200 Wien Lambrechtgasse 8/15, 1040 Wien 0664/502 0015, [email protected] Steinwider Bozena, Dipl.Ing. D,Poln Spargelfeldstraße 162/192, 1220 Wien Tassi-Fuchshuber Katharina, Mag. 0676/514 2120, [email protected] 734 3119, 0699/1003 1814 D,I, (E) [email protected] Siegl-Kastner Elizabeth D,E, (F) Auhofstraße 118/19, 1130 Wien Valero-Gröller Maria D,E,Sp,F Karlsgasse 7/6, 1040 Wien 0650/818 0380, [email protected] Dr. Heinrich Maier Str. 59, 1180 Wien 0676/357 3812, [email protected] Stickler Margarete D,E 440 3563, 0664/450 6151 Jakob-oma-Straße 6/7, 2340 Mödling Tavcar Newa D,I [email protected] Simandl Tasnarat D, ai, (E,Lao) 02236/46 117, [email protected] 0676/415 9017, [email protected] Stollwiese 11, 2391 Kaltenleutgeben 02238/71 557, 0664/7332 0201 Vana Helmut Hans D, (E,F,I,Sp) [email protected] Stiehler-Chiose Sanda, Mag. Teich Marieta Bg,D, (E,I) Sollingergasse 30, 1190 Wien D,F,Rum Ferchergasse 7/11, 1170 Wien 320 5051, 0664/103 5232 [email protected] Slameczka Gerlinde D,E Kierlinger Str. 136b/8, 3400 Klosterneuburg 0676/778 1130, [email protected] Ennsgasse 7–11/II/15, 1020 Wien 02243/28 880 (T. u. F.), 0650/950 5717 www.see-vienna.com [email protected] 913 7132, 0664/526 1476 Vejvar-Sandler Karin D,I, (E) on Adelheid D,I, (E,Sp) Vorgartenstraße 129/3/14, 1020 Wien Snehota Hildegard D,Nl, (E) Stockinger Margit, Mag. D,E Zennergasse 4, 1160 Wien 913 1954, 0699/1068 1622 A.-Baumgartner-Str. 44/C4/1902, 1230 Wien Greinergasse 22/1/12, 1190 Wien 486 1090, 0688/853 1800, Fax: 486 1090 [email protected] 810 5152, 0699/1029 5076 0680/244 5591, o [email protected] [email protected] www.meinguide.at [email protected] Verdianu Floderer Ulrike Timmermann Brigitte, Dr. D,F,E D,Schw, (E,F,R) Sonntag Renate D,F, (E,R) Stojevic Ana Bo,D,E,Kr,Sb, (I) Wiethestraße 69/1, 1220 Wien Oberthern 4, 3701 Oberthern Lorenz-Weiss-Gasse 8/2, 1140 Wien Praterstraße 78/2/6, 1020 Wien 774 8901, F: 774 8933 02955/71468, 0660/703 3063 0664/216 0404, [email protected] 0676/620 3914, [email protected] [email protected] [email protected]

128 K    W F  nach Alphabet

Vishnyakova-Anderl Guzyal Wiesmüller Ulrike D,E,F,I Yu Hsiang-Cho (Kevin) Ch,D Zillinger Karl, Mag. D,E, (F,I,Sp) D,R, (E,Sp) Preindlgasse 24/18/1, 1130 Wien Oelweingasse 36/1-4, 1150 Wien Böcklinstrße 8/8, 1020 Wien Große Mohrengasse 21-33, 1020 Wien 0676/760 6786 0676/408 1982, [email protected] 402 5372, 0699/1922 5103 0680/505 9807, [email protected] [email protected] www.austria-tour.info Fax: 922 5103 www.giselle-tours.com o [email protected] www.zillinger4vienna.at Yu-Rodax Li-Yi (Linda) D,Ch Wohlfarter Margaret D,F, (E,Nl) Gassergasse 25/8, 1050 Wien Vit Magdalena, Mag. D,E Hagedornweg 4/RH22, 1220 Wien 920 1287, 0699/1920 1287, Fax: 920 1287 Zimmermann Doris D,E, (F) Hollenburger Straße 108, 3508 Krustetten 287 1216, 0664/7371 4360 [email protected] Schrekergasse 17A/2/2, 1160 Wien 0676/692 1664, [email protected] [email protected] www.wachauf.info 0676/709 2950 [email protected] Yurkevich Larisa D,R Wolf Elisabeth D,E, (I) Schüttaustraße 48-6a, 1220 Wien von Spreckelsen-Berger Regine D,F Schlossgartenstraße 32, 1230 Wien 0650/410 7134, [email protected] Zimmermann Rainer, Dr. D,E,F, (Sp) AGA 0664/313 3482, [email protected] Reisnerstraße 37/5, 1030 Wien Stegmayergasse 50, 1120 Wien 0699 /1777 0039 0699/1148 6537, [email protected] Zajko Maria, Mag. D,Sk [email protected] Wolk Svetlana D,R Adalbert-Sti er-Straße 35/15/25, 1200 Wien 0699/1087 9979, Fax: 0820/220 263 623 Speisinger Straße 113/C/11, 1130 Wien Vukic Vasiljev Tamara, Dipl.Ing. [email protected], touristguide.zajko.at 0664/454 3311, o [email protected] Zlabinger-Mameda Yumi D,J D,Kr,Bo,Sb, (E) www.austria-tourguide.at Haselnussweg 2/10, 1220 Wien Formanekgasse 5/12, 1190 Wien Zakova Lucia D,Dn, (E,Sk,Tsch) 282 8598, 0664/7365 6482 367 0141, 0676/413 3331, [email protected] Hauergasse 35, Tür 21, 2410 Hainburg [email protected] Wolingseder Barbara D,E 0676/926 4273, [email protected] Wagner Maria D,E, (I,Rum) AGA Gentzgasse 120/2, 1180 Wien 0676/426 8571, barbara@wolingseder.at Zurhaleg Laura D,I, (F) Hochleithenstraße 21, 2120 Wolkersdorf Zednik Maria, Mag. Pfadenhauergasse 2/2/25, 1140 Wien 02245/3175, 0664/324 5240 D,E,Sp, (F) AGA 505 6020, 0676/780 1512 F: 02245/3175 77 Wressnig Felicitas D,E,Sp, (F) Richard Gebhardtg. 14 Fax: 505 6020 [email protected] Franz-Josefs-Kai 33/12, 1010 Wien 3423 St. Andrä-Wörd. [email protected] 0664/212 8014, [email protected] 0699/1179 6718 [email protected] Wagner Ursula D,E, (Sp) www.viennawalks.at Zwedorn Franz D,E Herthergasse 33/9, 1120 Wien Oberwolfsbach 26, 3062 Kirchstetten 0664/548 3833, [email protected] Zeiler Lisa, Mag. D,E 0664/325 6532 Yao Shyi-En Ch,D, (E) Schö elgasse 38/3, 1180 Wien [email protected] Hernalser Hauptstraße 32/3, 1170 Wien 0699/1203 7550, [email protected] www.zwedi-tours.at Waldeck-Gazarian Susanne, Dr. 0699/1120 9497, [email protected] D,E, (F) Barmherzigengasse 16/39, 1030 Wien Zhang-Bazant Zhao Hui (Julia) Zwickl Keiko J 0680/118 4806 Yarikova Ekaterina R Ch,D, (E) Lerchenfelder Straße 83/6, 1070 Wien [email protected] Löwengasse 2B/1/1, 1030 Wien Pelargonienweg 33/49, 1220 Wien 526 1654, 0664/462 9442 0676/728 8888, o [email protected] 0676/772 6929, [email protected] [email protected] Wang Yinping Ch,D, (E) Postfach 0012, 1229 Wien 0676/603 8160, [email protected]

Wehr Barbara D,E Zschokkegasse 91/7/11, 1220 Wien 0664/226 7706, [email protected] www.get-vienna.com

Weihs Michael D,E Brandmayergasse 33/31, 1050 Wien 0650/337 8786 [email protected]

Weinberg Michael D,Tsch, (E,F,Hb,I,R,Sk) Schüttaustraße 1-39/9/3, 1220 Wien 0699/1818 2134, Fax: 967 7883 [email protected] www.guidevienna.eu

Weiß Eleonore D,E Josef-Lanner-Gasse 4, 3003 Gablitz 0664/143 4798, [email protected] Buchen Sie Ihren Fremdenführer ganz komfortabel:

Weiss Olga D,R Birkenstraße 28, 2434 Götzendorf/Leitha 02169/8364, 0676/938 2401, Fax: 02169/8364 + 43 1 587 36 33-62 [email protected]

Werner Verena D,E www.guides-in-vienna.at Hauptstraße 78/1, 7111 Parndorf 0699/1132 0136, www.austrian-guide.eu [email protected]

Wesemann Heiner D,E, (F,I) Speisinger Straße 64, 1130 Wien 0699/1063 2740, [email protected]

Diese Liste entspricht dem gedruckten Mitgliederverzeichnis 2017. www.guides-in-vienna.at 129 Redaktion

Redaktion

Christa Bauer Mag. Carles Batlle i Enrich Chefredakteurin Stellvertretender Chefredakteur Seit 2002 als begeisterte Fremdenführerin Geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in tätig, darüber hinaus in der Fremdenführer- Österreich. Studium der romanischen Phi- ausbildung. Zahlreiche erfolgreiche Publika- lologie. Sprachlehrer für Katalanisch und tionen. Seit 2008 im Vorstand des Vereins der Spanisch in der Erwachsenenbildung an geprü en Wiener Fremdenführer. mehreren Instituten. Lektor an der Universi- tät Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001.

Lektorat © Reza Sarkari © Reza Julia Strobl Patrizia Kindl Mag. Katharina Trost Geboren 1965 in Wien, Schule für Industrie- Studium Germanistik und Kunstgeschichte an Geborene Wienerin, seit über 15 Jahren Frem- design in Brasilien, Architektur-Studium an der Uni Wien; Deutschpädagogin und Bildungs- denführerin. In einer amüsanten Kombination der TU Wien, Studium der Archäologie und beraterin an einer amerikanischen Schule; seit aus Geschichte und G’schichtln zeigt die stu- Kunstgeschichte seit 2008. vielen Jahren Mitarbeiterin von Schloss Schön- dierte Historikerin Gästen ihre Geburtsstadt. brunn; geprü e Fremdenführerin seit 2004. Besonders gerne geht sie mit Kindern auf Ent- deckungsreise.

Komm.Rat Johann Szegő Regina Engelmann Mag. Lisa Zeiler Geboren 1936 in Budapest, seit 1956 in Öster- Wohnha in Klosterneuburg, seit 1999 als Studium der Anglistik und der Kunstgeschich- reich, seit 1967 Fremdenführer, von 1975 bis Fremdenführerin tätig. Beweggründe, Frem- te in Wien und Toronto. Seit 2001 als Frem den- 2007 Präsident des Vereins der geprü en Wie- denführerin zu sein, sind die Freude an der Be- führerin in Wien tätig. Österreichs Vertreterin ner Fremdenführer (seit 2007 Ehrenpräsident), gegnung mit Menschen und die Möglichkeit, in der European Federation of Tourist Guide seit mehr als 30 Jahren in der Fremdenführer- die Schönheiten von Wien mit aktuellen und Associations (www.feg-touristguides.org). ausbildung tätig. 1986: Silbernes Ehrenzeichen historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 der Stadt Wien; 1987–1993: Vorstandsmitglied im Vorstand des Vereins der geprü en Wiener des Weltverbandes von Fremdenführerver- Fremdenführer. einen, 1997: Kommerzialrat. Zahlreiche Pub- likationen.

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