Gemeinde

Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept ISEK TREBGAST integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Impressum

Herausgeber: Gemeinde Trebgast Kulmbacher Straße 36 95367 Trebgast

Titel: Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept

Verfasser: quaas-stadtplaner Schillerstraße 20 99423 Weimar www.quaas-stadtplaner.de E [email protected] T +49 (0) 36 43 – 49 49 21 ScaReal August-Bebel-Straße 19 07743 Jena E [email protected] T +49 (0) 36 41 – 35 36 50

Bearbeiter: Dipl.-Ing. Ingo Quaas Dipl.-Ing. Anja Thor Cand. B.Sc. Sophie Knoop Dipl.-Geogr. Peter J.J. Elspaß

Förderung: Dieses Projekt wurde im Rahmen des Bayerischen Städtebauförderungsprogramms gefördert.

Fotonachweis: Die Bildrechte der abgebildeten Fotografien und Abbildungen ohne Quellenangabe liegen bei quaas-stadtplaner, die Rechte der Diagramme bei ScaReal.

Stand Bestandserfassung: Oktober 2015

Stand: 13. Februar 2017 (Beschluss des Gemeinderates) 2 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 6

2. Allgemeine Rahmenbedingungen 7 2.1. Untersuchungsgebiet und Planungshorizont 7 2.2. Raumordnung und Landesplanung 7 2.3. Regionale Kooperation und Landkreis 8 2.4. Kommunale Planungen 9 2.5. Konzeptionen Ortsteile und Einzelstandorte 9

3. Demographische Situation und Prognosen 11 3.1. Generelle Zielsetzung 11 3.2. Ausgangslage 11 3.2.1. Bevölkerungsentwicklung in Trebgast 11 3.2.2. Bevölkerungspyramide 13 3.2.3. Altersstruktur 14 3.2.4. Fazit 15 3.3. Bevölkerungsprojektion des ISEK Trebgast 15 3.3.1. Prognose A: Natürliche Bevölkerungsentwicklung ohne Wanderungssaldo 15 3.3.2. Prognose B: Natürliche Bevölkerungsentwicklung abzüglich Wanderungsverlust in bisheriger Größen- ordnung 17 3.3.3. Ziel: Natürliche Bevölkerungsentwicklung zuzüglich notwendigem Wanderungsgewinn zum Halten der Einwohnerzahl 18 3.3.4. Die Bevölkerungsentwicklung im historischen Kontext 18 3.4. Auswirkungen des Demographischen Wandels auf die Herausforderungen der Zukunft 19

4. Bestandserfassung und Analyse 20 4.1. Kulturlandschaftsraum 20 4.2. Ortsbilder und Wahrnehmung 25 4.3. Infrastruktur und Mobilität 30 4.4. Siedlungsentwicklung und Flächenhaushalt 35 4.5. Wohnungsmarkt und Immobilienwirtschaft 39 4.5.1. Ausgangslage 39 4.5.2. Das Lebensstil- und das Wohnumfeld-Modell 48 4.6. Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt 56 4.6.1. Gewerbebetriebe 56 4.6.2. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 58 4.6.3. Pendler 59 4.6.4. Einzelhandel 59 4.6.5. Landwirtschaft 60 4.6.6. Arbeitslosenquote 61 4.7. Bildung / Soziales / (Medizinische) Versorgung 63 4.8. Tourismus und Freizeit 65 4.9. Technische Infrastruktur 68 4.10. Erneuerbare Energien 69

5. Beteiligungsprozesse 70 5.1. Lenkungsgruppe 70 5.2. Einzelgespräche und Fachdialoge mit Akteuren 70 5.2.1. Einzelgespräche 70 5.2.2. Fachdialoge 71 5.3. Zukunftswerkstatt Bürger 71 5.4. Zukunftswerkstatt Kinder und Jugend 72 5.5. Behörden und Träger öffentlicher Belange 72 5.6. Nachbargemeinden 73 5.7. Kommunale Gremien 73

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6. Konzept 75 6.1. Leitbilder 75 6.1.1. Leitbild Trebgast in der Region 75 6.1.2. Leitbild Kulturlandschaft und Ortsbilder 76 6.1.3. Leitbild Siedlungsentwicklung und Flächenhaushalt 77 6.1.4. Leitbild Wohnungsmarkt und Immobilienwirtschaft 78 6.1.4. Leitbild Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt 79 6.1.5. Leitbild Bildung, Soziales, Medizinische Versorgung, Pflege 80 6.1.7. Leitbild Tourismus und Freizeit 80

6.2. Entwicklungsziele, Maßnahmen und Projekte 81 6.2.1. Handlungsfeldübergreifend 82 6.2.2. Bevölkerungsentwicklung 82 6.2.3. Kulturlandschaft 83 6.2.4. Ortsbild 83 6.2.5. Verkehr und Mobilität 84 6.2.6. Siedlungsentwicklung und Flächenhaushalt 84 6.2.7. Wohnungsmarkt und Immobilienwirtschaft 85 6.2.8. Wirtschaft, Einzelhandel und Arbeitsmarkt 85 6.2.9. Bildung, Soziales, Medizinische Versorgung, Pflege 86 6.2.10. Tourismus und Freizeit 87 6.2.11. Technische Infrastruktur, Erneuerbare Energien 88 6.2.12. Maßnahmenblätter (erscheinen im ISEK im ANHANG) 89

Anhang

Anhang 1: Pläne Anhang 2: Steckbriefe der Ortsteile Anhang 3: Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Anhang 4: Dokumentation zur Zukunftswerkstatt der Bürger Anhang 5: Dokumentation zur Zukunftswerkstatt der Kinder und Jugend Anhang 6: Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und der Nachbargemeinden Anhang 7: Sanierungsgebiet „Ortskern Trebgast“, Geltungsbereich & Sanierungssatzung (Vorschlag) Anhang 8: Maßnahmenblätter

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1. EINLEITUNG Gemeinde Im östlichen Teil des Landkreises Kulmbach liegt zwischen der Großen Kreisstadt Kulm- bach und der Universitätsstadt die Gemeinde Trebgast einschließlich ihrer Ortsteile. Geprägt von dem umgebenden reizvollen Landschaftsraum, der wunderschönen und ruhigen Tallage am Weißen und der Trebgast ist der Ort ein Anziehungspunkt für Besucher und Bewohner gleichermaßen. Dies wird durch den Badesee, das Lindauer Moor und die Naturbühne sowie das attraktive Ortsbild mit einzelnen Baudenkmälern, Gastwirtschaften und dem Rad- und Wanderwegenetz bereichert. Funktionen Der Wohn- und Ferienort Trebgast ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Trebgast zu der auch die Gemeinden und Ködnitz gehören. Anlass Die Attraktivität des Wohn- und Erholungsortes mit seinen vielen Potentialen und dem hohen Standard an Nahversorgung (Einzelhandel, Gesundheit, Kinderbetreuung) gilt es für zukünftige Generationen zu bewahren und weiter auszubauen. Dafür sollen auch die vorhandenen Alleinstellungsmerkmale und Potentiale stärker genutzt werden. Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden sich nicht nur in der geringer werdenden Bevölkerungszahl widerspiegeln, sie machen sich auch bei der Übernahme / Übergabe von Unternehmen bemerkbar. Umso wichtiger scheint es aus jetziger Sicht, die Stärken der Gemeinde als Wohn- und Erholungsort weiter zu stärken. Dazu wird neben der Stabilisierung der zentralen Funktionen des Hauptortes mit Fokus Ortskern in erster Linie die Stärkung seiner Attraktivität insbesondere im Hinblick auf die Freizeit- und Erho- lungsfunktion eine stärkere Rolle einnehmen. Aufgabe Als Handlungsgrundlage der weiteren Ortsentwicklung auf Basis von zukunftsorientierten nachhaltigen Leitbildern und Strategien wurde für die Gemeinde Trebgast ein integrier- tes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet. Das ISEK TREBGAST soll zukünftig die zentrale Handlungsgrundlage für die Entwicklung des Hauptortes Trebgast und seiner Ortsteile darstellen. Seine fachübergreifenden Aussagen zu Handlungsfeldern, Schwerpunkten und Strategien der räumlichen und funktionalen Entwicklung sowie zu verschiedenen Fachkonzepten bieten der Entwicklung der Gemeinde Orientierung für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Wesentliche Themenfelder bilden dabei - Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmarkt - Wirtschaft und Einzelhandel - Wohnungsmarkt und Immobilienwirtschaft - Infrastruktur und Mobilität - Siedlungsentwicklung und Flächenhaushalt - Ortsbild und Kulturlandschaft Im konzeptionellen Teil des ISEKs werden für die Gemeinde Trebgast einschließlich ihrer Ortsteile Entwicklungsziele, Leitbilder und Maßnahmen unterschiedlicher Priorität benannt sowie ggf. kleinräumige Abgrenzungen der Fördergebiete bzw. vertiefende teilräumliche Handlungskonzepte bis auf Quartiersebene abgeleitet, beispielsweise für Maßnahmen der Aufwertung des Ortskernes, städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen oder energetischer Quartierssanierung. Im Sinne einer zügigen und realisierbaren Umsetzung erfolgt die For- mulierung sogenannter „Schlüsselprojekte“. Diese Projekte mit Schlüsselfunktion zeichnen sich neben der hohen Priorität durch ihre besondere Bedeutung für die Ortsentwicklung aus, wobei es sich i.d.R. um Gesamtmaßnahmen bzw. Maßnahmenpakete mit langfristi- gem Umsetzungshorizont handelt. Planungsinstrument Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept bildet als umsetzungsorientierte Strategie eine wichtige Grundlage für die Prioritätensetzung in kommunalpolitischen Ent- scheidungsprozessen und unterstützt die Akquisition von Fördermitteln zur Realisierung von öffentlichen und privaten Projekten. Das ISEK wird als informelle Planung durch den Gemeinderat mit Beschlussfassung vom 13. Februar 2017 legitimiert.

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2. ALLGEMEINE RAHMENBEDINGUNGEN 2.1. UNTERSUCHUNGSGEBIET UND PLANUNGSHORIZONT Untersuchungsgebiet Gegenstand des ISEK ist das gesamte Gemeindegebiet Trebgast. Die einzelnen Orts- und Gemeindeteile werden für die weitere Betrachtung wie folgt zugeordnet: - Hauptort Trebgast mit Eichholz, Tauschthal, Weiherleiten und Wolfsbach - Ortsteil Feuln - Ortsteil Lindau mit Rehleiten und Siebenbrunn - Ortsteil Michelsreuth - Ortsteil Waizendorf. Dem integrierten und langfristigen Ansatz entsprechend stellt das ISEK TREBGAST den Hauptort in den Mittelpunkt. Planungshorizont Das Jahr 2030 bildet den Planungshorizont für das ISEK, auch wenn einzelne Aussagen und Maßnahmen darüberhinaus ragen.

Untersuchungsgebiet des ISEK TREBGAST im Bezug zur Region, Quelle: www.google.de, 23.03.2016

2.2. RAUMORDNUNG UND LANDESPLANUNG Raumstrukturelle Die Kommune Trebgast ist im Regionalplan Oberfranken-Ost innerhalb des ländlichen Einordnung Raumes als „Raum mit besonderem Handlungsbedarf“ ausgewiesen. In mittelbarer Nähe befinden sich die Grundzentren östlich, der Mehrfachort und nordöstlich sowie südwestlich von Trebgast. Das nächste Oberzentrum liegt nordwestlich und ist die Stadt Kulmbach. Mit kaum mehr Distanz liegt im Süden Bayreuth - Oberzentrum und kreisfreie Stadt. Der Landkreis Kulmbach ist Teil der europäischen Metropolregion Nürnberg. Regionalplan Der Regionalplan Oberfranken-Ost sieht eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Nahbereich des Grundzentrums Himmelkron vor. So soll in der Region möglichst ein flächendeckendes, sicheres und mit benachbarten Regionen abgestimmtes Radwegenetz in den Nahbereichen der zentralen Orte zur Förderung des Alltagsradverkehrs entstehen. Zusätzlich soll das Radwegenetz aufgrund seiner Funktion für den Tourismus und die Naherholung in seiner Qualität verbessert werden, dies gilt insbesondere für überregiona- le und länderübergreifende Radwege (wie das Bayernnetz für Radler und die staatlichen Radwegeprogramme). 7 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Vor allem in den peripheren ländlichen Teilräumen der Region, wie in den an Thüringen, Sachsen und die Tschechische Republik angrenzenden Gebieten müssen ausreichende ÖPNV-Angebote entstehen, auch für ältere sowie weniger mobile Bevölkerungsgruppen, um die Attraktivität der Regionen zu erhalten und Abwanderungsprozessen entgegenzu- wirken. Aufgrund starker struktureller Verflechtungen über die Grenzen des Landkreises hinaus besteht ein umfassender Verbesserungs- und Ausbaubedarf der Stadt- Umland – Verkehrsbeziehung (ÖPNV & Schienenverkehr). Regions- und fachübergreifende Mobi- litätskonzepte, sowie die Vernetzung der Verkehrsträger werden dafür notwendig sein. Dabei ist die Förderung nachhaltiger, auf die Belange des Individualverkehrs abgestimm- ter Konzepte von besonderer Bedeutung für den Umstieg von dem Hauptverkehrsmittel PKW zum ÖPNV. Eine Verbesserung der Verkehrswege, u.a. in Richtung Tschechische Republik, aber auch in die süd- und westdeutschen Ballungsräume ist von besonderer Bedeutung. Laut dem Landesentwicklungsprogramm Bayerns von 2013, soll die Einbin- dung Bayerns in das internationale und nationale Verkehrsnetz verbessert werden, wobei die Wiedereinrichtung einer Fernverbindung nach Prag unabdingbar ist. Die Bundesau- tobahnen A 9, A 70, A 93 und A 72 sind die wichtigsten Pfeiler des Straßenfernverkehrs der Region. Die Verbesserung der Anbindung des Oberzentrums Kulmbach an die A 70 wird durch den Ausbau der B 85 vorangetrieben. Bei der Erschließung des ländlichen Raumes kann bereits eine Verbesserung der Straßenverhältnisse zur Steigerung der Verkehrssicherheit beitragen. „Die Autobahn A 9 stellt als überregional bedeutsame Entwicklungsachse einen wesentlichen Standortfaktor für die Region und [eine] leistungs- fähige Anbindung an die Wirtschaftszentren Nürnberg, Halle / Leipzig und Berlin dar.“ (ILE Konzept 2011) Zur Anbindung des Landkreises Kulmbach ist der Verkehrslandeplatz Kulmbach für den Luftverkehr in Bezug auf den Geschäftsreiseverkehr, sowie als Luftsportschwerpunkt gemeinsam mit dem Verkehrslandeplatz Bayreuth vorzuhalten, (i.S.d. Verordnung zur Änderung des Regionalplans Oberfranken-Ost, Kapitel BV1 Ver- kehr, Beschluss des Planungsausschusses des Regionalen Planungsverbandes Oberfran- ken-Ost vom 15.06.2015) Planungen / Quelle Regionalplan Oberfranken-Ost (5), in der Fassung der zweiten Änderung von 2000,Re- daktionell angepasst an das LEP Bayern 2013, Fortschreibung des Regionalplans Oberfranken-Ost, Kapitel B V 1 Verkehr (Bekanntmachung im Oberfränkischen Amtsblatt, Nr.10/2015, Nr.24-8454.18) Landschafts- Mit dem Landschaftsentwicklungskonzept Oberfranken-Ost hat die Regierung von Ober- entwicklungskonzept franken 2003 eine Grundlage geschaffen, welche die landschaftsplanerischen Entwick- lungsziele auf regionaler Ebene formuliert und somit eine Entscheidungsgrundlage für die Naturschutz behörden darstellt. Die Gemeinde Trebgast ist darin Bestandteil des Obermainischen und Oberpfälzischen Hügellandes (verwendete Nummerierung 071 und 070). Neben der Darstellung von Entwicklungszielen für die Bereiche Boden, Wasser, Arten und Lebensräume sowie Landschaftsbild und Landschaftserleben werden Sicherungsinstrumente im Hinblick auf Regionalplanung und Schutzgebiete aufgezeigt und ein Leitbild formuliert. Schwerpunkte für die Gemeinde Trebgast liegen in: - der hervorragenden bzw. besonderen Bedeutung für die Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen und deren Arten, - der Entwicklung eines regionalen Biotopverbundes bzw. von Biotopachsen, - der hervorragenden bzw. besonderen Bedeutung für die Sicherung bzw. Erhaltung und Entwicklung einer ruhigen naturbezogenen Erholung, z.T. im Einflussbereich der Stadt Kulmbach (stadtnah).

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Arten- u. Biotopschutz- Vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (München) programm wurde 1997 das Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern (ABSP) für den Landkreis Kulmbach herausgegeben. Dieses liegt analog vor, eine digitale Fassung ist vorerst nicht geplant. Im ABSP wird der Gesamtrahmen aller für den Arten- und Biotopschutz erforderli- chen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege dargestellt.

2.3. REGIONALE KOOPERATION UND LANDKREIS KULMBACH Die Gemeinde Trebgast ist eng verflochten mit den Orten und Funktionen der umliegen- den Kommunen. Während Kulmbach ein Anziehungspunkt für Freizeitaktivitäten ist, ist Bayreuth den Trebgastern eher einen Einkaufsbummel wert. Himmelkron, Neudrossenfeld und Neuenmarkt sind im Hinblick auf die Versorgung (Einkauf, Gesundheit, Bildung) von Bedeutung. Für den Kreis Kulmbach bestehen diverse gemeinsame Planungen und Kooperationen, von denen auch die Gemeinde Trebgast profitiert, wie z.B.:

- Agrarleitplanung; Stand: 1970iger Jahre - Bodenschätzungskarte von Bayern, Auszug Trebgast, Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, GeoFachdatenAtlas (BIS-BY), www.bis.bayern.de, 16. März 2016 - Geothermischer Energienutzungsplan Landkreis Kulmbach (Pilotprojekt); Stand: Juni 2015 - „Gewässerentwicklungs- und Umsetzungskonzept für den OWK OM 017“ zur Errei- chung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie an den Nebengewässern des Weißen Mains; Stand: im Entwurf - Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Kulmbach Stand: Januar 2011 - ILE FMB - Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept „Fränkisches Markgrafen und Bischofsland“; Stand: 2011 - ILE FMB - Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept „Fränkisches Markgrafen und Bischofsland - Radwegekonzept“ (FMB); Stand: 2013 - Leader - Lokale Entwicklungsstrategie (LES) 2014 – 2020 der Lokalen Aktionsgruppe Kulmbacher Land e.V. (Klemens Angermann, Michael Beck) - Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Kulmbach, Herausgeber Land- ratsamt Kulmbach; Stand: September 2010

2.4. KOMMUNALE PLANUNGEN Bauleitplanung Der Flächennutzungsplan ist seit seiner Bekanntmachung am 03.12.1982 rechtswirksam und beinhaltet die Gemarkung der gesamten Gemeinde. Im Flächennutzungsplan sind bisher nicht realisierte Wohnbauflächen und gewerbliche Bauflächen (vgl. Kapitel Sied- lungsentwicklung und Flächenhaushalt) ausgewiesen. Für die Siedlungsflächenerweiterungen im Südosten des Hauptortes Trebgast bestehen rechtswirksame Bebauungspläne für Wohngebiete wie folgt: - Bebauungsplan „Schoberthsacker“, 1952 - Bebauungsplan „Bühl“, 1964 - Bebauungsplan „Sommeracker“, 1974 - Bebauungsplan „Weiherleite“, 1977 - Bebauungsplan „Flur I“, 1985 - Bebauungsplan „Flur II“, 1995 Innerhalb dieser Geltungsbereiche sind vereinzelt Baugrundstücke vorhanden.

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2.5. KONZEPTIONEN ORTSTEILE UND EINZELSTANDORTE Konzeptionen sind u.a. vorhanden für: - Lindau Dorferneuerung (DE) - Managementplan für FFH-Gebiet 5935-302 „Lindauer Moor“ (Stand Juni 2011) - Ideenwettbewerb der Bürger zur Gestaltung des Brunnens am Markt, Umsetzung erfolgte

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3. DEMOGRAPHISCHE SITUATION UND PROGNOSEN 3.1. GENERELLE ZIELSETZUNG Vorbemerkungen Die Deutschen werden immer weniger und älter - Deutschland unterliegt dem demographi- schen Wandel. Das Statistische Bundesamt führt gemeinsam mit den Statistischen Ämtern der Länder seit Jahren koordinierte Bevölkerungsvorausberechnungen durch. Aktuell liegt die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahre 2015 vor. Zukünftige Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung werden durch die Bevölkerungsvor- ausberechnungen dargestellt und quantifiziert und über längere Beobachtungszeiträume analysiert. Die demographischen Einflussfaktoren wie beispielsweise Geburtenhäufigkeit, Sterblich- keit und Wanderungen werden in insgesamt acht Varianten berechnet. Im weiteren Text wird die Variante 1 der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes als Berechnungsbasis berücksichtigt, die von folgenden Annahmen ausgeht: - Kontinuität bei schwächerer Zuwanderung - Geburtenrate 1,4 Kinder je Frau - Lebenserwartung bei Geburt 2060 für Jungen 84,8, für Mädchen 88,8 Jahre - Langfristiger Wanderungssaldo 100.000 Einwohner

3.2. AUSGANGSLAGE 3.2.1. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN TREBGAST

Zum Stichtag der Untersuchung am 31.12.2015 leben insgesamt 1.690 Menschen in Trebgast – davon 1.594 Menschen mit Hauptwohnsitz und 96 (=5,7%) mit Nebenwohnsitz

Bevölkerungsentwicklung in Trebgast 2001 bis 2015, Quelle: Gemeinde Trebgast

Bis zum Jahr 2007 bleiben die Zahlen insgesamt knapp über 1.800 Einwohner, während bis 2014 die Bevölkerung auf knapp über 1.700 schrumpft. Im Jahre 2015 erreicht Treb- gast erstmals eine Zahl von unter 1.700 Einwohner. Der Bevölkerungsverlust von 2000 bis 2015 umfasst insgesamt 187 Einwohner (= -10,0 % bzw. -11,7 Einwohner pro Jahr). Die Verteilung der Einwohner nach Ortsteilen zeigt die nachfolgende Tabelle.

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Hauptwohnung Nebenwohnung Σ Feuln 95 3 98 Lindau 241 8 249 Michelsreuth 19 4 23 Waizendorf 56 3 59 Trebgast 1.185 76 1.261 Σ 1.596 94 1.690

Bevölkerung nach Ortsteilen 31.12.2015,. Quelle: Gemeinde Trebgast

Entwicklung der Hauptwohnungen in Trebgast 2000 bis 2014, Quelle: Gemeinde Trebgast

Bei den Hauptwohnungen ist von 2001 bis 2015 ein Bevölkerungsverlust in Höhe von 169 Einwohnern zu verzeichnen (= -9,6 % bzw. -11,3 Einwohner pro Jahr). Bei den Neben- wohnungen ist im gleichen Zeitraum ebenfalls Verlust zu verzeichnen (- 11 Einwohner = -11,5 % bzw. -0,7 Einwohner pro Jahr).

Eine manuell durch die Gemeindeverwaltung durchgeführte Stichprobe der letzten 90 Wegzüge aus Hauptwohnungen bis Ende 2015 hat ergeben, dass hiervon 54 (= 60%) in Senioreneinrichtungen umgezogen sind.

Entwicklung der Nebenwohnungen in Trebgast 2000 bis 2014, Quelle: Gemeinde Trebgast

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Wanderungs- Durch Wanderungsverluste (= Zuzüge abzgl. Wegzüge in Haupt- und Nebenwohnungen) bewegungen verlor Trebgast in den letzten 7 Jahren durchschnittlich annähernd 12 Einwohner pro Jahr.

Wanderungsbilanz Trebgast 2000 bis 2014, Quelle: Gemeinde Trebgast

3.2.2. BEVÖLKERUNGSPYRAMIDE

männlich weiblich

Bevölkerungspyramide Trebgast 2015, Quelle: Gemeinde Trebgast

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Trebgast weist einen Aufbau der Bevölkerung (in Haupt- und Nebenwohnungen) auf, der für die meisten westeuropäische Industriestaaten üblich ist: Die überspitzte Zwiebelform oder Urnenform. Die zukünftige Entwicklung des Verhältnisses der jüngeren zur älteren Generation lässt sich an diesem Altersaufbau ablesen. Bereits heute ist die Bundesrepublik Deutschland – wie die meisten Industrieländer – durch eine verhältnismäßig schwach vertretene junge Generation gekennzeichnet. Die Lebenserwartung der Menschen wächst, und dadurch verschiebt sich die Altersstruktur ständig zugunsten der älteren Bevölkerungsgruppen. Bereits heute leben in Deutschland mehr Ältere als jüngere Menschen.

3.2.3. ALTERSSTRUKTUR In Trebgast lebten zum 31.12.2015 insgesamt 1.600 Personen mit Haupt- oder Neben- wohnsitz. Davon waren 219 jünger als 18 Jahre (= 13,7%), jedoch 324 Menschen waren 65 Jahre oder älter sind (= 20,2%). Der produktive Bevölkerungsanteil (18 bis unter 65 Jahre) umfasst lediglich exakt ein Drittel der Trebgaster Bevölkerung und zeigt deutlich die Überalterungstendenz.

Altersstruktur Trebgast (2014), Quelle: Gemeinde Trebgast

Demographische Indikatoren Trebgast, Quelle: Gemeinde Trebgast

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Im „Demographie-Spiegel für Bayern“ errechnet das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung die demographischen Indikatoren für Trebgast wie in vorangestell- ter Abbildung.

Auch bei dieser Berechnung ist davon auszugehen, dass die Trebgaster Bevölkerung weiter überaltern wird.

3.2.4. FAZIT Trebgast verliert derzeit durchschnittlich fast 12 Einwohner pro Jahr. Dies erfolgt fast komplett aus Hauptwohnungen. Rechnerisch erfolgt der komplette Einwohnerverlust durch Wegzug. Auswirkungen des Demographischen Wandels sind aktuell noch nicht spürbar. Jedoch wird die Überalterung der Einwohner kurzfristig zu stärkerem Bevölkerungsrückgang führen

3.3. BEVÖLKERUNGSPROJEKTION DES ISEK TREBGAST Die Bevölkerungsprojektion für die Gemeinde Trebgast umfasst den Zeitraum von 25 Jahren (2015 bis 2040).

3.3.1. PROGNOSE A: NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG OHNE WANDERUNGSSALDO Die Prognose A der Bevölkerungsprojektion für die Gemeinde Trebgast (natürliche Bevöl- kerungsentwicklung ohne Wanderungssaldo) basiert auf folgenden Vorgaben: - Ausgangsbevölkerung entsprechend der aktuellen Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast vom 31.12.2015 - Sterblichkeit: Sterberaten nach Jahrgängen entsprechend Sterbetafel des Statisti- schen Bundesamtes - Geburten: Fertilität bleibt bis 2050 auf heutigem Niveau - Wanderungen: ausgeglichene Wanderungsbilanz

Bevölkerungsprognose Trebgast bis 2040, Quelle: Gemeinde Trebgast 15 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Nach diesen Annahmen wird für Trebgast im Jahr 2040 einen Bevölkerungsstand von 1.224 Einwohnern (Hauptwohnsitz) aufweisen. Dies entspricht einem Rückgang der Bevölkerung von 23,3% bzw. 372 Einwohnern. Ein Blick auf die nach Altersgruppen differenzierten Darstellungen vermittelt die Brisanz dieser Entwicklung. Die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose werden in den folgenden Abbildungen zu- nächst in der Gesamtschau aller Bevölkerungsgruppen (absolut und im Verhältnis zuein- ander) dargestellt. Die dann folgende Darstellung der einzelnen Altersgruppen zeigt, dass bis zum Jahre 2040 - die Altersgruppe der jungen Menschen (bis 18 Jahre) insgesamt 24,9% = 52 Personen verlieren wird; - die Altersgruppe der Erwerbsbevölkerung (18 bis 64 Jahre) insgesamt 38,7% = 423 Personen verlieren wird; - die Altersgruppe der Senioren (65 Jahre und älter) insgesamt 40,1% = 113 Personen dazugewinnen wird. Die Trebgaster werden also nicht nur weniger, sie werden in Summe auch älter.

Bevölkerungsvorausberechnung in den Altersgruppen absolut, Quelle: eigene Berechnung auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast

Bevölkerungsvorausberechnung in den Altersgruppen prozentual, Quelle: eigene Berechnung auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast 16 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Künftige Entwicklung der Altersgruppe „Junge Menschen“, Quelle: eigene Berechnung auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast

Künftige Entwicklung der Altersgruppen „Erwerbsbevölkerung“ und „Ruheständler“, Quelle: eigene Berechnung auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast

3.3.2. PROGNOSE B: NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG ABZÜG- LICH WANDERUNGSVERLUST IN BISHERIGER GRÖSSENORDNUNG Die Prognose B der Bevölkerungsprojektion für die Gemeinde Trebgast (Bevölkerungsent- wicklung abzüglich Wanderungsverlust in bisheriger Größenordnung) basiert auf folgen- den Vorgaben: - Ausgangsbevölkerung entsprechend der aktuellen Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast vom 31.12.2015 - Sterblichkeit: Sterberaten nach Jahrgängen entsprechend Sterbetafel des Statisti- schen Bundesamtes - Geburten: Fertilität bleibt bis 2050 auf heutigem Niveau - Negativer Wanderungssaldo: Wegzug von durchschnittlich 12 Einwohner pro Jahr (entsprechend der Wegzüge seit 2009) 17 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Bevölkerungsprognose Trebgast bis 2040 mit Wanderungsverlust in bisheriger Größenordnung, Quelle: eigene Berechnung auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten der Gemeinde Trebgast

Nach diesen Annahmen würde Trebgast im Jahr 2040 einen Bevölkerungsstand von 1.055 Einwohnern (Hauptwohnsitz) aufweisen. Dies entspricht einem Rückgang der Bevölkerung von 33,9% bzw. 541 Einwohnen.

3.3.3. ZIEL: NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG ZUZÜGLICH NOT- WENDIGEM WANDERUNGSGEWINN ZUM HALTEN DER EINWOHNERZAHL Das bevölkerungspolitische Ziel der Gemeinde Trebgast müsste sein, zuzüglich zur na- türlichen Bevölkerungsentwicklung den notwendigen Wanderungsgewinn zum Halten der Einwohnerzahl zu generieren. Dies bedeutet zunächst, dass der jährliche Wegzug von durchschnittlich 12 Einwohnern gestoppt werden müsste. Zusätzlich hierzu wäre ein Wanderungsgewinn von ca. 7 Ein- wohnern pro Jahr erforderlich – in Summe also knapp 20 Einwohner = 1,3% pro Jahr!

3.3.4. DIE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IM HISTORISCHEN KONTEXT

Bevölkerungsentwicklung seit 1840, Quelle: Gemeinde Trebgast und eigene Berechnung

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Bei der Darstellung der Bevölkerungsentwicklung in Trebgast im historischen Kontext – seit 1840 – wird ersichtlich, dass der Bevölkerungsstand im Jahre 2000 vermutlich seinen Höhepunkt erreicht hatte. Bereits 2025 wird eine Reduzierung von 300 Einwohnern erfolgt sein. Und im Jahre 2055 wird die Einwohnerzahl auf dem Stand vor 1840 liegen – sofern keine Maßnahmen zur Beeinflussung der demographischen Entwicklung erfolgen.

3.4. AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAPHISCHEN WANDELS AUF DIE HER- AUSFORDERUNGEN DER ZUKUNFT Auswirkungen des Demographischen Wandels auf den Wohnungsmarkt - Derzeit hatte Trebgast entsprechend der Zensus-Daten von 2011 rund 552 Gebäude mit Wohnungen. - Bei dem prognostizierten Bevölkerungsrückgang (Prognose A) von 372 Einwohnern bis zum Jahre 2040 sind rechnerisch 155 Wohnungen bzw. 118 Gebäude mit Wohnun- gen in Trebgast ungenutzt. - Darüber hinaus werden 193 Wohnungen in Trebgast derzeit von nur einem Bewohner und 16,7% aller Haushalte werden ausschließlich von Senioren bewohnt. - Es sind kommunale Aktivitäten erforderlich, um dem Leerstand entgegen zu wirken. Auswirkungen des Demographischen Wandels auf Schule und Kindergarten - In Trebgast leben heute ca. 210 Kinder und Jugendliche. Im Jahre 2040 werden es nur noch 158 sein. Das ist ein Rückgang von 24,9%! - Trotz langfristig sinkender Zahlen müssen die Volksschule (im Verbund mit Nachbar- gemeinden) und der Kindergarten gesichert werden. Auswirkungen des Demographischen Wandels auf den Einzelhandel - Für die Trebgaster Einzelhändler stehen im Jahre 2040 voraussichtlich 23,3% weniger Kunden zur Verfügung. Für den heute schon nur noch gering vorhandenen örtlichen Einzelhandel wird dieser Rückgang existenzbedrohend werden. Status Quo: Be- standsanalyse und Handlungsbedarf

Handlungsbedarf Es müssen Maßnahmen und Programme initiiert werden, die den Wegzug von Ein- wohnern verringern und den Zuzuge von Einwohnern fördern. Insbesondere für ältere Einwohner müssen seniorengerechte Wohnmöglichkeiten und Attraktivitäten in der Gemeinde geschaffen werden, da rund 60% der Wegzüge Senioren betreffen. Der Zuzug insbesondere jüngerer Menschen ggf. muss mit einem kommunalen Förde- rungsprogramm zur Umnutzung künftig leerstehender innerörtlicher Wohngebäude („Alte Häuser für junge Familien“) sowie Angeboten für Kinder und Jugendliche (inkl. Sicherung der Kindertagesstätte und der Volksschule) gefördert werden. 19 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4. BESTANDSERFASSUNG UND ANALYSE Stand und Methode Auf der Basis der Sichtung und Analyse bestehender Planungen erfolgte die Erfas- sung des Status Quo für das gesamte Untersuchungsgebiet mit Stand: Oktober 2015. In die Bestandsanalyse flossen auch die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses ein (vgl. Kapitel 5). Die Dokumentation des Status Quo erfolgt für die Gesamtgemeinde mit Betrachtungs- schwerpunkt auf dem Hauptort Trebgast in den nachfolgenden Kapiteln 4.1. bis 4.10. Die Bestandsdokumentation aller Ortsteile erfolgte in separaten Steckbriefen, welche dem Anhang 2: Steckbriefe der Ortsteile zu entnehmen sind.

4.1. KULTURLANDSCHAFTSRAUM

Der alle Ortslagen umgebende reizvolle Kulturlandschaftsraum in den wunderschönen und ruhigen Tallagen am Weißen Main und an der Trebgast ist ein riesiges Pfund im Hinblick auf Wohnen und Erholen! Saubere Luft, weite Blicke und ein Netz an (Rad-)Wanderwegen tragen zu dessen Erlebbarkeit bei. Die Gemeinde Trebgast wird landschaftlich reizvoll vom Sandstein-Höhenzug „Ranga“ und „Ködnitzer Weinleite“ geprägt, welcher den Hang des Weißmaintales bildet. Die Ködnitzer Weinleite, ein unter Naturschutz stehender Muschelkalkrücken mit histori- schem Weinanbau, verbindet diesen Landschaftsraum mit dem der Nachbargemeinde Ködnitz. Der Ortsteil Feuln steht in unmittelbarem räumlichen Bezug dazu. Die überregionale Bedeutung des angrenzenden Kulturlandschaftsraumes wird u.a. auch im Landschaftsentwicklungskonzept für die Region Oberfranken-Ost (2003) gewürdigt. Laut diesem Konzept ist die Umgebung der Ortslagen der Gemeinde Trebgast von allge- meiner bzw. besonderer und westlich des Hauptortes von hervorragender Bedeutung für die Sicherung und Entwicklung einer ruhigen naturbezogenen Erholung.

Geologie Das Gebiet rund um Trebgast wird wesentlich durch drei Störungslinien geprägt. Die Trebgaster Störung, welche den Buntsandstein im Südwesten gegen den Muschelkalk im Nordosten verwirft, verläuft von Waizendorf bis nach Michelsreuth. Parallel zu dieser ver- läuft die Eichholzer Störung entlang der Linie Listenberg-Haaghof-Eichholz und zeichnet sich dadurch aus, dass im Nordosten der helle obere Plattensandstein gegenüber den hangaufwärts ausstreichenden unteren roten Plattensandsteinen (im SW) abgesunken ist (vgl. auch Ortsplanungsstelle für Oberfranken 1981/2, S.8f). Ebenfalls in dieser Richtung verlaufend findet sich die Kulmbacher Verwerfung, welche südwestlich von Lindau liegt. Sie ist „die größte Verwerfung im mesozoischen Vorland […]“ und verwirft überwiegend „höhere[…][n] Keuper (im SW) gegen Buntsandstein (im NO) (…)“(Ortsplanungsstelle für Oberfranken 1981/2, S.8f).

20 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Geologische Karte 25.000 - Raster (ohne Maßstab), Auszug Trebgast, Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, GeoFachdatenAtlas (BIS-BY), www.bis.bayern.de, 16. März 2016

Geotope Unter der Geotop-Nummer: 477A031 sind die „Steinbrüche im Trebgaster Bundsandstein“ (oberer Plattensandstein) im Geotopkataster Bayern aufgeführt. Diese befinden sich auf der Bergkuppe zwischen Trebgast und Harsdorf mit teilweise sehr guten, ansonsten kaum mehr vorhandenen Aufschlüssen. Die aufgelassenen Steinbrüche zeugen wie der Stein- bruch in Feuln von der Steinhauertradition in und um Trebgast und sind geologisch und potentiell touristisch von Bedeutung. Geomorphologie Die Trebgast durchfließt vom Süden kommend das Gemeindegebiet durch das sehr breite Trebgasttal, die Trebgastwiesen und den Lindauer Kessel bis zu den Buntsandsteinhöhen östlich des Laitscher Waldes und westlich des Wehelitzer Berges. An dieser Stelle verengt sich das Tal, und die Trebgast fließt entgegen des gleichnamigen Ortes, welchen sie durchquert und mündet in den Weißen Main. Der Umstand der Unverhältnismäßigkeit von Talausdehnung und Gewässer liegt darin begründet, dass einst die wasserreiche Ursteinach aus dem Fichtelgebirge nach Trebgast floss und dort den Weißen Main aufnahm. Aufgrund von Tektonik, Verwitterung und der Schleppkraft des Gewässers bildeten sich posteiszeitlich bis zu 5 Meter mächtige Schot- terablagerungen, welche in der Hochwürmzeit den Abfluss an der engsten Stelle zwischen Wehelitzer und Laischer Berg verbauten. Gemeinsam mit der verstärkten Sedimentation entstand ein seichter See, als die Anzapfung und Umleitung der Ursteinach durch den Ro- ten Main stattfand. Dies verursachte vor circa 13.000 Jahren die Talvermoorung zwischen den Orten Trebgast, Lindau, Harsdorf und Waldau. Die Torfschichten des Lindauer Moors bilden zusammen mit dem Lindauer Kessel eine vegetationskundlich wertvolle Beson- derheit, wovon heute jedoch mit dem Lindauer Moor und dem Köstler Berg lediglich ein geringer Rest der ehemals ausgeprägten Moorlandschaft vorhanden ist. Topografie Die ebenen breiten Talräume außerhalb der Siedlungsflächen verengen sich im Hauptort. Ausgehend von den Talräumen der beiden Flüsse steigt das Gelände an den Seiten z.T. sehr stark an.

21 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Gewässer Wie schon erwähnt, mündet im Gemeindegebiet die Trebgast (Gewässer II. Ordnung) in den Weißen Main (Gewässer II. Ordnung). Zu beiden Flüssen bestehen mehrere weitere Zuflüsse. Außer dem Badesee im Trebgasttal existieren weitere kleine Seen und Teiche. Die vom Wasserwirtschaftsamt Hof ermittelten Überschwemmungsgebiete (HQ100) für den Weißen Main und die Trebgast wurden vom Landratsamt Kulmbach durch Bekannt- machungen im Amtsblatt des Landkreises Kulmbach im Dezember 2013 bzw. im Juli 2014 vorläufig gesichert. Mit zunehmenden Starkregenfällen aufgrund der Klimaveränderungen werden die Hochwasserereignisse künftig auch in den gekennzeichneten Gebieten zuneh- men. Naturräumliche Trebgast liegt im Nordosten der Großlandschaft „Südwestliche Mittelgebirge / Stufenland“. Gliederung Nach Meynen/Schmithüsen et al. ist Bayern in Naturraum-Einheiten gegliedert. Demnach befindet sich Trebgast innerhalb der Naturraum-Haupteinheit „D62 - Oberpfälzisch-Ober- mainisches Hügelland“ bzw. der Naturraum-Einheit „071 Obermainisches Hügelland“.

Innerhalb der Gemarkung prägen vier Naturräumliche Untereinheiten den Kulturland- schaftsraum individuell (vgl. Karte): 071-A Keuper-Lias-Gebiet 071-B Muschelkalkzug 071-C Sandsteinrücken 071-E Obermaintal

[B] + [C]

071-B

071-B Muschelkalkzug [F] Weißer Main

[H]

071-E Obermaintal

071-C 071-E

[C] + [E]

[A]

Ottersgraben

Kesslerbach

071-C Sandsteinrücken

071-A Keuper-Lias-Gebiet [D] [G]

071-A

Naturräumliche Untereinheiten und Schutzgebiete, Gesamtgemarkung (ohne Maßstab) Schutzgebiete Die Ortslagen von Trebgast und seinen Ortsteilen sind umzingelt von Schutzgebieten des Naturschutzes, was Fluch und Segen gleichermaßen darstellt. Zum einen tragen sie zum Erhalt der hochwertigen Kulturlandschaft bei und können Anreize für Besu- cher schaffen, zum anderen schränken sie die Flächenentwicklung der Gemeinde ein.

Viele Lebensraumbereiche werden von der amtlichen Biotopkartierung Bayern bzw. Artenschutzkartierung erfasst, eine Vielzahl an gesetzlich geschützten Biotopen (§ 30 BNatSchG) finden sich im Gemeindegebiet wieder. Das Arten- und Biotopschutzprogramm ABSP liegt für Bayern sowie für den Landkreis Kulmbach vor.

22 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Eine Vielzahl der direkt zwischen den Schutzgebieten liegenden Bereiche, vor allem in den Grenzen des ABSP-Umsetzungsprojektes „Hänge des Weißmaintales“ zwischen Köd- nitz und der Eichmühle bzw. der Bocksleite und dem Michelsreuther Berg sind ebenfalls hochwertige Naturschutzflächen (teils Eigentums- bzw. Pachtflächen des Landkreises Kulmbach) und wurden in ein bestehendes Beweidungskonzept einbezogen.

Art des Schutzgebietes Funktion / [ Vorortung in Karte ] Bezeichnung Landschaftsschutzgebiete Schutz des Naturhaushalts u. seiner Funktionalität [A] LSG-00291.01 OFR-16 „Trebgasttal“ Naturschutzgebiete Kernflächen des Naturschutzes; besonderer Schutz von Natur u. Landschaft; Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensräumen u. Le- bensgemeinschaften von Tier und Pflanzenarten [B] NSG-00296.01 Ködnitzer Weinleite Fauna-Flora-Habitat Gebiete Schutz von Tier- u. Pflanzenarten, Lebensräumen (FFH) u. biologischer Vielfalt (EU weites NATURA 2000 Schutzgebietsnetz) [C] FFH 5835-372 Mainaue und Muschelkalkhänge zwischen Kauerndorf und Trebgast [D] FFH 5935-302 Lindauer Moor weitere geschützte [E] Bocksleite Landschaftsbestandteile [F] Feuchtbereich bei Feuln [G] “Rauher Berg bei Schwingen“ Naturpark natur- u. umweltverträgliche Erholung / Tourismus / Landnutzung (außerhalb der Gemarkung Trebgast, aber in deren Nachbarschaft) [H] BAY-08 Naturpark Frankenwald

Einzelne Bäume sind mittels Status Naturdenkmal geschützt. Lindauer Moor Das FFH-Gebiet „Lindauer Moor“ erstreckt sich auf ca. 27 ha über Moorflächen und Feuchtwiesen. Fast 3/4 der Flächen bestehen aus Offenland, der Rest aus Wald. Das vor ca. 12.000 Jahren entstandene Verlandungsmoor ist ein „im Anfangsstadium steckengebliebenes Hochmoor“ (ARNTZENIUS & REHNELT 1952), dessen Hoch- moorkern von ausgedehnten Niedermoorflächen und Feuchtwiesen umrahmt wird. Das Lindauer Moor ist seit dem 07.04.1986 als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ gesetzlich geschützt (FFH 5935-302) und steht im Eigentum der Gemeinde. Von den ursprünglichen Moorflächen ist heute nur noch ein störempfindlicher Teil erhalten. Steinbruch Feuln Der Steinbruch in Feuln und seine erhaltenen baulichen Anlagen sind neben den Stein- bruch-Geotopen eines der letzten Zeugnisse des Abbaus von Sandstein und Muschelkalk sowie deren Aufbereitung in Trebgast. Langfristig soll der wertvolle Landschaftsraum des gesamten Steinbruchs, insbesondere der hintere Teil naturschutzrechtlich gesichert werden. Der Steinbruch wird für wissenschaftliche Zwecke durch Geologen der Universität Bayreuth genutzt. Von Trebgast führt der Geopfad zum und durch den Steinbruch. Für die Zukunft des Steinbruchs haben Natur-, Landschafts- und Artenschutz Vorrang. Für eine behutsame In-Wertsetzung der vorderen Teilflächen des Steinbruchs kann im Einklang mit dem Naturschutz eine touristische Erschließung für geologische Exkursionen (ggf. i.V.m. Geopark Bayern-Böhmen) in Betracht gezogen werden.

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Handlungsbedarf Der Erhalt und die Pflege des Kulturlandschaftsraumes stellt insbesondere im Hinblick auf den Rückgang aktiver Landwirtschaftsbetriebe und damit verbunden dem Rückgang landwirtschaftlich genutzter Flächen eine Herausforderung dar. Dies gilt besonders für die drohende Verbuschung / Bewaldung der Hügel und der weiten Blicke. Gezielt sollten Blickbezüge erhalten und alte Blickbezüge (z.B. zum Weinberg) wieder freigelegt werden. Zur Erlebbarkeit des reizvollen Landschaftsraumes ist der Erhalt und punktuelle Ausbau des (Rad-)Wanderwegenetzes notwendig. Die Schutzgebiete und vereinzelt deren angrenzenden Flächen gilt es zu erhalten und zu entwickeln. Dazu gehört u.a. die Pflege, Stabilisierung und Entwicklung des Lindauer Moors, z.B. mittels weiterer Pufferflächen. Aus Naturschutzsicht ist hier selbst von „sen- siblem Tourismus“ kurzfristig abzuraten. Die Entwicklung des Steinbruches in Feuln im Hinblick auf den Schutz des wertvollen Naturraumes und den Bezug zu den geologischen Besonderheiten im Gemeindegebiet stellt ein Entwicklungspotential für Besucher dar.

24 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.2. ORTSBILDER UND WAHRNEHMUNG

Trebgast, Feuln, Lindau und Waizendorf bestechen durch ihre attraktiven Ortsbilder! Glücklicherweise konnten sich in allen Ortslagen die historischen fränkischen Bau- und Grundstücksstrukturen erhalten und sind heute überwiegend in gutem bis sehr gutem Bauzustand mit hoher Gestaltqualität. Ein Zeugnis dieser Attraktivität aller Ortsteile legen auch die zahlreichen Preise bei Wett- bewerben ab, u.a. erhielt Trebgast 2001 die Silberplakette im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf hat Zukunft“.

FEULN

WAIZENDORF

Weißer

Main

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

MICHELSREUTH Siebenbrunn

Status quo: Ortsbilder und Wahrnehmung, Gemeindegebiet (ohne Maßstab)

[ Ortslage | historischer Ortskern | Merkzeichen | Gastronomie | Ladengeschäft | Ortseingang ]

Bau- und Innerhalb der Ortslagen und ihrer individuellen „dörflichen und kleinteiligen Strukturen“ Raumstrukturen kristallisieren sich die Ortskerne anhand der historischen Baustrukturen und Gestalt- elemente heraus. Dabei unterscheiden sich die Ortsbilder mit den großen ländlichen Anwesen in Feuln, Lindau und Waizendorf vom Ortsbild des Hauptortes. Noch sind die baulichen Strukturen der landwirtschaftlichen Höfe vorhanden, auch wenn viele nicht mehr für die ursprüngliche Nutzung benötigt werden.

25 FEULN

WAIZENDORF

Weißer Main

integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

Status quo: Ortsbilder und Wahrnehmung, Auszug Hauptort (Maßstab 1:10.000) MICHELSREUTH Siebenbrunn [ Ortslage | historischer Ortskern | Merkzeichen | Gastronomie | Ladengeschäft | Ortseingang ]

26 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Diese „dörflichen und kleinteiligen Strukturen“ bilden im Hauptort knapp die Hälfte der Siedlungsfläche und werden ergänzt durch Einzelstandorte (Solitäre) mit Gewerbe bzw. Gemeinbedarf wie Kirche, Kindergarten, Schule und Rathaus. Innerhalb dieser Struktu- ren treten je nach Nutzung, Lage und historischem Hintergrund verschieden gestaltete Baukörper und Fassaden auf, die aufgrund ihrer Kleinteiligkeit zu einem harmonischen Gesamtbild verschmelzen. Beeindruckend sind die zahlreichen Sandstein- und Fachwerk- fassaden mit sehr hoher Gestaltqualität.

Scheune mit Holzfassade, Opelshaus mit Fachwerkfassade und Wohnhaus mit Sandsteinfassade

Die Wohnsiedlungen im Süden und Südwesten des Hauptortes entstanden seit 1950 in unterschiedlichen Bauphasen und wirken aufgrund sehr ähnlicher Gebäude- und Grund- stücksgrößen und nicht-konkurrierender Gestaltung ebenfalls harmonisch. Neue Gebäude fügen sich meist wie selbstverständlich ein. Die Hauptgebäude sind überwiegend zweigeschossig, die Nebengebäude ein- bis zweige- schossig. Die vorherrschende Dachform sind Satteldächer, bei Gebäuden mit besonderen Funktionen auch Walmdächer (u.a. früheres Forsthaus, alte Schule/Rathaus, Pfarrhaus). Identitätsstiftende Die Ortsbilder und deren individuelle Charaktere werden u.a. von den identitätsstiften- Orte den Gebäuden und Strukturen, geprägt. Viele dieser prägenden Strukturen sind in der Gemeinde erhalten geblieben und befinden sich überwiegend in gutem bis sehr gutem Zustand. Dazu zählen neben den landwirtschaftlichen Anwesen mit Fachwerkhäusern, großen Holzscheunen, Taubenhaus und Vorgärten auch die prägenden Einzelgebäude im Hauptort. Während einige noch heut wichtige Funktionen für Versorgung, Verwaltung oder Soziales beherbergen, dienen andere dem Wohnen, zeugen aber von ihrer ursprünglichen Funktion (u.a. das ehemalige Forsthaus).

Skizze der Terrassengärten am Malergarten von Georg Holl, Quelle: Peter Oehmig 27 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Der „Malergarten“ - einer dieser identitätsstiftenden Orte oberhalb der Naturbühne - wurde abgebrochen. Die Erinnerung an dieses einzigartige Ausflugslokal mit seiner künstleri- schen Atmosphäre und den weiten Blicken in den Landschaftsraum lässt noch heute viele Trebgaster Augen leuchten. Denkmäler In den Ortslagen von Trebgast, Feuln, Lindau, Tauschthal und Waizendorf sind zahlreiche Baudenkmale erhalten und - wie u.a. das Opelshaus - mit hohem Gestaltanspruch saniert worden. Zudem sind vier Bereiche mit dem Status Bodendenkmalschutz in der Gemeinde bekannt. Zur Dokumentation der Bau- und Bodendenkmale siehe Denkmalliste des Baye- rischen Landesamtes für Denkmalpflege im Anhang 3, Stand 19.08.2014. Kirchenensemble Weithinsichtbar erhebt sich über den Tälern von Trebgast und Weißem Main das Kirchen- ensemble mit u.a. St. Johanneskirche, Pfarrhaus und Kantorat. Das Ensemble befindet sich innerhalb einer alten Wehranlage mit imposantem Tor und Pfarrgarten am Hang. Die umfassende Sanierung des Kirchenensembles einschließlich der Freiflächen erfolgte be- reits. Zum Kirchenensemble gehört auch der historische, denkmalgeschützte Friedhof mit Einfassungsmauer. Durch die geplanten Urnen-Stelen und die schrittweise Umgestaltung der Schotter-/Rasenflächen wird dessen Erscheinungsbild zusätzlich aufgewertet. Sanierung Ortskerne Eine Sanierung des Ortskerns von Trebgast im Rahmen der Städtebauförderung erfolgte bereits in den 1990iger Jahren. Sanierungsmaßnahmen im Ortsteil Lindau wurden mit Unterstützung der Dorferneuerung realisiert. Steinhauerplatz Etwas versteckt in zweiter Reihe befindet sich der längliche Steinhauerplatz in der Ortsmit- te. Der aktuell zum Parken genutzte unbefestigte Platz an der Bahnstrecke war einst der Ort, an dem die Sandsteine der Trebgast umgebenden Steinbrüche zugehauen und zum Transport auf Wagons verladen wurden, u.a. zum Bau des Reichstagsgebäudes in Berlin. Vom Steinhauer-Handwerk, dessen Blütezeit mit den Weltkriegen endete, ist abgesehen von herrlichen Sandsteinfassaden in der Gemeinde und heute nichts mehr erkennbar. Auf dem Platz befanden sich zudem kleinere Gebäude und ein Tanzsaal.

Steinhauerplatz am ehemaligen Trebgaster Bahnhof, Quelle: Archiv der Gemeinde Landschaftsraum und Alle Ortslagen haben aufgrund ihrer geringen Größe bzw. den topografischen Gegebe- innerörtliches Grün heiten hervorragenden (Blick-)Bezug zum umgebenden reizvollen Landschaftsraum! Die Täler des Weißen Mains und der Trebgast ziehen sich in Teilen bis weit in die Ortslagen hinein. In den Ortsteilen sind grüne Anger bzw. Plätze vorhanden. Der Bestand an alten großen Bäumen in allen Ortslagen ist bemerkenswert.

28 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Wahrnehmung und Die Erlebbarkeit der Ortsbilder wird stark von Landschaftsraum und der Topografie mit Blickbezüge beeinflusst. Die Gebäude und Freiflächen, die von den Ausblicken profitieren, sind auch weithin sichtbar und prägen somit das Außenbild der Gemeinde mit. Dies trifft im Hauptort insbesondere auf das Kirchenensemble, die Brauerei sowie die Wohnbebauung am Steil- weg zu. Die Gebäude und Freiflächen entlang der Hauptstraßen übernehmen aufgrund ihrer Lage an den sogenannten Wahrnehmungslinien ebenfalls eine wichtige Aufgabe für die Außenwirkung der Gemeinde.

Blick auf Trebgast aus östlicher Richtung

Merkzeichen und Die erfassten und in der Karte dargestellten Merkzeichen dienen der Orientierung (z.B. Ortseingänge Brücken, Fassaden) oder prägen ihr direktes Umfeld bzw. den Ort und tragen somit zur Identifikation bei. Zu den Trebgaster Merkzeichen von überregionaler Bedeutung zählen neben dem Badesee und der Naturbühne auch der Steinbruch in Feuln bzw. die Wirt- schaften. Die Eingänge markieren den Übergang zwischen Siedlung und Landschaft, während Brennpunkte die Bündelung von Verkehrsarten kennzeichnen, z.B. Bereich der Bahnübergänge.

Handlungsbedarf Die intakten Ortsbilder und attraktiven baulichen Strukturen gilt es sowohl für Trebgast, als auch für Feuln, Lindau und Waizendorf zu erhalten und punktuell weiter zu entwickeln. Entsprechend ihrer Nutzung sind die Gebäude und Freiflächen in überwiegend gutem bis sehr gutem Zustand. Vereinzelt besteht Bedarf an Instandhaltung bzw. Instandsetzung. Die Oberflächen der Straßen, Wege und Plätze sind mit wenigen Ausnahmen ebenfalls gut bis sehr gut. Handlungsbedarf besteht u.a. am Steinhauerplatz und an den Fußwegen/ Aufstiegen aus dem Ortskern zur Naturbühne. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Wahrnehmung des Ortes nach außen besteht an einzel- nen Objekten ein Gestaltungsbedarf, u.a. kurzfristig im Bereich des Pfarrgartens am Hang. Blickachsen, Fernwirkungen (auch nachts) und der Einklang von Ortsbild und Kulturland- schaftsraum sind auch in der künftigen Entwicklung der Gemeinde von Bedeutung. 29 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.3. INFRASTRUKTUR UND MOBILITÄT

Anbindung Die Anbindung der Gemeinde über das kommunale und regionale Straßennetz ist sehr gut. Damit sind sowohl die Grundzentren Himmelkron, Neudrossenfeld und Neuenmarkt - Wirsberg sowie die Oberzentren Bayreuth und Kulmbach in kürzester Zeit zu erreichen. Über mehrere nahegelegene Autobahnanschlussstellen bestehen Anbindungen zu den Autobahnen BAB 70 (Bamberg - Bayreuth) und BAB 9 (Berlin - München). Aufgrund der topografischen Gegebenheiten sind sowohl die Bebauung, als auch die Straßenführungen in einigen Siedlungsbereichen sehr eng, u.a. im Hauptort im Bereich der Lindauer und der Kulmbacher Straße. Verkehrsbelastung Auf der Basis der Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2010 (Quelle: Staatliches Bauamt Bayreuth) liegen folgende Verkehrsbelastungszahlen vor: · Staatsstraße St 2182; „B 289 Kauerndorf – Trebgast – Himmelkron“ DTV (Gesamtverkehr): 1.247 Kfz / 24 h PV (Personenverkehr): 1.229 Kfz / 24 h GV (Güterverkehr): 18 Kfz / 24 h SV (Schwerverkehr)*: 16 Kfz / 24 h · Staatsstraße St 2183; „Neuenmarkt – Trebgast – St 2460 (Bindlach)“ DTV (Gesamtverkehr): 2.227 Kfz / 24 h PV (Personenverkehr): 2.078 Kfz / 24 h GV (Güterverkehr): 149 Kfz / 24 h SV (Schwerverkehr)*: 81 Kfz / 24 h * SV (über 3,5 t) ist anteilig im PV und GV enthalten Ruhender Verkehr Ein Angebot an Parkplätzen im Ortskern ist auf einzelnen Flächen vorhanden - voraus- gesetzt Fußwege werden in Kauf genommen. Die Gehwege werden z.T. durch Kurzzeit- parker blockiert. Besucher von Gasthöfen nutzen die Flächen an der Schule sowie den Steinhauerplatz aktuell zum Parken mit. Punktuell sollte das Angebot dennoch erweitert werden (z.B. im Bereich Kirche/Friedhof, Kurzzeitparken u.a. Bäcker, Bahnhof). ÖPNV Für den Hauptort Trebgast besteht aufgrund des Haltepunktes an der Bahnstrecke Lichtenfels – Kulmbach – Bayreuth und den Ambitionen der Bayerischen Eisenbahn- gesellschaft im sogenannten Bayern-Takt – einem nahezu stündlichen Fahrtakt – alle größerer Orte Bayerns zu verbinden eine für die Lage vergleichsweise sehr gute Bahn- Anbindung! Der Haltepunkt Trebgast ist barrierefrei. Das ehemalige Bahnhofsgebäude wird von der Bahn nicht mehr benötigt.

30 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Mit der Bushaltestelle am Bahnhof ist die Verbindung von Bus und Bahn gegeben. Durch die drei vorhandenen Buslinien bestehen für den Hauptort weitere gute ÖPNV-Anbin- dung: - Linie 12 / Liniennr. 8326 [Omnibusverkehr Franken – OVF]: Himmelkron - Wirsberg - Neuenmarkt - Trebgast (Bhf) - Bayreuth - Linie 13 / Liniennr. 8358 [OVF]: Kulmbach - Wirsberg - Neuenmarkt - Trebgast (Bhf) - Himmelkron - Bad Berneck - Nightliner & Discobus(!) [OVF]: - Linie POM 17 [Pomper Reisen GmbH]: Kulmbach - Trebgast - Neudrossenfeld (Haltestellen in Waizendorf, Trebgast Bahnhof, Trebgast Bergstraße, Lindau Das Angebot der Linien richtet sich nach Bedarf bzw. Nachfrage, weshalb neben den regulären Fahrzeiten bereits Schulzeit- / Ferientakte bzw. Rufbus- / Variobuskonzep- te angeboten werden. Von den Buslinien profitieren auch die Ortsteile Lindau und Waizendorf. Im Zusammenhang mit dem ÖPNV wird von den Bürgern der Wegfall des Gemeindebusses bedauert. „Der Landkreis Kulmbach baut auf der Grundlage des Nahverkehrsplanes den Öffent- lichen Personennahverkehr kontinuierlich aus. Neben dem Erhalt und Ausbau der be- stehenden Bahn- und Busverbindungen in allen Teilräumen des Landkreises konnten Stadt und Landkreis Kulmbach in den vergangenen Jahren zusätzliche Maßnahmen durchführen, die den ÖPNV nachhaltig aufwerten. Beispiele sind die Gründung der Verkehrskooperation Kulmbach, das integrierte Angebot des „Frankenwaldmobil“- Netzes, ... die kostenlose Fahrradmitnahme in den Zügen, der Ausbau und die Aufwertung unseres Freizeitbussystems durch den gezielten Einsatz der Busse für verschiedene Zielgruppen sowie der Aufbau alternativer Bedienungsformen in Form von Anruf-Linien-Taxen (ALT-Verkehre). Zum Fahrplanwechsel 11.12.2005 ist der Landkreis Kulmbach sowie alle Nahverkehrslinien von Schiene und Bus im Landkreis Kulmbach und Bayreuth dem Euroregionalen Nahverkehrssystem EgroNet beigetre- ten.“ (https://www.landkreis-kulmbach.de; 08.02.2016) Schülerverkehr Die Schüler erreichen die Volksschule Trebgast mittels Schulbus (Trebgast - Lindau - Harsdorf) bzw. dem kleinen Schulbuszubringer alle anderen Ortsteile. Alle anderen Schulen im Schulverbund „Fränkische Linie“ bzw. in Neudrossenfeld, Kulmbach oder

KU 42

FEULN

WAIZENDORF

Weißer Main RW 9

Main-Wanderweg

RW 11

KU 44

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

WW 107

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

MICHELSREUTH Siebenbrunn

Haupterschließung (Straße = gelb | Radweg = rot | Wanderweg = grün | ÖPNV = beige), (ohne Maßstab) 31 KU 42

integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

FEULN

WAIZENDORF

Weißer Main RW 9

Main-Wanderweg

RW 11

KU 44

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

WW 107

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

Haupterschließung (Straßen = gelb | Radwege = rot | Wanderwege = grün | ÖPNV / Haltepunkt = beige)) Hauptort Trebgast (ohne Maßstab) MICHELSREUTH Siebenbrunn 32 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Bayreuth können mit Bussen / per Bahn erreicht werden, jedoch sind z.T. die Fahrzei- ten sehr lang. Die Fahr- und Schulzeiten sind aufeinander abgestimmt. Das Schülerti- cket gilt für die Benutzung von Bussen jedoch nicht für die Bahn. Rad- und Wanderwege Das Angebot an Wanderwegen ist sehr gut. Die Hauptwanderwege sind ausgeschildert. (Über)regional bedeutende Wanderwege sind: - Main-Wanderweg (verläuft durch Waizendorf und Feuln; bindet östlich des Gemeinde- gebietes an Oberfränkischen Jakobsweg an) - Mainwanderweg, Abschnitt 2 / Oberfränkischer Jakobsweg (Etappe: Himmelkron - Feuln - Waizendorf - - Kulmbach 14,5km) - Rotmain-Wanderweg (verläuft westlich des Gemeindegebietes) - Geoweg (Trebgast - Weiß-Maintal - Steinbruch Feuln) Weitere wesentliche Rund- und Wanderwege: - KU 1 – Große Museumstour rund um Kulmbach (über Lindau und Trebgast) - KU 13 – Rund ums Lindauer Moor (Baden u. Radeln - über Lindau u. Badesee) - KU 14 – Auf den Spuren der Strohberta und der weißen Frau (über Trebgast und Feuln - KU 15 – Von der Ködnitzer Weinleithe zum Spitzeichner Turm (über Trebgast und Feuln zum Spitzeichner Turm) - KU 44 Trebgaster Weg (verbindet Naturbühne, Kirchenensemble, Ortszentrum, Bahn- hof, Wohngebiet (Am Schobertsacker/untere Gartenstraße) miteinander – Naturlehr- pfad ist Bestandteil) - Rundwanderweg 3a , 4, 5, 8 (rund um Lindauer Moor, Reisergarten, Michelsreuth) - Rundwanderweg 9 (verbindet Wolfsbach, Bergstraße/Brauerei, tangiert Pfarrholz) - Rundwanderweg 11 (verbindet Friedenseiche, Kindergarten/Schule als Rundweg an Feuln und den Main-Wanderweg an – Geopfad ist Bestandteil) - Wanderweg 107 (verbindet Lindau mit Rotmain-Wanderweg und Main-Wanderweg) Das aktuelle Radwegenetz weist noch Lücken auf. Während die Radwege in Richtung Bayreuth gut sind, fehlen Radwegeverbindungen nach Schlömen und Lindau sowie nach Kulmbach (mit Bezug zum Weiß-Main-Tal). Der bestehende Rad- und Fußweg vom Ortszentrum zum Freizeitzentrum mit Badesee ist gut und kann punktuell weiter aufgewer- tet werden, vor allem in Hinblick auf eine durchgehende Beleuchtung. Autofreier Sonntag Der autofreie Sonntag findet alle zwei Jahre im Weißmaintal statt und wird von den Be- wohnern sehr begrüßt - das nächste Mal im Mai 2017. Alternative Mobilität Ein Schwerpunkt im Elektromobilitätskonzept des Landkreises Kulmbach wird der sinnvol- le Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur sein. Dem Thema der Elektromobilität wird in der Gemeinde bisher keine Bedeutung beigemessen, weder im Bereich E-Bike / E-Car oder in Form von Ladestationen. Carsharing (Teilauto) - Konzepte oder alternative Fahrdienste sind in der Gemeinde nicht vertreten. Es besteht keine Option, Erdgas zu tanken. Beeinträchtigungen u. Durch die Emissionen der Bahn und der Bahnübergänge (wartender Verkehr) treten in Gefahrenstellen Teilbereichen des Ortes Beeinträchtigungen auf. Durch Engstellen im Straßenraum sowie fehlende Fußgängerüberwege/Querungshilfen bestehen Gefahrenstellen (u.a. durch überhöhte Geschwindigkeit, schlechte Sicht), die aktuell u.a. mit Schülerlotsen morgens und nachmittags geregelt werden.

33 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Handlungsbedarf Im Hinblick auf die Anbindung des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) besteht kein Handlungsbedarf - ggf. kann im Zuge ohnehin notwendiger Straßenbaumaßnahmen die Situation der Straße nach Himmelkron verbessert werden (weniger kurvig, punktuelle Verbreiterung der Fahrbahn). Nach Möglichkeit können ergänzende öffentliche Stellplätze für den Ortskern bereitgestellt werden. Der ÖPNV im Landkreis Kulmbach ist aufeinander abgestimmt und wird auf Basis des Nahverkehrsplanes weiterentwickelt. In diesem Zusammenhang besteht bereits eine Arbeitsgruppe Nahverkehrsplan, die sich mit der Notwendigkeit von Planungen befasst. In deren Ergebnis werden alle Gemeinden und Verkehrsunternehmen im Landkreis betei- ligt, so dass in diesem Zusammenhang auch die Belange und Wünsche der Gemeinde Trebgast Berücksichtigung finden können. Eine Aufwertung der ÖPNV-Anbindungen insbesondere der Ortsteile untereinander, mit den Versorgungseinrichtungen im Hauptort und Lindau bzw. den Nachbarorten sowie mit den Bus- und Bahnhaltepunkten sollte auch im Hinblick auf die demografischen Vorausberechnungen erfolgen. Dazu können u.a. auch Optionen wie ein Kombi-Ticket für Bus und Bahn oder der Lückenschluss des VGN (Bahn) betrachtet werden. Das Kombi-Ticket, insbesondere für Schüler, wird aus Sicht der Busunternehmen kritisch gesehen, da sich das ÖPNV-Angebot aktuell vorrangig aufgrund des Schülerverkehrs trägt. Zum Handlungsbedarf des Ausbaus des straßenbegleitenden und straßenunabhängigen Rad-und-Wanderwegenetzes besteht in erster Linie Abstimmungsbedarf mit allen Ak- teuren zum Trassenverlauf, dem Ausbaugrad und der Zuständigkeiten insbesondere mit den Eigentümern / Pächtern. Eine punktuelle Aufwertung vorhandener untergeordneter Wanderwege kann durch weitere Beschilderung erfolgen. Zudem wurden im Beteiligungs- prozess die Aufwertung und Beleuchtung der Fußwege vom Ortszentrum zum Freizeitzen- trum mit Badesee bzw. zur Naturbühne sowie Wege für Hundespaziergänge gewünscht.

34 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.4. SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND FLÄCHENHAUSHALT

Zeichnung: Georg Holl

Geschichte Der Ort Trebgast existiert seit mindestens 980 Jahren (Ersterwähnung 1035 in der Alkuin- bibel, Staatsbibliothek Bamberg) und trägt seinen Namen seit 1167. Auf einem Bergsporn am Weg nach Kulmbach (Culma) zwischen den Frondörfern Lindau und Hegnabrunn existierte über Jahrhunderte das Burggut, bis 1430 mit einem Turm. 1740 wurde auf den Grundmauern des Burggutes ein neues Gebäude errichtet, das spätere Forsthaus. Unterhalb des Burggutes befand sich seit frühester Zeit der geistliche Mittelpunkt des Or- tes, an dem sich heute als Nachfolger unterschiedlicher Kirchbauten das heutige Kirchen- ensemble befindet. 1531 werden im Landbuch ca. 40 Häuser mit Badstube, Mühle, Schmiede und Schenkstatt erwähnt. Urkataster 1851/1879 Die Bereiche der Siedlungsflächen des Urkatasters von 1851 (Trebgast) bzw. 1879 (Gemarkung) sind in allen Ortskernen an den noch erhaltenen historischen Baustrukturen erkennbar. Mit einer für den ländlichen Raum verhältnismäßig dichten Bebauung des Hauptortes, begründet in der besonderen Topografie, konnte eine flächenmäßige Zersied- lung verhindert werden. Wirtschaftlicher Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke und dem Anschlußpunkt Trebgast 1853 sowie der Aufschwung Hochwasserfreilegung des Dorfes durch die Trebgastregulierung 1948 - 1952 wurde der erste wirtschaftliche Aufschwung und Strukturwandel von Trebgast eingeleitet. Mit den folgenden kleineren Industrieansiedlungen mit insgesamt ca. 500 Arbeitsplätzen, u.a. Strickwaren- und Bademodenfirma Kurt Oehme sowie den zahlreichen Umsiedlern der Nachkriegszeit musste neuer Wohnraum geschaffen werden. Bauliche Erweiterungen Ab 1950 wuchs die Siedlungsfläche des Hauptortes von ca. 27 ha innerhalb von 50 Jahren mit der Entwicklung mehrerer Wohnsiedlungen um mehr als das Doppelte der Siedlungsfläche (ca. 30 ha) an: - Siedlung „Schoberthsacker“ (1952) - Siedlung „Bühl“ (1964) - Siedlung „Sommeracker“ (1974) - Siedlung „Weiherleite“ (1977) - Baugebiete „Flur I“ (1985) und „Flur II“ (1995) Bauliche Nutzungen Heute überwiegt in der Nutzung der Siedlungsflächen die Wohnfunktion. Diese wird im gesamten Gemeindegebiet punktuell mit anderen Nutzungen, wie Dienstleistungen, Handwerk oder Landwirtschaft gemischt, wobei sich diese Mischung erkennbar in den Ortskernen von Trebgast und Lindau konzentriert. Beide Orte dienen mit Gastwirtschaften und kleinen Verkaufsstellen zur Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs (Bäcker, Metzger, Landwirtschaftliche Produkte). Nutzungskonflikte ergeben sich aufgrund der dörflichen Charaktere der Orte aus den Nutzungen nicht.

35 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Gewerbegebiete im herkömmlichen Sinne sind in der Gemeinde nicht vorhanden. Es existiert eine Konzentration gewerblich genutzter Einzelstandorte im Bereich der Berliner bzw. Bayreuther Straße. Gemeinbedarfsflächen für Bildung, Kirche und Verwaltung sind konzentriert im Norden des Ortskernes vorhanden. Flächen für Sport und Erholung befinden sich im Süden, im Bereich des Freizeitzentrums am Badesee bzw. in den Ortsteilen Lindau und Feuln. Leerstand Ein offensichtlicher Leerstand von baulichen Anlagen tritt kaum in Augenschein, dennoch sind einzelne Gebäude bzw. Grundstücke untergenutzt (ein bis zwei Personen mit viel Wohnfläche). Mit Hinblick auf die demografischen Vorausberechnungen ist kurz- und mittelfristig ein Leerstand im Bestand zu erwarten. Vereinzelt sind Nichtwohngebäude (teil)leer, wie das ehemalige Bahnhofsgebäude, das ehemalige Raiffeisengebäude sowie das ehemalige Hotel Röhrleinshof. In Trebgast und Lindau sind einzelne Baugrundstücke frei, die sich - bis auf drei im kom- munalen Eigentum - vorrangig im Privateigentum befinden. Bauliche Aufgrund der bewegten Topografie, teilweise schwieriger Baugrundverhältnisse und einer Erweiterungsflächen Vielzahl von Flächen für Hochwasser-, Natur- und Landschaftsschutz bestehen aktuell keine Neuausweisungen von Bauland für Wohnen oder Gewerbe in Form von Bebauungs- plänen. Die im Flächennutzungsplan (FNP) als Erweiterungsflächen gekennzeichneten Bereiche in der Mainaue sind z.T. bereits bebaut bzw. befinden sich im Überschwem- mungsgebiet. Flächen für Land- Mit der bewegten Topografie und den vorhandenen Böden gab es in früherer Zeit nur und Forstwirtschaft wenige landwirtschaftliche Nutzflächen, weshalb die Bewohner des Hauptortes frühzeitig anderen Erwerbsmöglichkeiten, wie kleineren Handwerksbetrieben oder dem Abbau von Sandstein nachgingen. In den zurückliegenden Jahren hat die aktive Bewirtschaftung der vorhandenen Acker- und Weideflächen stark abgenommen. Aktive Hofstellen gibt es aktuell noch in Lindau und Trebgast sowie die Pferdepension in Michelsreuth. Forstwirtschaftlich genutzte Flächen bzw. Wald sind im gesamten Gemeindegebiet vor- handen.

Bodenschätzungskarte von Bayern, Auszug Trebgast, Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, GeoFachdatenAtlas (BIS-BY), www.bis.bayern.de, 16. März 2016 36 FEULN

WAIZENDORF

integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Weißer Main

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

Status quo: Flächennutzung, Auszug Hauptort (Maßstab 1:10.000) [ gemischte Nutzung | Wohnen | Erweiterung Wohnen (laut FNP)| Erweiterung Gewerbe (laut FNP) | Gemeinbedarf | innerörtliche Grünfläche | Friedhof | ungenutzte Bauflächen ] 37 MICHELSREUTH Siebenbrunn integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Status quo: Flächennutzung, Gemeindegebiet (ohne Maßstab; Legende vgl. Planausschnitt Hauptort)

Handlungsbedarf Trebgast ist ein herrlicher Wohn- und Ferienort! Daran zu arbeiten, dass dies so bleiben kann, stellt DIE große Aufgabe der nächsten Jahrzehnte dar. Um der bestehenden Nachfrage nach Wohneigentum, kleinen Gewerbeeinheiten bzw. Bauland kurzfristig begegnen zu können, bedarf es eines Flächenmanagements vorzugs- weise im Rahmen der Innenentwicklung und der bestehenden Strukturen. Dies gilt insbe- sondere im Zusammenhang mit dem potentiellen Leerstand sowie mit der überalternden Bevölkerung. Während einzelne Einfamilienhausgrundstücke problemlos neue Eigentümer finden werden, wird es „gefährdete Grundstücke“ mit Unterstützungsbedarf geben, z.B. (teil)gewerblich genutzte Grundstücke, beeinträchtigende Situationen in Bezug auf Dichte, Freiraumanteil, Grundrisse oder Lage an Bahnlinie/Hauptstraße). Für die z.T. ungenutzten Gebäude des ehemaligen Röhrleinshofes, des ehemaligen Bahn- hofs und des ehemaligen Raiffeisengebäudes besteht Entwicklungsbedarf. Entwicklungs- und Gestaltungspotentiale bestehen für Soziales, Freizeit und Kultur aus- gehend vom Ortskern mit dem Steinhauerplatz über die Bahnhofsstraße mit ehemaligem Raiffeisen- und ehemaligem Bahnhofsgebäude, entlang des Weges bis hin zum Freitzeit- zentrum mit Badesee. 38 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.5. WOHNUNGSMARKT UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT 4.5.1. AUSGANGSLAGE Bestand an Gebäuden Daten zum Bestand an Gebäuden mit Wohnungen (statistisch wird zwischen reinen mit Wohnungen Wohngebäuden und sonstigen Gebäuden mit Wohnungen unterschieden) in Trebgast sind in längeren Zeitreihen leider nicht verfügbar. Der Rückblick bis 1995 zeigt, dass nach ei- nem Anstieg bis in die 2000er Jahre sich nunmehr der Bestand auf 530 bis 540 Gebäuden mit Wohnungen eingependelt hat.

Gebäude mit Wohnungen in Trebgast 2013, Quelle: Statistik kommunal 2014

Beim Vergleich des Wohnungsbestandes in anderen Gebietskörperschaften (Gemeinde Neuenmarkt, Landkreis Kulmbach, Oberfranken und Bayern) lässt sich feststellen, dass in Trebgast mit Abstand die meisten Wohngebäude je 1.000 Einwohner bestehen. Im Vergleich zum Freistaat Bayern verfügt Trebgast exakt über 1 Gebäude pro 10 Einwohner mehr. Es kann somit festgestellt werden, dass der Bestand an Wohngebäuden in Trebgast zah- lenmäßig sehr gut ist.

Bestand an Wohngebäuden je 1.000 Einwohner im Vergleich (2014), Quelle: Statistikatlas Bayern

39 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Bei der Analyse des Bestandes fällt auf, dass annähernd 70% der Gebäude und Wohnun- gen in Trebgast vor dem Jahr 1978 gebaut worden sind. Vermutlich sind nicht wenige die- ser Gebäude und Wohnungen nicht mehr in dem Ausstattungszustand, der dem heutigen Wohnstandard entspricht.

Alter der Gebäude mit Wohnungen in Trebgast (2013), Quelle: Statistik kommunal 2014

Wenn man das Alter der Trebgaster Gebäude in den Vergleich mit anderen Gebietskörper- schaften stellt, wird deutlich, dass Trebgast einen recht alten Gebäudebestand hat. Ähnlich wie bei den Gebäuden liegt auch die Zahl der Wohnungen nach dem Anstieg seit Mitte der 1990er Jahre inzwischen relativ stabil bei 755 Wohneinheiten. Bei durchschnittlich 1,3 fertiggestellten Wohnungen pro Jahr wird sich diese Zahl abseh- bar nicht merklich erhöhen. Bei der Raumanzahl pro Wohngebäude ist auffallend, dass über 60% der Trebgaster Wohnungen über 5 und mehr Zimmer verfügen.

Gebäudealter im Vergleich (2013), Quelle: Statistik kommunal 2014

40 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Wohneinheiten pro Gebäude in Trebgast 2011, Quelle: Statistik kommunal 2014

Anzahl der Räume pro Wohneinheit in Trebgast 2013, Quelle: Statistik kommunal 2014

Wohnungsgrößen in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011

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42% der Trebgaster Wohnungen sind unter 100 m², ein Viertel aller Wohnungen ist 140 m² oder größer. Im Vergleich mit anderen Gebietskörperschaften wird offensichtlich, dass in Trebgast verhältnismäßig große Wohnungen existieren (über 16 m² mehr als der Landes- durchschnitt). Die Wohnfläche pro Einwohner ist mit über 6 m² über dem Landesdurch- schnitt ebenfalls recht hoch.

Wohnfläche im Vergleich 2013, Quelle: Statistik kommunal 2014

Hingegen ist die Zahl der Baugenehmigungen sowie der Fertigstellungen von Wohnge- bäuden mit durchschnittlich 1,3 jährlich seit 2008 sehr niedrig. Festzustellen ist auch, dass in diesem Zeitraum lediglich Gebäude mit einer Wohnung genehmigt und errichtet worden sind.

Baugenehmigungen und Fertigstellungen im Wohnungsbau in Trebgast 2008 bis 2013, Quelle: Statistik kommunal 2014

42 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Anzahl der Haushalte Entsprechend der Erhebung „Zensus 2011“ verfügte Trebgast in dem Jahr über 723 Haus- halte, die sich wie folgt aufteilen:

Private Haushalte in Trebgast nach Personenzahl 2011, Quelle: Zensus 2011

Private Haushalte nach Größe des privaten Haushalts und nach Fläche der Wohnung in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011

Private Haushalte nach Größe des privaten Haushalts und nach Zahl der bewohnten Räume in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011 43 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Das Verhältnis von Wohnungsgrößen bzw. Raumanzahl zu der Anzahl der Bewohner zeigt bemerkenswerte Ergebnisse. So nutzen rund 50 Einpersonenhaushalte Wohnungen von 120 und mehr m² und bewohnen fast 100 Wohnungen mit 5 und mehr Räumen. Vor dem Hintergrund der fehlenden Wohnmöglichkeiten für Neubürger in Trebgast zeigt sich hier eine ungleiche Verteilung: Auf der einen Seite werden viele große Wohnungen von einer Person bewohnt, während für meist junge Familien kein neuer Wohnraum verfügbar ist. Haushaltstypen In den folgenden drei Grafiken werden die nachstehend aufgeführten Kategorien wie folgt abgekürzt: - Einpersonenhaushalte (Singlehaushalte) abgekürzt als Einpers. - Paare ohne Kind(er) abgekürzt als Paare ohne - Paare mit Kind(ern) abgekürzt als Paare mit - Alleinerziehende Elternteile abgekürzt als Alleinerz. - Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie abgekürzt als Mehrpers.

Private Haushalte in Trebgast nach Haushaltstypen 2011, Quelle: Zensus 2011 Rund 65% der Trebgaster Haushalte wird von Paaren mit oder ohne Kinder gebildet. Aber auch 26% der Haushalte umfassen lediglich eine Person. Insgesamt werden knapp 78% der Wohnungen in Trebgast von den Eigentümern bewohnt – ein sehr hoher und guter Wert.

Private Haushalte nach Art der Wohnungsnutzung in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011 44 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Haushalte im regionalen Vergleich nach Typ, Quelle: Zensus 2011

Im regionalen Vergleich ist festzustellen, dass Trebgast trotz der eigentlich hohen Zahl über verhältnismäßig wenige Einpersonenhaushalte verfügt. Auf der anderen Seite finden sich solch hohe Zahlen für Paar-Haushalte wie in Trebgast in den verglichenen Gebiets- körperschaften nicht. In den folgenden drei Grafiken werden die nachstehend aufgeführten Kategorien wie folgt abgekürzt: - Einpersonenhaushalte (Singlehaushalte) abgekürzt als Einpers. - Ehepaare abgekürzt als Ehepaare - Eingetragene Lebenspartnerschaften abgekürzt als Lebenspartn. - Nichteheliche Lebensgemeinschaften abgekürzt als Nichtehel. - Alleinerziehende Mütter abgekürzt als Alleinerz. M. - Alleinerziehende Väter abgekürzt als Alleinerz. V. - Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie abgekürzt als Mehrpers.

Haushalte nach Typ des privaten Haushalts nach Lebensform in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011

45 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Haushalte im regionalen Vergleich nach Lebensform 2011, Quelle: Zensus 2011

Bei der Analyse der Lebensformen der privaten Haushalte in Trebgast fällt auf, dass annä- hernd 60% Ehepaare sind. Dies ist der höchste Wert im Vergleich mit anderen Gebietskör- perschaften. Seniorenstatus Um festzustellen, ob kurz- oder mittelfristig in Trebgast Wohnungen oder ganze Wohn- häuser leer stehen werden, ist die Analyse des Seniorenstatus nützlich. Hierdurch erkennt man, dass fast 17% der Trebgaster Haushalte ausschließlich von Senioren bewohnt wer- den. Wenn diese versterben oder in seniorengerechte Einrichtungen umziehen, werden ihre Wohnungen – sofern keine Übernahmen durch Familienmitglieder oder Verkäufe erfolgen – zunächst leer stehen. Dieses in Zukunft zur Verfügung stehende Potential sollte für zuzugswillige Familien genutzt werden.

Private Haushalte nach Seniorenstatus in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011

Ein Blick auf die Größe der Wohnungen zeigt, dass 61 Wohnungen mit 100 und mehr m² ausschließlich von Senioren bewohnt werden. Hier offenbart sich offensichtlich mittelfris- tig eine Chance, Familien anzusiedeln. Die Wohnungen dürften ausreichend groß aber jedoch häufig nicht im modernen Ausbauzustand sein.

Der regionale Vergleich zeigt für Trebgast die besten Werte. Alle anderen Gebietskörper- schaften weisen höhere Werte bei ausschließlich von Senioren bewohnten Wohnungen auf. 46 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Private Haushalte nach Seniorenstatus und nach Wohnungsgröße in Trebgast 2011, Quelle: Zensus 2011

Haushalte im regionalen Vergleich nach Seniorenstatus 2011, Quelle: Zensus 2011

Fazit Derzeit ist keine Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in Trebgast zu verzeichnen. Dies liegt in erster Line an fehlenden Bauflächen für Neubauten. Im Kapitel Siedlungsentwick- lung und Flächenhaushalt wird verdeutlicht, dass im Grunde derzeit kaum Leerstand von Wohngebäuden oder Wohnungen existent ist. Die vorhandenen Baulücken sind in der Regel nicht auf dem Markt. Somit könnte sich eine spürbare Wohnungsmarktentwicklung lediglich im Bestand voll- ziehen. Dies ist jedoch derzeit mangels Angebot nicht der Fall. Dennoch ist aufgrund der demographischen Entwicklung (vgl. entsprechendes Kapitel) sowie der hier skizzierten Erwartungen von Leerständen in bislang ausschließlich von Senioren bewohnten Woh- nungen bereits kurzfristig mit Bewegungen zu rechnen. Die erwarteten künftigen Entwicklungen auf dem Trebgaster Wohnungsmarkt werden mit- telfristig vermutlich belebend erscheinen. Aufgrund der Menge der auf den Markt kommen- den Wohnungen und ihres z.T. veralteten Ausbaustandards in Verbindung mit der zurück gehenden Bevölkerung, wird diese Entwicklung in 15 bis 20 Jahren zu einem Problem für Trebgast werden, wenn kein Gegensteuern und Kanalisieren geschafft wird.

47 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.5.2. DAS LEBENSSTIL- UND DAS WOHNUMFELD-MODELL LEBENSSTIL-MODELL ALS INSTRUMENT DER STEUERUNG DER WOHNRAUM- VERSORGUNG Mit zunehmender Erfahrung bei der Untersuchung von Entwicklungsperspektiven im Woh- nungsbau sowie bei der Betrachtung der Immobilienmärkte ist die bisherige Herangehens- weise – die alleinige Berücksichtigung von Angebot und Nachfrage – nicht mehr für alle Fragestellungen und Entwicklungen ausreichend. Um die Wohnbedürfnisse der Menschen spezifischer darstellen zu können, ist das Lebensstil-Modell ein wichtiges Hilfsmittel. Es wurde auf der Basis des Lebensstil-Modells „soulife® leefstijlen“ von Alex Sievers (Beyond Now) entwickelt und den regionalen / loka- len Gegebenheiten angepasst. Das Modell geht nicht von den traditionellen Aspekten wie Einkommen oder Bildungsniveau aus, sondern von einem Wertesystem, das Menschen miteinander teilen. So gibt es Menschen, die am liebsten in einem ungezwungenen, auf- geschlossenen und geselligen Wohnumfeld mit vielen sozialen Kontakten leben möchten, während andere Menschen Privatsphäre, Ruhe und Komfort bevorzugen. Das Lebensstil-Modell reagiert auf diese verschiedenen Ansprüche und Wünsche der Menschen durch sechs verschiedene Plattformen:

Das Lebensstil-Modell, Quelle: eigene Erhebung und Anpassung auf der Grundlage von „soulife©leefstijlen“

BESTÄNDIGKEIT FAMILIE ALS FUNDAMENT DES ZUSAMMENLEBENS Die Menschen dieser Plattform streben nach einem geregelten Leben in einer stabilen Wohnumgebung. Häufig sind die Männer voll berufstätig, während die Frauen oft Teil- zeitbeschäftigungen nachgehen und vor allem für die Kinder sorgen. Die „emptynesters“ in dieser Gruppe (also die Menschen, deren inzwischen erwachsen gewordene Kinder bereits die elterliche Wohnung verlassen haben) genießen die frei gewordene Zeit und legen viel Wert auf Komfort und eine ruhige Wohnumgebung. - Zielgruppen: (Klein-)Familien, „emptynesters“, Senioren - Schlüsselworte: Gemütlichkeit, Geborgenheit, Ruhe, Strukturiertheit, Komfort Lebensstile dieser Plattform: - Traditionelle: vor allem Familien mit Kindern - Stille Genießer: eher ältere und traditionsbewusste, die ihre Freiheit genießen 48 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

VERBUNDENHEIT GESELLIGKEIT UND ZUSAMMENHALT IN DER NACHBARSCHAFT Für Menschen innerhalb dieser Plattform sind soziale Kontakte sehr wichtig. Nicht allein Familien und Freunde sind ausschlaggebend, auch Kontakte in der Nachbarschaft sind für diese Menschen von großer Bedeutung. Geselligkeit ist das Schlüsselwort. Diese Menschen gehen viel und oft miteinander um, haben häufige, z.T. auch regelmäßige Aktivitäten in ihrer sozialen Umgebung. Eine spezifische Gruppe innerhalb dieser Platt- form besteht aus alternativ lebenden Menschen, die einer eigenen geschlossen „Szene“ angehören. - Zielgruppen: (Klein-)Familien, Zwei-Personen-Haushalte, Senioren - Schlüsselworte: Familie, Gemeinschaftssinn, Harmonie, Sicherheit, Beharrlichkeit Lebensstile dieser Plattform: - Dörfliche: gemütliche deutsche „Standard“-Haushalte - Entschlossene: die alternative Szene, die einerseits in der Gesellschaft steht, anderer- seits aber den Drang verspürt, die Gesellschaft zu verbessern NACHHALTIGKEIT UMWELT UND ZUKUNFT Für Menschen dieser Plattform wird entsprechend des aktuellen Trends die Nachhaltigkeit stetig wichtiger. Diese Menschen sind sozial engagiert und beschäftigen sich intensiv mit einer nachhaltigen Gestaltung der Zukunft. Die fassbare, subjektive Lebensweise (z.B. Nutzung von Elektro- oder Hybridautos oder Kauf von Bio-Lebensmitteln) steht im Vordergrund vor großräumigeren Aspekten und Aktionen (wie z. B. Klimaschutz, Energie- effizienz). - Zielgruppen: Zwei-Personen-Haushalte, (Klein-)Familien, bewusst lebende Singles - Schlüsselworte: Natur, Freiheit, Engagement, Verantwortlichkeit, Wohlfühlen Lebensstile dieser Plattform: - Prinzipielle: stark an Prinzipien orientiert und wenig Bereitschaft zu Zugeständnissen; alles muss nachhaltig sein (Wohnung, Auto, Nachrichtenübermittlung) - Natürliche: orientiert auf das Genießen von Landschaft, Grün, Raum und nachhaltiger Umgebung

INDIVIDUALITÄT KULTURBEWUSSTSEIN UND STATUSORIENTIERUNG Menschen dieser Plattform sind selbstständig und legen Wert auf Statussymbole. Die Au- ßenwelt soll erkennen, dass man aus seinem Leben etwas gemacht hat. Diese Menschen bevorzugen gehobene Formen des Ausgehens und der kulturellen Unterhaltung. Haus und Wohnung sind die Visitenkarten des Erfolgs. - Zielgruppen: bewusst Alleinstehende, Doppelverdiener - Schlüsselworte: Raum, Status, Respekt, Erfolg, Komfort Lebensstile dieser Plattform: - Individualisten: starke Ausrichtung auf persönliche Entwicklung, Leistung und Erfolg - Konsumisten: zeigen noch ausgeprägter als die Individualisten ihren Status und Erfolg gerne in allen Facetten des Wohnens und Lebens

FLEXIBILITÄT DAS SOZIALE NETZ IST WICHTIGER ALS DAS HAUS Menschen innerhalb dieser Plattform sind sehr flexibel. Ihr soziales Netzwerk ist überregi- onal und sie sind sehr mobil. Ihre Wohnung ist die Ausgangsbasis: Nach der Arbeit kommt man nach Hause um dann schnell wieder in die Stadt oder zu Freunden zu gehen. Daher hat für einige die Wohnung / das Haus nur einen praktischen Zweck, andere zeigen mit ihrer Wohnung, wie sie in der Welt orientiert sind. - Zielgruppen: Doppelverdiener, junge Familien, Alleinstehende - Schlüsselworte: Dynamik, Emotion, Authentizität, Unabhängigkeit, Prestige

49 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Lebensstile dieser Plattform: - Hypermobile: schnell-schnell-schnell muss für diese Gruppe alles sein – nach der Arbeit schnell essen, Sport treiben, Freunde besuchen, Spaß haben, schlafen, wieder arbeiten - Weltbürger: suchen Mobilität, kurze und lange (Auslands-)Reisen versprechen mehr Lebensqualität

ZWECKMÄSSIGKEIT CHANCEN ZU ERGREIFEN IM HINBLICK AUF KARRIERE UND WOHNEN Die Menschen dieser Plattform können ihre Chancen aufgrund einer stabilen Basis ergrei- fen. Sie sind sich ihrer Möglichkeiten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sehr bewusst und sind im Umgang mit Investitionen berechnend. Für diese Gruppe sind Faktoren wie Komfort und Preis-Leistungs-Verhältnis wichtige Auswahlkriterien. - Zielgruppen: Doppelverdiener, junge Familien, junge Senioren - Schlüsselworte: Komfort, Herausforderung, Neugier, gutes Gefühl, Nutzen Lebensstile dieser Plattform: - Opportunisten: kombiniert eine erfolgreiche Karriere mit einem angenehmen (Fami- lien-)Leben und nettem Freizeitprogramm - Komfortsucher: mehr auf den eigenen Haushalt orientiert mit hohen Anforderungen an Komfort, Platz, Qualität und Wohnumgebung

LEBENSSTILE IM WANDEL Größenordnung der Auf der Basis langjähriger Marktbeobachtung und Marktforschung von Wohntrends wurde Lebensstil-Plattformen eine Einschätzung über den Umfang der sechs Plattformen erarbeitet. Es ist davon in Deutschland auszugehen, dass die Plattformen „Beständigkeit“ und „Verbundenheit“ nach wie vor die umfangreichsten sind und bleiben werden. Andererseits ist festzustellen, dass die Plattform „Nachhaltigkeit“ sich noch als echte Marktnische darstellt, die jedoch im steten Wachsen begriffen ist. Der Umfang der Plattformen ist in der nachfolgenden Tabelle wie- dergegeben:

Größenordnung der Lebenstil-Plattformen, Quelle: eigene Erhebung auf der Grundlage von „soulife©leefstijlen“

Größenordnung der Auf der Basis der langjährigen Beobachtungen ist zu erwarten, dass die Zusammenset- Lebensstil-Plattformen zung der Lebensstile in Trebgast kaum vom deutschen Durchschnitt abweicht. Die wich- in Trebgast tigsten Unterschiede zeichnen sich in den Gruppen „Individualität“ und „Flexibilität“ ab, die in leicht geringerem Maße vorhanden sind, sowie in den Gruppen „Beständigkeit“ und „Verbundenheit“, die leicht verstärkt auftreten. Ursache hierfür ist in erster Linie die fränki- sche Mentalität und Lebensart, die geprägt ist von Werten wie Beständigkeit, Sicherheit, Strukturiertheit und Beharrlichkeit. Die „individuelleren“ und „flexibleren“ Werte wie „Erfolg“ und „Komfort“ sowie „Unabhängigkeit“, „Prestige“ und „Emotion“ sind hier geringer ausge- prägt.

50 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Größenordnung der Unter dem Einfluss von demographischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wird sich Lebensstil-Plattformen die Größenordnung der sechs Lebensstil-Plattformen im Betrachtungszeitraum bis 2030 bis 2030 verändern. In der obigen Tabelle ist die zu erwartende Entwicklung in den kommenden 15 bis 20 Jahren für Deutschland und damit auch für Trebgast abgebildet. Die wichtigsten Veränderungen zwischen den Plattformen sind in der untenstehenden Abbildung wieder- gegeben: - Die Plattform „Individualität“ nimmt unter dem Einfluss von allgemeiner Solidarität und Lastenverteilung sowie neuer Anteilnahme ab. Die Menschen werden mehr Wert legen auf andere Werte als Status und materiellen Fortschritt. Sie werden sich angesprochen fühlen von sozialen Kontakten sowie einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Um-gang mit unserer sozialen und natürlichen Umwelt. Diese Plattform verliert ihre Bedeutung vor allem zugunsten der Plattformen „Zweckmäßigkeit“ und „Nachhaltig- keit“, wobei Umweltbewusstsein und Sicherheit an die Stelle von Herausforderung und Erfolg treten werden. - Die Plattform „Flexibilität“ wird aus den gleichen Motiven wie die „Individualität“ voraus- sichtlich leicht abnehmen, jedoch wird sie größer bleiben. Die Abnahme kommt auch hier den Plattformen „Zweckmäßigkeit“ und „Nachhaltigkeit“ zugute.

-

Verschiebung der Lebensstile in Trebgast bis 2030, Quelle: eigene Erhebung auf der Grundlage von „soulife©leefstijlen“

- Die Plattform „Zweckmäßigkeit“ wird voraussichtlich aufgrund der zunehmenden Ver- bundenheit der Menschen an Grundwerten wie Freundschaft, Kreativität und Heraus- forderung wachsen. - Die Plattform „Nachhaltigkeit“ wird von einem bisherigen Nischenmarkt zu einem regulären Marktanteil wachsen. Die anhaltenden Diskussionen über Energie, Klima- wandel und Umweltverschmutzung haben hier einen positiven Effekt. Durch unsere Wirtschaftskraft sind wir in der Lage, in ökologisch sinnvolle Wohnungs- und Städte- bauprojekte zu investieren und diese zu betreiben. - Die Plattformen „Verbundenheit“ und „Beständigkeit“ werden sich nicht entscheidend verändern. Sicherlich wird ein Wechsel zwischen diesen und anderen Plattformen stattfinden. Jedoch der größte Teil der deutschen Bevölkerung fühlt sich „daheim“ in einer stabilen und geselligen Umgebung. 51 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Schlussfolgerung Als übergeordneter Trend ist eine leichte Verschiebung der Nachfrage von individuell zu gemeinschaftlich identifiziert worden. Die Entwicklung der Nachfrageseite des Wohnungsmarktes wird stark beeinflusst von demographischen und gesellschaftlichen Trends. Aus demographischer Sicht ist mit einer wachsenden Gruppe von Senioren und Einpersonenhaushalten auf dem Wohnungsmarkt zu rechnen. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch die sich verändernde Auffassung über Wohnen und Leben in der Gesellschaft. Die Nachfrage nach Qualität, Vertrautheit und Ge- fühl nimmt zu. Mit Hilfe des Lebensstil-Modells ist es möglich, diese Trends zu übersetzen in Wohn- und Lebenswünsche der Menschen. Eine wichtige Verschiebung wird von der individuellen Ausrichtung der Wohn- und Lebens- wünsche hin zu mehr Gemeinschaftlichkeit und Beständigkeit sein: Die Lebensstil-Plattfor- men „Nachhaltigkeit“ und „Zweckmäßigkeit“. Diese Gruppen legen Wert auf ein Wohnum- feld mit einem menschlichen Maßstab. Eine gute, solide Wohnung und soziale Kontakte in der Nachbarschaft sind dabei wichtig. Hier geht es nicht um tagtägliche Zusammenkünfte. Als wertvoll werden ein Gespräch über den Gartenzaun oder eine schnelle Tasse Kaffee erachtet. Das Wachstum dieser zwei Gruppen erfolgt auf Kosten der Plattformen „Flexi- bilität“ und „Individualität“, die eher die ich-bezogenen Werte Unabhängigkeit, Erfolg und Status verkörpern. Hier ist mit einer deutlichen Nachfrageverschiebung im Wohnungsangebot für Trebgast in den nächsten 15 bis 20 Jahre zu rechnen. Neue und insbesondere auch bestehende Wohnumgebungen müssen angepasst werden an die Wünsche der wachsenden Plattfor- men „Nachhaltigkeit“ und „Zweckmäßigkeit“. Zielstellung für die Die Bevölkerung der Gemeinde Trebgast wird in den nächsten Jahren schrumpfen (vgl. Gemeinde Trebgast Fachbereich Demographie). Die Verluste bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Geburten, Sterbefälle) kann nur durch Wanderungsgewinne partiell gemildert werden. Die Gemeinde Trebgast muss hierzu Konzepte entwickeln, wie Wanderungsgewinne erreicht werden können. Zunächst müssen die Zielgruppen für die erstrebten Zuzüge klar definiert werden. Ziel- gruppe der obersten Priorität muss hierbei die Gruppe der jungen Familien (auch Allein- erziehende) mit Kindern sein. Diese Gruppe wird die Entwicklung in Trebgast am nach- haltigsten positiv beeinflussen. Die Kinder der heute neu gewonnenen Einwohner werden in der Zukunft eigene Familien gründen und Kinder in die Welt setzen. Eine Grundvor- aussetzung für das Anwerben dieser Bevölkerungsgruppe ist neben dem unabdingbaren Vorhandensein entsprechender Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ein attraktives Wohnumfeld und selbstverständlich ein nachfrageorientiertes Wohnungsangebot.

DAS WOHNUMFELD-MODELL Im Wohnumfeld-Modell, das auf der Basis des Wohnumfeld-Modells „soulife® woonmili- eus“ von Alex Sievers (Beyond Now) entwickelt und in diesem Gutachten den regionalen / lokalen Gegebenheiten angepasst wurde, wird in zwölf verschiedene Modell-Wohngebiete unterschieden, die nach ökonomischer Stellung und sozialer Bindungen der Bürger in ihrer Nachbarschaft differenziert werden. Die unterschiedlichen Wohnumfelder sprechen unterschiedliche Zielgruppen und Lebensstile an. Nicht jeder Mensch sucht eine starke Bindung an das Wohnquartier und finanzielle Möglichkeiten sind verschieden. Für jedes Wohnumfeld werden Aspekte wie funktionale Mischung, soziale Kontrolle und Wohnatmosphäre betrachtet. Auf Basis der Kenntnisse über die aktuelle Größe der einzelnen Lebensstile in Deutschland können Hinweise für die Wohnungsentwicklung der nächsten 20 Jahre gegeben werden.

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Das Wohnumfeld-Modell, Quelle: eigene Erhebung auf der Grundlage von „soulife©woonmilieus“

Typisierung des Wohnumfelds, Quelle: eigene Überarbeitung und Anpassung auf der Grundlage von „soulife©woonmilieus“

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WOHNUMFELDTYPEN IN TREBGAST In Trebgast kommen lediglich die Wohnumfeld-Typen „man kennt sich gut“, „sicher – kindgerecht“ und „charmant – charakteristisch“ sowie in geringerem Maße „selbst gemacht – individuell“ und „im Freien“ vor. Die übrigen Wohnumfeld-Typen existieren in Trebgast im Grunde nicht. Eine zukünftige Wohnungsbauentwicklung in Trebgast hat sich in erster Linie auf die Kom- bination aus einer geringer bis starker ökonomischer Stellung und hoher sozialer Bindung zu konzentrieren. Die besten Marktchancen im regionalen Wettbewerb bieten in erster Linie die bereits sehr stark vertretenen Wohnumfeld „charmant - charakteristisch“, „man kennt sich gut“ und „sicher – kindgerecht“. Auf Bevölkerungsgruppen, die diese Milieus nachfragen, hat sich der Focus zu richten.

Die Wohnumfeld-Typen in Trebgast, Quelle: eigene Erhebung auf der Grundlage von „soulife©woonmilieus“

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Handlungsbedarf Seniorengerechte Wohnungen: Die hohe Anzahl von älteren Einwohnern Trebgasts, die in Senioreneinrichtungen der Umlandgemeinden ziehen, offenbart die bereits derzeit und künftig wachsende Nachfrage von barrierearmen bzw. barrierefreien Wohnungen bevorzugt für Senioren. Hierbei sollten kleinere Wohnungen den Vorrang haben. Aber auch größere Projekte, wie z. B. eine Einrichtung für betreutes Seniorenwohnen, eine Senioren-Wohngemeinschaft oder ein Mehrgenerationenhaus dürften in Trebgast gut angenommen werden.

Junge Familien: Darüber hinaus sollte Wohnraum, der mittelfristig leer fällt, aktiviert werden für zuzugs- willige Menschen, die mit den Lebensstil-Plattformen Beständigkeit und Verbundenheit beschrieben werden können – also die Zielgruppen (Klein-)Familien, Zwei-Personen- Haushalte, „empty-nesters“ und Senioren. Um insbesondere die Zielgruppe „Junge Familien“, die als einzige die Auswirkungen des Demographischen Wandels abmildern könnten, verstärkt anzuziehen, sollte ein zusätz- licher Anreiz zum Zuzug geschaffen werden, der über das normale Maß (wie z. B. gute Kinderbetreuung, gute Schullandschaft, angenehme Wohnumgebung, gute Verfügbarkeit von Wohnimmobilien, Angebot an attraktiven Arbeitsplätzen in der Region, attraktive Freizeitmöglichkeiten, aktives Vereinsleben, gute ÖPNV-Anbindung an die städtischen Zentren) hinausgeht. Dieser Zusatzanreiz kann durch die Schaffung eines eigenen Förderprogramms „Junge Familie“ geschaffen werden: Für jede zuziehende Familie bzw. Alleinerziehende(n) wird für jedes im Haushalt lebende minderjährige Kind ein „Willkom- mensgeld“ in Höhe von z. B. 1.000 € für einen erstmals in Trebgast sanierten Altbau als ei- gengenutzten Wohnraum gezahlt. Diese finanzielle Zuwendung sollte ein sog. „verlorener Zuschuss“ sein, der nicht zurückgezahlt werden muss. Die Möglichkeit der Kumulierung mit Förderprogrammen anderer Träger (z. B. Stadtsanierung) sollte möglich sein.

Junge Haushalte / Starterwohnungen: Im Hinblick auf den mittelfristig zu erwartenden potentiellen Leerstand in Einfamilienhäu- sern sind weitere Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die nächste Generation Treb- gast nicht verlässt. Dazu könnte beispielsweise ein Angebot an kleinen Mietwohnungen (Starterwohnungen) für die Gründung des ersten eigenen Haushalts im Übergang dienen.

55 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.6. WIRTSCHAFT, EINZELHANDEL UND ARBEITSMARKT

Die Datenlage zum Thema Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist relativ dünn. Es ist daher z.B. nicht möglich, eine Betriebsgrößenanalyse für Trebgast zu erstellen, da diese Daten nicht vorliegen. Auch sind Daten zum Arbeitsmarkt für Trebgast nicht vorhanden, so dass die Daten auf Landkreisebene herangezogen werden müssen.

4.6.1. GEWERBEBETRIEBE Zum 31.12.2015 waren in Trebgast 139 Gewerbebetriebe angemeldet. Nicht erfasst in dieser Zahl sind Behörden und öffentliche Einrichtungen (wie z.B. Ge- meindeverwaltung, Schule, Kindergarten, Kirche) und Büros von Freiberuflern (z.B. Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure). Wie bereits erwähnt, liegen über die Betriebsgrößenstruktur der Gewerbebetriebe keine Daten vor. Laut „Statistik kommunal“ verfügt keiner der 139 Gewerbebetriebe über 20 oder mehr Mitarbeiter. 104 der 139 angemeldeten Gewerbebetriebe (= 75%) befinden sich in Trebgast, die übri- gen 25% in den Ortsteilen Lindau, Feuln und Waizendorf.

Gewerbebetriebe in Trebgast, Quelle: Gewerbedaten Gemeinde Trebgast Die landwirtschaftlichen und gastronomischen Unternehmen, die Dienstleister und Hand- werker, die zur Versorgung der Gemeinde beitragen, sind fast ausschließlich Familienun- ternehmen.

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Eine Analyse der gemeldeten Gewerbetriebe ist aufgrund der Datenlage schwierig. Es kann von der Art der angemeldeten Gewerbe jedoch davon ausgegangen werden, dass nicht mehr als 35% dieser Betriebe im öffentlichen Raum in Erscheinung treten. Dies sind vorwiegend Einzelhandels-, Handwerks- und Gastronomiebetriebe sowie Banken, Deutsche Bahn oder kleine Gewerbetreibende mit Publikumsverkehr (z. B. Kfz-Handel, Nagelstudio). Im regionalen Vergleich ist festzustellen, dass die Trebgaster Werte für den Betriebsbe- satz die schlechtesten sind. Auch darf der Anstieg der Betriebszahlen bei allen vergliche- nen Gebietskörperschaften nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich vermutlich auch hier entsprechend dem deutschlandweiten Trend um eine Vielzahl von 1-Personen-Betrie- be mit häufig leider geringen Erfolgschancen handelt.

Betriebe je 1.000 Einwohner im Vergleich, Quelle: Statistikatlas Bayern

Eine Analyse der Gewerbean- und -abmeldungen in Trebgast im Zeitraum 2005 bis 2015 zeigt ein stetes Auf und Ab. Im Saldo ist im Gesamtzeitraum ein Plus von lediglich 5 An- meldungen zu verzeichnen.

Gewerbean- und -abmeldungen in Trebgast 2005 – 2015, Quelle: Gewerbedaten Gemeinde Trebgast

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4.6.2. SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Trebgast hat sich in den letzten Jahren auf knapp unter 100 Personen eingependelt.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Trebgast, Quelle: Statistik kommunal Trebgast

Beschäftigte am Arbeitsort, Quelle: Statistik kommunal Trebgast

Im regionalen Vergleich der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten je Betrieb nimmt Trebgast mit Abstand die letzte Position ein.

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Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je Betrieb im Vergleich, Quelle: Statistikatlas Bayern

4.6.3. PENDLER Nachdem in den 1980er Jahren Trebgast noch einen Einpendlerüberschuss vorweisen konnte, liegt der Pendlersaldo in den letzten Jahren relativ stabil bei -570 bis -580 Perso- nen.

Pendlersaldo in Trebgast 2008 – 2013, Quelle: Statistik kommunal Trebgast

4.6.4. EINZELHANDEL Laut der gemeindlichen Gewerbestatistik gibt es 14 Einzelhandelsbetriebe sowie 8 „verwandte“ Betriebe in Trebgast. Mit „verwandten“ Betrieben sind in diesem Fall Gastro- nomiebetriebe gemeint. Sie wurden in diese Betrachtung mit aufgenommen, da sie sowohl aufgrund ihrer Erscheinungsform im Ortsbild, im Hinblick auf die Aufenthaltsqualität sowie als innerörtliches Ziel wie Einzelhandelsbetriebe wirken. Insgesamt ist der Betriebsbesatz in Trebgast auf einem niedrigen Wert und eine weitere Reduzierung ist aufgrund der fehlenden Betriebsnachfolge bereits kurzfristig zu erwarten.

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Die Betriebe verteilen sich auf die Ortsteile entsprechend der nachfolgenden Grafik.

Einzelhandels und - verwandte Betriebe in Trebgast, Quelle: Gewerbedaten Gemeinde Trebgast

Branchen im Trebgaster Einzelhandel, Quelle: Gewerbedaten Gemeinde Trebgast

4.6.5. LANDWIRTSCHAFT Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Trebgast hat seit dem Jahre 1999 um ein Drittel abgenommen. Hierbei ist die Anzahl der Großbetriebe größer gleich 50 ha unverän- dert geblieben. Insbesondere die Anzahl Kleinst- und Kleinbetriebe unter 10 ha, die häufig eine vielfältige und aufgelockerte Agrarlandschaft garantieren, sind von 14 im Jahre 1999 auf 10 im Jahre 2016 zurückgegangen (vgl. nachfolgende Abbildung: Landwirtschaftliche Betriebe in Trebgast 1999 - 2016). Die Größenklassen der landwirtschaftlichen Betriebe nach landwirtschaftlicher Nutzfläche ist gleichmäßig verteilt

Betriebs- < 5 5 bis < 10 10 bis < 20 20 bis < 30 30 bis < 50 > 50 größe [ha] Anzahl 4 6 4 3 2 4 Betriebsgröße, Quelle: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach, Mehrfachantrag 2016

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Landwirtschaftliche Betriebe in Trebgast 1999 – 2016, Quelle Statistik kommunal Trebgast (1999-2007), AELF Kulmbach (für 2016)

In der Gemeinde Trebgast sind 2016 insgesamt 23 landwirtschaftliche Betriebe vorhan- den. Unter den landwirtschaftlichen Betrieben sind Haupt- und Nebenerwerbslandwirte sowie einige „Hobby-“ bzw. Eigenbedarfslandwirte. Die Verteilung stellt sich wie folgt dar: Trebgast: 7 landwirtschaftliche Betriebe Lindau: 11 landwirtschaftliche Betriebe Feuln: 2 landwirtschaftliche Betriebe Michelsreuth: 2 landwirtschaftliche Betriebe Waizendorf: 2 landwirtschaftliche Betriebe Weiherleiten: 1 landwirtschaftliche Betriebe Quelle: AELF Kulmbach

Unter den sieben landwirtschaftlichen Betrieben im Hauptort sind aktuell zwei im Haupt- und zwei im Nebenerwerb. Die Haupterwerbslandwirte haben sich auf Tierhaltung spezialisiert. Von den elf Betrieben in Lindau sind zwei mit Direktvermarktung (in eigenen Hofläden).

4.6.6. ARBEITSLOSENQUOTE

Arbeitslosenquote im Vergleich

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Da Daten zur Arbeitslosenstatistik für die Gemeinde Trebgast nicht vorliegen, werden an dieser Stelle die Werte für den Landkreis Kulmbach herangezogen. Im regionalen Vergleich mit den Nachbarkreisen verfügt der Landkreis Kulmbach im Jahre 2015 mit 4,5 zwar über eine geringere Arbeitslosenquote als die Stadt Bayreuth (5,8), hat jedoch ansonsten den höchsten Wert.

Handlungsbedarf Eine Analyse der vorliegenden Wirtschaftsdaten für die Gemeinde Trebgast macht deut- lich, dass aufgrund des geringen Betriebsbesatzes, des geringen Arbeitsplatzangebotes und der geringen Anzahl an Beschäftigten im Ort, der Wirtschaftsstandort Trebgast als schwach einzuordnen ist. Trebgast fungiert in erster Linie als ländliche Wohngemeinde zwischen den Wirtschafts- standorten Bayreuth und Kulmbach. Bevor in größerem Umfang Maßnahmen und finanzielle Mittel zur Stärkung der allgemeinen Wirtschaftskraft initiiert werden, sollte das Augenmerk der künftigen kommunalen Entwicklung eher auf der Verbesserung von weichen Standortfaktoren für die Wohnfunktion liegen. In diesem Zusammenhang muss die noch vorhandene Nahversorgung in Trebgast mit Bäcker, einem Dorfladen, mehreren Gastwirtschaften, einem Fleischer und einem Friseur (mit Zusatzangebot) sowie in Lindau mit Bäcker (mit Dorfladenangebot), zwei Hofläden (als Direktvermarkter) und Gastwirtschaft gesichert werden. Insbesondere die nicht vor- handene Altersnachfolge dürfte in vielen Fällen den Fortbestand gefährden. Von entscheidender Bedeutung wird sein, ob diese Nahversorger ihren Kundenstamm festigen können. Entscheidend wird das künftige Kaufverhalten der Trebgaster Einwoh- ner sein, die sich zwischen dem Erhalt einer kleinen Grundversorgung vor Ort oder der Schnäppchenjagd in den Supermärkten des Umlandes entscheiden müssen. Die Gemein- de kann hier nur unterstützend und informierend mitwirken und die notwendigen Rahmen- bedingungen schaffen. 62 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.7. BILDUNG / SOZIALES / (MEDIZINISCHE) VERSORGUNG

Ein wesentlicher Standortvorteil des Wohnortes Trebgast ist die Volksschule im Grünen mit unmittelbar angrenzendem Kindergarten (einschließlich Krippe) und Hortbetreuung. Der Betreuungs- und Bildungsstandort ist ein Paradies für die Kinder. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Träger (Schule = Gemeinde, KIGA / Hort = Kirche) funktioniert sehr gut. Für den sicheren Weg sorgen ehrenamtliche Schulweghelfer. Kinderkrippe / -garten Im teiloffenen Konzept ist die Kinderbetreuung in der Woche ab 7.00 Uhr möglich. Hort Bedarfsorientiert endet die Betreuungszeit um 17.00 Uhr / freitags 15.30 Uhr. Die Kinder- krippe hat eine Kapazität von 12 Plätzen (ab 0 Jahre), der Kindergarten eine Kapazität von 52 Plätzen. Etwa die Hälfte der Schulkinder nutzt das Hortangebot, größtenteils zu unterschiedlichen Zeiten. Bildung Die Volksschule Trebgast bietet Unterricht für die Klassen 1 bis 4 mit insgesamt ca. 70 Schülern aus der Verwaltungsgemeinschaft an und ist Mitglied im Schulverbund „Fränki- sche Linie“. Zu diesem gehören weiterhin die Mittelschulen , Neuenmarkt- Wirsberg und -. Die Volksschule ist seit 2016 Sinusschule mit Schwerpunkt Mathematik/Naturwissenschaft. Für die Nutzung der Sportflächen/-halle ist der Weg zum Freizeitzentrum zurückzulegen. Neben der Arbeitsgemeinschaft Schulgarten besteht die Arbeitsgemeinschaft Schulspiel (Theater). Im Anschluss an die Grundschulausbildung bestehen im Schulverbund bzw. in Bayreuth, Kulmbach und Neudrossenfeld mehrere Möglichkeiten zum Besuch der Mittel- oder Real- schule bzw. des Gymnasiums. Das Angebot der Volkshochschule bietet Sport- und Bildungskurse an. Die Bücherei im Pfarrhaus ist öffentlich. Kinder und Jugend Neben Sport- und Spielmöglichkeiten im Freien kann ein vielfältiges Vereinsangebot genutzt werden. Der Jugendraum (mit Jugendleiter) im ehemaligen Bankgebäude ist ein beliebter Treffpunkt. Wie auch die Erwachsenen profitieren die jungen Bewohner vom Badesee im Ort und den guten Zuganbindungen in die Region. Bei Bedarf bietet der Hort auch eine Ferienbetreuung an. Und Ferien in Trebgast - so die Kinder und Jugendlichen - sind toll! Senioren Pflege- und Betreuungseinrichtungen sind im Gemeindegebiet nicht vorhanden. Neben dem AWO-Treff im Ort bestehen weitere Angebote, wie das Kaffee-Treffen mit Vorträgen am Donnerstag oder Angebote der Kirche und der Volkshochschule. Die Bewohner ver- missen eine Anlauf-/Beratungsstelle für Senioren bzw. generationenverbindende Einrich- tungen. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten sind die Freiflächen im Trebgasttal, wie der Fußweg zum Freizeitzentrum sowie der Rundweg am Badesee beliebte Ziele.

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Medizinische Für die medizinische Versorgung stehen im Hauptort zwei Allgemeinärzte und eine Phy- Versorgung siotherapiepraxis zur Verfügung. Die ortsansässige Zahnarztpraxis ist seit Ende 2015 aus Altersgründen geschlossen, ein Nachfolger fehlt bisher. Über den Internetauftritt der Verwaltungsgemeinschaft Trebgast sind u.a. Informationen zu den Notdiensten der Ärzte verfügbar - ebenso Apotheken, welche auch ausliefern. Im Notfall ist das Bayerische Rote Kreuz innerhalb kürzester Zeit aus Himmelkron vor Ort. Kinderärzte, Fachärzte, Apotheken und weitere medizinische Versorgungseinrichtungen sind in Harsdorf, Himmelkron, Kulmbach, Neudrossenfeld und Neuenmarkt erreichbar. Für Ärzte, die in den Ruhestand gehen wollen, bietet die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) Gründer-Abgeber-Seminare sowie eine Praxisbörse an. Dorfgemeinschaft In den Ortsteilen sowie im Hauptort wird die Dorfgemeinschaft und damit das soziale Mit- einander gelebt! Neben dem „Plausch am Gartenzaun“ und der nachbarschaftlichen Hilfe zählen hierzu vor allem die vielen ehrenamtlichen Posten, die scheinbar selbstverständlich funktionieren. Das Vereinsleben aber auch die Kirchengemeinschaft bringen die Bewohner zusammen. Tradition Ein nicht unwesentlicher Punkt im Fortbestand der Dorfgemeinschaft stellt die Pflege und Entwick- lung der Traditionen dar. Bräuche, wie der Oster- schmuck der Brunnen, das Setzen der Maibäume, das Johannisfeuer oder die Strohberta am Heilig- abend bringen die Bewohner sowohl am Ereignis selbst, aber auch beim Vor- und Nachbereiten zusammen. Zu diesen gemeinschaftspflegenden Traditionen zählen auch die Ausstattungen, Pro- ben und Aufführungen der Theatergruppe rund um die Naturbühne.

Darstellung der Strohberta mit Gefolge, Ausschnitt

Handlungsbedarf Neben dem unbedingten Erhalt von Kinderbetreuung und Volksschule und den dafür not- wendigen Rahmenbedingungen bestehen Handlungsbedarfe für die Schule. Die notwendi- ge Innenraumsanierung der Schulräume, die Verbesserung der (technischen) Ausstattung sowie die Gestaltung des Pausenhofs kann schrittweise erfolgen. Akuter Handlungsbedarf besteht hingegen im Bereich der Betreuung/Aufsicht vor Schulbeginn sowie der Ausstat- tung von Schule/Sporthalle mit entsprechenden Telefon-/Notrufanlagen. Die Umsetzung der Maßnahmen entsprechend der Sicherheits- und Brandschau erfolgt schrittweise. Angesichts der Bevölkerungsvorausberechnungen und des fehlenden Angebotes an geeignetem barrierefreien/-armen, betreuten oder gemeinschaftlichen Wohnraum ist dringender Handlungsbedarf geboten. Dies betrifft Beratungs- und Serviceleistungen (z.B. Fahrdienste), die den Alltag für Senioren und pflegende Angehörige erleichtern, aber auch das Angebot an generationsverbindenden Einrichtungen zum Wohnen bzw. Begegnen. Im Hinblick auf die Barrierefreiheit im Bereich öffentlicher Gebäude und - soweit topografisch sinnvoll im öffentlichen Raum - besteht Optimierungsbedarf. Die Bewahrung der Dorfgemeinschaft, die Integration von Zuzüglern sowie die langfristige Sicherung der medizinischen Versorgungseinrichtungen im Ort bzw. deren Erreichbarkeit in den Nachbarorten ist für alle Generationen gleichermaßen von Bedeutung. Für eine vorausschauende Sicherung der Arztpraxen am Standort Trebgast ist ein frühzeitiges Gespräch im Hinblick auf die Angebote der KVB notwendig (z.B. Bürgermeister/Pfarrer). 64 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

4.8. TOURISMUS UND FREIZEIT

Der kleine Ort Trebgast hat ein großes Freizeit- und Kulturangebot und ein breites aktives Vereinsleben, welches sich bis in die Ortsteile erstreckt. Die touristischen Magnete Bade- see und Naturbühne kommen Bewohnern wie Gästen des Ferienortes zugute. Was wann geboten wird, kann u.a. dem Jahresveranstaltungsflyer entnommen werden. Badesee und Ein Naturbade- und Freizeitsee (70.000 m²) bietet Möglichkeiten zum Baden, Rudern und Freizeitzentrum Angeln und lockt ca. 50.000 Gäste pro Jahr an. Das Gelände des Badesees einschließlich Rundweg, Spielplatz, Funarena und Sonnendeck ist das ganze Jahr zugänglich - in den Sommermonaten mit einer Eintrittsgebühr. Das Kuchenangebot am Kiosk ist ganzjährig ein Geheimtipp! Dem See schließen sich in Richtung Ortskern Trebgast Sportanlagen (TSV und Tennis), ein Freiluftschach sowie ein Ballspiel- und ein Kinderspielplatz an. Ortskern und Freizeit- zentrum / Badesee sind mittels Rad- und Fußweg miteinander verbunden bzw. mit dem Auto erreichbar. Ausreichend Parkmöglichkeiten stehen zur Verfügung. Sport- und Spiel Abgesehen von den schon benannten Sport- und Spielplätzen bestehen weitere Angebote in den Wohngebieten bzw. in Lindau und Waizendorf/Feuln.

Naturbühne Seit 60 Jahren spielen Laienschauspieler auf der Naturbühne Trebgast. In imposanter Fel- senkulisse eines ehemaligen Steinbruchs werden Aufführungen von hohem künstlerischen Niveau gezeigt. Die Spielzeit zwischen Mai und August lockt viele Besucher in den Ort. Gastronomie Das gastronomische Angebot im Hinblick auf traditionelle fränkische Küche ist sehr gut. In Trebgast und Lindau bestehen drei Gastwirtschaften und eine Brauerei mit Wirtschaft. Saisonale Angebote am Badesee (nach Gusto auch außerhalb der Badesaison) und der Naturbühne bereichern das Angebot. Die Sportheime verfügen ebenfalls über gastronomi- sche Angebote. Für die neue Genußfreude Frankens stehen in der Gemeinde neben der Vinothek in Feuln auch die neuen „leichten“ Biere der Haberstumpf-Brauerei. Veranstaltungen Neben den Theateraufführungen der Naturbühne bestehen mit den Konzerten in der Kir- che oder dem Bräustadl weitere Kulturangebote bereit. Feste, wie die Kerwa, das Seefest, das Johannisfeuer und die Dorfweihnacht in Lindau bereichern den Veranstaltungskalen- der. Im Zusammenhang mit dem Badesee und dem früheren Seefest - einer Großveranstal- tung mit regionaler Bedeutung - wurde der Ruf nach Veranstaltungen am Badesee laut, die nicht zu Großveranstaltungen ausufern sollten. Der See bietet u.a. auch die Kulisse für internationale / deutsche Triathlon-Meisterschaften. Der alle zwei Jahre im Weißmaintatl und damit in Trebgast stattfindende autofreie Sonntag erfreut sich großer Beliebtheit (nächster Termin: 21.05.2017). 65 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Vereinsleben Die Liste der Vereine ist lang und beinhaltet neben Sportvereinen und Feuerwehren meh- rere Musik- und Gesangsvereine. Mit dem Gartenbauverein bestehen nicht nur Angebote zur Bildung im Reisergarten und Verschönerung der Ortsbilder, hier werden auch Traditio- nen gepflegt, wie das Setzen des Maibaums. Region Die Verknüpfung mit den Angeboten in der Region nehmen die Bewohner ebenso war, wie Übernachtungsgäste, u.a die Bayreuther Festspiele. Die Freizeiteinrichtungen in den umliegenden Orten sind u.a. auch mit der Bahn bzw. dem Nightliner / Discobus erreichbar: - Kulmbach: Skatepark, Eisbahn, Kino... , - Wirsberg: Schwimmbad, - Neudrossenfeld / Himmelkron: Diskotheken (Tanzpalast Schwingen / Halifax). Wegenetz Mit dem vorhandenen Wanderwegenetz besteht ein gutes Angebot für Bewegungs- aktivitäten. Das Radwegenetz hingegen ist ausbaufähig (vgl. Kapitel Verkehr und Mobilität). Im Gemeindegebiet befinden sich drei Strecken für Nordic-Walking sowie ein Geocaching-Pfad. Übernachtungen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im Hotel Friedrich sowie in privaten Ferienwohnun- gen im Hauptort und in den Ortsteilen. Diese sind auch auf der Internetseite der Gemeinde aufgelistet. Im Rahmen der Initiative Landvergnügen stehen an der Brauerei Haberstumpf 2-3 Stellplätze für Reisemobile zur Verfügung. Im Beteiligungsprozess zum ISEK wurden zu wenige Übernachtungsangebote insbesondere für größere Gruppen bzw. einfache Möglichkeiten in Form von Caravanstellplätzen, Jugendherberge oder Zeltplatz bemän- gelt. Agrotourismus Der Urlaubsort Trebgast sowie der Nachbarort Ködnitz weisen eine herausragende Attrak- tionsdichte bzgl. Landschaftserleben und regionaltypischen kulinarischen Genussmöglich- keiten auf. Im Jahr 2016 wurden die vorhandenen Attraktionspunkte als „Schatz im Acker – Agrotouristisches Konzept Ranga-Weißmaintal zwischen Kulmbach und Trebgast“ (08/2016) zusammengefasst. Darin befinden sich innerhalb der Gemeinde Trebgast: - Sahrhof: Landurlaub mit Vinothek - Lindauer Biolandhof: Hofladen mit hofeigenen Produkten - Lindauer Staudengärtnerei: Bayerisches Brauereimuseum, Bayerisches Bäckerei- museum, Deutsches Gewürzmuseum, Museumspädagogisches Zentrum (alle mit geführten Touren), traditionsreiche Brauerei-Gaststätte „Mönchshof-Bräuhaus“ mit traditionellem Essen, Kochkurse für Jung & Alt, Bierbrauseminare, extra Kinderange- bote, Bibliothek - Brauerei Haberstumpf: familiengeführte Privatbrauerei mit Brauschänke, Biergarten, Getränkeladen, Brauereibesichtigung - Naturkosmetik (Anna Müller): selbstgemachte Kosmetikprodukte, Wollschafe und Bentheimer Landschweine sowie - Ködnitzer Weinleite-Muschelkalk und Weinanbau/Triftwiden - Lindauer Moor – Moorboden und extensive Grünlandnutzung - Naturbühne Trebgast - Trebgaster Badeweiher Vor diesem Hintergrund sammelte eine Arbeitsgruppe aus landwirtschaftlicher Verwaltung (Agrotourismus, Direktvermarktung) und landwirtschaftlichen Gastgebern Ideen für eine verbesserte regionale Wertschöpfung der bestehenden Angebote sowie für eine Stärkung des Erzeuger-Verbraucherdialogs. Die im März / Juni 2016 mit den beiden Bürgermeis- tern von Trebgast und Ködnitz weiterentwickelten Ergebnisse der Arbeitsgruppe sollen im Herbst 2016 mit den Anbietern diskutiert werden. Der aktuelle Arbeitstitel lautet: „Kostbar- keiten zwischen Ranga und Weinleite“.

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Handlungsbedarf Das Freizeitangebot für die Bewohner der Gemeinde ist quantitativ und qualitativ gut. Ein punktueller Handlungsbedarf besteht dennoch. Das Veranstaltungsangebot auch in der Umgebung ist groß. Mit der Quantität steigt der Bedarf an Abstimmung/Werbung mit- und untereinander. Neben der punktuellen Erweiterung des Radwegenetzes (vgl. auch Verkehr und Mobilität) besteht der Wunsch nach geeigneten Wegen für Hundespaziergänge bzw. Mountainbike-Touren. Den Jugendlichen fehlen weitere Ausstattungselemente zum Badespaß am See und ein kleiner Skatepark (analog Neudrossenfeld). Im Ferienort Trebgast besteht Handlungsbedarf im Bereich Tourismus/Fremdenverkehr. Dabei gilt es zum einen, die vorhandenen Angebote und Potentiale stärker miteinander zu vernetzen. Die Themen der „Genussregion Oberfranken“ und des Agrotourismus sind ausbaufähig. Im Hinblick auf Individualurlauber und der Nähe zur Fränkischen Schweiz und dem Frankenwald sind kombinierte Pakete aus Bewegung, Natur, Kultur und Genuss möglich. Dabei kann der Ort mit den Pfunden aus Kulturangebot, Land- schaft (Blicke, Wege), Bewegung (Badesee, Wander-/Ragwegenetz) und natürlichen / geologischen Besonderheiten (u.a. Steinbruch Feuln, Lindauer Moor) wuchern. Zur Stärkung des Fremdenverkehrs als gewerbliches Standbein der Gemeinde bedarf auch das Angebot an Übernachtungen ergänzender Angebote, insbesondere für Familien, Radtouristen oder ggf. Jugendgruppen.

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4.9. TECHNISCHE INFRASTRUKTUR

Trinkwasser Die Versorgung mit Trinkwasser ist für das gesamte Gemeindegebiet gesichert und erfolgt über die Fernwasserversorgung Oberfranken bzw. über den Tiefbrunnen Wolfsbach. Abwasser Der Ort Trebgast entwässert im Misch- bzw. im Trennsystem; die Orte Feuln, Waizendorf und Michelsreuth entwässern im Trennsystem. Das dort anfallende Misch- bzw. Schmutz- wasser wird der Zentralkläranlage der Stadtwerke Kulmbach zugeführt. Der Ortsteil Lindau hat eine Gemeinschafts-Teichkläranlage mit einer Auslegung für 250 Einwohnergleichwer- te. Mit Stand vom 31.12.2015 verzeichnet Lindau 249 Einwohner, womit die Kapazitäts- grenze der Anlage nahezu erreicht ist. Der derzeit ungenutzte ehemalige Röhrleinshof verfügt über eine eigene vollbiologische Kleinkläranlage mit einer Kapazität von 50 Einwohnergleichwerten. Das vorgereinigte Schmutzwasser wie auch das anfallende Niederschlagswasser wird in einen Teich einge- leitet. Aufgrund des Leerstands der Gebäude ruht die entleerte Anlage. Internet Im Rahmen des Bayerischen Breitband-Förderprogrammes erfolgte der grundhafte Aus- bau des Netzes für schnellere Internetverbindungen mit 30 Mbit/s innerhalb des von der Gemeinde Trebgast definierten Erschließungsgebietes. Entsprechend der Auskunft des Anbieters ist ein Internetzugang mit 30 Mbit/s für die Ortskerne von Trebgast, Lindau und Feuln gewährleistet. Für die anderen Gemeindeteile, u.a Eichholz, Michelsreuth, Rehleiten (20 Mbit/s), Siebenbrunn, … liegt die Geschwindigkeit unter 30 Mbit/s, sogenannte weiße Flecke im Sinne des Bayerischen Breitband-Förderprogrammes. Waizendorf war im Rah- men der Breitband-Förderung ausgeschlossen. Mit dem Bayerischen Breitband-Förderprogramm hat die Gemeinde Trebgast noch bis Ende 2018 die Möglichkeit, punktuell die „weißen Flecke“ mit 30 Mbit/s zu erschließen (z.B. Röhrleinshof), dafür stehen ca. 300 T€ zur Verfügung. Die Nutzung des WLANs ist im Bereich des WLAN-Hotspots am Badesee möglich. Weitere Medien Medien zur Stromversorgung und Telekommunikation liegen flächendeckend an. Fernsehsender Mit Antenne Trebgast hat die Gemeinde einen eigenen Fernsehsender.

Handlungsbedarf Für Lindau besteht Abstimmungsbedarf zwischen Gemeinde und Ökoverein zum Umfang notwendiger Maßnahmen zur Abwasserentsorgung (2020 neu zu beantragende wasser- rechtiche Genehmigung; Zuzug von Einwohner/ Inanspruchnahme von Baulandpotential). Im Hinblick auf den Ausbau der Internetgeschwindigkeit besteht punktuell ein weiterer Ausbaubedarf auf min. 30 Mbit/s (z.B. Röhrleinshof). Dieser sollte im Rahmen des Baye- rischen Breitband-Förderprogramms bis 2018 geprüft und behoben werden. Zudem kann der mögliche Bedarf für weitere WLAN-Hotspots geprüft werden.

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4.10. ERNEUERBARE ENERGIEN

Klimaschutzkonzept Für den Landkreis Kulmbach und somit auch für Trebgast ist ein Klimaschutzkonzept vorhanden, dessen Leitbilder und Maßnahmen schrittweise umgesetzt werden. Energieeinsparung Die Gemeinde stellt die Straßenbeleuchtung schrittweise auf LED um. Zur weiteren Einsparung von Energie wurden und werden energetische Ertüchtigungsmaßnahmen an privaten und kommunalen Gebäuden (Gebäudehülle und Haustechnik) vorgenommen. Weitere Potentiale zur Einsparung von Energie bzw. zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes liegen im weiteren Ausbau des Radwegenetzes und der Stärkung des ÖPNV bzw. dem Angebot an E-Mobiltät einschließlich notwendiger Lade-Infrastruktur. Energieerzeugung Die Nutzung alternativer Energien ist individuell - einzelne Dächer tragen bereits Solar- anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Die umgebenden Wälder sind potentielle Rohstofflieferanten nachwachsender fester Bioenergieträger. Mit dem geothermischen Energienutzungsplan liegen dem Landkreis Kulmbach seit Juni 2015 Daten zur Eignung von Standorten für die Nutzung geothermischer Energie vor (RIWA-GIS).

Handlungsbedarf Ein Handlungsbedarf besteht in der Umsetzung der für den Landkreis Kulmbach aufge- stellten Ziele und Maßnahmen im Hinblick auf Energieeinsparung, Energieeffizienz sowie die Nutzung erneuerbarer Energien.

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5. BETEILIGUNGSPROZESSE

5.1. LENKUNGSGRUPPE Begleitend zur Erarbeitung des ISEK erfolgte die Bildung einer Lenkungsgruppe, deren Mitglieder an der Erarbeitung der Inhalte des ISEK beteiligt waren. Die Lenkungsgrup- pe bestand aus zehn Mitgliedern, die ein breites Spektrum der Aufgaben und Belange innerhalb der Gemeinde abdeckten. Neben Vertretern der Gemeindeverwaltung waren Vertreter aus Sozial-, Tourismus- und Freizeitbereichen vertreten. In sechs gemeinsamen Sitzungen erfolgte die gemeinsame Beratung zu: - Stärken, Schwächen und Handlungsbedarf, - Beteiligungsprozesse, - Entwicklungsziele und Leitbilder, - Maßnahmen und Projekte sowie deren Prioritäten.

5.2. EINZELGESPRÄCHE UND FACHDIALOGE MIT AKTEUREN In Ergänzung der beteiligten „Ortsexperten“ der Lenkungsgruppe wurden weitere Akteu- re in themenspezifischen Fachdialogen und Einzelgesprächen in den Planungsprozess eingebunden und die Ergebnisse in die Bestandsanalysen und Planungen des ISEKs aufgenommen. Die Auswahl der Akteure und Fachdialoge erfolgte in enger Abstimmung zwischen der Gemeinde, der Lenkungsgruppe und den Planern.

5.2.1. EINZELGESPRÄCHE Die Einzelgespräche erfolgten auf der Basis eines für die gestellte Planungsaufgabe für Trebgast angepassten Interviewbogens in direkter Gesprächsrunde, vereinzelt telefonisch. Gesundheit Einzelgespräche mit: - der kassenärztlichen Vereinigung Bayern, Bezirksstelle Oberfranken, Bayreuth am 14.03.2016 Grünflächen / Friedhof Einzelgespräche mit: - der Friedhofverwaltung Trebgast am 12.02.2016 Kreisentwicklung Einzelgespräche im Nachgang des Fachdialoges mit: - Klimaschutz am 04.03.2016 - SG 34, Naturschutz, Wasserrecht und Landschaftspflege, Untere Naturschutzbehörde am 03.02.2016 Landwirtschaft Einzelgespräche mit: - Vertretern von landwirtschaftlichen Unternehmen am 29.01.2016

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Naturschutz Einzelgespräche im Nachgang des Fachdialoges mit: - Landesamt für Umwelt, Hof, Abt. 5, Referat 53 Landschaftspflege,Wildtiermanagement am 05.02.2016 Steinbruch Feuln Einzelgespräche mit: - dem Eigentümer am 04.03.2016 Soziales / Betreuung Einzelgespräche mit: - dem Kindergarten Trebgast am 07.03.2016 - der Volksschule und der Volkshochschule Trebgast am 07.03.2016 - dem Schulverbund Fränkische Linie im März 2016 Tradition Einzelgespräche zum: - Brauchtum und Malergarten am 07.03.2016 Tourismus / Sport / Kultur / Freizeit Einzelgespräche mit: - ortsansässigen Gastwirten im Februar / März 2016 Verkehr / ÖPNV Einzelgespräche mit: - mit Pomper Reisen GmbH am 11.03.2016 - Merkel Reisen GmbH am 17.05.2016 - Landkreis Kulmbach, Nahverkehrsplanung am 05.02.2015

5.2.2. FACHDIALOGE Kreisentwicklung Fachdialog im Landratsamt Kulmbach am 26.01.2016 unter Beteiligung folgender Ämter: - SG 33 Bauleitplanung, Bauordnung und Denkmalpflege - SG 34 Wasserrecht, Naturschutz, Landschaftspflege - SG 35 Umweltschutz (Immissionsschutz, Abfallrecht und Bodenschutz) - SG 44 Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege - SG 51 Gesundheitswesen, Fachbereich Staatliches Gesundheitsamt - AL 4 Hoch- und Tiefbauverwaltung / Technische Begutachtung - S1 Wirtschaftsoffensive Kreis Kulmbach Tourismus / Sport / Kultur / Freizeit Fachdialog im Rathaus Trebgast am 29.02.2016 unter Beteiligung verschiedener Vertreter aus Vereinen und Institutionen von Freizeitangeboten. Soziales / Betreuung Fachdialog im Rathaus Trebgast am 29.02.2016 unter Beteiligung von Vertretern sozialer Belange auf kommunaler und regionaler Ebene, u.a. Bayerisches Rotes Kreuz, Diakonie, Seniorenbeauftragte der Gemeinde.

5.3. ZUKUNFTSWERKSTATT BÜRGER Am 20. und 21. November 2015 folgten etwa 30 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Trebgast dem Aufruf, sich frühzeitig in den Planungsprozess für das integrierte städtebau- liche Entwicklungskonzept (ISEK) einzubringen. In der Kritikphase konnten an den vier Thementischen: „Wohnen und Leben“ / „Erholen und Erleben“ / „Verbinden und Bewegen“ / „Versorgen und Betreuen“ alle Anwesenden in einer festgelegten Zeit die Stärken und Schwächen des gegenwärtigen Standes der Ortsentwicklung, aber auch die Chancen und Risiken für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Trebgast und ihrer Ortsteile äußern. Im Fazit wurde aus Bürgersicht generell festgestellt, dass Trebgast ein attraktiver Wohn- und Erholungsort mit vielen Potentialen ist und dies langfristig bleiben soll.

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Daher befasste sich die konzeptionelle Arbeit der Bürger mit folgenden Schwerpunktthe- men: - Dorfgemeinschaft, - Fremdenverkehr | Mobilität, - Grundversorgung, - Wohnvielfalt | Ortsbild | Kulturlandschaft. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt der Bürger wurden dokumentiert (vgl. Anhang 4) und flossen nach Abstimmung in der Lenkungsrunde sowohl in die Bestandsanalyse, als auch in den konzeptionellen Teil des ISEKs ein.

5.4. ZUKUNFTSWERKSTATT KINDER UND JUGEND Am 27. Februar 2016 kamen in der Zukunftswerkstatt der Kinder und Jugendlichen die Trebgaster Bewohner zwischen 12 und 21 Jahren zu Wort. Mit den benannten Stärken und Schwächen brachten sie präzise auf den Punkt, was im Ort gut läuft und wo Hand- lungsbedarf besteht. Mit einem sehr guten Blick für ihren Heimatort konnte eine Reihe von notwendigen Maß- nahmen benannt werden, woraufhin die Kinder und Jugendlichen drei konkrete Projekte zum Bahnhofsgebäude, zum Badesee und zum Skatepark entwickelten. Die Ergebnisse sind in einer Dokumentation zusammengefasst (vgl. Anhang 5) und wurden nach der Diskussion mit der Lenkungsgruppe in das ISEK aufgenommen.

5.5. BEHÖRDEN UND TRÄGER ÖFFENTLICHER BELANGE Regierung Die Abstimmung und Beteiligung der Regierung von Oberfranken erfolgte im Zusammen- hang mit der Zukunftswerkstatt der Bürger in der Startphase, während der gemeinsamen Sitzung des Gemeinderates und der Lenkungsgruppe zum Abschluss der Bestandsanaly- se sowie in einem Beratungstermin zu den Entwicklungszielen, Leitbildern, Maßnahmen und Projekten im August 2016 in Bayreuth. Die vorgebrachten Anregungen und Hinweise wurden im ISEK berücksichtigt. TÖB Im Anschluss an die Abstimmungen mit der Regierung von Oberfranken und dem Amt für ländliche Entwicklung erfolgte im August bis November 2016 die Beteiligung weiterer Behörden und Träger öffentlicher Belange wie folgt: - Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Amt für ländliche Entwicklung - Autobahndirektion Nordbayern - Bayerischer Bauernverband - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege - Bayerisches Landesamt für Umwelt - Bayerisches Landesamt für Umwelt - Deutsche Bahn AG - E.ON / Bayernwerk Bayernwerk AG, Netzcenter Kulmbach - Handwerkskammer für Oberfranken (HWK) - Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK) - Landratsamt Kulmbach - Regierung von Oberfranken - Regionaler Planungsverband - Staatliches Bauamt Bereich Straßenbau (Straßenbauamt Bayreuth) - Deutsche Telekom Technik GmbH Technik Niederlassung Süd“ - Wasserwirtschaftsamt Nach der Abwägung aller Belange der im Rahmen der Beteiligung vorgebrachten Anre- gungen und Hinweise flossen diese in das ISEK ein. 72 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

5.6. NACHBARGEMEINDEN Die Beteiligung der Nachbargemeinden erfolgte von August bis November 2016. Beteiligt wurden die nachfolgenden Nachbargemeinden: - Gemeinde Ködnitz - Gemeinde Harsdorf - Gemeinde Neuenmarkt - Gemeinde Himmelkron - Gemeinde Neudrossenfeld Die Anregungen und Hinweise flossen nach Abwägung aller Belange in das ISEK ein.

5.7. ÖFFENTLICHE AUSLEGUNG Die öffentliche Sondersitzung des Gemeinderates Trebgast und der ISEK-Lenkungsgrup- pe am 28. November 2016 war gleichzeitig eine Informationsveranstaltung, zu der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen waren. Während der Veranstaltung wurde der Entwurf des ISEKs vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Anschließend erfolgte dessen öffentliche Auslegung vom 30. November bis 30. Dezember 2016 im Rathaus Trebgast. Parallel zur benannten Auslegung stand der Entwurf des ISEKs der Öffentlichkeit auch auf der Inter- netseite der Gemeinde zur Verfügung. Im Ergebnis der Beteiligung der Öffentlichkeit sind keine Stellungnahmen zum Entwurf eingegangen.

5.8. KOMMUNALE GREMIEN Die Auftaktveranstaltung zu Beginn der Erarbeitung des ISEK diente der allgemeinen Information der Gemeinderäte zu den Aufgaben des ISEK und zum Ablauf für dessen Erarbeitung. In einer gemeinsamen Sitzung des Gemeinderates und der Lenkungsrunde wurde am 04. April 2016 die Phase der Bestandsanalyse einschließlich des Handlungsbe- darfes abgeschlossen. In einer öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderates wurde am 28. November 2016 der Entwurf des ISEK vorgestellt und diskutiert. An dieser Veranstaltung nahmen auch die Mitglieder der ISEK-Lenkungsgruppe teil. Am 13. Februar 2017 wurde das ISEK Trebgast durch den Gemeinderat beschlossen.

73 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6. KONZEPT Der konzeptionelle Teil des ISEK TREBGAST bildet den Rahmen der weiteren Entwick- lung der Gemeinde einschließlich ihrer Ortsteile. Das Konzept bündelt die Ergebnisse der intensiven Beteiligung der Bürger, Akteure und Fachexperten sowie der integrierten analytischen und konzeptionellen Arbeit der Lenkungsgruppe und der Planer. Die formulierten Leitbilder bilden zusammen mit den Entwicklungszielen das Gerüst der Ortsentwicklung für den Planungshorizont bis 2030 und können in Einzelaspekten darüber hinausgehen. Dieses Gerüst wird mit den für die jeweiligen Handlungsfelder beschriebe- nen Maßnahmen und Projekten untermauert.

Kernaussagen Der Erläuterung der Leitbilder, Ziele und Maßnahmen werden folgende Kernaussagen vorangestellt, die für eine nachhaltige Entwicklung der gesamten Gemeinde Trebgast eine grundlegende Weichenstellung darstellen: - Nachhaltige Ortsentwicklung - In-Wertsetzung der Kulturlandschaft und Ortsbildpflege - Verkehr und Mobilität als Standortfaktoren der Versorgung und Vernetzung - Sicherung und Stärkung des Wohn- und Naherholungsstandortes einschließlich der dafür notwendigen Infrastruktur für ein lebenslanges Wohnen in Trebgast - Umsetzung der Ziele der Bundesrepublik Deutschland, des Freistaates Bayern sowie ggf. des Landkreises Kulmbach auf den Gebieten des Klimaschutzes und der Energie- effizienz, der Barrierefreiheit und der Integration

6.1. LEITBILDER 6.1.1. LEITBILD TREBGAST IN DER REGION

Leitbild Trebgast in der Region, ohne Maßstab

Die zentrale Lage der Gemeinde Trebgast zwischen den Städten Kulmbach und Bay- reuth bzw. zwischen den Versorgungszentren Neudrossenfeld, Neuenmarkt, Wirsberg und Himmelkron bietet ideale Voraussetzungen, aus den ruhigen, idyllischen Wohnorten der Gemeine die Orte der Arbeit und der Versorgung innerhalb kurzer Zeit zu erreichen. 74 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Gleichzeitig bietet die zentrale Lage zwischen den Landschafts- und Tourismusregionen Fichtelgebirge, Frankenwald und Fränkische Schweiz ideale Voraussetzungen für die Naherholung der Bewohner von Trebgast sowie für touristische Anknüpfungspunkte. Kooperation Zukünftig sollen neben den bestehenden Kooperationen in der Region in den Bereichen Bildung, Soziales und Versorgung insbesondere die Kooperationen in Bezug auf Freizeit, Tourismus und Landschaftspflege verstärkt werden. Verkehr und Mobilität Neben der Anbindung aller Gemeindeteile an das regionale Netz des motorisierten Indi- vidalverkehrs wird künftig deren Anbindung an das regionale öffentliche Nahverkehrsnetz mehr Bedeutung zukommen müssen. Insbesondere mit Blick auf die älter werdende Be- völkerung müssen alle Versorgungsfunktionen in den Nachbarorten erreichbar sein. Dafür werden künftig alternative Konzepte, wie z.B. Bürgerbus oder Fahrdienste notwendig sein. Mit dem Ausbau des Freizeitwegenetzes sollen weitere Grundlagen geschaffen werden, die die Attraktivität der Gemeinde auch im Hinblick auf die künftige Weiterentwicklung der Naherholungs- und Fremdenverkehrsfunktionen erhöhen. Gleichzeitig kann dadurch ein Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele und zur Erlebbarkeit des Kulturlandschafts- raumes geschaffen werden.

6.1.2. LEITBILD KULTURLANDSCHAFT UND ORTSBILDER Der reizvolle Kulturlandschaftsraum entlang der Täler der Trebgast und des Weißen Mains sowie die überwiegend intakten Ortsbilder prägen in besonderem Maße die Gemeinde Trebgast. Die besondere Qualität des umgebenden Landschaftsraumes wird auch an der Menge der Schutzgebiete deutlich. Als weicher Standortfaktor verkörpert die Kultur- landschaft ein bedeutendes Potential insbesondere für die Stärkung und Entwicklung der Wohn- und Erholungsfunktionen in allen Ortsteilen. Die bewegte Topografie ermöglicht

FEULN

WAIZENDORF

Weißer Main

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

MICHELSREUTH Siebenbrunn

Leitbild Kulturlandschaft, ohne Maßstab [ Ortslagen | Ortsrand | Vorbehaltgebiet Arten-/Biotopschutz | Vorranggebiet Arten-/Biotopschutz | Vorbehaltgebiet Landschaftsbild / naturbezogene Erholung | Biotopachsen | Überschwemmungsgebiet HQ100 | (Quelle: Regierung von Oberfranken: Landschaftsentwicklungskonzept Oberfranken-Ost, 2003)

75 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

weite Blicke in den abwechslungsreichen Landschaftsraum ebenso wie zu den attraktiven Ortsbildern und markanten Merkzeichen. Die Vernetzung von Siedlung und Landschaft über Blickbeziehungen und gut ausgebaute, attraktive Netze für den motorisierten / nichtmotorisierten Verkehr muss zukünftig erhalten bleiben und ist weiter auszubauen. Die Freiraum- und Naherholungspotentiale (an den Gewässern oder in den Wandergebieten) sollen intensiver zur Stärkung des Wohnstand- ortes genutzt werden und Bewohnern wie Gästen gleichermaßen zu gute kommen. Neben der Pflege und Instandsetzung der Ortsbilder wird die Pflege des Kulturland- schaftsraumes angesichts der zurückgehenden landwirtschaftlichen Nutzungen eine Auf- gabe der nächsten Jahre darstellen. Dabei soll besonderes Augenmerk auf die individuell prägenden Besonderheiten der einzelnen Orts- und Landschaftsteile gelegt werden. Sanierungsgebiet Ein Fokus der künftigen Entwicklung wird auf der nachhaltigen Entwicklung des Hauptor- tes Trebgast liegen. Mit der Empfehlung des ISEK TREBGAST für den Kernbereich ein Sanierungsgebiet auszuweisen, wird für diese Entwicklung eine begleitende und beraten- de Basis geschaffen. Der Vorschlag einer entsprechenden Sanierungssatzung einschließlich des Vorschlags zum Geltungsbereich sind dem Anhang 7 zu entnehmen. Das Sanierungsgebiet „Ortskern Trebgast“ umfasst im Wesentlichen: - den historischen Ortskern aufgrund der zu erhaltenden Bau- und Raumstrukturen, - die Siedlung „Schobertsacker“ - die erste Erweiterung des Ortskernes im Bereich Am Schoberthsacker / Reuthweg / Gartenstraße - aufgrund der Entstehungszeit in den 1950iger Jahren und dem damit verbundenen Sanierungsbedarf, - die Flächen zwischen Bahnstrecke und Bayreuther Straße aufgrund des Entwicklungs- bedarfes der gemischt genutzten Flächen und - die Freizeitachse, ausgehend vom Steinhauerplatz und dem ehemaligen Bahnhofs- umfeld bis zum Badesee einschließlich des Badeseeumfeldes aufgrund des Entwick- lungsbedarfes der betreffenden Flächen. Lindau Der Einklang von Siedlungs- und Landschaftsraum und die damit im Zusammenhang stehende gemeinsame Entwicklung wird im Rahmen der Dorferneuerung und Flurentwick- lung in und um Lindau in den nächsten Jahren im Einklang mit den Zielen der ländlichen Entwicklung weiter vorangebracht.

6.1.3. LEITBILD SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND FLÄCHENHAUSHALT Flächenhaushalt Der sparsame und schonende Umgang mit der Ressource „Boden“ und dem Landschafts- bild, insbesondere mit den Flussauen und den landwirtschaftlich wertvollen Ackerböden erfordern eine deutliche Reduzierung der Inanspruchnahme neuer Flächen durch Siedlun- gen und Verkehr. Eine Fokussierung auf die Innenentwicklung im gesamten Gemeinde- gebiet ist nicht nur angesichts der Vielfalt und Anzahl bzw. Flächen an Schutzgebieten die Voraussetzung zur Reduzierung des Verbrauches des wertvollen Landschaftsraumes für Siedlungs- und Verkehrsflächen. Natürliche Ressourcen, kulturelle und ästhetische Werte des Landschaftsraumes können damit weitgehend geschont werden. Innenentwicklung Die Zukunftsfähigkeit des Wohnstandortes Trebgast sowie seiner Ortsteile entscheidet sich nicht nach der Anzahl der Wohnungen und Wohnhäuser, sondern an deren Qualität und Ausbaustandards in einem intakten Naturraum. Die Herausforderung ist nicht allein, neue Bewohner anzuziehen, sondern bessere Angebote für eine in ihren Lebensstilen sich ausdifferenzierende und älter werdende Bevölkerung zu schaffen. Auch gewerbliche, land- und forstwirtschaftliche Betriebe, Einzelhandel und Gemeinbedarf sollen sich zukünftig gestalterisch und ökologisch mit der Qualifizierung (z.B. baulich, energetisch) des Bestan- des auseinander setzen.

76 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Die bauliche Entwicklung aller Ortsteile soll sich künftig auf die bestehenden Siedlungs- flächen konzentrieren. Neben der Inanspruchnahme einzelner Baugrundstücke wird dies überwiegend im Bestand erfolgen. Eine wesentliche Voraussetzung für das Bauen im Bestand ist ein kommunales Flächenmanagement (vgl. Impulsmaßnahme: Leerstands- und Bauflächenkataster), um innerhalb der Ortslagen gezielt die vorhandenen Potentiale für die Nachfrage nach Wohnbau- oder gewerblichen Flächen aktivieren zu können. Erweiterungsflächen Angesichts der Bevölkerungsvorausberechnungen und der hohen Qualität sowie des hohen Schutzstatus des die Siedlungsflächen umgebenden Landschaftsraumes wird mit dem Grundsatz: Innenentwicklung vor Außenentwicklung weitestgehend auf die Neuinan- spruchnahme von Siedlungsflächen verzichtet. Ausnahmen sollen hier lediglich Flächen zur Abrundung der Ortsränder bzw. Bauflächen innerhalb der Ortslagen bilden (vgl. Leit- bild Wohnungsmarkt und Immobilienwirtschaft). Straßen / Wege Im Sinne des sparsamen und schonenden Umgangs mit der Ressource „Boden“ und den landwirtschaftlich wertvollen Ackerböden soll sich die Optimierung und i.T. Ergänzung des Rad- und Freizeitwegenetzes an vorhandenen Strukturen, wie z.B. vorhandenen Verkehrswegen, orientieren und mit geringstem Eingriff in die Agrarlandschaft und den Naturraum erfolgen. Klimaschutz / Umwelt Kernthema bei Energieeffizienz und Klimaschutz ist die Energieeinsparung bei öffentlichen und privaten Gebäuden. Die Potentiale zur Energieeinsparung und zur Nutzung erneuer- barer Energien sowie Verbundlösungen sind umzusetzen und die Möglichkeiten einer wirtschaftlich tragfähigen, ökologisch, sozial und städtebaulich verträglichen Form sind zu nutzen (z.B.: Energiegenossenschaften). Weitere Chancen ergeben sich durch interkom- munale Kooperationen sowie bei öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP), die es bei den weiteren analytisch-konzeptionellen Vorbereitungen auszuloten gilt.

6.1.4. LEITBILD WOHNUNGSMARKT UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT Grundsätze Das wichtigste Ziel des Leitbildes Wohnungswesen ist die Weiterentwicklung der Gemein- de Trebgast als attraktiver Wohnstandort zwischen Bayreuth und Kulmbach. Die Bestandsaufnahme und Analyse haben Erkenntnisse gebracht, die als Handlungs- leitfaden für die künftige kommunale Entwicklung und als Grundsätze für die Aufstellung eines Leitbildes Wohnungswesen verwendet werden sollen. Sie sollen bei allen künftigen politischen und planerischen Entscheidungen als Maßstab dienen. Blickt man auf die Variante A der Bevölkerungsprognose (natürliche Bevölkerungsentwick- lung ohne Wanderungssaldo), muss bis 2040 in Trebgast mit einem Bevölkerungsrück- gang von 23,3% (= 372 Einwohner) gerechnet werden. Die Altersgruppe der Senioren wird sich im gleichen Zeitraum um 40,1% (= 113 Personen) vergrößern. In der Variante B (natürliche Bevölkerungsentwicklung abzüglich Wanderungsverlust in bisheriger Größen- ordnung) sind die Zahlen noch ausgeprägter. Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, dass bis zu einem Fünftel der heute genutz- ten Wohnungen in Trebgast in den nächsten 25 Jahren frei werden. Der derzeitige Wohnungsbestand weist mit 336 Wohngebäuden eine gute Größenordnung auf, wenngleich 70% hiervon vor 1978 errichtet worden sind und somit zumindest partiell über einen Instandhaltungsrückstand verfügen werden. Bei einer Nachnutzung infolge Kauf, Erbschaft oder Miete wird in vielen Fällen eine umfassendere Renovierung erforder- lich sein. Knapp ein Drittel der Wohnungen verfügt über 5 und mehr Zimmer sowie ein Viertel der Wohnungen über eine Wohnfläche von 140 m² und mehr. In Kombination mit dem Seniorenstatus (16,7% der Haushalte werden ausschließlich von Senioren gebildet) und der Unterbelegung (50 Einpersonenhaushalte leben in Wohnungen von 120 m² und mehr), 77 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

zeigt sich hier deutlich ein Ansatzpunkt zur Mobilisierung von Wohnraum – insbesondere durch die Umorganisierung entsprechend der Nachfrage. Dort, wo es sinnvoll erscheint, sind Wohnungsteilungen durchzuführen. Weiterhin soll die Umnutzung bislang anderweitig genutzter Gebäude vorangetrieben werden, sofern sich diese sinnvoll zu Wohngebäuden umbauen lassen. Hierdurch sollen vorrangig die nachgefragten Wohnungsgrößen angeboten werden. Von einem weiteren flächenhaften Neubau zusätzlicher Einfamilienhäuser im vorhandenen Sinne ist prinzipiell abzusehen, Einzelfälle sollten als Lückenschluss weiterhin möglich sein. Nicht nur der Mangel an geeigneten Flächen, sondern auch der demographische Wandel einerseits sowie der (künftig) hohe Anteil an untergenutzten und ggf. leer stehen- den Wohngebäuden sind die Gründe für diese Handlungsmaxime.

Für die verbleibenden zusammenhängenden Bauflächen innerhalb der Ortslage Trebgast soll sich der Fokus auf den Neubau von Wohngebäuden mit mehreren Wohneinheiten richten. Diese sollen sich zum Einen in die kleinteiligen Bau- und Raumstrukturen des Ortes einfügen, zum anderen sollen sie ergänzende Angebote an barrierefreiem / barrie- rearmen Wohnraum schaffen bzw. kleinere Wohneinheiten für jüngere und ältere Singles, Paare oder Alleinerziehende bieten, ggf. in Verbindung mit Betreuungsangeboten. Zielgruppen Die Wohnumfeld-Analyse empfiehlt die Ansiedlung von Menschen mit ausgewogener ökonomischer Stellung und hoher sozialer Bindung für die bereits in Trebgast vertretenden Wohnumfelder „charmant - charakteristisch“, „man kennt sich gut“ und „sicher - kindge- recht“. Die wichtigste Zielgruppe für eine Neuansiedlung in Trebgast ist somit die der jungen Familien (auch Alleinerziehende) mit Kindern. Neben der Verfügbarkeit geeigneten Wohn- raums ist für diese Zielgruppe eine funktionierende soziale Infrastruktur (insbes. Kinder- garten, Schule, Arzt), ein intaktes Wohnumfeld und eine einfache verkehrliche Anbindung an die größeren Städte im Umland (insbesondere durch Zugverbindungen) erforderlich.

6.1.5. LEITBILD WIRTSCHAFT, EINZELHANDEL UND ARBEITSMARKT Im Ergebnis der Bestandsaufnahme und Analyse ist als wichtigste Erkenntnis festzu- halten, dass Trebgast als Standort für die Ansiedlung neuer großer Unternehmen und Schaffung vieler Arbeitsplätze zwischen den Zentren Bayreuth und Kulmbach nur sehr eingeschränkt geeignet ist. Künftig sollten sich Ortsentwicklung und Politik im Bereich der Wirtschaftsförderung vorrangig mit der Unterstützung und Stärkung der noch vorhandenen Gewerbe-, Dienst- leistungs- und Landwirtschaftsbetriebe befassen. Hierbei ist insbesondere Augenmerk auf die Stärkung des (noch) vorhandenen kleintei- ligen Einzelhandels zu legen. Die kleinen vorhandenen Läden – sowohl im Hauptort wie auch in den Ortsteilen – sind hinsichtlich ihrer Versorgungsfunktion insbesondere wichtig für ältere Einwohner. Bezüglich der Aufenthaltsqualität im Ortskern und des intakten Ortsbildes sind diese Einrichtungen immens wertvoll. Zu nennen sind in diesem Zusam- menhang für die Gesamtgemeinde die Bäckereien und die Metzgerei (z.T. kombiniert mit kleinem Lebensmittelhandel), ein Mini-Laden, ein Friseur (mit Zusatzangebot) und zwei Direktvermarkter sowie die Gastwirtschaften. Vorrangiges Ziel im Bereich der Landwirtschaft muss die Erhaltung der vorhandenen Kulturlandschaft insbesondere durch die Sicherung der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe sein. In diesem Zusammenhang sind nicht nur die Vollerwerbsbetriebe anzuspre- chen. Insbesondere die kleineren Nebenerwerbsbetriebe leisten einen hohen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Für die landwirtschaftlichen Betriebe sind zusätzliche Einnahmequellen zu prüfen. Direkt-

78 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

vermarktung, Hofläden, Lieferdienste („Regionale Kiste“), Pferdehöfe oder Urlaub auf dem Bauernhof sind nur einige Schlagworte für mögliche Zusatzeinnahmen, die z. T. in Treb- gast bereits vorhanden sind und erfolgreich betrieben werden. Eine Intensivierung dieser Funktionen wird aufgrund der gesättigten Marktlage in diesem Bereich jedoch schwierig. Punktuell sollten mögliche Aufwertungspotentiale im Hinblick auf Qualität bzw. Vernetzun- gen genutzt werden. Durch die Kombination aus Landwirtschaft und Fremdenverkehr kann die Attraktivität der Gemeinde Trebgast für Tourismus und Naherholung, die vorrangig von der Naturbühne und dem Badesee geprägt wird, erhöht und sinnvoll ergänzt werden. Dabei soll der Ag- rotourismus „Köstlichkeiten zwischen Ranga und Weinleite“, welcher in Kooperation u.a. mit der Nachbargemeinde Ködnitz derzeit in der Entwicklung ist, als Schwerpunkt stärker ausgebaut werden. Eine zusätzliche wirtschaftliche Funktion könnte künftig - als einer der wenigen positiven Aspekte - aus dem demographischen Wandel generiert werden. Eine verstärkte Nachfra- ge nach Dienstleistungen für Senioren (wie z. B. Fahrdienst, Einkaufsservice, Betreuung und häusliche Pflege) könnte zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen. Insgesamt jedoch ist die Funktion „Wohnen“ der wichtigste Wirtschaftsmotor für die Gemeinde Trebgast. Dies gilt für Wohnattraktivität, Steueraufkommen und Wirtschaftskraft gleichermaßen. Auf diese Funktion ist nach wie vor das Hauptaugenmerk der kommuna- len Entwicklung von Trebgast zu richten.

6.1.6. LEITBILD BILDUNG, SOZIALES, MEDIZINISCHE VERSORGUNG, PFLEGE Ein wesentliches Potential des Wohnstandortes Trebgast ist das Angebot an Bildung und Sozialeinrichtungen für Kinder und Jugendliche im Ort bzw. deren gute Erreichbarkeit in den umliegenden Orten sowie die (noch) vorhandene medizinische Versorgung mit Allge- meinärzten. Die notwendigen Rahmenbedingungen für den Erhalt der aktuellen Situation sind in den nächsten Jahren zu pflegen. Einen Handlungsbedarf stellt die Verbesserung der Betreuungssituation für ältere Bewoh- ner dar, auch im Hinblick auf die Erreichbarkeit medizinischer Versorgungseinrichtungen. Mit den im ISEK vorgeschlagenen Maßnahmen sollen wichtige Bausteine für ein längeres Leben in Trebgast entstehen.

6.1.7. LEITBILD TOURISMUS UND FREIZEIT Trebgast ist ein Erholungsort und soll diese Funktion zukünftig im Sinne der Naherholung für Bewohner, Gäste aus der näheren Umgebung, aber auch im Sinne eines sanften Tou- rismus im Einklang mit den regionalen Besonderheiten (Agrotourismus) weiter ausbauen. Agrotourismus Der Begriff „Agrotourismus“ geht über den klassischen „Urlaub auf dem Bauernhof“ hinaus. Ausgehend von den individuellen Besonderheiten der Gemeinde Trebgast sollen naturnahe und regionaltypische Urlaubs- und Freizeitangebote im dörflichen Umfeld für Urlauber, Tagesgäste und einheimische Erholungssuchende gestärkt, entwickelt und miteinander vernetzt werden. Neben der ländlichen Atmosphäre, dem Genuss regionaler Köstlichkeiten und aktiver Erholung bei Radfahren, Wandern und Reiten zählt hierzu auch der Genuss kultureller Werte (vgl. Maßnahmen und Projekte, Nr. 27 Agrotourismus „Köst- lichkeiten zwischen Ranga und Weinleite“). Den Zielen der lokalen Entwicklungsstrategie (LES) der lokalen Aktionsgruppe (LAG) Kulmbach folgend, soll die Gemeinde Trebgast auch künftig zur Vernetzung von Kultur, Natur und Genuss beitragen. Bauernhöfe und Genusshandwerker können als vernetzte Erlebniszentren dafür Anlaufstellen bilden.

79 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

Mit dem Badesee, der Naturbühne und der regionalen Gastronomie sind Potentiale vorhanden, die im Einklang mit dem reizvollen Kulturlandschaftsraum und der Nähe zu weiteren Attraktionen in der Region in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen. Dafür soll mit der Entwicklung des Freizeitwegenetzes, der Entwicklung des Übernach- tungsangebotes und der Weiterentwicklung der notwendigen Infrastruktur des Erholungs- ortes die Basis gestärkt werden.

FEULN

WAIZENDORF

Weißer

Main

Eichholz TREBGAST

Rehleiten

Ottersgraben

Kesslerbach

LINDAU

MICHELSREUTH Siebenbrunn

Leitbild Tourismus und Freizeit ohne Maßstab Ortslagen | Merkzeichen innerorts | Magnete mit regionaler Strahlkraft | Radwanderwege (schematisch) | hervorragende Bedeutung für Sicherung ruhiger naturbezogener Erholung * | Merkzeichen Landschaftsraum | hervorragende Bedeutung für Sicherung stadtnaher naturbezogener Erholung * besondere Bedeutung für Erhaltung und Entwicklung ruhiger naturbezogener Erholung * allgemeine Bedeutung für Erhaltung und Entwicklung ruhiger naturbezogener Erholung *

* Quelle: Regierung von Oberfranken, Landschaftsentwicklungskonzept Oberfranken-Ost, 2003

80 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2. ENTWICKLUNGSZIELE, MASSNAHMEN UND PROJEKTE

Gegliedert nach Handlungsfeldern werden zunächst die Entwicklungsziele der Gemein- de Trebgast benannt, die z.T. bis über den Planungshorizont 2030 hinausgehen können. Je Handlungsfeld erfolgt eine kurze Benennung der zugehörigen Maßnahmen und Projekte. Diese werden in einzelnen Maßnahmenblättern im Anhang nochmals genauer beschrieben und mit Fakten untersetzt (vgl. Anhang 8: Maßnahmenblätter). Eine Veror- tung der Maßnahmen und Projekte erfolgt im Maßnahmenplan (vgl. Anhang 1: Pläne). Die Maßnahmen und Projekte sind entsprechend ihrer Inhalte, ihres Umfangs und der Prioritätensetzung in unterschiedliche Kategorien unterteilt:

Impulsmaßnahmen

sind Maßnahmen, deren Realisierung vergleichsweise kurzfristig und mit einem über- schaubaren finanziellen Aufwand möglich ist. Zudem zeichnen sie sich durch eine hohe öffentliche Wahrnehmung und /oder breite Beteiligung aus. Dadurch geht von diesen Impulsmaßnahmen eine hohe Signalwirkung aus – „Es geht voran“. Schlüsselprojekte

sind ähnlich wie die Impulsmaßnahmen von hohem öffentlichem Interesse und auf Grund der gegebenen Rahmenbedingungen vordringlich zu behandeln. Wegen ihrer Komplexität setzen diese sich jedoch aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammen. So sind teilweise z.B. vorbereitende Untersuchungen notwendig. Daher ist bei den Schlüs- selprojekten mit einer längeren Umsetzungsphase zu rechnen. Maßnahmen

umfassen für die weitere Entwicklung der Gemeinde wichtige Grundlagen, z.B. hinsicht- lich der Bauleitplanung. Sie sind jedoch weder kurzfristig zu realisieren noch so öffent- lichkeitswirksam wie die Impulsmaßnahmen.

 Realisierte / laufende Maßnahmen sind Projekte und Maßnahmen, die während der Bearbeitung des ISEK begonnen und teilweise bereits abgeschlossen wurden. Diese sind jedoch wegen ihrer grundlegenden Bedeutung sowie aus Gründen des Überblicks und der Vollständigkeit mit aufgeführt.

Des Weiteren erfolgte eine Prioritätensetzung: ▪ Priorität A → Projekt / Maßnahme mit hoher Priorität, Umsetzung bis 2020 angestrebt ▪ Priorität B → Projekt / Maßnahme mit Priorität, Umsetzung bis 2030 angestrebt ▪ Ohne (o) → Projekt / Maßnahme ohne Priorität, Umsetzung erfolgt bedarfsorientiert

81 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.1. HANDLUNGSFELDÜBERGREIFEND Die Möglichkeit der Einrichtung eines Projektfonds eröffnet Optionen, private und öffentli- che Gelder zur Entwicklung der Gemeinde zu nutzen. Für jeden Euro aus privater Kasse kommt ein Euro aus öffentlicher Hand dazu. Diese Maßnahme ist handlungsfeldübergreifend,sie lässt sich demnach nicht nur einem Handlungsfeld zuordnen.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität

1 A PROJEKTFOND

6.2.2. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

OBERZIEL Die Einwohnerzahl als grundlegender Faktor nachhaltiger Ortsentwicklung soll stabil bleiben.

UNTERZIELE ▪ Wohnen in Trebgast soll für alle ein Leben lang möglich sein. ▪ Wohnen in Trebgast soll für „alte und neue“ Trebgaster noch attraktiver werden. ▪ Die Auswirkungen der demographischen Entwicklung sollen bei allen Vorhaben der Ortsentwicklung Berücksichtigung finden. Übergreifendes Der aktuelle Handlungsbedarf und die Entwicklungsziele aus dem Handlungsfeld Be- Themenfeld völkerungsentwicklung haben Auswirkungen auf alle anderen Handlungsfelder und die darin formulierten Maßnahmen und Projekte.

Dem Handlungsfeld Bevölkerungsentwicklung können keine direkten Maßnahmen und Projekte zugeordnet werden. Vielmehr nimmt die in der Bestandsanalyse prognostizierte Bevölkerungsentwicklung Einfluss auf alle anderen Handlungsfelder und somit auf einzel- ne, darin benannte Maßnahmen und Projekte.

82 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.3. KULTURLANDSCHAFT

OBERZIEL Die Schönheit und Eigenart der Kulturlandschaft als wertvolles Potential soll bewahrt und gepflegt werden. UNTERZIELE ▪ Nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Nutzung des Landschaftsraumes sichern (Produktive Landschaft) ▪ Behutsame Nutzung des Landschaftsraumes für Naherholung und Tourismus ausbauen. (Erlebbare Landschaft) ▪ Schutz und Erhalt der Natur mit ihrer natürlichen Fauna und Flora als Eigenwert

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 2 B LANDSCHAFTSPLAN 3 B ÖKOKONTO 4 B KULTURLANDSCHAFTSPFLEGE und VERTRAGSNATURSCHUTZ 5 o OBSTKELTEREI / MOBILE SAFTPRESSE 6 o LINDAUER MOOR 7 o GEWÄSSERENTWICKLUNG (TREBGAST, WEISSER MAIN, … )

6.2.4. ORTSBILD

OBERZIEL Die markanten Ortsbilder sollen als identitätsstiftender Aspekt gepflegt und entwickelt werden.

UNTERZIELE ▪ Die Wechselwirkung zwischen Siedlung und Landschaft sowie die Wahrnehmung ortsbildprägender Merkzeichen, Gebäude und Bereiche bedarf stetiger Berück- sichtigung (Hauslandschaft). ▪ Die Merkmale der regionalen Bauweise sollen bewahrt und zeitgemäß adaptiert werden (Regionale Baukultur).

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 8 SP INDIVIDUELLE ORTSBILDER 8.1 IM SANIERUNGSGEBIET „ORTSKERN TREBGAST“ 8.2 GESTALTFIBEL und BERATUNG 8.3 EINZELOBJEKTE / EINZELNE FREIRÄUME 8.4 NEUGESTALTUNG STEINHAUERPLATZ 8.5 KIRCHENENSEMBLE 8.6 DENKMALPFLEGERISCHER DORFERNEUERUNGSBOGEN 9 o FRIEDHOF 10 IM  THEMENWEG - SANDSTEINSKULPTUREN-/KULTUR-/MÄRCHENWEG [begonnen] 11  DORFERNEUERUNG LINDAU [begonnen]

83 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.5. VERKEHR UND MOBILITÄT

OBERZIEL Die hohen Standards der Verkehrserschließung und individuellen Mobilität sol- len als Standortfaktoren erhalten und ausgebaut werden.

UNTERZIELE ▪ Langfristig soll der Anschluss an den Verkehrsbund Großraum Nürnberg ange- strebt werden. ▪ Pendeln soll zukünftig noch attraktiver werden. ▪ Die innerörtliche Verkehrssituation im Ortskern soll verbessert werden. ▪ Mobilitätsangebote sollen optimiert und erweitert werden. ▪ Lücken im Radwegenetz sollen geschlossen werden.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 12  NAHVERKEHRSPLAN [Vorbereitungen haben begonnen] 13 B BÜRGERBUS 14 SP OPTIMIERUNG DES FAHRRAD- UND FREIZEITWEGENETZES

15 o GESCHWINDIGKEITSBEGRENZUNG ORTSKERN

6.2.6. SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND FLÄCHENHAUSHALT

OBERZIEL Die Siedlungsentwicklung soll zukünftig noch stärker auf Innenentwicklung ausgerichtet sein. Innen- vor Außenentwicklung!

UNTERZIELE ▪ Leerstände und Brachflächen sollen durch aktives Flächenmanagement vermie- den, mobilisiert bzw. revitalisiert werden. ▪ Die Neu-Inanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen soll weitgehend vermieden werden. Davon ausgenommen werden können, Siedlungs- und Ver- kehrsflächenerweiterungen im öffentlichen Interesse, die in Übereinklang mit den Prinzipien nachhaltiger Siedlungs- und Landschaftsentwicklung stehen. ▪ Für den Schutz, die Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft sollen entsprechende Flächen vorgehalten werden.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 16 IM LEERSTANDS- UND BAUFLÄCHENKATASTER 17 B FLÄCHENNUTZUNGSPLAN

84 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.7. WOHNUNGSMARKT UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT

OBERZIEL Die Vielfalt des Wohnungsangebotes soll sowohl im Hinblick auf die Wohnfor- men als auch die Eigentumsformen erhöht werden.

UNTERZIELE ▪ Kleine Wohnungen und alternative Wohnangebote für jung und alt sollen geschaf- fen werden. ▪ Wohnraum mit Betreuungs- und Pflegeangeboten soll entstehen. ▪ Der Umbau, die Modernisierung sowie die Umnutzung von Bestandsimmobilien für Wohnzwecke soll befördert werden.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 18 SP ANPASSUNG WOHNUNGSMARKT an BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 18.1 BARRIEREFREIER, ALTENGERECHTER, (BETREUTER) WOHNRAUM 18.2 HAUS TREBGAST 60+ 18.3 IM KOMMUNALES FÖRDERPROGRAMM (GENERATIONSWECHSEL)

18.4 STARTERWOHNUNGEN 18.5 IM IDEENWETTBEWERB / KOOPERATIVES VERFAHREN

6.2.8. WIRTSCHAFT, EINZELHANDEL UND ARBEITSMARKT

OBERZIEL Die Rahmenbedingungen für die lokale Wirtschaft sollen stetig verbessert wer- den.

UNTERZIELE ▪ Die Nahversorgung soll insbesondere im Hauptort als weicher Standortfaktor gestärkt werden. ▪ Die Nachfolge ortsansässiger Unternehmen soll aktiv unterstützt werden. ▪ Das Wohnen als maßgeblicher Wirtschaftsfaktor ist die Hauptfunktion der Gemein- de.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 19 IM  REGIONALE / TREBGASTER KISTE vorab

85 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.9. BILDUNG, SOZIALES, MEDIZINISCHE VERSORGUNG, PFLEGE

OBERZIEL Der Ortskern von Trebgast soll als Kristallisationspunkt der sozialen Daseinsvor- sorge erhalten und weiter ausgebaut werden.

UNTERZIELE ▪ Die Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder bis zur 4. Klasse sollen im Ort verbleiben – die guten Vernetzungen zu weiterführenden Bildungseinrichtungen aufrechterhalten werden. ▪ Das rege Dorfgemeinschaftsleben, Ehrenamt und Brauchtum sollen weiterhin gepflegt und gelebt werden. ▪ Der Zugang zu medizinischer Versorgung soll verbessert werden. ▪ Die Nachfolge ortsansässiger Ärzte soll aktiv unterstützt werden. ▪ Die Beratungs- und Serviceangebote für das Leben im Alter sollen ausgebaut wer- den.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität

20 SP GEMEINDEMITTE / SOZIOKULTURELLES ZENTRUM 20.1  BÜRGERBEGEGNUNG im revitalisierten BAHNHOFSGEBÄUDE 20.2 GEMEINDEHAUS im revitalisierten RAIFFEISENGEBÄUDE 20.3 GEMEINDEAGENTUR / ORTSAGENTUR 21 A  SENIORENTAGESSTÄTTE / TAGESPFLEGE / KURZZEITPFLEGE 22 B GEMEINDESCHWESTER / NICHT-ÄRZTLICHE/R PRAXISASSISTENT/IN 23 SP SCHULSTANDORT TREBGAST 24 A „BILDUNGSHEFT“

86 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.10. TOURISMUS UND FREIZEIT

OBERZIEL Die Attraktivität von Trebgast als Ferien- und Wohnort soll bewahrt und als eine Basis nachhaltiger Ortsentwicklung weiter qualifiziert werden. UNTERZIELE ▪ Badesee und Naturbühne sollen als Hauptattraktionen weiter aufgewertet und mit dem Ortskern vernetzt werden. ▪ Die touristische Infrastruktur im Ort soll ausgebaut und verbessert werden (z.B.: Übernachtungsangebote, Wegenetz, Informationssystem). ▪ Die Koordination und Kooperation zwischen bestehenden und zukünftigen Angebo- ten in der Region soll ganzjährig optimiert werden. ▪ Weitere Potentiale der Kulturlandschaft sollen behutsam erschlossen und genutzt werden (z.B.: Lindauer Moor, Steinbruch Feuln). ▪ Die von Vereinen getragenen vielfältigen Freizeitangebote gilt es zu bewahren und zu unterstützen.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 25 SP BADESEE

25.1 INFRASTRUKTUR BADESEE 25.2 VERANSTALTUNGEN / EVENTS 25.3 LANGE NACHT AM SEE 25.4 BIWAKPLATZ 25.5 WOHNMOBILSTELLPLATZ 26 SP NATURBÜHNE 27 SP AGROTOURISMUS „KOSTBARKEITEN ZWISCHEN RANGA UND WEINLEITE“ 27.1 IM  INFORMATION / WERBUNG / VERNETZUNG 27.2 FERIENHAUS TREBGAST 27.3 GENUSS-FREIZEITWEG / NULL-KALORIEN-WEG 27.4 AUSSTELLUNGEN AN WECHSELNDEN ORTEN 27.5 INFORMATIONSPUNKT GEOLOGIE im STEINBRUCH FEULN 28 A FREIZEITACHSE von der ORTSMITTE zum BADESEE 29 A SKATEPARK

87 integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept TREBGAST

6.2.11. TECHNISCHE INFRASTRUKTUR, ERNEUERBARE ENERGIEN

OBERZIEL Die technische Infrastruktur soll als Standortfaktor erhalten und langfristig bedarfsgerecht und klimaschonend aus- und umgebaut werden.

UNTERZIELE ▪ Nationale und regionale Klimaschutzziele insbesondere hinsichtlich Energieein- sparung, Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien sollen umgesetzt werden. ▪ Die Anforderungen des Klimawandels sollen bei allen betreffenden Vorhaben der Ortsentwicklung Berücksichtigung finden.

Lfd. SP / IM Status Maßnahme / Projekt Nr. Priorität 30 SP ENERGIEKONZEPT TREBGAST 31 A WLAN-HOT-SPOT 32 A BREITBAND-AUSBAU 33 A GEMEINSCHAFTS-TEICHKLÄRANLAGE LINDAU

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Quellen

- Gemeinde Trebgast: Bevölkerungsdaten zum Stichtag 31.12.2015 - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste für Trebgast, Stand: 19.08.2014 - Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 – Gemeinde Trebgast, 2015 - Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 – Gemeinde Neuen- markt, 2015 - Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 – Landkreis Kulmbach, 2015 - Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 – Oberfranken, 2015 - Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik kommunal 2014 – Bayern, 2015 - Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Beiträge zur Statistik Bay- erns, Heft 541 – Gemeinde Trebgast, 2011 - http://geoportal.bayern.de/bayernatlas-klassik; Bodendenkmäler, Bayerischer Denk- mal-Atlas, 10.09.2016 - http://www.landkreis-kulmbach.de/landkreis-kulmbach/unsere-gemeinden/gemeinde- trebgast; 11.01.2015 - http://www.lfu.bayern.de/gdi/dls/schutzgebiete.xml; 02.02.2016 - http://www.lfu.bayern.de/natur/naturraeume/index.htm; 10.09.2015; 16.00 Uhr - Regierung von Oberfranken: Landschaftsentwicklungskonzept Oberfranken-Ost, 2003 - Statistische Ämter des Bundes und der Länder (vertreten durch Bayerisches Landes- amt für Statistik): Zensusdatenbank Zensus 2011 - Statistisches Bundesamt: 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, 2015 - https://www.statistik.bayern.de/statistikatlas - Körnich, Bernd: Alte Gastwirtschaften rund um Kulmbach, Mai 2009, Nova Concept Schorsch GmbH, Kulmbach - Sievers, Alex (Beyond Now): Lebensstil-Modell, „soulife® leefstijlen“ - Sievers, Alex (Beyond Now): Wohnumfeld-Modell, „soulife® woonmilieus“ - https://www.statistik.bayern.de/statistikatlas - Gemeinde Trebgast: Gewerbedaten zum Stichtag 07.09.2015 - Gemeinde Trebgast: 975 Jahre Trebgast – 1035-2010 – Trebgaster Geschichte(n), Volksschule Trebgast: Vom Kantorat ins Trebgasttal, Trebgast kommt in braune Hand; Bayreuth - http://www.vg-trebgast.de/trebgast - Walter, Erich: Grünes Trebgast, Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Bayreuth, März 2003 - 125 Jahre Gartenbauverein Trebgast – 1881-2006; Stadtsteinach, 2006

- Weitere Quelle sind die im Kapitel 2 aufgeführten Planungsgrundlagen

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