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Kuris Reisen

Altmark

Ausflug nach Tangermünde und ins Kloster

Die im nörd- lichen Sachsen - Anhalt ist die Re- gion, wenn man nach Tanger- münde und Klos- ter Jerichow möchte. Nur we- nige Kilometer voneinander ent- fernt, sind beide Orte immer eine Reise wert.

Tangermünd e ( o. li) liegt südöstlich von in der Altmark am linken Ufer der Elbe, direkt an der Mündung des kleineren Flusses Tanger. Daher stammt der Name der Stadt.

Das Kloster Jerichow ( o. re) liegt zwischen Elbe und mitten im Jerichower Land. Umgeben von den Elbniederungen.

Von Hannover aus geht es – sofern die Staus auf der A2 ausbleiben – recht zügig in diese reizvolle Gegend. Und wer etwas Zeit hat, nimmt die B 188 aus der Region Hannover …

Durch Sachsen - Anhalt verläuft die Straße der Romanik in zwei Teilabschnitten. Mehr als 60 interessante Orte, Burgen, Kirchen und Klöster aus dem 10. bis 13. Jahrhundert sind hier zu finden. Der Reformator Luther sowie auch Komponisten wie Händel, Bach und Telemann prägten die Zeit. Die Landschaften der Altma rk, der Börde und des Saale - Unstrut - Tals bis hin zum verleihen der Straße der Romanik ihr landschaftliches Aussehen.

© Uta Kubik - Ritter – www.kuris - reisen.de

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Das Prämonstratenserkloster Jerichow ist eines der eindrucksvollen Beispiele ro- manischer Baukunst.

Rund um Tangermünde gibt es unzähli ge Radwanderwege ; entlang der Elbe und durch die Altmark. Wie wäre es mit einer Tour über den Elbradweg , der in Nieder- sachsen in Cuxhaven beginnt und über das nördliche Sachsen - Anhalt sowie Ma g deburg und Dresden bis in die Tschechische Republik führt?

Wi e wäre es mit einem Besuch im „Storchenreichsten Dorf von Sachsen - Anhalt?

Auch uns hat auf unserer Reise der Storch in Tangermünde ( o. li - auf dem Rathaus brütend) und im Kloster Je- richow ( o. re) begleitet.

© Uta Kubik - Ritter – www.kuris - reisen.de

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Tangermünde

... ist dort, wo die Tang er in die Elbe mündet.

Tangermünde liegt südöstlich von Stendal in der Altmark am linken Ufer der Elbe , direkt an der Mündung des kleineren Flusses Tanger, der der Stadt seinen Namen gab. Die Elbe ist es auch, die in den letzten Jahren durch Hochwas- ser an vielen Stellen des Flusslaufes den Menschen Überschwemmungen ge- bracht hat, konnte der Altstadt von Tangermünde nichts anhaben.

Der historische Stadtkern mit der St. Stephanskirche und dem Schloss liegen ge- schützt auf einer Hochfläche innerhalb der Stadtmauer. Viele gut erhaltene Fach- werkhäuser und die Tore in die Stadt hinein zeugen von der Backsteinbau- weise jener Zeit, als Tangermünde noch Hansestadt war.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Bur g von Tangermünde in den Chroniken um 1009, die Stadt selbst findet Erwähnung erst im Jahre 1275. Zölle wurden hier erhoben.

Im 14. Jahrhundert hat Kaiser Karl IV . (von 1373 bis zu seinem Tod 1378) Tangermünde zu einer seiner Hauptstädte gemacht; die Burg wurde Kaiserpfalz. Sein Tod brachte Unruhe in die Region, bis 1415 die Hohenzollern mit Kaiser Sigismund wieder Ruhe einkehren ließen.

Die Hansezeit begann für Tangermünde im 15. Jahrhundert. Die Stadttore und das Rathaus zeugen ebenso von dieser Blüteze it wie die gotische Hallenkirche St. Stephans.

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1617 – am 13. September – wurde die Stadt durch einen Brand fast völlig zerstört. Es sollte die Schuld von Grete Minde sein, die angeblich aus Rache über ein vor- enthaltenes Erbe diese Brandtat begangen haben soll. Man hat sie zum Tode durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Es war ein grausamer Tod, den sie über viele Stunden erleiden musste.

Nach dem Brand entstanden viele prächtige Fachwerkhäuser, deren geschnitzte Portale und Schmuckformen sic h bis heute erhalten haben. Die Stadt konnte auch bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg ihre Bedeutung als Handelszentrum nicht behaupten und wurde zu einer recht unbedeutenden Stadt.

Nur wenige der alten Fachwerkhäuser in der Altstadt wurden im Zweiten zerstört. Darum kann man heute noch durch kleine Gassen und enge Straßen bummeln. So konnte nach der Wende die Stadt schrittweise wieder restauriert werden.

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2006 wurde die Sanierung der Altstadt mit dem Aufstellen des Stadtbrunnens vor der St. Stephanskirche abgeschlossen. Sieben der acht Tafeln des Brun- nens sind Personen und der Ge- schichte Tangermündes gewid- met. Auch hier treffe n wir wieder auf Grete Minde und die Frage, ob es wohl ein Justizirrtum war, der damals an ihr begangen wurde?

Das Gericht hat Grete der Brand- stiftung bezichtigt. Es gab nie- manden, der an ihre Unschuld glaubte. Und so hat man sie auf dem Scheiterhaufen ve rbrannt, nachdem man ihr auch noch die Finger einzeln abgetrennt hatte. Qualvoll und über viele Stunden hinweg hat sich mit dem Tod ge- rungen.

Theodor Fontane hat 1879 in sei- ner Novelle Grete Minde die Geschichte der jungen Frau erzählt. Anders aller- dings als in den Gerichtsakten nachzulesen, springt Grete bei Fontane vom bren- nenden Kirchturm in den Tod …

Erst 1883 haben Nachforschungen der Gerichtsakten ergeben, dass Grete zur Brandnacht überhaupt nicht in der Stadt war und krank danieder lag. Also doch e in Justizopfer …

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1430 wurde mit dem Bau des historischen Ra t hauses (o) auf dem Marktplatz be- gonnen. Die spätgoti- schen Fassade ist ein eindrucksvolles Bei- spiel der Backstein- gotik.

In dem Heimatmu- seum, das im Ge- bäude ebenfalls un- tergebracht ist, wird u.a. die Geschichte der Grete Minde er- zählt.

Seit 2009 steht eine lebensgroße Bronzeplastik von ihr vor dem Eingang des Rat- hauses.

Die St. Stephanskirche mit der Orgel des Hamburger Orgelbaumeisters Hans Scherer d. J. und dem gotischen Dachgewölbe hat mit 87,4 Meter den höchsten der zwölf Türme der Stadt.

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Um 1184 wurde mit dem Bau der Kirche im ro- manischen Stil begonnen, doch 1376 erfolgte dann die Umgestaltung zu einer gotischen Hal- lenkirche. 1400 war dann die Basilika fertig. Allerdings wurde nie der zweite Turm vollen det.

Beim Brand im Jahr e 1617 wurde die Kirche größtenteils zerstört. Zum Glück konnten einige außergewöhnliche Stücke gerettet und später wieder eingebaut werden.

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1619 wurde die steinerne Kanzel (li) im Stil der Spätrenaissance mit The- men der Bibel eingebaut.

Bemerkenswert ist der große baro- cke Hochaltar (o.li), geschaffen 1705. Moses, Johannes der Täufer und die Kreuzigung sind auf ihm dar- gestellt.

Die Seiten zur hölzernen Em- pore (o.re) zieren frühbarocke Bilder, auf denen die Namen der Stifter verzeichnet sind.

Von großem Wert ist die noch heute bespielbare barocke Or- gel (re), die 1624 in der Kirche aufgestellt wurde.

1994 wurde sie umfangreich res- tauriert; sie erhielt nach mehreren Umbauphasen wieder den einsti- gen Klang der Ursprungsorgel. 50 % der Originalpfeifen sind wei- terhin im Instrument vorhanden.

Fast vollständig erha lten ist die Stadtmauer mit den Toren und Türmen: Neustäd- ter Tor, Hünerdorfer Tor (Eulenturm), Rossfurt, Elbtor, Kapitelturm Die Stadtmauer ist heute gleichzeitig Böschungsmauer zur steil abfallenden Elb- seite .

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Das Neustädter Tor mit dem Zwinger ist sicher eines der schönsten Backsteintore in Deutsch- land. Der runde Turm mit dem Zinnenkranz wurde um 1450 erbaut; der viereckige niedri- gere Turm bereits um 1300. Besonders auffällig sind die fünf Wappen mit Adlern (von links: der preußi sche, Reichsadler, Tangermünder Adler, der des römischen Rei- ches und der brandenburgische Adler).

Schaut man die Straße entlang zum anderen Ende der Stadt, f ällt der Blick auf das Hünerdor- fer Tor aus dem 13. Jahrhundert; ebenfalls mit einem Zwinger. Um 1460 herum wurde dann der achteckige obere Teil des Turmes errichtet. Von den Erkern hatten einst die Wächter einen weiten Blick in alle Himmelsrichtungen. In T angermünde nennt man den Turm auch Eu- lenturm. Sieht er tatsächlich einer Eule ähnlich … ???

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Vom Fluss her betritt man die Stadt durch das im 15. Jahrhundert erbaute Elbtor mit der Ross- furt .

Der Hohlweg wurde gerade restauriert. Es fehl- ten viele der a lten Backsteine; sie mussten teil- weise auch ausgewechselt werden. Finanziert haben das die Einwohner selbst. Nun stehen die Namen der Geldgeber – eingearbeitet von einer Töpferin - in den neuen Steinen (siehe die nächsten Bilder) …

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Wir bum meln vom Elbufer weiter und kommen wieder zurück durch die Stadtmauer (o) zum 1009 erstmals in den Aufzeichnungen erwähn- ten Schloss , das sich gut acht Meter über dem Wasser erhebt. Der Blick fällt auf den Kapi tel- turm (li) und den Gefängnisturm (u).

Kaiser Karl IV. wurde ein Denkmal (li) gleich ne- ben dem Schloss und in Sichtweite der Elbe (u) gesetzt. Karl war während seiner kurzen Kaiser- zeit bis zu sein em Tod oft in Tangermünde. Er- richtet wurde die eigentliche Bronzestatue 1899 für die Siegesallee in . Ein Jahr später wurde ein Zweitguss angefertigt, der nun hier in Tangermünde steht. Es zeigt Karl in der Kleidung eines Kaufmanns mit Geldtasche und seinem verfassten Land- buch.

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Ob das auf dem linken Bild wohl die Gegenwart ist ???

Doch das auf dem rechten Bild ist – wenn auch noch recht jung – Vergangenheit (schmunzel).

Tangermünde i st eine Reise (nicht nur in die Vergangenheit) wert. Wir kommen wieder.

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Kloster Jerichow

Märkischer Backsteinbau an der Straße der Romanik

Am letzten Tag des Jahres 1144 hat wurde das Kloster Jerichow des Prämonstra tenser Or- dens auf den Besitztum der Grafen von Stade gegründet. Die ersten Gebäude entstanden nahe der Stadtkirche. Doch das rege Stadtleben war zu störend für die Klosterruhe, so dass es bereits vier Jahre später außerhalb an seinem heutigen Stand wieder aufgebaut wurde.

Der Bau der Stiftskirche begann; es wurde eine Basilika errichtet und der Ostflü- gel des Klosterbaus. Danach folgen der Einbau der Krypta, der Chöre und die Erweiterung des Lang- hauses der Kirche. Kreuzgang, Sommerrefektorium und die Westtü rme wurden errichtet.

Endgültige Vollendung des Klosters war allerdings dann erst im 15. Jahrhundert.

1540 erfolgte die Aufhebung des Klosterlebens aufgrund der Reformation. Eine kurze Zeit lebten dann wieder Prämonstratenser in dem Kloster, doch 1631 ka m es zum endgültigen Klosterende durch die Belagerung schwedischer Truppen.

1685 war es Kurfürst Friedrich Wilhelm von , der die Klosterkirche für die neue Reformierte Kirchengemeinde schaffen ließ.

1853/57 wurde die Kirche restauriert; umfangreichere Restaurationsarbeiten er- folgten dann 1955/60. Danach zog ein Museum in die Klostergebäude ein.

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Mit der Gründung der Stiftung Kloster Jerichow am 12.12.2003 begannen große Sanierungsarbeiten am Süd - und Westflügel; die Kirchenfenster wurden erneuert und viel zur Sicherung der romanischen Bausubstanz getan. Das alles in Zusam- menarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Heute ist das Kloster Jerichow ein kulturelles Highlight in Sachsen - Anhalt.

Informationen: Prämonstratenser

Norbert von Xanten gründete 1121 einen neuen Orden in Premontre (Frankreich). Die Regeln des Hl. Augustinus, die Mission und prakti- sche Pfarrseelsorge waren die Ordensziele. Norbert von Xanten wurde 1126 Erzbischof in ; er erlangt Bedeutung in der Christianisierung der Slawen östlich der Elbe.

Heute leben noch ungefähr 70 Mitglieder in 3 Abteien in Deutschland; weltweit sind es noch ca. 1300 Mitglieder in 81 Einrichtungen.

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Es ist überwältigend, wenn man vom Parkplatz aus auf die Klosterkirche zugeht. Der Backsteinbau ist beeindruckend im Stil der Romanik entstanden. Ruhe umgibt den Besucher, der schnell von den klaren Linien des Gebäudes und der Ausstat- tung des Kirch enraumes eingefangen wird. So wie auf diesen Bildern vom Kreuz- gang.

Der innere Kirchenraum wirkt durch die Arkaden und Emporen harmonisch, hell und weitläu fig.

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Teilweise sind die Backsteine noch mit roter Farbe überstrichen, was zur intensiven Farbgebung des Kir chenin- neren beiträgt.

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I m Gegensatz zum Baustil der Romanik wirken die vor wenigen Jahren neu ge- schaffenen Kirchenfenster.

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N icht nur die Kirche, sondern auch alle anderen Gebäude des Klosters bilden eine Einheit mit der gesamten A nlage.

Dazu gehört neben dem Backsteinmuseum auch der liebevoll angelegte Kloster- garten .

Ich bin beeindruckt von den Hochbeeten mit Kräuter - und Nutzpflanzen, die den Garten natürlich und doch strukturiert erscheinen lassen.

Der Storch, der während unse res Besuches bereits auf dem Schornstein des Gärtnerhauses sein Zuhause bezogen hat, findet reichlich Futter auf den angren- zenden Wiesen innerhalb der Klostermauern.

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