«Rudolf Kelterborn zum 85. Geburtstag» – Robert Koller & Jürg Henneberger Mo 07.11. 20:00

Jürg Henneberger und Robert Koller beschäftigen sich schon seit einigen Jahren mit der Musik von Rudolf Kelterborn. Anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2011 führten sie das Werk «Ensemble Buch I» auf, das eine poetische Reflexion von Erika Burkhard über Licht, Zeit und die Gestirne in Musik fasst. Das Resultat dieser intensiven Zusammenarbeit bewog Rudolf Kelterborn im darauffolgenden Jahr aus dem kurzen, nur für Klavier und Bariton gesetzten Mittelteil des Werkes einen ganzen Zyklus mit den Titel «10 Duos für Klavier und Bariton» zu formen. In diesen Duos wird Erika Burkhards «Licht»-Text durch unterschiedlichste Dichter umgeben, konterkariert und «beleuchtet». Anlässlich seines 85. Geburtstags interpretieren Henneberger und Koller die Duos in einem Programm mit Werken von Kelterborn selbst, Balz Trümpy, Jürg Wyttenbach und Franz Schubert.

Balz Trümpy, der noch zu Rudolf Kelterborns Amtszeit als Direktor am Konservatorium wirkte, komponierte «A Valediction», ein metaphysisches Gleichnis über den Abschied, bei dem ebenfalls die Gestirne in feinsinnigen Allegorien das Schicksal Liebender widerspiegeln.

Als Kontrast erklingen im selben Programm das Frühwerk «Der Taucher» (Schiller) von Franz Schubert und ein Frühwerk von Jürg Wyttenbach: «Vier Lieder nach Gedichten von Mani Matter». Die Gedichte zeigen eine weniger bekannte, dunkel funkelnde Seite von Mani Matter, mit dem Wyttenbach seit seiner Schulzeit befreundet war.

Programm

Jürg Wyttenbach (*1935) «Vier Lieder » auf Gedichte von Mani Matter (1957/58) für Bassbariton und Klavier 1. Warnung 2. Ist ein Haus 3. Der Troubadour 4. Gesang zur Nacht

Balz Trümpy (*1946) «A Valediction » (2003) Sechs Gesänge für Bass und Klavier Texte: John Donne 1. Song 2. The Expiration 3. A Valediction: Forbidding Mourning 4. The Computation 5. The Dissolution 6. Witchcraft by a Picture

***Pause***

Rudolf Kelterborn (*1931) «10 Duos » für Bariton und Klavier (2012) Texte: Erika Burkart, Charles-Ferdinand Ramuz, Ernst Jandl, Georg Trakl, ein japanisches Haiku 1. Sternbild (Text: Erika Burkart) 2. Distanzen (Text: Erika Burkart) 3. Alles Gold (Text: Erika Burkart) 4. Gegenlicht in den Bergen (Text: Erika Burkart) 5. Mais le soleil (Text: Charles-Ferdinand Ramuz) 6. ab einem gewissen alter (Text: Ernst Jandl) 7. gegen abend (Text: Ernst Jandl) 8. Mit versteinerten Schritten (Text: Georg Trakl) 9. Am Abend (Text: Georg Trakl) 10. Winter

Franz Schubert (1797–1828) «Der Taucher » D 77/111 (1813–1815) nach einer Ballade von Friedrich Schiller

Mit: Robert Koller (Bariton) und Jürg Henneberger (Klavier)

Biographien der Komponisten

Rudolf Kelterborn

Rudolf Kelterborn wurde 1931 in Basel geboren. Er absolvierte seine Ausbildung an der Musik- Akademie der Stadt Basel (Theorie und Komposition u.a. bei Gustav Güldenstein und Walther Geiser, Dirigieren bei Alexander Krannhals) und an der Universität Basel (Jacques Handschin). Des Weiteren studierte er bei Günter Bialas und Wolfgang Fortner Komposition sowie bei Igor Markewitch Dirigieren. Er war langjähriger Lehrer für Theorie, Analyse und Komposition an der Basler Musik-Akademie (1955-60), an der Nordwestdeutschen Musik-Akademie Detmold (1960-68, 1963 Ernennung zum Professor), am Konservatorium und Musikhochschule Zürich (1968-75 und 1980-83) und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe (1980-83). 1969-75 war er Chefredaktor der Schweizerischen Musikzeitung, 1974-80 Hauptabteilungsleiter Musik des Radios der deutschen Schweiz, 1983-94 Direktor der Musik-Akademie Basel. 1987 gründete er zusammen mit Heinz Holliger und Jürg Wyttenbach das Basler Musik Forum, für dessen Programme er bis 1997 mitverantwortlich war. Sein kompositorisches Schaffen umfasst alle musikalischen Gattungen, findet internationale Beachtung und wurde durch zahlreiche Preise ausgezeichnet (u.a. Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins, Kunstpreis der Stadt Basel, Bernhard Sprengel Preis der deutschen Industrie, Conrad Ferdinand Meyer Preis, Zürcher Radiopreis). Kelterborn ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Mannheim. Er veröffentlichte musiktheoretische und analytische Aufsätze und Schriften, und war u.a. Gastdozent in den USA, in , , und Osteuropa. Er betätigt sich auch als Gastdirigent (vor allem eigener Werke). Seine kompositorischen Arbeiten wurden in zahlreichen Aufsätzen gewürdigt.

Balz Trümpy

Geboren in Basel, verbrachte Balz Trümpy seine Kindheit in Glarus. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Konservatorium Basel: er studierte Klavier bei Rolf Mäser und Paul Baumgartner, Musiktheorie bei Jacques Wildberger und Robert Suter sowie Komposition bei Gerald Bennett. Des Weiteren studierte er bei Luciano Berio in Rom Komposition und war gleichzeitig sein Assistent. Verschiedene Projekte führten ihn

ans IRCAM in Paris. 1977 erhielt er den Kunstpreis des Lions-Club Basel. Seit 1979 war er Lehrer für Komposition und Musiktheorie am Konservatorium Basel, von 1982 bis 1987 ausserdem stellvertretender Leiter des Konservatoriums. Balz Trümpy lebt heute in Nuglar bei Basel.

Balz Trümpy über «A Valediction» (2003): «Im Zyklus A Valediction habe ich sechs Gedichte des englischen Barockdichters John Donne vereinigt, denen ein gemeinsames Thema zugrunde liegt: Es geht um den Abschied, um die Trennung von der Geliebten. In der bilderreichen Sprache Donnes wird das Thema auf vielfältige Weise umschrieben: vom zarten Schmerz über den starken und rücksichtslosen Freiheitsanspruch bis zum ekstatischen Taumel in der Gewissheit, dass die physische Trennung durch die geistige Vereinigung aufgehoben ist. Die Musik kreist in ähnlicher Weise, wie der Text es tut, um einen Kernkomplex von Motiven, die sich zu grossen Linien zusammenfügen und die Gefühlsschattierungen nachzeichnen. A Valediction ist Ute und Susanne Stoecklin gewidmet.»

Jürg Wyttenbach

Jürg Wyttenbach studierte in seiner Heimatstadt Bern Klavier bei Kurt von Fischer und Komposition bei Sándor Veress, sowie am Conservatoire in Paris. Er lehrte an der Musikschule Biel und am Berner Konservatorium. An der Musik-Akademie Basel unterrichtete er von 1967 bis zu seiner Pensionierung Klavier und seit 1970 Interpretation zeitgenössischer Musik. Gleichzeitig pflegt er eine rege Konzerttätigkeit als Pianist und Dirigent insbesondere zeitgenössischer Werke. Wyttenbachs Musik ist auf zahlreichen Radio- und Schallplattenaufnahmen zu hören. 1993 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Basel, wo er heute lebt.

Die Interpreten

Robert Koller, Bassbariton

Der Bassbariton Robert Koller ist als Opern-, Konzert- und Liedsänger tätig. Er ist regelmässiger Gast am Gare du Nord: 2011 sang er die Hauptrolle in Georg Friedrich Haas Kammeroper «Nacht» sowie Titelpartien in «Hypermusic Prologue» von Hèctor Parra und Lisa Randall (2013), und 2014 «Lysistrata» von J ēkabs Nīmanis und Kaspar Ewald. In der aktuellen Saison singt er die Hauptrolle in «Die Künstliche Mutter» von Michel Roth. Die Dresdner Semperoper engagierte ihn 2012 für Hans-Werner Henzes «El Cimarrón», mit dem Ensemble Contrechamps interpretierte er kurz darauf in der Grand Opera de Genève Kurtágs Neufassung von «…

pas à pas – nulle part …». Er arbeitet regelmässig mit Heinz Holliger zusammen, beispielsweise bei der Uraufführung der Orchesterversion von Holligers Liedzyklus «Lunea» an der Alten Oper Frankfurt mit dem Ensemble Modern. Er konzertierte mit dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon und mit der Capella Reial de Catalunya unter Jordi Savall. Engagements als Baritonsolist führten ihn zudem an die Ruhrtriennale, zur «styriarte» nach Graz, zu den Ittinger Pfingstkonzerten, ans Teatro Colón nach Buenos Aires, ans Lucerne Festival, in die Berliner Philharmonie (Beethovens 9.) und in den Wiener Musikverein sowie zum Zürcher Tonhalle-Orchester (mit Mendelssohns «Walpurgisnacht»). An den Schwetzinger SWR Festspielen bestritt er im Frühjahr den Baritonzyklus «Sombre» von Kaija Saariaho.

Jürg Henneberger, Klavier

Der Schweizer Dirigent Jürg Henneberger wurde in Luzern (CH) geboren. Er studierte an der Musikakademie Basel bei Jürg Wyttenbach und an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst bei Klauspeter Seibel und Christoph von Dohnànyi.

Jürg Henneberger machte sich sehr bald als Spezialist für Neue Musik einen Namen, was ihm Engagements bei den führenden Ensembles dieser Sparte eintrug. Die Gründung eines eigenen Ensembles, des Ensemble Phoenix Basel, war letztlich die Konsequenz daraus.

Neben diesem Schwerpunkt seines Schaffens ist Jürg Henneberger ein weithin sehr gefragter künstlerischer Leiter grosser Opernproduktionen des mehrheitlich zeitgenössischen Repertoires. Hervorzuheben sind hier die Einstudierungen am Theater Basel «Aus Deutschland» von Mauricio Kagel und «Satyricon» von Bruno Maderna in der Regie Herbert Wernickes (eingeladen ins Teatro La Fenice Venedig), sowie die Produktionen unter der Regie von Christoph Marthaler «The Unanswered Question» (eingeladen zum Deutschen Theatertreffen Berlin 1998) und «20th Century Blues», sowie die Schweizer Erstaufführung der Oper «Die Soldaten» von Bernd Alois Zimmermann.

Seit 1989 ist Jürg Henneberger Dozent für Partiturspiel, Kammermusik und Interpretation Zeitgenössischer Musik an der Musikhochschule Basel.

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