[t]akte Das Bärenreiter-Magazin

Cavalli, Steffani, Händel Barockoper in neuen Editionen 2I2010 Meisterwerk französischen Charmes Informationen für Gioachino Rossinis „Le comte Ory“ Bühne und Orchester Bewegliche Formkonzepte Rudolf Kelterborn zieht Bilanz und schaut nach vorn [t]akte

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Meisterwerk französischen Kraft der Rezitative Treffsichere Tonmalerei An der Schwelle Charmes Cavallis Oper „Eliogabalo“ Händels „Aci, Galatea e Polife- des Übernatürlichen RRRossinis „L„L„Le cce omomomte OrOrte yyy“ inin“ mo“ aus dem Jahr 1708 in der Mendelssohns „Die erste neuer EEneuer ditionditiondition Hallischen Händel-Ausgabe Walpurgisnacht“

Rossinis heitere Oper „Le comte Eine Oper aus dem 17. Jahrhun- Auf seiner Italienreise hat Hän- Bartholdys Ory“ steckt voller Esprit und dert ist wiederzuentdecken: del neben geistlichen Kompo- große Goethe-Kantate „Die musikalischer Zauberei. Zur Francesco Cavallis überaus sitionen für Rom auch eine erste Walpurgisnacht“ wurde Premiere im Januar in Zürich bühnenwirksamer „Eliogaba- weltliche Serenata für Neapel vom Komponisten vielfach ab- erscheint das Werk zum ersten lo“, 1667 kurz vor der Premiere geschrieben: „Aci, Galatea e Po- geändert. Die nun bei Bären- Mal in einer kritischen Ausga- abgesetzt, liegt nun in einer lifemo“, die grausame ovidsche reiter erscheinende erste kriti- be im Rahmen der Edition kritischen Edition vor. Geschichte um den ver- sche Edition stellt eine verläss- „Opere di “ schmähten Zyklopen Poly- liche Grundlage für Auffüh- phem und seine Angebetete rungen bereit. Acis.

Oper Oper Orchester / Oratorium Neue Musik

Meisterwerk französischen Treffsichere Tonmalerei. Voller dramatischer Kraft. Bewegliche Formkonzepte. Charmes. Rossinis „Le comte Händels „Aci, Galatea e Polife- Händels frühes römisches Rudolf Kelterborn zieht Bilanz Ory“ in neuer Edition 4 mo“ aus dem Jahr 1708 in der Oratorium „La Resurrezione und schaut nach vorn 14 Hallischen Händel-Ausgabe 9 di nostro Signor Gesù Cristo“ 8 Kraft der Rezitative. „Schatten und Klarsein“. Cavallis Oper „Eliogabalo“lo“ 6 Carmen à la carte. An der Schwelle des Charlotte Seithers neues Ein neuer Wegweiser durch Übernatürlichen. Ensemblewerk mit Sopran 16 Weltenharmonie und das Dickicht der Fassungen 12 Mendelssohns „Die erste Realismus. Agostino Walpurgisnacht“ 10 Befreiender Tanz. Steffanis Oper „Niobe“ 7 Neue Projekte von L‘ubica Rekonstruierte Idylle. Čekovská 17 Das Konzertstück für Bläser- quintett und Orchester von Träume für Eusebius. Julius Rietz 11 Manfred Trojahn auf Schumanns Spuren 18

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Bewegliche Formkonzepte „Schatten und Klarsein“ Befreiender Tanz Schwärme Rudolf Kelterborn zieht Bilanz Charlotte Seithers neues Neue Projekte von Neue Werke von Miroslav Srnka und schaut nach vorn Ensemblewerk mit Sopran Lubica‘ Čekovská

Rudolf Kelterborns 80. Ge- Für das Württembergische Lubica‘ Čekovskás Violinkonzert Drei neue Kompositionen von burtstag am 3. September 2011 Kammerorchester Heilbronn wurde am 15. September in Miroslav Srnka erforschen die nehmen die [t]akte zum Anlass hat Charlotte Seither zum Gera durch die Philharmonie Bewegung: „Hejna“ (Schwär- für eine Werkschau. Im Fokus Kleist-Jahr 2011 ein Ensemble- Thüringen unter der Leitung me) für Klarinette, Akkordeon, eines Gesprächs mit dem Kom- stück für 20 Streicher und So- Howard Armans mit Milan Klavier, Harfe und Schlagzeug, ponisten stehen Werke aus vier pran geschrieben. Diese „Verse Pala als Solist uraufgeführt. ein Auftragswerk für das En- Jahrzehnten für verschiedene für Heinrich von Kleist“ sollen Das Stück lebt von großen Stei- semble Modern und schließ- Vokal- und Instrumentalbeset- als Klangwerdung der Schön- gerungen und wilder Motorik. lich ein neues Streichquartett. zungen. heit der kleistschen Lyrik ver- standen werden.

[Premiere] (Deutsche Erstaufführung) -> [[Uraufführung]] ]

Neue Musik Neue Musik Publikationen / Termine Titelbild Erstarrende Klanglandschaften. Reise an die Grenzen des Nachrichten 11 „Maldoror“ von Philipp Pressestimmen zu Philipp Klangs. Pressestimmen Maintz am Theater Maintz’ Oper „Maldoror“ in zu großen Ereignissen 22 Neue CDs und DVDs 27 Aachen, Produktion der München und Aachen 19 Münchner Biennale 2010. Evokation der Vergangen- Neue Bücher 29 Internationales Festival für Schwärme. Neue Werke heit. Neue Werke von neues Musiktheater von Miroslav Srnka 20 Torsten Rasch 24 Termine (Auswahl) 30 (Foto: Wil van Iersel)

Matthias Pintscher – aktuell 21 Zeremonielle Theatralität. Impressum 36 Lucia Ronchettis Vokalwerk – aktuell 21 „Prosopopeia“ 25

Das Innere des Klangs. Hugues Dufourts „Surgir“ 26

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Rossinis heitere Oper „Le comte Ory“ steckt voller Meisterwerk Esprit und musikalischer Zauberei. Zur Premiere im Januar in Zürich erscheint das Werk zum ersten Mal französischen Charmes in einer kritischen Ausgabe im Rahmen der Edition Rossinis „Le comte Ory“ in neuer Edition „Opere di Gioachino Rossini“

Rossinis vorletzte Oper, seine letzte Komödie, machte schon immer den Anschein, ein außergewöhnliches Werk zu sein. Nicht für die Opéra comique, sondern für die Opéra geschrieben (also von Anfang bis Ende gesun- gen), handelt es sich hierbei um eine „petit opéra“, die kein Ballett beinhaltet, aber die Möglichkeit gibt, ein eigenständiges Ballett am gleichen Abend aufzuführen. Es ist lange bekannt, dass Le comte Ory teilweise auf Stü- cken aus basiert, obwohl die Art die- ser Abstammung unklar war. Doch Rossini fügte diese Stücke brillant in den neuen Kontext ein. Le comte Ory ist jedoch in jeglicher Hinsicht ein Meisterwerk franzö- sischen Charmes und musikalischer Zauberei. Es wurde vierzig Jahre lang regelmäßig an der Opéra de Paris auf- geführt. Die Geschichte spielt in der Nähe von und in Schloss In einem Schloss in der Touraine … Formoutiers in der Touraine. Die Ritter des Schlosses, einschließlich des Bruders der schönen Gräfin, sind auf einen fünfjährigen Kreuzzug nach Palästina gezogen. allen Stimmen des Aufführungsmaterials und mit Trou- Die Frauen haben geschworen, während dieser Zeit kei- penas’ Partitur verglichen (da im Manuskript der Opéra nem Mann Einlass zu gewähren. Sie haben jedoch die Abschreibfehler existieren). Die Edition entspricht da- Hartnäckigkeit des berüchtigten Grafen Ory nicht be- mit der von Rossini selbst erstellten und 1828 in der Opé- dacht. Im ersten Akt geben Ory und seine Anhänger vor, ra aufgeführten Fassung. Außerdem ist sie die einzige Eremiten zu sein, und Ory versucht, zur Gräfin zu gelan- Ausgabe, die Regieanweisungen aus dem gedruckten gen. Der Plan wird jedoch durch den Protest seines Leh- Originallibretto einbezieht und größte Sorgfalt auf die rers und seines Pagen Isolier durchkreuzt. Isolier, der Textedition verwendet. selbst in die Gräfin verliebt ist, eröffnet dem Eremiten, Es wurde zudem Musik, die für Aufführungen in Pa- den er zuerst nicht erkennt, einen weiteren Plan, wie ris gestrichen wurde, einbezogen. Diese Teile der Musik man in das Schloss gelangen kann: Die Ritter sollen sich sind stets mit „Vi-de“ in der neuen Ausgabe gekenn- als Pilgerinnen verkleiden und um Einlass bitten. Im zeichnet und können, wenn gewünscht, ausgelassen zweiten Akt wenden sie diese List an und verwandeln werden. sich von Rittern in Pilgerinnen und wieder zurück. Die Partitur enthält eine Reihe von Anhängen: 1. den Letztendlich bedroht Ory als „Schwester Colette“ die ausführlichen Entwurf, den Rossini für das „Trio“ in Akt Tugend der Gräfin, doch wird er von Isolier davon abge- II angefertigt hatte; 2. einige Passagen, die Rossini ge- halten. Besonders delikat ist das Trio, in dem ein Mann strichen oder geändert hatte, bevor er sie vollständig (Ory), der als Frau verkleidet ist, denkt, er mache einer orchestriert hat; 3. zusätzliche Bühneneffekte, die für die Frau (der Gräfin) den Hof, aber tatsächlich macht er ei- Aufführungen an der Opéra im Jahr 1828 ergänzt wur- ner Frau den Hof, die als Mann verkleidet ist (Isolier). den, jedoch wahrscheinlich nicht vom Komponisten Die Oper endet mit der Rückkehr der Kreuzritter und der selbst stammen; 4. zwei Passagen, deren „überarbeite- Abreise von Ory und seinen Männern. te“ Versionen nicht durch ein „Vi-de“ einbezogen wer- Alle früheren Ausgaben bauten auf der stark fehler- den konnten: das Finale I (mit einer geringeren Anzahl haften Edition der Oper auf, die Eugène Troupenas, Ros- von Stimmen wie von Troupenas veröffentlicht) und die sinis Verleger, 1828 in Paris veröffentlicht hatte. Die neue Wiederholung des Cabaletta-Themas aus dem Duett des Edition wird Metronomangaben früher Abschriften, Grafen und der Gräfin; 5. eine andere Cavatina der Grä- drastische dynamische Änderungen und eine akkurate fin, die aus Rossinis Elisabetta, regina d’Inghilterra Artikulation berücksichtigen und der Kritische Bericht stammt, die alternativ von verschiedenen Sängern ein- frühe Verzierungen, die in den Partien des Grafen und geführt wurde. der Gräfin gefunden wurden. Die wichtigsten Änderungen sind folgende: Die Neuausgabe basiert auf den einzigen überliefer- ten autographen Quellen der Orchestereinleitung und Nr. 1 Introduzione – Takte 1–170 basieren auf Rossinis Auto- des Trios und zieht auch Il viaggio a Reims heran, haupt- graph. Der Rest, der aus Il viaggio a Reims stammt, wurde nicht verändert. Graf Orys Begleiter, Raimbaud, agiert in dieser Sze- sächlich aber originales Aufführungsmaterial: Haupt- ne als Robert, da er, wie der Graf auch, verkleidet ist. quelle ist die Partitur, die in den Archiven der Opéra ge- funden wurde (Rossini selbst hat einige Anmerkungen Nr. 2 Air du Gouverneur – Rossini plante ursprünglich, für den eingetragen). Schließlich wird die Partitur gründlich mit ersten Teil dieser Arie den ersten Teil der Arie von Milord aus

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Il viaggio a Reims zu verwenden, entschied jedoch schließlich, N. 7. Duo – Dieses Stück ist Il viaggio a Reims dafür eine neue Musik zu komponieren. Bisher enthielt jede entnommen (das Duett von Corinna und Edition den überarbeiteten ersten Teil. Die neue Edition wird Cavalier Belfiore). Ursprünglich begann es in Anhang 2 die aus Il viaggio a Reims stammende Version ein- mit einer Strophe für die Gräfin (A), die beziehen. sofort von Ory wiederholt wurde (A). In der Einige Passagen des ersten Teils der Oper wurden sehr früh Wiederholung wurde die Passage noch gestrichen. Diese sind in der neuen Partitur mit „Vi-de“ mar- einmal genauso wiedergegeben wie zuvor, kiert. Im „tempo di mezzo“ bezog Rossini ursprünglich die Tak- doch sang die Gräfin zusätzlich kontra- te 169–202 von Le comte Ory ein, die direkt aus Viaggio stam- punktisch zu Orys Wiederholung. Irgend- men. Später wurde beschlossen, diese Takte in Le comte Ory wann wurde beschlossen, diese Wiederho- auszulassen. Diese Passage ist ebenfalls mit „Vi-de“ in der neu- lung zu kürzen und so wurde das Thema en Ausgabe markiert. lediglich einmal von der Gräfin wiederholt Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurden an der Opéra das und Ory sang kontrapunktisch dazu. Diese gesamte „tempo di mezzo“ und die Cabaletta ausgelassen, je- gekürzte Version wird im Anhang 4 wieder- doch später wieder integriert. gegeben.

Nr. 3 Récitatif après le Duo – Hier sind der neue Text und die Nr. 8–11 – Diese Musik wurde neu für Le Gioachino Rossini Gesangsmelodie in den Takten 2–7 für Raimbaud, mit einer comte Ory komponiert. Wenige Pariser Stri- kurzen Antwort von Ory, zu beachten. Zum Teil wurde diese che sind mit „Vi-de“ gekennzeichnet. In der grundlegenden Musik von Rossini selbst in die Hauptquelle eingefügt. Quelle hat Rossini einige Eintragungen im Chœur (N. 8) selbst vorgenommen. Nr. 4 Air Comtesse – Rossini entnahm dieses Air ursprünglich Il viaggio a Reims. In Paris wurde regelmäßig ein alternatives N. 12 Finale – Dieses Stück wurde regelmäßig für seine Kürze Air (siehe Appendix 5) gesungen, das aus Elisabetta, regina kritisiert. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass das Finale, wie d’Inghilterra (Mathildes Cavatina „Sento un interna voce“) Rossini es ursprünglich geplant hatte, 60 Takte länger war. In stammt. Ein weiteres alternatives Air stammt aus Matilde di der neuen Ausgabe wird die vollständige Version dieses Teils Shabran, doch hatte es eine sehr begrenzte Lebensdauer. wiedergegeben. Dies ist eine beachtenswerte Änderung in der Ursprünglich verwendete Rossini mehr Teile der originalen Partitur. Diese Originalversion des Stücks wurde von Colas ent- Arie der Folleville aus Il viaggio a Reims für das Air der Gräfin deckt und vervollständigt (nicht alle Teile der längeren Versi- in Le comte Ory. Doch wurde dann entschieden (eventuell von on sind überliefert), doch kann die kürzere Version aufgeführt Rossini, vielleicht auch von anderen), das Stück zu kürzen. Es werden, wenn eine längere „Vi-de“ Stelle beachtet wird. wurden zwei Striche vorgenommen: Takte 41–67 und 73–123. Nr. 5 Finale – In den Gesangsstimmen gibt es signifikante Än- (Übersetzung: Maja Kamprath) derungen. Wie Damien Colas zeigen konnte, hat Rossini die- ses Stück fast direkt von dem bekannten „Gran Pezzo Concer- tante“ für vierzehn Solostimmen aus Il viaggio a Reims abge- Gioachino Rossini leitet. Doch verwendet er hier durchgehend dreizehn Solostim- Le comte Ory men und ergänzt zwei Chöre (einen Männerchor für den Gra- von Augustin Eugène Scribe und Charles- fen und einen gemischten Chor für die Gräfin). Dies entspricht Gaspard Delestre-Poirson exakt der Form, in der das Finale des ersten Aktes in Paris ge- Hrsg. von Damien Colas. Opere di Gioachino Rossini sungen wurde. Troupenas reduzierte Rossinis Gesangsstim- Erste Aufführung nach der Neuedition: 23.1.2011 men auf sieben Solisten, wahrscheinlich, um das Stück für Theater in der Provinz leichter aufführbar zu machen. Die neue Opernhaus Zürich, Musikalische Leitung: Muhai Edition gibt die reduzierte Version im Anhang 4 wieder. Tang, Inszenierung: Moshe Leiser, Patrice Caurier Personen: La Comtesse (Sopran), Isolier (Mezzoso- Akt II: Nr. 6 Introduction – Hier gibt es ein Problem in den Ge- pran), Alice (Mezzosopran), Dame Ragonde (Mez- sangsstimmen. In Troupenas’ Edition befiehlt die Gräfin Ra- zosopran), Coryphée 1 (Mezzosopran), Coryphée 2 gonde, die Tür für die „Pilger“ zu öffnen; von hier bis zum Ende (Mezzosopran), Comte Ory (), Coryphée (Te- des Teils wird das zweite Solo von einer Coryphée gesungen. nor), Gérard (Tenor), Mainfroy (Tenor), Coryphée 1 In der Partitur von Paris singt jedoch Ragonde weiter. Sie kann (), Coryphée 2 (Bass), Raimbaud (Bass), Le Gou- jedoch nicht gleichzeitig singen und zur Tür gehen, um sie zu öffnen. Als Lösung bietet sich an, dass Ragonde weiter singt verneur (Bass), Gemischter Chor, Damenchor, und eine Dame aus dem Damenchor geschickt wird, die Tür Männerchor zu öffnen. Anhang 3 enthält Bühneneffekte für den Sturm in Orchester: Ottavino, 2,2,2,2 – 4,2,3,0 – Pk, Schlg – Str dieser Einleitung von einem Teil für die Darsteller, aber wahr- Verlag: Bärenreiter. Aufführungsmaterial leihweise scheinlich nicht von Rossini.

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Eine Oper aus dem 17. Jahrhundert ist wiederzu- entdecken: Francesco Cavallis überaus bühnenwirk- Kraft der Rezitative samer „Eliogabalo“, 1667 kurz vor der Premiere ab- Cavallis Oper „Eliogabalo“ gesetzt, liegt nun in einer kritischen Edition vor.

Von allen Opern, die uns aus dem 17. Jahrhundert über- pekte in Cavallis Opern: Die textliche und musikalische liefert sind, sticht Francesco Cavallis Eliogabalo heraus, Darstellung der verheerenden Konsequenzen sexueller da sie nur als Partitur, nicht jedoch als Libretto, erhalten Belästigung in einem politisch dominierten Umfeld. ist. Dies resultiert aus den problematischen Umständen Doch wieder ist es der Vergleich der beiden Werke – ihrer Entstehung im Venedig der 1660er-Jahre. Die Oper Cavallis und Borettis – der sowohl Indizien für das Schei- war ursprünglich für die Karnevalsai- tern von Cavallis Oper enthüllt als auch seine dramati- son 1667/68 am Teatro Grimani ge- sche Stärke hervorhebt. Beide Handlungen werden von plant, aber sie wurde kurz vor der Pre- zwei Themen dominiert. Zum einen jagt der wollüstige miere abgesagt. Der Librettist Aurelio Kaiser zwanghaft den Frauen nach und wird so, anstatt Aureli war gezwungen, seinen gesam- das Römische Reich zu regieren, zum Symbol für das ten Text über das Leben des wollüsti- Laster. Zum anderen repräsentiert in beiden Opern Ales- gen und korrupten römischen Kaisers sandro, der Cousin und Nachfolger Eliogabalos, den tu- Heliogabalus umzuschreiben. Ein an- gendhaften Gegenpart zum Kaiser: Er ist männlich, ge- derer Komponist, der junge Giovanni wissenhaft in seinen Aufgaben und seiner Geliebten Antonio Boretti, ersetzte den viel erfah- treu. Auffälliger als die Parallelen sind allerdings die Un- reneren Cavalli, der zu diesem Zeit- terschiede. In Cavallis Finale wird der wollüstige, un- punkt 65 Jahre alt war und bereits eine männliche Herrscher brutal ermordet (hinter der Büh- erstaunliche Opernkarriere hinter sich ne), und Alessandro wird neuer Kaiser. Im Gegensatz Büste des Kaisers Heliogabalus/ Elagabal (203 oder 204–222 n. Chr.), hatte. Nach den ersten Aufführungen dazu überlebt Eliogabalo in Borettis Oper die Revolte, Rom, Musei Capitolini in der Serenissima, wurde Borettis bereut seine schlechten Taten und führt seine Herr- Oper, die ebenfalls Eliogabalo über- schaft mit Alessandros Hilfe fort. Indem Borettis Oper schrieben war, neun Jahre lang in Italien gespielt. Ca- die Reue des Herrschers zeigt (anstatt seine Ermordung), vallis Eliogabalo hingegen landete in der Schreibtisch- entspricht sie einer der Hauptlehren des katholischen schublade des Komponisten. Denkens seiner Zeit. Cavalli selbst muss jedoch damit gerechnet haben, Cavallis Oper war also mit ihrem brutalen Finale zu dass Eliogabalo früher oder später auf die Bühne käme seiner Zeit nicht nur im Sinne des musikalischen Stils (was erst 1999 in Crema, seinem Geburtsort, der Fall problematisch, sondern auch weil die Handlung, war). Zum Ende seines Lebens bezog Cavalli Eliogabalo insbesondere ihr Ende, nicht mit der vorherrschenden in die Reihe seiner Opern ein, die er an zukünftige Ge- politischen Ideologie übereinstimmte. Tatsächlich kann nerationen weitergeben wollte und die nun eine wert- man sagen, dass die Oper ihrer Zeit voraus war. Heute volle Manuskriptsammlung der Biblioteca Marciana in kann Eliogabalo – der Don Giovanni des 17. Jahrhunderts Venedig darstellen. Diese Kopie von Eliogabalo – kein – gerade wegen seiner kraftvollen Art, mit der er dra- Autograph, aber Cavallis Korrekturen enthaltend – ist matisch und musikalisch das immer wiederkehrende die Grundlage für die Edition, die bei Bärenreiter erschei- Thema des Verhältnisses zwischen Sexualität und nen wird. Da die Oper nicht aufgeführt wurde, ist auch Macht behandelt, Erfolge in Opernhäusern verzeichnen. kein Libretto veröffentlicht worden, während alle Lib- Mauro Calcagno retti, die Aufführungen von Borettis Oper bezeugen, (Übersetzung: Maja Kamprath) neben der Partitur überlebt haben. Keines der überlieferten Dokumente gibt Antwort auf die interessante Frage, warum Cavallis Oper zurückge- Francesco Cavalli zogen wurde. Kürzlich wurde die Hypothese aufgestellt, Eliogabalo. Dramma per musica in drei Akten dass sein musikalischer Stil als altmodisch angesehen Personen: Eliogabalo (Sopran), Eritea (Sopran), wurde. Tatsächlich ist uns bekannt, dass fünf Jahre spä- Giuliano (Sopran), Flavia (Sopran), Alessandro ter eine andere Oper Cavallis abgesetzt wurde, weil sie (Sopran), Atilia (Sopran), Zotico (Alt), Lenia (Tenor), „einen Mangel an lebhaften Arien“ aufwies. Sein Elio- Nerbulone (Bass), Tiferne (Bass), 1. Konsul (Bass), gabalo ist also möglicherweise abgesagt worden, weil 2. Konsul (Alt), Chor der Prätorianer (ATB), Chor der er zu viele Rezitative und zu wenige einprägsame Me- Gladiatoren (SATB) lodien enthielt. Heute können wir jedoch die Kraft von Orchester: Streicher - Basso continuo Cavallis Rezitativen schätzen: So zeigen zum Beispiel die Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise Duette von Flavia und Eritea einen der modernsten As-

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Ein Italiener an deutschen Höfen: Agostino Steffani. Weltenharmonie Der Komponist vermittelte zwischen italienischem und französischem Geschmack und schuf dabei ein und Realismus ganz eigenes Idiom voll kräftigen Ausdrucks. Am Agostino Steffanis Oper „Niobe“ besten zeigt dies seine Oper „Niobe, Regina di Tebe“.

Kein anderer Komponist hat die italienische Oper in besonders großen und bun- Deutschland so stark geprägt wie Agostino Steffani ten Orchesterbesetzung. So (1654–1728). Lange schon vor dem sogenannten „ver- wird etwa Amphion (Anfio- mischten Geschmack” der Telemann-Zeit war er ein klu- ne), der mythische Erfinder ger Vermittler zwischen den neuen Errungenschaften der Leier und der Harmonie, der italienischen und der französischen Oper, deren Sti- in einer Schlüsselszene mit le er auf höchst originelle Weise zu kombinieren wuss- einem instrumentalen Auf- te. Ohne Zweifel gehört er zu den wichtigsten Opern- wand vorgestellt, wie ihn die komponisten des ausgehenden 17. Jahrhunderts, der bei italienische Oper schon lan- seinen Zeitgenossen in allerhöchstem Ansehen stand. ge nicht mehr kannte. Der 1654 in Castelfranco bei Venedig geboren, gelangte zugehörige Arientext spielt Steffani bereits als Zwölfjähriger an den Münchner Hof, auf die Harmonie der Sphä- und mit dem Amtsantritt Max Emanuel II. im Jahr 1680 ren aus Platons Politeia an, begann seine Karriere als Opernkomponist und Diplo- und Steffani gelingt es ein- mat. 1688 verließ Steffani München, um dem Ruf Her- drucksvoll, dieses Bild von zog Ernst Augusts nach Hannover zu folgen. 1703 trat er der Weltenharmonie mit al- schließlich in die Dienste des pfälzischen Kurfürsten len Mitteln der Tonkunst Johann Wilhelm. sinnfällig zu machen. Ein Niobe, Regina di Tebe aus dem Jahr 1688 ist Steffanis kaum zu überbietender Rea- letzte Oper für den Münchner Hof. Bereits das Libretto lismus zeichnet die Sterbe- weiß die ungeheure Wucht der Niobidentragödie aus szenen Niobes und Amphi- Ovids Metamorphosen wirkungsvoll in Szene zu setzen. ons aus: Jede Gemütsregung Amphion, Usurpator von Theben, ist seines Amtes zwischen Schmerz und Ver- müde und übergibt seiner stolzen Frau Niobe die Regent- zweiflung wird auf differen- schaft. Als jedoch Theben von thessalischen Kriegern zierteste und häufig sehr „Niobe“ 2008 in Schwetzingen belagert wird, ist die gewonnene Ruhe dahin, und Am- kühne Weise ausgedrückt. (Foto: Monika Rittershaus) phion fleht Zeus um Hilfe an. Diese wird ihm gewährt, Dabei beschränkt sich die und zu seinem ergreifenden Bittgesang erstehen wun- Oper auf vergleichsweise wenige, dafür aber gleich ge- dersam schützende Mauern um die Stadt. Als Niobe ih- wichtete Rollen. Hierdurch wird kammerspielartig eine ren Mann nun von den Thebanern als einen Gott ver- besonders individuelle Charakterzeichnung möglich, die ehren lassen will und den warnenden Latona-Priester das Werk gerade für die moderne Opernbühne interes- Tiresias schimpflich abweist, wird sie von den Göttern sant macht. Thomas Krümpelmann für ihren Hochmut mit dem Tod ihrer Kinder bitter be- straft. Niobe wird aus Gram zu Stein, Amphion nimmt sich vor Verzweiflung das Leben und die so von ihrem Agostino Steffani Tyrannen befreite Stadt erlangt die Freiheit wieder. Niobe, Regina di Tebe. Dramma per musica in tre Für die Schwetzinger Niobe-Aufführung 2008 wur- atti. Libretto von Luigi Orlandi de die Oper im Rahmen der Edition Balthasar Neumann Hrsg. von Wolfgang Berthold und Thomas Krüm- erstmals vollständig ediert. Sie offenbart eine enorme pelmann musikalische Gedankenfülle, die für das kurzlebige spä- 23., 25., 27., 29.9, 1., 3.10.2010 London (Royal te 17. Jahrhundert einzigartig ist. Interessanterweise House Covent Garden), 3. und 5.12.2010 Grand widersprechen viele der Partitureintragungen Steffanis Théâtre de Luxembourg, Balthasar-Neumann-En- unseren heutigen interpretatorischen Vorstellungen semble, Leitung: Thomas Hengelbrock, Inszenie- von der Musik des späten 17. Jahrhunderts und machen rung: Lukas Hemleb (Produktion der Schwetzinger die Oper so auch zu einem vitalen und aufschlussreichen Festspiele 2008) Lehrstück für die Aufführungspraxis. Besetzung: Niobe (Sopran), Anfione (Sopran), Man- Deutlich spiegelt Niobe die Orientierung des Münch- to (Sopran), Creonte (Alt), Tiberino (Tenor/Bariton), ner Kurfürsten Max Emanuel am absolutistischen Hof Clearte (Alt), Nerea (Mezzo), Tiresia (Bariton), Poli- Ludwigs XIV. wider. Obwohl Steffani fest in der Musik- ferno (Bariton) sprache seiner Heimat verwurzelt war, spielen in seiner Orchester: 2,2/Pifferi,0,0 - 0,4,0,0 - Pk - Str - Bc (Fag, Oper auch französische Stilelemente eine wichtige Rol- Theorben, Cemb) le, mit denen sich der Komponist bei Lully in Paris ver- Verlag: Edition Balthasar Neumann (2., verbesser- traut gemacht hatte. Dies zeigt sich beispielsweise in der te Auflage 2009), Vertrieb: Alkor-Edition Verwendung typisch französischer Tänze oder in einer

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Händels Oratorium „La Resurrezione“ ist der Aus- bruch eines musikalischen Welttalents. Das fast zweistündige Werk, das den Kampf des Engels ge- Voller dramatischer Kraft gen Luzifer gleichwertig mit der Auferstehung the- Händels frühes römisches Oratorium matisiert, erscheint nun im Urtext des Hallischen „La Resurrezione di nostro Signor Gesù Cristo“ Händel-Ausgabe.

Händels zweites italienisches Oratorium, La Resurrezi- Johannes-Evangelium, in dem der Evangelist schreibt, one di nostro Signor Gesù Cristo, wurde am Ostersonn- dass er selbst am Grab gewesen sei; und der Überliefe- tag, dem 8. April 1708, im prächtigen Palazzo Bonelli, rung von Christi Höllenfahrt, die zum Ziel hatte, die See- dem römischen Palast des Marchese Francesco Maria len der rechtschaffenen Männer und Frauen des Alter- Ruspoli, uraufgeführt. Am folgenden Tag fand eine wei- tums zu befreien, die dorthin gelangt waren, bevor tere Aufführung statt. Christus den Menschen die Erlösung brachte. Die Ge- Dokumente aus den Ruspoli-Archiven (hrsg. von Ur- schichte, die am Morgen des Ostersonntags beginnt, sula Kirkendale 1967) enthalten zahlreiche Details über wird durch die emotionalen Reaktionen der drei Jünger die Vorbereitungen für die Aufführungen. Für das Or- erzählt und von einer Konfrontation des Engels mit Lu- chester und die Sänger wurde eine Bühne aufgebaut, zifer (Satan) umrahmt, der vehement dem Abstieg Chris- hinter der ein großer bemalter Prospekt von Michelan- ti in die Hölle widerspricht. gelo Cerruti (1666–1748) hing. Er zeigte die Auferstehung Händels Autograph ist erhalten: Es enthält keine Ou- mit den Cherubinen und Engeln, dem auf dem Grab sit- vertüre und weist einen von der Aufführungspartitur zenden Engel, dem Evangelisten Johannes neben einem abweichenden Anfang auf. Die Aufführungspartitur, de- Berg und Teufeln, die in den Abgrund stürzen. Dem Bei- ren Text mit dem des gedruckten überein- spiel ähnlicher Ensembles für wichtige Anlässe folgend, stimmt, wurde von einer Gruppe römischer Kopisten er- wurde ein großes Orchester versammelt, das von Arcan- stellt und zweifelsohne für die Aufführungen und als gelo Corelli geleitet wurde. Quelle für das Stimmmaterial genutzt. Offensichtlich Die Gehaltsliste nennt die Namen von vier männli- hat der Komponist den Beginn des Werks vor der Auf- chen Sängern, die an anderer Stelle als Sopran, Contral- führung überarbeitet und dabei den dramatischen Zu- to, Tenor und Bass aufgeführt werden: Sie sangen den sammenhalt verbessert. Engel, Maria (die Frau des Cleophas), Johannes und Lu- Die Aufführungspartitur wurde bis zur Mitte des 20. zifer. Der Part der Maria Magdalena wurde von einem Jahrhunderts nicht gründlich untersucht. Davor gab es weiblichen Sopran gesungen. Von einem Zeitgenossen keine Beweise dafür, was tatsächlich aufgeführt wur- wird berichtet, dass sie in Ruspolis Haus wohnte. Es wird de. Die Editionen von Arnold um 1796 und Chrysander allgemein angenommen, dass es sich um Margherita 1878 gaben lediglich die Version des Autographs des Durastanti handelt, die seit Januar 1707 in Ruspolis Werkes wieder. Diensten stand. Sie sollte später die Titelrolle in Agrip- Die neue Ausgabe ist die erste vollständige kritische pina in Venedig übernehmen und sang in den 1720er- Edition dieses außergewöhnlichen Oratoriums, eine der und 1730er-Jahren für Händel in London. vorzüglichsten Kompositionen des jungen Händel in Ruspoli riskierte, beim Papst in Ungnade zu fallen, Italien; es ist ein Werk von großer dramatischer Kraft weil er eine Frau singen ließ, denn im Januar 1703 hatte und einer erstaunlich originellen und schön gesetzten Clemens XI. ein Edikt erlassen, das die Teilnahme von Musik. Am bekanntesten ist die wunderbare Arie „Ho Frauen an öffentlichen musikalischen Aufführungen non so che nel cor“ der Maria Magdalena, die Marghe- verbot; und tatsächlich wurde, wie im Tagebuch Fran- rita Durastanti 1709 nochmals in Agrippina sang. Ein cesco Valesios vermerkt, noch vor der zweiten Auffüh- Anhang des Bandes veröffentlicht die musikalischen rung am Montag ein Tadel übermittelt, „da eine weibli- Nummern, die Händel in seiner Revision verwarf. che Sängerin am Vorabend im Oratorium gesungen hat- Terence Best te“. Ein Brief des bayerischen Repräsentanten vom (Übersetzung: Maja Kamprath) 17. April bestätigt, dass der Tadel Ruspoli von Kardinal Paolucci persönlich übermittelt wurde und dass die be- sagte Person „eine weibliche Sängerin ist, die er in sei- Georg Friedrich Händel nem Haus hält“. Keines der beiden Dokumente gibt je- La Resurrezione di nostro Signor Gesù Cristo HWV 47 doch Auskunft darüber, welche Folgen dies für die Auf- Hrsg. von Terence Best (Hallische Händel-Ausgabe I/3) führung am Montag hatte. Ursula Kirkendale nimmt an, Erste Aufführung nach der Neuedition: Wien, 12./13.3. dass in der zweiten Aufführung ein Kastrat die Rolle der 2011, Concentus Musicus Wien, Leitung: Nikolaus Maria Magdalena übernahm. Ihr folgen die meisten Harnoncourt heutigen Forscher, doch scheint es weder zeitgenössi- Besetzung: Angelo (Sopran), Maria Maddalena (So- sche Belege dafür zu geben noch Anzeichen für eine Ge- pran), Sante Maria Cleofe (Contralto), San Giovan- haltszahlung für einen zusätzlichen Sänger. ni Evangelista (Tenor), Lucifero (Bass); Chor: SATB; Es existieren keine Aufzeichnungen über weitere Orchester: Fl dolce I, II; Fl traverso; Ob I, II, Fag – Aufführungen von La Resurrezione, weder zu Händels Tromba I, II – Trombone – Vl I, II, III, Va, Va da gamba, Lebzeiten noch für die folgenden zwei Jahrhunderte. Bassi (Vc, Violone, Cbb, Arciliuto, Tiorba, Cembalo) Der Autor des Librettos war Carlo Capece Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise (1652–1728). Capeces Text basiert auf zwei Quellen: dem

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Auf seiner Italienreise hat Händel neben geistlichen Kompositionen für Rom auch eine weltliche Serenata für Neapel geschrieben: „Aci, Galatea e Treffsichere Tonmalerei Polifemo“, die grausame ovidsche Geschichte um Händels „Aci, Galatea e Polifemo“ aus dem Jahr den verschmähten Zyklopen Polyphem und seine 1708 in der Hallischen Händel-Ausgabe Angebetete Acis.

Das Libretto zu Aci, Galatea e Polifemo basiert auf Ovids Metamorphosen (XIII, 738–897) und handelt von der Lie- be zwischen der Meernymphe Galatea und dem Schä- fer Acis, die von dem Zyklopen Polyphem zerstört wird. Der Zyklop hatte mit Drohungen und Versprechungen um Galatea geworben. Sie blieb jedoch ihrem geliebten Acis treu und wies das Ungeheuer zurück. Polyphem er- schlug in eifersüchtiger Wut den jungen Hirten mit ei- nem Felsbrocken, und Galatea verwandelte sein Blut in einen Fluss, so dass die Liebenden ewig im Wasser ver- eint sein konnten. Händels Musik untermalt die Charaktere der Figu- ren treffsicher, besonders auffallend ist die Partie des Polifemo, und schon hier begegnet man durchweg der auffallenden Tonmalerei, wie beispielsweise in Acis Arie „Qui l’augel da pianta in pianta“. Das Werk im ita- lienischen Stil besteht nur aus Da-capo-Arien, Rezita- tiven und einigen Ensembleszenen; Chöre und reine Instrumentalstücke gibt es hier nicht. Die Serenata war vermutlich ein Auftragswerk für die bevorstehende Hochzeit zwischen dem damaligen Her- Nicolas Poussin: Acis und Galatea, ca. 1630, Dublin, National Gallery of Art zog d’Alvito, Tolomeo Saverio Gallio, und Beatrice di Montemiletto, Principessa d’Acaja am 19. Juli 1708 in vierten österreichischen Vizekönigs von Neapel. Hän- Neapel. Ein Indiz dafür ist Händels Vermerk „d’Alvito“ del selbst griff 1718 (Acis and Galatea, Masque, HWV 49a) am Schluss seines Autographs. Der Hinweis auf die Auf- und 1732 (Acis and Galatea, Serenata, HWV 49b) noch traggeberin Donna Aurora Sanseverino Duchessa di Lau- einmal auf das Sujet zurück. renzana, die Tante der Braut, stammt von John Main- Das Autograph ist die einzige vollständig überliefer- waring. Die rätselhafte Namensangabe „Donna Laura“ te Handschrift und die Primärquelle für den neuen Band wird von Vitali und Furnari (Göttinger Händel-Beiträge der Hallischen Händel-Ausgabe. IV, Kassel 1991, S. 41ff.) auf das nachlassende Gedächtnis Im Autograph werden ausdrücklich zwei Violoncel- des alternden Händel oder auf ein Missverständnis von li-Soli (Nr. 14), der Kontrabass (Violone grosso in Nr. 12) Seiten Mainwarings zurückgeführt. Ebenfalls für Auro- und das Cembalo als Bestandteile der Bassi-Gruppe er- ra Sanseverino als Auftraggeberin spricht u. a. die An- wähnt. Während in der Partie der Galatea nur ein Ton- spielung im Eingangsduett: „Sorge il dì, spunta l’aurora“. umfang von a bis e3 bei großer Beweglichkeit der Stim- Die Duchessa di Laurenzana hatte die Prinzessin aufge- me verlangt wird, muss der Interpret des Polifemo ei- nommen und sich später auch um die Hochzeitsvorbe- nen Tonumfang von D bis a1 haben und im Extremfall reitungen für ihre Nichte gekümmert. Sprünge von zweieinhalb Oktaven ausführen können. Händel beendete die Komposition am 16. Juni 1708 In Neapel hat demnach ein ausgezeichneter Sänger zur in Neapel. Er benutzte römisches Papier, das bedeutet, Verfügung gestanden. Annette Landgraf dass er schon in Rom mit der Komposition begonnen haben könnte. Die Aufführung der Serenata fand ver- mutlich im Palazzo d’Alvito in Chiaia am Hochzeitstag Georg Friedrich Händel selbst oder in der folgenden Woche statt. Als weiterer Aci, Galatea e Polifemo. Serenata a tre HWV 72 Aufführungsort käme noch der Palazzo Gaetani di Lau- Libretto von Nicola Giuvo renzana in Neapel in Frage. Hrsg. von Wolfram Windszus unter Mitarbeit von Nachdem Händel Italien schon verlassen hatte, fand Annerose Koch und Annette Landgraf (Hallische eine weitere Aufführung der Serenata am 9. Dezember Händel-Ausgabe I/5) 1711 im großen Saal des Palazzo Laurenzana in Piedimon- Erste Aufführung nach der Neuedition: 5./6.2.2011 te unter dem Titel La Galatea zu den Hochzeitsfeierlich- (Schillertheater), Akademie für Alte Musik, keiten des Sohnes von Aurora Sanseverino, Pasquale René Jacobs d’Alife, und Marie-Magdalene de Croy statt. Eine drittes Personen: Aci (Sopran), Galatea (Alt), Polifemo (Bass) Mal wurde das Werk unter dem Titel Polifemo, Galatea Instrumente: Flauto dolce, Oboe, Tromba I, II, Vio- ed Aci am 26. Juli 1713 im Palazzo Reale gespielt, zum lino I, II, Viola, Bassi, Basso continuo Namenstag der Gräfin Anne von Daun, der vierjährigen Verlag: Bärenreiter. Aufführungsmaterial leihweise Tochter des Grafen Wirich Phillipp Lorenz von Daun, des

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Felix Mendelssohn Bartholdys große Goethe-Kan- An der Schwelle tate „Die erste Walpurgisnacht“ wurde vom Kom- ponisten vielfach abgeändert. Die nun bei Bären- des Übernatürlichen reiter erscheinende erste kritische Edition stellt eine Mendelssohns „Die erste Walpurgisnacht“ verlässliche Grundlage für Aufführungen bereit.

Mendelssohns Die erste Walpurgisnacht auf einen Text auszugs Ende 1843 und dem Druck der Partitur im Früh- von Goethe ist ein mit Mehrdeutigkeiten und Paradoxi- jahr 1844 kamen noch weitere substanzielle Änderun- en befrachtetes Werk. Es ist ein Hauptwerk gen hinzu. des Komponisten, das in keiner ernstzu- Die Neuausgabe bietet erstmals eine quellenkritische nehmenden Diskussion zu Mendelssohns Edition dieser revidierten Fassung. In dieser Form wur- Leben und Werk übersehen werden sollte. de das Werk unter Mendelssohns Leitung am 2. Februar Trotzdem wurde das Stück bisher nie in ei- 1843 aufgeführt. Das Konzertprogramm enthielt neben ner quellenkritischen Ausgabe veröffent- den Namen der Solisten erklärende Bemerkungen in licht. Die von Mendelssohn selbst sorgfäl- Anführungszeichen und Klammern, die deutlich auf tig betreuten Erstausgaben wurden durch Goethes Zusammenfassung von 1812 verweisen, die in andere ersetzt, die schleichend den Noten- der deutschen Reiseliteratur am Ende des 18. Jahrhun- text des Werks korrumpierten. derts verbreitet war: Die Neuausgabe soll der Verbesserung „(In den letzten Zeiten des Heidenthums in Deutschland, dieser Situation dienen. Sie basiert auf der wurden von den Christen die Opfer der Druiden bei Todes- autorisierten Erstausgabe der Partitur. strafe untersagt. Trotz dem suchten die Druiden und das Darin sind die vielen Varianten verzeich- Volk zu Anfang des Frühlings die Höhen der Berge zu ge- net, die im Lauf der Kompositionsgeschichte des Werks winnen, dort ihre Opfer zu bringen, und die christlichen eingeführt wurden. Die Erstausgabe enthält ursprüng- Krieger (gewöhnlich durch deren Furcht vor dem Teufel) liche und andere frühe abweichende Lesarten von Pas- einzuschüchtern und zu verjagen. Auf solche Versuche soll sagen, die im Manuskript enthalten waren oder – in sich die Sage von der ersten Walpurgisnacht gründen.)“ manchen Fällen – bei der Erstaufführung realisiert wur- Es wird niemanden, der Mendelssohns selbstkriti- den, jedoch vor der Veröffentlichung der letztgültigen sche Haltung kennt und seinen Hang, viele bedeutende Fassung gestrichen oder erheblich abgewandelt wur- Kompositionen zurückzuhalten, verwundern, dass auch den. Die erste Walpurgisnacht zwischen der Erstaufführung Wir kennen die Walpurgisnacht heute als nächtliches und der Veröffentlichung zahlreiche Revisionen erfuhr. Gelage im Frühling, das auf der mehr oder weniger fan- Überraschender hingegen ist es, dass der Komponist in tastischen Vorstellung eines Hexensabbats beruht. In der veröffentlichten Partitur die Einleitung durch einen Mythologie und Geschichte wird sie außerdem eng mit Ausschnitt aus einem Brief Goethes vom 9. September dem Gipfel des Brocken assoziiert, dem höchsten Berg 1831 ersetzte. Hierdurch schwächte er das literarisch-his- des Harz. Heutige Konzertbesucher sind sich in der Re- torische Subjekt des Werkes ab zugunsten eines überge- gel nicht darüber im Klaren, dass jene Nacht für Goe- ordneten Symbolismus. In der neuen Einleitung heißt es: the, Mendelssohn und deren Zeitgenossen eine vorge- gebene Feier war, die an Jahrhunderte des Unfriedens, „Denn es muß sich in der Weltgeschichte immfort wieder- der Konflikte, der Mysterien und der Gewalt gemahnte. holden, daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigen- Im Wesentlichen ging es um religiöse Intoleranz und die des durch auftauchende Neuerungen gedrängt, geschoben, düsteren Grenzen zwischen dem Natürlichen und dem verrückt und, wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werde. Die Mittelzeit, wo der Haß noch gegen- Übernatürlichen, die Grenzen zwischen Gewissheiten wirken kann und mag, ist hier prägnant genug dargestellt, und dem, was wir nicht wissen können. und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch Die Entstehungsgeschichte von Mendelssohns Kan- einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast du tate lässt sich im Wesentlichen in zwei Zeitabschnitte gewiß Leben und Bedeutung verliehen und so möge es untergliedern. Der erste umfasste die Jahre 1830 bis 1833 denn auch mir zu freudigem Genuß gedeihen.“ und brachte eine vollständige Vertonung hervor, die unter der Leitung des Komponisten mit Erfolg in Berlin John Michael Cooper uraufgeführt wurde und zunächst für die Veröffentli- (Übersetzung: Kilian Eckle) chung vorgesehen war, aber letztlich doch nicht publi- ziert wurde. Im Lauf der späteren 1830er-Jahre wurde Felix Mendelssohn Bartholdy Mendelssohn immer unzufriedener mit dieser Verto- Die erste Walpurgisnacht nung, und nach 1840 revidierte er das Werk erneut. Die Ballade von Johann Wolfgang von Goethe Revisionen entwickelten ein Eigenleben, da sie um so Hrsg. von John Michael Cooper mehr ausuferten, je mehr Aufmerksamkeit der Kompo- Bärenreiter-Verlag 2010. Partitur und Klavieraus- nist dem Projekt widmete. In der Folge wurden die Über- zug käuflich, Stimmen leihweise arbeitungen, welche die revidierte Fassung vor der Pre- Besetzung: Soli: S, T, Bar, B, Chor: SATB miere im Februar 1843 erfahren hatte, noch weiter aus- Orchester: 2,2,2,2 – 2,2,3,0 –Pk – Str gedehnt, als der Druck des Klavierauszugs in Vorberei- Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten tung war. Zwischen der Veröffentlichung des Klavier-

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Rekonstruierte Idylle Das Konzertstück für Bläserquintett und Orchester von Julius Rietz Nachrichten

Versteht man unter Idyll Ruhe und Zurückgezogenheit, Mit der h-Moll-Messe haben Bärenreiter-Verlag und so hätte Julius Rietz (1812–1877) seinem Konzertstück op. Bach-Archiv die Neue Bach-Ausgabe. Revidierte 41 für Bläserquintett und Orchester kaum einen pro- Edition begonnen, die eine Reihe von Werken des Tho- grammatischeren Untertitel geben können. Zu ruhig maskantors auf dem neuesten Stand der Musikwissen- war es um die Idyllische Scene geworden – bis Andreas schaft bereitstellt. Für die h-Moll-Messe konnte die pro- N. Tarkmann mit der Rekonstruktion der blemreiche Partitur des Werks unter Mitwirkung der Orchesterstimmen aus dem erhaltenen Bundesanstalt für Materialforschung erstmals auf die Klavierauszug betraut wurde. Dem heik- authentische autographe Textgestalt hin untersucht len, weil zwischen den Maximen von werden. Für „Kyrie“ und „Gloria“ wurden auch die von Werktreue, Spielbarkeit und Klanglichkeit Bachs selbst geschriebenen „Dresdner Stimmen“ heran- sich bewegenden Projekt ging die Ent- gezogen. Gleichzeitig mit dem Leinenband der Partitur scheidung des Herausgebers voraus, die erschienen Dirigierpartitur, Studienpartitur, Klavieraus- Orchesterbehandlung am Violinkonzert zug und Stimmen als Kaufmaterial. des Rietz-Freundes und -Kollegen Men- delssohn zu orientieren. Detailfragen be- Der Bärenreiter-Verlag hat eine Gesamt- trafen die Korrektur willkürlich erschei- ausgabe der Werke von Gabriel Fauré ge- nender Stimmführung und rhythmischer Unebenhei- startet, die in 26 Notenbänden das Œuvre ten des Klaviersatzes sowie die sinnvolle Gestaltung der des französischen Komponisten erschließt. Tutti- gegenüber den Solobläserstimmen, um einen ab- Der erste Band enthält das Klaviertrio op. wechslungs-, spannungs- und dialogreichen Stimmen- 120 und das Streichquartett op. 121. Beide satz zu gewährleisten, ohne die Bläser in störende Kon- Werke sind gleichzeitig auch in prakti- kurrenz zueinander treten zu lassen. schen Einzelausgaben erschienen. Der zu Lebzeiten als Cellist, Dirigent und Komponist ausgesprochen erfolgreiche Rietz, den Mendelssohn – Neue Aufführungsmateriale zu Georg Gabriel Fauré wie Schumann notiert – für „unfehlbar talentiert“ hielt, Friedrich Händels Opern Semele und ist heute vor allem als Herausgeber der ersten Mendels- Agrippina sind jetzt leihweise über die Alkor-Edition er- sohn-Gesamtausgabe, zahlreicher Mozart-Opern, der hältlich. Hierbei handelt es sich um Partitur, Klavieraus- h-Moll-Messe und Matthäus-Passion Bachs und ver- zug und Stimmen, die im Auftrag des Opernhauses Zürich schiedener Kompositionen Händels und Haydns be- auf der Basis der Chrysander-Ausgabe hergestellt wurden. kannt. Dass das kompositorische Werk eines Bearbeiters heute ebenfalls der Bearbeitung bedarf, möge nicht als Thomas Daniel Schlee hat den Österreichi- Ironie des Schicksals verstanden werden, sondern als schen Kunstpreis 2010 erhalten. Seine Kir- schicksalhafte Notwendigkeit – und Gelegenheit, es chenoper Ich, Hiob wird am 3. November endlich (wieder) zu Gehör zu bringen. Nachdem Julius bei den Kasseler Musiktagen aufgeführt. Rietz‘ Konzertstück op. 41 in der Orchestrierung An- Eine Einspielung des Werks mit den Sän- dreas N. Tarkmanns mit dem Aulos-Quintett und dem gern und Musikern der Uraufführung aus hr-Sinfonieorchester für den Hessischen Rundfunk ein- dem Jahr 2007 ist kürzlich beim Label pa- gespielt worden ist, fand die erste konzertante Wieder- ladino music erschienen. gabe dieser Orchesterfassung am 7. September 2010 in Solingen (mit einem Folgekonzert am 8. September in Der Chor des Bayerischen Rundfunks und Remscheid) statt. Das renommierte Ma’alot-Quintett das Münchner Rundfunkorchester unter wird dabei von den Bergischen Symphonikern unter der Leitung von Sian Edwards werden am Leitung ihres neuen Chefdirigenten Peter Kuhn beglei- 1. Oktober in der Herz-Jesu-Kirche Mün- Thomas Daniel Schlee tet. Bärbel Siefert chen-Neuhausen Gerhard Wimbergers oratorisches Werk Tagebuch 1942 – Jochen Klepper zur Julius Rietz Uraufführung bringen, das sich mit dem Dichter ausein- Konzertstück für Bläserquintett und Orchester. andersetzt, der in der Ausweglosigkeit zusammen mit Rekonstruktion der verschollenen Orchesterfas- seiner jüdischen Frau den Freitod suchte. sung durch Andreas N. Tarkmann (1997) nach dem originalen Klavierauszug Die deutsche Erstaufführung der vollständigen Fassung Besetzung: Solo: Bläserquintett (Fl, Ob, Klar, Hn, von Dome Peak, dem monumentalen Werk für 82 im Fag) – Orchester: 2 ,2, 2, 2 – 2, 2, 0 0 – Pk – Str ganzen Raum verteilte Instrumentalisten von Jorge E. Dauer: ca. 21 Minuten López, findet am 12. Februar 2011 in der Philharmonie Verlag: Alkor-Edition Essen statt. Es spielt das WDR Sinfonieorchester Köln un- ter der Leitung von Emilio Pomárico.

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Neue Ausgaben der einzelnen Fassungen von Bizets Carmen à la carte „Carmen“ erscheinen in der Verlagsgruppe Her- Ein neuer Wegweiser durch das Dickicht der mann und bringen Licht in die verworrene Über- Fassungen lieferungslage.

Die Kritische Neuausgabe von Bizets Carmen (Heraus- lender Quellen von drei Nummern (Nr. 4: Havanaise, die geber: Michael Rot) in der Reihe Edition Meisterwerke folgende Nummer 5 und Nr. 15: Lied des Don José). Zur der Verlagsgruppe Hermann (Vertrieb Alkor-Edition) Erstellung einer Partitur, die diese Erstfassung bestmög- enthält alle neun Fassungen, beginnend mit Bizets Erst- lich wiedergibt, war es nun notwendig, diese drei Num- fassung mit Dialogen bis zu seiner Letztfassung mit den mern in ihrem nächstfolgenden Werkzustand für die von Ernest Guiraud hinzukomponierten Rezitativen, Herausgabe heranzuziehen. und ermöglicht somit einen lückenlosen Einblick in die Diese Partitur der Erstfassung mit Dialogen (Selected Genese des Werkes. Die Anforderungen an den Noten- Version 1) wird bis Ende des Jahres als Leihmaterialpar- text, die zahlreichen Werkzustände typographisch sicht- titur mit ergänzendem Klavierauszug vorliegen. bar zu machen, sind je nach Beschaffenheit und Grad der Abweichung entweder durch den Abdruck des No- Selected Versions 2: Fassung der Uraufführung mit tentextes im gemeinsamen Ablauf oder durch aufein- Dialogen und Bizets Letztfassung mit Rezitativen von anderfolgende Abschnitte gelöst worden. Die Abbildung Ernest Guiraud jedes Werkzustandes erforderte die Definition eines Ord- nungssystems in Form von „Fassungsbuchstaben“, das Die Fassung der Uraufführung stellt einen bedeutsamen sowohl die Chronologie der Änderungen als auch den Zustand des Werkes dar. Wenngleich sie in vielen Be- für den Fassungsbegriff notwendigen Zusammenhang langen nicht Bizets ursprünglichem Willen entspricht, der jeweiligen Teile zum Ausdruck bringt. hat sie doch die Rezeption und die damit verbundenen Die seit 2005 vorliegende Partitur ermöglicht, die Ent- Auswirkungen von Carmen auf die weiteren Erfolge des wicklung des Werkes von Bizets Erstfassung bis zu Gui- Werkes, aber auch auf die weitere Entwicklung der Opé- rauds Rezitativfassung im Notentext nachzuvollziehen. ra comique als Genre entscheidend beeinflusst. Sie ist Noch in diesem Jahr wird Carmen in Band I (Texte) sowohl in den musikalischen Nummern als auch in den und Band II (Partitur) erscheinen. Der ebenso wie die Dialogen lückenlos erhalten und kann daher als durch- Partitur aufwendig erstellte Band I dokumentiert die gängige und konsistente Fassung aufgeführt werden. Entwicklung jedes Werkzustandes vor ihrem rezeptions- Die zweite in diesem Band publizierte Fassung ent- geschichtlichen Hintergrund, beschreibt detailliert und hält die nach Bizets Tod von Ernest Guiraud komponier- zur einfacheren Erfassung in besonderer Weise grafisch ten Rezitative. Guiraud erstellte diese Fassung auf der dargestellt alle noch erhaltenen Quellen in ihren Um- Basis von Bizets Letztfassung, die wiederum nur weni- arbeitungsphasen und enthält das ausführliche Lesar- ge Unterschiede zur Uraufführungsfassung aufweist. tenverzeichnis. Die Entscheidung, den originalen Dialogen alterna- Es war äußerst herausfordernd, jede Änderung im tive Rezitative gegenüberzustellen, entsprach mit Si- Werk einer Zeitachse zuzuordnen, dies ermöglichte aber cherheit Bizets Absicht, weil sie die notwendige Grund- dem Herausgeber an erster Stelle, das Werk in seiner lage darstellte, das Werk möglicherweise auch an der gesamten Entwicklung darzustellen und die Entschei- Pariser Opéra aufführen zu können. Guiraud als lang- dung für eine zu publizierende Fassung, die für eine jähriger Freund und Wegbegleiter seit Studienzeiten Publikation bisheriger kritischer Ausgaben vorrangig war sicher der Geeignetste, diese Aufgabe in Bizets Geis- gewesen war, zunächst hintanzustellen. te zu erfüllen. Er ersetzte sowohl die Dialoge als auch Die besondere Bedeutung einzelner Fassungen führ- die Melodramen durch Rezitative und fügte im 3. Akt te zu der Entscheidung, aus den zahlreich vorliegenden zwischen Nr. 24 und 25 ein dreiteiliges Ballett ein, das er Werkzuständen die Definition dieser Fassungen in ih- aus früheren Kompositionen Bizets arrangierte. Im Übri- rem Zusammenhang vorzunehmen und diese in eige- gen übernahm er unverändert Bizets Letztfassung, die nen Bänden („Selected Version 1“ und „Selected Versions in enger Zusammenarbeit der beiden Freunde entstan- 2“) zu publizieren. den war, allerdings ohne dort Eingang zu finden. Auch wenn zahlreiche Elemente dieser Fassung keinesfalls Selected Version 1: Die von Bizet eigenständig und Bizets ursprünglichem Willen entsprochen haben kön- unbeeinflusst überarbeitete Erstfassung mit Dialogen nen, stellt sie doch die letzte zu seinen Lebzeiten ent- standene Fassung dar, die zumindest teilweise von ihm Bizet hat seine in der autographen Partitur niederge- selbst erstellt, redigiert und überwacht wurde. schriebene Erstfassung überarbeitet – größtenteils noch „Selected Versions 2“ enthält sowohl die originalen vor Beginn der Probenzeit im Oktober 1874, jedenfalls Dialoge und Melodramen aus Bizets Letztfassung als aber vor der Abschrift anderer Quellen. Die Schwierig- auch die Rezitative. Das von Guiraud arrangierte Ballett, keit, zunächst eine Partitur der „eigenständig und un- das keinesfalls Bizets Intentionen entsprochen haben beeinflusst überarbeiteten Erstfassung“ abzudrucken, kann, ist darin nicht publiziert. Auch dieser Band wird die für den praktischen Gebrauch eine durchgängig bis Jahresende als Leihmaterialpartitur mit zugehöri- spielbare Fassung zum Ziel hat, ergibt sich aufgrund feh- gem Klavierauszug erhältlich sein. Michael Rot

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Rudolf Kelterborns 80. Geburtstag am 3. September Bewegliche 2011 nehmen die [t]akte zum Anlass für eine Werk- schau. Im Fokus eines Gesprächs mit dem Kompo- Formkonzepte nisten stehen Werke aus vier Jahrzehnten für ver- Rudolf Kelterborn zieht Bilanz und schaut nach vorn schiedene Vokal- und Instrumentalbesetzungen.

[t]akte: „Wir haben eine Pflicht gegenüber der Musik: sie In der Mitte des ersten Teils im zu erfinden“ postulierte Strawinsky in seiner „Musika- „Großen Relief“ erklingt von lischen Poetik“. Herr Kelterborn, jenes unablässige Neu- vierzehn Violinen, die wie ein Erfinden von Musik beschreiben auch Sie als einen wich- Diadem in der hintersten (und tigen Grundsatz Ihres Schaffens. Wie verhält sich dies höchsten) Reihe des Orchesters zu dem Fortentwickeln von Strukturen, Formen, Mate- aufgereiht sind, ein hoher rial über einen längeren Zeitraum hinweg? Schichtklang von irisierender Schönheit, eine ferne Sphäre, Kelterborn: Ich würde – auf mich bezogen – weniger von der sich dann ein markanter „erfinden“ als von „Sich-einfallen-Lassen“ sprechen. Gesang des tiefen Streicher- Und das betrifft alle Ebenen: von der übergeordneten chors und Bläserattacken ent- Großform und deren Gliederung über räumliche Aspek- gegensetzen. Solche Klangflä- te bis hin zur kompositorischen Gestaltung der inneren chen gibt es auch in den frühe- Strukturen. Zum musikalischen Einfall gehören selbst- ren Orchesterwerken, den verständlich auch Ausdruck, Klima, Emotionalität; aber „Phantasmen“ (1965/66), der dazu kann ich mich bei eigenen Kompositionen natür- „Traummusik“ (1971), der „Sin- lich schlecht äußern … fonie IV“ (1985/86). Sie erschei- Wenn ich einen Kompositionsauftrag erhalte, bedin- nen mir wie eine Chiffre, wie ge ich mir für eine verbindliche Antwort immer eine ein ferner Hintergrund, vor Haikus im Blick: Rudolf Kelterborn (Foto: Nora Farronato) ziemlich großzügige Bedenkzeit aus. Während dieser Be- dem sich Ihre kontrastreichen, denkzeit teste ich, ob mir zum Auftrag etwas Überzeu- vielschichtigen, energiegelade- gendes einfällt. Dieser Test kann auch zu Absagen füh- nen Strukturen absetzen und der auch die Werke in sich ren. verklammert. Sehen Sie selbst solche Bezüge zwischen Da ich kaum über meine eigene kompositorische Ent- Ihren Kompositionen? wicklung reflektiere, kann ich Fragen nach der länger- fristigen Evolution meiner musikalischen Sprache und Sie hören das durchaus sinngemäß. Solche Bezüge gibt meiner kompositorischen Verfahren etc. nicht beant- es sicher zwischen vielen meiner Kompositionen. worten. Manchmal entdecke ich heute zu meiner eigenen Über- raschung gewisse Analogien zwischen Werken, deren In Ihrer Orchesterkomposition „Großes Relief“ aus dem Entstehungszeiten 40 bis 50 Jahre auseinander liegen. Jahr 2002 geht die musikalische Struktur, die wechseln- Aber wie gesagt, derartige Selbstbetrachtungen reizen de Klangkonstellationen wie Aggregatzustände in den mich kaum. Brennpunkt stellt, mit einer ganz eigenen räumlichen Aufstellung des Orchesters einher. Auch in der „Herbst- Der Begriff Relief hat etwas mit Plastizität, Deutlichkeit, musik“ (2002) werden drei Solistengruppen vom Orches- Konturiertheit und Tiefe zu tun, mit einem Denken in ter getrennt, so dass sich ein Konzertieren von Klang- Schichten. Auch in Ihrem „Ensemble-Buch IV“, das Her- gruppen ergibt. Ein „bewegliches“ Formkonzept wird mann Hesses „Skizzenblatt“ beziehungsreich interpre- hier mit einer Klangbewegung im Raum verbunden. tiert, zieht sich ein zentrales Bild durch die Sätze der Arbeiten Sie weiter an solchen Konzepten? Komposition: „Einsam steht und rastet am Strand ein alter Mann … denkt der Heimat“. In den „Ensemble- Meine beiden jüngsten Orchesterkompositionen Großes Büchern“ entwerfen Sie ein vielschichtiges Miteinander Relief und Herbstmusik haben gemeinsam, dass sie aus von Vokalität, Wort und Instrumentalklang. Worum Teilen von ganz verschiedener Dauer bestehen, die in- geht es Ihnen in der Komposition mit Stimme und Text? dessen ein übergeordnetes Ganzes bilden. Beim Großen Relief gibt es einerseits eigentliche Sätze und andrerseits Es liegt mir daran, sowohl direkt hörbare Bezüge zwi- fragmentarische Bruchstücke; bei der Herbstmusik sind schen Text und Musik zu schaffen, als auch eine auto- es Sätze von zwischen 50 Sekunden und 5 Minuten Dau- nome musikalische Ebene zu errichten, die das, was der er. Diese „beweglichen Formkonzepte“ entspringen Text sozusagen verschweigt, erhellt oder sogar einen meiner Überzeugung, dass ich für ein neues Werk nicht Kontrapunkt zum Text setzt. Ausführlicher habe ich einfach ein bestehendes formales Modell (schon gar mich zum kompositorischen Umgang mit Texten kürz- nicht ein historisches!) benützen kann, sondern immer lich in der Zeitschrift dissonanz/dissonance (Juni 2009) wieder eine neue Form erfinden bzw. mir einfallen las- geäußert. In den Ensemble-Büchern wird übrigens das sen muss. Die in beiden Werken ungewöhnlichen Plat- Instrumentarium nicht als festes Ensemble, sondern als zierungen der Orchester-Gruppen sind Bestandteil der Pool eingesetzt, aus dem wechselnde Besetzungen zu- „beweglichen Formkonzepte“. sammengestellt werden. So gibt es etwa im Ensemble-

14 [t]akte 2I2010 2I2010

Buch I für Bariton und 13 Instrumente einen Satz nur Rudolf Kelterborn – Werke (Auswahl) für Bariton, Violine und Cello. Großes Relief Die dynamische Seite des Komponisten Kelterborn fin- Orchestrale Musik in fünf Teilen und einigen Bruch- det besonderen Ausdruck in der Klaviermusik, etwa den stücken (2002) / 30 Minuten „Klavierstücken 1–6“ (2000–2004) oder im „Klavierstück Herbstmusik 7“ für zwei Klaviere (2005). In ihnen spannen Sie ein wei- Sieben Stücke für Orchester (2002) / 20 Minuten tes Ausdrucksspektrum von der zartesten Weichheit bis zum explosiven, perkussiven Klang. Im Klavierquartett Sinfonie 4 „Four pieces for four players“ wird das um die singende in einem Satz für großes Orchester (1985/86) / bis geräuschhafte Klanglichkeit der Streicher erweitert. 19 Minuten Was reizt Sie besonders am Klavier? Traummusik Sechs Stücke für kleines Orchester (1971) / 13 Minuten Neben ungewöhnlichen Besetzungen reizen mich immer wieder die ganz konventionellen Kombinationen: Streich- Phantasmen quartett, Klavierquartett, Streichtrio, Klaviertrio. Ich be- für großes Orchester (1965/66) / 10 Minuten trachte diese traditionsreichen Besetzungen auch als kompositorisch anspruchsvolle Herausforderung. Das gilt auch für das Soloklavier. Nach Monosonata von 1965 Ensemble-Bücher habe ich kein gewichtiges Werk für Soloklavier geschrie- ben. Da hatte sich einiges an Einfallspotenzial ange- Ensemble-Buch IV staut, als ich meine Klavierstücke 1–7 komponierte – für 17 Stimmen und Instrumental-Ensemble. Eine hoffentlich spürt man das auch! musikalische Inszenierung des Gedichts „Skizzen- blatt“ von Hermann Hesse. Weitere Texte von Woran arbeiten Sie zur Zeit? Und, falls Sie darüber schon Gryphius, von Haugwitz, Petrarca, Shakespeare, Trakl etwas verraten möchten, welche Kompositionen planen und aus der Bibel (2004/05) / ca. 31 Minuten Sie für die Zukunft? Ensemble-Buch II Musik in vier Sätzen mit Texten von Georg Trakl für Ich arbeite an einem größeren Projekt mit dreizeiligen Frauenstimme (Mezzosopran/Alt) und Instrumente japanischen Haikus für zwei Singstimmen und drei In- (1992/1994) / ca. 21 Minuten strumente. Mich fasziniert der höchst differenzierte Umgang mit der Zeit bei diesen Miniaturen: Einige um- Ensemble-Buch I spannen wenige Sekunden, andere Ewigkeiten. Das Zyklus für Bariton und Instrumente nach Gedichten musikalisch zu gestalten, finde ich sehr spannend. von Erika Burkart (1990) / 29 Minuten Und dann rumort in mir – schon seit Langem – ein gro- ßes sinfonisches Nachtstück. Ob etwas daraus wird, kann ich noch nicht sagen. Klaviermusik/ Kammermusik

Sie haben Generationen von Komponisten als Lehrer Klavierstück 7 „Quinternio“ und Mentor begleitet und sind immer noch im aktiven für zwei Klaviere (2005) / ca. 11 Minuten Austausch mit dem Nachwuchs. Wie sehen Sie die Situ- ation heute: Würden Sie einem jungen Menschen dazu Four Pieces for four Players raten, Komponist zu werden? für Violine, Viola, Violoncello und Klavier (2005) / ca. 17 Minuten Ich würde ganz bestimmt keinem jungen Menschen ra- ten, Komponistin oder Komponist zu werden. Aber Klavierstücke 1–6 wenn ich spüre, dass da inwendig ein starkes Feuer (Trifolium; a una voce – a due mani; Nachtstück mit brennt und dass es da eine bohrende Neugier gibt, die Coda; Wintermusik; blurred; Kontrapunkte) (2000- Fähigkeiten des Umsetzens innerer Vorstellungen mit 2004) / ca. 28 Minuten Leidenschaft zu entwickeln – dann würde ich mit allen verfügbaren Mitteln fördern, Mut machen – und gleich- zeitig die Schwierigkeiten dieses Berufes in unserer Zeit Weitere Information zum Werk Kelterborns offen ansprechen. www.kelterborn.ch, www.baerenreiter.com Die Fragen stellte Marie Luise Maintz

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[t]akte 2I2010 15 [t]akte

Für das Württembergische Kammerorchester Heil- bronn hat Charlotte Seither zum Kleist-Jahr 2011 ein Ensemblestück für 20 Streicher und Sopran geschrie- ben. Diese „Verse für Heinrich von Kleist“ sollen als „Schatten und Klarsein“ Klangwerdung der Schönheit der kleistschen Lyrik Charlotte Seithers neues Ensemblewerk mit Sopran verstanden werden.

Zwanzig individualisierte Streicherstimmen, zu denen die vokale Linie eines Soprans wie ein weiteres Instru- ment tritt, verschränkt Charlotte Seither in Schatten und Klarsein, ihrer Komposition für das Württembergische Kammerorchester Heilbronn anlässlich des Kleist-Jah- res 2011. Als einen unaufhaltsamen Sog auf einen „Punkt fern am Horizont zu“ beschreibt die Komponistin die Konzeption des 22-minütigen Stücks. Ausgangspunkt war ein suggestives Bild, das als zentrale Aussage in Heinrich von Kleists Schrift Empfindungen vor Fried- richs Seelandschaft steht: „ein einsamer Mittelpunkt im einsamen Kreis …“ (und das als Diktum wiederum von Clemens Brentano stammt). Der Text ist eine Art Be- trachtung der Betrachtung, ein Blicken auf den Blick: Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer Caspar David Friedrichs Gemälde Der Mönch am Meer, das 1809 in einer Berliner Ausstellung Aufsehen erreg- te, stellt eine weite Meereslandschaft dar, in der sich die bar ist, immer weiter reduzierend und ausfädelnd.“ In- einzelne Mönchsfigur im Vordergrund fast verliert. spiration für das Formmodell des in einen großen Bo- Zweihundert Jahre später knüpft Charlotte Seither an gen der Finalität verschmelzenden Ablaufs ist jene uto- das zentrale Motiv von Kleists Bildbeschreibung an und pische Vorstellung der Unbegrenztheit, jenes Sehen deckt jenen utopischen Kern auf, der weit in unsere Zeit ohne Rand, das Kleist als geradezu beängstigenden Ein- deutet. druck beschreibt. Und wie durch einen Trichter blickt „Mich interessierte gedanklich Kleists Möglichkeit die Komponistin in ihrer Referenz an Kleist heute auf der Utopie, jenes Nachdenken über Ich und Welt, das den Dichter, der über den Maler schreibt, der seine Fi- auch in der Formulierung vom ‚einsamen Mittelpunkt’ gur auf das Meer blicken lässt, „ein einsamer Mittel- steckt. In der Komposition wird dieses Modell umgesetzt punkt im einsamen Kreis“. Marie Luise Maintz in eine Art Zoombewegung auf einen imaginären Punkt zu und wieder von ihm weg, ohne dass zu orten wäre, wo dieser Mittelpunkt ist. Eine konstruktive Ergebnis- Charlotte Seither – aktuell losigkeit steht am Ende.“ Seither komponiert „Verse für Heinrich von Kleist“, Charlotte Seither ist mit dem Praetorius Musik- keine Vertonung von Texten, sondern ein dem Dichter preis Niedersachsen 2010 für Komposition ausge- gewidmetes Klingend-Machen seiner Dichtung. „Als Ge- zeichnet worden. Die höchste musikalische Aus- sangstexte verwende ich drei kurze Zitate aus Gedich- zeichnung des Landes Niedersachsen wird im Rah- ten, die aus dem Kontext genommen werden und men eines Festaktes durch Kultusministerin Johan- jeweils eine Hinwendungsgeste formulieren, die auch na Wanka verliehen. Zur Preisverleihung wird der ich mit meinem Stück ausdrücken möchte. Bei der Aus- Norddeutsche Figuralchor unter der Leitung von wahl ging es nicht um den Inhalt, sondern um die Klang- Jörg Straube Hora für Vocalensemble singen lichkeit des Textrhythmus und die Schönheit der Lyrik.“ (13.11.2011). +++ Nach der italienischen Erstauffüh- Ein lang gestreckter musikalischer Satz, in dem die So- rung von Klang und Schwebung beim Nuova Con- pranstimme hoch, meist ohne Vibrato einsetzt, „engels- sonanza Festival in Rom 2009 ist das Werk auch nah, als käme die Stimme aus dem Nichts, wie eine beim diesjährigen Cantiere Internazionale d’Arte in Wahrheit, die immer schon da war. Auch der Raum, in Montepulciano zur Aufführung gekommen dem sie nicht singt, ist leicht, unspektakulär, aber immer (25.7.2010). Weitere Aufführungen finden im Palaz- mit diesem Himmelsbogen versehen“ (Seither). zo Rossa in Genua (13.11.2010) und in der Galleria In der Verschmelzung der Streicher und der Stimme, d’Arte Moderna e Contemporanea in statt die über weite Strecken wie ein Horizont in höchster (14.11.2010). Pianist ist jeweils Riccardo Piacentini. Höhe über dem Satz schwebt, geht es um ein Spiel mit +++ Zur Eröffnung des Kleistjahrs Heilbronn 2011 klanglichen Identitäten, „einen Versuch, die Grenzen hat Charlotte Seither das Auftragswerk Schatten zwischen vokal und instrumental, Individuum und und Klarsein. Verse für Heinrich von Kleist für Umwelt, Utopie und handelndem Subjekt aufzuheben. Sopran und Kammerorchester komponiert, das Man hört einen einzigen ausschwingenden Bogen. Zum vom Württembergischen Kammerorchester unter Schluss wechselt die Stimme in ein tiefes Register, dort, Leitung von Ruben Gazarian uraufgeführt werden wo ein Sopran kaum mehr klingen kann und nur noch wird (15.12.2010). eine tiefe, weiche, vielfach gebrochene Pianolage hör-

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2I2010 ^ Lubica‘ Cekovskás Violinkonzert wurde am 15. Sep- tember in Gera durch die Philharmonie Thüringen unter der Leitung Howard Armans mit Milan Pala Befreiender Tanz als Solist uraufgeführt. Das Stück lebt von großen Neue Projekte von Lubica‘ Čekovská Steigerungen und wilder Motorik.

„Es ging mir vor allem darum, die Schönheit, die einfa- Pulsieren getragen ist. „Das Konzert ist voller emotio- che Klarheit des Geigenklangs zu zeigen“. Lubica‘ Če- naler Spannung. Mir war vor allem wichtig, eine reiche kovská lässt in ihrem 2008/2009 komponierten Konzert harmonische Entwicklung sich entfalten zu lassen. für Violine und Orchester das Soloinstrument mit einem Dabei mag ich Formen, die eine große Steigerung voll- markanten Ruf ansetzen, der sich sogleich im Orches- ziehen. Hier gipfelt das Stück in einer wilden, rhythmi- ter vervielfältigt. Die expressive Geste exponiert die Vi- schen, expressiven Musik im dritten Satz.“ Das Finale, oline wie eine ausdrucksvolle Gesangsstimme, die im „Ritmico“, treibt in wilder Motorik des Orchestersatzes gesamten Stück mit dem dialogisierenden Orchester voran, vor dem die Solovioline in markanter Figuration verschränkt wird – bis kurz vor dem Ende: in einer Ka- agiert – wie ein befreiender Tanz am Ende einer span- denz ganz am Schluss wird dem Soloinstrument Frei- nungsreichen Geschichte. heit gegeben, sich unabhängig vom Orchester mit sei- Kompositionstechnisch ist das Material der drei Sät- nen virtuosen Möglichkeiten zu entfalten. ze aufs Engste verflochten. Lubica‘ Čekovská lässt alle Čekovskás Violinkonzert ist als eine große Steige- Details des Satzes in Beziehung zueinander treten: „Mir rungswelle in drei Teilen konzipiert, mit energetischen geht es immer darum, dass das gesamte Material ge- Rahmensätzen und einem langsamen Mittelsatz, der nutzt wird und miteinander korrespondiert. Ich stelle „Sognando, misterioso, triste“ überschrieben ist, einer nie unabhängige Ideen nebeneinander, sondern lasse intensiven Klangstudie, die von einem gleichmäßigen sich die Entwicklung wie einen Dialog des Materials vollziehen, als würden die Handlungsfäden einer Ge- schichte miteinander verknüpft.“ Auch Adorations, 2004–2006 komponiert und in Bra- tislava uraufgeführt, birgt in großer klanglicher, farben- reicher Intensität eine solche geheimnisvolle Aussage. „Auch dieses zweiteilige Stück ist auf der Basis eines ein- zigen thematischen Impulses, bestimmter rhythmischer Elemente komponiert. Im Zentrum steht ein Dialog zwi- schen Harfe und drei Flöten, der vom Orchester einge- hüllt wird.“ Das Orchesterstück erfährt am 20. April 2011 seine deutsche Erstaufführung in Gera.

Marie Luise Maintz ^ Lubica‘ Cekovská – aktuell

Die slowakische Komponistin Lubica‘ Čekovská ist in der Spielzeit 2010/11 Composer in Residence des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera. Un- ter der Leitung von Howard Arman wurde dort ihr Violinkonzert uraufgeführt (15.9.2010). +++ In Mün- chen wird Fragment and Elegies für Akkordeon solo im Rahmen eines Konzerts der Münchner Bi- ennale aufgeführt (20.10.2010). +++ Ihr Orchester- stück Adorations erlebt in Gera seine deutsche Erst- aufführung (20.4.2011). +++ Im Auftrag der Slowa- kischen Nationaloper Bratislava arbeitet Lubica‘ Če- kovská an einer abendfüllenden Oper nach Oscar Wildes Das Bildnis des Dorian Grayy. Das Libretto schrieb die britische Schriftstellerin Kate Pullinger. Die Premiere ist für 2012 geplant. Voller emotionaler Spannung: Lubica‘ Čekovská

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Für die Düsseldorfer Symphoniker komponierte Manfred Trojahn „Cinque sogni per Eusebius“, die zusammen mit einer Instrumentation von Schumanns „Träumerei“ zur Uraufführung kommen. Die Kom- Träume für Eusebius position zum Schumann-Jahr 2010 greift die charak- Manfred Trojahn auf Schumanns Spuren teristische Kurzform der Romantik auf.

Cinque sogni per Eusebius sind eine Komposition für Ro- Das Orchester hat zweifache Holzbläserbesetzung, bert Schumann: musikalische Träume gleichsam, die entspricht also dem des frühen 19. Jahrhunderts, aller- Manfred Trojahn an Eusebius richtet, also an eine der dings mit der damals nicht üblichen Kontrabassposau- literarischen Figuren, in denen sich Schumann spiegel- ne oder der Altflöte. Mit ihnen erzeugt Trojahn eine ei- te. „Der Traum ist ein romantischer Topos“, sagt Man- gene Idiomatik, etwa wenn im Anfangsteil des „Vivace“ fred Trojahn, „was nicht bedeutet, dass ich mich mit der „die bewegliche Motivik mit einer dunklen Abschattie- schwärmerisch-idealistischen Haltung des frühen Schu- rung durch die tiefen Nebeninstrumente überhangen mann identifizieren könnte. Bei Schumann kann ich die wird, die im zweiten Teil einen ganz weichen Klangtep- Ironie nicht entdecken, die ich in der späteren Roman- pich erzeugen, der rhythmisch sehr aufgespalten ist.“ Schnelle signalhafte Repetitionen der vier Hörner sor- gen für eine fast zitathafte Aura, die viele Vorzeichnun- gen hat, eine „kleine Vokabel“, die anspielungsreich eine Naturszenerie heraufbeschwört. Marie Luise Maintz

„… seine fünf Charakterstücke atmen …den Geist des progressiven Romantikers. Es sind fünf verhaltene Stü- cke, in kostbaren Farben transparent instrumentiert und gesetzt mit beinahe altmeisterlichem Formgefühl.“ Regine Müller / Rheinische Post 13.9.2010

„[Es] spukt etwas von Schumanns Geist in dem Stück, etwas heimlich Verrücktes im Gewande des Gewohn- Seelenverwandschaft? Robert Schumann und Manfred Trojahn ten.“ Lars Wallerang / Westdeutsche Zeitung 13.9.2010

tik eines Richard Strauss oder Thomas Mann empfinde und die meiner eher gebrochenen und distanzierten Sicht der Welt näher ist. Jedoch habe ich Sympathie für Manfred Trojahn Schumanns Lebensart und sein E.T.A-Hoffmann-artiges Cinque sogni per Eusebius / Robert Schumann: Suchen.“ Eine Widmung an den zuletzt in Düsseldorf Träumerei. Fassung für Orchester wirkenden Komponisten also, ohne dass es explizite mu- Uraufführung: 10.9.2010 Düsseldorf sikalische Bezüge gäbe. Düsseldorfer Symphoniker, Leitung: Andrey Boreyko Und doch lebt in den fünf kurzen Orchesterstücken, auch 12. und 13.9.2010 die Trojahn mit den Cinque sogni per Eusebius kompo- Besetzung: 2 (2. auch AFl), 2 (2. auch Eh), 2 (2. auch niert hat, ein Prinzip weiter, das Schumann erfunden BKlar), 2 (2. auch Kfag) – 4,2,2,KBPos,0 – Pk – Str hat: das der scharf konturierten musikalischen Kurz- Verlag: Bärenreiter form, die er in seiner Auffassung einer „charakteristi- Dauer: 13 Minuten schen Musik“ in pointierte Form brachte. Das erste der Stücke, „Andante“, lebt von der Kombination kleinster, heterogener Elemente und kurzen Tempoentwicklun- Manfred Trojahn – aktuell gen im gemessenen Schritttempo, während das zweite, „Vivace“, durch einen großen Bruch gekennzeichnet ist: In Hannover wird Trojahns Sinfonischer Satz.tz.tz. Al- Aus einer heftigen Entwicklung des Tempos schlägt das lllegroegroegro durch das Niedersächsische Staatsorchester Geschehen plötzlich in ein „Moderato cantabile“ um. Das unter Leitung von Wolfgang Bozic uraufgeführt dritte Stück ist ein breit angelegtes „Adagio“ mit großer (21.11.2010). +++ Die Schweizer Erstaufführung Steigerung, das vierte durchgängig zart bewegt, mit ei- seiner RhRhRhaaapsodie pour clarinette et orchestre spie- ner melodischen Entwicklung, die mehrfach in eine glei- len Julian Bliss (Klarinette) und das Berner Sympho- che Schlussbewegung mündet. Im letzten Satz, einem nieorchester unter Leitung von Martyn Brabbins wirbelnden Dreiachteltakt, werden wieder größere Ge- (3./4.3.2011). gensätze ausgetragen.

18 [t]akte 2I2010 BÄRENREITER FACSIMILE Synonym für höchste Authentizität Freude, schöner

Das Sigel BÄRENREITER FACSIMILE Zu den Merkmalen gehören: wird exklusiv an Faksimile-Publika- › Faksimile in hochauflösendem tionen unseres Hauses vergeben, Vierfarbdruck Götterfunken! die sowohl in wissenschaftlicher › Anspruchsvolle Einbandgestaltung wie in technischer Hinsicht › Wissenschaftlicher Kommentar Beethovens »Neunte« jetzt neu als Faksimile höchsten Ansprüchen genügen.

Antonín Dvoˇrák Koncert op. 104 pro violoncello s pru˚vodem orkestru Konzert op. 104 für Violoncello und Orchester Bärenreiter Facsimile

Faksimile der autographen Georg Friedrich Händel Partitur und des autographen Messiah HWV 56 Klavierauszugs im Narodní Bärenreiter Facsimile Muzeum Prag. Mit einem Kommentar von Faksimile der autographen Felix Mendelssohn Jan Smaczny. Reihe »Docu- Messe in h-Moll Partitur in der British Library, Bartholdy menta Musicologica« II, 43 BWV 232 London. Herausgegeben von Ein Sommernachtstraum 122+32 Seiten Faksimile und Bärenreiter Facsimile Donald Burrows. Ouvertüre op. 21 je ca. 10 Seiten Einleitung Reihe »Documenta musico- Bärenreiter Facsimile (engl./dt./tschech.) Faksimile der autographen logica« II, Band 40 (2008). Halbleinen, gebunden Partitur in der Staats- 284 Seiten Faksimile und Faksimile der autographen ISBN 978-3-7618-1849-7 bibliothek zu Berlin. 56 Seiten Kommentar Partitur in der Biblioteka ca. E 329,– / CHF 592.00 Herausgegeben von (engl./dt./jap.); Halbleinen Jagiello´nska, Kraków. Christoph Wolff. ISBN 978-3-7618-2109-1 Herausgegeben von Dvorˇáks Ausnahmekomposi- Faksimile-Reihe Bachscher E 398,– / CHF 699.00 Friedhelm Krummacher. tion, während seines zweiten Werke und Schriftstücke · Reihe »Documenta musico- Amerika-Aufenthaltes ent- Neue Folge, Band II / Reihe Der renommierte Händel- logica« II, Band 41 (2009). standen, zählt heute zu den »Documenta musicologica« Forscher Donald Burrows 72 Seiten Faksimile beliebtesten Orchesterwerken II, Band 35 (2007). führt in die Charakteristika und 40 Seiten Kommentar überhaupt. Das Faksimile 218 Seiten Faksimile und der Handschrift ein, stellt (engl./dt./jap.); Halbleinen enthält nicht nur das voll- 36 Seiten Einleitung die Entstehungsgeschichte ISBN 978-3-7618-2116-9 ständige Manuskript der (engl./dt./jap.); Halbleinen dar und erläutert die E 328,– / CHF 590.00 Partitur, sondern auch den ISBN 978-3-7618-1911-1 Unterschiede zu späteren Klavierauszug von Dvorˇáks E 398,– / CHF 699.00 Fassungen des »Messiah«, Das hochwertige Faksimile eigener Hand. wie sie sich in den sogenann- präsentiert in bibliophiler ten Direktionspartituren Ausstattung anschaulich die Erscheint 2011 niedergeschlagen haben. feingliedrige Handschrift des Komponisten.

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Bärenreiter-Verlag · D-34111 Kassel · www.baerenreiter.com · [email protected] E = Euro-Preis, CHF = empfohlener Schweizer-Franken-Preis Irrtum, Preisänderung und Lieferungsmöglichkeiten bleiben vorbehalten. Printed in · 1/1009/10 · SPA 303 Bärenreiter

Prosp.Beethoven_4seiter_deutsch .indd 1-2 06.09.2010 14:04:43 Uhr Ludwig van

Ludwig van Beethoven Sinfonie No. 9 op. 125

Faksimile der Beethoven autographen Partitur in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Sinfonie No. 9 op. 125 Kulturbesitz, dem Beethoven-Haus Bonn und der Bibliothèque nationale de France. Mit Texten Mit seiner neunten Sinfonie stieß Beethoven in Die Geschichte des Autographs spiegelt einen von Lewis Lockwood, neue Dimensionen vor. Solisten und Chor über- Teil deutscher Geschichte wider: Nach der Jonathan Del Mar und höhen im Schlusssatz die instrumentale Gattung, kriegsbedingten Auslagerung an verschiedene Martina Rebmann und Schillers »Ode an die Freude« wird zu einer Orte kehrten seine Hauptteile zwar nach Berlin Documenta weltumspannenden Hoffnung, einem Bekenntnis: zurück, waren aber zunächst durch die Mauer musicologica II, 42 »Alle Menschen werden Brüder!« getrennt und wurden erst 1990 wieder vereinigt. 422+11 Seiten Faksimile Martina Rebmann, Leiterin der Musikabteilung und 40 Seiten Welches Plädoyer Beethoven in seiner Zeit mit der Staatsbibliothek zu Berlin, zeichnet diese Einleitung (englisch/ diesem Werk abgeben wollte, wie die Ansichten Geschichte nach. deutsch/japanisch) darüber im Laufe der Zeit wechselten, beschreibt Format: 37 x 40 cm der große Beethoven-Forscher Lewis Lockwood 1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes Halbleinen, gebunden in seinem Kommentar. Jonathan Del Mar, renom- vom Europarat zur Europa-Hymne bestimmt und ISBN 978-3-7618-2169-5 mierter Herausgeber von Werken Beethovens, 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als ca. E 698,– CHF 1’190.00 erläutert exemplarische Stellen der Handschrift deren offizielle Hymne angenommen. Im Jahr und lässt den Leser an dem Arbeitsprozess des 2001 wurde die Handschrift in das Welt-Doku- Komponisten teilhaben. mentenerbe der UNESCO aufgenommen. So macht schon das großformatige Papier, das Beethoven für einige Passagen zur Hand nahm, Das Faksimile präsentiert erstmals alle Teile des die große Besetzung deutlich. Autographs einschließlich der in Bonn und Paris Streichungen, teilweise wieder rückgängig aufbewahrten Seiten sowie der Posaunen- und gemacht, zeigen, wie er um den Kontrafagott-Stimmen. endgültigen Notentext gerungen und ihn bis ins Detail verfeinert hat.

»What a joy for all of us to have a readily available facsimile of Beethoven 9 at last. Jonathan Del Mar’s work on the symphonies has become the gold standard of contemporary editing for us all, an astonishing work of scholarship which is miraculously practical. These two virtues are not often bedfellows… I welcome his guiding hand on this new project, and look forward to a fascinating exploration.« Sir Simon Rattle

Prosp.Beethoven_4seiter_deutsch .indd 3-4 06.09.2010 14:05:15 Uhr Ludwig van

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Prosp.Beethoven_4seiter_deutsch .indd 1-2 06.09.2010 14:04:43 Uhr 2I2010 Erstarrende Klanglandschaft Pressestimmen zu Philipp Maintz’ Oper „Maldoror“ in München und Aachen

Philipp Maintz wirkt, Cluster mischen sich mit zuckenden, zischenden Maldoror. Opéra en sept tableaux d’après Akkordverwicklungen, ein virtuos gehaltener Klavier- les chants de Maldoror. Libretto von part und das illustrierende Marimbaphon liefern dazu Thomas Fiedler beinahe Impressionistisches. Die Gesangslinien sind Uraufführung: 27.4.2010 München äußerst delikat gehalten, es gibt ein dichtes Netz wie- (Münchener Biennale für neues Mu- derkehrende Motive. Maintz beherrscht sein Handwerk. siktheater), , Jörn Florian Fuchs / Wiener Zeitung 29.4.2010 Musikal. Leitung: Marcus R. Bosch, In- szenierung: Georges Delnon Philipp Maintz schreibt Musik, die – bei aller handwerk- (Premiere Theater Aachen: 8.5.2010, lichen Könnerschaft und allem klanglichen Erfindungs- Schweizer Erstaufführung Theater reichtum – durch die Kraft der Suggestion selbst unge- : 14.10.2010) übte Neue-Musik-Hörer in ihren Bann schlagen kann. Armin Kaumanns / Aachener Zeitung 9.5.2010 Philipp Maintz’ Musik zeichnet eine zersprengte, immer wieder explodie- rende, abstürzende, versickernde, lau- ernde, sich ständig verschiebende, mal Philipp Maintz – aktuell panisch pulsende, mal wieder gefrie- rend erstarrende Klanglandschaft, Philipp Maintz ist vom Beauftragten der Bundesre- Maldorors Bariton gleitet mit verfüh- gierung für Kultur und Medien Bernd Neumann mit rerischem Schmelz über schwierigste dem Stipendium der Deutschen Akademie Rom Vil- Intervalle … Die Münchener Biennale la Massimo für 2010 ausgezeichnet worden und hat zu ihrer Eröffnung einem düsteren verbringt einen einjährigen Aufenthalt in Rom. +++ und merkwürdig aktuell erscheinen- Das Fontana Mix Trio spielt die italienische Erstauf- den Stück auf die Bühne geholfen. … führung von tourbillon. musik für violine, violon- „Maldoror“ am Theater Aachen (Foto: Wil van Iersel) „Maldoror“ ist Musiktheater einer neu- cello und klavier im Goethezentrum Bologna, an- en Generation: die dramatische Bear- schließend in der Villa Romana Florenz sowie in beitung eines im Grundton lyrischen Palermo und Rom (3./4./7.10. und 4.11.2010). +++ Am Werks. Philipp Maintz’ Komposition verfügt über ein im- Theater Basel erlebt die Oper Maldoror ihre Schwei- menses Vokabular und verwendet es ungemein konzen- zer Erstaufführung (14.10.2010). +++ Bei den Kasse- triert, daher auch mit der Chance zu starker Exaltation, ler Musiktagen wird von der Sopranistin Marisol wenn das erforderlich ist. Montalvo und Markus Bellheim (Klavier) septem- Hans-Jürgen Linke / Frankfurter Rundschau 30.4.2010 beralbum. lieder für sopran und klavier (2010) nach Texten von Ron Winkler uraufgeführt. Der Maintz’ Musik atmet, setzt Atmosphäre – tönt nicht bru- Zyklus ist der Sopranistin gewidmet. Philipp Maintz tal, sonders ästhetisch reif, also modern romantisch, zu den Texten Ron Winklers, den er als Stipendiat auch im Schlagwerkeinsatz subtil. des Künstlerhofs Schreyahn kennengelernt hat: „Ich Südwest-Presse 29.4.2010 habe damals eine Lyrik kennengelernt, die fern von allem Klischee war, unaufgeregt, zerbrechlich, Dass Philipp Maintz für Singstimme schreiben kann, hat manchmal eher lakonisch – und einfach wunder- er hier, in seinem ersten großen Vokalwerk bewiesen. schön. … Meine Musik zu Rons Gedichten sollte zart Weit spannen sich die Phrasen über oszillierende, durch und unaufdringlich sein und die vitale Leichtigkeit hektische Gesten unterbrochene Instrumentalflächen. dieser nahezu hingewehten Worte widerspiegeln.“ Dem reinen Bösen begegnet Maintz auch mit reiner (7.11.2010). +++ Beim Luxemburger Festival „rainy Schönheit, zum Beispiel mit Maldorors verziertem days“ spielt Francesco Filidei die Luxemburger Erst- Arioso, das an die orpheische Klage eines Monteverdi aufführung von ferner, und immer fernerferner. musik erinnert. Markus Thiel / Münchner Merkur 29.4.2010 für orgel solo (2007/08). (24.11.2010). +++ Das En- semble Modern wird in Rom ein Neues Werk für Philipp Maintz hat mit „Maldoror“ eine anspruchsvolle, Sopran und Ensemble uraufführen. Solistin ist klangschöne und zugleich tiefenentspannte Musik ge- Marisol Montalvo, die musikalische Leitung hat Jo- schrieben, die auf dem Notenpapier ziemlich schwierig hannes Kalitzke (9.12.2010). aussieht, beim ersten Hören jedoch fast zu eingängig

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Drei neue Kompositionen von Miroslav Srnka erfor- schen die Bewegung: „Hejna“ (Schwärme) für Klari- nette, Akkordeon, Klavier, Harfe und Schlagzeug, ein Schwärme Auftragswerk für das , und Neue Werke von Miroslav Srnka schließlich ein neues Streichquartett.

Vogelschwärme, deren Formationen auf zauberische 2011 in der Alten Oper uraufgeführt wird, kon- Weise zu entstehen scheinen, sind Inspiration für neue zipierte Srnka als ein veritables Ensemblekonzert: eine Kompositionen von Miroslav Srnka. Tatsächlich funkti- „virtuose Maschine“, ein schnelles, energiegeladenes, onieren die Energieflüsse in beweglichen Kollektiven, rhythmisch intensives Stück, das darauf beruht, dass wie sie in Vogel- oder Fischschwärmen und Tierherden durch Wiederholung und Überlagerung von rhythmi- auftreten, nach physikalischen Prinzipien, die dem Flie- schen Mustern komplexe Klanglichkeit entsteht. „Dabei ßen von Bewegungsmustern in der Musik ähnlich sein geht es inhaltlich um die Spannbreite zwischen der Fas- können. Hejna (tschech.: Schwärme) für Klarinette, Ak- zination für diese Maschine und die Bedrohung durch kordeon, Klavier, Harfe und Schlagzeug komponierte sie, zwischen dem Sog eines funktionierenden Gefüges Srnka für ein Porträtkonzert der Münchener Biennale und der drohenden Überwältigung. Vergleichbar ist das im Gasteig. Voraussetzung für die Überlagerung von Be- mit unaufhaltsamen Gedankensequenzen im Gehirn, wegungsmustern ist die mögliche Polyphonie der In- die sich bis zur alptraumhaften Wiederholung steigern strumente, so der Komponist: „Das Besondere an der Be- können.“ Formal steht hinter der Komposition die Be- setzung ist, dass außer der Klarinette alle Instrumente schäftigung mit der Wahrnehmbarkeit von Repetition, eine klar temperierte Vielstimmigkeit erzeugen, also die Frage also, wann ein wiederholter musikalischer Zu- eine Massen- oder Wellenbewegung darstellen können. sammenhang als solcher identifiziert werden kann. Die Klarinette vertritt als Gegenpart dazu das melodi- Zugleich agiert das Stück auf der Grenze zwischen ei- sche Prinzip und kann doch mit ihrem relativ geräusch- nem konzertant-solistischen Spiel und dem Ensemble- armen Klang fast vollständig mit Instrumenten wie prinzip. Marie Luise Maintz dem Akkordeon oder Vibraphon verschmelzen.“ Um ein Kontinuum, das sich ständig verwandelt und in sich beweglich ist, geht es in Hejna, um das innere Pulsieren Miroslav Srnka – aktuell des Klanges. Und dies nicht nur in der Lautstärke, son- dern auch der Dichte oder der Bewegungsrichtung: „Alle Nach der Uraufführung von Escape Routines für diese räumlichen Parameter werden in Klang umge- Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Harfe am setzt“, so der Komponist, „indem Abläufe in mehreren in Boston (26.9.2010) finden im Herbst zwei tsche- Schichten und Zeitebenen von der schnellen bis zur chische Erstaufführungen in Prag statt: Ficticious langsamen Bewegung übereinandergelegt werden.“ Hum durch das Ensemble „Prague modern“ Das Phänomen der musikalischen Bewegung im (4.10.2010) und magnitudo 9.0 durch das Klang- Klangraum erkundet Miroslav Srnka in verschiedener forum Wien (12.11.2010). +++ Bei einem Porträtkon- Besetzung: In seinem neuem Streichquartett, das im zert der Münchener Biennale wird Hejna für Klari- April 2011 vom Quatuor Diotima in Monte Carlo urauf- nette, Akkordeon, Harfe, Klavier und Schlagzeug im geführt wird, kommt dieses Prinzip in anderer Form zum Gasteig München uraufgeführt (20.10.2010). +++ Tragen. Die Möglichkeit der klanglichen Verschmelzung Das Ensemble Modern spielt die Uraufführung ei- wie der Individualisierung der vier Streichinstrumente nes Neuen Werks für Ensemble in der Alten Oper werden ausgelotet: „Ein Thema der Komposition ist die- Frankfurt (15.1.2011). +++ Beim Printemps des Arts in ser Prozess des Herauslösens aus der Masse. Es geht um Monte Carlo wird das Diotima Quartet Srnkas neues die Freiheit der Stimme, im Einverständnis mit dem, was Streichquartett uraufführen(3.4.2011). +++ Das hinter ihr klingt. Im Streichquartett können die vier ver- spielt unter Leitung von Sylvain wandten Instrumente miteinander verschmelzen und Cambreling die österreichische Erstaufführung von ein Kollektiv bilden, aber auch solistische Unabhängig- Les Adieux im Konzerthaus Wien (9.5.2011). +++ Im keit gewinnen. Diese beruht darauf, dass die solistische Rahmen eines Fellowships von Aldeburgh Music er- Stimme frei vom Pulsieren und damit der Vorhersehbar- arbeitet Srnka zusammen mit dem australischen keit ist.“ Regisseur Matt Lutton und dem Librettisten Tom Nachdem mit seinem Coronae für Solohorn bereits Holloway die abendfüllende Kammeroper Make No ein Auftragswerk zum 30-jährigen Bestehen des En- NoiseNoise. Sie wird im Juli 2011 an der Bayerischen semble Modern durch Saar Berger im Dezember 2009 Staatsoper München im Rahmen der Opernfest- uraufgeführt wurde, hat er nun ein neues Werk für das spiele uraufgeführt. Ensemble geschrieben. Die Komposition, die im Januar

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Aktuelles von Matthias Pintscher und Beat Furrer

Matthias Pintscher – aktuell SoSoSolllomon’omon’omon’s ggs ararardendenden aufführen wird, es singt Evan Hughes (5.2.2011). +++ Das St. Paul Chamber Orches- Das National Symphony Orchestra in Washington tra spielt tenebrtenebrtenebraeaeae unter Leitung des Komponisten spielt im Antrittskonzert von Christoph Eschenbach (10.–13.3.2011). +++ tototowwwararards OsirOsirds isisis wird von der Slo- als Chefdirigent die Hérodiade-Fragmenagmenagmentetete mit venska Filharmonija in Ljubljana erstaufgeführt. Marisol Montalvo als Solistin (30.9.–2.10.2010). +++ Matthias Pintscher dirigiert selbst (31.3/1.4.2011). +++ Matthias Pintschers Ensemblezyklus Sonic EcliEcliSonic psepsepse Für die Geigerin Julia Fischer komponiert er Mar’Mar’Mar’eheheh erlebt seine amerikanische Erstaufführung durch for vivifor ooolin and orchestra.aa Die Uraufführung mit das International Contemporary Ensemble am 21. dem London Philharmonic Orchestra unter Leitung Oktober im Miller Theatre in New York unter Lei- von Vladimir Jurowski ist beim Lucerne Festival 2011 tung des Komponisten. In dem Porträtkonzert kom- geplant, das Werk wird anschließend in London bei men als weitere Kompositionen a twilightwiligha t’t’t’s song,song,s den Proms gespielt, dann in der Alten Oper Frank- JanJanJanusgesichusgesichusgesicht,t,t, Study IV for Treatise on the Veileileil und furt. Un Despertartartar zur Aufführung (21.10.2010). +++ songs from Solllomon’omon’omon’s ggs ararardendenden wird von der Slee Sinfonietta in Buffalo aufgeführt, Matthias Pint- scher dirigiert (27.10.2010). +++ Das Cleveland Sym- BeaBeatBeaBeattt Furrer – aktuell phony Orchestra spielt ReflReflReflectiectiections on Narcissusissusissus Die Alte Oper Frankfurt hat bei ihrem „Auftakt 2010“ mit Alban Gerhardt als Solisten unter Leitung von ein Komponistenporträt Beat Furrer veranstaltet, Matthias Pintscher (4.11.2010). +++ Die deutsche Erst- bei dem das Ensemble Modern das Musiktheater aufführung von OsirOsirOsirisisis präsentiert das Deutsche BegehrenBegehrenBegehren in einer konzertanten Fassung aufführ- Symphonie Orchester Berlin in der Berliner Philhar- te, die Junge Philharmonie spielte PhPhaosPhPhaosaosaos für Or-Or-für monie (18/19.11.2010). +++ In der Tonhalle Zürich chesterchesterchester unter Leitung von Peter Rundel. Unter Lei- spielt Alisa Weilerstein (Violoncello) die schweizer tung von Hans-Klaus Jungheinrich fand „Stimmen Erstaufführung von Pintschers ReflReflReflectiectiections on Nar- im Raum. Ein Symposion für und mit Beat Furrer cccissusissusissus mit dem Tonhalle-Orchester unter Leitung statt. (17.–26.9.2010). +++ Das Ensemble Resonanz des Komponisten (8.–10.12.2010). +++ In Philadelphia spielte bei der Biennale Venedig die Uraufführung spielt das Curtis Orchestra songs from Solllomon’omon’omon’sss der erweiterten Fassung von Xenos IIIIIXenos IIII für Schlag- gggararardendenden (26.1.2011). +++ Ab Herbst 2010 ist Matthias zeug und Streicher (28.9.2010). Weitere Auffüh- Pintscher „Artist in Association“ beim BBC Scottish rungsorte sind bei „TonLagen – Dresdner Symphony Orchestra, das in Glasgow songs from Festival für Zeitgenössische Musik“ (10.10.2010) und München bei musica viva (11.11.2010). +++ Die bei Music erschienene CD von Furrers Streich-Streich-Streich- Matthias Pintscher quartett Nr. 3 mit dem KNM Berlin (0013132KAI) songs from Solomon’s garden, for and ist mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik chamber orchestra ausgezeichnet worden (Bestenliste 3/2010). +++ Beat Uraufführung: 16.4.2010 New York: Thomas Hamp- Furrer wird an der Accademia Santa Cecilia in Rom son (Bariton), New York Philharmonic, Leitung: Alan einen Komponistenworkshop mit Konzerten leiten Gilbert (12.–18.12.2010). +++ Die London Sinfonietta veran- staltet ein Porträt Beat Furrer in der Queen Eliza- The expressive vocal line, sensitively sung by Mr. beth Hall (18.1.2011). +++ Beim Münchener Kammer- Hampson, traversed intimate and dramatic arches, orchester wird er ein Konzert im Rahmen des Jazzli- beginning with an evocative solo and peaking to an nes-Festival für aktuelle und improvisierte Musik urgent middle section with the text “I adjure you, O in München dirigieren, bei dem u. a. AnAntichesisAnAntichesis für maidens of Jerusalem ... do not wake or rouse love 14 Streicher auf dem Programm steht (31.3.2011). +++ until it please!” Beat Furrer leitet ein Konzert des Projektensemble The ensemble accompaniment mirrored the vocal KlangNetz der Dresdner Philharmonie und der HFM line at times and took on a different character du- Dresden (8.4.2011). +++ Das Musiktheater WWüsten-WWüsten-üsten-üsten- ring several orchestral interludes, with both quiet bbuchbbuchuchuch nach Texten von Händl Klaus, Ingeborg Bach- and spare textures and more colorful climactic mann u. a. in der Regie von Christoph Marthaler moments. The work faded to a gentle close with wird beim Holland Festival in Amsterdam (1./ Mr. Hampson’s final, whispered note. 2.6.2011) sowie bei den Wiener Festwochen aufge- Vivien Schweitzer / New York Times 19.4.2010 führt (16./17./18.6.2011).

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Reise an die Grenzen des Klangs Pressestimmen zu großen Ereignissen

Beat Furrer Das Verwischte, das Indirekte und oft Ungreifbare des Wüstenbuch. Musiktheater nach Texten von Händl Furrerschen Klangnebels entbehrt auch nicht einer ge- Klaus, Ingeborg Bachmann, Antonio Machado und wissen Virtuosität. Dass diese sich kaum demonstrativ Lukrez sowie Papyrus Berlin 3024 präsentiert, sondern oft unterlaufen wird, macht sie Uraufführung: 15.3.2010 Basel (Musicaltheater) besonders kompatibel mit der Ästhetik Marthalers. Klangforum Wien, Musikalische Leitung: Beat Furrer, Mit dem Klangforum Wien realisierte Beat Furrer als Inszenierung: Christoph Marthaler Dirigent eine unaufdringlich authentische Wiedergabe; lange noch nachwirkend im Gedächtnis die stille Die musikalischen Gesten sind schwerlich ableitbar aus Schlussphase der Musik mit einem fast unwirklich an- ins Hörbare transformierten Affekten; eher versuchen mutenden Klanglaut des Akkordeons. sie, auf einer elementaren Ebene selbst ein neuartiges Hans-Klaus Jungheinrich / Vokabular der Klänge zu entwickeln. Melodien, Rhyth- Frankfurter Rundschau 22.3.2010 men, Dissonanzen, Ballungen und Entflechtungen – das Furrer ist ein strenger Handwerker der Töne, kein musi- alles verschwindet bei Furrer zwar nicht ganz, aber es zierender Gefühlsverfertiger. … Die Suite, die so entsteht, wird gleichsam von der Wurzel her neu konfiguriert. Das ergänzt sich nach und nach um alle relevanten Aspekte Tastende, Suchende, Fragile der Gestaltentstehung ge- dieser Grenzgängerei zwischen Leben und Tod, Sein und schieht aus dem Nebelhaften, Schlierigen, Verschleier- Verschwinden, Zeit und Unendlichkeit, Lebenslust und ten, dessen auf paradoxe Weise präzise Artikulation Be- Todessehnsucht. stätigung dafür ist, dass Furrer sich von den Sicherhei- Reinhard Brembeck / Süddeutsche Zeitung 18.3.2010 ten einer etablierten kompositorischen Grammatik fernhält. Eine der stimmigsten, fremdesten, schönsten Musik- theaterreisen seit langem … ein Ereignis des Theaters aus dem Geiste der Musik. Wolfgang Fuhrmann / Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.3.2010 Reise an die Grenzen des Klangs Peter Hagmann / Neue Zürcher Zeitung 17.3.2010

Andrea Lorenzo Scartazzini Wut. Oper in sieben Bildern Schweizer Erstaufführung: 10.9.2010 Bern (Stadttheater) Musikalische Leitung: Dorian Keilhack, Inszenierung: Dieter Kaegi Fast filmisch, in knappen, hart geschnittenen Szenen nimmt die 75-minütige Oper ihren drastischen Lauf, ein- gebettet in eine bildhaft-expressive Klangsprache, die in den besten Momenten eine fast hypnotische Wirkung entfaltet. Scartazzini setzt dabei auf einen reichen Or- chesterapparat, der neben Klavier und Schlagwerk auch exotische Instrumente bereithält. Trotz üppiger Beset- zung wirkt die Musik selten grob, ja großspurig überla- den. Gerade die stärksten Szenen spielen sich in dezen- ten Klangsphären ab. Pedros Begegnung mit der alle- gorischen Figur des Geräderten (Peter Kennel) etwa ent- faltet sich als eindringliche Jenseitsmusik, genährt von hohen Streichern und einem Fernchor, der sich mit dem Gesang des Untoten mischt. Das Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Dorian Keilhack lotet die vielschichtige Partitur überzeugend aus. Und auch die Solisten, deren vokale Ausdruckformen von Belcanto über Lautmalereien bis „Leere, die sich einbrennt“: Furrers „Wüstenbuch“ in Basel hin zu gesprochenen Worten reichen, lassen wenig (Foto: Judith Schlosser) Wünsche offen. Oliver Meier / Berner Zeitung 13.9.2010

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Emmanuel Chabrier L’Etoile Premiere: 16.5.2010 Staatsoper Unter den Linden Berlin Musikalische Leitung: Sir Simon Rattle, Inszenierung: Dale Duesing

Chabriers unglaublich farbenreiche, rhythmisch gepfef- ferte Partitur wird von der Staatskapelle unter den fe- dernden Impulsen Simon Rattles zur Virtuosennummer. Wolfgang Schreiber / Süddeutsche Zeitung 18.5.2010

Ein kunstvoll instrumentierter, von schwarzem Humor getragener „Wurf“, der den aufsässigen Operettenton- fall mit hinreißend komischen „Tristan“-Zitaten und Donizetti-Parodien mischt. … Rattle begeht nicht den Fehler, das vermeintlich leichte nicht ernst zu nehmen. Im Gegenteil: Er deutet auf jede der zahlreichen kompo- sitorischen Finessen nachdrücklich hin. Julia Spinola / Frankfurter Allgemeine Zeitung 18.5.2010

Am Ende eines umjubelten Konzerts: Dieter Ammann mit Pierre Boulez (Foto: Lucerne Festival/Georg Anderhub)

Dieter Ammann Turn für Orchester (zusammen mit Boost und Core) Uraufführung: 25.8.2010 Luzern (Lucerne Festival) Lucerne Festival Academy Orchestra, Leitung: Pierre Boulez

Ammann erweist sich als Meister einer ebenso fanta- sievollen wie wirkungssicheren Behandlung des tradi- tionell aufgestellten großen Orchesters. Basler Zeitung 27.8.2010

Ammann gelingen Momente einer schillernden Klang- schönheit, welcher freilich nicht zu trauen ist. Immer lau- ert dahinter ein Moment der Verstörung, die sich auch in diesem Stück in rhythmischen Eclats Bahn bricht. Ein star- kes Stück, nach dem man „Boost“ mit seiner auskompo- nierten Erschöpfung als alles zusammenfassenden Ab- schluss hörte. Neue Luzerner Zeitung 27.8.2010 … die inhaltliche Tiefe von Ammanns Musik. Sie erklang plastisch und durchhörbar, konnte so ihre ganz Kraft entfalten. Das ist das Verdienst von Boulez, seiner akri- bischen Einstudierung sowie das der hervorragenden jungen Musikerinnen und Musiker. Der 85-jährige Bou- lez zeigte dabei eine enorme, fast jugendliche Präsenz. Aargauer Zeitung 27.8.2010 Ein Stern geht auf in Berlin. Chabrier an der Deutschen Staatsoper (Foto: Monika Rittershaus) Ein brillantes Stück für großes Orchester. Badisches Tagblatt 27.8.2010

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Evokation Der deutsche Komponist Torsten Rasch eignet sich vorhandenes Material auf eine überaus eigene Wei- der Vergangenheit se an und schafft damit Werke von hoher Origina- Neue Werke von Torsten Rasch lität.

Die einzigartige, expressive Machart von Torsten Raschs Musik scheint durch eine gleichermaßen einzigartige doppelte Vertreibung bestimmt gewesen zu sein. Rasch wurde 1965 in Dresden geboren, war Sängerknabe im Dresdner Kreuzchor und studierte Komposition und Kla- vier an der dortigen Hochschule für Musik. Nur ein Jahr nach der Wiedervereinigung verließ er Deutschland („Mein Land existiert nicht mehr“, sagte er 2010 in ei- nem Interview). Noch in seinen Zwanzigern ging er nach und baute sich eine frühe Karriere als Komponist von Fernseh- und Filmmusiken auf, geografisch und äs- thetisch vom Westen abgewandt. Bis heute hat er mehr als 40 solcher Kompositionen verfasst. Der durch diese Trennung verursachte Duck entlud sich 2003, als sein gewaltiger Liederzyklus für Orches- Szenenfoto von der Uraufführung der Oper „The Duchess of Malfi“ im Juli 2010 in London (Foto: Stephen Cummiskey) ter Mein Herz brennt, den er ein Jahr zuvor im Auftrag der neu gegründeten Dresdner Sinfoniker geschrieben gimekritischen Schriftstellers Thomas Brasch. Dabei hatte, die deutsche Klassikszene mit Aufführungen in entstand 2007 Raschs erste Oper Rotter, die 2008 in Köln Dresden und Berlin und einer mit Auszeichnung be- uraufgeführt wurde. dachten Aufnahme der Deutsche Grammophon erober- Ein zweites Opernvorhaben wurde von der English te. Wenn die Jahre des geduldigen Erfolges hinter der National Opera in Auftrag gegeben und feierte im Juli Leinwand implizieren, dass Rasch seine Professionali- 2010 in den dunklen Räumen eines großen leerstehen- tät erlangt hatte, noch bevor er für einen klassischen den Bürogebäudes in den Londoner Docklands Premie- Komponisten ungewöhnlich viel Anerkennung bekam, re. Hierbei arbeitete Rasch mit der Theatergruppe Punch- so erklärt sich diese Anerkennung vielleicht auch aus drunk zusammen, um die Welt der Oper und die des ra- einigen der Qualitäten, die am eindrucksvollsten waren, dikalen Theaters in einer Adaption von John Websters als sein Werk begann sein Publikum einzufordern: sei- The Duchess of Malfi zu vereinen. ne flüssige Sprache, seine Sicherheit im großen Entwurf In der Zwischenzeit begnügen sich zwei Kammermu- (viele seiner Werke haben eine Dauer von mehr als ei- sikwerke mit den gewöhnlichen Gattungsbezeichnun- ner halben Stunde) und seine unvergleichliche Fähig- gen Piano Trio und String Quartet No. 1, sie evozieren keit, eine lebhafte, persönliche Klangwelt zu erschaffen, die Vergangenheit auf einem anderen, weniger theat- die den Geist anderer in sich aufnimmt. ralischen Weg. Doch sogar auf dem Gebiet der Kammer- Die anderen Klangfacetten, die in Mein Herz brennt musik wird das Eindringen von anderen Stimmen, ge- aufscheinen, sind zahlreich und überaus verschieden. spenstischen Echos fortgesetzt: Die träumenden Kna- Die Texte stammen von der deutschen Metal-Band ben, das im Herbst 2009 uraufgeführt wurde, verwen- Rammstein, die Rasch in eine spätromantische Orches- det einen Text von Oskar Kokoschka in Form eines Me- tersprache von kraftvoller Expressivität einbettet. An- lodrams für Sprecher mit der Instrumentalbegleitung klänge an Mahler, Strauss und andere geben dieser Spra- von Schönbergs Pierrot Lunaire, während gleichzeitig che ihre stilistischen Referenzen und verbinden sich mit formale Züge der Barocksuite aufgegriffen werden. der makabren Erzählweise der deutschen Schauspiele- Raschs charakteristischer Dialog der Vergangenheit mit rin Katharina Thalbach zu einer neuen Form, die sowohl der Gegenwart, des Selbst mit dem Anderen, schafft erschreckend als auch überraschend originell ist. Zusam- wiederum etwas Neues auf einer Reise durch mehrere menarbeit – ein vertrautes Konzept für jeden Filmkom- Abschnitte der Geschichte und zeigt gleichzeitig die Ver- ponisten – ist immer noch der zentrale Impuls, doch die gangenheit in einem anderen Licht, indem er ihren Geis- Mitarbeiter sind heute abwesend oder lange tot, und tern mit einem starken Selbstvertrauen entgegentritt. Rasch ist der Zeremonienmeister, der sie wieder zum John Fallas Leben erweckt. (Übersetzung: Maja Kamprath) Die üblicheren Formen der Zusammenarbeit blieben ebenfalls als roter Faden in seinen Werken erhalten: Er assistierte den Pet Shop Boys bei ihrem Soundtrack zu Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin, der 2006 live auf Die Werke von Torsten Rasch sind bei Faber Music, dem Trafalgar Square ausgestrahlt wurde, und arbeite- London, erschienen. Vertrieb von Leihmaterial über te erneut mit Thalbach an der Adaption eines Schau- die Alkor-Edition. spiels ihres verstorbenen Partners, des ostdeutschen re-

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Die italienische Komponistin Lucia Ronchetti wagt Zeremonielle für ein Auftragswerk der Kasseler Musiktage Un- mögliches: Die Evokation des Jenseits durch Musik Theatralität trotz der Unmöglichkeit, dem metaphysischen Lucia Ronchettis Vokalwerk „Prosopopeia“ Kreislauf zu entkommen.

Im Chiasmus zwischen „Theater der Rhetorik” und „Rhe- Psalmodien und Kontrapunkte dissonanter Affekte ver- torik des Theaters” verbirgt sich die „phantastische” Er- knüpft werden. Es ist diese Pluralität der Texte, die zur findung der Prosopopeia, des „Konzerts in Form einer Pluralität der Klangräume führt. Messe”, das Lucia Ronchetti auf der Basis der Musikali- Wie Schütz, so verwandelt auch Ron- schen Exequien von Heinrich Schütz komponiert hat. Die chetti die architektonische Hülle der Kir- Berufung auf die rhetorische Figur der Prosopopeia (die che in ein wunderbares Instrument, das Tote sprechen lässt), verweist auf die Einschreibung die- vielfältige akustische Dimensionen er- ses antiken Topos in eine untergründige „Dramaturgie möglicht: ein Hintergrund aus engelhaf- des Wortes“. Das barocke Begräbnisritual, das den Hin- ten Klängen, erzeugt von unsichtbar blei- tergrund für diese „Studie über die Personifikation” bil- benden Stimmgruppen, umgeben von det, enthält mit der Zurschaustellung des heiligen Kör- „wandernden“ Stimm- und Instrumental- pers des Verstorbenen eine triumphierende, zeremoni- klängen, die verschiedene Wege durch die elle Theatralität, die Ronchetti mit ihrer „weltlichen Kirche zurücklegen. Messe” in die Gegenwart transferiert. Aus dieser Gesamtheit wellenartig va- Die Musikalischen Exequien, komponiert im Geden- gierender Klänge trennen sich jedoch kurz ken an den Grafen Heinrich Posthumus von Reuß, wur- vor dem Finale zwei Stimmen ab, denen den am 4. Februar 1636 in der Johanniskirche von Gera eine dramaturgische Funktion und un- aufgeführt, zwei Monate nach dem Tod des Auftragge- missverständliche Klangsymbolik zuge- bers und Widmungsträgers. Es ist jedoch so gut wie si- dacht ist. Der Posaunist bewegt sich, ge- cher, dass der Graf sowohl bei der Auswahl der Texte als meinsam mit einer Bassstimme, auf ver- auch bei der gesamten Gestaltung der Gedenkfeier mit schiedenen Wegen durch die Kirche und dem Komponisten zusammengearbeitet hat. Vermut- trägt dabei das Festgewand von Schütz lich hatten die rhetorischen Topoi, die in seinem poly- selbst. Kurz darauf, angekündigt durch ein phonen Tonsatz verwendet werden, nicht so sehr die jubilierendes Trompetensolo, legt der Tu- Lucia Ronchetti Funktion, die abstrakte und körperlose Erinnerung an bist im Dialog mit der ersten Tenorstim- (Foto: Gianmarco Bresadola) den Verstorbenen zu evozieren, als seine „physische“ me das Leichenornat des verstorbenen Präsenz zu manifestieren, damit sie im Gedächtnis der Grafen an und wird zur Inkarnation der figürlichen und Gemeinschaft weiter bestehen konnte. Dass die Bahre symbolischen Idee der Prosopopeia. Diese Begegnung während der Feier zwischen der Kanzel des Redners und führt zu einem eigentümlichen Diskant, in dem die De- der Versammlung der Gläubigen aufgestellt war, bestä- dicatio, ein Text von Donne über die irdische und einer tigt die Hypothese, dass die Messe weniger eine Feier- von Crashaw über die himmlische Liebe, verflochten lichkeit „in absentia“ war als ein Ritual „in praesentia“, sind. Daraus entspringt eine betrübte Reflexion über die in dem der Redner ein Medium war, dem zugetraut Unmöglichkeit, dem metaphysischen Kreislauf zu ent- wurde, die Worte des Verstorbenen aus dem Jenseits kommen, der „Living Death” und „Dying Life” verknüpft. zurückzuholen. Die Evokation des Jenseits vollzog sich Ein extremer Chiasmus, der in einem unerwarteten durch die spezielle Disposition der Stimmen innerhalb räumlichen und klanglichen Unisono gipfelt: die beiden des Kirchenraums: Mit den Erfahrungen der „cori spez- „Heinriche” überführen den melodischen Bogen in die zati“, die er bei Giovanni Gabrieli kennengelernt hatte, Linearität der Rezitation und stimmen die saturnische, positionierte Schütz einen kleinen Chor im Inneren der agnostische Schluss-Meditatio von John Donne an: „So- Krypta und erschuf damit die Illusion einer „unsichtba- litude is a torment wich is not threatened in hell itself.” ren“ Stimme, die aus einem dunklen „Jenseits“ ertönte. Guido Barbieri Es ist genau diese Idee der Pluralität von Räumen, die (Übersetzung: Christine Anderson) zur Entstehung des Stylus phantasticus der Prosopopeia geführt hat. Lucia Ronchetti arbeitet philologisch akku- Lucia Ronchetti rat mit dem metaphorischen Raum des Wortes: Aus dem Prosopopeia – A Study of Personification Rumpf des originalen Textes erwachsen zahlreiche Tex- Dramaturgie nach den Musikalischen Exequien von te von Zeitgenossen (Donne, Tasso, Quevedo, Marvell, Heinrich Schütz Crashaw), die – verbunden durch Schlüsselwörter (Him- Uraufführung: 30.10.2010 Kassel (Martinskirche, mel, Sünde, Zeit, Körper, Verklärung, Glück, Fleisch, Auf- Kasseler Musiktage) erstehung …) – erstaunliche poetische Blüten treiben. Vocalensemble Kassel, Kammerensemble Neue Dabei verbleiben die Fragmente der polyphonen Verto- Musik Berlin, Leitung: Eckhard Manz nung von Schütz im Schatten des alten „stile severo“, die Besetzung: 1 (auch BFl), 0,1 (auch BKlar),0 – 0,1,1,1 – Textinterpolationen werden hingegen in einem moder- Schlg(1) – Str; Vocalensemble: 8 S, 8 A, 5 T, 5 B nen „stile florido“ vertont, bei dem homophone Dekla- Verlag: RAI Trade, Vertrieb: Alkor-Edition mationen, pulverisierte Madrigalismen, eingefrorene

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Die Schlagzeuggruppe spielt die Hauptrolle in Hugues Dufourts Orchesterstück „Surgir“, das am 1. Oktober in Köln seine deutsche Erstaufführung er- leben wird. Sie demonstriert den Geräuschanteil in Das Innere des Klangs einem Prozess, der die Dynamik freisetzt, die dem Hugues Dufourts „Surgir“ Klang innewohnt.

Am 20. November 2010 wird im Rahmen des Festivals ganze Aufwand, den der Komponist im Bereich der Manca in Nizza das neue Orchesterwerk von Hugues Schlaginstrumente geleistet hat, kommt in Surgir zum Dufourt uraufgeführt: Voyage par-delà Tragen, wo dem Schlagzeug innerhalb des Orchesterap- les fleuves et les monts (Reise jenseits parats eine überragende Rolle zugewiesen wird: In der der Flüsse und Berge). Und für den 1. Tat sind in diesem Werk fünf Schlagzeuger und fünf Oktober ist in Köln die deutsche Erst- Pauken vorgesehen. Dadurch wird die Wahrnehmung aufführung von Surgir, einem orchest- das ganze Stück hindurch entscheidend von den Schlag- ralen Meisterwerk von Dufourt aus zeuggruppen geprägt. Sie sind die Geräuschkomponen- dem Jahre 1984, geplant. Ein Viertel- ten des Spektrums: das, was die dem Klang innewoh- jahrhundert liegt zwischen diesen bei- nende Dynamik freisetzt. Analysiert man einen Klang, den Stücken, eine Klangreise, die noch auch den eines klassischen Instruments, lässt sich fest- längst nicht abgeschlossen ist und in stellen, dass zu diesem Klang auch Geräusche gehören. deren Verlauf der Komponist bedeu- Das ist eine Erfahrung des Spektralismus, die für die zeit- tende Entdeckungen zu Gehör bringt. genössische Musikforschung der zweiten Hälfte des Hugues Dufourt 1984 war die musikalische For- 20. Jahrhunderts von grundlegender Bedeutung war schungsarbeit von Dufourt bereits weit und heute viele junge Komponisten beeinflusst. fortgeschritten. Er war, zusammen mit Michaël Lévinas „Das konstituierende Element eines Orchesters und , Gründer des Ensembles „L’Itinéraire“ scheint mir in Zusammenhang mit einer Tradition der in Paris und prägte den Begriff des „Spektralismus“, bei Klangenergie zu stehen, in die man nur zurückfinden dem die Prozesshaftigkeit und Wahrhaftigkeit des kann, indem man sie radikalisiert“, schrieb Hugues Du- Klangs im Zentrum steht. Es geht um eine definierte Art fourt 1984. In der Tat ist Surgir ein radikales Stück, und der Analyse von Klängen und darum, daraus Eigenschaf- das titelgebende Verb erscheint wie ein existenzielles ten abzuleiten, die, in Relation zum Umfang eines Programm und steht für einen brüsken, unerwarteten Stücks, dessen Parameter wie Tonhöhe, Klangfarbe, Dau- Vorfall. Für den Komponisten geht es darum, den Ein- er und Intensität bestimmen können. Musik soll mehr satz der Instrumente eines Orchesters zu radikalisieren. aus dem Klang selber entstehen denn aus einer Thema- Jedem einzelnen Instrument kommt eine eigene Rolle tik. Zum Zeitpunkt der Entstehung von Surgir gab es zu (in der Partitur werden die Stimmen der Pulte jeweils bereits ein Werk Dufourts, das für Furore gesorgt hatte: einzeln notiert). Diese Rolle übernimmt das Instrument Saturne (Wiederaufnahmen diesen Herbst in Genf so- gleich am Anfang des Stücks, um sie später wieder auf- wie beim Festival Milano Musica). Dufourt wies damals zugeben – auf eine der Kompositionsabsicht immanen- – im Jahr 1979 – den Weg hin zu einem Konzept der Ver- te unerwartete Art und Weise eben. Diese Radikalität schachtelung von Orchesterklängen und elektronisch durchzieht auch weiterhin das Werk des Komponisten. erzeugten Klängen. Und diese Haltung unterstreicht die Relevanz von Du- Der Titel Surgir (plötzliches Auftauchen, Ausbrechen) fourts Werk über seine Epoche hinaus: Es hat nunmehr steht für den musikalischen Vorgang, dem das Publikum zu einer eigenen, individuellen und äußerst kraftvollen beiwohnt: das jähe Aufbrechen des Spektrums. Als Aus- Klangidentität gefunden. Es gibt Ausbrüche, die die Welt gangsmaterial dienen dem Komponisten bestimmte nicht so zurücklassen, wie sie war. harmonische Konglomerate, die er dann zu spektralen Benoît Walther Ausbrüchen führt. Die Gedanken des musikalischen (Übersetzung: Irene Weber-Froboese) Schaffens konzentrieren sich bei diesem Werk ganz auf den Klangbereich. Vor nicht langer Zeit konnte das deut- sche Publikum solche Eruptionen in Dufourts Werk L’Asie d’après Tiepolo wahrnehmen, das 2009 bei den Hugues Dufourt Wittener Tagen für neue Kammermusik zur Urauffüh- Surgir für großes Orchester rung kam. Auch da beeinflusst das Schlagzeug in ent- Deutsche Erstaufführung: 1.10.2010 Köln (Philhar- scheidendem Maße die Art, wie Harmonien entstehen monie), WDR Sinfonieorchester Köln, Leitung: und miteinander in Beziehung treten. Johannes Kalitzke Surgir folgte auf Erewhon (1976) für Schlagzeug- Besetzung: 4, 4(3. und 4. Eh),3,BKlar,4(3. und 4. auch ensemble, worin in systematischer Weise alle mögli- Kfag) – 4,4,4,1 – Pk, Schlg (5) – Hfe – Str chen Kombinationen von Schlagzeugklängen und alle Verlag: Edition Henry Lemoine, Vertrieb: Alkor-Edi- denkbaren Verbindungen von determinierten und nicht tion determinierten Tonhöhen ausgeschöpft werden. Der

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Neue CDs und DVDs

Georg Friedrich Händel: Günther Raphael: Sinfonie Nr. 3 Israel in Egypt MDR-Sinfonieorchester, Leitung: Chor des Bayerischen Rundfunks, Matthias Foremny Concerto Köln, Leitung: Peter cpo Dijkstra BR Klassik Beat Furrer: Streichquartett Nr. 3 KNM – Kammerensemble Neue Wolfgang Amadeus Mozart: Musik Berlin Die Zauberflöte Kairos RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik, Leitung: René Jacobs Beat Furrer: Spur; Xenos Harmonia mundi Hsin-Huei Huang (Klavier), Stadler Quartett; Ensemble Bernhard Molique: Contrechamps, Leitung: Beat Concertino f-Moll für Klarinette Furrer Stephan Siegenthaler, Cappella Neos Istropolitana, Leitung: Kaspar Zehnder 102 Masterpieces Euro Classics darin: Beat Furrer, Apon (Aus- schnitt), Thomas Daniel Schlee, Hector Berlioz: Harold en Italie; Spes unica (Ausschnitt) Chasse royal et orage ORF Radio Symphonie Orchester SWR Sinfonieorchester Baden- Wien, Leitung: Gottfried Rabl Baden und Freiburg, Leitung: ORF Sylvain Cambreling Hänssler Thomas Daniel Schlee: Ich, Hiob Kurt Azesberger, Ursula Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 5 Langmayr, Ensemble der Orchestre de la Suisse Romande, Produktion Carinthischer Leitung: Marek Janowski Sommer 2009 Pentatone Paladino Music

60 Jahre Symphonieorchester Dieter Ammann: Geborstener des Bayerischen Rundfunks, Satz (Streichquartett Nr. 1); darin: Gehörte Form – Hommages: – Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 8 Aprè le silence; Distanzen- Symphonieorchester des BR, quartett (Streichquartett Nr. 2) Leitung: Rafael Kubelik Casal-Quartett, Mondrain- – Wilhelm Furtwängler, Sinfonie Ensemble, Tecchler-Trio, Nr. 2 Amar-Quartett Symphonieorchester des BR, Musiques Suisses Leitung: Mariss Jansons Süddeutsche Zeitung BR Klassik DVD Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 6; Othello; Karneval Ludwig van Beethoven: Fidelio Dortmunder Phiharmoniker, Produktion der Oper Zürich, Leitung: Jac van Steen Musikal. Leitung: Bernhard Haitink, Inszenierung: Katharina Josef Bohuslav Foerster: Thalbach 5. Sinfonie Opus Arte Symphonieorchester Osnabrück, Leitung: Hermann Bäumer Josef Suk: Ripening Bohuslav Martinů: Nonett Nr. 2 MDG New London Chamber Choir, BBC Det Jyske Ensemble Symphony Orchestra, Leitung: Classico Jiři Bělohlávek Chandos

[t]akte 2I2010 27 Ulrich Schreiber Schreibers Opernführer für Fortgeschrittene Die Geschichte des Musiktheaters

Operninterpretationen auf 3.738 Seiten Opernkosmos Eine globale, interkontinentale Geschichte des Weltmusiktheaters

ISBN 978-3-7618-1960-9 5 Bände komplett Jetzt im E 99,– Taschenbuch CHF 178.00 Ulrich Schreiber nimmt die Leser mit auf eine Reise in bekannte und weniger bekannte Gefilde und bietet überrasch- ende, höchst originelle Einblicke in die Qualität, Vielfalt und Lebendigkeit des Weltmusiktheaters.

»Unfassbar kenntnisreich.« (Juergen Kesting, FAZ)

»Man findet kaum Vorzüglicheres.« (DIE ZEIT)

Bärenreiter www.baerenreiter.com 2I2010

Neue Bücher

Gerhard und Renate Croll: Gluck. Sein Leben. Seine Mu- Lexikon Musik und Gender. Hrsg. von Annette Kreutzi- sik. Bärenreiter-Verlag 2010. 288 Seiten. € 36,95 / CHF ger-Herr und Melanie Unseld. Bärenreiter-Verlag Kas- 66.50. sel / Verlag J. B. Metzler 2010. 610 Seiten. € 89,– / CHF Ausgehend von der Familiengeschichte in der Oberpfalz 137.00. und in Böhmen zeichnen Gerhard und Renate Croll den Sind Genie und Muse komplementäre Begriffe? Wieso Lebensweg des „Europäers“ Gluck in Oberitalien, in Pa- werden Instrumente Männlichem oder Weiblichem zu- ris und in Wien nach. Seine Werke werden im zeitge- geschrieben? Gibt es besondere Musikorte für Männer schichtlichen Kontext behandelt und in den biografi- und Frauen? Welche Folgen hatte der Ausschluss der schen Zusammenhang eingebettet, ausgewählte Opern Mädchen von zentralen Aspekten des Musikunterrichts werden ausführlich und anschaulich nacherzählt. seit dem Mittelalter? Werden Vorstellungen von Mas- Immer sind die Beschreibungen der Kompositionen kulinität im Heavy Metal bestätigt oder aufgelöst? Auf leicht nachvollziehbar. welche Art werden Geschlechternormen auf der Opern- Ein Buch nicht nur für Fachleute, sondern auch für bühne verhandelt? Welche Rollen spielt das Mann- oder Musikliebhaber, die sich für Gluck und für die europäi- Frausein bei der Auswahl, Förderung und Erinnerung im sche Kultur und Politik des 18. Jahrhunderts interessie- Musikbereich? Gibt es einen Zusammenhang von Mu- ren. sik und Gender für die Bereiche Analyse, Ästhetik und Philosophie? Auf diese und viele andere Fragen gibt das Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertrau- „Lexikon Musik und Gender“ Antworten und stellt wei- te. Bärenreiter-Verlag/dtv 2010. 992 Seiten. € 26,90 / CHF tere Fragen. Es vereint genderrelevante Themenfelder 44.90. der Musik und ihrer Geschichte in einem kompakten Der fremde Vertraute – glücklicher hätte Jens Malte Fi- Lese- und Nachschlagewerk. Ein historischer Teil vermit- scher den Untertitel zu seiner umfangreichen Gustav- telt überraschende Einblicke in die Musikgeschichte Mahler-Biografie nicht wählen können: Gleichzeitig vom Mittelalter bis in die Gegenwart. fremd und vertraut ist und bleibt dem Leser diese Per- Der lexikalische Teil enthält Sachartikel zu Schlag- sönlichkeit. Mit seiner ganz eigenständigen und präg- worten der musikwissenschaftlichen Genderforschung nanten Tonsprache, die konträr rezipiert wurde und sowie Personenartikel zu ausgewählten Frauen aus zen- wird, nimmt er unter den Komponisten an der Wende tralen Bereichen der Musikgeschichte: Musikausübung, vom 19. zum 20. Jahrhundert seit jeher eine Sonderstel- Ausbildung, Instrumentenbau, Komposition und Musik- lung ein. geschichtsschreibung. Das Lexikon ist ein unentbehrli- Mahler führte ein Leben der Triumphe und Tragödi- ches Nachschlagewerk für alle, die in den Bereichen en. Als Dirigent gefeiert, als Komponist umstritten, ge- Medien, Forschung und Lehre tätig sind, sowie für Mu- hört er heute zu den Klassikern der anbrechenden Mo- sikerinnen und Musiker und interessierte Laien. derne. Sein Privatleben wurde überschattet von einer komplizierten Ehe und dem frühen Tod der ältesten Musik und Theater in Neapel im 18. Jahrhundert. Hrsg. Tochter. von Francesco Cotticelli und Paologiovanni Maione: Aus Differenziert, elegant und anschaulich erzählt Jens dem Italienischen von Antonia Weber. Bärenreiter-Ver- Malte Fischer, Spezialist für die turbulente Zeit des Fin lag 2010. 2 Bände, zusammen 1.064 Seiten; gebunden. de siècle, dieses bewegte Leben und stellt in prägnan- € 99,– / CHF 178.00. ten Analysen Mahlers Werke vor. Der anerkannte Pu- Im 18. Jahrhundert war Neapel eine Hauptstadt der blizist bringt dem Leser den Menschen und Musiker Musik- und Theaterkultur, Ausbildungsort für viele Gustav Mahler dabei auf der Basis profunder Quellen- Künstler, die ganz Europa bereisten und ihre Meister- kenntnis so nahe, wie es eben möglich ist. Gleichzeitig schaft nicht nur an den zahlreichen lokalen Theatern, aber bleibt Mahler als Person immer gerade so weit in in Kirchen und Privateinrichtungen zeigten, sondern Distanz, dass an ihm vorbei stets der Blick auf sein Um- auch an den unterschiedlichsten Höfen des Kontinents, feld und seine Zeit möglich bleibt. von Portugal bis nach St. Petersburg. Neapel war zudem ein beliebtes Reiseziel für wichtige Persönlichkeiten, die dort entscheidende Impulse für ihre weitere Karriere erhielten. Dieser Sammelband führt den Leser in alle Aspekte ein, die Neapel zu einer unübertroffenen Talentschmie- de machten. Durch die Auswertung zeitgenössischer Quellen und Dokumente rekonstruieren zwanzig Auf- sätze, geschrieben von Experten aus mehreren Fachbe- reichen, das vielfältige neapolitanische Musikleben der Epoche.

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Termine (Auswahl) Oktober 2010 Oktober 2010Oktober 2010 Oktober 2010

1.10.2010 München-Neuhausen 5.10.2010 Luxemburg (Premiere) 10.10.2010 Dresden-Hellerau 16.10.2010 Hagen (Premiere) (Herz-Jesu-Kirche) Wolfgang Amadeus Mozart: (Tonlagen. Dresdner Festival der Wolfgang Amadeus Mozart: –> Gerhard Wimberger: Così fan tutte zeitgenössischen Musik) Così fan tutte Tagebuch 1942 – Jochen Klepper Capella Augustina, Musikal. Beat Furrer: Xenos III für Musikal. Leitung: Bernhard (Uraufführung) Leitung: Andreas Spering, Schlagwerk und Kammerorches- Steiner, Inszenierung: Thomas Adrian Eröd (Bariton), Chor des Inszenierung: Abbas Kiarostami ter (Deutsche Erstaufführung) Weber-Schallauer Bayerischen Rundfunks, Münch- Dirk Rothbrust (Schlagzeug), ner Rundfunkorchester, Leitung: 5.10.2010 Turin (Premiere) Ensemble Resonanz, Leitung: 19.10.2010 Ulm Sian Edwards Modest Mussorgski: Beat Furrer Andreas N. Tarkmann: Boris Godunow (auch 11.11. München, musica König Karotte 2.10.2010 Ljubljana (Unicum Musikal. Leitung: Gianandrea viva) Philharmonisches Orchester der Festival) Noseda, Inszenierung: Andrei Stadt Ulm, Leitung: Nils Matthias Pintscher: Konchalovsky 11.10.2010 New York (Metropolit- Schweckendiek Nacht. Mondschein an Opera – Premiere) (auch 25., 28.10. und 9., 20., 23.11.) Alfonso Alberti (Klavier) 7.10.2010 London (English Modest Mussorgski: National Opera – Premiere) Boris Godunow 20.10.2010 München (Black Box 2.10.2010 Hannover (Premiere) Georg Friedrich Händel: Musikal. Leitung: Valery Gergiev, am Gasteig, Klangspuren plus) Wolfgang Amadeus Mozart: Radamisto Inszenierung: Stephen –> Miroslav Srnka: Hejna für Die Entführung aus dem Serail Musikal. Leitung: Laurence Wadsworth Klarinette, Harfe, Klavier, Musikal. Leitung: Ivan Repusic, Cummings, Inszenierung: David Akkordeon und Schlagzeug Inszenierung: Ingo Kerkhof Alden 11.10.2010 Parma (Festival (Uraufführung) Traiettorie) N. N. 3.10.2010 Essen (Philharmonie) 7.10.2010 Bonn (Beethovenfest) Matthias Pintscher: Janusgesicht Andreas N. Tarkmann: Hector Berlioz: Les nuits d’été Garth Knox (Viola), Agnès 21.10.2010 Wien, Kammeroper Der Mistkäfer Angelika Kirchschlager (Mezzo- Vesterman (Violoncello) (Premiere) Juri Tetzlaff (Erzähler), Das Junge sopran), Academy of St. Martin Joseph Haydn: L’isola disabitata Orchester NRW, Leitung: Ingo in the Fields, Leitung: Sir Neville 14.10.2010 Basel (Premiere) Musikal. Leitung: Yona Kim, Ernst Reihl Marriner Philipp Maintz: Maldoror Inszenierung: Daniel Hoyem- (Schweizer. Erstaufführung) Cavazza 3.10.2010 Bologna (Goethe- 8.10.2010 (Premiere) Musikal. Leitung: Marcus R. Zentrum) Georg Friedrich Händel: Amadigi Bosch, Inszenierung: Joachim 21.10.2010 New York (Miller Matthias Pintscher: svelto Musikal. Leitung: Michael Rathke, Georges Delnon Theater) Philipp Maintz: tourbillon Schneider, Inszenierung: Peer Matthias Pintscher: Sonic Eclipse (Italienische Erstaufführung) Boysen 15.10.2010 Tours (Premiere) (USA-Erstaufführung); Fontana Mix Trio Ludwig van Beethoven: Fidelio a twilight’s song; Janusgesicht; (auch 4.10. Florenz, Villa Romana; 8.10.2010 Turin Musikal. Leitung: Jean-Yves Study IV for Treatise on the Veil; 7.10. Palermo, Goethe-Institut) Matthias Pintscher: Ossonce, Inszenierung: Marion Un Despertar Study IV for Treatise on the Veil Wassermann International Contemporary 3.10.2010 Frankfurt (Premiere) Quatuor Diotima Ensemble, Leitung: Matthias Jacques Offenbach: 15.10.2010 Halberstadt (Premiere) Pintscher Les contes d’Hoffmann 9.10.2010 Kiel (Premiere) Jacques Offenbach: Musikal. Leitung: Roland Böer, Georg Friedrich Händel: Rinaldo Les contes d’Hoffmann 22.10.2010 Biel (Premiere) Inszenierung: Dale Duesing Musikal. Leitung: Ruben Musikal. Leitung: Johannes Georg Friedrich Händel: Ezio Dubrowsky, Inszenierung: Rieger, Inszenierung: Hinrich Musikal. Leitung: Moritz Caffier, 4.10.2010 Prag Thomas Enzinger Horstkotte Inszenierung: Andreas Rosar Miroslav Srnka: Fictitious Hum für Oboe, Klarinette, Klavier und 9.10.2010 Chemnitz (Premiere) 16.10.2010 Berlin (Deutsche Oper 23.10.2010 Antwerpen (Premiere) Streichquartett (Tschechische Georg Friedrich Händel: Alcina – Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Erstaufführung) Musikal. Leitung: Jos van Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail Ensemble „Prague Modern“ Veldhoven, Inszenierung: Don Giovanni Musikal. Leitung: Umberto Dominik Wilgenbus Musikal. Leitung: Roberto Benedetto Michelangeli, 5.10.2010 Berlin, Deutsche Abbado, Inszenierung: Roland Inszenierung: Eike Gramss Staatsoper (Premiere) Schwab Wolfgang Amadeus Mozart: La finta giardiniera Musikal. Leitung: Stephan Mai, Inszenierung: Isabel Ostermann

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Termine (Auswahl) Oktober 2010 Oktober 2010 Oktober 2010 November 2010

23.10.2010 Wien (Volksoper – 27.10.2010 Buffalo (USA) 30.10.2010 Kassel (Martinskirche, 3.11.2010 Kassel (Kasseler Premiere) Matthias Pintscher: Kasseler Musiktage) Musiktage) Antonín Dvořák: Rusalka songs from Solomon’s garden Lucia Ronchetti: Prosopopeia – Thomas Daniel Schlee: Ich, Hiob. Musikal. Leitung: Henrik Nánási, Slee Sinfonietta, Leitung: A Study of Personification Kirchenoper (Deutsche Erstauf- Inszenierung: Renaud Doucet Matthias Pintscher (Uraufführung) führung) Vocalensemble Kassel, Kammer- Markus Schäfer (Tenor), 23.10.2010 München (Staatsoper 28.10.2010 Kassel (Kasseler ensemble Neue Musik Berlin, Instrumentalensemble, Leitung – Premiere) Musiktage) Leitung: Eckhard Manz und Violoncello: Wolfram Geiss Antonín Dvořák: Rusalka Jan Cikker: Selig sind die Toten Musikal. Leitung: Tomáš Hanus, Staatsorchester Kassel, Leitung: 31.10.2010 Jena 4.11.2010 Rom (Villa Massimo) Inszenierung: Martin Kušej Patrik Ringborg Andreas N. Tarkmann: Philipp Maintz: Tourbillon; Naht Die Prinzessin auf der Erbse Emanuele Torquati (Klavier), 24.10.2010 Darmstadt (Premiere) 28.10.2010 Remscheid (Premiere) Jenaer Philharmonie, Leitung: Francesco Dillon (Violine), Mieko Georges Bizet: Carmen Joseph Haydn: Andreas Schüller Kanno (Violoncello) Musikal. Leitung: Lukas L’Incontro improvviso Beikircher, Inszenierung/ Wuppertaler Bühnen/Bergische 4.11.2010 Cleveland Choreographie: Mei Hong Lin Symphoniker, Musikal. Leitung: Matthias Pintscher: Florian Frannek, Inszenierung: Reflections on Narcissus 24.10.2010 Aachen (Klangbrücke) Jakob Peters-Messer Alban Gerhardt (Violoncello), Charlotte Seither: Monad’s face Cleveland Orchestra, Leitung: Catharina Marquet (Sopran), Matthias Pintscher Regina Pastuszyk (Bass- klarinette), Mateusz 6.11.2010 Halle (Premiere) Kwiatkowski (Violoncello) Hans Lofer: Des Kaisers neue Kleider Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- rung: Christian Schuller

Lexikon Musik 225 Gattung, musikalische

Die singende Frau wurde dagegen wie im bürgerli- durch voreheliche sexuelle Hingabe, deren Folgen etwa chen Alltag weitgehend vom öffentlichen Leben ausge- in Schuberts Szene aus Goethes Faust oder in Johann Rudolf schlossen und primär auf den häuslichen Bereich und Zumsteegs Schauerballade Des Pfarrers Tochter von Tauben- und Gender die dort zu verrichtenden Arbeiten beschränkt. Johann heim dargestellt werden, worin eine junge Frau zur Mörde- Abraham Peter Schulz etwa verfasste eine Reihe weibli- rin ihres unehelichen Kindes wird. Ausnahmen unter cher Arbeitslieder im Volkston, die zur Begleitung von den behandelten Stoffen des bürgerlichen Liedes bleiben Tätigkeiten wie Spinnen, Stricken, Wäschebleichen, Mel- Stücke, in denen eine Frau ihre passive Opferrolle ver- ken oder Flachsbrechen gedacht waren, hinzu kamen lässt, wie in Schuberts Die Nonne nach Ludwig Christoph zahlreiche Wiegenlieder wie in Reichardts Sammlung Heinrich Hölty, oder in denen, wie in Schuberts Goethe- Emanzipation Wiegenlieder für gute deutsche Mütter (1798). Waren früher Vertonung Ganymed, homoerotische Liebe in eine pan- in der italienischen Oper Wiegenlieder nicht selten von theistische Verschmelzung200 mit einer väterlich göttlichen als Ammen verkleideten Männern gesungen worden, so Natur umgedeutet bzw. in Erlkönig die Schändung eines wird laut Vorwort das von Singen begleitete Wiegen der Knaben angedeutet wird. Werke Violinsonate,Kleinkinder nun zur o.O. vornehmen 1881 Aufgabe Lieder, für MütterPrag aus1882 Polka4) Mit demmelan- fortschreitenden Aufbrechen traditionel- Literatur. Eleonore von Aquitanien starb im Kloster dem Bürgertum. Ebenfalls in den weiblich konnotierten ler bürgerlicher Geschlechterrollenverteilungen in prak- Fontevraud, wo noch heute ihr beeindruckendes Grabmal cholická,Bereich Beilage der zuNachwuchsbetreuung Zlatá Praha 2 ,fällt1901 das Starosveneue Genreˇtské tisch písni allencˇ kyBereichen (Lie- der Gesellschaft insbesondere seit der aus altender Kinderlieder, Zeiten), in:darunter Cˇeská Reichardts hudba vier 1930 Sammlungen/31 dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wird auch in den zu besichtigen ist. Lieder für Kinder aus Campes Kinderbibliothek (1781–1790) sowie allerdings inzwischen weit weniger als zuvor im Zentrum zwei Bände Lieder für die Jugend (1799). Eine klare Trennung des musikalischen Diskurses stehenden Liedgattungen ein Literatur ˇ ˇ Literatur Markale 1980 Pernoud 1991 inBla Lieder,zek die1936 für JungenHallová bzw. für2001 MädchenVojtís geeignetková sein1956 außerordentlich breites Spektrum an Themen und Texten Sandra Danielczyk sollten, hatte bereits Gottlob Wilhelm Burmann in sei- aus verschiedensten Epochen und Kulturen für eine musi- nen Sammlungen Kleine Lieder für kleine Mädchen (1772) und Danielakalische Umsetzung Philippi verwendet. Genderspezifische Orien- Kleine Lieder für kleine Jünglinge (1773) vollzogen. Auch er- tierungen, nach denen etwa Komponistinnen Vorlagen → wachsene→ Frauen schienen nun einer gesonderten Art weiblicher Autoren oder homosexuelle Komponisten Emanzipation Feminismus 4. Ensemblesmusikalischer Musikgruppen/EnsemblesLiteratur zu bedürfen, dies legen Samm- Werke homosexueller Dichter bevorzugen würden, sind lungen wie Reichardts Gesänge fürs schöne Geschlecht (1775) bislang nur partiell anzutreffen. oder im instrumentalen Bereich Carl Philipp Emmanuel Am unmittelbarsten werden fraglos schon seit dem Emotionalität → Rationalität/Emotionalität Bachs SixErkenntnistheorie Sonates pour le claveçin à l’usage des dames. Die (1770 ) naheErkenntnistheorie frühen 20. Jahrhundert Fragen von Gender und Ge- (→ Musik für Frauen). Viele solcher für das bürgerliche schlecht in den verschiedenen Bereichen populärer Song-, als zentraleAlltagsleben Disziplin gedachter Stücke der wurden Philosophie auch im Kunstlied untersucht, Chanson- und Schlagerformenwas reflektiert, die vom gesell- Emingerová, Katerˇina, *13. Juli 1856 in Prag, Wissen reflektiert,bzw. Erkenntnis davon zeugen etwaist, Schubertswie sie Gretchenzustande am schaftlichen kommt Mainstream und bis hin zu bestimmten Sub- Spinnrad, das den Duktus einfacher Spinnerlieder zu kulturen weit direkter als die sog. E-Musik fast seismo- †9. Sept. 1934 ebd., Komponistin, Konzertpianistin, Kla- was als wahreiner dramatischen bezeichnet Szene werdentransformiert, kann. oder Des Mit Baches der grafisch Erkenntnis- auf neue Trends, Ausdifferenzierungen und ˇ Wiegenlied in Die schöne Müllerin, wo der Bach in gleich- Veränderungen in der Definition und Wahrnehmung vierpädagogin und Musikhistorikerin. Katerina Eminge- theorie gehtsam mütterlicher die Skepsis Fürsorge einher, den in den die Tod gegangenenanzweifelt, von dass Geschlechterbildern es eine und -rollen zu reagieren verste- rová studierte Klavier bei Josef Jiránek, Karel Slavkovsky´ objektivMüllergesellen beweisbare zur letzten Wahrheit Ruhe wiegt. gibt. hen. Dies zeigt sich gleichermaßen im Jazz oder im deut- Gleichzeitig mit der Festlegung bürgerlicher Ge- schen Schlager der 1920er- und 1930er-Jahre wie in den und Karl Heinrich Barth sowie Komposition bei Zdeneˇk Dieseschlechterrollenschemata Fragen wurden wurde bereits eine offene in derDarstellung altindischen Performances Philo- von Freddy Mercury, Michael Jackson oder ˇ erotischer oder gar sexueller Themen weitgehend tabu- → Madonna. Fibich sowie wahrscheinlich bei Víteslav Novák. Danach sophie isiertz.B. oder in war der nur Upanischad-Lehrenoch versteckt hinter anscheinend und in der grie- Literatur Klenke 1998 Kreutziger-Herr 2009a Solie 1992 konzertierte Katerˇina Emingerová als Pianistin und unter- chischenharmloser Antike Naturmetaphorik von Heraklit, wie in Goethes Parmenides, Heidenröslein Sokrates und und Christian Friedrich Daniel Schubarts Die Forelle mög- Joachim Steinheuer hb h b h lich,llllh die vordergründig so entsexualisiert erschienen, dass dlh sie selbst in bürgerlichen Wohnstuben und vor Kindern 6. Militärmusik keinen Anstoß erregten. Vielfältig wurden dagegen die Ausgehend von einem weit gefassten Begriff der Militär- A. Kreutziger-Herr, Abgründe sexueller Versuchung dargestellt, für den musik ist hierunter jegliche Musik zu subsumieren, die »Man sieht: Es gibt viel zu lesen und zu lernen Mann vor allem in Gestalt von außerhalb der bürgerli- von Musikformationen des Militärs gespielt wird. Histo- M. Unseld (Hrsg.) chen Ordnung stehenden Wassernymphen und Sirenen risch gesehen bilden Märsche (erste Blütezeit im 17. Jahr- Lexikon Musik und Gender im neuen Lexikon Musik und Gender … Der oetwa in Schuberts Der Fischer, Loewes Ballade Herr Oluf oder hundert), Hymnen und Signale zur Befehlsübermittlung Schumanns Frühlingsfahrt und Loreley. Für die Frau droh- den Kernbereich militärmusikalischer Gattungen. Für leichtfüßige, erzählerische Tonfall, der Assoziationten dagegen insbesondere Entehrung und soziale Ächtung diese Funktionsmusik entwickelten sich zunächst zwei 610 Seiten mit 25 Abbildungen; gebunden und Spekulation nicht ausschließt, macht das Buch ISBN 978-3-7618-2043-8 € für ein Lexikon untypisch fl üssig lesbar.« 89,– / CHF 137.00 (Zeit online, Volker Schmidt - 22.6.2010)  mehr über das Lexikon auf S. 29 Koproduktion Bärenreiter / J. B. Metzler

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Termine (Auswahl) November 2010 November 2010November 2010 Dezember 2010

6.11.2010 Graz (Premiere) 13.11.2010 Genua (Palazzo Rosso) 25.11.2010 Pamplona (Baluarte – 2.12.2010 (Festival Wolfgang Amadeus Mozart: Charlotte Seither: Premiere) „Dialogue“) Don Giovanni Klang und Schwebung Wolfgang Amadeus Mozart: Jorge E. López: Blue Cliffs Musikal. Leitung: Hendrik Riccardo Piaccentini (Klavier) Le nozze di Figaro Österreichisches Ensemble für Westmann, Inszenierung: (auch 14.11. Turin) Musikal. Leitung: Ernest Neue Musik, Leitung: Johannes Johannes Erath Martínez Izquierdo, Inszenie- Kalitzke 14.11.2010 Wien, Staatsoper rung: Emilio Sagi 6.11.2010 Luzern (Premiere) (Premiere) 2.12.2010 Sydney (Pinchgut Wolfgang Amadeus Mozart: Georg Friedrich Händel: Alcina 26.11.2010 Gera (Premiere) Opera – Premiere) Die Zauberflöte Les Musiciens du Louvre, Wolfgang Amadeus Mozart: Joseph Haydn: Musikal. Leitung: Sascha Goetzel, Musikal. Leitung: Marc Die Zauberflöte L’anima del filosofo Inszenierung: Dominique Minkowski, Inszenierung: Adrian Musikal. Leitung: Howard Musikal. Leitung: Antony Walker Mentha Noble Arman, Inszenierung: Ansgar Weigner 2.12.2010 Amsterdam (Premiere) 7.11.2010 Heidelberg (Premiere) 14.11.2010 Uelzen (Ratssaal) Ludwig van Beethoven: Fidelio Ludwig van Beethoven: Fidelio Charlotte Seither: 28.11.2010 Bremerhaven Musikal. Leitung: Marc Albrecht, Musikal. Leitung: Dietger Holm, Einlass und Wiederkehr Andreas N. Tarkmann: Inszenierung: Robert Carsen Inszenierung: Sven Holm Frauke Thalacker (Sopran), Die Prinzessin auf der Erbse Henning Lucius (Klavier) Städtisches Orchester 4.12.2010 Augsburg (Premiere) 7.11.2010 Kassel (Kasseler Bremerhaven, Leitung und Wolfgang Amadeus Mozart: Musiktage) 17.11.2010 Paris (Amphithéâtre de Moderation: Hartmut Brüsch Le nozze di Figaro –> Philipp Maintz: septemberalbum la Bastille) Musikal. Leitung: Kevin John (Uraufführung) Matthias Pintscher: Edusei, Inszenierung: Jan Philipp Marisol Montalvo (Sopran), she-cholat ahavah ani Gloger Markus Bellheim (Klavier) SWR Vokalensemble, Leitung: Marcus Creed 4.12.2010 Dortmund 9.11.2010 Paris (Centre Tchèque) Antonín Dvořák: Rusalka Miroslav Srnka: ta větší 18./19.11.2010 Berlin (Philharmonie) Musikal. Leitung: Lancelot Fuhry, Emanuele Torquati (Klavier) Matthias Pintscher: Osiris Inszenierung: Jetske Mijnsen (auch 13.11. Udine, 14.11. Treviso) (Deutsche Erstaufführung) Deutsches Symphonie Orchester 5.12.2010 Berlin (Deutsche Oper – 12.11.2011 Wien (Theater an der Berlin, Leitung: Matthias Premiere) Wien – Premiere) Pintscher Hector Berlioz: Les Troyens Wolfgang Amadeus Mozart: Musikal. Leitung: Donald La finta giardiniera 20.11.2010 Karlsruhe (Premiere) Runnicles, Inszenierung: David Freiburger Barockorchester, Peter Tschaikowsky: Pountney Musikal. Leitung: René Jacobs, Der Nussknacker Inszenierung: David Alden Musikal. Leitung: Markus 5.12.2011 Bonn (Premiere) Bieringer, Choreographie: Youri Georges Bizet: Carmen 12.11.2010 Prag Vamos Musikal. Leitung: Robin Engelen, Jorge E. López: Gonzales, the Inszenierung: Florian Lutz Earth Eater; Miroslav Srnka: 21./22.11.2010 Hannover Fictitious Hum (Tschechische Manfred Trojahn: 8./9.12.2010 Zürich (Tonhalle) Erstaufführungen) –> Sinfonischer Satz. Molto allegro Matthias Pintscher: Klangforum Wien, Leitung: (Uraufführung) Reflections on Narcissus Clement Power Niedersächsisches Staats- (Schweizer Erstaufführung) orchester, Leitung: Wolfgang Alisa Weilerstein (Violoncello), 13.11.2010 Dresden (Hochschule Bozic Tonhalle Orchester, Leitung: für Musik – Premiere) Matthias Pintscher Christoph Willibald Gluck: Orfeo ed Euridice 9.12.2010 Rom (Auditorio Parco Musikal. Leitung: Franz della Musica) Brochhagen, Choreografie/ –> Philipp Maintz: Neues Werk Inszenierung: Thomas McManus für Sopran und Ensemble (Uraufführung) Marisol Montalvo (Sopran), Ensemble Modern, Leitung: Johannes Kalitzke

32 [t]akte 2I2010 2I2010

Termine (Auswahl) Dezember 2010 Januar 2011 Januar 2011 Februar 2011

10.12.2010 Basel (Premiere) 13.1.2011 Madrid (Premiere) 20.1.2011 Zürich (Haus Konstruk- 1.2.2011 Luxemburg (Premiere) Peter Tschaikowski: Pique Dame Christoph Willibald Gluck: tiv im ewz) Hector Berlioz: Musikal. Leitung: Gabriel Feltz, Iphigénie en Tauride Beat Furrer: Solo für Violoncello Béatrice et Bénédict Inszenierung: David Hermann Musikal. Leitung: Thomas Martina Schucan (Violoncello) Musikal. Leitung: Emmanuel Hengelbrock, Inszenierung: (auch 22.1. Fribourg, Museum für Krivine, Inszenierung: Dan 10.12.2010 Detmold (Premiere) Robert Carsen Kunst und Geschichte) Jemmett Antonín Dvořák: Rusalka Musikal. Leitung: Erich Wächter, 13.1.2011 Warschau (Premiere) 21.1.2011 München (Herz Jesu 5.2.2011 Göteborg (Premiere) Inszenierung: Jochen Biganzoli Hector Berlioz: Les Troyens Kirche) Georg Friedrich Händel: Alcina Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Thomas Daniel Schlee: Wacht Musikal. Leitung: Lawrence 10.12.2010 Warschau (Premiere) rung: Carlos Padrissa auf, Harfe und Saitenspiel Cummings, Inszenierung: Yannis Wolfgang Amadeus Mozart: Münchner Rundfunkorchester, Houvardas Le nozze di Figaro 14.1.2011 Massy (Premiere) Ulf Schirmer Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Jacques Offenbach: 5.2.2011 Glasgow rung: Keith Warner Les contes d’Hoffmann 23.1.2011 Erfurt (Premiere) Matthias Pintscher: Musikal. Leitung: Paul-Emile Wolfgang Amadeus Mozart: songs from Solomon’s garden 11.12.2010 Dresden (Premiere) Fourny, Inszenierung: Jean- Idomeneo N. N. (Bariton), BBC Scottish Antonín Dvořák: Rusalka François Verdier Musikal. Leitung: Samuel Bächli, Orchestra, Leitung: Matthias Musikal. Leitung: Tomáš Netopil, Inszenierung: Patrick Bialdyga Pintscher Inszenierung: Stefan Herheim 15.1.2011 Frankfurt/M. (Alte Oper) Miroslav Srnka: Neues Werk 23.1.2011 Zürich (Premiere) 5.2.2011 Turbenthal (CH) 11.12.2010 Kiel (Premiere) (Uraufführung) Gioachino Rossini: Le comte Ory : Cantate Domino Wolfgang Amadeus Mozart: Musiker des Ensemble Modern (Erstaufführung nach der Kantorei Zürcher Oberland, Die Zauberflöte kritischen Neuausgabe) Orchester Collegium Cantorum, Musikal. Leitung: Johannes 15.1.2011 Dortmund (Premiere) Musikal. Leitung: Muhai Tang, Leitung: Luzius Appenzeller Willig, Inszenierung: Daniel Jacques Offenbach: Inszenierung: Moshe Leiser, (auch 6.2. Gossau) Karasek Ritter Blaubart Patrice Caurier Musikal. Leitung: Lancelot Fuhry, 5./6.2.2011 Berlin (Schillertheater) 12.12.2010 Budapest (Premiere) Inszenierung: Anette Leisten- 26.1.2011 Philadelphia Georg Friedrich Händel: Wolfgang Amadeus Mozart: schneider Matthias Pintscher: Aci, Galatea e Polifemo Ascanio in Alba songs from Solomon’s garden Akademie für Alte Musik, Musikal. Leitung: Adam Fischer, 16.1.2011 Münster (Premiere) Elliot Madore (Bariton), Curtis Leitung: René Jacobs Inszenierung: Magdolna Johann Strauss: Die Fledermaus Symphony Orchestra, Leitung: Parditka, Alexandra Szemerédy Musikal. Leitung: Hendrik Matthias Pintscher 6.2.2011 Basel (Martinskirche) Vestmann, Inszenierung: Rudolf Kelterborn: Four Move- 15.12.2010 Heilbronn Wolfgang Quetes 27.1.2011 Baden-Baden (Festspiel- ments for Classical Orchestra –> Charlotte Seither: Schatten und haus) Kammerorchester Basel, Leitung; Klarsein. Verse für Heinrich von 17.1.2011 Paris (Opéra National – Wolfgang Amadeus Mozart: Julia Schröder Kleist für Sopran und Streich- Premiere) Così fan tutte orchester (Uraufführung) Georg Friedrich Händel: Balthasar-Neumann-Ensemble, 11.2.2011 Düsseldorf (Tonhalle) Dorothee Mields (Sopran), Giulio Cesare Musikal. Leitung: Teodor Charlotte Seither: Württembergisches Kammer- Le Concert d’Astrée, Musikal. Currentzis, Inszenierung: Philipp Far from distance orchester Heilbronn, Leitung: Leitung: Emmanuelle Haïm, Himmelmann Notabu-Ensemble Ruben Gazarian Inszenierung: Laurent Pelly 28.1.2011 Düsseldorf (Premiere) 12.2.2011 Pforzheim (Premiere) 23.12.2010 Haarlem 18.1.2011 London Jean-Philippe Rameau: Platée Charles Gounod: Faust Bohuslav Martinů: Mirandolina Beat Furrer: Xenos; Presto Musikal. Leitung: Konrad Musikal. Leitung: Markus Huber, Opera Trionfo, Musikal. Leitung: (UK-Erstaufführungen) Junghänel, Inszenierung: Inszenierung: Mascha Pörzgen Ed Spanjaard, Inszenierung: London Sinfonietta, Leitung: Karoline Gruber David Prins Beat Furrer 11.2.2011 Rouen (Premiere) 30.1.2011 Hamburg (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: 31.12.2010 Limoges (Premiere) 20.1.2011 Straßburg (Premiere) Charles Gounod: Faust Die Zauberflöte Emmanuel Chabrier: L’Etoile Peter Tschaikowski: Schwanensee Musikal. Leitung: Cornelius Musikal. Leitung: Sébastien Musikal. Leitung: Benjamin Lévy Musikal. Leitung: Daniel Klajner, Meister, Inszenierung: Andreas Rouland; Inszenierung: William Inszenierung: Matthew Jocelyn Choreographie: Bertrand d’At Homoki Kentridge

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Termine (Auswahl) Februar 2011 März 2011März 2011 März 2011

12.2.2011 Kaiserslautern (Premiere) 3./4.3.2011 Bern 13.3.2011 Düsseldorf (Tonhalle) 31.3.2011 München (Allerheiligen Johann Strauss: Manfred Trojahn: Rhapsodie Charlotte Seither: Hofkirche) Eine Nacht in Venedig pour clarinette et orchestre Einlass und Wiederkehr Beat Furrer: Antichesis Musikal. Leitung: Rodrigo (Schweizer Erstaufführung) Frauke Thalacker (Sopran), Münchner Kammerorchester, Tomillo, Inszenierung: Mareike Julian Bliss (Klarinette), Berner Henning Lucius (Klavier) Leitung: Beat Furrer Zimmermann Symphonieorchester, Leitung: Martyn Brabbins 19.3.2011 Graz (Premiere) 31.3./1.4.2011 Ljubljana 12.2.2011 Essen (Philharmonie) Charles Gounod: Faust Matthias Pintscher: Jorge E. López: Dome Peak 4.3.2011 Amsterdam Musikal. Leitung: Tecwyn Evans, towards Osiris (Deutsche Erstaufführung der Matthias Pintscher: Study IV for Inszenierung: Mariame Clément (Slowenische Erstaufführung) vollständigen Fassung) Treatise on the Veil for string Slovenska Filharmonija, Leitung: WDR-Sinfonieorchester Köln, quartet (Niederländische 19.3.2011 Györ (Ungarn, Premiere) Matthias Pintscher Leitung: Emilio Pomárico Erstaufführung) Wolfgang Amadeus Mozart: Quatuor Diotima Don Giovanni 15.2.2011 Glasgow (Royal Concert Hall – Premiere) 4.3.2011 Salzburg (Mozarteum – 20.3.2011 Wien (Theater an der Georg Friedrich Händel: Orlando Premiere) Wien – Premiere) Scottish Opera, Musikal. Leitung: Ernst Krenek: Dark waters Georg Friedrich Händel: Paul Goodwin, Inszenierung: Trio Neuklang Rodelinda Harry Fehr Concentus Musicus, Musikal. 5.3.2011 Leipzig (Premiere) Leitung : Nikolaus Harnoncourt, 20.2.2011 Berlin, Komische Oper Wolfgang Amadeus Mozart: Inszenierung: Philipp (Premiere) Così fan tutte Harnoncourt Antonín Dvořák: Rusalka Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Musikal. Leitung: Patrick Lange, rung: Peter Konwitschny 20./21.3.2011 Weimar Inszenierung: Benedikt von Peter Ludwig van Beethoven: Musik zu 9.3.2011 Genf (Premiere) Goethes Trauerspiel Egmont 21.2.2011 Salzburg (Premiere) Christoph Willibald Gluck/ Staatskapelle Weimar, Leitung: Wolfgang Amadeus Mozart: Hector Berlioz: Orphée Gerd Albrecht Don Giovanni Musikal. Leitung: Jonathan Musikal. Leitung: Leo Hussain, Darlington, Inszenierung: 26.3.2011 St. Gallen (Premiere) Inszenierung: Jacopo Spirei Mats Ek Georg Friedrich Händel: Alcina Musikal. Leitung: Jeremy Carnall, 25.2.2011 Dessau (Premiere) 10.3.2011 Minneapolis Inszenierung: Marco Santi Ruggero Leoncavallo: Matthias Pintscher: tenebrae Der Bajazzo St. Paul Chamber Orchestra, 27.3.2011 (Premiere) Musikal. Leitung: Antony Leitung: Matthias Pintscher Wolfgang Amadeus Mozart: Hermus, Inszenierung: André (auch 11.3. Eden Prairie und Idomeneo Bücker 13.3. Saint Paul) Musikal. Leitung: Daniel Montané, Inszenierung: Kay 26.2.2011 Linz (Premiere) 12.3.2011 Kiel (Premiere) Kuntze Heinz Winbeck: Winterreise Antonín Dvořák: Rusalka (Szenische Erstaufführung) Musikal. Leitung: Johannes 31.3.2011 Rouen Musikal. Leitung: Dennis Russell Willig, Inszenierung: Roman Matthias Pintscher: she-cholat Davies, Choreographie und Hovenbitzer ahavah ani (Shir Ha-Shirim V) Inszenierung: Jochen Ulrich Französische Erstaufführung) 12.3.2011 Kassel (Premiere) Accentus, Leitung: Laurence 26.2.2011 Dresden (Festspielhaus Georg Friedrich Händel: Equilbey Hellerau) Giulio Cesare (auch 2.4. Paris, Cité de la –> Charlotte Seither: Neues Werk Musikal. Leitung: Alexander musique) für 36-stimmigen Kammerchor Hannemann, Inszenierung: (Uraufführung) Dominique Mentha Dresdner Kammerchor, Leitung: Hans-Christoph Rademann

34 [t]akte 2I2010 In Verbindung mit 28. OKTOBER BIS 14. NOVEMBER 2010

Frieder Bernius | Cantus Cölln | Cappella Sagittariana Dresden | Pieter Dirksen | Eesti Filharmoonia Kammerkoor | Ensemble KASSELER MUSIKTAGE Amarcord | Ensemble Weser-Renaissance | Stephan Genz | hr-Sinfonieorchester | Kristjan Järvi | Patrik Ringborg | Markus 42. INTERNATIONALES Schäfer | Spohr Kammerorchester Kassel | Staatsorchester Kassel | HEINRICH-SCHÜTZ-FEST Alexander Toradze | La Venexiana und HEINRICH SCHÜTZ Werke von Heinrich Schütz UND EUROPA Ján Cikker | Johann Jacob Froberger | Giovanni Gabrieli | Georg Friedrich Händel | Karl Amadeus Hartmann | Jean-Marie Leclair | 28. OKT. BIS 3. NOV. Gustav Mahler | Rudolf Mauersberger | Claudio Monteverdi | Landgraf Moritz von Hessen | Arvo Pärt | Lucia Ronchetti | Joseph Roth | Thomas Daniel Schlee und anderen Kartenvorverkauf Uraufführungen von Ines Lütge | Philipp Maintz | Alexander telefonisch unter 0561 / 316 450-0 oder Muno | Lucia Ronchetti | Ying Wang und anderen online unter: www.kasseler-musiktage.de

INTERNATIONALE HEINRICH-SCHÜTZ- GESELLSCHAFT WWW.KASSELER-MUSIKTAGE.DE HEINRICH-SCHÜTZ-ALLEE 35 34131 KASSEL [t]akte

Termine (Auswahl) April 2011 April 2011April 2011 Mai 2011

2.4.2011 Nürnberg (Premiere) 9.4.2011 Freiberg (Premiere) 21.4.2011 Schwetzingen (Festspiele 9.5.2011 Wien (Konzerthaus) Georges Bizet: Carmen Antonín Dvořák: Rusalka – Premiere) Miroslav Srnka: Les Adieux; Musikal. Leitung: Marc Tardue, Musikal. Leitung: Jan Roloef Christoph Willibald Gluck: Dieter Ammann: pRESTO Inszenierung: Laurent Lafargue Wolthuis, Inszenierung: Judica Telemaco sOSTINATO (Österr. Erstauffüh- Semler Freiburger Barockorchester, rungen) 3.4.2011 Bonn (Premiere) Musikal. Leitung: Anu Tali, Klangforum Wien, Leitung: Antonín Dvořák: Rusalka 16.4.2011 Wuppertal (Premiere) Inszenierung: Tobias Kratzer Sylvain Cambreling Musikal. Leitung: Daniel Jakobi, Wolfgang Amadeus Mozart: Inszenierung: Mark Daniel Idomeneo 30.4.2011 Köln (Premiere) 9./10.5.2011 Ludwigshafen Hirsch Musikal. Leitung: Howard Georg Friedrich Händel: Rinaldo (Theater im Pfalzbau) Griffith, Inszenierung: Konstanze Musikal. Leitung: Alessandro de –> Thomas Daniel Schlee: „Was wir 3.4.2011 Monaco (Printemps des Kreusch Marchi, Inszenierung: Sabine sind“ für Kinderchor und Arts Monte Carlo) Hartmannshenn Orchester op. 77 (Uraufführung) –> Miroslav Srnka: Neues Streich- 17.4.2011 Avignon (Premiere) Chor „Best musicians of the quartett (Uraufführung) Wolfgang Amadeus Mozart: world“, Staatsphilharmonie Quatuor Diotima Die Zauberflöte Rheinland-Pfalz, Musikal. Leitung: Laurence Leitung: George Pehlivanian 8.4.2011 Amsterdam (Premiere) Equilbey, Inszenierung: Robert Wolfgang Amadeus Mozart: Fortune 20.5.2011 Mannheim (National- Don Giovanni theater) Musikal. Leitung: Constantinos 20.4.2011 Gera Salvatore Sciarrino: Superflumina Carydis, Inszenierung: Jossie –> L’ubica Cekovská: (Uraufführung) Wieler Adorations für großes Orchester Musikal. Leitung: Tito Ceccherini, (Deutsche Erstaufführung) Inszenierung: Andrea 9.4.2011 Koblenz (Premiere) Philharmonie Thüringen, Schwalbach Christoph Willibald Gluck: Leitung: Howard Arman Alceste (auch 21.4. Gera und 22.4. 30.5.2011 Wien (Konzerthaus) Musikal. Leitung: Reinhard Altenburg) –> Matthias Pintscher: Bereshit für Göbel, Inszenierung: Matthias Ensemble, 1. Teil (Uraufführung) Schönfeldt Ensemble Intercontemporain, Leitung: Susanna Mälkki

31.5.2011 Kopenhagen (Premiere) Georg Friedrich Händel: Serse Musikal. Leitung: Lars Ole Mathiasen, Inszenierung: Elisabeth Linton

Impressum Internet Tel.: 0561 / 3105-288/289 Promotion: www.takte-online.com Fax: 0561 / 3 77 55 [t]akte [email protected] Dr. Ulrich Etscheit Das Bärenreiter-Magazin Graphik-Design: www.alkor-edition.com Leitung Promotion Bühne take off – media services und Orchester Redaktion: christowzik + scheuch Editio Bärenreiter Praha Tel.: 0561 / 3105-290 Johannes Mundry www.takeoff-ks.de Jana Urbanová Fax: 0561 / 318 06 82 Bärenreiter-Verlag [email protected] etscheit.alkor@ Heinrich-Schütz-Allee 35 Miroslav Srnka baerenreiter.com D - 34131 Kassel Kontakt [email protected] Dr. Marie Luise Maintz Tel.: 0561 / 3105-154 Tel.: ++420 274 0019 11 Projektleitung Neue Musik Fax: 0561 / 3105-310 Bestellungen Leihmaterial: www.sheetmusic.cz Tel.: 0561 / 3105-139 [email protected] Alkor-Edition Fax: 0561 / 3105-310 Erscheinen: 2 x jährlich Heinrich-Schütz-Allee 35 maintz@ kostenlos D - 34131 Kassel baerenreiter.com

(SPA 51/09)

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