Von Wöltingerode zum Muschelkalkkamm Der Harly

Drei Erlebnispfade im westlichen, mittleren und östlichen Harly bei Vienenburg Impressum

Herausgeber Willkommen im Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet „Harly“ BUND-Regionalverband Westharz Petersilienstr. 23, 38640 Tel. 05321 / 4 69 60 75 [email protected] Der Höhenzug des Harly – nordwestlich von Vienenburg im nördlichen Teil des www.bund-westharz.de Landkreises Goslar am Grünen Band gelegen – ist sowohl aus Sicht des Naturschut- in Verbindung mit FEMO e.V., Königslutter, zes als auch der Geologie eine Besonderheit. und dem Geopark . Braunschweiger Land . Ostfalen Der Höhenzug gehört zu den geologischen Schmalsätteln. Er verläuft ungefähr in Autoren Dr. Friedhart Knolle (Redaktion) West-Ost-Richtung und damit parallel zum Harz. Im Westteil ist durch den Aufstieg Christoph Haase, Clausthal-Zellerfeld (Geologie) des Salzes und die damit verbundene Heraushebung eine mesozoische Abfolge ฀ Dr. Edwin Kapaun, Vienenburg (Botanik) an der Erdoberfl äche sichtbar: Unterer - Mittlerer - Oberer Buntsandstein, Unterer Volker Schadach und Regine Schulz (Fotos) - Mittlerer - Oberer Muschelkalk. Die relativ „weichen“ Gesteine des Oberen Bunt- Walter Wimmer, NABU Südostniedersachsen – Harz (Schnecken, Botanik) sandsteins wurden erodiert, so dass ein geschütztes Längstal entstand.

Für Hinweise und Mitarbeit danken wir: Dr. Martin Bollmeier, Liebenburg-Othfresen (Botanik, Zoologie) Auf der Südseite des Harly befi nden sich die Relikte des ehemaligen Vienenburger Detlef Creydt, Holzminden (NS-Geschichte) Kalibergwerks „Hercynia“. Mit der Gründung der Gewerkschaft Hercynia begann die Dr. Thomas Dahms, Hornburg (Geschichte) rasante Entwicklung des deutschen Kalibergbaus außerhalb des Staßfurter Raumes, Peter Fischer, Vienenburg (Tourismus) auf deren Höhepunkt im Ersten Weltkrieg es rund 200 fördernde Kalischächte gab. Frank Gießelmann, polaris3D, Braunschweig (Grafik) Prof. Dr. Gerhard Hartmann, Goslar (Zoologie) Eberhard Holste, (Flechten) Der Harly ist für seine wertvolle und schutzwürdige Landschaft und seine Vege- Wolfgang Janz, Goslar-Hahndorf (Geschichte) tation überregional bekannt. CASSEL (1955) bezeichnete in seinem Beitrag „Die Claus Jähner, Bad Harzburg (NS-Geschichte) Anke Kätzel, Goslar (Botanik, Zoologie) Pfl anzenwelt des Nordharzes“ den Harly als „ein botanisches Schatzkästlein“. Dr. Albrecht v. Kortzfleisch, Goslar (Köhlerei) Am Harly-Südhang breitet sich in einer Höhenlage von etwa 160 – 220 m NN ein Dr. Lothar Klappauf, Niedersächsisches Landesamt für trockenwarmer Hangwald aus. Zu den besonderen Kennzeichen dieses Waldtyps Denkmalpflege, Montanarchäologie Goslar (Vorgeschichte) gehört das Auftreten der Elsbeere; in der Bodenvegetation ist das stellenweise Hans Manhart, Bad Harzburg (Pilze) Konrad Motz, Goslar (Bergbau) Auftreten des Blauroten Steinsamens bemerkenswert. Naturnahe Wälder auf Herbert Müller, Ortsheimatpfleger, Vienenburg (Geschichte) trockenwarmen Kalkstandorten unterliegen allein bei ihrem Vorhandensein dem Rainer Schlicht, Landkreis Goslar, gesetzlichen Biotopschutz. Der nördliche Kammweg über den Harly führt durch den Untere Naturschutzbehörde (Naturschutz) Robert Slawski, Braunschweig (Geschichte) Hangwaldbezirk. Man braucht den Weg nicht zu verlassen, um die Besonderheiten Volker Schmidt, Vienenburg (Botanik) dieses Waldes zu erkennen. Auf der Bergkuppe befi ndet sich der von Wanderern Andreas Weihe, Abbenrode (Geschichte) gern besuchte Harlyturm, der zentrale Erlebnispunkt des Harly. Dr. Volker Wrede, Krefeld (Geologie)

Fotonachweis Konsequenterweise wies der Präsident des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Eberhard Holste, Flechten (Abb. 14) Braunschweig als seinerzeitige höhere Naturschutzbehörde den Harly und Teile der Walter Wimmer, Schnecken (Abb. 16) Weddebachaue 1966 als Landschaftsschutzgebiet aus, und jüngst wurden Teile des Alle anderen Fotos: Studio Schadach, Goslar Waldes unter den Schutz des europaweiten Biotopverbundsystems Natura 2000 Tiergrafiken Abb. 15: Michael Papenberg, www.natursehen.de gestellt und als FFH-Gebiet ausgewiesen.

Titelfoto: Blick in einen historischen Gesteinsabbau im Harly Der Harly benötigt unseren Schutz – aber man wird nur schützen, was man kennt. Gestaltung und Druck: Papierflieger Offsetdruck GmbH, Clausthal- Möge diese Broschüre dazu beitragen, das Wissen um die Schutzwürdigkeit des Zellerfeld; Digitalauflage: Oliver Wulff Harly zu mehren. 2. verbesserte Digitalauflage, Goslar 2018 Für die Förderung dieser Broschüre danken wir der Umweltlotterie Bingo-Lotto, der Niedersächsischen Umweltstiftung, der Sparkasse Goslar/Harz, E.ON Avacon AG, dem Landkreis Goslar, der Stadt Wilfried Janke † Karl-Friedrich Weber Vienenburg, der Interessengemeinschaft Handel, Handwerk und Dr. Friedhart Knolle FEMO, Geopark Harz . Braunschweiger Land . Gewerbe Vienenburg e. V. (IGV), dem Vienenburg-Tourismus e.V., BUND-Regionalverband Westharz der Volker Schmidt Tischlerei und Drechslerei sowie allen weiteren Ostfalen und Stiftung Naturlandschaft Unterstützern ganz herzlich.

ISBN: 978-3-89720-536-9 Vorwort 3 4 Einleitung Einleitung 5 Abb. 2: Übersichtskarte des Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen

6 Einleitung Einleitung 7 zu. Geopark-Informationszentren be- gehen Sie auf die Seite www.geopark- 1. Vienenburg im Geopark fi nden sich in Goslar, Königslutter, Salz- harz.de – von dort erreichen Sie die Harz ∙ Braunschweiger Land ∙ Ostfalen gitter-Salder und an der Einhornhöhle Geopark-Bereiche Braunschweiger – dort erhalten Sie alle Informationen Land und Harz und können sich auch Vienenburg – einen Besuch wert und ein Besuch lohnt sich immer. Wenn die Harzer Geopark-Landmarken-Falt- Sie den Geopark im Internet suchen, blätter kostenlos herunterladen. Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Besichtigung der historischen Brenne- geographischen Lage im nördlichen rei möglich (www.woeltingerode.de). Klassische Quadratmeile der Geologie Vorland des Harzes ist Vienenburg ein Eine weitere Sehenswürdigkeit Vie- idealer Ausgangsort für Erkundungen nenburgs ist das älteste noch erhal- Der Harz mit seinem nordwestlichen den waren. Die Gebirgsbildung verfal- des Braunschweiger Landes im Nor- tene Bahnhofsgebäude Deutschlands Vorland, dem Übergangsbereich zum tete den Harz intensiv. Später, in der den, des Grünen Bandes im Osten und aus dem Jahre 1840, das heute ein Braunschweiger Land, wird seit Alexan- Kreidezeit, stiegen die magmatischen der Harzregion im Süden. Darüber hi- Eisenbahnmuseum beheimatet. In- der von Humboldt „Die Klassische Qua- Tiefengesteine des Harzburger Gabbros naus gibt es touristische Attraktionen, teressant ist auch die für die Stadt dratmeile der Geologie“ genannt. Die und die Granite des Brockens, Okertals die Vienenburg zu einem interessan- namensgebende Vienenburg, deren Abfolge ist vom Erdaltertum bis zu den und Rambergs auf. Zu Beginn des Erd- ten Naherholungsgebiet machen. Der Relikte sich heute auf einem privat Eiszeiten lückenlos auf engstem Raum mittelalters, vor 250 Mio. Jahren, war weitläufi ge Vienenburger See und der genutzten Gutsgelände befi nden. Der aufgeschlossen – einzigartig in Mitteleu- der „Urharz“ wieder eingeebnet – er Harlyturm laden zum Schwimmen und Kulturverein Vienenburg präsentiert ropa. Aber der Rest des Harzes ist nicht sank unter den Meeresspiegel und wur- Wandern ein. Darüber hinaus besitzt regelmäßig Künstler aus ganz Europa. minder vielfältig. Aus Spalten fl ossen im de erneut von Sedimenten überlagert. Vienenburg Freizeitangebote in Form Das Heimatmuseum hat eine umfang- Devon vor 350 Mio. Jahren untermee- Erst seit der Zeit vor ca. 80 Mio. Jah- eines Freibads, eines Ruder- und reiche Sammlung über die Geschichte risch Laven (Diabase) aus. Gleichzeitig ren, in der Kreide, wurde er im Zuge Tretbootverleihs sowie weitläufi ger der Stadt Vienenburg zusammenge- entstanden ebenfalls am Meeresboden der alpidischen Gebirgsbildung und der Angelsport-Möglichkeiten. Das Kloster tragen. Außerdem sind drei Buchbän- ähnlich der heutigen Schwarzen Rau- Öffnung des Atlantiks erneut gehoben. Wöltingerode im gleichnamigen Stadt- de über die Geschichte der Stadt er- cher die Eisenerze der Schaubergwerke Durch Verwitterung wurden die Deck- teil ist die touristische Hauptattraktion schienen, die vom Ortsheimatpfl eger Büchenberg sowie Drei Kronen und Ehrt schichten abgetragen und die alten Ge- der Stadt. Neben der Besichtigung der Herbert Müller verfasst wurden (MÜLLER und auch die Rammelsberger Erze. Als steine mit ihren Erzvorkommen lagen Klosteranlage mit Barockkirche ist eine 1997, 1999, 2002). Teil des Variskischen Gebirges wurde wieder frei. Die letzten Reste dieses der Harz im Karbon vor 280 Mio. Jah- jungen Deckgebirges fi nden sich heute ren gehoben. Dabei traten noch ältere im Südharzer Zechsteingürtel mit sei- 500 Millionen Jahre Erdgeschichte im Geopark Gesteine des Erdaltertums zu Tage, die nen Höhlen und dem historischen Kup-

Das nördliche Harzvorland und damit einem Geopark können Geotope, d.h. bereits vor ca. 400 Mio. Jahren entstan- ferschieferbergbau. der Harly ist Teil des erst 2002 ge- Erscheinungen von besonderer geo- gründeten Nationalen Geoparks Harz . logischer Bedeutung, Seltenheit oder Braunschweiger Land . Ostfalen. Schönheit, besucht und nachhaltig Der Geopark gibt einen Überblick erlebt werden. Außerdem bietet der über die wechselhafte regionale Erd- Geopark Informationen zu Pfl anzen- geschichte der vergangenen 500 Mio. und Tierwelt, Geschichte, Kunst, Kul- Jahre. Er ist kein Schutzgebiet, sondern tur und Tourismus. Seine 3.000 Jahre der Titel „Geopark“ ist ein Prädikat wie alte Bergbaugeschichte ist heute in 13 z.B. das UNESCO-Weltkulturerbe der Besucherbergwerken zu erleben – fünf Städte Goslar und Quedlinburg. In spannende Schauhöhlen kommen hin-

8 Vienenburg im Geopark Vienenburg im Geopark 9 Die Erdgeschichte des Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen Stratigrafi sche Übersicht

Vienenburg Okeraue Erdaltertum (Paläozoikum)(Paläozoikum),, Zechstein-ZeitZechstein-Zeit des PermPerm Schöningen Speere Königslutter Findlingsgarten Erdneuzeit Helmstedt Tertiär In der Zechstein-Zeit war das Gebiet Salzkissen, welche relativ fl ach und des heutigen Harly von einem fl achen kuppelförmig aufgewölbt sind. Durch 65 Mill.Jahre Uhry Weiße Sande Meer bedeckt. Es lag in einem warmen die Plastizität des Salzes kommt es an- Beienroder Becken Kreide Harznordrand, Teufelsmauer Hilssandstein Klimabereich und war von den Ozeanen schließend zur Salzstockbildung, wenn Braunschweig Ziegeleigruben abgeschnitten. Dadurch verdunstete überlagernde Gesteinsschichten durch- in diesem Meeresbecken das Wasser brochen werden. Durch den Aufstieg Nordharzvorland, Subhercyne Kreidemulde zwischen , Goslar, Wernigerode, und die Konzentration an gelösten des Salzes werden die Deckschichten Blankenburg, Quedlinburg und Aschersleben Kreidesedimente Salzen im Wasser stieg an. War das mit nach oben „geschleppt“. Solch eine Meerwasser an Salzen übersättigt, tektonische Struktur ist der Harly. Nordharzvorland Hilssandstein wurden die darin enthaltenen

Kreide Salzgitter Eisenerze Salze ausgeschieden. Diese so Süden Norden Harly Unterkreide entstehenden Gesteine werden 145 Mill.Jahre als Evaporite bezeichnet und Langenberg, Goslar–Oker Jurakalk mit Schacht III (Röhrigschacht) fallen entsprechend ihrer Lös- m + NN Südrandstörung Saurierknochen Weddebach +200 Bad Harzburg Eisenerze lichkeit in folgender Reihenfolge +170 m NN Wolfsburg Dogger Mittler Schandelah Posidonienschiefer aus: zunächst Kalksteine, dann +100 er Buntsandstein Oberer Oolith

Jura Anhydrite bzw. Gipse, dann Nordharzrand und Rottorf Eisenerze oman de Unterer Buntsandst rei (nicht im Harly) im (nicht Steinsalze und am Ende die NN +0 Cen Gipshut Erdmittelalter Scheppau Arietenkalk Kalisalze. Diese Zyklen wieder- Untere K Unterer Buntsandstein ein 3 203 Mill.Jahre Velpke Rhätsandstein Unt holten sich im Zechstein mehr- -100 erer Ool Schöningen Lettenkeuper fach. Im Harly gehört der im Unterer Buntsanith dstein 1 2 -200 Harly Keuper Inneren des Gebirges sitzende Salzstock zu den Gesteinen des

HZ Harly Oberer Muschelkalk -300 Harly Mittlerer Muschelkalk Zechsteins, doch sie treten mit Salzstock

Trias Harly Unterer Muschelkalk einer Ausnahme (Gips) nicht an -400 der Oberfl äche auf. 623 m Harly Oberer Buntsandstein Da Salz die Eigenschaft hat, -500 Harly Mittlerer Buntsandstein Unterer Muschelkalk Röt (überkippt) unter Druck plastisch zu wer- (überkippt) 248 Mill.Jahre Harly Unterer Buntsandstein mit Rogenstein den, entstehen in tektonischen -600 Schwächezonen – oft lange nach Gesteine im Harly und Harlyvorland Erdaltertum Abb. 4: Geologischer Schnitt durch RH der Salzablagerung – zuerst den Harly am Schacht III (nach FRANK Südharz, Harly und weitere Salzstöcke des et al. 1985)

Braunschweiger Landes Gips und Salze Perm ErdmitteErdmittelalterlalter (Mesozoikum)(Mesozoikum) 296 Mill.Jahre Harz Devonische und karbonische Sedimente mit Diabaslaven, Faltengebirge mit Granit und Gabbro, Das Mesozoikum wird in die Einheiten Trias, wird dreigeteilt in Buntsandstein, Erzmineralisationen Trias, Jura und Kreide eingeteilt. Die Muschelkalk und Keuper. Abb. 3: Stratigraphisches Profi l des Geoparks älteste Einheit des Mesozoikums, die

10 Vienenburg im Geopark Vienenburg im Geopark 11 Sandkörner und Schalenreste durch die Darüber folgt der Obere Muschelkalk, kalk ist sehr hart und bildet Gelände- Brandung hin und her gerollt wurden. der mit dem Trochitenkalk beginnt. kanten im Nordhang des Harlys aus. Dadurch lagerte sich rund um solche Dieser besteht größtenteils aus Fossili- Das Ende des Oberen Muschelkalks Partikel Kalk an. Treten Ooide gesteins- en von Seelilien (Trochiten). Es lassen bilden sich graue Tonsteine und Kalk- bildend auf, werden solche Gesteine sich Stielglieder und andere Teile der steine, die im Harly nicht aufgeschlos- als Oolithe bezeichnet. Trochiten erkennen. Dieser Trochiten- sen sind. In dieser Zone des Unteren Buntsand- Abb. 5: Typische rote Sandsteinbänke steins treten auch sog. Stromatolithen des Buntsandsteins auf – Fossilien, die aus versteinerten Trias, Keuper Algenmatten bestehen. Diese Algen fäll- Im Keuper wich das Meer zurück und Trias, Buntsandstein Tonsteine ab. Aufgrund der geringen ten Kalk aus dem Meer aus und bildeten es lagerten sich auf dem Festland Härte ist der Keuper im Harly nicht In der Zeit des Unteren Buntsandsteins auf diese Weise feingeschichtete Kalk- in Flüssen und Seen rote und grüne aufgeschlossen. wurden im Bereich des Harly vorwie- steine, die mit ihrem schaligen Aufbau gend rotbraune Ton- und Sandsteine äußerlich an Blumenkohl erinnern. abgelagert. Zu der Zeit befand sich Der Mittlere Buntsandstein besteht aus Jura im Harzvorland ein Flusssystem, in dickbankigen Sandsteinen, die aber im dem diese roten Gesteine abgelagert Harly kaum aufgeschlossen sind. Im Jura wurde das Gebiet des Harly kennzeichnen eisenreiche oolithische wurden. In diesen Sedimenten tritt Im Oberen Buntsandstein treten vor- wieder von einem Meer überfl utet Der Kalksteine, die Küstensedimente kenn- eine Bank auf, deren Gestein chemisch wiegend rote Tonsteine und Evaporite Jura wird in den Lias, Dogger und Malm zeichnen. Der Malm besteht aus gelben aus Kalk besteht und als Rogenstein auf. Aufgeschlossen ist von den Eva- eingeteilt. Im Lias wurden schwarze oder braunen Kalk- und Mergelsteinen bezeichnet wird, benannt aufgrund der poriten nur Gips. Es sind jedoch viele Tonsteine und Mergelsteine in einem mit Eisenkalkoolithen. Gesteine des Ähnlichkeit mit Fischrogen. Die Harly- Erdfälle zu beobachten, die einem tieferen Meer abgelagert. Den Dogger Jura stehen im Harly nicht an. Rogensteine sind als Baustein regional schmalen Streifen im Harly folgen – sie sehr verbreitet und bestehen aus run- sind durch Lösung des Steinsalzes oder den Körnern von bis zu 5 mm Durch- Gipses und späteres Nachbrechen des Kreide messer (Ooide), die in Uferbereichen überlagernden Gesteins in die so ent- fl acher warmer Meere entstanden, wo standenen Höhlen gebildet worden. In der Kreidezeit stieg der Meeresspie- Tonsteine (Minimus-Ton) und Mergel- gel stark an und die Temperatur nahm steine (Flammenmergel) auf. auf der Erde zu. Die Unterkreide be- Die Obere Kreide besteht wiederum aus Mergel- und Kalksteinen. Die Mergel- Trias, Muschelkalk ginnt mit Kalk- und Mergelsteinen, die in einem tiefen warmen Meer abgela- steine gehen in reine weiße Kalksteine Im Muschelkalk war der Harly von „Gelbkalke“ bezeichnet werden. In den gert wurden. Darin sind Konglomerate über, darauf folgen rote und gelbe einem fl achen warmen Meer bedeckt, Wellenkalken kann eine Zone von ooli- mit Brauneisensteinen eingeschaltet. Mergel- und Kalksteine, die fossilreich in dem sich zunächst Kalk ablagerte. thischen Kalksteinen auftreten. Darauf folgen grüne Quarzsandsteine, sind. Die roten Kalksteine gehen dann Der Untere Muschelkalk wird vom sog. Im Mittleren Muschelkalk wurde das die Glaukonit enthalten – dieses Mine- wiederum in weiße plattige Kalksteine Wellenkalk gebildet, grauen Kalken, die Meer abgeschnitten und eingedunstet. ral weist auf die Ablagerung in einem über. Darüber liegen graue oder glau- Wellen und Runzeln auf den Schichtfl ä- Der Mittlere Muschelkalk besteht aus fl achen Meer hin. Es treten weiterhin konitische Mergelsteine. chen zeigen. Sie bilden mehrere Meter gelben bis grauen Mergelsteinen, dane- mächtige Bänke aus. Daneben treten ben treten auch Gips und Salze auf. Der Tertiär plattige Kalksteine auf, die sich bei der Mittlere Muschelkalk ist im Harly nicht Verwitterung gelb färben und daher als unmittelbar aufgeschlossen. Gesteine des Tertiär sind im Harly derzeit nicht aufgeschlossen.

12 Vienenburg im Geopark Vienenburg im Geopark 13 Quartär ö rung Im Quartär lagerten in den Kaltzeiten sächlich aus Gesteinen des Harzes mit rung Gletscherwässer glaziale (eiszeitliche) einer Korngröße im Kies-Bereich. Oft ü ö St Mammutbaum Mittelterrasse Mittelterrasse Mittelterrasse S ü drandst S den Straße Norden Schotter ab. Von den Gletschern ström- werden die Terrassenschotter von Löß ten Schmelzwässer ab, die Material bedeckt, einem Feinsand, der sich aus der Grundmoränen transportierten und Quarz mit wenig Feldspat und etwas Emschermergel Obere Kreide vor den Gletschern ablagerten. Diese Calcit zusammensetzt. Der Sand wur- NN Untere Kreide Schotter treten nördlich des Harlyber- de durch den Wind über die Gletscher Turon Diskordanz Keuper ges auf. transportiert. Die Okersedimente sind in ObererOberer Muschelkalk Muschelkalk 1 2 Mittlerer Muschelkalk mit Gips Während der Perioden ohne Verglet- der Folge der über Jahrhunderte betrie- Unterer Muschelkalk Oberer Buntsandstein / R scherung (Warmzeiten) konnten sich benen Verhüttung der Rammelsberger Mittlerer Buntsandstein die Terrassenschotter der Gose, Oker Erze in Goslar-Oker stark mit Schwer- Unterer Buntsandstein 3 / Oberer Oolith ötsalinar und bilden. Sie bestehen haupt- metallen belastet (KNOLLE 1989). Unterer Buntsandstein 2 / Unterer Oolith Unterer Buntsandstein 1 Salzstock

0 500 m Der Harly und seine UmgebungUmgebung Abb. 6: Geologischer Schnitt durch den Harly am Mammutbaum (nach FRANK et al. 1985) Das nordwestliche Harzvorland umfasst Die aus dem Harz kommenden Flüsse einen Geländestreifen von 10 – 15 km Oker, Radau, , Steimkerbach Kreidezeit um mehr als 3000 m heraus- Der Vienenburger Sattel liegt nord- Länge nördlich des Harzes. Zum Harz- und Neile durchziehen das nordwest- gehoben wurde. westlich von Vienenburg. Die höchste gebirge hin wird es durch die Städte liche Harzvorland. Nördlich von Goslar Die Streichrichtung der Strukturen im Erhebung des Sattels wird Harlyberg Bad Harzburg, Goslar und Langelsheim entspringt der Weddebach, der den Harly ist wie beim Subherzynen Becken (256 m NN) genannt. Der Sattel begrenzt. Südlich des Gebietes ragt der Harly westlich umfließt. Die jährliche selbst vorherrschend herzynisch (NW- streicht WNW-ESE und ist 6 km lang Harz 300 m über das in ca. 200 m NN Niederschlagsmenge beträgt für die SE). Im Harly sind die unterlagernden und ca. 4 km breit. Es sind haupt- gelegene Harzvorland hinaus. Am Harz- Vienenburg ca. 600mm. paläozoischen Schichten von permi- sächlich Schichten des Mesozoikums rand sind teils söhlig gelagerte, teils Der Harly liegt im Subherzynen Becken schen, mesozoischen und tertiären so- (Erdmittelalter) vom Zechstein über steil gestellte Schichten als Härtlinge (von lat. sub = unter, und hercyn = wie quartären Ablagerungen überdeckt. den Unteren Buntsandstein bis zur herauspräpariert. Erst weiter im Norden auf den Harz bezogen), das sich über Das Subhercyne Becken ist hier geprägt Oberkreide aufgeschlossen. In der hebt sich der Harlyberg als Bergrücken eine Breite von 50 km und eine Länge von Schmalsätteln, für deren Entste- Unterkreide überfl utete ein Meer den aus der sonst ebenen Fläche hervor. Im von 100 km nördlich des Harzes er- hung die Salzstrukturen eine große schon gehobenen Harly und lagerte Westen erreicht der 3 – 4 km breite streckt. Im Norden wird das Becken Rolle spielen. Beispiele im Subherzynen Kreidekalke ab. Der Sattel ist durch Salzgitterer Sattel Höhen von 300 m von der Flechtinger-Roßlauer Scholle Becken sind der Harly (Vienenburger den Aufstieg von Salz an einer WNW- über NN. Durch Erosion der weicheren (Raum Magdeburg), im Osten vom Sattel), der Salzgitterer Sattel und der ESE verlaufenden Störung entstanden. Schichten liegt bei den benachbarten Paschlebener Grauwackenvorsprung Lutterer Sattel. Die beiden ersteren Das Salz wurde an der Südfl anke im Sätteln, dem Salzgitterer und dem Lut- (Raum Köthen) und im Westen vom streichen herzynisch, wogegen der Kaliwerk Hercynia abgebaut (siehe terer Sattel, eine Reliefumkehr vor, d.h. Lutterer Sattel und dem Hainberg Lutterer Sattel nicht parallel der Sät- Kap. 2 und 3). An der nördlichen Sat- ehemals erhöhte Sattelabschnitte wur- begrenzt. Im Süden grenzt die Harz- tel, sondern rheinisch streicht. Das ist telfl anke steht fast die gesamte Trias den zu Senken. Der Lutterer Sattel wird nordrandstörung das Gebiet vom Harz durch seine Entstehung als nordöstliche an; die Unterkreide lagert diskordant von Höhenzügen umgeben, die 300 m ab, der an dieser Störung im Verlaufe Fortsetzung des Gittelder Grabens bzw. auf Buntsandstein, Muschelkalk und NN nicht überschreiten. seiner geologischen Geschichte seit der des Westabbruchs des Harzes bedingt. Keuper.

14 Vienenburg im Geopark Vienenburg im Geopark 15 den sich z.B. bei Schöningen. Näheres Spuren sind z.B. bei Rübeland und im dazu erfahren Sie im Geopark-Informa- Südharz nachgewiesen, wo er vor ca. tionszentrum Königslutter. 100.000 Jahren bei der Einhornhöhle Vor ca. 200.000 Jahren trat der Ne- am Südharzrand lebte. andertaler auf die Bühne und jagte Vor ca. 40.000 Jahren kam mit der sog. am und im Harz rund um den Paläolithischen Revolution der moderne Auerochsen, Bisons, Höhlenbären, Mensch Homo sapiens aus Afrika in Mammuts, Nashörner, Pferde, Rentiere, unser Gebiet. Waldelefanten und vieles mehr. Seine

Mittel- und JungsteinzJungsteinzeiteit

In der Mittelsteinzeit (Mesolithikum; Mit Beginn der Jungsteinzeit (Neoli- Abb. 7: Blick vom Harly auf den Harz ca. 10.000 – 6.500 v. Chr.) lebten an thikum; ab ca. 6.500 v. Chr.) begann den Flüssen des Harznordrandes die in Europa die Sesshaftwerdung der Menschen vom Fischen, Jagen und Menschen. Die Neolithiker errichteten 2. Geschichte und Sammeln von Pfl anzen und Früchten. Siedlungen, zähmten Wildtiere und Auch der Harlyberg war, wie Funde von kultivierten Pfl anzen – auch im Bereich Geschichten des Harly Mikrolithen bezeugen, ein bevorzugtes der Harlyregion. Für unser Gebiet be- Jagd- und Aufenthaltsgebiet der Meso- deutete das eine zunehmende Besied- Zur NamensgebungNamensgebung des Harly lithiker, die im Ostteil nahe der Harly- lung des Nordharzvorlandes und von Burg einen Lagerplatz hatten. Teilen des Harzes. Der Höhenzug des Harly trägt seinen Harlingen bzw. Stötterlingen“. Der Namen nach der einstigen Harly-Burg, Name Harliberg bezog sich auf die einst auch Harliburg, Herliburg, Harli- Gemarkung des Ortes Harlingen als berg, Harlingeberg und Harlenkeberg Mitnutzanteil des Ortes am einstigen BronzBronzezeitezeit genannt (STOLBERG 1983). Die Harlin- Gemeinschaftswald des Höhenzuges. geburg wurde 1203 vom welfi schen Die Bezeichnung „Der Harly“ erinnert Vor über 3000 Jahren – in der Bron- 2004). Man kann mit Sicherheit davon Kaiser Otto IV. errichtet. Harly ist die demnach an eine Namensübertragung zezeit, die von 2000 v. Chr. bis 800 v. ausgehen, dass bronzezeitliche Berg- Kurzform von Harlingen, einem Orts- vom Ort auf die Burg und von der Burg Chr. andauerte – begann der Bergbau leute am nahegelegenen namen, der wie bei Brumby, Börry auf den Berg. Der Berg bewahrt so- im Harz, möglicherweise als logische Kupfer abbauten. Im Nordharzvorland oder Störy ursprünglich auf –ingen mit nicht mehr seinen ursprünglichen Folge einer frühen Nutzung der ober- errichteten die Bronzezeitmenschen endete. Der Name Harly-Burg meinte Höhenzug-Namen wie z.B. die fl ächennah anstehenden Reicherze im erste kleine Städte, die sie als befe- also Harlingenburg, was namentlich oder der Huy, sondern die Erinnerung ausgehenden Neolithikum. Defi nitive stigte Burgenanlagen ausbauten – Bei- der Stötterlingenburg bei Osterwieck an die 88jährige Burg-Episode (siehe Nachweise der Nutzung der Boden- spiele sind die sog. Schwedenschanze entspricht, d. h. „Burg beim Ort Abschnitt „Mittelalter“). schätze im Gelände fehlen aber noch bei Isingerode zwischen Schladen (NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR DENKMAL- und Hornburg und die Hünenburg bei AltsteinzeitAltsteinzeit PFLEGE 2000), doch seine Spuren hinter- Watenstedt. Auch im unmittelbaren ließ der Mensch in dieser Zeit z.B. auf Umfeld des Harly sind bronzezeitliche Der älteste Mensch in unserer Region 350.000 Jahren der Homo erectus – er der Baste-Hochfl äche südlich von Bad Funde und Hügelgräber nachgewiesen war nach heutigem Wissen vor ca. jagte am Nordharz. Seine Spuren fi n- Harzburg (VALDE-NOWAK, KLAPPAUF & LINKE worden (THIELEMANN 1977).

16 Die Geschichte des Harly Die Geschichte des Harly 17 EisenzeitEisenzeit

Die befestigten Anlagen waren z.T. gewährleistete einen gewissen Wohl- bis in die Eisenzeit hinein besiedelt stand. Verstärkt bildeten sich regionale (www.fabl.de/grabung.htm), eine ge- Gruppen heraus, die untereinander nerelle Zunahme der Besiedlung ist einen regen, nicht immer friedlichen zu beobachten. Die Ausbeutung der Austausch betrieben. Eisenlagerstätten (u.a. Raseneisenerz)

RömischeRömische KaiserzeitKaiserzeit

Auch die Römische Kaiserzeit hinter- berichtet THIELEMANN (1969), dass der ließ ihre Spuren im Harlygebiet. Im bekannte Frühgeschichtsforscher Dr. Abb. 8: Blick auf das Kloster Wöltingerode weiteren Umkreis (Gielde) fi nden sich Niquet am Beuchter Schierk nahe dem Hinweise auf einen gewissen Kontakt Weddebach nur wenig westlich des mit dem Römischen Imperium. Funde Harly in der Grablage eines dort im die zunächst die Entschädigung des welfi schen Anverwandten beteiligten, von Römermünzen wurden im Bereich 6. Jh. bestatteten Edlen eine ursprünglich klösterlichen Grundei- gestaltete sich allerdings aufwendiger der Pfalz Werla gemacht. Nach sei- Goldmünze mit dem Kaiserbildnis gentümers vorsah, in welfi sche Hän- als erwartet – die Belagerung zog sich nem Zusammenbruch, der die sog. von Anastasios I. (um 430 – 518) de. Ende des 13. Jh. wird einer der über vier Monate hin. Im Gelände sind Völkerwanderung folgte, war die Re- fand, die man dem Toten bei Erbfolger, Heinrich mit dem bezeich- noch heute die Belagerungsschanzen gion keineswegs bevölkerungsleer. So der Bestattung als Charonspfennig in nenden Beinamen „der Wunderliche“, aus dieser Zeit nachweisbar (STOLBERG den Mund gelegt hatte. vor dem Königsgericht beschuldigt, 1983). Nach Gerichtsbeschluss wurde MittelalterMittelalter – WöltingerodeWöltingerode und Harly-BurgHarly-Burg den von der Harly-Burg ausgehenden die Burg letztlich vollständig abgetra- Straßenraub geduldet oder gar geför- gen. Ob sich vor dieser Burganlage 1174 wurde das Kloster Wöltingerode der zum Krieg gegen das staufer- dert zu haben. Die Strafexpedition von auf dem Harly eine ältere Befestigung als Benediktinerkloster gegründet, hat- treue Goslar rüstete. Der Kampf ende- 1290/1291, an der sich auch seine befand, ist unbekannt. te jedoch als solches nur bis 1188 Be- te schließlich 1206 mit der Einnahme stand, dann wurde es in ein Kloster für und Plünderung der alten Kaiserstadt. VVienenburgienenburg 13061306 – 20082008 Zisterzienser-Nonnen umgewandelt. In Außer den immensen, in den Fels deren Zeit wurde der Grundstein für geschlagenen Wehrgräben sind fast Vienenburg wird 1306 als „Borch ob Verbindung bestand. Im Verlauf der das Kloster gelegt, dessen Ausmaße keine baulichen Reste der Burg er- de Vine“ (= Burg über dem Sumpf) Hildesheimer Stiftsfehde fi el die Burg noch heute vorzufi nden sind. halten. Jedoch können wir aufgrund erstmals urkundlich erwähnt. Die 1521/23 an Herzog Heinrich d.J. von Bald darauf bekam der Harly erheb- der hochherrschaftlichen Nutzung fünf heute zu Vienenburg gehörenden Braunschweig-Wolfenbüttel und zum liche militärische Bedeutung. Auf der doch von einer recht ausgedehnten, Ortschaften sind bereits für 1086 und Ende des 30jährigen Krieges 1643 wie- steil abfallenden Ostkuppe des Harly wehrhaften und sicherlich auch re- 1300 nachgewiesen. Die Vienenburg derum an . erhob sich die schon genannte Har- präsentativen Anlage ausgehen. Kö- wurde der Überlieferung nach mit den 1802 wurde Vienenburg preußisch. ly-Burg (STOLBERG 1983). Deren kurze nig Otto weilte noch mehrfach hier, vom Harlyberg fortgeschafften Steinen 1814 ordnete der Wiener Kongress Existenz – insgesamt nur 88 Jahre – ist vor allem zwischen 1214 und 1218 errichtet. Sie entstand unter der Ägide Vienenburg dem Königreich Hanno- schrifthistorisch vergleichsweise gut (seinem Todesjahr). Nach seinem Tod des Hildesheimer Bischofs, wobei die ver zu. 1840 wurde die Bahnlinie von belegt. Errichtet wurde die Befesti- gelangte die Harly-Burg durch eine Ausführung bei den Grafen von Wer- Braunschweig bis Vienenburg verlän- gung 1203 / 1204 durch König Otto IV., geradezu salomonische Verfügung, nigerode lag, zu denen eine familiäre gert. 1866 annektierte Preußen das

18 Die Geschichte des Harly Die Geschichte des Harly 19 Königreich Hannover; zur preußischen den Immenrode, Lengde, Lochtum, Abwässer wurden in die Innerste und „Provinz Hannover“ gehörend kehrte Weddingen und Wiedelah im Rahmen später in den dortigen Karst entsorgt. Vienenburg damit wieder zu Preußen der Gebiets- und Verwaltungsreform Bereits 1889 erfolgte durch Versenkung zurück. In der NS-Zeit erhielt Vie- in die Stadt Vienenburg eingegliedert von Endlaugen der Chlorkaliumfabrik nenburg 1935 die Stadtrechte. 1942 – Wöltingerode kam bereits 1929 zu in zwei Bohrungen am Kahnstein wurde der Landkreis Goslar dem Land Vienenburg. nordöstlich von Langelsheim der erste Braunschweig zugeordnet; aus diesem Die Stadt Vienenburg mit ihren Ortstei- Nachweis für ein zusammenhängendes Grund gehört Vienenburg seit 1945 len Immenrode, Lengde, Weddingen, Karstgerinne, da in den Karstquellen zum Land Niedersachsen. 1972 wurden Lochtum und Wiedelah hat heute ca. von Alt Wallmoden und die bislang selbstständigen Gemein- 11.000 Einwohner. Laugenbeimengungen festgestellt wurden (JACOBS & KNOLLE 1991) Das JAHRBUCH DER DEUTSCHEN KALI-INDUSTRIE 1886 – 1930: Das Kalibergwerk 1900 verzeichnet für die Gewerkschaft Vienenburg (Hercynia) am Harly Hercynia u.a. folgende Angaben: Sitz der Gewerkschaft: Wernigerode; Vor- Angesichts der steigenden Nachfrage logisch gesehen lag Vienenburg zwar Abb. 9: Der nach dem 1. Weltkrieg standsvorsitzender: Dr. Adolf Arndt, nach Kalidünger und der großen Ge- noch in der Magdeburg-Halberstädter errichtete neue Förderturm von Schacht II Hamburg; Technischer Direktor: Ge- winne der Kaliindustrie drängte sich Mulde, doch das neu erschlossene neraldirektor B. Wiefel, Vienenburg; musste allerdings bereits 1930 wie- nach 1860 die Frage auf, ob es nicht Kalisalzlager, das später den Namen Kaufmännischer Direktor: E. Voigt, der eingestellt worden, weil ein ka- auch in anderen Regionen außerhalb Ronnenberg erhielt, gehörte zum Kali- Vienenburg; Fabrikdirektoren: Ewald tastrophaler Wassereinbruch am 8. von Staßfurt, der Geburtsstätte des revier Hannover. Mit der Gründung der und Dr. Feit, Langelsheim; Kapital: Mai 1930 im Bereich des Schachts I Kalibergbaus, Kalisalze geben könn- Gewerkschaft Hercynia 1881 begann 1000 Kuxe; Kurse: Ende 1897 18.300 allen Hoffnungen auf eine blühende te. Lange Zeit konzentrierten sich die rasante Entwicklung des deutschen Mk., Ende 1898 21.600 Mk.; Ausbeu- Bergbauzukunft Vienenburgs ein jähes die Probebohrungen auf den Magde- Kalibergbaus außerhalb des Staßfurter te: monatlich 125 Mk., Weihnachten Ende setzte. Der eindrucksvolle, nicht burg-Halberstädtischen Raum, weil Raumes, auf deren Höhepunkt im außerdem 150 Mk. per Kux; Gerecht- verfüllte Rest des großen Tagesbruchs dies nach den Funden in Staßfurt und Ersten Weltkrieg es rund 200 fördernde same: Grundbesitz der Hannoverschen westlich Schacht I und zahlreiche da- Leopoldshall am aussichtsreichsten Kalischächte gab. Klosterkammer am Harlyberg bei Vie- mals und auch danach noch bis in die erschien. Zudem galt immer noch die Das Hannoveraner Kalirevier hatte ei- nenburg, etwa 5 km im Streichen der vergangenen Jahrzehnte entstandene Theorie des Geologen Carl Christian nen nicht unerheblichen Anteil an die- Schichten; Anzahl der Tiefbohrungen: Begleitbrüche zeugen noch heute von Ochsenius, südlich des Harzes könne ser Entwicklung (K+S AKTIENGESELLSCHAFT 3, davon salzfündig 2, kalisalzfündig 2; diesem Ereignis. Mittlerweile ist der es keine Kalivorkommen geben. 2006). Steinsalz erbohrt bei ca. 300 m; Kali- Wasserkörper in der Grube offenbar Fündig wurde man dann zuerst in der Die Kalisalze hatten seinerzeit und ha- salze erbohrt bei 310 m; Mächtigkeit abgesättigt und der Berg zur Ruhe preußischen Provinz Hannover bei ben noch heute als Grundlage für die der Kalisalze: senkrecht gemessen 20 gekommen. Vienenburg, wo 1886 nach zwei Jahren Düngerherstellung eine wesentliche – 80 m; Beschaffenheit der Kalisalze: Die Geschichte des Kaliwerkes mit Schachtbauarbeiten das Kalibergwerk Bedeutung für die Sicherung der Er- Carnallit, Kainit, Sylvin; Schachtbau: seinen Schachtanlagen Vienenburg I Hercynia im Harly, das ab 1906 den nährung der Bevölkerung. Deutschland Schacht I (Neubauer) 1884 begonnen (Neubauer), Vienenburg II und Vienen- Namen Vienenburg trug, den Betrieb hatte aus geologischen Gründen damals und 1886 in Betrieb gesetzt; Schacht burg III (Röhrig) ist bei SLOTTA (1980) aufnahm. Finanziert wurde es von ei- nahezu eine weltweite Monopolstellung II 1894 begonnen und 1897 fertigge- dargestellt, der auch den noch vorhan- nem Konsortium, an dem Bankiers und für die Produktion von Kalisalzen. stellt. Förderung 1896: 148.043 t Kali- denen historischen Gebäudebestand Unternehmer aus Hamburg, Berlin und Das Kaliwerk der Gewerkschaft Hercy- salze, 1897: 153.684 t Kalisalze. des Werkes dokumentiert hat. dem Rheinland beteiligt waren. Geo- nia befand sich in Langelsheim; seine Der Kalibergbau bei Vienenburg

20 Die Geschichte des Harly Die Geschichte des Harly 21 rasse der Ur-Oker zwischen Vienenburg Wie der Vienenburger Ortsheimatpfl e- und Harly. Dieser Kiesabbau schuf den ger Herbert Müller berichtete, trieb im Volksmund sog. „Sievers-Teich“, die Wachmannschaft mehrere hundert das Gewässer des heutigen Naherho- junge Leute, die sich in einem erbärm- lungsgebietes Vienenburger See. Im lichen Zustand befanden, durch die Zwangsarbeiterlager befanden sich nächtlichen Straßen. In der großen

zu Kriegsende 60 Arbeiter (WEINMANN Feldscheune des Klostergutes Lochtum 1990). Sievers unterhielt enge Bezie- machte die Kolonne Quartier. In den hungen zum Kölner Baugroßunterneh- Mittagsstunden des 10. April wurde in mer P. Bauwens, ehemaliger Präsident Vienenburg Panzeralarm gegeben: die des Deutschen Fußballbundes. Die Amerikaner kamen. Darauf fl üchtete Firma ging 1971 in Konkurs. Weitere die SS. Angaben zur Zwangsarbeit in Vienen- Es liegen einige erschütternde Zeitzeu-

burg und der Region siehe STUDIENKREIS genberichte vor. Im Interview mit Det-

ZUR ERFORSCHUNG UND VERMITTLUNG DER GE- lef Creydt erzählte Gertrud Schwarz,

SCHICHTE DES WIDERSTANDES 1933 – 1945 aufgewachsen in Vienenburg: Etwa Abb. 10: Das Hakenkreuz im Harly-Krater (1985), WEINMANN (1990) und FIEDLER & am 9.4.1945 morgens gegen 10 Uhr (Braunschweigische Landeszeitung 1931), Repro Markus Weber LUDEWIG (2003). kam aus Richtung Goslar (heute Bun- Die NS-Zeit am Harly In den letzten Kriegsmonaten, als die desstraße 4) ein großer Zug Häftlinge, Nazis angesichts der näher kommen- etwa 400 – 500, in Viererreihen durch In der NS-Zeit spielte der Harly und romnacht 1938 wurden Sozialdemo- den alliierten Front im Frühjahr 1945 Vienenburg. Der Zustand der Häftlinge insbesondere das Gebiet des ehemali- kraten aus Lengde und wahrscheinlich die KZs aufl östen, begannen die fürch- war sehr schlecht („schlapp, und Kno- gen Schachtes II eine teilweise tragi- auch aus weiteren Orten im Umland terlichen Todesmärsche, auf denen chen konnte man sehen“), die Hände sche Rolle. des Harly gefangen genommen, zum die ausgemergelten KZ-Häftlinge z.T. hielten sie seitlich ausgestreckt in der Bereits in der Zeit der Harzburger Gelände des Schachtes II gebracht und über weite Strecken und quer durch Hoffnung, etwas zu Essen zu erhalten. Front kam der Harly in den Fokus von dort verhört (DEUTSCHES HISTORISCHES MU- Restdeutschland gequält wurden, Es waren hauptsächlich Männer und nur NS-Aktivisten, die in der Nacht zum SEUM 2000). teilweise bis zum Tode. Einer dieser einzelne Frauen. Die Häftlinge trugen 11.10.1931 den Harly-Krater unmittel- Im Bereich des Schachtes II befand Märsche ging von Köln über Paderborn „Sträfl ingsbekleidung“, teilweise eine bar an der vorbeiführenden Bahnlinie sich in der NS-Zeit das Zwangsarbei- in Richtung Harz. Ein Kommando mit Art Schlosseranzüge mit roten Armbin- zu Propagandazwecken umfunktionier- terlager einer Werkzeugfabrik, die für russischen Kriegsgefangenen wurde den oder ein „P“ an der Kleidung. Zur ten. die Reichswerke AG für Erzbergbau wohl in Thale von den Amerikanern be- Herkunft hieß es: „Schwererziehbare Die Terrorwelle der Nationalsozialisten und Eisenhütten „Hermann Göring“, freit, andere Kommandos in der Nähe Jugendliche aus Moringen, andere aus forderte 1933 im Braunschweiger Land Salzgitter, produzierte – im dortigen von Vienenburg, wo sie sich teilweise Westfalen“. zahlreiche Todesopfer. Unter ihnen war Zwangsarbeiterlager befanden sich mit den Jugendlichen aus dem KZ Werner Keil berichtete 1996 über den der Harzburger Sozialdemokrat Wil- ca. 100 Franzosen, Russen, Polen, Moringen vermischt haben. Auf jeden Todesmarsch von Jugendlichen aus helm Reupke, der am 9.4.1933 im Har- Italiener, Jugoslawen und auch einige Fall sind die meisten Häftlinge dieser dem KZ Moringen zwischen Vienenburg ly „erhängt“ aufgefunden wurde – er freiwillige Arbeiter (FIEDLER & LUDEWIG Märsche noch durch Vienenburg ge- und Lochtum in der Abbenröder Hei- war offensichtlich Opfer der Folter von 2003). Weiterhin waren hier Zwangs- kommen; hier verliert sich ihre Spur in matzeitung 5: „Die Aufl ösung des La- SA-Männern geworden, wie sich später arbeiter der Fa. Sievers & Co. unterge- den ersten Aprilwochen 1945. gers hing wohl mit den amerikanischen herausstellte (MEIER & NEUMANN 2000). bracht, eines Tiefbauunternehmens mit In der Nacht vom 9. auf den 10. April Tieffl iegern zusammen. Die Amis sollen Im Zuge des Terrors der Reichspog- Kiesbaggereibetrieb in der Niederter- 1945 erreichte der Marsch Vienenburg. die SS-Bewacher beschossen haben.

22 Die Geschichte des Harly Die Geschichte des Harly 23 Es ging los mit Unruhe im Speiseraum. zu seinen Beobachtungen, als die Be- Förster Ahrens half dem Übel ab, indem Dort wurden Luxusartikel aus Wehr- wacher versuchten, die einheimischen er das Schlüsselrecht an sich nahm. machtsbeständen an alle ausgegeben. Zuschauer zu verscheuchen: „Das ist Der Aussichtsturm erlebte seine große Abends mußten wir antreten, und nachts entwürdigend. Ich habe den ersten Zeit, als Förster Ahrens 1845 hier einen wurde marschiert. So verließen wir das Weltkrieg mitgemacht, aber so etwas Ausschank eröffnete und später, um Lager. Keiner wusste, wo er war. Drei habe ich noch nicht gesehen“. seinen Gästen auch ausgiebige Unter- Nächte wurde marschiert. Tagsüber Nach dem Kriegsende bestand bei haltung zu bieten, noch eine Kegelbahn wurde irgendwo Quartier gemacht und Schacht II kurzzeitig ein DP-Camp und ein Zelt aufbauen ließ. Es entstand geschlafen. Es war ein großes Durchei- für Polen, d.h. ein Übergangslager ein richtiger Familienbetrieb, denn die nander, ein paar Hundert junge Leute. für durch den Zweiten Weltkrieg ent- Bedienung besorgte Förster Ahrens‘ Zuletzt blieben wir zwischen Vienenburg wurzelte Menschen, von den Alliierten Tochter Luise, unterstützt von ihren und Lochtum in einer großen Scheune. als Displaced Persons (DP) bezeichnet beiden Brüdern. Der Gesellschaftsklub Die Bewacher hatten sich in Zivil abge- (MCNEILL 1995). (Harzklub-Zweigverein Vienenburg) fand setzt. Ich bin mit zwei anderen Leuten In den kleinen Siedlungen der Schäch- sich dienstags und freitags zum Kegeln zusammen nach Abbenrode weitermar- te I und II fi ndet heute Wohn- und ein; sonntags war freier Zutritt. Alle 14 schiert.“ (PLAWITZKI 1996). Gewerbenutzung statt, an Schacht III Tage spielte eine Kapelle zum Tanz; als In Erinnerung ist noch die Äußerung erinnern nur noch Ruinen – diesen Be- Zeichen, dass die Kapelle am nächsten des Domänenpächters Heinrich Jordan reich holt sich die Natur zurück. Tag spielen würde, wurde samstags die Fahne am Turm hochgezogen. Das gesellige Treiben auf dem Harly sprach DerDer HHarlyturmarlyturm – zentralerzentraler ErlebnispunktErlebnispunkt sich schnell herum. Die Gäste kamen für damalige Verhältnisse von weit her. Der Harlyturm – beliebtes Wanderziel 1813 zum Königreich Hannover kam, Auch das Offi zierskorps der Goslarer auf dem Harlykamm – hat eine lange musste Jakobson das Klostergut an die Jäger war ständiger Gast am Turm. Geschichte. Sie wurde von GEHMLICH für hannoversche Regierung abtreten, denn König Ernst-August von Hannover hielt die Chronik zur 800-Jahr-Feier Lengdes damals durfte nach hannoverschem Ge- auch zweimal Hofjagden im Harly ab, 1974 recherchiert; darauf stützt sich setz kein Jude Grundeigentum besitzen. zum letzten Mal 1848. Die Jagd wurde die nachfolgende Darstellung. 1803 Jakobson hatte auch den Aussichtsturm vom Schladener Berg und von Beuchte Abb. 11: Der Harlyturm wurde das Kloster Wöltingerode durch auf dem Harly bauen lassen. Als der aus gegen den Harly getrieben. Der – der zentrale Erlebnispunkt Deputationshauptschluss aufgehoben nach 1820 zu verfallen drohte, wurde Jagdstand des Königs war an der und vom Staat eingezogen. Die Regie- ein sogenannter Gesellschaftsklub Lengde-Beuchter Grenze, da, wo Turm verfi el und war lange Zeit nur rung verkaufte das Klostergut und den gegründet, der rund 200 Taler für die heute das Wasserbecken der Beuchter noch eine Ruine (GEHMLICH o.J.). Komturhof in Weddingen an den gehei- Verbesserung und Restaurierung des Wasserleitung liegt. Nach dem Tode Der Aussichtsturm wurde 1986 nach men Finanzrat des Königs Jerome von Turms sammelte. Mit diesem Geld des Königs wurden die Jagden auf aufwendiger Restaurierung auf Initiati- Westfalen, den Juden Jakobson, der sich konnte ein 2. Turmstockwerk gebaut Drängen der Landgemeinden an ve der Interessengemeinschaft Handel, besonders für das Wohl seiner ärmeren werden. Jeder Gemeindevorsteher Privateigentümer verkauft. Jagdfrevel Handwerk und Gewerbe Vienenburg Mitmenschen einsetzte. Ihm soll es zu der umliegenden Dörfer erhielt einen und Gesetzesübertretungen nahmen e. V. (IGV) neu eingeweiht. Er ist von verdanken sein, dass die Armen der Dör- Schlüssel zum Turm, damit jedermann nun jedoch überhand. Kein Wunder, Frühjahr bis Herbst an Sonn- und fer um den Harly im Wald Holz sammeln freien Zutritt hatte. Das erwies sich dass sich Förster Ahrens daraufhin Feiertagen von 10 – 17 Uhr geöffnet durften und sogenannte Armenvasen jedoch als schlechte Lösung und bald zurückzog. Das Zelt und später auch – achten Sie dann auf die wehende bekamen. Als das Bistum Hildesheim rissen Unsitten ein. Der zuständige die Kegelbahn wurden abgerissen. Der Fahne auf seinem Dach.

24 Die Geschichte des Harly Die Geschichte des Harly 25 3. Die Pfl anzen- und Subkontinental Tierwelt des Harly Hainbuche, Blutroter Storchschnabel, chen, Gewöhnliche Goldnessel, Weiße Hohler Lerchensporn, Wald-Knäuel- Hainsimse, Dunkles Lungenkraut, Wol- gras, Gelbes Windröschen, Leberblüm- liger Hahnenfuß. Die Die Pfl anzanzenenweltwelt

Die Gesamtheit der im Harly vorkom- Vollständigkeit halber auch noch Nordisch-subalpin-subkontinental menden Pfl anzenarten ist ausgespro- die Standortfaktoren Licht und Wasser chen vielfältig. So geht Heimhold (FRANK, zu nennen. Wir wollen diese Aussagen Märzenbecher, Frühlings-Hainsimse, tenblümchen, Hain-Rispengras, Draht- HEIMHOLD & PILGER 1985) von mindestens im Einzelnen genauer betrachten. Wald-Frauenfarn, Zweiblättriges Schat- schmiele. 130 Pfl anzenarten aus und sieht den Das geographische Umland des Harlys ist Harly „hinsichtlich seiner pfl anzengeo- gekennzeichnet durch subat lanische und Der Boden nimmt eine besondere Be- sonst in Niedersachsen vorhandene, gut graphischen Lage als einen Eckpfeiler subkontinentale Übergänge. Aber auch deutung für die Pfl anzenvielfalt des ausgeprägte Zonierung auf. im Raum nördlich des Harzes“. submediterrane und nordische Pflanzen- Harlys ein. Sowohl das Vorkommen Auf dem Harlykamm fi ndet man den in Worauf begründet sich diese Feststel- arten zeigen, dass entsprechende einzelner Pfl anzenarten als auch ganze Niedersachsen sehr seltenen Eichen- lung? Die nicht alltägliche Mischung Einflüsse vorhanden sind. In Anlehnung Pfl anzengesellschaften sind durch die Elsbeerenwald und den Seggen-Bu- der hier wachsenden Pfl anzenarten an die „Pflanzensoziologische Bodenverhältnisse bedingt. Am Beispiel chenwald. Auf den eher südexponierten ergibt sich im Wesentlichen aus den Exkursionsflora" (OBERDORFER 1979) verschiedener Pfl anzen- bzw. Waldge- Hängen des Kalkrückens bildet der klimatischen, durch die geographische können folgende Pflanzen dem jeweiligen sellschaften soll dies näher dargelegt Eichen-Elsbeerenwald (Lithospermo- Lage vorgegebenen Verhältnissen und Klimabereich zugeordnet werden werden, wenngleich hier nicht sämt- Quercetum) hier eine nördliche Grenze aus dem Standortfaktor Boden, der auf (vgl. FRANK, HEIMHOLD & PILGER 1985). liche im Harly vorkommenden Gesell- seines Verbreitungsgebietes. Zu ihm unterschiedliche geologische Forma- schaften mit ihren Subgesellschaften gehören charakteristische Baumarten tionen aufbaut. Zusätzlich wären der behandelt werden können. wie Traubeneiche, Elsbeere, Rotbuche, Pfl anzengesellschaften sind gesetzmä- Stieleiche, Feldahorn und Hainbuche. Submediterran ßige, standortabhängige und konkur- In der Krautschicht breiten sich nieder- renzbedingte Kombinationen von Pfl an- liegende Stängel des Blauroten Stein- Elsbeere, Waldrebe, Blauroter Steinsa- Rose, Purpur-Knabenkraut, Schwert- zenindividuen, die sich mit ihrer Umwelt samens aus. Weitere Kennarten in der me, Straußblütige Wucherblume, Wein- blättriges Waldvögelein, Märzveilchen. in einem dynamischen Gleichgewicht Strauchschicht sind die Pfi rsichblättrige befi nden. Aufgrund der geologischen Glockenblume, die Dürrwurz und die Subatlantisch Vielfalt beherbergt der Harly auf engem giftige Schwalbenwurz. In steinig-hu- Raum eine große Vielzahl an größ- mosen Bodenabschnitten fi ndet man Rotbuche, Traubeneiche, Mistel, Pfaf- chen, Bärlauch, Roter Fingerhut, Sani- tenteils naturnahen Waldgesellschaf- ferner das Erdbeer-Fingerkraut, den Sa- fenhütchen, Kriechende Rose, Waldveil- kel, Erdbeer-Fingerkraut, Wald-Segge. ten. Auf den sehr verschiedenartigen nikel, das Leberblümchen und die Echte Gemäßigt kontinental, noch subatlantisch Standorten, die von trockenen steilen Schlüsselblume. Im Frühsommer ergän- Kalkhängen über Bereiche mittlerer zen die Gewöhnliche Akelei und die Tür- Stieleiche, Heckenrose, Hundsrose, Große Sternmiere, Knoblauchsrauke, Bodenfeuchte, jedoch oft unterschiedli- kenbundlilie das Bild. Auch die Finger- Busch-Windröschen, Hohe Schlüsselblu- Vogel-Nestwurz. cher Nährstoffversorgung bis zu nassen segge gehört dazu. Insgesamt gehört me, Echte Schlüsselblume, Waldmeister, Niederungen reichen, wachsen ganz diese thermophile Gesellschaft zu den unterschiedliche Waldtypen. Sie weisen seltenen Waldgesellschaften Deutsch- eine charakteristische, z.T. nirgendwo lands. Zwar auch eher kalkliebend, aber

26 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 27 nicht so wärmebedürftig sind die ver- sind neben dem Waldmeister und dem schiedenen Ausprägungen des Seggen- Einblütigen Perlgras weitere Arten wie buchenwaldes (Carici-Fagetum). Dort Gemeine Goldnessel, Buschwindrös- können Zeigerpfl anzen wie Gewöhnli- chen, Wald-Bingelkraut, Zwiebel-Zahn- che Hasel auffallen. An manchen Stellen wurz, Gelbes Windröschen, Gefl eckter klettern auch Lianen der Gewöhnlichen Aronstab, Wald-Ziest, Wald-Segge und Waldrebe an anderen Gehölzen empor. Gewöhnlicher Wurmfarm zu fi nden. Wegen des Vorkommens verschiedener Diese Waldgesellschaft bildet verschie- Orchideenarten werden bestimmte Aus- dene Subgesellschaften aus. So gibt es prägungen dieser Waldgesellschaft auch Übergänge zum Hainsimsen-Buchen- als Orchideen-Buchenwald bezeichnet. wald als eher bodensaure Variante Abb. 12a: Naturverjüngung von Bergahorn Abb. 12d: Gelbes Windröschen In verschiedenen Bereichen kann man sowie zum Waldgersten-Buchenwald und Esche im Buchenwald hier auf das Stattliche Knabenkraut, als basen- bzw. kalkreichere Variante. das Purpur-Knabenkraut und das Weiße Förmlich riechen kann man an einigen sowie das Schwertblättrige Waldvöglein Standorten des Waldmeister-Perlgras- treffen. Zudem wächst hier die Vogel- Buchenwaldes eine besondere Aus- Nestwurz, eine bleiche Orchidee fast prägung. Mit ausgedehnten, teilweise ohne Blattgrün, die auf einem Wurzel- teppichbildenden Bärlauch-Beständen pilz schmarotzt. in der Krautschicht kann man zwischen An den Hangfl ächen stockt vor allem April und Juni an geeigneten Standor- der Waldmeister-Buchenwald bzw. ten (durchfeuchtete, tiefergründige, Perlgras-Buchenwald, eine Waldgesell- lehmig-humose Böden) einen Knob- schaft, die in ihren Ausprägungen re- lauchgeruch wahrnehmen. Auch hier lativ weit variieren kann und auf kalk- haben wir es wieder mit eine Variante, haltigen oder neutralen, aber basenrei- dem Bärlauch-Buchenwald, zu tun. Abb. 12b: Bärlauch Abb. 12e: Leberblümchen chen Böden wächst. Die Bodenreaktio- Weiter abfallend lässt sich wiederum an nen können schwach sauer bis basisch einigen Stellen der Hainsimsen-Buchen- verlaufen. Obwohl Waldmeister und wald erkennen. So beschreibt HEIMHOLD Einblütiges Perlgras in solchen Wäldern (a.a.O.) an der „Kräuter-August-Höhle“ häufi g zusammen auftreten, kann eine eine entsprechende Waldgesellschaft. der beiden Arten gebietsweise fehlen. An dieser Stelle tritt der nackte Sand- Das übrige Arteninventar ist aber so stein zu Tage. Nur die Rotbuche ist hier ähnlich, dass eine Zusammenfassung als Baumart bestimmend. Die Kraut- in eine Waldgesellschaft möglich ist. In schicht enthält nur wenige Arten. Dazu der Literatur wird deshalb gelegentlich gehören die Weißliche Hainsimse und auch vom Asperulo-Fagetum gespro- die Wald-Hainsimse, die auf basenar- chen. Charakteristische Pfl anzenar- men, sauren Boden hinweisen. Gele- ten sind bei den Bäumen neben der gentlich mag auch der Eichenfarn sich Rotbuche als prägende Baumart die diesem Standort anschließen.

Gemeine Esche, der Spitzahorn und In den feuchten Auen- und Muldenlagen Abb. 12c: Buschwindröschen Abb. 12f: Hohler Lerchensporn der Bergahorn. In der Krautschicht wachsen Eichen-Hainbuchen-Wälder. Abb. 12: Ausgewählte Pfl anzenarten des Harly 28 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 29 Stieleiche und Hainbuche sind hier die Folgt man den Wanderrouten 1 und 3, charakteristischen Baumarten, auch gelangt man auch an den Südrand des Gewöhnliche Esche und Traubenkir- Harly und kann dort die Vorwaldstadien sche können an diesen Standorten der Hecken und Gebüsche sowie die vorhanden sein. In der Krautschicht Waldsäume kennen lernen. In den läßt sich die Hain-Sternmiere und Gebüschen befinden sich Schlehe, Abb. 13a,b: Holzbesiedelnde Baumpilze zersetzen das Totholz zu Humus eine Reihe anderer Feuchtigkeitszeiger Pfaffenhütchen, Echter Kreuzdorn und fi nden. Ebenfalls in feuchten Auen Eingriffeliger Weißdorn. Dazwischen und Muldenlagen sind Hainmieren- versuchen sich verschiedene Wildrosen, wie beeinfl ußten Areal Mitteldeutschlands“ naturnahen Waldgesellschaften des Schwarzerlen-Auwaldreste und Bach- die Hunds-Rose sowie Himbeere und (FRANK, HEIMHOLD & PILGER 1985) angese- Höhenzuges selbst bieten im Süden die Eschenwald-Fragmente zu fi nden. Brombeere zu behaupten. Die hen werden. Okeraue thermophilen Saumgesellschaf- Große Flächen des Harly sind infolge Buschstrukturen werden wiederholt Der zweite Geländepunkt befindet sich ten sowie das durch z.T. feuchte Grün- intensiver forstlicher Nutzung als Laub- durch Bäume unterbrochen, nämlich am Westfuß des Harly unweit von Wed- landbereiche geprägte Weddebach-Tal forste unterschiedlicher Altersklassen von der Hainbuche, dem Feldahorn und der dingen. Hier befi ndet sich eine der in vielen gefährdeten und auf solche Bioto- zu bezeichnen. In diese sind gruppen- Stieleiche. Dazwischen befinden sich diesem Raum seltenen Kalktuffquellen. pe angewiesenen Tier- und Pfl anzenar- weise Nadelgehölze eingestreut, die thermophile Saumgesellschaften des Die Sinterterrassen tragen eine üppig ten eine Überlebenschance. Im Bereich hier standortfremd sind. Zickzackklee-Odermennig-Saumes. An entwickelte, Wasser beanspruchende des Harlyberges und seiner Umgebung Einzelne Teile der Nordfl anke sowie der einer Stelle ist noch eine Besonderheit zu Krautschicht, in der folgende Pfl an- können mindestens 33 gefährdete Ge- Kamm sind noch durch ehemalige Nie- erwähnen. Am Waldrand, in der Nähe eines zen beschrieben werden: Schilfgras, fäßpfl anzenarten und eine gefährdete der- bzw. Mittelwaldwirtschaft gekenn- aus der Feldmark kommenden alten Sumpf-Segge, Blasen-Segge, Rauhe Moosart nachgewiesen werden, z.B. der zeichnet und als Reste einer ehemali- Bahndammes, kann man noch eine Segge, Gemeiner Gilbweiderich, Bit- Blaurote Steinsame im Eichen-Elsbee- gen Kulturlandschaft von hohem Wert Halbtrockenrasen-Gesellschaft betrachten, tersüßer Nachtschatten und Acker- ren-Wald, das Purpur-Knabenkraut und und überregionaler Bedeutung. die durch Pflanzen wie Saat-Esparsette, Schachtelhalm (HEIMHOLD a.a.O.). Im das Stattliche Knabenkraut im Seggen- In historischer Zeit wurde im Harly Dornige Hauhechel, Kleiner Wiesenknopf, quellnassen Kalktuff findet man einen Buchenwald oder Hallers Grasnelke und auch Köhlerei betrieben. Es fi nden sich Kleine Bibernelle, Stängellose Kratzdistel dichten Rasen von Leber- und Laub- die Frühlings-Miere in den Schwermetall- örtlich Meilerplätze mit typisch runden sowie Golddistel gekennzeichnet ist. Kaum moosen. Dazu gehören Brunnen-Le- fl uren der Okeraue. Meilerplatten, die durch kohlehaltigen mehr zu finden war in der zurück liegenden bermoos, Kegelkopfmoos, Fett-Stern- Abschließend sei gesagt, dass hier keine Auswurf in Maulwurfshaufen einwand- Zeit die Aufrechte Trespe als wichtige lebermoos, Vielblütiges Lippen-Becher- umfassende Beschreibung der Pfl anzen- frei zu erkennen sind. Typisch sind Kennart. Zwei Geländepunkte bedürfen moos, Quirlständiges Schönastmoos, welt des Harly stattfi nden konnte, son- von den Meilerplatten ausgehende alte noch besonderer Erwähnung. Am Ostfuß Dickbäuchiges Birnmoos, Verändertes dern nur eine Auswahl. Hobbybotaniker Karren- und Trampelpfade. Vermutlich des Harly, zwischen dem aufsteigenden Starknervmoos, Spießmoos und Gebo- und Wissenschaftler kennen noch weit- diente die Köhlerei im Harly zur De- Kreide-Kalk und dem Flussbett der Oker, genes Sichelmoos (HEIMHOLD a.a.O.). aus mehr Pfl anzen in der z.T. erstaunlich ckung des Bedarfs der Goslarer Hüt- nennt HEIMHOLD (a.a.O.) das Vorkommen Neben den unterschiedlichen, großteils artenreichen Pfl anzenwelt des Harly. tenwerke vor 1850. der Wollköpfi gen Kratzdistel, des Wilden Heute ist der Südteil des Harly vom Lauchs und des Quirlblütigen Niedersächsischen Forstamt Clausthal Salbeis. Das Vorgehen dieser Pflanzen PilPilzze und FlechtenFlechten betreuter Landeswald. Der nördliche kann als ein deutlicher Berührungspunkt Dass der Harly neben seiner reichhalti- Pilze gehören nicht zu den Pfl anzen, Teil des Harly ist Genossenschaftswald „zwischen den subatlantisch ausgeprägten gen Pfl anzenwelt auch ein ausgespro- sondern bilden in der Biologie ein ei- der Forstgenossenschaften Weddingen, Pflanzengesellschaften Nordwestdeutsch- chen vielfältiges Pilzspektrum aufweist, genes Reich. Im Harly wurden bislang Beuchte und Lengde bzw. gehört zu lands und dem subkontinental den Kirchenforsten Lengde. dürfte nur wenigen bekannt sein. Die 766 Pilzarten nachgewiesen, darunter

30 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 31 1993 im Westteil des Harly wiederge- ramulosa auf Schwermetallrasen im der Kategorie RL 3 geführt. Weitere funden werden. Auch der seit fast 40 Armerietum halleri bei Wöltingerode. gefährdete Flechtenarten sind bisher Jahren in Niedersachsen verscholle- Alle genannten Flechten werden auf noch nicht im Harlygebiet festgestellt ne und vom Aussterben bedrohte den Roten Listen als gefährdete Arten worden. Blasshütige Purpurröhrling konnte vor kurzem neben dem seltenen Schwarz- Die Fauna hütigen Steinpilz in den trockenwar- men Hangwäldern des Harly entdeckt Während die Flora des Harly wegen – nachgewiesen wurden Braunes werden. Weitere mykologische Ra- ihrer zahlreichen Besonderheiten recht Langohr, Fransenfl edermaus, Großes ritäten des Harly sind der Lachsrote gut bekannt ist, gibt es zur Fauna keine Mausohr, Mopsfl edermaus und Was- Schmierröhrling, der Glattstielige nennenswerte Einzeldarstellung. Der serfl edermaus. Bei der 2006 von SIEG- Hexenröhrling, der Österreichische Interessierte muss sich seine Daten FRIED WIELERT nachgewiesenen Mops- Prachtbecherling, die Herkules-Keule, aus zahlreichen Einzeluntersuchungen, fl edermaus handelte es sich um den der Hellgelbe Violettmilchling oder der u.a. des Naturwissenschaftlichen Ver- zweiten Nachweis im Landkreis Goslar Blaue Holz-Rötling, um nur einige zu eins Goslar, aber auch vieler anderer seit über 50 Jahren. nennen. In den Herbstmonaten kann regionaler und überregionaler Autoren, Die Amphibien sind vertreten durch man die Hexenringe oder Reihen bil- zusammentragen. Die Fauna des Harly Erdkröte und Grasfrosch, Bergmolch denden Fruchtkörper des hier noch ist geprägt durch ausgedehnte Laub- und Teichmolch, z.B. im Teich am Wed- verbreiteten Halskrausen-Erdsternes wälder mit eingeschlossenen Grünlän- debach nordwestlich Schacht III, in bewundern. Dieser erdbewohnende dereien und wird beeinfl usst im Westen den Teichen östlich von Wöltingerode Pilz gehört in die Gruppe der Bauch- durch das Weddebachtal mit seinen und im Vienenburger See. Der Feuer- pilze. Selbstverständlich verdient auch Strauchbeständen und Grünländern, salamander wurde vereinzelt nachge- die Pilzfl ora des Harly einen strengen im Süden von dichten Buschbeständen wiesen. Von den Reptilien ist nur die Schutz. Pilze, welche im Naturhaushalt und einem geschlossenen Waldrand Waldeidechse bekannt. z.B. eine wesentliche Rolle in der Le- sowie im Osten durch Gärten mit Obst- Auch die Insektenfauna ist bedauer- bensgemeinschaft mit Bäumen und als bäumen und die Oker. Die Fauna dieser licherweise wenig untersucht worden. perfekte Recycler von Biomasse spie- Randbezirke hebt sich deutlich vom MAX (1977 – 1997) weist eine Anzahl len, sollte man deshalb auch stehen inneren Laubbaumbestand ab. seltener Schmetterlinge nach. Erwäh- lassen und sich nur an ihrer Schönheit Säugetiere, soweit bekannt, werden nenswert sind Großer Schillerfalter, und Vielgestaltigkeit erfreuen. vertreten durch die jagdbaren Ar- Kleiner Eisvogel, Großer Eisvogel, Au- Noch ganz am Anfang steht die Er- ten wie Reh, Wildschwein, Feldhase, genfalter, Trauermantel, Kaisermantel,

Abb. 14a,b,c: Flechten des Harly – sie forschung der Flechtenwelt des Harly. Waschbär, Dachs und Wiesel (auch Eichenzipfelfalter und Aurorafalter als stehen auf der Roten Liste Auch Flechten sind keine Pfl anzen und Mauswiesel) und die Wildkatze. Die Tagfalter sowie Bärenspinner, Zahn- auch keine Pilze, sondern symbioti- Kleinsäugerfauna ist weitgehend spinner, Asselspinner und Schwärmer 220, die in der Roten Liste der Groß- sche Lebensgemeinschaften zwischen unbekannt, Waldspitzmaus und Rö- als Nachtfalter. Die gefundenen Arten, pilze Niedersachsens und Bremens als einem Pilz und einem oder mehreren telmaus sind nachgewiesen. Auch die vorwiegend nur lateinische Namen gefährdet aufgeführt werden. Die tat- Photosynthese betreibenden Partnern. die Fledermausfauna des Harly ist tragen, sind bei MAX (1977 – 1997) sächliche Artenzahl von Pilzen im Harly Im Harly sind Cladonien Cladonia fo- nicht intensiv untersucht. Neben den nachzulesen. Einzelfunde gibt es aus dürfte indes noch viel höher liegen. So liacea und Cladonia rangiformis sind Sommerlebensräumen nutzen diese anderen Insektengruppen. So ist der konnte der in Niedersachsen als ausge- u.a. auch am Komturberg nachgewie- fl iegenden Säugetiere die Höhlen und Hirschkäfer mehrfach im Harly gefun- storben geltende Große Nest-Erdstern sen, Cladonia foliacea und Cladonia Stollen im Harly zum Überwintern den worden (THEUNERT 2004). Laufkäfer

32 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 33 Gartenrotschwanz gibt es in mehreren Arten. Unter den sind der Mäusebussard (Brutvogel), Hundertfüßern ist der Saftkugler er- Rotmilan, Habicht und Turmfalke re- wähnenswert. Am Weddebach kommt gelmäßig beobachtet worden. Kolk- die Gestreifte Prachtlibelle vor. raben sind regelmäßig im nördlichen Eisvogel Die Vogelwelt ist weitergehend un- Teil vorhanden. Großer Buntspecht, tersucht worden, obwohl es noch Schwarzspecht und Grauspecht sind keine Einzeldarstellung dazu gibt. Am Harlybesucher bzw. Bewohner. Be- Weddebach gibt es neben Stockenten sonders vogelreich ist der südliche die Wasseramsel als Brutvogel. Eis- Waldrand: Mönchsgrasmücke, Dorn- Pirol vogel und Schwarzstorch sind Gäste grasmücke (Weddingen), Gartengras- am Bach bzw. auf den angrenzenden mücke (Wald), Nachtigall und Neuntö- Feuchtwiesen. Hier wurde auch der ter leben hier neben vielen anderen im Rotmilan Pirol gesichtet, der sonst häufi ger im Sommerhalbjahr. Im Waldinneren sind Osten und in den Gärten (Kirschen) Baumläufer und Kleiber regelmäßig zu zu beobachten ist. Von Greifvögeln fi nden.

Nachtigall DDieie SchneckenfaunaSchneckenfauna – unterschätzteunterschätzte VielfaltVielfalt

Kolkrabe Durch seine vielfältige Geologie und die Wegschnecke, die Kleine Vielfraßschne- im wahrsten Sinne des Wortes heraus- cke oder auch die Gefl eckte Schüssel- ragende Lage im nördlichen Harzvor- schnecke. Für die Laubzersetzung im land hat der Harly wohl für kaum eine Wald hat auch die Wald-Wegschnecke, Tiergruppe eine so große Bedeutung eine kleine, graue Nacktschnecke, eine

wie für die Schnecken. Schon VICTOR besondere Bedeutung. Die einzigartige Schwarz- VON KOCH (1881, 1887) hat für den Lage des Harly bringt es mit sich, dass specht Harly 28 Arten erwähnt. Seinen zum rund ein Dutzend Schnecken-Arten Wasserfl eder- Teil sehr exakten Fundortangaben ist auf diesem Berg ihre nördliche Ver- maus es zu verdanken, dass sich viele Vor- breitungsgrenze erreichen oder dieser kommen noch heute genau lokalisieren sehr nahe sind. Wenn in historischer

lassen (WIMMER 2004). Die tatsächlich Literatur die Verbreitungsangabe Wildkatze hier vorkommende Zahl dürfte bei „nördlich bis zum Harz“ zu lesen ist, etwa 70 Arten liegen, wovon viele in meint das für einige Arten den Harly, Niedersachsen als mehr oder weniger der ja eigentlich schon zum Harzvor- stark gefährdet gelten. Hierbei reicht land gehört. Rund ein Dutzend Arten die Spanne von der winzigen, nur gut erreichen hier ihre Nordgrenze. Fast Wasseramsel einen Millimeter großen Punktschnecke alle davon sind auf der Roten Liste bis zur 5 Zentimeter großen Weinberg- der gefährdeten Tierarten Niedersach- schnecke. sens zu fi nden. Dazu gehören im eher Es sind vor allem die Waldarten, die im Feuchten die Bezahnte Achatschnecke Harly vertreten sind, wie etwa die Rote und die Mittlere Schließmundschnecke, Abb. 15: Ausgewählte Tierarten des Harly 34 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 35 die z.B. im Burggrund noch in großer warmen Eichenwald auf der östlichen Dichte vorkommen und damit auch die Südseite. Sie lebt aber sehr versteckt. Bedeutung dieses sumpfigen Bereiches Die verschiedenen Heideschnecken, unterstreichen. Auch die Maskenschne- die VICTOR VON KOCH im ausgehenden cke und die Riemenschnecke sind in 19. Jahrhundert noch an den Rändern diesem Zusammenhang erwähnens- des Harly fand, sind heute durch ver- wert. Beide sind sehr attraktiv, tragen änderte Landnutzung und den Verlust ein behaartes Gehäuse und können von Kleinstrukturen weitestgehend unter Totholz oder im feuchten Laub verschwunden. Was aber beim Wan- Abb. 16a: Riemenschnecke – das behaarte Ge- Abb. 16d: Die seltene Mittlere Schließmund- gefunden werden. dern noch immer erlebt werden kann, häuse sieht von oben aus wie ein aufgerollter schnecke, hier an liegendem Erlentotholz im Die Kleine Fässchenschnecke mit ihrem sind die Schnecken, die bei Regen Gürtel. Im Hintergrund eine junge Gefl eckte Burggrund, erreicht im Harly die nördliche Schüsselschnecke. Arealgrenze. hoch aufgewundenen Gehäuse ist am an den Bäumen – vor allem Buchen Ostende des Harly auf dem Kalkscher- – emporklettern. Zu den Arten, die benboden oberhalb der Autobahn zu das besonders häufi g tun, gehören finden. Ihr Lebensraum wurde einst Zweizähnige und Glatte Schließmund- durch den Bau der Autobahn stark be- schnecke, Steinpicker und auch der schnitten. Auch die Zahnlose und die Baumschnegel, eine Nacktschnecke, Faltenrandige Schließmundschnecke die sich von Algen und Pilzen an Bäu- leben im Harly nahe der Grenze ihres men ernährt. Aber auch bekanntere Ar- Vorkommens. Von „unserer schönsten ten wie die Weinbergschnecke und die Nacktschnecke“ schwärmte VICTOR VON verschiedenen Bänderschnecken kom- KOCH (1887) völlig zu Recht, als er men dann besonders hervor. Mit etwas die ersten Funde des Großen Glück ist bei nasser Witterung auch der Kielschnegels im Harly beschrieb. bis 20 cm lange Schwarze Schnegel zu Diese bis zu 10 cm lange helle fi nden, der hier nicht selten vorkommt. Abb. 16b: Maskenschnecke – auch sie wird Abb. 16e: Auch der Tigerschnegel, eine 10 nicht nördlicher als im Harly gefunden. Das be- Wer den ähnlich großen Tigerschnegel – 20 cm lange Nacktschnecke, kommt im Nacktschnecke ist auf hellem Grund haarte Gehäuse trägt eine mit Zähnen bewehrte Harly vor. fein dunkel gesprenkelt und trägt in Aktion erleben möchte, kann das am Mündung. einen weißlichen Rückenkiel. Sie besten auf einem Nachtspaziergang kommt hier sowohl in den feuchten tun – auch dazu lädt der Harly ein. und kühlen „Schluchten“ unter Totholz und Steinen vor, als auch im trocken-

Abb. 16c: Großer Kielschnegel – er kann 10 Abb. 16f: Weißmündige Bänderschnecken cm lang werden, lebt sehr verborgen und wird nach der Paarung an einer Rotbuche. Trotz nur selten beobachtet. verschiedener Farben handelt es sich um die gleiche Schneckenart. Abb. 16: Ausgewählte Schneckenarten des Harly 36 Die Pfl anzen- und Tierwelt Die Pfl anzen- und Tierwelt 37 der Okeraue in das Naturschutzgebiet 4. Naturschutz im Harlygebiet Okertal einbezogen und Teile des Harly als FFH-Gebiet unter europäischen Na- Der Harlyberg ist als Lebensraum einer die Geotope Waldmänneken-Höhle und turschutz gestellt. Die Fauna-Flora-Ha- schutzwürdigen Tier- und Pfl anzen- Kräuter-August-Höhle. Die Okerniede- bitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie, ist welt sowie als beliebter Erholungsbe- rung zwischen dem Harly und der Stadt eine Naturschutz-Richtlinie der Euro- reich bekannt. Konfl ikte zwischen den Vienenburg wurde am 29. Oktober päischen Union, die 1992 beschlossen Schutzgütern und der Erholung sind 1986 ebenfalls als Landschaftsschutz- wurde. Sie dient gemeinsam mit der daher hier nicht auszuschließen. Durch gebiet einstweilig sichergestellt und Vogelschutzrichtlinie im Wesentlichen die touristische Nutzung ist besonders zwischenzeitlich als Naturschutzgebiet der Umsetzung der Berner Konvention der Harlykamm beeinträchtigt. Bei gesichert. und soll helfen, das dramatische Arten- einer starken Nutzung durch Spazier- Obwohl sich einige Veröffentlichungen und Lebensraumsterben zu stoppen. gänger besteht die Gefahr, dass die mit dem Harly beschäftigen, lag bis in Eines ihrer wesentlichen Instrumente den Kammpfad begleitende Krautve- die 1980er Jahre keine umfassende ist ein zusammenhängendes Netz von getation durch Trittbelastung oder das Bestandsaufnahme der Pfl anzen- und Schutzgebieten, das Natura 2000 ge- Abpfl ücken der Pfl anzen beeinträchtigt Tierwelt des Harlyberges sowie der nannt wird. wird, denn hier kommt eine Vielzahl aktuellen Nutzung in diesem Raum Das FFH-Gebiet „Harly, Ecker und gefährdeter Pfl anzenarten vor. Der vor. Ebenso fehlten eine entsprechende Okertal“ trägt die bundesweite Num- Landschaftsplan der Stadt Vienenburg Bewertung der einzelnen Flächen sowie mer 3929–331, in Niedersachsen die empfi ehlt sogar einen freiwilligen Ver- Maßnahmenvorschläge zum Erhalt des Nummer 123 und hat eine Größe von zicht der touristischen Bewerbung von wertvollen Bestandes. Diese Aufgabe 681,91 ha. Wanderwegen in besonders sensiblen war um so dringlicher, als die Nutzungs- Das heutige Naturschutzgebiet „Oker- Abb. 17: Der Harly steht unter Naturbereichen, insbesondere des ansprüche auf den Harly und seine tal“ (NSG BR 043) ist ca. 250 ha groß Landschaftsschutz Kammwegs (ALAND – ARBEITSGEMEINSCHAFT Umgebung ständig stiegen und Infor- und umfasst die Okerniederung zwi- LANDSCHAFTSÖKOLOGIE 1990). Stark ge- mationen unerläßlich waren, wo wichti- schen Vienenburg-Wöltingerode und begrenzt das Gebiet im Westen auf ei- stört und beeinträchtigt durch Erho- gen natürlichen Landschaftsfunktionen Schladen, soweit sie auf niedersäch- ner Länge von etwa 5 km. Kiesteiche, lungsnutzung ist auch die unmittelbare Vorrang eingeräumt werden sollte. Aus sischem Gebiet liegt. Kennzeichnend wie z.B. der renaturierte Wiedelaher Umgebung des Harlyturmes. Leider diesem Grund hatte der Landkreis Gos- für den noch erhaltenen naturnahen Teich, haben insbesondere als Brut- sind beim Wiederaufbau dieses Turmes lar das Büro ALAND in Hannover mit Charakter des Gebietes ist der mäan- und Rastgebiet von Wasservögeln und auch Wege verbreitert, Flächen ge- der Erstellung eines entsprechenden drierende, schnell fl ießende, 5 – 10 m als Lebensraum von Amphibien Bedeu- schottert und standortfremde Fichten Gutachtens beauftragt, das 1987 ab- breite Flusslauf mit Schotterbänken, tung. Das Naturschutzgebiet ist Teil gepfl anzt worden. Abhilfe ist nur durch geschlossen wurde (ALAND – ARBEITSGE- Flutmulden und Altwassern. Die den des FFH-Gebietes „Harly, Ecker und sachgerechte Information und rück- MEINSCHAFT LANDSCHAFTSÖKOLOGIE 1987). Es Fluss begleitende Talvegetation zeigt Okertal“ und des europäischen Vogel- sichtsvolles Verhalten aller Erholungs- stellte sich heraus, dass der größte Teil ein Mosaik aus Auenwäldern, hoch- schutzgebietes V 58 „Okertal bei Vie- suchenden zu schaffen – dazu wollen des Harlyberges und die Okeraue sogar stauden- und blütenreichen Schotter- nenburg“. Zuständig sind die Landkrei- wir mit dieser Broschüre beitragen. den im Vergleich zum Landschafts- fl uren und schwermetallbeeinfl ussten se Goslar und Wolfenbüttel als untere Zum Schutz der Waldgebiete des Har- schutzgebiet viel stärkeren Schutz Flussschotter-Magerrasen. Die mar- Naturschutzbehörden. ly einschließlich des Weddebachtals eines Naturschutzgebietes verdienen, kant ausgeprägte Mittelterrassenkante Weitere Naturschutzgebiete im Okertal wurde bereits 1966 ein Landschafts- zumal hier zahlreicher Rote-Liste-Arten ist mit Trockengebüschen und Laub- befi nden sich südlich von Vienenburg schutzgebiet ausgewiesen. Innerhalb ihren Lebensraum fi nden. Daher wurde bäumen wie Eiche, Esche, Kirsche, (Okersteinfeld) sowie in Sachsen-An- dieses Schutzgebietes befi nden sich das einstweilig sichergestellte Gebiet in Haselnuss und Eberesche besiedelt und halt.

38 Naturschutz im Harlygebiet Naturschutz im Harlygebiet 39 5. Erlebnispfade im Harly Erlebnispfad 1 Mittlerer Harly (ca. 2 Stunden) Prof.Prof. Dr.Dr. Andreas PilgerPilger und der Harly Ausgangspunkt der Exkursion ist der Mit unseren Erlebnispfaden im Harly und in seinem Sinne seine Exkursions- große Parkplatz an der Gaststätte Klos- folgen wir im Wesentlichen den Routen, routen wieder einem breiten Publikum terkrug am Südrand des Klosters Wöl- die der Geologe und gute Kenner des nahezubringen, denn der pädagogische tingerode. Der Rogenstein des Unteren Harly Prof. Dr. Andreas Pilger beschrie- Ansatz von Prof. Pilger war genau der, Buntsandsteins kann in der rund um ben hat (FRANK, HEIMHOLD & PILGER 1985). den auch der Geopark heute vertritt. In den Wöltingeroder Komplex verlaufen- Pilger (1910 – 1997) war langjähriger diesem Sinne ist Prof. Pilger ein Vor- den Mauer betrachtet werden. In der Leiter des Instituts für Geologie und denker des heutigen Geoparks Harz . Mauer kommen zum Teil Bildungen von Paläontologie der Technischen Univer- Braunschweiger Land . Ostfalen. Stromatolithen vor. Sehenswert ist die sität Clausthal und führte unzählige Wir halten uns routenmäßig und text- Klosterbrennerei, die Klosterkirche und Abb. 18: Die Schloenbach-Tafel am Exkursionen in das Harzvorland und lich weitgehend an den Pilgerschen auch die neue BUND-Dauerausstellung Schacht II zur Erinnerung an den Geo- auch den Harly. Es war Pilger stets Entwurf, haben ihn jedoch überarbeitet „Heimatgenüsse aus Niedersachsen“ logen Albert Schloenbach. Nach ihm ein Anliegen, das geologische Wissen und im Sinne des Geoparks mit bota- im Kreuzgang des Klosters (Eingang wurde das Fossil Schloenbachia varians und dessen Einbettung in die Kulturge- nischen, zoologischen und historischen über das Klosterhotel). benannt. schichte einem breiten Publikum nahe- Informationen angereichert. Gegenüber des Osteingangs zum Klos- zubringen. Auch der Redakteur dieser Es empfi ehlt sich, auf die nachfolgend tergut Wöltingerode zweigt in Richtung – 1877), der Salineninspektor in Salz- Broschüre war seinerzeit noch Pilger- beschriebenen Erlebnispfade eine gute Harly die asphaltierte Hercynia-Straße gitter war und sich um die geologisch- Schüler an der TU Clausthal und kam in Wanderkarte mitzunehmen, denn die ab, die entlang der hiesigen Kleingärten paläontologische Erforschung des Harly den Genuss, einige seiner instruktiven Wege sind im Harly nicht immer in glei- am Mühlbach zum früheren Kalischacht und der Region verdient gemacht hat. und bemerkenswerten Exkursionen in cher Qualität und Konsequenz beschil- II führt. Bald hat die Straße den Wald- Am letzten Wohnhaus folgen wir einem dieses Gebiet erleben zu dürfen. Pilgers dert. Die drei Erlebnispfade starten alle rand erreicht und wir durchqueren den geradeaus in den Wald führenden Wan- den Harly und dessen Umgebung be- vom großen Parkplatz bei Wöltingerode ehemaligen Bahndamm. Vor uns er- derweg, zunächst dem Schild „Zum schreibendes Standardwerk „Geologie gegenüber der Gaststätte Kloster krug, hebt sich die quartäre Oker-Mittelter- Turm“ und dann links der Beschilde- und Kulturgeschichte im Dreieck Goslar weil hier genügend Platz zum Parken rasse im Roten Berg, der seinen Namen rung „Schöne Aussicht“ nach. Von – Bad Harzburg – Harliberg. Geologi- von Autos und Bussen vorhanden ist. durch den Buntsandstein-Schotter aus hier entlang des Waldrandes auf dem sche, botanische und kulturhistorische Sie führen alle das Bärental unmittelbar dem Harly erhalten hat. Wir folgen der Harlyrandweg bis zu einer Gruppe von Exkursionen und Zusammenhänge“ nördlich von Wöltingerode aufwärts, an Straße und steigen dabei von der Nie- Privathäusern (ehemalige Försterei), erschien in zwei Aufl agen und ist lei- dessen Anfang eine Übersichtstafel derterrasse, die sich noch in den Wöl- wo wir gleich rechts wieder in Richtung der seit langem vergriffen – auch der Aufschluss über die Wege im Harlyberg tingeroder Gutshof hinein erstreckt, Harly wandern. Rechterhand sehen wir Verlag existiert nicht mehr. Es ist uns vermittelt. Die Erlebnispfade enden auf die Mittelterrasse hoch. An der bald einen Teich mit tonigem Boden, daher ein Bedürfnis, das Vermächtnis auch wieder am großen Park platz. Schulbushaltestelle gehen wir links und über dem sich das Wasser staut. Hier von Prof. Andreas Pilger zu pfl egen folgen der Hercynia-Straße steil berg- steht Emschermergel an, der früher auf. Oben am Waldrand erreichen wir einmal abgebaut wurde. Gleich hinter rechterhand an einem Buntsandstein- und über dem Teich steigt das Gelände Aufschluss die 1968 von der Deutschen steil an und es streichen die rötlichen Geologischen Gesellschaft angebrachte Ton- und Sandsteine des Unteren Gedenktafel für A. Schloenbach (1812 Buntsandstein aus. Darunter verläuft

40 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 41 Abb. 19: Ehemaliges Forsthaus am südlichen Harly-Waldrand Abb. 20a,b: Die Kräuter-August-Höhle im Mittleren Buntsandstein die südliche Randstörung des Harly, an Zugang zu einem kleinen Steinbruch. Gesteinsmate rial verstärkt. Von einer Mammutbaum, der als einziger einer der der Vienenburger Sattel auf Kreide- An seinem Ende liegt die sog. Kräuter- Störung, mit der die Höhle manchmal Pflanzung von einzeln stehenden schichten aufgeschoben ist. August-Höhle (WREDE 1976, FALKE 1985, in Verbindung gebracht wird, ist nichts Mammutbäumen in der Umgebung

Wir folgen dem Weg nach Norden auf- LOOK 1986, KÄTZEL & BOLLMEIER 2007). Hier zu sehen – es handelt sich vielmehr um übriggeblieben ist. Ein aus Rogenstein wärts in das Bärental und befi nden uns steht eine etwa 14 m mächtige Schicht einen alten Gesteinsabbau. Bei star- bestehender Denkstein teilt mit: damit auf dem historischen Verbin- roter dickbankiger grobkörniger Sand- kem Regen dürfte der Aufenthalt in der „Forstdirektor Dr. H. Burckhardt zum dungsweg Wöltingerode – Lengde. Im steine des Mittleren Buntsandsteins an. Höhle recht ungemütlich sein. Gedenken 1880 von Revierförster Tal verläuft eine N-S streichende Stö- Sie streichen 110° und fallen mit 50° Wir folgen dem Weg im Bärental weiter Behrens“. Es handelt sich um Sequoia- rung, an der die Südrandstörung und nach Norden ein. Man erkennt Kreuz- aufwärts und lassen den nach 50 m fol- dendron giganteum. die an sie grenzenden Schichten des schichtung und auf den Schichtfl ächen genden, in Richtung Osten zum Turm Buntsandsteins versetzt sind. Der am Wellenrippeln. Die Sandsteine strei- abzweigenden Weg rechts liegen. So Auf dem Mittelweg gehen wir Weg das Bärental aufwärts anstehende chen genau auf den Eingang des Stein- kommen wir, noch immer im Mittleren in westlicher Richtung weiter und Untere Buntsandstein ist schlecht auf- bruches zu. Sie wurden nur für kurze Buntsandstein, auf den Mittelweg, der halten uns nach etwa 2 km an einer geschlossen. Wir fi nden aber vielfach Zeit abgebaut. Eine Fortsetzung des nach einer großen Kurve nach Nor- Abzweigung mit Schutzhütte links, wo rötliche, dünnplattige sandige Bruch- Abbaus nach Westen zeigt ein Schürf- den umbiegt und dann nach Westen wir in einem Tal nach Südwesten stücke. Ferner erkennen wir überall graben oberhalb des Steinbruchs. Über (Schild „Mammutbaum“) weiterläuft. abwärts wandern. In diesem Tal im Bärental zahlreiche überwachsene den dickbankigen Sandsteinen liegen Nach kurzer Strecke sehen wir 50 m verläuft eine Nordost-Südwest und verfallene alte Abbaue von Rogen- rötliche, gelbliche und fl eckig-gelbliche südlich des Mittelweges im Wald den streichende (verlaufende) stein, die am Weg breit beginnen und dünnschichtige sandige Ton- und Sand- sich in den Hang hinein abrunden oder steine. In der Abfolge der dickbankigen sich schlauchartig beidseitig in etwa Sandsteine führt ein Zugang zu einer Die Sage vom Kräuter-August West-Ost-Richtung in den Wald hinein Höhle steil abwärts 6 bis 7 m in das Ge- erstrecken. Sie reichen aber nicht unter stein hinein. Die Unterfl äche der Sand- Um diese Höhle ranken sich viele Sagen, denn der Kräuter-August ist eine be- das Talniveau, sondern enden meist er- steinbank über der Höhle ist künstlich kannte Sagengestalt des Harly. Er soll hier im 18. oder 19. Jh. gehaust haben und heblich höher. Vielfach fi nden sich hier bearbeitet und unregelmäßig geglättet. ein rauer, zottiger, aber gutmütiger alter Mann gewesen sein. Mit den Holzbauern Rollstücke von Rogenstein. Der Eindruck einer Aushöhlung wird hielt der Alte der Sage nach gute Kameradschaft und bat sie öfter um einen Löffel Bald fi ndet sich auf der Westseite durch ein vor der Höhle lagerndes und Suppe aus ihren Töpfen. Er bedankte sich dafür mit Tipps, wo heilkräftige Kräuter des Weges im Bärental ein schmaler mehrere Meter mächtiges Haufwerk an wuchsen und wie sie anzuwenden seien – daher der Name „Kräuter-August“.

42 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 43 Abb. 21: Der Mammutbaum – ein Abb. 22: Der Burckhardt-Stein Abb. 23: Der Kreideaufschluss Abb. 24: Der Laube-Stein am Harly-Südrand vielbesuchter Erlebnispunkt am Mammutbaum an der Wedde geologische Störung, die weiter unten Einsenkung im Gelände, und dahinter noch das Plateau, ein Betonfundament nach links in den Wald hinein ebenfalls deutlich die Rogenstein-Lagen, kennt- fi nden sich an der Wegbiegung rötliche und der Einschnitt der Eisenbahnlinie zum Schacht III führen würde. Nach lich durch die in ihnen verlaufenden Sandsteine, die dem Unteren Bunt- von diesem Teil der Bergbaugeschichte längerer Wanderung am Waldrand Abbaue, versetzt. sandstein angehören. Unter diesen des Harly. entlang fi nden wir kurz vor der Wege- Bei Erreichen des Waldrandes sind Gesteinen verläuft die Südrandstörung Wir kehren hier um und wandern am kreuzung mit dem Wanderweg im Bä- wir in der Oberkreide angekommen des Harly, an der Unterer Buntsand- Waldrand in Richtung Osten nach rental linkerhand den Gedenkstein des und können dem Rundweg entlang stein auf Unterkreide und Cenoman Wöltingerode zurück. Bald queren wir Vienenburger Malers Fritz Laube. des Waldrandes nach Osten folgen, steil aufgeschoben ist. die historische Eisenbahnlinie, die uns um nach Wöltingerode zurückzukeh- Nach einem weiteren kurzen Wegstück ren. Es lohnt sich aber geologisch, in nordwestlicher Richtung lassen sich noch 400 m am Waldrand weiter nach rechts im Wald dort, wo von links der Erlebnispfad 2 rechts (Westen) zu gehen. Hier tritt abkürzende Weg der Route 3 aus dem Östlicher Harly (ca. 3 Stunden) der Weddebach an den Weg und den Weddetal hochkommt, noch Reste Waldrand heran. An einem Wegkreuz des früheren Schachts III (Röhrig- Wir gehen von Wöltingerode das Bä- als dünnbankige Sandsteine wechselnd erhebt sich rechts eine steile Fels- Schacht) auf eingeebnetem Plateau rental aufwärts, wie schon bei Erleb- mit rötlichbraunen und helleren Sand- wand, in der stark gestörte Kalksteine fi nden, wohin wir über einen kurzen, nispfad 1 beschrieben wurde. Etwa 50 schiefern. Wir folgen mehreren Kurven (Plänerkalke) des Cenoman (Oberkrei- nach rechts aufwärts führenden Weg m hinter der Kräuter-August-Höhle bie- des Mittelweges, auf dem wir nunmehr de) aufgeschlossen sind. Beim Weiter- kommen. Der Schacht wurde 1925 bis gen wir nunmehr nach rechts (Osten) wandern. Nach der letzten Kurve gehen erkennt der Geologe auch den 1928 von der Preussag abgeteuft und und gleich wieder nach Südosten ab. kreuzt der steil aufwärts führende Pfad Ultimus-Ton (tiefstes Cenoman), den bereits 1930, ebenso wie die Schächte Hier ist am Wegeinschnitt der Mittlere zum Turm unseren Weg. Der Mittelweg Flammenmergel und überwachsenen I und II weiter östlich, nach dem Was- Buntsandstein aufgeschlossen, aber folgt in südöstlicher Richtung einem Minimus-Ton aus dem Gault der hohen sereinbruch und Ersaufen des Berg- nicht in seiner typischen Form der ro- Tal. In diesem Tal liegt eine NW-SE Unterkreide. Dann folgt rechts eine werkes stillgelegt. Heute künden nur ten dickbankigen Sandsteine, sondern streichende Störung. An ihr werden die

44 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 45 des Unteren Muschelkalkes. Wir fi nden unterhalb von uns den Geländeknick zahlreiche Rollstücke von Unterem unterhalb des steileren Muschelkalk- Wellen kalk, darunter auch Gelbkalk von hanges zum fl acheren Hang des Röt der Grenzzone Röt/Unterer Muschel- mit seinen weicheren Gesteinen. In kalk. Höher liegen auch Rollstücke der diesem erkennen wir Erdfälle, die durch Oolith-Zone, der untersten der drei har- die Auslaugung der salinaren Gesteine ten Kalkpartien im Muschelkalk; auch im Untergrund entstanden sind. Im Wellenkalk steht hier an. Bald erreichen Muschelkalk fi nden sich beiderseits des wir den Kammweg, der auf der Tere- Kammweges langgestreckte Kalkab- bratel-Zone verläuft. Auf ihr gehen wir baue, besonders in der Terebratel-Zone nach Westen bis zum höchsten Punkt mit ihren harten fossilführenden Kalk- des Harly mit 255,9 m, auf dem der bänken. Es kann angenommen wer- Harlyturm steht, der z.T. aus Rogen- den, dass hier der Kalk zum Bau der stein gebaut ist. Man erkennt, dass der Kirche in Beuchte unmittelbar nördlich Muschelkalk an kleinen Querstörungen des Harly gewonnen wurde, die etwa Abb. 25: Blick vom Harlyturm über Lengde auf die Kiesteiche in der Okeraue verworfen ist, da z.B. 50 m westlich des zur Hälfte aus Rogenstein, zur anderen bei Isingerode und Schladen Turmes die deutliche Grenze zwischen Hälfte aus fossilfüh renden Kalken der Rogenstein führenden Zonen des Unte- Kamm in einem Einschnitt steiler wird, Muschelkalk und liegendem Röt (auf der Terebratel-Zone aus dem Unteren Mu- ren Buntsandsteins gegen den Mittleren linkerhand eine Ruhebank des Vienen- Südseite des Hanges) an einer Stelle schelkalk gebaut ist. Buntsandstein verworfen. Dies zeigt burg-Tourismus e.V. Von hier führt ein plötzlich nach Norden vorspringt. Wir erreichen die „Lengder Höhe“ bei sich daran, dass die schmalen, sich verwachsener Hohlweg unterhalb des Wir gehen vom Aussichtsturm nach Os- 250,9 m NN südlich oberhalb des Dor- in Ost-West-Richtung erstreckenden, Turms nach Westen. Wir befi nden uns ten zurück und folgen auf dem Unteren fes Lengde. Durch die Lichtung des Bu- heute überwucherten Abbaue des Ro- hier im Röt (Oberer Buntsandstein), Muschelkalk dem Höhenweg nach Osten. chenwaldes haben wir von einer Bank gensteins plötzlich enden. Wenn wir den der zwar nicht aufgeschlossen ist, sich Hier sind bereits die Menschen der Mitt- aus einen weiten Blick nach Norden. Mittelweg noch ca. 100 m weiter gehen, aber in einer morphologischen Senke leren Steinzeit gezogen. Diese bevorzug- Unten vor dem Harly liegen auf der Mit- sehen wir rechts neben uns mehrere der durch alte überwucherte Abbaue von ten die Höhen, während die Neolithiker telterrasse die Dörfer Lengde, Beuchte alten überwucherten Gesteinsabbaue. Gips bemerkbar macht. Der Gipsabbau in die Niederungen zogen, um hier zu und Wehre. Dahinter rechts erkennen Diese ziehen sich den Mittelweg entlang im Harly hat offenbar schon eine sehr roden und Landwirtschaft zu betreiben wir Schladen mit der Zuckerfabrik. Hin- bis zum Burggrund am Schacht I hin. lange Geschichte – bereits 1571 wurde (THIELEMANN 1977). Der Harlyberg war, ter Schladen sind die Kiesabbaue sowie Wenn die Abbaue heute nicht mehr als 2 „Alabaster von Wöltingerode“ erwähnt wie Funde von Mikrolithen bezeugen, die aus gekiesten Seen mit einer Was- bis 3 m tief sind und ur sprünglich sicher (TRUNZ 2000). Historische Karten ver- ein bevorzugtes Jagd- und Aufenthalts- serfl äche von 1 x 0,5 km zu erken nen auch nicht sehr tief angelegt waren, zeichnen eine am Ostrand des Harly gebiet der Mesolithiker, die im Ostteil (LOOK 1986). Hier befand sich bei Isin- muss hier eine erhebliche Menge an Ro- gelegene Gipsmühle (HISTORISCHE KOM- nahe der Harly-Burg einen Lagerplatz gerode die genannte bronzezeitlich-ei- genstein gewonnen worden sein. MISSION FÜR NIEDERSACHSEN 1963); V. KOCH hatten. Während der Wald heute im senzeitliche Siedlung. Hinter Schladen Wir kehren um, gehen den Mittelweg (1881) erwähnt Gips-Brennöfen. Harly vorwiegend aus Buchen besteht, ist die zur Oker steil abfallende Mit- nach Westen zurück und steigen in Zurück zur Ruhebank. Wir steigen den herrschte damals Eichen-Mischwald vor, telterrasse mit den Linden zu sehen, nordöstlicher Richtung zum Kamm in Weg nach Norden aufwärts. Hier erken- der Mensch und Tier mehr Nahrung bot, auf der die Pfalz Werla stand. König Richtung Turm aufwärts. Bald kreu- nen wir den deutlichen Ge ländeknick, in den Menschen vor allem die Haselnuss Heinrich I. hatte hier 922 den durch zen wir einen zweiten von Süden dem der Weg steiler ansteigt. Hier liegt als „Brotgrundlage“. das Ilsetal anbrandenden Ungarnsturm aufsteigenden Hohlweg. Etwas höher die Grenze zwischen den (weichen) Ge- Beim Weitergehen nach Osten auf abgewehrt und bei einem Ausfall den steht dort, wo der Weg kurz vor dem steinen des Röt und den harten Kalken dem Grat sehen wir rechts (südlich) Ungarnfürsten Soltan gefangen ge-

46 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 47 nommen, durch dessen Freilassung ein gegen Norden verbogen er scheint. neunjähriger Waffen stillstand verein- Es geht auf dem Kamm nun abwärts. bart werden konnte. Rechts, bereits in Nach etwa 120 m verschwindet der Sachsen-Anhalt gelegen, ist der weite Untere Muschelkalk unter dem über- fl ache Salzdom des Großen Fallstein zu greifenden Hilssandstein der höhe- erkennen, auf dem Oberer Muschelkalk ren Unterkreide. Hier liegt also die zutage ausstreicht, der schon im Alter- jungkimmerische Diskordanz unter tum abgebaut wurde. An den Großen dem Gault vor, die sich an der Tages- Fallstein schließt sich nach Nordwesten oberfl äche durch das Übergreifen von hin der Kleine Fallstein an, der teilweise Hilssandstein unter Ausfall des Jura bewaldet ist. Er streicht oberhalb des über verschiedene Stufen der Trias an- Ilsetals auf Hornburg zu und endet zeigt. Der Hilssandstein zieht von der in der Stadt. Darüber ist ganz hin ten Nord-/Westkante des Harly allmählich die Wölbung der Asse zu sehen, auch zum Kamm aufsteigend über Keuper, ein tektonischer Salz dom, auf dem zu Oberen und Mittleren Muschelkalk, bis Anfang des 13. Jh. unter dem Wel- er hier auf dem Kamm auch den Un- fenkaiser Otto IV. durch Gunzelin von teren Muschelkalk überdeckt. Weiter Wolfenbüttel die gewaltige Asseburg östlich greift er auch auf den Oberen gebaut wurde. Heute lagern im ehema- Buntsandstein über. Wir erkennen hier, ligen Salzbergwerk der Asse radioakti- dass der Boden sandig wird, und bald Abb. 26: Der Hercynia-Weg am alten Bahndamm ve Abfälle in einer geologisch instabilen fi nden wir auch Rollstücke des hellen Situation. Ganz im Hintergrund erkennt körnigen Hilssandsteins. Der Laubwald dekante bildet, und schließlich den Un- die Größe des Komplexes beeindruckt. man Wolfenbüttel. Weiter westlich liegt wird nunmehr auf dem sandigen Boden teren Buntsandstein, in dem sich auch Auf unserer Exkursion in dem über- der Nord-Süd verlaufende bewaldete auch von Kiefern untermischt. hier wieder alte Abbaue im Rogenstein wucherten Komplex fi nden wir kaum Zug des Oderwaldes, in dem Hilssand- Vom Kammweg gelangen wir über ei- befi nden. Bald erreichen wir den Wald- einen Stein, nur einige Bruchstücke von stein der höheren Unterkreide zutage nen Querweg in den Burggrund, durch rand am Schacht I, wo rechts rötliche Rogenstein, Unterem Muschelkalk und ausstreicht. Über den Oderwald führte den der östlichste Teil des Harly mit der sandige Tone und dünne Sandsteine Kies aus dem Steinfeld der Oker. der Dei-Weg nach Ohrum an der Oker, Harly-Burg vom übrigen Harly getrennt anstehen. Wir steigen von der Harly-Burg nach auf dem bereits Karl der Große gezo- wird. Wir gehen den Weg im Burggrund Bei unserer Wanderung können wir Südwesten in den Burggrund herunter gen ist. Links im Nordwesten erkennen nach Süden herunter. Von Westen her vom Kammweg aus auch einem Weg und kommen auch hier auf den oben wir das Industriegebiet von Salzgitter trifft der Mittelweg (Lärchenweg) auf in ostsüdöstlicher Richtung folgen, der beschriebenen Weg und zum Südrand mit seinen hohen Schornsteinen. unseren Weg. Etwa 50 m aufwärts fi n- im Hilssandstein nördlich unterhalb der des Harly herunter. Bald erreichen wir Bei Fortsetzung unseres Ganges auf det sich an ihm rechts ein kleiner Stein- Harly-Burg entlangführt. Wir steigen den ehemaligen Schacht I. Etwa 250 der Kammlinie des Harly er reichen wir bruch mit hellem unreinem Gips aus dann nach Süden durch den Wald auf- m westlich von ihm liegt am Waldrand nach 100 m den Gottsched-Platz. Auf dem Röt. Wir befi nden uns nunmehr im wärts und gelangen bald in den Bunt- der Rest des Einbruchtrichters, der ihm steht mit Gedenktafel ein großer Oberen Buntsandstein, der sich durch sandstein. Auf Mittlerem und Unterem 1930 beim Absaufen des Bergwerks kantengerundeter Findling aus hellem eine Senke im Gelände kennzeichnet, Buntsandstein liegen oben am Berg bei entstand. nordischem Granit. Gleich hinter dem in der Erdfälle auf ausgelaugten Gips 192,7 m die Reste der Harly-Burg, von Wir wandern von hier auf dem Hercy- Gottsched-Platz springt der Untere Mu- im Untergrund weisen. Weiter abwärts der wir außer überwachsenen Wällen nia-Weg parallel zum alten Bahndamm schelkalk an einer Querstörung nach nach Süden queren wir den Mittleren und Gräben, z.T. auch von Abbauen im nach Westen. Linkerhand ist Vienen- Nor den zurück, so dass die Kammlinie Buntsandstein, der wieder eine Gelän- Rogenstein kaum noch etwas sehen. Nur burg und über den Häusern der Stadt

48 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 49 Röt links von uns, kenntlich an einer Bodensenke, gegen Unteren Muschel- Die Sage vom wilden Jäger Hackelberg kalk in einer Erhebung zu unserer Rechten. Auch um die alte Harly-Burg ranken sich Sagen. Die Burg soll das Schloss Ha- Wir wandern weiter auf dem Mittelweg ckelbergs, des wilden Jägers, gewesen sein. Seinerzeit habe auf dem Galgenberg und gehen an der Abzweigung mit der ein zweites Schloss gestanden, dessen Herr ein frommer Christ gewesen sei. Schutzhütte rechts abwärts in das Und wenn Hackelberg betrunken durch das Schloss tobte, dass niemand vor ihm Ost-West-Tal zwischen Komturberg im sicher war, seien die Prinzessinnen angstvoll vor ihm auf das andere Schloss ge- Süden und der Muschelkalk-Höhe des fl ohen. Auch heute noch könne man die Prinzessinnen in stürmischen Nächten mit Harlykamms im Osten. Noch befi nden wehenden Gewändern zum Schloss auf dem Galgenberg ziehen sehen und das wir uns hier auf der Höhe des Mittleren Hohngelächter des wilden Jägers hören, so die Sage. Buntsandsteins, wo der Boden relativ Tatsächlich war Hackelberg jedoch eine historische Figur, ein Förster, der in der Folge trocken ist und wir Bruchstücke von eines Jagdunfalls starb. Seine mysteriösen Todesumstände ließen ihn im Volksmund zu rotem Sandstein fi nden. Bald teilt sich einer mystischen und unheimlichen Gestalt werden. der abwärts führende Weg erneut – wir können beide Wege nehmen, denn sie sind in einem gleichermaßen schlech- ten Wegezustand und nicht immer ein- fach zu bewandern. Wir kommen näm- der der um 1300 erbau ten beschriebene Schloenbach-Denkmal lich bald in den Oberen Buntsandstein alten Vyneburch (= Vienenburg) zu besuchen und haben nun die Wahl, den – am Talweg sind teil weise die roten, sehen. Gleich links neben ihm erhebt Harlyrandweg zur alten Försterei oder wasserstauenden Tone des Röt auf- sich der Turm der evangelischen, wei- den Hercynia-Weg direkt nach Wöltin- geschlossen. Mehrfach sind Erdfälle ter links der katholischen Kirche empor. gerode zu nehmen, wo uns ein schöner zu sehen, die auf Auslaugungen des Abb. 27: Die Waldmännecken-Höhle Bei gutem Wetter läßt sich der Brocken Blick auf die Kloster kirche und das Por- Röt-Salinars im Untergrund weisen. über dem Harz erkennen. Am ehema- tal des Haupteingangs zum Klostergut Auch lassen sich Rutschmassen aus ligen Schacht II können wir das schon Wöltingerode begrüßt. Unterem Muschelkalk erkennen, die Wir wandern am Waldrand des Harlys von der nördlich liegenden Höhe des weiter nach Süden. Nur wenig süd lich Unteren Muschelkalks ins Tal geglitten des Talweges, über den wir herab- Erlebnispfad 3 sind. Genau diese geologischen Ver- gekommen sind, liegt linkerhand die Westlicher Harly (ca. 3 Stunden) hältnisse sind es, die den schwierigen, Waldmännecken-Höhle, eine ähnliche matschigen Wegezustand bedingen. Höhle wie die Kräuter-August-Höhle im

Von Wöltingerode aus gehen wir wieder Buntsandstein), der aus dolomitischen Bald erreichen wir den Harly-Westrand Bärental (WREDE 1976, LOOK 1986, KÄT- das Bärental aufwärts, passieren die Mergeln besteht, was sich daran zeigt, am Weddebachtal, wo der Harly mor- ZEL & BOLLMEIER 2007). Sie führt 15 Me- Kräuter-August-Höhle, biegen nicht dass eine feuchte, teilweise mit Erlen phologisch und tektonisch scharf gegen ter in rote dickbankige Sandsteine des nach rechts zum Turm ab, sondern bestandene Bodensenke vorliegt, in Westen abgeschnitten ist. Jenseits des Mittleren Buntsandsteins. Auch hier ist gehen weiter nordwestlich gerade- der Erdfälle auf Auslaugung von Gips Weddebaches und der Straße Immen- ein Abbau auf diese versucht worden, aus. Am Beginn der großen Kurve im Untergrund weisen. Hier streicht rode – Weddingen nach Beuchte und hat anscheinend aber keinen Erfolg folgen wir dem Mittelweg in Richtung die uns bereits vom Erlebnispfad 2 Schladen steigt das Gelände wieder an. gehabt. Es handelt sich nicht um das Mammutbaum. Im Bereich dieser Kur- bekannte Störung in nordwest-süd- Hier stehen Turonpläner an, die mit 60° gleiche stratigraphische Niveau wie bei ve befi nden wir uns im Röt (Oberer östlicher Richtung durch. Sie ver wirft nach Nordwesten einfallen. der Kräuter-August-Höhle. Vielmehr

50 Erlebnispfade im Harly Erlebnispfade im Harly 51 Wir steigen vom Mittelweg wieder auf den ursprünglichen Weg herab und folgen ihm nach Osten. Bald erreichen wir einen neuen, breit ausgebauten Forstweg. Hier befindet sich unmit- telbar vor uns die Halde des ehema- ligen Schachts III (Röhrig-Schacht), die wir über einen kurzen Stichweg bergauf erreichen. Der Schacht wurde 1925 bis 1928 von der Preussag abge- teuft und bereits 1930, ebenso wie die Schächte I und II weiter östlich, nach dem Wassereinbruch und Ersaufen des Bergwerkes stillgelegt. Vom Schacht III gehen wir am Waldrand, vorbei am Abb. 28: Der Weddebach Abb. 29: Blick in den Rogensteinbruch Aufschluss der gestörten Kreide- schichten, der beim Erlebnispfad 1 sind es hier Sandsteine aus dem höhe- kurz unterhalb des Mittelweges zu beschrieben wurde, in Richtung Osten Abb. 30: Bitte nicht pfl ücken – Naturerlebnisse ren Teil des Mittleren Buntsandsteins, einem Steinbruch im Rogenstein, und zurück nach Wöltingerode. sollen nachhaltig sein die vielleicht der Hardegsen- oder der zwar der Hauptoolith-Zone (su3). Hier Solling-Folge entsprechen, wäh rend ist der Rogenstein noch in den 1930er die Sandsteine an der Kräuter-August- Jahren abgebaut worden und es be- Höhle mit der tie fer liegenden Volprie- steht der wohl einzige gute Aufschluss hausener Folge zu parallelisieren sind. im anstehenden Rogenstein. Auf der 6. Wie verhalte ich mich im Von der Waldmännecken-Höhle gehen Südseite der Front des Steinbruches wir nach Süden weiter den Waldrand steht eine 3,5 m mächtige Bank eines Landschaftsschutzgebiet Harly? entlang unterhalb des Komturberges, hellen feinoolithischen Rogensteins an. der aus Mittlerem Buntsandstein be- Im Hangenden folgen rötliche Rogen- Das Landschaftsschutzgebiet Harly an der Schönheit und Vielfalt der hei- steht, und gelangen zur Furt durch den steinbänke teilweise mit Stromatoli- wurde zum Schutz von Pfl anzen, Tieren mischen Natur erfreuen können. Hier Weddebach. then, die zwischen roten Sandschiefern und geologischen Formationen ein- ein kleiner Knigge: Dort halten wir uns weiter links und dünnen Sandsteinen liegen. Das gerichtet. Tatsächlich leben hier viele • Pfl ücken Sie keine Blumen und zer- und können nun parallel zur Wedde gleiche ist auch im Liegenden der Pfl anzen und Tiere, die es anderswo stören Sie nicht unnötig Pilze einen abkürzenden bequemen Weg Fall, wie an einem Durch bruch zum kaum noch gibt. • Lärmen Sie nicht nehmen. Geologisch interessanter Steinbruch zu erkennen ist. Deshalb: Bitte verhalten sie sich rück- • Leinen Sie Ihren Hund an ist aber der gegenüber der Furt steil Gleich oberhalb des Rogensteins im sichtsvoll und respektieren Sie die • Nehmen Sie Ihren Müll wieder mit aufwärts führende Wegeeinschnitt Steinbruch verläuft der Mittelweg be- Hinweise auf den Schildern. Sie leisten aus dem Wald den Komturberg aufwärts, der durch reits auf dem Mittleren Buntsandstein damit einen Beitrag zum Schutz unse- • Wenn möglich, verlassen Sie bitte einen alten Abbau auf Rogenstein des Komturberges. Südlich unter uns rer Tier- und Pfl anzenwelt, so dass sich die Wege nicht. Die Vegetation ist entstanden ist. Wir nehmen diesen, erkennen wir alte Abbaue, die in der auch Ihre Nachbarn, Mitmenschen und sehr trittempfi ndlich und so können steigen nach etwa 250 m steil nach Unteren Oolith-Zone (su2) angelegt hoffentlich auch Ihre Kinder und Enkel Sie sie schonen. links (Norden) aufwärts und gelangen worden sind.

52 Erlebnispfade im Harly Das Landschaftsschutzgebiet 53 9. Quellen und Literatur

ALAND – ARBEITSGEMEINSCHAFT LAND- tums- und Geschichtsverein, Hrsg., SCHAFTSÖKOLOGIE (1987): Harly und 1955, siehe unten Umgebung. Schutz-, Pflege- und DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM Entwicklungskonzept im Auftrag des (2000): Jugend – Krieg – Gefan- Landkreises Goslar. – Hannover genschaft im 2. Weltkrieg. – online ALAND – ARBEITSGEMEINSCHAFT LAND- http://www.dhm.de/lemo/forum/ SCHAFTSÖKOLOGIE (1990): kollektives_gedaechtnis/170/ Landschaftsplan Stadt Vienenburg index.html – Teilaspekte Arten und DIEKMANN, U. (1984): Geologisch- Lebensgemeinschaften/ landschaftskundliche Exkursion in Abb. 31: Der Harly in der Nordharz-Landschaft Landschaftsbezogene Erholung. das Gebiet des westlichen Harzes Im Auftrag der Stadt Vienenburg. und seines Vorlandes. – Geowis- – Hannover senschaftliche Exkursion Nr. 146, BEERBOHM, R., Hrsg. (1949): Der Naturwissenschaftlicher Verein für 7. Helfen Sie uns helfen! Landkreis Goslar als Vorharzkreis. – Bielefeld und Umgegend e.V. Selbstverlag R. Beehrbohm, Goslar Emons, H.-H. & Duchrow, G. (2001): BEHME, F. (1903): Geologischer Führer Hercynia in Vienenburg – das erste Für die Pfl ege und die künftige Rea- geltend gemacht werden. Auch Ihre durch die Umgebung der Stadt Bad Kalibergwerk im niedersächsischen lisierung naturschutzgerechter Siche- Mitgliedschaft im BUND trägt zum Harzburg einschließlich Ilsenburg, Raum. – Sondershäuser Hefte zur rungsmaßnahmen ist die BUND-Kreis- Schutz des Natur in unserem Aufga- Brocken, Altenau, Oker u. Vienen- Geschichte der deutschen Kali-In- gruppe Goslar auf Spenden angewie- benbereich bei. Wir freuen uns über burg. – 2. Aufl., Hahnsche Buch- dustrie 4, Sondershausen sen. Alle Spenden können steuerlich Ihre Hilfe! handlung, Hannover ERNST, G., REHFELD, U. & WOOD, C.J. Bankverbindung Kontakt BOLLMEIER, M., GERLACH, A. & KÄTZEL, A. (1997): Road cuttings near Vienen- BUND Westharz BUND-Regionalverband Westharz (2004): Flora des Landkreises Gos- burg. – In: Mutterlose, J., Wippich, Volksbank Nordharz Petersilienstr. 23, 38640 Goslar lar. – Mitt. Naturwiss. Ver. Goslar 8, M.G.E. & Geisen, M., Cretaceous De- eG Tel. 05321 / 4 69 60 75 4 Bände positional environments of NW Ger- IBAN: DE81 2689 0019 5096 6057 00 [email protected] BRAUNSCHWEIGISCHE LANDESZEITUNG many. Bochumer Geologische und BIC: GENODEF1VNH www.bund-westharz.de (1931): Braunschweigische Landes- Geotechnische Arbeiten 46: 29–34 zeitung 15.10.1931. – Staatsarchiv ERNST, G. & WOOD, C.J. (1995): Die Wolfenbüttel Z Abt. 43 Nr. 42 Bd. tiefere Oberkreide des subherzynen 8. Wollen Sie mehr wissen? 4, S. 6 Niedersachsens (Raum Hildesheim BUND-KREISGRUPPE GOSLAR (Hrsg., - Salzgitter – Vienenburg): Faziesge- Neugierig geworden? Zugegeben, auf tionszentren im Goslarer Museum und 2007): Naturkundlich-geologische Er- schichte, Beckendynamik, Events den ersten Blick sind die vielen ver- in Königslutter zeigen eine Fülle von lebnispfade am Butterberg. – FEMO- und Sequenzen. – Terra Nostra 5: netzten Themen des Geoparks zwar anschaulichen Modellen und Grafiken, Erlebnisführer 14, Goslar [Autoren: 41–84 spannend, aber vielleicht manchmal mittels derer Sie diese geologischen F. Knolle, A. Scheel, V. Schadach, R. FALKE, M. (1985): Lithostratigraphie etwas kompliziert. Wollen Sie die Vor- Vorgänge hier im Nordharzvorland Schulz & S. Seifarth] des Mittleren Buntsandsteins an der gänge besser verstehen lernen und noch besser verstehen können. CASSEL, A. (1955): Die Pflanzenwelt des Kräuter-August-Höhle im Harli mehr wissen? Die Geopark-Informa- Nordharzes – In: Harzburger Alter- (Dokumentation geowissenschaftli- 54 Helfen Sie uns helfen! Quellen und Literatur 55 cher Objekte in Niedersachsen, Nr. 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58 Quellen und Literatur Quellen und Literatur 59 Weitere Internetquellen

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www.vienenburg-tourismus.de

60 Quellen und Literatur