DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION SAMTGEMEINDE

Samtgemeinde Lutter am Barenberge

2016 - 2017

Entwurf

Auftraggeber:

Samtgemeinde Lutter am Barenberge Bachstr. 18 38729 Lutter am Barenberge Telefon: 05383 9601-0 Fax: 05383 907889 www.sg-lutter.de [email protected]

Auftragnehmer:

Planungsbüro Warnecke Wendentorwall 19 38100 Braunschweig Tel. 0531 1219240 Fax 0531 1219241 www.planungsbuero-warnecke.de [email protected]

2016 - 2017

Bearbeiter:

Klaus Drögemüller Henny Frühauf Monika Traub Julia Tiernan Martin Twietmeyer Volker Warnecke

DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - INHALTSVERZEICHNIS -

1 Einleitung 1.1 Problematik...... 5 1.2 Planungsverständnis und Grundlage der Förderung...... 6 1.3 Bürgerbeteiligung und Chronologie ...... 8

2 Abgrenzung und Kurzbeschreibung der Region 2.1 Lage im Raum...... 13 2.2 Siedlungsräumliche Grundlagen...... 16 2.3 Geographischer Überblick ...... 18 2.4 Demographische Entwicklung ...... 19

3 Planvorgaben 3.1 Raumordnungsprogramm ...... 21 3.2 Natur- und Landschaftsschutz...... 24 3.3 Integriertes Entwicklungskonzept IEK und Lutter am Barenberge...... 27 3.4 Regionales Entwicklungskonzept Nördliches Harzvorland ...... 29 3.5 Stellungnahmen Träger öffentlicher Belange ...... 31

4 Stärken - Schwächen – Analyse 4.1 Landwirtschaft...... 37 4.2 Landschaft und Dorfökologie...... 47 4.3 Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge ...... 58 4.4 Wirtschaft - Tourismus - Breitband ...... 63 4.5 Straßenraum und Mobilität ...... 71 4.6 Ortsbild und Baustruktur ...... 78

5 Handlungsfelder - Leitbilder - Projekte

5.1 Ökonomie ...... 93 5.1.1 Arbeitsplätze sichern und Wirtschaft fördern ...... 93 5.1.2 Verbesserung der Breitbandversorgung ...... 97 5.1.3 Landwirtschaft - Entwicklungsmöglichkeiten der Betriebe sichern ...... 97 5.2 Ökologie ...... 110 5.2.1 Erhalt und Aufwertung der landschaftlichen Einbindung / Biotopverbund ...... 110 5.2.2 Erhalt und Ergänzung der bestehenden innerörtlichen Großgrünstrukturen ...... 111 5.2.3 Ökologische Verbesserung / Schaffung von Retentionsräumen (Klimafolgenanpassung) 113 5.2.4 Grünplanerische Empfehlungen ...... 114 5.3 Mobilität und Straßenraum ...... 127 5.3.1 Aufwertung von übergeordneten Straßenräumen ...... 127 5.3.2 Aufwertung von innerörtlichen Straßenräumen ...... 128 5.3.3 Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit ...... 130 5.3.4 Aufwertung des ÖPNV ...... 132 5.3.5 Verbesserung der Straßenbeleuchtung ...... 132 5.4 Baukultur und Siedlungsentwicklung ...... 134 5.4.1 Regionale Baukultur - Maßgaben zur Erhaltung und Gestaltung ...... 134 5.4.2 Anforderungen nach der Energieeinsparverordnung ...... 154 5.4.2.1 Maßgaben, Absichten und zum Verfahren ...... 154 5.4.2.2 Anforderungen an die einzelnen Bauteile bei der Bestandssanierung ...... 157 5.4.3 Private Vorhaben - Verfahrensweise ...... 162 5.4.4 Siedlungsentwicklung - Verstärkung der Innenentwicklung ...... 164 5.5 Kultur und Daseinsvorsorge ...... 168 5.5.1 Dorfgemeinschaft als wichtiger Zukunftsfaktor ...... 168 5.5.2 Anpassung an die demographische Entwicklung ...... 169

DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - INHALTSVERZEICHNIS -

6 Prioritätenliste mit Kostenschätzung ...... 171

7 Startprojekte ...... 177

8 Literaturempfehlungen ...... 185

9 Richtlinie ZILE ...... 187

DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - EINLEITUNG -

1.2 Planungsverständnis und Grundlage der Förderung

Das Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) Braunschweig hat mit Bekanntgabe vom 13.01.2015 die Dorfregion Lutter am Barenberge mit insgesamt 7 Ortsteilen in der Gemeinde Wall- moden, der Gemeinde und dem Flecken Lutter am Barenberge der Samtgemeinde Lutter am Barenberge in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen.

Die Erarbeitung der Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion Lutter am Barenberge versteht sich als umfassende, fachübergreifende Planung. Sie soll die zukünftige planerische, grünordneri- sche und städtebaulich-hochbauliche Entwicklung der Dorfregion auf einer abgestimmten Basis konzeptionell vorzeichnen. Dabei hat die Dorfentwicklungsplanung neben den Zielen der Raum- ordnung und der Landesplanung, den regionalen Handlungsstrategien, den Belangen des Umwelt- und des Naturschutzes, der demographischen Entwicklung sowie der Reduzierung des Flächen- verbrauchs durch Innenentwicklung Rechnung zu tragen. Darüber hinaus soll die Dorfentwick- lungsplanung den Erfordernissen der lokalen Wirtschaft, der städtebaulichen Entwicklung, der Baukultur, des Dorf- und Landschaftsbildes, den soziokulturellen Eigenarten und in besonderer Weise dem Klimaschutz entsprechen. Gleichzeitig werden die zur Verwirklichung der Ziele erfor- derlichen Maßnahmen im Dorfentwicklungsplan herausgestellt, was Voraussetzung für die Förde- rung von Projekten im Rahmen des Förderprogramms ist.

Über die Beteiligung in verschiedenen Themengruppen war und ist die Bevölkerung aufgerufen, die künftige Dorfentwicklung aktiv mit zu gestalten. Aus dem eigenen Interessenbereich können somit Vorstellungen in die kommunalen Entscheidungen eingebracht werden.

Neben der Bevölkerung wurden die Verwaltung der Samtgemeinde Lutter am Barenberge und die politischen Gremien als Entscheidungsträger zukünftiger Entwicklungen an der Planung beteiligt. Um einen für alle Beteiligten akzeptablen Kompromiss zu finden und letztlich zu gemeinschaftli- chem Handeln zu motivieren, war und ist es Aufgabe der Planer, den Dialog zwischen den ver- schiedenen Interessengruppen sachkundig zu moderieren.

Für das niedersächsische Dorfentwicklungsprogramm werden vorrangig Mittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) sowie der Gemein- schaftsaufgabe des Bundes und der Länder zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutzes (GAK) bereitgestellt. Die Förderung erfolgt über das Amt für regionale Landesentwick- lung Braunschweig (ArL).

Grundlage der Dorfentwicklung ist die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integ- rierten ländlichen Entwicklung (ZILE) gemäß RdERl. d. ML v. 01.01.2017 (vgl. Kapitel 9). Ziel ist es, die ländlichen Räume als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume zu sichern. Die Maß- nahmen sollen zu einer positiven Entwicklung der Agrarstruktur, einer nachhaltigen Stärkung der Wirtschaftskraft und zur Erhöhung der Lebensqualität beizutragen.

Die ZILE-Richtlinie, in der die Förderung der Dorfentwicklung (Maßnahme 5) eingebunden ist, ist die Grundlage für den Einsatz von Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes. Mit der Richtlinie wird ein integraler Ansatz verfolgt, der darauf abzielt, dass zur Entwicklung des ländli- chen Raumes die Kräfte aller Beteiligten gebündelt werden müssen. Die Erarbeitung der Dorfent- wicklungsplanung für die Dorfregion Lutter am Barenberge soll zur Erhaltung und Gestaltung des ländlichen Charakters und der Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

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1 EINLEITUNG

1.1 Problematik

Die niedersächsische Landschaft wird bis heute durch eine ländliche Siedlungsstruktur geprägt. Weite Teile des Landes weisen eine Bevölkerungsdichte unter 100 Einwohnern/km² auf und werden durch die Landwirtschaft in Wert gesetzt. Damit verbindet sich ein vielfältiges, regionalgebundenes Erscheinungsbild der ländlichen Siedlungen, das sich der verstärkten politischen Einbindung in die urban-industriellen Abhängigkeiten ausgesetzt sieht.

Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterliegt der ländliche Raum einem vielschich- tigen Strukturwandel. Ein bis heute anhaltender Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe setzte ein, und an die Stelle der bäuerlichen Selbstversorgung trat eine spezialisierte und mechanisierte Vermarktungswirtschaft.

In Verknüpfung mit dem ökonomischen Strukturwandel verlaufen soziale Veränderungen, die durch die Annahme veränderter Lebensformen bzw. einem Wertewandel gekennzeichnet werden. So dringen städtische Vorbilder und Maßstäbe, oftmals auch zeitlich begrenzte modische Einflüsse, in die Dörfer ein. Diese stehen in engem Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Verlust gewach- sener Traditionen und alter prägender, regional gebundener Bautechniken.

Stadtnahe Dörfer unterliegen zunehmend den urbanen Raumansprüchen der modernen Städte. Sie werden durch den zunehmenden Bedarf an (hochwertigen) Wohnbauflächen wie durch die Inan- spruchnahme von Flächen für Verkehrswege, für Industrie- oder Gewerbeflächen, für Freizeitges- taltung o.ä. überprägt. Dieser Wandlungsprozess der ehemals ortstypischen ländlichen Bauweisen und Lebensformen zugunsten städtischer Uniformität bewirkt eine Verarmung des dörflichen Le- bensraumes sowie der örtlichen Umweltqualitäten.

In den peripher gelegenen Dörfern bewirkt der sozio-ökonomische Strukturwandel - unterstützt durch die stark zugenommene Mobilität - dagegen eine Entwicklung, die durch Abwanderung, Überalterung, Entsiedelung und Verödung gekennzeichnet werden kann. Vielfach ist die Versor- gung, gerade auch im Bereich der Basisdienstleistungen, nicht mehr gewährleistet. Dadurch wird eine partielle Aufgabe bzw. Zerstörung der ländlichen Siedlung eingeleitet.

Als Förderinstrument hat sich die Schwerpunktsetzung der Dorfentwicklung (früher Dorferneue- rung) an die gewandelten Bedürfnisse der ländlichen Räume angepasst. Während in den 1980er Jahren noch der massive Strukturwandel in der Landwirtschaft im Blickpunkt stand, sind heute der demographische Wandel, die Gewährleistung der Grundversorgung, die Vermeidung von Flächen- verbrauch bzw. die Innenentwicklung sowie der Klimaschutz und Möglichkeiten der Klimafolgen- anpassung in den Fokus gerückt.

Aus diesen Maßgaben leitet sich der Ansatz der Dorfentwicklung ab. Ziel ist es, die noch vorhan- denen, überlieferten Potenziale der Dörfer mit den Modernisierungsansprüchen und - notwendigkeiten der in der Gegenwart lebenden Bevölkerung in Einklang zu bringen. Darüber hin- aus gilt es, einen attraktiven und für die Bewohner identitätsstiftenden ländlichen Raum nachhaltig zu entwickeln. Die Anforderungen und Aufgaben, die sich dabei für die Dorfregion Lutter am Ba- renberge ergeben, werden im nachstehenden Planungswerk dargelegt.

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Die Richtlinie umfasst folgende Maßnahmenansätze:

Maßnahme 3 Dorfentwicklungspläne Maßnahme 4 Regionalmanagement Maßnahme 5 Dorfentwicklung Maßnahme 6 Neuordnung ländlichen Grundbesitzes Maßnahme 7 Flächenmanagement Klima und Umwelt Maßnahme 8 Infrastrukturmaßnahmen (ländlicher Wegebau) Maßnahme 9 Basisdienstleistungen Maßnahme 10 ländlicher Tourismus Maßnahme 11 Kulturerbe Maßnahme 12 Kleinstunternehmen der Grundversorgung

Im Juni 2015 wurde das Planungsbüro für die Erstellung des Dorfentwicklungsplanes ausgewählt; nach der Beauftragung wurde die Erarbeitung zu Beginn des Jahres 2016 aufgenommen. Nach einer etwa 1-jährigen Bearbeitungszeit wird der Entwurf des Dorfentwicklungsplanes dem ArL Braunschweig als Grundlage für die Förderung und als örtliches Entwicklungskonzept den beteiligten Trägern öffentlicher Belange zur Stellungnahme vorgelegt. Die Beteiligung erfolgt im Zeitraum vom 30.06.2017 - 04.08.2017; etwa gleichzeitig wird die Beteiligung der Öffentlichkeit im Rathaus der Samtgemeinde Lutter am Barenberge sichergestellt.

Nach dem Abwägen der eingegangenen Stellungnahmen werden ggfs. notwendige Änderungen und Ergänzungen in den Plan eingearbeitet. Anschließend ist der Plan von den beteiligten Kommunen sowie der Samtgemeinde Lutter am Barenberge zu beschließen, bevor seine Genehmigung durch die Förderbehörde erfolgt.

Der Dorfentwicklungsplan besitzt keine rechtliche Verbindlichkeit, ist aber als ein anpassungs- und fortschreibungsfähiger Handlungsrahmen für die weitere kommunale Entwicklung anzusehen. Mit erfolgter Anerkennung durch das ArL wird der zeitliche (durchschnittlich 7 Jahre andauernde) Rahmen der Förderung festgelegt. Alljährlich zum 15.09. können Maßnahmenanträge gestellt werden, die von dem Dorfentwicklungsplaner vorher zu beraten und zu koordinieren sind.

Der unterschiedliche Fördersatz für Gemeinden und Gemeindeverbände entspricht gem. der ZI- LE-Richtlinie Nr. 5.4.2.2 der Abweichung von der landesweit ermittelten durchschnittlichen Steuereinnahmekraft. Weicht der Durchschnittswert der jeweils zurückliegenden drei Jahre um mehr als 15 % ab, ergibt sich eine Erhöhung bzw. Verminderung um jeweils 10 % zum durch- schnittlichen Fördersatz von 53 %. Die Abweichung von der Steuereinnahmekraft wird jährlich anhand der vom Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) aktualisierten Daten fortgeschrie- ben. Maßgeblich ist das Bewilligungsjahr des Projekts.

Die Fördersätze für Projekte, die nachweislich der Umsetzung und damit der beschriebenen Zieler- reichung des Integrierten ländlichen Entwicklungskonzeption Nördliches Harzvorland dienen, können um bis zu 10 % erhöht werden (ZILE Richtlinie Nr. 5.4.2.5). Die Handlungsfeldziele, die zu einer möglichen Erhöhung führen können und die deshalb bei sämtlichen Vorhaben zu prüfen wären, sind in Kap. 3.4 dargestellt.

Derzeit betragen die Förderquoten für die Samtgemeinde Lutter am Barenberge und den Flecken Lutter am Barenberge 63 % (+ ggfs. 10 %). Für die Gemeinde und die Gemeinde Ha- hausen liegt die Förderquote bei 53 % (+ ggfs. 10 %).

Für gemeinnützige juristische Personen besteht eine Förderquote bei von 63 % (+ ggfs. 10 %); bei Projekten gem. ZILE 5.1.3 entsprechend bei 43 % (+ ggfs. 10 %). Bei anderen juristischen Perso- nen des öffentlichen Rechts (z.B. Kirchen) beträgt die Förderquote 35 % (+ ggfs. 10 %).

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Bei Gebietskörperschaften werden Maßnahmen mit einem Zuwendungsbedarf von weniger als 10.000 € nicht gefördert. Während für die Verbesserung oder die Gestaltung der innerörtlichen Platz-, Frei- oder Verkehrsflächen oder für die Abwehr von Hochwassergefahren mit der max. Investitionssumme von 2 Mio. Euro (netto) eine Obergrenze vorgegeben ist, beschränken sich die Fördersummen für Maßnahmen an kommunalen Gebäuden je nach Fördertatbestand auf max. 150.000, 200.000 oder 500.000 Euro.

Die Umsatzsteuer gehört zu den förderfähigen Ausgaben, sofern mit Nachweis keine Vorsteuerab- zugsberechtigung besteht. Alle investiven Maßnahmen unterliegen dabei einer Bewertung, d.h. die Förderbehörde vergleicht die verschiedenen Anträge hinsichtlich konkreter Förderaspekte (Gleich- stellung von Frauen, Schaffung von Arbeitsplätzen, Um-oder Nachnutzung in z.B. Ortsinnenlage u.ä., siehe hierzu die Anlagen 3 und 3a der ZILE-Richtlinie) und legt eine Reihenfolge der zu för- dernden Vorhaben fest.

Bei privaten Antragstellern gewährt das Land grundsätzlich Zuschüsse von 25 % der zuwendungs- fähigen Ausgaben (je nach Fördertatbestand ergeben sich max. Fördersummen von 50.000, 100.000 oder 150.000 Euro pro Objekt). Da hinsichtlich der Erhaltung und Neunutzung von orts- bildprägenden Objekten eine Konformität mit dem Handlungsfeld B Dörfer sichtbar und nutzbar als attraktive Lebensräume erhalten, Ortsbilder gestalten der ILEK-Region Nördliches Harzvor- land besteht (vgl. Kap. 3.4), ergibt sich in sämtlichen Fällen eine Erhöhung der Förderquote um 5 % auf insgesamt 30 %.

Anders als bei den kommunalen Vorhaben bedürfen die möglichen privaten Maßnahmen keiner gezielten Nennung im Dorfentwicklungsplan. Hier steht die Erhaltung und die Nach- und Umnut- zung von landwirtschaftlich oder ehemals landwirtschaftlich genutzter Bausubstanz im Fokus der Förderung. Private Maßnahmen mit einem Zuwendungsbedarf von weniger als ca. 2.500 € wer- den allerdings nicht gefördert. Die Umsatzsteuer gehört mit zu den förderfähigen Ausgaben, so- fern keine Abzugsberechtigung für die Vorsteuer vorliegt.

Für beantragte private Maßnahmen ist in der Regel ein Angebot des ausführenden Unternehmens (Kostenvoranschlag) notwendig. Ab einer Zuwendungshöhe über 50.000 € sind drei Angebote vorzulegen, auf deren Grundlage über die Förderwürdigkeit und das Fördervolumen entschieden wird. Die Abrechnung erfolgt nach Fertigstellung der Maßnahme anhand der Originalrechnun- gen. Mit der Durchführung darf grundsätzlich nicht vor dem Erlass des Zuwendungsbescheides begonnen werden. Eigenleistungen der privaten Zuwendungsempfänger können nicht gefördert werden - ausgenommen sind hier lediglich gemeinnützig ausgerichtete Vereine.

1.3 Bürgerbeteiligung und Chronologie

Am 18.02.2016 fand in der Gaststätte Blickpunkt in Lutter die Auftaktveranstaltung zur Dorfentwicklung statt, um über die Inhalte und Möglichkeiten der Dorfentwicklung zu informieren. Spontan erklärten sich an diesem Abend rd. 100 Bürger bereit (Jüngere und Ältere, Männer und Frauen, Vereinsmitglieder, Landwirte, Alteingesessene und Neubürger), an der Erarbeitung der Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion Lutter am Barenberge mitzuwirken. Aufgrund des großen Zuspruches wurden insgesamt fünf thematische Arbeitsgruppen gebildet, um die entsprechenden Handlungsfelder zu bearbeiten.

Nach der Auftaktveranstaltung und vor dem Beginn der Treffen der thematischen Arbeitsgruppen wurden gemeinsame Ortsbegehungen in allen Ortschaften durchgeführt, um erste Eindrücke von den Stärken und Schwächen kennen zu lernen.

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Folgende Bürgerinnen und Bürger haben aktiv an der Erarbeitung der Dorfentwicklungs- planung für die Dorfregion Lutter am Barenberge mitgewirkt:

Arbeitsgruppe Arbeitsgruppe Baukultur und Siedlungsentwicklung Dorf und Landschaft

Blach, Christian Bahr, Gisela Block, Christian Bohnsack, Ursula Fricke, Matthias Blut, Elke Günther, Bernd-Dieter Dischinger, Rolf Dr. Holdt, Ingo Gerbrich, Ulf Duerkop, Jan Garbe, Wilfried Herzog, Siegfried Gaus, Christine Hiltmann, Hans-Dieter Gaus, Eberhard Hoffmeister, Henri Gräfin von Hardenberg, Franziska Hoffmeister, Rainer Günther, Bernd-Dieter Fricke, Matthias Falkenberg, Karl-Hermann (Sprecher der Arbeitsgruppe) Fiedler, Stefanie Kühlewindt, Peter Hiltmann, Hans-Dieter Laudi, Astrid Hoffmeister, Rainer Laudi, Jens Illers, Joachim Luer, Matthias Kassebaum, Uwe Mahns, Bodo Kühlewindt, Peter Maibaum, Siegfried Klay, Thomas Pramann, Rüdiger Langner, Gudrun Rautenberg, Karsten Lüdering, Anne Schubert, Sascha Ohlendorf, Eckhard Schwerdtfeger, Rolf Plapper, Rainer Wesche, Harald Pramann, Rüdiger Rösler-Brandt, Karin Sillers, Stefan Arbeitsgruppe Schwerdtfeger, Rolf Wirtschaft und Tourismus Willers, Robert Wolf Sabine Block, Christian (Sprecher der Arbeitsgruppe) Graf von Hardenberg, Alexander Dr. Holdt, Ingo Günther, Bernd-Dieter Hoffmeister, Rainer Klatt-Prien, Ruth Kühlewindt, Peter Langner, Gudrun Laudi, Astrid Laudi, Jens Lassalle, Andreas Pramann, Rüdiger Seewaldt, Hans-Jürgen Schubert, Sascha Schumann, Klaus-Dieter Willers, Robert Wolf, Stefan Wesche, Harald

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Arbeitsgruppe Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge

Ahrens, Werner Block, Christian Benecke, Werner Blut, Elke Günther, Bernd-Dieter Dr. Holdt, Ingo Hiltmann, Hans-Dieter Edelmann, Barbara Hoffmeister, Henri Graf von Hardenberg, Alexander Dr. Holdt, Ingo Gräfin von Hardenberg, Franziska Holdt, Jutta Gideon, Ulrike Kühlewindt, Peter Gülder, Harald Klay, Niklas Günther, Bernd-Dieter Laudi, Astrid Kühlewindt, Peter Laudi, Jens (Sprecher der Arbeitsgruppe) Illers, Joachim Hasprich, Wolfgang Illers, Stefan Hoffmeister, Henri Luer, Matthias Hoffmeister, Rainer Mahns, Bodo Holdt, Jutta Mirko, Thoma Fiedler, Stefanie Mittendorf, Vera Laudi, Astrid Ohlendorf, Eckhard Laudi, Jens Pramann, Rüdiger Lüdering, Heiner Rösler-Brandt, Karin Maibohn, Hartmut (Sprecherin der Arbeitsgruppe) Mahns, Bodo Schwerdtfeger, Rolf Pramann, Rüdiger Söchtig Hermann Rautenberg, Karsten Spandau, Rainer Rösler-Brandt, Karin Stüwig, Jessica Siller, Regina Stüwig, Helge Schlechtweg, Stefan Thoma, Mirko Schwerdtfeger, Rolf Willers, Robert Sommer, Carsten Wesche, Harald Thoma, Mirko Ursel, Lydia Warnecke, Peter Willers, Robert (Sprecher der Arbeitsgruppe)

Interessierte BürgerInnen und Planer machen sich bei der Ortsbegehung ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten.

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Die Moderationen der Arbeitsgruppen wurden von Frau Traub, Frau Frühauf und Herrn Drögemül- ler durchgeführt. Die Arbeitskreissitzungen waren grundsätzlich offen für alle, so dass sporadisch weitere interessierte Bürger an der Erarbeitung der Dorfentwicklungsplanung beteiligt waren. Un- abhängig davon wurden die aktiven Landwirte der Region über Fragebögen beteiligt und von Frau Tiernan zu einem gesonderten Informationstermin eingeladen.

Folgende Termine fanden im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung für die Dorfregion Lutter am Barenberge statt:

18.02.2016 Einleitende Bürgerversammlung mit Bildung der thematischen Arbeitsgruppen

12.03.2016 Gemeinsame Ortsbegehungen in Lutter, Ostlutter und Nauen

19.03.2016 Gemeinsame Ortsbegehungen in Alt Wallmoden, Neuwallmoden, Bodenstein und Hahausen

15.04.2016 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange

14.04.2016 1. Treffen der Koordinierungsgruppe

25.05.2016 1. Treffen der Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität

09.06.2016 1. Treffen der Arbeitsgruppe Bautradition und Siedlungsentwicklung

16.06.2016 1. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge

20.06.2016 1. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgrün und Landschaft

22.06.2016 1. Treffen der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Tourismus

07.09.2016 2. Treffen der Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität

14.09.2016 2. Treffen der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Tourismus

21.09.2016 2. Treffen der Arbeitsgruppe Bautradition und Siedlungsentwicklung

28.09.2016 2. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge

19.10.2016 Treffen der Arbeitsgruppe Landwirtschaft

20.10.2016 Treffen der Arbeitsgruppe Landwirtschaft

26.10.2016 2. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgrün und Landschaft

23.11.2016 3. Treffen der Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität

07.12.2016 3. Treffen der Arbeitsgruppe Bautradition und Siedlungsentwicklung

18.01.2017 4. Treffen der Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität

25.01.2017 3. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge

08.02.2017 3. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgrün und Landschaft

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08.03.2017 5. Treffen der Arbeitsgruppe Straßenraum und Mobilität

15.03.2017 4. Treffen der Arbeitsgruppe Dorfgemeinschaft und Daseinsvorsorge

12.04.2017 4. Treffen der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Tourismus

24.04.2017 2. Treffen der Koordinierungsgruppe

Weiterer Ablauf:

Juni 2017 Fertigstellung des Planentwurfes - Abgabe an die Samtgemeinde Lutter am Baren- berge, das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, den Landkreis , die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr / Ge- schäftsbereich Goslar und die Landwirtschaftskammer / Bezirksstelle Braun- schweig

Juli 2017 4-wöchige Auslegung des Dorfentwicklungskonzeptes zur Einsichtnahme bei der Samtgemeinde und Beteiligung der weiteren Träger öffentlicher Belange

August 2017 Abschließende Bürgerversammlung; jährliche Fortschreibung des Dorfentwicklungskonzeptes nach Abstimmung mit dem Arbeitskreis und der Samtgemeinde

15.09.2017 erste Beantragung von Vorhaben im Rahmen der Dorfentwicklung

Die im Rahmen der Arbeitsgruppensitzungen erarbeiteten Empfehlungen zur Umsetzung von öf- fentlichen Vorhaben bilden die Grundlage des vorliegenden Dorfentwicklungsplanes für die Dorfregion Lutter am Barenberge . Entscheiden werden aber bei allen öffentlichen Maßnahmen die Gemeinderäte der Mitgliedsgemeinden u.a. nach der Lage der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel.

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2 ABGRENZUNG UND KURZBESCHREIBUNG DER REGION

2.1 Lage im Raum

Durch die Wechselwirkungen zwischen Lithosphäre, Atmosphäre, Hydrosphäre, Pedosphäre und Bio- sphäre haben sich im Laufe der Erdgeschichte unterschiedliche Landschaften entwickelt, die sich als Naturräume bezeichnen lassen. Die Abgrenzung dieser landschaftlichen Raumeinheiten und ihrer cha- rakteristischen Merkmale kann hilfreich sein, um bestimmte Zusammenhänge, beispielsweise die Verbreitung einiger Pflanzen- und Tierarten, besser zu verstehen.

Unter Beachtung der Entstehung der Landschaft, dem Relief, dem Klima und der natürlichen Vegeta- tion können verschiedene Landschaftsräume unterschieden werden. Diese werden als naturräumliche Einheiten bezeichnet. Der Bereich der Samtgemeinde Lutter am Barenberge gehört demnach weitge- hend dem Bergland (Harzvorland) an. Charakteristisch für das Gebiet ist der Wechsel von mit Löß bedeckten Mulden und Becken mit langgestreckten Bergen und Hügeln (Höhen von 200 - 300 m). Diese werden von Schichtstufen / -kämmen gebildet und bestehen überwiegend aus Kalk- und Sandsteinen aus dem Mesozoikum (z.B. Haarplage - Heber / Lamspringer Berge, Ostlutterscher Hö- henzug ). Teilweise wird die Landschaft geprägt durch senkrecht stehende oder überkippte Schichten- folge mit kleinräumigem Wechsel, wodurch sich eine große standörtliche und landschaftliche Vielfalt ergibt (z.B. Heinberg) . Dagegen stellen sich die Becken und Senken aufgrund der landwirtschaftlich hochwertigen Böden als ausgeräumte Flächen dar, wobei sich die Auen der Harzflüsse jedoch durch ihren Strukturreichtum abheben ( / Becken von Bockenem , Bodensteiner Ebene , Becken von Lutter , Ringelheimer Becken ).

Südöstlich von Hahausen-Neuekrug schließt der Oberharz an. Er wird gebildet durch Gesteine aus dem Erdaltertum gebildet - im Bereich südlich von Hahausen durch relativ schwach gefaltete Grauwa- cken Sandstein - und zeichnet sich durch einen Anstieg von 300 - 400 m gegenüber dem Umland aus. Kennzeichnend ist die Zerschneidung durch steile, kurze Täler an den Rändern, während die zentralen Partien des Harzes durch eine flachwellige Landschaft mit höher aufragenden Sandsteinhöhen der Schalke geprägt werden. Die heutige Prägung des Oberharzes basiert auf die frühneuzeitliche Besied- lung und den Bergbau mit Bergwerksanlagen, die damit in Verbindung stehenden hydrologischen Veränderungen durch Stauteiche und Gräben sowie auf der umfangreichen Wiederaufforstung mit der Fichte als Hauptbestandsbildner.

Die Pflanzendecke, die sich bei einer natürlichen Entwicklung unter den gegenwärtigen Bedingungen, den Boden-, Wasser- und Klimaverhältnissen ohne Eingriff des Menschen entwickeln würde, wird als heutige potenzielle natürliche Vegetation bezeichnet. Sie setzt sich zusammen aus den Pflanzenarten, die mit den jeweiligen natürlichen Gegebenheiten am besten zurechtkommen. Weitestgehend würde dabei eine Wiederbewaldung stattfinden: Im Bereich der Samtgemeinde Lutter würden sich überwie- gend Buchenwälder mit entsprechender Strauch- und Krautschicht einstellen und auf den feuchteren Standorten bzw. in den Niederungen Eichen-Hainbuchenwälder, Erlen-Eschenwälder und Eichen- Ulmen-Auwälder.

Durch ihre Anpassung an den Standort sind die natürlich vorkommenden Arten im Vergleich zu fremdländischen Arten wie z.B. Scheinzypressen oder Platanen robuster und zeigen ein besseres Wachstum. Zudem haben sie einen höheren Wert für die Natur, da die heimischen Tiere auf fremdlän- dische Arten nicht programmiert sind, sie beispielsweise nicht als Futterpflanzen nutzen können.

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Abgrenzung des Planungsraums (aus Geoportal LGLN 2017)

0 1000m

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Naturräumliche Einheiten (aus Geoportal LGLN 2017)

Ringelheimer Becken Heinberg

Ostlutterscher Höhenzug Bodensteiner Ebene

Luttersattel

Becken von Innerste- Lutter mulde Ambergau

Haarplage- INNERSTE - BERGLAND Heber

Seesener Harzvorland OBERHARZ

Seite 15 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - ABGRENZUNG UND KURZBESCHREIBUNG DER REGION -

2.2 Siedlungsräumliche Grundlagen

Nähere Angaben zur Siedlungsgeschichte der Dörfer lassen sich aus den teilweise bis heute in den Dörfern nachvollziehbaren markanten ursprünglichen Siedlungsgrundrissen, den in alten Karten nach- gewiesenen Flurformen, alten Flurnamen und Analogien aus der historischen Entwicklung des südnie- dersächsischen Raumes ableiten.

Aus den naturräumlichen Gegebenheiten leiten sich die siedlungsgeographischen Voraussetzungen für die Entstehungsgeschichte des Gebietes um Lutter am Barenberge ab. Die Dörfer befinden sich im Altsiedelland , welches etwa das den Mittelgebirgen vorgelagerte Lößgebiet umfasst und das bereits vor der im 8. Jh. einsetzenden Ausbauperiode kontinuierlich besiedelt war. Die Siedlungen im Bereich des Beckens von Lutter sind dabei in zwei parallelen Reihen angeordnet: Während sich die kleineren Orte an den unteren Hängen von Luttersattel und Ostlutterschem Höhenzug orientieren, liegt Lutter selbst inmitten des Beckens von Lutter . Die ackerbaulich gut zu nutzenden, fruchtbaren Böden der Umgebung, der trockene Baugrund im Bereich der Mittelterrasse und die Verfügbarkeit von Wasser in den Quellbereichen der Höhenzüge stellten die wichtigsten Grundlagen für eine Besiedlung im Be- reich von Lutter dar.

Funde aus dem Neolithikum bis in die Eisenzeit wie z.B. Steinwerkzeuge und vor allem Gräber und Grabbeigaben belegen im Umland eine frühere anthropogene Siedlungsnahme, ohne dass aber eine Siedlungskontinuität bewiesen werden kann. Aufgrund fehlender Quellenlagen können die genauen Ursprünge der Siedlungen nicht gesichert hergeleitet werden.

Erste urkundliche Erwähnung fand Lutter im Jahre 956 mit der Zuordnung zum Stift Gandersheim durch Otto den Großen, wobei das Fließgewässer namensgebend war. Die Ergänzung am Barenberge taucht im Jahre 1345 erstmals auf und ist zur Unterscheidung von Lutter am hinzugefügt worden, das seit dem 14. Jahrhundert in Königslutter umbenannt wurde.

Mit dem Barenberg war offenbar der nordwestliche Bereich des Harzes gemeint, der einige Kilometer südlich von Lutter liegt. In der Zeit des Mittelalters während der Zugehörigkeit des Ortes zum Bistum , wurde der Ort auch Bischofslutter genannt. Die regionale Bedeutung von Lutter ergab sich bereits frühzeitig aus seiner Lage an einem alten Fernhandelsweg (Braunschweig-Frankfurt; heutige B 248). Die geographische Vorzugslage führte zur Errichtung der Burgbefestigung, was das Marktrecht und die Gerichtsbarkeit nach sich zog. Die administrative Bezeichnung als Flecken kennzeichnet bis heute die Bedeutung von Lutter für sein Umland. Neben der Landwirtschaft wies der Ort bereits frühzeitig Einrichtungen des Handels und des Gewerbes auf, was eine höhere Bevölkerungszahl bedingte.

Demgegenüber sind die anderen sechs Orte der Planungsregion im Kern durch die ursprüngliche landwirtschaftliche Ausrichtung geprägt, die insbesondere in Bodenstein, in Nauen und in Hahausen bis heute erkennbar ist. Dagegen ergab sich für Alt-Wallmoden eine Überprägung durch den angesiedelten Gutsbetrieb, aus dessen Vorwerk Neuwallmoden als jüngste Siedlung des Plangebietes hervorging ggfs. wurde hier auch ein alter Burgstandort lagebestimmt, vgl. Straßennamen).

Die Auswirkungen der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode, in der Zwischen 1350 und 1500 infolge von Klimaverschlechterung, veränderten landwirtschaftlichen Marktbedingungen sowie einem eklatanten Bevölkerungsverlust (Pest) ein Drittel der ländlichen Siedlungen wieder aufgegeben wurde, sind für die Region nicht überliefert. Charakteristischerweise waren es vor allem die Siedlungsneugründungen des Hochmittelalters, die aufgrund ihrer ungünstigen Lage bzw. noch nicht fortgeschrittenen Landkultivierung besonders hohe Anteile verzeichneten. Partielle Siedlungsaufgaben sind jedoch in allen Orten anzunehmen.

Im Laufe der Hildesheimer Stiftsfehde im Jahre 1523 fiel der Raum Lutter an das Herzogtum Braun- schweig . Der heutige Gemeindeteil Ostlutter jedoch blieb beim Hochstift Hildesheim und kam 1814

Seite 16 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - ABGRENZUNG UND KURZBESCHREIBUNG DER REGION - zum Königreich Hannover und mit diesem 1866 zu Preußen , war also bis zur Eingliederung des Landkreises Goslar in das Land Braunschweig im Jahr 1941 von Lutter durch eine Landesgrenze ge- trennt.

Die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges stellten einen weiteren gravierenden Einschnitt in der Geschichte der Dörfer dar. Mit der Schlacht bei Lutter am Barenberge wurde 1626 eine der gravierendsten und blutigsten Auseinandersetzungen des Krieges unmittelbar im Planungsraum ausgetragen. Abgesehen von den vielen tausenden Soldaten kann die Zahl der Opfer und das Maß der Zerstörung in den umliegenden Orten nur erahnt werden.

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG STAND: 1.1.2014

Hahausen Lutter am Barenberge, Fl. Wallmoden

3000

2500

2000

1500

1000

500

0

Anfang des 19. Jahrhunderts (1821) wiesen die Orte der Planungsregion eine Zahl von 2724 Einwoh- nern auf. Infolge der überwiegend ärmlichen Verhältnisse der ländlichen Bevölkerung wurden im 19. Jh. eine Reihe von Agrarreformen veranlasst, die die Produktivität, das Einkommen und schließlich die Lebensqualität entscheidend förderten. Ab 1834 kam es zur Gemeinheitsteilung (Separation), wo- bei die Dorfgemeinschaft die Allmenden u.a. gemeinsam genutzten Flächen aus der Grundherrschaft herauslösen und entsprechend den Besitzgrößen zergliedern konnten. Damit wurde der Erwerb von Eigentum eingeleitet, der durch die etwa zeitgleich erlassene Ablösung abgeschlossen wurde. Nun wurde es den bisher als Pächter eingesetzten Landwirten möglich, sich durch die 25-fache Zahlung der jährlichen Abgaben mit Haus, Hof und Flächen aus dem bisher grundherrlichen Besitz freizukaufen. Entsprechend konnte sich die Dorfgemeinschaft auch der erheblichen kirchlichen Abgaben („der Zehnte“) entledigen.

Zweifellos führten die immensen Zahlungen zu einer erheblichen Verschuldung der eigenverantwort- lich wirtschaftenden bäuerlichen Betriebe, was zu Betriebsaufgaben geführt haben mag. Gleichzeitig leisteten aber die Flächenregulierung, die Anlage eines Wegenetzes (und die Aufgabe des Flurzwan- ges) sowie die einsetzende Mechanisierung und die verbesserten Produktionsmethoden (Mineraldün- gung) der landwirtschaftlichen Entwicklung Vorschub.

Infolge der agrarstrukturellen und die allgemeinen Lebensbedingungen betreffenden Verbesserungen ist auch im Gebiet der heutigen Samtgemeinde im 19. Jh. zunächst ein leichtes Anwachsen der Bevöl- kerung zu verfolgen. Etwa mit Beginn der Industrialisierung ist dagegen in den Gemeinden Lutter und Hahausen ein deutliches Wachstum der Bevölkerung zu verzeichnen, was einerseits auf den gestiegenen Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft, andererseits auf eine Ansiedlung von ergänzenden Gewerbe- und Handwerksbetrieben zurückzuführen ist. Als bedeutend erwies sich in diesem Zusammenhang auch der Anschluss von Hahausen und Lutter an das Eisenbahnnetz.

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Gleichzeitig setzte aber spätestens um 1900 auch eine stärkere Abwanderungstendenz in die Städte ein, die durch die zunehmende Mechanisierung in der Landwirtschaft noch verstärkt wurde. Bis in die 1930er Jahre nahm die Bevölkerungszahl im Gesamtraum entsprechend leicht ab.

Am Ende des II. Weltkrieges führte der Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen in sämtlichen Orten der Region nahezu zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahlen. Trotz der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze konnte der größere Anteil der Neubürger verbleiben, indem die Dörfer durch die charakteristischen Neubausiedlungen an ihren Rändern teils zeilenhaft (z.B. Nauen), teils großflächig (z.B. Lutter, Alt-Wallmoden und Bodenstein) erweitert wurden. In Neuwallmoden kam es dagegen zu einer separaten Siedlungsanlage östlich des alten Dorfes.

Infolge des landwirtschaftlichen Strukturwandels, aber auch wegen der peripheren Lage im Wirtschaftsraum und der damit verbundenen Aufgabe von Einrichtungen der Grundversorgung waren die Gemeinden Wallmoden und Hahausen bereits frühzeitig von einem zunehmenden Rückgang der Einwohnerzahlen und von einer Tendenz zur Überalterung betroffen. Als Mittelpunkt der Samtgemeinde und mit seinen vielfältigen grundzentralen Einrichtungen konnte der Flecken Lutter a. Bbge. seine Attraktivität als bevorzugter Wohnstandort dagegen bis heute weitgehend bewahren. Allerdings ist auch hier der alte Ortskern zunehmend von baulichen Schäden, von Leerstand und von Verfall gekennzeichnet, so dass die Wohn- und Lebensqualität in Frage gestellt werden.

2.3 Geographischer Überblick

Die Dorfregion Lutter am Barenberge (Lutter a. Bbge) umfasst auf dem Gebiet der drei Mitgliedsge- meinden folgende sieben Ortsteile:

Flecken Lutter am Barenberge: Lutter am Barenberge, Ostlutter, Nauen Gemeinde Wallmoden :Alt Wallmoden, Neuwallmoden, Bodenstein Gemeinde Hahausen: Hahausen

Die Gemarkungsfläche der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. beträgt 59,76 km², wovon auf die Gemeinde Hahausen 9,65 km², die Gemeinde Wallmoden 16,82 km² und den Flecken Lutter am Barenberge 33,29 km² entfallen. Von den insgesamt 4.023 Einwohnern (2017) leben im Flecken Lutter 1.654 in der Gemeinde Wallmoden 905 und in der Gemeinde Hahausen 768 Einwohner. Im Norden grenzt das Samtgemeindegebiet an die Samtgemeinde Baddeckenstedt und an das Stadtgebiet von , im Westen an den Landkreis Hildesheim sowie im Osten an die Gemeindegrenzen von und der Stadt sowie im Süden an das gemeindefreie Gebiet .

Nach dem regionalen Raumordnungsprogramm ist Lutter am Barenberge als Grundzentrum festgelegt und hat somit die Bereitstellung zentraler Einrichtungen zur Deckung des allgemeinen täglichen Grundbedarfs und die Schwerpunktaufgaben Sicherung und Entwicklung von Wohn- Arbeitsstätten zu gewährleisten. Neben den Oberzentren Hannover, Braunschweig und Salzgitter übernimmt das Mittel- zentrum Goslar die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen und spezialisierten Bedarfs.

Der Ortsteil Lutter ist Verwaltungssitz der Samtgemeinde Lutter am Barenberge. Das Samtgemeinde- zentrum ist Standort der einzigen Grundschule im Samtgemeindegebiet. Kinder im Grundschulalter, die ihren Wohnsitz in Lutter a. Bbge. haben, besuchen die Kurt-Klay-Grundschule . Das Schulzentrum befindet sich im Norden der Ortslage an der Landesstraße 500.

Im Bereich der Samtgemeinde Lutter am Barenberge bestehen die drei Kindergärten KiGaLu in Lutter am Barenberge, ev. Kindergarten St. Romanus in Hahausen sowie der Waldwichtel Kindergarten e.V. im Haringer Wald bei Ostlutter. Kinder im Krippenalter von 1 bis unter 3 Jahren können in den Kin- dergärten Lutter und Hahausen betreut werden. Für Kinder ab dem 3. Geburtstag bis zur Schulpflicht stehen individuelle Betreuungsmöglichkeiten in allen drei Kindergärten zur Verfügung.

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Gemarkungsflächen, Einwohnerzahlen und –dichten in den Ortsteilen der Samtgemeinde Lutter am Barenberge (Stand 02.05.2017)

Ortsteile Fläche in km² in v.H. Einwohnerzahl in v. H. Bevölkerungsdichte

Lutter am Barenberge 16,40 27,44 1.654 41,11 (Einwo 100,85 hner/km²)

Ostlutter 4,46 7,50 378 9,40 84,75

Nauen 12,43 20,80 318 7,90 25,58

Alt Wallmoden 8,74 14,62 378 9,40 43,25

Neuwallmoden 3,32 5,55 277 6,88 83,43

Bodenstein 4,76 7,96 250 6,21 52,52

Hahausen 9,65 16,13 768 19,10 79,58

Samtgemeinde 59,76 100 4.023 100 67,32

Einrichtungen für Senioren sind mit dem Seniorenzentrum Neiletal in Lutter und dem Seniorenzent- rum Neuekrug in Hahausen vorhanden. Im Bereich der medizinischen Versorgung sind im Grundzent- rum Lutter eine Apotheke, ein Allgemeinmediziner und ein Zahnarzt sowie physiotherapeutische Pra- xen ansässig. Allgemeine Krankenhäuser sind in Salzgitter-Bad und in Goslar vorhanden.

Die überregionale Verkehrsanbindung der Dorfregion wird über die Bundesstraßen B 248, B 82 und B 6 gewährleistet, die die Samtgemeinde Lutter am Barenberge an die Autobahn A 7, an die umliegenden Ver- kehrsachsen und an die oberzentralen Orte für den Individualverkehr relativ gut anbinden.

Die nächstgelegenen Bahnhöfe mit überregionalen Zugverbindungen befinden sich in Ringelheim (Salzgitter), Goslar und in 9 km, 15 km bzw. 21 km Entfernung. Die Anbindung an die umlie- genden Gemeinden und das Zentrum Salzgitter-Bad über den straßengebundenen Öffentlichen Perso- nennahverkehr, der fast ausschließlich auf den Schülerverkehr ausgerichtet ist, wird von der Verkehrs- gesellschaft - RBB (Regionalverband Großraum Braunschweig gewährleistet. Das Samtgemeindege- biet gehört zum Verbundtarif Region Braunschweig. Eine detaillierte Aufliste der Fahrtrouten und – häufigkeiten im ÖPNV erfolgt im Kap.4.5 Straßenraum und Mobilität.

2.4 Demographische Entwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung der Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. ist in den letzten Jahren insgesamt rückläufig, was in seiner Auswirkung als erheblich angesehen werden muss. Lebten im Flecken Lutter a. Bbge. im Jahr 1990 noch 2.612 Personen, so verringerte sich die Einwoh- nerzahl bis 2017 auf 2.350 Einwohner, was einen Rückgang von ca. 10 % bedeutet. In der Gemeinde Hahausen verringerte sich im Zeitraum zwischen 1995 und 2017 die Bevölkerungszahl um ca. 28 %. Auch in der Gemeinde Wallmoden ist eine ähnliche Abnahme zu beobachten, wenngleich eine zwi- schenzeitliche Zunahme vorlag. Insgesamt sank die Einwohnerzahl im Zeitraum zwischen 1990 und 2017 um ca. 25 %.

Neben der Einwohnerentwicklung ist besonders die Untersuchung der Bevölkerungszahl bezogen auf den Altersklassenaufbau von Interesse, denn der demographische Wandel hat unmittelbare Auswir- kungen auf die Siedlungsentwicklung und die Bereitstellung von Infrastruktureinrichtungen.

Vergleiche des Aufbaus - und weitergehend der räumlichen Verteilung - einzelner Bevölkerungsgrup- pen geben Aufschluss über absehbare demographische und, davon abhängig, soziale und wirtschaftli- che Entwicklungen. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind ein wichtiges Indiz für die Lebensqua- lität im Planungsgebiet. Sie dienen ebenso als Grundlage einerseits zur Planung von Infrastrukturein- richtungen sowie andererseits zur Gestaltung sozialer Sicherungssysteme und finanzpolitischer Auf- gabenbereiche.

Seite 19 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - ABGRENZUNG UND KURZBESCHREIBUNG DER REGION -

Entwicklung der Einwohnerzahl in den Mitgliedsgemeinden bzw. der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. zwischen 1990 - 2017 Gemeinde Gemeinde Flecken Samtgemeinde Hahausen Wallmoden Lutter a. Bbge. Lutter a. Bbge.

1990 928 1.129 2.612 4.689

1995 983 1.107 2.541 4.631

2000 973 1.091 2.529 4.593

2005 930 1.112 2.409 4.451

2010 862 980 2.297 4.139

2012 801 946 2.417 4.164

2017 768 905 2.350 4.023

Die Nachfrage im Bereich der Kinderbetreuung, der schulischen Bildung, Angebote für die ältere Ge- neration im Bereich der Gesundheitsvorsorge, die Gewährleistung der Mobilität sowie die Ermögli- chung von Aus- und Weiterbildung stehen in unmittelbarer Abhängigkeit von der Altersstruktur der örtlichen Bevölkerung.

Altersklassenaufbau im Vergleich in % Stand: 31.12.2015

Hahausen Lutter am Barenberge, Fl. Wallmoden Land Niedersachsen Landkreis Goslar 26,9 26,4 25,6 25,6 25 24,7 24,6 24,2 24,1 23,8 23,7 23,3 22,9 22,1 21,4 11,9 11,3 10,2 9,3 8,3 8 7,8 7,6 6,8 6,5 6,2 5,6 5,5 5,1 5,1 5 4,3 4,2 3,7 3,3

bis unter 6 6 bis unter 15 15 bis unter 20 20 bis unter 30 30 bis unter 50 50 bis unter 65 über 65 Mit Blick auf den dargestellten Altersklassenvergleich lässt sich feststellen, dass die hohen prozentualen Anteile in den beiden ältesten Klassen in Summe etwa dem durchschnittlichen Landkreiswert entsprechen. Sehr deutlich wird hier allerdings der Landesdurchschnitt übertroffen, weshalb den drei beteiligten Gemeinden (wie auch dem Landkreis) eine klare Überalterungstendenz zu attestieren ist. Während der Planungsraum in der Altersklasse zwischen 20 bis unter 30 Jahre sogar den Landkreiswert unterschreitet, stimmen die Anteile in den drei jüngsten Altersklassen etwas positiver; zumindest liegen hier die Summen etwas höher als die für den Landkreis Goslar insgesamt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Planungsregion enorm von dem demographischen Wandel betroffen ist: So ist die Region von einem eklatanten Bevölkerungsverlust geprägt und gleichzeitig durch eine erhebliche Überalterung gekennzeichnet. Im Rahmen der zukünftigen kommunalen Entwicklung ist einerseits sicherzustellen, dass entsprechende Infrastruktureinrichtungen für die ansässige Bevölkerung vorgehalten werden. Andererseits müssen die Gründe für die negative Situation aufgezeigt und verstärkt Strategien eingeleitet werden, um die Wahrnehmung der Samtgemeinde als attraktiven Lebensraum zu verbessern.

Seite 20 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - PLANVORGABEN -

3 PLANVORGABEN

3.1 Raumordnungsprogramm

Raumordnerische Planungen zielen allgemein auf die Lösung von Problemen der Nutzung des Raumes ab und zeichnen seine anzustrebende Entwicklung vor. Dabei bilden die zuständigen Planungsebenen von Bund, Land und Region bzw. Landkreis ein System hierarchisch gestufter Rahmenplanungen, wobei die jeweils übergeordnete Planungsebene die Interessen der nachgeordneten Planungsebene be- achten soll, während die jeweils untergeordnete Planungsebene ihre Ziele in den übergeordneten Pla- nungsrahmen einpassen muss.

Die Ergebnisse dieser Koordination werden in Form von Grundsätzen und Zielen für die Raument- wicklung dargestellt. Das Bundesraumordnungsprogramm gibt dabei einen unverbindlichen gesamt- räumlichen, überfachlichen Orientierungsrahmen vor. Diese Vorgaben werden auf Landesebene kon- kretisiert und verbindlicher ausgeführt und mit den Planungen auf untergeordneter Ebene abgeglichen. Auf Ebene der Regionalplanung (Träger sind überwiegend die Landkreise) werden schließlich die übergeordneten Entwicklungsabsichten des Landes mit den Entwicklungsvorstellungen der Gemein- den sowie überörtlich tätiger Fachplanungsträger abgestimmt.

Nach dem Raumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen von 2008 werden die Orte Alt Wallmoden, Bodenstein, Neuwallmoden, Hahausen, Lutter am Barenberge und Ostlutter dem ländli- chen Raum zugeordnet. Für die allgemeine Entwicklung des ländlichen Raumes gilt:

• seine endogenen Entwicklungspotenziale zu nutzen und seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu stärken, • die Siedlungs- und Infrastruktur bedarfsgerecht zu gestalten und weiterzuentwickeln, • seine naturräumlichen Potenziale und ökologischen Funktionen nachhaltig zu sichern und zu verbessern.

Das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) für den Großraum Braunschweig (2008), auf- gestellt vom Regionalverband Großraum Braunschweig, der die Regionalplanung zusammenfassend für die Städte Braunschweig, Salzgitter, Wolfsburg sowie für die Landkreise Gifhorn, Goslar, Helm- stedt, Peine und Wolfenbüttel übernimmt, konkretisiert die Vorgaben der Landesplanung im Umfeld der beplanten Orte mit folgenden Festsetzungen (vgl. Darstellung):

• Mittelzentren Seesen und Goslar (15 bzw. 20 km von Lutter a. Bbge.)

• Grundzentrum Langelsheim (10 km von Lutter a. Bbge.)

• Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung (nördlicher Bereich von Lutter)

• Vorranggebiet Natura 2000 (nördlich von Bodenstein in schmaler Längsausdehnung, südlicher Bereich des Salzgitter Höhenzuges , Nettetal südlich und nördlich von Rhüden)

• Vorranggebiet Natura 2000 in linienhafter Ausprägung (Verlauf der Innerste oberhalb von Othfresen, im Bereich des Hainbergs)

• Vorranggebiet für Natur und Landschaft (flächenhaft in den Waldgebieten um die Ortslagen und westlich im Bereich des Hainberges)

Seite 21 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - PLANVORGABEN -

• Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft (flächenhaft in den Waldgebieten um die Ortslagen und westlich im Bereich des Hainberges )

• Vorranggebiet für Natur und Landschaft in linienhafter Ausprägung (nördlich von Ringelheim, südwestlich und östlich von Hahausen)

• Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft in linienhafter Ausprägung (nördlich von Ringelheim)

• Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft aufgrund des hohen, natürlichen, standortgebundenen land- wirtschaftlichen Ertragspotenzials (flächenhaft mit wenigen Ausnahmen um die Ortslagen der Region)

• Vorbehaltsgebiet Wald (flächenhaft- und inselhaft auf den Höhenzügen um die Ortslagen)

• Vorbehaltsgebiet von Aufforstung freizuhaltendes Gebiet (südlich von Ostlutter, nördlich von Bodenstein, nördlich von Neuwallmoden)

• Besondere Schutzfunktionen des Waldes (flächenhaft südlich von Wallmoden, nördlich und östlich von Ostlutter, westlich von Lutter, nördlich von Neuwallmoden, westlich von Nauen, nördlich, östlich und südlich von Hahausen)

• Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung (Kies nördlich von Alt Wallmoden und nordwestlich von , Quarzsand und Quarzit süd- lich von Bodenstein, Sand südlich von Nauen)

• Vorbehaltsgebiet für Rohstoffgewinnung (Kies nördlich von Alt Wallmoden und nordwestlich von Sehlde, Quarzsand und Quarzit süd- lich von Bodenstein)

• Vorbehaltsgebiet Erholung (nördlich von Alt Wallmoden, flächenhaft im Bereich der Wälder bzw. Höhenzüge sowie süd lich von Lutter und nordöstlich von Hahausen)

• Vorranggebiet Ruhige Erholung in Natur und Landschaft (nördlich von Bodenstein, nordöstlich von Lutter, östlich und südlich von Ostlutter und süd- östlich von Hahausen)

• Regional bedeutsamer Wanderweg (Wanderweg nordwestlich von Bodenstein und westlich von Nauen, Radwanderwege nörd- lich von Alt Wallmoden, westlich von Lutter, südöstlich von Hahausen)

• Vorranggebiet zur Trinkwassergewinnung (südwestlich von Lutter, großflächig im nördlichen, westlichen und östlichen Planungsgebiet)

• Wasserwerk (Alt Wallmoden)

• Fernwasserleitung (südlich von Lutter in nordwest-südöstlicher Verlauf)

• Vorranggebiet für Hochwasserschutz (nördlich im Verlauf der Innerste , Verlauf der Neile im Plangebiet)

Seite 22

Das Plangebiet im Ausschnitt des RROP (Zweckverband Großverband Braunschweig, 2008) DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - PLANVORGABEN -

• Vorbehaltsgebiet für Hochwasserschutz (südwestlich von Lutter)

• Vorranggebiet für sonstige Eisenbahnstrecke (Bahnstrecke Salzgitter-Seesen im Nord-Südverlauf und Seesen-Goslar im südlichen Plange- biet)

• Vorbehaltsgebiet für Bahnhof mit Fernverkehrsfunktion (Salzgitter Ringelheim, ca. 3 km nördlich von Alt Wallmoden)

• Vorranggebiet für Bahnhof mit Verknüpfung zu RegioBussen (Langelsheim ca. 10 km östlich von Lutter)

• Vorranggebiete für Autobahn (BAB 7 Anschlussstelle (AS) Rhüden ca. 12 km, AS-Bockenem ca. 10 km westlich von Lutter

• Vorranggebiet für Hauptverkehrsstraßen von regionaler Bedeutung (B 82, B 248, L 496, L 500, K 4, K 47,K 48, K 49, K 67, K 69)

• Vorranggebiet und Eignungsgebiet für Windenergienutzung (außerhalb des Planungsraumes nördlich von Ringelheim)

• Vorranggebiete für Leitungstrassen (östlich des Planungsraumes 110 kV-Leitung in Nord-Südrichtung)

• Vorranggebiet für Rohrfernleitung für Gas (Verlauf von Nordosten nach Südwesten durch den Planungsraum)

• Vorranggebiet für zentrale Kläranlage (südlich von Ringelheim und westlich von Lutter)

• Vorranggebiet für Abfallbeseitigung (nördlich von , außerhalb des Plangebietes)

Anmerkung: Auszüge aus dem RROP für den Großraum Braunschweig 2008:

Vorranggebiete und Vorrangstandorte: „In diesen Gebieten und an diesen Standorten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der jeweils festgelegten vorrangigen Zweckbe- stimmung vereinbar sein; dies gilt auch für die räumliche Entwicklung in der näheren Umgebung .“

Vorbehaltsgebiete: „Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt werden.“

Der Bereich der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. ist dem ländlichen Raum zugeordnet und gehört zum Landkreis Goslar. Das Grundzentrum Lutter liegt inmitten der beteiligen Gemeinden relativ zentral.

Großflächige Bereiche sind als Vorbehaltsgebiete und Vorranggebiete für Natur und Landschaft sowie für Landwirtschaft dargestellt. Anzumerken ist der relativ große Anteil an Waldfläche in der Planungs- region, der sich bis auf den großen Bereich nördlich und vor allem südlich von Lutter auf die Höhen- zügen in der Samtgemeinde verteilt.

Dass zahlreiche Wander- und Radwanderwege ausgewiesen sind, unterstreicht das relativ große Po- tenzial des Raums in touristischer Hinsicht.

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Auffallend sind die Nutzungsüberschneidungen der einzelnen Raumkategorien in der Region, so dass insbesondere in den Waldgebieten (Höhenzügen) ein Nutzungskonflikt hinsichtlich der Maßgaben von Natur und Landschaft und dem Potenzial als Erholungsgebiet besteht.

Lediglich vereinzelt, wie im Bereich südlich von Lutter, überschneiden sich Vorbehaltsgebiete für Na- tur und Landschaft mit Vorbehaltsgebieten für Landwirtschaft aufgrund hohen, natürlichen, standort- gebundenen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials.

Zudem befindet sich in einem Streifen im Südwesten von Lutter ein linearer Verlauf von Hochwasser- schutz, welcher sich mit einem Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft und einem Vorbehaltsge- biet für Landwirtschaft aufgrund hohen, natürlichen, standortgebundenen landwirtschaftlichen Er- tragspotenzials überschneidet.

3.2 Natur- und Landschaftsschutz

Die geschützten oder schutzwürdigen Bereiche der Samtgemeinde zeigen deutlich die landschaftliche Vielfalt der Region Lutter a. Bbge. (s. Karte Schutzgebiete , Quelle: Landschaftsrahmenplan Landkreis Goslar, allgemeine interaktive Karte unter www.nlwkn.de >Naturschutz >allgemeine interaktive Kar- te). Darüber hinaus werden bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die durch ihre Ausprägung ei- ne besondere Bedeutung haben, als gesetzlich geschützte Biotope (§30 BNatSchG) generell unter Schutz gestellt. Hierzu zählen Biotoptypen wie Feuchtgrünland, Trockengebüsche, naturnahe Klein- gewässer oder Quellen. Diese Biotope dürfen laut §30 (2) BNatSchG nicht zerstört oder erheblich be- einträchtigt werden. Im Umfeld der Orte, teilweise unmittelbar an die Ortslage angrenzend, befinden sich folgende dem europäischen Schutzgebietsnetz zughörigen bzw. nach dem Bundesnaturschutzge- setz ausgewiesenen Schutzgebiete / Objekte:

Natura 2000 - FFH-Gebiet

Hainberg, Bodensteiner Klippen: Das FFH-Gebiet nordwestlich von Neuwallmoden und Bodenstein ist ein insgesamt 1.191 ha umfassendes, ausgedehntes Buchenwaldgebiet (Laubwaldkomplexe nehmen 90 % der Waldflächen ein) mit großflächigen Waldmeister-Buchenwäldern, außerdem Hainsimsen- und Orchideen-Buchenwäldern sowie Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern. Im südwestlichen Teil im Bereich der Gemeinde Wallmoden befinden sich zahlreiche Sandsteinklippen. Das Gebiet umfasst das zweitgrößte Vorkommen von Silikatfelsen im niedersächsischen Teil des Weser- und Leineberglands, eines der größten Vorkommen von Orchideen-Buchenwäldern und einen repräsentativen Bestand von Waldmeister-Buchenwäldern.

Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG)

NSG Pöbbeckenmühle : Das ca. 5 ha große NSG Pöbbeckenmühle befindet sich südlich von Lutter am Barenberge. Es dient dem Schutz und der Erhaltung eines Quellsumpfes mit orchideenreichen Sumpf- dotterblumenwiesen und Kleinseggengesellschaften sowie den dort vorkommenden, charakteristischen und teilweise gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.

NSG Appelhorn : Südöstlich von Ostlutter erstreckt sich das NSG Appelhorn , wobei sich nur der klei- nere Teil des 245 ha großen Schutzgebietes innerhalb der Gemeinde Lutter am Barenberge befindet. Es handelt sich um einen ehemaligen Standortübungsplatz der Bundeswehr, geprägt von einem großen Grünlandkomplex, Laub- und Nadelwäldern. Eine Besonderheit für Niedersachsen sind die hier vor- liegenden Erdfälle. Durch extensive Bewirtschaftung hat sich hier eine hohe Artenvielfalt (Waldmeis- ter-Buchenwälder, Kalkhalbtrockenrasen, mesophile Grünlandgesellschaften) mit bedrohten Arten wie z.B. Blutstorchschnabel, Bergfenchel, Wachtel, Neuntöter und Wildkatze eingestellt.

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Schutzgebiete /-objekte der Dörferregion Lutter am Barenberge

0 1000m

Naturschutzgebiet gemäß § 23 BNatSchG FFH-Gebiet (NATURA 2000)

Landschaftsschutzgebiet gemäß § 26 BNatSchG Naturdenkmal gemäß § 28 BNatSchG

Naturpark (§ 27 BNatSchG)

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Landschaftsschutzgebiete (§26 BNatSchG)

LSG Bodensteiner Klippen und Klein Rhüdener Holz : Das insgesamt 3.140 ha umfassende Schutzge- biet grenzt unmittelbar westlich an Hahausen und Nauen an und umschließt die Ortslage von Bodenstein. Das Gebiet wird gekennzeichnet durch das größte Silikatfelsvorkommen im Leine-Weserbergland, die Bodensteiner Klippen , und andere Sandsteinfelsen. Zum Schutz der Felsen und der dort gut entwickelten Felsspaltenvegetation aus Dornfarn, Tüpfelfarn und Moosen und der Tier- und sonstigen Pflanzenarten ist das Klettern nur eingeschränkt erlaubt. Ziel ist der Schutz des FFH-Gebiets , Bodensteiner Klippen.

LSG Harz: Von dem insgesamt 38.975 ha großen LSG Harz befinden sich nur sehr geringe Anteile am südlichen Rand innerhalb der Gemeinde Hahausen. Neben den Waldflächen mit Schlucht- und Bruch- wäldern prägen Bergwiesen, Bergbäche, Moore, Schwermetallmagerrasen und naturnahe Fließgewässer mit Talräumen und Quellbereichen das Gebiet. Eine Besonderheit stellen die Stauteiche, Gräben und Wasserläufe einschließlich der an sie gebundenen Vegetation und Tierwelt dar ( Oberharzer Wasserregal - UNESCO-Weltkulturerbe). Das Harzvorland wird geprägt durch ein Mosaik aus kleinräumigen Acker- und Grünlandflächen und dem Vorkommen gefährdeter Tierarten wie z.B. Wanderfalke, Uhu, Schwarz- storch, Europäische Wildkatze und Luchs.

LSG Wallmodener Berge, Appelhorn-Bredelemer Holz: Das nördlich, östlich und südlich teilweise bis an Ostlutter heranreichende LSG umfasst die dort vorhandenen Laub- und Mischwälder.

LSG Söhrteich und Steimker Bach: Das LSG befindet sich südlich von Lutter am Barenberge. Es schließt drei Teiche, den Steimker Bach und Waldflächen ein.

Naturpark (§ 27 BNatSchG)

Naturpark Harz: Zweck des Naturparkes, welcher im südlichen und östlichen Teil der Gemeinde Ha- hausen Anteile hat, ist eine umweltgerechte Erholungsnutzung und umweltgerechter Tourismus.

Naturdenkmäler (§ 28 BNatSchG)

ND Karstquelle Kirschensoog : Nördlich von Neuwallmoden / südlich der K 67 in der Nähe der Neile befindet sich die als ND ausgewiesene, periodische Karstquelle Kirschensoog.

ND Max-Kappe-Eiche : Prägende Eiche im Bereich der Bodensteiner Klippen

ND Zwei Eichen (Oma und Opa): Prägende Eichen westlich von Nauen

Zusätzlich zu diesen Schutzgebieten und -objekten werden im Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Goslar (Stand 1994) Gebiete bezeichnet, die aufgrund ihrer Ausprägung als schutzwürdig eingeschätzt werden, aber aktuell keinen Schutzstatus besitzen. Schutzwürdig als Naturschutzgebiete sind demnach Bereiche von Neile, Steimker Bach, Kleiner Steimker Bach, Kiefbach, Neilewiesen, Wedebruch und ein- zelne Waldflächen in den LSGs wie Bodensteiner Klippen . Schutzwürdig als Landschaftsschutzgebiete ist der Kleiner Rodenberg und Umgebung. Darüber hinaus befinden sich in der Samtgemeinde für Brut- vögel wertvolle Bereiche, wie z.B. die Sauer-Teiche südlich von Lutter, die Flächen westlich von Lutter, der Bereich zwischen Neuwallmoden und die Mühle Ringelheim sowie Flächen nördlich von Hahausen. Einige dieser Flächen werden als Brut-und Nahrungshabitate für den Rotmilan als von landesweiter Be- deutung eingestuft. Teilweise liegen für diese Gebiete keine oder nicht ausreichende Bestandszahlen vor, so dass bislang keine Einstufung erfolgen konnte (Niedersächsische Umweltkarten / Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz).

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3.3 Integriertes Entwicklungskonzept IEK Baddeckenstedt und Lutter am Barenberge

Mit dem integrierten Entwicklungskonzept (IEK) für die Samtgemeinde Lutter a. Bbge. und der Nach- barsamtgemeinde Baddeckenstedt im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke soll eine strategische und operative Grundla- ge zur Absicherung der kommunalen Handlungs- und Steuerungsfähigkeit entwickelt werden.

Grundsätzliches Ziel des gemeinsamen IEK ist es, den sich abzeichnenden, demographisch bedingten Negativentwicklungen zeitnah durch eine zwischen den beiden Samtgemeinden abgestimmte und mit zukunftsfähigen Maßnahmen unterlegte Strategie entgegenzuwirken. Bereits 2006/2007 haben die beiden Samtgemeinden erste intensive Bestrebungen einer umfänglichen Kooperation im Rahmen des gemeinsam mit weiteren sechs Kommunen und den beiden Landkreisen Wolfenbüttel und Goslar ent- wickelten ILEK (Integriertes Entwicklungskonzept) Nördliches Harzvorland begonnen, die im weite- ren Verlauf auf verschiedenen interkommunalen Ebenen intensiviert werden sollen.

Folgende Leitziele wurden im Rahmen des IEK formuliert:

Samtgemeindeübergreifende Leitziele:

• Die Grundzentren der beiden Samtgemeinden sind gezielt zu stärken und durch zentral einge- ordnete Angebote der sozialen Infrastruktur, der Daseinsvorsorge einschließlich medizinischer Versorgung) und des Einzelhandels gezielt zu stärken und weiter zu entwickeln.

• Auf der Ebene der beiden Samtgemeinden Lutter a. Bbge. und Baddeckenstedt sollte mit Blick auf die weitere demographische und regionalplanerische Entwicklung eine angepasste Zuordnung und ggfs. Neudefinition von gemeindlichen und örtlichen Entwicklungsschwerpunkten erfolgen.

• Vor dem Hintergrund der wachsenden übergreifenden Leerstandsproblematik in den Bereichen Wohnen, Gewerbe und Landwirtschaft ist eine samtgemeindeübergreifende Handlungsgrundla- ge und ein aktives Management zur gezielten Aktivierung leer stehender Immobilien vor allem in den innerörtlichen Lagen für neue Nutzungen (Wohnen, soziale Angebote, Mischnutzungen u.a.) sowie zur Prävention potenziellen Leerstandes (Grundeigentümer 70+) einzusetzen.

Handlungsfeldbezogene Zielsetzungen der Mitgliedsgemeinden:

Gemeinde Lutter a. Bbge. (Flecken Lutter a. Bbge., Nauen und Ostlutter)

Handlungsfeld Städtebau / Ortsbild:

• städtebauliche und funktionale Aufwertung und Verbesserung des Ortszentrums; optische Auf- wertung der Ortsteilzentren

• Aufwertung der Straßenräume, verbesserte Platz- und Freiflächengestaltung, attraktivere Frei- flächengestaltung, Barrierefreiheit herstellen, verbesserte fußläufige Verbindungen herstellen

• Gestaltung und Hervorhebung der Ortseingänge

• Aufhebung des Durchfahrtscharakters durch gestalterische Aufwertung der Straßenräume und Freiflächen sowie verbesserte Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstraßen in innerörtlichen Lagen (z.B. Flecken Lutter a. Bbge., Ostlutter)

• historisches Gebäudepotenzial aufwerten und in Szene setzen

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• Förderung neuer innerörtlicher Wohnformen (Mehrgenerationswohnen, seniorengerechtes Wohnen, betreutes Wohnen (insbesondere Flecken Lutter a. Bbge.)

• Städtebaulicher / baulicher Umgang mit Gebäudeleerständen

Handlungsfeld: Infrastruktur und Daseinsvorsorge:

• Infrastrukturelle Stärkung des Grundzentrums hinsichtlich Funktion und Bedeutung (Kita, Schule, Daseinsvorsorge)

• Stärkung bestehender wirtschaftlicher Kristallisationspunkte (Einzelhandel, Kleingewerbe)

• Ausbau häuslicher Betreuungsservice von Seniorenprojekten

• Erweiterung / Verbesserung der Angebote / Treffpunkte für Kinder, Jugendliche, Senioren im Grundzentrum

Handlungsfeld Mobilität und Verkehr:

• Verbesserung der Mobilität für Seniorenhaushalte gerade in dezentralen Lagen

• Stärkung und Gewährleistung der Mobilitätsmöglichkeiten nicht nur für ältere Menschen

• Ausbau und Anbindung an den ÖPNV

Gemeinde Wallmoden (mit den Ortsteilen Alt Wallmoden, Neuwallmoden und Bodenstein)

Handlungsfeld Städtebau / Ortsbild:

• gestalterische Aufwertung der Ortsmitten, verbesserte Gestaltung öffentlicher Straßenräume, Freiflächen und Platzbereiche sowie privater Vorflächen (z.B. Alt Wallmoden, Bodenstein)

• Aufhebung des Durchfahrtscharakters durch gestalterische Aufwertung der Straßenräume und Freiflächen sowie verbesserte Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstraßen in innerörtlichen Lagen (z.B. Bodenstein)

• Gestaltung und Hervorhebung der Ortseingänge (Imagebildung)

• Städtebaulicher / baulicher Umgang mit Gebäudeleerständen (Optik, Entgegenwirken potenziel- ler Leerstandsprozesse)

Handlungsfeld Infrastruktur und Daseinsvorsorge:

• Stärkung der Wohnfunktion durch Absicherung der Nahversorgung durch verbesserten Liefer- service, mobile fliegende Händler sichern

• Schaffung von Angeboten / Treffpunktmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche

• Ausbau häuslicher Betreuungsservices sowie Erweiterung von Betreuungsangeboten für Senioren

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Handlungsfeld Mobilität und Verkehr:

• Verbesserung der Mobilität für Seniorenhaushalte und Familien insbesondere in dezentralen Lagen

• Verbesserung der ÖPNV Anbindung

Gemeinde Hahausen

Handlungsfeld Städtebau / Ortsbild:

• Gestalterische Aufwertung der Ortsmitte, der Ortseingangsbereiche bzw. –zugänge in die Orts- mitte (Imagebildung)

• gestalterische Aufwertung öffentlicher Freiflächen, Plätze, Straßenräume und auch privater Vor- flächen

• historisches Gebäudepotenzial aufwerten und in Szene setzen

• Stärkung innerörtlicher Wohnanlagen, insbesondere in der historischen Dorfmitte

• Städtebaulicher / baulicher Umgang mit Gebäudeleerständen (Optik, Entgegenwirken poten- zieller Leerstandsprozesse)

• Schaffung neuer generationsübergreifender Wohnformen sowie Förderung neuer innerörtlicher Wohnformen (Mehrgenerationenwohnen, seniorengerechtes Wohnen, betreutes Wohnen)

Handlungsfeld Infrastruktur und Daseinsvorsorge:

• Stärkung bestehender wirtschaftlicher Kristallisationspunkte (Einzelhandel, lokales Gewerbe)

• Ausbau häuslicher Betreuungsservices und Schaffung von Angeboten für Senioren

• Stärkung und Absicherung der infrastrukturellen Einrichtungen (Kita, Nahversorgung) sowie Angebotsschaffung für Kinder und Jugendliche

• Entwicklung eines attraktiven Treffpunktes für Gastronomie

Handlungsfeld Mobilität und Verkehr:

• Verbesserung der Mobilität für Seniorenhaushalte und Familie insbesondere in dezentralen La- gen

3.4 Regionales Entwicklungskonzept Nördliches Harzvorland

Die Region Nördliches Harzvorland umfasst das Gebiet der Samtgemeinden Baddeckenstedt, Elm- , Oderwald, Lutter am Barenberge, die Gemeinden Schladen-Werla, Liebenburg sowie die Stadt Wolfenbüttel für ihre ländlichen Bereiche, die Stadt Goslar für den Stadtteil Vienenburg und die Stadt Salzgitter für ihre ländlichen Bereiche.

Das Regionale Entwicklungskonzept Nördliches Harzvorland basiert auf den folgenden vier überge- ordneten Handlungsfeldern, die im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung aufgenommen werden:

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Handlungsfeld A: Demografische Entwicklung und Daseinsvorsorge Miteinander leben und arbeiten im ländlichen Raum

Strategische Ziele:

• Erreichbarkeit, Erhalt und Qualität von Angeboten der Grundversorgung und Dienstleistungen im ländlichen Raum sichern und weiterentwickeln

• Mobilität bedarfsorientiert und klimafreundlich organisieren und Mobilitätslücken intelligent schließen (Mobilitätsmanagement vor Ort etablieren und umsetzen)

• Soziales Leben und Teilhabe im ländlichen Raum ermöglichen, bürgerschaftliches Engagement und bürgerschaftliche Netzwerke fördern

• Lokale Wirtschaft / Landwirtschaft stärken und einbinden, Standortqualität sichern

Handlungsfeld B: Orts- und Innenentwicklung Orte mit Zukunft - generationengerecht, barrierefrei und klimafreundlich

Strategische Ziele:

• Möglichkeiten zur Reduzierung des Flächenverbrauchs nutzen, aktive Innenentwicklung stärken und behutsame Siedlungsentwicklung ermöglichen

• Anpassung örtlicher Infrastruktur an den demografischen Wandel ermöglichen

• Zukunftsfähigen, generationengerechten Wohnraum schaffen

• Dörfer sichtbar und nutzbar als attraktive Lebensräume erhalten, Ortsbilder gestalten

• Anpassung, Stabilisierung und Entwicklung der Orte ermöglichen

• Energieeinsparung und Klimaschutz durch energetische Sanierung von Gebäuden befördern

Handlungsfeld C: Flächen- und Landentwicklung Ressourcen schützen, regionale Wertschöpfung ermöglichen

Strategische Ziele:

• Integrierte Flussgebiets- und Flächenentwicklung einschließlich Hochwasserschutz als Mög- lichkeit zur Reduzierung des Flächenverbrauchs und nachhaltigen Entwicklung der Kulturland- schaft umsetzen

• Potenziale erneuerbarer Energien für dezentrale Energieerzeugung und Energieeinsparung nut- zen, Klimaschutz organisieren

• Strukturwandel in der Landwirtschaft ermöglichen, Wertschöpfung erhalten

Handlungsfeld D: Tourismus, Kulturerbe, regionale Identität Neunmal willkommen in der Freizeit-, Erlebnis- und Kulturregion

Strategische Ziele:

• Natur- und Kulturraum erlebbar machen für Naherholung und Tourismus

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• Wirtschaftliche Potenziale durch Tourismus und Naherholung erschließen

• Kulturerbe zukunftsfähig erhalten und entwickeln

• Regionsprofil schärfen und regionale Identität stärken

• Qualitätssicherung, Vermarktung und Vernetzung regionaler Angebote und Akteure als Beitrag zu regionaler Wertschöpfung und Identität

• Lebensqualität durch Freizeitangebote im ländlichen Raum erhalten

Im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung beantragte Projekte, die nachweislich der Umsetzung und damit der beschriebenen Zielerreichung des integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes dienen, können gem. ZILE Richtlinie Nr. 5.4.2.5 um 10 % erhöht werden; bei Zuwendungsempfängern nach Nummer 5.2.1.3 (natürliche Personen und Personengesellschaften sowie juristische Personen des pri- vaten Rechts) um 5 %.

Neben den Vorgaben des RROP und dem integrierten ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) Nörd- liches Harzvorland lag der Schwerpunkt der Dorfentwicklungsplanung auf der Berücksichtigung der Handlungsansätze, die ausschlaggebend für die Bewerbung waren und schließlich zur Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm geführt haben. Folgende Leitziele stehen im Fokus der Dorfentwick- lungsplanung:

• Zur langfristigen Sicherung der Infrastruktur und der Daseinsvorsorge ist im Grundzentrum Fle- cken Lutter a. Bbge. eine Stabilisierungsstrategie vorgesehen. Alle übrigen Ortsteile aller Mit- gliedsgemeinden unterliegen einer Anpassungsstrategie

• In der historischen Ortsmitte Flecken Lutter a. Bbge. sollen innerörtliche Potenzialflächen akti- viert und zum Abbau von städtebaulichen Mängeln und Defiziten genutzt werden.

• Folgende investive Vorhaben sind vorgesehen: Barrierefreie Gestaltung der DGH´s Nauen und Hahausen, sowie von Fußwegen und Freiflächen in Altwallmoden und in Räumen der Grund- schule Flecken Lutter a. Bbge.; gestalterische Aufwertung der Dorfkerne und von Ortszufahrten u.a. in Hahausen, Ostlutter und im Flecken Lutter a. Bbge.

• Folgende nicht-investive Vorhaben sind vorgesehen: Baulückenkataster, Herstellen von Pla- nungsrecht, Maßnahmen im Rahmen des Tourismusverbundes Nördliches Harzvorland

• Folgende Projekte Dritter sind vorgesehen: Gründung von Fördervereinen zur Sicherung der Infrastruktur

3.5 Stellungnahmen Träger öffentlicher Belange

Mit Schreiben vom 15.04.2016 wurden vom Planungsbüro die in der folgenden Liste aufgeführten Träger öffentlicher Belange von der Dorfentwicklungsplanung in der Dorfregion Lutter am Barenber- ge in Kenntnis gesetzt und um Stellungnahme bezüglich vorliegender oder beabsichtigter Planungen und Projekte, die Auswirkungen auf die Dorfentwicklungsplanung haben könnten, gebeten:

Avacon AG, Gastransport, Salzgitter Bischöfliches Generalvikariat Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Verwaltungsaufgaben Bundesanstalt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr Deutsche Regionaleisenbahn GmbH

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Deutsche Bahn Service Immobilien GmbH Deutsche Telekom, Technik GmbH Deutsche Post AG Ev. luth. Landeskirche Braunschweig Flecken Lutter am Barenberge Freiwillige Feuerwehr, Gemeindebrandmeister Gemeinde Hahausen Gemeinde Liebenburg Gemeinde Wallmoden Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Harz Energie Netz GmbH Harzwasserwerke GmbH Industrie- und Handelskammer Braunschweig Kraftverkehrsgesellschaft mbH Braunschweig Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen, Regionaldirektion Northeim Landkreis Goslar Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig LEA-Gesellschaft für Landeseisenbahnaufsicht mbH LGLN Behörde für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen, RD Braunschweig Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Goslar Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Niedersächsisches Forstamt Clausthal Niedersächsisches Forstamt Seesen Niedersächsisches Landvolk, Bezirksverband Braunschweig e.V. Polizeiinspektion Goslar PURENA GmbH Regionalbus Braunschweig GmbH Salzgitter AG Samtgemeinde Lutter am Barenberge Samtgemeinde Baddeckenstedt Staatliches Baumanagement Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig Stadt Bockenem Stadt Langelsheim Stadt Salzgitter Stadt Seesen Wasserwerk Samtgemeinde Lutter Wasserverband Peine Zentrale Polizeidirektion Hannover Zweckverband Großraum Braunschweig

Purena GmbH am 18.04.16: „In dem beplanten Gebiet befinden sich keine Leitungen bzw. Anlagen im Verantwortungsbereich der Purena GmbH.“

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr am 19.04.16: „Westlich von Lutter am Barenberge befindet sich ein Hubschraubtieffluggebiet sowie der Zuständig- keitsbereich für militärische Flugplätze gem. § 14 Luftverkehrsgesetz.“

Salzgitter AG am 20.04.16: „Die Salzgitter AG und ihre Konzerngesellschaften haben kein Vorhaben in dem Planungsgebiet vorgesehen.“

Industrie- und Handelskammer Braunschweig am 22.04.16: „Seitens der IHK wird auf keine be- sonderen Problemstellungen hingewiesen. Wir möchten lediglich die Bitte äußern, bei den vorgesehe-

Seite 32 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - PLANVORGABEN - nen Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung wirtschaftliche Belange ggfs. angemessen zu be- rücksichtigen.“

• Anmerkung: Die Belange der lokalen Wirtschaftsbetriebe wurden im Rahmen einer schrift- lichen Unternehmensbefragung erfasst (vgl. Kap. 5.1).

Harz Energie Netz AG am 18.04.16: „Der Planungsbereich liegt außerhalb unseres Netzgebietes. Von unserer Seite bestehen daher keine Anregungen oder Bedenken.“

Deutsche Telekom Technik GmbH am 25.04.16: „Im Dorferneuerungsgebiet befinden sich Tele- kommunikationslinien der Telekom. Wir bitten, die Verkehrswege so an die vorhandenen umfangrei- chen Telekommunikationslinien der Telekom anzupassen, dass diese Telekommunikationslinien nicht verändert oder verlegt werden müssen. Beim Landkreis Goslar liegt z.Zt. die Ausschreibung der Tele- kom zur Errichtung eines Breitbandnetzes. Weitere Angaben hierzu sind zurzeit nicht möglich, bitte wenden Sie sich an den Landkreis Goslar.“

• Anmerkung: Ergänzende Erläuterungen zum Ausbau des Breitbandnetztes finden sich in Kap. 4.4.

Stadt Bockenem am 27.04.16: „Hinsichtlich des o.g. Planverfahrens sind seitens der Stadt Bockenem keinerlei Hinweise und Anregungen vorzubringen. Die Stadt Bockenem wurde lt. Pressemitteilung des Ministeriums in 2016 mit der Maßnahme Ambergau Süd ebenfalls in das Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen. Ein offizieller Programmaufnahmebescheid liegt aber noch nicht vor.“

Stadt Langelsheim am 28.04.16 : „Zu ihrem Schreiben möchte ich Ihnen mitteilen, dass erkennbar keine Belange der Stadt Langelsheim von dem Projekt berührt werden.“

Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen am 27.04.16: „Es kann nicht unterstellt werden, dass keine Kampfmittelbelastung im Planungsbereich vorliegt.“

Gemeinde Liebenburg am 04.05.17: „Ich freue mich, dass die Samtgemeinde Lutter in das Förder- programm zur Dorfentwicklung des Landes Niedersachsen aufgenommen worden ist. Da die Gemein- de Liebenburg mit 9 Ortschaften ebenfalls in das Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen worden ist, können sich im Laufe der Planung noch Anknüpfungspunkte ergeben.“

LEA Gesellschaft für Landeseisenbahnaufsicht mbH am 06.05.17: „Durch die Samtgemeinde ver- laufen ausschließlich Bahnanlagen der DB Netz AG. Da die LEA Gesellschaft für Landeseisenbahn- aufsicht mbH (LEA) die technische Aufsicht über die nichtbundeseigenen Eisenbahnen ausübt, kön- nen wir zuständigkeitshalber keine Aussagen treffen. Die Belange der nichtbundeseigenen Eisenbah- nen sind in der Samtgemeinde Lutter am Barenberge nicht betroffen.“

Wasserverband Peine am 09.05.17: „In der Samtgemeinde Lutter am Barenberge ist der Wasserver- band Peine für die Trinkwasserversorgung, die Abwasserversorgung und den Hochwasserschutz zu- ständig. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass im Bereich des Hochwasserschutzes diverse Maß- nahmen in Lutter am Barenberge geplant sind. Um Synergieeffekte mit der Dorfentwicklungsplanung zu nutzen, würden wir Ihnen unser Hochwasserschutz gern persönlich erläutern.“

• Anmerkung: Ein Abstimmungsgespräch mit dem Wasserverband hat stattgefunden. Entspre- chende Ausführungen sind in das Kap. 4.2 eingearbeitet worden.

Zweckverband Großraum Braunschweig am 12.05.16: „Ich bitte Sie, die Vorgaben des Regionalen Raumordnungsprogramms 2008 (RROP) insbesondere die Ziele und Grundsätze zur Entwicklung der Siedlungs- und Versorgungsstrukturen in Kapitel II sowie des Nahverkehrsplans 2016 für den Groß- raum Braunschweig bei der Erarbeitung der Dorfentwicklungsplanung zu beachten. Darüber hinaus

Seite 33 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - PLANVORGABEN - möchte ich auf den Masterplan demographischer Wandel (2014) sowie auf das Regionale Energie- und Klimaschutzkonzept für den Großraum Braunschweig (2013) hinweisen.“

• Anmerkung: Berücksichtigt im Kapitel 3 Planvorgaben.

Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig am 12.05.16: „ Das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig hat die Samtgemeinde Lutter am Barenberge mit den sie- ben Ortsteilen Alt Wallmoden, Neuwallmoden, Bodenstein, Hahausen, Lutter am Barenberge, Ostlut- ter, Nauen sowie die im Gebiet liegenden Siedlungssplitter in das Dorferneuerungsprogramm aufge- nommen.

Die Planung soll Entwicklungschancen und Zukunftsperspektiven im ländlichen Raum aufzeigen. Zur Dorfentwicklungsplanung der Samtgemeinde Lutter weisen wir auf grundsätzliche, landwirtschaftli- che Aspekte hin, die wir als Fachbehörde zu vertreten haben. Innerhalb der einzelnen Ortschaften kann das niedersächsische Landvolk Braunschweiger Land (Ansprechpartner ist hier Herr Kurt Hübner, He- lene-Künne-Allee 5, 38122 Braunschweig, Tel. 0531/28770-11) Kontaktdaten der Ortsvertrauens- landwirte zur Verfügung stellen.

Allgemeine Hinweise

Als Teil der Strukturpolitik des Landes für die ländlichen Räume und die ländlich geprägten Bereiche von Ordnungsräumen soll die Dorferneuerung Maßnahmen orientiert an einem Ausgleich dieser Ent- wicklungsdefizite mitwirken. Sie soll dazu beitragen, die unverwechselbare Eigenart ländlicher Sied- lungsstrukturen zu bewahren und die Dörfer in ihrer Funktion als Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kul- turraum an zukünftige Erfordernisse anzupassen.

Aus Sicht landwirtschaftlicher Betriebe ist insbesondere ihre Zielsetzung hervorzuheben,

• ländliche Siedlungen als Standort land- und forstwirtschaftlicher Betriebe zu erhalten und zu verbessern, • Wirtschaftserschwernisse land- und forstwirtschaftlicher Betriebe zu beseitigen und deren Arbeitsaufwand zu verringern, • die Umweltwirkungen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe mit den Erfordernissen zeitgemäßen Wohnens und Arbeitens in Einklang zu bringen und • die Lebensverhältnisse bäuerlicher Familien zu verbessern.

Um diesen Zielsetzungen gerecht zu werden, sind bei der Erstellung des Dorferneuerungsplanes ins- besondere die folgenden Aspekte eingehend zu bearbeiten:

• Erfassung der Betriebe • Hofstellen (z.B. Lage und Größe, Erreichbarkeit, Erweiterungsmöglichkeiten, Bausubstanz) • Verkehrssituation (z.B. Anforderungen an Straßengestaltung, Engpässe, Sichtverhältnisse) Bei Neugestaltungsmaßnahmen sind die Belange des landwirtschaftlichen Verkehrs besonders zu be- achten. Auch Straßenzüge in der Ortsrandlage müssen für größere land- und forstwirtschaftliche Maschinen und Geräte passierbar bleiben. Zu berücksichtigen sind auch Verkehrsentwicklungen, die sich z.B. in Verbindung mit neuer Wohnbebauung ergeben können. • Viehhaltung und Getreidetrocknung/-lagerung (einschließlich Vermeidung/Lösung von Im- missionskonflikten)

Die hieraus resultierenden Anforderungen der Landwirtschaft an die dörfliche Entwicklung sind in der Dorferneuerungsplanung darzustellen, z.B. in Form von Hinweisen an die Bauleitplanung. Sofern Ma- terial- und Gestaltungshinweise gegeben werden, darf hierdurch der Spielraum landwirtschaftlicher Betriebe für arbeitswirtschaftlich sinnvolle und kostengünstige Lösungen nicht eingeengt werden.

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Dies gilt insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Übernahme in gemeindliche Baugestaltungssat- zungen.

Die Dorferneuerungsplanung sollte verdeutlichen, dass Maßnahmen landwirtschaftlicher Betriebe bei der Antragsbewilligung vorrangig zu fördern sind. Auf die Möglichkeit einer Förderung von Maß- nahmen zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Produktionsbedingungen und der Wettbewerbsfähigkeit sollte ausdrücklich hingewiesen werden. Wir empfehlen bei Bedarf Konzepte zu entwickeln, die die sinnvolle Umnutzung von Gebäudesubstanzen auslaufender Betriebe aufzeigen. Um den Zielen der Dorferneuerung gerecht zu werden, sollte in die Planung bzw. in die Arbeitskreise die örtliche Landwirtschaft frühzeitig eingebunden werden.

Wir bitten, unsere o.g. Ausführungen bei der Erstellung der Dorferneuerungspläne zu berücksichtigen. Weitere Hinweise werden sich aus der Beteiligung der örtlichen Landwirtschaft im folgenden Pla- nungsprozess ergeben.“

• Anmerkung: Berücksichtigt in den Kapiteln 4.1 Landwirtschaft und 5.1.3 Wirtschaft - Entwick- lungsmöglichkeiten der Betriebe sichern . Eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die ak- tiven Landwirte in der Dorfregion Lutter am Barenberge fand am 19./20. Oktober 2016 statt.

Polizeiinspektion Goslar am 12.05.16: „Soweit die B 248 mit in die Planung einbezogen wird, ist zu berücksichtigen, dass in diesem Jahr die Ortsdurchfahrt in Lutter komplett erneuert wird. Bitte wenden Sie sich bei Bedarf an das niedersächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Goslar. Aus Sicht der Verkehrssicherheit wäre es wünschenswert, wenn die Ortsdurchfahrt der B 248 in Neuekrug mit einbezogen wird, dort insbesondere der Verkehrsknoten im Bereich der Kurve.“

Deutsche Bahn AG am 12.05.16: „Im Bereich der Samtgemeinde Lutter am Barenberge verläuft die Strecke 1940. Es sind mehrere Bahnübergänge vorhanden. Da Einzelheiten zu der Dorfentwicklung nicht bekannt sind, kann derzeit keine abschließende Stellungnahme erfolgen.“

Harzwasserwerke GmbH am 18.05.16: „ Durch das Einzugsgebiet der o.a. Dorfentwicklungsplanung verläuft unsere Wassertransportleitung Grane-West, Durchmesser 1000 mm. Oberhalb der Leitung ist ein betriebseigenes Steuer- und Fernmeldekabel vorhanden. Die Leitung liegt in einem Schutzstreifen, der durch Eintragung im Grundbuch dinglich gesichert ist. Demnach dürfen Veränderungen jeder Art (wie z.B. Errichtung von Bauwerken, Bepflanzung mit Bäumen, Aufschüttung von Boden) nur mit Einwilligung der Harzwasserwerke durchgeführt werden. Um die Sicherheit angrenzender Anlagen zu gewährleisten und im Reparaturfall den erforderlichen Arbeitsstreifen zur Verfügung zu haben, ist gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 400-1 ein 10 m breiter Geländestreifen von jeglichen Veränderungen freizuhalten. Wir bitten diese Anforderungen in Ihren Planungen zu berücksichtigen.“

Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr am 20.05.16: „Grundsätzlich be- stehen keine Bedenken der Straßenbauverwaltung gegen Maßnahmen der Dorfentwicklung. Sofern je- doch Bundes- oder Landesstraßen durch die Planungen betroffen werden, ist eine einvernehmliche Abstimmung der Planung und auch der Ausführung mit der Straßenbauverwaltung erforderlich. In den Jahren 2016 und 2017 ist die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Lutter (B 248) vorgesehen. Weitere Maß- nahmen der Straßenbauverwaltung sind derzeit nicht geplant.“

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz am 03.06.16: „Die genannten Belange werden von mir nicht berührt.“

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4 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE

4.1 Landwirtschaft

In der Dorfentwicklung kommt dem Erhalt und der Verbesserung ländlicher Siedlungen als Standorte land- und forstwirtschaftlicher Betriebe ein hoher Stellenwert zu. Zielsetzung ist daher die umfassende Verbesserung der Agrarstruktur, insbesondere der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensverhältnisse bäuerlicher Familien. Die derzeitige Situation der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe der Planungsregion der Samtgemeinde Lutter am Barenberge, ihre Entwicklungstendenzen und ihre innerhalb der Dorfentwicklungsplanung zu berücksichtigenden Belange werden daher anhand des nachfolgenden landwirtschaftlichen Beitrags dargestellt.

Ausschlaggebender Bestandteil des Beitrags bildet eine Untersuchung der land- und forstwirtschaftli- chen Betriebe in der Samtgemeinde Lutter am Barenberge mit den drei Mitgliedsgemeinden Flecken Lutter a. Bbge., Hahausen und Wallmoden, die im Oktober 2016 durch eine Befragung im Arbeits- kreis Landwirtschaft erfolgte. Zu dem Arbeitskreis Landwirtschaft, der an zwei Terminen erfolgte, wurden sämtliche 42 derzeit im Haupt- oder Nebenerwerb geführten landwirtschaftlichen Betriebe in der Planungsregion schriftlich eingeladen. Die folgende Tabelle zeigt die derzeit aktiven landwirt- schaftlichen Betriebe in den einzelnen Ortschaften in der Dorfregion Lutter a. Bbge.

Anzahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in der Samtgemeinde Lutter am Barenberge Betriebsform Haupt- Haupter- Nebener- Nebener- Forst Gesamt Teilnehmer an erwerb werb / Vieh werb werb / Vieh den Arbeits- Mitgliedsgemeinden kreisen

Flecken Lutter a. Bbge. 7 5 5 2 1 20 9

Hahausen 3 8 1 0 0 12 9

Wallmoden 8 1 0 0 1 10 3

Samtgemeinde Lutter a. Barenberge insgesamt 42 Betriebe

Quelle: eigene Darstellung; Angaben von den Ortsvertrauenslandwirten

Aufgenommen wurden allgemeine Betriebsdaten, Angaben zur Bodennutzung und Viehhaltung, die Situation der Hofstelle und des Verkehrs sowie die geplante Entwicklung der Höfe.

Der landwirtschaftliche Beitrag gliedert sich wie folgt:

• Klima-, Relief-, Wasser- und Bodenverhältnisse • Entwicklung der Landwirtschaft • Erwerbscharakter, Betriebsgrößenstruktur, Betriebsform und Sozialstruktur • Pachtverhältnisse • Bodennutzung • Umweltmaßnahmen und Klimaschutz • Viehhaltung • Lage und Größe der Hofstellen • Zustand, Umfang und Eignung der Gebäude • Innere und äußere Verkehrslage • Erwerbskombinationen, Vermarktung der Produkte • Perspektive der Landwirtschaft / Entwicklungstendenzen • Emissionen • Siedlungsentwicklung und Bauleitplanung

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• Klima-, Relief-, Wasser- und Bodenverhältnisse

Durch die Einbindung der Landwirtschaft in den Naturhaushalt ist die Nutzung des Bodens neben wirtschaftlichen vor allem auch von den natürlichen Faktoren, d.h. den Klima-, Relief-, Wasser- und Bodenverhältnissen abhängig. Infolge der fortschreitenden Technik werden jedoch grundsätzlich durch Maßnahmen wie Düngung, Entwässerung oder Feldberegnung natürliche Standortnachteile immer weiter ausgeglichen, die trotz guter Bodenverhältnisse in der Gemarkung der Samtgemeinde Lutter am Barenberge eine Bedeutung haben.

Unter Beachtung der Entstehung der Landschaft, dem Relief, dem Klima und der natürlichen Vegeta- tion können verschiedene Landschaftsräume unterschieden werden. Diese werden als naturräumliche Einheiten bezeichnet. Der Bereich der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. gehört demnach weitgehend dem Innerstebergland (Harzvorland) an. Charakteristisch für das Gebiet ist der Wechsel von mit Löß be- deckten Mulden und Becken mit langgestreckten Bergen und Hügeln (Höhen von 200 - 300 m). Diese werden von Schichtstufen / -kämmen gebildet und bestehen überwiegend aus Kalk- und Sandsteinen aus dem Mesozoikum (z. B. Haarplage – Heber / Lamspringer Berge, Ostlutterscher Höhenzug ).

Teilweise wird die Landschaft geprägt durch senkrecht stehende oder überkippte Schichtenfolge mit klein- räumigem Wechsel, wodurch sich eine standörtliche und landschaftliche Vielfalt ergibt (z.B. Heinberg ). Dagegen stellen sich die Becken und Senken aufgrund der landwirtschaftlich hochwertigen Böden als aus- geräumte Flächen dar, wobei sich die Auen der Harzflüsse jedoch durch ihren Strukturreichtum abheben (Ambergau / Becken von Bockenem, Bodensteiner Ebene, Becken von Lutter, Ringelheimer Becken ).

Südöstlich von Hahausen-Neuekrug schließt der Oberharz an. Er wird gebildet durch Gesteine aus dem Erdaltertum (im Bereich südlich von Hahausen durch relativ schwach gefaltete Grauwacken (Sandstein)) und zeichnet sich durch einen Anstieg von 300-400 m gegenüber dem Umland aus. Kennzeichnend ist die Zerschneidung durch steile, kurze Täler an den Rändern, während die zentralen Partien des Harzes durch eine flachwellige Landschaft mit höher aufragenden Sandsteinhöhen der Schalke geprägt werden. Die heutige Prägung des Oberharzes erfolgt durch den frühneuzeitlichen Bergbau mit Bergwerksanlagen, Begünstigung der Fichte und hydrologischen Veränderungen durch Stauteiche und Gräben.

Die Samtgemeinde Lutter a. Bbge. gehört zum Klimagebiet Börde und mitteldeutsches Binnenlandklima im nördlichen Harzvorland. In diesem Gebiet fallen im Jahresmittel 734 mm Niederschlag. Dabei entfal- len ca. 405 mm auf das Sommerhalbjahr. Die Temperaturen der monatlichen Mittelwerte liegen in den Wintermonaten bei 3 C° und in den Sommermonaten bei 14 °C. Die jährlichen Durchschnittswerte der Temperatur auf der Linie Braunschweig-Magdeburg liegen bei einheitlich 8,7°C bis 8,8°C.

Aufgrund der unterschiedlichen Bodenarten, in den Gemarkungen der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. durchsetzt mit flachgründigen trockenen Böden und sandig bis lehmigen teils staunassen Tonböden (Bodentypen im Süden überwiegend Parabraunerde und Pseudogley-Braunerde; im Norden überwie- gend Rendzina und Pararendzina), liegt das durchschnittliche ackerbauliche Ertragspotenzial innerhalb dieser Bodenregion zwischen gering und äußerst hoch.

Mit der Landwirtschaftlichen Vergleichszahl (LVZ), die sich aus dem gewogenen Mittel von Acker- zahl und Grünlandzahl einschließlich weiterer Zu- und Abschläge ergibt, wird die Ertragsfähigkeit der Landwirtschaft in Abhängigkeit der natürlichen und wirtschaftlichen Faktoren beurteilt. Die Höchst- zahl beträgt 100 und wird auch Ertragsmesszahl (EMZ) genannt.

Die Ackerzahlen liegen zwischen 50 und 75 Punkten (Höchstzahl 100). Die EMZ in den einzelnen Ortschaften entspricht den genannten Ackerzahlen. In der Gemeinde Hahausen ergibt sich aus dem Mittel der Ackerzahl und der Grünlandzahl die EMZ von 55,2, in Lutter liegt die EMZ bei 62,5 und in Wallmoden bei 60,9 (Quelle: Oberfinanzdirektion Hannover 2002). Das ackerbauliche Ertragspotenzi- al für die unmittelbar angrenzende Gemarkung Nauens wird auf „mittel“ bzw. östlich von Nauen auf „sehr gering“ eingestuft (vgl. Niedersächsisches Bodeninformationssystem; NIBIS).

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• Entwicklung der Landwirtschaft

Während die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe in den letzten Jahrhunderten relativ konstant war, ist durch den biologisch-technischen Fortschritt und die wirtschaftliche Entwicklung seit den 1960er Jahren, verstärkt jedoch in den letzten Jahrzehnten, ein fortlaufender Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe und der in der Landwirtschaft tätigen Personen zu verzeichnen.

Betriebsgrößenstruktur in Niedersachsen (Landwirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen der landwirtschaftlich genutzten Fläche (langfristige Entwicklung))

Betriebsgröße von … bis unter 1960 1971 1983 1994 1999 2003 2005 2007 2010 2013 ...ha LF

in Tsd.

1-2 31,9 20,0 14,1 9,3 * * * * * * 2-5 45,5 27,7 17,5 11,0 9,1 7,9 6,1 5,6 ** ** 5-10 41,5 23,3 13,9 9,1 7,2 6,3 5,4 5,3 4,9 4,6 10-20 53,5 37,1 20,1 11,1 9,3 8,0 7,1 6,8 6,1 5,4 20-50 34,6 43,5 37,7 23,8 17,1 13,1 11,9 10,9 9,5 8,5 50-100 5,2 7,3 11,7 15,0 14,6 13,5 13,0 12,3 11,4 10,7 100 und mehr 0,8 1,1 1,8 4,0 5,3 6,4 6,9 100-200 5,8 5,9 6,1 200 und mehr 1,3 1,6 1,8

Insgesamt 213,1 159,9 116,7 83,3 62,6 55,1 50,5 48,0 39,4 37,2 * = Betriebe von 1 bis unter 2 ha LF werden seit 1999 nicht mehr vollständig erhoben und daher hier nicht ausgewiesen **= Betriebe von 2 bis unter 5 ha LF werden seit 2010 nicht mehr vollständig erhoben und daher hier nicht ausgewiesen Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), Agrarstrukturerhebungen und Landwirtschaftszählungen

Entsprechend der Entwicklung in ganz Niedersachsen, lässt sich dies grundsätzlich auch in den Ortsteilen der Planungsregion erkennen.

Während 1960 insgesamt noch 163 Betriebe in der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. existierten, ist ihre Zahl in den letzten Jahren gesunken. Heute gibt es in der Dorfregion 40 landwirtschaftliche- und zwei Forstbetriebe bei fast gleich bleibender landwirtschaftlichen Nutzfläche.

• Erwerbscharakter, Betriebsgrößenstruktur, Betriebsform und Sozialstruktur

Die in der Planungsregion Lutter a. Bbge. wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe werden überwie- gend als Haupterwerbsbetriebe (ca. 74%) geführt. Damit liegt die Anteiligkeit sogar noch über den Ansät- zen in Niedersachsen und im Landkreis Goslar, dort sind 62 % bzw. 67 % der landwirtschaftlichen Betrie- be im Haupterwerbsbetrieb tätig.

Die ursprünglich als Gemischtbetriebe strukturierten Höfe haben sich bis heute im Zuge der Speziali- sierung zu Ackerbaubetrieben entwickelt. Viehhaltende Betriebe mit einem Tierbestand von >60 Tie- ren gibt es nur vereinzelt und liegen in Einzellage bzw. am Dorfrand, außerhalb von Wohngebieten.

Die vorherrschende Betriebsform Ackerbau entspricht der dominierenden Betriebsform im Teilraum Harzvorland. Ackerbaubetriebe gibt es dort zu 67,2 % (vgl. Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1; S. 176). Bundesweit ist die Betriebsform Ackerbau mit 24 % ebenfalls stark verbreitet (vgl. URL Statistik Portal; Agrarstrukturen in Deutschland Einheit in Vielfalt; S.18). Die guten natürlichen Standortbedingungen, die den Ackerbau zum wichtigsten Betriebszweig in der Region haben werden lassen, spiegeln sich in diesen Zahlen wieder.

Ökologisch wirtschaftende Betriebe der entsprechenden betrieblichen Ausrichtungen sind in der Samt- gemeinde Lutter am Barenberge nicht vorhanden.

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In der Planungsregion gibt es Gemeinschaftseinrichtungen für Biogasanlagen, betriebliche Kooperati- onen bzgl. gemeinsam genutzter Maschinen und Gerätschaften und eine aktive Beteiligung am land- wirtschaftlichen Beratungs- und Maschinenring. Bestell-, Pflege- und Erntearbeiten werden überwie- gend an Lohnunternehmen abgegeben.

• Pachtverhältnisse

In der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. befinden sich die landwirtschaftlich genutzten Flächen etwa zur Hälfte im Eigentum der Betriebe, das spiegelt die Bedeutung der Pacht wieder. Bezogen auf die LF hat der Pachtflächenanteil in Niedersachsen von 34 % (1979) auf 57,8 % (2013) zugenommen. Der lang- fristig zunehmende Pachtanteil wird insbesondere durch den Strukturwandel bestimmt (vgl. Landwirt- schaftlicher Fachbeitrag 2015 - Band 1; S. 92).

• Bodennutzung

Die in der Planungsregion Samtgemeinde Lutter a. Bbge. landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) be- trägt insgesamt 3.172 ha. Dazu kommen die forstwirtschaftlichen Flächen von insgesamt 2.235 ha (vgl. Landesamt für Statistik Niedersachsen 2001 – 2016).

Auf der Ackerfläche wird überwiegend Getreide (vorwiegend Weizen und Gerste) angebaut. Es folgen der Zuckerrüben- und mit einem sehr geringen Anteil der Silomaisanbau.

Bewirtschaftungserschwernisse treten aufgrund von Staunässe und Wassererosion auf den Ackerflä- chen in den Gemarkungen von Flecken Lutter a. Bbge., der Gemeinde Hahausen und der Ortschaft Nauen auf. Konkret werden der Bereich um die Pöbbeckenmühle, nördlich von Hahausen und der Bereich Hauptstraße Übergang zur K 48 (nicht ausreichender Brückendurchlass), südöstlich von Nau- en benannt. Ein Betriebsleiter aus Hahausen gibt zudem Überschwemmungsprobleme bei Starkregen durch das Übertreten des Mittelbaches auf seinem Betrieb an.

Eine detaillierte Auflistung von Überschwemmungsgebieten in der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. liegt der Samtgemeinde im Rahmen des Hochwasserschutzes vor und können eingesehen werden. Wesentlich betroffene Flächen sind in der nachfolgenden Karte dargestellt.

Insgesamt 93 ha landwirtschaftlicher Nutzflächen liegen in einem geschützten Landschaftsbestandteil. Die entsprechenden Betriebsleiter benennen aber keine gezielten Einschränkungen hinsichtlich der Bewirtschaftung.

Aufgrund der überwiegend guten Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität und teilweise hohem ackerbaulichen Ertragspotential spielt eine zusätzliche Beregnung der landwirtschaftlichen Nutzflä- chen in den Gemarkungen der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. eine untergeordnete Rolle.

Lediglich ein Betrieb in Nauen gibt an, landwirtschaftliche Nutzflächen zu beregnen. Der Beregnungs- flächenanteil an der LF im Landkreis Goslar liegt unter 10 % (vgl. LWK Hannover, Erhebung 1997) und damit nur geringfügig über dem durchschnittlichen Beregnungsanteil in Niedersachsen von 8,1 %.

• Umweltmaßnahmen und Klimaschutz

Die Förderung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) ist wesentlicher Bestandteil der Nationalen Rahmenregelung der Bundesrepublik Deutschland für die Entwicklung ländlicher Räume. Die niedersächsischen AUKM werden von der EU zu höchstens 70 % kofinanziert. Eine zusätzliche Kofinanzierung durch den Bund kann für Maßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbes- serung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes ( GAK) in Anspruch genommen werden.

Dieses Förderprogramm wird vereinzelt in der Planungsregion mit Blühstreifen-, Zwischenfrucht- und Grünlandprogrammen genutzt.

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In der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. wird von einigen Betrieben ein zusätzliches Einkommen über die alternative Energiegewinnung wie Photovoltaik und Windkraft erwirtschaftet oder sie wird zukünftig angestrebt. Eine zusätzliche Einnahmequelle aus der Bewirtschaftung von einer Biogasanlage im Plan- gebiet spielt nur eine untergeordnete Rolle und zeigt sich auch in einem geringen Anteil der Energie- pflanzenanbaufläche. Immerhin versorgt die Anlage in Hahausen 22 Haushalte und die Kirche durch Nahwärme.

• Viehhaltung

Da bei Betrieben mit geringeren Flächengrößen bzw. wenig ertragreichen Böden durch den Ausbau des Viehhaltungssektors ein ausreichendes Einkommen zu erzielen ist, ist die Intensität der Viehhal- tung zumeist eng an die Ausstattung der Betriebe mit landwirtschaftlichen Nutzflächen gekoppelt.

In der Planungsregion der Samtgemeinde Lutter a. Bbge. spielt die Viehhaltung aufgrund der geringen Bestandsgrößen nur eine geringe Rolle. Vereinzelt handelt es sich um Viehbestände von einem Um- fang von > 60 Tieren (Masthühner, Legehennen und Mastschweine). Diese Betriebe liegen in Einzel- lage bzw. am Dorfrand, außerhalb reiner Wohngebiete und verursachen keine Immissionsprobleme.

• Lage und Größe der Hofstellen

Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe befinden sich, wie auch in Kap . 5.4.4 Siedlungsentwick- lung – Verstärkung der Innenentwicklung erläutert, überwiegend an ihren ursprünglichen Standorten im Bereich der alten Ortslagen.

Trotz des überwiegenden Baualters der Gebäude von etwa 90 Jahren entsprechen die Hofstellen in der Planungsregion in der Regel mehr oder weniger den heutigen Bewirtschaftungsansprüchen. Die Zweckmäßigkeit des Hofraumes für die heutigen Bewirtschaftungsansprüche wird hinsichtlich Nut- zung und Bewirtschaftung von den sich beteiligenden Betriebsleitern als ausreichend beurteilt.

Insbesondere in den Ortslagen gibt es nur eingeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten für eine be- triebssichernde Entwicklung der Betriebe aufgrund fehlender Flächen.

• Zustand, Umfang und Eignung der Gebäude

Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Höfe im Bereich der Planungsregion wurden überwiegend in der Zeit vor 1920 erbaut. Nach 1950 sind vor allem neue Wirtschaftsgebäude und Stallanlagen errichtet wor- den. Die spezielle Bauweise der Gebäude wird im Kapitel 4.6 Ortsbild und Baustruktur näher erläutert.

Während die Wohngebäude zumeist gut instandgehalten werden, ist üblicherweise bei den Wirtschaftsge- bäuden in Abhängigkeit von der Nutzung ein größerer Anteil beschädigter und leerstehender Gebäude vorhanden. In der Dorfregion Lutter a. Bbge. gibt es nach Aussagen der Betriebsleiter auf vier Höfen ein altes Wohnhaus und Ställe, die leer stehen bzw. eine Scheune in Lutter, die teilweise abgängig ist.

Den heutigen Anforderungen an Nutzung und Betriebstechnik werden aber die Wirtschaftsgebäude der Höfe zum überwiegenden Teil gerecht, wenngleich zahlreiche Gebäude aufgrund ihres Alters ei- nen Sanierungsbedarf aufweisen.

• Innere und äußere Verkehrslage

Für einen rationellen Betriebsablauf sind ungehinderte Transportmöglichkeiten zwischen Hof und Wirtschaftsflächen bzw. Bezugs- und Absatzmärkten nötig.

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