Leitlinie 3 6 als vielfältige Schnittstelle in der Region entwickeln

Goslar als Tor nach Norden zum Braunschweiger Land und Tor nach Süden zum

Abb. 6/1 Blick über Goslar nach Osten

Charakteristika Begeisterung darf man nicht erwarten: Die Goslar als Schnittstelle in folgenden Selbsteinschätzung der Goslarer ist für den Systemen: Außenstehenden überraschend nüchtern ƒ Teil des Großraums Braunschweig und wenig optimistisch. Gibt es vielleicht ƒ Mittelzentraler Verbund mit oberzentralen gute Gründe für diese schlechte Wertung? Teilfunktionen Bildung, Hochschule, Gesundheit zusammen mit den Städten Vierzig Jahre Leben an der »Zonengrenze« Seesen, und Clausthal- mögen Gefühle einer »Existenz am Rande« Position Zellerfeld vermittelt haben. Tatsächlich lässt sich die ƒ Stadt am Harz schattige Lage am Nordhang schwer zu ƒ Teil eines Siedlungsbandes am Harzrand einer sonnigen »Gemütslage« entwickeln. ƒ Weltkulturerbestätten: , Goslar, Der Harz selbst ist doch schon schattig genug. Und der Stolz auf die eigene reiche Geschichte mag vielleicht anachro- nistisch wirken gegenüber den aktuellen HAUPTZIEL Herausforderungen wie einer schlechten Arbeitsmarktlage oder der Schließung des Synergien durch die Erhöhung der Bundeswehrstandortes. interkommunalen Zusammenarbeit nutzen Es kommt bei allem wie immer auf die Sichtweise an.

126 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Goslar

Nur von Süden betrachtet liegt Goslar hierzu keine Alternative. Trotzdem muss »hinter dem Wald«. Es liegt an Goslar jede Stadt weiterhin ein eigenes Profil und selbst, wie es sich in einem neu geordneten eigene Stärken einbringen. Goslars Allein- Land versteht. Die alten Grenzen finden stellungsmerkmal liegt in der Geschichte sich vermutlich leichter innerhalb des und Kultur, in der Lage am Harz, in der eigenen Bewusstseins als außerhalb in der Natur, in der touristischen Anziehungskraft Landschaft. Der Luchs kennt keine Landes- und Gastronomie. Diese Eigenschaften sind grenzen. Der Harz gehört ihm. Und hier ist im Kontext der Region unverwechselbar. die Natur längst zusammengewachsen. Goslar ist nicht allein, aber besonders! Aber will das Goslar? Ist die Selbstständig- keit, die man im Mittelalter durch eigene Kraft dem Kaiser abgerungen hat, nicht Randlage? Die Lage am Waldrand und am höchstes Gut? Zeigt die so gut erhaltene Hang ist die beliebteste Wohnlage schlecht- Stadtbefestigung nicht immer noch die hin. Seit jeher suchen Menschen solche Verteidigungsbereitschaft der Goslarer? Orte: Sie bieten Schutz und gleichzeitig Doch zu viel Abwehrkräfte wenden sich Fluchtmöglichkeiten, sie bieten Überblick irgendwann gegen sich selbst, wenn wirk- und gleichzeitig alternative Qualitäten. liche Gegner fehlen. Dies wird durch die Lage am Hang noch verstärkt. Der weite Blick ins Land bedeu- Vielleicht ist es heute gar nicht so viel tete früher Sicherheit, Macht und Bedeu- anders als in der Zeit, als Goslar sich dem tung und wird heute als Wohnqualität Städteverbund der Hanse angeschlossen geschätzt. Und statt Flucht vor Gefahren hatte. Gemeinsamkeit macht stärker – erlaubt die Randlage heute die erholsame nicht nur innerhalb der Mauern, sondern »Flucht ins Grüne«. auch in der Region und darüber hinaus. Wie begehrt diese Lagen schon immer Verbundsysteme bieten sich nicht nur für waren, zeigt das Städteband entlang des Öffentliche Nahverkehrsmittel an. Goslars Harzer Nordrandes, das auf eine Siedlungs- Lage am Nordrand des Harzes mag durch- geschichte seit dem Ende des ersten aus einige objektive Nachteile mit sich Jahrtausends zurückblicken kann. Diese bringen, doch sie besitzt sicherlich ebenso Geschichte verbindet Goslar mit Langels- viele Vorteile. heim, Bad Harzburg, Wernigerode, Blanken- burg und : Allein? Goslar hat immer für sich den An- spruch der Unabhängigkeit hochgehalten. Goslar liegt nicht »am Rande«, sondern Unabhängig von Landesherren. Reichsfreie mitten in einer Entwicklungsachse des Stadt. Hansestadt. Deshalb spielt Goslar Tourismus! Position seit jeher eine eigene Rolle.

Doch die Maßstäbe haben sich geändert. Im Schatten des Harzes? Der Harz mit Im vereinten Europa zählen immer mehr seinen Gesteinen und Gehölzen war die Regionen und ihre gebündelten immer produktive Basis Goslars und der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und Grund für das Interesse der Mächtigen an kulturellen Stärken. So wachsen auch die dieser Region. Doch nach der Übernutzung Städte Wolfsburg, Gifhorn, Helmstedt, des ursprünglichen Bergwaldes mit seinen Wolfenbüttel, Salzgitter, Peine im Groß- typischen Harthölzern – deshalb der Name raum Braunschweig immer stärker zu Harz – und der einseitigen Wiederauffors- einer von außen wahrnehmbaren Region tung wird das Mittelgebirge in großen zusammen. Eigentlich gibt es langfristig Teilen durch dunklen Fichtenwald geprägt.

127 Leitlinie 3 – Goslar als vielfältige Schnittstelle in der Region entwickeln

Im Schatten der Geschichte? Das Kultur- erbe Goslars mit Pfalzbezirk, Altstadt und Befestigungsanlagen, mit dem Rammels- berg und dem Oberharzer Wasserregal besitzt eine Dimension, die einer Stadt dieser Größe gewaltige Verpflichtungen aufbürdet. Lässigkeiten im Umgang mit städtischen Strukturen, mit alter Bausub- stanz und den frühen Ingenieursleistungen im Berg- und Wasserbau kann sich niemand erlauben. Aber können sich alle deren Erhalt leisten? Besonders die einzelnen Bürger sind mit der Pflege und dem Erhalt ihrer alten Häuser schnell überfordert. Abb. 6/2 Marktplatz Doch das Erbe ist wirtschaftliche Basis des Tourismus und zieht jährlich Hundert- Das Dunkle, Geheimnisvolle gehört zum tausende Menschen an. Mit den Städten Harz. Doch diese landschaftlichen Qua- Hildesheim und Quedlinburg gibt es starke litäten werden vor allem dort spürbar, Konkurrenten um die geschichtlich interes- wo durch Laub- und Mischwald, Wiesen sierten Besucher. Ein Verbund dieser drei und Lichtungen ein abwechslungsreiches Welterbe-Städte würde kraftvolle gemein- Landschaftsbild entsteht. Die spannende same Auftritte, Angebote und koordiniertes Morphologie mit dunklen und tiefen Tälern, Marketing ermöglichen: steilen Hängen und hohen Kuppen wird so erst erlebbar. Gerade der Nord- und Reiche Vergangenheit für die Gegen- Ostharz hat alle Voraussetzungen, diese wart nutzen! Qualitäten zu vermitteln.

Der Tourismus hat heute wirtschaftlich Schwäche? Ist der Zusammenschluss des gesehen die Nachfolge des Bergbaus mittelzentralen Verbundes mit Seesen, angetreten. Er ist zu einer bedeutsamen Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg wirtschaftlichen Basis geworden. Das eigentlich Ausdruck der Schwäche? Ohne verbindet alle Städte im und am Harz. Im diese landesplanerische Vorgabe der Harzer Tourismusverband wird am gemein- Aufgabenteilung im Bereich von Bildung, samen Auftritt gearbeitet. Doch im Gegen- Hochschule und Gesundheit wären diese satz zum Luchs haben die Menschen die Funktionen ausschließlich auf die alten Position ehemaligen Staatengrenzen tief verinner- Oberzentren fokussiert worden. So profi- licht. Die Zugehörigkeit zu drei verschie- tieren alle hiervon. Insofern liegt in dieser denen Bundesländern ist ein Hindernis Teilung eine strukturelle Stärke des Raumes für diese notwendige Kooperation. Die um Goslar. touristische Entwicklung des Harzes durch koordiniertes Handeln der Städte ist eine Gemeinsam stark sein! Zukunftsaufgabe mit größter Bedeutung: Seine Produktivität steht dabei nicht in Fra- ge, sondern im Vordergrund! Natur- und Diese provokativen Sätze sollen deutlich Landschaftsschutz bleiben zentraler Teil machen, dass es tatsächlich echte Heraus- eines umfassenden Konzepts. forderungen gibt. Für alle Themen finden sich aus der Lage und Geschichte heraus Das Image des Harzes ist gestaltbar! nachvollziehbare Ursachen und begründ-

128 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Goslar

bare Motive. Aber es sind jeweils auch eigene Chancen zu einer Neuinterpretation gegeben. Deshalb wird mit der dritten Leit- linie das Lagepotential verdeutlicht, Goslar als vielfältige Schnittstelle zu verstehen. Das heißt, dass die Entwicklungschancen umso besser gesehen werden, je stärker die Systeme selbst sind, in die Goslar eingebunden ist. Eine vielfältige räumliche und thematische Vernetzung in der Region und eine positive Gestaltung dieser Bezie- hungen ist hierzu erste Voraussetzung.

Goslar bildet hierbei vom Harz her gesehen das Tor nach Norden zum Abb. 6/3 Harz Braunschweiger Land – und in umge- kehrter Richtung das Tor nach Süden zum Harz. Insgesamt kann sich die Stadt Siedlungsband am Harzrand als bedeutende Schnittstelle in folgenden Goslar bildet zusammen mit , Systemen verstehen, diese durch das Bad Harzburg, Wernigerode und Thale ein eigene Profil mit gestalten und sich damit Siedlungsband am Nordrand des Harzes – selbst mehrfach stabilisieren: ein touristisch interessanter Städteverbund mit gemeinsamen Wurzeln und Stärken Großraum Braunschweig – im Harz, in der Geschichte, in seiner Die Region Großraum Braunschweig ist gegenwärtigen Orientierung. der tragende Wirtschaftsraum, dem sich Goslar zugehörig fühlen kann, selbst wenn Weltkulturerbe die Geschichte hier keine festgefügten Mit Quedlinburg und Hildesheim ist Goslar regionalen Grenzen kennt. Gleichzeitig hat die dritte Stadt in enger Nachbarschaft, die Goslar ein klares eigenes Profil und damit als Welterbestätten bedeutsame Kulturgü- eine Stärke innerhalb der Region. ter v.a. aus der Zeit der Romanik aufwei- sen. und Goslarer Altstadt Mittelzentrum am Harz – sind bereits seit 1992 Weltkulturerbe, mit Mittelzentraler Verbund dem Oberharzer Wasserregal ist 2010 ein Als Mittelzentrum übernimmt Goslar Auf- weiterer interessanter Baustein hinzuge- gaben mit regionaler Bedeutung. Als Ein- kommen. zelhandels- und Dienstleistungsstandort ist Goslar Motor zur Schaffung von Arbeits- Ziel ist es daher, durch die Erhöhung Position plätzen und damit auch zur Kaufkraftbin- der interkommunalen Zusammenarbeit dung. Zusammen mit den Städten Seesen, Synergien zu nutzen. Bad Harzburg und Clausthal-Zellerfeld hat Goslar bereits oberzentrale Funktionen in den Bereichen Bildung, Hochschule und Gesundheit übernommen.

Stadt am Harz Als bedeutsame Stadt am Harz ist Goslar abhängig von der Entwicklung des Harzes selbst als Landschafts- und Naturraum.

129 Leitlinie 3 – Goslar als vielfältige Schnittstelle in der Region entwickeln

6.1 Räumliches Leitbild Goslar in der Region

Integrierte Stadtentwicklungskonzepte ZIELE sollen durch die Formulierung von Zielen und durch die Erarbeitung von Leitbildern A Großraum Braunschweig einen Orientierungsrahmen für die lang- ƒ Eigenes Profil innerhalb der Region fristige Entwicklung einer Stadt geben. abbilden und weiterhin stärken Gleichzeitig können Projekte und Maß- ƒ Stadt stärker nach Norden als Teil der nahmen durch die Einordnung in ein Region Braunschweig ausrichten Gesamtkonzept besser bewertet werden. ƒ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrs- Aber Stadtentwicklung endet nicht an der mitteln verbessern Stadtgrenze – vielmehr ist jede Stadt auch Teil einer größeren Einheit: Teil eines Land- B Mittelzentraler Verbund mit ober- schaftsraumes, eines Städteverbundes, zentralen Teilfunktionen Gesundheit einer Region,… und Bildung ƒ Gemeinsame Projekte und Konzepte zur Mit der Formulierung der dritten Leitlinie Stärkung des Verbundgebietes und der »Goslar als vielfältige Schnittstelle in der Region auf den Weg bringen Region entwickeln« will die Stadt Goslar ƒ Darstellung und Stärkung des Gesund- verdeutlichen, dass sie sich bewusst ist, heitsstandortes im Gebiet der vier Städte, dass es zwar darum geht, eine Stärke und da hier die oberzentrale Teilfunktion zum ein eigenes Profil zu entwickeln, aber darü- Tragen kommt ber hinaus auch Synergien durch interkom- ƒ Entwicklungsflächen im regionalen munale Zusammenarbeit zu nutzen. Kontext betrachten: Industrie- und Gewerbeflächen, Wohnbauflächen Das Räumliche Leitbild Goslar in der Region ƒ Regelmäßige Arbeitsrunde mit Vertretern zeigt genau diese Schnittstellen auf und der Städte Bad Harzburg, Clausthal- formuliert grundsätzliche Ziele. Diese Ziele Zellerfeld, Goslar und Seesen, um Projekte gehen über die eigentliche Planung des abzustimmen Stadtentwicklungskonzeptes hinaus und ƒ Energie-Campus in Verbindung mit der werden daher nur kurz angerissen. TU Clausthal am Standort Goslar sichern, entwickeln und weitere Entwicklungsmög- lichkeiten bieten ƒ Gemeinsame öffentliche Einrichtungen be- treiben, um Verwaltungskosten zu reduzieren

C Stadt am Harz / Siedlungsband am Harz ƒ Natur- und Kulturlandschaft des Harzes bewahren ƒ Harztourismus im Zusammenhang ent- wickeln und gemeinsam auftreten: Marketing zusammen gestalten, Einrich- tungen miteinander vernetzen, Projekte anschieben, Aktivitäten bündeln ƒ Parallel eigenes Profil schärfen ƒ Bekanntheitsgrad des Harzes bundesweit und international ausbauen

D Weltkulturerbe ƒ Abgrenzung der Besonderheiten zu den ande- ren Welterbe-Städten, aber gleichzeitig auch... ƒ Städtetourismus in Zusammenhang mit den Weltkulturerbe-Städten Hildesheim und Qued- linburg ausbauen, z.B. Themenrouten und gemeinsame bzw. ergänzende Programme

130 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Goslar

Oberzentrum

Mittelzentrum

Grundzentrum

Mittelzentraler Verbund

Großraum Braunschweig

Landkreis Goslar Wolfsburg

Harz

Siedlungsband am Harzrand

Weltkulturerbestadt

Braunschweig

Helmstedt

Wolfenbüttel Hildesheim Salzgitter

Langelsheim Goslar

Seesen Bad Harzburg

Oberharzer Wasserregal Wernigerode Quedlinburg Clausthal- Zellerfeld

Thale

Braunlage St. Andreasberg

Herzberg am Harz

0 0,5 1 1,5 2,0 2,5 km

Abb. 6.1/1 Räumliches Leitbild Goslar in der Region

131 Leitlinie 3 – Goslar als vielfältige Schnittstelle in der Region entwickeln

AGroßraum Braunschweig Die Region Braunschweig, die Industrie- und Forschungsregion, Dienstleistungs- und Freizeitregion, Bildungs- und Kultur- region zugleich ist, liegt im Südosten von Niedersachsen.

Zur Region gehören neben Braunschweig die Städte Wolfsburg und Salzgitter, die Landkreise Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel und nicht zuletzt Goslar. Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter sind Oberzentren in der Region. Goslar, Bad Harzburg, Clausthal-Zellerfeld, Seesen, Abb. 6.1/2 Autostadt Wolfsburg Wolfenbüttel und Helmstedt übernehmen mittelzentrale Aufgaben [die ersten vier im Verbund mit oberzentralen Teilfunktionen].

Die Städte nehmen aufgrund ihrer spezi- schließen und positionieren. Neben allge- fischen Geschichte oder ihrer wirtschaft- meinen Zielen wie Wirtschaftsförderung lichen Kraft in bestimmten Branchen eine und Wirtschaftsansiedlung oder dem Auf- jeweils eigene Position und Stärke inner- bau eines Kompetenznetzwerkes sind auch halb der Region ein: von Goslar als »alte« für Goslar spezifische Ziele wesentlich: bis Wolfsburg als »neue« Industriestadt. ƒ Eigenes Profil innerhalb der Region abbilden und weiter stärken Vor allem im internationalen Wettbewerb ƒ Stadt stärker nach Norden als Teil der um Wirtschaftsansiedlungen und Fachkräfte Region Braunschweig ausrichten müssen sich einzelne Städte als starke, ƒ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrs- attraktive und vielseitige Region zusammen- mitteln verbessern

Abb. 6.1/3

132 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Goslar

Ein wesentliches Qualitätsmerkmal für den Wohn- und Arbeitsstandort Goslar, aber auch für die Attraktivität als Tagesausflugs- ziel, ist die gute Erreichbarkeit. Vor dem Hintergrund der Energieverteuerung [dem Kraftstoff für private PKW] geraten gerade öffentliche Verkehrsmittel immer mehr ins Blickfeld, doch gleichzeitig haben sich die Taktzeiten der Bahnverbindungen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.

Die RegioStadtBahn war bis zu ihrem Ende 2010 umstritten – Kann man andere Städte besser erreichen? Verliert man also z.B. Abb. 6.1/4 Einkaufsstadt am Harz Kunden an andere Einkaufsorte? Oder erreicht man Goslar besser? Und gewinnt z.B. Tagestouristen? – und ist als Projekt gescheitert. Der Anspruch, eine gute An- 110.000, der räumlichen Nähe und Lage bindung innerhalb der Region und darüber im Landkreis Goslar und der gewachsenen hinaus an benachbarte Großstädte zu Funktionen mit regional bedeutenden gewährleisten, bleibt jedoch. Einrichtungen im Bildungssektor und im Gesundheitswesen oberzentrale Aufgaben. Beispielhaft ist hier das Nachfolgeprojekt der RegioStadtBahn, das Regionalbahn- Die oberzentralen Teilfunktionen liegen in konzept 2014+, zu nennen. Hier soll eine den Bereichen Gesundheit und Bildung. direkte Anbindung gesichert werden. Die Stadt Goslar will die Zusammenarbeit der Verbundstädte intensivieren, um die BMittelzentraler Verbund mit oberzen- zentralörtlichen Funktionen zu erhalten tralen Teilfunktionen Gesundheit und und auszubauen: Bildung ƒ Gemeinsame Projekte und Konzepte zur [www.mittelzentraler-verbund.de] Stärkung des Verbundgebietes und der Goslar hat als Mittelzentrum eine regionale Region auf den Weg bringen Versorgungsaufgabe für die Bevölkerung ƒ Darstellung und Stärkung des Gesund- mit zentralörtlichen Einrichtungen, Gütern heitsstandortes im Gebiet der vier Städte, und Dienstleistungen für den gehobenen da hier die oberzentrale Teilfunktion zum Bedarf und den täglichen Grundbedarf. Tragen kommt Zum zentralen Ort des Mittelzentrums ƒ Entwicklungsflächen im regionalen Kontext gehören sämtliche Ortsteile mit Ausnahme betrachten: Industrie- und Gewerbeflächen, von Bockswiese, Hahnenklee und Hahndorf. Wohnbauflächen ƒ Regelmäßige Arbeitsrunde mit Vertretern Im Landesraumordnungsprogramm [LROP] der Städte Bad Harzburg, Clausthal- 2008 wurde festgelegt, dass die Stadt Zellerfeld, Goslar und Seesen, um Projekte Goslar gemeinsam mit den Mittelstädten abzustimmen Bad Harzburg, Clausthal-Zellerfeld und ƒ Energie-Campus in Verbindung mit der Seesen einen »Mittelzentralen Verbund mit TU Clausthal am Standort Goslar sichern, oberzentralen Teilfunktionen« bildet. entwickeln und weitere Entwicklungsmög- lichkeiten bieten Der Verbund übernimmt aufgrund der ƒ Gemeinsame öffentliche Einrichtungen be- gemeinsamen Einwohnerzahl von rund treiben, um Verwaltungskosten zu reduzieren.

133 Leitlinie 3 – Goslar als vielfältige Schnittstelle in der Region entwickeln

CStadt am Harz / Siedlungsband Die Stadt Goslar soll durch ein gemein- am Harz sames Handeln aller Beteiligten und ein Der Harz ist das höchste [Mittel]Gebirge gemeinsames Auftreten vorhandene Stär- Norddeutschlands. Mit einer Länge von ken weiterentwickeln: 110 km und einer Breite von 30 bis 40 ƒ Natur- und Kulturlandschaft des Harzes km reicht er von Seesen im Westen bis bewahren Eisleben im Osten. Gleich drei ƒ Harztourismus im Zusammenhang Bundesländer – Niedersachsen, Sachsen- entwickeln und gemeinsam auftreten: Anhalt und Thüringen – partizipieren am Marketing zusammen gestalten, Einrich- Harz als wichtigem Landschafts- und tungen miteinander vernetzen, Projekte Erholungsraum und touristischem Anzie- anschieben, Aktivitäten bündeln hungspunkt. ƒ Eigenes Profil schärfen ƒ Bekanntheitsgrad des Harzes bundesweit Der Harz gliedert sich in drei Teilbereiche: und international ausbauen. den Oberharz mit bis zu 800 m hohen Erhebungen in Niedersachsen, den Unter- harz mit bis zu 400 m hohen Erhebungen in Sachsen-Anhalt und den Hochharz am Südostrand des Oberharzes mit über 1.000 m Höhen. Höchster Berg ist der Brocken mit 1.141 m. Goslar ist Teil des Oberharzes. Mit den Städten Langelsheim, Bad Harzburg, Wernigerode und Thale verbindet die Stadt Goslar die Lage am nördlichen Fuße des Harzes.

Abb. 6/1.5 Blick über Goslar auf den Harz

134 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Goslar

DWeltkulturerbe Den Welterbestatus der UNESCO haben 33 Denkmäler in Deutschland verliehen be- kommen, d.h. sie stehen unter dem Schutz der Internationalen Konvention für das Kultur- und Naturerbe der Menschheit. 1992 wurde die Altstadt von Goslar mit ihren 1.500 Fachwerkhäusern aus unter- schiedlichen Epochen zusammen mit dem Industriedenkmal Rammelsberg in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen. Seit 2010 wird das Kulturerbe durch das Oberharzer Wasserregal – eines der welt- weit größten vorindustriellen Energiever- sorgungssysteme – ergänzt. Abb. 6/1.6 Rammelsberg von Südosten

Jeweils etwa 45 Minuten entfernt liegen nordwestlich von Goslar die Stadt Hildes- heim und östlich die Stadt Quedlinburg. Hildesheim mit seinem romanischen Dom Einerseits will die Stadt Goslar ihre Beson- und der Michaeliskirche ist bereits seit derheit zu den anderen Weltkulturerbe- 1985 Weltkulturerbestätte. Die Stadt Städten Hildesheim und Quedlinburg Quedlinburg mit ihrem mittelalterlichen herausstellen bzw. abgrenzen, aber Stadtgrundriss und 1.200 Fachwerkbauten gleichzeitig auch den Städtetourismus in aus sechs Jahrhunderten wurde 1994 in Zusammenarbeit mit diesen Welterbe- die Welterbeliste aufgenommen und ist Städten ausbauen. Denkbar sind hier z.B. mit 80 ha das größte Flächendenkmal in Themenrouten durch Welterbe-Städte und Deutschland. gemeinsame bzw. ergänzende Programme.

Abb. 6/1.7 Marktplatz

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