Fürstliches Arkadien Im 18.Im Jahrhundert Sommerresidenzen Fürstliches Arkadien Silke Leopold · Bärbelpelker(Hg.) HEIDELBERG UNIVERSITY PUBLISHING
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Silke Leopold · Bärbel Pelker (Hg.) Fürstliches Arkadien Sommerresidenzen im 18. Jahrhundert Fürstliches Arkadien HEIDELBERG UNIVERSITY PUBLISHING Fürstliches Arkadien Sommerresidenzen im 18. Jahrhundert Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik Band 5 Herausgegeben von der Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften unter Leitung von Silke Leopold Fürstliches Arkadien Sommerresidenzen im 18. Jahrhundert Tagungsbericht Schwetzingen 2011 Herausgegeben von Silke Leopold und Bärbel Pelker HEIDELBERG UNIVERSITY PUBLISHING Dieser Band wurde mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Dieses Werk ist unter der Creative Commons-Lizenz 4.0 (CC BY-SA 4.0) veröffentlicht. Die Umschlaggestaltung unterliegt der Creative- Commons-Lizenz CC BY-ND 4.0. Publiziert bei Heidelberg University Publishing (heiUP) Heidelberg 2021. Die Online-Version dieser Publikation ist auf den Verlagswebseiten von Heidelberg University Publishing https://heiup.uni-heidelberg.de dauer- haft frei verfügbar (Open Access). urn: urn:nbn:de:bsz:16-heiup-book-778-4 doi: https://doi.org/10.17885/heiup.778 Text © 2021, das Copyright der Texte liegt beim jeweiligen Verfasser. Umschlagabbildung: Guckkastenbild (Ausschnitt) »Vue perspective de l‘Entrée du Parc du Prince de Manheim en Allemagne«, altkolorierter Kupferstich, Paris, 18. Jahrhundert (Privatbesitz). ISSN: 2569-2739 eISSN: 2569-2747 ISBN 978-3-96822-058-1 (Hardcover) ISBN 978-3-96822-059-8 (PDF) Inhalt Vorwort 1 Silke Leopold Der Traum vom irdischen Paradies 3 Musik in fürstlichen Sommerresidenzen Christoph Flamm Pleinair-Konzert und Opernhaus 23 Musikleben auf den Sommerresidenzen der Petersburger Zarenfamilie im 18. Jahrhundert Rainer Kleinertz Aranjuez und der harmonische Staat 39 Michael Hochmuth Die Sommerresidenz der sächsischen Kurfürsten und Könige 45 Musik und Theater auf Schloss Pillnitz Thomas Betzwieser Von Gondolieri, Ruinen und Seeschlachten: der theatrale Sommer in Franken 59 Martina Grempler Musik an den Habsburgerschlössern Schönbrunn und Laxenburg unter der Regentschaft Maria Theresias 75 Holger Kempkens Die kurkölnische Sommerresidenz Brühl unter Kurfürst Clemens August von Bayern 87 Andreas Waczkat / »Was Musik anlangt, so unterblieben Timo Evers die Hof-Konzerte nicht« 103 Zur Hofmusik der abwesenden Kurfürsten von Hannover 1714 bis 1814. Eine Standortbestimmung Matthew Gardner Music at Royal Country Residences in England during the Reigns of George I and George II 117 Lucio Tufano Opera, Ball and Spoken Theatre at the Royal Palace of Caserta 129 V Inhalt Inga Lewenhaupt Musik und Theater in der Sommerresidenz Drottningholm (1744–1791) 175 Ute Christine Berger »Nichts war angenehmer als die Sommerreisen...« 191 Carl Eugens Lustschlösser VI Vorwort Fürstliche Sommerresidenzen gelten in der Forschung als Sehnsuchtsorte, an denen die Herrscher ihren Traum vom irdischen Paradies zu verwirklichen und den Zwängen des höfischen Zeremoniells zu entfliehen suchten. Traditionell ist diese Forschung in den Kunst- wissenschaften angesiedelt, ihr Gegenstand sind zumeist die Gartenanlagen oder auch die Bildprogramme in der Ausstattung der Schlösser. Die Frage, wie diese Sommerresidenzen nicht nur als Kulisse für das fürstliche Wohlbefinden, sondern auch zur Selbstinszenierung des Hofes genutzt wurden, ist bisher vor allem anhand der Hofhaltung in Versailles, gleich- sam der Mutter aller Sommerresidenzen, ausführlich dargestellt worden, wobei Versailles sich insofern von der Idee eines temporären Aufenthalts in der warmen Jahreszeit immer weiter entfernte, als Ludwig XIV. das Schloss im Laufe der Jahre kontinuierlich und dauer- haft zu seiner Hauptresidenz aus- und umbaute. Auch über die Rolle der Musik als Medium fürstlicher Selbstrepräsentation sind wir, was Versailles angeht, bestens unterrichtet. Für die anderen Sommerresidenzen in Europa existieren dagegen bisher kaum Untersuchungen, insbesondere nicht zu der Frage, welche Musik in den Sommerresidenzen gemacht wurde und wie sich diese möglicherweise von der der jeweiligen Hauptresidenz unterschied. Zwar liegen zu einigen von ihnen wie etwa Schwetzingen oder Herrenhausen umfangreichere Quellenforschungen vor, doch wurden diese bisher eher im Sinne einer Lokalforschung ausgewertet; vergleichende Studien exis- tieren bisher nicht. Die grundlegenden Untersuchungen der Forschungsstelle Südwest- deutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften haben hinsichtlich des Musiklebens am Hof Carl Theodors von der Pfalz und seiner Gemahlin Elisabeth Augusta gezeigt, dass sich der Spielplan des Winterhalbjahrs in Mannheim signifikant von dem des Sommerhalbjahrs in Schwetzingen unterschied, weil der Spielplan in Mannheim dem höfi- schen Zeremoniell unterworfen war und sich deshalb um die italienische Opera seria drehte, während im Schwetzinger Theater ausschließlich die Opera buffa, Opéra comique und das Singspiel gespielt wurden (vgl. u. a. Hofoper in Schwetzingen, hg. von Silke Leopold u. Bärbel Pelker, Heidelberg 2002). Derartige Einzelstudien beziehen vor allem durch den Vergleich bestimmter Sommer- residenzen mit anderen ihre besondere Relevanz, denn es gilt zu untersuchen, ob die Vor- stellung, die musikalische Ausgestaltung der Sommerzeit sei an den europäischen Fürsten- höfen ähnlich vergleichbar wie die musikalische Organisation des höfischen Festkalenders, 1 Leopold, Silke und Pelker, Bärbel: Vorwort, in: Silke Leopold und Bärbel Pelker (Hrsg.), Fürstliches Arkadien: Sommerresidenzen im 18. Jahrhundert, 1–2. Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2021 (Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik, Band 5). DOI: https://doi.org/10.17885/heiup.778.c10443 Vorwort tatsächlich zutrifft. Hierzu hat die Tagung einen Beitrag geleistet, indem sie das Musikleben an ausgewählten europäischen Sommerresidenzen, zeitlich begrenzt auf das 18. Jahrhun- dert, untersuchte und miteinander in Beziehung setzte. Die einzelnen Beiträge stellen die jeweiligen Situationen der Musikpflege an den Sommerresidenzen dar; in den Diskussionen wurden dann Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Verflechtungen und Abgrenzungen bei jenen Höfen herausgearbeitet, die in direkter politischer wie kultureller Konkurrenz zuein- ander standen. Auch die Frage, in welcher Weise sich die Musikpflege am Hof eines geist- lichen Fürsten von der weltlicher Fürsten unterschied (oder auch nicht), wurde diskutiert. Die Tagung war international ausgerichtet: Neben den Sommerresidenzen des deutsch- sprachigen Raumes wurden auch solche in Italien, Spanien, Schweden, England und Russland untersucht und Forscher aus anderen Ländern eingeladen. Die Tagung hat einmal mehr ge- zeigt, dass die Sommerresidenz in Schwetzingen im Vergleich mit anderen europäischen Sommerresidenzen allein schon hinsichtlich ihrer speziellen programmatischen musikali- schen Ausrichtung einzigartig im Europa des 18. Jahrhunderts war. Unser herzlicher Dank gilt vor allem unseren Autoren, die sich mit viel Engagement diesem noch wenig erforschten Thema gewidmet haben und auch bereit waren, ihren Beitrag ge- gebenenfalls mit inzwischen neuen bekannten Forschungsergebnissen zu aktualisieren. Danken möchten wir auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die die Tagung in großzügiger Weise gefördert hat. Schwetzingen, im April 2021 Silke Leopold / Bärbel Pelker 2 Silke Leopold Der Traum vom irdischen Paradies Musik in fürstlichen Sommerresidenzen In den Jahren 1770 und 1772 unternahm der englische Musikpublizist Charles Burney zwei Reisen auf den Kontinent, bei denen er seine musikalischen Kenntnisse über die französische, italienische und deutsche Musik vervollkommnen wollte – Kenntnisse, die dann in seine geplante und schließlich monumentale vierbändige Geschichte der Musik eingehen sollten. Zu diesen Reisen veröffentlichte Burney seine unterwegs geführten Tagebücher, jeweils mit dem Titel The Present State of Music in France and Italy, respektive The Present State of Music in Germany, the Netherlands and United Provinces Or, The Journal of a Tour through those Countries undertaken to collect Materials for a General History of Music. Diese Tagebücher erfreuten sich rasch europäischer Aufmerksamkeit. Sie wurden sehr bald in verschiedene europäische Sprachen übersetzt und erschienen 1772/73 unter dem Titel Tagebuch einer Musikalischen Reise auch auf Deutsch. Burney, 1726 geboren, war ein angesehener engli- scher Bürger, der als Musiklehrer Kontakte zur Aristokratie geknüpft hatte und, modern gesprochen, offenbar große kommunikative Fähigkeiten besaß; denn es gelang ihm nicht nur, überall, wo er hinkam, mühelos Einlass in die Bibliotheken und Einsicht in alle dort befindlichen Musikalien zu finden, sondern auch, überall sogleich die ›richtigen‹ Leute kennen zu lernen, die ihm den Weg zu all jenen Orten ebneten, an denen Musik gemacht wurde. In Städten wie Paris oder Neapel, Antwerpen oder Leipzig, wo Burney sich unter Seinesgleichen bewegte, mag das nicht überraschend sein; es gelang ihm jedoch auch immer wieder, Empfehlungsschreiben zu bekommen oder gar persönliche Fürsprecher zu finden, die ihm die Türen zu den fürstlichen Residenzen öffneten. Burneys Tagebücher sind eine Fundgrube nicht nur für musikalische Informationen, sondern auch für kulturwissenschaft- liche Untersuchungen