Die Festung Rothenberg - Der Festungsbau Im 18
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DIE FESTUNG ROTHENBERG - DER FESTUNGSBAU IM 18. JAHRHUNDERT, MASSNAHMEN DER ERHALTUNG UND MÖGLICHKEITEN DER KONSERVIERUNG Inaugural-Dissertation, in der Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege, Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege Band 1 / 6 Textband vorgelegt von Sven Thole Dipl. Ing. (FH) aus Erlangen Bamberg, den 19.07.2006 Tag der mündlichen Prüfung: 05.02.2007 Dekan: Universitätsprofessor Prof. Dr. Mark Häberlein Erstgutachter: Universitätsprofessor Prof. Dr. Ing. Rainer Drewello Zweitgutachter: Universitätsprofessor Prof. Dr. Ing. Manfred Schuller 2 Zusammenfassung Die heutige Festung Rothenberg ist ein ruinöses barockes Baudenkmal, welches, als ehemalige Bergfestung nordöstlich von Nürnberg gelegen, die militärische und handwerkliche Baukunst seiner Erbauungszeit dokumentiert. An der bisher völlig unerforschten Festung werden seit 40 Jahren die umlaufenden Wallmauern unter Vernachlässigung von denkmalpflegerischen Gesichtspunkten durch Betonvorsatzschalen instand gesetzt. Das Thema meiner Dissertation Die Festung Rothenberg – Der Festungsbau im 18. Jahrhundert, Maßnahmen der Erhaltung und Möglichkeiten der Konservierung benennt die inhaltliche Gliederung sowie die wissenschaftliche Zielsetzung der vorliegenden Arbeit. Zur Erforschung der Bau- und Erhaltungsgeschichte werden umfangreiche Archivrecherchen zur Festung Rothenberg durchgeführt sowie die gewonnenen Textquellen, Pläne, Abbildungen und Fotos systematisiert. Manuell sowie digital erstellte Vermessungen dokumentieren verformungsgerecht die heute vorhandene Bausituation, ein Vergleich mit geplanten, ausgeführten oder unvollendeten Bauteilen und -konstruktionen wird möglich, zudem werden historische Ursachen für aktuelle Bauschäden sichtbar. Zur Erstellung eines denkmalgerechten Konservierungskonzeptes für die einzige im Originalzustand verbliebene südöstliche Festungskurtine werden ausführliche Voruntersuchungen zu Material- und Verarbeitungseigenschaften angestellt, die Aufschluss über die bautechnischen Anforderungen und schließlich über die Ausführungsmöglichkeiten für zwei Konservierungskonzepte geben. Anfang des 14. Jahrhunderts wird durch das fränkische Adelsgeschlecht der Wildensteiner eine Burganlage auf dem Rothenberg, östlich der heutigen Marktgemeine Schnaittach errichtet. Im Jahre 1360 kauft Kaiser Karl IV. den Rothenberg mitsamt der Burg und baut diese bayerische Enklave im Frankenland vor den Toren Nürnbergs zu einem starken Stützpunkt aus. In den folgenden Jahrzehnten wechselt der Rothenberg mehrmals seinen bayerischen Besitzer, bis schließlich 1478 44 fränkische Ritter eine bayerische Ganerbenschaft gründen und die Burganlage mit den dazugehörigen Ländereien erwerben. Da die Ganerben mit ihren Nachbarn im ständigen Streit liegen, erweitern sie die Befestigungsanlagen zu einer mächtigen Veste und definieren ihr Machtgebiet zu einem Fraischbezirk. Nach dem Dreißigjährigen Krieg konfessionell zerstritten, verkaufen die Ganerben schließlich 1657 den Rothenberg an den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria. Unter seiner Leitung entstehen von verschiedenen Festungsingenieuren Vorplanungen für die Verstärkung der Burgmauern und für vorgelagerte Festungswälle. Hervorzuheben ist Oberingenieur Christoph Heidemann, der 1672 eine detaillierte Überbauung der Ganerbenburg mit untergeschossigen Kasematten und obergeschossigen 3 Kasernenaufbauten in Form einer trapezförmigen Bastionärsfestung plant. Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges, in dem Frankreich mit Kurbayern gegen Österreich und Franken um die spanische Krone kämpfen, wird die bayerische Veste auf dem Rothenberg 1703 von Nürnberger Kreistruppen belagert und schließlich geschliffen. Kurfürst Karl VII. Albrecht von Bayern beauftragt 1729 seinen Festungsingenieur Ingenieurobrist Peter de Coquille nach voraus gegangener Räumung des Rothenbergs, mit der Beplanung einer militärischen Festungsanlage. Von dessen Mitarbeiter Ingenieuroberst Johann Claude de Rozard stammen nahezu alle vorhandenen zeitgenössischen Pläne zu den Festungswällen, -aufbauten und -details. Rozard bildet den kasemattierten Festungskörper nach Altniederländischer Manier trapezartig mit Eckbastionen aus und übernimmt nach der Lehre des Festungsbaumeisters Sebastian le Prestre de Vauban die Vorlagerung eines Ravelins. Die Festungsaufbauten bestehen aus Kasernen, Lager- und Werkstattgebäude. 1740 sind die Baumaßnahmen weitestgehend abgeschlossen, so dass eine bayerische Garnison ihr neues Quartier beziehen kann. Unter dem Einfluss des drohenden Österreichischen Erbfolgekrieges, in dem Österreich verbündet mit Franken gegen Bayern um die Krone Österreichs kämpft, werden die Restarbeiten hastig weiter betrieben. Rozard betreut diese Arbeiten bis zu seinem Tode 1753, danach wollen verschiedene Festungsingenieure seine Ideen zu Ende führen, scheitern jedoch oft an den fehlenden Geldmitteln. Unter Kurfürst Maximilian III. Joseph von Bayern errichtet Ingenieur Franzois D’Ancillon um 1767 den Schneckenbrunnen im Außenbereich der Festungsanlage. Dieses unterirdische Röhren- und Beckensystem ist ein meisterhaft konstruiertes Wasserbauwerk und soll die schwierige Trinkwasserversorgung des Rothenbergs sichern. Nach dem Ende des dritten Koalitionskrieges, in dem Österreich gegen Frankreich und Bayern kämpft, wird Bayern 1806 zum Königreich erhoben. Dabei fällt Franken an Bayern, die rothenbergische Enklave wird aufgelöst und politisch unbedeutsam. Die Auswertung der historischen Textquellen und Planzeichnungen ergibt, dass entgegen der gängigen Literatur, nicht Ingenieurobrist de Coquille den heutigen Festungsbau geplant und betreut hat, sondern sein Mitarbeiter Ingenieuroberst Rozard. Eine digitale Überlagerung der historischen Vorplanung von Heidemann aus dem Jahre 1672, sowie der historisch ausgeführten Planung von Rozard aus den Jahren um 1740 mit den heute manuell sowie digital erstellten verformungsgerechten Bestandsaufmaßen, liefert der Bauforschung eine große Überraschung. Alle drei Planungen zeichnen sich durch eine maximale Übereinstimmung im untergeschossigen Festungsbaukörper sowie bei den obergeschossigen Festungsaufbauten aus. Dies bedeutet nicht nur, dass die heute vorliegende Bausituation exakt nach den Plänen von Rozard ausgeführt ist, sondern auch dass Rozard die Planungen von Heidemann übernommen hat und somit Heidemann der eigentliche Entwerfer der Festung Rotenberg ist. 4 Ab 1780 berichten die historischen Textquellen von jährlichen Baubegehungen, dabei ist von einer Zunahme der Bauschäden und den damit verbundenen Unterhaltskosten zu lesen. Die damals beschriebenen Hauptproblematiken sind Zerscherbungen und Ausbrüche von Kalkwerksteinen aus dem Mauerwerk sowie Undichtigkeiten in den Kasematten. Von verschiedenen Ingenieuren werden Gutachten zur Schadensursache mit Plänen über Sanierungsvorschläge erarbeitet. 1835 stellt Ingenieurhauptmann von Reinhard fest, dass die Hauptursache der Steinzerscherbungen an der nicht vorhandenen Frostbeständigkeit der Mauersteine liegt. Diese sind auf Grund der drohenden Kriegsgefahr ab 1740 nicht mehr durch die damals übliche Überwinterung auf ihre Frostsicherheit hin geprüft worden. Von Reinhard empfiehlt den Austausch der Steine durch frostbeständiges Material. Die Werksteinausbrüche führt er auf den verunreinigten Mauermörtel zurück und schlägt nach verschiedenen Versuchen zur Festigkeitserhöhung die Beimischung von Kalk und Ochsenblut vor. Bereits sechs Jahre zuvor hatte Ingenieur Albert Spieß als Bindemittelzuschlag Ziegelsplitt und Zement empfohlen. Das größte Problem stellen die Undichtigkeiten an den Kasemattengewölben dar, da ständige Wassereinbrüche und Steinausbrüche die Soldaten und ihre Gerätschaften gefährden. Ebenfalls wegen der drohenden Kriegsgefahr sind die Kasemattenbögen 1740 oberseitig nur mit Erde aufgeschüttet, auf ein Abdichten der Kasematten wurde aus Zeitgründen verzichtet. Bereits 1796 schlägt Ingenieurhauptmann Joseph Finster vor, die Gewölbe auszuheben, zur Verstärkung des Mauerbogens Kalkmörtel aufzubringen, zur Abdichtung eine jeweils dreilagige Schicht aus Tonerde und Steinplatten aufzulegen und das anfallende Regenwasser in Röhren abzuleiten. Vierzehn Jahre später sieht die Sanierung von Ingenieur Peter von Becker nach der Gewölbeabgrabung ein Aufbringen eines Gefälles durch Absattelung aus Zement sowie die Ausführung einer Abdichtungslage aus Lehm vor. 1837 übernimmt Generalmajor von Schleitheim diese Form der Kasemattenabdichtung und plant zusätzlich detailliert, das anfallende Wasser über Abflussrohre in Sammelschächten zur Versickerung zu bringen. Interessanterweise entsprechen die in den Textquellen beschriebenen historischen Schadensbilder exakt den heute vorhandenen Schadensbilder an der im Originalzustand verbliebenen Südostkurtine der Festung Rothenberg. Die Konstruktionsmängel waren schon im 18. und 19. Jahrhundert bekannt und bereits damals haben Baufachleute nach Sanierungsmöglichkeiten gesucht. Neben die politischen Bedeutungslosigkeit durch die Ereignisse von 1806 und die jährlichen Bauunterhalts- bzw. anstehenden Sanierungskosten tritt 1837 die militärische Be- deutungslosigkeit. Für eine Kommission des bayerischen Kriegsministeriums ist die strategische Lage des Rothenbergs überflüssig. Diese Umstände veranlassen König Ludwig I. von Bayern, die Festung 1838 zu räumen, 1839 das Mobiliar und demontierbare Bauteile zu veräußern sowie 5 1841 die Auflassung zu befehlen. Das gesamte Areal wird der staatlichen Forstverwaltung unterstellt