Pelleas & Melisande
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Pelleas & Melisande Arnold Schönberg | Gabriel Fauré Duisburger Philharmoniker Jonathan Darlington Pelleas & Melisande Arnold Schönberg Fauré Gabriel Arnold Schönberg (1874-1951) 1 - 17 „Pelleas und Melisande“ 41:48 Sinfonische Dichtung op. 5 (1902/03) Gabriel Fauré (1845-1924) „Pelléas et Mélisande“ Maurice Maeterlinck und der Symbolismus Der Titel „Pelléas et Mélisande“ weckt Assoziati- Der Lyriker und Dramatiker Maurice Maeterlinck „Pelléas et Mélisande“ onen an das Schauspiel von Maurice Maeterlinck, (1862-1949) gehört neben Paul Verlaine (1844- Suite op. 80 (1898/1900) an die Oper von Claude Debussy sowie an Orches- 1896), Arthur Rimbaud (1854-1891) und Stéphane 18 5:55 I. Prélude. Quasi adagio terwerke von Komponisten wie Gabriel Fauré, Mallarmé (1842-1898) zu den wichtigsten Vertre- 19 II. La Fileuse. Andantino quasi allegretto 2:21 Arnold Schönberg und Jean Sibelius. Das symbo- ter der symbolistischen Literatur. Der Symbolismus 20 III. Sicilienne. Allegretto molto moderato 3:38 listische Drama um eine verbotene Liebe gilt als wendet sich bewusst vom Positivismus und vom 21 IV. La mort de Mélisande. Molto adagio 4:53 kompliziert, gedankentief und auch handlungs- Naturalismus ab und betont das Geheimnisvolle arm, was zwar nicht abwertend gemeint ist, aber von Welt und Seele. Die Autoren verweisen auf auf eine schwere Zugänglichkeit hindeutet. Arnold das Irreale und bemühen sich um die Erzeugung Schönberg komponierte eine ausgedehnte und einer schwebenden Atmosphäre. In ihrer Vieldeu- Duisburger Philharmoniker anspruchsvolle Sinfonische Dichtung, und selbst tigkeit sind die Schriften weniger auf das Verste- Jonathan Darlington die Schauspielmusiken bedürfen losgelöst von der hen ausgerichtet, als auf die Erzeugung von sug- Bühne der Erklärung. gestiven Stimmungen. Maurice Maeterlinck mach- Arnold Schönberg | Gabriel Fauré Pelleas & Melisande Arnold Schönberg | Gabriel Fauré Pelleas & Melisande 2 3 te 1890 zunächst mit dem Drama „La princesse in William Shakespeares „Othello“ (Eifersucht!) so- auf drei vom Hunger erschöpfte Greise. Beson- jedoch als Grundlage für eine Oper. Ohne von Maleine“ auf sich aufmerksam, die nachhaltigste wie in Märchen der Gebrüder Grimm. Hinzuwei- ders poetisch ist jene Szene, in der Pelléas sich mit Debussys Projekt zu wissen, schrieb Arnold Schön- Wirkung erreichte er jedoch mit dem 1892 ent- sen ist auf die Brunnenszene im „Froschkönig“ und Mélisandes langen Haaren umhüllt. Doch Golaud berg jedoch keine Oper, sondern eine Sinfoni- standenen Drama „Pelléas et Mélisande“. Dieses die Haarszene in „Rapunzel“. wird argwöhnisch und lässt Pelléas und Mélisande sche Dichtung. Damit trat er eher in Konkurrenz zu fünfaktige Schauspiel wurde am 16. Mai 1893 im Dem lyrischen Charakter entsprechend, verzichtet von Yniold, seinem Sohn aus erster Ehe, beobach- Richard Strauss als zu Claude Debussy. „Pelleas Théâtre de Bouffes-Parisiens in Paris uraufgeführt, die Dramenhandlung auf grobe Effekte und ge- ten. Golauds Eifersucht nimmt zu, und als Pelléas und Melisande“ ist Arnold Schönbergs erstes gro- war anders als die Stücke der weiteren Symbolis- winnt dafür eine eher unterschwellige Expressivi- zu einer längeren Reise aufbricht und von Méli- ßes Orchesterwerk. Der Komponist hatte damals ten schnell in zahlreichen anderen Theatern zu er- tät: Der verwitwete Golaud, Enkel des Königs Ar- sande Abschied nimmt, wird er von seinem Bru- seinen Wirkungskreis von Wien nach Berlin ver- leben und blieb dabei nicht auf den französischen kel von Allemonde, findet im Wald an einer Quel- der erschlagen. Mélisande kann zwar fliehen, doch legt. In den Jahren 1901 bis 1903 wurde er Kapell- Sprachraum beschränkt. le die weinende Mélisande. Auf seinem Schloss auch ihr Tod ist unabwendbar. Golaud bittet die meister an Ernst von Wolzogens Kabarett „Über- nimmt er die Unbekannte zur Frau. Seinen Bruder Sterbende um Vergebung und fragt um die Wahr- brettl“ und übernahm später auch eine Lehrstel- Das Drama „Pelléas et Mélisande“ Pelléas bittet er, bei seinem Großvater Arkel Für- heit der Beziehung zu seinem Bruder. Ihre Gedan- le am Sternschen Konservatorium. Die Sinfonische Mit dem Thema der Übersteigerung der gewöhn- sprache für ihn einzulegen, war doch aus Staatsrä- ken gelten jedoch einzig ihrer soeben geborenen Dichtung „Pelleas und Melisande“ wurde am 28. lichen Liebe wird das Drama „Pelléas et Mélisan- son die Eheschließung mit einer anderen Frau ge- Tochter, die nun allein in einer düsteren Welt leben Februar 1903 vollendet, doch die Uraufführung er- de“ zu einem Gegenentwurf von Richard Wagners plant. Mélisande bleibt in bedrückter Stimmung, muss. Bis zuletzt bleibt alles unklar. folgte erst am 25. Januar 1905 in Wien. Musikdrama „Tristan und Isolde“. Den Stoff fand und Lichtblicke sind ihr einzig die Begegnungen Arnold Schönberg wollte mit „Pelleas und Melisan- Maurice Maeterlinck in verschiedenen Dramen, Er- mit Golauds Bruder Pelléas. Es entwickelt sich ei- Tönende Spätromantik: de“ eine bewusst moderne Komposition schrei- zählungen und Märchen. Tragische Dreieckskons- ne seltsam unbewusste Liebesbeziehung, die von Arnold Schönbergs Sinfonische Dichtung ben. Dabei versuchte er an die von Richard Wag- tellationen findet man nicht nur in Wagners Musik- geheimnisvollen Vorkommnissen begleitet wird: Es war Richard Strauss (1864-1949), der den zehn ner und Richard Strauss etablierte Musiksprache drama, sondern auch in der Episode um Francesca Wenn Mélisandes Ring versehentlich in den Brun- Jahre jüngeren Arnold Schönberg auf Maurice anzuknüpfen und diese sogar noch zu steigern. da Rimini in Dantes „Göttlicher Komödie“ und in nen fällt, stürzt Golaud gleichzeitig vom Pferd. Die Maeterlincks Drama „Pelléas et Mélisande“ auf- Andererseits war er bestrebt, möglichst viele De- Ludwig Tiecks Drama „Leben und Tod der heili- Frau behauptet, den Ring in der Grotte verloren zu merksam machte. Strauss, dessen große Opern- tails der Dramenvorlage in seinem Orchesterwerk gen Genoveva“. Weitere Motive fand der Dichter haben. Begleitet von Pelléas trifft sie dort entsetzt erfolge noch ausstanden, empfahl diesen Stoff zu erfassen. Schönberg hat es viele Jahre später Arnold Schönberg | Gabriel Fauré Pelleas & Melisande Arnold Schönberg | Gabriel Fauré Pelleas & Melisande 4 5 einmal bedauert, den ursprünglichen Opernplan aus, weil die Dimensionen zu gigantisch wirk- Auch die Chromatik spielt in der Komposition eine um Bühnenkompositionen handelt. Gemeint sind nicht verwirklicht zu haben, zumal sein Werk sich ten und das Publikum den Wohlklang vermisste. wichtige Rolle. Auf diese Weise entstand ein Werk die Suite „Pelléas et Mélisande“ und das Divertis- deutlich von der Komposition Claude Debussys Während man bei den ersten Aufführungen nur von spektakulärer Ausdruckskraft, dazu allerdings sement „Masques et bergamasques“. unterschieden haben würde. Aber auch das Or- ein planloses Schweifen zu hören glaubte, hat der nicht frei schweifend, sondern einem strengen Gabriel Fauré schrieb seine Schauspielmusik chesterwerk ist eine bedeutende Komposition, Schönberg-Schüler Alban Berg 1920 erstmals den Plan folgend. Aufführungen von Arnold Schön- „Pelléas et Mélisande“ für die englischsprachige über die Schönberg sagte: „Andererseits bedeute- strengen Bauplan nachgewiesen: So weist die ein- bergs bemerkenswerter Sinfonischer Dichtung Erstaufführung von Maeterlincks Drama am 21. Ju- te die sinfonische Dichtung für mich eine Förde- sätzige Sinfonische Dichtung unterschwellig die sind selten zu erleben, weil der Komponist den ni 1898 im Theater des Prinzen von Wales in Lon- rung, denn sie lehrte mich, Stimmungen und Cha- vier Sätze einer Sinfonie auf. Demnach ist der erste spätromantischen Stil – noch üppiger ist die Wahl don. Die ursprüngliche Schauspielmusik besteht raktere in genaugeformten, musikalischen Einhei- Teil, der zunächst von Golaud und Mélisande und der Mittel in den „Gurre-Liedern“ – nicht fortsetz- aus insgesamt neunzehn Musiknummern, bei de- ten auszudrücken, ein Verfahren, dem eine Oper anschließend von Pelléas und Mélisande berich- te, sondern sich neuen Zielen zuwandte. nen der Komponist wiederholt auf vorhandenes vielleicht nicht so gut gedient hätte.“ Weiter führ- tet, auf dem Modell eines klassischen Sonatensat- Material zurückgriff. Im Jahr 1900 stellte Fauré te er über seine Sinfonische Dichtung aus: „Sie ist zes gegründet. Der zweite Teil hat Scherzostruktur Die klassizistischen Stimmungsbilder dann drei der längeren Orchesterstücke zu einer ganz und gar von Maurice Maeterlincks wunder- und behandelt die Szene am Springbrunnen, zeigt der Schauspielmusik von Gabriel Fauré Suite zusammen, erweiterte die Orchesterbeset- vollem Drama inspiriert. Abgesehen von nur we- Pelléas die Haare seiner Angebeteten küssend und Biographisch gesehen scheint Gabriel Faurés Er- zung und ergänzte sie um eine Sicilienne. Noch in nigen Auslassungen und geringfügigen Verände- führt bis zur Szene im Gewölbe unter dem Schloss. folg mit der Schauspielmusik „Pelléas et Mélisan- dreisätziger Fassung wurde die Suite op. 80 am 3. rungen in der Reihenfolge der Szenen, versuchte Der dritte Teil behandelt wie ein langsamer Sinfo- de“ zunächst nicht vorhersehbar, wirkte er doch Februar 1901 in Paris uraufgeführt. Damit wurde ich jede Einzelheit widerzuspiegeln. Vielleicht ist, niesatz Liebe und Abschied sowie Golauds Bruder- zunächst beinahe vierzig Jahre als Kirchenmusiker. Faurés Musik im Theater und im Konzertsaal hei- wie es in der Musik oft geschieht, den Liebessze- mord. Das Finale ist schließlich als Reprise des ers- Daneben schrieb er vor allem