BÉLA BARTÓK (1881 – 1945) «Der Wunderbare Mandarin» Konzertsuite Op

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BÉLA BARTÓK (1881 – 1945) «Der Wunderbare Mandarin» Konzertsuite Op FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN/ 03 JUNI 2019 BARTÓK/DVOŘÁK Tonkünstler-Orchester Niederösterreich © Nancy Horowitz © Nancy Niederösterreich Tonkünstler-Orchester TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2 20.09.18 11:32 Tonkünstler-Orchester Michael SchØnwandt Montag, 03. Juni 2019, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal Gesamtdauer: ca. 1 Std. 50 Min. (inkl. Pause) Einführung mit Christian Meyer 18.30 Uhr, Kleiner Saal Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle TK_MosaikStPoelten_107x190_180920_RZ.indd 2 20.09.18 11:32 MARIMBA MAXIMAL TONKÜNSTLER-ORCHESTER THE WAVE QUARTET MARIMBA YUTAKA SADO DIRIGENT PIAZZOLLA · TSCHAIKOWSKI · ALBÉNIZ DORMAN · MÁRQUEZ r ge er b rz e H an ti is hr C © t te ar u Q e av W SA, 10. AUGUST 2019 grafenegg.com PROGRAMM Violine HIROMI KIKUCHI Viola KEN HAKII Dirigent MICHAEL SCHØNWANDT BÉLA BARTÓK (1881 – 1945) «Der wunderbare Mandarin» Konzertsuite op. 19 (1919/1927) 21’ GYÖRGY KURTÁG (*1926) «... concertante ...» für Violine, Viola und Orchester op. 42 (2002/03, rev. 2006/07) 25’ PAUSE ANTONÍN DVORÁKˇ (1841 – 1904) «Natur – Leben – Liebe» (1891/92) «In der Natur» Konzertouvertüre F-Dur op. 91 «Karneval» Konzertouvertüre A-Dur op. 92 «Othello» Konzertouvertüre fis-Moll op. 93 37’ Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Spieldauer von diesen Angaben geringfügig abweichen kann. BÉLA BARTÓK «Der wunderbare Mandarin» Konzertsuite op. 19 Drei Mal wurde er ermordet – erstickt, erstochen, erhängt. Doch der Mandarin lebt: Voller Begierde richtet er seinen Blick auf das Mädchen, denn gegen die Leidenschaft richtet auch der Tod nichts aus. Endlich lässt sich das Mädchen widerstandslos umarmen. Da beginnen die Wunden des Mandarin zu bluten, und er stirbt. Zweifellos war es die Symbolik von der unwiderstehlichen Gewalt der Natur, aber auch die schonungslose Wildheit des Sujets, die Béla Bartók im Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs reizte, eine 1916 veröffentlichte Geschichte des ungarischen Dramatikers Menyhért Lengyel in Musik umzu- wandeln – Lengyel erlangte später im amerikanischen Exil Berühmtheit als Drehbuchautor einiger Filme von Ernst Lu- bitsch, darunter «Ninotschka» mit Greta Garbo. «Der wunder- bare Mandarin» ist eine Ganovenstory, in der drei «Strolche» ein Mädchen dazu zwingen, Freier in eine Wohnung zu locken, um sie dort auszurauben. Die ersten beiden Versuche schla- gen fehl, weil weder der alte Mann noch der Jüngling, die dem Mädchen in die Fänge gehen, Geld haben. Doch dann scheint ein dicker Fisch angebissen zu haben: Der Mandarin betritt die Wohnung. Das Mädchen tanzt für ihn, und allmählich löst sich der unheimliche Gast aus seiner Starrheit. Als er sich über das Mädchen hermachen will, stürzen sich die «Strolche» auf ihn. Alles Weitere: siehe oben. Daraus komponierte Béla Bartók wenige Monate nach dem Ende der Weltkriegskatastrophe eine bis dahin unübertroffene Explosion an klanglicher Dynamik und musikalischer Energie. Er überflügelte mit Ostinati von auf- und niederstürzenden Streicherfiguren, mit schneidenden Bläserakkorden, gierigen Glissandi, polytonalen Harmonien voller Dissonanzen und schaurig flirrenden Tremoli sogar Igor Strawinski und Sergej Prokofjew, die in «Le Sacre du Printemps» beziehungsweise der «Skythischen Suite» auch nicht gerade zimperlich in der Wahl der Mittel waren. Unausweichliches Drama der Begierde Melodik und Harmonik werden bei Bartók nicht wirklich entwi- ckelt, sondern sind Bestandteil von ineinander übergehenden, gewaltigen rhythmischen Kräften. Der ungarische Komponist entfesselt mit einem drastischen Expressionismus ein unaus- weichliches Drama der Begierde. Selbst ein beschwörendes und reich verziertes Klarinettensolo, mit dem das Liebeswerben des Mädchens zum Ausdruck kommt, mündet in rhythmische Zuckungen, die den nächsten Schub von hemmungslosen Akkorden und pulsierenden Klangschlägen auslöst. Auch eine Kantilene der Oboe löst sich in peitschenden Tonfolgen der Streicher auf, die in dieser Passage mit dem Bogenholz die Sai- ten zum Schwingen bringen. Noch zweimal wiederholt sich das Werbungsritual, und jedes Mal wird die Klarinette leidenschaft- licher. Dann tritt der Mandarin auf: Drei Posaunen-Glissandi mit darauf folgenden Beckenschlägen und Tremolo des ganzen Orchesters – und die niederschmetternde, mysteriöse Erschei- nung ist allgegenwärtig! Nun liegt ein unheimlicher, Furcht erregender Schleier über der Komposition, eine Wolke von Mystizismus. Aus dem impo- santen Motiv des Neuankömmlings entwickelt sich ein heftiger Walzer, der dem Mandarin schließlich den Kopf verdreht. Im Tanzwirbel des Mädchens rauscht sein Verlangen auf. Schließ- lich wird die Musik nur mehr von rohen rhythmischen Motiven und außer Kontrolle geratenen Drehbewegungen des ganzen Orchesters angetrieben – eine Energie, die nicht mehr von irdischer Natur sein kann. Die faszinierende, ja überwältigende Klangsprache Bartóks wird von einem großen Orchester mit zwölf Holzbläsern, elf Blechbläsern, sechs Schlagwerkern, Mitwirkenden an Harfe, Celesta und Klavier sowie Streichern ausgeführt. Bartók selbst hat mit Lengyels Geschichte als Vorlage das Li- bretto zu einer Tanzpantomime verfasst. In die überwältigende Klangsprache des Orchesters mischte er in der Schlussszene auch noch Vokalisen des Chors, die dem Geschehen einen trans- zendentalen Charakter verleihen. Aus der Konzert-Suite, die Bartók aus der Tanzpantomime gewann und die am heutigen Abend erklingt, hat der Komponist später den Chor und damit ebenso das verklärte Finale des Mandarins wieder herausge- nommen. Damit endet die Suite so orgiastisch, wie sie begon- nen hat: eine «höllische Musik … schrecklicher Lärm, Geklirre, Gepolter und Getute: ich führe die werten Zuhörer aus dem weltstädtischen Straßentrubel hinaus zu einem Apachenlager», schrieb Bartók in der Phase der Konzeption mit ironischem Unterton. Skandal und Absetzung nach der Uraufführung in Köln Das Klima in dem 1919 nach kurzer kommunistischer Herr- schaft auf eine konservative Regierung eingeschwenkten Hei- matland des Komponisten ließ eine Aufführung des radikalen Werkes von Bartók nicht zu. Aber auch für Konrad Adenauer, den späteren Bundeskanzler der BRD, war es offenbar ein zu starkes Stück. In seiner Funktion als Kölner Oberbürgermeister ließ er den «Wunderbaren Mandarin» nach der Uraufführung der Tanzpantomime an der Kölner Oper im November 1926 mit sofortiger Wirkung absetzen. Schon während der Urauf- führung war es im Zuschauerraum der Oper zu Protesten und zur teilweisen Abwanderung des Publikums gekommen. «Die aus dem Orchesterraum hervorbrechenden Geräusche und die widerliche Handlung bewirkten es, dass schon vor dem Schluss die Reihen vor der Bühne sich lichteten», berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger, «und als der Vorhang niederging, entwickelte sich ein fluchtartiges Verlassen der durch ein gelinde gesagt minderwertiges Werk entweihten Räume.» 13 Jahre nach Strawinski – mit «Le Sacre du Printemps» in Paris – löste somit auch Bartóks Tanzpantomime einen Skandal aus. Inzwischen hat sich «Der wunderbare Mandarin» auf den Ballettbühnen wie in den Konzertsälen längst als eine der bedeutendsten Schöp- fungen der Moderne durchgesetzt. Rainer Lepuschitz Der Autor, geboren in Salzburg, lebt in Innsbruck. Dramaturgische und publizistische Arbeit u. a. für das Wiener Konzerthaus, die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die Salzburger Festspiele, das Festspielhaus St. Pölten und das Grafenegg Festival. ENTSTEHUNG 1919/1927 — URAUFFÜHRUNG am 27. November 1926 an der Oper Köln, Dirigent: Eugen Szenkar — VOM TONKÜNSTLER-ORCHESTER ZULETZT AUFGEFÜHRT im März 1983 in Wien, Krems, Amstetten und Wiener Neustadt, Dirigent: Miltiades Caridis ERSTMALS IM PROGRAMM DES TONKÜNSTLER-ORCHESTERS PSSSSSSSST! Unsere Musik hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – auch Husten, Niesen, Plaudern, Zuckerlpapier-Rascheln und natürlich Handy- läuten. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Aufführenden und Ihre Mithörerinnen und Mithörer sowie aus rechtlichen Gründen bitten wir Sie zu beachten, dass Bild- und Tonaufnahmen nicht gestattet sind. Vielen Dank für Ihr Verständnis. GYÖRGY KURTÁG « ... concertante ...» für Violine, Viola und Orchester op. 42 Mancher mag gar nicht mehr auf ihre Fertigstellung gehofft haben: Und doch kam es im November 2018 an der Mailän- der Scala zur Uraufführung der über einen Zeitraum von acht Jahren erarbeiteten abendfüllenden Oper «Fin de partie» von György Kurtág, mit der ihr greiser Autor einmal mehr die Auf- merksamkeit der internationalen Musikwelt schlagartig auf sich zog. Seit Jahrzehnten ist er einer der bedeutendsten unga- rischen Komponisten, der zudem auch als wahrer Kosmopolit gelten kann. 1926 im rumänischen Banat geboren, übersiedelte Kurtág 1946 nach Budapest, wo er seine Ausbildung an der dortigen Franz- Liszt-Musikakademie erhielt. Zu seinen renommierten Lehrern gehörten Sándor Veress, Pál Járdányi und Ferenc Farkas für die Komposition, Pál Kadosa für Klavier sowie Léo Weiner für die Kammermusik. Schon damals verband Kurtág eine enge Freundschaft mit seinem nur wenig älteren Kollegen György Ligeti, die bis zu dessen Tod 2006 bestand. Die 1956 vorüber- gehend politisch gelockerten Verhältnisse im kommunistisch regierten Ungarn nutzte Kurtág, um sich einen Reisepass zu beschaffen und sich ab dieser Zeit immer wieder in Frankreich aufzuhalten, wo er seine Studien bei Max Deutsch, Darius Milhaud und Olivier Messiaen fortsetzen konnte. Prägend war damals für ihn die Begegnung mit der Musik der Wiener Schu- le, vor allem jener von Arnold Schönberg und Anton Webern, und von Pierre Boulez, deren Aufführung
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